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13 O'clock Fairy Tale

Oder: Was ist, wenn dein Prinz in einem Nadelstreifenanzug auftaucht?
von

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Prologue ~Atsuto says Hello~

Rating: PG-13/R

A/N: Bitte, lasst euch nicht zu sehr von diesem Kapitel verwirren, es wird bei den ersten noch unklar bleiben, aber mit der Zeit löst sich alles auf ^^;

die Dinger mit den vielen Zeichen davor zeigen den Ort + die Zeit an, man sollte sie lesen, um den Überblick zu bewahren *ahem*

Beta’d: mit wie immer kritischen, konstruktiven und äußerst amüsanten Anmerkungen gebeta'd von meinem Schatzihasi Tattoo, ohne das ich kein einziges Kapitel mehr hochladen würde x.x *knuff*
 

_.,:;#+~*’in einem Gefängnis, etwas außerhalb von Tokyo, spätnachmittags’*~+#;:,._
 

Etwas skeptisch betrachteten die drei die grobschlächtigen Gestalten vor sich, die ihrerseits ein wenig verunsichert zurückstarrten. ‚Die drei’ waren bereits überall im Gefängnis bekannt, beinahe so etwas wie eine Legende, ein Mythos. Niemand war sich hundertprozentig sicher, ob es sie wirklich gab oder nicht, und keiner glaubte daran, dass es ihn treffen könnte, bis sie irgendwann vor dessen Zelle standen und sich darüber unterhielten, wer von ihnen zuerst wählen durfte. Was mit den Ausgewählten passierte, das vermochte niemand zu sagen – aber ebendiese Ungewissheit schürte die Furcht nur umso mehr. Fakt war, dass bis zu diesem Zeitpunkt kein einziger der Gefangenen wieder zurückgekehrt war. Und da bekamen selbst die erfahrensten Diebe, Mörder, Vergewaltiger und Fälscher Bedenken.

„Also mir ist heute überhaupt nicht nach Fett“, murmelte einer der drei, für die Insassen unhörbar, allerdings sowieso an seine beiden Begleiter gerichtet.

Der dunkel gekleidete in der Mitte, welcher auch der größte von ihnen war, warf dem jungen Mann links neben sich einen kurzen Blick zu. „Du sagst es. Mir auch nicht. Kein einziges bisschen.“ Er gab einen angewiderten Laut von sich.

„Als ob DU’s nötig hättest, Mako“, bemerkte der Dritte spöttisch. „Strich in der Landschaft.“

„Es geht nicht darum, ob so ein Fettwanst meine Figur ruinieren könnte, sondern darum, dass sie allesamt sehr abartig sind“, entgegnete Mako, der Größte. „Bitte, Mao. Du bist diesmal dran. Such dir einen aus, du hast freie Wahl.“

Mao, der zuerst gesprochen hatte, hob eine Augenbraue. „Juhu. Ich kann’s kaum erwarten. Und diese ganzen Tattoos... Ich sag euch noch mal – die Tinte versaut das Ganze!“

„Die gelangt nicht mal in den Blutkreislauf“, erwiderte der Dritte, der rechts von Mako stand und auf den Namen Loki hörte. „Sonst müsste man bei tätowierten Adligen den Begriff ‚blaues Blut’ SEHR wörtlich nehmen.“

Es gab eine kurze Stille. „Ich will keinen“, verkündete Mao anschließend.

„Besser wär’s“, meinte Loki.

„Wenn die alle so eklig sind, geb ich mich mit irgendwas anderem zufrieden.“

„Mit einer Ziege, wie beim letzten Mal?“, erinnerte Mako mit einem höhnischen Lächeln.

„Sei bloß ruhig! Das war das Widerlichste, was ich je gemacht habe, und wiederholen werd ich’s nicht! Bei einer Kuh oder einem Pferd ist es wahrscheinlich genauso schlimm.“ Mao rümpfte die Nase.

„Jetzt entscheid dich schon!“, forderte Loki und legte mit einem ungeduldigen Gesichtsausdruck den Kopf in den Nacken.

„Was wird das?“, traute sich einer der Gefangenen zu rufen. „Was macht ihr mit den Leuten, die ihr mitnehmt?“

Mako fixierte ihn mit einem kalten Blick. „Auffressen“, antwortete er ohne zu zögern.

„Seid ihr Kannibalen?“, fragte ein anderer. Die Angesprochenen ignorierten ihn.

„Jetzt macht endlich!“, schrie jemand der zusammen Eingepferchten aus dem Hintergrund.

„Die will ich nicht“, beschloss Mao, wandte sich ab und ging den Gang entlang.

Mako und Loki schauten ihm einen Augenblick hinterher und wechselten dann einen Blick. In stillem Einverständnis folgten sie dem Vorangegangenen.

Dieser hatte sich bereits in eine Diskussion mit einem Gefängniswärter gestürzt.

„Das sind die, die wir loswerden wollen!“, verteidigte der etwas verschüchtert wirkende Mann sich. „Mehr will ich euch nicht geben! Entweder die, oder ich erstatte dem König Bericht, was in seinen Gefängnissen vor sich geht!“

„Mit Einverständnis aller Wächter“, fügte Mao grinsend hinzu.

Der Wärter wurde noch etwas blasser, nahm aber noch immer nicht von seiner Entscheidung Abstand. „Ich kann es nur noch mal sagen! Mehr bekommt ihr nicht, das sind die-“

„Hast du schlankere?“, unterbrach Mako ihn mit seiner unheimlich tiefen, volltönenden Stimme, die auf der Stelle jeden zum Schweigen bringen konnte. „Die nicht tätowiert sind? Hübschere? Frauen?“

Der Gefängniswärter starrte ihn einen Moment verängstigt an. „J-Ja, die... aber...“

„Schau mal.“ Mako hob seine Hand mit den langen, schwarz lackierten Fingernägeln. „Bist du dir im Klaren darüber, was für eine Kraft in diesen Fingern steckt?“

„W-Wollt Ihr mir drohen?“, fragte der Wächter, der inständig zu einer höflicheren Form der Anrede gewechselt war.

„Nein, das war eine reine Entscheidungsfrage – ja oder nein. Aber da du mir keine Antwort gibst, werde ich es dir wohl beweisen müssen.“ Mühelos hob er den nicht gerade kleinen oder leicht gebauten Mann vor sich hoch und warf ihn mit einer Handbewegung den Gang hinab, sodass er etwa sechs Meter weiter an die massive Steinmauer krachte und dort zu Boden sank. Mako trat zu ihm und hockte sich vor ihm hin. „Wen würdest du uns empfehlen?“, wollte er freundlich wissen.

„Ein... Stock tiefer...“, wisperte der Wächter, der nach Atem rang. „Zellen... neun bis... zwölf...“

Ohne ein weiteres Wort richtete Mako sich wieder auf, nickte Loki und Mao, die unbeeindruckt zugesehen hatten, zu, und begab sich zusammen mit ihnen auf den Weg.

Als sie angekommen waren, breitete sich gleich ein Lächeln in Maos Gesicht aus. „Na, da haben wir doch gleich ein Glanzstück erwischt. Den nehm ich.“ Er beäugte einen hübschen jungen Mann, der sich alleine in der Zelle befand, interessiert.

„Was...“, begann dieser, schien aber nicht mehr genug (Willens)Kraft zu besitzen, um weiterzusprechen.

„Das erledigst du am Besten gleich hier“, schlug Loki vor, der einen gewissen neidischen Unterton nicht verbergen konnte. „Das müsste schnell gehen, so schwach, wie der aussieht. Wir suchen uns in der Zwischenzeit schon mal was für uns. Und versuch, leise zu sein. Bring ihn nicht zum Schreien, das könnte Schwierigkeiten geben.“

„Kein Problem“, erwiderte Mao und bog die Gitterstäbe der Zelle so weit auseinander, dass er ohne Mühe hindurch steigen konnte.

„Und kein Geplänkel vorher, bitte!“, mahnte Loki ihn noch, bevor er mit Mako ein paar Schritte weiter ging.

„Irgendwie ist mir der Appetit auf alles vergangen, seitdem ich diese Monster von Menschen gesehen habe“, seufzte der Größere und musterte einen abgemagerten alten Mann in der Zelle vor sich.

„Also, wenn du nichts dagegen hast, hätte ich ihn gerne“, meldete Loki sich zu Wort und deutete mit dem Kinn auf einen anderen jungen, agil aussehenden Mann, der ihn verwirrt ansah. Ein sehr lauter Schrei ertönte aus der Zelle, in der Mao sich zusammen mit seinem ‚Opfer’ befand.

Mako verdrehte die Augen, sagte aber nichts und hob anschließend noch die Brauen, als ein ungesundes Knirschen und Knacken folgte.

„Verzeihung!“, rief Mao. „Hab ihm nicht den Mund zugehalten.“

„Hat man gehört“, gab Loki leise zurück und machte Anstalten, in die von ihm ausgesuchte Zelle zu schlüpfen.

Mako verblieb auf dem Gang und drehte den Kopf, als er Schritte näher kommen hörte. Einige Sekunden später bog ein Wachmann um die Ecke, der wie angewurzelt stehen blieb, als er sah, dass Loki offensichtlich gerade nicht aus der Zelle aus-, sondern in sie einbrach. „Wenn ich du wäre, würde ich nicht weitergehen“, warnte Mako den Mann ruhig.

„Ich... muss“, entgegnete dieser. „Ich soll Herrn Hisoka Meiji aus Zelle neun abholen, er wurde freigesprochen. Er war des Mordes angeklagt, aber es hat sich nun herausgestellt, dass er unschuldig ist. Hatte mich schon gewundert – er lebte so ein sündenfreies Leben...“

Nun zeichnete sich Unglaube auf sowohl Makos als auch Lokis Gesicht ab. Sie blickten sich an und riefen gleichzeitig: „MAO!“ Beinahe zur selben Zeit waren sie an der betreffenden Zelle angekommen und wurden nur noch zweier lebloser Gestalten ansichtig. Die eine war der Mann, der auf dem Rücken lag, die Augen und den Mund weit geöffnet; die andere war Mao.

„Jesus Christus“, sagte Loki, dem selbst bewusst wurde, dass es ernst sein musste, wenn er religiöse Begriffe als Schimpfwörter benutzte.

„Schaff ihn hier raus“, befahl Mako knapp.
 

_.,:;#+~*’am Fuß einer Anhöhe neben einem großen Fluss, außerhalb von und mit Blick auf Tokyo, kurz vor Sonnenuntergang’*~+#;:,._
 

Sehr vorsichtig ließ Loki die Gestalt, die er die ganze Zeit getragen hatte, auf den Boden sinken, und richtete sich anschließend wieder auf, betrachtete den reglosen Körper mit unbewegter Miene. „Jesus. Verdammte Scheiße.“

Mako warf den Gefängniswärter zusammen mit dem jungen Mann, den Loki sich zuvor ausgeguckt hatte, vor sich auf die staubige Erde und betrachtete die beiden bewusstlosen Menschen hasserfüllt. „Sei ruhig und bedien dich erst einmal.“

„Ich hab den Appetit verloren“, meinte nun Loki, den Blick noch immer auf der Person vor sich auf der Erde gerichtet. „Machst du ihn mir auf? Sonst kann ich Mao hinterher nicht mehr tragen, glaube ich.“

Er sah nicht dabei zu, wie Mako dem Wärter erst das Hemd aufriss, dann seine Fingernägel tief in dessen Brust grub und das Gesicht verzog ob des ganzen Blutes, das den Untergrund rot zu färben begann. Dennoch fuhr er ohne zu zögern fort, stemmte und zog und riss, und mit mehreren sehr lauten Geräuschen, Knacken, Knirschen, Bersten, gab der Brustkorb des Mannes endlich nach und ließ sich von Makos Kraft aufbrechen, die Rippen knackten, der gesamte Körper schien zu protestieren. Nach diesem Kraftakt verschnaufte Mako erst einmal kurz, ehe er das nun freiliegende Herz des Menschen mit einem Ruck von allen Arterien abtrennte und aus seinem ursprünglichen Platz riss. Er musterte es prüfend und biss schließlich wortwörtlich herzhaft hinein.

Es dauerte nicht lange, dann hatte der Schwarzhaarige das gesamte Organ verspeist und machte sich daran, nun auch den Brustkorb des anderen jungen Mannes aufzubrechen. Dieses Mal reichte er Loki das Herz und richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf. Nach kurzer Zeit waren beide blutverschmiert, machten sich aber nicht die Mühe, sich zu säubern. Zumindest noch nicht.

„Du weißt, was du zu tun hast?“, fragte Mako seinen Begleiter.

„Natürlich.“ Schweigend suchte Loki ein paar große Steine zusammen, zauberte ein stabiles Hanfseil hervor und band die Steine an die beiden Leichen. Hinterher warf er sie in den Fluss, der neben ihnen unentwegt weiterrauschte.

Die beiden standen noch etwas wortlos vor Mao, bis Mako schließlich seine Stimme erhob: „Wir müssen handeln. Wir brauchen eine Prinzessin.“

„Wir brauchen eine echte Prinzessin, die nicht ohne Makel ist.“

„Und die aus einem Land kommt, in dem wir anschließend nicht leben müssen“, fügte Mako hinzu. Ihre Blicke richteten sich auf Tokyo. „Du weißt, was das heißt?“

Loki nickte. „Ja, nur zu gut.“

Sie sahen sich an. „Hizaki.“

„Ich höre den Namen der Prinzessin dieses Landes?“, mischte sich eine dritte Stimme in ihr Gespräch ein. Sie war leise, ruhig und angenehm, beinahe wie weicher Samt.

„Du bist zu spät“, entgegnete Mako und wandte sich zu der Gestalt hinter sich um. Es war ein schlanker Mann mit ebenso dunkler Kleidung, allerdings trug er einen Hut und eine Maske über den Augen, die auch halb seine Wangen und seine Nase bedeckte.

„Oh nein, ich war bereits bei euch“, erwiderte er mit einem milden Lächeln und sah zu Loki, welcher sich keinen einzigen Millimeter mehr rührte. „Jetzt möchte ich mir lediglich den Dritten in eurem Bunde anschauen.“

„Du kriegst ihn nicht!“, knurrte Mako leise. „Er ist noch nicht tot!“

„Aber fast. Und das ist es doch, was zählt, oder? Dieser Zustand kurz vor dem Tod, diese wenigen Sekunden... Du hast sie bereits erlebt, nicht wahr? Wie fühlte es sich an? Wie das Ende der Welt? Wie ein Wespenstich? Oder wie eine unsichtbare Kraft, die langsam das Leben aus dir heraussaugt?“

„Hör auf damit, At....“

„Oh? Jetzt traust du dich nicht einmal mehr, meinen Namen auszusprechen? Ich helfe dir gerne. Atsuto.“

„Verschwinde.“ Mako drehte sich wieder zu Loki um, der sich immer noch nicht bewegt hatte, nicht einmal geblinzelt oder geatmet. „Und lass Mao hier. Du kannst ihn noch nicht mitnehmen.“

„Wie schade für Mao, wirklich. Und dabei habt ihr doch schon auf das Gefängnis umgesattelt, um auch ganz sicher zu gehen, dass ihr keine unschuldige Seele erwischt... Aber das Schicksal wollte es eben anders.“ Atsuto lächelte geheimnisvoll. „Ich muss leider wieder gehen. Noch viel zu tun. Viele arme Seelen, die ich einsammeln muss... Auf Wiedersehen, Mako. Bestimmt bald.“ Er drehte sich um und verschwand innerhalb eines Wimpernschlags.

Jetzt konnte Loki sich auch wieder regen. „Das wird lustig“, bemerkte er.

„Bastard“, murmelte Mako.

Loki sah ihn stirnrunzelnd an. „Wer?“

„Schon gut. Niemand.“
 

_.,:;#+~*’Szenenwechsel’*~+#;:,._
 

to be continued.

Introductions - Instructions

A/N: selbst Tattoo tat Mana leid oO;

Beta’d: ooooh ja :3 wer errät, von wem, kriegt einen selbstgebackenen Keks <3
 

~*~
 

_.,:;#+~*’Schloss von Tokyo, Prinzessinnengemächer, am selben Tag, abends*~+#;:,._
 

„Einen Prinz!“, rief Hizaki laut und rauschte vom einen Raum in den anderen. „Einen Prinz, einen Prinz, einen Prinz!!“

„Ja, Eure Majestät, ich weiß!“, entgegnete seine Zofe, Mana, der ihm auf dem Fuß folgte. „Ihr habt seit den letzten fünf Minuten kein anderes Wort in den Mund genommen, so langsam habe ich es verstanden!“

„Ist das denn so schwer?!“ Die Prinzessin warf die Hände in die Höhe, als würde er jemanden im Himmel anflehen, etwas zu unternehmen. „Mehr will ich doch gar nicht!“

„Ihr wurdet genügend Prinzen vorgestellt, um den großen Ballsaal zu füllen“, bemerkte Mana trocken. „Und keiner entsprach Euren Anforderungen. Deshalb, lasst mich ehrlich sein, JA, es ist so schwer.“

„Ich will doch gar nicht so viel!“ Aufgebracht wandte Hizaki sich zu seiner Zofe um. „Oder, Mana? Verlange ich zu viel?“

„Lasst mich überlegen...“ Der Schwarzhaarige legte den Kopf schief. „Ihr fordert, dass Euer Prinz aus gutem Hause stammt, dass er reich ist und gute Manieren sowie einen ebenso guten Geschmack besitzt. Außerdem soll er schlank sein, groß, am Besten helle Haare und Augen haben, und keinen Bart. Er soll über sowohl weitreichende Intelligenz – viel weiter als Euer begrenztes Wissen –, Scharfsinnigkeit, Höflichkeit, Tugend, Mut, Humor, schauspielerische und literarische Fähigkeiten und zu guter Letzt über ausreichende Kenntnisse im Bett verfügen, wobei Ihr alles bis auf das Letzte vor der Hochzeit überprüfen wollt.“ Ein roter Schimmer legte sich auf Hizakis Wangen, als seine Dienerin missbilligend eine Augenbraue hob. „Um es kurz zu fassen – Ihr verlangt zu viel.“

„Du hast eins vergessen“, merkte Hizaki an, um seine Verlegenheit zu überspielen.

Mana nickte. „Natürlich, Verzeihung, ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Euer ‚Prinz’ muss einen Anzug tragen. Am Besten noch mit Rüschenhemd, langem schwarzem Mantel und einer Rose im Knopfloch. Und er muss Euch reitenderweise begegnen.“ Die Worte kamen mit einem solchen Spott aus seinem Mund, dass die Prinzessin sich sichtlich beherrschen musste, um Mana nicht anzufahren.

„Verhöhn mich nicht! Du weißt, das sind alles Tugenden, die man früher für einen Prinz vorausgesetzt hat! Ich schließe mich dem nur an, warum sollte es heute nicht mehr geben, was es damals gab?“

„Weil wir jetzt in einer anderen Zeit leben“, erwiderte Mana ruhig. „Es ist nicht mehr so wie damals. Früher gab es Menschen, die annähernd an Eure Beschreibung eines Prinzen herankamen, aber es waren längst nicht alles makellose Edelmänner. Falls Ihr Euch entsinnt – es wurden damals Menschen geköpft und als Kreaturen des Teufels verschrien, es galt als Sport, seine Diener bis zum Tode zu erschöpfen, unzählige Intrigen an einem Hof und auf nationaler Ebene, ganz zu schweigen von den Kriegen und Kreuzzügen. Es war nicht die heile Welt, die Ihr Euch vormacht. Damals waren die Menschen genauso fehlerhaft wie heute – nur heute dürfen sie es zugeben, lernen, damit umzugehen, und dafür andere Stärken zeigen.“

Hizaki hatte in schweigendem Staunen gelauscht und brauchte einen Moment, um das Gehörte zu verarbeiten. Dann schüttelte er den Kopf. „Warum klingt eigentlich alles, was du sagst, immer so LOGISCH?“

„Weil Ihr mich ständig dazu zwingt, Euer Weltbild zurecht zu rücken“, antwortete Mana, nun mit sanfter Stimme. Er wusste, er sollte nicht immer so streng mit seiner Prinzessin sein, aber er konnte nicht anders. Manchmal erinnerte Hizaki ihn zu sehr an ein kleines Kind. „Also, habt Ihr Euch nun umentschieden?“

„Ja.“ Hizaki nickte eifrig. „Das habe ich, dank dir.“

„Das ehrt mich.“ Mana verbeugte sich kurz.

„Du wirst losziehen und mir einen Prinz suchen!“, verkündete die hellhaarige Prinzessin, stolz auf seinen Einfall, und rauschte aus dem Raum, um keinen Platz für Proteste zu lassen.

Mana starrte ihm kurz hinterher und eilte ihm dann schnell nach. „Was?“

„Das heißt wie bitte, Mana.“

„Ich soll Euch einen PRINZEN suchen?! Und zwar so jemanden, wie Ihr ihn haben wollt? Verratet Ihr mir, wie ich das anstellen soll? Ich habe bereits Kontakt zu allen Königshäusern aufgenommen, die in Frage kommen könnten, oft weit über das Land hinaus, und keiner der Prinzen gefiel Euch, wo soll ich denn noch-“

„Hör zu.“ Hizaki blieb stehen, sodass sein Verfolger beinahe in ihn hineinlief. „Vergiss den allerersten Teil von deiner Aufzählung eines Prinzen. Er muss nicht aus einem Königshaus kommen, er muss auch nicht reich sein. Es reicht mir, wenn er alle anderen Tugenden besitzt.“

„Oh, wie überaus gütig von Euch“, entgegnete Mana mit beißender Ironie. „Und das bedeutet, dass ich durch das gesamte Land ziehen darf, um Euch einen Prinzen zu finden – selbst im gemeinen Fußvolk soll ich suchen?“

„So ist es“, nickte die Prinzessin. „Und du darfst erst wiederkommen, wenn du ihn gefunden hast. Einverstanden?“

Mana traute seinen Ohren nicht. „Ihr schickt mich einfach auf solch eine Reise, wo ich doch nichts getan habe, um Euch zu verärgern? Und dann wird es mir sogar verwehrt, in dieses Schloss zurückzukehren, wenn mir die Aufgabe nicht gelingt?“

„Genau.“ Hizaki schenkte seinem Gegenüber ein breites Lächeln. „Wobei wir natürlich beide wissen, dass die Aufgabe nur unlösbar scheint, du auf deinem Weg, kurz bevor du aufgeben willst, jemand Unscheinbares triffst, welcher sich als DER perfekte Prinz herausstellt, du ihn hierher bringst, er und ich uns Hals über Kopf verlieben, heiraten, glücklich werden und alle ein Happy End haben. Nicht wahr?“ Zufrieden mit sich selbst schritt die Prinzessin von Tokyo den reich ausgeschmückten Gang entlang.

„Erinnere mich daran, ihm die Märchen zu verbieten“, murmelte Mana zu sich selbst und schüttelte den Kopf. Hizaki hatte ziemlich selbstsicher geklungen, aber seine Zofe hatte Zweifel genug für sie beide. Wie sollte er es schaffen, solch einen mittelalterlichen Prinzen aufzutreiben?
 

Mit denselben Zweifeln wachte Mana auch am nächsten Morgen auf. Hizaki hatte ihm noch keine Frist genannt, bis wann er abreisen sollte, aber er war sich sicher, dass dies nicht lange auf sich warten lassen würde.

Was es auch nicht tat. Bereits nachdem er der Prinzessin beim Anziehen geholfen hatte, sagte dieser: „Ich hoffe, du hattest über die Nacht genug Zeit, um dir zu überlegen, wo du am Besten suchst, denn du wirst dich heute schon auf den Weg machen.“

„Werde ich?“, fragte seine Zofe skeptisch.

Hizaki überging ihn. „Ich reise nämlich heute zu meinem Onkel, Kyo, zu einem Überraschungsbesuch. Und da ihr beiden euch sowieso nicht versteht, kannst du dich auch gleich aufmachen und in das Land hinausziehen.“

„Aha?“, entgegnete Mana lediglich.

„Ist das nicht toll? Dann kann ich zwei Klappen mit einer Fliege schlagen!“, strahlte die Prinzessin. „Außerdem freue ich mich auf Kyo. Und wenn ich zurückkomme, hast du meinen Traummann bestimmt schon gefunden.“

Mana machte sich nicht die Mühe, die Redewendung mit den Fliegen und der Klappe zu korrigieren, sondern presste lediglich die Lippen aufeinander, um nicht aus Versehen etwas von seinen Gedanken kund zu geben.

