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A Whiter Shade of Pale

Matt x Mello
von

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Gelb

A whiter shade of pale
 

Autor: LumCheng (im Mai 2007)
 

Website: www.myblog.de/lumcheng
 

Teil: 1/10
 

Fandom: Death Note
 

Disclaimer: DN und die Charas gehören Ohba und Obata!
 

Pairing: Matt x Mello
 

Rating: PG-16
 

Warnings: yaoi, ooc(?), angst, drama, dark, lime
 

Kommentar/Note: Es ist 3 Uhr in der Nacht und in gut 2 Stunden muss ich aufstehen, um mit meiner Oma auf ne Kaffeefahrt zu gehen/fahren/whatever...

Ich höre schon seit Stunden "A whiter shade of pale" von Procol Harum und brauchte jetzt ne Pause von der WB-Fic für den Aarin-Contest.

Also mache ich etwas, was ich sonst nie machen würde: Etwas über Matt und Mello schreiben O_O Ich finde Mello ja verdammt scharf, erst Recht mit den Narben, aber direkt nach dem Unfall sah es erstmal bestimmt megawiderlich aus...

Matt kenne ich kaum, hab ihn nie studiert, keine Ahnung ob ich ihn getroffen habe oder nich, also stellt euch notfalls auf OOC ein. Okay, genug gelabert. Have Fun!

Achso: Is nich so lang geworden ^^; (Teil 2 folgt die Tage, denke ich ^^°)
 

Widmung: Meine erste Fic, in der M vorkommt, wird auch M gewidmet! ;) Berlin war toll ^___^
 

C&C: LumCheng@web.de
 

~*~*~
 

"Mello? Mello, sieh mich an!"
 

Nein! Nein, ich will nicht!

Deutlich, klar und autoritär klingt seine Stimme. Ich mag seine Stimme... eigentlich.

Aber nicht, wenn sie so zu mir spricht.

Es tut weh. Ich will alleine sein. Einfach nur schlafen.

Oder sterben. Egal. Hauptsache es tut nicht mehr weh.
 

"Mello..."
 

Seine Stimme ist nun sanfter.
 

"Mello, ich mache jetzt das Licht an. Man sieht kaum etwas."
 

"Nein!"
 

Panisch versuche ich aufzustehen, um ihn daran zu hindern, doch ich unterschätze meinen geschwächten Körper und falle hin. Der Aufprall schmerzt. Ich bin wütend.

Das Rascheln seiner Kleidung sagt mir, dass er auf mich zukommt, obwohl ich es ihm verboten habe.
 

"Bleib weg!"
 

Verstört krieche ich zurück und fauche leise, als er sich vor mich kniet, wie vor ein krankes, verletztes, kleines Tier.

Aber sein Geruch ist toll und für einen Moment schließe ich die Augen und schnuppere leicht, um für zwei Sekunden mal alles zu vergessen.

Doch mal wieder kann er es nicht lassen, mich anzufassen und ich zucke erschrocken zusammen.
 

"Fick dich, Matt!"
 

Seine Hand, die auf meiner rechten Schulter liegt, wandert etwas weiter und streicht mir sanft über den Hals und schließlich über die rechte Wange.
 

"Tss. Selbst jetzt noch schimpfst du wie ein Rohrspatz. Kraft zum Fluchen scheinst du ja immer zu haben..."
 

Er klingt leicht amüsiert, während ich hier vor Schmerzen am liebsten an die Decke gehen würde. Wütend schlage ich seine Hand zurück und bereue gleich darauf die heftige Bewegung.
 

"Verschwinde! Ich sage es nich noch einmal."
 

"Negativ. Ich bin schließlich nicht gekommen, um mich von dir dumm anmachen zu lassen, Mello. Man sagte mir du seiest tot."
 

Eine lange Pause folgt nach diesem Satz. Erst jetzt wird mir bewusst, WIE still es hier ist... hier, in diesem Loch. Wie ein dreckiger Straßenköter hause ich hier seit Tagen. Versorge mich notdürftig mit geklauten Arzneien und meide die versiffte Duschkabine. Ich stinke bestimmt wie ein Penner, ganz abgesehen davon, dass ich das Gefühl habe, dass mein halber Körper bereits im Arsch ist. Fast die gesamte linke Hälfte... eine einzige, große Wunde.

Ich ekel mich vor mir selber.
 

"Wie schlimm ist es?"
 

"Ich komm klar und jetzt hau endlich ab und lass mich alleine."
 

"Das sehe ich..."
 

Spott schwingt in seiner Stimme mit und ich höre, wie er im Halbdunkeln seine Weste auszieht.

Ich will nicht, dass mich jemand so sieht. Vor allem nicht Matt.
 

"Kann ich die hier irgendwo hinlegen, ohne Gefahr zu laufen, mir beim wieder Anziehen die Krätze einzufangen?"
 

"Nein, daher ziehst du sie besser gleich wieder an und machst endlich- ohh! Verdammt!"
 

