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Der Weg zum Glück

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Und schon sind wieder zwei Monate um. Für mich fühlt sich das immer total schnell an. Wie ist es für euch? Ich habe drei volle Tage an dem Kapitel gesessen, wirklich von morgens bis abends, wobei die Hälfte der Zeit (mindestens) für Recherchen draufgegangen ist. Und die Beta hab ich mal wieder Mal erst im letzten Moment fertig bekommen, um den Upload-Zeitraum möglichst nicht zu sehr in die Länge zu ziehen.
Ich hoffe, ihr habt alle noch frisch im Kopf, wo wir beim letzten Mal stehen geblieben sind. Fye hat seinen Entschluss gefasst und ist nun doch still und heimlich verschwunden, ohne Kurogane ein Wort zu sagen. Und konnte sich zuvor doch nicht beherrschen, Kuroganes Gefühlen auf den Grund gehen zu wollen, so dass sie nun beide wissen, wie viel ihnen aneinander liegt und können dennoch nicht zusammen sein... Was Kurogane jetzt wohl tun wird? Jetzt, wo er weiß, dass Fye fort ist und wohin er gegangen ist? Ihr erfahrt es im neuen Kapitel. Inhaltlich ist es wohl mein persönliches Lieblingskapitel. Ich hoffe, dass all die Gefühle, die beim Schreiben und auch beim erneuten Lesen mein Innerstes aufgewühlt haben, euch zumindest ansatzweise erreichen. Und dass die Lagebeschreibungen zwischendrin vorstellbar sind.
Viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Kopfüber in die Hölle

Disclaimer: Die Charas gehören (bis auf wenige Ausnahmen) nicht uns, sondern Clamp. Wir wollen kein Geld damit verdienen, sondern nur unterhalten.
 

Erstschreiber des Kapitels: Lady_Ocean

Kapitel: 23/26
 

-~*~-
 

„Man muß das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.“

(Hermann Hesse)
 

-~*~-
 

Kopfüber in die Hölle
 

Tuut. Tuut.

„Wer hat die Nerven, mich in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett zu klingeln?“, meldete sich endlich eine müde Yuuko Ichihara am anderen Ende der Leitung. Doch Kurogane hatte jetzt keinen Nerv, sich auf ihre Sticheleien einzulassen.

„Fye ist weg“, brachte er das Thema ohne Umwege auf den Tisch.

Für einige Momente herrschte Stille auf der anderen Seite. Danach war die Müdigkeit aus Yuukos Stimme schlagartig verschwunden.

„Du vermutest, dass ihm etwas passiert ist?“

„Vielleicht in diesem Augenblick noch nicht, aber es wird nur eine Frage der Zeit sein.“

Wieder ging Kuroganes Blick zur Uhr. 5:45 Uhr. Er wusste nicht, wie lange Fye schon weg war und wie viel Zeit ihm noch blieb.

„Was genau vermutest du und warum?“

„Weißt du, warum Fye bei seinem früheren Arbeitgeber gekündigt hat?“, fragte Kurogane zurück.

„Nun…“, begann Yuuko vorsichtig. „Es besteht der Verdacht, dass Fyes ehemaliger Arbeitgeber in zahlreiche Probleme verwickelt ist, die sich in den letzten Jahren in der internationalen Wirtschaftswelt ereignet haben: Unfälle, Drogen, Steuerdelikte, Personenschäden bis hin zum Tod bedeutender Manager. Es wird bereits seit längerem im Geheimen gegen ihn ermittelt, doch bis jetzt fehlen konkrete Beweise. Gut denkbar, dass Fye über einige Hinweise gestolpert ist.“

Yuuko war also informiert. Das verkürzte die Erklärung schon mal.

„Ja. Und nun ist dieser Ashura wieder in seinem Leben aufgetaucht“, ergänzte Kurogane seine Informationen.

„Inwiefern?“

„Zuerst ist ein Mädchen verschwunden, das bei Fye gewohnt hat. Ich weiß nicht, wer sie ist oder warum sie bei ihm gewohnt hat, aber sie heißt Chii.“

„Chii… Sie hatte Probleme mit ihrer Familie. Deshalb hatte Fye gefragt, ob sie eine Zeit lang mit bei ihm wohnen kann. Seit wann ist sie verschwunden?“

„Seit einer Woche ungefähr… vorletztem Samstag.“

„Und ihr habt die ganze Zeit nichts gesagt?!“

Zum ersten Mal hörte Kurogane die stets gefasste Frau entrüstet. Das hatte sie also noch nicht gewusst.

„Zuerst war Fye sich nicht sicher, ob sie nicht vielleicht einfach für ein paar Tage woanders war. Aber dann hat er eine Nachricht bekommen, von Ashua. Damit war klar, dass er sie entführt hatte.“

„Was war das für eine Nachricht? Und wann?“

„Ich weiß nicht, was genau da drin stand und der Idiot hat sie wohl nach dem Lesen entsorgt, aber vermutlich war sie irgendwo bei Fye zu Hause. Er war am Freitag kurz in seiner Wohnung.“

Sein schlechtes Gewissen meldete sich, als Kurogane an jenen zurückdachte. Hoffentlich fragte Yuuko nicht genauer nach.

„Ich schicke trotzdem jemanden bei Fyes Wohnung vorbei. Vielleicht gibt es noch Hinweise. Bleib bitte in Bereitschaft, Kurogane. Ich melde mich später mit genaueren Anweisungen. Wenn jemand Fye dort rausholen kann, dann du.“

Was – er?

„Du weißt schon, dass ich suspendiert bin? Und was ist mit der Verhandlung?“, fragte er skeptisch.

„Das regle ich schon. Zur Not läuft die Verhandlung auch ohne dich. Du bist der Einzige mit den nötigen Fähigkeiten, der schnell genug einsatzbereit ist. Hoffen wir, dass diese Nachricht oder Teile davon noch irgendwo auffindbar sind. Das würde reichen, um deinen Auftrag zu rechtfertigen. Ich schicke dir gleich einige Dateien zu. Versuch, dir in den nächsten Stunden so viele Informationen über Ashura und sein Unternehmen wie möglich anzueignen. Ich melde mich wieder“, wies Yuuko ihn an.

„Roger.“

Hoffentlich kamen sie nicht zu spät. Er hätte nicht auf diesen Einfaltspinsel hören, sondern gleich Yuuko benachrichtigen sollen! Fye… Wenn er ihn verlieren sollte, würde er sich das niemals verzeihen.
 

Es dauerte.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, die Kurogane nun schon darauf wartete, dass das Telefon endlich wieder klingelte. Die angekündigten Daten waren innerhalb weniger Minuten in seinem Postfach gewesen. Zum Teil waren es relativ harmlose, allgemein zugängliche Informationen wie Fakten zur wirtschaftlichen Entwicklung der Firma CyberCom, insbesondere der letzten fünf Jahre. Andere Daten waren hingegen höchst brisant. Einige betrafen sogar Daten zum Telefon- und E-Mailverkehr des CyberCom-Chefs sowie Meta-Daten seiner Diensthandys, anhand derer Kontakte mit der Unterwelt ersichtlich wurden. Einige dieser Kontakte deuteten auf Verbindungen zu Attentaten und Raubüberfällen in den letzten Jahren hin. Informationen dieser Art hatte er durchaus schon zu Gesicht bekommen, doch das war eine enorme Seltenheit. Die Geheimdienste der Regierung sammelten diese Informationen zwar, doch solange kein konkreter Verdacht der Gefährdung staatlicher Sicherheit bestand, gingen diese Informationen an niemanden heraus.

Dass Yuuko Ichihara Zugang zu solchen Informationen besaß, ließ einige Spekulationen über ihre hauptberufliche Tätigkeit zu. Aber er versuchte gar nicht erst, genauer nachzufragen. Besser, er wusste darüber so wenig wie möglich.

Als sein Telefon plötzlich wieder klingelte, war Kurogane erleichtert und aufs Äußerste angespannt zugleich. Dass Yuuko zurückrief, hieß, dass es endlich etwas Konkretes zu tun gab. Gleichzeitig war er nie so schlecht auf einen Auftrag vorbereitet gewesen wie heute. Seit knapp einem Monat hatte er kein Spezialtraining mehr absolviert und das bisschen Sport, was er zu Hause allein machen konnte, kam da bei weitem nicht ran. Zudem war er seit gerade einmal drei Stunden dabei, sich über sein Ziel zu informieren, und dabei stand für ihn so viel mehr auf dem Spiel, als es je zuvor der Fall gewesen war. Sie würden verdammt viel Glück brauchen.

„Die Nachricht konnte sichergestellt werden. Sie lag auf dem Küchentisch“, waren Yuukos erste Worte.

Sie hat da einfach so rumgelegen?! Gott sei Dank! Wenn Fye ihn nur nicht angelogen hätte… Aber für solche Gedanken war es zu spät. Wenigstens gab es das Beweisstück noch und das war ein wichtiger Erfolg. Damit hatten sie etwas Konkretes gegen Ashura in der Hand.

„Fye hat auch eine Abschiedsnotiz hier gelassen“, informierte Kurogane Yuuko zusätzlich. Das hätte er zuvor schon machen sollen. Er machte unnötige Fehler.

„Hast du sie berührt?“

„Nein. Ich habe Fotos gemacht, aber nichts berührt.“

„Denkst du, es bringt noch was, einen Spezialisten deswegen zu dir zu schicken?“

„Ich glaube nicht.“

„Dann stell die Notiz sicher und bring sie mit. Ich gebe dir eine Adresse, wo wir uns treffen.“

Nachdem sie ihm die Anschrift gegeben hatte, legte sie wieder auf. Kurogane steckte die Notiz vorsichtig mit einer Pinzette in eine Klarsichthülle, nahm seine Kamera mit den Fotos und machte sich auf den Weg.
 

Die Anschrift gehörte zu einer kleinen Polizeiwache am anderen Ende der Stadt, nicht unweit ihres Zielobjekts. Drinnen wurde er bereits von einer Gruppe von Leuten erwartet; anscheinend Mitarbeiter, die Yuuko in der Kürze der Zeit hatte mobilisieren können.

„Gut, nun sind wir vollzählig“, kommentierte Yuuko, als sie ihn entdeckte, und winkte Kurogane zu sich heran. Bis auf einen standen alle Anwesenden um einen Tisch herum, auf den ein Gebäudeplan ausgebreitet lag: der Plan der CyberCom-Zentrale, wie Kurogane auf den ersten Blick erkannte. Die letzte Person, ein Polizist in Uniform, saß vor einem Computer und war, mit Headset ausgestattet, ganz in den Bildschirm vertieft. Kurogane ging hinüber zu Yuuko und übergab ihr seine Kamera und die Klarsichthülle mit Fyes Abschiedsworten. Yuuko reichte beides an einen weiteren Anwesenden weiter, der sich daraufhin von der Gruppe entfernte. Nun wandte Yuuko sich wieder der versammelten Runde zu.

„Damit alle den aktuellen Stand der Dinge kennen“, begann sie ihre Erklärung. „Es ist uns gelungen, eine Gruppe von Ratten durch die Lüftungsschächte ins Innere des Gebäudes zu bringen. Toya“, sie nickte kurz in Richtung Computer, „konnte die Frequenz einiger der Sicherheitskameras entschlüsseln und sie mit einem Störsignal belegen.“

„Die Mäuse wurden bereits entdeckt. Sie machen sie dafür verantwortlich“, kommentierte dieser daraufhin, während er irgendetwas auf dem Computer eintippte.

„Sehr gut. Dem Sicherheitsdienst von CyberCom wird damit nichts anderes übrig bleiben, als einen Kammerjäger und einen Elektriker kommen zu lassen, um die Schäden zu beheben. Und dort kommen Kurogane und Seishiro ins Spiel.“

Yuuko deutete mit einem Kopfnicken auf die beiden Angesprochenen. Seishiro war ein relativ entspannt dreinblickender, hochgewachsener Mann, der kaum älter zu sein schien als er selbst.

„Seishiro ist Technik-Spezialist und wird den Sicherheitsdienst eine Weile ablenken können. Kurogane, du übernimmst den Part des Kammerjägers. Damit solltest du dich relativ frei bewegen können, ohne sofort Aufsehen zu erregen.“

Die Idee war nicht schlecht, hatte jedoch einen Haken.

