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Ajax - Victis Romanis

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Kapitel 12: Picard-Manöver

Kapitel 12: Picard-Manöver
 

„ZPM-Planet“, Orbit, Puddle-Jumper (neun Stunden, achtundfünfzig Minuten bis Eintreffen von BC-304 USS Daedalus über Lantea)

Wieder durchfuhr ein Lichtblitz das kleine Gefährt, der mindestens hunderste.

Nach dem zweiten hatte Atalánte gemeint, dass es das Standardprotokoll für anfliegende Schiffe war, sie zu durchleuchten – inzwischen spielten sie und Éva das fröhliche „Ich zerlege, reinige setze sie wieder zusammen und beginn nochmal von vorn“-Spiel mit ihren Seitenwaffen, Private Hancock schlief fest und Chuck döste vor sich hin.

„Ich war schneller!“, meinte Atalánte nach den vierzehnten Durchlauf, den sie inzwischen durch hatten. „Was meinen sie, Optia, wird das heute noch was?“

„Ich weiß es nicht, aber ich hoffe es mal. Aber wir sollten nichts unüberlegten unternehmen – diese Jäger haben uns sauber eingekreist.“ Die Offizierin seufzte. „Die zerreißen uns in der Luft wenn wir auch nur falsch zucken, so wie die Wraith-Jäger.“

Unangenehm wach war in ihnen noch die Erinnerung, als ein einzelner Jäger, der anscheinend zwischen Trümmern überlebt hatte, auftauchte und mehrere Energiestöße auf die Antiker-Schiffe abgab – was folgte war eine regelrechte Treibjagd gewesen, mit der Lantea als Jäger und den kleinen Beischiffen als Füchse. Der kleine Wraith-Flieger hatte immer und immer wieder Treffer einstecken müssen von den Füchsen, bis der Jäger sein Jagdgewehr geladen hatte und das langsam manövrierunfähige Schiff mit dem großen Hauptgeschütz zerblasen hatte.

Während des ganzen Jagdmanövers waren weder das kleine Schiff aus Atlantis noch eine Staffel der Maschinen, die sie bewachten, auch nur um einen Millimeter aus Eigenantrieb geflogen. Ihnen war klar, was nicht über den Äther gelaufen, aber doch gesagt worden war: „Bewegt euch einen Millimeter und wir vernichten euch!“

„Wenn ihr mich fragt, wird das heut nichts mehr!“, meldete sich Chuck, der auf einer der Bänke hinten im kleinen Raumfahrzeug saß und sich seine Kappe über das Gesicht gelegt hatte. „Vor allem, weil heute nach Standard-Kanada-Zeit in...“ Der Kanadier hob den Arm um auf seine digitale Uhr zu blicken und umzurechen. „...fünfundzwanzig Sekunden endet.“

Witzbold..., schoss es den Antikerinnen durch den Kopf. Es gab auch bei der Flotteninfanterie der Ajax ein paar diesen Schlages, aber diese hatten bisher mehr Leistung gezeigt als die schnellste Laufgeschwindigkeit, die eine gestandene Offizierin bisher gesehen hatte.

Die Sekunden verstrichen und irgendwann fragte die Offizierin: „Sind sie noch da, Chuck?“

„Sergeant Harriman...“, kam es von dem Marineinfanteristen von der anderen Seite des Jumperhecks mit perfektem Blick auf Atalánte nach einigen Sekunden als der angesprochene nicht reagiert hatte. „...Ihr Typ wird verlangt.“

„Private...?“

„Ja, Sir?“

„Kennen sie das alte kanadische Märchen von dem US-Marine, der seinen Sergeant nicht schlafen lassen wollte?!“

„Nein, Sir.“

„Gut... Es war einmal vor langer, langer...“

Doch an dieser Stelle wurde er noch Éva unterbrochen, die aufgeregt rief: „Wir werden von der Lantea kontaktiert – nur Audio!“

Ohne, dass die Frau, die sich sofort wieder ihren Kontrollen zugewandt hatte, einen Knopf gedrückt hatte, begannen die Lautsprecher im Cockpit des kleinen Schiffes zu arbeiten: „Hier spricht der Typ-7-Kreuzer Lantea – Shuttle, sie haben Landeerlaubnis, Ventralhangar. Sollten sie von gleich eintreffenden Route abweichen, werden wir sie vernichten.“

Die beiden Erdlinge sprangen auf und setzten sich auf ihre Plätze hinter den beiden Antikerinnen, als der Jumper Fahrt aufnahm. Langsam wurde der gewaltige Bug des Trägers größer, eine Nase, die schmerzlich an die der Aurora-Klasse erinnerte.

Die Kursangabe sah vor, dass sie an der Breitseite des großen Schiffes entlang fliegen sollten, vorbei an Batterie um Batterie von Punkverteidigungsgeschützen, laut Éva das neueste, was man auf einem Schiff zur Abwehr von feindlichen Sprengköpfen und Jägern haben konnte. Beim Blick aus der Frontscheibe stellte sich Ernüchterung ein – die gesamte Breitseite folgte ihnen, bereit, sie gegebenenfalls aus dem All zu pusten.

