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Unlucky Thirteen

(Kapitel 9 lädt!)
von

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House’ Hausbesuch

Legende:

„wörtliche Rede“

’Gedanken’

~*+*~ <- Orts-/Szenenwechsel

//Tageszeit//

[Zahl] Fußnoten; persönliche Kommentare
 

VORWORT
 

Für die, die zum ersten Mal eine FF von mir lesen, Hallo!

Für meine Stammleser, schön, euch wieder zu sehen.
 

Diese Fanfiction greift auf meine NCIS-FF „Der Fall Caitlin“ zurück, man kann es aber nicht direkt als Fortsetzung bezeichnen, weil es sich mehr um House dreht, außerdem spielt es weit später als „Der Fall Caitlin“, die in der dritten Staffel spielt (Wer sie trotzdem lesen will hat noch Zeit bis zum Staffelfinale von House, denn erst dann kommen die wirklich wichtigen Kapitel). Der Stil wird aber ein ähnlicher sein, d.h. ich werde zu Beginn jedes Kapitels versuchen ein passendes Zitat oder einen Auszug aus irgendeinem Songtext finden. Ihr dürft dann rätseln, inwiefern es eine Bedeutung hat ^^.
 

Unlucky Thirteen spielt zwischen der vierten und fünften Staffel beider Serien. Es wird mindestens ein Pairing geben... und das ist definitiv Zibbs. Was sich in Richtung House/13 entwickeln wird, lass ich lieber offen, weil ich mir über die Tiefe noch nicht ganz im klaren bin. Tja, trotzdem viel Spaß, hoffentlich habe ich jetzt niemanden abgeschreckt. *g*
 

Schuld an der Existenz dieser Fanfiction ist:

Natalie (sie hält merkwürdigerweise immer noch zu mir, obwohl ich sie in meiner letzten FF habe sterben lassen...), wir saßen nämlich in der Mensa an der Bergstraße und philosophierten darüber, was geschehen würde, wenn House und Gibbs aufeinander treffen. Das Resultat erfahrt ihr an geeigneter Stelle.

Meine Mutter, die hoffte, Tritter würde so krank werden, dass er House braucht. Das wird hier zwar nicht passieren, aber der Detective wird trotzdem auftauchen

Professor Haufe aus dem Analytikpraktikum, der uns mit Chinin arbeiten ließ

Ein Parfumfehlkauf

Die überaus feminin wirkende rosa Büroklammer, die unsere Protokolle zusammen hielt
 

Haltet ruhig Ausschau nach Dingen, die darauf zurück zu führen sind.
 

Noch eines: ich bin keine Freundin kurzer Worte, also hoffentlich mögt ihr lange Kapitel.
 

Prolog House’ Hausbesuch
 

Neubausiedlung.

Mehrere mehr oder weniger bunt angestrichene, gleich aufgebaute Betonquader, die aneinander gepresst am Straßenrand platziert waren und die Einfallslosigkeit ihrer Architekten demonstrierten. Die meisten von ihnen waren von einem Grau, das man mit der Pappe vergleichen konnte, die man in Blöcken fand. Die Stellen zwischen den Fenstern hingegen leuchteten in Neongelb und –Grün, das Haus daneben in passendem Orange, wie diese Textmarkerfarben. Selbst die Vorhänge hatten diese intensiven Farben, sodass man schwören konnte, wenn es nachts stockfinster war, würden diese Farben weiterleuchten.

Neu und ebenso gewöhnlich.

Mit anderen Worten, nicht im mindesten nach House’ Geschmack. Aber schließlich war es ja auch nicht die Fassade, die ihn in diese Gegend trieb. Und eines musste man diesen Studentenwohnungsungetümen ja lassen – hier funktionierten die Aufzüge wenigstens noch. Denn ja: den Treppenaufstieg bis ins sechste Obergeschoss hätte er nur ungern gemacht. Die Klingelleiste an der Gebäudetür war ziemlich ansehnlich und fast alle waren mit Namen versehen. Appartement 613 gehörte nicht dazu, doch war das genau der Ort, wo er hinwollte. Interessant.

Na ja, er stand ohnehin nicht so auf’s Klingeln, das machte den dramatischen Effekt zunichte, außerdem war es unnötig, denn gerade kam ein junger Mann mit zwei Mülltüten in der Hand zur Tür hinaus gestürmt. Also hinein, am schlafenden Hausmeister vorbei, hinter dem die Brieffächer hingen. Fach 613 war leer, also war offensichtlich jemand zu Hause.

Eine kurze Fahrt mit dem Lift später stand der Nephrologe vor einer Buchenholzimitattür, neben der ein graues Plastikschild hing, auf dem dieselbe Zimmernummer stand. Die weißen Streifen hinter der Plastikfassade, die man herausnehmen, mit Namen bedrucken und wieder ersetzen konnte, gaben in ihrer monochromatischen Art nichts preis: auch hier kein Name... interessant. Wer nicht wusste, dass dieses Appartement bewohnt war, würde es nie vermuten, denn von außen drangen keine Geräusche herein.

House klopfte an – wie gewöhnlich mit seinem Stock, schon allein, weil es lauter war und er es nicht ausstehen konnte, nicht beachtet zu werden. Vom Benutzen der Klingel hatte er noch nie sonderlich viel gehalten (außer es ging darum, Cuddy zu nerven), da fehlte einfach der dramaturgische Effekt.

Die Tür öffnete sich exakt nach dem dreizehnten Faustschlag.
 

„Dr. House?“

„Einen wundervollen guten Morgen, wünsche ich...“, begann der Nephrologe übertrieben elanvoll, wurde aber von der Besitzerin des Appartements sofort ausgebremst. „Es ist bereits Nachmittag,“ stellte sie nüchtern fest.

„Dann hat sich die Frage nach dem obligatorischen ’Habe ich Sie geweckt?’ wohl geklärt.“

„Was wollen Sie hier?“

Die junge Frau ihm gegenüber strich sich die rötlich-brünetten Haare hinters Ohr und verschränkte dann die Arme vor der Brust, aber entgegen dieser ablehnenden Geste verrieten ihre blauen Augen, dass sie wirklich neugierig auf die Antwort war.

„Ich wollte Ihnen nur sagen, dass Dr. Cuddy es sich noch einmal anders überlegt hat, was die Anzahl der freien Stellen in meinem Team betrifft. Sie haben Ihren Job wieder, Thirteen.“

Die Ärztin mit der Unglückszahl schmunzelte: „Sie machen sich extra die Mühe persönlich hier aufzukreuzen nur um mir etwas zu sagen, dass sie genauso gut am Telefon hätten tun können UND kennen meinen Namen immer noch nicht? Wie stellen Sie das an, haben Sie ihn absichtlich übersehen, während Sie in der Dienstakte nach meiner Adresse stöberten?“

„Eigentlich war Dr. Wilson der Stöberer.“

Thirteen trat etwas zur Seite und öffnete die Tür ein Stückchen mehr.
 

„Kommen Sie rein.“

Wer sagt, dass ich will?

„Sobald deine Tür zufällt und die Welt ausschließt,

stehen wir Auge in Auge auf genau gleicher Höhe“
 

(Stephen King, „Love – Liseys’s Story“)
 

Kaum hatte House die Wohnung betreten, ließ er sich auf das nahe Sofa fallen: wie bei dieser Art Gebäude zu erwarten gewesen war, waren die Räume knapp bemessen, daher wurde kein Platz an einen Flur verschwendet. Das war natürlich nicht das einzige, was ihm auffiel, er durchwanderte allein mit seinen Augen den gesamten Raum, immer auf der Suche nach Auffälligkeiten.

Aber das auffälligste war: es gab keine Auffälligkeiten. Eine typische Frauenwohnung, Rotes Sofa mit bequemen Baumwollbezug, dazu kontrastär drapierte hellgrün-weiß-hellblau-gestreifte Kissen im Art-Deco-Stil; auch auf den Blumentöpfen am Fensterbrett fanden sich diese Farben wieder... sie beherbergten die wohl beliebtesten Wohnzimmerpflanzen darunter ein orange blühender Hibiskus, eine weiße Orchidee, eine Kannenpflanze und besonders beliebt in europäischen Haushalten: ein violett blühendes Usambara-Veilchen mit weißen Spitzen an den Blütenblättern. Stilistisch fehlte da nur noch ein rotes Alpenveilchen. Und eine Kalanchoe und ein Schlumbergera-Kaktus, die man aber eher in der Küche oder dem Schlafzimmer antreffen würde. Besonders die Kalanchoe war aufgrund ihrer schon fast biederen Schlichtheit wie geschaffen für einen Ort, an dem Frauen auf ihre häuslichern Fähigkeiten reduziert wurden.

In der Summe dieses Wissens ließ sich vor allem eines sagen: dieses Appartement hätte zu jeder Frau gehören können. Es sagte nichts darüber aus, wer Thirteen eigentlich war, es gab weder Fotos noch andere Erinnerungsstücke, nur Umzugskartons neben dem Sofa, die auf genau das hoffen ließen.. Der einzige Hauch von Individualität fand sich in den großen Tapetenstickern in Form von zwei Mohnblüten wieder.

„Was wollen Sie trinken? Eistee, Orangensaft [1], Mineralwasser, Cola...“, fragte die junge Ärztin, während sie in der ebenso hell eingerichteten Küche verschwand. (Die Schränke bestanden überwiegend aus einer Buche-Nachbildung mit hellblauer Arbeitsplatte, was leicht zu erkennen war, denn die beiden Räume würden nicht von einer Tür getrennt.) Es war schwer zu sagen, wie sie wirklich über seine Anwesenheit dachte – wenn sie ihr missfiel, so zeigte sie es nicht, aber besondere Begeisterung legte Dr. Hadley auch nicht gerade an den Tag, nichtsdestotrotz erwies sie sich als die perfekte Gastgeberin.

„Haben Sie Bier da?!

„Es ist erst vier Uhr nachmittags!“

„Das ist keine Antwort.“

Ein verhaltenes Seufzen drang aus der Küche, dann kehrte sie zurück, mit zwei Scotch-Gläsern in der einen Hand und einer Flasche – halbvoll mit einer dunkelbraunen Flüssigkeit – in der anderen.

„Ich habe etwas besseres.“

„Scotch? Nicht gerade ein Frauengetränk.“

„Bourbon,“ – sie stellte die Flasche so auf den Couchtisch, dass er das Etikett lesen konnte, „Ein kleines Laster in meiner Familie.“

„Der Drink all jener Männer, die ihr Leben zu erdrücken scheint. Interessant.“ Und obwohl die Konversation eine ungezwungene war, störte ihn etwas an der Art, wie sie ihm so ungerührt Alkohol anbot.

„Wollen Sie mir denn gar keinen Vortrag halten zum Thema ’Alkohol und Schmerzmittel’?“

„Wozu? Sie sind erwachsen und Arzt noch dazu, ich vertraue darauf, dass Sie wissen was Sie sich zumuten können.“

House musste sich wieder einmal eingestehen, dass er sie mochte – und das es nichts damit zu tun hatte, wie heiß sie war - während sie ihrer beider Gläser voll goss, wobei er bemerkte, dass ihr Ausschnitt einen angenehmen Einblick gewähren ließ. Na ja, zumindest mochte er sie nicht NUR, weil sie heiß war. Auch wenn ein Teil dieser Kulanz sicherlich verfliegen würde, wenn sie Teil seines Teams würde, aber zickiger als Cameron würde sie kaum sein können.

Trotzdem schaffte sie es, ihn zu irritieren, bewusst zu irritieren und genau das war so faszinierend an der jungen Frau. Er musterte sie abschätzend, während er die ersten Schlucke seines Drinks nahm.
 

„Also“, setzte der Nephrologe an, während er zwei mal ungeduldig mit seinem Stock auf den Boden klopfte, „wann kann ich mit Ihnen rechnen? Dürfte nicht schwer sein, die da auszupacken.“ Er deutete auf einen Stapel Umzugskartons in der Ecke zwischen Sofa und Sessel. Dabei war es aufgrund der Lage egal, ob Thirteen sie einfach nur noch nicht ausgepackt hatte, seit sie in New Jersey war oder ob sie ein Angebot in einer anderen Klinik bekommen hatte und sich schon auf den nächsten Umzug vorbereitete. Sollte es letzteres sein, so zweifelte House nicht, dass sie denen absagen würde.

Eine Absage sollte es allerdings geben, wenngleich nicht so, wie er es sich erhofft hatte.

„Wie kommen Sie darauf, dass ich ihr Angebot annehme?“

„Angesichts der Tatsache, dass sie sich für den Job beworben haben, sollte man meinen, dass Sie ein Interesse daran hätten ihn auch zu bekommen.“

„Ich habe mich in der Hoffnung beworben, man würde mich aufgrund meiner Fähigkeiten als Ärztin entweder einstellen oder entlassen. Ich sehe jedoch nicht ein, dass Sie mich nur gefeuert haben um Dr. Cuddy dazu zu bringen, Ihnen ein Teammitglied mehr zu überlassen.“

„Cuddy hat Sie bereits angerufen und Ihnen die Ohren vollgeheult, nicht wahr?“

„Nein, ich schätze eher, sie hat sich bei Dr. Wilson über Sie beschwert, denn er war es, der mich angerufen hat.“

House fasste gedanklich zusammen: Wilson hatte ihre Adresse besorgt und ihn dann dazu überredet hierher zu kommen nur um gleichzeitig Thirteen vorher die Informationen zuzuspielen, warum er herkam. Die Schlinge zog sich zusehends um den jüdischen Arzt zu, aber mit welchem Motiv? Entweder hatte Wilson ein sadistisches Bedürfnis danach House vor den Kopf zu stoßen (selbst wenn es durch dritte geschehen musste) oder das war seine Idee eines Kupplungsversuchs. Was klang wohl mehr nach dem Onkologen?

„Typisch. Er war schon immer eine Petze, also bieten Sie ihm bloß nie 30 Silberlinge an.“

Sie blickte ihn nur todernst an und trank ihren Bourbon, um nichts entgegnen zu müssen.

Sein Scherz schien die Frau, deren Namen eine Zahl war, nicht sonderlich zu beeindrucken, kein Wunder: sie kannte nicht den ganzen Kontext und überdies war sie noch eingeschnappt. Menschen hassen es herauszufinden, dass sie manipuliert wurden. Und um es wieder gut zu machen, musste er sich entweder von seiner netten Seite zeigen, oder sich mit logischen Argumenten rechtfertigen.

„Hören Sie, niemand stellt sein Personal nur aufgrund ihres Könnens ein, oder haben Sie schon mal einen Death-Metal- Staatsanwalt gesehen? Oder einen Hippie- Bankangestellten? Ich hätte Sie wohl kaum gefeuert, wenn Dr. Cuddy nicht von Ihnen überzeugt gewesen wäre, sonst hätte der ganze Plan ja nicht funktioniert. Und nun, da Sie genügend Zeit hatten, mich gegen die Wand laufen zu lassen und gedemütigt zu sehen, nehmen Sie das Angebot an?“

Thirteen antwortete immer noch nicht und lächelte stattdessen mysteriös, während sie die Bourbon-Flasche packte und zurück in die Küche schaffte. Da ihre Gläser immer noch halb voll waren, bedeutete dies zumindest ein baldiges Ende dieser Diskussion.
 

In der Zeit, in der sie ihm den Rücken zukehrte, nutzte der Ältere, um auf dem Sofa etwas näher an die Umzugskartons heran zu rutschen und den Deckel des nächstbesten mit seinem Stock anzuheben.

Die oberste Schicht war uninteressant – Notizblöcke, Fallnotizen, etc. – aber darunter blitzte ein goldener Fotorahmen hervor, von der Person darauf war nur ein stark ergrauter Haarschopf zu sehen (ihr Dad?). Die Stapelweise war unorthodox, wahllos. Als hätte sie nach Wilsons Anruf alles, was sinnlos herum lag oder persönlich war provisorisch weg geräumt, damit sich seine diagnostische Neugierde nicht darüber her machen konnte. Dabei hatte Thirteen ebendiese Neugier gnadenlos unterschätzt und allein die Tatsache, dass sie weiterhin versuchte die Undurchschaubare zu spielen, bedeutete, dass sie durchaus vorhatte noch länger für ihn zu haben.

Er hatte gewonnen – wieder einmal.

„Sie werden da drin weder Antworten noch Fragen finden also verschwenden Sie Ihre Zeit gar nicht erst mit suchen.“

Für die meisten Menschen wäre dies der geeignete Zeitpunkt gewesen, zusammen zu zucken und schuldbewusst zu gucken, aber wenn es etwas gab, was House im Moment noch brennender interessierte als das, was sie vor ihm zu verstecken versuchte, so war es die Reaktion der Rotbrünetten auf diese Verletzung ihrer Privatsphäre. Also setzte der Nephrologe sich einflach seelenruhig wieder gerade hin und erwiderte unschuldig: „Aber jetzt weiß ich wenigstens, dass sie ihre blauen Augen von Daddy geerbt haben.“.

Nur um festzustellen, dass sie genauso gelassen reagierte, als sie ihm einen Teller mit etwas kuchenartigem vor die Nase stellte.

„Nein, wissen Sie nicht, denn die Fotos liegen dazu viel zu weit unten.“

„Richtig, ich habe geblufft. Das mit Ihren Augen war mir bereits klar, als ich das Bild Ihrer Mum gefunden hatte, denn Mummys grünen Augen werden nun Mal rezessiv vererbt, also... Was zum Henker ist DAS?“

House hatte während seinem Redefluss etwas an seinem Kuchen herum gestochert und in der Quarkmasse (der Boden schien aus Blätterteig zu sein) Lauch gefunden. Da konnte was nicht stimmen.

„Zwiebelkuchen. Wird in Europa traditionell zu Federweißer gereicht, aber es ist in Amerika ungeheuer schwer, den zu bekommen.“
 

Er sah Thirteen kritisch an. Dann den Kuchen.

’Es kann ja wohl kaum schlechter schmecken, als es aussieht...’, dachte sich der Nephrologe, bevor er sich doch noch zum kosten überwand. Es schmeckte ungewohnt, aber nicht übel, auch wenn man aufgrund des Lauchs wahrscheinlich kaum mehr als ein Stück davon essen konnte.

„Sie haben noch nicht geantwortet, wegen dem Job.“

„Und Sie sprechen mit vollem Mund.“

„Und trotzdem ertragen Sie meine Anwesenheit, merkwürdig, nicht?“

House’ Erwiderung war in diesem patzigen Tonfall gehalten, der einem schnell auf die Nerven gehen konnte, wenn man ein anständiges Gespräch führen wollte, weil er einem das Gefühl gab, mit einem bockigen Kind zu reden. Die Internistin brachte das zum seufzen.

„Und da fragen Sie sich, warum ich zögere für Sie zu arbeiten? Sie sind dreist, missachten anderer Leute Privatsphäre und haben das Talent, Leute gegen sich aufzubringen. Was hätte ich davon, für Sie zu arbeiten?“

Ihre letzte Frage verstärkte das Déja Vu, das House seit dem Klopfen an ihrer Wohnungstür übermannt hatte. Warum waren es aber auch ausgerechnet die weiblichen Mitarbeiterinnen, die man erst mit Heimbesuchen umstimmen musste? Zugegeben, House hatte nicht besonders viel Erfahrungen in solchen Situationen, deshalb griff er auf das einzige Schema zurück, dass ihm im Zusammenhang einfiel..

„Sie dürfen mit mir ausgehen, wenn Sie dann endlich ihren Job machen. Aber diesmal bitte keine Fesselspielchen, meine Leber hat sich noch nicht ganz vom letzten Mal erholt.“

„Aber ich will nicht mit Ihnen ausgehen.“

„Dann steckt weniger von Dr. Cameron in Ihnen, als ich dachte. Tja, wenn das so ist, dann gibt es ja keinen Grund, warum wir uns am Montag nicht sehen sollten, nicht wahr?“
 

~*+*~

„Du hast ihr wirklich gesagt. Sie DARF mit dir ausgehen? Das wäre ja dann schon die zweite Frau, der du dieses Angebot machen würdest und das innerhalb von zwei Monaten. Gratuliere, wenn das so weiter geht, wirst du ja doch noch zu einem kontaktfreudigen Menschen.“

„Eher erschieße ich mich. Was hätte ich denn tun sollen, sie hatte den Cameron-Blick drauf.“

Es war der Lagebericht am Montagmittag danach, und Wilson – auch heute wieder mit einer neuen hässlichen Krawatte – schmunzelte über den ganzen Tisch, aber seinen alten Freund ließ das kalt. Stattdessen House noch einen großen Biss von seinem (von Wilson geklauten) Sandwich und beobachtete die anderen Ärzte, Patienten und deren lästige Anhängsel in der Klinik-Cafeteria.

„Ich frage mich nur, was du getan hättest, wenn Cuddy darauf bestanden hätte das andere Mädchen zu nehmen.“

„Hätte sie nicht. Nicht, nachdem Cutthroat Bitch [2] zugelassen hat, dass ihr Patient die Männertoilette in die Luft jagt.“

„Thirteen hat einen Patienten getötet. UND seinen Hund.“

„Aber das war ihr weder egal noch war es eine Fehldiagnose. Sie verhält sich rücksichtsvoll und kümmert sich um das Wohl ihrer Patienten. Da steht Cuddy drauf.“

„Du weichst meiner Frage aus.“

„Falsch. Ich ignoriere deine Frage, weil sie albern und irrelevant ist.“

„Du weichst ihr aus und das bedeutet, du weißt nicht, wie du reagiert hättest!“

„Oder es bedeutet, dass ich meine wertvolle Zeit nicht mit sinnlosen Überlegungen verschwenden will.

Der Onkologe kniff seine Augen zusammen wie George Bush wenn er versucht Ernsthaftigkeit vorzutäuschen und wog das gesagte ab, nur um dann zu einem früheren Punkt des Gesprächs zurück zu kehren: „Was willst du nun tun, da sie für dich arbeitet und NICHT mit dir ausgeht?“

„Gott, warum bist du nur so krankhaft besessen von meinem Privatleben?“, echauffierte sich House gespielt, wobei seine Stimme wie gewöhnlich einige Töne höher wurde [3]. Natürlich war beiden klar, dass es sonst anders herum war.

„Weil du erst dann anderen Leuten ihr Liebesleben gönnst, wenn du selbst eines hast.“

„Macht dir etwa eine deiner Krebstussis schöne Augen?“

„Lenk nicht ab. Fest steht: du magst sie. Thirteen ist hübsch, hat genug Selbstvertrauen um deine unausstehliche Art zu verkraften, sie vertraut deinem medizinischen Fachwissen, selbst wenn du es nicht tust ist aber nicht naiv genug, um sich von dir an der Nase herumführen zu lassen, sie schafft es dir die Sprache zu verschlagen und du willst mir gegenüber nicht zugeben, dass du auf sie stehst, ergo: dich hat es ziemlich schwer erwischt.“

„Das Einzige, was mich in letzter Zeit erwischt hat, war der Kinnhaken des Mormonen und ich wette, er kommt trotzdem in den Himmel.“

Und was Thirteen betraf, wen kümmerte es schon, dass sie unglaublich heiß war? Ja, ihn, aber der Punkt war, dass das sein Denken nicht blockierte und somit konnte sie ihm egal sein. So egal, dass er schon ihre Umzugskisten durchwühlte.

’Hm... wäre das ein Debattierclub, wäre das sicherlich ein gutes Argument für die Gegenseite gewesen. Wie gut, dass das Geheimnis der Menschen, die immer Recht behalten, darin begründet liegt, dass sie es nicht erzählen, wenn sie im Unrecht sind.’
 

Wilsons Blick war mittlerweile an einem Tisch hinter House hängen geblieben und er bemerkte: „Ist das Foreman, mit dem sie sich gerade so angeregt unterhält?“

House machte den Fehler, sich tatsächlich umzudrehen und erblickte... nichts, außer zwei sehr übergewichtige Frauen über Kaffee und Kuchen und das zur Mittagszeit.

„Hoho!“ Wilsons Triumphschreie klangen nicht selten wie die Begrüßung eines gewissen weißbärtigen Coca Cola-Maskottchens.

„Du hast mich angeschmiert!“

„Und du bist drauf rein gefallen, also interessiert sie dich tatsächlich.“

„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du nervst?“

„Nein, wahrscheinlich, weil die Leute zu beschäftigt sind, dir das an den Kopf zu werfen.“
 

---

[1] Meine Stiefgroßmutter hat mal rausgehauen: „ich trinke keinen O-Saft mehr, der ist voll mit Chemie, schon allein diese Ascorbinsäure...“ Ich wies sie daraufhin, dass das Vitamin C ist. Ihre Antwort: „Egal, das ist trotzdem Chemie!“ Hm...

[2] entspricht „Eiskaltes Biest“. Halsabschneiderisch beschreibt aber viel besser Ambers Charakter.

[3] Besonders auffällig ist dieses Phänomen, wenn man sich die Folgen im Original anschaut.
 

So, das wäre Kapitel 1. Ich wollte unbedingt eine Szene machen, in der House Thirteen zu Hause versucht umzustimmen, schließlich hat er es bei Cameron auch getan. Gleichzeitig hab ich ein Problem damit, dass die Leute herummosern, dass sie nur ein Cameron-Ersatz wäre. (Ein Thema, was in der Serie selbst sogar noch aufgenommen wird) Ich hoffe bei Gott, dass sie nie so zickig wird wie Cam später und schließlich ist sie auch nicht das niedliche kleine Mädchen von nebenan, das ihre Vorgängerin zur ersten Staffel war.
 

[...]Und hier stellte sich die eigentliche Frage: Woher hatte sie die Informationen? In seinem Gesicht breitete sich ein grandioses Triumphgrinsen aus, dass sich so sehr von seinem typischen entrücktem Starren unterschied, welches sich zeigte, sobald er die Lösung zu einem Fall gefunden hatte. Ja, dieses Grinsen machte ihn sogar ein wenig sympathisch.[...]

