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Das Leben der Anderen

von

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Gefühle die vorher nicht da waren

Unerwartet
 

Als der Morgen anbrach war es Kagome nicht gelungen mehr als drei Stunden zu schlafen. Sie war völlig durchgefroren, obwohl die Nacht recht lau gewesen war und immer wieder war sie aufgeschreckt wenn hinter, unter oder neben ihr etwas geraschelt hat.

Es war also doch etwas ganz anderes allein unterwegs zu sein.

Dieser Tag begann für sie ziemlich bedrückend. Als sie ihre Suche nach Sesshomaru fortsetzte, dachte sie einen kurzen Augenblick darüber nach ob sie nicht einfach umdrehen sollte, um in die andere Richtung zu gehen. Doch was es auch war, etwas in ihr trieb sie weiter. So einfach feige einen Rückzieher machen, es ging nicht. Vielleicht war es einfach nur dumm, was sie tat. Sie ging fast davon aus, aber helfen würde ihr das jetzt auch nicht mehr.

Sie erreichte schon nach kurzer Zeit einen See, an dem sie sich waschen konnte, während die aufgehende Sonne sie von oben wärmte. Es war schwer für sie, sich wieder auf zu raffen weiter zu gehen. Doch hier, mitten im Wald konnte sie nicht allein sitzen. Das hatte noch weniger Sinn, als das was sie vorhatte.
 

Und so streifte Kagome den halben Tag immer gerade aus, durch den Wald, immer wieder mit der Einsicht, dass sie keinen Plan hatte, wie sie Sesshomaru finden sollte. So konnte sie noch Wochen suchen und würde keinen Erfolg haben.

Was wohl zur gleichen Zeit, weit weg von ihr, im Dorf passierte? Kagomes Gedanken kamen immer und immer wieder zu Inu Yasha, ob sie wollte oder nicht. Was er gerade machte, ob er an sie dachte? Ob er versuchte sie zu vergessen, ob er an Kikyo dachte? Alles kam vor, alles konnte sein und war unrealistisch. Sie hatte Kikyo die Schuld gegeben an dem was passiert war, doch mit einem mal, kam ihr wieder der Gedanke, das vielleicht sie selbst an allem Schuld war. Schließlich fing alles damit an, das sie nicht zurück gegangen war, ohne den Anderen davon etwas zu sagen. Damit hätte sie wissen müssen, dass Inu Yasha ihr folgen würde. Wäre er nicht gekommen, wäre Naraku dann trotzdem in ihre Zeit gekommen? War er wegen ihr dort gewesen oder wegen Inu Yasha? Und wäre sie nicht einfach vor seinen Vorwürfen geflohen, dann wäre er ihr nicht zu der Schlucht gefolgt und hätte nicht in diesem Kampf verwickelt werden müssen. Egal wo sie war, er war ihr gefolgt. Immer und immer wieder. Seit Anfang an. Es stimmte, er war immer da gewesen und sie hatte es gar nicht so wahr genommen. Sie hatte immer nur gesehen, dass er Kikyo folgte, aber ihr war er genauso gefolgt.

Ihre Gedanken drehten sich im Kreis.

Kagome schaute sich um. Immer gerade aus hatte auch nicht viel Sinn. Also entschloss sie sich nach rechts zu gehen.

Kikyo. Warum war sie hinter den Juwelensplittern her? Was, wenn es gar nicht Kikyo gewesen war, sondern Naraku? So wie er damals Inu Yasha und Kikyo reingelegt hatte, hätte er es jetzt auch mit ihr tun können. Woher wusste sie eigentlich das es wirklich Kikyo gewesen war? Sie wollte es nicht anders! Das war es. Kagome musste sich in diesem Augenblick eingestehen, dass sie es gar nicht anders wollte. Diesen Gedanken festhaltend, versuchte sie tiefer in ihr inneres zu schauen. Es war einer dieser Momente, in denen man plötzlich Angst davor hat, jemand könnte in den eigenen Kopf schauen, jemand könnte sehen wie man dachte, wie man wirklich war. Und Kagome sah in sich selbst immer mehr Wahrheit. In ihr herrschte eine unglaubliche Abneigung gegen Kikyo, die sie zuvor nicht als so extrem wahrgenommen hatte. War sie erst da seit sie Inu Yasha an ihrer Seite gehabt hatte, oder war sie auch schon da gewesen wenn sie gewusst hatte, dass er zu ihr geht? Sie war immer da gewesen. Immer. Kagome trat einen Stein vor sich her.