Atalánte, die den Pilotensessel übernommen hatte, war auch dementsprechend nervös – ein Fehler... doch sie schlug sich wunderbar. Bei der durchgegebenen Wende um neunzig Grad um zum Ventralhangar zu gelangen folgten ihnen zwar die unteren Geschütze und auch ein paar Jäger aber es gab nichts zu bemängeln, als sie in den Hangar aufstiegen und dort in der Mitte landeten.

Unter ihnen schlossen sich die gewaltigen Hangartore, als sie sich bereit machten, das Schiff zu verlassen.

„Bereit?“, fragte Éva, als sie alle an der Heckluke standen. Sie alle hatten ihre Gewehre mittels Riemen auf dem Rücken, doch sie waren geladen und entsichert, sodass es nur Bruchteile von Sekunden brauchen würde, bis sie eventuelles Feuer erwidern konnten.

Sie rechneten zwar nicht mit eventuellen Überraschungen, aber man konnte nie wissen. „Vorsicht ist besser als Nachsicht!“, hatte Chuck beim Zitate-Raten aus dem deutschen Volksmund zitiert.

Langsam senkte sich auf Knopfdruck die Heckluke und gab den Blick auf einen menschenleeren Hangar frei. Éva zog die Augenbraue hoch und bedeutete Hancock und Atalánte vorzugehen.

Beide sahen sich kurz an, nickten sich zu und zogen ihre Gewehre vom Rücken. Der Private hob die Faust und zählte nach vorne blickend mit den Fingern von drei runter.

Die Antikerin verstand.

Der Amerikaner ließ seine Faust vorschnellen – Stürmen!

Die beiden Soldaten schnellten gleichzeitig vor in den Hangar und sahen sich aus ihrem nun nicht mehr beschränkten Sichtfeld um. Beide hatten die Finger auf den Abzügen – doch es gab nichts, worauf sie hätten schießen können.

Auch Chuck steckte vor dem Lieutenant der Antikerflotte den Kopf aus dem Jumper. „Und Hancock?“

„Nichts. Nur die Jagdmaschinen von vorhin.“, antwortete der Marine und stand aus seiner knienden Position auf. „Das gefällt mir gar nicht.“

„Das sind nicht die Jäger.“, meinte Atalánte und trat zu den beiden, Éva hinter sich. Auch die Offizierin hatte sich ein Gewehr genommen, hielt es aber nicht in den Händen sondern über die Schulter geschlungen. „Das sind andere.“

„Sicher?“, fragte Éva.

„Ja. Ganz sicher. Und absolut neu scheinen sie auch nicht zu sein.“, antwortete die junge Frau.

„Wenn die da draußen Jäger waren, dann sind das vielleicht so eine Art Jagdbomber oder Bomber.“, gab Chuck zu bedenken, immer noch wachsam mit seiner M-16 im Arm.

„Sie sind äquivalent zu euren Jagdbombern.“, sagte eine Stimme hinter der kleinen Gruppe, die sich immer noch dem restlichen Hangar und nicht ihrem Rücken zugewandt hatte. Die Stimme war tief und klang wie von einem Fremdenführer, der freundlich Auskunft erteilte.

„Das ist das zweite Mal an einem Tag, dass ich von hinten angesprochen werde... und ich werde das Gefühl nicht los, dass es nicht das letzte mal war...“, stellte Hancock missmutig, aber auch ironisch fest.

„Stimmt nicht, Private. Inzwischen ist heute morgen – zumindest nach Kanadischer Standard-Zeit.“, warf Chuck grinsend ein. Er wusste, dass sich im Kopf seines Untergebenen so etwas wie 'Klugscheißer' oder 'Bin ich Kanadier?!' formte.

Langsam drehte sich die Gruppe um und sah ins Angesicht eines etwa fünfzig Jahre alten Mannes, dessen etwas größerer Bauch sich unter der Standard-Uniform aus Wolle und Leder abzeichnete. „Identifizieren sie sich. Alle.“, forderte er sie auf.

Hinter ihnen hörten sie klappern von Metall auf Metall – sie warfen alle einen verstohlenen Blick nach hinten und sahen sich vierbeinigen Käfern gegenüber, die sie nur von der Unterweisung in Sachen Replikatoren her kannten. Es waren die Standardmodelle der Milchstraße – und sie sahen nicht freundlich aus.
 

Victis Romanis, Bacheingang (neun Stunden, fünf Minuten bis Eintreffen von BC-304 USS Daedalus über Lantea)

Nach dem Bombardement hatten sie sich kurzzeitig in die Gänge zurückgezogen – dort wären sie vor weiteren Sturzbombern sicher gewesen. Doch es kamen keine.

So hatten sie sich wieder raus gewagt, zum einen, um die restliche Ausrüstung zu holen, zum anderen, um die Hundemarken zu übernehmen.

Doktor Keller hatte sich bei dem Marine, der sich während der Einschläge zum Schutz auf sie geworfen hatte, hin gehockt. Der Soldat hatte als ein Baum durch eine Drohne zerrissen worden war sich einen unterarmgroßen Holzsplitter eingefangen, der sich mitten durch seinen Kopf gebohrt hatte.

Keller hatte ihm inzwischen mit einer einfachen Handbewegung die Augen geschlossen. Der Marine hatte sich auf sie geworfen um sie zu schützen.