Der Trottel, die Hexe und der Aufbruch

“The exodus is here

The happy ones are near

Let's get together

Before we get much older
 

Teenage wasteland

It's only teenage wasteland”
 

(The Who, “Baba O’Riley”)
 

//Freitag Nachmittag, Monate später.//
 

House schien mit der Wahl seines Teams Recht zu behalten. Es funktionierte einwandfrei, sogar nachdem mit Amber quasi eine von ihnen gestorben war.

Und mit Taub hatte er nun endlich einen anderen Arzt gefunden, den er damit aufziehen konnte, seine Frau zu betrügen (schließlich waren Fremdgänger Wiederholungstäter). An seinen drei neuen Schützlingen herum zu kritteln lenkte ihn wenigstens davon ab, dass er und Wilson sich seit einer Woche aus dem Weg gingen – eine Vorsichtsmaßnahme, bis der Onkologe sich vom Tod seiner Freundin erholt hatte.

Außerdem bot es eine Ablenkung von all den nervenden Patienten, deren Dummheit in letzter Zeit noch zuzunehmen schien.

„Also, das irritiert mich schon ein wenig, haben Sie versucht sich am Rücken zu kratzen und nichts anderes zur Hand oder hielten Ihre Kollegen es für witzig Ihnen eine Nachricht an den Rücken zu pinnen? Und warum eine Büroklammer? Und dann noch in solch femininem rosa, ist das nicht entwürdigend?“

„Holen Sie sie nun raus oder nicht?“

Der glatzköpfige Mann mittleren Alters, der vor House (welcher es sich auf einem Drehstuhl bequem gemacht hatte – erforderte weniger gehen) auf dem Untersuchungstisch saß, atmete betont flach, wobei er schwitzte wie ein Affe und sein Gesicht schon so rosa anlief wie das Büroutensil, das hinten schief aus seinem Hemd heraus ragte und um das sich schon ein kleiner Blutfleck auf dem weißen Stoff gebildet hatte. Die Büroklammer war bis auf den innersten Knick aufgebogen worden, aber ein Großteil guckte noch heraus.

„Jetzt machen Sie sich mal nicht in die Hose, sie ist in einer der unteren Hautschichten stecken geblieben.“

„Und worauf warten Sie dann?“, quengelte Mr. Schreibtischhengst herum. Wie als Antwort auf seine Frage öffnete sich die Tür des Untersuchungsraums.

„Sie haben mich angepiept.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage die Thirteen formulierte, denn House hatte seinen ganz eigenen Stil, was Piepernachrichten betraf. Er stieß sich mit seinem gesunden Bein am Behandlungstisch ab und rollte dann bis neben die Tür und langte nach seinem Stock, der an einem Materialschränkchen hing.

„Genau, ich wollte meinen unbändigen Intellekt nicht an einer solch kniffligen Aufgabe wie dieser hier messen, da dachte ich, das wäre genau das Richtige für Sie.“ Der Diagnostiker kämpfte sich erst hoch und zwängte sich dann an seinem minder empörten Teammitglied vorbei, nicht ohne ihr vom Gang aus noch zuzurufen: „Und sorgen Sie dafür, dass er ein Bärchen-Pflaster, auf seine Aua kriegt.“

Schließlich humpelte er davon und ließ die junge Ärztin mit dem empört dreinblickenden Patienten zurück.
 

~*+*~

Ort: Komastation.

Zeitpunkt: Kurz vor dem Beginn von “General Hospital“.

House hatte es sich neben seinem Kumpel, dem Koma - Typ bequem gemacht und aß in aller Ruhe sein Sandwich, während er den Dialogen folgte. Und nichts auf der Welt würde ihn davon abhalten können, die nächste Stunde genau hier zu verbringen.

Nicht einmal der Tumult, der auf dem Gang ausbrach – um ihn zu übertönen, schaltete House einfach die Lautstärke höher. Trotzdem kam er nicht umhin, die Stimme des nervigen Patienten aus Untersuchungsraum 1 wahr zu nehmen, wie er das halbe Krankenhaus zusammen schrie: „Aber ich hab sie nicht angerührt, wirklich, das ist ein Missverständnis...“

Sofort kam House die letzte weibliche Person in den Sinn, die er in der Gegenwart des hypochondrischen Mr. Büroklammer gesehen hatte. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal so schnell auf den Beinen gewesen war und ob es damals auch so verflucht weh getan hatte, aber ungeachtet der Schmerzen kämpfte er sich weiter zur Tür.

Das, was normale Menschen als Sorge bezeichnet hätten, ebbte in House schlagartig ab, als er sah, dass der Bürohengst nicht vom Krankenhaus - Sicherheitsdienst verschleppt wurde (was der Fall gewesen wäre, hätte der Patient sich an Thirteen vergriffen), sondern von zwei bewaffneten Schlägertypen, die den Schriftzug „FBI“ auf ihrem Rücken trugen. Verfolgt wurde diese Prozession von den neugierigen Blicken einiger Schwestern und diversen Ärzten, unter ihnen eine sehr entschlossen und zufrieden wirkende Thirteen.

„Sie! Mitkommen!“, scheuchte er sie und deutete mit einem Kopfnicken auf das Zimmer, dass er soeben erst verlassen hatte. House hielt die Tür auf, bis sein junges Teammitglied hindurch war und knallte sie dann lauthals zu.

Der Fernseher lief noch.
 

„Er ist ein vom FBI gesuchter Vergewaltiger“, verteidigte sie sich, noch bevor überhaupt ein Wort der Anklage gegen sie fallen konnte.

„Wow, sind Sie gut, das hat er Ihnen nach nur fünfzehn Minuten erzählt? Ich wusste, dass Sie eine Hexe sind, aber erinnern Sie mich bei Gelegenheit daran, mich nie zu lange mit Ihnen zu unterhalten. Zu dumm nur, dass es so etwas albernes wie die ’ärztliche Schweigepflicht’ gibt.“

Die junge Ärztin zauberte aus ihrer Kitteltasche eine Phantomzeichnung, die ihren Patienten wirklich ziemlich detailgetreu wiedergab und überreichte es ihrem Boss.

„Die Fandungsmeldung kam heute früh per Fax und wurde an alle Krankenhäuser gesandt. Sie sollten sich mal angewöhnen, Ihre Post zu lesen. Dr. Cuddy hat Kopien für alle Oberärzte gemacht.“

„Er hatte eine Büroklammer in seinem Rücken, das ist nicht gerade das typischen Berufsrisiko eines Vergewaltigers. Und da waren keine anderen Spuren eines Kampfes an ihm zu sehen.“

Thirteen atmete noch einmal kurz durch, bevor sie zu erklären begann: „Es gibt sechzehn Möglichkeiten, einen Menschen mit einer Büroklammer zu töten. Eine davon ist, den Draht aufzubiegen und ihn so weit in den Rücken zu treiben, bis die Lunge perforiert. Diese Techniken lernt man nur beim Mossad, ebenso wie sich zu verteidigen ohne Spuren zu hinterlassen. Rahel Aham ist israelische Diplomatin, sie wäre fast das nächste Opfer geworden hätte sie sich nicht gewehrt, konnte den Täter aber vertreiben und sie hat auch die Anzeige erstattet. Aus persönlicher Quelle weiß ich, dass sie nur rosafarbene Büroutensilien benutzt, außerdem ist sie linkshändig und die Klammer steckte rechts geneigt im Rücken, also muss er auf ihr gelegen haben, als sie zustach, wahrscheinlich steckte die Waffe deshalb nicht so tief drin.

Und für’s Protokoll: Prinzipiell war er immer noch Ihr Patient, also war ich auch nicht zum schweigen verpflichtet.“

Sie musste Luft holen auch wenn ihre kleine Ansprache extrem einstudiert geklungen hatte. Wahrscheinlich hatte sie sich die Worte bereits indem Moment zurecht gelegt in dem sie beschlossen hatte, das FBI anzurufen. House wusste, dass er so ziemlich genauso gehandelt hätte, wäre er auf diese Schlussfolgerungen gekommen. Und hier stellte sich die eigentliche Frage: Woher hatte sie die Informationen? In seinem Gesicht breitete sich ein grandioses Triumphgrinsen aus, das sich sehr von seinem typischen entrücktem Starren unterschied, welches sich zeigte, sobald er die Lösung zu einem Fall gefunden hatte. Ja, dieses Grinsen machte ihn sogar ein wenig sympathisch.

„Cutthroat Bitch hatte gar nicht mal so unrecht, als sie fragte ob Ihr Dad Polizist sei, nicht wahr? Für welchen der Drei – Buchstaben - Vereine arbeitet er?“

„Keinen. Er hasst diese Behörden.“, antwortete Thirteen ohne seinem Blick auszuweichen und entweder machte sie das zu einer extrem guten Lügnerin oder sie sagte die Wahrheit.

Aber House war nun mal House und wenn er erst ein Rätsel entdeckt zu haben glaubte, dass es sich lohnte zu lösen, dann gab er nicht so schnell klein bei. „Ich bitte Sie, kein normaler Arzt kennt die Telefonnummer des FBI auswendig und weiß, welche Techniken der Mossad lehrt, das weiß nicht einmal die Hälfte der Mossadmitglieder selbst, also würde ich mal auf die CIA tippen, weil die enger mit den Israelis zusammenarbeiten und für den Schutz von Auslandattachés zuständig sind.“

Sie schnalzte ungeduldig mit der Zunge und entgegnete: „Clevere Schlussfolgerung aber daneben. Vergessen Sie’s. Es ist absolut irrelevant.“

„Es ist also absolut irrelevant, dass eines meiner Teammitglieder vielleicht die Möglichkeit hat, jede meiner abschätzigen Bemerkungen über Juden direkt an ein israelisches Killerkommando zu verpetzen?“

Irgendwie brachte dieser Kommentar die Internistin tatsächlich zum schmunzeln. „Keine Sorge. Ich vertraue Ihnen“ – ein Standpunkt, den sie auch schon Chase gegenüber vertreten hatte – „Und das bedeutet, dass Sie mir vertrauen können. Ich bin keine große Freundin des Petzens.“

„Erzählen Sie das Marty, den Sie eben ausgeliefert haben.“

„Stephen. Der Name des Mannes ist Stephen Willersby. Und sollten Sie sich nicht langsam unserem Fall zuwenden? Außer natürlich, Sie wollen Chicago Hope noch zu Ende sehen.“

House Blick ging in Richtung Fernseher und er wollte Thirteen korrigieren, als er Mandy Patikin erblickte. Das war tatsächlich Chicago Hope.

„Diese Mistkerle haben den Sendeplan geändert!“, schimpfte der Diagnostiker, bevor er den Flimmerkasten ausschaltete, „Gibt es denn schon etwas Neues von der Patientin?“

„Nicht, dass ich wüsste.“

„Kein Wunder. Sie ist nicht krank.“

„Und warum behandeln wir sie dann?“

„Weil Cuddy ihrem Dad gehörig in den Arsch kriechen musste.“
 

~*+*~

Washington DC. Die Stadt des Weißen Hauses, die Stadt, in der sich Jeff Dunham (und seine fünf Bauchrednerpuppen) größter Beliebtheit erfreute. Hier fand man auch das Hautquartier des Naval Criminal Investigative Service, jener Bundesbehörde, die für Ermittlungen im Bereich der Navy und der Marines zuständig war.

In dem üblichen Bürobetrieb stachen jedoch drei Personen, drei Special Agents, besonders heraus. Die eine war ein junger Mann Anfang dreißig, mit dunkelblondem Haar, das er zur Seite scheitelte und einem Doppelkinn, das trotz aller Bemühungen im Fitnessstudio einfach nicht komplett verschwinden wollte. Er machte sich gerade Notizen darüber, welche Elemente ihres letzten Einsatzes er für sein neues Buch verwenden konnte, während sein etwas älterer Kollege träge ein Männermagazin durchblätterte (seit seine erste richtige Langzeitbeziehung den Bach runter gegangen war, hatte es ihn zurück zu seinem alten Verhalten getrieben). Die dritte im Bunde war eine bildhübsche Israeli, die ungeduldig mit den Fingern auf der Tischplatte herum trommelte, während sie ihre Mails nun schon zum dritten Mal las. Es gab nichts, was sie BackBone@jidc.com und CottonCandy@ppth.com hätte antworten können. Sie (ArcAngel@ncisdc.com) hasste es zu warten und nichts zu tun, deshalb verabscheute sie auch Observationen so.

Die drei Agenten repräsentierten die Ruhe vor dem Sturm, denn ihr Vorgesetzter befand sich gerade im Büro der Direktorin und sie sprachen über – nun, wer konnte das schon genau sagen? Wenn man bedachte, dass die beiden mal eine Affäre gehabt hatten, war es ebenso wahrscheinlich, dass momentan private Dinge besprochen wurden anstatt eines neuen Falls. Und Cynthia Sumner, die Sekretärin der Direktorin konnte es sich nicht leisten das Gespräch zu belauschen, auch wenn die meisten einen kleinen Finger dafür her gegeben hätten, den Inhalt zu erfahren.

„Ich wette 50 Dollar, dass es etwas mit dem FBI oder der CIA zu tun hat,“ bemerkte Anthony DiNozzo, während er sein Männermagazin weiterblätterte.

„Und wie kommst du darauf Tony?“, entgegnete Timothy McGee, der unter dem Synonym Thom E. Gemcity auf den Bestsellerlisten stand und genau wusste, dass er sich solcherlei Ablenkungen nicht leisten konnte, weil er mit seinem neuesten Werk schon Monate im Verzug war.

„Er hatte heute morgen zwei Kaffeebecher gleichzeitig in der Hand. Zwei Kaffee vor 8 Uhr morgens bedeutet Ärger im Anmarsch. Und welche Bundesbehörden sind dafür bekannt mächtig Ärger zu machen, Elfenkönig?“

Bevor McGee antworten konnte, hatte Ziva schon laut „wir“ gerufen.

„Es kann genauso gut Stress mit seinen Ex-Frauen bedeuten.“

„Welche davon meinst du Bambino, die unauffindbare oder die zwei, deren Ermordung wir vor fast zwei Jahren untersucht haben?“ [1]
 

„Vielleicht war der zweite Kaffee aber auch für die Direktorin bestimmt.“

Beim Klang der Stimme seines Vorgesetzten war Tony sofort zusammen gezuckt, vor allem, da sie genau hinter ihm erklungen war. Wie immer war Leroy Jethro Gibbs wie aus dem Nichts aufgetaucht, mit frischen Kaffee in der Hand und weniger erfreutem Gesichtsausdruck. Das war der erste Anhaltspunkt, dass es einen Mord gegeben haben musste. Der Zweite war der Mangel an Rhetorik.

„Ziva, hol den Truck“, Man konnte einen Schlüssel durch den Raum fliegen sehen, der von der Israeli geschickt aufgefangen wurde. „Tony, McGee, packt eure Sachen für einige Übernachtungen. Wir fahren in zwei Stunden.“

In solchen Momenten zu widersprechen käme einem Todesurteil gleich, trotzdem gab es eine Frage, die McGee unbedingt noch loswerden musste:

„Wohin fahren wir eigentlich Boss?“
 

---

Tja, gute Frage. Aber ich sag’s nicht, so offensichtlich das auch sein mag.

Ich hoffe sehr, ihr habt bemerkt, dass der Titel dieses Kapitels eine Anspielung auf „The Lion, the Witch and the Wardrobe“ ist. Ich habe die Chroniken von Narnia gerade erst durch geackert, auf englisch.
 

[1] Exfrau Nr. 2 und 3 mussten in „Der Fall Caitlin“ ihr Leben lassen und daher drücke ich Fornell echt die Daumen, damit er das alleinige Sorgerecht für Emily bekommt.
 

Einigen wenigen wird vielleicht aufgefallen sein, dass der Songtext aus dem Titelsong zu CSI:NY stammt, es ist derselbe Song, dessen Intro House auf dem Luftkeyboard spielte, zu Beginn der „Ära Vogler“. Noch weniger wissen, dass die Zeile „Teenage wasteland“ von Gil Grissom in einer der ganz frühen CSI-Folgen zitiert wurde, als hätte Jerry Bruckheimer schon damals vorgehabt, dieses Lied mit seiner Serie zu verbinden.
 

[...]Die Einträge waren aufs peinlichste genau datiert, jeden Tag um dieselbe Uhrzeit hatte sie ihre Temperatur und Symptome nieder geschrieben und da der erste Eintrag 2 Monate zurück lag, war das Heftchen auch schon fast voll. [...]

Unversehrt

„Waking up at the start of the end of the world,

But it’s feeling just like every morning before”
 

(Matchbox Twenty, “How far we’ve come”)
 

„Okay, gehen wir die Symptome durch, die sie angeblich hatte und versuchen wir dabei, so zu tun, als wäre das hier nicht total sinnlos.“

„Sie sagte, sie hätte bis letzte Woche die Grippe gehabt, aber die Leukos sind immer noch erhöht, da sie es nicht hat behandeln lassen, ist die Krankheit vielleicht noch nicht auskuriert,“ schlug Kutner vor, wahrend er an die weiße Tafel blickte, auf der bis jetzt nur das Wort Allesprimatose [1] stand.

„Wenn es jemals eine Grippe gewesen war.“, widersprach Taub. „Wir haben es mit einer Siebzehnjährigen zu tun, wahrscheinlich war es nur eine Erkältung oder sie hat gelogen und will einfach Daddys Aufmerksamkeit.“

„Das erklärt aber nicht die Leukozytenzahl.“

„Nein, aber ihr entzündetes linkes Ohrläppchen schon. Sie sagt, sie hätte sich erst gestern neue Ohrringe besorgt und nicht vertragen.“

Während der indische Sportmediziner und der etwas klein geratene Schönheitschirurg sich darüber stritten fügte House „langweilige Ohreninfektion“, „Pseudo-Grippe?“ und „Daddy-Probleme“ hinzu während er halb erstaunt hinzufügte: „Wow, Sie nehmen das ja WIRKLICH ernst! Was noch?“

„Wozu die Eile?“, fragte Foreman, der ebenso wenig an dem Fall interessiert war wie sein Vorgesetzter.

„Ich musste Cuddy versprechen, dass wir bis morgen eine ernsthafte Diagnose haben, weil ich die Patientin ohne ihre Zustimmung nach Hause geschickt habe.“

Thirteen, den Blick vertieft in eine verhältnismäßig dünne Krankenakte, meinte, dass die Patientin auch über Unterleibsschmerzen geklagt habe und führte an, es könne eine einfache Blasenentzündung sein.

„Oder Menstruationsschmerzen.“, gab House gelangweilt und ein wenig abfällig zum besten, sodass klar war, dass er sowohl ihren als auch seinen eigenen Vorschlag komplett verwarf. Er schien sich wirklich gegen den Gedanken zu sträuben, dass eine tatsächliche Erkrankung vorläge.

„Wäre es menstruationsbedingt, hätte sie auch einfach stärkere Tabletten schlucken oder zu ihrem Gynäkologen gehen können.“ Kaum hatte der Nephrologe seinen Satz beendet, nahm sein Gesicht einen fixierten und doch gedankenverlorenen Blick an. Bei jedem anderen würden sich die beiden Attribute widersprechen, aber er war ohnehin ein wandelndes Paradoxon. Aber eines, das auf eine Unstimmigkeit gestoßen war.

„Thirteen hat Recht.“, stimmte Kutner zu. „Unterleibsschmerzen können bei einer Reihe von Entzündungen auftreten, zum Beispiel der Eileiter oder der Gebärmutter. Es könnte auch auf Krebs hinweisen. Wir sollten testen ob...“

An dieser Stelle wurde der Inder von seinem Boss unterbrochen.

„Wir testen auf gar nichts, solange wir keine Symptome vorzuweisen haben, die die Diagnose stützen. Und da sie zwei…“ – House Stock richtete sich erst auf Taub, dann auf Kutner – „…ja nicht in der Lage sind, eine anständige Anamnese zu erstellen, muss ich es eben selbst machen. Das bedeutet für den Rest von Ihnen Hitzefrei.“
 

~*+*~

//Samstag Morgen//
 

Pendler.

Sie zählten zu den lästigsten Völkern überhaupt, egal, ob sie nun aus Studenten bestanden, die übers Wochenende ihre Eltern besuchen wollten oder aus Familienvätern – und Müttern, die ein interessantes Jobangebot in einen anderen Bundesstaat trieb, eines hatten sie immer gemeinsam: sie schafften es, die Autobahnen zu den unmöglichsten Zeiten zu verstopfen. Diese nie vom Aussterben bedrohte Spezies Menschen besaß nur einen natürlichen Feind, mit dem Sie an diesem Tag konfrontiert wurden.

Bundesagenten.

Denn einer der Vorteile, wenn man den Titel „Agent“ besaß, war der, dass man ohne schlechtes Gewissen sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen außer Acht lassen durfte. Kein Wunder also, dass die Mitarbeiter des Mossad nur zu gerne Minis fuhren, ein Auto, das ursprünglich nur für die Rallye gedacht war. Dass Ziva David allerdings den deutlich klobigeren Truck mit derselben halsabschneiderischen Kulanz steuerte, gefiel ihren Arbeitskollegen weniger.

„Boss, warum fährt Ziva?“, fragte McGee, dessen Gesicht schon eine ziemlich wächserne Farbe angenommen hatte. Gibbs pflegte zwar dasselbe Tempo, aber der Senior Agent fuhr wenigstens nicht solch einen selbstmörderischen Zick-Zack-Kurs.

„Wir haben es eilig, Tim!“, kam die Antwort aus der Freisprechanlage des Wagens – Gibbs saß am Steuer des nachtblauen Dienstwagens, der dem Truck mit einigem Abstand folgte und DiNozzo hatte das unbestreitbare Glück, dort auf dem Beifahrersitz zu weilen. „Es wäre besser den Tatort zu erreichen bevor die Presse davon Wind bekommt und ich habe keine Lust, dass die hiesige Polizei den Tatort noch mehr zerstört, als sie es wahrscheinlich schon getan hat.“

„Erwarten wir denn Revierstreitigkeiten?“

„Wir erwarten IMMER Revierstreitigkeiten, Timothy“, entgegnete Dr. Donald „Ducky“ Mallard, der auf dem Vordersitz zwischen den beiden jüngeren Agenten saß. Der Schotte pflegte normalerweise mit seinem Assistenten separat zu fahren, aber Director Shepard hatte die Andeutung gemacht, es könne ein ziemlich langer Aufenthalt werden und obwohl eine Vertretung für Ducky angeheuert werden würde, war es doch beruhigend zu wissen, dass noch jemand aus dem eigenen Hause über die Behandlung der Leichen wachen würde.
 

Für McGee war es jedoch weniger beruhigend zu wissen, dass über 320 Kilometer zwischen Waschington D.C. und dem Herz von New Jersey lagen, sodass er noch mindestens zwei Stunden lang Zivas Fahrstil würde aushalten müssen.
 

~*+*~

„Ist es etwa was Ernstes?“, war die panische Frage zwischen zwei Chlorophyllgrünen Kaugummiblasen [2].

„Wie kommen Sie darauf?“

„Wenn ich das richtig verstanden habe, sind Sie der Boss von dem Team, das mich gestern untersucht hat und die Tatsache, dass sie mich so schnell wieder her zitieren und auch noch persönlich erscheinen, lässt nichts gutes vermuten, nicht wahr?“

„Wenn wir eine konkrete Diagnose hätten schon, aber glücklicherweise für Sie ist mein Team eine Bande sehr ungeschickter Arbeitsbienchen, die nicht wissen, wie man an den Nektar kommt und ich spreche hier nicht von dem billigen Zeug, das man überall findet, sondern von dem richtig guten Kram.“

„Bitte?“

Man konnte dem Mädchen ansehen, dass sie die Metapher nicht verstand, hinter der House seinen Missmut versteckte. Dieser richtete sich allerdings nicht wie behauptet gegen seine Untergebenen sondern gegen die Patientin selbst. Entgegen aller Erwartungen machte sie einen verständigen, intelligenten und ernsthaft besorgten Eindruck, der nichts Hypochondrisches an sich hatte. Auch hatte sie nichts mit dem üblichen Bild einer aufgestylten reichen Tochter gemein: schwarzbraune ungefärbte Haare, die zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst waren und fast dieselbe Farbe wie die ungezupften Augenbrauen hatten. Zusammen mit den abgekauten Fingernägeln und dem Eyeliner, den sie wahrscheinlich schon seit 2 Tagen trug und der den einzigen Hauch von Schminke in ihrem Gesicht darstellte, sprachen diese Zeichen von körperlicher Vernachlässigung. Nun, nicht ganz, sie roch nicht nach Schweiß aber auch nicht nach Deo oder Parfum, also badete oder duschte sie wohl jeden Tag. Keine Handtasche, dafür einen kompakten Rucksack, so wie Studenten sie trugen und die Füße steckten in Zimtlatschen. Halb durchgetragene Jeans und Tunika perfektionierten das Bild des Anti-Glamours; das einzig strahlende an Miss Hippie war die auffallend große Kreole, die schon fast auf den schmalen Schultern des Mädchens aufsaß (das entzündete Ohr hatte sie Einsichtigerweise ringlos gelassen und eingecremt) und der silberne Verlobungsring, der mindestens eine Nummer zu klein war.

Noch immer keine Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung ihrerseits.

„Okay, wie geht es Ihnen?“

Allein, dass er diese Frage stellte, zeigte, wie verzweifelt House schon war – kein Wunder also, dass er keinen seiner Schützlinge in der Nähe haben wollte. Er erinnerte sich nur zu gut auf Wilsons Reaktion, als er eine Patientin gefragt hatte, ob sie okay sei.

