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Der Weg zum Glück

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Zu Beginn habe ich erst einmal eine gute und eine schlechte Nachricht für euch.
Fangen wir mit der schlechten Nachricht an, damit die gute es später ein wenig ausgleichen kann: Klayr kann wohl erst einmal nicht mehr an "Der Weg zum Glück" mitschreiben. Sie ist einfach zu lange raus aus dem Flow und hat auch anderweitig einfach zu viel zu tun und kommt deshalb einfach nicht mehr ins Schreiben rein. Das ist wirklich schade, denn ihr habt euch auf ihre Kapitel sicher immer genauso gefreut wie ich, aber ich kann sie nicht zwingen. Ich respektiere ihre Entscheidung. Auch wenns irgendwie einsam wird. :( Das heißt aber nicht, dass die FF deshalb abgebrochen wird! Es wird nur leider in Zukunft etwas einseitiger, weil ich nun erst einmal alle weiteren Kapitel schreibe. Natürlich steht Klayr mir dabei immer noch mit Rat und Tat zur Seite.
Und nun zur guten Nachricht: Neben dem aktuellen Kapitel habe ich auch noch ein weiteres Kapitel fertig auf meinem PC rumliegen. ^^ Das 21. hatte ich nämlich eigentlich zuerst geschrieben und danach dann das 20. von Klayr übernommen. Deshalb wird es bis zum nächsten Update diesmal definitiv nicht so lange dauern wie die letzten Male! Und ich hoffe echt, dass ich bis zum Ende der FF wenigstens etwas zügiger als bisher weiterschreiben kann. >< Feuert mich an! :D
Und weil einige Leser angemerkt hatten, dass es nach so langen Pausen echt schwierig ist, wieder in die Geschichte reinzukommen, gebe ich euch diesmal eine kurze Zusammenfassung mit:

~ Was bisher geschah~
Seit Chiis Verschwinden war Fye erst einmal bei Kurogane untergekommen. Am Tag ihres Verschwindens hatte Fye Ashura vor seinem Haus gesehen. Nun wusste er, dass sein ehemaliger Arbeitgeber nicht vorgehabt hatte, ihn einfach ziehen und ein neues Leben beginnen zu lassen. Doch was wollte Ashura von ihm? Und hatte er tatsächlich etwas mit Chiis Verschwinden zu tun? Niemand wusste genaueres. Zu allem Überfluss erhielt Kurogane kurz darauf ein Schreiben vom Jugendamt, dass ihm Aufgrund des Mordverdachtes, der auf ihm lag, das Sorgerecht für seine Tochter Tomoyo entzogen und das Kind vorerst in die Obhut der Mutter übergeben würde. Obwohl er dagegen Berufung einlegte, kamen schließlich zwei Mitarbeiter des Jugendamts bei ihm vorbei und nahmen Tomoyo mit. Kurogane war wie vor den Kopf gestoßen und bereit, den Mitarbeitern des Jugendamts sofort zu folgen und seine Tochter zurückzuholen, notfalls mit Gewalt. Fye versuchte, ihn von diesem unüberlegten Vorhaben abzubringen, doch dadurch richtete Kuroganes Wut sich schließlich auf ihn selbst. Wütend, dass Fye ihm - aus seiner Sicht - so in den Rücken fiel, packte er ihn und warf ihn von sich, bevor er ohne ein weiteres Wort die Verfolgung des Jugendamts aufnahm.

Und nun viel Spaß beim Lesen!
(p.S.: Wer noch auf die ENS-Liste möchte oder schon drauf ist, aber zwischenzeitlich seinen Namen geändert hat, sagt mir bitte Bescheid.) Komplett anzeigen

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Finsternis

Disclaimer: Die Charas gehören (bis auf wenige Ausnahmen) nicht uns, sondern Clamp. Wir wollen kein Geld damit verdienen, sondern nur unterhalten.
 

Erstschreiber des Kapitels: Lady_Ocean

Kapitel: 20/26
 

-~*~-
 

„Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.“

(Mahatma Gandhi)
 

-~*~-
 

Finsternis
 

Viel zu schnell raste der schwarze BMW durch die Straßen der Vorstadt. Sein Fahrer hatte nur einen Gedanken, nur ein Ziel: in diesen Saftladen stürmen und sein Kind befreien. Dieser blonde Wichtigtuer hatte doch keine Ahnung! Woher wollte der denn bitteschön wissen, wie es sich anfühlte, sein Kind zu verlieren?! Spielte sich hier auf, als wisse er alles besser – eingebildeter Idiot!

Der Wagen nahm die letzte Kurve und drosselte auf der Zielgeraden nun langsam sein Tempo. Seine Augen suchten nach Anzeichen seiner Tochter oder deren Entführern, doch natürlich konnte er nichts entdecken. Sie waren sicher längst im Gebäude. Wie er sie da drinnen finden sollte, wusste er noch nicht. Das musste er dann spontan entscheiden.

Aber was, wenn er sie gar nicht finden würde? Wenn diese Entführer sie längst in die Fänge der Mutter übergeben haben? Dieser falschen Schlange. Dann würden sie ihn hier augenblicklich festnehmen und er hatte seine Chance vertan. Dennoch – wenn er gar nicht handeln würde, würde das am Ergebnis auch nichts ändern.