„Das ist unser Job. Die Menschen schützen, denen uns zu schützen befohlen wird.“, meinte hinter ihr eine Stimme. Keller fuhr herum. Hinter ihr hatte sich Captain Iwan Chreschko positioniert und erwies mit einem Salut dem gefallenen Kameraden die letzte Ehre.

„Aber es gibt kaum Russen auf Atlantis.“, warf die Ärztin ein, während sie sich an der Weste des Soldaten zu schaffen machte, um ihm seine Hundemarke abzunehmen.

„Die Wraith wollen die Erde angreifen und Russland ist auf der Erde – warum also sollte ich mein Vaterland nicht an der Front verteidigen?“ Der schwere russische Akzent ließ die Worte stärker klingen – und auch stolzer, patriotischer.

„Da ist was wahres dran.“, gab die Ärztin zu. Sie hatte inzwischen die Hundemarken gefunden und steckte sie ein. Doch vorher las sie den Namen ihres Retters, der seine Tapferkeit mit dem Leben bezahlt hatte. George Samuel Simmons, achtunddreißigste United States Marine Corps Mechanisierte Infantieriedivision, Gunnery Sergeant.

Keller nahm sich fest vor bei seiner Familie vorbei zu schauen – er hatte ihr das Leben gerettet, da war das das Mindeste.

„Kommen sie Doktor, wir müssen los.“, meinte der Russe relativ sanft und streckte ihr die Hand hin. Es war erstaunlich wie sich Klischees irren konnten, Keller hatte sich russische Soldaten immer als kalt und empfindungslos vorgestellt – wenn sie nicht besoffen waren.

Die Amerikanerin nahm die Hand des Russen und ließ sich hochziehen. Sie blickte dem etwa zehn Zentimeter größerem Offizier in die Augen und fragte sich im Stillen, was er für ein Mensch privat war.

Ihr Gegenüber salutierte mit zwei Fingern und machte sich auf um sich in den Gang zurück zu ziehen. McKay war sich inzwischen sicher, dass sie ein Terminal mit direktem Zugang zum Hauptrechner gefunden hatten und er die ganze Anlage mit etwas Glück herunterfahren konnte – doch er brauchte Zeit mindestens noch zehn Stunden.

Sheppard hatte mit einem ironischen „Das kann was werden...“ geantwortet und sie in die Gänge befohlen. Sie hatten sich von draußen nur den Rest ihrer Ausrüstung und Sandsäcke genommen. Man wusste nie, wozu man was gebrauchen konnte.

Ein anderer Marine, ein Latino, lief hinter den beiden, sie waren die letzten, die den Rückzug vervollständigen sollten. Vor ihnen war bereits im Gang alles aufgebaut und bereit.

Man hatte auch ein paar leere Nebenräume entdeckt, die nun als Munitionsdepots und Sanitätsstellen dienten. Keller hatte sich außerdem eine kleine Kammer als Not-OP hergerichtet, einer der Franzosen hielt sich dauernd im Vorraum auf.

Alles in allem hatten sie eine vernünftige Stellung.

Langsam stiegen sie die kleine improvisierte Treppe runter, zuerst Keller, dann Chreschko und zum Schluss der Latino, der sich noch einmal prüfend mit seiner M16 umsah. Er bemerkte nicht, wie aus einer anderen Richtung ein hellblauer kurzer Strahl auf ihn zukam und als er es bemerkte, war es zu spät; der Strahl durchbohrte seinen Kopf, schmelzte sein Gehirn und lies ihn nach hinten in den kleinen Bach fallen. Bis auf den Aufschlag bekam niemand mit, dass dem Marine etwas passiert war.

„Glupyj Amerikanec!“, fluchte der russische Hauptmann, als er sich umdrehte und – mit Doktor Keller wartend im Eingang stehend – den Marine holen wollte. „Nicht mal geradeaus laufen, kann der Trottel!“, fluchte er leise aber amüsiert vor sich hin.

Dann zog er den Soldaten am Arm hoch und sah ihm in sein Gesicht aus dem eine kleine Rauchfahne aufstieg. Sofort verging seine gute Laune, er ließ den Latino in den Schlamm zurückgleiten.

Langsam wanderte sein Blick nach oben, zu den Antiker-Robotern des Typs Azrael, die alle eine Art Gewehr auf ihn gerichtet hielten. Auch Keller musste sie gesehen haben, denn aus den Augenwinkeln sah er, dass die Ärztin verschwunden war. An ihrer Stelle standen nun vier Soldaten mit RPG-Werfern, die eine Lücke für ihn frei gelassen hatten.

Einer sah zu ihm – er erkannte Hochstätter. Der Offizier schüttelte leicht, aber erkennbar den Kopf. Was sie vorhatten würde nicht funktionieren.

Er sollte recht behalten – wie auf ein unhörbares Kommando lösten die vier Soldaten ihre Schulterwaffen – zwei deutsche Panzerfäuste des Modells 3, eine LAW 66 und eine LAW 80 – gleichzeitig aus.