„Gut, denke ich. Ein wenig müde.“

„Fieber?“

„Nicht mehr, nein. Aber ich habe hier eine Art Tagebuch... Beim letzten Mal hatte ich es vergessen.“

Mit diesen Worten kramte Hippie Girl in ihrem Rucksack, bis sie eine A5-Kladde gefunden hatte und sie ihrem Arzt überreichte. Die Einträge waren aufs peinlichste genau datiert, jeden Tag um dieselbe Uhrzeit hatte sie ihre Temperatur und Symptome nieder geschrieben und da der erste Eintrag 2 Monate zurück lag, war das Heftchen auch schon fast voll. Er fand die typischen Symptome eines grippalen Infekts zu der Zeit, die sie auch dem Team gegenüber angegeben hatte: Schluckbeschwerden, Kopf- und Halsschmerzen, Brustschmerzen beim Husten, Schnupfen, Atembeschwerden, Müdigkeit und Fieber, die sich innerhalb weniger Tage stark besserten. Aber danach tauchten Übelkeit und Unterleibsschmerzen hin und wieder mal auf.

„Haben sie irgendwelche Medikamente dagegen genommen?“

„Nein, ich mag keine Präparate, deshalb nehme ich auch die Pille nicht. Nur Schmerztabletten während meiner Periode.“

Er glaubte ihr nicht, auch wenn es zu ihrem äußeren Erscheinungsbild passte. Dazu war sie zu vernünftig und auskunftsbereit, außerdem würde ein unbehandelter Grippeinfekt nie so schnell auskurieren. Das mit der Pille stimmte allerdings, das ging aus den Unterlagen ihres Frauenarztes hervor, die der Nephrologe seit der gestrigen Diskussion hinzugezogen hatte. Ihr letzter Besuch bei ihrer Gynäkologin lag schon 20 Wochen zurück. Eine andere Taktik war fällig.

„Hübscher Ring, sieht ja ganz schön teuer aus.“

Wie es sich für eine frisch Verliebte/Verlobte gehörte, strahlten ihre Augen sofort auf bei der Bemerkung.

„Ja, nicht wahr? Drake musste monatelang sparen, um ihn sich leisten zu können und dabei hatte ich ihm gesagt, dass mir materielle Werte nichts bedeuten, aber ihm war das egal. Sagte, das Beste sei nur gut genug für mich.“

House hielt Drake für einen Idioten. Bei dem Grad der Verknalltheit, den dieses Mädchen empfand wäre ihr sogar ein Ring aus dem Kaugummiautomaten gut genug gewesen.

„Wie stürmisch ist er im Bett?“

Sie sah aus wie vom Schlag getroffen und lief sofort gleichzeitig knallrot an.

„Was hat das mit meiner Erkrankung zu tun?“

„Einiges. Beantworten Sie die Frage.“

„Na ja, er ist Fünfundzwanzig, in dem Alter sind Männer nun mal noch etwas stürmischer, nicht wahr?“

Spätestens jetzt war klar, dass Drake von allen guten Geistern verlassen sein musste, wenn er absichtlich wegen Verführung Minderjähriger geschnappt werden wollte. Der Verlobungsring war so unauffällig wie die Neonreklame einer Tittenbar. Die Patientin schien das allerdings nicht sonderlich zu kümmern, sie redete in einem fort weiter über ihr Liebesglück: „Eigentlich ist es ein Wunder, dass er mich überhaupt bemerkt hat und wenn er nicht für Dad arbeiten würde, wäre ich ihm vielleicht nie begegnet...“

’Richtig, ein Typ mit schlecht bezahltem Job, der alles tut um sich die emotional leicht manipulierbare Teenagertochter seines reichen Bosses zu angeln... das nenne ich die Magie der Liebe!’ So ergiebig dieses Gespräch auch war, nichts davon beantwortete die Frage, warum sie mit den Unterleibsschmerzen nicht zum Frauenarzt gegangen war. House starrte auf die Uhr – bereits 15 Minuten, das war das längste Gespräch, das er je mit einem Patienten geführt hatte. Er würde es wohl bald abbrechen müssen, damit es nicht seinen Ruf ruinieren konnte.

„Werden Ihre Unterleibsschmerzen von Druckempfindlichkeit und verlängerten schmerzhaften Menstruationsblutungen begleitet?“

„...nein...?“ Zögerlich. Aber eine definitive Aussage. Also eher keine Endometritis [3].

„Treten Sie auch bei Anstrengungen oder sportlichen Betätigung und nach dem Sex auf?“

„Nein.“

Adieu Eileiter- und Eierstockentzündung. Kutner hatte sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert, als er mit seiner Diagnose Thirteen Recht gab, auch wenn das die Übelkeit erklärt hätte.

„Harndrang und Brennen oder ähnliche Störungen beim Wasserlassen?“

„Ja und Nein. Ich muss schon ziemlich häufig in letzter Zeit, aber es brennt nicht.“

„Tritt manchmal ein unwillkürlicher Harnabgang auf?“

„Fragen Sie mich etwa gerade, ob ich noch ins Bett mache?“

„Würde ich nie tun. Ich rede von ein, zwei Tropfen, die sich nicht verhindern lassen.“

Sie lief wieder rot an und gestand dann: „Ich benutze extra Slipeinlagen deswegen.“

Der Nephrologe verdrehte die Augen.

„Warum sagen Sie so was nicht gleich? Sie verschwenden die Zeit meines ganzen Teams wegen einer einfachen Blasenentzündung. Ich werde Ihnen Antibiotika dagegen verschreiben und dann können sie nach Hause.“ Sein Kuli raste über den Rezeptblock.

„Ich dachte nur, der Harndrang würde eher zusammenhängen mit... was anderem.“

„Versuchen Sie nicht sich zu rechtfertigen, das dreht die Zeit auch nicht zurück. Das Rezept können Sie gleich hier im Erdgeschoss einlösen, neben dem Wartebereich.“

Das Rezept riss mit einem lauten Ratschen vom Block und er überreichte es dem beschämten Mädchen. „Und lassen Sie sich bloß nicht so schnell wieder hier blicken.“
 

~*+*~

„Die Leiche lag ganz in der Nähe des Campus in einer Seitengasse, unauffällig genug, als dass man sie erst nach Wochen hätte finden können, aber wir hatten Glück. Eine Joggerin ist auf sie gestoßen, als ihr Hund anfing zu Bellen und plötzlich davon rannte. Sie hat ausgesagt, sie würde jeden morgen dieselbe Strecke laufen, also muss das Opfer innerhalb der letzten 48 Stunden gestorben sein und die letzten Nächte hat es nicht geregnet, weshalb die Verwesung noch nicht eingesetzt hatte. Es ist ein weißer, Anfang bis Mitte sechzig, blaue Augen. Keine äußerlich erkennbare Todesursache, aber wir sind im Moment unterbesetzt und haben daher mit der Autopsie gewartet, bis Sie eintreffen. Abgesehen davon fehlt die Brieftasche, vermutlich hat er nur einen Herzinfarkt infolge eines Raubüberfalls erlitten. Seine Fingerabdrücke waren in der Datenbank der Marines und daraufhin haben wir Sie verständigt. Gibt es noch irgendetwas, was Sie wissen möchten?“

Ein junger Deputy hatte das Team des NCIS herum geführt und war nun vor der Tür eines kleinen Büros mit Milchglasscheibe stehen geblieben.

„Wurde das Opfer bereits von einem Verwandten identifiziert?“, fragte Gibbs kurz angebunden.

„Ja, seine Frau hat heute morgen eine Vermisstenanzeige aufgegeben, die auf die Beschreibung passte und der leitende Detective hat ihr daraufhin Tatortfotos gezeigt. Die arme Frau war am Boden zerstört, im Moment wird sie von uns betreut, aber ihre Schwester ist schon auf dem Weg hierher. Die beiden haben noch einen Sohn, aber er wurde bis jetzt noch nicht informiert.“

„Wieso?“

„Das müssen sie Detective Tritter schon selbst fragen, Sir.“

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[1] siehe House 3x16; auch wenn ich den Ausdruck Nothingwrongatosis besser finde ^^

[2] Ich glaube, die Marke hieß Manhattan oder so, ich habe sie in Italien entdeckt und sie sind nicht nur grün, sondern enthalten tatsächlich Chlorophyll. Es gibt auch dunkelblaue.

[3] Gebärmutterschleimhautentzündung

Die kalte Schulter

“You grace me with your cold shoulder

Whenever you look at me I wish I was her

You shower me with words made of knives

Whenever you look at me I wish I was her”
 

(Adele, “Cold Shoulder”)
 

Das kleine Büro beherbergte vier Arbeitsplätze, eine weiße Tafel und im Vergleich zum Rest des Departements vier neuere Rechner. Vor einem dieser Computer saß ein weiß behaarter Beamter Mitte sechzig, der so aussah, als hätte er schon längst in Rente gehen sollen, sich aber stets hartnäckig dagegen gewehrt. Die wässrig blauen Augen musterten das Agententeam, während er unablässig Kaugummi kaute.

„Ich nehme an, Sie sind die Leute aus Washington,“ bemerkte er, während er sich von seinem Platz erhob. „Leider kommt unsere Ausrüstung nicht ganz an die heran, die Sie in Bundesbehörden gewohnt sind – wir verlassen und hier eher auf gute alte Polizeiarbeit.“ Eindeutig die Worte eines Urgesteins. Und um ein wenig zu provozieren, fügte der Detective, der es gewohnt war, sich ziemlich tief in seine Fälle hinein zu knien und nicht so viel von technischem Firlefanz hielt, hinzu: „Damit werden Sie doch wohl kein Problem haben, oder?“

„Nun, das kommt ganz darauf an...“, erwiderte Gibbs nicht minder herausfordernd.

„Worauf?“

„Ob Ihre Jungs hier wissen, wie man anständigen Kaffee kocht. Special Agent Jethro Gibbs.“

“Detective Michael Tritter.”

Die beiden Alpha-Männchen schüttelten sich grinsend die Hand während der Rest der Anwesenden angesichts eines solchen Gipfeltreffens nur verwirrte Blicke austauschte.

„Also, was habt ihr bisher raus gefunden?“

Tritter deutete auf die weiße Tafel, auf die bereits einige Fotos vom Tatort mit Magneten befestigt worden waren. „Das hier ist das Opfer, John House, 65, ehemaliger Pilot der Marines. Wurde ehrenhaft entlassen und hat sich, soweit verzeichnet, nie was zu Schulden kommen lassen. Er und seine Frau haben am Mittwoch Abend in ein Zwei-Sterne-Hotel ganz in der Nähe eingecheckt. Laut Aussage seiner Frau war das der Abschluss einer Europareise gewesen. Sie hatten vor, hier ihren gemeinsamen Sohn zu besuchen. Das Hotel hat er Donnerstag Abend ungefähr 18.15 verlassen um einzukaufen und ist seit dem nicht mehr aufgetaucht. Bis gestern morgen. Wir hatten gehofft, seine Spur zurück verfolgen zu können, aber seine Frau Mary [1] war nicht mehr vernehmungsfähig seit sie ihn identifiziert hat. Vielleicht haben Sie ja mehr Glück.“

„Deputy Myers erwähnte, dass sein Sohn noch nicht informiert worden sei – warum?“

„Er sollte erst benachrichtigt werden, wenn die Todesursache fest steht. Wir hatten bereits mit ihm zu tun und er ist ganz gewiss kein angenehmer Zeitgenosse, daher wollte ich jegliche Konfrontation vermeiden, bis nicht geklärt ist, dass er nichts mit der Sache zu tun hat.“

„Sollte er?“

„Ich weiß nicht. Sagen Sie es mir Jethro: Ist es nur Zufall, dass ein Mann der seinen wohl verdienten Ruhestand mit Reisen verbringt ausgerechnet in der Stadt stirbt, in der sein einziges Kind lebt? Ohne Sie beeinflussen zu wollen, aber ich würde diese Frage im Hinterkopf behalten. Aber um zum Wesentlichen zu kommen: der Tatort ist noch abgesperrt und Deputy Myers wird Sie sicherlich gern hin führen. Die Kleidung des Opfers finden Sie im Labor und die Fallakte ist in der Box hier auf dem Schreibtisch. Sobald Sie irgendetwas eindeutiges heraus gefunden haben, möchte ich davon in Kenntnis gesetzt werden, aber ansonsten lasse ich Ihnen absolut freie Hand.“
 

~*+*~

„Weißt du, normale Menschen würden sich freuen, wenn ihre Patienten heil davon kommen“, bemerkte Wilson, der es sich in dem kleinen Sessel in House’ Büro gemütlich gemacht hatte.

„Ich hatte meine Portion Fröhlichkeit für heute schon an den Garfield-Cartoons der Morgenzeitung ausgelassen.“, erwiderte der Nephrologe missmutig, während er auf seinen Bildschirm starrte, die Lesebrille auf der Nase und das Kinn auf der Handfläche abgestützt.

„Ich hatte ja auch keine Freudensprünge erwartet, aber normalerweise bleiben sie dir gleichgültig. Du hingegen bist verärgert.“

„Und?“

„Thirteen hatte Recht mit der Blasenentzündung.“

„Glückstreffer. Niemand würde eine Blasenentzündung vermuten, wenn der Patient keine Beschwerden beim Wasserlassen hat. Die Schlussfolgerungen waren irrational und somit keine richtigen Schlussfolgerungen.“

„Mein Gott, du bist ja wirklich eingeschnappt!“

„Nein, es stört mich nur, dass du meinen Gefühlszustand sofort in Zusammenhang mit der Unglückszahl bringst. Außerdem bin ich mir sicher, dass wir etwas übersehen haben müssen.“

Wilson gab ein unglaubwürdiges „Sicher“ von sich: „Zuerst glaubst du also, sie sei vollkommen gesund und als sich herausstellt, dass sie tatsächlich krank ist, glaubst du, sie ist nicht krank genug?“

House wollte gerade zu einer Entgegnung ansetzen, als Dr. Kutner in des Büro gestürmt kam.

„Jenna Riley ist soeben in der Empfangshalle unter Krämpfen zusammen gebrochen.“

„Und das interessiert mich, weil...“

„Weil sie unsere Patientin ist?“, kam es mit drängend genervtem Unterton.

„Das Hippie-Girl mit der Blasenentzündung.“, rekapitulierte House, der sich natürlich in den 15 Minuten, in denen er mit ihr gesprochen hatte, nicht nach dem Namen des Mädchens erkundigt hatte. Kutner nickte.

„Aber Zystitis verursacht keine Krämpfe.“ An Wilson gewandt sagte er: „Siehst du, ich hab’s dir ja gesagt.“

„Mit wem reden Sie da?“, hakte Kutner nach, der auf den leeren Sessel in dem Büro starrte.

House starrte ebenfalls, so als müsse er sich erst wieder daran erinnern, dass er ja nicht mehr mit Wilson sprach und deshalb ’Imaginary Wilson’ erfunden hatte.
 

„Mit Pumuckl.“
 

~*+*~

Durch eine glückliche Fügung des Schicksals hatte Director Shepard nicht Zimmer in irgendeinem Hotel für ihr Agententeam gemietet, sondern es waren drei Zimmer in demselben Hotel, dass auch Mary und John House auserkoren hatten. Für Ziva und Gibbs bedeutete das also, zwei Dinge mit einem Aufwasch zu erledigen: die am Boden zerstörte Witwe auszufragen und das Gepäck in die Zimmer zu bringen. Sie entschieden sich einstimmig dafür, mit der schwersten Aufgabe anzufangen.

Der Zimmeraufteilung.
 

Zwei Zimmer mit je zwei getrennten Betten und ein Einzelzimmer fünf Personen zuzuweisen schien für jeden Ottonormalbürger eine einfache Aufgabe und auch Gibbs hatte sich auf der Hinfahrt schon entschieden, dass er ein Zimmer zusammen mit Ducky beziehen würde, während Tony und McGee das andere nehmen mussten. Jede andere Frau wäre entzückt über das Privileg gewesen, allein ein Zimmer für sich zu haben, aber Ziva war nun mal nicht wie jede andere Frau - sie gehörte zu den Handtaschen boykottierenden. Und ihr Boss hatte auch noch den Fehler gemacht, sie empört zu Fragen, ob sie einen besseren Vorschlag habe.

Sie hatte gleich vier.

Und nun saß sie trotzig (was bei der Israeli extrem selten vorkam) auf dem Bett und musste mit anhören, wie jeder einzelne davon verworfen wurde. Aus rein psychologischen Gründen konnten weder Tony noch McGee das einzelne Zimmer bekommen und Gibbs weigerte sich ebenfalls es anzunehmen – auch wenn Ziva ihm in Gedanken vorwarf, dass er es nur ablehnte, weil sie den Vorschlag gemacht hatte. Irgendwann endete es in Ratlosigkeit.

„Was hast du denn dagegen, wenn DiNozzo und McGee sich das Zimmer teilen?“ Gibbs Lautstärke war kurz vorm Brüllen.

„Die beiden benehmen sich wie Kindergartenkinder, wenn sie im selben Raum sind und ich glaube nicht, dass du aller fünf Minuten herüber rennen willst, nur um ihre Reibereien zu beenden. Und mich und Tony zusammen zu stecken ist auch eine blöde Idee, zumindest wenn du willst, dass er während dieses Einsatzes am Leben bleibt.“

Er gab es nur ungern zu, aber er wusste genau, was seine junge Agentin meinte. Immerhin hatte sich Tony schon zwei Mal in seinem Haus nieder gelassen weil die Heizung in seiner Wohnung nicht funktionierte und es war erstaunlich, wie schnell man das Bedürfnis haben konnte, einen Mitmenschen zu erwürgen. Also stellte man erst mal Duckys und DiNozzos Koffer nebeneinander. Ziva seufzte innerlich, denn eigentlich wäre der Pathologe immer noch ihre liebste Gesellschaft gewesen.

„Und warum beziehen wir nicht einfach ein Zimmer?“

Kaum war die Frage im Raum, bereute die Schwarzhaarige auch schon, sie je gedacht, geschweige denn gestellt zu haben. Ihr Boss sah sie mit einem Blick an, der quasi undurchschaubar war, nicht wirklich im mindesten wütend, aber es kam ihr trotzdem irgendwie so vor. Mental bereitete Ziva sich auf eine Kopfnuss vor, beschloss aber, wenigstens eine Begründung anzugeben und so doch noch in die Kopfnussfreie Zone zu rutschen.

„Ich meine du willst das Einzelzimmer nicht und ich will es nicht und dich stört es immerhin nicht, dass ich schnarche...“

„Schön, sag dem Elfenkönig, er soll sich Ohrenwachs besorgen. Ich nehm’ das Einzelzimmer.“ Gibbs Tonfall entsprach Gefahrstufe orange und duldete keinen Widerspruch, die Diskussion war beendet. Der Agent griff nach seinem Koffer und verschwand aus dem Hotelzimmer. Sobald die Tür hinter ihm zugeknallt war, ließ die Verbliebene sich nach hinten fallen und starrte in bester ’Was ist da eben passiert?’ - Manier an die Decke. Aber weder die kunstvollen Paneelen noch die weiche Matratze unter ihr konnten sie beruhigen, gerade weil sie wusste, warum er so reagiert hatte. Er hatte seine Kavaliersmanieren ignoriert, nur um nicht in ihrer Nähe sein zu müssen. Nein, um sich ihr zu entziehen.

Die bessere Frage war doch, wann genau sie dieses Stadium erreicht hatten, in dem mit jeder Sekunde, die sie zusammen waren die Angst wuchs, dass sie sich noch mehr kaputt machen würden. Zivas Hand fuhr über ihre Stirn und in die Stille des Raumes hinein flüsterte sie angriffslustig: „Du Rindvieh!“

Ohne zu wissen, ob sie damit sich oder Gibbs meinte.
 

~*+*~

„Die Krämpfe treten in Intervallen auf und scheinen stärker zu werden.“, berichtete Taub, sobald Kutner und House in Sicht- und Hörweite waren. Jenna Riley war in eines der freien Stationszimmer verlegt worden. Ihr Gesicht war leichenblass und kalter Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Während Thirteen und eine Schwester sich redlich bemühten, die junge Frau zu beruhigen, sah House sich die ganze Szene nur durch die Glasschiebetüren an. Schweigend, unbewegt und nicht willens einzugreifen. Dem SciFi - Fan in Kutner kam er wie ein Antiker vor[2].

Das Resultat von zehn Sekunden in diesem Zustand waren zwei Wörter: „Der Ring.“

„Ihr Ring?“

„Nein, Taub, Der Eine Ring! Wir sollten ihn dringend nach Mordor bringen. Natürlich ihr Ring. Er ist zu klein. Ihr Kerl hat sicherlich nicht monatelang gespart nur um einen Ring zu kaufen, der ihr nicht passt. Ihre Finger sind geschwollen, wahrscheinlich auch ihre Füße, was die Ökosandalen erklärt. Und geschwollene Gliedmaßen, verstärkter Harndrang und Übelkeit bedeuten was?“

„Sie ist schwanger?!“ Es war mehr eine Frage als eine Antwort, die der einstige Schönheitschirurg erwiderte.

„Geben sie ihr was, das die Wehen stoppt und machen sie dann einen Ultraschall und die üblichen Vorsorgeuntersuchungen. Ihre Unterleibsschmerzen waren die ersten Anzeichen einer Abstoßung, jetzt müssen wir nur noch raus finden, warum Mummy ihr Baby nicht will.“
 

~*+*~

Sie fand ihn im der Hotelcafé an einen kleinen viereckigen Tisch mit zwei Stühlen. Mit dem obligatorischen schwarzen Kaffee und einer Zeitung vor sich. Ziva setzte sich auf den freien Stuhl ihm gegenüber und hoffte, dass ihn sein Lieblingsgetränk etwas umgänglicher machte. Zumindest für die Dauer dieses Gespräches.

„Bei dem Namen des Opfers, hat es bei dir da nicht auch kling gemacht?“

„Klick.“

„Bitte?“

Jethro nahm einen Schluck von seinem Kaffee, blätterte die Zeitung um und berichtigte sie dann seelenruhig – das alles, ohne sein Gegenüber auch nur einmal anzusehen. „Es heißt entweder ’es hat klick gemacht’ oder ‚es klingelte bei dir’.“

„Du weißt doch, was ich meine! Hat dein Instinkt dir nicht gesagt, dass da was schräg dran ist?“

„Wahrscheinlich nur ein Zufall.“

„Du glaubst aber nicht an Zufälle.“

Es gab Momente, da konnte Zivas Hartnäckigkeit wirklich nerven und Gibbs hätte sicherlich jedes Recht gehabt, ihr zu sagen, sie solle ihm nicht vorhalten, woran er glaubte – Weil er sich dessen durchaus bewusst war. Aber er beschränkte sich auf ein einfaches „Es ist noch zu früh um Vermutungen anzustellen“.

„Was heißt hier Vermutungen? Du hättest Detective Tritter nur eine einzige Frage stellen müssen.“

„Ja, Ziva, großartige Idee. ’Hören Sie, Tritter, der besagte Sohn des Opfers ist nicht zufällig Arzt im Princeton Plainsboro, oder?’ Und was hätte ich ihm deiner Meinung nach sagen sollen, woher ich Greg House kenne?“

„Er war im Fernsehen.“

Für einen Moment lang blickte er sie nur angriffslustig an, mit diesen Augen, die die Farbe von ausgewaschenen Jeans hatten, dann erwiderte er etwas versöhnlicher: „Das hätte aber Tony und McGee nicht überzeugt. Und Ducky erst recht nicht.“

„Gibbs, du wirst es nicht ewig für dich behalten können. Wenn House in die Sache hinein gezogen wird, dann ist die Chance ziemlich groß, dass...“

Die Israeli verstummte, als sie den Blick ihres Vorgesetzten mitbekam.

Pure Entschlossenheit.

Wenn es drauf ankam, würde er sowohl Tritter als auch sein eigenes Team belügen. Und Ziva wusste genau, dass sie ihm dabei helfen würde, egal wie sehr der Gedanke ihr auch widerstrebte. Sie würde ganz sicher nicht zulassen, dass er das alles allein auf sich nahm.

---

[1] Sollten die Serienautoren irgendeinen anderen Namen für sie vorgesehen haben, nehmt einfach an, dies sei ihr zweiter Vorname. Mach ich auch immer. ^^

[2] Hierzu sollte man sich die Stargate - Folge ansehen, in der Daniel Jackson (zum zweiten Mal) stirbt und in dieser Zwischenwelt landet, die wir immer nur „Das Antiker-Café“ nennen. Da ich aber den Titel nicht kenne, kann ich sonst nur „The Pegasus Project“ empfehlen, (Stargate 10x3) um das Wesen der Antiker zu verstehen.
 

Ich möchte mich für die Verzögerung entschuldigen...

Ich war in letzter Zeit etwas Prüfungsgestresst und etwas krank, sodass ich mit Kapitel 5 noch nicht mal angefangen habe. Aber da ich in den nächsten zwei Wochen Praktikum habe, kommt die Lust zum schreiben vielleicht wieder. Die Gelegenheit dafür aber weniger *hust*

Leben und Tod ist mehr als nur ein Kartenspiel

“Behold the stairways which stand in darkness

Behold the rooms of ruin

These are the halls of the dead where the spiders spin and the great circuits fall quiet, one by one.”
 

(Stephen King, “The Dark Tower, Book III – The Waste Lands”)
 

//Samstag Nachmittag//
 

Der Begriff der Totenstille konnte erst dann seine wahre Pracht entfalten, wenn man ihn in einem Leichenschauhaus genoss. Nur wussten das House vier Schützlinge wohl weniger zu schätzen, denn auf ihren Mienen fanden sich die unterschiedlichsten Ausdrücke wieder, nur Anerkennung war nicht darunter.

„Warum setzen wir ausgerechnet hier unsere Differenzialdiagnose fort?“, brach Taub schließlich die Stille. Neben Foreman, der sich emotionslos gab, schien der Schönheitschirurg noch die wenigsten Probleme mit der Umgebung zu haben.

