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Es tevi mīlu

von

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Bailes

Tage vergehen, in denen ich über kaum etwas nachdenke, was nicht in irgendeiner Weise mit Andris zu tun hat.
 

Ich sitze wie ein Geist in den Vorlesungen und kritzle auf meinen Blättern herum. Wenn ich zeichnen könnte, wären wahrscheinlich schon hunderte Andris-Skizzen entstanden… so aber male ich diese nur in meinem Kopf, stelle mir sein Lachen vor oder seine strahlenden Augen… auch an seinen Körper denke ich, an die weiche Haut und an die Lippen… wie oft habe ich an ihnen gehangen, ob nun physisch oder bei seinen Erzählungen… und doch ist es, als würde mir langsam die Erinnerung danach entgleiten. Ich fühle sie nicht mehr, weiß nicht mehr, wie er schmeckte… und langsam glaube ich sogar, seine Stimme zu vergessen… Stattdessen höre ich unentwegt die meiner Professoren, oder die besorgten Stimmen von Nina und Florian, wenn sie mich mal wieder fragen, was denn bloß mit mir los sei. Nichts, sage ich immer wieder, und weiß doch ganz genau, dass man merkt, dass eben nicht nichts ist.
 

Wenn ich zuhause bin, sitze ich vor meinem Computer, vor dem Fernseher, in der Küche oder sonst wo und kann nicht aufhören, daran zu denken, wie viel Zeit ich hier mit Andris verbracht habe. Es war so normal, ihn um mich zu haben, selbst wenn wir nichts zusammen machten, sondern lernten oder etwas laßen, im Internet nach Informationen suchten oder eMails beantworteten. Es war so vollkommen normal, dass er sich ganz ungezwungen in meiner Wohnung bewegte, meinen Kühlschrank plünderte oder ab und zu meine Kleidung trug. Ich habe das Gefühl, mich an all die Male zu erinnern, die er in ein Shirt oder eine Hose von mir schlüpfte, mich dann immer wieder aufzog, wie steif mein Kleidergeschmack doch sei. Dass es ihm ausgesprochen gut stand, habe ich ihm nie gesagt…
 

Sogar dann und wann beim Einkaufen muss ich an Andris denken. Es ist zwar in der ganzen Zeit nur sehr selten vorgekommen, dass wir gemeinsam einkaufen waren, und doch sind mir die paar Mal in Erinnerung geblieben. Ich sehe noch vor mir, wie er plötzlich anfing, mit den Nektarinen zu jonglieren, wie ich ihn zunächst erschrocken, dann aber fast begeistert dabei musterte…

„Als ich noch ganz klein war“, hat er gegrinst und die Nektarinen von seinem Ellenbogen in den Einkaufwagen springen lassen, „habe ich mir gewünscht, mal zum Zirkus zu gehen. Immer wenn einer in der Stadt war, habe ich meine große Schwester gezwungen, mit mir hinzugehen. Sie hat es gehasst, sag ich dir!“ Er hat nach einem Glas Gurken gegriffen, ließ es in der Luft wirbeln und fing es elegant wieder auf, zur Erleichterung meines stehengebliebenen Herzens. „Einmal hab ich mich nachts davongeschlichen und bin zum Zirkus gelaufen. Was ich da gemacht hab, weiß ich gar nicht mehr, nur dass man mich am Ende bei den Pferden gefunden hat…“ Mir wurde eine Packung Nudeln zugeworfen, die ich nur mit Not fing. „Hab den Traum aufgegeben, als ich auf die neue Schule kam. Ab da wurden Jungs für mich interessanter…“

Bei diesen Worten ist er auf mich zugekommen, hat mich an sich gezogen und geküsst. Erschrocken hatte ich eine Dose fallen lassen, was natürlich erst recht dafür sorgte, dass uns alle bemerkten. Grinsend löste er sich wieder von mir.

„Idiot!“, fauchte ich und konnte mir dennoch selbst ein Grinsen nicht verkneifen. Tiefrot hob ich die Dose auf und ging weiter mit den Worten, dass er bestimmt ein toller Clown geworden wäre.
 

