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Niemand wollte freiwillig mein Leben führen

RyouXMarik
von

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Nützlich sein?

1. Kapitel
 

Nützlich sein?
 

»Liebes Tagebuch,
 

ich bin es mal wieder: Ryou. Ich weiß, ich habe dich seit wir hierher gezogen sind, nicht mehr weiter über mein Leben informiert und das liegt zum größten Teil daran, dass es kaum was Erzählenswertes gab, sondern nur viel Stress, der meine mühsam aufgebauten 3 Kilos wieder mal zu Nichte gemacht hat und ich nun wieder an meinen 52 Kg hänge. Aber über mein Gewichtsproblem und meinen unzulänglichen Körper hatten wir ja mal bereits gesprochen. Das war fast zu Anfang, wenn ich mich recht erinnere.

Doch nun zum eigentlichen Anliegen, weswegen ich deine makellosen, weißen Seiten mit meiner Schrift beschmutze: Ich bin heute nun endlich in die neue Schule gegangen und habe meine Klasse kennen gelernt und was soll ich sagen? Es war so, wie in den übrigen Schulen, in denen ich bis jetzt war auch. Keiner hat wirklich den Kontakt zu mir gesucht, außer ein paar sehr aufdringliche Mädchen, aber dafür bin ich viel zu schüchtern. Oh, wie ich das hasse! Ich würde gern etwas offener auf andere Menschen zu gehen können, doch das ist vergebene Liebesmühe. Na ja, und so saß ich die meiste Zeit alleine rum und habe mir gewünscht nicht anwesend zu sein. Doch etwas für mich sehr beklemmendes gab es da doch schon und es ist eigentlich auch der Hauptgrund, warum ich dir schreibe: In meiner neuen Klasse gibt es 3 sehr gemeine Jungs und ein, eigentlich ganz nettes, aber durch den Kontakt zu ihren männlichen Genossen doch recht grobes Mädchen. Ich habe leider schon wieder die Namen vergessen, sonst würde ich sie dir gerne sagen, obwohl du ja doch nichts damit anfangen kannst. Ich sollte wirklich etwas an meinem Gedächtnis tun, das würde vielleicht auch meine Noten verbessern. Vor allem Namen und Zahlen fallen mir immer noch verdammt schwer. Ich glaube, ich sollte morgen damit anfangen. Gleich morgen.«
 

„Darf ich euch einen neuen Schüler vorstellen. Sein Name ist Ryou Bakura und er ist neu nach Amerika gezogen. Eigentlich kommt er aus Groß Britannien. Aber den Rest wirst du uns selber erzählen können.“. Freundlich sah sein neuer Klassenlehrer ihn an und gab ihm somit die Erlaubnis, ein wenig mehr über sich zu erzählen. Schüchtern nickte Bakura und war sehr bemüht, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen. „Mein Name ist Ryou Bakura, aber bis jetzt haben mich alle immer Bakura genannt. Ich bin 17 Jahre alt und komme aus Colchester, Groß Britannien und bin mit meinem Vater nach Amerika gezogen, weil er hier einen neuen Job gefunden hat. Es freut mich sehr euch kennen zu lernen.“. Vorsichtig lächelte er seine neue Klasse an. Einige der Mädchen fingen an zu kichern, als sie Bakuras freundliches und sanftes Gesicht zu sehen bekamen, das durch die weißen Haare zuerst bedeckt war, als er kopfhängend die Klasse betrat. „Du kannst dich da hinten hinsetzen. Da ist noch ein Platz frei.“. Bakura nickte erneut höflich und begab sich dann zu seinem Platz. Verängstigt traute er sich fast überhaupt nicht, den Kopf zu heben. Stattdessen zog er es vor die ganze Zeit den Blick scheu umherstreifen zu lassen, um letzten Endes wieder auf seinen kleinen Tisch zu starren; frei nach dem Motto: Wenn man niemanden sehen kann, dann wird man auch nicht gesehen.

Eigentlich hasste er es, wenn er die Blicke auf sich zog, doch bei den meisten Mädchen ließ es sich nicht vermeiden. Bakura konnte sich gar nicht erklären, was so viele Mädchen an ihm fanden. Er fand sich überhaupt nicht hübsch oder furchtbar männlich. Er war eher zu dünn und auch seine kleine Kleidung entsprach nicht ganz den Maßstäben, die die Industrie und die Modewelt vorgaben. Aber ihm war es weniger wichtig, besonders „trendy“ daher zu kommen, als immer sehr höfflich und nett zu sein. Damit hatte er zwar nicht immer gute Erfahrungen gemacht, aber seinen Charakter konnte er nun mal nicht um 180° drehen. Je mehr Bakura über seine Unzulänglichkeit nachdachte, desto mehr wurde ihm schleierhaft, warum die Mädchen dann auf ihn standen. Er mochte es jedenfalls überhaupt nicht und es verschreckte ihn nur noch zusätzlich.

Bakura war sehr bemüht, die Blicke, die ihn trafen nicht zu erwidern und ihnen scheu auszuweichen. Unsicher rutschte er auf seinem Sitz hin und her, um seiner Nervosität einigermaßen Luft zu verschaffen. Doch insgeheim ärgerte es ihn auch, dass er so unruhig war und so zahlreiche neugierige Blicke erntete. Manchmal fragte sich Bakura, ob die Mädchen nun kicherten, weil sie ihn mochten oder einfach, weil er scheinbar so seltsam war uns sie ihn auslachten. Eine Frage, die er wohl niemals beantwortet bekam.

Zum Glück hatte der nette Lehrer ein Einsehen und fragte ihn in dieser Stunde nichts. Bakura begrüßte es, denn Chemie war nicht gerade seine Stärke und er konnte kaum folgen. Das, was da vorne an der Tafel in großen Kreisen und Formeln stand, wirkte auf ihn wie eine andere Sprache. Na gut, es lag wohl auch daran, dass er dieses Amerikanisch des jungen Lehrers oft nur als ein monotones Nuscheln wahrnahm und mit manchen Wörtern Probleme hatte, weil er sie noch nie in einem solchen Zusammenhang gehört hatte uns sie keinen Sinn ergaben. Auch in Groß Britannien gab es verschiedene Dialekte, allerdings war Bakura es bis lang erspart geblieben, diese in der Schule hören zu müssen. Bakuras Englisch war dagegen sehr viel klarer und melodischer. Ihn verstand man sehr gut und seine Art, wie er die Worte betonte, wirkte sehr höfflich und diskret.

Bakura atmete tief durch, als diese grausame Stunde endlich vorüber war. Er konnte wenigstens für 5 Minuten mal abschalten und seine Ohren im wahrsten Sinne des Wortes verschließen, indem er seinen MP3-Player anschaltete und die leise Musik verschiedener britischer Bands an seinem Trommelfell kitzelte. Er schreckte hoch, als er eine Bewegung vor seinem Tisch wahrnahm. Verwundert schaute er hoch. Ein großes Mädchen in einem langen blauen Kleid sah ihn freundlich lächelnd an. „Hallo, mein Name ist Emily. Dein Name war Bakura, richtig?“. „Nicht ganz, also eigentlich Ryou. Aber du darfst gerne Bakura zu mir sagen.“, antwortete er höfflich. „Magst du einen Oreokeks?“. Sachte hielt sie ihm ihre Keksdose hin. Bakura schüttelte leicht den Kopf. „Nein, aber vielen Dank.“. Er war immer bemüht, sein Taktgefühl nicht zu verlieren, auch wenn er etwas ablehnte, was ihm sehr schwer fiel. „Hm, na gut.“. Trotz seiner Höfflichkeit schien das Mädchen beleidigt zu sein. Bakura sah ihr etwas ungläubig hinterher, doch wandte sich dann wieder seiner Musik zu, bis das Auftönen der Schulklingel ihn erneut aufschreckte.

Ein größerer und älterer Mann betrat den Raum. Kurz konnte man seine Verwunderung auf seinem Gesicht wahrnehmen, als er Bakura sah. „Oh, wie ich sehe musst du unser neuer Schüler sein.“. Schnell nahm er einen großen Zettel heraus und schien nach etwas zu suchen. Seine Augen weiteten, als sie erblickten, was sie gesucht hatten. „Ryou Bakura ist dein Name, ja?“. „Ja.“, sagte Bakura mehr als leise, sodass der Lehrer ihn nicht verstehen konnte. „Wie bitte?“, fragte er erneut. „Ryou Bakura ist mein Name.“, sagte er dieses Mal etwas lauter. „Du brauchst das nächste Mal nicht so schüchtern zu sein.“, grinste er Bakura an. Stumm nickend sah dieser wieder auf seinen Platz. Er hatte sich zuvor ganz genau notiert, welche Stunden er wann hatte. Dieses Mal war es Geschichte. Das Fach interessierte ihn sehr, doch als er mitbekam, dass hier vor allem über die amerikanische Geschichte gesprochen wurde, schaltete er allmählich ab. Das war nicht so ganz das, was er wissen wollte. Bakura zeigte mehr Begeisterung für die Europäische, denn schließlich kam er aus Europa und er war bei aller Zurückhaltung nicht bereit, seine Wurzeln zu verleugnen.

Beinahe wäre Bakura gänzlich in seinen Träumen verschwunden, hätte ihm die Schulklingel nicht wach gerissen und angekündigt, dass dieses Mal eine größere Pause von 20 Minuten auf die Schüler wartete. Wie von der Tarantel gestochen schossen seine Klassenkameraden von ihren Stühlen auf und rannten nach draußen. Bakura war unschlüssig, ob er es ihnen gleich tun sollte, doch dann entschied er sich dagegen. Und was sollte er auch schon draußen? Er hatte schließlich niemanden, mit dem er sich unterhalten hätte können. Und wenn er auf seinem Platz sitzen blieb, musste er wenigsten nicht dumm in der Gegend rum stehen.

„Warum gehst du nicht raus?“, wandte sich sein Geschichtslehrer verwundert an ihn. Schüchtern blickte Bakura ihn an. „Weiß nicht, ich möchte lieber hier bleiben.“. „Geh doch raus. Draußen ist es viel schöner und außerdem tut dir frische Luft bestimmt gut.“. Auffordernd richtete der Lehrer seinen Blick auf Bakura und durchbohrte ihn fast, zumindest empfand er es so. Mit einem unhörbaren Seufzen stand Bakura auf und schritt langsam zur Tür. Schwer fielen ihm seine Schritte und er ließ sich viel Zeit, damit er nicht die ganze Zeit draußen sein musste. Lieber ging er durch das Schulgebäude, da es ihm ein Gefühl gab, ein bisschen dazu zugehören. Er hatte beinahe die Tür, die nach auf den Hof führte erreicht, als ihn eine Hand an der Schulter packte und ihn grob zurück zerrte. Was er im nächsten Moment spürte, war ein gleißender Schmerz, der durch den harten Aufprall gegen die Wand verursacht wurde. „Na, wen haben wir denn da? Ist das nicht der kleine Britte?“, lachte ihn eine Stimme hämisch an. Bakura schaute den blonden, groß gewachsenen Jungen an und nahm seinen ganzen, spärlich vorhandenen Mut zusammen. „Ja, der bin ich. Und wer seid ihr?“. Neben dem blonden, hatte sich ein weiterer braunhaariger eingefunden, der in Bakuras Augen eine seltsame Frisur hatte, doch er verkniff sich, dies zu sagen. „Also ich bin Joey und er hier neben mir ist Tristan.“. Noch immer wurde Bakura unsanft gegen die Wand gedrückt und festgehalten. Er wagte es allerdings auch nicht, sich zu rühren. „Und was wollt ihr?“, fragte Bakura ängstlich. „Was wir wollen? Was WIR wollen? Nach was sieht es denn aus?“, schallte es zynisch durch die Gänge. Bakura wusste nicht, ob er diese Frage beantworten wollte, oder überhaupt sollte. Vielleicht war es ja auch nur eine Fangfrage, die Joey an ihn gerichtet hatte. „Ich weiß es nicht.“. Diese Antwort schien Bakura die Sicherste zu sein. „Hör mal zu, du britisches Arschloch! Was wir von solchen Typen wie dir wollen, liegt doch klar auf der Hand, aber das kannst du ja nicht wissen!“ Bakura Kopf knallte hart gegen die Wand, als er von dem fester werdenden Griff Joeys nach hinten gedrückt wurde. „Solche Typen wie du gehen uns gewaltig auf den Piss! Und deswegen bist du auch unser neues Opfer, haben wir uns da verstanden, Mädchen? Ich würde dir also raten uns morgen irgendetwas Wertvolles mit zubringen, oder du wachst im Krankenhaus wieder auf! Also, wenn dir dein Leben…“, doch bevor Joey seine Drohung beendet hatte, wurde er jäh unterbrochen. „Lass ihn in Ruhe!“, zischte es aus knapper Entfernung selbstbewusst und hart. Joey lockerte seinen Griff und sah den Jungen, der auf ihn zu kam skeptisch und unsicher an. Bakura drehte seinen Kopf so gut es ihm möglich war in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war uns sah einen jungen Mann mit einer noch viel seltsameren Frisur, als Tristan hatte. Die Haarfarbe war jedoch nicht das Ausschlaggebende, sondern eher die Form, wie seine Haare in zahlreichen Spitzen in die Höhe abstanden. „Aber Yami.“, meldete sich Tristan zu Wort. „Nichts aber, lasst ihn in Ruhe.“. Yami schlug die Hand, die Bakura fest im Griff hatte von seiner Schulter und blieb einen Moment bei Bakura stehen. „Bilde dir nichts drauf ein. Ich will nur nicht, dass du am ersten Tag sofort verängstigt bist und uns vielleicht nicht mehr nützlich sein könntest.“, wisperte er ihm kalt entgegen, bevor er Joey und Tristan ein Zeichen gab, ihm zu folgen. Bakura hatte die ganze Zeit den Atem angehalten und seine Muskulatur angespannt. Jetzt war er froh, wie er merkte, dass sein Muskeln sich wieder lockerten und er durchatmen konnte. Doch, was dieser Yami gesagt hatte, verwunderte ihn und es machte ihm mehr Angst, als die ihm angedrohten Schläge Joeys.

Hör auf damit!

2. Kapitel
 

Hör auf damit!
 

»Hey!
 

Ich bin’s mal wieder.

Ich weiß gar nicht so recht, was ich eigentlich schreiben soll, denn wirklich viel ist heute, an meinem zweiten Tag in der neuen Schule nicht passiert, außer dass mich ein Typ, dessen Namen ich mir komischerweise gemerkt habe eindringlich, fast schon hypnotisch vor Yami (frag mich bitte nicht, warum ich mir auch diesen Namen gemerkt habe, aber ich hielt es für besser und irgendwie, wie soll ich sagen…sicher?) und seinen komischen Begleiter gewarnt hat. Irgendwas mit „Ich solle mich unbedingt fern halten“ und „Ich würde es bereuen, wenn ich mich auf sie einlassen würde“. Ich weiß nicht ganz, was in unserem kleinen Gespräch noch so vor kam ... scheiße, warum höre ich eigentlich auch immer so schlecht zu?! Na ja, Marik schien mir aber ansonsten ein sehr netter Typ zu sein, nur sein schlechtes Englisch könnte er ein bisschen verbessern, denn es viel mir verdammt schwer, ihn richtig zu verstehen, obwohl er nicht viel gesagt hatte, vielleicht lag’s aber auch daran, dass er so furchtbar nervös und ängstlich war? Vor was er wohl Angst hat?«
 

Bakura ging zwar zielstrebig, aber doch mit kleineren Umwegen zur Schule. Er vermied es peinlich genau, nicht mit den anderen seiner Mitschüler zu laufen, denn es hätte ihn nur unnötig verunsichert. Wenn er sich auch Namen und Zahlen nicht so gut merken konnte, so war es für ihn eine Leichtigkeit sich Orte und Umgebungen zu merken und dieser Umstand sollte ihm einmal sehr nützlich sein, jedoch ahnte er jetzt noch nichts davon. Bereits am ersten Tag ging Bakura schon nicht mehr auf direkten Weg nach Hause, sondern bevorzugte die kleineren, weniger übervollen Gassen, die ihn fast schneller nach Hause kommen ließen, als der eigentlich direkte Weg; was ihm nur Recht war.

Obwohl es nicht so verdammt früh am Morgen gewesen war, so wollte Bakura doch nur eins: Zurück in sein weiches und warmes Bett. Die Nacht ging eindeutig zu schnell vorbei. Unweit vom Eingang des Hofes konnte er Yami und seine Freunde erkennen und zog es vor, ohne größeres Aufheben an ihnen vorbei zu huschen, in der Hoffnung, dass sie ihn nicht bemerkten. Glück war jedoch nicht Bakuras Stil, aber dieses Mal schien es doch mal auf seiner Seite zu sein, denn weder Yami, noch Joey oder Tristan hatten ihn ins Visier genommen.

Erleichtert atmete Bakura auf, als er die Tür zum Schulgebäude erreicht hatte und er unbeirrt die Treppe hinauf stieg zu seinem neuen Klassenraum. Mit großem Interesse musterte er die ausgestellten Bilder, die an den Wänden der Gänge hingen. Viel Zeit blieb ihm allerdings nicht; seine Neugierde musste warten, denn er vernahm das erste Klingeln der Glocke.

>Geschafft<, dachte er erleichtert, als er sich auf seinen Stuhl sinken ließ. >Ich muss mehr Sport treiben, ja, ganz sicher muss ich mehr Sport treiben<. Sein Atem beruhigte sich langsam wieder und auch der Schweiß auf seiner Stirn zog sich zurück. Bakura rauchte zwar nicht, aber seine Lunge erschien ihm genauso schmächtig zu sein, wie sein übriger Körper.
 

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„Hey, du! Warte mal!“. Bakura spürte wie jemand eine Hand auf seine Schulter legte und ihn so zwang, stehen zu bleiben. Vorsichtig drehte er sich zu der Person um, die ihm scheinbar gefolgt war, allerdings war ihm das Gesicht fremd. Oder halt, nein, es war ihm nicht fremd. Der junge Mann, der vor ihm stand ging ebenfalls in seine Klasse. >Wie war nur sein Name? …Bakura, erinnere dich doch dran, los schnell…sein Name, sein Name…<, rauschte es durch seinen Kopf, doch das Gesicht konnte er beim besten Willen nicht zu ordnen. >Hab ich seinen Namen überhaupt schon einmal gehört? ... Lass mal überlegen….Nein! Ich kenne seinen Namen nicht….Gott, Bakura, hör auf Selbstgespräche zu führen<.

Sein Gegenüber schien zu bemerken, dass Bakura leicht weg getreten war und rief ihn durch ein lautes „Hallo“ wieder in die Realität zurück. Erschrocken widmete Bakura seine Aufmerksamkeit wieder auf die Person vor ihm. „Mein Name ist Marik. Wir hatten noch nicht das Vergnügen.“. >Netter Junge…sehr höflich, was er wohl von mir will? ...Vielleicht will er ja nur so mit mir reden….das wäre toll, endlich einen Freund…ah, Mensch, Bakura! Keine Selbstgespräche mehr und nun schau ihn an und hör ihm zu, er redet die ganze Zeit mit dir<. Nur ungern gab Bakura zu, dass er Marik nicht zugehört hatte, oder zumindest nur soweit, dass er seinen Namen wusste. Dass er allerdings Selbstgespräche geführt hatte, verschwieg er lieber. Freundlich lächelte Marik, doch dann wurde sein Gesichtsausdruck wieder sehr ernst und fast übervorsichtig.

„Hör mir zu, Bakura. Ich möchte dir keine Angst machen, aber ich möchte dich warnen. Halte dich, wenn es nur irgendwie geht von Yami und den anderen fern, okay?“. Verdutzt musterte Bakura ihn. >Was hat er da gerade gesagt? Fernhalten, warum? Ich weiß ja, dass sie mich nicht mögen und ein bisschen sonderbar sind, aber fernhalten? …Mist! Jetzt habe ich schon wieder nicht hingehört, was er mir gesagt hat. Verdammt! Warum kann ich mich nicht mal zwei Minuten auf eine Sache konzentrieren<.

So freundlich und höfflich, es nur ging, wies Bakura ihn darauf hin, dass er schon wieder mit seinen Gedanken woanders gewesen ist. Marik wollte gerade noch einmal erklären, warum er sich besser fernhielt, als Yami auftauchte und ihn böse musterte. „Tut mir Leid, ich habe keine Zeit mehr. Ich muss weg!“. Noch ehe Marik seinen Satz beendet hatte, rannte er auch schon davon. „Warte doch mal!“, schrie ihm Bakura noch hinterher.

>Verdammt! Bakura, du Trottel! Jetzt weißt du nicht, was Marik dir eigentlich sagen wollte. Jetzt weißt du seinen Namen und dass du dich von Yami fernhalten sollst. Aber den Grund, da hast du natürlich verpennt. Mist<.

Bakura hatte überhaupt nicht gemerkt, dass er schon lange nicht mehr alleine da stand. Yami hatte sein kurzes Gedankenspiel ausgenutzt um zu ihm aufzuschließen. „Hallo, Baku.“, drang es plötzlich an sein Ohr. >Abkürzungen in meinem Namen? Na hola, so gut kenne ich ihn doch gar nicht….Bakura! Schweif nicht ab, konzentriere dich lieber auf ihn<.

„Hallo.“, sagte Bakura ängstlich, konnte aber seinem Blick einigermaßen standhalten, was vor allem daran lag, dass seine innere Stimme ihn die ganze Zeit dazu anhielt; zur eigenen Sicherheit, wie so ohne Umschweife in seinem Kopf immer wieder anmerkte.

„Was hat dir Marik denn so erzählt?“. >Oh Gott, Fangfrage, Fangfrage….erinnere dich nur mal dran, was dir gestern passiert ist, als du wirklich nicht wusstest, was die Antwort zu war. Heute weißt du es allerdings auch nicht, du hast ihm ja nicht zugehört, du Leuchte<.

„Äh…nun ja, eigentlich nur wie er heißt und, …das war es eigentlich auch schon.“. Bakura zog es vor, Yami nichts davon zu erzählen, dass Marik ihn vor ihm gewarnt hatte. „So? Und das ist wirklich alles?“.

Yami wirkte drohend auf Bakura. Hätte er ihn malen müssen, er hätte ihn als großen, zähnefletschenden Hund gemalt, oder eher Wolf? >Was machst du dir Gedanken, als was du ihn malen willst?! Sieh lieber zu, wie du hier wieder raus kommst<, fuhr in seine innere Stimme an. „Ja, das war alles.“. Bakura war selbst von sich überrascht wie überzeugend er doch geklungen hatte.

„Damit das klar ist!“ Bakura spürte plötzlich, wie Yamis Hand ihm die Kehle zu drückte und ihn drohend fixierte. „Ich rate dir, mich nicht anzulügen! Sonst könntest du es teuer zu stehen bekommen und es wäre wirklich schade um dein hübsches Gesicht.“.

>Hübsches Gesicht? Ist dieser Typ krank? .... Bakura, schweif nicht ab, die Situation ist noch nicht ausgestanden<, warnte seine innere Stimme.

„Ja, ist okay.“, keuchte Bakura, als Yami seinen Griff von ihm löste. „Ich würde das Keuchen weiter trainieren an deiner Stelle. Könnte dir noch einmal nützlich sein.“, grinste ihn Yami fies an, bevor er sich gänzlich von ihm abwandte.

>Boar, was ist denn das für einer? Hübsches Gesicht? Keuchen? Trainieren? Bitte, was? Jetzt blick ich gar nichts mehr. Zuerst dieser Marik und jetzt Yami? Check ich irgendwie nicht ganz, was die von mir wollen ….Bakura! Das ist deine Schuld! Du hast ja wie immer nicht zu gehört, wenn es wichtig ist, du Spaßt! ...Gott, jetzt lass ich mich schon von meiner eigenen inneren Stimme beschimpfen…ich muss mit den Selbstgesprächen aufhören.<

Kopfschüttelnd ging Bakura nach Hause. Irgendwas stimmte hier nicht und das hatte nicht nur mit seiner eigenen, ihn anfahrenden inneren Stimme zu tun.

Es kann nicht schlimmer werden, kann es?

3. Kapitel
 

Es kann nicht mehr schlimmer werden, kann es?
 

»HI,
 

jetzt ist fast schon eine Woche vorbei (nur morgen noch der Tag und dann ist Wochenende!) und diese schrägen Typen, die in meine Klasse gehen haben mich die restliche Zeit, zu meiner eigenen Überraschung doch tatsächlich in Ruhe gelassen.

Viel passiert ist eigentlich nicht, außer dass ich erfahren habe, dass wir nächste Woche Montag einen Test in Chemie schreiben. Als wäre mein Leben nicht schon schwer genug. Jedes andere Fach, von mir aus auch Mathe, aber doch nicht Chemie. Ich werde diesen Test sowieso verhauen, aber vielleicht schaffe ich es ja, dieses Jahr nicht gänzlich zu verkacken.

Sport ist eigentlich noch ganz witzig; wir durften uns aussuchen, welche Sportart wir für dieses Jahr machen wollen und ich habe mich für Fußball entschieden. Kaum zu glauben, was? Ich und Fußball, aber es war von allen angebotenen Sachen noch die beste Wahl und außerdem erinnert mich das ein bisschen an England.

Ja, ich habe ganz eindeutig Heimweh und kann mit niemanden drüber sprechen. Außer mit dir und manchmal auch mit mir selbst, natürlich weiß das aber keiner. Ich glaube, wenn ich nicht bald mit dem Mist aufhöre, drehe ich noch völlig ab.«
 

Es war Freitagmittag, als Bakura endlich die Schulklingel hörte und auf den langen Gang trat. >Geschafft<, dachte er erleichtert und räumte seine Schulbücher zurück in den Spinnt. Das war echt etwas, das Bakura begeisterte, denn so musste er kaum etwas mitnehmen und konnte seinen Rücken schonen. In England gab es so was auch, allerdings hatte er es damals verpasst sich rechtzeitig einen Spinnt zu sichern und so war er gezwungen seinen Kram immer mitzunehmen.

>Wo Marik wohl steckt? Vielleicht können wir ja gemeinsam nach Hause laufen….Gute Idee, dann kannst du ihn auch noch mal fragen, was er dir sagen wollte und wo du nicht zu gehört hast<

Suchend blickte sich Bakura um. Marik war heute in der Schule gewesen, aber seit dem Klingeln hatte er ihn nicht mehr gesehen. Bakura war überhaupt verwundert, wie es jemand schaffte so plötzlich irgendwo aufzutauchen und dann wieder zu verschwinden. Schulter zuckend verließ er das Gebäude und spürte die wärmenden Sonnenstrahlen auf seiner Haut.

>Mitte Mai und schon so warm. Erstaunlich…..und für deine Haut definitiv unpassend< Bakura sah auf seinen Arm. Wenn er nicht verbrennen wollte, musste er schnell aus der Sonne heraus und in den Schatten. Wie oft hatte er die anderen Jungs schon darum beneidet, dass sie so braun gebrannt und muskulös waren. Wenn er sich abends in seinem Spiegel betrachtete, sah er nur ein blasses und zierliches Skelett, aber keinen Sunnyboy, wie sie hier zuhauf in LA rumspazierten. An den Strand wollte er dennoch. Vielleicht nicht unbedingt baden, aber das Rauschen und die Luft des Meeres wollte er dennoch genießen.

>Gute Idee…gleich nachdem ich was gegessen habe, geh ich mal gucken, was das Strandleben so zu bieten hat. Muss ja was bedeuten, wenn alle Reisemagazine immer den Strand betonen<

Glücklich über seinen eigenen, in seinen Augen exzellenten Einfall trottete er nach Hause.
 

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„Ich bin wieder da!“, sagte Bakura so laut es seine doch eher leise Stimme zuließ, doch dann tadelte ihn seine innere Stimme wieder. >Du Idiot! Wann merkst du es dir endlich: Es ist niemand da, wenn du nach Hause kommst<

„Ich muss damit aufhören“. Noch immer kopfschüttelnd trat er in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Sein Vater hatte ganz eindeutig vergessen, einzukaufen und Bakura blickte nun etwas ungläubig in den leeren Kühlschrank.

>Mal sehen….die oberen Schränke, da müsste es noch etwas geben. Hm….nichts, nichts….Teller, ….verdammt! Ich habe Hunger…..nein….ah! Erdnussbutter…..ohne Toastbrot< Bakura ließ etwas den Kopf hängen, doch dann nahm er sich doch die süße Leckerei aus dem Schrank und öffnete das noch unberührte Glas. >Schnell noch einen Löffel und ab auf die Couch<

Bakura merkte förmlich wie sein Körper endlich aufhörte zu zittern, als er sich den ersten mit Nussbutter überhäuften Löffel in den Mund geschoben hatte und mit seiner Zunge sachte die Süße überall verteilte. >Schon besser….na ja, wenn ich schon nicht muskulös werde, dann wenigstens fett<. Über seinen eigenen, etwas dummen Gedanken musste er schmunzeln, als er den Fernseher einschaltete und sah, dass es heute in der Talkshow um Fette ging.

Nicht, dass etwas gegen dickere Menschen gehabt hätte, aber sie zu sehen machte ihn auf seinen eigenen Körper doch etwas stolz. Bakura war sich zwar sicher, dass ein normal gebauter Junge nicht mit seinem Körper tauschen wollte, aber die Dicken, die dort schnaufend und keuchend in der Talkshow saßen hätten bestimmt mit ihm getauscht.

>Nur ob ich das wollte? Hehe…nein, ich würde nicht tauschen wollen<, dachte er fast schon gehässig, als er sich den zweiten Löffel in seinen Mund schob.

>Erschreckend, was für gemeine Gedanken ich manchmal habe<. Wäre jemand da gewesen, hätte er den verblüfften Ausdruck auf Bakuras Gesicht wirklich genossen. Manchmal fragte sich Bakura sogar selbst, ob man ihm nicht ansah, was er gerade dachte. Seine Mimik hatte er nämlich nicht immer so unter Kontrolle, wie er sich das gewünscht hätte.

Als Bakura den Abspann der Talkshow zu sehen bekam, wandte er seinen Blick auf die Küchenuhr. >15 Uhr….ich sollte losgehen< Mit einem sehr akrobatischen Satz, der beinahe das Erdnussbutterglas vom Tisch mit hinunter gezogen hätte stand er auf. >Knapp….buh< Einen Moment schaute er noch skeptisch, doch dann raste er in sein Zimmer.

>Was soll ich anziehen….hm, das? ...nein, zu grün….ah, das? Nein, zu auffällig….ah, das ist gut<. Bakura hatte sich für ein dunkelblaues T-Shirt entschieden, das sich sehr von seiner, fast ins Weiß gehende Jeans abhob. Noch einmal musterte er sich kurz im Spiegel, bevor er dann aus dem Haus stürmte.

Wenig später, als er den warmen, weichen Sand unter seinen Füßen spürte, verfluchte er sich bereits dafür, Turnschuhe angezogen zu haben. >Mist! Ich sollte vielleicht ab und an doch genauer über meine Entscheidungen nachdenken<

Noch immer skeptisch seine Schuhe betrachtend, wurde er plötzlich durch ein kaltes „Hallo“ aufgeschreckt. „Warum schaust du so gespannt an dir herunter?“, drang es spöttisch an sein Ohr. Bakura erkannte die betreffende Person schon sehr genau an der Stimme. „Hallo, Yami.“, entfuhr es ihm, für seinen Geschmack, doch etwas zu vorlaut und gereizt. Yami war dafür überhaupt nicht der Grund, sondern seine eigene Wahl des Schuhwerks über das sich Bakura immer noch ärgerte.

Vorsichtig schaute Bakura auf und schon wieder hatte er seine Gesichtsmuskulatur nicht unter Kontrolle halten können, viel zu erstaunt war er über Yamis Antlitz. Seine braungebrannte Haut und der muskulöse Körper verlangten Bakura einiges an Neid und Bewunderung ab.

„Hör auf, mich so anzustarren, du Mädchen!“, fuhr Yami ihn schroff an. „Kannst du dich noch dran erinnern, was ich Anfang dieser Woche zu dir gesagt habe?“, grinste ihn Yami fies an.

>Was für eine dumme Frage….natürlich kann ich mich daran erinnern…na gut, eigentlich nur kaum<. „Dein Gesichtsausdruck verrät mir, dass du es nicht kannst. Ich werde es dir noch einmal sagen: Ich habe die anderen angehalten, dir eine Woche lang nichts zu tun, die Woche ist nun aber vorbei.“ >Ich dachte immer, ne Woche dauert 7 Tage?....Gott, Bakura, warum bist du so gestört<

„Ja, und?“, sprach Bakura nun wieder ängstlich und unsicher. Yami konnte er von allen Menschen, die ihm bis jetzt begegnet waren, am wenigsten einschätzen. Seine Art war so undurchsichtig, er wusste nicht genau, wie er ihm begegnen sollte.

„Nun, das bedeutet für dich, dass deine Schonzeit vor rüber ist. Ich werde es dir kurz erklären.“ >Oh ja, das ist aber nett…..Bakura! Das ist nicht höflich oder nett, das stellt Bedingungen an dich, wenn du heil aus der Scheiße rauskommen willst<

„Ich, Joey und Tristan legen großen Wert auf, sagen wir mal Bestechungsgeld, auch wenn ich es vorziehe, so etwas nicht zu sagen, denn eigentlich passt es nicht ganz, nennen wir es also lieber eine Art Schutzgeld. Wenn du uns davon immer ausreichend viel mitbringst, dann passiert dir auch nichts.“. Yami schaute ihn fies an und Bakura spürte, wie seine Beine langsam unter ihm nachgaben. Er fühlte sich, als wäre der Boden unter ihm nicht mehr der Strand, sondern irgendeine Art Treibsand, die ihn langsam verschwinden ließ.

Abschätzig musterte Yami ihn und fuhr dann fort: „Du siehst allerdings nicht so aus, als könntest du das alles bezahlen…aber es gibt da eine andere Möglichkeit, die Schulden zu begleichen.“ „Ich habe doch überhaupt keine Schulden bei dir gemacht!“. >Nein, das hast du nicht laut gesagt, sag, dass du das eben nicht laut gesagt hast<

„Hör mir genau zu, du kleiner britischer Wichser!“ Bakura war über den Umstand, dass er schon zum zweiten Mal diese Woche die Kehle zu gedrückt bekam, weniger glücklich, als Yami, der seine Macht sichtlich genoss.

„Mach keine Witze mit mir, denn meine Art von Humor wirst du sicherlich nicht teilen. Also, entweder du bezahlst freiwillig deine Schulden, oder das, was dir Marik erzählt hat, wird auch über dich herein brechen.“. >Scheiße! Warum hab ich ausgerechnet da nicht zu gehört<

„Also, haben wir uns da verstanden?“. Scheu nickte Bakura und fühlte wie sich der Griff von Yami löste. Diese Möglichkeit nutzte Bakura gleich aus und versuchte davon zu rennen. Doch seine Turnschuhe waren wirklich eine schreckliche Wahl, denn ohne wäre er sicherlich schneller davon gekommen. Doch ehe er sich versah, blieb er in dem weichen, seinen Füßen nachgebenden Sand hängen und fiel unsanft zu Boden. >Oh scheiße<

„Ahhh.“. Bakuras Fesselgelenk wurde von Yami hart auf den Sand gedrückt. „Ich würde mich nicht bewegen, wenn ich du wäre. Sonst macht es „Knack“ und dein Gelenk ist am Arsch.“, lachte er laut los. „Also Mädchen…ich frage dich jetzt noch einmal: Haben wir uns da verstanden?“. Schmerzverzogen nickte Bakura.

„Okay, dann bis Montag. Ich freue mich darauf.“. Yami trat zurück und musterte ihn noch einmal. „Trottel!“, murmelte er und ging weiter strandaufwärts.
 

»Wie soll ich dem Typen bitte schön Geld geben? Ich hab doch kaum welches und ich glaube kaum, dass Papa mir mehr gibt.

Mein Leben ist so was von unfair, warum ausgerechnet immer ich? Ich bin geradezu vom Pech verfolgt. Ich muss irgendwas total Schreckliches in meinem frühren Leben verbrochen haben, dass ich so gestraft werde.

So wird das nichts mehr mit Chemie lernen, ich muss mir ganz schnell was einfallen lassen.

Ich hab’s: Ich muss Marik noch vor Montag treffen, irgendwie.

Aber jetzt geh ich erstmal ins Bett. Ich hoffe, ich habe nicht wieder einen meiner widerwärtigen Alpträume, das kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen.

Gute Nacht.<<

Nicht der Selbe!

4. Kapitel
 

Nicht der Selbe!
 

»Du glaubst gar nicht, was ich für eine Panik habe. Ich habe fast das ganze Wochenende damit zu gebracht, mir irgendwie etwas einfallen zu lassen, wie ich Marik ganz schnell aufspüren kann, allerdings ist mir mal so was von nichts eingefallen.

Wo hätte ich denn auch suchen sollen? LA ist groß, viel, viel größer als es Colchester je war und selbst wenn ich mit Suchen angefangen hätte, ich glaube kaum, dass ich ihn hätte finden können.

Somit bestand mein wochenendliches Leben aus Panikattacken (dabei dachte ich, ich hätte sie endlich hinter mich gebracht…aber wohl eher doch nicht) und Kopfschmerzen, richtige Anfälle. Also um es kurz zu machen: Ich habe weder gelernt, noch Marik gesucht, aber dafür im Bett gelegen, meine Panik versucht zu dämpfen und die warme und herrliche Sonne auf Grund von Migräne aus meinem Zimmer für 2 Tage komplett verbannt. Und nun ist es schon Montagmorgen und ich zähle bereits die Minuten, bis es Zeit für die Schule, oder sollte ich besser Hölle sagen? ist. Ja, richtig gelesen, nicht mehr die Stunden (das habe ich so bis 4 Uhr früh getan), sondern die Minuten zähle ich bereits, denn mittlerweile haben wir es 7 Uhr. Das macht demnach noch knapp 120 Minuten, bis mich Yami in die Finger bekommt und ich ihm nicht das geben kann, was er will.

Falls wir uns nicht wieder sehen, wünsche ich dir nichts sehnlicher, als dass du einen neuen aufrichtigen Besitzer findest und meine Geheimnisse und Gedanken für immer von deinen weißen Seiten löschst.
 

Montag, 23. Mai 2004

Ryou Bakura«
 

Bakura schluckte schwer, als er das große Gebäude hinter einer Reihe andere Häuser auftauchen sah. Er wusste nicht, wie lange er wirklich bis hier her gebraucht hatte, doch es schien ihm eine Ewigkeit zu dauern. Eine Ewigkeit, die nichts Ewiges an sich hatte, denn eigentlich wollte Bakura, dass dieses Haus niemals vor seinen Augen erscheinen möge.

Doch was hätte er tun sollen? Umdrehen? Nein, das ging nicht mehr. Weglaufen? Nein, bei seinem Glück wäre er Yami und den anderen sicherlich direkt in die Arme gerannt; also ging er mit dem Mut eines Verzweifelten weiter und unbarmherzig zur Schule.

>Noch nichts von den Typen zu sehen….vielleicht habe ich ja doch einmal, nur einmal, ein einziges Mal Glück und er ist vielleicht krank….ach, was redest du denn da, Bakura? Natürlich ist der Typ krank, nur nicht so, wie du es gerne hättest<

Seufzend und vor Angst zitternd betrat er langsam das Gebäude und es schien ihm, als würde sich alles um ihn herum drehen und verwischen, nur um im nächsten Augenblick deutlicher und greller vor ihm zu stehen.

Bakura glaubte, dass er langsam die Kontrolle über seinen Körper verlor, doch weit weg, eher undeutlich als klar hörte er eine Stimme, die ihn zu rufen schien. Es war nicht seine eigene, die ihm mal wieder einen Streich spielen wollte, sondern jene, von der er gehofft hatte, sie so schnell nicht zu hören.

„Yami?“, fragte Bakura ohne die geringste Ahnung zu haben, wo die Person sich befand, dessen Namen er genuschelt hatte. „Nein, ich bin’s: Marik. Alles okay mit dir? Du siehst so blass aus.“. „Blass? Ich bin immer bla….“. Bakura verdrehte die Augen bis nur noch das Weiß seiner Pupille zu sehen war. Seine Beine gaben der Last des Körpers nach und brachen unter ihr wie Streichhölzer zusammen. Genau genommen, waren sie das ja auch fast.

„Bakura?!“, entfloh es Marik, der ihn grade noch zu fassen bekam, bevor Bakura mit voller Breitseite auf den Boden geknallt wäre und wohlmöglich die Treppen gleich mitgenommen hätte, um festzustellen, wie viel sein Körper aushalten konnte.

„Bakura? Hörst du mich? Sag was, wenn du mich hören kannst. Bakura?“, Marik flehte den leblosen Körper in seinen Armen förmlich an, doch Bakura zeigte keine Reaktion. Nicht einmal ein Zittern der Muskeln spürte Marik, denn eigentlich kannte er es von sich selbst recht gut, dass man anfing zu zittern, wenn man einen Kreislaufkollaps hatte.
 

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„Wo bin ich hier?“, noch etwas verdattert sah sich Bakura um bis er ein freundliches Gesicht ausmachen konnte, dessen schemenhafte Konturen er allerdings nur wahrnahm. „Du bist im Krankenzimmer. Marik hat dich hierher gebracht. Du bist einfach zusammen gebrochen. Der Arzt war schon hier und hat dir eine Portion Traubenzucker und Kochsalzlösung verabreicht. Du solltest dich noch ausruhen.“.

Bakura hörte die besorgte und ernsthafte Stimme der Frau nur als ein dumpfes Dröhnen im Kopf, was ihm einen sehr schmerzvollen Stich versetzte, der zuerst seinen Nacken herauf kroch und sich dann in seinem Gehirn für unbestimmte Zeit einnistete.

Mit einem gequälten Seufzer legte Bakura sich zurück auf das weiche und warme Kissen und schloss die Augen. Angestrengt versuchte er sich das ins Gedächtnis zu rufen, was passiert war, bevor er hier landete, doch es gelang ihm nicht.

Vor seinem inneren Auge tanzten nur grelle und bunte Lichter und einzelne Fragmente seiner gestörten Erinnerung brachen in ihm auf, doch verschwanden dann sofort wieder, ehe Bakura in der Lage gewesen wäre, sie zu ordnen und ihnen eine zeitliche Reihenfolge zu geben.

„Geht es dir gut?“, hörte Bakura von weiten die besorgt klingende Stimme der jungen Frau, dabei stand sie ihm viel näher, als er gedacht hatte: genau vor ihm, doch weder seine Augen noch sein Gehör ließen ihn diesen Umstand erkennen.

Die Frau, die da vor ihm stand war in einen völligen Nebel eingehüllt und Bakura wollte nur eins: Schlafen, unbedingt schlafen und den Schmerz in seinem Kopf loswerden.

„Hey! Tritt mir nicht weg! Mach die Augen auf. Nicht einschlafen!“. Bakura spürte, wie er unsanft aus seiner ihn umschließenden Dunkelheit, die er gerade angefangen hatte zu genießen herausgerissen wurde.

Fast panisch öffnete er wieder die Augen und starrte die Frau an. „Du bist ja schon wieder so blass. Dein Kreislauf scheint sich immer noch nicht stabilisiert zu haben. Ich rufe noch mal den Arzt. Nicht die Augen schließen, okay?“. Bakura nickte stumm und gequält, so gut ihm dies, gefangenen in der Müdigkeit und dem Schmerz, der in seinem Kopf tanzte, möglich war.

Obwohl Bakura sich wieder am liebsten dem Teufelchen namens Schlaf hingegeben hätte, so kämpfte er doch mit letzter Kraft dagegen an und hielt sich aufrecht. Dennoch konnte er ein leichtes Zittern und Schwanken seitens seines Körpers nicht unterdrücken.

Angestrengt starrte er völlig geistesabwesend an das Ende seines Bettes. Schon wieder begann sich alles um ihn herum zu drehen und zu verschwimmen. Am liebsten hätte er seinen Magen entleert, doch seine guten Manieren und seine Höfflichkeit hielten ihn davor zurück. Das flaue Gefühl durfte unter allen Umständen nicht die Oberhand gewinnen und so kämpfte es Bakura nieder.

„Hm…du siehst wahrlich nicht sehr gesund aus, Bakura. Das war doch dein Name, oder?“. Etwas verpeilt wandte er seinen Blick dem in weiß gekleideten Mann zu, doch es fiel ihm unendlich schwer, seinen Blick nicht abschweifen zu lassen und seine Augen zu schließen.

Die Übelkeit kam bereits wieder seine Speiseröhre hinauf geklettert um ihn zu ärgern, und die sich um Bakura drehenden Personen machten ihr dieses Unterfangen, für seinen Geschmack, ziemlich leicht. Dennoch gelang es Bakura auch dieses Mal, sie wieder dort hin zu verbannen, wo sie hergekommen war.

„Ich fühl jetzt deinen Puls und ich werde deinen Zuckerwert testen. Also bitte bei dem kleinen Piecks nicht erschrecken.“ Eine kühle Hand schob sich um Bakuras Handgelenk und ließ ihm somit keine Möglichkeit zurück zu schnellen, als der Stich sich seinem Arm hinauf kämpfte. Ein weiteres Mal musste Bakura seine Übelkeit zurück drängen, doch dann empfang er, die in seinen Ohren magischen Worte des Arztes: „Sein Puls und auch sein Zuckerwert sind normal. Er braucht einfach etwas Ruhe, das ist alles.“.

Erschöpft von der ganzen Aufregung hatte sein Körper plötzlich die Eigeninitiative übernommen und fiel zurück auf das Kissen. Zufrieden und erleichtert schloss Bakura die Augen. Dieses Mal durfte er sich ausruhen und die sanfte Dunkelheit seinen Geist umnebeln lassen.
 

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Wie Bakura wieder zu Sinnen und Kräften kam, wusste er nicht, als er vorsichtig die Augen öffnete und die Räumlichkeit endlich klar und deutlich erkennen konnte. Allerdings störte ihn der etwas beißende Geruch, den er wahrnahm und der ihm fast die Chance zum Atmen nahm.

„Geht es dir besser?“. Auch das Gesicht der sich um ihn sorgenden Frau nahm er nicht länger als Schatten wahr. „Ja, danke.“.

Langsam und noch etwas schwach schob er sein Bein unter der Decke hervor und ließ es vorsichtig Richtung Boden sinken. „Bist du dir sicher, dass du schon aufstehen kannst?“, skeptisch musterte die junge Frau den noch immer blassen Patienten. „Ich denke schon.“, versuchte Bakura sie zu beruhigen, als er endlich auch das zweite Bein auf den kalten Fließen spürte und sich vorsichtig erhob. >Gott sei dank... meine Beine geben nicht nach. Noch eine Minute länger in diesem Raum und ich drohe zu ersticken<

„Ich gehe jetzt.“, gab Bakura freundlich, aber bestimmt zum Ausdruck und setzte sich in Bewegung. „Wenn es wieder schlechter wird, komm bitte hier her.“. Mit einem leichten Nicken bejahte er das Angebot.

Mit einem tiefen Seufzer sog er die angenehme Luft der riesigen Gänge in sich hinein. >Meine Güte…nen Zusammenbruch hatte ich aber schon lange nicht mehr. Bestimmt alles nur wegen diesen bescheuerten Yami<, fluchte Bakura in Gedanken.

„Na, wen haben wir denn da? Dich habe ich schon den ganzen Tag gesucht!“. Bakura zuckte zusammen. Das durfte einfach nicht wahr sein. Er war kaum aus dem Krankenzimmer entlassen worden, da stand der Grund, warum er sich dort befand, auch schon hinter ihm, oder besser gesagt, lässig an der Wand gelehnt.

„Was zuckst du denn so? Ich tue dir doch gar nichts, zumindest bis jetzt noch nicht.“. Bakura schluckte schwer, doch er war unfähig sich um zu drehen. Doch seine Ohren ließen ihn nicht im Stich. Es war ganz eindeutig: Yami bewegte sich immer näher auf ihn zu.

Schneller atmend konzentrierte sich Bakura nur auf die Schritte, die er hinter sich vernahm, bis sie verstummten. „Oh, wollen wir uns denn nicht in die Augen blicken, wenn wir uns unterhalten? Das ist aber nicht die feine englische Art.“. Bakura wurde grob an der Schulter gebackt und umgedreht.

„Na? Haste auch alles dabei? Oder soll ich dir sagen, was dir Marik hatte sagen wollen?“. Stumm und verängstigt stand Bakura einfach nur da und verschloss sich den Drohungen von Yami. „Antworte mir! Oder ich werde dir Manieren beibringen!“. Yamis Augen ruhten immer noch auf Bakura, der wie angewurzelt da stand und den heißen Atem Yamis förmlich auf seiner angespannten Haut fühlen konnte.

Noch immer war Bakura nicht in der Lage seinen Mund zu öffnen und seinen Gedanken in Form von Worten Ausdruck zu verleihen. „Hör mir zu, du Idiot! Dumm stellen hilft dir nicht! Gib mir jetzt besser, was ich haben will, oder du wirst dein blaues Wunder erleben!“. Yami packte Bakura am Kragen seines grünen T-Shirts und drängte ihn hart gegen die Wand.

„Ich….ich, ich….ich habe das Geld nicht.“, stotterte Bakura fast atemlos, und das lag nicht nur an seiner Angst, sondern auch daran, dass er wirklich fast keine Luft mehr bekam.

„So? Und was denkst du, was ich nun mit dir machen soll?“. Angewidert drehte Bakura seinen Kopf weg. Er schätze es überhaupt nicht, wenn man ihn so sehr in die Enge drängte.

„Einen wunderschönen Hals hast du, kleiner verängstigter Baku.“. Mit Entsetzen registrierte Bakura die Gier und Lust in Yamis Stimme. Jedoch verschreckte ihn die Drohung und die Härte, mit der Yami seinen Worten Ausdruck gab noch mehr. Noch immer konnte er den heißen Atem auf seiner Haut spüren. Zuerst fühlte er ihn jedoch gleichmäßig, doch nun stockte er und presste sich hastig und unregelmäßig an seinen Hals.

Fordernd kam Yami seiner Haut immer näher und Bakura weichte so weit zurück, wie ihm die Wand hinter ihm die Möglichkeit dazu gab. Doch so viel Sicherheitsabstand konnte er zwischen sich und Yami nicht erstellen und nur erschreckend wenige Sekunden fühlte Bakura etwas Feuchtes auf seiner Haut.

Yami knabberte fordernd die weiche und wohlriechende Haut Bakuras und ließ seine Zunge spielend die Muskeln und Sehnen entlang fahren, die durch Bakuras angewidertes Wegdrehen frei gelegt wurde.

Bakuras Augen weiteten sich, als er merkte, wohin die Hand Yamis sich langsam bewegte, doch er stand immer noch da wie ein Denkmahl. Selbst sein Atem wurde regelrecht zum Stillstand gezwungen.

„Wir sind ja gar nicht erregt. Wieso das denn? Magst du es lieber etwas härter?“, sprach Yami spöttisch. „Weder noch!“. Bakura schubste Yami von sich, als dieser erschrocken über die selbstbewusste Art, wie Bakura seine Worte ausgesprochen hatte, kurz stockte.

„Ich finde es überhaupt nicht erregend, wenn mir jemand ins Ohr schmatzt! Falls du es noch nicht gecheckt hast, aber ich bin keine Salamipizza mit dreifach Käse! Wenn du Hunger hast, besorg dir was zu essen!“.

Yami konnte nicht fassen, was er da hören musste. Sicherlich, er hatte die Worte Bakuras sehr gut verstanden, doch sein Bewusstsein war unfähig, sie auch zu verarbeiten. Das war nicht mehr der eingeschüchterte und ängstliche Bakura, der da mit verschränkten Armen und selbstherrlichen Grinsen vor ihm stand. Der Bakura, der so selbstsicher und ohne Angst seine Annäherungsversuche unterbrach konnte unmöglich der sein, von dem Yami geglaubt hatte, dass er eben noch vor ihm stand und starr vor Schreck alles über sich ergehen ließ.

„Will der wilde Schneeleopard seine Krallen wetzen?“, fragte Yami nun wieder relativ gefasst. Bakura blickte ihn böse funkelnd an. „Ich werde meine Energie nicht an so einem halben Hahn wie dir verschwenden! Schönen Tag noch, du Spinner!“.

Ohne ein weiteres Wort ließ er einen völlig verdatterten Yami zurück, der mit weit geöffneten Augen Bakura hinterher starrte.
 

»Heute ist echt etwas völlig seltsames passiert! Zuerst hatte ich diesen komischen Kreislaufkollaps, der so komplett anders war, als jene, die ich mal hatte, wenn ich zu wenig gegessen hatte.

Und dann kam Yami und befummelte mich, doch dann kann ich mich an nichts weiter erinnern, als das ich plötzlich auf einer der Schulbänke saß. Yami habe ich dann den ganzen Tag über nicht mehr gesehen. Aber was ist denn bitte schön in der Zwischenzeit passiert? Ich kann mir das gar nicht erklären, hat meine Seele einfach mein Bewusstsein ausgeschaltet um das grausame Spiel von Yami nicht an mich ran kommen zu lassen? Das wäre eine durchaus plausible Antwort. Ich habe so was ja mal im Fernsehn gesehen, da gibt es Menschen, die sich an kein Trauma mehr erinnern können, aber sie hatten eins. Die Seele hat aber einfach dicht gemacht.