„Das Problem ist nur, dass man mein Gesicht und meine Verbindung zu Fye dort wahrscheinlich längst kennt. Ashura hat mich sicher nicht unbeschattet wochenlang mit ihm rumlaufen lassen.“

„Deswegen haben wir Himawari hier“, erklärte Yuuko und deutete auf eine junge Frau ihnen gegenüber. „Sie ist Maskenbildnerin und wird dir gleich ein neues Aussehen verpassen. Bei Seishiro reicht ein entsprechender Ausweis.“

„Eine der Ratten hat es bereits bis in den zehnten Stock geschafft“, meldete Toya sich erneut vom Computer aus. Ein Grinsen huschte kurz über Yuukos Gesicht.

„Je weiter sie kommen, desto mehr Spielraum wirst du haben“, wandte sie sich an Kurogane.

Als nächstes blickte Yuuko zu dem neben ihr stehenden jungen Mann: „Watanuki, du kennst den Bauplan. Wo ist am ehesten mit einem Versteck der entführten Personen zu rechnen?“

Der Angesprochene rückte seine Brille zurecht und beugte sich tiefer über das riesige Papier.

„Vom Erdgeschoss bis in den 15. Stock hoch sind hauptsächlich Empfangszimmer, Labore, Fertigungsräume und Büroräume. Hier ist am wenigsten mit dem Aufenthalt der Entführten zu rechnen. Da die meisten Mitarbeiter nicht in die Entscheidungsprozesse der Geschäftsführung involviert sind, wäre das für die Entführer zu riskant. Am wahrscheinlichsten sind daher die Chefetage im 16. Stock oder der Keller, wobei ich mit ‚Keller’ das unterste Geschoss hier meine. In den Etagen darüber müssten sich ein Archiv sowie Lagerräume befinden. Diese sind auch über Fahrstühle – das sehen Sie hier – mit dem Erdgeschoss und teilweise mit den anderen Stockwerken verbunden. Hier, im hinteren Teil des Gebäudes, gibt es noch eine schmale Treppe und daneben einen kleineren Aufzug. Das sind die einzigen Verbindungen zwischen der sechzehnten Etage und dem untersten Kellergeschoss. Außerdem gelangt man über diese Treppe auch auf das Dach und zu einer Hintertür nach draußen, hier.“

„Dann sind die entführten Personen also entweder ganz oben oder ganz unten. Oder beides“, schlussfolgerte Kurogane.

„So ist es“, bestätigte Watanuki. „In der Chefetage soll Ashura sich die meiste Zeit über aufhalten. Neben dem offiziellen Empfangszimmer für hohen Besuch und einer Privatwohnung befinden sich hier auch einige Räume, deren Nutzen mir nicht genauer bekannt ist. Es ist gut denkbar, dass dort Personen zur Befragung festgehalten werden könnten. Auf dem Dach gibt es zudem einen Hubschrauber-Landeplatz, so dass man von dort aus leicht fliehen könnte. Dieser Bereich hingegen“, er deutete auf das letzte Untergeschoss, „ist durch seine große Entfernung zu den offiziellen Bereichen und seine tiefe Lage im Erdreich praktisch schalldicht und nur sehr schwer zugänglich. Es kommt wohl ganz darauf an, was Ashura mit den Entführten vor hat, wo sie letztlich untergebracht sind.“

Kurogane ahnte, wo er Fye finden würde.

„Da hat er wohl seine Leichen im Keller“, kommentierte ein weiterer Anwesender trocken. Kurogane hätte ihm dafür am liebsten die Fresse poliert.

„Das ist nicht lustig, Fuuma“, wies Yuuko den Kommentator in seine Schranken. „Unser oberstes Ziel ist es, die beiden entführten Personen lebend dort rauszuholen. – Wie Kurogane vermutet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Personen jeweils einzeln festgehalten werden. Der Entführer hat damit eine höhere Chance, die zweite Person als Druckmittel einzusetzen, wenn auffällt, dass eine Geisel befreit wurde. Aller Wahrscheinlichkeit nach müsste das Mädchen Chii in der Chefetage sein. Ihre Handschrift in dem Brief, den wir in Fyes Wohnung sichergestellt haben, gibt keinerlei Hinweise darauf, dass sie unter Drohung oder Gewalteinwirkung geschrieben hat. Demnach ist der Aufenthaltsort von Fye d. Flourite im Keller zu vermuten.“

Alle Umstehenden nickten zustimmend.

Kurogane hörte schweigend zu, konnte seinen Blick nur schwer von dem im Plan dargestellten Kellergeschoss lösen. Am liebsten würde er geradewegs dort unten einmarschieren, doch es war zu riskant. Die kleine Chii würde er damit in akute Lebensgefahr bringen und das würde Fye, selbst wenn er ihn retten könnte, nie verzeihen.

„Ich werde zuerst nach Chii suchen. Dem Plan zufolge komme ich leichter in die oberen Etagen als in den Keller. Das erweckt weniger Aufsehen. Wo kann ich sie am schnellsten in Sicherheit bringen, wenn ich sie gefunden habe?“, meldete er sich schließlich zu Wort.

„Eventuell über den Hinterausgang. Den erreicht ihr über das hintere Treppenhaus. Allerdings kann ich nicht sagen, wie gut diese hintere Treppe und der Fahrstuhl bewacht oder gesichert sind. Falls es dort Probleme gibt, musst du wohl vor Ort sehen, wo du ein geeignetes Versteck für sie findest. Das Gebäude ist groß. Sicher werden nicht alle Räume aktiv genutzt.“

Kurogane nickte.

„Ich werde sehen, was am besten ist.“

Yuuko stimmte dem zu.

„Noch Fragen?“

Sie warf einen Blick in die Runde. Keine Meldungen.

„Gut, dann machen sich jetzt alle an die Arbeit. Himawari, du kümmerst dich darum, dass nicht mal seine eigene Mutter Kurogane wiedererkennen würde. Und Kurogane lernt währenddessen gleich noch die Grundlagen seines Handwerks kennen. Watanuki, verschaff ihm einen guten Überblick. Und Fuuma, du kümmerst dich um die Ausweise. Bei Seishiro kannst du gleich anfangen.“

Augenblicklich kam Bewegung in die Gruppe. Fuuma setzte sich an einen freien Computer, Watanuki kramte in seiner Tasche, wahrscheinlich nach den Infomaterialien für den Beruf als Kammerjäger, und Himawari steuerte zielsicher auf Kurogane zu und zog ihn am Arm mit sich.

„Komm. Ich mach in Nullkommanix einen anderen Menschen aus dir.“

Damit verschwanden sie in einem angrenzenden Waschraum. Zuerst wurden Kurogane Haare und Augenbrauen gefärbt, zudem verpasste die junge Frau ihm eine leichte Dauerwelle, die die Spannung aus den sonst so kräftig abstehenden Haaren nahm. Dazu dunkelbraune Kontaktlinsen, genau auf die Größe seiner Iris abgestimmt, so dass beim normalen Hinsehen überhaupt nicht auffiel. Danach ging es ans Make-up. Die Haut an Gesicht, Hals, Nacken und Armen wurde einige Nuancen heller gefärbt, die markanten Wangenknochen etwas abgemildert, einige Fältchen an den Augen und der Stirn hinzugefügt und schließlich ein künstlicher Drei-Tage-Bart angeklebt, Stoppel für Stoppel. Währenddessen erklärte Watanuki ihm unermüdlich anhand von Bildern seine Aufgaben als Kammerjäger, die verschiedenen Arten von Schädlingen und wie diese jeweils bekämpft werden konnten – speziell natürlich die Vielzahl von Mäusefallen und Mäuseködern.

Als Himawari mit ihrem Make-up fertig war, wurde ein Foto von Kurogane gemacht, das Fuuma zu Kuroganes neuen Personaldaten hinzufügte. Als er sein neues Gesicht im Spiegel erblickte, staunte er nicht schlecht. Mit einer derart großen Veränderung hätte er nicht gerechnet. Er erkannte sich selbst nicht wieder, doch gleichzeitig wusste er, dass es sein Spiegelbild war, sein MUSSTE, welches so irritiert zu ihm zurückstarrte. Ein sehr befremdliches Gefühl.

„Schau doch nicht so mürrisch! Ein kleines Lächeln steht dir viel besser“, munterte Himawari ihn auf. Kurogane versuchte es, doch es gelang mehr schlecht als recht. Allerdings, machte er sich eine mentale Notiz, sollte er später unbedingt daran denken. Schon eine kleine Veränderung seiner Gesichtszüge änderte sein Erscheinungsbild erneut drastisch.

Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es mittlerweile 10:11 war. Noch immer gab es keine Reaktion von CyberCom. Kurogane las nun selbstständig die Informationen über Kammerjäger weiter. Toya informierte sie zwischenzeitlich, dass nun sogar eine Maus in der Chefetage und einige im Lager gefunden wurden. Das Sicherheitspersonal versuchte im Moment intern, den Nagern Herr zu werden.

Alles war still. Die Stimmung im Raum war zum Zerreißen gespannt. Es fiel Kurogane schwer, sich auf seinen Text zu konzentrieren. Mit jeder Sekunde, die verstrich, fürchtete er um Fyes Leben. Es zermürbte ihn, hier herumsitzen und warten zu müssen. Als Toya die Stille erneut durchbrach, wanderte alle Aufmerksamkeit auf ihm.

„Ich hab noch eine Kamera ausgeschaltet. Die am Hintereingang.“

Das war ein strategisch sehr wichtiger Punkt. Jetzt musste CyberCom handeln. Und es dauerte auch keine zehn Minuten mehr, bis Toya erneut rief: „Yuuko, es geht los!“ und den Ton auf die Lautsprecher übertrug.

„…hier Mäuse, die uns unsere Kabel anfressen. Die müssen schnellstmöglich beseitigt werden“, hörte man eine angespannte Männerstimme.

„Wir schicken sofort jemanden vorbei.“

„Danke, auf Wiederhören.“

Damit war das Gespräch auch schon vorbei, es folgte sogleich ein zweites, diesmal an eine Elektrikerfirma, doch Toya schaltete bereits wieder auf stumm und begann, anhand der Firmennamen im Internet die Anschriften zu suchen.

„Ihr habt es gehört. Macht euch bereit“, trieb Yuuko die Umstehenden zur Arbeit an. Fuuya drehte sich zurück an seinen Arbeitsplatz und suchte die passenden Designs für Kuroganes und Seishiros Mitarbeiterausweise heraus, Himawari nähte den beiden jeweils noch schnell ein Mini-Funkgerät mit Peilsender in ihre T-Shirts ein und half beim Anlegen der schusssicheren Westen, Watanuki verschwand in einem der Nebenräume; vielleicht um dem irgendwohin verschwundenen Spurensicherer mitzuteilen, dass es jetzt los ging. Auch Yuuko selbst war nicht untätig. Sie sah Toya bei seiner Arbeit am Bildschirm über die Schulter und wählte gleichzeitig eine Nummer auf ihrem Handy. Anscheinend sprach sie mit der Polizeizentrale; sie gab die Namen und Adressen der beiden Firmen, die CyberCom soeben angerufen hatte, durch und wies an, das jeweilige Firmenfahrzeug abzupassen und hierher kommen zu lassen.

Nach dem Telefonat drehte Toya sich mit leicht angesäuertem Gesichtsausdruck zu ihr um.

„Ich hoffe, dir ist bewusst, dass wir hier eine verdammt schmale Gratwanderung machen, Yuuko. Du spielst nicht nur mit deiner Karriere, sondern auch mit der meiner ganzen Einheit! Noch dazu, wenn du einen wegen Mordes Verdächtigten mit der Rettungsaktion beauftragst.“

Der starre Blick wanderte weiter zu Kurogane. Er schwieg nur. Er konnte Toyas Ansicht mehr als verstehen. Von rechtlicher Seite her war es mehr als fragwürdig, was Yuuko hier tat.

