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Double Trouble

Fortsetzung von Dangerous Minds
von

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Ver-was, bitte?

Hallo Leute!
 

Okay, ich hab doch etwas länger gebracuht als erwartet, aber jetzt geht's wieder los! ;D
 

Ich wünsch euch viel Spaß mit dem ersten Kapitel, wer benachrichtigt werden möchte, bitte im Kommi vermerken :D
 

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Kapitel 1 - Ver-was, bitte?!
 

Schläfrig blinzelte Kyoko der frühmorgendlichen Sonne entgegen. Sie hatte so ein warmes Gefühl in Bauch und Brust, wahrscheinlich noch Nachwirkungen des Traumes, den sie diese Nacht geträumt hatte. Beinahe hätte sie angefangen zu lachen, als sie an diesen zurück dachte. Was für einen Blödsinn sie geträumt hatte! Dass sie und Ren sich verlobt hätten! Ein Glucksen entkam ihr, das war so verrückt und unrealistisch, dass es irgendwie schon wieder lustig war. Wie als ob sie die Lächerlichkeit dessen noch unterstreichen wollte, wanderte ihr Blick zu ihrer Hand. „…“ >Ich bin wohl noch etwas verschlafen…< Unruhig kniff sie die Augen zusammen und zwickte sich selbst in den Arm. Als sie die Augen wieder öffnete, befand sich immer noch ein wunderschöner Diamantring auf ihrem Ringfinger. „WAAAAHHHHH!“ Sofort saß sie kerzengerade im Bett. >Da… da ist ein Ring auf meinem Finger!< Ihre Augen waren schreckgeweitet, sie musterte ihre Hand als könne sie jeden Moment abfallen. Den Ring nicht aus den Augen lassend, als er würde er davon springen sobald sie die Augen abwandte, versuchte Kyoko sich zu konzentrieren. Regen… sehr starker Regen… Tsuruga-san der auf der Erde kniet… >Das war kein Traum!< In diesem Moment ging die Tür auf und die Okami kam herein. „Alles in Ordnung bei dir… wir haben einen Schrei gehört...“ Mit versteinerter Miene sah die junge Frau von der Okami zum Ring und wieder zurück, die rüstige Dame begann zu schmunzeln und setzte sich ans Bettende. „Da hast du uns gestern vielleicht erschreckt… wir wussten gar nicht, dass du einen Freund hast…“ In Kyokos Kopf begann alles drunter und drüber zu gehen. >Ich bin… wir sind… er hat… VERLOBT?!< Sie erwartete fast, dass sich das Schmuckstück auf ihrem Finger jedem Moment in Luft auflösen würde, lächelnd fragte die Okami: „Wie lange seid ihr denn schon zusammen?“ Hilflos sah ihr Kyoko in die Augen. „Eh?“ „Na, wie lange ihr schon ein Paar seid! Du hast nie von ihm erzählt.“ nun wirkte sie noch hilfloser als vorher, rot anlaufend krächzte sie: „Seit gestern…“ Die Okami blinzelte verwirrt, man sah ihr an, dass sie glaubte sich verhört zu haben. „Wie… wie lange seid ihr zusammen?“ Nervös nestelte Kyoko an der Bettdecke. „Seit… äh … man könnte sagen einen Tag… eigentlich nicht einmal einen ganzen …“ Ihre Augen wurden groß, die Pupillen verdrehten sich und die Okami kippte nach hinten weg. „OKAMI-SAN!“
 

Als die ältere Frau wieder aufwachte lag sie in Kyokos Bett, ihre Ziehtochter saß auf einem Sessel neben ihr und sah sie mit eindeutig schlechtem Gewissen an. „Es tut mir leid, ich… äh…“ Ja, was tat ihr eigentlich leid? Kyoko runzelte die Stirn, kam aber partout zu keinem Ergebnis, bekümmert sah die Okami sie an. „Kyoko-chan, du warst doch so ein vernünftiges Mädchen! Wie kannst du dich mit einem Mann verloben, mit dem du nicht mal einen Tag zusammen warst! Kindchen, wir dachten, du weißt was du tust!“ Offensichtlich wusste Kyoko das nicht, kopfschüttelnd meinte die Okami weiter: „Sich mit knapp 16 zu verloben!“ „Eigentlich knapp 17…“ meinte Kyoko kleinlaut, worauf die Okami bestürzt erwiderte: „Das ist doch keinen Deut besser! Du bist trotzdem noch minderjährig und gehst doch noch zur Schule! Ein halbes Kind!“ Schwach legte sie den Kopf zurück während Kyoko weiterhin gedankenverloren den Ring musterte, bis ihr einfiel, dass heute wieder gedreht wurde. Allein von dem Gedanken auf Ren zu treffen wurde sie knallrot. Nervös sah sich zum wiederholten Male den Ring an. >Ich kann ihn nicht oben lassen… der ist unübersehbar, da würde jeder sofort mitkriegen, dass ich… verlobt bin… oh Gott, ich bin verlobt… verlobt... nein, jetzt komm wieder runter, alles wird gut…< Nach kurzem Überlegen ging sie zu dem kleinen Tisch am Fenster und machte den Beutel auf, in dem sie Koon aufbewahrte. Sie hatte ein merkwürdig melancholisches Gefühl dabei, als sie den Ring abstreifte, sofort schien ihr etwas zu fehlen, ihre Hand wirkte so leer… jedoch war sie nicht scharf drauf, von einer Meute eifersüchtiger Frauen gelyncht zu werden, ein Opfer für den höheren Zweck. Nach dem sie einmal tief ein und aus geatmet hatte wirbelte sie durchs Haus und machte sich fertig. Als sie aus dem Haus ging überkam sie plötzlich der verzweifelte Wunsch, es jemanden zu erzählen. Fiebrig durchwühlte sie ihre Tasche und fischte ihr Handy heraus, ihr Atem ging schnell und flach, während sie das Mobiltelefon an ihr Ohr presste. Doch sie hatte Pech, bei Kanae ging nur die Mobilbox ran. Mit einer Stimme, als würde jeden Moment ein Axtmörder hinter einem Baum hervorspringen flüsterte sie: „Meine Liebe … ich bin verlobt…“ Dann ließ sie ihr Handy wieder in die Tasche fallen und machte sich auf dem Rad auf den Weg zu LME.
 

Schläfrig blinzelte Ren der frühmorgendlichen Sonne entgegen. Er fühlte sich so merkwürdig aufgewühlt und irgendwie so leicht, ganz anders als sonst. Musste wohl an diesem Traum liegen, den er diese Nacht geträumt hatte, indem er unter anderem Kyoko einen Antrag gemacht hatte. Einen Antrag! Verrückt, was? Nachdem er sich fertig gemacht hatte, wollte er sich erstmal in der Küche einen Kaffee machen, aber als er durchs Wohnzimmer ging, machte ihn etwas stutzig. Wieso lag da Wäsche auf seiner Couch? Verwirrt hob er die vor Dreck starrende Hose hoch, als plötzlich eine Quittung aus der Hosentasche flog. Ein mulmiges Gefühl kam in ihm hoch, langsam bückte er sich und griff nach dem kleinen Zettel. In großen Buchstaben stand da JUWELIER TOKYO, darunter eine mehrstellige Summe und das Schlagwort RING/DIAMANT. Langsam flog sein Blick über das Blatt, plötzlich machte es bei ihm ‚Klick’. >Das war kein Traum!< In diesem Moment ging die Türe auf, noch bevor Yashiro die Möglichkeit hatte etwas von sich zu geben, platzte aus Ren ein verzweifelt ungläubiges :

„Ich hab’ ihr einen Antrag gemacht!“

„Was? Sprich langsam mit mir, es ist noch früh…“

„Ich bin verlobt…“

Der Manager brauchte einen Moment um zu realisieren, was sein Schützling da verlautbarte.

„Du bist… WAS? Ver- verlobt? Etwa mit Kyoko-chan?“

Diese Frage wurde nur mit einem genervten Blick gewürdigt, ungläubig starrte Yashiro ihn an.

„Wie… verlobt?“

„Verlobt… im Sinne von verlobt…“

brachte Ren gerade noch hervor, fahrig ließ er sich auf die Couch sinken.

„Du meinst… du hast ihr einen Antrag gemacht… und sie hat ihn angenommen?“

„Ich glaube schon…“

„Was heißt da, du [i}glaubst? Kannst du dich etwa an deinen eigenen Antrag nicht erinnern?“

Nachdenklich legte Ren die Stirn in Falten, während er versuchte, den gestrigen Abend zu rekapitulieren. Er kniete auf dem Boden… der Regen hatte seine Kleidung komplett durchnässt… die Tür ging auf … Kyoko fiel ihm um den Hals… sie fielen lachend auf die matschige Wiese … sie küssten sich… Eine Flut von Glückshormonen schoss durch seinen Körper, als er sich zurück erinnerte. Selig lächelnd antwortete er leise: „Sie hat ja gesagt…“ und verweilte noch etwas außerhalb dieses Planeten, bis ihn das Geräusch seines wie ein Sack Kartoffeln auf die Couch plumpsenden Managers abrupt wieder in diese Welt zurück riss. „Du willst damit also sagen,“ begann Yashiro matt, „ dass du gestern als du gegangen bist, zum Juwelier gerannt bist, einen Ring gekauft und Kyoko-chan einen Heiratsantrag gemacht hast … und inzwischen verlobt bist?“ „Das ist der Stand der Dinge, ja.“ Seufzend legte Yashiro den Kopf in die Hände, bevor er wieder anfing fassungslos seinen Schützling zu mustern. Eine Weile lang sagten sie beide nichts, bis Yashiro schließlich meinte: „Ich sehe schon die Schlagzeile vor mir: ‚Ren Tsuruga verlobt sich mit Minderjährigen’.“

„DU hast doch gesagt, ich solle mir nichts aus dem Altersunterschied machen!“

„Ja, aber ICH habe auch nie gesagt, dass du ihr einen Ring an den Finger stecken sollst!“

Immer unsicherer werdend zerknüllte Ren den Beleg in seiner Hand und meinte:

„Die Presse wird davon nichts erfahren…“, woraufhin Yashiro losprustete und unter den entnervten Blicken Rens vor lauter Lachen fast von der Couch fiel. „Hihi… oh komm, Ren! Wir wissen beide, dass ihr das unmöglich recht lang geheim halten könnt… wenn dich jemand aus dem Juwelier kommen gesehen hat siehst du die ersten Spekulationen schon in der heutigen Tageszeitung unter Klatsch und Tratsch.“ „Es wird lange genug geheim bleiben…“ sagte Ren fest überzeugt, kopfschüttelnd begann Yashiro zu grinsen. „Das ist das Dümmste und zugleich das Schlaueste, dass du getan hast seit ich dich kenne…“ Und dann plötzlich, als ob er sich ertappt fühlen würde sah er zur Tür und fragte: „Kyoko-chan ist aber nicht im Schlafzimmer, oder?“

„… WIE KOMMST DU DENN JETZT AUF SO WAS?“

„Naja, ihr seid schließlich verlobt…“

„WAS DENKST DU VON MIR, DASS ICH SIE SOFORT IN MEIN BETT ZERREN WÜRDE?!“

„… man wird doch noch fragen dürfen…“
 

Nervös ein und aus atmend stand Kyoko neben ihrem Drahtesel und versuchte sich seelisch auf das Kommende vorzubereiten. Sie würde sich jetzt möglichst unauffällig durch die Eingangshalle bewegen, so unauffällig wie das mit zwei krampfhaft in den Westentaschen verborgenen Händen nur ging - Kyoko hatte panische Angst davor, dass Ren aufgrund des nackten Ringfingers auf falsche Gedanken kommen könnte. >Obwohl, so scharfsinnig wie Tsuru - aaah, Kyoko, er ist dein Verlobter, nenn ihn gefälligst nicht beim Nachnamen! Ren … Wo war ich?< Irritiert schüttelte sie den Kopf, so konnte das nicht weiter gehen, sie musste sich konzentrieren! Wenn sie dann schließlich die Halle durchquert hatte, würde sie zum Set laufen, wo sie dann unausweichlich auf Ren treffen würde. Dann würde sie zunächst mal zur Salzsäure erstarren, bis ihr etwas Besseres einfiel - das war so weit der grobe Plan, mit dem gewappnet sie sich nun traute, die Festung zu betreten. Doch schon als sie die große Eingangstür öffnete, kam alles Anders, als sie gedacht hatte. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich der Präsident neben ihr auf und meinte fröhlich: „Guten Morgen, Mogami-kun!“ Einen Schreckensschrei ausstoßend sprang die junge Frau zur Seite, Rory begann zu kichern, wobei die überdimensional große Straußenfeder auf seinem waldgrünen Hut bedenklich hin und her wippte. >NEIN! Nicht er !!< „Bisschen schreckhaft heute, was? Wie geht’s dir denn?“ Mit durchdringendem Blick musterte er Kyoko, die sich wie gescannt darunter vorkam. Langsam begann sich Angstschweiß auf ihrer Stirn zu bilden, wie in einer Endlosschleife ging die Frage >Weiß er es?< durch ihren Kopf. Doch sie zwang sich ganz natürlich zu antworten, obwohl sich etwas Gestammel nicht vermeiden ließ. „G-gut, danke… aber, was machen Sie hier unten in der Halle, Takarada-san?“ Der Präsident begann zu strahlen, Kyoko bereute schon wieder, gefragt zu haben. „Wie schön, dass du fragst! Ich wende meine neu erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten an! Schließlich soll das Führungskräfteseminar nicht umsonst gewesen sein! Lass dir eines gesagt sein, Mogami-kun, Motivation spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle in einem Betrieb, denn nur zufriedene Mitarbeiter sind gute Mitarbeiter!“ Rory strahlte noch immer, Kyoko fragte sich lautlos, ob ihm denn nicht klar war, dass eine Künstleragentur etwas Anders funktionierte als eine 0815-Firma. Zu ihrem Glück hatte er aber schon sein nächstes Opfer im Visier, das schon erschrocken die Flucht ergreifen wollte, als der Präsident den Blickkontakt herstellte. „Ich muss dann wieder - noch einen schönen Tag, Mogami-kun!“ Und weg war er, erleichtert atmete Kyoko auf.
 

Sie wollte schon nach Plan weiter vorgehen als sie aufsah… und keine fünf Meter von ihr entfernt Ren entdeckte. >HUH… Schreck lass nach… Ist das Ziel des heutigen Tages meinen Adrenalinspiegel in ungeahnte Höhen zu treiben?!< Unsicher sah sie in seine braunen Augen, ein nicht identifizierbares Gefühl kroch ihren Bauch hinauf. >Dein Verlobter… wir sind verlobt… verlobt!< Sie konnte es gar nicht fassen, jetzt wo sie nicht einmal mehr den Ring auf ihrem Finger spürte, kam ihr das Ganze noch unwirklicher vor. Auch Ren war sich trotz des gestrigen ‚Ja’-Wortes seiner Sache nicht ganz sicher, er erinnerte sich doch richtig, oder? Zu blöd, dass sie sich nicht einfach über Blickkontakt irgendwelche Botschaften morsen konnten, denn durch die belebte Halle zu schreien wäre alles Andere als klug. Schließlich nickte Ren Richtung Flur, als Kyoko ihm nachging, glaubte sie sämtliche Blicke auf ihrem Rücken kleben zu haben. Trotz des Wissens, dass dies nur Paranoia war, wurde ihr mulmig zumute. Tief durchatmend folgte sie ihm weiter, mittlerweile wieder damit beschäftigt, wie gut er sogar von hinten aussah, nämlich verdammt gut. Der hochgewachsene Schauspieler riss die erste Tür auf, die er fand, welche ein kleines Abstellkammerl beherbergte. Während er noch grübelte, ob dies nicht ein etwas unpassender Ort für ein klärendes Gespräch war, zeigte Kyoko weniger Skrupel und hatte mit wenigen Schritten den Raum durchquert. Etwas nervös schloss Ren die Türe, selbst für ein Kammerl war dieser Raum winzig - und ziemlich eng. Sie waren sich so nah, dass ihr sein Geruch in die Nase stieg, sein intensiver Blick verschlug ihr die Sprache und sie verlor komplett die Kontrolle über sich - keine Sekunde zu früh, jetzt wo sie endlich allein waren, hätte auch Ren sich nicht mehr lange halten können. Sie drückten sich aneinander als würde ihnen jeder Millimeter Abstand körperliche Schmerzen bereiten, sehnsuchtsvoll suchten sich ihre Lippen. Jede Berührung elektrisierte, jeder Kuss schrie nach mehr, zittrig vergrub Ren seine Hände in ihren Haaren, während Kyoko sich an seinem Jackett fest klammerte, um nicht rücklings in die Besen hinein zu fallen. Die Zeit drängte, der Dreh würde bald beginnen und sie hatten noch einiges zu besprechen, doch weder wollten sie den Geschmack des Anderen auf den Lippen missen noch die so lange ersehnte Nähe aufgeben müssen. Schließlich hauchte ihr Ren einen letzten Kuss auf die Lippen… dann doch noch einen auf die Wange… und noch einen… der Versuchung nicht widerstehen könnend schob er die lästige Weste beiseite und bedeckte ihren Hals mit Küssen, beinahe hätte Kyoko laut aufgeseufzt. Der Moment wäre einfach perfekt gewesen, wäre da nicht das stechende Wissen im Hinterkopf, dass die Zeit langsam knapp wurde. Ein allerletzter Kuss, dann lösten sie sich schuldbewusst voneinander, Kyokos Wangen glühten richtig. Völlig außer Atem sahen sie sich an, Stille trat ein. Niemand wollte der Erste sein, der das V-Wort aussprach. Langsam bekam Kyoko Panik. >Sag bitte was!! … Oh Gott, wie lange stehen wir schon hier? Der Dreh!!! Wir werden zu spät kommen!< Betreten sahen die Beiden zu Boden, bis sie sich schließlich ein Herz fassten und den Mund aufmachten - blöderweise beide gleichzeitig. „Ren-“ „Wir-“ Abrupt stoppten sie, höflich wie sie waren dem Anderen den Vortritt lassend. Was daraufhin folgte war eine kindische ‚Nein, du zuerst’ -Diskussion, die wieder nur Zeit fraß, die weit sinnvoller hätte verwendet werden können. Irgendwann wurde es Ren dann doch zu dumm, er bewies Reife und sprach endlich aus, was er dachte. „Wir… wir sollten das erstmal geheim halten…“ Kyoko nickte, das war auch in ihrem Sinne, mit dem Gedanken eines riesigen Medienauflaufs vor ihrem Haus konnte sie sich nicht wirklich anfreunden, und bei Rens Status in Japan wäre dies nur eine Frage der Zeit. Schüchtern sah Kyoko zu Boden, was Ren in Kombination mit den rosa Wangen einfach unbeschreiblich süß fand, dann sah sie ihm verträumt in die Augen und meinte: „Ich habe den Ring zu Koon getan…“ Ren antwortete nicht, er küsste sie auf die Stirn und meinte dann, den Blick abgewandt: „Wir sollten jetzt zurück gehen…“ Etwas verwirrt sah Kyoko hoch, doch da Ren ihr schon die Tür aufhielt, war es wohl besser sich den abrupten Sturz zurück in die Wirklichkeit einfach nicht anmerken zu lassen und hinaus zu gehen, was auch ihr Pflichtbewusstsein befürwortete. Noch einmal wehmütig zurückblickend ging sie den Flur entlang, in entgegen gesetzter Richtung ihrer großen Liebe, und versuchte das merkwürdige Gefühl in ihr zu verscheuchen, dass das Aufeinanderprallen von Koon und Ren verursacht hatte, während Ren versuchte das Wissen zu ignorieren, dass er den richtigen Moment es ihr zu sagen schon verpasst zu haben schien…
 