Und sie wurde schlimmer, mit jedem mal, wo Inu Yasha nur von ihr sprach. Und jetzt war sie voll drin, in den Gedanken um Kikyo, die sie früher immer von sich geschoben hatte. Doch jetzt, allein in diesem Wald, schienen sie alle plötzlich an die Oberfläche zu kommen. Und eines führte zum Anderen. Ein Gedanke hatte sich schon seit mehreren Minuten in ihrem Kopf herum getrieben. In Bildern und in Worten. Die Frage, ob Inu Yasha Kikyo damals genauso nah gewesen ist wie ihr in dieser Nacht. Und bedeutete das, das wenn es so wäre, das es damit weniger wert war für ihn als für sie? Egal wie die Antwort auf diese Frage war, Kagome beschloss in diesem Augenblick, ihn nie danach zu fragen. Es ging sie nichts an. So wollte sie nicht sein. Sie wollte diese ganzen Gedanken gar nicht haben. Aber was sollte man tun, wenn man allein mit sich selbst war und sie einfach nicht aufhören wollten?
 

Kagome blieb abrupt stehen. Mitten aus ihren Gedanken gerissen, viel zu überrascht ihren Bogen in die Hand zu nehmen um sich zu verteidigen. Vor ihr stand Kagura, mit kalter Miene und einer Aura um sich herum, das es Kagome eine Gänsehaut bereitete.

„Es ist interessant, dich hier allein zu treffen. Es ist noch gar nicht so lange her, das ich mich gefragt habe wo du bist.“

„Was... was soll das heißen?“

„Warum bist du von deinen Freunden getrennt?“

„Das bin ich nicht.“

Kagura lächelte höhnisch.

„Nein? Wieso schleichst du dann allein durch diesen Wald und wieso springt der Halbdämon nicht an deine Seite um dir zu helfen?“

Kagomes Kopf war sofort hellwach. Was würde jetzt mit ihr passieren? Sie hatte keine Chance gegen Kagura, sie musste es gar nicht erst versuchen.

„Also? Was ist der Grund dafür?“

„Ich bin auf der Suche nach jemandem.“ Sagte Kagome wahrheitsgemäß und dachte weiter angestrengt nach wie sie aus dieser Situation heraus kommen sollte.

Kagura schaute sie eine ganze Weile an. In ihrer Hand den Fächer. Mit ihm konnte sie jederzeit angreifen, jederzeit.

„Suchst du nach Naraku? Allein?“

„Nein, den suche ich nicht. Naraku ist mir egal.“

Kagura hatte einen abschätzenden Blick aufgelegt.

„Er sollte dir nicht egal sein, denn er hat großes Interesse an dir. Aber wen suchst du dann?“

„Was soll das heißen, er hat Interesse an mir? Weißt du den Grund warum er in meine Zeit gekommen ist?“ Kagome ging unbewusst einige Schritte auf Kagura zu.

„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“

Kagome raufte sich die Haare. Sie drehten sich gerade im Kreis.

„Sag mir doch warum und wie er das gemacht hat. Und hat er Kikyo auf seiner Seite?“

„Die Miko, wie?“ Endlich reagierte Kagura in irgendeiner Weise auf Kagomes fragen.

„Ja, steht sie mit Naraku in Kontakt?“

Kagura antwortete nicht.

„Herrje, warum hältst du mich auf, wenn du nicht mit mir sprechen willst?“ Kagome war nicht einmal erstaunt über den frechen Ton den sie ihr gegenüber anschlug. Immerhin war Kagura nicht einfach Feind, sondern bewaffneter Feind, klar im Vorteil.

