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Es tevi mīlu

von

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Atmiņas

Im Nachhinein betrachtet war mein erstes Aufeinandertreffen mit Andris an meinem ersten Unitag – oder besser gesagt Abend. Es war im Meddiz gewesen, ich habe bei ihm ein Bier bestellt, glaube ich zumindest.

Andris meinte später mal, dass er mich schon damals bemerkt hätte.

Wieso?

Weil ich traurig ausgesehen hätte, obwohl ich lächelte.

Das sagte er. Ich erinnere mich nicht daran.
 

Mein erstes bewusstes Aufeinandertreffen mit Andris war auf der ersten Maschbauparty des Semesters, Ende Oktober. Er gab mir ein Bier aus, ohne dass ich wusste, wer er war oder warum er dies tat. Dann stellte er sich mir vor, die Hand nach meiner ausgestreckt. Irritiert ergriff ich sie.

„Ich bin Andris!“, sagte er lächelnd.

Ich glaube, ich muss sehr doof geguckt haben, denn ich dachte seinen Namen über die laute Umgebung falsch verstanden zu haben. Nachfragen wollte ich aber auch nicht...

Er allerdings bewies, dass er schon damals aus meinem Gesicht lesen konnte, denn er beugte sich näher an mich heran, immer noch lächelnd, und erklärte mir:

„Der Name ist lettisch.“ Er zwinkerte. „Merk ihn dir!“
 

Worüber wir uns an jenem Abend unterhielten, weiß ich nur noch bruchstückhaft. Die meiste Zeit hielt ich eher nach Florian Ausschau und fragte mich nebenbei, wieso mich dieser fremde Typ angequatscht hatte.

Wir unterhielten uns über unsere Studiengänge. Ich Informatiker, er Photoniker hatten wir uns zu berichten, wieso wir diese Richtung gewählt hatten. Auch erfuhr ich, dass dies bereits sein drittes Semester war – ein alter Hase also.

Dann redeten wir über die Party, auf der wir uns befanden, von der wir allerdings noch nicht allzu viel mitbekommen hatten. Grinsend deutete er auf die tanzende Menge und fragte, ob ich Lust habe. Ich tat es als einen Scherz ab, der er, wie ich später erfuhr, gar nicht war.

Dem Thema Party folgten allerlei Themensprünge. Immer noch ein Auge auf Florian werfend, unterhielt ich mich eine weitere geschlagene Stunde mit Andris, bevor er schließlich beschloss, mal seinen Leuten Hallo sagen zu wollen. Als er ging, fragte ich ihn doch noch, wieso er mich angesprochen hatte. Er zuckte mit den Schultern, sagte, dass ich so verloren gewirkt hätte, und verabschiedete sich dann mit einem netten Lächeln.

Erst in dem Moment wurde mir bewusst, dass er mir eigentlich sehr sympathisch war.
 

Diesem Partygespräch folgten ein paar weitere, kürzere. Ab und an sahen wir uns in der Mensa, dann wieder beim Bäcker, in der Bibliothek oder einfach irgendwo auf dem Fachhochschulgelände. Dies geschah vielleicht ein, zwei Mal in der Woche, aber schon so, dass ich ab und an nach ihm Ausschau hielt.

Die Male, in denen ich mich mit Andris unterhielt, ging es meistens um den FH-Alltag. Über was hätten wir auch sonst reden sollen? Ich wusste ja schließlich nicht, ob wir Gemeinsamkeiten hatten, was er überhaupt privat tat, oder wie er über bestimmte Dinge dachte. Eigentlich waren unsere Aufeinandertreffen sehr oberflächlicher Natur, aber das störte mich nicht.

Auch Nina und Florian hatten Andris mittlerweile kennengelernt. Sie fragten mich mal, ob er aus Lettland käme oder wieso er sonst einen lettischen Namen habe. Als ich die Frage weiterreichte, bekam ich nur die geheimnisvollen Worte zurück, dass er mir das sicher irgendwann mal in einer ruhigen Stunde sagen würde.
 

~ * ~
 

Der Tag, der alles veränderte, war der Tag der Pre-Christmas-Party. Eigentlich hatte ich gar nicht vorgehabt, hinzugehen, da ich mich noch mit ein paar Freunden hatte treffen wollen, aber dann entschied ich mich doch dazu. Diese Party sollte jedes Jahr ein riesiges Event sein, hatte ich gehört, und deshalb wollte ich sie nicht verpassen.

