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Das Leben der Anderen

von

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Odyssey

Odyssey
 

„Was willst du hier?“ Koga stand da, die Arme verschränkt und schaute Inu Yasha an, der mit dem Rücken zur Klippe stand und die Wölfe um ihn herum nicht beachtete.

„Du solltest nicht in diesem Ton mit mir sprechen, denn vielleicht bring ich dir deine Splitter zurück!“

Koga machte eine Geste und die Wölfe wichen zur Seite, ohne Inu Yasha aus den Augen zu lassen. Inu Yasha trat vor.

„Weißt du wo Kagome ist?“

„Was?“

„Hat dein Gehör nachgelassen? Ob du weißt wo Kagome ist?!“ Er versuchte ihren Geruch wahr zu nehmen, aber der der Wölfe übertrumpfte alles

„Glaubst du sie ist bei mir?“ fragte Koga und grinste höhnisch. Inu Yashas Blick verhärtete sich noch mehr.

„Ist sie das?“

„Solltest du nicht in dem Glauben sein, sie sei zuhause bei ihrer Familie? Warum sollte sie hier sein? Nicht das sie hier nicht weit besser aufgehoben wäre als bei dir!“

„Wenn du nicht gleich meine Frage beantwortest knallts!“ Er zog das Schwert aus der Scheide. Sofort knurrten die Wölfe um ihn herum und die Speere wurden wieder erhoben.

„Wann wirst du fähig sein sie zu beschützen und sie nicht ständig zu verlieren?“

„DU SOLLST-“

Koga kam auf ihn zu, ignorierte Tessaiga. „Warum suchst du sie hier?“

„Das geht dich nichts an!“

„So, dann wird es sehr lange dauern, bis du heraus gefunden hast ob sie sich hier aufhält! Ist sie nicht zuhause?“

„Wenn sie das wäre, dann würde ich sie nicht suchen!“ Fauchte Inu Yasha und wurde sich klar, dass Kagome nicht hier war.

„Was hast du wieder mit ihr gemacht?“

„Ich hab dir gesagt das es dich nichts angeht!“ Er drehte sich um, bereit wieder zu gehen, doch Koga war rasch an seiner Seite und hielt ihn fest. Inu Yasha packte seinen Arm und funkelte ihn an.

„Du bist unfähig, Köter! Du bist eine Plage! Wo ist sie?“

Inu Yasha hatte es satt. Er ließ ihn los und sprang einen Felsvorsprung tiefer.

„Hey! Was ist mit meinen Juwelensplittern?“

„Die kannst du dir abholen!“ Damit verschwand Inu Yasha so schnell wieder, wie er gekommen war. Koga blickte ihm nachdenklich hinterher. Klar war, das irgendetwas schon wieder nicht stimmte und das Kagome offensichtlich nicht da war, wo sie sein sollte. Und das der Hund nicht in der Lage war dafür zu sorgen das es ihr gut ging!
 

Inu Yasha blieb erst wieder stehen als er den Fuß des Berges erreicht hatte. Genau in diesem Moment kam er sich unglaublich verloren vor. Tatsache war, dass er nicht wusste wo Kagome war und wo er sie suchen sollte. Sie konnte überall und nirgendwo sein. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit fühlte er sich sehr allein.

Er ging langsam los, einfach gerade aus, ohne ein genaues Ziel. Wo konnte sie sein? Und warum, warum um alles in der Welt war sie hier her zurück gekommen? Warum hatte sie gelogen? Warum? Er wusste nicht weiter. Egal wie lange er nachdachte, er kam zu keinem Schluss. Die Gedanken drehten sich unaufhörlich im Kreis und immer wieder die Frage: Warum.