„Ich will mit dir reden, ich habe dich gefragt wen du suchst.“ Sagte sie trocken.

Kagome platzte der Kragen. „Sesshomaru! Ich such Sesshomaru!“

„Das dachte ich mir.“

„Was? Wieso?“

„Weil ich weiß was an der Schlucht passiert ist, auch wenn ich nicht so dumm war, zu lange hinter dieser Unglücksgrenze zu bleiben.“

Kagome stand der Mund offen. „Du hast Naraku gesagt das wir dort sind. Du warst es, nicht wahr?“

Kaguras Miene blieb unverändert. „Ich habe es ihm gesagt. Ich war auch die die Sesshomaru dorthin geschickt hat.“

„Warum? Welchen Sinn hat das?“

„Das ist nichts was dich etwas angeht.“

„Weißt du was du angerichtet hast?“

„Glaubst du es interessiert mich noch ob Inu Yasha lebt oder nicht? Er ist völlig nutzlos für mich.“

„Also hat es dich mal interessiert? Mit dir stimmt doch was nicht... Was hast du eigentlich vor? Auf welcher Seite stehst du? Du hast sooft gegen Inu Yasha kämpfen können und es fast nie getan. Warum?“

Kagome hatte mehr als einmal darüber nachgedacht warum Kagura einfach ging, obwohl sie hätte kämpfen können. Die ersten Male war sie einfach von ihrer Feigheit überzeugt, aber irgendwann zweifelte sie daran. Und jetzt war sie fast überzeugt, dass es einen Grund dafür gab. Bilder aus der Erinnerung prallten auf sie ein, von ihren Aufeinandertreffen mit Kagura. Wann sie kämpfte und wann nicht. Und dann kam die Logik.

„Du wirst beobachtet! Diese Insekten! Immer wenn sie auftauchen wirst du beobachtet und musst kämpfen!“

Kagura schwieg.

Kagome senkte die Stimme. „Du brauchst Hilfe! So ist es nicht war? Du bist Naraku nicht so treu ergeben wie du es sein solltest.“

„Du Kind hast keine Vorstellung von Naraku.“

„Also stimmt es!“

„Schließe keine falschen Schlüsse daraus. Ich bin nicht auf deiner Seite.“

„Aber du bist auch nicht auf Narakus Seite!“ Kagome erwiderte ihren Blick. Die Angst war weg. Sie war abgelöst worden von einem Gefühl, das ihr irgendwie Mut machte. „Was willst du?“

„Ich kann dich zu Sesshomaru bringen.“

„Warum solltest du das tun?“

„Um es ganz kurz zu machen: es ist nicht gut, wenn dieses Chaos unter euch herrscht. Der Halbdämon ist vielleicht nutzlos, aber Sesshomaru nicht. Und ich weiß das er den Wald zur Zeit nicht verlässt, weil er darauf wartet das du kommst.“

„Er wartet?“

„Frag nicht nach dem Grund, ich weiß ihn nicht. Aber ich weiß, was er getan hat und was du ihm dafür zahlst. Und solang er wartet, ob du wirklich kommst, wird er nicht weiter gehen.“

„Wo will er denn hin?“

„Was glaubst du?“

„Naraku.“

„Sesshomaru hat seinen Weg unterbrochen, also sorge ich dafür das er ihn fortsetzt.“

„Sesshomaru will zu Naraku und du willst das er dorthin geht? Deshalb-“ Kagome ging ein Licht auf. „Deshalb hast du Naraku zur Schlucht geschickt und Sesshomaru gesagt das er dort ist, damit die beiden aufeinander treffen. Du willst das Sesshomaru gegen Naraku kämpft! Du benutzt ihn!“

„Sesshomaru hat seine eigenen Gründe Naraku zu bekämpfen, ich sage ihm nur wo er ihn finden kann.“

„Warum?“

„Ich sagte doch das es dich nichts angeht.“

„Und ist das der Grund warum du Inu Yasha nicht bekämpft hast? Aus dem gleichen Grund?“

„Inu Yasha ist nicht einmal fähig Narakus Schatten zu bekämpfen. Ich gebe zu das ich mehr von ihm erwartet habe.“
 

Kagura griff sich in die Haare und zog eine kleine Weiße Feder heraus. Wenige Augenblicke später war dieselbe Feder groß genug um ihnen beiden Platz zu bieten. Kagome wog kurz ab, ob sie aufsteigen sollte. Schließlich war es Kagura der sie hier vertrauen musste.