„Das ist mir klar, Toya, aber anders geht es nicht“, verteidigte Yuuko sich. „Dieser Mann ist unsere beste und vielleicht einzige Chance, Ashura endlich an den Haken zu bekommen. Und an seinen Fähigkeiten solltest du ja wohl keinen Zweifel haben. Hab ein wenig Vertrauen in mich. Oder habe ich euch je in irgendetwas reingeritten?“

Stumm drehte Toya sein Gesicht wieder dem Rechner zu.

„Nein, bis jetzt lagst du immer richtig. Ich wollte dich nur noch einmal darauf hinweisen, wie brisant das hier ist. Diese Sache geht weit über unsere bisherigen Einsätze hinaus. Und über unsere Befugnisse.“

„Hier sind zwei Menschenleben in akuter Gefahr und wer weiß, wie viele weitere Leben längerfristig noch gefährdet sind“, ermahnte die selbstsichere Frau ihn. „Aber ohne deine Unterstützung schaffen wir das nicht. Kann ich auf dich zählen?“

Toya stieß einen verzweifelten Seufzer aus, seine verspannten Schultern sackten ein wenig nach unten.

„Wann konntest du das mal nicht?“
 

Zehn Minuten später war der Minivan der Elektrikerfirma da, den CyberCom bestellt hatte. Seishiro zog sich den Overall über, den die Polizisten, die den Van hergebracht hatten, ihm bereithielten, und verschwand mit diesen zum Zielort. Wenige Minuten später hielt auch der Wagen des Kammerjägers vor der Polizeiwache, wiederum stiegen zwei Polizisten aus und übergaben Kurogane seine Arbeitskleidung. Als er angezogen war, begleitete Yuuko ihn mit nach draußen.

„Viel Glück. Ich verlasse mich auf dich.“

Kurogane nickte knapp. Seine Sinne waren bis zum Zerreißen angespannt.

„Ich muss jetzt los, Vorbereitungen für die Verhandlung treffen.“

„Wenn ich es schaffe, komme ich nach“, versicherte Kurogane ihr. Der Gedanke, den Prozess vielleicht zu verpassen, behagte ihm ebenfalls nicht.

„Konzentrier dich auf die Aufgabe, die vor dir liegt, und überlass den Rest mir. Ich regle das schon“, versprach sie ihm mit einem angedeuteten Lächeln.

Kurogane nickte knapp, dann ging Yuuko zu ihrem Wagen und fuhr los. Der Polizist, der das Kammerjäger-Auto hergebracht hatte, überreichte Kurogane den Schlüssel und eine Pistole.

„Ist zwar nur zum Betäuben, aber trotzdem Vorsicht“, warnte er Kurogane.

Dieser nahm die Waffe nach einem kurzen Zögern entgegen. Natürlich würde er so einen Einsatz nicht unbewaffnet starten können, aber es war das erste Mal seit dem Zwischenfall mit seinem Kollegen, dass er eine Waffe in der Hand hielt, auch wenn sie keine scharfe Munition enthielt. Kurogane war jedoch ganz froh darüber. Auch wenn er in früheren Einsätzen stets eine scharfe Waffe dabei gehabt hatte, musste er sich eingestehen, dass sie ihn diesmal deutlich belastet hätte. Nachdem er die Pistole in einer Innentasche seines Overalls angebracht hatte, nahm er die Schlüssel und machte sich ebenfalls auf den Weg.
 

Als er bei CyberCom ankam, war der Elektriker-Van wie erwartet schon da. Kurogane parkte direkt daneben, nahm die beiden hinten stehenden Arbeitskoffer, in denen sich Mäusefallen und Giftköder befanden, und ging Richtung Pförtnerhaus.

„Ich soll mich um ein Rattenproblem kümmern“, erklärte er kurz, während er einen der Koffer abstellte, seinen Ausweis von der Brusttasche nahm und ihn dem Pförtner hinhielt. Dieser winkte ihn gleich durch.

„Wo dieses Viehzeug jetzt schon wieder her gekommen ist. Dabei wurde letztes Jahr erst überprüft, dass es keine Risse oder Öffnungen gibt, durch die die reinkommen können“, kommentierte er ratlos. So wie es aussah, war zumindest ein Großteil des Sicherheitspersonals von CyberCom bereits über die Situation informiert.

„Das kann manchmal schnell gehen. Mäuse sind gute Kletterer. An Regenrinnen oder rauen Wänden können die locker bis in die fünfte Etage klettern oder noch höher“, erklärte Kurogane tröstend. Die Informationen von diesem Watanuki waren wirklich Gold wert.

„Na Hilfe! Hoffentlich haben die nicht schon Nester gebaut!“

„Ich schau’s mir mal an.“

Damit ging Kurogane an ihm vorbei und betrat das Gebäude. Im Eingangsbereich wurde er bereits von einem weiteren Sicherheitsangestellten erwartet.

„Kato, guten Tag“, stellte Kurogane sich vor.

„Vielen Dank, dass Sie so schnell kommen konnten. Diese Viecher fressen uns die Kabel an! Zu den Laboren haben wir erst einmal alle Zugänge verschlossen, damit sie dort nicht auch noch Schaden anrichten“, erzählte der Mann drauflos. Auch er wirkte mehr als Besorgt wegen der plötzlichen ‚Rattenplage’.

Es schien noch niemand Verdacht zu schöpfen. Kurogane war ein wenig erleichtert.

„Auch die Klimaanlagen und Durchbrüche für Kabel?“, fragte Kurogane nach.

„Die auch.“

„Ich kontrollier das später trotzdem lieber mal. Durch dünne Materialien können sich Nagetiere sehr schnell durchbeißen. Und ewig kann die Belüftung auch nicht ausfallen.“

Kurogane machte sich auf den Weg Richtung Aufzug, der Sicherheitstyp begleitete ihn.

„Wie gehen Sie jetzt vor?“

„Ich fange oben an, Köder auszulegen und Fallen aufzustellen, und arbeite mich dann Schritt für Schritt nach unten vor. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine entwischt, am geringsten.“

Hatte dieser Typ jetzt etwa vor, ihm die ganze Zeit an den Fersen zu kleben? Den musste er irgendwie loswerden. Sie fuhren gemeinsam bis in den obersten Stock. Dort inspizierte Kurogane zuerst den Gang und registrierte beiläufig, dass die roten Lämpchen der Alarmanlagen hier oben gänzlich fehlten. Allem Anschein nach hatte Toya inzwischen die restlichen Kameras auf dieser Etage ausgeschaltet. Oder die Mäuse hatten tatsächlich ein wenig nachgeholfen. Egal, was es war, es kam ihm jedenfalls sehr entgegen. Allerdings erklärte es auch, weshalb die Security ihm diesen Wachhund ans Bein gebunden hatte. Hoffentlich konnte Seishiro die da unten eine Weile beschäftigen.

Als Kurogane mit dem Inspizieren und Auslegen der Köder im Flur fertig war, wagte er einen Versuch, in die Bürozimmer hineinzukommen.

„Haben Sie Schlüssel für diese Räume?“

„Tut mir leid, aber da haben nur die Chefs Zutritt.“

Kurogane hatte geahnt, dass es nicht so leicht werden würde.

„Dann können wir nur hoffen, dass sich hier nicht irgendwo schon eine Mäusefamilie häuslich eingerichtet hat“, warnte er skeptisch.

„Ich hoff’s auch. Diese Biester rauben uns hier echt grad den letzten Nerv“, stimmte der Sicherheitsmann mit einem leicht gequälten Gesichtsausdruck zu.

„Kann man eine Genehmigung zum Betreten der Räume einholen?“, hakte Kurogane nach.

„Heute wahrscheinlich nicht. Die Chefs sind zurzeit alle unterwegs.“

Dann würde er sich etwas anderes einfallen lassen müssen. Auf jeden Fall musste er diesen Typen loswerden. Er schien Kurogane nicht zu misstrauen, doch das hielt ihn augenscheinlich auch nicht davon ab, seine Pflichten ernst zu nehmen. Kurogane musste versuchen, ihn stärker für sich zu gewinnen.

„Ich lass Ihnen nachher ein Spray da, um Mäuse zu vertreiben. Das können Sie bei Bedarf für die Räume verwenden. Ist gesundheitlich unbedenklich, weil es nur mit Duftstoffen arbeitet, die die Nager nicht ausstehen können. Allerdings kann ich ihnen nicht garantieren, dass es zu hundert Prozent wirkt. Manche Mäuse sind hartnäckiger als andere.“

Der Mann lächelte Kurogane dankbar an.

„Das ist wirklich nett. Wie lange hält der Effekt denn?“

„Ungefähr zwei Wochen. Sie sollten möglichst gründlich sprühen, vor allem in den Ecken. Direkten Kontakt mit Lebensmitteln sollten Sie allerdings vermeiden. Dort sind dann eher Mäusefallen zu bevorzugen…“

So erklärte Kurogane dem Sicherheitsdienst die Verwendung des Sprays und einiges über die verschiedenen Fangmethoden, während sie in die 15. Etage hinab stiegen und dort weitermachten. Hier konnten sie nun auch an einige Bürotüren klopfen und die Räume inspizieren – nur brachte Kurogane das herzlich wenig. Ihm blieb wohl nichts anderes übrig. Er musste seinen Begleiter außer Gefecht setzen, sprech- und bewegungsunfähig machen und ihn dann irgendwo einsperren, wo man ihn hoffentlich nicht so schnell finden würde.

„Hier haben die Kameras vorhin übrigens eine Maus rauskommen sehen“, riss sein Begleiter Kurogane aus seinen Gedanken und wies auf eine schlichte, unbeschriftete Tür vor ihnen. Kurogane öffnete sie und sah hinein. Eine dunkle Abstellkammer. Und schräg gegenüber befand sich eine Teeküche. Ein idealer Platz für Mäuse.

„Wann ist die Maus denn hier raus gekommen?“, fragte Kurogane nach.

„Vor einer Stunde ungefähr – IIIIIIEH!“

Der Mann stieß einen spitzen Schrei aus und sprang einen Schritt zurück, als wie aufs Stichwort eine weitere Maus zwischen den Eimern hervorgeschossen kam und in die Küche flitzte. Kurogane musste sich ein Grinsen verkneifen. Sein Begleiter hatte doch tatsächlich Angst vor Mäusen.

„Ich hasse diese Viecher!“, zischte dieser wie zur Bestätigung. Kurogane erkannte seine Chance. Er platzierte eine Falle und einen Köder in der Besenkammer und hielt dann seinem Begleiter einige weitere Utensilien hin.

„Sie können mir nicht zufällig helfen, oder? Diese Firma ist so riesig, dass ich allein mindestens den halben Tag dafür brauche. Zu zweit wären wir wesentlich schneller.“

„Warum hat man Ihnen denn keinen Kollegen zur Seite gestellt? Die Leute wissen doch, wie groß unsere Firma ist?“, fragte der Sicherheitsdienst ein wenig hilflos.

„Ging leider nicht anders. Diese Viecher scheinen im Moment überall zu sein. Der Chef ist sogar schon dabei, ein paar Kollegen aus ihrem Urlaub zu holen, weil das Telefon heut einfach nicht still steht. Ist echt die Hölle los“, redete Kurogane sich mit gespielt wehleidiger Mine heraus.

„Ihren Job will ich echt nicht haben, ganz ehrlich“, antwortete sein Wachhund, sein Gesicht einigen Hauch heller als noch vor einigen Minuten.

„Na wenigstens hat man mich nicht zu den Kakerlaken geschickt“, setzte Kurogane noch eins drauf und konnte richtig sehen, wie nun auch der letzte Rest Farbe aus dem Gesicht seines Gesprächspartners wich.

„Also wie gesagt, wenn wir das zusammen machen könnten, könnten wir das Rattenproblem wesentlich schneller aus der Welt schaffen“, wiederholte Kurogane noch einmal sein Angebot vom Beginn.

„Aber ich hab doch gar keine Ahnung, was ich machen soll!“, antwortete der Mitarbeiter etwas perplex.

Perfekt! Endlich hatte er angebissen!

