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Unsterblich

AAML
von

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10 Jahre

Kapitel 1
 

10 Jahre
 


 

Ein kühler Windstoß traf Ashuras Gesicht. Die dunkle Gestalt schritt zügig durch den Wald. Es war ruhig hier geworden. Früher hatte man verschiedene Laute und Schreie von Pokemon vernommen, heute war es still geworden in der Welt. Etwas kleines Dunkles näherte sich ihm, mit Anlauf sprang es auf die Schulter. Es war ein schwarzes Pikatchu. Orangene Streifen zierten den Rücken des Pokemons. Ashura hatte die Kapuze seines Schwarzen Mantels auf. Er musste den Wald unweigerlich durchqueren, wenn er zu seinem Versteck wollte. Er kannte den Weg, besser als jeder andere in dieser Gegend. Wurzeln die aus dem Boden ragten, waren ernst zu nehmende Gefahren. In der Dunkelheit zu stürzen könnte einen Einzelnen umbringen. Die Stille der Nacht wirkte unheimlich und das Dunkel der Bäume starrte nieder auf die einsame Figur, die zügig durch den Wald huschte.

Alles war dunkel geworden. 6 oder 7 Jahre war es her, dass die Allianz anfing die Erde mit dem Virus zu verpesten. Der Großteil aller Pokemon war ausgestorben und nur ein Gegengift konnte den sicheren Tod verhindern.
 

Plötzlich regte der Master seinen Kopf, hielt inne und stoppte seinen Atem. Er hatte einen Schatten gesehen, etwas gehört. Ash stoppte und sah zu Boden. Seine Hand wanderte prüfend zu der Scheide in der sein Schwert steckte. Konzentriert schloss er die Augen und wachte über den Erdboden. Er konnte sie spüren. Jeden der Schritte…sie näherten sich. Sein Messerscharfer verstand und seine übermächtigen Kräfte waren stetig auf der Lauer. Niemand kam gegen ihn an, niemand konnte den Master jemals bezwingen.

Ein minimaler Windzug lies erahnen, dass jemand direkt hinter ihnen stand. Dieses Wesen war gut, aber nicht zu gut. Blitzschnell ergriff Ash einen Arm und riss den zugehörigen Körper zu Boden. Erschrocken sprang Pikatchu zur Seite und registrierte den Fremden. Die Fremde. Ash hatte sein Schwert gezogen und es drohend an den Hals der Fremden gehalten. Das Licht das von dem Edelmetall ausging lies das Gesicht der Fremden aufhellen.

Sie trug einen dunkelblauen Master Mantel, er umhüllte ihren schlanken Körper. Das Gesicht der Frau war jung. Blaue Augen, funkelten ihn an. Aus der Kapuze ragten rote Strähnen. Ash erstarrte. Das Gesicht war ihm bekannt. Mehr als bekannt. Sein immerzu kaltes Gesicht nahm ungeahnte Formen an. War diese Frau doch jene welche. Die Frau für die er gestorben wäre.
 

„Misty…“ flüsterte er und war immer noch erstarrt von ihrem Anblick.

„Hallo Ashura“ sprach sie und schob seine Klinge von ihrer Kehle. Wie angewurzelt, löste Ash nun seine drohende Haltung und lies das Schwert zurück in die Scheide an seiner Hüfte gleiten. Mit einer Handbewegung setzte Misty ihre Kapuze ab und ihr volles rotes Haar kam zum Vorschein. Es war offen. Das trug sie damals selten. Ihr Gesicht war gereift und ihre Wangenknochen nun wesendlich ausgeprägter als zuvor. 10 Jahre war es her, dass sie sich zuletzt gesehen hatten. Ihr Gesicht zu sehen war merkwürdig. Ein Schwall von Gefühlen erdrückte ihn. Hass, Wut, Trauer, Angst und doch Freude, Glück, Hoffnung…Nähe?
 

„Wieso bist du hier?“ fragte Ash nun sicherer in der Stimme, trat von ihr weg.

-„Wieso bist du hier?“ fragte Misty zurück. Hatte sie ihn doch eigentlich nur durch Zufall gefunden. Es war Professor Oak. Nach seinem Tod hatte Misty in seinem Büro die Pager Nummer entdeckt. An jenem Tage waren fremde Menschen in der Stadt gewesen und haben alle Häuser durchsucht. Misty wusste nicht wieso sie da waren. Sie wusste nur, dass sie nichts Gutes vorhatten. Ihr Geschick ließ sie unentdeckt. Professor Oaks Büro war nach dem Einbruch vollkommen zerstört und ausgenommen. Der Alte Mann hatte am Boden gelegen. Aus seinem Kopf floss dunkelrotes, totes Blut und verbreitete sich auf weißes Fließen des Labors. Es stank nach verbranntem Papier und Fleisch. Kohlende Kadaver von jungen Pokemon lagen in nahezu jeder Ecke. Es war grauenvoll. Erschrocken und entsetzt hatte Misty klare Gedanken fassen müssen und hatte die restlichen versteckten Akten gesucht. Sie waren gut und sicher versteckt. Der Professor hatte gut vor gesorgt. Sie hatte sich an den Moment erinnert, wie sie dem Professor erstmals begegnet war. Sie hatte eine Menge von ihm gelernt. Das Ashura lebte, war eine große Überraschung und sie musste lange mit sich kämpfen ihn aufzusuchen und Kontakt aufzunehmen…war ihre Vergangenheit doch zu prägend gewesen und saß immer noch tief.

Ash schwieg, ging an Misty vorbei.

„Wieso bist du nicht in deiner Arena? Oder bei…Gary“ fragte Ash trotzig. Nachdem sie sich vor 10 Jahren getrennt hatten, hatte sie, Gerüchten zu Folge, mit Gary Oak ein Verhältnis, was ihn sehr gekränkt hatte. Sein Erzfeind…sein Rivale…und seine Freundin, seine beste Freundin, seine Liebe. Pikatchu hätte er fast vergessen. Er schnippte und es sprang auf seine Schulter.

Mistys Augen verengten sich. Wütend atmete sie tief aus und funkelte den Mann in schwarz vor sich an. Pikatchu beobachtete wie ihr Körper blau zu leuchten anfing.

„Pika…?!“

gab es von sich. Ash stockte. Sein Körper erstarrte und verspannte sich. Eine Woge von Schmerz und Pein durchfuhr seine Muskeln und er stöhnte auf, verspannte sich und hielt den Atem an. Was war das? Was verursachten diese unheimlichen Schmerzen?

-„Dein Körper besteht zu 50% aus Wasser…ich kann ihm mit einem Ruck alles entziehen“ Ash begann ungewöhnlich stark zu schwitzen. Seine Poren öffneten sich. Alles schmerzte so unglaublich doll. Wieso tat sie das.

-„Was meinst du, wie dein Körper aussieht, wenn kein Wasser mehr vorhanden ist?“

Misty lächelte. Sie sah unglaublich kalt und Angst einflößend aus. Ihr Körper war umhüllt von einer blauen, leuchtenden Aura, ihre Augen strahlten dunkelblau.

„Was machst du mit mir?“

stöhnte Ash schmerzerfüllt. Er konnte nicht glauben, dass sie zu so was fähig war. Sie trug einen Mastermantel…einen blauen, was davon zeugte, dass sie Wasser-Master war…dennoch hatte sie eine so gewaltige Kraft.

-„Ich lass dich den Schmerz fühlen, den du mir zugefügt hast!!“

Misty ballte ihre Fäuste und hob Ash mit ihrer Macht ein Stück in die Luft. Sein Pikatchu hockte wie gelähmt neben der Kulisse und brachte keinen Ton raus. Derweil tropften Schweißtropfen an Ash’s Kinn runter. Der Schmerz presste ihn zusammen, er konnte kaum etwas anrichten. Selbst wenn er seine Macht anwenden würde…er konnte nicht, er wollte es nicht.

-„Du hast mich mit meiner Schwester betrogen…!“

Mistys Stimme wurde leiser, verletzter.

-„meiner Schwester!“

sprach sie und sah Ash mit den Augen an, in die er damals gesehen hatte. Eine Träne bahnte sich den Weg über ihre Wange. Schmerzerfüllt biss er sich auf die Zähne und presste die Augen zusammen. Sie raubte ihm jegliche Energie. Bilder der Vergangenheit legten sich wie ein Film auf seine Augen.
 

Geräusche von Wellen waren da, er spürte Sand unter seiner Haut. Die warmen Luftströme der Sommerlichen Nacht, streichelten zärtlich über seine nackten Arme und Beine. Im Wind lag der frische Geruch vom Wasser und von „Ihr“…eine sanfte, vertraute Stimme drang durch seine Ohren „ich liebe dich…Ash Ketchum“. Etwas Warmes strich sanft über seine Haut und er spürte das Gefühl von einem Kuss auf seinen Lippen.
 

Ashs Gesicht triefte. Seine Kleidung war mit Schweiß voll gesogen. Mistys Macht und Energie wurde von mal zu mal stärker. Er nahm sein Umfeld nicht mehr wahr. Würde sie ihn töten?
 

Misty lief zum Haus, lächelte verspielt und herausfordernd. Er war glücklich…glücklich wie noch nie zuvor. War sie es? War sie der Grund, wieso er überhaupt lebte…für einen Moment schloss er die Augen und atmete tief die Abendluft ein…genoss die letzten Sekunden, Minuten des Tages und wurde von einer entspannenden Ruhe erfasst…Er hörte Schritte im Sand…sie kam wieder. Mit geschlossenen Augen, nahm er sie wahr…erfühlte sie, schloss sie in seine Arme und suchte im Dunkeln ihre sanften Lippen…zu seiner kurzen Verwunderung stellte er bald fest, dass sie unter der Decke, in der sie gehüllt war, nichts trug, doch während er zu ihr kam, unter die Decke kroch…waren alle vorherigen Zweifel gebrochen und sie taten einfach das, was sie tun wollten…
 

-„ich habe gedacht, ich könne dir vertrauen!“

sprach Misty. Sie wurde leiser. Spürbar nahm ihre Kraft ab, sie ermüdete…oder war es der eigene Schmerz, der sie nachgeben lies? Ashura keuchte und fiel geschwächt zu Boden.
 

„A…Ash?“ eine bekannte Stimme, brach die Zweisamkeit. Er sah auf. Zwei furchtbar entsetzte Augen starrten auf die nackten Körper. Ihre Augen. Wieso stand sie vor ihm, wieso sah er in ihre azurblauen, wundervollen Augen, wenn er sie doch gerade im Arm hielt?
 

Kraftlos sank Ash zu Boden, atmete schwer. Seine Muskeln waren erlahmt und zitterten vor Anstrengung.

“Pika!!“

die dunkle Elektromaus sprach zu seinem Herrn und starrte in das erschöpfte Gesicht. Ashura nahm schritte wahr, die sich ihm langsam näherten. Sein Bewusstsein kam langsam wieder. Erschöpft und spürbar Hilfe suchend, stöhnte er auf.

-„Keine Angst…ich werde dich nicht töten. Mir reicht, dieser Anblick“

sprach Misty kühl, dennoch sanft und strich ihm durchs Gesicht.

- „Du bist groß geworden.“.

Seine Augen öffneten sich, sahen in die tiefblauen Augen von Misty. Die Augen, die die weite eines Ozeans hatten und selbst in der Dunkelheit wie die Wasseroberfläche funkelten. „Ich dachte, du wärst es gewesen…“

flüsterte er schwach und schloss seine Augen wieder. Sein Atem beruhigte sich langsam. Mistys Hand fuhr erneut durch sein Gesicht. Er war kalt. Der Schweiß hatte ihn derartig abgekühlt. Ein sanftes lächeln umspielte ihre Lippen, als sie seine Worte hörte. Immer noch der Selbe…dachte sie sich und doch wusste sie, das Daisy und sie in der Dunkelheit möglicherweise nicht voneinander zu unterscheiden wären…sie waren beide gleich groß und hatten sie selbe Haarlänge…und doch hätte Ash es erkennen müssen…er hätte wissen müssen, dass sie es nicht war. Er kannte sie doch so gut…
 

Minuten vergingen. Ash regte sich, stemmte sich auf.

„Ein Wasser Master.“

Sprach er, während er sich auf die Beine raffte und sich durch die schwarzen, halbkurzen Haare fuhr. Er taumelte noch etwas, doch klopfte er sich den Staub von den Klamotten.

„Das war immer dein Traum“.

Ash blickte sie knapp an, setzte dann seine Kapuze wieder auf. Misty lächelte einen Moment. Er konnte nicht lieben. Erfolg und Ehre waren ihm immer wichtiger gewesen. Wie konnte er sie mit ihrer eigenen Schwester betrügen. Wieso hat er nie um sie gekämpft und wieso sehnte sie sich nach ihm, jeden Tag.

-„Wohl wahr“ gab sie von sich.

„chuuuu“.

Das schwarze Pikatchu sprang wieder auf die Schulter seines Masters, kuschelte sich an ihn. Es war das einzige Pokemon was ihm geblieben war. Den Rest hatte er freigelassen. Es hatte sich durch die starken Medikamente und Gegengifte schwarz gefärbt. Auch seine Kräfte wurden Stärker. Das Elektro- Pokemon war längst ein starker Partner geworden.

„Seit wann?“

-„Seit 6 Jahren…“

Ashura bemerkte, wie er sie anstarrte und ihren Körper studierte. Sie trug zwar einen Mantel, doch konnte er ihre Formen und Rundungen sehen. Ihr Körper war unglaublich schön. Schlank und muskulös. Die roten Haare hatte sie zu einem Zopf, doch fielen einzelne Strähnen heraus und hingen vor ihren Augen.

„Woher hast du deine Kraft?“

Triumphierend lächelte Misty. Nie würde er zugeben, dass jemand gut wäre. In seinen Augen, waren alle anderen weniger gut als er, was bedeutete, das alle anderen schlecht waren.

-„Training…“

antwortete sie knapp und schritt ein paar kleine Meter auf ihn zu. Er beobachtete sie. Erkannte den neugierigen, suchenden Blick in ihren Augen. Was wollte sie? Wieso war sie hier? Wieso sah sie ihn so an?

„Was willst du?“

Er fixierte sie, während sie ihm näher kam und nun dicht vor ihm stand. Sein Blick ruhte nach wie vor auf ihr, während er ihren Atem auf seiner Haut fühlte. Alles war wie ein Traum. Ein Traum von denen, die er jede Nacht erneut träumte.

-„Nur eine Entschuldigung“

Eine Entschuldigung. Eine Entschuldigung wofür? Dafür, dass sie vor ihm geflohen war, ohne ihm die Chance gelassen zu haben, alles zu erklären. Eine Entschuldigung für alle die Schmerzen die er hatte, als er jeden Morgen ohne sie aufgewacht war. Verneinend entfernte er seinen Blick von ihr. Es hatte angefangen zu regnen, so warf Ashura seine Kapuze über den Kopf um seinen ihn vor dem Wasser von oben zu schützen. Misty tat ihm das gleich.

„…ich brauche einfach…ich brauche einfach Zeit, okay?“

-„Wie viel?“

„Ich weiß es nicht…“

Der Regen nahm drastisch zu. Es war einer dieser nächtlichen Regenfälle, die seit kurzer Zeit öfter vorkamen. Ein alter Mann erzählte Ashura einst, das es die Tränen aller Geister wären, die auf ihre Erlösung warteten. Der Mantel des hoch gewachsenen Mannes begann sich voll zu saugen. Er musste nun schnell einen Unterschlupf finden.

Misty stand immer noch dicht vor ihm und so konnte er ihre Körperwärme minimal spüren. Ihr Blick war immer noch gar stur auf ihn gerichtet. Wie er das Blatt auch wenden mochte, er konnte sie jetzt nicht hier stehen lassen. Er konnte und wollte es nicht, doch wusste er, dass wenn er sie mitnehmen würde, dann dürfte er sie nicht mehr loslassen. Alleine um sich und sie zu schützen. Er wurde verfolgt. Immerzu saßen ihm die „Cleaner“ im Nacken und verfolgten jeden seiner Schritte. Kein Wort blieb ungehört. Er war schon viel zu lange draußen, er war schon viel zu lange in ihrer Nähe.

Ein Impuls jagte durch seine noch geschwächten Muskeln. Vor seinen Augen legte sich das graue Bild eines Schattens, der an Bäumen und Sträuchern vorbei zog. Sie waren hier…sie kamen. Ashura holte Luft und sah die in blau gehüllte Frau vor sich an, doch griff er schließlich ihren Arm und zog sie entschlossen mit sich. Und obwohl sie sich gegen seinen Griff wehrte, folgte sie ihm.

„Sei leise und komm einfach mit…“

-„Dann lass mich wenigstens los, du tust mir weh!“

Flux ließ er ihren Arm los und drückte mit seiner flachen Hand, leicht gegen ihren Rücken um sie anzutreiben.

„Tut mir Leid…“

-„Was ist denn plötzlich los?“

„Sie sind hinter mir her…“

-„Wer…sie?“

„Die Cleaner…“

Fragend verzog sie das Gesicht. Cleaner? Sie hatte diesen Ausdruck schon mal gehört. Cleaner…Reiniger. Sie säuberten alles, was hinterlassen wurde. Sie säuberten die Welt von ‚Schmutz und Unheil’.

-„Was wollen sie?“

„Mich…“

Ashura seufzte. Sie durchquerten eine größere Lichtung. Das hohe Gras war nun nicht mehr gefährlich. Wo einst wilde Pokemon lauerten, war nun nur das vom Regen genässte, hohe Gras. Die eigentliche Gefahr, war der Radar. Hier auf der Lichtung, konnte man sie ausmachen. Sie bewegten sich. Zwischen den Bäumen sah man sie nicht und die Radiowellen stießen am Baum ab. Mit einer Handbewegung befahl er, sich hinzuknien. Der Regen nahm zu. Zugleich waren einfache Geräusche nicht mehr zu hören. Misty zog ihre triefende Kapuze über die Stirn.

-„Wo sind sie?“

„Ich weiß es nicht“

-„Und was machen wir jetzt?“

Vom Regen durchnässt zog er sie ein Stück weiter und lehnte sie dort an einen dicken Stein, welcher aus dem Boden ragte. Hier war nichts. Kein Unterschlupf, kein Vorsprung. Lediglich die Baumkronen boten etwas Schutz vor dem Unwetter, das nach und nach stärker wurde. Ein Blitz züngelte am dunklen Himmel.

„Wir müssen raus aus dem Regen…“

flüsterte Ashura leise, während er sich umsah. Der Regen war derart laut, dass seine Sinne versagten.

-„Wo willst du denn hin?“

„Folge mir einfach…schnell“

Er rannte los und ehe er im Schutze des dunklen Waldes verschwand, war Misty ihm gefolgt. Sie rannten. Rannten, als würde sie der Tod verfolgen. In der Dunkelheit erkannte Misty nur sehr wenig und rutschte mehrmals leicht weg, sodass sie an Geschwindigkeit verlor. Ashura war noch vor ihr. Sie konnte sein Schwert aufblitzen sehen. Ein weiterer Blitz erleuchtete für einen kurzen Augenblick den Wald und sie sah die dunklen Gestalten der Bäume. Die Äste und Büsche, deren langen Arme nach ihr griffen und an ihrem Mantel zerrten, wenn sie dort entlang lief. Der Himmel grollte erbost. Ein weiterer Blitz spendete kurz Licht. Misty sah ihn, er wurde langsamer und sie holte auf, stand nun neben ihm. Sie hörte sein lautes Atmen und den Regen, der unaufhörlich auf den kalten Boden prasselte. Das Wasser lief ihr durchs Gesicht, in die Augen. Es entzog ihr die Körperwärme und sie bemerkte wie sich ihr Schweiß stark abkühlte. Sie zitterte.

„Sie sind noch hinter uns…“

-„Wie viele sind es, wir können…“

„Nein…wenn sie erfahren, dass du bei mir bist, dann kommen noch mehr“

-„Und wenn wir sie vorher erledigen?“

Ashura sah sie knapp an.

„Das schaffen wir nicht…“

sprach er ruhig, wischte sich das Wasser vom Mund und griff erneut ihren Arm, auch wenn sie diesen ein wenig unwillig befreite und ihm folgte.

-„Was wollen sie von dir?“

„Ich bin ihnen im Weg…“

-„Herrgott Ash…muss ich dir alles aus der Nase ziehen?“

Ash drehte sich zu ihr. Ein Blitz schenkte ihr Licht, sodass sie deine Augen sehen konnte. Der Regen tropfte von seiner Stirn und seine Augen waren ernst und kalt. So unheimlich, dass sie erschrak. Tief und schwarz leuchteten sie an. Misty spürte wie sie zögerte. Sein Blick war nicht mehr der Alte. So tot…kein einziges Gefühl konnte sie wahrnehmen, als er sie ansah.

„Später…“

Seine Worte waren genauso kühl, wie sein Blick. Misty holte Luft. Ein Schauer war ihr den Rücken niedergefahren. Er sah so…fremd aus.
 

Sie mussten jetzt tief im Wald sein. Misty hatte schon längst die Orientierung verloren. Warum auch immer, aber sie folgte Ash. Hatte sie eine Andere Wahl? Würde sie umkehren und den „Cleaner“ direkt in die Arme laufen? Sie wusste, was für Menschen es waren. Sie tauchten auf und hinterließen nur Trauer und Tod. Auch sie hatten sie gesucht. Doch mit der Aufgabe der Arena war sie außer Gefahr. Alle Pokemon hatte sie abgeben müssen. Alle. Jedes Einzelne haben sie ihr genommen und weggebracht. Manchmal fragte sie sich, wieso sie nichts getan hatte, wieso sie keinen Widerstand gegeben hatte. Was hatten ihre Pokemon, ihre Freunde wohl in diesem Moment gedacht? Wieso hat sie sie im Stich gelassen?

Der Regen hatte immer noch nicht nachgelassen. Mittlerweile war ein heftiges Gewitter im Anmarsch. Mehrere Blitze erschienen am Himmel. Die Umgebung vor Mistys Augen war so fremd. Schritt für Schritt tastete sie sich durch die Dunkelheit. Hatte sie Angst? Dort war ein Mann, ein Mann mit einem unheimlichen Blick. Und er war so fremd. Aber es war noch Ash. Blind vertraute sie ihm. Und sie fragte sich, wieso sie das tat.

„Pika, Pika…“

Pikatchu war genauso nass wie die zwei dunklen Gestalten selbst. Schnell sprang es auf die Schulter seines Masters und schüttelte sich im Regen. Sie mussten da sein. Bloß wo? Im Schein der Blitze erkannte die junge Frau nur eine riesige Gesteinswand, die sich mächtig vor ihnen erstreckte. Zielstrebig hielt Ashura darauf zu und verschwand in einem winzigen, fast unsichtbaren Spalt in der Wand. Sie folgte ihm. Hier war es dunkel. Dunkel und trocken. Jetzt wo sie aus dem Regen raus waren, spürte sie ihre schweren Klamotten am Körper. Sie war vollkommen durchnässt und fror. Sie waren ein ganzes Stück gegangen doch war es in dieser Höhle so vollkommen dunkel, dass sie nur seinen Geräuschen folgen konnte und sich an der Wand entlang tastete. Sie hoffte, dass sie nichts berühren würde, was dort nicht hingehöre. Sie würde Angst bekommen und sie wollte keine Angst haben. Nicht hier und nicht jetzt!

„Hey?“

Sie hörte seine Stimme. Sie klang ungewöhnlich. Besorgt?

-„Ja?“

„Wir sind da…“

-„Wo?“

„in meinem zu Hause“

In seinem zu Hause? Misty verzog die Stirn. Hier in einem Felsen? Aus der Dunkelheit hörte sie das Knarren einer Türangel und dann wurde ein kleines Stück von der Höhle erleuchtet. Sie konnte ihn für einen Augenblick sehen und sein Pikatchu verschwand hinter der schweren Metalltür.

schon komisch...

Kapitel 1
 

Schon komisch...
 

Ein warmes, schwaches Licht erfüllte den Raum. Es war ein kleiner Raum, eine Art Vorraum und alles ziemlich unsymmetrisch. Direkt hinter der Tür, war eine Art Rondell. Eine 4 stufige Treppe führte hinauf zu einer Holzebene. Darunter war alles versteinert. Der holzige Boden knarrte etwas. Oben auf der höheren Ebene standen ein großes Sofa und ein langes Regal mit verschiedenen Dingen. Ein Fernseher und ein Radio waren auch vorhanden. Weiter hinten, wieder zwei Stufen oben, fand sich eine dunkle küchenzeilenartige Regalwand mit Waschbecken und Tisch, wo ein Stuhl stand. Weiter links, waren Kanister mit Wasser und Beerennektar. Obwohl die steinernen Wände hart und erdrückend aussahen, wirke der Raum auf Misty gemütlich und vertraut. Unsicher strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht und lies die nasse Kapuze nach hinten gleiten.
 

Das Pikatchu schnellte zu einem Korb. Müde lies es sich in den Stoff fallen und wälzte sich ein wenig darin. Es sah zufrieden und gesund aus. Auch wenn seine Farbe etwas anderes verriet, doch hatte es den Virus überlebt. Es war der Impfstoff, der die natürliche Farbe nahm und eine andere gab.

„Hast du Hunger?“

fragte sie eine Stimme. Sie drehte sich und Ash war gerade dabei sich seinen Mantel auszuziehen. Im Licht, konnte sie ihn nun vollends betrachten. Er war wirklich groß geworden. Er überragte sie mittlerweile. Seine Haare waren kurz, schwarz. Sie waren ein wenig durcheinander. Unter dem Mantel trug er ein schwarzes Shirt. Es war kurzärmelig und die Nässe hatte es an seinen Körper geplättet. Misty erkannte einen kernigen Körper mit der obligatorischen V-Form, die sie bei Männern äußerst attraktiv fand. Vor 10 Jahren war er für einen 16 Jährigen ziemlich unreif gewesen. Jetzt war sei Gesicht weit aus kantiger und männlicher. Eine Spurt von abrasierten Bartstoppeln waren zu erkennen und er trug an seinem Kinn einen kurzen Bart. Insgesamt machte er einen imposanten Eindruck.

-„Nein…“

Seinen Mantel warf er über einen Stein, der aus den Holzplanken des Bodens ragten. So wie es aussah, war der Stein für die Wärme in diesem Raum verfügbar. Misty hatte bereits von solchen Steinen gehört. Sie reichten bis tief ins innere des Bodens und brachten die gespeicherte Erdwärme hervor.

„Du frierst…du musst dich umziehen.“

Demonstrierend griff Misty in ihren durchnässten Sack, den sie bei sich trug. Ihre Klamotten waren vollkommen unbrauchbar.

„Hm…ich denke du kriegst was von mir…“

Ashura verschwand für einen kurzen Moment und kam bald hinter der Wand hervor, wo er verschwunden war. Er trug ein dunkles T-Shirt bei sich und so etwas wie eine Boxer Short.

„Hier…“

er warf ihr die Klamotten zu und lehnte sich an eine der Steinwände. Sein kurzes Haar war völlig durchnässt und die Strähnen klebten zusammen.

„Ich zeige dir, wo du dich waschen kannst, wenn du willst.“

Stumm nickte Misty und sah nachdenklich auf die Sachen, die sie in ihren Händen trug. Sogleich nahm sie den vertrauten Geruch wahr, der ihr lange Zeit gefehlt hatte. Sein Geruch. Sie verschwanden hinter einem Felsvorsprung und gingen einen langen leeren Gang bergab um eine Ecke. Auch hier war es ungewöhnlich warm. Misty fand diese Situation äußerst merkwürdig. Vor gut einer Stunde hatte er sie niedergestreckt was sie ihm dankend wiedergegeben hatte. Nach 10 Jahren hatten sie sich wieder in die Augen gesehen. Nach 10 langen Jahren in das Gesicht des Menschen, den sie ihr halbes Leben lang geliebt hatte. Und jetzt war sie hier. Hier in einer ‚Wohnung’ die im Berg eingebaut wurde und er führte sie quer durch Gestein und sie hatte seine gut riechenden Klamotten im Arm. Irgendetwas war merkwürdig an der ganzen Sache. Wieso um alles in der Welt, benahmen sie sich so, als wäre alles selbstverständlich. Mistyria hatte so viele unbeantwortete Fragen.

Die Luft wurde feuchter. Als sie da waren, verschlug es Misty glatt die Sprache. Eine heiße Quelle. Eine unterirdische, heiße Quelle. Erstaunten Blickes sah sie ihn an.

-„Eine heiße Quelle?“

er nickte.

-„Ich liebe heiße Quellen…“

fügte sie stumm hinzu und lächelte, während sie das dampfende Wasser beobachte, das ruhig und friedlich vor ihnen lag. Sie liebte Wasser. Es war ihr Element und sie brauchte regelmäßig die Kraft und Energie des Wassers, des Meeres. Die heiße Quelle war die kräftigste. Nach jedem Bad, fühlte sich Misty wie neu geboren, aufgeladen mit wertvoller Energie. Es war wie ein Lebenselixier.

„Ich weiß…“

sprach Ashura leise, während er sich zum gehen wandte. Doch spürte er einen Griff an seinem Arm. Sie hielt ihn fest.

-„Du bist kalt…“ sprach sie leise, als sie seine unterkühlte Haut spürte und ihren Griff lockerte.

„Ich werde nach dir hinein gehen…“

-„Du wolltest mir noch erzählen, wieso sie dich jagen“

Ihr Argument schien zu überzeugen. Er blickte sie an, zögernd. Sie hatten als Kinder öfter in heißen Quellen gebadet. Wo war das Problem? War es die Tatsache, dass sie nun Erwachsen waren und Hormone und Gedanken plötzlich wie selbstverständlich waren? Das heimliche „erkunden“ war nun vorbei…

Im Stillen bemerkte sie seinen skeptischen Blick, lächelte in sich hinein. Oh ja, da war er…der starke, unantastbare Krieger, den jeder fürchtete. Und jetzt stand er hier und zögerte.

-„Wovor hast du Angst?“

„Angst?“

-„Kommt mir so vor!“

Patzig schnaufte Ashura aus. Es gefiel ihm nicht, von ihr bloß gestellt zu werden, auch, wenn niemand es erfahren würde. Allein sein Stolz war da im Wege. Das schlimmste daran war, sie hatte Recht. Er zögerte und er hatte Angst. Wovor hatte er Angst? Angst davor sie zu sehen? Er kannte sie doch. Er kannte sie seit seinem 10. Lebensjahr. Er senkte seinen Blick, beobachtete wie sie ihren Mantel auf einen kantigen Felsen legte und entdeckte ihren schmalen, gestrafften Oberkörper, welcher von einem dünnen Shirt bedeckt war. Das war es. Das war seine Angst. ‚der größte Feind eines Mannes, war die Frau…’ entsinnte sich Ashura. Es fühlte sich an wie eine Reihe Dominosteine, die nacheinander umfielen. Hatte er dieses einzigartige Gefühl schon vergessen gehabt. Das Kribbeln, wenn sie ganz nah bei ihm stand und er ihren Atem spüren konnte, das Gefühl ihrer warmen Haut und den süßlichen Duft ihrer Haare. Beschämt biss er sich auf die Zähne. Wie konnte er nur daran denken. Es war vorbei. Das Damals gab es nicht mehr. Es war Heute und Heute war alles anders.

-„Also…“

begann Mistyria, während sie ohne weiteres, ihr Oberteil fallen ließ und sich ihrer durchnässte Hose entledigte. Ashura, drehte derweil seinen Kopf höflich weg und sah erneut zu Boden. Ihm war die Situation nicht ganz geheuer.

-„Wieso verfolgen sie dich?“

Vorsichtig steckte sie einen Fuß in das warme Gewässer. Ein zufriedenes Lächeln zierte ihr Gesicht, als sie die gewünschte Temperatur feststellte.

„Sie verfolgen mich nicht…sie suchen noch“

-„in wie fern?…“

fragte sie ihn und rutschte langsam mit den Beinen voran.

„Offiziell bin ich tot…aber ich war nicht vorsichtig genug.“

-„vorsichtig?“

„Ich hinterlasse Spuren…wohin ich gehe. Fast jeder hier kennt mein Gesicht bereits.“

Misty verstummte, tauchte nun einmal ihren Kopf in das Quellwasser und schob beim Auftauchen ihre Haare aus dem Gesicht, wischte sich das Wasser aus den Augen. Ash wagte wieder seinen Blick auf sie zu richten.

-„Wieso bleibst du nicht einfach versteckt?“

„Das ist schier unmöglich…es passiert öfter, dass ich jemanden ungeplant über den Weg laufe.“

Skeptischen Blickes, kreuzte Misty ihre Arme auf dem Gesteinsrand von der Quelle und legte ihren Kopf darauf, genoss einfach das wärmende Wasser…

-„Hier? In der hintersten Ecke Faustauhafens?“

Nickend lachte Ash auf. Gerade weil es hier, auf dem kleinen Anschlussinselchen, so einsam war, kamen viele Trainer her um zu trainieren. Erst vor kurzem hatte eine junge Trainerin, vielleicht 14 Jahre, ihn gefragt, wer er sei, er käme ihr so bekannt vor.

„Ich denke, dass die Allianz den Braten gerochen hat…seit einigen Jahren durchkreuzen sie immer wieder dieses Gebiet und vor ein paar Wochen wurde es immer schlimmer…“

Ash rieb sich den Arm. Hier war es zwar bedeutend wärmer als draußen, doch jetzt, wo er ruhig stand, griff ihn die Kälte an.

-„Und wieso gibst du nicht einfach auf?“

„Wenn das so einfach wäre…“

Misty senkte ihren Blick gen Boden, starrte eine Weile nachdenklich über die glatte Oberfläche. Sie hätte auch tot sein können. Hätte sie sich weiter gegen den Willen der Obermächte gewehrt, wäre sie auch einfach verschwunden. Diese mysteriösen Unfälle kamen damals in zwei Wochen Takten. Ein Feuer-Master stürzte beim Wandern von einer Klippe, Professorin Ivy ertrank angeblich wegen einem Krampf im Fuß und Jens aus Teak City verschwand spurlos. Jede Woche erfuhr sie neue Ereignisse. Dinge die nie in Zeitungen und in den Medien erschienen. Geheimnisse, Hinweise, versteckte Zeichen…sie wusste, wieso sie nachgegeben hatte, wieso sie all das, was sie sich jahrelang erarbeitet hatte, einfach aufgab. Mit dem Tod von Ash hatte sie jeglichen Mut verloren. Ihr Leben war eine einzige Ruine geworden. Durchlöchert von schweren Schicksalen und Fehlern…Nachdem sie schließlich die Arena und all ihre Pokemon dem ungewollten Schicksal übergab…war sie ein seelisches Wrack. Anfangs dachte sie oft daran einen Schlussstrich zu ziehen. Einfach weg von dieser Welt, einfach flüchten und nie wieder kommen.

-„Mal davon abgesehen würden sie dich umbringen, wenn du dich zeigst“

„Da hast du wohl Recht“

Nach und nach durchfuhren Ash kleine, unscheinbare Kälteimpulse, ausgelöst durch winzige Windzüge, die unweigerlich bei jeder seiner Bewegung entstanden. Auch wenn er es nicht wollte, stellten sich seine Körperhaare auf und seine Haut begann unerträglich zu kribbeln. Die Gänsehaut verbreitete sich bis über seinen Nacken.

-„Du frierst ja…“

flüsterte Mistyria leise, doch beachtete er ihre Feststellung nur nebensächlich.