Oh Gott, hoffentlich schnapp ich nicht über und verliere meinen Verstand. Aber wenigstens musst du dir jetzt doch keinen neuen Besitzer suchen und meine Gedanken, Gefühle und Selbstausgedachtes löschen. Wäre schade drum, denke ich.«

Irre? Nein, ich doch nicht!

5. Kapitel
 

Irre? Nein, ich doch nicht!
 

»Na ja…was soll ich sagen? Es ist ziemlich eintönig hier, ich langweile mich zu Tode. Ich bin sehr einsam und irgendwie unglaublich traurig. Keiner möchte mit mir reden und was mich noch mehr verängstigt (soweit dies überhaupt möglich ist?) ist, dass ich immer wieder grobe Gedächtnislücken aufweise und mich wirklich, egal wie sehr ich drüber nachdenke, an manche Dinge nicht mehr erinnern kann.

Gestern war ich zum Beispiel in der Schule und da ertönte das Klingeln der Schulglocke und ich bin aufgestanden und plötzlich ist meine Erinnerung wie ausgeblasen. Das letzte, an das ich mich erinnern kann, ist, dass ich plötzlich in einem Kaffee wieder zu mir kam; aber ich weiß wirklich nicht, wie ich da hingekommen bin und was noch viel erschreckender war, ich hatte ein Stück Buttercremetorte vor mir und einen Espresso, dabei esse und trinke ich das überhaupt nicht. Ich weiß wirklich nicht, was in der Zwischenzeit passiert ist und das macht mich geradezu panisch.

Hoffentlich schnappe ich nicht völlig über. Ich habe echt panische Angst meinen Verstand zu verlieren, aber ich kann mit niemanden reden. Ich habe ja weder Freunde, denen ich so sehr vertraue, dass ich ihnen dieses Geheimnis anvertraue, noch kann ich mit meinem Vater darüber sprechen, da er mir sowieso nicht zu hören würde, oder mich sofort in die Klapsmühle stecken würde, sofern er mir das überhaupt glaubte.

Oh Gott, ich habe echt Angst davor, dass ich nicht mehr der Selbe bin und wirklich irre.«
 

Als Marik Bakura entdeckte, schien dieser völlig in seinen Gedanken versunken zu sein und mit irgendjemanden zu reden, obwohl Marik niemanden ausmachen konnte, der mit ihm gelaufen wäre.

Nichts desto trotz gab sich Marik einen Ruck und lief langsam auf Bakura zu. Wirkliche Schwierigkeiten hatte er nicht, denn Bakura trottete unglaublich schleppend den Weg zur Schule entlang.

„Hey, Bakura! Wie geht’s dir?“, fragte Marik den noch immer in Gedanken versunkenen Bakura und fasste ihn leicht an der Schulter an. Bakura zuckte heftig zusammen und schrie lauthals los. Noch ehe Marik irgendetwas hätte sagen können, rannte Bakura auch schon los, ohne sich auch nur einmal umzudrehen. Marik stand wie erstarrt einfach nur da. Diese Reaktion erschien ihm eindeutig irrational. Er kannte viele schreckhafte Menschen, aber so einem ist er noch nie begegnet. Kopf schüttelnd und noch immer ein wenig verdattert, nahm er seinen Weg zur Schule wieder auf, bekam aber Bakuras Handeln nicht aus seinen Gedanken.
 

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Als Marik den Raum betrat, sah er Bakura schon auf seinem Platz sitzen, wie er vertieft in irgendeinem dicken Buch las und schmunzelte. Marik war zuerst der Versuchung nahe, sich Bakura zu nähern und zu fragen, was diese seltsame Anwandlung gerade eben sollte, entschloss sich dann aber, ihn nach der Stunde zu sprechen.

Die Stunde verlief überaus langweilig, für alle Schüler, die anwesend waren, denn Yami und seine Begleiter schienen es für besser zu halten, einfach mal zu fehlen. Bakura war dieser Umstand nur recht, denn schließlich war er nicht allzu scharf darauf, sich noch einmal von Yami bedrängen zu lassen.

>Aber was ist eigentlich wirklich passiert? Er hat mich befummelt und dann? Was ist passiert, bevor ich auf dieser Schulbank saß, augenscheinlich auch nicht geschändet…oh Gott, ich scheine wirklich abzudrehen<

Marik bekam von den Gedankenspielen Bakuras nichts mit, obwohl sein Gesicht doch deutlich dafür sprach, dass er mit irgendetwas zeterte. Bakura hatte seine Mimik eindeutig nicht unter Kontrolle.

Viel zu schnell war die Stunde in Bakuras Augen vorüber gezogen und er so ziemlich hart in die Realität zurück gezerrt. Aber so konnte er wenigstens die Musik hören, die er sich gestern auf seinen MP3-Player gezogen hatte. Ihm gefiel der Musikgeschmack seines Vaters recht gut und so hatte er gestern Nachmittag Stunden über Stunden damit zugebracht, die CDs durchzuhören, die sein Vater in all den Jahren gesammelt hatte. Danach staunten sich auf Bakuras Schreibtisch an die 100 CDs, die er noch einmal in aller Ruhe durchhörte, bis er sich für die besten Songs entscheiden konnte, was Bakura unendlich schwer fiel. Er konnte sich immer nicht so richtig im Klaren darüber werden, was er eigentlich wollte, denn im Grunde gefielen ihm alle Lieder. Am Ende hatte er es dennoch geschafft rund 50 Songs als Favoriten zu finden.

„Hey, Bakura? Alles wieder fit bei dir?“. Verwundert sah er Marik an. Was sollte diese Frage? Natürlich war doch alles in Ordnung bei ihm. „Ja, wieso fragst du denn?“. Man konnte die Verwirrung in seiner Stimme deutlich mitschwingen hören.

„Na ja, vorhin, da hast du so seltsam reagiert. Weißt du? Ich war es nämlich, der dich angefasst hat und bevor ich irgendwas machen konnte, bist du panisch davon gerannt. Was sollte das?“. „Ich? Nein, wir haben uns doch gar nicht gesehen. Tut mir Leid, aber dann musst du mich mit jemand verwechselt haben.“.

Mariks Augen weiteten sich und bekamen einen seltsam bestürzten Ausdruck. „Nein! Das warst eindeutig du! Ich bin doch nicht bekloppt. Kannst du dich nicht mehr daran erinnern?“. „Tut mir Leid, aber du musst mich wirklich verwechselt haben.“. Bakura konnte sich wirklich nicht mehr daran erinnern, auf seinem Weg zur Schule mit irgendjemand zusammen gewesen zu sein. Er war aus dem Haus gegangen und dann…ja, was dann?

>Oh Gott…was war, als ich aus dem Haus ging? Das nächste, an das ich mich erinnern kann, ist, dass ich auf meinem Platz saß<

Marik musterte das Gesicht Bakuras sehr genau, konnte aber dessen Minenspiel nicht einordnen. „Hm….das ist seltsam. Ich bin mir sicher, dass du es warst, dem ich auf die Schulter getippt habe und der dann panisch davon gerannt ist. Na gut, vielleicht habe ich mich auch geirrt.“ Schulter zuckend ging Marik wieder zurück an seinen Platz und setzte sich, denn die Schulglocke war soeben erklungen und deutete an, dass die nächste Stunde gleich begingen würde.

>Hatte Marik sich wirklich geirrt? Oder hat er mich gesehen und angesprochen und ich kann mich nicht erinnern? Bei den Gedächtnislücken, die ich in letzter Zeit aufweise, wäre das nicht sehr sonderbar<

Noch immer völlig verwirrt schaute Bakura aus dem Fenster. Auch in dieser Stunde waren Yami, Joey und Tristan nicht aufgetauscht.

>Was sie wohl machen? Seit dieser Befummelungsaktion habe ich Yami und die anderen nicht mehr gesehen<
 

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Um 15:30 Uhr hatte dann auch endlich die letzte Stund ein Ende gefunden. Mathe zu dieser Zeit verlangte von Bakura echt den letzten Rest seiner sowieso mangelhaften Konzentration, wenn er dieses Jahr ohne größere Komplikationen überstehen wollte.

Zum Glück aber hatte er als Einziger diesen in seinen Augen verdammt schweren Chemietest nicht mitschreiben müssen. Insgeheim dankte Bakura Yami sogar, dass er ihn soweit getrieben und verängstigt hatte, dass er zusammen gebrochen war. Dennoch müsste er ihn trotzdem nächste Woche nachschreiben, aber diesmal würde er auch lernen können, immer vorausgesetzt, dass Yami ihn nicht wieder zu Tode erschreckte.

„Hey, Bakura. Wollen wir einen Kaffee trinken gehen? Ich meine, wir sollten das doch ausnutzen, wenn wir mal keine Hausaufgaben auf haben, oder?“. „Aber klar doch! Ich gehe gerne mit dir einen Kaffee trinken!“. Freundlich lächelnd und aufgeregt seine Sachen zusammen räumend, nahm Bakura die Einladung Mariks an. Endlich schien wirklich jemand bestrebt zu sein, die Nähe zu Bakura zu suchen und vielleicht würde daraus ja auch eine Freundschaft entstehen. Es wäre Bakuras erste, wirkliche Freundschaft und nicht nur ein Zusammensein, das vor allem auf das Ausbeuten von Bakura bestehen würde.

Das war wohl auch der Grund, warum er auf dem Weg in den kleinen Coffeeshop nicht ein Wort sprach. Er hatte Angst, dass er was Falsches ansprechen könnte, was Marik die Sympathiepunkte gleich um die Hälfte reduzieren lassen würde.

Bakura fiel es überhaupt nicht ein, dass jemand anderes nicht nach einer so genannten Punktekreditkarte gehen könnte, so wie es Bakura immer tat, wenn er jemanden kennen lernte.

„Was ist los? Dich scheint irgendwas zu bedrücken?“, durchbrach Marik schließlich die Stille, die die beiden fast gänzlich erdrückte. „Äh…was? Nichts, gar nichts.“, stotterte Bakura etwas kleinlaut zusammen.

>Hat er vielleicht gehört, was ich gedacht habe? Hab ich das laut ausgesprochen? Oder doch nur gedacht? Und wenn ich es tatsächlich laut ausgesprochen habe, denkt er jetzt ich bin verrückt<.

Bakura zierte eine leichte Röte, als er die Mutmaßung in Betracht zog, er hätte seine Gedanken tatsächlich laut ausgesprochen.

„Du bist echt niedlich, wenn du errötest. Nicht, dass du denkst, ich stünde auf Männer, aber du bist echt süß, wenn du so unschuldig und schüchtern dreinschaust.“, lachte Marik, als Bakura nur noch mehr errötete und nun mit einer Tomate kongruieren konnte.

„Danke…äh, na ja….ach, du weißt, wie ich das meine.“.

Freundschaftlich lenkte Marik einen Arm um Bakuras Schultern. „Hey, das braucht dir nicht peinlich zu sein….oder, Moment! Du stehst nicht auf Männer, oder?“. Interessiert musterte Marik den nun komplett verschüchterten Bakura. „Nein, nein…ich stehe nicht auf Männer.“, sagte er etwas unbeholfen und so schnell wie möglich.

>Gott, wie bescheuert bist du, Bakura? Du stehst wirklich nicht auf Männer, nicht mal auch nur Ansatzweise und du stotterst dir bei der Antwort einen zusammen. Marik denkt jetzt bestimmt sonst was von dir<

„Nein! Ich stehe nicht auf Männer!“, schrie Bakura Marik hysterisch an. Erschrocken zuckte er vor Bakura zurück. „Äh, ja…ist doch schon gut. Ich weiß doch, dasselbe haste eben schon mal gesagt.“

Schüchtern und mit hochrotem Kopf wich Bakura Mariks Blick aus. „Du bist echt zu niedlich.“, lachte Marik noch einmal und beendete damit das für Bakura total schief gelaufene Gespräch.

„Na Mensch, wir sind da. Was willst du denn trinken? Ich bestell für dich und du suchst dir einen schönen Platz aus, okay?“. Bakura nickte kurz und überlegte, was er trinken wollte. „Eine heiße Milch mit Honig.“. Bakura lächelte über seine durchaus überzeugte Bestellung. „Eine was?“. Verwundert sah Marik ihn an. Er war sich sicher, sich verhört zu haben. „Eine heiße Milch mit Honig.“, betonte Bakura seinen Wunsch noch etwas deutlicher. „Ah ja…hm, okay.“. Noch immer völlig perplex ging Marik an die Theke.

>Was hat er denn? Warum ist er plötzlich so komisch? Meine Bestellung ist doch nicht so abartig, oder etwa doch? Gott der denkt bestimmt ich bin irre<

„Einen schönen Platz hast du dir ausgesucht. Guten Geschmack haste ja, aber sag mal, sind alle Britten so, wie du?“, fragte Marik lächelnd, als er sich zu Bakura setzte.

„Platz ausgesucht? Äh…?“. Bakura sah sich um und tatsächlich: Er saß auf einem roten Sesselstück, etwas weiter weg von dem ganzen Trubel im Schatten. Aber wie war er hierher gekommen? Er wusste es nicht.

„Bakura? Erde an Bakura, sind wir noch da?“. „Was? Äh, ja…was wolltest du noch mal wissen?“. „Ob alle Britten so verrückt sind, wie du?“. Bakura stutzte. >Er denkt also wirklich, dass ich sie nicht mehr alle habe<

Nach einer kurzen Schweigepause, in der sich beide einfach nur anstarrten und Bakura schon wieder völlig seinen Gedanken verfallen war, seufzte Marik nur leicht auf. Dieser Bakura war schon recht sonderbar, aber nett.

„Du bist echt arm dran, wenn du nächste Woche den Chemietest nachholen musst. Der wird bestimmt noch viel schwieriger, als unsere, den wir schreiben mussten. Weißt du, dass ist immer so. Deswegen versuche ich, nicht allzu viele Tests und Klausuren zu versäumen.“.

Die ganze Zeit war es eigentlich Marik der über alles Mögliche vergnügt plauderte, nichts ahnend, dass Bakura überhaupt nicht zu hörte.

„Sag mal, warum soll ich mich eigentlich von Yami fernhalten?“. Marik stutzte. Sie waren doch gerade bei einer äußerst netten Konversation über Mädchen, die zu viel Makeup tragen, gewesen, bei der sich auch Bakura rege beteiligte und seinen Unmut darüber äußerte und jetzt, wie aus heiterem Himmel kam solch ein Einwand, als hätte Bakura überhaupt nicht über dieses Thema mit den Mädchen gesprochen.

Marik lachte auf, nachdem er sich wieder gefangen hatte: „Du bist echt seltsam, Bakura. Echt komisch.“. „Warum soll ich mich vor Yami in Acht nehmen?“, fragte Bakura erneut, doch dieses Mal eindringlicher und mit sehr ernster Mine. Seine Augen waren starr auf Marik gerichtet und drohten ihn regelrecht zu durchbohren.

„Bakura? Du machst mir echt Angst….aber okay. Also, ich bin mal in den ihre Angelegenheiten hinein gerutscht, einfach aus versehen, also ich habe mich nicht drum gerissen. Und so kam es dann, dass ich echt grausame Dinge für sie machen musste, wenn ich nicht mehr das nötige Kleingeld aufbringen konnte und so kam es…“. „Also ich finde auch, dass die meisten Mädchen sich ihrer natürlichen Schönheit berauben, wenn sie sich so zukleistern, ich mag das überhaupt nicht.“.

Marik war nun völlig verwirrt. Bakura hatte doch eben noch von ihm wissen wollen, warum er sich von Yami fernhalten soll und jetzt? Jetzt quasselte er plötzlich quietschlebendig über ihr Thema Nummer 1 und lachte immer vergnügt auf, wenn er einige der Mädchen mit Namen nennen konnte, die von ihm mal etwas wollten. Er redete ohne Punkt und Komma. Das gab für Marik über überhaupt keinen Sinn, es war komplett irrational.

„Bakura? Wolltest du nicht eben noch wissen, warum du dich….ach, schon okay.“. Bakura musterte Marik noch eine Sekunde lang, aber dann redete er wieder ein Wasserfall drauf los.

Marik hingegen zog es vor, nicht mehr so viele Fragen zu stellen.

Verschwinde!

6. Kapitel
 

Verschwinde!
 

»Heute war es echt cool mit Marik zusammen einen Kaffee trinken zu gehen, auch wenn ich ne heiße Milch mit Honig hatte und mich Marik jetzt bestimmt für total bekloppt hält, denn es ist ganz schön warm in LA für diese Jahreszeit. So was hab ich noch nicht erlebt: Wir haben gerade mal Mitte Mai und weißt du, wie viel Grad wir bereits draußen haben???? Na? Kommst du drauf? Ja, genau: Wir kratzen an der 30 Grad Marke. Wahnsinn, wenn du mich fragst!

Meine Haut verträgt den Sonnenschein überraschend gut, hätte ich nicht für möglich gehalten, nur mein Kreislauf hat so seine Schwierigkeiten damit. Na ja, ich bin und bleibe halt ein kleines Sensibelchen, aber Marik findet das süß. Halt, Moment, das habe ich jetzt nicht wirklich aufgeschrieben, oder? Doch, sieht ganz so aus. Na ja, was soll’s? Es gibt Männer, die auch ich ganz hübsch, oder sexy? finde, obwohl ich nicht schwul bin und es glaube ich, auch nicht werde. Nein! ganz sicherlich nicht! Hoffe ich zumindest, aber dann könnte ich auch nichts mehr machen, obwohl ich ehrlich gesagt, noch nie über meine Sexualität nachgedacht habe und auch keinen Drang verspüre, da je zu tun. Aber was nicht ist, kann ja noch werden!«
 

„Bakura? Bist du zu Hause?“. Sein Vater brüllte durch das ganze Haus, welches sie sich gemietet hatten, als sie nach LA gezogen sind.

„Bakura?“, fragte sein Vater vorsichtig, als er die Tür seines Sohnes öffnete. Erschrocken fuhr Bakura herum und nahm sich die Stöpsel seines Headsets aus den Ohren.

„Ja? Was ist denn?“. „Nichts, ich wollte nur wissen, ob du schon zu Hause bist. Hätte ja sein können, dass du noch weg gehst.“.

Sein Vater wusste wie schwer es Bakura fiel neue Kontakte zu knüpfen und, dass er oft sehr einsam und traurig war. Manchmal wünschte sich sein Vater, dass er niemals von Colchester weggezogen wäre, doch das ging nicht. Er hatte den Job in LA angenommen und würde dort so lange arbeiten, bis er wieder weg müsste.

„Hast du Hunger? Ich bestelle uns eine Pizza, wenn du magst?“. Kurz überlegte Bakura, verzog dann angewidert sein Gesicht. Er hatte keine Lust auf Pizza, überhaupt hatte er gar keinen Hunger. „Nein, ist schon gut, Papa. Aber du kannst dir gerne eine bestellen.“.

Manchmal erschreckte es seinen Vater, dass Bakura sogar zu ihm übertrieben höflich war, aber so war Bakura nun mal und auch sein Vater konnte seinen Charakter nicht gänzlich umkrempeln.

„Na gut, also ich bestell einfach eine Große und dann kannst du ja auch was essen, wenn du später noch Hunger bekommst.“. Bakura nickte freundlich und wendete sich dann wieder seiner Musik zu.

Sein Vater konnte sich das Ganze nicht erklären. Es schmerzte ihn mit anzusehen, wie sein Sohn sich immer mehr zurück zog und lieber für sich alleine war. Er hatte auch schon mitbekommen, dass er immer mal wieder in sein schon längst ab gefingertes Buch, welches Bakura zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte, etwas hinein schrieb. Es war das Einzige, was er sich damals zu seinem 15. Geburtstag gewünscht hatte. Ein Buch mit leeren Seiten, worin er seine Gedanken, Gefühle und Ängste äußern konnte, ohne dass er sich dafür hätte öffnen müssen.

Seinem Vater juckte es unheimlich zu wissen, was darin stand, aber diesen Vertrauensbruch würde Bakura ihm nie verzeihen. Dabei legte es Bakura immer achtlos irgendwohin. Er war zu naiv und gutgläubig um davon auszugehen, dass jemand anderes seine Intimsphäre vielleicht verletzten könnte. Bakura tat es nicht und somit auch niemand anderes, das war seine Annahme.

Noch einmal seufzte sein Vater, bevor er schließlich den Hörer des Telefons abhob und die nächst beste Pizzeria über seine Bestellung informierte. In der Zeit, in der er auf die Pizza wartete machte er sich noch immer Gedanken um seinen Sohn. Sein Vater tat das Herz weh, wenn er mitbekam, dass niemand Bakuras Freund sein wollte, obwohl er wirklich nett, aufrichtig und freundlich war.

Bakura derweil beschäftigte sich noch immer mit der Musik auf seinem MP3-Player und war in seiner eigenen Welt, die er sich irgendwann einmal selbst erdacht hatte und in der er Sicherheit verspürte. Er saß auf seinem Bett, die Beine an seine Brust gezogen und seinen Kopf auf den Knien abgestützt, während leise die Töne seiner favorisierten Lieder an seinem Trommelfell kitzelte. Er hatte die Lieder jetzt schon sooft gehört, dass er die meisten mitsingen konnte, aber nur ganz leise, denn er war sich sicher, kein allzu begabter Sänger zu sein.

So konnte Bakura Stunden über Stunden verbringen, ohne dabei Durst, Hunger oder Müdigkeit zu verspüren. Es beruhigte ihn, so dazusitzen, mitzusingen und sachte im Takt des jeweiligen Songs mitzuwippen.

Doch heute fand er keine wirkliche innere Ruhe, nach der er sich so sehr sehnte. Seine Gedanken schwirrten an einer Tour um Marik und das er sich plötzlich, von jetzt auf gleich so seltsam verhalten hatte.

Sie waren eben noch in einem sehr anregenden Gespräch über Mädchen gewesen und im nächsten Moment, als wäre irgendetwas vorgefallen, hatte Marik sich fast komplett verschlossen, dabei hatte Bakura geglaubt, er wäre ein extrovertierter und fröhlicher Junge.

>Tja, Bakura, man kann sich auch mal irren< Da war sie wieder: Diese Stimme, die seiner so glich, und doch gänzlich anders war. Erwachsener, selbstbewusster und irgendwie so gegensätzlich zu seiner eigenen.

>Ach, das geht doch gar nicht. Ich höre doch keine fremden Stimmen in meinem Kopf…das ist doch Blödsinn! ....Du kannst mich verleugnen so viel du willst, du wirst mich trotzdem nicht los<.

Bakura schreckte hoch. Das ging doch überhaupt nicht. Das musste er sich eingebildet haben. Nur er hatte Kontrolle über seine eigenen Gedanken und egal, wie sehr sein Gehirn ihm einen Streich spielen wollte, er würde nicht glauben, dass da noch jemand war.

>Nein! Ich bin nicht irre<, versuchte er sich selbst zu beruhigen. Und tatsächlich. Die Stimme tauchte nicht wieder auf, egal wie sehr er sich darauf konzentrierte, sie noch einmal auszumachen.

>Wusste ich es! Ich bin nicht durchgeknallt< Wollig lies er sich in sein Kissen fallen. Der Tag hatte ihn eindeutig zu sehr mitgenommen, nur daran konnte es liegen, dass er plötzlich andere Stimmen in seinem Kopf hörte.
 

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Als Bakura am nächsten Tag erwachte, fühlte er sich überhaupt nicht ausgeschlafen. Seine Kleidung war verschwitzt und völlig nass. Aber es mutete nicht so an, als ob es alleine am Schweiß lag, sondern Bakura erschien es eher so, als ob er durch den Regen gelaufen oder ins Wasser gefallen wäre.

Doch wie war das möglich? Er war doch gestern, zwar in seinen Klamotten, aber in seinem Bett eingeschlafen und er konnte sich nicht daran erinnern, noch einmal aus dem Haus gegangen zu sein.

>Seltsam, höchst seltsam<. Um sicher zu gehen, dass er nicht völlig abgedreht war ging er vorsichtig, fast schon ängstlich an sein Fenster und zog den Vorhang zur Seite. Starr vor Entsetzen hielt er den Atem an. Es regnete und zwar in Strömen.

>Das…das, das darf nicht wahr sein!“, murmelte er und seine Knie drohten zu versagen. Völlig verstört griff er nach der Lehne seines Stuhls und setzte sich hin. „Das kann unmöglich wahr sein!“, murmelte er immer und immer wieder, wie eine Beschwörungsformel.

„Bakura? Du musst aufstehen! Du musst zur Schule!“. Bakura kannte die Stimme, es war die Stimme von seinem Vater, der aus dem untersten Stockwerk zu ihm hinauf schrie, doch sie kam ihm so weit entfernt vor.

„Bakura? Ist alles in Ordnung mit dir?“. Sein Vater klopfte an die Tür. „Was? Äh…ja, ich zieh mich an und gehe gleich ins Bad.“. „Okay, wir sehen uns heute Abend. Viel Spaß.“ Die Schritte seines Vaters hallten die Treppe wieder hinunter bis er sie nicht mehr wahrnehmen konnte.

Verstört und verängstigt, wie ein kleines Kind nach einem bösen Traum zog er seine Beine dicht an seinen Körper. Bakura fror entsetzlich und zitterte am ganzen Leib. Wie war das nur möglich? Er war sich absolut sicher, nicht noch einmal aus dem Haus gegangen zu sein.
 

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>Wo, wo bin ich?<, dachte Bakura als er sich träge blinzelnd umsah. Aus seinem Gesicht war auf einmal die Farbe, die eh schon spärlich vorhanden war gewichen. Er befand sich in der Schule, aber wie war er hierher gekommen?

>Na? Sind wir wieder aufgewacht?< höhnte trügerisch eine Stimme in seinem Kopf. >Wer bist du?< Bakura kam das alles total bescheuert vor, dass er sich plötzlich mit sich selbst unterhielt. >Ich? Ich bin du, und du bist ich<, lachte die Stimme in seinem Kopf.

>Verschwinde sofort aus meinem Kopf, wer immer du auch bist!<. Bakuras Blick schweifte unruhig umher und versuchte auszumachen, wer von den anwesenden Personen plötzlich die Kontrolle über seine Gedanken hatte, obwohl es ihm ziemlich bekloppt vorkam, denn niemand war in der Lage, sich der Gedanken anderer zu bemächtigen, oder doch?

>Aber, aber….das ist sehr undankbar von dir! Schließlich war ich es, der dir geholfen hat, Yami loszuwerden<

„Verschwinde! Wer immer du bist, verschwinde!“, schrie Bakura plötzlich los und verschreckte sogar den wollig vor sich hin schlafenden Yami. Alle Blicke seiner Klasse ruhten auf Bakura, der unvermittelt aufgesprungen war und sich den Kopf hielt.

„Verschwinde endlich! Lass mich in Ruhe!“. „Ryou Bakura! Setzen Sie sich auf der Stelle wieder hin!“, sprach seine Biologielehrerin eindringlich und wütend, dass ihr Unterricht gestört wurde.

Doch Bakura nahm sie nicht mehr wahr und rannte panisch aus dem Klassenzimmer. Yami, der sich von allen als erstes wieder gefangen hatte, gab nur mitleidig sein Kommentar dazu ab: „Gott, der ist ja krank! Der unterhält sich mit sich selbst!“.

Marik hingegen verstörte dieser Anblick seines Freundes und das völlig überflüssige Kommentar von Yami kratzte erheblich an seiner Selbstbeherrschung.

„Nimm das sofort zurück!“. „Oh, will mir da jemand drohen?“, feixte Yami, als er den bösen Blick Mariks sah. „Ich warne dich, Yami! Nimm es zurück!“. Marik stand nun auch auf und ging drohend zu Yami. Doch dieser ließ sich nicht einschüchtern und fixierte Marik ebenso.

„Marik! Yami! Sie setzen sich sofort wieder hin!“

In der Klasse war Unruhe aufgekommen und dies konnte die Lehrerin nicht dulden.

„Ich sage es dir noch einmal! Nimm es verdammt noch mal zurück!“, drohte Marik immer noch völlig kalt. „Oh? Ist da wohl jemand in dieses Mädchen verknallt?“, scherzte Yami bitterböse.

Das war zu viel für Marik und so packte er sich Yami und drückte ihn an die Wand. „Du nimmst es jetzt zurück, haben wir uns da verstanden?!“, knurrte Marik mit fast geschlossenen Mund. „Ich denke gar nicht daran!“. Gerade als Marik ausholen wollte war auch schon ihrer Lehrerin dazwischen gesprungen um die beiden Streithähne zu trennen.

„Sie setzten sich jetzt beide wieder hin! Oder ich muss härtere Maßnahmen wallten lassen!“. Yami zuckte mit den Schultern. „Er hat doch angefangen!“.

„Das ist mir egal! Marik, Sie werden nach Bakura suchen und Yami, Sie setzen sich jetzt wieder hin! Wenn Sie ihn gefunden haben, bringen Sie ihn wieder hierher. Ich muss mit ihm über sein Fehlverhalten sprechen!“.

Marik nickte und ging zur Tür. Er wollte sie gerade öffnen als Yami ihm zu schrie: „Hey, Marik! Nicht vergessen….“. Yami zeigte ihm das Victory-Zeichen, doch Marik war diese Andeutung nur allzu verständlich.

Als Marik die Tür geschlossen hatte, musste Yami schmunzeln. Dieser Bakura war interessanter, als er zunächst vermutet hatte.

Eine verhängnisvolle Suche

7. Kapitel
 

Eine verhängnisvolle Suche
 

„Bakura? Hallo? Bakura? Hey, bist du hier irgendwo?“. Marik schrie ohne Unterlass, während er durch die Gänge hetzte, doch er konnte Bakura weder sehen, noch ihm antworten hören.

Langsam begann Marik zu glauben, dass Bakura sich schon längst nicht mehr im Schulgebäude aufhielt. Doch wo konnte er hin gegangen sein?

Kurz hielt Marik inne um sich erstens klar zu werden, wo er sonst noch suchen könnte und um zweitens wieder Luft zu bekommen.

Sein Herz raste wie wild, denn Marik begann sich unglaubliche Sorgen zu machen. Er kannte Bakura noch nicht sehr lange und konnte deswegen schwer einschätzen, zu was er vielleicht in der Lage war und zu was nicht.

Immer wieder sah Marik das Bild vor sich, wie Bakura aus dem Raum gestürmt ist: Völlig verzweifelt, verängstigt und hilflos.

Noch einmal rief er seinen Namen durch das Gebäude, bevor er sich entschloss, draußen weiter nach ihm zu suchen.

Die Sonne brannte unbarmherzig auf Marik und blendete ihn eine zeitlang bis seine Augen sich an das helle Licht gewöhnt hatten. Marik dachte nach: Wo würde er hingehen, wenn er Panik hätte? Doch ihm wollte absolut nichts einfallen, was vor allem daran lag, dass er selten wirkliche Panik verspürte. Aber ihm fiel ein, dass er immer an den Strand gegangen war, wenn er Ruhe brauchte und nachdenken musste. Das wäre ein Anfang, sollte Bakura dort nicht anzutreffen sein, müsste ihm schleunigst etwas Neues einfallen.

Und so raste Marik am frühen Mittwochvormittag zum Strand. Niemals kam ihm der Weg von der Schule dahin so unendlich lang vor, ein Weg, der niemals enden wollte oder eben nicht rechtzeitig, ehe er Bakura gefunden hatte.

Viele Schaulustige wanden sich immer wieder in seine Richtung, als er an ihnen vorbei rauschte, doch das kümmerte Marik jetzt weniger. Er hatte geradezu ein erdrückendes Gefühl, dass Bakura vielleicht etwas zugestoßen war und dieses nahm ihm beinahe die Luft zum Atmen.

Als Marik endlich angekommen war und die ersten Dünen durchschritt konnte er bereits ein leises und klägliches Wimmern ausmachen. Kurz musste er die Augen schließen und sich mit aller Macht auf dieses Geräusch konzentrieren. Das Rauschen des Windes und der sanfte Wellengang trübten seine Ohren eine Zeitlang, aber schließlich konnte er doch genau ausmachen, woher das Wimmern kam.

Schnell wendete er sich nach Süden um rannte wieder los. Er war sich sicher, dass er für die nächsten Wochen keinen Sport mehr machen brauchte. Diese ganze Aktion hatte ihn sichtlich mitgenommen, denn sein weißes T-Shirt presste sich jetzt eng gegen seinen muskulösen Körper, da es komplett durchgeschwitzt war.

Endlich hatte er ihn gefunden und kurz stockte sein Atem: Bakura saß zusammengekauert zwischen zwei Dünen und zitterte am ganzen Leib. Tränen rannen über seine zarten Wangen und seine weißen Haare wirbelten verspielt im Wind. Marik schluckte schwer. Eigentlich sollte er ja Mitleid und Trauer für Bakura empfinden, aber dieses Bild, das sich ihm bot hatte auch etwas Schönes, etwas Erotisches.

Bestürzt schüttelte Marik seinen Kopf und ging dann auf Bakura zu. „Hey? Ist alles okay mit dir?“. Verschreckt sah Bakura ihn an und verneinte dann zaghaft seine Frage.

Marik hielt inne. Was sollte er tun? Er konnte ihn doch nicht einfach hier sitzen lassen und zurückgehen, als sei nie etwas gewesen.

„Hm….darf ich fragen, was du hast?“. Noch immer traute sich Marik keinen weiteren Schritt auf Bakura zu zugehen, denn dieser deutete ihm durch seine ganze Körpersprache an, dass er ihn abwehren würde.

Bakura blieb der Antwort auf diese Frage schuldig. Sein Blick schweifte in die Ferne und auf das offene Meer, das so ruhig und friedlich vor ihm lag.

„Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte Marik nun auch etwas schüchtern, obwohl das eher nicht seine Art war. Bakura nickte kaum merklich und rutschte etwas zur Seite, damit Marik Platz finden konnte.

„Warum bist du weggerannt?“, begann Marik erneut sein Glück zu versuchen, doch Bakura schwieg. Er hatte seine Frage entweder nicht verstanden, oder er wollte sie nicht verstehen und sich lieber in Schweigen hüllen.

Marik seufzte und wandte seinen Blick dann ebenfalls dem Meer zu. „Es ist schön hier, nicht wahr?“. Bakura nickte erneut und ein zaghaftes Lächeln umspielte seine Lippen. Marik kam es so vor, als wäre Bakura gänzlich in seiner eigenen Welt verschwunden, zu der nicht mal er Zutritt hatte.

Marik zog es vor, jetzt nichts mehr zu sagen, sondern Bakura einfach Zeit zu geben, die er vielleicht brauchte um sich klar zu werden, was vorhin vorgefallen war.

Beide verloren gänzlich das Gefühl für Zeit und Raum und waren in ihren eigenen Gedanken gehüllt, bis Bakura endlich die Stille durchbrach: „Warum hast du mich eigentlich gesucht?“. Marik erschrak über die Kälte, die in seiner Stimme mitschwang und musterte Bakura eindringlich, doch seine Mimik war genauso hart und kalt, wie seine Stimme.

„Na ja, zum einen, weil ich dazu angehalten worden bin und zum anderen, weil ich mir echte Sorgen um dich gemacht habe.“ Bakura zuckte unmerklich etwas zusammen.

„Du hast dir also Sorgen um mich gemacht…..warum?“. Marik verstand nun gar nichts mehr. Warum stellte Bakura solch eine Frage?

„Also, äh…keine Ahnung. Ich habe mir halt einfach Sorgen um dich gemacht, du bist doch mein Freund, oder?“. Marik schluckte schwer. Was, wenn es Bakura zu schnell ging und er gar nicht sein Freund sein wollte?

„Das ist schön.“, seufzte Bakura regelrecht und schenkte Marik sein schönstes Lächeln. Voller Zufriedenheit und Glück lachte Bakura ihn an. Marik errötete heftig und wand schnell seinen Blick ab.

„Wirst du jetzt immer mein Freund sein?“. Marik dachte zuerst, diese Frage sei ein schlechter Scherz, aber dann merkte er, wie ernst es Bakura war. Es schnürte Marik beinahe die Kehle zu. „Ja, werd’ ich. Warum denn nicht?“. Bakura zuckte etwas mit den Schultern. Damit war das Gespräch für ihn beendet.
 

Ich hab dich gesucht und gefunden

In deiner kleinen Welt,

Warst du ganz verloren und verschwunden.
 

Eine ganze Weile saßen beide nun einfach da und lauschten dem Rauschen des Meeres und dem Schreien der Möwen. Sanft umspielte der salzige Geruch ihre Nasen und erfüllte beide mit einer wolligen Zufriedenheit und Wärme.

Marik merkte als Erster, dass die Zeit bereits weit vorgeschritten war, denn langsam begann die Sonne sich schlafen zu legen und tauchte die Welt in einen sanften Rotton.

„Hey, Bakura? Wir müssten echt langsam gehen. Eigentlich hätten wir sofort zur Schule zurück gemusst, aber das können wir jetzt wohl vergessen. Meine Sachen sind zwar noch dort, aber was soll’s?“, freundlich hielt Marik Bakura seine Hand hin um ihm beim Aufstehen zu Helfen, aber dieser schüttelte nur traurig den Kopf.

„Geh schon mal vor. Ich möchte noch ein wenig hier bleiben.“. Marik stutzte, doch dann versuchte er es erneut. „Ich werde dich hier nicht alleine zurück lassen, also komm mit!“. Ohne eine weitere Antwort Bakuras abzuwarten, zog er ihn am Arm hoch.

„Schon besser!“, lachte Marik, als er Bakuras verdutztes Gesicht sah. „Du bist blöd!“, schmollte Bakura und ließ sich erneut in den noch immer warmen Sand fallen.

„Das darf doch nicht wahr sein! Bist du so’n kleines Kind, oder was?“, scherzte Marik bereits mit einem leicht gereizten Unterton und packte Bakura diesmal an beiden Armen.

Doch dieser saß einfach nur da und rührte sich kein bisschen. „Na warte!“. Marik beugte sich zu ihm runter und fing an, ihn unablässig zu kitzeln. Bakura schrie zuerst laut auf, bevor er in ein unaufhörliches Lachen verfiel und sich heftig unter Marik hin und her wand. Vergeblich versuchte er Marik von sich herunter zu schubsen, doch dieser war viel stärker und vor allem schwerer als Bakura.

„A…auf, au…aufhö….aufhören!“, kicherte Bakura bereits unter schwerem Luftmangel. Marik nahm seine Hände zurück und sah Bakura eindringlich und zärtlich an. Er war sich überhaupt nicht sicher, was er jetzt eigentlich genau fühlte, doch sein Herz machte einen enormen Hüpfer in seiner Brust, als er das gerötete Gesicht von Bakura erblickte.

Ohne sich richtig bewusst zu sein, was er jetzt eigentlich tat, bückte er sich langsam zu Bakura, der ihn ungläubig anstarrte.

„Mar…“, doch weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick versiegelte Marik seinen Mund mit den Lippen und erstickte seinen Satz bereits am Anfang.

Bakura riss erschrocken die Augen auf, als er die weichen und warmen Lippen Mariks auf seinen spürte und war mit dieser jetzigen Situation mehr als überfordert.

Ganz sachte und sanft saugte Marik an der Unterlippe von Bakura und schob sie somit vorsichtig zwischen seine Zähne, um im nächsten Augenblick zärtlich daran zu knabbern. Langsam entspannte sich auch Bakura und fing an, diese Liebkosung zu genießen, auch wenn er nicht wirklich daran dachte, den Kuss zu erwidern. Marik registrierte die Gelöstheit von Bakura mit Wohlwollen und schob seine Zunge an Bakuras Lippen. Behutsam und sachte streichelte er über sie und bat Bakura um Einlass. Noch etwas zögernd öffnete er seinen Mund und empfing die liebende Zunge.

Marik versuchte so langsam und zärtlich, wie es nur irgendwie möglich war sich Bakuras Mundraum zu erobern und stupste dabei liebevoll Bakuras Zunge an.

Dieser Kuss hatte überhaupt nichts mit Dominanz oder Lust zu tun, sondern war ein einziger warmer und unschuldiger Akt, dem sich beide wollig seufzend hingaben, denn auch Bakura war es nun gelungen seine anfängliche Unsicherheit und Angst zu überwinden.

Noch einmal fuhr Marik an der Innenseite von Bakuras Zähnen entlang, bis ihm plötzlich ein gleißender Schmerz durchzuckte, der von seiner Zunge durch seinen gesamten Körper fuhr.

Erschrocken löste Marik den Kuss und sah Bakura an, der frech und böse grinsend unter ihm lag.

„Ba…Bakura?“. Marik war völlig perplex. Er hatte noch gar nicht begriffen, was plötzlich vorgefallen war. Er hatte Bakura geküsst und es fühlte sich richtig und gut an, und auf einmal hatte ihm Bakura auf die Zunge gebissen. Nicht liebevoll oder sanft, sondern mit voller Wucht.

„Geh verdammt noch mal von mir runter, du verkappte Schwuchtel!“, schrie Bakura ihn an und richtete sich auf, ohne dabei auf Marik zu achten, der hart in den Sand fiel.

„Aber, aber…?“, stotterte Marik. „Aber, aber! Was ist aber? Ich lass mich von dir doch nicht küssen! Ich bin dem männlichen Geschlecht nicht abgeneigt, aber du fällst nicht in mein Beuteschema, verstanden?!“. Mürrisch sah Bakura den verschüchterten und verdutzen Marik an.

Er verstand die Welt nicht mehr. Bakura hatte ihn doch zurück geküsst und es nach anfänglicher Zurückhaltung doch auch genossen, was war denn jetzt in ihn gefahren?

„Was schaust du mich so entsetzt an, du liebeskranker Gockel? Kannste mit der Wahrheit nicht umgehen, oder was ist?“. Marik war immer noch sprachlos. Das war doch nicht mehr Bakura. Der Typ, der jetzt vor ihm stand, war so anders. Viel grauenvoller und kälter, eben ganz anders als Bakura, der nett, zurückhaltend und schüchtern war.

„Hör auf mich so anzustarren!“. Bakura schnappte sich Marik am Kragen und zog ihn schnell auf die Beine. Drohend fixierte er ihn, bevor er Marik hart und grob küsste.

„So…besser? Kannst du jetzt endlich etwas sagen?“, fragte Bakura den verdutzten Marik höhnisch. Doch als Marik immer noch nichts sagte, löste er seinen Griff und ließ Marik zurück in den Sand fallen.

„Also….ich möchte jetzt nur noch eins wissen und ich bin mir sicher, dass du mir die Frage beantworten kannst! Wo wohnt dieser Yami?“. Marik schluckte schwer und sagte leise: „10 Minuten von hier, du musst nur die Hauptstraße geradeaus und dann ist es das hellblaue Haus. Kurz vor der Kreuzung.“.

„Vielen Dank.“. Bakura grinste den verängstigenden Marik fies an. „Ich denke, ich sollte mich irgendwann bei dir dafür bedanken.“, lachte Bakura verächtlicht und lies Marik dann alleine.

Ein Deal

8. Kapitel
 

Ein Deal
 

Auf dem Weg, den Bakura zu Yamis Haus zurück legen musste, hatte es wie aus heiterem Himmel angefangen zu regnen und Bakuras Laune sank augenblicklich auf Null, wenn nicht sogar noch ein wenig tiefer, was Yamis Gesundheit nicht gerade sehr entgegenkommend war, denn Bakura gab ihm die Schuld und malte sich in seiner Phantasie aus, was er alles mit ihm anstellen würde, wenn er ungestört wäre.

Bakura stieß schon den 1000 Fluch gen Himmel, als er endlich an Yamis Haus angekommen war und nach kurzem Überlegen seinen Finger auf die Klingel führte.

Yami schien hier alleine zu leben und das gefiel Bakura doch sehr; und auch Yamis Gesundheitszustand konnte leicht aufatmen.

„Na Yami? Erstaunt mich zu sehen?“, fragte Bakura überheblich, als er Yamis verblüfften Gesichtsausdruck sah.

„Was zum Teufel machst du hier, Bakura?!“, wollte Yami nun wieder mit seiner üblichen selbstbewussten Art wissen, doch im fast im selben Moment, in dem er seinen Satz ausgesprochen hatte, durchzuckte ihn ein gleißender Schmerz, als er hart auf den Boden fiel.

„Na, na, na. Wer wird denn hier so fluchen? Begrüßt man so seine Gäste?“, witzelte Bakura, als er in das Wohnzimmer trat und die Tür hinter sich schloss. Yami rappelte sich etwas benommen auf und funkelte Bakura böse an. „Sag mal, hast du sie noch alle?! Du bist nicht mein Gast! Verschwinde hier!“.

„Hüte lieber deine Zunge!“, drohte Bakura, als er Yami am Kragen gepackt hatte. Yami war bei dieser Aktion überhaupt nicht wohl in seiner Haut und er kämpfte um seine Selbstbeherrschung um nicht lauthals nach Hilfe zu rufen, denn irgendwie war Bakura nicht sehr vertrauenserweckend.

„Schön hast du es hier. Wohnst du alleine?“, bemerkte Bakura, als er sich den kleinen Raum betrachtete. „Geht dich das was an?“, sprach Yami etwas unter Luftmangel, denn Bakura hielt ihn immer noch fest.

„Ich sage es dir noch einmal im Guten, Yami! Widersprich mir nicht und hüte deine Zunge, sonst hast du bald keine mehr!“. Mit einem lauten Knall stieß Yami mit dem Kopf gegen die Wand und sank wimmernd zu Boden. Bakura lachte kurz hämisch auf, als er den zitternden Leib sah und wandte sich dann zum Sofa um sich nieder zu lassen.

Mit Wohlwollen sah er, dass Yami wohl gerade dabei gewesen ist, sich ein Glas Whiskey einzuschenken, bevor Bakura kam und ihn gestört hatte, oder besser gesagt, immer noch störte.

„Wenigstens weißt du, wie du deine Gäste wieder aufheitern kannst, nachdem du sie so, nun ja, nett? begrüßt hast.“, witzelte Bakura, als er sich ein Glas genehmigte.

Als Yami darauf keine Antwort gab, sondern immer noch unter Schmerzen wimmernd auf dem Boden lag, setzte Bakura ihre Unterhaltung alleine fort. „Also du hast wirklich einen ausgezeichneten Geschmack. Schade, dass du dich nicht zu mehr setzen kannst. Du scheinst lieber auf dem Boden zu sitzen, habe ich das Gefühl. Dir entgeht eine ganze Menge.“ Noch einmal drehte sich Bakura zu Yami um, der nicht die Absicht hatte sich zu ihm zu setzen, obwohl der Schmerz in seinem Kopf langsam nachgab. Viel zu unwirklich kam ihm das alles vor. Bakura war plötzlich so selbstsicher und kalt und schien einen Heidenspaß daran zu haben, andere einzuschüchtern. Irgendwie war das seltsam, denn so wie er Bakura kennen gelernt hatte, war er überhaupt nichts von alledem, was er jetzt war.

„Hm…also ich finde es sehr ungemütlich, wenn ich die ganze Zeit meinen Kopf drehen muss um mich mit dir zu unterhalten.“, sagte Bakura nun etwas genervt.

„Dann tu es doch nicht.“, kam es genuschelt als Antwort. „Was hast du gesagt?“, fragte Bakura kalt und bösartig. Yami wusste, dass er seinen letzten Satz besser nicht wiederholte. Aus einem für ihn unbegreiflichen Grund hielt er für besser, das Spiel, was Bakura hier mit ihm abzog solange mitzuspielen, bis er wusste, was dieser Irre von ihm wollte.

„Ich habe nichts gesagt. Ich wollte mich gerade zu dir setzen.“. Yami hätte beinahe gekotzt, als er seine Stimme hörte: Unbegreiflich schüchtern, kleinlaut und demütig, doch genau dieser Ton schien Bakura zuzusagen, denn dieser lächelte triumphierend und lehnte sich zurück.

„Wirklich ein edler Tropfen, sofern ich das von Whiskey beurteilen kann. Wie teuer war er denn?“. „200 Dollar.“, sagte Yami zähneknirschend.

„Eine Menge Geld, mich würde interessieren, woher du so viel Geld hast?“. Bakura musterte Yami kalt und auffordern. Yami wäre just in diesem Moment am liebsten nur eine kleine Maus gewesen, die sich schnell in ihr Loch zurückziehen konnte um diesem stechenden Blick auszuweichen. Stattdessen schluckte er schwer, um dann wieder einigermaßen gefasst die Antwort zu geben: „Ich weiß nicht, warum dich das etwas angehen sollte.“. Bakuras Blick verfinsterte sich und seine Stimme war wie ein Blizzard am Nordpol. „Es wäre für deinen Gesundheitszustand besser.“, antwortete Bakura ihm knapp, doch Yami verstand nur zu gut, was er ihm damit hatte sagen wollen, denn auch er hielt sich in solchen Dingen oft bedeckt, wenn er seine Mitschüler einschüchterte.

Bakura verstand sein Handwerk in dieser Hinsicht sehr gut, denn auf Yami hatte es einen lähmenden Effekt, sodass er seinen Mund nicht mehr aufbekam und Bakura mit angstgeweiteten Augen anstarrte. Dieser lachte bitterböse auf: „Hat es dir die Sprache verschlagen? Ich könnte deine Angst ja förmlich riechen, wenn du sie nicht so offensichtlich zeigen würdest!“.

„Ich habe keine Angst!“, schrie Yami fast völlig verzweifelt. „Solltest du aber. Zumindest dann, wenn du nicht mitspielst!“, drohte Bakura. „Mitspielen? Was meinst du damit?“. Yamis Stimme machte einen nicht zu unterdrückenden Ausrutscher in Richtung höhere Gefilde, als er seinen Satz beendet hatte, doch Bakura störte es nicht; es gefiel ihm sogar ausgezeichnet gut.

„Nun. Eigentlich hätte ich dich gar nicht fragen brauchen, woher du dir solch fabelhaften Whiskey leisten kannst, aber dann hätte ich mir ja den Spaß genommen, deine Angst zu sehen.“. Bakura legte eine theatralische Pause ein, die Yami die Kehle zuschnürte, ehe er weiter fuhr: „Ich kenne dein kleines Geheimnis, Süßer. Und du legst bestimmt viel Wert drauf, dass es auch ein Geheimnis bleibt, habe ich Recht?“, säuselte Bakura fast schon verständnisvoll. Yami hingegen schluckte seinen Klos herunter und fragte vorsichtig nach: „Welches Geheimnis denn?“. Langsam begann Bakura in ihm die Panik aufsteigen zu lassen und nur mit Müh und Not gelang es Yami seinen Körper nicht zittern zu lassen.

„Tja…es ist doch ein Geheimnis, oder? Darf man das denn so einfach aussprechen? Dann ist es ja kein Geheimnis mehr!“. Bakura liebte es mit anzusehen, wie Yami ungeduldig auf dem Sessel, auf dem er Platz genommen hatte hin und her rutschte und so wollte er ihn noch etwas leiden sehen.

„Jetzt sag verdammt noch mal, was du von mir willst!“. In Yamis Stimme lag die pure Verzweiflung. Er hatte Panik, er fürchtete sich vor Bakura und dieser hatte nichts Besseres zu tun, als ihn weiter zu quälen.

„Wenn du mich lieb darum bittest, ja, dann, aber auch nur dann, könnte ich es dir genau sagen.“, säuselte Bakura überheblich. Er bekam genau mit, dass Yami nun innerlich einen Kampf mit sich zu fechten hatte: Einerseits hatte Yami furchtbare Angst und wollte, dass diese endlich verschwand und er seinen Körper entspannen konnte, und auf der anderen Seite wollte er ihn nicht bitten müssen. Noch nie hatte er jemand auf solch demütigende Art um etwas bitten müssen.

„Was haderst du noch so? Die Sache ist doch einfach: Sag bitte und schon werde ich dir mein Anliegen sagen, oder kannst du das nicht? Haben deine, dich liebenden Eltern etwa vergessen, dir Manieren beizubringen?“, belächelte Bakura das Verhalten von Yami.

Knurrend und mit einem sich zusammen krampfenden Magen sprach dieser: „Bitte sag mir, was du von mir willst?“. „Wie bitte? Weißt du, meine Ohren schalten manchmal einfach auf Durchzug, kannst du es wiederholen?“. Yami seufzte einmal und dann kam seine Frage noch einmal über seine Lippen, allerdings war „Bitte“ dieses Mal besonders betont.

Bakura lächelte listig. Er genoss es, Yami so gedemütigt vor sich sitzen zu haben. Er musste sich eingestehen, dass es besser als Kino war, bis auf das Popcorn, das fehlte, aber dafür hatte er ausgezeichneten Whiskey.