Er ging noch einmal alles durch, was passiert war seit sie vor einigen Wochen wieder hierher zurück gekommen waren. Sie hatten sich gestritten und Kagome war bei Koga gewesen. Dort hatte er sie schon gesucht. Danach waren sie an der Schlucht gewesen und dann wieder nach hause gegangen. In seinem Kopf erschienen die Bilder von Kagome in den letzen Tagen. Sie war deprimiert gewesen und seltsam. Und sie hatte ihm etwas verschwiegen. Mittlerweile war er sich völlig sicher, dass sie bereits, als er bei ihr gewesen war, gewusst hatte, dass sie zurück gehen würde. Also hatte sie gesagt das er nie wieder zu ihr kommen soll, weil sie wusste das sie nicht da sein würde. Sie wollte, dass er in dem glauben lebt sie sei sicher zuhause. Also muss sie irgendwann den Plan dazu gemacht haben, als sie noch hier waren. Aber wann? Und worum ging es dabei? Hier hörte die Logik auf. Hier ging es nicht weiter. Er würde jetzt durch das Land irren, ohne Ziel und ohne Richtung, und so ohne Sinn. Aber eine andere Möglichkeit gab es nicht. Er würde sie irgendwann finden. Und es blieb nur zu hoffen, das ihr nichts passiert war bis dahin.

So ging er los. Drei Personen die es zu finden galt. Naraku, Kikyo und Kagome. Und er war allein. Er wollte seine Freunde nicht um Hilfe bitten, nicht nachdem was passiert war. Aber ein kleiner egozentrischer Teil in ihm fühlte Genugtum dabei, sich vorzustellen, wie sie und vor allem Sango drein schauen würden, wenn sie wüssten das er doch nicht so schuldig war wie sie glaubten!

Er und Kikyo hätten sie vertrieben...Er hat sie nach langer Zeit zum ersten Mal wieder bei der Schlucht gesehen! Womit sollte er sie damit vertrieben haben? Schließlich konnte er nichts dafür das sie aufgetaucht war. Und schon gar nicht dafür das sie ihr die Juwelensplitter abgenommen hatte!

Inu Yasha kniff nachdenklich die Augen zusammen. Vielleicht suchte Kagome nach Kikyo. Vielleicht wollte sie die Splitter zurück fordern. Es wäre ihr zuzutrauen! Das sie immer noch glaubte, sie sei Schuld daran das die Splitter weg waren. Er schnaubte leicht. Damit wäre er auch wieder tiefer in der Schuld versunken, denn er hatte immer wieder gesagt, sie sei Schuld. Es war aber auch zum verrückt werden! Also immerhin hatte er jetzt eine Vermutung und wieder ein Ziel. Sein Nächstes Ziel war Kikyo!

Also wieder am Anfang.
 

Die Gruppe um Sesshomaru hatte den Wald verlassen und zog jetzt seit mehreren Tagen über die Landwege, vorbei an Dörfern und kleinen Städten. Rin und sie hatten es einmal geschafft in einem Dorf, in dem Kagome vor langer Zeit schon einmal gewesen war, ein bisschen Brot zu bekommen. Ein netter Mann hatte es ihnen gegeben. Ihr wäre es lieb gewesen mal eine Nacht eine Bleibe zu suchen mit einem Dach über dem Kopf, aber sie war sich sicher das es für Sesshomaru ausgeschlossen war.

Mittlerweile fühlte sie sich gar nicht mehr so schlecht bei ihnen. Rin mochte sie sehr gern und die beiden konnten viel zusammen lachen. Selbst Jaken hatte sie fast lieb gewonnen. Er war etwas Launisch, aber das war sie von Inu Yasha gewöhnt, auch wenn man die beiden so gar nicht miteinander vergleichen konnte. Nur Sesshomaru sprach sehr wenig und auch ur dann wenn er etwas gefragt wurde. Kagome vermied es ihn anzusprechen, zumal sie auch nicht wusste was sie ihm erzählen sollte. Er verschwand in jeder Nacht irgendwo hin. Wahrscheinlich saß er irgendwo und schaute in die Sterne. Sollte er doch machen was er wollte. Wenn er nicht mit ihr sprechen wollte, sollte ihr das recht sein.
 

Und so gingen die Tage vorbei. Kagome hatte den überblick verloren und ihr war es auch egal. Was nützte es die Tage zu zählen, die Wochen oder Monate. Gar nichts.