„Die Welt kann doch so schön sein! Findest du nicht auch?“ Hizaki seufzte einmal tief und glücklich und wandte sich dann seiner Zofe zu. „Was hast du? Warum machst du so ein Gesicht?“

„Mit Verlaub, Eure Majestät, aber ich fühle mich übergangen“, entgegnete dieser ruhig, aber fest. „Nicht nur, dass ich vorher nicht über Eure Reiseziele informiert wurde – was Ihr sonst niemals verpasst habt –, Ihr bestimmt dabei auch noch meinen Abreisetermin und erwartet von mir, dass ich begeistert zustimme. Wenn ich offen sprechen darf, Prinzessin – ich habe auch den Eindruck, ausgenutzt zu werden. Ich soll Euch einen passenden Prinz suchen? Warum sucht Ihr nicht selbst? Nur, weil Ihr Euer Leben lang den Luxus genießen konntet, Diener zu haben, die Dinge für Euch suchten, heißt dies doch nicht, dass Ihr zulassen solltet, dass dies Euer gesamtes Leben bestimmt – von anderen abhängig zu sein. Was Ihr von mir verlangt, ist viel. Ich soll Euch jemanden suchen, mit dem Ihr absolut zufrieden seid; es tut mir Leid, das zugeben zu müssen, aber ich kenne Euch nicht gut genug, um auszusuchen oder zu bestimmen, mit wem Ihr den Rest Eures Leben verbringen und glücklich sein werdet. Ihr gebt die Verantwortung ab, ohne sie jemals selbst getragen zu haben. Ich soll finden, wo Ihr nicht mal gesucht habt. Und wenn ich nicht erfolgreich bin und Ihr bis an Euer Lebensende allein seid, ohne Euren ‚Prinzen’, dann könnt Ihr wenigstens sagen ‚ICH bin nicht Schuld daran, das war meine unfähige Kammerzofe, die nicht mal in der Lage war, mir einen Prinzen zu finden!’, nicht wahr? Aber findet Ihr nicht auch, dass dies eine erbärmliche Ausrede ist? Das Volk, Eure eigene Familie und alle anderen Adligen werden es zumindest so sehen.“

Die Prinzessin sah ihr Gegenüber eine Weile regungslos an. Dann bildete sich eine kleine Falte auf seiner Stirn. „Aber... das ist doch mein Leben, oder? Aufgaben erteilen und sie ausführen lassen.“

„Nicht bei so etwas Wichtigem“, erwiderte Mana beinahe zärtlich und legte eine Hand auf Hizakis Wange. „Hört mir zu – das, was ich tun soll, wird Euer ganzes kommendes Leben beeinflussen. Ihr habt vielleicht erst ein Viertel hinter euch, drei Viertel werden noch folgen. Und ich könnte nicht mit meinem Gewissen leben, wenn ich sehe, dass Ihr mit Eurem Ehegatten unglücklich seid. Wenn ich nun jemanden aussuche, der Euch nicht gut behandelt? Mit dem Ihr in irgendeiner Weise unzufrieden seid? Der Euch unglücklich macht? Es wäre meine Schuld. So etwas kann ich nicht auf mich nehmen. Ich möchte, dass Ihr glücklich seid. Und ich vertraue Eurem Urteilsvermögen – deshalb solltet Ihr darüber nachdenken, ob Ihr Euren Prinz nicht doch lieber selbst aussucht.“

Die Prinzessin sah mit einem Mal sehr unglücklich aus. Er legte seine Hand auf Manas und seufzte leise. „Ich glaube nicht, dass ich das kann. Wie du schon gesagt hast – ich bin zu anspruchsvoll. Ich vertraue dir, Mana, ich glaube daran, dass du den Richtigen für mich finden wirst. Außerdem brauchst du dir überhaupt keine Sorgen machen. Ich verspreche dir, innerhalb von zwei Monaten wird mein Prinz bei meiner Seite sein. Länger wirst du nicht brauchen. Und auf der Reise wirst du bestimmt auch noch jemanden finden, mit dem du selbst glücklich sein kannst.“

„Darf ich wenigstens noch eine Frage stellen?“, murmelte Mana, der seine gesamte Rede einfach überhört sah. Es schien zwecklos, mit Hizaki zu diskutieren.

„Natürlich.“

„Wie könnt Ihr Euch da so sicher sein? Woher wisst Ihr, dass ich nur zwei Monate und nicht zwei Jahre oder zwei Jahrzehnte brauchen werde?“

„Ganz einfach.“ Der Blonde lächelte. „Ich bin eine Prinzessin.“
 

_.,:;#+~*’vor den Toren des Schlosses von Tokyo, einen Tag später, frühmorgens’*~+#;:,._
 

„Wir könnten einfach die Wand hochklettern. Oder uns als fahrende Händler verkleiden. Oder über die Hintertür reinschlüpfen. Oder so tun-“

„Loki, das-“

„-das königliche Klo reinigen wollen. Oder als würden wir Blumen verkaufen. Oder einfach nachts wiederkommen, den Wachen die Kehle durchschneiden und im Schloss herumschleichen. Oder-“

„Hör mir mal zu.“

„ICH WILL DA VERDAMMT NOCH MAL REIN UND DIESE GOTTVERDAMMTE PRINZESSIN HABEN!!!“

Mako hielt seinen Begleiter, welcher frei nach dem Motto ‚Gewalt ist die beste Lösung’ auf die Burg zustürmen wollte, an seinem Gürtel fest. „Sie haben Seidenrosen“, stellte er knapp fest.

Das ließ Loki augenblicklich erstarren. „Was?“

„Ich habe schon mal versucht, ins Schloss zu kommen. Bin auf der Türschwelle zusammengeklappt, Mao musste mich rausziehen. Ich hatte Glück, dass er mir noch nicht gefolgt war. Ich glaube, dass sie die Rosen absichtlich züchten, sonst wären sie nicht in diesem Ausmaß vorhanden.“

Loki schüttelte ungläubig den Kopf. „Jesus.“

„Könntest du bitte aufhören, so etwas zu sagen? Das macht mich ein bisschen nervös.“

„Meinst du, Er wird auf die Erde niederfahren und uns vernichten, nur, weil ich Seinen Sohn als Fluch missbrauche?“

Mako dachte an Atsuto zurück und zuckte mit den Schultern. „Möglich ist alles.“

„Wie auch immer – was hast du dir gedacht, was wir jetzt machen? Wir kommen nicht ins Schloss und ergo nicht an die Prinzessin, Mao liegt auf dem Sterbebett und wir werden das Gefängnis nie wieder als Nahrungsquelle nutzen können.“

„Könntest du bitte auch aufhören, mit diesem vorwurfsvollen Unterton mit mir zu sprechen?“, bemerkte Mako irritiert. „Du hast sehr viel von deiner inneren Ruhe verloren, Loki.“

Der Angesprochene legte den Kopf in den Nacken und betrachtete den blauen Himmel. „Ich weiß. Und das nur wegen Mao. Dass man jemanden sehr schätzt, merkt man erst, wenn man ihn verliert. Oder auch nur fast.“

„Du schätzt ihn?“, wiederholte Mako beinahe spöttisch.

Loki nickte. „Natürlich. Nicht so sehr wie dich, ich respektiere ihn auch nicht in dem Maß, aber ich schätze ihn als jemanden, auf den man sich verlassen kann. Ihr beiden seid immer für mich da. Deshalb will ich ihm auch jetzt so unbedingt helfen, weil er es verdient hat, weil ich auch für ihn da sein will. Es tut mir leid, wenn ich dich so anfahre, das ist nicht meine Absicht, du kannst genauso wenig dafür wie ich. Aber ich bin so ungeduldig.“

Es wurde wieder still zwischen den beiden. Sie sahen auf das Schloss, das in etwa zweihundert Metern friedlich vor ihnen lag.

„Ja, das ist mir schon am Anfang aufgefallen“, murmelte Mako nachdenklich. „Du warst von uns immer der menschlichste. Du hattest noch so seltsame Vorstellungen von Rache, Dank, Gerechtigkeit, Zusammenhalt... Die habe selbst ich dir nicht austreiben können. Und du hast diese Regungen bis heute behalten. Du bist auch der Einzige, der noch Lust empfinden kann. Ist dir das schon mal bewusst geworden?“ Er lächelte leicht. „Du magst es nicht zugeben wollen, aber du bist nicht so wie Mao und ich.“

„Inwiefern bin ich denn so anders?“, fragte Loki zögernd.

„Du bist nicht so egoistisch. Längst nicht so egoistisch wie wir.“

„Aber ihr seid auch n-“

„Kannst du dich erinnern, wer vorgeschlagen hat, dass wir drei zusammen bleiben, um uns gegenseitig zu helfen, zu unterstützen und beizustehen? Weißt du, wer immer versucht hat, den Frieden unter uns zu bewahren? Kannst du dich erinnern, wer immer einen Kompromiss gefunden hat? Wer darauf bestanden hat, mich zu suchen, als ich zu nah an ein Seidenrosenfeld gekommen war? Wer seinen Begleitern am meisten vertraut hat?“

Nun war Loki verwirrt. „Aber du vertraust mir-“

„Natürlich, dir kann man auch vertrauen“, winkte Mako kopfschüttelnd ab. „Du würdest keinen von uns im Stich lassen, das wissen wir beide. Aber Mao vertraut mir nicht, und ich vertraue ihm genauso wenig. Dass ich ihm jetzt helfe, liegt einfach daran, dass es praktische Gründe hat. Erst mal haben wir wieder was zu tun und du wärst enttäuscht, wenn ich Mao sterben lassen würde.“

„Du bist nicht der egoistische Bastard, für den du dich ausgibst, und das wissen wir beide“, entgegnete Loki bestimmt. „Du hilfst Mao, weil du ihn magst. Weil du weißt, dass er dasselbe für dich tun würde.“

„Nein.“ Mako schüttelte den Kopf. „Würde er nicht.“

„Wie kommen wir denn dann an die Prinzessin?“, wechselte Loki das Thema, da er es leid war, seinen Anführer ständig davon überzeugen zu müssen, dass er nett war.

„Warten. Und dann holen wir sie uns, wenn sie ihr Schloss verlässt.“

„Aber-“

„Pst.“ Mako runzelte kaum merklich die Stirn.

„Ich hoffe doch, hier plant nicht etwa jemand, unsere geliebte Prinzessin zu entführen?“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Mako und Loki fuhren herum und wurden mit dem Anblick eines Fremden begrüßt. Er hatte schwarze Haare, die teilweise hell gebleicht waren, war nur unmerklich kleiner als Mako und stand auch seinem kalten Blick in nichts nach. Dann allerdings zeigte sich auf seinem hübschen Gesicht ein Lächeln. „Guten Morgen, die Herrschaften. Auch auf dem Weg ins Schloss?“, fragte er fröhlich.

Loki blickte zu seinem Nebenmann, wie um zu fragen ‚Ist er einer von uns?’. Mako schüttelte nur sachte den Kopf. Nein, es war keiner von ihnen. Dazu fehlte ihm die Aura. Ansonsten hätte er gut einer sein können – er war sehr dunkel angezogen, dazu noch etwas dunkel geschminkt und wirkte für das normale Auge durchaus bedrohlich.

„Nun ja, ins Schloss selbst nicht direkt, aber wir hatten überlegt, ob wir nicht auch so einen Blick auf die Prinzessin werfen könnten“, beantwortete Mako die Frage höflich, allerdings ohne eine Spur von Freundlichkeit.

„Also quasi ein privates Rendezvous im kleinen Gasthaus um die Ecke, wohin die wachsamen Augen der Diener nicht reichen?“, schlussfolgerte der Fremde grinsend und musterte die beiden eindringlich. Besonders an Loki blieb sein Blick lange haften, was diesen sich ein wenig unbehaglich fühlen ließ.

„So ungefähr“, stimmte er deshalb zu, in der Hoffnung, einen Geheimtipp zu bekommen.

„Tja, tut mir leid, euch enttäuschen zu müssen, aber sie ist leider aushäusig. Es heißt, sie sei ihren Onkel im Norden des Landes besuchen, andere behaupten, sie sei zu ihrer Tante im Süden gefahren. Wohin genau sie gereist ist, scheint keiner so richtig zu wissen, aber dafür sind sich alle über die Dauer einig: Nämlich genau eineinhalb Monate.“

Die beiden sahen sich an. „Und warum unbedingt so lange?“, fragte Loki weiter.

„Darüber gibt es auch nur Spekulationen“, der Schwarz-Blonde zuckte mit den Schultern. „Man sagt, sie habe eine ihrer Dienerinnen losgeschickt, um nach ihrem Märchenprinz zu suchen.“

„Hat sie ihn verloren?“, warf Mako verächtlich ein.

„Das nicht, aber die Prinzessin verlässt sich darauf, dass ihre Dienerin den Richtigen für sie findet. Und da sie so gerne Märchen liest, hat sie für sich die Traumzeit von zwei Monaten gesetzt – deshalb ist sie nach eineinhalb Monaten wieder da, weil sie es kaum erwarten kann, endlich ihrem Prinzen zu begegnen. Sie hofft, dass ihre Dienerin schon früher fertig ist. Sollte sie natürlich den Prinzen schon viel eher finden, dann ist die Prinzessin auch früher da als erwartet.“

Wieder tauschten Mako und Loki einen Blick aus. „Wenn wir schon nicht die Prinzessin in ihrer Schönheit bewundern können, wie finden wir dann ihre Dienerin? Wer weiß, vielleicht ist einer von uns ja ihr heiß ersehnter Prinz“, meinte der Größere von beiden.

Das brachte ihr Gegenüber zum Lachen. „Das glaube ich zwar nicht, aber wenn ihr es versuchen wollt, bitte. Sie ist nach Südwesten gereist, in Richtung Shizuoka. Ich glaube, sie wollte auch nach Nagoya – wenn ihr euch gleich auf den Weg macht, findet ihr sie vielleicht noch.“

„Vielen Dank“, nickte Loki anerkennend. „Dann gehen wir am Besten gleich.“

„Wollt ihr nicht den Namen eures Informanten erfahren?“ Der Fremde grinste ihn erneut an und sah dabei nicht unsympathisch aus. „Ich will eure auf jeden Fall wissen. Ich bin Hakuei.“

„Angenehm, Loki“, entgegnete der Angesprochene. „Und das ist Mako.“

„Sehr angenehm“, gab Hakuei zurück, hielt seinen Blick aber weiterhin fest auf Loki fixiert.

„Vielen Dank für die Hilfe, aber wir müssen jetzt wirklich weiter“, beharrte Mako, wandte sich ab und ging los. Loki folgte ihm nur widerstrebend, die Augen Hakueis noch immer auf sich spürend.

„Bist du sicher, dass das keiner von uns war?“, wollte der Kleinere leise wissen, als sie außer Hörweite waren.

„Ganz sicher“, antwortete Mako seinem Begleiter und musterte ihn kurz. „Ich weiß nicht, warum, aber ich hab es gespürt. Das war ein Mensch. Wobei ich nicht behaupten würde, dass er ein ‚normaler’ Mensch war. Irgendwas...“
 

_.,:;#+~*’Szenenwechsel’*~+#;:,._
 

to be continued.

Pinstripes

Rating: G/PG-13

Beta’d: aber natürlich ^^

A/N: Mit Kyo meine ich NICHT den von Diru, sondern den Sänger von D’erlanger |D (für diejenigen, die sich die Profile noch nicht angesehen haben ^^)
 

_.,:;#+~*’auf einer von Yokohama zum Berg Fuji führenden Straße, einen Tag später, vormittags’*~+#;:,._
 

„Ich bin so froh, dass du bei mir bist, sonst hätte ich jetzt, glaube ich, ziemliche Angst, so alleine auf dieser Straße, wer weiß, wer hier sonst auftaucht, vielleicht werden wir ausgeraubt oder vergewaltigt oder man weiß, was wir wollen, und dann versucht man-“

„Kaya.“

„-oder auch nicht, ich weiß ja nicht, was sie sonst noch mit uns anstellen könnten, auf jeden Fall-“

„Kaya, kannst du nicht einmal den Mund halten?“, bat Mana freundlich. Er hatte bereits eine sehr große Geduld bewiesen, indem er sich das Geplapper seines Begleiters bereits zwei volle Tage angehört hatte, aber so langsam fanden selbst seine stärksten Nerven ein qualvolles Ende.

Der Angesprochene schaute ihn mit großen Augen an. „Meinst du, dass hier jemand ist, der uns hören könnte?“

„Nein, ich meine, dass ich bald durchdrehe, wenn du weiterhin ohne Pause quasselst.“

Das verschlug Kaya die Sprache. Er starrte Mana beinahe entgeistert an, woraufhin der leise seufzte.

„Hör zu, Kaya. Ich bin froh, dass du mit mir kommst – freiwillig, vor allem –, aber könntest du versuchen, dich ein wenig zurückzuhalten? Wir haben ohnehin schon keine Chance, unseren Auftrag erfolgreich auszuführen, wir haben keine Anhaltspunkte, wir müssen die Nadel im Heuhaufen suchen. Ich bin bereits angespannt genug, und wenn du dann noch die ganze Zeit redest...“

Die andere Zofe nickte sofort. „Natürlich. Verzeihung, Mana, tut mir leid. Es ist nur so – ich weiß nicht, wie ich dir helfen kann, ich würde gerne, und wenn ich dir schon so keine große Hilfe bin, will ich dich wenigstens unterhalten.“

„Das ist nett“, seufzte Mana. „Danke.“

„Wonach suchen wir überhaupt?“

Er ist ja herzensgut, dachte er bei sich, Aber mindestens genauso anstrengend wie die Prinzessin. Mana wollte gerade zu einer Aufzählung ansetzen, da hörten sie Hufgetrappel hinter sich. Beide blieben stehen und drehten sich um. Ein recht großer und dunkel gekleideter Mann kam auf einem Pferd angeritten, welches er auf der Stelle zügelte, als er der beiden Gestalten auf der Straße ansichtig wurde. Er ritt im Trab zu ihnen hin, hielt neben ihnen und stieg ab. Er begrüßte die beiden Zofen mit einer höflichen Verbeugung.

„Einen wunderschönen guten Tag, meine Damen. Ist es nicht ein wenig ungewöhnlich, wenn nicht sogar gefährlich, allein auf so einer langen Straße unterwegs zu sein?“ Der Fremde beäugte Mana neugierig.

„Das mag sein, aber wir sind in königlichem Auftrag unterwegs“, tschirpte Kaya zur Antwort und wollte fortfahren, verstummte aber, als er Manas Blick sah.

„Ach ja? Kann ich da vielleicht behilflich sein?“, bot der Mann an, dessen Pferd ungeduldig mit den Hufen scharrte.

„Das bezweifle ich“, entgegnete Mana höflich, aber distanziert. „Wir sind auf einer Suche.“

„Nach was, wenn man fragen darf?“

Die Zofe fühlte Kayas Blick auf sich und nutzte die Gelegenheit, um auch dessen vorherige Frage zu beantworten. „Nach einem großen, schlanken, gut aussehenden Mann mit möglichst langen und hellen Haaren, ohne Bart und im Anzug. Außerdem noch mit unzähligen positiven Charaktereigenschaften, die ich jetzt nicht aufzählen möchte.“

„Oh, ihr seid doch wohl nicht etwa die Dienerinnen, welche die Prinzessin von Tokyo geschickt hat, ihren Prinzen zu suchen, oder?“, grinste der Unbekannte amüsiert.

„Ihr wisst davon?“, fragte Mana erstaunt.

„Natürlich, ganz Tokyo weiß davon. Und ihr hofft, den Prinzen hier auf dieser Straße zu finden?“ Als die beiden keine Antwort gaben, verbeugte sich der Reiter erneut. „Verzeiht, ich bin sehr unhöflich, vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen. Mein Name ist Hakuei, ich reise viel herum auf der Suche nach interessanten Menschen, die ich begleiten kann. Und ihr seid...?“

„Das ist Kaya und ich bin Mana, wir sind beide Zofen der Prinzessin, angenehm.“ Die beiden Dienerinnen verbeugten sich ebenfalls kurz.

„Hättet ihr etwas dagegen, wenn ich mich euch anschließe? Eure Aufgabe klingt sehr herausfordernd“, schlug Hakuei vor und zwinkerte Mana anschließend kurz zu. „Und wenn ich mich nicht täusche, dann kenne ich ziemlich viele Männer in der Gegend hier, die auf eure Beschreibung zutreffen – vielleicht ist darunter ja der Richtige. Habt ihr schon einmal etwas von den Nadelstreifenträgern gehört?“

„Ja, hab ich!“, gab Kaya stolz und sehr zu Manas Erstaunen zurück. „Das sind doch diese...“

„Genau.“ Hakuei musste grinsen. „Viele kennen sie, aber keiner weiß, wie er sie definieren soll. Lasst es mich so ausdrücken – sie sind die modernen Gentlemen. Sie haben Stil, helfen aus Ehrensache und ziehen herum, um Jungfrauen in Not zu retten. Oder so etwas in der Art. Ich muss zugeben, dass es ein Eigenlob ist, aber ich habe das Glück, im Laufe meines Lebens sehr viele von ihnen kennen gelernt zu haben. Falls ihr Interesse habt, kann ich euch ihnen vorstellen.“

„Vielen Dank, das wäre eine sehr große Hilfe“, nickte Mana und verbeugte sich erneut.

„Ehrensache.“ Sein Gegenüber lächelte und deutete anschließend auf sein Pferd. „Falls eine von euch Damen nicht mehr laufen kann, ich biete euch gerne mein Pferd an.“

Unsicher schaute Kaya zu seinem Begleiter, welcher nur mit den Achseln zuckte und dann nickte. „Ich würde gern“, meinte Kaya vorsichtig. Keinen Moment später wurde er bereits von Hakuei auf den Rücken des Reittiers gehoben und blieb etwas perplex im Damensitz sitzen. „Ehm... danke...“

„Keine Ursache.“ Hakuei schenkte ihm ein Lächeln, nickte Mana zu und zusammen gingen sie weiter, das Pferd ihnen nachtrottend.

„Warum helft Ihr uns?“, wollte Mana skeptisch wissen und musterte den Fremden von der Seite. „Seid Ihr auch einer dieser ‚Nadelstreifenträger’?“

„Ich? Nein.“ Hakuei schüttelte grinsend den Kopf. „Ich helfe dir nur, weil ich nett bin und bis jetzt wenig für mein Königreich getan habe. Und bitte, duz mich doch, schließlich werden wir einige Zeit miteinander verbringen.“

Das ließ Mana eine Weile überlegen. „Magst du Rosen?“, fragte er anschließend gespielt beiläufig.

„Unheimlich gerne“, gab sein Begleiter zurück, kein bisschen erstaunt über diese Frage. Er sah Mana an. „Besonders Seidenrosen. Und du?“

Nun musste auch Mana lächeln. „Das sind meine Lieblingsblumen.“
 

An diesem Abend kehrten die drei Reisenden in dem Gasthaus eines kleinen Dörfchens ein. Vorher wanderten sie noch ein wenig herum, um sicher zu gehen, dass sich der gesuchte Prinz nicht etwa in diesem entlegenen Dorf befand, und anschließend nahmen sie – weil es nichts anderes gab – drei Einzelzimmer. Kaya bekam seinen Schlüssel als erster, bedankte sich, wünschte den anderen beiden eine gute Nacht und verschwand in seinem Zimmer.

„Ihr beiden scheint euch gut zu verstehen“, merkte Hakuei lächelnd an.

Die Zofe betrachtete ihn prüfend. „Wir haben gleichzeitig bei Ihrer Majestät zu arbeiten begonnen und gemeinsam durchgestanden, als Laufbursche missbraucht, verspottet und schlecht behandelt zu werden, so lange, bis wir für unsere Arbeit belohnt wurden. Jetzt ist er die zweite Kammerzofe der Prinzessin und ich ihre erste. Da ist es nur natürlich, dass man sich gut versteht.“

„Sag das nicht – man kann auch mehrere Jahre dasselbe durchmachen und sich hinterher trotzdem nicht ausstehen können“, entgegnete der Größere und zwinkerte Mana zu. „Ich spreche aus Erfahrung. Einige von den Nadelstreifenträgern können mich immer noch nicht leiden, obwohl ich sie bereits seit über zehn Jahren kenne. Aber das ist eher so eine Art Hassliebe.“

„Seit über zehn Jahren? Wie alt bist du denn?“, wollte Mana erstaunt wissen.

„Sechsundzwanzig.“ Ein weiteres Zwinkern.

Hinter dem Tresen tauchte der Besitzer der Herberge wieder auf und sah die beiden entschuldigend an. „Es tut mir wirklich furchtbar leid, aber es sieht so aus, als hätte ich nur noch ein Zimmer übrig.“

Mana runzelte die Stirn. „Und es gibt keine Möglichkeit, irgendwie...?“

Der Mann schüttelte den Kopf. „Ich fürchte nicht, nein. Verzeihung.“

„Geht schon in Ordnung“, mischte Hakuei sich ein und lächelte. „Wir nehmen es trotzdem. Danke.“ Er ließ sich den Schlüssel geben und führte Mana mit sich in ihr Zimmer. Es war zwar vergleichsweise hübsch eingerichtet, aber es gab – wie zu erwarten – nur ein Bett. Zweifelnd wandte die Zofe sich an Hakuei.