-„Ash, stell dich nicht so an“

„Wie soll ich mich denn anstellen?“

-„Du benimmst dich wie ein Baby“

raunte sie und rollte mit ihren Augen, während sie sich vom Rand gleiten ließ und sich etwas nach hinten lehnte. Die Wärme hatte sie deutlich entspannt. Misty fühlte sich jetzt wesendlich besser.

„Wie meinst du das?“

-„Du willst jammern, traust dich aber nicht…du frierst, gibst es nicht zu…du willst in Wirklichkeit jemand anders sein und bist es nicht!“

„Wie kannst du das beurteilen…“

-„Ich beobachte“

lächelnd kam Ashura einen Schritt näher an das Wasser heran, ging in die Knie. Erstmals konnte Misty einen Hauch seines eigentlichen Ichs erkennen. Schließlich war es schon länger her, dass sie ihn hat lächeln sehen. Lächeln, ein einfacher Ausdruck von Freude, Zufriedenheit…ein ehrliches Lächeln war so selten geworden, in dieser Zeit.

„Beobachten ist immer nur die halbe Wahrheit“

-„Lieber die Halbe, als gar Keine!“

Mit einer Hand, fuhr er durch das warme Wasser und sah dem Wellenspiel zu, dass er mit der Berührung der Oberfläche verursachte. Das seichte, matt-orangene Licht spiegelte sich darin.

„Was hast du so gemacht?“

-„Wann?“

„Seit…damals“

Seufzend atmete Mistyria aus und wandte ihren Blick von ihm ab, fuhr sich durch ihre rötlichen Haare.

-„Mein Leben war weniger spektakulär als du dir vorstellst…“

Langsam watete sie sich vorwärts, als sie seinen fragenden Blick erkannte.

-„Die Arena wurde immer weniger besucht und irgendwann musste ich sie einfach schließen…“

„Ich habe gelesen, dass du von nur 2 Herausforderern geschlagen wurdest…in 7 oder 8 Jahren“

Geschmeichelt biss sich Misty auf die Unterlippe. Sie hatte schon verdrängt, dass sie einst die beste Quote in ganz Kanto und Johto hatte. Nach ihrem Masterkampf war sie in der ganzen Region bekannt geworden, was ihr schwer zu Nachteil wurde.

-„Dafür habe ich deinen Masterkampf im Fernsehen verfolgt.“

Erneut lächelte Ash, sah sie musternd an, etwas leer sogar…für einen Augenblick, glaubte Misty, er würde sie röntgen.

„Schon komisch…“

sprach er nach einer Weile und fuhr mit seiner Hand noch mal durch das Wasser, wölbte seine Hand zu einer kleinen Schale und schöpfte etwas Wasser, was er dann wieder durch seine Finger entkommen lies. Misty war mittlerweile wieder bis an den Rand gekommen und sah nun zu ihm hoch. Er hockte immer noch vor ihr.

-„Was?“

Wieder hielt er inne. Man konnte ihm den inneren Kampf ansehen. Sein Stolz war es…sein Stolz nichts zuzugeben, nichts preis zu geben…einfach alles für sich zu behalten. Ein Egoist, dachte sich Misty.

„…nichts“

Augen rollend schnellte sie vor und griff ihn kräftig an den Schultern, sodass er sein Gleichgewicht verlor und wild mit den Armen schleuderte. Man sah, wie er versuchte sich aufzustemmen, doch landete er schließlich, Schulter vor ran im Wasser. Schützend vor dem aufspritzenden Wasser, hatte Misty ihre Arme vors Gesicht gehalten, nun beobachtete sie, wie er auftauchte und sich die Feuchtigkeit aus dem Gesicht wischte. Er sah sichtlich überrumpelt aus, damit hatte er nicht gerechnet!

-„Nicht das du dich erkältest“

gluckste sie amüsiert, lehnte sich mit dem Rücken an den Rand und stützte sich mit ihren Unterarmen ab, musterte ihn.

„Aber doch nicht mit Klamotten…“

-„Zieh sie doch aus, wo liegt das Problem? Du bist doch sonst nicht so…verklemmt?“

Ihren Blick ignorierend schob er sich seine Haare nach hinten.

„Was soll ich davon halten, nackt mit einer Frau in einer heißen Quelle zu baden?“

-„Oh Ash…sag bloß du bist schwul“

Etwas verwirrt sah er auf, während er sich sein T-Shirt auszog und das nasse Teil aus dem Wasser warf. Für einen Moment konnte Misty einen Blick auf seinen Oberkörper werfen, auch wenn es nur ein Bruchteil von Sekunden war.

„Ich bin nicht schwul!“

protestierte er. Diese Frage war ihm mehr als unangenehm…amüsiert biss sie sich auf die Unterlippe und musste ein Grinsen weites gehend unterdrücken.

„Es ist nur…nunja, wenn man alleine lebt dann…also…“

-„Wage es und ich kastriere dich“

drohend hielt sie den Finger aus dem Wasser und sah zu, wie er seine dunkle Hose aus dem Wasser kramte und dem Shirt hinterher warf.

„Ich werde mich hüten…“

fügte er bei uns lehnte sich dann sichtlich geschafft auf der gegenüberliegenden Seite an die Wand, seufzte leise und schloss seine Augen, während er seinen Kopf in den Nacken fallen ließ. Aufmerksam beobachtete Mistyria jede seiner Bewegungen. Auch wenn er es nicht wirklich vorhatte, so zeigte er doch gerade Schwäche. Er präsentierte ihr sein „Leiden“ und sie konnte seine verspannten Muskeln sehen. Nicht nur, dass er sich sehr steif bewegte, er hatte immerzu angespannte Gesichtsmuskeln, sodass sich kleine Falten auf seine Stirn legten.

Leichtes Misstrauen begleitete sie zwar, doch wagte sie es ihre Augen zu schließen und einfach die Wärme der Quelle zu genießen, ehe sie wieder hätte raus gemusst.

ich weiß es nicht mehr

Kapitel 3

Ich weiß es nicht mehr
 

„Mir ist nur Pikatchu geblieben“

erklärte er, während er mit einer Hand zu dem schlafenden Geschöpf deutete, dass sich im Korb eingebettet hatte. Der alte Fernseher flimmerte ungestört vor sich hin und warf verschiedene Lichter und Farbtöne an die steinernen Wände des Raumes. Am anderen Ende des Sofas hatte sich Misty in eine Decke eingewickelt und ihren Kopf gegen die Lehne gelehnt. Ihre Haare waren noch etwas feucht, doch machte es hier nichts aus. Es war angenehm warm und vor allem war nun Ruhe, zeit zum Entspannen…normal, würde Ashura jetzt bereits schlafen und sich ausruhen. Kein Tag verging, ohne dass er verausgabt nach Hause kam.

„Den Rest habe ich Mew überlassen. Es sorgt dafür, dass der Virus nicht durchkommt…“

-„Ich habe davon gehört. Wo genau ist dieser Ort?“

„Weiter südlich von hier…so genau weiß ich das nicht. Was ist aus deinen Pokemon geworden?“

Misty wurde stumm. Ihre Lippen spitzten sich leicht und sie senkte ihren Blick. Sie hatte geahnt, dass diese Frage kommen würde. Hätte sie es verhindern können? Was würde er sagen, wenn sie ihm die Wahrheit erzählen würde? Leise schnaufte sie aus, bemerkte seinen prüfenden Blick.

„Mist?“

Dieser Name? Er hatte ihren Spitznamen genannt. Ohnehin wurde sie immer nur Misty genannt und ihr voller Name geriet oft in Vergessenheit…doch nun nannte er sie, wie Einst. Vor einigen Jahren hatte sie diesen Namen zuletzt gehört…

-„Ich habe alle verloren…“

flüsterte sie. Es stimmte schließlich. Sie hatte alle ihre Pokemon verloren…sie wurden ihr genommen und sie konnte nichts tun. Sie hätte etwas tun können, doch wären erst sie und dann die Pokemon gestorben…war das gerecht? Sie hatte ihre Pokemon geopfert, für ihr Leben…das war nicht gerecht. Von draußen hörte sie noch immer den Schwall von Niederschlägen. Wasser das an dem harten Gestein aufprallte und gen Boden lief.

-„Bis auf Garados“

fügte sie schließlich hinzu. Ash nickte. Er hatte ihren Stimmungswandel bemerkt. Er empfand es für richtig nun nicht weiter in diesem Thema rum zu stacheln.

„Das tut mir Leid…“

Im Fernseher wurde ein Schuss abgefeuert. Fast gleichzeitig sahen die beiden zum Bildschirm. Es war wie eine Art Ablenkung von der Redepause. Eigentlich hatten sie sich so viel zu erzählen, doch kam niemand so wirklich zum Zuge. Jeglicher Gedanke erinnerte an eine viel schönere Zeit. Eine Zeit in der man keine Angst haben brauchte, was man tat, sagte, dachte…sie waren in Wirklichkeit gefangen in einem großen Gefängnis, aus dem keiner entkommen konnte. Früher oder Später würde jeder einmal auf den Elektrostuhl kommen, es sei denn, man machte immer das, was von einem verlangt wurde.
 

Es war sehr spät geworden. Letztlich war ein einigermaßen flüssiges Gespräch in Gange gekommen und erstmals seit einigen Jahren, fühlte sich Ashura wieder wohl. Endlich durfte er wieder reden, sprechen, mit Menschen kommunizieren. Er hatte zu Anfang immer geglaubt, dass er eines Tages verstummen würde und als alter, stummer Greis einfach sterben, ohne das ihm irgendjemand beistehen würde.

Während er ihr zuhörte, ertappte er sich dabei, wie er sie musterte, beobachtete. Bei jeder ihrer Gestik, Bewegung, Stimmlage entflammte eine Erinnerung nach der Anderen. Bilder die tief in seinem Kopf gespeichert wurden, Stimmungen, Gefühle…einzigartige Videofilme, aufgenommen von seinen Sinnen. Plötzlich wurde er still, atmete tief ein. Wo war er? Wieso war er hier? Wieso ist nicht alles anders gekommen? Warum sind sie sich so fremd? Einen winzigen Augenblick glaubte er, er könne sie spüren. Spüren, wie sich ihre Haut anfühlte, wenn ihr warmer Atem seinen Hals streichelte und ihr Körper sich an den seinen anschmiegte.

Ashura bekam eine Gänsehaut, begleitet von einem Reiz, der seine Muskulatur anspannte. Jedes Mal wenn er sie ansah, kamen diese Erinnerungen…Erlebnisse, intime Momente, Augenblicke, die er niemals vergessen könnte. Aber wer war diese Frau dort vor ihm. Obwohl er sie beinahe spüren konnte und ihre Anwesenheit soviel bewirkte, war sie ihm so fremd, so abwesend. Greifbar und doch Unsichtbar.

Im nächsten Augenblick musste er sich selbst retten. Er spürte, dass diese Situation eskalieren würde, wenn er nicht bald etwas tun würde.

-„Ash? Ist alles in Ordnung?“

Nun sah er wieder auf und traf ihre Augen mit seinem Blick.

„Ja…ich meine, ich bin…ich bin nur etwas müde.“

-„Du solltest schlafen…“

Ihm fielen wieder tausend Momente ein, in denen er Misty so nahe war. Er konnte sich bis heute nicht erklären, wieso er zu blöd war sie am Strand nicht zu erkennen. Er hätte es wissen müssen. Seufzend lockerte sich Ash. Noch immer war es ihm nicht wirklich bewusst, dass sie jetzt hier war. Hier bei ihm.

„Ja, vielleicht…“

redete er leise, während er sie weiterhin mit seinem Blick fixierte.

Und da war er wieder, der unheimliche Blick. Eine Weile sah Misty ihm einfach entgegen, in seine Augen, die sie festhielten und durchdringend lasen. Ihr wurde unwohl. Sein Blick war einfach unheimlich und fremd und kalt. Er vermittelte ihr etwas Drohendes, vielleicht Angst. In ihm erkannte sie ihn nicht wieder.

-„Ash, sieh mich bitte nicht so an!“

„Wieso?“

-„Es macht mir Angst“

„Angst?“

Misty nickte, lächelte leicht, als sie seine Reaktion sah. Er hatte sicher nicht gewollt, dass jemand von seinem Blick Angst bekam. Mit schief gelegtem Kopf beobachtete sie, wie er sich durch sein dunkles Haar strich. Es war schon getrocknet, nicht wie ihres.

-„Ist schon gut…“

„Ich habe nur ein Bett, also…du kannst dort schlafen“

-„was ist mit dir?“

„Ich finde schon etwas“

-„bist du dir sicher?“

Ash nickte. Sein Bett war nicht groß. Es war zwar Platz genug für zwei Leute, aber anstandsgemäß lies er der Frau den Vortritt. Er empfand es nicht als gute Idee mit ihr in einem Bett zu schlafen. Diese Zeit war anders. Alles war anders. Hatte er Angst? Vielleicht hatte er Angst. Angst davor einen Fehler zu begehen. Er wusste was unweigerlich passieren würde, wenn er mit ihr in einem Bett schlafen würde. Er würde es zulassen.

„Ich denke, ich werde auf dem Sofa platz nehmen“
 

Sie betraten einen Nebenraum, abgetrennt durch eine Wand, vom Hauptraum. Vorsichtig zog Misty den Kopf ein, als sie durch einen winzigen Spalt in der Wand verschwand. Der zweite Raum war winzig. Gerade mal ein Schritt trennte die beiden Wände, die sich zusammen etwa 3 Meter nach rechts erstreckten. Es war angenehm warm hier. Der Boden heizte. Wohlmöglich befand sich unter dem Gestein ein Lavastrom oder etwas der artiges. Das Bett befand sich in dem Gestein der zweiten Wand. Ein Hohlraum, der einen Bogen glich. Am Kopf-, sowie am Fußende, befanden sich kleine Eineckungen, wo man Dinge abstellen konnte. Eine große, weiche Matratze lag im Gestein. Alles sah furchtbar gemütlich aus. Hier gab es zwar kein Licht, doch brannten zwei Kerzen am Kopfende des Bettes und über der Liegefläche befand sich ein Einschub. Mistyria vermutete, das sich dort eine Zeitschaltuhr befand, die natürliches Licht parallel zur Tageszeit produzierte. Rocko hatte etwas Derartiges einmal in seine Arena eingebaut.

-„Ich hätte nicht gedacht, dass du so geschmackvoll bist“

„Wie meinst du das?“

-„Nunja“

Lächelnd sah Misty zu ihm. Er war nur einen guten Schritt von ihr entfernt, während er sich über die Matratze beugte um eine zusammengefaltete Decke aus der hintersten Ecke holte und sie sich zwischen die Arme klemmte.

-„…sieht….sehr gemütlich aus“

„Ist es auch“

-„Wie hast du das gemacht?“

„Oh, dieses Versteck habe ich nicht bemacht…Birk hat es mir gezeigt“

-„Birk weiß das du lebst?“

„Nein, das ist schon länger her. Als ich hier ankam, musste ich jede Menge neu machen, aber die Grundzüge waren schon da. Wie zum Beispiel dieser Bogen hier“

Fast liebevoll strich er mit zwei Fingern über den sauber geputzten Steinbogen über der Liegefläche, der etwa in einer Höhe von 1,70m angebracht war.

-„Wie lange lebst du denn nun vollkommen abgeschottet?“

„Knapp 6 Jahre sind es bald“

-„Ist das nicht schrecklich?“

„Was?“

-„diese…Einsamkeit“

Leicht biss sich Misty auf ihre Unterlippe, als sie spürte, wie sich sein Blick auf sie wandte. Insgeheim verfluchte sie sich für diese herausfordernde Frage und doch musste sie ein böses Grinsen unterdrücken. Sie musste wohl oder übel ihre teilweise arg merkwürdigen Gedanken unterdrücken.

„Du kannst es dir gar nicht vorstellen“

hörte sie ihn fast flüstern. Nein sie konnte es sich nicht vorstellen. Sie lebte seit sie denken konnte mit ihren Schwestern zusammen. Es gab keine Zeit, in der sie wusste, dass sie nicht alleine war. Immer war jemand da. Aber Ash. Er wusste, dass niemand da war. Er wusste, dass er einsam bleiben würde. Er existierte nicht mal. Warm blickte sie ihn an.

-„Nein“

flüsterte sie zurück

-„…das kann ich nicht“

„Ich kann nicht zurück“

-„Willst du denn zurück?“

Im Flackerlicht der zwei matten Kerzen näherte er sich ihr langsam. Spürbar bemerkte Misty einen Hauch von Aufregung, als er ihr deutlich näher kam und sie wieder mit diesem Blick ansah.

„Ja“

antwortete er nach einer Weile und stand nun direkt vor ihr, sah ein wenig tiefer in ihr Gesicht und biss sich auf die Zähne, sodass seine Kiefermuskulatur hervorstach. Immer noch lächelte Misty sanft. Sie wusste nicht warum, aber er wirkte in diesem Augenblick unglaublich zerbrechlich. Sie hatte Mitleid mit ihm, obwohl sie eigentlich keinerlei Grund dafür hatte. Oder etwa doch? Wie eine Automatische Steuerung legte sie ihre Hand sachte auf seine Wange und spürte die kratzigen Stoppel seines Dreitagebarts. Sein unheimlicher Blick erschien ihr nun nicht mehr unheimlich, eher weich und tiefgründig. Seine Augen erzählten soviel und auf einmal erkannte sie ihn wieder. Den dunkelhaarigen Jungen mit den markanten Jochbeinleisten und den breiten Kiefern. Spürbar wie eine leise Symphonie drang ein Gefühl an die Oberfläche, der Wille ihm zu vergeben und einfach alles zu vergessen. Doch konnte sie ihm vergeben, ohne dass er sie jemals darum bat? Noch immer lächelnd senkte sie ihren Blick. Ihre Hand glitt hinab zu seiner Schulter, wo sie leicht in sein dünnes Shirt griff.

-„Gute Nacht…“

sprach sie leise, aber bestimmt, während sie nun wieder seinen Blick erwiderte und schließlich ihre Hand von ihm abließ.

„Gute…Nacht“

langsam schritt Ashura an ihr vorbei und warf die bis dahin zusammen gefaltete Decke über seine Schulter. Ein weiteres Mal streifte sein Blick sie, ehe er sich den Durchgang näherte.

-„Ash?“

„Hm?“

Kurz hielt Misty inne, doch drehte sie sich ihm zu und legte den Kopf leicht schief.

-„Was war das erste, was ich jemals zu dir sagte?“

Das erste was sie jemals zu ihm sagte. Ash senkte den Kopf, seufzte leise. Er versuchte nachzudenken, doch konnte er es nicht. Sein Kopf war gerade voll von Gedanken die dort nicht hingehörten. Er erinnerte sich nicht. Er hatte es vergessen. Gerade wollte er etwas sagen, doch blieben ihm seine Worte ihm Halse stecken. Beiläufig strich er sich mit der Hand über den Mund und hob seinen Blick wieder, sah sie entschuldigend an und schüttelte den Kopf.

„Tut mir Leid…ich weiß es nicht mehr“

Mistyria nickte. Wieso hatte sie damit gerechnet? Und wenn sie damit gerechnet hat, wieso hat sie es dann doch gefragt? Sie hoffte, dass man ihr die Enttäuschung ansah. In Wirklichkeit wusste sie es selbst nicht mehr, doch hatte sie gehofft, dass er es ihr sagen könnte. Was hatte das zu bedeuten? Wieso vergisst man so etwas?

Während sie sich selbst zu viele Fragen stellte, war Ashura bereits verschwunden. Sie war nun allein. Wieder allein.
 

Misty nahm ihren Rucksack und kramte ein wenig darin herum, bis sie irgendwann eine lange Stoffhose und ein Top fand. Es dauerte nicht lange, bis sie die alte Kleidung aus - und die frische angezogen hatte. Es war länger her, dass sie in einem weichen Bett geschlafen hatte. Seit nunmehr 6 Monaten treib sie sich weit weg von ihrem zu Hause herum, nur um ihn zu finden. Ihr war nur ein Schlafsack geblieben, mit dem sie vorlieb auf harten Boden platz genommen hatte. Sonderlich warm war es nie gewesen, aber das hat sie wohl abgehärtet. Aus einem silbernen Metalldöschen nahm sie eine kleine dunkelgrüne Pille. Die natürlichen Schlafmittel nahm sie seit knapp 2 Monaten. Schlafen fiel ihr immer schwerer. Zu viele Sorgen und Ängste quälten sie nachts. Erika hatte ihr dann das pflanzliche Mittel gegeben. Es wirkte zwar nur knapp eine Stunde, doch fürs Einschlafen sollte es reichen. Vorsichtig kniete sie sich auf die Matratze und nahm die Decke hoch, unter der sie schlafen sollte. Die Bettwäsche roch unheimlich vertraut und bekannt. Ein Geruch den sie schon lange nicht mehr riechen durfte. Sie pustete die Kerzen aus. Sachte schob sie die Decke über sich und legte sich gestreckt hin. Nach einer Weile bemerkte sie die Müdigkeit. In Gedanken über die letzten 2 Stunden, schlief sie ein…
 

**
 

Aufgeschreckt von einem Geräusch fuhr Misty in die Höhe. Ihre Augen gewöhnten sich nur schwer an die Dunkelheit in der sie sich befand. Wo war sie? Alles war hier so fremd. Fremde Gerüche, unbekannte Geräusche. Unruhig begann ihr Atem zu zittern. Konzentriert versuchte sie sich zu erinnern. Nach einigen Minuten hatte sie sich beruhigt. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit…sie ertastete sich ihre Umgebung. Wieder ertönte das Geräusch…es kam von ihrer rechten Seite, sie drehte den Kopf. Eine dunkle Silhouette war zu erkennen. Eine dunkle Gestalt von kräftiger Statue. Sie kam näher. Ängstlich starrte sie auf den Schatten, ihr Herz begann zu beben.

-„Ash?“

fragte sie leise in die Dunkelheit hinein. Was wenn es nicht Ash wäre? Was wenn jemand sie entdeckt hatte und ihn bereits umgebracht hatte? War er nun hier um sie auch zu ‚erlösen’?

„Ja“

antwortete man ihr. Beruhigt atmete sie auf. Es war seine Stimme. Sie hatte den charismatischen, rauen Ton erkannt. Ash stand an ihrem Bett. Sie konnte ihn nicht richtig erkennen. Nur seine Umrisse ließen ihn erkenntlich machen. Aber sie konnte ihn spüren.

-„Ist…alles okay?“

sprach Misty fragend und zog ihre Knie an. Derweil hatte sich die Aufregung wieder gelegt.

„Ja“

antwortete er wieder und verharrte vor dem Bett. Er klang erschrocken unsicher. Sie hätte gerne sein Gesicht gesehen, aber das war unmöglich. Für einen Moment herrschte Stille.

-„Ist etwas…nicht in Ordnung?“

fragte sie wieder. Sie war sich nicht ganz sicher, was er vorhatte. Insgeheim fragte sie sich, ob er wohlmöglich schlafwandeln würde. Er hatte es vor einigen Jahren schon einmal getan und sich dabei den Kopf an einer Tür eingehauen. Langsam wurde es mysteriös.

„Mir ist kalt“

war Ash’s Antwort

Misty zögerte. Es war ein komisches Gefühl. Ein bisschen unheimlich. Woher konnte sie sicher sein, dass es Ash war…der vor ihr stand. Vielleicht war es jemand vollkommen Fremdes. Bei dem Gedanken wurde Misty gleichzeitig schlecht und heiß. Ein eigenartiger Reiz durchjagte ihren Körper. Eine fremde Gestalt an ihrem Bett. Kurz biss sie sich auf die Unterlippe, rückte näher zur Wand und deutete Ash den Platz.

Er beobachtete was sie tat, wartete einen Moment…dann kniete er sich auf die Matratze und legte sich zu Misty. Die große Bettdecke bot Platz für zwei, so konnte sie seine Anwesenheit deutlich unter dem Stoff fühlen. Sein Bein berührte ihres als sie sich ebenfalls wieder hinlegte. Ihre Körper waren dicht beieinander, sie konnten die Körperwärme des anderen spüren. Es war eigenartig. Wieder herrschte Stille.

Ash war hellwach. Wieso auch immer er plötzlich neben ihr lag, war ihm unerklärlich. Etwas steif und unbeweglich lag er einfach nur da und hoffte, sie würde seinen lauten Herzschlag nicht bemerken. Die Dunkelheit schütze ihn. Er musste in diesem Moment unglaublich komisch und angreifbar aussehen. Das Knistern der Bettdecke verriet, das Misty sich drehte.

Mit einem kurzen Blick vergewisserte er sich in welche Richtung sie sich gedreht hatte. Ein Rücken präsentierte sich ihm. Er war nackt und nur von zwei dünnen Trägern und einem BH verdeckt. Die Dunkelheit lies nicht viel Sicht zu, doch das was er sah genügte. Ihre Schultern waren trainiert, auch der Rücken war mit recht viel Muskelmasse ausgestattet. Sie musste viel unterwegs sein. Inständig hoffte er, sie würde seine Blicke nicht spüren.

Jetzt wo er dicht bei ihr lag, konnte er ihren Geruch ausmachen. Sie roch unheimlich gut. Ein wenig süßlich und doch war ihr Duft nicht weich…Ash bemerkte den Reiz in sich, sie zu berühren, ihr nahe zu sein. Lediglich seine Beherrschung hielt ihn zurück. Kleine unheimlich effektvolle Ströme jagten durch seine Adern…ließen seinen Puls ansteigen.

Es dauerte ein Weilchen, bis er Ruhe fand.

-„Besser?“

hörte er sie fragen und er öffnete erneut seine Augen, auch wenn er sie nicht sehen konnte. Sie hatte schließlich ihren Rücken zu ihm gedreht.

„Ja…“

antwortete er knapp. Er kam sich mächtig blöd vor, nachgegeben zu haben. Nun lag er hier. Zusammen mit ihr, in seinem Bett. Wie lange war es her, dass er mit ihr in seinem Bett gelegen hatte? Zu seinem Bedauern stellte er fest, dass es viel zu lange her war.

Nach einigen langen Minuten, stellte er fest, dass es unglaublich anders war. Nach fast 6 Jahren wieder mit jemanden einzuschlafen, zu spüren dass jemand da war. Ihr ruhiges, gleichmäßiges Atmen schläferten ihn langsam ein, machten ihn Ruhig. Er schloss seine Augen, drehte sich auf die Seite.

Aufbruch

Kapitel 4
 

Aufbruch
 

Die morgendliche Sonne war wieder nicht zu sehen. Eine tiefgraue Decke zierte den Himmel, es begann zu Regnen. Ash setzte seine Kapuze auf und warf einen missachtenden Blick gen Himmel, ehe er seinen Weg fortsetzte…gefolgt von einem kleinen schwarzen Wesen.

Mal wieder war die Lichtung einsam und verlassen. Eigentlich war hier niemand. Die Stadt war ausgestorben. Keine Menschenseele hielt sich hier auf. Zertrümmerte Ruinen lagen traurig in der Dämmerung. Nass glänzten einige glatte Steinmauern auf. Die verrußten Gemäuerteile erstreckten sich über ca. einen Hektar Fläche. Sie waren perfekte Deckungen und Verstecke für Spione und “Cleaner“. Sie räumten alles beiseite, was nur den Anschein eines Rebellen hatte. Ash wusste, dass nicht mehr viele der Rebellen übrig waren und somit wurde die Zahl der Verfolger immer größer. Er musste vorsichtig sein. Jeden Moment könnte jemand aus dem Hinterhalt angreifen.

Prasselnd fiel der Regen zu Boden und tränkte den unbewachsenen Boden mit Wasser. Jeder Schritt wurde mit einem hässlichen Matschen quittiert. Unter den Füßen sammelte sich die matschige Flüssigkeit und Ash bemerkte, dass der Boden ungewohnt rutschig war. Er entschied sich, eine höhere Ebene aufzusuchen, um nicht bei Gefahr ins Rutschen zu kommen und sich so wohlmöglich auszuliefern. Der Regen wurde stärker.

Nach einigen hundert Metern erreichte Ash sein Ziel. Ein eiserner Kasten unter einer morschen Holzpalisade, die umgeknickt über der Kiste lag. Der Mann sah sich um und kippte dann die Palisade weg um an den Kasten zu gelangen. Aus seiner Tasche kramte er eine Karte hervor, mit der er den Kasten öffnete. Innen befanden sich zwei Flaschen mit weißer Flüssigkeit und eine Tüte mit frischem Brot. Außerdem eine Schale mit etwa 25 Cricks. Zufrieden lächelte Ash. Max hatte mal wieder gute Arbeit geleistet. Und da war noch etwas. Ein Zettel. Fragend faltete Ashura das Stück Papier aus und las die Botschaft.
 

Es gibt neue Informationen im Netzwerk. Die Quellen weisen auf das Labor hin, wir brauchen hier Hilfe!
 

Seit einigen Monaten sorgte der 18 Jährige dafür, dass Ashura nicht mehr bis ganz in die Stadt musste um sich wohlmöglich zu verraten. Sie hatten hier oben in den geräumten Dörfern einen Punkt ausgemacht, wo Max regelmäßig Lebensmittel etc lagerte. Aus seiner Manteltasche zog Ash einen Beutel mit Geld und einem Zettel auf dem er ebenfalls etwas notierte.
 

Der Heimweg war beschwerlich. Der Regen hatte nicht nachgelassen. Es wurde dunkler und Ash fror. Insgeheim wünschte er sich seinen Sessel und einen schlichten Kaffee, der so widerlich schmeckte, dass ihm zum kotzen zu mute wäre. Ash lächelte. Sein Pikatchu hatte sich auf seiner Schulter derart zusammen gezogen um sich selbst zu wärmen. Zügigen Schrittes betrat er den Abhang. Der Weg war steil und nicht ungefährlich. Behutsam setzte Ash einen Schritt vor den anderen um nichts ins Rutschen zu geraten.
 

Durch den Zeitmesser an der Oberwand des Bettes kam naturgetreues Kunstlicht. Misty lag im Bett, hatte die Arme hinter ihrem Kopf gekreuzt und starrte, sofern sie etwas sehen konnte, an die Oberkante vom Gestein. Ash war nicht mehr neben ihr. Er war einfach weg. Sie hatte weder eine Uhr noch irgendein Zeitgefühl. Es war still. Sie vermutete, dass es mittags war…gegen 12 Uhr oder später. In Gedanken versunken schloss sie wieder langsam ihre Augen. Sie erinnerte sich an die alte Zeit. Als sie noch jung war. Sie war grade mal 11 als ihr Ash über den Weg lief und ihr Fahrrad genommen hatte. Damals trug sie ihren Zopf auch immer auf der Seite…das war, weil sie ungleich lange Haare hatte. Aber irgendwie hat sie sich dran gewöhnt gehabt. Misty versuchte sich Ash vorzustellen, als er noch jung war. Sie wusste noch, dass er immer kleiner gewesen war und sie sich deshalb oft über ihn lustig gemacht hatte. Trotzdem war er immer stärker. Er war immer der bessere Pokemon Trainer. In einer Hinsicht aber, war Misty ihm schon immer im Vorteil. Wasser. Misty ist mit der Gabe geboren. In ihren Adern fließt förmlich Wasser. Ihr Gespür für dieses Element besitzt kein anderer Mensch auf diesem Planeten. Die rothaarige, junge Frau erinnerte sich an die Sprudelcups, wo sie Ash gegenüber stand und ihn ohne Mühe geschlagen hatte. Enton war’s, der Ash’s Kingler mit einer Unerwarteten Konfusions-Attacke den Marsch geblasen hatte. Enton wird sie nie vergessen. Das Wasserpokemon das nicht schwimmen konnte. Für einen Moment hielt Misty inne. Ohne Enton wäre Misty jetzt nicht mehr am leben. Bei den Gedanken und Bildern, die ihr durch den Kopf schossen, bildete sich ein Kloß in ihrem Hals. Sie bemerkte diese Reaktion. Trauer, Reue und Leid vermischten sich zu einem Reiz, der durch ihre Nerven schoss und ihre Gliedmaßen zum zittern brachten. Der Blutfluss zum Kopf wurde verstärkt und Tränenflüssigkeit bildete sich über. Misty versuchte sich mit aller Mühe gegen ihren Körper zu wehren. Lediglich eine Träne fand den Weg über ihre Wange. Schnell fing sie sie ab.

Ein Geräusch. Misty schnellte hoch. Jemand war gekommen und aufmerksam horchte sie, wer oder was es sein konnte. Bald aber, war sie wieder beruhigt, nachdem ein fröhliches „Pikatchu…“

ertönte. Ash war wieder da. Wo er wohl gesteckt hatte? Flux war Misty aus dem Bett gekrochen und zupfte sich ihre Schlafklamotten zurrecht, ehe sie um die Ecke schritt.

-„Wo warst du?“

fragte sie Ash, welcher seinen Mantel abnahm und ihn tropfend von sich hielt

„Guten Morgen“

antwortete er und suchte nach einer Stelle, an der er das nasse Stück etwa verstauen konnte. Misty musterte ihn unschlüssig.

-„Morgen“

sprach sie schließlich.

-„Also, wo warst du?“

Kurz blieb Ash stehen und sah Misty einmal von unten nach oben an. Er verschwand hinter einer weiteren Ecke und tauchte nach kurzer Abwesenheit wieder auf.

„Draußen“

kam eine knappe Antwort. Ashura fuhr sich mit einer Hand durch die nassen Haare und wischte sich die besagte Hand an einem Hosenbein ab, kehrte ihr den Rücken und ging Richtung Tisch.

-„Was ist draußen?“

Misty kam näher, musterte Ash. Er war furchtbar durchnässt. Offensichtlich hatte es geregnet. Ash blickte sie nur kurz an und legte dann den Sack ab, den er bei sich getragen hatte.

„Jetzt Hunger?“

fragte Ash und versuchte den Knoten zu öffnen, mit dem er den Sack verschlossen hatte. Etwas verärgert runzelte Misty die Stirn und blies Luft durch ihre Nase aus. Schließlich setzte sie sich auf das Sofa und nickte flüchtig. Irgendwie missfiel es ihr, dass Ash sie ‚bediente’. Zufrieden schmunzelte Ash und schritt die zwei Stufen hinauf, zu dem Tisch, holte aus dem bereits geöffneten Sack ein Döschen heraus. Beim öffnen fiel Misty auf, dass er eine gute Anzahl von Cricks bei sich hatte. Fragend regte sie den Kopf.

-„Wo hast du die alle her?“

„Nicht so wichtig“

-„Wieso?“

„Wieso willst du das wissen?“

-„Wer außer mir weiß, du noch lebst?“

Ash stockte. Er wusste, dass Professor Oak ihn damals aus der Registratur gelöscht hatte um ihn für tot zu erklären. Das war seine einzige Chance nicht von der Allianz entdeckt zu werden. Keiner hatte es gewusst. Niemand, nicht einmal seine eigene Mutter durfte davon erfahren. Selbst seine besten Freunde sollten ahnungslos bleiben.

„Max!“

Für einen Moment starrte Misty zur Seite, holte etwas Luft. Nachdem Misty von Ash’s Tod erfahren hatte, wollte sie es nicht glauben. Lange Zeit danach, hatte sie noch recherchiert und geforscht, doch es fanden sich keine Hinweise, dass er noch lebte. Nach einem Jahr verzweifelter Suche hatte sie aufgegeben und versucht sich damit abzufinden. Es gab Zeiten in denen sie Ash für all ihren Schmerz verantwortlich gemacht hatte. Manchmal glaubte sie ihn dafür zu hassen einfach zu gehen und sie alleine zu lassen.

-„Max…“

sprach Misty nach.