‚Wenn du bis zur Verhandlung wartest, wirst du sie ganz sicher zurück bekommen!’, hörte er Fyes Stimme in seinem Kopf. – War das Fye? Nein, so etwas hatte der Blonde nicht gesagt. Meldete sich sein Gewissen jetzt etwa schon mit der Stimme dieses Quacksalbers?! Gewissen hin oder her, wenn er da jetzt rein ging und seine Tochter dort rausholen konnte, war das eh egal. Dann würde er mit ihr verschwinden, irgendwohin abhauen, wo ihnen niemand folgen konnte. Untertauchen war ein Kinderspiel, wenn man wusste, worauf man zu achten hatte.

Und dann? Waren sie dann glücklich? Wäre Tomoyo dann glücklich? Sie würden die nächsten 20 Jahre auf der Flucht verbringen. Mindestens. Regelmäßig ihre Identitäten wechseln, ihre Wohnorte wechseln. Natürlich würde Tomoyo zur Schule gehen, wenn sie alt genug war. Aber dauerhafte Freundschaften konnte sie da keine knüpfen. Sie dürfte mit niemandem über das, was sie bis jetzt erlebt hatte, reden. Sie wären zusammen und Kurogane wusste, ihm selbst wäre das alles egal. Er würde es auf sich nehmen, ohne zu zögern. Aber Tomoyo…

Mit einem verzweifelten Seufzer ließ Kurogane seinen Kopf gegen das Lenkrad sinken. Tomoyo hätte ein besseres Leben, wenn sie bei ihrer Mutter bleiben würde, musste er sich eingestehen. Schlimmer als ein Leben auf der Flucht – noch dazu während der gesamten Kindheit und Jugend – konnte wirklich nichts sein. Und ihre Zukunftsperspektiven hätte er ihr damit vermutlich auch ruiniert. Fye hatte Recht gehabt. Er hätte ruhig bleiben sollen. Er konnte im Moment wirklich nichts für seine Tochter tun.

Ein Stich durchfuhr seine Brust.

‚Fye…’

Er hatte ihm schrecklich Unrecht getan. Seine Wut und Hilflosigkeit an ihm ausgelassen, obwohl der Blonde doch nur versucht hatte, ihm zu helfen. Obwohl er selbst unglaubliche Angst gehabt hatte. Kurogane hatte es in den eisblauen Augen gesehen, hatte erkannt, wie sehr der andere mit seiner Angst gerungen hat, um ihn zur Vernunft zu bringen. Vergebens. Kurogane hatte nur noch mehr Salz in die Wunde gestreut. Gott, er war so ein Vollidiot!

Mit der Erkenntnis, was für einen großen Fehler er begangen hatte, kam auch die Furcht. Fye war so verängstigt und zerbrechlich im Moment, dass jede unbedachte Kleinigkeit ihm den Rest geben konnte. Was, wenn er wieder blindlings davon gestürmt war, so wie am vergangen Samstag, als er fast von seinem Motorrad erfasst worden wäre? Oder wenn er… Kurogane schluckte. …wenn er von diesem Ashura gefunden wurde? Er musste so schnell wie möglich zurück. Er betete, dass er mit seinem Ausbruch nicht bereits alles zerstört hatte.
 

Fye stöhnte und versuchte benommen, sich wieder aufzurichten. Sein Kopf schwirrte und sein Hals tat immer noch weh. Doch das war bei weitem nicht das Schlimmste. Er wollte schreien, er wollte weinen und gleichzeitig wegrennen und sich irgendwo verkriechen. Er war hin- und hergerissen. Spätestens jetzt wusste er, warum die Metapher „es brach ihm das Herz“ lautete: Es fühlte sich tatsächlich so an, als würde sein Herz auseinander springen, in tausende kleine Scherben. Und sie stachen in seiner Brust.

„Kurogane…“

Wie hatte er sich nur so täuschen können?

„Kurogane!!“

Niemals hätte er geglaubt, dass der Schwarzhaarige tatsächlich in der Lage sein würde, Gewalt gegenüber jemandem anzuwenden. Dass er Gewalt gegen IHN anwenden würde!

Fye spürte, wie ihm heiße Tränen die Wangen herunterliefen. Energisch wischte er sie weg. Es half jetzt auch nichts, wenn er hier in der Ecke kauerte und weinte wie ein kleines Kind. Er musste etwas tun. Er musste hier weg. Hier war es gefährlich. Nicht weniger gefährlich als zu Hause oder…oder…

Fye wurde schlecht. Er schaffte es kaum, den dicken Kloß in seinem Hals zu schlucken. Was, wenn es eine Verbindung zwischen Kurogane und Ashura gab? Vielleicht war das der Grund, warum er seinen ehemaligen Chef die ganze Woche lang nirgends hatte sehen können? Wenn er ihn gar nicht direkt zu beobachten brauchte, solange er in Kuroganes Nähe war? Er musste hier WEG!!
 

Kurogane warf einen flüchtigen Blick auf die digitale Uhr am Armaturenbrett und schaltete den Motor ab. 19:44 Uhr. Er musste gut eine halbe Stunde unterwegs gewesen sein. Hoffentlich war es noch nicht zu spät. Mit schnellen Schritten hastete er die Treppe zu seiner Wohnung hinauf, immer zwei bis drei Stufen auf einmal nehmend. Oben angekommen, suchte er gar nicht erst nach dem richtigen Schlüssel. Er hatte die Tür zuvor offen gelassen, das wusste er. Ein wenig erleichtert stellte er fest, dass sie sich sofort öffnen ließ, doch der Flur dahinter und – soweit er es überblicken konnte – auch alle angrenzenden Zimmer waren dunkel. Unsicher trat er einen Schritt hinein und tastete nach dem Lichtschalter.