„Und wie-“ Er kam nicht dazu weiterzusprechen, da schlang sich schon ein Arm um seine Taille und zog ihn an den warmen Körper des anderen.

Hakuei legte ihm die andere Hand auf die Wange und schenkte ihm ein schwaches Lächeln. „Ist sowieso praktischer so“, flüsterte er und strich über Manas helle Haut. „Das erspart mir das Rumschleichen nachts...“ Ohne ein weiteres Wort drückte er seine Lippen auf die dunkel geschminkten des anderen.

Der brauchte einen Augenblick, um sich die Situation noch einmal vor Augen zu führen, ehe er seine Augen schloss und den Kuss genauso zärtlich erwiderte. Eine Weile küssten sie sich nur ruhig, ohne Hektik, dann löste der Größere den Kuss wieder und begann, sich an Manas Hals zu schaffen machen.

„Tust du mir nur einen kleinen Gefallen?“, wisperte die Zofe mit weiterhin geschlossenen Augen.

„Natürlich“, entgegnete Hakuei ohne zu Zögern leise. „Alles...“

„Gut.“ Mana schaute den anderen mit einer hochgezogenen Braue an, während er ihn von sich weg schob. „Schlaf auf dem Boden.“
 

_.,:;#+~*’etwas südwestlich von Yokohama, auf einer Straße, nachts’*~+#;:,._
 

„Ich hoffe nur, dass wir sie nicht verpasst haben“, meinte Mako zu seinem Begleiter. Als dieser nichts erwiderte, wandte Mako sich ihm ganz zu und musste feststellen, dass Loki mitten im Schritt verharrt war und sich keinen Millimeter mehr rührte. Makos Blick wurde kalt. „Atsuto!“, rief er. „Was soll das?!“

„Bin ich es, der hier grundlos herumschreit?“, meldete sich eine milde Stimme neben ihm. Dieses Mal trug Atsuto seine Maske nicht, sondern hielt sie sich vor die untere Gesichtshälfte, sodass man von seinem Gesicht lediglich die Stirn und die schwarzen Augen sehen konnte.

„Ist jemand in der Umgebung gestorben?“, wollte Mako beherrscht wissen.

„Nein“, antwortete der Dunkle sanft und dennoch einsilbig.

„Warum bist du dann hier?“

„Darf ich mich nicht einmal in der Nähe meiner Kinder aufhalten?“, fragte Atsuto. Man hörte das Lächeln deutlich aus seiner Stimme heraus.

Mako atmete einmal tief durch. „Wir sind nicht deine Kinder, Atsuto. Und wenn wir sie wären, dann würdest du nicht darauf warten, Mao endlich mitnehmen zu können.“

„Ihr seid meine Kinder, Mako. Wie alle anderen auch. Alle. Sie werden geboren, um letztendlich von mir mitgenommen zu werden. Euch lasse ich Freiraum, ihr könnt euch austoben. Aber nicht unbegrenzt. Irgendwann hole ich euch zurück zu mir, um euch zu behüten. Es ist eine gefährliche Welt.“

„Verschwinde.“

„Findest du nicht auch, dass Loki sich prächtig entwickelt hat?“ Atsuto schritt langsam zu dem neuen Gesprächsobjekt und berührte dessen Stirn kurz.

„Ich sagte, du sollst verschwinden, Atsuto.“

„Aber er denkt noch zu sehr wie ein Mensch. Treib ihm das aus, Mako, sonst könnte es gefährlich werden. Er könnte sich mit den falschen Leuten einlassen. Er könnte dich verlassen, Mako.“

„Verschwinde!“

„Weshalb bist du so unfreundlich zu mir? Dafür gibt es doch keinen Grund, oder?“ Atsuto stellte sich vor den anderen Schwarzhaarigen und hob dessen Kinn etwas an. Mako bekam urplötzlich das Gefühl, gleich zusammen zu brechen, dass seine Glieder einfach nachgeben würden. „Ich freue mich auf den Tag, an dem ich dich endlich begleiten kann.“

„Lass mich in Ruhe.“

„Ach, wusstest du es schon? Ich habe einen richtigen Sohn. Sieht mir allerdings kein bisschen ähnlich, ich fürchte, er ist auch als Mensch geboren worden. Er wird bald auch ein wenig mitmischen. Freu dich auf ihn, er ist wirklich ein Prachtstück. Aber ich fürchte, ich muss jetzt weiter. Es gibt so viele verlorene Seelen... viele, die freiwillig nach mir suchen. Auf Wiedersehen, Mako.“

Im selben Moment, in dem Atsuto verschwand, vollendete Loki seinen Schritt und blieb anschließend irritiert stehen, schaute nach oben. „Regnet es?“

„Nein“, erwiderte Mako knapp.

„Ich meinte, etwas Nasses gespürt zu haben.“ Loki rieb sich über die Stirn.

„Nein, da war nichts“, betonte der Größere. „Ich hoffe nur, dass wir sie nicht verpasst haben und ihnen gerade vorauslaufen.“

„Ist theoretisch nicht möglich – wir haben in allen Gaststätten nachgefragt, ob sie vielleicht dort übernachten. Außerdem haben viele gesagt, sie seien weitergezogen“, erwiderte Loki schulterzuckend. „Wenigstens wissen wir jetzt schon mal, dass es zwei Zofen sind.“

„Hm“, machte Mako.

„Und du willst das wirklich...“

„Ich hab’s dir gesagt – wir schauen, wie das Ganze klappt. Entweder finden wir heraus, wo Hizaki sich im Moment aufhält, dann gehen wir gleich zu ihr, oder wir versuchen es über diesen ‚Prinzen’-Weg.“

„Die Frage ist, wo wir ihn herkriegen.“

„Notfalls spielst du den Prinz.“

Loki schaute an sich herunter, musterte sein hautenges Spitzenoberteil, seinen Gürtel mit den vielen Ketten daran, seine langen Lederarmschoner und seine noch engere Lederhose. Anschließend hob er eine seiner aufgemalten Augenbrauen. „Nein“, entgegnete er knapp. „Es sei denn, Hizaki ist mittlerweile komplett irre geworden und will unbedingt einen Vampir heiraten.“

„Nenn dich nicht so“, gab Mako leise zurück und verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen.

„Du bist genauso ein Vampir wie ich.“

„Wir sind keine Vampire.“

Loki seufzte leise. „Du weißt, wie oft wir diese Unterhaltung schon hatten. Wir bringen Menschen um, damit wir überleben können. Wir sind übermenschlich stark, brauchen keinen Schlaf und fühlen uns in der Dunkelheit am wohlsten.“

„Dafür saugen wir ihnen nicht das Blut aus – lass mich ausreden! –, wenn wir sie umbringen, wir haben kein Problem mit der Sonne, schlafen nicht in einem Sarg, können uns nicht in Fledermäuse verwandeln und so weiter. Das Einzige, was uns mit den Vampiren verbindet, ist die Art, wie wir einen Mensch zu einem von uns machen. Oder hast du jemals etwas von einem Vampir gehört, der von Blumen ohnmächtig wird?“

„Ich bin es langsam leid, ständig ‚einer von uns’ zu hören oder sagen zu müssen. Wenn du mit der Bezeichnung ‚Vampir’ nicht einverstanden bist, was schlägst du dann vor?“

„Übermensch“, antwortete Mako auf der Stelle.

„Das hatten wir doch auch schon.“

„Wir SIND Übermenschen, Loki. Wir sind unsterblich – zumindest auf dem natürlichen Wege –, wir altern nicht, wir sind stärker als Menschen...“

„Ja, und wir ernähren uns von ihnen. Ein unglaublicher Fortschritt.“

„Ich möchte nicht mehr mit dir diskutieren, Loki.“

„Ich mit dir auch nicht, Mako. Es hat nämlich keinen Sinn, weil du weiterhin darauf beharren wirst, Recht zu haben.“

„Geht mir genauso mit dir.“

Schweigen. Keiner der beiden schaute den anderen an; den Blick nach vorne gerichtet, gingen sie unentwegt weiter.
 

_.,:;#+~*’im Fürstenschloss von Niigata, Gastgemächer, einen Tag später, morgens’*~+#;:,._
 

Als die Prinzessin von Honshu seine Augen öffnete, blickte er direkt auf den roten Samt über sich, der das ohnehin schon luxuriöse, bequeme und vor allem ausladende Bett zu einem Himmelbett machte. Hizaki war ausgeschlafen und erfrischt – normalerweise schlief er nur bei sich im Schloss so ruhig und friedlich. Aber hier, in der Obhut seines Onkels, fühlte er sich so ausgesprochen wohl, dass er sich wie zuhause vorkam. Dazu trug natürlich auch sein Onkel, Kyo, seinen Teil bei. Einen großen Teil.

Kyo war der Bruder von Hizakis Vater, dem König von Honshu. Es wurde oft erzählt, dass der König seinem Bruder sehr ähnlich sah. Kyo war groß, hatte hellblond gebleichte Haare und trug meistens Anzüge – deshalb kam Hizaki ihn auch so gerne besuchen. Einmal gefiel Kyo ihm und dann wurde er von ihm auch noch verwöhnt, wo es nur ging. Wann immer er in des Fürsten Nähe war, tat dieser alles, um Hizaki sein Leben so angenehm wie möglich zu machen. Hizakis Mutter, die frühere Königin, war bei der Geburt von seiner kleinen Schwester vor neun Jahren gestorben, und seitdem sehnte die Prinzessin sich nach Geborgenheit – ein weiterer Grund, weshalb er sich so gerne bei seinem Onkel aufhielt.

Das war auch der Grund, weshalb Kyo und Hizakis beste Freundin, seine Zofe Mana, sich nicht verstanden. Mana warf dem Fürsten vor, Hizaki zu verhätscheln und ihn nicht auf sein Leben als Königin vorzubereiten, während Kyo Mana beschuldigte, die Prinzessin zu streng zu behandeln und von ihm zu viel zu verlangen – er sei doch noch nicht in dem Alter, Verantwortung zu übernehmen, mit zwanzig sollte man sein Leben noch genießen.

Je länger Hizaki darüber nachdachte, umso mehr kam er zu dem Schluss, dass er Mana vor allem aus dem Grund losgeschickt hatte, den Prinz zu suchen, damit er ein wenig Zeit alleine mit seinem Onkel verbringen konnte. Denn wann immer er den Fürst besuchte, wachte Mana wie ein Hütehund über ihm und ließ nicht zu, dass Kyo seine Prinzessin auf Händen trug. So aber konnte Hizaki sich nach Herzenslust verwöhnen lassen.

Mit einem tiefen und glücklichen Seufzen schlug die Prinzessin seine Decke zurück, stand auf und verließ sein Zimmer, trat auf den Flur. Er hatte zwar nur ein Gästezimmer, aber Kyo hatte extra für ihn das prachtvollste von allen ausgesucht. Barfuß tapste Hizaki den Flur entlang, schenkte einigen Bediensteten, die sich vor ihm verbeugten, sein freundlichstes Lächeln und hoffte, innerhalb der nächsten Minute in seinen Onkel hinein zu laufen.

Er wurde nicht enttäuscht. Bereits nach der nächsten Ecke konnte er Kyo am anderen Ende des Flurs entdecken. Auf Hizakis Gesicht breitete sich ein zufriedenes Grinsen aus und er lief dem Fürsten, der sein Lächeln erwiderte, entgegen. Dass Kyo seine Arme ausbreitete, nahm Hizaki als Aufforderung, ihm in ebenjene zu springen und sowohl seine Beine als auch seine Arme um seinen Onkel zu schlingen, weshalb er anschließend wie ein Klammeraffe an dem anderen hing.

Kyo hielt ihn fest und musste leise lachen. „Guten Morgen, mein kleiner Sonnenschein. Du bist schon auf den Beinen?“

„Jaaaa“, antwortete die Prinzessin langgezogen und machte keine Anstalten, Kyo wieder loszulassen. „Bin gerade aufgewacht. Aber ist nicht schlimm, bin ausgeschlafen.“ Zuhause erlaubte er es sich nicht, keine vollständigen Sätze zu gebrauchen, aber in Kyos Gegenwart störte es keinen.

„Das ist schön. Aber du musst dich noch anziehen, bevor es Frühstück gibt.“ Der Fürst strich Hizaki liebevoll über den Rücken. „Soll ich dich zurück zu deinem Zimmer bringen?“

„Aber nur, wenn du mich trägst!“, forderte die Prinzessin und lehnte sich ein wenig zurück, sodass er Kyo anschauen konnte. „Bitte.“

Sein Gegenüber lächelte nur wieder. „Könnte ich dir irgendeinen Wunsch abschlagen?“

„Danke!“ Hizaki drückte ihm einen Kuss auf die Wange und schmiegte sich anschließend wieder an den anderen, legte seinen Kopf auf dessen Schulter. „Eigentlich bin ich froh, dass Mana nicht hier ist, weil ich mich sonst nicht so von dir tragen lassen könnte. Aber andererseits vermisse ich ihn schon.“

„Das glaub ich dir“, entgegnete sein Onkel nickend. „Ein bisschen Heimweh hat man immer. Wenn du früher abreisen möchtest, dann musst du nur Bescheid sagen, das ist kein Problem.“

„Nein! Das sage ich ja gar nicht, ich bin gerne hier! Nur... ich mache mir ein bisschen Sorgen um ihn. Was, wenn ihm irgendetwas passiert?“ Hizaki kaute auf seiner Unterlippe herum und betrachtete seine perfekt manikürten und in ein strahlendes rosa getauchten Fingernägel.

„Ihm wird schon nichts passieren“, beschwichtigte Kyo ihn ruhig. „Davon bin ich überzeugt. Er wirkt wie jemand, der sehr gut alleine zurecht kommt. Und außerdem hat er ja noch deine andere Kammerzofe, Kaya, dabei. Zusammen werden sie keine Probleme haben.“

„Aber vielleicht hätte ich ihnen einen Soldat mitschicken sollen, nur zum Schutz?“, überlegte die Prinzessin laut.

„Ach was“, winkte sein Onkel ab. „Da wären wir.“ Er war durch die Tür getreten, die zu den Gastgemächern Hizakis führte, und setzte anschließend ebenjenen sanft auf dem großen Himmelbett ab.

„Hilfst du mir auch noch beim Anziehen?“, bat Hizaki und versuchte dabei so lieb wie möglich auszusehen.

Kyo schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich hab doch schon gesagt – kann ich dir irgendeinen Wunsch abschlagen? Von den Lippen ablesen schon eher. Stell dich hin.“ Die Prinzessin tat wie geheißen, drehte Kyo den Rücken zu und ließ sich erst einmal sein Nachthemd ausziehen. „Ach ja, bevor ich es vergesse – Mana hat dir Blumen schicken lassen. Sie sind heute morgen angekommen, weiße Blüten sind es, ich habe allerdings den Namen vergessen...“

„Seidenrosen?“ Hizaki seufzte leise. „Rosa sericea. Mana hat mich den Namen auswendig lernen lassen und sichergestellt, dass ich sie immer und überall wiedererkennen kann. Er meinte, es seien seine Lieblingsblumen, neben weißen Lilien – was eigentlich Totenblumen sind – und normalen schwarzen Rosen.“ Nach seinem Nachthemd folgte nun sein erster Unterrock. „Überall, wo ich hingehe, soll ich sie mitnehmen, er schickt sie mir selbst nach, wenn ich sie vergesse, und ich habe keine Ahnung warum. Er hat mal versucht, es mir zu erklären – ich glaube, es war irgendein Aberglaube, dass Seidenrosen Prinzessinnen vor Unheil beschützen können.“ Nun sein zweiter und letzter Unterrock. „Und deshalb soll ich sie immer bei mir tragen. Was für ein Unsinn! Ich habe noch nie von einer anderen Prinzessin gehört, die Seidenrosen überhaupt kennt.“

Als die Prinzessin aufhörte zu reden, herrschte Stille im Raum. „Was ist, warum sagst du nichts?“, wollte Hizaki wissen, dem langsam kalt wurde, wie er so unbekleidet im Raum stand.

„Was für ein Kleid möchtest du heute anziehen?“, fragte Kyo leise über seine Schulter.
 

_.,:;#+~*’Szenenwechsel’*~+#;:,._
 

to be continued.

The REAL Encounter with the Pinstripes

Rating: G

Beta’d: aber selbstverständlich!

A/N: Lasst euch nicht verwirren. Und ich LIEBE Nadelstreifenanzüge |D
 

_.,:;#+~*’in einer Gaststätte eines kleinen Dörfchens zwischen Yokohama und dem Berg Fuji, am selben Tag, morgens’*~+#;:,._
 

Mana klopfte an Kayas Tür. „Bist du fertig? Wir wollen weiter.“

Die Zofe öffnete und schenkte seinem Gegenüber ein breites Lächeln. „Guten Morgen! Ja, ich bin schon fertig. Hast du gut geschlafen?“

„Ja, das Bett war sehr bequem“, antwortete Mana und warf Hakuei, der neben ihm stand, einen kurzen Blick zu.

„Und wie hast du-“

„Frag nicht“, unterbrach Hakuei die Zofe.

„Oh, was hast du denn da gemacht?“, wollte Kaya wissen und deutete auf Hakueis Wange, die knallrot war.

„Frag nicht“, entgegnete nun Mana schnell. „Ich geh mal eben unseren Schlüssel wegbringen.“

„Hattet ihr nur ein Zimmer? Wie-“

„Frag nicht. Gib her, dann bring ich deinen Schlüssel auch zurück“, erwiderte Hakuei und folgte Mana. „Er HAT gefragt.“

„Es tut mir ja auch leid!“, verteidigte Mana sich nur halbherzig, eigentlich bereute er die Ohrfeige nicht wirklich. „Wenn jemand morgens unter meiner Bettdecke herumwühlt, kann ich auch mal handgreiflich werden. Wie hast du die Spinne überhaupt gesehen? Konntest du nicht schlafen?“

„Rat mal warum“, gab Hakuei mit hochgezogener Augenbraue zurück.

„Versuchst du etwa, mir ein schlechtes Gewissen zu machen? Verzeih, aber das ist bei mir gerade ausgeschaltet. Probier’s doch später wieder.“ Mana reichte dem Wirt den Schlüssel, bedankte sich, bezahlte und wandte sich wieder ab.

„Weshalb so gereizt?“, wollte Hakuei wissen. In seiner Stimme schwang Erstaunen mit.

„Ist das eine ernstgemeinte Frage?“

„Ehm, ja.“

„Vielleicht, weil du angenommen hast, ich würde mich auf jemanden einlassen, den ich nicht einmal einen halben Tag kenne?“

Hakuei neigte den Kopf zur Seite. „Das ist es? Ich habe dich in deiner Ehre verletzt?“

„Es kann sein, dass du das nicht nachvollziehen kannst, aber ja, das ist es grob gesagt. Ich bilde mir ein, nicht wie jemand zu wirken, der erst einmal leicht zu haben und zweitens an allem, was halbwegs männlich aussieht, interessiert ist.“ Mana musterte ihn kalt. „Und deshalb verletzt es mich, wenn jemand mir das unterstellt.“

„Du hast den Kuss erwidert“, stellte Hakuei fest.

„Ich habe außer meiner Ehre noch meinen Stolz. Hätte ich herumkreischen oder auf dich einschlagen sollen? Und jetzt halt den Mund, wir gehen weiter.“
 

Kaya, dem die deutlich abgekühlte Stimmung zwischen Mana und Hakuei aufgefallen war, versuchte – ein wenig verzweifelt – die Atmosphäre etwas aufzulockern. „In welche größere Stadt kommen wir denn als nächstes?“, wollte er wissen.

„Keine Ahnung“, gab Mana zurück.

„Ehm... sollen wir uns nicht mal wieder Proviant kaufen?“

„Weiß ich nicht.“

Kaya schaute hilfesuchend zu Hakuei, welcher seinen Blick erwiderte und kurz die Schultern zuckte. „Die nächste große Stadt ist Shizuoka. Allerdings wird es bis dahin noch etwas länger dauern. Es könnte sein, dass wir auf dem Weg nach Shizuoka schon ein paar Nadelstreifenträger finden“, rettete der Schwarz-Blonde die Zofe über die unangenehme, bedrückende Stille hinweg.

„Benehmen sie sich auch so wie du?“, kam es spitz von Mana.

Daraufhin blieb der Angesprochene wie angewurzelt stehen. Mana erwartete beinahe einen Ausbruch sondergleichen, aber stattdessen verbeugte Hakuei sich. „Anscheinend habe ich dich wirklich verletzt, Mana. Und dabei heißt es doch, dass man immer höflich zu Damen sein sollte. Es tut mir leid, was ich getan habe, ich bereue es. Aber mehr als eine Entschuldigung kannst du nicht von mir verlangen.“

Sichtlich irritiert, sich aber dankenswerterweise nicht einmischend schaute Kaya vom einen zum anderen. Mana schwieg erst einen Moment und nickte dann. „Ich nehme-“ Er verstummte, als sich Hakueis Gesicht merklich aufhellte, und drehte sich um. Ein Mann kam auf sie zugestapft, im Gesicht die gleich Wiedersehensfreude wie Hakuei, allerdings gezügelter. Er blieb genau zwischen Mana, Kaya und Hakuei stehen und verbeugte sich in Richtung der beiden Zofen.

„Einen guten Morgen wünsche ich Euch, meinen Damen“, begrüßte er sie höflich, ehe er sich Hakuei zuwandte und diesem kurz zunickte. „Und dir natürlich auch, Haku. Lange nicht gesehen, nicht wahr?“

„Er hat keine hellen Haare“, flüsterte Kaya Mana zu. „Und er ist auch nicht so groß wie Hakuei. Aber er trägt einen Nadelstreifenanzug.“

„Ein Jahr“, entgegnete Hakuei achselzuckend. „So lange ist das nun auch wieder nicht. Darf ich dir meine beiden Begleiterinnen vorstellen? Das sind Mana und Kaya, und sein Name hier ist Kirito.“

Der Nadelstreifenträger namens Kirito nickte den beiden nun ebenfalls zu. „Habe die Ehre. Ihr müsst bestimmt einem Königshaus entsprungen sein – so edel, wie Ihr ausseht...“

„Wir sind lediglich Dienerinnen“, winkte Mana ab. „Wir sind zwei Zofen der Prinzessin von Honshu.“

Kirito hob anerkennend die Augenbrauen. „Ich bin beeindruckt. Dafür könntet Ihr ebenfalls Prinzessinnen sein. Was verschlägt Euch hierher? Und wie kommt Ihr dazu, mit einem Streuner wie Hakuei zu reisen?“

Die Kammerzofen setzten ihn über ihren Auftrag in Kenntnis und beschrieben, wie sie Hakuei getroffen hatten.

„Und Ihr hört nun zum ersten Mal von uns Nadelstreifenträgern?“, fragte Kirito noch einmal nach und deutete ein Lächeln an, als er ein Nicken erntete. „Da muss ich mir ja Mühe geben, um einen positiven Eindruck zu hinterlassen – aber was ich Euch versichern kann, ist, dass Ihr unter uns Nadelstreifen viele Kandidaten für Euren Prinzen finden werdet. Es mag keiner von uns perfekt sein, aber wir strengen uns redlich an. Manch einer mag ein wenig aus der Rolle fallen-“, bei diesen Worten räusperte Hakuei sich vernehmlich, „-aber im Grunde sind wir doch auch nur Menschen. Ich hoffe, Ihr seid nicht losgeschickt worden, um jemanden zu suchen, der all diese Eigenschaften besitzt, die Ihr gerade eben aufgezählt habt.“

„Na ja... Ich fürchte, da muss ich Euch enttäuschen“, Mana lächelte gequält, „Wir suchen nach genau so jemandem. Deshalb ist unsere Suche auch eigentlich völlig unnütz.“

Kirito schüttelte den Kopf. „Da verlangt Eure Prinzessin aber viel von Euch. Falls so jemand überhaupt existiert, dann ist er wahrscheinlich entweder bereits vergeben, nicht an Prinzessinnen interessiert, bereits über fünfzig Jahre alt oder asexuell.“

Das brachte Hakuei zum Lachen. „Kann ich mir gut vorstellen – er ist so perfekt, dass er deshalb beschließt, keinen anderen mehr zu brauchen.“

„Und wenn er dann noch zusätzlich kochen, waschen und putzen kann, wird er sehr wahrscheinlich sein Traumleben hinter den sieben Bergen führen“, fügte Kirito zustimmend hinzu, selbst grinsend.

