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100% Sorglospunks!

von

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Rudolph, the red nosed Sorglospunk

Weihnachten… Selbst für eine sonst so aufgedrehte Band voller absurder Erlebnisse, noch absurderer Songs und noch viel absurderer Ideen wie die Sorglospunks bedeutete diese Zeit eine Zeit der Ruhe und Muße.

Und so saß die Band gemütlich um den Weihnachtsbaum. Easy, die Frontfrau und Sängerin, kuschelte zufrieden mit dem Bandmaskottchen Kiwi und schlürfte eine heiße Tasse Kaffee. Jack, ihres Zeichens musikalisches Multitalent und Easys Zwillingsschwester, inspizierte den neuesten Instrumentenkatalog und überlegte, wo sich ihr Weihnachtsgeld am besten anlegen ließ. Chris, Bassist und Gitarrist, polierte seine liebste Gitarre zum dritten Mal an diesem Abend. Nifen, die Bandmanagerin, löffelte in aller Seelenruhe Schokoladenmousse und summte bei den Weihnachtsliedern im Radio mit. Nun, und meine Wenigkeit, die offizielle Bandmuse Abranka, lehnte sich auf ihrer Wolke zurück und ließ die Füße baumeln.

Gemütlich... Ja... Niemand, der irgendwelche Ideen erwartet. Niemand, der erwartete, dass ich Easy davon abbrachte, irgendwelchen Unsinn zu machen. Niemand, der erwartete, dass ich Easy aus ihren Kreatiefphasen herausriss und zum Songschreiben motivierte.

Hach ja...

Im Moment schwebte die Band noch auf dem Erfolg des Weihnachtsmarktkonzertes. Der Glühwein war mittlerweile beinahe leer, das zweite Fass war nur noch zu einem guten Sechstel gefüllt. Auf Youtube war das Video mit dem Schneemannsong zu den beliebtesten Videos der Weihnachtszeit geworden und immer mehr neugierige Zuschauer fanden ihren Weg auf die offizielle Bandhomepage und bestellten die ersten selbstgebastelten CDs. Nifen hatte somit allen Grund zufrieden zu sein, denn dieser Sprung in Richtung eines größeren Bekanntheitsgrades hatte definitiv funktioniert. Wohin dieser Weg letztlich führen würde... – Wer wusste das schon? Aber da es weitaus untalentiertere Sänger und Bands auf diesem Wege zu Ruhm und – hoffentlich! – auch Reichtum gebracht hatten, war der Schritt über die Weiten des Internets doch nur klug und naheliegend. Insbesondere, wenn man daran gewöhnt war, die nächsten Auftrittsideen aus dem Spamfilter der eigenen E-Mail-Adresse zu ziehen.

Der nette, ruhige Abend bekam eine abrupte Wendung, als es auf einmal draußen krachte, irgendjemand lautstark fluchte und es einen lauten Knall gab.

„Einbrecher!“ Easy war sofort auf den Beinen.

„Quark.“ Jack schüttelte den Kopf. „Autounfall.“

„Ja, aber in unserem Garten!“ Und damit war Chris schon am Fenster und riss es auf. Easy, Jack und Nifen waren sofort hinter ihm, während Kiwi sich beleidigt in eine Ecke verzog, weil Easys spontane Aufspringaktion für eine unsanfte Anwendung der typischen Katzenfähigkeit, auf allen vier Pfoten zu landen, gesorgt hatte. Ich konnte es mir natürlich ebenfalls nicht nehmen lassen, nachzusehen, was dort geschehen war. Vielleicht brauchte jemand eine rettende Idee...

Doch das, was wir dort draußen sahen, war wirklich unerwartet.

Ein Schlitten hatte in dem schneebedeckten Garten eine Bruchlandung hingelegt. Nicht irgendeinen Schlitten. Nein, es war der Schlitten des Weihnachtsmanns höchstpersönlich. Und diese rotgewandete Gestalt stand nun fluchend aus dem umgekippten Schlitten auf und klopfte den Schnee von seinem Mantel. Acht verwirrte Rentiere schnaubten laut und eines nieste vernehmlich. Das mit der roten Nase.