Ungefähr zur gleichen Zeit stand ein junges, schwarzhaariges Mädchen vor dem LME-Gebäude und schien äußerst ungeduldig auf jemanden zu warten. Finster drein blickend sah sie auf ihr Handy und entdeckte das Zeichen für eine neue SMS. Überrascht öffnete sie es. ‚Sie haben eine neue Nachricht auf ihrer Sprachbox…’ Verwundert sah sie auf das Display, war das nicht die Nummer ihrer besten Freundin. Scheinbar grundlos besorgt rief sie die Mobilbox sofort ab, als sie die Nachricht hörte fiel ihr fast das Handy aus der Hand. Meine Liebe… ich bin verlobt… Fassungslos starrte Kanae gerade aus, als plötzlich Yashiro aus dem Gebäude stürmte. „Tut mir leid, dass es so lange gedau-“ „VER-WAS, BITTE?“
 

Glücklicherweise ließ sich das Liebesglück unseres jungen Paares selbst durch die düsteren Gedanken rund um den lieben Koon in keinster Weise trüben und auch Kanae schien sich nach dem ersten Schock sehr für die beiden zu freuen. Die nächsten zwei Wochen vergingen wie im Flug. Kyoko schwebte wie auf Wolke 7 und Ren hatte das ‚heilige Lächeln’ inzwischen schon im Standard-Repertoire. Zufrieden konnte Yashiro beobachten wie sein Schützling wieder auflebte, seine Arbeit mit mehr Elan als je zuvor durch führte und schlicht und ergreifend glücklicher wirkte. Kyoko besuchte am Vormittag wieder regelmäßig die Schule, wo sie selbst den nervigsten ihrer Kolleginnen schon von weitem fröhlich entgegen strahlte, was diese aber eher unheimlich fanden, und am Nachmittag wurde wieder gedreht. Wenn sie in Rens Augen sah, sah sie das Geheimnis ihrer Beziehung darin aufblitzen, die Aufregung und der Nervenkitzel schufen eine beinahe elektrisierende Atmosphäre zwischen ihnen, wenn sie drehten fühlte sich Kyoko, als spiele sie eine Rolle in der Rolle. Und was Kyoko wirklich freute, war die Tatsache, dass es ihr jetzt mit dem gestärkten Selbstbewusstsein einer Frau, die mehr oder weniger wusste, dass es jemanden gab, der sie über alles liebte, ein Leichtes war Minamis eifersüchtigen, spitzen Bemerkungen bis Beleidigung derart schlagfertig zu kontern, dass diese nur noch mit offenem Mund dastand und nichts mehr herausbrachte. Und wie nebenbei schubste die gewiefte Schauspielerin ihre Kollegin in jedes sich anbietende Fettnäpfchen, und verspürte dabei eine fast diabolische Freude. Man könnte also annehmen, alles wäre wunderbar in der Welt dieser beiden Verliebten, doch eine Sache machte Kyoko zu schaffen, und das waren ihre Zieheltern. Während die Okami ihre Unglücklichkeit mit Kyokos Verlobung zwar nicht offensichtlich zeigte, aber doch irgendwie durchblicken ließ, ignorierte der Chef das arme Mädchen komplett. Außer wenn sich Ren und sie zärtlich vor der Türe verabschiedeten, dann stand er immer am Fenster und warf den beiden böse Blicke zu. Wenn sie aus Rens Wagen ausstieg sah er sie an, als würde sie aus dem Auto ihres Zuhälters kommen. Das war natürlich nicht schön, und es lebte sich auch nicht gut mit einer solchen Atmosphäre. Nachdem sie es zwei ganze Wochen lang so ausgehalten hatten, lenkte die Okami schließlich ein und machte Kyoko einen Vorschlag. „Lad’ deinen Verlobten doch mal zum Essen ein. Wir würden ihn wirklich gerne kennen lernen…“
 


 

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:D

Wenn Rotkäppchen den Wolf verführt...

Hallo Leute!
 

Uff, mit dem Kapitel hatte ich vielleicht zu kämpfen!

Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, ich tu mir hier viel schwerer als bei Dangerous Minds XD
 

Von der Qualität muss ich auch sagen, dass ich nicht unbedingt zufrieden bin, aber das Ganze nochmal neu zu schreiben würde mich wirklich zermürben, und würde wieder eine Ewigkeit dauern, nachdem ich schonmal zwei Anläufe brauchte um wenigstens das Essen gut hinzubiegen. Aber genug vom lamentieren, ich hoffe trotzdem auf viele, und vor allem kritische Kommis.
 

Und jetzt viel Spaß mit dem zweiten Kapitel von Double Trouble!
 

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Kapitel 2 - Wenn Rotkäppchen den Wolf verführt…
 

„Noch können wir umdrehen!“

„Kyoko, ich werde mich ganz bestimmt nicht davor drücken! Ich bin doch kein Feigling!“

Mit schnellen Schritten bewegte sich das zankende Pärchen auf das kleine Einfamilienhaus mit Restaurant zu, indem sich das Grauen jedes jungen Paares befand: die Eltern der Braut. Oder, wie in diesem speziellen Fall: die Zieheltern der seit gut zwei Wochen mit einem (fast) unbekannten Mann verlobten Braut. Da der magische Tag des Versprechens dieser beiden, sich irgendwann ewige Liebe und Treue zu schwören, dunkle Schatten auf das ‚Familien’-Glück des Haushaltes geworfen hatte, hatte die Ziehmutter beschlossen, das Dunkel zu vertreiben und Licht in die Sache zu bringen, was metaphorisch ausgedrückt bedeutet: Lad den Kerl ein, dann siehst du, ob er der verlogene Macho mit SM-Vorlieben ist, den du dir vorstellst, oder ein jeune homme gentil - ein netter, junger Mann. So gesehen sollte Kyoko eigentlich erfreut über dieses plötzliche Entgegenkommen der Okami sein - war sie aber nicht. >Verdammter männlicher Stolz…< grummelte sie innerlich über ihren uneinsichtigen Freund, der ihr einfach nicht glauben wollte, dass dieses harmlos anmutende Essen in einer totalen Katastrophe enden würde. >Der Chef mag ihn jetzt schon nicht, und daran wird auch ein kennen lernen nichts ändern!<

„Ich sag einfach, du wärst krank.“

„Ich bin nie krank.“

Kyoko rollte mit den Augen. >Männer!<

„Ach ja? Und was war mit deiner letzten Grippe?“

„Ausnahmen bestätigen die Regel.“

Frustriert seufzte Kyoko auf. Ren konnte so stur sein! „Der Chef-“ „Jaja, ‚Paps’ wird mich in die Mangel nehmen, hast du schon erwähnt.“ Kyoko konnte nur empört mit ansehen wie er mit den Augen rollte. Hey, er war Ren Tsuruga, er würde doch wohl noch mit einem bissigen Schwiegervater fertig werden… Diese betonte Lässigkeit machte sie wahnsinnig, ihre Blicke schienen seinen Arm glatt erdolchen zu wollen, während er die Hand zur Klingel ausstreckte- Das Läuten schallte durch das Haus, ohne Zweifel würde gleich die Tür aufgehen. Finster sah Kyoko auf. >Kannst du nicht wenigstens ein bisschen Nervosität zeigen, ha? Bin das etwa nur ich?! Komm schon, werd nervös, jetzt, auf der Stelle, sofort, na wird’s bald!< Ren lächelte sie selbstsicher an, wodurch ihr Blick aber nur noch finsterer wurde. „Hey…“ begann er, und küsste sie liebevoll auf die Stirn. „Ich mach’ das gerne, weil ich das für dich mache. Du weißt, ich würde alles für dich tun. Also mach dir nicht so viele Gedanken, ja?“ Betreten sah Kyoko zu Boden. >Soll ich mich jetzt etwa besser fühlen?< Toll, jetzt hatte sie auch noch ein schlechtes Gewissen. Sie spürte wie er nach ihrer Hand griff, womit hatte sie diesen Mann eigentlich verdient? Den Griff verstärkend nuschelte sie kaum hörbar leise in sich hinein: „Ich liebe dich…“, was ein zauberhaftes Lächeln auf seinem Gesicht hervorrief…
 

Das einzige Geräusch im Esszimmer war das Aufeinandertreffen von Stäbchen und Platten, misstrauisch beäugte Kyoko den Chef ihr gegenüber und die Okami diagonal von ihr sitzend. Bis jetzt war der Abend recht harmonisch verlaufen, die Okami hatte sich sehr über die von Ren mitgebrachten Blumen gefreut, beim Essen wurde fleißig über Banalitäten wie das Wetter diskutiert. Der Chef hatte anscheinend beschlossen, sich eher die Zunge abzuschneiden, als mit dem Mann der seine Ziehtochter vom ‚Pfad der Tugend’ abgebracht auch nur ein Wort zu wechseln. Wieder mal schien jemand Rotkäppchen in ihr zu sehen, das vom großen, bösen Wolf verführt wurde. Dass Rotkäppchen sich aber eigentlich vom Wolf verführen lassen wollte, auf diese Idee könnte man nur kommen, wenn man das Märchen hinterfragen würde, und so blieb der Chef bei der Ansicht, dass Rotkäppchen einfach nur noch nicht begriffen hatte, wie gefährlich der Wolf war. Und er würde sicher nicht zulassen, dass das kleine Mädchen gefressen wurde… Die plötzliche Stille machte auch Ren nervös, irgendwie hatte er so das Gefühl, als würde es jetzt ins Private gehen. Die Okami und der Chef wechselten kurz einen nicht eindeutigen Blick, dann begann die Gastgeberin zu sprechen: „Wie sie vielleicht verstehen können, Tsuruga-san, waren wir ziemlich besorgt, als wir von dieser Verlobung erfahren haben. Kyoko-chan ist zwar nicht unsere Tochter, aber wir fühlen uns trotzdem für sie verantwortlich…“ Dem Chef schien der Takt den seine Frau anschlug etwas zu passiv zu sein, noch bevor Ren irgendetwas sagen konnte, fragte er scharf: „Tsuruga-san, wie alt sind sie?“ >Es spricht!< Erschrocken sah Kyoko vom Chef zu ihrem Verlobten, dem die Richtung, in die dieses Gespräch nun zweifelsohne gehen würde, überhaupt nicht gefiel. „20.“ Den warnenden Blick der Okami ignorierend fragte der Chef weiter: „Und wissen Sie, wie alt Kyoko-chan ist?“ „Natürlich weiß ich das, sie wird demnächst 17.“ Unruhig rutschte Kyoko auf ihrem Sessel hin und her. Über den Altersunterschied hatte sie sich noch nie Gedanken gemacht, was waren schon vier Jahre? Liebe kennt kein Alter… „Sie wissen also, dass sie noch minderjährig ist?“ „Ja, dessen bin ich mir bewusst.“ Die beiden Männer taxierten sich, wie paralysiert verfolgte Kyoko das Geschehen. „Wenn Sie also wissen, dass das Mädchen eigentlich noch viel zu jung ist - wieso haben Sie ihr dann bloß einen Antrag gemacht?“ „Weil ich sie liebe.“ Kurze Stille. „Nehmen Sie mich nicht aus den Arm-“ „Das würde ich nicht wagen, ich liebe Kyoko von ganzem Herzen.“ Misstrauisch beäugte der Chef ihn. „Wieso gerade ein Antrag? Ist das die neue Masche der Kerle von heute um junge Mädchen ins-“ Er ließ den Satz unvollendet stehen als ihm seine Frau auf den Fuß trat, anscheinend hatte er ganz vergessen, dass Kyoko noch im Raum war. Ren schien vollkommen fassungslos zu sein, verwirrt blickt Kyoko zum Chef, der nun betreten die Tischdecke musterte. „Es tut mir leid, dass sie so über mich denken. Ich glaube, ich gehe jetzt besser.“ Das Kratzen des Sessels klang in der vollkommenen Stille fast aufrührerisch, halbtaub für alles um ihn herum verließ de Schauspieler den Raum. „Ren!“ Aufgekratzt sprang Kyoko auf und lief ihm nach. >Masche um was? Was wollte er damit sagen? Was ist hier los, verdammt?< Ren hörte Schritte hinter sich, konnte sich aber nicht umdrehen. Unmöglich konnte er ihr jetzt in die Augen sehen. Hey, er war Ren Tsuruga, er würde doch wohl noch mit einem bissigen Schwiegervater fertig werden… Ha, falsch gedacht. Langsam griff er nach seinem Mantel. „Ren?“ Würde er sich jetzt umdrehen, würde er in ihre glänzenden, fragenden Augen blicken müssen. In ihrer herrlich naiven Art hatte sie wahrscheinlich gar nicht verstanden, worauf ihr Ziehvater hinauswollte. >Ich habe ihr doch nicht den Antrag gemacht um ihr ihre Unschuld zu stehlen…< Jemand zupfte an seinem Ärmel, das konnte nur Kyoko sein. Seufzend drehte er sich nun doch um. „Ren, ist alles in Ordnung?“ Besorgt sah sie ihn an, den Mund leicht geöffnet. War das nicht unfair? Wie hatte er sich nicht zusammenreißen müssen, um nicht sofort über sie herzufallen, sobald sie allein waren, wie sehr hatte ihn das engelsgleiche Lächeln nicht gereizt und ihre dämonische, verführerische Seite nicht gelockt. Wie schwer es doch war, plötzlichen Impulsen nicht einfach nach zu geben, und das Mädchen gar zu verschlingen. Zeichnete dies nicht einen geläuterten Wolf aus, der zu Gunsten einer höheren Existenz über seinen Trieben stand und vollkommene Liebe der momentanen Befriedigung vorzog? >Und mir dann noch anhören müssen, ich hätte nur das im Sinn… < Jaja, man(n) hat’s nicht leicht im Leben. „Tsuruga-san?“ Überrascht bemerkte er, dass die Okami ihnen gefolgt war. Toll, jetzt wurde er wahrscheinlich auch noch von seiner Schwiegermutter bemitleidet. „Ich muss mich für meinen Mann entschuldigen, er hat nicht gewusst, was er da redet.“ >Das wage ich jetzt zu bezweifeln…< „Der Ausgang dieses Essens tut mir wirklich sehr leid, vor allem da Sie ja eigentlich ein netter, junger Mann zu sein scheinen.“ >Ja, machen Sie die Demütigung noch komplett. Wie wäre es mit einem ‚es liegt nicht an ihnen, es liegt an ihm’?< Die Okami seufzte, unbeabsichtigt kühl bedankte sich Ren trotz allem für die Einladung und wenig später war er auch schon weg.
 

„Es war ein totales Desaster!“ Wenige Tage später saß Kyoko mit ihrer besten Freundin in einem Raum einer Karaoke-Bar, wo sich vortrefflich über Alltägliches, Beruf und natürlich über Männer tratschen ließ. „Ich hab’ ihm von Anfang an gesagt, dass das eine Katastrophe wird, aber er hat ja nicht auf mich gehört!“ Kanae begann zu schmunzeln, das hätte sie ihr aber auch gleich sagen können. >Als ob Tsuruga-san glauben könnte, dass irgendjemand auf diesem Planeten nicht mit ihm auskommen könnte. Er, der ewig freundliche Ren Tsuruga, Sonnenschein des Business.< „Anfangs war alles noch heimtückisch freundlich, der Chef hat kein einziges Wort verloren, versucht uns in trügerischer Sicherheit zu wiegen!“ >Sie kann sich beim Erzählen wirklich unheimlich hineinsteigern…< überlegte Kanae beinahe fasziniert, Kyoko wetterte schon wieder weiter. „Dann war es plötzlich still. Zu still. ‚Die Ruhe vor dem Sturm’ - still.“ Kurze Spannungspause. „Und dann fing er an, wie alt Ren sei, und dass ich noch minderjährig bin, und warum er mir einen Antrag gemacht hat!“ „Na, weil er dich liebt?“ meinte Kanae, ihre Freundin nickte bestätigend. „Das hat er ihm aber nicht geglaubt!“ fuhr Kyoko empört fort, bevor sie etwas ratlos hinzufügte: „ Und dann hat er gefragt, ob das die neue Masche der Kerle von heute wäre um … irgendwas, er hat dann gestoppt. Ren ist daraufhin gegangen.“ Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte Kanae ihre Freundin. Sehr viel Fantasie brauchte sie nicht um sich vorstellen zu können, was der Chef hatte sagen wollen. „Du hast keine Ahnung, was er gemeint haben könnte, nicht wahr?“ Kyoko schüttelte den Kopf und fragte: „Und du, Mouko-san?“ „Äh… nein, nein… ich habe auch keine Ahnung.“ >Wieso alles verkomplizieren, wenn sie unwissend sicher glücklicher ist…< Sie konnte Kyokos geschocktes Gesicht richtig vor sich sehen, sollte sie erfahren, was ihrem Verlobten da fälschlicherweise vorgeworfen wurde, zusätzlich zur knallroten Gesichtsfarbe versteht sich. Kyoko schien vor sich hin zu sinnieren, als ihre Freundin sie wieder aus den Gedanken riss. „Hast du ihn seither wieder gesehen?“ Seufzend dachte Kyoko an das letzte Treffen mit ihrem Verlobten zurück…
 

Flashback
 

„Es tut mir leid, tut mir leid, tut mir so leid, tut mi-“

„Kyoko, könntest du bitte aufhören dich zu entschuldigen, du kannst doch nichts dafür.“

„Tut mir leid, ich hör-“

„Du tust es schon wieder.“

„AH, tut mir leid!“

Treuherzig sah sie auf, kopfschüttelnd seufzte Ren. >Ein hoffnungsloser Fall…< Unschlüssig nestelte Kyoko an ihrer Jacke, bevor sie unruhig feststellte: „Er mag einfach keine Män-“ Genervt stöhnte Ren auf. „Lass uns bitte nicht über diesen Abend reden.“ Verwirrt sah Kyoko ihn an und meinte: „Aber-“ Sanft küsste er sie, um sie zum Schweigen zu bringen, doch da hatte er die Rechnung ohne ihren sturen Kopf gemacht. „Ab-“ Er küsste sie weiter, doch Kyoko wich wieder zurück. „Ren, du-“ Und wieder küsste er sie, diesmal leidenschaftlicher und zärtlicher, das konnte es ja nicht geben, dass man(n) diese Frau nicht zum Schweigen bringen konnte! „Re-“ Schließlich gab sie dann doch auf, zärtlich küssten sie sich, bis ihnen die Luft wegblieb. Mit verklärtem Blick sah Kyoko ihm in die Augen. Ren begann zu schmunzeln, jedoch nur bis sie den Mund aufmachte. „Wieso willst du nicht darüber reden?“ Perplex sah er sie an. Das erste Mädchen, das ihn nach einem Kuss nicht hirnlos anhimmelte, sondern ihm weiterhin kritisch gegenüber stand. Das außergewöhnlichste Mädchen, das er je getroffen hatte. Wie schön, dass sie seine Frau werden würde, trotzdem - jetzt gerade im Moment war er genervt. „Lass es einfach, Kyoko. Und überhaupt - sollten wir nicht lieber über deinen Geburtstag sprechen?“ „Me-Meinen Geburtstag?“ Ihre Wangen färbten sich rosa, Ren begann schelmisch zu grinsen, woraufhin sie das Thema, das ihm so unangenehm war, sofort vergas. „Wa-Was hast du vor?“ „Sag ich dir nicht.“ Sein Grinsen wurde ihr unheimlich, argwöhnisch meinte sie: „Ich will nicht, dass du dir zu viele Umstände machst. Nur essen gehen.“ Ren grinste und erwiderte: „Für dich könnte ich mir doch gar nicht zu viele Umstände machen.“ Ein Satz, den er in 30 Jahren vielleicht bereuen würde, jaja, Männer können gar nicht glauben, was sich Frauen so alles merken. Doch im Augenblick war ihm das so ziemlich egal, kam es doch aus tiefstem Herzen. Kyokos Gesichtsfarbe unterzog sich einer weiteren Metamorphose, bevor sie bestimmend sagte: „Nur essen gehen. Am Abend. Nur am Abend. Und nur essen.“ Man sollte meinen können, dass sie sich klar ausgedrückt hatte, Ren begann wieder zu grinsen. „Wie du meinst…“
 

„Äh… er wollte nicht darüber reden…und hat dann das Thema… gewechselt…“ fasste Kyoko das letzte Treffen mit ihrem Verlobten kurz zusammen. Halb amüsiert musterte Kanae ihre Freundin. Na das musste ja ein ganz spezieller Themenwechsel gewesen sein, wenn sie da gleich wieder rot werden musste… Resigniert ließ sich Kyoko noch tiefer in das Couch-ähnliche Ungetüm sinken, auf dem sie nun seit gut einer halben Stunde ihre vier Buchstaben platziert hatte. „Wie hat eigentlich deine Familie auf Yashiro-san reagiert?“ fragte das braunhaarige Mädchen schließlich erschöpft, etwas aus dem Konzept gerissen sah Kanae auf. „Gar nicht.“ Das ‚Hä?’ stand Kyoko praktisch ins Gesicht geschrieben, unwirsch fügte Kanae hinzu: „Sie wissen nichts von ihm.“ Das überraschte Kyoko dann doch, obwohl es eigentlich nicht hätte sollen. Sicherlich wäre ihre Familie überaus glücklich darüber gewesen, erfahren zu dürfen, dass ihre Kanae-nee-chan verliebt war, jedoch war sie eine äußerst eigensinnige, selbstständige und unabhängige junge Frau. So hätte es Kyoko eigentlich nicht verwundern sollen, dass sie ihre Beziehung der Verwandtschaft vorenthielt. Da beiden Frauen das Thema langsam zuwider wurde, wechselten sie es bald und verabschiedeten sich wenig später mehr oder weniger herzlich.
 