Doch dann, eines Nachts wusste sie welcher Tag des Monats es sein musste. Sie saß auf einem Abhang, auf freiem Feld und schaute in die Ferne der Nacht. Es war recht Kühl geworden in den letzten Tagen und je länger sie saß, umso frischer wurde es. Der Himmel war recht bewölkt und nur ganz selten kam ein einsamer Stern zum Vorschein. Und irgendwann fiel es Kagome auf: Es war kein Mond am Himmel. Es war Neumond. Heute Nacht war es einen Monat her, das sie in der Schule waren und die Dämonen sie angegriffen hatten. Und in diesem Monat hatte sich soviel verändert. Sie hatte Inu Yasha einerseits so wenig gesehen und dann waren sie sich doch so nah gewesen wie nie zuvor. Kagome dachte zurück an die Nacht. Wie schnell alles so gekommen war und doch bereute sie keine Sekunde. Wenn der Streit zwischen ihnen nicht gewesen wäre, dann wäre es auch nie soweit gekommen, dann wäre alles wie immer weiter gelaufen. Alles wie immer. Was wollte sie? Ewig darauf warten das er zu ihr kommt? Oder das wenige das sie gehabt hatte? Sie lies sich zurück ins Gras fallen und schloss die Augen. Sie war glücklich gewesen, auf eine seltsame Art und Weise. Sie hätte so weiter gemacht, vielleicht für immer. Oder bis er sich endgültig für Kikyo entschieden hätte. Nein, vorher wäre sie nicht gegangen. Wäre Sesshomaru nicht dazwischen gekommen, sie wäre auch nicht so zurück nach Hause gegangen, wie sie es eigentlich vorgehabt hätte. Nachdem sich Inu Yasha bei ihr entschuldigt hatte, wäre sie nicht gegangen, wenn sie es nicht gemusst hätte. Ja, so war es und es nützte auch nichts es zu verleugnen. Wenn sie ihn sah, konnte sie nicht anders, als das Gefühl zu genießen bei ihm zu sein. Sie wäre nicht gegangen.

Kagome öffnete die Augen und erschrak fürchterlich. Sesshomaru stand direkt neben ihr. Ruckartig setzte sie sich auf und starrte ihn an. Sie hatte ihn nicht einmal kommen gehört. Selbst Inu Yasha konnte sich nicht so anschleichen.

„Guten Abend.“ Sagte sie vorsichtig. Sesshomaru schaute weiter gerade aus in die Nacht. Wie seltsam war dieser Dämon? Er kam zu ihr und doch hatte er nicht vor mit ihr zu sprechen. Dann würde auch Kagome schweigen. Anbiedern musste sie sich nicht.

Und Sesshomaru schien das wirklich lange durchzuhalten. Kagome wusste nicht wie lang sie so da saß und er neben ihr stand, beide ohne ein Wort zu sagen und mit dem Blick in die Nacht.

Über ihren Köpfen hinweg flogen einige Dämonen. Schlangenähnlich und ohne auf sie zu achten. Sowohl Kagomes Blick als auch der von Sesshomaru schaute nach oben. Es waren vielleicht zehn Dämonen die den Himmel kreuzten.

„Diese Dämonen wissen das Neumondnacht ist.“

Kagome verstand nicht was er ihr damit sagen wollte, war aber froh darüber, das er überhaupt etwas sagte. Und dann setzte er sich tatsächlich neben sie. Kagome wurde nervös. Diese Situation war unerwartet und brachte sie in die Verlegenheit nicht zu wissen was sie sagen sollte.

“Ich interessiere mich nicht für das Leid von Menschen.“ Sagte er tonlos.

Sie wusste das, das musste er nicht immer wieder betonen.

„Und doch sehe ich das du nicht glücklich bist.“

„Es geht mir gut.“

„Das bedeutet nicht das man glücklich ist, nicht wahr?“

„Nein.“ Kagome schaute wieder gerade aus.

„Das Menschenmädchen das mich begleitet ist glücklich weil du bei uns bist.“

„Ich mag Rin sehr gerne. Wirklich. Sie ist ein tolles Mädchen.“

Sesshomaru schwieg einen Moment.

„Ich habe nie verstanden, warum sie mich begleiten wollte. Sie ist mir einfach gefolgt.“

„Aber ihr mögt sie sehr gern.“

„Woher weiß man so was?“

Kagome registrierte zuerst das dieses Gespräch, das zweite das sie überhaupt führten, seit sie hier war, sehr persönlich wurde. Und dann beschloss sie einfach darauf einzugehen.