„Ja“

Ash hatte ihre Reaktion bemerkt. Er ahnte sehr wohl, was sie jetzt dachte.

-„Nein“

flüsterte Misty, sehr schnell hinterher. Ash lächelte sanft. Innerlich wütend schüttelte Misty nur den Kopf. Wieso wusste er es und hatte es ihr nie gesagt? Er hätte ihre ganze Trauer nehmen können…den ganzen Leidensweg einfach verkürzen. Aber vielleicht hatte es genau deswegen verschwiegen. Sie hätte ihn gesucht. Sie hätte ihn sogar vielleicht gefunden und vielleicht wären sie entdeckt worden. Aber vielleicht auch nicht. Vielleicht hätten sie sich zusammen verstecken können und einfach zusammen bleiben können.

„Misty…“

sprach er und warf einen Blick zu der grummelnden Person auf dem Sofa links von ihm. Er selber zückte zwei Cricks und legte sie auf zwei Teller, um sie dann übers Feuer zu stellen und zwei Stahlhauben rüber zu stülpen. Es dauerte nicht lange und einige Elektrische Impulse erweckten die Cricks. Durch den Raum flossen plötzlich angenehme Gerüche von warmen Essen.

-„Ich verstehe es nicht!“

„Was verstehst du nicht?“

-„Wieso…ich verstehe nicht wieso Max weiß, dass du lebst und…alle anderen dürfen Jahrelang deinen Tod bedauern. Weißt du eigentlich wie schwer es war dich einfach zu vergessen? Du hättest deine Mutter sehen sollen!“

Ashura sah auf. Seine Mutter. Er hatte sie fast vergessen.

„Meine Mutter? Wie geht’s ihr?“

-„Ash! Lenk nicht vom Thema ab!“

„Misty bitte…lass und da später drüber reden“

-„Wieso später?“

Ash seufzte leise, nahm die beiden Teller und setzte sich zu Misty auf das Sofa, reichte ihr einen der Teller.

„Max ist wie du weißt bei Birk angestellt. Es war eigentlich eher Zufall, aber er hat vor gut 2 Jahren den Auftrag bekommen etwas aus diesem Versteck hier zu holen und dummerweise liefen wir uns dann über den Weg. Er weiß nicht mehr als du weißt. Er hat mir sein Wort gegeben meine Existenz geheim zu halten und er hilft mir nicht entdeckt zu werden.“

-„Wie?“

„Alles was ich brauche, holt er mir gegen kleines Geld“

-„Geld? Woher hast du Geld, wenn du tot bist?“

„Das habe ich durch einen Sozialbetrug geschafft“

Fragend sah Misty ihn an, während sie sich eine warme Kartoffel in den Mund schob.

„Nunja, ich habe eine zweite Identität, wenn du es so willst. Ralph Jacks ist im Bewohneramt von Faustauhafen angemeldet und bekommt monatlich einen mittel hohen Sozialhilfebetrag auf seine Bank geschickt.“

-„Ralph Jacks?“

Nickend zog Ashura einen Personalausweis aus seiner Hosentasche aus dem ein Bild von ihm abgebildet war. Der Name Ralph Martin Jacks war darunter eingraviert. Misty zog eine Augenbraue hoch. Ralph Jacks. Den Namen hatte sie schon einmal gehört. Wo genau, konnte sie nicht sagen, doch sie kannte ihn.

„Ralph kommt aus England und kann kaum die Landessprache sprechen, weswegen er keinen Job findet und vom Staat bezahlt wird. Sein Vater ist ein Restaurantbesitzer in Oxford und seine Mutter eine junge Deutsche die beim Autounfall ums Leben kam. Er hat keine Geschwister und mag die James Bond Filme. Außerdem isst er gerne Omelett mit Schinken und geht gerne in Parks spazieren. Verheiratet war er nie, da er…durch einen unglücklichen Vorfall seine langjährige Lebensgefährtin verlor.“

Ruhig hörte Misty zu. Eigentlich fanden sich keinerlei Zusammenhänge, dennoch erinnerte sie der Charakter Ralph an jemanden. An sich selbst. Leicht lächelnd biss sie sich auf die Unterlippe. Der Name ließ sie nicht los. Sie war fest davon überzeugt ihn bereits einmal gehört zu haben.

-„Also schön…Ralph…du hast gut gekocht!“

„Gekocht? Das ist Fertigfutter…“

-„Ich weiß!“

Lächelnd fuhr Ashura fort mit dem Essen und tauchte ein Stück von dem Schnitzel auf seinem Teller in die zugehörige Soße.

-„Auf Dauer ist das sicher ungesund!“

„Noch lebe ich ja“

Bei diesem Stichwort grinste Misty ihn an. Eigentlich war dieses Thema in ihren Augen kein Scherz. Trotzdem war sein Kommentar derart passend. Ash bemerkte ihren Blick und wirkte erst etwas verwirrt, ehe er sein Missgeschick bemerkte und ebenfalls lächelte.

Eine Weile war Redepause, ehe Ash inne hielt.

„Misty?“

-„Ash?“

„Wie geht es meiner Mutter?“

Misty sah auf ihren Teller, nickte auf seine Frage hin und holte Luft. Delia war ihr wie eine eigene Mutter. Sie besuchte sie öfter und redete oder half ihr bei der Gartenarbeit. Seit Oaks Tod zog sie sich mehr und mehr zurück. Erst musste sie ihren Sohn beerdigen, dann ihren Freund und Nachbarn. Die Frau war genauso Einsam wie Ash selbst.

-„Sie hat sich verändert.“

Aufmerksam sah Ash zu ihr, stellte seinen Teller weg.

-„Nach deinem Tod hat sie ziemlich lange gebraucht im wieder normal zu werden. Es hat sie ziemlich hart mitgenommen, wie du dir vorstellen kannst“

stumm nickte er und senkte seinen Blick. Er wusste, dass seine Mutter ihn immer zu viel bemuttert hatte und so sehr an ihm hing. Nachdem sein älterer Bruder weg gezogen war, war Ash ihr ein und alles gewesen. Misty fuhr fort.

-„Und dann kam Oaks Tod…“

„Oak ist tot?“

Misty nickte. Sie hatte sein Erstaunen erwartet. Oak war zwar einer der Rebellen gewesen, doch hatte er lange Zeit undercover für die Allianz gearbeitet und ist unter anderem an die Formel für das Gegengift, die Impfung gekommen. Misty konnte nicht sagen, wieso sie ihm auf die Schliche gekommen waren, dennoch kam es unverhofft und ganz plötzlich. Sie hätte ihn vielleicht noch retten können, aber sie hatte keine Ahnung.

„Wann?“

-„Vor etwa 6 Monaten…sie haben ihn durchschaut“

Ungläubig fasste sich Ash an den Kopf und schloss die Augen. Wen wollten sie noch alles töten? Wer musste noch sterben, bis er sich stellen würde. Manchmal glaubte er, es wäre besser gewesen, wenn er die die Autobombe nie gefunden hätte. Wenn er einfach den Schlüssel gesteckt hätte und wie geplant mit einer riesigen Explosion einfach weg von dieser furchtbaren Welt gewesen wäre. Hätte das alles leichter gemacht?

Ihm fiel Max’ Botschaft wieder ein. Tief atmete er ein. Jetzt musste etwas passieren. Sie würden Birk und Max überraschen und das Labor durchsuchen. Sie kommen nicht um Fragen zu stellen. Sie handeln. Sie würden es genauso machen wie bei Oak.

„Weiß du, wie viele es waren?“

-„Nein. Wieso fragst du?“

Ash schwieg, stand auf und nahm die beiden leeren Teller mit, stellte sie auf eine der Ablagen in der ‚Küche’. Er musste wohl oder übel etwas tun, schließlich hatte Max um Hilfe gebeten, doch was war nun mit Misty?

-„Ash?“

Nachdem er eine der Flaschen mit der weißlichen Flüssigkeit aus dem Ledersack genommen hatte, kehrte er zum Sofa zurück, warf Misty den Zettel von Max zu.

„Hier…“

-„Was ist das?“

„lies…“

Schnell las sie die zwei Sätze und sah Ashura fragend an. Was hatte das zu bedeuten?

„Entweder du bleibst hier, oder du kommst mit. Ich hoffe du verstehst warum“

-„Ich denke schon“

„Also…“

Misty sah ihn an. Er wollte nun wissen, wie sie sich entschieden hatte. Hier zu bleiben erschien ihr als wenig sinnvoll, von daher würde sie mitgehen, zumal sie zu zweit eh stärker wären.

-„Ich werde dich begleiten“
 

**
 

Es musste um die Mittagszeit gewesen sein. Derweil hatte sich Misty wieder umgezogen und befestigte an ihrem Gürtel einen einzigen Pokeball. Ashura tat es ihr gleich. Als er einen zweiten Pokeball festmachte, fragte sich Misty wieso er plötzlich doch zwei Pokemon hatte und welches es war. Hatte er doch gesagt, dass er nur noch Pikatchu hatte und es bereits willig war in Pokebälle zu gehen um nicht aufzufallen.

-„Was ist das für ein Pokeball?“

„Oh, das ist Glurak“

-„Ich dachte, du hast es auch abgegeben!“

„Ja schon, aber seit einigen Monaten ist es wieder bei mir“

Nickend betrachtete Misty ihn, wie er seinen Mantel überwarf und die schwere Metalltür öffnete.

Zeit

Kapitel 5
 

Zeit
 

Ungewohnter Weise regnete es dieses mal nicht. Wie gewohnt ging Ashura vor ran. Er legte ein zügiges Tempo vor und Misty folgte ihm stumm, sah sich hin und wieder in der doch so fremden Umgebung um und horchte dem leisen Schritten, die von ihnen ausgingen. Die Luft roch nach Regen und nassem Laub. Während sie ihm folgte, fielen ihr viele ihrer Abendteuer ein, die sie in ihrer Kindheit erlebt hatten. Sie waren oft durch Wälder gezogen. Misty mochte keine Wälder. Überall waren Käfer-Pokemon die sich an die Haut hefteten. Aber diesmal waren keine Pokemon mehr da. Sie brauchte keine Angst zu haben. Mittlerweile bereute sie es, dass sie sich damals gewünscht hatte, alle Käferartigen Wesen auszurotten.

Sie waren nun bereits 2 Stunden unterwegs und müssten bald das Ufer erreichen. Misty konnte das Wasser schon spüren. Es konnte nicht mehr weit sein. Sie müssten den Wasserkanal überqueren um auf die zweite Insel zu kommen. Das Externe Labor von Birk befand sich in Littleroot und dafür mussten sie die Fähre nehmen. Garados wäre zwar schneller, aber mit einem derart lauten und großen Pokemon wären sie sicher schnell aufgefallen, vor allem weil dort sehr viel Seeverkehr herrschte. Sie kamen an einen Steilpass, der etwa 4 Meter lang und stark matschig war. Ash stoppte und sah sich um. Hier konnten sie unmöglich hoch ohne, dass sie Gefahr liefen wegzurutschen. Seufzend steuerte er auf einen umgestürzten Baum zu, der 3 Meter daneben lag. Sie konnten sich daran festhalten und dann das bemooste Stück hinauf klettern. Mit seinem Schwert, was er an seiner Seite trug, stach er an die höchste Stelle und zog sich hoch, drehte sich zu Mistyria.

„Nimm meine Hand…ich helfe dir“

Wie er es sagte, tat sie es und lies sich von ihm hochziehen. Dies war eines der wenigen Hindernisse die sich ihnen in den Weg stellten.

Der Weg war unbeschwerlich und es gab kaum Zwischenfälle, doch hatte sie das ungute Gefühl beobachtetet zu werden. Sie hatte zwar immer das Gefühl, jemand würde sie verfolgen, doch diesmal war es stärker denn je. Eigentlich müsste Ash es auch merken, doch zeigte dieser keinerlei Anzeichen von Beunruhigung.

„Wir werden auf der zweiten Insel rasten, bis die Fähre angekommen ist, ist es zu spät um an das andere Uferstück zu laufen.“

-„Ist das nicht zu gefährlich? Wir könnten entdeckt werden.“

„Nein. Wenn wir weiter laufen würden, dann würden sie sich eher wundern. Rasten wir, sind wir in ihren Augen nicht mehr als reisende Trainer. Dort finden sich viele junge Trainer!“

-„Warst du auch dort?“

„Ja…“

Antwortete Ashura knapp. Es war die erste Zeit in der er sich umstellen musste nicht mehr mit ihr zu reisen, sondern mit Max und Maike. Die erste Zeit war es ungewohnt für ihn gewesen und er hatte sie wirklich sehr vermisst, doch wusste er, dass sie zu Hause auf ihn gewartet hatte.

Mittlerweile lief Misty neben ihm.

-„Ich kenne mich kaum in Hoenn aus…“

„Das macht nichts, wir müssen ja nur an das Festland“

-„Littleroot…ist das nicht die Heimatstadt von Maike und Max?“

Ashura nickte knapp. Er wusste zwar, dass Maike schon länger nicht mehr dort wohnte, doch gab es noch die Arena. Sie war zwar, so wie alle inaktiv, doch wurde sie mittlerweile für Unterkunft- und Veranstaltungszwecke genutzt.

Die Bäume wurden weniger und einige hundert Meter weiter vorne, erkannte Misty das Meer. Sie mussten endlich da sein. Der salzige Duft vom Ozean stieg ihr in die Nase. Es gab keinen Zweifel.
 

Die Fähre war voll. An die Reling gedrängt harrten Ashura und Misty stundenlang aus. Viele Trainer und Besucher hatten sich wieder auf den Rückweg begeben, denn die Regenfälle der vergangenen Tage wollten nicht abbrechen. Mittlerweile regnete es wieder und das Deck wurde glitschig. Unter Deck war kein Platz mehr. Ash empfand den Regen als passend. So konnte er unauffällig seine Kapuze aufsetzen. Das Schwert war unter dem Mantel beinahe unsichtbar. Zwischen den Menschenmassen fiel er kein Stück auf. Die Blicke zogen sich eher auf Misty. Als ehemalige Arenaleiterin Kantos war sie ein bekanntes Gesicht. Viele der Leute auf dem Schiff starrten sie an, tuschelten, zeigten auf sie. Sie hatte zwar ihre blaue Kapuze auf, doch konnte sie ihre Bekanntheit nicht verbergen. Der Regen tropfte an ihrer Kapuze runter. Es war kalt. Würde sie sich bewegen, hätte sie die Kälte ignoriert, doch musste sie still stehen. Ihr blieb keine andere Wahl. Leicht zitterte sie und rieb sich die Arme, während sie den Menschenmassen den Rücken kehrte und sich auf die Reling stütze, zum Wasser hinaus guckte.

„Alles in Ordnung?“

hörte sie Ashura leise fragen. Sie nickte und wischte sich eine nasse Strähne aus dem Gesicht. Sie sah ihn nicht an und doch spürte sie seinen Blick auf ihrer Seite. Er hatte sich auch nach außen gelehnt und seufzte leise.

-„Wie lange werden wir noch fahren?“

„Nicht mehr lange…Da vorne ist Land“

Mit einer Hand deutete er auf den Horizont. Man erkannte nicht viel, denn die Regensalven prasselten so stark, dass sich ein grauer Vorhang davor gelegt hatte. Doch konnte Misty ein milchiges Abbild einer Sandbank erkennen. Auch sah es so aus, als wenn sich dort eine Klippenwand erstreckte.

-„Endlich…ich halte es hier nicht länger aus“

„Wieso?“

-„Diese Menschen“

„Sie kennen dich, hm?“

-„Ja! Aber das ist Hoenn und nicht Kanto“

Leise lachte Ash.

„Das was du geleistet hast, hat niemand vor dir geschafft“

Misty sah auf, verwirrt. Wie meinte er das? Was hat vor ihr niemand geschafft? Fragend sah sie ihn an.

„Du bist bis auf zweimal ungeschlagen und der weltbeste Wasser-Master. Deine Quote hat sogar Hoenn und Sinnoh erreicht“

Ash klang erschrocken trocken. Misty hätte niemals gedacht, dass sie so gut wäre. Es war zwar immer ihr Traum gewesen, doch diesen Erfolg hätte sie sich niemals erträumt. Lächelnd wandte sie ihren Blick von ihm ab.

-„Woher weißt du das?“

„Nun, ich war zwar einsam, aber nicht uninformiert“

Und plötzlich schoss es Misty durch den Kopf. Alles lief ab wie eine Fotoreihe. Dieser Tag, dieser Name. Es war ein Donnerstag gewesen. Die Existenz der Arena stand kurz vor null. Sie hatte Delia besucht und war über 3 Tage abwesend gewesen. Violett hatte ihr berichtet, dass jemand da gewesen wäre und einen Arenakampf wollte. Das Reservierbuch war aufgeschlagen und auf der komplett leeren Seite dieser Woche stand ein einzelner Name. Ralph Martin Jacks. Ungläubig starrte Sie Ash an.

-„Du!“

Langsam drehte er seinen Kopf zu ihr und traf ihren Blick, runzelte die Stirn.

-„Du warst das!“

„Wer?“

-„Du warst in meiner Arena und hast mich herausgefordert“

Leicht ertappt wandte er seinen Blick ab, senkte ihn gen Boden und nickte. Ein leichtes, warmes Lächeln zierte seine Lippen.

„ja…“

flüsterte er.

-„Wieso?“

„Ich…ich wollte dich nur sehen“

-„Du bist nie gekommen…“

Misty bemerkte, wie sich Wut und Trauer zugleich aufbäumten. Sie biss sich auf die Zähne um einen Gefühlsausbruch zu vermeiden, verengte die Augen dabei. Er wollte sie sehen und ist nie erschienen. Sie hätte ihn erkannt. Sie hätte ihn wieder gesehen.

„Ich wollte nicht das du….ich wollte dir nicht weiter weh tun. Ich dachte, wenn ich dich sehe dann…“

Ash hielt inne, holte Luft. Was tat er hier? Wieso gab er seine Gefühle preis? Er hätte damals nicht gehen dürfen. Er hätte sich stellen müssen. Er hatte die Chance sie zu sehen.

-„…du warst feige“

Feige. Ja er war feige. Er hatte Angst. Angst davor sie würde ihn nicht erkennen, Angst davor sie zu verletzen, Angst vor der Veränderung.

-„Hätte ich gewusst das du lebst, dann…dann wäre alles einfacher gewesen“

Stumm schloss Ash seine Augen. Er wusste dass seine Entscheidung schwer gewesen war. Er hatte Tage lang nicht schlafen können. Sein Tod bedeutete die vollkommene Differenzierung von allem was ihm lieb war. Seiner Mutter, seinen Freunden. Ihr.

„Es ging nicht anders“

-„Bedeutet dir das alles gar nichts?“

Kopfschüttelnd blickte sie ihn an. Wie konnte er das sagen? Wieso gab es keine andere Lösung? Er hätte eine gefunden. Er hätte es machen können. Sie hatten immer das getan, was sie wollten und haben immer alles erreicht. Wie konnte er damals alles aufgeben?

Stumm blickte er sie mit seinem tiefen Blick an, sagte kein Wort, fixierte sie bloß.

-„ich versteh es nicht…“

flüsterte sie leise, wandte sich von ihm ab.
 

Die Fähre dockte an. Menschenmassen sprudelten von Bord und verteilten sich in jede erdenkliche Himmelrichtung. Bald war der Platz am Hafen vollkommen leer. Ash und Misty begaben sich durch die Stadt, kauften sich an einem offenen Stand ein paar belegte Brote und wanderten noch ein paar Meilen weiter, bis die Sonne fast am Himmel verschwunden war. An einem winzigen Binnensee schlugen sie ihr Lager auf. Vor dem Zelt brannte ein wärmendes Lagerfeuer, vor dem Ashura seinen Mantel trocknete und Wasser aus dem See aufkochte um es zu säubern. Der Regen hatte sich ausnahmsweise für ein zwei Stunden verzogen. Seit der Ankunft im Hafen, hatte er kein Wort mehr mit Misty geredet. Sie lag nun im Zelt und döste ein wenig. Ashura beobachtete sie eine Weile. Musterte ihren halbnackten Rücken und den Wirbelkanal der wie eine Schlucht hinab lief zu ihrem Hosensaum. Auf ihrer Hüfte fand sich eine etwa 4cm lange Narbe. Ash erinnerte sich. Sie war von einem Steg gestürzt und ist dabei im Wasser auf einen spitzen Stein gelandet. Ash erinnerte sich, wie sehr sie geblutet hatte und wie viel Angst er um sie hatte. Damals glaubte er, dass sie sterben würde. Weit und breit war keine Stadt und es gab keine Kontaktmöglichkeit.

Als Ashura in Gedanken versank, kam es ihm so vor, als wäre es erst gestern gewesen. Das sanfte Licht des Feuers spielte förmlich mit ihrem Körper. Ash beobachtete, wie sie sich auf die Seite drehte und sich etwas zusammen rollte. Eigentlich hatte sie sich nur kurz hingelegt und jetzt schien es als wenn sie eingeschlafen wäre. Sanft lächelte er, als sie leise seufzte. Wenn sie schlief, seufzte sie immer zufrieden. Er hatte es öfter beobachtet und fand es immer unheimlich niedlich, doch hatte er es ihr niemals erzählt.

Ein Regentropfen fiel auf seine Stirn. Verärgert grummelte er und nahm seinen und ihren Mantel hoch, stopfte die nassen Stoffe in eine hintere Ecke des Zeltes und brachte sich ebenfalls in Sicherheit. Leise machte er das Zelt dicht und tastete sich vorsichtig zu seinem Schlafplatz direkt neben ihr. Er wollte sie nicht aufwecken und doch musste er noch dafür sorgen, dass sie in ihren Schlafsack kam. Schließlich war es draußen unheimlich kalt in der Nacht und sie trug nur ein Top, das zudem ziemlich weit nach oben gerutscht war. Er wollte sie erst wecken, doch hatte sich das von selbst erledigt.

-„Ash?“

„Entschuldigung, ich wollte dich nicht wecken“

-„Schon gut, ich habe nur gedöst“

„Okay“

Durch die Zeltwand leuchtete matt das dunkle Blau des Himmels und auf der anderen Seite flackerten die letzten Flammen des Feuers, das nun langsam vom Regen gelöscht wurde. Der Regen prasselte unaufhörlich auf den plastikartigen Stoff des Zeltes, machte ein lautes aber beruhigendes Geräusch. Ash beobachtete, wie Misty ihre Hose auszog und im Schlafsack verschwand. Er tat es ihr gleich, auch wenn er unweigerlich das Gefühl und den Drang hatte ihr Nahe zu sein. Raschelnd legte er sich nieder, atmete tief ein und horchte dem gleichmäßigen prasseln des Regens.

-„Gute Nacht, Ash“

hörte er sie, doch antwortete er nicht. Seine Gedanken kreisten wo ganz anders. In der Dunkelheit hatte er sie fixiert, konnte seine Augen nicht von ihr wenden. Sie war so unglaublich schön. Ihm fielen tausend Momente ein, die ihm so viel bedeuteten. Plötzlich stockte sein Atem.

„Es war mein 10. Geburtstag…“

-„Was?“

verwirrt drehte sich Misty zu Ash, als er anfing zu erzählen.

„Es war die erste Stunde, die ich als Trainer verbrachte…da waren lauter Habitaks und ich habe sie aufgescheucht. Die Dinger haben mich echt gejagt! Pikatchu wurde dabei verletzt und als ich flüchtete bin ich diesen Wasserfall hinab gesprungen…“

Was redete er da? Mit einem fragenden Blick drehte sich Misty auf die andere Seite, sodass sie nun in sein Angesicht sehen konnte. Ein warmes Lächeln zierte seine Lippen.

„Ich weiß nur noch, dass mich etwas gegriffen hatte und plötzlich war ich aus dem Wasser raus und lag ein einem dicken Stein. Mein Kopf schmerzte so sehr von den Schnabelstichen dieser Mistviecher. Und dann sah ich dich…du hattest orange-rotes Haar und diese kurze Jeans mit den Hosenträgern an. Und das gelbe, ärmellose T-Shirt.“

Mistys Herz blieb stehen. Sie erinnerte sich wieder. Sie war da um Wasser Pokemon zu fischen und plötzlich hatte sie etwas am Haken und hatte Ash aus dem Wasser geholt.

„Du fragtest mich, ob alles in Ordnung sei…und ich war so geschmeichelt, dabei meintest du mein Pikatchu und hast mir dafür sogar welche gescheuert.“

Leise lachte Ash

„und dann hast du mich mit deiner weniger freundlichen Art und Weise aufgefordert zum nächsten Pokemon Center zu gehen…Und dann waren da wieder diese Habitak und ich habe mir dein Fahrrad genommen…“

Misty bemerkte wie seine Stimme zittrig wurde. Die Dunkelheit versteckte zwar sein Gesicht, doch konnte sie hören, wie er mit sich kämpfte. Sie selbst bemerkte, wie ihre Hand zitterte, als sie sie zu seinem Gesicht ausstreckte und sanft seine Wange berührte. Diese Erinnerung. Sie bedeutete so viel.

„’Ist alles okay?’ das war das erste, was du jemals zu mir sagtest“

Ash schluckte und schloss unter ihrer Berührung seine Augen. Erstmals seit einigen Jahren spürte er wieder diese Zugehörigkeit. Ihre Hand war so warm und sanft, er bekam eine Gänsehaut. Vorsichtig führte er seine Hand zu ihrer. Es war so still, nur der Regen brach diese Ruhe. Misty spürte, wie sich seine Hand auf die ihre legte und ihre Haut sanft mit seinem Daum streichelte. Es war nur eine kleine, unscheinbare Berührung, doch war sie so atemberaubend schön.

„Mist…ich kann, ich weiß nicht…wie ich etwas Anständiges formulieren kann…ich bin kein großer Redner und…“

Sachte fuhr sie mit ihren Daumen über seine Lippen um ihn zum Schweigen zu bringen, rückte ein Stück dichter zu ihm. Sie wusste, was er ihr sagen wollte. Sie spürte es und es bedeutete so viel. Sie wusste was er für ein Dickkopf war und welchen Stolz er mit sich trug und es war ein schon großer Erfolg und Triumph für sie, dass er es überhaupt versucht hatte. Mehr hatte sie gar nicht von ihm verlangt.

-„Wieso redest du dann noch?“

flüsterte sie leise, während ihre zweite Hand sich unter seinen Kopf schob. Nun war sie so dicht bei ihm, dass sie seinen Atem spüren konnte. Seine Hand hatte sich um ihren Brustkorb gelegt und sein zweiter Arm stützte ihren Kopf, während die zugehörige Hand sachte ihren Nacken streichelte. Nur wenige Zentimeter trennten ihre Lippen, sein Atem strich über ihre Haut. Ihr Puls schoss schlagartig in die Höhe. Vorsichtig lehnte er sich ein Stück vor, sodass sich ihre Lippen trafen. Vorerst sanft und zögerlich. Misty hielt inne, lächelte, während sie ihm mit ihrer Hand die Haare aus der Stirn strich und sie dann zu seiner Schulter hinunter gleiten ließ.

-„Du schuldest mir noch ein Fahrrad…“

flüsterte sie leise und vereinte ihre Lippen erneut.
 

Ash war unsicher. Man merkte es ihm an. Er zitterte ein wenig, während er mit seinen Lippen sanft über den bereits nackten Bauch von Misty fuhr und ihn liebkoste. Sachte wanderten seine Hände über ihren Körper, über ihre Taille und zu ihrer Hüfte. Sie war völlig entspannt. Mit geschlossenen Augen genoss sie jede seiner Berührung, schenkte ihm vollstes Vertrauen. Sie kannten ihre Körper bereits und doch war das Erkunden nun aufregender als jemals zu vor. War es die Angst, es könnte das letzte Mal sein, den anderen so zu spüren? Wer wusste, was morgen bevor stand?

Ashura hatte sich derweil zu Mistyrias Schlüsselbein vorgearbeitet und hinterließ auf ihrer Haut einen kleinen feuchten Streifen, als er mit seiner Zungenspitze darüber fuhr. Zärtlich trafen seine Lippen auf ihren Nacken und küssten, saugten dort sanft ihre Haut, was mit einem leisen Seufzer kommentiert wurde. Sein Herz raste. Ein Schwall von Glückshormonen durchfuhr seinen Körper. Er wollte jetzt nichts anderes. Nur noch sie…sie spüren, schmecken, riechen, lieben…Ihre Lippen trafen sich erneut. Der Kuss brannte förmlich auf den Lippen, sog und war trotzdem unglaublich zärtlich…gewollt und suchend nach Wärme. Lust breitete sich aus, Verlangen nach mehr. Für einen Augenblick versank Ashura in dem gemeinsamen Kuss, doch lies Misty ihn wieder auftauchen. Ihre Augen hatten ihn fixiert und ihre Hände sich um seinen Kopf gelegt. Eine streichelte ihm sachte durch die Haare…es fühlte sich angenehm an, geborgen. Langsam ließ er sich neben sie rollen, zog sie mit rum, sodass sie beide auf der Seite lagen, ihre Körper dicht beieinander. Stumm schauten sie sich nur an, gar leer sogar. Ihre Hand strich immer noch sanft durch seine Haare. Eine Weile verharrten sie so und hielten sich im Arm.

Hatten sie Angst? Einen Augenblick zu erleben, auf den sie 16 Jahre gewartet haben. Jetzt war er da… Was war es, dass sie zögern lies? Im schwachen Licht erkannte Misty lediglich Ashs Konturen.

-„Was ist es?“

fragte sie leise, sanft und strich ihm durchs Gesicht. Es war als könnte sie seine Gedanken lesen.

„Ich weiß nicht“

antwortete er ebenso leise und schloss unter ihrer Berührung die Augen. Sein Verlangen nach ihr war groß. Jahrelang hatte er nur auf sie gewartet und da war sie. Was stimmte nicht?

-„Hast du Angst?“

„Ja“

flüsterte Ash zögerlich und öffnete seine Augen wieder. Er hoffte, dass er sie nicht enttäuschte, er wollte sie…sehr sogar, aber es ging nicht. Tief in seinem Inneren blockierte etwas.

-„Wovor?“

„Ich weiß es nicht“

Misty lächelte warm und strich ihm erneut durchs Gesicht. Sanft zog sie ihn zu sich, sodass er seinen Kopf an ihr nacktes Schlüsselbein lehnen konnte. Sie spürte, wie er seine Arme um sie schlang. Gleichmäßig wie ein Uhrenwerk hörte er ihr Herz schlagen. Für Ash war es unnormal, dass sie ihn im Arm hielt…doch wehrte er sich nicht. Es war angenehm und er bemerkte plötzlich, wie sehr er sie eigentlich vermisst hatte. Ihre Wärme, ihren Körper, den Geschmack ihrer Lippen und ihre sanfte Stimme. Ihren Geruch. Ihre Hand durchfuhr sachte seine Haare.

-„Ist schon gut…“

Beruhigend rieb sie seinen Nacken.

„Ich habe schon so viel kaputt gemacht. Ich will nichts falsch machen“

-„Wir haben Zeit“

flüsterte sie.

die Kraft der Elemente

Kapitel 6
 

Die Kraft der Elemente
 

„Pikachu“

Das kleine, ehemals gelbe Pokemon saß auf dem Bauch seines Trainers und guckte ihn fragend an. Ash schlief noch, doch hatte ihn ein Geräusch geweckt. Vorerst langsam, dann erschrocken und eilig fuhr er in die Höhe.

„Was..?“

sprach er und registrierte sein Pokemon, das sich den Kopf rieb, als es vor Schreck auf dem Boden gefallen war.

„chu!!“

meckerte es und flockte beleidigt aus dem Zelt, welches offen stand. Wo war Misty? Ash sah sich um…Der Schlafsack neben ihm war leer. Für einen Moment hielt er inne um sie vielleicht zu hören, doch setzte er sich schließlich auf und rieb sich müde den Schlaf aus den Augen. Ungewohnter Weise fühlte er sich erstmals seit langen ausgeschlafen und entspannt. Hatte es damit zu tun, dass er seit langem wieder frische morgendliche Luft und die ersten Sonnenstrahlen erleben durfte…oder lag es an ihr? Die ganze Nacht über hatte er ihrem ruhigen Atmen gelauscht und war mehr oder weniger gezwungen eingeschlafen.

Mit einem suchenden Blick sah er sich im Zelt um. Wühlte in einer Ecke nach seinem T-Shirt und fand es bald, gefeuchtet vom Kondenswasser.
 

Misty saß draußen im Schneidersitz vorm Wasser und hatte die Augen geschlossen. Die Luft roch nach Regen. Sie war frisch, kühl und voller Gerüchen. Entspannt nahm sie einen tiefen Atemzug und versuchte all das wahrzunehmen, was um sie herum geschah. Geräusche, Gerüche, Laute, Erdvibrationen, Temperatur…all diese Faktoren hatten einen Hintergrund, wurden von einer Kraft bewegt. Sei es der Wind, das Wasser oder ein Lebewesen. Mit geschlossenen Augen erkundete sie die Umgebung. Die Baumwipfel wurden sanft vom Wind gewogen, weshalb sich ein Blatt löste und von einer Böe ergriffen wurde. Sachte schaukelte es gen Boden und lies sich auf einem Baumstamm nieder, das Wasser plätscherte leise, als die Strömung gegen einen herausragenden, kleinen Felsen stieß. Die Luft war erfüllt vom herbstlichen Geruch des Laubes und den süßlichen Duft der Tannen, die nun ausschlugen und sich für den heran nahenden Winter waffneten. Die Luft verriet außerdem, dass es bald wieder regnen würde. Misty atmete durch, fuhr mit ihrer Zunge einmal über ihre Lippen und schmeckte einen Hauch des Seewassers. Es schmeckte süßlich und ungewohnt. Unberührt und reinlich. Dieser Geschmack erinnerte sie an das Wasser zu Hause in Cerulean. An den Fluss der dort entlang ging. Dieser Fluss…An diesem Fluss hatte vor langer Zeit ein neues Leben begonnen. Vor 16 Jahren hatte sie den größten Fang ihres Lebens gemacht, als sie Ashura aus dem Wasser gefischt hatte. Sie hat ihn sich geangelt. Bei dieser Assoziation musste Misty lächeln und biss sich auf die Unterlippe. 16 Jahre…das war so lange. Was in diesen 16 Jahren alles passiert war. Sie waren nun erwachsen…Misty hatte sich früher so oft gewünscht die Zeit vorzuspulen, wenn ihr Leben nicht so lief, wie sie es wollte…und nun, wünschte sie sich ihre Kindheit zurück. Sie wünschte sich diese schöne Zeit zurück, in der sie die ganze der Schönheit der Welt noch genießen konnte und sich keine Sorgen um ihr Leben machen musste…Leben. Was war Leben noch? Das Leben war mittlerweile wie eine Qual…ein Grundgesetz, nach dem man Seite für Seite funktionieren sollte.

Als sie eine Bodenvibration vernahm, spitzen sich ihre Sinne wieder. Es waren Schritte hinter ihr und ihre Nase verriet, um wen es sich handelte. Sie hätte nicht gedacht, dass Ash so „laut“ war, oder wollte er sich gar nicht anschleichen? Ruhig und entspannt atmete sie weiter, horchte jedem seiner Schritte und genoss es, ihn auflaufen zu lassen. Und dann war der Moment da. Im Bruchteil einer Sekunde war sie aufgesprungen und stand plötzlich direkt hinter Ashura, der wenig beeindruckt seinen Kopf leicht zur Seite drehte.

„Das war schnell“

hörte sie ihn sprechen. Sie triumphierte, lächelte zufrieden und nickte.

