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Endlich angekommen

Kapitel 12: Endlich angekommen
 

Ginny gähnte und streckte sich. Plötzlich spürte sie, dass jemand ihre Hand hielt.

Und da fiel es ihr wieder ein. Der Albtraum letzte Nacht. Harry, der Tom umgebracht hatte. Sie hatte nichts dagegen tun können. Es war schrecklich gewesen.

Sie schluckte schwer. Doch dann hatte der Traum eine Wendung genommen.

Sie hatte ebendiese Hand gespürt und eine Stimme gehört, die sie tröstete. Toms Stimme.
 

Langsam öffnete Ginny die Augen, immer noch die Hand fest umklammernd.

Und erschrak.

Die Hand, die sie hielt, war keine andere als Voldemorts höchstpersönlich!

Er saß neben ihren Bett in einem Sessel und schlief. Als sie sich aufsetzte und seine Hand losließ, schrak er hoch.

Sein Blick wanderte ziellos umher, bis er ihr Gesicht fand. Er schien nicht weniger erschrocken als sie.
 

Ginny schluckte und fragte sehr leise: "Tom?"

Voldemort blickte sie aus unergründlichen roten Augen schweigend an. Nach einer Ewigkeit nickte er.

Dann erhob er sich und verließ das Zimmer. Ginny blieb verwirrt zurück.
 

Eine Weile starrte sie einfach nur auf die Tür, die er hinter sich geschlossen hatte, dann ging sie ins Badezimmer und stellte sich unter die Dusche. Während das heiße Wasser ihren Körper herunterlief, ging ihr einiges durch den Kopf.

Voldemort war Tom.

Das hatte sie zwar schon vor Jahren von Harry erfahren, doch hatte es nie wirklich glauben können. Und jetzt hatte sie es von ihm persönlich erfahren.
 

Das zögerliche Nicken zeigte ihr viel mehr, als Worte es getan hätten. Er wollte nicht Tom sein. Warum auch immer, es gefiel ihm nicht, Tom Riddle zu sein oder zumindest gewesen zu sein. Ansonsten hätte er anders reagiert.

Er hatte lang gebraucht, bis er sich zu einem Nicken durchringen konnte. Das hieß, er wollte ihr nicht zeigen, dass er Tom war, hatte es aber letzten Endes doch getan.
 

Warum? Er musste gewusst haben, dass Ginny es aus ihrem Traum schließen konnte.

Doch warum hatte er sie überhaupt getröstet?

Warum hatte er ihre Hand genommen?

Es war ihr ein Rätsel. Doch dann dachte sie an ihren letzten Albtraum dieser Sorte. Es war im Sommer im Fuchsbau gewesen. Hermine hatte sie getröstet. Und sie hatte Ginny auch gesagt, dass sie im Schlaf geschrien hatte.
 

Vielleicht hatte sie diesmal wieder geschrien? Vielleicht hatte Voldemort ihre Schreie mitbekommen und wollte sehen, was los war?

Ginny schauderte. Was könnte sie alles geschrien haben? Was könnte er alles über ihren Traum wissen?

Sie versuchte, sich zu erinnern, doch je mehr sie sich anstrengte, desto schneller entglitten ihr die Erinnerungen. Sie schüttelte frustriert den Kopf und stieg aus der Dusche.
 

Ginny trocknete sich mit einem Schnipser ihres Zauberstabs. Wie sie das vermisst hatte! Sie wickelte sich in ein Handtuch und ging dann zu ihrem Kleiderschrank. Rasch fischte sie sich frische Unterwäsche heraus und wollte schon nach ihrem Griffindor-Hemd greifen, da zögerte sie.
 

Wollte sie die schmutzige Schuluniform tatsächlich wieder anziehen?

Einerseits war sie seit dem Duell gestern Abend komplett ruiniert. Doch das konnte sie dank ihres wiedererlangten Zauberstabs leicht richten.

Andererseits hatte sie die Uniform bisher hauptsächlich getragen, um Voldemort zu ärgern. Um ihm zu zeigen, dass sie immer noch tat, was sie wollte.