Mana betrachtete die beiden wie zwei seltene Tiere, mit denen er nichts anzufangen wusste. „Ehm... ich hoffe, Euch ist bewusst, dass Ihr hier genau das illustriert, was ich zustande bringen soll.“

„Verzeihung, natürlich“, gab Kirito zurück, sofort wieder ernst geworden. „Ihr habt mein Mitgefühl. Die Frage ist nur – wenn Ihr Euren Prinzen gefunden habt, er perfekt ist, nicht vergeben, jung und dann noch durchaus an anderen menschlichen Wesen interessiert... Glaubt Ihr wirklich, dass er zustimmen wird, Eure Prinzessin zu heiraten?“

Mana runzelte die Stirn. „Wieso sollte er nicht?“

„Stellt Euch vor, Ihr wärt dieser Prinz. Ihr seid so vollkommen, dass Ihr jeden im gesamten Land haben könntet. Und eines Tages kommt jemand zu Euch, prüft Euch etwas, fragt Euch aus und beschließt, dass Ihr ein richtiger Prinz seid und eine Prinzessin, von der Ihr noch niemals gehört habt, heiraten ‚dürft’. Was wäre das Resultat davon? Selbst wenn Ihr anfangt, die Prinzessin zu lieben, wurdet Ihr schließlich verkuppelt und verheiratet, seid in einem goldenen Käfig ohne Freiheiten gefangen und werdet bis an Euer Lebensende niemals erfahren, ob es nicht doch jemanden gibt, den Ihr aufrichtig, von ganzem Herzen und bis in alle Ewigkeit lieben könnt. Würdet Ihr Euch darauf einlassen?“

„Aber wenn ich dann so romantisch veranlagt bin und mir erst einmal ein Bild von der Prinzessin mache, ehe ich-“

„Verzeiht, wenn ich das so offen sage, aber Eure Prinzessin ist sicherlich weder eine Heilige noch so vollkommen wie der Prinz, den sie fordert, nicht wahr?“, unterbrach Kirito die Zofe milde. „Ich behaupte weiterhin, dass dem Prinzen ihre Makel auffallen werden und er sich fragen wird ‚Ist das die große Liebe, die ich gesucht habe?’ – denn wenn er so romantisch veranlagt ist, glaubt er sicherlich an ‚die Eine’.“

„Ihr wollt damit sagen, dass es erstens beinahe unmöglich ist, diesen Prinzen zu finden, und selbst wenn es uns gelingt, wird er nicht mit uns kommen wollen?“, fasste Mana kurz angebunden zusammen.

„Ich will es nicht heraufbeschwören“, entgegnete Kirito beschwichtigend. „Aber das ist das, was ich mir denke. Was Ihr höchstens machen könntet, ist Folgendes: Findet einen Kompromiss. Findet jemanden, der über ‚akzeptabel’ hinaus geht, jemanden, dem ihr zutraut, Eure Prinzessin glücklich zu machen, und überredet diesen, mit Euch zu kommen. Alles andere halte ich für aussichtslos und vergebliche Liebesmüh, wenn Ihr erlaubt, dass ich es so ausdrücke.“

Mana schwieg eine Weile, in der Hakuei sichtlich interessiert und leicht lächelnd zwischen den beiden Gesprächspartnern hin und her sah. „Ich glaube, da habt Ihr Recht“, entgegnete die Zofe schließlich langsam. „So habe ich es noch gar nicht gesehen. Ich war die ganze Zeit davon ausgegangen, dass keiner es erwarten könnte, eine – und vor allem meine – Prinzessin zu heiraten. Aber so, wie Ihr es darstellt, klingt es durchaus realistisch.“

„Es tut mir wirklich außerordentlich leid, wenn ich Eure Reise damit nicht einfacher gemacht habe“, meinte der Nadelstreifenträger schnell. „Jetzt wird es Euch wahrscheinlich noch schwerer fallen, optimistisch zu sein, aber denkt immer daran: Ihr befindet Euch in einem Königreich. Es geschehen noch Zeichen und Wunder.“

„Ja.“ Mana nickte und konnte ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken. „Ja, wahrscheinlich.“

„Und ich fürchte, ich muss mich erneut entschuldigen – halte ich Euch auf? Das war nicht meine Absicht. Ihr wollt in Richtung Shizuoka, nicht wahr?“

„Da, wo du dich am Besten auskennst“, stimmte Hakuei ihm nickend zu. „Was ist? Willst du nicht noch mitkommen?“

Kirito blickte Mana fragend an. „Ich würde Euch ein Stück Eures Weges begleiten, falls Ihr nichts dagegen habt und meiner Gesellschaft nicht schon überdrüssig seid.“

„Überhaupt nicht“, antwortete die Zofe. „Ihr könnt uns gerne noch begleiten.“

„Es ist mir eine Ehre.“ Kirito deutete eine Verbeugung an und zusammen gingen sie weiter.

„Wart Ihr schon einmal in Tokyo?“, wollte Mana von dem Nadelstreifenträger wissen.

„Ja, natürlich! Wenn man sich in Honshu aufhält, kommt man doch überhaupt nicht umhin, die Hauptstadt zu besuchen. Eine wunderschöne Stadt, ich konnte mich kaum satt sehen.“

„Habt Ihr Euch denn auch das Schloss angeschaut?“

„Na ja, ich habe es versucht. Aber anschließend musste ich Tokyo leider verlassen und bin nie wieder dort hin gekommen“, entgegnete Kirito bedauernd.

„Wirklich? Warum nicht?“

„Weil ich versucht habe, mir das Schloss anzusehen.“ Er grinste leicht. „Das hat einigen Menschen – allen voran dem Vater Eurer Prinzessin – nicht gefallen, und seitdem ist es mir nicht mehr gestattet, einen Fuß nach Tokyo zu setzen.“

Mana blinzelte einmal. „Ihr seid in unser Schloss eingebrochen?“

„Wenn Ihr es so nennen wollt – eigentlich wurde ich von der Cousine Eurer Prinzessin eingeladen. Das Problem dabei war allerdings, dass diese Einladung beinhaltete, dass ich nachts durch ihr Fenster steigen sollte. Nun ja, und dann wurde man ziemlich schnell auf mich aufmerksam und der König höchstpersönlich hat mich rauswerfen lassen. Ein wunderbarer Mensch übrigens, ich bewundere seine diplomatischen Fähigkeiten. Er sollte nur nicht immer aussehen, als habe er auf eine Zitrone gebissen.“

Gegen seinen Willen musste Mana lächeln. „Auf seinen Schultern lastet große Verantwortung.“

„Aber der Prinzessin gelingt es doch hin und wieder einmal, auch ein Lächeln auf ihr angeblich strahlend schönes Gesicht zu zaubern, oder?“, erwiderte der andere Schwarzhaarige sanft. „Und auf ihren Schultern lastet die Verantwortung, einmal den Posten ihres Vaters einnehmen zu müssen.“

„Ja, die Prinzessin hat durchaus ein sehr heiteres Wesen... So heiter, dass ich mich manchmal frage, ob ihm überhaupt bewusst ist, was ihn erwartet.“

„Ihr meint... sie ist etwas gutgläubig?“

„Sagt ruhig naiv. Aber ich glaube, das sind wir alle – ob wir wollen oder nicht. Nur die Prinzessin...“

„Ich bin sicher, wenn Ihr weiterhin im Königshaus bleibt, wird sie mit der Zeit lernen, was es heißt, ein Reich regieren zu müssen. Oder zu dürfen – je nachdem, wie man es sieht. Ihr wirkt wie jemand, der mit beiden Beinen auf dem Boden steht.“
 

„Ich bedauere es, Euch schon wieder verlassen zu müssen.“ Kirito verbeugte sich einmal tief. „Es war mir eine Ehre, euch für diesen Tag begleiten zu dürfen, und es hat mich außerordentlich gefreut, Eure Bekanntschaft zu machen.“

Mana deutete ein Lächeln an. „Vielen Dank. Die netten Worte kann ich genauso ernst gemeint wieder zurückgeben. Es würde mich freuen, wenn wir uns in Zukunft noch einmal begegnen könnten.“

„Das wird sich einrichten lassen“, entgegnete der Nadelstreifenträger zuversichtlich. „Ihr findet mich meistens in der Gegend um Shizuoka herum, und falls Ihr des Suchens überdrüssig geworden seid, könnt Ihr einfach Hakuei fragen. Also, auf Wiedersehen, meine Dame.“

„Auf Wiedersehen.“ Mana erwiderte das Lächeln erneut.

Kirito verabschiedete sich noch schnell von Kaya und Hakuei, dann wandte er sich ab und schritt davon. Ein leises Seufzen entkam Manas Lippen, woraufhin Hakuei ihn ansah, sichtlich ein Grinsen unterdrückend.

„Sieht aus, als hättest du DEINEN Prinz schon gefunden“, bemerkte er.

Er erntete einen genervten Blick. „Interpretiere bloß nicht zu viel. Es war nur eine unheimliche Erleichterung, endlich einmal die Gesellschaft eines wahren Gentlemans genießen zu können. Mir war er äußerst sympathisch.“

„Das hat man gemerkt.“

„Es war endlich jemand, mit dem man sich unterhalten konnte.“

„Jaja...“

„Sind alle Nadelstreifenträger so wie er?“ Neugierig musterte Mana seinen schwarz-blonden Begleiter.

„Meinst du von der Umgangsform her?“ Ein Grinsen. „Viele. Gefällt es dir?“

„Ich denke, es ist einem Prinzen angemessen.“

„Das war keine Antwort auf meine Frage.“

„HAKU!“ Mana und der Angesprochene drehten sich gleichzeitig zu der Stimme um. Sie gehörte einem übermäßig gepflegt aussehenden jungen Mann, der einen Nadelstreifenanzug trug und aussah, als würde er Hakuei gleich um den Hals fallen. „Ich WUSSTE, dass du dich wieder in der Gegend hier rumtreibst! Oh mein Gott, wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen, wie lange ist das schon her? Einen Monat? Zwei? Ich hab dich so vermisst!“ Anstatt dem Objekt seiner leidenschaftlichen Begrüßung nun wirklich um den Hals zu fallen, schlang der Nadelstreifenträger seine Arme um Hakueis Taille, zog ihn an sich und küsste ihn innig. Hakuei, der ein Grinsen merklich unterdrücken musste, legte dem anderen eine Hand auf die Wange und schien den Kuss mehr als nur zu genießen.

Die beiden Zofen starrten sie befremdet an. „Der ist aber nicht wie Kirito“, wisperte Kaya seinem Begleiter zu, welcher offensichtlich sprachlos geworden war.

„Gott, tut das gut!“ Der Neuankömmling atmete einmal tief durch, nachdem er sich endlich hatte von Hakuei losreißen können. Als er die Blicke der beiden anderen bemerkte, musterte er sie kurz. „Gehören die zu dir?“

„Ehm, ja.“ Hakuei lächelte, hatte nun seinerseits einen Arm um die Hüften des anderen gelegt und machte keine Anstalten, diese wieder loszulassen. „Das sind Mana und Kaya. Darf ich vorstellen: Hide-zou. Seines Zeichens einer der bekanntesten Nadelstreifen, ein echter Casanova, der nur zu denen freundlich ist, die er entweder kennt oder – ahem – näher kennen lernen will.“

Die drei starrten sich einen Moment in gegenseitiger Antipathie an, Hide-zou offensichtlich deshalb, weil er lieber mit Hakuei allein gewesen wäre, und die anderen beiden, weil sie ihn am liebsten überhaupt nicht getroffen hätten. Oder zumindest nicht in aller Öffentlichkeit.

„Wir sind im Auftrag der-“, begann Kaya bereits anzugeben, wurde allerdings von dem Nadelstreifenträger unterbrochen:

„Jaja, ich weiß schon, ihr habt ziemlich die Runde gemacht. Einen Prinz sucht ihr, hm? Haku, hast du ein bisschen Zeit für mich? Ich halt’s sonst nicht mehr aus...“ Hide-zou krallte sich in die Jacke des Angesprochenen. „Ich hab ein bisschen nach dir gesucht, dich aber nicht gefunden, und jetzt, wo du hier bist, will ich dich nicht wieder gehen lassen.“

Mana versuchte, mit seinem Blick ein Loch in Hakueis Schläfe zu brennen, was diesem offensichtlich auffiel, denn er antwortete: „Ehm, ich fürchte, ich kann nicht. Zumindest jetzt nicht. So leid es mir auch tut, Süßer, aber ich begleite die beiden hier. Und ich bezweifle, dass sie sich von jemandem wie dir aufhalten lassen wollen.“

Hide-zou gab ein leises Schnurren von sich. „Nicht mal für eine Stunde? Das reicht mir schon...“

„Nicht jetzt. Bleib in der Gegend, dann komm ich dich hinterher besuchen, ja?“

„Aber dann für eine Woche!“

„Meinetwegen für eine Woche.“

„Wehe, wenn nicht.“

„Versprochen.“

„Gut. Wonach sucht ihr überhaupt genau? Nach einem Prinzen, der euch abgehauen ist, oder was?“ Die Frage war an Mana gewandt, den es äußerst irritierte, dass sein neuer Gesprächspartner unentwegt versuchte, seine Hand in oder unter Hakueis Hemd zu schieben.

„Nein. Wir wissen nicht einmal, ob es so jemanden gibt“, entgegnete die Zofe kühl und beschrieb das Objekt seiner Suche.

„Oh. Das klingt nach diesem Kerl, den ich vor ein oder zwei Wochen mal getroffen hab“, überlegte Hide-zou. Alle drei blickten ihn ungläubig an, aber er nickte zustimmend. „Ja, genau. Das war so ein Großer, wie ein Prinz gekleidet, helle Locken, fast weiße Augen, war unheimlich höflich und so. Wirkte auf mich sehr... na ja, prinzenhaft. Nicht naiv, wusste über sehr viel Bescheid, hat Witze gemacht, keinen Alkohol getrunken und jeden abgelehnt, der sich an ihn rangemacht hat, er meinte, er würde nach seiner Prinzessin suchen. Nach ‚der Richtigen’ oder so hat er es ausgedrückt.“

Mana und Kaya schauten sich mit großen Augen an. „Wie heißt er?“, wollten sie gleichzeitig wissen.

„Keine Ahnung! Hab nicht mit dem Kerl geredet, war mir ein bisschen ZU perfekt. Hat auch seinen Namen nicht genannt.“

„Woher ist er gekommen? Wohin ist er gegangen?“, fragte Mana aufgeregt weiter.

„Weiß ich doch nicht. Ich glaube, aus Osaka. Ist ein ganzes Stück geritten, hatte aber einen ganz komischen Akzent drauf. Ich glaub nicht, dass er in Osaka geboren wurde. Er wollte weiter hoch, nach Fukushima oder Yamagata oder Niigata, keine Ahnung. Aber ich glaube nicht, dass er weit gekommen ist – er hatte zwar ein Pferd, aber zwischendurch wurde er bestimmt ausgeraubt. So, wie er aussah, musste er aus einem reichen Haus stammen.“ Hide-zou spitzte die Lippen. „Ich will noch einen Kuss, Haku.“

„War sonst noch etwas auffällig an ihm? Vielleicht an seinem Aussehen? Hat er noch etwas gesagt?“, fragte Mana ihn unbeirrt weiter.

„Das ist schon so lange her, das weiß ich doch jetzt nicht mehr! Ich glaub, er hat nach Rosen gefragt oder so. Eine spezielle Sorte. Rosa...“

„...Sericea?“, beendete Mana hoffnungsvoll.

„Ja, genau. Wollte wissen, ob es die in der Gegend gibt.“ Der Nadelstreifenträger zuckte die Schultern. „Meint ihr, das ist euer Prinz?“

„Wir brauchen Pferde“, beschloss die Zofe fest. „Wir reisen in die falsche Richtung. Wir müssen hoch, zuerst nach Kofu, dann nach Maebashi und anschließend nach Niigata. Und am Besten sofort. Wo bekommt man hier Pferde her?“

„Frag doch nicht immer so schwere Sachen“, seufzte Hide-zou und vergrub seine Hände in Hakueis Haaren. „Nicht mal eine halbe Stunde...?“
 

_.,:;#+~*’Szenenwechsel’*~+#;:,._
 

to be continued.

Prince Charming

Rating: G/PG-13

Beta’d: von der Stephen-King-liebenden Tattoo!! *TADAH*

A/N: ich musste den letzten Teil der zweiten Szene in diesem Kapitel leider in ein Zusatzkapitel (was allerdings direkt danach folgt ^^; ) packen, da ich sonst meine angestrebte Wörterzahl von 3.000 um... 3.000 Wörter überschreiten würde *ahem* also der *CUT* am Ende dieses Kapitels wird im nächsten kommentarlos fortgesetzt. (ach, wisst ihr was, lest es einfach >.>)
 

_.,:;#+~*’am Fürstenschloss in Niigata, im Schlossgarten, am selben Tag, mittags’*~+#;:,._
 

Hizakis frühere Besuche bei seinem Onkel waren meist förmlicher Natur gewesen – er hatte selten selbst beschlossen zu reisen. Und selbst wenn er der Meinung gewesen war, Verwandte wiedersehen zu müssen, war er niemals länger als ein paar Tage geblieben.

Jetzt wusste er auch endlich warum.

Nicht, dass er mit seiner Unterkunft in irgendeiner Weise unzufrieden war, dass er sich nicht wohl fühlte, dass Kyo ihn schlecht behandelte oder dass ihm die Landschaft nicht gefiel. Nein, daran lag es nicht.

Der Prinzessin war elend langweilig.

„Mana findet ihn... Mana findet ihn nicht... Mana findet ihn...“ Hizaki zupfte ein Blütenblatt nach dem anderen ab und ließ es vor sich auf den gepflegten Kiesweg fallen, während er durch den Garten schritt, ohne diesen jedoch richtig wahrzunehmen. In den letzten Tagen hatte er ihn zu oft gesehen, als dass er sich noch groß für diesen interessieren konnte. „Mana findet ihn nicht... Mana findet ihn...“

Unbeirrt hatte er bereits über ein Dutzend der von seiner Zofe geschickten Seidenrosen entblättert und anschließend ebenfalls auf den Boden fallen lassen, wo sie von fleißigen Dienern sofort aufgesammelt wurden. Inzwischen waren nur noch zwei übrig. „Mana findet ihn nicht... Mana findet ihn...“ Nur noch eine einzige. Als auch das letzte Blättchen langsam gen Boden schwebte, blieb die Prinzessin stehen und betrachtete den kahlen Stängel in seiner Hand unsicher. „Mana findet ihn nicht?“, murmelte er leise. Unwillkürlich stiegen die ersten Zweifel ob seiner Entscheidung, seine treue Zofe auf die Suche zu schicken, in ihm auf. Sollte Mana doch Recht gehabt und Hizaki ihn auf eine aussichtslose Suche geschickt haben? Nein, das konnte nicht sein. Er war schließlich eine Prinzessin. Über sich selbst den Kopf schüttelnd, schritt Hizaki langsam weiter.

Während er sich durch den großen, massiven Torbogen begab und somit den Schlossgarten im Innenhof hinter sich ließ, nun allerdings den Außengarten vor sich hatte, wünschte er sich, dass Kyo bei ihm wäre, um ihn zu unterhalten. Der Fürst gab sich zwar redlich Mühe, Hizaki alles recht zu machen, nur konnte er die eineinhalb Monate, welche die Prinzessin bei ihm verbrachte, nicht allein dafür existieren – das war Hizaki durchaus klar. Und er stellte auch nicht infrage, dass sein Onkel anderweitige Verpflichtungen hatte. Dennoch hätte er Kyo lieber rund um die Uhr bei sich gehabt. Je länger er darüber nachdachte, desto deutlicher wurde ihm, dass ihre Beziehung enger war als jede andere, die Hizaki zu seinen Verwandten unterhielt. Selbst mit seinem Vater sprach die Prinzessin nicht über die Dinge, die er mit seinem Onkel diskutierte. Er vertraute ihm seine tiefsten Gefühle und Gedanken an, und das ohne zu zögern.

Hizaki nahm sich vor, dies dem Fürsten bei Gelegenheit zu sagen und sich zum wiederholten Male für die Gastfreundschaft, allerdings auch für seine moralische Unterstützung zu bedanken – er wusste nicht, womit er das verdient hatte.

Nun erregte allerdings etwas anderes Hizakis Aufmerksamkeit. Am Fuße der Erhebung, auf der das Fürstenschloss stand, näherte sich ein Reiter. Selbst auf die Entfernung konnte die Prinzessin seine wallenden hellbraunen Haare sehen. Wer mochte das wohl sein?, wunderte er sich.

Just in dem Moment ertönte eine Stimme hinter ihm. „Ihr seht gelangweilt aus, Prinzessin.“

Hizaki wäre beinahe zusammengezuckt und wandte sich flugs um. Vor ihm – scheinbar aus dem Boden gewachsen – stand ein elegant in schwarz gekleideter Mann mit einer Maske vor den Augen, sodass es schwer war, sein Gesicht als Ganzes zu erfassen. Ein wissendes Lächeln befand sich auf seinen Lippen. „Nun ja, ich fühle mich durchaus ein wenig einsam“, entgegnete Hizaki freundlich und fragte sich, wie sich der Fremde hatte auf Kies anschleichen können.

„Es ist doch viel leichter, sich über sein Leben zu beklagen, als wirklich etwas dafür zu tun, nicht wahr?“ Der Dunkle lächelte erneut.

„Wer seid Ihr, wenn Ihr mir die Frage erlaubt?“, wollte die Prinzessin neugierig wissen und überging die Worte des anderen, da er diese sowieso nicht richtig verstanden hatte. „Wenn Ihr solch schlauen Sprüche kennt, müsst Ihr mir auch Eure Herkunft verraten.“

„Ich bin alles. Und ich bin nichts. Ich bin größer als das Größte, was Ihr Euch jemals vorstellen könntet, und gleichzeitig bin ich kleiner als jedes noch so kleine Tier. Jeder kennt mich, manche erwarten mich und andere tun alles, um mir zu entkommen“, gab der andere geheimnisvoll zurück. „Mein Name ist Atsuto. Wer Ihr seid, müsst Ihr mir nicht sagen. Und wie Ihr seid, auch nicht.“

Hizaki wurde langsam verwirrt. Dieser Unbekannte namens Atsuto schien sich mächtig was auf sich selbst einzubilden. „Was meint Ihr damit?“

„Nur, dass ich Euch ziemlich gut kenne – Eure Eigenheiten, Euer Leben, Eure Träume... Womöglich noch besser als Ihr selbst.“

Es begann, der Prinzessin unheimlich zu werden. „Und... wer SEID Ihr?“

„Ich bin der kleine Bruder der Zeit, einer der Mitbegründer des Aberglaubens und ein Alptraum, nach dem manche verzweifelt suchen, eine Erlösung und ein Fluch. Abgesehen davon heiße ich Atsuto.“

„Ja, das erwähntet Ihr bereits“, gab Hizaki verunsichert zurück, sich fragend, weshalb sein Gesprächspartner seinen Namen so sehr betonte. Vielleicht wollte er ihn einfach nur ausgesprochen hören. „Ich verstehe Eure Worte nicht. Redet bitte nicht in Rätseln, Atsuto.“

Der Angesprochene atmete einmal tief durch, schloss die Augen und breitete kurz die Arme aus. „Ah... vielen Dank, Prinzessin. Das macht das Ganze etwas einfacher.“

„Wovon redet Ihr?“, fragte die Prinzessin, nun ehrlich verstört.

Atsuto zeigte ihm ein Lächeln. „Wir sind uns einen Schritt näher gekommen, Prinzessin. Und schaut, nun folgt noch einer.“ Langsam, wie in Zeitlupe, hob er einen Arm und nahm sich die Maske ab.

Hizaki hatte den Atem angehalten – er wusste nicht, was er erwartet hatte, ein entstelltes Gesicht, eine Fratze des Grauens oder ähnliches, aber ganz bestimmt nicht das sympathische Gesicht eines jungen Mannes. Es zog ihn sofort in seinen Bann, sodass er das immer näher kommende Hufgetrappel überhaupt nicht bemerkte.

„Und? Was sagt Ihr zu meinem Gesicht? Nun, da Ihr einer der wenigen seid, die es gesehen haben...“

„Ihr... seht gut aus“, erwiderte Hizaki zögernd. „Ihr habt keinen Grund, Euch hinter einer Maske zu verstecken.“

„Vielen Dank. Wollt Ihr mich nun nicht etwas begleiten?“ Atsuto bot der Prinzessin mit einer eleganten Verbeugung seine Hand an. „Ich verspreche Euch, ich werde all Eure Fragen beantworten, sofern Ihr nur einige Schritte mit mir geht. Euch wird nichts Schlimmes widerfahren, ich bürge dafür.“

Ohne groß zu überlegen, legte Hizaki seine behandschuhte Hand in die des anderen und wollte bereits einen Schritt vorwärts machen, da musste er feststellen, dass seine Beine ihn nicht mehr hielten. Kraftlos stürzte er zu Boden, aber er war nicht fähig, Atsutos Hand loszulassen, so sehr er auch wollte. „Was... ist das?“, flüsterte er leise.