All diese Erinnerungen spulen sich in meinem Kopf seit Tagen in einer Endlosschleifen ab, egal wie sehr es schmerzt, jedes Mal wieder… jedes Mal mehr. Ich muss immer daran denken, was ich verloren habe, muss immer wieder daran denken, dass ich zu blind war um zu merken, dass mein Glück die ganze Zeit greifbar nahe gewesen ist… und dass es sich nun immer weiter von mir entfernt.
 

Natürlich kann ich mittlerweile durch das ganze Nachdenken fast all meine Fragen, die zu Anfang durch meinen Verstand wirbelten, problemlos beantworten.
 

Wieso ich nie gemerkt habe, dass ich in Andris Gegenwart eigentlich nie an Florian dachte?

Weil wir immer wieder über Florian sprachen. Meist brachte Andris das Thema auf… und wenn er es nicht tat, dachte ich weniger und weniger an meine vermeintlich große Liebe… stattdessen ging ich voll und ganz in Andris’ Gesellschaft auf, bemerkte es jedoch nie.

Aber wieso? Wieso habe ich nie gemerkt, dass ich mich in Andris verliebt hatte?

Wahrscheinlich weil wir schon fast alles teilten, was Verliebte teilen. Wir waren zärtlich miteinander, hatten guten Sex, sprachen über wichtige und unwichtige Dinge, schafften es, uns miteinander zu langweilen, uns dabei gut zu fühlen, schafften es, unseren Alltag miteinander zu leben... und so weiter. Und es wurde mit der Zeit so normal für mich, dass ich es nie als das deutete, was es war… denn hatte ich es so nicht viel einfacher? War es nicht einfacher, das Ganze weiterhin als eine Freundschaft zu betrachten? Dies machte es unkompliziert… denn hätte ich mich auch nur ein einziges Mal gefragt, ob ich ihn liebe, wäre da auch die Frage gewesen, was dann denn mit Florian ist. Vielleicht aus diesem Grund hinterfragte ich nie meine Gefühle, sondern genoss es einfach wie sie war.
 

Über all das, bin ich mir mittlerweile klar geworden… nur über eines nicht… Und zwar bleibt da immer noch die Frage, was Andris von mir hält.

Ob ich das nicht weiß?

Nein.

Ich weiß, dass er gerne mit mir zusammen gewesen ist, weiß, dass ihm sowohl das sexuelle als auch das intellektuelle mit mir gefiel, weiß, dass er mich immer öfter Mīļotā nannte – doch was das bedeutet, das weiß ich nicht.

Vielleicht würde ich sagen, dass er mich auch liebt… doch ich verstehe nicht, weshalb er mir dann immer wieder in der Sache mit Florian geholfen hat, wieso er mir gut zusprach, immer und immer wieder. Und hätte er nicht diese Freude für mich gezeigt, als ich mit meinem Missverständnis zu ihm kam, dann würde ich vielleicht Gefühle für mich erkennen, doch so? So weiß ich nur, dass er von einem Ersatz für mich sprach, dass er sagte, dass es genug sei, wenn ich ab und zu ins Meddiz komme...

Wie also soll ich glauben, dass er mich auch liebt? Es gibt kein wirkliches Anzeichen dafür.
 

Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich an jenem Tag im November so ausgeflippt bin, weil ich unterbewusst danach sehnte, Liebe von ihm zu bekommen – und da ich diese nicht spürte, bin ich so auf ihn losgegangen, habe ihn beschimpft und ihm unglaublich gemeine Vorwürfe an den Kopf geworfen.

Kein Wunder, dass er mir seither aus dem Weg geht.
 

~ * ~
 

Tage vergehen, ohne dass ich irgendeinen Fortschritt in der Sache mit Andris mache… Egal wie oft ich an ihn denke, wie sehr ich mich an all die Sachen mit ihm erinnere, so tue ich doch nichts wirklich Produktives – und dass quält mich bei all dem am meisten.

Natürlich, seit mir klar geworden ist, was eigentlich mit meiner Gefühlswelt los ist, verfolgt mich der Gedanke, dass ich endlich mit ihm sprechen muss, überall hin… und doch habe ich es nicht getan. Ich weiß, dass ich es über alles will… doch ich weiß nicht, wie ich es tun soll. Ich weiß nicht, was geschehen könnte, wenn wir uns begegnen, weiß nicht, was er mir dann an den Kopf werfen wird. Natürlich werden es Sachen sein, die ich verdient habe, aber ich will sie nicht hören, ich habe Angst davor...

