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Die Rose des Lichts

von

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Prolog

Die Nacht legte sich sanft über die Dächer eines kleinen Dorfes. Die Sonne hatte sich mit einem kirschrotem Himmel verabschiedet und machte nun ihrem Bruder platz.

Das kleine Dorf, das nun vom Licht des Mondes beschienen wurde, war aber kein gewöhnliches Dorf, denn es schien als wären seine Häuser auf etwas wie weißer Watte oder Schnee gebettet. Die Häuser selbst wirkten viel weicher.

Dieses Dorf strahlte etwas Friedliches aus und der Wind, der durch die Kronen der Bäume wehte, hörte sich an als wenn er ein Wiegenlied für die Bewohner angestimmt hatte.

Bis auf die Erde, auf der alles stand und gedeihte, sah jenes Plätzchen genauso wie jedes andere aus. Die Gebäude waren in einer Art Kreis um einen Großen Platz angeordnet und kleine Vorgärten waren vor sämtlichen Häusern zu finden.

Alle Pflanzen - oder alles Pflanzenähnliche spross aus dieser weißen, weichen Erde. Kleine Tiere schienen sich durch diese angenehme Stimmung und durch das Lied des Windes in das Land der Träume gerufen zu fühlen, denn sie suchten sich alle einen Ort, um zu ruhen.

Doch hatten sie wohl alle nicht damit gerechnet, dass diese Stille noch vor dem Morgengrauen gestört würde, denn ein paar Lebewesen schreckten bei der aufkommenden Unruhe zusammen und öffneten die Augen.

Die Unruhe machte sich sowohl durch ansteigende Lautstärke, als auch dadurch bemerkbar, dass sich die Stimmung des Augenblicks änderte.

Aus einem etwas größeren Anwesen drangen Stimmen, die sich angeregt unterhielten. Die Atmosphäre um diese Gasthaus schien sich förmlich zu spannen, aus seinem Inneren waren nun aufgeregte Stimmen zu hören und eine klare Frauenstimme war zu vernehmen. Diese Stimme wurde abrupt von einigen tiefen Männerstimmen unterbrochen und die Tür nach draußen wurde aufgestoßen.
 

„Lass dich hier nicht mehr blicken! Albernes Kindergeschwätz! Mach das du hier wegkommst!“
 

fuhr ein Mann von mitte Dreißig ein etwa 18-Jähriges Mädchen an und schupste sie nach draußen. Dort fiel sie auf ihre Knie und in der Luft war deutlich ihr Ärger und ihre Enttäuschung zu spüren.

Er blickte noch einmal verächtlich zu ihr hinunter und schloss dann die Tür. Von drinnen war nun erleichtertes Gelächter zu hören.

„Verdammt!“

flüsterte die junge Frau und schlug mit ihrer Faust auf den weißen Boden. Missmutig richtete sie sich wieder auf.

Obwohl sie sowohl mit ihren Knien, als auch mit ihrer Faust auf den Boden geschlagen war, entdeckte man dort nicht einmal einen Kratzer.

Als sie einen Schritt nach vorn tat, sah man wie die Erde nachgab und sich etwas eindrückte. Das Mädchen achtete nicht auf diesen Umstand, schließlich war sie mit dieser Begebenheit aufgewachsen.

Im Reich des Himmels war der Boden von einer anderen Beschaffenheit, was vorranig daran lag, dass dies kein Boden, keine Erde, sondern eine Wolke war. Auf einer Wolke gedieh fast jede Pflanze, nur Pilze gab es hier nicht.

Die junge Frau trat an die Wand des Gasthauses und lehnte sich daran. Sie stand nun im Licht einer Lampe, deren Licht in dem Glas umherzukreisen schien, ohne dass sich die Lampe selbst bewegte. Das schmale und eher zierliche Gesicht wirkte fahl in diesem grünlichem Licht und hellblonde Strähnen ihrer langen Haare fielen ihr ins Antlitz.

Ihre Kleidung ließ darauf schließen, dass es Sommer war, denn sie trug ein rotes Kaputzen T-Shirt, das man mit goldenen Knöpfen versehen hatte und eine dunkelblaue Jeans. Die Kleidungsstücke schmiegten sich sanft an ihren wohlgeformten Körper.

Ihren Hals zierte eine Kette mit einem tiefblauen Anhänger, dessen Färbung der ihrer Augen glich. Die Farbe schien sich in diesem Anhänger zu bewegen, er sah aus wie ein Edlestein, den ein weißer Schimmer umgab.

Das Mädchen drehte sich, weiterhin an die Wand gelehnt, von der Tür weg, so dass man auf ihren Rücken blicken konnte. Ungefähr auf Höhe ihrer Schulterblätter traten zwei mächtige, weiße Flügel hervor.

Auch sie wirkten im grünen Licht der Lampe kalt, dennoch war zu erkennen, dass die Federn weich waren. Einzelne Federn wurden von dem hartten Licht jedoch besonders hervorgehoben. Erst bei genauerem Hinsehen war zu erkennen, dass ihre Farbe einem Schwarz oder einem tiefen, dunklen Grau glich, da ihre Anzahl zu gering war, um große Aufmerksamkeit zu erregen. Unter anderen Lichtverhältnissen hätte man sie sicherlich nicht einmal bemerkt, doch hier traten sie etwas hervor.
 

Die Stimmen aus dem Wirtshaus gewannen erneut an Stärke und die junge Frau drehte sich wieder zur Tür, um die gesagten Worte besser zu verstehen. Im Inneren des Gasthauses waren ungefähr 30 Leute versammelt, sie waren ebenfalls Engel, wie das Mädchen, auch ihren Rücken zierten weiße Schwingen.

Diese Flügel waren von Träger zu Träger von verschiedern Größe. Insgesamt waren sie aber kleiner als die Flügel der jungen Frau und sahen weniger gepflegt aus.
 

Die Stimmung verbesserte sich scheinbar von Minute zu Minute, es wurde getrunken, gesunken und gelacht, während das Mädchen draußen vor der Tür darauf wartete, dass die Person deren Stimme sie eben aufgeschanpt hatte, weiter sprach.

Der Mann, der vor wenigen Minuten die junge Fraun so unsanft nach draußen befördert hatte, stand nun im Zentrum des Geschehens und viele Augen waren auf ihn gerichtet. Er wandte sich an einen anderen Dorfbewohner und rief aus:

„Das hab ich doch gern gemacht, es wurde Zeit, dass diese Göre verschwand!“

mit diesem Ausruf erntete er viel zustimmendes Gröhlen und eine andere Gestalt, die etwas unscheinbarer wirkte, versuchte sich in den Vordergrund zu drängen, indem sie sagte:

„Dieses Mädchen hat doch nur Unglück gebracht! Sie und ihre verdammte Familie! Jeder weiß doch, dass das Nachbardorf nur ihretwegen angeriffen wurde!“

Auch diesem Mann wurde lautstark zugestimmt, einige klopften ihm sogar bewundernd auf die Schulter. Eine Frau, die sich bis jetzt mit missmutigem Blick im Hintergrund gehalten hatte, ergriff jetzt das Wort:

„Wie könnt ihr so etwas sagen, als wenn die Dämonen wegen einer Familie gekommen wären! Außerdem hat die Famile unter Einsatz ihres Lebens die Dorfbewohner beschützt, die Familenoberhäupter sind sogar umgekomm..“

„Schweig still Weib! Willst du etwa leugnen, dass das gesammte Dorf nun in Schutt und Asche liegt und dass viele Dorfbewohkennen würdest!“

fiel ihr ein Engel ins Wort und die Sprecherin zog sich wieder zurück, wobei sie etwas von

„keine Beweise“ murmelte.

Abschied

Kumiko konnte das nicht länger mitanhören. In ihr brannte Zorn und Trauer.

Wie konnten diese Leute es wagen?! Ihre Eltern hatten ihr Leben in diesem Kampf verloren, um die Dorfbewohner zu schützen! Ihre Eltern waren...

Nur mit Mühe konnte sie sich losreißen, ohne in das Gasthaus zu stürmen und irgendetwas oder irgendjemanden zu verletzen. Als sie sich rennend von diesem Dorf Richtung Osten entfernte, bildeten sich Tränen in ihren Augen und ihr Gesicht war schmerzverzerrt.

Sie lief eine ganze Weile, die Umrisse des Dorfes wichen erst ein paar Bäumen, bis diese sich häuften und sie sich in einem Wald befand. Hier und da schreckten ein paar Tiere hoch, als die Engelsfrau an ihnen vorbei lief.

Um sie herum hatte sich eine Art weißer Schein gebildet, der um sie herfegte wie Flammen eines Feuers. Aus der Ferne sah sie wahrscheinlich sehr bedrohlich und gefährlich aus. Auf einmal blieb sie wie angewurzelt stehen, denn sie war an einen Felsvorsprung gekommen.

Sie starrte mit traurigem Blick nach unten auf die Trümmer eines Dorfes, die Trümmer ihres Dorfes...

Kumiko spürte einen Hass in sich aufkommen und fasste sich an ihren Kopf. Nein, sie würde nicht nachgeben, sie würde es schaffen! Sie durfte sich nicht so gehen lassen! Schon während sie tief einatmete, beruhigte sie sich etwas. Es war einfach schrecklich, was mit ihrem Dorf passiert war und ganz besonders das, was ihren Eltern zugestoßen war.

Es war jetzt kein Hass mehr, der sie erfüllte, dafür aber tiefe Trauer. Sie konnte es immer noch nicht fassen, was in dieser Nacht passiert war.

Obwohl sie so gekämpft hatte, hatte sie ihre Eltern nicht retten können.
 

Mit melanconischem Blick suchte sie sich einen steinigen Weg hinunter ins Tal, in dieses verlassene Schlachtfeld. Viele düstere Gedanken gingen ihr durch den Kopf, doch sie versuchte sich nicht zu sehr von ihnen mitreißen zu lassen, denn sie wollte jetzt stark sein und das beenden, was ihre Eltern angefangen hatten... wofür sie gestorben waren...

Sie wollte diesem Kampf zwischen Engel und Dämonen ein Ende setzen. Ein für alle Mal.

Im Schutt angekommen verfolgte sie zielsicher einen ganz bestimmten Weg, sie wollte sich nur von einer Sache verabschieden, bevor sie sich auf ihren beschwerlichen Weg machte. Sie kam an zerstörten Häusern und abgeknickten Bäumen vorbei. Ein sehr verzierter Brunnen, der in der Mitte eines Platzes stand war entzwei geschalgen, ein glatter Schnitt hatte ihn geteilt, doch sie achtete auf all die Zerstörung nicht.

Schwere Gesteinsbrocken lagen auf Kumikos Weg, doch sie umging sie alle ohne Mühe.

Ihr Blick war immer noch traurig und etwas leer, dennoch ging sie immer weiter. Endlich blieb sie stehen, denn sie hatte ihr Ziel erreicht. Wenn man nur einen flüchtigen Blick auf dieses Anwesen geworfen hätte, hätte man wahrscheinlich angenommen, es sei nur ein Haufen Schutt.

Kumiko ging weiter in den ehemaligen Garten und näherte sich ihrem „Zuhause“. Die meisten Pflanzen in diesem Garten waren von Felsen zerdrückt worden, nur eine Stelle schien unversehrt geblieben zu sein. Dieser Ort war etwas weiter vom Gebäude entfernt, so dass die Trümmer des Hauses nicht so weit vorgedrungen waren.

Die Engelsfrau ging bedächtig zu besagter Stelle heran und langsam erkannte man, dass dort ein Grabstein aus dem selben Material befand, aus dem auch die Häuser bestanden, stand. Sie kniete sich vor diesen und starrte auf die Inschrift. Noch bevor ihre Eltern starben, hatten sie sich gewünscht, dass diese Worte auf dem Grabstein eingraviert werden sollten. Hatten sie etwas geahnt? Wussten sie, dass bald soetwas passieren würde? Aber warum hatten sie Kumiko dann nicht einbezogen und ihr ihre Befürchtungen mitgeteilt?
 

Rein, seiest du, dass das Gute auflebe, bringst etwas das nicht einmal Gott erahnen kann
 

Was bedeutete das? Wer war dieses du?! Und warum hatten ihre Eltern, diese Textzeile ausgesucht, die sie nun auf ewig begleitete?

Kumiko senkte den Blick und eine Träne fiel zu Boden. Sie schaute zur Seite und erblickte eine weiße Lilie, die Lieblingsblume ihrer Mutter. Unwillkürlich musste sie lächeln. Irgendwie gab ihr dieser Anblick wieder etwas Kraft. Sie ging hinüber und umschloss die weiße Blüte sanft mit ihren Händen.

„Blüe, und erfülle diesen Ort wieder mit etwas Freude“

flüsterte sie und stand dann auf. Ein Windstoß wehte ihr eine Strähne ihres hellblonden Haares ins Gesicht. Sie fuhr sich durchs Haar, um wieder freie Sicht zu erlangen, und spähte hinüber zu dem verwüsteten Gebäude, welches achtzehn Jahre lang ihr Zuhause gewesen war.

Betreten konnte man es nicht mehr, alle Mauern waren eingefallen. Von all den Häusern des Dorfes war es am meisten beschädigt worden. Das war auch der Grund, warum alle anderen Engel der Überzeugung waren, die Dämonen wären wegen Kumikos Familie gekommen. Sie konnten ja nicht wissen, wie Recht sie hatten. Wie schrecklich diese Nacht gewesen war, und was sie aus Kumiko gemacht hatte...

Doch Kumiko wollte sich nicht erinnern, sie durfte nicht zurückschauen, sondern musste sich tapfer ihrer selbst erwählten Zukunft stellen. Es würde nicht leicht werden, aber sie würde es schaffen und sich allein durchschlagen. Es würde ihr irgendwie schon gelingen.

Kämpfen war ihr nicht fremd, schon früh hatten ihre Eltern es sie gelehrt. Ob sie wohl schon damals etwas geahnt hatten?

Bei einem weiterem Blick auf die Grabstätte ihrer Eltern griff sie an ihren Anhänger, das einzige, was ihr von ihren Eltern geblieben war. Er fühlte sich stets warm und freundlich an, so als wäre er von Leben erfüllt und nicht nur bloß ein einfaches Schmuckstück.

Kumiko hatte „Iris“ wie der Anhänger hieß von ihrer Mutter geerbt. Er war von Generation zu Generation weitergegeben worden, und wechselte mit seinem Besitzer auch immer seine Farbe.

In ihrer Erinnerung sah Kumiko den Anhänger als weißen Stein, der um den Hals ihrer Mutter hing. Doch bei Kumiko selbst hatte er eine tiefblaue Farbe angenommen. Die Besitzer dieses Schmuckstückes gaben ihm immer einen Beinahmen, der die Farbe erwähnte, die er bei dem jeweiligen Besitzer angenommen hatte. Ihre Mutter hatte ihm also den Beinamen White gegeben und nun hatte Kumiko „Iris“ mit dem Wort Blue versehen. Blue Iris....

Niemand wusste, warum er seine Farbe änderte oder nach welchen Kriterien er dies tat.

Es gabt keine schriftlichen Aufzeichnungen über ihn, seine Geschichte wurde nur müdlich von Generation zu Generation weitergegeben...

Damals an ihrem 13. Geburstag, als sie ihre Ausbildung im Kampf und in der Magie abegschlossen hatte, wurde ihr „Blue Iris“ übergeben und seine Geschichte war ihr erzählt worden.

„Geschichte“ konnte man diese ansammlung von Informationen eigentlich nicht nennen, denn es war nicht viel, was man über den Edelstein wusste. Sie hatte nur erfahren, dass er von den Urahnen des Kyoshiro Clans, welche einer der ersten 12 Engelsfamilien angehörten, den sogenannten Yorai, geschaffen wurde. Außerdem sollte er seinem Besitzer diente. Wie er seinem Besitzer allerdings diente war unklar.

Desweiteren konnte dieser Stein nur von Mitgliedern ihrer Familie getragen werden und er könnte nicht mit Gewalt geraubt werden. Das war dann aber auch alles, was Kumiko über Blue Iris wusste. Sie konnte auch niemanden mehr nach ihn befragen, denn sie war das letzte überlebende Mitglied ihrer Sippe.

Sie ließ Blue Iris wieder los und ging noch einmal zu dem Grab ihrer Eltern, kniete sich nieder und faltete ihre Hände.

„Ich werde nun gehen, aber ich komme wieder, sobald ich euer Werk vollenden konnte... ich komme wieder“

flüsterte sie und öffnete ihre Augen wieder, die sie wie zum Gebet geschlossen hatte. Nun erhob sie sich und ging von diesem Grundstück. Noch ein letztes Mal blickte sie zurück und verneigte sich leicht, um sich endgültig abzuwenden.

Wieder überquerte sie dieses Schlachtfeld und musste des Öfteren große Schritte tun, um Felsbrocken oder Trümmer zu überwinden. Sie kam an Häusern ihrer Freunde und Bekannten vorbei. Von ihnen wollte Kumiko sich allerdings nicht verabschieden, denn sie wusste, dass sie versuchen würden sie aufzuhalten, oder darum bitten würden sie begleiten zu dürfen.

Die Engelsfrau hatte aber den Entschluss gefasst, dass es besser war, wenn sie allein ging. Ihre Freunde waren alle nicht für den Kampf ausgebildet, sie hätte zu große Angst um sie auf dieser Reise, denn eines war klar, an Kämpfen mit Dämonen war nicht vorbeizukommen.

"Ich werde zurückkomen und dann werde ich es ihnen erklären"

dachte sie bei sich und beruhigte damit ihren Schmerz etwas, sie alle hinter sich zu lassen. In diese Gedanken vertieft, war sie ans Ende der Trümmer gelangt, heraus aus ihrem ehemaligen Heimatdorf.

Sie schaute zurück, wandte ihren Blick aber gleich darauf in die Sterne, die hier im Reich des Himmels jede Nacht sichtbar waren. Schon immer hatten sie auf Kumiko eine unglaublische Anziehungskraft ausgeübt. Sie fazinierten sie einfach.

„Nun, wohin wird mich mein Weg wohl führen?“

fragte sie in die Sterne hinein. Wer weiß, vielleicht waren ihre Eltern dort oben und schauten nun auf sie herunter? Schließlich wusste niemand wo sich der Himmel für verstorbene Engel genau befand. Dieser Gedanke gab ihr Kraft und das Gefühl nicht allein zu sein. Ihr Gesichtsausdruck wirkte nun entschlossener und sie ging mit festen Schritten weiter Richtung Osten.

Das Dorf Mirage war ihr nächstes Ziel...

Das Dorf Mirage

Langsam verschwanden die Sterne und die Sonne ging auf. Nun ging Kumiko direkt auf dieses Schauspiel zu, in dem die Sonne den Himmel in ein zartrosa tauchte. Kumiko genoss diesen Anblick aus tiefstem Herzen, dachte dennoch daran, was nun auf sie zu kam. Sie war auf dem Weg in das Dorf Mirage, das Dorf der Wächter.
 

Wächter waren besonders ausgebildete Engel, die die Menschen nach ihrem Tod in den Himmel begleiteten. Sie waren nur für die guten Seelen verantwortlich, die dunklen Verstorbenen wurden von Dämonen abgeführt.

Auch hatten die Wächter zu entschieden, wie diese Seele weiter behandelt werden sollte, sollte sie in den Himmel, zu den andern guten Seelen, oder war sie im Stande ein Engel zu werden und im Himmelsreich zu leben.

Das Himmelsreich unterschied sich sehr von dem „Himmel“ in den die meisten Seelen und auch verstorbene Engel kamen. In dieser Phäre war alles warm, friedlich und ruhig. Feste Materie existierte praktisch nicht. Die meisten Abgelebten, waren von ihrem Leben auf der Erde erschöpft und verlangten nun endlich nach Ruhe, die sie im Himmel finden konnten.

Für sie war dort der beste Ort. Aber es gab hin und wieder auch Seelen, die noch sehr viel Kraft besaßen, und wenn diese Kraft rein und stark genung war, wurden sie ins Himmelsreich geführt, um dort zu Engeln zu werden.

Im Himmelsreich existierte Materie, sie war ähnlich der Menschenwelt, nur dass hier alles auf Wolken wuchst und gedieht. Hier ging es auch friedlicher zu, dennoch gab es manchmal auch Unstimmigkeiten zwischen Engeln.

Durch diesen Umstand bestand die Bevölkerung des Himmelreiches aus Engeln, die ehemals menschliche Seelen waren und aus Engeln, die seid ihrer Geburt hier lebten. Inzwischen war aber schon fast keine Unterscheidung mehr möglich, da viele untereinander geheiratet hatten und dadurch die beiden Gruppen vermischt wurden.

Kumiko stammte von einer der ältesten Engelsfamilien ab, sie hatte wenn man so wollte reines Blut, aber sie machte sich nicht viel daraus. Für sie war es egal von wem jemand abstammte.

Sie kam nun langsam in bewohntere Gebiete, sie hatte das „Land“ hinter sich gelassen und kam in kleinere Wohngebiete. Einige Engel waren schon auf den Beinen und gingen in ihren Gärten umher oder unterhielten sich mit ihren Nachbarn. Hier und da drehten sich manche auch nach Kumiko um, nachdem sie an ihnen vorbeigezogen war. Kumiko beachtete sie allerdings nicht weiter.

Früher einmal hatte sie ihre Mutter einmal gefragt, warum sie von Zeit zu Zeit so angeschaut wurde. Natürlich hatte ihre Mutter ihr damals, als Kumiko gerade einmal 7 Jahre alt gewesen war, nicht die Wahrheit gesagt, sondern tat dieses Verhalten einfach mit einem Lächeln und der Antwort:

„ Na weil du so ein schönes Kind bist!“

ab. Später in der Schule hatte Sie dann aber gelernt, dass man die Stärke eines Engels unter anderem an der Größe seiner Flügel im Vergleich zu seiner normalen Körpergröße sehen konnte, denn sie spiegelten die gesitige Stärke ihrer Träger wieder.

Natürlich war Kumiko schon vorher aufgefallen, dass ihre und die Flügel ihrer Eltern meist etwas größer waren, als die ihrer Freunde, aber sie hatte sich nie etwas dabei gedacht.

Nun wusste sie warum sich die meisten nach ihr umdrehten. Sie waren neugierig- vielleicht auch neidisch- was so jemand in ihrer Siedlung suchte, denn meisten waren Engel mit großen Flügeln Kampfengel, Wächter oder hatten einfach eine andere hohe Stellung in der Gesellschaft der Engel inne.

Die Flügel Kumikos berührten fast die Wolken, natürlich nur wenn sie nicht flog, sie waren nur 10 Zentimeter kleiner als sie selbst. Also sehr viel größer als die Flügel der meisten Engel.
 

Kumiko kam an einem Café vorbei und ein Duft von frischen Brötchen stieg ihr in die Nase. Da sie seit einem Tag nichts mehr gegessen hatte, ging sie wie von selbst in dieses kleine Café. Drinnen saßen viele Engel, die sich unterhielten und Geschichten austauschten.

Unwillkürlich musste Kumiko lächeln. Ja, das war die Atmosphäre, die Engel normalerweise mit sich brachten. Ruhig, freundlich und angenehm. Man merkte förmlich, dass diese Engel noch keinen Kontakt mit Dämonen gehabt hatten.

Ihre Gedanken waren noch nicht von Furcht oder Zweifeln befallen, wie die der Engel des Dorfes, das sie letzte Nacht verlassen hatte. Die Leute saßen hier einfach entspannt und freuten sich auf den kommenden Tag.

Beneidenswert, Kumiko hoffte, dass sie niemals die Bekanntschaft mit einem Dämonen machen mussten. Denn auch wenn Dämonen und Engel im ständigen Kampf miteinander waren, bekamen die Mehrheit der Bewohner des Himmelreichs davon nichts mit.

Es gab schließlich speziell ausgebildete Kampfengel für den Kampf gegen die Dämonen und außer ihnen hatten meist nur noch die Wächter eine Ahnung davon, wie es im Moment an den Fronten stand, da sie durch ihre Tätigkeit auf die Erde mussten, um ruhesuchende Seelen zu begleiten.

Die Erde war nämlich inzwischen so etwas wie ein Austragungsort für Schlachten zwischen Dämonen und Engeln geworden. Die Erklärung dafür war ungewöhnlich simpel:

Engel konnten nur unter Mühen in der „Hölle“ kämpfen und Dämonen fiel es viel schwerer sich im Himmelsreich frei zu bewegen.

Also trafen sie sich auf halben Weg in der Menschenwelt. Es war also in jener Nacht nicht leicht für die Dämonen gewesen hier her zu gelangen, dennoch waren sie in so einer großen Zahl gekommen...

Die Bewohner der Erde bekamen von diesen Kämpfen und Schlachten nicht sehr viel mit, da sie weder in der Lage waren Dämonen oder Engel zu sehen, so lange sie nicht im Begriff waren zu sterben. Ein anderer Grund war aber auch, dass die beiden kämpfenden Parteien sich meist unbewohnte Gebiete für ihre Auseinandersetzungen suchten, um nicht gestört zu werden.

Natürlich würde es den Geschöpfen der Hölle sehr gefallen, bei diesem Kampf auch noch Menschen ums Leben zu bringen, aber meist schafften die Engel es doch die Dämonen zu einem anderen Austragungsort zu bringen.

Dennoch ab und zu kam es durch diese Kämpfe trotzdem zu Katastrophen auf der Erde, wie z.B. Vulkanausbrüchen, riesen Wellen oder Erdbeben. Die Bewohner der Erde tun diese aber als Naturkatastrophen ab und suchen natürliche Gründe hierfür, es liegt außerhalb ihrer Vorstellungskraft, dass es soetwas wie Engel oder Dämonen gibt, denn sie können diese Wesen nicht sehen. Und was sie nicht sehen können, existiert auch nicht.

Es gibt keine logische Erklärung für ihre Existenz, also werden Berichte von Menschen, die kurz vor ihrem Tod noch von einer himmlischen Sichtung berichten, als Hirngespinnst abgetan. Diese Menschen hätten in ihrer Verzweiflung nach etwas Trost gesucht und ihn in diesen Wesen gefunden.

Kumiko seufzte bei diesen Gedanken etwas. Die Menschen waren ja so einältig. Aber vielleicht war es auch besser, dass die Menschen von all dem nichts ahnten, es würde ihr Leben nur noch komplizierter machen, als es schon war.

Der Engel hatte nie verstanden, warum die Menschen es sich in ihrem Leben so schwer machten, aber das lag wohl in ihrer Natur. Die Schule und ihren Eltern hatten sie etwas über diese Lebewesen gelehrt und sie war stets etwas überrascht von ihrem Verhalten gewesen.

Es mochte vielleicht daran liegen, dass auf der Erde „gute“ und „böse“ Seelen gemeinsam lebten. Später nach ihrem Tod wurden sie getrennt, gab es deswegen keine Kämpfe zwischen Engeln? Weil nur „Gute“ hier her gelangten?

Aber auch Engel konnten von Zweifeln und Angst befallen werden, wenn sie damit konfrontiert wurden, beim Zusammentreffen mit Dämonen. Dies alles hatten Kumikos Eltern ihr beigebracht.

Ihr Mutter war lange Zeit eine Wächterin und ihr Vater ein Kamfengel gewesen. So hatten sie viel über die Menschen und auch über die Veränderung der Engel, im Kampf gegen das Dunkle gelernt.

Geistig schwächere Engel konnten sogar zu „gefallenen“ Engeln werden,die sich in ihrer Verzweiflung den Dämonen anschlossen. Wenn man Kumiko fragte, waren Gefallene Engel fast noch schlimmer als Dämonen...
 

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als eine Engelsfrau von ca. 25 Jahren zu ihr an den Tisch, an den sie sich wohl unbewusst gesetzt hatte, trat und fragte, was sie bestellen wollte. Noch halb in ihre Gedanken vertieft meinte Kumiko:

„Ich hätte gern ein Schauerwasser und ein Brötchen“

„Darf das Brötchen mit Käse sein?“

„Ja, gern“

erwiederte Kumiko und die Bedienung entfernte sich mit einem Nicken wieder. Jetzt, wo es ihr bewusst wurde, war es doch sehr angenehm, nach diesem Fußmarsch zu sitzen. Sie beschloss sich nicht mehr so von ihren trüben Gedanken gefangen nehmen zu lassen und lehnte sich zurück. Sie lauschte den Stimmen der Engel. Sie waren warm und weich. Angenehm.

Aber sie durfte nicht vergessen warum sie hier war. Sie musste noch ungefähr eine Stunde laufen, um in das Dorf Mirage zu kommen. Dort wollte sie die Wächter befragen, wie es im Moment an den Fronten aussah und wie sie zur Erde gelangen konnte.

Denn so weit Kumiko wusste waren nur Wächter und Kampfengel in der Lage zur Erde hinabzusteigen. Schon kam die Bedinung mit einem Schauerwasser und ihrem Käsebrotchen wieder.

Die Blondine bedankte sich und nahm einen Schlug Schauerwasser.

Ja, das tat gut und es erfrischte sie, dieses Wasser, das aus einer Wolke gewonnen wurde, die gerade einen Schauer auf die Erde hatte fallen lassen.

Auch wenn Kumiko die Friedlichkeit dieses Ortes noch so sehr gefiel, musste sie doch weiter gehen. Sie stand also auf, nachdem sie ihr Mahlzeit vertilgt hatte, und ging an die Theke. Bei der Bedienung von eben bezahlte sie mit drei „golden Clouds“, wie die Währung des Reich des Himmels genannt wurde, und wünschte noch einen schönen Tag.

„Ihnen auch einen schönen Tag, Megami-sama“

Kumiko war recht überrascht einen Solchen Ausdruck zu hören und blieb deshalb stehen.

„Verzeihung, Megami-sama?“

vergewisserte sie sich. Die Bedienung lächelte

„Aber ja, der Gast ist König!“

„So? Verstehe“

gab Kumiko zurück und schmunzelte. Also wirklich, dass sie angenommen hatte... Die Frau war doch viel zu jung gewesen...
 

Als Kumiko aus dem Café ging und sich weiter in Richtung Osten aufmachte, dachte sie noch einmal über die Bezeichnung Megami nach. Megami hieß Göttin und so wurden früher die Mitglieder der 12 ersten Engelsfamilien, der Yorai genannt.

Viele von ihnen existierten nicht mehr, ihre Eltern hatten einmal gesagt, dass nur noch die Hälfte vorhanden wäre, weil die 12 Familien immer an vordester Front gegen die Dämonen gekämpft hatten.

Die andere Hälfte war auch in Vergessenheit geraten, weil sich auch hier gebürtige Engel mit ehemaligen Seelen vermischt hatten. Kumiko waren nur drei dieser Familien bekannt, die ihres Cousins, die Familie des Nordens, wie sie genannt wurde, und ihre eigene Familie.

Die Familie des Nordens und auch die Familie ihres Cousins kämpften gegen Dämonen auf der Erde, sie hatte sie nur einmal kurz bei einer Art Treffen kennengelernt, als sie 8 Jahre als gewesen war.

Heutzutage waren diese Familien aber alle bei der Mehrheit der Engel in Vergessenheit geraten und so auch die Bezeichnung Megami in dieser Verwendung. Mit dem Begriff Megami war aber auch das Wort Yorai, das die 12 ersten Engelsfamilien bezeichnete verschwunden. Diese alten Worte wurden eben kaum noch benutzt. Nur ältere Engel oder Anhänger der Familien kannten sie noch, benutzten sie wohl aber auch nicht mehr.

Kumiko seufzte, ob wohl alle die Vereinigung der Yorai die Dämonen hätte besiegen können? Nein. Im Geschichtsunterricht hatte sie etwas über die Zurückschlagung des Bösen gehört, in der diese Familien das Böse besiegt hatten. Leider hielt dieser Friede nur 100 Jahre, danacht war es von Neuem auferstanden.

Niemand wusste genau wie dies möglich gewesen war, nur eines war klar, es war ihnen geglückt. Aber konnte Kumiko denn überhaupt etwas ausrichten, wenn selbst die Vereinigung der 12 stärksten Familien gescheitert war?

Kumiko schüttelte den Kopf, nicht schon wieder diese trübsinnigen Gedanken, sie würde es schaffen, sie musste es schaffen. Außerdem war das ja schon so lange her. Sie musste es einfach erneut versuchen, schon ihrer Eltern wegen.
 

Die Sonne wurde langsam stärker und die Landschaft um die Engelsfrau herum veränderte sich abermals. Die kleinen Dörfer hatte sie wieder hinter sich gelassen, um sie herum waren Wiesen und freie Fläche aufgetaucht. Am Wegrand blühten zahlreiche Blüten, die Kumiko ein Lächeln auf die roten Lippen zauberten. In einer Minute der Trauer oder des Zögerns war es doch immer schön etwas so farbenfrohes und lebendiges zu erblicken.

Schon fiel ihr das Laufen nicht mehr so schwer und ihre Zweifel verblassten. Egal wie, sie würde es schaffen, sie würde einen Weg finden, den die Familien damals übersehen hatten. Ungefähr eine Stunde ging sie wohl noch so vor sich hin, bis sie in naher Ferne eine größeres Dorf, man konnte es schon fast als Stadt bezeichnen, erblickte.

„Na endlich, Mirage!“

dachte Kumiko freudig und beschleunigte ihre Schritte. Ihr erstes kleines Ziel hatte sie erreicht...

Der Hauptsitz der Wächter

Immer näher kam sie an diese Stadt heran. Um sie herum war eine Art Mauer gezogen, die aber nicht aus Steinen, sondern wie alle anderen Gebäude hier im Reich des Himmels aus Wolken gemacht war. Die Bewohner dieser Stadt waren fast alle Wächter, da sobald jemand seine Ausblidung zum Wächter abgeschlossen hatte, zog er nach Mirage. Dadurch war sie ein beliebtes Angriffsziel für Dämonen, denn wenn die Wächter nicht mehr da wären, würden alle Seelen an die Dunklen fallen, es gäbe niemanden mehr, der die Guten unter ihnen in den Himmel führen könnte. Das würde nicht nur die Zahl der Dämonen steigern, sondern gleichzeitig auch die der Engel, auf lange Sicht gesehen, reduzieren.
 

Außerdem brächte ein Angriff hier das ganze System des Himmelreichs durcheinander, und Verwirrung und Chaos zu stifften war ein beliebtes Hobby der Wesen der Hölle.

Als Kumiko das Tor der Stadt passierte verneigten sich die Wachen, die neben diesem standen, vor ihr. Diese Torwächter waren speziell ausgebildet und konnten das Böse oder die Dunklen Seiten in einem Wesen genau spüren. Das sie sich vor ihr verneigten musste wohl heißen, dass sie nichts Böses an sich hatte? Oder hatten sie sich verleiten lassen einfach nur einen Blick auf die Größe ihrer Flügel zu werfen? Die Engelsfrau hoffte doch stark, dass es letzteres war, denn sonst müsste sie sich wohl ernsthafte Gedanken über die Ausbildung der Torwächter machen...

Bei diesem Gedanken musste sie tief seufzen.

Sie ging einige Straßen hinunter und auch wieder hinauf, doch sie fand sich einfach nicht zurecht. Sie suchte das Hauptgebäude der Wächter, es konnte doch nicht so klein und übersehbar sein?

Noch ein paar Minuten sah sie sich suchend um, aber ihre Blicke fanden nicht den Ort, den sie finden sollten. Kurzer Hand entschloss sich Kumiko einen vorübergehenden Engel nach dem Weg zu fragen.

Sie sah sich um und sah eine etwas ältere Engelsfrau, sie setzte sich gerade auf eine Bank, die vor einem Geschäft stand.

Sie ging auf diese zu und frage sie höflich:

„ Entschuldigen sie bitte, aber könnten sie mir vielleicht sagen, wo ich das Hauptgebäude der Wächter finde?"

Die alte Dame schaute zu ihr auf und lächelte sanft.

„Aber natürlich mein Kind, geh einfach diese Straße weiter hinunter bis du zu einem Park kommst. Dann biegst du nach links ab und dann müsstest du das große Gebäude schon sehen, vor seinem Eingang stehen zwei große Eichen.“

„Haben sie vielen Dank“

„Gern geschehen, pass gut auf dich auf, Liebes“

Kumiko schaute die ältere Dame fragend an, aber diese lächelte nur und gab ihr zu verstehen sich auf den Weg zu machen.

Warum sollte sie aufpassen? Oder war das einfach nur die natürliche Fürsorglichkeit einer alten Frau? Sie entschied sich für die zweite Möglichkeit, denn sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass die alte Dame wusste, was der Blondine bevorstand.

Kumiko befand sich im Moment anscheinend in einer Art Einkaufsstraße, denn zu beiden Seiten der Straße standen Geschäfte. Es war so ziemlich alles vertreten, vom Kleidungsgeschäft bis zum Lebensmittelhändler.

Sie beschloss, sobald sie die Stadt wieder verließ, sich etwas mit Lebensmitteln und andern nützlichen Dingen einzudecken. Sie kam an einem Laden vorbei, in dem in einer art Käfig kleine Insekten herumflogen. Jetzt da es hell war, sah man nur sehr schlecht, dass diese von einem grünlichen Licht umgeben waren, doch in der Nacht spendeten diese Tiere Licht und waren deshalb in sämtlichen Lampen des Himmelsreichs enthalten.

Die junge Engelsfrau entschied, auch davon ein paar mit sich zu nehmen, denn es war wesentlich leichter diese Insekten als Lichtquelle einzusetzen, als ein Feuer zu entfachen, um bessere Sicht zu erlangen.

Langsam näherte sie sich dem Ende dieser Einkaufsstraße und der Park kam in ihr Blickfeld. Schon jetzt schaute sie sich nach der Straße um, die links abbiegen sollte. Und da war sie auch schon. Kumiko schlug diesen Weg ein und sah bereits jetzt die Umrisse des riesigen Gebäudes und da standen auch die Eichen, von denen die alte Dame gesprochen hatte.

Sie überlegte, warum wohl zwei Bäume vor dem Sitz der Wächter standen. Dann fiel ihr ein, dass Eichen bei ihnen nicht nur heilige Bäume waren, sondern, dass unter ihnen der Legende nach über Menschen und Engel „gerichtet“ wurde.

Waren sie hier aus Symbolik angepflanzt worden, weil die Wächter darüber bestimmten oder „richteten“ wie man mit den Seelen weiter umging? Das war zumindest die plausibelste Lösung, die dem Engel im Moment einfiel.

Das Gebäude wurde von einer Mauer, gleich der Mauer der Stadt, umrandet. Der einzige Zugang war ein Tor, vor dem zwei Engelsmänner standen.

„Guten Tag, ich würde gern eintreten, ich bräuchte eine Information über die Welt der Menschen“

Die beiden Engel, die sie eben noch freundlich angeschaut hatten, runzelten nun die Stirn. Kumiko konnte förmlich hören, wie sie sich frageten, was ein Mädchen in ihrem Alter über die Menschenwelt wissen wollte, noch dazu von einem Wächter.

Die Ausbildung zum Wächter begann zwar schon mit 15 Jahren, aber diese Ausbildung fand in einem anderen Dorf statt. Die meisten Anwärter schlossen die Ausbildung im Alter von 25 oder 26 Jahren ab.

„Bitte, es ist sehr wichtig für mich“

einer der Engel seufzte, er war wohl um die 35 Jahre alt.

„Du musst doch aber verstehen, dass wir nicht jeden Engel, dem es in den Sinn kommt, einfach so in dieses Gebäude, das Hauptgebäude der Wächter, hineinlassen können“

Verdammt, so kam sie hier nicht weiter. Irgendwie musste sie doch hineingelagen. Sie verstand diese beiden Wachen ja, aber sie wussten ja nicht, wer sie war und was ihr zugestoßen war...

Der Engel, der sich bis eben eher bedeckt gehalten hatte, er war um einiges älter als der andere, -wohl schon so um die 50 Jahre- betrachtete die Engelsfrau jetzt eindringlich und sein Blick fiel auf Blue Iris. Seine Augen weiteten sich und er trat einen Schritt an sie heran.

„Ist das denn möglich? Ist das Iris, der sagenumwobene Stein des Kyoshiro-Clans?“ fragte er ungläubig.

„Ich dachte, sie wären alle in diesem Kampf umgekommen?“
 

Kumiko biss sich auf die Lippe, sie wusste ganz genau wovon er sprach. Er sprach von jener Nacht, die sie zur Waisen gemacht hatte. Das sich die Nachricht verbreiten würde, dass war ihr klar gewesen, schließlich waren dabei Dämonen ins Himmelsreich eingedrungen. Aber warum, wenn er selbst von Blue Iris wusste,

- was die wenigsten Engel taten- warum glaubte er dann auch sie sei tot?

Die Blondine schloss ihre Finger um Blue Iris und sprach mit etwas zittriger Stimme:

„Sie haben schon Recht, das hier ist Blue Iris. Mein Name ist Kumiko vom Geschlecht Kyoshiro.“

„Was sagst du da?? Aber die Dorfbewohner des Dorfes, in dem diese Tragödie stattfand, hatten berichtet, dass die gesamte Familie umgekommen sei, beim Versuch die Bewohner des Dorfes zu retten!“

Sie war verdutzt. Warum hatten sie das getan? Aber in diesem Moment wurde ihr klar, dass das zweitrangig war, sie hatte die Chance in dieses Gebäude zu gelangen, denn diese Wache war anscheinend sehr angetan von ihrer Familie gewesen.

„Ich weiß nicht warum euch soetwas berichtet wurde, ich bin wirklich und wahrhaftig Kumiko Kyoshiro, wenn ihr einen Beweis braucht, nehmt Blue Iris in die Hand“

Kumiko löste ihren Griff um den Stein und die Wache tat wie ihr geheißen, sie legte die Finger um Blue Iris. Doch kaum hatten seine Finger den Anhänger berührt, leuchtete dieser blau auf und die Wache zog blitzartig seine Hand zurück. Er schaute entgeistert auf seine Hand. Es war etwas wie eine Brandwunde zu sehen, die blau schimmerte.

„Es ist also wahr... sag schnell, leben deine Eltern denn auch noch? Lebt Serena noch?? Ich kenne sie noch aus ihrer Zeit hier bei uns!!“

Also deshalb kannte er sich so gut mit ihrer Familie aus, er war ein Jugendfreund ihrer Mutter gewesen. Betreten schüttelte die Engelsfrau den Kopf. Der Engel, dessen Augen eben voller Hoffnung aufgeblitzt hatten, fiel nun etwas in sich zusammen.

„Verstehe... Du armes Ding. Nun gut, dann soll dir wenigstens deine Bitte erfüllt werden, ich kenne jemanden, den es sicherlich interessieren wird, dass du noch am Leben bist“

meinte er freundlich und öffnete das Tor.

Danach führte er sie über einen kleinen Weg an den Eichen vorbei in den Sitz der Wächter. Wie sich herausstellte, war das Gebäude nicht nur von Außen wunderschön anzusehen, auch im Inneren war es schön gestalltet und verziert worden. Es sah schon etwas wie ein Palast aus.

Wieder überlegte Kumiko, warum die Dorfgewohner wohl erzählt hatten, dass auch sie tot sei. Wieso, die Dorfbewohner waren nach dieser Tragödie doch nett zu ihr gewesen? Plötzlich wurde es ihr klar: Sie wollten sie schützen.

Sie wollten nicht, dass die Dämonen über Umwege mitbekamen, dass sie noch am Leben war. Sie hatten sicher Angst davor gehabt, dass ein weiterer Angriff folgen würde... In ihr kam Dank an diese, ihre Dorfbewohner auf.

Sie kamen bald in einen etwas kleineren Raum in dem eine Bank stand.

„Setz dich dort auf die Bank, ich muss kurz mit der besagten Person reden. Warte hier, du wirst abgeholt“

Etwas verwirrt setzte sich das Mädchen auf diese Bank, während der Engel in einer Tür am Ende des Raumes verschwand.

Er war wirklich sehr nett gewesen und hatte ziemlich betroffen gewirkt, als seine kurz entstandene Hoffnung darauf zunichte gemacht worden war, dass ihre Mutter noch lebte. Er hatte sie wohl sehr gern gehabt. Ob er vielleicht sogar in sie verliebt gewesen war?

Sie musste bei dieser Überlegung grinsen, ihre Mutter war aber auch wunderschön gewesen. Sie war von allen respektiert und hoch angesehen worden. Ihr Haar war hellblond, wie das Kumikos gewesen, aber ihre Augen hatten eine weiße Farbe gehabt. Das hatte ihr immer sehr gefallen, genauso wie das ganze Wesen ihrer Mutter. Sie war ein großherziger und gutmütiger Engel gewesen. Natürlich hatte sie auch manches Mal mit ihrer Tochter geschümpft, aber wie sie jetzt wusste, nur aus Sorge um ihr geliebtes Kind...

Eine Engelsfrau kam durch die Tür, in der vorhin die Wache verschwunden war. Ihr braunes Haar war zusammengebunden und hochgesteckt, außerdem saß eine Brille auf ihrer Nase. Kumiko schätzte sie auf 40 Jahre.

„Kyoshiro-san? Der Chef wartet auf sie in seinem Büro, wenn sie mir nun bitte folgen würden“

„D...dder Cchef?“ fragte sie ungläubig.

Sie sollte tatsächlich zum Chef der Wächter gebracht werden? Das hatte sie nun nicht erwartet. Aber warum?

„Aber ja doch, nun folgen sie mir bitte“

Langsam erhob sich die junge Frau von der Bank. Der Chef der Wächter war einer der höchstangesehensten Engel des ganzen Himmelsreichs, und er wollte sie sehen? Sie gingen durch die Tür am Ende des Raumes und gelangten in ein Vorzimmer, in dem ein Schreibtisch und unglaublich viele Akten standen. Auch am Ende dieses Raumes befand sich eine Tür. Die Engelsfrau, die wahrscheinlich die Sekretärin war, öffnete diese und gab Kumiko zu verstehen hineinzugehen.
 

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So, das ist also das nächste Kapitel^^ Ich hoffe es gefällt euch, es ist ja auch endlich etwas "lebendiger" geworden, durch die vielen Dialoge^^
 

An dieser Stelle möchte ich mich auch noch einmal bei allen Lesern bedanken und vorallem bei den wunderbaren Leuten, die mir ein Kommi dagelassen haben!

Ich hoffe, ihr bleibt mir weiter treu!

Der Bucho Mihari

Sie ging in diesen großzügigen Raum und hinter ihr wurde die Tür geschlossen. Direkt vor ihr hinter einem Schreibtisch saß ein Engelsmann, der wie die Engelsfrau von eben so um die 40 Jahre alt sein musste. Er verströmte Ruhe und gleichzeitig hatte er etwas ehrfürchtiges an sich. Man wusste sofort, dass er von hohem Rang war.

Seine Harre waren kurz und braun und seine Flügel waren sehr, sehr groß. Er hatte die Hände ineinandergefaltet, stützte seine Ellenbogen auf seinem Schreibtisch auf und lächelte Kumiko über seine Hände hinwegschauend an.

Sie schluckte. Sie wusste nicht wie sie sich verhalten sollte. Verlegen schaute sie sich im Raum um. Dieser Raum war hell und warm eingerichtet, es standen viele verzierte und verschnörkelte Regale herum, in denen wohl tausende von Büchern waren. Auch wenn die junge Engelsfrau nicht vernarrt in Bücher war, so beeindruckte sie dieses Bild doch.

Immernoch spürte sie den Blick dieser respekteinflößenden Persönlichkeit auf sich.

Warum sagte er denn nichts? Sie fühlte sich wie bestellt und nicht abgeholt. Oder sollte sie etwas sagen?

„Entschuldigen Sie, ich wollte Sie wirklich nicht belästigen...“

fing sie etwas schüchtern an. Ihr Gegenüber setzte sich mit einem Mal gerade hin und wedelte abwehrend mit den Händen.

„Nein, nicht doch. Setzt dich nur, ich bin froh, dass Til mir bescheid gesagt hat“

sagte er ruhig, während er auf einen Stuhl deutete, der gegenüber seines Stuhles stand. Kumiko setzte sich hin und schaute einen Moment auf ihre Knie. Dann blickte sie auf und fragte:

„Verzeihen sie, aber ich verstehe nicht ganz, was sie von mir wollen, ich...ich meine sie sind der Bucho Mihari!“

Der oberste der Wächter zog eine Braue hoch.

„Einen Solchen Begriff kennst du? Ich bin erstaunt. Ich habe gedacht, dass er besonders in deiner Generation nicht mehr verwendet wird. Sicher, es ist nur eine andere Bezeichnung für mich, den „Chef der Wächter“, aber eine sehr alte. Du erweist mir großen Respekt mit dieser Bezeichnung und zeigst mir gleichzeitig, dass du eine sehr gebildete junge Dame bist“

Er lächelte wohlwollend und ihr wurde bewusst, dass sie rot geworden war.

„Viele dieser alten Bezeichnungen werden nich mehr verwendet, ich benutze sie, weil meine Eltern sie mich gelehrt haben, und weil ich sie treffender finde als manche der heutigen“
 

„Das ist wahr. Leider denken nicht viele junge Engel so wie du und die Lehrer und Eltern finden es heute auch nicht mehr wichtig soetwas Altes und Traditionsreiches weiterzugeben. Allerdings wundert es mich wenig, dass deine Eltern sie dich gelehrt haben. Es sieht ihnen ähnlich, nicht wahr, Megami-chan?“

Es verwunderte sie nicht, dass der Bucho Mihari durchschaut hatte, an welche der alten Bezeichnungen sie bei ihrer Ausage noch gedacht hatte. Es war naheliegend, dass sie an etwas gedacht hatte, das sie selbst betraf. Auch das er ihre Eltern zu kennen schien überraschte sie nicht, denn weshalb sonst war sie wohl hier herberufen worden?

„Wenn ich mir die Frage erlauben darf, woher kennen sie meine Eltern?“

„Ich kenne nicht nur deine Eltern, sondern auch dich. Obwohl ich zugeben muss, dass du dich seid deinem 4. Lebensjahr verändert hast.“

Er lehnte sich lächeld zurück, wahrscheinlich weil ihm klar war, dass nun mehr Fragen auf ihn einströhmen würden. Doch das schien ihm nicht im Geringsten zu stören.

„Aber Wwoher?“

„Nun, wie du sicher weißt, war deine Mutter Wächterin,“,

sie nickte,

„Und ich war in ihre „Einheit“ eingeteilt worden, als ich neu hier war. Sie war eine strenge Vorgesetzte, aber wenn man sie länger kannte, wusste man, dass sie nur auf das Wohl der Seelen bedacht war. Ich hatte das große Glück 5 Jahre unter ihr arbeiten zu können und habe so erfahren, was für eine weise und großmütige Frau sie war. Ich habe sie sehr bewundert, auch wenn ich zugeben muss,“

er schmunzelte,

„dass sie mich oft zurechtgewiesen hat und einige meiner Schlampigkeiten muniert hat. Manchmal hätte ich wirklich in die Luft gehen können, doch im Nachhinein bin ich darüber sehr froh, denn es hat mich zu einem besserem Wächter gemacht und ich habe deine Mum besser kennengelernt.

Später war ich ihre rechte Hand und dann lehrnte sie deinen Vater kennen. Als du dann zur Welt kamst, verließ deine Mutter die Wächter, wir blieben aber in Kontakt und ich kam euch einige Male besuchen, jedoch als ich zum Bucho Mihari befördert wurde, blieb dafür leider sehr wenig Zeit.“

Er hielt inne. Kumiko liefen Tränen über die Wangen. Er hatte ihre Eltern gekannt! Es war so ein schönes Gefühl jemanden von ihnen reden und erzählen zu hören. Dennoch der Schmerz biss ihr gleichzeitig ins Herz, ihre Eltern, sie waren....
 

Der Oberste der Wächter stand auf und trat an ihrens Stuhl. Er kniete sich neben ihn und und strich ein paar Haare, die der jungen Engelsfrau ins Gesicht gefallen waren, weg.

„Weißt du, eigentlich habe ich allein deiner Mutter zu verdanken, dass ich jetzt hier sitze.“

Kumiko hob ihren Kopf und schaute ihn fragend an, was meinte er damit?

„Deine Mutter war, sowohl als sie Wächterin war, als auch, als sie sich zurückgezogen hatte gefragt worden, ob sie nicht meine jetztige Stelle, die Stelle des Bucho Mihari einnehmen wollte. Doch immer wieder lehnte sie ab, stellte sich aber gern bereit bei Fragen stets ein offenes Ohr zu haben. Und so wurde sie bei jeder wichtigen Entscheidung um Rat gefragt, man schätzte ihre Meinung sehr, und als der letzt Bucho Mihari starb schlug sie mich als Nachfolger vor. Ohne sie wäre ich sicher damals nicht vorgeschalgen worden, ich bin ihr sehr dankbar.“

Sie sah ihn mit großen Augen an. Von all dem hatte das Mädchen nie etwas gewusst. Sie hatte zwar ein paar mal mitbekommen, dass Wächter bei ihnen zu Hause waren und dass ihre Mutter dann für ein paar Tage weg war, aber nicht, dass ihre Mutter eine so erfolgreiche Wächterin gewesen war.

Stolz stieg in ihr auf und gleichzeitig die Frage, warum ihre Mutter wohl abgelehnt hatte, Bucho Mihari zu werden. Ihr fiel wieder ein, dass er gesagt hatte, dass er sie und ihre Eltern besucht hatte, sie versuchte sich zu erinnern und schaute gründlich in sein Gesicht. Seine Augen waren gelblich und seine Gesichtzüge waren viel weicher, als Kumiko zuerst gedachte hatte.

Dann plötzlich schoss ihr ein Bild durch den Kopf, ein Bild von einem Engel, der ihr eine Lilie schenkte.

„O...Onkel Shin?“

„Ja, genau der. Wirklich unglaublich, dass du dich an mich erinnerst, du scheinst das Gedächnis deiner Mutter zu haben, überhaupt siehst du ihr sehr ähnlich Das war auch der Grund, warum ich dich zuerst nicht angesprochen habe, es war, als wenn ich Serena-sama vor mir hät..“

er konnte den Satz nicht zuende bringen, denn die Engelfrau war ihm um den Hals gefallen. Sie konnte die Tränen nicht zurückhalten, sie liefen einfach so über ihre Wangen. Sie hätte nicht geglaubt, wie sehr es ihr gefehlt hatte mit jemanden über ihre Eltern zu sprechen. Onkel Shin streichelte ihr beruhigend über den Rücken.

„Sag, warum hat Mum den Posten nie angenommen?“

fragte sie mit weinerlicher Stimme, hatte sich aber schon etwas beruhigt. Onkel Shin schaute ihr in die Augen und lächelte:

„Sie hat immer gesagt, dass sie dafür keine Zeit habe, denn schließlich wollte sie eine Familie haben und sich um diese kümmern. Später hatte sie dann deinen Vater und dich, dann hatte sie keine Zeit mehr dafür. Aber wenn sie mit mir allein war meinte sie, dass es ihr ohnehin zu viel Schreibkram gewesen wäre und verdrehte die Augen. Ich musste dann immer lachen. So war sie eben, weißt du“
 

Auch seine Gegenüber musste lächeln. Ihre Mutter war nie der formelle Typ gewesen, sie wollte immer etwas tun und hasste es still rumsitzen zu müssen. Deswegen war sie als Wächterin sicher auch in den Außendienst gegangen, sie wollte etwas tun und helfen und nicht irgendetwas auf Papier schreiben.

„Aber ich finde nun hast du mich genug ausgefragt Kleine, warum bist du nun hier?“

Kumiko richtete sich wieder im Stuhl auf und Onkel Shin schaute sie an als wolltet er sagen: „Na?“ Sie musste es ihm wohl oder übel erzählen, vorher würde er sie nicht gehen lassen, und schon gar nicht die Frage beantworten, deren Antwort sie doch so dringend brauchte. Aber würde er es verstehen, würde er sie fortlassen? Egal, sie würde einfach gehen.

„Nun, du weißt doch, dass Dämonen mein Dorf angegriffen und meine Eltern getöteten haben“

sie schluckte heftig und in Gedanken fügte sie Beschimpfungen und das, was die Dämonen noch angerichtet hatten hinzu.

„und sicher weißt du auch, dass meine Eltern seit geraumer Zeit gegen Dämonen kämpften, und nun möchte ich auf die Erde und dem Ganzen ein Ende setzen, dieser Krieg hat schon genug Opfer gefordert!"

„und du kannst das tun? Ich weiß, du bist stark, aber denkst du nicht, dass die vielen Kampfengel das auch sind? Ich verstehe, dass du deine Eltern rächen möchtest, aber glaubst du ganz ehrlich, dass ein Kind wie du all dem ein Ende setzen kann? Es haben schon viele versucht, die sicher weitaus mehr Macht hatten als du sie jetzt hast“

Kumiko erschreckte sich fast, denn Onkel Shin war von einen auf den anderen Moment schrecklich ernst geworden. Sein Blick war direk auf ihre Augen gerichtet und er sprach klar und deutlich.

„Meine Eltern haben mir diesen Auftrag hinterlassen. Ich werde nicht ruhen, ehe ich ihn nicht ausfgeführt habe!“

meinte sie ebenso deutlich und versuchte nicht unsicher zu wirken.

„Deine Eltern hätten das sicher nicht zugelassen, sie hätten dich doch nicht in den Tod geschickt, soetwas hätten sie nie von dir verlangt! Natürlich sollst du dich im Kampf gegen die Dämonen einbringen und dich engergieren, aber doch nicht auf diese Weise und nicht ganz allein!“

„Ich kann aber sonst keinen da mit reinziehen. Ich wusste, dass du so reagieren würdest, dass alle meine Freunde so reagieren würden, deshalb bin ich gegangen ohne ihnen etwas zu sagen.“

„Na ja, wenn du das wusstest, weißt du ja auch sicher auch warum wir so reagieren und verstehst, dass es nicht unberechtigt ist“

„Sicher verstehe ich eure Sorge, aber ihr müsst auch mich verstehen. Natürlich, ich weiß sehr wohl wie viele schon dabei gescheitert sind, aber ich weiß, dass ich es schaffen kann, dass meine Eltern bei mir sind, wenn ich es versuche und dass ich es versuchen muss“
 

Auf einmal schien der jungen Frau alles so klar. Onkel Shin hatte genau das ausgesprochen, was sie sich selbst gefragt hatte. Aber gerade dadurch, dass er ihre Zweifel aussprach, wurde ihr bewusster, was sie tun musste und warum. Onkel Shin schaute sie zweifelnd an.

„Meine Eltern haben mich darauf vorbereitet, mit meiner Ausbildung und mit ihrer Liebe. Außerdem sage ich ja nicht, dass ich gleich zum Teufel persönlich maschieren will und ihm die Meinung geigen will“

„So hat es sich aber für mich angehört, was willst du denn dann?“

Onkel Shin wirkte skeptisch.

„Ich will auf die Erde, ich will dort mitkämpfen, mich auf die Suche begeben, nach etwas, dass mir hilft, das Böse zu besiegen und ich will dort lernen mit dem Bösen umzugehen und zu kämpfen“

„Das hört sich schon besser an und ich muss zugeben sogar etwas weise. Hier oben kann man nicht viel über den Gegner lernen, das stimmt, denn schließlich ist es hier meist, wie sagt man, friedlich. Aber warum schreibst du dich dann nicht einfach bei den Kampfengeln oder bei uns ein? So könntest du auch auf die Erde gelangen, deine Eltern haben es so gemacht“

Kumiko wurde komischerweise immer sicherer. Auch diese Aussage von Onkel Shin konnte sie nicht verunsichern, sie hatte zwar nie gesagt, dass sie allein zur Erde gelangen wollte, oder dass sie nicht vorhatte sich irgendwo einzuschreiben, aber er hatte sie trotzdem durchschaut. Sie fragte nicht warum ihm das gelang, er war schließlich immer noch der Bucho Mihari.
 

„Nun, wenn ich mich einschreiben würde, müsste ich eine Außblidung durchlaufen, die so um die 3 Jahre geht, bis ich auf die Erde gelange. Das dauert mir zu lange, ich muss jetzt etwas tun“

als sie den Gesichtsausdruck auf Onkel Shins Gesicht sah fügte sie hinzu:

„Du kannst mich nicht aufhalten. Egal wie lange du redest oder ob du mich irgendwo einsperrst, ich werde gehen. Mit oder ohne deine Hilfe werde ich es schaffen und das ist keine leere Aussage, das ist ein Versprechen.“

Zuerst machte Onkel Shin große Augen doch dann brach es aus ihm heraus, er musste lachen. Sein Lachen erfüllte den gesamten Raum und Kumiko saß auf ihrem Stuhl und wusste nicht so recht, was das zu bedeuten hatte.

Nach einigen Minuten beruhigte er sich wieder etwas und sah sie erneut an. „Entschuldige, aber du bist deiner Mutter einfach zu ähnlich. Du bist genauso stur, wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast. Ich habe das schon befürchtet. Sie hat sich auch nie von etwas abbringen lassen, nicht einmal von deinem Vater.“

Etwas verwirrt fragte die Blondine nun:

„Dann hattest du gar nicht vor, mich davon abzuhalten?“

„Sagen wir, ich wollte wissen, wie ernst und wichtig dir die ganze Sache ist. Jetzt bin ich beruhigt, wenn man in dieser Situation überhaupt von Ruhe sprechen kann“

Sie musste grinsen. Er hatte ihre Mutter wirklich sehr, sehr gut gekannt. Langsam wurde das Bild, was Kumiko vorhin von ihrem Onkel Shin durch den Kopf geschossen war, klarer. Er war schon damals nett und humorvoll gewesen.

„Nun, wenn ich das richtig vertanden habe, suchst du einen Weg auf die Erde zu gelangen, ohne dich in einer der beiden Berufe einzuschreiben, richtig?“

„Ja, genau so ist es, weißt du einen Weg?“

„Na ja, ich muss gestehen, ich war lange nicht mehr auf der Erde und...“

er wurde von einem Klopfen an der Tür unterbrochen und kurz darauf kam die Sekretärin herein.

„Entschuldigen Sie Chef, aber ihre Besprechung fängt gleich an“

„Ah wie recht sie haben, Kaori, könnten sie Kyoshiro-san bitte zu Kouhei-kun bringen?“
 

Kumiko war etwas verunsichert, sie wusste nicht wirklich, was sie davon halten sollte, zu diesem Kouhei-kun gebracht zu werden. Konnte Onkel Shin als Bucho Mihari nicht am besten ihre Fragen beantworten? Sicher, sie wollte ihn nicht aufhalten, er hatte bestimmt viel wichtigeres zu tun, als sich so lange mit ihr aufzuhalten. Trotzdem, es versetzte ihr einen Stich, zu jemand anderem gebracht zu werden. Sie wollte Onkel Shin noch nicht verlassen, jetzt wo sie ihn gerade wieder gefunden hatte.

"Sei doch nicht so albern Kumiko, er hat nunmal viel wichtigeres zu tun, du hast diesen Weg gewählt, du musst es allein schaffen"

dachte sie bei sich. Doch auch wenn sie all das wusste, so fiel es ihr schwer selbst an das zu glauben, was sie da gerade zu sich selbst gesagt hatte. Onkel Shin war ihr trauriger Blick nicht verborgen geblieben, er bat Kaori vor der Tür zu warten und wandte sich dann wieder der jungen Engelsfrau zu.