Von dem Event bekam ich letztendlich nicht viel mit.

Der Abend begann damit, dass ich verwundert auf die unzähligen, verkleideten Menschen stierte. Ich selbst war in normalen Klamotten gekommen, wie auch viele andere, doch unter ihnen stachen die meist rotweißen Kostüme natürlich deutlich hervor.

Ob es mich begeisterte? Ich weiß es nicht wirklich, denn eigentlich hasste ich schon immer Karneval und alles, was daran erinnerte...

Durch die fröhliche Menge hindurch suchte ich in den nächsten Minuten Gesichter, die ich kannte. Am liebsten wäre mir natürlich Florian, aber von ihm wusste ich, dass er erst zwei Stunden später kommen würde. So hielt ich vor allem nach Nina Ausschau, die ich aber nirgends entdecken konnte.

Frustriert ließ ich mich schließlich mit einem Bier im Plastikbecher auf einer Treppe ein wenig Abseits nieder. Das Ganze erinnerte mich zu sehr an die überfüllten Diskos, denen ich nie wirklich etwas abempfinden konnte.

Ich saß nicht lange alleine da, denn irgendwann begab sich ein Weihnachtself zu mir... und als er mich angrinste, erkannte ich Andris.

„Oh mein Gott!“, stieß ich aus und konnte nicht anders, als schallend über seine Aufmachung zu lachen. Ich war mir nicht sicher, ob er vollkommen dämlich oder einfach nur lustig aussah.

„Gefall ich dir?“, streckte er lachend die Arme aus.

Ich schüttelte den Kopf.

„Nicht?“, schmollte er unter seinen rot bemalten Wangen hervor.

Wieder musste ich lachen, woraufhin sich sein Blick erhellte.

„Und warum sitzt du hier so abseits rum?“, fragte er dann.

„Ich mag solche Partys nicht unbedingt. Außerdem finde ich niemanden, den ich kenne.“

„Du kennst mich.“

„Du bist ja jetzt auch hier.“

„Ist das gut?“

„Ich denke schon.“

„Na dann!“

Er lächelte, ließ sich neben mir nieder und schlang mir den Arm um die Schulter. Erschrocken verschüttete ich einen Teil meines Biers.

„Hola!“, hielt er meine Hand fest. „Du bist schreckhaft.“

„Eigentlich nicht.“

Er zuckte die Schultern und schaute sich um. Dann lehnte er seinen Kopf an meinen und strich mir durch die Haare. Später erfuhr ich, dass das alles Taktik war. Er wollte testen, wie ich auf solche Annäherungen reagieren würde. Dass ich mich nicht wehrte, sondern sie still ertrug, bestätigte ihm seinen Verdacht.

„Soll ich dir was sagen?“, fragte er irgendwann, während ich noch immer mit mir rang, aufzuspringen und seinen Berührungen zu entgehen. So etwas machte sonst nur Florian – ich war es nicht gewohnt.

„Hm?“

„Du darfst es aber niemandem sagen.“

„In Ordnung...“, nickte ich, mich fragend, was es so spannendes gab.

Er lehnte sich näher zu mir, strich sanft ein paar meiner Wellen zur Seite. Sein Atem kitzelte mein Ohr.

„Ich steh auf dich.“

Mein Becher fiel zu Boden und das Bier ergoss sich über die Stufen.

Ich schob meinen Körper steif zur Seite, um Andris anzusehen, herauszufinden, ob er einen Scherz machte.

Er jedoch sah mich vollkommen ernst an und ich begriff, dass es ihm tatsächlich ernst war.

„Das...“ Ich befreite mich von seinem Griff und stand auf. „Es tut mir leid, aber... ich hab da schon einen, den ich...“

Ich stieg die Stufen hinunter, ohne fertig zu sprechen. Unten hob ich meinen leeren Becher auf. Als ich mich wieder aufrichtete, stand der Weihnachtself vor mir. Er grinste und einen Moment fragte ich mich, ob ich nicht doch auf einen Scherz hereingefallen war.

„So war das gar nicht gemeint“, schien er meine Vermutung zu bestätigen.

Ich wurde knallrot.