„Ich denke, man weiß es spätesten wenn man nicht möchte das dieser Person etwas schlimmes passiert.“

„Und warum interessiert man sich dafür?“

„Weil man die Person verlieren könnte.“

Sesshomaru sah sie an und es war wieder so als ging sein Blick tiefer als nur bis zu ihren Augen.

„Also geht es doch darum, das man jemanden beschützt, weil man selbst sonst leidet?“

Kagome verstand überraschend schnell, auf was er anspielte. Und zwar auf das Gespräch an der Schlucht.

„Ja,“ sagte sie resignierend. „Vielleicht spielt ein großer Teil davon eine Rolle. Trotzdem will man auch das es dem Anderen gut geht. Man will eben immer alles. Vielleicht habt ihr Recht und die Menschen sind einfach so.“

Er schaute sie an.

„Und doch bist du gekommen.“

„Ja.“

„Ich hab dich beobachtet.“

„Was? Wann?“

„Manchmal fühle ich mich verantwortlich für diese Gruppe. Der Stärkste muss seine Gruppe beschützen. Selbst wenn ihr mich nicht seht, oft schaue ich nach ob die Ordnung nicht gestört wird.“

„Seht ihr, das tut man wenn man jemanden mag.“ Kagome glaubte einen Funken in Sesshomaru zu entdecken, den sie nicht erwartet hatte.

„Du wirst nun für einige Zeit zu dieser Gruppe gehören, also musst du dir keine Sorgen darum machen das die etwas passiert. Das sollst du nur wissen.“

Kagome brauchte einen Moment.

„Danke.“ Sagte sie und lächelte. Sesshomarus Gesicht blieb unverändert. Vielleicht schaffte sie es irgendwie an ihn heran zu kommen. Sie dachte nach, was sie sagen konnte, ohne zu Privat zu werden. Damit wäre Inu Yasha ausgeschieden als Gesprächsthema. Doch Sesshomaru, als hätte er ihre Gedanken gelesen, fing von sich aus an, weiter zu sprechen.

“Diese Dämonen wurden von Naraku geschickt.“

„Und was wollen sie? Was will er?“

„Es ist Neumondnacht.“

Kagomes Miene wurde schlagartig steif.

“Soll das heißen sie...sie suchen nach Inu Yasha?“

„Davon gehe ich aus.“

Kagome schwieg. Was sollte sie tun? Was wenn sie ihn finden würden? Wenn es stimmte was Sesshomaru gesagt hatte, dann befand sich Inu Yasha nicht im Dorf. Vielleicht lief er irgendwo im Wald herum, immer noch auf der Suche nach Kikyo und ohne die Möglichkeit sich zu verstecken.

„Bist du jetzt in Sorge?“

„JA, ja das bin ich!“ sagte sie aufgewühlt. „Wo ist er jetzt? Ist er in Gefahr? Weiß Naraku wo er ist?“

Sesshomaru schwieg.

„Glaubst du, du könntest ihm helfen, wenn du jetzt bei ihm wärst?“

„Ich...nein, könnte ich nicht. Wahrscheinlich nicht.“

Nein, wirklich helfen konnte sie ihm...doch konnte sie. Sie hatte es schon getan. An der Schlucht. Ohne sie wäre er gefallen, sie hatte ihn festgehalten. Aber sie hatte ihn auch erst in die Nähe der Klippe gebracht. Doch wäre sie nicht da gewesen, hätte Naraku freie Bahn gehabt und ihn umgebracht, noch viel früher. Ihre Gedanken rasten hin und her. Hatte sie ihm nun eine Hilfe sein können oder nicht? Wie wäre es gekommen, wenn sie sich nicht eingemischt hätte. Wenn, wenn, wenn! Was wäre gewesen wenn! Sie rieb sich die Stirn und versuchte sich zu beruhigen.

Sesshomaru stand auf.

„Wo ist er?“ fragte Kagome flehend und wünschte sich nichts mehr als eine Antwort auf diese Frage zu bekommen.

Sesshomaru schaute zurück. Einen Moment sahen sie sich in die Augen. Er rang mit sich. Was sollte er dem Mädchen sagen? Wenn er sich nicht täuschte, und er glaubte nicht das es so war, dann hatte sie Tränen in den Augen. Sie weinte allein bei dem Gedanken, das seinem Bruder etwas geschehen könnte. Was ging in jemandem vor, der so dachte? Und wie abwegig war der Gedanke, das er jemals so etwas empfand. Oder das jemand so um ihn besorgt wäre. Es waren Dinge aus einer Welt die er nicht kannte, die er nicht kennen wollte. Und doch hatte er jetzt irgendwie Interesse daran. Ob es an dem Mädchen lag?