Die Sprengkörper rasten innerhalb von Sekundenbruchteilen an die Einheiten heran, doch zwei hatten bereits ihre auf den Russen gerichteten Waffen ausgelöst, die anderen beiden wurden gerade rechtzeitig von den Hohlladungssprengköpfen zerrissen. Strauchelnd ging der russische Hauptmann zu Boden, die letzten beiden Feinde wurden mit Granaten beschmissen, während diese schon das Feuer eröffnet hatten.

Die Roboter konnten einen Treffer verbuchen, bis die Granaten ihre Funktion erfüllten und explodierten – beide wurden zerfetzt. Noch während der letzte Schuss zischte rannte Doktor Keller zu dem verwundeten Russen.

Scheiße!, schoss es durch ihren Kopf wie die Lanzen aus purer Energie durch den Offizier. Er hatte zwei Durchschüsse, einen durch den rechten Lungenflügel, der andere hatte den Zwölffingerdarm zu zwei Sechsfingerdärmen gemacht. Mit ihren Möglichkeiten vor Ort war es kaum möglich ihn auch nur zwei Stunden am Leben zu erhalten, von über zehn nicht zu reden.

„Hierher, bringen wir ihn rein!“, befahl die Amerikanerin den Soldaten, die gerade ihre RPGs nachluden, trotzdem. Einer steckte noch schnell den Flugkörper in seiner Waffe fest, dann schwang auch er wie alle anderen die Waffe auf den Rücken und kam zu ihr geeilt, während zwei andere Soldaten nachrückten und Sheppard in hohem Bogen den Wald über dem Bacheingang mit Rauchgranaten einnebelte.

Die Soldaten hatten inzwischen – vielleicht auch mit einer gewissen Lebensmüdigkeit – aus ihren Raketenwerfern eine Trage zusammengebastelt und trugen den russischen Offizier in den Gang, die Soldaten rückten nach, zusammen mit Keller, die dauernd die Vitalzeichen an dem Verwundeten überprüfte.

Schnell trugen ihn die Soldaten an den Sandsäcken vorbei in den Sani-Raum, bauten die improvisierte Trage auseinander und legten ihren bewusstlosen Kameraden auf eines der improvisierten Krankenbetten – es war eigentlich nur eine aufblasbare Unterlegematte aus den Zusatzbeständen der Jumper, mehr hatten sie nicht, seit kurz nach Beginn ihrer Landung das Sani-Zelt zerschossen worden war.

Schnell verließen die Soldaten den Raum, nahmen ihre Werfer mit. Einer der beiden Sanitäter trat zu ihr. „Was soll ich tun, Madame Doktor?“

„Setzen sie ihn künstliche Koma... ich glaube nicht, dass er noch die Abendröte erlebt.“, antwortete die Ärztin resignierend – sie konnte schlicht nichts tun, zumindest nicht mit dem, was sie hier hatten. „Sollte er doch aufwachen, setzen sie sich zu ihm und reden sie mit ihm, bis etwas passiert. Ich glaub aber nicht, dass er aufwacht.“

Der Sanitäter nickte. „Oui.“

Langsam ging verließ die Ärztin den Raum und sah sich sofort den restlichen Soldaten gegenüber, die auf Nachricht warteten, ob ihr Kamerad überleben würde. Sie waren zwar alle unterschiedlicher Nation aber doch hatte sich über drei Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt eine Kameradschaft gebildet, wie sie sehr wenige Armeen und Einheiten ihr Eigen nennen konnten.

Auch Colonel Sheppard stand bei den Soldaten, die Hand locker auf den Lauf eines der schweren Maschinengewehre, einer Browning M2, gelegt und seine vertraute P90 an der Einsatzweste hängend. Die die meisten anderen musterten sie ebenso wie der Colonel.

Sie schüttelte nur betrübt den Kopf.

Die Soldaten atmeten resignierend durch. Es schien, als hätte keiner mehr besondere Lust auf einen Kampf. Doch dann begannen vorne die Maschinengewehre, zwei M249SAW, zu schießen. Das rattern füllte die Höhle und wurde nur von Leutnant Schulz unterbrochen, der den Ladeschlitten seiner G36 zurückzog, wieder nach vorne rasen lies und freudig auf Deutsch rief: „Auf geht`s! Packen mars! Zeigen mers den Saupreisen!“

Keiner außer Hochstätter verstand ihn – und selbst der wegen des bayrischen Dialekts nur teilweise – aber jeder wusste, was er meinte. „Treten wir ihnen in ihre Metallärsche!“, rief ein Marine auf Englisch und reckte die Faust gen Decke.

Auf Kellers Gesicht begann sich ein Lächeln zu bilden, welches langsam zu einem ausgewachsenen Grinsen wurde, welches Sheppard erwiderte, während sich seine Untergebenen unter allgemeinen „Viel Glück!“ auf die Schulter klopften.

Sie nickte ihm zu und er erhob seine Stimme: „Gentleman, zeigen wir ihnen, aus welchem Holz wir Erdlinge geschnitzt sind!“

„Jawohl, Herr Oberst!“, riefen die Deutschen und schlugen die Hacken zusammen.

„Sir, ja, Sir!!!“, brüllten die Marines.

Und sie alle – ausnahmslos – warfen sich sofort in die Schlacht, im Hintergrund feuerten immer noch die beiden leichten MGs.
 