Sofort ist er wieder bei mir. Protestierend kneife ich das rechte Auge zu und schimpfe erneut, als das bläuliche Licht seines Handys auf mich fällt.
 

"Grundgütiger!"
 

Er klingt entsetzt. Yeah, würde ich vermutlich auch, wenn ich an seiner Stelle wäre. Zum Glück gibt es hier keine Spiegel.

Ich will gar nicht wissen, wie mein Gesicht aussieht. Der Anblick meines restlichen Körpers ist schon widerlich genug.
 

"Warum hast du nicht... Okay, vergiss es. Egal, ich bin ja jetzt hier. Gibt es hier sauberes Wasser?"
 

"Vergiss es! Ich brauche deine Hilfe nicht!"
 

"Das weiß ich, Mello. Also? Wo finde ich Wasser, saubere Tücher und den Erste-Hilfe-kasten?"
 

Die Dreistigkeit dieses Mannes ist wirklich unglaublich.

Er macht das Licht an. Na toll! Hatte ich ihm nicht gesagt, das sein zu lassen? Allerdings wundert mich schon, wie er die Schnur gefunden hat...

Schwaches, gelbliches Licht erleuchtet spärlich das dreckige Zimmer, in welchem ich derzeit wohne. Die einzelne Glühbirne schwingt noch kurze Zeit hin und her, bevor sie gerade von der Decke hängt und leicht flackert.
 

"Stromrechnung nicht bezahlt?"
 

"Lass die dummen Witze!"
 

Er sucht nach Dingen, die ich nicht habe. Sauberes Wasser? Hier? Also bitte...

Während er sich umsieht, krieche ich rüber zum Tisch und greife mir die kleine, orange Dose mit den weißen Tabletten. Angeblich Schmerztabletten, doch irgendwie wirken sie nicht oder sind zu schwach oder schlagen bei mir nicht an, weil ich Härteres gewohnt bin. So ein Dreck!

Ich zerre und drehe so lange an dem Verschluss, bis er endlich aufgeht und nehme dann zwei der kleinen Pillen. Schlucke sie unzerkaut hinunter.

Er kommt wieder und stellt den Verbandskasten neben mich auf den Boden. Dann nimmt er seine Brille ab.

Okay, es ist ihm Ernst. Es ist ihm wirklich Ernst hiermit! Ich glaub das nicht...
 

"Ich hätte dich viel früher finden müssen."
 

Er spricht so leise, dass ich mich anstrengen muss, ihn zu verstehen, obwohl es keinerlei Hintergrundgeräusche gibt. Nichtmal den klischeehaften, tropfenden Wasserhahn. Keine tickenden Uhren, kein summender Kühlschrank.

Seit Tagen habe ich nichts mehr gegessen.
 

"Nein. Du hättest nie kommen sollen. Ich bin schon vor einer Woche gestorben."
 

Statt einer Antwort beginnt er schweigend, mich aus den Überresten meiner Lederweste zu schälen.
 

Die folgenden Stunden sind schmerzhaft und erniedrigend und ich weiß nicht, ob ich ihm das je verzeihen kann... noch nicht...
 

~tbc~

Dunkelrot

A Whiter Shade of Pale

~Part 2~
 

Hm, irgendwie wird das hier doch länger als geplant. Irgendwas Zitroniges wird’s noch geben, aber noch nicht jetzt. ^^;

Hab vorhin mal in andere M&M Fics reingeschaut -> die von M und Rei sind toll! Ich wünschte, ich hätte deren Hirn *neid*

Aber gut, weiter geht’s. Have Fun!
 

~*~*~
 

"Kannst du dich richtig Aufsetzen?"
 

Ich versuche es und er hilft mir dabei. Hilfe... von anderen... Noch nie habe ich sie gerne in Anspruch genommen, doch dieses Mal scheint es unvermeidlich.

Und Matt ist mein bester Freund. Mehr als das...

Gerade deswegen ist es mir unangenehm, wenn er mich so sieht.

Ich kenne eine Geschichte von einem Mann mit hässlichem Gesicht. Er trug immer eine Maske und eines Tages verliebte sich ein Mädchen in ihn. Später zwang sie ihn dazu die Maske abzunehmen. Sie erschrak und rannte weg.

Am nächsten Tag las der Mann in der Zeitung, dass das Mädchen sich die Augen ausgestochen hatte.

Ob Matt sich auch die Augen ausstechen wird, wenn er hier fertig ist?

Ich werfe einen prüfenden Blick auf sein ernstes Gesicht.

Nein, Matt macht so etwas nicht. Ohne Augenlicht kann man ja keine Videospiele zocken.
 

"Wie hast du es die letzten Tage bloß ausgehalten?"
 

Es ist keine Frage, auf die er eine Antwort erwartet.

Seine Stimme ist nahe an meinem rechten Ohr. Sein warmer Atem kitzelt etwas.

Er schaut sich meinen Rücken an und lehnt mich dann vorsichtig an ein Tischbein. Dann beginnt er, mir die Hose aufzuschnüren.
 