„NICHT!!“, schrie jemand, gerade, als Atsuto zu einer Erklärung ansetzen wollte. Hizaki schaffte es gerade noch, seinen Kopf zu heben und mit anzusehen, wie der Reiter, den er vor wenigen Minuten bereits bemerkt hatte, in vollem Galopp auf die beiden zugeprescht kam. Obwohl das Pferd noch nicht ganz stand, sprang der Neuankömmling neben der Prinzessin zu Boden, zog mit einer fließenden Bewegung ein Schwert hervor und stieß es mit aller Kraft in Atsutos Bauch.

„Vergesst mich nicht, Prinzessin“, flüsterte Atsuto und beachtete die Klinge in seinem Körper überhaupt nicht. „Ich bin der Vater des Schicksals...“ Und dann war er mit einem Mal verschwunden, als Hizaki das nächste Mal blinzelte. Spurlos.

Der Reiter steckte sein Schwert wieder zurück in die Scheide und wandte sich der Prinzessin zu. „Seid Ihr unverletzt? Wie fühlt Ihr Euch? Geht es Euch gut?“, wollte er halb besorgt, halb ärgerlich klingend wissen.

Hizaki war beinahe nicht fähig zu antworten, da er sich fühlte wie nach einem endlosen Marsch durch eine verlassene Wüste und seinen Blick nicht von seinem Retter losreißen konnte. Dieser trug ein weißes Rüschenhemd, dazu einen fast bodenlangen schwarzen Mantel, eine eng anliegende Lederhose und darüber bis über die Knie gehende schwarze hochhackige Stiefel. Seine schulterlangen wallenden Haare waren von einem edlen hellbraun und seine Iris schien fast weiß zu sein, mit einem schwarzen Rand. Abgesehen davon war er der schönste Mann, den Hizaki je in seinem gesamten Leben gesehen hatte. „Ja... ja, es geht mir gut, ich fühle mich nur sehr schwach“, antwortete er sehr langsam.

„Beinah wäre ich zu spät gekommen! Das hätte ich mir nie verziehen.“ Der Mann bot der Prinzessin nun seinerseits seine Hand an. „Lasst mich Euch aufhelfen, und dann müsst Ihr erst einmal über den Schock hinweg kommen.“

Hizaki ergriff die Hand des anderen und ließ sich zurück auf die Beine ziehen. „Könnt Ihr mir erklären, was gerade passiert ist? Ich habe...“ Und weiter kam die Prinzessin nicht. Mit einem Mal wurde alles schwarz um ihn herum und das Letzte, was er spürte, war, wie zwei starke Arme ihn behutsam auffingen.
 

_.,:;#+~*’auf einer Anhöhe außerhalb von Kofu mit Blick auf die Großstadt, drei Tage später, Abenddämmerung’*~+#;:,._
 

„Wir haben sie gefunden“, bemerkte Loki stolz.

„Hat ja auch lange genug gedauert“, entgegnete Mako unzufrieden. „Ich würde sagen, wir lassen sie diese Nacht noch ruhig schlafen. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag.“

„Du hast Hunger, oder?“ Das war Loki bereits während der allerersten Tage aufgefallen, die er in Makos Gegenwart verbracht hatte – wann immer der andere hungrig war, streifte er herum wie ein einsamer Wolf oder ein Tiger im Käfig. „Geh ruhig. Ich bleib hier, ich hab keine Lust mehr weiterzulaufen.“

„Pass aber auf, dass sie sich nicht vielleicht doch dazu entschließen, weiterzuziehen. Falls doch – du weißt, wie du mich findest.“

Wortlos nickte Loki und beobachtete seinen Begleiter, wie er davon schritt, so lange, bis er ihn nicht mehr sehen konnte. Gelangweilt setzte der Dunkle sich auf das kühle Gras, schloss die Augen und versuchte, sich auf seine Umgebung zu konzentrieren.

Er hatte oft die Vor- und Nachteile seiner Existenz abgewogen, und die Vorteile hatten immer dominiert. Ein Vorteil seines Vampir-Daseins (wie er es nannte) war auf jeden Fall seine Wahrnehmung. Er konnte selbst bei finsterster Dunkelheit noch immer Umrisse erkennen und wenn er sich konzentrierte, hörte er jedes Geräusch um sich herum. Das klang nicht allzu spektakulär, aber in der Praxis machte es schon viel aus – den Menschen überlegen war er dadurch ohne Zweifel. Eine weitere Fähigkeit, die er erst als Vampir erlernt hatte, war das Erfühlen der Auren um ihn herum. Mako konnte andere Vampire manchmal bereits auf mehrere Kilometer ausmachen, ganz zu schweigen von Seidenrosen – ihre zweitärgsten Feinde. Loki war noch nicht so weit. Wenn er sich anstrengte, konnte er die Auren der Vampire unmittelbar um ihn herum spüren, und wenn er sich nur darauf konzentrierte, funktionierte es auch über weitere Entfernungen. Im Moment konnte er Mako noch ganz am Rande seines ‚Blickfeldes’ wahrnehmen.

Mao war derjenige von ihnen, der am besten Auren ausmachen konnte. Er roch eine Seidenrose bereits über mehrere Kilometer und konnte ihnen genau sagen, wie viele Vampire sich derzeit wo genau im Königreich Honshu aufhielten – und er brauchte sich dafür nicht einmal anstrengen. Abgesehen davon war er es auch, der sich am geschicktesten anstellte, wenn es um Nahrungsbeschaffung ging – man konnte manchmal nicht einmal zusehen, da hatte er schon ein noch schwach pulsierendes Menschenherz in der Hand. Aber diese Fähigkeiten schienen ihren Preis zu haben: Wenn Mao sich in einer bedrohlichen Situation befand, schien sein Geist abzuschalten und er verwandelte sich in eine blutrünstige Bestie, der es nicht mehr um Notwehr ging, sondern nur noch um das blanke Töten. Er war der Ungeduldigste, Launischste und am schnellsten Gelangweilteste von ihnen dreien – obwohl Loki nicht genau sagen konnte, wie viel davon einfach Maos Wesen war. Auf jeden Fall hatte er für sich beschlossen, dass er niemals so werden wollte wie Mao.

Und dennoch vermisste er ihn furchtbar. Am liebsten hätte er der Prinzessin jetzt und hier den Hals umgedreht, nur um das spöttische Lächeln seines Freundes wiedersehen zu können. Dieser Gedanke verstörte und beruhigte ihn gleichzeitig: Er zeigte doch, dass selbst Vampire ihr vorheriges Menschendasein nicht vollkommen aufgegeben hatten und keine herzlosen, kalten Wesen, sondern genauso verletzlich, genauso dumm, genauso irrational waren. Mako hatte einmal gesagt: ‚Wenn wir Menschen verletzen, weil sie uns bedrohen, dann gelten wir als grausam. Wenn wir Menschen töten, um zu überleben, nennt man uns blutrüstig. Wenn wir Menschen foltern, weil wir sonst nicht an eine wichtige Information herankommen, nennt man uns bestialisch. Aber wenn du mal ganz logisch darüber nachdenkst, ergibt es doch Sinn, oder? Wenn ich etwas erreichen will, muss ich etwas dafür tun. Ich glaube, dass man nicht die „Menschlichkeit“ verliert, wenn man zu einem von uns wird, sondern seine „menschliche Dummheit“. Wir werden einfach viel logischer und nachvollziehbarer. Oder?’

Loki wusste, dass Mako dieses ‚oder?’ nicht umsonst angehängt hatte – ihm war wohl der skeptische Blick seines Zuhörers aufgefallen und er erwartete Widerspruch. Er bekam keinen. Loki gefiel nicht, was er gehört hatte, aber er wusste nicht, was er hätte erwidern können.

Er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als er mit einem Mal einer fremden Aura gewahr wurde. Sie gehörte nicht zu Mako, dazu war sie zu schwach. Aber sie kam unaufhörlich näher. Loki wartete, bis sie hinter ihm war – er hatte keine Schritte gehört, warum auch immer – und wünschte dann ruhig einen „Guten Abend“.

Ein leises, scheinbar unterdrücktes Kichern. „Wenigstens seid ihr jetzt besser vorbereitet als letztes Mal, wo wir uns begegnet sind. Wo ist dein Boss denn abgeblieben?“

Loki kannte diese Stimme, er konnte nur nicht mehr exakt sagen, woher. Diese Art zu reden war ihm allerdings recht neu. Er wollte sich jedoch nicht die Blöße geben und nachschauen, wer gerade hinter ihm stand. Einer von IHNEN konnte es nicht sein, sonst hätte er seine Aura nicht gespürt. Die Frage war – was hatte er für eine Aura? Sie gehörte keinem Vampir, aber auch nicht jemandem, der sich etwas zu oft mit dem Übersinnlichen beschäftigte. Oder jemandem, der sehr intensiven Kontakt mit Seidenrosen gehabt hatte. Loki schauderte innerlich. In der Gegenwart solcher Personen war er immer versucht, sich die Nase zuzuhalten. „Er ist nicht mein Boss.“ Er versuchte, ein wenig Zeit zu schinden, während er fieberhaft nachdachte.

„Und ob er das ist. Bei euch ist es doch bestimmt so, dass du immer gleich drauflos gehen willst und er es dir verbietet und dann mit einer viel besseren Idee ankommt, die dir niemals im Traum eingefallen wäre. So wirkt es zumindest für mich. Er kann auf jeden Fall besser Boss spielen als du.“

Nun konnte Loki nicht anders. Er legte den Kopf in den Nacken, um nachzusehen, wer um alles in der Welt hinter ihm stand, und bekam gleich erst einmal den Saum eines Mantels ins Gesicht. Er hatte nicht realisiert, dass sein Besucher SO nah hinter ihm stand.

Er erntete ein leises Lachen und lehnte sich gleich wieder vor, drehte sich nun allerdings um. „Meinetwegen kannst du mir ruhig unter meinen Mantel gucken, nur wenn, dann mach es bitte ein wenig unauffälliger“, grinste der hoch gewachsene Mann.

Lokis Blick verdüsterte sich. „Du bist Hakuei, oder? Offensichtlich nur gut im Sprüche Klopfen und Anschleichen.“

Erneut ein Grinsen. „Du hast’s erfasst. Ich glaube, das letzte Mal, als wir uns begegnet sind, war ich noch mein freundliches Selbst, oder? Ich hab euch auf die Spur von diesen beiden wundervollen Zofen gebracht, nicht wahr? Es tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muss, aber ich fürchte, ich bin nicht immer so höflich, wie ich auf den allerersten Blick erscheine. Vor allem nicht nachts.“

Der Vampir wandte sich wieder der langsam einschlafenden Stadt zu. Es war inzwischen dunkel geworden, nur der Mond spendete noch etwas Licht durch die dünnen Wolken hindurch. „Solltest du nicht eigentlich da unten sein und deine beiden Schäfchen beschützen?“ Loki hatte zuvor noch eine dritte Gestalt bei den beiden Kammerzofen gesehen, war sich aber nicht sicher gewesen, ob sie zusammen gehörten. Nun hatte er auch eine Antwort auf diese Frage.

„Ja, vermutlich. Aber ich habe gefühlt, dass ihr in der Nähe seid, deshalb wollte ich euch nur mal gratulieren, dass ihr es so weit gebracht habt.“

„Du hast gefühlt, dass wir...?“

„Natürlich. Du hast meine Präsenz doch auch gespürt, oder?“

Loki runzelte leicht die Stirn und war versucht, den Blick seines Gesprächspartners zu suchen, beherrschte sich allerdings. „Aber du bist nicht...“

„Nein, ich bin nicht wie ihr.“ Es gab einiges Geraschel, und den Geräuschen nach hatte Hakuei sich hinter den Vampir gesetzt. Ziemlich dicht, ihn jedoch nicht berührend. „Aber ich weiß, was ihr seid“, fügte er sehr leise hinzu und beugte sich dabei noch etwas vor, sodass er fast direkt in Lokis Ohr wisperte. „Lass mich raten – dein Boss besorgt sich gerade was zu Essen?“

Der andere zog es vor, auf diese Frage nicht zu antworten. Ihm war unbehaglich zumute – normalerweise trauten Menschen sich nicht so nah an ihn heran, und ganz besonders nicht, wenn sie wussten, was er war. Er wusste nicht, inwiefern es ihn störte, keinen wirklichen Kontakt zu Menschen aufnehmen zu können – aber es irritierte ihn zutiefst, wenn mal das Gegenteil der Fall war. Wie in diesem Moment.
 

_.,:;#+~*’CUT’*~+#;:,._
 

to be continued.

Flirting with the Starlight (Bonus Chapter)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

The Archenemies

Rating: PG-13/R

Beta’d: natürlich!

A/N: Es war unheimlich schwierig, so geschwollen zu schreiben, und ich bin mir dabei selbst auf den Keks gegangen xD
 

’*~+#;:,._im Fürstenschloss in Niigata, Gastgemächer, nachmittags, VOR DREI TAGEN_.,:;#+~*’
 

Als die Prinzessin die Augen öffnete, blickte er direkt in ein besorgtes Gesicht. Zuerst glaubte er, fast weiße Augen zu sehen, wallende hellbraune Haare und ein fast jungenhaftes, ebenmäßiges Gesicht, aber als er genauer hinschaute, musste er feststellen, dass es lediglich das von seinem Onkel war.

„Geht es dir gut?“, wollte der Fürst leise wissen. Er wirkte aufgeregt, verärgert und unsicher zugleich.

Hizaki nahm erst einmal die Details um ihn herum auf, bevor er antwortete: Er schien sich in seinem Zimmer zu befinden und auf dem Bett zu liegen. Er konnte das vorher Erlebte allerdings nicht geträumt haben, dafür hatte es sich zu echt angefühlt – und warum sonst sollte er am helllichten Tag vollkommen bekleidet auf seinem Bett aufwachen? „Ja... Aber was ist passiert? Ich weiß nur noch...“

„Das ist eine gute Frage“, entgegnete Kyo und hob eine Augenbraue. „Du bist im Schlossgarten spazieren gewesen, während ich anderweitig beschäftigt war. Als einer meiner Diener dich gefunden hat, lagst du bewusstlos in den Armen eines mir völlig unbekannten Mannes, der behauptete, dich vor einer dunklen Bedrohung gerettet zu haben. Deshalb würde ich gerne deine Seite der Geschichte hören – vor allem, da der junge Mann davon überzeugt ist, der Prinz der kleinen Insel Shikoku zu sein, wo doch jeder weiß, dass der König von Shikoku keine Kinder hat.“

„Prinz von Shikoku?“, wiederholte Hizaki erschöpft.

„Wie auch immer – was ist überhaupt passiert?“

Die Prinzessin überlegte. „Ich war spazieren, und auf einmal war dieser Mann da. Aber nicht der Prinz, sondern ein anderer. Er hat mit mir geredet und ich habe die Hälfte von dem, was er gesagt hat, nicht verstanden. Er hat nur in Rätseln geredet und-“

„Moment – von was für einem Mann sprichst du gerade?“

„Ich weiß nicht. Er hieß Atsuto, und er ist einfach hinter mir aufgetaucht, ohne ein einziges Geräusch. Als ich ihn gefragt habe, wer er ist, hat er mir seinen Namen genannt und einige andere Dinge – dass er gleichzeitig eine Erlösung und ein Fluch sein sollte und solche Sachen. Er hat eine Maske getragen, und irgendwann hat er sie abgenommen und mich gefragt, ob ich nicht ein paar Schritte mit ihm gehen will. Als ich zugestimmt und seine Hand genommen habe, bin ich auf einmal ganz schwach geworden, und da ist der andere Mann, der Prinz, aufgetaucht, von seinem Pferd gesprungen und hat mit seinem Schwert in den Bauch des anderen gestochen, woraufhin der einfach wieder verschwunden ist. Und dann, als der Prinz mir aufhelfen wollte und mir seine Hand gegeben hat, bin ich ohnmächtig geworden. Nein, erst nachdem ich wieder aufrecht stand.“

Kyo starrte ihn wortlos an. Und zwar eine sehr lange Zeit.

„Genau so war es, das kann ich bestätigen“, stimmte jemand der Prinzessin zu.

Nun sichtlich ärgerlich richtete der Fürst sich auf und wandte sich an den Prinzen, der mit verschränkten Armen auf der Türschwelle stand. „Ich habe Euch gebeten, draußen zu warten, erinnert Ihr Euch noch?“

„Natürlich, das tat ich auch, aber als ich die Stimme der Prinzessin vernahm, war ich so glücklich darüber, dass sie wohlauf ist, dass ich gleich herbeieilte. Und das nur, um Euch zu hören, wie Ihr mich als sehr zwielichtig darstellt und zusätzlich noch meine Herkunft anzweifelt! Ich habe gut daran getan, nicht auf Euch zu hören und zu warten!“, entgegnete dieser, ebenfalls aufgebracht wirkend.

„Verschwindet aus diesem Raum und wagt es nicht noch einmal, ihn zu betreten!“, fuhr Kyo ihn an.

„Nein!“, widersprach Hizaki, der sich etwas aufgerichtet hatte. „Es war wirklich so, wie ich es beschrieben habe, glaub mir doch! Ich will nicht, dass er geht!“

Das ließ die beiden Streitenden für einen Augenblick verstummen und ihn anschauen.

„Ihr solltet Euch noch nicht so aufregen, Prinzessin“, riet der Jüngere der beiden sanft. „Sonst werdet Ihr nur noch erschöpfter.“

Kyo schien sich nicht mehr beruhigen zu können. „Ihr habt meine Nichte offensichtlich so sehr verwirrt, dass sie nicht mehr weiß, was-“

„Mit Verlaub, mein Herr, Eure Nichte macht auf mich nicht den Eindruck, als wäre sie wirr im Kopf, sondern eher als wüsste sie genau, was sie sagt. Oder wollt Ihr sie etwa als unzurechnungsfähig beschreiben?“

„Bitte, lass ihn bleiben“, murmelte Hizaki. „Bitte.“ Er blinzelte den Fürsten mit großen Augen an.

Der gab nur noch ein verächtliches Schnauben von sich, wandte sich ab und rauschte aus dem Raum, nicht ohne den Prinzen dabei anzurempeln, der bereits extra einen Schritt zur Seite gewichen war.

Kaum hatte Kyo das Zimmer verlassen, schloss der Prinz die Tür und schenkte der Prinzessin mit entschuldigender Miene ein Lächeln. „Ich bedauere es zutiefst, falls Ihr für mich den häuslichen Frieden aufs Spiel gesetzt habt – das war nicht meine Absicht.“

Hizaki schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass er es mir übel nehmen wird. Und selbst wenn, dann habe ich wenigstens die Gewissheit, dass es berechtigt war. Ich muss mich für sein Verhalten entschuldigen. Kommt doch ruhig zu mir.“ Er stand vom Bett auf und wollte seinem Retter entgegen gehen, aber bereits nach wenigen Schritten knickten seine Beine erneut ein. Glücklicherweise konnte der Prinz ebenso schnell reagieren, stand in einem Augenblick neben der Prinzessin und fing diese behutsam auf.

„Ruht Euch erst einmal noch aus, Prinzessin“, bat er milde und legte Hizaki scheinbar ohne Mühe zurück aufs Bett, hockte sich anschließend daneben und griff nach der Hand des anderen. „Wie fühlt Ihr Euch? Wahrscheinlich noch immer ziemlich müde, nicht wahr?“

Hizaki nickte langsam. „Ja, das stimmt... Aber das müsst Ihr mir noch erklären – wovor habt Ihr mich gerettet? Dieser Atsuto, wer ist das?“

„Ich... befürchte, das kann ich Euch jetzt und hier nicht erklären, es nähme zu viel Zeit in Anspruch. Er ist auf jeden Fall kein Mensch, ich schätze, das ist Euch selbst aufgefallen. Ich habe seine Präsenz gespürt, daher konnte ich so zielgerichtet zu Euch reiten und deshalb bin ich glücklicherweise nicht zu spät angekommen – sonst wärt Ihr nun nicht mehr unter uns, fürchte ich.“

Darüber dachte er eine kurze Weile nach. „Aber-“ Mit einem Mal wurden seine Augen groß. „Um Himmels Willen! Ich bin so unhöflich, so taktlos, so... Es tut mir leid! Ihr habt mir offenbar das Leben gerettet und Euch um mein Wohlergehen gesorgt, und ich habe nicht einmal nach Eurem Namen gefragt! Das ist so unhöflich, es tut mir aufrichtig leid. Ich habe Euch nicht einmal richtig gedankt! Das ist so beschämend, ich-“

Nun zeigte sich ein weiteres, aufrichtiges Lächeln auf den Lippen des Prinzen. „Nun ja, bis zu diesem Zeitpunkt hat sich doch auch kein Augenblick ergeben, in dem Ihr nicht nach meinem Namen hättet fragen können, ohne es ein wenig deplaziert wirken zu lassen. Mein Name ist Kamijo, ich bin der Kronprinz der wunderschönen Insel Shikoku südlich von West-Honshu. Und Ihr seid Prinzessin Hizaki von Honshu, wie ich hörte?“

„So ist es.“ Hizaki nickte, das Lächeln erwidernd. „Aber ich meine mich erinnern zu können, dass der König von Shikoku kinderlos...“

„Nun, lasst mich Euch ein wenig von meiner Familie erzählen, falls es Euch nicht allzu viel ausmacht.“

„Im Gegenteil! Ich höre mir Eure Geschichte gerne an.“

„Danke.“ Kamijo lächelte erneut. „Ich wurde vor zweiundzwanzig Jahren von der Königin von Shikoku, meiner ehrenwerten Mutter, in einer kleinen Stadt namens Uwajima geboren. Meine Tante lebte dort – sie hatte sich niemals viel aus Reichtum und Adel gemacht, und lebte daher ein bürgerlicheres Leben. Meine Mutter ließ mich bei meiner Tante zurück mit dem Auftrag, mich zu einem achtbaren jungen Mann aufzuziehen. Der Grund für diesen Entschluss war folgender: Neun Monate vor meiner Geburt war meine Mutter von einem adligen Besucher aus dem Königreich Honshu geschändet worden, das Ergebnis dieser schrecklichen Tat war ich. Meine Tante sollte mich fern von allen neugierigen Blicken halten, fern von allem überflüssigen Luxus und vor allem fern von den intriganten Königshäusern. Ich durchlebte eine erfüllte und glückliche Kindheit, in der sich meine Tante gewissenhaft darum kümmerte, dass ich tugendhaft, aber auch gebildet und gelehrt wurde. An meinem einundzwanzigsten Geburtstag schließlich überbrachte mir ein Bote die Nachricht, dass ich ein, nein, DER illegitime Sohn der Königin von Shikoku war. Sie bat mich inständig, nach meinem Vater zu suchen und die schreckliche Tat mit dessen Tod zu vergelten. Anschließend sollte ich in mein Land zurückkehren und mich als der Kronprinz zu erkennen geben. Trotz allem zweifelte meine Mutter nicht daran, dass ich ein gerechter König werden würde und versprach mir den Thron deshalb gleich für meine Rückkehr. Und aus diesem Grunde befinde ich mich im Moment in Honshu, auf der Suche nach einem Mann, von dem ich nur sein ungefähres Alter, seinen Akzent und seine Haarfarbe kenne. Ich sehe ihm nicht einmal ähnlich, worüber meine Mutter – die mich vor meiner Abreise zum ersten Mal wiedergesehen hatte – sehr froh war.“

Hizaki war gleichzeitig erschüttert, hingerissen, beeindruckt und abgeschreckt durch diese Geschichte. Er bewunderte, wie Kamijo trotz seiner bürgerlichen Kindheit so eloquent und selbstbewusst auftreten konnte. Und gleichzeitig spürte er etwas in seinem Bauch, ein seltsames Gefühl breitete sich dort aus und begann, sich durch seinen gesamten Körper zu ziehen. Es war Aufregung, aber eine positive Art. „Und was wisst Ihr von Eurem Vater, Kamijo?“, wollte er gleich wissen.

„Nun, er soll Ende Vierzig sein, besitzt den Akzent, der in dieser Gegend gesprochen wird und hat schwarze Haare. Und er begleitete vor zweiundzwanzig Jahren den König von Honshu auf einen Höflichkeitsbesuch nach Shikoku. Jetzt, da ich endlich die richtige Region gefunden habe, hoffe ich, nicht mehr allzu lange suchen zu müssen. Ich muss ihn finden – sonst muss meine Mutter für den Rest ihres Lebens in Schande leben.“

Die Prinzessin schwieg einen Augenblick und drückte anschließend Kamijos Hand, welche die der Prinzessin die ganze Zeit fest gehalten hatte. „Ich möchte Euch begleiten.“ Mehr sagte er nicht, und mehr musste er auch nicht sagen.
 