Orbit des ZPM-Planeten, Typ-7-Träger Lantea (acht Stunden, fünfzig Minuten bis Eintreffen von BC-304 USS Daedalus über Lantea)

Die Situation hatte sich erheblich entspannt.

Zwar stand der ältere Mann, der ihnen Auskunft im Hangar erteilt hatte flankiert von zwei Azrael-Sicherheitseinheiten immer noch vor ihnen, aber sie konnten ihn überzeugen, eine Blutprobe durchzuführen um ihm zu zeigen, dass die vier Menschen waren, drei das genetische Erbe der Antiker trugen und zwei es auch wirklich waren und mit den genetischen Codes der Personaldatenbank übereinstimmten. Das Blut wurde ihnen von einer Frau um die vierzig abgenommen.

„So, das wär`s. Jetzt heißt es auf die Ergebnisse warten.“, meinte die Frau und lächelte Chuck an. Sie war im Allgemeinen freundlicher als der erste, den sie aus der Besatzung der Lantea kennen gelernt hatten. „Also, wie steht es draußen?“, fragte sie.

„Lantea...“, brummte der Ältere.

„Ach, komm Docellus, willst du etwa auf ewig uninformiert durch die Galaxis ziehen?!“, fragte die Frau erbost. Sie hatte sich zu dem anderen Mannschaftsmitglied umgedreht, sodass sie nicht die merkwürdigen Blicke der kleinen Gruppe aus Atlantis bemerkte.

„Das nicht... aber... aber...“,stammelte er und seufzte nach kurzer Zeit genervt. „Ich kann dir einfach nichts abschlagen...“

Sie lächelte ihm nett zu, worauf er nur genervt die Augen verdrehte und beide drehten sich zu den Menschen um. „Also, was gibt es neues in der Galaxis?“, fragte sie gespannt.

„Ich denke eigentlich, dass von ihrer Seite etwas an Erklärungsbedarf besteht.“, meinte Éva und legte die Hand auf ihre Pistole.

Sofort reagierten die beiden Azrael-Roboter und legten mit den Gewehren in ihren Händen an. Es dauerte keine Sekunde bis die Offizierin ihre Waffe gezogen hatte und mit ihr Chuck und Atalánte. Die Roboter waren erstmal in Schach, doch noch lange nicht aufgehalten. Ihre Waffen hatten sie inzwischen auf den Erd-Sergeant und die Antikerin gerichtet.

„Tja, John, damit wäre es wohl Zeit die Kleinigkeit zu benutzen, die ich ihnen vorhin gab.“, meinte Atalánte grinsend zum Private der Marines.

Der griff nur nach hinten, hinter seinen Rücken, hantierte kurz herum und zog dann eine Gegenstand hervor, der verdächtig 'Granate!' schrie. Der Marine grinst. „Wie viel zahlen sie, damit ich das Ding nicht fallen lasse?“, fragte er ironisch.

Die Augen aller Anwesenden weiteten sich noch mehr, als sie sowieso schon waren, als sie bemerkten, dass der Schlüssel der Antikergranate gezogen war – nur noch der Splint sicherte den Sprengsatz.

„Was habt ihr beide angestellt?!“, fragte Chuck entsetzt. Aus irgendeinem Grund hatten sich die beiden nach vier Stunden im Jumper ins Heck zurückgezogen und den schlafenden Unteroffizier ins vordere Abteil geworfen. Was sie in der knappen Viertelstunde dort gemacht hatten war wohl jetzt klar.

„Also?“, fragte der Marine den Sergeant ignorierend und die beiden Kampfroboter herausfordernd an funkelnd. Man konnte sagen, was man wollte, aber in diesem Moment war der Private das Sinnbild des Ledernackens, kalt und unerschrocken.

Jedoch wurde just in diesem Moment die Lantea erschüttert.

Sofort erfüllte das tiefe Heulen von Alarmsirenen das Schiff, konstante Erschütterungen ließen das Schiff erzittern. „Wir werden angegriffen.“, stellte der dicklichere Mann schlicht fest. „Ich empfehle mich!“

Mit diesen Worten verschwand er, vier äußerst verunsicherte Menschen zurücklassend.
 

Jäger 4 der Lantea war einer der am besten gewarteten Maschinen, über die der Träger verfügte.

Der in normaler Lantea-Atmosphäre zu vierfacher Schallgeschwindigkeit fähige Jäger des Musters Pugio – Dolch – wurde nicht etwa so gut gewartet, weil sein Pilot so gut war oder weil er einen so guten Mechaniker hatte, es war viel banaler: Er gehörte zur A-Staffel.

Und diese A-Staffel bestand genau wie die Staffeln B, C und D aus von ihrem Hauptschiff aus ferngelenkten Jägern, die eben dieses vor den äquivalenten Wraith-Kleinmaschinen bewahren sollten. Dies war die Aufgabe von C und D.

Die Staffeln A und B hatten die Aufgabe zusammen mit den aus Gladius-Jagdbombern bestehenden E-Staffel die schweren Bomber des Musters Hasta – Speer – der F-Staffel zu eskortieren, bis sie alle ihre tödliche Fracht in die feindlichen Hauptschiffe entladen konnten.

