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Nicht jede große Liebe, braucht auch ein Happy End

von

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The time has come

Vielen Dank an Terrorkruemel für dein Kommentar. Würde mich freuen, wenn du weiter so schöne Kommentare schreibst ;)
 

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23. Kapitel
 

The time has come
 

Tai schloss die Haustür auf. Er hatte bereits von draußen gehört, wie lautes Gemurmel und Geräusche, die wie das Anziehen von verschiedenen Kleidungsstücken klangen, von einer freudigen Hektik zeugten.

Mit einem tiefen Seufzer und einem Gefühl, der Heimat trat er ein. Ja, Heimat war kein Ort, Heimat war immer ein Gefühl und zusammen mit den Menschen, die er am meisten liebte war er zu Hause, egal an welchem Ort er sich auch befand.

„Hey, Tai. Wir haben uns schon Sorgen gemacht, wo du bist, du alter Freak.“, schallte es Tai sofort entgegen. Ja, eindeutig, hier war er zu Hause. „Ich musste etwas frische Luft schnappen, Matt. Aber schau, ich bin doch noch rechtzeitig hier.“, lachte er und zwinkerte Matt zu. „Das ist relativ oder hattest du nicht noch vor, zu duschen?“. Tai schaute an sich herunter. Wirklich verschwitzt fühlte er sich nicht, schließlich war es draußen extrem kalt, aber Matt hatte wahrscheinlich Recht.

„Ja, na ja…geht doch schon mal vor und holt Karten. Ich schau mir heute jeden Schreißdreck an.“. „Woha….jeden? Wirklich jeden? Ich würde so was nicht einfach so rausposaunen, aber okay. Dein Wort in Gottes Ohr.“, witzelte Matt und band sich noch die Schuhe zu. „Also wir sehen uns später. Und wehe du meckerst wegen dem Film!“. „Nein, nein…oder, na ja, vielleicht doch. Sonst wäre ich ja nicht mehr ich, wenn ich nicht meckere.“, stichelte Tai.

„Zu spät. Jetzt hast du bereits dein Wort gegeben. Vergiss nicht, Gott und so….du kannst dich nicht mehr um entscheiden.“. „Ja, ja…ist doch schon gut! Jetzt verschwindet, bis nachher!“. „Beeil dich aber!“, warf Matt noch ein, bevor T.K, Kari und er auch schon die Tür hinter sich schlossen und Tai alleine war.

Früher hatte er immer ein wenig Angst und ein beklemmendes Gefühl, wenn niemand da war um ihn abzulenken von seinen eigenen, ihn oft zerfressenden Gedanken, doch jetzt war er froh, mal etwas Zeit nur bei sich zu verbringen.

Als er sich seiner Kleidung entledigt hatte, drehte er den Hahn auf und ließ dampfendes Wasser in die Badewanne. Tai musterte sich im Spiegel. Er sah verändert aus, nicht negativ. Er war seltsamerweise wieder zu Kräften gekommen und war nicht mehr ganz so schlimm abgemagert, wie noch weniger Wochen zuvor. Tai mochte sich zwar immer noch nicht so leiden, wie einst, aber es war schon deutlich besser geworden.

Vorsichtig durchstach er die heiße Wasseroberfläche mit seinem Fuß, um die Temperatur für angenehm einzustufen und auch den Rest seines Körpers mit dem nassen Element in Berührung kommen zu lassen.

Ein zufriedenes Brummen löste sich von seinen Lippen und er schloss genießerisch die Augen. Auch wenn Tai lieber duschte, einfach aus dem Grund, da es zeitsparend war, so fühlte er, dass er heute Abend einfach mal baden musste. Eine wollige Wärme kroch seine kalte Haut hinauf und sein Körper konnte sich nicht entscheiden, ob er eine Gänsehaut bekommen wollte oder nicht.

Seine Gedanken schweiften ab. Hatte Sora wirklich Recht mit dem, was sie gesagt hatte? Dass er Kari gehen lassen musste, sie ihre eigenen Erfahrungen machen lassen und wüsste er auch noch so gut, dass sie einen falschen Weg eingeschlagen hätte? Ja, vielleicht war es langsam an der Zeit, Abschied von ihr zunehmen und zerriss es ihn auch innerlich, sodass er nicht mehr wusste, ob der Klos in seinem Hals oder der pochende Schmerz in seiner Brust das Schlimmere waren.
 