„Nicht?“, brach meine Stimme. Wie peinlich! Ich hatte mich nicht nur blamiert sondern auch geoutet. „Na dann, sorry!“

Ich wollte abhauen, von dieser grässlichen Party verschwinden, doch gerade an der Tür hielt mich seine Hand auf.

„Warte doch mal!“, lächelte er, als ich zu ihm herumwirbelte, meinen Arm befreite. „So war das nun aber auch nicht gemeint.“

„Wie dann?“, fauchte ich, hatte keinen Bock mehr darauf, noch weiter verarscht zu werden.

„Ich meinte, du gefällst mir. Du bist nett, intelligent, sexy... hast schöne Augen und tolle Haare... Ich mag dich einfach... und mehr wäre auch nicht schlecht...“

„Mehr?“, brachte ich schwer hervor, da es mir fast den Atem nahm.

„Sex.“

„Oh!“, machte ich und meine Augen wurden noch größer. „Na dann...“ Ich drehte mich um und verschwand durch die Tür. Das ging zu schnell, mein Kopf machte diese Sache einfach nicht mit. Wie konnte er so was einfach so...

„Lukas!“, rief er mich, während ich schnellen Schrittes vom Gebäude wegging.

Ich konnte diese direkte Anmache nicht fassen. So etwas war mir noch nie passiert!

„LUKAS!“

Ich blieb stehen. Ich weiß nicht wieso.

Als ich mich umdrehte, sah ich noch, wie er sich in Bewegung setzte und schnell zu mir kam.

„Hab ich dich jetzt vergrault?“, fragte er, als er vor mir stand.

„Ja... nein... das...“ Ich ließ die Schultern hängen und kam mir peinlich vor.

„Willst du... mit zu mir kommen?“

„Für Sex?“

„Muss nicht sein, wir können auch einfach nur reden.“

Ich sah ihn prüfend an, bevor ich zustimmte.

Bis heute weiß ich nicht, wieso ich ihm so leicht nachgab.
 

Auf halbem Weg zum Parkplatz hatten wir uns dann nicht für seine WG sondern für meine Wohnung entschieden. Ob es gut war, ihn mit zu mir nach Hause zu nehmen? Ich war mir nicht sicher und doch tat ich es...

Auf der Fahrt schwiegen wir. Er befreite sich von einigen seiner Verkleidungsutensilien, wischte sich die Farbe von den Wangen und saß schließlich als Andris in einer merkwürdigen Hose und einem hässlichen Shirt unter seiner Jacke neben mir.

Ich grinste ihn an, während ich im Kopf wieder und wieder seine Worte durchging.

Sex.

Was, wenn er es doch wollte?

Konnte ich das? Mit einem praktisch Fremden?

Ich verneinte es mir und fuhr dennoch weiter.

Vielleicht könnten wir ja wirklich nur reden, hoffte ich, denn eigentlich konnte man das mit ihm ja ganz gut...
 

In meiner Wohnung angekommen, bat Andris zunächst um eine kleine Führung. Staunend ließ er sich danach auf dem Fußboden vor meinem Sofa nieder. Zögernd setzte ich mich zu ihm, mich fragend, warum er nicht die bequemen Polster wählte.

„Gehst du nebenbei arbeiten?“, fragte er und sah sich noch immer um.

„Nein“, gab ich zu und es war mir irgendwie unangenehm, als ich dann auch die Frage, ob meine Eltern das zahlten, wahrheitsgemäß beantwortete.

„Cool!“, meinte er daraufhin aber nur ehrlich und sah mich an, ohne jeglichen erkennbaren Neid in den Augen.

Ich ließ meinen Blick sinken.

„Was machen deine Eltern?“

Kurz und knapp beantwortete ich ihm diese Frage und ein paar weitere, mich fragend, was ich ihn fragen könnte. Mir fiel nichts ein. Ohnehin war mein Kopf leer, vernebelt von der Sorge, dass er mehr wollen könnte. Ich kam mir wie ein Mädchen vor... eine Jungfrau obendrein. Naja, in gewisser Weise war ich letzteres ja auch noch, zumindest wenn es um Männer ging.

Da das Gespräch erstarb, fragte ich ihn zu seinen Weihnachtsplänen, froh, auf diese Frage gekommen zu sein. Euphorisch berichtete er, dass es ein riesiges Fest geben würde. Ich hörte ihm interessiert zu und bemerkte gar nicht, wie er immer näher an mich heranrückte.