-„Nicht wahr?“

Misty Blick musterte seinen kräftigen Rücken und die breiten Schultern. Und wieder war kaum der kleinwüchsige Junge von vor 10 Jahren wieder zu erkennen. Ashura war zwar schon immer sehr markant gebaut, doch war seine Größe nie überwältigend gewesen. Mehr oder weniger beeindruckt, legte sie ihre Hände auf seine Schultern und lies sie über seine Oberarme, zu seiner Hüfte hinab gleiten. Es war ein merkwürdiges Gefühl ihn plötzlich wieder berühren zu können. Diese ganze Scheuheit erschien im Nachhinein überflüssig. Es war eine Zeitverschwendung gewesen. Sie hätten viel mehr Zeit gehabt.

Mistys Hand umfasste nun den Griff seines Schwertes, welches er an seinem Gürtel trug und lehnte ihren Kopf an sein Kreuz.

-„Wieso trägst du es mit dir rum?“

„Es ist ein Geschenk“

-„Von wem?“

„Ich habe es damals von einem weisen alten Mann bekommen…er hat mir beigebracht, es zu benutzen“

Vorsichtig zog Misty das Schwert aus dem Leder, in dem es steckte und betrachtete das edle, silberfarbene Metall. In der knappen Sonne, die gerade herrschte, blitze und funkelte es und es machte herrliche Geräusche, wenn sie es durch die Luft surren ließ. Sie hatte beobachtet, was passierte, wenn Ash es in seinen Händen hielt. Es begann schwarz zu schimmern und zu glühen, wie erhitzt von einer unsichtbaren schwarzen Flamme. Doch bei ihr passierte nichts. Lediglich ein merkwürdiges Gefühl durchfuhr ihre Adern und spannte ihre Muskulatur an. Es war so, als würde das Schwert all ihre Energie ansaugen um sie für sich zu benutzen.

Ashura beobachtete sie und bemerkte ihr Verwundern.

„Du musst nicht darauf warten, dass das Schwert irgendwas macht“

Verwirrt sah sie ihn an. Wie meinte er das? Fragend sah sie das Edelmetall in ihren Händen an, während Ashura nun einen Positionswechsel vornahm und sich dicht hinter sie stellte und seine Arme wie eine Schiene um die ihren legte. Sein Kopf war dicht an ihren und sie konnte die kratzige aber weiche Haut seiner Wange spüren.

„Es ist ein Prozess, der sich in deinem Kopf abspielt, und nirgends sonst…“

Gespannt horchte sie seiner flüsternden Stimme.

„Schließe deine Augen und sammle all deine Kraft und Energie im Kopf. Jeder Einfluss entscheidet über dein Tun. Jedes Gefühl kann dich schwächen oder stärken…du musst dir selbst vertrauen und dich kontrollieren.“

Konzentriert auf seine Stimme und ihre Körper schloss sie ihre Augen und tat das, was er ihr sagte. Die kühle Luft, die sie einst noch auf ihrer Haut spürte war nun verschwunden und sie merkte, wie eine Woge von mächtiger Stärke in ihrem Körper wuchs. Es fühlte sich an wie ein riesiger Ballon gefüllt mit hochentzündlichem Gas, der jeden Moment explodieren wollte. Eine Melodie spielte in ihrem Kopf. Ein Lied, was sie an ihre Kindheit erinnerte. Tief atmete Misty ein. Dieses Gefühl war nahezu unerträglich. So viel Energie und Kraft, die nun hinaus wollte. ‚Kontrolliere dich’ drangen seine Worte wieder zu ihr durch. Der Drang wurde stärker. Misty fühlte sich, als würde sie jeden Moment platzen.

„Und jetzt musst du eins mit deiner Energie sein…versuche das Schwert zu spüren“

Seine Worte klangen wie die, eines Erlösers. Seine Stimme war plötzlich so weit weg. Misty dachte, sie würde in ein tiefes Loch gesogen, als sich nach und nach die Oberfläche der Energiekugel aufriss und sich vor ihr eine blaue Aura entfachte. Wie ein Fluss riss es nun unter ihrer Haut und zerrte und kratze wie ein wildes Tier, das auf der Flucht war. Es war kein Schmerz, den sie spürte. Es war Macht…Macht über sich selbst.

„Nun öffne deine Augen“

Vorsichtig öffnete Mistyria ihre Augen und sah das Schwert in ihren Händen. Es glühte Blau wie der Ozean und war von einer leuchtenden, Aura umgeben. Es fühlte sich an, als würde es schon immer zu ihr gehören, wie ein Teil ihres Körpers.

Ashuras Griff um ihre Arme wurde nun stärker, als er merkte, wie diese blaue Energie aufflammte und reißend um sich schlug. Er hatte nicht gedacht, dass sie so mächtig war.

Immer noch erstarrt von diesem Gefühl und diesem Anblick blickte Misty auf das flammende Schwert und brachte kein Wort heraus, außer

-„Wow…“

„Unglaublich?“

Misty nickte, sprachlos. Noch nie zuvor hatte sie eine solche Energie gesehen. Nun, gesehen hatte sie sie zwar schon…doch nie von sich selbst. Bald merkte sie, wie der Ballon immer kleiner wurde. Doch nun drängte sich Ash noch ein wenig näher an sie und umfasste ihre Hände mit seinen. Es dauerte einen kleinen Moment, doch dann überschwappte sie ein unglaublich intensives und mächtiges Gefühl. Die kräftige blaue Aura überzog nun ihre Arme und auch ihre Schultern begannen heiß von den blauen Flammen zu werden. Es war einerseits heiß wie die rohe Flamme offenen Feuers und doch rauschten sie wie die weite, tiefe See. Vor ihren Augen geschah es nun. Die schwarzen Flammen von Ash umkreisten wie eine Schraube die blauen Impulse Mistys. Es war wie ein Meer von Lichtern, vereint mit der Kraft der Elemente und Menschlichkeit. Atemlos starrte Misty auf die zwei Mächte, die sich verbanden. Ihr Körper war nun vollkommen ‚in Flammen’ und sie fühlte sich als würde sie schweben. Ihre Lungen konnten mehr fassen, ihre Muskeln mehr tragen und ihre Sinne nahmen jedes kleinste Geräusch wahr…Er war ein Teil von ihr. Plötzlich spürte sie ihn wie noch nie zuvor. Sie sah Bilder…Bilder, die sie nie zuvor gesehen hatte. Stimmen, Menschen, Gedanken…Sie war in seinem Kopf und er war in ihrem. Sie war Er…Er war sie…Sie waren eins. Wieder schloss Misty ihre Augen. Jegliche Geräuschkulissen waren nun stumm und sie hörte eine Stimme. Eine bekannte Stimme…seine Stimme. Er kommunizierte mit ihr, ohne das er etwas sprach. Seine Stimme war so sanft und unbeschreiblich schön…

„Mistyria…“

-„Wie ist das möglich?“

„Man sagt das Wasser und die Erde sind für alles Leben verantwortlich und nur sie können es kontrollieren…“

-„Was hat das zu bedeuten?“

„Du bist ein Wesen des Wasser und ich bin von Mutter Erde geschaffen…wir sind die Träger dieser Macht…wir Leben weil es uns gibt“

-„Das heißt…“

„…wir sind zusammen unbesiegbar. Wir sind die einzige Chance, unsere Welt zu retten“

-„Wieso wir?“

„Wir sind nicht nur durch unser Element verbunden…der Grund für diese Macht ist wesendlich präziser und unentbehrlich für jedes Lebewesen dieser Erden…es macht die Menschlichkeit in uns aus“

-„…die Liebe“

„Es war kein Zufall, dass wir uns trafen“

Schwer atmend öffnete Misty wieder ihre Augen und lies das Schwert aus ihren Händen fallen. Augenblicklich waren die mächtigen Energieimpulse verschwunden und das Umfeld der Realität sprang ihr in die Augen. Nach Luft schnappend fasste sie sich an den Kopf. Er war in ihren Gedanken, wie konnte das möglich sein?? Während sie sich beruhigte, fragte sie sich, ob er genauso viele Bilder, Menschen und Gedanken lesen und sehen konnte, wie sie bei ihm…und es war unheimlich.

„Alles ok?“

-„ich denk schon…“
 

Das andere Ende der zweiten Insel zwischen Faustauhafen und Littlerood war schnell erreicht. Sie brauchten etwa eine Stunde um das Ende zu erreichen. Sie zweite Fährfahrt ging ebenso schnell von statten, doch hatte nun der Regen wieder eingesetzt. Sie müssten das Labour noch vor Sonnenuntergang erreichen. Mistys Gedanken kreisten um seine Worte. Sie waren unbesiegbar. Wie konnten sie unbesiegbar sein? Sie waren Menschen…geschaffen aus Knochen, Muskeln und Haut und Haaren…Die Menschheit gehörte zur schwächsten Spezies dieser Erde. Doch hatte Ash ihr Unglaubliches gezeigt. Sie ist auf der Schwelle zwischen Leben und Tod gewesen. Sie waren in einer Art Zwischenwelt und das nur durch ihre Energien. Hatte er wirklich Recht? Mistys Kopf war getränkt mit unvermittelten Gedanken und Fragen, die nie beantwortet werden könnten. Fragen auf die nur sie eine Antwort wissen konnte. Sie musste nur anfangen zu glauben.

Ihr Weg führte quer durch die Stadt Littleroots. Menschen waren auf den Straßen und niemand kümmerte sich um die zwei durchnässten Gestalten, die eilig durch die Gassen zogen. Sie waren Menschen wir jeder andere auch. Sie fielen nicht auf. Sie waren nicht mehr als ein Schatten, der auftauchte und verschwand und von niemanden wirklich wahr genommen wurde. Es war besser so, denn wenn man sie entdeckte, dann könnte es ungemütlich werden.

Am Himmel zeichneten sich dunkle Wolken, doch waren sie diesmal nicht gewöhnlich. Ashura hielt und sah skeptisch gen Himmel.

-„Riechst du das auch?“

Misty nickte. Es roch verdächtig nach verbranntem Holz und frischem Feuer.

„Ja…Denkst du was ich denke?“

Tief seufzte Ashura. Sie waren zu spät. Die Allianz hatte das Labour bereits erreicht. Die dunklen Rauchwolken standen tief unter den Regenwolken. Blaulicht züngelte sich durch die mattgraue Stadt und von irgendwo hörte man ein Martinshorn.

„Wir müssen nach Kanto…“

-„Kanto?“

„Sie werden versuchen dich und Maike aufzusuchen!“

Verwundert sah Misty auf. In Kanto? Wieso suchten sie wieder in Kanto, wenn sie doch hier bereits fast am Ziel waren? Und wieso suchten sie sie? Wieso wollten diese schrecklichen Leute Informationen von ihr haben? Das ganze wurde immer unerträglicher. Wo blieben die Aufklärungen?

-„Ash! Bitte…was wird hier gespielt?“

„Was meinst du?“

-„Na das alles! Erst der Weg hier her, deine Rede übers Welt retten und nun plötzlich soll ich nach Kanto? Irgendwas läuft doch hier nicht ganz richtig…und bitte sage mir was das hier alles soll?!“

Ihre Blicke trafen sich scharf und Ash erkannte in den ihren diese Entschlossenheit. Sie mochten sich vielleicht einige Jahre nicht gesehen haben, doch wusste er, was dieser Blick bedeutete. Sie gingen noch ein Stück, ehe Ashura sie nahm und in eine der engeren Seitengassen zog.

„Nichts ist wie vorher! Ich…Ich bin tot und das macht es auf keinen Fall einfacher. Verstehst du? Sie wissen, das ich noch lebe und wollen mich nun entfernen…“

Er machte eine kleine Pause.

„…und dafür haben sie meine Akte geöffnet und studieren nun jeden Ort wo ich war, jeden Menschen den ich kannte und jeden Weg den ich jemals gegangen bin. Sie suchen mich bis sie mich gefunden haben…das ist kein Spiel mehr!“

-„Und wieso dich?? Wieso du und sonst niemand…warum suchen sie nur dich???“

Seufzend lehnte sich Misty gegen eine der Wände die die Gasse bildeten. Sie verstand es nicht. Wieso wollten sie Ash? Er war doch im Prinzip tot und stellte keine Gefahr mehr dar, da sie wussten, dass er wusste, dass sie ihn kalt machen würden, wenn er auftauchte.

„Weil ich der Schlüssel bin…“

-„Wofür?“

Starr sah Ashura sie an. Der Regen hatte wieder angefangen unaufhörlich vom Himmel zu prasseln und die Dunkelheit brach langsam herein. Tief blickte er ihr in die Augen und vermittelte ihr wieder ein unheimliches Gefühl, als sie diese dunklen Augen sah, die grundloser als zuvor waren. Ungläubig schüttelte sie den Kopf, als sie begann zu verstehen. Sie war der Grund. Nun wurde ihr alles klarer. Der Kreuzzug der Allianz durch die Welt. Jede Verbindung der Elemente wurde vernichtet. Die Boten von Erde und Wasser wurden von dieser Erde entfernt, damit ihren Plänen nichts im Wege stand. Sie wussten es…sie wussten, welche unsagbar mächtige Waffe in der Verbindung dieser Elemente stand. Und damit keine Nachkommen dieser Elemente mehr aufwachsen konnten, wurden alle Pokémon ausgerottet und man fand sie nur noch in Geschichtsbüchern wieder. Ashura war der Schlüssel. Er war das zweite Element, er war ihr Gegenstück, die zweite Hälfte des Ganzen. Doch nun fehlte ein Stück des Puzzles. Wieso lebte sie noch, wenn doch alle anderen tot waren?

-„Oh mein Gott…“

flüsterte Misty nur leise, als ihr ihre Lage nun bewusst wurde.

„Sie wissen, dass ich lebe…und das heißt, sie müssen das Gegenstück aus dem Weg räumen…“

-„Sie suchen auch mich…“

Immer noch ungläubig und geschockt von der Wahrheit starrte Misty an Ashura vorbei an die Wand gegenüber von ihr.

„Sie werden dich in Cerulean suchen und wenn sie dich nicht finden…dann“

Ash hielt inne. Er mochte sich das Szenario nicht ausmalen. Sie würden ihre Schwestern finden, Maike und Drew…seine Mutter…er würde es sich nie verzeihen, wenn all seine Freunde und seine Mutter wegen ihm umkommen würden. Möglicherweise hat es bereits Max erwischt, was schlimm genug war. Er hoffte so sehr, dass er sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatte.

zurück in Kanto

Kapitel 7
 

Zurück in Kanto
 

Leeren Blickes träumte Maike vor sich hin und hatte ihren Kopf in die Hände gelegt. Draußen war es nur am Regnen. Tagelang schon hatte es nicht aufgehört. Leise seufzte sie über dieses Unwetter, diese Welt und diese Stimmung da draußen. Es schien, als würde kein Schimmerchen Hoffnung durchdringen wollen. Draußen wurde es bereits dunkel. Hinter ihr knisterte Drew hin und wieder mit seiner Zeitung, so als wolle er Aufmerksamkeit erregen.

Seit sie zusammen waren, hatte Drew sich verändert. Er wurde stiller. Dennoch war er einer der besten Pokemon Trainer und Koordinator die es noch gab. Er musste vorsichtig sein. Die Allianz war sowieso schon auf ihn Aufmerksam, doch durfte er sich keine Fehltritte erlauben. Er hatte schon eine Weile Abstand von der Öffentlichkeit gehalten und hauste nun weiter Außerhalb von Cerulean. Und wie Misty musste auch er seine ganzen Pokemon aufgeben. Vor einigen Jahren fanden er und Maike sich dann endlich zusammen.

Vertieft in seine Zeitung bemerkte er Maikes Blick nicht, welche ihn in Gedanken versunken beobachtete.

„Drew?“

-„Hm?“

Kurz hielt Maike inne und wanderte nun einmal um den Holztisch herum, setzte sich neben ihn und lehnte sich müde an seinen Arm.

„Ich Hasse dieses Wetter…“

-„Hmh…“

Erneut seufzend warf sie einen Blick in die Zeitschrift, die Drew las. Nachrichten gab es nicht wirklich. ‚Der Virus breitet sich weiter aus’, ‚Impfstoffe – Entwicklung teurer als Erwartet’…Nachrichten, die die Menschen hinhalten sollten. Sie hatten nur die Funktion, den Pöbel zu besänftigen und vor der Wahrheit zu verschonen. Trotzig verzog sie das Gesicht. Diese Idioten - schoss es ihr durch den Kopf. Als wenn nicht schon einige Teile der Bevölkerung der ganzen Marotte auf die Spur gekommen wären. Aber was sollten sie tun? Die miesen Geschäfte standen direkt hinter ihrer Tür. Es konnte jeden Tag passieren. Auf dem Weg vom Einkaufen nach Hause, nachts, wenn sie schliefen…bei der Gartenarbeit. Wie konnten sie noch ein Leben genießen, ohne jeden Tag in Angst zu leben. Maike hatte öfter Träume. Eine dunkle Gestalt stand über ihr und als sie zu Drew griff, fasste sie in eine kalte, blutige Masse…ihr Schrei hatte sie jede Nacht geweckt. Jedes Mal, wenn es an der Tür klopfte, hatte sie Angst zu öffnen. Sie stellte sich vor, dass sie ihrem eigenen Tod die Türe öffnen würde.
 

Der Regen hatte nachgelassen. Misty und Ashura erreichte Cerulean City. Die Straßen waren wie leer gefegt…kein Mensch hatte sich zu dieser Zeit draußen befunden. Leise schlichen sie durch die dunklen Gassen, sahen sich aufmerksam um. Überall lauerten fremde Gestalten, die einen ansprachen oder überfielen. Sie hatten keine Angst, aber sie hatten auch nicht wirklich Lust auf solche Auseinandersetzungen. Die niedrigen Häuserreihen schienen endlos lang. Jedes Haus folgte auf das nächste und die kleinen Grasstücke waren unbetreten, leer…fast tot. Ein eisiger Wind wehte. Sie musste sich beeilen.

Bald erreichten sie Nummer 62. Es war ein kleines Häuslein mit einer roten Tür zwischen orangenen Wänden. Misty klopfte…zweimal kurz und 5 Mal lang. Nur so wurde ihr geöffnet.

Es dauerte ein Weilchen, bis sie von Innen Schritte hörte.

„Mistyria?“

fragte eine bekannte Stimme im Inneren des Hauses. Sie sah sich um, keiner würde sie sehen. „Ja…“

flüsterte sie zurück und die Tür öffnete sich. Maike öffnete ihr die Tür. Sie lächelte.

„Endlich!“

sprach sie und nahm ihre beste Freundin in den Arm. Sie sah sehr müde aus. Sie hatten sich lange nicht mehr gesehen, es mussten schon fast 8 Monate sein. Während der Umarmung stellte Maike fest, dass Misty ziemlich durchnässt war und ihre Hände waren kalt wie Eisblöcke. Und dann, als sie sich aus der Umarmung löste, bemerkte sie die dunkle Gestalt im Hintergrund. Ein wenig erschrocken wich sie zurück, und starrte auf die Schattenartige Gestalt im Türrahmen, ehe sie den Mann erkannte, der vor ihr stand.

„Oh mein Gott…“

ungläubig legte sie eine Hand auf über ihren Mund, derweil trat Drew über die Schwelle der Küche und bremste als er die zwei Gestalten im Raum stehen sah.

„…Ash?“

Ashura nickte und entfernte seine Kapuze, strich sich durch das dennoch nasse Haar und atmete einmal tief ein. Seine alten Freunde nach so langer Zeit wieder zu sehen war nun doch anders, als er erwartet hatte,

„Hi…“

sprach er nun und konnte ein kleines Grinsen nicht unterdrücken, ehe Maike ihm an den Hals gesprungen war und ihm eine ebenso herzliche Umarmung spendete, wie zuvor Mistyria.

„Was machst du hier, wo warst du…du…du…du lebst ja!“
 

Im Haus war es angenehm warm und mattes Licht schien aus einigen Ecken.

„Ich dachte du kämest gar nicht mehr wieder…“

Misty lächelte Maike flüchtig an.. Maike hatte in letzter Zeit des Öfteren versucht ihre Freundin per Telefon zu erreichen, doch nie hat jemand abgenommen und die Arena war Monate lang zugeschlossen, zumal Mistys Schwestern sich in ganz Kanto verstreut hatten.

„Weißt du, dass ich mir Sorgen gemacht habe?“

„Tut mir Leid…“

sprach Misty entschuldigend. Schließlich hatte sie die letzten 7 Monate damit zugebracht Ashura zu suchen.

„Du hast ihn also gefunden“

Fragte Drew nun und deutete auf Ashura, welcher leicht verhalten am Tisch saß und den warmen, frisch gebrühten Tee trank.

„So sieht’s aus…“

Antwortete Misty stumpf. Das Gespräch war recht eintönig. Vielleicht lag es einfach daran, dass Ash’s plötzliche Erscheinung Erschrecken und Wiedersehensfreude zugleich aufkommen lies und niemand so recht wusste, was man zuerst fühlen wollte.

Zusammen aßen sie und erzählten sich einiges, was über die letzten Jahre geschehen war und erstmal fühlte sich Ashura wieder wohl und geborgen in familiärer Umgebung. Zufrieden lächelte er, als er sich in seinem Stuhl zurück lehnte und Maike aufmerksam zuhörte.

„…Jedenfalls war er total aufgebracht, weil ich ihm erzählt hatte, dass ich den Schlüssel hatte und das eigentlich nur ironisch gemeint hatte…hinzu kam dann, dass der Mensch vom Schlüsseldienst den Weg nicht fand…und dann mussten wir vor der Haustür schlafen…so war unsere erste Nacht im neuen Haus“

Leise lachte Drew auf, als er sich erinnerte.

Ashura lächelte herzlich, sprach aber nicht viel. Einerseits waren diese Menschen so vertraut und doch war er immer noch abwesend. Er fühlte sich wie ein Beobachter aus der Ferne.

Prüfend warf er einen Blick zu Misty hinüber, die gegenüber von ihm saß und mit beiden Händen ihre Teetasse umfasst hielt. Es musste Gedankenübertragung sein, doch gab sie ihm ein winziges Kopfschütteln, das er mit der Nachricht über Max noch warten sollte. Es war genug Aufregung für heute…das wollte sie ihr nicht antun.
 

Das Gästezimmer hatte ein winziges, integriertes Bad, welches durch eine Tür vom Schlafraum getrennt war. Mit frischen Bettdecken im Arm, wuselte Maike durch das Zimmer und lies die Rollläden vorm Fenster runter.

„Und es stört euch wirklich nicht, dass ihr in einem Raum schlafen müsst?“

Etwas unsicher sahen Ashura und Misty sich an, zuckten mit den Schultern…

„Nein…nein…ich denke, das ist kein Problem“

sprach Ash schließlich und nahm Maike die Bettdecken ab, versicherte ihr, dass er das alles hinbekommen würde und es wirklich kein Problem gäbe. Mit einem „Gute Nacht“ verabschiedeten sie sich für die Nacht. Seufzend ließ er sich auf das Bett fallen und streckte die Arme aus. Der Raum war nicht groß, aber er langte. Das Bett maß etwa 1,40m und stand an einer Wand, die teils hellbraun und teils cremefarben gestrichen war. Maike hatte schon immer den Sinn für Farbe gehabt und das bewies sich hier nur zu gut. Eine Stehlampe erfüllte das Zimmer mit warmen, indirekten Licht, es roch nach frisch gewaschener Bettwäsche…

Zielstrebig steuerte Misty auf das kleine Bad zu und warf Ash einen erklärenden Blick zu. Sie hatte jetzt einmal die Gelegenheit unter die heiße Dusche zu springen und die würde sie sich nicht nehmen lassen. Vernünftig Duschen war in den vergangenen Wochen und Monaten ein purer Luxus geworden und Misty liebte es das Wasser ganz warm zu stellen und sich dann einfach berieseln zu lassen.

Ashura lag immer noch ausgebreitet auf dem Bett und sah verträumt an die Decke. Allgemein fragte er sich, wie viel Zeit er noch hatte. Wie lange würde es dauern, bis die Cleaner sein leeres Versteck finden und dann nach Kanto aufbrechen würden. Eine Woche? Zwei? Morgen? Sie waren nun im direkten Nest der Allianz. Kanto war die Brutstätte für dieses ganze Desaster. Die Hauptzentrale für diese Region lagt in Vertania…dort lag das Schicksal aller Beteiligten. Wenn es ihm bloß gelänge durchzukommen, dann wäre der Sieg fast schon sicher. Doch allein der Gedanke daran war unmöglich. Er konnte die Kraft eines Gottes haben und doch waren sie zu zahlreich. Er brauchte Mistyria. Ohne sie war er nur eine Hälfte des ganzen. Zusammen konnten sie eine ganze Stadt niederbrennen, doch allein waren sie dem Tod hilflos ausgesetzt.

‚Den Drachenreiter’, so hatten einige Menschen seine unsichtbare Existenz genannt. Zu Anfang seiner Todglaubung hatte man ihn hin und wieder gesehen. Er ritt auf einem gewaltigen Glurak durch die Nacht. Man konnte ihn angeblich nur mitternachts bei Vollmond zu Gesicht bekommen, so waren die Gerüchte. Kinder schlichen sich in den Wäldern der halbverlassenen Insel herum in der Hoffnung, sie konnten den Drachenreiter ausfindig machen, doch stießen sie nur auf einige Trainer, die auf rebellische Art und Weise versuchten ihre halbkranken Pokémon auf Vordermann zu bringen. Die Trainerzahl ging seit dem Virus so rapide runter. Man glaubte, dass die Wesen in ihren Pokebällen sicher seien, doch hatten sie dadurch in Wirklichkeit nur ein wenig mehr Zeit, als die frei lebenden Pokemon. Heute findet man nur noch selten Trainer mit gesunden Pokemon. Der Virus schwebt in der Luft und zerstört den Organismus der Wesen auf eine grausame und langsame Art und Weise. Die Lebenswichtigen Entgiftungsorgane sterben ab und die Pokemon sterben qualvoll am eigenen Körpergift. Dieser Prozess kann beschleunigt werden oder eben Gebremst, indem man sie in speziellen Filterbällen bewahrt und regelmäßig untersuchen lässt. Wilde Pokemon gab es schon lange nicht mehr. Seit knapp einem Jahr hatte Ashura das letzte Wilde gesehen. Danach nie wieder…Es gab ein Gegengift, dessen Formel tief in den Systemrechnern der Allianz aufbewahrt wurde. Professor Oak war an der Entwicklung beteiligt, so kamen Ashura, Brock und Misty an die Impfung. Er produziert es mittlerweile schon selbst und hat immerzu eine gute Anzahl von Mitteln bei sich um Glurak und Pikatchu gegen die Hochempfindlichen Viren zu schützen. Sie brauchen es einmal monatlich, ansonsten entstand eine Kettenreaktion die das Pokemon innerhalb 3 Tage töten konnten.

Die Menschheit hatte Angst. Angst, der Virus könne sich auch auf den menschlichen Organismus übertragen, doch stand die außer Frage. Die Medien puschten diese falschen Informationen in die Höhe, sodass Wissenschaftler ein rein chemisches Mittel entwickelten, welches sich selbst in Supermärkten verkauften. Es war nur Kommerz und nichts von dem Stimmte was in den Medien berichtet wurde. Der Einfluss der Allianz war klar zu erkennen. Die Nachrichten sendeten immerzu Themen die von der Wirklichkeit ablenkten. Informationen die von den Menschen nur oberflächlich verarbeitet werden konnten. Es glich einer Kontrollfunktion. Fernsehen, Radio und Zeitung waren die Wächter des Volkes. Sie sorgten wie ein Schafhirte dafür, dass niemand ausriss und Verdacht schöpfte. Und das Volk? Es war so verwirrt und aus der Routine gerissen, dass sie alles so hinnahmen, in der Hoffnung, jemand kümmere sich um sie. Man konnte glauben, sie haben sich an der Politik der Weimarer Republik inspirieren lassen.

Das leise Knarren der Bad-Tür holte Ashura aus seinem Gedankenfluss. Augenblicklich nahm er den betörenden Geruch duschfeuchter Luft und der Frische von Duschgel wahr. Leise schloss Mistyria die Tür und warf das nasse Handtuch über die kleine Heizung im Schlafraum.

„Hey, das ist meine Short…“

stellte Ash verwundert fest, als er entdeckte, dass sie seine Boxershorts trug, die er ihr vor einigen Tagen gegeben hatte, als ihre Klamotten nass waren.

-„Ja…ich hoffe das macht dir nichts aus“

sprach sie mit dem Rücken zu ihm gewand, während sie eine Bürste aus ihrem Rucksack kramte und die Klammer löste, sodass sich ihr nasses Haar öffnete und knapp über ihre Schultern ragte. Ein zwei Tropfen lösten sich dabei und liefen über ihren Rücken hinab in den Stoff des dunkelblauen Tops, welches sie für die Nacht trug. Ashura beobachtete das Schauspiel still und leise, musterte sie beim kämmen und registrierte erneut die kräftigen Schultern und Arme. Sie war Schwimmer, dass konnte man ihr definitiv ansehen. Sie war ohnehin immer schon eine grandiose Schwimmerin gewesen, doch jetzt, nach 16 Jahren effektiven Training, sah man ihr, ihr Können an. Und obwohl sie eine recht maskuline Schulterpartie besaß, zeichnete sich unterm Stoff eine schmale, lange Taille ab und eine rund, geschwungene Hüftform…weiter unten ragten lange, schmale Beine hervor. Sie war nahezu perfekt. In der Schweigepause drehte sich Misty zu ihm, sah ihn fragend an.

-„Willst du nicht duschen?“

Ashura antwortete nicht, träumte nur vor sich hin und bemerkte nicht, dass er sich an ihr fest geguckt hatte.

-„Ash?“

Langsam stand er auf und löste letzten Endes seinen Blick von ihr. Etwas verwirrt beendete sie nun die Pflege ihrer Haare und folgte ihm mit den Augen zur Tür, beobachtete wie er abschloss und sich ihr näherte. Sachte legte er seine Hände um ihre Hüfte und zog sie ein Stück zu sich, als er sie aus heiterem Himmel küsste.

-„Ash!!“

Kommentierte Misty seine Tat, nachdem sie sich gelöst hatten.

„Ja?“

-„Was…machst du da?“

fragte sie, als er seine Hände unter ihr Top legte und es ein wenig hoch schob. Es schien merkwürdig, doch war sie nicht einmal abgeneigt von dem was er tat…doch wieso auf einmal so plötzlich, wo er doch die ganze Zeit über so getan hatte, als wäre die Sache im Zelt nichts gewesen.

„Wonach sieht’s denn für dich aus?“

Ein Lächeln konnte sie nicht unterdrücken, nachdem er seinen Kopf in ihrem Hals vergruben hatte und ihr dort weiche, zarte Küsse spendete.

-„Ich habe eben erst geduscht…“

„Ich weiß, riecht gut…“

flüsterte er leise, während er ihr Top nun nahm und es ihr langsam über den Kopf zog…sie wehrte sich kein bisschen. Sachte umfasste er ihren Oberkörper wie ein zerbrechliches Glas.

-„Hättest du nicht vorher auf diesen Gedanken kommen können?“

„Welchen Gedanken…?“

Erfüllt von einem Kribbeln, als sie seine rauen Hände auf ihrer Haut spürte…biss sie sich auf die Unterlippe. Er piesackte sie…er ärgerte sie, bis sie nachgab. Aber hatte sie eigentlich einen Grund sich zu wehren? Wie von einer außerirdischen Kraft gesteuert, begann sie auch sein T-Shirt zu entfernen…

-„…du weißt welchen Gedanken“

„Ist er denn gut oder schlecht?“

Irgendwie waren ihre Gespräche gar kindisch…und irgendwie machte es unheimlich Spaß so zu ‚flirten’. Mit einem leichten Erschrecken stellte Misty fest, dass sie gerade mit Ash heftig flirtete. Erkundend lies sie ihre Finger über seine kräftigen Schulterblätter kreisen.

-„Kommt drauf an…“

„Auf was denn?“

Zärtlich rieb er seinen Wangenknochen über den ihren, während er langsam seine Hände unter ihre, bzw. seine Short schob.

-„Dich…“

„Was soll das denn heißen?“

fragte er sie, und sah ihr dabei etwas verwirrt in die Augen.

„Zweifelst du etwa an mir?“

Frech zog Misty eine Augenbraue an und machte sich an seinem Gürtel zu schaffen.

Zärtlich umfasste er sie und zog sie zu sich heran um sie zu küssen. Sie bot sich ihm schließlich gerade regelrecht an. Seine Lippen wanderten über ihren Hals und ihrem Schlüsselbein, strich mit seinen Händen über ihren Rücken und ihre Taille.

Sie war zwar gerade ein wenig passiv beschäftigt, doch genoss sie jede seiner Berührung und schmiegte sich an ihn, während er sie auf das Bett zusteuerte.
 

Zärtlich küsste Ash seine Misty und wanderte mit seiner Hand über ihre nackte Taille, hinab zur Hüfte. Es kribbelte…. Ihm reizte dieser Gedanke und das Gefühl nichts als ihre warme Haut um sich zu spüren. Ihr Atem lag in seinem Ohr, sonst hörte er nichts. Der Raum war voller Spannung. Geladen von Lust und Hitze. Seine Lippen tasteten sich über ihren Hals und sie reckte diesen um ihm mehr Platz zu verschaffen. Sie liebte es, wenn er sie dort küsste.

Seine Hand hatte derweil ihren Oberschenkel erreicht und glitt noch weiter bis zu ihrem Knie. Sachte griff er in ihre Kniekehle und zog diese ein wenig hoch.

Mistys Herz raste. Ihn so zu spüren hatte sie sich immer erträumt. Es war so perfekt…hier mit ihm im Einklang. Beinahe grenzte die Situation an ein Bilderbuchmärchen. Der Prinz und die Prinzessin…und wenn sie nicht gestorben waren, dann lebten sie noch heute, usw…Leise seufzte sie auf, zitterte ein wenig. Er raubte ihr den Atem und jegliche Sinne wurden gerade überstrapaziert. Er küsste sie…innig, intensiv, liebevoll. Ein Schweißfilm hatte sich zwischen ihren Körpern gebildet und sie konnte sehen, wie Ash’s kräftige Schulterpartie glänzte, wenn sie sich im Rhythmus des Spiels bewegte.

Und wieder war dort dieses intensive Gefühl, welches ihre Energie aktivierte. Der Ballon füllte sich wieder und ihr Körper war zum zerreißen gespannt…doch wusste sie, das die Entladung dieser Energien um Einiges spektakulärer ablaufen würde…

Alabastia

Kapitel 8
 

Alabastia
 

Schweiß gebadet fuhr Misty hoch. Hektisch sah sie sich schwer atmend um. Das Fenster war geschlossen und die Wand war weiß wie eh und je. Der Schatten eines Baumes wogte an der Wand. Wer hatte zu ihr gesprochen? Mit weit geöffneten Augen lies sie sich wieder zurück sinken. Alles nur ein Traum. Immer wieder der Selbe…seufzend strich sie über ihre nasse Stirn und atmete einmal tief durch. Das tiefe Schwarz und dieses Lachen. Es war eine fremde Lache…Sie konnte sie nicht zuordnen. Es hörte sich fast an wie ein Kind das aus Freude lachte und doch schmerzten diese Bilder und Laute so sehr in ihrem Kopf…Endlich löste sie den Blick von dem Schatten an der Wand und blickte zu Ashura, welcher sie fragend ansah. Auch er hatte sich aufgesetzt, nachdem sie hochgefahren war. Ein wenig verschlafen rieb er sich den Kopf und knibbelte mit den Augen. Sein Anblick beruhigte Misty…er war da. Er war einfach da und stärkte sie. Für einen Moment sahen sie sich einfach an und warteten bis sich alles wieder ein wenig beruhigt hatte.