Diese Hauptschiffe waren zwei Basisschiffe, vier Kreuzer und zwei Korvetten-Äquivalente nach ersten Scans. Korvetten waren nie gut, das war schon immer klar gewesen – die Standard-Korvetten waren mit Flugabwehrwaffen bis oben hin vollgestopft, sodass sich keine Maschine, die schwächer gepanzert war als eine Fregatte, ohne Gefahr nähern konnte. Vor größeren Verbänden nur aus Korvetten der Antiker hatten schon Schlachtkreuzer und Basisschiffe kapitulieren müssen.

Offenbar hatten auch einige pfiffige Wraith-Bioingenieure diese Vorgehensweise kopiert, woher sie jedoch auf die Idee gekommen waren, war unbekannt. Mutmaßungen waren allerdings auch nicht der Stil einer Schiffs-KI und ihres Hauptcomputers.

Die aus zwölf Jägern bestehende zu drei Rotten organisierte A-Staffel schoss weiter vor in perfekter Paradeformation. Ihnen gegenüber standen mindestens vierhundert Wraith-Jäger, die alle ungeordnet ihnen entgegen strebten.

Sie waren zwar mehr, aber die antikischen Staffeln hatten viele Vorteile, unter anderem, dass sie wendiger, schwerer bewaffnet, mit höherer Reichweite, stärker gepanzert und ferngelenkt waren. Alles in allem stand es für die organischen Wraith in ihren organischen Schiffen, die sich nur auf Geschwindigkeit und Zahl verlassen konnten, nicht gut, aber auch nicht viel schlechter als für die Antiker.

Einsatzbefehl: Schutz der Bomber um jeden Preis!, war die Direktive vor dem Ausstoßen durch die magnetischen Abschussröhren gewesen. Sie würden es auch so tun, wie ihnen befohlen war.

Vor ihm eröffnete Jäger 1 das Feuer auf die kleinen Jäger, 2 und 3 taten es ihm innerhalb von Sekunden gleich, ebenso wie 4 und der Rest der Staffel. Wie nicht anders von Computern zu erwarten trafen die ersten Salven sofort.

Aber die Wraith reagierten schnell, die einzelnen Jäger brachen aus ihren – nicht vorhandenen – Formationen aus und versuchten die antikischen Schiffe in Nahkämpfe zu verwickeln. Staffel A hatte allerdings den Auftrag den Bombern den Weg frei zu räumen, die Staffel B würde das übernehmen, mit E in der Hinterhand.

A und F rückten weiter vor, die Korvetten, etwa halb so groß wie ein Kreuzer, kamen in Sicht. Die ersten Schüsse wurden von den Schiffen vor ihnen abgegeben, die Salven weiteten sich schnell zu einer wahren Wand an Flugabwehrfeuer aus.

Die Wraith-Schiffe benutzten eine Art magnetisch beschleunigtes Sprenggeschoss, welches nach einer bestimmten Distanz – in diesem Fall etwa 4,8 Kilometer – detonierte. Es stand außer Frage, dass die Jäger da nur sehr schwer durchkommen würden, zumal diese 'Magnettreiber' nur ein Drittel der auf den Feindschiffen ausgemachten Geschütze ausmachten.

Die Drohnen, von denen je acht unter jedem Bomber hingen, gegen die Korvetten einzusetzen stand nicht zur Diskussion, die würden jede der sechsundneunzig gegen das Basisschiff brauchen, was sie angreifen sollten – doch es brachte auch nicht sich sofort abschießen zu lassen, noch während des Anflugs.

Unvermittelt öffnete sich vor der Formation ein Hyperraumfenster, die Lantea sprang heraus und eröffnete mit ihren Drohnen das Feuer auf die vorgelagerten Korvetten. Es dauerte keine drei Sekunden bis die beiden Schiffe zur Jagdabwehr von dem Träger zerstört worden waren und dieser sich mit dem Hauptgeschütz voran einem der Basisschiffe zuwandte, welches inzwischen zusammen mit dem anderen und den Kreuzern das Schiffsartilleriefeuer auf das Antikerschiff eröffnet hatte.

Die Schilde der Lantea leuchteten in Kaskaden gleißenden Lichts auf, getroffen von den blauen Energiestrahlen der Wraith – sie erwiderte mit Drohnen und dem Hauptgeschütz, dessen Strahl längs durch ein Basisschiff fuhr und die beiden Teile unbrauchbar mit glühenden Schnitträndern auseinander trudeln lies.

Doch das Schiff gab nicht einen Millimeter frei, im Gegenteil, gerade als sich die vier Kreuzer entfernen wollten um der schweren Schiffskanone ein Schnippchen zu schlagen und der Lantea ihr verwundbares Heck zuwendeten feuerte eben diese aus allen Drohnenmagazinen.

Die Jägerformation der Antiker, die sich dem zweiten Basisschiff näherte, war zwar sicher bemerkt worden, aber noch gab es keine allzu große Reaktion, wahrscheinlich wegen ihrem Mutterschiff, welches gerade den zweiten Kreuzer in seine Einzelteile zerspringen lies.