Doch sie war schon lange keine einfache Gefangene mehr.
 

Sie besaß einen Zauberstab, ein eigenes Zimmer, und Voldemort hatte ihr versprochen, dass sie frei reden durfte. Und jetzt hatte er sie sogar getröstet, als sie Trost gebraucht hatte.

Sie schluckte.

Als sie sich ausmalte, wie ihr Leben genauso aussehen könnte, mit zerrissenen Klamotten in irgendein dunkles Kerkerloch gesperrt und täglich Folter, Kälte, Hunger und Durst ausgesetzt, stieg Dankbarkeit in ihr auf.

Voldemort behandelte sie um ein Vielfaches besser, als es nötig war. Er hätte ihre Informationen auch anders bekommen können.
 

Sie seufzte. Und was bekam er dafür zurück? Nur Trotz und rebellisches Verhalten.

Es war an der Zeit, dass sie ihr neues Leben akzeptierte. Zurück konnte sie sowieso nicht mehr. Also warum sich noch dagegen wehren?

Ihr ging es schließlich nicht schlecht, mal von Bellatrix abgesehen. Doch damit würde sie auch noch fertig werden.

Entschlossen fischte sie sich eine grüne Bluse, einen schwarzen Rock und einen schwarzen Kapuzenumhang aus dem Schrank und zog sich an.
 

Dann holte sie tief Luft und machte sich auf den Weg zum Frühstück.
 

^^°°***°°***^^***°°***°°^^
 

Voldemort teilte Lucius gerade die Einzelheiten für ihre heutige Operation mit, da ging die Tür zu seinem Büro auf und Ginny kam heraus. Einige Todesser stießen erstaunte Rufe aus, als sie Ginny erblickten.

Voldemort sah irritiert auf - und zuckte zusammen.
 

Wie sah Ginny denn aus? Sie hatte anscheinend endlich Gebrauch von ihren neuen Kleidern gemacht. Und die standen ihr außerordentlich gut.

Voldemort musste unwillkürlich schlucken. Was dachte sie nach dieser Aktion vorhin bloß über ihn? Andererseits - seit wann interessierte es ihn, was andere über ihn dachten?
 

Noch bevor er sich darüber im Klaren war, spürte er, wie jemand zaghaft nach seinem Geist tastete. Ginny. Ihre Stimme hallte leise, aber deutlich in seinen Gedanken wider.

'Danke, Tom.'

Voldemort riss die Augen auf. Ginny blieb erschrocken über seine Reaktion auf ihrem Weg zum Tisch stehen. Doch er hatte sich gleich wieder unter Kontrolle und nickte ihr unmerklich zu.
 

Ginny ließ sich vorsichtig auf ihrem Platz nieder und begann ohne ein weiteres Wort zu essen. Bellatrix, die ihr gegenüber saß und jeden so wütend ansah, als ob sie ihn mit ihren Blicken durchbohren wollte, beachtete sie nicht einmal.
 

Voldemort beruhigte sich nur langsam. Warum regte es ihn derart auf, wenn sie ihn Tom nannte? Sie hatte ihn schließlich als Tom kennengelernt, oder?

Er hatte sich nur abgewöhnt, Tom genannt zu werden. Er hatte es sich abgewöhnt, zu fühlen. Er hatte den Namen Tom mit seinen Gefühlen gleichgesetzt und beiden abgeschworen.

Ginny konnte ja nicht wissen, dass Tom viel mehr war als ein Name. Hinter dem Wort Tom verbarg sich seine ganze, wenn auch nicht sehr große, aber eindeutig vorhandene Gefühlswelt. Kein Wunder, dass er so überreagierte.
 

Ginny konnte nicht wissen, was sie angestellt hatte. Voldemort nahm sich vor, sich diese Überreaktion abzugewöhnen, um sie nicht zu erschrecken. Das wollte er nicht.

Moment mal - Seit wann wollte er sie nicht mehr erschrecken?