„Fye?“ – Stille.

Mit zwei Sätzen war er im Wohnzimmer, warf im Vorbeigehen noch einen Blick in die Küche.

„Fye?“

Oder im Schlafzimmer? Im Bad?

„Fye?!“

Nichts. Der Blonde war weg. Er hatte versagt. Er hatte ihn beschützen wollen, aber er hatte kläglich versagt. Nicht nur, dass er ihn nicht beschützt hat – man hätte Fye vor IHM beschützen müssen! Was, wenn er Fye sogar ernsthaft verletzt hatte? Wenn er mit dem Kopf gegen irgendetwas gestoßen war?

Benommen sank er an der Schlafzimmertür zu Boden. Seine Gedanken schwirrten hektisch um ihn herum, ohne dass er auch nur einen davon zu fassen bekam. Was sollte er tun? Ihn suchen? Wo? In seiner Wohnung? In der Nähe von Cybercom, Fyes ehemaliger Firma? Nein, Fye würde im Moment wohl keine bekannten Orte aufsuchen. Oder er war kurz in seiner eigenen Wohnung und verschwand gleich wieder. Allein würde er ihn jedenfalls kaum finden. Sollte er Yuuko Ichihara informieren? Aber selbst wenn er ihn suchen lassen würde, war er sich nicht sicher, ob man ihn finden würde. Seine kleine Freundin, Chii, hat man auch noch nicht gefunden, obwohl bereits die ganze Woche nach ihr gesucht wurde…

Aber selbst wenn man Fye finden würde, was sollte er dann tun? Ihn bitten, zu ihm zurück zu kommen? Er hatte nicht mehr das Recht, ihn weiter hier zu behalten. „Ich beschütze dich“ – wie lächerlich das nun klang! Fye würde seine Entschuldigung nicht akzeptieren, dafür war es zu spät. Er war einfach zu weit gegangen. Und Kurogane hatte nicht das Recht, ihn gegen seinen Willen festzuhalten. So bitter es auch war, im Moment konnte er wohl nichts tun als warten. Wieder einmal. Warten und hoffen, dass der Blonde vielleicht von allein zurückkäme, wenn er sich etwas beruhigt hatte, und ihm eine Chance gab, sich zu entschuldigen.
 

Leise schlich Fye durch das dunkle Treppenhaus. In der vierten Etage angekommen, holte er den Schlüssel aus seiner Hosentasche und versuchte mit zittrigen Fingern und praktisch ohne Licht, ihn ins Schlüsselloch zu bugsieren. Vielleicht hätte er doch das Licht anmachen sollen, dann hätten ihm seine Augen dabei helfen können. Aber nun war es auch egal.

Als er das leise Klicken hörte, das bei jeder Umdrehung des Schlüssels das Entsperren des Schlosses anzeigte, ließ der Blonde endlich den Atem entweichen, den er anscheinend vor Anspannung unbewusst angehalten hatte. Die Tür war immer noch verriegelt gewesen. Immer noch zweimal, genauso, wie er sie immer verschlossen hatte.

Ebenso still betrat er den Flur und schloss die Tür fast geräuschlos hinter sich. Er konnte seinen Puls regelrecht hören, so heftig schlug sein Herz in seiner Brust. Es kostete ihn unendlich viel Überwindung, den Lichtschalter im Flur zu betätigen, die andere Hand noch immer fest an der Türklinke, bereit, bei dem kleinsten Anzeichen von Gefahr wieder hinauszustürmen.

Das Licht ging an. Alles war still, alles war leer. Fye wusste nicht, ob er erleichtert oder wütend auf sich sein sollte, weil er so ein Feigling war. Auf jeden Fall war er einsam. Die Leere der Wohnung fraß an seinem geschundenen Herzen. Seit sechs Tagen war er nicht mehr hier gewesen. Seit sechs Tagen war Chii verschwunden. Und nun…war Kurogane auch verschwunden.

Wieder spürte er, wie seine Augen feucht wurden. ‚Nein!!’ Er presste seine Augenlider hart aufeinander, bis er Sterne sah und der physische Schmerz den in seinem Herzen überdeckte. Er würde nicht weinen. Nicht mehr. Er hatte auch überhaupt keine Zeit dafür. Er musste weg. Nur noch ein paar wichtige Sachen mitnehmen – nur so viel, wie er tragen konnte – und dann musste er verschwinden. Wohin, das wusste er nicht. Da konnte sich das Chaos in seinem Kopf und seinem Herzen immer noch nicht entscheiden. Sollte er allein durch die Stadt streunen und hoffen, Chii irgendwie zu finden, oder sollte er so viel Abstand wie möglich zwischen sich und diesen Hort des Unglücks bringen? Er wusste es einfach nicht! Aber auf jeden Fall musste er packen. Die Nacht über konnte er ja noch einmal durch die Straßen ziehen. Vielleicht hielt er sogar noch einige Tage durch. Ja, solange es ging, würde er nach ihr suchen.

Schnell stopfte er einige Wechselsachen in einen Rucksack, seinen Pass, eine Karte. Dann am besten noch ein bisschen was Haltbares zum Essen und eine Flasche für Wasser und auf jeden Fall sein Sparbuch. Nicht, dass da viel drauf war, aber es war besser als nichts.