„Und was machst du?“, fragte er dann.

Sein Knie berührte mittlerweile meins. Es brachte mich aus dem Konzept und ich verhaspelte mich.

„Ruhig“, lächelte er und sah mich an. Seine Augen schienen mich einnehmen zu wollen.

Ich kam mir dumm vor, lachte, begann wieder zu sprechen und brach ab. Ich starrte auf seine Lippen.

Sekunden später küsste er mich.

Es war ein fester Kuss und überhaupt der erste, den ich seit mindestens drei Jahren bekommen hatte. Vielleicht aus dem Grund erwiderte ich ihn augenblicklich. Ich schlang die Arme um Andris’ Hals und drängte ihn näher an mich heran. Ich fiel rückwärts, zog ihn mit mir, ließ mich noch fester küssen und wurde mir irgendwo zwischendrin klar, dass es sich unglaublich gut anfühlte.

Dann war der Kuss zu ende.

Andris lag auf mir und lächelte mich an. Ich erwiderte dies Lächeln, als er sich zögernd aufsetzte.

Da sah ich, dass er erregt war, und Sekunden später merkte ich, dass auch ich es war. Er merkte es auch.

Sofort wandte ich den Blick ab.

„Schämst du dich?“, kam es leise.

Ich zuckte die Schultern, mir selbst nicht sicher. „Ich kenne dich doch eigentlich gar nicht.“

„Du kannst mich aber kennenlernen... wenn du willst.“ Er streckte die Finger aus und berührte mein Bein. Ich sah sie an.

„Erzähl mir was von dir“, meinte ich dann.

Er schien einen Moment zu zögern, setzte sich im Schneidersitz hin. Ich konnte nicht anders, als auf seine erkennbare Erektion zu starren, und dies erregte mich selbst nur noch mehr.

„Mal schauen...“, zog er meinen Blick auf sein Gesicht. „Mein Name kommt aus Lettland. Meine Mutter hat ihn ausgesucht. Sie hat mir auch ein paar lettische Worte und Sätze beigebracht, die ich gerne verwende...“

„Stammt deine Mutter aus Lettland?“

„Nein, niemand meiner Verwandten.“

„Wieso dann?“

„Ihre große Liebe war Lette...“ Er grinste schief. „Das hat sie mir erzählt, als ich vierzehn war und meine Eltern seit drei Jahren geschieden waren. Als ich das erfuhr, war ich nur froh, dass die mich nicht Räven genannt hatte. So hieß der Typ nämlich.“

Ein Lachen entwich mir. „Das kann ich verstehen.“

„Nun bist du dran“, lächelte er. „Erzähl mir was über dich.“

„Ich... ich weiß nicht. Meine Eltern sind seit dreißig Jahren verheiratet. Sie haben sich immer ein Mädchen gewünscht, aber keins bekommen. Vielleicht haben sie deshalb meinem Bruder und mir jeden Wunsch erfüllt, den wir hatten...“ Bevor eine Pause eintreten konnte, fragte ich schnell: „Und du kannst Lettisch?“

„Nur ein bisschen, meist einzelne Worte.“

„Sag mal was.“

„Skūpsts.“

Es klang komisch.

„Was heißt das?“

„Kuss.“ Er lächelte. „Er hat mir gefallen.“

Ich wurde rot und ließ zu, dass er mir näher kam. Diesmal berührten unsere Lippen sich nur kurz.

„Es tut mir leid, ich hatte es eigentlich wirklich nicht vor, das kannst du mir glauben, aber...“

„Aber?“

Er deutete auf seine noch immer ausgebeulte Hose.

Ich wurde noch röter, sah weg, sah wieder hin und sah ihm dann in die Augen.

„Ich hab noch nie... mit einem Mann...“ Ich sprach nicht zu Ende.

„Noch nie?“, verstand er natürlich dennoch.

Ich schüttelte den Kopf.

„Das macht nichts.“ Er sah mich forschend an, küsste mich erneut kurz. „Es würde dir gefallen.“

Ich glaubte ihm nicht und dennoch zog ich bereits seit Minuten in Betracht, ihm nachzugeben. Zögernd streckte ich die Finger aus und sie fanden den Stoff, der seine Erektion bedeckte.