Tief in Gedanken eilte Kanae über die Straße. Herbstliche Blätter raschelten unter ihren Füßen und erinnerten sie an den kindlichen Übermut ihrer Geschwister, die es liebten, durchs Laub zu tollen. Es war ja nicht so, als ob sie ihre Beziehung vor ihrer Familie geheim halten würde, sie hatte es ihnen nur nicht erzählt. Nicht erzählen heißt weder verheimlichen noch lügen. Es war auch nicht so, als ob sie Yashiro nicht genug vertrauen würde, wie er gespielt vorwurfsvoll behauptet hatte, als sie auf Fragen zu ihrer Familie allzu harsch geantwortet hatte. Seufzend erreichte sie die Türe ihres kleinen Appartements und fischte ihre Schlüssel hervor. ‚Die Familie vorstellen’ bedeutete, dass etwas ernst wurde. Nicht, dass ihre Beziehung nicht ernst wäre, sie liebte Yashiro. Aber trotzdem wollte sie nicht. Die Türe hinter sich zuwerfend tastete sie nach dem Lichtschalter, kurz später wurde die verlassene Wohnung von ein paar hochwertigen Glühbirnen erhellt. Hatte sie Angst vor ernsten zwischenmenschlichen Beziehungen? Irritiert schüttelte sie den Kopf, natürlich hatte sie die nicht. Und wenn, dann war es bestimmt nur ein ganz kleines, unbedeutendes Unwohlsein. Und überhaupt: bei einer solch chaotischen Großfamilie durfte einem bei dem Gedanken, den Freund mitzubringen doch wohl mulmig zumute werden. Ein unablässig rot aufleuchtendes Lämpchen auf ihrem Telefon erregte ihre Aufmerksamkeit Die kratzige Frauenstimme des Anrufbeantworters schnarrte: „Sie haben eine neue Nachricht.“, als Kanae auf den Knopf drückte, und nach einem lauten Piepen erreichte eine vertraute Männerstimme ihr Ohr. „Hallo Kanae, bin gerade heimgekommen. Wahrscheinlich hast du schon gehört, dass Ren und Kyoko-chan ein eher traumatisches Familienessen hinter sich haben.“ Er lachte, Kanae ließ sich seufzend auf ihrer Couch nieder. „Ich liebe dich. Ruf mich nachher zurück, ja?“ Nach einem weiteren langen Piepen der altersschwachen Maschine wurde es wieder still in der Wohnung. Vollkommen still.

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?

Hi Leute!
 

Ja, ich weiß, 4 Monate für ein Kapitel ist ziemlich lange...

aber Schule geht nunmal vor, noch dazu bin ich heuer be gleich 2 (!) Cshultheaterproduktionen beteiligt und noch dazu hat mich auch noch mein nicht-existentes aber trotzdem hochgradig kompliziertes Liebesleben auf Trab gehalten... von daher, sind 4 Monate doch entschuldbar, nicht? *liebschaut*
 

Ich hoffe, ich hab' mir noch ein paar Leser behalten... *lach*

Und jetzt viel Spaß!
 


 

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Kapitel 3 - Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?
 

„Satsuki, wo warst du gestern?“ Überrascht sieht Satsuki von der Kaffeemaschine auf und hinüber zu ihrem am Frühstückstisch sitzendem Mann. „Was?“ „Du bist gestern ziemlich spät nach Hause gekommen.“ Ernst starrt Ryoji an die Wand, Satsukis Herz pocht schnell und unruhig, doch sie erwidert kühl: „Arbeit. Wir hatten einen ziemlichen Stress, ich hatte alle Hände voll zu tun. Da kann es schon mal später werden“, während sie mit dem Kaffeebecher in der Hand zum Frühstückstisch hinüberwandert. „Dein Handy war aus…“ „Ich mag’s eben nicht, wenn es beim Arbeiten ständig klingelt.“ Sie setzt sich, Ryoji starrt weiterhin grimmig die Wand hinter ihr an. „Du warst nicht im Büro.“ Nervosität macht sich in ihr breit. „Was?“ Ryoji lässt sich Zeit mit der Antwort. Leise und gedehnt sagt er: „Ich habe gestern Abend im Büro angerufen und die sagten, du wärst nicht da.“ Satsukis Herz klopft schon fast schneller als letzte Nacht, als sie in Kyosukes Armen gelegen hatte. Ahnt er etwas? Oh, er darf nichts ahnen, er darf es nicht erfahren! Verzweifelt hoffend antwortet sie so gelassen wie möglich: „Das kann schon sein, ich musste gestern kurz weg, was abholen fahren. Du wirst wohl genau dann angerufen haben, als ich gerade unterwegs war“, und setzte in einem etwas schärferen Ton hinzu: „Wieso rufst du überhaupt im Büro an? Spionierst du mir etwa nach?“ Beschwichtigend sieht Ryoji auf und schüttelt den Kopf. „Natürlich nicht. Ich wollte doch nur wissen, wo du bist.“ Seine Stimme ist sanft, Satsuki weicht seinem Blick aus. Wie soll das bloß weitergehen? Mit dem Gefühl sich gleich übergeben zu müssen springt sie plötzlich auf, schüttet ihren Kaffee in die Spüle und eilt ins Vorzimmer. Ryojis halb leerer Blick folgt ihr, während sie sich hastig ihren Mantel überwirft. „Wo willst du hin?“ krächzt er fast, „Büro.“ kommt es kurz und bündig von ihr, bevor die Tür mit einem lauten Knall zufliegt.
 

Katsu!
 

„Toll gemacht, Leute!“ lobte Shingai die beiden enthusiastisch, und während Kyoko verlegen lächelnd hoch zum Regisseur sah, tippte ihr jemand auf die Schultern. Fragend drehte sie sich um, ihr braunhaariger Kollege Ikue sah ihr todernst in die Augen und meinte mit einem gewissen Unterton: „Kyoko-chan, hast du nicht etwas vergessen?“ Jeder am Set schien plötzlich zu verstummen, perplex sah Kyoko von den diversen Kollegen über die Wohnküche der Iryas bis hin zu ihrem gelangweilt aussehenden Verlobten. „Ah… was meinst du, Ikue-kun?“ fragte sie verwirrt, ein verschwörerisches Lächeln begann seine Lippen zu umspielen und bevor Kyoko stirnrunzelnd wieder den Mund öffnen konnte, hatte der Jungschauspieler auch schon lautlos „1, 2, 3!“ geflüstert und bei „3!“ schien das Set fast zu explodieren. „HAPPY BIRTHDAY!“ Positiv überrascht und halb geschockt sah Kyoko durch die Runde, wo sie auch hinsah lachende Gesichter die ihr lauthals und freudestrahlend nur das Beste wünschen wollten. Und ehe sie sich versah war sie nur noch am Hände schütteln. „Danke… danke… ja, hoffe ich auch…. danke…“ hörte sie sich selbst lachend sagen, bis ihr eine maskuline Stimme sehr nah an ihrem Ohr zuflüsterte: „Happy Birthday, Kyoko… -chan.“, und sich ihr sämtliche Nackenhaare aufstellten. Erfreut wirbelte sie herum, bis sie Aug in Aug mit dem begehrtesten vermeintlichen Junggesellen Japans stand. „Danke… Ren.“
 

„Okay.“ Verdutzt sah Yashiro von seinem Latte Macchiato, den er gerade in Gesellschaft seiner Freundin Kanae in einem rustikalen Café in der Altstadt Tokyos genoss, auf. „Was ‚okay’?“ „Du kannst meine Familie kennen lernen - wenn du noch willst.“ Perplex musterte der Manager seine Freundin, die gerade ohne einem ihm ersichtlichen Grund eine 180°-Wende hingelegt hatte. Irgendwie fiel es ihm schwer seinen eigenen Ohren zu trauen, wo Kanae sich doch immer so vehement dagegen ausgesprochen hatte. „Wenn du jetzt nicht gleich was sagst, überleg ich’s mir vielleicht noch mal anders.“ murrte sie bockig, sogleich erwiderte Yashiro: „Nein, nein, ich möchte deine Familie ja kennen lernen! Es ist nur… wieso auf einmal?“ Er musterte sie verwirrt, während sie den Blick von ihm abgewandt durch das nostalgische Café schweifen ließ. Gereizt legte sie den Kopf in den Nacken und murrte: „Ich habe meine Gründe.“, was ihrem Freund gar nicht passte. „Die da wären?“ startete er einen zweiten Versuch, aus ihr etwas schlauer zu werden, genervt meinte Kanae: „Willst du jetzt oder willst du nicht?“, was Yashiros Nerven langsam ein wenig zu strapazieren begann. „Kanae, ich sagte doch schon, dass ich will. Aber mich würde eben interessieren, was dich deine Meinung hat ändern lassen.“ Sie wirkte wie ein junges Mädchen, dass beim geringsten Ton vorzugsweise gegen ihre Eltern aufzumucken suchte, bockig und launisch, sofort in Abwehrposition - und was das Schlimmste war: die plötzliche Verschlossenheit. Gut, sehr viel von sich erzählt hatte sie nie, aber derart in sich gekehrt und jeglicher Konversation über ihren seelischen Zustand abgeneigt hatte er sie noch nie erlebt. Als sie nur wortlos an ihrem Kaffee nippte fragte er beinahe etwas gereizt: „Was ist denn los mit dir, Kanae?“ woraufhin sie fauchte: „Mir geht’s blendend, also hör mit deiner Fragerei auf!“ und wenig später das Lokal mit der Ausrede zur Arbeit zu müssen verließ.
 

„Das ist nicht dein Ernst, oder? Bitte sag, dass das nicht dein Ernst ist?“ Ungläubig stand Kyoko vor der Tür des großen Betonklotzes, der das Set beinhaltete und starrte das von Ren ausgewählte Beförderungsmittel an. Während der 20-jährige mit Müh und Not versuchte, das amüsierte Lächeln zu unterdrücken, sah Kyoko ihn an als hätte er ihr eröffnet sie würden auf dem Mond dinieren und sagte fassungslos: „Ren, wo immer du mich auch hinbringst, wir können nicht in einer Limousine - noch dazu in der Größten die ich je in meinem Leben gesehen habe -vorfahren!“ Schmunzelnd ließ er den Blick über das schwarze, stattliche, in dieser Größe tatsächlich nur sehr rar vorkommende Gefährt schweifen. „Wieso nicht?“ „Wieso nicht?!“ wiederholte Kyoko verblüfft und geschockt, bevor sie versuchte ihm das Offensichtliche klar zu machen. „Weil das viel zu auffällig ist!“ Sichtlich belustigt meinte er im Unschuldston: „Aber wir können nicht meinen Wagen nehmen.“ Stirnrunzelnd fragte sie: „Warum?“ „Weil“ begann er grinsend, sie langsam zu sich ziehend „Ich meine Hände dann ganze 20 Minuten lang am Lenkrad lassen müsste.“ und süffisant lächelnd mit seinen Hände ihren Rücken hinab fuhr. Prompt lief Kyoko rot an und schälte sich nervös aus der Umarmung, leise zischend: „Ren, hier kann jederzeit jemand vorbeikommen!“ Das Lächeln wich dem Ausdruck eines trotzigen Schuljungen, an seinem Blick konnte sie erkennen, dass er kein ‚Nein’ akzeptieren würde. >Oh Gott, ich werde auf dieser Rückbank sterben, wenn das so weiter geht!< dachte sie mit hochrotem Kopf, während Hitze in ihr aufstieg. Galant hielt ihr Ren die Türe auf und sie ließ sich etwas zittrig auf der weichen Bank nieder. Charmant grinsend setzte er sich ebenfalls und schloss die Türe, nachdem er kurz dem Fahrer zugenickt hatte fuhren surrend die getönten Scheiben hinunter, die Fahrer und Gäste-Teil trennten. Mit pochendem Herzen sah sich Kyoko in dem geräumigen Gefährt um, und zupfte an ihrem schlichten, rosé-farbenen Abendkleid herum, das nun da sie den Mantel abgelegt hatte sichtbar wurde. Eigentlich war es ein sehr hübsches Kleid, trägerlos mit einem kleinem Schmetterling auf der Brust, sehr vorteilhaft gerafft und knielang, trotzdem war sich Kyoko nicht sicher, ob es ihr auch wirklich stand. Natürlich entging Ren das nervöse Herumgezupfe seines Engels nicht. Langsam lehnte er sich zu ihr hinüber, sah ihr tief in die bernsteinfarbenen Augen, fuhr ihr sanft mit der Hand über die Wange und sagte leise: „Du siehst fast wunderschön aus…“ Perplex sah Kyoko ihn an. >Fast wunderschön? Was für einen kranken Sinn für Humor hat dieser Mann bitte und wieso wusste ich davon nichts?< Freilich stand dem jungen Mann nichts weniger im Sinn als seine Herzdame zu kränken, mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht griff er in die innere Tasche seines Jacketts und holte etwas heraus, das schwer nach einer Schmuckschatulle aussah. „Mach die Augen zu.“ flüsterte er, im ersten Moment wollte Kyoko noch dementieren, aber schließlich schloss sie sie dann doch. Aufgeregt atmete sie tief ein und aus, plötzlich spürte sie seine Hände, die sich hinter ihrem Hals wieder schlossen und spürte etwas, dass sich irgendwie metallen anfühlte, auf ihrer Brust. Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen sofort die Augen zu öffnen, und an sich hinunter zu sehen. Sprachlos ließ sie die bezaubernde Kette, die neckisch ihr Schlüsselbein umrundete und mit Herzen und Rosen verziert war, mit Diamant-Steinen besetzt die in Farbe und Beschaffenheit perfekt mit ihrem Verlobungsring harmonierten, durch ihre Finger gleiten. „Ren, das ist-“ mehr brachte sie nicht heraus, lächelnd säuselte er: „Jetzt siehst du wunderschön aus…“ während sich seine Finger mit ihren Haarspitzen spielten. „Happy Birthday, Kyoko…“ flüsterte er und verschloss ihre Lippen mit einem Kuss, Kyoko fühlte sich wie betrunken vor Glückseligkeit während seine Hände ihren Körper entlang wanderten und seine Küsse immer leidenschaftlicher wurden. Zittrig legte sie ihren Arm um seinen Hals und vergrub ihre Hand in seinen Haaren, sehnsuchtsvoll zog er sie noch näher an sich heran, als sie ohnehin schon war. Mit was sie jedoch nicht gerechnet hatten, war die nächste steile Linkskurve, es machte WUSCH und plötzlich fand sich Kyoko auf der Rückbank liegend wieder. Etwas erschrocken und verdutzt wollte sie sich wieder aufrichten, woran sie jedoch von ihrer Mauer von Freund gehindert wurde, der diese Position ganz reizend fand. Man muss dazu sagen, dass seine Argumente absolut überzeugend waren, nach einem sinnlichen Kuss hatte Kyoko schon vergessen, dass es das Wörtchen ‚Nein’ überhaupt gab. Seufzend schloss sie die Augen während Ren dicht über sie gebeugt keuchend mit sich selbst rang und seiner Kusswut schließlich an ihrem Hals freien Lauf ließ. Surrend ging die getönte Scheibe plötzlich, und wäre Kyoko nicht derart erschrocken hochgefahren, Ren hätte ungerührt weiter gemacht, den amüsierten Blick des Chauffeurs hätten sie so oder so ertragen müssen. Diskretion war ja nicht umsonst das oberste Gebot des Taxi-Unternehmens. Peinlichst berührt versuchte Kyoko die zerzauste Frisur mit ein paar panischen Handgriffen wieder herzurichten, während Ren sich nur lässig einmal durchs Haar fuhr und wieder aussah, als wäre er gerade erst aus dem Bad gekommen, wofür er ein paar neidische Blicke von Kyoko einheimste. Er bekam fast ein schlechtes Gewissen, als er zusah wie sie flammend rot im Gesicht an sich herumzupfte, schließlich war das ja ihr Geburtstag und nicht seiner. Der Fahrer räusperte sich kurz, bevor er in professionell nüchternem Ton sagte: „Wir haben übrigens schon vor fünf Minuten eingeparkt.“ Kyoko war das derart peinlich, dass sie sich nur noch kurz angebunden vom Chauffeur verabschiedete und panisch aus dem Wagen taumelte. Fassungslos blinzelte sie ein paar Mal, ihren eigenen Augen nicht trauend. Eine kühle Vorabendbrise umspielte ihren erhitzten Kopf während Kyoko verdutzt ihren Blick über das geschäftige Treiben vor dem Tokyoter Flughafen schweifen ließ…
 

Erschöpft fiel Kanae beinahe durch die Tür des Asyls, immer noch die aufgekratzten Freudenschreie ihrer kleinen Geschwister im Ohr. Es war wirklich lästig, sie wusste schon, warum sie sich das eigentlich nicht hatte antun wollen. Doch obwohl sie mittags im Café noch das Bedürfnis gehabt hatte, so weit wie möglich weg zu laufen, wollte sie das für ihn tun. Sie liebte ihn ja. Aber etwas in ihr schien die Notbremse ziehen zu wollen. „Na so was! Das ist ja Kanae!“ kam es ihr erfreut von ihrem älteren Bruder entgegen, der gerade mit Kanaes anderem Bruder Karten spielte. >Warum überrascht mich dieser Anblick nicht?< fragte sich die junge Frau frustriert, während ihre Brüder sie erwartungsvoll ansahen und einstimmig fragten: „Wo hast du denn deine Freundin gelassen?“ „Arbeiten“, log Kanae aus reiner Faulheit. „Sind Mama und Papa da?“ Ihre Brüder wechselten kurz einen skeptischen Blick, bevor der Jüngere erwiderte: „Tut mir leid, Schwesterherz, aber unsere Eltern sind Tante Io in Osaka besuchen gefahren und kommen frühestens morgen Abend zurück.“ „Was?“ entfuhr es ihr. „Dann hab’ ich mir das ja vollkommen umsonst angetan!“ Dumpf hörte man ein Gehämmere an der Türe, genervt rieb sich Kanae die pochenden Schläfen, die mit Krokodilstränen gefüllten Augen ihrer Brüder ignorierend. Sie ließ sich seufzend auf einen Hocker nieder und überdachte ihr weiteres Vorgehen. „Du hättest ja vorher anrufen können.“ murrte der jüngere ihrer beiden Brüder. „Ab und zu könntest du dich ja mal bei deiner Familie melden.“ Für solche Diskussionen hatte sie nun aber wirklich keine Nerven, sie war aus einem ganz bestimmten Grund gekommen, und der war jetzt weg. „Ich gehe wieder.“ „Aber Kanae-“ Keine Chance, schon war sie wieder bei der Tür raus. Ihr Herz klopfte in unregelmäßigen Abständen und in ihrem Kopf drehte sich alles. >Scheiße…< Sie bekam fast ein schlechtes Gewissen und das beunruhigte sie. Auf ihre Familie würde Yashiro wohl noch eine Zeit lang warten müssen… >Nein, du ziehst das jetzt durch!< schalt sie sich selbst. Irgendwo musste sie ja anfangen, auch wenn es ihr bei ihren Eltern lieber gewesen wäre. Entschlossen riss sie die Tür auf, schrie „Ich habe einen Freund.“ hinein, schmiss sie dann allerdings sofort wieder zu, bevor die verdutzte Meute über sie herfallen konnte und rannte so schnell wie ihre Beine sie trugen weg.
 