„Ihm wird nichts passieren. Egal wo er ist.“

Damit drehte er sich um und ging. Zum Einen um das Mädchen nicht länger sehen zu müssen und zum Anderen weil er sicherstellen musste, das er nichts gesagt hatte, was eine Lüge war.

Kagome blieb zurück. Für sie stand fest, dass Sesshomaru wusste wo sich Inu Yasha aufhielt. Und das er es ihr nicht sagen würde.

Die letzten Tage waren nicht so schlimm gewesen, wie sie es erwartet hatte. Sie war weder in Depressionen versunken über die Trennung, noch war sie so fürchterlich einsam wie erwartet. Ja, eigentlich war es nicht so schlimm. Doch jetzt brach es in ihr zusammen. Hartnäckig wischte sie immer wieder über ihr Gesicht, doch einer Träne folgte sofort eine Andere. Zu wissen, das Inu Yasha verfolgt wurde, das diese Dämonen es auf ihn abgesehen hatten, das sie es bereits wusste und er vielleicht nicht...Sie hatte immer das Gefühl gehabt, in irgendeiner Weise mit ihm verbunden zu sein, doch es war weg. Da war nichts mehr, das ihr das Gefühl gab er können sie hören, spüren oder wahrnehmen. Sie waren völlig getrennt. Kagome schloss die Augen und bat zu irgendwem, wer auch immer sie hören würde, das Inu Yasha in Sicherheit war, das die Anderen bei ihm waren und ihn von Dummheiten abhielten. Einfach, dass er nicht allein war.
 

Doch er war allein.

Inu Yasha verfluchte diese Nacht. Er hatte lange überlegt wo er hingehen sollte, wenn der Neumond kam. Er hatte es völlig vergessen und war überrascht worden davon, das plötzlich eine Kraft verschwunden war und er als normaler Mensch da stand. Über diese ganze Suche und Sorge hatte er jeden überblick über die Tage verloren. Es half alles nichts, jetzt war es eben so, dass er mitten im Wald stand, ohne die Möglichkeit sich großartig zu verstecken.

Er hatte sich auf einen Baum gehockt, der seiner Meinung nach recht sicher war. Er hatte seit langem keinen Dämon mehr gesehen, von der Witzfigur einmal abgesehen die vor vier Tagen gemeint hatte, ihn angreifen zu müssen. Die Sache war schnell geklärt und Inu Yasha hatte endlich ein Ventil für seine Aggression. Also wäre es doch ein schlag des Schicksals, wenn ausgerechnet heute ein überdimensionaler Dämon vorbei kommen würde und nicht besseres im Sinn hatte, als sich mit ihm anzulegen.

Selbst sicher lag er, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Ast, am Stamm des Großen Baumes angelehnt und schaute in den Bewölkten Himmel. Es war kühl geworden. Wenn Kagome sich draußen aufhielt war ihr sicher kalt. Selbst Schuld war sie! Was trieb sie sich auch irgendwo herum. Sie hätte auch einfach da belieben können wo sie hingehört. Er stieß ein leichtes Schnauben aus, den er meinte damit nicht ihr Zuhause, sondern das Dorf. Sie hätte bei ihm bleiben sollen.