Ohne einen Blick zurück schaltete er das Licht seines Schlafzimmers wieder aus und steuerte auf die Essküche zu, um die restlichen Sachen zu holen. Als er dort das Licht einschaltete, erstarrte er in seiner Bewegung. Etwas hatte sich verändert. Etwas war nicht mehr so wie zu dem Zeitpunkt, als er seine Wohnung das letzte Mal verlassen hatte. Sein Blick klebte am Küchentisch. Da waren sie wieder, das Pochen in seiner Brust und der Kloß in seinem Hals.

Es war ein schlichtes weißes Blatt Papier, welches ihn so in Aufregung versetzte. Das hatte vergangene Woche ganz sicher noch nicht dort gelegen. Nachdem er sich endlich wieder gefangen hatte und er darauf zuging, war es ihm, als ginge er zum Schafott, zu seiner eigenen Hinrichtung. Mit zittrigen Händen nahm er das dünne Blättchen auf und begann zu lesen:
 

„Lieber Fye,
 

wie geht es dir? Wir haben uns lange nicht mehr gesehen und ich vermisse deine Gesellschaft. Komm mich doch mal wieder besuchen! Im Moment habe ich sogar noch einen Gast, der dich gern einmal wiedersehen würde.
 

Hallo Fye!

Es tut mir leid, dass ich dir zu Hause immer so viele Umstände bereitet habe. Herr Ashura war so nett und hat mich für eine Weile bei sich aufgenommen, damit du dich einmal entspannen und für dich selbst da sein kannst. Er hat mir von früher erzählt und wie gut ihr befreundet seid. Komm doch auch mal vorbei! Das wird bestimmt lustig. Ich würde mich auch freuen, wenn wir uns bald wiedersehen könnten.
 

Siehst du, deine süße Freundin vermisst dich genauso wie ich. Also komm doch mal vorbei! Am besten im Verlauf dieses Monats, sonst langweilt die junge Dame sich vielleicht zu Tode. ;)
 

Herzliche Grüße

Ashura und Chii
 

‚Chii!’

Fye taumelte einen Schritt rückwärts, stieß gegen den Türrahmen und wäre beinah umgekippt.

„Chii!“, entfuhr es ihm.

Er hatte es befürchtet. Hatte es geahnt, aber...er hatte es nicht wahrhaben wollen. Er hatte nicht glauben wollen, dass Ashura tatsächlich zu so etwas in der Lage war. Dass er die unschuldige kleine Chii hineinzog! Und dass…

‚Am besten im Verlauf dieses Monats, sonst langweilt die junge Dame sich vielleicht zu Tode.’

Er würde sie töten. Kein Zweifel, er würde sie töten! Fye musste zurück. Zurück in diese Realität gewordene Hölle, auch wenn es sein Ende bedeuten würde, sonst war Chii verloren. Würde er Chii dann wirklich frei lassen? Was, wenn er das gar nicht vorhatte? Dann wäre die kleine Chii so oder so verloren. Was sollte er nur tun? Was nur?

„Ah!“

Es schepperte, seine Stirn schmerzte. Wie von Sinnen stolperte er weiter – rückwärts? vorwärts? Er wusste es nicht. Wo war er? Im Flur? RUMMS! Wieder irgendein Hindernis. Diesmal war es sein Schienbein, in dem der Schmerz explodierte. Fye stöhnte auf, während er das Gleichgewicht verlor und fiel. Er hob nicht einmal die Arme oder versuchte, sich irgendwie zu drehen und abzufangen. Er konnte nicht mehr. Er war mit seiner Kraft am Ende.

Der erwartete harte Aufschlag blieb aus, stattdessen wurde er weich abgefedert. Er musste wohl gegen sein Bett gestoßen und direkt hinein gefallen sein. Nun lag er hier. Allein. In der Dunkelheit. Tränen rannen ihm über das Gesicht, ohne dass er irgendetwas hätte dagegen tun können.

„Kurogane…“

Er fühlte sich so einsam, so schwach.

„Kurogane…“, schluchzte er erneut. Wie sehr er sich plötzlich nach den starken Armen des Schwarzhaarigen sehnte, nach der tiefen Stimme, die ihm zuraunte, dass es irgendwie gut wird. Dass sie eine Lösung finden würden. Aber da war niemand. Er war allein in seiner kalten, dunklen Ein-Zimmer-Wohnung.

Welch eine Ironie. Dass er jetzt überhaupt hier war, war nur wegen Kurogane. Und jetzt wünschte er sich nichts sehnlicher, als wieder bei ihm zu sein. … Wie es Kurogane jetzt wohl ging? Ob er sein Vorhaben tatsächlich umgesetzt und das Jugendamt auf den Kopf gestellt hatte, um Tomoyo zurückzubekommen? Fye schnaubte abfällig. Was für eine Schnapsidee! Nein, wahrscheinlich war es irgendwann endlich zu dem Dickschädel durchgesickert, dass er so nicht weiterkommen würde. Er war zwar ein Dickschädel, aber nicht dumm. Und jetzt saß er wahrscheinlich wieder in seiner Wohnung und starrte die Wand an. Genauso allein. Genauso einsam. Ohne zu wissen, was er tun sollte oder an wen er sich mit seiner Ratlosigkeit wenden sollte. Jetzt, wo man ihm sein Töchterlein weggenommen hatte und er selbst abgehauen war.