Und so weiß ich nur mit jedem Tag mehr, dass ich endlich über meinen Schatten springen sollte… und suche das gesamte FH-Gelände und die Mensa mit den Augen nach ihm ab, in der Hoffnung, zu wissen, was zu tun ist, wenn ich ihn erstmal sehe… und dann am Abend stelle ist fest, dass schon wieder ein Tag vergangen ist, an dem ich es nicht geschafft habe, einen Schritt vorwärts zu tun.
 

Ich versuche nicht darüber nachzudenken, wie viele ungenutzte Tage schon vergangen sind, sondern versuche nur an das Hier und Jetzt zu denken, als ich mich an einem kalten Tag Mitte Dezember auf den Weg mache…

Lange habe ich zuhause gesessen und darüber nachgedacht… ich habe im Kopf sogar versucht, eine Pro und Contra Liste aufzustellen, die ich aber sofort wieder verworfen habe, da sie natürlich viel mehr Pro-Punkte enthielt… und irgendwann habe ich mich aufgerafft, habe ich es geschafft, meine Wohnung zu verlassen, in mein Auto zu steigen und loszufahren…

Und jetzt, da ich hier stehe, starre ich nur das Türschild an, auf dem sein Name steht. Ein paar Mal schon habe ich meine Hand gehoben, habe meine Finger über dem kleinen, schwarzen Knopf schweben lassen… und doch schaffe ich es nicht, die ganze Zeit schon nicht.

Was wird passieren, wenn ich klingele? Was wird er sagen, wie wird er mich ansehen? Wird er sehr wütend sein? Wird er schreien? Wird er mir überhaupt zuhören wollen?

Auf all das habe ich keine Antworten und weiß auch, dass ich sie nicht bekommen werde, wenn ich nicht endlich klingele… und doch steigt die Angst immer mehr.

Ich habe Angst, mit diesem kleinen Druck auf die Klingel alles zu verlieren… aber habe ich das nicht schon längst?
 

Ein weiteres Mal lasse ich meine Finger sinken.

Was werde ich ihm eigentlich sagen, wenn ich ihn sehe? Wie soll ich beginnen? Soll ich mich erst entschuldigen oder ihm direkt sagen, dass ich ihn liebe? Soll ich-

Das plötzliche Öffnen der Tür lässt mein Herz stehen bleiben. Ein Augenpaar triff mich und ich erwidere den Blick mit klopfendem Herzen… dann wird der Blick fragend.

„Kann ich dir helfen?“, fragt die junge Frau, die andere Mitbewohnerin Andris’, deren Namen ich vergesse habe, da sie mir nur ein Mal begegnet ist. Sie scheint mich gar nicht erst zu erkennen.

„Ich…“ Mein Hals ist trocken. Ich wende den Blick ab und weiß, dass ich knallrot bin.

Sie tritt aus der Tür heraus und schließt diese hinter sich. Sofort fährt ein aufhaltendes Zucken durch meinen Körper. Sie bemerkt es auch.

„Willst du zu jemandem?“, fragt sie und ihre Stimme zeigt fast schon Belustigung, was die Sache nicht gerade angenehmer macht.

„Andris…“, hebe ich meinen Blick langsam wieder.

„Oh, das tut mir leid.“ Sie schließt die Tür ab und lächelt mich an. „Den hast du gerade verpasst… er ist vor zwanzig Minuten los zum Meddiz…“

Es ist, als würde jemand einen Stein auf meine Schultern fallen lassen. Ich fühle mich, als wäre der ganze Mut, den ich aufgebracht habe, um hier her zu kommen, zu einem kleinen Haufen zusammengefallen. Ohne ein weiteres Wort drehe ich mich um. Ich steige die Treppe hinab und höre ihre Worte nicht mehr, die sie mir hinterher ruft… ich spüre nur die vollkommene Enttäuschung in meinem Inneren.

Er ist nicht da.
 