Kaum hatte ich den Druck etwas verstärkt, pressten sich Andris’ Lippen auf meine. Sie waren heiß und feucht und verschlangen mich förmlich mit ihrem atemberaubenden Kuss. Ich ließ mich wieder zurück gleiten, ihn mit mir ziehend, nicht bereit, den Kuss zu unterbrechen. Meine eigene Erektion wuchs wieder an. Mit einem Mal wurde mir unglaublich warm.

„Okay“, stöhnte ich. „Okay!“

Es war, als hätte ich den Startschuss gegeben. Hände griff in meine Kleidung, zerrten daran, befreiten mich von ihr. Ich stöhnte, als er meine nackte Brust fand, als er mich am Hals küsste, als seine Hände meine Seiten fest entlang strichen. Ich zog ihm das Hemd aus, um noch mehr seiner Haut unter meinen Fingern zu spüren. Von der Hose befreite er sich selbst, ebenso wie mich.

Seine Erektion drückte an mein Bein, als er tiefer glitt. Ich winkelte es an und meine Zehen fanden die Hitze. Während er mir die Shorts hinunterzog und mein Glied in den Mund nahm, rieb ich meine Zehen an seinem, spürte den stoßenden Atem auf meiner eigenen, empfindlichen Haut.

Ich warf mich zurück, als er schneller wurde, intensiver, drängender. Ich verkrampfte meine Hände in seinen Haaren und riss an ihnen, als er mich weiter trieb, doch er ließ sich nicht aufhalten und dann kam ich in seinem Mund.

Erschrocken fuhr ich hoch.

„Das... das tut mir-“

Er küsste mich. Kurz schauderte mich mein eigener, unbekannter Geschmack, doch dann erregte mich selbst das. Ich griff hinunter, als ich merkte, wie er selbst es tat, berührte sein Glied und rieb es. Ich griff fester zu, als er mich dazu aufforderte, merkte, dass es mir gefiel, dies zu tun. Kurz darauf kam auch er.

Einen Moment lang blieben wir so sitzen, dicht beieinander, ich die Hand noch immer an seinem Glied. Als mir dies bewusst wurde, sprang ich auf. Ich holte Taschentücher, reichte ihm welche, wischte mir selbst die weißen Flecken von den Lenden, die er hinterlassen hatte. Dann fischte ich meine Shorts vom Boden und zog sie an.

Als ich damit fertig war, wagte ich endlich wieder, zu ihm zu sehen.

Für einen Moment fragte ich mich, ob es das jetzt gewesen war. Hatte er jetzt bekommen, was er wollte und somit das Interesse verloren?

Dann aber sah er mich an und er lächelte und er fragte, ob er die Nacht hier verbringen könne.

„Ich werde nichts tun, was du nicht willst!“, fügte er schnell hinzu.

Ich stimmte zu.

„Kann ich duschen?“

Auch das bejahte ich.

Er stand auf mit den Worten, zu wissen, wo das Bad sei, und dann ließ er mich allein. Ich sank auf mein Sofa, fassungslos über das, was soeben geschehen war.

Ich hatte so etwas noch nie so schnell getan.
 

Nachdem er geduscht hatte, tat ich es ihm gleich. Während den paar Minuten, holte mich der Gedanke ein, dass er bestimmt gleich mit meinen Sachen auf und davon sei, doch ich verwarf ihn direkt wieder. Danach fragte ich mich, wo ich ihn schlafen lassen sollte... ob er vorhatte, in meinem Bett...

Diese Frage war schnell beantwortet, da ich ihn genau dort vorfand.

„Schläft oft wer hier?“

„Wieso?“

„Du hast zwei Decken...“

„Florian manchmal“, erklärte ich und löschte das Licht.

Sofort flackerte das an meinem Bett auf. Andris grinste und wich dann zur Wand hin.

Ich legte mich hin und zog meine Decke über mich. Dann löschte ich auch das Licht.

„Ist er es, in den du verliebt bist?“, kam es nach einer Weile.

Erst wollte ich es abstreiten, doch dann tat ich es nicht. Ich nickte und als mir klar wurde, dass er dies nicht sehen konnte, sagte ich „Ja.“.

„Weiß er das?“

„Nein.“

„Seit wann bist du’s denn?“

„Seit mehr als zwei Jahren.“

„So lange schon?“, machte er eine schnelle Drehung neben mir.

„Ja“, gab ich zu und meine Lust, darüber zu reden, schwand immer mehr.