Familien schleppten sich mit Koffern und Kindern zu ihren Autos, Geschäftsmänner eilten durch die großen Hallen, irgendwo schrie ein Baby, Pärchen verabschiedeten sich unter Tränen voneinander, vom Lautsprecher dröhnte ein ‚Letzter Aufruf nach…’ und mittendrin stand ein junges Mädchen Anfang 17 mit einem überdimensional großen Sonnenhut auf dem Kopf, unter ihrem schlichten schwarzem Mantel ein bezauberndes Abendkleid tragend und sah sich fassungslos um. „Komm, wir müssen uns beeilen“, flüsterte ihr ein hoch gewachsener Mann ins Ohr, der sein Gesicht ebenfalls unter einer nicht unbedingt zur Jahreszeit passenden Kappe verdeckte - die in Kombination mit der Abendkleidung auch noch ziemlich lächerlich aussah - und sie mit sich zog. „Du bist verrückt!“ murmelte Kyoko nervös, Ren schmunzelte. „Was ist verrückt daran, seiner Verlobten den schönsten Geburtstag ihres Lebens schenken zu wollen?“ Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, und obwohl ihr ganz warm ums Herz wurde, zischte sie nicht gerade überzeugend vorwurfsvoll: „Ich sagte doch nur ein Abendessen!“ „Ja, aber du hast den Kontinent nicht festgelegt.“ Mit geröteten Wangen sah sich Kyoko unruhig um, während sie ihrem Freund hinterher eilte. Es hatte sie doch niemand erkannt? Es kam ihr noch immer unvorstellbar dumm und gefährlich vor, Hand in Hand über den Tokyoter Flughafen zu laufen, aber um nichts in der Welt hätte sie ihn losgelassen. Er wirkte auf sie wie ein kleiner Junge, der sie am 25. Dezember zum Christbaum zog um ihr zu zeigen was für wahnsinnig tolle Geschenke er nicht bekommen hatte. >Dass ich einen solchen Ren Tsuruga einmal erleben dürfte, hätte ich nicht im Traum gedacht…< War das der gleiche Mann wie der, der sie das Fürchten gelehrt hatte, das Fürchten nicht im Sinne eines kleinen Schauders, der sie frösteln ließ, sondern richtiger, panischer Angst um das nackte Überleben? Abrupt wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als er sie plötzlich sanft zu ein paar Sitzen schob und „Ich bin gleich wieder da.“ sagte, bevor er flugs um die Ecke bog um die letzten Arrangements zu treffen. Auf einmal fühlte sich Kyoko ganz klein, fassungslos ließ sie sich auf einem der gepolsterten Sessel sinken und versuchte das Ganze zu verdauen. >Er will tatsächlich mit mir auf einen anderen Kontinent fliegen… ich glaub’s nicht… dabei habe ich Japan noch nie verlassen…< Dass nun ihr erster außerjapanischer Aufenthalt zusammen mit Ren sein würde, ließ ihr Herz einen Sprung machen. Als er spitzbübisch unter seinem Cappy hervor grinsend wieder um die Ecke kam erhob sie sich langsam. Wortlos ließ sie sich von ihm immer weiter ziehen, die Menschen wurden immer weniger und sie betraten den Teil des Flughafens, den Normalsterbliche niemals zu Gesicht bekamen. „Ren… das…“ Sie hätte eigentlich gedacht, ihr Repertoire an Fassungslosigkeit schon aufgebraucht zu haben, aber… „Eine Privatmaschine?!“ entfuhr es ihr, was Ren einen etwas irritierten Blick entlockte. „Dachtest du etwa wir würden mit Hunderten von anderen Leuten auf engstem Raum in einem Passagierflieger fliegen, wo uns jederzeit jemand entdecken könnte?“ In der Tat, das wäre mehr als nur unvorsichtig gewesen, auch wenn Ren sich in letzter Zeit oft genug gewünscht hatte, endlich mit dem Versteckspiel aufhören zu können. Aber als erfahrener, prominenter Schauspieler wusste er, dass diese Emotion um ihrer beider Willen nicht überhand nehmen durfte, und so ging es weiter wie bisher, wie schwer es ihnen auch fallen sollte. Ein Gutes hatte das Ganze ja… die Heimlichtuerei hielt die Leidenschaft auf ungeahnten Höhen, aber das dürfte der Leser ja schon mitbekommen haben. „Nein, das nicht, aber… das ist nicht deine Maschine, oder?“ Ren verneinte lachend und schob dann seine naive kleine Liebste das Treppchen zum Flugzeug hoch. Die Innenausstattung hielt, was die äußere Erscheinung versprach: zwei schwarze Ledercouches, die stark an ihre letzte Sitzgelegenheit in der Limousine erinnerten, dazwischen eine kleine elektronische Minibar, die auf einem kompaktem kleinem Kühlschrank stand, davor ein länglicher, ovaler Glastisch auf dem schon zwei Gläser darauf warteten, mit einem perlenden Champagner oder einem edlen Rosé-Wein befüllt zu werden und an der Wand gegenüber hing ein Flachbildschirm, größer als der in Rens Appartement. Der Boden war in einem flauschigen, bordeaux-farbenen Teppich ausgelegt, farblich abgestimmt auf die Vorhänge, die die kleinen runden Fenster verdeckten und der Tür, die zum Cockpit führte. Staunend trat Kyoko ein, schmunzelnd beobachtete Ren jede ihrer Gesichtsregungen. Schließlich ließ sie sich ziemlich unlady-like auf die Couch plumpsen und meinte baff: „Ich fühle mich als würde es mich ein halbes Vermögen kosten, auch nur hier zu sitzen!“ Und mit ihrer ungeheuren Vorstellungskraft, die manchmal schon an Manie grenzte, sah sie richtig, wie kleine Teufel und Racheengel durch die Luft flogen und ihr kichernd noch den letzten Yen aus der Tasche zogen. Nachsichtig lächelnd setzte sich Ren neben sie, seine Hand auf ihren linken Schenkel legend und meinte ernst: „Du brauchst dir keine Gedanken um’s Geld zu machen, Prinzessin.“ Und nach einem langen zärtlichen Kuss orientierte sich die Prioritäten-Verteilung ihrer Gedanken auch schon wieder anderwertig…
 

Der Flug dauerte nicht lange, man glaubt gar nicht wie schnell man heutzutage von A nach B gelangen kann, selbst wenn B am anderen Ende der Welt liegt. Doch soweit wollten unsere beiden Turteltäubchen gar nicht, die Uhr schrieb 18:40 als Japans begehrtester vermeintliche Junggeselle mit seiner Verlobten durch die Hallen des Hongkonger Flughafens schritt. Weitere 20 Minuten später hielt ihr Taxi - und nein, diesmal hatte Kyoko keine amourösen Eskapaden zugelassen - vor der Tür des ‚Four Dragons’, einem kleinem, exklusiven Restaurant etwas abseits vom Herzen Hongkongs, wo sich die Creme de la creme halb Chinas zu versammeln pflegte. Sie hatten die Tür nicht ganz geschlossen, da wurden ihnen schon ihre Mäntel abgenommen und ihr Maître führte sie an den von Ren reservierten Tisch, mit einer fabelhaften Aussicht auf das nächtliche Hongkong. Unruhig sah sich Kyoko um, auch wenn sie kein besonderes Interesse für Stars und Sternchen aufbringen konnte und somit weder mit der japanischen noch mit der chinesischen Klatschpresse vertraut war, waren hier Größen vertreten, die selbst sie kannte, was ihr Sorgen machte, denn solche Persönlichkeiten zogen Paparazzi an wie Motten das Licht. >Ist Ren in China auch bekannt?< fragte sie sich nervös, während ihr Liebster ein unverfängliches Gespräch mit ihr begann, und erst auf ihr merkwürdiges Verhalten einging, als sie anfing sich hinter ihrer Speisekarte zu verstecken. „Irgendwann wird dir der Maître die Karte wegnehmen, was machst du dann?“ fragte er süffisant lächelnd, irgendwo hinter der Luxuspappe kam ein: „Dann sage ich, dass er das nicht machen kann, weil ich mich noch nicht entschieden habe“, hervor. „Und wenn ich dann einfach für dich bestelle?“ „Dann sage ich, dass ich die Karte behalten möchte, weil sie so ein schönes Muster hat. Verschnörkelt…wie ein altes Märchenbuch.“ Ren seufzte, vorsichtig lugte Kyoko hinter der Karte hervor und flüsterte fast: „Hier sind chinesische Spitzenschauspieler, ach was sag ich, LEGENDEN vertreten, und wir sitzen völlig ohne Deckung mitten im Schussfeld! Natürlich, die Klatschpresse wird sich zuerst auf ihre heimischen Stars stürzen, aber was wenn ein Paparazzo aus purer Langeweile Fotos von den anderen Gästen macht, die dann zufällig einem japanischen Freund zeigt, der die Fotos an die japanische Presse weiterleitet, die-“ „Kyoko,“ unterbrach der Schauspieler den panischen Redefluss seiner Verlobten, „wo siehst du hier Paparazzi?“ >Na überall!< war ihr erster Gedanken, doch nüchtern betrachtet war die Wahrscheinlichkeit dann doch eher gering, dass im nächsten Moment jemand hinter einer der großen Topfpflanzen hervorspringen würde. „Tut mir leid, Ren, aber ich fühle mich so beobachtet!“ brach es schließlich aus ihr heraus, grinsend erwiderte er: „Na, weil du so hübsch bist.“
 

Die Vorspeise verlief relativ harmonisch und auch der Zwischengang und die Hauptspeise hielten keine unangenehmen Überraschungen bereit. Die Stimmung lockerte sich und Kyoko begann sich zu entspannen. „Siehst du, jetzt sind wir schon fast beim Dessert angekommen und es ist noch niemand-“ Doch als ob er es verschrien hätte ließ ein „Tsuruga-kun?!“ beide zusammen zucken, noch bevor er den Satz beenden konnte. „Tsuruga-kun, was für eine Überraschung!“ tönte es hinter Kyoko, ihr Magen verkrampfte sich und blitzschnell wandte sie den Kopf um als würde sie ihren Henker erwarten. Der Mann, der in ihr Blickfeld geriet wäre ihr unter anderen Umständen vielleicht sogar sympathisch erschienen, denn er sah aus wie ein Mensch gewordener Teddybär, mit beinahe schwarz-braunen Knopfaugen, dunkelbraun kraus-gelocktem Haar und, nun sagen wir: etwas korpulenter Figur. Ren zwang sich zu einem Lächeln und stellte ihn vor. „Kio Tsudaka, ehemaliger Sportredakteur einer chinesischen Aversion von BOOST.“ >SPORTREDAKTEUR?! Der sieht doch aus als könne er Sport nicht mal mit Hilfestellung buchstabieren!< dachte Kyoko verdutzt, während Kio mit forschem Blick Rens Begleitung musterte, dem das überhaupt nicht gefiel und um lästige Fragen zu vermeiden sagte er schnell: „Meine Schwester… sie hat heute Geburtstag.“ Kyoko fühlte sich als hätte ihr Chuck Norris einen Round-house Kick verpasst. >Schwester?!< „Ah!“ lachte Kio, und im Moment empfand Kyoko sogar sein Lachen als widerlich und abstoßend. „Und ich dachte schon, sie wäre deine chinesische Mätresse.“ Er zwinkerte Ren zu, der wirkte, als ob er Kio am Liebsten Bekanntschaft mit seiner Faust schließen lassen wollte, während Kyoko glaubte, den zweiten Kick bekommen zu haben. Dazu musste man sagen, dass ‚Mätresse’ zwar auf französisch Herrin oder Meisterin bedeutet, im Umgangston früher auch ‚Geliebte’, doch hatte es in diesem Zusammenhang einen bitteren Beigeschmack, als hätte Kio gesagt, sie wäre seine Hure. >Ich bring ihn um! Ich bring ihn um!< knurrte sie innerlich und der Mensch gewordene Teddy merkte, dass die beiden eher abgeneigt waren ihn zu herzen. Ein verschmitztes Lächeln machte sich auf seinem teigigen Gesicht breit, er wandte sich wieder Kyoko zu und meinte: „Nun, dann sollte ich ihnen wohl gratulieren, nicht wahr Tsuruga-san?“ Er streckte Kyoko die Hand hin, die ihn nur völlig verdutzt anstarrte. Wieso sah er sie an, wenn er mit Ren sprach? Und zu was wollte er ihm bitte gratulieren? Erst als Ren ihr unter dem Tisch sacht gegen ihr Scheinbein trat und Kio anfing unsicher: „Ah… ich möchte ihnen zum Geburtstag gratulieren…“ zu stammeln ging Kyoko ein Licht auf. >Ah! Rens Schwester… Tsuruga-san!< Noch etwas neben sich aber voller Widerwille drückte sie seine verschwitzte Hand und war heilfroh, dass er sich nun endlich wieder verzog, da sie das Gefühl hatte, sich übergeben zu müssen wenn er noch mal den Mund aufmachen würde. Betretene Stille hing in der Luft, bis Kyoko fauchte: „Mistkerl!“ Zum Glück kannte Ren sie gut genug um zu wissen, dass das nicht ihm sondern dem korpulenten Grizzly gegolten hatte. „Ich hätte ihn filettieren sollen, wie einen frisch gefangenen Fisch… zuerst aufschneiden, dann die Eingeweide rausholen!“ knurrte sie und der Kellner, der ihnen gerade ihr Dessert bringen wollte verlor jegliche Gesichtsfarbe.
 

Trotz allem wurde es für beide noch ein sehr vergnüglicher Abend und um ca. halb elf standen sie wieder vor dem Daruma-ya, satt und glücklich. Alle Vorsichtsmaßnahmen über Bord werfend küssten sie sich vor der Haustür, unendlich glücklich flüsterte Kyoko: „Das war der schönste Geburtstag meines Lebens.“ Ren lächelte sie verliebt an, bevor er sie noch einmal innig küsste um danach frech und mit Eroberer-Blick zu fragen: „Soll ich noch mit hoch kommen?“ Prompt wurde Kyoko knallrot, obwohl sie nicht verleugnen konnte, dass ihr allein bei dem Gedanken schon ganz anders wurde. Verständnisvoll sah ihr Verlobter in ihre unschuldig hochblickenden Bambi-Augen und küsste lächelnd ihre Stirn. „Gute Nacht, Prinzessin.“ säuselte er, doch als Kyoko ihm ebenfalls eine Gute Nacht wünschen wollte, blieb es ihr im Hals stecken, denn plötzlich veränderte sich seine Miene. Was hieß hier verändert? Sein Gesichtsausdruck hatte ins komplette Gegenteil umgeschlagen, vom sanften Lächeln in einen Blick so frostig als wolle er Japan zurück in die Eiszeit versetzen. Beunruhigt folgte sie seinem eisigen Blick, ihre Kinnlade klappte herunter als sie gut fünf Meter vor sich einen alten Bekannten stehen sah…

Ehekrach deluxe

Hi Leute!
 

Ach, endlich wieder was spannendes! Ich muss schon sagen, über Streit lässt sich viel leichter schreiben, als über Harmonie. Gibt einfach mehr her.
 

Ich hoffe, es gefällt euch!

Und ich sags gleich, für die mit schwachen Nerven: Taschentuch bereithalten. ^^
 

Und jetzt viel Spaß ;-)
 

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Kapitel 4 - Ehekrach deluxe
 

Es war kurz vor halb elf als Sho Fuwa von seinem Motorrad stieg um den restlichen Weg zu seinem Ziel zu Fuß zu gehen. Sorgfältig hob er einen hübschen kleinen Strauß orangefarbener Rosen aus dem Sitzfach, die wie durch ein Wunder die gesamte Fahrt heil überstanden hatten. Es war wieder einmal typisch gewesen, dachte er sich, während er die Straße entlang schritt, dass genau heute, wo er eigentlich früher Schluss hatte machen wollen, alles schief gegangen war, was schief gehen konnte. Als hätte sich eine kosmische Macht gegen ihn verschworen und unter allen Umständen davon abhalten wollen, aus dem Studio zu kommen. Sho war zäh, an jedem anderem Tag wäre ihm das egal gewesen, selbst wenn er die Nacht durch arbeiten hätte müssen, aber nicht heute. Denn heute war nicht nur irgendein Tag, heute war der Geburtstag des Mädchens das ihm besonders am Herzen lag. Es war der Geburtstag Kyoko Mogamis, der Frau, die ihn alles um sich herum vergessen ließ und der gänzliche Inhalt jedes noch so kleinen Tagtraumes war. Natürlich wusste er nicht wie sie reagieren würde, wenn er plötzlich mit einem Strauß Blumen vor der Türe stand und ihr Alles Gute wünschen wollte, doch er hatte ein gutes Gefühl. Schließlich hatte sie ihn das letzte Mal, als er ihr in ihrem Garten ein Ständchen gesungen hatte weder beschimpft noch mit irgendetwas beworfen. Das war doch ein gutes Zeichen, nicht? Und so bog er voller Zuversicht um die Ecke… wo er dann allerdings vor Schock fast seine Blümchen fallen ließ. Vor der Tür des Daruma-yas sah er seine allerliebste Kyoko… einen anderen Mann küssend! Und nicht nur irgendeinen Mann: sie küsste Ren Tsuruga! Nein, halt, Tsuruga küsste sie, diese Formulierung gefiel Sho wenigstens ein bisschen besser. Er betrachtete das überglückliche Pärchen mit einer Mischung aus Ausdruckslosigkeit und Verblüffung, bis sie sich voneinander lösten und sich plötzlich ihm zuwandten…
 

Ren war der Erste, der ihn bemerkte. Zunächst dachte er, die schemenhafte Gestalt wäre irgendein Passant, was beunruhigend gewesen wäre und er war schon halb dabei sich selbst für seine mangelnde Vorsicht und seinen Übermut zu verfluchen, als er die Gestalt plötzlich erkannte. >Fuwa…< Er fühlte sich als hätte ihm jemand einen großen Kübel Eiswasser über den Kopf geschüttet und es zog ihm alles zusammen. Was machte Fuwa hier um halb 11 mit einem Strauß Rosen vor dem Haus seiner Verlobten? Quälende Eifersucht kam in ihm hoch, wie viele rationale und logische Erklärungen gab es dafür, wenn er ihr spätabends seine Aufwartung machte? Sein Blick wandte sich vom Sänger ab zu seiner Verlobten, die Fuwa gerade erst bemerkt zu haben schien. Doch statt ihn sofort in seine Schranken zu weisen, wüst zu beschimpfen und davon zu jagen, wie Ren es erwartet bis gehofft hätte - obwohl er das nie zugeben würde - weiteten sich nur ihre Augen vor Überraschung, und mit etwas zittriger Stimme sagte sie plötzlich: „Sho?!“ In Rens Innerem fingen die schrecklichsten Gedanken an zu sprießen.
 