_.,:;#+~*’in der Stadt Kofu, in einer Herberge für Durchreisende, vier Tage später, morgens’*~+#;:,._
 

Mana, Kaya und Hakuei hatten sich im Zimmer der ersten Zofe versammelt, um zu beraten, wie ihre Zukunftspläne aussahen.

„Wir sind gerade auf dem Weg zurück zur Prinzessin“, wiederholte Kaya halb fragend. „Und was machen wir, wenn wir da sind? Nach diesem Prinzen suchen?“

Mana nickte. „Ja, wir sind anscheinend auf dem richtigen Weg. Du weißt, wir haben uns doch durchgefragt, und er ist auch durch Kofu gekommen. Wenn wir Glück haben, holen wir ihn irgendwann noch ein.“

„Dann würde ich aber vorschlagen, dass wir ab jetzt die Nächte durchreisen, sonst werden wir ihn niemals einholen“, warf Hakuei ein.

„Das stimmt. Haben wir überhaupt noch ausreichend Geld, Kaya?“

Die angesprochene Zofe wühlte ein wenig in der Tasche herum, die er seit ihrem Aufbruch nicht aus der Hand gegeben hatte. „Es wird immer weniger. Aber noch ist es genug, ja.“

„Dann geh doch erst einmal den Wirt bezahlen. Und sag ihm ruhig, dass wir gleich aufbrechen.“

Kaya nickte, richtete sich auf und verließ das Zimmer, schloss die Tür hinter sich.

„Du siehst müde aus“, stellte Mana fest und musterte Hakuei prüfend.

„Ja, ich bin auch erst spät schlafen gegangen, ich hab noch einen Spaziergang außerhalb der Stadt gemacht“, stimmte dieser ihm zu.

„Gut, ich hatte nämlich diese Nacht den Eindruck, dass-“ Mana brach ab, als er zur Tür sah, die soeben geöffnet worden war. Kaya kam zurück, allerdings nicht alleine. Hinter ihm stand ein sehr großer, sehr dünner und sehr dunkler Mann, der seine Hand an der Kehle der Zofe liegen hatte. Kurzerhand sprang Mana auf. „Was-“

„Ruhe“, befahl der Mann mit einer sehr tiefen Stimme, was ihn ebenfalls sehr bedrohlich wirkend ließ. Alles an ihm war ‚sehr’. „Hinsetzen.“

Mana ließ sich zurück auf seinen Stuhl sinken und hielt Kayas Blick, welcher ziemlich verängstigt wirkte.

Dem ersten Mann folgte nun ein zweiter, nicht ganz so groß und so dünn, dafür allerdings nicht minder bedrohlich. Er schloss die Tür hinter sich. „Guten Morgen“, wünschte er beinahe freundlich.

„Ihr seid...“, begann Mana ungläubig. Er war so geschockt, dass er keine ganzen Sätze mehr zustande brachte.

„Sehr richtig“, stimmte Mako ihm zu und verstärkte seinen Griff um Kayas Hals, woraufhin dieser ein leises ängstliches Geräusch von sich gab. „Deshalb tut ihr gut daran, keine verdächtigen Bewegungen zu machen. Wo ist die Prinzessin?“

Nun verdunkelte sich Manas Gesicht. Das Ganze wurde bereits etwas klarer. „Was wollt ihr von der Prinzessin?“, fragte er leise.

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht“, fuhr Loki ihn an.

Mako schüttelte leicht den Kopf. „Es geht die Zofe schon etwas an. Sie ist schließlich ihre Dienerin. Wenn du es genau wissen willst, dann lautet die Antwort: Ihr Herz. Wir wollen ihr Herzblut.“

„Denn nur das Herzblut einer echten Prinzessin, die nicht makellos ist, ist imstande, einen Vampir wieder zurück ins Leben zu rufen, der durch das Verspeisen eines Herzes von einer unschuldigen Seele in einen todesähnlichen Schlaf gefallen ist“, murmelte Hakuei. Es klang wie auswendig gelernt.

„Schlau“, warf Loki ein und hob spöttisch eine Augenbraue.

Man konnte zusehen, wie Mana immer blasser wurde. „Sein... Herz?“, flüsterte er.

„Wo ist sie?“, wiederholte Mako seine Frage und schaute Kaya an. „Weißt du, wo sie ist? Möchtest du nicht dein Leben retten?“

Der Angesprochene schüttelte leicht den Kopf. „Nein“, wisperte er. „Ich sage Euch nicht, wo die Prinzessin ist. Sie darf nicht sterben.“

„Ist einer von euch bereit, es mir zu sagen?“, wollte der Vampir wissen und musterte die anderen beiden. Keine Reaktion.

„Bring sie um“, sagte Loki.

Mako wandte sich nun ganz der Zofe zu, rammte ihm die Finger in den Hals, woraufhin dieser erstickt aufschrie, gleichzeitig mit Mana, und riss ihm ohne Mühe den Kehlkopf heraus.

Kaya gab ein gequältes Röcheln von sich, griff sich mit schreckgeweiteten Augen an den Hals, spürte sein eigenes Blut über seine Hände laufen und seine Kleidung durchtränken, warf einen letzten Blick auf die andere Zofe vor sich und sank schließlich zu Boden, wo er regungslos liegen blieb.

Mana hatte die Hände vor sein Gesicht geschlagen und starrte ungläubig auf die Leiche vor seinen Füßen, die einst sein einziger Begleiter gewesen war. Er rührte sich keinen Millimeter und unterdrückte verzweifelt den Drang, einfach loszuschreien oder in Tränen auszubrechen.

„Wo ist die Prinzessin?“, fragte Loki freundlich und richtete seinen Blick fest auf Hakuei.

„Das geht zu weit“, sagte dieser, ebenfalls sichtlich geschockt über Kayas abrupten Tod.

„Wo ist sie?“, fauchte Mako leise.

Mana war unfähig, irgendetwas zu sagen. Er konnte nicht glauben, dass das Leben der anderen Zofe ein so jähes Ende genommen haben sollte, er konnte und wollte es nicht glauben.

„WO IST SIE, UM HIMMELS WILLEN?!“, schrie Loki ihn an, packte seinen Kragen und riss ihn auf die Beine.

„Ich...“ Hätte der Vampir ihn nicht festgehalten, Mana hätte nicht aufrecht stehen bleiben können.

„Das ist die letzte Chance“, warnte Mako ihn.

Mana starrte die wutverzerrte Fratze vor ihm fassungslos an. „Ich...“ Er schüttelte den Kopf. Im nächsten Moment schrie er panisch auf, als sich unglaublich spitze Zähne in seinen Hals gruben.

„Loki“, murmelte Mako.

Mit einem sehr lauten Geräusch flog die Tür zum Zimmer auf und jemand in einem Nadelstreifenanzug kam hereingerauscht, in einer Hand hielt er etwas, das aussah wie eine sehr lange und ziemlich spitze Nadel mit einem Holzgriff. „Keine Bewegung!“, befahl er und hielt die Nadel an Lokis Schläfe. „Das kann sehr weh tun“, warnte er den Vampir. „Lass die Dame los.“

Zögerlich löste Loki sich von der Zofe, trat einen Schritt von ihm weg und warf einen Blick zu Mako, welcher den Neuankömmling hasserfüllt fixierte.

Mana blieb zitternd stehen, das Blut von seinem Hals langsam über seine Brust laufend und auch seine Kleider besudelnd.

„Ich komme zu spät, oder?“, fragte der Nadelstreifenträger mit einem Blick auf die am Boden liegende Leiche. „Was ist hier überhaupt los? Muss ich die drei hier unschädlich machen? Ich kann wehrlosen Leuten nicht ohne Weiteres Schmerzen zufügen, wisst Ihr.“ Er wandte sich an Mana.

Der hatte die Arme um seinen Oberkörper geschlungen und wirkte, als habe er bereits mit dem Leben abgeschlossen. „Zwei“, flüsterte er. „Es sind nur zwei.“

„Genau, ich gehöre zu den Guten“, nickte Hakuei. „Aber an deiner Stelle würde ich dem Großen einen Warnstich geben.“

„Sicher, dass ich sie nicht erledigen soll?“

Hakuei nickte und der Nadelstreifenträger schaute Mako an. „Das tut wirklich weh“, wiederholte er und schaute einmal an dem Vampir auf und ab. Dann machte er einen Schritt auf diesen zu, Mako allerdings wich zurück. Sie tänzelten ein wenig herum, bis der Anzugträger es schließlich schaffte, seine Nadel in Makos Oberarm zu rammen. Der Dunkle keuchte leise auf und sank auf die Knie.

„Verschwindet“, befahl der Nadelstreifenträger knapp.

Loki nahm ihn beim Wort. Er hob Mako vorsichtig hoch, warf Hakuei einen letzten Blick zu und verließ den Raum.

„Ich bin Gara, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Hol mal neue Kleidung für die Dame“, stellte Gara sich knapp vor, legte einen Arm um Manas Hüfte und einen an dessen Oberarm und führte die Zofe behutsam aus dem Raum. „Ihr seid in Sicherheit“, versicherte er ihm. „Es ist alles vorbei. Es war wahrscheinlich ein sehr großer Schock für Euch, aber jetzt seid Ihr in Sicherheit und könnt zulassen, dass es Euch überwältigt. Lasst die Gedanken zu – besser jetzt als in zehn Jahren.“ Während Mana wie in Trance neben dem Nadelstreifenträger her ging, redete dieser weiterhin beruhigend auf ihn ein und führte ihn in einen Waschraum. Noch immer weiterredend, säuberte er Manas Wunde an seinem Hals und versorgte sie mit einigen Stoffbandagen, die er aus Manas Oberteil riss, wusch ihm das Blut ab und half ihm in die Kleidung, die Hakuei ihnen nachgebracht hatte.

„Ihr seid beeindruckend“, bemerkte Gara mit sanfter Stimme und hielt die Zofe an beiden Schultern fest, sah ihm direkt in die Augen. „Ihr habt Euch noch immer unter Kontrolle. Das ist bemerkenswert. Ihr solltet allerdings auch bedenken, dass es nicht davon besser wird, dass Ihr es verdrängt. Führt es euch vor Augen: Eure Begleiterin ist tot. Sie wurde getötet. Macht es Euch klar. Und dann unterdrückt die Gefühle nicht länger, die Ihr damit verbindet.“

Das war zu viel für Mana. Als die Worte zu ihm durchgedrungen waren, füllten seine Augen sich mit Tränen. Er begann allerdings erst zu schluchzen, als der Nadelstreifenträger ihn an seine Brust zog und anfing, ihm zärtlich über den Hinterkopf zu streicheln.

Hakuei, der die ganze Zeit nur Zuschauer gewesen war, fühlte sich mehr denn je fehl am Platze. „Sollte ich gehen?“, fragte er leise.

„Nein, aber Ihr solltet mir erst einmal sagen, wer Ihr seid und anschließend, was passiert ist, dann werde ich dasselbe tun“, erwiderte Gara flüsternd.

Der Schwarz-Blonde nickte. „Gut, aber erst später. Wenn Mana sich wieder beruhigt hat. Danke, dass du dich um ihn kümmerst.“

„Ehrensache.“ Gara lächelte. „Schließlich darf ich mich um eine edle Dame kümmern – gibt es etwas Schöneres?“
 

_.,:;#+~*’Szenenwechsel’*~+#;:,._
 

to be continued.

Sympathy (for the Devil?)

Rating: R

Beta’d: sicherich! von meinem geliebten Beta-chan Tattoo!

A/N: Joa. Was gibt's hier viel zu sagen? Nur noch zwei Kapitel! Viel Spaß beim Lesen <3
 

_.,:;#+~*’im Fürstenschloss von Niigata, Gastgemächer, zwei Tage später, abends*~+#;:,._
 

„Wir werden heiraten“, verkündete Hizaki mit fester Stimme.

Der Fürst sah ihn eine Weile schweigend an. „Du glaubst ihm.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.

Ein Nicken. „Ich glaube nicht, dass er lügen kann, und ich glaube auch nicht, dass er mich anlügen würde. Ich glaube ihm jedes Wort, das er sagt.“

„Warum? Du kennst ihn erst ein paar Tage!“ Nun begann Kyo langsam, das Gehörte zu verarbeiten. „Du hast ihn unter sehr dubiosen Umständen getroffen, er hat irgendwelche Dinge erzählt, die du schlecht nachprüfen kannst, und außerdem kennst du ihn nicht einmal richtig! Und nehmen wir einmal an, seine Geschichte sei wahr – woher weißt du, dass er seinen Vater jemals finden wird? Vielleicht verbringst du dein gesamtes Leben nur an seiner Seite, auf der Suche nach jemandem, der womöglich bereits in einem anderen Königreich ist, du wirst niemals die Stelle deines Vaters einnehmen, du wirst niemals...“ Er verstummte, als er Hizakis entschlossenem Gesichtsausdruck ansichtig wurde. „Du hast dich bereits entschieden, oder?“, murmelte er leise.

„Ja.“ Die Prinzessin nickte. „Wenn ich niemals die Stelle meines Vaters einnehmen kann, dann ist es eben so. Ich liebe Kamijo und er liebt mich. Wir sind füreinander gemacht, verstehst du? Er ist mein Prinz. Er ist derjenige, nach dem ich gesucht habe und nachdem Mana noch sucht. Er ist wunderschön, tugend- und ehrenhaft, stolz, rücksichtsvoll, intelligent, mutig... Er ist alles, was ich mir je gewünscht habe.“

„Und was bist du für ihn?“

Hizaki zögerte.

„Erkennt er überhaupt deine Fähigkeiten, deine Eigenschaften und deine Schönheit an? Ist er sich überhaupt bewusst, was für einen Schatz er vor sich hat, wenn er dich sieht? Bist du dir sicher, dass er deinen wahren Wert überhaupt zu schätzen weiß?“

„Ich vertraue ihm“, entgegnete die Prinzessin unsicher.

„Das ist nicht die Antwort, die du mir geben können solltest.“ Kyo betrachtete den anderen ernst. „Du wirst den Rest deines Lebens mit diesem Mann verbringen. Du wirst, wenn du mit ihm gehst, dein Land im Stich lassen und die ganze Bevölkerung enttäuschen. Jeder will dich auf dem Thron von Honshu sehen, Hizaki. Hast du dir das alles auch gründlich überlegt?“

Die Prinzessin senkte den Blick zu Boden. „Ja, das habe ich. Aber dabei habe ich immer nur an mich gedacht.“

„Du trägst eine Verantwortung, Hizaki. Deine ganze Familie lebt in diesem Land, du bist hier empfangen worden und aufgewachsen, als ältestes Kind des Königs von Honshu. Und deine kleine Schwester ist erst neun Jahre alt. Sie ist noch nicht alt genug, und sie wird auch nicht alt genug sein, um das Land zu regieren, wenn dein Vater eines Tages sterben wird. Er wird zusehends schwächer. Hizaki, du trägst als Erbe dieses Königreiches eine große Verantwortung auf deinen Schultern – ich kann mir denken, dass sie nicht leicht zu tragen ist, aber glaubst du, dass sie verschwinden wird, wenn du vor ihr wegläufst?“, fragte der Fürst nachsichtig.

„Ich laufe doch nicht weg!“, protestierte die Prinzessin.

„Nicht? Wie nennst du es denn dann? Du lässt für dein persönliches Glück dein Land im Stich. Als was würdest du es denn bezeichnen, wenn nicht als weglaufen?“

Hizaki wurde immer unsicherer. „Aber... ich bin doch nicht auf der Welt, um dieses Königreich zu regieren! Dafür bin ich doch nicht hier, ich soll doch auch mein eigenes Leben führen, oder?“

„Versuch es mal von dieser Seite zu sehen: Was würde die Bevölkerung dazu sagen? Ich habe miterlebt, wie sie gejubelt hat, als du geboren wurdest. Zu Tausenden, was sag ich, Hunderttausenden sind sie zum Königsschloss geströmt, nur um deinem Vater zu gratulieren, nur um dir ein langes Leben zu wünschen, nur um sich darüber zu freuen, dass du auf der Welt bist, nur um einen ganz kurzen Blick auf dich zu werfen. Ist dir bewusst, wie viel Hoffnung, Glauben und Vertrauen dir die Menschen in diesem Königreich entgegen bringen? Sie alle hoffen darauf, dass du ein gerechter Herrscher wirst, mit einem offenen Ohr für ihre Sorgen. Versuch dich in einen von ihnen hinein zu versetzen.“ Kyo machte eine kurze Pause. „Und jetzt stell dir vor, du bist jemand, der mitverfolgt hat, wie die Prinzessin aufwächst, und der dann erfahren muss, dass sie das Land verlassen hat, um mit jemandem glücklich zu werden, der ein illegitimer Sohn einer Königin aus einem völlig fremden Königreich ist. Wärst du geschockt? Wärst du wütend? Wärst du enttäuscht? Ich denke schon. Und jetzt übertrag diese Gefühle auf die ganze Bevölkerung. Wieg das gegen dein eigenes Glück auf, Hizaki. Und dann kommt noch das Wissen hinzu, dass auch dein Vater sich einmal in solch einer Situation befand. Er hat sich für seine Bürger entschieden. Ist dir jemals der Gedanke gekommen, dass dein Vater unzufrieden damit ist, König zu sein?“

Die Prinzessin schien immer unglücklicher zu werden und trat unzufrieden vom einen Fuß auf den anderen. „Ich...“

„Und dann überleg dir noch, was dein Vater dazu sagen würde“, fügte sein Onkel schlussendlich noch hinzu. Er wartete einige Augenblicke, in welchen Tränen anfingen, über Hizakis Wangen zu rollen, und schloss seine Nichte dann fest in die Arme. Hizaki schniefte leise und klammerte sich an Kyo fest. „Ganz zu schweigen davon, was ich sagen würde, wenn du mich einfach so verlässt“, flüsterte der Fürst und strich der Prinzessin über den Rücken.

„Es tut mir leid“, wisperte Hizaki. „Es tut mir wirklich leid. So habe ich es noch nicht gesehen.“

„Nein, es tut MIR leid. Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen. Dich am wenigsten von allen.“ Kyo legte eine Hand auf die Wange der Prinzessin und sah ihn liebevoll an. „Ich sehe dich nicht gerne unglücklich, Hizaki. Aber ich musste dir die Augen öffnen. Was hat dieser Kamijo denn schon für dich getan? Und was habe ich für dich getan? Ich habe dich glücklich gemacht, nicht wahr? Habe ich nicht immer dafür gesorgt, dass es dir an nichts mangelte?“

„Kyo...“, murmelte die Prinzessin und erwiderte den Blick seines Onkels.

„Ich habe so lange warten müssen, dass du erwachsen wirst, bis ich dich lieben kann, und jetzt, wo ich bereit bin, dir die ganze Liebe zu schenken, die sich über die Jahre angesammelt hat, willst du mir weglaufen? Das ist nicht gerecht, Hizaki.“ Kyo sah seinem Gegenüber noch einmal tief in die Augen, bevor er seine Lippen auf Hizakis drückte. Es dauerte nicht lange, da verließ diese ein sanftes Seufzen und sie öffneten sich einladend, sodass Kyo den Kuss noch inniger werden lassen konnte.

Bereits nach kurzer Zeit wurden ihre Küsse feuriger, ungeduldiger und leidenschaftlicher, Hände wanderten an Stellen, die sie normalerweise nicht berührten, Kleidungsstücke wurden hastig entfernt und schon bald erfüllte eine genussvoll klingende Geräuschkulisse den Raum.

Alles andere ward vergessen.
 

’*~+#;:,._in der Nähe einer Straße von Kofu nach Maebashi, ZWEI TAGE VORHER, abends_.,:;#+~*’
 

„Also, mein Name ist Gara, ich bin – wie Ihr zweifelsohne sehen könnt – ein Nadelstreifenträger, der erst vor etwas weniger als einem Jahr offiziell aufgenommen wurde.“ Gara, Hakuei und Mana hatten eine Pause eingelegt, nachdem sie den gesamten Tag geritten waren. Sie hatten beschlossen, so schnell wie möglich nach Niigata zu reisen, um der Prinzessin erst einmal die Nachricht über den Tod von Kaya und anschließend die von dem Prinzen zu überbringen. „Ich komme ursprünglich aus dem Königreich Shikoku und dort aus der kleinen Stadt Uwajima. Ich bin dort zusammen mit jemandem namens Kamijo aufgewachsen, der auch mein gesamtes Leben lang ein guter Freund von mir war. Ich bin ein paar Jahre älter als er, aber das hat uns nie gestört. An seinem einundzwanzigsten Geburtstag – vor etwa einem Jahr – bekam er die Nachricht, dass er der illegitime Sohn der Königin von Shikoku ist und diese Kamijo bittet, seinen Vater, der sie vergewaltigt und dabei ihren Sohn gezeugt hat, zu finden und ihn umzubringen, um sie zu rächen. Wenn er das erledigt hätte, könnte er zurückkehren und würde König von Shikoku werden.

Ich hab ihm versprochen, ihm bei der Suche zu helfen, die ziemlich aussichtslos schien, da wir von seinem Vater lediglich den Akzent – der um die Region von Niigata herum –, das Alter – etwa Ende vierzig – und die Haarfarbe – schwarz – kennen. Wir haben eine Weile gemeinsam gesucht, in der Zeit bin ich auch ein Nadelstreifenträger geworden.

Vor einigen Wochen haben wir beschlossen, uns zu trennen, da wir auf zwei Spuren gestoßen waren, ich ging der einen nach, er der anderen, und anschließend wollten wir uns in Yamagata treffen, das ist in der Nähe von Niigata. Von dir, Hakuei, habe ich bereits von anderen Nadelstreifenträgern gehört, du kennst wohl sehr viele aus dieser Gegend. Deshalb hab ich nebenbei noch ein bisschen nach dir gesucht, und als ich hörte, dass in das Gasthaus, in dem du dich befandest, gerade zwei sehr dunkel gekleidete Personen gegangen waren, hab ich sofort eingegriffen. Aber ich bin trotzdem zu spät gekommen, und ich bedauere es zutiefst, meine Dame.“

Mana schüttelte leicht den Kopf. Im Laufe des Tages hatte er viel nachdenken können, und mittlerweile hatte er sich auch wieder einigermaßen gefasst. „Ich bin froh, dass Ihr überhaupt aufgetaucht seid, sonst wäre ich wahrscheinlich auch tot. Was habt Ihr mit der Nadel gemacht? Ich meine, ich bilde mir ein, mehr über diese Kreaturen zu wissen als andere, aber so etwas habe ich zum ersten Mal erlebt.“

Er erntete ein tiefes Seufzen. „Jetzt stehle ich bereits Eure kostbare Zeit mit meinen Geschichten, und nun muss ich noch mehr erzählen.

Wie Ihr sicherlich wisst, können Vampire sich nicht in der Nähe von Seidenrosen aufhalten. Ich kann Euch allerdings auch nicht sagen, warum, bis auf dass ich glaube, dass es eine Art Allergie ist. Oder die Antwort unseres Herrn auf die Vampire, sozusagen als Gegensatz. Aber diese Blumen sind nicht die ärgsten Feinde der Vampire – das sind wir, die Nadelstreifenträger. Wenn wir aufgenommen werden, dann wird ein uraltes Geheimnis an uns weitergegeben, nämlich wie man die Schwachstellen eines jeden Vampirs herausfindet.

Das ist so: Vampire ernähren sich dadurch, dass sie die Herzen frisch gestorbener Menschen essen, wobei sie diese meistens selbst dadurch umbringen, dass sie ihnen den Brustkorb aufbrechen. Wenn ein Vampir einen Menschen zu seinesgleichen machen will, dann beißt er diesen in den Hals-“, Manas Hand wanderte unwillkürlich zu seiner Wunde, „-und saugt ihm das Blut aus. Dadurch wird ihm quasi alles Menschliche entzogen und durch die bösen Mächte der Vampire wird das Blut, das für einen Menschen lebenswichtig ist, durch irgendeine andere Substanz ersetzt, die noch nicht bekannt ist. Allerdings ist es den Vampiren bisher nicht möglich, jeden einzelnen Tropfen Blut auszusaugen, weshalb der Körper des frisch zum Vampir Gewordenen noch verletzliche, menschliche Stellen mit Menschenblut enthält. Diese Stellen können überall am Körper sein und variieren von Vampir zu Vampir, sie können handflächengroß sein – wobei das eher selten ist – oder, viel häufiger, nur nadelspitzengroß. Trifft man die Vampire an diesen verletzlichen Stellen, so fügt man ihnen damit nicht nur enorme Schmerzen zu, man bewirkt auch eine Verminderung der spirituellen Energie der Kreaturen, was im Klartext heißt, dass sie angelernte Dinge, wie Auren aufspüren, wieder ein Stück verlernen. Ich erkläre es mir dadurch, dass durch die Wunde, die durch die Nadel verursacht wurde, das menschliche Blut zusammen mit dieser anderen, offenbar unsichtbaren Substanz herausfließt. Das Problem ist, dass man Vampire – selbst, wenn man alle Stellen trifft, was meistens so um die zehn oder elf sind – durch diese Nadelstiche in ihre menschlichen Stellen nicht umbringen kann. Wenn man alle gleichzeitig trifft, dann fallen sie zwar in einen todesähnlichen Schlaf, aber direkt töten kann man sie dadurch nicht.