The time has come to let you go

My tears will run and they’ll keep me afloat

I set you adrift like a burning boat

The time has come to let you go
 

Vorsichtig griff Tai nach dem großen Handtuch und ließ das Wasser aus der Badewanne. Seine Haut schrie zwar nach Creme, doch er hatte nicht mehr genug Zeit, sich diesem Wunsch anzunehmen. Also streifte er sich nur schnell ein T-Shirt und einen Pullover über, sowie eine Jeans und hastete in den Flur um sich seine Schuhe fast im Rennen anzuziehen. Gott sei dank hatte er ein gutes Körpergefühl, sonst hätte ihn diese Aktion bestimmt einige blaue Flecke gekostet, doch so kam Tai unbeschadet im Fahrstuhl an und befand sich einige wenige Sekunden später auf der Straße.

Während er durch die Blocks hechtete, fragte er sich ehrlich, warum er eigentlich gebadet hatte. Diese Aktion hätte er sich sparen können, denn ihm war durch das Rennen doch schon wieder sehr warm geworden.

Endlich tauchte am Horizont die leuchtende Schrift des Kinos auf. Jetzt musste er nur noch die anderen finden und schon könnte Tai sich ausruhen und sich seines überdrüssig gewordenen Pullovers entledigen.

Doch seine Freunde zu finden stellte sich als schwieriger heraus, als gedacht. Heute war Freitag und somit hatten wohl zahlreiche andere Leute ebenfalls die grandiose Idee gehabt, ins Kino zu gehen. Oh, wie er das verabscheute, so viele Menschen auf einem Haufen zu sehen. Immer wieder stieß man dabei an andere, und immer wieder huschte dasselbe Wort über die Lippen, ein Wort, das man in solch einer Aktion eigentlich überhaupt nicht ernst meinte: Entschuldigung. Mal im Ernst: Viel lieber würde man die Menschen doch einfach zusammen brüllen, dass sie endlich verschwinden sollen oder zumindest eine Gasse bilden würden. So zumindest fühlte sich momentan Tai, als er endlich, nach einer fast verzweifelten „Suchaktion“ seinen Kumpel Matt erspähte, der verschmitzt lächelnd an der Kasse stand und ihm zwei Kinokarten entgegen hielt.

„Und, was gucken wir?“, fragte Tai etwas außer Atem und starrte auf eine, der Karten. „Cannibal Holocaust*? Du meinst den Film, der dargestellt ist, wie eine Dokumentation? Mit dem vielen Blut und so?“, sagte Tai mehr freudig erregt, als das er es wirklich fragte. „Jap.“, war die kurze und bündige Antwort von Matt. Er wusste genau, dass Tai die Art von Filmen favorisierte und nur aus diesem Grund hatte er für sie beide diesen ausgesucht. Matt hätte auf ihn verzichten können, aber er wollte nicht, dass Tai ihm irgendeinen anderen Film versaute, indem er immer wieder dazwischen quasselte und nicht eine Minute ruhig sitzen konnte. So war Tai zumindest für die Dauer von 95 Minuten still und schaute aufmerksam den Film.

„Das wird echt so geil! Matt, du weißt eindeutig zu viel von mir!“, witzelte Tai und zog Matt regelrecht hinterher, bis sie vor der Verkaufstheke standen, bei der Tai gar nicht mehr aufhören wollte, zu bestellen.

Zum Schluss gingen sie bepackt wie Esel in den großen Saal und suchten nach ihrem Platz. Tai hatte eindeutig einen Schuss weg, wenn es ums Essen geht. Das war für ihn wie ein Startsignal, bei dem es um Leben und Tod ging und wehe, man aß Tai mal etwas weg. Dann sollte man wirklich in Deckung gehen.

Matt war erstmal bedient. Er wackelte mit Tais Bestellungen wie ein Fußkranker durch den dunkeln Saal, während Tai vorne hinaushetzte und sich freudestrahlend auf einen der Sitze fallen ließ. Auch Matt war kurze Zeit später auf seinem angelangt. „Musstest du wirklich 2 Jumbopackungen Popcorn, 4 Schachteln Taccos mit Käse- und Chilisoße, 4 Packungen Gummitierchen und 2 große Colas kaufen?“, fragte Matt sarkastisch, als Tai auch schon anfing sich der ersten Fressorgie seines Körpers hinzugeben. „Hm…musste ich.“, nuschelte er etwas unverständlich und kaute zufrieden auf einer handvoll Popcorn rum. Doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Wo waren Kari und T.K?