„Rudolph!“ Easy fiel vor Begeisterung fast aus dem Fenster. „Schaut, das ist Rudolph, das rotnasige Rentier!“

„Ja und da ist der Weihnachtsmann.“ Jack zupfte an Easys Ärmel und zeigte nachdrücklich auf die rotbemantelte Gestalt. „Und ich glaube, er könnte Hilfe gebrauchen. Beim Schlitten aufrichten zum Beispiel.“

„Au ja!“ Easy war sofort Feuer und Flamme. „Dann kann ich auch Rudolph mal streicheln!“

Keine zwei Minuten später waren Band und Managerin – und natürlich auch Muse – draußen und gingen dem Weihnachtsmann zur Hand.

„Was ist denn passiert?“, erkundigte sich Nifen, während sie einige verstreute Geschenke einsammelte.

„Rudolph hat Schnupfen und immer wenn er niest, dann kommen die anderen aus dem Takt und erschrecken sich. Und weil er vorne läuft, zieht er alle in eine falsche Richtung, weil er einen Augenblick lang nichts mehr sieht und seine Nase nicht mehr leuchtet...“ Der Weihnachtsmann rieb sich nachdenklich die Stirn.

„Vielleicht muss er sich einfach nur mal aufwärmen und ein bisschen Kaffee trinken. Mit Kaffee wird immer alles besser!“, schlug Easy hibbelig vor und strich dem rotnasigen Rentier vorsichtig über den Hals. Einen Augenblick später nieste Rudolph wieder und das Leuchten seiner Nase erschloss für einen Moment.

„Warum nicht? Schaden kann es sicher nicht. Nur die anderen müssen auch mitkommen. Wir wollen hier ja niemanden bevorzugen.“ Der Weihnachtsmann lächelte und begann die Geschirre der Tiere zu lösen.

„Neun Rentiere im Wohnzimmer?“ Jack zog eine Augenbraue hoch. „Nun, das könnte interessant werden...“

„Äh... Ich gehe schon mal vor und rette meine Gitarre...“, nuschelte Chris leise und verdrückte sich bereits gen Haus. Nicht, dass eines der Tiere sie noch versehentlich kaputt machte!
 

Eine knappe Viertelstunde später war auch das letzte Rentier in das gemütliche Wohnzimmer getrabt und stand scheu und ein wenig verloren in der Ecke herum. Easy hatte sich bereits auf das Sofa gefläzt und Rudolph gar nicht wieder losgelassen. Und dem kleinen Kerl schienen ihre Liebkosungen auch durchaus zu gefallen. An seinem Geniese änderte sich allerdings bislang nichts. Der Weihnachtsmann ließ sich nun in einen Sessel fallen und bekam von Jack prompt eine Tasse Kaffee gereicht.

„Dürfte eine nette Abwechslung zu Kakao und Milch sein, oder?“ Sie grinste breit, während der Weihnachtsmann schallend anfing zu lachen.

„Da sagst du was Wahres, Mädchen!“

„Entschuldige, dass wir so unhöflich sind“, mischte sich jetzt Nifen ein. „Wir haben uns ja noch gar nicht vorgestellt. Also, das hier sind die Sorglospunks, eine junge, aufstrebende und äußerst geniale Band. Die junge Dame, die Rudolph noch mal zu Tode knuddelt, ist Easy, deine Kaffeebedienung ist Jack und der junge Mann, der seine Gitarre nicht loslassen mag, ist Chris. Und die fliegende Muse, die du sicher schon längst bemerkt hast, heißt Abranka. Und das scheue Tierchen auf dem Schrank ist Kiwi, das offizielle Bandmaskottchen. Ich bin Nifen, die Bandmanagerin.“

Der Weihnachtsmann nickte freundlich in die Runde. „Mich nennt man Weihnachtsmann oder Santa Claus. Und die Rentiere... Nun, Rudolph ist euch allen wohl bekannt. Die anderen acht heißen Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner und Blitzen.“ Nach und nach wies er auf die acht Rentiere, die sich langsam etwas heimischer zu fühlen schienen und von denen sich drei immerhin schon gemütlich auf den Teppich gelegt hatten. Zwei fingen sogar langsam an, die ersten Weihnachtsplätzchen zu futtern, die auf dem Tisch bereit standen. Für mich sahen sie alle gleich aus.