Kagura flog mit ihr knapp über den Baumwipfeln, immer bereit abzutauchen und Kagome wusste jetzt das sie verhindern musste gesehen zu werden. Aber warum war das so? Die Erklärung dafür, warum Kagura Naraku hinterging hatte sie noch nicht bekommen. War es nur ein Machtspiel? Ging es darum, Naraku aus dem Weg zu räumen, damit sie selbst dann seinen Platz einnehmen konnte?

„Warum können wir nicht zusammen kämpfen, wenn wir doch das gleiche Ziel haben?“ fragte Kagome mit Lauter Stimme, um den Wind zu übertönen, der um sie herum Pfiff.

„Soweit ist es nun doch noch nicht.“ Sagte sie herablassend und veranlasste eine scharfe kurve nach links.

Kagome wollte soviel fragen, soviel, doch sie wusste das sie nicht mehr erfahren würde. Das hier war etwas ganz seltsames, das sie noch nicht einordnen konnte, aber sie wusste es ganz genau: es war wichtig. Es würde noch wichtig werden- irgendwann.

Sie entschloss sich Kagura nichts mehr zu fragen, um ihr nicht auf den Nerv zu fallen. Doch eines brennte in ihr. Noch einen Versuch musste sie wagen.

„Ich hab dich das gerade schon gefragt und ich muss es noch mal tun, es tut mir leid. Bitte sag mir ob du etwas über Kikyo weißt.“ Sie wartete. Dann endlich

„Die Miko hält sich immerfort in Narakus Nähe auf. Sie folgt ihm überall hin. Er weiß es, aber er lässt sie gewähren. Warum weiß ich nicht.“

Kagome ahnte es. Es gab einen Teil in Naraku, der etwas für Kikyo empfand. Vielleicht war es dieser Teil in ihm, der es zuließ, dass sie ihm folgte.

„Als Naraku in deine Zeit kam, ist sie ihm wieder gefolgt. Sie haben den gleichen Weg benutzt, die gleiche Beschwörung die den Zeittunnel öffnet. Damit hat sie gezeigt das sie Naraku ebenbürtig zu sein scheint. Denn diese Formel ist tief schwarze Magie. Ich habe versucht mit ihr zu sprechen, aber sie will nicht. Sie ist sehr seltsam.“

„Was meinst du damit?“

„Das ich in ihr einen Zwiespalt sehe von Gut und Böse. Sie ist verbittert.“

„Verbittert?“

„Diese Miko sollte tot sein und das was sie forttreibt ist etwas bitteres. Wenn Naraku weg ist, ist es für sie nicht zu ende.“

„Was soll das heißen?“

„Das heißt nichts, weil ich keine Gedanken lesen kann, ich spüre nur gewisse Dinge.“

Kagome beließ es dabei. Kagura wusste vielleicht wirklich nicht mehr als sie ihr sagte. Aber was konnte es sein, das sie an Kikyo gespürt hatte? Und hing es in irgendeiner Weise mit Inu Yasha, ihr, oder sonst jemandem zusammen? Dieser Gedanke machte Kagome nervöser, als jeder Gedanke an Naraku. Es wäre eine Lüge, wenn sie behaupten würde Kikyo einmal gemocht zu haben. Wie hätte das auch sein sollen, aber jetzt war es soweit, dass sie ihr vollends misstraute. Und es hatte in keiner Weise mit Inu Yasha zu tun. Hier ging es nicht um Eifersucht, da war etwas Anderes.
 

Kaguras Feder glitt herunter. Unter die Baumwipfel, bis auf den Boden, wo sie zum halten kamen.

