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Feuer und Eis

von

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Kapitel 5

Der Winter in dem Jahr, von dem ich nun erzählen möchte, war lausig kalt, sogar in Italien. Ein eisiger Wind fegte über die Berge, brachte Schnee mit sich und zog sogar bis in die Höhlen der Vampire. In diesen Nächten brannten sämtliche Feuerstellen in ganz Eternita und die heißen Quellen, die auch unterirdisch zu finden waren, wurden ausgiebig genutzt. Nun ist es ja nicht so, dass Vampire unbedingt frieren, doch es ist trotzdem angenehmer, mollige Wärme um sich zu fühlen als in der kalten Zugluft zu sitzen.
 

Noch dazu wäre zu erwähnen, dass es der Winter war, in dem ich mich mehr als alles andere nach starken Armen sehnte, die mich nicht nur wärmend, sondern auch schützend umfingen. Die Aufgabe des Fürsten wuchs mir über den Kopf und ich wusste nicht mehr weiter. So langsam zweifelte ich an mir selbst, vor allem, weil ich mich auch nicht auf meine Gründungsgefährten verlassen konnte. Die sah ich nur sehr selten, und wenn, dann waren sie mir keine Hilfe. Der einzige, der mir ab und zu noch mit Rat und Tat zur Seite stand, war Aristos. Doch der war, wie er es damals schon gesagt hatte, niemals ein Herrscher, sondern ein einfacher Mann und wusste oft nicht weiter, wenn ich an meine Grenzen stieß.
 

Mitten im Januar, soweit ich mich erinnere, kam Juan, zum ersten Sammler der Geschichte ernannt, mit einem Neuzugang nach Eternita. Nun werdet ihr euch fragen: Was ist ein Sammler? Nun, ein Sammler sammelt verlorene Vampire ein und bringt sie in die Sicherheit der Stadt, wo sie meist für immer bleiben.
 

Noch heute sehe ich das Bild vor mir. Im Thronsaal, den wir die "Halle des Fürsten" nannten, hatten meine Bediensteten eine Feuerstelle errichtet, an welcher ich stand um mich zu wärmen. Es ist merkwürdig. Normal fror ich nicht so schnell, doch an diesem Tag war mir innerlich kalt, sodass ich glaubte, mir würde nie wieder warm werden. Diese Kälte ging einher mit Einsamkeit, das ist mir heute klar. Ich kannte viele, aber keiner kannte mich. Alle liebten ihren Herrscher, aber keiner liebte mich. Dieses Gefühl brachte mich an den Rand der Verzweiflung. Hoffnung gab es für mich nicht mehr. Ich war ausgebrannt und leer.
 

Ich hatte Juans Anwesenheit bemerkt und freute mich über sein Kommen. Er war nur noch sehr selten zu Hause. Wegen seiner Gefühle zu mir machte ich mir immer noch oft Gedanken, doch er war mir die ganzen Jahre über nicht mehr zu nahe gekommen.
 

Doch er kam nicht allein in dieser Nacht. Der Mann, der einige Schritte hinter ihm hereinkam, war einfach nicht zu übersehen, und das lag nicht nur an seiner überragenden Körpergröße.
 

Normal nahm ich alle Vampire herzlich in Eternita auf, doch bei ihm war das Gefühl anders. Seine strahlend blauen Augen blickten neugierig umher, ohne jedoch ein wirkliches Ziel zu finden. Sein goldblondes Haar fiel ihm lang und weich wie Seide über den Rücken und umrahmte sein wunderschönes Gesicht. So einen atemberaubend schönen Mann hatte ich noch nie zuvor gesehen und mein Herz setzte für einen Schlag aus. Fasziniert betrachtete ich ihn und da trafen sich unsere Blicke. In diesem Augenblick wurde mir wieder warm und ich spürte, wie mein Gesicht anfing, vor Hitze zu glühen, als ich rot wurde.
 

"Seid gegrüßt, Fürst der Unsterblichen", machte mir Juan seine Aufwartung und grinste dabei frech.

"Seid mir auch gegrüßt, Juan, edler Gründer dieser Hallen", erwiderte ich und schenkte ihm ein ebenso freches Grinsen. "Wie ich sehe, hast du jemanden mitgebracht."

"So ist es. Wir sind uns kurz vor Eternita begegnet, wo ich ihn auf der Flucht vor der Inquisition fand", erklärte Juan. "Von Falkenberg war hinter ihm her, aber wir haben ihn abgehängt."
 

Emanuel von Falkenberg. Die Plage der Vampire. Einst war er selbst einer von uns gewesen, doch um seine eigene, stinkende Haut zu retten, war er einen Pakt mit der Inquisition eingegangen, der besagte, dass er unsereins jagte, ihm selbst jedoch nichts zustieß. Juan hatte schon viele vor ihm gerettet, doch ein Gefühl sagte mir, dass dieser Mann noch sehr viel Ärger machen würde.
 