In dem Augenblick nieste Rudolph wieder und das schon vertraut gewordene rötliche Leuchten im Zimmer erlosch kurzzeitig.

„Okay, das Problem müssen wir angehen.“ Nifen rieb sich die Hände. „Als erstes bekommt er ein Kamillendampfbad.“ Sprach’s und verschwand in der Küche, um das Umzusetzen.

Habt ihr jemals ein Rentier gesehen, das den Kopf über eine Schüssel mit heißem Kamillenaufguss senkt und dabei ein Handtuch von einem äußerst besorgten Sorglospunk – in diesem Fall: Easy, die einen absoluten Narren an Rudolph gefressen hatte – über die Schnauze gehalten bekommt, damit es nichts anderes einatmen kann? Dieses Bild ist absolutes Gold wert.

Danach war Rudolphs Nase zwar schon etwas besser, als in unregelmäßigen Abständen nieste er immer noch.

„Mhm...“ Nifen zog die Stirn kraus. Chris und Jack taten es ihr gleich, ich hatte sowieso schon längst sämtliche Ideenbringrezeptoren aktiviert, nur Easy war geistig vollkommen abwesend und betüddelt Rudolph, der daran ganz eindeutig Spaß hatte. Kunststück, wenn man sonst seine Streicheleinheiten mit acht anderen Rentieren teilen musste und der Weihnachtsmann sehr viel wert auf eine Gleichbehandlung legte.

„Also, als nächstes bekommt er einen Schal“, entschied Chris und verschwand gen Garderobe. Neben einer guten Tag war das außerdem die beste Möglichkeit, ein altes Weihnachtsgeschenk von Easy und Jack weiterzureichen, das er nicht leiden konnte. Ein Schal in Knallpink mit gelben Sternen war nun wirklich nicht sein Geschmack... Ergo bekam Rudolph diesen Schal, was Easy ein begeistertes „Süß!“ entlockte und auch Jack zum Lächeln brachte. Perfekt. Schal losgeworden und die weiblichen Bandmitglieder damit nicht verärgert. Chris klopfte sich gedanklich selbst auf die Schulter.

„Okay, her mit der Rotlichtlampe“, war Jacks nächster Beitrag. „Und wir kochen Lindenblütentee. Den muss er dann trinken.“

Keine fünf Minuten später war das organisiert, Rudolph hatte die Rotlichtlampe vor dem Gesicht stehen, wurde damit warm bestrahlt und trank in aller Seelenruhe Lindenblütentee mit Honig aus einem Suppenteller.

„So, das braucht jetzt eine Weile.“ Jack blickte den Weihnachtsmann an. „Aber du hast es sicher eilig, oder?“

„Ach...“ Der Weihnachtsmann winkte lächelnd ab. „Glaubst du wirklich, für jemanden wie mich spielt Zeit eine Rolle?“

„Wie meinst du das?“, hakte Nifen neugierig nach.