„Na siehst du? War doch gar nicht so schwer und nun zu meiner Angelegenheit. Irgendwie, ich weiß nicht wie und ich will es auch nicht wissen, weil es nichts zur Sache tut, hast du einen dicken Fisch an Land gezogen. Um es etwas deutlicher zu machen: Du bist vor nicht allzu langer Zeit groß ins Drogengeschäft eingestiegen und ich habe mir gedacht, dass du ruhig so nett sein könntest, diesen Erfolg und vor allem das Geld mit mir zu teilen. Also, das sehe dann wie folgt aus: Du wickelst die Geschäfte ab und gibst mir immer fein regelmäßig, sagen wir, 60%?“.

Yami stockte. Woher wusste dieser Bakura das? Niemand wusste es, nicht einmal Joey und Tristan kannten sein Geheimnis, das nicht gerade sehr klein war und nun war dieser Bakura hier aufgetaucht, der in Yamis Augen einfach nur ein Spinner war, ziemlich leicht einzuschüchtern und sich eher wie ein Mädchen benahm. Doch halt! Das tat er eben in diesem Moment überhaupt nicht.

„Und was macht dich so sicher, dass ich das vor habe?“. Yami versuchte nun genauso kalt, wie Bakura zu sein, was ihm allerdings weniger gut gelang. „Was mich da so sicher macht? Nun, das ist auch sehr einfach erzählt: Einmal, weil du Angst vor mir hast und ich diesen Umstand schamlos ausnutzen werde, falls du dir erlauben solltest, gegen mich zu spielen, denn das ist mein Spiel mit meinen Regeln! Und zum anderen wirst du durch mich die richtigen Leute kennen lernen, die dir ergeben sein werden, und die brauchst du doch, wenn ich mich nicht irre!“

Da war was dran. Das Geschäft lief in letzter Zeit wirklich nicht gut. Er hatte aasreinen Stoff, daran bestand kein Zweifel, aber die wirklichen Großkonsumenten blieben bis jetzt aus. Auch der Punkt mit den aufgestellten Spielregeln ließen die letzten Zweifel in Yamis Kopf in Rauch aufgehen.

„Ja, du hast Recht, dennoch finde ich deinen Preisvorschlag etwas zu übertrieben.“. Yamis Stimme war nun wieder etwas ruhiger, als noch vor wenigen Minuten, denn schließlich war nun auch Bakura auf seine Hilfe angewiesen. Bakura vernahm dies mit Missmut zur Kenntnis. Er hatte es lieber, wenn Yami kleinlaut war, dennoch bemühte er sich um Selbstkontrolle.

„Nun, wenn das so ist, lässt sich da etwas finden. Allerdings möchte ich dich darauf hinweisen, dass du die Konsumenten brauchst und nicht ich.“. „Ja, aber du brauchst mich als Zwischendealer, der dir das Zeug von den Großdealern besorgt, ansonsten nützen dir deine Konsumenten nichts und ich begebe mich in größere Gefahr, als du.“. In Yami war nun wieder der ebenso kalte Geschäftsmann erwacht und das gefiel Bakura gar nicht, doch er wusste nicht, wie er Yami wieder zu dem winselnden Hund von vorhin bekam. Er musste nun so gut es geht auf Augenhöhe bleiben.

„Das ist ein Argument, aber ich werde nicht locker lassen, denn schließlich hast du dich auch schon vorher in Gefahr gebracht und das schien dich nicht im Geringsten zu stören.“. „Da musste ich meinen Gewinn nicht teilen.“, konterte Yami, doch Bakura wusste wie er darauf reagieren musste: „Da war dein Gewinn aber auch nicht so hoch, wie er sein wird, wenn ich dir die richtigen Leute vorstelle.“ Bakuras Blick verfinsterte sich erneut, langsam wurde ihm dieses Gespräch zu viel. Entweder Yami würde nun auf seine Angebot eingehen oder er musste ihm wirklich mal zeigen, wer hier der Dominante ist.

„Hm….da liegst du nicht so falsch, aber wenn der Gewinn wirklich so hoch ist, wie du es behauptest, dann würde ich vorschlagen, dass wir unsere Mühen gerecht verteilen: 50:50. Nicht mehr und nicht weniger.“

Auch wenn es nicht das war, was Bakura sich erhofft hatte, so war es dennoch fair, auch wenn Bakura nicht viel von Fairness hielt.

„Okay. Wir kommen ins Geschäft. Allerdings sage ich es dir lieber gleich, bevor du sagst, ich hätte dich nicht gewarnt: Sollte ich feststellen müssen, dass du ein falsches Spiel mit mir spielst, dann werden dir die Konsequenzen nicht besonders gut gefallen.“

Ja, da war sich Yami sicher. Er wollte Bakura nicht erleben, wenn er wirklich ausrastete.

„Alles klar. Abgemacht.“

Bevor Bakura wieder auf die Straße ging, die nun die Neonlichter in dem nassen Asphalt reflektierte, besprachen sie noch den Treffpunkt, wann sie sich zum ersten Mal mit einem, der Konsumenten trafen.

Was ist nur mit mir los?

Hinweis: Vielen Dank an hikari_marik für dein tolles Kommentar. Ich habe mich wirklich riesig darüber gefreut! =)
 

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9. Kapitel
 

Was ist nur mit mir los?
 

Bakura öffnete die Haustür und trat in den dunklen Flur ein. Sein Vater musste schon im Bett sein, denn er konnte keine Lichtquelle ausmachen oder irgendwelche Stimme aus dem Fernseher hören.

Ein beruhigter Seufzer verließ seine Kehle und er zog sich die Schuhe aus. Das hätte ihm jetzt gerade noch gefehlt: Seinem Vater Rechenschaft abzulegen, wo er so lange gewesen ist. Bakura wusste nicht genau, wie spät es war, doch besonders viel Schlaf würde er wohl nicht mehr abbekommen.

Mit leisen Sohlen ging er die Treppe hoch und am Schlafzimmer seines Vaters vorbei, bis er endlich, Luft anhaltend, seine Zimmertür hinter sich schloss.

„Was? ...Wo bin ich?“, fragte Bakura verdutzt, als er sich in seinem dunklen Reich wieder fand. Er war doch gerade eben noch mit Marik am Strand und die Sonne ging langsam unter. Jetzt befand er sich plötzlich in seinem Zimmer und sein Radiowecker zeigte an, dass es bereits 4 Uhr in der Früh war und seine Kleidung war völlig durchnässt und klebte eng an seinem zierlichen Körper. Auch seine Strümpfe waren durchgeweicht, was wohl daran lag, dass seine Chucks nicht besonders wasserabweisend waren und sich bei Regen schnell mit dem nassen Element voll sogen.

Doch das war jetzt nicht Bakuras Hauptproblem. Viel wichtiger war ihm nun herzufinden, was denn in der Zwischenzeit passiert war. Angestrengt dachte er nach, während er sich im Spiegel musterte und mit Erschrecken feststellte, dass er in letzter Zeit zusehends abgemagert war und seine Rippen ein unschönes Bild zeichneten. Doch, er aß genug, oder? Heute hatte er doch 2 Sandwichs gegessen und…ja, und? Was noch?

Völlig verzweifelt entledigte er sich auch noch seiner Jeans und seinen Socken, bevor er sich aufs Bett legte und an die Decke starrte, während er versuchte seinen Tag zu rekonstruieren. Er war heute, oder besser gesagt gestern Morgen aufgestanden; durchnässt und unglaublich müde, obwohl er doch geschlafen hatte, oder etwa nicht? Bakura wusste es nicht, denn es kam ihm alles sehr seltsam vor, dass er sich am Abend noch in sein Bett gelegt hatte und eingeschlafen war, doch am nächsten Morgen aufwachte und sich fühlte, als hätte er niemals geschlafen. Außerdem war da noch der Punkt gewesen, dass seine Kleidung durchnässt gewesen war, so wie jetzt und er sich nicht daran erinnern konnte, dass er durch den Regen gelaufen war, doch er musste ja. Gestern Morgen hatte es geregnet, eindeutig, er hatte sich ja selbst davon überzeugt.

Doch dann verschwamm das Bild wieder. Das letzte an das sich Bakura erinnern konnte, war, dass er auf seinem Stuhl saß und plötzlich war er in der Schule gewesen. Doch wie war das möglich?

Zitternd schob er seine Decke über seinen ausgekühlten Körper und verkroch sich mit angewinkelten Beinen unter ihr. Bakura hatte Angst, eine unbegründbare Panik stieg in ihm auf. Er wusste nicht, was er von den vielen Gedächtnislücken halten sollte, doch schienen sie nichts Gutes zu bedeuten.

Unruhe überfiel ihn und bebend vor Angst wälzte er sich hin und her. Er schreckte auf, als er hörte, wie sein Anrufbeantworter aufpiepste und eine computeranimierte Frauenstimme meinte, ein neuer Anruf wäre rein gekommen.

Zögernd erhob er sich und drückte auf den Knopf.
 

„Ein neuer Anruf. 04.23 Uhr am 26. Mai
 

Hallo Bakura….Ich wollte dir nur sagen, dass du von heute an für mich gestorben bist. Es ist eine Sache, dass du es als abnormal empfindest, dass sich ein Junge zu dir hingezogen fühlt, das ist deine eigene Meinung und du tust mir jetzt schon Leid, aufgrund deines intoleranten Wesens.

Aber eine andere Sache ist, dass du mich zutiefst verletzt hast. Auch ich habe Gefühle und ich bin der Meinung, dass Liebe sich niemals irren kann.“
 

Verdutzt blickte Bakura eine Zeitlang auf seinen Anrufbeantworter und spielte die Nachricht immer und immer wieder ab. Er hatte die Worte wohl verstanden, die Marik ihm gesagt hatte, doch sein Bewusstsein wollte es nicht wahr haben.

Er hatte seine Gefühle doch überhaupt nicht verletzt. Im Gegenteil, nach anfänglichem Zögern hatte er den Kuss sogar erwidert und ein tiefes Gefühl der Glückseeligkeit war in ihm aufgestiegen. Sein Magen schien plötzlich eine ganze Scharr von Schmetterlingen frei zulassen und sein Herz machte auf einmal Akrobatik und überschlug sich mehrmals. Noch nie in seinem Leben hatte er so etwas unglaublich schönes und wunderbares empfunden, wie in dem Moment, als Marik ihn geküsst hatte. Dieser Kuss war so rein und unschuldig. Jeder andere hätte in dem Moment wohl die gesamte Mundhöhle seines Gegenübers geräubert, doch Marik und Bakura waren in der Lage gewesen, sich nur in diesem zärtlichen und scheuen Kuss wirklich wohl miteinander zu fühlen.

Keiner, der beiden wollte in dem Moment mehr. Es hatte ihnen gereicht, sich einen Moment lang so nah, durch einen einzigen Kuss ausgelöst zu fühlen. Vor allem Bakura war froh darüber gewesen, dass Marik anscheinend sein schüchternes Wesen akzeptierte und ihm sogar bei seinem ersten Kuss Zeit ließ.

Und nun sagte Marik ihm, er, Bakura, der noch nie in seinem Leben wissendlich einen anderen Menschen verletzt hatte, sollte plötzlich ihn gedemütigt haben?

Das war doch nicht wahr! Niemals hätte Bakura ihn verletzt, ihn, Marik, seinen einzigen wirklichen Freund, für den er viel mehr empfand, als nur Freundschaft.

Wenn Marik bei ihm war, fühlte er sich frei und losgelöst von seinen Problemen und seiner Unsicherheit. Marik gab ihm das Gefühl, so akzeptiert zu werden, wie er nun mal war: Schüchtern, scheu und unsicher.

Bakura hatte die Nachricht bereits um die 20 Mal gehört, doch ihm war das alles schleierhaft. Er konnte sich ja nicht mal mehr daran erinnern, was er heute alles gegessen hatte, wie sollte er sich dann also daran erinnern können, was er Marik vielleicht unwissendlich angetan hatte?

Völlig übermüdet und verstört schmiss sich Bakura wieder aufs Bett, doch Schlaf konnte er keinen mehr finden.
 

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Bakura musste den Wecker gar nicht erst ausschalten, da er die ganze Zeit war gewesen war und nun, geduscht und angezogen auf seinem Fenstersims saß und hinaus starrte. Er versuchte angestrengt nicht mehr darüber nach zu denken, was mit ihm passierte, doch all seine Gedanken fixierten, nach anfänglicher Zerstreuung wieder dieses Thema und ließen ihm keine Ruhe.

Sein Kopf schmerzte bereits und leichte Übelkeit machte sich in seiner Magengegend breit. Er hatte sich vor 3 Stunden geschworen, als er noch im Bett lag, Marik heute anzusprechen, was gestern Abend passiert war, denn er konnte sich nicht mehr auch nur im Geringsten daran erinnern.

„Ryou? Aufstehen! Du musst zur Schule und nachher müssen wir uns mal unterhalten.“, donnerte sein Vater durch die Wohnung, ehe er zur Arbeit ging.

Ryou? So nannte ihn sein Vater eigentlich nie. Er nannte ihn doch, wie alle anderen auch immer nur Bakura. Aber es gab mal eine Zeit, da nannte er ihn liebevoll beim Vornamen. Das war die Zeit, als seine Schwester noch lebte, bevor sie bei einem Autounfall ihr Leben verlor. Ryou saß damals mit ihr im Auto, genau wie ihre Mutter, doch nur er hatte den Aufprall überlebt.

Bakura dachte, dass sein Vater ihm insgeheim die Schuld an dem Tod der Beiden gab, denn er hatte damals im Auto die ganze Zeit gequengelt und geschrieen. Er hasste Auto fahren. Ihm wurde schon als kleines Kind immer schlecht und er wollte doch nur aussteigen.

An wirklich viel konnte sich Bakura nicht mehr erinnern; es gab zuerst einen lauten Knall, dann Schreie, die aber bald verstummten und dann wurde um ihn herum alles schwarz, bis er im Krankenhaus aufwachte.

Die Ärzte meinten, er habe sehr viel Glück gehabt, dass er da noch heil heraus kam, doch das war ihm egal. Er hatte seine Mutter und seine Schwester verloren und sein Vater war die ganze Zeit, als er im Krankenhaus lag, nicht ein einziges Mal zu Besuch gekommen. Als er wieder zu Hause war, benahm sich sein Vater von jetzt auf gleich äußerst kalt und distanziert Bakura gegenüber und das war auch der Beginn der Zeit, als er immer häufiger Gedächtnislücken bekam.

Bakura fing an zu weinen. Sein ganzes Leben lief ab dem Tag völlig verkehrt und oft wollte er sich schon das Leben nehmen, doch dann überfiel ihn wieder die Angst vor dem letzten Schritt. Nicht mal dafür hatte er genug Mut.

Verzweifelt und geknickt stand er auf und schnappte sich seine Sachen. Auf dem ganzen Weg zur Schule blickte er nicht einmal auf. Er kannte den Weg mittlerweile gut genug um nicht mehr aufblicken zu müssen um sich zu vergewissern, dass er richtig war.

Doch plötzlich wurde Bakura durch eine schnelle Bewegung aus seiner Trance herausgerissen und sah erschrocken hoch. Marik hatte sich an ihm vorbeigezwängt und lief schnellen Schrittes weiter Richtung Schule.

„Hey, Marik! Warte doch mal! Bitte warte!“, brüllte ihm Bakura hinter her und beschleunigte ebenfalls seinen Schritt. Böse funkelnd drehte sich Marik um.

„Ws willst du noch?!“. Bakura blieb stehen und sah ihn schüchtern an. „Deine ach so niedliche Schüchternheit wird dir auch nichts mehr bringen! Also sag, was willst du noch von mir?!“. Bakura lief ein Schauer über den Rücken. Marik schien wirklich zutiefst verletzt zu sein. Seine Stimme mag zwar kalt und unnahbar wirken, doch sie konnte nicht die Trauer und den Schmerz in seinen Augen verbergen, die sich so fragend auf die Iriden von Bakura legten und ihn fesselten.

„Was….was,….was ist gestern vorgefallen?“, fragte Bakura stotternd. „Was vorgefallen ist?! Willst du mich verarschen?!“, erhob Marik seine Stimme und sah Bakura böse an. „Ja, was ist gestern vorgefallen? Ich weiß es nämlich nicht mehr.“.

Marik stutzte. Bakura schien ihn nicht täuschen zu wollen, sondern ihm schien es ernst zu sein. Erschreckend ernst.

„Du weißt es wirklich nicht mehr?“, fragte Marik nun wieder etwas ruhiger und vorsichtiger. Bakura schüttelte nur beschämt den Kopf und schaute zu Boden. Ihm war das peinlich. Sicherlich dachte Marik nun vollends, dass er irre sei und wollte bestimmt nichts mehr mit ihm zu tun haben.

Sachte hob Marik sein Kinn etwas an und zwang Bakura somit ihm wieder in die Augen zu sehen. Sie waren leer und traurig. Bakura schwindelte nicht, er wusste es wirklich nicht.

Tief Luft holend begann Marik ihm zu erzählen, was gestern passiert war.

„Und das habe ich wirklich getan?“, fragte Bakura ungläubig. Marik nickte nur und vermied es ihn anzusehen. Schließlich wusste er immer noch nicht, was Bakura wirklich von ihm hielt.

„Dann tut es mir wirklich sehr leid. Wirklich.“. Marik hob seinen Kopf und blickte Bakura an. Ja, er glaubte ihm. Bakura log ihn nicht. Alles an ihm strahlte eine grenzenlose Aufrichtigkeit aus.

„Na ja, und dann wolltest du wissen, wo Yami wohnt.“. Bakura riss erschrocken die Augen auf. „Ich wollte was?“, schrie er Marik fast hysterisch an.

„Ja, du wolltest wissen, wo Yami wohnt und dann habe ich es dir erklärt. Was allerdings dann mit dir passiert ist, weiß ich nicht. Ich bin dann nach Hause gegangen.“

Bakura schwieg und widmete sich wieder seinen Gedanken. Er verstand nichts mehr und alles verschwamm in einem undeutlichen See voller Erlebnisse. Einer Karikatur seiner eigenen Gedankenwelt, zu der er keinen Zutritt hatte.

„Bakura? ...Versprich mir bitte, dass du nie wieder so etwas tust, wie gestern.“. Bakura nickte, doch er war sich nicht sicher, ob er das einhalten konnte.

Alles ist gut

10. Kapitel
 

Alles ist gut
 

„Aaaaahhhhh!“. Bakura verzog das Gesicht. Der Schmerz, den sein Knöchel durchzog schien nicht mehr von diesem Stern zu sein. Er bahnte sich seinen Weg zuerst durch sein Bein, schlich sich quälend langsam seine Wirbelsäule hinauf, um zuletzt in seinem Kopf ein grauenvolles und bitterböses Feuerwerk zu entzünden um somit Bakuras Schädeldecke zu sprengen.

Zuckend, gekrümmt und vor Qualen wimmernd sackte Bakura augenblicklich zusammen und hielt seine Hände schützend um sein schmerzendes Sprunggelenk.

Er war gerade erst vom Sportlehrer eingewechselt worden, nicht mal 30 Sekunden waren vergangen, da kam auch schon Yami und ließ ihn die Erde küssen, nur um an den Ball zu kommen.

„Bakura? Bist du verletzt?“. Marik hatte nur diesen ohrenbetäubenden Schrei gehört und sich sofort umgedreht. Seine Augen hatten sich geweitet, als er sah, dass Bakura wie in Zeitlupe zusammen klappte und sich nun krümmend auf dem Boden wälzte und seine schönen rehbraunen Iriden hinter zuckenden Lindern verbarg.

„Mein Bein…“, vorsichtig löste Bakura seine schützende Umklammerung und blickte skeptisch auf seinen bereits angeschwollenen Knöchel. „Das sieht nicht gut aus. Stützt dich ab und ich bring dich in die Umkleidekabine.“

Langsam und behutsam half Marik ihm auf und unter Schmerzen humpelnd verließ Bakura mit seiner Hilfe das Spielfeld.

„Kannst du dich noch umziehen?“, fragte Marik mitfühlend und blickte Bakura an, dem leise Tränen über die Wangen liefen. „Ich…ich glaub schon.“, brachte er schluchzend hervor und zog sich erstmal sein T-Shirt aus. Marik schluckte und musterte Bakura aufmerksam. Er sah so zerbrechlich und unschuldig aus, dass es Marik beinahe die Kehle zuschnürte und sich etwas in ihm regte, das ihn regelrecht anschrie, Bakura zu beschützen.

Er war so unglaublich schön, zumindest in Mariks Augen. Jeder andere hätte Bakura wohl als zu schmächtig, oder besser gesagt zu knochig, denn seine Rippen stachen deutlich hervor und zu blass abgetan, doch für Marik war er wie ein unschuldiger und liebenswürdiger Engel.

„Marik? Hallo Marik?“, wurde er unsanft aus seinen Gedanken gerissen und sah verdutzt auf Bakura. „Äh, ja? Was denn?“, ein zarter Rotschimmer umspielte kess die Nase und die Wangen von Marik. „Ich glaube aus meiner Hose komm ich so nicht.“, etwas beschämt betrachtete Bakura den tief durchatmenden Marik. „Okay…sag, wenn ich dir wehtue.“. Bakura nickte und beobachte Marik skeptisch und ein bisschen ängstlich, als sich dieser an seiner Hose zu schaffen machte und sie zuerst über den gesunden Knöchel streifte und sich dann dem Angeschlagenen näherte.

„Beiß am besten vorsichtshalber die Zähne zusammen.“, riet Marik ihm noch und ließ dann seine kühlen Finger an Bakuras wundem Punkt samt Hose nach unten gleiten. Bakura stieß seine gesamte Luft, die er angesammelt hatte aus und Erleichterung machte sich in seinem Gesicht erkennbar. Entspannt lehnte er seinen Kopf an die Wand und musste den Schreck kurz verdauen.

„Ging’s?“, wollte Marik besorgt wissen und besah sich den bereits blau und grün gewordenen Knöchel, der zwar immer noch heftig pochte, aber lange nicht mehr so wie noch auf dem Spielfeld.

Bakura schmunzelte ihn an: „Ja, du warst ganz sanft. Hab gar nichts gemerkt.“. Marik schaute ihn ungläubig an. Hatte das Bakura gerade wirklich gesagt? Er wusste ja, dass Bakura aufrichtig war, aber so?

Bakura kicherte unterdrückt und Tränen waren ihm bereits in die Augen getreten. „Was ist? Tut’s so weh?“, fragte Marik verdutzt. „Nein! Du hättest eben dein Gesicht sehen sollen!“, prustete er los und konnte sich nun nicht mehr halten. Ein ohrenbetäubendes Gelächter schallte durch die Umkleidekabine und Marik wurde immer röter. Bakura lachte ihn gerade aus und ließ ihn dar stehen, wie einen Trottel. Aber wenigstens schien Bakura kurz den Schmerz in seinem Knöchel zu vergessen und somit verzieh ihm Marik.

Als sich Bakura wieder einigermaßen gefangen hatte, bemerkte er erst, dass er ja immer noch nur in Shorts bekleidet auf der Bank saß.

„Marik? Du musst mir auch noch bei meiner Jeans helfen.“, sprach Bakura und deutete auf seine hellblaue Hose. Marik beäugte diese und stellte dann mit erschrecken fest, dass sie an den Hosenbeinen doch recht eng war. Das würde dieses Mal garantiert nicht ohne Schmerzen ablaufen, egal wie sanft und vorsichtig er vorging.

„Aber stell dich auf Schmerzen ein, okay? Zähne zusammen und so….du weißt ja, was du machen musst.“. Marik krempelte die Hosenbeine zusammen und stülpte Bakura das erste über seinen kaputten Knöchel.

Dieser sog scharf die Luft ein und verzog das Gesicht. Das tat verdammt weh. „Okay. Den Rest krieg ich alleine hin.“, sagte Bakura etwas barsch aufgrund der Schmerzen und riss Marik beinahe die Jeans aus der Hand um sie sich gänzlich anzuziehen. Dann schnappte er sich noch sein T-Shirt und bedeckte seine blasse Haut wieder unter dem Stoff.

„Lass uns jetzt zum Arzt. Der muss sich deinen Knöchel ansehen.“, sprach Marik beruhigend auf Bakura ein, als sich dieser aufrappeln wollte, doch sofort wieder zusammen sackte.

Vorsichtig legte Marik Bakuras Arm um seine Schulter und half ihm hoch.
 

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„Hm….das sieht wirklich nicht gut aus. Ich vermute mal, dass Sie sich Ihr Bein verstaucht haben, aber mit völliger Sicherheit kann ich das nicht sagen. Es könnte genauso gut möglich sein, dass ein paar Bänder gerissen sind. Sie sollten unbedingt noch einmal zum Arzt gehen und sich röntgen lassen. Ich schreibe Ihnen eine Überweisung aus.“, sprach der Schularzt freundlich und tippte einen ungefähren Bericht ein, wie es zu diesem Unfall kam, denn Bakura war, solange er sich in der Schule befand, über diese versichert.

Marik hatte in der Zwischenzeit ihre restlichen Sachen aus der Umkleidekabine geholt und ihrem Sportlehrer Bescheid gegeben, dass sie sich beim Arzt befanden.

„Na Sportsfreund? Wie sieht’s aus?“. Bakura auf die Schulter tätschelnd sah Marik zuerst diesen an und dann den Arzt.

„Ihr Freund müsste noch zu jemand anderen, damit er völlig sicher sein kann, dass nichts weiter Tragisches passiert ist. Ich vermute mal, dass Sie ihn dahin begleiten möchten?“, fragte der Arzt und gab Marik die ausgestellte Überweisung.

„Na los, Alter. Gehen wir. Nicht, dass es doch schlimmer ist, als erwartet.“. Bakura seufzte. Er mochte Ärzte überhaupt nicht und eigentlich wollte er auch gar nicht wissen, wie schlimm es um sein Bein stand. Er wusste auch so ganz genau, dass er die nächsten Tage wohl nicht ohne Schmerzen laufen konnte.

„Hey, Bakura? Warum schaust du denn so betrübt?“, fragte Marik skeptisch, als sie endlich aus dem Schulgebäude hinausgingen. „Ach, weißt du. Ich bin einfach nur müde. Ich möchte lieber morgen zum Arzt.“. „Aber dein Bein. Das muss sich jemand ansehen.“, sprach Marik nachdrücklich, doch Bakura verweigerte sich ihm und schüttelte heftig den Kopf. „Nein. Ich möchte mich ausruhen. Das Bein wird sich schon jemand ansehen, aber nicht mehr heute. Ich bin müde, Marik. Lass uns nach Hause gehen.“

Flehend sah Bakura ihn an. Er wollte jetzt wirklich lieber schlafen, schließlich hatte er die ganze Nacht kein Auge zu gemacht und langsam schien ihn die Müdigkeit zu überrollen.

„Hm, okay. Also ich würde vorschlagen, wir gehen zu mir. Dann bist du nicht so alleine und außerdem ist es nicht ganz so weit.“

Bakura nickte zufrieden und stellte sich in Gedanken bereits Mariks Wohnung vor, oder vielleicht wohnte er ja auch in einem Haus, so wie er selbst? Bakura würde es jedenfalls gleich erfahren.

„So, da sind wir. Es ist nicht besonders groß, aber gemütlich.“, sagte Marik, als er die Haustür öffnete.

>Nicht besonders groß? Das Haus ist riesig, Marik sollte mal unser Haus sehen<, schoss es Bakura augenblicklich durch den Kopf, als sie den Flur betraten und er sich neugierig umsah.

Gemütlich stimmte, da hatte Marik recht. Im Gang war ein kleiner Schuhschrank, über dem ein schöner, mit Blattgold umrandeter Spiegel hing.

„Da kannst du deine Schuhe rein tun. Meine Mama mag es nämlich nicht so, wenn die Schuhe so rum stehen. Sie hat immer Angst, dass sich jemand verletzten könnte.“, witzelte Marik und ging bereits in eines der Zimmer, wovon Bakura ausging, dass es sich um das Wohnzimmer handelte. Auch er zog sich seine Schuhe aus, wenn auch deutlich langsamer als sonst und folgte Marik mit leicht schmerzverzogenem Gesicht.

Bakura riss sofort die Augen auf. Das Wohnzimmer war ja nun wirklich nicht klein. Es war hell und gemütlich eingerichtet. Ein weißes Sofa zierte die Mitte des Raumes und wurde von vielen Pflanzen und Blumen umgeben, die entweder daneben oder auf dem Couchtisch standen.

Das schöne Hellgeld, welches die Wände zierte, gefiel Bakura ausgesprochen gut. Es machte den Raum so freundlich und wohnlich. Bakura mochte das Haus jetzt schon, obwohl er nichts weiter als den Gang und das Wohnzimmer gesehen hatte, doch er fühlte sich sehr wohl.

„Was stehst du da so rum? Komm her und setzt dich. Wir haben genug Pflanzen hier, du musst also keine Wurzeln doch schlagen.“, lachte Marik und beäugte Bakura, der noch immer im Türrahmen stand.

Bakura tat dann aber augenblicklich, wie ihm geheißen wurde und tapste zum Sofa um sich zufrieden seufzend niederzulassen. Sein Knöchel pochte nun durch die Anstrengung wieder deutlich heftiger, aber Bakura beachtete es nicht wirklich, schließlich war er viel zu gefangen von den neuen Eindrücken, die ihn umgaben.

Sein Blick fiel auf ein Foto, welches auf dem Fernseher stand, der keine 2 Meter von der Couch entfernt stand. Es zeigte einen jungen Mann, eine Frau, wahrscheinlich die Frau des Mannes und ein etwas schmächtigen, braungebrannten Jungen, der in der Mitte stand und glücklich lächelte. Im Hintergrund konnte Bakura ein seltsam spitzes Gebäude ausmachen, was einem Dreieck ähnelte. Dann ging Bakura ein Licht auf, es war eine Pyramide. Das Foto wurde demnach in Ägypten geschossen.

Mariks Blick wanderte zu dem Punkt, zu dem Bakura die ganze Zeit starrte und lächelte. „Das sind ich und meine Eltern. Vor 8 Jahren waren wir dort, da war ich 10 Jahre. Meine Eltern kommen nämlich aus Ägypten.“. „Also bist du Ägypter?“, fragte Bakura aufgeregt nach. „Wie man es nimmt. Als meine Mama schwanger mit mir war, sind wir nach Amerika gezogen. Also meine Eltern sind Ägypter, aber ich fühle mich als Amerikaner, weil ich hier aufgewachsen bin.“. „Deswegen auch deine schöne Hautfarbe.“, murmelte Bakura vor sich hin und starrte weiter auf das Bild. „Was hast du gerade gesagt?“. Bakura sah erschrocken auf. „Äh, nichts…gar nichts.“, stotterte er etwas unbeholfen.

„Ach so, wegen deinem Knöchel. Ich hole etwas Salbe, die dir bestimmt helfen wird. Ich bin gleich wieder da.“. Sofort sprang Marik auf und verschwand aus dem Zimmer.

Wieder spürte Bakura die Müdigkeit in sich hinaufklettern und ließ sich erschöpft auf das Sofa fallen und kuschelte sich in die warmen und weichen Kissen. Mit letzter Macht kämpfte er gegen seine Schläfrigkeit an und blinzelte immer wieder träge, bis die Konturen des Zimmers vor seinen Augen verschwammen und er sich in der Dunkelheit verlor. Die angenehme Stille forderte ihren Tribut und so war Bakura schnell eingeschlafen und brummte zufrieden vor sich hin.

„So, da bin ich wieder. Ich hab auch gleich Verbands…“. Marik stockte und blickte auf Bakura, der wollig in den Kissen lag und gleichmäßig atmete. Sofort stahl sich ein zärtliches Lächeln auf Mariks Lippen und er stellte vorsichtig und leise das Verbandszeug und die Salbe auf dem Tisch ab. Das müsste wohl noch etwas warten.

Marik setzte sich auf den angrenzenden Sessel und beobachtete Bakura. Unschuldig und erschöpft, aber dennoch friedlich schlief er. Marik konnte sich nicht wirklich erklären, warum Menschen, wenn sie schliefen immer so unglaublich niedlich aussahen und einem das Gefühl gaben, dass die Welt ein wunderbarer Ort ohne Krieg, Leid, Zerstörung und Qualen war.

Marik wurde kurz aus seinen Gedanken aufgeschreckt, als Bakura etwas Undefinierbares vor sich hinmurmelte, doch dann war es wieder so still wie zuvor. Nur die Vögel zwitscherten und ihr Gesang drang leise in das Wohnzimmer.

Ja, in dem Moment war Marik mit sich im Reinen. Die letzten Stunden waren für Bakura sicherlich äußerst anstrengend gewesen und er hatte ohnehin das Gefühl gehabt, dass Bakura in der letzten Nacht nicht sehr viel Schlaf bekommen hatte; eigentlich genau wie er, denn schließlich war er die gesamte Nacht auf gewesen und hatte sich Gedanken über seine Gefühle und die seltsame Aktion von Bakura gemacht. Warum hatte er ihn plötzlich auf die Zunge gebissen? Und warum konnte er sich daran nicht mehr erinnern? Eigentlich wollte Marik noch ein bisschen länger darüber nachdenken, doch der friedlich vor sich hinschlummernde Bakura, der seinen Schmerz jetzt endlich für einen kurzen Augenblick vergessen konnte, ließen ihn diese Gedanken verdrängen. Vielleicht war es Bakura einfach nur zu schnell gegangen und er wusste sich nicht anders zu helfen? Ja, das war eine Möglichkeit, die Marik nicht mal so abwegig vorkam. Beim besten Willen konnte er sich nämlich nicht vorstellen, dass Bakura jemals einen Menschen einfach so verletzten würde. Nein, dafür war Bakura die personifizierte Unschuld und Liebenswürdigkeit schlechthin.
 

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Marik wusste nicht, wie viel Zeit mittlerweile vergangen war, nur musste es schon deutlich spät sein, denn langsam senkte sich die Sonne und erlöste den Tag von seiner Pflicht. Doch Bakura schien noch überhaupt nicht daran zu denken, aufwachen zu wollen, also erhob sich Marik leise von seinem Sessel und ging vorsichtig auf Bakura zu.

„Hey, Bakura? Aufwachen.“, sprach er sanft und rüttelte ihn sachte. Noch etwas träge öffnete Bakura die Augen und sah Marik an. Im ersten Moment wusste er nicht, wo er sich befand, doch dann fiel es ihm wieder ein.

Langsam rappelte er sich auf und versuchte erstmal klar im Kopf zu werden. „Gut geschlafen?“, fragte Marik sanft und blickte Bakura an, der mit zerzaustem Haar vor ihm saß und verzweifelt versuchte, ein paar widerspenstige Strähnen aus dem Gesicht zu wischen.

„Ja…wie spät ist es?“, fragte Bakura immer noch schläfrig und es fiel ihm äußerst schwer, die Augen aufzuhalten.

„20:23Uhr. Du müsstest, glaub ich, langsam nach Hause. Meine Eltern müssten auch bald hier auftauchen.“, sprach Marik nachdenklich und ging in die Küche, um sich ein Glas Milch zu holen.

Sofort schoss Bakura die Panik durch den Leib. Er wollte nicht alleine zu Hause sein. Er hatte Angst davor, wieder völlig neben sich aufzuwachen und nicht zu wissen, was er getan hatte, das er sich immer noch so müde fühlte. Bakura wollte heute lieber bei Marik bleiben. Es gab ihm ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit.

„Marik? Kann ich heute nicht bei dir übernachten?“, fragte Bakura mehr als kleinlaut, doch mit so was, wie Hoffnung in der Stimme.

Marik, der mittlerweile wieder zurück im Wohnzimmer war und dem ein kleiner Milchsaum an der Oberlippe klebte, die er sich aber zugleich mit der Zunge säuberte, schaute Bakura nur etwas verblüfft an.

„Du willst was?“. „Ich möchte heute gerne bei dir übernachten….wenn das geht.“, flüsterte Bakura unsicher und blickte verstohlen zu Boden. Kurz schien Marik zu überlegen, sagte dann aber: „Sicher geht das. Meine Eltern ist das egal, aber was ist mit deinen?“. Natürlich, darüber hatte sich Bakura noch gar keine Gedanken gemacht. Sein Vater wollte doch heute mit ihm reden und das schien diesem mehr als Ernst zu sein. Doch es ging um Bakuras Wohlbefinden. Normalerweise war Bakura überhaupt kein egoistischer Mensch, sondern stellte seine Befindlichkeiten immer zurück, doch dieses Mal sprach eine innere Stimme zu ihm, er sollte auf sich und seine Wünsche hören, nur für heute, nur dieses eine Mal. Und diese Stimme war ihm vertraut, zumindest wusste er, dass es nicht die böse und gemeine, hinterhältige Stimme war, die ihn in der Schule verrückt gemacht hatte. Nein, diese Stimme, die jetzt zu ihm sprach war vertrauensvoll und ruhig.

„Ich sage ihnen Bescheid, wenn ich mal kurz telefonieren darf?“. „Sicher darfst du. Komm mit. Das Telefon ist im Gang.“

Marik hätte ihm das gar nicht sagen brauchen, Bakura wusste es schon. Er wusste nicht warum, aber ab irgendwann hatte er angefangen, seine Umgebung aufmerksamer zu betrachten, als andere Menschen und sie wie eine Landkarte in seinem Kopf abzuspeichern.

Schnell war die Nummer gewählt und sein Vater ließ sich überraschend schnell von der Idee überzeugen und so durfte Bakura heute bei seinem Freund übernachten.
 

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Bakura war froh endlich in Mariks Zimmer zu sein. Das Abendessen und die wohl lieb gemeinten, aber doch sehr bedrängenden Fragen seiner Eltern erschöpften Bakura doch sehr. Er mochte die Eltern von Marik, aber noch nie wollte jemand so viel über ihn wissen. Noch nie hatte Bakura es erlebt, dass irgendjemand solch ein reges Interesse an ihm zeigte.

„Ja Mama….ja, mach ich. Ja, Gute Nacht.“, sagte Marik genervt, bevor er leise seine Zimmertür schloss.

„Tut mir Leid, wenn dich meine Eltern etwas zu sehr bedrängt haben.“. Wie, als könnte Marik seine Gedanken lesen, sprach er genau das aus, was Bakura im Moment gefühlt und gedacht hatte.

„Ist schon gut. So schlimm war es nicht.“, sagte Bakura beruhigend und ließ sich in die weichen Kissen fallen. Er atmete tief durch und schaute aufmerksam Marik dabei zu, wie dieser sich bis auf die Unterwäsche entkleidete. Sein Atem stockte, als er die schöne und faszinierende Tätowierung auf dessen Rücken sah.

„Was ist das?“, fragte Bakura neugierig und setzte sich wieder auf um einen genaueren Blick auf Mariks Rücken werfen zu können. „Du meinst die Tätowierung?“. Bakura nickte.

„Ach, die hab ich mir vor einem halben Jahr machen lassen. Unsere Ahnen waren Grabwächter der jeweiligen Pharaonen und diese hatten allesamt solche Tätowierungen, also dachte ich mir, dass ich mir so was auch machen lassen. Das soll praktisch meine Verbundenheit zum alten Ägypten darstellen, auch wenn ich niemals ein Grabwächter hätte werden wollen. Wusstest du, dass sie niemals Tageslicht sehen durften, geschweige denn überhaupt Kontakt zur Außenwelt haben? Nein, danke, solch ein Leben wollte ich niemals führen.“

Bakura nickte verstehend und legte sich zurück aufs Bett. Ihm selbst hätte das bestimmt nichts ausgemacht, schließlich war er eh immer alleine, also warum das nicht auch unterirdisch, wirklich viel hätte sich da für ihn nicht geändert. Auf Sonne konnte er auch verzichten, sie war eh nur eine Qual für seine helle Haut. Aber auf den Regen wollte er dann doch nicht verzichten, also wäre es doch nicht so einfach gewesen, Grabwächter zu werden. Und dann diese Tätowierung? Diese Schmerzen? Schließlich war sie nicht gerade klein. Nein, unter diesen Umständen wollte er so was dann doch nicht werden.

„Über was denkst du nach?“, wollte Marik wissen, als er sich unter die Decke kuschelte und Bakura betrachtete. „Ich hab mir nur grad vorgestellt, wie weh es wohl getan hat…also die Tätowierung?“. Marik schmunzelte. „Na ja, angenehm war es nicht, aber wert schon.“, lachte er etwas und blickte dann zur Decke.

Bakura drehte sich etwas und lag nun auf dem Bauch. Er kuschelte sich etwas mehr in die Kissen und schien geradezu damit verschmelzen zu wollen. Nach kurzer Zeit konnte Marik den gleichmäßigen Atem von Bakura hören und drehte seinen Kopf so, dass er Bakura anschauen konnte. Auf dessen Lippen lag ein sanftes Lächeln und nun wusste Marik auch warum Menschen immer so friedlich aussahen, wenn sie schliefen.
 

Alles ist gut

Für ein paar Stunden neigt sich Frieden über unseren Meridian

Alles ist gut

Was heute geschehen sollte, geschah

Und was zu tun war, ist getan

Für eine kleine Weile ist’s

Als gäbe es weder Hass noch Neid

Als verginge alles Böse, alle Ungerechtigkeit

Im Dunkeln des endlosen Raumes

Und für die Dauer eines Traumes

Ist’s, als ob alle Zwietracht ruht.
 

Alles ist gut

Für kurze Zeit erlöst die Nacht den Kranken von seinem Leid

Alles ist gut

Und schließt die Augen dem Betrübten über alle Traurigkeit

Und dem Verzweifelten, der ohne Trost und Hoffnung ist

Schenkt die Erschöpfung doch Vergessen, wenigstens für kurze Frist

Und der Verfolgte ist geborgen

In Dunkelheit, die bis zum Morgen

Den Mantel schützend um ihn tut.
 

Alles ist gut

Alles Gemeine ungeschehen und alle Schulden ausradiert

Alles ist gut

Im Niemandsland, wo Heut nicht mehr und wo noch Morgen nicht regiert

Wo der Gescheiterte sein Ziel, das Unerreichbare, erreicht

Findet der Unterdrückte Zuflucht, wird ihm Unduldbares leicht

Heilt Schlaf barmherzig alle Wunden

Nimmt alle Last für ein paar Stunden

Die schwer auf unseren Schultern ruht

Alles ist gut.

(Reinhard Mey)

Zärtlichkeiten

Gott, das Kapitel trieft nur so vor Süße….also passt auf, dass ihr keinen Karies bekommt. ^^
 

Nichtsdestotrotz, viel Spaß beim Lesen!

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11. Kapitel
 

Zärtlichkeiten
 

Marik schreckte auf und stellte mit einem kurzen Blick auf seinen Radiowecker fest, dass er nicht länger als 20 Minuten geschlafen hatte.

Etwas zerknirscht legte er sich zurück auf sein Kopfkissen und blies leise die Luft aus. Er fühlte sich zwar müde und auch seine Augen waren unglaublich schwer, doch irgendetwas ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.

Leise drehte er sich zur Seite und schaute Bakura an. Dieser lag friedlich schlafend auf dem Bauch und kuschelte sich fest in sein Kissen. Leicht war sein Mund geöffnet und sein warmer Atem kitzelte Mariks Stirn.

Bakura wirkte unglaublich süß, wie seine weißen Haare wirr auf seinem Kissen lagen und einzelne, vorwitzige Strähnen den Weg in sein Gesicht gesucht hatten. Marik ließ seinen Blick weiter über den zierlichen Körper des Jungen gleiten und stellte amüsiert fest, dass das T-Shirt, was ihm Marik gegeben hatte viel groß für Bakura war und es sich neckisch fast gänzlich in seine Schultern verflüchtigt hatte. Nur Bakuras Bauch hielt es noch davon ab, sich nicht völlig von seinem Körper zu verabschieden.

Marik fragte sich allerdings, wie ein Mensch dazu in der Lage war, seine Hand in dem Winkel abknicken zu lassen, wie Bakura und trotzdem einen solch tiefen Schlaf haben konnte. Bakuras Hand lag an seinem Gesicht und es hatte fast den Anschein, als würde er daran nagen.

Marik schreckte allerdings zusammen, als Bakura nieste, doch dieser schien selbst dabei nicht aufzuwachen. Marik schmunzelte und strich vorsichtig eine weiße Strähne aus dessen Gesicht, die der Grund war, warum Bakura genossen hatte. Bakura zuckte leicht zusammen und murmelte etwas, bevor er sich noch fester in sein Kissen kuschelte und fast sein gesamtes Gesicht unter seiner weißen Haarpracht versteckte.

Marik konnte nicht aufhören zu lächeln. Bakura war wirklich die personifizierte Unschuld und Liebenswürdigkeit. Als er Bakura so betrachtete, kam in ihm das Gefühl auf, ihn umarmen zu müssen. Ihn so nah wie möglich bei sich zu wissen und ja, so etwas wie zu knuddeln. Er dachte an sein Kaninchen, was er mal besessen hatte. Nur bei diesem war dieses Gefühl schon einmal aufgetreten und Bakura weckte es jetzt wieder in ihm.

Fast unterbewusst streckte Marik seine Hand aus und berührte sanft Bakuras Wange. Vorsichtig streichelte er über sie und verlor sich in dieser für ihn berauschenden Situation, die Weichheit von Bakuras Haut zu spüren, sodass er nicht wirklich mitbekam, dass dieser erwachte.

„Marik? Was tust du da?“, fragte Bakura schläfrig und blinzelte Marik schlaftrunken an. Marik konnte es noch nicht mal sagen, was er da getan hatte, aber es fühlte sich gut an. Er schien sowieso im Moment nur noch aus Zärtlichkeiten zu bestehen, die er unbedingt mit Bakura teilen wollte.

„Ma…?“, doch Bakura konnte seinen Satz nicht zu ende sprechen, denn fast augenblicklich spürte er einen weichen und warmen Finger auf seinen Lippen, bevor Marik etwas näher zu ihm rückte und seinen Finger gegen seine eigenen Lippen tauschte.

Für Marik war dieses Gefühl einfach berauschend, obwohl er nicht viel tat, außer seine Lippen mit denen Bakuras zu versiegeln und sanft daran zu saugen und zu knabbern. Mit einem leisen Seufzer löste er sich wieder von Bakura und schaute diesen an, um sich zu vergewissern, dass es für ihn in Ordnung war. Etwas Verwirrtheit lag in Bakuras Augen, aber keine Ablehnung und auch keine Angst.

Marik lehnte sich wieder zu Bakura und für einen kurzen Augenblick hörte er regelrecht auf zu atmen, als er sah, dass Bakura die Augen geschlossen und leicht seinen Mund geöffnet hatte. Ein Grinsen stahl sich auf Mariks Lippen und er kam der Einladung nur zu gerne entgegen.

Vorsichtig suchte sich Mariks Zunge den Weg in die fremde und doch geborgene Wärme der anderen Mundhöhle. Langsam und sachte neckte sie die andere Hausherrin und stupste sie an, um sich dann wieder zurück zuziehen, damit Mariks Lippen die von Bakura sachte ansaugen konnten, damit sie zwischen seinen Zähne Halt fanden. Sofort knabberte Marik leicht an Bakuras Unterlippe, bevor er seine Zunge wieder dazu veranlasste, noch einmal die Fremde in ihrer eigenen Behausung zu stören und sie dieses Mal fordernder zu begrüßen.

Mit Freuden stellte Marik fest, dass Bakura langsam den Kuss erwiderte, wenn auch noch mit viel Unsicherheit.

Fast schon schüchtern schob sich Bakuras Zunge Mariks entgegen, wie als wolle er nicht mal seiner eigenen Zunge zugestehen, unhöflich zu sein und den fremden Gast nicht zu begrüßen. Bakura konnte das Schmunzeln Mariks förmlich spüren und löste erschrocken und etwas beschämt den Kuss.

Seine Wangen fühlten sich so verdammt heiß an, was ein eindeutiges Zeichen war, dass er soeben errötet war, und das war Bakura mehr als nur peinlich. Seine ganze Unsicherheit schien mit einem Mal von ihm Besitz ergriffen zu haben, ohne Vorwarnung, ohne, dass er hätte etwas dagegen tun können.

Marik beobachte das Schauspiel gespannt, als er nach kurzer Verwunderung begriffen hatte, dass Bakura einfach nur schüchtern wegen seiner eigenen Unsicherheit war. Zärtlich lächelte Marik. „Was ist dir denn so peinlich?“, fragte er sanft und konnte trotz des schummrigen Lichtes, welches durch den Mond in ihrem Zimmer entstand erkennen, dass Bakura nur noch mehr errötete. Sachte legte Marik seine Hand an Bakuras Wange und streichelte über diese.

„Ich…äh, ich…“, stotterte Bakura. Er konnte nicht klar denken, als er Mariks Hand spürte, die so zärtlich und warm auf seiner Wange lag. Er hatte das Gefühl unter ihr hinfort zu schmelzen, sich in einem Meer der Gefühle zu verlieren. Eigentlich wollte er auch gar nicht mehr denken, sondern nur noch fühlen.

Viel zu viel hatte Bakura in letzter Zeit nachgedacht und jetzt ließ jemand durch solch eine unschuldige Berührung all seine Gedanken ziehen, ließ ihn verglühen, zerschmelzen und ihn doch gleichzeitig zu sich finden, als Einheit spüren.

„Ich finde deine Schüchternheit süß, Bakura. Keine Angst, du brauchst kein Sexmonster zu sein, oder Playboy Bunny.“, versuchte Marik die Situation etwas aufzulockern und konnte Bakura somit wieder ein klein wenig beruhigen, ihn regelrecht zum Lachen bringen. Doch als Bakura gar nicht mehr aufhören konnte zu lachen, war es Marik dann doch etwas unangenehm und er versiegelte schnell seine Lippen mit Bakuras und erstickte somit sein Gelächter.

Dieses Mal war der Kuss allerdings nur sehr flüchtig. Bakura hatte sich wieder auf einen längeren, schöneren eingestellt und so küsste er unweigerlich kurz die Luft. Marik lächelte, als er das sah und küsste Bakura leicht auf die Stirn um dessen aufkeimende Unsicherheit sofort zu ersticken.

Sachte legte Marik sich zurück auf sein Kissen und schaute Bakura tief in die rehbraunen Augen, die voller Unschuld und Glückseeligkeit glitzernden.

„Danke.“, flüsterte Bakura. „Für was?“, fragte Marik etwas verwirrt. Bakura aber lächelte nur sanft. „Dafür.“ Und strich sich über die Lippen. Marik verstand und beinahe hätte er weinen müssen. „Du weißt gar nicht, wie liebenswürdig du bist, Bakura.“

Um Bakuras Nase legte sich wieder ein sanfter Rotschimmer. „Und wie unglaublich süß.“, führte Marik seinen Satz fort und legte sich wieder etwas näher zu Bakura. Sanft legte er seine Hand auf Bakuras immer noch entblößte Taille. Erst jetzt bekam dieser mit, dass ihm das T-Shirt viel zu weit nach Oben gerutscht war und seine Augen weiteten sich. Fragend und ängstlich schaute er Marik an.

„Keine Sorge. Wir gehen nur so weit, wie du das möchtest. Versprochen.“, flüsterte Marik zärtlich und küsste Bakura sanft auf die Nasenspitze. Bakura nickte und war deutlich beruhigter. Er fing an die wärmende Hand auf seiner Taille zu genießen und schloss die Augen. Auch Marik verbarg seine lavendelfarbenen Iriden hinter seinen Lidern und konzentrierte sich ganz auf seine Hand, die nun langsam und behutsam Bakuras Seite hinaufglitt.

Jede noch so kleine Stelle wurde von Mariks Hand aufgenommen, zeichnete ein Bild von Bakuras Körper und speicherte es in seinem Kopf ab. Die Zärtlichkeit, mit der Marik vorging ließ Bakura alle Traurigkeit und jede Sorge, der vergangenen Wochen vergessen. Es zählte nur noch dieses unglaublich wohltuende Gefühl.

Vorsichtig fuhr Mariks Hand zu Bakuras Bauch und ruhte kurz auf dessen Mitte, bevor sie sich wieder zu seiner Taille zurück streichelte.

Bakura genoss diese Zärtlichkeiten und nahm sie mit jeder Faser seines Körpers in sich auf. Ein zufriedener Seufzer stahl sich über seine Lippen und er kuschelte sich näher an Marik, sodass er wie ein schutzbedürftiges Junges in dessen Armen lag und seinen Kopf an Mariks Brust lehnte.

Marik roch an Bakuras wohlriechendem Haar und vergrub seine Nase in diese weiße, durch das Mondlicht silberschimmernde Pracht. Langsam verloren Mariks Bewegungen an Intensität und wurden unregelmäßiger.

Marik spürte den heißen, gleichmäßigen Atem auf seiner Brust. Noch einmal streichelte er über den kühlen Rücken Bakuras, bevor er mit einem zufriedenen Brummen die Decke über sie beide legte und einschlief.

Langeweile

Hinweis: Großes Dankeschön an alle Kommi-Schreiber. Ihr seid wie Crack für meine Seele!!! Also schön weiter machen, okay ;)
 

Viel Spaß jetzt aber.
 

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12. Kapitel
 

Langweile
 

Entschuldigung, dass ich jetzt 2 Tage schon nichts mehr geschrieben habe, aber es ist echt jede Menge passiert; Gutes wie Schlechtes.