„Es tut mir leid Kumiko, aber wie schon gesagt, ich war sehr, sehr lange nicht mehr auf der Erde, ich könnte dir sicher im Moment nur halb so gut weiterhelfen wie Kouhei-kun. Er war erst vor einer Woche unten bei den Menschen, du kannst ihm vertrauen, er wird dir helfen so gut er kann“

Die Blondine versuchte wieder fröhlicher zu wirken, sie ärgerte sich, dass sie unbewusst Onkel Shin ein schlechtes Gewissen gemacht hatte.

„Das ist doch kein Problem, ich danke dir jetzt schon für deine Hilfe, du hast mir sehr geholfen, Onkel Shin. Es war schön mit dir zu reden“

Sie lächelte während sie dies sagte, oder versuchte es zumindest. Onkel Shin nahm sie daraufhin in den Arm.

„Machs gut Kleines, ich wünsche dir viel Glück und lass es mich sofort wissen, wenn du Hilfe benötigst, in Ordnung?“

Sie nickte nur still,denn sie musste sich zusammenreißen, um nicht loszuweinen. Es fiel ihr noch schwerer Onkel Shin zu verlassen, als ihre Freunde letzte Nacht. Es lag wahrscheinlich nur daran, dass sie sich nicht persönlich von ihnen verabschiedet hatte.

Wieder befand sie diese Entscheidung für gut, denn sonst hätte sie sich vielleicht nicht losreißen können, doch sie hätte es doch müssen sie hatte schließlich ein Ziel.

Als sie sich das wieder bewusst machte, fühlte sie sich wieder etwas stärker, stark genug, um sich aus Onkel Shins Umarmung zu lösen.

„Ja, das werde ich, ich wünsche dir hier auch alles Gute, ich werde es ganz sicher schaffen!“
 

Erst wirkte Onkel Shin etwas verwirrt von Kumikos doch relativ schneller Wandlung, doch dann grinste er, wenn er nicht der Bucho Mihari gewesen wäre, dann hätte sie behauptet, dass er frecht grinste.

„Na dann ist ja alles gut!“

meinte er und die junge Engelsfrau wandte sich mit einem Lächeln von ihm ab. Nun ging sie aus seinem Büro, dorthin wo Kaori schon auf sie wartete.

"Na dann wollen wir doch mal sehen, wer dieser Kouhei ist.."

dachte sie entschlossen und folgte der Sekretärin des Bucho Miharis.
 

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So, das ist also das nächste Kapitel.

Ich hoffe, es hat euch gefallen!

Über einen Kommi würde ich mich natürlich besonders freuen,

also hoffentlich bis zum nächsten Kapitel^^

Kudaru Tsuro

Sie folgte Kaori und so gelangten sie wieder in die Eingangshalle, die Kumiko schon bei ihrem ersten Eintreten so fasziniert hatte. Die Wände waren weiß, wie alle Wände im Himmelsreich, sie waren schließlich aus Wolken geformt, aber in diesen Wänden waren verschiedenste Verzierungen eingearbeitet. Ihr war bewusste, dass es sehr mühsam war eine Wolke in Form zu bringen, und trotzdem waren hier selbst noch winzig kleine Bilder in die Wolken geschmitzt worden. Sie verlor etwas den Anschluss an Kaori und musste etwas laufen, um diese wieder einzuholen.

Kumikos Haus war durchaus auch nicht gerade das Heim einer normalen Engelsfamilie gewesen, jedoch war es bei weitem nicht so ausgeschmückt gewesen, wie der Hauptsitz der Wächter. Hier zeigte sich wieder deutlich, wie wichtig die Wächter doch für das Himmelsreich waren.

Die Treppe, die ebenfalls in dieser Eingangshalle war, führte, wie sollte es auch anders sein, in ein obriges Geschoss. Auch dies war sehr eher ausergewöhnlich, denn die Schichtung von Wolken und die damit verbundene Verarbeitung, konnten nur die besten Wölkner bewältigen. Wölkner waren Engel, die es verstanden, Wolken in Form zu bringen und sie als Baummaterial nutzbar zu machen. Sie waren die Baumeister und Architekten des Reich des Himmels.

Während der gesamten Führung hatte Kaori noch kein Wort an Kumiko gerichtet und so blieb es auch, als sie die Treppen emporstiegen. Wahrscheinlich war sie mit ihren Gedanken schon wieder bei den vielen Akten, die in ihrem Büro auf sie warteten. Das war nur allzu verständlich.

Im ersten Stockwerk angekommen, deutete die Sekretärin des Bucho Miharis auch gleich, ganz auf ihre Aufgabe bedacht, auf die erste Tür, die sich rechts von ihnen befand.

„Wir sind angekommen, Kyoshiro-san. Hier befindet sich Kouhei-sans Büro, bitte verzeihen sie, aber ich muss mich etwas beeilen, um an der Versammlung noch teilnehmen zu können. Falls irgendetwas sein sollte, seien sie doch so freundlich und kommen in mein Büro und warten dort, ja?“

„Aber natürlich, vielen Dank, dass sie mich herbeigleitet haben, ich habe natürlich vollstes Verständnis, gehen sie nur“

Kaori bedankte sich mit einem Nicken und verschwand dann auch schon eilig die Treppe hinunter.

Wirklich eine sehr höfliche Frau, sie hatte Kumiko behandelt, als sei sie eine sehr wichtige Person, das war ihr zwar irgendwie unangenehm gewesen, aber es zeigte nur die Höflichkeit und das Pflichtbewusstsein der Sekretärin.
 

Die junge Engelsfrau trat an die Tür heran und klopfte zweimal. Aus dem Innerem des Raumes drang ein "Herein" und sie betrat den Raum. Auch zu Kouheis Büro schien es ein Vorzimmer zu geben, in dem sie sich jetzt befand. Die Blondine sah sich erneut einer Sekretärin gegenüber, die aber wesentlich jünger als Kaori war, wahrscheinlich so um die 25 Jahre alt. So eine junge Frau hatte sie nicht erwartet, die meisten neuen Wächter kamen zwar mit 25 oder 26 Jahren hier in das Hauptquartier, aber hatten dann meist nicht viel zu sagen. Oder war Kouhei doch nicht so erfahren, wie sie bis jetzt angenommen hatte?

„Entschuldigen Sie, Ich möchte gern Kouhei-sama sprechen“

meinte Kumiko schließlich höflich.

„Oh, tut mir leid, der ist im Moment nicht hier, sondern bei seiner Einheit. Aber wenn sie wollen, bringe ich sie gerne dorthin“

„Ja, bitte, das wäre sehr freundlich“

Also hatte er doch seine eigene Einheit, dann konnte er nicht so unerfahren sein. Soweit Kumiko wusste, bekam ein Wächter im Durchschnitt mit 30 Jahren eine eigene Einheit, wenn er seine Arbeit gut machte und sich schon durch einige Verdinste ausgezeichnet hatte.

Kouhei-sans Sekretärin erhob sich von ihrem Stuhl auf dem sie hinter ihrem Schreibtisch gesessen hatte, und ging an ihr vorbei die Tür heraus. Sie gingen über den langen Flur im ersten Geschoss an vielen weiteren Wandverzierungen vorbei und langsam fragte die junge Engelsfrau sich, ob es mit den Verzierungen etwas auf sich hatte. Warum sollte sich sonst jemand die Mühe gemacht haben? Die Möglichkeit des einfachen Wandschutzes kam ihr etwas zu banal vor.

„Wissen sie, vielleicht haben sie Glück und seine Versammlung ist gerade vorbei, es könnte von der Zeit her gerade so passen“

„Ja, das wäre schön“

Sie gingen noch ein wenig weiter, bis sie endlich an einer größeren Tür Halt machten.

„So, da wären wir, der Versamlungsraum der 10. Einheit a...“

Die Sekretärin hielt inne, denn die Tür zu dem Versammlungsraum wurde geöffnet und ein Engelsmann kam heraus. Die Blondine war überrascht, dass ein so junger Engel, nach ihrer Schätzung war er höchsten 20 Jahre alt, an einer Versammlung teilgenommen hatte. Sein Haar war braun und etwas länger, seine Augen hatten ein etwas tieferes und kräftigeres Braun als seine Haare.

„Oh, da sind sie ja schon Kouhei-san. Diese junge Dame möchte sie sprechen“

Kumiko hätte fast ihre Hände an ihren Kiefer gehalten, damit ihre Kninnlade nicht völlig herunter fiel. Das konnte doch nicht wahr sein? Das sollte Kouhei-san sein? So jung? Der war Einheitsleiter? Das war ja der hammer! Wo hatte sie Onkel Shin da nur hingeschckt? Konnte der ihr überhaupt helfen?
 

Kouhei-san Blick wandere langsam von seiner Sekretärin zu seiner Besucherin hinüber, worauf er kurz etwas verlegen zur Seite schaute, bis seine Augen endgültig auf der jungen Engelsfrau haften blieben:

„Also, was kann ich denn für Sie tun?“

Sie wusste zwar immer noch nicht, was sie von all dem halten sollte, aber wie es schien musste sie sich wohl selbst ein Bild davon machen, ob er ihr helfen konnte.

„Entschuldigen Sie, dass ich sie so überrumple, aber Onkel Sh... ähm ich meine der oberste Wächter hat mich zu Ihnen geschickt, sie sollen mir helfen können?“

„Oh, Sie wurden von Shin-dono geschickt? Na dann hoffe ich doch sehr, dass ich Ihnen helfen kann, begleiten Sie mich doch in meinen Versammlungsraum, dann können wir alles in Ruhe besprechen“

Kouhei-san hatte am Anfang noch sehr unsicher gewirkt, aber jetzt war diese Unsicherheit verschwunden. Er öffnete die Tür, durch die er eben gegangen war und bat seine Sekretärin, wieder in ihr Büro zu gehen. Kumiko folgte ihm in den Versammlungsraum, in dem ein langer Tisch mit ungefähr 10-15 Stühlen stand. Kouhei-san setzte sich und seine Begleiterin tat es ihm gleich.

„Wissen Sie Kouhei-san...“

begann sie, doch sie konnte ihren Satz nicht vollenden, denn der junge Wächter unterbrach sie.

„Bitte, duz mich doch“

bot er ihr freundlich lächelnd an.

„Aber Sie haben mich doch vorhin auch gesiezt!“

„Ja, das war doch nur vor meiner Sekretärin, sie soll ja nicht den Respekt vor mir verlieren“

erklärte er ruhig und mit einer gewissen Weisheit in seiner Stimme sein Verhalten.

Huch, wunderte sie sich, dass dieser ihr so jung und naiv vorkommende Junge an soetwas dachte wie Respekt. Er schien nicht unbedingt so zu sein, wie Kumiko zuerst vermutet hatte. Ma sollte sich eben nicht vom Aussehen täuschen lassen.

„Darf ich dich dann Fragen, warum du mir jetzt sofort das Du anbietest, wenn du von Respekt sprichst?“

„Du wurdest von Shin-dono geschickst und scheinst eine ziemlich enge Beziehung zu ihm zu haben, schließlich hast du ihn Onkel Shin genannt“

er sagte dass alles mit einem schüchternden Lächeln, welches das Vorhandensein eines wachen und aufmerksamen Verstandes allerdings nicht verstecken konnte. Verdammt, ist es also doch aufgefallen! Sie hatte gehofft, dass sie sich schnell genug verbessert hatte, was aber anscheinend nicht der Fall gewesen war.

„Na ja, er kannte meine Eltern sehr gut und war sehr nett zu mir , als ich noch kleiner war“

Kouhei nickte und sein Gesichtsausdruck war ernster geworden. Warum, fragte sich die junge Engelsfrau, hatte er denn dieser kurzen Aussage denn schon entnommen, dass ihre Eltern nicht mehr lebten? Wenn ja, dann hatte er bei weitem mehr Feingefühl und eine schnellere Kombinationsgabe als die meisten Engel, die ihr bekannte waren.

„Also wie kann ich dir helfen?“

Er schien wirklich sehr nett zu sein, und irgendwie fiel es Kumiko sehr leicht mit ihm zu reden. War es weil er noch so jung war? Hatte Onkel Shin sie deshalb zu ihm geschickt? Das war wohl anzunehmen. Obwohl der Bucho Mihari sie nun wirklich lange nicht gesehen hatte, vermochte er es doch sie ungewöhnlich gut einschätzen...

Auf einmal fiel ihr ein, dass sie sich noch nicht einmal vorgestellt hatte, und sie wurde rot. Wie unhöflich von ihr.

„Vielen Dank, dass du mir so bereitwillig helfen willst, mein Name ist übrigens Kumiko Kyoshiro“

„Ah, kein Problem, ich hoffe nur ich kann dir auch helfen, Kumiko-san. Also, wie kann ich dir behilflich sein?“

Die Blondine war ziemlich froh, dass er nicht weiter auf ihren Namen einging. Sie hatte wirklich nicht viel Lust noch einmal alles zu erklären und vorallem wusste sie nicht, ob sie das ein zweites Mal durchstehen würde.

„Also, es ist so, dass ich auf die Erde gelangen muss, die Gründe tun im Moment nicht so viel zur Sache, sagen wir einfach ich möchte möglichst viel über unseren Feind herausfinden.“

„Ah, verstehe. Aber ich denke, dass eine Einschreibung bei uns oder den Kampfengeln nicht unbedingt das ist was du willst? Schließlich bist du auf diese Möglichkeit sicher auch schon ohne meine Hilfe gekommen.“

Dieser Kouhei-kun war genial. Er gefiel ihr sehr, denn dadurch, dass er mitdachte, ersprate er der jungen Engelsfrau viel unnötige Erklärungsarbeit. Onkel Shin hatte also wirklich sehr genau gewusst, was er tat, als er sie dem Abteilungsführer der 10. Einheit geschickt hatte. Sie lächelte, er war perfekt. Kouhei-kun wandte sich scheinbar als Reaktion auf ihren Gesichtsausdruck kurz ab, sah sie aber kurz darauf auch schon wieder an. Allerdings lag für einen flüchtigen Moment etwas merkwürdiges in seinem Blick. War es etwa Schüchternheit? Kumiko fragte sich warum.

„Ja, genau so ist es. Also, weißt du noch einen anderen Weg?“

„Hm, gar nicht so einfach. Wir Wächter, und so viel ich weiß auch die Kampfengel, unterziehen sich einer speziellen Ausbildung, und lernen eine besondere „Zwischen-Magie“, die Sukima oder Graue Magie wie sie eher genannt wird, um die Grenzen der Welten zu überqueren. Aber so viel ich weiß, braucht selbst der talentierteste Engel dafür 3 Jahre. Da ist selbst Privatunterricht keine Lösung, denn sonst könntest du dich auch einschreiben lassen, das würde denke ich mal bei dir genauso lange dauern“

Auch wenn er ihr gerade sozusagen ein Kompliment gemacht hatte, indem er sagte, dass sie nur drei Jahre für das Erlernen dieser Technik brauchte, war die Blondine keinesfalls geschmeichelt oder erfreut. Ihr passte dieser Antwort einfach nicht.

„Gibt es denn wirklich nur diesen einen Weg mit der Sukima-Magie?“

Der junge Wächter lehnte sich zurück, er schien nachzudenken. Auch sie selbst hing ihren eigenen Überlegungen nach.

Die Sukima war eine sehr spezielle Form der Magie. Sie wurde im Allgemeinen eher Graue Magie genannt, Sukima iwar wieder einer dieser alten Begriffe, die leider vom Aussterben bedroht zu sein schienen. Auch hier machte sich das Wissen von Kouhei-kun bemerkbar, denn schließlich kannte er diesen Begriff noch. Er war wirklich sehr erfahren und seinem Alter scheinbar weit vorraus.

Graue oder Zwischen Magie wurde diese Technik genannt, weil der Engel bei ihr schon etwas Dunkle Magie einsetzen musste, denn nur mit weißer Magie konnte man die Grenzen der Welten nicht überschreiten.

Hier trat nämlich das Prinzip der Ausgewogenheit und Harmonie ein. Die Natur strebt nach dem Gleichgewicht, das war ein Sprichwort, das hier genau passte. Wenn man also die Grenze einer Welt überschreiten wollte, musste man ein Gleichgewicht der Kräfte herstellen, also ein Gleichgewicht zwischen dunkler und weißer Magie.

Deshalb war diese Technik so schwer zu lernen, weil den Engeln verständlicherweise jegliche Art von Dunkler Magie Fremd war. Es konnte auch nicht jeder Engel die Sukima erlernen, da ein gewisses Maß an geistlicher Stärke gegeben sein musste. SAonst konnte ein Engel, bei dem Versucht Zwischem Magie zu erlernen oder einzusetzen, zu einem gefallenen Engel werden, und dass galt es auf jeden Fall zu verhindern.

Jeder Kampfengel oder Wächter musste mit den Schwierigkeiten des dunklen Teils in der Sukima fertig werden und diesen Vollständig unter seine Kontrolle bringen, denn nur dann konnte er die Technik ohne Gefahren einsetzen. Ist der dunkle Teil der „Grauen“ Magie einmal von einem Engel bezwungen worden, stellte sie keine Bedrohung mehr für diesen dar.

Doch wie Kouhei-kun schon erwähnt hatte, würde es viel zu lage dauern diese Technik, die Sukima, zu erlernen.

Nun richtete sich der Leiter der 10. einheit wieder in seinem Stuhl auf und sah seine Gegenüber an.

„Mir fällt wirklich nichts anderes ein, außer...“

„außer, was?“

„Na ja, ich habe vor einem oder zwei Jahren, sagen wir eine ganz spezielle Seele mit ins Reich des Himmels gebracht. Ich war sehr hin und her gerissen, wie ich mit ihr verfahren sollte. Sie hatte noch sehr viel Kraft, was mich verwunderte, denn sie war nicht mehr jung und sie hatte auf der Erde wie es schien einige Probleme gehabt. Ich habe meinen Vorgesetzten um Rat gefragt, was ich tun sollte, denn ich war mir nicht sicher, ob sie ein Leben als Engel verkraften würde. Er sagte mir, ich solle die Seele selbst befragen, was sie wollte“

„Und, wofür hat sie sich entschieden?“

„Für das Reich des Himmels. Sie meinte, sie hätte schon so viel über es gehört und wolle es nun mit eigenen Augen sehen.“

„Sie wusste von der Existenz des Himmelsreiches?!“

„Ich war auch sehr erstaunt, natürlich fragte ich sie danach. Du musst wissen, diese Seele war Zeit ihres Lebens ein Archäologe gewesen und hatte einen Ort gefunden, in dem von dem Kudaru Tsuro, dem hinabsteigenden Weg, die Rede gewesen war. Er sollte ein Weg ins Himmelsreich sein.“

Kumiko schluckte. Ein Weg ins Himmelsreich? Davon hatte sie noch nie gehört und davon, dass es einen Ort auf der Erde gab, an dem etwas über das Reich des Himmels berichtet wurde auch nicht.

„Wir haben Wächter ausgesandt, um den besagten Ort zu finden, denn schließlich sollte ja nichts über unsere Existens auf der Erde bekannt werden, doch die Wächter fanden den Ort einfach nicht. Also taten wir es einfach als eine Vorstellung der Menschen über das Leben nach dem Tod ab, denn die Bezeichnung Himmelsreich konnte genauso gut von irgendeinem Menschen erfunden worden sein“

Sie nickte, der Name ihrer Heimat war nun wirklich keiner, bei dem man lange überlegen musste, was gemeint war.

„Was passierte mit dieser Seele?“

„Sie wurde ihrem Wusch entsprechend zum Engel gemacht. Soweit ich weiß lebt sie in einem sehr viel kleinem Dorf östlich von hier, scheint ein komischer Zeitgenosse geworden zu sein, seine Launen sollen sehr schwankend zu sein“

„Hm, verstehe. Du meinst also, dass dieses Kudaru Tsuro tatsächlich existieren könnte?“

„Wir haben nie einen Beweist dafür aber auch nicht dagegen gefunden. Und du musst doch zugeben, dass der Name den alten Bezeichnungen und Begriffen sehr ähnlich ist, nicht wahr?“

Auch da musste die junge Engelsfrau ihm zustimmen. Außerdem schien es ihr so, als wenn dieser angebliche Weg ihr einziger Anhaltspunkt war. Sie musste der Sache einfach auf den Grund gehen, länger als die drei Jahre Ausbildung würde es auch nicht dauern. Also gut, sie würde es versuchen.

„Du sagtest, der Engel lebt in einem kleinen Dorf östlich von hier, kannst mir auch noch seinen Namen nennen?“

„Ja, sein Name ist Yamshu. Er lebt in dem ersten Dorf, das man erreicht, wenn man sich östlich hält.“

„Gut, ich werde es mal versuchen, das scheint mein einziger anderer Anhaltspunkt zu sein. Vielen Dank für deine Hilfe Kouhei-kun"

„Bist du dir sicher? Es besteht doch nur eine winzige Möglichkeit, dass Yamshu überhaupt im Geringsten wusste, wovon er sprach.“

„Kann sein, aber was habe ich schon zu verlieren. Das einzige was passieren kann, ist dass ich weiter im Reich des Himmels herumkomme und dass kann ja nun wirklich nicht schaden. Vielleicht finde ich auch sonst woanders eine andere Möglichkeit, um auf die Erde zu gelangen.“

„Du lässt dich wohl nicht mehr davon abbrigen, was? Da hab ich dir ja einen Floh ins Ohr gesetzt...“

Sie schüttelte abwehrend den Kopf.

„Nein, ich bin dir sehr dankbar, dass du es getan hast. Ich werde mich noch heute auf den Weg in dieses Dorf machen“

„Was, schon heute? Aber, willst du nicht bis morgen früh warten? Sonst müsstest du doch während der Nacht gehen?“

Kouhei klang wirklich um ihr Wohl besorgt.

„Du könntest auch gerne bei mir die Nacht verbringen und dann morgen früh aufbrechen“

Bei dieser Aussagte verfärbten sich seine Wangen leicht rosa. Kumiko musste lächeln, wie nett und süß er doch war.

„Nein, ich halte mich nicht gerne länger als nötig auf, aber vielen Dank für dein Angebot, ich weiß das sehr zu schätzen“

Sie durfte sich auch nicht lange an einem Ort aufhalten. Denn auch wenn die Dorfbewohner das Gerücht verbreitet hatten, dass sie Tod sei, so wollte sie doch auf Nummer sicher gehen und den Dämonen nicht die Zeit geben sie aufzuspüren.

Der junge Wächter wirkte etwas enttäuscht, stand aber auf und begleitete die Blondine noch aus dem Zimmer.

„Na dann wünsche ich dir viel Glück, Kumiko-san. Hoffentlich findest du das, was du suchst“

„Ich danke dir Kouhei-kun. Machs gut!“

verabschiedete sich die junge Engelsfrau und umarmte den Abteilungsleiter flüchtig. Daraufhin wurde dieser puterrot und sah ihr hinterher, als sie die Treppen hinunter zum Ausgang des Hauptsitzes der Wächter ging. Ein letztes Mal durchquerte sie die prunkvolle Eingangshalle und wieder fielen ihr die Verzierungen an den Wolkenwänden auf. Sie drehte sich noch einmal um und sah die Treppe wieder hinauf. Kouhei-kun stand immer noch an der selben Stelle und schaute Kumiko an. Sie musste unwillkürlich lächeln.

„Sag, Kouhei-san, haben die Verzeirungen eine Bedeutung?“

rief sie zu ihm hinauf und deutete auf die Wände.

Dieser nickte, scheinbar erfreut, dass sie ihn noch einmal angesprochen hatte, vielleicht auch erfreut, dass sie darauf geachtet hatte ihn hier in der Öffentlichkeit Kouhei-san zu nennen.

„Ja, sie erzählen die Geschichte der Wächter. Im Erdgeschoss das heißt im Büro des Chefs beginnt diese und um zweiten Geschoss im großen Versammlungsraum aller Wächter endet sie!“

„Ah, verstehe, also gut, dann auf Wiedersehen!“

„Ja, hoffentlich“

rief er ihr etwas leiser hinterher. Die junge Engelsfrau war sehr froh hier hergekommen zu sein. Sie hatte einen Anhaltspunkt und zwei nette Menschen getroffen.
 


 

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Auf den Wunsch von meinen beiden wohl treuesten Lesern, Ju und justanotherexcuse,

hab ich schon heute das neue Kapitel hochgeladen xD

Ich hoffe, es hat euch gefallen!!

Und nochmal vielen Dank an euch beide, ich liebe euch!!!! xD xD

Die Seelen Deuterin

Draußen neben den Eichen angekommen, sah Kumiko, dass Til nicht mehr am Tor stand. Sicher hatte er gerade Pause. Sie ging auf die Wache zu, die sie vorhin noch davon abhalten hatte wollen ins Gebäude zu gehen. Sie wollte Til über seinen Kollegen eine Nachricht zu kommen lassen.

„Entschuldigung“

machte sie höflich auf dich aufmerkam.

„Ah, das junge Fräulein von vorhin. Ich hoffe sie hatten Erfolg im Gebäude?“

„Ja, das hatte ich. Deshalb wollte ich Sie bitten, Til etwas von mir auszurichten.“

„Aber gern, was denn?“

„Bitte sagen Sie ihm vielen herzlichen Dank, und dass er das Grab meiner Mutter im ehemaligen Dorf Aurora finden kann“

„Ja, ich werde es ausrichten. Nochmals herzliches Beileid auch von mir“

Sie bedankte sich mit einem Nicken und ging dann die Straße hinunter in die Einkaufstraße. Wieder beim Park angelangt, fiel ihr Blick auf eine Sonnenuhr, die Kumiko mitteilte, dass es bereits 19 Uhr war. Wie schnell dieser Tag doch vergangen war.

Ob sie jetzt noch ein Geschäft fand, in dem sie Lebensmittel und andere Dinge kaufen konnte?

Die junge Engelsfrau ging die Einkaufstraße entlang. Wirklich, viele Geschäfte hatten bereits geschlossen.

Gerade wollte sie umdrehen, als ihr Blick doch noch auf einen geöffneten Laden fiel.

Noch einmal dachte sie darüber nach, was sie alles besorgen musste, und betrat dann das Geschäft. An der Tür wünschte ihr der Inhaber einen „Guten Abend“, während sie zielstrebig auf die Lebensmittel zuging. Sie versuchte sich eine ausgewogene Mischung aus allen diesen Dinge zu suchen und ging dann auf den Ladenbesitzer zu. Außerdem nahm sie ein paar Decken mit.

„Na, alles gefunden?“

„Ja, aber sagen Sie, könnten Sie mir vielleicht sagen, wo ich jetzt noch Glimmler herbekomme?“

„Hm, ich denke der alte Mike dürfte noch aufhaben. Geh einfach die Straße noch weiter hinauf, sein Laden befindet sich auf der rechten Seite und heißt ganz einfach Mike´s“

„Oh, haben Sie vielen Dank“

Kumiko bezahlte und verstaute dann ihre neu erworbenen Dinge in einer dunkelblauen Umhängetasche.

Was für ein Glück, dass sie diesen Laden doch noch gefunden hatte, so hatte sie sich gleichzeitig auch die Sucherei nach einem Glimmler-Laden erspart.

Glimmler waren die kleinen Insekten, deren grünes Licht allen Engeln in der Nacht Licht spendete.

Ruhig schritt die Blondine die Straße entlang. Im Moment war sie wirklich zufrieden. Den heutigen Tag würde sie sicher nicht allzu schnell vergessen. Das erste Mal, seitdem ihre Eltern gestorben waren, war sie innerlich wirklich ruhig, sie spürte nichts von der dunklen Unruhe, die sie doch so verabscheute.

Langsam wurde es dunkler und dadurch sah sie ihr Ziel, den Glimmler-Laden schon früh vor ihr auftauchen. Das Geschäft ließ das grüne Licht durch seine Schaufenster die gesamte Straße erhelen. Es war wirklich ein schönes Farbenspiel, dass sich auf der Straße in sämtlichen Grüntönen zeigte. Die Engelsfrau betrat den Laden und ein alter Engel hieß sie wilkommen. Bereitwillig verkaufte er ihr die 20 Glimmler, die sie benötigte, und wünschte ihr noch einen schönen und ruhigen Abend.

Da sie vorhatte diese Nacht etwas abseits von Mirage zu verbringen, wusste sie beim besten Willen nicht, ob ihre Nacht wirklich ruhig sein würde. Sie hoffte es zumindest. Es wäre schade, wenn dieser sonst so erfolgreiche Tag einen schlechten Ausklang finden würde.

Immer näher kam Kumiko wieder an das Eingangstor der Stadt heran, doch kurz vorher fanden ihre Augen unter einer grünlich leuchtenden Lampe einen Engel, der auf einer Bank saß.

Sie wunderte sich etwas, denn eigentlich fanden sich Engel bei Beginn der Dämmerung in ihre Häuser oder in Gastätten ein. Der Engel drehte sich zum zur Blondine um und endlich erkannte sie, wer dort saß.

Es war die alte Frau von heute Vormittag. Es war die Bank, auf der die Engelsdame damals schon gesessen hatte. Aber warum saß sie dort immer noch? Hatte sie kein Heim?

Plötzlich stand die Engelsfrau von der Bank auf und ging lächelnd auf sie zu. Zuerst blickte sich Kumiko suchend um, ob die alte Dame nicht vielleicht auf jemand anders zu ging. Irgendwie war ihr die Situation nicht ganz geheuer.

Das Glimmlerlicht ließ die alte Frau blass und unheimlich wirken, die Muskeln im Körper der jungen Engelsfrau spannten sich unwillkürlich.

„Nicht doch, ich bin nicht gekommen, um dir Schaden zuzufügen junge Dame“

Die Stimme der Frau war weich und sanft. Sie stand nun direkt vor Kumiko.

„Sagen Sie, haben sie etwa all die Zeit dort gesessen und auf mich gewartet?“

„Ja, das habe ich“

„A...aber warum denn? Sie kennen mich doch nicht einmal?“

„Oh, mein liebes Kind, es stimmt, ich kenne dich nicht persönlich, dennoch habe ich das Gefühl dich besser als manch anderer zu kennen. Oder sagen wir den Weg, den du vor dir hast.“

Die alte Frau lächelte und wirkte nicht nur durch ihre Aussage sehr geheimnisvoll. Die Blondine war etwas verwirrt. Wie konnte diese Frau sie kennen, und dann wieder nicht? Und was meinte sie damit, dass sie ihren Weg kennen würd...

Ihre Gedanken hielten still. In ihrem Kopf war eine leise Vorahnung aufgeblintzt, was es mit dieser Frau auf sich haben konnte. Also deshalb diese Aussage vorhin? Sie atmete ein und meinte dann ganz ruhig:

"Sie sind eine Deuterin, richtig? Deshalb haben sie mich zur Vorsicht ermahnt. Aber das erklärt nicht, warum sie hier auf mich all die Zeit gewartet haben."
 

„Du hast völlig recht meine Liebe, ich bin eine Seelen Deuterin. Deine letzte Frage werde ich dir, wenn du erlaubst, bei mir zu Hause beantworten. Wie du siehst bin ich nicht mehr die Jüngste und nachdem ich so lange gewartet habe, möchte ich mich gern etwas ausruhen“

Kumiko nickte still. An dieser alten Dame war nichts Böses, das spürte sie ganz deutlich. Es war viel mehr so, dass diese Frau von einer Wärme umgeben war. Hier gab es für den jungen Engel nichts zu befürchten. Dieser Deuterin konnte getraut werden.

Schließlich machten die beiden Frauen sich auf den Weg durch die verzweigten Straßen des Dorfes Mirage.

Eine Deuterin also... Deuter waren Engel, die mit der Gabe zur Welt kamen, die Seelen eines jeden Geschöpfes zu deuten und zu verstehen. Es gab zwar eine Technik, die zum Beispiel die Torwächter dieses Dorfes lernten, um eventuelle Dunkle Seiten in Engeln aufzuspüren, aber diese Technik war bei weiten nicht so genau, wie die Gabe der Deuter.

Diese Engel konnten genau die Gefühle spüren und waren manchmal sogar in der Lage die Zunkunft eines Engels zu sehen.

Niemand wusste, warum einige Engel dazu fähig waren, oder warum ihnen diese Gabe verliehen worden war. Alle Versuche, mehreren Engeln diese Fähigkeit zu geben waren gescheitert. Anscheinend suchte wohl Gott einige Auserwählte aus.

Durch diesen Umstand wurden diese Bewohner des Himmelsreichs früher sehr angesehen und geschätzt. Sie wurden oft von Wächtern zu Rate gezogen, wenn diese eine schwierige Seele vor sich hatten.

Heute jedoch lebten die meisten Deuter eher versteckt, oder gaben ihre Fähigkeiten nicht preis. Seit einigen Jahrzehnten, in denen sich die Übergriffe von Dämonen häuften, und somit auch die Anzahl der Engel, die mit ihnen in Kontakt getreten waren, empfanden besonders diese Engel die Möglichkeiten der Deuter als unangenehm.

Es ginge niemanden etwas an, was ein jeder Engel fühlte und die Zunkunft könnte auch nicht vorhergesehen werden, denn jeder war doch seines eigenen Glückes Schmied.

So wurden manche Deuter sogar beschimpft und aus Dörfern gejagt, denn ihre Gabe sei Gotteslästerung, schließlich sollte nur er allein die Zunkunft kennen.

Kumiko wusste nur von dieser einen Unruhe im Reich des Himmels, sonst lebten alle Engel friedlich miteinander. Trotzdem es war eine Schande, dass so mit den Deutern umgegangen worden war, sie konnten ja nichts für ihre Fähigkeiten.

Zwar war die Ehre der Deuter nun wieder hergestellt und sie konnten wieder überall leben, doch die meisten zogen es vor, sich bedeckt zu halten, damit sie nicht irgendwann wieder verjagt wurden.

Sie musste seufzen. Und dass alles nur, weil manche der schwächeren, reinen Seelen, von den Dämonen mit Furcht und Misstrauen beschmutzt worden waren.

Ohne das Zutun der Dämonen wäre es nie zu so einer Disskussion gekommen.

Manche verstorbene Seelen waren eben wohl doch nicht in der Lage mit dem Dasein als Engel zurecht zu kommen. Aber Wächter waren eben auch nicht unfehlbar...
 

Die alte Engelsfrau machte vor einem kleinerem Haus Halt und öffnete die Tür. Im Gebäude angekommen, ging sie in ein größeres Zimmer, das das Wohnzimmer zu sein schien. Sie setzte sich und mit einer Geste gebot sie Kumiko es ihr gleichzutun.

„Nun, ich denke wir sollten uns erst einander vorstellen. Mein Name ist Chiyo“

„Ich heiße Kumiko“

Da sie es mit einer Deuterin zu tun hatte, befand sie es für überflüssig ihren Nachnamen zu nennen, schließlich hatten nur die wenigsten Engel einen. Eigentlich nur alte Engelsfamilien, oder andere Engel, die einen Nachnamen beantragt hatten. Nachnamen waren für die meisten Engel unwichtig geworden.

Die Blondine besah sich ihre Gastgeberin näher. Ihr weißes Haar war zusammengebunden und ihre hellblauen Augen waren durchdringend. Sie war nicht mehr die Jüngste, vielleicht so um die 70 Jahre alt, dennoch schien ihr Geist sehr wach zu sein.

„Also, Kumiko, deine Frage, warum ich auf dich gewartet habe und ich dich nun mit zu mir nach Hause gebracht habe, ist sehr verständlich und sie soll dir auch beantwortet werden.

Als du mich am heutigen Nachmittag nach dem Weg fragtest, konnte ich gar nicht anders, als in deine Seele zu schauen. Sie war so stark und irgendwie drängte sie sich mir fast auf. Du hast großes Leid erlitten, richtig?“

Die Angesprochene nickte nur still.

„Ich verstehe, dass du nicht darüber sprechen möchtest. Aber, du oder deine Seele hat mich neugierig gemacht. Wie du sicher weißt, ist es zwar in den letzten Jahrzehnten häufiger geworden, dass Engel Leid empfinden, dennoch ist es nicht die Regel. Außerdem ist deine Seele nicht gerade eine, die man oft zu Gesicht bekommt. Sie ist rein und gleichzeitig zerrissen. So etwas habe ich noch nie gesehen. Dir steht Großes bevor. Du wirst schwierige Aufgaben zu bestehen haben.“

„Sehen sie das etwa in meiner Zukunft?“

Sie war von einer Aufregung erfasst worden. Konnte Chiyo-sama ihre Zunkunft vorraussagen? Konnte sie ihr mitteilen, ob es ihr gelingen würde auf die Erde zu gelangen, ob sie auf dem richtigen Weg war?

„Ja, das sehe ich in deiner Zunkunft, aber...“

Chiyo-sama unterbrach sich selbst und lächelte, als sie Kumikos Gesichtsausdruck bemerkte

„mehr kann ich dir nicht über deine Zunkunft sagen. Der Rest ist auch für mich unsichtbar. Ich weiß nicht, ob du alle Aufgaben bestehen wirst, tut mir leid.“

Sie sackte etwas auf ihrem Stuhl ein. Na ja, was hatte sie auch erwartet? Was wäre denn gewesen, wenn Chiyo-sama gesagt hätte, dass sie es nicht schaffen würde?

Daran wollte sie gar nicht denken.

„Haben sie mich nur hierher mitgenommen, um mir das zu sagen?“

Chiyo-sama schaute die Jüngere verdutzt an.

„Aber ja mein Kind. Mich hat deine Seele sehr interessiert, und ist es nicht wichtig für dich zu erfahren, dass dir viele Aufgaben bevorstehen?“

„Um ehrlich zu sein, habe ich mir das schon gedacht, verzeihen sie, aber sie erzählen mir nichts Neues“

„Dann war es deine freie Entscheidung, diese auf dich zu nehmen?“

„Ja und Nein. Das was ich jetzt gerade suche ist meine eigene Entscheidung, wie es aber zu dieser Wahlmöglichkeit kam, das war nicht meine freie Entscheidung.“

„Ah, verstehe. Das Leid, dass du durchlebt hast“

Kumiko nickte.

„Glaubst du denn, dass du die Aufgaben bestehen kannst?“

und wieder zweifelte jemand an ihr. Allmählich fand die Blondine das schon belustigend. Es war zwar sehr nett, dass sich alle Sorgen um sie machten, aber sie wusste was sie tat. Das war ihr Weg und sie war sich darüber völlig im Klaren.

„Ja, daran glaube ich ganz fest. Ich habe ein Ziel und das werde ich erreichen“

..."Auch wenn mir noch so viele Steine im Weg rumliegen. Sie wird mich auch nicht stoppen.

Auch sie wird mich nicht bezwingen und schon gar nicht verschwinden lassen!

fügte Kumiko in Gedanken hinzu.

„Ich denke auch, dass du es schaffen kannst“

„Hä?“

die alte Frau lachte über diese Reaktion ihrer Gesprächspartnerin.

„Nur weil ich frage, ob du dir das zutraust, heißt das nicht, dass ich es dir nicht zutraue. Deine Seele ist wie gesagt sehr stark und du besitzt Willenskraft. Wenn du mich fragst eine der wichtigsten Eigenschaften, die ein Engel besitzen muss“

Die Blondine musste grinsen. Irgendwie merkwürdig so ein Lob zu bekommen, aber auch nicht unangenehm. Obwohl sie diese alte Dame nicht näher kannte, war es doch schön zu wissen, dass jemand an einen glaubte.

Sie merkte, wie ihr die Augen zufielen. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass sie so müde war, aber sie war auch die Nacht durchgelaufen und hatte sonst auch nicht viel Schlaf gehabt.

„Aber auch die stärkste Seele braucht Schlaf, Kumiko. Komm, ich mache dir ein Zimmer für die Nacht fertig“

„Nein, ich muss los. Ich darf nicht...“

„Nein, Liebes, du solltest bleiben, das meine ich ernst. Du kannst dich auch nicht unendlich schinden!“

Also ließ Kumiko, wenn auch etwas widerwillig, sich das Zimmer und das Bett zeigen. Es befand sich im hinteren Teil des Hauses. Nun gut, dann würde sie eben diese Nacht hier verbringen, es waren eh nicht mehr viele Stunden bis zum Morgen.

Sie würde dann eben ganz früh hier aufbrechen.

Und wieder hatte sie heute einen netten Engel getroffen. Musste dieser Tag enden?

Wenn er nicht enden würde, würde sie dann noch weitere nette Personen finden?

Doch weiter konnte sie nicht denken, denn der Schlaf übermannte sie schon und zog sie hinab in das Reich der Träume...
 

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So, das war mal wieder ein neues Kapitel.

Mir persönlich gefällt es nicht ganz so gut, aber ich fand es schade,

nicht weiter auf die alte Frau einzugehen, also ist dieses Kapitel entstanden.

Ich hoffe, ihr hattet trotzdem Spaß beim Lesen!
 

Nochmal vielen Dank an Ju und justanotherexcuse!!
 

-knuddel-

Verkünder des Todes

Am nächsten Morgen wurde Kumiko von Vogelzwitschern und dem Duft frischer Brötchen geweckt. Was für eine herrliche Art geweckt zu werden! Sie setzte sich im Bett auf und bemerkte, dass sie ein rüschenverziertes Nachthemd trug.

Was zum... Wann hatte sie dass denn bitte angezogen?!

Dann fiel ihr wieder ein, dass kurz nachdem sie eingeschlafen war, Chiyo-sama noch einmal hereingekommen war und ihr das Nachthemd gegeben hatte. Total müde und geistesabwesend hatte der junge Engel es angezogen und war sofort wieder eingeschlafen.

„Ah, du bist schon wach Kumiko-chan?“

Chiyo-sama war ins Zimmer gekommen und machte mit ihrem strahlendem Lächeln der Sonne Konkurrenz.

„Ja, noch einmal vielen Dank für diese Übernachtungsmöglichkeit“

„Tja, war wohl doch ganz nett in einem Bett zu schlafen, nicht wahr? Dabei musste ich dich doch fast an den Haaren hier ins Zimmer ziehen“

Die alte Frau schmunzelte, die Blondine wurde etwas rot.

„Na ja, das Frühstück ist bald fertig, ich hoffe du hast schon Appetit?“

„Den habe ich! Aber sagen sie, könnte ich mich vielleicht vorher noch waschen?“

„Aber natürlich, mein Kind. Schau dort, die Tür rechts, da ist ein Bad, Dinge wie Seife, Shampoo und Handtücher findest du dort“

Damit verließ Chiyo-sama das Zimmer wieder, bat aber vorher noch darum in 15 Minuten unten beim Frühstück zu sein.

Kumiko raffte sich auf und ging, nachdem sie sich entkleidet hatte, ins Bad. Vor ihr stand eine große Dusche. Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht, sie freute sich mal wieder zu duschen.

Sie ging unter die Dusche und stellte sich einen schönen Platzregen in der Dusche ein.

Ach, wie das gut das tat! Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, dass sie eine Dusche gehabt hatte.

Nach fünf Minuten, musste sie leider das Ganze schon wieder beenden, da sie Chiyo-sama mit dem Frühstück nicht warten lassen wollte. Kurzentschlossen trocknete sie sich ab und band sich ein Handtuch um ihren schmalen Körper. Ihre Haare hingen jetzt, da sie noch etwas nass waren, etwas gewellt herunter. Suchend sah Kumiko sich nach ihren Klamotten um, aber wo sie auch schaute, sie fand sie nicht. Ihre Kleidung war nicht mehr dort, wo sie sie eben noch hingelegt hatte. Sie ging durch ihr Nachtlager und öffnete die Tür in den Flur.

„Verzeihnung, Chiyo-sama? Wissen sie, wo meine Kleidung steckt?“

Aus der Küche drang eine Stimme, die sich anscheinend beherrschen musste nicht loszulachen.

„Aber sicher weiß ich wo die ist! Ich habe sie gewaschen, du kannst sie nachher wieder anziehen, Kleine. Bis dahin musst du dich mit Kleidungsstücken von mir begnügen, mein Zimmer ist direkt neben deinem, dort findest du einen Kleiderschrank."

Kumiko schaute sich um, da war tatsächlich ein Zimmer, aber sollte sie wirklich Sachen von Chiyo-sama anziehen?! Sie war immerhin eine alte Frau...

Aber was blieb ihr denn schon für eine Wahl?

Etwas widerwillig ging sie also in dieses Zimmer.

Der Raum war sehr freundlich eingerichtet und versprühte die angenehme Athmosphäre einer alten Dame. In der Mitte stand ein großes Bett.

Die junge Engelsfrau ging auf den großen Holzschrank zu und öffnete ihn. Es waren wirklich viele Dinge in ihm zu finden, nur leider war das meiste zu groß, zu breit oder einfach na ja, wie sollte sie sagen, zu Oma-Mäßig?

Aber ss war ja nur für ein paar Stunden...

So zog sie per Zufalls-Prinzip ein weißes Kleid heraus. Sie zog es an und wunderte sich gehörig. Sie sah verdutzt an sich hinunter. Das Kleid passte?!

Es war knielang und hatte ein breites Bündchen bei den Hüften, das silberfarben war, der Aussschnitt war V-förmig. Das Kleid war kurzärmligund und die Ärmel waren schief abgeschnitten. Ein ebenfalls silbernes Muster schlängelte sich vom Rock bis zum Ausschnitt des Kleides. Dieses Muster war irgendwie fazinierend, es sah aus wie Wasser, das das Kleid hinauffiel, oder wie eine Pflanze, die sich mit vielen Zweigen hinauf schlängelte. Es war wirklich wunderschön.

Immernoch total überrascht über ihren Glücksgriff entdeckte sie einen Wasserspiegel, der neben dem Schrank stand.

Ein Wasserspiegel ist Wasser, dass mit Wolken verbunden wurde, so dass das Wasser in eine feste Form gebracht werden konnte und nicht „davonfloss“ oder alles nass machte.

So war es möglich sich in der schimmernden Oberfläche des Wassers zu spiegeln und das „Wasser“ gleichzeitig auch hochkant aufzustellen.

Kumiko bewunderte gerade das Kleid, als Chiyo-sama hereinkam.

„Na, hast du was passendes gefund..?

„Ja, dass kann man wohl sagen, dieses Kleid ist einfach traumhaft!“

„...“

„Dieses Kleid ist schon sehr alt, mein Mann schenkte es mir vor 45 Jahren zur Verlobung“

In Chiyo-samas Gesicht spiegelte sich etwas Bitterkeit, aber vor allem war darin eine tiefe Trauer zu endecken.

„Ihr Mann?“

„Na komm Kleines, dass besprechen wir am besten beim Frühstück“

Kumiko ahnte Schreckliches. Hier im Haus schien niemand anderes zu leben außer der alten Engelsdame. Was war also mit ihrem Mann geschehen?

Krankheiten gab es hier im Reich des Himmels nicht und die Lebenserwartung eines Engels lag meist nicht unter 100 Jahren. Außerdem, wenn sich zwei Engel dazu entschlossen hatten zu heiraten, dann hielt diese Ehe ein Leben lang. Es sei denn eine der beiden Seelen wurde von Zweifeln zerfressen aber dies geschah doch nur bei schwachen Engeln und auch nur, wenn diese mit einem Wesen der Dunkelheit aufeinandertrafen?

Beide Frauen setzen sich an den reich gedeckten Frühstückstisch und Chiyo-sama gab Kumiko ein frisch gebackenes Brötchen.

Doch ihr ging der Blick der alten Engelsfrau einfach nicht aus dem Kopf, was war ihrem Mann nur zugestoßen?

„Verzeihen sie, ich möchte wirklich nicht unhöflich erscheinen, aber..“

„Es ist schon gut, Kumiko. Ich bin ja selbst schuld, ich habe dich neugierig gemacht. Du willst wissen, was mit meinem Mann ist, nicht wahr?“

Sie nickte etwas verlegen, dass sie ihre Neugier nicht zurückhalten konnte.

„Nun gut, ich werde es dir erzählen. Sozusagen als kleine Entschädigung, dass ich in deine Seele geschaut und dich hierher geschleppt habe.“

Chiyo-sama lächelte sanft. Die Blondine war sehr beeindruckt, denn die alte Dame hätte ebenso gut in Gegenzug verlangen können, dann auch etwas über Kumikos Vergangenheit zu erfahren. Aber das tat sie nicht. Sie wusste, dass die junge Engelsfrau im Moment lieber nicht darüber sprach.

„Mein Mann war Wächter musst du wissen. Deshalb lebe ich auch heute noch in der Stadt der Wächter, Mirage. Er war Abteilungsführer der 6 Einheit und viel auf der Erde unterwegs.

Ich wusste, dass es auf der Erde nicht immer friedlich zu ging, aber durch meine Fähigkeit wusste ich immer, wann etwas nicht stimmte und wann er lieber zu Hause bleiben sollte.

So ging das Ganze 40 Jahre lang.

An einem Morgen als ich mit ihm Frühstück aß, sah ich in seiner Seele Unheil auf ihn zukommen und ich bat ihn inständig zu Hause zu bleiben und abzuwarten, bis sich diese Unruhe wieder gelegt hatte.

Doch er versuchte mich zu beruhigen und versicherte mir, dass schon nichts geschehen würde, schließlich sei all die anderen Jahre auch nichts geschehen. Außerdem sei gestern eine Nachricht gekommen, dass seine Einheit heute die einzige war, die auf die Erde ging, um Seelen hinüberzubrigen, weil die 4. Und 12. Einheit verhindert waren.

Er müsse also gehen, denn sonst würde heute niemand die Seelen zu uns hinüberbringen und sie würden an die Dunklen fallen.

Ich flehte ihn weiter an, aber es half nichts, er ging. Ich betete, dass doch alles gut ginge, doch noch am Abend ereilte mich die Nachricht von seinem Ableben. Er war mit seiner Einheit zwischen Dämonen geraten, die gerade versuchten eine Stadt auf der Erde anzugreifen.

Mit aller Macht hatte er versucht diese Stadt und die Seelen, die er hinüberführte zu beschützen.

Es gelang ihm auch, er konnte den Widerstand sogar so lange aufrecht erhalten, bis die Kampfengel übernahmen, doch gerade, als er sich auf den Weg hierher machen wollte traf ihn ein schwarzer Blitz“

„Ein schwarzer Blitz?“

„Ja. Die oberen 500 Dämonen, haben die Fähigkeit schwarze Blitze abzufeuern, eine höhere Art der schwarzen Magie, wenn du so willst die nächste Stufe. Diese Blitze werden auch Verkünder des Todes genannt, weil ein Engel sofort stirbt, wenn er am Oberkörper getroffen wird. Leider wurde mein Mann...“

Kumiko hatte sich erhoben und war an Chiyos Stuhl getreten, diese hob aber abwehrend die Hand.

„Es ist schon gut mein Kind. Das alles ist nun schon fünf Jahre her, ich habe mich damit abgefunden. Ich kann es nicht mehr ungeschehen machen, aber seitdem habe ich mir geschworen, jedem in dessen Seele ich Unruhe oder anderes Unheil sehe, darüber zu informieren. Ich wollte mich nicht mehr aufgrund meiner Fähigkeiten versteckt halten. Es war mir egal geworden, was andere Leute über mich dachten, solange ich damit nur ein paar Leben schützen konnte“

Wirklich beeindruckend, aber die junge Engelsfrau wusste, warum Chiyo-sama diesen Entschluss gefasst hatte. Sie wollte anderen den Schmerz ersparen, den sie erleiden musste. Sie war wirklich eine starke und gütige Engelsfrau. Obwohl sie wusste, dass manche Engel, schwächere Engel, nicht gerade gut über Seelen Deuter dachten, hatte sie diesen Entschluss gefasst.

Die alte Dame bat Kumiko wieder Platz zu nehmen und sie plauderten noch etwas, während sie das köstliche Frühstück, welches Chiyo-sama vorbereitet hatte, verzehrten.

Nach etwa einer haben Stunde waren sie fertig und beiden räumten die Küche wieder auf.

„Ah fast vergessen, deine Kleidung müsste jetzt eigentich trocken sein!“

„Ah, nochmal vielen Dan...“

„Ach ist schon gut, ich freue mich, wenn ich dir helfen kann“

Sie verschwanden nach draußen und holten das T-Shirt und die Hose von der Wäscheleine ins Haus.

„Nun denn, ich werde mich schnell umziehen und ich fürchte, ich muss dann aufbrechen.“

„Ja, das ist in Ordnung, ich denke ich weiß wie wichtig dir dein Ziel ist. Aber

behalt das Kleid ruhig an, ich schenke es dir“

Kumikos Augen wurden groß.

„A...aber das geht doch nicht!!! Es ist schließlich ihr Verlobungskleid und ein Andenken an ihren Mann!! Ich kann das nicht annehmen!“

„Und ob du das kannst! Mir passt das Kleid sowieso nicht mehr, die Zeiten, in denen ich so eine schlanke Figur hatte sind leider vorbei. Nun nimm es, ich nehme es dir sehr übel, wenn du es noch einmal ablehnst!“

Chiyo-sama hatte genauso bestimmend gesprochen, wie letzten Abend, als Kumiko sich geweigert hatte hier zu übernachten.

„Aber ich meine, ist das denn wirklich in Ordnung, ich mein..“

Doch ein ernster Blick von Seiten der alten Engelsdame brachte sie zum Schweigen und sie gab es auf.

Sie begab sich wieder in den Hinteren Teil des Hauses und packte ihre Sachen zusammen, dann ging sie wieder in die Küche, wo sich Chiyo-sama aufhielt.

„Na es geht doch. Das Kleid steht dir wirklich wunderbar, ich bin froh, dass ich es dir überlassen habe. Aber versprichst du mir, dass du mich besuchen kommst, wenn du dein Ziel erreicht hast, Kumiko-chan ?“

„Aber ja, das mache ich gerne!!“

entgegnete die Jüngere mit einem breiten Grinsem im Gesicht und fiel damit der Engelsfrau in die Arme. Sie bedankte sich für die nette Bewirtschatung und für alles andere, während Chiyo ihr noch einmal erklärte, wie sie von hier aus zum Haupttor von Mirage gelangte.

Dann verabschiedeten sich beide voneinander und Kumiko ging mit leicht schweren Herzen aus der Tür und wieder weiter.

Es waren aber auch immer schweren Abschiede... Erst Onkel Shin, dann Kouhei-kun und jetzt Chiyo-sama...

Wenn sie sich von ihren Freunden verabschiedet hätte, wäre sie dann überhaupt aufgebrochen? Oder wäre es ihr dann zu schwer gefallen?

Wieder kam sie zu der Entscheidung, dass sie es wahrscheinlich nicht geschafft hätte.

Durch die vielen kleinen Straßen Mirages gelangte sie nach einer Weile endlich zum Haupttor. Aber ohne Chiyo-samas ausführliche Beschreibung hätte sie sicher nicht so schnell hier her gefunden. Die Torwächter wünschten ihr noch einen schönen Tag und bei Anbruch des Mittags ging Kumiko weiter in Richtung Osten auf der Suche nach der Seele, die sich

Yamshu nannte..
 

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So, das ist mal wieder ein neues Kapitel.

Hatte grad mal wieder etwas Zeit dafür...
 

Natürlich freue ich mich wie immer sehr über Kommis^^

Kein Engel?!

Kumiko war nun wieder von breiteren Wegen zu Schmaleren gelangt. Mirage war sozusagen die östliche Hauptstadt des Himmelsreichs, alles was noch östlicher lag, war nur noch über schmalerere Wege zu erreichen, da nicht mehr so viele Engel diesen Weg einschlugen.

Sie dachte noch einmal über Chiyo-sama nach. Es war sehr schön bei ihr gewesen, überhaupt der gesamte Aufendhalt in Mirage hatte ihr sehr gefallen. Und doch musste sie sich eingestehen. dass die dunkle Unruhe wieder da war. Gestern abend hatte sie sich doch endlich zurück gezogen gehabt.

Die junge Engelsfrau hatte heute morgen schon fast gehofft für immer, aber als Chiyo-sama von ihrem Mann erzählt hatte, von den Dämonen...

Da hatte sie sich wieder eingeschlichen und war seitdem nicht mehr wegzubekommen.

Chiyo-sama hatte davon nichts bemerkt...

Trotz ihrer Gabe hatte sie sie nicht bemerkt, genauso wenig wie die Trowächter. Konnte denn nur Kumiko selbst sie fühlen?

Ihre verdammte Anwesenheit bemerken?!

Oder hatte Chiyo vielleicht doch etwas gespürt, aber nichts gesagt? Wenn ja warum?

Konnte sie ihr auch nicht helfen? Vielleicht war das so...

Sie war wohl etwas mit dem nur die Blondine allein fertig werden konnte.

Ihr Kopf schmerzte, sie musste aufhören darüber nachzudenken, das bestätigte nur ihre Existenz...
 

Die Mittagssonne war sehr stark, aber durch das Kleid kümmerte die junge Engelsfrau das weit aus weniger, als wenn sie ihre Jeans tragen müssite. Ein leichter Winde wehte ihr durch die langen hellblonden Haare, die inzwischen getrocknet waren.

Was für ein Engel dieser Yamshu wohl war? Kouhei-kun meinte, dass seine Launen schwankend waren, Yanshu hatte diesen Weg zwar gewählt, aber scheinbar konnte er nicht ganz damit umgehen. Wirklich verständlich, dass Kouhei damals seinen Vorgesetzten befragt hatte.

Trotzdem, dass seine Launen schwankten, das war doch irgendwie etwas schwammig, man wusste nicht wirklich was einen erwartete.

Kumiko musst wohl ganz einfach auf alles gefasst sein. Ein Seufzer glitt ihr über die Lippen. Na das konnte ja wieder was werden...

Eine ganze Weile ging sie noch so vor sich hin. Sollte das nächst östlich gelegene Dorf, von Mirage aus wirklich einen halben Tagesmarsch entfernt sein?

Wieder ein Beweis dafür, dass Engel viel lieber im Zentrum des Reiches lebten. Dort war mehr los und man bekam alle Dinge leichter. Aber ohne die abseitslebenden Engel würde es eine Vielzahl dieser Dinge dort gar nicht geben. Am Rande des Reiches lebten meist Bauern, die erstens Platz brauchten, für ihre Pflanzen und zweitens eher die gemütliche Athmosphäre eines Dorfes schätzten.

Bis jetzt hatte die Blondine immer in einem kleinen Dorf gelebt, sie wusste nicht wie es war in einem großen Dorf oder einer Stadt wie Mirage zu leben.

Aber eigentlich wollte sie es auch nicht herausfinden, sie liebte die Natur, und die war nun einmal auf Dörfern besser zu bewundern war. Wenn man so wollte, so war sie in dieser Hinsicht doch recht bodenständig.

Als es schon leicht zu dämmern begann, kam sie endlich an eines dieser kleinen Dörfer.

Um es herum waren viele Felder und einige Engel arbeiteten noch auf ihnen.

Nicht weit von ihr entfernt brachten gerade Englsfrauen Körbe vom Feld in eine Art Scheune.

Ein jüngerer Engel hatte dabei ein paar Probleme und drohte den Inhalt seines Korbes wieder über das Feld zu verstreuen. Schnell lief Kumiko hinüber und stabilisierte ihn gerade noch rechtzeitig.

„V...vielen Dank“

bedankte sich der kleine Engel etwas schüchtern.

„Kein Problem“

erklärte die Ältere mit einem sanften Lächeln auf den Lippen und zusammen trugen sie den Korb in die Scheune.

„Sag wer bist du überhaupt, ich habe dich hier bei uns noch nie gesehen?“

fragte der kleine Engel, der nun scheinbar etwas Mut gegenüber der Fremden gefasst hatte.

„Ich komme auch nicht von hier, ich bin auf der Suche nach jemanden“

meinte sie lächelnd, der Engel ihr gegenüber war wohl gerade einmal 12 Jahre alt.

„Hier bei uns? Wen suchst du denn?“

„Sein Name ist Yamshu, kennst du ihn zufällig?“

„Ach den Spinner? Wenn ich den sehe mit seinen fettigen langen braunen Haaren und seiner mageren Gestalt, dann zweifle ich an den Fähigkeiten eines Wächters“

„Wie ich hörte, war diese Seele ein schwerer Fall und ihr wurde die Entscheidung überlassen. Auch Wächter sind nur Engel“

„Ja schon.“

„Nun, also wo finde ich ihn? Du scheinst ihn ja zu kennen?“

„Ja klar kenne ich den, den kennt doch jeder hier! Keine Ahnung wo der sich schon wieder rumtreibt, aber meistens ist er am Ende des Dorfes bei einer alten Scheune anzutreffen. Er benutzt sie als Haus, ein bisschen verrückt der Kerl, wenn du mich fragst“

„Davon werde ich mir selbst ein Bild machen. Vielen Dank, du hast mir sehr geholfen.“

Kumiko verabschiedete sich, musste aber noch versprechen, vorsichtig bei diesem Yamshu zu sein. Na, das schien ja wirklich ein merkwürdiger Engel geworden zu sein, wenn sich schon ein Kind Sorgen um sie machte, nur weil sie ihn aufsuchen wollte.

Inzwischen hatte sich die Nacht über das Dorf gelegt, die kleinen Wege wurden nur noch spärlich von Glimmlern beleuchtet.

Am Ende des Dorfes angekommen, sah sie auch schon wo sie hin musste. Ein wenig grünes Licht drang durch die Felder im Osten zur ihr hinüber. Dort musste es sein.

Die junge Engelsfrau suchte sich einen Weg durch die Felder und versuchte auch bei der Dunkelheit keinen Schaden auf ihnen anzurichten. Sie wollte den Dorfbewohner auf keinen Fall mehr Arbeit oder Schwierigkeiten machen, als diese schon mit dem Anbau hatten.

Endlich war sie durch die Felder hindurch und wieder auf einem kleinen Hof angelangt.

Sie schaute sich gerade um, als sie von einer Ecke des Hofes, die nur von einer einzigen Lampe beleuchtet wurde, ein leises Wimmern hörte. Schleichend näherte sie sich dem Geräusch und sah zwei Gestalten in dem kalten, grünlichen Licht. Schnell versteckte sie sich hinter einer Wolkenwand und spähte von dort aus hinüber.

Dort stand ein Typ, der einen ziemlich mageren Engel mit stränigem Haar gegen eine Wand drückte. Was war das denn hier?! Noch nie war ihr so eine Situation untergekommen.

Aber dieser magere Engel, war das nicht Yamshu?! Ja, die Beschreibung des kleinen Engels stimmte.

Aber wer war der andere Typ?

Im Moment konnte Kumiko nicht einmal seine Flügel entdecken. Hatte er sie vielleicht versteckt? Wollte er Yamshu vormachen ein Dämon zu sein, indem er sie versteckte? Aber dieser Typ war keiner, da war sie sich ziemlich sicher. Dämonen verströmten eine ganz andere Athmosphäre...

Sie war viel kälter, schmerzhafter, dunkler – und gefährlicher.

Engel, was dachte sie hier eigentlich lange über diesen anderen Freak rum?! Wenn Yamshu etwas passiert, dann Erde adé!

Als ihr das schlagartig bewusst wurde, trat sie aus ihrem Versteck und ging ein paar Schritte näher heran.

„Hey!“

rief sie so laut sie konnte. Beide Gestalten schienen sich zu erschrecken, Yamshu aber eindeutig mehr. Der Andere ließ es sich kaum anmerken und schaute Kumiko nur etwas feindseelig an.