„Ein Alptraum?“

Misty nickte auf seine Frage.

-„…nicht der Rede wert“

„Findest du?“

Erneut nickte Misty und glaubte, er würde noch einmal fragen, doch schwieg er, stattdessen strich er mit seiner Hand sanft über ihre Wange und sie kam ihm entgegen in seine geöffneten Arme. Leise seufzend lies sie sich auf seine nackte Brust gleiten und legte einen Arm um seinen Brustkorb, während er sie zärtlich zu sich nahm und umschlang.

Ein weiteres Mal versuchte Misty einfach zu schlafen aber es klappte nicht. Ihre Augen waren weit geöffnet. Unweigerlich dachte sie zurück. Sein Versteck mitten in einer Gesteinswand. Die Tage mit ihm waren merkwürdig. So…fremd und doch schön. Sein Gesicht, seine Wärme, seine Berührungen. Sie waren so echt. Misty strich über die warme Haut über seinen Rippen, lächelte leicht, als sie an die letzte Nacht zurück dachte. Diese Nacht war unvergleichlich…vielleicht die Schönste, die sie jemals erleben durfte.

-„Sollten wir darüber sprechen?“

Ashura hatte seine Augen bereits geschlossen, doch öffnete er sie jetzt und fuhr mit seinem Finger leicht durch ihre Haare.

„Worüber?“

-„…die letzte Nacht“

Antwortete Mistyria.

„Was genau sollen wir denn besprechen?“

-„Ich weiß nicht…“

Für eine kurze Zeit herrschte Stille. Man konnte glauben, beide dachten nach. Da waren sie nun. Sie lagen nackt im Arm des anderen. Ein Moment der vor einigen Jahren bereits da war, doch im Desaster endete. Es kam einen schon fast so vor, als wären sie schon immer ein Paar gewesen und derartige Berührungen waren selbstverständlich. Aber war es eigentlich nicht so, dass sie seit Ewigkeiten ein Paar waren? Still, heimlich und verborgen in den Gedanken des Anderen.

„Fandest du…es denn falsch?“

-„Ich weiß nicht, was ich daran falsch finden soll…ich fühle mich aber so merkwürdig bei dem Gedanken“

„Wer entscheidet was falsch oder richtig ist…“

wieder hielten beide inne…er hatte ja recht. Jeder war für sich selbst verantwortlich und für das was er tat. Niemand konnte über sie bestimmen, sie leiten oder sagen was sie zu tun hatte. Nur sie selbst konnte Entscheidungen treffen, sie trug also die Schuld auf ihren Schultern.

-„Wenn es falsch war…wieso haben wir es dann getan?“

„Vielleicht war es ja nicht falsch…“

Misty lächelte. Es war mitten in der Nacht und das Wort falsch fiel nun zum 5. Mal. Je mehr sie darüber nachdachte, kam es ihr fast so vor, als wenn es eine Ewigkeit her wäre.

-„Bereust du’s?“

„Keineswegs“

-„Du bist ja auch ein Mann…die Antwort dürfte vorprogrammiert sein!“

schnaufte sie und kniff ihm dabei in die Haut zwischen zwei Rippen, worauf er etwas erschrocken seinen Latissimus anspannte und sie triumphierend die Mundwinkel anzog.

„Wieso hat man als Mann kein Recht sein Empfinden preis zu geben?“

protestierte er leise.

-„Weil Männer alle gleich denken, es sei denn…sie sind verliebt oder ein seelisches Wrack“

„Wie kannst du dann über mich urteilen?“

-„Ein seelisches Wrack bist du noch lange nicht…“

Wieder war Stille und Misty atmete tief durch. Es tat gut so zu liegen und seine Körperwärme zu genießen. Es entspannte und beruhigte und wieder war es so perfekt. Ein Bild, ein Moment wie sie es sich immer erträumt hatte.

„Was ist, wenn ich verliebt bin?“

-„Wie kannst du wissen, dass du verliebt bist? Warst du es schon mal?“

abwartend schloss sie die Augen. Es war merkwürdig aber ihr Herz begann wie nach einem Schlagabtausch zu rasen…

„…Nein“

Seine Antwort donnerte wie ein schwerer Stein in ihre Magenkuhle. Sie hatte so gehofft und letztlich wurde sie doch wieder nur enttäuscht…wie sie es von ihm gewohnt war. Leise fügte sie nur ein

„…siehste“

hinzu und verfiel dann wieder eins Schweigen. Monoton wie eine Maschine strich er ihr durchgehend durchs Haar. Seine zweite Hand lag derweil schüchtern auf ihrem Oberarm, regte sich nicht…so als wolle sie sich ruhig verhalten um nicht entdeckt zu werden. Doch drang die Wärme seines Körpers durch die Handfläche in ihren Arm und ins Blut, sodass seine Anwesenheit durch ihr ganzes Ich strömte und vor keiner Stelle halt machte…ausgelöst durch eine winzige Berührung. Sie konnte tun was sie wollte…er war überall. Ihr Kopf konnte keinen anderen Gedanken mehr fassen. Jedes mal sah sie ihn, spürte ihn…er war da…und sie konnte es sich nicht mehr vorstellen ohne ihn zu sein. Erstmals glaubte sie an seine Worte mit denen sie sich das erste Mal verabschiedet hatten.
 

„Ich glaube nicht, dass es Zufall war, dass wir uns trafen. Ich glaube, dass es unsere Bestimmung ist Freunde zu sein.“
 

War es wirklich ihre Bestimmung? Sollte sie die zweite Hälfte des Schlüssels sein? Ashura hatte von der unbesiegbaren Kraft der Natur gesprochen. Sie hatte es mit ihren eigenen Augen gesehen. Die unbeschreiblich starke Macht der Natur und sie stand mitten drin und hatte es in der Hand. Nie hatte sie sich so mächtig und kraftvoll gefühlt als an jenem Morgen am See. Aber wieso…woher weiß Ash das sie die 2. Hälfte war. Wie konnte er sich sicher sein? War sie nicht nur eine gewöhnliche Wasser-Mistress die durch viel Glück und Verstand überlebt hatte? Warum um alles in der Welt konnte sie an nichts anderes denken…wieso konnte er sie nicht einfach wieder in Ruhe lassen…wieso musste sie ihn finden. Sie hätte ihn vergessen können. Früher oder später wäre er für immer aus ihrem Gedächtnis verschwunden. Aber jetzt…jetzt kamen die Erinnerungen wieder. Erinnerungen die sie mit ihrer Schönheit und Freude am Leben hielten. Nur diese Erinnerungen an eine unbeschwerte, schöne Kindheit waren Grund, dass sie nun hier in seinen Armen lag und sein lebendiges Herz schlagen hörte. Er war da…und nichts anderes sollte mehr zwischen sie kommen.

Ein wenig überrumpelt registrierte sie, dass sie wieder stark angespannt war und ihre Fingernägel sich in seine Haut gekrallt hatten. Noch immer streichelte er ihr durchs Haar und hielt sie am Oberarm fest…nach und nach begann sie sich wieder zu entspannen und lies sich einfach fallen…
 

**
 

Sie passierten eine Seitenstraße von Cerulean und fuhren an dem alten Pokecenter vorüber. Es hatte vor einigen Jahren schon, wegen geringer Nachfrage geschlossen, doch nun wurde es für eine Herberge genutzt. Misty starrte auf das renovierte Gebäude. So viele Erinnerungen hingen hier. Sie lächelte und schritt dann weiter voran. Sie wollten zur Arena um einige Sachen zu holen. Misty hatte diesen Ort schon seit längeren gemieden. Allein die Tatsache, dass sie hier ihre geliebten Pokemon verloren hatte hielt sie fern… doch sie würden nur für einige Minuten dort verweilen…Sie durften sich nicht lange an einem Ort aufhalten. Es könnte wohlmöglich auffallen oder sie könnten entdeckt werden…ihr eigentliches Tagesziel war Alabastia. Ashuras Heimat. Es war unvermeidlich, dass sich Delia und Ash irgendwann begegnen würden, von daher musste diese Hürde erst einmal überwunden werden um nicht alles viel schlimmer zu machen.
 

Delia hatte es sich auf einem Stuhl im Garten gemütlich gemacht, als der Himmel plötzlich dunkel wurde. Verärgert trug sie den Klappstuhl und die frische Tischdecke wieder ins Haus hinein. Es war so ein schöner Morgen gewesen…so schnell kann die Natur sich ändern. Das Haus war groß. Das Untergeschoss umfasste Küche, Bad, Wohnzimmer, Arbeitszimmer und eine Abstellkammer. Das Obergeschoss hatte ein weiteres Bad und 4 Zimmer. In der Küche war es wie immer sauber und ordentlich. Unschlüssig, was sie tun sollte, sah sich Delia um. Ihr war Langweilig. Ihr Leben war langweilig. Alles was sie liebte wurde ihr genommen. Zuletzt Professor Oak…der einzige Mann, den sie nach Ashs Vater jemals geliebt hatte. Davor wurde ihr eigener Sohn begraben. Fast jeden Tag ging sie zu den Gräbern, bereitete Blumen und sprach mit den einsamen Steinen. Warm lächelte sie, als sie mit einer Hand über ein Bild im Flur fuhr. Es war Ashura, als er noch ein Junge war. Gerade 13 geworden…mit seinem Pikatchu. Er lachte aus vollster Seele. Ash war immer ein fröhlicher Junge gewesen…zielstrebig und mutig, wenn auch ein wenig tollpatschig…dennoch hat er das gemacht was er immer wollte. Nun war er tot. Delia hatte immer gewusst, dass er irgendwann zu Schaden kommen würde, wenn er zu weit ginge.

Plötzlich schreckte sie auf. Das Tor knarrte…Delia sah vom Flur durch das Küchenfenster. 2 dunkle Gestalten näherten sich. Etwas nervös griff sie zu einem Stab, der an der Wand, neben der Tür lehnte und schielte durch das Türloch. Ein Mann von kräftiger Statue…eine Frau. Die Haare des Mannes, konnte Delia nicht erkennen…die andere hatte orange-rote Haare. Sie hingen aus der Kapuze des blauen Master Mantels. Delias Augen weiteten sich. Mistyria! Freudig öffnete sie die Tür und lachte den Fremden entgegen.

„Misty!“

rief sie und nahm die junge Frau in den Arm. Sie war ihr immer wie eine Tochter. Die Tochter, die sie sich immer gewünscht hätte. Sie hatte immer gehofft, dass sie und Ash irgendwann zueinander finden.

„Ist das lange her“

sprach sie und lies nichts ahnend auch die andere Gestalt herein, denn es hatte bereits angefangen zu regnen und zu stürmen.

„Delia…“

brachte Misty begrüßend hervor und lies ihre Kapuze nach hinten gleiten, sodass ihr volles Haar zum Vorschein kam. Warm lächelte sie die ältere Frau vor sich an, welche nun auch einen Blick auf Misty Begleitung warf, während sie den Stab in ihren Händen, zurück an seine Stelle legte.

Das Gesicht war unkenntlich gemacht. Eine schwarze Kapuze, warf einen Schatten in die Visage des Fremden. Dunkle Barthaare waren am Kinn auszumachen. Der Mantel war offen und so konnte sie ein dunkles Shirt erkenne, sowie eine graue Hose, die von einem Ledergürtel gehalten wurde. Am Gürtel befanden sich zwei Pokebälle und ein Schwert. Vom Regen war der Mantel ganz nass und klebte am durchtrainierten Körper des Mannes.

Misty trat einen Schritt zur Seite und senkte den Blick von der erstarrten Delia.

„A…Ashura“

flüsterte sie zittrig.

Die dunkle Gestalt hob den Kopf an, sodass der Schatten der Kapuze verschwand. Das Gesicht von Ashura Ketchum war nun unverkennbar.

“Mom…“

flüsterte die dunkle Gestalt und blickte zu seiner geliebten Mutter. Der Person, die ihm immer so viel Liebe geschenkt hatte und immer für ihn da war. Die Person, die immer für sein Bestes gesorgt hatte.

“Bist das wirklich du?“

Delia fiel im Flur auf die Knie und legte sich eine Hand über den Mund. Ihr Sohn. Ihr toter Sohn. Ihr ein und alles. Alles was sie hatte, stand vor ihr. Lebendig und Gesund. Zielstrebig schritt Ash zu ihr und nahm seine Mutter in die Arme.

“Ich bin es…“

Für einen Moment war es ruhig im Haus. Der Regen prasselte wie eh und je auf den Boden. Misty horchte dem leisen Schluchzen von Delia und beobachtete die wieder vereinte Familie.
 

**
 

„Aber natürlich könnt ihr hier bleiben“

sprach sie freudig und schenkte Misty Tee nach.

„Schließlich ist das hier dein zu Hause, Ash!“

Delia lächelte immerzu. Seit dem geglaubten Sterben von Ash und dem Tot von Professor Oak, war sie sehr einsam und alleine. Bekannte Gesichter zu sehen, freute sie wirklich, wirklich sehr…Misty war eine derjenigen, die sie regelmäßig besuchte. Alabastia war ihr fast schon ein zu Hause geworden und Delia war ihr wie eine Mutter.

„Ihr seid alle so groß geworden“

„Nunja, man wird nicht jünger“

sprach Ash und biss ein Stück von seinem Keks ab. Einerseits war es merkwürdig so wieder bei seiner Mutter zu sitzen und doch gab es keinen Ort, an dem er sich wohler fühlen würde. Die mütterliche Liebe und das zu Hause waren eben zwei Faktoren die kein Mensch missen wollte.

„Ich kann es immer noch nicht glauben…“

Delia betrachtete ihren Sohn. Er war sah so anders aus…fremd und doch vertraut. Bei nähren betrachten, erkannte sie die Züge seines Vaters wieder. Das Gesicht…doch eines hatte er definitiv von ihr. Es waren diese Augen. Die warmen, dunklen Augen die seinen wahren Charakter ausmachten. Er mochte zwar kühl und unantastbar wirken, doch erzählten seine Augen, was er wirklich für ein Kerl war.

„Das braucht ein wenig Zeit, Delia“

fügte Misty hinzu und lächelte Ash’s Mutter zu…sie entsinnt sich, wie lange sie gebraucht hatte zu realisieren, das er wirklich am leben war.

„Misty, woher wusstest du eigentlich von Ash?“

fragte Delia.

„Das habe ich Professor Oak zu verdanken…Ich fand seine Pagernummer im Labor und konnte ihn orten…“

Ashura sah sie nun an und runzelte fragwürdig die Stirn. Pagernummer? Welche Pagernummer? Er hatte mal einen besessen…doch bevor er ‚starb’ hatte er seinen Pager zerstören lassen und die Nummer aus jeglichen Datenspeichern entfernt…wie konnte es möglich sein, dass sie ihn gefunden hatte…

„Und nach 6 Monatiger suche…habe ich ihn dann gefunden“

Immer noch schweigend hörte Ash einfach nur zu und erwiderte kurz ihren Blick, als sie einmal flüchtig zu ihm hinüber sah. Noch immer fragte er sich, wie sie ihn gefunden haben konnte, ohne dass er den Pager bei sich hatte. Vorerst aber musterte er die hoch gewachsene Frau, welche seine Mutter war. Ihre Haare waren langsam ergraut und ihr Gesicht war ihr sehr vertraut und familiär. Ihr Lächeln hatte ihn immer in Sicherheit gewiegt und er wusste, dass egal wann er kommen würde…sie immer für ihn da war und ihn in den Arm nahm. Sie war nun mal seine Mutter und niemand konnte das verleugnen…doch sie sah müde aus. Müde von ihrem Leben, von dem…was ihr die letzten Jahre lang angetan wurden. Die Trennung von seinem Vater, sein eigener Tod und dann Oaks Tod…sie war einfach nicht mehr stark genug.

„Seit dem Virus geht es den Arena-Städten sehr schlecht…“

Delia nippte an ihrer Tasse.

„Der Virus hat mir alles genommen. Meinen Mann…beinahe meinen Sohn. Eine Schande.“

Um den Tisch wurde es still. Keiner wollte etwas hinzufügen.

„Jeder leidet unter den Folgen des Virus“

Flüsterte Misty leise.

„Sie wurden umgebracht!“

fügte Delia zu und blickte wie angewurzelt auf den Holztisch in der Mitte der Sitzgruppe. Ashura beobachtete seine Mutter. Sie hatte Recht. Er war immer noch tot…er konnte nicht mehr leben…er war nicht mehr Ashura Ketchum. Er war nun jemand anderes und niemand kannte Ashura Ketchum mehr…er wurde irgendwann vergessen.

„Menschen sterben…aber Erinnerungen bleiben“

Sprach Ash leise und fast nur für sich, sah schließlich auf.

„Niemand kann dir die Erinnerung nehmen…man kann sie nicht drucken, fotografieren, filmen oder nacherzählen…die Erinnerung eines jeden Menschen bleibt einzigartig und das wertvollste was einem bleibt. Ich will nicht mehr Fliehen…ich will einfach…ich will einfach Leben!“

Ergänzte er ebenso leise. Ein leichter Schauer lief Misty den Rücken hinab. Seine Worte waren einerseits erschreckend und doch so wunderschön…und es stimmte. Die Erinnerung hielt sie am Leben…

Im Wohnzimmer blickten sich Delia und Misty etwas verwundert an. Delia rührte ihren Tee, sodass der Löffel ein wenig klimperte.

„Er hat recht…“

fing Misty dann leise an und sah zu Boden.

„Wenn niemand etwas gegen die Probleme tut…dann müssen wir etwas tun“

Sie fuhr sich durchs Gesicht und dachte nach. Delia wusste sehr wohl, dass die Allianz etwas mit dem Virus und den Morden in den letzten Jahren zu tun hatte. Sie war immer nur die Nachbarin, weswegen sie verschont wurde. Hätte man gewusst, dass sie und Professor Oak ein Paar waren, dann wäre sie nicht mehr am Leben gewesen.

„…ich weiß nicht wie wir das schaffen sollen“

flüsterte sie dann leise und blickte von Ash zu Delia, die sie weit fragend ansahen. Doch Ashura verstand und nickte.
 

____________
 

Soweit erstmal von mir...püh..ganz schön anstrengend der Sommer ^^ Samstag gehts erstmal nach Bayern..und wer weiß..vielleicht werde ich ja nochmal total inspiriert..

erstmal habe ich lauter andere inspirationen, die ich versuchen werde mit einzubauen..*hrhr* ach is dat leben schön ^^
 

lg Nuenni

Ruhe vor dem Sturm

Kapitel 9
 

Ruhe vor dem Sturm
 

Misty stand im alten Zimmer von Ashura. Liebevoll strich sie über den verstaubten Schreibtisch auf dem ein Fernseher und ein Radio standen. Die dunkelblaue Gardine lies sich vom Wind wiegen. In der Ecke stand eine Lampe, dessen Glühbirne fehlte. Sie blieb am Fenster stehen, direkt neben dem Bett und sah auf den Hof. Das Wetter hatte sich nicht gebessert. Noch immer prasselte der Regen in Massen auf den Kiesboden vorm Haus. Der Garten war gepflegt und ordentlich. Die Beete hatten kein Büschelchen Unkraut und die Hecken waren sorgfältig geschnitten worden. Misty lächelte als sie die alte Birke direkt vorm Hoftor erkannte. Sie blühte. Die Äste hingen im Regen müde herab, tropften. Der Kiesweg führte direkt auf die Straße, die nach Alabastia ging. Die Häuser am anderen Ende standen alle aufgereiht und stumm da…starrten durch das Fenster zu Misty und regten sich nicht. Die Fensterläden waren heruntergelassen. Ein Blitz durchzuckte den Himmel und warf kurz einen hellen Schein auf die düstere Straße. Misty schreckte auf. Ein weiterer Blitz hellte auf und sie sah die Schatten der Häuser auf der Straße. Langsam zog Misty die Gardine zu und drehte sich zu Ash, welcher im Türrahmen stand. Pikatchu tingelte freudig herein und nahm auf dem alten Bett seines Masters platz.

„Du brauchst dir keine Sorgen machen…“

-„Was ist, wenn sie doch auch hier suchen?“

„Das werden sie nicht tun…das wäre zu einfach“

-„Wie kannst du dir da sicher sein?“

langsam trat er ins Zimmer ein und sah sich flüchtig um, ehe er auf Misty zukam.

„Ich kann mir nicht sicher sein, aber ich versuche das Beste draus zu machen“

-„Wenn sie uns entdecken, ist sie in Gefahr“

Nach ihren Worten senkte Ash seinen Blick. Wenn man sie entdecken würde, dann würden sie seine Mutter unweigerlich mit hinein ziehen…und seine Mutter war wehrlos…

„Wir sind alle in Gefahr…“

-„Ich weiß…“

Seufzte sie nur und senkte ebenfalls den Blick gen Boden. Wie als hätte sie es sich gewünscht, bemerkte sie seine Hand an ihrer Wange, sodass sie ihren Kopf wieder aufrichtete und direkt in seine dunkelbraunen Augen sah. Und sobald sie das tat, war wieder alles gut…eine heimische Wärme machte sich in ihr breit. Auf der anderen Seite, war sein Blick unheimlich anziehend. Schlagartig wurde Misty bewusst, wie er sie in seinen Bann gezogen hatte. Wie Magie schlichen sich jegliche „Abendteuer“ mit Ash in ihren Kopf. Insgeheim hoffte sie jetzt, dass er nicht ihre Gedanken lesen würde…aber selbst wenn.

Plötzlich kam sein Gesicht unmittelbar auf ihres zu. Sie küssten sich…zaghaft…dann leidenschaftlich, zärtlich…nahezu fordernd. Ihr Atem zog über seine Wange und der Raum wurde nur von den Geräuschen ihrer Küsse und ihren Atem’ erfüllt. Fragend sah Pikatchu seinen Master an und machte große Augen. Mistys Hände hatten sich um seine Schultern und seinen Nacken gelegt, zogen ihn zu sich. Was in aller Welt taten sie hier? Wieso schaffte er es immer wieder sie nur mit seinen Blicken zu verführen. Sie ärgerte sich, dass sie es nicht geschafft hatte einfach zu widerstehen...es kränkte ein wenig ihren Stolz…Aber was sollte es. Er war jetzt hier und jetzt waren sie gerade für einen Moment ungestört. Seine Kräftigen Arme hatten sich um ihren Rücken gelegt. Kurz holten sie Luft und lehnten ihre Stirnen aneinander, doch vergingen keine 2 Sekunden ehe sich ihre Lippen wieder verschmolzen und ihre Zungen sich berührten.

Delia hatte sich derweil ungestört ans aufräumen gemacht…seit ihr Pantimos verstorben war, war sie zwar einsamer und mehr Arbeit blieb an ihr hängen, doch war es auch eine gute Ablenkung. Sie hatte immer irgendwas zu tun und es tat gut beschäftigt zu sein…denn so brauchte sie nicht stündlich mit ansehen, wie die Welt den Bach runter ging. Eigentlich wollte sie nur frische Bettwäsche und Handtücher in Ashuras Zimmer bringen…doch erstarrte sie als sie im Flur durch den Türrahmen ins Zimmer spähen konnte. Innerlich machte ihr Herz soeben einen Freudensprung…Als Mutter hatte sie zwar schon immer das Gefühl, das zwischen ihrem Sohn und Mistyria mehr lief, als nur eine sehr gute Freundschaft, doch sollte es nie wirklich an die Oberfläche gedrungen sein. Sie hatte keine Ahnung, dass sie bereits vor 10 Jahren ein Paar waren…in der Zeit war Ash nicht zu Hause gewesen und er hatte eh nie viel geredet. Doch nun hatten sich ihre ‚Befürchtungen’ bewahrheitet…Still und heimlich platzierte sie die Bettwäsche vor der Zimmertüre und machte sich ungesehen aus dem Staub…
 

3 Tage waren vergangen. Ash und Misty hielten sich immer noch im Hause von Deliah versteckt und verbrachten so die vielen Stunden mit warten und nachdenken. Es würde eine Zeit dauern, bis sich ein angemessener Plan entwickeln würde…so tüftelten sie immer mehr und für Delia war diese Abwechslung wie gerufen. Sie hatte sich derweil wieder an ihren Sohn gewöhnt…

„Guten Morgen, Liebes“

begrüßte Delia die noch halbtote Misty, welche gerade die Küche betreten hatte. Merkwürdiger Weise schien heute Morgen mal die Sonne.

„Morgen…“

brummte sie ein wenig halbherzig und setzte sich auf einen der 4 Stühle am Tisch.

„Was ist los? Du siehst so kaputt aus…“

„Ich fühle mich nicht gut…“

seufzte Misty und legte ihre Stirn in ihre Hand…schloss die Augen. Ihr Schädel dröhnte und es schien, als hätte sich ihr Magen in der Nacht einmal umgedreht.

„Iss erstmal was, danach geht’s dir sicher besser“

Etwas angewidert blickte die Rothaarige auf das frisch gemachte Essen, welches auf dem Tisch stand und runzelte die Stirn. Sie mochte Delias Kochkünste, doch war ihr in Moment gar nicht danach zu mute…sie befürchtete glatt, dass sie sich irgendetwas eingefangen hatte oder noch etwas ausbrütete…war ja auch nicht wunderlich, bei diesem Wetter.

„Ich glaube…das ist keine gute Idee…“

Fragend sah Delia zu ihr rüber, stellte die Fäuste in die Hüfte…

„Hast du Fieber?“

Prüfend ging sie zu ihr hinüber und legte eine Hand auf Stirn und Nacken, doch waren ihre Körpertemperaturen nicht überhitzt oder auffallend warm.

„Hm…“

Grübelte Delia.

„Ich glaube, du solltest dich ein wenig hinlegen…vielleicht wirst du krank!“

Nickend starrte Misty aus dem Fenster. Die Tropfen an Bäumen, Blättern, Gartenzaun warfen hunderte von Farben auf die Fensterscheibe der Küche und blendete ihr hin und wieder ins Gesicht. Die Natur schien einmal kräftig einzuatmen und ihre ganze Kraft zu präsentieren…

„Das werde ich jetzt auch tun…“

schließlich stand sie auf und verschwand wieder im Flur, wo ihr Ashura gerade entgegen kam und ihr nur fragend hinterher sah…er hatte mal wieder einen Bärenhunger, so zog es ihn direkt zum Tisch.

„Was war das?“

fragte er beiläufig und nahm Platz.

„Ihr geht’s nicht besonders gut…“
 

-„Aber wie sollen wir die Wache durchbrechen?“

Misty stützte ihren Kopf auf die Hände…den halben Tag hatte sie mit schlafen verbracht, doch jetzt schien es ihr ein wenig besser zu gehen…während sie, im Bett liegend, mal wieder mit Ash mögliche Pläne austüftelte, knabberte sie an einem trockenen Brötchen rum.

„Mit unseren Pokemon?“

Schlug Ashura vor und legte seinen zweiten Pokeball auf den Tisch, des weiteren deutete er auf Pikatchu

-“Wie stellst du dir das vor?“

fragte Misty und drehte sich von Bauch auf dem Rücken.

-“Wir müssen mit möglichst viel Kraft und möglich ungesehen vordringen, sodass kein Notruf abgesetzt werden kann. Niemand darf uns sehen“

fügte sie hinzu.

„Das ist nahezu unmöglich“

-“Doch, das ist möglich. Wir dürfen nur niemanden entwischen lassen“

Stirnrunzelnd kreuzte Ash seine Arme. Er saß auf seinem alten Holzstuhl und kippelte ein wenig, indem er sich mit deinem Bein an der Bettkante abdrückte.

„Wie willst du das machen, wenn wir nur zu zweit sind?“

-„Wir müssen ja nicht nur zu zweit sein…“

„Anders geht’s aber nicht…“

-„Wieso?“

Seufzend erklärte Ash es nochmal.

„Wenn wir unsere Kräfte vereinen…dann ergibt das eine zerstörerische Kraft von 100.000 Atombomben…alles um uns herum wird vernichtet und dann darf da niemand sein, der da nicht sein sollte“

-„Und wenn man sich vorher in Sicherheit bringt?“

„Wie kannst du dir dann sicher sein?“

Misty verstummte…es schien zum Verzweifeln. Wieso in Gottes Name, fand sich keine Lösung...irgendwie musste man doch in den Kern gelangen. Sie hasste es über solche Dinge nachzudenken. Und meistens war es auch so, dass egal wie gut ihr Plan war, etwas schief ging…doch dann kam ihr ein Geistesblitz.

-„Kannst du dich noch an Jessy und James erinnern??“

Ash sah auf…blickte zu Misty, die ihn mit großen Augen ansah und begann dann leise zu lachen. Natürlich kannte er diese zwei Idioten noch. Wie lange hatten sie ihn verfolgt? Es mussten mindestens 6-7 Jahre gewesen sein…wenn nicht sogar länger.

„Meine Güte, natürlich!“

Lachte er, doch verstummte er dann auch und sah erneut in Mistys Augen.

„Natürlich! Das ist die Idee…“

Flüsterte er leise. Sie mussten es wissen. Sie mussten den Weg und die Zugangsdaten in den Kern wissen. Anders war es nicht möglich hinein zu kommen. Wenn man die Gewalt über Mitglieder der Rocket Organisation, der Allianz hatte, dann war es ein Kinderspiel hinein zu kommen.

-„Wo sind sie? Sind sie noch Mitglieder?“

„Ich denke schon…es ist nicht lange her, das ich sie gesehen habe…das war damals als ich das eine mal in Cerulean war. Ich glaube sie sind dort stationiert“

Misty reagierte nicht, sie starrte wie angewurzelt auf das Brötchen und hielt die Luft an. Fragend schielte er zu ihr hinüber

„Misty?“

Schweigend sah er zu, wie sie nun aufstand und zügig das Zimmer verlies. Es dauerte keine 10 Sekunden, ehe er dann Würgegeräusche aus dem bad wahrnahm und sich schließlich auf den Weg hinterher machte. Das Brötchen hatte ihr Magen dankend wieder zurückgeschickt und ihre Galle hatte dann auch noch ihren Beitrag gesendet. So stand sie nun über der Kloschüssel, blass wie ein Häufchen Elend und mit der einen Hand hielt sie ihre Haare aus dem Gesicht. Als er sie an den Schultern fasste, bemerkte er, dass sie ein wenig zitterte…er kannte diese Körperreaktion zu gut. Wenn er sch übergeben hatte, dann war es bei ihm ähnlich.

„Ich denke, du solltest dich noch ein wenig ausruhen…“

Nach dem sie sich den Mund ausgespült hatte, kroch sie wieder unter die wärmende Bettdecke und legte sich genervt auf die Seite. Wieso jetzt krank sein? Das passierte ständig. Immer dann, wenn sie es am wenigsten gebrauchen konnte…doch hatte das Schlechtigkeitsgefühl wieder etwas nachgelassen, dennoch war sie müde. Sie war sonst nie so müde und musste pflanzliche Schlafmittel nehmen um überhaupt einzuschlafen, doch jetzt fielen ihr im Liegen so die Augen zu, obwohl sie den ganzen Tag auf der faulen Haut gelegen hatte. Es musste wohl am

schwachen Immunsystem liegen.
 

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Notiz vom mir:

Sorry das es so ewig gedauert hatte, aber ich war ne ganze Zeit unterwegs und musste viel erledigen usw..ihr wisst ja wie das ist ^^

Jetzt bin ich aber wieder am machen und am tun..
 

leider ist das Kapitel sehr kurz geworden, aber Dialoge liegen mir nicht besonders xD

Versprechen

Kapitel 10
 

Versprechen
 

Draußen hatte es bereits wieder angefangen zu regnen. Misty liebte es wenn es draußen regnete und sie im Bett lag. Das gleichmäßige prasseln der Wassertropfen auf den Dachplatten war unheimlich beruhigend. Müde schloss Misty ihre Augen und kreuzte ihre Arme hinterm Kopf. Manchmal sehnte sie sich zurück nach Cerulean City, wo ihre Schwestern waren. Ihre Familie. Der Ort an dem sie aufwuchs und die Schönheit und Lebendigkeit des Wassers kennen lernte. Dem Ort, wo sie zu Hause war.

In Gedanken verfolgte sie die letzten Jahre zurück. Der Fang ihres ersten Goldinis am Cerulean River. Sie war unheimlich stolz auf dieses kleine Pokemon. Der Fang ihres Sterndu, das sich zu Starmie weiterentwickelt hat und dann das andere Sterndu, welches Daisy ihr geschenkt hatte. Daisy. Sie war immer die beste Schwester gewesen. Ihr hat Misty am meisten vertraut und erzählt. Sie war es, die Ash geblufft hatte. Seit diesem Tag sah Misty sie nie wieder.

Die Tür klappte. Überrascht sah Misty auf und erkannte eine dunkle Gestalt an der geschlossenen Tür.

-„Wer ist da?“

fragte sie in die Schwärze rein und sah die Gestalt auf sich zu kommen

„Ich bins nur“ antwortete eine bekannte Stimme. Ash näherte sich ihr und nahm dann auf ihrer Bettkante platz.

-„Warst du so lange wach?“

fragte Misty erneut. Sie hatte ihn bereits gestern Abend danach gefragt und nicht wirklich eine subtile Antwort bekommen. Und wieder schien es, als würde Misty keine Antwort bekommen, stattdessen drehte er seinen Kopf in ihre Richtung. Das Licht von draußen schien auf seine Gesichtshälfte, somit konnte sie ein wenig von ihm wahrnehmen.

-„bekomme ich keine Antwort?“

fragte sie mit einer sanften, beruhigenden Stimme und zog ihre Knie an, während sie sich aufsetzte und die Decke über ihre Beine zog. Sie konnte sehen wie sich Ashuas Mundwinkel hochzogen. Er lächelte, wenn sie seine Augen auch nicht sehen konnte.

„Weißt du, wie man sich fühlt, wenn man tot ist?“

fragte er sie und lies sich langsam nach hinten sinken, kreuzte die Arme und blickte an die Decke. Misty sah ihn an, wie er da lag. Fast würde sie sagen, es war wie in alten Zeiten. Wieso fragte er sie das? Es war schließlich nach 2 Uhr und er hatte sich immer noch nicht schlafen gelegt.

-„Nein“

meinte sie leise.

„Man ist einsam“

flüsterte Ash, drehte seinen Kopf zu ihr…

„Niemand ist da, mit dem man reden kann. Der für einen da ist. Niemand wartet auf dich, wenn du nach Hause kommst. Keiner kennt dich.“

Langsam drehte sich Misty auf den Bauch und legte ihre Decke über ihren Rücken und die Beine, denn im Raum war es kühl. So lag sie jetzt vor Ash, welcher seitlich zu ihr lag. Sanft strich sie über seinen Kopf und seine Haare.

-„Ich habe immer auf dich gewartet“

sprach sie leise und lächelte unsichtbar.

-„Immerzu habe ich gehofft, dass du zurück kommst und dich bei mir entschuldigst. Ich hätte dir verziehen. Und dann warst du einfach weg. Tot...einfach von jetzt auf gleich solltest du nicht mehr da sein. Ich wollte es lange nicht glauben und irgendwann habe ich versucht dich zu vergessen.“

Erzählte sie ihm, während sie ihren Kopf auf ihren Arm legte und ihn seitlich betrachtete.