„Steig ab.“

Kagome gehorchte und schaute sich um. Es war der selbe Wald und es sah nicht anders aus, als an der Stelle wo sie abgereist waren. Wenn hier Sesshomaru war, dann wäre sie nach Wochen noch nicht hier angekommen.

„Du musst in diese Richtung gehen.“ Kagura zeigte gerade aus.

„Danke.“ Sagte Kagome karg, und erwartete das übliche „ich hab das nicht für sich getan“

doch Kagura sagte es nicht. Sie erhob sich um einige Meter in die Luft und schaute in die Richtung wo sie behauptete das dort Sesshomaru sein würde. In ihrem Blick lag etwas das Kagome unendlich bekannt vorkam!

Kagura schaute auf sie herab, als hätte sie bemerkt, dass Kagome über sie nachdachte. Ohne ein weiteres Wort flog sie davon. Kagome hievte ihren Rucksack hoch und ging los. Völlig in Gedanken an Kagura vertieft merkte sie erst spät, das eine Stimme hinter den Bäumen zu hören war. Kagome setzte den Rucksack ab und verbarg sich hinter einem Busch.

Sie sah sie.

Da war Rin, fröhlich spielte sie am Ufer eines winzigen Baches mit einem Frosch, der verzweifelt versuchte ihr zu entkommen. Kagome beobachtete sie eine ganze Weile. Als sie ihre Beine, dir drohten mit üblen Kribbeln einzuschlafen, einmal neu aufsetzen wollte, zertrat sie einen Zweig und sofort schoss Rins Blick in ihre Richtung.

„Wer ist da?“ Kagome war erstaunt über die Tapferkeit in der Stimme des Kindes.

„Ich bin das.“ Sagte Kagome und richtete sich auf.

„KAGOME!“ Rin vergaß ihren Frosch völlig, der sofort einen großen Satz ins kühle Nass tat, und lief auf Kagome zu. Mit einem breiten Lächeln stand sie vor ihr.

“Warum versteckst du dich denn?“

„Ich hab mich nicht versteckt,“ log sie, „ich hab dir zugeschaut.“ Kagome lächelte und Rin lachte herzhaft.

„Ja, mit diesen Fröschen hier beschäftige ich mich schon seit wir hier sind. Sonst gibt es hier nicht viel. Und Jaken lässt mich auch immer allein, er sagt ich nerve ihn gerade und Lord Sesshomaru mag es nicht wenn ich zu laut bin, da bin ich immer zum Bach hier gekommen.“ Rin strahlte pures Glück eines Kindes aus und Kagome ging es mit einem Mal um einiges besser.

„Ich hab gewusst das du kommst! Jaken hat immer gesagt das du nicht kommst, aber ich hab gesagt das du nicht lügst und das du bestimmt schon nach uns suchst.“

„Ich halte, was ich sage.“ Sagte Kagome und bemühte sich, das Lächeln zu halten. Wenn Rin wüsste wie schwer es ihr gefallen war hier her zu kommen, überhaupt einmal los zu gehen.

„Komm, wir sagen ihnen das du da bist.“ Rin fasste Kagomes Hand und zog sie mit sich.

“Warte!“ Kagome schulterte den Rucksack schnell und ließ sich mitzeihen. Jetzt war es also soweit. Ihr Herz schlug recht schnell als sie mit Rin zusammen durch den Wald ging.

„Jaken! JAKEN! JAAAKEN!“ Kagome war sich sicher, dass man das Mädchen Kilometer weit hören musste. Und Jaken hatte sie gehört und tauchte prompt schimpfend auf.

„Schrei nicht so, du Menschenmädchen. Ach!“

„Hallo.“ Sagte Kagome freundlich.

„Da bist du ja. Tatsächlich.“

„Ich hab dir doch gesagt das sie kommt!“

„Ich halte was ich verspreche.“ Wiederholte sich Kagome gegenüber Jaken.

„LORD SESSHOMARU?“

„Hör auf zu schreien, Kind, er ist nicht hier.“ Pflaumte Jaken Rin an.