Uh, da konnte man ja richtig Angst bekommen, bei dem Blick! Es ging eindeutig etwas Bedrohliches von ihm aus.

Doch dann, als er erkannte, was er dort vor sich hatte, began er zu grinsen.

Warum grinste der?!

Er ließ von Yamshu ab, der sofort wie ein nasser Sack an der Wand herunterrutschte, und kam auf sie zu.

Als er sich langsam näherte, ließ das Glimmlerlicht einen besseren Blick auf ihn zu.

Die Blondine schluckte, er war riesig! So einen großen Engel hatte sie noch nie gesehen, er musste über 1,80 groß sein und diese Größe überschritten männliche Engel eigentlich nie! Merkwürdig, aber er war eindeutig größer als Onkel Shin, der 1,80 war. Oder kam ihr das jetzt, in diesem etwas kalten Licht, nur so vor?

Er kam immer näher, er hatte schwarze, ungefähr 10 zentimeter lange Haare und schien etwas über 20 Jahre alt zu sein. Außerdem hattte er rote Augen.

Rote Augen?! Auch das hatte sie noch nie gesehen. Sie waren ziemlich durchdringend aber trotzdem irgendwie weich. Was waren das für Augen?! Unheimlich!

Der Typ war ihr nicht geheuer, aber was noch viel wichtiger war, wo waren seine Flügel?! Auf seinem Rücken war keine Wölbung zu sehen und seine schwarze Kleidung wäre auch nicht dafür gemacht gewesen, Flügel zu verstecken.

Er stellte sich vor Kumiko und musterte sie von oben bis unten. Sein Grinsen wurde immer frecher. Ihr fiel auf, dass er Schweißperlen auf der Stirn hatte. Er schien von irgendetwas sehr angestrengt zu sein, nur von was?!

Die Haare der Engelsfrau wurden gerade von einem Windstoß aus ihrem Gesicht geweht und der Rock des Kleides bewegte sich leicht im Wind.

„Hübsches Gesicht; blonde, lange Haare; gute Figur; weißes Kleid und große Flügel. Ja, So habe ich mir immer einen Engel vorgestellt.

Oder sagen wir, so habe ich ihn mir immer erträumt, falls ich mal in den Himmel kommen sollte.“

Was er sagte ging völlig an ihr vorbei. Im Moment konnte sie nur einen einzigen Gedanken fassen. Er hatte keine Flügel!!

Aber seine Aura war nicht böse, zumindest war er kein Dämon, da war sie 100 prozentig sicher. Aber er war auch kein Engel, seine Aura und die nichtvorhandenen Flügel verrieten das ganz eindeutig!

Er war einmal um sie herum gegangen und war hinter ihr stehen geblieben. Sie spürte immer noch, dass er sie anstarrte. Das war ihr unangehm, sie wollte den Typen lieber nicht aus den Augen lassen. Wer wusste schon, was der vorhatte?

Als Kumiko sich umdrehte, schaute er von etwas weiter unten in ihr Gesicht, wozu er aber immer noch nach unten schauen musste. Um ihm ins Gesicht zu schauen, musste sie ihren Kopf schon fast in den Nacken legen.

„W...wer bist d...du?“

stammelte sie etwas verunsichert von seiner gesamten Erscheinung und der Tatsache, dass er weder Engel noch Dämon zu sein schien. Was war er?! Sie musste es jetzt einfach wissen!

„Oh, Schätzchen, was für eine Ehre, dass du dich für meinen Namen interessierst“

Sein Grinsen wurde schon fast unverschämt, als er ihre Hand nahm.

Die Blondine schaute ihm weiter etwas verwirrt in seine roten, durchdringenden Augen und versuchte ihn keine Sekunde unbeobachtet zu lassen.

Er gab ihr einen Handkuss und sah dann über ihre Hand hinweg in ihre saphierblauen Augen. Er hatte sich etwas gebückt, es sah fast so aus, als ob er sich vor ihr verbeugen würde.

„Man nennt mich Akuma und wer bist du?“

Er hatte ihre Hand wieder losgelassen und lächelte sie nun verschmitzt an.

Was sollte das denn?! Warum dieser Handkuss? Wieso...? In ihrem Kopf drehte sich alles. Was hatte das zu bedeuten, was war er denn nun verdammt noch mal?

„Ich heiße Kumiko, aber was bist d...“

Begann sie allerdings wurde sie von einem Stöhnen, das hinter ihr ertönte, abgelenkt und sie drehte sich reflexartig dorthin um. Yamshu hatte aber scheinbar nur ein Lebenszeichen von sich gegeben.

„Man sieht sich Schätzchen!“

Rief dieser Typ hinter ihr und als sie sich umdrehte, um ihn anzuschauen, war er schon verschwunden.

Wo war der hin?! Er war nirgendwo mehr zu sehen! Wie konnte der so schnell verschwunden sein?!

Was war der Typ gewesen?! Und warum hatte er sie die Ganze Zeit über so merkwürdig angelächelt?!

Und warum hatte er sie Schätzchen genannt?! Ah!! Und warum hatte er ihr einen Handkuss gegeben?! Sie merkte wie sie rot wurde. Sie griff mit der Hand, die diesen Kuss empfangen hatte, unbewusst zu Blue Iris, um sich zu beruhigen.

Wer er auch war, oder was er auch war, was bildete er sich ein?!

Sie spürte, wie sie etwas wütend wurde, noch nie hatte sich jemand erdreistet ihr so nahe zu kommen und schon gar kein Fremder!

Sie wurde von einem weiterem Stöhnen seitens Yamshu aus ihren Gedanken gerissen.

Wieder drehte sie sich um, ging diesmal aber zu ihm hin. Sie hatte schließlich etwas zu erledigen und sollte jetzt nicht mehr an diesen Typen denken, auch wenn er noch so merkwürdig, unheimlich und unverschämt gewesen war.

Yamshu lag immer noch an die Wolkenwand gelehnt da und rührte sich nur spärlich.

Dieser Akuma hatte ihn zwar am Pullover gefasst und gegen die Wand gedrückt, aber er schien überhaupt nicht verletzt zu sein. Scheinbar war dieser Typ sonst nicht auf ihn eingegangen.

Aber warum bewegte er sich dann nur so wenig, wenn er sonst keine Blessuren aufwies?

Als sie sich zu ihm runterbeugte wusste sie es, die gelben Lippen und der dösige Blick verrieten es. Da gab es überhaupt keinen Zweifel.

Sie hätte es sich ja denken können.

Also das war mit schwankenden Launen gemeint:

Gewitterwasser.

Gewitterwasser war, wie der Name schon sagte, Wasser, das einer Gewitterwolke entnommen worden war. Gewitterwolken waren nur schwer aufzuspüren und es gab auch nur sehr wenig von ihnen. Wenn man es so betrachtete, war es sehr erstaunlich, dass dieser Engel, der erst 2 Jahre hier war, schon in der Lage war, welche zu finden.

Der Respekt schwand aber augenblicklich, wenn man wusste, wozu dieser Yamshu das Wasser verwendete. Er trank es.

In einigen Fällen wurde Gewitterwasser eingesetzt, um Verletzungen zu behandeln, weil die Spannungen, die darin enthalten waren, den Kreislauf anregten und die Wundschließung beschleunigten.

Wenn man es allerdings als Engel trank, dann stellte sich eine ganz andere Wirkung ein. Man geriet in einen dämmrigen Zustand, oder um es anders auszudrücken, man wurde davon betrunken.

Alles verschwamm, und die Koorordination setzte auch etwas aus, aber man war milde gestimmt und nahm alles etwas rosiger wahr, als es vielleicht war.

Es war das einzige Mittel, das die Engel kannten, das einen solchen Zustand hervorrief. Bis jetzt hatte jedoch kein Engel herausgefunden, welcher Stoff in dem Wasser dies auslöste.

Früher war man beim Wasserschöpfen auf dieses Wasser getroffen.

Aber nachdem klar geworden war, was nach dem Einnehemen geschah, wurde es aus der Liste der Trinkwasser gestrichen. Es war nicht auf dem Markt erhältlich.

Engel, die sich dennoch auf die Suche nach Gewitterwolken machten, wurden sehr schlecht angesehen und gemieden, denn das Betragen, das durch das Trinken von Gewitterwasser ausgelöst wurde, war nicht gerade angenehm für andere Engel.

Yamshu war also einer von dieser Sorte. Kumiko musste seufzen.

Mist, das machte es um einiges schwieriger etwas aus ihm herauszubekommen.

„Hey, Yamshu verstehen sie mich?“

„Abeeer Naatüürlich!“

Oh mann, das konnte ja lustig werden, wenn der jetzt schon so sprach. Er hatte wohl ordentlich zugelangt.

„Sagen Sie, erinnern sie sich noch, dass sie mal von dem Kudaru Tsuro sprachen?“

„Japi duuh“

Die Blondine verdrehte die Augen, ließ sich aber nicht abbringen, weiterzufragen.

„Wissen Sie wo er ist?“

„Dieser Manabu ist ein schlaues Kerlchen...“

Was war denn das für eine Antwort? Faselte er nun irgendeinen Blödsinn, oder konnte ihr diese Information helfen? Ach, es war aber auch zum Haare raufen!

„Manabu? Wer ist Manabu? Weiß er wo der Kudaru Tsuro ist?“

„Ein schlaues Kerlchen, seeehr schlauuu, der wusste gleich, wovon ich rede... Der hat mich nicht ausgelacht, ha!“

„Also weiß er es?! Wo wohnt er?“

„Ja ja ja!!“

Yamshu verfiel in gröhlendes Gelächter.

Kumiko wurde langsam ungeduldig. Wenn dieser Manabu was wusste, dann war er sicher eine Zuverlässigere Quelle als dieser Typ hier! Bei Yamshu wusste sie ja nicht einmal ob er jetzt in Trance irgendetwas hinsabbelte oder nicht! So allmählich riss ihr der Gedultsfaden.

Sie schüttete Yamshu und drückte ihn wieder etwas an die Wand, um ihn etwas wachzurütteln. Irgendwie musste sie doch etwas klarere Worte aus ihm herausbekommen! Schließlich hörte er auf zu lachen.

„Wo wohnt Manabu?“

fragte die Engelsfrau nun noch einmal, wobei sie dem Befragten tief und ernst in die Augen sah.

„Tief im Wald des Ostens. Ja ja, da wohnt der, hat nen hübsches Hütchen dort, ja ja“

„Wo im Wald des Ostens?!“

„In der Mitte!!“

er musste sich ein Lachen verkneifen, aber als Kumiko ihn anschaute, verging ihm das Lachen und er antworte schnell brav:

„Bei den Tausendjährigen Eichen“

Na also es ging doch! Sie ließ ihn los. Sie wollte auf keinen Fall eine Minute länger bei diesem Typen bleiben. Er hatte sie wahrlich schon genug Nerven gekostet.

Sie drehte sich um und meinte:

„Ein Tipp von mir Yamshu. Ich würde das Suchen aufgeben, sie sind hier bereits am Ende angelangt.“

Damit verließ sie den Hof. Alle Engel, die sich durch Gewitterwolken verführen ließen, suchten nach irgendetwas. Meistens war es Zufiredenheit und Ruhe. Sie vertrauten der trügerischen Trance, in der sie das verräterische Wasser versetzte. Doch das war alles nur schein. Wenn sie auf dieses Wasser angewiesen waren, dann sollten sie sich wirckliche Worgen machen, ob sie denn wirklich hier her gehörten... Denn wenn sie hier nicht ihren Freiden fanden, wo denn dann? Hier war doch bereits das Ende...

Wie recht der kleine Engel gehabt hatte. Dieser Yamshu war wirklich kein angenehmer Zeitgenosse und doch war er auch zu bemittleiden. Sie hoffte nur, dass er die Kurve noch bekommen würde.
 

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So, das war nun ein Kapitel, das ich gar nicht abwarten konnte zu schreiben xD

Ich hoffe, es hat euch auch gefallen xD xD
 

Noch mal einen großen Schamtza an Ju und justanotherexcuse!!
 

Über Kommis freue ich mich wie immer sehr!

Der Schwarze Panther

Kumiko ging durch die Nacht weiter in Richtung Osten. Langsam fragte sie sich, ob sie wohl noch mal einen anderen Teil des Himmelsreiches kennenlernte, als den Osten. Aber wie es schien war dies nun einmal die Richtung, die sie zur Erde führte. Ob das einen bestimmten Grund hatte? Wahrscheinlich war es einfach nur Zufall, war ja auch ziemlich kindisch, hinter jeder Tatsache einen tieferen Grund zu vermuten.

Sie musste also zu den Tausendjährigen Eichen. Zwar wusste sie immer noch nicht genau, ob sie dem Geschwätz von Yamshu Glauben schneken sollte, doch es war leider der einzige Hinweis, den sie hatte. Sie seufzte kurz.

Wenn sie zu den Tausendjährigen Eichen wollte, hatte sie noch einen einigermaßen langen Weg vor sich. Eine Woche würde sie mindestens brauchen, aber dann müsste sie auch am Tag den Weg fliegend zurücklegen, denn zu Fuß dauerte es noch länger. In der Nacht flog die Engelsfrau nur sehr ungern, warum wusste sie selbst nicht so genau. Sie nahm ihre Umgebung gern so genau wie möglich wahr und in der Nacht war das durch die Dunkelheit sowieso schwerer als am Tag. Das Fliegen erschwerte es nur noch mehr, da man alles so schnell hinter sich ließ und nicht die Zeit hatte sich auf Kleinigkeiten zu konzentrieren. Vielleicht war das der Grund für ihre Abneigung? Wahrscheinlich.

Sie entschied sich, diese Nacht und den nächsten Tag durchzulaufen und dann die darauf folgende Nacht irgendwo ihr Lager aufzuschlagen und zu schlafen.

Der Wald des Ostens...

Das Reich des Himmels wurde von 4 großen Wäldern begrenzt, die nach den jeweiligen Himmelsrichtungen benannt worden waren. Diese Wälder waren unheimlich groß und nur schwer zugänglich. Trotzdem war es für einige wenige Engel ein Reiz sie zu besuchen. Sie wollten die große Pflanzenvielfalt zu bestaunen, die nirgendwo so ausgeprägt war wie dort. Es hatte sie aber noch niemand völlig durchquert, man wusste nicht was hinter ihnen lag.

Einer Legende nach war dort das Reich des Himmels zu Ende und man fiel geradewegs in die Hölle. So unsinnig diese Legende und die damit verbundene Vorstellung auch war, bis jetzt hatte sich noch niemand getraut diese Legende zu widerlegen. Jeder hatte wohl Angst, dass am Ende doch etwas Wahres an der Legende war. In manchen Dingen waren Engel wirklich abergläubisch.
 

Die Tausendjährigen Eichen waren allerdings nur im Wald des Ostens zu finden.

Es waren die größten Bäume, die im Himmelsreich existierten, deswegen waren sie auch leicht zu finden. Es hieß, wenn etwas aus diesem Holz gebaut wurde, dann hielte es für die Ewigkeit.

Diese Aussage hatte dazu geführt, das der Bestand rapide abgenommen hatte. Alle Engel verspürten den Wunsch in sich ihre Möbel aus diesem sagenumwobenem Holz bauen zu lassen.

Deswegen war inzwischen jegliches Abholzen verboten worden, damit diese bedeutsamen Bäume nicht aus dem Reich des Himmels verschwanden. Denn schließlich dauerte es ganze tausend Jahre, bis diese spezielle Art der Eichen ausgewachsen waren.

Die Tausendjährigen Eichen standen direkt im Zentrum des Waldes des Ostens und seit diesem Verbot verirrte sich eigentlich selten ein Engel so tief in den Wald. Merkwürdig, dass dieser Manabu dort selbst eine Hütte haben sollte, war wohl ein richtiger Einsiedler.

Wehe der war vom selben Schlag wie dieser Yamshu! Sie konnte einen Seufzer nicht unterdrücken. Sie befürchtete das Schlimmste, aber sie hegte eine winzige Hoffnung, denn wenn er wirklich sofort gewusst hatte, wovon dieser Spinner Yamshu redete, dann musste er sich sehr, sehr gut auskennen und konnte nicht so ein Idiot sein.

Idiot...

Bei diesem Wort fiel ihr doch gleich dieser Akuma wieder ein! Röte stieg ihr ins Gesicht. Sollte sie den noch mal wieder sehen, dann konnte der was erleben!

Ihr weiblicher Stolz konnte das Ganze nicht so auf sich beruhen lassen.

Aber sie ärgerte sich auch etwas über sich selbst, dass sie so durch den Wind gewesen war, und nichts gegen ihn unternommen hatte, ja ihn sogar verschwinden lassen hatte!

Na ja, sie konnte es nicht mehr ändern. Das musste sie wohl oder Übel akzeptieren. Die Tatsache, dass er keine Flügel besaß, hatte sie einfach völlig aus dem Konzept gebracht.

Sie schaute hinauf zu den Sternen. Sie funkelten ihr entgegen und strahlten in einem hellen weiß-gelb. Schlagartig besserte sich ihre Laune.

Ja genau, ihre Eltern schauten sicher von einem dieser Sterne zu ihr hinunter. Sie waren bei ihr, immer und für alle Zeit, sie fühlte sie tief in ihrem Herzen.

Sie konnte ihre Mutter förmlich hören, wie sie sich über das Benehmen von diesem Akuma - Typ aufregte:

„ Keine Manieren dieser Kerl! So geht das doch nun wirklich nicht!“

Und ihr Vater würde daneben stehen und beschwichtigend gestikulieren:

„Reg dich nicht so auf, Liebes“

Kumiko musste schmunzeln, manchmal verstand ihr Vater eben gar nichts!

Auch wenn sich alles nur in ihrem Kopf abspielte, so war es für sie doch fast so, als wäre es die Realität. Es war einfach wunderschön die beiden bei sich zu wissen.

Die Morgendämmerung zeichnete sich schon am Horizont ab, als sie an ein kleines Wäldchen kam, scheinbar schon ein winziger Vorläufer des Waldes des Ostens.

Sie schaute zur Seite und blieb blitzartig stehen. Was um alles im Himmelsreich war denn das?!

Etwa in zehn bis zwanzig Meter Entfernung war ein großes, schwarzes Tier aufgetaucht.

Es hatte einen schlanken aber kräftigen Körper, er wirkte irgendwie elegant.

So ein Tier hatte sie noch nie gesehen. Es schaute genau in ihre Richtung, doch aufeinmal wandte es sich ab und verschwand hinter einem Gebüsch in das kleine Wäldchen.

„Halt, warte!“

Aber es kam nicht zurück. Was war das nur für ein Tier gewesen? So ein großes Tier hatte sie noch nie gesehen. Die größten Tiere, die sie kannte waren Schafe und Ziegen, größere Tiere gab es hier im Himmelsreich nicht. Aber es war eindeutig kein Angehöriger dieser beiden Tierarten gewesen.

Die Tiervielfalt war hier nicht so sehr ausgeprägt, was große Tiere anging, dafür gab es hier unzählige Vögel - und Insektenarten.

Dennoch irgendwie kam ihr das Tier trotzdem bekannt vor, aber woher denn nur?

Lebendig hatte sie noch nie eines seiner Art gesehen, na ja bis gerade eben.

Momentmal, lebendig? Ja, richtig...

Sie hatte es bereits einmal auf einer Zeichnung gesehen.

Eine Zeichnung, die aus einem Buch stammte, dass sie als kleines Kind in der Bibiliothek gefunden hatte. Es war eigentlich nicht für ihre Kinderaugen gedacht gewesen. Aus diesem Grund stand es normalerweise in einem der oberen Regalen, aber an dem Tag, als sie es sich ansah, hatte ihr Vater es auf seinem Schreibtisch liegen lassen.

Damals musste sie 5 Jahre alt gewesen sein, jetzt erinnerte sie sich wieder genau. Als sie eine der Zeichungen gesehen hatte, begann sie zu weinen und ihr Vater war ins Zimmer gestürzt.

Der Grund für ihren damaligen Gefühlsausbruch war ein Bild von einem Tier gewesen, das seine Spitzen Zähne zur Schau stellte.

Als Kumiko sich wieder etwas beruhigt hatte, erklärte ihr Vater, dass dieses Buch von der Erde stammte und ein illustriertes Tierlexikon sei, dass die Tiere zeige, die auf der Erde lebten.

Er beruhigte sie weiter, indem er ihr erläuterte, dass der Hai, vor dem sie sich so erschreckt hatte, nicht herkommen könnte. Denn er lebte nur auf der Erde, im Reich des Himmels gab es keine Raubtiere. Nachdem das kleine Mädchen das wusste, schaute sie sich lustig weiter die Zeichnungen der Tiere mit ihrem Vater an, zufrieden zu wissen, dass die „bösen“ davon ihr nichts anhaben konnten.

Sie hatte sich damals sehr über Schweine amüsiert und die Pferde sehr bewundert. Sehr angetan war sie auch von einer schwarzen „Raubkatze“, die sehr elegant ausgesehen und ihr gleichzeitig Respekt eingeflößt hatte. Es war ein schwarzer Leopard gewesen, der auch schwarzer Panther genannt wurde.
 

Genau, das eben war 100 prozentig ein Panther gewesen!

Da war sie sich nun ganz sicher, aber was machte so ein Tier hier? Es gab doch keine Raubtiere im Himmelsreich!! Irgendwie schien im Moment, und besonders heute Nacht, sich niemand mehr an die Regeln des Himmelsreiches zu halten...

Ein Engel ohne Flügel und eine Raubkatze, ein Panther, hier, im Reich des Himmels! Da stimmte doch Einiges nicht.

Was hatte das zu bedeuten? Oder gab es soweit am „Ende“ schon solche gefährlichen Tiere?

Ach Quatsch, jetzt wurde sie schon komisch. Dass müsste ja heißen, dass an dem dämlichen Gerücht doch was dran war, und das war Unsinn!

Die Legende konnte schon nicht stimmen, da es die Dämonen doch dann viel einfacher hätten hier her zu gelangen. Oder taten sie es nur nicht so oft, weil es für sie zu anstrengend war, sich hier frei zu bewegen?

Kumiko schüttelte den Kopf, dass ist unmöglich, sie stellte Fragen, die denen eines 4-jährigen Kindes starke Konkurrenz machten.

Trotzdem bei diesen trüben und erschreckenden Gedanken hatte sich jemand wieder deutlich bemerktbar gemacht, sie war wieder deutlich spürbar...

Genau! Es musste an ihr liegen, dass sie auf solch absurde Gedanken kam!

Und doch war das Ganze ziemlich merkwürdig.

Aber dennoch konnte sie jetzt wieder verstehen, dass sie so faziniert von diesem Tier gewesen war, als sie es damals im Buch gesehen hatte. Es war wirklich wunderschön gewesen, in Natura betrachtet sogar noch ein wenig mehr.

Wer weiß, vielleicht war dieses Tier ja gar nicht böse. Vielleicht gab es hier im Reich des Himmels eine Art, die friedlich und kein Fleischfresser war? War das nicht vielleicht auch möglich?

Dieser Gedanke gefiel Kumiko eindeutig besser, als ihr letzter und sie beschloss ihn als richtig zu befinden. Jetzt wollte sie den Panther unbedingt noch einmal sehen. Wer weiß, vielleicht gelang es ihr sogar ihn zu streicheln? Dieses wunderbar majestätische Geschöpf.

Die Tatsache, dass sie noch nie vorher einen Panther in Natura gesehen hatte, machte dieses Verlangen nur noch stärker. Sie nahm sich ganz fest vor, immer ein wenig nach ihm Ausschau zu halten.

Die Sonne kletterte bereits über die Spitzen der Bäume und das Rot des Himmels wich langsam einem hellen Blau.

Am Ende des kleinen Wäldchens sah die junge Engelsfrau ein Dorf. Es war wieder eines, das fast nur aus Bauern zu bestehen schien, denn die Umgebung um es herum wurde durch Felder geprägt.

Sie fragte sich, ob es wohl einen noch schnelleren Weg zum Wald des Ostens gab, als sich nur östlich zu halten, oder ob es vielleicht besser war sich etwas nördlicher zu halten. Vielleicht kam sie so schneller zu den Tausendjährigen Eichen?

Sie entschied sich wiedereinmal dafür, einen Dorfbewohner zu fragen und sich dann in die von ihm vorgeschlagene Richtung fliegend aufzumachen.

Diesen Entschluss gefasst, ging sie auf das Dorf zu, einen etwas älteren Mann im Auge, der scheinbar ein paar jüngeren Engeln Anweisungen für den heutigen Tag und die damit verbundenen Aufgaben gab.

Nachdem er mit seiner Ansprache geendet hatte, sprach sie ihn höflich mit ihrer hellen Stimme an:

„Entschuldigen Sie, aber ich möchte zu den Tausendjährigen Eichen, wissen Sie, welcher der schnellste Weg dorthin ist?“

„Hm? Du willst ganz allein in den Wald des Ostens? Bist du dafür nicht etwas schmächtig? Das wird kein Sommerspaziergang, mein Fräulein“

Hach ja, wie direkt die älteren Engel eines Bauerndorfes doch waren. Sie sagten immer frei heraus was sie dachten. Eine Eigenschaft, die wenigstens unnützes Gerede ersparte, auch wenn sie manchmal etwas unhöflich schien.

„Ja, ganz recht, das habe ich vor. Aber keine Angst, ich kann auf mich aufpassen und ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass dies keinesfalls ein Spaziergang wird“

„Na dann,“

, er schaute sie noch einmal prüfend an,

„aber eine Frage, warum hast du denn ein weißes Kleid an, Kleine? Für mich sieht das nicht so aus, als ob du dir drüber bewusst wärst, was auf dich zu kommt“

harkte er weiter mit seiner rauen Stimme nach.

„Das Kleid habe ich erst kürzlich erhalten, natürlich ist es nicht die optimale Kleidung für mein Vorhaben, aber ich trage es nun einmal gern. Also, kennen sie nun den schnellsten Weg?“

Ihr Gegenüber seufzte, wahrscheinlich erschöpft von ihrer sturen Entschlossenheit.

„Na gut, wenn du meinst. An deiner Stelle würde ich etwas nach Norden gehen bis du zum nächsten Dorf kommst. Es liegt genau am „Eingang“ des Waldes, es ist der westlichste Punkt des Waldes. Wenn du dich weiter östlich hältst, dann dauert es noch 2 Tage, bis du zum Waldrand kommst, so müsstest du ihn, wenn du schnell bist, am Abend erreicht haben.“

Na es geht doch, und schon hatte sie ihre Antwort. Da hatte sie ja gar nicht so falsch mit ihrer Vermutung gelegen.

„Vielen Dank“

bedankte sie sich schließlich und verbeugte sich kurz. Dann ging sie ein paar Meter weit weg une breitete ihre Flügel aus. Im Sonnenlicht glänzten ihre weißen Federn weich und hell. Es schien, als würde sich jede einzelne von ihnen strecken. Es war wirklich angenhem und befreiend die Flügel so auszubreiten, doch sie spürte auch wie lange sie diese nicht mehr benutzt hatte.

Überhaupt nutzten wenige Engel die Möglichkeit zu fliegen, weil es in den großen Dörfern und Städten einfach zu viele Engel gab und das Fliegen nur zu Unfällen führen würde. Auf dem Land flogen im Vergleich weit aus mehr Engel.

Nachdem Kumiko ihre Federn und somit ihre Flügel genügend gestreckt hatte, schwungen sie zweimal heftig und sie wurde in die Luft emporgehoben.

Also, auf zu nächstem Dorf!
 

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So, das wäre es dann auch schon wieder von mir^^

Vielen Dank an justanotherexcuse und fu-cky-ou

für eure lieben Kommis -knuddel-
 

Wie imemr würd ich mich über weitere Kommis freuen^^

Der Wald des Ostens

Ihre majestätischen Schwingen trugen sie sanft durch die Luft, während die Sonne immer höher stieg. Unter ihr erstreckten sich große Felder und kleine Wege, von Engeln war allerdings keine Spur. Jedoch wusste der Stand der Sonne auf diesen Umstand eine Antwort: Es war Mittagszeit. So machten wohl viele Engel gerade eine Pause oder saßen am Mittagstisch.

Die warmen Sonnenstrahlen und das Zwitschern der Vögel, die sie immer öfter ein Stück weit begleiteten, gaben Kumiko Kraft. Sie drehte gut gelaut ein paar Schleifen oder Salti in der Luft und ab und zu forderte sie auch den ein oder anderen Vogel zum Wettrennen heraus.

Bei diesen Kunstsückchen und Rennen flog immer wieder ihr Rock hoch und sie schaute an sich hinunter.

Der alte Engel hatte gar nicht so unrecht gehabt, dass musste sie etwas verstimmt zugeben. Das Kleid war wirklich nicht optimal für ihr Vorhaben, es würde innerhalb weniger Stunden im Wald des Ostens völlig verdreckt sein. Dafür war es eindeutig zu schade. Die junge Engelsfrau entschloss sich umzuziehen, nur wo?

Ihr fiel wieder ein, dass ein Grund für die üppige Vegetaion im Wald des Ostens die hohe Feuchtigkeit dort war. Diese Feuchtigekeit kam dadurch, dass die Wolken dort nicht für die Wasserversorgungen des Himmelsreiches genutzt wurden. So wurde das überschüssige Wasser, das die Wolken nicht auf der Erde entleerten, nicht aus ihnen entfernt, und sie enthielten so ständig mehr Wasser als die meisten Wolken im Himmelsreich.

Die Engel nutzen diese Wolken nur im Notfall für die Wasserversorgung des Reiches, denn die Wolken waren verständlicherweise nur sehr schwer zugänglich, da viele Bäume und Pflanzen auf ihnen standen. Ein weiterer Grund war, dass viele Pflanzen eingehen oder nicht mehr zu ihrer vollen Größe auswachsen könnten, wenn die Wolken als Wasserquelle genutzt, und somit die hohe Feuchtigkeit aus dem Wald schwand.

Einige dieser Wolken enthielten jedoch so viel Wasser, dass sich kleine Teiche auf ihnen bildeten. Diese verschwanden aber wieder, wenn die Wolke sich abgeregnet hatte, aber bis dies geschah, konnte es schon einmal ein paar Tage dauern.

Diese Teiche waren ein Phänomen, das nur in den vier großen Wäldern auftrat. Da alles Wasser, das die Engel benutzen, nur aus Wolken gewonnen wurde, war eine solch große Ansammlung von sichtbaren Wasser natürlich etwas ganz besonderes.

Auch das war ein Anreiz für viele Engel, zumindest ein Stück weit in diese Wälder zu gehen, um einmal dieses Ereignis mit eigenen Augen sehen zu können.

Kumiko beschloss dieses Phänomen auszunutzen, und in einem dieser Teiche ein Bad zu nehmen und anschließend ihre Kleidung zu wechseln. Sie hoffte nur, nicht sehr tief in den Wald hineingehen zu müssen, um einen solchen zu finden. Denn sonst bestand die Gefahr, dass ihr Kleid vielleicht schon schmutzig war, bevor sie einen Teich fand. Und das galt es schließlich zu verhindern! Das war sie Chiyo schuldig.

Viele Stunden vergingen, in denen sie nur so vor sich hin flog. Die Engelsfrau versuchte zu überlegen, was sie wohl genau im Wald des Ostens erwartete, aber wirklich vorstellen konnte sie es sich nicht. Sie war eben einfach noch nicht selbst dort gewesen. Sie musste wohl schlicht und ergreifend mit allem rechnen, sogar mit dem, was sie eigentlich für unmöglich hielt. Dieser dumme Akuma und der wundervolle schwarze Panther waren wohl die besten Beispiele, dass auch etwas sehr untypisches, ja etwas gar unnatürliches passieren konnte.

Ob sie die Raubkatze vielleicht im Wald des Ostens wiedertreffen würde? Das wäre wirklich zu schön.

Langsam begann Kumiko gezielter Ausschau nach dem Dorf zu halten, das ihr der ältere Engel beschrieben hatte, denn es begann bereits zu dämmern. Der Himmel färbte sich allmählich in den verschiedensten Rot- und Rosatönen. Einige Vögel flogen diesem Schauspiel und damit dem Ende des Tages entgegen.

Schließlich sah sie ein paar Häuser vor sich auftauchen.

Bald darauf ließ sie sich vorsichtig zu Boden gleiten, streckte ihre Flügel noch einmal, um diese somit endgültig von der Last ihres Körpers zu befreien. Nun betrat sie den Wald, der sich nur wenige hundert Meter hinter dem Dorf erstreckte.

Seine Bäume waren schon insgesamt größer als normale Bäume des Reiches des Himmels, wirklich riesig und irgendwie respekteinflößend.

Dieser Wald verströmte etwas geheimnisvolles und uriges. Gedämpfte Tierstimmen drangen hinaus und die Blätter der Bäume rauschten gleichmäßig in der Abendbriese.

Die Blondine blieb stehen und schaute fast wie gebannt auf den Anblick, der sich ihr bot. Sie musste diese ganze geballte Kraft der Natur ersteinmal auf sich wirken lassen. Schließlich nickte sie entschlossen, bereit sich auf ihren weiteren Weg zu machen.

Bedächtig setze sie einen Schritt vor den anderen, während es um sie herum immer dunkler wurde. Die mächtigen Blätterkronen der Bäume ließen nur begrenzt das Licht der Sterne hinein, die inzwischen am Nachthimmel aufgetaucht waren.

Einen wirklichen Weg, an den sich die junge Engelsfrau hätte halten können, gab es hier nicht. Überall traten große Baumwurzeln aus den Wolken heraus und legten somit Stolperfallen für neugierige Eindringlinge.

Bei Tage war dieser Anblick sicher sehr eindrucksvoll, aber im Moment war er Kumiko etwas unheimlich. Immer wieder schlugen ihr kleinere Zweige ins Gesicht und ihre Schuhe wurden sicher nicht mehr allzu lange die Nässe von ihren Füßen fernhalten können. Es war, als würde sie auf einem noch leicht nassem Schwamm vorübergehen, der von Wolke zu Wolke trockener oder nasser war. Ein nicht gerade angenehmes Gefühl.

Gerade als ihr Schuh aufgab und ihre Zehenspitzen mit der Nässe Bekanntschaft machten, sah sie eine kleine Waldlichtung, die vom Licht des Mondes beschienen wurde. Im Licht glitzerte etwas, das die Blondine gesucht hatte, ein kleiner Wolkenteich. Er umfasste vielleicht gerade mal 3x3 Meter, trotzdem raubte dieses Phänomen ihr fast den Atem. Es sah einfach traumhaft schön aus. Durch den leichten Wind bewegte sich die Wasseroberfläche etwas, und die Blätter, die auf das Wasser gefallen waren, schienen fast auf dem Teich zu tanzen. Dazu traten die auf der Oberfläche gespiegelten Sterne, die darauf funkelten wie Diamanten. Es war einfach ein bildhübscher Anblick.

Die Engelsfrau trat näher heran und sah einige Augenblicke ihr Spiegelbild an, das sich wie die Blätter etwas bewegte. Wie es aussah hatte ihr Kleid noch nicht sehr gelitten, es war also noch nicht zu spät die Kleidung zu wechseln. Sehr gut.

Kumiko ging in die Hocke und streichelte in kreisenden Bewegungen sanft über den Teich. Etwas gedankenverloren lächelte sie. Wie wunderschön das doch war.

Bevor sie sich entkleidete schaute sie kurz dem Himmel und den Sternen entgegen, die sie schon zuvor auf der Wasserobfläche betrachtet hatte.
 

Schritt für Schritt betrat sie den Teich und setzte sich, als sie in der Mitte angekommen war, hin. Dieser kleine Wasserbasin war nicht besonders tief, aber es reichte, um ihren Körper mit Wasser zu bedecken. Entspannt lehnte sie sich zurück und horchte auf die Natur, die sie umgab, während sie sich genüßlich etwas streckte.

Die Geräusche waren sehr beruhigend. Sie fühlte sich sogar ein wenig geborgen. Jedoch machte sich langsam auch ein anderes Gefühl in ihr breit, Das Gefühl beobachtet zu werden.

War es nur ein Streich, den ihr ihre Sinne spielten? Wieder konzentrierte sich die junge Engelsfrau auf ihre Eingebung. Nein. Ihre Sinne hatten sie noch nie dermaßen getäuscht.

Sie setzte sich wieder aufrecht auf und schaute sich um. Nichts. Kein Tier, kein gar nichts war zu sehen. Aber sie konnte sich das doch nicht einbilden?!
 

Plötzlich knackte etwas - wahrscheinlich ein Zweig oder ähnliches- am anderen Ende des Teiches. Sofort drehte sich die Blondine, die bis zu diesem Zeitpunkt noch in die völlig entgegengesetzte Richtung geschaut hatte, um und blickte gebannt in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.

Zuerst erblickte sie nur ein leicht leuchtendes Augenpaar, das zwischen den Büschen zu schweben schien. Doch dann schaute sie genauer hin und erkannte den schwarzen Panther wieder.

Sie hatte ihn also, ohne es direkt darauf angelegt zu haben, wiedergefunden. Da hatte sie so gehofft, dieses Tier wieder zu treffen und jetzt, wo es geschehen war, wusste sie nicht was sie tun sollte. Sie schien wie festgenagelt von dem Blick des Raubtieres. Es schaute sie unaufhörlich an. Seine Augen erfassten jede noch so kleine Bewegungen von ihr und doch war es, als würden seine Augen nur immer die ihren suchen.

So eigenartig es auch war, aber irgendwie genierte Kumiko sich vor dem Panther, wie sie so dort saß. Sie wusste, dass es albern war, aber sie konnte nichts dagegen tun. Wie angewurzelt blieb sie sitzen, unfähig irgendetwas zu tun.

Ein zweites Mal knackte ein Zweig und der Panther war mit einem Sprung wieder in das schützende Gebüsch verschwunden. Die Anspannung fiel von der jungen Engelsfrau wie das Laub im Herbst von den Bäumen ab und sie sank etwas in sich zusammen.

Was für eine merkwürdige Situation das gewesen war. Warum hatte sie nicht reagiert? Wollte sie nicht wenigstens einmal über das Fell des Panthers streichen?

Sie seufzte, einerseits ärgerte sie sich ein wenig, andererseits hatte sie tief in sich das Gefühl richtig gehandelt zu haben. Sie wusste aber auch nicht, was sie wollte.

Langsam stieg sie aus dem Teich und trocknete sich ab. Das weiße Kleid verschwand in ihrer Tasche und die Jeans und das T-Shirt wurden herausgeholt und übergestreift.

Ihre Haare band sie sich zusammen und steckte sie hoch, so dass diese nicht ihre Kleidung nass machten. Diese ganze Begenung war ihr vorgekommen wie ein Traum und wie um aus dem Traum endlich zu erwachen, setzte sie ihren Weg fort und verließ somit die verträumte und gerade zu magisch wirkende Lichtung.

Die Glimmler, die sie in Mirage besorgt hatte, erfüllten nun ihre Pflicht und spendeten ihr Licht in dem immer dunkler werdenden Wald.

Der Panther war also wirklich im Wald des Ostens. Nur warum? Was wollte er hier? Sie war sich ganz sicher, dass es der selbe Panther gewesen war, den sie letzte Nacht gesehen hatte. War er ganz allein, oder gab es hier vielleicht noch mehr?

Der Wald war zwar riesig, aber das Gefühl dieses Tier noch einmal wiederzutreffen ließ den Engel nicht mehr los. Man konnte es fast schon Vorahnung nennen.

Es schien allmählich Tag zu werden, es fiel zwar immer noch nur spärlich Licht in das Waldinnere, jedoch kündigte das Anschwellen der Tierstimmen den neuen Tag an. Vögel sangen die verschiedensten Lieder und flogen manchmal so tief durch den Wald, dass Kumiko sich ducken musste. Sie waren solch große Hindernisse wohl einfach außer den Bäumen nicht gewohnt.

Ein paar Stunden später war die Sonne so stark geworden, dass sie die Glimmler nicht mehr benötigt wurden. Jetzt konnte sie die Pflanzenvielfalt erst wirklich bewundern und genießen.

Es war unglaublich wie hoch diese Bäume waren. An ihren Stämmen schlang sich eine Vielzahl Blütenpflanzen hinauf, um ein wenig mehr Sonnenlicht zu erhaschen.

Der Boden war ebenfalls von Pflanzen bedeckt, die Wolken darunter waren nur noch selten zu endecken. Hier und da flogen Schmetterlinge und Bienen von Blüte zu Blüte und sammelten den Necktar der Blüten verschiedenster Farbe.

Die Umgebung der Blondine war wirklich nicht einfach nur grün, wie sie angenommen hatte, sondern viel mehr sprühte hier alles vor sämtlich nur erdenklichen Farben. Die Pflanzen spränkelten den Wald mit einer immensen Anzahl an Farbtönen, kaum eine Farbe war nicht vertreten. Dort wo die Sonne bis zum Waldboden gelangte war es am Buntesten, wo weniger Sonne war, war die vorherschende Farbe jedoch tatsächlich grün.

Der Wald war bei Tag wirklich viel sympatischer. Es war einfach ein unglaublicher Anblick.

Hier in der Natur, die sie so liebte, fühlte sie sich richtig wohl.
 

Die nächsten Tage gingen so vor sich her. Kumiko ging immer tiefer in den Wald hinein, in Richtung der Tausend Jährigen Eichen. Die meiste Zeit über fühlte sie sich beobachtet, jedoch war dieser Umstand nicht länger ein Problem für sie, denn es war fast so, als würde jemand über sie wachen.

Sie glaubte fest daran, dass es der Panther war, auch wenn sie versuchte ihr etwas anderes einzureden. Doch sie versuchte so gut es ihr möglich war ihre Stimme zu ignorieren. Sie versuchte sich hingegen sich viel mehr auf die Anwesenheit des Raubtieres zu konzentrieren, die sie besonders immer abends, wenn sie ihr Lager aufsclug, zu spüren schien.

Manchmal fragte sie sich schon, ob sie nicht nach ihm rufen sollte, dann belustigte sie der Gedanke so sehr, dass sie mit einem Lächeln auf den Lippen einschlief.

Schließlich, bitte wie sollte der Panther denn wissen, dass er gemeint war, wenn sie ihn schwarzer Panther rief? Oder sollte sie sich vielleicht einen Namen für ihn überlegen? Das war ja fast noch eine absurdere Vorstellung, verstehen würde er den Namen dann sicherlich immer noch nicht.

Doch sie verwarf alle Überlegungen, wenn sie aufwachte und weiter ging.
 


 

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Diesmal bin ich ganz schön schnell xD

ich lade das Kapitel einfach jetzt schon hoch, ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen. Beim nächsten Kapitel kommt die Geschichte ein Stückchen weiter, versprochen^^
 

vielen Dank noch mal an Ju!! -knuddel-
 

über Kommis freue ich mich wie immer,

Gefährlicher Traum

Schon vier Tage waren vergangen, seit denen Kumiko den Wald des Ostens betreten hatte.

Langsam hatte sie sich an ihre Umgebung gewöhnt und blieb nicht mehr an jeder ausergewöhnlichen Pflanze stehen, auch wenn es ihr manches Mal recht schwer fiel. Sie liebte eben die Natur und wollte sich alles ganz genau ansehen. Aber das ging nun einmal nicht immer, sie musste schließlich vorankommen, sie hatte ein Ziel.

Die Anwesenheit des Panthers konnte sie deutlich spüren. Er war seit dem Vorfall am Wolkenteich immer in ihrer Nähe geblieben. Das wusste sie einfach und immer wenn ihr diese Tatsache bewusst wurde, musste sie lächeln. Es war irgendwie schön etwas Lebendiges so in ihrer Nähe zu wissen. Zu wissen, dass es immer da war und dass sie nicht allein war.

Natürlich hatte sie versucht der Blondine einzureden, dass der Panther keine guten Absichten hatte und sie in Wahrheit verletzen wollte, wie es die Natur von Raubtieren war.

Aber darauf hörte sie nicht mehr, sie wollte sich nie mehr von ihr beeinflussen lassen. Sie spürte, dass von diesem Tier nichts Böses ausging und sie vertraute auf dieses Gespür.

Der vierte Tag neigte sich allmählich dem Ende zu. Es begann zu dämmern und durch einige Baumkronen ließ sich der Abschiedsgruß der Sonne beobachten.

Normalerweise wurde es jetzt immer stiller im Wald, aber heute schienen sich die Tiere mehr Zeit als sonst zu lassen, sich zur Ruhe zu betten. Auch die Engelsfrau bemerkte, dass etwas in der Luft lag, sie konnte nur nicht genau sagen was.

Obwohl, wenn sie so darüber nachdachte, konnte es auch durchaus sein, dass sie einfach übermüded war und deswegen schon Merkwürdigkeiten dort sah, wo es keine gab. Sie hätte letzte Nacht wohl doch ihr Lager aufschlagen sollen, anstatt weiterzugehen.

Heute musste sie sich unbedingt etwas Schlaf gönnen. Sie hielt nach einem geeignetem Schlafplatz Ausschau, und nachdem sie noch ein Stück weitergegangen war, fand sie auch einen. Eine Waldlichtung, ähnlich der, auf der der Wolkenteich gewesen war, erstreckte sich vor ihr. Nur diese hier beherbergte keinen Teich und die Wolke war „trocken“.

Hier würde sie ihr Lager aufschlagen und nächtigen.

Nachdem sie etwas gegessen hatte und der Mond in seiner vollen Größe am Himmel auftauchte, legte sie sich schlafen. Es tat sehr gut die Augen zu schließen, das hatte sie wirklich mal wieder gebraucht. Der Wind rauschte etwas durch die Zweige der Bäume und die Tierstimmen wurden langsam leiser. Bei dieser Kulisse war sie, ehe sie sich versah, auch schon in das Land der Träume hinübergewandert.
 

Doch der Traum, den sie hatte war alles andere als friedlich. Ständig hatte sie das Gefühl aufzuwachen, tat es aber nicht. Das war ein schreckliches Gefühl, nicht wegkommen zu können. Aber nicht nur das machte diesen Traum unangenehm, nein, es war auch als würde alles um sie herum dunkler werden, als wenn jemand sie wegdrängte...

Nein, es war nicht einfach jemand. Sie war es! Da bestand kein Zweifel.

Sie hatte das Gefühl völlig hilflos im immer dunkler werdenden Raum umherzutreiben, und langsam bekam das, was sonst immer nur Ahnungen und Andeutungen, ja nur eine Präsens gewesen war, eine klare Stimme...

Obwohl die Worte nicht zu verstehen waren, wirkte die Stimme kalt und durchdringend, Eisig, antgsteinflößend.

Auf einmal meinte Kumiko im Treiben so etwas wie einen Schatten vor sich zu sehen, der sich immer weiter materialisierte.

Mit großem Entsetzen sah sie zu, wie die Konturen immer klarer wurden. Sie wollte gar nicht wissen, was sich dort versuchte zu festigen! Die unheilvolle Atmosphäre, die jetzt schon von diesem Schatten ausging, genügte ihr bei Weitem. Sie versuchte sich dagegen zu wehren, wollte endlich aufzuwachen! Oder träumte sie vielleicht gar nicht mehr?!

Diese Vorstellung war so erschütternd, dass sie kurz alle Konzentration verlor, und in dem Moment wurde aus dem unförmigen Schatten eine Gestalt.

Eine Gestalt, die von Schwärze umhüllt war und die weibliche Züge an sich trug. Sie war in etwa so groß wie die Engelsfrau, dennoch könnten die beiden sich unähnlicher wohl nicht sein.

Das Gesicht der dunklen Frau war nicht zu erkennen, aber auch ohne Gesicht verbreitete sie Kälte, Dunkelheit und Unbehagen. Ihre Anwesenheit allein genügte dafür. Es war erschreckend.

Immer wieder versuchte Kumiko sich erneut zu Konzentrieren und aufzuwachen, aber irgendwie schaffte sie es nicht, es war, als würde etwas die gerade gesammelte Konzentration und Energie einfach wieder zerrstreuen und so all ihre Anstrengungen zu Nichte machen. Es war einfach zum Verzweiflen.

„Na Engelchen, das ist gar nicht so einfach, was?“

ein boshaftes Kichern war zu vernehmen. Die Blondine starrte die Gestallt an. Das konnte doch nicht sein, sie konnte doch noch nicht so eine Macht haben?! All die Zeit war sie dafür verantwortlich, wenn urplötzlich Mutlosigkeit über sie hineinbrach, aber niemals waren ihre Worte deutlich gewesen, und hatte sie so direkt Kontakt mit ihr aufnehmen können. Das konnte doch nicht wahr sein?!

Die Gestalt begann zu Lachen, so dass Gänsehaut den Körper des Engels bedeckte.

Doch urplötzlich verstumte das Lachen wieder, als hätte jemand den Aus-Knopf gedrückt.

„Du hast doch nicht im Ernst daran geglaubt, ich meine dir muss doch klar gewesen sein, dass du mich nicht ewig zurückdrängen kannst, oder?“

Kumiko schluckte, ihre Kehle fühlte sich ausgetrocknet an. Dann fand sie endlich das wieder, was man Stimme nannte.

„Dann bist du es also wirklich?!“

„Wer sollte ich sonst sein?,“ ein abfälliger Laut war zu hören, „Gott vielleicht? Hast du gedacht er kommt und rettet dich?!“

Wieder erklang ein schallend boshaftes Lachen.

„Ah nein, sag es nicht, er braucht gar nicht hier zu erscheinen, denn er ist ja allgegenwärtig, richtig?“

„Ja, genau so ist es“

erwiderte der Engel unbeirrt. Sie wusste, was sie von Gott hielt, aber das war auch nicht weiter verwunderlich.

„Dann lass mich raten, im Moment ist er woanders gegenwärtiger, nicht wahr?“

stichelte die eisige Stimme weiter.

„Wie kannst du es wagen so abfällig zu reden!“

„Ich kann tun und lassen was ich will! Das ist ja das Schöne!! Und niemand wird mich daran hindern können!“

„Doch ich werde es, verschwinde endlich wieder von hier!!“

„Ach nein, du kleines Engelchen?,“

wieder war ein boshaftes Kichern zu vernehmen, das deutlich machte, was sie von Kumikos Absicht sie zu vertreiben hielt,

„Aber ich muss dich enttäuschen, so schnell wirst du mich nicht mehr los!“

Die Engelsfrau wollte etwas erwiedern, aber dann schoss ihr sowas wie ein Blitz durch den Kopf - Gefahr. Aber sie kam nicht von hier, es war nicht ihre Anwesenheit, wie gefährlich auch diese allein schon sein mochte. Es war wie, wie...

„Ach haben wir bemerkt, dass nicht nur meine Wenigkeit dem Engelchen einen Besuch abstattet?“

Entsetzt starrte sie die dunkle Gestalt an. Sie hatte sich also nicht getäuscht, diese Eingebung eben, das war ein Dämon! Aber er war nicht hier, aber wie war das möglich?

Sie musste wirklich noch träumen, aber warum war sie in ihren Träumen?! Wie hatte sie das geschafft, heute am Tag hatte sie sich doch kaum bemerkbar gemacht?!

Der Dämon schien immer näher zu kommen, es war jetzt für den Moment egal, wie sie es geschafft hatte, die Blondine musste unbedingt aufwachen, sonst würde sie vielleicht für immer träumen!

„Glaub ja nicht, dass ich dich so einfach fort lasse!“

Wie? Aber das machte keinen Sinn. Warum wollte sie sie hierbehalten? Wenn ihr etwas passierte, dann wäre das im Moment auch noch ihr Ende...

Oder war sie gar schon so mächtig?! Aber wie?! Was ging hier vor sich?!

Doch sie hatte keine Zeit mehr darüber nachzudenken, der Dämon kam immer näher, das nahm sie mit Schrecken wahr. Sie musste endlich aufwachen!

Noch einmal versuchte sie sich zu sammeln, irgendwie musste es ihr doch gelingen! Sie konnte, durfte noch nicht solche Kraft besitzen!

„Lass es doch endlich sein, wie kann man nur so naiv sein“

„Ich bin nicht naiv, ich weiß, dass ich es schaffen kann!“

„Ach so, und warum merke ich von deinem ´schaffen´ nichts?“

„Das wirst du noch, sei dir da sicher!“

Die dunkle Gestalt begann wieder zu lachen. Doch Kumiko ließ sich nicht beirren, sie würde es schaffen. Und Tatsächlich, langsam schien ihre Kraft zurückzukommen. Sie fühlte ihre eigene Kraft in sich zusammen mit ihren Glauben wieder aufkeimen. Sie schienen beide in ihr zu schwingen und immer lauter dabei zu klingen.

Das Lachen der Gestalt verstummte.

Die Engelsfrau merkte, dass der Druck, der vorhin immer wieder ihre Konzentration gestört hatte, sich erneut verstärkte, doch schien er ihr jetzt nichts mehr anhaben zu können. Um sie herum bildete sich ein weißer Schein, der sie einhüllte und immer heller wurde. Er schien sie zu schützen.

„Das kann nicht sein, du dürftest das ...!“

Doch bevor die Gestalt enden konnte verlor sie ihre Form und Stimme, verschwamm und löste sich auf. Die Umgebung war weiß geworden und die Blondine schien nicht mehr umherzutreiben, es war als würde sie zielgerichtet diesen Ort verlassen und das mit einer rasenden Geschwindigkeit. Wachte sie endlich auf?!

Von einem Moment auf den anderen schlug sie ihre Augen auf, doch war sie nicht ganz sicher, ob sie wirklich wach war, denn die Athmosphäre war hier kalt und düster. Zwar nicht so sehr wie gerade eben noch mit ihr, aber...

Doch ehe sie sich länger darüber Gedanken machen konnte, kam eine Kältewelle auf sie zu, der Dämon, den sie im Traum gespürt hatte! Ihre Sinne waren noch etwas von diesem Traum mitgenommen, ganz zu schweigen von ihren motorischen Fähigkeiten. Sie fühlte sich allgemein etwas schlapp. Sie hatte das Gefühl sich nicht bewegen zu können und in dem Momennt setzte der Dämon zu einer Attacke an.

Verdammt was sollte sie tun?!
 


 

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So, wie wird es wohl weitergehen? Das erfahren sie beim nächsten Mal...
 

Sorry, das musste sein xD
 

Ja, wie versprochen kommt diesmal die Geschichte etwas weiter und hat etwas Action bekommen (zumindest hoffe ich das xD )
 

Vielen Dank für die lieben Kommis, Ju und justanotherexcuse!!
 

-schmatza-
 

wie immer freue ich mich auch dieses mal wieder über Kommis :)

Antares

Doch noch bevor die Attacke Kumiko erreichen oder schädigen konnte, sprang ein schwarzer Schatten mit einem seltsamen Laut von der Seite gegen den Dämonen und lenkte ihn so von ihr ab. Dies alles geschah so schnell, dass sie es im ersten Augenblick nicht wirklich realisieren konnte.

Als sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, blickte sie dorthin, wo Dämon und Schatten gelandet waren. Die beiden welzten sich auf dem Boden, sie konnte nicht genau erkennen was geschah, aber der Dämon schien schwer verwundet zu sein, denn die kalte Athmosphäre verflüchtigte sich etwas.

Allmählich kamen ihre Kräfte wieder und sie ging etwas näher heran. Endlich erkannte sie im Licht des vollen Mondes, was sie gerettet hatte, das war doch! Unglaublich wirklich, das war doch der schwarze Panther, der dort mit dem Dämon kämpfte. Aber auch das Aussehen des Dämonen konnte sie jetzt sehen. Es war scheußlich. Sein Körper hatte die Farbe eines dunklen Graus, und neben seinen Beinen hatte er um die zehn Arme, die sich völlig unabhängig von einander bewegten. Sie waren lang, sehr lang. Einen Kopf hatte er nicht wirklich, nur einen kleinen Hügel, aus dem zwei größere Arme wuchsen. Aber was ihn so schrecklich machte war eindeutig die Aura, die er verströmte, dieses hässliche Erkennungszeichen eines Dämons. Mit seinen Armen versuchte er immer wieder den Panther zu berühren, einzuwikeln.

Aber trotz dieser vielen Arme hatte der Panther die Übermacht. Immer wieder fügte er dem Dämonen Wunden zu und erfuhr dabei fast keine Gegenwehr.

Doch dann startete der Dämon wieder eine Attacke, so plötzlich, dass einer der oberen zwei Arme den Panther erreichte. Dieser schleuderte den Arm wieder von sich weg, sank aber dann ein Stück zusammen.

Eine kleine Berührung und so eine Wirkung?!

Die Engelsfrau richtete sich schlagartig auf und wollte dem Panther helfen, doch dieser drehte sich kurz zu ihr herum und fauchte sie an. Was sollte das bedeuten? Sie hatte einen solchen Laut zwar noch nie vernommen, doch irgendwie wusste sie, dass er ihr damit bedeutete, dass sie Abstand halten sollte. Wollte er den Dämon allein besiegen? Aber warum?!

Das Tier blickte wieder zurück auf den Dämon und stand diesem wieder gegenüber, brüllte in einer unglaublichen Lautstärke und griff dann nocheinmal mit scheinbar unheimlicher Kraft an. Nach dieser Attacke regte sich sein Gegner nicht mehr.

Dieser Laut von eben, das war der gleiche Laut gewesen, mit dem der Panther den Dämon von ihr abgelenkt hatte...
 

Der Panther drehte sich zu ihr um und schaute ihr in die Augen, wie er es schon am Wolkenteich getan hatte. Er wandte sich jedoch schnell wieder herum und die Blondine glaubte zu wissen, was diese Bewegung bedeutete. Er wollte erneut verschwinden. Nein, diesmal bitte nicht!

„Halt, warte!“

rief sie unwillkürlich und fügte etwas leiser hinzu:

„Bitte bleib“

Sie hatte zwar wenig Hoffnung, dass diese Bitte etwas erreichen würde, aber sie musste es einfach versuchen! Doch der Panther hielt widererwarten inne und bewegte sich nicht mehr. Hatte er sie verstanden? Wie war das möglich?

Langsam ging sie auf ihn zu und blieb schließlich neben ihm stehen.

„Danke“

flüsterte sie wirklich dankbar.

Dann ging sie weiter auf den reglosen Dämonen zu. Er war tot. Sein Körper war mit Wunden überseet. Es waren keine einfachen Schnittwunden, sondern jeder Schnitt schien von Innen noch etwas angefressen zu sein. Oder gar ausgebrannt? Was war das? Der Panther hatte doch nur mit seinen Krallen und Zähnen angeriffen, wieso dann diese Verletzungen?

Egal. Er hatte ihr das Leben gerettet. Jetzt musste nur noch dieser Dämonenkadaver verschwinden.

Kumiko legte ihre Hände übereinander und schloss die Augen.

„Weiche dem alles reinigendem Licht“

Als sie ihre Augen wieder öffnete und ihre Hände die Luft über dem Dämon streicheln ließ, trat etwas weiß schimmerndes aus ihren Handflächen hinaus, das den Kadaver verschwinden ließ.

Diese Technik benutzten auch Kampfengel, wenn sie ihren Gegner besiegt hatten, denn nur weil ein Dämon besiegt war, hieß das nicht, dass die Anwesenheit seiner Leiche nicht doch noch Schrecken verbreiten konnte...

Der Panther war inzwischen an ihre Seite getreten. Als sich ihre Blicke trafen musste sie lächeln. Er hatte sie beschützt. Sie wusste zwar nicht genau wie und warum, aber er hatte es getan.

Die Athmosphäre um sie herum war wieder die angenehme und reine geworden, wie sie für das Himmelsreich üblich war, wie die Engelsfrau sie gewohnt war. Wie war dieser Dämon hierher gekommen? Und warum hatte sie die Macht gehabt, sie in ihren eigenen Träumen gefangen zu halten?

Sie seufzte während sie sich neben dem Panther niederließ. Sie besah sich ihn genauer. Verletzungen schien er nicht davongetragen zu haben, nicht einmal an der Stelle, wo ihn einer der Arme getroffen hatte. Merkwürdig, aber wohl für den Moment ganz gut, dass ihm nichts Ernstes geschehen war.

„Ich weiß nicht was du hier machst, und wie du es gemacht hast, aber du hast mich gerettet“

Sie legte den Arm um das Tier. Sein Fell war wunderbar glatt und gleichzeitig weich, sein Körper fühlte sich behaglich warm an.

„Sag, bleibst du jetzt bei mir?“

fragte sie ihn schon fast mit der Sehnsucht eines Kindes. Der Panther schaute ihr in die Augen und sie hatte das Gefühl, er wollte ihr damit sagen, dass er bei ihr blieb. Oder meinte sie das nur zu verstehen, weil sie es sich so wünschte?

Sie wollte nicht darüber nachdenken. Sie vertraute ihrem Gefühl und grinste.

„Ich danke dir“

Sie saßen noch eine Weile so da, und als es etwas kälter wurde kuschelte sich Kumiko an den Panther. Aber sie wollte nicht schlafen, sie hatte das Gefühl, dass sie nur darauf wartete. Auf keinen Fall wollte sie, dass sich soetwas wie vorhin wiederholte. Niemals.

Während sie dem Herzschlag des Tieres lauschte fielen ihr komischerweise wieder ihre Überlegungen der letzten Tage ein.

„Wenn du jetzt bei mir bleibst, dann brauchst du auch einen Namen, findest du nicht?“

meinte sie mit einem sanften und zugleich fröhlichen Lächeln auf den Lippen.

Der Panther schaute sie, wie sie meinte etwas verwirrt an, wenn man bei einem Tier überhaupt davon sprechen konnte.

„Lass mal überlegen, hmm...“

Ihre Augen wanderten in den Himmel und ihr Blick fiel auf ein Sternbild.

Soweit die Blondine wusste, nannten die Menschen dieses Sternbild Skorpion. Sie wusste das aus einem Buch, das ihre Mutter einst von der Erde mitgebracht hatte. Da sich das damals kleine Engelsmädchen sehr für die Sterne interessierte, hatte sie den Inhalt des Buches beinahe verschlungen. Aber auch noch heute hatten diese funkelden Bewohner des Nachthimmels ihren Reiz für sie nicht verloren.
 

Sie schaute sich das Sternbild genauer an und einer Sterne leuchtete darin diese Nacht besonders hell. Sie versuchte sich zu erinnern, wie er genannt wurde und nach einigen Minuten kam ihr die Lösung in den Sinn. Es war der Stern, der den Namen Antares trug.

Das war es! Antares! Das war ein wirklich schöner Name.

„Was hältst du von dem Namen Antares? Es ist der Name des hell leuchtenden Sternes im Sternenbild Skorpion“

erklärte sie und deutete dabei in den Himmel.

Der Panther schaute erst sie dann die Sterne an. Nun richtete er seinen Blick wieder auf Kumiko und streichte seinen Kopf an ihren Hals, sie musste kichern.

Er war wohl einverstanden.

„In Ordnung, dann heißt du ab heute Antares!“

Die restliche Nacht blieben sie dort sitzen und schauten in den Himmel. Die Engelsfrau fühlte sich wohl und hatte den Schrecken der vergangenden Stunden schon fast vergessen.

So schlief sie, obwohl sie sich doch entschlossen hatte es nicht zu tun, noch einmal in dieser Vollmondnacht ein.

Als sie aufwachte war die Sonne bereits aufgegangen und im Wald waren die üblichen Tierstimmen zu hören. Sie saß an Antares gelehnt mitten auf der Lichtung und die Einsicht, dass sie doch wieder eingeschlafen war, traf sie.