Also, da ich eigentlich recht optimistisch bin, werde ich dir zuerst einmal die gute Nachricht schreiben und die ist, wer hätte es geglaubt? dass ich nicht nur einen sehr tollen Freund gefunden habe, sondern, dass ich mich auch in ihn verliebt habe. Das glaube ich zumindest. Ja, okay, ich dachte eigentlich bis jetzt immer, dass ich mich nur in Mädchen verlieben könnte, doch scheinbar ist dem nicht so. Marik ist echt super lieb und akzeptiert mich so, wie ich bin, mit all meinen Schwächen und Stärken.

Ich bin echt sehr gerne mit ihm zusammen. Doch für mich zählt nicht nur, dass er so unglaublich zärtlich und mitfühlend sein kann, sondern auch, dass ich ihn ihm einen wirklich guten Freund gefunden habe. Ich kann ihm eigentlich alles erzählen; na gut, manche Dinge verheimliche ich ihm auch, so zum Beispiel, dass ich hier und da wirklich nicht weiß, was ich gemacht habe, doch in ein oder zwei Situationen habe ich es ihm auch schon ein wenig erzählt und auch das akzeptiert er. Ich mag ihn wirklich total gerne und wünschte mir, ich hätte heute in die Schule gehen können und da sind wir auch schon bei der schlechten Nachricht.

Nachdem Marik heute zur Schule gegangen war, heute früh, meinte seine Mutter ich solle lieber nach Hause gehen, nachdem ich beim Arzt war. Seine Mama ist echt sehr nett und da sie noch Zeit hatte, hat sie mich auch gleich zum Arzt gefahren. Dieser hat mein Bein geröntgt und leider festgestellt, dass ich mir 2 Bänder gerissen habe und deswegen jetzt so eine Stütze tragen muss, damit ich nicht noch einmal in der nächsten Zeit umknicke. Jede Menge Salben und so’n Kram hat er auch gleich verschrieben. Eigentlich wollte ich ja unbedingt in die Schule, doch leider hat auch mein ganzes Betteln nichts genützt und der Arzt hat mich krankgeschrieben, zuerst einmal für eine Woche.

Ja, und nun sitze ich hier zu Hause rum und weiß nicht recht, was ich tun soll so den ganzen Tag über, denn ich kann nicht wirklich laufen und wenn, dann nur unter großen Schmerzen. Aber ich freue mich auf heute Mittag, denn dann will Marik bei mir vorbei kommen und mir die Dinge bringen, die sie in der Schule gemacht haben. Ich bin schon ganz hippelig und aufgeregt.

Und dann will ja auch noch mein Vater heute Abend mit mir reden. Ich frage mich nur, über was? Aber er klang sehr ernst. Ob es vielleicht etwas mit meinen Gedächtnislücken zu tun haben könnte? Na ja, wir werden sehen.

Ich werd mir jetzt erst einmal etwas zu essen machen und mich dann auf die Couch hauen und warten bis Marik kommt.
 

Bakura tigerte wie ein gefangenes Raubtier in einem viel zu kleinen Käfig durch die Wohnung, obwohl ihm sein Bein immer wieder deutlich machen wollte, dass er sich besser hinsetzen oder legen würde. Doch er hatte den ganzen Tag nur rum gesessen, viel zu viel gegessen, sodass ihm nun nicht mehr nur sein Bein weh tat, sondern er auch das Gefühl hatte, sich jeden Moment übergeben zu müssen und auch das Fernsehprogramm langweilte ihn mittlerweile zu Tode.

Mariks Mutter wusste nicht genau, wann ihr Sohn bei Bakura auftauchen würde, denn er wollte bestimmt noch etwas essen oder sich kurz ausruhen. Bakura akzeptierte das ohne Murren, doch langsam wurde er nervös, ja richtig ungeduldig, was normalerweise überhaupt nicht sein Stil war. Doch die Uhr machte ihm nur zu deutlich, dass es bereits Nachmittag war und Marik schon längst Schulschluss gehabt hatte.

Bakura setzte sich auf den Fußboden im Gang und starrte die Haustür an, so als könne er die Wartezeit verkürzen, indem er sie einfach hypnotisiert. Aber es hatte auch einen anderen Grund, warum er sich gerade vor die Tür gesetzt hatte. So konnte er in weniger als ein paar Sekunden sofort Marik hereinlassen und er müsste nicht ewig draußen warten. Denn Bakura hatte mal ausprobiert, wie lange ihn das bräuchte, wenn er auf der Couch saß und es klingelte. Dann kam er zu dem Schluss, dass 3 Minuten eindeutig besser verbracht werden konnten, als mit Warten und Laufen. So saß er um 16 Uhr vor seiner eigenen Haustür und wartete auf seine Erlösung.

Nachdem er heute früh seinem Tagebuch die Ereignisse der letzten zwei Tage geschildert hatte und sich etwas zu essen gemacht hatte, das erste Essen von vielen, dachte er kurzzeitig auch darüber nach, ob er nicht die Wohnung aufräumen sollte, um sich die Wartezeit etwas angenehmer zu machen, doch kam dann zu dem Schluss, dass sein Bein wohl etwas anderes im Schilde führte.

So zappte er mehr desinteressiert durch das Fernsehprogramm, schaltete zwischenzeitlich auch mal das Radio an, nur um es im nächsten Moment doch wieder auszuschalten und sich zurück auf die Couch fallen zu lassen. Dann schleppte er sich in sein Zimmer, zerwühlte seinen Kleiderschrank, um sich mehrmals neu anzuziehen um nach einer halben Stunde zu der Erkenntnis zu kommen, dass er sich in seinem Lieblingsshirt einfach am Wohlsten fühlte.

Danach ging er wieder in die Küche und machte sich sein zehntes Toastbrot an diesem Tag mit dem Gedanken, dass es ihm nichts schaden könnte, wieder etwas mehr zu essen. Auf die Wage wollte er sich gar nicht stellen. Es reichte ihm aus, was er da im Spiegel sah.

Doch nun, als er wartend vor der Türe saß, verfluchte er sich, dass es wohl mit der Nahrungsaufnahme etwas übertrieben hatte. Irgendwie musste er morgen eine andere Möglichkeit finden, um sich abzulenken und die Langeweile zu überleben.

Obwohl er die ganze Zeit wie gebannt auf die Tür gestarrt hatte, schreckte Bakura trotzdem hoch, als es klingelte. Doch der Schreck war nur von kurzer Dauer und wich einem angenehmen, kribbelnden Gefühl der Vorfreude. Sofort, wenn auch etwas behäbig stand er auf und öffnete die Tür.

„Na? Wie geht’s unserem Fußkranken?“, begrüßte Marik ihn und gab ihm einen sanften Kuss auf die Nasespitzen, was Bakura ein freudiges Kichern entlockte. „Kitzelt das etwa?“, fragte Marik amüsiert und stellte sich in Gedanken vor, wo Bakura noch überall kitzlig war und was man mit diesem Umstand alles anstellen konnte.

„Ein bisschen. Komm rein. Magst du etwas essen?“. Bakura deutete Marik den Weg in die Küche und hieß ihn, sich hinzusetzen. „Also gegessen habe ich schon was, aber ich würde gerne etwas trinken. Orangensaft, wenn ihr das habt?“. Bakura nickte und öffnete den Kühlschrank, allerdings ohne Erfolg. Alles, was er entdeckte waren Pizzareste und eine Wurstplatte, die langsam anfing, sich selbstständig zu machen.

Beschämt schloss er den Kühlschrank und wandte sich Marik wieder zu: „Wir haben keinen Orangensaft mehr. Also ich kann dir nur Leitungswasser anbieten. Papa hat vergessen einzukaufen.“ Nervös knetete Bakura seine Hände und kaute auf seiner Unterlippe herum. Marik schmunzelte und zog ihn auf seinen Schoß. „Sei doch nicht immer so verdammt unsicher und zeitgleich so unglaublich süß. Das macht mich noch ganz verrückt.“ Zärtlich küsste er Bakuras Wange, auf der sich ein leichter Rosaschimmer abgezeichnet hatte. Neckisch strich Marik mit seinem Finger über Bakuras Nase. „So und nun, biete mir Leitungswasser an. Mir ist doch egal, was ich trinke, solange es trinkbar ist.“, lächelte Marik. Sofort stand Bakura wieder auf, nahm ein Glas aus dem Schrank und hielt es unter den Wasserhahn, bis es fast randvoll war. Vorsichtig stellte Bakura es zu Marik auf den Tisch und setzte sich dann ihm gegenüber.

„Na siehste, ist doch trinkbar.“, lachte Marik und nahm einen Schluck. Er hatte sichtlich Mühe das weiße Gold nicht über den Rand schwappen zu lassen, denn Bakura hatte es eindeutig zu gut mit ihm gemeint.

„Ich hab dir was mitgebracht, um dir deine Langeweile etwas erträglicher zu machen und damit meine ich nicht die Hausaufgaben.“. Verwundert blickte Bakura ihn an und verstand nicht recht, was Marik damit meinte. Doch Marik ließ sich davon nicht beeindrucken und holte seine Überraschung unbeirrt aus seinem Rucksack. Bakuras Augen weiteten sich und er blickte aufgeregt auf sein „Geschenk“.

„Ich dachte mir, damit wirst du die Woche ganz gut überstehen.“. Marik reichte ihm die Playstation 2 herüber und holte dann ein paar Spiele noch aus seinem Rucksack. Vorsichtig nahm Bakura alles entgegen und beäugte die verschiedenen Spiele.

„Wenn du Lust hast, können wir gleich eins zusammen spielen. Such dir etwas aus.“. Bakura musste nicht lange überlegen und hielt ihm die Verpackung von „Need for Speed“ unter die Nase. „Das da will ich spielen.“, lächelte Bakura. „Na dann. Komm, ich schließe sie an.“, forderte Marik ihn auf und Bakura trottete zufrieden hinter ihm her.

Er hatte sich schon lange solch eine Spielekonsole gewünscht, doch er wusste, dass er sich so was nicht leisten konnte. Deswegen war er umso aufgeregter, als Marik das Gerät einschaltete und seinen Kontroller in die Hand nahm.

„Sei aber gewarnt. Ich bin gut darin.“. Bakura nickte, doch eigentlich war ihm das egal. Ihn interessierte es nicht sonderlich, ob er in einem Spiel gewann oder verlor, die Hauptsache für ihn war, dass es ihm Spaß machte. Und wenn Marik mit ihm das Spiel spielte, würde es ihm ohnehin sehr viel Spaß machen.

„Du musst dir jetzt irgendein Auto aussuchen. Du kannst auch noch die Farbe und so etwas bestimmen, wenn du magst. Es gibt Autos, die schwerer zu lenken sind und solche, die du etwas einfacher bedienen kannst. Wollen wir Automatik oder Manuell spielen?“. Bakura überlegte kurz, nachdem er sich für den schwarzen Porsche entschieden hatte und sagte dann, dass er lieber Automatik spielen wolle.

Wie lange sie sich zusammen mit dem Spiel beschäftigt hatten, wussten die beiden nicht wirklich, doch es war für sie beide jede Menge Spaß, obwohl Bakura eigentlich immer verlor, egal auf welcher Strecke sie spielten.

Nachdem Marik die Konsole ausgeschalten hatte, wand er sich wieder Bakura zu. „Tut mir Leid, aber ich habe dir ja gesagt, dass ich gut bin. Okay, ich spiele das ja auch schon ne Zeit lang.“. „Ist schon gut. Mir hat es trotzdem Spaß gemacht.“, gab Bakura offen zu und beobachtete Marik, wie er zurück in die Küche ging um sein Glas zu holen.

„Du, sag mal….ähm…hm.“, stotterte Bakura unbeholfen zusammen und war sich nicht sicher, ob er nun wirklich fragen sollte, was ihn beschäftigte. „Warte.“, sagte Marik kurz und ging aus der Küche auf Bakura zu. „So, jetzt. Was wolltest du mir sagen?“. Er setzte sich wieder zu Bakura auf die Couch und sah ihm mitleidig an, wie er völlig rot im Gesicht seine Hände knetete und fast panisch auf seine Füße starrte. Marik verstand nicht, warum es Bakura manchmal so unendlich schwer fiel, einfach nur zu fragen oder seine Gedanken offen darzulegen. Es war wohl etwas, mit dem er leben musste, solange Bakura in seiner Nähe war.

„Äh, weißt du….ich, ich…hm.“, startete Bakura einen zweiten Versuch, doch sein Mut, sofern er ihn je besessen hatte, sank augenblicklich in sich zusammen, wie ein Kartenhaus bei der ersten leichten Brise.

Marik sah, wie verzweifelt Bakura innerlich mit sich rang und sich nicht entscheiden konnte, welche Seite nun mehr überwog; diese, die ihn etwas fragen wollte, was Bakura beschäftigte oder die andere, die lieber stillschweigen darüber bewahrte.

Vorsichtig und mit sanfter Gewalt zwang Marik Bakura, ihn anzusehen. „Hör zu. Du kannst mir alles sagen, was du willst. Ich werde dich nicht auslachen, dich hassen oder sonst etwas, von dem du befürchtest, es könnte passieren. Also sag es mir, wenn du willst.“ Langsam gab Marik sein Gesicht wieder frei und Bakura senkte seinen Blick.

„Also, hm…wie soll ich sagen? Ich…weißt du…also….“. Marik rutschte ungeduldig auf seinem Platz hin und her und wippte mit seinem Bein. Bakura hingegen schien ruhig zu sein, nur seine Hände und seine Augen, die unruhig die Gegend um seine Füße nach einem Halt absuchten, verrieten, dass er vor Nervosität und Unsicherheit fast platzte.

Noch einmal schluckte Bakura schwer, bevor er versuchte zu beenden, was er nicht einmal wirklich begonnen hatte.

„Ich…also, ich weiß schon, was…nun ja, du weißt schon….äh…. Sex ist, aber ich hatte noch nie.“. Bakuras Stimme drohte zu zerbrechen und wirkte heißer, kam einem Krächzen gleich und nun war er sogar noch röter, als er ohnehin schon beim Anfang seines Satzes war.

Marik lächelte nur sanft und zog Bakura auf sich. Schüchtern blickte er ihn an und klammerte sich regelrecht an Mariks Augen fest.

„Das brauch dir doch nicht peinlich sein. Ich mein, so gesehen wäre das auch mein erstes Mal, zumindest mit einem Mann.“, beruhigte Marik ihn und Bakura bettete den Kopf auf seiner Brust. „Also findest du es nicht schlimm?“, erkundigte sich Bakura und vermied es tunlichst, Marik dabei anzusehen.

„Nein. Warum sollte ich das denn?“. Behutsam strich er Bakura durch das samtene Haar. Er war fasziniert, wie gut es sich anfühlte und vor allem, wie unglaublich süß es roch. Marik wusste nicht, ob es tatsächlich Bakuras Haare waren, die ihn eine gewissen Süße vernehmen ließen, oder doch Bakura als Person. Aber im Moment war ihm das egal. Er spürte Bakuras Wärme und seine angenehme Schwere auf sich ruhen. Es schläferte ihn regelrecht ein, wie er sachte über Bakuras Haare und Rücken strich, so sehr beruhigte ihn diese Zweisamkeit.

Marik wusste, dass es nicht nur das Körperliche war, was ihn so anzog, sondern auch die Art, wie Bakura war. Sie hatten ein liebevolles und zärtliches Verhältnis zueinander, doch wichtiger als das, verband sie ihre Freundschaft. Sie beiden mochten sich aufrichtig, sie mochten den jeweiligen Charakter des anderen und natürlich auch dessen Äußeres, doch das war nur nebensächlich.

„Marik?“. „Hm.“. „Aber,…wir werden, also…äh, du wirst mir Zeit lassen, oder?“, fragte Bakura kleinlaut und ängstlich. Marik hob sachte Bakuras Kopf an. „So viel Zeit du möchtest und brauchst. Ich bin doch nicht nur mit dir zusammen, weil ich Sex mit dir will. Ich bin mit dir zusammen, weil ich dich mag. Sex ist nur ein schönes Nebenprodukt einer Beziehung.“. Bakura nickte schüchtern, aber seine Angst war verschwunden. Vorsichtig näherte er sich Mariks Lippen und dieser war erstaunt, über Bakuras neuste Wandlung und Eigeninitiative. Genießerisch schloss er seine Augen und wartete auf Bakuras Lippen, die sich schüchtern seinen eigenen näherten. Marik kam es vor, wie eine Ewigkeit, in der die Zeit den Atmen anhielt und scheinbar vergessen hatte, weiter zu laufen.

Sein Herz flatterte und er sehnte sich nach der sanften Nähe von Bakuras Lippen. Kurz hielt er die Luft an, als er die Wärme spürte, mit der Bakura sachte seine Lippen berührte und vorsichtig daran saugte.

Ein tiefer Schauer durchfuhr seinen Körper und obwohl Bakuras Berührung von solch einer unglaublichen Unschuld geprägt war, konnte er deutlich spüren, wie sein Unterleib zu kribbeln begann. Vielleicht war es gerade diese Unschuld, mit der Bakura vorging, die Marik den Verstand raubte. Er wusste es nicht, aber er genoss es und rieb unterbewusst seine Hüfte gegen Bakuras. Dieser löste erschrocken seinen gerade erst angefangen Kuss und musterte Marik skeptisch. Nicht, dass es ihm nicht gefallen hatte, doch das ging ihm zu schnell. Er war noch nicht bereit dazu.

„Tut mir Leid, Bakura.“, entschuldigte sich Marik augenblicklich und auch sein Unterleib hörte auf zu kribbeln und sein Eigenleben zu führen.

Langsam richtete Marik sich auf und schaute auf seine Armbanduhr. „Ich muss jetzt langsam gehen.“. Bakura nickte und erhob sich. Sein Fuß schmerzte kaum noch, was wohl daran lag, dass Marik so unglaublich wohltuende Gefühle in ihm auslöste.

Behäbiger als sonst, ging Bakura mit Marik zur Tür, doch bevor Marik diese gänzlich geöffnet hatte, drehte er sich noch einmal zu Bakura um.

„Ach, bevor ich es vergesse. Yami wollte irgendwas von dir, er hat mir allerdings nicht gesagt, was; er meinte du wüsstest, worum es geht.“ Mit einem tiefen Seufzer blickte er Bakura in die weit aufgerissenen Augen und auch sein bebenden Lippen blieben von ihm nicht unbemerkt. „Lass dich bitte nicht auf sie ein. Bitte.“, fügte Marik noch hinzu und Bakura konnte nur ein leises „Ja.“ flüstern, bevor Marik die Tür hinter sich schloss.

>Yami und ich? Ich und Yami? Was hat das zu bedeuten?<, dachte Bakura angestrengt nach, als er zurück ins Wohnzimmer ging.

>Ich verstehe das nicht. Ich hab so viele Aussetzer in letzter Zeit…ich will, dass das aufhört!<, schrie er in Gedanken.

>Du willst, dass das aufhört, hm?<, schallte es in seinem Kopf hämisch zurück. Da war sie wieder, diese grauenvolle Stimme, von der Bakura gedacht hatte, dass er sie nicht mehr hören musste.

>Ja, das will<, wimmerte er beinahe kleinlaut zurück, dabei war er sich vollkommen sicher, dass sein Gehirn ihm einen Streich spielen wollte.

>Tut mir Leid dich enttäuschen zu müssen, aber das wird nicht aufhören. Zumindest, bis ich erreicht habe, was ich will<.

Bakura drohte zu ersticken. Diese Stimme schnürte ihm beinahe die Luft ab.

„Mach, dass du verschwindest! Hau verdammt noch mal einfach ab!“, schrie Bakura hysterisch und Tränen rannen ihm über die Wangen. Er hatte Panik durchzudrehen, verrückt zu werden und seinen Verstand zu verlieren.

Selbst sein Herz schien Aussetzer zu haben, genauso wie sein Atem, der nur noch stockend seine Lungen verließ.

Schnell rannte er nach oben und verschloss seine Tür, bevor er sich unter die Decke legte. Seinen Fuß spürte er schon gar nicht mehr, doch die wohltuenden Gefühle, die Marik in ihm ausgelöst hatte, waren der Angst und Panik gewichen.

„Verschwinde!“, hörte sich Bakura noch wimmernd sagen, bevor es dunkel um ihn herum wurde.

Weißes Glück

13. Kapitel
 

Weißes Glück
 

Bakura stürmte aus dem Zimmer und die Treppe herunter, ehe er etwas vernahm, dass wie das Drehen eines Schlüssels klang.

„Verdammt!“, entfuhr es ihm prompt, doch er ließ sich nicht beirren und ging weiter die Treppe hinab, bis er im Flur angekommen war.

„Oh, Guten Abend, Ryou. Willst du noch weg?“, fragte sein Vater überrascht, als er seine Tasche abstellte um sich die Schuhe auszuziehen. „Äh, ja. Ja, das hatte ich vor.“, sprach Bakura ruhig und ging langsam in Richtung Tür. „Aber du weißt doch, dass es schon spät ist und außerdem solltest du deinen Fuß schonen, nicht, dass da noch irgendwas passiert.“ „Ich muss aber wirklich noch mal los. Ich hab was bei Marik vergessen.“, sprach Bakura etwas genervter.

„Das kann sicherlich auch bis morgen warten. Komm, ich mach uns was zu essen.“, sprach sein Vater und schob Bakura Richtung Küche. Doch in dem Moment drehte sich Bakura um und schubste seinen Vater zurück.

„Fass mich nicht an, alter Mann!“, drohte er kalt und ging an seinem Vater vorbei. „Du bleibst sofort stehen, mein lieber Freund!“, schrie ihm sein Vater hinterher und packte ihn am Arm. Sofort drehte sich Bakura zu ihm um, löste sich aus seinem Griff und fixierte ihn an der Wand. „Ich habe dir doch gesagt, dass du mich nicht anfassen sollst! Bist du taub?! Und nun lass mich in Ruhe!“, wiederholte er sich noch einmal scharf, bevor er endgültig das Haus verließ.

„Blöder alter Mann!“, fluchte Bakura noch eine zeitlang, während er durch die dunkleren Gassen von L.A lief, bis er endlich den vereinbarten Treffpunkt erreichte.

Er schaute sich um, doch von Yami war noch nichts zu sehen, dafür erspähte er einen seiner Konsumenten und ging gelassen auf ihn zu.

„Na? Alles klar soweit?“, fragte Bakura kurz zur Begrüßung, doch sein Konsument kam ohne Umschweife gleich zur Sache: „Wenn dein Typ nicht den guten Stoff besitzt, wie du sagst, dass er ihn hätte, schwöre ich bei Gott, dass heute Nacht einer von euch drauf geht.“ „Fragt sich nur, wenn das sein wird.“, murmelte Bakura leise und setzte ein fieses Grinsen auf, dass jeden in seiner Umgebung gelähmt hätte, würden die Gedanken seines Konsumenten nicht nur noch um seine begehrte Drogen rauschen.

Plötzlich, nach einer Weile des gegenseitigen Schweigens hörten sie beide Schritte, die auf sie zukamen, bis Bakura erkennen konnte, dass es Yami war, der etwas skeptisch umher sah.

„Na endlich, mein guter Freund hier schiebt gerade mächtig einen Turkey*.“, lachte Bakura hämisch und warf seinem „Freund“ einen abfälligen Blick zu.

„Und der soll viel Geld bei sich haben, um sich mein Zeug auch leisten zu können?“, fragte Yami argwöhnisch, doch Bakura beruhigte ihn mit einem leichten Nicken.

„Also, ich möchte vorher probieren, okay? Bevor ich hier noch Dreck kaufe.“. Missmutig packte Yami ein kleines Tütchen mit einer weißen Substanz aus und schüttete etwas davon auf die Hand des Konsumenten, welcher diese sofort gierig in seine Nase zog. Nur Sekunden später legte sich ein zufriedenes Lächeln auf dessen Lippen.

„Das Zeug ist wirklich gut, das Beste, was ich jemals gehabt hatte. Du hattest Recht, Bakura.“. „Würde ich jemals lügen?“, fragte Bakura zurück mit einem selbstsicheren Grinse, was dennoch zugleich listig war und keinen Zweifel daran ließ, dass er ohne Umschweife lügen würde, sobald es für ihn von Vorteil wäre.

„Also kaufst du?“, mischte sich nun auch Yami ein, der hier schneller wieder weg wollte, als die Beiden das wohl zuließen. Irgendwie gefiel ihm die gesamte Situation nicht sonderlich. Mit einem absolut Unbekannten Konsument, der nichts weiter, als seinen Stoff im Kopf hatte und einem durch geknallten Bakura, der in der Schule schüchtern und ängstlich war und nachts scheinbar zum Werwolf mutierte, hätte wohl niemand gerne seine Zeit verbracht.

„Sicher doch. Ich kaufe alles, was du momentan dabei hast!“, sprach er aufgeregt und voller Vorfreude auf den Stoff.

„Ich habe davon momentan 6 Gramm dabei, könnte aber in den nächsten Tagen etwas mehr besorgen. Das wären 4.500 Dollar* zusammen, doch ich bezweifle, dass …“, aber bevor Yami seinen Satz zu Ende sprechen konnte, trat Bakura ihm auf den Fuß, sodass Yamis Satz in einem unterdrückten Schrei endete.

„Nimmst du an, oder nicht?“, führte Bakura nun die Konversation fort, doch nicht ohne Yami dabei einen bösen Seitenblick zu zuwerfen.

„Du fragst mich, ob ich annehme? Natürlich nehme ich an!“. Schnell wühlte der Angesprochene mehrere Bündel Scheine aus der Tasche und übergab sie Bakura. Dieser zählte sicherheitshalber nach, doch gab Yami dann ein Zeichnen, dass alles in Ordnung wäre und er den Stoff überreichen konnte.

Als die Geschäfte abgewickelt waren und der Konsument zufrieden verschwand, stellte Yami Bakura zur Rede. „Was sollte das vorhin?“, fragte er harsch. „Stelle niemals die Zahlungsfähigkeit einer meiner Konsumenten in Frage, okay? Das könnte uns sonst noch mehr Ärger machen, als nötig!“, warnte Bakura kalt und überreichte Yami dann die Hälfte des Geldes.

„Wie geht’s eigentlichen deinem Fuß?“, wandte Yami plötzlich ein und musterte das Gesicht Bakuras, welches sich augenblicklich verfinsterte. „Fein, danke der Nachfrage.“, knirschte er mit den Zähnen und ließ Yami dann ohne ein weiteres Wort stehen.
 

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Vorsichtig und leise öffnete er seine Haustür, doch sein Vater war nicht zu Bett gegangen, sondern erwartete ihn bereits.

„Wo sind wir gewesen?“, donnerte er ihm augenblicklich entgegen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Das geht dich einen Haufen Scheißdreck an!“, sprach Bakura eben so drohend und zog seine Schuhe aus.

„Das geht mich sehr wohl was an! Du bist noch nicht volljährig und bis dahin trage ich die Verantwortung für dich!“.

„Oh ha, wir wollen den Anstandswauwau spielen, ja?“, lachte Bakura hämisch und wollte an seinem Vater vorbei, doch dieser versperrte ihm den Weg. „So einfach kommst du hier nicht weg, mein Junge!“. „Junge?! Bin ich ein Tier, oder was?! Und jetzt lass mich verdammt noch mal vorbei!“, schallte er ihm böse entgegen und wollte ihn eben von sich wegschubsen als sein Vater seine Handgelenke packte und ihn gegen die Wand drückte.

„Oh nein! Nicht noch einmal!“.

„Papa….lass mich los! Du tust mir weh!“, wimmerte Bakura und sah seinen Vater ängstlich an. Geschockt über seine eigene Handlung ließ er Bakura los und dieser sank augenblicklich zu Boden und weinte fürchterlich. Er hatte seinen Vater noch nie so außer sich gesehen und war sich sicher, dass es etwas mit seinen Gedächtnislücken zu tun hatte, doch das konnte und wollte er ihm nicht sagen.

„Ryou? Alles in Ordnung mit dir?“, fragte sein Vater sachte nach und strich ihm behutsam durch das zersauste Haar.

„Ich…ich weiß nicht.“, brachte er stockend unter seinen Tränen hervor, vermied es aber seinen Vater dabei anzusehen.

„Was war das eben?“. „Ich, ich….Papa ich habe Angst!“, schrie Bakura plötzlich und klammerte sich fest an seinem Vater fest.

„Psst, ist doch gut. Ich bin doch da.“, versuchte er ihn zu trösten und Bakura vergrub sein Gesicht in dem Stoff des Hemdes.

„Du solltest dich ausruhen. Komm, ich bring dich in dein Zimmer.“, flüsterte sein Vater leise und Bakura stand vorsichtig auf, obwohl ihn ein gleißender Schmerz durch seinen Körper erschauern ließ. Doch er wollte sich nichts anmerken lassen und ging vorsichtig und langsam die Treppe hinauf.

Sein Vater hatte sich gerade, noch immer etwas verwirrt auf die Couch im Wohnzimmer gesetzt, als ein markerschütternder Schrei ihn aus seinen Gedanken riss und ihn die zur Bakuras Zimmer eilen ließ.

Bakura saß einfach in einem Haufen Blätter und schrie unaufhörlich und murmelte immer wieder etwas von „Verschwinde! Lass mich in Ruhe! Hau ab!“, doch sein Vater verstand nicht. Es war niemand außer ihnen beiden im Zimmer.

„Bakura, beruhig dich! Es ist niemand hier.“, sprach er eindringlich und hielt ihn fest. „Lass mich los!“, quietschte Bakura und strampelte, bevor er wieder anfing zu schreien und nach seinem Vater zu schlagen.

Dieser ließ ihn schließlich los und Bakura krabbelte auf sein Bett und schlang die Arme um seine Beine. Leise und wie in Trance wippte er hin und her. „Es ist keiner da. Keiner ist hier. Ich bilde mir das nur ein. Ich drehe nicht durch, ich drehe nicht durch….“, nuschelte er vor sich hin. Bakura zitterte wie Espenlaub und seine Augen waren ängstlich geweidet, doch starrten sie nur auf einen Punkt an der Wand.

Sein Vater ließ seinen Blick ebenfalls dorthin wandern, doch er sah dort nichts. „Komm nicht näher! Komm nicht näher! Bleib dort!“, erhob plötzlich wieder Bakura seine Stimme und rutschte furchtsam noch weiter auf sein Bett, bis er die Wand erreicht hatte.

„Ryou, nur ich bin noch hier, sonst keiner. Hier ist wirklich keiner!“, wiederholte sein Vater noch einmal, doch Bakura schien ihn nicht zu beachten, sondern rutschte ängstlich unter seine Decke und schrie: „Hau ab! Verschwinde!“.

Sein Vater wusste sich nicht anders zu helfen, als jetzt den Notarzt zu rufen. Schnell eilte er nach unten, während sein Sohn unaufhörlich schrie und wählte die Nummer.

Wenige Minuten waren 2 Ärzte eingetroffen. „Wo ist er?“, fragte einer, der Ärzte und sein Vater zeigte auf die Treppe: „Zweites Zimmer oben rechts. Bitte beieilen Sie sich.“. Der Arzt nickte und lief dann zu Bakuras Zimmer.

Bakura saß mittlerweile in einer Ecke in seinem Zimmer und sein Zustand war unverändert; er war verschreckt, ängstlich und zitterte immer noch.

Langsam und behutsam ging einer, der Ärzte auf ihn zu. „Hallo mein Junge. Ich bin ein Arzt. Ich werde dir nichts tun, ich will dich nur untersuchen um zu sehen, wie es dir geht.“. Abwesend schaute Bakura hoch, bevor er dann wieder in dieselbe Richtung starrte wie zuvor. „Da! Da ist es!“, sagte Bakura ängstlich und deute auf einen Punkt an der Wand. Beide Ärzte drehten sich um, doch sie sahen nichts.

„Was ist da? Kannst du es beschreiben?“, fragte der Arzt nun wieder und kam noch ein Stück näher auf Bakura zu.

Dieser schüttelte den Kopf. „Ich darf….ich darf nicht.“, wisperte Bakura leise und rückte dann ein Stück näher an die Wand. Doch bevor der Arzt Bakura erreicht hatte, stand dieser auf und wollte davon laufen. „Nein! Bleib doch weg! Bleib doch nur weg von mir! Ich hab dir gar nichts getan!“, schrie Bakura panisch und wollte aus dem Zimmer rennen, doch der zweite Arzt hatte ihn bereits gefangen.

Bakura quietschte und schrie. Er trat unaufhörlich nach dem Arzt und biss ihm zu guter letzt auch so fest in die Hand, wie er konnte, doch er ließ nicht los.

Der zweite Arzt zog derweil eine Spritze auf und befreite Bakuras Oberarm, während dieser immer noch panisch vor Angst versuchte aus dem Griff des Anderen zu entkommen.

„Das wird jetzt etwas pieksen.“, warnte er ihn noch, bevor er die Spritze in Bakuras Arm führte und abdrückte.

Wenige Minuten später erschlaffte Bakuras Widerstand und er sank zusammen. Vorsichtig legte der Arzt ihn auf sein Bett, während der andere seinen Koffer schloss.

„Herr Bakura? Hat das Ihr Sohn öfter?“, fragte einer, der Ärzte nach und sah seinen Vater eindringlich an.

„Nein, das war heute das erste Mal.“, sprach dieser leise und schaute besorgt auf Bakura, der friedlich zu schlafen schien.

„Wissen Sie was ihr Sohn hatte?“. Bakuras Vater schüttelte den Kopf. Er war viel zu benommen, um wirklich etwas zu sagen.

„Ihr Sohn hatte eine Panikattacke. Es kann sein, dass er in letzter Zeit zu viel Stress hatte und sein Körper so darauf reagiert hat, oder, dass ganze hat psychische Ursachen, aber wenn Sie sagen, dass das heute das erste Mal war, halte ich es persönlich für unwahrscheinlich. Ihr Sohn braucht einfach nur etwas Ruhe. Wir haben ihm ein Beruhigungs- und Schlafmittel verabreicht. Morgen Mittag müsste er wieder ganz der Alte sein, nur etwas benommen und vielleicht hat er auch Kopfschmerzen, aber das ist normal. Sollte wieder so etwas auftreten, dann rufen Sie bitte an. Schönen Abend noch.“, verabschiedeten sich die Ärzte und ließen Bakuras Vater zurück.

Dieser ging noch einmal in das Zimmer seines Sohnes und besah sich den friedlichen schlafenden Jungen, bevor auch er ins Bett fiel.
 

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*Turkey: Erste Entzugserscheinungen bei Heroinabhängigen, je nachdem, wie süchtig sie bereits sind.

*4500 Dollar: Ich habe keine Ahnung, zu welchen Preisen solche Drogen gehandelt werden. Ich glaube aber, dass es hinkommt….na ja, ist ja auch egal.

Briefe an meine Schwester

Hinweis: Vielen Dank für netten Kommentare. Ihr macht mich immer so verlegen; ich bin nämlich ein sehr bescheidener Mensch, nichtsdestotrotz freue ich mich natürlich über jedes Kommentar, also immer weiter her damit, auch wenn ich jedes Mal wieder schüchtern lächeln muss, wenn ich das lese (Ja, ich bin krank, ich weiß^^).
 

So, nun aber mal weiter im Stoff.

Viel Spaß.
 

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14. Kapitel
 

Briefe an meine Schwester
 

Leise, um seinen Sohn nicht zu wecken betrat Herr Bakura das Zimmer. Überall lagen noch die Blätter, die Bakura am Vortag wild umher geschmissen hatte auf dem Boden und zeichneten ein Bild der Verwüstung.

Ein kurzer Blick aufs Bett und Herrn Bakura war bewusst, dass sein Sohn noch schlief, auch wenn er sich keinen Millimeter bewegt hatte, seit der Arzt ihn in dieser Position abgelegt hatte.

Tief atmete sein Vater durch und betrat vorsichtig den Raum, um zu sehen, was das für Blätter waren, die Bakura geschmissen hatte. Ihm war bereits am Vortag aufgefallen, dass diese Papiere Schriftzüge enthielten, aber er war viel zu geschockt über die Handlungen seines Sohnes gewesen, als das er ihnen großartige Beachtung geschenkt hätte.

Doch nun wollte er wissen, was auf diesen Blättern stand, auch wenn sein Gewissen ihm immer wieder sagen wollte, dass es unrecht ist, die Privatsphäre seines Sohnes so zu verletzen.

Behutsam nahm Bakuras Vater das erste Schriftstück zur Hand und erschrak so heftig, dass er beinahe nach hinten umgefallen wäre.

Es war ein Brief, ein Brief an seine Schwester Amane*, die vor ein paar Jahren zusammen mit seiner Mutter in einem Autounfall gestorben war. Sein Vater verstand das nicht. Warum schrieb Bakura seiner toten Schwester unzählige Briefe, obwohl sie nicht mehr in der Lage war, diese zu lesen oder gar zu beantworten.

Amane war jünger als Bakura gewesen, doch eigentlich war es sie, die ihn immer beschützt, getröstet und aufgebaut hatte. Sein Vater wusste ja, dass ihn der Tod seiner beiden geliebten Menschen sehr mitgenommen hatte, aber so?

Vorsichtig sortierte er auch die restlichen Blätter und nahm sie dann mit nach unten ins Wohnzimmer. Es war nicht gut, was er hier tat, schließlich ging ihn das nichts an, aber er machte sich große Sorgen um seinen Sohn.

Mit einer Tasse Kaffee setzte er sich auf die Couch und begann den ersten Brief zu lesen.
 

Liebe Schwester,
 

ich weiß, dein Tod ist jetzt 5 Wochen her und es tut mir schrecklich Leid, dass ich dir erst jetzt schreibe, doch ich lag sehr lange Zeit im Krankenhaus und dort hatte ich keine Möglichkeit, dir zu schreiben.

Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, denn ich kann meine Gefühle so schlecht in Worte fassen, du weißt ja, dass ich ein sehr scheuer und ängstlicher Mensch bin. Doch immer, wenn ich an dich denke, an dein Lachen, deine Bewegungen und deine Wärme, die mich umgeben hat, wenn du mich in die Arme geschlossen hast, schnürt es mir die Kehle zu und mein Magen krampft sich zusammen. Ich bin so unendlich traurig, Amane. Ich wollte das alles nicht. Ich bin schuld an dem Tod von dir und Mama, weil ich so gedrängelt habe und nicht still sein wollte.

Ich hatte nicht mal die Möglichkeit mich von euch, und ganz besonders von dir zu verabschieden. Der Tod hat euch beide aus meinem Leben gerissen, euch von mir entfernt und dennoch habe ich das Gefühl, dass ihr beide immer da seid, egal, wo ich bin.

Ich weiß nicht, ob ich mir das nur einbilde, es mir so sehr wünsche, dass ich nicht mehr klar denken kann und mich meinen Phantasien hingebe, doch mir ist es egal und mein Inneres sagt mir auch, dass ihr hier seid, bei mir.

Vielleicht bist du ja jetzt so was wie mein Schutzengel und passt auf mich, so wie früher. Seit dem Tod von euch beiden, zieht sich Papa immer mehr von mir zurück. Ich kann ihn verstehen, denn er braucht auch Zeit, das Geschehene zu verarbeiten. Ich habe nicht viele Freunde, oder eigentlich keine und auch das weißt du. Bevor du geboren wurdest, habe ich mir immer gewünscht, ich hätte viele Freunde mit denen ich sooft und so lange wie möglich spielen konnte. Dann wurdest du geboren und eigentlich dachte ich immer, dass Brüder ihre kleinen Schwestern beschützen, aber bei uns war das nicht so. Du hast mich beschützt und gewärmt, wenn ich wieder geschunden und verraten von der Welt da draußen heimgekehrt bin. Ich möchte dir dafür danken. Jetzt, da du tot bist kann ich es dir leider nicht mehr persönlich sagen, aber besser spät als nie, oder?

Ich bin jetzt wieder sehr einsam, so wie früher, aber eigentlich macht mir das nichts aus, denn einsam und alleine war ich schon immer, auch wenn ich diesen Umstand hinter meinem mir eigenen Lächeln verbergen kann.

Ich würde dir gerne noch mehr sagen, aber ich kann es nicht. Meine Hand zittert und verschmiert meine Schrift, genauso wie die Tränen, die sich langsam ihren Weg auf das Papier bahnen.

Ich hoffe, dir geht es gut, dort, wo du jetzt bist. Mögen die Engel dich sanft in den Schlaf begleiten und dir endlich den Schutz gewähren, den auch du so sehr benötigt hast, Amane.
 

Ich vermisse dich,

Ryou Bakura.
 


 

Bakuras Vater schluckte schwer und kämpfte mit letzter Kraft seine Tränen hinunter. Zittrig nahm er seine Tasse und trank einen Schluck, bevor er sich einem weiteren Brief widmete.
 

Liebe Amane,
 

ich glaube, ich komme allmählich über deinen Tod hinweg, so gut, wie mir das möglich ist. Es hat mich die letzten Wochen sehr viel Kraft gekostet, aber ich denke, ich bin so weit, dass ich einigermaßen ruhig und ohne Tränen mit dir schreiben und dir etwas aus meinem Leben berichten kann, sofern du es hören willst, wenn nicht, dann sage es einfach und ich höre damit auf, okay?

Ich gehe jetzt auch jede Woche einmal in die Kirche um für dich zu beten, und natürlich auch für Mama und Papa, doch wenn ich ehrlich bin, dann bete ich die meiste Zeit für dich und dass es dir gut geht. Dir geht es doch gut, oder?

Ich weiß nicht, ob es einen gnädigen Gott gibt und er auch mich eines Tages aufnehmen wird und wir uns wieder sehen werden, doch ich hoffe es. Es würde mir mein schwaches Herz auseinander reißen, wenn dem nicht so wäre, obwohl ich kein guter Mensch bin. Ich versuche jeden Tag, meine Schuld an eurem Tod wett zu machen, doch ich glaube, dass selbst die beste Tat nie ausreichen wird um meine Schuld zu begleichen, selbst wenn ich 100 werden sollte. Doch ich hoffe und das hält mich am Leben. Sonst nichts weiter, nur der Glaube daran, dass ich es doch schaffen werde, im Himmel aufgenommen zu werden und euch beide wieder zu sehen und dafür brauche ich bestimmt mein ganzes Leben. Und Papa hält mich auch teilweise davon ab, mein von gottgegebenes Leben zu früh und eigenständig zu beenden, denn ich glaube, er braucht mich.

Er zeigt es mir zwar nie, aber ich spüre es doch ein wenig, wenn auch nicht viel.

Eigentlich wollte ich alle meine Briefe an dich auf dein Grab legen, doch ich habe noch nicht die Kraft dazu. Ein paar Mal habe ich es schon probiert, doch es mag mir nicht gelingen. Doch ich verspreche dir, dass du eines Tages alle meine Briefe wirst lesen können und dann bringe ich dir natürlich auch deine Lieblingsblumen mit: Sonnenblumen, dich schönsten und reinsten, die ich bekommen kann werde ich dir auf dein Grab legen, wenn die Zeit dafür reif ist.

Ich vermisse dich immer noch sehr, Amane. Lass es dir aber dennoch gut gehen.
 

Dein Bruder,

Ryou Bakura.
 

Sein Vater hatte gerade die letzten Zeilen des Briefes zu Ende gelesen, als er Schritte die Treppe herunter kommen hörte. Ohne sich die Mühe zu machen, zu verbergen, dass er sie gelesen hatte, ließ er alle auf dem Tisch liegen, sodass Bakura sein Geheimnis sehen konnte.

Doch zu seiner Überraschung bekam Bakura davon gar nichts mit.

„Guten Morgen, Papa. Gut geschlafen?“, fragte er freundlich lächelnd und ging in die Küche. „Ja, danke und du?“. „Hätte besser sein können. Mein Kopf brummt fürchterlich.“, antworte Bakura wahrheitsgemäß und kam mit einem Glas Milch zurück ins Wohnzimmer. Doch auch jetzt schien er die Briefe nicht zu bemerken.

„Soll ich Frühstück machen? Ich habe Hunger.“. „Ich habe eine bessere Idee. Zieh dich an und dann werden wir frühstücken gehen. Und danach habe ich noch eine Überraschung parat.“

Bakura sah seinen Vater skeptisch an, nickte dann aber dennoch und ging langsam die wieder die Treppe hoch um sich anzuziehen und fertig zu machen. Er liebte Überraschungen und war jedes Mal aufs Neue furchtbar aufgeregt, ließ sich aber dennoch nichts anmerken. Er wollte niemanden drängeln und übte sich immer wieder in Geduld, auch wenn sie ihn beinahe innerlich auffraß.

Nachdem er sich angezogen, Zähne geputzt und gekämmt hatte, ging er wieder hinunter und sah seinen Vater schon in voller Montur an der Tür stehen. „Na los, Ryou. Beeil dich, damit wir auch alles schaffen.“, sprach sein Vater nicht minder aufgeregt.

Schnell zog Bakura noch seine Schuhe an, bevor sie beide zu Auto gingen. Sein Fuß tat überraschenderweise überhaupt nicht mehr weh und obwohl er es nicht verstand, freute es Bakura trotzdem.
 

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Sein Vater hatte ihn unterwegs gefragt, wohin sein Sohn denn gerne möchte und was er essen wollte. Da Bakura eher zu den Vielfraßen neigte und so gut wie alles aß, was nur irgendwie essbar war, überließ er die Entscheidung seinem Vater.

„Weißt du, Ryou, manchmal frage ich mich echt, wie du nur so gut deine Figur halten kannst. Ich meine, bei den Mengen, die du täglich verputzt müsstest du um einiges dicker sein.“, lachte sein Vater und sah seinen Sohn an, der vollkommen rot im Gesicht zu Boden starrte. Plötzlich hielt der Wagen.

„Steig aus, wir sind da.“. Bakura öffnete die Tür und sah ein kleines Restaurant, was ihm sofort sehr gefiel. Es war nicht besonders voll, aber die Atmosphäre sagte ihm zu. Er hasste überfüllte Orte, sie machten ihm Angst und dann war er jedes Mal furchtbar unsicher und gestresst.

Sein Vater wusste dies und hatte mit Absicht an dieses kleine Restaurant gedacht. Außerdem war er hier bereits einmal mit einem seiner Arbeitskollegen gewesen und die Speisekarte war ausgezeichnet.

„Gefällt dir der Platz?“, fragte sein Vater und deutete auf einen Zweiersitz am Fenster, von dem aus man einen sehr schönen Blick auf den hauseigenen Garten werfen konnte. Bakura nickte und setzte sich dann ans Fenster.

„Was darf ich Ihnen zu trinken bringen?“, erkundigte sich eine junge Kellnerin und sah Bakura freundlich an.

„Hm…äh, hm…uhm…Milch! Ich hätte gerne eine Milch!“, platzte es aus Bakura raus und die Kellnerin nickte, wand sich dann an seinen Vater.

„Eine Kanne Kaffee. Danke.“

Bakura nahm vorsichtig die Speisekarte in die Hand und blätterte sie durch, bevor ihm etwas ins Auge fiel, von dem er wusste, dass es ihm schmecken würde, auch wenn ihm so ziemlich alles schmeckte, wenn es nicht gerade Austern* waren.

Nachdem die Kellnerin die Getränke auf ihren Tisch gestellt hatte, notierte sie sich noch das Essen und verschwand dann wieder an einen der anderen Tische.

„Und du denkst, du schaffst das?“, witzelte sein Vater und sah Bakura auffordernd an. Beschämt wich dieser ein wenig seinen Blick aus, doch fügte dann ein „Ja, sicher!“ hinterher.

Eine Weile des Schweigens folgte. Bakura hatte schon lange nicht mehr auswärts gegessen; entweder sie beide hatten sich was zu essen bestellt, was recht häufig in letzter Zeit vorkam oder er selbst hatte etwas gekocht. Die meisten sagten ihm immer wieder, dass er sehr gut kochen konnte, auch wenn er sich selbst sicher war, dass er seine Fähigkeiten durchaus verbessern konnte.

„Ryou? Was war das gestern? Vor was hattest du Angst?“, unterbrach sein Vater schließlich Bakuras Gedankengänge.

Erschrocken sah er auf und musterte seinen Vater. „Gestern? Was soll gestern gewesen sein? Marik war da und danach bin ich ins Bett gegangen. Ich weiß nicht, wovon du sprichst?“, sagte Bakura leicht verwirrt.

Seinem Vater dagegen entgleisten die Gesichtszüge. „Wie? Du weißt nicht, was gestern gewesen ist? Nicht, dass du aus dem Haus gestürmt bist, 2 Stunden später wieder gekommen bist und völlig aufgelöst in deinem Zimmer eine Panikattacke hattest?“. Bakura sah ihn traurig an und schüttelte den Kopf.

„Nein. Papa, das musst du dir eingebildet haben. Marik war bei mir, wir haben zusammen etwas gespielt und dann bin ich ins Bett gegangen.“.

Bakura wusste sehr genau, dass in dieser Zeit wieder diese seltsame Stimme mit ihm gesprochen hatte und es plötzlich dunkel um ihn herum wurde, aber an das, was sein Vater ihm erzählte konnte er sich nicht erinnern.

„Seltsam.“, nuschelte dieser, doch dann kam auch schon ihr Essen.
 

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Nach einer Stunde hatte Bakura auch sein Essen geschafft, was aus 3 Brötchen, Wurst, Käse, Marmelade, Jogurt und Ei bestanden hatte.

„Bakura, ich geh schon mal vor. Bezahl dann, wenn du ausgetrunken hast. Ich warte draußen vor dem Wagen.“. Verwundert blinzelte Bakura, doch sagte dann: „Okay.“

Wenige Zeit später hatte er ausgetrunken, bezahlt und ging langsam zum Wagen.

„Wohin fahren wir jetzt?“, fragte Bakura neugierig und stieg ins Auto. „Lass dich überraschen.“, sagte sein Vater kurz und fuhr dann los.

Es verging eine ganze Weile bis sie schließlich vor einem großen Park standen, der Bakura sehr an die englischen Gärten zu Hause erinnerten. Ehrlich gesagt, hatte er erst einmal in seinem Leben einen englischen Garten gesehen und das war in London bei einem Schulausflug. Alle seine Klassenkameraden fanden diesen Ausflug total langweilig, doch Bakura genoss die friedliche Atmosphäre und die geraden Linien. Sein Leben verlief nicht immer sehr friedlich oder geradlinig, deswegen fühlte er sich augenblicklich wohl. Die „Aufgeräumtheit“ eines englischen Gartens gaben ihm die nötige Sicherheit, die er so dringend in seinem Leben brauchte.

Die ganzen anderen Kinder hatten ihn damals verspottet und ausgelacht, als er stundenlang an einem Brunnen saß und die Fische beobachtete. Der größte und gemeinste Junge aus seiner damaligen Klasse hatte ihn zum Schluss auch noch in selbigen geschuppst. „Da! Jetzt bist du endlich bei deinen Freunden, was?!“, lachte er, als Bakura pitschnass im Brunnen saß. Er hätte am liebsten angefangen zu weinen, doch verkniff er es sich, denn dann wären die anderen Kinder bestimmt noch gemeiner gewesen.

Diese Situation erinnerte ihn an die Zeit, als er gerade mal 5 Jahre alt gewesen war und nachmittags zum Spielen auf den Spielplatz ging*, bewaffnet mit Schaufel und Eimer. Er war ausgezeichnet im Sandburgenbauen und zeigte es den anderen Kindern immer wieder gerne, oder half ihnen beim Bauen ihrer eignen, ohne überheblich oder der gleichen zu sein.

Doch nie wollte ein Kind mit ihm spielen; kaum näherte er sich dem Sandkasten freudestrahlend, verzogen sich die anderen und ließen ihn alleine. Oft spielte er stundenlang einsam im Sandkasten, sah immer wieder die anderen Kinder zusammen toben, bevor er geknickt und gedemütigt wieder nach Hause ging.

„Na? Magst du ein bisschen spazieren gehen?“. Bakura sah zu seinem Vater und nickte dann aufgeregt, bevor er endlich den großen Park besichtigen konnte. Er hatte überhaupt nicht gewusst, dass es hier so etwas gab, aber definitiv würde das jetzt hier sein neuer Lieblingsort werden, neben den Strand.

Bakura konnte sich gar nicht satt sehen an all den verschieden geschnitten Formen der Hecken, den vielen Rosen und den schönen Kieselsteinen des Weges. Er kam sich ein bisschen vor, wie „Alice im Wunderland“, wenn sie der Königin begegnete. Diesen Ort musste und wollte er Marik unbedingt mal zeigen, am besten gleich morgen.

„Du, Papa? Darf ich heute bei Marik übernachten?“, fragte Bakura hoffnungsvoll und sah in mit seinen großen rehbraunen Augen an. Sein Vater lächelte sanft und nickte. Manchmal kam ihm sein Sohn noch vor, wie ein Kleinkind, das nach einem Eis fragte, nachdem es minutenlang mit sich gehadert hatte, ob man dieses Wagnis eingehen könnte.

„Wir sollten jetzt aber nach Hause fahren, damit du Marik noch Bescheid sagen kannst.“. Bakura sah noch einmal auf den Eingang des Parks, bevor sein Vater und er los fuhren.
 