„Egal. Komm setz dich.“ Rin hockte sich unter einen Baum, die Beine von sich gestreckt du sah Kagome mit großen Augen an. „Was ist da drin?“ Sie zeigte auf den Rucksack den Kagome gerade abstellte.

Kagome setzte sich zu ihr und holte die Dosen ihrer Mutter heraus.

„Möchtest du etwas?“

„Oh ja gerne!“ Rin schien es zu schmecken. Mit vollem Mund fragte sie bei allem was es sei und versuchte mitzuteilen das es sehr gut schmeckte. Kagome erinnerte sich das sie den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte und nahm sich ein Reisbällchen.

„Willst du nichts?“ fragte Rin Jaken, der mit verschränkten Armen auf die Mädchen schaute. Er schien einerseits Skeptisch und zu stolz, andererseits aber auch sehr interessiert.

Er zögerte noch eine ganze Weile herum, bis sie endlich alle drei beisammen saßen.
 

Ich habe niemanden mehr mit dem ich das teilen kann, Mama
 

So schnell war dieser Satz zur Unwahrheit geworden.

„Wo ist Sesshomaru?“ fragte Kagome.

„Wissen wir nicht. Er geht immer weg und sagt uns, dass wir auf ihn warten sollen.“ Antwortete Rin und legte sich satt auf den Rücken, mit Blick in den Himmel. „Wie geht es Inu Yasha?“

Der Name versetzte ihr einen Stich in den Magen.

„Ihm geht es gut, er ist wieder ganz gesund.“

„War er traurig, als du gegangen bist? Was hast du denn gesagt, wann du wieder kommst? Wie lang bleibst du denn bei uns?“

„Ich hab ihm nicht gesagt wo ich hingehe.“ Kagome sah das Jaken sie genau beobachtete.

„Warum nicht?“ Rin setzte sich wieder auf.

„Er weiß auch nicht mehr was an dieser Schlucht passiert ist und ich hab es ihm auch nicht erzählt.“

„Aber dann weiß er ja gar nicht warum du weg gegangen bist.“

„Nein, er weiß es nicht.“

„Aber warum denn?“

„Dazu bist du noch zu jung, das verstehst du nicht!“ sagte Jaken dazwischen. Verstand er es denn? Kagome schaute ihn an.

„Es ist mit Sicherheit besser so!“ meinte er klug und schloss weise die Augen.

„Ja, ich denke auch.“ Sagte Kagome leise.

„Aber sucht er jetzt nicht nach dir? Ist ihm denn egal das du weg bist?“ Rin gab nicht nach. Kind oder nicht, sie wollte es verstehen.

„Er glaubt ich bin zuhause, bei meiner Familie. Deswegen wird er nicht nach mir suchen.“

„Aha.“ Rin nickte. „Und was hast du gesagt wann du zurück kommst?“

„Ich hab nichts gesagt. Er glaubt, das ich nie mehr zurück komme.“ Jaken musterte sie.

„Dann bleibst du jetzt bei uns?“

„Erst mal schon, denke ich.“

„Toll! Das ist toll, jetzt hab ich eine Freundin. Dann muss Jaken nicht immer mit mir schimpfen, das ich ihn nerve.“ Lachte sie. „Aber Inu Yasha war doch bestimmt traurig das du nicht mehr bei ihm bist oder?“

„Ja, ein bisschen schon, glaub ich.“

Die Bilder drangen auf sie ein, wie er sie angeschaut hatte, als er die Juwelensplitter genommen hatte, als er aus dem Fenster sprang, sein letzte Blick. Kagome senkte den Blick.

„Du bist auch traurig, oder?“

“ja, ein bisschen.“

„Du hast Inu Yasha gern oder?“

„Ja, sehr.“

„Du siehst ihn bestimmt bald wieder. Bestimmt. Er ist ja gar nicht so weit weg, oder?“

Irgendwie war er es nicht, und dann kam es Kagome doch so vor, als waren sie nie weiter von einander getrennt. Selbst 500 Jahre in der Zeitgeschichte gaben ihr nicht das Gefühl so fern von ihm zu sein.

