Klamottenkauf
Tayuya saß genervt an ihrem Schminktisch und kämmte sich die Haare. Jeder
kleinste Knoten regte sie auf. Schon zum fünften Mal versuchte sie sich an
einem besonders hartnäckigen Exemplar. Seufzend gab sie auf und legte die
Bürste zur Seite. Nach einem letzten kontrollierenden Blick stand sie auf und
spürte... einen Tritt.
Das konnte doch nicht wahr sein! Das Kind hatte sie wirklich in den Bauch
getreten. Verwirrt fasste sie sich an ihren Leib. Und es trat wieder, diesmal
noch heftiger. Sie hatte sich also nicht geirrt. Schnell lief sie in die Küche.
„Orochimaru! Irgendetwas stimmt nicht. Das Kind... es hat mich getreten!“
„Getreten?“ Orochimaru hatte noch die Hälfte seines Brötchens im Mund und
begann zu husten.
„Ja, genau hier!“ Sie deutete auf eine Stelle an ihrem Bauch.
In diesem Moment betrat Kabuto das Zimmer. „Was ist denn hier für ein
Aufruhr?“
„Das Kind hat mich getreten!“
Auf Kabutos Gesicht legte sich ein sanftes Lächeln und er sah kurz zu
Orochimaru, der es nun endlich fertiggebracht hatte, sein Brötchen
hinunterzuwürgen. „Hast du es ihr noch nicht erklärt?“
„Hey, du hast hier den Aufklärungsunterricht gegeben.“
„Aber du bist der Vater!“
Tayuya sah vom einen zum anderen und verstand gar nichts mehr. „Hey! Das Kind
hat mich getreten, verdammt. Kann mir das jetzt mal jemand erklären?“
Orochimaru und der Arzt wandten sich ihr zu. „Tayuya, das ist ganz normal. Und
das wird noch öfter passieren.“ Kabuto grinste in sich hinein. Es war einfach
zu niedlich sie so bestürzt zu sehen.
„Was? Das ist jetzt nicht euer Ernst.“
„Es will dir damit nur zeigen, dass es da ist und dich gern hat.“ Nach
diesem Satz Orochimarus wandte sich Kabuto ab und ging wieder zu seinen
Experimenten zurück. Der Meister sah interessiert zu, wie sie sich Gedanken
über diesen Umstand machte und eine Entscheidung traf.
„Ich mag das Kind auch.“, sagte sie stolz und ging auf Orochimaru zu.
„Und ich mag euch beide.“ Er zog Tayuya auf seinen Schoß und küsste sie
sanft.
Nachdem er ihr auch etwas von seinem Frühstück abgegeben hatte, streichelte er
zärtlich ihren Bauch. „Ich würde auch gerne spüren, wie sich das Kind
bewegt, aber leider werde ich das erst in ein paar Tagen können, vielleicht
sogar schon früher.“ Er sah sie mit einem liebenswerten Lächeln an, als
Tayuya plötzlich erschrak.
„Es tritt schon wieder.“, sagte sie freudig, schnappte sich seine Hand und
legte diese auf die Stelle. „Fühlst du es?“
„Nein, leider nicht.“, antwortete er traurig. „Aber das Kind scheint ja
wirklich sehr aktiv zu sein.“
„Ja, das ist es wohl.“, stimmte sie verlegen zu.
Orochimaru seufzte leise. „Was hältst du davon, wenn wir dir heute mal neue
Klamotten kaufen.“
Verwirrt starrte sie ihren Meister an. „Wieso das denn?“
„Nun ja“, er streichelte ihren Bauch, „wenn das Kind schon ein solches
Tempo vorlegt, sollten wir dir mal einige Umstandskleider zulegen. Denn das
hier“, er tippte auf das Oberteil, das bereits einen kleines Stück Haut
preisgab, „wird bald zu klein sein.“
„Du spinnst.“
„Ganz und gar nicht. Komm, mach dich fertig. Wir gehen am besten schon früh
los, dann ist es in Otogakure noch nicht so voll.“ Orochimaru schubste sie von
sich herunter und folgte ihr zu ihren Gemächern.
Ein halbe Stunde später waren Orochimaru, Tayuya und Kabuto auf dem Weg in die
Stadt. Einer der drei war nicht ganz freiwillig mitgegangen und dieser Eine war
nicht Tayuya. Orochimaru brachte die Beiden in einen Laden, in welchem es auch
Umstandsmode gab. Tayuya blickte sich um und ging auf einen Kleiderständer zu.
Der Meister packte sie am Arm und zog sie in die andere Richtung.
„Wir müssen da lang. Du brauchst solche Sachen.“ Er deutete auf einige
Kleidungsstücke, die an der Wand hingen.
„Das soll ich anziehen? Das ist nicht nur hässlich, sondern macht mich auch
noch dick.“
„Tayuya, du bist schwanger.“, meinte Kabuto. Dieser Kommentar brachte ihm
einen zornigen Blick von Tayuya und Orochimaru ein. Daraufhin beschloss der
Medic-Nin jetzt lieber gar nichts mehr zu sagen, und alles stillschweigend über
sich ergehen zu lassen.
Orochimaru hatte indessen ein Oberteil aus dem Stapel auf dem Tisch gezogen und
hielt es Tayuya hin. „Probier das mal an.“
Murrend nahm sie es in die Hand und verschwand in der nächsten Kabine. Nach
kurzer Zeit waren grummelnde Laute aus Tayuyas Richtung zu hören. Schließlich
trat sie doch heraus. „Das. Sieht. Absolut. Scheiße. Aus.“
Orochimaru musste sich ein Grinsen verkneifen. „Ach was, das ist hübsch.
Besonders... das Muster hat doch was.“
„Haha... Kabuto, was sagst du dazu?“
Der Arzt wandte sich von der Damenunterwäscheabteilung ab, und musterte Tayuya.
„So schlecht finde ich es gar nicht. Das wirst du sogar bis ganz zum Ende gut
tragen können und es sieht sehr gemütlich aus.“
„Na gut, falls wir nichts Besseres finden, nehmen wir das mal mit. Vielleicht
finden wir es aber auch noch mit einem anderen Motiv.“ Sie zog das bunt
gepunktete Oberteil aus und schlüpfte in das nächste, welches Orochimaru ihr
gereicht hatte.
„Um ehrlich zu sein, Meister, das Ding sieht aus, als hätte ein Maler des
Expressionismus einen kreativen Anfall gehabt.“
„Klappe, Kabuto.“
Tayuya kam mit einem speziell geschnittenen Yukata aus der Kabine. Diesmal sah
es besser aus. „Das gefällt mir.“
„Dann nehmen wir das gleich mal mit. Kabuto?“ Nachdem Tayuya es ausgezogen
hatte, steckte der Meister ihm das Kleidungsstück zu und dieser ließ es
unauffällig in seinem Kimono verschwinden.
„Ich verstehe nicht, warum wir die Dinger nicht ehrlich kaufen. Wir haben das
Geld.“, meinte Tayuya genervt.
„Hier geht es ums Prinzip. WIR sind BÖSE. Die Ladenleute sind GUT. Ergo: Wir
kriegen es geschenkt.“ Das leuchtete Tayuya ein.
Nach drei langen Stunden verließ die kleine Gruppe schließlich den Laden.
Kabutos Kimono war deutlich angeschwollen, sodass man glauben könnte, er sei
hier der Schwangere.