In meinem Auto sitzend, weiß ich natürlich, was ich nun tun sollte: ab zum Meddiz. Dennoch dauert es bestimmt zehn Minuten bevor ich es schaffe, den Schlüssel im Schloss herumzudrehen. Langsam wie nie fahre ich die Straßen entlang und als ich schließlich vor der Bar mit ihrem Leichtschild ankomme, tue ich mir schwer daran, mein Auto zu verlassen. Ich verkrampfe meine Finger um meinen Schlüsselbund und zögernd nur trete ich näher, kann immer besser durch die durchsichtigen Bereiche der Fenster sehen… und in dem Moment, in dem ich auf der richtigen Straßenseite angekommen bin, entdecke ich auch Andris. Er steht an der Bar und unterhält sich mit einem jungen Mann… er lächelt und seine Augen scheinen zu glänzen.

Langsam mache ich noch einen Schritt näher an die Glasscheibe heran. Andris’ Lippen bewegen sich und er beugt sich etwas vor, damit der andere ihn besser versteht… wieder ein Lächeln…

„Lass mich dich küssen“, fährt es mir durch den Kopf. Es war bei einem der ersten Male gewesen, an denen ich das Meddiz wegen ihm besucht hatte. Aufgrund von Projektstress hatten wir uns seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen… Ich weiß noch, wie gerne ich es tatsächlich auch getan hätte, und dennoch habe ich den Kopf geschüttelt.

„Also wirklich, keine Geduld der Herr…“, habe ich gegrinst und ihn in die Seite gestoßen.

„Wieso sollte ich, wenn ein so begehrenswerter Gast mich so verführerisch anlächelt?“

„Tue ich das? Danke für den Tipp. Ich werd es mir ganz schnell abgewöhnen!“

„Brauchst du nicht… ich mag das…“

Und dann hat er mich tatsächlich geküsst. Nur flüchtig und nur auf die Wange nahe meiner Lippen, aber er hatte es getan, mitten am Tresen der damals überfüllten Bar… Ich wäre am liebsten im Boden versunken.

Noch jetzt spüre ich die Hitze auf meinen Wangen, die immer wieder kommt, wenn ich an solche Momente denke. Dabei sind es so schöne Erinnerungen, so winzige, kleine Momente, über die ich mir nie wirklich Gedanken gemacht habe… dabei waren sie etwas so besonderes gewesen…

Wieso fällt mir das bloß erst jetzt auf?

Ich lasse den Kopf sinken, als ich sehe, wie Andris von seinem Gesprächspartner zurücktritt. Er grinst, macht eine wegwerfende Handbewegung und greift dann nach seinem Tablett. Im Vorbeilaufen berührt er den mir Fremden an der Schulter, was ein kleines Zucken durch meinen Magen jagt.

Der Blick einer jungen Frau im inneren der Bar trifft mich, und ich drehe mich um.

Nur meine Angst trennt mich jetzt noch von Andris… wieso kann ich sie bloß nicht endlich überwinden? Wieso schaffe ich es nicht, nun zu ihm da reinzugehen und mit ihm zu reden? Oder vielleicht sollte ich in diesem Moment auch einfach nur Taten sprechen lassen, ihn an mich ziehen und einfach küssen, vor all den Leuten.

Ich schüttle den Kopf. So etwas würde Andris vielleicht machen, doch ich bin nicht der Typ dazu… ich habe nicht diesen Mut, ich habe noch nicht mal ein klein wenig Mut…

Und während ich mich auf den Weg zurück zu meinem Auto mache, versuche ich mir einzureden, dass ich dies nur tue, weil es vollkommen sinnlos wäre, an einem so öffentlichen Ort mit Andris zu reden.
 

~ * ~
 

Tage vergehen... und den Mut, ein weiteres Mal zu Andris nach Hause zu gehen, bringe ich nicht auf. Ich muss daran denken, wie normal er in der Bar gewirkt hat, überhaupt nicht traurig, sondern fröhlich wie immer. Wahrscheinlich hat er sich damit abgefunden, dass ich nicht mehr zu ihm kommen werde… wenn ihn das überhaupt je beschäftigt hat…

Zwei Tage nach meinem ersten Versuch, zu Andris zu gehen, schaffe ich es wenigstens, seine Handynummer zu wählen. Statt ihm geht die Mailbox dran und ich lege wieder auf. Eine halbe Stunde später noch mal genau das Gleiche… und auch am nächsten Tag.