„Um dem Wunder des Lebens zu entrinnen, das mir momentan ziemlich auf den Sack geht.“ Eine lange, doch nichtssagende Antwort. House überlegte manchmal wirklich, ob er nicht doch lieber Politiker geworden wäre, schon allein wegen dem vielen Geld für’s nichts tun. Und es fiel um Parlament sicher nicht auf, wenn man statt zu zu hören Playstation Portable spielte. „Also fassen wir zusammen: Hippie Girl ist schwanger und das wohl schon einige Zeit. Sie kriegt die Grippe, kuriert sie scheinbar magisch aus und kommt zu uns als sie wieder gesund ist. Und kaum untersuchen wir sie, wird sie krank. Was stimmt da dran nicht?“

Kutner meldete sich wie ein übereifriger Schüler und ohne abzuwarten rief er drauf los: „Die Motivation. Leute gehen zum Arzt, weil sie gesund werden wollen, nicht weil sie wissen wollen, ob sie noch krank sind. Also stellt sich die Frage, warum sie nicht zu uns kam, als sie krank wurde.“

„Sollten wir uns nicht lieber auf die Symptome konzentrieren?“, fuhr Foreman dazwischen.

House würgte beide ab: „Nein und Nein. Die Symptome erzählen uns nichts, was wir nicht schon wissen. Bis auf die Unterleibsschmerzen lassen sich jegliche Beschwerden der letzten Monate entweder auf die Grippe oder die Schwangerschaft zurück führen. Und Kutner: ICH stelle hier die Fragen. Aus dem einfachen Grund, da Sie offensichtlich nicht in der Lage sind, Fragen zu finden, die nicht jedes Kleinkind beantworten kann. Taub, sagen Sie Kutner, warum unsere Patientin so spät zu uns kam.“

„Ich bin kein Kind.“

„Nein, aber Sie sind klein. Zumindest von der Körpergröße her, den Rest kann ich nicht beurteilen, da ich Ihr Auto nicht kenne. Thirteen?“

„Weil Sie Angst hat?“

„Ist das Ihre ehrliche Vermutung oder projizieren Sie nur Ihre Gefühle auf die Patientin?“

Ohne auf die Spitze einzugehen – House schien heute besonders gereizt, vermutlich kam irgendwo gerade ein Baseball- oder Footballspiel im Fernsehen, das er sehen wollte –begründete die Internistin ihre Aussage mit den Worten: „Sie war seit Monaten nicht beim Frauenarzt, obwohl sie regelmäßig jedes Vierteljahr hingeht, ich hab’ in der Klinik angerufen. Ihre Gynäkologin sagte, sie wisse nichts von einer Schwangerschaft, was bedeutet, dass genau das der Grund für ihr Ausbleiben sein muss. Und wenn es ihre Ärztin nicht weiß, kann sie es auch ihrer Familie nicht sagen. Sie hat Angst, dass ihr Vater es erfährt und sie geht wegen der Grippe nicht zum Arzt, weil die meisten Medikamente zur Behandlung der Symptome ohnehin nicht während der Schwangerschaft genommen werden können. Die Unterleibsschmerzen beginnen kurz nachdem sie wieder gesund zu sein scheint. Sie bekommt Angst, dass ihr Baby sich vielleicht etwas eingefangen haben könnte und will sich rundum durchchecken lassen.“

„Klingt stichhaltig. Also was hat ihr Baby sich eingefangen?“

“Was, wenn sie doch Medikamente gegen die Grippe genommen hat? Das würde die rasche Genesung und die Schädigung ihres Babys erklären.”

„Nette Idee Kutner, aber ihrem Baby geht’s prima. Der Ultraschall zeigte nichts Auffälliges, nachdem die Wehen gestoppt wurden. Der Größe des Fetus nach zu urteilen ist sie im vierten Monat schwanger und nichts ist dort, wo es nicht hingehört. Außerdem ist das Mädchen so Öko, dass sie bestimmt grün pinkelt. Der Alptraum eines jeden Pharmaunternehmens.“

„Und wenn es Absicht war?“ Für einen Moment lang starrten alle überrascht Foreman an, sogar House. „Sie ist ein Teenager und sie hat niemandem gesagt, dass sie schwanger ist. Die meisten überforderten Mädchen in ihrem Alter warten bis das Baby da ist und spülen es dann das Klo herunter, geben es zur Adoption frei oder lassen es bei einem Müllcontainer liegen, aber die Gefahr, dass die Schwangerschaft vorher entdeckt wird ist groß. In eine Abtreibungsklinik zu gehen zieht ebenfalls die Aufmerksamkeit auf sich.“

Gregory House’ süffisantes Grinsen wurde mehr und mehr dämonischer, je länger der Afroamerikaner sprach. Zuletzt erinnerte er ein wenig an die Grinsekatze aus Alice im Wunderland.

„Schön, dass Sie meine ’Mommy will ihr Baby nicht’-Bemerkung so wörtlich genommen haben. Dann haben Sie sicher auch kein Problem damit, der Patientin diese Frage selbst zu stellen, oder?“
 

~*+*~

In einem anderen Teil der Stadt in einer anderen Leichenhalle, war Dr. Donald Mallard, von seinen Kollegen liebevoll Ducky genannt, gerade so weit mit der Autopsie an John House voran geschritten, dass er einige wenige Informationen hatte sammeln können, als die Tür hinter ihm quietschend aufschwang.

„Ich kann mich nicht erinnern, dich angerufen zu haben, Jethro.“

„Gibbs ist ja auch zum Tatort gefahren um den Jungs auf die Finger zu sehen, Ducky. Ich soll vorbei schauen, ob du schon ein paar Hinweise hast, wonach sie suchen sollen.“

„Ah, Ziva, meine Liebe.“ Wie immer in Gegenwart von Damen setzte der Pathologe sein charmantestes Lächeln auf, ungeachtet der blutigen Handschuhe. Aber die Israelin war nun auch wirklich eine der letzten Personen, die der Anblick von Blut störte. „Ich muss gestehen, dass unser Freund hier bislang nur wenig von sich preis gegeben hat. Allerdings fand ich schon beim Entkleiden der Leiche etwas interessantes.“ Ducky hob den rechten Arm des Verstorbenen an, sodass das kalte Neonlicht der Leichenhalle das Körperteil besser beleuchtete.

Licht wie dieses war der Feind der Eitlen: es förderte jedes noch so kleine Detail zutage. Zum Beispiel Zivas Niedergeschlagenheit hinter der heiteren Fassade. Oder den Punkt in der Armbeuge von John House.

„Eine Einstichstelle?“, fragte Ziva, das Offensichtliche aussprechend, „Hat er Heroin genommen? Der goldene Schuss vielleicht?“

„Nein, ich denke nicht. Der Einstich ist zwar nicht verheilt, was bedeutet, dass die Punktionswunde kurz vor dem Tod beigebracht wurde, aber ich konnte am ganzen Körper keine weiteren, alten Einstiche finden.“

„Auch nicht an den Innenseiten der Oberschenkeln?“

„Ah ja, die Lieblingsstelle der cleveren Süchtigen. Dort platziert, wo die Genitalien die Wunde verdecken würden. Nein, auch dort war nichts zu finden.“

„Also hat er sich die Spritze nicht zwangsläufig selbst gesetzt?“, schloss Ziva.

Ducky nickte zustimmend. „Es scheint unwahrscheinlich. Natürlich sollte zur Sicherheit noch abgeklärt werden, ob es nicht nur um eine reine Grippeschutzimpfung handelte. Aber das ist natürlich nicht das Einzige, was ich entdeckt habe.“

„Überrasch mich, Duck“, forderte die Israeli ihn mit verstellter, tieferer Stimme auf und fügte, als sie den verwirrten Blick des Pathologen bemerkte, hinzu: „Das ist es doch, was Gibbs in einer Situation sagen würde, oder nicht?“ Das blieb unkommentiert.

„Unser Freund hat einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen.“

„Die örtliche Polizei sagte doch, es gäbe keine äußeren Verletzungen.“

Ducky brachte sofort eine äußerst plausible Erklärung ein: „Es war kaum mehr als eine leichte Rötung, keine offene Wunde. Und wenn wir und seine Schädeldecke und sein Hirn ansehen...“ Er hob die bereits abgetrennte, aber wie eine Mütze erneut aufgesetzte, Schädeldecke ab. Zeigte sie der Israeli mit den Worten: „Keine Einblutungen. Der Schlag hat zu keinem Hämatom geführt, was tödlich gewesen wäre. Der Täter hat ihn also überrumpelt, vielleicht sogar bewusstlos geschlagen.“

„Okay, das würde also bedeuten, der Angreifer –“

„Oder die Angreiferin!“

„- Richtig, er oder sie hat sich an das Opfer angeschlichen, von hinten nieder geschlagen und ihm dann vermutlich etwas gespritzt, das Mr. House umgebracht haben kann oder auch nicht... Das ist ziemlich durstig, Ducky.“

Der Pathologe blickte verwirrt drein. Durstig? Was meinte sie mit ’durstig’?

„Oh, du meinst ’dürftig’! Nun, wie man’s nimmt. Ich habe dem Opfer Blutproben entnommen und eine davon hier im Labor abgeben lassen. Die andere werde ich noch an Abby schicken. Jethro würde mir nie vergeben, wenn ich das vergessen würde. Außerdem kann ich dir etwas über den Gegenstand sagen, mit dem er niedergeschlagen wurde, meine Liebe. Es handelte sich dabei um einen langen, wahrscheinlich zylindrischen Gegenstand aus stabilem Material. Ein Rohr oder eine Stange, aber nicht aus Metall.“

„Weil es dann zu schwer gewesen wäre und tiefere Wunden hinterlassen hätte? Aber... was könnte es dann sein? Ich meine, wozu braucht man Holzrohre oder Holzstangen? Außerdem ist er fast auf offener Straße überfallen worden, es muss also etwas alltägliches gewesen sein, dass keinen Verdacht erweckt hätte.“ Ducky gab keine Antwort auf Zivas Fragen und sie hatte auch keine erwartet. Das herauszufinden, war nicht Dr. Mallards Aufgabe. Es war Aufgabe des Teams. Und es würde nicht einfach werden.
 

~*+*~

„Wir haben ihr das Blut abgenommen. Kutner und Thirteen machen gerade den Tox-Screen,” berichtete Foreman, während seine schwarze Augen zu der Symptomtafel wanderten, die sein Boss so intensiv anstarrte. Es war ein Hauch von Verärgerung in dem Gesicht des Neurologen zu Erkennen. Verärgerung darüber, dass House mal wieder etwas darin sah, das ihm noch verborgen blieb. Dabei hatte er sich geschworen, aus dem Schatten dieses Mannes heraus zu wachsen, indem er seinen Fähigkeiten ebenbürtig wurde, ohne den abstoßenden Charakter des anderen zu adaptieren. Das hatte nicht funktioniert und genau das wurmte Foreman noch ein wenig mehr.

„Na und? Erwarten Sie jetzt ein Chuzpe[1]-Abzeichen dafür? Oh, wow, vier Ärzte, die todesmutig einer ruhig gestellten Patientin Blut abnehmen. Was für eine Leistung,“ kommentierte der Diagnostiker, aber seinem Sarkasmus fehlte deutlich an Biss. – vermutlich weil er sich nicht richtig darauf konzentrierte. Zu sehr war er mit seinem Denk-Tennisball beschäftigt. In einem Stuhl lehnend, drehte er den Ball wieder und wieder auf der Tischplatte, dabei aber nie die Tafel aus den Augen lassend. Sein Gesichtsausdruck besagte deutlich: Wir haben etwas übersehen. Foreman hatte die letzten Jahre oft genug seinem Vorgesetzten bei der Arbeit zugesehen, um zu wissen, dass genau dieser Blick erst dann auftauchte, wenn neue Symptome oder Testresultate auftauchten, die die ursprüngliche Diagnose zunichte machten.

„Wo steckt Taub?“

„Holt Doughtnuts. Normalerweise würde ich ja nicht fragen, aber: was stört Sie?“

Die Frage wurde mit Schweigen quittiert. Dann, nach einer Weile: „Es passt nicht.“

„Nicht Ihr Ernst. Die Diagnose ist stichhaltig und simpel. Wenn jeder Fall, den wir behandeln, so einfach wäre, würden Sie bald aus Langeweile kündigen. Ist das etwa Ihr Problem, House? Dass es nicht verzwickt genug ist?“ Der Tonfall besagte deutlich: ’Komm drüber weg, Mann!’

„Die Diagnose passt nicht zur Patientin. Eine Baumknutscherin würde doch nie ein Geschenk der Natur ablehnen. Erst recht nicht, wenn es sich dabei um das ach so glorios gefeierte Geschenk neuen Lebens handelt,“ tat House seine Schlussfolgerung kund, wobei seine eigene, nicht ganz lebensbejahende, Meinung durchklang. Eine Packung Doughnuts flog plötzlich durch den Raum und landete gezielt vor House’ Nase. Sie kündigte Taubs Rückkehr vom Bäcker an.

„Teenager sind wankelmütig“, bemerkte der ehemalige Schönheitschirurg, „heute wollen sie noch die Welt retten, morgen bestehen sie auf neue Brüste, eine eigene Kreditkarte und trinken Gin und Tonic bis zum Delirium.“ Der Diagnostiker, der sich einen Doughnut (schwarz-braun gestreifte Glasur mit eingespritzter Nusscremefüllung [2]) gegriffen hatte und gerade hinein beißen wollte, erstarrte bei den letzten Worten und blickte auf. Bei jedem anderen hätte diese Geste ziemlich dümmlich ausgesehen, aber der Blick in House graublauen Augen war alles andere als lächerlich. Augen von der Farbe ausgewaschener Jeans.

„Welchen Job hat ihr Vater?“

Beide Ärzte setzten zum sprechen an, hielten aber inne. Sie kannten die Antwort nicht. Aber das war unbedeutend. Denn es gab eine Person, die es sicher wissen würde.
 

Ungefähr zehn Minuten nachdem die Frage aufgekommen war, flog die Tür von Dr. Cuddys Büro auf, ungeachtet der heftigen Proteste ihrer Sekretärin. Die Verwaltungschefin blickte nicht einmal von ihrem Stapel Akten auf – es gab in der gesamten Stadt nur eine Person, die zu solch dreistem Eintreten fähig war.

„Was wollen Sie House?“, fragte Cuddy gelangweilt, wobei sie – ihrer Blickrichtung nach zu urteilen – die Frage ganz offensichtlich an ihren Schreibtisch gerichtet hatte.

„Eigentlich wollte ich ja rein kommen, meinen Stock auf die Telefongabel knallen, um Ihr Gespräch zu unterbrechen und dann ein paar anzügliche Bemerkungen darüber zu machen, dass Ihr Oberteil deutlich zu klein für Ihre Möpse ist.“

Schweigend und fest entschlossen, den Leiter ihrer diagnostischen Abteilung und seine Sticheleien weitgehend zu ignorieren, ließ sie ihren Blick kurz nach oben wandern und kritzelte dann etwas auf ein Dokument. Beiläufig sagte sie: „Das ist mein Büro, nicht die Kantine. Wenn Sie also Ihren Dougnut essen wollen, kann ich Ihnen eine Wegbeschreibung geben.“

Wie ein trotziges Kind, biss der Arzt von seinem Hefeteiggebäck ab, nur um mit vollem Mund jammern zu können: „Warum telefonieren Sie nicht? Sie tun doch sonst den Ganzen Tag nichts anderes.“ Krümel flogen durch die Luft und segelten selig auf den weichen Teppich.

„Ich frage nur noch einmal. Was wollen Sie?“

Er zuckte mit den Schultern, auf eine abwehrende Art und Weise, die wohl heißen sollte: ’Warum so gereizt? Ich hab’ doch noch gar nichts angestellt.’ Und fügte dann hinzu: „Wie wäre es mit dem, was Sie dem Vater meiner Patientin auch besorgen. Oh, nein, das war ja andersrum. Wie besorgt er es Ihnen eigentlich am liebsten?“

Das zwang Cuddy nun auch ihrer Reserve. Entrüstet ließ sie ihren Stift fallen.

„Wie kommen Sie auf die Idee -“

„Ihr Engagement in diesem Fall steht nicht im mindesten im Verhältnis zu seiner Spendensumme. Also muss er sich im Gegensatz für Sie persönlich engagieren. Und da wir beide wissen, dass das Einzige, wofür Sie sich interessieren im direkten Zusammenhang zu Ihren verdörrten Eierstöcken steht–“

„HOUSE!“ Cuddys Gesicht, besonders ihre Wangen, hatte eine fleckiges Rot angenommen, für sie eher ungewöhnliche Farbe. Kein gutes Zeichen, aber eines mit Seltenheitswert. Ihre Reaktion war nicht auf Beschämung zurück zu führen, sie sprach von blanker, ununterdrückter Wut.

„Die Spendensummen, die das Krankenhaus erhält, gehen Sie nicht das Geringste an.“

House musste erkennen, dass er die Situation vielleicht doch ein wenig falsch eingeschätzt hatte, zumindest entwickelte sich das Gespräch nicht in die Richtung, die er beabsichtigt hatte. Vielleicht hätte er die Bemerkung mit den Eierstöcken weg lassen sollen.

„Mein Gott, Sie mögen den Kerl wirklich, nicht wahr?“

„Verschwinden Sie aus meinem Büro, wenn Sie nichts zu sagen haben, das von Bedeutung wäre.“ Ja, das war wirklich eine eindeutige Abfuhr. Eiskalt. Cuddy musste wirklich verdammt wütend sein, wenn sie derart dicht machte. Die einzige Möglichkeit, jetzt noch an die Informationen zu kommen, die er wollte war mit offenen Karten zu spielen. Gott, er hasste es, diesen Schritt gehen zu müssen, aber extreme Situationen erforderten eben extreme Maßnahmen. (’Extrem’ waren sie natürlich nur für Gregory House selbst. Menschen mit sozialer Kompetenz hätten von vornherein einfach nett gefragt. Diese Option hatte der Nephrologe aber nicht mehr, da jedwedes für andere Menschen normale Verhalten, das von ihm ausging in seinem Umfeld für noch mehr Argwohn sorgte.)

Anstatt wie geheißen zu verschwinden, ließ House sich auf Cuddys Couch fallen, legte sogar in einer Art Friedensangebot seinen Doughnut beiseite und ließ ungeduldig und mit sich selbst hadernd seinen Stock auf Cuddys Teppich auftippen.

„Okay, ich habe keine Ahnung, welchen Job Hippie Dad hat, aber ich habe eine ziemlich klare Vorstellung davon, was mit dem Mädchen passiert sein könnte. Und dazu muss ich wissen, mit welchen Substanzen sie in Kontakt gekommen sein könnte. Der Arbeitsplatz ihres Vaters ist die wahrscheinlichste Quelle.“

Eine Weile lang sagte die Verwaltungschefin gar nichts. In ihr rumorten die widerstrebendsten Gefühle, eine Mischung aus fassungsloser Entrüstung und sorgfältigem Abwägen. Aber das Wohl der Patienten lag ihr viel zu sehr am Herzen, um nicht der Logik Vorzug zu geben: „Es ist eine kleine Mineralwasserfirma,“ sagte sie langsam, „Außer ein paar Geschmacksstoffen werden Sie da nichts finden.“

Das Grinsen jener die glaubten Recht zu behalten zuckte um die Mundwinkel den Diagnostikers, auch wenn er noch nicht bereit war, es frei zu lassen. Für den Triumph war es zu früh.

„Welche Firma?“

---

[1] hebräisch für Wagemut

[2] Ein Mafia-Doughnut nenne ich so was. Mein Kumpel bezeichnet die Cremegefüllten nämlich immer als Königs-Doughnuts. Also ist das durch die Glasur genau genommen ein „Königs-Doughnut im Mafia-Nadelstreifenanzug“.
 

2 Dinge: Erstens bin ich ungeheuer glücklich, endlich ein Stück weiter zu sein. Zweitens ärgert es mich innerhalb eines Kapitels nicht weit genug zu kommen. Ich habe Angst, innerhalb des Studiums keine Zeit mehr für diese FF und meine zahlreichen RPG’s zu finden, zumal ich im Winter null Motivation habe, mich an den schweinekalten Computer zu setzen um Posts oder Kapitel zu schreiben, zumal ich dann mit eingefetteten Fingern dasitze (Winter + Meine Haut = spröde Sandpapierhaut, die spontan einreißt und zu bluten beginnt) die nach Kakaobutter oder Ringelblumen riecht. Aaaaber um nicht ganz aufzugeben, schreibe ich jetzt nur noch auf Papier vor. Spätestens, wenn der Prof in Hydrochemie uns mal wieder Rechnungen erklärt, die wir bereits im ersten Bachelorsemester hatten, zücke ich Füller und Papier.
 

[...]Leroy Jethro Gibbs Augen waren nicht mehr die Besten, aber er war überzeugt etwas gesehen zu haben, das keinen Sinn machte.

Flammen.

Er streckte die behandschuhte Hand nach dem Objekt aus und zog es zu sich heran.[...]

Über Müllwühler und Könige des Labors

@Cookie, mein über alles geliebtes Namensschwesterherz: Die Schreibweise „Doughnut“ mag umständlich, aber zulässig sein. Frag Tante Wikipedia, wenn du möchtest. ^^
 

Hier mein kümmerlicher Versuch, Thirteen wieder mehr an den Charakter anzupassen, der sie in der fünften Staffel geworden ist. Ich war ja erst durch die vierte Staffel durch, als ich anfing, die Story zu schreiben, daher hoffe ich, man kann mir das verzeihen.

Einen Teil des Kapitels (Das, was nach der dritten Schleife kam) habe ich am 08.01.10 um 3.21 Uhr geschrieben. Warum? Weil ich mit dem, was ich tun wollte fertig war und es sich nicht lohnte, für 2 Stunden ins Bett zu gehen.)

---
 

“Wir schlendern durch dies familiäre Idyll,

durchqueren nicht endende Meere von Müll

und von frisch Erbrochenem

an diesem schönen Wochenen-

de, im Sonnenschein“
 

(Bodo Wartke, „Loveparade“)
 

„Okay, verstanden. Ich richte es ihm aus.“ McGee beendete gerade das Gespräch an seinen Handy (ein uPhone [1], natürlich das neueste, das es auf dem Merkt zu kaufen gab), als Special Agent Gibbs den Tatort betrat. „Boss, Ziva sagt, wir sollen uns nach einem leichten Holz-Rohr oder einem Holzstock umsehen. Und nach einer Spritze. Ducky hat festgestellt, dass das Opfer nieder geschlagen wurde und eine Einstichstelle am Arm hat.“

„Moment!“, plapperte Tony dazwischen, von seiner Tatortskizze aufblickend, „Wieso hat Ziva dich angerufen McGeek?“

„Vielleicht wollte sie einfach nicht mit dir reden, Tony.“

„Ja, aber dann hätte sie den Boss angerufen. Ihr habt was ausgeheckt, stimmt’s? Nun, dann muss ich dich leider enttäuschen, denn –“

„HEY!“ Ein Zwischenruf von Gibbs genügte, um seine Untergebenen zum schweigen zu bringen: „Der Tatort!“

DiNozzo ergriff das Wort, da er sich als dienstältester Agent dazu berufen fühlte.

„Ja, richtig. Tja, hier ist alles wie geleckt... falls irgendjemand tatsächlich mal das Bedürfnis haben sollte, den Boden abzulenken, was ich mir irgendwie nicht vorstellen kann. Kein Erbrochenes an den Wänden, kein Uringestank, keine Blutlachen. Auch keine anderen Anzeichen eines Kampfes –“

„Was sich mit Ducky bisherigem Befund deckt,“ fügte McGee an, wofür er von seinem Kollegen einen ’Gott, wie gerne würde ich dir dafür eine Kopfnuss verpassen, aber ich lasse es, weil der Boss anwesend ist’-Blick zugeworfen bekam.

„--mit anderen Worten, die sauberste Seitengasse, die mir je unter gekommen ist. Nicht mal unter der Mülltonne war etwas zu finden,“ fasste Tony noch einmal zusammen. Man konnte sehen, dass die beiden Agenten den grauen Plastikcontainer weiter nach vorne geschoben hatten, denn er stand jetzt genau in der Mitte der Seitengasse. Er gehörte zu dem kleinen 24h-Shop, dessen Hintereingang genau in dieses Gässchen mündete. Diesen Laden hatte das Opfer aufsuchen wollen. „Die Gasse ist eine Einbahnstraße, der Täter hat dem Opfer also wahrscheinlich hier aufgelauert und darauf gewartet, dass das Opfer aus dem Laden zurück kehrt und vorbei kommt. Wir haben auch die Verkäufer in dem Laden befragt, ob sie Mr. House an dem Abend seiner Ermordung gesehen haben. Sie konnten es nicht beschwören, weil er kein Stammkunde ist, der Besitzer hat uns aber die Videobänder der Überwachungskamera überlassen. Die Kamera am Hintereingang soll aber schon seit ’nem Monat kaputt sein.“

„Was ist mit dem Müll? Wenn House den Laden bereits verlassen hat, als es ihn erwischt hat, muss der Täter die Einkaufstüte entsorgt haben. Vielleicht zusammen mit der Tatwaffe.“ Gibbs war sich dessen bewusst, dass er nur Vermutungen anstellte, aber etwas anderes blieb ihnen auch nicht übrig, so lange es keine Beweismittel gab.

„Wir sind noch nicht dazu gekommen, ihn zu untersuchen,“ gestand McGee, „aber wir werden wahrscheinlich auch nichts finden, wenn der Täter wirklich so gründlich vorgegangen ist...“ Diese Aussage war ein Fehler gewesen. McGee stockte, als ihn der erbarmungslos und erwartende Blick seine Bosses traf. Er wollte sich schon korrigieren, als ihn ein bekannter Schmerz im Hinterkopf traf, dank einer Kopfnuss von DiNozzo. „Regel Nummer Acht, Bambino! ’Nimm nie etwas als selbstverständlich hin!’“, verkündete der ältere Agent triumphierend. „Ja, ja, ’Überprüf es zwei mal, wenn nötig.’ Bin schon dabei.“ Das mit Ausnahme von Ziva jüngste Teammitglied zog missmutig von dannen.