"Nicht..."
 

"Wie soll ich sonst deinen Oberschenkel untersuchen?"
 

"Gar nicht."
 

"Mello, bitte... Stell dich doch nicht so an. Ich weiß, dass du keine Unterwäsche trägst und es wäre weiß Gott nicht das erste Mal, dass ich dich nackt sehe."
 

"Aber damals war alles anders..."
 

Er macht ein leises Geräusch und setzt sich, entgegen seiner Skepsis bezüglich der Sauberkeit dieser Räume, mit dem Hintern auf den Boden, um mich besser anschauen zu können.
 

"Wovor hast du Angst, Mello?"
 

Ich antworte nicht und sehe weg. Meine linke Gesichtshälfte brennt und tut höllisch weh. Ich dachte eigentlich, dass ich mich nach ein paar Tagen an den Schmerz gewöhnen würde, aber dem ist nicht so.

Ich traue mich gar nicht, es irgendwie anzufassen, um den Dreck und die Splitter zu entfernen. Lediglich großflächige Wundnetze hatte ich die letzten Tage lose darüber gelegt.

Matt rückt näher.

Sein dunkelrotes Haar wirkt stumpf und glanzlos in dem diffusen Licht.

Mein eigenes Haar ist teilweise verbrannt und links erheblich kürzer als rechts. Ich muss wirklich katastrophal aussehen.
 

"Denkst du, ich mag dich jetzt weniger als vorher?"
 

"..."
 

"Ja, das denkst du tatsächlich. Unglaublich... Als wenn ein Unfall etwas daran ändern würde."
 

"Aber sieh mich an. Ich bin hässlich!"
 

Der Gedanke daran schmerzt genauso stark wie die Wunden an sich. Ich bin nicht eitel. Hier und da ein Kratzer oder auch mal eine Schusswunde - solange sie sauber verheilt, ist das alles kein Problem für mich. Doch eine Brandwunde von diesem Ausmaß?!
 

"Nein, bist du nicht. Nicht für mich."
 

Vermutlich ist Matt die einzige Person, die nette Sachen über mich sagen kann und das auch noch mit einer erschreckenden Selbstverständlichkeit, die ich wohl nie begreifen werde.

Er wechselt das Thema.
 

"Mello, ich werde dich hier wegbringen müssen. Hier kannst du nicht gesund werden, höchstens kränker. Ich bin mit 'nem Auto da. Glaubst du, du schaffst es bis nach unten?"
 

"Sicher... ich hab es ja auch irgendwie hier hinauf geschafft... alleine."
 

Er nickt, steht auf und holt seine Jacke, die er zweimal aufschüttelt, bevor er sie wieder anzieht. Die Brille setzt er wieder auf und schiebt sie hoch in den Pony.

Dann stellt er sein rechtes Bein hinter meinen Rücken, rückt den Tisch weg und schiebt seine Unterarme unter meine Achseln. Im nächsten Moment stehe ich aufrecht und bin froh, dass er mich noch immer festhält, da ich sonst vermutlich hingefallen wäre.

Ich wundere mich über seine Kraft. Obwohl ich älter und größer bin als er, konnte er mich scheinbar mühelos hochziehen.
 

Mit nacktem Oberkörper, die Hose vorne halb offen, den rechten Arm um seinen Nacken gelegt, stolpere ich neben ihm die Treppen vom dritten Stock bis ins Erdgeschoss hinunter.

Unten angekommen, zerrt er die schwere Haustür auf und schiebt mich nach draußen.

Die kühle Nachtluft tut meinen Lungen gut, meiner verwundeten Haut hingegen nicht.

Stöhnend lasse ich mich gegen die Hauswand sinken.
 

"Hey, nicht Zusammenklappen... komm schon. Da vorne ist der Wagen, da kannst du dich setzen."
 

Er trägt mich mehr, als dass ich von alleine laufe.

Doch schließlich ist es geschafft. Unglaublich, aber ich sitze im Wagen.
 

"Vorsicht, wegen deinem linken Schulterblatt. Lehn dich lieber nicht an. Hier... halt dich hier fest. So."
 

Die Tür klappt zu und er geht um das Auto herum und steigt ein. Brummend startet der Motor und er fährt los.
 

"Wie spät ist es?"
 

"Gleich zwei... Wieso?"
 

"Nur so."
 

Ich sehe aus dem Fenster. Die Häuser, Ruinen und Fabriken sirren vorbei.

Es gibt sicher nicht viele Menschen, die jemanden haben, der sich derart um einen sorgt und kümmert. Welcher normale Mensch sucht denn schon nachts um zwei Uhr nach einem tot geglaubten Freund?

Matt hatte mich nicht aufgegeben und irgendwie ist das etwas, auf das ich stolz bin. Dass jemand so viel für mich tut...

Keine Frage - ich würde dasselbe für ihn tun, aber am eigenen Leib zu erfahren, wie wichtig man selber für jemand anderen ist...
 