„Ach, so schwer ist das nicht“, winkte Kurogane ab. „Sie haben doch gesehen, wie ich die Fallen oben ausgelegt habe. Die Köder müssen in dunklen Ecken oder an Öffnungen platziert werden, wo die Mäuse vorbei kommen könnten. Die Fallen kommen in die Nähe von Lebensmitteln, in Teeküchen oder in die Nähe von Abfalleimern zu Beispiel. Nicht zu nah ran an das gute Essen, lieber ein bisschen weiter nach vorn und weniger schwer erreichbar, sonst lassen die Mäuse den Köder in der Falle vielleicht links liegen. Das war’s eigentlich schon.“

Der Mann zögerte noch einen Moment und betrachtete die Gegenstände, die Kurogane ihm noch immer hinhielt, dann nickte er und nahm ihm die Sachen ab.

„Okay.“

Kurogane nickte ihm dankend zu.

„Dann mach ich dieses Stockwerk fertig und geh dann runter in den 14. Können Sie im 13. weitermachen? Wenn was ist, wissen Sie ja, wo sie mich finden“, schlug er vor.

„Einverstanden.“

Damit machte der Sicherheitsbeamte sich auf den Weg. Kurogane fiel ein Stein vom Herzen. Um nicht zu sehr aufzufallen, widmete er sich erst einmal weiter seiner Aufgabe als Kammerjäger und stellte noch eine Mäusefalle in der Teeküche auf. Danach warf er einen Blick zurück in den Gang. Es war ruhig, niemand war im Flur. Jetzt oder nie!

Die Frage war nur: Wie kam er unbemerkt zurück in den 16. Stock? Die Kameras auf dieser Etage funktionierten noch, das hieß, er würde seine Tarnung als Kammerjäger auffliegen lassen, wenn er allein dort hoch spazierte. Er versuchte es mit einem Umweg über die Toilette. Dort waren in der Regel keine Kameras installiert. Kurogane musste sich bis zum Äußersten zwingen, nicht einfach loszustürmen und nach Fye zu suchen. Er wusste, es würde diesem letztendlich nur schaden, wenn er jetzt unüberlegt handelte, doch es war trotzdem unendlich schwer. Deswegen wurden normalerweise keine Angehörigen auf solche Einsätze geschickt.

Glück gehabt. Auch hier bildeten die Toiletten keine Ausnahme – es gab keine Überwachungskamera. Und es gab ein großes Fenster. Kurogane öffnete das bereits einen Spalt breit offen stehende Fenster ganz und sah sich um. Diese Seite des Gebäudes war der Hauptstraße abgewandt. Ungefähr drei Meter über sich entdeckte er ein weiteres Fenster, das ebenfalls nach unten hin angeklappt war. Wahrscheinlich wieder die Herrentoilette. Er sah sich noch einmal um. In der Umgebung gab es zwar viele Wohnhäuser, doch keines reichte auch nur annähernd an die Größe des CyberCom-Gebäudes heran. Auch auf den kleinen Nebenstraßen herrschte nicht viel Betrieb. Wenn er schnell genug war, würde man ihn wahrscheinlich nicht bemerken. Er holte ein Seil hervor und befestigte an einem Ende einen Haken.

‚Bitte lass niemanden oben auf der Toilette sein’, schickte er ein kurzes Stoßgebet gen Himmel, dann schwang er das Seil. Es flog durch den Fensterspalt und hakte sich dahinter fest. Der Haken saß fest. Blieb nun die Frage: Was machte er mit seiner Tasche? Am besten hier in einer der Toiletten verstecken. Selbst wenn er sie nach oben mitnahm, wäre er so oder so verdächtig, weil er allein dort herumlief. Also stellte er sie in die nächstbeste Toilette, verriegelte diese und kletterte dann über den Spalt über der Tür zurück nach außen. Nun befestigte er das andere Ende seines Seils an seinem Gürtel und stieg aus dem Fenster. Sich streckend, konnte er bereits gut die Hälfte der Distanz überwinden. Mit einigen weiteren kräftigen Klimmzügen am Seil erreichte er das obere Fenster. Ein vorsichtiger Blick hindurch bestätigte ihm, dass die Toilette im Moment leer war. Wahrscheinlich hatte der Sicherheitsdienst vorhin die Wahrheit gesagt und die Chefetage war im Moment wirklich menschenleer. Am Fensterrahmen zog er sich weiter hoch, bis er ein Bein auf der schmalen Fassung des Fensters abstützen und es durch die schmale Öffnung schieben konnte. Dann schob er das Fenster mit seinem Rücken weiter auf, so dass er hindurch passte. Innen angekommen, verstaute er Seil und Haken wieder in seinem Overall und verließ den Raum. Schräg rechts gegenüber von sich sah er die Treppe und den Fahrstuhl, links erstreckte sich ein Flur mit mehreren Türen. Kurogane bog nach links ein. Die Räume in der Nähe des Aufzugs waren alle mit Namensschildern beschriftet. Hier brauchte er gar nicht erst nachzusehen. Blieben noch drei unbeschriftete Türen am Ende des Gangs, zwei links und eine rechts von ihm. Wenn Chii sich bereits seit mehr als einer Woche hier aufhielt, ohne erkannt zu haben, dass sie entführt worden war, musste Ashura ihr viel Freiraum zugestanden haben.

Kurogane entschied sich für die vordere der linken Türen. Mit einem Messer löste er vorsichtig die Abdeckung des Zahlenschlosses und das Eingabefeld. Er musste sich beeilen. Er wusste weder, wo Ashura im Moment steckte, noch wie es Fye inzwischen ging. Dass er der CyberCom-Chef nicht hier war, hieß mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass er sich bei Fye aufhielt. Noch problematischer aber wäre es, wenn er gerade auf dem Weg hierher wäre. Das würde den gesamten Plan in höchstem Maße gefährden.

Endlich gelang es Kurogane, die Tasten so weit zu lösen, dass die dahinter liegenden Kontakte und Kabel zum Vorschein kamen. Er fand das Kabel, auf das er es abgesehen hatte, und stellte mit seinem Schraubenzieher eine Verbindung zwischen diesem und einem der Kontakte her. Ein leises Klicken zeigte an, dass die Türverriegelung sich gelöst hatte. Kurogane drückte die Klinke herunter und trat ein. Der Raum, den er vorfand, wirkte eher wie ein Wohnzimmer und weniger wie ein Büro. Um einen runden Tisch standen drei Sessel, die linke Wand füllten Regale, rechts gab es sogar einen Fernseher sowie eine Tür in den Nebenraum. Kurogane wollte gerade darauf zugehen und nachsehen, was sich dort befand, als eine Silhouette im Türrahmen auftauchte. Seine rechte Hand schnellte reflexartig in Richtung der Pistole, hielt jedoch in der Bewegung inne, als er erkannte, wen er dort vor sich hatte: Er hatte Chii gefunden.

„Kann ich Ihnen helfen…?“, fragte das Mädchen unsicher.

„Ich bin es, Kurogane“, gab er sich zu erkennen.

„Kuro…gane? Was? Aber…wie?“

Sie verstand offensichtlich überhaupt nicht, was um sie herum vorging. Aber für lange Erklärungen hatte Kurogane keine Zeit.

„Chii, bist du verletzt?“, ignorierte er ihre Frage.

„N- nein, mir geht es gut…“, gab sie, noch immer verunsichert, zurück.

„Gut. Komm mit, wir müssen hier so schnell wie möglich verschwinden. Fye und du, ihr wurdet entführt.“

„Fye ist da? Aber – entführt? Ich wurde nicht entführt, mir geht es gut.“

„Ashura ist ein Mörder, der viele Menschen auf dem Gewissen hat. Fye hat davon erfahren und Ashura hat dich benutzt, um ihn hierher zu locken“, klärte er sie über das Wichtigste auf. Das war vielleicht nicht die schonendste Art, aber für mehr hatte er jetzt wirklich weder Zeit noch Nerven.

Chii schlug die Hände vor den Mund und schüttelte mit weit aufgerissenen Augen den Kopf.

„Herr Ashura soll Menschen getötet haben? Das kann ich nicht glauben! Er ist so nett und verständnisvoll…“

„Glaub, was du willst, aber je länger wir hier trödeln, desto größer ist die Gefahr, in der Fye schwebt. Er könnte bereits tot sein!“

Er wusste, es war vor allem Chii gegenüber grausam, aber Kurogane hatte einfach keine Zeit für lange Erklärungen. Die Uhr tickte. Und endlich löste Chii sich auch aus ihrer Starre und kam zu ihm herüber – auch wenn sie immer noch reichlich verwirrt dabei aussah.

„Wenn ich Fye damit irgendwie helfen kann, folge ich dir, ganz egal wohin“, versprach sie. Ihre Unschuld hatte das Mädchen vor Ashuras grausamen Methoden beschützt und nun half sie Kurogane, schnell handlungsfähig zu bleiben, aber dennoch fand er es bedenklich, dass sie so weltfremd war. Doch das war jetzt nicht wichtig. Laut dem Gebäudeplan müssten hier irgendwo der zweite Aufzug und die Treppe sein, die die sechzehnte Etage mit dem untersten Kellergeschoss verbanden. Ein kurzer Blick in das Nebenzimmer bestätigte ihm, dass es hier keinen Zugang gab. Vom Gang aus hatte er ebenfalls keinen Ausgang erkennen können. Blieb also nur noch der Raum gegenüber. Kurogane knackte das Schloss auf dieselbe Weise wie das letzte und trat, dicht gefolgt von Chii, ein. Der Raum war deutlich schlichter eingerichtet als der letzte und schien eher als Büro genutzt zu werden. Hinten war je an der linken und rechten Wand eine Tür eingelassen. Kurogane steuerte die linke an – und stand im Treppenhaus. Direkt daneben war der Aufzug. Volltreffer. Eine Anzeige, wo der Aufzug sich gerade befand, gab es nicht. Kurogane konnte nicht das Risiko eingehen, ihn erst zu rufen. Mit ein paar großen Schritten war er wieder im angrenzenden Büro und durchsuchte die Schubladen am Schreibtisch. Wenn das hier Ashuras privater Aufzug war, dann sollte hier irgendwo auch ein Notöffner sein. Kurogane fand ihn in der obersten Schublade des Schreibtischschranks: einen einfachen Dreikant. Zurück am Aufzug schob er den Dreikant in die dafür vorgesehene Vorrichtung über den Türen, woraufhin diese sich sanft öffneten. Wie erwartet, war der Schacht leer. Mit einem kleinen Strahler versuchte Kurogane, den Aufenthaltsort des Fahrstuhls auszumachen, doch das Licht verlor sich in der Tiefe. Wahrscheinlich war der Aufzug im Moment im untersten Geschoss. Er zog ein Band aus dem Gehäuse des Strahlers, band es sich um den Kopf und befestigte es an der anderen Seite der Vorrichtung. Dann zog er die Arbeitshandschuhe an, die an seinem Gürtel befestigt gewesen waren und wandte sich schließlich Chii zu.

„Du musst dich jetzt mit aller Kraft an mir festhalten, verstehst du? Und schau nicht runter. Am besten machst du die Augen zu.“

„Müssen wir da etwa runterklettern? Warum nehmen wir nicht die Treppe?“

Es war klar, dass ihr diese Idee nicht gefallen würde, doch es ging nicht anders.

„Das dauert zu lange. Und da sind Überwachungskameras. Vertrau mir!“

„…Okay.“

Damit kletterte sie auf seinen Rücken und klammerte sich mit ihren Armen und Beinen um seinen Oberkörper. Kurogane nahm ein weiteres Band aus einer seiner Hosentaschen, band Chii, so gut es ging, an sich fest und schüttelte sich einige Male, um sicher zu gehen, dass sie ausreichend gesichert war.