"Von Falkenberg? Das ist nicht gut. Mir wird ganz unwohl, wenn die Kleriker der Stadt zu nahe kommen. Aber darüber mache ich mir später Gedanken. Wohlan, Fremder. So sagt mir denn Euren Namen, sodass ich Euch als neues Mitglied der Gemeinschaft der Unsterblichen willkommen heißen kann." Mit einem netten Lächeln wandte ich mich an den blonden Hünen. Ich muss dazu sagen, dass ich selbst nie sonderlich groß war, nämlich nur geschlagene 1,65 m und im Gegensatz zu mir ist fast jeder Mann ein Hüne.

Der Fremde blickte mich einfach nur an und erwiderte nichts. Sein Blick wanderte von meinen Augen über meinen Körper und wieder zurück. Ein angenehmes Kribbeln erfüllte mich dabei, doch die Tatsache, dass er kein Wort sagte, machte mich stutzig.
 

"Sprecht Ihr denn unsere Sprache?", fragte ich vorsichtig nach und erhielt wieder keine Antwort, nur einen abschätzenden Blick.

"Juan, spricht er unsere Sprache?", wandte ich mich nun an meinen Freund.

"Weiß ich nicht. Er hat höchstens zwei, drei Worte gesagt, seit wir uns begegnet sind. Meistens hab ich geredet und er hat schweigend zugehört."

"Du kannst einem aber auch die Ohren abschwatzen, Juan", seufzte ich resigniert. "Nun denn, Fremder. Mein Name ist Vittorio, und wie Ihr vielleicht mitbekommen habt, bin ich der Herrscher dieser Stadt. Aber wenn Ihr mich ohnehin nicht versteht, dann hat das wohl keinen Sinn."
 

"Mikael."

Ein Wort. Ein einziges Wort und mir wurde schwindlig beim Klang dieser Stimme. Eine tiefe, wohlklingende Stimme, ein wenig rau, aber genau so eine Stimme, der man stundenlang zuhören konnte. Doch von diesen Empfindungen ließ ich mir nichts anmerken. "Wie war das?", fragte ich nach.

"Mikael Havisson. Mein Name."

"Also versteht Ihr unsere Sprache doch?", entfuhr es mir überrascht.

"Ja." Wieder verfiel er in Schweigen und musterte mich nur, fast so, als wüsste er nicht, was er von mir halten sollte.

"Wunderbar!", freute ich mich. "Dann seid uns willkommen, Mikael Havisson. Fühlt Euch hier in Eternita ganz wie zu Hause."

Er nickte mir nur zu, was wohl so viel hieß wie: Ich habe dich verstanden, halte es aber nicht für nötig, zu antworten.
 

Immer noch hielt mich der leuchtende Blick seiner Augen gefangen. So stark wünschte ich mir, zu sehen, was hinter diesen tiefblauen Seen vor sich ging, doch auch ein kurzes, geistiges Antasten an seine Gedanken blieb erfolglos. Normalerweise funktionierte meine Fähigkeit, die Gedanken anderer zu lesen, mittlerweile ganz wunderbar, doch er blockte mich ab. Indem ich mich leicht von ihm abwandte, um die Feuerstelle zu umrunden und auf ihn zuzugehen, brach ich den Blickkontakt.
 

Als ich direkt vor ihm stand, fiel mir erst recht auf, wie groß er tatsächlich war, da ich meinen Kopf ganz schön in den Nacken legen musste, um ihn weiter ansehen zu können. "Also, Mikael Havisson, nun seid Ihr hier, doch was fangen wir jetzt mit Euch an?", fragte ich rhetorisch. "Wisst Ihr, jeder Einzelne hier in Eternita hat eine Aufgabe, die er erfüllt, zum Wohle der Gemeinschaft. Gibt es etwas, dass Ihr besonders gut könnt und das für die anderen um Euch nützlich sein könnte?"

"Nein."

Wieder so eine einsilbige Antwort. Der Mann machte mich jetzt schon verrückt. "Was soll das heißen, nein? Heißt das, Ihr habt keine besonderen Fähigkeiten, die Ihr erworben habt? Kein erlernter Beruf oder dergleichen?"

"Doch."

"Aber…?" 'Muss man dem Kerl echt alles aus der Nase ziehen', dachte ich frustriert.

"Ich habe besondere Fähigkeiten", kam schließlich die leicht unterkühlte Antwort. "Doch die nützen dieser Gemeinschaft hier nicht viel."

"Und warum nicht?", hakte ich nach. Zumindest war es schon einmal ein Ansatz, dass er mehr als ein paar kurze Worte nacheinander gesagt hatte.

"Ich bin Arzt."
 

Da ging mir ein Licht auf und Verstehen erschien auf meinem Gesicht. Anscheinend fiel das auch meinem Gegenüber auf, denn der Ansatz eines Lächelns erschien auf seinem bisher ausdruckslosen Gesicht. 'Was ist daran so witzig?', fragte ich mich insgeheim und schenkte ihm einen tadelnden Blick. 'Lach mich nicht aus, Freundchen.'