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*Amane: Ja, das ist wirklich Ryous Schwester. Kommt allerdings nur im Manga vor und er schreibt ihr auch wirklich immer Briefe. In Yu-Gi-Oh! Zero wird es auch einmal gezeigt, wie er am Schreibtisch sitzt. (Schaut nach, falls ihr mir nicht glaubt)

*Austern: Ja, Ryou hasst Austern. Aber er liebt Cream Puffs ;) (Ich liebe sie übrigens auch, hab sie mal in England gegessen. Ich kann sie nur empfehlen.)

*Sandkasten: In der Yu-Gi-Oh! Staffel Zero (wurde nur in Japan ausgestrahlt, gibt es aber auf youtube.com mit englischem Untertitel) in Folge 23/24/25 (kann ich jetzt gar nicht mehr so genau sagen) sieht man ihn alleine im Sandkasten als kleinen Jungen sitzen (ich hätte beinahe geheult; ja ich geb’s ja zu: Ich bin eine seiner vielen Fangirls^^).

Übersteigerte Aggression

Hinweis: Na, alles klar bei euch, meine über alles geliebten Kommischreiber? Ich hoffe, euch geht’s gut.

Ich hab mir in letzter Zeit andauernd irgendwelche Tribute für Marik und Ryou (und glaubt mir, die sind wirklich schwer zu finden, dabei hat er doch nun wirklich gute Tribute verdient, oder?) auf youtube.com angesehen, dass ich nur so aus Süßstoff und unnützen Kalorien bestehe (nein, ich habe die beide nicht aufgegessen^^; ich hatte dann doch zu viel Angst, dass Horden wahnsinniger Fangirls hinter mir her rennen und mich steinigen, wenn ich den beiden auch nur ein Haar krümme).

Aber wisst ihr, was mir passiert ist? Ich war an der Reihe einen Videoabend für meine Freunde zu geben (das wechselt bei uns immer mal); ne Freundin von mir den Film „Jagdhunde“ mitgebracht und rein geschmissen. Ich hol Knabberzeug aus der Küche (wir haben ne offene Küche, so habe ich alles gehört, was noch am Anfang gesprochen wurde). Ich die Chips und den ganzen Kram umgefüllt und plötzlich höre ich die Stimme von Ryou (nein, ich schiebe keine Halluzinationen); renne quietschend und schreiend aus der Küche mit dem ganzen Kram; ungefähr so: „Ryou?! Wo ist er?! Ryyouuuuuuuuuu ahhhhh. Outch!“. Mein armer Kumpel saß leider etwas unpraktisch und ich habe ihm nicht nur das Knabberzeug über geschüttet, sondern auch seine Wodka/Cola. Er sah danach ziemlich, nun ja….zerstört aus xD. Mich das aber nicht weiter gekümmert und ich wie gebannt auf den Fernseher gestarrt; denn in dem Film hat Constantin von Jascheroff mitgespielt, sprich Ryous Synchronstimme.

Ihr könnt euch das ja bestimmt vorstellen; ich habe vom Film nichts mitbekommen, sondern nur an seinen Lippen gehangen und immer mal wieder die Augen zu gemacht um mich voll auf seine Stimme zu konzentrieren. Ich empfehle euch also nicht, einen Film anzusehen, in dem er mitspielt, denn das flasht und verwirrt total, wenn man eigentlich immer wieder Ryou hört^^

Na ja, wie dem auch sei, ich will euch jetzt nicht weiter mit meinem nicht vorhandenen Leben nerven, sondern weiter geht’s hier im Stoff.
 

Viel Spaß!!!!!!!
 

15. Kapitel
 

Übersteigerte Aggression
 

Bakura und sein Vater kamen wenige Zeit später wieder zu Hause an. Bereits im Auto fing Bakuras Bein erneut an, wie wahnsinnig zu pochen und zu stechen und er wollte nur noch aus seinen Schuhen heraus, um seinem Fuß Erleichterung zu verschaffen.

Humpelnd und mit schmerzverzerrten Gesicht bahnte er sich als Erster seinen Weg Richtung Eingangstür und war erleichtert, als er endlich den Gang erreichte. Vorsichtig zog er seine Schuhe aus und stellte sie ab.

„Ich hoffe, dir hat es gefallen, dass wir essen waren?“, erkundigte sich sein Vater, als Bakura langsam ins Wohnzimmer ging.

„Was hast du getan!?!“, entfuhr es Bakura teils erschrocken und teils sehr aggressiv, als er die achtlos von seinem Vater liegengelassen Briefe an seine Schwester sah.

„Was meinst…..oh, du meinst die Briefe. Ich kann das erklären…ich….“. „Du kannst das erklären?! Da gibt es nichts zu erklären! Du hast in meinen Sachen rumgewühlt! In MEINEN Sachen!“. Bakura wurde immer hysterischer und funkelte seinen Vater böse an.

„Ich wühl doch auch nicht in deinem Kram rum! Hast du vielleicht auch noch mein Tagebuch?! Dann sag es mir lieber gleich, bevor ich es auch so erfahren muss!“. „Nein, das habe ich nicht. Die Briefe lagen heute Morgen einfach so in deinem Zimmer rum…“. „Und da dachtest du, dass du sie einfach lesen darfst?!!“. Bakuras Wutausbruch wurde mit jeder Sekunde, die verstrich zusehends heftiger.

„Nein, ich meine…also…“. Bakura hörte seinem Vater allerdings schon gar nicht mehr zu, sondern sortierte schnell die Briefe, die so lieblos auf dem Wohnzimmertisch lagen und drehte sich dann wieder zu ihm um. Tränen rannen über seine geröteten Wangen und er fühlte sich gefangen in einem Meer der Wut, Hoffnungslosigkeit und bitterer Enttäuschung.

„Ich hasse dich dafür! Hörst du?! Ich HASSE dich!“, schrie Bakura ihn an, bevor er die Treppe hoch rannte, um in sein Zimmer zu gelangen.

Doch kaum war Bakura auf den ersten Stufen angelangt, wurde er auch schon von seinem Vater festgehalten.

„Lass mich los! Verschwinde!“, quietschte Bakura heftig und schubste seinen Vater von sich weg, der den Halt verlor und auf seinem Hintern landete.

Wütend funkelte Bakura ihn an, bevor er seinen Weg fortsetzte, doch spürte er beinahe zugleich einen gleißenden Schmerz durch seinen Fuß rinnen, denn sein Vater hatte ihn an seinem verletzten Gelenk angefasst und ihn festgehalten.

Vor Schmerz wimmernd und winselnd sackte Bakura zusammen und sah seinen Vater ängstlich und verwirrt an.

„Du bleibst jetzt hier und hörst mir zu!“, drohte Herr Bakura kalt. „Ich werde gar nichts tun!“, gab sich Bakura bockig, dennoch konnte er nicht aufstehen, da sein Vater ihn festhielt.

„Oh doch, jetzt wirst du mir mal zu hören! Du kannst dich doch nicht immer….“, aber er wurde seitens Bakuras unterbrochen. „Du hast mir gar nichts zu sagen, du Trottel! Lass mich verdammt noch mal los, oder ich muss gewalttätig werden!“, zischte Bakura und schien seine Drohung wirklich in die Tat umsetzen zu wollen, wenn sein Vater nicht aufhörte, ihn festzuhalten.

„Bist du taub?! Lass mich los!“, wiederholte er sich noch einmal, bevor er mit seinem gesunden Fuß seinem Vater böse in den Magen trat und dieser augenblicklich losließ. Triumphierend lächelnd stand Bakura auf und ging die Treppe wieder hinab, ohne sich nach dem Gesundheitszustand seines Vaters zu erkundigen, der sich krümmend den Bauch hielt.

„Lass dir das eine Warnung sein, mich das nächste Mal gegen meinen Willen festzuhalten!“, knurrte er noch, bevor er die Haustür hinter sich schloss.
 

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„Na hob, mach die Tür auf, du Penner!“, fluchte Bakura, nachdem er für seinen Geschmack viel zu lange vor der Tür stehen musste. Es waren genau 10 Sekunden, die er gewartet hatte, bevor Yami ihm öffnete.

Ungläubig starrte er Bakura an. „Was willst du denn an einem Samstagvormittag hier?!“, fragte Yami ihn zähneknirschend.

Bakura ging davon aus, ihn gerade geweckt oder so etwas zu haben, denn er stand lediglich in Boxershorts vor ihm und wuschelte sich durch das zerzauste Haar.

„Ich glaube, ich sollte mich doch noch bedanken. Weißt du, wegen der Geschichte mit meinem Fuß.“. Teuflisch grinsend ging er langsam und drohend auf Yami zu, der instinktiv vor ihm zurück wich.

„Oh, haben wir Angst? Das ist aber überhaupt nicht nötig; du brauchst doch keine Angst haben. Ich finde, es gebührt sich nicht, vor einem lieben Freund zurück zu schrecken.“

„Du bist nicht mein Freund!“, zischte Yami und setzte noch einen Schritt zurück.

„Au, das tat weh. Aber weißt du, was noch viel schlimmer wehtun wird? Wenn ich mit dir fertig bin!“.

Ängstlich wich Yami immer weiter zurück, bis er in seinem Wohnzimmer angekommen war. Das Schauspiel gefiel Bakura und er genoss die Angst in Yami fast riechen zu können.

„Oh schade, ich glaube hier endet unsere kleine „Jagd“, dabei habe ich gerade angefangen, diese zu genießen.“, kicherte er hämisch, als Yami mit dem Rücken an die Wand stieß und ihn ansah, wie ein verschrecktes Kaninchen eine Schlange. Er schaute sich nach einer Fluchtmöglichkeit um, doch die einzige, die es gab wurde von Bakura versperrt, welcher sich weiter drohend auf Yami zu bewegte.

„Du brauchst gar nicht darüber nachzudenken, wie und ob du vor mir abhauen kannst. Versuch einfach, dich nicht zu sehr darauf zu konzentrieren, was ich mit dir anstelle.“, warnte Bakura ihn noch und seine Lippen umspielte ein fieses Grinsen, bevor er Yamis Arm harsch packte und ihn in einer einzig fließenden Bewegung mit dem Rücken an seine Brust drückte.

„Und nun kommt mein Dank für die Sache mit meinem Fuß.“, zischte Bakura wie eine Schlange in Yamis Ohr und brach ihm seinen Arm oberhalb des Ellenbogens durch.

Yami schrie vor Schmerz laut auf und Tränen traten ihm in die Augen. Bakura gefiel, was er hörte und in seinem Kopf spielten sich zahlreiche sadistische Szenarien ab.

Er ließ Yami los und dieser sank augenblicklich zu Boden und krümmte sich vor Schmerz.

„Oh…das tut mir Leid. Tut es so schlimm weh?“, fragte Bakura trocken und mit gespielten Mitleid, bevor er Yami heftig in die Seite trat und man ein grausames Knacken im Raum vernehmen konnte.

Wieder schrie Yami gepeinigt auf und wusste nicht so recht, ob er nun seinen Arm umklammern sollte oder lieber seine Seite, die tickend und pochend unter seinem seitlich verlagerten Gewicht zu zerbrechen drohte.

„Oops…ich sollte meine Kraft doch wirklich unter Kontrolle bringen, was? Eins oder zwei Rippen sind jetzt bestimmt kaputt.“, scherzte Bakura und besah sich sein Werk. Yami lag wimmernd, zitternd und vor Schmerzen stöhnend auf dem Fußboden und bettete in Gedanken, dass Bakura diese Prozedur nicht weiter fortsetzen wollte.

„Hm, ich glaube, das reicht. Ich schätze mal, du hast deine Lektion gelernt. Ein Wort zu einem Arzt oder einem Polizisten und deine Tage sind gezählt, hast du mich verstanden?!“. Doch Yami antwortete nicht, sondern quälte sich weiter unter Schmerzen und Pein auf dem Fußboden.

In Bakura kochte die Wut hoch und so griff er sich Yami kurzerhand an den Haaren und zerrte ihn zu sich hoch.

„Ich fragte, ob wir uns verstanden haben!?!“. Yami schluckte kurz und brachte dann ein gebrochenes „Ja“ heraus, bevor er wieder unsanft auf dem Boden landete.

„Siehst du, geht doch. So, ich rufe noch schnell einen Krankenwagen und dann werde ich dich auch schon wieder verlassen müssen. Tut mir wirklich Leid, aber ich bin eben viel beschäftigt.“, grinste Bakura und nahm den Hörer.

Nachdem er einen Notruf abgesetzt hatte, ging er noch mal kurz zu Yami, der nicht immer noch nicht aufstehen konnte und kniete sich zu ihm hin.

„Ach, manchmal bin ich einfach viel zu nett.“, seufzte er selbstverliebt und ließ Yami dann alleine.

Etwas plan- und ziellos lief Bakura durch die Straßen von LA und hatte einen gehetzten Gesichtsausdruck, den die vorbeilaufenden Passanten nur allzu deutlich sahen. Es mutete an, als würde Bakura vor etwas augenscheinlich nicht Vorhandenen davon rennen, nur wohin er rannte, das wusste er nicht.

Er wusste nicht, wie er überhaupt in die Stadt gekommen war und was er hier wollte. Sein Fuß pochte heftig und irgendwie war es ihm, als ob er etwas Schreckliches getan hatte. Bruchstücke und Schemenhaftes schlichen sich in seinen Kopf, doch konnte Bakura sie nicht greifen. Er sah, wie jemand sich vor Schmerzen wandte und schrie, wimmerte und flehte, doch konnte er es nicht einordnen, geschweige denn, der Person ein Gesicht geben.

Sein Blick war haltlos und er wirkte wie weggetreten; wie jemand, der nicht Herr seiner Sinne war, doch eigentlich war er es auch nicht.

Doch dann sah er durch seine verschleierten Augen eine Gestalt, die er erkannte. Sandblonde Haare und einen gebräunten, muskulösen Oberkörper hatte Bakura jetzt erst bei einer Person gesehen.

„Marik!“, rief Bakura mit heißerer Stimme und flog regelrecht in dessen Arme, der verdutzt auf den verschwitzten und zitternden Körper starrte.

„Äh, Bakura? Ich freu mich ja auch dich zu sehen, aber …äh, was ist los mit dir?“, fragte Marik einigermaßen gefasst und drückte Bakura fest an sich.

„Ich…ich. Ich wollte …ich, …darf ich heute bei dir bleiben?“, stotterte Bakura fast atemlos und vergrub sich in Mariks hellblauen Hemd.

„Äh, ja…wenn du magst. Meine Eltern sind eine Woche nach Ägypten gereist zu meiner Schwester. Ich denke, dass ist kein Problem. Ich war grad einkaufen, also komm erstmal mit mir nach Hause, okay?“.

„Ja. Danke.“. Marik schmunzelte. „Du brauchst dich nicht zu bedanken. Ich hab dich gerne als Gast. Na los, lass uns gehen.“

Es dauerte nicht lange und beide waren bei Marik angekommen. Bakura wusste dieses Mal bereits, wo der Schuhschrank war und in welcher Richtung das Wohnzimmer lag.

„Du kannst dich auf die Couch setzten und ich mache uns was zu essen. Na, wie wär’s?“, erkundigte sich Marik und räumte seine Einkäufe in die jeweiligen Schränke. Bakura schüttelte den Kopf. „Ich hab vorhin erst was gegessen und das war ziemlich viel. Ich hab noch keinen Hunger.“

„Na gut. Dann mach ich mir nur ne Kleinigkeit und wir essen dann später warm oder so, einverstanden?“.

„Ja, okay.“. Nachdem sich Marik ein Sandwich gemacht hatte, dass in Bakuras Augen alles andere als klein war, setzten sich beide auf die Couch im Wohnzimmer.

„Jo, wir könnten uns alte Cartoons ansehen. Wie wär’s? So Bugs Bunny oder so was.“, sprach Marik aufgeregt und wartete kein weiteres Kommentar seitens Bakuras ab, sondern schaltete sofort den Fernseher ein und zappte durch das Programm. „Bugs Bunny“ kam zwar nicht, aber dafür „Pinky und der Brain“.

„Ja, das hab ich früher immer total gerne geschaut, du auch?“. Bakura nickte und lächelte Marik an, der scheinbar total zum Kind mutierte, wenn er Cartoons sah. Doch Bakura war das ganz recht, so würde Marik ihn bestimmt nicht fragen, warum er vorhin so aufgelöst in seinen Armen hing.

Nachdem der Abspann zu sehen war, lehnte Bakura seinen Kopf auf Mariks Schulter und atmete tief den Eigengeruch von ihm ein. Marik nahm ihn sachte in seine Arme und küsste ihm leicht auf das weiche Haar.

„Du Marik?“. „Hm, was ist?“, fragte Marik mit geschlossenen Augen. „Könntest du mir einen Gefallen tun?“. „Sicher, was denn?“. „Könntest du mich bitte bei meinem Vornamen nennen? Ich meine…äh, weißt du, ich…ich hab eben auch einen und….äh, ja, und ich fände es schön, wenn du mich so nennen würdest. …..Wenn es dir nichts ausmacht?“. Marik öffnete seine Augen und hob zärtlich Bakuras Kopf an, damit er ihm tief in die rehbraunen Iriden sehen konnte.

„Alles, was du willst….Ryou.“, flüsterte er und jagte Bakura damit einen angenehmen Schauer über den Rücken, der ihn beinahe aufquietschen hätte lassen, so platzte er fast vor Glück. Sein Name klang so wunderbar, wenn Marik ihn aussprach, ihn sanft über seine Lippen gleiten ließ. Er wollte seinen Namen ab nun an sooft wie möglich durch Mariks Mund hören.

„Ryou…..“. Marik prüfte noch einmal den Klang und die Weichheit dieses Namens, bevor er seine Lippen mit denen Bakuras versiegelte und ihn zärtlich küsste.

Vorsichtig glitt er mit seiner Zunge über Bakuras geschlossenen Mundes und fragte nach Einlass, der ihm freudig gewährt wurde. Sachte schob sich Mariks Zunge über Bakuras Zähne hinweg und begrüßte die Fremde, damit sie mit ihr spielen möge. Sanft stupsten sich beide immer wieder an, nur um sich dann wieder kurz zurück zuziehen.

Behutsam bettete Marik Bakuras Körper auf die Couch und ließ von seinen Lippen los, nur um sich liebevoll dessen Hals zu widmen. Zart wurden einzelne federleichte Küsse auf die sich abzeichnenden Sehnen gehaucht und entlockten Bakura somit eine Gänsehaut. Seine Zunge schlängelte sich tanzend zu Bakuras Ohr und Marik blies sanft in dieses hinein.

„Ich liebe dich, Ryou.“, sagte er zärtlich und knabberte an Bakuras Ohrmuschel.

Dieses Mal konnte er sich nicht mehr zurück halten und musste unweigerlich aufquieken, damit seine Gefühle heraus fließen konnten.

Mit hochrotem Kopf hielt sich Bakura allerdings den Mund zu. Das war ihm so erschreckend peinlich.

Marik kicherte und zog vorsichtig Bakuras Hand weg. „Wie soll ich denn deine wunderbar sanfte Stimme hören, wenn du dir den Mund zu hältst, Ryou?“. Marik hatte dieses Mal mit Absicht Bakuras Vornamen erwähnt. Er schien eine besondere Wirkung auf dessen zu haben und deshalb wollte Marik hin sooft wie möglich sagen.

„Du bist so verdammt niedlich, Kleiner.“. Marik wusste nicht ganz, warum er ihn nun klein genannt hatte, obwohl er nicht viel kleiner als er selbst war, doch irgendwie passte es zu Bakura. Marik hatte in seiner Gegenwart immer das besondere Gefühl, dass Bakura so unendlich viel kleiner war, als er selbst, auch wenn er sich nicht erklären konnte, woher es rührte.

Wieder musste Bakura kurz aufquieken, was Marik anspornte, seine Stimme weiter hören zu wollen.

„Na warte! Jetzt will ich deine Stimme aber länger vernehmen!“, warnte Marik Bakura spielerisch und vergrub seinen Kopf in Bakuras Bauch, was diesen sofort lachen ließ. Mariks Lippen umspielte ein diabolisches Grinsen und so setzte er auch seine Hände und vor allem Fingerspitzen ein und strich Bakuras Seiten entlang, nachdem er unter dessen Shirt geglitten war.

„Das ist die Bestrafung dafür, dass du so eine unglaublich schöne Stimme hast!“, lachte Marik beinahe so laut wie Bakura selbst, der sich schon heftig unter ihm wand. Doch Marik konnte einfach nicht aufhören, Bakura lachen zu hören und so verstärkte er seine Bemühungen noch, in dem er ihn nun überall krabbelte.

„Ma….Mar….Marik! Hör…hör…auf!“, brachte Bakura kaum noch hörbar hervor, doch Marik konnte nicht aufhören. Diese Situation berauschte ihn und er befand sich in einem regelrechten Wahn.

„Ma…ich krieg…krie….keine Luft!!!!!!, brüllte Bakura mit letzter Kraft und langsam wurde er panisch. Er hatte heftige Atemprobleme und Marik schien gar nicht mehr aufhören zu wollen.

„Verdammt noch mal, geh von mir runter!“, schrie Bakura und schlug nach Marik, bis er ihn direkt an der Brust getroffen hatte.

Sofort setzte sich Bakura auf und atmete schnell durch. „Sag mal, hast du sie noch alle?!“, stellte Bakura eher fest, als dass er es fragte.

„Tut mir Leid. Ich fand es nur so lustig….“. „Lustig?! Du findest es lustig, wenn ich keine Luft mehr kriege?!“, fragte Bakura entrüstet und funkelte ihn böse an. „Es tut mir doch Leid. Es kommt nicht mehr vor.“, verteidigte sich Marik. „Dein Leid kannst du dir sparen! Willst du wissen, was ich lustig finde…..Marik?“, knurrte Bakura gefährlich und Marik wich ein Stück zurück.

„Ryou? Was ist mit dir?“. „Was mit mir ist? Du hast mich beinahe verrecken lassen! Du und dein scheiß Rumgekitzel! Ich will dir nur zeigen, wie sich das anfühlt Todesangst zu haben!“. Bevor Bakura seinen letzten Satz zu Ende gesprochen hatte, drückte er Marik auch schon mit beiden Händen die Kehle zu. Keuchend wand sich Marik unter ihm und versuchte Bakura wegzudrücken, doch dieser ließ sich in seinem Tun nicht beiirren.

„Ryou….ich…ich….Ryou…aufhör….Ryou!“, flehte Marik keuchend, doch Bakura verstärkte nur den Druck. Mariks Sicht verschleierte, doch erkannte er plötzlich genau den veränderten Blick in Bakuras Augen. Sie waren wieder sanft und unschuldig, nicht mehr kalt und bösartig.

Auch der Griff um seine Kehle löste sich, sodass Marik wieder nach Luft schnappen konnte.

„Oh mein Gott, Marik! Was ist mir dir….was hab ich getan?!“, fragte Bakura besorgt und strich Marik durch das sandblonde Haar.

Als sich dieser wieder gefasst hatte, richtete er sich auf und schubste Bakura von sich weg.

„Was sollte das?! Ich hatte mich doch entschuldigt!“, schrie Marik hysterisch und immer noch mit bebenden Herzen. Der Schock saß tief in seinen Gliedern.

„Ich,….ich, ich….Marik, ich weiß nicht, was ich getan habe!“, sprach Bakura verzweifelt. „Du weißt nicht, was du getan hast?! Du hast versucht mich umzubringen! Reicht dir das als Erklärung?!“.

„Marik….es…“. „Spar dir deine Entschuldigung! Verschwinde von hier und lass dich so schnell nicht wieder blicken! Du bist doch total krank!“.

„Aber Marik….“. „Verschwinde, Bakura!!!!!! Hau ab!!!!! Verpiss dich!!!!!!“, brüllte Marik und zerrte Bakura auf die Beine.

Schnell zog er ihn hinter sich her und setzte ihn vor die Tür. „Tritt mir bloß nicht mehr so schnell unter die Augen, du geisteskrankes Arschloch!“.

Bakura hörte nur noch einen Knall und dann sah er sich alleine vor dem Haus stehen. Tränen standen ihm in den Augen und seine Kehle war wie zugeschnürt.

Er fühlte sich leer und erschreckend einsam. Marik, sein Freund und Liebhaber hatte ihn zutiefst gekränkt und er konnte sich nicht einmal daran erinnern, was er getan hatte. Plötzlich sah er sich auf Marik sitzen und seine Hände an dessen Kehle, ihm die Luft abschnürend.

Vielleicht hatte Marik ja Recht und er war geisteskrank. Alles lief darauf hinaus. Er sah sich plötzlich vermehrt Situationen ausgesetzt, bei denen er sich nicht wirklich daran erinnern konnte, wie er in sie hinein geraten war.

Überall tauchten in letzter Zeit auch fies grinsende Menschen, Tiere oder eine Mischung aus beiden auf und Bakura vermochte nicht zu sagen, ob sie real oder bloße Einbildung waren. Sie verfolgten ihn, schrieen ihn an und beleidigten ihn, bis sie plötzlich wieder verschwunden waren.

Und dann war da noch diese Stimme in seinem Kopf, die er manchmal vernahm und die ihn nicht in Ruhe ließ. Sie hatte gesagt, sie wolle ihm helfen, sie würde auf ihn aufpassen, doch jedes Mal, wenn sie es kurz zuvor gesagt hatte, war er in total seltsamen Situationen aufgewacht und alles war nur noch schlimmer als zuvor; so, wie jetzt.

Als Marik ihn gekitzelt hatte und er keine Luft mehr bekam, hatte die Stimme kurz mit ihm geredet, gesagt, dass er sich doch helfen lassen sollte. Und dann war er auf Marik wieder zu sich gekommen, dieser halb erstickt und mit Todesangst in den Augen.

>Ich konnte doch nicht wissen, dass er so reagiert. Ich wollte ihm wirklich nur zeigen, wie sich das anfühlt, zu ersticken. Ich hätte ihn schon nicht umgebracht<, wisperte seine Stimme fast schon entschuldigend.

„Lass mich in Ruhe! Du bist doch an allem Schuld! Verschwinde aus meinem Leben!“, schrie Bakura hysterisch und hielt sich den Kopf, als hätte er starke Kopfschmerzen. Genau genommen, hatte er diese auch und sie drohten, seinen Kopf zu zerbersten.

Er wollte weg, er wollte Ruhe und vor allem wollte er wieder selbstbestimmt über sein Leben entscheiden.

Bakura wusste nicht, wie er Marik begreiflich machen sollte, dass er es nicht war, der in versucht hatte, umzubringen. Das er so was nicht tun würde, nie. Und vor allem wusste er nicht, wie er ihm das begreiflich machen sollte, ohne, dass Marik dachte, er sei völlig verrückt.
 

There’s another world inside of me

That you may never see

There are secrets in this life

That I can’t hide

Somewhere in this darkness

There’s a light

That I can’t find

Maybe it’s too far away

Or maybe I’m just blind
 

Roaming through this darkness

I’m alive but I’m alone

Part of me is fighting this

But part of me is gone

(3 Doors Down)

Höllenqualen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Höllenqualen (Zensiert)

16. Kapitel
 

Höllenqualen
 

Bakura schleppte sich mit letzter Kraft nach Hause. Sein Kopf dröhnte und sein Fuß war schon längst nicht mehr brauchbar, sondern musste hinterher geschliffen werden. Alles war schief gelaufen und der Schmerz, der seinen Magen und vor allem sein Herz gefangen nahm, peinigte ihn unaufhörlich.

Er wusste nicht, was schlimmer war: Sein Seelenschmerz oder die Qualen seines Körpers, die er aber schon fast nicht mehr vollständig wahrnahm.

Bakura öffnete seine Haustür und schloss sie kopfhängend hinter sich. Tränen flossen unaufhörlich über seine blasse Haut und seine Lippe war gänzlich aufgebissen, weil er ohne Unterlass darauf herumknabberte.

Das hatte er schon immer als Kind gemacht, wenn er mit Situationen nicht umgehen konnte um sich selbst ein wenig zu beruhigen.

„Ich bin wieder da.“, schluchzte Bakura und ging ins Wohnzimmer, wo sein Vater bereits auf ihn wartete. „Ja, das sehe und höre ich.“, brummte dieser ärgerlich.

„Was ist, Papa? Hast du was?“, fragte Bakura ungläubig und setzte sich zu ihm auf die Couch.

Kurz atmete Herr Bakura tief durch und sah seinen Sohn eindringlich an. Es entging ihm nicht, dass Bakura weinte und das schon eine geraume Zeit, wie dieser annahm, doch wollte er diesen Umstand momentan nicht ansprechen.

„Hast du dich wenigstens vorhin befreit gefühlt?“, knurrte Herr Bakura und sah in große, weit aufgerissene, rehbraune Augen, die durch die vielen Tränen völlig verschleiert waren.

„Nach was?“. „Nachdem du mich in den Bauch geboxt hast, damit ich dich loslasse.“. Bakura schluckte.

>Warum kann ich mich daran nicht erinnern, warum…..WARUM< schrie Bakura in Gedanken und wusste nicht, was er seinem Vater sagen sollte. Er hatte es doch gar nicht getan, sondern es war bestimmt diese Stimme, die immer wieder die Kontrolle über ihn erlangte, wenn die Situationen für ihn anfingen, unerträglich zu werden.

„Es tut mir Leid, Papa. Wirklich! Ich wusste mir nicht anders zu helfen. Du hast mich verletzt, in meinem Vertrauen erschüttert und das tat so grausam weh.“.

Mehr Tränen traten ihm in die Augen und er konnte die Trauer, die über ihn hereinbrach nicht mehr zurück halten.

Schluchzend vergrub er seinen Kopf in seinen Händen und ließ die glitzernden Perlen über seine Hände laufen.

„Geh in dein Zimmer, Bakura.“, sprach sein Vater kalt und stand auf, um in die Küche zu gehen.

Schwach auf den Beinen erhob sich Bakura und ging langsam die Treppe rauf. Hinter sich schloss er die Tür und schmiss sich auf sein Bett, bis sein Kissen fast gänzlich nass war von den unzähligen Tränen, die er weinte und die nicht versieben wollten.

>Tut mir Leid, Kleiner. Ehrlich. Ich wollte dich doch nur beschützen<, flüsterte seine, mittlerweile ihm bekannte Stimme.

>Lass mich in Ruhe. Du bist nicht ich und du existierst doch gar nicht! Du bist doch nur ein Produkt meiner Phantasie<, sprach Bakura zornig und wütend in seinen Gedanken.

Er erwartete eine Antwort seines kranken Gehirns, doch diese blieb es ihm schuldig. Die Stimme schwieg und die Ruhe, die ihn nun umfing, drohte ihn zu ersticken. Es war keine angenehme Ruhe, sie war falsch und wenig einladend. Sie zeugte doch nur von seiner Einsamkeit, die er gehofft hatte, zu entsagen. Doch nun war sie wieder hier. Sein einziger Freund wollte nun auch nichts mehr mit ihm zu tun haben, was Bakura nur zu gut verstehen konnte, nachdem, was er ihm wohl angetan hatte.

Er wollte wieder angenehme Ruhe, ein Vergessen von dem, was war. Er wollte sich wieder frei fühlen und seine Flügel ausbreiten, die sich so eng an seinem Körper schmiegten und grausam weh taten, weil sie keine Entfaltungsmöglichkeiten in dem kleinen Käfig, in dem er gefangen war, hatten.

Bakura wusste nicht ganz wie, doch in seiner früheren Schule hatte mal jemand zu ihm gesagt, dass, wenn er solche Gefühle und Probleme hatte, und sie nicht vergessen konnte, gewissen Drogen Erleichterung verschafften.

Bakura war kein Freund von solchen Dingen; Alkohol hatte er eins oder zweimal getrunken, doch war es ihm nie gut bekommen und er fühlte sich tagelang danach immer noch elend. Doch jetzt fühlte er sich ja auch miserabel, ganz ohne Drogen, also warum das nicht mal ausprobieren; nur dieses eine Mal, nur um Ruhe und Vergessen zu finden.

Genug Geld hatte er ja, woher auch immer. Über 2000 Dollar sollten ja für ein wenig Ablenkung reichen.

Aber wo sollte er das her bekommen? Er kannte sich ja gerade mal in der näheren Umgebung aus. Aber vielleicht, wenn man in das „verbotene Viertel“ ginge, von dem er zufällig mal gehört hatte, als er seine Sachen in seinem Spinnt verstaute und sich zwei Jungs in seinem Alter darüber unterhielten.

Dann war da aber ein weiteres Problem. Wie um alles in der Welt sollte er dort hinkommen? Er kannte keine Straße, die in diesem Viertel lag mit Namen und er konnte ja schlecht zum Beispiel einem Taxifahrer sagen, dass er in das „verbotene Viertel“ wollte. Obwohl, Bakura war momentan einfach alles egal. Er wollte jetzt Ruhe, egal um welchen Preis.

Als er hörte, wie sein Vater sich wohl fertig machte um noch irgendwohin zu gehen, machte sein Herz innerlich einen Luftsprung. Das war seine Gelegenheit ein Taxi zu bestellen und dorthin zu fahren.

„Bakura? Ich muss noch mal schnell weg, wegen der Arbeit. Wir sehen uns heute Abend dann! Haben wir uns verstanden? Ich bin so gegen 20:00 Uhr wieder zu Hause.“.

„Ja, Papa. Bis heute Abend.“. Bakura schaute schnell auf seinen Wecker. Es war 14:56, also genug Zeit, um hinzufahren, etwas zu kaufen und wieder nach Hause zu kommen.

Kurz wartete er noch, bis er den Wagen seines Vaters aus der Einfahrt herausfahren hörte, dann sprang er auf und rief ein Taxiunternehmen an. Keine 10 Minuten später stand es auch schon vor der Tür.

Bakura packte vorsorglich von den über 2000 Dollern 500 ein, für alle Fälle. Er hatte keine Ahnung, wie viel so was kostete, doch er ging einfach mal davon aus, das es reichte.

„Schönen guten Tag, Sir. Wo soll es denn hingehen?“, fragte der Fahrer höflich, als Bakura zu ihm einstieg und sich anschnallte.

„In das „verbotene Viertel“.“, nuschelte er ein wenig verlegen und schaute stur aus der Frontscheibe, sodass er auch nicht den entrüsteten Blick des Taxifahrers wahrnahm, der nach anfänglicher Skepsis und Zögern dann doch losfuhr. Es dauerte nicht sehr lange, bis sie beide angekommen waren. Bakura hatte die gesamte Fahrt nicht ein einziges Wort mit dem Fahrer gewechselt.

„So, da sind wir. Also hier fängt es an. Das macht dann 30 Dollar.“. Bakura zog schnell den Betrag aus seiner Hosentasche und verabschiedete sich. Er sah dem Taxi noch so lange hinterher, bis es aus seinem Sichtfeld verschwunden war und setzte dann etwas zögerlich seinen Weg fort.

Wie wollte er hier irgendjemanden finden, der Drogen verkaufte. Er wusste doch gar nicht, wie jemand aussah, der das tat. Und das dieses Viertel verboten war, ja, daran ließ man ihm keinen Zweifel mehr.

Er ging langsam eine Gasse entlang, die scheinbar für Prostituierte ihren Arbeitsplatz boten und die ihn gierig und lasziv ansahen.

„Hallo Süßer. Na wie wär’s mit uns? Willst du dich nicht mal verwöhnen lassen.“. Bakura lief hochrot im Gesicht an, als er spürte, wie eng sich diese Frau an ihn schmiegte, von der er ausging, dass sie nicht viel älter sein konnte, als er selbst.

„Äh…n-ein…hgn…nein!“, stotterte Bakura und entwand sich aus ihrem Griff. Diese Straße wollte er ganz schnell hinter sich bringen, egal, was es kostete.

Etwas außer Atem ließ er sich nach einer Weile an einer Mauer hinunter gleiten. Die Idee hierher zu kommen, wurde ihm immer schleierhafter und er zweifelte bereits an seinem gesunden Menschenverstand, sofern er ihn überhaupt noch besaß.

„Ahhhh.“, brüllte er laut auf, als sich neben ihm eine Tonne rührte und mit lauten Knall zu Boden stürzte. Der Grund hierfür war eine schwarz-weiße Katze gewesen, die scheinbar hinter einer Maus oder Ratte her war und in ihrem Eifer den Halt auf der Mülltonne verlor.

Bakura schüttelte den Kopf.

„Jetzt erschreck ich mich auch schon vor Katzen.“. „Wie ich sehe, brauchst du ein wenig Ruhe, oder?“, bemerkte eine tiefe, ruhige Stimme von der Seite und Bakura drehte sich zu der Person um.

„Na ja…äh, vielleicht.“, gab er unschlüssig als Antwort und wich einen Schritt zurück um nicht gänzlich von der Nähe der anderen Person erdrückt zu werden. Diese schmunzelnde.

„Das trifft sich aber gut. Ich habe zufällig etwas dabei, was deine Nerven ein wenig beruhigen wird.“

„Ja?“. „Hm…willst du ein wenig?“, fragte die Person, sichtlich glücklich einen potenziellen Käufer gefunden zu haben. „Wie viel möchtest du denn?“. Da war Bakura überfragt. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was so was kostet.

„Äh, …wie viel bekommt man denn für 470 Dollar?“. Der Mann dachte sich verhört zu haben, doch dann sah er die Scheine die Bakura aus seiner Tasche kramte.

„Nun, viel….doch ich glaube nicht, dass du so viel auf einmal nehmen solltest.“ „Wie viel sollte ich denn nehmen?“. „Hast du schon mal Tranquilizer* genommen?“. „Nein….hilft das denn, wenn man vergessen und Ruhe finden möchte?“. Der Mann lachte kurz auf. „Oh ha, ein kompletter Neuling auf diesem Gebiet. Ja, das hilft sogar sehr gut. Glaub mir mein Junge, du wirst dich danach wirklich entspannt und beruhigt fühlen. Ich gebe dir 4 Pillen, okay? Nimm am Anfang erstmal nur eine und warte ab. Hier wird dir bei einer Überdosierung nämlich niemand zur Hilfe kommen. Das macht dann 150 Dollar.“

Bakura nickte und überreichte dem Mann sein Geld, im Gegenzug dafür bekam er seine versprochenen Pillen.

„So, wie gesagt, nimm erstmal nur 1.“, sagte der Dealer noch schnell und verschwand dann wieder so plötzlich wie er gekommen war.

Bakura fühlte sich gut. Er hatte die 4 Pillen in seiner Hand und beäugte sie neugierig. Allein die Gewissheit, sie würden helfen, ließen ihn bereits ruhiger werden. Natürlich hatte er auch Angst, dass etwas passieren konnte, wenn er sich eventuell übernehmen würde, doch hielt ihn das nicht davon ab, es dennoch zu versuchen.

Vorsichtig zerbrach er eine in der Mitte und verstaute dann den Rest in seiner Hosentasche. Er wollte sie gerade in seinen Mund führen, als sich seine innere Stimme plötzlich wieder zu Wort meldete.

>Tu das nicht, Ryou. Ich werde dir nicht mehr helfen können, wenn du dein Bewusstsein ausschaltest<.

„Um so besser. Du bist doch der Grund, warum ich das hier mache um Ruhe zu finden.“, war Bakuras knappe und ehrliche Antwort und dann war auch schon die Hälfte der Tablette seine Speiseröhre hinunter gerutscht.

„Hm…also noch merk ich mal so gar nichts.“, murmelte Bakura und ging langsam wieder zurück, doch bereits wenige Minuten später spürte er, wie er sich langsam beruhigte und sich entspannte. Allerdings schienen sich auch seine Muskeln merklich zu lösen, denn er konnte kaum noch einen Schritt vor den anderen setzten, ohne dabei fast um zu fallen. Etwas schlürfend glitt er regelrecht an den Hausmauern entlang, damit er dort Halt fand. Seine Sicht verschwamm etwas und es fiel ihm sehr schwer Dinge vor ihm zu fixieren und genau zu erkennen.

Doch es beängstigte ihn nicht, auch wenn er seine Gedanken zu Marik abschweifen ließ, schnürte es ihm nicht die Kehle zu und verkrampfte seinen Magen, sondern irgendwie war ihm egal, was Marik tat oder getan hatte.

Er genoss dieses Gefühl und wackelte zur nächsten Bank um sich dort hinzusetzen. Die Menschen, die an ihm vorbei liefen, schienen wie in Zeitlupe an ihm vorbei zu huschen und er konnte sich ein kurzes Kichern nicht verkneifen.

Zwar kam es ihm vor, als würde er neben seinem Körper stehen, doch das gefiel ihm. Er war irgendwie trotzdem ganz nah bei sich. Müde und schlaftrunken ließ er seinen Kopf zurück fallen und schloss für einen Moment seine Augen.

Es war egal, ob sie nun zu waren, oder offen, viel sehen konnte Bakura eh nicht mehr. Die Zeit schien sich endlos langsam dahin zurollen, sofern sie überhaupt noch da war, doch als Bakura auf seine Uhr schaute, erschrak er ein wenig.

Er musste scheinbar 3 Stunden bereits auf dieser Bank gesessen haben, denn es war mittlerweile kurz vor 7 Uhr und auch die Wirkung des Beruhigungsmittels verschwand allmählich, doch das wollte Bakura noch nicht. Schnell schluckte er noch die andere Hälfte, bevor er aufstand.

Die Wirkung verstärkte sich wieder und brach sogar mit noch größerer Heftigkeit über ihn herein, doch irgendwie schaffte es Bakura sich dieses Mal einigermaßen auf den Beinen zu halten und so trottete er benommen und high Richtung Ausgang dieses Viertels.

Er hatte es beinahe erreicht, als ihn plötzlich jemand zurück zerrte und da Bakuras Körperfunktionen eh gedämpft waren, konnte er sich noch nicht mal im Geringsten dagegen wehren.

„Na, was haben wir denn da? Einen weiblichen Jungen, hm?“, grinste ihn der Typ schief an. Bakura konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, viel zu betäubt waren seine Sinne.

„Du sagst ja gar nichts….für solch ein schönes Wesen, wie dich ist es hier sehr gefährlich. Willst du mir ein wenig Gesellschaft leisten? Wir werden bestimmt viel Spaß zusammen haben.“, lächelte der Typ, der Bakura festhielt gefährlich. Bakura schluckte schwer und brachte es irgendwie zustande, ein „Nein, das möchte ich nicht!“ zu murmeln.

„Schade, nur leider frage ich dich nicht nach deiner Meinung. Tut mir Leid, wenn das so rüber gekommen ist.“. Bakura wollte gerade schreien, doch da wurde ihm auch schon der Mund zu gedrückt.

Er wand sich so gut es ging, doch konnte er nicht viel gegen den Mann, der größer und stärker war als er selbst ausrichten. Er wurde unaufhörlich weiter in Richtung eines, der Häuser gedrängt und konnte sich nicht wirklich wehren.

Nicht viel später fand sich Bakura in einem Zimmer wieder, was ihm nicht sehr behagte. Er war alleine mit diesem Mann, der viel stärker war als er. Doch schlimmer als das, er war vollkommen zugedröhnt mit einer Substanz, die unaufhörlich durch seine Adern jagte und ihm die Sinne vernebelte.

Kaum konnte er den Umrissen der Möbel in seinem Kopf Namen zu ordnen, fand er sich auch schon auf dem Boden wieder und wurde unsanft umgedreht.

„Keine Angst. Versuch es zu genießen. Ich werde es auf jeden Fall tun.“ Bakura schaute ihn ängstlich an und versuchte sich aus dem Griff des Mannes zu lösen, doch ohne Erfolg. Alles, was er zustande bekam war, dass der Mann wütend über seine Unwilligkeit wurde und ihm herbe ins Gesicht schlug, sodass Bakuras Unterlippe aufplatzte.

Gierig saugte der Mann das Blut aus der Wunde und drängte mit seiner Zunge zwischen Bakuras geschwollenen Lippe. Er fragte erst gar nicht nach Einlass, sondern küsste ihn grob und hart, dass es Bakura regelrecht schlecht wurde.

„Oh, du schmeckst hervorragend, Kleiner.“, gab der Mann lüstern kund und küsste sich dann Bakuras Hals entlang, auf dem er zahlreiche kleine, rote Flecken hinterließ, wenn er sich in die zarte Haut kurz verbiss.

„Aufhören! Bitte aufhören!“, wimmerte Bakura und schloss gequält die Augen. Er musste es irgendwie schaffen, sich auf etwas anderes zu konzentrieren.

Mürrisch hob der Mann den Kopf und blickte Bakura in das vor Angst verzerrte Gesicht.

„Du willst es doch auch, glaub mir….dir wird das gefallen.“

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Bakura hatte es geschafft. Er war bei Mariks Haus angelangt. Wie, das wusste er jetzt im Nachhinein nicht mehr zu sagen, doch irgendwie war es ihm möglich gewesen mit seiner letzten Willenskraft sich zu der Person zu schleppen, die ihn beschützen würde.

Er hätte genauso gut zu seinem Vater gehen können, doch Marik schien ihm die bessere Wahl zu sein, allein schon deswegen, weil er nicht mit ihm schimpfen oder ihm tausend Fragen stellen würde. Zumindest hoffte es Bakura.

Mit der letzten ihm verbleibenden Kraft drückte er die Klingel und sank dann bewusstlos zu Boden.

Marik sprang von der Couch und wunderte sich, wer ihn zu solch später Stunde noch stören wollte. Etwas genervt öffnete er die Tür und bekam fast einen Herzkasper.

Bakura, sein Bakura lag leblos auf dem kalten Boden und seine Hose war voller angetrocknetem Blut. Er war blass und seine Haare waren zerzaust. Vorsichtig kniete er sich zu ihm herunter und hob ihn sanft in seine Arme.

Marik wusste nicht, was mit ihm passiert war, doch das Blut ließ ihn nichts Gutes ahnen. Behutsam legte er ihn erst einmal auf die Couch, bevor er ins Bad ging um frisches Wasser einzulassen.

Nachdem Marik wieder ins Wohnzimmer kam, umfasste er den zierlichen Körper von Bakura und trug ihn ins Bad, wo das heiße Wasser bereits beachtlich die Wanne gefüllt hatte.

Sachte zog er Bakura seine Sachen aus. Marik wusste, dass er nicht viel mitbekam, doch wollte er ihn nichtsdestotrotz keine weiteren Schmerzen zufügen.

Marik musste heftig schlucken und Tränen traten ihm in seine lavendelfarbenen Augen. Bakuras Beine waren mit Blut nur so überschwemmt, welches einen seltsamen Kontrast auf seiner weißen Haut bildete. Er wirkte in Mariks Armen, als er ihn die Badewanne bettete wie ein gefallener und gescheiterte Engel, der alle Höllenqualen durchgemacht hatte.

Zärtlich ließ er ihn in das heiße Nass gleiten und wusch ihm seinen geschundenen Körper. Die Vermutung, dass Bakura vergewaltig worden war hatte sich bestätigt. Marik fragte sich, wie manche Menschen nur dazu in der Lage waren, anderen solche Leiden zuzufügen. Er verstand es nicht und er wollte es nicht verstehen.

Momentan wollte Marik nur Bakura helfen. Nachdem sein Körper zumindest wieder von dem Schmutz und der Pein gereinigt worden war, hob er ihn sanft aus der Wanne und wickelte ihn in die vielen flauschigen Handtücher, die bei Marik im Bad hingen.

Sanft rubbelte er ihn trocken und hob ihn erneut auf seine Arme um ihn in sein Bett zu bringen.

Schnell wühlte Marik ein T-Shirt aus seinem Schrank und eine blaue Short und zog Bakura vorsichtig an, bevor er die Decke über ihn legte.

Marik setzte sich neben ihn aufs Bett und bettete seinen Kopf in seinen Schoß. Tränen traten in seine Augen und er streichelte Bakura sanft durch das feuchte Haar, was nichts an seiner Weichheit eingebüßt hatte.

„Es tut mir Leid, Marik. Ich wollte dir mein erstes Mal schenken. Es tut mir wirklich Leid.“, nuschelte Bakura und Marik spürte, wie einzelnen Perlen über Bakuras blasse Wangen liefen.

„Psst. Es ist gut, es ist nicht deine Schuld.“. „Ich liebe dich, Marik. Ich liebe dich wirklich! Ich will dich nicht missen müssen. Du bedeutest mir so unendlich viel.“, wimmerte Bakura und vergrub sein Gesicht in Mariks Schoß.

„Ich liebe dich auch, Ryou.“. Bakura seufzte. Da war wieder sein Name aus dem Mund seines Freundes. Nie wieder wollte er diesen missen, nie wieder.

Liebe ist wunderschön

Hinweis: Dieses Kapitel hat mich einiges an Nerven und Mühen gekostet, da es unglaublich schwierig ist, über Gefühle und insbesondere über Liebe zu schreiben.

Ich hoffe allerdings, dass es mir einigermaßen gut gelungen ist und ihr nicht denkt: Was ist denn das für eine Schnulze?!

Ich persönlich bin mit dem Kapitel nicht ganz so zufrieden, aber das war das Beste, was ich daraus machen konnte, denke ich.

Ich hoffe, es gefällt.
 

Beide Texte sind übrigens von den „Söhne Mannheims“, falls ihr das nicht wisst.
 

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17. Kapitel
 

Liebe ist wunderschön
 

Als Bakura an diesem Morgen die Augen aufschlug, wusste er, dass der Tag anders sein würde.

Der Morgen war hell. Er empfand ihn wie Glas: Er fühlte sich kühl an, klar und durchsichtig. Bakura hatte das Gefühl, er könne den Inhalt dieses Morgens sehen, ohne ihn zu erkennen.

Klar, er hatte den Vortag nicht vergessen und der Abend und dessen schrecklichen Eindrücke brannten immer noch stark in ihm und drohten ihn zu ersticken. Doch das Gefühl blieb. Dieser Morgen sollte anders sein, als alle, die er zuvor erlebt hatte.

Mühsam richtete sich Bakura auf. Jeder Muskel schmerzte und vor allem sein Hintern wurde von tausend Klingen durchfressen.

Doch er schaffte es, sich vom Bett zu quälen und aufzustehen, so wie an jedem seiner unzähligen Morgen zuvor auch schon.

Und dann traf es ihn wie einen Blitz. Sein T-Shirt, was ihm Marik gestern Abend angezogen hatte war voller Blut, doch seines konnte es nicht sein. Er hatte keine offene Wunde oder etwas ähnliches, was diesen Umstand erklären könnte.

>Ich habe ihm seine Lektion erteilt, Ryou. Er wird nie wieder jemanden solch Leid zu fügen können, das schwöre ich dir<.

>Was hast du getan? Um Gottes Willen, was<. Bakura schluckte schwer und wartete eine Antwort ab, doch sie blieb aus. Keine Stimme war mehr in seinem Kopf zu vernehmen. Einen Moment lang stand er noch völlig unter Schock da, bevor ihm schlagartig bewusst wurde, dass er dieses T-Shirt schnell reinigen musste, oder, eventuell sogar wegwerfen, nur wie sollte er das Marik begreiflich machen?

Schnell rannte er ins Bad und ließ Wasser in das Waschbecken laufen. Hektisch versuchte Bakura das Blut herauszubekommen, doch es ging nicht. Viel zu eingetrocknet war es bereits.

Erschöpft und niedergeschlagen setzte er sich auf den Badewannenrand und kämpfte mich sich, dass er nicht lauthals losbrüllte.

„Ryou? Bist du im Bad?“, fragte Marik von draußen schläfrig. Er hatte im Halbschlaf mitbekommen, dass der warme und zierliche Körper neben ihm fehlte und so war er aufgestanden, um nach Bakura zu suchen.

„Was? Äh….ja…hm, ich will nur duschen.“, stotterte Bakura auf die Schnelle zusammen und drehte sofort den Duschhahn auf.

„Ach so, okay. Wenn du fertig bist, dann kannst du noch mal ins Bett kommen, wenn du magst. Es ist Sonntag und wir haben gerade mal 7 Uhr. Ich leg mich noch mal aufs Ohr.“. Bakura hörte die Schritte von Marik, bis sie verstummten.

Schwer atmend zog er noch seine Short aus und stellte sich dann unter den warmen Wasserstrahl. Sanft glitten die einzelnen Perlen über seine Haut und riefen eine unangenehme Gänsehaut hervor.

Obwohl es nicht kalt war, sondern eher ziemlich heiß in dem kleinen Bad, fror Bakura entsetzlich. Er war müde, ohne Frage, doch innerlich wie aufgepeitscht.

Sein Leben war von jetzt auf gleich zerstört worden; einmal von diesem ekligen Typen und dann scheinbar auch von sich selbst. Egal, was seine andere Hälfte, oder wie auch immer er diese bezeichnen sollte, mit diesem Mann angestellt hatte, es konnte nichts Gutes bedeuten, wenn an seinem bzw. Mariks T-Shirt Blut klebte.

Langsam stellte er das Wasser ab und trat aus der Dusche. Er musste wohl oder übel nur in Boxershorts wieder zu Marik, das Shirt durfte dieser nicht zu Gesicht bekommen.

