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100% Sorglospunks!

von

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In der Weihnachtsbäckerei

Es war ein Tag wie alle anderen. Nur, dass der Dezember vor der Tür stand, genauer gesagt: der erste Advent. Und selbst im Hause Sorglospunks hatte das den einen oder anderen Effekt. Beispielsweise war der akute Schokoladenverzehr der Band noch mehr ins Unermessliche gestiegen – nach einigen schlechten Erfahrungen in dieser Hinsicht hielt sich jedoch der bandeigenen Philosoph LennStar mit jeglichen Einschränkungsvorschlägen angesichts der Bandfinanzen dahingehend zurück und die Bandmanagerin Nifen hatte diese Ausgaben eh schon als „absolut notwendig“ notiert -, vier Adventskalender hingen im Wohnzimmer, drei für die menschlichen Bandmitglieder, extra vorbereitet von der Managerin, und einer für Kiwi, vorbereitet von Easy mit den Worten „sie ist ja praktisch eine Art Mensch und entsprechend braucht sie auch einen Adventskalender“, sprach’s und füllte ihn mit Katzenleckereien.

Als bandeigene Muse hatte ich natürlich den einen oder anderen Gedankenblitz dazu beigetragen. Somit hatte ich – zu Kiwis Bedauern – verhindert, dass Sahnekaramell in dem Katzenadventskalender gelandet waren und hatte diese gegen gesündere Katzenleckerli ausgetauscht. Wir wollten schließlich nicht irgendwelche Schwierigkeiten mit extremen Katzenfreunden bekommen. Die Liga der „Katzen vor unerträglichen Lärm“-Schützern stand eh schon regelmäßig vor der Tür, weil sie fanden, dass keine Katze diesen Krach – sprich: die Musik der Sorglospunks – ertragen könnte. Bisher hatte sich Kiwi allerdings geweigert, mit diesen Leuten mitzugehen und einige Kratzsouvenirs später – O-Ton Easy: „Das habt ihr davon! Die Katze steht eben auf Punk!“ – hatten sie sich zu einer beobachtenden Position entschlossen. Aber das hieß auch, dass ungewöhnliche Leckereien eher nicht auftauchen sollten.

Easys Kalender war in weiser Voraussicht mit Ideenbonbons und Motivationsschokolade – beides in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen – gefüllt worden. Irgendwie musste man ja den versteckten Bandmotor antreiben.

Allerdings... schlug dieser jetzt in eine Richtung aus, die nicht unbedingt so vorgesehen war.

„Wir brauchen Weihnachtsmerchandising!“, verkündete Easy in der gemütlichen Kaffeerunde.

Drei verwirrte Augenpaare richteten sich auf sie. Zwei stammten von Chris und Jack, die mittlerweile zwar an spontane Ideenausbrüche gewohnt waren, jedoch noch nicht immer damit umgehen konnten, wenn diese derart plötzlich aus dem Nichts kamen, das dritte stammte von Kiwi, der nur der Gedanke „oh, oh“ durch den Kopf ging. Das letzte Mal hatte sie Modell für Sorglospunksplüschkatzen stehen müssen, die ihr hinterher noch nicht einmal ähnlich gesehen und sich als absoluter Ladenhüter erwiesen hatten. Da half auch das bunte Einfärben nichts. Diese Alienkatzen hatten Easy und Jack schließlich im Wohnzimmer – unter lautstarken Protesten von Chris – drappiert und zur Verzierung erklärt. Bei der ersten Homestory über die Band würde man sie dann im Fernsehen bzw. in irgendeiner Zeitschrift sehen können und dann wollte sie garantiert jeder kaufen. Tja, man musste eben einfach nur weit genug vorausplanen.

„Äh... Und was?“, fragte Jack vorsichtig.

„Das ist doch eigentlich Sache von Nifen“, wiegelte Chris schon einmal vorsichtshalber ab. Man wusste ja nie, was passierte. Und auch er hatte die Alienkatzenplüschis noch nicht vergessen. Eine starrte nämlich immer grässlich grün von dem Regal auf sein Lieblingssofa herab und jeder Versuch, sie umzusetzen, war von Jack direkt verhindert worden...

„Ach, Quatsch. Wir dürfen auch Ideen haben!“, schmetterte Easy jegliche Einwände ab, dann ging sie auf Jacks Frage ein. „Wir backen Weihnachtsplätzchen! Sorglospunksweihnachtsplätzchen!“

„Aha.“ Jack sah zu Chris. Chris sah zu Jack. Beide sahen Kiwi an, die ein äußerst glückliches Katzengesicht zeigte. Das hieß nämlich Teig schlabbern. Jack und Chris sahen zu Easy.

„Backen...“, sagte Jack langsam. „Du und... backen?“

„Nein, wir und backen! Auf geht’s!“ Und damit stürmte die Bandleaderin und Frontfrau schon gen Küche.

„Äh... Vermutlich sollten wir sie das allein machen lassen...“, murmelte Chris hoffnungsvoll.