Mit dem Auftauchen Shos brachen drei Probleme gleichzeitig auf Kyoko ein, die sich anbahnende Katastrophe hing beinahe greifbar in der Luft. Problem 1 war theoretisch eigentlich kein Problem: Warum war Sho vorbeigekommen? Der Strauß Blumen ließ zwar Raum für Interpretation, doch Kyoko vermutete, er wollte ihr einfach nur zum Geburtstag gratulieren. Bisher hatte er noch nie von selbst an ihren Geburtstag gedacht, deshalb fand sie es wirklich rührend, wie er sich um ihre Freundschaft bemühte. Nach dem Ständchen damals, als er ihr so schlecht ging, war sie ihm ja auch wieder recht wohl gesonnen, ja sie konnte sich sogar vorstellen ihm eine platonische zweite Chance zu geben. Aber das war nicht der richtige Moment um darüber nach zu denken, der eigentliche Haken an der ganzen Sache war ja, dass sie noch nicht mit Ren darüber gesprochen hatte und dieser somit nicht wusste, wie, warum und überhaupt dass sich ihre Ansichten gegenüber dem Sänger geändert hatten. Kyoko schluckte das Problem schnell hinunter, denn das nächste machte ihr viel größere Sorgen: Sho hatte sie mit Ren gesehen! Ein Außenstehender wusste von ihrer Beziehung! Kurz wagte sie einen Seitenblick zu ihrem Verlobten, der gleich mal Problem 3 darstellte, da seine vor Zorn und Eifersucht zu Schlitzen verengten Augen sich von Sho zu ihr abgewandt hatten und nicht viel netter aussahen… Kein Wunder, dass Kyoko nun erstmal tief ein und ausatmete, und nicht so aussah, als würde sie sich demnächst dem Kummer der beiden Herren annehmen. >Hilfe… wo fang ich denn da bloß an?<
 

Sho war noch immer damit beschäftigt zu verarbeiten, was er gerade gesehen hatte. Dass es ihn so mitnahm wie es ihn mitnahm wäre zwar für jeden anderen logisch erschienen, doch es beunruhigte ihn zutiefst, panisch versuchte er wieder einen klaren Kopf zu bekommen. >Dieser verdammte Tsuruga…< Wieso fielen alle Frauen auf diesen Möchtegern-Schauspieler herein? Was war so toll an dem Kerl? Eifersucht loderte in Sho auf, und Zorn über die zerstörten Hoffnungen. Doch er musste sich zusammen reißen, noch war nicht alles verspielt. Sie könnten Freunde bleiben. Irgendwann würde sie einsehen, was für einen Fehler sie mit diesem Typen machte. Auch wenn er nicht wirklich daran glaubte, gab ihm der Gedanke Mut und hielt ihn davon ab, den Verstand zu verlieren. Und da Kyoko nicht den Anschein machte, als wollte sie in den nächsten zehn Minuten auch nur irgendwas sagen und dieser Tsuruga ihn auch nur böse anstarrte, wenn er nicht gerade Kyoko misstrauische Blicke zuwarf, überwand sich Sho und begann zu sprechen. „Ah… Ich wollte dir zum Geburtstag gratulieren, Kyoko.“ Und fügte, da sein Hirn schnell genug geschaltet hatte, strategisch klug hinzu: „Wenn… ich nicht störe.“ Er wusste, wenn er noch eine Chance hatte, würde sie ihn jetzt nicht einfach so wegschicken können. Wenn noch ein bisschen etwas da war, wenn sie ihm eine 2. Chance gab, würde sich nun alles zu seinen Gunsten entwickeln.
 

„Nein, du störst nicht!“ platzte es aus Kyoko heraus, womöglich etwas unüberlegterweise. Es war so nett von ihm, dass er bei ihr vorbeikam. Schließlich sprach doch nichts dagegen, sich von einem alten Freund gratulieren zu lassen, oder? Nun gut, „alter Freund“ war vielleicht eine etwas unkorrekte Formulierung, und es nagte auch an ihr. Aber sie konnte ihn doch jetzt nicht einfach so wegschicken! Nicht nachdem er sich so um ihre Freundschaft bemüht hatte! Ren würde das doch verstehen, oder nicht?
 

Ren konnte es nicht fassen, er fühlte sich als hätte ihm jemand in den Bauch geboxt. Es wäre ihm sogar lieber, es würde ihm jemand in den Bauch boxen, als das länger aus zu halten. Da bat doch dieser verdammte Sänger sogar von selbst an zu verschwinden und was machte sie?! Er störte nicht?! War es ihr vielleicht sogar recht angenehm, ihn hier zu behalten? Der eine Liebhaber löst den anderen ab, oder was? >Reiß dich zusammen Ren, verdammt noch mal!< schalt er sich selbst, doch es brachte nicht viel. In ihm begann es schlimmer und schlimmer zu rumoren, die Eifersucht begann gewisse Teile des Gehirns zu übernehmen. Kyoko ging einen Schritt auf ihn zu, die wunderschönen bernsteinfarbenen Augen sorgenvoll und mit einer Nuance Angst auf ihn geheftet und begann sich im Flüsterton, sodass Sho sie nicht hören konnte, zu erklären. „Als… als es mir richtig schlecht ging… da hat er mir sehr geholfen… ich möchte, dass wir wieder Freunde werden… ich will mich nicht mal mehr rächen, ist das nicht toll, Ren? Dass ich… mich nicht mehr rächen will?“ Ja, wie toll. Die Freude war ihm direkt anzusehen.
 

Irgendwie lief das Ganze nicht wirklich so, wie Kyoko sich das vorgestellt hatte. „Ah… ich habe die Rache aufgegeben und werde ihm verzeihen… das ist doch… gut,… oder?“ Sie spürte, das Unheil in der Luft lag, und ihr Gefühl sollte sie nicht täuschen. „Ah… Ren?“ Er hatte den Blick abgewandt, doch plötzlich sah er wieder auf, mit dem strahlensten Gentleman-smile, dass sie seit langem gesehen hatte. >Was zum-< „Wie schön, da freu ich mich ja für euch. Wie schön, dass ihr um 11 Uhr nachts darauf kommt, dass ihr eure Freundschaft erneuern wollt, da hättet ihr euch wirklich keine bessere Uhrzeit aussuchen können. Tagsüber kann das ja schließlich jeder, nein, nachts ist das doch viel anregender, was?“ Erschrocken wich Kyoko zurück, denn während er sprach legte er Wort für Wort das falsche Lächeln ab und was darunter zum Vorschein kam war erschaudernder als der Höllenfürst selbst. Doch der Schreck dauerte nur ein paar Sekunden an, dann wandelte er sich in Wut. >Was… Was sollte das denn bitte!? Ist er etwa… eifersüchtig?! Eifersüchtig?! Mein Gott, Ren, ich hab’ dir gesagt, dass ich deine Frau werden will, was muss ich denn noch tun, damit du mir glaubst, dass ich dich liebe?!< Und je grimmiger und eifersüchtiger er sie ansah, desto zorniger wurde sie. >Schön, Mister. Wie du willst!< Mit abgehackten Schritten entfernte sie sich von ihrem Verlobten und befahl mehr als sie bat: „Komm rein, Sho!“
 

Es traf ihn wie ein Keulenschlag, fassungslos starrte Ren seine Liebste an. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, der Blutstau in seinem Hirn machte ihm das Denken ziemlich schwer. Wutentbrannt folgte der Schauspieler den beiden hinein, wo er völlig sinnloserweise fragte: „Du lässt ihn doch nicht wirklich rein?!“ woraufhin Kyoko zurück fauchte: „Offensichtlich schon!“ und Sho einen weiteren unsanften Schubs nach vorne gab. Völlig außer sich vor Wut und Eifersucht knurrte Ren: „Kyoko… Schmeiß ihn wieder raus!“
 

Sie glaubte ihren Ohren nicht trauen zu können. Dachte er jetzt etwa, ihr auch noch Befehle erteilen zu können? „Das mach’ ich ganz bestimmt NICHT!“ keifte sie zurück, und nach dem er sie und Sho zornig angefunkelt hatte fügte sie gekränkt hinzu: „Vertraust du mir etwa nicht?“ Die Arme in die Seiten gestemmt musterte sie ihren sonst so hingebungsvollen Verlobten, der aufgebrachte erwiderte: „Dir schon, aber IHM nicht!“ Womit er gar nicht so Unrecht zu haben schien, wenn man die Vergangenheit beleuchtete, doch Kyoko seufzte nur genervt auf und wandte sich von ihm ab. „Du nimmst ihn jetzt doch nicht etwa mit auf dein Zimmer?!“ kam es postwendend von ihrem wie vom Donner gerührten Freund, der ihr abdrehen missverstanden hatte. Eigentlich war Kyoko nichts weniger im Sinn gestanden, doch so zornig wie sie war packte sie natürlich sofort Sho am Kragen und schliff ihn mit die Treppe hoch, dabei hinunter fauchend: „Oh doch, genau das habe ich vor!“, woraufhin Ren, gequält wie ein verwundetes Tier und ebenso zornig erwiderte: „Das machst du nicht!“ Sich von Shos Würgegeräuschen nicht ablenken lassend schliff Kyoko ihn weiter nach oben, dabei unablässig höhnend: „Ja, siehst du wie ich das mache? Ja? Jaaaa?!“, bis Ren sich, so außer sich vor Wut wie selten in seinem Leben, umdrehte und zur Tür hinaus stapfte. Die Okami und der Chef, die unfreiwilligerweise Zeuge der obskuren Situation geworden waren, tauschten verwirrte Blicke aus, während Kyoko Sho in ihr Zimmer trat und danach die Tür zuschmiss, dass das ganze Haus zu wackeln schien.
 

Wenige Minuten später erst wurde Kyoko das ganze Ausmaß dieser Tragödie bewusst. Nicht nur, dass sie gerade einen ziemlich schmutzigen Streit mit ihrem Verlobten hinter sich hatte - und das gut drei Wochen nach ihrer Verlobung, sollte da nicht noch eitel Sonnenschein herrschen? -, nein, sie hatte es geschafft, statt Ren nun Sho in ihrem Zimmer sitzen zu haben, bzw. am Boden kniend und nach Luft ringend. Ihre Wut begann zu verrauchen, während sie daran dachte, wie schön es jetzt wäre völlig unbeschwert und glücklich mit Ren auf ihrem Bett zu sitzen. Stattdessen sah sie ihre Beziehung schon in Trümmern vor sich liegen und bekam Angst. Er war sauer! Richtig sauer! Sie schluckte die Tränen hinunter, während sie immer noch aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen die Tür anstarrte und versuchte wieder böse zu sein, aber es wollte nicht klappen. ‚Du solltest wütend auf Sho sein!’ raunte ihr eines der verstaubten alten Dämonchen zu, woraufhin sich die Reinherzigen äußerst empört zeigten. ‚Aber er kann dich nichts dafür, dass er im falschen Moment am falschen Ort das Falsche gesagt hat! Für sein schlechtes Timing kann er doch nichts! Außerdem wollte sie ihm nicht mehr böse sein!’ Kyoko seufzte, ließ sich aufs Bett sinken und wurde plötzlich wieder wütend. Wieso hatte Sho auch genau jetzt aufkreuzen müssen? Die kleine Stimme der Vernunft, die ihr sagte, dass er doch nichts dafür konnte nervte sie, sie musste wieder an Ren denken und schon war ihr wieder zum Heulen zumute. Der Dämon schüttelte verständnislos den Kopf und begann über den zweiten miesen Kerl im Leben seiner Herrin zu wettern, den Kerl, der ihn beinahe ausradiert hätte - mittlerweile war er sogar vom Aussterben bedroht, aber das ist eine andere Geschichte. ‚Du solltest jetzt eigentlich „Mistkerl!“ schreien und irgendetwas gegen die Wand werfen!’ Kyoko ließ nur ein unverständliches Grummeln von sich hören, was Sho als Stichwort diente, um sich neben sie zu setzen. Aber was sollte er jetzt tun? Er war noch nie gut in so was gewesen, das letzte Mal war ja auch mehr oder minder Zufall gewesen, sagen wir: ein unerwarteter, glücklicher Nebeneffekt. In seinem Kopf lag sie schon heulend in seinen Armen, ließ sich von ihm trösten, küssen… >AH!< Erschrocken verscheuchte er den Gedanken, schließlich war viel wichtiger, dass sie wieder lächelte. Doch noch bevor auch nur irgendetwas seine Kehle hochkommen wollte, sagte sie tonlos: „Sho, es war nett von dir vorbeizukommen, aber es wäre besser, wenn du jetzt gehst.“ Das ‚Aber’ lag ihm schon auf den Lippen, doch ein Blick von ihr reichte und er stand seufzend auf. Sie sah so wunderschön aus, wie sie da in ihrem hübschen Kleid auf dem Bett saß, mit den widerspenstig ins Gesicht fallenden Haarspitzen, den wässrig glänzenden bernsteinfarbenen Augen. Wie gern hätte er sie jetzt in den Arm genommen und ihr all den Kummer einfach von der Seele genommen - primär ging es ihm um die Umarmung, aber bitte, er war nun mal ein Mann. Jedoch tat er was sie wollte, langsam ging er zur Tür, sie fragte noch in herzzerreißendem Ton: „Du wirst doch niemandem davon erzählen?“, und wie könnte er anders als dieser Bitte nach zu kommen? Schwach nickte er, bevor die Tür schließlich wie von selbst hinter ihm ins Schloss fiel. >Idiot! Du hättest noch irgendetwas aufmunterndes sagen sollen!< Doch es war ihm unmöglich gewesen auch nur ein einziges Wort herauszubekommen, als sie ihn so traurig angesehen hatte. >Sie liebt ihn…< Sho hatte es nicht wahrhaben wollen, doch nun konnte er es wirklich nicht mehr verleugnen. Niemand anderes konnte ein junges Mädchen dazu bringen so kummervoll aufzusehen, als ihr Liebster. „Scheiße…“ Und so machte sich der Sänger wieder auf den Weg zu seinem Motorrad, dabei zu spüren glaubend, wie sein Herz nach und nach auseinander riss…
 

Kaum hatte Sho den Raum verlassen kullerten die ersten Tränen über ihr Gesicht. Eine nach der anderen kullerte über ihre Wangen hinunter, ohne dass sie auch nur das Geringste dagegen tun konnte. Er würde sie verlassen. Er würde die Verlobung auflösen und sich eine Andere suchen, die nicht so vom Schicksal verflucht war wie sie. Die Tränen rannen nun wie Sturzbäche ihr Gesicht hinab, gequält aufheulend ließ sich Kyoko kopfüber in die Kissen sinken und weinte still in ihren Kopfpolsterbezug hinein. ‚Du bist weich geworden.’ raunzte ihr kleines Dämonchen kopfschüttelnd. ‚Die Liebe hat dich weich gemacht.’ Grimmig sah Kyoko auf. „Ga-gar nicht wahr! Ich bin nicht weich geworden!“ heulend, doch das veranlasste das kleine Dämonchen nur zu einem amüsierten Auflachen. ‚Ach, und wer heult sich da gerade die Augen aus dem Kopf wegen ihres Mistkerls von Freund? Pardon, wegen ihres Mistkerls von Verlobtem. Die Kyoko Mogami die ich kenne sicher nicht! Was ist aus der Kyoko-san geworden, die ihren Gegnern das Fürchten lehrte, ihren Feinden das Messer an die Brust setzte und einfache Passanten auf der Straße in Angst und Schrecken versetzte? Die Kyoko die ich kenne würde das nicht so hinnehmen!’ Schniefend richtete sich die Schauspielerin auf, schließlich hatte der kleine Dämon auch irgendwo Recht. ER hatte doch Mist gebaut, nicht sie! Was musste er auch immer gleich so eifersüchtig sein! Und überhaupt, er hätte sie gar nicht so anschnauzen brauchen, so ging man nicht mit seiner Verlobten um. Genau, ER hatte Mist gebaut, sie hatte ihn nur ausgebaut. Gewaltig ausgebaut. Gott, was hieß da ‚nur’? Sie schniefte wieder, sah auf ihre Hände hinab und bittersüße Erinnerungen überkamen sie. Wie Phantome huschten seine Hände über ihren Körper, seine Lippen über ihren Hals. Es riss ihr fast das Herz auseinander, sie wünschte sich ihn her, jetzt, sofort. >Wenigstens hattest du drei schöne Wochen…< dachte sie zweckoptimistisch, doch der Gedanke, dass diese Zeit nun vorüber sein könnte ließ sie wieder hemmungslos schluchzend in die Kissen zurück fallen. ‚Hoffnungslos’ seufzte der kleine Dämon, es sollte noch Stunden dauern, bis ihre schmerzlichen Tränen verebben und die lauschende Okami endlich aufatmen würde…
 

Verzweifelt saß Ren, den Kopf in die Hände gestützt, auf seiner Ledercouch im Wohnzimmer seines Appartements, vor ihm auf dem Glastisch stand eine halbleere Whisky-Flasche und ein leeres Glas. Was hatte er bloß getan? Er hatte sie direkt in Fuwas Arme getrieben, mit seiner Eifersucht. Was tat sie gerade? War er noch bei ihr? Kein Foltergerät der Welt könnte seinen Körper so entstellen wie diese Frage seine Seele zermürbte. Gott, er war so blöd. Wieso hatte er sich nicht beherrschen können? Stöhnend griff er nach der Whisky-Flasche und goss sich nach. „Kyoko…“ Was sollte er bloß machen, wenn sie aus seinem Leben verschwinden würde? Mit einem anderen Mann an ihrer Seite? Das würde er nicht überstehen! Krampfhaft zog sich sein Herz zusammen, während er den Whisky im Glas schwenkte wie einen guten Wein, und sich dann einen Schluck genehmigte. Tat das gut, wie er die Seele runter brannte. Sie durfte ihn nicht verlassen. Und wenn er sie auf Knien anflehen müsste zu bleiben, wenn sie ging dann… Er wollte den Gedanken nicht weiterverfolgen und leerte das Glas in einem Zug, als seine Augen plötzlich wässrig wurden. Sich vorzustellen wie sie ihm den Verlobungsring hinknallte, sagte, dass es aus sei, dass sie nicht mit einem Mann alt werden könnte, der ihr nicht vertraut, dass sie eigentlich nie aufgehört hat, Fuwa zu lieben… Er setzte die Flasche an den Mund. Nein, dieser Gedanke war unerträglich. „Kyoko, ich liebe dich…“ wimmerte er, wie man es nie von einem Ren Tsuruga erwartet hätte, nicht glauben könnend, dass es jetzt nach drei Wochen schon wieder vorbei sein sollte. Irgendwie schaffte er es ins Schlafzimmer und ließ sich voll bekleidet ins Bett fallen, noch so lange heiser ihren Namen in seinen Polster hauchend bis sich der Himmel gnädig erwies und ihn in einen mehr oder minder seligen Schlaf gleiten ließ.

Die Entschuldigungs-Sache

Hi Leute!
 

Vielleicht werdet ihr schon gemerkt haben, dass ich die Latte von DM auf DT gewaltig runter geschraubt habe. Das tut mir leid, aber ich bringe nicht mehr so viel Enthusaismus auf, weil ich einfach viel lieber über unglücklcih verliebte als über Pärchen schreibe, es macht mir zwar auch Spaß aber nicht so sehr wie DM.
 

Damit erklären sich auch die immer läneger werdenden Wartezeiten, und auch mit meinem Freizeitstress. :-))
 

Ich hoffe, ihr habt viel Spaß.

Wahrscheinlich werdet ihr mich für total durchgeknallt halten, weil das Kap eh toll ist, aber ich bin nun mal perfektionistisch - wenn ich mir die DM-Chaps, die mir selbst am besten gefallen haben und diese ansehe, meine ich einen Qualitätsunterschied zu bemerken.
 

Also, nochmal, lasst euch von meinem Gesudere nicht stören, sondern habt einfach Spaß dabei!
 