„Ich wünschte, ich hätte es getan“

sprach er und genoss ihre Berührung

„Dich verloren zu haben, war der größte Fehler aller Zeiten. Es gab nichts mehr, wofür ich hätte kämpfen sollen.“

Er schluckte kurz. Ein einziger Fehler hatte sein Leben vollkommen verändert. Niemals würde er ihre Augen vergessen. Niemals den Ausdruck in ihrem Gesicht. In einen Moment war alles, für das er gekämpft hatte weg, rannte vor ihm davon. Und anstatt seinem Glück zu folgen, war er geflohen.

„Es tut mir so Leid…“

Jetzt wo es dunkel war, konnte er sicher sein, dass sie ihn nicht sehen würde und das erleichterte ihm vieles. Still hatte sie seinen Worten gehorcht und seine Worte aufgenommen, jetzt nahm sie ihre Hand und fuhr über seine raue Wange. Die Bartstoppeln kratzten ein wenig. Ihr Leben lang hatte sie sich geschworen Ash niemals wieder so zu lieben wie sie es getan hat, bevor er sie hinterging. Es war unmöglich. Seine Art, sein Dickkopf. Seine liebevolle Seite wenn er sie in den Arm nahm oder küsste. Es war unbeschreiblich. Diese dunklen Augen. Tief und unheimlich zu gleich und doch strahlten sie so viel Ruhe und Kraft aus. Jedes mal drohte sie in ihnen zu versinken…seine raue Stimme lies ihren ganzen Körper aufkribbeln.

-„Ich weiß“

flüsterte sie leise.

Für eine Weile war es wieder still. Der Regen hatte immer noch nicht nachgelassen und das gleichmäßige Prasseln wurde nach und nach stärker. Windböen stießen die Dachplanken hin und her, sodass sie leicht knarrten. Leise horchte Mistyria dem Atemgeräusch von Ash und schloss beruhigt die Augen.

-„Wieso bist du abgehauen?“

„Ich wollte nicht…“

konterte Ashura schnell seine Frage, brach aber ab und holte Luft, atmete lang aus. Öffnete wieder seine Augen.

„Für das was ich fühle gibt es keine Erklärung.“

Ein weiteres Mal pausierte er und dachte nach.

„Und bevor ich dir weiter hätte wehgetan, bin ich geflohen…“

Ash hielt inne und sah sie im Dunkeln an. Langsam streckte er seinen Arm zu ihr aus und berührte ihre Stirn, strich darüber.

„Du wirst mich nicht noch mal verlieren“

-„Wie kannst du dir da sicher sein?“

Unter seiner Berührung hatte Misty ihre Augen wieder geschlossen, rückte ein wenig an ihr heran, sodass er seinen Arm um ihre Schultern legen und sie ihren Kopf auf diesen legen konnte.

„Solange du da bist, lohnt es sich für etwas zu kämpfen und überleben. Denn du bist die, die mir Kraft und Energie gibt. Mit jedem Blick, jeder Berührung die du mir schenkst, werde ich stärker…“

-„Kann ich dir vertrauen?“

„Sieh mich an“

bat Ash. Lediglich das Mondlicht von draußen warf ein wenig Licht auf sein Gesicht. Misty versuchte seine Augen zu finden.

„Du wirst mich nicht verlieren. Das verspreche ich!“

Obwohl sie nicht seine Augen sehen konnte, glaubte sie ihm. Seine Worte waren von Wärme und Ehrlichkeit erfüllt. Ein zartes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. In der Dunkelheit ertastete sie mit einer Hand seinen Oberkörper. Er trug ein dünnes Shirt und somit konnte sie seine Brustmuskulatur deutlich unter dem Stoff fühlen. Dicht war sie an ihn heran gerückt und ihre Gesichter trennten nur noch wenige Zentimeter. Abwartend sah Ash ihr in die Augen, die von einem Lichtschein getroffen wurden und sich ihm zeigten.

„Versuchst du mich zu küssen?“

ein wenig verwirrt stockte Misty und runzelte die Stirn.

-„Was dachtest du denn?“

„Ich weiß nicht.“

„Eigentlich wollte ich dich zuerst küssen“

-„Herrgott Ash!! Ist das nicht egal?“

Er war ein wenig überrumpelt von ihrer Reaktion und musste dann leise lachen. Sie war wieder der alte Drachen, so wie er sie kannte. Stumm verfolgte er, wie sie sich beleidigt auf die Seite legte und ihm den Rücken zeigte. Er seufzte und rückte nur an ihre Rückseite, legte einen Arm um ihre Taille.

„In zwei Tagen geht’s nach Cerulean. Wir müssen vor Ort suchen“

-„Haben wir Anhaltspunkte?“

„Nein, leider nicht“

Mistyria schloss die Augen. Sie hoffte, dass sie den Großteil ihrer mysteriösen Krankheit überstanden hatte und sie fühlte sich jetzt bereits viel wohler…aber sie würde es sehen.

Eine ganze Weile noch, lag sie wach und doch erfasste sie irgendwann der Schlaf…
 

Die Sonne schien vom Himmel und langsam neigte sich der Tag dem Ende zu. Bald würde eine ihrer Schwestern kommen um sie mit nach Cerulean zu nehmen. Sie hatte nur das Wochenende hier verbracht, denn zu Hause musste sie wieder einige Herausforderungen in der Arena annehmen. Mistyria war bisher ungeschlagen. Die 15 Jährige stand auf dem höchsten Punkt des Oak Labors, auf dem Dach und genoss die letzten wärmenden Strahlen der Sonne.

„Hey…“

erklang eine Stimme hinter ihr und sie drehte sich ein wenig ertappt um. Ein Lächeln zierte ihre Lippen. Ash war auf das Dach gekommen. Er trug eine schwarze Hose und ein rotes T-Shirt mit einem weißen Streifen. Die Cap hatte er ausnahmsweise mal abgenommen.

-„Hi“

strahlte Misty zurück und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Geländer, beobachtete Ashua wie er langsam auf sie zu geschlendert kam und sich neben sie an das Geländer lehnte.

-„Gleich geht’s wieder los, hm?“

fragte sie ihn, wenn sie es auch irgendwie bedauerte, dass sie nun Arenaleiterin war und nicht mehr mit ihm und Brock reisen konnte. Hin und wieder fragte sie sich, ob Maike seinen Dickkopf unter Kontrolle habe und ob sich jemand um Brocks Anfälle bei Frauen kümmern würde. Ash nickte, sah zu Boden und kramte etwas aus seiner Hosentasche.

„Misty?“

-„Hm?“

„Es war schön dich mal wieder zu sehen.“

Ash nahm ihre Hand und gab ihr etwas. Es war irgendetwas Textil faseriges.

„Die schenke ich dir…damit du mich nicht vergisst“

Misty hielt Ash’s alte Mütze in den Händen. Etwas verwirrt blickte sie ihn wieder an.

-„Bist du dir sicher? Sie ist dein ein und alles“

„Genau“

lächelte er. Was hatte das zu bedeuten? Wie ein empfindliches, rohes Ei, nahm Misty die Cap in ihre Hände und strich mit einem Finger über das Symbol auf der Front. Das rote Stück war bereits ziemlich ausgetragen und verschmutzt. Der Schirm franste auf.

-„Das ist wirklich lieb von dir“

flüsterte Misty, während sie die Kappe betrachtete. In vieler Hinsicht war diese Kappe wie ein Videofilm. Sie war überall dabei und erzählte so viele Geschichten.
 

-„Ich glaube, die anderen wollen los…Ashura“

Zögerlich bewegte sich Misty Richtung Tür, die ins Treppenhaus nach unten führte. Dort, wo Maike, Max und Rocko sich bereits von Professor Oak verabschiedeten. Ash folgte ihr, doch zu ihrer Überraschung griff er ihren Arm um sie anzuhalten. Langsam zog er sie zu sich.

„Da ist etwas…was ich noch machen wollte, bevor wir uns nie mehr sehen“

fragend blickte Mistyria ihn an, erwartete Erklärung. Seine Nähe lies sie erschaudern. Gänsehaut breitete sich auf ihrer Haut aus. Beinahe zeitlupenartig kam sein Gesicht näher. Ihre Lippen berührten sich…zart, vorsichtig. Es muss ein Bruchteil von Sekunden gewesen sein, doch blieb in diesem Moment die Zeit still. Er hatte sie geküsst.

„Auf Wiedersehen Misty…“

Ash lächelte sie an, lies ihren Arm los und schritt durch die Tür nach unten. Wie angewurzelt blickte sie ihm nach, fasste sich mit zwei Fingern auf die Lippen.
 

Mit einen mal wurde die harmonische Athmosphäre von einem Aufschrei durchbrochen. Alles wurde schwarz um Misty herum, sie merkte ihren beschleunigten Puls und rennenden Schweiß von ihrer Stirn…in der Dunkelheit weiteten sich ihre Augen um irgendwas sehen zu können, doch sie hörte nur…sie hörte komische Dinge, ein durchgehendes, grelles Summen und viele verschiedene Stimmen, fremde Stimmen und dann wieder dieses Lachen. Diese Kinderlache und dann verstummte auch dies…es ging über in de selben Aufschrei der sie in diese Lage brachte…es war der selbe Traum, die selben Geräusche…
 

Erneut fuhr Misty hoch, schweißgebadet. Ein Blick auf die Uhr reichte, es war 5 Uhr morgens und ihr Magen knurrte…Ashura schlief seelenruhig neben ihr und hatte nichts bemerkt. Es war ein eigenartiger Traum gewesen. Und je mehr sie Ash beobachtete, verschwanden die Bilder aus ihrem Kopf. Zögerlich setzte sie sich auf, sah durch den leicht erhellten Raum zur Tür. Schließlich stand sie auf und machte sich leise auf den Weg zur Küche um sich etwas Essbares zu suchen…ein Tag ohne etwas Nahrhaftes ging einfach nicht und es ging ihr zudem wieder blendend.
 

**

„Wie bist du eigentlich auferstanden?“

fragend blickte Delia über den Tisch und biss genüsslich in einen Apfel. Schließlich war es recht ungewöhnlich, dass jemand aus einem explodierenden Auto entkommen konnte.

„Was wisst ihr denn?“

fragte er und trank einen Schluck Kaffee, während er sich zurück lehnte.

“Dein Auto ist explodiert. Man hat Reste von Sprengladungen unter Teilen der Karosserie gefunden. Im Fahrerhaus befand sich verbranntes Fleisch.“

Erzählte Misty und starrte dabei auf die Tischplatte, als würde dort alles wie ein Film ablaufen. Sie wusste alles von dem Unfall, hatte viel recherchiert und sich schlau gemacht. Sie konnte und wollte einfach nicht akzeptieren, dass er tot war. Ash zog derweil den rechten Mundwinkel an und lachte leise.

„Aber niemand konnte feststellen ob es sich um menschliches Fleisch handelte, richtig?“

Delia nickte und sah auf. Misty hatte sich in der Zwischenzeit ein Salamiebrot gemacht und war nun dabei Marmelade darauf zu schmieren, was Delia mit einem Ekel im Gesicht kommentierte. Sie hörten nun aufmerksam zu.

“Du hast also geblufft“

Fragte Misty, die ins Brot biss. Sie hatte schon immer eine Schwäche für ausgefallene Zusammensetzungen…die aktuelle notierte sie innerlich mit einem gut.

„Genau“

Bestätigte Ashura.

„Woher hast du gewusst, dass sich Sprengstoff in der Karosserie befindet?“

fragte Delia.

„Ich hatte damit gerechnet, dass etwas passiert und habe mir Quellen besorgt“

“Quellen?“

warf Misty fragend ein.

„Quellen!“

„Was für Quellen?“

Ash, setzte seine Ellenbogen auf den Tisch

„Ich habe beobachtet. Wie diese Unfälle passieren, wer dabei ums Leben kommt, wo und wann. Das alles ergab ein Puzzle. Ich meine, vielleicht war es Zufall aber ich hatte eine Vorahnung.“

Sie nickten. Es war merkwürdig gewesen. Eigentlich war es nur eine normale Nachrichtensendung gewesen und dann kam dieses Bild in die linke Ecke der Filmaufnahme, des ausgebrannten Autos. Delia erinnerte sich, wie ihr Herz stehen blieb und sie ungläubig das vertraute Gesicht ihres Sohnes anstarrte und immer wieder sein Name wiederholt wurde.

„Wieso isst du Salamie mit Marmelade?“

fragte Delia schließlich irritiert von dem ganzen und völlig aus dem Thema heraus.

„Sie steht auf so was…sie isst auch Pudding mit Ketchup.“

Erklärte Ashura schließlich. Dabei entsinnte er sich an einige merkwürdige Zusammensetzungen von ihr. Müsli mit sauren Gurken und auf ihr Eis, tröpfelte sie öfter mal Zitronensäure.

Delia nickte zögerlich und runzelte die Stirn. Sie war ohnehin ein sehr misstrauischer Mensch, doch würde sie das ganze wohl beobachten.
 

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Notiz von mir:

Ja und das war Nummer 10...wow. An einem Abend xD und ich denke ich habe..mist zuviel verraten .__."

Cerulean

Kapitel 11
 

Cerulean
 

Heulend wie ein Schlosshund, schwang die schwere Eisentür der Arena zu Cerulean City herum. Misstrauisch und zögerlich trat Misty hinein. Es hatte keine 30 Minuten gedauert, bis sie die Stadt erreicht hatten. Mit dem Auto kam man wesendlich schneller voran als geglaubt. Zwar war der Boden des Waldes und der Feldwege ziemlich aufgeweicht und schwer gewesen, aber Delias Landrover hatte viel Power und hatte dem Matsch getrotzt.

Fragend sah Misty zu Ash hinüber, der so wie sie, ratlos in einem großen Vorraum stand und die farblosen, verstaubten Wände betrachtete. Ihre Schritte hallten. Wo einst ein warmer, gemütlicher Eingangsbereich war…herrschte Trostlosigkeit und Leere. Die Sofas waren weg und die Rezeption verlassen. Der Buchstabe P baumelte unter der gerade gezogenen Linie des Wortes an der Wand. Das o fehlte ganz.

-„Was ist hier geschehen?“

hauchte eine fassungslose Stimme hinter Ashuras Rücken.

„Hatte sonst noch jemand den Schlüssel?“ fragte Ashua

-„Ich weiß nicht…“

erwiderte ihm Misty und nahm zielstrebig Kurs auf eine kleine Tür, die zum Kontrollraum führte.

-„Eigentlich hatte nur ich einen Schlüssel und der Generalschlüssel war schon vor Jahren verschwunden.“

Sie gelang in den ihr vertrauten Gang an dem die riesigen Scheiben direkten Blick in das Cerulean Becken boten. Zärtlich strich sie über die staubigen Anlagen und Schalter am Kontrollpult direkt hinter der Tür und fasste nachdenkend über die Scheiben.

Das Wasser war versiegt. Seit der Größte Bestand am Virus verstorben war, darunter auch ihr wunderschönes Goldini, war das Wasser nicht mehr nötig. Es war zu kostspielig es noch weiterhin zu heißen und zu reinigen. Doch wo waren die Erinnerungen? Seufzend drehte sie sich zu Ash, der ihr bereits gefolgt war und sich ebenso ratlos im Kontrollflur umsah, wie sie es einige Minuten vorher getan hatte.

„Lass uns nach oben gehen“

sprach Misty, obgleich sie ein wenig ängstlich war, bei dem Gedanken das vorzufinden, was sie am meisten fürchtete. Erinnerung. Erinnerung an Zeiten, die ihren Charakter weichten und ihre undurchdringliche Hülle zu einem angreifbaren Schwachpunkt…
 

Die Beiden schlichen die Treppen hinauf, leise…jedes Knarren wurde mit einem leichten Stirnrunzeln quittiert und bedächtiges Schweigen machte die Runde. Ein jeder war darauf gefasst etwas Grausames vor zu finden, obwohl eigentlich niemand da war. Langsam durchquerten sie den kleinen Flur und Misty öffnete eine hölzerne Tür, die in die Küche des Hauses führte und von dort kam man zu einem großen Wohnbereich. Auch hier war alles leer und verlassen. Verwirrt drehte sich Misty im Saal und seufzte. Dies gruselig und einschüchternd zugleich. Die Atmosphäre gleich einem schlechten Horrorfilm. Waren sie wirklich allein? Die Luft roch alt und der Boden knarrtschte unheimlich unter ihren Füßen.

„Und jetzt?“

fragte Ash etwas ratlos. Misty zuckte die Schultern. Ihr Blick glitt hinüber zu ihm, welcher leicht abwesend zum Fenster hinaus sah und das Wasser des nahe Fluss fixierte. Sein Anblick bereitete ihr ein wenig Gänsehaut. Das knappe Licht, das durch die Fenster gelang, schien ihm ins Gesicht. Sie konnte seine markanten Gesichtszüge erkennen und die tiefen, warmen Augen. Eine Narbe zierte seine Stirn, sie war nicht groß…etwa 3 cm oder mehr. Er schien ihren Blick nicht gemerkt zu haben, doch wandte sie sich nun ab und schritt durch den Raum, verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete ein altes eingerahmtes Bild mit einem einzelnen Baum und einem Kind darunter.

-„Bleiben wir so lange hier…“

sprach sie.

„Sicherheit wird nicht garantiert sein, aber ich wüsste keinen besseren Unterschlupf“ erwiderte Ash nachdenklich. Die Allianz hätte sicherlich ihren Abzug bemerkt. Der Landrover hatte zwar ein unauffälliges Aussehen, doch gerade dies war wohl der Anlass. Zudem brauchten sie nur in der Nähe von Cerulean gesichtet worden sein und man hätte gewusst, wohin sie zogen. Die Arena war der 1. Anhaltspunkt. Sie mussten sehr vorsichtig sein. Allerdings könnte man den Spieß umdrehen. Wenn die Allianz davon ausginge, es wäre zu einfach sie in der Arena zu suchen, dann hätten sie eine Chance. Die Chancen allerdings, standen sehr schlecht.

„Jetzt einen anderen Unterschlupf zu finden, wäre reiner Selbstmord“

sprach er ruhig und leise. Seine Stimme vibrierte leise in der Luft und klang etwas rau. Wie er bereits als Junge eine sehr kratzende Stimme hatte, so war sie jetzt ähnlich, nur wesendlich tiefer und kehliger. Misty nickte zustimmend.

-„Du hast Recht. Wenn man uns gesehen hat, dann sind sie auf der Spur. Früher oder Später werden sie hier eintreffen, aber bis dahin…“

unterbrach Misty und holte etwas Luft

-„bleibt uns noch etwas Zeit“

Sie nahm ihren Sack, den sie um die Schulter trug und schritt an einigen leere Kisten vorüber in den Flur hinein.

„Ich schlage vor, dass wir erstmal die Türen und Fenster verriegeln und etwas Essbares suchen…“.
 

Ash hatte seinen Mantel abgelegt und hockte nun vor der schweren Eisentür des Haupteinganges. Die Tür war riesig und es war schwer, geeignete Holzgegenstände zu finden, um sie dort zu lagern. Er hielt mit Schulter und Unterarm einen dicken Balken vor der Tür als er mit einem lauten Krachen den Hammer nieder fallen ließ. Sein ganzes Gewicht einsetzen, stemmte Ash sich gegen die Holzbalken, während er gleichzeitig mit Hammer und Nagel arbeitete. Im oberen Stockwerk waren noch einige Fenster. Die unteren waren soweit verriegelt und einbruchsicher. Schnaufend begutachteten er sein Werk, nachdem auch der letzte Balken saß. Der Rahmen war nun schier undurchdringbar. Man müsste schon ein starkes Pokemon einsetzen um dort durchzukommen.

Die Treppe knarrte ungeheuerlich. Die alten Holzböden sahen zwar noch frisch aus, da die außenschale des ganzen Gebäudes sehr jung und modern wirkte, aber das Bauwerk an sich und das Innenleben, waren bereits 80 oder 90 Jahre alt. Es war bereits gegen 19 Uhr. Aus dem Flur dröhnte das Klopfen eines Hammers herbei. Ash folgte dem Geräusch und spähte heimlich um einen Türspalt. Das Zimmer kam ihm bekannt vor, ja hier war er sich sehr sicher. Er kannte die Arena gut, denn oft war er hier Gast gewesen und hatte seine wenig gemeinsame Zeit mit Mistyria verbracht. Es war ihr Zimmer. Sachte schob er die Tür ein wenig weiter auf und erblickte sie. Sie hatte ihren Rücken zu ihm gedreht. Er beobachtete wie sie sich die zusammengebundenen Haare aus dem Gesicht strich und versuchte eine lange Holzlatte zu zerteilen. Mit ihren Händen spannte sie die Latte, während sie mit dem Fuß hinein trat. Doch statt zu brechen, gab das Holz nach. Verärgert lies sie es fallen und stöhnte laut aus. Ihre Müdigkeit war ihr anzusehen. Zudem plagte sie immer noch ihr angeschlagener Körper. Sie trug keinen Mantel. Das Oberteil war Ärmellos und so warf Ashua einen Blick auf ihre trainierten Schulterblätter. Bei jeder Bewegung erblickte er neue kräftige Muskelfasern, die im dämmerlicht aufblitzten und wieder verschwanden. Trotz der starken Muskeln hatte sie ihre Figur nicht verloren. Sie war eine große Frau mit langen Beinen und einer schmalen Taille. Ihr Kreuz verlief leicht V-förmig, doch nicht übermäßig. Gleichmäßig und passend wie mit einem Lineal gezeichnet und angelegt. Als sie sich für einen kurzen Moment bückte, sah er ihre zwei ausgeprägten Rückenmuskel und schmunzelte angetan. Sie sah einfach umwerfend aus.

-„Wie lange stehst du dort schon?“

fragte sie plötzlich, ohne dass sie ihm einen Blick zugeworfen hatte. Er lächelte. Eigentlich hätte er ahnen müssen, dass sie ihn längst bemerkt hat.

„Such’s dir aus“

meinte er und trat in den Raum. Er war unverändert. Eine tiefblaue Wand, gemischt mit einem sachten cremigen orange Ton machten ihn unglaublich warm und gemütlich. Das Spiel aus Blau und Orange war herrlich vermischt. Ein Kontrast traf den anderen, in einer lieblichen und unspektakulären Art. Mistys Fenster waren bereits verriegelt und mit einer schwarzen Decke verhangen. Darunter war ihr mittelgroßes Bett ohne Bezug. Der Boden knarrte auch hier, doch wusste er genau, welche Stellen knarrten und welche nicht und somit blieb er auf dieser einen stehen und lauschte dem vertrauten Geräusch. Ein warmes Lächeln ging von ihm aus als er zu Misty herüber sah, die ihre Arme in die Hüften gestellt hatte und ihn aus ermüdeten Augen ansah. Ohne etwas zu sagen, erkannte er ihren Ausdruck. Sie waren müde. Müde von dem umherreisen, müde von den Ereignissen, die in dieser kurzen Zeit vermittelt wurden und müde von der eigenen Kraft und dem Stolz, den sie bei sich trug. Für diesen Moment erkannte er ihre Augen. Es waren ihre Augen…ihre kindlichen, schutzsuchenden Augen. Nicht der kalte, starke Ausdruck, den sie die letzte Zeit hatte. Ihre Gedanken waren woanders. Wo genau war nicht auszumachen. Langsam kam Ash auf sie zu und hielt dicht vor ihr, legte seine Hände auf ihre Warmen schmalen Schultern. Deutlich bemerkte er ihre Anspannung. Ohne ein Wort zu reden, sahen sie sich nur an und horchten einander atmen. Sie sah so wundervoll aus. Stark und schön und doch zerbrechlich und sensibel wie ein Diamant.

„Wir finden sie…“

flüsterte Ash beruhigend und fasste ihr behutsam unters Kinn.

-„Und wenn nicht?“

Ashua hielt inne und lächelte wieder warm und beruhigend.

„Wir werden sie finden…mach dir keine Sorgen“

wiederholte er. Langsam lehnte sich Misty an seinen warmen, soliden Körper, legte ihren Kopf auf seine Brust und schloss die Augen, während er seine Arme um sie legte. Er wusste nicht wie oder wo er Jessy und James suchen sollte, doch konnte er in diesem Moment nichts anderes tun, außer sie in irgendeiner Weise zu beruhigen. Sie wäre leicht zu kriegen, wenn ihre Kräfte nachlassen würden. Möglicherweise waren sie auch einfach geflohen.

-„Ich bin Schuld, dass meine Pokemon tot sind…“

murmelte Misty leise, abwesend.

„Red keinen Unsinn“

-„…hätte ich einfach das getan, was die Allianz von mir verlangt hat, dann würden sie jetzt hier sein.“

„Das ist nicht wahr“

Natürlich wusste Ash, das Misty Recht hatte.

Unzufrieden schnaufte Misty aus und lies von Ashua ab.

-„5 Jahre bin ich vor der Allianz geflohen und habe mich versteckt. 5 Jahre dasselbe Spiel…5 Jahre lang immer die Angst, jemand könne um die Ecke biegen und mir eine Waffe an den Kopf halten…5 Jahre lang. Und das alles nur wegen dir“

Vorwurfsvoll blickte sie ihn an und schüttelte ungläubig den Kopf.

-„Und was habe ich davon? Nichts was vorher da war und immer noch diese Verfolgungsangst…nur für ein paar vergnügliche Nächte mit dir…“

Seinen Blick hatte Ash nicht abgewendet. Er fixierte sie mit ein und demselben Gesichtsausdruck, atmete leise, wenn auch ihre Worte wie ein glühendes Eisen in seinem Kopf schmerzten. Sie wusste nicht, was sie sagte…das war seine einzige Erklärung dafür.

Langsam drehte sich Misty um und schritt zu ihrem Bett, setzte sich seufzend darauf und stützte den Kopf auf ihre Hände.

„Was ist bloß los?“

fragte Ashua leise während er ihr folgte und sich neben sie aufs Bett setzte, sie von der Seite musterte.

-„Das fragst du noch?“

„Jetzt können wir eh nichts machen…in Moment stehen wir dem machtlos gegenüber?“

Kurz hielt Mistyria inne, ehe sie versuchte etwas Schlagfertiges zu antworten. Er hatte ja Recht mit dem was er sagte, doch das würde sie jetzt nicht zugeben wollen. Stumm blickte sie in ihre leeren Hände und schüttelte leicht den Kopf.

-„Ich kann das nicht…“

„Was?“

-„Na das hier…“

Mit einem mehr oder weniger leeren Handzeichen deutete sie auf ihn.

„Das wäre?“

-„Ich kann einfach nicht so tun, als wäre nie etwas gewesen. Verstehst du? Nach 10 Jahren tauchst du plötzlich wieder auf und…“

wieder stockte sie, schüttelte den Kopf.

„verstehe…“

flüsterte Ash leise. Es war eine Weile her das sie sich gesehen hatten und das letzte Mal war dieser verhängnisvolle Abend am Flussufer hier bei der Cerulean Arena.

-„Mittlerweile bereue ich wieder, dass ich dich gefunden habe“

murmelte sie im Stillen und dabei etwas patzig. Über den Unmut und die Stimmungsschwankungen von ihr schüttelte Ashua nur den Kopf und stieß eine Woge Luft durch die Nase aus.

„Du hast es aber…und es wird sicher auch n Grund dafür gegeben haben!“

-„Natürlich gibt es den!“

antwortete sie genauso patzig und funkelte ihn mit ihren azurblauen Augen an.

„Achja? Dann erzähl doch mal!“

grinste er herausfordernd und erwiderte ihren Blick. Eigentlich ahnte er ihre Antwort, zumal er genauso fühlte wie sie selbst. Es war vielmehr ein Spiel des Stolzes. Der, der nachgeben wird…zeigt Schwäche.

Zögernd biss sich Misty auf die Lippen und wandte ihren Blick von ihm ab.

-„Du bist n Arsch“

sprach sie knapp und lächelte dann für einen Moment, ehe sie aufstand und zur Tür wanderte.

-„Und jetzt…brauch ich Wasser“

mit einem entschlossenen Nicken verschwand Misty hinter der Ecke im Flur.
 

Der Morgen schien in seiner ganzen Pracht. Die trügerische Sonne breitete sich über ganz Cerulean aus und legte herrliche orange-gelbe Strahlen auf die Wasseroberfläche. Die Häuserdächer blitzten vereinzelnd auf und bisher dunkle, trübe Bäume wurden vom Morgen erhellt. Zwei Jungen schossen sich an der Straße einen Ball hin und her und sahen ehrfürchtig zu Ash auf, der mit seinem dunklen schwarzen Mantel an ihnen vorüber ging. Sie tuschelten und steckten die Köpfe zusammen, sahen ihm nach. Doch es fehlte etwas. Die Rufe und Geräusche der Pokemon. Sie waren nicht mehr da. In Cerulean war es üblich, das man das laute Grollen eines Garados und das kehlige Rufen von Jugongs hörte. Auf den Dächern der Stadt waren immer Taubsis und Schwalbinis die die Menschen mit ihren Gesängen unterhielten. Nichts war zu hören. Die traurige Stille lies die einst so schöne und fröhliche Stadt traurig und kalt erscheinen.

Die zwei liefen entlang des Flusses, hinter einer relativ hohen Grasfassade. Sie konnten somit die große Hauptstraße entlang des Stadtrandes überblicken, ohne gesehen zu werden.

-„Delia sagt, sie bringt einen von uns um, wenn einem etwas bei der ganzen Sache passieren sollte“

lachte Misty ein wenig spöttisch.

„Wir sollten lieber aufpassen, dass wir beide heile raus kommen“

fügte Ash bei und blickte prüfend zur großen Hauptstraße rüber. Heute war nicht viel Verkehr auf den Straßen. Es mochte daran liegen, dass es Sonntag war.
 

„Hier ist es…“

sprach Ash entschlossen und deutete auf die dunkelblaue Tür zwischen den Wohnblockreihen. Er drehte sich um und sah zu Misty, nickte.

Sie gingen durch die Tür. Sie war offen und eine kleine Treppe führte durch das Stockwerk. Es mussten 5 oder 6 Etagen sein. Jede einzelne Tür hatte ein Namensschild, doch wusste Ash, wo er suchen musste. Er würde spüren welche der Türen richtig wäre. Die ersten beiden Türen im Erdgeschoss waren von älteren Menschen bewohnt. Der Geruch von Fenchel und maroden Möbeln stieg ihm in die Nase. Im 2. Geschoss stand eine Wohnung leer und die zweite war von jungen Leuten bewohnt. Vielleicht gerade 18 und die erste Wohnung, denn laute Metal Musik dröhnte zwischen den Wänden hervor. Er begann zu zweifeln, stockte und ging einmal tief in sich. Seine Sinne wurden verstärkt und durchdrangen die Wände des Gebäudes. Sie flogen durch altertümliche Wände und morsche Türen. Tapeten rollten sich von den Wänden, der Boden raunte beim begehen der Holzplanken. Der Geruch frisch gewaschener Wäsche und heimischer Küche kamen auf, jemand kratzte sich im Nacken und irgendwo weinte ein kleines Mädchen, während es wütend gegen die Wand schlug. Eine bekannte Stimme erklang, hoch und doch tief. Sie rasselte wie eine Schlange beim lachen und klang rein und flüssig wie das gleichmäßige schwingen einer Violine. Er kannte diese Stimme. Jessy. Zügig schritt er voran und Misty folgte ihm schweigend, vertrauend... Ein Blick auf das Schildchen reichte und er sah das leere unbeschriebene. Zufrieden lächelte er. Sie waren schon immer die einfallslosesten Idioten gewesen. Der Bluff zu simulieren, die Wohnung stehe leer, hatte nicht funktioniert. Er legte ein Ohr an die Tür. Alles war still. Hatte er sich geirrt? Hatte er eine ähnliche Stimme vernommen und war in einem ganz falschen Gebäude? Den Gedanken verdrängend klopfte Ashura an und sie legten sich die Kapuzen über. Er hörte Schritte, Schritte die hinter der Tür versuchten leise zu sein und dann erblickte er das kleine unscheinbare Loch auf Kopfhöhe. Es war wieder still hinter der Tür. Jemand beobachtete ihn durch das Loch. Für einen Moment überlegte Ash ob man ihn erkennen würde oder nicht. Plötzlich aber öffnete sich die Tür. Aufmerksam blickte er durch die die sich öffnende Tür, doch da war niemand. Zögerlich traten er ein, gefolgt von Mistyria die etwas unentschlossen war und sich misstrauisch umsah. Da waren Stimmen, leise Stimmen. Die Wohnung war klein. Ein Flur der etwa 4 Meter maß und an beiden Seiten jeweils 2 Türen hatte. Geradeaus durch war eine weitere Tür, sie stand offen. Langsam näherte sie sich der Tür und horchten einem fiesen, wippenden Lachen.
 

„Wo bleibt denn unser Gast?“

Ash erschrak und als er um die Ecke bog, erkannte er, was hier faul war. Jessy und James saßen in einem Sofa. Neben dem Sofa standen etwa 6 Männer der Allianz und einer davon kam ihm relativ bekannt vor. Giovanni. Ashura blieb das Herz stehen. Doch nicht etwa, weil er sich gerade in höchster Gefahr befand. Nein, er hatte die Falle erkannt. Sie waren in Gefahr. Blitzschnell und unerwartet wurde Misty, die hinter ihm verweilt hatte von zwei Männern in einer gepanzerten Uniform gepackt und festgehalten. Sie konnte sich nicht bewegen und nicht reden, da der linke eine Hand vor ihren Mund hielt. Ihr Blick verriet, dass sie von Angst und Wut geprägt war.

Mit herrschenden Schritten und einem selbstsicheren, ekelhaften Grinsen, trat Giovanni vor. An seinen Haaransätzen wurde er bereits grau und sein Alter sah man ihm schon an.

„Der einsame Held kehrt zurück…“

begann er und warf einen winzigen Blick auf Misty.

„Und hat bereits verstanden worum es geht…sieh an!“

Mistys Augen verengten sich…obgleich sie sich fragte, was dieser Satz zu bedeuten hatte.

„erzähl doch mal…wie ist es dir in der Zwischenzeit so ergangen? Wie fühlt es sich an tot zu sein?“

Giovanni begann ihn zu umkreisen und faltete hinter seinem Rücken die Hände. Bei jedem Schritt gab der Boden ein dumpfes Geräusch von sich. Woher wusste Giovanni, dass er noch lebte? Wieso wusste er, dass er jetzt hier war? Mit einem Mal wurde Ash klar, was der einzige Grund dafür sein konnte. Prüfend sah er zu Jessy und James rüber, die ebenfalls grinsend auf dem Sofa saßen. Jessy hatte gemütlich die Beine gekreuzt und James hatte einen Arm um seine Lehne gelegt.

-„Ich hätte dich umbringen sollen…“

sprach Ash und kniff dabei eines seiner Augen drohend zusammen, funkelte James dabei an.

„Wieso hast du es nicht getan, Ashura Ketchum?“

Giovanna schnitt James das Wort ab, aus Guten Grund wahrscheinlich. Wenn ein Mann wusste was er tat, dann war es Giovanni.

„Warst du etwa zu warmherzig? Der große, starke Pokemon-Master…ein Weichei?“

Immer noch starr folgte Ashs Blick derweil dem etwa gleich großen Mann im roten Sakko.

„Sag mir, junger Freund…was genau versuchst du? Was bewirkt es, dass du jetzt wieder auftauchst…was hast du vor? Du willst doch nicht etwa meine Pläne durchkreuzen?“

-„Stell dir vor, genau das habe ich vor…“

antwortete Ash unerhofft in einer ruhigen Stimmlage. Jedoch wurde dies mit einem abwertenden Lachen quittiert.