Irgendwann parkt er den Wagen in einer dunklen Gasse und stellt den Motor ab.
 

"Wir sind da."
 

~tbc~
 

Danke für Tee und Aufmerksamkeit ;)

Lum~

Weiß

A Whiter Shade of Pale

~Part 3~
 

Danke für euer Feedback, ist wirklich lieb von euch ^__^

Ach so, was ich letztes Mal vergessen hatte zu erwähnen: Die Geschichte, an die Mello sich erinnert, die mit dem hässlichen Mann und dem Mädchen, gibt es wirklich. Sie heißt ‚Der Mann mit der Maske’ und ist von Klabund. (Kennt jemand Klabund? Der Mann hat es echt drauf!)
 

~*~*~
 

Ich lasse den Haltegriff über dem Fenster los und versuche draußen etwas zu erkennen.

Unsere Wohnung ist es jedenfalls nicht. Klar, er dachte ich sei tot. Es würde mich nicht wundern, wenn er jetzt etwas Neues hat, was nicht so teuer ist.
 

„Wohnst du hier?“
 

„WIR wohnen hier. Vorübergehend. Nur so lange, bis du wieder okay bist und wir in unsere alte Wohnung zurückkehren können.“
 

Ich sehe ihn fragend an.
 

„Ich halte es für sinnvoll eine Weile hier abzutauchen. Ich glaube das Loft steht zurzeit unter Beobachtung.“
 

Im Grunde hat er Recht. Es ist nichts Verkehrtes daran, den Rest der Welt nach wie vor in dem Glauben zu lassen, ich würde nicht mehr existieren.

Die Tür neben mir geht auf und er hilft mir aus dem Wagen. Die Kälte lässt mich frösteln. Hoffentlich ist es drinnen warm.

Flüchtig sehe ich mich um. Eine stinknormale, enge Gasse. Der Asphalt ist noch nass vom Regen, es gibt kaum Licht, ein paar überquellende Mülltonnen stehen herum und weiter hinten befindet sich ein Haufen alter Pappkartons.
 

„Matt... hast du irgendwas da?“
 

„Natürlich nicht. Ich nehm’ das Zeug nicht, das weißt du doch. Ich kann aber versuchen dir was zu besorgen. Später.“
 

Später... Wann ist später? Morgen? Übermorgen? Nächsten Monat?

Das verbrannte Fleisch kribbelt, als der Wind ein paar Haare dorthin weht. Meine Fingerkuppen bohren sich in die raue Hauswand, während er die Tür aufschließt.
 

„...ich halt das nicht mehr aus...“
 

Meine Stimme ist nur noch ein Flüstern und ich spüre, wie er vorsichtig einen Arm um meine Hüfte legt und mich mit sich zieht.

Das Treppensteigen ist eine Qual, doch irgendwie schaffen wir es bis in die Wohnung im zweiten Stock. Keuchend stütze ich mich auf das Erstbeste, was mir in die Quere kommt. Ein Tisch.

Er schließt ab und verschwindet in einem Nebenzimmer. Flüchtig sehe ich mich um. Spartanisch, aber sauber.

Abgesehen von dem kleinen, runden Tisch, auf den ich mich gerade stütze, befindet sich noch ein Größerer in der Mitte des Raums. Niedrig und länglich – perfekt zum Dinieren geeignet. Essen...

Nervös lecke ich mich über die Lippen. Kurz streift mein Blick das dunkle, abgenutzte Ledersofa, den Fernseher und die Spielekonsolen. Typisch Matt.

Er kommt zurück, fegt mit einer einzigen Bewegung das angebrochene Knabberzeug vom Couchtisch und breitet ein großes Handtuch auf jenem aus.
 

„Komm her. Leg dich hier hin, damit ich mir das mal genauer ansehen kann.“
 

Langsam richte ich mich auf und sehe zu ihm hinüber. Mein Körper fühlt sich schwer an, alles tut weh, ich habe Hunger, Durst... müde bin ich außerdem. Was für ein beschissenes Leben. Aber da vorne steht der Mann, der das wieder hinbiegen will. Schlimmer als jetzt kann es sowieso nicht werden, oder?
 

„Mello? Hörst du, was ich sage?“
 

Ich merke, dass ich die ganze Zeit an ihm vorbeigestarrt habe. Er seufzt und kommt auf mich zu. Erneut macht er sich an der aufwendigen Schnürung meiner Lederhose zu schaffen.

Ich lasse ihn gewähren.
 

„Komm... da rüber. Setz dich.“
 

Seine Stimme ist leise, aber bestimmt. Ich habe ihn selten in Momenten erlebt, in denen er die Kontrolle übernimmt. Er tut dies nicht gerne, lieber überlässt er anderen die Führungsposition und tut das, was man ihm sagt... was ICH ihm sage...