Schnell trocknete er sich noch ab und huschte dann wieder ins Schlafzimmer.

Marik hob träge den Kopf.

„Ryou? Warum hast du kein T-Shirt mehr an?“. „Äh….das war verschwitzt und äh….da habe ich es ausgezogen, äh…ja, ausgezogen hab ich es!“. „Ryou? Ist irgendwas?“, fragte Marik skeptisch und richtete sich auf. Eindringlich musterte er ihn.

Bakura knabberte sich wie wild auf seiner Hand rum und versuchte tunlichst Mariks stechendem Blick auszuweichen.

„Ryou….sag, was ist los?“. „Äh….hm, ich habe es halt einfach ausgezogen, was soll schon sein?“.

Bakura war etwas irritiert von seiner selbstbewussten Aussage, die nur wenig Rumgestotter beinhaltete.

„Hm….wenn du es sagst. Na komm, es ist noch zu früh um aufzustehen. Leg dich wieder hin.“.

Auffordernd schlug Marik die Decke zur Seite und war erstaunt, wie schnell Bakura in diese angenehme Wärme gekrochen war. Eng schmiegte er sich an Marik an, welcher beschützend seinen Arm um ihn legte. Behutsam strich er ihm durch das feuchte Haar. Er hätte ihn so gerne gestern beschützt, ihn vor dem bewahrt, was ihm passiert ist.

Marik machte sich schreckliche Vorwürfe. Hätte er ihn gestern nicht rausgeschmissen, dann wäre dieser Alptraum Bakura erspart geblieben.

„Ryou….es tut mir schrecklich Leid. Es war meine Schuld, hörst du? Meine Schuld.“. Bakura stockte und schaute ihn an.

„Wie meinst du das?“. „Na ja, ich hab dich rausgeschmissen und wenn ich das nicht getan hätte, dann wäre dir nie so was passiert.“

Marik kämpfte mit seinen Tränen, er musste doch jetzt stark sein, stark für Bakura. Seinen Bakura, nur er durfte ihn anfassen, nur er durfte ihn so nah bei sich wissen. Und dieser Typ hatte es sich gewagt, sich ohne Rücksicht das zu nehmen, was er wollte. Sich etwas von seinem Engel gewaltsam zu holen.

Zu Mariks Trauer gesellte sich nun auch die blanke Wut. Niemand hatte seinem wunderschönen Wesen solch Leid zu zufügen.

„Marik? Es ist schon gut. So schlimm war es nicht.“. Bakura log. Es war mehr als schlimm gewesen. Es war grausam, verachtend, widerwärtig, doch egal welches Wort er in seinem Kopf für dieses traumatische Ereignis einsetzte, um zu beschreiben, wie es war, fand er nie das Richtige. Kein Wort vermochte auch nur annähernd zu sagen, wie sich das anfühlte. Nicht nur, als er noch mitten im Geschehen war, sondern auch danach.

Er fühlte sich traurig, verraten, beschmutzt, gedemütigt und doch gleichzeitig beherbergte seine Seele keines dieser Gefühle, sondern nur eine erdrückende Leere.

„Warum sagst du so was, Ryou? Natürlich war es schlimm, viel mehr als das! Niemand hat dich zu etwas zu zwingen, was du nicht willst! Und schon gar nicht, wenn er dir dabei Schmerzen zufügt! Verstehst du? Niemand darf dich auf diese Art und Weise anfassen, wie dieser Typ es gestern getan hat!“.

Marik drückte Bakura noch fester an sich. Er wollte ihn nie wieder loslassen. Ab nun beabsichtigte er, ihn vor der grausamen Welt da draußen zu beschützen, damit seine Flügel nicht brechen mögen.

Sein Engel mochte zwar gestern geschunden worden sein, doch sein Licht konnte man nicht löschen. Denn selbst die erdrückenste Dunkelheit kann doch die winzigste und zerbrechlichste Kerze nicht am Scheinen hindern.

Sachte küsste Marik Bakura auf das weiche Haar und vergrub seinen Kopf darin.

„Ryou?“, nuschelte er ein wenig und Bakura schaute ein weiteres Mal hoch. Er hielt ihn mit seinen sanften rehbraunen Augen fest, auf eine Art, die Marik allerdings angenehm erschien und nicht einen Hauch von Zwang ausstrahlte.

„Ich will nur in deiner Nähe sein, Ryou. Das ist alles, was ich möchte. Mehr nicht.“. Bakura sah ihn immer noch fest an, bevor er ihn sachte küsste. Ihm war so sehr zu mute gewesen, ihn jetzt mit sich zu vereinigen, nur auf diese sanfte und zärtliche Art und Weise. Nichts Sexuelles, nur die pure und reine Liebe.

Lächelnd beendete er diese scheue Annäherung und auch Marik durchflutete ein ungeheueres Glücksgefühl.

„Schlaf nun noch ein bisschen, du brauchst Ruhe.“. Bakura nickte und schmiegte seinen Kopf an Mariks Brust und atmete tief den Geruch von ihm ein. Die Wärme und Sicherheit von Mariks Körper entspannten Bakura und so fiel er wieder in einen erholsamen Schlaf.
 

Ich will nur in deiner Nähe sein

In der Nacht wenn du schläfst

Ich will nur in deiner Nähe sein

Ich bin wach wenn du schläfst

Ich will nur in deiner Nähe sein

Wenn du schläfst, wenn du gehst

In deiner Nähe sein
 

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Als Bakura zum zweiten Mal an diesem Tag die Augen öffnete, lag Marik nicht mehr neben ihm, sondern saß am geöffneten Fenster und ließ den Tag mit all seiner Herrlichkeit und Reinheit in das Zimmer.

Sein sandblondes Haar spielte vergnügt und kindlich mit dem Wind, der hereinströmte und Mariks Augen ruhten sanft auf etwas, das Bakura vom Bett aus jedoch nicht sehen konnte.

Seine Schmerzen hatten ein wenig nachgelassen und alles in allem fühlte er sich ein kleines bisschen besser.

Vorsichtig erhob sich Bakura und ging leise zu Marik, der noch nicht mitbekommen hatte, das Bakura erwacht war.

Sanft zog Bakura ihn in seine Arme und legte seinen Kopf auf Mariks Schulter. Kurz verspannte sich sein Körper, weil er sich erschrak, doch dann lösten seine Muskeln diese Anspannung wieder, als sie die Zartheit empfanden, mit der Bakura ihn umarmte.

„Warum tust du das gerade? Eigentlich müsste ich es doch sein, der dich in die Arme schließt.“. Vorsichtig, aber ohne sich von Bakura zu lösen, drehte er sich so, dass er diesem ins Gesicht sehen konnte.

Freundlich lächelte er ihn an. „Du ließt mir keine andere Wahl.“, war Bakuras knappe, aber zutreffende Antwort.

„Wie?“. Marik war ein wenig verwirrt. Er hatte ihn doch nicht gezwungen.

„Deine Art am Fenster zu sitzen und rauszuschauen. Da musste ich dich einfach umarmen.“.

Vor Glück und Begeisterung überschäumend erwiderte nun auch Marik die Umarmung und drückte Bakura fest an sich, fast so, als wollte er, dass sie beide verschmelzen.

„Ich mach uns Frühstück und du kannst dich in Ruhe anziehen. Ich habe dir Sachen von mir rausgelegt. Sie sind bestimmt zu groß, aber deine anderen Klamotten…hm, nun ja…sie sind nicht mehr so ganz frisch.“, druckste Marik ein wenig herum.

Es fiel ihm schwer, darüber nachzudenken, dass Bakura gestern vergewaltigt worden war.

„Danke.“, flüsterte Bakura und löste sich von Marik.

Kurze Zeit später kam er auch schon in die Küche, wo es wunderbar nach Pfannkuchen duftete.

>Fast so gut, wie Cream Puffs<, dachte Bakura erfreut und folgte dann diesem köstlichen Geruch.

Marik schmunzelte, als er Bakuras glückliches Gesicht sah. Mit wie wenig dieser zu erfreuen war, erstaunte ihn.

„Na? Hunger?“. Bakuras Lächeln wurde noch größer, wenn dieses überhaupt möglich war und er nickte eifrig mit dem Kopf.

„Na, dann setz dich hin und genieße.“. Marik hatte für jeden 3 gemacht und zusammen mit Blaubeeren und Ahornsirup trafen sie genau Bakuras Geschmack und er schlang beinahe alle 3 auf einmal hinunter.

„Die Klamotten sehen übrigens gar nicht so schlecht an dir aus.“. Bakura schaute an sich herunter. Die Jeans, die Marik ihm gegeben hatte war zwar größer und legte sich nicht ganz so eng an seine Beine, wie das seine eigenen zu tun pflegten, doch unangenehm war es nicht. Das gelbe T-Shirt gefiel ihm eigentlich auch ganz gut.

„Danke.“, sagte Bakura, als er einen großen Bissen herunter geschluckt hatte.

„Du kannst auch noch einen von mir haben, ich habe nicht so viel Hunger.“, bot Marik an, als er sah, dass Bakura schon fast seinen letzten aufgegessen hatte.

Bakuras Augen leuchtenden auf und gierig griff er sich Mariks Pfannkuchen von dessen Teller.

Doch, als er mitbekam, was er gerade getan hatte, sich einfach selbst bedient, stieg ihm augenblicklich die Hitze ins Gesicht.

„Tut mir Leid.“, murmelte Bakura und sah unschlüssig auf seinen Teller.

„Warum tut es dir Leid? Ich habe es dir doch angeboten.“, bereinigte Marik die Situation und somit aß Bakura auch noch diesen Pfannkuchen mit Genuss auf.

„Lecker. Danke.“. Marik lächelte. „Freut mich, dass es dir geschmeckt hat. Ich spül schnell Geschirr und dann können wir irgendwas zusammen machen, wenn du Lust hast.“

Da fiel es Bakura wieder ein. Er wollte doch Marik diesen Park zeigen, den er zusammen mit seinem Vater besichtig hatte.

„Klar! Ich möchte dir gerne was zeigen, wenn du magst.“, sprach Bakura aufgeregt und hoffte inständig, dass Marik einwilligen würde.

„Okay, dann lass mich schnell aufräumen und dann können wir los.“.

Nachdem Marik wieder Ordnung in die Küche und sein Zimmer gebracht hatte, ging er runter zu Bakura, der sich bereits seine Schuhe angezogen hatte und ruhelos vor der Tür stand.

„Schaffst du es noch, dich ein wenig zu gedulden oder muss ich ohne Schuhe los?“, witzelte Marik, als er Bakura sah und seine Schuhe anzog.

„Wenn du willst, können wir mit meinem Motorrad fahren.“. Bakuras Augen weiteten sich.

„Du hast ein Motorrad?“. „Jap.“. „Oh ja….fahren wir.“.

Marik ging zusammen mit Bakura in die Garage und schob seine Harley (A/N: Ich habe nicht die geringste Ahnung, was Marik für ein Motorrad hat, aber da mein Vater so eine ähnliche Maschine fährt und diese eine Harley ist, bestimmte ich jetzt einfach mal, dass Marik auch eine hat^^) auf die Einfahrt.

„So, aufsteigen und gut festhalten, okay? Ich fahr etwas rasant, musst du wissen.“. Bakura bestieg ein mulmiges Gefühl, doch jetzt konnte er nicht mehr ablehnen.

„Wo soll es eigentlich hingehen?“, fragte Marik, als sich auch Bakura endlich etwas ungelenk auf das Gefährt gesetzt hatte und sich sofort panisch an ihn klammerte, als würde er jeden Moment wieder runterfallen.

„In so einen Park. Äh….der sieht so’n bisschen aus wie’n englischer Garten.“. „Okay, ich kenne zwar keine englischen Gärten, aber ich denke, ich weiß, welchen du meinst. Und Bakura? So krampfhaft musst du dich nun auch nicht festhalten.“, scherzte Marik, als er den immer fester werdenden Griff um seine Taille bemerkte.

Sachte streichelte er noch mal über Bakuras Hände, bevor er sein Motorrad anschmiss und sich wenige Minuten später auf der Fahrbahn seinen Weg suchte.

Jedes Mal, wenn Marik seine Maschine durch den Verkehr schickte, als gäbe es kein Morgen mehr, bettete Bakura in Gedanken, dass das noch nicht sein Ende bedeutete. Doch auch die rasanteste Fahrt fand einmal ihr Ende und so kamen Marik und Bakura unbeschadet beim Eingang zu Bakuras Traumgarten an.

„So, ich denke, den meintest du, oder?“. Bakura strahlte. „Ja, den meinte ich.“. Seine Stimme war nur noch ein Flüstern, solch eine Ehrfurcht hatte er vor diesem bezauberten Ort. Es mutete fast so an, als hätte Bakura Angst durch zu lautes Sprechen diesen Garten zu verschrecken, sodass er seine Schönheit vor seinen Augen zu verstecken drohte.

Bakura lief an Marik vorbei und ging durch das wunderschöne Tor, das den Eingang zierte. Es war aus schwarzen Eisen erschaffen worden und durch viele Girlanden, die allesamt die Formen von verschiedenen Sträuchern und Blumen hatten geschliffen.

Marik bewunderte Bakuras reines Wesen. Er war so liebenswürdig und bescheiden, dass es ihm manchmal so vorkam, dass er selbst viel zu unrein und beschmutzt für diesen Engel war.

Für ihn war es ein Wunder, dass sich Bakura bereits an solch einem Tor satt sehen konnte, an etwas, an dem andere Menschen wohlmöglich achtlos dran vorbei gelaufen wären oder ihm nur einen sehr flüchtigen Blick gewidmet hätten.

Doch Bakura schien völlig bei diesem Gegenstand zu sein, ihn mit jeder Faser seines Körpers und seiner Sinne aufzunehmen und ihn abzuspeichern. Bedächtig fuhr er mit seinen Fingerspitzen über das kühle Metall und zeichnete die Konturen und Formen der einzelnen Abbildungen, die so sorgsam in das Eisen eingearbeitet worden waren, nach.

Marik seufzte. Dieser Mensch, der sich alleine an solch einem Tor ergötzen konnte, wollte ihn, wollte mit ihm sein Leben teilen und ihn Stück für Stück in seine Welt eintauchen lassen. Marik hätte in diesem Moment die ganze Welt umarmen können.
 

Sag mal, hast du sie gesehen?

Wie sie lachten, wie sie gehen?

Manche Wesen sind so schön

Innen wie Außen

Sie verwöhnen deine Sinne und gewöhnen

Dich wieder an Liebe, die du kennst

Zu der du immer wieder rennst
 

Diese Liebe ist real

So real, wie Höllenqualen

Höllenqualen sind egal

Wenn sich die Liebe dir entfacht
 

„Wollen wir weitergehen?“, fragte Marik sachte nach, als Bakura schon Minuten dieses Tor anstarrte und streichelte.

Freundlich lächelnd nickte Bakura und spazierte federleicht in sein Paradies. Er schien dabei sogar Marik zu vergessen, doch es machte diesem nichts aus. Er war sich sicher, wenn es Bakura möglich war, ihn auszublenden, dann bestimmt auch die Schmerzen und die Gewalt des letzten Abends und das war es ihm wert.

Plötzlich blieb Bakura stehen und schaute sich fasziniert ein Beet voller Sonnen- und Mohnblumen an, welches er bei seinem ersten Besuch wohl übersehen hatte. Jetzt wollte er diesem jedoch seine gesamte Aufmerksamkeit zu kommen lassen, denn diese hatte es verdient.

Blitzartig gesellte sich zu den roten und gelben Kolorierungen noch ein Wesen, das die Blumen im Gegensatz alt aussehen ließ, so viele schillernde Farben besaß dieses.

Bakura betrachtete diesen bunten Falter. Er atmete so vorsichtig, wie möglich um ihn nicht zu verscheuchen. Die bunten Farben seiner zarten Flügel ließen Bakuras Herz vor Entzückung höher schlagen.

Bakura fühlte sich glücklich und nahm seinen bewundernden Blick nicht von dem Falter, bis ein Vogel ihn verjagte, der ganz nah an ihm vorbei geflogen war.

Wie wunderschön war das Leben für Bakura in diesem winzigen Augenblick gewesen. Die Schmetterlinge, die vielen bunten Blumen, die blühenden Sträucher und die hohen Bäume. Alle waren seine Freunde, alle hatten einen Platz in seinem Leben, zu allen sprach er mit seinem Herzen und fühlte, dass sie ihm antworteten.

Marik betrachtete dieses Schauspiel mit stummer Glückseeligkeit. Er war nicht so sensibel und so einfühlsam, wie Bakura, der sich in diesem Moment verlor, aber er verstand oder er spürte, wie viel Bakura das hier bedeutete. Deswegen wollte er ihn eigentlich nicht stören, doch langsam bekam er etwas Hunger.

Bakura dagegen schien sogar seine Körperfunktionen vergessen zu haben, denn dieser rannte und spielte wie ein Kind in diesem Irrgarten.

Marik hatte ein ungutes Gefühl, wenn er Bakura so betrachtete. Er hatte Angst, dass jemand kommen könnte und den Irrgarten von Bakuras Illusionen und den Duft seiner Phantasie und seiner Sehnsucht mit Sägen und Äxten, mit Sicheln und Heckenscheren zerstören wollte.

Jetzt hatte die Hitze der Entbehrung dessen üppiges Gras noch nicht verbrannt und der Hagel der Enttäuschung seine bunten Blumen nicht geknickt.

Marik fürchtete sich vor dem Tag, an dem die skrupellosen Gärtner die letzte Schönheit durch gerade Wege und Beschneidungen in Bakura zerstören würden. Marik wollte den Ausgang aus diesem Labyrinth nicht finden, er wollte sich ganz in Bakura verlieren und im Gegenzug dafür sich ihm öffnen.

„Bakura? Wir sollten langsam gehen. Ich hab nämlich Hunger.“, gab Marik fast kleinlaut zu. Es erschien ihm jetzt so banal, so unsinnig. Bakura schaute ihn aus großen, glücklichen Augen an und lächelte sanft (A/N: Stellt euch einfach das Lächeln aus Folge 13 vor, wenn er nachfragt ob die anderen gut geträumt haben. Ich finde es nämlich so süß *-*).

„Okay. Ich komm ja bestimmt noch öfter hier her.“ Sachte nahm er Mariks Hand und ging mit leichtem Schritt zum Ausgang.

„Auf was hast du Lust?“, fragte Marik nach, als er sich wieder auf das Motorrad setzte. „Äh…keine Ahnung. Such einfach was aus.“.

Marik kannte ein schönes, kleines Restaurant in der Nähe des Strandes. Nach dem Essen wollte er mit Bakura auf jeden Fall noch den Sonnenuntergang dort genießen.
 

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„So, da sind wir. Ich hoffe, du isst Fisch.“. „Solange es keine Austern sind, ja.“. Marik lachte, so viel Geld wollte er dann doch nicht ausgeben.

„Na gut, machen wir es so: Du darfst jeden Fisch essen, den du willst, außer Austern und Hummer, einverstanden?“. „Einverstanden.“.

Marik und Bakura setzten sich an einen kleinen Tisch auf der Terrasse, von der aus man einen schönen Blick auf das offene Meer hatte.

„Was darf ich Ihnen zu Trinken anbieten?“, informierte sich eine freundliche, junge Kellnerin.

„Für mich eine Cola.“. „Für mich….ähm, haben Sie Ginger Ale?“. „Ja. Also dann für Sie ein Ginger Ale?“. „Ja.“, bestätigte Bakura ihre Frage und sofort mutete es an, als flöge die Kellnerin zurück in das Gebäude, so leicht und federnd waren ihre Schritte.

„Ich glaube, sie ist verliebt.“, gab Bakura etwas schüchtern kund. Marik sah verdutzt von seiner Speisekarte hoch. „Woher willst du das wissen?“. „So läuft nur jemand, wenn er besonders glücklich ist und was liegt da näher, als dass sie verliebt ist?“. Das kam Marik logisch vor, dennoch wunderte er sich, wie Bakura auf so was achten konnte.

„Du sag mal, Ryou? Ich möchte jetzt nicht die Situation verderben, aber….nun, wie sieht das jetzt eigentlich aus, willst diesen Dreckstyp anzeigen?“.

Bakuras Blick verdunkelte sich und er sah betrübt auf den Tisch. Aus einer reinen Übersprungshandlung strich er die Tischdecke, die sie bereits ohne Falten vorgefunden hatten, als sie sich beide setzten, gerade.

Bakura war sich sicher, dass dieser Typ keine Anzeige mehr nötig hatte. Er weilte bestimmt nicht mehr unter ihnen.

„Nein, Marik.“, gab er traurig zur Antwort und konnte sich vorstellen, wie sich Marik jetzt fühlte. Er würde ihn bestimmt nicht verstehen.

„Warum?“. „Nun, ich ….äh, ich…hm, ich weiß doch gar nicht wie er heißt, geschweige denn wo er wohnt.“. „In welchem Viertel war es denn?“. Marik wollte ihm helfen. „Ich…ich weiß es nicht.“. Bakura hielt es für keine gute Idee, ihm zu sagen, wo es stattgefunden hatte.

„Du musst doch aber wiss…“. „Ich möchte nicht darüber sprechen, okay? Ich werde ihn nicht anzeigen.“. Marik sah mitleidig ihn Bakuras Augen, die unruhig umher streiften.

„Okay, es ist deine Entscheidung. Ich werde dir helfen, wenn du magst, das musst du wissen, aber ich werde dich zu nichts zwingen. Niemals!“.

Das letzte Wort sprach Marik mit besonderem Nachdruck, als wolle er es Bakura regelrecht ins Gedächtnis hämmern.

„So, hier sind Ihre Getränke. Haben Sie sich schon entschieden, was Sie essen möchten?“, fragte die freundliche Kellnerin erneut. Scheinbar war sie für diesen Tisch zugeteilt.

„Ja, ich hätte gerne einmal das Tunfischsteak mit Butterkartoffeln.“. „Hm….Lachs mit…mit….Pommes.“. Etwas verdutzt blickte die junge Frau Bakura an, doch dann schrieb sie sich schnell seine Bestellung auf.

„Du hast manchmal eine komische Zusammenstellung von verschiedenen Nahrungsmitteln, aber okay.“, scherzte Marik und griff dann zärtlich nach Bakuras Hand, die das Besteck betastete.

„Ich liebe dich, Ryou.“, flüsterte Marik liebevoll und küsste sanft Bakuras Fingerspitzen. Diese Aktion ließ das Blut in Bakuras Körper augenblicklich zu Lava mutieren und eine heftige Röte spielte in seinem Gesicht.
 

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Nachdem sie beide ihre Mägen gefüllt hatten, beschloss Marik noch ein wenig mit Bakura durch die Stadt zu bummeln.

Bis es abends war, würde es noch etwas dauern und er wollte doch unbedingt, dass Bakura einen schönen Abschluss für diesen Tag hatte.

„Warum ist deine Schwester eigentlich noch in Ägypten?“, fragte Bakura unvermittelt. „Nun, sie ist älter als ich und sie wollte damals dort bleiben bei unseren Großeltern. Aber sie kommt mit unseren Eltern mal nach Amerika nächste Woche. Wenn du magst, kannst du sie treffen.“. „Wie heißt sie denn?“. „Isis.“ „Ein wirklich schöner Name.“. „Das kannst du ihr dann sagen, du kleiner Charmeur.“, stichelte Marik und stieß Bakura sanft mit dem Ellenbogen in die Seite.

„Du bist blöd.“, stellte sich Bakura bockig und zog einen gespielten Schmollmund, auch um seine eigene Röte zu verbergen.

„Sie wird dich mögen, Ryou. Wirklich.“. „Denkst du?“. „Ja. ….Ach, ich habe mir überlegt, dass du mal meine Freunde kennen lernen könntest, wenn du magst.“. Bakura blieb stehen und sah Marik mit großen Augen an.

„Was? Denkst du, ich habe keine Freunde? Keine Sorge, es ist kein Menschenauflauf, es sind nur Mariku (A/N: Ja, das hättet ihr jetzt nicht erwartet, oder? ^^) und Yugi, der kleine Bruder von Yami (A/N: Gott, ich verhunze hier ganz schön die Verhältnisse, oder?). Keine Sorge, Yugi ist viel freundlicher, als Yami und nicht so ein Großkotz und Mariku…tja, er ist halt Mariku, aber du wirst ihn mögen.“.

„Wenn du es sagst.“, sprach Bakura etwas unschlüssig, aber er wollte sie beide trotzdem kennen lernen.

Marik sah auf die Uhr und erblickte, dass es bald Zeit für den Sonnenuntergang werden würde.

„So. Ich denke, wir sollte zurückgehen.“. „Warum?“, fragte Bakura, doch war Marik bereits auf dem Rückweg.

Er wollte unbedingt den Sonnenuntergang mit ihm betraten und Marik war es wohler zumute, wenn sie beide ein wenig früher am Strand waren, so könnten sie auch noch ein wenig Spaß haben im Sand oder Wasser.

„Das wirst du dann schon sehen und jetzt komm, Ryou.“, drängelte Marik und legte einen zügigen Schritt vor, den Bakura kaum halten konnte mit seinem immer noch schmerzenden Fuß.

Als sie sich beide durch die unzähligen Menschenmassen hindurch geschmuggelt hatten, obwohl Bakura ein paar Schwierigkeiten hatte, verschiedenen Ellenbögen oder Füßen auszuweichen, kamen sie endlich am Strand an.

Marik nahm Bakuras Hand und zog ihn mit sich, da sie sich schon ziemlich verspätet hatten und Marik wollte vorher noch den schönsten Punkt erreichen, den er kannte: Weit abseits, der übrigen Besucher, die oft einfach im Getümmel stecken blieben.

Marik suchte die Klippe, von der aus sie beide in aller Ruhe das allabendliche Schauspiel genießen konnten, wenn die Sonne sich schlafen legte.

„Marik, wohin gehen wir?“, brachte Bakura stockend hervor, weil er mit seiner Kondition zu kämpfen hatte und nicht so trainiert war, wie Marik.

„Ich zeige dir einen viel besseren Ort, den die meisten nicht kennen oder für nicht beachtenswert halten.“, sprach Marik genauso schnell, wie er lief und so bekam Bakura nur die Hälfte seines Satzes mit.

Als Marik endlich seine Hand losließ, war Bakura mehr als nur erleichtert. Erschöpft und völlig außer Atem sackte er auf den kühlen Felsenboden und sah sich um.

„Gefällt es dir?“, wollte Marik wissen und setzte sich neben Bakura, der wieder einigermaßen bei Kräften war. Dieser nickte stumm, aber zufrieden. Marik schien Recht zu behalten, dieser Ort war besser als der überlaufene Strand unterhalb dieses Vorsprunges.

Uns so tranken sie beide mit tiefen Atemzügen den Sonnenuntergang über dem Meer und ihre Freude und Glückseeligkeit stand wie diese Klippe in der Brandung. Ihre Liebe und Zuneigung für einander flog mit der Gischt hoch in den Winden und spielte verzückt mit den schreienden Möwen, die die Fischer auf ihrer Heimkehr begleitete.

Weder Marik, noch Bakura sahen sich an, doch waren ihre Blicke eins hinter dem Horizont, der rot leuchtete und das Ende eines wundervollen Tages einläutete.

A Moment to be real

Hinweis: Hey Leute, wie geht’s euch? Ich hoffe, ihr wollt immer noch wissen, wie es mit dem guten Baku weiter geht? Ich hoffe mal schon ^^
 

Also, kurz zur näheren Erläuterung des Kapitels: Alles was Kursiv steht ist aus der Sicht von Yami Bakura, der hier Kura heißt.

So, der Rest, also in normaler Schrift ist aus Bakuras Sicht der Dinge, verstanden? Ich denke schon, so schwer ist es ja nicht xD
 

Ach ja, damit hier nichts Falsches gesagt wird: Natürlich können Schizophrene mit einer leichten multiplen Persönlichkeitsstörung (oder auch mit einer schweren, bei der es mehr als eine andere Person gibt) diese nicht sehen. Im Regelfall bekommen sie unter Umständen nicht einmal wirklich mit, dass sie nicht nur eine Persönlichkeit haben; sie können sich auf jeden Fall nicht mit dieser unterhalten.

Aber es gibt hier ja immer noch den Aspekt der künstlerischen Freiheit und wenn einer schon einmal den Film: „The secret window“ mit Johnny Depp gesehen hat, dann weiß er, dass es in diesem Film auch so dargestellt wird. (Btw; ist ein echt guter Film, es lohnt sich den zu sehen.)
 

Okay, aber nun viel Spaß.
 

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18. Kapitel
 

A Moment to be real
 

Schließlich war die Sonne hinter dem Horizont verschwunden und mit ihr auch die Helligkeit, die die Welt umschlungen hatte. Die Nacht brachte auch die Frische mit sich, als würde sie dafür sorgen, alles zu reinigen, sodass der Glanz jeden neuen Morgens heller und schöner ist, als die Tage, die zuvor gewesen.

Bakura fürchtete sich nicht vor der Dunkelheit oder der Nacht, er empfand Ruhe und Geborgenheit in ihr und verstand nicht, dass sich Menschen ängstigten, wenn es dunkel ist, denn sie sahen doch die Sonne langsam untergehen und dennoch erschraken sie vor ihr; vor der Dunkelheit, die doch nur eins wollte: Ruhe schenken, damit man Kraft tanken und seine Sorgen vergessen konnte.

Marik beobachte Bakura, der noch immer zum Ende der Welt starrte und die ersten, glitzernden Sterne besah, die sich langsam am Firmament abzeichneten und einen Teppich aus Millionen Diamanten formten. Bakura wirkte traurig und zerrissen. Marik wusste nicht, ob es daran lag, dass Bakura eine, der schlimmsten Erfahrungen hatte erleiden und erdulden müssen, oder ob er etwas vor ihm verheimlichte, was an seiner Seele nagte, sie zerfraß und verschwinden ließ.

Marik zerbrach es das Herz, dass Bakura wie ein kleines, hilfloses Kind da saß, weil es nicht mehr wusste, wo sein zu Hause war, das sich verlaufen hatte und alleine in der grausamen Welt nach Geborgenheit und Schutz suchte, aber dies niemals fand.

„Ryou? Wir sollten gehen. Ich bringe dich nach Hause.“. Erschrocken fuhr Bakura zusammen und blickte Marik unglücklich an, bevor er träge und erschöpft den Kopf schüttelte. „Ich glaube, ich habe kein zu Hause mehr.“, brachte er gebrochen hervor. Obwohl er nicht weinte, weil er es nicht mehr konnte, so klang seine Stimme zerrissen, geknickt und heißer.

Marik schaute ihn erstaunt an. Er verstand nicht, was Bakura da sagte. Was meinte er damit, wenn er behauptete, er habe kein zu Hause mehr? Natürlich hatte er eins. Marik hatte seinen Vater zwar noch nicht kennen gelernt, aber er schien kein böser Mann zu sein. Gut, er war durch seinen Job vielleicht nicht immer anwesend, aber das machte ihn doch nicht zu einem schlechten Vater. Oder vielleicht doch?

„Komm schon, Ryou. Lass uns gehen. Mir wird langsam kalt.“. Doch Bakura flüsterte nur ein leises „Nein“, bevor er seinen Blick wieder in die Ferne schweifen ließ und in seiner Welt, die jenseits des Horizontes lag eintauchte.

Marik seufzte. Wenn Bakura nicht mit ihm gehen wollte, nicht nach Hause, in sein zu Hause, was für ihn scheinbar keines mehr war, was sollte er dann tun? Er konnte noch eine gewisse Zeit bei ihm wohnen, doch das war auf die Dauer keine Lösung. Er musste nach Hause, ob es ihm nun passte oder nicht.

„Ryou, ich sage es dir jetzt ein letztes Mal! Entweder du kommst aus freien Stücken mit, oder ich muss dich dazu zwingen.“. Drohend stand Marik auf, was Bakura den Ernst der Lage erkennen ließ. Er würde seine Drohung wahr machen, daran bestand kein Zweifel. Aber er wollte nicht nach Hause! Er wollte es ganz einfach nicht! Warum verstand keiner, was er wollte? Warum hörte ihm nie einer zu?

„Ich komme nicht mit! Ich will das nicht!“, sprach Bakura hilflos. Er hatte nie gelernt, wie er seine Bedürfnisse mit Nachhalt ausdrücken konnte. Immer war er der Nette, der Schüchterne, der Hilfsbereite gewesen und hatte seine Wünsche zurück gestellt, oder gänzlich aufgeben. Er wollte nicht immer der allzeit Freundliche sein!

Bakura war sich nicht sicher, ob Marik verstanden hatte, um was ihm tatsächlich ging. Es war nicht, dass er nicht nach Hause wollte, das war nicht der eigentliche Grund, sondern er wollte einmal in seinem Leben selbst eine Entscheidung treffen, eine, die respektiert und geachtet wurde. Er wollte endlich als Persönlichkeit, als Individuum mit Gefühlen und Sehnsüchten erkannt werden. Er wollte wahrgenommen werden!

Marik jedoch konnte Bakuras unausgesprochen Wunsch nicht deuten und so setzte er seine Drohung in die Tat um und zog ihn unsanft auf die Beine. Vielleicht etwas zu grob, als das er eigentlich gewollte hatte.

„Lass mich los!“, schrie Bakura und versuchte sich aus Mariks Griff zu befreien, doch ohne nennenswerten Erfolg. Das Einzige, das er erreichte war, dass Marik fester zu packte. Tränen rannen über Bakuras gerötete Wangen. Teils aus Wut und teils aus Verzweiflung. Nicht einmal Marik schien Bakura als das wahrzunehmen, was er war: Ein Mensch, der genauso beachtet und respektiert werden wollte, wie alle anderen auch. Er war kein Kind mehr, über das man einfach so entscheiden konnte.

„Hör auf, so rumzuzappeln! Sonst wird es nur schlimmer.“, warnte ihn Marik, der seinen Griff nicht lockerte.

„Du sollst mich loslassen! Lass los, du tust mir weh!“, quietschte und quengelte Bakura und biss Marik zu guter Letzt heftig in die Hand, die ihn so fest im Griff hatte. Es war wie ein Sinnbild für die Fesseln, die ihn überall umgaben und die er doch nicht lösen konnte.

Erschrocken und schmerzverzerrt ließ Marik schließlich los und Bakura rannte so schnell ihn seine Beine trugen die Klippe herunter, ohne dabei auf größere Unebenheiten zu achten, was ihn teilweise schmerzlich zu stehen kam.

Bakura hörte noch, wie Marik ihm hinter her schrie, er solle doch stehen bleiben und er hätte das nicht so gemeint, aber darauf wollte er nicht mehr horchen. Er wollte überhaupt niemals mehr auf irgendwas achten müssen. Man hatte ihn verachtet, sein ganzes Leben lang hatte man nicht auf seine Wünsche oder Bedürfnisse Rücksicht genommen, sondern ihn immer nur ausgelacht, misshandelt und seelisch vergewaltigt, bis er fast daran zerbrochen war.

Verschwitzt und vollkommen außer Atem blieb er stehen und ließ sich in den kühlen Sand fallen. Bakura wusste nicht, wie lange er gerannt war und wo er sich überhaupt befand. Sein Herz hämmert wie wild gegen seine Brust und sein Atem ging stoßweise in die klare Luft der Nacht hinaus.

Tränenüberströmt blickte er gen Himmel und versuchte seine Gedanken und Gefühle zu ordnen und zu beruhigen. Die Nacht war für ihn schon immer der Schutz gewesen, den er am Tage vermisste und auf den er so sehr hoffte.

Langsam kam Bakura wieder zur Ruhe und sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. So viel war in letzter Zeit vorgefallen, so vieles, von dem er niemals gehofft hatte, dass es ihm passieren würde. Was hatte er der Welt nur angetan, dass sie entschied, dass er nicht wirklich glücklich sein durfte? Hatte er vielleicht unwissentlich etwas Schreckliches verbrochen, von dem er nichts wusste? Oder war er einfach dazu verdammt, die Hölle auf Erden zu durchleben, diesen schrecklichen Film abzusitzen in der Hoffnung, dass er bald den Abspann sehen würde und ein neuer, glücklicherer Film folgen würde?

„Du machst dir also Gedanken, warum dich die Welt hasst?“, fragte eine Stimme, die ihm bekannt vorkam, doch dieses Mal vernahm er sie nicht in seinem Kopf; er hörte sie ganz deutlich an seinem Ohr.

Erschrocken fuhr Bakura hoch und sah eine Gestalt, die aussah, wie er. Nur größer, böser, gewitzter. Man konnte ihr ansehen, dass niemand sie misshandeln würde, aus Angst, diese Behandlung mit größerer Wucht zurück zu bekommen.

„Wer…wer…?“. „Du willst wissen, wer ich bin?“, unterbrach die Gestalt, die so lässig und cool vor ihm stand. Bakura nickte stumm, unfähig etwas zu sagen. „Nun, man könnte sagen, ich bin du. Nicht wirklich du, nicht so schwach und hilflos. Ich bin so gesehen, der Teil deiner Persönlichkeit, zu dem du keinen Zugriff mehr hast.“, klärte ihn die Gestalt auf und setzte sich neben Bakura. Instinktiv wich dieser ein paar Zentimeter zurück, was den anderen Teil seiner Persönlichkeit laut auflachen ließ.

„Denkst du im Ernst, du könntest vor mir fliehen? Ich bin doch du, schon vergessen? Ich wohne in dir, du kannst nicht vor mir abhauen!“. Ängstlich blickte Bakura in die Augen seines Gegenübern. Er sah wirklich aus, wie er. Nur nicht so sanft, nicht so engelsgleich. Seine Züge waren ernster, gerissener und seine Augen waren kalt und dunkel. Vielleicht hatte die Person ja Recht? Wenn die Augen der Spiegel, der Seele sind, dann stimmte es vielleicht, was sie sagte, dass sie Bakuras dunkle Seite sei?

„Wir können uns auch über unsere Gedankenverbindung unterhalten, wenn du magst. Allerdings dachte ich, dass es so vielleicht weniger anstrengend für dich ist. Und ja, ich bin deine dunkle, deine böse Seite.“.

Bakura zuckte zusammen. Er hatte Angst, er mochte das Böse nicht. Es war ihm unheimlich und so gegensätzlich zu seiner Person.

„Aber? ...Ich meine, ich kann doch nicht du sein. Du bist doch böse, wie du selbst gesagt hast, aber ich möchte keine Menschen verletzten, ihnen Leid und Schaden zufügen. Ich bin nicht böse, also kannst du unmöglich ich sein!“, brachte Bakura seine Gedanken hervor, vermied es aber tunlichst, seiner anderen Seite in die kalten und leeren Augen zu blicken.

„Du bist naiv!“, witzelte sie und sah Bakura eindringlich an. „Denkst du im Ernst, jeder Mensch ist immer nur gut? Handelt nicht jeder im Grunde seines Herzen doch nur für sich? Um seinen Erfolg Willen? Welcher Mensch denkt denn wirklich auch an andere? Selbst dein über alles geliebter Marik scheint sich nicht viel um deine Gefühle zu kümmern, hab ich Recht?“.

Bakura stockte. Diese Gestalt hatte einen wunden Punkt getroffen. Er hatte Recht, ja, aber auch nur teilweise. Marik war vielleicht nicht immer nett zu ihm, das stimmte, doch es gab auch Momente, viele Momente, in denen er sich verstanden, geborgen und akzeptiert fühlte.

„Und du glaubst wirklich, dass Marik das nur tut, damit es dir besser geht? Das ich nicht lache! Du bist wirklich verdammt naiv, Klein Ryou.“, lachte sein andere Teil hämisch auf und wischte sich ein paar Tränen aus dem Gesicht.

Bakura war verletzt und wütend zu gleich. Was bildete sich diese Gestalt überhaupt ein, so über ihn oder Marik zu urteilen. Sie mochte vielleicht ein Teil seiner eigenen Persönlichkeit sein, aber auch diese verstand ihn nicht. Niemand tat es.

„Hör auf so über Marik und mich zu sprechen!“, befahl Bakura wütend und funkelte seine andere Seite an, die immer noch lachend ihre Tränen wegwischte.

„So? Darf ich das nicht? Und was ist, wenn ich mich nicht daran halte? Was dann? Wirst du mich aus deinem Körper verbannen? Das kannst du nicht! Du bist viel zu schwach dafür! ...Außerdem hast du mich erfunden, weißt du noch?“. Erschrocken sah Bakura auf. Er hatte ihn erfunden? Das konnte unmöglich sein! Man kann doch keine andere Persönlichkeit einfach so erfinden. Das geht nicht!

„Und ob das geht. Du hast mich kurz nach dem Tod deiner Schwester erfunden, mich herbeigesehnt und mich erdacht. Du wolltest stärker sein, dich nicht mehr ausnutzen lassen. Und da kam ich ins Spiel. Ich bin das Resultat deiner selbstherrlichen Wünsche. Du siehst, auch du bist eigentlich ein Egoist und kein Menschenfreund, der du vorgibst zu sein. Wenn man es mal ernst betratet, lügst du den Menschen um dich herum rotzfrech ins Gesicht! Du bist ein Lügner, Ryou. Ein Lügner, hörst du?!“.

„Halt den Mund! Hör auf! Du weißt doch gar nicht, wer ich wirklich bin! Niemand weiß das!“, schrie Bakura und hielt sich die Ohren zu. Er wollte seinem Gegenüber nicht mehr zu hören.
 

I am a question to the world

Not an answer to be heard

All a moment that’s held in your arms

And what do you think you’d ever say?

I won’t listen anyway

You don’t know me

And I’ll never be what you want me to be
 

Seine dunkle Seite lächelte. Sie wusste, wie schmerzhaft diese Erkenntnis für Bakura sein musste, dass er nicht der Engel war, der er gerne sein wollte.

„Hm…vielleicht hilft es dir ja, wenn ich dir mal meinen Namen sage. Weißt du, ich möchte nicht so gerne mit dir in direkter Verbindung stehen, auch wenn wir uns einen Körper teilen, so bin ich doch vollkommen von dir abgetrennt.“, erklärte die Gestalt erhaben und wand sich Bakura zu, der langsam aufblickte und seine vor Tränen geröteten Augen offenbarte.

„Okay.“, sagte er müde und schaute die Gestalt an, die langsam zu lächeln begann. „Na dann…also, mein Name ist Kura.“. Er streckte die Hand aus, um Bakura zu begrüßen, der zögerlich annahm. Ein Schauer durchfuhr ihn; die Hand von Kura war kalt und fühlte sich sehr rau an, so, wie er wohl auch charakterlich war.

Bakura kam das alles ein bisschen seltsam vor. Wenn Kura doch nur ein Teil seiner Persönlichkeit war, wie konnte er ihn dann sehen? Wie konnte er ihn fühlen, sich mit ihm unterhalten?

„Wie das geht? Nun, du kannst mich sehen, allerdings nur du. Niemand sonst, außer ich nehme von deinem Körper Besitz, doch auch dann sehen sie mich eigentlich nicht wirklich, denn sie sehen ja immer noch deinen Körper und in diesem vermuten sie nur dich. Gut, du handelst dann nicht mehr, denn ich handel’ durch deinen Körper. Ich kann dadurch mit dieser Welt Kontakt aufnehmen, aber in Wirklichkeit gehöre ich nicht zu dieser Welt.

Bakura blickte ihn ungläubig an. Er war verwirrt und fühlte sich schrecklich müde. Es war zu viel in letzter Zeit gewesen und seine Augen waren erschreckend schwer. Er verstand nicht, was Kura ihm da sagte.

„Aber, dann bist du ja nicht wirklich ich. Ich meine, du kannst doch nicht ich sein, wenn du eigentlich eine vollkommen andere Person bist. Ich will nicht, dass du mit den Menschen in meiner Umgebung Kontakt aufnimmst. Ich weiß nicht genau, was du ihnen schon angetan hast, aber ich vermute, dass es nichts Schönes ist. Ich habe ein ganz ungutes Gefühl, wenn ich daran denke, was du zum Beispiel Marik angetan hast. Du bist böse und ich, … ich nicht!“, betonte Bakura.

„Schweig! Was denkst du, wer ich bin?! Ich habe genauso ein Recht, hier zu sein! Schließlich hast du mich „geboren“, aus deinem eigenen Wahn heraus! Und ich habe genauso das Recht, andere Menschen kennen zu lernen und ich habe schließlich nichts wirklich Schlimmes mit ihnen gemacht! Doch eins musst du wissen: Ich bin nicht solch ein erbärmlicher Junge, wie du!“, stellte Kura den Sachverhalt aus seiner Sicht da.

Bakura sah, wie ernst ihm dieser war und wie viel ihm daran lag, dass er ihn akzeptierte. Doch wie sollte er etwas akzeptieren, das ihm nur Ärger und Trauer eingebracht hatte? Das die Menschen in seiner Umgebung, Menschen, die ihm viel bedeuteten, verletzt hatte?

Hoffnungslos starrte Bakura an ihm vorbei in die Ferne. Er fühlte sich leer, unvollständig. Eben nur als Teil einer Persönlichkeit, die es in Wirklichkeit so nicht gab.
 

And what do you think you’d understand?

I’m a boy?

No! I’m a man!

You can’t take me and throw me away!

And how can you learn what’s never shown?

Yeah, you stand here on your own

They don’t know me

Because I’m not here!
 

Schwer seufzend ließ sich Bakura zurück in den bereits stark ausgekühlten Sand fallen. Er wollte jetzt am liebsten schlafen, doch er fand keine Ruhe. Er war aufgewühlt von dem, was Kura ihm gesagt hatte und er befürchtete, dass er ihm noch sehr viel mehr offenbaren würde.

„Ich kann verstehen, dass du müde bist, doch du kannst nicht immer vor deinen Problemen davon laufen. Das geht nicht. Du musst dich auch gewissen Situationen stellen. Du hast dich vorhin gefragt, warum die Welt dich hasst, nicht?“. Kura blickte ihn kurz an, wartete jedoch keine Antwort ab, sondern fuhr fort: „Nun, das ist eigentlich ziemlich einfach. Du bist zu nett, zu freundlich, zu engelhaft. Die Welt an sich hasst dich nicht, aber du bist eine leichte Beute für all jene, die dich ausnutzen wollen; die sich durch dich einen Vorteil erhoffen.“

„Aber warum?! Ich tue doch so was auch nicht! Ich bin…bin…“. Bakura brach ab. Ja, was war er eigentlich? Kura hatte ihn vorhin als einen Lügner bezeichnet, dass er die Menschen in seiner Umgebung anlog, das er nur vorgab, nett und allzeit hilfsbereit zu sein. Wollte er eigentlich immer der Engel sein? Nicht wirklich. Auch er wollte mal schwach sein dürfen, nicht immer lächeln, nicht immer zu allem Ja und Amen sagen, wenn es ihm eigentlich gegen den Strich ging und er etwas gänzlich Konträres wollte, aber bis jetzt war er dazu immer zu feige gewesen. Er hatte oft einfach den Mund gehalten, weil er Angst hatte, die anderen könnten ihn dann vielleicht nicht mehr mögen, aber haben sie ihn jemals wirklich als Person gemocht?

Bakura vergrub müde und erschöpft den Kopf in seine Hände. Er wollte schreien, weinen, sich der Welt mitteilen, seine Nöte, seine Ängste und Bedürfnisse sagen und blieb doch stumm. Nur ein leichtes Schluchzen war zu vernehmen, in der Stille der Nacht.

Er wusste nicht, wie lange er geweint hatte, doch als Bakura wieder aufblickte, saß Kura immer noch ruhig und stolz neben ihm.

Schüchtern musterte Bakura ihn. Er war wirklich ganz anders, als er selbst. Er saß nicht da wie ein Häufchen Elend, dass sich zusammenkauerte, weil es befürchtete, es könnte durch sein Leid andere Menschen belästigen. Nein, dafür war Kura viel zu stolz, zu erhaben und vielleicht auch zu selbstverliebt. Bakura hatte das Gefühl, als ob er es sogar noch genießen würde, dass andere Menschen sehen konnten, wenn es um seine Person ging.

Doch wenn Kura Recht hatte, wenn er selbst ihn erschaffen hatte, dann war Kura wirklich mal ein Teil seiner Persönlichkeit, die dunkle und wenig freundliche Seite, diese, die sich durchsetzen konnte.

Wann hatte er dann aufgehört, diese ab und an wach zu rufen? Bakura konnte sich nicht mehr daran erinnern.

„Hast du dich wieder beruhigt?“, fragte Kura teilweise genervt und in seiner Stimme schwang ein herber Ton des Eckels mit.

Bakura nickte und wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. Kura sah ihn verächtlich an, bevor er sich wieder abwandte und die Sterne betrachtete.

„Nun…wir könnten zusammen arbeiten, wenn du magst. Na ja, um ehrlich zu sein, würde ich so oder so in manchen Situationen eingreifen, solange du dich nicht wieder mit diesem Zeug voll pumpst.“

Bakura zuckte zusammen. Er wusste, was Kura meinte und diese Erfahrung war nicht die Schönste, die er je gemacht hatte. Die Bilder, des vergangen abends huschten vor seinen Augen vor rüber und Bakura überkam ein Anfall von Übelkeit. Er versuchte noch, diese wieder hinunter zu kämpfen, aber es half nichts mehr.

Mit einem lauten Würgen übergab sich Bakura und entledigte sich so seiner Mahlzeiten des Tages.

Als auch das letzte bisschen Mageninhalt seinen Weg ins Freie gefunden hatte, entspannte sich sein Bauch wieder und die Übelkeit machte einem herben Sodbrennen Platz, doch dieses war bei weiten nicht so schlimm, wie sein Brechreiz vor wenigen Minuten.

Vorsichtig rückte Bakura ein wenig von der Stelle weg, an der er sich erbrochen hatte und schenkte Kura erneut seine Aufmerksamkeit.

„Meine Güte, du bist aber leicht zum Kotzen zu bringen.“, bemerkte Kura beiläufig und besah sich seine andere Hälfte, die immer noch heftig schluckte, um dieses Brennen im Hals zu löschen.

„Also…wir könnten als eine Art „Team“ funktionieren. Du hast mich erschaffen, damit ich dir helfe. Nun, das möchte ich auch, allerdings nach meinen Spielregeln.“

Bakura blickte ihn fragend an. Was meinte Kura damit, wenn er sagte, er hätte Bedienungen, Spielregeln?

„Die Bedienungen sind recht einfach. Du lässt mich mein Leben führen, das bedeutet, ich werde ab und an mal deinen Körper für meine Zwecke nutzen und im Gegenzug werde ich dich beschützen. Das allerdings auch auf meine Art. Entweder du stimmst ein, oder ich werde einfach ohne deine Erlaubnis deinen Körper übernehmen, wann immer es mir passt, dich allerdings dann auch nicht beschützen. Die Wahl liegt bei dir.“

In Bakuras Augen waren diese Spielregeln alles andere, als bedeutend fair. Aber was wollte er erwarten von einer Persönlichkeit, die eigentlich grundböse war? Bestimmt keine Fairness.

Fragend und auffordernd zugleich hob Kura eine Augenbraue und gab Bakura somit zu verstehen, dass er sich beeilen sollte mit seiner Antwort. Geduld war scheinbar nicht seine Stärke.

„Ich willige ein, wenn du mir sagst, wer du wirklich bist.“. Stirn runzelnd blickte Kura ihn an Der Kleine war wohl schwer von Begriff.

„Das habe ich dir doch schon gesagt, ich bin du und du bist ich, na ja, wenigstens so halb.“, sagte Kura genervt und schnaubte.

„Nein, so meine ich das nicht. Ich will wissen, wer du vom Charakter her bist. Das will ich wissen, das muss ich wissen, um einwilligen zu können.“. Kura schmunzelte. „Du bist aber ziemlich gut im Feilschen, was?“. Bakura errötete leicht, was ihm einen verächtlichen Ton von Kura einbrachte.

„Hör mit dem Schwachsinn auf! Das kannst du machen, wenn du Marik fickst, oder sollte ich sagen, er dich?“, lachte Kura, obwohl er wusste, dass zwischen Bakura und Marik noch keinerlei sexuelle Handlung stattgefunden hatte.

Bakura wand sich schnell ab, damit Kura nicht sehen konnte, dass ihm dieses Thema äußerst peinlich war und außerdem hatte er mit Sex keine guten Erinnerungen.

„Nun gut. Also, wie bereits gesagt: Mein Name ist Kura, äh…ich bin genauso alt wie du, na ja, eigentlich nicht, etwas weniger alt, denn du bist ja in dem Sinne nicht mit mir auf die Welt gekommen…und? Äh, ja, genau, ich bin nicht so besonders nett oder freundlich, solche Dinge sind in meinen Augen Zeitverschwendung und außerdem kotzten sie mich an. Dieses ganze Rumgesülze geht mir gewaltig auf die Eier. Ach, genau, wie du sicherlich gemerkt hast, benutze ich auch Schimpfausdrücke…so, zufrieden? Reicht dir das als Charakterbeschreibung aus?“.

Etwas enttäuscht darüber, dass Kura wohl nicht sehr gesprächig war, nickte Bakura und wollte gerade ansetzten, sich zu beschreiben, als Kura durch eine schnelle Handbewegung abwinkte.