„Willst du’s ihm noch sagen?“

„Eigentlich schon... irgendwann...“

„Du solltest es tun!“

„Wieso?“

„Nur so!“

„Aha.“

Es wurde still. Ich vergrub mich tiefer unter der Decke und fragte mich, warum ich es gar nicht als so komisch empfand, ihn bei mir schlafen zu lassen. Aber das lag wohl einfach an seiner Person. Selten war ich einem so offenen und gleichzeitig sympathischen Menschen begegnet.

„Ar labu nakti“, kam es irgendwann leise.

Trotz einer Vermutung fragte ich nach.

„Gute Nacht“, sprach er daraufhin sehr sanft.

Ich wiederholte es falsch und schlief danach ziemlich schnell ein.
 

~ * ~
 

Der nächste Tag begann fast so, wie der letzte geendet hatte, wenn auch in etwas verdrehter Reihenfolge.

Kaum aufgewacht, wurde ich geküsst. Ich ließ es mir gefallen, ebenso wie die anschließende gegenseitige Befriedigung. Es war sogar einfach, ihm danach ins Gesicht zu sehen.

Am Frühstückstisch fragte er mich dann weiter über Florian aus. Ich berichtete, nicht ganz so knapp angebunden wie in der Nacht zuvor. Tatsächlich begann Andris schon da, mir Tipps zu geben.

Anschließend redeten wir noch über andere Dinge und dann sagte er, dass er langsam los müsse.

„Ich weiß jetzt, wo du wohnst“, lächelte er an der Tür. „Kann ich ab und zu vorbeikommen?“

„Wozu? Für Sex?“, rutschte es mir heraus, obwohl unsere vergangenen Stunden doch mehr gewesen waren als das.

„Vielleicht. Vielleicht aber auch nur zum Reden, das kannst du nämlich genauso gut.“

Ich wurde rot und nickte. „Okay.“
 

~ * ~

Es war ein paar Tage später, dass ich das erste Mal mit dem Gedanken ins Meddiz ging, Andris zu besuchen. Tatsächlich hatte er Schicht und ich sah ihm von der Theke aus zu.

Als seine Schicht vorbei war, brachte ich ihn die drei Straßenecken mit meinem Auto nach Hause. Bevor ich fuhr, überkam uns die Lust.

Vollkommen verwirrt fuhr ich danach heim. Ich hatte noch nie eine Sexfreundschaft gelebt.
 

Das erste Mal richtigen Sex hatten wir an Sylvester. Wir hatten beide getrennt gefeiert, doch als ich gegen vier Uhr nachts nach Hause kam, fand ich eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter vor, die mir ein frohes neues Jahr wünschte. Da sie keine zwanzig Minuten alt war, rief ich ihn an. Nochmals knapp zwanzig Minuten später stand er vor meiner Tür, abgehetzt vom Fahrradfahren aber super gut gelaunt.

Wir küssten uns heftig, beide vom Alkohol benebelt, und dann fragte er mich, ob ich mit ihm schlafen wolle. Ohne darüber nachzudenken sagte ich ja.
 

In den darauffolgenden Wochen sahen wir uns kaum, da wir beide in Prüfungsvorbereitungen steckten. Wenn wir uns trafen, ging es immer sehr schnell, und irgendwie fand ich es schade, dass wir den Sex mehr so nebenbei praktizierten, denn eigentlich gefiel es mir ziemlich gut. Noch trauriger allerdings war ich darüber, dass unsere Begegnungen wirklich fast nur aus Sex bestanden…

Nachdem wir alle Klausuren geschafft hatten, sprach ich Andris darauf an. Es waren Semesterferien, er arbeitete viel und ich verbrachte mal endlich wieder mehr Zeit mit Florian... und dennoch beschlossen wir beide, dass es uns so nicht gefiel. Daraufhin verbrachte er ein komplettes Wochenende bei mir, welches mit Alkohol, Essen, dem Ausprobieren von verschiedenen Stellungen und sehr langen Gesprächen viel zu schnell verging.
 

Nach diesem Wochenende waren aus uns Freunde geworden. Klar, ich stand auf seinen Körper, aber fast mehr noch genoss ich es, mit ihm zu reden, ihm alles Mögliche zu erzählen oder ihm zuzuhören. Mit dem, was ich erzählte, hielt ich mich nur manchmal zurück, aus Angst, ihn zu langweilen, obwohl ich doch immer wieder das Bedürfnis verspürte, ihm alles, was ich erlebte, mitzuteilen.