„Ich find es trotzdem schön das du da bist!“
 

Jaken entfachte mit seinem Kopfstab ein kleines Feuer an dem sie sich in der Nacht wärmen konnten. Rin schlief irgendwann ein und kuschelte sich an Kagome, die es genoss nicht allein zu sein. Selbst Jaken, den sie kaum kannte, mochte sie irgendwie. Er war etwas launisch, da gab es keinen Zweifel, aber im Grunde war er sehr nett. Wenn er sich ihr gegenüber auch sehr skeptisch gab.

Die Sterne tauchten nur ab und zu zwischen den Wolken auf die am Abend aufgezogen waren. Es war kühler geworden, auch wenn die Luft noch vom Tag erhitzt war, jetzt wehte ab und zu eine kühle Brise um sie herum.

Kagome lag neben Rin, hatte die Augen jedoch geöffnet. Sie beobachtete Jaken, der genau wie Inu Yasha am Feuer saß und Wache hielt. Er hielt den langen Stab ähnlich wie Inu Yasha sein Schwert. Es hatte alles etwas vertrautes und doch war sie noch fremd. Aber sie hoffte und war sich fast sicher, dass sie sich irgendwann daran gewöhnt hatte, einfach andere Gesichter um sich herum zu haben.

Sie war eingeschlafen und träumte von der Schule. Ihre Lehrerin fragte sie warum sie nicht die Wahrheit gesagt hatte, das sie durch die Zeit reisen konnte. Dann stand Inu Yasha hinter ihr und schaute böse auf sie herab. Er sagte das sie immer lügen würde und das die dabei nicht einmal rot wurde.

Plötzlich war Shippo auf ihrem Pult, hatte die Arme verschränkt und nickte eifrig. Inu Yasha drehte sich um und zog sein Schwert um gegen Naraku zu kämpfen, der aber nicht da war. Er sagte das Naraku längst besiegt wäre, wenn sie ihn nicht aufgehalten hätte. Die Lehrerin hatte sich in ihre Mutter verwandelt und saß am Wohnzimmertisch auf dem Boden, trank Tee und unterhielt sich mit Sota. Kagome war nicht mehr in der Schule, sondern zuhause. Sie versuchte ihre Mutter anzusprechen, aber weder sie noch Sota reagierten. Sie nahmen keinerlei Notiz von ihr. Dann kam Sango hinter sie und sagte, dass sie sie nicht hören konnten, weil sie sie nicht mehr kennen würden, sie hätten sie vergessen, da sie so viele Jahre nicht da gewesen war. Es wäre normal das man jemanden dann vergessen würde. Kagome lief aus dem Haus zum Brunnen im Schrein. Er war versiegelt und völlig verwachsen mit Laub und Wurzeln. Sie versuchte die Bretter, die den Eingang verschlossen, abzureißen, aber unter jedem Holz das sie abriss war ein neues Brett.

Kagome trat gegen den Brunnen und wurde wütend. Wer hatte überhaupt das recht sie anzuklagen, das sie gelogen hatte? Sie hatte versucht zu helfen. Und dann stand eine zweite Kagome neben ihr. „Aber du hättest einfach nur sagen müssen was passiert ist. Jetzt ist es zu spät. Niemand erinnert sich an dich, weil du zu lange weg warst. Sie haben dich alle vergessen.“ „NEIN, das kann nicht sein, ich bin wieder zurück!“ „Nein, bist du nicht. Du bist jetzt da wo man ist wenn man niemanden mehr hat.“ Und um Kagome war es völlig schwarz geworden. Es gab keinen Boden, keinen Himmel, kein links und kein rechts. Sie war schwerelos im völligen Nichts. Die andere Kagome war verschwunden. Sie war ganz allein. Doch irgendetwas beobachtete sie. Sie spürte es genau.
 

Kagome öffnete die Augen. Es war nur ein Traum gewesen.

Jaken schlief jetzt auch. Immer noch im sitzen, doch mit auf die Brust herab gesunkenem Kopf und leise schnarchend. Hinter Jaken, einige Meter weit weg, zwischen zwei Bäumen stand Sesshomaru und schaute sie an.



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