„Schon gut. Ich stehe nicht so auf diesen Kennenlernquatsch. Willigst du jetzt ein?“. Bakura überlegte noch kurz, doch dann gab er sein Einverständnis. Schließlich hatte er jetzt endlich jemanden, der ihn kannte, vielleicht? Er war sich nicht sicher, aber Kura hatte ihm versprochen, dass er ihm helfen würde und Bakura war naiv genug, das zu glauben.

Müde ließ er sich zurück in den Sand fallen und schloss die Augen. Jetzt würde alles besser werden, dachte Bakura noch, bevor er einschlief.

Er war noch da, er lebte noch und mit Kuras Hilfe würde er das auch den anderen zu verstehen geben. Niemand konnte ihn mehr brechen oder seelisch, körperlich vergewaltigen. Damit würde jetzt Schluss sein.
 

And I want a moment to be real

Want to touch things I don’t feel

Want to hold on and feel I belong

And how can the world want me to change?

They’re the ones that stay the same

I’m the one now

Because I’m still here
 

I’m still here

Kannst du für mich singen?

19. Kapitel
 

Kannst du für mich singen?
 

2 Wochen waren vergangen und von Bakura fehlte immer noch jede Spur. Marik hatte an dem Abend, an dem Bakura völlig aufgelöst wegrannte noch alle Plätze abgesucht, wo er vermutete, diesen anzutreffen, doch ohne Erfolg.

Sogar in Bakuras Paradies hatte er versucht, ihn zu finden, aber es war aussichtslos. Niemand wusste, wo sich Bakura befand, und das Schlimmste: Niemand konnte mit Bestimmtheit sagen, ob er noch am Leben war oder ob ihm etwas Grauenvolles widerfahren ist.

Keiner hatte ihn gesehen; nicht einmal in der Schule war er aufgetaucht. Sein Vater und Marik hatten sogar die Polizei verständigt und eine Suchmeldung in Auftrag gegeben, doch nichts half; Bakura blieb wie vom Erdboden verschluckt.

Marik machte sich schreckliche Vorwürfe; er selbst redete sich ein, er sei schuld, dass Bakura verschwunden war, dass es sein Vergehen gewesen ist, da er ihm nicht zugehört hatte.

Er konnte sich nicht mal mehr freuen, dass seine Schwester wieder mal zu Besuch kam.

Isis spürte, dass Marik unglücklich und traurig war und, dass ihn etwas Beschäftigte, was für diesen von größter Wichtigkeit war.

Vorsichtig klopfte sie an Mariks Tür, doch als sie keine Antwort erhielt, öffnete sie diese ohne Erlaubnis.

Erschrocken fuhr Marik rum und blaffte seine Schwester an: „Was willst du, Isis?“. Doch Isis reagierte nicht auf seine Frage. Sie kannte es zu Genüge, dass Marik seine Gefühle und seine Wut, die eigentlich auf ihn bezogen war, nicht immer unter Kontrolle hatte und ein sehr aufbrausender Mensch sein konnte.

Leise schloss sie die Tür und ging zu Marik, der auf seinem Bett saß und sich schnell ein paar einzelne Träne aus dem Gesicht wischte.

Behutsam setzte Isis sich neben ihren kleinen Bruder, der mit aller Macht versuchte, stark und unnahbar zu wirken, doch sie sah durch seine Fassade, die er nur als Selbstschutz aufgebaut hatte.

„Was hast du?“, fragte sie verständnisvoll und blickte Marik mitleidig an. „Ich habe nichts!“, knurrte er und wand schnell den Kopf zur Seite, damit sie seine Schwäche nicht sehen konnte.

„Ach, Marik, du alter Sturkopf. Du hast dich kein bisschen verändert.“, sprach sie leise und schaute aus dem Fenster. Langsam wurde es dunkel und die ersten Sterne zeichneten sich am Horizont ab. Auch die Vögel verstummten und legten sich schlafen.

Eine Zeitlang war alles ruhig, bis Isis das leise Schluchzen ihres Bruders hören konnte, der sein Gesicht tief in den Kissen vergrub.

Sachte und beruhigend strich sie über seinen Rücken, um ihn zu trösten, doch sie erreichte nur das Gegenteil. Sein anfängliches Wimmern verwandelte sich bald in ein klägliches Weinen, was kein Ende nehmen wollte.

Isis legte zärtlich ihre Arme um den bebenden Leib Mariks und zog ihn an sich. „Psst. Es wird alles wieder gut. Ganz ruhig.“. Vorsichtig wippte sie vor und zurück; früher hatte das bei Marik immer geholfen, wenn er sich zum Beispiel beim Spielen wehgetan hatte oder einen seiner Wutausbrüche bekam, die bald aber durch eine tiefe Verzweiflung und Hysterie beendet wurden, wenn er merkte, dass sein Willen gegen die Wand lief.

Als Marik wieder ein wenig ruhiger wurde und seine Tränen langsam versiebten, startete Isis einen zweiten Versuch, um herauszufinden, was ihren kleinen Bruder bedrückte.

„Marik, ich weiß, dass du nicht gerne deine Gefühle zeigst, vor allem wenn sie deiner Meinung nach als schwach wirken könnten, aber du kannst mir alles sagen. Hörst du? Ich möchte dir einfach nur helfen.“, sagte Isis ruhig und streichelte Marik immer noch sanft durch das Haar.

„Ich…ich glaube, ich habe jemanden, der…der mir sehr viel bedeutet, verletzt.“, schluchzte er und Isis spürte, wie die Tränen langsam wieder Mariks Wangen hinab liefen. Vorsichtig wischte sie ihm die ersten weg und legte ihren Kopf dann auf Mariks.

Sie wollte ihn nicht mit Fragen durchbohren, sie wusste auch so ganz genau, dass er ihr alles erzählen würde, wenn er bereit dazu war. Und Isis konnte warten.

Wieder verstrichen einige Minute, in denen es still im Raum war, bevor Marik weiter sprach: „Dieser jemand ist die wichtigste Person in meinem Leben und…und…“. Weiter kam er nicht, denn schon wieder brach sein Damm und tausend weißlich glitzernde Perlen flossen auf Isis blaues Kleid hinab.

„Du liebst diesen jemand, richtig?“, wollte sie jetzt doch genauer wissen. Das leichte Nicken seitens Mariks gab ihr die Bestätigung zu ihrer Vermutung.

„Isis…ich, ich…also, es…er, dieser jemand…ist…er ist…“. „Dieser jemand ist männlich, willst du sagen, ja?“, half Isis ihrem kleinen Bruder, der sich nicht überwinden konnte, seinen Satz zu ende zu bringen.

„Ja.“, flüsterte Marik leise und wartete darauf, dass Isis ihn wegdrücken, ihn anschreien, ihn als widerlich abstempeln würde, dass er einen Mann liebte, doch seine Befürchtungen blieben aus.

Ruhig und gelassen strich Isis ihm weiter durch das Haar. Vorsichtig richtete sich Marik auf und blickte seine Schwester skeptisch und ungläubig an.

„Aber? ...Du sagst ja gar nichts dazu?“. Liebevoll lächelte Isis und kniff Marik in die Wange. „Was erwartest du denn? Dass ich dich als Unmensch abtue, nur weil du einen Mann liebst und nicht wie üblich eine Frau? Also für mich macht dich das zu keinem schlechteren Menschen. Viel schlimmer wäre es doch, wenn du überhaupt nicht lieben könntest, oder etwas nicht?“. Auch Mariks Züge wurden weicher und er fing an, verlegen zu lächeln. „Ja, da hast du wohl Recht, das wäre wirklich schlimmer.“

„So, und nun sag mir, warum du meinst, dass du ihn verletzt hast.“. Marik schaute traurig auf sein Bett. Er saß auf der Seite, auf der Bakura geschlafen hatte, als er bei ihm übernachtete. Seit diesem Tag hatte er seinen Bettbezug nicht mehr gewechselt. Am Anfang roch es noch nach ihm, doch nun war von Bakura nicht mal mehr geruchlich irgendetwas übrig geblieben. Wieder perlten die Tränen über seine Wange und benetzten den grünen Stoff seiner Hose. Unbewusst schnappte sich Marik das Kissen und drückte es näher an sich.

„Ich…also, ich habe ihm wehgetan, weil ich ihn zwingen wollte nach Hause zu gehen, aber er wollte das nicht. Und dann wurde ich…also, ich wurde rabiat. Und dabei ist er doch so sensibel!“, schrie Marik den letzen Satz heraus und ließ sich auf sein Bett fallen.

Er konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Die Tränen waren unbesiegbar geworden und er konnte sie nicht bekämpfen, also ließ er sie fließen, so wie sie es wollten und für richtig hielten.

Isis blickte traurig auf den zitternden Körper neben ihr. Marik machte sich wirklich schreckliche Vorwürfe.

„Er ist weg! Er ist einfach weg….er kommt nie wieder, Isis. Ich habe solche Angst um ihn.“, jammerte Marik und drückte sich näher in das Kissen unter ihm, was er immer noch fest umschlossen hielt.

„Psst. Niemand ist für immer weg, selbst der Tod ist zeitlich begrenzt. Du siehst ihn wieder, bestimmt.“. Isis wusste nicht, wie sie Marik trösten sollte.

„Aber selbst sein Vater hat noch kein Lebenszeichen von ihm gehört! Nicht mal bei ihm ist er aufgetaucht! Isis, er…er, er wurde bereits…vergewaltigt.“, flüsterte Marik leise. Noch immer war er nicht darüber hinweggekommen, dass seinem Engel so etwas Grausames widerfahren ist. Und nun hatte Marik Angst, dass Bakura wieder solch Leid ausstehen musste. Anders konnte er sich nicht erklären, warum er sonst so lange wegbleiben sollte, außer vielleicht noch, wenn er tot war, doch das wollte und konnte sich Marik nicht vorstellen. Dieses Schreckenszenario hätte ihm ansonsten den Verstand geraubt.

Isis fühlte sich hilflos. Sie konnte Marik nicht mehr beruhigen, egal wie sehr sie sich bemühte, so erzitterte er doch nur noch mehr und seine Tränen rannen unaufhörlich seine bereits stark geröteten Wangen hinab und fluteten sein Kissen, bis es gänzlich durchnässt war.

Doch irgendwann zollten Mariks Gedanken und seine Trauer ihren Tribut und er fiel endlich in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung.

Isis bemerkte seine ruhiger werdenden Atemzüge und war froh, dass ihr Bruder wenigstens für ein paar Stunden Vergessen finden würde.

Noch einmal strich sie ihm sanft über den Rücken, bevor sie aufstand um leise das Zimmer zu verlassen.

Selbst völlig ausgezerrt setzte sich Isis auf die Couch im Wohnzimmer und versuchte sich abzulenken, indem sie den Fernseher einschaltete, doch dies half nichts. Sie machte sich Gedanken über Marik und über die Person, die er scheinbar über alles in der Welt liebte, obwohl sie diese nicht kannte.

Was musste das für ein Junge sein, der so zerbrechlich war, dass er sofort bei der kleinsten, rauen Behandlung tage- nein wochenlang in ein Nichts verschwand, dass er sich selbst nicht mehr bei seinem Vater meldete? Es musste ein Junge sein, für den Marik wohl sein letztes Hemd gab. Er musste etwas besonderes sein.

Abgemattet schaltete Isis letztendlich den Fernseher wieder aus und genoss für einen Moment die Ruhe. Ihrer beider Eltern waren für dieses Wochenende auf einem gemeinsamen Ausflug, um ihren Hochzeitstag zu feiern, sodass das Haus angenehm still war.

Nicht, dass ihre Eltern laut waren oder sich oft stritten, aber wenn 4 Personen unter einem Dach wohnten, dann ließ es sich nicht vermeiden, dass eine gewisse Hektik in der Luft lag.

Isis schaute auf die Uhr, welche kurz nach 9 anzeigte. Um zu Bett zu gehen war es noch zu früh, außerdem konnte es gut möglich sein, dass Marik nochmals aufwachte und dann wollte Isis für ihn da sein, so, wie sie es immer schon gewesen ist. Sie mochte ihren kleinen Bruder, auch wenn er bei weitem nicht mehr der kleine Junge von einst war. Er hatte sich in den Jahren zu einem ansehnlichen, jungen Mann entwickelt, der wohl viele Verehrerinnen hatte, zumindest konnte sich das Isis vorstellen. Aber seine Wahl fiel auf einen Jungen, der scheinbar wirklich das komplette Gegenteil von ihm darstellte; aber wie sagt man so schön: Gegensätze ziehen sich bekanntlich an.

Völlig in ihren Gedanken versunken, bemerkte Isis nicht einmal das Klingeln, das sich sturmartig durch das Haus zog und sich, zurückgeprallt durch die Wände wie ein Whirlpool staute.

Erst langsam drang es in ihr Bewusstsein vor und so rappelte sie sich schnell auf, um nicht daran schuld zu sein, dass Marik wieder erwachte. Unschlüssig darüber, ob sie die Tür aufmachen sollte oder nicht, stand sie noch einige Sekunden still davor. Man hörte in letzter Zeit ja immer wieder, dass manche Einbrecher oder Gewalttätige diese Taktik anwendeten um in Häuser oder Wohnungen zu kommen. Und plötzlich verstummte das Klingeln. Verdutzt stand Isis noch wenige Sekunden da, bevor sie sich dann doch entschloss die Tür zu öffnen.

Der Anblick, der sich ihr dort bot, war nicht der, eines bösen Menschen, sondern der, eines hilflosen und zerbrechlichen Jungen, der zitternd und stöhnend auf dem Fußabtreter lag. Vorsichtig kniete sie sich zu dem mitleidserregendem Geschöpf, bevor Isis den Entschluss fasste, dieses nach drinnen zu tragen.

Behutsam hob sie das vor Schmerz erbebende Etwas auf ihre Arme und war überrascht, wie federleicht es sich anfühlte. Langsam, um den Jungen nicht zu erschrecken, ging sie die Treppe hinauf und brachte ihn in das Gästezimmer, in welchem sie eigentlich jetzt schlief. Doch diesem kleinen Geschöpf musste geholfen werden.

Als sie ihn abgelegt hatte, versuchte Isis ihn zum Sprechen zu ermutigen, aber nichts kam über die blassen und trockenen Lippen; nicht einmal mehr ein Stöhnen oder Wimmern war zu vernehmen.

Vorsichtig berührte Isis seine Stirn und musste mit Schrecken feststellen, dass er unglaublich hohes Fieber hatte. Schnell wand sie sich von ihm ab um kalte Tücher zu holen, damit sich sein Zustand wenigstens etwas besserte.

Auf dem Weg ins Badezimmer, schaute Isis noch einmal nach Marik, der immer noch erschöpft schlief und von der ganzen Sache nichts bemerkte hatte. Geschwind waren die Tücher befeuchtet und so eilte sie zurück zu dem Jungen, den sie vor der Tür aufgelesen hatte. Sachte entledigte sie ihm seiner Kleidung, die scheinbar seit Tagen nicht mehr gereinigt worden waren und legte ihm das erste Tuch über die klamme Stirn.

Müde keuchte er auf und öffnete zögerlich die Augen. Verschleiert musterten Isis zwei braune Iriden, die scheu in die ihren blickten, bevor sie mit einem leichten Stöhnen wieder geschlossen wurden.

Die anderen Tücher wickelte sie um die dünnen Beine, die eher an die eines Storches erinnerten, als an jene, die ein Junge in seinem Alter haben sollte. Leise stellte sie einen Stuhl, der sich sonst beim Fenster an dem kleinen Schreibtisch befand zum Bett und setzte sich. Isis betete, dass sich der Zustand nicht weiter verschlechtern würde.

Immer wieder prüfte sie die Temperatur und war erstaunt, wie schnell die Tücher auf dem erhitzten Leib trockneten.

So verbrachte sie einige Stunden damit, immer wieder ins Bad zu rennen, sie erneut nass zu machen und diese dann auf den schmalen Körper zu legen, bis auch sie selbst erschöpft eindöste.

Durch ein klägliches Aufkeuchen wurde sie allerdings wieder aus ihrer Ohnmacht gerissen und stellte fest, dass der Junge zaghaft seine Augen öffnete und sich das Tuch von der Stirn fummelte, jedoch ohne großen Erfolg.

„Beweg dich nicht. Du brauchst Ruhe. Du hast hohes Fieber und die Tücher sind dazu da, es etwas abzusenken.“, flüsterte Isis leise und rückte den nassen Stoff wieder an die richtige Stelle.

„Wie, wie heißt du?“, fiepte er gequält und hielt Isis mit seinen verschleierten und glasigen Augen fest. „Mein Name ist Isis, und deiner?“. „Bakura…“, röchelte er und verfiel in einen leichten Husten, der seinen Körper zum Aufbäumen zwang. Jedes seiner Glieder schmerzte und sein Kopf dröhnte. Erschöpft ließ er sich zurück auf das Bett fallen.

„Kannst du singen?“, nuschelte Bakura und Isis hatte reichlich Mühe ihn zu verstehen. Isis schaute ihn ungläubig an. Noch nie wollte jemand wissen, ob sie singen konnte. Sie war sich selbst nicht einmal sicher.

„Hm, ich weiß nicht. Vielleicht. Ich habe so noch nie vor Publikum gesungen.“. Bakura lächelte sie müde an. „Kannst du trotzdem für mich singen?“. „Okay, wenn du magst, aber beschwere dich hinterher nicht, wenn es grauenvoll war.“, versuchte sie sich selbst vor späterer Blamage zu beschützen.

„Nein, das tue ich nicht. Kennst du „Gonna be fine“?“. Isis nickte und überlegte kurz, wie der Anfang und vor allem die Melodie des Liedes war.

Nach flüchtigem Zögern, begann sie leise, doch dann immer mutiger zu singen.
 

Constantly, finding ways to fill the empty space

But still it seems that nothing touches you anymore

And you’re not really sure which way to turn.
 

If you feel the sadness sweeps you off your feet

Doubled in the things that you feel

Don’t be ashamed of who you are

And don’t be afraid to stand your ground
 

Cause at the end of the day

You’re one step closer to finding your way

And although you might think you’re out of time

You’re going to be fine.
 

You should know that things aren’t always as they seem

So why still swim in the depths of the tide that’s pulling you in?

Makes you think your life has been a waste of time.
 

Leave the shade and step out into the glare

Peace of mind awaits you there

Don’t be afraid to stand your ground

Don’t be ashamed of who you are.
 

You never had the help to find your way

There’s nothing you could do or say

You had to find your own mistakes to learn

Just look inside of you

You’ve got to find your own way through.
 

Isis weiche Töne verstummten und Bakura sah sie traurig, aber dennoch mit einem leichten Glitzern in den Augen an. „Danke.“, flüsterte er leise und schloss seine Augen. Er liebte dieses Lied einfach. Seine Schwester hatte es ihm immer vorgesungen, wenn er nicht schlafen konnte oder betrübt war. Dieses Lied erinnerte ihn jedes Mal, wenn er es hörte an sie; an ihr sanftes und gütiges Wesen, an ihre Wärme und die Geborgenheit, die er fühlte, wenn sie ihn in ihre Arme nahm.

Bakura vermisste sie sehr. Eine Zeitlang dachte er, er wäre über ihren Tod hinweg gekommen, doch damit belog er sich nur selbst. Jedes Mal, wenn er sich an sie erinnerte, zerriss es ihn schier innerlich. Er wusste nicht mehr, was er noch tun sollte, um nicht mehr mit Schmerz und Trauer an sie denken zu müssen.

Amane war praktisch der einzige Mensch gewesen, der wirklich wusste, was Bakura dachte und fühlte, ihn annahm und ihn verstand.

Gepeinigt stöhnte Bakura erneut auf, als er seine Beine anwinkelte, um es sich etwas bequemer zu machen. Sein ganzer Körper stand in Flammen und zerbrach fast unter den Schmerzen, die sich Dolchartig durch seine Glieder zogen.

„Mir tut alles weh….Mach, das es aufhört.“, winselte Bakura und wand sich heftig in seinen Qualen. „Das geht leider nicht, Kleiner. Ich kann dagegen nichts machen.“, gab Isis mitleidig zu und ihr Herz schmerzte bei dem Anblick, wie Bakura versuchte, seine Leiden zu lindern, indem er seinen Körper immer wieder verkrampfte und gequält die Augen zusammen kniff.

Noch einmal überfiel ihn ein heftiger Husten, der das Aufbäumen Bakuras Körper zur Folge hatte, bevor er erschöpft zurück aufs Bett sank.

„Soll ich einen Krankenwagen holen?“, fragte Isis besorgt und musterte Bakuras gepeinigten Leib. „Nein!“, schrie er heißer und schaute Isis mit angstgeweiteten Augen an. „Okay. Wenn aber in den nächsten Stunden keine Besserung auftritt, muss ich dich leider ins Krankenhaus bringen.“.

Bakura betete in Gedanken, dass sein Körper den Kampf, den er zu kämpfen hatte, gewinnen würde. Er hasste Krankenhäuser. Er lag die längste Zeit seines jungen Lebens in einem und da wollte er unter keinen Umständen mehr hin.

„Schlaf jetzt ein bisschen.“, sprach Isis ruhig und strich Bakura durch das schweißnasse Haar, dass sich klamm an dessen Kopf legte.

Ausgezerrt schloss Bakura seine Augen, die zitternd unter den Lindern etwas zu fixieren schienen.

Isis hatte Mitleid und es stimmte sie unglaublich traurig, diesem erschöpften Wesen nicht mehr helfen zu können.

Inständig hoffte sie, dass es ihm bald besser gehen würde, doch sein Zustand wurde von Stunde zu Stunde schlechter. Bakura schien jetzt sogar Fieberträume zu bekommen und nicht mehr zu wissen, wo er sich überhaupt befand und wer er war.

Deswegen entschloss sich Isis zu guter Letzt doch einen Notruf ab zusetzten. Leise ging sie aus dem Gästezimmer und weckte noch schnell Marik, der immer noch tief und fest schlief.

„Marik? Wach bitte auf. Wach ganz schnell auf.“, sprach sie verhältnismäßig laut und ihre Stimme zitterte vor Aufregung. Marik hob träge den Kopf und blickte Isis schläfrig an. „Was ist?“, fragte er müde und ließ sich wieder ein Stück zurück auf das Kissen fallen.

„Nicht wieder einschlafen. Schnell, wir müssen ins Krankenhaus.“. Marik verstand nicht, was seine Schwester von ihm wollte. Warum sollten sie denn ins Krankenhaus müssen? „Wie?“, war das einzige, was über Mariks durch die Müdigkeit schwere Lippen kam.

„Bakura braucht unsere Hilfe, er ist krank und hat hohes…“. „Bakura?!“, schrie Marik erschrocken auf und schwang sich in Windeseile vom Bett. „Wo ist er?“. „Im Gästezimmer.“, sagte Isis und ohne weiter auf Marik einzugehen, ging sie die Treppe hinunter um einen Krankenwagen zu bestellen.

Marik hingehen eilte blitzschnell ins Gästezimmer und blieb stockend in der Tür stehen. Der Anblick zerbrach sein Herz: Sein Engel wand sich heftig in den Laken und sein Körper war von einem starken Schweißfilm bedeckt, der seine blasse Haut in den ersten Sonnenstrahlen, die das Zimmer fluteten, eine porzellanähnliche Farbe schenkte.

Stöhnend verkrampfte Bakura sich in den Laken, die vollkommen durchnässt waren und wimmerte kläglich vor sich hin.

Behutsam ging Marik auf ihn zu und setzte sich auf den Stuhl, der immer noch neben dem Bett stand. „Ryou? Ich bin’s, Marik. Dir wird nichts passieren, versprochen.“. Doch der Angesprochene reagierte nicht, sondern winselte weiterhin unter seinen Schmerzen. Das Bakura überhaupt noch bei Bewusstsein war, glich einem Wunder. Es mutete fast so an, als ob er sich mit aller ihm verbliebenen Kraft dagegen wehren würde, hilflos ausgeliefert zu sein.

Isis war in der Zwischenzeit wieder bei den Beiden angekommen und musterte traurig den zitternden Leib auf ihrem Bett. Sachte legte sie einen Arm um Mariks Schulter. „Der Krankenwagen müsste gleich hier sein.“.
 

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„Was machen Sie denn da mit ihm?!“, schrie Marik die Ärzte an, die Bakura versuchten, ruhig zu halten, da sich dieser mit aller Macht gegen sie wehrte.

Er strampelte und tobte sich die Seele aus dem Leib, der schon extrem geschwächt war. „Wir versuchen nur, ihn ruhig zu bekommen. Sonst können wir ihn nicht behandeln.“. Immer fester wurde Bakura in die Laken gedrückt, was diesen einen gequälten Schrei über die Lippen kommen ließ.

„Hören Sie sofort auf! Sie sehen doch, dass Sie ihm wehtun!“, befahl Marik heißer und hätte die Ärzte am liebsten auf der Stelle getötet, wenn Isis ihn nicht zurück gehalten hätte.

„Marik, es ist doch nur zu seinem Besten.“, versuchte sie ihn zu beruhigen, doch konnte Isis fast selbst nicht hinschauen, als beide Notärzte Bakura endlich ein Beruhigungsmittel verabreichten, was diesen fast auf der Stelle zum Schweigen brachte.

Tränen bildeten sich in Mariks lavendelfarbenen Augen und nur mit Müh und Not konnte er weitere wieder hinunter kämpfen.

„In welches Krankenhaus fahren Sie denn?“, erkundigte sich Isis, da sie als einzige noch in der Lage befand halbwegs vernünftig zu denken.

„Ins „LA Capitol Hospital“.“, sagte einer der Ärzte, der Bakura auf die für ihn bereitgestellte Trage legte.

Als der Krankenwagen mit Blaulicht die Straße Richtung Süden fuhr, eilten Isis und Marik in die Garage, um mit Mariks Motorrad zu fahren.

Mit zittrigen Händen betätigte er das Zündschloss und mit quietschenden Reifen verließen sie beide schließlich die Einfahrt.

Schneller und rasender als sonst, hetzte Marik durch die frühen Morgenstunden des noch jungen Tages. Viele, der roten Ampeln überfuhr er einfach, was zum Teil daran lag, dass er sie schlicht und einfach übersah. Seine Gedanken befanden sich schon längst bei Bakura und er hoffte, dass es ihm bald wieder besser gehen würde.

Laut aufjaulend wurde das Motorrad von Marik gestoppt und gerade noch von ihm abgeschaltet, bevor er auch schon in den Eingangsbereich raste.

„Entschuldigen Sie, aber ich müsste ganz dringend wissen, wo sich Herr Bakura befindet?“, sprach Marik hektisch und trat aufgeregt von einem Bein auf das nächste. Für seinen Geschmack viel zu langsam sah die Krankenschwester auf den Belegbogen, was ihr ein böses Knurren von Marik einbrachte.

„Ah ja, da haben wir ihn ja. Er liegt momentan noch auf der Intensivstation. Leider haben aber nicht Angehörige keinen Zutritt.“.

Enttäuscht seufzte Marik und Isis sah ihren Bruder an, wie traurig und besorgt er war, doch da kam ihr auch schon eine Idee.

„Entschuldigen Sie bitte noch mal, aber wir sind Angehörige. Zumindest Marik. Er ist ein Cousin von Herrn Bakura.“. Marik blickte erschrocken zu Isis, die ihm unmerklich zuzwinkerte. Marik verstand. Als ein Cousin konnte er auch einen anderen Nachnamen haben und so würde der kleine Betrug nicht auffliegen, zumindest hoffte er es.

„Hm.“, skeptisch musterte die junge Frau Marik, bevor sie dann leicht nickte. „Okay, aber bitte konsultieren sie vorher noch seinen Arzt. Ich werde ihn rufen.“.

Der Durchruf war schnell erledigt und ein älterer Herr, mit mittellangen, graublonden Haaren kam auf Marik und Isis zu. Er hatte ein freundliches, sanftes Gesicht und Marik atmete erleichtert auf, denn er befürchtete, dass Bakura, bei seinem Glück einen alten, griesgrämigen Kauz abgegriffen hatte.

„Guten Tag, mein Name ist Herr Sunnero. Ich bin der Arzt von Herrn Bakura.“, höflich reichte er Marik die Hand.

„Wie geht es ihm?“, fragte Marik schnell nach und klang äußerst besorgt. „Den Umständen entsprechend gut. Er schläft jetzt. Wir haben ihm ein Schmerzmittel verabreicht und noch einmal ein Beruhigungsmittel. Soweit unsere Untersuchungen jetzt schon Aufschluss geben konnten, hat er eine starke Lungenentzündung. Doch wir müssten noch wissen, ob Herr Bakura irgendeine Essstörung hat, von der Sie eventuell wissen?“.

Marik starrte verblüfft in die blauen, liebevoll glitzernden Augen. Er wusste ja, dass Bakura schon immer eher schmächtig gebaut war, aber an eine Essstörung hatte er dabei nie gedacht, so mal er genug aß, zumindest wenn er mit ihm zusammen war.

„Nein, Sir. Tut mir Leid, aber darüber weiß ich nichts.“, gab Marik wahrheitsgemäß zu. „Okay. Sie wollen bestimmt wissen, warum ich Sie das gefragt habe. Nun, Herr Bakura ist für sein Alter und seine Größe zu dünn, um nicht zu sagen, er ist stark abgemagert. 4-5 Kilo mehr auf den Rippen würden ihm nichts schaden, zu mal er seine Lungenentzündung somit auch besser und schneller überstehen würde. Wir werden ihn wiegen und seine Größe messen, sobald sich sein Zustand etwas gebessert hat. Zurzeit muss er aber noch überwacht werden, deswegen liegt er auf der Intensiv. Ich würde vorschlagen, Sie gehen jetzt nach Hause und wir melden uns in den kommenden Tagen wieder bei Ihnen, sobald Herr Bakura wieder aufgewacht ist und er Besuch empfangen kann.“

Marik blickte traurig zu Boden. Dieser ganze Umstand war nur seine Schuld. Wenn er nicht so heftig reagiert hätte, als Bakura nicht nach Hause wollte, dann wäre er sicherlich nie weggerannt und hätte sich keine Lungenentzündung eingefangen.

Müde und vor Trauer zerfressen, drehte sich Marik um und ging langsam den langen Flur hinunter.

Hoffentlich würde es Bakura bald wieder gut gehen.

Warten und Bangen

20. Kapitel
 

Warten und Bangen
 

Marik und Isis gingen langsamen Schrittes aus dem Krankenhaus. Bevor sie beide sein Motorrad erreicht hatten, drehte sich Marik noch einmal kurz um und schaute auf die zahlreichen Fenster. In einem der Zimmer musste Bakura nun liegen und wahrscheinlich kämpfte sein Körper gerade um sein Überleben.

Marik wusste, dass mit einer Lungenentzündung nicht zu spaßen war und der Umstand, dass Bakura eindeutig zu wenig wog, machte die Sache nicht gerade leichter für ihn.

„Hey, kleiner Bruder. Ihm wird es bald besser gehen, da bin ich mir sicher.“, versuchte Isis Marik aufzumuntern, der seine Traurigkeit und seine Besorgnis nicht verbergen konnte.

„Ich hoffe es.“, flüsterte er leise, bevor sie beide auf seiner Maschine Platz nahmen um nach Hause zu fahren.

Auf dem ganzen Weg achtete Marik verhältnismäßig wenig auf die Verkehrsregeln und Isis war froh, dass ihnen keine Polizei begegnete. Marik schien vollkommen neben sich zu stehen oder so tief in Gedanken versunken zu sein, dass es ihm überhaupt nicht möglich war, auf die anderen Verkehrsteilnehmer zu achten.

Seufzend nahm Marik seinen Helm ab, als er und Isis zu Hause angekommen waren. Traurig öffnete er die Tür und ging in die Küche; auch Isis wurde gewissermaßen mit seiner Nichtachtung gestraft, auch wenn sie wusste, woraus diese resultierte.

Tranceartig öffnete er den Kühlschrank und nahm sich ein Glas Milch, bevor er sich an den Tisch setzte und lethargisch in die Ferne starrte; durch seine Schwester, die genau vor ihm stand hindurch sehend.

„Marik? Ich weiß nicht, ob dir das hilft, aber Bakura hatte ein Buch bei sich. Ich habe nicht reingeschaut, weil es scheinbar kein Roman oder so was ist, aber vielleicht möchtest du es ja trotzdem sehen, oder weißt, was es ist.“, fragte Isis aufmunternd und kurz konnte man auch in Mariks trüben Augen ein gewisses Aufblitzen erkennen.

„Wo ist es?“, wollte er wissen und stand augenblicklich auf. „Es war in seiner Hose, aber ich habe es herausgenommen. Es liegt noch oben im Gästezimmer.“.

Sofort drängelte sich Marik an seiner Schwester vorbei und stürmte die Treppe hinauf. Als er die Tür öffnete, huschten auf der Stelle die Bilder des frühen Morgens vor seinem inneren Auge und bedrückten Mariks eben noch aufgehellte Stimmung. Das Bett war immer noch genauso zerwühlt, wie Bakura es verlassen musste, als die Ärzte ihn äußerst grob abtransportierten.

Blitzartig sah Marik das Bild von ihm, wie er sich stöhnend und keuchend in den Lagen wand, weil er wohl grausame Schmerzen hatte, es aber unter keinen Umständen zugeben wollte.

Tief Luft holend suchte Marik das Zimmer mit seinen Augen ab, bevor er fand, was er begehrt hatte. Langsam nahm er das kleine Büchlein in die Hand und besah sich das Objekt, das scheinbar für Bakura so was wie einen Schatz darstellen musste. Es war furchtbar abgegriffen und auch der lederne Einband war schon äußerst brüchig, doch Bakura schien es nicht hergeben zu wollen, was auch immer das für ein Buch darstellte.

Vorsichtig betastete Marik das braune Leder und die Gravur, die auf der Rückseite einkerbt war:
 

Für Ryou Bakura zu deinem 15. Geburtstag.

Dein, dich liebender Vater.
 

Sagte die Gravur. Hätte Marik jetzt nicht gewusst, dass dieses Buch erst an die 3 Jahre alt gewesen war, dann hätte er es mindestens auf 10 Jahre geschätzt. Bakura musste dieses Buch also wirklich sehr viel bedeuten.

Andächtig, fast so, als würde er eine Rarität oder ähnliches in den Händen halten, öffnete er den Buchdeckel und erschrak:
 

Tagebuch von Ryou Bakura.

Bitte, wenn es irgendwie machbar ist, nicht lesen!

Vielen Dank
 

Nein! Das konnte Marik nicht machen, dass würde Bakuras Vertrauen zu ihm komplett und unwiderruflich zerstören. So etwas tat man schon aus moralischen Gründen nicht. Nein, unter keinen Umständen würde er darin lesen, egal, wie sehr es ihn auch interessierte.

Vorsichtig legte er das Buch wieder zurück, doch dann fesselte eine lose Seite, die sich deutlich von den anderen hervorhob sein Interesse. Langsam zog er sie raus und für einen kurzen Moment blieb ihm regelrecht das Herz stehen.

Auf dem gefalteten Papier stand in dicken, großen Lettern sein Name. Dieser Brief, oder Tagebucheintrag war an ihn adressiert.

Durfte er es dann lesen? Vielleicht, aber genauso gut konnte es auch sein, dass er es nicht durfte; dass dieser Brief, dieser Zettel nur ein Vorläufer, eine Skizze für irgendwas war? Aber würde Bakura dann seinen Namen drauf schreiben? Auf eine gefaltete, herausgerissene Seite? Er wusste es nicht, aber er schwor sich, sobald er etwas lesen sollte, was seiner Meinung nach nicht für ihn bestimmt war, würde er es sofort zurück legen und das Tagebuch solange für Bakura aufbewahren, bis dieser wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde.

Behutsam entblätterte er den Brief und begann zu lesen.
 

Ich weiß nicht, ob dieser Brief hauptsächlich um dich, an dich, für dich gehen wird, oder, ob ich damit nur meine kaputten, wirren und kranken Gedanken zum Ausdruck bringen möchte.

Vielleicht, so vermute ich es, wird es beides sein. Sollte ich dich also zu sehr belästigen mit meiner Irrationalität, wünsche ich, du überfliegst diese Abschnitte und ließt nur das, was dich interessiert.
 

Marik, ich kann mich kaum noch sehen, habe Angst, dass ich eines Tages hinter meinen Bergen aus Traurigkeit verschwinden werde; unwiderruflich, ohne, dass es überhaupt jemand zur Kenntnis genommen hätte. Nach außen mag ich vielleicht wie ein Engel wirken, aber das bin ich nicht. Ich kann nicht fliegen, dazu fehlen mir die Flügel und selbst wenn ich welche besitzen würde, wo sollte ich denn schon landen?

Außerdem möchte ich heute Nacht etwas Wunderschönes zerstören; ich habe mir also genau 60 Sekunden gegeben um davon zu kommen, denn wer weiß? Ich versuche immer noch herauszufinden, ob ein Engel zerbricht oder in tausend Stücke zermalmt werden kann, wie ein Stein? Heute Nacht sind es nämlich nur ein paar Zentimeter zwischen Schmerzen und Licht und Zerstörung und Erschaffung sind schließlich immer noch dasselbe, oder etwa nicht? Ich habe wirklich ungebändigte Lust, etwas Wunderschönes zu zerstören, und das alleine für dich, Marik.
 

Doch kommen wir nun zu einem wichtigeren Punkt, beziehungsweise zu einem Punkt, der dir wahrscheinlich besonders am Herzen liegt. Ein zu Hause habe ich nicht mehr, wie ich dir bereits versucht habe, zu erklären, aber leider hast du es nicht verstanden. Vielleicht ist es auch nicht so einfach zu verstehen, was ich eigentlich damit meine, ich hätte kein zu Hause mehr. Vielleicht, und davon gehe ich stark aus, kann ich es nicht einmal mir selbst erklären, wie sollte ich es dir dann begreiflich machen? Jemanden, der doch alles hat, was er sich wünscht: Ein zu Hause, Freunde, Familie und vor allem eine Persönlichkeit, die nicht aus zwei Teilen besteht. Darum beineide ich dich hauptsächlich: Um deine Persönlichkeit, deinen Charakter. Du bist stark, stolz und eins; ich aber bin schwach, gebrochen und entzweit. Verstehst du das? Ich glaube nicht, denn auch für mich ist es schwer verständlich, wenn ich darüber nachdenke, dass ich nicht ich bin, sondern nur ein Teil des Ganzen; wie ein Vogel mit nur einem Flügel, der eben bestimmt niemals fliegen kann, dem es von Natur aus versagt worden ist.

Vielleicht ist es bei mir ja genauso? Ich weiß es nicht, so, wie ich vieles nicht weiß.
 

Ich war da, als der Fluss austrocknete, der Fluss, der mein Leben war. Und alles, was ich getan habe war, zu zusehen, wie das Wasser verdunstet, bis nichts mehr übrig war. Ich stand einfach da und sah, wie der Fluss, mein Leben starb. Alles, was ich jetzt noch tun kann ist, auf Regen zu hoffen.

Bist du der Regen? Bist du der Regen, den mein Fluss braucht um wieder voller Leben zu sein, so, wie er einst gewesen? Ich hoffe.
 

Ich wollte an diesem Abend nicht wegrennen, aber ich wollte auch nicht nach Hause, weil es eben nicht mein zu Hause ist. Man kann zwar ein Haus einrichten, es mit Möbeln und Dekorationen versehen, es brauchbar machen, aber eben nicht wohnlich, nicht gemütlich, nicht zu einem „zu Hause“.

Denn das, ist immer auch ein Gefühl, das man mit solch einem Ort verbindet. Und egal, wo ich bin, kommt dieses Gefühl bei mir nicht auf, außer, ich bin in deiner Nähe, Marik, da fühle ich mich geborgen, aufgehoben und beschützt.
 

Ich frage mich, wie es wohl in Colchester aussieht. Ob sie es auch schon so warm haben, wie hier und ob die Fischer schon nach Hause gekommen sind um bei ihren Familien zu sein, oder ob sie immer noch auf dem Meer sind.

Marik, ich möchte nach Hause. Hier habe ich keins. Mein zu Hause ist woanders und ich würde so gerne diesen Ort finden.
 

Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es irgendwo einen Ort für mich gibt, wo Liebe nichts kostet und wo man sich freut, mich zu sehen und ich hoffe, du wirst eines Tages mit mir dort wohnen, wo sich der Himmel berühren lässt und wo nur runde Häuser stehen und wo wir unsere Liebe leben können, frei und ohne Verpflichtungen.
 

Ich bete, dass du mir verzeihst, Marik, dass ich dir all das nicht persönlich sagen konnte. Ich weiß, ich bin ein Feigling und manchmal habe ich Angst, dass ich deiner nicht würdig bin, einfach, weil du so stark bist und ich bin so unendlich schwach.

Ich habe nichts, was ich dir anbieten könnte, was mich für dich zu etwas Besonderem macht, aber du bedeutest mir einfach alles und jetzt, da ich dich gefunden habe, wollte ich nicht mehr ohne dich leben müssen.

Auch, wenn ich dir nichts an materiellen Dingen bieten kann, noch, kann ich dich beschützen oder vor Unheil bewahren, so biete ich dir doch mein Herz an, dass du darauf gut aufpassen mögest und ich hoffe, dass dir das reicht.
 

Ich liebe dich, Marik und das möchte ich dir beweisen, mit allem, was in meiner Macht steht. Leider kann ich dir nicht mal mehr mein erstes Mal schenken, durch einen Umstand, den ich mir selbst zu zuschreiben habe, aber das ist ein anderes Kapitel, das du jetzt noch nicht lesen darfst, das ich dir noch nicht eröffnen kann, doch ich verspreche dir, dass du eines Tages alles über mich erfahren wirst, sobald die Zeit und ich reif dazu sind.

Marik, ich will dir wirklich alles schenken, was ich besitze, auch mein Körper soll nur dir alleine gehören, denn das ist das Einzige, das ich dir an materiellen Gütern schenken kann; du kannst ihn beschmutzen, ihn ausnehmen, ihn verführen…egal; Hauptsache, du lässt mich für einen kurzen Moment all meine Unzulänglichkeiten vergessen und nimmst mich so, wie du es für richtig hältst und ich es verdient habe, wie auch immer, das aussehen soll.
 

Ich werde dir immer gehören, egal was du machst. Ich werde für dich immer der Engel sein, den du dir wünschst und ich versuche mein Bestes, so zu werden, wie du es möchtest.
 

Lass mich nach Hause gehen. Ich war lang genug in dieser Welt, wo ich umgeben bin von Millionen von Menschen, und trotzdem fühle ich mich einsam.

Marik, ich hatte meine Chancen und meine vergeben Träume. Lass mich wieder in deinen Arm.

Ich werde wieder nach Hause gehen.
 

Dein Ryou.
 

Marik hatte sich zwischenzeitlich auf sein Bett gesetzt und konnte nicht glauben, was Bakura ihm da geschrieben hatte. Es zerriss ihm sein Herz, wenn er las, dass Bakura von ihm verlangte, ihn zu beschmutzen, ihn zu missbrauchen, nicht auf seine Gefühle zu achten. Nein, das konnte und wollte Marik nicht. Er liebte Bakura und Liebe war für ihn schon immer die höchste Art der Achtung und Wertschätzung eines Menschen, die instinktiv vor allem zurück schreckte, was den geliebten Menschen, in seinem Falle Bakura, ausnutzen, manipulieren oder übervorteilen könnte.

Nein, das würde er niemals machen, egal, wie wertlos Bakura sich selbst vorkam, so war er in Mariks Augen mit keinem Geld oder Gold dieser Welt zu bezahlen.
 

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3 Tage waren vergangen und noch immer hatte keiner, der Ärzte angerufen. Trotzdem hielt es Marik für das Beste, Bakuras Vater Bescheid zu sagen. Sein Vater war erleichtert, wusste er doch nun, wo sich sein Sohn befand, auch wenn der Umstand nicht der Beste war.

Doch Marik gab die Hoffnung noch nicht auf, dass Bakura kämpfen und seine Lungenentzündung in den Griff bekommen würde.

Isis machte sich ebenfalls schreckliche Sorgen um Bakura, auch wenn sie ihn nicht so gut kannte, so hatte sie ihn doch in ihr Herz geschlossen. Diesen schüchternen, schwach wirkenden, aber doch unendlich starken Jungen, den Marik so sehr liebte. Isis wollte ab diesem Tag, an dem sie ihn so gut es ging versorgt hatte, alles von Marik über ihn wissen.
 

„Wie habt ihr beide euch denn kennen gelernt?“, fragte Isis neugierig, als sie gerade beide beim Essen waren. Marik schluckte hastig sein Stück Steak herunter, bevor er kurz überlegte. „Nun, wenn ich mich recht erinnere, war das vor 4 Wochen oder so gewesen; Ryou kam neu in unsere Schule, weil sein Vater jetzt hier Arbeit gefunden hat. Eigentlich kommt er aus England, aus Colchester. Deswegen hat er auch diesen niedlichen, britischen Akzent. Ja, und dann kam er halt in meine Klasse und er wirkte so total verschüchtert. Am Anfang hat er mich, ehrlich gesagt, recht wenig interessiert, aber dann wurde ich auf ihn aufmerksam, keine Ahnung warum.“. Den Fakt, dass er Bakura eigentlich nur vor Yami und seiner Gang beschützen wollte, verschwieg Marik seiner Schwester sicherheitshalber. Er wollte nicht, dass sie erfährt, was Yami und die anderen damals mit ihm gemacht hatten; nicht einmal Bakura hatte er es erzählt, da er es sich noch nicht getraut hatte; so gesehen, gab es auch den einen oder anderen Punkt, den er vor seinem Freund verheimlichte.

„Oh, und dann hast du dich sofort in ihn verliebt?“, bohrte sie nach und sah die Unsicherheit in Mariks Augen. Räuspernd stocherte er etwas unschlüssig in seinem Essen herum, bevor er mit seinen Ausführungen fortsetzte: „Nicht wirklich, also…äh, keine Ahnung, irgendwann hatte ich halt so ein komisches Gefühl, dass ich ihn sehr gerne habe, mehr, als man einen Freund gerne hat, und dann haben wir uns irgendwann am Strand zum ersten Mal geküsst.“. „Oh, wie romantisch!“, quietschte Isis los und klatschte vergnügt mit den Händen, was Marik ein müdes Lächeln abrang.

„Wie lange weißt du eigentlich schon, dass du schwul bist?“, löcherte Isis ihren Bruder, nachdem sie wieder beruhigt hatte. Marik verschluckte sich augenblicklich an seiner Kartoffel und hustete heftig, sodass er am Anfang nicht in der Lage war, Isis Frage zu beantworten.

„Ärg…ich bin nicht schwul, Isis! Eigentlich stehe ich überhaupt nicht auf Männer. Ich hatte bis jetzt immer nur Freundinnen, keine Ahnung, warum ich mich sexuell zu Ryou hingezogen fühle. Vielleicht stehe ich ja auf Frauen und eben auf Ryou? Ach, keinen Plan.“, beendete Marik genervt das Gespräch.

Isis war ein wenig betrübt über den Fakt, dass Marik keine Lust mehr hatte, weiter über sich und Bakura zu erzählen, aber sie beließ es dabei. Wenn Marik etwas nicht wollte, dann konnte man ihn auch nicht dazu zwingen.

Mariku ist doch schizophren

Ach, irgendwie gefällt mir das Kapitel nicht. Die Sätze sind scheiße, die Ausdrücke auch und Marikus Persönlichkeit ist mal so was von verfremdet und vergewaltigt worden, dass ich dafür ins Gefängnis gehen sollte -.-
 

Aber, lest einfach selbst. Ich hasse dieses Kapitel auf jeden Fall so was von!
 

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21. Kapitel
 

Mariku ist doch schizophren
 

Endlich, nach fast 5 Tagen gaben die Ärzte Entwarnung. Bakura war wieder bei Bewusstsein und war hatte seine Lungenentzündung soweit es ihm möglich war überstanden, sodass er von der Intensivstation auf die normale Krankenstation verlegt werden konnte und endlich auch Besuch empfangen durfte und konnte.

Marik konnte sich die ganze Zeit, die er am Vormittag in der Schule verbracht hatte, nicht auf den Unterricht konzentrieren, noch gab er den Worten Yamis, der ihm sagte, er solle Bakura ausrichten, dass es ihm auch wieder besser ginge und, dass er wie versprochen nichts über ihren kleinen Zwischenfall gesagt hatte, irgendeine Bedeutung. Marik war einfach nur froh, dass er nach diesem Tag, der so unendlich langsam vorgeschritten war, endlich Bakura wieder sehen konnte.

Herr Bakura hatte ihm angeboten, ihn nach der letzten Stunde abzuholen und dann mit ihm gemeinsam ins Krankenhaus zu fahren und so stand Marik nun vor dem Schulgebäude und lief unruhig auf und ab. Bereits zum fünften Mal in 10 Minuten schaute er auf seine Uhr und fluchte über den Umstand, dass ihre Biologielehrerin heute früher Schluss gemacht hatte. So stand er etwas hilflos auf dem Schulgelände und knetete nervös seine Hände, als ihn jemand von hinten auf die Schulter tippte.

„Hey, du altes Haus, erfreut mich zu sehen?“, lachte Mariks Freund über sein etwas verwirrtes Gesicht. „Mariku? Du hier? Aber…?“. „Was?! Darf ich nicht mal meinen Kumpel besuchen kommen? Ist es jetzt neuerdings verboten, nur weil man auf einer anderen Schule ist? Na komm schon her, du Spinner.“. Marikus kräftige Arme schlangen sich um den zierlicheren Körper von Marik, der auch noch gut einen Kopf kleiner war, als Mariku selbst, sodass Mariks Gesicht hart gegen dessen Brust gedrückt wurde.

„Lass mich los, du zerquetschst mich.“, brachte Marik unter Luftmangel hervor und versuchte sein Gesicht wenigstens ein bisschen zu drehen, sodass er an den so benötigten Sauerstoff kam.

„Na gut, ich will mal nicht so sein. Nicht, dass ich dich noch umbringe, obwohl…hm, wenn ich es mir recht überlege.“. Ein teuflisches Grinsen huschte über Marikus Gesicht und schon im nächsten Moment hatte er Marik im Schwitzkasten und wuschelte ihm durch das sandblonde Haar, genau wissend, dass es Marik verabscheute, wenn man seine so wohl gekämmte Haarpracht zerstörte.

„Mariku! Hör mit dem Scheiß auf!“, befahl Marik und versuchte sich verzweifelt aus Marikus Griff zu befreien. Mariku ließ ihn los und sah belustigt dabei zu, wie Marik fast schon panisch versuchte seine Haare wieder in die Ausgangslage zu bringen.

„Immer noch so selbstverliebt, wie früher.“, grinste Mariku, was ihm einen bösen Blick von Marik einbrachte.

„Ach, lass das doch. Das gibt nur Falten und außerdem passt dieses ganze „Bad Boy“ Getue nicht zu dir, Kleiner.“. „Hättest du mir nicht die Misere eingebrockt, hätte ich jetzt nicht dieses Problem.“, konterte Marik und ließ schließlich enttäuscht seine Haare, Haare sein.

„So? Wie wollen wir unser Treffen feiern? Gehen wir was trinken? Oder Männer, gut, in deinem Fall Frauen aufreißen? Schlag was vor, ich bin dabei.“, sprach Mariku aufgeregt, denn schließlich hatten sie sich beide seit mehr als 5 Monaten nicht mehr gesehen, denn, als Mariku von der Schule suspendiert worden war, konnten sich Marik und er nur noch sehr selten, oder eher gesagt, überhaupt nicht sehen, was vor allem Marik sehr zermürbte, war es doch Mariku, der ihn aus den Fängen von Yami und den anderen befreite.

„Nein, ich fahre heute ins Krankenhaus, tut mir Leid.“. Mariku sah ihn verblüfft an, bevor er eine Idee hatte.

„Okay, dann komm ich eben dorthin mit und danach machen wir was zusammen.“. „Nein! Du wirst nicht mitkommen! Das geht nicht!“, schrie Marik geradezu panisch, denn er wusste, wie Mariku ab und an war und wenn er Bakura zu Gesicht bekommen würde, dann wusste er nicht, wie er oder Mariku reagieren würde. Marik wollte sich das auch gar nicht vorstellen, denn Bakura war genau der Typ Mann, auf den Mariku stand.

Ja, in dem Moment kochte sogar so etwas, wie Eifersucht in Marik hoch, die ihm befahl, Mariku um jeden Preis von Bakura fern zu halten.

„Ach, jetzt sei doch nicht so. Warum musst du denn da hin?“. „Das geht dich nichts an!“, sagte Marik kurz und blickte suchend umher. Er wünschte sich, dass Bakuras Vater bald hier sein würde, damit er Mariku schnell loswurde. Er freute sich natürlich, dass Mariku da war, aber er wollte und konnte ihn nicht mitnehmen.

„Oh, da hat man sich mal 5 Monate nicht gesehen, und schon hat Klein Marik Geheimnisse vor einem. So läuft also der Hase hier.“. „Und wenn schon? Hast du doch auch.“. Inständig betete Marik, dass dieses Gespräch bald zu Ende sein würde.