Dann war der große Moment gekommen: Staffel A flog die Spitze, B sicherte das Heck. In der Mitte zwischen den beiden Staffeln flog Staffel F mit ihren Bombern – und pro Bomber mit acht Anti-Schiff-Drohnen.

Diese Drohnen waren eine sehr späte Neuentwicklung von Fucus Ostiae, dem Haupthersteller der Drohnen für die Kriegsschiffe – wenige Wochen später war Atlantis evakuiert worden, die Baupläne wurden an alle Forschungsstationen und Flottenposten übermittelt. Was diese Geschosse so besonders machte, war, dass sie anstatt des normalen Sprengkopfes eine magnetisch gesicherte Kapsel mit superheißem Sonnenplasma führten.

Sonnenplasma hatte eine Temperatur von etwa fünftausend-fünfhundert Grad – das konnten die organischen Hüllen der Wraith-Schiffe nicht überleben. Sie würden zu Asche zerfallen bevor die Besatzung überhaupt wusste, was passierte.

Plötzlich öffneten sich neue Hyperraumfenster und der Tag begann erst richtig...
 

Auf der Brücke der Lantea wurden ebenfalls die Hyperraumfenster beobachtet – zehn schwere Kreuzer, achtzehn leichte, vierundvierzig Fregatten verließen sie und es wurden immer mehr.

Der Schiffs-Avatar, Lantea, stand fast in der Mitte der Brücke neben dem Kommandosessel, um sie herum wuselte das Atlantis-Einsatzteam, teilweise um die Prozessoren und Datenschnittstellen des Schiffes zu entlasten, indem sie Waffenfeuer, Navigation und Jägerkontrolle übernahmen, teilweise aber auch um sich Gegenseitig zu auf dem Laufenden zu halten.

Chuck hatte wenige Sekunden zuvor die eintreffenden Schiffe angekündigt und gab jetzt die finalen Zahlen aus: „Fünfzehn schwere Kreuzer, dreiunddreißig leichte Kreuzer, vierundfünfzig Zerstörer, hundertzehn Fregatten sowie drei zusätzliche Basisschiffe. Sie beginnen mit dem Ausschleusen von Jägern – geschätzte Gesamtzahl: siebentausendfünfhundert.“ Der Kanadier atmete schwer aus und wandte sich zu dem Kommandosessel um, in dem Éva saß und mit überschlagenen Beinen die komplette Brücke überblickte. „Kurzum: Das ist die größte Flotte, auf die wir je gestoßen sind.“

„Wir aber nicht.“, stellte der Schiffs-Avatar fest. „Die Flotte, die das Letzte Aufgebot angriff, war um einiges größer.“

„Das Letzte Aufgebot?“, fragte der an der Waffenkontrolle stehende Hancock. Der Begriff 'Das Letzte Aufgebot' hatte etwas erdhistorisch-pathetisches – seit dem 19. Jahrhundert bezeichnete der deutsche Begriff 'Letztes Aufgebot' jeden wehrtauglichen Einwohner, der zur Abwehr eines feindlichen Einfalls verwendet wurde und nicht schon in einer anderen Teilstreitkraft diente. „Was meinen sie damit?“

Die Avatarin wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, da wurde sie barsch von Éva unterbrochen. „Später, erstmal müssen wir hier rauskommen!“, meinte sie und das Schiff wurde erschüttert.

„Ja, okay, äh...“, meinte der Marine, während er die Schildkontrolle aufrief und ablas. „Schilde bei achtundneunzig Prozent, die Wraith schießen gerade erste Langstreckensalven, die Trümmer unserer ersten Spielkameraden sind eine gute Deckung.“

Sofort übernahm die Offizierin wieder das Kommando. „Alle Antriebe: volle Kraft voraus, Waffen klar und scharf machen, maximale Energie auf die Schilde. Sergeant, holen sie unsere Maschinen rein, lassen aber den Abschuss des letzten Basisschiffs noch durchführen. Ausführung!“, befahl sie, worauf auf der Brücke drei Menschen begannen zu werkeln. Die Offizierin hatte aber noch nicht genug und wendete sich an Lantea. „Ich brauche von ihnen, dass sie jeder Drohne, die wir haben, mindestens fünf Ziele zuweisen. Machen sie sie danach bereit für den Notfallabwurf.“

„Verstanden.“, antwortete die Avatarin und zog sich in eine Ecke zurück.

Hin und wieder gab es einzelne Erschütterungen, bis Hancock meldete: „Das letzte Basisschiff hat sich an unser Heck gesetzt, die Bomber sind fast da!“

„Gut, ist noch was von den Jagdbombern oder den Staffeln im Direktgefecht gegen die Wraith-Jäger übrig?“, fragte Éva schnell an Chuck gewandt.

Dieser schüttelte nur den Kopf. „Alle zerstört, die übrigen Darts holen auf. Soll ich eine Jägerstaffel für den Angriff zurückfallen lassen?“

„Nein, das würde uns nicht bringen. Wann sind wir aus dem Trümmerfeld raus?“

Atalánte an der Navigationskonsole drehte sich um und antwortete leicht gehetzt: „Ziemlich genau jetzt. Der schnellste Weg, um in den Hyperraum zu springen, führt direkt in die Wraith-Flotte.“

Sie wurde harsch von Chuck unterbrochen, der mit einem beinahe schon zufriedenen Seufzen meldete: „Entschuldigung, aber die Bomber haben das letzte Basisschiff des ersten Kontingents zerstört.“

„Gut, holen sie sie zurück. Weiter, Immuna!“, bestätigte die Kommandantin in spe.

