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100% Sorglospunks!

von

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Ein Schneemannkonzert auf dem Weihnachtsmarkt

„Es schneit!“ Easy klebte mit der Nasenspitze an der Scheibe und starrte vollkommen fasziniert nach draußen.

Jack blickte ihr über die Schulter. „Mhm... Sieht so aus.“

„Ja, ich würde auch sagen“, gesellte sich Chris dazu. „Weißes Zeug, das vom Himmel fällt und dabei keinen Krach macht. Ganz eindeutig Schnee.“

„Ihr zwei seid gemein!“ Easy wirbelte herum und piekste die beiden zielsicher in den Bauch.

„Was denn? Weiße Weihnachten – so gehört es sich doch, oder? Und wenn man schon einen Deal mit dem Teufel hat, dann kann man doch davon ausgehen, dass der einem einen Gefallen tut und den guten Petrus ein wenig in Bedrängnis bringt.“ Jack lachte und drückte ihrer Zwillingsschwester eine Tasse Kaffee in die Hand.

Easy legte den Kopf schräg. „Ich will einen Schneemann bauen...“

„Dafür haben wir kaum Zeit. Nifen kommt doch gleich wegen unserem Auftritt auf dem Weihnachtsmarkt.“ Chris lächelte nachsichtig und ließ so etwas wie den großen Bruder raushängen.

Easy, ihres Zeichens Frontfrau und Bandleaderin der Sorglospunks, schob die Unterlippe vor. „Das ist gemein.“

„Das ist das Showbusiness. Wer wollte denn noch mal berühmt werden, hm?“ Jack lachte, wuschelte ihrer Schwester durch die Haare und verschwand wieder gen Sofa.

Easy seufzte leise und blickte noch einmal aus dem Fenster. Aber einen Schneemann zu bauen wäre dennoch toll...

Ich konnte mir das Ganze nur von meiner Wolke ansehen und runzelte die Stirn. Nun... Das war ja ein netter kleiner Wunsch. Und irgendwie würde sich das vielleicht trotz Weihnachtsmarktauftritt organisieren lassen... Musste man doch mal schauen.
 

Nifen erschien gerade rechtzeitig auf der Bildfläche, um einen Ausbruch akuter Auftrittsnervosität der Band zu verhindern. Der Auftritt auf dem kleinen örtlichen Weihnachtsmarkt war zwar nichts Großartiges, aber man sollte solche Chancen niemals unterschätzen. Abgesehen davon bekamen sie dafür neben einer netten Gage, die den finanziellen Krater wenigstens etwas stopfen würde, auch noch kostenlosen Glühwein. Und das sollte man bekanntlich auch nicht nicht unterschätzen. Sicherheitshalber hatte die kluge Bandmanagerin schon mal zwei große Fässer in dem Bandauto untergebracht – man wusste ja nie, wie weit man solche Angebote ausdehnen konnte...

Also ging es los. Die Band im kuscheligen Auto, Easy noch immer schmollend, weil sie ihren Schneemann nicht bauen durfte, dazu Jack und Chris, die bereits heftig über die Songliste stritten und diese x-mal über den Haufen warfen. Kiwi hatte sich dagegen absolut geweigert, bei diesem Wetter aus dem Haus zu gehen. Schnee war nichts für Katzen, denn da bekam man nasse Pfoten und das war überhaupt nicht schön! Ich hatte ihr zwar angeboten, mit auf meine Wolke zu steigen, aber eine unsichtbare fliegende Wolke war ihr dann doch ein bisschen zuviel. Nun, zu einem gewissen Grad konnte ich sie ja verstehen. Außerdem sollten die Sorglospunks schließlich nicht als die Band berühmt werden, die eine fliegende Katze ihr eigen nannte...
 

Das Konzert verlief so, wie man es auf einem Weihnachtsmarkt voller glühweingefüllter Menschen an einem frühen Dezemberabend erwarten konnte: mäßig. Weder die Bandhymne, noch das Tomatenlied oder der Kaffeesong rissen irgendwen vom Hocker. Noch nicht einmal wippende Füße waren zu sehen! Nein, stattdessen schienen alle bedacht zu sein, die Band zu ignorieren.

Irgendwann hatte Easy die Schnauze voll.

„Ihr könnt mich alle mal. Dann sauft doch euren blöden Glühwein und lasst mich endlich meinen Schneemann bauen! Wegen euch hab ich den ganzen Tag darauf verzichtet!“ Sprach’s, hopste von der Bühne und begann den Schnee auf dem Rasenstreifen am Rande des Platzes zu einem großen Schneeball zu formen.