Sie überlegte kurz, aber sie konnte sich an keinen Traum erinnern. Nicht einmal eine Ahnung hatte sie im Schlaf gehabt. Sie atmete auf, dann war sie ja vielleicht doch noch nicht so mächtig.

Ihr wurde bewusst, dass sie sich immer noch mit ihrem vollen Gewicht gegen den Panther lehnte und wich blitzartig zurück, der arme Antares hatte schon die halbe Nacht ihr Körpergewicht getragen...

Der Panther richtete sich auf und Kumiko tat es ihm gleich. Sie durfte nicht vergessen was sie zu tun hatte. Sie streichelte Antares einmal über den Kopf, der sich das schneinbar gern gefallen ließ.

„Guten Morgen“

mit einem Lächeln auf den Lippen fragte sie:

„Na, wollen wir weitergehen?“

Statt einer Antwort setzte sich der Panther in Bewegung, nun gut, wie sollte er auch sonst antworten.

Gemeinsam durchschritten sie den dichten Wald des Ostens. Die Tiere und Pflanzen bekamen jedoch weit aus weniger Aufmerksamkeit als vorher von dem Engel. Ihre Augen blieben immer wieder an Antares haften. Sie konnte irgendwie noch nicht ganz glauben, was letzte Nacht alles geschehen war. Das hätte durchaus auch anders enden können, ganz anders...
 

Da sie jedoch schon seit Längerem nichts mehr gegessen hatte, fiel ihr Blick kurze Zeit später doch wieder auf eine Pflanze. Es war ein großer Beerenstrauch, der seine Früchte anbot.

Kurzerhand pflückte sie ein paar und probierte diese. Ihr Geschmack war süßlich, frisch und schien ihre Kräfte wieder etwas aufzutanken. Was waren das für besondere Beeren?
 

Antares hielt sie ebenfalls diese Beeren vor die Nase. Dieser schnupperte erst schien aber nicht sehr begeistert, denn er rüpfte leicht die Nase. Schließlich aß er sie dann aber doch. Was er wohl anderes essen wollte?

Ihr fiel wieder ein, dass Panther in dem Buch von der Erde als „Fleischfresser“, als „Raubkatzen“ bezeichnet wurden. Na ja, das war in seinem Fall wohl kaum möglich, schließlich befanden sie sich im Himmel.

Aber nach ein paar Beeren schien er sie doch gern anzunehemen, ob er auch spürte, wie sie Kraft gaben?
 

So vergingen noch einige Tage in denen die Blondine abends dicht beim Panther einschlief und morgens neben ihm aufwachte. Ihre Schritte wurden von seiner Anwesenheit und Nähe beschleunigt und sie hatte durchaus das Gefühl, dass Antares auch zufrieden mit der Situation war.

Sie kamen gut voran, obwohl sie die Nächte nicht durchgingen. Der Panther wich nicht von ihrer Seite und schien immer auf eventuelle Gefahren zu horchen. Ein sehr aufmerksamer Gefährte war das und in seinen Augen könnte die Engelsfrau wohl stundenlang schauen, ohne sich zu langweilen. Sie faszinierten sie besonders.
 

Am mittlerweile 8. Tag ihrer Reise durch den Wald des Ostens hörte sie immer lauter einen unheimlich beruhigenden Klang. Es war der Klang von rauschenden Blättern, doch irgendwie klangen diese Blätter anders, gewaltiger, größer, ja gar majestätischer. Sie hatte schon eine Ahnung, was das bedeutete, und nach ein paar Stunden bestätigte sich ihr Verdacht.

Sie konnte die ersten Tausendjährigen Eichen sehen. Unter einer von ihnen blieb Kumiko stehen und schaute hinauf. Es war unglaublich wie hoch sie waren, sie glaubte, dass es mindestens 100 Meter sein mussten, wahrscheinlich sogar mehr. Die Stämme waren mächtig und beanspruchten jeder für sich viel Platz. Die Blätter rauschten weiterhin im Wind und es klang fast wie ein Lied. Dann bemerkte sie, dass Antares sie anstarrte. Wahrscheinlich fragte er sich wie lange sie wohl noch hoch in die Bäume zu schauen gedachte.

Etwas ehrfürchtig gingen sie weiter, hinein in den Wald, der jetzt nur noch aus den riesigen Tausendjährigen Eichen zu bestehen schien.

Immer wieder sah sich der Engel um, doch wurde er aus seiner leichten Tagträumerei herausgerissen, als der Panther stehen blieb. Die Blondine schaute wieder nach vorne, um den Grund für das Handeln des Tieres zu verstehen.

Ein kleines Wolkenhaus lag vor ihnen. Es stand auf einer Lichtung, oder eher einer Stelle, die die Bäume noch nicht übernommen hatten, denn der Abstand zwischen Haus und Eichen war nicht besonders groß. Ein Baum hinter der Hütte schien gar an diese angebaut zu sein. Das musste es sein, das musste das Haus sein, in dem der Engel namens Manabu hauste.

Sie langsam gingen näher heran. Dann fiel der jungen Engelsfrau Antares wieder ein. Was würde ein Engel wohl zu ihm sagen? Schließlich war seine Art nicht gerade weit verbreitet. Und was sollte sie antworten, wenn der Engel fragte, woher er stammte? Sie wusste es ja selbst nicht einmal. Vielleicht bekäme dieser Manabu aber auch einen Schock oder dergleichen. Das galt es nun wirklich zu verhindern, sie brauchte doch unbedingt Informationen! Schließlich war sie sich ziemlich sicher, dass sie diese nicht bekomme würde, wenn er ihr durch Antares Anwesenheit nicht traute. Der Panther musste draußen bleiben, sie durfte nicht alles gefährden!

„Antares, du bleibst besser hier draußen, während ich hinein gehe. Versteck dich zwischen den Bäumen, ich komme wieder, wenn alles geklärt ist“

Sie deutete auf die Tausendjährigen Eichen rundherum.

Der Panther schien von ihrer Idee nicht sehr begeistert zu sein, obwohl wahrscheinlich hatte er sie einfach nicht verstanden. Wie kam sie auch auf die Idee, dass er ihre Sprache verstand? Sie versuchte ihn wegzuscheuchen zunächst aber ohne großen Erfolg. Doch nach zwei Minuten setzte sich der Panther in Bewegung, etwas sehr langsam vielleicht, aber er ging.

Kumiko ging in dieser Zeit auf das Haus zu und klopfte an die Tür. Beim dritten Klopfen, das schon etwas energischer war, glitt die Tür einen Spalt weit auf. Doch es schien niemand hinter der Tür zu stehen, der diese geöffnet hatte.

Vorsichtig öffnete sie also selbstständig die Tür ganz und betrat den Raum. Suchend sah sie sich um, doch außer Möbeln und vorallem Büchern schien niemand da zu sein. Sie trat auf die Bücher zu, die in vielen Regalen nahezu jede Wand zierten. Diese Sammlung übertraf bei weitem die, die sie bei Onkel Shin bewundert hatte! Es war einfach unglaublich, wie viele Bücher hier standen.

„Na, gefällt dir meine Sammlung?“

ruckartig drehte sich die junge Engelsfrau in die Richtung um, aus der die Stimme gekommen war. Ein Engelsmann mit langen weißen Haaren und einer Größe, die der von Onkel Shin entsprach stand in einer Tür, die zu einem weiterem Raum führte.

Er hatte sich einfach an die Blondine herangeschlichen, was allein schon eine gewisse Leistung aufwies. Denn außer ihm hatte das in den letzten Jahren nur Antares geschafft! Er schien nicht gerade unbewandert in der Kunst des lautlosen Angriffs zu sein. Das nächste, was Kumiko verwunderte, war dass er sie sofort geduzte hatte. Eine solche Vertraulichkeit war sie von Fremden normalerweise nicht gewohnt. Sie wusste nicht so recht,was sie davon halten sollte. Ob er wohl einen Grund für sein Verhalten hatte? Oder war er einfach nur etwas unhöflich?

„Ich habe dich schon erwartet. Aber du bist viel früher angekommen, als ich gedacht habe.“

ertönte erneut die ruhige und gelassene Stimme des Engelmannes und riss die Blondine damit wieder aus ihren Gedanken.

„Wie?“

war das einzige, was sie etwas verwirrt von dieser Äußerung antworten konnte.
 

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So das war´s dann erstmal wieder von mir^^

Ich hoffe euch hat das Kapi gefallen, ich hatte Spaß beim Schreiben :)
 

Noch mal viiielen Dank an Kaisy und Ju für ihre lieben Kommis, und ich entschuldige mich nocheinmal, dass ich das letzte Kapi so abrupt hab enden lassen xD
 

Über Kommis freue ich mich wie immer sehr!
 

-knuddel-

Manabu

Kumikos Gegenüber lachte etwas. Obwohl er vom Aussehen her um die 20 Jahre alt sein musste, kam er ihr so viel erwachsener vor. Seine Haltung, seine Ausstrahlung, seine Erscheinung, das alles ließ ihn erwachser wirken.

„Ich habe deine Anwesenheit gespürt, seitdem du den Wald des Ostens betreten hast. So eine Energie kann man ja kaum übersehen.“

Er hatte ihre Anwesenheit schon damals gespürt?! Seine Sinne schienen wirklich geschärft zu sein. Lag es vielleicht daran, dass er hier ganz allein wohnte und deshalb auf jede Veränderung horchte? Hatte ihn das so aufmerksam gemacht?

Immer noch lächelte der junge Engelsmann ihr entgegen. Seine weißen Augen hatten sie fixiert und beobachten jede auch nur noch so kleine Bewegung von ihr.

Weiße Augen...

Das letzte Mal, als sie solch weiße und reine Augen gesehen hatte, waren es die ihrer Mutter gewesen. Dennoch schienen seine Augen noch etwas anders zu sein, sie waren nicht ganz so weich und gutmütig wie die von Serena Kyoshiro.

Sie versuchte ihre Aufmerksamkeit seinen Seelenspiegeln zu entziehen und sich wieder auf seine gesamte Erscheinung und Anwesenheit zu konzentrieren. Sie durfte jetzt wirklich nicht über ihre Mutter nachdenken...

„Verstehe, dann bist du also Manabu?“

„Ja das bin ic...“

Er konnte nicht enden, denn er wurde von einem Geräusch unterbrochen, das aus Richtung der Tür kam. Kumiko biss sich auf die Lippe, um keinen Schrei der Erkenntnis von sich zu geben. Was tat er da bloß??

Antares war durch die Tür hineingetrten und durch das knarchende Geräusch, das diese dabei von sich gegeben hatte, wurde die Aufmerksamkeit der Engel auf das Tier gelenkt.

Doch dieses war sich anscheinend nicht der tragweite seiner Handlung bewusst, in aller seelenruhe sah sich der Panther um.

Warum war er nicht einfach draußen geblieben? Jetzt könnte alles, der gesamte Weg hierher umsonst gewesen sein! Sie schenkte der Raubkatze einen ernsten und mahnenden Blick, doch dieser schaute nur unschuldig zur Seite, um der Rüge zu entgehen.

Nun gut jetzt hieß es zu retten was noch zu retten war. Etwas anderes als Schadenbegrenzung zu betreiben, blieb ihr wohl nicht übrig.

„Ähm also das ist...“

doch noch ehe sie weiter erklären oder sich herausreden konnte, unterbrach sie die Stimme Manabus:

„Die Energie, die dich begleitet hat. Interessant, kein Wunder, dass ich sie nicht einordnen konnte...“

er ging hinüber zu Antares und besah sich diesen genauer, für den Panther vielleicht etwas zu genau, denn dieser war von der plötzlichen Nähe des Engelsmannes nicht ganz so begeistert. Als es ihm zu bunt wurde fauchte er Manabu an und war mit einem Satz neben der Blondine.

Diese warf Antares einen bösen Blick zu. Na toll, wie sollte sie das nun erklären?

Die Augen des Weißhaarigen blitzten interessiert auf und sein Blick ruhte auf dem Panther. Was war denn nun passiert? Die vorhin noch ruhigen Augen hatten jetzt ein Funkeln bekommen und den Mund des Engelsmannes zierte ein Lächeln, das sie so noch bei keinem Engel gesehen hatte.
 

„Ein überaus ungewöhnliches Tier. Soweit ich es sagen kann ist das ein schwarzer Panther nicht wahr? Ich habe hier noch nie einen gesehen.“

„Woher weißt du, dass Antares ein Panther ist?“

rutschte es ihr verwundert heraus. Mist, sollte sie sich doch freuen, dass er es wusste! Das war immer noch viel besser, als wenn er schreiend davon laufen würde.

„Ich habe mal etwas über diese Tiere in einem meiner Bücher gelesen. Antares sagtest du? Ist das nicht der hellste Stern im Sternbild Skorion?“

Das war ja unglaublich! Was wusste dieser Engel denn nicht? Diese beiden Fakten waren nicht gerade Dinge, die einem in der Schule beigebracht wurden. Bei ihm war sie auf jeden Fall richtig. Er musste ihr einfach helfen können.

Manabu kam lächelnd etwas näher an sie heran. Antares machte einen ziemlich ärgerlichen Eindruck, was der Engelsmann allerdings nicht zu bemerken schien, oder ignorierte er es einfach?
 

„Verzeih, aber ich glaube du hast dich mir noch nicht vorgestellt, oder? Ich wüsste doch zu gern deinen Namen.“

kaum hatte er aufgehört zu sprechen, ging Antares ein paar Schritte vor und fauchte Manabu abermals an. Verdammt, was war denn nur mit ihm los? Sie setzte sich in die Hocke und hielt den schwarzen Panther fest, der Manabu sonst womöglich noch angefallen hätte. Um das Tier zu beruhigen, streichelte sie langsam sanft über dessen Rücken.

„Beruhige dich, was ist denn los?“

flüsterte sie an den Panther gerichtet, obwohl sie wusste, dass er ihr wohl nicht antworten würde. Wie denn auch? Etwas verlegen richtete sie sich nun an den Engelsmann, der die zwei aufmerksam beobachtete:

„Es tut mir wirklich leid, normalerweise ist er nicht so. Und bitte entschuldige, dass ich mich nicht sofort vorgestellt habe, mein Name ist Kumiko“

„Das ist doch nicht so schlimm. Ich finde sein Verhalten wirklich sehr interessant“

wieder blitzte etwas in seinen Augen auf und bevor er weitersprach machte er eine kleine Pause, in der er sich wieder den Panther genau besah. Interessant? Er fand das nicht beängstigend, ungewöhnlich oder besorgniserregend, sondern interessant? Ein wirklich merkwürdiger Engel.
 

„Sehr erfreut dich kennenzulernen Kumiko. Ich denke es gibt einen Grund, warum sich eine Frau auf den weiten Weg hierher macht, nicht wahr? Setzen wir uns doch hin und du erzählst es mir?“

fuhr er schließlich ruhig und völlig gelassen fort. Sie nickte ihm zu und warf Antares noch einmal einen mahnenden Blick zu. Scheinbar zeigte das einige Wirkung, denn der Panther beruhigte sich etwas. Er hatte sie aber nun wirklich auch schon genug in Bedrängnis gebracht mit seinem Verhalten.

Manabu hatte sich bereits hingesetzt und die Blondine tat es ihm gleich.

„Also, wie kann ich dir behilflich sein?“

Na der kam aber schnell zur Sache. Nun gut, das war ihr sowieso lieber, als aus Höflichkeit um den heißen Brei zu reden. Also gut.

„Ich habe gehört, du kannst mir etwas über den Kudaru Tsuro sagen?“

Ihr Gegenüber zog eine Augenbraue hoch, scheinbar verwundert diesen Begriff aus dem Mund seiner Gesprächspartnerin zu hören.

„Interessant, ich hätte nicht gedacht, dass es sich um solch eine Angelegenheit handelt. Du willst also auf die Erde?“

Hier war sie richtig. Er hatte sofort und ohne zu Zögern die Verbindung vom Kudaru Tsuro zur Erde gezogen. Er wusste also ganz genau, worum es sich bei diesem ominösem Weg handelte.

„Ja, das habe ich vor, leider kann ich nicht auf die Sukima zurückgreifen“

„Verstehe. Darf ich den Grund wissen, warum du auf die Erde willst?“

Sie zögerte einen Moment. Er war ihr zwar völlig fremd, trotzdem schien er ihr helfen zu wollen. Vielleicht war es besser ihm ihre Beweggründe zu erklären, damit er ihr besser helfen konnte? Oder vielleicht würde er ihr nicht vertrauen, wenn sie nicht antwortete und ihr somit gar nicht helfen? Das galt es unbedingt zu verhindern. Also schön, sie musste das Risiko wohl eingehen.

„Meine Eltern wurden von Dämonen getötet, hier im Himmelsreich. Mein gesamtes Dorf wurde zerrstört...“

„Du möchtest Vergeltung? Für einen Engel ein nicht gerade schicklicher Wunsch, findest du nicht?“

„Ich weiß, ich sollte als „reiner Engel“ nicht solche Wünsche haben. Dennoch habe ich sie. Ich möchte auf die Erde, etwas mehr über unsere Feinde lernen und vielleicht... vielleicht auch einen Weg finden endlich ein Ende zu setzten.“

beendete sie schließlich zögerlich ihren Satz. Aber sie hatte die Wahrheit gesagt, sie hatte es satt mitansehen zu müssen, wie so viel Leid ertragen werden musste. Sie wollet auf keinem Fall, dass irgendjemandem noch einmal der Schmerz zuteil wurde, den sie hatte erleiden müssen.

„Das sind große Worte, Kumiko-san. Obwohl du solch Schreckliches erlebt hast, scheinst du dich selbst nicht verloren zu haben, obgleich du den Wunsch nach Vergeltung hast. Vielleicht sollte man ihn aber in deinem Fall eher als Wunsch nach Gerechtigkeit ansehen.“

Ihr Eindruck hatte sich mehr als bestätigt, Manabu war ein sehr erwachsener und bedachter Engel. Sie hatte die richtige Entscheidung getroffen, indem sie ihn aufgeklärt hatte. Na ja, zumindest hatte sie ihm einen Teil erklärt, denn er wusste nicht, was damals wirklich mit ihr geschehen war...

„Ich werde dir helfen, dein Vorhaben klingt sehr interessant. Wenn ich es mir recht überlege, ich wollte schon immer einmal auf die Erde. Hier oben gibt es leider für mich nichts mehr zu erforschen, scheint mir.“

„Was? Du willst mit mir kommen? Das ist doch nicht nötig, Manabu-san!“

Von ihren Füßen war ein bedrohliches Grummeln zu vernehmen. Anscheinend gefiel Antares das Gesagte nicht im Geringsten und auch die Blondine konnte es nicht gutheißen, dass der Engelsmann sich vielleicht durch ihre Frage verpflichtet fühlte mit ihr zu kommen.

„Siehst du die Bücher überall in den Regalen? Im gesamten Haus lassen sich noch viele mehr finden. Jedes einzelne von ihnen habe ich gelesen und studiert. Es sind alle Bücher, die ich im Himmelsreich ausfindig machen konnte. Beinahe mein gesamtes Wissen beziehe ich aus ihnen. An die drei Bücher, die ich über die Erde habe, war besonders schwer heranzukommen. Aber ich möchte noch viel mehr darüber wissen! Also, warum sollte ich dann nicht mit dir gehen und dort aus erster Hand etwas über den Wohnort der Menschen lernen? Über den Ort an dem gute und schlechte Seelen nebeneinander existieren?“

Kumiko staunte nicht schlecht. Dieser Engel war wirklich sehr neu - und lernbegierig. Aber wenn er so einen Wissenshunger verspürte, warum lebte er dann so abgeschieden von allem? Warum bezog er so viel Wissen aus Büchern, wenn er aber selbst auf die Erde gehen wollte, um dort etwas aus „erster Hand“ zu lernen?

„Darf ich fragen, warum du hier im Wald des Ostens so abgeschieden lebst, wenn du doch so neugierig bist? Ist es nicht spannender alles mit seinen eigenen Augen zu sehen, als es aus Büchern zu lesen?“

fragte sie deshalb frei heraus. Auch Manabu war all die Zeit über sehr offen mit ihr gewesen, also sah sie auch keinen Grund ihm nicht genau diese Offenheit entgegen zu bringen.

„Oh, versteh mich nicht falsch, ich bin sehr viel gereist. Obwohl ich so jung bin habe ich fast jedes Fleckchen des Reich des Himmels gesehen. Es war sehr interessant, das leugne ich nicht. Aber Bücher können dich nicht belügen, man muss nicht auf seine Formulierungen achten und vorallem fragen sie nicht warum man etwas wissen will.“

„Manabu-san, ist es nicht natürlich, wissen zu wollen warum man eine Auskunft gibt? Du selbst hast mich nach dem Warum gefragt.“

wandte die engelsfrau erneut ein. Es war nun einmal so, dass sobald man etwas von seinem Wissen preisgab im Gegenzug sozusagen meist auch etwas vom anderem erfahren wollte. Ja, man konnte beinahe schon sagen, dass es einem Tauschhandel glich.

„Das ist wahr. Es liegt wohl in unserer Natur diese Frage zu stellen. Dennoch ist sie mir lästig.“

gab der Engelsmann ihr als Antwort. Doch diese verwunderte die junge Frau etwas, denn bisher war es ihr nicht so vorgekommen, als sei der junge Mann um irgendeine Antwort verlegen gewesen.

„Aber warum denn?“

„Na ja, ich schätze weil ich diese Frage nicht beantworten kann. Ich weiß nicht warum ich diese Neugierde in mir verspüre. Obwohl, wahrscheinlich ist die Unwissenheit über mich selbst der Antrieb für den Wissensdurst über alles andere.“

Moment mal. Unwissenheit über sich selbst? Was meinte er damit? Was sollte das heißen?

„Die Unwissenheit über dich? Ich verstehe nicht ganz.“

Manabu wartete einen Moment, bevor er ihr etwas entgegnete. Er schaute Kumiko direkt in die Augen. Sein Blick war ihr unangenehm, denn es war, als sähe er auf genauem Weg in sie herein, schien förmlich ihre Gedanken zu lesen. Sein Blick war von einer unglaublichen Stärke und Durchdringlichkeit, auf die die Blondine selten getroffen war.

Langsam begann er ihr schließlich zu antworten:

„Vor 10 Jahren fand ich mich am Waldrand eines Waldes, dieses Waldes, dem Wald des Ostens wieder. Bei mir fand ich nur eine Karte, die Brandflecken aufwies und sehr zerknittert zwischen meinen Fingern ruhte, und einen Bogen“

er nickte zur Seite in Richtung eines Regals, an dem ein Bogen lehnte. Er war schlank und schimmerte leicht silberfarben. Seine Oberfläche erinnerte an einen Wasserspiegel, denn er reflektierte seine Umgebung, doch schien das Material viel glatter zu sein. Er sah wirklich sehr elegant und edel aus. Das war wahrlich ein Meisterwerk des Kampf - und Kunsthandwerkes.

„Ich konnte mich an nichts mehr erinnern. Sämtliche Erinnerungen waren verloren. Meine Kleider waren etwas in Mittleidenschaft gezogen, aber ansonsten war ich unversehrt. Meinen Namen und mein Alter, das mittlerweile 23 Jahre beträgt, weiß ich nur, weil es sich bei besagter Karte um eine Geburtstagskarte handelte, in der Name und Alter erwähnt wurden.“

Das alles sagte er mit einer Gleichgültigkeit, die ihr Angst machte. Was er erlebt hatte war ihrer Meinung nach sehr erschütternd. Sie fühlte sich schlecht ihn mit ihren Problemen zu belangen, wo er doch selbst nicht einmal eine Vergangeheit hatte. Eine wirklich schreckliche Geschichte. Er tat ihr sehr leid. Sie wusste immerhin noch wie ihre Eltern gewesen waren, konnte sich an deren Fürsorge und Liebe erinnern, doch er hatte nicht einmal diesen Trost.

Manabu bemerkte ihren geknickten Blick, der ihm ihr volles Mitgefühl schenkte.

„Ich bin darüber schon lange hinweg, Kumiko-san. Was dir zugestoßen ist, ist viel schlimmer. Du hast etwas, dass du vermissen kannst, dem du nachtrauern kannst. Ich hatte diese Dinge nicht, wer weiß vielleicht erging es mir zuvor viel schlechter? Natürlich habe ich anfangs nach meiner Identität gesucht, bin viel umhergereist, aber ohne Anhaltspunkt war die Suche zum Scheitern verurteilt. Wenden wir uns lieber Dingen zu, die wir schaffen können, die nicht so aussichtslos sind.“

Er hatte zwar Recht, mit dem was er sagte, aber trotzdem, sie konnte sich das alles nicht vorstellen. Er sah es zwar als Vorteil an, sich nicht an seine Eltern erinnern zu können, doch sie wusste nicht, ob das stimmte. Sie war zwar auch traurig, wenn sie an ihre Mutter und ihren Vater dachte, doch es gab ihr auch Hoffnung und Mut. Was wäre wenn sie sich nicht an die Wärme ihrer Mutter erinnern könnte? Nicht an den Humor ihres Vaters? Nicht an ihre Liebe? War es denn wirklich so wie der Engelsmann gesagt hatte? Konnte man etwas nicht vermissen, nur weil man es nicht kennengelernt hatte?

Wie konnte er so gleichgültig darüber sprechen? Wie konnte er so einfach aufgeben?

Oder tat er das nicht? Moment. Ihr war ein Gedanke gekommen und die Engelsfrau begann leicht zu lächeln. Er hatte nicht aufgeben. Er wollte über alles Bescheid wissen. Auch wenn er es sich nicht eingestand, so suchte er doch immer noch unbewusst nach seiner Vergangenheit, wahrscheinlich sogar ohne es zu bemerken. Nein. Auch wenn er Gleichgültigkeit vorgab, wohnte diese nicht in seinem Inneren. Sicher hoffte er unbewust auf Anhaltspunkte auf der Erde.

„Niemand von uns weiß wie es auf der Erde ist und was wir dort vorfinden werden. Vielleicht Gerechtigkeit, aber vielleicht auch eine Vergangenheit. Aber sicher werden wir eine Gegenwart finden.“

meinte sie schließlich ruhig und besonnen. Während sie dies sagte, sah sie ihrem Gegenüber entschlossen aber auch freundlich in die Augen.

Manabu schien erst etwas verwundert über diese Aussage, dann schmunzelte er etwas.

„Deine Flügel und deine Aura haben es mir schon angekündigt, aber auch deine Worte bestätigen einen großen Geist. Und auch der Spruch

`Nur ein wahrer Charakter kann durch die Dunkelheit gehen und sich selbst dabei nicht verlieren`

scheint sich zu bewahrheiten.“

Kumiko erwiederte sein Lächeln und fuhr dann mti fester Stimme fort:

„Das gilt wohl für uns beide“

Ihr Gegenüber nickte.

„Ich bin überzeugt, dieses Unternehmen wird für uns beide Früchte tragen. Der Kudaru Tsuro. Ein Reliquit aus ältester Zeit. Obwohl das Alte meist geschätzt wird, ist dieses Überbleibsel nicht gerade beliebt unter den Engeln, denen seine Existens noch bekannt ist. Obwohl, so viele Engel wissen nicht mehr davon, vielleicht gerade einmal 20 Engel dich und mich eingeschlossen“

Das waren wirklich nicht viele Persönchen, die davon wussten. Da hatte sie aber wirklich Glück gehabt, dass sie trotzdem darauf gestoßen war.

„Das die Personen, die dieses Wissen besitzen, ziemlich rar geseet sind habe ich schon ehrfahren, aber warum ist der Kudaru Tsuro so unbeliebt?“

„Nun, der Kudaru Tsuro ist ein dauerhafter Übergang zwischen dem Reich des Himmels und der Menschenwelt. Man weiß nicht mehr genau wer ihn erschaffen hat, asber man munkelt es wären die stärksten Mitglieder der 12 ersten Engelsfamilien, der Yurai gewesen, weil nur diese genügend Macht gehabt hätten, um so viel Sukima zu bündeln und so einen Weg hinunter zu den Menschen hervorzubringen.“

Die Yurai? Dann wären das ja ihre Vorfahren gewesen? Sie griff in Gedanken versunken und etwas überrascht zu Blue Iris. Es war eine Geste, die ihr schon ins Blut übergegangen war, über die sie nicht mehr nachdachte.

Manabu schien ihre Verwunderung zu sehen, ging aber nicht darauf ein, sondern fuhr unberührt fort:

„Warum sie das allerdings getan haben ist völlig unklar, denn der Kudaru Tsuro macht es nicht nur Engeln möglich ohne Anwendung von Sukima auf die Erde zu gelangen, sondern auch Dämonen leichter ins Himmelsreich zu kommen. Natürlich ist der Aufendhalt für einen Dämonen hier nicht gerade angenehm, wie du sicherlich weißt. Aber dennoch kommt es vor, dass Dämonen, besonders in Vollmondnächten, wenn ihre Macht steigt, hinaufsteigen und Unheil hier oben anrichten.“

In Vollmondnächten war die Macht der Dämonen stärker? War nicht in jener Nacht und auch in der Nacht, in der sie sie in ihrem Traum gefangen hielt Vollmond gewesen?

Das erklärte einiges...Warum hatte sie das vorher nicht gewusst? Dann hätte sie sich doch besser wappnen können!

Auch dieses Mal ließ sich der Engelsmann nicht von ihrer Reaktion auf seine Worte beirren:

„Zwar ist der Kudaru Tsuro unter den Dämonen meines Wissens nach auch nicht sehr bekannt, aber ein paar wissen davon. Deshalb wurde die Existens des hinabsteigenden Weges abgestritten und nicht an nächste Generationen weitergegeben, damit nicht mehr Dämonen etwas mitbekamen. Und so wissen nur noch ein paar Bewohner des Dorfes nahe dem Kudaru Tsuro, die als eine Art Hüter von diesem dienen und einige andere von ihm, wie gesagt um die 20 Engel.“

„Also müssen wir zu diesem Dorf nahe dem Kudaru Tsuro, hab ich Recht? Wo liegt es?“

fragte die Blondine sogleich voller Tatendrang und auch etwas neugierig. Der Panther zu ihren Füßen war all die Zeit ziemlich ruhig gewesen, es schien fast so, als würde auch er interessiert und gebannt zuhören, wobei das natürlich völliger Unsinn war.

„Noch ein Stückchen weiter östlich, aber noch im Wald des Ostens, dort wo die Vegetation weniger ausgeprägt ist. Wir sollten uns morgen oder übermorgen auf den Weg machen. Vielleicht lieber übermorgen, du solltest dich noch etwas ausruhen.“

schlug der Engelsmann schließlich vor uns musterte seine Gegenüber etwas. Sah sie denn wirklich so müde und geschafft aus? Aber so fühlte sie sich überhaupt nicht! Ganz im Gegenteil, von all den neuen Errungenschaften fühlte sie sich gerade zu beflügelt!

„Aber nein, das muss nicht sein.“

„Mir wäre es aber lieber so, so bliebe mir noch etwas Zeit mich mit dir zu unterhalten. Denn eie heißt es so schön? Nicht nur aus den Worten eines Engels kann man etwas über diesen Erfahren sondern auch an seinen Reaktionen und Taten. Die Reaktionen, die du mir während meines Vortrags über den Kudaru Tsuro gezeigt hast, haben mir ein paar Fragen gestellt, aber auch einige Antworten gegeben, Kumiko Kyoshiro-san“

Als sie ihren vollständigen Namen aus seinem Mund vernahm zuckte sie etwas zusammen. Woher wusste er das? Aber vor allem wie hatte er das rausbekommen?!
 

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So, damit melde ich mich zurück aus Frankreich xD

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, es war etwas schwer für mich muss ich sagen, ich glaube es ist ganz gut hier das Kapitel erstmal enden zu lassen.
 

Viiielen Dank an die treuen Kommischrieber Ju, justanotherexcuse und kaisy!!
 

-knuddel-

Der schwarze Parasit

„Deinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, liege ich richtig, nicht wahr?“

schloss Manabu aus der Reaktion der Engelsfrau. Kumiko nickte zur Bestätigung immer noch etwas verunsichert. Hatte sie denn wirklich bei der Erwähnung der Yurai so überrascht geschaut? Sie konnte fast gar nicht glauben, dass sie so unvorsichtig gewesen war. Sie musste einfach viel besser aufpassen. Etwas betreten schweifte der Blick der Blondine hinab zu ihren Füßen. Auch Antares, der während des Gespräches immer neben ihr gessessen hatte, schaute sie nun etwas fragend an. Sie wollte nicht länger seinen Blick erwiedern, der nach einer Antwort verlangte. Irgendwie stimmte er sie traurig, ja, sie fühlte sich fast so, als hätte sie ihren treuen Gefährten etwas verraten dadurch, dass sie ihm Nichts von ihrer Herkunft erzählt hatte. Es war schon merkwürdig, wie verpflichtet sie sich diesem Tier bereits fühlte.

Schnell wandte sie sich wieder von dem Panther ab und schaute den Engelsmann an.

„Du weißt also vom Kyoshiro-Clan?“

fragte sie schließlich, wobei langsam die Sicherheit in ihre Worte zurück fand.

Mit einer Selbstverständlichkeit und einem etwas gleichgültigen Ton in seiner Stimme antwortete er ihr:

„Aber selbst redend. Die Familie Kyoshiro ist schließlich bis heute eine der mächstigsten Engelsfamilien des gesamten Reiches. Ihre Mitglieder haben zu einem großen Teil zu der Zurückschlagung des Bösen beigetragen und stellten lange Zeit hochrangige Offiziere der Kampfengel, die immer an forderster Front kämpften.“

Bei jedem seiner Worte weiteten sich ihre Augen ein wenig mehr. Nicht einmal sie, die selbst zu diesem Geschlecht gehörte, hatte das gewusste. Ihre Eltern hatten nie sehr viel über ihre Vorfahren gesprochen, daher waren ihr diese Details nicht bekannt. Ihre Eltern hatten noch nie mit ihrer Blutline oder mit deren Erfolgen gepralt. Sie waren stets bescheiden geblieben. Und wer hätte ihr sonst auch berichten können? Sie war schließlich die letzte dieser großen Familie...

„Außerdem erzählt man sich, dass sie haben einen sehr mächtigen Gegenstand, der die Form eines geschliffenen Steines haben soll, erschaffen. Der Kyoshiro-Clan ist die einzige Engelsfamilie, die es je vermocht hatte, etwas so völlig neues zu schaffen, denn so etwas wie Steine oder gar Edelsteine gibt es schließlich sonst nur auf der Erde.“

Auch sie wusste nur von sogenannten Steinen aufgrund der Existenz von Blue Iris, schließlich gab es so ein Material sonst nicht im Reich des Himmels. Alle anderen Schmuckstücke wurden aus Wolken gefertigt, wie jeder andere Gegenstand auch im Himmelsreich. Den meisten Engeln fiel der Unterschied von Blue Iris zu anderen Wolkenschmuckstücken nicht einmal auf. Doch er war da. Aber Moment mal. Er wusste selbst von Blue Iris?! Heute wussten nur noch engste Vertraute der Familie von diesem, ihrem Stein. Woher wusste er es nur? Es wurden doch niemals Informationen über ihn schriftlich festgehalten! Nie und zu keiner Zeit.

„Du weißt von Blue Iris?“

Manabu grinste überlegen und triumphierden. Mit ihrer Frage hatte sie ihm nämlich indirekt schon bestätigt, dass er Recht hatte. Auch Kumikos Unsicherheit schien ihn etwas zu belustigen.

„Ja, das tue ich. Er heißt also Blue Iris? Interessant. Ich muss sagen, dass ich dich erst an ihm genau erkannt habe. Es ist das blaue Schmuckstück, das du um deinen Hals trägst, richtig?“

„Ja das ist wahr. Wie bist du darauf gekommen, dass es sich hierbei, um den Stein der Kyoshiros handelt und nicht um ein gewöhnliches Schmuckstück?“

„Aus deiner Überraschung kann ich schließen, dass der Stein tatsächlich mit seinem Besitzer auch seine Farbe und Namen wechselt?“

Wieder nickte sie nur stumm. Auch wenn sie nicht gleich dara gedacht hatte, so hatte er doch Recht. Ein weiterer Punkt, der es erschwerte Blue Iris zu erkennen, war die Tatsache, dass er von Besitzer zu Besitzer nicht nur den Namen sonder auch seine Farbe änderte. Also, wie zum Teufel hatte er ihn nur erkannt? Er sollte sich endlich erklären. Ihr gefiel es nicht so im Unklaren zu sein. Antares schien ihre Anspannung zu bemerken, woraufhin er Manabu wieder gefährlich anschaute. Seine Schnauze zog sich in Falten und es schien fast so, als würde im jeden Moment ein Fauchen den Mund des Tieres verlassen. Doch der erwartete Laut blieb aus. Der Engelsmann schaute jedoch nicht auf den Panther, fuhr dennoch etwas abprupt fort:

„Gleich als ich dich gesehen habe, fiel mein Blick auf die Größe deiner Flügel, muss ich gestehen. Es ist eine Angewohnheit, eine Marrotte, ich weiß nicht woher ich sie habe, aber ich tue das immer. Es beruhigt mich die Stärke des Gegenübers etwas einschätzen zu können."

Er zuckte kurz mit den Schultern, bevor er wieder zu sprechen begann:

"Als du dich aber umdrehtest, bemerkte ich ziemlich bald deinen Anhänger. Ein tiefblaues Schmuckstück, dessen Farbe sich wie Wasser in einem Glas, das man langsame Kreise ziehen lässt, umherbewegt, und den ein kleiner weißer Schein zierte.

Nicht gerade gewöhnlicher Schmuck für eine Engelsfrau, dass musst du zugeben. Schließlich besitzt kein Gegenstand, der aus Wolken gefertig wurde eine dieser beiden Eigenschaften.

Natürlich hätte ich dich sofort nach ihm fragen können, doch die Höflichkeit und auch die Neugier, ob du es mir von selbst verraten würdest, ließen mich bis jetzt ausharren. Ich muss sagen, es war gar nicht so einfach so lange abzuwarten.

Doch ich bin froh, das ich es tat. Denn obwohl du nichts gesagt hast, hast du dich selbst verraten, indem du bei meinen Ausführungen über die ersten 12 Engelsfamilien zu deinem Anhänger griffst.

Ich bin mir sogar fast sicher, dass du dich selbst nicht an diese Geste erinnern kannst, sie wirkte sehr selbstverständlich und natürlich, wahrscheinlich hast du es unbewusst getan.

Aber diese Geste hat meine Überlegungen über den Stein in die Richtung der Yurai gelenkt. Und das war ja offentsichtlich genau richtig.“

Auf was dieser Engel alles achtete war wirklich unglaublich. Eine so kleine Geste hatte sie verraten? Sie versuchte sich zu erinnern, doch sie konnte sich tatsächlich nicht an den Griff zu Blue Iris erinnern. Auch damit hatte er völlig recht gehabt. Langsam wuchs ein merkwürdiges Gefühl in ihr. Woher wusste er das alles? Über die ersten 12 Engelsfamilien stand sicherlich eine Menge in Büchern, doch über Blue Iris?! Das bezweifelte die Engelsfrau doch sehr stark. Er war zwar kein Geheimnis, aber auch keine allseitsbekannte Tatsache.

„Ich bin beeindruckt Manabu-san. Doch würde mich doch sehr interessieren, woher du diese Dinge über Blue Iris weißt?“

Sie versuchte betont ruhig zu klingen. Sie wollte ihrem Gegenüber keine allzu große Schwäche zeigen. Allerdings wusste sie nicht so recht, ob es ihr gelang.

„Als ich in meinen Büchern über die Yurai gelesen habe, hieß es dass die Kyoshiro Familie eine besondere Art der weißen Magie einssetzen konnte, oder zumindest ihre Oberhäupter. Welche Art von Magie das war und was diese bewirkte, stand dort aber nicht. Diese Tatsache und der Name Kyoshiro selbst machten mich neugierig, also fragte ich auf einer meiner Reisen auch verstärkt nach dem Kyoshiro-Clan. Es war zwar nicht leicht jemanden mit Kenntnissen zu finden, doch ich habe es schließlich geschafft. So bin ich an diese Informationen gelangt.“

erklärte sich Manabu so ruhig und gefasst wie eh und je.

„Eine besondere Art der Magie? Und warum machte dich der Name Kyoshiro neugierig?“

Die Ruhe, um die sie sich zuvor selbst so bemüht hatte, war nun aus ihrer Stimme gewichen. Sie hatte nicht verhindern können, dass ihre nun erwachte Neugierde die vorgetäuschte Ruhe verjagdt hatte.

Von einer besonderen Magie, die ihre Familie anwenden konnte, hatte sie noch nie etwas gehört. Kein Sterbenswörtchen war jemals über solch ein Thema gefallen. Was könnte das zu bedeuten haben?

„Ich habe nie in Erfahrung bringen können, was das für eine Magie war. Sie scheint über die Jahrhunderte hinweg verloren gegangen zu sein. Aber sicher ist, dass sie sehr mächtig war und dass damit Blue Iris erschaffen wurde. Leider konnte ich auch über seine Kräfte nichts finden.“

Er wusste es also auch nicht. Was das wohl gewesen war? Und warum war diese Magie verloren gegangen? Ob sie gefährlich war?

Sie hielt einen Moment lang inne. Vielleicht war sie gerade deshalb hier? Sie schüttelte in Gedanken den Kopf, das konnte nicht sein, schließlich war diese Magie schon seit Jahrhunderten verloren...

Manabu schaute sie auffordernd und fragend an. Es dauerte eine Sekunde, bis sie sich an den Inhalt des Gesprächs wieder vollständig erinnern konnte. Sie war so tief in Gedanken versunken gewesen, dass sie ihren Gegenüber schon beinahe vergessen hatte.

„Ich weiß leider auch nichts. Nicht einmal etwas über Blue Iris´ Kräfte, die über die Magie Aufschluss gegeben könnten. Genau genommen weiß ich über keine seiner Fähigkeiten bescheid.“

Gab sie mit etwas gesenkter Stimme und leichter Frustration preis. Der Engelsmann seufzte leise, scheinbar sehr enttäuscht darüber auch von ihr keine Antworten bekommen zu können, die seine Gier nach Wissen stillten. Aber wenig später hatte auch er sich wieder gefangen und beantwortete die letzte Frage, die noch im Raum stand.

„Der Name Kyoshiro? Ich weiß nicht wirklich warum er mein Interesse weckte. Wieder etwas, das ich nicht beantworten kann.“

er schaute etwas ärgerlich über seine eigene Unwissenheit. Kumiko wollte nicht weiter fragen, es war nicht nötig ihn wegen einer so belanglosen Sache zu verärgern, denn offensichtlich wurmte es ihn sehr etwas nicht zu wissen. So breitete sich eine kleine, aber nicht belastende Stille zwischen den beiden aus.
 

„Kumiko-san, dürfte ich mir Blue Iris einmal genauer ansehen? Und wie genau ändert er seinen Namen?“

Manabu hatte so plötzlich wieder begonnen zu sprechen, dass die Blondine sich etwas erschreckte hatte. Auch seine Ungedult und sein Wissensdurst, welche in seiner Stimme wiederhallten, überraschten sie. Er klang fast wie ein kleines Kind, dem gerade wieder eingefallen war, dass es etwas wichtiges Fragen wollte. Antares schaute verächtlich in die Richtung des 23 Jahre alten Engelsmann, dessen Augen funkelten wie die eines Kindes. Auch seine gesamte Ausstrahlung war nur von dem reinen Wunsch nach Wissen erfüllt.

Völlig verwirrt von diesem Sinneswandel, blinzelte die Engelsfrau kurz mit den Augen, bevor sie zu erklären versuchte:

„Der Stein trägt den Namen Iris immer. Den Beinamen, der seine Farbe beschreibt, die er beim jeweiligen Träger annimmt, gibt ihm aber jeder neue Besitzer wieder. So ändert er seinen Namen. Und natürlich kannst du ihn dir etwas genauer ansehen.“

Sie fing an die Kette den Verschluss der Kette zu öffnen. Sie musste sich eingestehen, dass sie diesem Engel in gewisser Weise wirklich schon vertraute, sie hatte keine Angst, dass er sie betrügen würde. Seine leuchtenden Kinderaugen konnten einfach nicht böse sein. Unglaublich, der Engel, der vor ein paar Minuten noch erwachsener hätte gar nicht sein können, hatte sich total ins Gegenteil verkehrt. Sie dachte daran, ob er vielleicht durch seine verlorene Vergangenheit zu schnell hatte erwachsen werden müssen und sich seine Kindlichkeit in seiner herausstechensten Eigenschaft versteckt hatte, in seiner Neugierde. Wahrscheinlich war es so...

Sie hielt Blue Iris nun in ihren Händen und streckte diese weiter zu Manabu vor. Der Panther machte einen langen Hals, um auch einen genaueren Blick auf den Anhänger zu werfen und gleichzeitig beobachtete er den Engelsmann ganz genau.

Den Mund ihres Gegenübers umspielte ein Lächeln und er wollte mit seinen Händen nach Blue Iris greifen.

„Nicht, vorsicht!“

warnte die Blondine, doch die Hände des Engelsmannes hatten den Stein bereits umfasst. Als dies geschehen war, leuchtete blaues Licht durch dessen Finger auf und er gab den Stein wieder frei. Überrascht und und vor allem fasziniert starrte er abwechselt zu Blue Iris und auf die bläuliche Brandwunde, die seine Hand nun aufwies. Auch Antares wirkte verwundert und besah sich die selben Dinge genau. Die Engelsfrau hingegen war sehr still geworden und sah den Weißhaarigen nur etwas verständnislos an.

Warum hatte er das getan? Wusste er etwa nicht, dass Blue Iris nur in den Händen seines Besitzers ruhig liegen konnte und dass dieser Besitzer nur ein Mitglied der Kyoshiro Familie sein konnte? Dass der vorherige Besitzer, den Anhänger freiwillig und mit dem Wunsch ihn an die nächste Generation weiterzugeben, abgeben musste, damit nicht diese Reaktion folgte? Wusste er denn nicht, dass es immer nur eine Person geben konnte, die Blue Iris akzeptierte?

Da war er über jedes noch so kleine Detail ihrer Familie und Blue Iris informiert, aber so etwas Hervorstechendes war ihm entgangen?

„Wusstest du denn nicht, was passiert, sobald du die Finger um ihn schließt?“

etwas stockend und wie aus einer Trance erweckt sah der Engelsmann auf, um Kumiko ins Gesicht zu schauen.

„Ich hatte davon gehört, aber ich wollte es mit meinen eigenen Augen sehen.“

antwortete er nun immer noch völlig fasziniert.

Sie konnte nicht anders, sie musste einfach anfagen zu lachen. Es war zu köstlich. So wie ein kleines Kind erst glaubt, dass ein Feuer heiß ist, wenn es sich beinahe verbrannt hätte, so hatte er wohl erst geglaubt, wie Blue Iris auf so ein Verhalten reagiert, als er es selbst ausprobiert hatte.

„Bitte enttschuldige. Aber das ist...“

wollte sie ihr Betragen erklären, doch er unterbrach sie dabei.

„Kindisch, ja ich weiß. Aber so eine erstaunliche Sache nur zu hören und zu glauben, fiel mir schwer. Es ist ein Anhänger, der seinen Besitzer unter allen wiedererkennt. Erstaunlich, wirklich erstaunlich.“

„Ja, das ist es wirklich.“

stimmte sie zu, als die beiden sich allerdings wieder in die Augen sahen, begannen beide etwas zu schmunzeln.

Der schwarze Panther, der bis auf ein paar Komentare seinerseits dem Gespräch ruhig beigewohnt hatte, sprang nun auf einen Stuhl, der direkt neben dem Kumikos stand. Er schien sehr unzufrieden zu sein und fauchte Manabu an. Gebannt hatte die roten Augen den Engelsmann fixiert.

Was war denn mit ihm los? Er schien wirklich etwas gegen den Weißhaarigen zu haben. Sie wollte ihm beruhigend über sein Fell streichen, doch er entzog sich ihrer Hand und starrte Manabu unabbittlich an.

„Wo wir gerade von erstaunlichen Dingen sprechen. Dein Begleiter ist auch sehr interessant.“

stellte Manabu fest und lächelte kurz interessiert. Er ging überhaupt nicht darauf ein, dass Antares ihm so feindlich gesinnt war. Seine Stimme blieb sachlich mit einem Hauch Wissbegierde darin. Merkte er denn nicht, wie angespannt die Athmosphäre war?

„Seine Augen sind besonders ausdrucksstark. Dieser Rotton, ich habe weder einen Engel noch ein anderes Tier je mit solchen Augen gesehen.“

Kumiko schaute den schwarzen Panther an. Ja, seine Augen besaßen tatsächlich ein sanftes Rot. Diese Augen hatten sie seit ihrer ersten Begegnung in ihren Bann gezogen, ihre Wärme, die Wachsamkeit, diese Weiche darin. Aber nie war ihr die Farbe richtig bewusst geworden. Rote Augen...

Irgendwas reagierte auf diesen Umstand, sie wusste nur nicht genau was es war.

„Woher stammt er, wie bist du ihm begegnet?“

wollte der Engelsmann nun wissen und holte seine Gegenüber damit wieder ins Gespräch zurück. Die Blondine stutzte kurz. Antares saß unverändert auf dem Sthul, er zeigte keine Reaktion auf die Bitte des Engels. Nun gut, warum sollte sie diese Frage nicht beantworten? Der Weißhaarige hatte ihr auch jede Frage beantwortet, außerdem fühlte sie sich fast etwas verpflichtet ihm etwas zu entgegnen.

„Das erste Mal sah ich ihn in der Dämmerung, damals verschwand er aber sofort wieder. Es war kurz vorm Wald des Ostens. Es blieb aber nicht bei dieser einen Begegnung. Ich traf ihn noch ein weiteres Mal im Wald des Ostens, aber auch dieses Mal verschwand er wieder. Nach diesem Treffen hatte ich nun das Gefühl er sei ständig in meiner Nähe gewesen.“

begann sie zu erläutern, als ihr Zuhörer sich einschaltete.

„Das Kann ich bestätigen, seine Energie war ständig an deiner Seite, seitdem ihr den Wald betreten habt. Aber nun fahr bitte fort Kumiko-san.“

Wieder musterte die Angesprochene den Engel kurz. Seine Sinne waren wirklich aufs Äußerste geschärft, sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass dies ohne Kampftrining möglich sein sollte...

„Hm ja. Jedoch in der letzten Vollmondnacht traf ich ihn noch einmal. Ich befand mich in einer sehr schwierigen Lage, ich war sehr erschöpft und nicht vorbereitet auf den Dämonen, der mich angriff. Er rettete mich vor diesem und dann blieb er auch bei mir.“

Sie lächelte bei den letzten Worten Antares entgegen, der ihren Blick scheinbar spürte. Seine Augen fanden ihre und nach diesen zu urteilen, hätte er ebenfalls gelächelt, wäre er in der Lage dazu gewesen.

„Aber woher er stammt weiß ich nicht. Ich dachte vielleicht hier aus dem Wald des Ostens, der mit seiner üppigen Vegetation auch eine reiche Anzahl von Tieren hervorbringt.“

Manabu zog, nachdem sie geendet hatte, leicht skeptisch eine Augenbraue hoch.

„Nein von hier stammt er nicht. Seine Energie und Aura habe ich noch nie zuvor hier vernommen... Er muss seine Heimat anderswo haben. Aber dass du wirklich in der letzten Vollmondnacht angegriffen wurdest, erklärt mir Einiges. Deswegen hast du bei der Erwähung des Vollmondes in Bezug auf die Geschöfe des Bösen reagiert. Des Weiteren beweist es mir, dass ich mich doch nicht geirrt habe, als ich damals glaubte eine negative Energie, die aus Richtung des Kudaru Tsuro immer näher gekommen war, zu spüren. Sie war so schnell wieder verflogen, dass ich glaubte, mich getäuscht zu haben. Ich hätte wissen müssen, dass du ihn schnell besiegen konntest, bei deiner Aura.“

überlegte der Weißhaarige laut und hatte seine Hand nachdenklich an sein Kinn geführt.

„Ich habe ihn nicht besiegt. Wie ich bereits sagte, hat Antares mich gerettet. Ich war zu erschöpft, um zu kämpfen. Ich selbst habe nur den Kadaver verschwinden lassen, besiegt hat ihn aber Antares.“

Ihr Gegenüber schien etwas erstaunt von ihrem Einspruch.

„Dann ist unser schwarzer Panther ja noch viel interessanter als ich bisher gedacht habe. Wenn er allein einen Dämonen besiegt, das heißt schon etwas. Was war es denn für ein Dämon?“

fragte Manabu nun, während er sich wieder einmal die Raubkatze ganz genau besah.

„Ich kenne seinen Namen nicht, ich kann ihn nur beschreiben. Sein Körper hatte die Farbe eines dunklen Graus, und neben seinen Beinen hatte er um die 10 Arme, die sich völlig unabhängig von einander bewegten. Sie waren ziemlich lang. Einen Kopf hatte er nicht wirklich, nur einen kleinen Hügel, aus dem zwei größere Arme wuchsen.“

Beschrieb sie so detailiert wie möglcih das Ungetüm, das sie heimgesucht hatte. Der Engelsmann nickte wissend, scheinbar hatte er sofort vernommen, um was für ein Geschöpf der Hölle es sich gehandelt hatte.

„Verstehe. Diese Art ernährt sich von der Lebensenergie der Engel. Er hat die Fähigkeit die sogenannte weiße Lebensenergie abzusaugen. Das ist die reine, quasi gute Lebensenergie, die ein Lebewesen besitzt.

Der Engel oder jedes andere Lebewesen verliert bei kleinen Verlusten nur das Bewusstsein, kann daran aber auch sterben, sobald die Verluste der weißen Lebensenergie zu hoch sind. Man nennt sie auch schwarze Parasiten, weil sie sich von Engeln oder anderen reinen Lebewesen ernähren.

Merkwürdig, normalerweise kämpften sie nie allein, weil sie nicht stark genug im Zweikampf sind. Eigentlich fallen sie über verletzte oder geschwächte Engel her und töten sie dann. Sie sind bei den Schlachten auf der Erde sozusagen die `Müllschlucker` der Dämonen, die den Rest der verhassten Engel entsorgen.

Aber du erwähntest ja, du seist erschöpft gewesen? Vielleicht hat er sich zufällig ins Himmelsreich verirrt, bei einem geplanten Angriff wären wohl mehr gekommen. Es könnte ja sein, dass er deine Erschöpfung irgendwie gespürt hat nur...“

Sie hörte seinen Worten nur noch halb zu. Er hatte alles so nüchtern und gleichgültig von sich gegeben, das es ihr die Sprache nahm. In ihr hatten diese Fakten einen Ekel und tiefe Verachtung hervorgerufen.

Sie ernähren sich von der weißen Lebensenergie? Wie grausam.

Sie fielen nur über geschwächte Engel her? Dieser Dämon, dieser schwarze Parasit, hatte es nicht irgendwie gespürt, das sie erschöpft war, er hatte es mit 100% Sicherheit gewusst! Und er hatte sich auch sicherlich nicht hierher verirrt. An solche Zufälle glaubte sie nicht. Ein Dämon musste dochmerken, wenn er in das Reich des Himmels kam, schlißlich ist es kein Zuckerschlecken für sie, sich hier aufzuhalten!

Sie musste etwas damit zu haben. Sie musste genau diesen Moment und Zeit an ihn weitergegeben haben. Nur wie? Kumiko war klar, dass dieser Dämon nicht die Absicht gehabt hatte, sie zu töten, denn das wäre auch ihr Ende gewesen? Aber was für ein Ziel hatte dieser Angriff dann gehabt? Oder war eine solche Attacke für sie ungefährlich?

„Wie hat der Panther denn gekämpft, wenn ich fragen darf? Auch wenn ein schwarzer Parasit nicht der Zweikampfstärkste ist, so ist er dennoch nicht gerade schwach.“

Diese Frage riss sie etwas unsanft aus ihren trüben Gedanken. Eigentlich war sie ganz froh über diese Unterbrechung, denn es sah nicht so aus, als ob sie die Antwort finden konnte, zumindest nicht im Moment...

„Soweit ich es beobachten konnte mit seinen Klauen und Zähnen. Dennoch...“

Sie warf einen Blick auf Antares, der ihr schon so vertraut wirkte. Ihr fiel auf, wie wenig sie doch über ihn wusste. Trotzdem war da etwas so Vertrautes, das sie mit ihm zu verbinden schien.

„Dennoch?“

harkte Manabu nun schon etwas ungeduldig nach.

„Dennoch, die Verletzungen des Dämonen sahen komisch aus. Sie wirkten wie verbrannt, oder eher so, als seien sie von Innen her zerfressen gewesen.“

Erläuterte sie schließlich weiter. Ungläubig schaute ihr Gegenüber den Panther an. Dieser schien etwas ruhiger geworden zu sein, er ließ sogar den Blick von Manabu über sich ergehen. Moment mal, sah er vielleicht etwas stolz aus? Ach das war doch kompletter Unsinn. Woher sollte sie wissen, wie eine Raubkatze aussah, wenn sie stolz war?

„Sehr Interessant. Ich bin sehr gespannt auf unsere Reise. Es scheint sehr interessant zu werden.“

er grinste erwartungsvoll.

Inzwischen war die Sonne, die durch zahlreiche Fenster in den Raum gefallen war, verschwunden. Der Raum wurde nun von einem etwas rötlichem Licht erhellt. Draußen verabschiedete sich gerade die Sonne und somit auch der Tag.

„Ich habe mich entschieden. Wir werden doch morgen mittag hier aufbrechen, wenn dir das recht ist, Kumiko-san?“

meinte der Engelsmann und seine Stimme klang so, als ob er sich diesen Entschluss reichlich überlegt hatte. Etwas anderes hatte sie aber auch nicht von ihrem Gesprächspartner ertwartet.

„Ja, das ist mir sogar sehr recht, umso schneller umso besser. Wie lange brauchen wir zu diesem Dorf am Kudaru Tsuro eigentlich?“

„Ich schätze es wird uns wohl einen, vielleicht auch zwei Tage kosten.“

Wieder schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen, als er dies sagte.

„Aber so wie ich die Lage einschätze, wird uns wohl nicht langweilig werden.“

Kumiko seufzte, Antares hatte Manabu wieder im Visir, was zweifelsohne daran lag, dass dieser dem Panther etwas zu nahe aufs Fell rückte, um sich ihn genauer zu besehen. Fauchend sprang der Panther zur Seite.

Nein, langweilig wurde es mit den beiden sicher nicht werden, die waren ja wie Feuer und Wasser. Leise seufzte die Engelsfrau und schüttelte leicht den Kopf.
 


 

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Dieses Kapitel widme ich Ju! Alles Gute noch einmal zum Geburtstag!

Ich hoffe, dir gefällt das Kapitel, ich habe mir Mühe gegeben.
 

Natürlich hoffe ich auch, dass es allen anderen auch gefallen hat.

Der Titel ist vielleicht etwas unglücklich gewählt, aber in diesem Kapitel wird über so vieles gesprochen, dass es schwer war, was Passendes zu finden >.<
 

Vielen Dank an meine treuen und lieben Kommi-Schreiber justanotherexcuse, Kaisy und besonders heute JU!!!!
 

-knuddel-

Die Seelenrose

„Na komm schon her, ich will dir doch nichts Böses tun!“

versicherte Manabu und lief hinter Antares her, der sich weiterhin weigerte, den Engelsmann an sich heranzulassen. Immer wieder war er diesem davon gesprungen oder war sonst wie den Fängen seines Verfolgers entgangen.

Kumiko saß auf ihrem Stuhl am Tisch mit etwas Schauerwasser zu trinken und verfolgte dieses etwas merkwürdige Fangspiel. Ein breites Grinsen zierte ihren Mund. Das sah einfach zu komisch aus. Außerdem genoss sie es nur dazusitzen und zuzuschauen, wie so viel Treiben um sie herum war. Sie konnte einfach nur den Bewegungen folgen und sich etwas treiben lassen.

Draußen war inzwischen Nacht eingekehrt und das Zimmer wurde durch Lampen erhellt. Die Glimmler zogen langsam und bedächtig ihre Kreise darin.

Niemals hatte sie Geschwister gehabt, aber so in der Art musste es wohl sein? Dieses Toben, dieser Lärm, der ihr bewusst machte, dass sie nicht allein war. Irgendwie angenehm und beruhigend, auch wenn es alles andere als leise war. In gerade diesem Moment benahmen die beiden sich wie Kinder. Konnte ein Panther sich überhaupt wie ein Kind benehmen? Scheinbar schon. Sie schmunzelte über diesen verrückten Gedanken.

Wieder startete Manabu einen Versuch Antares zu fassen zu bekommen. Diesmal hatte er ihn schon fast geschnappt, doch der schwarze Panther lies sich so viel Nähe des Engels nicht gefallen, fauchte laut und widerspenstig. Er holte aus und schlug nach seinem Angreifer. Das Tier sah sehr gereizt aus und der Engelsmann war scheinbar etwas überrascht von dieser Überreaktion, so dass er dem Angriff nur knapp ausweichen konnte.

Geschockt hatte die Engelsfrau das alles verfolgt. Als sie den plötzlichen Umschwung von Spaß zu Ernst realisierte, sprank sie auf und hielt Antares fest. Nach seinem Zustand zu urteilen, war das vorher, was für sie so unbeschwert und fröhlich ausgesehen hatte, für ihn nie ein Spiel oder Spaß gewesen.

„Was ist nur in dich gefahren, Antares?! Was soll das denn?“

fragte sie die Raubkatze unnötigerweise vorwurfsvoll. In ihren Armen war der Panther wieder ruhiger geworden. Er schaute den Engelsmann dennoch nicht freundlich gesinnt an. Sie schaute zu Manabu hinüber. Völlig unbeteiligt stand der Engel dort und beobachtete den Panther. Seine Wange wies einen kleinen Kratzer auf, er blutete zwar nicht, aber die Haut hatte sich dort leicht rot gefärbt. Dabei hatte Antares ihn nicht einmal berührt.

„Alles in Ordnung, Manabu-san? Tut es weh? Hat er dich verletzt?“

fragte sie sofort besorgt und eilte an die Seite des Engelsmannes. Dieser nahm erst seinen Blick von Antares, als die Blondine neben ihm stand.

„Was? Nein, es tut nicht weh, kein bisschen. Ein ganz schönes Temperament hat unser Freund.“

gab er lächelnd von sich. Langsam glaubte sie wirklich, dass ihn nichts wütend machen konnte, außer seiner eigenen Unwissenheit. So jemanden wie ihn hatte sie wirklich noch nie getroffen.

„Ja, das stimmt, allerdings ist mir das erst aufgefallen, seitdem er auf dich getroffen ist.“

stimmte sie etwas gedankenverloren zu, während sich ihre Hand auf die verletzte Wange zubewegte. Der schwarze Panther gab ein unzufriedenes Grummeln von sich, ihm schien ihre Bewegungsrichtung nicht gerade zu gefallen. Was war nur los mit ihm?

„Nun gib aber Ruhe! Du bist schließlich schuld daran, reiß dich endlich mal zusammen!“

fuhr sie ihn leicht genervt an. Sofort verstummte Antares, beleidigt kehrte er ihnen den Rücken.