Ich spreche nicht auf die Mailbox, habe nicht den Mut dazu, auch nur bis zum Ende der Ansage zu warten. Was sollte ich auch sagen? Ich sollte direkt mit ihm reden.
 

Es vergeht fast eine ganze Woche, in der ich nichts tue… und dann haben wir wieder Freitag… und Nina fragt mich, ob ich nicht Lust habe, mit auf die FH-Party zu kommen. Ich verneine dankend, beruhige sie, als sie besorgt nachfragt, ob es mir gut ginge. Sie und Florian machen sich Sorgen, immer noch oder immer mehr… Seit sie nun glücklich ein Paar sind, scheinen sie es nicht gut zu vertragen, mich deprimiert neben sich zu sehen… Ich kann das verstehen, und dennoch mache ich keine Anstalten, mich ihnen gegenüber zu verstellen. Erklären tue ich ihnen meine Situation aber auch weiterhin nicht.

Die FH-Party nun sieht Nina als eine gute Gelegenheit für mich, mal wieder etwas Spaß zu haben – ich sehe es einfach nur als das, was es ist: eine Massenveranstaltung, mit der ich nichts anfangen kann… und wahrscheinlich würde ich eh nur die ganze Zeit daran denken können, wie Andris mich damals auf einer solchen Party angemacht hat…
 

Der Abend bricht an und ich denke auch so an damals zurück… und dann ist es diese Erinnerung, die mich aufstehen und zu meinem Schrank gehen lässt. Eigentlich ist es doch die perfekte Gelegenheit, Andris zu sehen. Er wird mit Sicherheit da sein, immerhin liebt er Partys, hat das gesamte letzte Jahr nie eine FH-Party verpasst…

Lange stehe ich da und nehme ein Kleidungsstück nach dem nächsten in die Hand. Dabei ist es so unwichtig. Nicht nur, dass Andris mich ohnehin schon in allem und nichts gesehen hat, es wird ihm wohl auch vollkommen egal sein, was ich trage. Aber mir hilft es, darüber nachzudenken, da ich so andere Gedanken verdrängen kann.

Als ich mich schließlich auf den Weg mache, weiß ich nicht wirklich, wie ich vorgehen soll, wenn ich ihn wirklich antreffe…

Immer wieder dieselbe Frage: was soll ich bloß sagen?
 

Auf der Party angekommen, dränge ich mich schnell zum Kern der Menge vor. Hier halte ich Ausschau nach seinen kurzen schwarzen Haaren, doch kann ich sie auch nach genauster Suche nirgends entdecken. Enttäuscht drehe ich wieder um.

Mit einer Cola setze ich mich auf die nahegelegene Treppe, die gleiche, auf der er mir auch sagte, dass er auf mich stand, und beobachte die Menge, sowie die Leute, die den großen Hauptraum betreten und verlassen.

Viele wilde Köpfe sehe ich hier, so manche mit dunklem Haar, aber nirgends das, welches meine Fingerspritzen so gut kennen. Wie oft habe ich es zärtlich berührt, wie oft in Extase hindurchgestrichen...

Wieso konnte ich bloß nicht früher begreifen, was es mir bedeutete?
 

Irgendwann gesellen sich Florian und Nina zu mir. Auf ihre Verwunderung, dass ich doch hier bin, reagiere ich nur mit einem Zucken der Schultern… und so sitzen wir eine Weile zu dritt da und starren vor uns hin. Jede Sekunde schrumpft meine Hoffnung, ihn hier noch zu sehen, weiter. Vielleicht muss er arbeiten...

Traurigkeit scheint mein Herz einzunehmen.

„Ich gehe nach Hause“, verkünde ich und stehe auf.

Es hat keinen Sinn, noch länger zu warten.

Nina und Florian folgen mir die paar Treppenstufen hinunter. Nochmals sehe ich über die ganzen Leute hinweg, erwidere dann traurig Ninas Blick und lass mich von ihr zum Abschied in den Arm nehmen.