… Ob er sich Sorgen um ihn machte? Sicher machte er sich Sorgen. Kurogane würde das nie zugeben, aber er machte sich doch ständig Sorgen um ihn. In jedem Blick, in jeder Geste schwang Kuroganes Sorge um ihn mit.

Fye fühlte sich wie ein Idiot.
 

Bis auf das schwache Licht der Wandleuchte war es stockdunkel in der Wohnung. Wozu auch mehr Licht anmachen? Kurogane saß reglos auf einem Stuhl am Wohnzimmertisch, die Ellbögen auf die Knie gestemmt, das Kinn auf seine Hände gestützt. Sein Körper war der offenen Flurtür zugewandt, sein Blick starr auf das diffuse Schwarz des angrenzenden Raumes geheftet.

Er wartete. Er würde warten, so lange es nötig war. Und wenn er die ganze Nacht hier sitzen würde und den ganzen nächsten Tag. Was sollte er auch sonst tun? Es gab nichts, was er im Moment ausrichten konnte. Kurogane hätte erwartet, dass er Wut verspürte, Wut auf das Jugendamt, auf Tomoyos Mutter, aber in erster Linie auf seine Unfähigkeit. Doch da war keine Wut. Da war nur tiefe Resignation. Zum ersten Mal seit Wochen hatte er das Gefühl, er war am Ende seiner Kräfte. Es zog ihn mit beängstigender Macht in diese Zeit vor knapp einem Monat zurück, Erinnerungen drängten in sein Bewusstsein: ein Schuss, anklagende Augen kurz vor dem Erlöschen, die vor Verzweiflung schreiende Mutter…

Als könnte er damit die Bilder abschütteln, presste Kurogane die Augen fest zusammen. Er durfte jetzt nicht schwach werden. Er musste durchhalten. Für Tomoyo. Und auch für Fye, dem er so sehr Unrecht getan hatte.

Er wusste nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen war. Es hätten dreißig Minuten sein können, aber auch drei Stunden. Es war, als befand er sich in einem zeitlosen Raum. Ein plötzliches Geräusch ließ ihn aus seiner Lethargie aufschrecken. Es kam von draußen, aus Richtung Tür. Einen Moment später bestätigte sich Kuroganes erste Vermutung, als die Klinke heruntergedrückt wurde und die Tür sich öffnete. Angestrengt spähte er in die Dunkelheit hinein. Sein Herz klopfte bis zu seinem Hals. Konnte das tatsächlich…? War er tatsächlich zurückgekehrt…? Und was sollte er nun tun? Wie konnte er sich bloß für das, was er getan hatte, entschuldigen?

Die Tür fiel leise ins Schloss zurück und einen Moment später bestätigten seine Augen, was seine Ohren bereits wahrgenommen hatten, als die blasse Silhouette des Kindergärtners im Türrahmen erschien. Als Kurogane den Blick des anderen suchte, erschrak er. Diese Leere, diese Hilflosigkeit hätte er nicht erwartet. Ohne dass er es selbst richtig bemerkt hatte, war er von seinem Stuhl aufgesprungen und hatte die kurze Distanz zwischen ihnen überwunden. Der Blonde war dabei leicht zusammengezuckt und hatte einen Schritt nach hinten gemacht, doch schon im nächsten Augenblick war Kurogane bei ihm gewesen. Er hielt ihn sanft, aber bestimmt an sich gedrückt, sein rechter Arm um die Schultern, der andere quer über den Rücken des anderen. Im ersten Moment konnte er spüren, wie ein Zucken durch den Körper des anderen ging und sich der ganze Körper verspannte, doch dann löste sich die Verspannung wieder und der Blonde Haarschopf sank kraftlos gegen seine Schulter.

Kurogane wurde von Schmerz und Erleichterung gleichermaßen überrollt. Erst jetzt, wo er den Blonden sehen, ihn spüren konnte, schien er das wahre Ausmaß des Schmerzes erfassen zu können, welches er ihm zugefügt hatte. Doch gleichzeitig war er so unendlich erleichtert, dass er trotzdem zu ihm zurückgekommen war.

„Ich bin so ein Idiot“, gab er zu und stärkte die Umarmung noch ein wenig. Er wusste, es war Unsinn, doch die Angst, dass der andere ihm einfach entgleiten und wieder verschwinden könnte, wollte nicht verschwinden. Schon wieder.

Einige Momente verstrichen, bis Kurogane spürte, wie sich die Arme des anderen zögerlich auch um seinen Rücken legten. Eine Welle der Dankbarkeit und Erleichterung überkam ihn. Der vertraute Geruch der blonden Haare spendete ihm so viel Trost. Nie wieder – nie wieder würde er so die Beherrschung verlieren. Nie wieder würde er etwas tun, was den anderen verletzen würde, das schwor er sich.

„Es tut mir leid…“

Verwirrt drehte Kurogane sein Gesicht dem Blonden zu, von dem die leisen Worte gekommen waren.

„Wofür?“

Wofür entschuldigte der Blonde sich? Er hatte doch überhaupt nichts falsch gemacht!

„Ich hab dich allein gelassen, obwohl es dir gerade nicht gut geht. Dabei hätte ich es eigentlich besser wissen müssen, wie schmerzhaft das ist, wenn man plötzlich allein…allein…“

Ein Schluchzen unterbrach die Worte des Blonden. Gleich darauf spürte Kurogane, wie seine Brust feucht wurde. Seine innere Stimme schlug Alarm. Irgendetwas musste passiert sein, während der Kindergärtner fort gewesen war. Bestimmt löste er ihre Umarmung und hielt Fye einige Zentimeter von sich weg, um ihm ins Gesicht sehen zu können.