„Okay, es geht los. Pass auf, dass du mir nicht die Luft abdrückst“, warnte er sie, dann sprang er ab, umklammerte die dicken Seile des Fahrstuhls und rutschte daran herab. Chii entkam ein kurzer, erstickter Laut, doch dann war sie still. Kuogane musste vorsichtig sein, dass sie nicht zu schnell fielen. Die Schmiere an den Drahtseilen machte es schwierig, genügend Reibung aufzubauen und ihre Geschwindigkeit zu kontrollieren, und seine Kleidung nahm mit jedem Meter, den sie zurücklegten, mehr Schmiere an. Auf dem Weg nach unten fiel Kurogane auf, dass sie an nicht einer einzigen Tür vorbei kamen. Wahrscheinlich war der Fahrstuhl darauf ausgelegt, nur im obersten, im untersten und im Erdgeschoss zu halten. Bald konnte er unter sich ein schwaches Licht wahrnehmen. Das musste die Tür im Erdgeschoss sein. Kurogane verstärkte den Halt seiner Beine und des linken Arms so gut er konnte und griff blitzartig mit seiner rechten Hand nach dem Haken, den er nach seiner Kletteraktion am Gürtel befestigt hatte, und rammte ihn in die Drahtseile. Knapp fünf Meter weiter unten spannte das Seil an seinem Gürtel und sie kamen mit einem kurzen Ruck endlich zum Stillstand. Chii zuckte an seinem Rücken zusammen, das Gesicht fest in seinem Nacken versteckt und am ganzen Körper zitternd, doch für die Umstände beherrschte sie sich erstaunlich gut.

„Gleich geschafft“, beruhigte Kurogane sie und besah sich ihre genaue Position. Die Schachttür endete gut einen halben Meter über ihnen. Den Stopp hatte er relativ gut abgepasst. Um die Türen herum war die hydraulische Schließvorrichtung angebracht. Die würde ihnen genug Halt bieten. Mit einem Ruck stieß Kurogane sich von den Seilen ab und schwang sich hinüber zu den dicken Schläuchen und Bolzen der Hydraulikvorrichtung. Wieder ein kurzes Aufschrecken von Chii, doch gleich danach war sie wieder still, starr. Unter einem Hosenbein zog Kurogane ein Messer hervor und stach den Schlauch, der zur rechten Fahrschachttür führte, auf. Mit einem lauten Zischen verschwand der Überdruck nach draußen. Nun konnte Kurogane die Tür problemlos aufschieben und aus dem Schacht klettern. Mit einem Messer zerschnitt er kurzerhand die Bänder, mit denen er Chii an sich gebunden hatte, merkte aber, wie sie im selben Moment umzukippen drohte und drehte sich blitzschnell um, das leichenblasse Mädchen auffangend und an sich drückend. Dass sie jetzt genauso vollgeschmiert war wie er selbst, war erst einmal uninteressant. Jetzt, wo sie aus dem Schacht raus waren, schien es ihr langsam zu dämmern, wie ernst die Lage war und wie gefährlich das, was sie da gerade gemacht hatten, gewesen war. Das Zittern ihres Körpers steigerte sich zu einem Beben, begleitet von mehreren Schluchzern. Kurogane brauchte ihr Gesicht nicht sehen, um zu wissen, dass sie weinte. Vorsichtig zog er seine Handschuhe aus und strich ihr über ihre glatten Haare.

„Sh… Alles wird gut. Du bist jetzt sicher und Fye hole ich auch gleich ab. Du kannst hier gleich raus und direkt zu einem Polizisten gehen. Es warten viele ganz in der Nähe“, versuchte er sie zu beruhigen. Das Zittern wurde nicht weniger, aber ein Nicken an seiner Schulter signalisierte ihm, dass sie verstanden hatte. Kurogane zwang sich, noch zwei, dreimal tief durchzuatmen, dann löste er sich von dem Mädchen, wischte sanft die Tränenspuren auf ihren Wangen weg und nickte ihr Mut machend zu.

Es wurde Zeit, dass er sich um seine Umgebung kümmerte, vor allem die Ausgangstür. Er sah sich um. Das Treppenhaus sah hier genauso aus wie oben, nur mit dem Unterschied, dass es zwei Türen gab, von denen die eine direkt nach draußen führte. Eine kurze Inspektion genügte jedoch und er wusste, dass die Tür mit einem starken Sicherheitsschloss und einer Alarmanlage ausgestattet war. Beides zusammen, vor allem das Sicherheitsschloss, waren ein ernstzunehmendes Hindernis. Das konnte er nicht so einfach ausschalten. Ihm reichte die Zeit nicht! Er griff unter seinem Arbeitspullover nach dem Funkgerät, das Himawari ihm kurz vor der Abfahrt eingenäht hatte.

„Ich hab das Mädchen, aber die Hintertür bekomme ich so schnell nicht einfach auf. Könnt ihr sie hier rausholen?“

„Alles klar, verlass dich auf uns. Versteck sie solange irgendwo in der Nähe!“, hörte er Toyas Antwort durch den Lautsprecher.

Kurogane wandte sich an Chii, die verängstigt hinter ihm stand.

„Tut mir leid, Kleines. Ich kann die Tür leider nicht öffnen, das ist zu gefährlich. Aber hier kommt gleich jemand von der Polizei, der dich raus holt. Bis dahin musst du dich verstecken.“

Sie nickte folgsam.

Hier im Erdgeschoss sah er keinerlei Möglichkeit, sie kurzzeitig in Sicherheit zu bringen, also nahm er sie noch zwei Etagen mit nach unten. Laut Gebäudeplan war hier das Archiv und damit die Chance auf ein gutes Versteck deutlich höher. Auch hier gab es eine Tür und sie war zum Glück offen und führte in eine Lagerhalle, die bis zur Decke hin gefüllt war mit Regalen und Schränken. Allerdings besaß sie innen keine Klinke oder sonst irgendeinen Öffnungsmechanismus und war auch nur schwer von der umgebenden Wandverkleidung zu unterscheiden. Definitiv ein Durchgang nur für Eingeweihte. Bevor sie weiter in den Raum hineingingen, stopfte Kurogane daher seine verschmierten Handschuhe in die Ecke der Türöffnung und sicherte so, dass sie nicht zufallen konnte. Dann besah er sich die verschiedenen Schränke und fand einige, die leer waren und genug Platz für einen Menschen boten.

„Versteck dich hier drin, sei ganz leise und beweg dich nicht“, wies er Chii an. Diese nickte nur stumm und mit großen Augen und folgte Kuroganes Anweisung. Der löste daraufhin sein Funkgerät von seinem T-Shirt und gab es ihr.

„Hier, damit findet dich die Polizei auf jeden Fall. Pass gut darauf auf.“

Sie nahm das kleine Gerät an sich und drückte es fest an ihre Brust, wie einen Schatz. Kurogane warf ihr einen aufmunternden Blick zu.

„Ich mach die Tür jetzt zu, aber ich schließe nicht ab. Zur Not kannst du jederzeit aus dem Schrank rauskommen“, warnte er sie vor. Wieder ein abgehacktes Nicken. Als Kurogane sich bereits aufgerichtet hatte und dabei war, seine Ankündigung umzusetzen, unterbrach ihn Chii mit schwacher Stimme: „Bitte rette Fye.“

Kuroganes Gesichtszüge wurden ernst. Er schaffte es nicht, ein Wort herauszubringen, also nickte er nur knapp. Versprechen konnte er es ihr nicht. Er wusste ja nicht einmal, ob er ihn überhaupt rechtzeitig finden würde. Doch an diese Möglichkeit wollte er gar nicht denken, konnte es nicht. Zu sehr lähmte sie ihn, ließ pure Verzweiflung in ihm aufsteigen. Fuumas unpassender Kommentar kam ihm wieder in den Sinn.

‚Da hat er wohl seine Leichen im Keller.’

Ihm wurde schlecht. – Nein! Er durfte sich jetzt nicht so gehen lassen! Er musste sich zusammenreißen. Das war Fyes einzige Chance. Kurogane sprintete los. Das letzte Untergeschoss war nur noch ein Stockwerk entfernt.
 

Das Licht hier ganz unten war spärlich. Verglichen mit dem Rest des Gebäudes betrat man eine ganz andere Welt. Auch hier reihte sich Tür an Tür, doch keine von ihnen war beschriftet. Der Korridor lag wie ausgestorben da. Kurogane schlich leise an den ersten Türen vorbei und lauschte angestrengt, ob dahinter irgendein Ton zu vernehmen war, doch er hörte absolut nichts. Vorsichtig drückte er eine der Klinken hinunter – und die Tür schwang geräuschlos auf. Der Anblick dahinter verwunderte Kurogane angesichts der düsteren Atmosphäre des Flures etwas. Hier gab es nur einen weiteren Büroschreibtisch und haufenweise Aktenschränke, alles bedeckt mit dem Mief und Staub von mindestens zwei, drei Jahren. Diesen Raum hat definitiv schon lange niemand mehr betreten. Bei dem nächsten und übernächsten Raum machte er genau die gleiche Entdeckung. Auch jede weitere Tür brachte nichts Neues zum Vorschein.

Kurogane wurde langsam ungeduldig. In keinem dieser Räume war ganz offensichtlich je irgendeine Person festgehalten worden. Das waren alles nur Abstellkammern für Material, das nicht oder nicht mehr benötigt wurde. Aber Fye musste hier unten irgendwo sein! Niemand machte sich die Mühe, eine ganze Etage derart zu verstecken, wenn er darin nichts zu verbergen hatte!

Um ein Haar hätte Kurogane die hintere Tür nicht bemerkt, die von dem Raum ausging, in den er gerade hineinsah, hätte ihn nicht im letzten Moment ein leises Geräusch darauf aufmerksam gemacht, dass es hier mehr geben musste als nur eingestaubte Möbel. Er hielt in seiner Bewegung inne und spähte intensiver in die Düsternis hinein. Da fiel es ihm auf: Der Boden zu seinen Füßen, den das schwache Licht vom Flur gerade so noch erreichte, war ungleichmäßig mit Staub bedeckt. Unter normalen Umständen hätte man einfach denken können, dass hier vor kurzem ein Möbelstück hinzugekommen oder entfernt worden war, doch in der aktuellen Situation war die Tragweite dieser Entdeckung weit größer.

Leise betrat Kurogane den Raum. Er ließ die Tür hinter sich ein Stück weit angelehnt, um wenigstens die Umrisse der Gegenstände im Raum halbwegs erkennen zu können.

Wieder ein Laut – eine Art Keuchen oder Husten, aber so leise, dass er es definitiv überhört hätte, hätte er nicht so angestrengt in die Dunkelheit hineingelauscht. Kein Zweifel, hier war er richtig. Hier war Fye. All seine Sinne spannten sich an, sein Blick fixierte die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. So schnell es in der Dunkelheit möglich war, versuchte er, sich dem Ort zu nähern, von dem aus er das Geräusch wahrgenommen hatte. Links, verdeckt durch einen weiteren großen Aktenschrank, fand er sie schließlich, die Tür, die in einen weiteren Raum führte. Kurogane tastete sie vorsichtig ab; sehen konnte er in dieser Ecke praktisch gar nichts mehr. Sie fühlte sich an wie eine gewöhnliche Holztür, doch er war sich sicher, dass sie einen Metallkern haben musste, sonst hätte sie niemals so gut Geräusche schlucken können.

Kurogane fand die Klinke, doch konnte er es wagen, sie einfach runterzudrücken und die Tür zu öffnen? Er durfte auf keinen Fall riskieren, jetzt entdeckt zu werden. Nicht zu handeln, stand jedoch ebenfalls außer Frage.

Wieder ein Laut, diesmal ein Röcheln. Kuroganes Magen verkrampfte sich, genauso wie seine Hand um der Klinke. Er drückte. Das Türschloss gab mit einem leisen Knacken nach. Nun waren die Geräusche aus dem Innern wesentlich deutlicher zu hören. Ein schwaches Stöhnen, rasselnder Atem. Schritte. Dann eine Stimme.

„Hältst du mich wirklich für so dumm zu glauben, dass du mit einem Armeeoffizier anbandelst, ohne dich bei ihm auszuweinen? Einem Offizier der Spezialeinheit noch dazu?“, drang eine weiche und doch eisig kalte Männerstimme an Kurganes Ohr. Ashura. Das war also Ashura. Und er sprach von ihm. Er hatte Fye seinetwegen hierher gelockt!

Eine Welle von Schuldgefühlen drohte ihn zu ersticken. Sein rechter Arm zuckte, seine Hand zitterte vor unterdrückter Anspannung.