„Tja, nicht zu fassen, dass er nach all den Jahren immer noch eine Ermahnung braucht, was Boss?“

Gibbs Augenbraue, die merklich nach oben wanderte, hätte den Italienischstämmigen Special Agent alarmieren sollen, aber der blickte seinem Kollegen mit Schadenfreude hinterher.

„DiNozzo, hast du nicht was vergessen?“, fragte der Teamleiter betont liebenswürdig und mit einem bitteren Lächeln, das jeden Außenstehenden stutzig gemacht hätte. Alles Anzeichen dafür, dass sein Gesprächspartner gleich gehörig Ärger bekommen würde, wenn er nicht begriff. Tony hingegen fühlte sich eher in seinem Verhalten bestärkt.

„Sag mal, hat Ziva was angestellt? Sie würde doch sonst eher dich anrufen, wenn...“

„DiNozzo?“ Noch eine Spur liebenswürdiger.

„Ja, Boss?“

„CONTAINER!“

Vorbei ziehende Passanten drehten sich nach der Quelle des Lärms um und zogen dann eiligst weiter, in stummer Übereinkunft, dass ihnen dieser große, grauhaarige Mann überaus gefährlich vorkam.

„Genau. Bin schon unterwegs.“ DiNozzo lief rückwärts darauf zu, um eine Kopfnuss zu vermeiden. Nicht, dass irgendetwas Gibbs daran hindern könnte, ihm eine zu verpassen.

„Ähm, Leute?“ Eine gedämpfte Stimme ertönte aus der Richtung des Müllbehälters. „Könnte mir vielleicht mal jemand helfen?“

McGee hing über der Kante des Containers wie ein nasser Sack und konnte weder vor noch zurück.
 

~*+*~

Die nächste Tür die unliebsam aufflog, war die vom Blutanalytiklabor.

„Wow, also das ist echt unheimlich. Als hätte er gewusst, dass wir gerade die Ergebnisse rein bekommen hätten. Meinst du, er hat hier irgendwo Videokameras installiert?“, raunte Kutner seiner hübschen Kollegin zu. Er hatte den noch warmen Ausdruck in der Hand. Thirteen warf dem Inder einen fragenden Blick zu á la ’Das ist nicht dein Ernst oder?’ zu dann berichtete sie ihrem Vorgesetzten, dass der Test negativ ausgefallen sei.

„Negativ auf was?“

„Negativ auf alles“, gab Kutner zurück, „Keine Opiate oder andere gebräuchliche Drogen und keine Schwermetalle. Wir haben sogar auf die Inhaltsstoffe von Grippemitteln getestet. Nada.“

„Es ist nie negativ auf alles. Irgendwas ist es immer. Testen Sie das Blut noch mal. Und diesmal testen Sie es auch auf Chinin. Und bestimmen Sie die Menge. Sie haben drei Stunden dafür, nicht länger.“

Einem menschlichen Verhaltensreflex folgend, starrten die beiden Assistenzärzte auf ihre Uhren und Thirteen fragte dabei: „Wieso genau drei Stunden?“

„Weil ich jetzt nach Hause fahre und spätestens zu diesem Zeitpunkt das Telefon ausstöpsle und mir einen Porno reinziehe. Wenn Sie mir bis dahin nicht sagen können, ob ich morgen noch mal hierher muss, dann ist das Ihr Problem.“

Als sie von ihren Uhren wieder aufblickten, schloss sich die Tür des Labors auch schon wieder. House’ Silhouette war noch kurz und durch die amorphe Oberfläche der Glasscheiben leicht verzerrt zu erkennen, dann verschwand auch sie. Die Aussicht auf Überstunden stand im Raum. Kutner setzte sich an dem Computer, um einzustellen, welche Substanzen detektiert werden sollten, als...

„Verdammt. Chinin ist nicht in unserer Datenbank. Warum sollen wir auf etwas testen, das nicht in der Datenbank ist?“

Und so kam es, dass Dr. Lawrence Kutner sich auf eine zwanzigminütige Odyssee quer durch das PPTH machte, auf der Suche nach Bob, dem Labortechniker. Denn Bobs Job war es vor allem dafür zu sorgen, dass die hunderttausende von Dollar teure HPLC-MS-Anlage ordentlich funktionierte.

Zwanzig Minuten.

In dieser Zeit entdeckte Jethro das entscheidende Beweismaterial.
 

~*+*~

Gibbs hatte sich als Leiter des Teams das Privileg gesichert, die große Wühlaktion zu koordinieren und war nun im Besitz der Kamera. DiNozzo und McGee – beide mittlerweile einen exorbitant unangenehmen Geruch verströmend – waren gezwungen, sich mit etwas zu beschäftigen, das dem Durchschnittsamerikaner fremd war: Mülltrennung. All das, was sie mit bloßen Händen hatten greifen können, wurde in verschiedene Stapel aufgeteilt. Einen für Biomüll und alte Kassenzettel deren Bedeutung für die Ermittlung gleich Null war. Einen für Verpackung, egal ob mit (wahlweise verrottendem) Inhalt oder leer. Und nicht zu vergessen, einen mit geschlossenen Verpackungen, deren Inhalt noch frisch aussah. Dazu kamen die Kassenzettel, die aus dem Zeitraum von Donnerstag Nachmittag bis Freitag Morgen stammten, dem Intervall, in dem der Tod von John House liegen musste. Neben den drei Haufen breitete sich ein Teppich aus Beweismittelbeuteln mit benutzten Nadeln auf dem Asphalt aus, jede davon war bereits mit einer Nummer gekennzeichnet, abfotografiert und beschriftet worden. Eigentlich die Arbeit eines Probies, aber für Gibbs war diese simple Arbeit immer noch besser als die Alternative. Nicht, dass er ein Problem damit gehabt hätte, im Müll zu wühlen, aber schließlich mussten die Machtverhältnisse gewahrt werden.

„Okay, ich komme auch nicht mehr ran“, murmelte Tony, einen Arm in den Behälter baumeln lassend. Er und McGee machten sich daran, den Müllcontainer anzukippen um die weiteren Müllschichten abtragen zu können. Beide verzogen gleichzeitig das Gesicht bei dem klirrenden Geräusch, das auf ihre Bemühungen folgte.

So viel zum Thema ’sachte und vorsichtig’.

Gibbs kniete vor der Tonne und hob den Klappdeckel nach oben, woraufhin seine Schuhe mit einem glucksenden Geräusch von Bananenschalen und Schrimps in undefinierbarer Soße umspült wurden. Der Laden musste eine ganze Charge von den Meeresfrüchten aussortiert haben, deren Packungen von einigen ziemlich großen Glasscherben aufgeschnitten worden waren, ebenso wie der blaue Müllbeutel darüber. Leroy Jethro Gibbs Augen waren nicht mehr die Besten, aber er war überzeugt etwas gesehen zu haben, das keinen Sinn machte.

Flammen.

Er streckte die behandschuhte Hand nach dem Objekt aus und zog es zu sich heran. Im warmen Nachmittagslicht glänzten die Farben des auflackierten Feuers grell und unnatürlich. Der Special Agent spähte in den Beutel hinein um zu erkennen, was genau dieser zylindrische Gegenstand war, aber er hatte schon so eine dumpfe Ahnung.

Und er sollte Recht behalten.

McGee tat es ihm gleich und fragte: „Ist es das, was ich denke, Boss?“

Gibbs Antwort war langsam, wie in Trance. „Ein Gehstock,“ berichtete er und spekulierte in dem gleichen bedachten Tonfall weiter, dass die Tüte darum eventuelle Spuren vor Abrieb und Kontaminierung geschützt haben müsste. Darüber hinaus befand sich in dem Müllbeutel noch eine kleinere Tüte, die das Emblem des Ladens trug.

Die Ermittlungen bewegten sich in eine Richtung, die dem ehemaligen Marine gar nicht gefiel.

„Das Motiv ist ziemlich ausgefallen. Es gibt bestimmt nicht viele, die so ein Ding besitzen,“ merkte Tony an, „wenn man mal nachdenkt, dass die meisten Leute, die am Stock gehen mindestens 60 sind und die haben sicher nicht mehr so viel Feuer unterm Hintern.“

„Er könnte auch einem Behinderten gehören,“ fügte McGee leise hinzu.

Gibbs nickte nur.

Nein, das sah gar nicht gut aus.
 

~*+*~

Zehn Minuten, nachdem Kutner sich auf die Suche nach Bob dem Techniker gemacht hatte, öffnete sich die Tür des Labors erneut. Foreman schlich sich herein, zwei Kaffeebecher und die halbleere Doughnut-Packung in den Händen balancierend.

„Ich dachte mir, Sie könnten ein wenig Verpflegung vertragen“, sagte er und bemerkte, dass Dr. Hadley am Telefon hing. Sie schenkte ihrem Kollegen ein kurzes anerkennendes Lächeln und führte dann ihr Gespräch in einem so erbarmungslosen Ton fort, den man von ihr nicht kannte und den sie sich, wenn überhaupt, für Diskussionen mit House aufsparte.

„Hören Sie, ich bin sicher, dass dieses Meeting wahnsinnig wichtig ist und dass sie eine große Rolle darin spielt, aber es dauert nur wenige Minuten.“

Die Person am anderen Ende der Leitung erwiderte irgendetwas, woraufhin die Internistin seufzte. „Schön, können Sie ihr dann wenigstens eine Notiz zukommen lassen? Umgehend? --- Ja, ich warte so lange, haben Sie was zu schreiben?“

Eric Foreman kam es so vor, als hätte sie seine Anwesenheit bereits wieder vergessen, daher fühlte es sich etwas merkwürdig an, sie beim telefonieren zu beobachten. Wie ein Theaterstück, in das man sich hinein geschmuggelt hatte. Sie fuhr sich durch die brünetten Haare (der Rotton, mit dem sie sie zuvor getönt hatte war bereits heraus gewaschen), ließ ihre Hand dabei von der Stirn über den Mittelscheitel wandern und schüttelte die Haarpracht am Hinterkopf etwas auf. „Okay, die Nachricht lautet folgendermaßen: ’Ein steinerner Regen geht nieder in Jerusalem.’. – ja, ich bin mir... bringen Sie ihr einfach den blöden Zettel, verdammt!“

Thirteen ließ sich gegen die Lehne fallen und stieß ein aggressives Grummeln aus, behielt den Hörer aber noch am Ohr. Foreman stapelte die seine Mitbringsel auf einem nebenstehenden Rollschrank.

„Also... steinerner Regen geht nieder in Jerusalem?“, fragte er und wollte noch eine scherzhafte Bemerkung zum Thema Wetterbericht machen, als sie antwortete.

„Und was er fordert, das ist Blut.“ Das waren ihre Worte, kaum mehr als ein Flüstern. Dann richtete sie ihren Blick auf Foreman, als hätte sie eben erst Notiz von ihm genommen. Und deutete auf die Packungen.

„Essen ist hier aber verboten, das ist immerhin ein Labor.“[2]

Blut? Ein Regen aus Steinen? Und nach solchen Bemerkungen versuchte sie nicht einmal zu erklären, was es damit auf sich hatte. Den meisten Menschen wäre das peinlich gewesen.

Eric Foreman wurde klar, woher dieses merkwürdige Verhalten herrührte: es war ein Stichwort. Deshalb war ihre Antwort so automatisch erfolgt. Aber was setzte es in Gang? Es gab so einiges an Dr. Remy Hadley, dass keiner von ihnen, nicht einmal House, wusste. Was private Belange anging, hielt sie sich zurück, gab nichts mehr preis. Nachdem das Einstellungs-„Casting“ vorbei war gab sie auch nicht mehr so oft vor, amüsiert über die Spekulationen ihres Vorgesetzten zu sein und wehrte sich nur noch halbherzig gegen die Bezeichnung „Lesbe.“

Warum? Diente das alles nur dazu, so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten? Oder hatte diese Frau irgendwelche Leichen im Keller? Leichen, die so gut versteckt waren, dass nicht einmal Greg House sie ohne weiteres finden würde. War das möglich?

„Foreman? Hallo?“

„Tschuldigung. Ich habe eben nicht zugehört.“

„Ich meinte nur, dass es wohl nicht so klug ist, hier zu essen.“

„Die Proben sind doch längst präpariert, oder? Hier stehen auch keine Chemikalien herum und das Gerät ist nicht in Betrieb. Wenn Sie also nicht gerade auf den Computer kleckern, wird das nie jemand erfahren. Wo steckt eigentlich Kutner?“

„Sucht den Techniker. Ist das koffeinfreier Kaffee? Der Detektor muss ja erst auf das Spektrum von Chinin eingestellt werden, damit wir den Stoff in dem Gemisch finden. Und ausgerechnet dieses Spektrum ist nicht in unserer toxikologischen Datenbank.“

Foreman reichte ihr den Kaffeebecher mit den Worten, dass er nicht gewusst hatte, wie sie ihren Kaffee trank und deshalb Cappuccino besorgt hatte, in der Hoffnung, da nicht viel falsch machen zu können. Sie versicherte ebenso höflich, dass das vollkommen in Ordnung sei.

Thirteen setzte den Kaffeebecher bereits an, da meinte sie noch: „Chinin macht Sinn. Es erklärt, warum ihre Grippesymptome so rasch abgeklungen sind und ist obendrein wehenfördernd. Was ich nicht verstehe ist, woher es kommen soll. Selbst wenn sie Tonic getrunken hat, man kann doch kaum genug zu sich nehmen, um eine Fehlgeburt zu riskieren, oder?“

„Na ja, es ist schmerzstillend, betäubend und Fiebersenkend und wurde früher bereits als Malariamittel verwendet. Sie könnte es deshalb pur zu sich genommen haben – als pflanzliche Medizin. Ohne sich der Wirkung, die das auf ihr Kind haben könnte, bewusst zu sein.“

„Und wie soll sie da ran gekommen sein?“, fragte Thirteen. Man konnte ihrer Körpersprache entnehmen, dass sie durchaus gespannt auf die Antwort war. „Und versuchen Sie mal eine Antwort zu finden, die sicher stellt, dass wir nicht bei ihr einbrechen müssen.“

War das eine Herausforderung?

„Ihr Vater hat eine kleine Mineralwasserfirma, die berühmt ist für ihre „Tasty Tonic“-Reihe. Sicher hat er in seiner Lagerhalle das ein oder andere Kilo von dem Zeug herumliegen.“

Thirteen nickte, wirkte aber nicht ganz überzeugt. Dann hellte sich das Gesicht der Ärztin auf. Der Grund dafür war nicht etwa das, was Foreman gesagt hatte, nein, sie drehte ihren Oberkörper wieder dem Telefonapparat zu. „Sieh mal einer an, die Chefin persönlich meldet sich mal. Was ist denn heute los bei euch? – Würde ich dich je von deiner Arbeit weg holen, wenn es nicht mindestens genau so wichtig wäre?“ Sie stellte ihren Kaffeebecher ab, um beim telefonieren nicht damit herum zu gestikulieren. „Die Sache ist die: ich soll den Chiningehalt einer Blutprobe bestimmen, aber so wie es aussieht, haben wir das nicht in unserer Datenbank. Und da habe ich an dich gedacht, weil unser Engelchen meinte, ihr hättet letztens einen Fall mit fluoreszierenden Algen gehabt und du hättest jemanden, der Ahnung von leuchtenden Substanzen hat. -- oh, okay -- und woher weiß ich dann, welches Format ich brauche? Ja, dann hol ihn mir mal bitte ans Telefon. -- Danke, du bist echt ein Schatz! Wir müssen uns mal wieder zum Kaffee treffen. Und nicht erst, wenn du ein neues Buch geschrieben hast. Okay, dann bis bald.“

Thirteens Augen richteten sich wieder auf Foreman.

„Sie haben doch was zum Schreiben da, oder?“
 

~*+*~

Während ihre männlichen Kollegen die Beweismittel in das Princeton Police Departement brachten, versuchte Ziva noch ein paar mal vergeblich, mit Mary House zu sprechen. Auf simples Klopfen an der Hoteltür reagierte keiner, nicht mal, wenn sie sich als Zimmerservice ausgab. Also griff Ziva zu dem härtesten Mittel, das sie parat hatte: Ihr Sitzfleisch und ihre Hartnäckigkeit.

Sie holte sich einen Stuhl aus dem Empfangsbereich, ein ordentliches Buch aus ihrer Tasche und schlug dann ihren Wachposten neben der Zimmertür von Mr. und Mrs. House’ Suite auf. Irgendwann musste diese Frau ja einmal das Zimmer verlassen, Trauer hin, Trauer her.

Und dann würde die Verbindungsoffizierin an Ort und Stelle sein. Man konnte Ziva nicht einmal vorwerfen, dass sie ihre Zeit verschwendete, schließlich las sie das neueste Werk von Tempe Brennan, eine landesweit begehrte Krimiautorin, deren Bücher sogar McGee manchmal an seinem Talent zweifeln ließen.

Fünfunddreißig spannungsgeladene Seiten Prosa später, als die Spurensicherung des PPD gerade einige verwertbare Sätze Fingerabdrücke von diversen Beweismitteln entnommen hatte und ein gewisser Diagnostiker in sein Appartement zurückkehrte, hörte Ziva endlich Schritte näher kommen. Sie blickte von ihrer Lektüre auf und sah sich einer hageren, streng dreinblickenden Dame um die sechzig gegenüber.

’Na ja... wie eine trauernde Witwe sieht sie ja nicht gerade aus’, dachte die Ermittlerin, aber der äußere Eindruck konnte ja täuschen.

„Mrs. House?“

„Sicher nicht. Wer sind Sie, dass Sie es wagen, hier einfach vor anderer Leute Zimmer zu hausieren?“

Ziva runzelte die Stirn. Das Wort ’hausieren’ gehörte nicht zu ihrem englischen Wortschatz, aber sie vermutete, dass diese unfreundliche Person dasselbe wie ’auflauern’ meinte.

„Verzeihung, mein Name ist Ziva David, ich bin vom NCIS. Der Portier meinte, dies hier wäre das Zimmer von Mary House.“

„Ist es auch. Aber das Letzte, was meine Schwester jetzt gebrauchen kann ist eine lästige kleine Reporterin mit fragwürdigem Akzent, die sie mit Fragen bedrängt.“

„Der NCIS ist eine Bundesbehörde, kein Nachrichtensender. Ich und meine Kollegen ermitteln im Mordfall von Mr. House, deshalb sind wir auf eine Aussage Ihrer Schwester angewiesen. Sie würde uns damit helfen, den Mörder ihres Mannes zu fassen, Mrs. ...“

„Miss Hampton, Sarah Hampton.“ Das Gesicht der Frau blieb unerbittlich. „Es tut mir Leid, aber meine Schwester ist momentan nicht in der Verfassung über ihren Mann zu reden.“ Natürlich klang es nicht im mindesten, als täte es ihr Leid.

„Das kann ich verstehen. Trotzdem, könnten Sie ihr sagen, dass ich hier war? Und ihr das hier geben, für den Fall, dass es ihr besser geht?“

Da Ziva nichts von dieser albernen Sitte hielt, sich Visitenkarten auszudrucken, sobald man auch nur den ersten akademischen Abschluss hatte, reichte sie Miss Hampton (bei ihrem Verhalten war es nicht verwunderlich, dass sie nicht verheiratet war) eine Papierserviette, auf der mit Kugelschreibertinte ihr Name, Handynummer und die Behörde notiert war. Die Frau warf einen geringschätzigen Blick darauf und rümpfte die Nase.

„Sicher, wenn Sie dann aufhören uns zu belästigen.“
 

Die Israelin hatte das dumpfe Gefühl, dass ihre provisorische Visitenkarte in wenigen Minuten im Abfalleimer landen würde.
 

---

[1] Nein, das ist kein Schreibfehler. Ich mag es, dass sie in der Serie keine Werbung machen und Dinge wie die “for Dummies” – Bücherreihe umbenennen (Ziva und das „Movies for Morons“-Buch ^.^)

[2] Ja und? Ihr wollt nicht wissen, in wie vielen Laboren trotzdem getrunken und gegessen wird. Bei uns vor allem in der Physikalischen und Technischen Chemie.
 

Ganz schön lang, was? Das lag daran, dass ich alles, was vor dem fertig gestellten Kap. 7 lag, hier noch unterbringen wollte. Trotz gesundheitlicher Beschwerden (verdammt, mich schüttelts irgendwie... meine Wange ist nämlich dreieinhalb Wochen nachdem man mir meine Weisheitszähne gezogen hat wieder angeschwollen. Ich krieg den Mund zwar vollkommen auf, aber es fühlt sich an, als hätte ich einen Steinofen anstelle meines rechten Unterkieferbereichs. Dabei war grad alles abgeheilt. Und was ist das für ein komisches kribbelndes Ding in meinem Mund? Oh, meine Zunge. Fühlt sich irgendwie zerkaut an.). Ich will nicht zum Arzt, verdammt! Das ist nicht House!
 

[...]Auch dafür spendete der Mond genügend Licht, tauchte alles in monotone Grauschattierungen. Es waren nicht die Farben, die bedeutend waren, es war die Tat an sich. Schön, wenn er sie nicht dabei haben wollte, dann würde sie ihn auf diese Art decken müssen.[...]

Gedankenfieber

Anm: Das Kapitel hieß ursprünglich „Dream a little Dream of me“, aber dann ist das Geschehen über den Titel hinaus gewachsen, weil es gar nicht mal so vordergründig um den Traum geht. „Der Begehrende“ ist übrigens auch eine Schlafposition (auf der Seite liegend, die Arme nach einer anderen Person ausstreckend, die meist nicht da ist)
 

Dies ist ein kleines Zwischenspiel

Leider ganz ohne Vorspiel

Aber es wird ein Nachspiel haben. (XD)
 

„Was hab’ ich nicht alles probiert, um nicht an dich zu denken

mich abzulenken, mir reinen Wein einzuschenken

Und mich darin zu ertränken
 

Mehrere Meere hab’ ich durchschwommen

Ich hab’ Sümpfe durchwatet, Wüsten durchquert und Gipfel erklommen

Und ich zählte jeden Tag, jede Stunde

Und jede Sekunde, die dabei verstrich”
 

(Bodo Wartke, „An dich“)
 

Es war einer dieser Träume, in denen man wusste, dass alles nur ein Traum war. Und wenn man sich geschickt anstellte – den Verlauf bereits kannte, weil man es nicht zum ersten mal träumte, dann konnte man sogar den Ausgang des Traums verändern.

Aber Ziva wusste, dass sie hier nur die Zuschauerin sein würde. Sie hatte das Gefühl sich nicht rühren zu können, angesichts dessen, was vor ihr lag. Sie blickte auf sich selbst herab, eine andere Bersion von sich selbst. Es war so absurd, dass sich die Details in ihr Hirn einbrannten: die nachtblaue Satinbettwäsche auf dem breiten Futonbett, blutrote Schneewittchenlippen und das Nachthemd. Das schimmernde Seidennachthemd mit Spitze, es sah fast so aus wie ein Cocktailkleid. Für einen Moment glaubte Ziva, sie wäre tot. Nicht sie selbst, der Körper auf dem Bett, er wirkte wie achtlos hingelegt, auf dem Rücken liegend, doch leicht verkrümmt. Aber sie konnte sich atmen sehen. Sie konnte die Wärme, das Fieber spüren, dass ihr von dem Bett entgegen schlug. Es war nicht das verzehrende Fieber der Krankheit, nein, es war etwas weit stärkeres: Begierde.

Sie hatte keinen Duft und doch konnte man sie riechen. Spüren. Sehen. Und dann sah sie die zwei Arme.
 

Träume waren faszinierend, Dinge verschwanden und tauchten auf, ohne dass man sagen konnte, wie lange sie schon da waren. Ziva konnte also nicht sagen, ob die beiden anderen Schlafenden schon die ganze Zeit da gewesen waren, sie wusste nur, dass sie sie erst dann zu verstehen begann, als sie deren Arme entdeckte, die sich über

(Schneewittchens)

ihrer Hüfte überkreuzten. Beide hielten sie umschlungen, der Mann und die Frau. Das perfekte Gefängnis. Und Ziva hatte eine dumpfe Ahnung, was es bedeutete, dass ihr Kopf keinem der beiden Begehrenden zugewandt war, doch ihr Körper neigte sich ein wenig mehr zu dem Mann hin. Ihre beiden Schlafgefährten hatten die Augen geschlossen, aber die Israeli wusste, es waren zwei Augenpaare exakt derselben Farbe. Denn sie kannte die Beiden. Sie kannte sie ganz und gar.

Sie – Ziva, die Frau in der Mitte – schlug die Augen auf.

Nicht das Erwachen der Schlafenden.

Das bedächtige Aufblicken der Lauernden.
 

Und dann war plötzlich die Musik da. Aus dem nirgendwo kündigte ein Radio Michael Bublé mit seinem berühmten Hit „Fever“ an (welcher andere Song hätte es auch sein können?), dann hörte sie nur noch ihre eigene Stimme. Es hätte der Mossad-Agentin eine Gänsehaut verpassen sollen, sich selbst unter diesem Umständen beim Singen zu beobachten, aber das Einzige, was Ziva denken konnte, war: ’Aber das ist nicht Fever, das ist ein ganz anderer Song, sie sind nicht mal vom selben beschissenen Album...’

Ja, es hätte Fever sein sollen. Stattdessen...
 

„Somebody’s gonna hurt someone

Before the night is through

Somebody’s gonna come undone

There’s nothing we can do”
 

Mitreißender, swingender Rhythmus. Worte, die verführerisch klingen sollten. Lasziv. In Zivas Ohren hörten sie sich wie eine Drohung an. Ihr Spiegelbild hatte sich aufgesetzt, fixierte sie nun aufmerksam. Die Botschaft war klar: ’Das gilt dir. Mach dir da bloß keine Illusionen. Ich kriege dich.’
 