„Was ist passiert?“

Doch der andere machte weder Anstalten, den Kopf zu heben, noch auf die Frage zu antworten. Nur das beständige Beben der Brust zeigte ihm, dass er mit aller Macht gegen die Emotionen in seinem Herzen ankämpfte, die sich zusammen mit den Tränen einen Weg nach außen zu bahnen versuchten. Nach einigen Sekunden wiederholte Kurogane seine Frage mit Nachdruck.

„Was ist passiert?! Irgendetwas muss da draußen doch passiert sein, oder? Geht es um Ashura?“

Das Zucken, das durch den dünnen, zerbrechlichen Körper ging, war Antwort genug. Kurogane beschloss, seine Taktik zu ändern. Das Thema würde er garantiert nicht fallen lassen, dafür war es zu wichtig. Aber auf diese Art würde er nichts aus dem Blonden herausbekommen. Vorsichtig zog er ihm die Jacke aus und hängte sie an die Kommode neben der Tür, stets darauf bedacht, den Körperkontakt zwischen ihnen nicht zu unterbrechen. Dann lotste er ihn vorsichtig ins Wohnzimmer, zur Sitzecke im hinteren Teil des Raumes, und ließ ihn sich auf das geräumige Ledersofa setzen. Einen Moment verharrte er dort stehend, die Hände immer noch auf Fyes Schultern. Das Beben schien sich einfach nicht beruhigen zu wollen.

„Warte kurz. Ich hol eine Decke und etwas zu Trinken. Möchtest du auch was essen?“

Mit einem angedeuteten Kopfschütteln verneinte der Blonde. Dann löste Kurogane seine Hände von Fyes Schultern, strich ihm noch einmal durch die weichen Haare und beeilte sich, eine heiße Milch anzusetzen und eine Wolldecke aus dem Schlafzimmer zu holen. Schnell brachte er die Decke ins Wohnzimmer und wickelte den Blonden darin ein. Das Beben seiner Brust war inzwischen von einem Zittern abgelöst und die Haut des Blonden war deutlich kühler geworden. Er stand definitiv unter Schock.

„Wenn du dich unwohl fühlst, leg dich lieber hin“, riet Kurogane ihm.

Der Blonde nickte, blieb aber sitzen. Auch wenn es Kurogane nicht gefiel, ihn in diesem Zustand allein zu lassen, musste er noch einmal in die Küche und nach der Milch sehen. Schnell stellte er den Herd aus, goss die dampfende Flüssigkeit in eine Tasse, gab Honig dazu und brachte sie zurück ins Wohnzimmer. Fye saß unverändert in seiner Ecke auf dem Sofa, den Kopf eingezogen, die Hände von innen in den Stoff der Decke gekrallt. Der Schwarzhaarige stellte die Milch auf den Tisch, so dass der andere sie leicht erreichen konnte, und setzte sich neben ihn. Augenblicklich rückte der Blonde näher an ihn heran und lehnte sein Gesicht wieder an Kuroganes Schulter. Dessen rote Augen musterten den anderen einige Augenblicke. Er zitterte wirklich fürchterlich. Schließlich legte er seinen rechten Arm wieder um den dünnen Körper, hoffte, dass er wenigstens ein bisschen Wärme spenden konnte.

„Du solltest etwas trinken“, unterbrach er die Stille zwischen ihnen schließlich.

Diesmal folgte Fye seinem Rat, streckte vorsichtig eine Hand aus der Decke hervor und griff nach der Tasse, die Kurogane ihm bereitgestellt hatte. Er richtete sich ein wenig auf, um besser trinken zu können. Wieder folgte eine Weile des Schweigens. Kurogane stellte erleichtert fest, dass das Zittern langsam nachließ und auch die Atmung des anderen ruhiger wurde. Kurogane hoffte darauf, dass der Blonde von sich aus anfangen würde, über die Ereignisse der letzten Stunden zu sprechen, doch nachdem der andere einfach keinen Laut von sich geben wollte, gab er das Warten schließlich auf und ging wieder in die Initiative – wenn auch vorsichtiger als zuvor.

„Erzählst du mir, was passiert ist?“

Der Blonde stoppte in seiner Bewegung, doch insgesamt fiel die Reaktion diesmal nicht so heftig aus wie zuvor. Schließlich stellte er die inzwischen halb leere Tasse Honigmilch zurück auf den Tisch, den Kopf gesenkt, die Hände in die Wolldecke gekrallt, seine Atmung schwer. Anscheinend wollte er reden, hatte inzwischen eingesehen, dass es nichts half, das Thema totzuschweigen und zu ignorieren, doch es kostete ihn viel Überwindung. Kurogane wartete. Er wusste, diesmal würde er eine Antwort bekommen. Früher oder später.

„… Chii…“, kam es schließlich kleinlaut von dem Blonden. Kurogane ahnte Übles.

„… Er hat sie, oder?“, sprach er seine Vermutung aus. Zur Bestätigung erhielt er von Fye ein Nicken, gleich darauf klammerte der Blonde sich an seine Brust, wie ein Kind, das bei seiner Mutter Schutz suchte.