Ich sitze auf dem niedrigen Tisch und spüre die harte Holzplatte durch das gerippte Handtuch an meinen Gesäßknochen. Er kniet sich hin und zieht mir behutsam die Hose über die Knie und schließlich ganz aus. Am linken Oberschenkel sind auch ein paar kleine Stellen, aber hauptsächlich ist die Haut dort gerötet.

Wortlos steht er auf und ich starre nachdenklich auf meine Füße. Wenn ich mich schon vor mir selber ekele... wie geht es dann anderen? Er tut das alles, als wenn es selbstverständlich wäre. Ohne Abscheu, ohne Zweifel.

Er kommt wieder und hat eine Schüssel, Tücher und einen weißen Kasten dabei.
 

„Kann ich... vorher etwas essen?“
 

„Hast du nicht eher Durst?“
 

„Doch, schon. Hast du Schokolade?“
 

Er wirft mir einen schrägen Blick zu und holt die kleine Lampe, die neben dem Fernseher steht. Meine linke Schulter prickelt.
 

„Nein, aber du wirst es überleben. Ich habe schließlich auch seit Stunden keine Zigarette mehr geraucht.“
 

Das klingt irgendwie einleuchtend, dennoch habe ich das Gefühl, dass es mir von Minute zu Minute schlechter geht und habe die leise Hoffnung, dass Schokolade etwas daran ändern könnte. Mein Mund wird trocken.

Er bringt mir ein Glas Wasser und nachdem ich es ausgetrunken habe, zieht er seinen Pulli aus, legt die Brille auf den Boden unter den Tisch und taucht eines der weißen Tücher in die Schüssel.

Langsam und mit Vorsicht beginnt er meinen Oberschenkel, die Hüfte, den Oberarm und meine linke Schulter zu waschen. Das kalte Wasser tut gut, das raue Tuch weniger.

Es ist still um uns herum, als er den Erste-Hilfe-Kasten öffnet und Brandsalbe herausnimmt. Betroffen schaue ich ihm dabei zu, wie er die entsprechenden Stellen eincremt und anschließend Wundpflaster auf die größeren Verletzungen klebt.

Die Stille macht mich wahnsinnig, der Schmerz noch mehr.
 

„Sind da keine Schmerzmittel drin?“
 

Zögernd sieht er hoch.
 

„In dem Wasser, was du getrunken hast, war welches. Eigentlich müsste es schon wirken...“
 

„Mir geht es genauso beschissen wie vorher.“
 

Ich schließe die Augen und versuche an etwas anderes zu denken. Doch das Brennen und Pochen hört nicht auf und mir kommt es vor, als wenn der Schmerz das einzige ist, was noch existiert. Als ich die Lider wieder aufschlage, verschwimmt das Zimmer vor meinen Augen.

Ich schwanke zur Seite.
 

„Hey... Shit!“
 

Ich spüre, wie er mich mit sanfter Gewalt auf den Tisch niederdrückt.

Aber das Schlimmste kommt erst noch... mein Gesicht. Oh Gott, ich darf gar nicht daran denken. Meine Augen lasse ich geschlossen und versuche nur an den leisen Geräuschen, die er macht, zu erahnen was als nächstes kommt.

Schließlich ist es mir zu lange ruhig und ich schaue an die Zimmerdecke, bevor ich langsam das Gesicht zur Seite neige und sehe, wie er die Lampe so hinstellt, dass ihr Licht auf mein Gesicht fällt. Ich blinzle und bemerke die Schere in seiner Hand.

Leise Panik steigt mir in auf. Was will er denn damit?

Er scheint meine Unruhe zu bemerken und schmunzelt leicht.
 

„Ich schneid nur ein paar Haare weg.“
 

Dann aber sehe ich das erste Mal Unsicherheit in seinem Gesicht. Ich spüre, wie der Blick langsam über das verbrannte Fleisch wandert und alles genau in Augenschein nimmt.

Er atmet einmal laut und beugt sich dann über mich.

Das leise Schnippeln klingt ungewöhnlich laut in der Stille, doch es ist schnell vorbei.

Mein Magen krampft sich zusammen, bei dem Gedanken an das, was jetzt kommt.
 

„Matt...?“
 

„Shh!“
 

Nervös wischt er seine Handflächen an der Hose ab und nimmt eine dünne Pinzette.

Mein Herz schlägt plötzlich schneller und ich lecke mir fahrig über die spröden, trockenen Lippen.
 

„Schließ deine Augen.“
 

Ich tue es fast augenblicklich und fühle gleich darauf seine linke Hand in meinem Gesicht. Er legt sie vorsichtig auf meine rechte Wange, sein Daumen drückt sanft in die Vertiefung neben meiner Nase. Ich atme durch den Mund und spüre meinen eigenen warmen Atem an den Lippen, da er durch seine Handfläche etwas aufgehalten wird.

Plötzlich durchfährt mich ein stechender Schmerz neben meinem linken Auge und ich zucke erschrocken zusammen und schlage keuchend die Augen auf.
 