„Everybody wants to touch somebody

If it takes all night

Everbyody wants to take a little chance

And make it come alright”
 

Die andere Ziva glitt vom Bett herunter, leichtfüßig. Das Verschwinden des Bettes, das ohne eine bewusste Wahrnehmung des Verschwindens geschah, brachte eine Veränderung der Dynamik mit sich. Ihr Gegenüber trug kein Seidennachthemd mehr, was insofern bedeutend war, dass Ziva nie ein solches Kleidungsstück besessen hatte. Stattdessen war ihr lebendes Spiegelbild nun ein Spiegel im eigentlichen Sinne: die singende Traumgestalt trug dieselbe Tank-Top und Jogginghosen-Kombination wie sie. Die Lautstärke schwoll an, nun anklagend.

Als Gefangene der Szene, Hypnotisierte der Musik, schnippte Ziva dem Rhythmus folgend, ohne ihrem Hirn je den Befehl dazu gegeben zu haben.
 

„There’s gonna be a heartache tonight

A heartache tonight, I know, baby

There’s gonna be a heartache tonight

A heartache tonight, I know, oh let’s go.”
 


 

Ziva David schlug die Augen auf in einer klaren Nacht in Princeton. Der Halbmond spendete gerade genügend Licht, um die Konturen der Umgebung auf die Leinwand der Finsternis zu skizzieren. Und obwohl Traurigkeit nicht zu den Gefühlen zählte, die sie in den letzten Minuten überrannt hatten, musste die junge Frau nicht einmal ihre Wangen berühren um zu wissen, dass sie im Schlaf geweint hatte. Vermutlich auch gesungen. Nur dass das Wort, was sie gesungen, und das, was sie gefühlt hatte, nicht ein und dasselbe waren.

„There’s gonna be a murder tonight“.

Das war es, was das Herz gehört hatte.
 

Ein kurzer Blick zur Seite zeigte ihr, dass McGee noch immer friedlich schlummerte. Dieser Umstand war zweifellos einer Packung Ohrenwachs zu verdanken. Hellwach und einem tiefen inneren Bedürfnis folgend, schlug Ziva die Decke zur Seite, griff nach einem Gegenstand auf ihrem Nachttisch und verließ barfuss das Zimmer. Es bedurfte nur zehn Schritte, um vor seiner Tür zu stehen und eine handvoll Mut, um auch tatsächlich anzuklopfen. Aber die Israeli war ohnehin noch viel zu aufgewühlt von ihrem Traum, um sich überhaupt Gedanken darüber zu machen.

Keine Reaktion.

Wie spät mochte es wohl sein?

Wie viele Stunden seit Mitternacht?

Ziva fühlte ein Jucken in der Handfläche, dort, wo sie ihre Haarnadel umklammert hielt. Die Türen hatten noch gute alte Stahlschlösser, nicht diesen Chipkarten-Mist und sie aufzubrechen kostete die Agentin weder Anstrengung noch Zeit. Sie zögerte erst, als ihre Hand die Klinke herunter drückte.

’Er hat nicht aufgemacht. Warum hat er nicht auf mein Klopfen reagiert?’, fragte sie sich, während sie die Antwort schon kannte. Eine Stimme in ihrem Kopf, die sie als ihre eigene wieder erkannte, äußerte sie laut.

- ’Er schläft. Er kann überall und in jeder Lebenslage schlafen, schon vergessen? Er hat sich nicht mal von deinem Schnarchen davon abhalten lassen.’

’Das ist was anderes. Es ist egal, wie tief er schläft, sein Unterbewusstsein reagiert, wenn ungewöhnliche Geräusche auftreten.’

- ’Vielleicht will er einfach nicht aufmachen?’

‚Wieso? Er kann ja schlecht wissen, wer vor der Tür steht.’

- ’Vielleicht ist ihm was passiert?’

Das klang ganz und gar nicht nach Gibbs, trotzdem war Ziva beunruhigt. Weil es nur noch einen Grund geben konnte, der die fehlende Reaktion erklärte. Sie hoffte inständig, dass sie sich irrte. Noch einmal durchatmend öffnete Ziva die Tür nur so weit, dass sie hinein schlüpfen konnte.
 

Das Zimmer war leer. Schlimmer noch, es war unberührt. Auf dem Bett stand seine Reisetasche, die Luft war frisch, wie gereinigt. Der Duft nach Kaffeepulver und Old Spice mit einer feinen Unternote von Sägespänen fehlte. Mit anderen Worten, nichts deutete darauf hin, dass Leroy Jethro Gibbs sich hier aufgehalten hatte. Aber er war da gewesen. War mit Tony und McGee zurück gekehrt und hatte sich, sie ignorierend, in dieses Zimmer zurück gezogen.

„Jethro, du verdammter...“

Ziva beendete den Satz nicht, denn das Gefühl des Verrats, das über sie hinweg rollte, zwang sie dazu sich auf die Bettkante zu setzen. Am liebsten hätte sie noch ihr Gesicht in den Händen vergraben, aber das war eine für sie unangemessene Geste. Aschenputtel konnte sich so was leisten, richtig, aber die Israeli gab einen Dreck drauf, wie Aschenputtel zu sein. Genauso wenig wie sie Schneewittchen sein wollte. Sich heraus putzen, nur um auf einen Prinzen zu warten?

Sie wollte keinen Prinzen. Sie wollte

(einen Revolvermann)

Gibbs gehörig in den Hintern treten, weil er einfach abgehauen war um sein Ding allein durch zu ziehen. Langsam breitete sich Kälte in ihren nackten Füßen aus, die mit der Zeit gemächlich nach oben ziehen würde wie eine hässliche Infektion.

Ziva warf einen Seitenblick auf die Reisetasche.

Blickte in den Raum.

Wieder auf die Tasche.

Kräuselte ihre Nase.

Dann gab sie sich ihrer Neugier hin und krabbelte wie ein Kätzchen über das Bett. Mit bedächtiger Freude öffnete sie den Reißverschluss und erblickte genau das, womit sie gerechnet hatte: eine Kaffeedose, ganz obenauf. Der Agentin war klar, dass sie sich wie eine manische Stalkerin verhielt, aber sie konnte einfach nicht anders als den Deckel kurz aber bedächtig abzunehmen und das starke Aroma in sich aufzusaugen. Dann stellte sie die Dose auf den Nachttisch und packte weiter aus. Schlüpfte behelfsmäßig in seine Hausschuhe, damit sie sich keine Erkältung einfing und tat genau das, was er versäumt hatte: räumte seine Waschtasche ins Bad (Ziva sah nicht hinein, obwohl der Drang dazu fast übermächtig war) und seine Anziehsachen in den dafür vorgesehenen Schrank. Auch dafür spendete der Mond genügend Licht, tauchte alles in monotone Grauschattierungen. Es waren nicht die Farben, die bedeutend waren, es war die Tat an sich. Schön, wenn er sie nicht dabei haben wollte, dann würde sie ihn auf diese Art decken müssen. Falls es der Fall war, der ihn spät nachts noch auf den Beinen hielt. Denn die Notizhefte und Kugelschreiber in seiner Tasche (sie lagen unter den Pullovern, aber noch über den Hosen) weckten Zweifel. Wenn er nicht vorhatte, sich Notizen zu machen...

‚Das ist lächerlich. Meine Güte, ich werde noch paranoid.’

- ’Ach ja?’

‚Er hat seine Gründe.’

- ’Sicher, hat er die. Und ich wette, einer dieser Gründe hat rote Haare.’
 

„Wenn man in andere Leute Zimmer einbricht, sollte man nicht gerade die Tür offen lassen.“

Das Licht im Zimmer wurde angeschaltet. Es stach grell in Zivas Augen, sie blinzelte dagegen an, aber letztlich musste sie nicht sehen, wer da in der Tür stand. Sie hatte ihn schon an der Stimme erkannt.

„Es sei denn, man will, dass der Zimmerinhaber weiß, dass man eingebrochen ist. Wo warst du?“

’Wie eine eifersüchtige Ehefrau.’ – Der Gedanke raste durch beide Köpfe gleichzeitig. Gibbs hielt es für klüger, vorerst die Tür hinter sich zu schließen anstatt zu antworten. Besonders bei der Bestimmtheit, mit der Ziva auf ihn zutrat, am Kragen packte und gegen das lackierte Holz drückte. Tony hätte eine solche Situation sicherlich scharf gemacht, sein Boss hingegen stellte das Atmen ein, in Erwartung eines Schlages. Er kam nicht, obwohl die Angriffslustigkeit in ihren Augen nur Sekunden zuvor eine andere Sprache gesprochen hatte. Die Hand, die ihm hätte Schmerzen zufügen sollen (und er hätte es zugelassen) berührte nun sanft seine Wange. Die Israeli stellte sich auf Zehenspitzen, um seinem Gesicht näher zu sein, schloss die Augen (Gibbs Herz setzte für einen Moment aus) und atmete ein, ohne die Lippen zu öffnen. „Du bist betrunken“, murmelte sie, die Augen noch immer geschlossen.

Es war mehr eine Feststellung als eine Frage und mehr Enttäuschung als Vorwurf.

Gibbs Geruch setzte sich aus drei Komponenten zusammen, die stärkste von ihnen war der Kaffee, außer er hatte sich gerade frisch rasiert. Gelegentlich stahl sich eine vierte hinzu, die sich den anderen drei aber unterordnete. Heute verdrängte sie jegliche andere Duftkomponente.

„Bourbon, nicht wahr? Das heißt, du hast die Zeit mit jemandem verbracht, der deine Gewohnheiten kennt. Ich hoffe, sie hatte Informationen, die es wert waren, dass du deswegen unvernünftig handelst.“ Als Zivas dunkle Augen sich öffneten war nichts mehr von der anfänglichen Wut zu sehen. Es fiel Gibbs schwer, den Ausdruck auf ihrem Gesicht überhaupt zu interpretieren und das gefiel ihm nicht. Wenn Frauen ihr Pokerface aufsetzten... na ja, es gab keine Regel dafür, aber es kündigte meist ein nahendes Unwetter an. Er wusste, dass es nichts bringen würde, seine Untergebene anzulügen. Selbst wenn sie ihn jetzt nicht durchschaute, die Wahrheit erfuhr sie früher oder später.

„Ja, ich war bei ihr. Ja, sie hat mir Informationen anvertraut, aber ich würde dir raten, das nicht an die große Glocke zu hängen. Ich will nicht, dass sie glaubt, ich würde sie als Spielstein benutzen.“ Seine Worte waren klug gewählt, die Aussprache gefestigt. Aber seine Antwort war nicht ganz so einsilbig wie sonst... also hatte er wohl nicht mehr getrunken, als er vertrug.

„Oh,“ erwiderte Ziva, ein Laut, der das Wort „peinlich“ perfekt verkörperte, als sie merkte, von wem ihr Boss da sprach. Es gab nur eine Frau, deren Name zwischen ihnen beiden nicht ausgesprochen werden durfte. „Tja, schön, dass dir was dran liegt, was sie von dir denkt. Was hat sie gesagt?“

Der Alkohol in ihm mochte seine Zunge lösen, aber keine Macht zwischen Himmel und Hölle würde ihn dazu bringen, das auszusprechen, was er zuerst gedacht hatte: ’Außer, dass ich ein Idiot war, weil ich Schluss gemacht habe? Und dass ich das Beste gehen lasse, was mir je passiert ist?’ Er war gegangen, um Ziva zu entfliehen, nur um festzustellen, dass SIE auf ihrer Seite war. Natürlich war sie auf Zivas Seite, das würde sie immer sein. Weil sie sie noch liebte. Es war immer eine Zerreißprobe, jemandem in die Augen zu sehen, der dieselbe Frau geliebt hatte, wie man selbst. Besonders, wenn es die Augen einer Frau waren, die einem zu sagen versuchten „mach nicht denselben Fehler wie ich.“

Gibbs sagte nur: „Das muss aufhören Ziva. Dein ewiges Bedürfnis mit mir darüber reden zu wollen.“

„Ich will nur wissen, was genau dein Problem ist.“

„Ich kann das nicht.“ Er legte soviel Nachdruck wie er konnte in diese Worte. Immerhin war er der Ansicht gewesen, dass sie das alles schon mal durch gekaut hätten. Nur nicht mit Worten. Er war davon ausgegangen, dass sie ihn gekannt hatte. Den Grund, warum sie beide nicht mehr zusammen sein konnten.

Ziva war clever, aber leider wollte sie unbedingt den Grund hinter dem Grund wissen.

„Aber warum nicht? Wieso kannst du nicht?“, beharrte sie.

„ICH WEIß ES NICHT, VERDAMMT! Ich habe dieses ganze Drama einfach nur so satt.“
 

Und das kam der Wahrheit näher als alles andere: Leroy Jethro Gibbs war nie ein großer Selbstanalytiker gewesen. Das Motto der Marines lautete Semper Fi; nichts fragen, nichts sagen. Er fragte sich selten nach der persönlichen Motivation hinter seinen Taten. Und selbst wenn er sich dessen im Klaren gewesen wäre, hätte er es kaum in Worte fassen können. Gibbs hatte noch aus einem weiteren Grund das Hotel verlassen. Der Zufall hatte sie drei in eine unmögliche Situation gebracht, eine, mit der er nicht umzugehen wusste. Darum war er Ziva aus dem Weg gegangen. Gibbs wusste das, konnte es seinem Gegenüber aber nicht sagen. Weil er keine Lösung hatte. Er hatte jene, deren Namen sie nicht mehr erwähnten, aufsuchen müssen um herauszufinden, ob es noch immer merkwürdig war, mit ihr zu reden. Aber es hatte keine Befangenheit zwischen ihnen gegeben. Keine Hemmung, tatsächlich miteinander zu reden. Gibbs hatte das Bedürfnis, Ziva zu fragen, ob das hieß, dass er es akzeptieren konnte.

Aber dann erinnerte Zivas Erwiderung ihn daran, dass diese Frage überflüssig war: „Du warst es, der daraus ein Drama gemacht hat. Ich meine, wie lange ist es her, dass ich eine Beziehung mit ihr hatte? Das war lange, bevor ich dich kannte. Wir hätten es dir nicht mal erzählen müssen. Also sag mir: was haben wir deiner Meinung nach falsch gemacht?“

Die richtige Entgegnung wäre ’Nichts’ gewesen. Sein Gang und seine Sprache mochten sicher sein, aber der Bourbon stiftete Unruhe in dem Kopf des ehemaligen Marines. Sorgte dafür, dass er sich schwindlig fühlte, und dass er die Bedeutung der Worte, die man ihm sagte wieder vergaß, nur kurz nachdem sie ausgesprochen wurden. Der Alkohol in Kombination mit Zivas entschlossenem Blick war eine gefährliche Mischung. Das war schon immer ein Teil ihrer Anziehungskraft gewesen, der Hauch der Gefahr, der von ihr ausging, besonders, wenn man wusste, dass man selbst davor sicher war. Die Israeli hatte nun mal das Temperament eines Rotschopfs, da konnte man sagen, was man wollte. Und sie war so verdammt nah... Gibbs fühlte das starke Bedürfnis, sie zu umarmen, einen Kuss auf die Stirn zu geben und ihr zu sagen, dass alles in Ordnung ist. Dass er auf dem Weg war, mit sich selbst ins Reine zu kommen, wenn sie ihn nur festhalten könnte.
 

Stattdessen sagte er: „Ich will dich nicht dabei haben.“
 

---

Tja, das ist Kapitel 7. Ich wollte es noch überarbeiten und einkürzen, aber stattdessen fügte ich für jeden gelöschten Satz einen hinzu. Das lag z.B. dran, dass ich in der ersten Variante den Faktor Alkohol noch nicht richtig hervor gehoben hatte. Is’ ja auch blöd, meckere Gibbs an, weil er besoffen ist und dann benimmt er sich nicht so. Die ganze Szene ist übrigens aufgrund eines Traums von mir entstanden, der absolut nichts mit Zibbs zu tun hatte, aber mit Michael Bublé. Mit dem Songtext-Zitat habe ich mich auch etwas schwer getan. Ich dachte auch schon an „Was ich gerade denke“ von Herrn Wartke, aber der Song ist zu verschmitzt und sexy. Inhaltlich gesehen ist Kapitel 7 vollständig. In Hinsicht der Szenen nicht, denn Kapitel 8 setzt sofort danach an, es geht dann aber nicht mehr um die Hintergründe, die zwischen Ziva und Gibbs schwelen.
 

[…]House wusste, dass Wilsons Kommentar nicht auf das Trommel-Intro bezogen war, denn Jimmy war nicht gerade der Typ Mensch, der zu Musik von ZZ-Top abging. Nein, es musste wohl an dem Wesen liegen, das er aus dem Augenwinkel gesehen hatte. Was hieß hier Wesen – Erscheinung! Eine SSIKR (Scharfe Schnalle in kurzem Rock), wenn es je eine gegeben hatte.[…]

Verdachtsmomente

Okay, hier kommt „etwas verspätet“ der andere Teil meines Geburtstagsgeschenks an eine Freundin von mir. Für dich, liebes Tinchen.

Leider ist dieses Kapitel so lang geworden, dass ich den Teil, der in der Vorschau vorkommt, wieder raus nehmen musste.

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You’ve been hit by

You’ve been struck by

A smooth criminal
 

(Michael Jackson, “Smooth Criminal”)
 

„Was soll das heißen, du willst mich nicht dabei haben? Was glaubst du eigentlich, dass du das allein durch ziehen kannst? Ich meine, wen willst du sonst ins Vertrauen ziehen? Tony? McGee? Ducky vielleicht? Wie willst du es ihnen erklären?“

Gibbs seufzte genervt. ’War ja klar, dass sie das in den falschen Hals kriegt’, murrte er innerlich und sah sich dann gezwungen es umzuformulieren: „Ich will nicht, dass du da mit rein gerätst. Das ist mein Problem. Aber ich bin nicht blöd, ich weiß, dass ich das kaum allein schaffe. Ich werde es trotzdem versuchen, wenn ich muss. Mit anderen Worten: du kannst gehen, wenn du willst.“

Die Israeli verschränkte die Arme vor ihren Händen und als hätte diese Geste nicht schon gereicht um ihren Trotz deutlich zu machen, fügte sie hinzu: „Ich gehe nirgendwo hin. Ich bin genau da, wo ich sein will.“

„In meinen Fußstapfen?“

„Wie bitte?“

„Du hast noch meine Schuhe an.“

„Oh. OH. Willst du sie jetzt wieder? Dann zieh ich sie aus.“

Ein verrückter Gedanke (’Warum bei den Schuhen aufhören?’) streifte seine Stirn, aber Gibbs verscheuchte ihn wie eine lästige Mücke und gab der Trunkenheit die Schuld. Er schmunzelte, als er ruhig erwiderte: „Nein, lass nur. Mir wird nicht so schnell kalt. Nehmen wir an, ich lasse das zu. Nehmen wir an, ich weihe dich ein; was glaubst du, wo du dann stehst?“

„Auf deiner Seite. Und wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, dann sind wir nur zwei, stimmt`s? Wir arbeiten nicht für den NCIS... aber auch nicht für House. Zwischen den Fronten, schon klar. Wenn du dich daran erinnerst, Jethro, habe ich schon einige Erfahrung mit solchen Situationen. Und ich war clever genug um Hilfe zu bitten.“

Es war leicht, sich wieder alles in Erinnerung zu rufen. Ihren hilflosen Tonfall (’Und dachtest du, ich höre dein Schluchzen nicht?’) in dem sie ihm ihre Probleme anvertraut hatte. Über tausende von Meilen die sie trennten hinweg; er in Mexiko, sie in DC. Sie hatte nicht gebeten, sie hatte gehofft. Dass er sie rettete. Gibbs war sich sicher, dass sie meinte, sich jetzt dafür revanchieren zu können.

„Wir werden dafür vermutlich gefeuert.“

„Vielleicht. Dann kannst du zurück zu Franks und mein Vater wird entzückt sein, mich so schnell wieder zu sehen. Also, da wir das geklärt haben – wie sieht der Plan aus?“

Und da stand sie nun, unverrückbar: seine Gefährtin in diesem Spiel. Und mit ihr kam die Erkenntnis, dass der erste Schachzug viel einfacher sein konnte. Die Dame hatte mehr Zugmöglichkeiten als der König.

„Ziva? Was hast du für Sachen eingepackt?“
 

//Sonntag Vormittag//
 

Der große NCIS-Truck verweilte auf dem Gelände des PPD, weil er nicht gebraucht wurde, so lange kein neuer Tatort existierte. Daher stand den Agenten nur der dunkelblaue Dienstwagen zur Verfügung. Gibbs, DiNozzo und McGee machten sich an diesem Morgen in eben diesem Auto auf den Weg. Das Ziel: Princeton Police Departement, Spurenabteilung. Detective Tritter hatte vor dem Frühstück angerufen um mitzuteilen, dass die Analyse der Beweismittel erste Ergebnisse geliefert hatte. Gibbs fuhr den Wagen mit unbarmherziger Verbissenheit, scherte sich wie gewöhnlich wenig um Geschwindigkeitsbegrenzungen und dergleichen. Aber etwas war anders an ihm.

„Boss, wo steckt eigentlich Ziva?“, fragte McGee im hinteren Bereich des Dienstwagens. In behutsamen Tonfall. Tony saß auf dem Beifahrersitz und schenkte dem Boss verstohlene Blicke. Er fragte sich, wie dieses Gespräch ausgehen mochte: ’McGoogle hat es also auch gemerkt. Dass irgendwas schräg ist. Etwas am Boss. Ich hätte an Bambinos Stelle nicht gefragt.’

Dieses mulmige Gefühl, dass die beiden Männer teilten, war berechtigt. Dass Gibbs gleich drei Kaffee zum Frühstück getrunken hatte, hatte sie in Alarmbereitschaft versetzt, jeder hatte unabhängig voneinander vermutet, dass die Abwesenheit ihrer israelischen Kollegin etwas damit zu tun haben könnte – aber warum fragen? Ihr Boss war ein Marine. Semper Fi – wir fragen nicht und unser Leben bleibt verschont.

„Sie ist noch im Hotel. Versucht, etwas aus Mary House rauszubekommen.“ Wortkarg. Keine Regung tauchte in Gibbs’ Gesicht auf, die Rückschlüsse auf sein Gemüt zuließ. Seine Gefühlslage ließ sich grob zusammengefasst mit einem Wort beschreiben: wund. Emotional wund. Reizbar, wenn man ins Detail gehen wollte, weil sogar die Sonne an diesem strahlenden Morgen in seinen müden Augen schmerzte. Wie Haut, wenn sie zu viel Reibung ausgesetzt wurde, fühlte sich Gibbs, aus hätte man ihn durch zu viele Hände herum gereicht – seine miese Laune wurde begleitet von Ausgelaugtheit.

Nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen Einsatz. Noch dazu, wenn es ein so heikler war.

’Gott, ich werde alt. Früher haben zwei, drei Stunden Schlaf pro Nacht ausgereicht.’ Früher – das bedeutete letzte Woche. Gibbs konnte sich diese Schläfrigkeit nicht erklären.

„Hat sie irgendwie Hausarrest?“ Wieder McGee. „Ich meine, gibt es einen Grund, warum sie von den aktiven Ermittlungen ausgeschlossen wird.“

Sie? Wer war sie? Richtig, Ziva.

’Ganz ruhig, Jethro, halt die Sinne beisammen. Ziva würde das hier auch locker hinkriegen. Kein Wunder, ihr reichen vier Stunden pro Schlaf... Schlaf pro Nacht...was-auch-immer. Munter wie ein Hamster bei Nacht, sie kriegt das schon hin. Ich darf es nur nicht versauen.’

„Bei ihrem gestrigen Versuch mit der Dame zu reden hat sie sich ordentlich daneben benommen. Dass muss sie erst mal wieder grade biegen.“

Man konnte sehen, dass Tony und McGee das schluckten. Warum auch nicht, sie waren Schreibtischarbeit als Bestrafung gewohnt und was Ziva (nicht) tat war eine Out-Door-Variante davon.

Das PPD kam in Sicht.
 

Die Büros im Revier waren 8.30 Uhr sonntags weniger als halbbesetzt und jene Beamten, die anwesend waren, sahen nicht gerade glücklich oder motiviert aus. Der Einzige, der einen zufriedenen Eindruck machte, war Michael Tritter. Unter den Polizisten gingen die Gerüchte um, dass Tritter sogar im Departement schlief – im Keller, zwischen den Akten, wo man manchmal Ratten sah, die so groß wie Hundewelpen waren. Gibbs hätte das nicht überrascht. Er hätte es sogar geschätzt, er, der die meisten Nächte unter einem unfertigen Boot verbrachte.

Tritter führte das Team ohne Begrüßung direkt in die Abteilung für Fingerabdrücke.
 

~*+*~

Sonntags zu arbeiten war echt zum kotzen. Selbst wenn man nicht dieselbe Arbeitseinstellung wie Greg House hatte, konnte man dem nur zustimmen. Aber besagte Person hatte in der Hinsicht keine Wahl – seine Schützlinge hatten ihm am Abend eine Nachricht auf dem AB hinterlassen, dass der neue Tox-Screen positive Ergebnisse geliefert hatte. Irgendeiner der vier hatte außerdem Cuddy darüber informiert (wahrscheinlich Foreman, der darin DIE Gelegenheit sah, seinem Boss eins auszuwischen) und die Verwaltungschefin hatte mit Freuden das gesamte Diagostik-Team zum Klinikdienst verpflichtet. Erstens: waren sie ja sowieso alle da und zweitens: gerade für die Schmerzsprechstunden am Wochenende ließ sich nur schwer Personal auftreiben. House hatte überlegt, einfach nicht zur Arbeit zu kommen und alles, das Hippie-Girl betraf per Telefon zu regeln – aber auch Cuddy hatte auf seinem AB eine Nachricht hinterlassen. Sinngemäßer Inhalt: „Erscheinen Sie gefälligst Sonntag zur Arbeit oder sie werden Fallakten in nächster Zeit nicht mal mit dem Hintern zu sehen bekommen.“

Also nahm er eine Menge Coffein, gepaart mit zwei Vicodin zu sich und ging auf Arbeit. Das half zwar nur begrenzt, aber es machte den Arbeitsalltag wenigstens ein wenig erträglicher. House hätte es sogar mit Nikotin versucht (um seine Nerven noch mehr zu stimulieren), aber Rauchen verursachte Lungenkrebs... und der Gedanke, auf Wilsons Behandlungstisch zu landen und sich von seinem besten Freund Vorwürfe wie „Du musstest ja unbedingt beweisen, dass du schlauer bist als der Warnhinweis auf einer Zigarettenpackung, nicht?“ anhören zu müssen, hielt ihn davon ab. Andererseits würde es Wilson dazu zwingen, wieder mit ihm zu reden.