„Mach dich doch nicht lächerlich…Sie dich doch an. Du bist ein armseliges Menschengeschöpf. Nicht mehr wert als ein Hund. Und weißt du wieso? Du bist bestechlich“

lachte Giovanni und lehnte sich jetzt an die Wand, an der auch 4 von seinen Soldaten lehnten. Alle bewaffnet und gerüstet mit einem Helm der die Augen verdeckte.

-„menschlich sein, ist immer noch der Beweis dafür, dass ich ein Mensch bin und kein Monster!“

„Behauptest du etwa, ich sei ein Monster?“

-„ja“

„Da musst du wohl richtig liegen…denn jetzt ist die Chance mein Vorhaben von vor 5 Jahren zu vollenden, jetzt wo ich doch alle Zutaten habe“

Wieder warf er einen Blick zu der immer noch fixierten Misty, die bereits aufgehört hatte sich zu wehren.

-„Versuchs doch“
 

Gefasst hob Ashura einen Arm und rieb sich mit den Fingern die Handfläche. Schmunzelte während er seine Kapuze abnahm. Wie auf Kommando kamen ihm bereits 2 der Soldaten entgegen und er brauchte nicht lange um sie mit Hilfe seiner Kraft, die Muskulatur des anderen zu steuern, langsam zu lähmen und schließlich die Halsmuskulatur zuzuschnüren. Die Blutzufuhr zum Gehirn stoppt somit. Nickend gab Giovanni zu, dass er ihn unterschätzt hatte. Er schickte nun alle los. Den ersten wehrte Ash geschickt mir einem gezielten Schlag in die Magenkuhle ab, sodass er in die Nachkommenden geschleudert wurde, diese aber folgten schneller als gedacht, sodass Ash sich schützend in die Hocke begab und der Angreifer über ihn hinweg flog. Der zweite bekam einen festen Schlag gegen die Schulter und einen darauf Folgenden ins Gesicht. Doch musste auch Ash einpacken, als einer der Soldaten gegen seinen Oberschenkel trat und in das Visier eines anderen kam. Geschickt wich er der Kugel aus und rollte sich quer durch den Raum, bis er am Fenster wieder stand und nach seinem Schwert griff, das er am Rücken trug. Blitzschnell schnellte das fein geschmiedete Eisen hervor und furchte einen sauberen Schnitt durch die Kleidung und Haut des Angreifers, der sich ihm schnellen Schrittes von vorne genähert hatte. Der erstaunte Blick des Mannes trug zum Erfolg bei. Zufrieden lächelnd machte er eine 360 Grad Drehung, holte Schwung und wehrte mit der harten Klinge, in einer unheimlichen Geschwindigkeit die Kugeln des Schützen ab, der sich an der Tür zum Flur befand und auf Ash feuerte. Hastig stieß er vor, als die donnernden Salven der Waffe für einen kurzen Augenblick nachließen. Der Schlag seines gegenüber kam unerwartet. Die eiserne Waffe hatte seinen Stirnknochen getroffen und sofort erbebte sein Kopf, dröhnte und Ash schüttelte seinen Kopf um das Schwindelgefühl auszugleichen. Er durfte jetzt nicht nach lassen, ansonsten würde der Soldat ihn umbringen. Mit einem heftigen Aufgrollen aus seiner Kehle, entlud er einen mächtigen Spannungswall, der durch seine Hand in den Arm des Mannes mit der Waffe fuhr und ihm einen 500 Volt Stoß gab.

„Pikatchu…lauf den anderen nach und stoppe sie…“

Eilig zog er den Pokeball hervor in dem sein treuer Kumpel und Freund weilte. Das kleine schwarze Pokemon hastete los, eilte die Treppen runter und folgte Giovanni, Jessy und James, die sich in der Zwischenzeit mit Misty als Geisel aus dem Staub gemacht hatten. Ein weiterer Soldat schnellte hinter einer Ecke hervor und richtete seine Waffe auf Ash, die jedoch im Reflex von seinem Schwert weggestoßen wurde und krachend gegen eine Wand fiel. Mit einem Stöhnen begleitet, bekam er sofort einen kräftigen Tritt in die Magenkuhle, glitt zu Boden und hielt sich den Bauch.
 

Etwas wie ein Schrei drang durch die hohlen Wände des alten Gebäudes. Ash schreckte in sich zusammen. Misty… dachte er sich und begann zu rennen. Er rannte die Treppenstufen hinab sodass er fast über seine eigenen Füße fiel, sprang immer die jeweils 5 letzten Stufen hinab und schwang sich um das Geländer. Keuchend jagte er aus der Tür und sah sich um, während er im Reflex sein Schwert zog. Nicht weit entfernt von ihm erkannte er den Jessy, die wie angewurzelt auf etwas hinter einer grauen Mauer starrte.

“Misty!!“

rief Ash und steuerte auf Jessy zu

„was geht hier vor…“

doch ehe er großartig Antwort bekam, sah er selbst, was los war. 4 bewaffnete Männer hielten ihre Waffen auf sein Pikatchu und als er hinzukam blickte er auch in zwei Läufe. Bei ihnen, war ein noch größerer Soldat. Seine kräftigen Arme waren mächtig und er musste um die 2 m lang sein. Erstarrt sah Ashua zu ihm rüber. Misty hatte er in seiner Gewalt und presste seinen Handschuh auf ihren Mund um ihr das Wort abzuschneiden. Man sah ihr an, dass sie Angst hatte, auch wenn sie es niemals zugeben würde…Ihre Augen blickten zu ihm. Aufgerissen und rufend. Der Soldat hielt ihr eine Hand vor ihren Mund, sodass sie Mühe hatte um zu atmen. Wie ein wildes Tier, wehrte sie sich und bohrte ihre Fingernägel in die ledrigen Handschuhe ihres Gegners, sodass es leise knirschte, versuchte dem festen Griff zu entkommen und doch war sie nicht kräftig genug.

„Sei vorsichtig Ash…sie sind bewaffnet“

übermittelte Pikatchu, welches sich genau zwischen Ash und dem Soldaten mit Misty befand und drohend seinen Schweif in die Höhe hielt. Ashura nickte. Sein Blick hatte sich für einen kurzen Moment abgewandt als Jessy und James plötzlich verschwunden waren. Schließlich prüfte er, wie die einzelnen Personen bewaffnet waren und wie er am besten heran kommen würde.
 

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Notiz von mir:

muhaha, ausnahmsweise mal ein längeres Kapitel und ein abrupter Stop *gn* ich will ja den Spannungsbogen ziehen...*oiii* jetzt gehts nämlich ans eingemachte ^^ Für jegliche Rechtschreibfehler oder inhaltliche Fehler die ihr findet gibts n Keks...hab grad kein Bock gehabt nochmal alles durchzulesen..*müde is*

die Erkenntnis

Kapitel 12
 

Die Erkenntnis - vielerseits
 

-„Wir wollen doch keine Dummheiten machen!“

lachte einer der Soldaten fies auf und schob sein Visier hoch. Das vernarbte Gesicht war vollkommen entstellt. Die Augen waren lidlos und gerötet von der agressiven Luft. An beiden Mundwinkeln waren kunst-Hautfetzen eingenäht und die Nase war kaum noch zu sehen. Ash fühlte sich, als siehe er in das Gesicht eines Toten. Beim lachen keuchte er leicht und holte schwer Luft.

„Und wenn doch?“

fragte Ashura nach, funkelte den Mann eiskalt an.

-„Dann wirst du sehen, was du davon hast“

mit einem Ruck drehte er Mistyria ein Stück und zeigte die Waffe, die er an ihren Rücken hielt.

„Was wollt ihr?“

-„wir machen einen fairen Tausch…“

„Der wäre?“

Der Mann grinste wieder und dabei lief ihm ein wenig Speichel am künstlichen Mundwinkel hinab, die er sich an seiner Schulter abwischte.

-„Sie…gegen dich! Obwohl das äußerst bedauerlich ist…“

die Meute lachte erneut und Misty rollte genervt ihre Augen, erwartungsvoll Blickte sie zu Ashura rüber.

-„Welche Wahl bleibt dir??“

fragte der Mann ein paar Sekunden später.

-„Der Boss hat eine große Prämie versprochen…und die lass ich mir nicht durch die Lappen gehen…ich bin der Beste. Ich erledige jeden Auftrag! Erst vor kurzem stand ich vor einem Familienhaus…da war ein Mann, der glücklich mit seiner Frau verheiratet war und zwei kleine Kinder hatte…aber Daddy war nicht lieb…nein, Daddy war ein heimlicher Spion! Ich musste nur einen Knopf drücken und…paff…das Haus war weg.“

Ein Gesicht von Übermut und Egoismus schlich sich auf die faden Gesichtszüge des Soldaten.

-„Alle sind sie tot…verschwunden…sie verleugnen das sie Master sind um ihr Leben zu retten…und jetzt bist nur noch du übrig. Das macht dich wertvoll, Herr Master…“ schadenfroh lachte wieder die Meute von Soldaten und zitterten dabei, dass ihre Waffen klapperten.

-„Soll ich etwa dieses liebe, wunderschöne Gesicht zerstören? Ein Schuss und ihre zarte…junge Haut wird in die Luft geblasen…“

Seine Hand hatte sich gelöst und fuhr nun vom Handschuh bedeckt über Mistys Gesicht, was ihr sichtlich missfiel. Dennoch erkannte Ash ihren Gesichtsausdruck und nickte mit einem leichten Lächeln.

„Du vergisst mich dabei…“

zischte sie und packte seinen Arm, drehte sich blitzschnell vom Lauf der Waffe weg, sodass der Schuss in einen der anderen Männer ging und dieser zu Boden ging. Mistys Körper wurde von eine, hellen Blau umgeben, der Soldat stockte.

-„Was…“

„Ich bin also der einzige?“

Schlagartig streckte Ash seine Hände zu den weiteren 2 Soldaten aus und hob sie nur mit seiner Kraft in die Höhe, ballte seine Fäuste und schleuderte die wehrlosen Körper gegen eine Mauer, sodass sie liegen blieben.

„Ash!!“

Misty glühte…der Soldat hatte eine starke Rüstung an, sodass Misty all ihre Kraft aufbringen musste um den Mann festzuhalten. Die Waffe hatte er verloren.

-„Lass los…das bringt nichts…“

befahl Ashura, der zielstrebig auf den Soldaten zu hielt und den reglosen Körper einen Moment musterte, wartete bis Mistys Kräfte nachlassen würden. Er erinnerte ihn an irgendjemanden. Sein Gesicht war zwar entstellt, doch sah er jemanden unglaublich ähnlich. Diese Stimme…Ash verzog keine Miene. Derweil bemerkte er, wie Misty hinter ihm taumelte und sich etwas krümmte, doch durfte er sich jetzt nicht abwenden.

-„Lange nicht gesehen…Gary“

„Gar nicht überrascht, mein alter Freund?“

Ashuras Augen verengten sich.

-„Freund…nenne mir einen Grund, dich Freund zu nennen…“

„Oh…ich weiß. Ich kümmerte mich vor langer Zeit um dein Mädchen…und zwar sehr intensiv!“

schadenfroh grinste Gary auf. Sein ganzer Körper war von einer dicken Rüstung umgeben, die seine Brandnarben schützen. Jegliche Erschütterung könnte diese Narben aufplatzen lassen, er würde kläglich verrotten. Ashuras Gesicht verzog sich mehr. Der Gedanke daran, dass er dafür verantwortlich war, dass sein Erzfeind Gary Oak mit Misty, seiner Mistyria eine Affäre hatte…hatte ihn tief getroffen.

„Oh Ashi…sag bloß, das kränkt dich noch heute??“

wieder lachte Gary schadbewusst auf, doch diesmal bekam er einen heftigen Schlag direkt ins Gesicht, sodass er nach hinten taumelte und sich ein wenig überrascht an die Lippe fasste. Für einen Moment zögerte er, doch lächelte wieder mit diesem kriegerischen Ausdruck.

„Oho…Ashi…wenn du noch mehr von dem drauf hast, könnte das hier ja richtig interessant werden!“

feixte er und kam nun schnellen Schrittes auf ihn zu, holte aus. Gewitzt wurde sein Schlag abgefangen, wenn auch nur schwer, denn seine Rüstung war sehr hart und massiv. Ashs Unterarm schmerzte auf, als wäre der Knochen durch die Muskelfasern gedrungen. Der Faustwechsel wurde schneller, agressiver und härter.

Misty beobachtete das Spiel, während sie mit einem Auge die anderen Soldaten beobachtete. Ingeheim fragte sie sich, was das hier sollte. Sie hatte doch geahnt, was Giovanni zu verhindern wusste, wieso hat er sie nicht gleich zur Strecke gebracht? Es ging zweifellos um diese Waffe von der Ashura sprach. Diese Waffe, die nur durch sie und ihn existierte und nur sie diese Waffe benutzen konnten. Möglicherweise wollte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen…oder es war Gary. Plötzlich durchfuhr es Misty wie ein Geistesblitz. Gary war Grund. Er wollte nun seine Rache, seine Genugtuung. Seit Ash Master wurde, hatte er sich geschworen ihn eines Tages zu besiegen…egal wie.

„Gib’s doch auf… du Narr…ich bin stärker als alles andere auf dieser Welt!“

jellte Gary und renkte seinen Nacken mit einer Drehbewegung ein. Ashuras Schläge sind alle gegen seine Rüstung gegangen und hatten somit keinerlei Wirkung. Lediglich die Kopftreffer erzielten die gewünschte Wirkung. Schwer atmend griff Ash nach seinem Schwert und betätigte den Auslöser. Mit einem surren begleitet, kam die Klinge herausgeschossen. Sie blitze auf und färbte sich nach kurzer Zeit schwärzlich, was die Macht und Stärke dieses Metalls wieder spiegelte.

-„niemals!“

Blitzschnell sprang Ash vor und verpasste der Rüstung vor Garys Brust einen sauberen Schnitt. Ein großer Ritz klaffte nun auf und darunter erkannte man die verschimmelte, alte, ledrige Haut von Gary, die mit Narben und Hautfetzen geflickt wurde. Die Explosion des Oak-Labors musste ihn übel zugerichtet haben.

Ungläubig fasste sich Gary über seine Rüstung. Die Luft griff sofort die unverheilten Wunden an und brannte sich tief ein. Vor Schmerz krümmte sich der geschundene Mann und stöhnte laut auf.

„das ist unmöglich…“

ächzte er.

Ash triumphierte. Seine Souveränität in diesem Kampf bedeutete ihm eine Menge. Seine ganze Wut, sein Haß auf diese jämmerliche Person…all das konnte er ihm nun heimzahlen. Langsam ging er auf Gary zu und umkreiste ihn eine Weile. Ehe er ausholte und ihm einen heftigen Schlag ins Gesicht gab, sodass er nach hinten kippte und auf dem Rücken lag.

-„Und jetzt erzählst du mir, wo die Zentrale ist!“

Ashuas Stimme war geladen. Voller Boshaftigkeit und Schwärze.

„Wieso sollte ich dir das erzählen“

-„Weil es in meiner Hand liegt, wie du sterben wirst. Du hast die Möglichkeit schnell und schmerzlos oder mit einem langen Leidensweg abzutreten…entscheide dich, ich zögere nicht!“

Für einen Moment hielt Gary inne und sah in die dunklen, tiefen Augen, seines langjährigen Rivalen und Freundes. Sie waren unglaublich kalt und voller Zorn. Er wusste, dass Ashura ernst machte.

„Tu es doch…“

grinste Gary breit und warf einen knappen Blick zu Mistyria herüber.

„…Sie hat etwas Besseres als dich verdient. Sieh sie dir doch an…sie leidet!“

Ashua schüttelte den Kopf und ließ keinen einzigen Blick von Gary abweichen, hielt ihn am Boden fest, ein Fuß weilte auf der eisernen Brust von Garys Rüstung, während sein Schwert an seiner Kehle lauerte.

-„genug Nachgedacht?“

stumm sah Gary ihn an, forderte seinen Blick heraus.

„Einen nach der Anderen habe ich mir genommen. Sie haben gezappelt und nach Hilfe gerufen…aber niemand war da.“

Oak lachte leise und hustete dabei etwas Schleim aus.

„Es hat Spass gemacht sie leiden zu sehen….“

Lachte er erneut und rollte dabei seine lidlosen Augen. Plötzlich starrte er wieder hervor, erschrocken…röchelte und sein lachen versiegte.

„Hätte ich es anders machen können…glaub’ mir…ich hätte es getan!“

Ashura erschrak, doch lies er sich dies nicht ansehen. Es war vielleicht ein Bruchteil von Sekunden, doch in dieser Zeit waren Garys Augen plötzlich anders gewesen. Es mag sein wahres Ich gewesen sein, das ihn da angesehen hat und vielleicht war es ein Hilferuf gewesen…doch dieser Blick lies Ash aufatmen. Was hatten sie aus ihm gemacht…seine Hilflose gestalt, nieder getan in eine klägliche Rüstung die sein Fleisch vor dem schützen sollten, was seine Bestimmung war. Gestraft durch ein Leben, das er nie leben wollte…was hatte ihn dazu gebracht? Vor ihm war nicht mehr Gary Oak…vor ihm lag ein Monster, das auf die Erlösung wartete.

-„Wer sagt mir, was richtig ist, Gary?“

Das fremdartige Wesen unter seinem Schwert lächelte und seine Augen schielten nach rechts, wo Misty auf dem Boden kauerte...

„…wenn du daran glaubst, dann ist alles richtig…du darfst nur nicht aufhören an dich zu glauben…“

Die Stimme wurde leiser…sein Blick entfernte sich.

-„Was glaubst du?“

Seine Augen schlossen sich und Ash beobachtete, wie sich die weiße Stirn faltete…

„Mir bleibt nichts mehr…ich habe bereits aufgehört zu glauben, dass dies eines Tages ein Ende haben wird…Die Zentrale ist im inneren von Vertania…du wirst sie finden, da bin ich mir sicher“

Eine Hand von Gary legte sich auf die Klinge des Schwertes und platzierte es an die richtige Stelle seiner Kehle…er hatte sich schon länger gefragt, wie sich der Tod anfühlte und jetzt wollte er es wirklich herausfinden…

„Hey Ashi…gib auf dich Acht!“
 

Er nickte und brauchte eine Weile…

Fest stemmte sich Ashura auf den Griff seines Schwertes und schloss dabei die Augen.
 

„Du hast ihn umgebracht…“

flüsterte Misty leise…Ash saß am Boden neben ihr und starrte den Boden an. Dieses Erlebnis kam unvorbereitet…obgleich er Gary geschworen hatte, ihn für den Rest seines Lebens zu hassen, glaubte er, er würde ihn vermissen…Ashura schwieg und wagte nicht zu reden…mit einer Hand wischte Misty ihm das Blut, vermischt mit Schweiß, von seiner Stirn. Sie hatte alles mit angesehen und konnte es nicht fassen, dass er ihn umgebracht hatte…obgleich es wohlmöglich umgekehrt gekommen wäre…wie sie es drehte…dieser Tag war ein schwarzer und sie würde ihn nicht vergessen. Doch jetzt wie sie auf dem Boden saß, fragte sie sich viel mehr, wieso sie sich auf einmal so schwach fühlte. Jeder Muskel schien ausgezerrt und müde, als wäre sie 5 Tage ohne Pause gelaufen. Sie konnte Ash nicht mal mehr ansprechen, da wurde ihr urplötzlich schwarz vor Augen und das Gleichgewicht spielte einen Streich mit ihr…dumpf und völlig hilflos, sank sie zu Boden.
 

„Mist?“

flüsterte eine bekannte Stimme. Langsam, verschwanden die fremden Bilder und Gesichter vor Mistyrias Augen. Hatte sie nur geträumt. Der Traum war so real und nahe gewesen…aber wo war sie nun? War das alles überhaupt geträumt, oder hatte sie verschlafen?

„Geht’s dir besser?“

fragte die Stimme und hatte einen freundlichen und liebevollen Ton in sich. Woher kannte sie diese Stimme und wo war sie. Langsam öffneten sich ihre Augen und sie sah, wenn auch leicht verschwommen die helle Holzfassade eines Gemütlichen Zimmers. Es roch nach Blumen, Kräutern, Bäumen…war sie tot? Bald bemerkte sie eine Gestalt neben sich…Mistys Kopf drehte sich langsam in die Richtung aus der sie diese Stimme vermutete und erblickte ein bekanntes Gesicht…zärtlich lächelte die Rothaarige.

-„Erika…“

Die dunkelhaarige Frau erwiderte das Lächeln und strich ihrer Freundin über die Stirn. Sie hatte nun 2 Stunden durchgeschlafen. Ashura hatte sie hergebracht, was erstmal großes Verwirren mit sich gebracht hat…nun saß er in der Küche bei Brock…sie hatten sicher viel zu reden.

„Gute geschlafen?“

-„Was ist passiert?“

Lautete Mistys Antwort. Sie hatte eine Zeitlücke und wusste nicht, ob das, was sie gesehen hat, bloß ein Traum war oder ob alles der Realität entsprach…sie war vollkommen verwirrt.

„Bleib erstmal ruhig…du musst in Ohnmacht gefallen sein“

-„Wo ist Ash?“

„Er ist bei Brock“

Misty atmete auf.

„Ist alles ok bei dir? Du bist so komisch…“

Ein Weilchen kam keine Antwort. Nun, Erika wusste, das Mistyria nicht gerne redete. Probleme blieben ihr verborgen und ihr Stolz ließ nicht zu, dass sie über sich sprach. Aber sie war ihre beste Freundin und manchmal fühlte sie sich etwas missverstanden oder sie glaubte, sie würde ihr nicht das nötige Vertrauen entgegen bringen. Erika seufzte leise.

„Wieso redest du nicht?“

fragte sie dann und legte eine Hand auf ihre Schulter.

„Ich würde dir gerne helfen…aber du lässt mich nicht.“

-„Wieso brauch ich Hilfe? Mir geht es wunderbar“

Ihre Stimme klang kühl. Mistys Antwort kam unverhofft, sodass Erika sie ein wenig verwirrt anblickte.

„Und wieso brichst du mitten auf der Straße zusammen?“

-„kommt schon mal vor, denke ich“

„es muss doch einen Grund geben…du bist doch körperlich total fit“

Misty verstummte wieder. Langsam wurde es Erika zu doof und sie lenkte das Thema ab.

„Das war Gary hm?“

Misty nickte. Also war es kein Traum.

„Ash sagte, es war furchtbar“

-„Ich weiß…“

„Schon merkwürdig, dass er wieder da ist“

Als Erika seinen Namen nannte, wurde Misty wieder still und zog sich zurück. Leise seufzte sie noch mal. Sie hatte ja Recht, sie fühlte sich nicht wirklich gut und sie glaubte, die ganze Welt konnte etwas dafür. Erika schmunzelte leicht.

„Es ist Ash, nicht wahr?“

Misty nickte.

„Was läuft da?“

-„ich weiß es selbst nicht…ich kann nicht in seiner Gegenwart sein, ohne das er mich in seinen Bann zieht. Er muss mich nur ansehen und schon werd ich schwach. Ich…ich…kann nicht…ich bin nicht stark genug“

„Was ist so besonders daran? Ich meine…ihr seit beide erwachsen und da kommt es nun mal…“

-„Er hat mich vor 10 Jahren mit meiner Schwester betrogen!“

„Was?“

Misty nickte. Sie merkte wie sich dieser Kloß bereitete, als sie an den Anblick zurück dachte.

„Ihr wart bereits ein Paar? Da wart ihr 16“

-„Ja…danach habe ich ihn nie wieder gesehen…bis vor kurzem.“

Für einen Moment herrschte eine Schweigepause. Misty hatte sich immer noch abgewandt, klammerte sich ihre Bettdecke.

„Und wie hat er auf dich reagiert?“

-„Falsch…“

„Da läuft doch mehr…“

-„Das macht jetzt auch keinen Unterschied mehr“

Erika verstummte. War dies nun ein Outen? Innerlich im Kopf formulierte sie ihre nächste Frage, ehe sie einfach drauf los fragte.

„Habt ihr…?“

Misty nickte, legte sich zurück. Warum zum Teufel hatte sie nun wieder Hunger und wieso würde sie jetzt am liebsten das Kissen zerreißen, obwohl es keinen Grund dazu gab. Seit einigen Tagen bereits fühlte sie sich beschissen, zugeben würde sie dies aber nie. Ihren Blick angewandt, bemerkte sie Erikas eingefrorenes Gesicht nicht…

„Oh…mein…Gott“

flüsterte diese und schluckte hart.

Misty wurde aufmerksam, sah sie fragend an.

„Nimmst du die Granatapfelmischung?“

-„Natürlich, was dachtest du denn?“

Erika schloss ihre Augen. Natürlich wusste Misty nicht, was die Granatapfelmischung für eine Wirkung in Zusammenhang mit anderen Stoffen hatte. Sie aber, beschäftigte sich jeden Tag mit Kräutern und Wirkungskräutern.

„Misty, du bist schwanger!“

Mit einer angezogenen Augenbraue blickte die Rothaarige trocken zu Erika hinüber.

-„Du weißt aber, das die Granatapfelmischung ein Verhütungsmittel ist…“

„Erinnerst du dich daran, dass du vor einigen Monaten Schlafpillen von mir bekommen hast…“

Misty nickte, während ihr Blick nach und nach entgleiste…sie ahnte was dies zur Folge hatte.

„Die Wirkung des Granatapfels wird durch diese Pillen…gestoppt“

Schwanger. Schwanger mit einem Kind, das sie nicht gewollt hatte. In diesem Moment schossen Mistyria tausend Gedanken und Gefühle durch den Kopf. Ein Kind…da war jetzt plötzlich ein Kind in ihr und es konnte nichts für all das, was sich draußen in der Welt abspielte…wer konnte schon was dafür? Ein kleines unschuldiges Leben, wuchs nun…und stoppen konnte sie es nicht mehr…Dennoch, war dies nicht das…was sie sich innerlich immer gewünscht hatte? Eine Familie, das Symbol der Glückseeligkeit…Kinder die sie liebte und auch wollte, von einem Mann, den sie liebte…Plötzlich wurde ihr schlecht.

„Misty?“

Wieder nickte sie, abwesend, doch diesmal rollte sie sich auf den Rücken und sah Erika aus müden Augen an. Man sah ihr an, dass sie gerade sprachlos war und Erika erschrak ein wenig. Misty war immer stark und wusste sich auszudrücken, doch nun fehlten ihr die Worte.. Sanft legte die Dunkelhaarige ihre Hand auf die ihrer besten Freundin und zog matt die Wundwinkel hoch.

„Wirst du es Ashura erzählen?“

-„Ich weiß nicht.“

Misty zuckte die Schultern. Er hatte durchaus ein Recht darauf es zu erfahren und doch wusste sie nicht, wie er reagieren würde. Sie kannte ihn nun schon so lange und doch wusste sie nicht was er machen würde. Sie hatte Angst. Angst er würde plötzlich wieder aus ihrem Leben verschwinden, einfach die Flucht ergreifen, vor dem was er verursacht hatte.

„Wie lange kenne ich dich jetzt? 15, 16 Jahre?“

Erika lächelte leicht, beruhigend und vielleicht tröstend.

„Du bist stolz, stark und weißt immer einen Weg…egal woraus oder wofür. Niemand hat es geschafft dich aus der Fassung zu bringen…niemand. Aber was ist mit Ash? Seit er plötzlich da ist, bist du wie ausgewechselt…ich weiß nicht was es ist, aber dir sollten deine Gefühlen schleunigst bewusst werden, Misty“

Wie ein kleines Kind sah Misty zu Erika hoch, Hilfe suchen. Eine Träne lief unbemerkt an ihrer Wange hinab. Sanft strich Erika ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

„Ich kann dir dabei nicht helfen, so gern ich das wollen würde…du brauchst jetzt ein wenig Ruhe.“

Erika stand auf und ging Richtung Tür.
 

****

Kommentar von mir:

So! Nun isses raus! xD

Zwischen den Welten

Kapitel 13
 

Zwischen den Welten
 


 

„Wenn Garys Handlanger nichts gesagt haben, müssten sie ahnungslos sein“

murmelte Ashura während er den Ast des dicken Busches ab brach und seinen Kopf ein kleines Stück weiter nach links drehte um sein Blickfeld zu vergrößern. Zwei Tage waren seit dem Zwischenfall vergangen und nichts hatte sich geändert. Ashura war nach wie vor Ahnungslos und wusste nichts von Mistyrias Schwangerschaft. Sie hatte zudem nicht die Gelegenheit und nicht den Mut gefunden ihm davon zu berichten. Stumm lag sie neben ihm unter den Büschen und sah auf die Uhr.

-„Wo bleibt Brock?“

schimpfte sie. Sie hasste Unpünktlichkeit und das gerade jetzt, jetzt wo es so wichtig war. Jetzt wo sie endlich ihre Gelegenheit hatten die Allianz zu stürmen und ihre Freiheit erkämpfen konnten. Brock, Erika und auch Drew hatten sich bereit erklärt die Aktion zu unterstützen…es war wie ein Ruf der Freiheit…und danach hatten sie sich so lange gesehnt.

„Geduld…“

beruhigte Ashura sie. Er hatte bereits die Wachen gezählt und warf ein Auge auf das schwere Tor vor dem Hauptgebäude. Mehrere Drahtzäune versperrten die Zufahrt und ein Elektrozaun umrandete das Gelände. Ohne Hilfe war es schier unmöglich da rein zu kommen.

Brock, Drew und Erika sollten um 12 zu ihnen stoßen, nun war es bereits 5 Minuten nach abgemachter Zeit und keine Spur von ihnen. Eigentlich sollten Ash und Misty schon längst auf dem Weg ins Hauptgebäude sein.

-„Geduld…du hast gut Reden.“

„Was ist los?“

-„Was soll sein?“

„Du bist so…zickig!“

-„Ich bin zickig??“

Mistys Augen verengten sich, als Ash sie zickig nannte. Nicht nur, dass sie gerade unter einem Stachelbusch lag und sich seine Sprüche anhören musste, nein, sie trug auch noch sein Kind in sich und musste mit sich selbst kämpfen nicht voreilig wilde Kommentare um sich zu schmeißen und somit die ganze Aktion zu gefährden. Verlegen sah Ashura weg, er wusste genau was ihr Blick aussagte.

„Schon gut…“

-„Da sind sie…“

rief Misty leise aus, als drei dunkle Schatten am Rande der Lichtung erschienen. Brock und die anderen nahmen hinter einem dicken Baum Platz und gaben ein Handzeichen.

„Ok…auf geht’s, Glurak!“

Ash holte einen schwarzen Pokeball heraus und kroch aus dem Busch hervor. Misty beobachtete wie der Ball auf der Lichtung landete und ein riesiges Pokemon hervor kam. Ashuras Glurak. Es war gewachsen. Nicht mehr wie früher, war es etwa 2 Meter hoch, es musste jetzt etwa 5 Meter messen und seine orangene Farbe hatte sich verdunkelt. Es wirkte nun eher rot. Dicke Schuppen und scharfe Klauen zeigten sich. Misty staunte und als Glurak tief gurgelte, bekam sie eine leichte Gänsehaut.

-„Wow…“

staunend hielt sie neben Ash und klopfte sich den Dreck von ihrem Mantel.

-„Es ist gewaltig…“

Nickend schritt er auf Glurak zu und klopfte ihm auf den Hals.

„Hör zu Großer…heute musst du besonders leise sein. Wir dürfen nicht gesehen werden“

Das Glurak schien zu verstehen was sein Meister wollte und schnaufte aus den großen Nasenlöchern aus, grummelte leise vor sich hin ehe es schließlich Misty erblickte und sie mit seinen dunklen Augen musterte. Prüfend steckte es seinen Hals hervor um ihren Geruch zu überprüfen. Misty erstarrte. Sie kannte sich zwar sehr gut mit Drachenpokemon aus, schließlich hatte sie ein gewaltiges Garados, doch dieses Glurak war höchst Angst einflößend und so rührte sie sich nicht.

„Keine Sorge, er ist nur neugierig…“

Ash stieg flink auf den Rücken des Drachens uns griff nach einer hervorstehenden Rücken-Schuppe. Glurak und er waren lange ein gutes Team gewesen, zumal er des Öfteren als „Drachenreiter“ bezeichnet wurde und man ihm so gemieden hat. Misty folgte ihm und nahm dicht hinter ihm Platz, legte ihre Arme um seinen festen Oberkörper um sich Halt zu schaffen. Für einen Moment hielten sie inne und atmeten tief ein. Glurak unter ihnen bebte, er erwartete den Befehl abzuheben und stampfte ungeduldig.

„Bist du bereit?“

Ash hatte seinen Kopf leicht nach hinten gelehnt. Er sah sie nur in seinem Augenwinkel, doch fühlte er ihre Arme um sich und griff nach einem.

-„Ja, das bin ich“

flüsterte Misty, wenn sie sich auch nicht vollkommen sicher war. Sie könnte umkommen, Ash könnte umkommen. Für einen Moment bereute sie ihre Antwort. Er lächelte auf. Seine Hand wich wieder von ihrem Arm und hielt sich an der Schuppe Gluraks fest, während es die Flügel spannte und mit einem gewaltigen Abstoß in die Lüfte aufstieg. Es fühlte sich großartig an, den Wind der Geschwindigkeit im Gesicht zu spüren und die mächtige Kraft dieses Drachen unter sich zu haben. Plötzlich fühlte sich Mistyria wieder sicher.

Was würde sie erwarten? Während Glurak seine Flügel durch das Luftmeer surren lies und sie dem leisen, feinen Geräusch, das dabei erzeugt wurde lauschte, gingen Mistys Gedanken tief in ihr Inneres…Was wenn längst alles vorbei war und sie nun in ihrem Tod flogen. Ist das der letzte Atemzug…was war das letzte Wort, das sie gesagt hatte? Der letzte Buchstabe…wann hatte sie das letzte Mal gelächelt und geweint? Eine wohlige Wärme umspielte Mistys Schultern. Was ist das Leben wert? Sie erinnerte sich an die Frage, die sie Ash vor einigen Jahren gestellt hatte und niemals eine Antwort darauf bekommen hatte…

**
 

„Glurak, Feuerwirbel, los!!“

Ashura schwang sein Schwert und drückte Misty gegen die dunkle graue Wand um sie vor der Hitze zu schützen, die Glurak entwickelte. Eine Reihe von Soldaten wurde erbarmungslos gegrillt. Die Luft füllte sich mit dem Gestank von verbranntem Fleisch und geschmolzenen Stoffen. Sie waren bereist im Hauptgebäude und hatten das Dach mit einer mächtigen Schlitzer Attacke aufgetrennt. Schmerzerfüllt biss sich Mistyria auf die Lippen und drückte ihre Finger auf die Streifschusswunde am Oberarm. Gemischt mit Regen, der vom dunkelgrauen Himmel hinabstürzte, rann das Blut an ihrer Haut hinab.

„Geht’s? Bist du okay?“

Er ergriff ihren Arm, zog sie etwas ruppig weiter nach links um aus der Schusslinie der Soldaten zu kommen. Mit seinem Schwert fing er einzelne Kugeln ab.

-„Es geht schon… wir müssen nach da unten“

sprach Misty während sie an der Wand lehnte und einen letzten Blick auf die suppende Wunde warf. Zielstrebig ergriff sie die Stangen des Eisengerüsts und schwang sich durch eine Lücke. Wie an einer Turnstange, schwang sie sich über den 20m tiefen Abgrund und landete sicher, aber unter Schmerzen auf der unteren Plattform, welche mit vielen anderen eisernen Plattformen verstrebt war und wie in einem Ameisenhaufen eine Vielzahl von Zugangsmöglichkeiten enthielt… Ash hatte inzwischen sein Glurak zurückgeholt und folgte ihr.