„Alle weiteren Wege sind so lang, dass uns der Feind fünf Mal einholen kann, mindestens.“, berichtete die Offizierin weiter und schüttelte betrübt den Kopf. Es sah tatsächlich nicht gut aus – die Wraith-Flotte hatte mindestens das hundertfache an Feuerkraft und konnte somit die Lantea innerhalb von Sekunden zusammenschießen.

„Dann müssen wir uns wohl einen Weg schaffen – Vorschläge?“, fragte die Offizierin während das Schiff immer wieder leicht erschüttert wurde. Sie rechnete nicht wirklich mit einem Vorschlag, der sie in einem Stück oder überhaupt lebendig aus der Sache heraus brachte, innerlich schloss sie sogar schon mit ihrem Leben ab.

Deshalb überraschte es sie, als der kanadische Sergeant anfing mit dem Fingern zu schnipsen und anfing, ein Manöver, welches Hancock als 'Picard-Manöver' bezeichnete, zu beschreiben. Schnell waren die Vorbereitungen getroffen und alle Jäger und Bomber wieder an Bord.
 

Das Schauspiel, welches sich einem Beobachter von der Oberfläche mit dem entsprechenden optischen Geräten bot, war ein einmaliges.

Die gewaltige Wraith-Flotte strebte auf den Planeten und damit auf die langsam Fahrt aufnehmende Lantea zu, einzelne Energieladungen aus den Geschützen der Wraith schlugen ein, der Großteil des Flächenbombardements verfehlte allerdings das Ziel. Die Zielsysteme der Feinde der Menschen waren eher auf Breitseiten auf kurze Distanz gegen Schiffe oder Orbitalbombardements ausgerichtet, nicht dafür, ein Schiff auf etwa fünf Lichtsekunden Entfernung anzupeilen, zu beschießen und zu zerstören – von dem Problem mit der Reichweite der Energiegeschosse gar nicht angefangen.

Die Entfernung reichte gerade so für den auszuführenden Hyperraumsprung – für den sämtliche Sicherheitssysteme und Backups entfernt worden waren. Man wollte mitten in die Flotte springen.

Das blaue Hyperraumfenster öffnete sich, das einzelne Schiff der Antiker kam genau hundertfünfzigmillionen Kilometer vom Eintrittspunkt entfernt wieder aus dem Hyperraum.

Das Schauspiel, welches sich dann abspielte, war gewaltig: Jede Abdeckplatte über den Außenbord-Drohnenmagazinen der Lantea war von Reparatureinheiten entfernt worden, jeder Schacht stand sperrangelweit offen – jede Drohne, über die der Träger verfügte, wurde aus den Schächten und Magazinen gestoßen und folgte dem ihr einprogrammierten Kurs, direkt in die vollkommen überrumpelte Wraith-Flotte.

Zusätzlich begann das Hauptgeschütz einen Schuss abzugeben und zerstörte das Basisschiff direkt vor ihr in einem gewaltigen Feuerwerk. Es blieb kein Teil von genügender Größe zurück, um der Lantea auf ihrem Kurs Schaden zufügen zu können.

Schnell zog das Schlachtschiff durch die feindlichen Reihen, es gab keinen weiteren Schuss auf die vollkommen desolate Flotte ab, und öffnete auf der anderen Seite des Verbandes ein Hyperraumfenster.

Sie hatten – damit ihre Flucht glücken konnte – dieses Feuerwerk benötigt um den Feind zu beschäftigen. Das Picard-Manöver war geglückt, die Wraith hatten zudem noch teils schwere Schäden einstecken müssen.
 

Auf der Brücke der Lantea herrschte Hochstimmung, Atalánte und Hancock lagen sich lachend – sie waren gerade dem Tod von der Schippe gesprungen – in den Armen, Chuck schüttelte der einzigen Offizierin ihres Ausfluges die Hand.

„Mal so nebenbei, Sergeant...“, fragte sie beiläufig, „Wer ist oder war dieser Picard? Einer der Helden ihrer Heimat?“

Der Kanadier kratzte sich leicht verlegen am Hinterkopf. Wie soll ich ihr beibringen, dass wir ein Manöver aus einer Fernsehserie improvisiert haben?!, fragte er sich im stillen.Schließlich entschloss er sich zu einer kleinen Ausrede: „Es ist eine lange Geschichte...“

Die Antikerin roch zwar den Braten sofort, unterließ es jedoch zu bohren – sie selbst hatte es gehasst, wenn man bei ihren Ausreden gebohrt hatte. Stattdessen übernahm der frisch aufgetauchte Docellus ihren Job: „Meine Damen, meine Herren.“, verkündete er freundlich, „Wir werden in wenigen Sekunden aus dem Hyperraum treten um einen Kurswechsel vorzunehmen. Das Ziel ist der Heimathafen der Lantea – Victis Romanis.“



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