Übrigens, es gibt drei Dinge, die Vampire in diesen todesähnlichen Schlaf versetzen können, einmal, wenn sie das Herz eines reinen und unschuldigen Menschen essen, wie zum Beispiel das eines Kindes, wenn sie zu lange dem Einfluss von Seidenrosen ausgesetzt sind, und wenn sie zu viel spirituelle Energie verlieren. Wenn sie erst einmal schlafen, dann muss ihnen jemand innerhalb von zwei Monaten das frische Herzblut einer nicht makellosen echten Prinzessin zu trinken geben, erst dann wachen sie wieder auf. Wie Ihr sicherlich bemerkt haben werdet, ist der Vorrat an den menschlichen Stellen eines Vampirs nicht unbegrenzt, weshalb wir Nadelstreifen sie auch nur dann benutzen, wenn wir wirklich in größter Not sind und Leben retten. Ich empfehle wirklich Seidenrosen, sie wirken immer noch am Besten – solange man welche hat, ist man erstens geschützt und zweitens kann man unter Umständen dadurch einen Vampir töten, ohne dass man es bemerkt.“

„Du weißt ziemlich viel über Vampire“, bemerkte Hakuei anerkennend.

„Wurde mir alles beigebracht.“ Gara zuckte mit den Schultern. „Genauso wie das Wissen, dass Vampire besser sehen, hören und fühlen können als normale Menschen und um einiges stärker sind, allerdings dadurch meist auch etwas langsamer.“

„Und was weißt du über Vampire und Sex?“, fragte Hakuei amüsiert.

Gara runzelte die Stirn. „Soweit ich weiß, sind sie nicht dazu in der Lage...“

„Oh doch. Manche schon. Ich verrate dir ein Geheimnis: Wenn sie erregt sind, sind sie ganz normale Menschen.“

„Von ihren Kräften her oder...“

„Nein, allgemein. Sie sind dann Menschen aus Fleisch und Blut. Wenn du einen Vampir ganz effektiv umbringen willst, dann flirte mit ihm und steck ihm dann ein Schwert in die Brust. Das ist die beste Methode, die es gibt.“

Der Nadelstreifenträger lächelte. „Ich werd’s mir merken. Danke für den Tipp.“

„Um es zusammenzufassen: Die Vampire, die uns überfallen haben“, begann Mana langsam, „haben offenbar einen Freund, der – warum auch immer – in diesen Schlaf gefallen ist. Aus diesem Grund haben sie uns aufgespürt, da sie nicht wissen, wo sich die Prinzessin zur Zeit befindet.“

„Richtig“, stimmte Hakuei zu.

„Sie haben versucht, es aus uns herauszubekommen, aber Gara hat uns gerettet – vielen Dank noch einmal – und den Anführer verwundet. Und jetzt sind wir auf dem Weg nach Niigata, wo wir der Prinzessin die Nachrichten überbringen werden, voraussichtlich brauchen wir zwei Tage und eine Nacht. Dann reitet Gara nach Yamagata, sammelt seinen Prinzen ein und bringt ihn nach Niigata, wir bringen die beiden zusammen und helfen Euch bei der Suche nach Kamijos Vater. Und selbst wenn die Vampire herausfinden, dass die Prinzessin sich in Niigata aufhält, ich habe ihr Seidenrosen geschickt, die werden sie aufhalten. Richtig?“, zählte Mana nachdenklich auf.

„So in etwa, ja“, nickte Gara.

Die Zofe atmete einmal tief durch. „Gut. Und dann können wir alles hinter uns lassen. Hoffentlich wird das Ganze auch so kommen – und wenn nicht, dann verlange ich nach einer passenden Entschädigung!“

Gara lächelte. „Die werdet Ihr sicherlich bekommen, selbst wenn alles gut wird, glaubt einfach daran. Aber Ihr könnt mir ja jetzt schon bei meiner Suche helfen. Wisst Ihr vielleicht, wer Euren König vor zweiundzwanzig Jahren und neun Monaten auf einen Höflichkeitsbesuch nach Shikoku begleitet hat? Es war ein Mann, zu der Zeit etwa Ende zwanzig und nun Ende vierzig, damals hatte er schwarze Haare und einen Schnurrbart, stammte, seinem Akzent entnommen, aus der Gegend um Niigata herum, war in irgendeiner Weise mit dem König verwandt – so glaubten wir zumindest, sie schienen sehr eng befreundet zu sein – und war wohl immer freundlich, zurückhaltend und bescheiden. Mir ist klar, dass das alle möglichen Personen sein könnten, aber vielleicht kommt Euch die Beschreibung entfernt bekannt vor. Er könnte sich natürlich in den Jahren komplett verändert haben, allein die Möglichkeit, dass er blonde Haare hat, würde unsere Beschreibung nutzlos machen.“

Mana schüttelte den Kopf. „Verzeiht, aber ich fürchte, ich bin Euch da keine große Hilfe. Mir fällt niemand ein, ich selbst bin schließlich nicht viel älter als die Prinzessin mit seinen zarten neunzehn Jahren. Mir wurde viel von Besuchen erzählt, aber ich kann mich an nichts erinnern, was Euch helfen könnte. War es denn ein reiner Höflichkeitsbesuch und nichts anderes?“

Dieses Mal überlegte der Nadelstreifenträger eine Weile. „Jetzt, wo Ihr es sagt, erinnere ich mich noch an etwas anderes – es war irgendein Fest. Neujahr, glaube ich. Doch, da bin ich mir ziemlich sicher, es war Neujahr. Und es hatte so sehr geschneit, dass die anderen Gäste nicht kommen konnten, und der König von Honshu, sein Begleiter und eine Dienerin waren die Einzigen...“

„Oh mein Gott“, flüsterte Mana. „Oh mein Gott...“

„Was ist?“, fragte Hakuei.

„Meine Mentorin, die Kammerzofe des Königs, war dabei gewesen, sie hat mir davon erzählt und...“

„Was? Weißt du auch, wer dabei war?“

„Oh mein Gott“, wiederholte die Zofe kopfschüttelnd.
 

_.,:;#+~*’Szenenwechsel’*~+#;:,._

Showdown feat. Lies

Rating: PG-13/R

Beta’d: äußerst unterhaltsam von meiner heißgeliebten Tattoo, die dieses Mal besonders viel zu meckern hatte XD

A/N: Tja. Wer keine Märchen mag, sollte nicht weiterlesen - es wird echt kitschig zwischendurch xD
 

_.,:;#+~*’im Fürstenschloss von Niigata, drei Tage später, morgens’*~+#;:,._
 

„Ich war vorher noch nie in einem Schloss“, bemerkte Gara beeindruckt, während er zusammen mit Mana und Hakuei durch die Gänge eilte. „Ich würde mich gerne mal ein bisschen umsehen...“

„Dafür haben wir jetzt allerdings zu wenig Zeit“, warf die Zofe ein. Er hatte den Schock, den er durch Kayas Tod erlitten hatte, noch immer nicht ganz verkraftet, aber mittlerweile kümmerte er sich nicht mehr so sehr darum wie um anderes. Er würde gleich seine Prinzessin wiedersehen! Und dennoch – er wunderte sich darüber, wie wenig er Hizaki vermisst hatte.

„Also zuerst zur Prinzessin und dann zum Schlossherren?“, fragte Hakuei noch einmal nach und erntete ein Nicken.

In dem Moment hörten sie eine Stimme hinter sich. „Gara?“ Sie klang sehr verwundert.

Alle blieben stehen und drehten sich um. Der Angesprochene musste sofort breit grinsen und schloss den Mann vor sich fest in die Arme. „Kamijo! Was machst du denn schon hier? ... Moment mal – was MACHST du hier?“

„Ich-“ Kamijo, der wahrhaftig wie ein echter, edler und eleganter Prinz aussah, verstummte, als sein Blick den von Mana traf. Sie starrten sich eine sehr lange Weile an, in der Gara und Hakuei sich anschauten, die Stirn runzelten und anschließend verständnislos die Schultern zuckten. „Ich weiß nicht“, hauchte der Prinz, nun etwas kraftlos klingend.

„Weißt du’s schon?“, wollte Gara wissen.

„Was?“, fragte Kamijo, der sich nicht von dem Anblick der Zofe lösen konnte. Langsam schritt er auf Mana zu, blieb direkt vor ihm stehen, ergriff seine Hände und drückte diese leicht. „Wer seid Ihr, wenn Ihr mir diese sehr direkte und unhöfliche Frage erlaubt...“

„Das ist jetzt nicht wichtig!“, warf der Nadelstreifenträger ein. Er wurde ignoriert.

„Ich?“ Mana wirkte etwas verwirrt. „Ich bin Mana, die Kammerzofe der Prinzessin von Honshu.“

„Mana...“, wiederholte der Prinz verträumt.

Gara verdrehte die Augen.

„Ich bin-“

„Mana WEIß, wer du bist, deshalb sind wir hier!“, fuhr er seinen Freund ungehalten an.

„Ihr scheint so hell wie ein einzelner Sonnenstrahl, der auf eine endlos lange Eiswüste trifft und sich unendlich mal widerspiegelt“, stellte dieser gerade vollkommen hingerissen fest. „Ihr seid so schön, dass ich beinahe wegschauen muss, geblendet von Eurer Anmut, Eurer Vollkommenheit, Eurer Herrlichkeit. Und gleichzeitig kann ich es nicht, weil mein Blick von Euch angezogen wird, ich bin nicht fähig, ihn von Euch zu wenden...“

Mana blinzelte ihn einmal an und schaute dann zu Gara. Der zuckte die Achseln. „Ich, ehm, fühle mich durch Eure Worte geschmeichelt“, begann die Zofe vorsichtig. „Aber im Augenblick gibt es Wichtigeres. Hört Eurem Freund zu, er hat Euch etwas Bedeutsames mitzuteilen.“

Nun wandte Kamijo sich endlich dem Nadelstreifenträger zu, allerdings ohne Manas Hände loszulassen. „Du hast mir dieses engelsgleiche Wesen gebracht, auf dass ich es heirate, nicht wahr?“

„Nein“, antwortete Gara kurz angebunden. „Ich hab ihn mitgenommen, weil ich ihn mag. Und weil unsere Schicksale zusammen hängen. Du warst auf der Suche nach deinem Vater, erinnerst du dich?“

Kamijos Gesicht verdüsterte sich. „Oh ja, nur allzu gut.“

„Mana weiß, wer er war. Er kann sich an etwas erinnern, das die Kammerzofe des Königs ihm erzählt hat. Der Mann, der deine Mutter damals schändete, der Mann, nach dem du suchst, dein Vater – er ist der Herr dieses Schlosses.“

„Nein!“, gab der Prinz entgeistert zurück. „Wie bitte?! Das kann nicht sein! Er hat... helle Haare, und ...“

„Sie waren früher schwarz“, meldete Mana sich wieder zu Wort. „Und er hatte damals einen Schnurrbart.“

Nun ließ Kamijo die Hände des anderen wieder los und schaute fassungslos von der Zofe zu seinem Freund. „Und Ihr seid Euch sicher? Ohne Zweifel? Heiliges Himmelstor, dann habe ich bereits mit meinem Vater unter einem Dach gelebt, ohne es zu wissen! Und dann habe ich mich mit... meiner Cousine verlobt!“

„Verlobt?“, wiederholte Mana leise. Natürlich. Wenn Kamijo, der perfekte Prinz, mit Manas Prinzessin in Kontakt gekommen war – anders wäre er wohl auch nicht auf diesem Schloss gelandet – dann war es doch klar, dass Hizaki sofort gehandelt hatte. Wie hatte er auch für einen kurzen Moment annehmen können...

„Ich muss meine Mutter rächen! Ich muss die grauenhafte Tat vergelten, am besten jetzt und hier! Entschuldigt mich.“ Damit wandte der Prinz sich ab und stürmte den Gang hinunter.

„Das wird lustig“, warf Hakuei sichtlich amüsiert sein.

Gara und Mana sahen das anders. Sie blickten sich besorgt an und folgten Kamijo anschließend so schnell es ging. Glücklicherweise kannte die Zofe sich im Schloss noch gut genug aus, um über eine Abkürzung zu den Gemächern des Fürsten zu gelangen, ohne sich zu verlaufen. Sie trafen etwa zeitgleich mit Kamijo ein, der sofort die große Tür aufstieß und ins Zimmer rauschte.

„Stellt Euch, Ihr erbärmliches Stück Dreck!!“, rief der Prinz mit gezogenem Schwert.

Es tat sich nichts.

„Ich glaube, er ist nicht hier“, bemerkte Gara.

„Er MUSS hier sein! Oder er hat meine Pläne bereits vorausgesehen und ist geflüchtet!“ Kamijo schien innerlich zu toben. „Lasst uns schauen, ob die Prinzessin noch da ist – möglicherweise ist er so weit gegangen, sie zu entführen und für seine niederen Zwecke zu missbrauchen!“ Er raste aus dem Zimmer und eilte den Gang wieder zurück, seinen Freund und die Zofe dicht auf den Fersen. Hakuei ließ sich etwas Zeit.

Als sie auf dem Flur angekommen waren, der zu den Gastgemächern führte, verließ Hizaki diese gerade und schloss die Tür behutsam hinter sich. Er war noch im Nachthemd und schien auch keine Unterröcke darunter zu tragen, fiel Mana auf. Das hieß... Er zählte zwei und zwei zusammen und kam auf vier. Und wurde noch blasser als er sowieso schon war.

Als Hizaki die vier auf ihn zukommenden Gestalten sah, zuckte er beinahe zusammen und lächelte unsicher. „Mana! Du bist wieder da!“

„Prinzessin!“, rief Kamijo erleichtert und zog den Angesprochenen kurz an sich. „Ihr seid wohlauf. Wir dachten bereits, Ihr wärt von Eurem Onkel entführt worden!“

Hizaki blickte zu Mana, welcher abwehrend die Handflächen hob, wie um zu sagen ‚ICH habe das nicht gedacht’. „Was... tut Ihr alle hier?“

„Der Herr dieses Schlosses, Kyo, ist derjenige, welcher meiner Mutter die schreckliche Entehrung angetan hat!“, antwortete der Prinz erbost.

Der Prinzessin fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. „Wie bitte?!? Das kann nicht sein! Zu so etwas kann er... Aber... das heißt... Ihr seid sein Sohn und deshalb mein Cousin! Oh mein...“

„Keine Sorge, Prinzessin, wir können trotz allem heiraten“, entgegnete Kamijo sanft, ehe seine Stimme wieder hart wurde. „Habt Ihr denn eine Ahnung, wo sich der Fürst zur Zeit befindet? Ich muss ihn aufspüren!“

„Nein, es tut mir leid, das weiß ich nicht“, log Hizaki unsicher.

Ich schon, dachte Mana, Und wenn er schlau ist, dann bleibt er, wo er ist. Aber er sah es bereits kommen. Noch bevor die Tür sich öffnete.

Als sie es tat, wurde es ganz still. Man hörte nicht einen einzigen Laut mehr.

Kyo stand in der Tür, die Hand noch an der Türklinke, lediglich mit einem Morgenrock bekleidet und ziemlich erschöpft aussehend, und starrte seinen Sohn an. Dieser starrte mindestens genauso entsetzt wieder zurück, ehe er zu Hizaki sah, welchem die Panik zusammen mit dem schlechten Gewissen ins Gesicht geschrieben stand.

„Ach du Scheiße“, flüsterte Gara in die Stille hinein.

Und dann passierte sehr viel in sehr kurzer Zeit: Kamijo machte einen Satz nach vorne, das Schwert bereits ausgestreckt, aber Gara und Mana warfen sich gleichzeitig an ihn, sodass die Schwertspitze so gerade eben an Kyos Brust vorbei zischte. Kyo hingegen zuckte nur zusammen und fiel anschließend hinter sich auf den Boden, wo er versuchte, vor seinem Sohn wegzukrabbeln. Dieser wehrte sich mit aller Kraft gegen den Griff der Zofe und des Nadelstreifenträgers.

„Lasst mich los!“, rief er verzweifelt. „Lasst mich ihn umbringen! Ich muss es tun! Ich MUSS! Ich muss meine Mutter rächen!!!“

Und Hizaki stand lediglich wie versteinert daneben, sah aus, als würde er gleich anfangen zu weinen, und beobachtete die Szene mit schreckgeweiteten Augen.

„Niemand hat es verdient zu sterben!“, erwiderte Mana laut und drehte seinen Kopf zur Seite, als der Prinz ihn beinahe mit dem Schwert traf. „Bitte, beruhigt Euch!“

„Bringt ihn nicht um!“, meldete Hizaki sich nun verzweifelt zu Wort. „Tut es nicht!“

Da blieb Kamijo mit einem Mal ruhig stehen. Er ließ das Schwert sinken und entspannte sich, fiel sichtlich in sich zusammen. Er schüttelte Mana und Gara von sich, legte für einen Moment den Kopf in den Nacken und schwieg. Als er anfing zu sprechen, schien er sich an niemand bestimmten zu wenden. „Dieser Mann“, begann er, „hat vor zweiundzwanzig Jahren eine sehr große Schande über die Königin von Shikoku gebracht. Sie musste sich mehrere Monate vor ihrem eigenen Ehegatten verstecken, und als ich schließlich geboren wurde, konnte sie mich nicht einmal wie eine richtige Mutter aufziehen, sondern musste mich weggeben. Dieser Mann ist Schuld daran, dass ich bin. Er hat seine Tat begangen, ohne über sie nachzudenken, und er hatte auch hinterher keine Skrupel. Allein dafür sollte man ihm sein kaltes Herz aus der Brust schneiden. Aber als wäre das nicht schon genug, nimmt er mir nicht nur mein Anrecht auf den Thron von Shikoku dadurch, dass er existiert, sondern auch noch meine Träume. Ich liebte die Prinzessin. Ich liebte sie aus vollem Herzen mit der reinsten Liebe, die wohl jemals in diesem Königreich gesehen worden war, und was ist? Dieser Mann nimmt mir auch noch sie. Er säte Zweifel und böse Gedanken in ihr, sodass sie mich schließlich betrog. Und er tat es mit Absicht. Und jetzt wollt ihr mir sagen, dass dieser Mann es nicht verdient hat zu sterben? Er ist das Niederste, was mir je untergekommen ist, selbst Bettler haben mehr Stolz. Aber dieser Mann nimmt keine Rücksicht, er ist egoistisch und böse. Und er ist mein VATER!“

Das letzte Wort schrie der Prinz beinahe. Gara unternahm keine Anstrengung mehr, und auch als Mana eine Hand ausstreckte, streifte diese lediglich den Saum von Kamijos Mantel. Die Zofe schaute zur Seite und kniff die Augen zusammen, es gab ein sehr lautes Geräusch, wie Metall auf Knochen, und Hizaki schrie verzweifelt, hilflos und entsetzt auf, bevor er ohnmächtig zusammenbrach.

Zwei Anblicke würde Mana niemals in seinem Leben vergessen: Den, wie Mako Kaya ein Stück aus dessen Hals herausriss, und den, der sich ihm gerade bot. Kyo lag auf dem Boden, die Augen weit aufgerissen, den Mund ebenfalls; war nur mit einem Morgenrock bekleidet, der sich langsam rot färbte. Tief in seiner Brust das silbern glänzende Schwert, um den Leichnam herum eine Pfütze roten Blutes. Und Kamijo daneben kniend, im Gesicht einen Ausdruck der Leere, nicht der Genugtuung, wie man meinen würde; auf seinem blütenweißen Rüschenhemd einige Blutspritzer.

„Ich habe es getan“, flüsterte er. „Ich habe sie gerächt.“ Und dann stand er mit wackligen Knien auf, kam langsam auf seine Zuschauer zu und schloss die Tür hinter sich. „Es ist vorbei“, verkündete er. „Es ist endlich vorbei. Alles Suchen hat ein Ende. Es ist endlich vorbei.“
 

Sie saßen im Schlossgarten, im Innenhof des Fürstenschlosses, und schwiegen sich die meiste Zeit an. Hizaki lag vor ihnen auf dem Boden, noch immer bewusstlos.

„Du wirst jetzt in dein Land zurückkehren und König werden, oder?“, wollte Gara leise wissen.

„Ja“, erwiderte Kamijo nickend. „Das ist meine Pflicht. Aber ich werde nicht mit der Prinzessin zurückkehren. Ich kann mir nicht helfen – ich habe selbst gesagt, dass sie nichts dafür kann, dass es alles... seine... Schuld war, aber dieses Gefühl bleibt trotzdem. Ich fühle mich betrogen. Und ich bezweifle, dass ich es jemals loswerden würde. Ein bisschen wusste ich es von Anfang an – dass die Prinzessin nicht die Richtige ist. Es fühlte sich nicht so wie etwas Besonderes an. Es war schön, ohne Zweifel, ich liebte sie, aber... sie war nicht diejenige, welche, falls du verstehst, was ich meine.“ Er griff verstohlen nach Manas Hand. Keiner der beiden sagte etwas dazu, aber die Zofe lächelte leicht.

„Ich werde hier bleiben“, verkündete Gara nach einer Weile. „Jetzt, wo ich ein Nadelstreifenträger bin, bin ich hier wahrscheinlich mehr von Nutzen als in Shikoku. Dort gibt es nämlich keine Vampire, weil dort überall Seidenrosen angebaut werden“, fügte er erklärend hinzu. „Ich werde mich wohl noch ein bisschen mehr mit diesen Kreaturen beschäftigen und hoffen, dass ich es überlebe. Außerdem gefällt mir dieses Land. Und zusammen mit Haku werde ich wahrscheinlich ziemlich schnell sehr viele meinesgleichen kennen lernen.“

Der Schwarz-Blonde nickte zustimmend.

„Wie seid Ihr Euch überhaupt begegnet?“, wollte Kamijo interessiert wissen. „Erzählt mir Eure Geschichte. Jetzt haben wir ja Zeit.“

Mana übernahm das meiste Reden, zwischendurch immer wieder von Hakuei unterbrochen und korrigiert, wenn Mana beispielsweise seine eigene Rolle herunterspielen wollte, und zum Schluss gab Gara noch seine schlauen Kommentare hinzu.

Anschließend herrschte wieder Stille, jeder hing seinen eigenen Gedanken hinterher.

Kamijo sprach als erster, und es waren dementsprechend bedeutungsschwangere Worte. „Wollt Ihr mich heiraten?“

„Was?“

„Das heißt wie bitte, Mana“, murmelte Gara.

„Meint Ihr das ernst?“, überging die Zofe den Einwurf und sah den Prinzen neben sich verwundert an.

„Natürlich.“ Kamijo legte dem anderen eine Hand auf die Wange. „Ihr seid so stolz, so edel, so intelligent, so schön... Und bei Euch habe ich dieses Gefühl, dass Ihr die Richtige für mich seid. Und zwar WIRKLICH die Richtige. Ich traue Euch ohne zu Zögern zu, dass Ihr die Rolle der Königin ohne Probleme verinnerlichen und mit Bravour meistern könnt. Ihr seid perfekt. Bitte, heiratet mich.“

„Hast du da überhaupt eine Wahl?“, grinste Hakuei.

„Nein, ich glaube nicht.“ Mana lächelte. „Natürlich will ich dich heiraten. Du bist der wahrscheinlich letzte echte Prinz, den es überhaupt gibt.“

„Wie romantisch“, seufzte Gara. „Meinen Glückwunsch, ihr beiden. Ich verspreche euch, wenn es sich irgendwie einrichten lässt, dann komme ich auf eure Hochzeit. Gebt einfach irgendeinem Nadelstreifen Bescheid, es wird schon die Runde machen.“

„Ja, das denke ich auch“, stimmte die Zofe ihm zu, tauschte ein Lächeln mit seinem Prinzen und anschließend einen sehr langen, sehr zärtlichen Kuss.

„Ich bin dafür, dass wir sofort aufbrechen. Je schneller wir losreisen, desto schneller können wir heiraten“, schlug Kamijo, etwas ungeduldig wirkend, vor und erntete ein Lachen von Gara.

„Einverstanden.“ Mana verabschiedete sich herzlich von Hakuei und anschließend von Gara, warf noch einen letzten Blick auf die Prinzessin und verschwand zusammen mit Kamijo.