„Sag mal, wo sind…“. „Ich dachte schon, du würdest nie mehr fragen.“, unterbrach ihn Matt. „Die schauen sich irgendeinen Liebensfilm oder so etwas in der Art an. Ich dachte mir aber, dass du darauf keine Lust hast und du ihnen nur den Film ruinierst.“. „Ich ruiniere nie jemand anderem die Filme!“, brüllte Tai ihm entgegen, doch ernte gleich einen wütenden Schnaufer von einem älteren Mann, der eine Reihe hinter den beiden saß.

„Ist schon gut, ich bin ja schon still. Der Film hat noch nicht mal angefangen und schon regen sich die Leute hier so auf!“, brummelte Tai genervt und widmete sich nun einer der Tacchospackungen.

Der Film gefiel Tai wirklich. Jede Menge Blut, Qualen und Leid waren zu sehen. Nicht, dass er ein Sadist oder so etwas war, aber er mochte solche Filme einfach mehr, als irgendwelche Komödien oder so etwas in der Art. Seiner Meinung nach hätte der Film allerdings etwas länger gehen können, aber die Zeit hatte ausgereicht um wirklich alles restlos aufzuessen. Matt hatte allerdings kaum etwas abbekommen.

„Es wundert mich immer wieder, wie du solche Mengen runter schlingen kannst, ohne, dass dir schlecht wird.“. „Ach, das ist einfach. Man nennt so etwas Übung!“, lachte Tai überlegen und setzte sich auf einen der Stühle im Foyer. Kari und T.K waren immer noch in einem der Kinosäle und so mussten Matt und Tai gezwungenermaßen warten.

„Sag mal, Tai? Dir gefällt es nicht, dass Kari mit T.K anbandelt, oder?“, fragte Matt und traf Tais wunden Punkt, der sich auch augenblicklich regelrecht an dem Rauch seiner Zigarette verschluckte. Er musste stark husten, so, als ob es seine erste Zigarette gewesen wäre, die er jemals geraucht hatte.

Als er sich wieder beruhigt hatte und der Hustreiz in seiner Kehle nachgelassen hatte, schaute er Matt etwas verwirrt an. Hatte er etwas dagegen? Nun ja, so genau konnte er das gar nicht sagen, aber irgendwas in ihm wollte es nicht wahr haben, dass sein kleines Mädchen, sein Baby nun erwachsen werden sollte.

„Hm…“, fing er an und wusste nicht recht was er sagen sollte, beziehungsweise wollte. „Na ja…also, es ist nicht T.K, der mich stört, sondern die Tatsache, dass sie jetzt erwachsen wird. Ich mein, ich war doch immer ihr Beschützer und nun…na ja, muss ich sie gehen lassen, muss ich aufhören, sie immer wieder schützen zu wollen. Ach, ich weiß auch nicht, wie ich dir das sagen soll, oder erklären, aber ich fühle einfach, dass ich es nicht so einfach kann. Ich kann nicht einfach dabei zusehen, wie Kari einen anderen Jungen küsst, verstehst du?“. „Dann schau jetzt lieber nicht hinter dich.“, lachte Matt aus Unsicherheit und aus der Situation heraus. Tai verstand nicht recht und drehte sich rum.

Es traf ihn wie einen Schlag, wie ein Messer, das langsam tiefer in sein Herz schnitt. Oh Gott, er fühlte sich wie der arme Mann im Film, dem bei vollem Bewusstsein die Hoden abgeschnitten wurden, um danach gegessen zu werden. Gut, vielleicht nicht ganz so schlimm, doch es kam schon nah dran.

Tai wollte sich gerade erheben um der trauten Zweisamkeit ein Ende zu bereiten, doch dann fasste Matt ihm am Arm und schüttelte den Kopf. Tai war jetzt absolut fertig. Wurde seine Welt vorher noch mit dünnen Drahtseilen gehalten, so waren sie soeben zerschnitten worden und seine kleine Welt, die nur durch ein wenig Klebstoff zusammen gehalten wurde, stürzte in ein dunkles, tiefes Loch, welches kein Ende finden wollte. Den Aufprall hörte er nicht, doch dass seine Welt soeben in Stücke brach, bekam er nur zu deutlich mit.