Sie legte ihre Hand auf die Wange des Engelsmannes und ein weißes Licht erschien. Nach wenigen Sekunden verschwand es wieder und nachdem ihre Hand die verletzte Stelle wieder verlassen hatte, war keine Rötung mehr zu sehen.

„Heil-Magie, verstehe. Ich habe gehört es sei sehr schwer diese zu erlernen?“

stellte ihr Patient mit einem lobenden Unterton fest.

„Ich habe sehr früh angefangen sie mir anzueigenen, als Kind lernt man Vieles leichter. Mittlerweile beherrsche ich sie sehr gut.“

erwiderte Kumiko nur mit einem leichten Schulterzucken. Für sie war dies nun nichts Besonderes mehr.

„Das kann ich nur bestätigen“

Er lächelte sie dankend an.

„Sag mal, könntest du mir einen Gefallen tun?“

bat der Weißhaarige nun wieder etwas ernster.

„Einen Gefallen? Welchen denn?“

erkundigte sich die Blondine sogleich gewillt ihm diesen Wunsch zu erfüllen.

„Könntest du Antares festhalten, damit ich mir sein Fell mal etwas genauer ansehen kann? Wenn du ihn hälst ist er so viel ruhiger und gelassener.“

erklärte er ihr seinen Wunsch in aller Ruhe.

„Ähm ja natürlich, warum nicht?“

So war es vielleicht besser, sonst würde mit Sicherheit noch einmal eine solche Jagt in Gange kommen, denn Manabu würde nicht ruhen, bevor er nicht seinen Wissensdurst gestillt hatte, da war sie sich sicher.

Der schwarze Panther bewegte sich langsam weiter weg. Es war fast so, als wolle er sich heimlich davonschleichen. Er hatte wohl sehr gut verstanden, worum es in dem kurzen Gespräch gegagen war. So langsam glaubte sie wirklich, dass es der Raubkatze, wie auch immer, möglich war, ihre Sprache zu verstehen. Sie verschrankte ihre Arme vor der Brust, dieses Tier war manchmal echt anstrengend. Wo war ihr umgänglicher, lieber Antares hin?

„Bleib sofoert stehen. Komm jetzt her und wir bringen es hinter uns.“

etwas genervt waren ihr diese Worte über die Lippen gekommen. Der Panther drehte sich um, und als er ihren Gesichtsausdruck sah, kam er sofort zu ihr.

„Du kannst wirklich zum Fürchten sein, Kumiko-san. Selbst unser Hitzkopf scheint es nicht darauf anlegen zu wollen, dich zu verärgern.“

schmunzelte der Engelsmann, als er sich hinunterbeugte und sich das Fell von Antares, der von Kumiko gehalten wurde, näher besah.

Hatte sie denn so böse geschaut? Das konnte sie sich gar nicht vorstellen.

„Ah, wie ich es mir gedacht habe, schau hier im Licht sieht man kleine Rosetten. Daran erkennt man, dass der Panther eben nur ein Zweig der Art des Leoparden ist.“

Tatsächlich er hatte recht, auch sie konnte diese Rosetten sehen. Nun erhob sich Manabu mit einem triumphirenden Lächeln auf den Lippen.

„Wir wollen seine Geduld ja nicht herausfordern. Du bist sicher müde, nicht wahr, Kumiko-san? Komm ich zeige dir ein Bett, in dem du nächtigen kannst.“

schlug der Weißhaarige vor und deutete in Richtung einer Tür.

„Das ist nett danke.“

entgegnete sie ihm und erhob sich schließlich auch. Sie folgte ihrem Gastgeber in einen Flur und dann in ein Zimmer. Darin stand ein Bett und ein kleiner Schrank. Es sah gemütlich aus und das Bett schien sie bereits zu sich zu rufen. Sie war wirklich müde.

„Schlaf gut, Kumiko-san“

„Du auch Manabu-san“

Er verließ das Zimmer und ließ sie allein. Sie zog die Vorhänge des kleinen Fensters zu und legte sich dann auch schon ins Bett. Warum es in diesem Haus wohl ein Gästezimmer gab? Eigentlich war es ihr so vorgekommen, als ob Manabu nicht oft Besuch hatte. Am besten fragte sie ihn morgen einmal.

Gerade als sie ihre Augen geschlossen hatte, ging die Tür etwas auf und ein Schatten sprang zu ihr ins Bett. Sie brauchte nicht einmal die Augen zu öffnen um sagen zu können, wer dieser Schatten war. Es war Antares. Jetzt kam er wieder an und wollte es sich schön gemütlich machen und so tun als wäre nichts gewesen. Sie öffnete die Augen und schaute genau in die des Panthers. Seine roten Augen sahen so mitleidig und bittend drein, ja fast schon unterwürfig. Wer konnte da widerstehen? Der junge Engel jedenfalls nicht.

„Na schön, aber nur wenn du dich vor Manabu in nächster Zeit zusammenreißt. Ich hab eh keine Ahung, warum du überhaupt was gegen ihn hast. Also Bedingung akzeptiert?“

Antares schaute ihr noch immer in ihre saphierblauen Augen und sie meinte zu verstehen, dass er einverstanden ist. Danach legte sich das Tier hin und sie legte eine Hand auf seinen Kopf.

Es vergingen wohl kaum noch ein paar Minuten, bis beide seelig eingeschlafen waren.
 

Vogelstimmen und ein Duft von Brötchen weckte sie am nächsten morgen. Als sie ihre Augen öffnete schaute der Panther sie schon erwartungsvoll an. Es war so wie immer in der letzten Zeit, das Erste was sie am morgen sah, war er.

„Guten morgen“

begrüßte sie ihren Begleiter und schenkte ihm ein Lächeln.

Sie dachte kurz über den gestrigen Abend nach. Er hatte sie wirklich ein Stück nach vorn gebracht, Manabu war wirklich ein Segen gewesen und seine Augen erinnerten sie immer ein wenig an die ihrer Mutter. Ihre Mutter....

Ihr fiel auf, dass er nie genauer nach ihren Eltern gefragt hatte. Nicht einmal nachdem er ihren vollen Namen kannte. Ihr war das gar nicht so bewusst geworden, aber sie war ihm im Nachhinein sehr dankbar dafür. Sie lächelte etwas. Er war wirklich sehr rücksichtsvoll gewesen.

Kumiko und Antares gingen hinunter, wo der Engelsmann schon mit Frühstücksbeschäftigungen zugange war. Für so fürsorglich hätte sie ihn gar nicht gehalten. Aber mit dem Feingefühl gegenüber ihren Eltern hatte er sie ja auch etwas überrascht.

„Gut geschlafen ihr zwei?“

fragte er, als er die beiden Neuankömmlinge bemerkte.

„Ja, haben wir, du auch? Das riecht ja herrlich hier“

lonte die junge Engelsfrau und schnuperte noch einmal an der wundervoll duftenden Luft.

„Ja, ich auch. Vielen Dank, das sind wohl die Brötchen.“

Sie wunderte sich, dass er hier draußen Mehl und all die anderen Dinge zum Vorbereiten des Frühstückes hatte. Sie hatte geglaubt er lebe hier sehr spartanisch, besonders was das Essen anginge.

„Woher sind all diese Zutaten wenn ich fragen darf?“

wollte sie wissen und setzte sich dann an den gedeckten Frühstückstisch.

„Aus einem Dorf, dass nur einen Tagesmarsch entfernt liegt. Ich versuche mich alle zwei Wochen einmal dorthinzubegeben“

erklärte er ihr ruhig.

„Was ich mich schon lange frage, warum lebst du hier so abgeschieden? Deine Bücher könntest du auch genauso gut in einem kleinen Dorf lesen und dann müsstest du nicht so lange Strecken für das Essen auf dich nehmen“

stellte sie nun die Frage, die sie schon seit geraumer Zeit beschäftigte. So ungesellig war der Weißhaarige nun wirklich nicht.

„Das Mag stimmen, aber mich zieht es immer wieder hierher zurück. Du musst wissen ich habe dieses Haus nicht gebaut. Vor 10 Jahren, als ich durch diesen Wald irrte, kam mir der Weg hier her so bekannt vor, ich wusste, dass hier etwas sein musste. Als ich ankam sah ich dieses Haus. Es war bereits damals so eingerichtet wie jetzt. Ich schätze ich fühle mich hiermit verbunden, weil es etwas der wenigen Dinge ist, die mir aus meiner Vergangenheit vertraut zu sein scheinen. Es ist zwar nicht einmal eine kleine Erinnerung sondern nur ein Gefühl, denn Anhaltspunkte fand ich hier auch keine, aber so ist es nun einmal.“

schloss er seine Eläuterung und die Blondine nickte. Es war nur natürlich, dass man an den Ort zurückkehrte, der einem eine gewisse Vertrautheit und Geborgenheit bot.

„Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, das kann ich verstehen“

Er nickte ihr zu und überreichte ihr dann ein Brötchen. Er hatte das Haus also nicht erbaut? Das erklärte, warum es hier ein Gästezimmer gab.

Nun setzte sich auch der Engelsmann hin und nahm sich ein Brötchen.

Hm, irgendetwas fehlte, sie überlegte kurz.

Aber natürlich, der schwarze Panther hatte sich während der gesamten Unterhaltung nicht eingemischt. Er hatte sich wohl an die Bedingung gehalten. Sie lächelte ihm zu. Er konnte ja brav sein, wenn er wollte.

Nach dem verzehr des ersten Brötchens trafen Manabus Augen die von Antares.

„Er ist ja heute so ruhig“

wunderte sich der Weißhaarige etwas.

„Ja, nicht wahr?“

gab sie lächelnd zurück. Der Panther sah die beiden etwas vorwurfsvoll und ärgerlich an. So, als wollte er sagen: Das mache ich bestimmt nicht freiwillig.

„Sag, was frisst er eigentlich? Ich glaube er hat auch Hunger. In Büchern habe ich gelesen, Panther seien Fleischfresser. Stimmt das?“

ganz ruhig und sachlich formulierte er diese Frage. Kumiko jagte sie einen kleinen Schrecken ein. Wie konnte er so ruhig vermuten, das Tier sei ein Fleischfresser?!

„N...nein, natürlich nicht. Solche Lebewesen gibt es hier nicht, Manabu-san. Aber du hast recht, wir können ihm hier nichts voressen.“

stammelte sie, anfangs noch etwas geschockt von der Annahme des Weißhaarigen. Sie glaubte zu wissen, dass der vorwurfsvolle Blick von Antares vorallem ihr galt. Sie schämte sich etwas, dass sie nicht sofort an ihren Begleiter gedacht hatte. Er hatte sicher auch Hunger, wie hatte sie ihn übergehen können?

„Ich habe ihm im Wald des Ostens Beeren gegeben. Wenn ich es mir recht überlege, waren das merkwürdige Beeren, sie schienen die Kräfte wieder etwas aufzutanken.“

erklärte sie nun etwas mehr über die Essgewohnheiten des Panthers.

„Ah, verstehe. Waren diese Beeren zufällig violett?“

„Ja, das stimmt, kennst du diese Pflanze?“

Warum war sie eigentlich so verblüfft? Es war doch klar gewesen, dass ihr Gegenüber diese Beeren kannte. Er lächelte wissend und stand auf.

„Kommt mal mit, ich zeige euch etwas.“

meinte er und stand vom Tisch auf. Nun ging er voraus. Sie stand ebenfalls auf und auch Antares folgte ihr.

Wieder durchquerten sie die kleine Hütte. Die Wolkenwände waren einfach, trotzdem stabil gearbeitet. Zumindest traf das auf die Wände zu, die sie sehen konnte, denn so viel war meist nicht davon zu endecken, weil große Bücherregale die Sicht auf sie versperrten. Ansonsten war das Haus überal gemütlich eingerichtet, es lud zum Entspannen ein.

Sie fragte sich wer dieses Haus wohl erbaut hatte, wenn Manabu es schon so vorgefunden hatte. Merkwürdig, dass in all der Zeit, in der er nun schon hier lebte, nie jemand gekommen ist und Anspruch darauf erhoben hatte.

Der Engelsmann öffnete eine weitere Tür und ihr schlug helles Licht ins Gesicht. Der Raum, der sich vor ihr erstreckte, war wunderschön. Große Fenster erhellten ihn, es gab sogar ein großes in der Decke, das Licht hineinließ. Soetwas hatte sie noch nie gesehen. Am Ende des Raumes stand eine große Tausendjährige Eiche, die in die Wolkenwand hineingebaut wurde. Man sah zwar nur einen Teil ihres Stammes, doch an seiner Größe konnte man die Pflanzenart leicht herausfinden. Wenn man durch das Fenster im Dach schaute, konnte man den Rest der Eiche erblicken.

Am Fuße des Baumes wuchsen viele verschiedene andere Pflanzen. Ihre Vielfalt glich der, die sie vorher im Wald des Ostens bewundert hatte.

Der Engelsmann bewegte sich zielsicher auf einen kleinen Beerenstrauch zu und deutete auf die violetten Beeren.

„Ja, genau das sind sie!“

bestätigte sie die stumme Frage des Weißhaarigen.

„Man nennt sie auch Lebensfrüchte, weil sie, wie du schon erwähntest, verbrauchte Energie zurückgeben, zwar nicht in Massen, aber doch einen kleinen Teil.“

Er pflückte ein paar und hielt sie dem Panther hin. Dieser reagierte nicht und drehte seinen Kopf weg. Kumiko seufzte, soweit war es mit seiner Koorperationbereitschaft dann wohl doch nicht.

Sie ging und nahm Manabu die Beeren ab, wobei sie ihm entschuldigend zulächelte.

Sie hockte sich vor der Raubkatze hin und bot ihm die Früchte abermals an. Doch auch bei ihr zögerte Antares, bis er sie schließlich aß.

Während er dies tat, schweifte ihr Blick durch den Raum. Auf der anderen Seite des dicken Stammes der Eiche erregte eine Blume ihre Aufmerksamkeit. Ihre Augen wurden groß und funkelten etwas. Es war eine weiße Rose, die sich stolz und wunderschön ein Stück weit an der Eiche hinaufrankte. Langsam stand sie auf und näherte sich dieser Pflanze. Sie war einfach traumhaft schön. Die Blüten waren voll und glänzten förmlich im Sonnenlicht.

Sie konnte nicht anders, die musste eine der Blüten anfassen und daran riechen.

Doch als sie eines der Blütenblätter berührte, veränderte sich die Farbe der gesamten Blüte. Diese eine war nun saphirblau geworden und unterschied sich so deutlich von den anderen.

Die Engelsfrau war sehr verwirrt, was war denn nun geschehen?

„Keine Sorge, das ist eine Seelenrose. Sie nimmt die Farbe der Seele desjenigen an, der Ihre Blüte berührt. Die anderen sind nur weiß, weil ich mich um sie kümmere und sie so dauernd berühre. Scheinbar hat meine Seele eine weiße Farbe und deine eine Saphierblaue.“

erklärte der Weißhaarige ruhig und sachlich wie immer.

Davon hatte sie noch nie gehört. Noch nie hatte sie eine Pflanze gesehen, die ihre Farbe so plötzlich ändern konnte. Ihre Seele war also saphierblau? Und Manabus war weiß? Hatte das irgendetwas zu bedeuten? Wenn ja, was?

Irgendworan erinnerte sie die Farbe, die die Blume in ihren Händen angenommen hatte.

Aber natürlich! Mit der anderen Hand nahm sie Blue Iris und verglich die Farbtöne. Sie waren vollkommen identisch. Sollte das etwa heißen, dass auch er die Farbe der Seele annahm?

Das würde erklären, warum sie sich von Besitzer zu Besitzer änderte. Aber woher stammte dieser leicht weiße Schein, der den Anhänger noch umgab?

„Haben die einzelnen Seelenfarben eine Bedeuntung?“

wollte sie nun, noch leicht in Gedanken erfahren. Der Engelsmann grinste wissend.

„Aber natürlich. Sie sagen etwas über den Träger der Seele aus. So wie wir alle verschieden sind, haben auch unsere Seelen alle verschiedene Farben. Manche ähneln sich zwar vom Farbton, doch du wirst nie zwei Personen mit exakt der gleichen Farbe finden. Jeder Engel hat eine etwas andere Farbe, wie auch jeder Engel verschieden ist.“

Das klang logisch, aber etwas anderes hatte sie auch nicht erwartet.

„Wie kann diese Rose denn nur die Farben der Seelen erfassen? Und wie kann sie diese annehmen?“

fragte sie sogleich wissensdurstig weiter, doch der Gesichtsausdruck Manabus verfinsterte sich etwas. Alles klar, er wusste es auch nicht, bloß nicht noch weiter nachharken. Sie wollte eigentlich gar nicht wissen, wie der Engel war, wenn er richtig wütend war. Antares war an die Seite der beiden getreten und musterte die Rose. Mit seiner Schnauze berührte er, wohl eher unabsichtlich, eine der unteren Blüten. Auch diese verfärbte sich sofort und nahm ein warmes Rubinrot an.

„Auch bei Antares hat sie sich verfärbt.“

stellte die Engelsfrau verwundert fest.

„Ja, das tut sie bei jedem Lebewesen, dass sie berührt, da auch jedes Lebewesen eine andere Seele hat. Wartet hier kurz, ich werde nachschauen, was eure Farben bedeuten, das wollt ihr doch sicher wissen, nicht wahr?“

damit verschwand er wieder. Ja, sie wollte wissen was die Farbe bedeutete. Um ehrlich zu sein war sie ganz schön gespannt, was dabei herauskam.

Der Weißhaarige kam wieder ins Zimmer mit einem Buch in der Hand. Er besah sich erst die Farbe der Blüte, die der schwarze Panther berührt hatte, genau. Nach ein paar Augenblicken schaute er ins Buch.

„Diese Farbausrichtung steht für Stärke, Aktivität, Lebensfreude, Verführung, Kraft, Mut, Wärme, Zuverlässigkeit, Leidenschaft und Schutz. So das waren die positiven Eigenschaften. Die Farbe steht aber auch für Agressivität, Launischkeit, Zorn, Impulisivität, Ungedult, Einsamkeit, Sturheit und für das Laute.

Na das ist ja eine bunte Mischung mein lieber. Gesagt sei aber, dass vielleicht nicht all diese Eigenschaften zutreffen, da ich nicht weiß, wie genau und richtig ich die Farbe deuten konnte.“

Nach einem musternden Blick auf Antares Reaktion fügte er aber hinzu:

„Aber ich denke, dass das meiste durchaus zutreffend kann.“

Der Panther schenkte ihm einen ärgerlichen Blick, tat aber nichts weiter. Den Engel störte die Feindseeligkeit des Tieres nicht besonders, er war schon wieder dabei sich Kumikos Blüte anzuschauen. Sie hatte nicht alle Eigenschaften von Antares mitbekommen, weil Manabu sie etwas eilig hinuntergerattert hatte, aber ein paar Dinge schienen wohl zu stimmen, obgleich noch längst nicht alles.

„Also, auch hier sei gesagt, dass ich Fehler meinerseits nicht ausschließen kann. Sie soll im positiven für Harmonie, Freundlichkeit, Treue, Ferne, Begeisterungsfähigkeit, Sehnsucht, Klugheit, Sportlichkeit, Beständigkeit, Heil, Mitgefühl, Loyalität, Entschlossenheit und Mut stehen, kann aber auch für Kälte, Schwermut, Trauer, Unglück, Lüge, Launischkeit, Trotz, Sturheit und Naivität stehen.“

führte er die Eigenschaften auf, die für die Saphirblaue Farbe standen.

War sie naiv? Oder trotzig? Nein, bestimmt nicht. Na ja, er hatte ja gesagt, dass nicht alles zutreffen muss, dann stimmten halt die beiden und vielleicht noch ein paar andere nicht.

Die Lüge? Hm, das stand also auch für sie, was? Na sowas aber auch. Lüge, was für ein hässliches Wort, und doch...

„Alles in Ordnung, Kumiko-san?“

Sie musste wohl sehr traurig geschaut haben, denn Manabu sah sie etwas merkwürdig besorgt an.

„Ach was, nein gar nichts! Was bedeutet denn deine Farbe?“

sie wedelte abwehrend mit den Armen und versuchte sogleich auf ein anderes Thema zu lenken.

„Laut diesem Buch ist meine Blütenfarbe gleichgesetzt mit Intelligenz, Leichtigkeit, Neugier, Genauigkeit, Frohsinn, und Hilfsbereitschaft. Negativ sind Verlust, Ehrgeiz, Einsamkeit, Gleichgültigkeit und Überheblichkeit. Wie gesagt nicht alles trifft zu. Der Jemand der dieses Buch irgendwann verfasst hat, konnte schließlich nicht allwissend sein, denn das ist bekanntlich ja nur Gott.“

er lächelte kurz über seine Erläuterung. Ja, das stimmte wohl, aber eine Menge Dinge trafen auch zu. Man bedenke nur den Verlust seiner Erinnerungen und die Einsamkeit, aber auch die Neugierde war eine nicht zu übersehende Eigenschaft des Engels.

„Nun sollten wir aber aufbrechen. Die Sonne steht schon sehr hoch.“

gab der Weißhaarige zu bedenken. Sie schaute durch das obere Fenster hinauf in den Himmel. Er hatte recht. Sie nickte ihm zu.

Ja, sie sollten gehen.
 

____________________________
 

Und wieder geht die Reise weiter^^
 

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen :)
 

Wer Lust hat sich die Rosenfarben einmal anzuschauen:
 

Kumikos Blüte:
 

http://www.tobacco-bloom.de/Info/Blaue_Rose.jpg
 

Antares´Blüte:
 

http://www.adpic.de/data/picture/detail/Rote_Rose_14113.jpg
 

Manabus Blüte:
 

http://res.dada.at/img/grenzenlos/WeisseRose.jpg
 

Viielen lieben Dank an Ju und Kaisy meine fleißigen Kommi-Schreiber!!
 

-knuddel-

Die Legende der Rose des Lichts

Manabu pflückte noch ein paar der Lebensfrüchte und suchte sich sonst noch einige Dinge zusammen. Als letztes nahm er seinen Bogen. Damit verließen sie schloeßlich das Haus.

Noch einmal wandte der Engelsmann seinen Blick zum Haus hin, das so lange Zeit seine Heimat gewesen war. Einige Momente ruhten seine Augen auf dieser kleinen Wolkenhütte, die dort so verträumt und idyllisch zwischen den riesigen Bäumen stand. Sonnenstrahlen erhellten sanft die kleine Lichtung. Es war wirklich ein malerischer Anblick.

„Möchtest du wirklich mit uns kommen?“

fragte Kumiko den Engelsmann, da sie doch meine einen kleinen Hauch von Schwermut in seinem Blick zu erkennen. Die Augen des Weißhaarigen wanderten nun zur Engelsfrau hinüber und auf seinen Lippen bildete sich ein freundliches Lächeln.

„Aber natürlich. Ich sage so etwas nicht einfach so daher. Das Ganze ist viel zu interessant, um es jetzt aufzugeben.“

Von Antares war ein kaum hörbares Aufstöhnen als Resonanz auf die Erklärung von Manabu zu hören.

Ja, eine solche Antwort hatte sie von diesem Engel erwartet. Obwohl sie ihn noch nicht lange kannte, dachte sie dennoch: typisch.

Es war eben seine Art, sucg nut dem Unbekannten zu beschärftigen, um seiner Neugier gerecht zu werden.

Sie erwiderte das Lächeln und dann setzten sie sich in Bewegung.

Der Engelsmann ging zielstrebig voran, der schwarze Panther folgte an ihrer Seite. Auch sein Blick war nur nach vorn gerichtet. Sie schien die einzige zu sein, deren Blick immer wieder kurzzeitig an Pflanzen oder Tieren ihrer Umgebung haften blieb. Sie kam sich damit schon langsam kindisch vor, denn ihre beiden Begleiter interessierten sich so gar nicht für ihre Umwelt. Beide zwar aus verschiedenen Gründen, die aber die selbe Folge hatten.

Manabu inspizierte die Pflanzen und Tiere nicht, weil er das sicher schon bei anderer Gelegenheit gründlichst getan hatte. Nun war es für ihn keinen längeren Blick mehr wert, seine Wissbegierigkeit war in dieser Hinsicht genügend gestillt. Antares schaute bestimmt nicht nach diesen Dingen, weil ihn nur das Ziel beschäftigte. Zumindest schloss sie das aus seinem Blick, der entschlossen und zielorientiert schien.

Oder schätzte sie den Panther falsch ein? Bei ihm fiel es ihr das des Öfteren schwer.

Sie wusste auch nicht genau warum. Ihn umgab immer noch etwas Geheimnisvolles, etwas, das ihn schier undurchschaubar machte.

Den Bogen trug der Weißhaarige auf dem Rücken doch immer wieder fiel ihr auf, wie der junge Engelsmann zu Antares hinüberschielte. Er schien dem Engel viel beachtenswerter als die Natur um ihn herum zu sein.

Der Panther wirkte langsam genervt von dieser ständigen Beachtung, ging aber in keinster Weise auf seinen Beobachter ein.

Immerhin etwas, sie hatte jetzt wirklich keine Lust auf Streit.

„Stimmt etwas nicht, Manabu-san?“

fragte sie schließlich, um die Spannung zwischen den beiden etwas aufzulösen.

„Nein, nein, alles in Ordnung. Schau, wie unser Panther geht und nach vorne schaut. Er ist wirklich interessant, ich wüsste zu gern mehr über ihn.“

Ja, diesen Wunsch konnte sie nur allzu sehr teilen. Warum war er hier? Gehörte er hier her? Warum folgte er ihr? Sie seufzte diese Fragen führten ja zu nichts, außer vielleicht zu ihrer eigenen Frusttration über ihre eigene Unwissenheit. Sie musste wohl abwarten, ob sie darauf eine Antwort finden würde. Aber konnte die Zeit überhaupt ihre Fragen klären konnte?

Sie gingen weiter und die Pflanzenarten änderten sich beinahe schon nach allen hundert Metern, an denen sie vorbeizogen. Manchmal konnte Kumiko einfach nicht anders und sie blieb plötzlich stehen.

Keiner nahm ihr das Übel, Manabu schien sich gar zu freuen, wenn er ihr etwas von seinem Wissen mitteilen konnte. Mit einem Lächeln, das schon manches Mal etwas überlegen schien, erklärte er ihr Besonderheiten und anderes Interessantes. Sein Wissen war wirklich riesig und umfangreich. Immer wieder beschlich sie das Gefühl neben einem sprechendem Lexikon zu stehen. Aber trotzdem genoss sie jeden seiner Vorträge und versuchte sich so viel wie möglich zu merken. Wer wusste schon, wofür sie dieses Wissen einmal nutzen konnte?

Am Abend machten sie Halt, um sich etwas auszuruhen. Nur ein paar wenige Sterne blitzten zwischen dem Blätterdach der Bäume hindurch. Die Tausendjährigen Eichen hatten sie heute schon ein ganzes Stück weit hinter sich gebracht. Diese Bäume hier waren im Gegensatz zu ihnen wahrliche Zwerge.

Sie hatten es sich schon alle gemütlich gemacht und sich für die Nacht vorbereitet, als der Blondine eine Frage einfiel, die sie unbedingt stellen musste.

„Manabu-san, was denkst du über Sterne?“

fraget sie schließlich gespannt auf die Antwort ihres Gesprächspartners.

„Es sind Planeten, die ihr Licht hierher senden“

Was für eine nüchterne Antwort, sie hätte es sich ja denken können. Sie musste fast seufzen, als sie seine Worte hörte. Ja, das sah dem Engelsmann ähnlich so logisch zu denken.

„Zumindest sagen das die Mensch über Sterne. Allerdings wissen die Menschen nicht einmal, das wir hier oben leben, auf den Wolken. Sie sind einfältig und können sich diese Tatsache nicht vorstellen. Denn wie soll man auf Wolken leben, die sich auflösen, wenn sie sich abgeregnet haben? Wie soll man auf etwas leben, das ständig seine Position mit dem Wind ändert?“

fügte er ruhig und gelassen hinzu, während er etwas in den Himmel sah.

Etwas verständnislos saßen Antares und sie dem Engel gegenüber. Jetzt kam sie nicht mehr mit, wie meinte er das, worauf wollte er hinaus?

„Wie meinst du das? Wie kommst du von den Sternen auf die Wolken? Und wieso sollten sich Wolken auflösen, sobald sie sich abgeregnet haben?“

wollte sie etwas verwirrt wissen. Die Wolken sollten sich auflösen? das war doch Quatsch.

Der Weißhaarige lächelte wissend und etwas überlegen. Es war sein so typisches Lächeln.

„Ich komme von den Sternen auf die Wolken, weil beides Dinge sind, die man von einem Platz weit unten am Himmel, am Firmament sieht. Die Menschen sehen ihre Wolken und schließen von ihren Kenntnissen über sie unsere Existens darauf aus. Doch was sie nicht wissen ist, dass ihre Wolken nicht auch unsere Wolken sind. Die meisten Wolken auf der Erde mögen die Eigenschaft haben, sich, nachdem sie sich abgeregnet haben, aufzulösen, unsere Wolken nun aber bekanntlich nicht. Sie bleiben bestehen. Sonst wäre ein Leben auf ihnen schließlich wirklich unmöglich.“

Die Blondine versuchte der ruhigen und sachlichen Stimme des Weißhaarigen zu folgen. Verdammt, war das alles verwirrend.

„Aber auch wir sprechen doch davon, dass eine Wolke z.B. einen Schauer auf die Erde fallen lässt.“

wandte sie schließlich ein, nachdem sie ihre Gedanken etaws gewordnet hatte.

„Das ist richtig. Siehst du, die Wolken sind im jeden Fall Trennwende zwischen den Welten. Sie verbinden und Trennen sie gleichzeitig. Aber nur manchmal sind diese, unsere Wolken, für die Menschen zu sehen. Und zwar wenn es mal wieder eine Schlacht oder Auseinandersetzung zwischen Engeln und Dämonen gibt. Die Welten sind immer in Bewegung und stehen nie still. Aus irgendeinem Grund nähern sich die Welt der Menschen und die der Engel in einem solchem Augenblick besonders an. Die mächtigen Wolken, die unser Lebensgrund sind, können nun von den Menschen gesehen werden. Nur dann sind ihre Wolken auch unsere. Ansonsten sind die Wolken, die die Menschen sehen eine Erschaffung ihrer Welt und keinesfalls mit unseren zu vergleichen.

Du hast recht, trotzdem sprechen wir davon, dass sich die Wolken auf der Erde abregnen. Nun bei solchen Auseinandersetzungen tun sie es auch und das kräftig. So entsteht Sturm oder auch Gewitterwasser. Das Wasser, das normalerweise abgeregnet wird, fällt aber nicht aus sichtbaren Wolken, zumindest nicht sichtbar für die Menschen, auf die Erde. Es landet sozusagen direkt in ihrem Boden. Ich glaube die Menschen nennen es Grudnwasser.

Ich würde es allerdings eher Lebenswasser nennen, denn durch dieses Wasser, das ürsprünglich aus dem Himmelsreich kam, ist das Leben auf der Erde überhaupt nur möglich. Die Wolken von der Erde nehmen dieses auf, wenn es an die Oberfläche gelangt und lassen es dann auf die Erde fallen, verstanden?“

Etwas überrascht schaute sie den Engelsmann an. Das waren jetzt ganz schön viele Informationen auf einmal. Woher hatte er nur dieses umfangreiche Wissen, auch aus Büchern?

„Ich denke schon“,

meinte sie etwas unsicher,

„Aber was ist nun...“

„..mit den Sternen?“

beendete sie schließlich leicht stockend ihren Satz. Der Engelsmann nickte leicht.

„Wie ich schon sagte, mit den Sternen ist es ähnlich wie mit den Wolken. Wir sehen sie am Himmel, wissen aber nicht genau, was sie sind. Was die Wolken für uns sind wissen wir Engel ganz genau, die Menschen aber nicht. Die Menschen sehen auch die Sterne, genau wie wir. Sie sind in beiden Welten zu sehen, obwohl beide unabhängig voneinander existieren, na ja obwohl, ohne das Wasser aus dem Himmelsreich wäre die Welt der Menschen dazu wohl nicht in der Lage. Deshalb denke ich, das die Sterne zu einer Welt gehören, die unsere und die Welt der Menschen umschließt. Was sich dort verbirgt gilt es allerdings noch herauszufinden.“

Er lächelte entschlossen und gleichzeitig vergnügt, ein Funkeln war in seine Augen getreten. Dieser Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass er dieses Geheimnis auch noch lüften wollte.

Dieser Wissendurst war wirklich unglaublich. Seine Erklärung klang stimmig, trotzdem war es nicht das, was Kumiko glaubte...

„Sag, verbrauchen die Menschen denn das Wasser? Ich habe gehört es soll dort einen Kreislauf geben, in dem das Wasser nur ganz gerigfügig verbraucht wird, wenn überhaupt.“

harkte sie nun wieder beim Thema des Wasser nach.

„Ja, das sagen die Menschen. Doch ihr Wasser wird in weit aus höheren Dimensionen verbraucht, als sie annehmen. Immer dann, wenn ein Dämon geboren wird, oder ein Mensch vom Bösen verführt wird, oder wenn sonst das Böse seine Finger im Spiel hat, verschwindet etwas von ihrem Grundwasser. Warum kann ich dir nicht sagen...“

diese Tatsache schien ihn diesmal nicht anzuspornen, sondern zu ärgern. Erverzog kurz das Gesicht.

„...Also ist es sehr wichtig, dass immer wieder neues Grundwasser durch das Himmelsreich geschenkt wird“

Sie nickte. Schon wieder war das Böse für etwas verantwortlich zu machen. Die Menschen wurden wirklich sehr in ihrem Leben von ihm beeinträchtigt, auch wenn sie dies nicht wussten...

„Nun Kumiko-san, was denkst du denn über die Sterne, wenn dich meine Meinung so interessiert?“

Brachte der Weißhaarige nun wieder die Rede auf die Ausgangsfrage der Blondine. Sie wurde leicht rot, neben seiner logischen Ansicht kam ihr ihre so kindlich und träumerisch vor, ja, sogar etwas naiv. Trotzdem sagte sie mit fester Stimme und einem Lächeln auf den Lippen, während sie zum Himmel blickte:

„Ich denke, das jeder Stern ein Lebewesen wiederspiegelt. Wenn es ihnen gut geht, dann funkeln sie ein wenig heller und wenn es ihnen schlecht geht ein bisschen weniger. Sie beschützen uns, wenn wir leben und geben uns ein Heim nach dem Tod.

Ja, das ist es, was ich glaube.“

Etwas erstaunt schaute sie der Engelsmann. Dann begann er zu grinsen und etwas zu schmunzeln.

„Ich muss schon sagen, diese Ansicht passt zu dir, wirklich. Sie ist vielleicht etwas kindlich, dafür sieht man aber deinen guten Glauben und deine Zuversicht darin.“

Sie wurde wieder etwas rot um die Nase, etwas peinlich war ihr das schon. Antares schmiegte sich an sie. Ihm gefiel ihre Ansicht scheinbar gut. Zumindest schloss sie das aus seinem Verhalen.

Vielleicht, weil er sich nun denken konnte, warum sie ihn Antares getauft hatte? Vielleicht. Sie glaubte jedenfalls daran, dass der Stern, den die Menschen Antares nannten das Leben des Panthers wiederspiegelte. Denn in der Nacht, als er ihr geholfen hatte, hatte er so unbeschreiblich hell geleuchtet. Es musste einfach sein Stern sein.

Nachdem sie noch ein wenig über ihre Ansichten geredet hatten legten sich alle schlafen.
 

Am nächsten morgen wachte sie auf und Sonne schien ihr ins Gesicht. Sie hielt eine Hand vor ihre Augen, um diese etwas zu schützen. Jetzt richtete sie sich auf und blickte sich um. Manabu schien schon aufgestanden zu sein und Antares stand etwas weiter abseits von ihr und schaute forschend in den Wald hinein.

Sie war wohl als letzte aufgewacht. Aber wo war der Engelsmann?

Wieder schaute sie sich suchend um.

Aber anstatt den Weißhaarigen zu finden, entdeckte sie etwas anderes. Eine weiße Lilie, die Lieblingsblume ihrer Mutter.

Sie stand auf und ging hinüber zu dieser Pflanze, die letzte Lilie hatte sie am Grab ihrer Eltern erblickt.

Das Grab ihrer Eltern...

Gedankenverloren besah sie sich die weiße Blüte. Und plötzlich kam ihr auch der Grabspruch ihrer Eltern wie von selbst kam in den Sinn.

„Rein, seiest du, dass das Gute auflebe, bringst etwas das nicht einmal Gott erahnen kann“

murmelte sie leise und tief in ihren Gedanken verfangen.

„Ah, das ist doch eine Zeile aus der Legende der Rose des Lichts?“

Manabu war neben sie getreten, Antares versuchte etwas Abstand zwischen die beiden Engel zu bringen, indem er sich zwischen sie stellte. Beiden waren von Kumiko unbemerkt an sie herangetreten. Eine Tatsache, die sie bei ihren beiden Begleitern und durch ihre Gedankenversunkenheit nicht überraschte.

„Die Legende der Rose des Lichts?“

„Du kennst sie nicht? Aber woher kennst du dann diese Textstelle?“

Der Weißhaarige wirkte verwundert und musterte sie leicht skeptisch.

„Nun, es ist der Grabspruch, den meine Eltern gewählt haben. Du sagst er stamme aus einer Legende?“

wollte sie nun weiter wissen. Hatte es etwa etwas Besonderes mit diesem Grabspruch auf sich?

„Ah verstehe... Ja, das ist richtig. Es ist sogar die bedeutenste Textstelle finde ich.“

„Wieso?“

sie hob fragend eine Augenbraue und beobachtete den Engelsmann ganz genau.

„Na, weil die Rose etwas bringen soll, dass nicht einmal Gott erahnen kann. Das ist doch bedeutend nicht wahr?“

Ja, das stimmte allerdings. So genau hatte sie darüber noch gar nicht nachgedacht. sie wr wohl zu abgelenkt von ihrer Trauer über den Tod ihrer Eltern gewesen. Vielleicht konnte der Weißhaarie ihr die Fragen beantworten, die ihr dennoch damals in den Sinn gekommen war, als sie den Spruch das erste Mal gelesen hatte.

„Kannst du mir etwas über die Legende erzählen?“

Merwürdig, wenn ihre Eltern diesem Grabspruch wählen wollten, warum hatten sie ihr nie die Legende dazu erzählt? Was ergab das für einen Sinn?

„Natürlich. Genau kann ich sie leider auch nicht wiedergegen, dazu bräuchte ich das Buch in dem sie niedergeschrieben ist.“

Sie nickte nur kurz und foderte ihren Gegenüber so auf, fortzfahren.

„Diese Legende handelt von der sogenannten Rose des Lichts, die auch Bara Hikari geannt wird. Es soll ein Relikt aus ältester Zeit sein. Wer es allerdings erschaffen hat wird nicht erwähnt. Die Kraft dieses Relikts soll die Gottes übersteigen, doch nur wer rein ist kann diese Kraft benutzen. Was doch rein in diesem Fall bedeuten soll... hm wer weiß. Lange Zeit wurde angenommen, dass diese Legende gar keine Legende des Guten, sondern des Bösen sei, da kein gutes Wesen die Kräfte Gottes anzweifeln oder übersteigen wollen sollte. Wie gesagt diese Legende ist sehr alt, niemand weiß genau, was diese Rose überhaupt ist. Ist es eine wirkliche Rose? Oder ist es nur ein Sinnbild? Wer ist denn rein? Die Legende ist wie du siehst sehr Lückenhaft. Natürlich habe ich jetzt die Geschichte wegelassen und dir nur das Wichtigste erzählt.“

Der Engel hatte alles sehr sachlich erzählt, doch jetzt sah er etwas finster aus. Scheinbar hatte er sich über die Legende noch viel mehr Fragen gestellt.

Die Rose des Lichts... Bara Hikari...

Ihre Eltern hatten ihr diesen Hinweiß geben wollen, oder nicht? Was sollte sie damit? Sollte sie diese Kraft nutzen? Aber wie? Und wäre das nicht verrächtlich gegen Gott? Ja sogar verräterisch, und überheblich?

Sie seufzte so viele Fragen und doch keine wirkliche Antwort.

„Nun gut, wir sollten jetzt aufbrechen, wenn wir das Dorf noch heute Abend erreichen wollen.“

unterbrach der Weißhaarige wie so oft ihre nicht enden wollende Überlegungen.

„Ja, da hast du wohl recht.“

Stimmte sie ihm zu und sie machten sich auf in Richtung des Kundaru Tsuro. Die Fragen würden sich schon aufklären. Sie würde ganz sicher die Antwort auf jede einzelne finden, das nahm sie sich vor.

Was auch immer ihre Eltern ihr mit dieser Textzeile hatten sagen wollen, sie musste dahinter kommen und sie würde es auch schaffen, da war sie ganz sicher.
 


 

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So, da hab ich es doch noch geschafft, vor meinem Urlaub ein Kapi zu schreiben.

Ich hoffe es hat euch gefallen, und ihr habt alles verstanden >.<
 

Viiielen lieben Dank an meine lieben Kommi-Schreiber, Ju, Kaisy und justanotherexcuse!
 

-knuddel-

Rätselhafte Anschuldigung

Sie gingen eine ganze Weile still nebeneinander her. Doch obwohl sie nichts sagten, verständigten sie sich doch auf eine andere Weise, oder zumindest taten das Manabu und Antares. Kumiko verfolgte das Ganze nur aus dem Augenwinkel und musste von Zeit zu Zeit schmunzeln. Zwei so verschiedene Charaktere waren ihr lange nicht mehr über den Weg gelaufen. Der Panther schaute nach vorne, wie er es schon zuvor getan hatte, so dass er das Ziel nicht aus den Augen verlor. Dennoch merkte sie, und scheinbar auch der Engelsmann, denn dieser grinste den Antares ab und zu an, dass er den Weißhaarigen genau im Blick hatte. Es war so ein abwertender und skeptischer Blick, mit dem das Raubtier den Engel taxierte, dass man ihn schon spüren konnte, ja ihn sogar spüren musste.
 

So vergingen ein paar Stunden und sie kamen ihrem Bestimmungsort immer näher. Die Vegetation ließ etwas nach und war nicht mehr ganz so üppig. Auch der Stand der Sonne zeigte, dass sich der Tag langsam aber sicher dem Ende zuneigte.

Was sie wohl in diesem Dorf am Kudaru Tsuro erwartete? Ihr fielen die Hüter des Weges wieder ein, die Manabu erwähnt hatte. Wie wollten sie an diesen vorbeikommen? Würden sie einfach so passieren dürfen?

„Sag Manabu-san, du hast einmal Hüter des Kudaru Tsuro erwähnt, was ist mit ihnen, werden sie uns so einfach den Weg hinab zur Erde beschreiten lassen?“

sprach sie ihren Gedanken frei aus. Der Angesprochene lächelte erst geradeaus, dann blickte er seine Gesprächspartnerin an. Irgendwie sagte sein Lächeln ihr, dass er schon auf diese Frage gewartet hatte.

„Ich kenne die Hüter etwas, ich habe den Kudaru Tsuro schon einmal besucht, aber natürlich nicht passiert.“

diese Erinnerung schien ihn wirklich zu belustigen, er lächelte still vor sich hin. Was damals wohl geschehen war?

„Das heißt sie werden uns hinabgehen lassen?“

wollte sie sich nun doch noch einmal versichern.

„Ja, das denke ich schon. Wir tun es auf eigene Gefahr hin, es wird ihr sicher egal sein. Sie versucht so wenig wie möglich mit dem Kudaru Tsuro zu tun zu haben. Das liegt wohl daran, das sie so viele Unannehmlichkeiten durch ihn hat.“

erklärte er ruhig weiter, doch das leichte Lächeln wich nicht von seinen Lippen.

„Sie? Ist es nur eine Hüterin? Du meintest doch es sei eine ganze Familie? Und mit Unannehmlichkeiten meinst du die Dämonen?“

Nun verwandelte sich sein Lächeln in ein Grinsen. Dieser Engel überraschte sie immer wieder, erneut eine Reaktion mit der sie nicht gerechnet hätte. Ein solches Grinsen hatte sie bei ihm noch nie zuvor gesehen.

„Nein, nein, natürlich gibt es mehrere Hüter, es stimmt was ich dir schon gesagt habe, es ist eine Familie. Aber ich sage es mal so, die Hauptverantwortung trägt eine einzelne Engelsfrau. Ich denke sie ist in deinem Alter, vielleicht ein wenig älter.“

Eine Frau? In ihrem Alter hatte sie schon solch eine Verantwortung zu übernehmen? Das war sicher nicht einfach. Jedoch noch ehe sie sich weiter Gedanken über diese Bürde machen konnte, fuhr der Engelsmann, dessen Grinsen verschwunden war, fort:

„Und nein, diesmal meine ich mit Unannehmlichkeiten nicht die Dämonen, natürlich sind sie der Grund für diese, aber trotzdem habe ich nicht sie gemeint.“

Kumiko schaute ihn fragend an. Was meinte er? Manchmal fragte sie sich schon, ob der Engel mit Absicht in solchen Rätsel sprach.

„Ich meine die Engel ihres Dorfes. Es ist nicht so, dass sie von ihnen schlecht oder anders als andere behandelt wird, zumindest nicht, wenn sie anderen Dorfbewohner gegenübersteht. Aber soweit ich es damals erlebt habe, wird sehr viel über die Familie der Hüter getuschelt. Sie werden für die meisten Dämonenüberfälle verantwortlich gemacht. Die Dorfbewohner sagen, dass es nur an der Schwäche dieser Familie liegt, dass die Dämonen so oft die Chance zu einem Angriff haben. Doch niemand hat bis jetzt den Mut bewiesen das laut auszusprechen. Wahrscheinlich, weil sie selbst wissen, das es Unsinn ist. Trotzdem wie du dir vorstellen kannst, ist diese Situation nicht gerade angenehm.“

Ja, das konnte sie sich vorstellen, vielleicht besser als der Weißhaarige dachte. Sie wusste noch genau, wie es sich anfühlte von allen schief angeschaut zu werden und zu wissen, dass über sie geredet wurde, sobald sie vorrübergegangen war. Ein wirklich unangenehmes und trauriges Gefühl war das.

„Ts, es ist ja auch viel leichter anderen die Schuld zu geben, aber sie machen keinen Finger krumm, um den Hütern zu helfen... das ist mal wieder typisch.“

gab sie kühl und etwas abweisend von sich, auch der Gesichtsausdruck des Engels wurde ernst.

„Ja, da hast du recht.“

Antares kam näher an Kumiko heran und schaute zu ihr herauf, als wenn er sie aufmunter wollte. Sie streichte ihm sanft über den Kopf. Das war jetzt für sie Vergangenheit. Sie hoffte wirklich, dass es das für die Hüter auch bald war.
 

Es dämmerte bereits, als sie am Rand eines Dorfes ankamen. Die Straßen wurden schon von Glimmlern beleuchtet, die in kreisenden Bewegungen ihr Licht verströmten. Es sah nicht anders aus als andere Dörfer, die sie gesehen hatte. Hier sollte wirklich so etwas wie der Kudaru Tsuro sein? Schwer vorstellbar.

Der Engelsmann ging zielstrebig vorraus auf ein größeres Gebäude zu. Von Innen drangen Stimmen und etwas leise Musik. Es war sicher das Wirtshaus dieses Dorfes. Manabu wollte es schon betreten, doch sie blieb stehen, nicht gewillt dem Weißhaarigem ohne weiteres zu folgen. Hatte er nicht etwas vergessen?

Was war denn mit Antares? Eine Panikattacke wollte sie nicht riskieren, wenn diese Dorfbewohner schon ständig von Dämonen überfallen wurden. Oder hatten sie es vielleicht sogar verdient etwas verunsichert zu werden?

Wenn sie wieder daran dachte, wie sie die Hüter behandelten, kam ihr dieser Gedanke ganz logisch vor.

Ach verdammt, was dachte sie denn da schon wieder? Niemand hatte es verdient ohne Grund verängstig zu werden.

„Manabu, was ist mit Antares? Ich denke nicht, dass wir ihn mit hineinnehmen können.“

Als sie ihren Einwand äußerte, schaute der Panther sie etwas ärgerlich an. Seine Lust draußen zu warten, hielt sich wohl sehr in Grenzen.

Der Angesprochene lächelte leicht beruhigend.

„Ehrlich gesagt denke ich nicht, dass jemand auf ihn achten wird. Außerdem halte ich es für ausgeschlossen, dass unser Antares hier brav warten wird, bis wir wieder da sind.“

Da hatte er eindeutig recht. Ihr war noch gut in Erinnerung, was das letzte Mal passiert war, als der Panther warten sollte. Auf seine Koorperation konnte sie wohl auch dieses Mal nicht rechnen.

Aber warum sollte niemand auf ihn achten?

Ohne ein weiteres Wort betrat der Weißhaarige das Wirtshaus. Nun gut, er würde schon seine Gründe haben, auch wenn ihr diese noch nicht ganz klar waren. Sie beschloss ihm einfach zu vertrauen, bis jetzt hatte ihr das noch nie geschadet.

Sie folgte ihm hinein und auch Antares trat in das Wirtshaus ein. Es war ziemlich dunkel hier drinnen, nur ganz spärlich beleuchteten Glimmler den Innenraum.

Links stand eine kleine Bar, an der Getränke ausgeschenkt wurden, in der Mitte war eine kleinere Tanzfläche und ganz am Ende des Raumes war eine Bühne. Auf der Tanzfläche standen viele Engel versammelt und schauten zur Bühne, auf der eine Art Band stand. Ganz vorn stand eine Engelsfrau vollkommen reglos, vielleicht etwas älter als sie selbst. Die Musik hatte kurz ausgesetzt.

Niemand schien sich um Kumiko und ihre beiden Begleiter zu kümmern, alle starrten hinauf zur Bühne. Besonders eine Gruppe Männer ganz vorn wartete sichtlich gespannt auf irgendetwas. Ihrer Mimik nach zu folgen auf irgendetwas, das die junge Frontfrau der Band tun sollte, sie gafften diese ja fast schon an. Diese ließ sich davon aber nicht beirren und achtete nicht darauf. Sie trug eine dunkle Hose und ein dunkelgrünes Top, ihre braunen Haare waren ungefähr schulterlang und durch einen Stufenschnitt in Form gebracht. Leicht fielen ihr einige Strähnen ins Gesicht.

Sie war hübsch und dennoch wirkte sie etwas kühl und distanziert, wie sie dort stand.

Langsam stellte sie sich die Frage, was sie überhaupt in einem Wirtshaus wollten, hier war der Kudaru Tsuro ganz sicher nicht zu finden. Langsam setzte die Musik wieder ein. Es war eine langsame Melodie. Sie war schön anzuhören, doch dafür ließ sie sich im Moment keine Zeit, sie drehte sich ab von der Bühne und wandte sich an den weißhaarigen Engelsmann.

„Manabu-san, was wollen...“

Begann sie, wurde aber von einer wundervoll lieblichen Stimme unterbrochen. Ohne es zu wollen, drehte sie sich wieder zur Bühne. Die Engelsfrau hatte begonnen zu singen, und es war einfach unglaublich. Ihre Stimme war wirklich traumhaft schön und ihr Gesang bezirzte alle Engel im Saal. Viele schienen sich gar in einer Art Trance hin und her zu bewegen.

Auch die Blondine ließ sich von der Stimme treiben. Sie sah nur noch wie der Engelsmann neben ihr anfing zu lächeln. Jetzt wusste sie, was Manabu meinte, als er sagte niemand würde auf Antares achten...

Das Lied ging zu Ende, zu früh wie sie fand, es war ihr so kurz vorgekommen, jedoch schien durchaus einige Zeit vergangen zu sein. Die braunhaarige Engelsfrau schaute in die Menge und nickte etwas unbeteiligt auf den Applaus, den sie erhielt. Während sie ihren Blick durch ihre Zuhörer schweifen ließ, blieb dieser plötzlich an einer Stelle hängen und ihre Miene verfinsterte sich ganz leicht. Die Blondine verfolgte die Richtung, die die Augen der Sängerin genommen hatte, bis sie einen Engel fand. Aber Konnte das sein? War Manabu der Grund für diese plötzliche Reaktion der Brünette gewesen?

Kurz darauf wollte diese die Bühne verlassen, was sich allerdings als gar nicht so einfach herausstellte, denn die Engelsmänner, die sie vorhin noch so angegafft hatten, fanden diese Idee scheinbar nicht so gut. Lautstark baten sie sie darum noch ein weiteres Lied zu singen, doch der Engel verließ dennoch etwas ärgerlich und aufgelöst die Bühne.

Kumiko wurde von der Seite etwas grob angestoßen. Ein junger Engelsmann war der Grund für diesen Stoß.

„Oh Verzeihnung, das wollte ich nicht...“

entschuldigte sich dieser so gleich, doch als er sie genauer anschaute grinste er leicht. Oh nein, sie wusste, was jetzt kam und das gefiel ihr nicht sonderlich.

„Hey, du bist neu hier, nicht wahr? Hast du vielleicht Lust mal was mit mir zu unternehmen?“

zu ihren Füßen Grummelte es bedrohlich, eindeutig ein verstimmtes Lebenszeichen von Antares. Der junge Engelsmann hatte davon aber scheinbar nichts gehört. Ein Glück, dass er auch nicht feinfühlig genug war, um die Spannung zu spüren, die von dem Panther ausging, sonst wäre dieser sofort aufgefallen.

Trotzdem musste sie diesen Typen schnell loswerden, wenn der schwarzer Panther unendeckt bleiben sollte. Sie sollte schnell handeln, eine Panik wegen der Raubkatze war nun das letzte, was sie gebrauchen konnten.

Sie lächelte und breitete ihre Flügel etwas aus. Das Grinsen des Engels ihr gegenüber verschwand und er lächelte etwas verlegen. Damit wandte er sich auch schon wieder ab.

Sie seufzte, gut das sie wusste, wie man mit dieser Art Engel verfahren musste. Antares war sichtlich erstaunt, aber auch froh, dass der Engel gegangen war. Etwas verwirrt blickte er zur Blondine hinauf.

Kumiko hatte den Engel richtig eingeschätzt. Der etwas aufdringliche Typ, der aber überhaupt nicht damit klar kam, wenn die Freundin oder Gefährtin größere Flügel und so angeblich mehr geistige Stärke besaß, als er selbst. Noch einmal seufzte sie, wie erbärmlich manche Engel doch waren, obwohl dieser Charakterzug meistens erst dann zu Tage trat, wenn ein Engelsmann auf einen Dämon getroffen war. Und in diesem Dorf waren die Geschöpfe der Hölle ja nun wie sie gehört hatte kein seltener Besuch. Es war doch immer wieder erschreckend, was für negative Eigenschaften ein Dämon in einem Engel wecken konnte.

Die Musik hatte wieder eingesetzt, doch war jetzt keine gesangliche Begleitung mehr dabei. Die Sängerin hatte sie aus den Augen verloren, nachdem sie angestoßen worden war. Jedoch musste sie auch nicht lange suchen, um diese wiederzufinden, denn sie bahnte sich gerade einen Weg genau auf sie zu. Nein, nicht ganz, nicht auf sie zu, sondern auf Manabu!

„Was willst du hier?!“

fragte sie den Weißhaarigen etwas ärgerlich. Wenn diese Frau eben noch der absolut unbeschrittene Mittelpunkt gewesen war als sie sang, so hatte sich das jetzt geändert, niemand kümmerte sich mehr um sie. Man schien sich sogar absichtlich von ihr wegzudrehen. Oder bildete sich das die Blondine jetzt nur ein?

„Lange nicht mehr gesehen, freut mich, dass du dich noch an mich erinnerst.“

entgegnete Manabu freundlich, doch etwas anderes hatte Kumiko auch nicht von dem stets freundlichen und höflichen Engelsmann erwartet. Dieser Engel war nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen.

„Natürlich wie könnte ich dich auch vergessen? Es gibt nur einen Verrückten, der freiwillig den Kudaru Tsuro aufsucht! Also was willst du hier?“

Die smaragdgrünen Augen der Frau hatten den Weißhaarigen genau genau im Blick und registrierten jeder seiner Bewegungen.

Die Blondine hingegen war etwas verwundert, diese Engelsfrau wusste, dass Manabu schon einmal den Kudaru Tsuro aufgesucht hatte? Wer war sie?

„Ich bin hier, weil ich ihn wieder aufsuchen will. Ich und meine Begleiter wollen zur Erde.“

Er deutete auf Kumiko, ließ den Panther aber bewusst aus.

Die Brünette blickte ihren Gegenüber erst etwas verdattert, dann aber verständnisslos an. Ihre grünen Augen fanden auch den Engel, auf den er gezeigt hatte. Auch die Blondine erhielt einen total verständnislosen und skeptischen Blick. Die Sängerin ließ keinen Zweifel daran, was sie von diesem Vorhaben hielt.

„Ihr seid ja verrückt.“

stellet sie nun mit einem kopfschütteln fest. Langsam fing sie sich wieder etwas und ihr Gesicht trug wieder den kühlen Schleier der Desinteresse.

„Tut, was ihr nicht lassen könnt. Aber lasst mich und meine Familie gefälligst da raus!“

Verlangte sie mit Nachdruck und etwas Wut in den Worten. Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden, ging die Brünette an ihnen vorbei und verließ das Wirtshaus.

Kumiko schaute ihr kurze Zeit nach. Na das war ja mal ein aufbrausender Auftritt gewesen, um den sich aber außer ihnen niemand gekümmert zu haben schien.

„Wer war das?“

„Das meine liebe Kumiko-san, war Yuuka, die oberste Hüterin.“

erklärte der Weißhaarige wie immer ruhig und gelassen, wobei er aber wie heute Nachmittag ein kleines Lächeln auf den Lippen trug. Sie drehte sich etwas verblüfft zu ihrem Gesprächspartner. Die Hüterin von der er gesprochen hatte? Das war sie gewesen? Diese junge Frau?

Das erklärte allerdings, warum sie von dem vorheigen Auftauchen des Engelsmannes wusste. Und es erklärte auch, warum sie so ärgerlich gewesen war, als sie sagte, dass sie mit ihren Vorhaben nichts zu tun haben wollte. Die Probleme von Yuuka waren schon ausreichend und dass sie eigentlich nichts mit dem Kudaru Tsuro zu tun haben wollte, konnte Kumiko auch nachvollziehen.

Obwohl ihr das alles klar war, hatte sie doch das tiefe Bedürfnis der jungen Engelsfrau zu folgen. Sie wollte ihr helfen und außerdem, außerdem....

Sie musste so schnell wie möglich auf die Erde, sie wollte endlich Antworten finden!

Sie lief ebenfalls hinaus zur Tür und ehe sie sich versah fand sich auf der Straße vor dem Wirtshaus wieder. Sie blickte sich suchend um. In welche Richtung war die Hüterin nur gegangen?

Die Blondine schloss die Augen und konzentrierte sich kurz. Es gab noch eine Möglichkeit die Gesuchte zu finden. Schließlich hatte die blonde Engelsfrau eine lange Ausbildung genossen. Es sollte iihr nicht schwerfallen diese Technik der Kampfengel einzusetzen. Kumiko musste sich einfach nur auf ihre Umgebung und auf den Energiefluss der Engel konzentrieren. Jedes Lebewesen verströmte eine ganz bestimmte Aura, die man mir ein wenig Übung und einem guten Gedächnis unter allen anderen herausfinden kann. Und gnau das versuchte die junge Engelsfrau gerade. Sie versuchte sich an die Aura der Brünette zu erinnern und sie so zu finden...

Ja, geschafft, da war ihre Aura!

Sie öffnete die Augen wieder und lief nach rechts weiter ins Dorf hinein. Antares war ihr inzwischen gefolgt flankierte ihre Seite, Manabu war etwas hinter ihnen.

Der Wind schaukelte die Lampen hin und her und das Licht beleuchtete immer andere Stellen ihren Weges. Es sah schon etwas unheimlich aus, wie das Licht Schatten an die Wände warf.

Kumiko fühlte Yuukas Aura immer deutlicher und blieb plötzlich stehen. Sie sah in eine kleine Seitengasse, die gerade durch den Wind mit etwas günem Glimmlerlicht versorgt wurde.

An einer Wand angelehnt oder vielmehr zusammengesackt, saß die Sängerin des Wirtshauses und hielt sich mit einer Hand ihren Kopf. Ihre Hand bedeckte beinahe krampfartig die Stirn der jungen Frau. Ihr Gesicht war schmerzverzeert, sie schien starke Schmerzen zu haben.

Verdammt, was war denn bloß mit ihr?

Die Blondine eilte an die Seite der Hüterin und kniete sich zu ihr. Leicht legte sie einen Arm um Yuuka.

„Was ist los mit dir, kann ich dir helfen?“

fragte die blonde Engelsfrau besorgt. Wenn sie wusste, was die Brünette genau hatte, dann konnte sie ihr vielleicht mit ihren heilenden Fähigkeiten helfen. Die Angesprochene öffnete leicht die Augen, als sie jedoch erkannte, wer sie da hielt, schubste sie die Helferin von sich weg. Antares war an Kumiko herangetreten, um nach ihr zu sehen. Yuuka musste ihn auch gesehen haben, doch sie ging in keinster Weise auf ihn ein.

Warum nicht? Woher kannte sie solch ein Tier?

Immer noch hielt sie sich mit einer Hand den Kopf, doch mit der anderen deutete sie drohend auf Manabu, der inzwischen auch die Seitengasse erreicht hatte.

„Das ist alles seine Schuld! Warum musstest du auch gerade jetzt hier auftauchen?!“

Was, Manabus Schuld? Warum ? Wieso beschuldigte sie ihn für ihre Schmerzen? Er hatte doch gar nichts getan?

Der Weißhaarige schien auch nicht zu wissen, was die Engelsfrau meinte. Etwas fragend blickte er nun zu dieser hinab. Aber irgendetwas musste sie doch meinen? Nur was??
 

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So, hiermit melde ich mich zurück aus den Ferien und zurück in der Schulzeit >.<

Endlich bin ich mal wieder zum Schreiben gekommen :)
 

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen!
 

Wiedereinmal viielen Dank an Kaisy und Ju meine treuen Kommi-Schreiber, ihr seid wirklich Schätze! Eure Kommis motivieren mich immer wieder neu, egal wie oft ich sie lese :)

Visionen

Nach ein paar Sekunden verschwand der fragende Blick wieder von Manabus Gesicht. Er trat langsam und bedächtig ein paar Schritte vor und beugte sich zu Yuuka hinunter. Sanft und darauf bedacht sie nicht zu verletzten, zog er sie zu sich herauf und stützte sie. Die junge Engelsfrau wehrte sich zwar gegen diese Hilfe, aber das schien dem Weißhaarigen im Moment rein gar nichts auszumachen.

„Ich weiß wo sie wohnt, lasst uns sie dort hinbringen, damit sie sich ausruhen kann.“

meinte er mit ruhiger und doch bestimmender Stimme. Kumiko, die bislang nur stumm den Bewegungen der zwei gefolgt war, nickte nur zustimmend. Yuuka sah wirklich nicht gut aus, sie brauchte eindeutig eine Auszeit.