Ab dem Zeitpunkt war es auch ungefähr, dass er anfing, mich Mīļotā zu nennen.

„Das heißt Schatz!“, sagte er eines Tages zu mir und lächelte. „Meine Mutter hat mich früher oft so genannt. Vielleicht mag ich das Wort deshalb so sehr.“

„Es klingt schön“, stimmte ich ihm zu und er flüsterte es mir zärtlich ins Ohr, zusammen mit anderen Worten, die ich mittlerweile kannte: Vai tu gribi gulēt ar mani – was soviel heißt wie „Willst du mit mir schlafen?“

Dies bejahte ich recht förmlich mit „Piebalsot“, während ich nicht bemerkte, wie mein Herz noch immer hämmerte, aufgrund des zärtlichen Kosewortes. Nein, ich begriff nicht, wie viel es mir bedeutete... wie viel er mir mittlerweile bedeutete und wie gut es mir tat, mich in seiner Gegenwart fallen und von ihm immer wieder auffangen zu lassen.

Ich begriff nicht, dass ich mein Herz verloren hatte.
 

~ * ~
 

Nun, da ich diese Tage zurückdenke, ist es mir unbegreiflich, wie blind ich doch sein konnte.

Wieso habe ich nie gemerkt, dass ich in seiner Gegenwart eigentlich nie an Florian dachte?

Wieso habe ich nie gemerkt, dass ich seine Nähe unglaublich genoss, dass ich mich in seinen Armen wohl fühlte, wie nirgends sonst, und dass ich sowohl stundenlang mit ihm reden als auch schweigen konnte?

Wieso habe ich nie gemerkt, dass ich mich in Andris verliebt hatte?

Dies und noch viele andere Fragen sind es, die mich nun beschäftigen, die ich aber zum größten Teil wohl nie beantworten können werde... doch ist unter allen auch eine ganz wichtige, welche ich definitiv beantworten sollte: Kann ich jetzt noch schaffen, diese Beziehung, sei es eine Freundschaft oder mehr, zu retten?

Ich habe Angst vor der Antwort.
 

ENDE KAPITEL 8
 

PS: Mein absolutes Lieblingskapitel... und ich glaube ihr versteht wohl fast alle, weshalb das so ist *lach*



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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von: abgemeldet
2008-10-12T20:08:47+00:00 12.10.2008 22:08
Ja, also da hätte ich auch Angst.
Von:  Rees
2008-06-28T14:25:35+00:00 28.06.2008 16:25
hallöchen
erst mal tschuldigung, dass ich zum letzten kein kommi da gelassen habe, aber ich war im schulstress gefangen.
ich fand beide kapitel total toll. und meine vermutung hat sich ja bestättigt, dass er andris liebt. ich find das total toll. ich hoffe auf jedenfall, dass andris ihm verzeihen kann, auch wenn es eine weile dauern wird.
ich fand es toll etwas über ihre vergangenheit zu erfahren und hoffe jetzt natürlich, dass sie noch eine schöne zukunft haben werden.

ich freu mich auf das nächste kap
lg Rees
Von: abgemeldet
2008-06-28T06:40:19+00:00 28.06.2008 08:40
Oh ja, ich glaube, ich verstehe, warum es dein Lieblingskapitel ist^^ Ich fand das von allen bisher auch am besten :) Und gerade deshalb, weil mir dieser Umgang zwischen den beiden so verdammt gut gefällt, hoffe ich, dass sie sich schnell wieder vertragen (aber nicht zu schnell, denn sonst wäre die Story ja viel zu schnell zu ende ;D)
Allerdings werde ich wahrscheinlich die nächsten paar Wochen (keine Ahnung, wie lange genau - wenn ich Glück habe nur ein paar Tage, mit Pech ein paar Wochen) kein Internet haben... also bitte nicht wundern, die Kommentare reiche ich nach ;)
LG acda :)
Von:  UmbrellaXD
2008-06-27T18:23:22+00:00 27.06.2008 20:23
;_________;