‚Reiß dich zusammen!’, rief Kurogane sich zur Ordnung, schloss einen Moment die Augen und atmete tief ein. Er musste sich auf die Tatsachen konzentrieren. Er hatte Fye gefunden. Fye lebte. Ashura war bei ihm, aber er hatte ihn noch nicht bemerkt. Vorsichtig öffnete er die Tür ein Stück weiter, einzig darauf bedacht, keinen Laut zu verursachen. In der Zwischenzeit ging das einseitige Verhör im Innern des Raumes weiter.

„Fye, wenn du tatsächlich geglaubt hast, dass ich tatenlos zusehe, wie du meine Firma, mein Leben kaputt machst, bist du dümmer, als ich dachte. Und undankbar noch dazu! Da gestatte ich dir sogar zu gehen und du nutzt meine Güte so schamlos aus!“

Es folgte ein harter Schlag.

„ARGH!!“

Wieder Husten, Keuchen.

‚Tief durchatmen, Kurogane, tief durchatmen’, ermahnte er sich. Er schob seinen Oberkörper durch den Türspalt, doch noch immer konnte er nicht viel vom Innern des Raumes sehen. Links erstreckte sich nichts weiter als eine kahle Betonwand bis zum anderen Ende des Raumes, rechts von ihm führte eine weitere Wand noch knapp einen Meter geradeaus in den Raum hinein, bevor sie um die Ecke bog. Dieser Raum musste vom Grundriss her also direkt hinter dem angestaubten Büro liegen, durch sehr dicke Wände von diesem abgetrennt. Diese Wand schluckte nicht nur jegliches Geräusch, sie nahm Kurogane auch vollständig die Sicht. Gleichzeitig bedeutete das aber auch, dass Ashura ihn in seiner jetzigen Position ebenfalls nicht sehen konnte. Er schlüpfte gänzlich durch den Spalt und presste seinen Körper eng an die Wand. Aus der Innentasche seiner Jacke holte er einen kleinen metallnen Handspiegel hervor. Zum Glück war das Glas noch nicht beschädigt. Er drehte den Spiegel so, dass er sich einen Eindruck von dem Raum machen konnte. Er war nicht sonderlich groß und sehr kahl. An der hinteren Wand, ihm gegenüber, standen einige große Kisten, eine davon offen. Den Inhalt konnte Kurogane jedoch nicht erkennen. In der Mitte des Raumes stand ein großer, schwerer Metalltisch, daneben auf dem Boden sah er einen Eimer. Weiter rechts konnte er Ashuras lange, schwarze Haare und seinen Rücken ausmachen. War er bewaffnet? Und womit? In welchem Zustand befand Fye sich? Es wurmte Kurogane, dass er selbst mit Hilfe des Spiegels einfach nicht mehr erkennen konnte. Als der Firmenchef sich plötzlich umdrehte, zog Kurogane den Spiegel blitzschnell zurück. Ob er ihn bemerkt hatte?

Doch die Schritte kamen nicht in seine Richtung und stoppten auch fast sofort wieder. Ein Geräusch wie das Schöpfen von Wasser ertönte, dann wieder zwei Schritte und ein Platschen, gefolgt von Fyes kraftlosem Husten.

„Ich habe dir nicht erlaubt, schon zu schlafen“, ertönte Ashuras eisige Stimme erneut. „Wir sind hier nicht eher fertig, ehe du alle meine Fragen beantwortet hast. Und wenn du nicht freiwillig mit mir sprichst, werde ich nachhelfen.“

Er ließ eine kurze Pause, doch bis auf Fyes Keuchen und Stöhnen war nichts zu hören.

„Oder wollen wir lieber deine kleine Freundin mit hinzu holen? Zu dritt macht es doch viel mehr Spaß.“

„Chii…nicht…“, keuchte Fye heiser und kraftlos. Kuroganes linke Hand wanderte zu dem Messer in seiner Beintasche und umklammerte den Griff.

„Dann wird es Zeit, dass du redest.“

Diesmal war die Stimme des Firmenchefs kalt wie Eis.

„Er…weiß…nichts…wirklich“, wimmerte Fye schwach.

Ein harter Aufschlag ertönte, begleitet von einem weitern schmerzerfüllten Aufschrei Fyes.

GENUG!!!

Noch ehe Kurogane seine nächsten Schritte überhaupt richtig durchdacht hatte, sprang er auf, zog sein Messer und stürzte sich auf sein Ziel. Ashura schien so überrascht, dass er kaum Zeit hatte zu reagieren und Kuroganes rechte Faust praktisch ungebremst in seinem Gesicht einschlug. Die Wucht des Aufpralls riss den Firmenchef von seinen Füßen und ließ ihn gegen die nächste Wand prallen. Kurogane setzte sofort nach und wollte bereits zu einem weiteren Schlag ausholen, doch obwohl sein Gegner so schmächtig wirkte, war er erstaunlich zäh und schneller wieder auf den Beinen, als er es ihm zugetraut hatte, und holte seinerseits sofort zu einem Gegenangriff aus. Kurogane ließ die Faust knapp an sich vorbeigehen, griff mit seiner rechten Hand danach und nutzte den Schwung, um seinen Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er wollte mit dem Messergriff in seiner linken Hand einen Schlag nachsetzen, doch Ashura drehte sich noch im Fallen und versuchte, Kurogane mit seiner freien Hand zu greifen. Blitzschnell drehte dieser das Messer in seiner linken Hand und schnitt Ashura mit der Klinge die Handfläche auf. Der hisste vor Schmerz auf und zog seine Hand zurück. Nun war er völlig offen. Kurogane nutzte die Chance und schlug seinem Gegner blitzschnell gegen die Pulsader, so dass dieser taumelte. Sofort setzte er einen weiteren Schlag gegen die Schläfe nach und sein Gegner klappte bewusstlos zusammen.

Auch wenn er Ashura so schnell wie möglich bewegungsunfähig machen musste, konnte er seinem ersten Impuls nicht widerstehen und blickte sich nach Fye um. Dieser hing, in sich zusammengesackt, in einem Stuhl, an Händen, Hals, Bauch und Füßen daran gefesselt. Sein Körper sowie Wand und Boden in seiner Umgebung waren mit Blut verschmiert. Die Menge sah bedenklich aus.

„Fye!“

Mit einem Satz war Kurogane bei ihm und begann, die Lederriemen zu lösen.

„Fye!“

Wieder erhielt er keine Reaktion. Die Fesseln an den Händen hatte er endlich gelöst, als nächstes kümmerte er sich um die Füße. Fyes Beine mussten unter der Hose ebenfalls schlimm aussehen. Sie war von Blutflecken und Rinnsälen durchtränkt und teilweise aufgerissen, einige hell blutende Wunden freilegend. Kurogane musste dem schier überwältigenden Drang widerstehen, an Fyes Peiniger keine Lynchjustiz zu vollziehen. Egal, wie schwer der Fall, wie kaltblütig das Ziel war, es war seine oberste Pflicht, Schäden auf ein Minimum zu reduzieren, vor allem bei Personen.

Der Riemen am Bauch war nun ebenfalls gelöst und schließlich wandte Kurogane sich der Fessel am Hals zu. Dabei bekam er erstmals einen genaueren Blick auf Fyes Gesicht. Er hatte in seinem Beruf schon viele Formen von Gewalteinwirkung gesehen, doch was er sah, erschrak ihn zutiefst. Das ganze Gesicht war von unzähligen Blutergüssen übersät und geschwollen. Die meisten Sorgen bereitete Kurogane aber Fyes linkes Auge. Es war vollkommen zugeschwollen und von Blutresten ganz verklebt. Hoffentlich konnte man es noch retten. Und das alles nur, weil Fye ihm begegnet war? Weil er Fye an sich herangelassen hatte…? All die Angst, all die Qual wären ihm vielleicht erspart geblieben, wenn sie sich nicht getroffen hätten… Kurogane wusste, es war irrational und falsch, doch er hätte schreien können vor Wut. Wut auf sich selbst, weil er der Auslöser für Ashuras Handeln gewesen war. Weil er Fye die ganze Zeit dazu gedrängt hatte, mit ihm zu reden, ehrlich mit ihm zu sein, seine Vergangenheit mit ihm zu teilen. Er wusste, dass es falsch war so zu denken, aber dennoch schrie alles in ihm auf, nachdem er die Worte dieses Kriminellen gehört hatte…!

Endlich war auch die Schnalle am Hals gelöst und Fye wäre augenblicklich vornüber gekippt, wenn Kurogane ihn nicht sofort aufgefangen hätte. Die Bewegung ließ ihn erneut gequält aufstöhnen. Gut möglich, dass auch einige Rippen gebrochen waren.

„Fye!“, versuchte er erneut, zu dem anderen durchzudringen. Eine Welle von Schuld, Angst, Mitleid und Erleichterung überrollte ihn, alles gleichzeitig, und noch ehe er richtig realisiert hatte, was er eigentlich tat, hatte er seine Lippen fest auf die seines Gegenübers gepresst. Ein wehmütiger Stich jagte durch sein Herz. Er hatte so sehr gefürchtet, dass er diese Gelegenheit nie wieder bekommen würde!

„Kuro… Wer…? Was…?“, verließ plötzlich ein abgehackter Flüsterton Fyes Lippen, sein rechtes Auge flackerte unfokussiert hin und her, bevor es sich wieder schloss und Fyes Körper in seinen Armen erschlaffte.

Er musste sich zusammenreißen. Es gab im Moment so viel Wichtigeres zu tun. Vorsichtig hob er den bewusstlosen Körper aus diesem Folterstuhl und legte ihn etwas abseits ab. Ein Blick nach hinten zeigte ihm, dass Ashura bereits dabei war, das Bewusstsein wiederzuerlangen. Darum musste er sich zuerst kümmern. Mit wenigen Schritten war Kurogane wieder bei dem Firmenchef und setzte ihn mit einem weiteren Schlag gegen die Schläfe erneut außer Gefecht. Dann durchsuchte er ihn nach Waffen, fand ein Messer und eine Pistole. Scharf. Schnell nahm er ihm beides ab und platzierte ihn nun auf dem Stuhl, auf dem zuvor Fye festgehalten worden war, und legte ihm nun selbst die Fesseln an. Das würde ihnen hoffentlich genügend Vorsprung verschaffen. Nun sammelte Kurogane sein eigenes Messer wieder ein sowie die Waffen des Firmenchefs. Sein Messer verstaute er wieder in der Halterung in seiner Beintasche, die anderen beiden Waffen versteckte er in einem der Aktenfächer im Nebenraum. Selbst wenn es Ashura wie durch ein Wunder gelingen sollte, sich selbst aus dieser Lage zu befreien, würde er seine Waffen dort sicher nicht vermuten.

Nun ging er zu Fye zurück. Er zog seine ölverschmierte Jacke aus, um Fyes Wunden unnötigen Kontakt mit Schadstoffen zu ersparen, nahm ihn so behutsam wie möglich hoch und verließ diesen verfluchten Raum. Ashuras Atmen signalisierte Kurogane, dass dieser bereits wieder am Aufwachen war. Er musste sich beeilen.

Als er wieder draußen auf dem Korridor war, wollte er losstürmen, doch ein gequältes Aufstöhnen seines Schützlings zwang ihn, seine Geschwindigkeit zu reduzieren. Kurogane wollte hier so schnell wie möglich raus, doch das Letzte, was er wollte, war, damit noch mehr Schaden anzurichten. Es kam ihm fast vor, als bewegte er sich in Zeitlupe, als er mit langen, gleichmäßigen Schritten den Flur hinter sich ließ und dann die Treppe nach oben nahm, immer drei Stufen auf einmal.

Im Erdgeschoss angekommen, sah er, dass die Außentür noch immer abgeschlossen war. Wo zum Henker blieben die, verdammt noch mal?! Das wäre sein sicherster Fluchtweg gewesen!!

Gezwungenermaßen probierte er die Tür zum Flur aus. Auch verschlossen. DRECK!! Allerdings mit einem ganz normalen Schloss gesichert. Ungeduldig fischte Kurogane erneut nach seinem Messer, löste den in den Griff eingearbeiteten Draht heraus und steckte ihn in das Schlüsselloch. Nach einigen Versuchen sprang es auf, doch zeitgleich begann das Heulen der Alarmanlage.