So gingen sie die Straße hinunter und immer weiter Richtung Ausgang des Dorfes.

Bis auf ein paar Flüche und Beschwerden seitens der Brünette war es in dieser Zeit vollkommen still. Manabu und die Blondine gingen schweigend nebeneinander her, schienbar waren beide ziemlich mit ihren ganz persönlichen Gedanken beschäftigt.

Sie war so neugierig, was Yuuka wohl gemeint hatte, als sie den engelsmann angeklagt hatte. Doch wollte sie jetzt aber auch nicht nachfragen. Sie hatte später sicher noch einmal die Gelegenheit es in Erfahrung zu bringen.

Es wunderte sie auch sehr, dass der junge Engelsmann nicht nachgeharkt hatte, aber das sprach wieder dafür, dass ihm das Wohl eines Engels wohl doch noch vorging. Sie hatte schließlich schon zuvor das Feingefühl ihres Begleiters unterschätzt. Oder wusste er vielleicht doch, was Yuuka gemeint hatte?

Sie waren ziemlich am Ende des Dorfes angekommen, als Manabu schließlich vor einem Haus Halt machte. Er klopfte an die Tür. Es dauerte eine Weile, bis von einem kleinen Engel geöffnet wurde, der sicher nicht älter als 10 Jahre alt war. Als der kleine Yuuka sah, wurden seine Augen groß, Besorgnis erfüllten sie.

„Nee-san!“

Yuuka schaute leicht auf. Ihre Lippen formten ein müdes Lächeln, ganz so, als versuchte sie den Kleinen zu beruhigen.

„Yoshiro...“

„Sag, könnten wir reinkommen, und sie in ein Bett bringen?“

fragte Manabu ruhig den jungen Engel. Dieser nickte eifrig, riss die Tür ganz auf und winkte die Besucher hinein. Er schien sich große Sorgen um seine Schwester zu machen.

Die kleine Gruppe trat ein, darunter auch Antares. Aus einem anderem Raum kam ein Engelsmädchen, welches so um die 14 Jahre alt zu sein schien.

„Was, was ist das?!“

rief sie plötzlich etwas schrill und unerwartet aus, während sie auf Antares deutete. Verunsichert und eingeschüchtert trat sie ein paar Schritte zurück. Sie versuchte eindeutig einen Sicherheitsabstand zwischen sich und das Tier zu bringen. Auch Yoshiro sah jetzt verschreckt auf den Panther, allem Anschein nach war er zuvor so mit dem Zustand seiner Schwester beschäftigt gewesen, dass er der Raubkatze keine Beachtung geschenkt hatte.

Es war ganz offensichtlich, dass Antares den beiden mächtige Angst einflößte, das hieß also, das seine Art hier durchaus nicht verbreitet war. Aber warum hatte Yuuka nicht auf ihn reagiert?

„Ganz ruhig, er wird euch nichts tun, ganz sicher nicht“

versuchte Kumiko nun ihrerseits gelassen und ruhig zu klingen, um die beiden Kinder etwas zu beruhigen. Das Engelsmädchen schaute die Blondine darauf nur skeptisch an.

„Wer seid ihr überhaupt?“

wollte sie entgeistert wissen. Ihr Blick fiel auf Yuuka und ihre Augen verengten sich wütend.

„Und was habt ihr mit Nee-san gemacht?? Mum!“

Langsam wurde es wirklich alles zu viel. Das geriet total aus dem Ruder. Warum hatte sie Antares auch nicht draußen gelassen? Wieso hatte sie nur nicht daran gedacht? Genau so ein Chaos hatten sie doch nun wirklich vermeiden wollen.

Aus einem hinterem Zimmer kam eine etwas kränklich wirkende Engelsfrau.

„Was ist denn hier los, was schreist du so Kasumi?“

fragte der Neuankömmling besorgt. Die Angesprochene deutet nur wortlos auf Yuuka. Die Engelsfrau schlug die Hände vor den Mund.

„Yuuka, was ist passiert?“

Sie eilte zu ihrer Tochter und schaute in das müde Gesicht.

„Verzeihnung, Sanara-sama, wir haben sie zusammengebrochen aufgefunden. Ich denke sie hat starke Kopfschmerzen.“

mischte sich Manabu mit seiner Theorie der Dinge ein.

„Von wegen gefunden, ihr und dieses Tier-Dings haben ihr das angetan!“

rief Kasumi empört, ihre gesamte Körperhaltung zeigte Verachtung, die sie den Besuchern gegenüberbrachte.

„Sei still Kasumi. Manabu-kun, ich danke dir, dass du sie hergebracht hast. Bitte hilf mir sie in ihr Zimmer zu bringen.“

bat Yuukas Mutter den Weißhaarigen, ihre Stimme hatte sich beruhigt, insgesamt wirkte sie nun viel gefasster.

Sanara schien den Engelsmann zu kennen, denn sie ließ keinen Zweifel auf seine Erklärung in ihrer Stimme zu hören. Sie schaute ihn ernst an und sie brachten Yuuka in ein anderes Zimmer. Dieser Blick, den sie dem Weißhaarigen geschenkt hatte, zeigte eindeutig, dass sie ihm vertraute.

Kumiko blieb stehen. Die beiden kleinen standen auch immer noch im Flur und ihre Blicke ruhten gebannt und etwas verängstigt auf dem Panther.

„Er wird euch wirklich nichts tun, er ist ganz friedlich.“

Na ja zumindest, wenn er nicht mit Manabu zusamen ist, fügte sie in Gedanken zu.

Keiner der beiden Engel schien ihr zu glauben. Ihre Blicke waren voller Misstrauen.

„Ihr könnt ihn auch ruhig einmal streicheln, vielleicht merkt ihr dann, dass er lieb ist.“

sie lächelte freundlich beiden zu und versuchte so ihre beruhigenden Worte zu unterstützen. Der kleine schluckte, scheinbar hin und hergerissen, was er tun sollte. Das er den Panther streicheln wollte, sah sie ihm deutlich an, aber er traute es sich wohl nicht. Kasumi stand mit verschränkten Armen daneben. ihre Abwehrhaltung könnte vollkommender nicht sein.

„Es ist wirklich nicht schlimm.“

Jetzt bewegte sich der Arm von Yoshiro langsam auf Antares zu. Er hatte dabei die Augen fest zusammengekniffen und zog eine verzerrte Grimasse, als sei er schon auf etwas Schlimmes gefasst. Es sah wirklich niedlich aus.

Sie warf Antares noch einmal einen warnenden Blick zu, um wirklich sicher zu gehen, dass er nichts Schlimmes tat. Wenn man bedachte wie er auf Manabu reagiert hatte, wollte sie vorsichtshalber auf Nummer sicher gehen. Doch ihre Sorge war scheinbar unbegründet, denn der Panther blieb völlig ruhig. Es würde alles friedlich ablaufen, da war sie sich jetzt ganz sicher.

In dem Moment, in dem Yoshiro Antares berührte und merkte, dass nichts Schlimmes passierte, öffnete er die Augen wieder und fuhr nun einige Male über das weiche Fell. Seine Mundwinkel hoben sich langsam und er fing an fröhlich zu lachen.

„Na siehst du, kein Grund Angst zu haben.“

Die Blondine erwiderte das freudige Lachen des kleinen Engels mit einem Lächeln. Kasumi hingegen schnaubte verächtlich und verzog sich in ein Zimmer. Sie hatte Kumiko wohl nicht überzeugen können.

„Er ist ja ganz brav.“

stellte der Junge grinsend fest. Sie nickte liebevoll, er war unglaublich wirklich süß.

„Ich lasse euch mal kurz allein und sehe nach deiner Schwester, in Ordnung?“

Er nickte heftig, scheinbar war er sehr erfreut darüber mit dem großem Kuscheltier allein zu sein. Antares konnte diese Begeisterung nicht wirklich teilen, dass sah sie ihrem Panther deutlich an, aber er ließ alles trotzdem alles geduldig und friedlich über sich ergehen.

Das war ihr lieber kleiner Panther, dachte sie und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Leise ging sie in das Zimmer, in dem vorhin Manabu verschwunden war. Im Raum saßen sich der Engelsmann und Sanara-sama gegenüber, Yuuka schien eingeschlafen zu sein. Sie sah wirklich erschöpft aus, wie sie dort so lag. Was auch immer sie für Schmerzen gehabt hatte, sie hatten ihr wirklich zugesetzt.

„Ah, Kumiko-san. Sanara-sama, darf ich vorstellen, das ist Kumiko-san, sie und der Panther Antares begleiten mich.“

Manabu hatte seinen Blick nun der Blondine zugewandt und auch die Mutter des Hauses sah zu ihr hinüber.

„Hallo meine Liebe, auch dir vielen Dank, dass du Yuuka hergebracht hast.“

bedankte sich Sanara und neigte kurz ihren Kopf leicht in Richtung der Engelsfrau.

„Aber nicht doch, das war doch selbstverständlich.“

Kumiko schüttelte leicht abwehrend den Kopf. Das war nun wirklich ganz selbstverständlich gewesen, sie hätten sie schließlich nicht einfach so dort liegen lassen können.

„Manabu hat mir schon die ganze Geschichte erzähl.“

Sanara seufzte und sah auf ihre friedlich schlafende Tochter hinab.

„Sagen sie, wissen sie was Yuuka so quält?“

Die Blondine setzte sich auf einen noch freien Platz während sie diese Frage stellte. Die Augen des Weißhaarigen blitzten auf, als die Engelsfrau schließlich bestätigend nickte. Ihr Blick verweilte weiterhin auf ihrer Tochter, als sie zu erklären begann:

„Es ist sicher wieder einer ihrer Anfälle.“

„Anfälle?“

harkte der Engelsmann nun interessiert nach. So wie es aussah, wusste er doch nicht, was mit Yuuka geschehen war. Seine Neugierde war eindeutig geweckt worden, seine Seelenspiegel verrieten das ganz deutlich.

„Ja, sie äußern sich mit starken Kopfschmerzen. Sie sind meist so schlimm, dass ihr Kreislaufsystem völlig einbricht.“

fuhr Sanara mit einer gewissen Bitterkeit in der Stimme fort. Die junge Engelsfrau schluckte. Das war ja schrecklich. Sie hatte noch nie etwas von einem kranken Engel gehört, zuminmdest nicht durch eine Krankheit. So etwas gab es hier im Himmelreich eigentlich gar nicht. Nur von der Erde kannte sie so etwas wie eine Erkältung oder dergleichen, ihre Mutter hatte ihr einmal davon berichtet. Engel konnten lediglich durch psychische Schmerzen oder durch Schicksalsschläge so geschwächt werden, dass man sie als krank bezeichnen konnte. Diese Engel wirkten dann immer etwas gebrechlich und klagten über Schmerzen. Vielleicht war das bei Yuuka ja geschehen, schließlich wurde sie nach Manabus Aussage hier im Dorf wie eine Art Außenseiterin behandelt.

„Wodurch werden diese Anfälle ausgelöst?“

fragte der Weißhaarige weiter, ohne dass Kumiko ihre Vermutung hätte äußern können. Sie wunderte sich etwas über diese Frage, für sie lag die Antwort jetzt klar auf der Hand. Sah er etwa noch eine andere Möglichkeit?

Sanara-sama schaute ihn ernst und eindringlich an.

„Es sind die Visionen“

Dei Antwort kam ohne Zögern und ohne einen Zweifel in der Stimme. Es war ein kurzer Satz, der aber für große Verwunderung sorgte.

„Visionen??“

fragten beide wie aus einem Mund. Was denn für Visionen? Etwa von der Zukunft? War sie eine Seelen Deuterin?

„Ja, Visionen, die von einer möglichen Zukunft handeln. Oder vielleich auch von der Zunkunft, denn meist trifft das ein, was sie sieht. Diese Visionen hat sie meist das erste mal im Schlaf. Sie wacht dann meist schweißgebadet und mit Kopfschmerzen auf. Aber eine Vision hat sie nicht nur einmal. Sobald etwas von ihr eintritt, hat sie erneut diese Version, gefolgt von den Schmerzen, die damit zusammenhängen.“

Das hörte sich nach der reinsten Qual an. Wer auch immer glaubte, es wäre ganz schön einen Blick in die Zukunft zu tun, sollte sich das lieber nicht zu sehr wünschen.

„Woher hat sie diese Gabe?“

fragte der Engelsmann nach. Sein Gesichtsausdruck war ernst, auch er hatte die Tragweite dieser Tatsache verstanden.

„Gabe?! Ich bitte dich Manabu, diese Visionen sind alles andere als eine Gabe! Sie sind eine Tortur und Qual für Yuuka!“

empörte sich Sanara nun etwas lautstark. Natürlich, eine Gabe war meist etwas, das Gutes verhieß, ein Geschenk, das einem Gott gemacht hatte.

„Das ist mir bewusst. Trotzdem ist es etwas Außergewöhnliches, was für mich eine Gabe ausmacht.“

Kumiko hörte nur still zu. Ihre Gedanken kreisten wild in ihrem Kopf umher. Ein Engel mit Visionen? Sah sie denn alles genau? Jedes Detail? Oder hatte sie nur eine Ahnung, wie die Seelen Deuter?

Sanara-sama streichte ihrer Tochter sanft über die Wange.

„Wenn ich nur wüsste, woher sie diese Gabe hat. Sie hat sie schon sehr lange. Zuerst hatte sie mir das verschwiegen. Anfangs waren die Visionen wohl nicht klar, und die Kopfschmerzen nicht derart stark wie heute. Ich habe davon erst vor 2 Jahren erfahren, als sie das erste Mal wegen dieser Schmerzen zusammenbrach. Wie lange sie diese Visionen schon hat, wollte sie mir nicht verraten...“

Die ältere Engelsfrau sah bedrückt aus. Wie erschreckend das alles war. Warum Yuuka wohl von diesen Visionen geplagt wurde? Was konnte der Auslöser gewesen sein?

Moment mal, meinte sie nicht vorhin, dass das alles nicht passiert wäre, wenn Manabu nicht hier erschienen wäre? Bedeutete das etwa, dass sie gehehen hatte, dass der Engelsmann hierherkam, und sich somit ein Teil der Vision erfüllt hatte? War sie deshalb zusammengebrochen? Waren die Kopfschmerzen durch das Eintreten der Vision zurückgekehrt?

„Sagen sie Sanara-sama, hat Yuuka ihnen von ihrer neusten Vision erzählt? Sie meinte, dass alles nicht geschehen wäre, wenn Manabu-san nicht hier aufgetaucht wäre.“

wollte Kumiko nun wissen. Yuukas Mutter sah sie aufmerksam an. Auch der Weißhaarige hatte seinen Blick auf sie gerichtet.

„Leider weiß ich nichts darüber. Sie spricht nicht gern darüber, weil sie immer die Hoffnung hat, dass wenn sie nicht darüber spricht, oder versucht alles zu ändern, die Visionen nicht Wirklichkeit werden.Sie will das, was sie sieht nicht wahrhaben.“

Was sollte das bedeuten, sie wollte nicht, dass ihre Visionen eintreffen? Hieß das etwa, sie hatte immer nur negative Vorahnungen? Und dazu noch diese Schmerzen...

„Das ist ja wirklich schrecklich. Gibt es denn keinen Weg, dem ein Ende zu machen?“

fragte die junge Engelsfrau wirklich betroffen. Es musste doch eine Möglichkeit geben ihre das zu ersparen!

Sanara-sama schüttelte deprimiert den Kopf.

„Nein, leider nicht. Ach, ich wünschte es so sehr, meine arme Tochter!“

„Ich bin sicher, es gibt einen Weg. Man musst nur das Gebiet auf dem man sucht erweitern.“

mischte sich der Engelsmann plötzlich in das Gespräch der beiden Frauen ein. Er hatte ruhig aber mit Nachdruck gesprochen. Sanara sah hoffnungsvoll und dankbar zu dem Weißhaarigem hinüber. Auch sie musste den Glauben, der in seinen worten mitgeklugen hatte, gehört haben.

„Manabu, das heißt du willst Yuuka helfen? Das ist ja wirklich...“

„Ich brauche keine Hilfe!“

zischte die Kranke noch etwas schwach vom Bett aus. Yuuka war wieder aufgewacht und allem Anschein nach gefiel ihr die Richtung, die das Gespräch annahm nicht im Geringsten.

„Aber Yuu-chan, du weißt über das Wissen von Manabu bescheid. Vielleicht kann er dir wirklich helfen. Bitte lass ihn dir doch helfen.“

„Nein Mum, das ist etwas, mit dem ich allein fertig werden muss. Ich danke euch, dass ihr mich hergebracht habt, aber das war alles, was ihr für mich tun könnt.“

Obwohl ihre stimme noch immer etwas schwach war, ließen ihre Worte und ihr Gesichtsausdruck doch keinen Zweifel an ihrem Entschluss.

Ziemlich eigensinnig und stur. Sie wollte sich wirklich nicht helfen lassen. Dabei wollten sie doch nur das Beste für sie!

Doch auch wenn die Blondine das Verhalten von Yuuka nicht gutheißen konnte, so musste sie doch zugeben, dass sie sie in gewisser Weise auch verstand. Etwas, mit dem sie nur allein fertig werden konnte... Wie bekannt ihr doch dieser Satz vorkam.

Na da hatten die beiden ja etwas gemeinsam, denn sie konnte Kumiko auch nur selbst bezwingen, das wusste sie auch ganz genau. Es gab wohl eben solche Dinge, die nur einen selbst etwas angingen...

Trotzdem gefiel ihr der Gedanke nicht, Yuuka mit dieser Aufgabe allein zu lassen. Es kam ihr gemein und egoistisch vor.

Der Engelsmann aber nickte, als Zeichen dafür, dass er die Entscheidung der Brünette respektierte.

„Sanara-sama, könnten wir vielleicht freundlicherweise die Nacht hier verbringen, damit wir morgen abend aufbrechen können?“

Die Engelsfrau sah etwas enttäuscht aus, sicher immer noch bedrückt von der Reaktion ihrer Tochter. Sie versuchte dennoch zu lächeln, als der Weißhaarige seine Bitte äußerte.

„Aber sicher doch, das ist doch das mindeste, was ich für euch tun kann.“

Sie erhob sich und zeigte den beiden Besuchern ein Zimmer mit zwei Betten. Antares war ihnen gefolgt, sobald sie den Flur betreten hatten. Der kleine Yoshiro war sichtlich nicht erfreut darüber allein gelassen zu werden, versuchte aber sich nichts anmerken zu lassen. Ein wirklich liebes Kind. Der Panther legte sich neben Kumiko ins Bett und machte sich ganz schön breit. Er fand wohl, dass er eine Belohnung verdient hatte, nachdem er so brav gewartet hatte. Die Blondine schüttelte leicht lächelnd den Kopf über dieses doch etwas verzogene Verhalten.

Na gut, dieses Privileg sollte ihm vergönnt sein.

Aber eines ging ihr nicht aus dem Kopf, wollte Manabu Yuuka wirklich mit diesem Problem allein lassen? Das konnte doch nicht sein?

Natürlich, sie hatte die Hilfe einfach ausgeschlagen, aber sie schien auch niemanden außer ihrer Familie zu trauen, was zweifelsohne an ihrer Vergangenheit lag. Das war doch nur verständlich...

„Manabu-san, hast du wirklich vor Yuuka sich selbst zu überlassen?“

fragte sie ganz direkt, eigentlich konnte sie sich das nicht vorstellen. Der Engelsmann schien zwar manches Mal etwas kühl zu sein, weil er alles logisch und nüchtern betrachtete, aber er war nicht herzlos, soweit kannte sie ihn bereits.

„Solange wir nicht wissen, wie wir ihr helfen können, ist es sinnlos.“

etwas entrüstet saß sie auf ihrem Bett, als sie seine ruhige Antwort vernahm. Hielt er es wirklich für sinnlos?! Wie konnte es sinnlos sein, jemanden zu helfen?!

„Deshalb sollten wir ersteinmal etwas finden, das ihr hilft. Hier werden wir wohl nicht fündig, aber ja vielleicht auf der Erde. Wie ich schon sagte, man muss das Gebiet auf dem man sucht erweitern.“

er lächelte überlegen, während er seinen Satz beendete. Die blondine strahlte. Er wollte sie also nicht allein lassen. Er hatte ja recht, im Moment hatten sie keinen einzigen Anhaltspunkt. Aber es war sehr beruhigend zu wissen, dass er ihr doch helfen wollte. Er war eben wirklich nicht gefühlslos.

Langsam schien es wirklich so, als lägen all ihre Antworten auf der Erde. Oder bildeten sie sich das nur ein, weil sie sie hier oben nicht fanden? Sie wollte nicht darüber nachdenken...

Sie musste einfach hoffen, dass sie in der Menschenwelt lagen.

Sanara schien Manabu wirklich zu vertrauen, woran das wohl lag?

„Manabu-san, damals als du den Kudaru Tsuro das erste mal aufgesucht hast, bist du auch schon in diesem Haus gewesen, nicht wahr?“

Der Engelsmann schien etwas überrascht über ihre plötzliche Frage, antwortete aber wie gewohnt ruhig und gelassen:

„Ja, da hast du recht. Als ich hier ankam und nach dem Kudaru Tsuro suchte, wurde ich anfangs mit viel Argwohn und Misstrauen willkommen geheißen. Aber das änderte sich, als das Dorf von einem Dämonenschwarm angegriffen wurde. Ich half mit diese zu bekämpfen und pflegte später einige der Verwundeten. Es war wirklich verwunderlich, wie wenig manche Engel in diesem Dorf über Heilkräuter wussten, obwohl sie doch öfter mit Dämonen und somit mit Wunden zu tun haben mussten.“

Kumiko nickte zustimmend. Jetzt verstand sie auch, warum Sanara-sama ihm so vertraute. Ein Fremder, der zuerst nicht gut behandelte wurde, half trotzdem in größter Not. Das war wirklich nicht immer der Fall. Da zeigte sich wieder Manabus guter Charakter.

Sie besprachen noch etwas den nächsten Tag. Sie wollten erst am Abend zum Kudaro Tsuro, damit Antares nicht noch von anderen Engeln gesehen wurde. Sie hatten ja heute gesehen, was das für einen Aufstand gab und das waren bloß zwei verschreckte Engel gewesen...

Nur warum hatte Yuuka nichts gesagt? Hatte sie ihn vielleicht auch in einer Vision gesehen? Das musste es sein. Denn Sanara hatte sich Manabu zu Folge auch sofort nach dem Panther erkundigt, als sie allein waren. Sie hatte nur ruhig reagiert, weil sie die Kinder nicht noch mehr hatte verschrecken wollen und weil sie dem Engelsmann vertraute.

Ihre Gedanken gingen ihr immer noch etwas wirr im Kopf umher, als sie schließlich einschlief. Jeder Tag barg neue Fragen, leider umso weniger Antworten...
 

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So, mal wieder ein neues Kapitel von mir :)

Aber irgendwie habe ich mich diesmal schwer getan...

liegt wohl am Zeitmangel >.<
 

Ich hoffe es hat euch gefallen!
 

Noch mal vielen Dank an meine fleißigen Kommi-Schreiber Ju, Kaisy und justanotherexcuse!
 

-knuddel-

Yuuka

Als Kumiko am nächsten morgen Sonnenstrahlen ins Gesicht fielen, öffnete sie leicht verschlafen ihre Augen. Sie blinzelte einmal, um besser sehen zu können. Das Bett gegenüber von ihr war bereits leer, Manabu musste also schon aufgestanden sein. Sie seufzte kurz, irgendwie war sie immer die letzte, die aufwachte. Aber sie war schon immer eine kleine Schlafmütze gewesen, das hatten auch ihre Eltern immer gesagt. Sie lächelte kurz, als sie an die beiden dachte.

Sie lag auf der Seite, als sie merkte, wie etwas über ihre Schulter in ihr Gesicht sah. Sie grinste Antares an. Er blickte lieb zu ihr und sie erwiderte seinen Blick.

„Guten morgen. Na, du fragst dich wohl auch, wie lange ich noch schlafen will, was?“

Sie schmunzelte leicht und setzte sich im Bett auf. Es knarschte an der Tür und die junge Engelsfrau wandte ihren Blick in diese Richtung. Langsam und etwas stockend wurde die Tür geöffnet, doch um denjenigen ausfindig zu machen, der da die Tür öffnete, musste sie ihren Blick stark senken.

Ein kleines Engelsmädchen, vielleicht gerademal fünf Jahre alt, schaute neugierig ins Zimmer hinein. Kumiko lächelte sanft.

„Na Kleine, was machst du denn hier?“

Die Kleine grinste, scheinbar hatte sie Mut gefasst und spazierte selbstbewusst ins Zimmer hinein.

„Dann bist du also die nette Tante, von der Yoshiro-nii-san gesprochen hat?“

Sie sah die Engelsfrau genau an und erblickte dabei auch den Panther.

Sie deutete aufgeregt auf ihn und ihre Augen hatten sich leicht geweitet.

„Und da ist dieser schwarze ähm... Panoo... Paniti ääh ..Panther! Der ist hübsch!“

Ihre Augen funkelten und sie trat noch ein paar Schritte näher heran.

„Ja, genau, das ist Antares und ich bin die Tante Kumiko.“

Sie musste kurz schmunzeln, die Kleine war einfach zu süß.

„Und wie heißt du?“

Der kleine Engel war gerade dabei die Hände nach dem Panther auszustrecken, sah dann aber mit großen Augen zu derjenigen, die sie angesprochen hatte.

„Ich bin Hikari!“

Die Ältere lächelte abermals und schenkte ihr einen ermutigenden Blick, damit sie sich traute Antares zu berühren. Gerade als Hikari das getan hatte und freudig einmal über das Fell des Panthers gestrichen hatte, öffnete sich die Tür erneut. Es war Kasumi, die nicht gerade erfreut war zu sehen wie ihre kleine Schwester mit der Raubkatze umging. Dennoch begann sie Kumiko einigermaßen höflich aber vollkommen sachlich anzusprechen:

„Guten Morgen. Ich soll dir das Bad zeigen, es ist dort die dritte Tür.“

Während sie sprach deutete sie in den Flur hinaus. Kaum hatte sie ihren Satz beendet, ging sie hinüber zu Hikari und nahm sie auf den Arm. Diese fand das aber ganz und gar nicht gut. Sie zappelte herum und schaute böse zu ihrer Schwerster. Dann verließ Kasumi das Zimmer, wobei von draußen noch ein sehr unzufriedener kleiner Engel zu hören war. Der zurückgelassene Engel seufzte kurz und sah zum Panther.

„Sie ist wie ihre große Schwester, diese Kasumi. Sie traut uns nicht über den Weg.“

Während sie mit Antares sprach, streichelte sie ihm über den Kopf, was er sich sehr viel lieber von ihrer Hand als von der der Kinder gefallen ließ. Er streckte seinen Kopf mit geschlossenen Augen der Liebkosung der Blondine entgegen.

Nach einiger Zeit stand Kumiko auf und verließ das Zimmer in Richtung Bad, wobei sie den schwarzen Panther zurückließ.

Sie ließ in der Dusche einen Platzregen auf sich niederprasseln und machte sich auch sonst frisch.

Beim verlassen des Bades folgte sie den Stimmen bis in die Küche. Antares wurde von Hikari belagert während Kasumi sich wohl mittlerweilie damit abgefunden hatte. Manabu saß am Tisch und erklärte Yoshiro etwas. Es schien ein Thema aus einem Schulbuch zu sein. Der Junge nickte jedesmal eifrig, wenn Manabu ihn ansah. Sarana-sama begrüßte die Blondine freundlich, als sie diese erblickte. Dann wandte sie sich an Yuuka, ihre älteste Tochter. Diese war scheinbar wieder ganz gesund und fit. Niemand würde vermuten, dass es ihr gestern noch so schlecht ergangen war.

„Yuuka, könntest du bitte noch ein paar Brötchen holen gehen?“

Die Angesprochene nickte gehorsam, doch ihr Gesichtsausdruck verriet, dass ihr diser Auftrag nicht sonderlich gut gefiele. Der Engelsmann sah auf.

„Aber es ist wirklich nicht nötig, ihr braucht euch nicht für uns verpflichtet zu fühlen. Wir brauchen keine Brötchen, eure Gastfreundschaft genügt uns vollkommen.“

versicherte er ruhig, doch Sarana sah ihn freundlich an.

„Ihr seid unsere Gäste, darauf bestehe ich.“

Manabu nickte dankend zu ihr und auch Kumiko tat es ihm gleich. Es war eindeutig, dass die Mutter der vier Kinder keinen weiteren Widerspruch dulden würde. Sie sah kurz zu Yuuka und fasste einen Entschluss.

„Yuuka, darf ich dich begleiten?“

fragte sie freundlich. Die Angesprochene zuckte nur mit den Schultern, was Kumiko als ein ja auffasste. Der Engelsmann sah auf, scheibar wollte er auch mitkommen, aber da wurde er schon wieder von einer Frage des kleinen Yoshiro zurückgehalten. Auch Antares hatte keine Chance sich loszureißen, aber der hätte eh nicht mitgekonnt. Das Drama gestern um ihn hatte ihr wirklich gereicht. Sie verließ zusammen mit der Braunhaarigen das Haus. Vielleicht war es auch gaz gut, dass Manabu sie nicht begleitete, denn auf ihn wirkte Yuuka immer sehr schroff.

Der blonde Engel lächelte freundlich, worauf sie nur einen verständnislosen Blick von Yuuka erntete. Oh mann, sie war wirklich ein schwerer Fall, wobei Kumiko ihr das nicht verübeln konnte.

„Sag Yuuka-san, wie geht es dir jetzt?“

Erst antwortete ihr Gegenüber gar nicht, dann stieß sie einen abfälligen Laut aus.

„Ich brauche dein Mitleid nicht, ich brauche niemandens Mitleid.“

entgegnete sie kühl. Was für eine niederschmetternde Antwort! Sie schien wirklich nicht an Zwischenmenschlichen Beziehungen interessiert zu sein, wenn es nicht gerade um ihre Familie ging.

„Aber das ist doch kein Mitleid, ich wollte nur wissen wie es dir geht...“

versuchte die junge Engelsfrau beschwichtigend zu erklären, wurde aber von Yuuka sofoert wieder unterbrochen:

„Nur damit du es weißt, ich habe kein Interesse daran mich mit dir anzufreunden. Ich bin froh, wenn ihr wieder weg seid!“

erklärte sie schroff und betrat dann einen kleinen Bäckereiladen. Die blonde Engelsfrau war stehengebleiben. Das war wirklich hart gewesen. Sie fühlte sich etwas vor den Kopf gestoßen. Sie lächelte traurig, aber was hatte sie denn erwartet? Dass Yuuka ihr sofort freudig ihre Probleme erzählte? Wohl kaum. Sie musste sich wohl einfach damit abfinden, dass Yuuka keinerlei Hilfe und sei es nur durch Gesellschaft, annahm.

Schleppend betrat auch sie den Laden.

Der Laden war recht gemütlich eingerichtet, es war der typische Bäcker eines Dorfes. Klein und jeder kannte jeden. Yuuka war gerade dabei ihre Wünsche zu äußern. Kumiko blickte sich etwas um. Die anderen Kunden des Bäckers sahen zum Teil etwas abfällig zur Brünette hinüber. Diese ließ das scheibar kalt, doch dem blonden Engel war so, als würde sie etwas Trauriges in ihren Augen ausfindig machen. Schnell hatte der braunhaarige Engel seine Brötchen bekommen und machte sich daran die Bäckerei zu verlassen. Die Blondine folgte ihr schnell und holte zu ihr auf.

„Soll ich dir etwas abnehmen?“

fragte sie freundlich, doch Yuuka schüttelte kurz ablehnend den Kopf.

Um diese Uhrzeit waren schon viele Engel auf den Beinen, und alle schauten ablehnend zu Yuuka. Manche tuschelten sogar, als die beiden Engel an ihnen vorbeigingen, und das, was sie sich zu sagen hatten, war nach ihren Gesichtsausdrücken sicher nichts Nettes. Die blonde Engelsfrau sah abermals zu Yuuka, die jetzt wirklich etwas traurig aussah. Sie versuchte kalt und desinteressiert zu wirken. Die meisten fielen auch sicher auf diese Maske herein. Doch Kumiko kannte diesen Blick nur zu gut. So hatte sie auch oft geschaut. Der Blick war voller Trauer und Schmerz zurückgewiesen zu werden. So sah der Panzer aus, den man sich umschnallte, wenn man solche ablehnung zu spüren bekam und die wahren Gefühle überspielen wollte, um keine Schwäche zu zeigen.

Es hörte einfach nicht auf, Erinnerungen von ihr mischten sich immer mehr mit ihren Wahrnehmungen. Immer wieder sah sie nicht Yuukas Gesicht, wenn sie zu dieser hinübersah, sonder ihr eigenes. Ihren eigenen erschöpften und traurigen Blick. Ärgerlich und wütend über die engstirnige Sichtweise dieser Engel drehte sie sich um und blieb abrupt stehen.

„Hört doch endlich auf damit über sie zu Tuscheln und hinter ihrem Rücken mit den Finger auf sie zu zeigen! Wenn ihr etwas zu sagen habt, dann sagt es ihr gefälligst ins Gesicht! Oder seid ihr dafür etwa zu feige?“

rief sie lautstark und wütend aus. Sie spürte, wie auch Yuuka verwundert stehengebleiben war, sich aber nicht traute sich zu ihr umzudrehen.

Die Engel um die Blondine herum sahen diese entrüstet und ärgerlich an, aber niemand machte nur den Ansatz etwas zu sagen. Schließlich regte sich ein Engelsmann mittleren Alters.

„Wir haben jedes Recht dazu, so über sie zu denken und zu reden, wegen ihr wurde mein Sohn stark von einem Dämonen verletzt!“

Ein zustimmendes Raunen ging durch die Engel. Kumiko warf einen Seitenblick auf Yuuka, deren Gesicht schmerzverzerrt war. So wie es aussah, gab sie sich tatsächlich die Schuld für diesen Unfall, auch wenn es wahrscheinlich nicht so war.

Die Blondine hob abwertend eine Augenbraue und richtete ihren Blick wieder der Menge zu.

„Ach ja? Wegen ihr? Wenn du mich fragst ist es keinesfalls ihre Schuld! Nur weil ihr zu feige seid, euch gegen die Dämonen gemeinsam zusammenzuschließen?! Ihr ladet alle Verantwortung auf eine junge Frau ab? Seid ihr denn nicht in der Lage euch selbst zu schützen?“

Einige der Engel sahen nun betreten nach unten auf die Wolken. Ganz offensichtlich hatte sie voll ins Schwarze getroffen.

„Nein, dass seid ihr nicht. Aber es ist ja auch so viel einfacher, die Schuld auf jemand anders zu schieben, als sich einen Fehler oder Schwäche einzugestehen! Ihr solltet euch schämen! Yuuka gibt jedes Mal ihr bestes, um euch zu schützen und das obwohl ihr nichts als Groll für sie habt! Trotzdem versucht sie euch nach Kräften zu schützen, und was tut ihr? Ihr beschwert euch, weil sie sich gegen eine Überzahl von Dämonen alleine nicht durchsetzen kann?!“

Allen umherstehenden Engeln hatte es die Sprache verschlagen und sie starten bedröppelt auf die Wolken. Scheinbar hatte Kumiko auch mit jedem weiteren ihrer Worte einen Volltreffer gelandet. Auch Yuuka sah verwundert den blonden Engel an.

„Und ihr nennt euch Engel? Die gütigen Abgesandten Gottes, seine Helfer und Krieger? Besonders in diesen Zeiten, wo die Dämonen mehr Macht gewinnen, hält man zusammen, darin liegt die Kraft! Aber was tut ihr? Ihr verkriecht euch und ladet alle Verantwortung auf eine junge Engelsfrau....

Ihr seid eine Schande für das gesammte Reich des Himmels!“

Damit wandte sich Kumiko wütend ab und griff die Hand der höchst verwunderten Yuuka. Mit festen und energischen Schritten zog sie die Brünette in Richtung des zu Hauses der Hüterin. Diese sah betreten auf die Wolken. Die Blondine biss sich auf die Lippen. Oh nein, hatte sie die Situation von Yuuka durch ihren Wutausbruch vielleicht nur noch weiter verschlechtert? Etwas traurig und entschuldigend sah sie zu der Braunhaarigen hinüber.

„Es tut mir leid, ich hätte mich nicht einmischen sollen, es geht mich ja nichts an....“

Abwehrend schüttelte die Angesprochene den Kopf und sah auf.

„Nein, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du hast genau das angesprochen, was mich bewegt hat, ich aber nie sagen konnte. Ich hätte das schon selbst lange tun sollen. Außerdem...“

Sie sah Kumiko mit einem zögerlichem Lächeln ins Gesicht.

„Du bist die Erste, die sich außer meiner Familie so für mich eingesetzt hat. Ich danke dir. Es tut mir leid, dass ich dich zuerst so schroff abgewiesen habe...“

Die blonde Engelsfrau lächelte sanft. Hinter der kühlen Maske steckte also doch eine liebe und etwas verletzliche junge Frau.

„Du brauchst dich wirklich nicht zu entschuldigen, ich kann dein Misstrauen wirklich gut verstehen...“

Ihr Blick fiel auf die beiden Taschen, die Yuuka trug. Sie zeigte auf eine der beiden.

„Soll ich dir eine abnehmen?“

die Braunhaarige lächelte freundlich.

„Gern.“

Sie übergab eine der Taschen und die beiden gingen nach Hause. Die jungen Engelsfrauen unterhielten sich angeregt über den Wutanfall der Blonden und machten sich über die verdatterten Gesichter der Engel lustig. Kumiko hatte das Gefühl, dass das leichte Schmunzeln von Yuuka diese immer ein kleines Stückchen mehr aus dem tiefen Sumpf befreite, in den sie geraten war. Erleichtert nahm sie das zur Kentniss und freute sich aus tiefsten Herzen darüber, dass sie ihr zumindest für heute etwas hatte helfen konnen.

Als sie zu Hause ankamen schauten alle miteinander verwundert, dass sich die beiden plötzlich so gut verstanden. Es schienen Welten zwischen ihrem Verhältnis, das zwischen ihnen geherrscht hatte bevor sie das Haus verlassen hatten und ihrem Wiedereintreffen zu liegen. Die beiden sahen sich nur leicht an und schmunzelten, sagten aber nichts weiter dazu.

Gemeinsam aßen alle zu Früchstück, bis die Sanara doch den Grund für das leicht freundschaftliche Verhältnis zwischen Kumiko und Yuuka erfahren wollte. Die Braunhaarige grinste die Blonde an und erzählte dann alles. Sie schmückte die Gesichte aus, und der blonde Engel wurde etwas rot, so großartig war das nun auch nicht gewesen.

Nachdem Yuuka geendet hatte, sahen alle verwundert, aber bewundernd zu Kumiko. Diese lächelte nur verlegen.

„So eine große Sache war das nun wirklich nicht, ich kann so eine Ungerechtigkeit eben nicht sang- und klanglos an mir vorbeiziehen lassen...“

versuchte sie das Ganze etwas zu erklären.

„Und wie das eine große Sache gewesen ist!“

rief nun zu völligen Überraschung der 18-Jährigen Kasumi aus. Sie strahlte förmlich. Die Blonde nickte dankbar.

Im Verlauf des Tages halfen die drei Gäste noch tatkräftig im Haushalt der Familie mit, wobei die Arbeit des Panthers eher so aussah, dass er die beiden Kleinen unterhielt. Tapfer ließ er das über sich ergehen, was Kumiko ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Die Beziehungen von allen schienen sich etwas gebessert zu haben, nur Yuuka war Manabu gegenüber weiterhin etwas verschnupft. Was wohl der Grund dafür war? Entweder sie mochte ihn wirklich nicht, oder die beiden hatten ihr ganz eigenes Verhältnis.

Als sich der Tag dem Ende zuneigte, standen alle vor der Haustür und verabschiedeten sich. Es war nun endlich Zeit für die Gäste aufzubrechen, schließlich hatten sie ein Ziel vor Augen, das sie erreichen wollten.

„Ich möchte mich noch einmal für alles bedanken, was ihr gestern und heute für uns getan habt.“

Meinte Sarana-sama und verbeugte sich leicht vor den dreien. Manabu wedelte sofort abwehrend mit den Händen, und auch die Blonde schüttelte den Kopf.

„Nein, wenn jemand zu danken hat, dann sind wir das.“

versicherten beide.

„Mamiii, ich will nicht das Antares weggeht!“

rief der kleine Yoshiro aus und klammerte sich an den Panther und auch die kleinste, Hikari, hielt sich an einem der Beine des Tieres fest. Kasumi beugte sich hinunter und streichelte beiden über den Kopf.

„Nun kommt, seid brav. Sie haben eine wichtige Reise vor sich und ihr wollt sie doch sicher nicht behindern oder?“

Die beiden Kleinen schüttelten beide sofort den Kopf und ließen von dem schwarzen Panther ab. Kumiko blickte dankend zu Kasumi, welche nur lächelte.

„Na gut, ich denke wir sollten gehen. Ich bin ungefähr in einer Stunde wieder hier, Mum.“

erklärte Yuuka und ihre Mutter nickte. Die Braunhaarige blickte sich kurz um und soetwas wie ein kurzer Schmerz durchfuhr sie.

„Alles in Ordnung, Yuuka?“

rief die Blondine besorgt aus. Die Angesprochene schaute erst zu ihr, dann zu ihrer Mutter.

„Bring sofort die Kleinen rein! Mach schnell, sie kommen!“

Ein Entsetzen breitete sich auf den Gesichtern von allen aus. Sie? Etwa?

Blitzschnell flog der Kopf der Blonden in die Richtung, in die die Braunhaarige zuvorgeschaut hatte. Es war nichts zu sehen, nur...

Sie schloss die Augen und spürte eine leichte Kälte, die aus dieser Richtung kam. Es gab nur eine Ursache für diese Art von Kälte...

Es waren also Dämonen auf den Weg hierher. Auch Manabus Gesichtsausdruck hatte sich verhärtet, er spürte es also auch. Aber Yuuka hatte eben ein Schmerz durchzogen, dass hatte sie genau gesehen. Hatte das also alles etwas mit ihrer letzten Vision zu tun? Hatte sie diesen Angriff gesehen? War sie deshalb so erschüttert gewesen, als sie Kumiko, Manabu und Antares erblickt hatte? Weil sie gesehen hatte, dass sie bei diesem Angriff hier sein würden?
 

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Nach beinahe 2 Monaten endlich ein neues Kapitel!

Ich musste mich echt zusammenreißen, mich wieder dran zu setzten, aber ich bin überglücklich, dass ich es getan habe!

Ich hätte mir das nie verziehen, wenn ich diese Geschichte so schleifen lassen hätte.
 

Ich bedanke mich bei meinen Kommischreibern Kaisy und Ju!

Wenn ihr nicht gewesen wärt, hätte ich vielleicht gar nicht weitergeschreiben, ich danke euch!!!
 

Zu allerletzt hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat, es hat mir jedenfalls Spaß geamcht es zu schreiben^^
 

Ich widme es Ju und Kaisy!!
 

-knuddel-

Unerwartete Hilfe

„Du darfst nicht gehen, das ist zu gefährlich!“

rief Sarana energisch und aus und blickte ihre älteste Tochter ernst an. In Ihren Augen spiegelte sich deutlich die Sorge um ihr Kind wieder.

„Du weißt das ich keine Wahl habe, Mum. Es ist meine Pflicht geworden, nachdem Dad verschwunden ist.“

auf den Lippen des Engels lag ein bitteres Lächeln, was zweifelsohne dem Verlust ihres Vaters galt. Es war das erste Mal, dass Kumiko überhaupt von ihm gehört hatte. Er war also verschwunden?? Wie?? Und wann? Ihre Gedanken flogen geradezu in ihrem Kopf herum, wurden aber von Sanara-samas Stimme aufgehalten.

„Dann werde ich mit dir kommen, Yuu-chan!“

„Nein, Mum. Du bist zu schwach dafür. Du musst hier auf die Kleinen achtgeben!“

Die Angesprochene wollte gerade widersprechen, als Kasumi sich einmischte.

„Nein Mum, Onee-san hat recht. Ich werde mitgehen, aber du bleibst hier.“

Zuerst lag ein angespanntes Schweigen in der Luft, doch schließlich gab sich Sanara geschlagen. Etwas traurig nickte sie ihren Töchtern zu und Yuuka sah dankend aber auch ernst zu ihrer Schwester.

„Gebt Acht, ihr beiden!“

Sie nahm die beiden Kleinen an die Hand und führte sie wieder ins Haus. Die Kleinsten sahen etwas verwirrt aus und wollten sich eigentlich nicht so einfach von den anderen wegführen lassen, doch ihre Mutter zog sie unnachgibig hinter sich her. Einen Augenblick sah die Blondine den Kindern nach, dann sah sie zu Manabu hinüber. Sein Blick war ernst und sie wusste, was er dachte. Beide nickten sich zu. Ja, sie würden auch mithelfen und so gut sie konnten gegen die Dämonen kämpfen!

„Wir helfen euch natürlich, dass sind wir euch schuldig.“

erklärte der Engelsmann ruhig aber entschlossen. Kasumi nickte ihm dankend zu, Yuuka taxierte seine Hilfe nur mit einem kurzem Schulterzucken. Trotzdem konnte auch sie nicht ganz verbergen, dass sie ganz froh über diese Hilfe war. Zusammen machten sie sich auf den Weg in die Richtung, aus der die kalte Präsens der Geschöpfe der Hölle kam.

„Was ist mit deiner Mutter, Yuuka?“

fragte die Kumiko im Laufen. Ihr war wieder eingefallen, wie die Brünette gesagt hatte, dass Sanara zu schwach für den Kampf sei. Und auch die Blondine musste zugeben, dass sie schon als sie die Mutter der obersten Hüterin das erste Mal gesehen hatte, gedacht hatte, sie sähe sehr zerbrechlich aus. Scheinbar war das nicht einfach nur ihre subjektive Wahrnehmung gewesen.

„Sie ist krank. Sie ist seit dem Verschwinden meines Vaters sehr schwach geworden. Sie ist einfach nie über diesen Verlust hinweg gekommen...“

erklärte die Angesprochene etwas verbitter und auch Kasumi nickte traurig. Kumiko nickte nur still. Aber natürlich, das war nur verständlich. Den Verlust seines Partners verkraftete man eben nicht so leicht, und dass das auf die körperliche Verfassung eines Engels schlug, war auch nicht weiter verwunderlich. Sanara hatte dieser Schicksalsschlag krank gemacht. Die Blondine konnte das gut verstehen, es war wirklich nicht einfach mit dem Verlust eines geliebten Engels zu leben...

Als die Engelsfrau den Blick bemerkte, mit dem Yuuka in Richtung des Kudaru Tsuro sah, wurde ihr schlagartig etwas klar. dieser Schmerz in ihren Augen, diese Bitterkeit. Das konnte nicht allein von der Verachtung der Dorfbewohner herrühren.

„Dein Vater ist am Kudaru Tsuro verschwunden, nicht wahr?“

fragte sie sanft und verständnisvoll. Die Angesprochene nickte ernst und blieb einige Momente stumm, bevor sie antwortete.

„Ja, das ist er. Es war bei einem großen Dämonenangriff. Er versuchte sie nahezu im Alleingang aufzuhalten, während meine Mutter und ich etwas weiter hinten am Dorfrand alle Ungeheuer vernichtetn, die an ihm vorbeikamen. Plötzlich verschwanden alle Dämonen, aber auch mein Vater war unauffindbar...“

Sie brach ab, ihre Stimme war gegen Ende immer leiser und trauriger geworden. Kumiko nickte ihr zu, um ihr zu verstehen zu geben, dass es keiner weiteren Worte bedurfte. Es war sicherlich schmerzlich genug gewesen jetzt darüber zu sprechen, wo wieder ein Dämonenangriff bevorstand. Schon dass allein war sicher genug, um ihre Trauer erneut hervorzurufen.

Kein Wunder, dass sie den Kudaru Tsuro so hasste, wenn dieser ihren Vater verschluckt hatte.

Während sie ihrem Bestimmungsort immer näher kamen, färbten sich die Wolken zu ihren Füßen etwas gräulich. Das war ein sicheres Zeichen für den Einfluss von Dämonen. Es mussten also mehr als nur ein paar sein, denn nur mehrere hatten die Macht dazu, die Reinheit des Reiches so merklich zu verschmutzen.

Kasumi grinste leicht angespannt. Es war nicht zu übersehen, dass auch sie die Veränderung bemerkt hatte und sie darüber keinesfalls erfreut war.

„Nun kommt ihr zwar zum Kudaru Tsuro, aber bestimmt anders, als ihr euch das gedacht habt.“

Keiner antwortete ihr, weil sich alle über den Ernst der Lage bewusst waren. Die Atmosphäre wurde immer unangenehmer für die Engel. Kälter, düsterer, drückender. Sie liefen nur noch einige Minuten, bis sie am Waldrand ankamen. Yuuka und Kasumi blickten angestrengt in die Richtung, aus der sich die Dämonen immer weiter näherten. Auch Kumiko ließ ihren Blick dorthin schweifen, hielt dann aber plötzlich inne. Dort, wo die beiden hinsahen, lag etwas wie ein Dunst in der Luft, der einem nur eine mäßige Sicht auf das erlaubte, was dahinter war. Alles was die Blondine ausmachen konnte, war eine Art Öffnung in einer Wolke, die sich zu einem kleinen Hügel aufgetürmt hatte. War das etwa der Eingang zum Kudaru Tsuro? War das möglich?

Manabu hatte wohl ihren leicht fragenden Blick gesehen, denn er nickte ihr zu.

„Ja, das ist er, der hinabsteigende Weg. Der Dunst kommt daher, weil es immer noch eine Verbindung zwischen zwei Welten ist. Dieser Übergang ist nicht so offensichtlich wie ein Fenster, durch das man sehen kann. Eine solche Verbindung ist eher fließend. Durch den Dunst spiegelt die Atmosphäre das wieder.“

erklärte er ruhig wie es eben seine Art war. Kasumi nur nickte leicht, um ihre Zustimmung zu zeigen.

„Besser hätte ich es nicht formulieren können.“

lobte die junge Hüterin den Engelsmann. Yuuka hingegen schaute leicht abfällig und blickte ihre Schwester an.

„Wir haben jetzt keine Zeit für Lobeshymnen! macht euch bereit!“

sagte sie ernst, aber in ihrer Stimme lag auch etwas Ablehnendes, was zweifelsohne Manabu gewidmet war. Warum nur? Diese unverholene ablehnung dem Weißhaarigem gegenüber musste doch einen Grund haben?

Sie schaute immer noch etwas abwertend, als sie ihre Jacke auszog. Sie griff auf ihren Rücken, wo sich zwei kleinere Schwerter befanden, die an einer Kette miteinander verbunden waren. Sie löste die beiden von ihrer Befestigung an ihrem Rücken und hielt jetzt jedes der Schwerter in einer Hand. Eine solche Waffe hatte Kumiko noch nie gesehen. Sie selbst kämpfte nie mit Waffen, sondern immer nur mit Magie und Kampfsporttechniken. Kasumi griff nun auch seufzend an ihren Gürtel, wo drei Dolche zum Vorschein kamen. Sie allerdings hielt alle drei in einer Hand. Die Klingen der Dolche und auch der Schwerter von Yuuka bestanden aus besonders hart geschliffenen Wolken. So waren sie spitz und gefährlich geworden. Der Engelsmann hatte in dieser Zeit seinen Bogen hervorgeholt und hielt ihn kampfbereit in einer Hand. Alle drei ihrer Mitstreiter schienen bestens für Kampf ausgebildet zu sein. Bei den Hüterinnen war das nicht weiter verwunderlich, doch Manabu? Wo auch immmer er aufgewachsen war, dort war das Wort Kampf durchaus kein Fremdes gewesen.

Alle waren nun bereit zu kämpfen und die Anspannung lag förmlich in der Luft.

Der blonde Engel zuckte leicht und sah über ihre Schulter zurück zum Dorf, denn aus dieser Richtung näherte sich etwas. Sie spürte verschiedene Energien auf sie zu kommen. Auch die anderen sahen sich einer nach dem anderen um. Es waren viele, aber es waren keine Dämonen, es...es waren Engel!

Sie staunte nicht schlecht, als sie in der Ferne die Bewohner des Dorfes ausmachte. Was wollten die hier? Spürten sie nicht, dass es gefährlich wurde? Sollten sie sich nicht lieber in ihren Häusern verstecken?

Jedoch bemerkte sie bei genauerer Musterung der Engel, dass alle bewaffnet waren. Moment mal, sie waren bewaffnet?!

Kasumi blieb der Mund offen stehen und Yuuka sah ziemlich erstaunt aus. Es war nicht von der Hand zu weisen, dass beide noch überraschter über die Geschehenisse waren.

„Was ...Was macht ihr hier? Es wird gefährlich, versteckt euch lieber!“

rief die oberste Hüterin ihren Mitbewohnern zu, doch diese hielten nicht an, sie schienen sich sogar noch schneller zu nähern.

Als sie endlich vor der kleinen Gruppe standen, trat einer der Dorfbewohner vor und zwar genau der, mit dem Kumiko schon am Nachmittag die Meinung gegeigt hatte.

„Nein, dieses Mal nicht, Yuuka. Wir haben alle eingesehen, wie dumm und ungerecht unser Verhalten war. Wir wollen mit euch kämpfen, schließlich ist dies unser Dorf, dass wir alle beschützen wollen! Wir werden versuchen euch mit all unserer Kraft zu unterstützen!“

Ein zustimmendes Raunen ging durch die Bewohner des Dorfes, nachdem der vorgetretene Engel geendet hatte. Erst sah Yuuka ihn erstaunt und ungläubig an, dann schloss sie die Augen und ein zartes Grinsen erschien auf ihren Lippen.

„Na dann, will ich nichts dagegen sagen, außer... Lasst uns unser Dorf beschützen!“

Auch diesem Ausruf folgte ein entschlossenes Raunen seitens der Dorfbewohner. Kumiko lächelte. Auch wenn die braunhaarige Engelsfrau so gelassen und unberührt reagiert hatte, so wusste, spürte sie, dass diese überglücklich war. Wahrscheinlich fühlte sie sich endlich verstanden. Es war immer gut zu wissen, dass jemand einen unterstützt. Endlich erhielt sie die Unterstützung derer, die sie schon so lange verdiente. Die Blondine ließ den Blick durch die Reihen schweifen. Jeder einzelne sah entschlossen aus, niemand zweifelte. So war es richtig. Wirklich ein schönes Bild, dieser Zusammenhalt versprühte eine gewisse Wärme.

Doch diese Wärme wurde je von einer starken Kältefront angegriffen, die fast schon mit Händen zu greifen war. Yuuka fasste sich kurz schmerzverzerrt an ihren Kopf und senkte diesen leicht. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass wieder etwas aus ihrer Vision eingetreten war. Ihre Vision hatte also tatsächlich diesen Angriff gezeigt.

„Achtung, sie kommen.“

gab der weißhaarige Engelsmann ruhig aber ernst von sich. Kaum hatte die Brünette diese Worte gehört, da richtete sie sich wie aus Trotz schnell wieder auf, als wäre nichts gewesen auf. Natürlich, sie wollte keine Schwäche zeigen und schon gar nicht hinter Manabu zurückstehen. Der Panther trat näher an Kumiko heran, als wolle er sie schützen. Diese sah sanft lächelnd zu ihm hinunter.

„Ich danke dir, dass du an meiner Seite bist. Aber pass bitte auch auf dich auf.“

Antares sah zu ihr hoch, als wenn er ihr diesen Rat ebenfalls geben wollte. Noch während sie den Blick des Tieres erwiderte, fingen die Wolken leicht an zu beben und sie sah augenblicklich wieder auf. Schon sah sie die ersten Dämonen. Ein Haufen von grauen und schwarzen Gestalten. Nur der Anblick dieser Wesen rief tiefen Hass in dem Engel hervor. Einige hatten keine feste Gestallt, andere hatten mehrere Köpfte oder Arme, aber keiner von ihnen sah annähernd menschlich aus. Das hieß, dass wenigstens niemand von den oberen 500 unter ihnen war, denn nur ihnen war ein solcher Körper gegeben. Aber trotzdem durfte man die Geschöpfe der Hölle niemals unterschätzen, dafür bezahlte man immer zu einen viel zu hohen Preis...

Yuuka bewegte sich schnell auf die Meute von Dämonen und Ausgeburten der Hölle zu, ihre Schwester Ksaumi folgte ihr und ihr folgten sämtliche Dorfbewohner. Es war so, als wenn die Brünette der Heerführer war, der den Kampf eröffnet hatte. Manabu machte einen großen Satz auf eine kleine Erhöhnung und schoss Pfeile, die aus weißer Magie zu bestehen schienen, in hoher Geschwindigkeit nacheinander ab. Fast jeder der Pfeile brachte einen Dämonen zu Fall. Es war nicht weiter verwunderlich, dass er im Kampf ebenso genau und effizient war, wie in seinen Studien. Kumiko nickte schnell dem Panther entschlossen zu und beide brachten sich nun ins Geschehen ein. Ein Dämon hatte die beiden sehr früh bemerkt und wollte sich auf die Engelsfrau stürzen, aber Antares fing ihn vorher ab und zog ihn außer Reichweite, so dass er der blonden Engelsfrau nicht mehr schaden konnte. Nun machte sich aber auch diese daran tatkräftig mitzuhelfen. Sie legte ihre Hände aneinander und zog sie in sekundenschnelle wieder auseinander. Sie bewegte sich blitzschnell und näherte sich einigen Dämonen. Kurz vor diesen blieb sie stehen und ihre flache Hand schoss gegen die Brust der Ungeheuer, oder gegen das, was Kumiko danach aussah. Ein weißes Aufleuchten war zu sehen und die Dämonen brachen unter Schmerzgeschrei zusammen. Doch während sie damit beschäftigt gewesen war, hatten ihr wieder neue Ungetüme aufgelauert, die sie sich mit einigen Tritten vom Leib hielt.

Yuuka schwang ihre Schwerter geschickt, man sah deutlich, dass sie das Kämpfen gewohnt war. Keine ihrer Bewegungen war überflüssig, sie verschwendete wirklich keine Zeit. Manchmal hielt sie eines der Schwerter fest im Griff und ließ das andere an der langen Kette kreisen, so dass sie ein weiteres Umfeld erreichen konnte. Gefährlich ließ sie aus weiter Entfernung die Klinge auf ihre Gegner zuschnellen. Jeder ihrer Angriffe traf, im Punkto Effizienz stand sie dem engelsmann wirklich in Nichts nach. Ihre kleine Schwester war aber auch sehr geschickt. Sie warf ihre Dolche oder trat furchtlos nah an ein Höllengeschöpf heran, um es zu treffen.

Die Dorfbewohner waren längst nicht so kampferprobt und abgeklärt, wie diese vier Engel, aber ihr Teamgeist und ihr Kampfeswille ließ sie trotzdem gut gegen die Dämonen bestehen. Jeder half dem anderen, und wenn im Rücken des anderem ein Ungetüm auftauchte, dann war immer jemand da, um diesen jemand zu warnen oder zu retten. Es war ein Paradebeispiel an Zusammenarbeit.

Kasumi war wirklich angetan von diesem Anblick und vernachlässigte für einen Moment ihre Deckung. Kumikos Augen weiteten sich besorgt, als sie sah, wie sich ihr ein schwarzer Parasit näherte.

„Kasumi!“

rief sie laut aus und versuchte zu ihr zu gelangen, aber da stellte sich ihr ein weiterer Störenfried in den Weg.

„Geh mir gefälligst aus dem Weg!“

schrie sie und bündelte etwas weiße Magie in ihren Händen, um ihn niederzustrecken. Doch das hatte zu lange gedauert, das Geschöpf der Hölle war schon zu nah an Kasumi herangelangt. Verdammt, dass schaffte sie nicht mehr!

„Nein!“

schrie die blonde Engelsfrau verzweifelt aus. Doch da traf ein weißer Lichtblitz den Dämonen, woraufhin dieser in sich zusammensackte. Schnell flogen ihre Augen in die Richtung, aus der er gekommen war, und sie sah, wie die Sehne des Bogens von Manabu noch leicht vibrierte. Er hatte die Gefahr, in der die junge Hüterin geschwebt hattte also auch bemerkt. Sie seufzte erleichtert auf. So ein Glück, dass der Weißhaarige einen guten blick über das gesamte Kampffeld von seiner Position aus hatte. Doch trotzdem war sie auch ein wenig wütend darüber, dass das fast schief gegangen wäre. Entschlossen kämpfte sie weiter gegen die Ungeheuer.

Ein kurzer Schmerz glitt durch ihren Kopf. Ganz ruhig, ganz ruhig. Sie durfte sich nicht so von ihrer Wut leiten lassen. Sie durfte solch negative Gefühle nicht so sehr an sich herankommen lassen. Nur nicht die Kontrolle verlieren, sonst nutze sie das nur aus! Und dann würde sie sich noch ganz anders bemerkbar machen...

Der schwarze Panther tauchte wieder neben dem Engel auf. Seine Reißzähne waren bedrohlich sichtbar geworden und er sprang schon wieder einen Gegner an. Dieser heulte unter größten Schmerzen auf und fiel zu Boden. Sie warf einen Seitenblick auf die Wunde des Zubodengefallenen. Schon wieder diese Wunde, woher kam dieses Ausgebrannte nur?
 

Mit vereinten Kräften schafften sie es schließlich alle Dämonen zu besiegen. Einige von ihnen waren auch geflüchtet, als sie bemerkt hatten, dass sie hier nicht weiterkamen und sterben würden. Der Überlebenswille war dann eben doch stärker.

Die Wolken hatten aufgehört zu beben und die Atmosphäre hatte schon etwas von ihrer Kälte verloren. Auch die Wolken erholten sich langsam von der Verunreinigung durch die Dämonen und wurden wieder heller.

Alle sahen erleichter aus und nickten sich gegenseitig anerkennend zu. Besonders die Dorfbewohner schienen fast schon etwas überrascht zu sein, was sie nicht alles gemeinsam erreichen konnten.

Yuuka sah die Blondine an und diese nickte. Jetzt gab es nur noch eines zu tun, bevor die Gefahr endgültig gebannt war. Die Leichen der dunklen Geschöpfe mussten weichen.

Die beiden Engelsfrauen beugten sich zu den einzellnen leblosgewordenen Körpern. Sie legten jeder für sich ihre Hände übereinander und schlossen kurz die Augen.

„Weiche dem alles reinigendem Licht.“

Als sie ihre Augen wieder öffneten und ihre Hände die Luft über den Dämonen streicheln ließen, trat etwas weiß Schimmerndes aus ihren Handflächen hinaus, das den Kadaver verschwinden ließ. Kasumi und Manabu folgtem bald ihrem Beispiel. Alle vier schienen diese Technik perfekt zu beherrschen. Die Dorfbewohner waren in diesen Dingen nicht so gut ausgebildet, aber sie halfen ihnen, indem sie die Leichen zu den Engeln brachten, so mussten diese nicht immer wieder aufstehen.

Das war zwar alles etwas zeitaufwenig, aber es musste schließlich sein, damit die reine Luft des Himmelsreich auch genau das blieb, rein.