„Sollten wir. Aber die Küche wird dann unmöglich wieder sauberzubekommen sein. Denk an den Mist mit der Wiederholung von dem Motivationsschokoladenrezept.“ Jack seufzte tief und stand auf.

Chris schauderte. Oh ja, sie hatten drei Wochen gebraucht, um die zementharte Schokoladenmasse wieder von den Wänden zu kratzen...

Blitzschnell war auch er auf den Beinen und stürmte gemeinsam mit Jack hinter Easy her.

Kiwi wuselte längst in der Küche zwischen Easys Beinen herum. Ehrensache, wenn man Ende wahrscheinlich leckerer Teig stand.

„Also, was tun wir in den Teig rein?“ Easy riss bereits die Schranktür auf und kramte alles heraus, was ihr interessant vorkam. Schokolade, Kakao, Mokkabohnen, Smarties, Mehl, Milch, Butter, Eier, Zucker, Schokolade, Schokoladenkuvertüre, Schokosplitter, geriebene Mandeln, Vanillezucker, Backpulver und zur Krönung noch mehr Schokolade.

Jack und Chris sahen sich das Chaos an.

„Und jetzt?“

„Zusammenrühren!“ Easy strahlte die beiden an, eine Rührschüssel bereits in der Hand. Sie wollte gerade loslegen, als ihr Jack sanft die Hand auf den Arm legte.

„Okay... Darf ich?“

Easy nickte zaghaft. Der eigenen Zwillingsschwester widersprach man besser nicht, wenn sie diesen ernst-vernünftigen Gesichtsausdruck besaß. Wenigstens... nicht immer.

„Chris, Backbuch“, kommandierte Jack und mit großer Faszination beobachtete Easy, wie sich Jack in General Jack verwandelte – und die Küche übernahm.

Blatt... Block... Stift... Ihre Hände tasteten in einer Schublade herum, während ich mich grinsend auf meiner Wolke zurücklehnte. Das war doch mal eine gute Arbeit. Es kamen vermutlich vernünftige Plätzchen dabei raus und offenbar auch ein neuer Song...
 

Eine knappe Stunde später war der Teig so weit fertig. „Welche Form sollen die Kekse denn haben, Easy?“

Jack wischte sich mit mehligen Händen das Haar aus dem Gesicht. Chris keuchte neben ihr abgekämpft und war froh, dass jetzt der Teil mit dem Ausstechen kam. Das war Easy-Sache, schließlich hatte sie die ganzen Plätzchen haben wollen.

„Sorglospunks!“ Easy grinste breit.

„Easy...“ Jack sprach so langsam, als wenn sie es mit einer debilen alten Dame oder mit einem überdrehten Kind zu tun hätte. „Wir haben keine Sorglospunksausstechformen. Wir haben... Herzen, Sterne, Gitarren, Schlagzeuge, Katzen...“ Sie stockte.

„Siehste. Sind doch alles Sorglospunks.“ Easy lachte und machte sich an das Abenteuer Ausstechen.

Eine weitere Stunde später saßen die drei mit den ersten offiziellen Sorglospunksplätzchen im Wohnzimmer und tranken wieder Kaffee. Kiwi lag mit einem kugelrunden Bauch äußerst zufrieden daneben. Natürlich hatte ihr Easy einiges an leckerem Teig zukommen lassen...

„Und... was spielen wir morgen bei unserem ersten Adventskonzert?“, erkundigte sich Chris, während er einem Katzenkeks genüsslich den Kopf abknabberte.

„In der Weihnachtsbäckerei!“ Easys Grinsen wollte heute so gar nicht von ihrem Gesicht weichen.

„Weihnachtslieder? Klassisch-kitschige Weihnachtslieder?“ Jack starrte sie fassungslos an.

„Nein, nein, nein.“ Easy winkte ab und schnappte sich ihre Gitarre. „Das Lied geht so...“

Sie spielte den ersten Akkord und legte los. Die Melodie haperte noch etwas, denn schließlich war das eigentlich Chris’ Sache, aber für einen ersten Versuch reichte es allemal.
 

„In der Weihnachtsbäckerei

ist Jack der General.

Schokolade, Mehl, Kakao,

Zucker, Zimt und Milch

alles hört auf ihren Befehl!
 

In der Weihnachtsbäckerei

ist Chris der Feldwebel.

Er hört auf Jacks Befehl,

klappert die Schüsseln,

rührt den Teig!
 

In der Weihnachtsbäckerei

bin ich nur der Kobold!

Immer im Weg, Kiwi zu Füßen,

die Finger im Teig,

Schokolade im Mund.
 

In der Weihnachtsbäckerei

da gibt es Sorglospunks!

Wir backen, wir backen, wir backen!

Nur für euch, nur für euch!

Merry X-Mas and a happy new year!
 

In der Weihnachtsbäckerei

da gibt es Sorglospunks!

Wir backen, wir backen, wir backen!

Nur für euch, nur für euch!

Merry X-mas, merry X-mas and a happy new year!”



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