„Was soll ich nur tun? Chii…wegen mir…“

„Dich trifft keine Schuld. Du hast nichts falsch gemacht.“

„Weil sie bei mir war, hat er sie entführt!“, brach es aus Fye heraus. „Oh Gott, Chii…“

„Trotzdem ist es nicht deine Schuld!“, beharrte Kurogane. „Niemandem schaden zu wollen, ist nichts Schlechtes. Nichts mit kriminellen Machenschaften zu tun haben zu wollen, ist nichts Falsches. Einen Menschen zu entführen, aus welchen Gründen auch immer, DAS ist falsch.“

„Das sagst du so einfach…aber Chii hilft das auch nicht.“

Kurogane wusste, dass der Blonde das nächste nicht hören wollte, doch er musste es einfach sagen. Es gab nun keine andere Möglichkeit mehr.

„Wir müssen die Polizei einschalten.“

„NEIN!!“, kam prompt die Reaktion, die er erwartet hatte.

„Wenn er davon erfährt, ist Chiis Leben in Gefahr! Du darfst niemandem davon erzählen, hörst du? NIEMANDEM!“

„Und was denkst du, wie wir ihr helfen sollen, wenn niemand weiß, dass sie entführt wurde?“

„Das weiß ich noch nicht, aber mir wird schon was einfallen.“

„Das ist total naiv!“, schnaubte Kurogane abfällig. „Was können wir zwei allein schon ausrichten?“

„Mir…wird schon irgendwas einfallen…“, wich Fye aus.

Der Tonfall machte Kurogane skeptisch.

„Du…hast nicht vor, da allein reinzuspazieren?“

Die Art, wie er es sagte, machte klar, dass er das absolut nicht akzeptieren würde.

„Ich sagte doch, ich werd mir was einfallen lassen!“, wiederholte der Blonde gereizt.

Kurogane gefiel das nicht. Das war keine Antwort auf seine Frage gewesen. Ihm wurde schlecht bei dem Gedanken, dass Fye versuchen könnte, sich diesem Monster auszuhändigen.

„Selbst wenn du zurückgehen würdest, ist das keine Garantie, dass er im Austausch dafür die Kleine freilassen würde. Wahrscheinlich eher nicht. Wer weiß, was sie alles gesehen hat, was sie alles weiß. Sie ist jetzt ebenfalls ein Risikofaktor für ihn.“

„Ich weiß…“, entgegnete Fye verzweifelt. „Ich weiß es doch…“

Wieder krallten sich seine Hände in die Wolldecke, sein Körper zitterte erneut. Kurogane wusste, dass er zu weit gegangen war und bereute seine letzten Worte augenblicklich. Er erneuerte den Halt seines rechten Armes am Rücken des Blonden und legte zusätzlich seine linke Hand auf dessen verspannte linke.

„Lass mich dir helfen. Ich will genauso wenig, dass der Kleinen etwas passiert wie du. Und ich will nicht, dass dir etwas passiert.“

Einen Moment herrschte Stille, dann löste Fye seine rechte Hand aus dem Stoff der Decke und legte sie über die linke des Schwarzhaarigen.

„Danke…“, entfuhr es ihm leise.

„Bitte gib mir noch etwas Zeit. Ich muss nachdenken, was das Beste ist“, bat er.

„…Viel Zeit werden wir nicht haben“, gab Kurogane zu bedenken.

„Ich weiß. Aber wenigstens noch ein paar Tage. Bitte.“

Kurogane erwiderte nichts. Je länger sie zögerten, desto gefährlicher wurde es für das Mädchen. Doch mehr Vernunft schien der Blonde im Moment einfach nicht anzunehmen. Er fragte sich, wie viel Zeit ihnen wohl noch blieb.

„Wie hast du eigentlich davon erfahren?“

„Eine Nachricht…in meiner Wohnung“, antwortete der Blonde kraftlos.

„Kann ich mal sehen? Vielleicht hilft uns das irgendwie weiter.“

Zögerlich schüttelte der Blonde den Kopf.

„Wie – ‚nein’? Was soll das heißen?“

Der Idiot hatte sie in seiner Panik doch nicht etwa zerstört?! So ein wichtiges Beweisstück!

„…nicht mehr da…“, nuschelte der Blonde in sich hinein. „Tut mir leid.“

AAARRRRGH!!! Das war ja nicht auszuhalten! Wie konnte so etwas ‚nicht mehr da’ sein?! Dieser Idiot! Hatte er überhaupt eine Ahnung, was er damit angerichtet hatte?

Doch Kurogane sprach es nicht aus. Er wusste, wenn er jetzt explodierte und den anderen mit Schuldgefühlen überhäufte, machte das alles nur noch schlimmer. Und verschlimmert hatte er heute weiß Gott genug. Also schwieg er und gab sich alle Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren. Irgendwann ließ das Brodeln im Bauch endlich nach. Geschehen war geschehen. Es half nichts, sich über verschüttete Milch zu ärgern. Sie mussten sehen, wie sie mit dem zurechtkamen, was sie noch hatten, egal, wie wenig das war. Immerhin… Immerhin war nicht jeder von ihnen allein mit seinen Problemen. Immerhin war Fye zurückgekehrt, obwohl er ihn am Abend so verletzt hatte.
 