Soweit warst du schon! Dachte er genervt von sich selbst. Etwas sehr schnelles und Großes raste an dem Baum vorbei und der Sog zog ihn mit. Überrumpelt fiel er auf den Boden und sah sofort das es Probleme gab. Um ihn herum huschten mehrere Dämonen. Und, wie hätte es anders sein können, waren es keine kleinen. Stinkend und sabbernd, zum Teil brüllend umkreisten sie ihn. Inu Yasha zog Tessaiga heraus und erinnerte sich sehr schnell daran, das es ihm nicht viel bringen würde. Das war doch kein Zufall, das sich nie Dämonen blicken ließen außer zur Neumondnacht und dann auch immer gleich eine ganze Horde! Er sprang zur Seite als eine Schlange auf ihn zuflog. Er schaffte es mit dem Schwert die schwanzspitze zu treffen und ein kleines Stück abzuschlagen. Der Dämon schien es allerdings nicht einmal bemerkt zu haben. Er huschte hinter einen Baum und versuchte sich klein zu machen. Das war ja Großartig! Wie zum Geier sollte er ohne Krallen und vernünftigem Schwert hier raus kommen? Er würde Naraku dafür kräftig wohin treten, dafür das er ihm neuerdings immer zur gleichen Zeit auf die nerven fiel. Da die Dämonen überall um ihn herum waren, half alles nichts: er musste kämpfen. Wenn Kagome ihn sehen würde, würde sie sicher jammern. Aber da die Dame ja nicht da war konnte er sich jetzt austoben. Also sprang er vor, mitten ins Getümmel und schlug sich auch eine ganze Weile recht wacker. Das Problem war, das er die Dämonen nicht zerstören konnte, oder das es viel zu lange dauerte. Mit der Rostigen Klinge des unverwandelten Tessaiga kratzte er immer nur an der Oberfläche. Etwas traf ihn und riss ihn zu Boden. Im letzten Moment rollte er zur Seite, bevor eine Pranke ihn treffen konnte. Er sprang auf die Beine und schlug mit dem Schwert hinter sich. Einen Dämon hatte er schwer verletzt, er brüllte vor Wut und schlug um sich. Inu Yasha wurde getroffen und knallte gegen einen Baum. Er rappelte sich so schnell es ging wieder hoch und sein Blick fiel auf eine Frau die etwa fünf Meter hoch, vor ihm in der Luft schwebte.

„Du hast mir zu meinem Glück noch gefehlt!“ fauchte Inu Yasha sie an und sprang einen Ast hoch, wo er in der Hocke sitzen blieb, gerade noch ausgewichen, bevor er wieder getroffen werden konnte. Kagura schaute Kommentarlos zu.

„Hast du mir die auf den Hals gehetzt? Das kriegst du noch zurück!“ Wieder runter von dem Baum und mit dem Schwert einen Hieb in die Seite eines Dämons, der keifend zu Boden ging und liegen blieb.

„Na also!“ sagte er selbstsicher und hatte zu wenig Achtung vor dem riesigen Maul, das hinter ihm aufriss. Er drehte sich zu spät um und merkte das es eine Lüge war, wenn man sagte, das in so einem Moment das Leben an einem vorbei zieht, denn in seinem Kopf war gar nichts. Der Gestank der aus dem Maul des Dämons kam war wohl das letzte was er wahrnehmen würde. Und als er das dachte zerfiel er direkt vor seinen Augen in seine Einzelteile. Nach dem Moment des Verstehens, fiel sein Blick auf Kagura, die ihre Position nicht geändert hatte, jetzt aber ihren Fächer ausgebreitet und damit den Dämon vernichtet hatte. Inu Yasha fragte sich noch einen Augenblick ob sie ihn einfach nur verfehlt hatte. Doch als zwei Dämonen auf Kagura zuschossen, lösten auch sie sich kurzerhand in Nichts auf. Inu Yasha stach das Schwert in den Kopf der Schlange, die gerade auf ihn zukam und es bohrte sich zuerst in das große Auge. Er zog es sofort wieder heraus und mit einem gekonnten Hieb schlug er dahin wo bei anderen Wesen der Hals sitzen würde. Eine tiefe, klaffende Wunde trug der Dämon davon, doch weiter nichts.

Doch auch er brüllte gleich danach auf und zerfiel in seine Einzelteile.

Inu Yasha schaute sich um, überall Körperteile der Dämonen, doch keiner mehr der Leben in sich trug. Mit skeptischem Blick, abschätzend und mit Unverständnis schaute er zu Kagura.

Ihr Gesicht zeigte keine Regung.

“Was soll das?“

„Du solltest lernen, wie man sich bedankt.“ Kaguras große, weiße Feder sank einen Meter tiefer, ihre Miene war nicht zu deuten.

„Was willst du?“ Inu Yasha hatte das Schwert in der Hand, auch wenn es noch so nutzlos sein sollte, und er wusste das er damit gegen sie keine Chance hatte, er würde sie nicht kampflos gewinnen lassen.