„Nicht, halt still.“
 

Er klingt beunruhigt und aus den Augenwinkeln sehe ich, wie er konzentriert auf mein Gesicht starrt. Erneut durchzuckt mich der Schmerz und ich beiße mir auf die Unterlippe, während ich heftig durch die Nase Luft einziehe und meine Finger sich in dem Handtuch unter mir verkrampfen.

Der Griff seiner linken Hand verstärkt sich.

Die nächsten Minuten sind die Hölle und ich frage mich, warum ich nicht einfach in Ohnmacht fallen kann.

Irgendwann halte ich wirklich es nicht mehr aus.
 

„Nicht, hör auf...“
 

„Mello, das ist wichtig! Es ist schon entzündet genug, du kannst froh sein, dass du dein linkes Auge noch hast!“
 

„Dann gib mir irgendwas, verdammt!! Ich hab das Gefühl mein Kopf explodiert gleich!“
 

Er nimmt seine Hände von mir und lässt sich auf die Fersen zurücksinken.

Fast schon etwas gereizt sieht er mich an.
 

„Du wirst das hier jetzt verdammt noch mal durchziehen! Ich habe keine Ahnung, wo ich jetzt und sofort Drogen oder Schmerzmittel herbekommen soll.“
 

Mühsam richte ich mich etwas auf und spüre, wie das Blut die Wange hinab fließt und an meinem Kieferknochen runtertropft.

Das Handtuch ist schon ganz rot an der Stelle, wo mein Kopf eben noch lag.
 

„Warum wirkt das verfickte Zeug nicht, was du ins Wasser getan hast? ...da war gar nichts drin, oder? Du verarscht mich nur!“
 

Ruckartig steht er auf und wirft mir einen wütenden Blick zu. Dabei wühlt er in seiner Hosentasche rum, bis er eine zerdrückte Packung Zigaretten herausholt. Er fischt eine raus, zündet sie an und nimmt einen tiefen Zug.

Während er den Rauch ausbläst, steckt er die Kippenschachtel wieder weg.
 

„Weißt du was, Mello? Manchmal bist du echt zum Kotzen!“
 

Damit wendet er sich ab und geht zum Fenster.

Geschockt und heftig atmend starre ich vor mich hin. Will er mich hier verbluten lassen? Das nasse, stechende Gefühl an der linken Gesichtshälfte macht mich rasend und ich würde am liebsten meinen Kopf gegen die Wand schlagen oder ihn einfrieren... irgendwas, Hauptsache dieses beschissene Gefühl und der Schmerz verschwinden.

Ein kühler Luftzug lässt mich erschauern. Langsam drehe ich mich um.

Er steht am offenen Fenster und raucht seine Zigarette. Die Unterarme auf den Rahmen gestützt, mit der rechten Stiefelspitze nervös auf den Boden klopfend.

Ich drehe mich wieder nach vorne und sehe mich zerstreut um. Was jetzt?

Zögernd hebe ich meine linke Hand.
 

„Nicht!“
 

Er kommt wieder und drückt mein Handgelenk nach unten. Ich schaue in seine Augen und lehne mich zurück.
 

„Fass es nicht an.“
 

Still kniet er sich hin und macht weiter.

Am liebsten würde ich jetzt heulen.
 

~tbc~
 

Hm, ich weiß nicht, ob ich das rüberbringen konnte, was ich wollte. Ich hoffe aber, dass es euch gefallen hat. Bleibt mir gewogen ;)

Lum~

Schwarz

A Whiter Shade of Pale

~Part 4~
 

Als allererstes möchte ich mich dafür entschuldigen, dass es dieses Mal etwas länger gedauert hat. Ich war mit einigen Wettbewerben beschäftigt und habe zudem noch angefangen, bei diversen Scanlations mit diesem wundervollen Pairing als Editor mitzuwirken. (Ich sollte anfangen Prioritäten zu setzen, zumal ich diese Fic schon sehr mag)

Vielen Dank für euer Feedback. Ich freu mich sehr, wenn es euch gefällt und ihr mir schreibt. ^^
 

~*~*~
 

Der Regen prasselt leise gegen das Fenster und ich schaue nach draußen. Man kann fast nichts erkennen, doch es tut gut den Blick auf etwas zu richten, was sich bewegt und lebendig zu sein scheint.

Still sehe ich den Tropfen dabei zu, wie sie die Scheibe hinab fließen und glitzernd hinter der Gummiabdichtung verschwinden.

Das schwache Licht der Straßenlaternen reicht kaum bis hier oben, aber völlig dunkel ist es nicht.
 

Ich weiß nicht, wie lange ich schon alleine hier sitze.

Nachdem er mich komplett verarztet hatte, ist er losgegangen um Essen und Trinken zu holen. Es ist mitten in der Nacht, aber wenn er sagt, er will jetzt einkaufen, dann wird er schon wissen, wo er um diese Uhrzeit noch etwas herbekommt.

Ich habe nicht gewagt, ihn erneut um Drogen zu bitten, aber jetzt wünsche ich mir, ich hätte es doch getan.