Endlich hatten sie es geschafft und es war nichts mehr von der einstigen Anwesenheit der Dämonen zu spüren. Die Wolken unter ihnen waren wieder vollkommen weiß und die Luft hatte ihre friedliche Ausstrahlung zurück.
 

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So, mal wieder ein neues Kapitel von mir. Ich hoffe es hat euch gefallen, über Kommis freue ich mich sehr!

Und damit vielen Dank an justanotherexcuse, Ju und Kaisy!
 

-knuddel-

Der Kristallene Weg

„Onee-san!!!“

ertönte der Zusammenklang von Yoshiros und Hikaris Stimme. Die beiden kleinen Engel kamen auf ihre große Schwester Yuuka zugelaufen. Ihre Mutter folgte ihnen in einigem Abstand, sie wirkte ziemlich erstaunt über die große Menge von Engeln, die sich hier am Kampfplatz versammelt hatten.

Hikari fiel Yuuka um den Hals und Yoshiro umklammerte Kasumi.

„Wir haben uns ganz doll Sorgen um euch gemacht, deswegen sind wir ganz schnell hierher, als Mum gesagt hat, dass die Dämonen weg sind!“

erklärte der kleine Engelsjunge. Seine Sorge war deutlich aus seiner Stimme zu vernehmen. Sanara blickte zweifelnd und leicht skeptisch zu den Dorfbewohnern.

Eine Engelsfrau traf aus der Menge hervor und wandte sich an die Mutter der Familie der Hüter.

„Auch bei euch wollen wir uns entschuldigen, Sanara-sama. Wir haben eurer gesamten Familie großes Unrecht getan. Wir waren feige und eingeschüchtert. Wir alle haben große Angst bekommen, als euer Mann, der uns sonst immer so großartig geschützt hat, verschwand. Wir waren unfähig etwas gegen diese Angst zu tun und haben stattdessen euer Familie die Schuld für unsere Unfähigkeit gegeben, bitte verzeiht uns.“

erklärte die Frau langsam und sah etwas betreten zu Sanara hinüber. Diese lächelte leicht, als sie diese Worte vernahm und nickte.

„Wie ich sehe habt ihr meinen Töchtern gerade geholfen, und das reicht mir als Entschuldigung. Ich bin euch sehr dankbar für eure Offenheit.“

erwiderte Sanara sanft und gutmütig. Alle Engel redeten leicht durcheinander, aber der Gesammtton war erleichtert und erfreut. Glücklich beobachtete Kumiko das Geschehen, als Manabu und Antares sich zu ihr gesellten. Sie war wirklich sehr froh, dass alles so geendet war. Es war eben schön zu sehen, dass es ein Happy End manchmal eben doch noch gab. Ihre Augen trafen die des Engelsmannes und sie nickte. Es war langsam Zeit zu gehen und das zu tun, weswegen sie hergekommen waren. Es war Zeit wieder ihr eigentliches Ziel in Angriff zu nehmen, die Erde.

„Ich denke wir sollten nun gehen, es wird Zeit. Danke für alles, Yuuka-chan.“

meinte die Blondine und lächelte die Braunhaarige freundlich an. Die Angesprochene wollte gerade etwas erwidern, da erhob erneut ein Engel aus dem Dorf das Wort.

„Sagt, ihr wollt doch nicht etwa den Kudaru Tsuro passieren?“

fragte der Engel etwas verunsichert. Er hatte wohl gesehen, in welche Richtung Manabu geschaut hatte, während Kumiko mit Yuuka gesprochen hatte. Diesmal war es der Engelsmann, der auf die Frage antwortete.

„Doch ganz recht. Ich weiß, was ihr denk. Ihr seht vor allem die Gefahr, schließlich kommen von dort die Dämonen. Aber wir haben uns dafür entschieden und haben alle unsere Gründe. Einer dieser Gründe ist es zum Beispeil, den häufigen Besuch der Kreaturen des Bösen hier zu vermeiden.“

er hatte wie immer ruhig gesprochen und mit einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. Es war einfach seine überlegte Art, die Widersprüche entwaffnete.

„Nun gut, wenn das eure Entscheidung ist, dann gebt gut auf euch Acht. Und habt tausend Dank für eure Hilfe in diesem Kampf.“

Die zwei fremden Engel schüttelten abwehrend den den Kopf. Nein, für diese Hilfe brauchten sich die Dorfbewohner wirklich nicht zu bedanken. Für die zwei war das selbstverständlich gewesen. Die Blondine war froh, dass keiner der Engel sie abhalten wollte, was aber wohl sicherlich auch daran lag, dass Manabu gesprochen hatte. Er hatte eine sehr autoritäre und erwachsene Art. Außerdem war es verwunderlich, dass niemand auf den schwarzen Panther einging, doch wahrscheinlich lag das daran, dass er mit ihnen gemeinsam gegen die Dämonen gekämpft hatte. Einige hatte er sogar vor Angriffen gerettet, wie sie beobachtet hatte.

Ihr Blick fiel auf Yuuka, die ein wenig sehnsüchtig auf den Eingang des Kudaru Tsuro starrte. Warum dieser Blick? Hasste sie diesen Ort nicht?

Kasumi trat näher an ihre Schwester heran. Ihre Augen suchten die der obersten Hüterin.

„Du möchtest gehen, richtig? Du willst ihn suchen.“

Fragte sie sanft, konnte aber nicht vermeiden, dass sie dabei auch etwas traurig klang.

Ihn? Wen meinte Kasumi damit? Doch nicht etwa ihren Vater?

Ihre Schwester sah sie erst etwas erschrocken an, doch als sie sich wieder gefangen hatte, wedellte sie abwehrend mit den Händen.

„So ein Quatsch, wie kommst du nur aus sowas? Als wenn ich lasse euch hier allein lassen würde.“

erwiderte sie, wobei ihre Stimme aber nicht ganz so überzeugend klang, wie sie es vielleicht gewollt hatte. Kasumi schüttelte langsam den Kopf.

„Heute bist ausnahmsweise du diejenige, die Quatsch redet. Du kannst ruhig gehen, wir kommen schon zurecht!“

Jetzt horchten die Dorfbewohner auf und schalteten sich in die Diskussion der beiden Schwestern ein.

„Und wir sind ja auch noch da! Ab jetzt werden wir immer an der Seite der Hüter kämpfen! Mach dir keine Sorgen!“

versicherten alle einstimmig. Der Blick der Braunhaarigen glitt leicht gerührt über diese Hilfe zu ihrer Mutter.

„Geh ruhig Yuu-chan. Ich weiß, dass es dein Wunsch ist das zu tun. Ich bin deine Mutter, auch ohne dass du etwas sagst, weiß ich doch, wie sehr du dir das wünschst. Such deinen Vater für uns beide.“

sagte sie sanft und beantwortete damit die unausgesprochene Frage ihrer Tochter. Sanara umarmte ihre älteste Tochter liebevoll und in Yuukas Augen blitzte kurz das Eingeständnis auf, durchschaut zu sein.

Dann glaubte Yuuka also wirklich ihn auf der Erde zu finden? Kumiko musste lächeln. Sie konnte den Engel verstehen, wenn es auch nur eine winzige Hoffnung gäbe, ihre Eltern wiederzusehen, sie würde diese sofort ergreifen.

„Aber Mum...“

Sanara-sama schüttelte den Kopf, um ihre Tochter zum Schweigen zu bringen.

„Kumiko-san und Manabu-san werden sicher gut auf dich Acht geben, nicht wahr? Außerdem ist da auch immer noch Antares. An ihrer Seite weiß ich dich in Sicherheit.“

„Aber...!“

Diesmal war es Kumiko, die der Brünette ins Wort fiel. Sie hattte gesehen, wie hin und her gerissen Yuuka war. Einerseits wollte sie ihren Vater suchen, der schon so lange verschollen war, und andererseit wollte sie ihre Familie und ihr Dorf nicht zurücklassen. Doch wusste die Blondine, dass der Wunsch nach ihrem Vater zu suchen tiefer saß. Sie sah es einfach in den Augen der obersten Hüterin, die sich langsam mit Tränen füllten.

„Wir werden auf sie achten, ganz bestimmt. Wir helfen ihr ihren Vater wiederzufinden. Wir bringen sie sicher und gesund wieder hierher zurück, das verspreche ich.“

Manabu nickte zustimmend und Sanara wandte sich nun an ihn.

„Beschützt sie...“

bat die Mutter noch einmal und der Weißhaarige nickte stumm aber entschlossen. Yuuka hatte davon Gott sei Dank nichts mitbekommen, weil ihre kleinen Geschwister sie belagerten, aber sonst wäre sie sicher wütend geworden, dass ausgerechnet Manabu sie beschützen sollte.

„Onee-san, gehst du weg?“

fragte die kleine Hikari mit großen Augen.

„Ja meine Kleine, aber ich komme bald wieder.“

antwortete die große Schwester aufrichtig und drückte ihre beiden kleinsten fest an sich. Beide fingen an zu weinen und hielten sich krampfhaft an ihrer Schwester fest. Die Blondine lächelte leicht. Auch wenn es ein trauriges Bild war zu sehen, wie sich die Geschwister trennten, so war es dennoch gut zu wissen, dass Yuuka dem Wunsch ihres Herzens folgte.

Ihre Mutter löste die kleinen Engel von ihrer ältesten Tochter und hielt sie fest. Yuuka wandte sich an ihre Mutter, die sie auf die Stirn küsste.

„Du wirst gesund zu mir zurückkehren.“

sagte sie aufmunternd, aber es klang gleichzeitig auf wie eine Aufforderung, eine Aufgabe, die zu erfüllen war. Auch in den Augen der Mutter glitzerte inzwischen eine Träne.die man sah eine Träne in den Augen der Mutter glitzern. Die Tochter wandte sich schließlich ab und zusammen gingen Kumiko, Manabu, Antares und Kasumi, die sie noch bis zum Dunst begleiteten, auf den Eingang des Kudaru Tsuros zu.

Die Dorfbewohner standen im Hintergrund und wünschten Yuuka allesamt viel Glück und dass sie gesund zurück kommen sollte. Diese drehte sich noch einmal kurz um und winkte zurück. Am Dunst angekommen, standen sich nun auch die beiden Schwestern gegenüber.

Sie umarmten sich sanft.

„Pass ein wenig auf Mutter und die Kleinen auf.“

bat die Ältere mit leicht weinerlicher Stimme. Ihr fiel der Abschied wirklich nicht leicht. Es war das erste Mal, dass die Brünette so offensichtlich Schwäche zeigte, aber es führte der Blondine nur noch einmal vor Augen wie wichtig der Brünetten ihre Familie war.

„Ja, das werde ich. Aber pass du auch auf dich auf, und wehe du kommst nicht gesund zurück!“

Die beiden lösten sich voneinander und grinsten sich an. Kasumi und Yuuka waren wirklich Schwestern, denn auch sie versuchte den Schmerz der Trennung durch eine nicht ernstgemeinte Drohung zu überspielen.

„Nun, ich wünsche euch allen alles Glück!“

dann wandte Kasumi sich an Manabu und verbeugte sich kurz vor ihm. Es war eine höfliche und zugleich respektvolle Geste.

„Ich danke dir dafür, dass du mich gerettet hast.“

bedankte sich die junge Hüterin freundlich bei dem Weißhaarigem und lächelte ihm kurz zu.

„Das war doch wirklich selbstverständlich.“

wehrte dieser nur ab, erwiderte aber das Lächeln der Jüngerin. Yuuka zog leicht skeptisch eine Augenbraue hoch und dann wandte sich ihre Schwester von der kleinen Gruppe ab und winkte ihnen ein letztes Mal zum Abschied.

Nun würden sie also durch den Dunst schreiten. Sie machten sich auf die Welten zu überschreiten, ihre Welt zu verlassen und in die der Menschen einzutreten. Kumikos Herz klopfte leicht vor Aufregung.

Als sie durch den Dunst traten, verloren sich ihre Augen leicht in dem strahlendem Weiß, welches dieser verbreitete. Doch obwohl ihr die Sicht genommen wurde und sie nicht sah, wohin sie trat, spürte sie aber dennoch ihre Begleiter Manabu und Antares und natürlich Yuuka bei sich. Alle hatten ein Ziel, dass sie direkt vor Augen hatten und das schweißte sie zusammen. Nur über das des Panthers war sie sich nicht sicher. Was wollte er? Warum folgte er ihr immer noch?

Langsam löste sich der Dunst auf und ihre Sicht wurde klarer. Nachdem er völlig verschwunden war, blieb die Engelsfrau stehen. Der Anblick, der sich ihr bot, war einfach unglaublich. Auch die anderen hatten Halt gemacht, waren ebenfalls völlig fasziniert von dem, was sie sahen.

Sie schienen in einer tiefen Höhle zu sein, deren Pfad sich ganz, ganz langsam hinabneigte. Aber das war nicht das Erstaunliche. Ihre Blicke wurden von den Wänden dieser Höhle gebannt. Sie bestanden aus klaren Kristallen, die keine Farbe besaßen, aber trotzdem von Zeit zu Zeit in den Farben eines Regenbogens aufschimmerten. Der Kudaru Tsuro war ein kristallener Weg und der einzige Ort, an dem sie je ein Material, gesehen hatte, die dem von Blue Iris annähernd ähnelten. Es schienen wirklich Kristalle zu sein, oder sollte sie gar Edelsteine sagen? Es sah einfach wunderschön aus, die Kristalle waren so rein und fest. Sie blickte zu Yuuka, die auch völlig verzaubert auf die Wände blickte.

„Du bist auch noch nie hier hineingetreten, oder Yuuka-chan?“

Die Angesprochene schüttelte abwehrend und etwas gedankenverloren den Kopf.

„Nein noch nie. Du weißt doch, dass dieser Weg als verdammt gilt. Hätte ich nicht ein klares Ziel, wäre ich hier niemals eingetreten.“

erklärte sie, wobei sie immer noch gebannt auf die Wände starrte. Aber sie hatte ein Ziel, sie wollte ihren Vater wiederfinden und wer weiß, vielleicht fanden sie ja gar einen Weg ihren Visionen ein Ende zu machen? Doch irgendwie schien die Engelsfrau daran nicht ganz so interessiert, warum nur? Wenn Kumiko es sich einmal recht bedachte hatte sie Yuuka nie über ihre Fähigkeit klagen gehört. Ob das einen Grund hatte?

Die blonde Engelsfrau trat näher an die Wände heran und legte eine Hand darauf. Die Oberfläche war glatt aber hart und zum Teil sah man Kanten der Kristalle hinausrragen. War das etwa die Form von festgewordener Sukima? Es musste wohl so sein, denn durch diese war dieser Pfad geschaffen worden. Trotzdem war es unglaublich, dass aus magie soetwas werden konnte. Es sah einfach wunderschön aus...

Antares war lautlos neben den Engel getreten. Ihr Blick fiel von den Kristallen auf den Panther. Ihr fiel wieder ein, dass er der einzige war, von dem sie keinen Schimmer hatte, warum er noch bei ihnen war, warum er diesen Weg mit ihnen ging.

„Willst du wirklich mitkommen? Wir betreten eine andere Welt, bald gibt es kein zurück mehr.“

warnte sie ihn sanft, sie war sich sicher, dass er sie verstand und sie wollte, dass er wusste, worauf er sich einließ. Allerdings konnte sie nicht vermeiden, dass ihre Augen etwas traurig wurden, als sie daran dachte, dass der Panther sie verlassen könnte. Sie hatte ihn schon so in ihr Herz geschlossen und konnte es sich kaum mehr vorstellen, wie es ohne ihn gewesen war.

Antares sah lieb zu ihr hoch und setzte sich wieder in Bewegung und folgte Yuuka und Manabu, die schon etwas weitergegangen waren. Nach kurzer Zeit drehte sich das Tier wieder zur Blondine um, als würde es darauf warten, dass sie endlich mitkam.

Sie musste lächeln. Er blieb also bei ihr. Sie fühlte sich unglaublich erleichtert. Als sie zu den anderen aufgeholt hatte, strich sie liebevoll durch das Fell des Panthers und ihre Schritte schien ihr etwas leichter zu fallen.

Sie gingen immer weiter den Weg entlang, während die Wände immer wieder in den schlliernsten Farben aufblitzten.

Yuuka sah immer mal wieder argwöhnisch zu Manabu hinüber. Was war bloß zwischen den beiden vorgefallen? Die Braunhaarige ließ sich etwas zurückfalllen und nun ging sie neben neben der blonden Engelsfrau und ihrem tierischem Begleiter.

„Sag woher stammt er eigentlich?“

fragte sie und deutete auf Antares.

„Du kennst seine Art also wirklich nicht, was? Du hast nur nichts gesagt, weil du ihn schon in deiner Vision gesehen hast, hab ich Recht?“

stellte die Angesprochene eine Gegenfrage und Yuuka nickte, sah aber gespannt zu Kumiko, von der sie noch eine Antwort erwartete.

Diese seufzte leicht. Sie kannte die Antwort doch leider selbst nicht.

„Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht woher er kommt. Er ist plötzlich vor mir aufgetaucht und blieb dann in meiner Nähe. Später hat er mich vor einem Dämonen gerettet und seitdem ist er an meiner Seite. Ich weiß eigentlich nichts über ihn, na ja, wenn man davon absieht, dass er Manabu nicht gerade gern hat.“

erklärte sie und zuckte kurz hilflos mit den Schultern. Der braunhaarige Engel hatte aufmerksam und mit einer etwas ernsten Miene gelauscht.

„Hm, ist ja wirklich ne merkwürdige Geschichte. Aber ich denke schon, dass man ihm trauen kann, schließlich hat er dich und auch mehrere Dorfbewohner verteidigt...“

der Panther schien etwas empört, dass sie an seiner Vertrauenswürdigkeit zweifelte, aber die Blonde nickte nur.

„Außerdem,“

fuhrt Yuuka leicht grinsend und amüsiert fort,

„Ist es sehr sympathisch, dass er Manabu nicht leiden kann.“

kurz wuschelte sie durch das Fell von Antares. Kumiko sah sie etwas erstaunt an. Das war doch wirklich unglaublich. Noch vor einem Tag hätte sie jeden, der ihr erzählt hätte, dass dieser Engel so reagierte für verrückt erklärt. Sie war plötzlich so locker und gelassen. Es war schön sie so unbefangen zu sehen.

Manabu schien sich von dem Ganzen nicht beeindrucken zu lassen, auch wenn sie sich ziemlich sicher war, dass er alles mitbekommen hatte. Stattdessen wandte dieser sich nun an die junge Engelsfrau, die eben so frei heraus ihre Antipathie gegenüber dem Engelsmann ausgedrückt hatte, aber ohne sich umzudrehen.

„Deine Visionen, sie haben angefangen, nachdem dein Vater verschwunden ist, nicht wahr?“

wie immer war seine Stimme ruhig und sachlich, da war keine Spur von Zorn oder Argwohn.

Die Angesprochene schreckte etwas auf und ihr Gesichtsausdruck wurde wieder ernst.

„Ja... das stimmt. Es begann ganz langsam, bis die Visionen immer klarer und deutlicher wurden.“

sie erklärte das alles etwas abfällig, als sei ihr vollkommen klar gewesen, dass sie dieses Detail nicht lange vor Manabu geheimhalten konnte. Und diese Tatsache schien sie wirklich nicht zu erfreuen. Die Blondine sah interessiert zwischen den beiden hin und her. Die Kombinationsgabe des Engelsmann war manchmal wirklich unglaublich.

„Verstehe, also könnte es durchaus sein, dass er diese Visionen vor dir hatte und sie mit seinem Verschwinden an dich weiter gab?“

fragte der Weißhaarige weiter wobei seine stimme erneut diesen nüchternen Ton aufwies. Yuuka seufzte leicht resigniert.

„Durchaus, das habe ich mir auch schon gedacht. Anders kann ich mir das auch nicht erklären, Herr Oberschlau.“

gab sie etwas genervt zurück. Manabu blieb stehen und wartete, bis er mit den anderen wieder auf einer Höhe war und nickte schließlich. Dann glitt ein kurzes Grinsen über seine Lippen, was die Engelsfrau dazu veranlasse, den Blick leicht wütend von ihm zu nehmen.

Was hatten die beiden bloß? Egal, im Moment sollte sie auf jeden Fall nicht nachfragen, das war eindeutig zu riskant. sonst platzte die Brünette womöglich noch.

Sie gingen immer weiter und weiter. Kumiko blinzelte, als die Kristalle plötzlich an Glanz verloren. Was hatte das zu bedeuten?

Der Engelsmann hatte ihren leicht bedrückten Blick gesehen und folgte diesem.

„Es liegt wahrscheinlich daran, dass wir die Hälfte des Weges hinter uns gebracht haben... Hier verliert das Reich des Himmels an Einfluss und der der Menschenwelt steigt. Scheinbar ist die Menschenwelt nicht so rein und auch der Einfluss der Dämonen nimmt zu. Ich könnte mir gut vorstellen, dass deswegen die Reinheit dieser Kristalle getrübt wird.“

die Blondine nickte nur etwas traurig und die Braunhaarige gab Manabu einen Blick, der so viel saget wie, Du-wirst-schon-recht-haben-wie-sonst-auch,-Blödmann.
 

Sie hatten Rast gemacht, weil alle ziemlich erschöpft gewesen waren. Als sie später wieder aufbrachen, beschlich Kumiko immer mehr ein ungutes Gefühl.

Umso weiter sie gingen, desto mehr Glanz verloren die Kristalle. Ein Blitz schoss der Blondine durch den Kopf. Oh nein, dass hatte eindeutig nichts Gutes zu bedeuten...

Das war ganz klar sie...

Manabu hielt inne und sein Gesichtsausdruck wurde merklich ernster. Es war etwas Besorgnis darin zu erkennen.

„Da kommt was auf uns zu und es verheißt nichts Gutes.“

Alle anderen der Gruppe sahen weiter den Gang hinab. In dieser Richtung lag zweifelsohne Kälte, Einsamkeit und Unbehagen. Das konnte doch nicht sein?! Schon wieder ein Angriff der Dämonen?

Wieder schoss ein Schmerz durch ihren Kopf. Na super, und dass wo sie ihr gerade wirkliche Probleme bereitete. Ein wirklich klasse Timing...

Sie gingen unnachgibig weiter und folgten dem Pfad des Kudaru Tsuro. Doch das Gefühl, die Anwesenheit von Dämonen, machte sich immer deutlicher bemerkbar.

Sie kamen tatsächlich und wieder mussten sie kämpfen. Je näher sie der Erde kamen, desto öfter schienen sie kämpfen zu müssen.
 

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Endlich mal wieder ein neues Kapitel, es ist ja nun doch nicht so schnell vorangegangen, wie angekündigt xD kam irgendwie viel dazuwischen.

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen!

Vielen lieben Dank an Kaisy! -knuddel-

Kampf im Kudaru Tsuro

Die funkelnden Kristalle des Kudaru Tsuro waren an manchen Stellen wie von einem grauem Schleier verdeckt. Ihr Strahlen konnte nicht mehr völlig und ungehindert die Augen der Engel treffen. Doch auch wenn ihnen das deutlich machte, dass sie die Reinheit des Reichs des Himmels verließen, blickte keiner von ihnen zurück. Niemand wollte, dass das was man aufgeben hatte, um hier her zukommen, umsonst gewesen war. Der blonde Engel sah entschlossen nach vorn. Niemals, nein, nie würde sie sich geschlagen geben und auch die Ziele und Opfer ihrer Freunde wollte sie nicht dahinsichen sehen. Es gaben zwar alle vor stark zu sein, doch sie wusste ganz genau, dass es sowohl Yuuka als auch Manabu schwer gefallen war ihre Heimat zu verlassen.

Sie war völlig in ihre Gedanken versunken, als Antares wieder dicht an ihrer Seite auftauchte. Unwillkürlich musste sie lächeln. Auch ihn wollte sie nicht im Stich lassen. Er hatte doch auch sein zu Hause verlassen...oder? Es musste sein Heim gewesen sein, das Himmelsreich, es gab gar keine andere Möglichkeit.

Plötzlich durchschnitt ein Grollen die Luft. Es schien aus einiger Entfernung zu kommen, doch war es ein gewaltiger Laut gewesen. Kumiko lief ein kleiner Schauer über den Rücken und etwas schien ihre Gedanken schwerfällig zu machen.

Die Dämonen waren also nicht fern...

Dann blieb Manabu einfach ohne Vorwarnung stehen und blickte die beiden anderen Engel ernst an.

„Es bleiben uns höchstens noch ein paar Minuten, dann treffen sie ein... Wir sollten hier auf sie warten und einige Maßnahmen ergreifen.“

schlug er ruhig aber bestimmend vor. Yuuka hatte die Arme ablehnend vor der Brust verschränkt und war ebenso wie die Blondine stehengeblieben. Langsam, aber völlig gelassen zog die Brünette eine Augenbraue hoch. Der blonde Engel fragte sich wirklich, wie sie diese Ruhe bewahren konnte, wo man die Dämonen schon so deutlich spüren konnte. War es Routine? Weil sie es schon so oft gekämpf hatte? Schließlich war sie nicht umsonst die oberste Hüterin des Kudaru Tsuro gewesen....

„Maßnahmen ergreifen? Du spielst auf ein Abwehrschild an?“

fragte sie immer noch mit verschränkten Armen und einer Stimme, die einen abgeklärten Unterton aufwies. Der Engelsmann sah sie eindringlich an und antwortete ebenso gelassen wie sie zuvor dann:

„Ja, sowas in der Art... Wir werden etwas Energie bündeln und sie an der Wand an verschiedenen Stellen positionieren. So erschaffen wir ein Netz.... Ich schätze es wird so 10-20 Dämonen neutraliesieren.“

Neutralisieren? Das war wohl die geschönte Versionen von töten? Sie verwarf diesen Gedanken schnell wieder, es war jetzt nicht die Zeit, um sich über Ausdrücke zu wundern. Entschlossen nickte sie, was auch Yuuka ihr gleichtat, wenn auch etwas verzögert.

Sie machten sich an die Arbeit und die kleinen Energiebündel waren bald an den Wänden so verteilt, dass sich zwischen ihnen Fäden aus einer weiß-silbrig glitzernden Magie bildeten.

Während sie dies taten, ertönten immer häufiger Rufe und Schreie, die man keiner Sprache zuordnen konnte, die aber ihre Nachricht dennoch deutlich verbreiteten: Unheil.

Die Engel stellten sich an die Wände des Weges, wobei die einzelnen Kristalle sie leicht in den Rücken drückten. Kumiko glitt mit ihrer Hand leicht an diesen vorbei, als sie auch über einen getrübten Kristall strich. Ein kurzer Stich durchfuhr ihren Finger und etwas Blut trat hervor. Obwohl diese Steine matt und glanzlos wirkten, so waren sie doch schwarf wie Messer. Die Reinen hatten diese gefährliche Eigenschafft nicht, bei ihnen war es so, als würde man sich gegen die Äste eines Baumes lehnen. Diese konnten auch leicht piecksen, fügten aber keine wirklichen Wunden zu. Sie sah zu Manabu und Yuuka, die ihr gegenüber an der anderen Wand lehnten und deutete erst auf den dunklen Kristall und dann auf ihre kleine Wunde. Beide nickten kurz und stellten sicher, dass sie einen ausreichenden Abstand zu solchen Steinen hatten. Es könnte sehr unangenhem werden gegen solche Stellen während des Kampfes zu fallen...

Doch lange Zeit um sich das auszumalen, blieb ihnen nicht mehr. Der Boden unter ihren Füßen bebte kaum spürbar und sie schaute hinab zu ihren Füßen, um noch einmal in die Augen ihres tierischen Begleiters zu sehen. Die Augen, die sie dort fand, gaben ihr Kraft und auch die nötige Entschlossenheit, die sie für diesen Kampf brauchte.

„Gut, dann wollen wir mal!“

flüsterte sie leise, da sie die Dämonen nicht auf den Hinterhalt aufmerksam machen wollte. Der Panther fletschte die Zähne, allerdings ohne einen Laut von sich zu geben.

Kaum hatte die Blondine ihren Blick wieder auf das Netz gerichtet, da sah sie schon die ersten schwarzen Schatten und ihr wurde mit einem Mal schrecklich kalt. Das war wirkliche eine schreckliche Aura, die Dämonen verbreiteten. Sie ging trotz ihres Unwohlseins sofort in ihre Kampfposition. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie auch Yuuka ihre Schwerter und Manabu seinen Bogen herausholte und sich bereit machten. Aber irgendwie viel es ihr unheimlich schwer sich auf das Kommende zu konzentrieren. Was war denn nur los mit ihr?

Das Erste, was sie nun sah und sich näherte, war eine schwarze Masse, die eher flüssig als fest zu sein schien. Ihr folgte eine Scharr wütend gröhlender Dämonen, die von verschiedenster Form und Farbe waren. Einige waren groß und zottelig, andere hatten fast keine Form. Wieder bildete sich eine kleine Gänsehaut auf ihrer weichen Haut, die sie jedoch abschüttelte, als die schwarze Masse, die am Boden entlangkroch, ihr Netz erreichte.

Kleine schneeweiße Blitze zuckten über die schwarze Flüssigkeit und ein weißer Qualm stieg auf, der diese Masse langsam verschwinden ließ. Als die restlichen Dämonen den Widerstand bemerkten stürmten sie im vollen Lauf auf diesen zu. Nun erhellten gewaltige, grelle Blitze den Kudaru Tsuro und der blonde Engel wurde so geblendet, dass sie zeitweise die Augen schließen musste.

Doch immer mehr Ungeheuer prallten gegen das Netz und wurden von diesem zurückgehalten oder auch umgebracht. Inzwischen zerrte diese Menge schon enorm an den Kräften ihres Abwehrschildes. Bei jedem Schwall von Dämonen beugte es sich gefährlich in die Richtung der Engel und auch in die Richtung ihrer Heimat, die sie beschützen wollten, das Reich des Himmels.

Auf einmal ertönte eine mächtige, dunkle Männerstimme:

„Was ist das hier, hä?! Sagt mir nicht ihr scheitert an diesem lächerlichem Widerstand?!“

Kumiko zwang sich ihre Augen gänzlich zu öffnen und versuchte den grellen Lichtblitzen so mit ihren Blick auszuweichen, dass sie hinter das Netz blicken konnte. Nachdem sie erkannt hatte, von welchem Wesen die Stimme gekommen war, weiteten sich ihre Augen noch ein Stück. Aber das war doch?! Oh, verdammt!

Seine Schwingen waren schwarz wie die Dunkelheit und seine Federn sahen bedrohlich aus, sie schienen jegliche Weiche verloren zu haben. Von ihm ging eine ungewöhnlich große Kälte aus, eine die sie so noch nie gespürt hatte. Das musste einer der obersten 500 sein!! Nur sie sollten Flügel und eine menschliche Form besitzen!! Ein solcher Dämon hatte den Mann von Chiyo-sama getötet...

Was machte solch ein Wesen hier?! Aber ihr Schrecken wurde von einem anderem Unheil unterbrochen. Ihr war, als hörte sie eine andere eisige Stimme, doch konnte sie nicht verstehen, was diese sagte, dafür waren die Worte zu undeutlich. Kurz wandte sie ihren Blick von diesem beflügelten Ungeheuer ab und drehte sich um, wohl eher aus Reflex, denn sie glaubte nicht wirklich den Besitzer der Stimme, die sie soeben gehört hatte, hinter sich zu sehen. Aber woher war diese Stimme gekommen? Irgendwie wirkte sie so gefährlich nah...

Doch als ein kleiner dumpfer Schrei eines Dämons ihr Ohr erreichte, drehte sie sich schlagartig wieder zu dem mächtigem Dämonen hinter dem Netz um. Der Dunkle richtete beide Hände nach vorne und ein anderes Monster flog zu ihm herauf. Er berührte es mit seinen Händen und mit einem gellendem Schrei, der kein Vergleich zu dem vorherigen dumpfen Schrei gewesen war, verschwand es augenblicklich. Das Mitglied der oberen 500 atmete erleichtert tief ein, als habe er endlich wieder freien Atmen erlangt. Durch eine weitere kraftvolle Handbewegung zerbarst das Netz und die Dämonen, die noch am Leben waren und nicht der Kraft des Hinterhalts der Engel erlegen waren, brachen sich den Weg nach vorne frei. Noch etwas geschockt stand die Engelsfrau dort. Er hatte seinen eigenen Untertan getötet um sich selbst die Kraft zu verschaffen, die er brauchte um das Netz zu bvernichten, nur damit er seine Eigene nicht verbrauchen musste?! Sie war sich nämlich ziemlich sicher, dass er ihre angeschlagene Abwehr auch ohne diese Tat hätte unbrauchbar machen können. Was waren das nur für Bestien?!

Ein Dämon näherte sich blitzschnell und ohne Antares Eingreifen sähe es wohl nicht so gut für den Engel aus. Egal jetzt, sie musste sich jetzt auf den Kampf konzentrieren! Warum nur fiel ihr das so unglaublich schwer? Es schien ihr, als würde es unmengen an Kraft beanspruchen. Woher kannte sie nur dieses beklemmende Gefühl...?

Sie machte sich daran die Monster mit ihrer weißen Magie zu bekämpfen. Ihre Zahl war durch das Netz schon erheblich reduziert worden. Yuuka und Manabu kämpften verbissen, doch schienen sie auch etwas verunsichert worden zu sein. Aber dennoch stand das ihrem Kampfeswillen augenscheinlich nur wenig im Wege.

Trotz der überlegenen Anzahl der Ungeheuer, schlugen sich die Engel gut. Gerade als Kumiko wieder einen Dämon mit einem gezieltem Fußtritt erledigte, ertönte wieder die Stimme ihres Anführers, der scheinbar den ganzen Trubel von oben aus beobachtet hatte.

„Oho, ich sehe ihr seid nicht unerfahren... Kein Wunder, dass diese Schwachköpfe das Abwehrschild nicht durchbrechen konnten....doch glaubt ja nicht das euch das etwas nützt!“

meinte er kalt und seine violetten Haare wehten im Aufwind, der entstand, als er schwarze Magie bündelte, um sie anzugreifen. Die Engel mussten ziemlich schnell ausweichen und einige Kristalle wurden durch seine Angriffe schwer getroffen.

„La.....“

dieser Laut drang plötzlich an das innere Ohr der Blondine. Das war es! Deshalb fiel es ihr so schwer sich zu konzentrieren! Es war genauso wie in diesem Traum damals... sie behinderte sie!

Durch einen weiteren Knall nahm der Engel wieder seine Umgebung näher wahr und sah wie eine dunkle Druckwelle auf Yuuka hinabfuhr.

„Nein! Yuuka!“

schrie sie und machte sich so schnell sie konnte auf den Weg zu ihrer Freundin, als...

„Lass mich frei, Engelchen!“

ohne es zu wollen hielt sie sofort inne. Es war, als wäre sie festgenagelt worden. Diese deutlichen und klaren Worte, die so eisig und schmerzhaft waren, machten sie unfähig sich zu bewegen. Ihre Worte waren so klar, wie sie es in jener Nacht im Traum gewesen waren. Nur träumte sie nicht! Verdammt, wie konnte sie schon wieder so viel Stärke besitzen?! War es, weil so viele Dämonen, so viel Dunkelheit um sie herum war?!

„Nun mach schon, mühe dich nicht länger!“

Die Engelsfrau versuchte sich stark zu konzentrieren und sie wieder aus ihren Gedanken zu verbannen. Durch ihre Bemühungen sie zu bekämpfen, legte sich ein Schleier über das Geschehen und sie bekam fast nicht mit, wie der hochrangige Dämon mit den violetten Haaren sich zu ihr drehte und die Druckwelle kurz vor Yuuka gestoppt hatte.

„So...? Du möchtest also zuerst dran? Hach, ist Freundschaft was Schönes!“

zischte er leicht amüsiert und er schoss diesesmal nicht eine Druckwelle, sondern mehrere Bündel von schwarzer Magie auf Kumiko ab. Es war klar, dass er keinesfalls vorhatte Yuuka nun zu verschonen, doch Dämonen gewannen Energie aus den negativen Gefühlen von Lebewesen und das wollte er eindeutig nutzen. Denn Yuuka würden zweifelsohne große Schuldgefühle und Trauer befallen, wenn Kumiko sozusagen für sie starb. Neben der Energie, die der obere der 500 dadurch schöpfen könnte, wäre es ihm sicher ein sadistisches Vergnügen, dieses Leid mitanzusehen. Dessen war sich die Blondine grimmig bewusst. Doch ihre Beweglichkeit war immer noch nicht zurückgekehrt. Sie hatte keine Chance sich zu retten. Es waren nur noch Sekunden, bis sie der Angriff erfassen würde.

„Nein!“

„Nein!“

erscholl gleichzeitig die Stimme des Engels und ihre Stimme aus der zarten Kehle der Engelsfrau. Sie schien einen Moment lang abgelenkt zu sein und diesen Augenblick nutze Kumiko, um sie wieder zu verdrängen und die Oberhand zu erlangen. Dafür hatte sie viel Konzentration aufbieten müssen und die Augen geschlossen gehalten. Als sie diese wieder öffnete, sah sie wie Antares vor ihr zu Boden ging. Der Angriff, der sie hätte treffen sollen, erreichte sie nicht. Hatte der Panther sie etwa schon wieder geschützt?! Oh nein! Das durfte nicht sein! Schnell beugte sie sich zu dem Tier hinunter. Seine Augen waren geschlossen. Nein, das durfte nicht sein! Augenblicklich richtete sie sich wieder auf und stellte sich schützend vor den Panther. Sie errichtete einen Schild um sich und ihren tierischen Gefährten. Antares schien schwer verletzt, mehr würde sie nicht zulassen, mehr Schaden würde er nicht erhalten, niemals! Ihre Augen Funkelten gefährlich vor Trauer und Wut.

„Was hast du getan, Scheusal?!“

schrie sie aus tiefstem Herzen und ihr Blick traf den Anführer der Dämonenscharr. Er blickte sie erst arrogant und selbstherrlich an, bis seine Augen die ihren trafen. Sein Gesichtsausdruck war nun etwas verwirrt und gleichzeitig ungläubig. Es war, als könnte er nicht fassen, was er sah.

Doch etwas schien ihn von Kumiko abzulenken. Er blickte zur Seite und sein Gesicht wurde ernst. Er sah zu den Seiten des Kudaru Tsuro.

„Sofortiger Rückzug, hier wird es bald ungemütlich!“

befahl er kalt und war kurz darauf verschwunden, wie der Rest der Dämonenscharr. Etwas ungläubig sah sie an den Punkt, wo eben noch diese Ungeheuer gewesen waren. Was war das gewesen? Was war passiert? Langsam sank sie zusammen und der Schild löste sich auf, da sie keine Gefahr mehr spürte. Die Atmosphäre und Luft war wieder normal geworden, bzw. normal für diesen Ort, denn sie war nicht so rein wie die des Himmelsreiches.
 

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So, das war es auch schon wieder^^ Ich hoffe es hat euch gefallen :)

und vielen lieben Dank an meine fleißigen Kommi-Schreiber! Ihr motiviert mich wirklich sehr!

Identität

Kumikos Augen weiteten sich und sie drehte sich blitzschnell um. Antares! Sie musste ihn heilen, schnell!! Er hatte sie beschützt! Ihr armer Panther!!

Etwas abrupt hielt sie in ihrer Bewegung inne, als sie an der Stelle, wo eben noch ihr treuer Gefährte gelegen hatte, einen Mann mit schwarzem Haar vorfand. Dieser fasste sich gerade etwas benommen an die Stirn und begann sich aufzusetzen. Die Blondine war wie versteinert, für einen kurzen Moment schienen auch ihre Gedanken stehengeblieben zu sein. Doch als sie sich wieder etwas fasste, begannen die Fragen geradezu auf sie einzuhämmern.

Was machte der hier?! Und wo war ihr Panther?! Was war geschehen?

Gemächlich drehte sich der Schwarzhaarige zu dem Engel um und grinste ihn etwas verstohlen an.

„Hallo Schätzchen!“

sein Tonfall war leicht amüsiert und dennoch klang seine Stimme sehr rau, so als hätte er sie lange nicht benutzt. Woher kannte sie das? Woher kannte sie diese lächerliche Bezeichnung? Woher kam dieses Schätzchen?! Konnte sie soetwas wirklich schon einmal gehört haben?

Doch dann fiel es ihr schlagartig wieder ein! Das war doch dieser Akuma! Dieser unverschämte Typ, den sie bei Yamshu getroffen hatte! Was in aller Welt machte der hier?!

Es war wie beim ersten Treffen mit Akuma, irgendwie verlor sie ihre Stimme. Sie war einfach völlig überrumpelt von der Situation. Es dauerte eine Weile, bis sie endlich wieder zu sprechen begann.

„Was machst DU hier? Und wo ist mein Antares?! Was hast du mit ihm gemacht?!“

rief sie und klang dabie etwas hysterisch und aufgeregt, was sonst so eigentlich gar nicht zu ihr passte. Doch im Moment machte sie sich wirklich große Sorgen um ihren Panther. Natürlich verdächtigte sie sofort den Schwarzhaarigen, schließlich war dieser genau dort aufgetaucht, wo eigentlich ihr Panther hätte sein sollen!

Wieder grinste Akuma nur süffisant und genau das regte den Engel schon wieder auf. Warum wusste er auch nicht genau.

„Dein Antares? Ich muss schon sagen, aus deinem Mund hört sich das gar nicht schlecht an...“

„Was bitte meinst du damit??!“

meinte die Blondine etwas verwirrt und ärgerlich zugleich, als sich nun endlich Manabu und Yuuka aus ihrer Starre befreiten. Auf dem Weg zu Kumiko und Akuma steckten sie wieder ihre Waffen, die beide noch kampfbereit in der Hand gehalten hatten, weg. Der brünette Engel kniete sich zu ihrer Freundin hinunter und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

“Weißt du Kumi-chan...“

begann sie sanft und erklärend, als sie von Manbus sachlicher Stimme unterbrochen wurde:

„Das vor dir ist Antares, Kumiko-san.“

die Braunhaarige schenkte dem Weißhaarigem einen finsterem Blick.

Es dauerte etwas, bis die Bedeutung der Worte wirklich bei der Blonden ankam.

„Aber, was?! Das meinst du doch nicht ernst?!“

empörte sie sich erneut voller Argwohn. Doch dann stand Akuma auf und sah zu ihr hinunter, wobei er sich leicht mit einer lässigen Bewegung durch die Haare fuhr.

„Es ist aber wahr, Schätzchen.“

Meinte er leichthin und streckte sich kurz, hielt dann aber mitten in der Bewegung inne und ließ die Arme wieder sinken.

„Ach, tut das gut, es ist lange her, dass ich so lange in meiner tierischen Form gewesen bin..."

doch diese Worte drangen nicht mehr wirklich zu der Engelsfrau hindurch. Das konnte doch nicht wahr sein?! Das da konnte doch nicht ihr lieber Antares sein?! Nein, niemals!

Mit einem Satz war sie wieder auf den Beinen und Yuukas Hand wurde etwas unsanft von ihrer Schulter gefegt.

„Das ist unmöglich, ihr müsst euch irren!“

rief sie leicht verzweifelt aus. Doch der Brünette Engel, der inzwischen wieder aufgestanden war, schüttelte leicht besorgt den Kopf. Auch Manabu machte unmissverständlich klar, dass kein Irrtum bestand.

„Nein, Kumiko-san. Wir beide haben mit eigenen Augen gesehen, wie der Panther sich, kurz nachdem er getroffen wurde und du den Schild errichtet hattest, in ihn-“

,Manabu deutete ruhig auf Akuma,

„-verwandelt hat. Es gibt auch nur diese eine Möglichkeit, dass diese zwei ein und der Selbe sind. Schließlich wären durch deinen Schild keine Fremdeinwirkungen gekommen.“

auch wenn alles logisch klang, was er sagte, auch wenn sie wusste, dass er wahrscheinlich recht hatte, so wollte, konnte, sie es nicht glauben!

Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah abschätzig und trotzig zu Akuma hinüber.

„Ihr wollt mir doch nicht allen Ernstes sagen, dass dieser unverschämte Typ, dieser Akuma, mein lieber Antares sein soll?! Das ist vollkommen UNMÖGLICH!“

dementierte sie erneut und versuchte dem Ganzen dabei eine möglichst lächerliche Note zu geben.

Yuuka sah Kumiko von der Seite her ungläubig und fragend an.

„Ich hab mich das schon die ganze Zeit gefragt, aber kennt ihr euch zufällig?“

doch auch wenn der Engel vorgehabt hätte ihrer Freundin zu antworten, so wäre sie dazu nicht in der Lage gewesen, denn ehe sie sich versah, hatte das Wesen ohne Flügel das Wort ergriffen.

„Unverschämt? Wann war ich denn bitte unverschämt, Schätz-chen?“

fragte er und klang dabei geradezu unglaubwürdig unschuldig.

„Siehst du, da schon wieder! Und außerdem damals, als ich Yamshu nach Manabu fragte...!“

Ihr Gegenüber zog eine Augenbraue hoch und grinste sein unvergleichbares Grinsen. Mit ein paar Schritten war er vor der blonden Engelsfrau aufgetaucht und drückte sie leicht gegen eine Wand des Kudaru Tsuro, die durch die reinen Kristalle funkelte.

„Soll ich mal unverschämt werden?“

fragte er provokant und sein Gesicht näherte sich langsam aber unaufhörlich dem von Kumiko. Erst war der Engel so überrascht, dass er wie gelähmt nur darauf achtete, wie er immer näher kam. Doch kurz bevor sich ihre Lippen berührten, fand sie sich selbst wieder und verpasste Akuma eine schallende Ohrfeige.

„Sag mal, spinnst du?!“

griff sie ihn immer noch etwas perplex an. Yuuka sah total erschüttert drein, doch auf Manabus Gesicht bildete sich ein kaum merkliches Grinsen, was aber niemand weiter zu bemerkte schien.

„Hey, hey, Schätzchen, ich wusste ja gar nicht, dass du so brutal bist.“

maulte der Schwarzhaarige und klang dabei leicht beleidigt, während er sich wehleidig die Wange rieb.

„Hör endlich auf mit deinem Schätzchen! Das geschied dir ganz recht!"

blaffte sie Akuma an, wobei sie sich keiner Schuld bewusst war. Natürlich nicht!

"Das kann nicht Antares sein! Er soll verschwinden, sofort!“

rief sie aufgeregt aus und drehte sich zu Manabu und Yuuka. Man konnte schon fast sagen, dass in ihrer Stimme etwas von der eines aufgebrachten Kindes zu finden war. Der Schrecken saß ihr noch immer in den Gliedern. Oh verdammt, er hätte sie beinahe geküsst! Was fiel diesem Typen überhaupt ein?!

„Aber Kumiko-san, wo sollte er denn hin? Er ist ein Mensch, er muss auf die Erde. Ich weiß zwar nicht, wie er ins Himmelsreich gekommen ist, doch kann er hier nicht bleiben.“

erklärte Manabu nun und versuchte die etwas aufgebrachte junge Frau wieder etwas zu beruhigen.

„Das ist mir egal. Dann ist er eben ein Mensch. Ich will ihn nicht um mich haben!“

entgenete die Blonde stur und uneinsichtig wie ein Engelskind. Sie wusste, dass der Engelsmann recht hatte und das er auf die Erde gehörte. Auch wenn sie es nie ausgesprochen hatte, so hatte sie doch gewusst, das dieser Typ ohne Flügel ein Mensch gewesen sein musste. Trotzdem drehte sie sich mit vor der Brust verschränkten Armen trozig um und wollte gehen.

Doch da hielt sie eine Hand am Arm fest. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass diese lästige Hand zu Akuma gehörte.

„Lass mich sofort los!“

zischte sie genervt. Doch er ließ sie nicht los, egal wie sehr sie an ihrem Arm zerrte.

„Ich sag es zwar nicht gern, doch der Besserwisser hat recht! Außerdem bin ich wirklich Antares! Ich weiß von dem schwarzen Parasiten, ich weiß, dass du mich nach einem Stern im Sternbild Skorpion benannt hast!“

meinte er eindringlich und seine Stimme klang ehrlich und aufrichtig aber auch energisch, wie sie das Mädchen noch nie aus seinem Mund gehört hatte. Er blickte ihr fest in die Augen, suchte ganz bewusst ihre Seelensüiegel. Es passte alles zusammen, das erklärte auch einen Panther, eine Raubkatze, im Reich des Himmels, er gehörte auf die Erde, war kein Geschöpf aus ihrer Heimat. Auch dass er das alles wusste und dass Manabu und Yuuka die Verwandlung gesehen hatten, es passte alles, es klang so logisch. Und doch war es nicht das, was sie letzlich überzeugte, dass es wahr war...

Es war Akumas Blick, seine Augen, deren Rot das selbe wie das von Antares' war. So warm und unglaublich schön. Diese Augen in denen man sich so schnell verlieren konnte. Ohne dass sie es bemerkte, beruhigten sie diese Augen, so wie sie es schon so oft getan hatten.

Ihre Abwehrhaltung nahm langsam ab und ihr Gesicht senkte sich.

„Na schön, wir nehmen dich mit auf die Erde...“

gab sie kleinlaut nach und wandte sich ab, um seinem Blick auszuweichen. Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf Akumas Gesicht aus.

„Das ist mein Schätzchen!“

gab er stolz von sich. Die Engelsfrau konnte diesen Stolz nun gar nicht verstehen. Was sollte das?

„Nun hör schon auf, sonst überlege ich es mir vielleicht doch noch anders!“

drohte sie und hatte sich wieder zu ihm gedreht. Dann verstummte sie und sah ihn nur kurz eindringlich an.

„Zeig es mir...!“

verlangte sie mit dem Befehloston eines Kindes, erntete damit aber nur einen etwas verständnislosen Blick von ihrem Gegenüber.

„Was?“

„Na dass du wirklich Antares bist! Verwandle dich!“

erklärte sie leicht genervt. Warum musste sie das noch erklären? War das nicht offensichtlich? Der Schwarzhaarige wandte sich ab und schüttelte den Kopf.

„Nein, vielleicht später, im Moment ist mir nicht danach.“

Meinte er kurz angebunden. Kumiko zog eine Augenbraue hoch.

„Was heißt hier, dir ist gerade nicht danach?!“

„Das heißt, das mir gerade nicht danach ist!“

erwiderte er ebenso unnachgibig wie sie zuvor. Yuuka seufzte und fasste sich an die Stirn. Das ähnelte wirklich schon fast dem Schlagabtausch zweier Kinder. Manabu war inzwischen auf die beiden Streithähne zugekommen und brachte sie auseinander, indem er sie etwas von einander wegschob. Das Engelsmädchen sah Akuma dennoch weiter herausfordernd an. Sie wusste nicht warum, sie hatte eingesehen, dass er ihr Antares war, trotzdem brachte er sie auf die Palme und verleitete sie gerdezu zu solchem Verhalten. Wieso konnte er es ihr nicht einfach zeigen?

„Kumiko-san.... Nun lass ihn schon. Es verbraucht sicher Kraft sich zu verwandeln und du musst bedenken, hat er gerade eben erst einen Schlag schwarze Magie abbekommen. Es ist ohnehin verwunderlich, dass es ihm schon wieder so gut geht.“

Erklärte Manabu sachlich und ruhig. Wie immer äußerte er sich überlegt und beruhigte sie irgendwie damit. Auch dass Akuma ihn einen Besserwisser genannt hatte und dass Antares ihn noch nie leiden konnte, spielte für ihn scheinbar keine Rolle. Er behandelte den Menschen trotzdem mit dem gleichen Respeckt. Das war diese beeindruckende Ruhe und Vernunft des Engelsmannes.

„He, he, wovon redest du eigentlich, Schlaumeier? Mir geht es prima, daran liegt es nicht!“

verteidigte sich der Mensch dickköpfig und wollte partout keine Schwäche eingestehen.

Kumiko hatte sich mittlerweile wieder beruhigt und sah Akuma eine Weile an. Es stimmte, er hatte sie geschützt, sie gerettet, und das nicht zum ersten Mal. Und was tat sie? Sie machte ihm Vorwürfe und beschimpfte ihn. Sie biss sich auf ihre Unterlippe. Das war wirklich nicht fair. Dabei war sie doch so unheimlich dankbar dafür. Sie wusste nicht, warum er das alles so gut wegsteckte, aber sie sähe sicher nach einem solchen Angriff nicht so gut aus. Warum hatte er das für sie getan? Sie sah ihm wieder in die Augen, doch dieses Mal lag keine Provokation darin, sondern vielmehr... Sorge.

„Geht... geht es dir wirklich gut?“

fragte sie vorsichtig. Alle sahen sie etwas verwundert an, denn mit solch einem schnellem Stimmungswechsel oder solch einer Einsicht hatten sie nicht gerechnet. Der Schwarzhaarige, neben den Yuuka getreten war, augenscheinlich um ebenfalls einen Streit zu verhindern, tat die Frage mit einer wegwerfenden Geste ab.

„Aber klar doch! Das bisschen Magi...Autsch....!“

die braunhaarige Engelsfrau hatte ihm gegen den Bauch geschlagen, woraufhin der Mann sich etwas zusammenkrummte und den Engel wütend anfunkelte.

„Wofür war das denn?!“

fragte er ärgerlich und hielt sich leicht den Bauch, wo in etwa die Stelle sein musste, an der ihn die schwarze Magie getroffen hatte. Yuuka grinste nur frech und zuckte unschuldig mit den Schultern.

„Spiel dich nicht so auf.“

gab sie nebensächlich von sich. Die Blonde verbeugte sich schuldbewusst vor ihrem Beschützer. Er hatte wegen ihr mehr erleiden müssen, als sie gedacht hatte. Wie undankbar sie gewesen war!

„Es tut mir wirklich leid... setzt dich dorthin, ich werde versuchen dich zu heilen.“

bot sie entschuldigend an und deutete auf einen Platz an der kristallenen Wand.

„Ach so ein Quatsch, es tut wirklich kein bisschen....“

wandte Akuma erneut ein. Kumiko musste einmal tief einatmen. Was war nur los mit ihm? Konnte er sich nicht einfach über ihr Angebot freuen?!

„Nun mach schon...!“

tat sie seine Ausflüchte herrisch ab und zog ihn zu diesem Platz. Jetzt wollte sie schließlich auch mal etwas für ihn tun, das sollte er gefälligst annehmen!

„Krempel dein T-Shirt hoch.“

befahl sie und als er erneut zögerte, gab sie ihm einen Blick, der ihn schließlich zum gehorchen überzeugte. Langsam und sorgfältig begann sie seine Wunde zu behandeln. Sein Bauch war ziemlich rot und ein kleiner Schnitt war kurz über dem Bauchnabel entstanden. Während sie mit seiner Verletzung beschäftigt war, trat Manabu wieder näher an den Menschen heran.

„Nun, Akuma-san, richtig? Unterbrich mich, wenn ich mich irre, aber du bist soetwas, was man einen Tierwandler nennt, nicht wahr? Ein Mensch der in der Lage ist Magie so zu nutzen, dass er seine Gestalt in das Tier verwandeln kann, das seiner animalischen Seite entspricht. So viel ich weiß gibt es nur noch sehr wenige davon auf der Erde....

Und im Reich des Himmels warst du die meiste Zeit ein schwarzer Panther, weil du als Mensch, der nicht ins Himmelsreich gehört zu viel Kraft verbraucht hast. Doch als Panther, als Tier, welche ja hier oben erlaubt sind war der Kraftaufwand, trotz der Kraft, die du für die Verwandlung benötigst, geringer. Doch nun hier, da wir das Reich des Himmels hinter uns gelassen haben und näher an der Menschenwelt sind, ist der Kraftaufwand als Mensch wieder geringer, als die der Verwandlung in das Tier. Das ist der Grund, warum du dich nach diesem Angriff des Dämonen wieder in einen Menschen verwandelt hast.“

Die Engelsfrauen hatten nur etwas verblüfft gelauscht. Selbst Yuuka sah, wenn auch nur für den Hauch einer Sekunde, anerkennend zum Engelsmann hinüber. Kumiko hatte ihrerseits kurze Zeit mit dem Behandeln der Wunde aufgehört. Sie war wirklich verblüfft. Worauf der Weißhaarige nicht alles kam! Konnte das auch alles stimmen? Nun drehte sie sich zu ihrem Patienten.

„Stimmt das?“

fragte sie leicht ungläubig. Akuma wandte den Blick ab und rollte mit den Augen.

„Wie der Herr Oberschlau gesagt hat.“

bestätigte er leicht angefressen. Jetzt verstand sie das Alles! So war das gewesen. Sie überlegte kurz. Damals bei Yamshu war er aber in seiner menschlichen Gestalt gewesen. Aber richtig, er hatte Schweißperlen auf der Stirn gehabt... Sicher durch die große Anstrengung in seiner wahren Gestalt dort zu sein.

„bei Yamshu.... du warst als Mensch bei ihm, weil du als Panther nicht reden konntest, nicht wahr?“

versicherte sie sich und er nickte leicht und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf, wobei er sein eines Auge kaum merklich zusammenkniff, als sein Bauch dabei angespannt wurde.

Nun schaltete sich Manabu erneut ein und die junge Engelsfrau machte sich wieder daran, die Wunde zu behandeln.

„Gut... aber, wie bist du überhaupt ins Himmelsreich gekommen? Ohne Sukima ist es nur über diesen Pfad möglich und den kanntest du nicht. Also erkläre es mir.“

Ein breites Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Menschen.

„Oho, es gibt doch noch dinge, die nicht einmal unser Herr Oberschlau weiß? Ich fühle mich geehrt, dass ich das noch erleben darf."

auf einen eindringlichen Blick von Manabu hin, grinste er nur noch mehr. Man sah geradezu, wie der Schwarzhaarige die Situation genoss. Endlich, aber betont langsam begann er zu erklären.

„In der Bibiolithek meines Vaters habe ich Bücher über Magie und Zauberei gefunden. Ich eignete mir einiges an und eines Tages, ich schätze vor einem Monat, fand ich eine Tür in unserem Keller, die ich noch nie gesehen hatte. Als ich sie durchschritt waren überall an den Wänden Zeichen und Bilder, ein langer Gang war so verziert worden. Am Ende hing eine Tafel mit einer alten Schrift, die ich mithilfe der Bücher gelernt hatte. Kaum hatte ich die Schrift der Tafel entziffert und laut vorgelesen, fand ich mich auf den Wolken wieder. Zuerst habe ich gedacht ich würde träumen, da ich nun im Himmel war. Doch nach einiger Zeit wurde mir bewusst, wie anstrengend dieser Aufendhalt war und ich suchte einen Weg zurück. So bin ich dann auf Yamshu und schlielich auf dich getroffen, Schätzchen...“

schloss er seine Rede schließlich und blickte Kumiko wieder an. Seine Lippen zierte ein leichtes Lächeln, das die Engelsfrau nicht einordnen konnte. Für den Moment blieb ihr nicht mehr übrig, als seinen Blick zu erwidern und das Gesagte auf sich wirken zu lassen. Manabu schien sich mit dieser Antwort zufrieden zugeben, denn sonst hätte er sicher weitere Nachfragen gestellt. Yuuka hatte dem Ganzen nur aufmerksam zugehört, aber wenn sie erstaunt war, so vermochte sie es gut durch ihre gelassene Art zu verbergen. Die blonde Engelsfrau hingegen war ziemlich verblüfft. Bücher über Magie in der Menschenwelt? Ein Gang, der in das Reich des Himmels führte?

„Aber warum existiert ein Weg in das Himmelsreich unter dem Haus eines Menschen...? Ist das nicht merkwürdig??“

fragte sie völlig erstaunt und wandte sich wie selbstverständlich dem Engelsmann zu. Manabu nickte kurz.

„Ja, das Ganze ist sehr mysteriös.“

ein Funkeln war in seine Augen getreten, es sah so aus, als hätte diese Geschichte mehr als nur sein Interesse geweckt.

„Aber im Moment werden wir wohl nicht erfahren, was es damit auf sich hat, denn unser Freund hier scheint auch nicht mehr zu wissen... aber ich werde mir das Ganze sicher dort ansehen...“

meinte er leicht in Gedanken versunken. Kumiko schüttelte verwirrt den Kopf und überlegte noch einmal kurz. Wirklich eine unglaubliche Geschichte...

Aber Moment mal...!

„Sag mal, A-ku-ma-kun, dann hast du mich ja nur benutzt um in deine Welt zurückzukommen, was?!“

ihre Augenbraue zuckte gefährlich in die Höhe. Akuma sah sie beschwichtigend an und wedelte verteidigend mit den Armen.

„Nein, quatsch...!“

Doch bevor er noch ein weiteres Wort sagen konnte, fing der Boden unter ihren Füßen heftig an zu beben. Alles wackelte und Manabu und Yuuka hatten Probleme sich auf den Beinen zu halten.

„Was verdammt noch mal ist das?!“

schrie Yuuka etwas hilflos.

„Der Weg, oder besser gesagt die gebündelte Sukima scheint durch die viele negative Energie und den Kampf instabil geworden zu sein! Kein Wunder, dass sich die Dämonen so schnell aus dem Staub gemacht haben....! Das war....!“

erwiderte Manabu genauso laut, doch bevor er enden konnte, schien es, als wenn der Weg vor ihren Augen sich entfernen würde und sie fortgezogen würden...
 

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Ich hoffe es hat euch gefallen :)
 

Vielen Dank für die lieben Kommis, hab mich sehr darübergefreut!
 

-knuddel-

Ankunft

Kumiko hörte ein sanftes und gleichmäßiges Rauschen, das ihre Sinne beruhigte. Es legte sich wie ein leichter und beschützender Schleier um sie. Durch diesen traten gedämpft Vogelstimmen hindurch. Je mehr sie sich auf die Vögel konzentrierte, desto mehr verschiedene Laute konnte sie heraushören. Sie schienen alle im Einklang mit diesem Rauschen ihre Lieder zu zwitschern. Es klang einfach wunderschön.

Was dieses Rauschen wohl war? Die Quelle dieses Geräuches schien direkt aus ihrer unmittelbaren Nähe zu stammen. Langsam öffnete sie ihre Augenlider, kniff sie aber gleich darauf wieder etwas zusammen, da sie vom Licht geblendet wurde. Sie nahm eine Hand leicht vor ihre Augen, um diese vor den Strahlen der Sonne zu schützen. Vorsichtig unternahm sie einen weiteren Versuch ihre Augen zu öffnen und dieses Mal hatte sie mehr Glück. Sie erblickte leicht verschwommen einen Baum, nein mehrere Bäume. Sie richtete sich leicht auf, um besser und weiter sehen zu können, als sich unter ihr Etwas bewegte. Leicht erschrocken blickte sie zum Ursprung der Bewegung und sah, dass sie auf der Brust von jemanden lag. Ihre Augen glitten etwas weiter hinauf und sie sah in Akumas Gesicht. Sein Haar war ziemlich zerzaust und seine Augen waren geschlossen. Er schien bewusstlos zu sein. Sie bemerkte, wie etwas leicht ihren Rücken hinunterrutschte und als sie ihren Kopf etwas drehte, erblickte sie, den Arm von Akuma, der schützend um sie gelegt war. Sie konnte im Moment noch gar nicht richtig verarbeiten, was sie sah. Ihre Augen wanderten von dem Arm wieder zum Gesicht des Menschen. Dann endlich drangen die Informationen zu ihrem Kopf durch.