Voldemort schüttelte den Kopf. Ginny hatte wirklich keine Ahnung, was sie angestellt hatte.
 

^^°°***°°***^^***°°***°°^^
 

Ginny betrat das große Arbeitszimmer und sah sich um. Snape hatte ihre Schulbücher auf den Schreibtisch gelegt. Sie lief rasch hinüber und fand neben dem Bücherstapel und ihrer alles fassenden Schultasche zwei Pergamentbögen.
 

Das eine trug die krakelige Handschrift von Professor Snape sowie die ordentliche, gerade Schrift von Professor McGonagall.

Auf dem anderen Pergament schimmerte ihr rote Tinte in einer engen, kleinen Schrift entgegen. Sie wusste sofort, wer das geschrieben hatte, schnappte sich das Pergament und las es durch.
 

[style type="italic"]Ginny,

Ich bin heute den ganzen Tag nicht hier. Du darfst an meinem Schreibtisch arbeiten. Lass aber die Finger von meinem Brautisch! Wenn du ihn für Zaubertränke benutzen musst, dann tu das nicht heute und frag mich vorher.

Und leg dich nicht mit Bella an, bis ich wieder da bin! Du kannst von den anderen keine Hilfe erwarten.

Lord Voldemort[/style]
 

Ein Lächeln schlich sich auf Ginnys Gesicht. Voldemort erlaubte ihr tatsächlich, an seinem Schreibtisch zu arbeiten! Sie ließ sich in seinen Sessel fallen und griff nach dem zweiten Pergament.

Oben war von Professor McGonagall anscheinend eine Liste der Themen aufgezählt, die für ihren Jahrgang Pflicht waren. Darunter hatte Snape noch etwas gekritzelt.
 

[style type="italic"]Miss Weasley!

Ich statte der Festung und dem dunklen Lord einmal pro Woche einen Besuch ab. Geben Sie mir dann ihre zu benotenden Arbeiten mit, ich werde schon dafür sorgen, dass Sie ihre Noten bekommen. Was Zaubertränke angeht: In Ihrer Tasche finden Sie eine Schachtel mit verschließbaren Phiolen. Geben Sie mir von jedem Ihrer fertigen Tränke eine Probe mit und schreiben Sie darauf Ihre Arbeitszeit für besagten Trank.

Professor Snape[/style]
 

Ginnys Lächeln wurde breiter, als sie sich den Lehrplan gründlich durchlas. Eins der Themen in Verteidigung gegen die dunklen Künste war Werwölfe. Sie beschloss, gleich damit anzufangen.

Sie stopfte alle Bücher die sie nicht brauchte in ihre Tasche, fischte Pergament, Feder und ein Tintenfass heraus und schlug das Buch auf.
 

Das hieß, sie wollte das Buch aufschlagen. Es ging nicht.

Auf dem Schreibtisch war zu wenig Platz. Überall lagen Pergamente, Bücher, Schreibfedern, Amulette und einige andere Dinge herum, die Ginny nicht kannte.

Sie seufzte und beschloss, erst einmal ein wenig aufzuräumen.
 

Eine halbe Stunde später begann sie ihren Aufsatz über Werwölfe. Sie war schon bald so vertieft in ihrer Arbeit, dass sie nicht mehr bemerkte, wie die Zeit verging.
 

Irgendwann jedoch krachte es laut und Mia stand vor ihr. Ginny erschrak und rutschte mit der Feder ab. Rasch murmelte sie einen Spruch, der die verwischte Tinte verschwinden ließ und fragte dann:

"Was ist, Mia?"

Mia erwiderte mit großen Augen: "Miss war heute nicht beim Mittagessen. Mia denkt, dass Miss sicher Hunger hat. Kann Mia Miss etwas zu essen bringen?"

Ginny sah einen Moment etwas verwirrt aus, dann knurrte ihr Magen laut und deutlich. Sie grinste.

"Ja, bitte. Nett, dass du an mich gedacht hast, Mia."
 