"Nun, da unsereins ja bekanntermaßen tot ist und ergo nicht krank wird, erübrigt sich dies dann ja wohl", meinte ich schließlich achselzuckend und schaute den Mann vor mir weiter an. "Aber was sonst könntet Ihr hier tun? Gibt es etwas, dass Ihr gerne tun möchtet?"
 

"Nein."

'Toll, wir drehen uns hier im Kreis.' "Gut, dann werde ich Euch eine Aufgabe zuweisen, einverstanden?", fragte ich leicht resigniert.

"Von mir aus, gerne." Mikaels Miene blieb unbewegt, doch ich glaubte für einen kurzen Augenblick, wieder ein belustigtes, sogar spöttisches Funkeln in seinen Augen zu sehen. 'Macht der sich über mich lustig? Ja, ich glaube, der macht sich über mich lustig.' Trotz dieser Gedanken fand ich ihn unheimlich faszinierend. Aus persönlichem Ego heraus beschloss ich, den Eispanzer ein wenig aufzutauen. "Dann seid Ihr ab heute mein Sekretär und Berater. Das beinhaltet, dass Ihr viel Zeit mit mir verbringen werdet. Habt Ihr ein Problem damit?", verkündete ich meine Entscheidung.

"Nein."

Genervt rollte ich mit den Augen und seufzte erneut. Und in diesem Augenblick zog zum ersten Mal ein feines Lächeln über Mikaels Gesicht. Wie ich dieses zu deuten hatte, war mir zu dem Zeitpunkt nicht einmal ansatzweise klar.
 

"Dann wäre ja alles geklärt", ließ sich jetzt wieder Juan vernehmen. "Wenn es mir gestattet ist, werde ich mich zurückziehen, mein Fürst." Er verneigte sich leicht vor mir und ging einen Schritt zurück.

"Ist gut, du darfst gehen, Juan." Mit einem Lächeln verabschiedete ich ihn. "Also, zurück zu uns", wandte ich mich wieder Mikael zu.
 

So fing unsere gemeinsame Zeit an.

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So, die andere Hälfte des Brötchens ist eingetroffen. ^^
 

Ich hoffe, ihr mögt ihn, immerhin ist er nicht meiner sondern Nannas Chara.
 

In dem Sinne bis zum nächsten Chap.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  kleinYugi5000
2008-02-08T15:10:24+00:00 08.02.2008 16:10
die hälfte des Brötchens?
Egal, cooles kappi....und der typ ist genauso wie die die mich immer zum schmelzen bringen...**hach**
schreib bitte schnell weida
und wie bist du auf den namen gekommen is ja nun nicht grad schwedisch,...
deine Soph-chan
Von:  YuMorino
2008-02-03T13:41:01+00:00 03.02.2008 14:41
hi!!^^
wow das kapi ist mal wieder voll der hammer!!^^
arzt einfach super nur leider nicht sehr nützlich da geb ich den anderen recht!!^^
der von Falkenberg klingt gar nicht gut eher nach jede menge ärger und ich denke das passiert auch!!^^
mit dem eisklotz geb ich echt recht und echt wortkarg der gute!!!v.v
aber bin ja mal gespannt wie die beiden so die zeit überdauern!!^^
besonders da mikael größer ist!!das ist dann echt ein hammer paar!!xd
bin schon gespannt wie es weitergeht!!!
*knuddel*
yu

Von:  Kio4578
2008-02-03T11:36:28+00:00 03.02.2008 12:36
*seufz* iwas an Mikael kommt mir erschreckend bekannt vor...-,-""" es gibt tatsächlich solch Leutchen...sogar unter den lebenden...wie kann Vittoria da nur so ruhig bleiben???

Naja jedenfalls wieder ein schönes Kap ^^
Arzt...naja er kan ja die Dorfbevölkerung heilen und aufpassen das er nicht als Vampir entlarvt wird.
Ob ich ihn mag weiß ich noch nicht er hat ja nicht viel gesagt :P
Kann es sein das die FF jetzt schön ein wenig länger geworden ist? ;.)

LG ^^
Von:  Loloko
2008-02-02T22:30:09+00:00 02.02.2008 23:30
*freuz* kapi!^^
zuerst hab ich ganz doll gelächelt *juhuuu es geht weiter*
dann war ich ganz doll konzentriert bei der geschichte
und während ich gelesen hab is mein lächeln wieder breiter geworden bis ich am schluss nur noch grinsend vor dem pc gesessen war

is dir mal wieder super gelungen!
und ich bin auch gleich zum lesen gekommen *stolz auf sich ist*
nja man liest sich ja weiterhin x3

glg *knuddel-knuffz* Serenes
Von:  jean1384
2008-02-02T18:15:09+00:00 02.02.2008 19:15
klasse kap schreib schnell weiter
Von: abgemeldet
2008-02-02T17:13:16+00:00 02.02.2008 18:13
wieder tolles kapi
ARZT!!!XD was is das denn für ne fähigkeit^^ birngt ja reichlich viel, (naja, für menschen schon, aber weniger für die vamps*lach*)
:D


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