Hakuei und Gara unterhielten sich noch eine Weile über Vampire, Nadelstreifen und über das, was passiert war, bis der Nadelstreifenträger schließlich beschloss, dass es auch für ihn Zeit war zu gehen. Er hatte auf dem Weg zum Schloss eine Unterhaltung zweier Bauern überhört, die ihn sehr interessiert hatte, und dem Inhalt des Gesprächs wollte er nachgehen. Sie verabschiedeten sich und dann saß nur noch Hakuei aufrecht im Gras.

Er musterte den regungslos am Boden liegenden Hizaki und lächelte. „Tja, sieht aus, als wären nur noch wir beiden Hübschen übrig“, bemerkte er. „Uns will keiner haben.“

„Oh, so würde ich es nicht nennen“, meldete sich eine Stimme hinter ihm. Jemand setzte sich neben den Schwarz-Blonden.

„Das stimmt. Ich kenne auch genügend Leute, die mich wollen. Einem von ihnen habe ich ein Versprechen gegeben, das ich wohl in nächster Zeit werde einlösen dürfen. Ich sage bewusst nicht ‚müssen’, weil es etwas ist, das ich nur allzu gerne mache.“

„Ich weiß. Das liegt in der Familie, Hakuei.“

„Wir kriegen bald Besuch, oder?“

„Ja, es scheint so.“

„Und es ist höchstwahrscheinlich nicht die Dienerschaft des Schlosses, die wissen will, warum ihr Herr tot im Zimmer der Prinzessin liegt.“

„Das ist doch eine schöne Ironie, nicht wahr? Diese Wendung gefällt mir ausgesprochen gut.“

„Da haben wir uns wieder echt was einfallen lassen, das stimmt. Und es war alles ziemlich lustig.“
 

_.,:;#+~*’KEIN Szenenwechsel’*~+#;:,._
 

to be continued. (!)

Epilogue ~Atsuto says Goodbye~

Rating: PG-13

Beta’d: offenbar nicht unwillig von meinem Spatzi Tattoo! <3

A/N: Tja. Das letzte Kapitel bzw. der Epilog.
 

_.,:;#+~*’am Fürstenschloss in Niigata, im Schlossgarten, am selben Tag, etwa eine Stunde später’*~+#;:,._
 

„Ihr kommt zu spät“, lautete Hakueis Begrüßung, begleitet von einem Lächeln. „Das Spektakel ist bereits vorbei. Die Prinzessin hat ihren Prinzen gefunden und ihn gleich mit dem Schlossherren betrogen, woraufhin der Prinz diesen ermordet hat. Letztendlich sind der Prinz und die Zofe, die noch lebte, miteinander durchgebrannt. Es gibt ein Happy End, ist das nicht schön?“

„Wunderschön“, flüsterte Mako und ließ sich von dem anderen Vampir auf das Gras setzen. Er wirkte kraftlos, noch blasser als zuvor und gleichzeitig wütend.

Loki betrachtete seinen Anführer unsicher. „Geht’s dir gut?“

„Könnte kaum besser sein. Wer ist das?“ Der Vampir deutete mit dem Kinn auf die Gestalt, die auf dem Boden lag.

„Das ist die Prinzessin“, antwortete Hakuei. „Sie wurde zurückgelassen, und keiner will sie haben. Sie wäre wahrscheinlich sehr glücklich, mit euch kommen zu dürfen. Schließlich hat sie offensichtlich eigenhändig die Seidenrosen vernichtet, die ihre Zofe ihr schickte. Setzt die Wunde dir so zu?“

„Es ist, als würde ich dir ein sehr großes Stück Fleisch, bis zum Knochen, aus dem Arm reißen“, gab Mako spöttisch zurück und musterte seinen Gesprächspartner finster. „Was soll das hier alles? Warum mischst du dich in alles ein, warum sitzt du noch hier, wer bist du überhaupt?“

„Ich bin der Spielleiter“, entgegnete der Schwarz-Blonde sanft. „Und ihr seid alle Figuren in einem sehr großen Spiel namens Leben.“

„Schicksal“, sagte Loki leise.

„Genau.“ Hakuei lächelte. „Und ich glaube, jetzt könnt ihr euch auch denken, wer mein Vater ist. Und eurer ebenfalls. Wir sind Brüder.“

„Nein.“ Mako schüttelte den Kopf. „Wir sind nicht seine Söhne. Wir sind alles, außer irgendwie mit ihm verwandt. Und wir sind auch keine Vampire. Wir sind bessere Menschen.“

„Da werden euch aber viele etwas anderes erzählen.“

„Was gedenkst du, nun zu tun?“, wechselte Loki das Thema.

Hakuei schenkte ihm ein Lächeln. „Ich reise weiter umher und suche nach Leuten, in deren Leben ich mich einmischen kann – ob aktiv oder passiv. Außerdem habe ich noch ein Versprechen einzulösen. Und ich muss den König von Honshu sprechen.“

„Um ihm WAS zu berichten?“, wollte Mako skeptisch wissen.

„Dass seine Tochter tot ist und-“

„Ist sie doch nicht.“

„Dass seine Tochter tot ist“, wiederholte Hakuei vielsagend, „und dass sein Bruder vom zukünftigen König von Shikoku umgebracht worden ist.“

„Das hört sich nach Krieg an.“

„Es wird auch einen geben, glaubt mir. Einen sehr großen Krieg. Und ihr werdet nicht unbetroffen davon bleiben.“

„Wir halten uns aus allen Kriegen heraus.“

„Wenn Shikoku den Krieg mit Honshu gewinnt, dann werden sie einführen, dass überall in Honshu Seidenrosen angebaut werden. Ihr müsstet auswandern – falls ihr überhaupt noch rechtzeitig verschwinden könnt. Ihr werdet für Honshu kämpfen, glaubt mir. Und was meint ihr, was die Nadelstreifenträger tun werden?“

„Gegen uns kämpfen, denke ich.“

„Werden sie? Werden sie sich gegen ihr eigenes Land wenden? Nein, ich glaube, sie sind diejenigen, die sich aus dem Krieg heraus halten werden. Und selbst wenn nicht, helfen sie beiden Seiten zu gleichen Teilen. Wollt ihr mit mir reisen? Es ist interessant, wie viele Zufälle man zusammenführen kann, vielleicht könnt ihr ja dazu beitragen, dass der Krieg eine überraschende Wendung nimmt...“

„Nein“, gab Loki sofort zurück und wunderte sich selbst darüber, dass er so schnell hatte antworten können. „Ich werde nicht mitkommen. Ich habe genug von dir und genug von allem, jetzt möchte ich einfach mein ‚Leben’ genießen.“

„Ich schließe mich an. Mir reicht es mit allen Prinzessinnen und ganz besonders mit dem Schicksal. Wenn es das nächste Mal an meine Tür klopft, sag ich ihm, es soll sich verpissen“, murmelte Mako. „Kannst du mich stützen und gleichzeitig die Prinzessin tragen?“

„Natürlich.“ Loki half seinem Begleiter auf, warf sich den ohnmächtigen Hizaki über die Schulter und wandte sich ab.

„Auf Wiedersehen!“, rief Hakuei ihnen freundlich hinterher.
 

Als die beiden Vampire an der Höhle ankamen, wo sie Mao zurückgelassen hatten, erwartete sie noch eine letzte Überraschung.

Das Gesicht des Nadelstreifenträgers hellte sich auf, als er sie sah. „Guten Tag, ich habe mir bereits gedacht, dass er hier zu euch gehört. Ich nehme an, ihr erweckt ihn jetzt wieder zum Leben?“

Mako und Loki starrten ihn wortlos an.

Er stand auf, klopfte sich etwas Staub von seinem Anzug und lächelte. „Verzeihung. Ich bin Gara. Wir sind uns bereits begegnet, beim letzten Mal habt ihr auch eine Dame umgebracht. Ich glaube, diese Wunde da stammt von mir.“

„Ja, durchaus“, knurrte Mako leise.

„Wie auch immer – lasst euch nicht stören. Ich wollte schon immer mal bei so etwas zusehen.“

Loki hob eine Augenbraue. „Und das hier ist keine Falle? Du wirst nicht, wenn ich die Prinzessin töte, einfach...“

„Nein, ganz bestimmt nicht.“ Gara schüttelte den Kopf. „Darauf könnt ihr euch verlassen. Habt ihr die Geschichte schon gehört? Die mit dem Prinzen aus Shikoku?“

„Ansatzweise, ja.“

„Nun, ich bin ein alter Freund von ihm. Sie hat ihn betrogen, ihm sein Herz gebrochen und ihn zutiefst enttäuscht, außerdem ist sie seine Cousine und hat mit seinem Vater, ihrem Onkel.... Na ja. Ich werde euch nicht aufhalten, wenn ihr sie umbringt. Weshalb ist sie denn immer noch bewusstlos?“

„Da hat höchstwahrscheinlich das Schicksal etwas nachgeholfen“, entgegnete Mako trocken und ließ sich mit Lokis Hilfe vorsichtig neben Maos regungslosem Körper auf den Boden setzen.
 

Hizaki öffnete die Augen. Er befand sich in einer Höhle, und sein Herz tat ihm weh. Aber es war kein körperlicher Schmerz, sondern eher ein innerer. Ansonsten schien es ihm gut zu gehen. Langsam richtete er sich auf, aber irgendetwas stimmte nicht. Um ihn herum waren Leute, einer lag wie tot auf dem Boden, ein anderer saß daneben, noch ein anderer hockte neben dem ersten, und etwas weiter entfernt saß jemand, der Hizaki bekannt vorkam. Hatte er nicht Kamijo begleitet...?

Autsch. Da war es wieder, dieses Gefühl, als würde etwas an seinem Herz ziehen. Er hatte seinen Prinzen enttäuscht und nun hatte dieser ihn offensichtlich allein gelassen. Aber wie? Hizaki hatte niemanden mehr. Mana würde wahrscheinlich auch nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen und Kyo...

Die Prinzessin schloss die Augen. Ja, Kyo war tot. Er hatte ihn sterben sehen. Kyo hatte ihn geliebt, so wie er war. Aber was war das noch? Kyo war auch Kamijos Vater gewesen... Es war alles so kompliziert.

Und dann fiel Hizaki plötzlich auf, was so anders war: Er hörte nichts. Er konnte zwar sehen und spürte diesen dumpfen Schmerz, aber sonst nahm er nichts wahr. Er stand leicht zitternd auf und schaute nach unten. Er hätte beinahe laut aufgeschrien.

Die Prinzessin sah sich selbst auf dem Boden liegen, die Augen friedlich geschlossen, die Brust allerdings... es wirkte, als hätte jemand seinen Brustkorb aufgerissen, und anscheinend war das auch der Fall, denn genau in dem Moment hielt einer der beiden, die wach waren, Hizaki allerdings nicht bekannt vorkamen, ein Organ über das Gesicht des Schlafenden, das verdächtig nach einem Herz aussah...

„Prinzessin?“

Hizaki fuhr herum. Hinter ihm stand dieser mysteriöse Mann namens Atsuto und lächelte ihn an. Er trug keine Maske, und sein hübsches Gesicht wirkte Wunder. Sofort fühlte Hizaki sich entspannter. „Ja?“

„Wie schön Ihr ausseht. Ihr seid wirklich eine Augenweide, hat man Euch das jemals gesagt? Schöner als eine aufblühende Rose.“ Atsutos Stimme war so sanft, und Hizaki war froh, dass er wenigstens ihn hören konnte. „Und dabei auch noch so grazil... Seid froh, dass Ihr nicht mehr auf dieser hässlichen Welt verweilen müsst. Dort hätte die Zeit ihr grausames Spiel mit Euch getrieben, aber nun, da Ihr nicht mehr altert, werdet Ihr bis in alle Zeiten so wunderwunderschön bleiben.“

„Bin ich... gestorben?“, fragte die Prinzessin leise.

Atsuto schnalzte tadelnd mit der Zunge. „Von so etwas wollen wir nicht sprechen. Schaut nur, was diese Vandalen mit Euch anstellen – es ist kaum auszuhalten. Ihr verdient eine bessere Behandlung. Nehmt meine Hand, ich geleite Euch an einen Ort, an dem es viel schöner ist als hier.“

Hizaki zögerte. Das letzte Mal hatte sein Prinz ihn gerettet. Dieses Mal hatte er es nicht verdient, dass ihn jemand rettete.

Er streckte seinen Arm aus und legte seine Hand langsam in Atsutos. Aber anders als bei ihrer ersten Begegnung wurde ihm nicht schwindlig, seine Beine gaben nicht nach und er fühlte sich genauso wie vorher.

„Vielen Dank für das Vertrauen, das Ihr mir entgegen bringt“, bemerkte der andere mit milder und angenehmer Stimme. „Ihr werdet es nicht bereuen, Prinzessin. Und nun folgt mir. Die Ewigkeit erwartet Euch.“

Hizaki atmete einmal tief durch und machte einen Schritt auf Atsuto zu.
 

Es öffnete noch jemand anderes die Augen, und auch er befand sich in einer Höhle. Allerdings richtete er sich nicht halb so anmutig auf wie die Prinzessin zuvor und auch seine ersten Worte waren nicht so wohl überlegt. „Scheiße! Bin ich tot?! Wo bin ich? Oh, verdammt...“ Mao griff sich an den Kopf und kniff ein Auge zu. „Scheiße, was habt ihr mit mir angestellt?“

„Dir das Leben gerettet“, antwortete Mako trocken.

Mao hielt inne, schaute den Sprecher an, dann auf die Leiche neben sich und anschließend zu Loki, der ihn anlächelte. „Jetzt echt?“

Die beiden anderen Vampire nickten.

„Ehm, danke. Hat es viel Mühe gekostet, mir eine Prinzessin aufzuspüren?“

Loki und Gara lachten auf, Mako hob lediglich die Augenbrauen. „Kaum“, gab er knapp zurück.

„Und wer ist DAS?“, fragte der frisch Aufgewachte und musterte den Nadelstreifenträger interessiert.

„Ein Feind“, entgegnete Mako. „Hör mal zu, wir-“

„Ich heiße Gara“, stellte ebenjener sich kurzerhand selbst vor. „Habe die Ehre.“

„Mao, angenehm.“ Der Vampir stand auf, ließ seinen Blick vielsagend über den Körper des Anzugträgers wandern und stellte dabei nicht ohne Genugtuung fest, dass der andere diese Geste erwiderte. „Habt ihr was dagegen, wenn ich mal kurz teste, ob ich auch wirklich komplett gesund bin?“, schnurrte Mao leise.

Mako und Loki blickten sich an und legten gleichzeitig die Stirn in Falten. Loki richtete sich nun ebenfalls auf, hob Mako hoch und trug ihn aus der Höhle. Draußen angekommen, setzten sie sich ins Gras.

„Ich dachte, Mao könnte nicht mehr...“, begann der Kleinere nachdenklich.

„Ich auch. Aber wer weiß, was er jetzt mit ihm anstellt. Hoffen wir nur, dass er nicht auch so eine hässliche Wunde kriegt wie ich“, gab Mako unzufrieden zurück. Er schaute Loki von der Seite an. „Bist du denn jetzt zufrieden? Du hast ihn wieder.“

Der Angesprochene hatte irgendwie das Gefühl, dass in der Frage etwas impliziert war, machte sich aber nichts daraus. „Ja, ich bin zufrieden. Ich hatte es vermisst, wie sehr er mir auf die Nerven gegangen ist.“

Mako lächelte. „Oh ja, das kann er besonders gut.“

Sie schwiegen eine lange Zeit, bis sie einen unterdrückten Aufschrei hörten, der deutlich von Garas Seite kam. Beide hoben eine Augenbraue und Loki wandte sich um, als er Schritte hörte. Mao kam zu ihnen, ein Grinsen im Gesicht.

„Bei mir scheint alles noch in Ordnung zu sein“, verkündete er stolz.

„Hast du mit ihm...“, begann Loki.

„Hast du ihn umgebracht?“, stellte Mako eine weitere Frage, bevor Mao die Chance bekam, auf die erste zu antworten.

„Nein. Nur gebissen.“ Maos Grinsen wurde breiter und er wischte sich etwas Blut von der Unterlippe. „Ich glaube, ich brauch euch nicht mehr. Er hat mich gefragt, ob er ein bisschen Zeit bei mir verbringen kann, um mehr über uns herauszufinden. Ich hab ihm gesagt, dass er da als Nadelstreifen ziemliche Probleme kriegt, und dann meinte er, sollte ich ihn doch auch zu einem von uns machen. Und jetzt werden wir wahrscheinlich ein bisschen rumreisen.“

„Und das war’s?“, wollte Mako mit hochgezogenen Augenbrauen wissen.

Mao überlegte und nickte anschließend. „Ja, das war’s. Danke fürs Leben retten, aber ihr seid mir nicht mehr unterhaltsam genug. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder. Bis dann!“ Er drehte sich um und stapfte davon.

Loki sah ihm ungläubig hinterher, erstarrte aber noch im selben Augenblick.

„Nun gibt es doch ein Happy End“, meldete sich eine milde Stimme zu Wort.

„Die Frage ist: Für wen“, gab Mako leise zurück. „Für dich ist es immer ‚Happy’, Atsuto. Du kannst dich am wenigsten von allen beklagen. Du hast schließlich immer was zu tun.“

„Da muss ich dir Recht geben. Aber was hältst du davon, wenn ich meinem Sohn mal den Hinweis gebe, sich um die beiden zu kümmern? Meinst du nicht, dass es nur gerecht wäre?“

„Nichts im Leben ist gerecht, Atsuto.“

„Oh doch. Ich bin es. Vor mir sind alle lebenden Kreaturen gleich, Mako. Ich schließe sie alle in meine Arme, völlig egal, wie groß, wie klein, wie hübsch, wie hässlich sie sind. Der Tod ist der Gerechteste von allen.“
 

_.,:;#+~*’The curtain falls.’*~+#;:,._
 

The End

Um es mit Tattoos Worten zu sagen: „Und wenn sie nicht gestorben sind, lauert atsuto ihnen noch heute auf!“

Damit wäre dieses Märchen zuende. Ich hoffe, dass es euch ein bisschen Spaß gemacht hat =3 Falls ja, schaut euch ruhig mal meine anderen FFs an |D
 

Tja. Vielen Leuten kann ich nicht danken (außer auf jeden Fall natürlich Tattoo, die es immer noch mit mir aushält - ich hab dich lieb, meine Süße! <3), weil mir außer LintuAki ja keiner Kommentare schreibt, aber trotzdem: Vielen vielen herzlichen Dank! Ich verpass es irgendwie immer, mich bei dir zu bedanken, das tut mir wirklich leid. Ich hoffe, es hat auch dir Spaß gemacht beim Lesen! <3



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Kommentare zu dieser Fanfic (32)
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Von: abgemeldet
2014-11-24T09:28:47+00:00 24.11.2014 10:28
jo...
diese FF ist wirklich märchenhaft...
^-^

allerdings hatte ich auch einige ?????
über meinem Kopf schweben

da hätte ich mir bei Dir zum ersten mal bei den Charaktern
Makoto - Mao und Loki gewünscht gleich zu wissen was die drei darstellen sollten
aber im Laufe der FF hatte es sich ja aufgeklärt...

auch der Schreibstil war wieder toll
richtig gut um sich wieder schnell in das Geschehen einzulesen

Lieben Gruß
Aya-chan60
*-*
Von:  Sylphide
2012-08-20T20:29:57+00:00 20.08.2012 22:29
Also, jetzt mal ganz großes Lob.
Ich finde das ist genauso gut geschrieen wie ein beliebiger (guter) Roman, wirklich.
Du hast einen mega tollen Schreibstil!

Obwohl ich...
... Kaya nicht zutrauen würde so wehrlos zu sterben xD
... das Kamijo jetzt übelnehme und - Kamijo und Mana O.O
... und jetzt in die Depriecke gehe, weil Hizaki vernachlässigt wird. Hallo wer will ihn bitte nicht? :D

Lastly, ich kann nur sagen, dass das echt ein tolles Märchen war. <3

Von:  Trashxbaby
2012-04-12T06:54:46+00:00 12.04.2012 08:54
Holy shit XDDDD Jetzt is Hizaki auch noch tot...XDDD WAS GEHT? XD Aber wenigstens haben sie Mao gerettet Q__________Q ♥ Mein baby ♥ Wobei Mao & Gara...WTF? XD Mao und Hakuei hätte mir besser gefallen, hatte ich das schon erwähnt? *hust* ^^'' /DDDD
Naja aber es war wirklich unterhaltsam. Hab noch nie eine Geschichte in so nem Stil gelesen und es war wirklich mal was neues. Warum sind nicht alle Märchen so cool und heiß?~ Haha XD ♥
Von:  Trashxbaby
2012-04-12T06:44:54+00:00 12.04.2012 08:44
Waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaas? Okay WTF. /DDDD Kyo is tot...der Nächste XDDD Und Hizaki is forever alone...und Kamijo & Mana? /DDD OMG! Damit hab ich nun echt nicht gerechnet.../DDDD Tya und ich muss sagen ich glaub langsam dass Hakuei der Sohn von Atsuto ist...ich schwöre ich hab recht >D *gg* Naja und Haku wird schon nicht allein bleiben er hat immerhin noch Loki XDDDD (Oder Mao...*hust* XD) ♥
Von:  Trashxbaby
2012-04-12T06:35:13+00:00 12.04.2012 08:35
OMG....Kyo und Hizaki...ich habs doch kommen sehen! Aber sowasvon! /DDDD Die kleinen Perversos...konnten sich nicht zusammenreißen XDDDD Und awwww Gara Baby ♥ Er gefällt mir total :3
Höhö und Hakuei eh...besonders seine Story mit dem Sex mit Vampiren...mega geil ich hab so gelacht /DDDDD ♥ Dann könnte er ja mal mit Mao...*hust* Okay ich lass es XDDDDD
Von:  Trashxbaby
2012-04-12T06:24:18+00:00 12.04.2012 08:24
....Kaya ist tot...@_______@ Unbelievable... XDDD Ich mein gut Kaya war jetzt eh nicht so mein Favo hier aber trotzdem krass O3O Ich dachte Mana erwischt's auch noch. X_____x Und Hakuei steht einfach mal chillig daneben und macht NICHTS /DDDDD Zu cool für diese Welt XD uuund Gaaaaraaaaa ♥/////♥ Wie toll er ist <3333
Oho und wie romantisch...Kamijo & Hizaki allein unterwegs...>D ♥
Von:  Trashxbaby
2012-04-12T06:13:04+00:00 12.04.2012 08:13
OMG XDDDDDDDD Okay DAMIT hab ich jetzt echt nicht gerechnet >D Aber haha Hakuei ♥ Wie er ihn einfach verführt hat~~ Er ist und bleibt halt der Coolste...und wenn er schon so auf...eh..."Vampire" steht kann er sich ja auch mal Mao....*gg* Okay okay ich bin ein zu hartes Fangirl XD Ich sollte das lassen /DDDD
Aber ich bin gespannt wie es jetzt weitergeht :3 ♥
Von:  Trashxbaby
2012-04-12T06:02:03+00:00 12.04.2012 08:02
Wuuuhuuuuu Hakuei ist so cool *O* ♥ ♥ ♥
Und Mao gefällt mir~ Oder zumindest das was so über ihn gesagt wird ;D Und ich bin wirklich gespannt was jetzt passiert...insbesondere mit Hizaki ;_____; Der Arme!
Und Atsuto is irgendwie auch geil XD Ich kenn ihn zwar eig. nicht aber irgendwie ist er mir sympatisch! :3
Von:  Trashxbaby
2012-04-12T05:51:33+00:00 12.04.2012 07:51
Haha da is aber einer horny horny XDDDD Okay wer wäre das bei Hakuei nicht? /DDDDD ♥
Kirito is mir btw auch echt sympatisch *O* Er ist ein echter Gentleman...<33333
Ohgott und Hizaki & Kamijo...die sind echt PERFEKT zusammen...ich schätze ja mal dass es darauf hinausläuft ;D
Hachja ich stürz mich direkt mal ins nächste Kapitel o3o
Von:  Trashxbaby
2012-04-12T05:40:02+00:00 12.04.2012 07:40
Haha OMG armer Hakuei XDDDD Wie er halt voll den Korb von Mana bekommt /DDDDD Naja er sollte sich halt lieber wen anders schnappen...*hust* Mao *hust* XDDDD Ohgott sorry aber Hakuei & Mao in EINER FF du wirst dir noch ein paar solcher Kommentare reinziehen müssen fürchte ich XDDDD
Loki & Mako sind einfach episch XD So ne Hass-Liebe is immer gut ♥
Achja und Hizaki & Kyo...da seh ich doch schon was laufen e_____e /DDD


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