Lg,

eure Kyoko
 

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Kapitel 5 - Die Entschuldigungs-Sache
 

Als Kanae Kotonami am nächsten Morgen aufstand hatte sie noch keine Ahnung, welche Katastrophe sich im Daruma-ya ereignet hatte und ging somit auch ohne größere Sorgen in ihr Wohnzimmer, wo der altersschwache Telefonapparat in regelmäßigen Abständen ein grelles, rotes Licht aussandte. Das überraschte die junge Schauspielerin kaum, jetzt schon genervt drückte sie auf den ‚Wiedergabe-Knopf’. „Sie haben 94 neue Nachrichten.“ piepste das Gerät, davon war eine von Yashiro, eine von der Agentur und die restlichen 92 Nachrichten hatten ihr diverse Familienmitglieder aufs Band gesprochen. Entschlossen löschte sie den gesamten Speicher, nachdem sie die zwei für sie wichtigen Anrufe abgehört hatte und ging dann reue- und skrupellos wie sie war völlig unberührt ins Bad um sich frisch für einen neuen Tag zu machen.
 

Kyokos Augen fühlten sich an wie heraus gequollen, sie konnte nicht fassen, wie viel sie gestern geweint hatte. Ihr war ganz schummrig, vorsichtig tastete sie sich ins Bad vor, wo sie sich erstmal eiskaltes Wasser ins Gesicht spritzte. Heute stand ihr noch ein klärendes Gespräch bevor, dessen Ausgang vollkommen ungewiss war. Lustlos blinzelte sie in den Spiegel. Am besten dachte sie bis dorthin überhaupt nichts mehr. An gar nichts und an niemanden. Den Verlobungsring abzustreifen - neben Koon ihr geheimster Schatz - schien an diesem Morgen mehr eine Herausforderung als das simple Versteckspiel, das es eigentlich war, zu sein. Eine Weile lang verharrte sie in dieser Position, traurig Koon und den Ring musternd und sich fragen, warum die Menschen die ihr am liebsten waren immer gehen mussten. Ob er ihr verzieh, wenn sie sich entschuldigte? Oh, sie hoffte es so sehr! Die Angst steckte ihr jedenfalls in den Knochen, aber hey: sie wollte doch nicht mehr daran denken. Am Vormittag musste sie ohnehin in die Schule, vielleicht würde sie dort etwas Zerstreuung finden. Vielleicht.
 

„Uh…“ Stöhnend richtete sich Ren auf und sah sich verstört um. Entgegen aller seiner Gewohnheiten stand die Tür sperrangelweit offen, er hatte sich keinen Wecker gestellt, die Vorhänge waren nicht zugezogen und er wettete, dass die offene Whisky-Flasche sein Wohnzimmer in einen leicht alkoholischen Duft getaucht hatte. Und, ach ja: er trug immer noch seine gestrige Abendkleidung, in der er seine Liebste zur Weißglut und noch mehr getrieben hatte. Noch immer hatte er ihr Gesicht vor sich, wie sich ihre Augen schreckhaft weiteten als er das verstaubte falsche Lächeln ablegte und darunter der ganze Zorn eines blutenden Herzen sichtbar wurde. Wie sich der ängstliche Blick plötzlich wandelte und blanke Wut aus ihren Augen zu sprechen schien. Wie sie Fuwa ins Haus hinein schubste und fauchend und keifend - eine ganz neue Seite an ihr, kam ihm jetzt in den Sinn - ihre Missbilligung über seine Worte ausdrückte. Er seufzte und machte sich auf ins Bad, um eine dringend nötige Dusche zu nehmen. Noch konnte er hoffen. Er würde sich sofort bei ihr entschuldigen, wenn er sie sah. Und wenn es noch nicht zu spät war, würde sich alles wieder einrenken. Vielleicht.
 

Wer nun geglaubt hatte, Schule könnte tatsächlich Zerstreuung bieten, der irrte. Als Kyoko am Nachmittag aus dem Gebäude trottete hätte sie schwören können, dass ihr Hirn vor lauter Grübelei inzwischen nur noch aus Matsch bestand. Seufzend schwang sie sich auf ihr Fahrrad und wie auf Kommando begannen die ersten Regentropfen ihr Haupt zu benetzen. „Großartig. Einfach großartig.“ grummelte sie in sich hinein, heute sollte wohl einfach kein guter Tag werden. Entgegen aller Erwartungen schaffte sie es in die LME-Eingangshalle bevor es so richtig zum schütten anfing. Träge bewegte sie sich vorwärts, zu ihrem Glück oder Unglück - ganz sicher war sie sich da nicht - schien Ren hier nirgends zu stecken und so konnte sie sich getrost auf in Richtung Lift machen, der sie in den 2. Stock zu einer Besprechung für ‚Bridge Rock’ bringen sollte, in der sich unter anderem auch klären sollte, ob Kyoko weiterhin Bou spielen würde oder nicht. Nicht, dass sie ihren Job nicht gut machen würde - gut, auch eine Sache des Blickwinkels - aber Sawara schien noch einige attraktivere Angebote für sie eingeholt zu haben und so war ihre Zeit knapp bemessen. Der Lift war leer und das war Kyoko auch recht so, unwirsch drückte sie die 2 und fragte sich, wie es bloß weitergehen sollte, als die Tür aufging und sie plötzlich Ren vor sich stehen sah. Einen Moment lang starrten sie sich beide nur an, die Zeit schien kurz stehen zu bleiben, dann blitzte der Zorn wieder zwischen ihnen auf. Vollkommen vergessen waren die Tränen und die Verzweiflung der letzten Nacht, als sie einander gegenüber standen waren wieder die Worte im Raum, die eigentlich niemand hatte sagen wollen. „Na, schöne Nacht gehabt?“ „Oh, du kannst dir gar nicht vorstellen wie schön!“ Wütend stapften sie aneinander vorbei, Ren in den Lift und Kyoko in den Flur, beide vor lauter Rage nicht mehr Herr - oder im Sinne von Gender Mainstreaming Dame - ihrer Sinne.
 

Kaum hatte sich die Lifttüre hinter Ren geschlossen verpuffte jedes noch so kleine Fünkchen Wut und der Schauspieler griff sich ans Hirn. Was sollte das denn? Er wollte sich doch entschuldigen! Stattdessen hatte er sie schon wieder angegiftet. Fluchend tat er ein paar Schritte im engen Fahrstuhl um sich dann seufzend gegen die Wand zu lehnen. Mal ehrlich, wie konnte man nur so unfähig sein? Wie erwartet war sie stocksauer auf ihn, und er hatte das Feuer nur noch geschürt. Ihre Bemerkung ging ihm wieder durch den Kopf. Das hatte sie doch nur gesagt um ihn zu ärgern, oder? Sie hatte doch nicht tatsächlich eine ‚schöne’ Nacht mit Fuwa verbracht? Die wieder aufkommende Eifersucht quälte sich durch sein Hirn, nur gut dass sich in Fahrstühlen nur selten zerbrechliche Objekte befinden, denn dann wäre die Gefahr groß gewesen, dass diese zu Bruch gegangen wären. Im Erdgeschoß angelangt stieg er aus und die schlechte Laune war ihm anzusehen, überrascht sah ihn sein Manager an. „Woah, wie siehst du denn aus? Hast du dich etwa mit Kyoko-chan gestritten?“ Einen bitterbösen Blick später fühlte sich Yashiro in seiner Vermutung bestätigt. Streit mit Kyoko. Was sonst?
 

„AH… oh nein… ne-hein!“ Mit angstgeweiteten Augen starrte Kyoko die Lifttür an. Was hatte das denn werden sollen? Sie wollte sich doch entschuldigen! Fluchend begann sie im Kreis zu gehen. Wie hatte sie bloß so etwas sagen können? Was war bloß in sie gefahren? „Oh nein, nein, nein…“ Das war gar nicht gut. Er war stinksauer. Und was sie sich gerade geleistet hatte war ungefähr so hilfreich wie Feuer mit Benzin zu löschen. Wie konnte man es nur derart vermasseln? „Sag mal wartest du auf den Lift oder führst du einen Regentanz auf?“ Abrupt blieb Kyoko stehen und sah überrascht zu ihrer besten Freundin hoch. „Meine Liebe!“ Kanae musterte die junge Schauspielerin mit einer gewaltigem Portion Skepsis im Blick, ihre Intuition sagte ihr, dass sie jetzt besser einfach weitergehen sollte, wenn sie sich nicht irgendwelche Probleme aufhalsen wollte, doch stattdessen fragte sie: „Ist irgendwas?“ Sie bereute die Frage schon beim Stellen, doch normalerweise gab es immer irgendeinen verqueren Grund für Kyokos wunderliches Rumgehopse vor etwaigen Türen oder Fluren. Und meistens begann der Grund mit ‚R’ endete mit ‚en’. Hoffnungsvoll wie ein kleines Schoßhündchen sah Kyoko ihre Freundin an, bevor sie mit glitzernden Tränen in den Augenwinkeln anfing: „Meine Liebe, ich hab’ lauter dumme Sachen gemacht!“ Kanae schenkte ihr einen Blick à la ‚Ist das was Neues?’, ungerührt sprach Kyoko weiter. „Und jetzt ist Ren stinksauer auf mich!“ >Oh, mal was anderes.< dachte Kanae ironisch und bevor Kyoko weiter jammern konnte meinte sie: „Halt! Dauert die Geschichte länger als 5 Minuten?“ Perplex blinzelte Kyoko die Tränen weg und stotterte: „Ah… ja, schon… irgendwie…“ „Dann habe ich jetzt gerade keine Zeit für dich. Ich muss zu Sawara-san.“ „A-aber meine Liebe-“ Kyoko hätte mit ihrem Blick jedem Dackel Konkurrenz gemacht, augenrollend unterbrach Kanae sie. „Ach komm, er liebt dich doch über alles, du kannst gar nichts angestellt haben, was er dir nicht verzeihen würde.“ Als ihre Freundin daraufhin aber keineswegs erleichterter aussah, versprach Kanae ihr genervt, nachher mit ihr in ein Café zu gehen, wenn sie bei Sawara-san und Kyoko bei ‚Bridge Rock’ fertig waren.
 

„Und wie steht es mit der Liebe, Tsuruga-san? Immer noch Single?“

„Ja, ich konzentriere mich nur auf meine Arbeit.“

„Immer noch?“

„Ja, immer noch.“

„Und Sie wünschen sich nicht manchmal-“

„Nein, ich bin zufrieden so wie es ist.“

Innerlich seufzte Ren laut auf. Irgendwie fielen diese verdammten Interview-Termine immer auf die miesesten Tage.

„Aber bei unserem letzten Interview wirkten Sie glücklicher als heute…“

„Das müssen Sie sich eingebildet haben. Ich liebe meine Arbeit.“

„Oh, sind Sie etwa ein Workaholic?“

Die Interviewerin zwinkerte ihm zu und er zwang sich zu einem Lächeln.

„Manchmal schon, ja.“

Was Kyoko wohl gerade machte? Vielleicht sollte er sie nachher anrufen. Je länger er mit der Entschuldigung brauchte, desto wütender würde sie wahrscheinlich werden. Sie würde ihm doch verzeihen, oder? Aber übers Telefon entschuldigen wäre unpersönlich, sagten viele Frauen… Wie lange würde sie heute noch arbeiten? Hatte sie irgendwann etwas darüber gesagt?

„Tsuruga-san?“

„Ah… ja?“

„Ich fragte Sie gerade, was wir uns von ‚Blue Love’ erwarten dürfen?“


 

Geschlagene 20 Minuten später war das Interview endlich zu Ende, erleichtert ging Ren hinaus, wo sein Manager, der wie immer als stiller Beobachter mit von der Partie gewesen war ihn sogleich zur Rede stellte. „Sag mal, wo warst denn du bitte während des Interviews?“ „Was meinst du?“ „Ich meine, dass du mittendrin plötzlich geistig abwesend warst. Sei froh, dass sie’s dabei belassen hat, das hätte noch unschön enden können.“ Rens Miene wurde immer saurer, ihn interessierte dass alles nicht mehr, er wollte nur noch zu Kyoko. „Jetzt hör auf so böse zu schauen, warum auch immer du und Kyoko-chan gestritten habt, das wird sich schon wieder einrenken. Verstehst du mich, sie darf sich nicht so auf deine Arbeit auswirken, das könnte bös’ enden.“ Yashiro seufzte, er wollte doch nur das Beste für seinen Schützling. „Jetzt sag doch was, Ren. Oder muss ich den morgigen Dreh verschieben? Soll ich ihnen sagen ‚Tut mir leid, unser Schauspieler ist krank vor Liebeskummer und zerfließt vor Selbstmitleid?’“ Wenn überhaupt möglich sah Ren ihn nun noch finsterer an als vorher. „Natürlich nicht. Ich spiele morgen und weder macht Liebeskummer krank noch zerfließe ich vor Selbstmitleid.“ Yashiro gluckste. „Also wenn du morgen so spielst wie du gerade dieses Interview gehalten hast, dann würde ich dagegen wetten.“ Ren seufzte genervt auf, in etwas versöhnlicherem Ton schlug Yashiro vor: „Gehen wir noch was trinken?“ aber Ren schüttelte den Kopf. „Ich muss noch etwas erledigen.“ Kein Zweifel, was das war. Glück zu wünschen war nicht notwendig, meinte wenigstens einer der beiden Herren, die nach wenigen Sekunden vom Plural zum Singular dezimiert wurden.
 

„Und, was hältst du davon?“ fragte Sawara, Leiter der Talent-Section und somit auch der Love-Me-Section eine seiner beiden Erfolg versprechenden Jungschauspielerinnen Kanae Kotonami. Sie schien kurz nachzudenken. Es war eine anspruchsvolle Rolle mitten in einem geschichtlichen Epos, das viel Aufsehen erregen würde. Aber eines… „Eines ist mir noch nicht ganz klar, Sawara-san, und zwar das“, meinte sie und zeigte auf das wimmernde Etwas neben Sawara, auch Rory Takarada genannt, der aus irgendwelchen nur ihm verständlichen Gründen auf einem verstellbaren Stuhl saß der so eingestellt war, dass er einen Kopf kleiner als sein Untergebener wirkte. „Naja…“ begann Sawara, einen Seitenblick auf seinen weinerlich schmollenden Chef werfend, „Dieser Job wäre sehr zeitintensiv, und deshalb - ich meine, du bist ja auch verliebt, das spricht ja auch dafür - würdest du endgültig keine Love-Me-Aufträge mehr bekommen, also… wärst du keine Love-me-Praktikanntin mehr.“ Der Präsident warf einen Blick durch die Runde, der fast schrie: ‚Sie ist noch nicht so weit’, doch Kanae sagte: „Dann bin ich sofort dabei.“ Sawara und Kanae klärten noch einige kleine Formalitäten während der schmollende Präsident immer mal wieder so Sätze einwarf wie: „Du lässt einfach so deine Kameradin im Stich?“, „Ich kann nicht glauben, dass sie tatsächlich schon flügge sein soll“ und „Bist du dir wirklich sicher, dass du dein Herz schon wieder vollständig geöffnet hast? Soll ich mal mit Yashiro-san sprechen?“. Als ihm dann aber endlich klar wurde, dass Kanaes Entscheidung endgültig war, wünschte er ihr noch viel Glück, erklärte ihr, dass seine Schulter extrem saugfähig wäre und sie natürlich die Love-Me-Uniform behalten dürfe. >Etwas verstörende Glückwünsche…< dachte Kanae bei sich, während sie zu dem mit Kyoko vereinbarten Treffpunkt ging, wo ihre Freundin schon wartete. „Und, wie lief es mit ‚Bridge Rock’?“ Kyoko verzog eher unglücklich das Gesicht. „Ich war nicht bei der Sache… ich konnte mich einfach nicht konzentrieren und die Jungs haben das in den falschen Hals bekommen. Sie meinten, es würde mich anscheinend ohnehin nicht mehr interessieren und dann hat sich auch noch der Produzent, der mich von Anfang an nicht mochte, eingemischt… naja, Sawara-san hat mir ja geraten auszusteigen, und so bin ich eben ausgestiegen worden…“
 

Im Endeffekt hatte Kanae viel geredet und Kyoko wohl nicht einmal die Hälfte davon geglaubt. Einige ihrer Worte schwirrten ihr noch im Kopf herum, als sie nach dem Cafébesuch zuhause im Bett lag und ihren Polster an sich drückte. „Ihr zwei seid ja eine Chaos-Partie“, hatte Kanae kopfschüttelnd gemeint. „Aber ich verstehe nicht, warum du dich so sorgst, der Mann ist doch verrückt nach dir. Der verzeiht dir, wenn du auch nur mit den Fingern schnippst. Außerdem hat er genauso Mist gebaut.“ Kyoko seufzte. Wie leicht das Leben wäre, könnte sie nur glauben, was ihre Freundin ihr gesagt hatte. Sie war vollkommen planlos. Es gab aber auch wirklich nichts, was sie auf die Reihe brachte. Wie hatte sie nur glauben können, fähig zu sein, eine Beziehung aufrechterhalten zu können? Gerade als ihr wieder die Tränen hoch kamen, hörte sie das wohlbekannte Geräusch von Stein der auf Glas trifft. >Nicht schon wieder, Sho…< dachte sie, und ihre Laune sank sogar unter den Tiefpunkt. Für den hatte sie jetzt wirklich keine Nerven. Unwilliger denn je wankte sie auf zum Fenster und riss es auf. „Verz-…“ Ihr blieb das ‚Verzieh dich!’ im Hals stecken, als sie sah, dass es nicht Sho war, der verzweifelt Steine an ihr Fenster warf.
 

Ren brachte im ersten Moment keinen Laut hervor, während Kyoko ihn anstarrte, als wäre er ein vom Himmel herabgefallener Marsmensch. Sein Magen drehte sich um, bei dem Gedanken, dass dies seine letzte Möglichkeit als ihr Verlobter mit ihr zu sprechen sein könnte. Er durfte es jetzt nicht vermasseln. Am liebsten hätte er den Kopf in den Sand gesteckt, stattdessen sah er geradewegs hinauf in die Augen seiner Angebeteten, süße Trauer in den seinigen. „Kyoko, ich…“ Das würde nichts werden.
 

Kyokos Herz schien stehen geblieben zu sein, während Rens Haltung immer mehr innere Sammlung vermuten ließ. >Das kann nicht das Ende sein.< Von weit entfernt hallte Kanaes Stimme in ihrem Kopf, ermutigend und Hoffnung schenkend. Sie versuchte ihre nervöse Atmung zu regulieren und dem Drang sich zu verstecken Einhalt zu gebieten.
 

„Kyoko“, begann er, mit ernster Stimme und einer Spur Trotz. Und Hoffnung. „Wenn mir jemals etwas leid getan hat, dann mein Verhalten gestern Abend. Und heute.“ Ganz klar, sie war eingeschlafen, träumte selig vor sich hin, denn ihr Hirn vermischte ganz offensichtlich Ren und Romeo. Gleich würde sich vor ihr ein Balkon auftun und er würde ihr seine ewige Liebe schwören. „Und wenn ich auch nur irgendetwas zu meiner Verteidigung hervor bringen kann, dann dass ich aus Liebe gehandelt habe.“ Jetzt hörte es sich selbst für Ren schwülstig an. Hoffentlich merkte sie nicht, dass das der Text einer seiner früheren Rollen war, aus einem sehr unbekannten Film in Amerika (der übrigens gewaltig floppte), den nicht einmal der Präsident kannte. Zum Glück. „Ich weiß, ich habe nicht das Recht, dich um etwas zu bitten, aber ich bitte trotzdem, nein, ich bettle: verzeih es mir.“ Treuherzig sah er hoch, doch zu seiner großen Enttäuschung war sie vom Fenster verschwunden. Es war eben doch zu kitschig, das kaufte sie ihm nicht ab. Ohne Drehbuch war er aufgeschmissen, vielleicht war er ein toller Schauspieler, aber nicht mehr. Wenn ihm jemand wichtig wurde mutierte er zum zwischenmenschlichen Versager.
 