Ich trotte übers Gelände zum Parkplatz hin, mit gesenktem Kopf.

Mīļotā, höre ich ihn in meinem Kopf zu mir sagen und ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich mochte es sehr, wenn er mich so nannte... Es hatte etwas Besonderes...

Fast bei meinem Auto angekommen, vernehme ich von irgendwoher ein dumpfes Geräusch. Ich hebe meinen Kopf danach und bereue Sekunden später, es getan zu haben.

Da ist er, gar nicht so weit von mir entfernt... und bei ihm ist irgendein anderer Typ.

Das zärtliche Kosewort klingt nun grausam sarkastisch in meinen Ohren, während ich wie angewurzelt dastehe und die beiden sich vor meinen Augen einbrennen, wie sie sich unbemerkt von mir und der Welt heftig küssen.

Mir wird speiübel.

Ich reiße mich los, beschleunige meinen Schritt und springe ins Auto. Den Motor gestartet, rase ich an dem anderen Auto vorbei, in welchem er mit diesem Ersatz von mir rummacht.

Aber was heißt Ersatz? Vielleicht hatte er ja schon viel länger was mit dem... vielleicht ist er einfach der nächste in der Reihe…
 

Ich unterdrücke jegliche Tränen auf der Heimfahrt. Ich will nicht weinen! Immer und immer wieder höre ich seine Worte in meinen Ohren, doch sie haben ihre Wärme verloren.

Er braucht mich nicht mehr.

Wie konnte ich auch nur eine Sekunde lang annehmen, dass alles wieder so werden könnte, wie früher, vielleicht sogar viel besser?

War ich denn wirklich so naiv?
 

Bei mir Zuhause angekommen, stehe ich zunächst traurig herum. Ich starre auf den Punkt, an dem wir uns zum ersten Mal küssten, starre auf so viele andere Flecken, in denen meine Erinnerungen mit ihm vergraben sind. Am liebsten würde ich jede einzelne auf der Stelle vergessen, doch mit einem Mal scheinen sie in meinem Kopf fest gebrannt, verankert mit meinen Gefühlen, die ich am liebsten ebenso hinausschleudern würde. Doch bei alle dem sehe ich auch das Bild vom Parkplatz vor mir.

Wut packt mich und ich werfe Dinge durch den Raum. Eine Vase zerschellt an der Tür. Die Scherben ansehend, lasse ich mich auf dem Sofa nieder und versinke mit jeder Sekunde mehr darin.

Wie konnte ich auch nur eine Sekunde lang auf irgendetwas hoffen?
 

ENDE KAPITEL 9



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von: abgemeldet
2008-10-12T20:24:01+00:00 12.10.2008 22:24
Oha, das ist echt hart. Nagut, ein bisschen Zeit habe ich noch...
*weiterlesen geht*
Von: abgemeldet
2008-07-12T18:54:45+00:00 12.07.2008 20:54
Wie traurig. -.- Da bleiben einem einfach die Worte weg. Aber ich habe für Andris verständnis. Wer weiß schon, wie lange der auf Lukas gewartet hat?... Gut das ich jetzt auf das nächste Kapitel nicht warten muss, da es schon da ist, sonst würde ich voll auf dem Schlauch stehen. *lach* (Da hat die Zwangspause durch Urlaub durchaus etwas gutes)
Bis später! ^^


Von:  kuestenfee1
2008-07-03T15:51:12+00:00 03.07.2008 17:51
Was hat Lucas auch anderes erwartet, nachdem er Andris so verletzt und sich dann ewig nicht entschuldigt hat?!
Ich kann Andris sehr gut verstehen, dass er sich nach so einer Ansage jemand neues sucht.
Trotzdem hoffe ich immer noch, dass Lukas endlich den Mut findet sich zu entschuldigen und es dann auch nicht durch widriege Umstände wieder verhindert wird. Auch hoffe ich, dass das mit Andris und diesem Typen nichts ernstes ist und Andris Lukas verzeihen wird.