Ein interessanter Gedanke, aber nur begrenzt erwägenswert.
 

Seine Schützlinge folgten ihm in klassischem Schwarmverhalten, als der Nephrologe nach kurzer Inspektion der Blutwerte auf das Patientenzimmer zuging und sich Zugang verschaffte. Anders konnte man es schon gar nicht nennen – die Tür des Zimmers war nicht verriegelt aber House konnte sogar in offene Räume einbrechen. Es war die Tür der Privatsphäre, die er dazu eintrat.

Ohne sich mit Begrüßungen oder anderen überflüssigen Nettigkeiten aufzuhalten, humpelte House um das Bett herum, nahm den Telefonapparat vom Beistelltisch und warf ihn Hippe Girl in den Schoß. Das Mädchen zuckte zusammen und blickte die Anwesenden mit vernebelten und aufgequollenen Augen an.

„Was ist los?“

„Wollen Sie die Polizei anrufen oder sollen wir das machen?“

„Warum sollte ich die Polizei anrufen wollen?“

„Tatbestand grenzenloser Dummheit.“

„Wa--- wovon reden Sie?“

„Ihr Verlobter. Was hat er Ihnen gegeben?“

„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen“, sagte die Patientin. Das war ihre einzige Verteidigung und sie war nicht besonders gut.

Weder Foreman noch die neueren Mitglieder des Teams waren in den Zweck oder die Details von House kleinem Schauspiel eingeweiht worden, daher erfuhren sie nur und regelrecht live, welche Schlüsse ihr Boss gezogen hatte. Kein Wunder, dass sie sich etwas im Hintergrund hielten.

„Ihr Blut enthält viel zu hohe Werte an Chinin, Miss Riley“, erklärte Foreman, der sich davon höhere Kooperationsbereitschaft von der Schülerin erhoffte. „Wir glauben, dass Sie damit ihre Grippe kuriert haben. Das hätte beinahe zu Ihrer Fehlgeburt geführt.“

„Das ist doch ein schlechter Scherz, oder? Ich weiß nichts von –“

„HÖREN SIE AUF UNS ANZULÜGEN!“ House’ Stock knallte auf den Beistelltisch. Dann setzte der Arzt sich an die Kante des Patientenbetts. „Okay, da Sie so auf Märchen stehen, werde ich Ihnen jetzt mal eines erzählen. Es handelt von einem törichten kleinen Rotkäppchens auf der Suche nach Liebe. Der Name dieses Mädchens ist Jenny –“

„Jenna!“, korrigierte Thirteen.

„Hey, erzählen Sie die Geschichte oder ich? Okay, JENNA hat einen reichen Daddy und das passt ihr nicht, denn jeder beachtet sie nur als Tochter ihres Vaters. Also beginnt sie, Bäume zu knutschen und alles, was nicht aus der Natur stammt, zu verteufeln, in der Hoffnung dann als eigenständiges Wesen betrachtet zu werden. Sie erregt die Aufmerksamkeit eines zwielichtigen Wolfs, der für ihren Vater arbeitet. Der Wolf kann seinen Boss nicht wirklich ausstehen, hält sich für unterbezahlt und verdient sich eine goldene Nase damit, Lagerbestände aus der Firma von Rotkäppchens Daddy zu klauen. Genauer gesagt, Chinin, das er dann dazu benutzen kann das Heroin zu strecken, das er verkauft. Er verdient genug damit, um sich zum Beispiel einen Brillantring wie den an Ihrem Finger leisten zu können. Aber das reicht ihm nicht. Er glaubt, es sei eine gute Idee, Rotkäppchen zu vögeln. Vielleicht wollte er damit ihrem Dad eins auswischen oder er hielt es für einen sicheren Kündigungsschutz, sollte man seine dreckigen Geschäfte aufdecken. Vielleicht hielt er es aber auch nur für hygienischer, als es ständig mit den Schlampen zu treiben, an die er den Stoff vertickt hat. Der Wolf unterschätzte aber Rotkäppchens Abneigung gegenüber die Dinge, die nicht aus der Natur stammten, die so weit ging, dass sie nicht einmal diese magische Pille nahm, die einem lästiges Babygeschrei ersparte. Und so dauerte es nicht lange, bis Rotkäppchen ein Kind erwartete. Da fiel dem Tier zum ersten Mal auf, dass man es wegen Unzucht mit Minderjährigen häuten könnte. Der biblische Akt war zwar einvernehmlich gewesen, aber der Vater der Schwangeren würde sicher anderes behaupten und der Kerl konnte sich den besseren Anwalt leisten. Also musste der einzige eindeutige Beweis für die Unzucht vernichtet werden, bevor der Jäger mit dem Schießgewehr und dem DNS-Test ankam. Hier kommt unser Chinin ins Spiel. Dazu brauchte er nicht einmal viel von dem Zeug. Weniger als acht Gramm, um nicht auch die kleine Jenna zu töten. Er streckt das Zeug mit irgendwas Süßem und wartet, bis sein Herzblatt krank wird. Preist es ihr als natürliches, ungefährliches Heilmittel an. Und dann muss er nur noch warten.“

Man konnte sehen, wie der Verstand von Jenna Riley hinter ihren irritierten Hasenäugelein arbeitete. Dieser Mann, dieser ARZT, den sie kaum kannte und der sie ebenso wenig kannte hatte ihr eine Geschichte aufgetischt, die so abstrus an den Haaren herbei gezogen schien... Und doch konnte sie keine Stelle finden, wo sich ein eindeutiger Widerspruch zu ihrem Leben auftat. Sie weigerte sich, diese Behauptungen zu glauben und doch waren Zweifel geweckt worden.

Tatsache war, dass ihr geliebter Drake ihr tatsächlich einen Verlobungsring geschenkt hatte, den er sich mit seinem Gehalt unmöglich leisten konnte. Tatsache war, dass es Drake war, der ihr ein Grippemittel gegeben hatte. Sie hatte es in sehr kleinen Mengen zu sich genommen. Tatsache war, dass Drake immer geschwiegen hatte wenn sie von Kindern und dem Leben als Familie schwärmte.

„Was... was werden Sie jetzt tun?“, fragte Jenna und Dr. House erhob sich wieder.

„Nichts. Warum sollten wir was tun? Ich hab’ nur hier gesessen und eine Geschichte erzählt. Sie hatten Probleme, wir haben raus gefunden, was der Grund war. Eine Behandlung dürfte nicht nötig sein, denn ich nehme mal an seit ihrer Einlieferung haben sie nichts mehr von dem Chinin zu sich genommen. Ihr Körper müsste das Zeug mittlerweile abgebaut haben. Ihr Kind ist jetzt Sorge des Gynäkologen und wie Sie mit ihrem Verlobten umgehen ist Ihre Sorge... oder die Ihres Seelenklempners.

House humpelte aus dem Zimmer und ließ eine geschockte Patientin und vier peinlich berührte Ärzte zurück.

„Tja, also, ich werd’ dann mal Ihre Unterlagen an unseren Gynäkologen überweisen.“ Murmelte Taub und war damit fein raus, denn er hatte einen Grund den Raum zu verlassen. Foreman sprach Miss Riley sein Beileid für diese grässlichen Umstände aus und entfernte sich dann ebenfalls, wobei Thirteen ihm folgte. Nur Kutner blieb zurück, wirkte betreten. „Wenn Sie möchten, können wir für Sie Anzeige bei der Polizei erstatten.“

Die Patientin erwiderte nichts darauf, starrte nur das Telefon auf ihrem Schoß an, als stamme es nicht aus dieser Welt. „Könnten Sie vielleicht erst meinen Dad anrufen?“

„Natürlich.“ Kutner wollte gehen, die drückende Atmosphäre des Raumes verlassen um das Gespräch vom Empfang aus zu führen (oder auch von der Hölle aus, nur nicht unter den Augen, dieses armen Mädchens, dem House gerade mehr als übel mitgespielt hatte), aber eine kalte Hand schloss sich um seine.

„Könnten Sie hier bleiben... bitte?“ Schluchzend.
 

Ein paar blauer Augen beobachtete von der großen Glasfront aus, wie Kutner sich neben das Mädchen ans Bett setzte und beruhigend auf sie einredete.

„Alles in Ordnung mit Ihnen?“

Thirteen blinzelte, blickte dann zu Foreman, der neben sie getreten war. Hatte er nicht eben noch gehen wollen? Sie wandte ihrem Blick wieder den beiden hinter der Glasscheibe zu und sagte dann: „Er ist ein Arsch.“ Dass sie damit nicht Kutner meinte, musste nicht hinzugefügt werden.

„Ich weiß. Ich würde gerne sagen, man gewöhnt sich daran, aber House lässt nicht zu, dass man sich daran gewöhnt. Ich glaube, er denkt, dass er versagt, wenn er uns nicht mehr aus der Bahn werfen kann.“

„Ich war bereit das zu tolerieren. Das Sticheln, die Einbrüche und das Eindringen in anderer Leute Privatsphäre. Weil ich das als Teil einer Ermittlung angesehen habe. Ich dachte, das wäre es, das House tut: Ermittlungen anstellen, egal auf welchem Wege auch immer. Nur dass es keine Verbrechen gibt, die es aufzuklären gilt, sondern Symptome.“

„Interessanter Denkansatz“, erwiderte Foreman, da er nicht wusste, worauf sie hinaus wollte. Er musterte Thirteens Haltung, ihre Mimik. Das Gesicht, das vor wenigen Minuten noch Anteilnahme gezeigt hatte, war jetzt fast ausdruckslos. Ihre Arme waren verschränkt, ablehnend. Ihre Augen waren so unablässig und bewegungslos auf die Patientin gerichtet, dass es wahrscheinlich nicht Jenna Riley war, auf welche die junge Ärztin sich konzentrierte.

„Ich habe mich geirrt“, meinte sie dann. „Wir sind keine Ermittler. House ist kein Polizist. Er denkt nicht wie einer. Er empfindet keine Reue, wenn er feststellt, dass seine Anschuldigungen ins Leere gehen, ganz egal, wie viel Leid er damit den Patienten zumutet. Er ist nicht wie...“ Sie biss sich auf die Unterlippe, als wolle sie sich selbst am fortfahren hindern.

„Er ist nicht wie wer?“

„Nicht wichtig.“
 

~*+*~

Fingerabdrucklabor des PPD.

Es war nicht besonders groß, daher arbeiteten auch nur zwei Techniker dort. In Schichten. Und weil das Departement sich das eigentlich nicht leisten konnten, waren beides Angestellte der Spurensicherung und im Außendienst tätig, sofern es nichts zu untersuchen gab. Troy Parker, achtundzwanzig, hatte an diesem Wochenende das große Los gezogen sich mit denen vom NCIS gesammelten Spuren zu befassen. Parker war hager, hatte einen Pferdeschwanz und Stoppeln auf dem Kinn, die so dünn gesät waren, dass sie in einem Jahr nicht zu einem Vollbart wachsen würden. Das schwarze Haar sah so aus, als ob er es mindestens fünf Tage nicht gewaschen hätte, aber genau ließ sich das nicht sagen, denn wenn ein gewisses Maß an Fettigkeit erreicht war, gab es eigentlich keine Steigerung mehr.

„Parker, zeig denn Gentleman doch, was du gefunden hast“, ermunterte Tritter den Techniker in nicht sehr ermunterndem Tonfall. „A propos Gentleman... wo steckt denn die kleine Lady ihres Teams? Agent David?“

DiNozzo und McGee sahen verstohlen zu ihrem Boss rüber, aber der ließ es sich nicht anmerken, falls die Frage ihn gestört haben sollte. „Officer David ist leider verhindert“, war die knappe Antwort, was alles heißen konnte. Tritter respektierte die Verschwiegenheit. „Also, Parker, wir warten!“

Parker schob einen metallischen Rolltisch heran, auf dem – systematisch in Plastikbeutel verpackt – die sicher gestellten Spritzen lagen. Sie umrandeten den in der Mitte liegenden Spazierstock.

„Zuerst einmal, das sind nicht alle Spritzen, die gefunden wurden, das hier sind nur die, die schon hinsichtlich der Fingerabdrücke untersucht wurden. Nachdem die Fingerabdrücke entnommen wurden, habe ich alle Spritzen mit ein wenig Methanol ausgespült, um die Substanzreste raus zu kriegen. Die Proben hab ich derzeit in Vials abgefüllt, die gehen morgen früh gleich als erstes mit der Post an ein externes Labor raus. Bis jetzt lässt sich also nur sagen, dass auf so ziemlich jeder Spritze mindestens ein Fingerabdruck war. Fast alle waren im System, ich habe die vorläufige Liste an unsere Drogenermittler weiter gegeben, damit die vielleicht die Liste der Verdächtigen einengen können. Viel wichtiger ist aber der Stock. Er enthielt kein Blut, aber ihr Doc hat ja bereits bestätigt, dass es keine offenen Verletzungen gab. Wir fanden aber einige Epithelzellen. Die DNS wird noch analysiert, stammt aber wahrscheinlich vom Opfer.“

„Mr. House hatte wohl Schuppen?“, fragte DiNozzo. Er zuckte schon zusammen in Erwartung einer Kopfnuss – aber Gibbs hielt sich still. Der Boss ließ sich nicht mal anmerken, ob er der Diskussion folgte oder nicht. Er tat es. Gibbs ermahnte – und seine Worte hörten sich ein wenig träge an. Sie besaßen nicht die Schärfe, die sie haben sollten. „Das heißt, falls das der Stock tatsächlich die Mordwaffe wäre.“

„Ja, genau. Aber auch daran gibt es keinen Zweifel, denn wir konnten den Besitzer des Stockes identifizieren. Er weist eine Menge überlagerte Sätze Fingerabdrücke auf, vor allem im Bereich des Griffs, was nicht verwunderlich ist. Wir fanden aber auch einige am Ende. Zwei vollständige Handabdrücke, als hätte er ihn wie einen Baseballschläger gehalten. Ungefähr so.“ Parker holte einen zugeklappten Regenschirm aus der Ecke des Raumes und packte ihn mit der linken Hand an der Spitze und mit der Rechten ein ganzes Stück darüber. Gibbs erkannte, dass der Junge keine Ahnung vom Baseball hatte, denn dort umklammerte man den Schläger mit beiden Händen an derselben Stelle. Was der Spurentechniker zeigte, erinnerte eher an... Hockey.
 

Ein grünroter Tennisball liegt gebettet in der Rundung des Griffs eines Gehstocks.. Die geübten Hände eines ehemaligen Lacrossespielers schwenken leicht hin und her, dann lässt er den Ball hüpfen. Er fliegt gegen die graue Wand des Büros, kommt mit einem dumpfen „Donk“ dort auf, und folgt den Gesetzes der Reflexion, wird ein wenig höher zurück katapultiert, bis ihn die Schwerkraft übermannt.

Und er fällt.

Um erneut aufgefangen zu werden in der Senke des Griffs.
 

~*+*~

In Untersuchungsraum 2 erwartete House schon die erste Patientin, eine junge brünette Frau, ca. Anfang 20, die einen alles andere als kranken Eindruck machte. Grünes T-Shirt, eine dezente adelige Blässe und wahrscheinlich Studentin.

„Hallo, ich bin Dr. House...“, setzte er an, mehr pflichtgemäß, als dass er erwartete, dass es die Patientin kümmern würde, aber die steckte daraufhin sofort ihre Hand zur Begrüßung hin.

„Hallo, ich bin Tina.“

„... und ich bin nicht interessiert,“ erwiderte der Nephrologe, während er sich auf den Drehhocker setzte und an den Behandlungstisch heranrückte. „Mich interessieren auch Ihre körperlichen Beschwerden nicht, trotzdem muss ich Sie behandeln, also bringen wir die Sache schnell hinter uns.“

„Ich hab’ schon seit Monaten Kopfschmerzen,“ begann Tina nun etwas vorsichtig – sie wusste nicht ganz, wie sie House’ Verhalten bewerten sollte – wurde aber sofort wieder unterbrochen.

„Dagegen gibt es Aspirin.“

„Ich weiß, aber das schlägt mir so auf den Magen. Mein Hausarzt meint, es sei nur Migräne, aber es wird immer schlimmer. Ich kann nachts schon nicht mehr schlafen.“

Er betrachtete das Gesicht der Patientin etwas genauer. Tatsächlich wirkte sie müde, sogar ein wenig schwach, und die Schatten unter ihren Augen traten durch ihre helle Haut besonders stark hervor.

„Übelkeit?“

„Nein, nur Sodbrennen vom Aspirin.“

„Licht- und Geräuschempfindlichkeit?“

Tina schüttelte den Kopf.

„Rufen Sie Ihren Hausarzt an und sagen Sie ihm, dass er ein Idiot und gefeuert ist. Das ist keine Migräne. Sie haben Eisenmangelanämie.“

„Blutarmut? Aber wieso?“

„Nun, abgesehen davon, dass Sie so aussehen als hätten Sie noch nie ein Solarium von innen gesehen, glänzen Ihre Hände ziemlich verdächtig und außerdem duften Sie nach Kokos, was mir sagt, dass Sie eine Körperbutter benutzen, um Ihre trockene Haut in den Griff zu kriegen. Ihre Fingernägel sind unterschiedlich lang, was bedeutet, dass sie schnell mal abbrechen und an Ihrem T-Shirt kleben Haare von Ihnen. Haarausfall, spröde Fingernägel, trockene Haut und Blässe plus Kopfschmerzen und Schlafstörungen lassen nur diese Diagnose zu. Keine Sorge, ein paar Eisenpräparate und Sie können wieder durchschlafen. Also genehmigen Sie sich ein paar Happen in der Cafeteria, ich erwarte Sie in einer Stunde wieder im Warteraum und stelle Ihnen dann eine reizende Internistin vor, die Ihre Diagnose mit ein paar Tests bestätigen wird. Ich habe ihren Namen vergessen, aber wir nennen sie alle Thirteen, weil sie so ein Glückspilz ist.“

„Ich glaube, ich verstehe nicht ganz, worauf Sie hinaus wollen...“

„Ja, das höre ich oft.“

„Wieso erst in einer Stunde?“

„Weil ich mir jetzt ein frühes Mittagessen genehmigen werde. Wenn ich schon zum Sonntag arbeiten muss, dann so wenig wie möglich.“
 

~*+*~

’Oh verdammt’, ist das Einzige, dass Jethro noch denken konnte. Den Rest nahm er als Außenstehender wahr. Er muss nicht mehr auf den Monolog achten, der sich vor ihm abspielt, denn er weiß was jetzt kommen wird, wie als beobachtete er das Remake eines Films. Eines Scheiß-Films, den er schon gesehen hätte.

Parker erklärte, dass die Fingerabdrücke von Sohn des Opfers stammten, einem gewissen Gregory House, praktizierender Arzt am Princeton Plainsboro. Seine Abdrücke waren im System wegen Fahrens unter Medikamenteneinfluss und einer Anklage wegen Diebstahl und Konsum verschreibungspflichtiger Schmerzmittel, die aber fallen gelassen worden war. Dieselben Abdrücke fanden sich auch auf einer der Spritzen wieder.

„Ziemlich heftiger Zufall, was?“, meinte Tritter, im wahrsten Sinne des Wortes zähne knirschten. Vielleicht knirschte aber auch nur der Nikotinkaugummi unter seinen Zähnen, wer konnte das schon sagen.

„Wir glauben nicht an Zufälle“, sagte McGee.

„Gut. Schätze, es wäre eine gute Idee, wenn Sie sich mal bei ihm umsehen. Fragen ob er ein Alibi zu der Zeit hatte. Aber ich muss Sie warnen. Der Kerl ist ein ziemlicher Arsch. Hat vor nichts und niemandem Respekt und führt sich auf, als wäre er Gott. Aber sein altes Team schien ihn zu respektieren, sie waren sogar bereit, ihn zu decken, als es um seine Schmerzmittelsucht ging. Ich weiß ja nicht, wie es mit den Neulingen aussieht, aber einen Mord werden sie sicher nicht decken. Sehen Sie zu, dass das zur Sprache kommt, wenn Sie sein Team vernehmen.“

„Und warum lassen Sie das nicht von ihren Jungs machen, Michael?“, fragte Gibbs. Je mehr er hörte, desto weniger wollte er, dass ’seine Jungs’ Kontakt mit dem Fall hatten.

„Weil er mich kennt. Und weil Sie nicht rumlaufen wie Cops, da wird er nicht so schnell Verdacht schöpfen. Außerdem war ich es, der ihn bei diesem Drogenfall auf die Zehen getreten ist. Er ist nur freigekommen, weil er dem Richter gegenüber behauptet hat, das alles wäre nur ein von mir inszenierter Rachefeldzug, weil er mich bloßgestellt hat.“

Tony und McGee fragten nicht, worin die Bloßstellung bestanden hatte. Aber es musste etwas Wahres an der Rache-Theorie sein, wenn Tritter hin und wieder nachschnüffelte, was für Leute House um sich hatte. Das war ziemlich ungünstig.

„Okay. DiNozzo, McGee. Lasst euch die Adresse des Sohnes geben und stattet ihm einen Besuch ab. Ich bleibe inzwischen hier und lese mich in die Akte von unserem Verdächtigen ein.“

Kratz mich, fessel mich, gib mir Spitznamen

Anm.: Ich wollte es nicht als „Whistles“ oder „Pfeifen“ abdrucken, deshalb das *fui~iuit*, das so eine Art Pseudo-Doppelpfeifen darstellen soll. Genauer gesagt, dieses „Einer Frau hinterherpfeifen.“ Betrifft zwar nur den Songtext, aber „Fuiii“ musste einfach sein. CLAMP-Fans wissen vielleicht, wovon ich spreche. ^^
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Nice legs, Daisy Dukes,

Makes a man go *fui~iuit*,

That's the way they all come through like *fui~iuit*,

Low-cut, see-through shirts that make ya *fui~iuit*,

That's the way she come through like *fui~iuit*.

(3 Oh! 3 feat. Katy Perry, ‘Starstrukk’)
 

House verließ das Krankenhaus. Sein Ziel war ein Sandwichladen, der nur einen Spaziergang weit weg lag. Der kürzeste Weg führte über den Patientenparkplatz, aber der Arzt ging seinen Weg nicht ganz allein.

„Du könntest auch einfach in die Cafeteria gehen,“ schlug Imaginary Wilson vor, der deutlich mehr Enthusiasmus an den Tag legte als sein realer Begleiter.

„Ich spaziere gern.“

„Nein, tust du nicht. Wen glaubst du in der Cafeteria zu treffen, den du nicht treffen willst?“

„Keinen. Das Mittagsangebot wird nur leider erst mittags ausgeteilt.“

„Cuddy kann es nicht sein. Dann würdest du nicht über den Parkplatz laufen, den man direkt von ihrem Büro aus sehen kann... Du läufst doch nicht etwa vor mir davon, oder?“

„Klar, Krüppel gegen Halluzination. Schwer zu erraten, wer da gewinnt.“

„Ich meinte eigentlich meine nicht-halluzinatorisches Ich, das nicht mehr mit dir spricht. Aber das weißt du sicher, denn -- Who-Hooo! Was ist denn das?“

House wusste, dass Wilsons Kommentar nicht auf das Trommel-Intro bezogen war, dass gerade an ihrer beider Ohren drang, denn Jimmy war nicht gerade der Typ Mensch, der zu Musik von ZZ-Top abging. Nein, es musste wohl an dem Wesen liegen, das er aus dem Augenwinkel gesehen hatte. Was hieß hier Wesen – Erscheinung! Eine SSIKR (Scharfe Schnalle in kurzem Rock), wenn es je eine gegeben hatte. Noch dazu eine mit guten Musikgeschmack, denn ihr Wagen – ein weißer, herunter gekommener Lieferwagen, wie man ihn zu Dutzenden als Firmenauto für Bauunternehmen oder Klempner finden konnte – war die Quelle der Rockmusik.

Der Song war „Velcro Fly“.

Der Song war eine gottverdammte Aufforderung.
 

“Hey, look at the hooks / on your pants makes you wanna dance.

I say yeah yeah, I say yeah yeah.

There ain't never a catch, all you got to do is snatch,

do the velcro fly, do the velcro fly.”
 

Zupacken? Aber gerne!

„Netter Arsch,“ kommentierte House, der vom Donner gerührt stehen geblieben war.

„Vergiss es. Bei der hast du keine Chance. Sie ist keine Prostituierte.“

„Wenn sie keine ist, dann ist sie die beste Kopie einer Nutte, die ich je gesehen habe.“

„Zehn Mäuse, dass sie Jüdin ist.“

„Deal.“

Jüdin? Wie wahrscheinlich war das schon? Die Frau trug einen schwarzen Minirock, ein weißes ärmelloses Top, dem Stoff (der den BH darunter nur erahnen ließ) nach wohl eher ein schlichtes Tank Top, aber genau ließ sich das noch nicht sagen, denn bis jetzt konnte House sie nur von hinten sehen. Konnte bobachten, wie die Muskeln an ihren Oberschenkeln sich anspannten, als sie wutentbrannt gegen die Kühlerhaube trat und dabei etwas wie „nutzloses Vehikel!“ fluchte. Okay, sie war also belesen oder Ausländerin. Kein Amerikaner sagte ’Vehikel’. Na ja, außer vielleicht Damon Wayans.