Die linke Gesichtshälfte tut höllisch weh. Es piekst und puckert und alle paar Sekunden kommt es mir vor, als wenn eine große, heiße Welle aus Schmerz diese Stelle überrollt. Immer und immer wieder.
 

Manchmal, wenn ich es kaum aushalte, dann lehne ich die Stirn an das kühle Glas der Fensterscheibe... Ich schlage mit der Faust gegen die Wand, grabe meine Nägel in die raue Mauer, presse meine rechte Stirnseite so heftig dagegen, dass ich für wenige Sekunden von der Brandwunde abgelenkt bin.

Doch es nützt alles nichts. Laufend driften meine Gedanken zu den Schmerzen zurück und ich werde wahnsinnig dabei.
 

Ruhelos stehe ich auf und wandere etwas in der abgedunkelten Wohnung umher. Ich ziehe die dünne Wolldecke fester um mich, die er mir gab, da ich erst neue Klamotten brauche.

Stöhnend sinke ich auf die Knie und drücke mich in eine Ecke, schlage meine Hände an die Wand und beiße mir von innen auf die rechte Wange.

Eine Tür klappt und ich höre Tütengeraschel. Doch das nehme ich nur am Rande wahr. Die dröhnenden Kopfschmerzen nehmen überhand.
 

Erst als das Licht heller wird, sehe ich mich unwillig um.

Er kommt auf mich zu und kniet sich langsam und vorsichtig vor mich hin.
 

„Hey... ich bin wieder da. Ich hab mich beeilt. Alles okay bei dir?“
 

Er klingt besorgt und ich weiß, dass er es wirklich ist, aber das nützt mir wenig, wenn davon die Schmerzen nicht verschwinden.
 

„Na, komm... du musst etwas essen. Ich hab dir auch Milch gekauft...“
 

Milch! Bin ich eine Katze?!

Langsam streckt er seinen Arm nach mir aus und ich drücke mich tiefer in die Zimmerecke. Ich will jetzt nicht essen. Und ich will nicht angefasst werden. Und Milch trinken schon gar nicht! Er soll mir einfach nur irgendwas geben, damit ich schlafen kann... oder high sein kann. Völlig egal, Hauptsache vergessen.
 

„Mello...“
 

Seine Stimme klingt bittend.
 

„Lass mich!“
 

Fauchend ziehe ich meine Beine an und halte die Decke fest.

Gleich darauf lässt er seinen Arm sinken, doch nur um noch einmal näher zu rücken und mich dann gegen meinen Willen zu sich zu ziehen.

Nur wenige Augenblicke später stehe ich schwankend neben ihm und er schiebt mich Richtung Esstisch. Kraftlos lasse ich mich auf die Couch sinken.
 

„Du musst etwas essen, wenn du willst, dass es dir bald besser geht.“
 

„Ich hab aber keinen Hunger!“
 

„Das ist egal.“
 

Misstrauisch sehe ich ihm dabei zu, wie er das Mitgebrachte auspackt. Hauptsächlich Fertiggerichte. Mikrowellen-Lasagne, Instant-Nudeln, Tütensuppen, ein paar Snacks, Milch, Cola und... Schokolade!

Ich beäuge die Tafeln mit wachsendem Interesse und er bemerkt meinen Blick. Abwägend sieht er mich an und richtet sich auf.
 

„Du willst Schokolade? ’kay... Du kriegst sie.“
 

Aber? Ich sehe nach oben und schaue ihn fragend an.
 

„Allerdings nur, wenn du vorher etwas Warmes isst.“
 

„Du bist nicht meine Mutter.“
 

„Ich bin dein Freund und als solcher weiß ich mindestens genauso gut was derzeit gut für dich ist und was nicht.“
 

„Fast-Food und Fertiggerichte sind also gut für mich?“
 

„Ich kann dir leider nichts Frisches kochen mit der Garantie dass es schmeckt, also wirst du hiermit Vorlieb nehmen müssen.“
 

Gefrustet lasse ich mich wieder zurücksinken und seufze.
 

„Na, meinetwegen, dann setz halt heißes Wasser auf...“
 

Er nickt und beugt sich nach vorne, um einen Becher der Nudeln zu nehmen, als er sich plötzlich mit der rechten Hand an die linke Seite greift und das Gesicht verzieht. Schnell nimmt er sich die Nudeln und richtet sich wieder auf, um in die kleine Küche zu gehen.
 

„Was hast du?“
 

„Nichts, bloß Seitenstiche...“
 

Ich glaube ihm nicht und wäre am liebsten aufgestanden, um zu kontrollieren, ob wirklich alles okay ist, doch ich habe keine Kraft und Lust mich jetzt mit ihm herumzuschlagen.

Habe ich eigentlich einen Grund ihm zu misstrauen? Hat er einen Grund mich anzulügen?

Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich momentan alles scheiße finde.

Ich sollte langsam anfangen mir Gedanken darüber zu machen, was passieren soll, wenn ich wieder fit bin.