Warum zum Teufel hatte sie auf diesem Typen gelegen und warum verdammt noch einmal hatte er seinen Arm um sie gelegt?

Schnell rappelte sie sich auf und bewegte sich von dem Mann weg. Als Kumiko dies tat, regte sich der Mann abermals und kniff seine Augen kurz zusammen bevor er sie öffnete und ohne eine weitere Verzögerung die des Engels fand. Auf seinem Gesicht spielgelte sich leichte Verwirrung aber auch Besorgnis wieder.

„Hey Schätzchen, alles in Ordnung bei dir?“

fragte er, wobei sich die Gefühle seines Gesichtsausdruck auch in seinen Worten befanden. Sie nickte nur stumm. Diese Reaktion beruhigte ihren Gegenüber scheinbar, denn er wechselte abrupt das Thema.

„Heilige Scheiße, das war ja was, ich mein ich hab ja nichts gegen Action, aber das kam ganz schön plötzlich...“

gab er noch immer etwas verblüfft von sich während er sich aufsetzte. Und nun erinnerte sich auch die junge Engelsfrau wieder. Stimmt ja, der Kudaru Tsuro war ja instabil geworden... Alles hatte um sie gewackelt und ihre Augen hatten sich in der um sich greifenden Schwärze verloren. Aber sie wusste noch, wie jemand ihre Hand ergriffen hatte, als sie geradezu auseinander geschleudert wurden. Moment. Das war Akuma gewesen? Er hatte sie zu sich gezogen und sie beschützt? War sie deswegen in seinem Armen aufgewacht? Das konnte doch nicht sein?

Sie richtete ihr Augenmerk wieder auf den Menschen ihr gegenüber, der immer noch irgendwas vorsichhin erzählte und sich umblickte.

„Sag mal wo sind wir hier eigentlich gelandet? Der Himmel ist das ja wohl nicht mehr?“

fragte er eher rhetorisch und blickte seine Gesprächspartnerin an. Sie sah ihn etwas erstaunt an. Was sollte das heißen nicht mehr im Reich des Himmels?

Schnell drehte sie ihren Kopf zu allen Seiten, um das zu prüfen, was er soeben gesagt hatte. Sie sah Bäume, die sie so bei sich noch nicht gesehen hatte. Doch als sie bewusst den Boden unter sich spürte, blickte sie reichlich verwundert zu ihren Knienen. Sie saß auf einem Grasteppich, doch darunter... das waren keine weißen, flauschigen Wolken, das war etwas Braunes, Feinkörniges. Sie strich fasziniert über das Gras und nahm dann an einer eher sandigen Stelle etwas von dem braunen Etwas in die Hand. Akuma schien ihre Überraschung und Faszination aufzufallen.

„Ach ja, sowas habt ihr da oben ja nicht...“

machte er sich eher selbst klar und seufzte, als sei für ihn diese Tatsache noch immer ziemlich unverständlich. Schließlich aber sah er Kumiko an und lächelte für eine winzige Sekunde.

„Das ist Erde. Sie ist das, was für euch die Wolken sind. Auf ihr wächst und gedeiht alles.“

erklärte er ruhig und beobachte das Mädchen, wie sie zu begreifen begann. Doch seine Augen entdeckten dann etwas anderes. Er grinste kurz.

„Aber ich glaube sowas wie das dort hast du auch noch nicht gesehen, oder?“

erwähnte er und deutete hinter den Engel. Dieser drehte sich interessiert um und bei dem Anblick, der sich ihm bot, viel ihm die Erde aus der Hand, die er bis dahin noch gehalten hatte.

Es war einfach atemberaubend schön. Die Augen der jungen Engelsfrau wurden ein Stückchen größer und ein kleines Funkeln schlich sich hinein. Gespannt sah sie zu, wie sich die Wassermassen von einer kleinen Felswand in die Tiefe stürzten und dann in einem Fluss weiterströmten. Die Sonne glitzerte auf der Oberfläche und ließ einige Spiegelungen entstehen. So viel Wasser auf einem Haufen hatte die Blondine noch nie gesehen und sie war ganz verzaubert von diesem Anblick.

„Hübsch nicht? Obwohl ich muss gestehen, der kleine Teich da oben hat mir um einiges besser gefallen...“

er bedachte sie mit seinem frechen, fast unverschämten Grinsen und im gleichen Augenblick wurde ihr sehr wohl bewusst, wovon er sprach. Er sprach davon, als sie damals Antares getroffen hatte, als sie gerade in diesem leicht trüben Wasser gebadet hatte. Nein, sie hatte nicht Antares getroffen, sondern Akuma. Ihr wurde das mit einer Härte bewusst, die sie innehalten ließ. Ein kleiner Rosaschimmer legte sich um ihre Nase, bevor sie ärgerlich zum Menschen hinüber blickte.

Wütend drehte sie sich zu ihm um.

„Du kleiner perverser Idiot!“

beschimpfte sie ihn genervt, worauf ihr Gegenüber ihr nur ein noch unverschämteres Grinsen schenkte.

„Ah, wie ich sehe, du erinnerst dich?“

„Wie könnte ich das...!“

wollte sie zurückschmettern, als die ruhige Stimme von Manabu sie unterbrach:

„Also hier seid ihr. Wir haben uns schon gefragt wo ihr wohl hingetragen worden seid.“

erklärte er und mit etwas Abstand trat auch Yuuka in das Sichtfeld des blonden Engels. Als sie die beiden sah schämte sie sich kurz, dass sie sich noch keine Gedanken um die beiden gemacht hatte. Es stimmte, die beiden waren nicht hier in der Nähe gewesen, aber Kumiko war bis eben irgendwie mit ihren Gedanken ganz woanders gewesen. Sie warf einen flüchtigen Blick auf den Mann. Ja, sie war wirklich ganz anderweitig beschäftigt gewesen! Das stellte sie ein weiteres Mal ärgerlich fest. Aber das entschuldigte ihr Verhalten trotzdem nicht. Schnell trat sie einige Schritte auf die beiden Engel zu, die gerade auf den Wasserfall starrten.

„Unglaublich oder?“

fragte der Engel mit einem sanften Lächeln, fröhlich zu sehen, dass auch die beiden so gefesselt von diesem Schauspiel waren, wie sie selbst. Manabu nickte und seine Augen funkelten vor Interesse und Wissensdurst.

„Durchaus ja, ich hatte zwar schon von einem solchen Wasserfall gelesen, aber in Natura ist es wirklich noch um einiges beeindruckender.“

gab er leicht respektvoll zu. Kumikos Augen wanderten zu Yuuka, die ebenfalls zum Wasserfall blickte, doch als der Blick der Brünette kurz zu Manabu glitt, verfinsterte sich dieser kurzfristig. Im Geiste verdrehte die Blonde kurz die Augen. Was da wohl wieder vorgefallen war? Aber wenn sie daran dachte, wie sie aufgewacht war, konnte durchaus irgendwas passiert sein, wobei sie sich nicht vorstellen konnte, dass es Yuuka so wie ihr ergegangen war.

Nun wandte sich der Engelsmann zu Akuma, von dem er nur einen fragenden aber geringschätzigen Blick erntete.

„Nun Akuma-san, wir sind hier auf der Erde, nicht wahr?“

der Angesprochende zuckte nur wenig interessiert mit den Schultern.

„Solange es keine Zwischenwelt oder sonst was gibt, die der Menschenwelt verdammt ähnlich ist, würde ich sagen wir sind auf der Erde.“

Meinte er knapp und leicht sarkastisch, auf was aber niemand weiter einging. Auf Manabus Gesicht breitete sich ein kleines erfolgreiches Lächeln aus.

„Ich wusste es. Wir sind dem Kudaru Tsuro zwar nicht bis zum Ende gefolgt, doch waren wir wahrscheinlich schon näher an der Menschenwelt als an dem Reich des Himmels, weswegen wir durch die Instabilität hier gelandet sind.“

Kumiko nickte, das klang durchaus logisch und es würde auch all die Dinge wie die Erde oder den Wasserfall erklären. Yuuka trat einige Schritte vor und ging ohne den Engelsmann mit einem Blick zu würdigen an ihm vorbei.

„Das würde auch erklären, warum sich mein Körper etwas schwerer anfühlt. Das ist ein merkwürdiges Gefühlt...“

warf sie mit einem leichten Anflug von Besorgnis ein. Auch die 18-Jährige spürte diese leichte Last auf ihren Schultern, die sie bisher ausgeblendet hatte. Es war tatsächlich so, dass es ihr nicht so leicht fiel ihre Gliedmassen zu bewegen wie noch zuvor im Himmelsreich.

Akuma verschränkte nur unbeeindruckt die Arme hinter seinem Kopf und blickte in die Runde.

„Und was nun? Wollen wir hier Wurzeln schlagen und uns bis morgen früh über alles wundern?“

fragte er leicht gelangweilt. Natürlich, für ihn war das Alles ganz normal, wahrscheinlich ging es ihm noch viel besser als im Himmelsreich. Doch irgendwie nervte Kumiko seine Ungedult und Ignoranz gewaltig.

„Entschuldige, dass diese Welt völlig neu für uns ist... aber was fragst du überhaupt? Du bist auf der Erde, ich habe nur gesagt, dass wir dich bis hierher mitnehmen, also kannst du jetzt, da wir angekommen sind, auch abhauen.“

grummelte sie leicht angefressen. Doch noch bevor sich Akuma irgendwie dazu äußern konnte, mischte sich abermals der Weißhaarige ein.

„Nein. Wenn es Akuma-san recht ist, würde ich ihn bitten uns noch eine Weile zu begleiten. Schließlich ist hier wirklich alles fremd für uns und wir können auf seine Hilfe nicht verzichten scheint mir. Außerdem sieht es mir nicht so aus, als wenn Akuma-san hier wirklich schon zu Hause wäre.“

wie gewöhnlich war seine Stimme ruhig und vollkommen gelassen. Auch wenn ihr diese Eigenschaft an Manabu normalerweise sehr gefiel und sie seine Bedachtheit sehr schätzte, so war sie ihr jetzt ein Dorn im Auge. Wie konnte er diesen menschlichen Idioten nur so freundlich darum bitten bei ihnen zu bleiben? Akuma brächte dem Engel nicht in vielen hundert Jahren den gleichen Respekt entgegen. Kaum war ihr dieser Gedanke gekommen, da breitete sich auch schon ein selbstgefälliges Grinsen auf dem frechen Gesicht des Menschen aus.

„Na schön, wenn ihr mich schon so sehr darum bittet, kann ich das wohl nicht kaltherzig ablehnen. Es ist zwar lästig, aber na schön. Außerdem kann ich mein Schätzchen ja nicht einfach allein lassen...“

Sein leicht gequälter aber dennoch unverkennbarer arroganter Ton schossen Kumiko das Blut in den Kopf. Sie wollte gerade völlig wütend etwas auf seine dreiste Behauptung erwidern, da hielt Yuuka sie zurück und schüttelte den Kopf. Was war nur mit Manabu und Yuuka los?!

Akuma hingegen hob völlig gelassen den Kopf und grinste leicht über das verärgerte Gesicht des blonden Engels. Was war denn nun schon wieder kaputt bei dem? Wollte er nun auch noch seine Nase symbolisch höher tragen? Was fiel diesem Schnösel eigentlich ein?!

„Wir sollten dort entlang gehen, einige Kilometer weiter befindet sich eine Stadt und ich schätze mal ihr wollt zu den Menschen?"

fragte der Schwarzhaarige Manabu und sah ihn wieder an. Seine Miene war nun leicht geschäftsmäßig und kühl. Der Engelsmann nickte kaum merklich.

„Ja, das ist richtig. Ich möchte gern die Menschen näher studieren, außerdem ist es sehr wahrscheinlich, das wir eher in der Nähe der Menschen auf Dämonen oder andere Geschöpfe der Unterwelt treffen. Schließlich ist es sozusagen eine ihrer liebsten Aufgaben Menschen zu verführen und in ihr persönliches Unglück zu stürzen.“

Erläuterte Manabu nüchtern und blickte in die Richtung, in die Akuma gedeutet hatte. Kumiko war immer noch etwas gefangen von dem, was der Engel soeben gesagt hatte. Sie hatte sich etwas beruhigt und sah mit leicht verschleiertem Ausdruck ebenfalls in genannte Richtung. Er hatte recht und das erinnerte sie unweigerlich an den Grund warum sie hier war. Plötzlich war ihr Akuma egal. Sie hatte es geschafft, sie war auf der Erde.
 

Die drei Engel und der Mensch gingen schon eine ganze Weile in die Richtung, die Akuma vorgegeben hatte. Kumiko konnte sich immer noch nicht wirklich mit dem merkwürdigen Gefühl anfreunden, dass der Boden an ihren Füßen hinterließ. Dieser Untergrund war so hart und gab im Vergleich zu den Wolken fast nicht nach. Ein paar Mal wäre sie beinahe gestolpert, weil sie einfach erwartet hatte, dass sie im Boden leicht versinken würde. Und zu jedem Zeitpunktl wurde sie von dem Arm des Menschen aufgefangen, bevor sie hätte fallen können. Dennoch hatte er immer wieder nur einen geringschätzigen Blick und ein leicht wütendes Gesicht des Engels als Dank erhalten. Doch das schien ihm nichts auszumachen, ganz im Gegenteil, stets grinste er kurz und ließ die blonde Engelsfrau wieder los.

Wie sehr sie sich auch anstrengte, verstehen tat sie diesen Menschen nicht. Nich einmal im Ansatz. Wieso reagierte er so? Wenn alle Menschen so merkwürdig waren, dann wusste sie warum diese Geschöpfe es sich so schwer machten.

Leicht blickte sie zu Akuma, der neben ihr ging. Auch wenn es ihr nicht gefiel, dass er das tat, so konnte sie es doch auch nicht ändern, denn sobald sie ihren Schritt verlangsamte oder schneller ging, so glich er sich ihrem Tempo ohne Verzögerung an. Dass Kumiko noch nicht einen Wutanfall erlegen war, lag einerseits an Yuuka, die die andere Seite der jungen Engelsfrau flankierte und an dem Gedanken, dass es sich nicht lohnte sich darüber aufzuregen. Trotzdem fiel es ihr nicht gerade leicht sich das stetig neu bewusst zu machen. Manabu ging etwas weiter hinten, weil er sich alles genau betrachtete und sich, soweit die Blondine es erkennen konnte, auch kleine Notizen machte.

Doch jetzt da sie den Menschen aus dem Augenwinkel anschaute, sah sie etwas in seinem Ausdruck und vor allem in seinem Blick, was sie unweigerlich an Antares erinnerte, ihren lieben, tierischen Gefährten, der ihr im Moment so weit weg erschien. Noch immer konnte sie nicht völlig anerkennen, dass Akuma wirklich ihr Panther sein sollte, hatte er sich doch so ganz anders verhalten, so war sein Benehmen doch fast das Gegenteil von dem der Raubkatze. Allerdings, wenn sie jetzt die Aufmerksamkeit und den scheinbar alles umfassenden Blick des Mannes sah, so sah sie doch auch ein wenig Antares vor sich, wie er vor ihr durch den Wald des Ostens gestreift war und alles ausgekundschaftet hatte, um sie vor üblen Überraschungen zu bewahren.

Plötzlich blinzelte Akuma leicht und sah Kumiko erst fragend, dann mit seinem so typischen Grinsen an.

„Was gibt´s Schätzchen? Irgendwelche Fragen oder einfach nur gefangen von meiner Erscheinung?“

wollte er unverholen wissen und seine Augen durchborten sie fast mit seiner Neugier.

Der Engel presste die Lippen zusammen und ließ seine Wut in einem angestrengtem Seufzer entweichen. Dann schüttelte sie resigniert den Kopf. Wie konnte sie ihn auch nur für eine Minute mit Antares vergleichen? Egal was Yuuka und Manabu zu sehen geglaubt hatte, egal was ihr Verstand glauben mochte, für ihr Herz waren Antares und Akuma zwei völlig verschiedene Wesen.

Als die junge Engelsfrau nichts weiter auf die unverschämte Frage erwiderte, sah der Mann wieder nach vorn. Er legte seinen Kopf leicht schräg und einige seiner schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht.

„Ist es vielleicht das? Das, mein Schätzchen, ist die Stadt, von der ich gesprochen habe. Sieht gar nicht so viel anders aus als bei euch. Na ja mit dem Unterschied, dass die Häuser nicht aus Wolken, sondern aus Stein sind.“

meinte er nur nebenbei und nickte in die Richtung, in der sich die Siedlung befand. Die blonde Engelsfrau wandte nun auch ihr Gesicht der Stadt zu. Sie waren schon ziemlich nahe. Die ersten Häuser waren gut zu erkennen und von den breiten schwarzen Straßen drangen merkwürdige Geräusche. Wie war es möglich, dass ihr das bis eben nicht aufgefallen war? Sie waren wirklich fast da, sie mussten nur noch den kleinen Hügel hinunter, auf dem sich der Wald befand, und dann waren sie angekommen. Leicht fasziniert blickte sie auf die bunte Stadt unter ihnen. Die Sonne schien hell darauf und ermöglichte eine gute Sicht.

Es war schon erstaunlich, dass Akuma sie so zielsicher hierher geführt hatte, denn es war ihr nicht so vorgekommen, als ob er sich besonders gut in dieser Gegend auskannte. Zumindest stände das im kompletten Gegensatz zu seiner Aufmerksamkeit, mit der er den Wald und die Umgebung bedacht hatte. Also wie hatte er das gemacht?

Da kam ihr wieder etwas in den Sinn, dass Manabu einmal über Raubkatzen gesagt hatte, sie hatten eine feine Nase und ein sehr gutes Gehör. Aber hatte der Mensch die Stadt wirklich nur mit einem guten Gehör und einem feinen Geruchssinn so schnell aufgespürt?

Auch wenn sie es ungern zugab, so hatte sie vor dieser Leistung doch einen gewissen Respekt. Sie schüttelte leicht den Kopf. Genug der Lobeshymnen für diesen Typen!

In diesem Moment holte Manabu zu den dreien auf. Seine Augen blinzten auf, als er die Stadt unter ihnen sah.

„Großartig, wirklich großartig. Nun kommt, lasst uns gehen!“

ertönte die freudig erregte Stimme des Engelsmannes, ohne dass er den Blick von der Stadt nahm. Yuuka verdrehte leicht genervt die Augen. Scheinbar teilte sie dessen Aufregung nicht im Geringsten. In gewisser Weise konnte Kumiko diese Einstellung verstehen, ihr war auch etwas mulmig zumute, gleich auf Menschen zu treffen. Was wohl geschehen würde?

Während sie den kleinen Berg hinuntergingen, löcherte Manabu Akuma geradezu mit Fragen. Etwas unwillig und immer mit einer gewaltigen Zeitverzögerung antwortete der Mensch. Doch dem Engelsmann machte diese kleine Schikane nichts aus, im Gegenteil, er hing förmlich an jedem Wort, das der Mann von sich gab. Sie sprachen über Technik, Elektronik, Maschienen und einiges anderes, was die Menschen erfunden und entwickelt hatten. Die blonde Engelsfrau lauschte ihrem Gespräch eine Weile, doch schon bald drehte es sich in ihrem Kopf.. Es war wirklich unglaublich, was die Menschen alles besitzen sollten. Angefangen von künstlichen Licht bis zu Autos und dem, was die Menschen Medien nannten. Die Funktionsweisen all dieser Dinge hatte der Engel nur in den Grundzügen verstanden, wenn überhaupt. Glauben tat sie es wohl erst, wenn sie es selbst mit ihren Augen sah.

Yuuka schien auch ihre Probleme zu haben den Ausführungen zu folgen.

„Unglaublich, oder?“

fragte die 18-Jährige und lächelte die Braunhaarige dankbar an, denn so wusste sie zumindest, dass sie nicht die Einzige war, der das alles zu viel war. Yuuka nickte kurz und musste auch kurz lächeln, als sie das Gesicht des blonden Engels sah.

„Du sagst es, unglaublich. Ich kann wirklich nicht verstehen, dass unser Oberlehrer sich so bereitwillig ins Unbekannte stürzt.“

Gab die Ältere skeptisch von sich. Kumiko rümpfte kurz die Nase, als Yuuka genau die Bezeichnung benutzte, die auch schon Akuma benutzt hatte, um Manabu zu beschreiben. Doch was ihr in diesem Moment noch viel mehr auffiel, war die Tatsache, das ihr Gegenüber wirklich insgesamt eine eher misstrauische und gleichzeitig sehr bedachte Person war. Sie hätte nie gedacht, dass das möglich war, doch in diesem Moment hielt sie die Engelsfrau für reifer als den Engelsmann, der in seinem aufgewühlten und aufgeregtem Verhalten einem Kind nicht unähnlich war.
 

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Ich hoffe euch hat das Kapitel zumindest etwas gefallen. Ich versuche jetzt wieder öfter etwas zu schreiben.

Besonderen Dank an Ju, die mich gewissermaßen zur Ordnung gerufen hat, damit ich weiterschreibe xD ich weiß nicht, ob ich mich sonst noch einmal aufgerafft hätte...

Aber auch an Kaisy vielen Dank, ich hab euch beide lieb :)
 

LG, Kumiko

Die Stadt

„Oh Mann, schau dir den an, gleich versucht er noch in Akuma reinzukriechen, um die Worte selbst aus dessen Mund zu fischen.“

ertönten abschätzig die kühlen Worte von Yuuka, mit denen sie Manabu beschrieb, der aufmerksam dem Menschen zuhörte. Die braunhaarige Engelsfrau hatte die Arme vor der Brust verschränkt, ihr gesamtes Auftreten zeigte ein Paradebeispiel an Misstrauen und Abwehr. Kumiko nahm diese Verspottung des Engelsmannes allerdings nicht besonders ernst. Erstens war das schließlich nicht das erste Mal, dass ihre Gesprächspartnerin deutlich machte, was sie von Manabu hielt und zweitens kam der Blondine es diesmal auch so vor, als ob sich Yuuka nur ein wenig von ihrem derzeitigen Aufenthaltsort ablenken musste. Sie tat einfach nur etwas, was sie normalerweise auch tat, um wenigstens etwas Gewohntes in dieser völlig fremden Umgebung zu haben. Und dafür hatte die Blondine wirklich mehr als nur Verständnis, denn sie selbst fühlte sich sicherlich nicht im Mindestens wohler in ihrer Haut.

Es war einfach alles so ungewohnt, obwohl vieles gleich schien - so gab es hier zum Beispiel ebenso Bäume und Pflanzen wie auch im Reich des Himmels - aber so vieles schien auch ganz anders zu sein. Das Gefühl der Fremde verstärkte sich immer mehr, je näher sie an die Stadt herankamen. Die Geräuschkulisse wuchs stetig an. Geräusche, die die Engelsfrau überhaupt nicht kannte und die unglaublich laut waren, hatten sie zuerst misstrauisch gemacht. Anscheinend kamen diese Laute von den sogenannten Autos, die Fahrzeuge, die auf den hiersigen Straßen umherfuhren. Wie diese Dinger allerdings funktionierten, war ihr überaus schleierhaft. Technik. Sie hatte das Wort zwar noch nicht oft gehört, aber doch wusset sie schon genau, dass sie damit am meisten Probleme haben würde. Sowas gab es bei ihr zu Hause einfach nicht. Das Unbekannte konnte ja so unangenehm sein. Sie wusste nicht einmal, was sie erwartete. Aber hatte sie das denn überhaupt je gewusst, seitdem sie sich auf den Weg gemacht hatte? Eigentlich nicht. Also, warum stellte sie sich jetzt so an? Das war doch alles...

„Hey, Kumi-chan alles in Ordnung?“

fragte Yuukas nunmehr sanfte Stimme in ihre Gedanken hinein. Der blonde Engel sah etwas entschuldigend zu ihrer Freundin. Nur weil sie so lange nichts gesagt hatte und ihren eigenen Gedanken nachgegangen war, machte sich die Brünette jetzt Sorgen. Ganz toll, toll gemacht, wirklich.

„Ja, alles in Ordnung, ich war nur etwas in Gedanken. Schon merkwürdig, oder?“

Versuchte sie nun ihre Schweigsamkeit zu erklären. Die Brünette zuckte nur kurz unbekümmert mit den Achseln.

„Also ich weiß nicht, was du meinst, ist doch fast so wie zu Hause.“

meinte sie und klang dabei gespielt verständnislos. Schließlich aber hielt sie ihr Theaterspiel nicht mehr aus und grinste leicht, woraufhin auch Kumiko zu grinsen begann. So war Yuuka eben. Obwohl die Blondine ganz genau wusste, dass ihr Gegenüber in etwa das gleiche durchmachte, sprach sie dennoch nicht ihre Schwäche aus, sondern spiele sie hinunter. Und vielleicht war das auch gar nicht so schlecht. Vielleicht machten sich beide einfach etwas zu viele Gedanken. Immerhin gab es sehr viele Engel, die fast täglich auf die Erde kamen. Also konnten sie das auch schaffen. Wiedereinmal war sie zielich froh, dass sie nicht allein war. Das war ein gutes Gefühl.
 

Sie waren der Stadt schon ziemlich nahe und gingen immer öfter an kleinen Häusern vorbei, die vereinzelt vor der Stadt lagen. Die harte Substanz, aus der die Häuser und auch die Straßen waren, übertraf noch die der Erde. Das war also Stein. Komisches Zeug und irgendwie unbequem. Nicht zu vergleichen mit Wolken.

Die Randbebauung um die Straßen wurde immer dichter und immer öfter traf die kleine Gruppe nun auf Menschen. Viele von ihnen sahen Akuma ungläubig an, einige blickten gar abschätzig zu ihm. Dieser unterhielt sich weiter mit dem Engelsmann, obwohl er eigentlich eher versuchte sich nicht zu unterhalten, was ihm aber bei der Beharrlichkeit seines Gesprächspartner nicht sonderlich gut gelang. Wahrscheinlich bemerkte er die einzelnen Reaktionen gar nicht, denn er war viel zu sehr damit beschäftigt Manabu anzublaffen.

Doch im Grunde interessierte es Kumiko schon, warum die Menschen dieses Verhalten zeigten. Akuma redete doch nur, oder? Was war daran so schlimm?

Yuuka gab unerwartet einen abfälligen Laut von sich.

„Tss, scheinbar sind Menschen noch weniger wählerisch mit Gründen jemanden zu verachten, als Engel. Wirklich ein nettes Völkchen.“

warf sie kühl und sarkastisch ein, doch aus heiterem Himmel schlich sich ein kleines aber deutlich sichtbares Grinsen auf ihre Lippen.

„Muss wohl ziemlich lustig aussehen, wie Akuma mit sich selbst redet, an und für sich schade, dass der Anblick uns nicht vergönnt ist. Wäre sicher ganz amüsant.“

fügte sie dann schon etwas aufgeheiterter hinzu. Es dauerte eine kleine Weile, bis dem blonden Engel wieder einfiel, was ihre Freundin meinte.

Aber natürlich, sicher. Das hatte sie ganz vergessen in dem Durcheinander. Menschen waren nicht in der Lage Engel zu sehen. Es musste für sie also so aussehen, als ob Akuma aufgebracht und genervt mit sich selbst sprach. Bei dieser Vorstellung musste auch sie grinsen. Ha, das geschah dem Blödmann ganz recht, sich so vor seinen Artgenossen zum Affen zu machen.

Eine Gruppe von Jungs näherte sich ihnen langsam und auch sie beäugten Akuma zuerst skeptisch, doch genau wie Yuuka fanden sie das Szenario wohl eher witzig, als abstoßend. Leises Gelächter klang immer wieder aus der Gruppe hinüber bis schließlich einer von ihnen laut gröhlte:

„Hey du Freak! Na Ehekrach mit deinem imaginärem Freund? Geht doch zu ner Paartherapie!“

schallendes Gelächter aus den Reihen der Jungs ertönte, womit sie sich abwandten und in einer Seitenstraße verschwanden. Der Schwarzhaarige sah ihnen ärgerlich aber auch etwas verwirrt hinterher. Das Fragezeichen in seinen Gedanken war mit Sicherheit auch das einzige, was ihn davon abgehalten hatte irgendwas zu erwidern. Zuerst blickte er Manabu an, doch dann verzog er angewidert das Gesicht, als könne er nicht glauben, dass er ihn fragen wollte. Vielleicht war er aber auch einfach nur von der Vorstellung verstört, mit ihm eine Paartherapie zu machen. Dann drehte er sich zu den beiden Engelsfrauen um und wandte sich an die 18-Jährige:

„Sag mal Schätzchen, was zum Teufel meinen diese kleinen Idioten mit imaginär?“

seine Tonlage verriet, dass er immer noch etwas verärgert war und seine Augenbrauen hatten sich leicht zusammengezogen. Die Blondine zuckte nur unschuldig mit den Schultern und setzte ein abweisenden Gesichtsausdruck auf.

„Als wenn ich dir das sagen würde, außerdem woher soll ich wissen, wie ihr Menschen tickt?“

erwiderte sie gelassen und drehte ihren Kopf demostrativ zu Yuuka. Daraufhin blieb der Mann stehen und kam auf sie zu, setzte sein dummes Grinsen auf und legte einen Arm um ihre Schultern.

„Na komm schon, ich weiß, dass du es weißt, also sag's mir einfach.“

forderte er nun, wobei seine Stimme ruhiger und freundlicher als zuvor klang. Wenn es nach ihr ginge, konnte er sich seine Pseudo-Freundlichkeit Schrägstrich Heuchelei sonstwo hinstecken.

„Nimm sofort deinen Arm von mir, ich warne dich!“

entgegnete sie nun ihrerseits ärgerlich. Was fiel diesem Typen eigentlich schon wieder ein? Dieser jedoch grinste weiter dämlich, vielmehr wurde sein Grinsen nur noch breiter.

„sonst was?“

fragte er provokant. Nun wandte sie ihren Kopf wieder ihm zu und funkelte ihn wütend an.

„Du verdammter...!“

begann sie, wurde aber von der leicht genervt seufzenden Yuuka unterbrochen, die mit einer einzigen schnellen Handbewegung auch Akumas Arm von Kumikos Schultern nahm.

„Ganz ruhig ihr zwei, wir wollten eigentlich noch unbeschadet ankommen.“

gab sie eher geschäftsmäßig und gelangweilt von sich und wandte sich dann an den Menschen:

„Hör zu Akuma, Menschen können Engel nicht sehen, verstanden? Für die hat es so ausgesehen, als würdest du mit der Luft einen Plausch halten.“

erklärte Yuuka weiterhin ruhig, wobei sie leicht genervt klang. Der Mann sah sie aufmerksam aber auch verständnislos an.

„und wie kommt es dann, dass ich euch sehen kann? Ich meine immerhin gehöre ich auch der Spezies Mensch an, oder?“

fragte er nun leicht misstrauisch, scheinbar traute er dem Ganzen noch nicht.

Moment mal. Das war eine wirklich berechtigte Frage. Warum konnte er sie sehen? Ihr war es ganz natürlich vorgekommen, dass er das konnte, schließlich waren sie ja auch – angeblich - zusammen im Reich des Himmels gewesen. Hatte es damit zu tun?

Yuuka schien genauso hilflos mit dieser Gegenfrage zu sein, wie sie selbst. Da schaltete sich, nach einer ungewöhnlich langen Redepause seinerseits, Manabu ins Gespräch ein.

„Nun, wenn ich mich zu Wort melden darf,- “

- Der Blick des Schwarzhaarigen sagte eindeutig, dass er nicht durfte, doch das störte den Engelsmann wie üblich nicht im Geringsten -

„-Ich denke es liegt daran, dass die Magie mit der sich Tierwandler in Tiere verwandeln unserer Magie und vor allem wohl der Sukima ziemlich ähnlich ist. Da er also diese Magie anwenden kann, ist es ihm auch möglich uns zu sehen. Eine andere Erklärung sehe ich zumindest nicht.“

erläuterte er ruhig und wie immer freundlich seine Sicht der Dinge. Kumiko nickte, sie war sich ziemlich sicher, dass der Engelsmann wieder einmal Recht haben musste. Jedenfalls fiel ihr keine logischere Erklärung ein. Yuuka jedoch verdrehte nur einmal mehr entnervt die Augen und setzte sich dann wieder in Bewegung, sichtlich unwillig Manabu irgendeine Wertschätzung entgegen zu bringen.

„Du hast sicher Recht, Manabu-san. So wird es sein.“

meinte der blonde Engel freundlich und lächelte dem Weißhaarigen kurz zu, der dieses Lächeln erwiderte. Doch bevor dieser irgendetwas erwidern konnte, mischte Akuma sich ein.

„Ist doch auch egal. Ich bin eben was ganz Besonderes, dass ich das kann.“

äußerte er selbstverliebt und grinste selbstgefällig. Das war so typisch für diesen Menschen. Die 18-Jährige stöhnte leise, als Yuuka sie rief und aufforderte endlich weiterzugehen.

Langsam begann es zu dämmern und die kleine Gruppe näherte sich dem Zentrum der Stadt. Der Geräuschpegel nahm noch einmal zu, und immer mehr Lichter erschienen in der nahenden Dunkelheit. Es war wirklich unglaublich wie viele verschiedene Farben von Lichtern es hier gab und das Ding, was sie in einem Schaufenster gesehen hatte und dass sich anscheinend Fenseher nannte, faszinierte den blonden Engel wirklich sehr. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis Manabu ihr schließlich hatte klarmachen können, dass in dem kleinen Kasten nicht wirklich ein Mensch saß, sondern dass das nur aneinandergereihte Bilder seien.

Sie hatte es ja gewusst, diese Technik war eindeutig nichts für sie.

Nachdem sie eine Zeit durch die Stadtmitte gestreift waren, entschlossen sie sich, sich wieder etwas davon zu entfernen. Es war einfach für den Anfang etwas zu viel Fremdes, was auf die Engel einströmte. Na ja, zumindest empfanden das Yuuka und Kumiko so. Akuma kannte das alles ja bereits und Manabu war kaum von den verschiedenen Dingen wegzuzerren. Er konnte sich kaum entscheiden, was er zuerst betrachten sollte. Da war sie wieder, die ungebremste Neugier eines Kindes, die so im völligem Gegensatz zu dem sonst so gefassten Engelsmann stand. Doch einige Zeit später gelang es ihnen auch ihn endlich davon zu überzeugen eine Pause einzulegen.

Schließlich kamen sie zu einem kleinen Park, der etwas abseits des Zentrums lag. Hier waren die Stimmen der Innenstand gedämpft und es schien fast schon friedlich zu sein. An den Park grenzte ein kleiner Spielplatz an, auf dem eine Schaukel, eine Rutsche, eine Sandkiste und ein kleines Kletterhaus zu finden waren. Nur noch wenige Kinder waren allerdings beim Spielen zu anzutreffen, da der Abend schon angebrochen war. In immer kürzeren Abständen kamen Mütter herbei und holten ihre Schützlinge ab.

Als der Spielplatz dann völlig verlassen war, ging die kleine Gruppe hinüber. Kumiko setzte sich zum Ausruhen auf den Rand der Sandkiste.

Wie nötig diese Auszeit doch für die Engelsfrau war. Sie hatte allmählich das Gefühl in ihrem Kopf drehte sich alles und ihr Schädel brummte. Jedoch kam es ihr irgendwie nicht so vor, als käme dieses Brummen nur von den vielen neuen Eindrücken, da war auch noch etwas anderes... und das gefiel ihr ganz und gar nicht. Ab dem Zeitpunkt an, als sie auf der Erde buchstäblich gelandet waren, hatte sie die dumpfe Ahung gehabt, dass sich da etwas in ihr aufbaute. Es schien fast so, als ob, je weiter sie sich aus der klaren und reinen Umgebung des Himmelsreiches entfernt hatte, sie sich umso mehr wieder freigearbeitet hatte. Sie musste ja nur an den Kampf mit den Dämonen im Kudaru Tsuro denken. Damals war ihre Stimme viel, viel zu klar und deutlich gewesen.

Im Moment war es aber Gott sei Dank noch nicht so weit. Alles was sie wahrnahm war mehr ein dunkles Rauschen, dass sie unaufhörlich störte. Das war zwar nervig, aber zumindest noch nicht gefährlich. Jedenfalls hoffte sie das...

„Sag mal Schätzchen, alles klar bei dir?“

fragte Akuma ungewohnt besorgt, der sich inzwischen neben ihr auf dem Rand der Sandkiste niedergelassen hatte. Er hatte sich leicht zu ihr gebeugt und erst als die Blondine ihn ansehen wollte, fiel ihr auf, dass sie die Ellenbogen auf ihren Knien abgestutzt und den Kopf auf ihre Hände gebettet hatte. Kein Wunder, dass er sich nach ihrem Befinden erkundigte, sie musste ziemlich erschöpft aussehen. Auch wenn sie sich ein wenig ärgerte, dass er sie für so schwach hielt, dass sie schon nach einem halben Tag in der Menschenwelt schon so entkräftet war - was sie zweifelsohne zwar auch war - als er sie so besorgt ansah, erinnerten sie seine warmen roten Augen wieder an ihren Panther, Antares.

„Nein, nein, alles in Ordnung, wirklich.“

versuchte sie zu beschwichtigen und richtete sich demonstrativ wieder ordentlich auf während sie eine lässige, wegwerfende Handbewegung machte. Der Mann jedoch zog nur eine Augenbraue hoch, anscheinend glaubte er ihr nicht. Doch anstatt sie noch einmal anzugehen, drehte er sich um und ging ein paar Schritte auf Manabu zu. Leicht wütend starrte er den Engelsmann an und deutete auf Kumiko.

„Das ist alles deine Schuld, nur weil du kein Ende finden konntest und an jedem Scheiß stundelang stehen musstest, um es dir anzusehen, ist sie jetzt völlig fertig. Kannst du nicht mal etwas Rücksicht nehmen?!“

Die blonde Engelsfrau verdrehte die Augen. Na klasse, und schon stritten die beiden wieder. Wobei es ziemlich lustig war, dass gerade Akuma von Rücksicht sprach, derjenige, der wohl als Letzter soetwas wie Verständins auf jemand anders nehmen würde.

Hoffentlich ging Yuuka wenigstens dazwischen, sie selbst hatte im Moment eher weniger Lust sich einzumischen. Die Brünette hatte etwas abseits gestanden, ging nun aber näher an die beiden Kontrahenten heran. Zuerst glaubte die 18-Jährige wirklich, sie würde eingreifen. Doch dann wurde ziemlich schnell klar, dass sie sich nur allzu bereitwillig auf die Seite des Menschen stellte und den Engelsmann ebenfalls beschuldigte. Na ganz toll. War ja vorhersehbar gewesen, sie ließ eben keine Gelegenheit ungenutzt, Manabu zur Schnecke zu machen. Was hatte sie bloß gegen ihn?

Allerdings kam sie nicht darüber hinaus sich diese Frage zu stellen, denn plötzlich hörte sie eine ganz leise Stimme. Diese zarte und unglaublich traurig klingende Stimme schien aus einiger Entfernung zu ihr zu gelangen. Sie war zwar nicht in ihrem Kopf, aber schien sie auch nicht in der unmittelbaren Nähe zu sein. Es war fast so, als ob sie mit dem Wind zu dem Engel getragen worden war. Kurz blickte sie sich um, doch weder sah sie jemanden noch hatten die anderen wohl etwas bemerkt, denn diese stritten unaufhörlich fröhlich weiter.

Die Stimme jedoch wurde immer depremitierter und auch ängstlicher und aus irgendeinem Grund hatte die blonde Engelsfrau das starke Bedürfnis dieser Stimme, es hörte sich wie die eines Mädchens an, nachzugehen. Kaum hatte sie diesen Gedanken gefasst, da erhob sie sich auch schon und folgte ihr.

Mit jedem Schritt den sie tat, wurde diese lauter und deutlicher. Wem wohl diese Stimme gehörte? Wer es auch war, Kumiko musste sie finden und ihr helfen. So verfolgte sie den Klang immer weiter bis aus dem Park hinaus. Wo war dieses Mädchen nur? Und warum hörte die Engelsfrau so deutlich ihre klagende Stimme?
 


 

__________________________________
 

Soo, das war's dann auch schon wieder. Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen!

Vielen Dank an meine fleißigen Kommi-Schreiber Ju und Kaisy

-knuddel-

Über Kommis würde ich mich wie immer sehr freuen!

Die Stimme

Immer näher trugen Kumikos Füße sie zu der klagenden Stimme. Diese wurde lauter, doch wurden auch die Gefühle, die sie barg, deutlicher. Verzweiflung, Trauer. Angst.

Oh, wie gut sie selbst diese Gefühle kannte, was eher untypisch für einen Bewohner des Reiches des Himmels war. Sie musste diesem Mädchen, oder wem immer auch diese Stimme gehörte, helfen. Dazu fühlte sie sich auf merkwürdige Art verpflichtet. Sie konnte nicht tatenlos zuhören, dafür kam ihr dieser klagende Klang zu bekannt vor.

Immer öfter ließ der Engel seinen Blick umherschweifen, doch bis jetzt konnte er niemanden entdecken, zu dem die Stimme passen könnte. Schließlich blieb der blonde Engel stehen. Die Intensität des Gehörten nahm ab. Moment mal. Schnell ging sie ein paar Schritte zurück. Hier war es wieder lauter. Langsam sah die 18-Jährige zur Seite und hob dann allmählich ihren Kopf. Vor sich sah sie ein großes Haus, ein sehr großes Haus. Bis jetzt war es ihr nicht aufgefallen, aber in der Gegend, in der sie sich nun befand, standen einige von diesen riesigen Gebäuden. Sie waren ziemlich hoch. Gut, die machten einer tausendjährigen Eiche noch keine Konkurrenz, doch mit einem anderen hohen Baum konnten sie durchaus mithalten. Ein wirklich beeindruckendes Bauwerk.

Ein weiterer verzweifelter Laut der Stimme weckte sie wieder aus ihrer Verblüffung über dieses Haus. Aber nun sah der Engel keinen Zweifel mehr, der Besitzer der Stimme musste dort oben auf dem Gebäude sein. Es war so, als wenn die Laute geradezu von dort oben zu ihm hinuntergeweht werden würden. So musste es sein! Der Besitzer der Stimme war eindeutig auf dem Dach dieses Hauses! Kumiko musste unbedingt so schnell wie möglich dort hinauf! Es dauerte gar nicht lange, da hatte sie auch schon den schnellsten Weg gefunden, um ihr Ziel zu erreichen. Wozu war sie denn ein Engel, der wie es sich gehörte, mit Flügeln ausgestattet war? Probehalber streckte sie ihre Schwingen. Sie fühlten sich etwas eingerostet und etwas schwerer als normal an. Nun gut, sie hatte ihre Flügel etwas länger nicht genutzt, aber warum schien ein unsichtbares Gewicht auf ihnen zu liegen? Lag es daran, dass sie nicht mehr im Reich des Himmels war, sondern auf der Erde? Das war die einizig logische Erklärung, die der Engelsfrau im Augenblick einfiel. Trotzdem, sie musste jetzt auf dieses Dach! Mit ein paar Flügelschlägen befand sich Kumiko dann schließlich in der Luft und auf dem Weg hinauf. Doch es kostete sie mehr Kraft, als sie erwartet hatte. Es war ziemlich beschwerlich.

Oben angekommen musste der Engel ersteinmal etwas verschnaufen. Sich hier auf der Erde zu befinden war gar nicht so einfach! Doch noch ehe sie sich wieder ganz erholt hatte, drang wieder die gequälte Stimme an ihre Ohren. Diesmal klang sie sehr nah. Die Blondine blickte sich kurz um und sah am anderen Ende des Flachdaches ein Mädchen stehen, das sich am Sicherheitsgeländer des Daches festhielt. Ihre mittellangen, braunen Haare wehten wild im Wind umher. Was hatte dieses Mädchen vor? Warum war sie ganz allein auf dem Dach dieses hohen Gebäudes?

Plötzlich hob das braunhaarige Mädchen ein Bein über das Geländer und kletterte schließlich ganz auf den nur noch schmalen Absatz des Daches hinter der Absperrung.

Sie wollte doch nicht etwa... springen?! Sie hatte doch keine Flügel, sie konnte nicht fliegen! Was tat sie nur?!

Kumiko näherte sich dem Mädchen mit ein paar schnellen Schritten und sah, wie dieses tief einatmete.

„Nur noch ein Schritt...“

murmelte das Mädchen leise vor sich hin, wie um sich selbst die Courage zum Sprung zu geben. Das konnte der Engel doch nicht zulassen! Aber was konnte er tun? Schließlich sah ihn das Mädchen ja nicht!

Langsam streckte die Braunhaarige einen Fuß hinaus in den Abgrund, der sich nun darunter befand. Gleich würde sie springen!

„Halt, tu das nicht!“

rief der blonde Engel aus. Das Mädchen hielt inne. Moment, hatte es sie etwa gehört? Konnte die Braunhaarige verstehen, was die Blonde ihr sagte?

„Tu das nicht.“

wiederholte sie noch einmal ruhiger und trat weiter auf das Mädchen zu. Dieses fasste sich an den Kopf und lächelte traurig und hilflos.

„Oh mann, jetzt höre ich auch noch Stimmen. Ich werde wohl langsam wirklich verrückt...“

flüsterte sie unverständlich und seufzte schwer.

„Du bist nicht verrückt. Wenn du jetzt springst, das wäre verrückt.“

antwortete der Engel mit bedachter und fester Stimme. Das Mädchen drehte ihren Kopf in die Richtung, in der Kumiko neben ihm stand. Seine Augen sahen sich unentwegt um, doch sie fanden nichts, woher die Stimme hätte kommen können. Natürlich nicht, schließlich waren Engel für Menschen unsichtbar. Na ja, wenn man von Akuma mal absah, der war eh nicht ganz normal.

„Ach ja?! Was weiß eine körperlose Stimme schon? Lass mich gefälligst in Frieden!“

verlangte die Brünette frustriert und verzweifelt. Ihre Augen hatten aufgehört nach etwas zu suchen, was sie nicht finden konnten und waren nun auf den Abgrund vor sich gerichtet. Scheinbar hatte sie es im Angesicht ihres nahenden Vorhabens aufgegeben sich über eine Stimme zu wundern oder zu ärgern.

„Du hast Recht, ich weiß nicht, was dich quält, aber ich weiß, dass man sein Leben nicht einfach so wegwerfen darf.“

begann Kumiko wieder auf sie einzureden. Ihre Stimme war ernst, doch sie versuchte durch einen sanften Tonfall ihre Gesprächspartnerin zu beruhigen.

„Es ist mein Leben, ich kann damit machen was ich will!! Außerdem, was hab ich denn schon für eine Wahl?!“

Die Verzweiflung aber auch der Ärger in der Stimme des Menschenkindes wuchsen stetig an. Es war beängstigend aber auch traurig, was für eine Hilflosigkeit in diesem Menschen Platz gefunden hatten.

„Wir haben immer eine Wahl.“

gab der Engel unnachgiebig zu bedenken. Er wusste selbst nicht, warum er so hart zu diesem verzweifelten Wesen war. Warum tröstete er dieses Mädchen nicht? Tief in sich kannte die 18-Jährige die Antwort. Ihr gefiel es nicht, wie einfach es sich dieses Kind machen wollte. Es war nicht so einfach. Es war manchmal schwer weiterzumachen, sie selbst wusste noch genau, wie schwer ihr das nach dem Tod ihrer Eltern gefallen war. Sie hatte sich wie betäubt und tot gefühlt. Das Leben schien nicht mehr lebenswert. Doch sie hatte einen Entschluss gefasst, sie hatte nicht aufgegeben und wollte es auch nie tun. Weil sie es nicht gedurft hatte, das war sie ihren Eltern schließlich schuldig gewesen, sie durften nicht umsonst gestorben sein...

Die Stimme der Braunhaarigen holte die Engelsfrau wieder aus ihren Gedanken zurück.

„Ins Heim zu gehen ist keine Wahl für mich! Aber auch alles andere nicht... denn... denn...

es ist egal wohin ich gehe, sie wird nicht mehr da sein...“

Die Blonde horchte auf.

„Wer ist nicht mehr da?“

Das Mädchen schluchzte leicht und in ihren Augen bildeten sich Tränen tiefster Trauer.

„Meine Mum...“

Der Engel hielt kurz den Atem an. Das hieß also ihre Mutter... sie war...tot?

„Deine Mum... ist sie...gestorben?“

fragte Kumiko vorsichtig nach. Doch sie erhielt keine Antwort, stattdessen rollten nun dicke Tränen über das Gesicht des ungefähr 12-jährigen Mädchens.

Das arme Ding... Die Engelsfrau spürte tiefes Mitgefühl in sich aufsteigen. Nur zu gut kannte sie dieses Gefühl des Verlusts. Behutsam legte sie einen Arm um das Mädchen. Dieses schloss daraufhin die Augen und schluchzte kurz leise vor sich hin. Die Bewohnerin des Himmelsreiches konnte nicht sagen warum, aber langsam beruhigte sich das Mädchen wieder. War es weil es sich etwas aussprechen konnte? Oder drang das Mitgefühl des Engels zu ihm durch?

„Was ist mit deinem Vater?“

erkundigte sich die Blondine schließlich sacht. Doch diese Frage hatte eine unerwartet negative Reaktion zur Folge. Die Augen des Menschenkindes öffneten sich wieder und funkelten zugleich verzweifelt als auch von neuer Entschlossenheit erfüllt.

„Mein Vater hat sich kurz nach meiner Geburt aus dem Staub gemacht! Ich habe niemanden mehr, niemanden! Deswegen gehe ich jetzt wieder zu meiner Mum! Sie ist die einzige, der ich je etwas bedeutet habe!“

Auch wenn der Engel durchaus den Schmerz über den Verlust ihrer Mutter und die Wut über die Abwesenheit ihres Vaters nachvollziehen konnte, so konnte er sich dennoch nicht mit der Einstellung des Mädchens anfreunden, ihr Leben einfach so wegzugeben. Bei der negativen Energie, die das Kind im Augenblick ihres Todes ausstrahlen würde, würde es den Dämonen ein leichtes sein, ihre Seele vor den Wächtern des Reiches des Himmel zu finden und an sich zu reißen. Dämonen wurden von Gefühlen wie Schmerz, Trauer, Wut und Angst geradezu magisch angezogen. Es wäre ein leichtes für sie, die Seele des Mädchens in die Abgründe der Hölle zu ziehen. Und dort würden nicht nur unendliche Qualen auf diese warten, sondern sie würde ihre Mutter auch nicht wiedertreffen. Ihr Vorhaben erneut zu ihrer Mutter zu kommen ist nicht nur völlig töricht, sondern auch gänzlich umsonst.

Wieder ernst und unnachgiebig sah die Blondine ihre Gesprächspartnerin an.

„Ich glaube dir nicht, dass nur deine Mutter dich je geliebt hat. Du hast doch sicher Freunde, die dir etwas bedeuten. Ich bin mir sicher, wenn du jetzt springst, machst du mindesten einen anderen Menschen sehr unglücklich. Willst du wirklich, dass jemand den gleichen Schmerz erleiden muss, den du gerade fühlst?“

wollte der Engel mit fester und drängender Stimme wissen. Die Muskeln des Mädchens, die bis eben noch angespannt und zum Sprung bereit gewesen waren, verloren diese Spannung und das Kind selbst wurde ganz still. Ganz leise und kaum hörbar flüsterte die Braunhaarige einen Namen. Den Namen eines Mädchens, Melina.

Volltreffer, es gab also doch noch jemanden.

„Melina, ist das deine Freundin?“

fragte Kumiko nun wieder etwas sanfter. Das Menschenkind nickte leicht zur Bestätigung.

„Sie... sie ist meine beste Freundin... schon mein ganzes Leben lang.“

erklärte die Angesprochene endlich, wenn auch etwas unverständlich.

„Na siehst du... du bist nicht allein. Und du willst sie doch sicher auch nicht allein lassen? Ich bin sicher sie wäre sehr traurig, wenn du es tun würdest.“

Zuerst erwiderte das Mädchen nichts. Es schien so, als wenn es sich an etwas erinnern würde. Nach einigen Momenten des Schweigens bildete sich die zarte Andeutung eines Lächelns auf seinen Lippen.

„Wir... wir haben uns versprochen immer beieinander zu bleiben. Nachdem Mum krank geworden war, haben sich ihre Eltern auch um mich gekümmert. Sie haben gesagt sie wollen das auch weiterhin tun, sie wollen nicht, dass ich ins Heim muss... Aber...“

„Durch die Trauer über den Tod deiner Mutter hast du das nicht richtig wahrgenommen, du hast die Bedeutung nicht richtig realisiert, nicht wahr?“

beendete der Engel damit den Satz des Kindes. Die Braunhaarige nickte zustimmend und wieder rollten einige Tränen über ihre Wangen.

„Trauer und Schmerz sind überwältigende und mächtige Gefühle, sie lassen uns manchmal nicht klar denken und den Weg vor uns verlieren. Aber wir dürfen sie nicht unser Leben beherrschen lassen. Auch wenn es unmöglich scheint, so müssen wir doch nach vorn sehen und an das Positive denken. Deine Mutter würde sicher nicht wollen, dass du ihr so bald nachfolgst. Ich glaube, dass sie sehr traurig darüber wäre...“

äußerte Kumiko ruhig ihre Gedanken, doch als sie das sagte, wusste sie nicht genau, wem sie das erklärte. Sprach sie nun mit dem Mädchen oder mit sich selbst? Genau diese Worte hatte sie sich selbst immer vor Augen gehalten. Und als sie diese noch einmal aussprach, wurde ihre bewusst, dass sie stimmten. Es war die Wahrheit.

Auch das Menschenkind schien das zu spüren und nickte leicht. Der Engel konnte förmlich sehen, wie neue Entschlossenheit in die Augen des Menschen traten, doch diesmal war es nicht der Wille sein Leben zu beenden, sondern der es weiterzuführen.

„Du hast Recht... Mum würde das nicht wollen... und ich darf Melina auch nicht einfach so allein lassen.“

Gab die Brünette erkennend von sich. Die blonde Engelsfrau lächelte zufrieden und beobachtete, wie das Mädchen wieder über das Geländer kletterte und sich damit von dem tötlichen Abgrund entfernte. So war es richtig.

Wieder sah sich die Braunhaarige suchend um, doch wieder schien ihr Blick nichts zu finden.

„Wo bist du? Wie hast du mich gefunden?“

fragte sie nun und versuchte weiterhin Kumikos Aufenthaltsort ausfindig zu machen.

„Deine traurige Stimme hat mich zu dir geführt.“

antwortete der Engel ihr ruhig und die Augen des Mädchens huschten zu der Stelle, an der ihre Ohren den Engel lokalisierten.

„Aber wer bist du?“

Wieder lächelte die Blondine kurz.

„Ich bin ein Engel, der den Schmerz in deiner Stimme nicht ertragen konnte.“

entgegnete sie wahrheitsgemäß und aufrichtig.

„...Ein Engel?“

harkte das Menschenkind unsicher nach. Noch immer blickte sie ungläubig in die Richtung, wo sich die Engelsfrau befand. Ohne jede Vorwarnung weiteten sich die Augen des Mädchens leicht und es blinzelte kurz. Es öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch noch bevor es dazu kam, machte sich etwas in der Hosentasche des Kindes durch einen Signalton bemerkbar. Die Braunhaarige wandte ihren Blick von Kumiko ab und holte etwas, das ihr Akuma vorhin mit der Bezeichung Handy vorgestellt hatte, heraus. Das Mädchen benutzte ein paar der Tasten des Handys und murmelte dann leise:

„Wo bist du? Ich mach mir Sorgen um dich, Melina.“

Auch wenn der Engel immer noch nicht wirklich verstand, wie dieses Gerät es machte, doch sie hatte erklärt bekommen, dass man damit unter anderem Nachrichten verschicken konnte. Diese Nachricht stammte wohl von der besten Freundin des Kindes.

„Du solltest zu ihr gehen.“

riet die 18-Jährige der Jugendlichen sanft.

Die Braunhaarige sah von ihrem Handy auf und nickte leicht.

„Ja... und vielen Dank für alles.....Angel.“

Das Mädchen lächelte der Engelsfrau noch einmal ins Gesicht und blickte ihr fest in die Augen. Dann wandte es sich um und verschwand durch eine Tür und dann in ein Treppenhaus.

Kumikos Augen verweilten noch etwas auf dem Punkt, wo das Mädchen eben entschwunden war. Sie war sich sicher, dass das Kind ihr eben exakt in die Augen gesehen hatte. Aber wie konnte das sein? Schließlich konnte sie den Engel ja nicht sehen. Hatte sie vielleicht am Schluss gespürt, wo er sich befand? Das musste es sein. Wie sollte das sonst möglich sein?

Aber eigentlich war das auch egal. Die traurige Stimme war verschwunden, sie hatte dem Mädchen helfen können und das war alles, was im Moment zählte.
 

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nach langem mal wieder ein neues Kapitel. Ich hoffe es gefällt.

Vielen Dank an dieser Stelle an Ju,die für mich Beta gelesen hat.



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Von:  Inzestprodukt
2010-01-21T14:18:34+00:00 21.01.2010 15:18
Nun denn, ich habe nun auch angefangen zu lesen.

Problematisch ist aus meiner Sicht, dass ich eine Geschichte über Engel und Dämonen lesen soll, da ich gerade in diesem Bereich (vermutlich mehr als in jedem anderen) ein unwahrscheinlich hohes Maß an Erwartungen habe aber ich werde mich überraschen lassen...

Gut ich habe mal ein paar Dinge herausgepickt, die Verbesserung bedürfen; in der Charakterbeschreibung hast du Kumiko zwei Mal als hilfsbereit betitelt :)

Du greifst im Prolog auf viele Standarts zurück (Wolkenerde, Protagonistin ist unnatürlich zierlich und hübsch, hat die größten Flügel...), was mich bisher jedoch noch nicht wirklich stört.
Hattest du einen Beta-Leser? Du hast die wörtliche Rede jedes Mal vermurkst XD
"Was tust du da?", rief er aus und starrte auf die Person am anderen Ende... bla bla... Also eigentlich fehlt dir lediglich das Komma nach den Anführungszeichen und du musst nicht immer eine neue Zeile dafür beginnen, nur ein Tipp :)

Dein Schreibstil ist schonmal nicht schlecht, du bedienst dich vieler Worte oder generell Umschreibungen, welche ich (zu meinem Bedauern) 80% der selbsternannten Autoren auf Animexx nicht zutraue - super!
Andererseits gehst du schnell in Wortwiederholungen (Der Mann sagte... dann trat der Mann...) über, vielleicht findest du da noch andere Begriffe - Synonyme - für? Der Fremde, der Redner...

Ich werd dann mal weiter lesen :D
Von: abgemeldet
2010-01-21T13:26:15+00:00 21.01.2010 14:26
Akuma ist irgendwie putzig...auf seine art und weise XDD'
Ich fang an ihn wieder zu mögen.
Ich finds toll wie du das alles beschreibst und freu mich das sie endlich auf der erde sind!
*Ganze Zeit darauf gewartet habs*
Mh...
Was wohl zwischen Manabu und Yuuka los ist??
Ich lass mich mal einfach überraschen und lese fleißig weiter!
Von: abgemeldet
2010-01-21T13:20:04+00:00 21.01.2010 14:20
Ui~
Endlich weiß ich mehr über Antares! xD
Ich hätte aber nicht gedacht das Akuma was mit ihm zu tun hat o_o
*überrascht bin*
Aber das ist ja so ein "Wow!"-effekt und diesen liebe ich ja so sehr *_*
Du musst wirklich eine menge Fantasie haben,denn sonst würde der FF nicht so gut sein!~
Wenn man den FF liest ist man wirklich in der Geschichte mit drinne,als ob man genau daneben stehen würde und das finde ich so faszinierend!
Von: abgemeldet
2010-01-21T13:17:10+00:00 21.01.2010 14:17
Antares Q_Q
Nicht sterben >__<
*schon jetzt trauer*
Es wir wirklich immer Spannender und Emotionvoller!
Ich fang an diesen FF immer mehr zu mögen!
Wieabgemeldet find ich es irgendwie seltsam das der Angriff von dem Dämon einfach so abgewehrt wird o_o
Normalerweise sind die Dämonen ja stärker und müssten das eigentlich schaffen..>_>'
Naja,soll jetzt nicht böse gemeint sein >__<
Denn,das Kapitel finde ich wirklich beindruckend und gehe sofort das nächste lesen! *_*
Von: abgemeldet
2010-01-21T13:03:42+00:00 21.01.2010 14:03
Jaaa~
Noch eine Kampfszene *_*
Ich liebe sie!
Die sind genauso gut beschrieben wie der rest deiner Geschichte und genauso faszinierend!
Du solltest wirklich mal ein Buch schreiben,wirst damit sicherlich erfolgreich!
Also,ich würde mir auf jedenfall ein Buch von dir Kaufen! XD
Von: abgemeldet
2010-01-21T13:02:08+00:00 21.01.2010 14:02
Die Kampfszene hast du wirklich gut beschrieben!
Sie gefällt mir sehr *_*
Bring sowas ruhig mehr ein! XD'
Mh~
Irgendwie will ich mehr über Antares wissen und so...~
Es wird immer spannender mit ihm!
Von: abgemeldet
2010-01-21T13:00:57+00:00 21.01.2010 14:00
Der Wutanfall war wirklich toll xD
Sowas könnte sie öfters haben,gefällt mir!^-^
Ich find es genial wie du nicht alles beschreibst und wirklich eine neue Welt erfindest,sowas habe ich noch nie gelesen, darum ist dein FF wirklich was besonders!
Ich frag mich wirklich wie es weiter gehen wird x3
Von: abgemeldet
2010-01-21T12:57:37+00:00 21.01.2010 13:57
Kumiko tut mir leid >_<
Aber sie wird das schon alles noch alles schaffen!
*nick*
Das Kapitel ist wirklich toll es ist spannend und klärt wirklich gut auf.
Dennoch stellen sich immer noch fragen die noch nicht beantwortet sind! >_<
Ich mag Yuuka irgendwie,das mit den Visionen gefällt mir gut,passt auch irgendwie^^
Antares fängt mir an Leid zu tun xD'
Aber irgendwie ist es auch manchmal belustigend,naja,sehen wir mal weiter :D
Von: abgemeldet
2010-01-21T12:52:44+00:00 21.01.2010 13:52
Die Engelsfrau ist wirklich toll!
Nur was meinte sie??
*schmunzel*
Mal sehen ob sich das im nächsten Kapitel klärt,sonst reim ich mir was zusammen! xDD
Warum musst du das ende nur immer so fies machen?XD
So will man ja einfach nur weiter lesen und kann garnichts anders mehr machen! XD
Von: abgemeldet
2010-01-21T12:50:25+00:00 21.01.2010 13:50
Endlich gehen sie auf die Erde!
Mal sehen wie es dort ablaufen wird~
Bestimmt spannend und auch traurig.
Freu mich richtig drauf^^
Mal sehen wie lange sich die beiden noch vertragen >_>'
Nicht das sich die beiden dann auch noch bekriegen oder sowas,wäre wirklich blöd,aber ich lass mich mal überraschen^^
Ich hoffe die ganzen fragen die mir im Kopf rum schwirren werden in den nächsten Kapiteln endlich beantwortet XD


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