War das schön >O< *schnief*
Und ich mag Andris Art voll gern XDDD
Und wie er sich an Lukas ran macht ist so... süß >O<
*das kapi lieb*
Ich kann die Fortsetzung mal wieder nciht erwarten +nörgel+
Viel Spaß beim schreiben ^.~
Von:  Mel_Vineyard
2008-06-27T13:05:58+00:00 27.06.2008 15:05
das kapitel war echt schön...<3
na ja ich finde aber: besser spät als nie!
jetzt hat er es ja gottseidank gemerkt!
er soll endlich zu andris gehen und es ihm sagen!!!! >.<
Mel
Von: abgemeldet
2008-06-27T12:52:46+00:00 27.06.2008 14:52
jetzt fängt die Geschichte richtig an, ich finde es ist wie ein erstes Kapitel und Andris ist so ein Lieber, er wird das schon verstehen. Aber ich hoffe das Lukas sich richtig anstrengen muß, geschieht ihm recht..hihi
Von:  kuestenfee1
2008-06-27T12:40:04+00:00 27.06.2008 14:40
Es ist wirklich ein schönes Kapitel. Da kann ich mich nur allen anschließen.
Ich finde Gadanken an die Vergangenheit auch immer sehr interesant, da man dann meistens erfährt, warum die Protagonisten handeln wie sie handeln und wie es zu der derzeitigen Situation gekommen ist.
Ich freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel. Vielleicht gibt es dann ja das erste Zusammentreffen von Andris und Lukas nach diesem bedauerlichen Zufall.
Bin gespannt, wie dieses dann ablaufen wird.

lg kuestenfee
Von: abgemeldet
2008-06-27T12:27:54+00:00 27.06.2008 14:27
Ich glaub, ich habe jetzt auch mein Lieblingskapitel gefunden. Ich bin sowas von in dem Kapitel versunken, das ich es sogar verplant hatte ans Telefon zu gehen als es klingelte. *lach* (Egal, der jenige wird schon wieder anrufen. XD) Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Dieses Kapitel ist dir einfach besonders gut gelungen. Umsomehr wünsche ich mir, das die zwei nochmal zueinander finden. Ich bin also richtig gespannt, wie es im nächsten aussieht. ^^
Ich bin jetzt allerdings für paar Wochen nicht online. Falls du dann nochmal eins hochlädst, keine Sorge, du bekommst dein Kommentar, nur halt mit verspätung. ^_~

Ganz liebe Grüße
Nadine
Von: abgemeldet
2008-06-27T12:25:18+00:00 27.06.2008 14:25
Ich glaub, ich habe jetzt auch mein Lieblingskapitel gefunden. Ich bin sowas von in dem Kapitel versunken, das ich es sogar verplant hatte ans Telefon zu gehen als es klingelte. *lach* (Egal, der jenige wird schon wieder anrufen. XD) Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Dieses Kapitel ist dir einfach besonders gut gelungen. Umsomehr wünsche ich mir, das die zwei nochmal zueinander finden. Ich bin also richtig gespannt, wie es im nächsten aussieht. ^^
Ich bin jetzt allerdings für paar Wochen nicht online. Falls du dann nochmal eins hochlädst, keine Sorge, du bekommst dein Kommentar, nur halt mit verspätung. ^_~

Ganz liebe Grüße
Nadine
Von:  yukken
2008-06-27T12:22:06+00:00 27.06.2008 14:22
hahhhhhhhh~
wie schön is das denn? awww~
zucker, wen ich mal so sagen darf XD
es is richtig putzig wie sie sich kennengelernt haben, also ich mein das an weihnachten XD der weihnachtself andris +gg+ würd gern mal wissen, was er angehabt hat +lach+
jedenfalls ging er ja ziemlich ran der gute und dann bei lukas zu hause.. hoi hoi hoi~ ging auch schnell XD
[ach es is nur ne Jungfrau, keine JungEfrau XD]
und dann imer wieder mal..
aber es freu mich irgendwie zu lesen, dass lukas eben nicht nur sex wollte und auch andris war ja einverstanden.. und wie er dann sagte "das kannst du genauso gut"~~ ja es dreht sich nich alles um sex~
er hat den kleinen von anfang an schon ins herz geschlossen hm? so kommts vor..
ja doch, sehr schönes pitelchen, ich versteh warum dus magst XD denk ich oO" egal XD"
und im nächsten kommt des gespräch dann, ja? X3

bis dahin
liebste grüße~

yu~ X3


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