„Mehr werden nicht kommen, doch solltest mittlerweile klug genug sein, in dieser Nacht nicht mitten im Wald zu stehen.“

„Warum hilfst du mir?“

Kagura schwieg. Dann drehte sich die Feder und sie war im Begriff davon zu fliegen.

„Warte! Warum?“

„Weil ich dich noch brauche!“

„Was?“

Sie flog weiter. Inu Yasha spurtete hinterher. Ihm kam eine Idee.

„Weißt du wo Kagome ist?“

Kagura hielt an, schaute zurück ohne die Feder zu wenden.

„Suchst du sie?“

„Ja!“

„Du wärst erstaunt, wenn du wüsstest wo sie ist.“

„Was soll das heißen? Du weißt wo sie ist?“

„Es hat keinen Sinn sie zu suchen.“

„Warum? Wo ist sie?“

„Sie braucht dich nicht mehr.“

„Was soll das heißen? WO IST SIE?“

„Inu Yasha, ich bin nicht hier um dir ein Wegweiser zu sein! Wenn du etwas suchst, dann musst du es schon selber finden!“

Damit verschwand sie.

„WO IST SIE!? WO IST SIE!!!!!!“
 

Inu Yasha sank zusammen. Auf dem Boden, zwischen unzähligen Teilen, die mal zu einem Dämon gehört haben, kniete er. Da war die Antwort gewesen, und Kagura hatte sie einfach wieder mitgenommen.

Was sollte das alles?

Warum kam Kagura um ihm zu helfen?

Er war sich sicher, das es mit Kagomes Verschwinden zusammen hing. Nur wie? Was wusste Kagura und vor allem woher?

An jeder Ecke fand er irgendeine Spur, doch keine bracht ihn auch nur einen Schritt weiter. Was waren das für Zusammenhänge? Wie sollte das alles einen Sinn ergeben. Das einzige war, das alles irgendwie zu Naraku führte. Kikyo tauchte auf wo Naraku war und Kagura wusste wo Kagome war.

Er stand auf. Jetzt würde er sein Ziel nicht mehr ändern! Er würde Naraku suchen, in der Hoffnung sowohl Kikyo als auch Kagome dort zu finden.
 

Also Kagome zu Rin und Jaken zurück kehrte, war Sesshomaru wie zu erwarten war, nicht dort. Sie legte sich zu Rin, die bereits fest schlief. Doch Kagome selbst konnte nicht schlafen in dieser Nacht. Auch nicht in der Nächsten. In einer Zwischendimension gefangen, nicht ganz wach und auch nicht schlafend.
 

Die Tage vergingen. Manchmal mussten sie Kämpfen und manchmal passierte Tagelang gar nichts. Mit der Zeit wurde Kagome wieder fröhlicher. Sie vergaß zeitweise ihre Sorge und das sie nicht hier her gehörte.

Es wurde kälter und bald würde der Sommer in der Herbst übergehen. Wie viele Wochen sie schon durch das Land zogen konnte sie nicht mehr sagen . Sie wollte auch nicht mehr zählen. Ein Gespräch wie das auf der Wiese, führten sie und Sesshomaru nicht wieder. Jedoch hatte er sie in einem Kampf davor bewahrt zertrampelt zu werden. Manchmal hatte sie das Gefühl er würde sie beobachten. Wenn sie miteinander Sprachen, blieb es oberflächlich. Es blieb dabei, das er in der Nacht verschwand und erst am Morgen wieder bei ihnen auftauchte. Kagome hatte mehrere Male darüber nachgedacht ihm zu folgen, es dann aber doch gelassen.

Dann Endlich schienen sie dem Ziel ein ganzes Stück näher gekommen zu sein, denn Sesshomaru sagte ihnen, sie sollten bleiben, wo sie gerade waren. Dann blieb er selbst für drei Tage weg. Kagome und die anderen Beiden genossen es, mehrere Tage an einem Ort zu bleiben, auch wenn es mitten in der Einöde war. Am vierten Tag kam Sesshomaru zurück und verschwand gleich wieder. Doch jetzt nahm er Jaken mit sich. Auf die Frage, was los sei, antwortete er nur das sie bei Rin bleiben solle und das er sie holen würde, wenn es soweit war.

Kagome ahnte das sie sich in Narakus Nähe befinden mussten.



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