‚VERDAMMT!’, fluchte Kurogane innerlich, doch genauso schnell beruhigte er sich wieder. Wenn er hier jetzt mit einem Schwerverletzten auf dem Arm durch die Gänge rannte, war es auch egal, ob nebenbei die Alarmanlage schrillte oder nicht.

Wie erwartet, begegnete er hier vielen Menschen. Neugierig gewordenen Mitarbeitern, die ob des plötzlichen Lärms verständnislos die Köpfe aus ihren Bürozimmern streckten, Leuten, die gerade irgendwohin unterwegs gewesen waren und nun mitten in ihrer Bewegung inne hielten, Putzpersonal. Auch Sicherheitsmitarbeitern. Sie alle starrten Kurogane nur mit offenen Mündern und geschockt geweiteten Augen an, als er mit dem bewusstlosen Fye auf den Armen an ihnen vorbeirauschte.

„Stehen bleiben! Was ist hier los?“, forderte ihn ein Wachmann auf und kam auf ihn zu gerannt, als er die große Eingangshalle passierte.

„Ich habe hier einen Schwerverletzten, der muss umgehend ins Krankenhaus! Oder haben Sie Tomaten auf den Augen?“, giftete Kurogane zurück und ließ ihn dann links liegen.

„Stehen bleiben!!“, brüllte ein weiterer Wachmann und blockierte ihm den Weg zum Ausgang. Kurogane überlegte, ihn zur Not einfach umzurennen, doch dann bemerkte er den abgeklärten Blick des Mannes und sah, wie dieser nach seinem Waffengurt griff.

Ohne eine Sekunde zu zögern, rettete Kurogane sich mit Fye in den Armen mit einem Hechtsprung nach links hinter die Rezeption, wenige Augenblicke bevor ein Schuss eine Marmorfliese zerstörte, ganz dort in der Nähe, wo er sich eben noch befunden hatte. Ein Schrei ging durch die Menschen im Foyer und alle stoben wie wild auseinander, versteckten sich.

Ohne Zweifel, dieser Wachmann war nicht um die Sicherheit der Firma bemüht. Er befolgte Ashuras direkte Anweisungen. Sicher war er nicht der einzige. Ein schneller Blick zurück zeigte Kurogane, dass noch keine weiteren bewaffneten Sicherheitsmänner auf dem Weg waren, doch das konnte sich jederzeit ändern.

Ein weiterer Schuss schlug in der Holzverkleidung der Rezeption ein. Verdammt, er kam hier nicht weg!!

„Polizei, Waffe runter!“, erschallte plötzlich eine lautstarke Stimme aus Richtung Eingang. Ein weiterer Schuss fiel, diesmal jedoch nicht in Kuroganes Richtung. Das war seine Chance. Kurogane erneuerte den Griff um Fyes schlaffen Körper und sprintete los. Der Blick des Sicherheitsmannes ging wieder in seine Richtung, doch noch bevor er den Arm wieder herumreißen und auf Kurogane zielen konnte, war dieser hinter einem Modell des Firmenmaskottchens in Deckung gegangen.

„Waffe runter!“, brüllte der Kollege von der Polizei erneut und wieder fiel ein Schuss. Kurogane wusste nicht, wer von beiden geschossen hatte. Von seiner jetzigen Position aus konnte er erkennen, dass der Sicherheitsmann jetzt ebenfalls in Deckung gegangen war und die Kollegen von der Polizei von ihrer Position aus nicht an ihn herankamen. Er selbst konnte auf die Distanz jedoch nach wie vor nicht riskieren loszurennen. Fye wäre zu lange ungeschützt.

Mit klopfendem Herzen nahm er die Betäubungspistole zur Hand, die der Polizist ihm zuvor mit dem Wagenschlüssel zusammen übergeben hatte. Er fühlte sich alles andere als wohl dabei, eine Schusswaffe benutzen zu müssen, doch so wie es aussah, blieb ihm nichts anderes übrig. Kurogane legte Fye kurz ab und späte um die Ecke. Der Sicherheitstyp war durch die Polizei abgelenkt und wusste zudem nicht, dass Kurogane ebenfalls eine Waffe bei sich hatte. Gut so. Vorsichtig visierte er das Bein des Mannes an – er wollte nicht riskieren, ihn durch einen ungünstig platzierten Schuss vielleicht doch lebensgefährlich zu verletzen – und drückte ab. Der darauf folgende Aufschrei zeigte ihm, dass er getroffen hatte. Schnell verstaute er die Waffe wieder, lud Fye erneut auf und rannte weiter. Der Polizist, nein, zwei waren es sogar, erwarteten ihn bereits an der Tür.

„DECKUNG!!“, rief plötzlich der eine und beide Polizisten richteten ihre Waffen auf Kurogane – oder besser, an Kurogane vorbei. Er wusste, was das zu bedeuten hatte, und zögerte keinen Moment länger. Mit einem weiteren Hechtsprung ging er diesmal auf der anderen Seite der Rezeption in Sicherheit, mehrere Schüsse lösten sich, einen spürte Kurogane knapp an sich vorbei ziehen.

Jetzt saß er wieder fest, mit Blick zum Ausgang, dem Ziel so nah, aber weiterlaufen konnte er dennoch nicht.

„Ashura, Sie sind verhaftet!!“, rief einer der beiden Polizisten.

Was?! Kurogane glaubte, sich verhört zu haben. Wie hatte er sich so schnell von diesem Stuhl befreien und ihn einholen können? Und woher hatte er diese Waffe? Ob er seine doch zwischen den Akten gefunden hatte? Nein, unwahrscheinlich. Eher ist ihm ein Komplize zu Hilfe geeilt – auch wenn er keine Ahnung hatte, wie er diesen so schnell hatte benachrichtigen können. Er hatte beim Abtasten keinen Pieper oder Ähnliches bemerkt. Oder hatte er ihn übersehen?

Ein weiterer Schuss fiel. Erneut spürte Kurogane Wut in sich aufsteigen. Dieser Tyrann würde Fye ganz sicher nicht kriegen! Dafür sorgte er! Kurz spähte Kurogane über den Rand der Rezeption, suchte nach Ashuras Standort. Er fand ihn am Treppenaufgang, rechts neben dem Gang, aus dem er selbst gerade herausgekommen war. Ashura sah ihn, doch sein Schuss ging an Kurogane vorbei in die Wand über ihm. Wieder zog er seine Pistole, verließ kurz seine Deckung und gab ebenfalls einen Schuss ab, der jedoch gut einen Meter Abseits in die Wand einschlug. Noch einmal versuchte er es, doch wieder verfehlte er sein Ziel weit. Auch der nächste Schuss ging um Längen daneben. Was war bloß los mit ihm?! So schlecht hatte Kurogane noch nie geschossen! Warum verließ ihn gerade jetzt, wo ausgerechnet Fyes Leben auf dem Spiel stand, seine Zielsicherheit?! Er probierte es erneut, wieder daneben. Dann war die Munition leer.

VERDAMMT!

„Hey!“, verschaffte einer der Polizisten sich Kuroganes Aufmerksamkeit. „Hier!“

Damit schob er ihm eine Waffe über den Fußboden hinweg zu. Allerdings blieb sie an einer zersprengten Bodenfliese hängen und kam nicht bis zu Kurogane herüber. Klappte denn gar nichts hier?!

Wie oft hatte Ashura schon geschossen? Achtmal? Neunmal? So langsam müssten seine Patronen jedenfalls zur Neige gehen. Kurogane zögerte nicht lange und wagte einen Sprung zu der unweit von ihm liegen gebliebenen Pistole, rollte sich ab und ging hinter dem nächsten Pfeiler in Deckung. Es war kein weiterer Schuss gefallen. Anscheinend ging Ashura wirklich langsam die Munition aus.

Jetzt oder nie! Das war seine letzte Chance! Kurogane entsicherte die Waffe und sah vor seinem Pfeiler hervor, um auf Ashura zielen zu können. Der stand jedoch nicht mehr an der Treppe, so wie einen Moment vorher noch, sondern weiter links hinter der Maskottchen-Statue, die Kurogane zuvor selbst als Deckung gedient hatte. Der Lauf von Ashuras Waffe war auf ihn gerichtet. Shit!

Ein Schuss löste sich und schlug in den Pfeiler ein, knapp neben Kuroganes Gesicht. Einige Splitter schnitten in seine Wange, doch abgesehen davon hatte er Glück gehabt. War das Ashuras letzter Schuss gewesen? Erneut drehte Kurogane sich um und zielte auf ihn, der Firmenchef hatte seine Waffe noch nicht wieder erhoben, sah ihn durchdringend kann.

Konnte er abdrücken? Mit dieser Waffe würde er ihn wahrscheinlich töten. Er hörte einen Schuss. – Nein, das bildete er sich ein. Das war nur in seiner Erinnerung. Ein Gesicht flammte vor seinem inneren Auge auf, das im Schock erstarrte Gesicht von Stephan Dukari.

„Was machst du? Schieß!“, hörte er die Stimme des Kollegen hinter sich, der ihm die Waffe zugespielt hatte.

Ja, verdammt, was tat er hier eigentlich? Kurogane hob die Waffe und zielte, doch das triumphale Grinsen im Gesicht seines Gegners ließ ihn innehalten.

Was…?

Dann begriff er. Er ließ die Waffe fallen und stürzte zurück zu seiner ursprünglichen Deckung, wo Fye noch immer bewusstlos auf dem Boden lag.

Fye!

Von Ashuras jetziger Position aus war er ihm schutzlos ausgeliefert! Kurogane stolperte, fing sich mit der Hand ab und schlitterte den letzten Meter zu ihm herüber.

Ein Schuss fiel.

Schmerz explodierte in Kuroganes rechter Schulter, schleuderte ihn herum und fast auf Fye drauf. Gerade so gelang es ihm, sich mit seinem rechten Arm und Bein an der Verkleidung der Rezeption abzustützen und Fye damit nicht unter sich zu begraben. Erneut explodierte der Schmerz in seiner Schulter, Kurogane zog vor Schreck die Luft ein und fiel auf den Rücken.

Schritte – einige in einiger Entfernung, andere ganz in seiner Nähe. Ein letzter Schuss fiel, dann nur noch Schritte und Stimmen, Flüche. Weitere Schritte hasteten an ihm vorbei. Nur mit Mühe gelang es Kurogane, sich einigermaßen aufzurichten. Wo war Ashura? Versuchte er zu flüchten?

„Alles okay? Wie geht es dir?“, hörte er die besorgte Stimme eines weiteren Polizeibeamten hinter sich.

„Fragen Sie das nicht mich, sehen Sie sich lieber seinen Zustand an!“ Er deutete auf Fye. „Er muss sofort ins Krankenhaus!“

Der Polizist warf einen kurzen Blick auf Fye und sprach dann eilig in sein Funkgerät. Irgendwas von „Notarzt“ und „schnell“. Na endlich. Die Details bekam Kurogane gar nicht so genau mit. Das Pulsieren seiner Schulter wurde rasant schlimmer. Und seine Aufgabe war auch noch nicht beendet. Er musste nach Chii sehen. So schnell wie möglich.

„Hey, wo wollen Sie in Ihrem Zustand denn hin?“, hielt der Polizist ihn auf.

„Da ist noch jemand in Gefahr, unten im Lager.“

„Das Mädchen wurde bereits in Sicherheit gebracht“, klärte der Polizist ihn auf.

Na ein Glück. Aber wann und wie hatten sie Chii denn nun da raus geholt? An der Hintertür war doch überhaupt keiner gewesen. Egal jetzt. Das würde er im Bericht nachlesen können.

Weitere Personen kamen in das Gebäude gerannt. Endlich waren Rettungskräfte da! Sie kontrollierten sofort Atmung und Blutdruck, einer hatte ein Beatmungsgerät dabei und stülpte Fye eine Atemmaske über. Ein anderer bereitete eine Jod-Infusion vor.

„Wie schlimm ist es?“, fragte Kurogane den Sanitäter, der Fyes Kreislauf überprüft hatte.