Sie fuhr sich mit der Hand an den Hinterkopf und raffte das schwarzbraune Haar dort auf, nur um es dann wieder durchzuschütteln, eine Geste der Ratlosigket, aber sie entblößte auch kurz eine goldene Kette an ihrem Hals. Kein Ring an dem linken Ringfinger, also war sie Single[1].

„Kann ich Ihnen helfen, Miss?“, fragte House beim näherkommen.

Sie drehte sich um und stellte einen sinnlichen Skeptizismus zur Schau, mit geschürzten Lippen, die aussahen, als würden sie sich viel besser zum Schmollen eignen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihn aus dunklen, fast schwarzen Augen „Sie? Haben Sie Ahnung von Autos?“

„Ein wenig. Außerdem habe ich ein Handy um den Pannendienst zu rufen und einen schier unerschöpflichen Vorrat amüsanter Anekdoten, mit denen ich Sie unterhalten kann, falls sich auf den ersten Blick nichts erkennen lässt. Wo liegt denn das Problem?“

Sie zögerte noch eine Weile, vermutlich überlegte sie sich gerade, ob sie einem Wildfremden, der sie auf einem Parkplatz anquatschte, vertrauen konnte. Aber er war ein Krüppel und für gewöhnlich schenkten die Leute ihm deshalb schon aus Mitleid Vertrauen. Die Braut schmunzelte und meinte: „Er springt nicht an. Ich hab’s schon mit Streicheln und Zureden probiert, wie mein Bruder das immer macht, denn der Wagen gehört eigentlich ihm, aber entweder mag er mich nicht oder das ist keine der üblichen Macken, denn er röchelt nicht mal wirklich.“

Okay, sie redete viel. Und gestikulierte dabei. Italienerin? Aber der Anhänger an ihrer Kette war kein Kreuz, es war ein Davidstern.

’Verdammt!’

„Schätze, damit habe ich die Wette gewonnen.“, frohlockte die Halluzination seines besten Freundes und House fragte sich, welcher Teil seines kranken Hirns wohl einen Hinweis auf ihre Religion bemerkt haben könnte. Es war ja nicht so, dass auf ihrem Wagen „Shalom – die fröhliche Mazzes-Bäckerei“ stand.

„Großartig“, murrte der Diagnostiker.

„Entschuldigung, was haben Sie gesagt?“

„Ich sagte ’großartig’. Wenn er nicht anspringt hat das meistens ganz simple Gründe. Plaudern Sie eigentlich gerne mit Fremden?“

„Wenn sie die Kriterien erfüllen,“ erwiderte sie lächelnd.

„Welche Kriterien?“

„Die für Regel Nummer sieben. Ich bin übrigens Lisa.“

„Greg. Also, Lisa, hat ihr Bruder irgendwo in diesem Auto Starthilfekabel versteckt?“

„Da müsste ich nachsehen.“

Sie tänzelte fast zum hinteren des Wagens, öffnete beide der zweiflügligen Türen des Lieferwagens und schien dann in irgendwas zu wühlen.

„Ich glaube nicht, dass du damit Erfolg haben wirst, mein Freund“, gab Imaginary Wilson zu bedenken, der sich eine Zuckerwatte am Stiel aus den Tiefen von Gregs Verstand geholt haben musste und genüsslich daran zupfte, mit einem Grinsen wie ein Kind, das den besten Ausflug zum Rummelplatz seit langem genoss.

„Und was macht dich da so sicher?“, flüsterte House. Er wollte nicht, dass Lisa seine ’Selbstgespräche’ mitbekam.

„Sie hat was von Regeln gesagt. Eine Frau, die nach Regeln lebt ist nichts für dich, entweder wirst du es dir kaputt machen, indem du deiner Natur gemäß gegen die Regeln verstößt, oder sie fängt dich darin ein wie eine Spinne in ihrem Netz.“
 

Das Radio bestätigte dies, nach ZZ Top düdelte nun irgendein Popsong und eine sicherlich rothaarige Sängerin sang mit britischem Akzent:
 

“The spider spawns a web of lies

If this woman ain’t careful she'll be food in his eyes

And even if you learn to struggle away

Doesn't mean you wont get caught again”
 

Äh, ja. Hatte sie auch Songs im Angebot, die nichts mit Insekten zu tun hatten? Ah, ja – „Burning down the House“ setzte danach an. Er hatte diesen Song nie gemocht. Tom Jones und diese blonde Cardigans-Tussi, die gegeneinander ansangen bei einer Beleuchtung, die Falten großartig hervorbrachte und den alten Mann noch unattraktiver erscheinen ließ. Nein danke. Und was trieb sie da eigentlich so lang? House humpelte hinter zu dem Wagen und konnte so mit ansehen, wie sie auf Knien in dem Lieferwagen herum rutschte, zwischen einer alten Matratze, einigen eingedellten Plasteflaschen, fussligen Decken... Ja, dieses Auto gehörte definitiv einem Kerl.

„Und? Was gefunden?“

„Nein. Nichts.“ Sie kam zurück gekrabbelt. Leider war ihr Rock lang genug um selbst in einer so pikanten Position über ihren Hintern zu reichen. Dafür war er eng genug, um sie beim gehen einzuschränken. Es sei denn, man schob ihn ein wenig nach oben...

„Was soll die Matratze?“

Sie hüpfte von der Ladefläche und da fiel House auf, dass sie Sneakers oder eher so eine Art Turnschuh-Ballerinas trug, obwohl zu dem Outfit Absatzschuhe besser gepasst hätten. Ihr Lächeln hatte etwas verschlagenes und gleichzeitig etwas trauriges. Irgendwas stimmte da nicht.

„Wissen Sie Greg, ich mag Sie eigentlich irgendwie. Entgegen meiner Erwartung haben Sie bis jetzt noch keine anzügliche Bemerkung gemacht. Sie sind unrasiert, auf bequeme Art schlampig angezogen, aber nicht gänzlich ungepflegt. Deshalb tut es mir wirklich Leid, dass ich das jetzt tun muss.“

’Lisas’ Hand schnellte nach vorn und Daumen und Zeigefinger bohrten sich regelrecht in den Hals, drückten die Arterien ab und die Wucht schleuderte House ein wenig zurück, aber er konnte nicht fallen, denn sein Rücken knallte gegen die offene Flügeltür. Die Kabine des Autor stand zur Straße hin, man konnte sie also von dort aus nicht sehen. Auch vom Krankenhaus aus bemerkte niemand etwas ungewöhnliches, denn was es zu sehen gab, war hinter den geöffneten Türen verborgen. House schaffte es gerade noch ihre Hände zu packen, aber diese Frau war stärker, routinierter als er und durch die abgedrückten Adern ging seinem Hirn frischer Sauerstoff aus.

Der Arzt verlor in Sekunden das Bewusstsein.

Das Letzte, was er noch hörte, war: „Some things sure can sweep me off my feet -

Burning down the house.”

Welch Hohn.
 

~*+*~

“Sie sollten ins Hotel zurück gehen. Sie sehen echt fertig aus.“

Als hätte er auf telepathischem Wege darum gebeten, erschien eine randvoll gefüllte Kaffeetasse an seinem Platz und Gibbs fragte sich, ob das bedeutete, dass Tritter bereits wusste, dass er trotzdem weiter arbeiten würde.

„Geht schon, danke. Muss gehen.“

„Sie können die Akten auch kopieren und im Hotel lesen. Nach einer ordentlichen Mütze Schlaf, versteht sich.“

Gibbs gab ein „Hm“ von sich, was keine Antwort war, nicht mal wirklich ein Laut. Es konnte Zustimmung oder simple zur Kenntnisnahme bedeuten.

„Ich habe übrigens ein paar meiner Jungs gebeten, die Kneipen rund um den Markt, in dem unser Opfer gefunden wurde abzuklappern, um ein paar Fotos von möglichen Verdächtigen herum zu zeigen. Die Barkeeperin des Clover will House Junior wieder erkannt haben. Er hatte Gesellschaft von einer brünetten Frau. Hübsch, schlank, vielleicht halb so alt wie House und nicht wie eine Nutte gekleidet. Die Beiden hätten sich angeregt unterhalten, wirkten scheinbar vertraut aber nicht intim und wären dann gemeinsam gegangen.“

„Das alles haben sie von der Barkeeperin erfahren?“

„Die Kleine scheint sich für eine Psychiaterin zu halten. Ich wollte Sie nur informieren, dass ich die Info an ihre Jungs weiter gegeben habe, vielleicht finden sie ja im Krankenhaus jemanden, auf den die Beschreibung passt. Dann könnten wir heraus finden, ob er ein Alibi hatte oder nicht.“

„Hat Ihnen die Barkeeperin auch gesagt, was sie getrunken haben?“, fragte Gibbs und verpackte es in einem Lächeln. Machte Tritter weiß, dass es mehr ein Scherz war als alles andere, während er die dumpfe Ahnung hatte, dass er die Antwort schon wusste.

„Jetzt, wo Sie fragen: meine Jungs haben gesagt, dass die Frau House einen Bourbon ausgegeben habe und für sich selbst auch einen bestellt habe. Daran könnte die Barkeeperin sich noch so genau erinnern, weil es ungewöhnlich ist, dass die Frau den Drink spendiert und Whiskey pur ohnehin nicht gerade ein typisches Frauengetränk ist.“

Es war ein Glück, dass Tritter nicht auf die Mimik des Agenten achtete. Sonst hätte er die Starre mitbekommen, die sich über den Anderen gelegt hatte. Ein Glück auch, dass der Agent kurz darauf eine neue Ablenkung fand.

Das Handy in seiner Hose vibrierte erst und spielte dann ein Stück von Mozart, irgendwas mit Mondschein hatte der Titel zu tun... Gibbs konnte es nicht mehr rekapitulieren, das war ohnehin schon sein drittes Handy dieses Jahr (ja, er liebte die Technik ebenso wenig wie sie ihn) und Abby hatte den Klingelton eingestellt, wobei Ziva daneben gestanden hatte und die Goth dazu überredet hatte, nicht erst ihre eigenen Songs auf das Telefon zu laden. Es war immer etwas ungünstig, wenn man im Verhör oder bei einer Pressekonfrontation war und das Mobiltelefon anfing zu grölen.

Der Agent fischte den kleinen Plastequälgeist aus seiner Hosentasche und starrte abwesend aufs Display.

Ziva.

„Wissen Sie was, Mike? Ich glaube, ich sollte wirklich ins Hotel zurück. Wo stehen die Kopierer?“
 

Der Lärm im Kopierraum war zumutbar, außerdem war Gibbs dort allein. Und er hatte Handyempfang. Als er Ziva zurück rief, dauerte das nur wenige Minuten, definitiv weniger als es dauern würde, die Akten zu kopieren.

Die Kopien der Akten packte er in einen Karton, diesen Wiederum in eine Plastiktüte. Eine halbe Stunde, nachdem Ziva ihn zum ersten Mal angeklingelt hatte, verließ Leroy Jehro Gibbs das PPD und rief sich ein Taxi.
 

~*+*~

„Hey, Mr. Sunshine! Aufwachen, Greg. So schlimm haben sie sich den Kopf nun doch nicht angestoßen.“

Das Erste, was House bemerkte, war die weiche Matratze unter seinem Rücken und die Helligkeit, die das metaphorische Schwarz vor seinen Augen rot aufglühen ließ, weil die Sonne seine gut durchbluteten Lider anstrahlte. Dann kam die Erinnerung wieder.

Weißer Lieferwagen. Scharfe Braut mit unpassenden Schuhen. Tom Jones. Blutzufuhr abgedrückt.

Seine Arme waren von ihm gestreckt, wiesen nach oben und er musste nicht mal die Augen aufmachen um zu wissen, dass der flusige Stoff, den er an seinen Handgelenken spürte, rosa oder hellblau war. Die VJane einer Chartshow quasselte mit viel zu hoher Stimme irgendwelche Informationen zu Künstlern, die keinen was interessierten und sagte dann die nächste Platzierung an. Die Matratze wölbte sich neben ihm nach unten.

House wollte die Augen nicht öffnen, tat es aber doch.

„Bin ich in der Hölle?“, fragte er hoffnungsvoll.

Der Arzt fand sich in einem mittelmäßig sauberen Motelschlafzimmer wieder, die eher grauen als weißen Spitzengardinen waren zugezogen, die Bettdecke war erwartungsgemäß kariert und er war mit zwei Stoffhandschellen ans Bett gefesselt, die aus dem nächstbesten Sexshop stammen konnten. Und damit sicher ziemlich stabil waren. Es musste die Hölle sein, denn er musste sich Pop anhören, während eine heiße Frau, die er nicht anrühren konnte, neben ihm saß und mit einem Löffel Käsekuchen futterte. Ihm fiel außerdem auf, dass sie sich umgezogen hatte, sie trug jetzt orangefarbene Caprihosen, die ihr bis an die Knie gingen und besser zu den Schuhen passten.

Außerdem hatte er sich in der Farbe der Handschellen verschätzt. Sie waren schwarz.

„Nein, wir sind noch in New Jersey.“

„Ihr Name ist nicht Lisa, oder?“

’Lisa’ schenkte ihm nicht einmal einen Blick, als sie erwiderte: „Der Name ist genauso gut wie jeder andere. Wieso tanzt dieser Dreizehnjährige da eine Sechzehnjährige an?[2] Und wieso nennt er sie ’Baby’, wenn er so aussieht, als wäre er selbst kaum den Windeln entwachsen. Der kann doch noch nicht im Stimmbruch sein, oder?“

„Wieso haben Sie mich entführt?“

„Um den amerikanischen Traum zu leben. Sie wissen schon: Leute ihrer Freiheit berauben, in fremde Betten krümeln, beim Essen fernsehen... Ihr Amerikaner seid zwar für euren Apfelkuchen bekannt, aber die Golden Girls hatten Recht, es geht doch nichts über Käsekuchen.“

House hatte noch nie von Profikillern gehört, die die Golden Girls sahen und er war auch nicht gerade das perfekte Ziel für diese Sorte Menschen. Wenn er Leute gegen sich aufbrachte, nahmen die für gewöhnlich persönlich an ihm Rache. Und doch... diese Frau war sicher keine Amateurin. Dazu war sie zu gelassen.

„Müssten Sie mich nicht foltern oder bedrohen oder so?“

Sie lachte beim Kauen, hätte sich sogar beinahe verschluckt. „So gut kennen wir uns noch nicht. Nein, es ist nicht meine Aufgabe Ihnen weh zu tun. Wollen Sie auch ein wenig? Den hab’ ich aus dem 24Market, ganz in der Nähe von diesem Hotel. Waren sie da schon mal?“

Keine Verschleppungen beim Sprechen, aber keine Satzbaufehler, Akzent kaum hörbar. House vermutete, dass sie schon eine ganze Weile in den USA war.

„Was ist dann Ihr Job? Lösegelderpressungen? Die können Sie vergessen, kein Mensch bezahlt für mich.“

„Sie unterschätzen sich, Doctor. Oder soll ich lieber Doc sagen? Klingt das besser in so einer Situation? Allerdings wollen wir tatsächlich kein Geld. Wir wollen nur reden.“

Toll, sie war entweder schizophren oder hatte Komplizen, aber verrückt war sie allemal. Angeblich waren das ja alle Guten. Sie wusste, dass er Arzt war. Entweder hatte sie ihn beschatten lassen oder sie hatte diese Doku über den verunstalteten Jungen gesehen. Die, deren Produktion er nicht mehr hatte stoppen können.

„Und was, wenn ich schreie?“

„Dann ziehe ich Ihnen die Hose herunter und lasse es wie ein schief gegangenes Sexspielchen aussehen. Kuchen inklusive. Ich hab’ gehört, die Schwäche für Apfelkuchen soll keine Liebe brüderlicher Art sein. Was auch immer das heißt. Da wir grad beim Thema sind, wie geht’s der Familie?“

Ja, sie war gut. Und so verrückt wie ein Märzhase.

„Kann nicht klagen.“, erwiderte House, weil das die Standardantwort dafür war... und er sie nicht durchschaute.

Ihr Handy klingelte.

„Hey, wo steckst du?... okay, ich mach dir auf.“ Mit diesen Worten stellte sie die halb leere Kuchenform[3] neben dem Kopf des Arztes ab und hüpfte fast aus dem Zimmer. Er hörte noch, wie sie die Tür entriegelte und entzückt rief: „LJ mein Herz! Du hast mich warten lassen.“ Dann war er allein mit der Parade fröhlicher Mainstream-Musik. House sagte sich, dass es schlimmer kommen könnte. Sie könnten Miley Cyrus spielen.
 

~*+*~

Was zum Henker...! LJ? Mein Herz? Was war mit Ziva passiert? Sie sah nicht aus wie die seine Verbindungsoffizierin und benahm sich auch nicht so. Und sie fiel ihm um den Hals.

Aber noch während sie das tat hörte er ihre Stimme, ihre normale, für Plaudereien während der Arbeit geeignete Stimme an seinem Ohr flüstern: „Du glaubst nicht, wie froh ich bin, dich zu sehen. Ich hab versucht mich wie Tony zu benehmen, um ihn abzulenken, aber das ist so anstrengend!“

„Ich hab Akten mit. Sonst irgendwelche Probleme?“, fragte Gibbs grinsend, noch immer in der Umarmung gefangen.

„Nein, er ist erst seit kurzem wach.“

Ziva löste sich von ihrem Vorgesetzten und fiel in ihr aufgekratztes Selbst zurück, das sogleich einigen gaffenden Motelnachbarn enthusiastisch zuwinkte, während sie ihn herein geleitete und ihm die Tüte mit den Akten aus der Hand nahm. Der grauhaarige Agent verschwendete keine Zeit, schnappte sich einen Stuhl aus dem Wohnbereich, baute diesen vor dem Bett auf und setzte sich rittlings hin.
 

„House. Nett, Sie wieder zu sehen.“

„Äh... ja“, sagte der Diagnostiker und hinter seinen Augen, die ein wenig blauer waren als die seines Gegenübers arbeitete es, „Okay, wer Sind Sie verdammt noch mal und was soll ich ihnen getan haben?“
 

--

[1] Manchmal frage ich mich, ob Deutschland das einzige Land ist, indem man Eheringe am rechten Finger trägt. Vielleicht noch in Japan?

[2] Ratet mal, welches Video gerade läuft. Ich gebe einen Tipp: der Nachnahme des Künstlers ist ein Nagetier. Sollte sich ein Fan jener Person hier angegriffen oder gekränkt fühlen, so tut es mir Leid, aber nachdem mein Bruder jeden Tag die CD von jener Person hört, habe ich die Nase voll.

[3] Durchmesser ca. 13 cm, Fertigkuchen sind ja kleiner. Nicht, dass ihr sie für verfressen haltet. ^^
 

Tja, jetzt wisst ihr, was Ziva gemacht hat! XD.

Und ich muss mich für den Titel entschuldigen, ich habe keinen besseren gefunden.
 

[...]LJ hatte behauptet, sie wären sich noch nie begegnet, aber House kam dieser Mann seltsam bekannt vor. Dieser Typ brachte seine Spinnensinne zum kribbeln und was hätte er nicht darum gegeben, jetzt seinen Denktennisball in den Händen kreisen zu lassen.[...]



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von: abgemeldet
2010-07-15T12:30:15+00:00 15.07.2010 14:30
Okay ich bin verwirrt. Weshald zieht Ziva dieses Verkleidungsspiel ab???
Ich ab es schon schwer sie mir so aufgedreht vorzustellen muss ich ja mal sagen. Und was ist mit Tony und McGee? Na ich hoffe mal stark auf Antworten in Kapitel 10!

Dein Keks
Von: abgemeldet
2010-07-14T12:41:09+00:00 14.07.2010 14:41
Schneller wieder reingekommen als sonst, gut das wir drüber geredet hatten, das sollten wir immer machen wenn ich ein mir unbekanntes Kapitel lese^^

Ich fand die Beschreibung des Technikers äußerst amüsant und House Geschichte...ich hatte es bildlich vor mir wie er da am Bett sitzt und alle ihn komisch anguckenXD

Mach mcih an Kapitel 9, will mal sehen wie sich DiNozzo und McGee mit House so rumschlagen.

Dein Keks
Von: abgemeldet
2010-03-14T03:30:02+00:00 14.03.2010 04:30
Hatte ich schon erwähnt, dass ich es immer besonders super finde, wenn Bodo Wartke Zitate auftauchen?XD

Du kennst meine Meinung zum Kapitel, weshalb ich mich besonders auf die Vorschau gestürtzt habe^^

Freu mcih also schon drauf, wenn es weiter geht.
Dein Keks
Von: abgemeldet
2010-01-14T22:20:53+00:00 14.01.2010 23:20
Schön schön geht es also weiter =)
Ich musste erstmal schnell in den Kapiteln vorher nachschauen was für einen Fall House hatteXD
Find deine 'Keine Werbung machen' - Idee übrigens gut vielleicht erfindet jetzt bald jemand ein uPhone^^
Ein kleiner Kommentar zur amerikanischen Mülltrennung...sie versuchen es. Hab Recycling und Papier und dann eben Restmüll, nur ist Recycling hier in erster Linie nur große Plastiksachen, denen man von weitem ansieht das sie recyclt werden sollten, es landen immer noch zu viele Chipspackungen und all sowas im normalen Müll. Revoultionär wäre hier mal ein Biomüll.
Sicher das Ziva keine Visitenkarten drucken MUSS? Ich glaub das ist keine Frage des Wollens wenn man bei einer Bundesbehörde arbeitet.
Was war noch? Ja ich bin gespannt wie es weiter geht und wie genau House in den Tod seines Vaters verstrickt ist.

*hugs*
Dein Keks
Von: abgemeldet
2009-12-12T08:53:25+00:00 12.12.2009 09:53
Vielen Dank für die Benachrichtigung! Ich freue mich wirklich, dass es bei dieser Geschichte weitergeht, denn es war interessant einmal zu sehen, wie sich Dr.House und NCIS verbinden lassen :)

Das Kapitel gefiel mir gut, auch wenn im Prinzip nicht viel passiert ist... zu schnell alles auf einmal abzuhandeln ist ja auch nicht Sinn der Übung. Ich freue mich jedenfalls auf das nächstfolgende Kapitel und hoffe, dass auch Gibbs mal wieder zur Aktion kommt ;)
Von:  jozu
2009-12-08T20:48:20+00:00 08.12.2009 21:48
huhu ;D
hier ist der Kommentar zum Prolog, habs heute sogar geschafft ihn zu lesen. Und ja, lange Kapitel sind immer toll ;)

So nun zum Prolog, interesannt(House lieblings Wort) so anzufangen, dadurch, das man niergends ihren Namen lesen kann, weiß man bis es zu der Unterhaltung kommt gar nicht um wenn es sich handelt, den er besucht. Nur wunderts mich das sie als bereits fertig Studierte noch in einer Studentenwohnung wohnt, hier in D'Land is es so, das man das Anrecht auf eine Studentenwohnung verliert. Naja, bei den Amis ist einiges anders XD

Nun bin ich mir aber nicht sicher, ob dieser Teil aus einer Folge ist oder das sie mal wieder den Job verloren hat und ihn wieder bekommt, aber ich glaub eher ersteres.. wenn es nicht nach eigen Kreation geht XD hach hab den anfang, wo es mit den drei angefangen hat, schon so gut wie wieder vergessen xD wobei ich den schwarzen von den anwärtern mochte, nuya ich schweife ab xD

ich werd mich hoffentlich bald hinter die nächsten kapitel klemmen, bis dahin ;)
dat freaki
Von: abgemeldet
2009-12-04T20:04:42+00:00 04.12.2009 21:04
Also ich fand es nach der langen Pause angenehm, dass du nicht so super weit gekommen bist;)
Und wenn es dich freut, ich habe wie ein Beta gelesen und Kleinigkeiten entdecktXD Aber nichts schlimmes, waren glaub nur 3 Sachen.
Aber zu wichtigeren Dingen: Es heißt DONUT und NIEMAND wirft einen Donut! Besonders nicht mit Füllung, der Donut könnte beim fangen beschädigt werden bzw. allgemein sind gequetschte Donuts nicht gut ;)
Aber ich weiß schon womit Daddy House auf den Kopf gehauen wurde...also zumindest denk ich dass ich eine richtige Vermutung habe^^
Drück dich!
Dein Keks
Von: abgemeldet
2009-03-22T16:48:49+00:00 22.03.2009 17:48
Du weißt wirklich, wie man eine Geschichte spannend zu gestalten hat! Ich bin unwahrscheinlich neugierig darauf, wie die Verbindung von Gibbs und Ziva mit House aussieht.

Deine Geschichte ist sehr interessant und dein Schreibstil außergewöhnlich XD
Es lässt sich wunderbar lesen und ich freue mich jedesmal über ein neues Kapitel (trotz Verzögerungen ;D)
Also schreib bitte bald weiter, ich warte gespannt auf die Fortsetzung!
Von:  Lady_Shellshocked
2009-01-08T19:14:06+00:00 08.01.2009 20:14
Hey, die Story ist wirklich gut und ich werde sie weiterlesen.
House Vater ist tod und Tritter wird drin vorkommen.
Das sind doch schonmal tolle Nachrichten XD.
Ich werde aber nicht immmer ein Kommi schreiben, also nicht wundern, du sollst nur wissen, das ich die Idee toll finde, deinen Schreibstil auch und das ich weiterlese.
cu
Von: abgemeldet
2009-01-08T14:58:12+00:00 08.01.2009 15:58
Oh, wie wunderbar! Eine Geschichte über House UND den NCIS! Was für eine Seltenheit XD
Dein Schreibstil gefällt mir wirklich sehr gut - du beschreibst äußerst detailliert, trocken und triffst außerdem die Charakter ausgesprochen gut :)

Weiter so, ich freue mich schon auf den nächsten Teil!
(obwohl ich eigentlich nichts über Tritter lesen will... wuah, der Mann ist einfach Abschaum <<)


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