Sie hatte ihn noch nie so sprechen hören, und es war ihr auch ziemlich egal wie er sprach, denn es war der Inhalt, der ihr Herz mit 100 Watt durchströmte. Und ja, wie wir alle wissen steht Kyoko nun mal auf Kitsch. Doppel-Jackpot, also. Kaum hatte sie realisiert, dass er nicht wütend war, nein sogar sie um Verzeihung bat, lief sie hinunter. Die Treppe flog sie praktisch hinunter, so stark war das Verlangen sich ihm endlich wieder in die Arme werfen zu können und ihn zu küssen bis ihre Lungen empört nach Luft schreien würden. Die Tür knallte lautstark, als Kyoko sie aufstieß und Ren sprang vor Schreck beinahe zurück. „Kyoko?“ Déjà-vu. Hoffnungsvoll sahen sie sich an und ihre Blicke erzählten ihnen mehr als 1000 Worte. Ren lief Kyoko entgegen und sie antwortete ihm mit einem zärtlichen Kuss. „Kyoko, ich-“ „Sht“, unterbrach sie ihren anscheinend schwer von Begriff seienden Verlobten und setzte ihren Kuss fort, mit einer Intensität, die ihm nach diesen schrecklichen, grauenvollen Tag mit der Aussicht auf ein Leben ohne sie schier umhaute. Wie Ertrinkende klammerten sie sich aneinander, als wäre ihr Kuss Sauerstoff, ihre Nähe die einzige Rettung. Die Küsse wurden leidenschaftlicher, fordernder, irgendwie stolperten sie durch die Tür, hinauf in Kyokos Zimmer, wo sie sich sanft aufs Bett fallen ließen, überglücklich wieder den Körper des Anderen nah bei sich haben zu können. Rens Hände zitterten, während sie über ihren Körper fuhren, sanft presste sich Kyoko an ihn. Kurz bäumte sich ihr Unterleib auf, als sie seine Erektion spürte, nur um sich gleich danach wieder hinzustrecken, wie ein Magnet zu seinem Gegenpol. Leise stöhnte sie zwischen zwei drängenden Küssen auf, was Ren dazu brachte, den Off-Schalter seines Gehirns zu betätigen, und ohne an etwas Anderes als das hier und jetzt denken zu können entledigte er sich unter starker Mithilfe Kyokos seines Hemdes. Langsam strich Kyoko mit ihren Händen über seinen nackten Oberkörper, sie wollte seine Haut spüren, seine nackte Haut auf ihrer. Es dauerte nur wenige Sekunden bis auch ihr T-Shirt am Boden lag. Als sie unbeabsichtigt über seinen Schritt strich, konnte er sich nicht mehr halten und riss ihr ihren BH herunter. Noch nie hatte sie einen Mann ihre nackte und ihrer Meinung nach komplett flache Brust sehen lassen, und sie hatte eigentlich gedacht, sie würde sich schämen, doch im Moment gab es nichts was ihr egaler gewesen wäre, denn seine Erektion an ihrem Schenkel machte sie selbst durch den Stoff der Jeans ganz verrückt, ihr Slip wurde feucht und ihr ganzer Körper prickelte, nur darauf ausgerichtet, ihm so nahe wie möglich zu sein. Ihm ging es nicht anders (welch Überraschung…), sanft nahm er seine Hände um ihre Hüften und drehte sich mit ihr um, so dass er auf ihr lag und diese Bewegung ließ sie lauter aufstöhnen als sie gewollte hatte, als plötzlich die Türe aufging…

Kap 6 - Catched red-handed

Hallo Leute!
 

Es tut mir soooo unendlich leid, dass ihr so lange warten musstet!

Ich musste jetzt ein dreimonatiges Praktikum absolvieren, und hatte kaum Zugang zum I-net... zu meiner Schande muss ich auch gestehen... es ist kurz geworden... gomen gomen gomen....
 

Ich hoffe, es gefällt euch :D
 

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Kapitel 6 - Catched red-handed
 

Ein entsetzter Laut kam aus der Kehle der Okami und mit einem „Oh mein Gott!“ verdeckte sie ihre Augen mit der Hand und drehte sich zur Seite. Etwas zeitversetzt entfloh auch Kyoko ein erschrockener Schrei und sie wollte nach der Decke greifen um ihre Blöße zu bedecken, aber Ren hatte sie ihr schon halb um den Körper gewickelt, als er sanft vom Bett (und von ihr) herabgestiegen war. Kurz war es still, und die Stille war dermaßen still, dass Kyoko glaubte, ein neues Wort erfinden zu müssen, um diese Situation ausreichend beschreiben zu können. Während die in flagranti ertappte junge Frau nun mit der Decke eng an sich gepresst mit der Gesichtsfarbe kämpfte, konnte die Okami nicht aufhören, Gebete auszustoßen und schämte sich selbst dafür, ihre halb-verdeckten Augen kaum von dem nackten Oberkörper des Verlobten ihrer Ziehtochter abwenden zu können. Wer hätte auch je damit gerechnet, dem berühmten, attraktiven Ren Tsuruga einmal im Schlafzimmer gegenüber zu stehen? Der attraktive Verlobte war sich seiner Wirkung bewusst - allerdings auch dem Eindruck, den er gerade vermittelte. Ren hatte ja schon Erfahrung damit, sich unter der Nase zorniger Väter davon stehlen zu müssen, aber wie sollte er seiner geschockten Schwiegermutter erklären, was er gerade mit dem Mädchen, das er liebte, hatte machen wollen?

Es blieb ihm erspart, sich selbst etwas einfallen lassen zu müssen, denn plötzlich hallten Schritte herauf. Die Frauen, die als Erstes kapierten, was das zu bedeuten hatte, tauschten geschockte Blicke aus, und als ein fragendes „Kyoko-chan?“ dazu kam, wurde auch Ren bleich. Die schweren Schritte des Chefs kamen mit jeder Sekunde näher und Kyoko hätte schwören können, dass sie alle drei für einen Moment aufgehört hatten zu atmen, bis die Okami plötzlich die Tür zustieß.

„… Kyoko-chan?“ drang die verwirrt-misstrauische Stimme des Chefs durch die geschlossene Tür, und Ren konnte von Glück reden, dass er trotz allem noch einen guten Stand bei seiner Schwiegermutter hatte, denn diese tat ihr Bestes, um ihren Mann abzuwimmeln. „Es tut mir leid, aber Kyoko-chan kann gerade nicht.“ Zu sehr damit beschäftigt tomatenrot dabei zuzusehen, wie ihr Freund nach seinem Hemd suchte. Leider ließ sich der Chef mit einer so vagen Begründung nicht abspeisen. „Ist irgendetwas passiert?“ Noch nicht, antwortete die rüstige Dame in Gedanken, während Ren das inzwischen gefundene Kleidungsstück mit der Leichtigkeit eines Mannes, der es gewöhnt war, öfters mal schnell verschwinden zu müssen, überstreifte, was der Okami eher missfiel - die Leichtigkeit, nicht das Bedecken des Oberkörpers. „Nein, nichts!“ Es war klar, dass Ren verschwinden musste. Er gab Kyoko noch einen kleinen Abschiedskuss, und ging dann Richtung Fenster. Die junge Frau brauchte einen Moment, um zu realisieren, was ihr Freund vorhatte. „Nein!“ Klug wie sie war, hatte sie das laut genug gesagt, um den draußen stehenden Chef misstrauisch zu machen. „Was ist da drinnen los?“ Während die Okami mit einem nervösen „Nichts, nichts!“ antwortete, hüpfte Kyoko mitsamt Decke aus dem Bett und lief mit flehendem Blick zu ihrem Schatz. „Du willst doch nicht wirklich aus dem Fenster klettern?!“ flüsterte sie, aber der Blick den sie von Ren retour bekam, sprach Bände. Es war ungefährlicher aus dem Fenster zu springen, als sich mit dem Chef anzulegen. Fassungslos schüttelte Kyoko den Kopf und auch die Okami schien nicht so erfreut über Rens Pläne. „Tsuruga-san-“ „TSURUGA??“ Erschrocken hielt sich die ältere Frau die Hand vor den Mund, aber zu spät, schon musste sie sich gegen den Druck der Türe stemmen. Jetzt hieß es schnell handeln. Ohne lange zu überlegen zog Kyoko Ren zu ihrem Bett und deutete ihm, sich darunter zu verstecken. „Schatz, du weißt schon, wie groß ich bin, oder?“ „Besser als aus dem Fenster zu springen!“ „Nicht springen - klettern.“ „Ren!“ „Schon gut, ich mach’s ja.“ Ein Krachen der Tür ließ Ren in rekordverdächtiger Geschwindigkeit unter dem Bett verschwinden. Gerade noch rechtzeitig, denn in diesem Moment verlor die Okami den Kampf gegen ihren Mann und die Tür fiel auf. Der Chef sprintete herein - und wurde augenblicklich rot. Vor ihm stand seine Ziehtochter, nur in eine Decke gewickelt - er wusste ja nichts von den Jeans darunter - und sah ihn verwirrt und unschuldig an. Kein Tsuruga weit und breit. „Entschuldigung… ich wusste nicht…“ stammelnd schlich er wieder aus dem Zimmer, gefolgt von einer ihn scheltenden Okami. Als sich die Tür wieder schloss, kam Ren unter dem Bett hervor. „Das nächste Mal gehen wir besser zu mir“, meinte er, sich streckend und sich neben Kyoko aufs Bett setzend. „Das nächste Mal?“ fragte diese überrascht, und sie zu sich ziehend und ihr einen Kuss auf die Lippen hauchend antwortete er: „Nur wenn du es willst…“
 

„Du hast es ihnen gesagt?“ Verblüfft blickte Yashiro in die nervösen Augen seiner Freundin. „Indirekt. Ich habe es meinen Brüdern gesagt.“ Grinsend küsste er sie, sichtlich erfreut über diesen Schritt. Kanae war es weniger. „Es wird furchtbar. Ich hatte 92 Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Sie werden nicht eher ruhen, bis ich dich mitschleife.“ Yashiro hätte sie zwar lieber weiter geküsst, als dieses Thema zu diskutieren, aber was sein musste, musste sein. Seufzend nahm er ihre Hand, während sie sich auf dem Weg zum Auto machten. Auch das machte ihm sichtlich mehr Freude als ihr. „Dann schleifst du mich eben mit. Ich hab’ dir doch schon gesagt, dass ich deine Familie kennen lernen will.“ Er hielt ihr die Türe auf - ganz gentleman-like, hatte er sich wohl von Ren abgeschaut - und platzierte sich selbst auf der Fahrerseite. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist“, murmelte Kanae, jedoch laut genug, dass Yashiro es hörte. „Wieso nicht? Meinst du, ich würde dich blamieren?“ scherzte er, woraufhin er einen ungläubigen Blick von Kanae kassierte. „Du?? Nein, die Irren von meiner Familie!“ Sie schüttelte den Kopf und Yashiro schmunzelte. „Ach komm, so schlimm kann deine Familie gar nicht sein. Ich arbeite im Show-Biz, mir kommen tagtäglich Irre unter.“ Kanae verdrehte die Augen. „Du hast keine Ahnung.“ „Ich wette, dass deine Familie nicht halb so irr ist, wie du glaubst.“ „Die Wette verlierst du.“ „Heißt das, ich darf sie kennen lernen?“ Shit, Eigentor. Das Auto blieb neben Kanaes Wohnung stehen und es fehlte noch eine Antwort. „Na?“ Sie seufzte. „Wenn du meinst. Ich sag’ dir, du wirst das bereuen. Und ich erst.“ Der Manager lachte und küsste sie noch einmal lang und innig, bevor sie endgültig aus dem Auto stieg. „Danke, meine Liebe.“ „Nicht ‚meine Liebe’. Das darf nur Kyoko sagen…“
 

Als die Okami gut eine Stunde später - nachdem sie es endlich geschafft hatte einen Grund zu finden, den Chef in die Stadt zu schicken - wieder in Kyokos Zimmer kam, hätte sie die Tür am Liebsten gleich wieder zugemacht, denn Kyoko und Ren lagen kuschelnd im Bett. Kyoko hatte sich noch nicht mal angezogen. Seufzend machte die Okami auf sich aufmerksam. „Oh!“ Sofort versuchte Kyoko von ihrem Freund weg zu rutschen - die Decke war dabei wirklich hinderlich -, aber er zog sie wieder zu sich, gab ihr einen kurzen Kuss und flüsterte „Ich liebe dich“, bevor er selbst aufstand. „Es tut mir leid, dass wir Ihnen heute solche Umstände bereitet haben“, entschuldigte er sich mit einem Lächeln, das die ältere Frau förmlich zerfließen ließ und ihr Sekunden später wieder Gewissensbisse einbrachte, da man über den Verlobten der Ziehtochter nicht so denken durfte. „Seid bitte einfach vorsichtig“, meinte sie zum Abschied, als Ren leichtfüßig die Treppe hinunter stieg - man konnte die rosa Wolke um seinen Kopf praktisch sehen.

Nachsichtig lächelnd sah ihm die Okami nach, als Kyoko sie aus ihren Gedanken riss. „Es tut mir so leid!“ Sie schlurfte mit der Decke um den Körper zu ihrer Ziehmutter, den Mund schon zu weiteren Entschuldigungen geöffnet. „Zieh dich bitte erst einmal an, Kyoko-chan“, meinte die ältere Frau und bewegte sich seufzend aus dem Zimmer. „Und dann würde ich noch gerne mit dir reden. Ich warte unten.“ Mit dieser Hiobsbotschaft ließ sie die junge Frau alleine und wanderte kopfschüttelnd nach unten.
 

„Uff…“ Erschöpft ließ sich Kyoko wieder aufs Bett sinken. Alles war so turbulent gewesen. Sie konnte noch immer nicht fassen, dass sie fast… Die Erinnerung ließ heiße Schauer über ihren Körper gleiten. Ren hatte das Thema die letzte Stunde eher gemieden, obwohl Kyoko so erpicht darauf gewesen wäre, mit ihm darüber zu sprechen, auch wenn allein der Gedanke sie knallrot werden ließ. Eigentlich wollte sie es ja. Gut, sie waren vielleicht noch nicht so lange zusammen, aber bei ihnen lief einiges nicht so ab, wie bei anderen Paaren. Kyoko hatte das Gefühl, ihn schon Ewigkeiten zu kennen - wenn sie nur wüsste - und vertraute ihm vollkommen. Und ihr Körper war mehr als bereit, wie er heute bewiesen hatte. Genau wie ihr Herz. >Ich sollte mich besser anziehen…< schoss es ihr durch den knallroten Kopf. Wo war bloß ihr BH hingekommen? Sie suchte und suchte, aber als sie ihn schließlich fand, musste sie feststellen, dass sie mit dem nicht mehr viel anfangen können würde. Ren hatte ihn im Eifer des Gefechts nicht aufgemacht sondern im wahrsten Sinne des Wortes heruntergerissen - mitsamt den Verschlusshäkchen. Das verhalf nicht gerade zur Linderung Kyokos hochroter Gesichtsfarbe, eilig holte sie einen Neuen aus dem Kleiderschrank und warf sich auch gleich ein neues Top über - wer wusste, wie lang die Suche nach dem Alten dauern könnte?
 

Als Kyoko die Treppe hinunter kam, saß die Okami schon geduldig wartend am Tisch, eine Tasse Tee, die sie noch kein einziges Mal angerührt hatte, vor sich, und eine für Kyoko ihr gegenüber. Etwas nervös setzte sich die junge Frau. „Kyoko-chan…“ begann die ältere Dame und ihr Ton verriet die Ernsthaftigkeit des Themas. „Ich möchte mit dir über etwaswichtiges sprechen.“ Wir alle wissen natürlich, was jetzt kommen würde. Kyoko nicht. „Über Sex.“
 

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Gomen gomen gomen, nocheinmal, ich weiß wirklich nicht, wann ich daran weiter arbeiten kann... *um vergebung bittet*

Family is Family is Family

Hallo Leute!
 

Wuhu, ich habs tatsächlich mal wieder in angemessener Zeit geschafft ein Kapitel fertig zu bekommen :-))
 

Ich hoffe, es gefällt euch, und viel Spaß!
 

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Kapitel 7 - Family is Family is Family
 

Mit einem Klirren fiel die Tasse vom Tisch und ließ reichlich Bestürzung zurück. Kaum hatte die Okami ihren Themenwunsch geäußert, war Kyoko entsetzt kreischend aufgesprungen, und ihr Schwung hatte das sonst so penibel gehütete Porzellan zu Fall gebracht. Ein kurzer Moment der Stille folgte, in dem beide versuchten, die Situation zu erfassen, bevor Kyoko mit Tränen in den Augen anfing, Entschuldigungen zu wimmern. „Das tut mir so leid, Okami-san, ich wisch' es sofort auf! Es tut mir so leid, und das nachdem sie mir gerade so geholf-“ Ab diesem Zeitpunkt flossen die Tränen in Strömen, hatte Kyoko doch undankbarerweise das Lieblingsgeschirr ihrer Retterin zerbrochen! Es war ein ganzes Stück Arbeit für die Ziehmutter, ihr Töchterchen zu beruhigen, vor allem da es ihr schleierhaft war, wie man nach der Aktion, die Kyoko vorhin noch geliefert hatte, so auf dieses zwar zugegebenermaßen peinliche, aber natürliche Thema reagieren konnte. „Kyoko-chan, bitte setz dich wieder, ich mache das schon“, versuchte sie das Mädchen zu beruhigen, auch in der Hoffnung, dass sie sich währenddessen seelisch auf das kommende Gespräch einstellen würde. Wenig später waren sämtliche zerbrechlichen Gegenstände in ihrer Nähe entfernt worden, und die Okami startete einen zweiten Versuch. Weit kam sie nicht. „Ky-“ „Bitte, Okami-san, wir müssen nicht darüber reden, ich weiß längst alles darüber“, flehte sie. „Wir hatten Sexualkunde in der Schule, in Kyoto“, setzte sie widerwillig nach, denn genau das war der Grund, warum sie sich partout nicht von ihrer Ziehmutter „aufklären“ lassen wollte. Der Sexualkundeunterricht war eine der traumatischsten Erfahrungen, die sie je gemacht hatte. Die Lehrerin hatte jede sich bietende Möglichkeit ergriffen, in ihren Ausführungen über die männliche Potenz auf Sho anzuspielen, und die Mädchen in ihrer Klasse übertrumpften sich gegenseitig mit dummen Fragen, die alle nur dazu gedacht waren, Sho zu beeindrucken, während sie - die damals sogar neben ihrem geliebten Shotaro gesessen hatte, weil die verschiedenen Jahrgangsstufen zusammen gelegt worden waren - in diesen Stunden durch ihre flache Brust nicht wegen ihrer sekundären Geschlechtsmerkmale interessant sein konnte, und auch wegen ihrer naiven und leicht prüden Art immer mehr in einem undurchsichtigen Nebelschleier zu versinken drohte. Also insgesamt keine sehr schöne Erfahrung, und alles mal wieder wegen Sho. >Hey, du hast ihm doch verziehen!< meldete sich eine Reinherzige zu Wort, aber das war Kyoko schnuppe, verzeihen konnte sie ihm später auch noch mal, wenn er sie gerade nicht an die vielen Traumata erinnerte, an den allen nur er schuld war. Ren wäre wohl sehr erfreut, über diesen Gedankengang. Die Okami seufzte, um dann in etwas verzweifeltem Ton wenigstens: „Aber ihr verhütet doch?“ zu fragen, bevor sie sie in die Freiheit entlassen musste, woraufhin Kyoko knallrot: „Natürlich!“ erwiderte, obwohl das Ganze unklugerweise wohl ohne stattgefunden hätte, wäre die Okami nicht herein geplatzt, oder irgendjemand von ihnen beiden hätte die Notbremse gezogen. Das war noch verbesserungswürdig, aber der Rest hatte ihr gefallen…
 

Entfernt ähnliche Gedanken hatte auch Ren, als er mit etwas überhöhter Geschwindigkeit über die Straße rauschte. Wie verantwortungslos er gehandelt hatte! Sie hätte schwanger werden können (er bezweifelte doch stark, dass Kyoko Kondome in ihrem Zimmer herum liegen hatte)! Natürlich wünschte er sich, irgendwann eine Familie mit ihr zu gründen, aber doch noch nicht jetzt! Sie war erst 17! Und doch konnte er sich eines Grinsens nicht erwehren. Halb glücklich, halb in bedeutungsschwangeren Gedanken, parkte er ein und fing sein Handy heraus. „Darf ich dich morgen abholen?“ Und als ob sie nur darauf gewartet hätte, kam zwei Sekunden später eine Antwort SMS. "Liebend gern."
 