„Also, wenn es wegen einer Frau ist, du weißt doch, dass mich dieses Geschlecht nicht interessiert.“. „Es ist nicht wegen einer Frau.“. Marik hätte sich in diesem Moment am liebsten geohrfeigt und reflexartig hielt er seine Hand vor den Mund. Wie konnte er auch nur so blöd sein, Mariku fast die Wahrheit zu sagen.

Dieser beäugte ihn verwundert, bevor ihm scheinbar ein Licht aufging. Freundschaftlich legte er einen Arm um Marik und zog ihn zu sich. „Soso, geht es also nicht um eine Frau. Hm, geht es um einen Mann?“, fragte Mariku süffisant, kannte er die Antwort doch bereits, aber der Anblick, dem Marik ihm bot, war einfach zu verlockend, als dass er ihn sich hätte entgehen lassen wollen.

Dieser stand mit feuerroten Wangen neben ihm und sah beschämt zu Boden, bevor er fast unmerklich nickte.

„Ha! Wusste ich es doch, dass du dich den Reizen eines Mannes nicht entziehen kannst. Schade, dass du deine schwule Seite nicht schon früher entdeckt hast, ich hätte sie gerne kennen gelernt, aber das können wir ja noch nach holen.“, unterbreitete Mariku ein nicht ganz moralisches Angebot, was Marik fast würgen ließ. Er mochte Mariku, ja, aber nur rein freundschaftlich. Mit einem anderen Mann, außer Bakura zu schlafen, kam für diesen nicht in Frage.

Angewidert drückte sich Marik von ihm weg. „Ich will nicht mit dir schlafen!“. „Wer hat denn etwas von „zusammen schlafen“ gesagt? Aber wenn du es so formulierst.“. Grinsend kam Mariku auf Marik zu, der instinktiv einen Schritt zurück wich. „Immer noch so ängstlich, wie früher. Keine Sorge, ich falle schon nicht über dich her.“.

Geräuschvoll stieß Marik die Luft aus, er hatte es wirklich geglaubt. „Na, na, na….viel Vertrauen hast du aber nicht in mich. Du bist mir vielleicht ein Freund.“, schmollte Mariku ein wenig, doch hörte man an dem Klang seiner Stimme, dass er es nicht ernst meinte.

Endlich erblickte Marik das Auto von Bakuras Vater und hörte kurz darauf auch schon das Hupen, was ihm ankündigte, sich zu beeilen. Schnell lief Marik und öffnete die Beifahrertür. „Hallo Marik und wie heißt du?“. Marik drehte sich erschrocken um. Wie konnte Mariku nur zeitgleich ins Auto gelangen, ohne, dass er etwas davon mitbekommen hatte?

Überzeugt grinsend hob Mariku die Hand. „Ist nicht wichtig, ich bin ein Kumpel von Marik.“. „Oh, na dann. Dann kennst du bestimmt auch meinen Sohn, er ist auch ein Freund von Marik.“.

Anzüglich lächelnd sah Mariku Marik an, der ihm mit seinem Blick sofort sagte: „Wenn du einen Ton verlierst, dann bist du geliefert, Mariku!“. Verstehend, aber nicht abgeneigt, Marik in eine überaus peinliche Situation zu führen, nickte er ihm zu und ließ sich zurück in das weiche Leder der Sitze rutschen.

„Ja, kenn ich.“.

Marik seufzte erleichtert auf, doch wusste er nur zu genau, dass, wenn Mariku Lust hatte, Bakuras Vater zu erzählen, was wirklich Sache war, dann würde er es tun, und Marik könnte ihn nicht aufhalten.

Die Fahrt verlief äußerst ruhig, jeder schien in seinen Gedanken gefangen zu sein und Marik schaute nur auf die Straßen, die so überfüllt mit Menschen und Autos waren, doch eigentlich nahm er alles um sich herum nicht mehr wahr. Er war gedanklich nur noch bei Bakura, ob sich dieser freuen, wie ihr Wiedersehen ablaufen und vor allem, wie er reagieren würde, wenn er auf Mariku traf, der genervt hinten saß und nicht genau wusste, was er denn jetzt in dieser Stille machen sollte.

Für Mariku war das alles mehr als langweilig, doch die Tatsache, dass da vorne, in seinen Augen, alter Mann am Steuer saß, verbot es ihm regelrecht irgendein Gespräch mit Marik anzufangen. Marik hingegen war froh über diesen Umstand.

„So, wir sind da.“. Mariku war der Erste, der aus dem Auto sprang und sich eine Zigarette anzündete.

„Seit wann rauchst du denn wieder?“, fragte Marik teils überrascht, teils enttäuscht. „Ich habe nie richtig damit aufgehört, Süßer.“, grinste Mariku und blies Marik den Rauch ins Gesicht, was diesen sofort aufhusten ließ.

„Süßer?“, meldete sich jetzt auch Herr Bakura zu Wort und blickte abwechselnd zu Mariku und Marik. „Wissen Sie, alter Mann, es gibt Dinge, die Sie noch nicht wissen.“, witzelte Mariku und legte einen Arm um die Schulter von Herr Bakura, was diesen ungläubig schauen ließ. „Vielleicht erkläre ich Ihnen das auf dem Weg zur Anmeldung.“. „Mariku!“, schnaubte Marik los und sah schon sämtliche Horrorszenarien vor seinem inneren Auge abspielen. Sofort ergriff er Marikus Arm und zog ihn hinter sich her. „Wir gehen schon mal vor.“, brüllte Marik Bakuras Vater noch hinterher, bevor sie beide außer Sicht- und vor allem Hörweite waren.

„Sag mal, hast du sie noch alle?!“, schrie Marik. „Ach, komm schon, früher oder später wird es doch eh herausfinden, spätestens dann, wenn ihr beide eure Lust herausstöhnt.“, lachte Mariku und lief dann, ohne auf das wütende Schnauben von Marik zu achten auf den Eingang zu.

„So? Und wo ist jetzt dein Schatzilein?“, fragte Mariku genervt und sah sich um. „Er wird wohl kaum im Eingangsbereich liegen, du Blitzchecker.“, erklärte Marik und ging dann zu der Anmeldung.

„Schönen Guten Tag. Wir sind wegen Herrn Bakura hier.“. „Einen Moment, bitte.“ Schnell schaute die ältere Dame in den Akten. „Er liegt in Zimmer 206. Sie fahren einfach mit dem Fahrstuhl in den 2. Stock und dann rechts. Sie müssten es eigentlich finden.“. Marik nickte und bestellte der Frau dann noch schnell ein „Danke schön“, bevor er Mariku am Arm in den Fahrstuhl zerrte.

„Oh, nicht so hastig, hast du es so nötig? Nicht, dass es mir keinen Spaß machen würde, dich im Krankenhaus zu vögeln“, sagte Mariku belustigt und drängte sich an Marik. „Nimm deine Pfoten von mir!“, sprach dieser mehr als nur genervt. Es war eindeutig falsch, Mariku mitzunehmen. Er hätte ihn aus dem fahrenden Auto ganz einfach herausschmeißen sollen, egal, wie sehr ihn auch als einen Freund mochte, doch Freundlichkeit hatte schließlich auch mal ihre Grenzen.

„Oh, ist mein kleines Häschen etwa zu einem Tiger mutiert?“. „Ach, halt doch einfach die Klappe.“, beendete Marik das Thema und lief den leeren Gang hinunter, um Bakuras Zimmer zu finden.

„206. Das ist es. Mariku, hör mir gut zu: Du hältst deinen Mund und setzt dich einfach nur auf einen Stuhl, oder so. Sprich Bakura nicht auf einen, deiner perversen Gedanken an, noch tust du sonst irgendwas. Ach am Besten, du verhältst dich einfach so, als wärst du nicht da.“, erklärte Marik der Einfachheit halber und öffnete dann die Tür.

Erschrocken fuhr Bakura hoch, als sich die Zimmertür leicht quietschend öffnete, hatte er doch eben noch aus dem Fenster herausgeschaut und die Vögel im Nachbarbaum beobachtet, wie sie ihre Jungen fütterten.

„Marik! Schön, dass du mich besuchen kommst.“. Bakura setzte sich etwas in seinem Bett auf und deutete Marik an, dass er reinkommen kann.

Auch Mariku betrat das Zimmer. Es durchzuckte ihn wie einen Blitz, als er Bakura sah und für einen Bruchteil einer Sekunde war er sich sicher ein anzügliches Grinsen auf dem eher schüchternen Gesicht zu sehen, als sich ihre beiden Blicke trafen. Doch, so schnell dieses Aufgekommen, war es auch wieder verschwunden und Mariku überlegte kurz, ob er nun Halluzinationen hatte.

Marik derweilen umarmte seinen Freund und freute sich einfach nur wahnsinnig, dass es Bakura wieder einigermaßen besser ging.

„Marik, du, sag mal, spinne ich oder siehst du auch, was ich sehe? Da steht so ein Typ in der Tür, der fast so aussieht wie du, nur etwas verrückter.“, flüsterte Bakura Marik ins Ohr, was diesen belustigt auflachen ließ.

„Nein, nein, du hast sie noch alle beisammen. Das ist Mariku, mein Kumpel, von dem ich dir schon erzählt habe. Mariku, das ist Ryou.“, stellte Marik sie beide vor.

„Jo, der bin ich. Hast es ja nicht grade sehr schön hier.“, bemerkte Mariku, als er sich in dem kleinen Raum umsah und auch den Schrank nicht ausließ, indem sich jedoch nichts befand, da Bakura keine Sachen in der besagten Nacht mitnehmen konnte und auch erst heute Morgen aus seinem „Koma“ erwacht war.

Als sich Mariku wieder den beiden zuwandte, hätte er schwören können, dass schon wieder ein kurzes, diabolisches Grinsen über Bakuras Gesicht huschte. Etwas benommen schüttelte er seinen Kopf. Er musste mit dem übermäßigen Alkoholkonsum aufhören, so viel war sicher.

„Geht es dir soweit gut?“, fragte Marik besorgt. Bakura nickte leicht, auch wenn er lieber nicht im Krankenhaus liegen würde. Die Einsamkeit nagte in letzter Zeit schwer an ihm. „Ja, nur aufstehen darf ich noch nicht. Aber es geht mir schon ein wenig besser.“.

„Bekommst du hier nichts zu essen, oder bist du magersüchtig? Wenn es letzteres ist, dann nehme ich gerne dein Essen, ich habe nämlich Bärenhunger.“, mischte sich Mariku ein und setzte sich auf die Fensterbank. Marik funkelte ihn kurz böse an, bevor er dann aufmunternd zu Bakura schaute.

„Mach dir nichts draus, Mariku hat einfach kein Taktgefühl.“. „Kein Taktgefühl?! Was willst du denn damit sagen?! Meine Güte, wenn er nun mal nichts essen mag, dann darf man doch mal fragen, ob man es anstatt seiner bekommt, oder etwa nicht?“, knurrte Mariku und besah sich Bakura etwas genauer.

Heiß sah er ja nicht gerade aus, aber auch nicht schlecht. Wenn er erregt war, würde er bestimmt richtig geil aussehen, diese blasse Haut, die sich dann leicht rot färben würde.

„So, und ihr seid jetzt also ein Paar für wie lange?“, fragte Mariku und lief nun unruhig den Raum auf und ab. Das langweilte ihn jetzt schon.

Marik achtete nicht darauf und deutete auch Bakura an, dass er nicht antworten musste, was Bakura erleichtert zur Kenntnis nahm. Sachte küsste Marik ihn auf die Stirn und streichelte ihm zärtlich über die Wange.

„Gut, wenn ihr mir nicht antworten wollt, sondern lieber zusammen ficken, bitte sehr. So ein Liveporno ist auch nicht schlecht.“, gab Mariku auffordernd kund und setzte sich sofort auf den Stuhl um auch nichts zu verpassen.

Marik schüttelte nur den Kopf. „Ryou? Wir werden jetzt wieder gehen. Ich komme morgen wieder vorbei, ohne Mariku!“, zischte Marik den letzten Teil seines Satzes. Ihn ärgerte es ungemein, dass Mariku sich doch tatsächlich erdreistet hatte, einfach mitzukommen.

„Ja, ja…schon gut. Vielen Dank für deine nette Behandlung, werde ich mir merken. Na ja, man sieht sich.“. Mariku winkte Bakura zum Abschied noch zu und schon wieder erkannte er dieses schelmische Grinsen, dass so unheimlich kurz über dessen Lippen huschte, das man es nicht mal in ein Foto bannen könnte.

Marik verabschiedete sich zärtlicher, mit einem scheuen Kuss, der fast nur gehaucht auf Bakuras ausgehungerten Lippen landete.

„Bis Morgen.“, flüsterte Marik und sah Bakura liebevoll in die sanften Augen.
 

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„Du, Mariku? Hast du sie eigentlich noch alle?! Was sollte das eben?!“, tobte Marik, als sie beide vor Herrn Bakuras Auto standen. Dieser wollte ebenfalls kurz zu seinem Sohn, doch aus diesem „kurz“, war mittlerweile 20 Minuten geworden.

„Was sollte was?“, spielte Mariku unwissend und blies den Rauch seiner Zigarette in den Himmel. „Das weißt du genau!“, fluchte Marik immer wütender.

„Ach so, du meinst eben bei diesem Bakura? Nun hab dich doch nicht so. Es war doch nur Spaß.“, zog Mariku ihn auf und sah belustigt dabei zu, wie Marik immer wütender wurde. Langsam glich sein Wutausbruch dem, eines tasmanischen Teufels.

„Aber weißt du was?“, fragte Mariku nun wieder ernst. „Was?!“, fauchte Marik. „Irgendwas stimmt mit diesem Typen nicht. Er verhält sich seltsam, finde ich.“. „So?! Der Einzige, der hier nicht mehr ganz dicht ist, bist du!“.

„Wie auch immer.“. Trotzdem war Mariku sich sicher, dass Bakura nicht der war, der er vorgab zu sein. Irgendwas war hier faul und es würde ihm einen Spaß machen, das raus zu finden.

Herzlos

Hinweis: Oh, ich weiß, das Kapitel ist nicht so besonders lang, aber es hat eine sehr schöne (*Achtung: Sarkasmus) Wendung.

Und ich wollte euch noch einmal so DANKE sagen, dass ihr mir immer wieder diese super tollen Kommentare schreibt!!!!! Ich weiß gar nicht, wie ich euch wirklich dafür danken kann, aber macht auf jeden Fall so weiter!!!!!
 

Vielen, vielen, vielen, herzlichen, super tiefgehenden Dank!!!! Fühlt euch alle geknuddelt!!!! *Schmatz*
 

@ RyouAngel: Also ich finde, Ryou kann nix entstellen oder unknuddeliger machen, auch kein Aufenthalt im Krankenhaus^^

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22. Kapitel
 

Herzlos
 

Heute sollte alles besser werden, das wusste Marik. Nachdem das gestrige Treffen mit Bakura eher in einem Desaster endete, wollte er heute alles wieder gut machen und Bakura so viel Aufmerksamkeit schenken, wie er diese verdient hatte. Denn schließlich waren Aufenthalte in einem Krankenhaus nie besonders schön und man freute sich immer, wenn jemand sich die Zeit nahm, einen besuchen zu kommen. Und heute wollte Marik diese Zeit bis zum Äußersten ausreizen.

Bereits gestern Nachmittag war er noch in die nahe Bäckerei gegangen um dort 20 Cream Puffs für Bakura zu bestellen. Die Verkäuferin und auch ihr Mann, der Konditor war, sahen ihn zwar etwas verdutzt an, doch er erklärte es ihnen sehr gerne, für wen und weshalb er solch eine riesige Bestellung abgab. Da die beiden älteren Herrschaften Marik seit seiner Kindheit kannten, versprachen sie ihm sogar, das Ganze billiger zu machen und Marik war sehr froh darüber, hatte er doch momentan nicht ganz so viel Geld, denn er musste ja auch den überdimensionalen Blumenstrauß bezahlen, der ihn 100 Dollar kosten sollte. Er verbrachte gestern noch gut 2 Stunden damit, zahlreiche Blumen, etwa Sonnenblumen, Orchideen, Rosen, Mohnblumen und ein Dutzend anderer auszuwählen, deren Namen er sich nicht hatte merken können. Am Ende war ein Strauß aus unzählbaren, verschiedenen Farben entstanden und Marik war sich sicher, dass Bakura überwältigt sein würde, denn schließlich kam so auch etwas Wärme in sein eher unterkühltes und steriles Zimmer.

Aufgeregt wartete Marik auf das Klingeln, das ankündigte, dass die letzte Stunde vorbei war. Den ganzen Tag über war er bereits unheimlich aufgekratzt und zerstreut, was vor allem seine Lehrer zu spüren bekamen, fragte er doch immer wieder nach, um was es ging, wenn er an der Reihe war, ihre Frage zu beantworten.

Nervös fieberte er der letzten Minute entgegen und erwartete mit Spannung, dass erlösende und vertraute Signal, dass nach unendlich langer Zeit gegeben wurde. Sofort schnellte Marik hoch, warf seine Sachen in den Rucksack und flog förmlich aus dem Schulgebäude, so leicht und unbeschwert waren seine Schritte. Er war so entsetzlich in Bakura verliebt und dieser Umstand ließ ihm regelrecht Flügel wachsen. Außerdem freute er sich wie wahnsinnig, auf das Gesicht, das Bakura machen würde, wenn er sah, was Marik ihm gekauft hatte. Er vermisste seine Heimat bestimmt sehr und waren es auch nicht die Blumen, die ihn überwiegend an England erinnern sollten, so doch die Cream Puffs, die er für ihn hatte backen lassen.

Oh ja, dieser Tag sollte ein schöner Tag werden und nix und niemand würde Marik diesen zerstören, deswegen eilte er auch an den anderen Schülern, die ihn alle mit, in ihren Augen, furchtbar wichtigen Sachen aufhalten wollten, einfach vorbei und rief ihnen nur ein hastiges: „Keine Zeit.“ entgegen.

Völlig außer Atem stand er vor der kleinen Bäckerei und versuchte seinen Kreislauf wieder zu beruhigen, was gar nicht so einfach war, denn schließlich platzte er fast vor Aufregung für das Kommende.

„Guten Tag, Marik. Du kommst bestimmt wegen der Bestellung.“, begrüßte ihn die nette alte Dame, die für Marik so etwas wie eine Oma darstellte, war seine wirkliche doch so unerreichbar weit weg für ihn. Diese wollige Wärme, dieser leckere und angenehme Geruch und das kleine Glöckchen, das so altmodisch über der Tür hing und immer dann klingelte, wenn ein Kunde herein trat, machten diesen Ort zu der materiell gewordenen Geborgenheit schlechthin.

„Guten Tag, Mrs. Johnson. Ja, deswegen bin ich hier. Sind sie denn schon fertig?“, fragte Marik aufgeregt nach. Die in die Jahre gekommene Frau, mit den unglaublich vielen Falten, die sie aber kein bisschen alt aussehen ließen, lächelte sanft. „Nicht so nervös, junger Mann. Die Jugend hat doch noch so unendlich viel Zeit. Möchtest du nicht erst einmal etwas trinken?“. Marik tappte von einem Fuß auf den anderen. Er wusste nicht so recht, eigentlich wollte er zu Bakura, aber er konnte doch nicht einfach nein sagen, wenn er so liebreizend darum gebeten wurde. „Nun, ich weiß nicht. Ich müsste eigentlich gleich wieder los.“. Gutmütig nickte Mrs. Johnson. „Wenn das so ist. Robert? Sind die Cream Puffs schon fertig?“, rief sie ihrem Mann entgegen, welcher kurz darauf mit einer riesigen Box aus der Backstube kam. „Oh, Marik. Schön dich zu sehen. Hier sind sie. Frisch und lecker.“. Freudestrahlend nahm er das Packet entgegen und stellte es auf der Theke ab, um zu bezahlen. „Lass gut sein, Marik.“, winkelte Mr. Johnson ab und Marik nickte eifrig. „Danke.“, rief er den beiden noch zu, bevor er aus der Tür stürmte.

Fest hielt er seinen kostbaren Schatz in den Händen und rannte schnell weiter zu seiner nächsten Anlaufstelle

Dort musste er nicht lange warten, denn schließlich war der Strauß bereits gestern fertig zusammengestellt worden, deswegen bezahlte Marik hastig und machte sich dann auf den Weg zur U-Bahn Station. Das dauerte alles viel zu lange. Marik wollte nicht mehr warten, er wollte jetzt sofort beim Krankenhaus angekommen sein um Bakura in seine Arme schließen zu können.

Auch die Fahrt, die eigentlich nur 10 Minuten dauerte, war in Mariks Augen so unheimlich lange, eine Ewigkeit, die kein Ende nehmen wollte. Seine Gedanken waren die ganze Zeit bei seinem Bakura. Marik war erleichtert, dass es ihm wieder besser ging und da er wusste, wie zerbrechlich Bakura war, wollte er natürlich diese Glücksmomente auskosten, die in der jüngsten Vergangenheit so selten geworden waren.

Als Marik aus dem Abteil heraus jagte, wäre er beinahe über seine eigenen Füße gestolpert, doch freundlicherweise fing ihn ein junger Mann auf. „Vielen Dank.“, brachte Marik verwirrt hervor. Der Schreck saß noch etwas in seinen Knochen, den vor seinem inneren Auge hatte er bereits die kostbare Fracht fliegen und kaputt gehen sehen.

„Nicht so ungestüm, sonst könnte dir noch was passieren.“, wies ihn der Mann an und lächelte gutherzig. „Ja, das stimmt.“, doch Marik rannte trotzdem wie wahnsinnig weiter, als wäre er ein verfolgter Schwerverbrecher.

Noch einmal atmete er tief durch, während er abgehetzt vor dem Eingang des Krankenhauses stand. Jetzt war Marik endlich angekommen. Mit einem kribbeligen Gefühl und einem unglaublich fröhlichen Lächeln betrat er das Gebäude. Dieses Mal wusste er ja, wo Bakura lag, so dass er ohne große Umschweife den Fahrstuhl aufsuchte und in die zweite Etage fuhr. Glücklich und unheimlich aufgekratzt, mit einem angenehmen Ziehen im Bauch stand er vor der Zimmertür.

Noch einmal strich er seine Sachen glatt und öffnete leise und vorsichtig die Tür. Vielleicht schlief Bakura ja noch und dann wäre die Überraschung noch größer, wenn er erwachte und Marik auf ihn warten sah.

„Ryou?“, fragte Marik behutsam und öffnete schließlich die Tür ganz. Was er da erblicken musste, verschlug ihm die Sprache und sein wunderschönes, liebes Lächeln versteinerte sich und wurde zu einem schmerzverzerrten Ausdruck. Er konnte nichts sagen, obwohl er schreien und weinen wollte, doch er blieb stumm. Viel zu unwirklich kam ihm die Szene vor, die sich da vor seinen Augen abspielte. Es zerriss ihn innerlich und er fühlte sich, als wäre er von einem Hochhaus mit einem Bungeeseil gesprungen, doch dieses war spröde und so schlug er ohne Halt auf den harten Boden auf und zerschellte.

Entsetzt starrte er nur auf Bakura und auf den, welchen er einst seinen Freund schimpfte. Sein Engel küsste wie wild Mariku, der halb auf ihm saß und schon dabei war, seine Klamotten von seinem Körper zu entfernen. Sie machten vor seinen Augen rum, einfach so, ohne Vorwarnung, ohne, dass er sich hätte darauf vorbereiten können.

Der Schock versiebte und ihn Marik kochte die Wut hoch, die sich brodelnd ihren Weg nach draußen suchte, wie ein Vulkan, der dem Ausbruch nahe war.

„Was macht ihr da?!“, schrie er endlich los und seine Stimme drohte zu überschlagen. Erschrocken hoben Mariku und Bakura den Kopf. „Oh, hallo Marik.“, fasste sich Mariku als Erster wieder. „Das kannst du dir sparen!“, schnauzte Marik verzweifelt und hysterisch.

Böse funkelnd sah er Bakura an, der verwirrt und verschreckt um sich sah. „Was…wo? Mariku?“, sprach er verdattert und drückte Mariku von sich weg. „Oh, Bakura….machst du wieder einen auf schizophren?!“, bluffte Marik weiter, ohne wirklich auf Bakura oder Mariku zu achten. Viel zu tief saß der Kummer, der ihm sein Herz zerriss und quälte.

„Aber, ich…was machst du hier?“, wand Bakura trotzdem ein und merkte erst jetzt, dass er furchtbar erregt war, doch er wusste nicht warum, geschweige denn woher. Schmerzend drückte sich sein Glied gegen seine Short und pochte heftig.

„Ich? Was ich hier mache?! Ich wollte dich besuchen kommen, weil ich dachte, du würdest dich über meinen Besuch freuen, aber wie ich sehe, hast du ja bereits jemanden, der dir Gesellschaft leistet!“. Jetzt brach seine Stimme vor Wut und Hysterie endgültig und gepeinigt ließ er sein Geschenk, welches er so sorgsam für Bakura zusammengestellt und ausgesucht hatte, achtlos in den Türrahmen fallen.

„Du bist herzlos, Bakura. Herzlos und kalt!“, stammelte Marik unter Tränen und ohne sich noch einmal umzudrehen rannte er den Gang entlang. Er musste diesen Ort verlassen. Zu viel hatte er sehen müssen, zu viel, das er nicht länger ertragen hätte. Wie konnte Bakura ihm das nur antun, nach allem, was sie beide mehr oder minder zusammen durch gestanden hatten, nachdem Marik ihm doch sein Herz geschenkt hatte, dass er es sicher bewahrte. Doch Bakura hatte nichts anderes vor gehabt, es ihm zu zerreißen, in tausend Stücke zu zerbrechen und wertlos zurück zu lassen. Sein Traum, der doch gerade erst anfing, sich wandelte und tiefer wurde, war ausgeträumt und würde mit Bakura wohl nie wieder anfangen.

Der lange Weg zur Liebe

23. Kapitel
 

Der lange Weg zur Liebe
 

Nun war auch Mariku gegangen und er war wieder einmal allein. Er kannte es, alleine und einsam zu sein, das war ein Teil seines Lebens, doch nun schmerzte ihn diese Einsamkeit mehr als jemals zuvor. Er ertrug es nicht mehr so gut, alleine zu sein, seit Marik in sein Leben getreten war und ihm zeigte, was es hieß zu Leben, zu hoffen, glücklich und fröhlich zu sein; sich nicht nur damit zu quälen, nicht nur zu warten, bis es Nacht wurde und für einen kurzen Moment das Alleinsein im Schlaf vergessen werden konnte. Doch Marik war weg, so wie alle anderen auch, die ihm jemals etwas bedeutet hatten. Sein Leben machte in seinen Augen einfach keinen Sinn, denn was sollte es denn schon für einen haben, wenn er immer gepeinigt und gequält wurde?

Bakura wusste nicht genau, warum Marik so voller Kummer und Wut wegrannte und ihn als kalt und herzlos beschimpft hatte, doch er glaubte zu erahnen, was der Grund dafür gewesen sein konnte: Kura. Er lebte wirklich sein ganz eigenes Leben, auf das Bakura keinen Zugriff hatte, das er nicht bestimmen oder verhindern konnte.

Traurig lauschte Bakura einem Gespräch zweier Krankenschwestern, die sich darüber unterhielten, wie man sich bei einem ersten Date zu kleiden hatte, ob eher verrucht oder charmant, ob aufreizend oder eher süß.

Je länger Bakura den beiden zu hörte, desto mehr verschnürte es ihm seine Kehle und die ersten Tränen begannen sich ihren Weg auf seinen Wangen zu bahnen, bis sie lautlos auf die Bettdecke tropften.

Was hatte Kura da nur angestellt, was hatte er getan, dass Marik ihn jetzt dafür hasste und verantwortlich machte? Eigentlich wusste er die Antwort, nachdem er bemerkt hatte, wie schmerzvoll eng seine Short in der Lendengegend gewesen war, doch er wollte es nicht wahrhaben. Das konnte Kura ihm doch nicht antun.

Immer lauter wurden die anfangs leisen Schluchzer und füllten bald den Raum mit heißeren, verzweifelten Schreien. Er fühlte sich so erschreckend einsam, jetzt hatte er wirklich niemanden mehr.
 

It’s been a long time

Since I’ve prayed

Let the words for where they may

Forgive me now for what I’m about to say

Tired of being on my knees

Sick of begging you please

Since the day you took him away from me
 

God, how much more do I have to hurt?

How far down do you want to see me go?

Tell me!

God, you don’t know the sadness of this place

You got the angels and the saints

So give me back my love

Don’t you think I’m lonely enough?

Won’t you give me back my love?
 

>Na, na, na…nicht so pessimistisch. Du hast immer noch mich. Und eigentlich müsste ich es sein, der hier verzweifelt, schließlich hat Marik mich um meinen Spaß gebracht<

„Kura.“, knurrte Bakura nur verbittert und blickte hoch. Das Zimmer war dunkel und kalt, so, wie seine Seele, seine Stimmung düster und traurig war.

>Oh, da freut sich aber jemand, mich zu hören<, schallte es zynisch durch Bakuras Kopf. Fieberhaft raste sein Herz und seine anfängliche Verzweiflung wandelte sich schnell in einen Sturm der Wut und des Hasses.

„Warum sollte ich mich freuen, von dir zu hören?! Du zerstörst mein Leben, du zerbrichst mich und machst alles kaputt, was mich noch am Leben hält!“, keifte Bakura los und es war ihm egal, ob ihn jemand hören konnte. Ihm war jetzt alles egal, nichts bereitete mehr einen Sinn, nichts war noch da, was es zu beschützen und zu halten galt.

>Du zerstörst dich nur selbst, aber wenn du schon einmal dabei bist, könntest du es bitte eine kleine Spur schneller machen, denn dann ist es für mich einfacher, dich endgültig weg zu sperren<.

„Du mieses Schwein! Das ist doch alles, was du willst, habe ich Recht? Ist es nicht so, Kura?!“, kreischte Bakura hysterisch und sein Atem ging bereits nur noch sehr flach und unregelmäßig, was Kura nicht verborgen blieb, immerhin teilte er sich diesen Körper mit seinem anderen Teil.

>Hey, ich habe gesagt, du kannst deine Persönlichkeit zerstören, nicht diesen Organismus, den brauche ich noch. Ich will mich hier schließlich nicht umbringen<, brachte Kura hervor, ohne dabei auf Bakuras Frage einzugehen.

„Ich, ich…“. Bakura konnte nicht weiter sprechen, die Wut und die Verzweiflung machten es ihm unmöglich auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Er hasste Kura, so wie er auch sich selbst verabscheute, diesen Teil seiner Persönlichkeit erschaffen zu haben.

>Du hasst mich also? Na dann, tu, was du nicht lassen kannst, aber vergiss nicht: Durch deinen Hass und deine Verzweiflung der Welt gegenüber bin ich erst entstanden, du nährst mich also mit deinen Gefühlen, mein Kleiner<, lachte Kura hämisch und dieses grauenvolle, wenig liebliche Gelächter hallte noch eine Zeitlang in Bakuras Kopf nach.

Hoffnungslos sah er sich um. Das musste ein Ende haben, Bakura wollte nicht, dass noch mehr Menschen durch ihn oder Kura verletzt wurden, seelisch oder körperlich.

Wenn Bakura diesen Körper nicht alleine haben konnte, dann sollte niemand ihn besitzen, am allerwenigsten Kura.

>Du willst dich doch nicht etwa umbringen, Süßer? Du weißt doch, dass ich das nicht zu lassen kann. Ich werde in diesem Moment einfach die Kontrolle über deinen Körper übernehmen. Und jetzt: Schlaf ein bisschen, du brauchst Ruhe<, war das Letzte, was Bakura noch bewusst vernahm, bevor die Dunkelheit ein weiteres Mal Besitz von ihm ergriff. Ab jetzt musste er erneut ruhen, ohne, dies auch zu wollen. Kura hatte die Macht, er bestimmte, wann für Bakura Nacht oder Tag war.
 

„Idiot.“, flüsterte Kura leise und blickte sich erst einmal um. Er war immer noch in diesem elendigen Krankenhaus. Bakura war wirklich zu schwach, zu zerbrechlich. Nicht einmal seinen Körper konnte er richtig zur Genesung bringen, wie wollte er dann mit dieser Welt zurecht kommen?

Kura musste erstmal von hier verschwinden, dann würde er weiter sehen. Er wollte Bakura ja gar nicht so sehr verletzen, noch mit ihm auf Kriegsfuß stehen. Irgendwie mochte er den Kleinen, seinen anderen Teil, auch wenn er der absolute Gegenpol zu ihm war. Oder eben genau deswegen?

Verbissen schaute sich Kura weiter um. Einfach durch die Tür spazieren konnte er nicht, das wusste er, doch wie sollte er sonst hier verschwinden? Plötzlich sah er das Fenster, das wäre eine Möglichkeit. Vorsichtig zog er die Nadel, die ihn mit Kochsalz und einigen anderen Flüssigkeiten versorgte aus seinem Arm und drückte ihn erst einmal ab, um die Blutung, die dabei entstand zu stoppen. Kura überlegte kurz, womit er seinen Arm abbinden konnte und kam dann zu dem Schluss, dass er einfach einen Ärmel seines Hemdes benutzen könnte.

Ein lautes, ratschendes Geräusch war zu vernehmen, als Kura den Ärmel von dem übrigen Stoff trennte und diesen fest um seine Armbeuge band. Doch erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er unmöglich so auf die Straße gehen konnte, nichts weiter an, als eine Short. Eine mit kleinen, roten Herzchen, wohl bemerkt.

„Ryou ist einfach nur peinlich.“, knurrte Kura, als er erblickte, in welch entzückendem Kleidungsstück er sich hier befand. „Es hilft alles nichts.“, gab Kura unbefriedigt zu. Er musste wohl oder übel in diesen Shorts nach draußen gehen, vielleicht würde es ja keiner bemerken auf dem Weg, der vor ihm lag. Noch einmal blickte er zu dem Kleidungsstück. „Oh doch, diese Short ist nicht zu übersehen.“.

Ein weiteres Mal lies er seinen Blick durch den dunklen Raum schweifen, doch er konnte nichts ausmachen, was auch nur im Entferntesten seinen recht nackten Körper bedecken würde. „Ach, ist jetzt auch egal.“, murmelte er zähneknirschend, bevor er langsam zum Fenster schritt. Zu Kuras Freude lag das Zimmer, in dem sein schwächerer Teil untergebracht war nur im zweiten Stock und bei genauerem Hinsehen, gab es auch eine Regenrinne, die sich nicht allzu weit von seinem Standort an der Hauswand hinunter schlängelte.

„Na dann, packen wir es mal.“, machte sich Kura noch etwas selbst Mut, auch wenn er diesen eigentlich nicht brauchte, denn in seinen Augen war keine Herausforderung zu groß.

Vorsichtig stieg er auf den Fenstersims, und lehnte sich ein Stückchen vor, damit der Abstand zwischen ihm und dem Objekt seiner Begierde geringer wurde, bis er es schließlich mit der einen Hand erreichen konnte.

„Okay…soweit, so gut.“, flüsterte Kura leise und brachte das letzte Stückchen durch einen mehr als waghalsigen Sprung hinter sich. Bakura hätte wohlmöglich vor Panik die Augen zu gemacht, hätte er gesehen, was sein anderer Teil mit seinem Körper anstellte. Ein paar blaue Flecke und Schrammen würden ihn daran noch lange erinnern.

Zu Kuras Glück waren um diese Uhrzeit auf seiner Seite des Gebäudes keine Menschen mehr unterwegs, sodass niemand ihn sehen konnte, wie er sich langsam nach unten gleiten ließ.

Er wusste genau, wohin er wollte und vor allem, was er dort zu tun hatte, deswegen wären jegliche Unterbrechungen, die ihn Zeit gekostet hätten, nicht nach Kuras Geschmack gewesen. Er würde schon genug Zeit verlieren, da er mehrer Umwege gehen musste, um nicht in äußerst prekäre Lagen zu geraten, die ihn vielleicht als „Entflohener“ zu Tage gefördert hätten, schließlich rannte er hier gerade mit Shorts durch die Gegend und das alles nur, dieser einen Person zu Liebe.

„Wieso mache ich das eigentlich?“, verfluchte sich Kura selbst, als er fast panisch in ein Gestrüpp huschte, da von weiten die ersten Stimmen zu hören waren, die unaufhörlich näher kamen. Er musste durch diesen Park gehen, denn sein einziges Kleidungsstück ließ ihm keine andere Wahl, wollte er nicht, dass er von jedem gesehen wurde. Und in diesem Teil der Stadt war im Regelfall in der Dunkelheit nicht mehr viel los.

„Dafür will ich eine Entschädigung.“, murmelte Kura leise und wütend, als die Personen an seinem kleinen Stück Botanik vorbei gingen. Noch einen kurzen Moment wartete Kura, bevor er weiter seines Weges eilte, was mit einem geschwächten Körper gar nicht so einfach war, doch Kura ließ sich dadurch nicht beirren, schließlich verfügte er über die nötige Portion Willenskraft um sich nicht auf die Bedürfnisse dieses Organismus einzustellen. Der Einzige, der später unter den Nachwirkungen zu leiten habe würde, wäre Bakura und für diesen tat er hier gerade genug.

„Das nächste Mal gehe ich Unterwäsche kaufen, das ist ja nicht zum Aushalten.“, zürnte Kura, als er endlich das Haus erreichte, für welches er die gesamte Anstrengung auf sich genommen hatte. Nicht, dass es ihm nicht unglaublichen Spaß gemacht hatte, die Personen, die ihm doch noch über den Weg liefen und ihn seltsam beäugten, anzukeifen und zu Tode zu erschrecken, dafür lebte Kura schließlich, doch innerlich war er froh, diese Tortur überstanden zu haben.

„Na sieh mal einer an, der Gute ist tatsächlich noch wach.“, lächelte er vor sich hin, als er das Licht erblickte, welches durch die grünen Vorhänge nach draußen drang. Dann sahen seine Augen noch einen weiteren Gegenstand, der Kura äußerst nützlich war: Einen Stein und schon im selben Moment, in dem er an die Aktion gedacht hatte, schallte es durch den Aufprall auch schon laut durch die nächtliche Stille.

Ungeduldig wartete Kura auf die Person, die erscheinen sollte. „Bakura? Was willst du hier?“, fragte Marik ungläubig, als er den weißhaarigen Jungen erblickte. „Hör zu, ich bin nicht dein Bakura, ich stecke nur in seinem Körper, aber bevor ich mir hier draußen noch den Tod hole, sei doch so nett und öffne die Tür.“, säuselte Kura übertrieben freundlich, doch konnte er Marik nicht gleich mit seinem Anliegen und seiner eher schroffen Art überfallen.

„Was? Willst du mich verarschen, Bakura?! Hau ab! Ich will nicht mehr mit dir reden, geschweige denn, dich sehen!“, brüllte Marik überaus laut durch die Nachbarschaft, dass selbst Kura Angst bekam, dass bald die Polizei hier auftauchen würde.

„Marik!“, schrie Kura nun ebenfalls in derselben Lautstärke und mit einer ausgesprochenen bedrohlichen und abgehärteten Art, dass es dem Angesprochenen eiskalt über den Rücken lief. „Ich bin nicht dein Bakura! Ich bin der andere Teil von ihm und ich muss mit dir auf der Stelle reden! Und öffne diese verfickte Tür!“.

Marik besah sich die Person unterhalb seines Fensters genauer. Sie wirkte größer, böser, dunkler, als sein Bakura. Ihre Aura war eine ganz andere und auch die Augen schimmerten nicht in diesem hellen, sanften Schokobraun, sondern waren tief und düster, glichen eher einem Schwarz.

Zögernd stand Marik da. Er wusste nicht, was er tun sollte. Aufmachen und Gefahr laufen, dass Bakura einfach nur ein unglaublicher guter Schauspiel war, oder die Tür geschlossen lassen und nicht wissen, ob es sich wirklich um eine andere Person handelte?

„Was ist jetzt?!“, zischte es kalt und Marik wurde augenblicklich zurück in die Realität geholt.

„Okay, warte.“. Marik eilte hinunter zur Tür und öffnete sie vorsichtig. „Ja, ja…hast du sie bald offen? Keine Sorge, ich tue dir nichts.“, sprach Kura genervt und schubste die Tür, mitsamt Marik einfach auf. Jetzt war Marik sich sicher, wer immer das auch war, es war unmöglich sein Bakura.

„Befindet sich sonst noch jemand hier?“, wollte Kura wissen und musterte den verschreckten Marik, als er die Tür wieder schloss. „Ja, meine Schwester. Sie schläft.“. „Ich verstehe. Dann lass uns nach oben gehen.“, und schon als Kura diesen Satz ausgesprochen hatte, befand er sich auf den Weg in Mariks Zimmer.

„Na ja, wenigstens hast du ein großes Bett.“, tat er so, als hätte er es zuvor noch nie gesehen, doch das stimmte nicht ganz: Kura war der Stärkere, der beiden Teile ihrer Persönlichkeit und so gelang es Bakura nie, ihn ganz wegzusperren und zu verbannen. Kura dagegen hatte die Macht, Bakura gänzlich aus der bewussten Anteilnahme an der Welt verschwinden zu lassen und ihn zu unterdrücken, zumindest, für eine bestimmte Zeit, denn auch ihm ging die Kraft nach einer gewissen Weile aus.

„So Marik, wie gesagt, ich muss mit dir reden.“. Marik nickte und setzte sich an seinen Schreibtisch. Notfalls konnte er hier wenigstens schnell fliehen, denn Kura behagte ihm so gar nicht.

„Also, ich bin Kura, der böse Teil deines Freundes Bakura, oder Ryou, wie du ihn sonst immer nennst. Ich bin auch der, der dich damals gewürgt hat. Na ja, wie auch immer: Diesen Körper teilen sich praktisch zwei Personen, ich und dein Freund. Klar soweit?“. Ein weiteres Nicken Mariks folgte, er wusste einfach nicht, was er darauf sagen sollte, geschweige denn, was dies alles bedeutete.

„Hm, na gut. So, die Person, die du liebst, hat dich heute Mittag im Krankenhaus nicht betrogen, ich war es. Ryou hatte damit nichts zu tun, denn er bekam von der Aktion nichts mit, er war gar nicht anwesend oder besser ausgedrückt, er schlief. Kannst du dir so ein wenig, wie im Koma vorstellen. Somit konnte er es nicht steuern, geschweige denn unterdrücken, was ich da tue. Na, lange Rede, kurzer Sinn: Ryou hat niemals einen anderen Kerl geküsst, geschweige auch nur angerührt. Warum ich mir denselben Körper teile, muss dich nicht interessieren. Nimm es als gegeben hin.“. Hier war das Gespräch für Kura beendet, er hatte seine Schuldigkeit Bakura gegenüber abgeleistet.

Verwirrt blickte Marik ihn an. Irgendwie wollte das so alles keinen Sinn machen, aber der genervte und wenig freundliche Ausdruck von der Person, die da auf seinem Bett saß, ließ ihn erstmal nur zustimmen.

„Gut, wenn du also keinen weiteren Fragen hast, was ich dir rate, dann lass ich dich jetzt deinen über alles geliebten Freund sehen.“, knurrte Kura. Marik schluckte unterbewusst, bevor er wieder bloß nicken konnte. „Also echt, du kannst doch wohl mal deinen Mund aufmachen, oder? Das ist ja nicht mit anzusehen, du verängstigtes Karnickel!“. „Ja, lass mich Ryou sehen.“, brachte Marik zittrig hervor, bevor die Aura, die von Kura ausgegangen war, verschwand und an ihrer Stelle trat die sanfte und warme von Bakura, der sich verstört umsah, bevor sein Blick an Marik hängen blieb, der ebenfalls verwirrt wirkte.

„Oh Gott, Marik? Hat er dir was getan? Was hat er getan?“, fragte Bakura aufgeregt nach und robbte ein Stück näher an ihn heran, sodass er an der Bettkante saß und Marik mit seinem verängstigten und besorgten Blick beinahe durchbohrte.

Langsam schüttelte der Angesprochene seinen Kopf: „Er hat mir nichts getan, Ryou. Ganz ruhig. Er war nur hier, um mir zu erklären, dass du es nicht warst, der mit Mariku rum gemacht hat. Das war alles.“. Behutsam stand Marik auf und ging auf Bakura zu. Traurig sah er ihm tief in die sanften schokobraunen Augen, die nun wieder ruhig die seinen musterten. „Warum warst du nicht ehrlich zu mir? Warum hast du mir nicht gesagt, dass in dir noch eine andere Person wohnt?“.

Eine Weile herrschte Stille und die Zeit schien still zu stehen. Keiner, der beiden sprach mehr ein Wort, oder bewegte sich auch nur das geringste Stückchen. Es schien plötzlich eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen entstanden zu sein, als wären sie eben noch nah beieinander gewesen und jetzt waren sie meilenweit von dem jeweils anderen entfernt, sahen sich noch, bis sie hinter den Bergen des Misstrauen und der Traurigkeit verschwanden, umschlossen von einem Wall, der Verständnislosigkeit.

„Ich wollte nicht, dass du es erfährst, weil ich Angst hatte, dass du mich dann nicht mehr magst, dass du denkst, ich wäre verrückt, denn eigentlich, bin ich das auch.“, durchdrang die gebrochene und zittrige Stimme von Bakura die Stille und obwohl Marik die Worte vernahm, schienen sie unerreichbar für ihn, er konnte sie nicht mehr fassen. Bakura ging weg von ihm und mit ihm seine Liebe, seine Nähe und Geborgenheit.

Tief atmete Marik durch, bevor die ersten, stummen Tränen seine Wangen hinab liefen und seinen Schmerz, der innerlich an seinem Herzen nagte, lautlos zum Ausdruck brachte.

Bakura saß einfach nur da und beobachtete Marik, der um Fassung rang. Zögernd streckte er eine Hand aus und berührte Mariks nasses Gesicht zaghaft mit seinen Fingerspitzen. Warm fühlte sich seine Haut unter Bakuras kühlen Kuppen an, die hier und da mit feuchten, glitzernden Perlen in Kontakt kamen, welche sorgsam und zärtlich weg gestrichen wurden. Marik genoss die Sanftheit, mit der Bakura vorging und schloss müde seine Augen. Schüchtern lehnte er sich den Liebkosungen entgegen. Konnte Marik auch nicht mit Worten oder dergleichen ihre Barriere überwinden, so waren es doch Bakuras sanfte Berührungen, die sie einrissen und schlossen.

Leise schnurrend nahm Marik die kühlen Finger in seine Hand und hauchte sachte kleine Küsse auf diese, fast nur angedeutet, als befürchte er, seine Lippen wären rau und könnten die Zartheit der geschmeidigen Finger Bakuras zerstören. Vorsichtig verschloss er die Hand von seinem Freund mit seiner und sah diesem tief in die Augen, die so schüchtern und ängstlich die seinen blickten.

„Ich liebe dich, Ryou. Du wirst für mich immer mein Engel bleiben, egal, was du auch machst.“, flüsterte Marik leise und beugte sich zu Bakura um seine Liebe mit einer scheuen Berührung auf Bakuras Lippen zu besiegeln und Nachdruck zu verleihen. Langsam ließ er sich mit Bakura auf das Bett zurück gleiten, ohne seine Lippen von diesem zu lösen. Dieser Kuss war nicht leidenschaftlich, noch, von einem tiefen Begehren geprägt; er war schlicht und ergreifend der kleinste und dennoch größte Beweis ihrer Liebe und Zuneigung zueinander, die mehr war, als körperliche Sehnsucht nach dem anderen.

Ehrfürchtig löste sich Marik von den bebenden Lippen, die leicht geöffnet waren, als würde über sie bald das winzigste Wörtchen huschen wollen.

„Marik? Bitte schlafe mit mir.“, sprach Bakura kaum hörbar und doch hatte ihn Marik verstanden. Besorgt blickte er auf den schmächtigen Jungen unter sich, der ihn schüchtern musterte. „Meinst du das ernst? Ich meine, wegen dem, was passiert ist. Ich … nun ja, willst du nicht noch warten?“. Bakura aber schüttelte den Kopf und sah Marik fest an. „Bitte, ich weiß, dass es anders sein wird. Ich vertraue dir.“. In Mariks lavendellfarbenen Augen spiegelte sich das reine Glück und die aufrichtigste Liebe, die Bakura jemals in seinem Leben erschauen durfte. „Wenn du dir das wirklich wünschst, dann will auch ich mit dir schlafen.“, wisperte Marik zärtlich und versank in den Iriden seines Freundes, als wolle er nie mehr auftauchen.

Diese Nacht, ihre erste gemeinsame Nacht, in der sie sich näher kommen würden, als jemals zuvor, sollte von mehr geprägt sein, als Befriedigung und dem Austausch von Körpersäften. Marik und auch Bakura wollten Zärtlichkeiten, Berührungen, Vertrauen und Liebe schenken und empfangen.
 

Walk with me in the moonlight, babe

Loose ourselves in a star parade

And I will sing a midnight serenade for you

Dance with me in a field of green

Be so close I can hear you breathe

Be the end and the in-between
 

So put your sun in my silver sky

Put your rain in my river dry

Put your words in my lullaby

And I’ll dream
 

Because to know you is to know love

And to know love is to know enough

To walk with you through this life

From now on till the day I die

Because what better way is there

To live than to live with you?
 

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Ja, ihr ratet richtig, wenn ihr denkt, dass das nächste Kapitel ein Lemon wird. Allerdings weiß ich noch nicht, ob ich ihn in zwei Kapitel aufteilen werde, denn eins ist sicher: Ich will die beiden nicht nur sinnlos Matratzensport ausüben lassen, sondern richtig lieben, sprich: Viel Gefühl, Erotik und Kuschelwuschel^^

Ich finde es nämlich immer schade, wenn das einfach so „lieblos“ hingeklatscht wird, denn wenn sich zwei doch wirklich lieben, dann ist es doch nicht nur Rein-Raus, Zack-Bums und schon ist Befriedigung da, sondern viel mehr, oder Leute?

Also, lasst euch einfach überraschen ;)



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Kommentare zu dieser Fanfic (69)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Akira_kun
2009-12-12T23:46:14+00:00 13.12.2009 00:46
hallo
ich habe deine FF ganz gelesen bis jetzt und muss sagen dass sie mier super gefällt! ICh liebe schizphräne story helden!

Ich habe allerdings gesehen wie alt das letzte kapitel ist und hoffe, nein, bitte dich schnell weiter zu schreiben!
schick mir doch eine ens wenns so weit ist, bye bye!

viel spass wünscht dier:

akira_kun
Von:  Veilchen
2008-11-29T21:23:11+00:00 29.11.2008 22:23
Hi^^
ich finde das Kapitel richtig toll...echt toll wie Ryous zweites ich Marik alles erklärt hat
hat mir richtig gut gefallen ;-)

mach weiter so
glg
Tonia

PS: kannst du mir vl. eine ENS schicken wenns weitergeht?
Von:  Veilchen
2008-11-29T21:22:01+00:00 29.11.2008 22:22
Hi^^
ich finde das Kapitel richtig toll hat mich echt gefesselt
mach weiter so
glg

Tonia
Von:  Veilchen
2008-11-29T21:21:24+00:00 29.11.2008 22:21
Hi
ich finde das Kapitel richtig gut...aber Mariku soll die Finger von Ryou lassen...der gehört zu Marik

mach weiter so
glg
Tonia
Von:  Veilchen
2008-11-29T21:20:28+00:00 29.11.2008 22:20
Hi^^
ich finde das Kapitel echt toll
hat mir richtig gut gefallen
mach weiter so
glg
Tonia
Von:  Veilchen
2008-11-29T21:19:44+00:00 29.11.2008 22:19
Hi^^
ich finde das Kapitel echt toll, Ishizus auftritt ist echt gut...
aber mir tut Ryou total leid...

mach weiter so

glg
Tonia
Von:  Veilchen
2008-11-29T21:18:45+00:00 29.11.2008 22:18
Hi^^
ich finde das Kapitel echt toll
das Gespräch von ryou und seinem zweiten ich ist echt geil
hat mir gut gefallen

mach weiter so

glg
Tonia
Von:  Veilchen
2008-11-29T21:17:53+00:00 29.11.2008 22:17
Hallo :-)

das Kapitel fand ich richtig schön...hat mir richtig gut gefallen

mach weiter so
glg
Tonia
Von:  Veilchen
2008-11-29T21:17:02+00:00 29.11.2008 22:17
Hallo
da ich noch unter 18 bin hab ich die zensierte fassung gelesen...echt arg was mit Ryou passiert ist...der tut mir total Leid...
*sfz*
ich finds auch arg das sich der drogen gekauft hat
aber das Kapitel ist toll

mach weiter so
glg
Tonia
Von:  Veilchen
2008-11-29T21:15:49+00:00 29.11.2008 22:15
Hi^^
ich finde das Kapitel echt super
das Zweite ich ist in dem Kapitel echt voll gut zum vorschein gekommen
wirklich geil

mach weiter so
glg
Tonia


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