Tai kam es vor wie eine Ewigkeit, bis Kari und den T.K endlich den Kuss lösten und freudestrahlend auf ihre Geschwister zu rannten. Kari schien die Trauer in Tais Augen gar nicht zu sehen, viel zu weit hatte sich bereits der rosa Vorhang vor ihre Iriden geschoben.

Matt war als erstes in der Lage gewesen, etwas zu sagen. „Hör zu, T.K. Wir sollten Kari und Tai jetzt mal kurz alleine lassen. Ein wenig kühle Luft wird dir auch gut tun.“. Damit zog er seinen Bruder mit sich und ging hinaus.

Kari blickte etwas ungläubig den beiden hinterher, bis sie aus ihrem Blickfeld verschwunden waren. Dann schaute sie ihren Bruder an, der ein seltsames Gemisch aus Trauer, Wut und Hoffnungslosigkeit auf sein Gesicht gelegt hatte.

„Was ist denn los, Tai?“, fragte sie besorgt und setzte sich neben ihn. Nach einer kurzen Zeit des Schweigens, konnte Tai einigermaßen gefasst nachfragen: „Liebst du ihn?“. Kari war verblüfft über diese Frage. Sie verstand den Sinn dahinter nicht, doch antwortete sie wahrheitsgemäß mit „Ja“.

Ta nickte und blickte sie dann wieder ernst an. „Hör zu. Es wird eine Weile dauern, bis ich das akzeptieren kann, doch ich verspreche dir, dass ich es irgendwann werde. Nur wann, kann ich dir noch nicht sagen.“. Kari war es diesmal, die einfach nur stumm nickte. „Wenn du irgendwelche Probleme hast, sei es mit ihm oder mit wem auch immer, kannst du immer zu mir kommen, das weißt du, ja?“. Kari nickte wieder stumm, doch bekräftigte sie ihre Aussage dann mit einem „Ja, das weiß ich.“.

Tai umarmte sie und zog sie fest an sich. Weinen konnte und wollte er nicht, schließlich war ja niemand gestorben. Oder fast niemand, seine Welt war ja soeben in Stücke gefallen, doch sie würde wieder heilen, so wie schon einmal. Das hoffte Tai zumindest.

„Tai? Du tust mir weh.“. „Oh, entschuldige.“. Tai löste seine Umarmung und sah Kari zärtlich an. „Na hob, geh zu ihm. Er wartet bestimmt schon sehnsüchtig auf dich.“. Das ließ sich Kari nicht zweimal sagen und sprang auf. Kurz hielt sie inne. „Kommst du mit?“. „Ich komm gleich, geh schon mal vor.“.

Jetzt war es also soweit. Der Tag war gekommen, an dem Tai seine Schwester gehen lassen musste. Er wusste, dass er eines Tages soweit war, doch insgeheim hoffte er, dass er nicht so schnell kam und nun war er über ihn hereingebrochen.

Etwas wehmütig und deprimiert stand er schließlich auf und ging ebenfalls in die Kälte. Ja, Tai musste Kari loslassen, damit sie glücklich werden konnte. Und dass sie glücklich sein sollte, hatte er ihr einst versprochen, deswegen wollte er ihr nicht im Wege stehen.
 

The time has come to set you free

Tonight’s the night I’ll untie all my dreams

I’ll send them away so I can find some peace

The time has come to set you free
 

I’m going to let you go
 

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*Cannibal Holocaust: Ja, ich geb’s ja zu: Dieser Film kam niemals in die Kinos und er ist auch schon uralt. Wurde in den 80 ziger Jahren gedreht und ist mehr als schlecht. Ich habe ihn zweimal gesehen und kann ihn nicht weiter empfehlen, außer jemand mag es, jemand anderen leiden zu sehen.

Wenn jemand ein wenig was von einem Vampir hat, wird er ihn auch lieben, denn das Blut ist praktisch der Star in diesem Film. Wundert mich, dass es keinen Oscar erhalten hat, denn es spielt seine Rolle wirklich gut xD.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-09-01T22:05:25+00:00 02.09.2008 00:05
Tolles Kapitel <3
Wie die zwei voll beladen ins Kino gehen xD das konnte man sich so richtig schön vorstellen ;P
Und Kari und TK sind total süß zusammen^^

Irgendwie versteh ich Tai, aber er muss lernen loslassen zu können.. Aber er hat sie ja nicht komplett verloren sondern muss sie sich lediglich nur ‘teilen’ xD
Schreib schnell weiter =)
lg


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