-„Beeil dich…wir haben nicht mehr viel Zeit.“

Misty hatte bereits zwei der Schaltbomben angebracht falls sie es nicht schaffen sollten aus eigener Kraft das Gebäude zu zerstören. Der Schalter befand sich in der Hand von Brock, der nach 60 Minuten zünden sollte, egal ob sie noch drinnen oder bereits gerettet waren. Davon waren ungefähr 20 Minuten abgelaufen. Sie mussten noch weiter hinein um das Gebäude ganz dem Erdboden gleich zu machen, zudem hatten sie zu tun, die Sirenen und Kameras auszuschalten um die wichtigen Personen, Giovanni und die Admiräle im Haus zu behalten.

„Wie viel bleibt uns?“

-„Knapp 40 Minuten…“

Sie jagten über die Metallträger und hielten zwischendurch um eine weitere Bombe anzubringen. Noch 5 Meter runter und dann wären sie am Ziel, vor den Regierungsräumen und im System-Kontrollraum. Misty bemerkte wie ihr Kopf anfing zu pochen. Sie hatte Blut verloren und das Adrenalin verdünnte es zunehmen, sodass die Blutung nicht stoppen wollte. Aber sie lies sich nichts anmerken. Wenn sie jetzt schwächeln würde, wäre alles vorbei. Ash würde sich um sie kümmern wollen und der Plan wäre hinüber, sie würden beide sterben. Noch 30 Minuten.

Dicht hinter Ashura hielt sie. Er sah um die Ecke der Panzerwand in seinem Rücken. Die Kontrollräume waren von schwer bewaffneten Männern bewacht, aber sie mussten da rein. Ash rieb sich den Kopf, er hatte einen schweren Schlag abbekommen und seine halb verheilte Platzwunde war wieder aufgerissen.

„Es sind 2…aber ich vermute, weiter hinten sind noch mehr.“

Außer Atem sah er sie an und zog dann den Griff seines Schwertes, das noch sicher eingefahren war.

„Wie lange kannst du noch? Kannst du sie schwächen?“

-„Ich kann’s versuchen, aber ihre Rüstung ist sehr fest“

„Probiers, das wäre unsere einzige Chance…Ich brauche nur einen Moment“

Seine tiefen Augen sahen sie an. Misty nickte und atmete tief durch. In seiner Nähe fühlte sie sich sicherer als jemals zuvor. Sie würde ihn jetzt nicht im stich lassen, so wie er sie nicht hängen lassen würde. Vorsichtig kroch sie an ihm vorbei und stützte sich auf dem verletzten Arm ab, was einen unheimlich stechenden Schmerz verursachte, als sich der Muskel anspannte. Leise und heimlich stöhnte sie auf und biss sich auf die Unterlippe, kniff die Augen zusammen. An der Ecke angekommen wagte sie einen kurzen, vorsichtigen Blick. Die zwei Männer waren sehr korpulent gebaut. Sie mussten etwa 2 Meter groß sein und schwere Muskeln zeichneten sich unter dem Metallstoff der Arme ab. Aus dieser Entfernung müsste Misty sehr viel Energie anwenden, möglicherweise wäre sie für den Rest der Flucht wehrlos. Noch 25 Minuten.

Konzentriert schloss sie die Augen und ballte ihre Faust. Ihre Wunde hatte sie bereits sehr viel Energie gekostet, doch jetzt kam es auf Konzentration und Genauigkeit an. Misty runzelte die Stirn. Sie vertraute sich, sie wusste, dass sie es konnte. Eine blaue Atmosphäre bildete sich um sie herum und ihre Faust färbte sich bläulich-weiß. Ash bemerkte die leichten Windböen die von ihr ausgingen. Immer wieder war er erstaunt, was Misty allein für Kraft hatte. Mit einem testenden Blick sah er um die Ecke, noch war nichts passiert.

Misty spürte langsam wie ihre Energie sich aufbäumte zu einer lähmenden Hitze. Ihr Blick folgte den Impulsen und sie sah wie sie durch die schwere Rüstung der Soldaten in die Muskelfasern drang. Zuerst der eine, dann der andere. Sie setzten sich tief in die Adern und verbreiteten schmerzhafte Reize, setzten Milchsäure frei und fraßen sich durch das feine Gewebe. Misty kochte, ihre Muskulatur war total angespannt. Ihre Haut fühlte sich an wie rohes Feuer, gleichzeitig aber fror sie vom austretenden Schweiß. Vor Schmerz biss sie sich auf die Zähne und kämpfte, kämpfte mit dem Drang nachzugeben. Leise knurrte sie verzweifelt und atmete schnell ein und aus. Wie sehr wünschte sie sich jetzt wieder jung zu sein…mit Ash und Brock zu reisen und morgens im ungemütlichen, warmen Schlafsack aufzuwachen. Für einen Moment spürte sie die warmen Sonnenstrahlen, wenn sie am Mittag im Gras lag und sich eine Runde ausgeruht hat. Manchmal kam Ash zu ihr, so wie jetzt und hatte sich einfach neben sie gelegt. Seite an Seite lagen sie im hohen Gras und beobachteten die Wolken, wie sie eigenwillige Bilder und Geschichten erzählten. Misty vernahm ein leises Seufzen von Ashura, er lächelte und schob sich seine Mütze aus dem Gesicht, sah zu ihr herüber und legte den Kopf schief. „Was ist?“ und Misty antwortete „Ich weiß nicht…“. Stumm sahen sie sich an und genossen den Augenblick der Ruhe. Plötzlich lächelte sie und tappte mit der Hand auf seine Mütze, sodass sie vor seine Augen fiel. „Hör auf zu gucken!“ meinte sie und lies sich wieder auf den Rücken plumpsen, kreuzte die Arme hinter dem Kopf…plötzlich durchfuhr sie ein heftiger Schmerz im Oberarm, sodass sie erschrocken zusammenfuhr. „Misty!“ sie sah zu Ashura, der sie anstarrte und von der Stirn blutete. Er hielt sie an den Schultern und rüttelte sie leicht. „Misty!!“

Noch 20 Minuten.

Misty sah auf und erkannte ihn vor sich. Den Ash, der Ash mit dem Kinnbart und der Platzwunde an der Stirn. Verwirrt sah sie ihn an und dann zu ihrem Oberarm, der mittlerweile etwas krustig und verdreckt war. Eigenartigerweise roch sie den rostigen Duft von Blut und zog ihre Stirn an, sah zu Ash. Bald fiel ihr Blick auf das Schwert, das er in der einen Hand hielt. Die Klinge war gerötet und etwas Flüssiges tropfte hinab.

„Misty, wir müssen weiter…“

er zog sie hoch und griff sie am Handgelenk. Ein wenig abwesend folgte sie ihm keuchend, als sie an den zwei toten Männern vorbei zogen. Im Lauf erblickte Misty eine der Handbomben die sie bei sich trugen. Ashura hatte sie an der Tür zum Kontrollraum angebracht. Sie zeigte 19 Minuten an…Misty erschrak.

-„Ash!! Das schaffen wir niemals!“

schrie sie, während wieder eine Sirene ertönte. Sie müssen sie ausgelöst haben, als sie durch einen langen Flur zu den Regierungssälen liefen.

„Wir müssen es schaffen…“

antwortete Ashura und machte eine einzige Handbewegung, eine der orangenen Alarmleuchten erlosch und das Glas platze, das stechende Summen verstummte und Ash hielt. Sah sich um, als sie an einer Weggabelung vorbei kamen. Die hohen Wände sahen endlos aus und die tiefe Dunkelheit lies keinen Ausweg erhoffen.

Noch 17 Minuten.

Misty sah auf ihre Uhr, schüttelte den Kopf und versuchte Ash mitzuziehen.

-„Ash…die Zeit reicht nicht. Wir schaffen es höchstens noch die Bombe anzubringen…wir müssen hier raus!!“

Ihre Worte wurden von einer Feuersalve übertönt. Jemand schoss auf sie und Ash warf sich und sie aus dem Boden, brachte sie aus dem offenen Feuer. Doch rappelten sie sich wieder auf und lehnten sich an die Wand. Misty hielt sich den Kopf, auf dem sie gelandet war. Schritte näherten sich.

-„Ash!!“

befahl sie, als sie einen Soldaten erblickte, der mit hochgehaltener Waffe auf sie zukam. Blitzschnell war er vorgeschnellt und stieß sein Schwer durch den Körper des Mannes, welcher ihn überrascht ansah. Keinen einzigen Schuss konnte er abfeuern. Weitere Soldaten näherten sich. Als hätte ihn ein Geistesblitz getroffen, drehte er sich zu ihr und packte grob ihre Hände, sah sie aus intensiven Augen an. Es ging los.

Wie schon beim ersten Mal, begannen beide Körper wie Neon zu glühen…einer schwarz, der andere blau. Es entstand eine Schutzhülle…sicher, still…jegliche Geräusche wurden absorbiert und Bewegungen festgefroren…alles stand still, alles war weg. Das gesamte Gebäude wurde erhellt.

Misty fühlte sich schwach…jegliche Körperfunktion hatte ihren Geist aufgegeben, sie war wie gelähmt und all ihre letzte Energie wurde nun verwendet um dem Schicksal ein Ende zu machen. Sie hatte es geahnt…sie wusste, das nun die Zeit käme jeglichen Problemen den Rücken zu kehren und alles zu vergessen…war sie glücklich? Sie öffnete ihre Augen. Ein weißes Licht umstrahlte sie…

-„Wo bin ich?“

„Wir sind auf der Schwelle zwischen zwei Welten…“

Vor ihr erschien Ash…er war umhüllt von diesem Licht, sanft und liebevoll klangen seine Worte. Er war wie ein Engel…der um Erlösung von dem endlosen Schmerz fragte.

-„Sind wir jetzt tot?“

„Wir stehen mit einem Bein im Leben und das andere begibt sich auf das Gebiet des Todes…nun liegt es an uns“

-„Ich denke wir haben es geschafft“

„Ja, das haben wir“

Ein Strom von Glück erfüllte das schwache Herz beider Seelen in dieser Welt…es war vollbracht. Das Schicksal aller Menschen und Pokemon auf dieser Erde war nun besiegelt…es konnte nur noch besser werden…

-„Lass uns zurückkehren“

flüsterte Mistyria mit einem sanften Ton in ihrer Stimme…doch obgleich sie ein Glück verspürte, was sie nie so gespürt hatte…bildete sich dieser Kloß in ihrem Hals. Sein Blick, seine Geesten. Irgendetwas stimmte nicht. Es kam ihr so vor, als würde er im nächsten Augenblick verschwinden…

Er lächelte. Und es war das lieblichste Lächeln, was sie jemals gesehen hatte…sie spürte ihn so sehr…fast vergaß sie ihren eigenen Schmerz.

„Es wird Zeit“

-„Du sagtest, zusammen seien wir unbesiegbar“

„Wir sind unbesiegbar…“

-„Komm mit mir mit…“

„Deine Kraft wird nicht reichen und ich kann uns nicht beide hier raus bringen“

-„Seit wann bist du so pessimistisch?“

Wieder lächelte er und nun erblickte sie den feinen, roten Streifen auf seiner Brust…kaum auszumachen, doch blitzte er beinahe unkenntlich auf. Zeitgleich löste sich eine winzige Träne der Verzweiflung in Mistys Augen.

-„Du musst das nicht tun…das weißt du. Ich bin bereit zu gehen.“

„Was ist ein Leben wert Mistyria…“

Seine Stimme wurde leiser…Misty meinte, einen Bruch vernommen zu haben. Starr blickte sie ihm in die Augen

„Ich weiß nun, was es wert ist zu leben…und ich weiß, wie es sich anfühlt. Du weißt es auch…aber du kannst es noch nicht in Worte fassen, genauso wenig wie ich selbst…ich will dass du es kannst. Du wirst es können…das weiß ich! Enttäusche mich nicht“

Ash lächelte immer noch liebevoll, doch blitzte etwas in seinem Auge auf. Ein kleiner Tropfen löste sich von seinem Auge und lief an seiner Wange hinab, furchte eine saubere Bahn durch sein verrußtes Gesicht.

„Pass bitte auf euch auf…“

flüsterte er mit brüchiger Stimme. Erstmals seit langen sah sie ihn weinen. Doch stockte Misty

-„Du weißt es?“

„Ja…“

sprach er leise und lehnte sich an ihre Stirn.

„Du musst jetzt für euch sorgen…“

-„Bitte lass mich nicht mit dieser Aufgabe allein…“

schluchzte sie, griff zitternd in seinen Mantel

„Glaub mir, du kannst das…du schaffst das, Misty“

Ash lächelte und strich ihr noch einmal über die Wange, ehe er sie auf die Stirn küsste und tief Luft holte.

„…und das würde ich nicht sagen, wenn ich es nicht wüsste.“

Leise schluchzte er auf und sah ihr entschuldigend in die Augen.

„Es tut mir so Leid…ich liebe dich“

Seine Hand ließ von ihr ab und es war, als wenn das weiß ihn aufsaugen würde wie ein Strudel jegliche Dinge in seine Fluten aufnahm…

Misty war wie gelähmt als er sie auf die Stirn geküsst hatte. Seine Worte, nahmen ihr die Stimme. Tränen liefen durch ihr Gesicht, sah zu wie er vor ihren Augen verschwand…sie hätte noch so viel sagen können, wollen, müssen…sie hat es nicht getan.

Doch all das registrierte Misty nur noch halb. Ihre Augen sahen nur noch weiß. Etwas weiches umhüllte sie. Der Schmerz und die Trauer waren plötzlich verschwunden, eine sanfte Stimme sprach und sie erkannte eine Silhouette. Zwei Menschen lagen auf einem Bett, es war Nacht und die Gesichter waren ihr vertraut. Der angenehme, gewohnte Duft von frischer Bettwäsche stieg ich in die Nase. Eine tiefe, warme Stimme sprach. „Du wirst mich nicht verlieren, das verspreche ich dir!“
 

**
 

Eine gewaltige Detonation lies Misty aufschrecken. Regen prasselte auf sie nieder, ihr Gesicht brannte als läge rohe Glut auf ihrer Haut. Vor Schreck und Angst schrie sie auf und setzte sich auf. Eine bekannte Stimme sprach zu ihr.

„Misty, ganz ruhig…es ist ok“

Erika saß neben ihr und hatte ihre Hände auf ihre Schulter gelegt. Sie saß auf einem Hügel. Auf dem Hügel, wo sie zuvor mit Ash gelauert hatte. Neben ihnen lag ein kleiner schwarzer Beutel, aus denen 1 Pokeball schaute. Einer fehlte. Das Wetter hatte umgeschlagen und nun zuckten Blitze im Himmel auf. Blitze, die immer nur kurzweilig die Gegend erhellten. Doch erhellte etwas viel schaurigeres den Horizont. Das Allianzgebäude war nun ein heller roter Ball aus Feuer und Schutt. 2…3…4. Die 5. Detonation. Misty zuckte bei jeder einzelnen in sich zusammen, bebte…ihr Herz stockte. Wo war Ash? Ihre einzige Liebe, der Mann für den sie alles aufgegeben hätte? Misty fuhr in sich zusammen, ihr Herz stach, zog sich zusammen. Ihr wurde schlecht und kalt. Ihre Muskeln erlahmten plötzlich und sie begann zu weinen. Weinte wie niemals zuvor, weinte ihre Seele frei vom Schmerz. Sanft schoss Erika sie in die Arme und spürte selbst wie sie den Tränen nicht mehr Stand halten konnte. Leise flüsterte sie ihrer Freundin beruhigende Worte zu und streichelte ihr über die roten Haare.

„Es ist vorbei, Liebes…es ist vorbei“
 

*****

Kommentar von mir:

*buhuuuu* also ich hab leicht feuchte Augen...xD Ihr auch?

Carpe Diem

Kapitel 14
 


 

Carpe Diem
 


 

„Na Los Pichu…Donnerblitz Attacke!“

rief Ashton seinem jungen Pokemon zu. Pichu war sein erstes Pokemon. Er hatte es von Brock bekommen, welcher seit etwa 6 Jahren wieder eine erfolgreiche Pokemon Zucht hatte. Er hatte das Gelände von Professor Oak umbauen lassen und Erika konnte zudem hier ihre Auffangstation ausbauen. Der 9 Jährige Junge trainierte bereits sehr intensiv und voller Motivation, denn im nächsten Monat bekam wurde er 10 und bekam seine Trainer Lizenz.

Es war später Mittag und die Sonne schien intensiv und warm vom Himmel hinab. Verschiedene Laute von wilden Pokemon erfüllten die Luft und die Welt atmete wieder ihren gewohnten Rhythmus. Ashton hatte sich im Garten seines zu Hauses einen Parcours aufgebaut. Brock hatte ihm dabei geholfen. Der 40 Jährige hatte selber eine Tochter, die jetzt bald 9 wurde. Ashton war für ihn immer wie ein Sohn gewesen, denn seinen eigentlichen Vater, würde er nie kennen lernen. Wann immer es ging trainierte Brocko mit ihm und seiner Tochter, beschäftigte sich viel mit ihnen. Doch heute, war er in Mamoria City und besuchte seine Familie.

Die Donnerblitz Attacke erleuchtete 4 von 6 Glühbirnen, wobei die 4. ziemlich schwach glühte.

“Super Pichu!!“ lobte er das kleine gelbe Elektro Pokemon und strich ihm lächelnd über den Kopf. Er liebte es wie kein anderes Pokemon. Sie waren bereits jetzt schon ein super Team.

-„Hey Ash, soll ich dir etwas aus der Stadt mit bringen?“

Ashton sah aus dem Garten zum Eingangsbereich. Seine Oma, Delia Ketchum stand am Tor. Sie wollte in die Stadt um ein paar Einkäufe zu erledigen. Ash war ihr einziges Enkelkind und deshalb verhätschelte sie ihn manchmal zu sehr, doch das fiel ihr nicht sonderlich auf. Sie wusste das es schwer war, ohne Vater aufzuwachsen, sie selbst zog Ashura, Ashtons Vater ohne männlichen Bezug auf.

„Danke Oma, ich hab alles!“

antwortete er und lief zurück zu Pichu, welches auf einem der gestapelten Kartons saß und ihn erwartungsvoll ansah.

„Okay Pichu, bereit für noch eine Runde?“

Pichu nickte

„piiiiiiiiiiii“

schrie es freudig und sprang geschickt vom Karton auf ein dünnes Seil, wobei es die Balance verlor und herunter fiel…dennoch rappelte es sich auf und sprang über das weiße Band, hinüber zum Gartenzaun, stieß sich dort ab und verschwand in einem Tunnel. Es dauerte nicht lange ehe es wieder heraus kam und über zwei hohe Wälle hüpfte. Am Balken mit den 6 Glühbirnen machte es stopp und wartete auf den Befehl seines Trainers.

„Pichu…Donnerblitzattacke!“

rief Ash. Der feine Blitz vom kleinen gelben Pokemon sah nicht sonderlich gewaltig aus und die Erschöpfung ließ auch nur 3 Glühbirnen erleuchten. Ein wenig enttäuscht seufzte Ashton und holte sein Pichu zu sich.

„Das war super, mein kleiner! Mach dir keine Sorgen…“

tröstend klopfte er ihm auf den Kopf. Für einen Moment hielt er inne und dachte an den Tag an dem er Pichu bekommen hat. Eigentlich wollte er ein Wasser Pokemon, so wie seine Mutter. Er wollte immer wie seine Mutter sein. Abends hatte sie ihm immer die tollsten Geschichten von Wasser Pokemon erzählt und dabei hat er immer in die wunderschönen blauen Augen seiner Mutter gesehen und wusste genau, dass er ein Wasser-Pokemon Master werden wollte. Brock hatte aber leider nur noch Pichu über und so nahm Ashton Pichu, doch bis heute bereute er es nicht. Seine Mutter hatte ihm dann vom größten Pokemon Master erzählt. Er war es, der die Welt vor der Ausrottung der Pokemon gerettet hatte und dabei sein eigenes Leben geopfert hat. Seine Mutter hat erzählt, dass er ein starkes Pikatchu besaß und sie so stark verbunden waren, das Pikatchu nie von seiner Seite wich, bis in den Tod. Er erinnerte sich daran, dass sie dabei immer sehr nachdenklich wurde.
 

**
 

Es war früher Mittag. In einer Woche hatte Ashton Geburtstag und würde seine Trainer Lizenz erhalten. Mistyria wusste, dass sie sich dann vorerst von ihrem Sohn verabschieden konnte, denn er würde, so wie sie und sein Vater auch, eine lange Trainerreise antreten um verschiedene Orden zu erlangen. Innerlich vermisste sie ihren Sohn jetzt schon. Jedes mal wenn sie ihn ansah, sah sie seinen Vater. Die tiefen Augen und die dunklen Haare. Sie war gerade dabei sein Bett zu machen, denn er war mal wieder zu schlampig gewesen. Lächelnd zupfte sie die Bettdecke zu Recht und strich den Stoff glatt. Es war zur Gewohntheit geworden. Jetzt, wo es draußen wärmer wurde, trug Misty kürzere Shirts, sodass man die große Narbe auf ihrem Oberarm gut sehen konnte. Diese Narbe erinnerte sie bis heute an diesen einen schrecklichen Tag am Rande von Vertania City.

War es Ironie oder wieso schlief ihr Sohn im alten Kinderzimmer seines Vaters? Die Wände waren genauso blau wie damals. Die ausgewaschene Gardine hing immer noch und das uralte Poster der Kanto-Liga von vor 26 Jahren hing eingerahmt wie eh und je an der Wand über dem Bett. Liebevoll lächelte Misty, als sie das Foto von sich und Delia mit dem 3 jährigen Ashton erblickte und mit ihrem Finger sanft über den Rand strich. Wie sehr hätte sie sich gewünscht, das Ashura all das miterleben konnte. Die Geburt seines Sohnes, seine ersten Schritte…seine ersten Worte. Es war so schwierig gewesen, ihm beizubringen, dass sein Vater immer im Himmel auf ihn aufpassen würde. Und es war immer wieder eine Herausforderung ihn ohne seinen Vater aufzuziehen. Es war so schwierig gewesen, doch sie hatte es geschafft…wie Ash es ihr einst gesagt hatte. Lange Zeit war sie sauer auf ihn gewesen, sauer dass er sie im Stich gelassen hatte mit dieser schwierigen Aufgabe…doch irgendwann hat sie sich mit dem Gedanken abgefunden, dass sie nun auf sich gestellt war und sich voll und ganz um Ashton kümmern musste.

Seufzend strich sie sich die Strähne ihres mittlerweile kurzen Haares aus dem Gesicht und verließ den Raum, doch stockte sie und ging ein paar Schritte zurück. Es war, als hätte sie etwas gesehen, was ihr bekannt vorkam. Etwas Rotes. Sie sah in die Fensterscheibe, welche die entgegen liegende Wand spiegelte und Misty sich so darin sehen konnte. Weit oben auf dem Schrank lag es…etwas Rotes. Suchend sah sich Misty um und erblickte einen festen Stuhl, welchen sie sich nahm um an den Schrank heran zu kommen. Mit Strecken und Recken kam sie so gerade an den roten Stoff heran…sie war froh, dass sie mit ihren 36 Jahren noch fit war wie vor 10 Jahren. Es hatte sich nicht viel geändert…nur die Zahlen.

Mit einem Satz sprang sie wieder vom Stuhl und sah sich das rote Stück genauer an. Langsam nahm sie die Hand vor den Mund und starrte auf die rote Mütze. Seine rote Liga Mütze. Die Mütze die er ihr vor etwa 21 Jahren gegeben hatte…Delia musste sie hier auf den Schrank gelegt haben, nachdem Misty sie hier vergessen hatte. Diese Mütze. Misty schloss ihre Augen, eine kleine Träne löste sich von ihrem Auge. Diese Mütze hatte sie bekommen, als Ash sie das erste Mal geküsst hatte. Liebevoll streichelte sie den ausgetragenen, ab gefransten Stoff am Schirm der Kappe und wischte sich die feuchten Tränen von der Wange. Plötzlich war alles wieder da…Sein Gesicht, seine dunklen, tiefen Augen, seine raue Stimme und sein warmer, starker Körper. Fast konnte sie seinen Geruch aus der Luft entnehmen. Diese Mütze….sie bedeutete so viel.
 

Was ist es wert zu Leben?

Ein Leben lang sind wir von Angst bestimmt. Wir haben Angst vor dem was ist und was sein könnte. Es ist ein Teil von uns. Die Angst ist ein Teil unseres Bewusstseins. Und als Träger des Bewusstseins können wir ihr nicht entrinnen…sie ist allgegenwärtig. Doch sie kann etwas Positives an sich haben. Sie kann uns helfen. Sie macht uns verzweifelt, raubt uns unser Glück, sie stielt unsere Lebensfreude…von daher dürfen wir ihr nie erlauben, dass sie uns unser ganzes Leben nimmt.

Carpe Diem. Lebe den Tag. Wir wissen es, wir wollen es und wir streben danach es zu tun…jeden und jeden neuen Tag, den wir leben und doch tun wir es nicht.

Das Grauen erhebt uns aus der Alltäglichkeit, es schockt uns, es erweckt uns…

Es ist, so sind wir ganz da - mit scharfen Sinnen und, es zeigt uns wie wir sind und was das Wesentliche im Leben ist. Das Grauen kann uns, zu uns selbst führen - wie die Liebe! Wie die Liebe, kann das Grauen uns erfüllen. Der Unterschied zur Liebe ist:

In der Liebe kann man leben.

Unterschiedliche Formen der Liebe begegnen uns, in unserem Leben:

Die Liebe zu Familienangehörigen, die Liebe zu Freundinnen und Freunden, Liebe zu unserem Partner... Wir lieben auch Gerüche, wir lieben so manche Blume, wir lieben den Anblick von frischem Obst, wir lieben die Musik im Radio.

Auch wenn wir es nicht wahrnehmen…doch Liebe ist ein ständiger Begleiter in unserem Leben. Und wir können sie nicht ablehnen…wir können uns nicht aussuchen in wen oder was wir uns verlieben und wann es passiert und wieso. Es bleibt ein ungeklärtes Mysterium das unsere Sinne ergreift und herumwirbelt wir den losen Staub in der trockenen Wüste unseres Herzens. So steht fest dass die Liebe der wichtigste Faktor unseres Lebensweges ist und obgleich wir es steuern wollten, können wir nie ahnen, wann uns das Grauen erfasst und das was wir lieben aus unseren Händen reißt. Wir können es nicht steuern, wir können nur hoffen und das genießen was uns bleibt.

Warte nicht auf den besonderen Tag um etwas zu tun, was du schon lange tun wolltest, jemanden etwas zu sagen oder etwas besonderes auszuprobieren…jeder Tag könnte dein Letzter sein…deine Leben könnte mit jeder Minute enden…warte nicht, sondern tu es…ehe du bereust.

Was ist es wert zu Leben…Carpe Diem
 

Ein dumpfes Klopfen an der Haustür lies Misty aufschrecken. Mit einem nachdenklichen Lächeln, legte sie die rote Mütze behutsam auf die Kommode im Durchgang und schritt zur Tür. Die Tür öffnete sich und davor stand eine Gestalt in dunkler Kleidung…

Misty Herz setzte aus und eine bekannte Stimme sprach zu ihr

„Ich werde dich nicht verlassen…das verspreche ich dir…“
 


 

Ende

der Wandel der Zeit...

„Verdammt…“

Fluchte Ashton laut. Der 14 Jährige Trainer wischte sich das nasse Haar von der Stirn und tauchte erneut unter. Sein Lieblingsköder war noch an der Schnur, doch dann musste er sich gelöst haben und nun war er verschwunden. Verärgert war der junge Trainer ins Wasser gesprungen und hatte danach getaucht, doch musste die starke Strömung ihn mitgerissen haben. Jetzt aber, war die Strömung derart stark das Ashton sich im tieferen Wasser nicht mehr halten konnte. Das Wasser drückte ihn teilweise sogar stark unter Wasser. Aber er war ein guter Schwimmer. Das hatte er schließlich im Blut.

Nach Luft holend, tauchte der dunkelhaarige Junge wieder auf und hörte Schlagartig das fiese Rauschen einer Wasserturbulenz. Ein Wasserfall??!! Die Strömung nahm zu…Ashton machte sich darauf gefasst hart aufzuschlagen…Gespannt und verängstigt kniff er die Augen zusammen als…er sanft mit der Strömung zirca 2 Meter flach hinab getrieben wurde. Zwar wurde er von den Wassermassen zu Boden gewälzt, doch tat er sich nichts, geschweige denn die Luft war zu knapp…er öffnete die Augen, sah sich um…er musste nun schnell nach oben, doch was war das?? Etwas hatte sich an seinem Ärmel verfangen…sein Köder!! Schnell fasste er danach, doch zuckte der Köder und sogleich bemerkte er, dass es gar nicht sein Köder war…urplötzlich wurde er quer durchs Wasser gezogen und das spitze Metall riss ein riesen Loch in seinen Ärmel.

„HEY!!“

Rief er, nachdem er aufgetaucht war und entdeckte, wer da sein schwarzes Shirt zunichte gemacht hatte. Ein junges Mädchen. Nicht älter als er und mit einem fragenden Gesichtsausdruck. Sie trug ne kurze Hose und ein blaues Oberteil, angepasst an die sommerlichen Temperaturen.

-„Wer zum Teufel kommst du denn her??“

„Du hast mein Shirt zerstört!“

-„Ja was schwimmst du auch so dämlich im Wasser herum? Bist du nicht ein wenig zu alt um Fisch zu spielen?“

„Geht dich gar nichts an was ich im Wasser gesucht habe“

-„Ha, bist wohl zu feige es zu zugeben!“

Die Trulla musste echt nerven haben. Miesepetrig stieg Ashton an Land und zog sich sein nasses T-Shirt übern Kopf, warf es dem Mädel vor die Füße.

„Du schuldest mir ein T-Shirt!“

-„Wer sagt das?“

„Ich“

-„Aha?“

„Ich werde dich solange verfolgen bist ich das und zwar genau dieses schwarze T-Shirt wieder bekomme…“

-„Was ist schon so wichtiges an einem Stück Stoff??“

„Ist doch egal!!...es gehörte meinem Vater, zufrieden?“

-„Vielleicht kannst du mir ja deinen Namen nennen, fremder-Kerl-mit-kaputten-schwarzen-T-Shirt-das-er-bezahlt-haben-will“

„Ersetzt, nicht bezahlt…E.r.s.e.t.z.t. Mein Name ist Ashton, aus Alabastia“

-„Soso, Ashton. Verfolge mich meinetwegen solange du kannst, aber ich werde nicht auf dich warten, damit das klar ist. Ich heiße übrigens Mara“
 

***
 

hihi..ich konnts nich lassen..^^ vielleicht gefällt es euch ja…ich mag den Schluss XD



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Kommentare zu dieser Fanfic (32)
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Von:  Hellsingel
2009-09-10T17:26:28+00:00 10.09.2009 19:26
Wuahhh, ich dachte ich hätte damals ein Kommi geschrieben...
nun gut, dann hohle ich das jetzt nach XD

Also, ich habe deine Ff vor ein paar Monaten gelesen und ich muss sagen sie ist wirklich gelungen. Die Idee ist hervorragend und die umsetzung noch besser.
Mir gefiel vor allem, dass du alles so geheimnissvoll geschrieben hast.
Man wusste, es gab den Feind, dieser operierte im Untergrund. Alle wussten dass er dar ist, aber keiner wollte es wahr haben.
Ich wusste, dass es einen Feind gab, aber er wurde nie genauer erläutert. Zwar hatte es was mit Team Rocket zu tun, jedoch wurden nie nähere Angaben gemacht. Das hat eine wirklich gute Atmosphäre hervorgebracht, die mich wirklich gefesselt hatte.

Die Handlung ist wirklich gut gemacht. Auch an anderen Dingen hast du immer ein bisschen an Infos gespart. So wurde dieser Streit zwischen Ash und Misty zwar früh erkannt, aber worum es letztendlich geht... man musste schon ein bisschen zwischen den Zeilen lesen.

Genau hab ich jetzt nicht mehr alles im Kopf, aber ich weiß noch, dass du Gary eine zimlich extreme Rolle gegeben hast.
Auch hier, wusste man nur, dass er den Anschlaf auf das Labor seines Onkels schwer verletzt überlebt hat und sich dem Feind anschloss, um zu überleben. Auch wieder eine Stelle, welche diese besondere Atmosphäre hervorbrachte^^ mensch ich wiederhole mich XD

Das Ende war zimlich traurig, weil Ash sich geopfert hat und vor allem die Tatsache, dass ihm Pikatchu einfach in den Tod gefolgt ist *snief*
Aber das Ende war dagegen, mindestens genauso rührend^^
Auf jeden Fall eine super Ff. Werde sie immer in Erinnerung haben^^
mfg
Simion
Von: abgemeldet
2008-10-03T00:25:40+00:00 03.10.2008 02:25
ok der Komi kommt viel zu spät aber besser spät als nie, ne? ;-)

ich bin überwältigt von dieser FF... mehr kann ich dazu eigentlich nicht sagen. Es stimmt einfach alles vom Anfang bis zum Ende.
Klasse, genial, total heiß, aufregend und und und....
Mir würden noch tausend andere tolle Wörter für die FF einfallen, aber dazu bin ich jetzt auch zu müde xD

Und noch was... deine FF hat mich wieder mal angespornt meine FF weiter zu schreiben... aber wie gesagt, ich fühle mich jetzt ein wenig eingeschüchtert^^ mal sehen ob ich halb wegs auch soetwas gutes hin bekomme.

Ganz liebe Grüße

Jessy
Von:  _Mika_
2007-12-13T19:22:07+00:00 13.12.2007 20:22
xD genial, einfach noch mal auf Anfang, genauso wie Misty und Ash sich kennengelernt haben, bloß mit verkehrten Sachverhalt. Genial, einfach super idee fürs ende.
Von: abgemeldet
2007-12-13T18:54:43+00:00 13.12.2007 19:54
Und so fängt alles wieder von vorne an.
Lustig. *g* Kurz aber super!
lg Fire
Von: abgemeldet
2007-10-07T18:43:19+00:00 07.10.2007 20:43
uhh....
ihr heult? XD
Von: abgemeldet
2007-10-02T12:29:44+00:00 02.10.2007 14:29
Wow was für eine super Geschichte T.T *schnief* ich heule hier gerade vor meinem PC *g* das Ende war einfach genial!!!!!!
Von: abgemeldet
2007-09-22T15:38:10+00:00 22.09.2007 17:38
damit eurer fantasie keine grenzen gesetzt werden ;)
Von: abgemeldet
2007-09-22T15:34:03+00:00 22.09.2007 17:34
uiuiui
Tolle Story, tolles Ende (Leider).Hätte noch gern mehr gelesen. Ist beinahe eine sucht deine FF zu lesen. Aber wieso machste bei dem 'unbekannten' auf? Ich brauch ne Bestätigung :D
Einfach super, und ich hoffe auf eine weitere Geschichte!
LG Fire2k
Von: abgemeldet
2007-09-22T09:41:55+00:00 22.09.2007 11:41
=) *überhappy is*
Von:  _Mika_
2007-09-22T08:34:15+00:00 22.09.2007 10:34
T T geil, das ist die schöne pokestory die ich bis jetzt gelesen habe, sie hat einfach alles von romantik, drama bis zu Happy Ende.. einfach genial.


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