Jetzt hatte sie Aufmerksamkeit. Definitiv die nahezu aller Anwesender.

Jack blickte zu Chris, der wiederum zu Jack. Und jetzt?

„Improvisieren“, war meine Antwort. Jetzt hieß es nur noch, Easy dazu zu bringen, ihre Gedanken in einen Song zu bringen... Schneemann, Schnee und was ihr sonst noch einfiel.

Denn der eine oder andere fühlte sich offenbar doch ein wenig beleidigt und zwei, drei Leute hatten sich schon gebückt, um erste Schneebälle zu formen...

Ich spielte ganz lässig fliegende Mikrofonstation – für die Zuschauer sah das einfach wie ein genialer Trick aus – und hielt Easy das Ding vor die Nase.

„Sing. Oder willst du eine Schneeballschlacht, bei der ihr absolut unterlegen seid?“

Easy schnaufte nur und summte leise vor sich hin. Chris bemühte sich, die Melodie aufzugreifen und Jack legte gedankenschnell einen vernünftigen Beat drunter. Ein bisschen Triangel und Glöckchen zwischendurch, dann klang das auch schön nach Weihnachten und Winter.
 

„Es schneit! Es schneit!

Hast du’s nicht gesehen?

Wie ha’m Dezember

und es schneit!

Es gibt ne Weiße Weihnacht,

ne Weiße Weihnacht.

Und ich,

ich will nen Schneemann bau’n.“
 

Erste Fußspitzen wippten zu dem improvisierten Rhythmus. Das war doch gar nicht mal so übel... Manchmal, da liebe ich ja Easys spontane Umsetzungen meiner Inspirationen. Wirklich. Auch wenn ich ihr in ihren Kreatief-Phasen manchmal etwas antun könnte, weil das das museneigene Ego doch ganz schön abstürzen lässt...
 

„Komm schon,

lass mich raus!

Es schneit

und ich will nen Schneemann bau’n.

Einen, der nicht wegrennt,

einen, der bleibt,

wenigstens den Winter lang.“
 

Chris entschied sich zu einem waghalsigen Solo, während Easy auf die erste große Schneekugel die kleinere zweite setzte. Jack legte mit dem Schlagzeug los und fetzte den Beat über den Platz. Mittlerweile begannen die ersten Frauen in die Hände zu klatschen. Sie verstanden den Text also eindeutig besser als die Kerle, die mehr zu der Musik schunkelten. Nun, sollte uns auch recht sein. Hauptsache, wir kamen ohne Schneeballschlacht und plötzlichen Sprint hier raus. Wir konnten es uns schließlich nicht erlauben, das Schlagzeug stehen zu lassen. Ein neues konnten wir uns kaum kaufen... Ergo: Logisch denken und Easy machen lassen.
 

„Es schneit! Es schneit!

Hast du’s nicht gesehen?

Komm schon,

wir bau’n nen Schneemann,

einen, der dann bleiben kann

im Kühlschrank

das ganze Jahr!

Und nächstes Jahr,

da hol’n wir ihn wieder raus!“
 

Yeah! Strike! Alle Neune auf einmal! Mittlerweile war das Publikum hin und weg und Easys Schneemann fehlte nur noch die Nase. Als Augen und Mund hatte sie ein paar Steine genommen, aber eine Nase...

Ein kleiner Junge, vielleicht fünf Jahre alt, kam zu ihr getapst und drückte ihr eine Banane in die Hand. „Hab keine Karotte, aber damit kann er trotzdem was riechen.“ Große Augen strahlten sie an. „Du singst toll!“

Easy lachte und drückte ihm als Gegenleistung einen Originalsorglospunksbutton in die Hand. Solche hatte sie für alle Fälle immer mit dabei. Man wusste ja nie, wo man sie mal jemandem geben konnte, um damit Fans zu brandmarken und zu Werbezwecken zu missbrauchen.

Nifen tätschelte derweil zufrieden ihre digitale Videokamera. Schien, als wenn einem neuen Marketingsprung in Sachen Videoveröffentlichung auf Youtube nicht mehr im Wege stand... Da sie außerdem noch zwei volle Fässer Glühwein abgestaubt hatte, war dieser Abend eindeutig als voller Erfolg zu werten. Insbesondere, als die drei Sorglospunks jetzt die Bandhymne anstimmten und die ersten Zuschauer tatsächlich mitgrölten. Zwar nicht immer textsicher, aber immerhin.

Schneemann sei Dank.



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