^^°°***°°***^^***°°***°°^^
 

Als Voldemort am späten Nachmittag zurückkehrte, war er nicht so guter Laune wie sonst nach solchen Operationen. Er hatte ein paar neue Todesser angeworben und einige, die ihm ihren Gehorsam verweigert hatten, bis in den Tod gefoltert.

Doch diesmal hatte er nicht nur das kalte Glück beim Foltern verspürt, sondern auch ein leichtes Unbehagen.
 

Er hatte zum ersten Mal realisiert, dass diese Personen durch ihn unvorstellbaren Schmerz zugefügt bekamen, nur dafür, weil sie für eine andere Überzeugung kämpften als er.

Aber war es wirklich so berechtigt, Leute mit einer anderen Meinung so zu quälen? Das erste Mal seit Jahrzehnten zweifelte er.

Hatte Dumbledore die Todesser, die weiter treu zu ihrem Meister gestanden hatten, auch so gefoltert? Hatte er sie auch so kaltblütig ermordet?
 

Nein. Severus konnte ein Lied davon singen.

Dumbledore verzieh, sobald sie Reue zeigten. Und wenn nicht, dann sorgte er nur dafür, dass sie anderen nicht mehr gefährlich werden konnten.

Dumbledore freute sich nicht am Schmerz anderer. Er empfand es nicht als Vergnügen, zu töten.
 

Voldemort schluckte. Vielleicht waren seine Methoden in der Tat sadistisch. Doch wie sollte er sich Respekt verschaffen, wenn nicht so?

Er schüttelte den Kopf. Wieso machte er sich überhaupt Gedanken? Bis jetzt hatten seine Methoden doch einwandfrei funktioniert.
 

Naja... fast. Ein einziges Mal hatte er eine Niederlage einstecken müssen. Potter. Aber den würde er auch noch in die Finger bekommen.

Er würde diese Zweifel erst zulassen, wenn Potter tot war. Keine Sekunde früher. Ansonsten lief er Gefahr -

"Was zur Hölle...?!"
 

Voldemort blieb entsetzt vor seinem Schreibtisch stehen, an dem Ginny gerade ein paar letzte Worte auf ihr Pergament geschrieben hatte und jetzt erschrocken aufsah.

"Was ist, Sir?", fragte sie leise.

Voldemort ließ gehetzt seinen Blick über den Schreibtisch wandern. Gut, die meisten seiner Verträge und Abkommen schienen noch da zu sein. Auch die Amulette waren vollständig.
 

Dann jedoch fiel sein Blick auf den Papierkorb. Ein Blatt Pergament schien ihm daraus höhnisch zuzuwinken. Er fischte es heraus und warf Ginny einen vernichtenden Blick zu.

"Das war wichtig."

Seine Stimme war so leise uns scharf, wie nur er es beherrschte. Ginny wurde blass, ließ alles stehen und liegen und rannte aus dem Zimmer.
 

Voldemort seufzte und ließ sich in seinem Sessel nieder. Er legte das Pergament zu den anderen und ließ seinen Blick schweifen. Ginny hatte es sicher nicht böse gemeint. Der Schreibtisch war so ordentlich wie schon lange nicht mehr.
 

Sein Blick blieb an dem Aufsatz hängen, an den sie bis gerade eben noch geschrieben hatte. Stirnrunzelnd las er die Überschrift:

"Werwölfe: Herkunft, Erkennungsmerkmale und Gegenmaßnahmen im Kampf"

Seine Neugierde war geweckt. Er begann zu lesen.
 

Bald schon entdeckte er einen Fehler und runzelte wieder die Stirn. Er schwang seinen Zauberstab.

Eine seiner Federn erwachte zum Leben, strich den Fehler an und schrieb, von seinem Zauberstab geführt, einen Verbesserungsvorschlag darüber.

Voldemort las weiter.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  eva-04
2009-01-02T17:56:28+00:00 02.01.2009 18:56
oh das is ja richtig süß wie tom ginny bei den hausaufgaben hilft^^
richtig putzig^^

*wink*


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