„Puls und Atmung sind vorhanden, aber schwach und unregelmäßig. Wir müssen schnellstmöglich die Blutungen stoppen. Alles andere können wir später erst genauer sagen“, erklärte der Arzt ihm, während zwei andere Fye auf eine Trage verfrachteten.

„Wird er überleben?“, hakte Kurogane nach und griff nach dem Arm des Sanitäters. Dieser lächelte beruhigend.

„Die Chancen stehen gut. Das Schlimmste haben Sie wohl verhindern können.“

„Und sein Auge?“

„… Das weiß ich nicht“, antwortete der Arzt ernst. Dann löste er Kuroganes Hand und folgte seinen Kollegen nach draußen zum Krankenwagen.

„Wie geht es Ihnen?“, erkundigte der zurückgebliebene Polizist sich.

„Kein Problem“, winkte Kurogane ab und biss die Zähne zusammen, als er aufstand. Gemeinsam folgten sie dem Krankenwagen nach draußen. Wenige Meter weiter saß Chii auf dem Beifahrersitz eines Polizeiautos, eine Decke um ihre Schultern, stille Tränen vor sich hinweinend und immer wieder in ein Taschentuch schniefend. Seishiro stand bei ihr und strich ihr über den Rücken. Kurogane war mehr als erleichtert, als er sie dort sitzen sah, und ging auf die beiden zu.

„Bist du unverletzt?“, fragte er das Mädchen.

„Ja. – Wie geht es Fye?“, fragte sie sogleich mit gebrochener Stimme zurück.

Kurogane blickte zurück. Von hier aus sah man nur die geschlossene Seite des Krankenwagens. Die Kleine hatte wahrscheinlich gar nicht gesehen, wie er raus gebracht worden war.

„Er ist verletzt, aber der Arzt sagt, er wird schon wieder“, versuchte er, das Mädchen nicht zu sehr zu beunruhigen.

„Fye…“, sie schlug die Hände vor das Gesicht. Erneut stiegen ihr Tränen in die Augen. „Es ist meine Schuld. Wenn ich bloß nicht mit Herrn Ashura mitgegangen wäre…“

Es war klar, dass das früher oder später kommen musste.

„Shhh“, unterbrach Seishiro sie und nahm ihre Hände. „Gar nichts ist deine Schuld. Entführt zu werden, ist niemals die Schuld des Entführten!“, erklärte er ihr eindringlich.

Kurogane konnte dem nur zustimmen.

„Auch wenn das jetzt vielleicht hart klingt, aber wenn du ihm nicht aus freien Stücken gefolgt wärst, hätte dieser Ashura dich wahrscheinlich mit Gewalt dazu gebracht, zu machen, was er will. Dann hätte es jetzt mit Sicherheit noch mehr Verletzte gegeben. Und stärkere Bewachung. Wer weiß, ob ich euch dann noch da hätte rausholen können. Es war schon gut so, wie du dich verhalten hast“, ergänzte er.

Chiis Schluchzen wurde daraufhin noch stärker, aber sie widersprach nicht. Seishiro nahm sie in die Arme und strich ihr weiter über den Rücken. Er schien gut mit solchen Situationen umgehen zu können, sah aus wie ein liebevoller Vater, wie er sich so um die kleine Chii kümmerte. Endlich konnte er sich einen Moment der Entspannung erlauben.

- Dachte er, als plötzlich lautstarker Hubschrauberlärm über ihren Köpfen erschallte. Kurogane blickte nach oben. Ein Hubschrauber auf dem Dach von CyberCom? Dass dort ein Landeplatz war, wusste er aus dem Gebäudeplan, aber wenn dort ein Hubschrauber gewesen wäre, hätte man das doch gewusst! Wo kam der her?

„Er flieht!“, hörte Kurogane einen Polizisten in seiner Nähe über den Lärm hinweg rufen. „Verständigt die Luftsicherheit!“

Das konnte nicht sein. Das DURFTE nicht sein!

Kurogane war fassungslos. Die konnten ihn doch nicht einfach so entkommen lassen! Wie konnten bewaffnete Polizeibeamte einen unbewaffnet flüchtenden Verbrecher entkommen lassen?! Und wie war der so schnell bis in den 16. Stock gekommen? Das war unmöglich!

Doch egal, wie sehr Kurogane den Hubschrauber mit seinen Blicken durchbohrte und der Situation ihre Realität absprach, der Hubschrauber gewann immer schneller an Höhe und war bald Richtung Osten aus ihrer Sichtweite verschwunden.

Sie hatten ihn entkommen lassen. Diese Idioten hatten ihn tatsächlich entkommen lassen!!

Nein, falsch. ER hatte ihn entkommen lassen. Er hatte ihm gegenüber gestanden, Auge in Auge, eine geladene Waffe in der Hand. Er hatte nicht geschossen, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Er war der größte Idiot von allen. Und er hatte Fye bitter im Stich gelassen.
 

TBC…



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  maykei
2015-04-05T23:04:48+00:00 06.04.2015 01:04
puh... nur kurz (längere Kommentare kommen später), weil...

ich bin total fertig! Habe mir die letzten Kapitel innerhalb 2 Tagen reingezogen und ich glaub ich hab so etwa alle Gefühle einmal durchgemacht! Insbesondere die Dynamik zwischen Kurogane und Fye, die Angst um Tomoyo (oh Gott, als das Jugendamt kam... das Kind ist jezt sicher total traumatisiert..) und die immer konkreter werdende Bedrohung durch Ashura, und dann auch noch diese ganzen Unklarheiten bezüglich ihrer Beziehung zueiander gemischt mit dieser Vertrautheit - uh.... grandios. Du merkst vielleicht schon anhand meines Satzbaus, dass ich gerade ein wenig geflasht bin. Besonders das letzte Kapitel fand ich sehr gut geschrieben - sehr dicht, spannend und klar. Ich konnte mir alles vorstellen, dabei hat das ganze eine ziemliche Geschwindigkeit entwickelt (die Szene im Aufzug, woah! Erinnerte mich irgendwo an 'Speed'). Auch mal spannend zu sehen, was Kuro so "eigentlich" macht, wenn er nicht im Kindergarten rumhängt, hehe, kein Wunder, dass da "zwei Welten aufeinader trafen". Ashura ist definitiv ein Psycho, hatten wir zwar schon besprochen, doch die wenigen 'Szenen' die er hatte, haben schon alles über ihn ausgesagt, was man so wissen muss. Krass wie sehr er Fye gefoltert hat, hätte nicht gedacht, dass du so weit gehst. Aber cool - ich mochte das Kapitel sehr. Auch Yuukos Truppe - ich werde nie wieder schlafen @@ doch danke für diesen Genuss und bin auf das nächste Kapi gespannt. Schulde dir noch ein paar Kommentare, doch die liefere ich nach. ps. danke auch für die 'Empfehlung' von Supernova, hatte ich fast überlesen ^^#
Von:  kiala-chan
2015-02-21T14:53:30+00:00 21.02.2015 15:53
Hey, toll dass es weitergeht ^^ Diesmal muss ich sagen, ist die Zeit bis zum neuen Upload ziemlich schnell vergangen (für mich jedenfalls). Klar am liebsten würde ich jeden Tag ein neues Kapi lesen, aber alle zwei Monate ist schon sehr gut, verglichen mit mehreren Jahren, die ja teilweise zwischen den Kapiteln lagen. Und es heißt ja so schön: Gut Ding will Weile haben ;) Also alles gut.

Das war ja mal hochspannend, wie in einem Thriller. Ich habe teilweise total gezittert und gebangt und hatte echt Angst um Fye und Chii. Umso erleichterter bin ich, dass er sie retten konnte.
Es hat mich überrascht, wie Chii diese Nachricht diktiert bekommen (?) konnte, ohne zu bemerken, was da für eine Bedrohung mitschwingt. Das war schon sehr naiv von ihr. Aber es ist eben Chii und Ashura ist ja auch äußerst gerissen.

Dem armen Fye wurde ja sehr übel mitgespielt, ich hatte wirklich Angst um sein Leben.
Sehr berührt haben mich auch Kuroganes Gefühle für Fye, wie er sein Leben riskierte um ihn zu retten und seine enorme Angst um Fyes Leben. Und dann endlich - der Kuss! Ich war überwältigt von so vielen Gefühlen, die in diesem Moment auch auf mich übergeschwappt sind T^T

Wie ist Ashura eigentlich auf Kurogane gekommen? Hat Chii es ihm verraten oder hat er Fye doch irgendwie die ganze Zeit beschattet? Ob er wohl wusste, dass Fye in dem Kindergarten arbeitet? Aber wo Kurogane wohnt, kann er ja nicht herausbekommen haben, sonst hätte er sie beide entführen können. Aber sicher hatte Ashura das ja jetzt nach Fyes Folter auch mit Kurogane vorgehabt.

Und der Vorfall mit Dukari hat bei Kurogane wohl doch ein ziemliches Trauma hinterlassen. Ob er es wohl schaffen wird, es zu überwinden, falls er den Prozess gewinnt und wieder in seinem Beruf arbeiten kann? Naja, vielleicht ist das ja therapierbar.
Und dann musste dieser blöde Ashura auch noch entkommen. Wer weiß, was der noch für ein Netzwerk hat und was er nun immer noch anrichten kann...

Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen auf das nächste Kapitel! ^.^

GLG


Von: abgemeldet
2015-02-18T19:26:44+00:00 18.02.2015 20:26
Es war ne tolle Überraschung, all die altbekannten Charaktere wieder zu treffen! Yuukos "Truppe" ist definitiv nicht von schlechten Eltern! Und ihre Aufgabengebiete finde ich auch passend ausgesucht.
Der Plan mit den Ratten jedenfalls ist perfide. Ratten zu benutzen um menschliche Ratten aus ihrem Loch zu scheuchen ist vermutlich eher eine symbolische Begleiterscheinung, aber sie gefällt mir außerordentlich gut ^^
Und ich bin so was von erleichtert, dass verhältnismäßig alles glatt über die Bühne gegangen ist. Soll heißen, dass zumindest Chii und Kurogane nichts (schlimmes) zugestoßen ist. Ich hatte während der ganzen Rettungsaktion so Herzklopfen, dass es sich erst jetzt langsam wieder beruhigt. Ich hoffe so sehr, dass Fye schnell wieder auf die Beine kommt!
Dass Ashura fliehen konnte ist mehr als unglücklich, aber dass sich Alles auf einmal zum Guten fügt wäre dann wohl zu schön gewesen um wahr zu sein. Yuuko ist ja nicht umsonst schon seit Jahren hinter ihm her...hoffentlich macht sie das Kurogane klar, denn Selbstvorwürfe sind das Letzte was er und Fye in diesem Moment brauchen können.

Eine Sache habe ich allerdings nicht so ganz verstanden: Ashura hat Fye wegen Kurogane dorthin gelockt? Warum? Wegen Kurogane als Person, oder weil Kurogane bei der Spezialeinheit ist und ihm deswegen durchaus sehr gefährlich werden konnte? Hätte er Fye also in Ruhe gelassen, wenn der sich nicht auf Kurogane eingelassen hätte?

Ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht!

Viele liebe Grüße,

Puffie~
Von:  ryuuka
2015-02-16T19:24:07+00:00 16.02.2015 20:24
Oh endlich ein neues Kapitel, ihr wisst gar nicht wie ich mich darauf gefreut habe! Was für ne Action! Gut ich bin eher ein Fan von dem Gesülze^^, aber die Szenen waren super beschrieben und nachvollziehbar. Auch das Kuro-tan nicht immer wusste was grad abging war verständlich und realistisch. Und Fay's Auge hmm... Nun mal sehen, ich mag ihn ja so oder so^^ Aber Ashura konnte entwischen so ein Mistkerl! Es war übrigens auch toll altbekannte Gesichter wiederzusehen, war ja klar das Yuuko nicht nur nen Kindergarten führt. Jetzt kommt wohl noch die Verhandlung. Ob Kuro-pon das durchsteht? Aber ich denke, dass das schon Klappen wird, außerdem bin ich gespannt, wie Fay reagiert, wenn er aufwacht. Ooooh ich wünschte ich hätte noch ein weiteren kapitel zu lesen! So stelle ich mir Entzug vor! Hoffentlich kommt bald das nächste Kapitel!


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