Fye war heilfroh, als Kurogane das Thema endlich fallen ließ. Einerseits fühlte er sich jetzt ein wenig besser, weil er mit jemandem darüber geredet hatte, andererseits deutlich schlechter. Auf keinen Fall durfte die Polizei oder sonst wer davon erfahren. Das wäre Chiis Ende. Dass Kurogane nun davon wusste, war gefährlich genug. Und keinesfalls durfte er den Brief in die Hände bekommen! ‚Am besten im Verlauf dieses Monats…’ Das war Dienstag. Dienstag war der letzte Tag des Monats. Keinesfalls sollte er erfahren, dass sein Ultimatum bereits in vier Tagen ablaufen würde. In vier Tagen… Er würde Kurogane sehr verletzen. Es wäre besser gewesen, wenn er ihm nichts von der Entführung erzählt hätte. Warum war er nur so schwach, so abhängig? Warum zog er ständig Unschuldige in seine Probleme hinein? Erst Chii, jetzt auch noch Kurogane…

„Ich bin wirklich erbärmlich… Ich renne weg, obwohl es dir so schlecht geht. Ich komme zurück, weil ich dir helfen will, aber am Ende bin ich es, um den du dich kümmern musst. Warum…bist du überhaupt so nett zu mir? Warum tust du dir das alles an?“

Fye spürte, wie ihm schon wieder die Tränen in die Augen stiegen. Verdammt! Konnte das nicht langsam mal aufhören? Er wollte das alles nicht! Er hasste sich für seine Schwäche!

Er spürte, wie die Arme des Schwarzhaarigen ihn stärker an dessen Brust zogen.

„Du glaubst gar nicht, wie sehr du mir heute geholfen hast…“, raunte die tiefe Stimme. Die Vibrationen von Kuroganes Brustkorb kitzelten leicht an seiner Wange. Eine sanfte Berührung an seinem Kopf jagte leichte Schauer durch seinen Rücken. War das…ein Kuss?

Ah! Warum? Warum musste Kurogane so sanft zu ihm sein? Sein Herz drohte zu zerspringen. Er konnte nicht mehr. Er konnte die Tränen nicht länger unterdrücken. Sein Herz quoll über vor Gefühlen. Wieder klammerten seine Hände sich an die warme, starke Brust des anderen, sein Gesicht in der Halsbeuge versteckt, Halt suchend. Dieser Mann, er war sein Untergang und seine Rettung zugleich.
 

TBC...



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Von: abgemeldet
2014-09-07T14:14:52+00:00 07.09.2014 16:14
Puh, da hat Kurogane echt noch mal die Kurve gekriegt! So außer sich wie er war, hab ich schon mit einer blindwütigen Aktion gerechnet, die weder ihm noch Tomoyo etwas geholfen hätte. "Gut" ist die Lage deswegen zwar immer noch nicht, aber wenigstens auch nicht mehr rabenschwarz. Und ich zähle fest auf die Kleine!

Und wie immer kommt alles zusammen ><"
Vier Tage sind eine verdammt kurze Zeit und dass Fye sich "ein paar Tage" Bedenkzeit von Kurogane erbeten hat, lässt mich übles ahnen...zum Beispiel, dass er seinen Entschluss schon längst gefasst hat. Hoffentlich hat Kurogane trotz diesem ganzen Chaos ein waches Auge auf seinen sturen Mitbewohner!

Schade, dass Klayr erst einmal nicht mitschreiben kann. Und tausend Dank, dass die FF deswegen nicht abgebrochen wird!

Ich bin jetzt schon gespannt auf das nächste Kapitel :)

Liebe Grüße,

Puffie
Von:  PeachBunBun
2014-08-18T15:41:15+00:00 18.08.2014 17:41
das Chapter war einfach wunderschön und unglaubich spannend! hoffe das es bald weiter geht!
Ich hab so mitgefühlt mit den Beiden. Man konnte beide seiten so gut nachvollziehen und doch hat es unglaublich weh getan das zu lesen ;___; ganz großes Lob!
Von:  kiala-chan
2014-08-16T14:13:24+00:00 16.08.2014 16:13
Das war ja ein ziemlich heftiger Wutausbruch von Kurogane. Aber zum Glück hat er sich dann doch noch eines Besseren besonnen und ist umgekehrt. So sind die Chancen immer noch höher, Tomoyo zurückzubekommen. Das war zwar sehr unbesonnen, ist aber auch verständlich, diese Heinis kamen einfach anspaziert und nehmen ihm seine Tochter weg, wer hätte in seiner Lage nicht überreagiert?
Oh Gott und der arme Fye hat mir so leid getan. Kurogane hat ihn tief verletzt und der ist ja momentan der einzige Mensch, den er noch hat.
Ich verstehe schon, dass Fye auf keinen Fall jemanden in Gefahr bringen will und deshalb die Nachricht von Ashura nicht zeigen will und er wirkt ja auch psychisch total mitgenommen ... Trotzdem finde ich es nicht in Ordnung von ihm, dass er Kurogane belügt. Ich bin gespannt darauf, wie sich ihre Beziehung noch weiterentwickelt und hoffe, dass sich Fye ihm gegenüber mehr öffnet und es auch schafft, ihm mehr Vertrauen entgegenzubringen.

Cool und du sagst, es geht diesmal schneller weiter, ich freue mich schon total darauf! ^^
Ja, es ist schade und sicher auch schwierig für dich, dass Klayr nicht mehr mitschreiben kann. Um so mehr freue ich mich, dass es trotzdem weitergeht. Ganz großes Lob nochmal von mir an euch beide! ;)
Von:  CptJH
2014-08-16T11:56:50+00:00 16.08.2014 13:56
Ês geht weiter!
Sehr schön!
Und das Kapitel war wieder sehr spannend.


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