„Du hast deiner Familie doch gesagt, dass wir heute kommen, oder?“ Leicht genervt schlug Kanae die Autotür zu. „Ich bin doch nicht wahnsinnig“, erwiderte sie, als sei diese Antwort das Normalste überhaupt. „Und was, wenn sie dann heute gar nicht da sind?“ fragte Yashiro etwas irritiert und misstrauisch, sich von ihr in seiner Skepsis gegenüber ihrem Angebot nur bestärkt fühlend. „Dann haben wir Glück.“ >Und das habe ich selten.< Sie gingen ein Stück nach vor, Kanae in ihrer Tasche kramend und Yashiro schweigend vor gedämpfter Vorfreude, Nervosität und der schon vorhin erwähnten großen Portion Skepsis, die Verwirrung wich, als ihm Kanae eine Plastikkarte in die Hand drückte. „Egal was passiert, du darfst diese Karte nicht verlieren! Sie ist der Schlüssel zum Asyl, meinem Zimmer. Falls wir getrennt werden, treffen wir uns dort.“ „Kanae, was faselst du da?“ Unbeeindruckt murmelte sie verbissen: „Und vergiss nicht, ich mach’ das Alles nur wegen dir“, bevor plötzlich ein Kopf aus dem Gebüsch hervortauchte. Die großen blauen Augen gaben dem Kleinen ein unschuldiges Aussehen und seine Wangen röteten sich vor Freude, als er seine große Schwester entdeckte. >Ist das ihr Bruder?< dachte sich Yashiro noch, bevor ein vierstimmiges: „Kanae-nee-chan“ ihn zusammen zucken ließ, und die Gerufene mit einem merkwürdigen Funkeln in den Augen „Lauf!“ schrie. Im ersten Moment dachte er noch, dass er sicher nicht vor den kleinen Geschwistern seiner Freundin davonlaufen würde. So schlimm konnten sie konnten sie doch gar nicht sein. Doch plötzlich sprangen fünf Kinder gleichzeitig aus dem Gebüsch, alle verzückt „Kanae-nee-chan“ rufend, und stürmten in einem Wahnsinnstempo auf die beiden zu, dass man glauben hätte können, nichts auf dieser Welt könne sie stoppen. Mit perplex offen stehendem Mund beobachtete er, wie Kanae fünf Schokoriegel hervorholte, und mit so viel Schwung in die Ferne warf, dass jeder Baseballspieler neidisch auf ihr Talent gewesen wäre. Einen Haken schlagend wendeten die Kinder und stürmten ohne viel Federlesens über das Blumenbeet des Nachbarn - ohne sich am vorsorglich aufgestellten Hasendraht zu stören - und hinterließen eine Spur von Verwüstung und Zerstörung. „Was zum - !“ war alles, das der sonst so smarte Manager noch herausbrachte, als Kanae ihn am Arm packte und mit sich riss. „Nun mach schon!“ >Was ist das hier?!< Völlig baff lief er hinter ihr her, zusehend, wie sie die aus allen Ecken hervorspringenden Kinder abhängten. >Die können doch nicht alle ihre Geschwister sein?!< „Hier rüber!“ Mit zittrigen Händen zog Yashiro die Karte durch das Schloss, während seine Freundin die letzten Kinder „loswurde“, und stürzte völlig außer Puste ins Haus. „Kanae-nee-chan! Oh mein Gott, Kanae-nee-chan ist wieder da! Und das schon das dritte Mal in diesem Jahr!“ Mit weit aufgerissenen Augen musterte Yashiro die beiden am Boden sitzenden, Karten spielenden Brüder. >Die machen auch nie irgendwas Anderes< grummelte Kanae innerlich, während ihre Brüder sie hingerissen anstrahlten. „Und sieh mal, sie hat ihren Freund mitgebracht! Schatz, komm schnell her, Kanae ist da!“ Noch bevor Yashiro irgendetwas sagen konnte, flitzte eine junge Frau mit längerem schwarzen Haar zur Tür herein und rief verzückt: „Kanae! Sie ist es wirklich!“ woraufhin die Angesprochene nur tonlos erwiderte: „Habt ihr mein Zimmer eigentlich verlassen, seit ich das letzte Mal hier war?“ Sie kümmerten sich nicht viel um diese Frage, das Pärchen rief synchron: „Worauf wartest du! Stell uns doch deinen Freund vor!“, während ihr zweiter Bruder das erste „Glückwunsch! Schwesterchens erster Freund“ - Erinnerungsfoto machte.
 

„Es tut mir so leid, dass ich Ihnen nichts anbieten kann“, entschuldigte sich Rina, die gutmütige, schwarzhaarige Frau von Kanaes älterem Bruder Nao, als sie schließlich alle zusammen am Tisch saßen, will heißen: Kanae, Yashiro, Nao, Rina, sowie Kanaes zweiter Bruder Kio, der sein wildes Haar wie immer mit einem hellen Haarband gebändigt hielt, dessen aus Europa stammende Frau Karina, und Kanaes älterer Schwester Yuki. Ihre Eltern waren gerade beide auf Geschäftsreise, was vielleicht auch ganz gut war, denn Yashiro fühlte sich alleine mit ihren Geschwistern schon überfordert. „Hättest du doch bloß angerufen, Kanae, dann hätte ich etwas vorbereiten können“, meinte sie in halb-vorwurfsvollen, halb-bedauernden Ton, während Kanae nur skeptisch den Mund verzog, denn in diesem Haus konnte man froh sein, wenn fünf Prozent der Miso-Suppe aus etwas Anderem als Wasser bestanden, man konnte sich sogar glücklich schätzen, wenn man echte Miso-Paste darin fand. „Sie müssen sich wegen mir wirklich keine Umstände machen, Rina-san“, versuchte Yashiro sie zu beruhigen, während Kio Freude daran hatte, auch diesen Moment unter dem Moto „Erstes Tischgespräch mit Schwesterchens Freund“ zu dokumentieren. „Oh, das ist zu freundlich von Ihnen“, rief Rina jetzt schon begeistert vom Freund ihrer Schwägerin aus, während Yashiro bedauerte, dass ihm die Flasche Sake, die er trotz Kanaes Geschenke-für-die-Familie-Verbots mitgeschmuggelt hatte, auf der Flucht abhanden gekommen war. „Wir hätten nie gedacht, dass Kanae tatsächlich einmal einen Mann mit nach Hause bringen würde!“ lachte unterdessen Karina, was Kio ebenfalls dokumentieren zu wollen schien. „Kannst du die Kamera nicht einmal weglegen, das ist doch unhöflich!“, kam es plötzlich von der Ecke des Tisches, an der Yuki saß, und Kanae war erstaunt, dass in diesem Haus jemand dieses Wort tatsächlich kannte, während Kio sich nur zu noch mehr Fotos angespornt sah. „Findest du immer noch, dass ich übertreibe?“ murmelte sie in Zimmerlautstärke, was den unreiferen Tei ihrer Geschwister und Schwägerinnen - also alle - zu begeistert-entrüstetem Quietschen hinriss. „Wo habt ihr euch überhaupt kennen gelernt?“ fragte schließlich Nao, als sich alle vom Quietschen erholt hatten, und Yashiro setzte dazu an, den Mund aufzumachen, aber Kanae war schneller. „Arbeit.“ „Deine Arbeit muss fantastisch sein, wenn du dabei so wundervolle Menschen wie Kyoko-chan und Yashiro-san kennen lernst“, erwiderte Rina verträumt und Nao piekste sie liebevoll in die Wange, als plötzlich ein zweistimmiges „Okaa-san!“ Rina dazu zwang, sich entschuldigend aus dem Zimmer zu begeben, gefolgt von Karina, die nach ihrem Baby sehen wollte. So blieben neben Kanae und Yashiro noch Yuki, Nao und Kio über, und alle drei schienen nichts außer der puren Anwesenheit der ersten zwei zu benötigen, um von einem Ohr zum Anderen zu strahlen.
 

Für einen kurzen Moment wurde es still im Raum, und plötzlich wurde auch eines der Gesichter ernster. Nao, der Einzige, der sich dazu verpflichtet sah, den Liebsten seines Schwesterchens auf Herz und Nieren zu prüfen, begann Yashiro aufmerksam zu mustern, während Kio und Yuki sich um die Kamera rangelten. „Sie sind also auch bei LME?“ fragte er in ungewohnt nüchternem Ton, woraufhin Yashiro nickte, und Kanae sich fragte, wann sie den Fehler begangen hatte, den Namen ihrer Agentur zu erwähnen. Wahrscheinlich als Hiro und Kyoko da waren. Apropos, sie sollte sich von Wäsche fernhalten, sagte sie sich. Nicht dass er am Ende noch dachte, sie wäre spießig. Falls er nach dem er ihre irre Familie kennen gelernt hatte, überhaupt noch Interesse an ihr hatte und nicht an ihrer eigenen geistigen Gesundheit zweifelte, wie sie es mit Sicherheit getan hätte. „Und, wie alt sind Sie, wenn ich fragen darf? Rein Interesse halber, versteht sich.“ Er hatte schon gedacht, er wäre um diese Frage herumgekommen. Auch wenn sie beide der Altersunterschied nicht störte, andere tat es das schon. „25.“ „Was, so alt?!“ kam es von der taktlosen Ecke des Tisches, und nach einer ersten Schrecksekunde - für beide Parteien - streckten sie plötzlich beide anerkennend einen Daumen nach oben und riefen: „Gut gehalten!“ Schon lange war Kanae nichts mehr so peinlich gewesen. Yashiro schmunzelte zwar, aber das konnte auch pure Höflichkeit sein. Ein ums andere Mal verwünschte sie den Augenblick, in dem sie ihm gestattet hatte, ihre Familie zu besuchen. Ihre Familie war nicht herzeigbar, ihre älteren Geschwister waren taktlos, kindisch und unvernünftig, die jüngeren egoistisch und vor allem eins: anstrengend! Welcher Depp würde sich freiwillig antun, enger mit dieser Familie in Kontakt zu bleiben? (Kyoko zählte nicht, Kyoko war anders.) „Was? Sie sind der Manager von Ren Tsuruga? DEM Ren Tsuruga?!“ kreischte Yuki plötzlich und riss Kanae aus ihrer düsteren Gedankenwelt. Sie hätte ihn wohl warnen sollen, Yuki liebte Menschen mit Connections, mit ein Grund, warum sie niemals erfahren durfte, dass Kanae ebenfalls an der Quelle saß. „Könnten Sie mir vielleicht ein Autogramm von ihm besorgen?!“ Yashiro lachte, nachdem er sogar die Killerfrage nach dem Alter überstanden hatte, taute er auf und ließ sich in den Kreis des Kindisch-Seins hinein ziehen. „Ich kann ihn fragen, den ein oder anderen Gefallen schuldet er mir ja noch… und wenn ich sage, dass es für eine ganz besondere Person ist“, zwinkerte er, und Yuki ließ gleich einem Ohnmachtsanfall die Hand auf die Stirn sinken. „Oh, Kanae, wo hast du nur diesen Mann versteckt gehalten? Gibt’s noch mehr von der Sorte?“ Der Tisch brach in allgemeines Gelächter aus, sogar Kanae stimmte unsicher in die letzten paar Töne mit ein, als Yashiro sie angrinste. Für ihn war der Abend ein voller Erfolg. Kanaes Familie mochte ihn, und das war das Wichtigste, auch wenn sie zugegebenermaßen wirklich irrer war, als er angenommen hatte.
 

Als sie wenig später gingen, hatte er ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht, doch das von Kanae wurde von Sorgenfalten dominiert. „Was ist denn los?“ fragte er, sie mit einem Arm umfangend, während sie die Straße entlang zu seinem Auto gingen. Zu seiner Überraschung zauberte dies plötzlich ein Lächeln aus ihr hervor, und sich näher an ihn schmiegend, war der einzige Laut, der aus ihrem Mund kam, ein leiser Seufzer. Das war ein komplett neues Verhaltensmuster! Ein paar stille Minuten vergingen, bevor Yashiro ein weiteres Mal etwas verwirrt nachhackte: „Ist wirklich alles okay?“ Wieder seufzte sie, bevor sie fast wehmütig erwiderte: „Ich genieße die Zeit, die ich noch habe, bevor du mich vor der nächsten psychiatrischen Anstalt aussetzt.“ Kurz lachte er auf, bevor er merkte, dass das durchaus ernst gemeint war. „Wenn es bis jetzt weder Ren noch Kyoko-chan geschafft haben, dorthin zu kommen, wieso glaubst du dann, dass du da hingehörst?“ neckte er sie, fand es selbst allerdings weit amüsanter als sie. „Du findest meine Familie also normal?“ „Deine Familie ist… gewöhnungsbedürftig. Aber du bist nicht deine Familie, du bist eine eigenständige Person, Hime-chan. Was nicht heißt, dass du normal wärst. Nein, du bist besonders“, grinste er, als Kanae den bei „nicht normal“ geöffneten Mund wieder zu einem Lächeln verschloss. >Anscheinend habe ich doch mal Glück.< dachte sie, den Kopf an seine Brust gelehnt und im Hintergrund den Nachbarn seine Chrysanthemen und Orchideen beweinen hören.



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Kommentare zu dieser Fanfic (58)
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Von: abgemeldet
2008-11-17T02:03:14+00:00 17.11.2008 03:03
MMMmmhhhhh

weißt du eigentlich, dass du ziemlich gemein bist?
Ich bin immer sehr neugierig, will immer wissen wie es weiter geht und dann muss ich hier aufhören :(

aber eins muss man dir echt lassen, deine FF ist echt klasse und reißt einen richtig mit!!!
Von:  Riafya
2008-11-07T16:59:41+00:00 07.11.2008 17:59
So, besser spät als nie kommentieren, oder? XDDDD
Also, das Kap war mal wieder toll. Der Besuch bei Kanaes Familie hat mir sehr gut gefallen, es war schon im Manga so genial, wie die Kinder all der Schoki hinterherrannten und du hast das perfekt übernommen. XDDDDDDDD
Auch das mit dem Erinnerungsfoto fand ich genial, also im Prinzip alles.

Und Kyoko begreift mal wieder nicht, worüber man mit ihr reden will und macht gleich etwas kaputt. *die Augen verdreh*
Typisch.

Na ja, ich bin schon gespannt, wann es weitergeht.
Baba,
Ayako
Von:  Lioba
2008-10-26T20:42:00+00:00 26.10.2008 21:42
Was denn, wieso hat Kanae denn heute nicht mit ihren zahlreichen Geschwistern, Nichten und Neffen gespielt?
Auserdem hätte ich gern gesehen was für ein Gesicht Yashiro macht, wenn er das mit Kanaes Wäschefimmel rausfindet.
Tja und über das AUfklärungsgespräch muss ich ja wohl nichts sagen. *grins*
bis die Tage Lia
Von: abgemeldet
2008-10-26T20:28:36+00:00 26.10.2008 21:28
geil geil geil *___*
ich liebe die ff =3
nur weiter so die is total kawaii ^_^
Von:  DarkEye
2008-10-26T19:49:14+00:00 26.10.2008 20:49
einfach klasse
nur weiter so
dark
Von:  Kyoko-Hizuri
2008-10-26T19:03:01+00:00 26.10.2008 20:03
das war ja klar das die Okami-san noch mal mit Kyoko über dieses Thema redet, nach der Aktion^^
die Stelle mit Ren im Auto ist mein lieblingsstelle...*grins*
ich finde das Yashiro sogar sehr gut davon gekommen ist^^,...ich würde fast schon sagen das er ihre Familie sogar mag...*dämlich grins*
damit kennt Yashiro Kanaes Familie...*grien*, aber wie stehts andersrum, würd mich brennend interessieren,...hoffe du schreibst darüber auch noch^^
und vor allem würd mich interesieren wann Ren seine Vergangenheit Kyoko erzählt und das er Koon ist,...das ist ja eigendlich schon längst überfällig???
na dann, bist zum nächsten Kap, freue mich schon drauf
Patrice-Kyoko
Von: abgemeldet
2008-10-26T17:46:13+00:00 26.10.2008 18:46
Arme Kyoko, als ob die Action vorhin nich peinlich genug gewesen wäre. xD
Der arme Yashiro, er hat es sich bestimmt nich sooooo schlimm vorgestellt.
Aber ich hab mich nur weggeschmissen. Kanae hat einfach eine lustige Familie. xD
Na dann bin ich ma gespannt wie is jetzt bei Kyoko und Ren weiter geht.^^
Hoffe du schreibst so schnell wie möglich weiter.^^

MfG Umi-chan
Von:  Haine_Togu
2008-10-26T17:24:39+00:00 26.10.2008 18:24
Hallöchen!^^
*sich freu*
Hach, jetzt haben wir wieder ein neues Kap von dir, wie schön!!! ^-^
*lach*
Da ist Kyoko wirklich noch mal um dieses Thema gekommen, dass muss aber auch verdammt schlimm gewesen sein, als sie das in der Schule gemacht haben. Welch ein Grauen, hätte ich mir nicht antun wollen und dann auch noch dabei neben Shotaro sitzen, die Hölle auf Erden!! >-< *grusel*
Aber das hat sie ja Gott sei Dank überlebt und hat jetzt den besten Mann auf der Welt neben sich!! *Lach* *Ren-Fahne schwenk*
^-^
Das war aber auch genial, wie der beim Autofahren über die Sache grübelt!!! *Lach*
Die Stelle hat mir total gefallen!
Jo, und Yashiro hat jetzt endlich die Familie von Kanae kennen gelernt und ist heil da wieder rausgekommen. Ich würde sagen, dass das ein super Anfang war!!
Das Ende war auch toll, besonders wo der Nachbar seine Blumen beweint!! *lach*
*das zu köstlich war*
^^
Danke dir noch fürs Bescheid geben, ich freu mich schon sehr auf das nächste Kap von dir!!^^
*knuddel*
deine Haine-chan <3
Von:  Riafya
2008-10-19T16:43:22+00:00 19.10.2008 18:43
Hm, stimmt, das Kapitel war schon etwas älter... danke, dass du mir Bescheid gegeben hast, ich glaub, ich hätte sonst nie bemerkt, dass es schon ein neues gab. ^^"
Es war ein gutes Kap. Gut, dass es die Okami-san war und nicht der Chef, der sie erwischt hat.
Ansonsten ist das Ende mal wieder sehr interessant.
Bin schon auf Kyokos Reaktion gespannt. ^^
Baba,
Ayako
Von:  Haine_Togu
2008-09-27T16:55:50+00:00 27.09.2008 18:55
^^
*Kicher*
Na, da hatte Ren aber wirklich noch mal Schwein!!! XXD
Aber das muss man sich auch erst einmal vorstellen, Ren Tsuruga unter Kyokos Bett!! *Lach*
Das fand ich so genial!!
Und alle mit ihren hochroten Köpfen in dem Kap, einfach super!!!
Jaja, jetzt erwartet Kyoko eine harte Predigt!! *g* Das wird bestimmt amüsant!! *G*
Ich bin ja gespannt was für Gedanken sich Ren jetzt noch macht und wie Kyoko bei dem Gesprächsthema reagiert!^^
Und wie wohl das Treffen mit Kanako´s Familie wird??
Ich bin schon gespannt!^^
Danke dir noch für das Bescheid geben!
*Knuddel*
deine Haine-chan <3


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