„Nun, ich bringe den Kindern in den traditionellen Weihnachtsmannländern – insbesondere Deutschland, den USA und noch ein paar anderen – innerhalb einer Nacht die Geschenke. Denkst du, da spielt die normale Zeit für mich eine Rolle?“

Nifen grinste. „Eher nicht. Machst du dann so eine Art Arbeitsteilung mit den anderen Weihnachtsgestalten wie dem Christkind, Väterchen Frost und so?“

„Ganz genau. Wir haben einen entsprechenden Vertrag geschlossen, sodass keine Konkurrenz mehr zwischen uns herrscht und wir stattdessen zusammenarbeiten. Das macht die regelmäßigen Teerunden auch viel gemütlicher.“ Er lachte tief, dunkel und ansteckend fröhlich. „Und ihr seid eine Band? Was haltet ihr davon, wenn ihr uns etwas vorspielt, während Rudolph an seiner Genesung arbeitet?“

„Klar doch!“ Jack war sofort Feuer und Flamme, Chris sowieso. Easy musste ein wenig überredet werden, konnte sich dann jedoch von Rudolph trennen, als Nifen ihr versprach, regelmäßig weitere Kamillendampfbäder mit ihm zu machen.
 

Und so spielte die Band ihr erstes privates Konzert für den Weihnachtsmann. Sie begannen mit den beiden Versionen der Bandhymne und nahmen sich dann der Reihe nach ‚Träume sind Schäume’, ‚Robodog’, ‚Melancholische Tomaten’, ‚Faust’, ‚Beowulf’, ‚Looking for Kaffee’ – bei dem der Weihnachtsmann fröhlich seine Kaffeetasse schwenkte – und zum Abschluss schließlich die bisherigen Weihnachtshits ‚In der Weihnachtsbäckerei’ – woraufhin Nifen gleich die entsprechenden Plätzchen anbot – und ‚Schneemann’ vor.

Chris wollte gerade die Gitarre sinken lassen, da hob Easy die Hand. „Und jetzt, ganz frisch, gerade in dieser Sekunde aus dem museninspirierten Gehirn entsprungen – ‚Rudolf, the red nosed Sorglospunk’!“

Chris und Jack verkniffen sich Murren und Aufschreien. Ja, sogar die bösen Blicke zu mir und den stummen Vorwurf, dass die Inspiration Easy immer in solchen Momenten überkam. Easys Kreativität bremste man schließlich lieber nicht, wenn sie denn mal stattfand und so warteten sie ab, was sie als Melodie und Rhythmus vorgeben würde. In Sachen Improvisation waren sie ja mittlerweile wahre Profis. Außerdem konnte man sich ja auch noch nachher bei mir beschweren – woran ich mittlerweile gewöhnt war und was ich jedes Mal geflissentlich ignorierte. Easy tickte eben so und daran passte man sich als gute Muse schließlich an. Basta.
 

„Rudolph, the red nosed reindeer

machte ne Bruchlandung bei uns!

Der ganze Schlitten lag flach

und Santa saß im Schnee!
 

Wir boten Kaffee an und Tee,

und Rudolph einen Schal

in Pink und Gelb.

Damit hat er’s warm.
 

Und die anderen Rentiere

futterten Plätzchen

und Santa trank Kaffee

und Rudolph seinen Tee!
 

Denn Rudolph, der war krank.

Das rote Licht wollte nicht mehr

und so halfen wir ihm weiter

mit Schal, Rotlicht und Tee.
 

Und wir wissen jetzt

Rudolph, the red nosed reindeer

ja, Rudolph, the red nosed reindeer

ist ein Sorglospunk!”
 

Der Weihnachtsmann lacht und applaudierte begeistert, ja, selbst die Rentiere gaben ein äußerst fröhliches Blöken von sich.

Und Rudolph? Der flitzte auf Easy zu, rieb den Kopf an ihrem Ärmel und nieste nicht mehr.

Tja, und so retteten die Sorglospunks mal eben nebenbei den Weihnachtsmann davor, ständig mit seinem Schlitten die Orientierung zu verlieren und Bruchlandungen zu machen, befreiten das wohl berühmteste Rentier der Welt von seinem Schnupfen und gewannen neue Fans dazu. Denn der Weihnachtsmann ließ es sich nicht nehmen, einen entsprechenden Button an seinen Mantel zu pappen und einen großen Aufkleber auf seinen Schlitten zu machen...



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