Freue mich schon auf das nächste Kapitel.

lg kuestenfee
Von:  midoriyuki
2008-07-02T18:39:39+00:00 02.07.2008 20:39
Omg o_o
Das ist wirklich überhaupt und gar nicht gutoO
So ganz mies gemein und der Arme tut mir so verdammt leid...waaah warum macht Andris denn sowas;_;

Lad ganz schnell das nächste Kapi hoch ja;_;
Sonst krieg ich hier nen totalen Ausraster>_<
Von: abgemeldet
2008-07-02T16:11:26+00:00 02.07.2008 18:11
Verdammte Scheiße, wie kannst du an so einer Stelle aufhören!!!!!!!!!!!!!! Mein Herz klopft bis zum Hals, was passiert jetzt weiter? Andris, verdammter blöder Kerl, aber irgendwie, ach Mensch Wenn man immer nur gedanken von einer Person erfährt, wie soll man wissen wie es der anderen geht. Blöder Lukas, hat sich zuviel Ziet gelassen, aber ich kann ihn sowas von verstehen. Ich würde jetzt heulen und mich vergraben und ganz laut Musik hören und alle Leute ringsrum anmachen und ganz doll krank sein. Bitte bitte, wie gehts weiter?????????????
Von:  yukken
2008-07-02T15:11:01+00:00 02.07.2008 17:11
hahhhh~~ ein neues kappi also wieder on~ X3 +freude+

un nya ok..
an der stelle, an der lukas wieder von der bar weggegangen ist, kam in mir das erste mal das gefühl auf, ihn schlagen zu wollen XD sollte er doch endlich den arsch zamkneifenu nd auf ihn zugehen!
aber schnell schlug das in mitleid um.
das kann er doch nich machen, ja okay kann er doch und ich hoffe, dass der andere typ nur ne ablenkung ist. man hätte sich aber denken können, dass es nicht gleich friede freude eierkuchen wird.... man brauch drama ja XD"
ich hoffe wirklich, dass er nicht nur mit ihm gespielt hat.. aber.. wenn lukas auch nich eher aus de pötte kommt.. vielleicht hatte andris ja gewartet, dass er zu ihm kommt.. und weil er aber irgendwann des wartens leid war, hat er die hoffnung aufgegeben und sich nun eben jmd anderen gesucht..
und dann wen lukas doch zu ihm geht und ihm das alles sagt, kommts nur so "Und was glaubst du soll ich deiner Meinung nach machen? Ich hab gewartet Lukas, aber irgendwann isses auch vorbei." hahhhhh~~~~

nja.. ich hoffe es wird ein happy end geben~

aja und herzlichen glückwunsch wegen den prüfungen ^^

bis zum nächsten mal~

grüße~

yu :D
Von:  Yumicho
2008-07-02T14:20:23+00:00 02.07.2008 16:20
Man, das ist traurig Q___________Q
-sniff-

Ich kann schon wieder nicht anders, als dir zu drohen. xD
Wehe, man, wenn das nicht besser wird mit den beiden >_<

Das ist... dramatisch >-<
-total auf Drama~ abfährt-

Aber nya... Q___Q

Hoffentlich kommt das nächste Kapitel bald ^____^


Achja: & herzlichen Glückwunsch, was deine Prüfungen anbelangt, falls ich mich nicht verlesen haben sollte. xD

Von:  Mel_Vineyard
2008-07-02T14:18:51+00:00 02.07.2008 16:18
*heul* *schnief*
das ist so traurig!
der arme!
aber ich meine er sollte einfach endlich mal mit andris reden, egal was ist.
der wollte sich bestimmt auch nur ablenken! (*hoff*)
schreibst du dann schnell weiter und machst, dass es lukas nicht mehr so schlecht geht!
lg
Mel
Von:  UmbrellaXD
2008-07-02T14:16:06+00:00 02.07.2008 16:16
Q_____________________Q

dieser aaarsch >.<

Aber es gibt ein happy end.. cih weiß es.. das geht nciht anders >.<
Andris wollt sich sicher auch nur ablenken oder damit abfinden oder... was auch immer >.< Er wird einen guten grund haben ;_______;

*absolut nciht mehr auf das nächste chap warten kann*

8;____________;8 *jammer* *rumfuchtel*
Von:  Yumicho
2008-07-02T14:06:13+00:00 02.07.2008 16:06
-mal wieder unbedingt erste sein will- xD


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