Kira zu fassen kriegen, bevor Near das schafft.

Klingt gut, doch wie soll ich das realisieren? Nahezu alle meine Leute sind vor oder während der Explosion umgekommen.

Also eine neue Gang suchen? Dürfte in LA nicht schwer sein. Hier wimmelt es nur so von Verbrechern und fragwürdigen Gestalten.
 

Ich hebe den Blick und sehe mich um. Wo bleibt er? Was ist mit meinem Essen?

Nach ein paar Minuten stehe ich schließlich auf und gehe langsam in die Küche. Die geöffneten Cup-Nudeln stehen auf dem Tresen, der Wasserkocher hat sich schon von alleine abgestellt.

Aber von ihm keine Spur. Zögernd drehe ich mich um und gehe raus aus der kleinen Küche und steuere direkt auf das Bad zu.
 

Die Tür ist angelehnt und es brennt Licht.

Ich stoße sie auf und sehe, wie er vor dem Spiegel steht, seinen dünnen Pulli mit der linken Hand nach oben geschoben, die rechte an seiner linken Hüfte zugange.

Er hebt erschrocken den Kopf, als er mich bemerkt und lässt den Pullover fallen. Ich habe es aber bereits gesehen und lehne mich vorsichtig an den Türrahmen.

Er schluckt.
 

„Hast du jetzt doch schon Hunger? Das Wasser müsste kochen...“
 

„Was ist passiert, Matt?“
 

„K-kleine Auseinandersetzung...“
 

„Dafür sieht es aber ziemlich sauber vernäht aus.“
 

„Jah... ich war im- ich habe danach sofort jemanden aufgesucht, der mir da helfen konnte.“
 

„Red keinen Scheiß, Matt! Sag mir die Wahrheit.“
 

Er fährt sich durch die Haare und sieht mich zögernd durch den Spiegel an.
 

„Ich habe Geld... du wolltest doch was gegen die Schmerzen. Ich werd’s gleich besorgen.“
 

Geld? Mir ist bewusst, dass er nie viel davon hatte. Als wir dann zusammen eine Wohnung genommen hatten und ich diese Mafiasache am Laufen hatte, hab ich das meiste bezahlt. Aber das ist okay. Er ist mein bester Freund, er hilft mir immer, er tut alles, was ich ihm sage, er würde für mich sterben.

Zurzeit habe ich kein Geld, aber ich weiß, wie wir an welches rankommen...
 

„Du hast Geld?“
 

„Mhm.“
 

„Woher?“
 

Mein Gesicht zuckt, als ein stechender Schmerz durch meine linke Wange fährt.

Er zögert. Doch ich kenne die Antwort schon.
 

„Ich...“
 

Wütend stürme ich auf ihn zu und presse ihn mit den Schulterblättern an die weißen Badezimmerfliesen.

Die Decke rutscht bei dieser plötzlichen Bewegung zu Boden und ich stehe nackt vor ihm. Zitternd, heulend, sauer und von Schuldgefühlen geplagt.
 

„Bist du total bescheuert?!! Du hast allen ernstes deine Niere für mich verkauft?!“
 

~tbc~
 

Lum for Dramaqueen ^^; Okay, ich denke das nächste Kapitel braucht nicht so lange *lol* Hoffentlich ^^°

Lum~

Blau

Anm.: Sorry, dass es so lange gedauert hat, aber die letzte Szene hat mich Wochen gekostet, da ich keine Ahnung von sowas habe T__T

Naja, viel Spaß beim Lesen ^^;
 

A Whiter Shade of Pale

~Part 5~
 

~*~*~
 

Ich weiß, dass er etwas sagt, aber ich kann es nicht hören.

Nur die widerlichen Geräusche, die sich tränenerstickt meiner Kehle entwinden, hallen in meinem Kopf wieder.

Doch irgendwann dringt es zu mir durch...
 

„...hn, Mello, nicht... hör auf, das tut weh... Mello! ...“
 

Die Nase hochziehend und mir auf die Lippe beißend, weiche ich etwas zurück und lasse ihn dabei los.

Habe ich wirklich so doll zugedrückt?

Er reibt sich den rechten Oberarm und vermeidet es, mich anzusehen.

Langsam strecke ich meine Hand aus und schiebe seinen lockeren Pulli etwas nach oben.

Lange schaue ich die Narbe an und hätte sie am liebsten angefasst und darüber gestrichen, doch ich reiße mich zusammen und tue es nicht. Stattdessen lasse ich den Stoff wieder los und meinen Arm leblos fallen.
 

Mit hängenden Schultern stehe ich vor ihm, mein Blick wandert unruhig durch das kleine Badezimmer, es gibt hier nichts, was meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte.

Abgesehen von ihm...
 

„Warum-“
 

Meine Stimme klingt merkwürdig und ich breche ab, versuche es dann noch mal.
 

„Warum hast du das getan? Es... gibt so viele— andere Methoden an Geld zu kommen. Wir wissen beide, wozu du in der Lage bist. Warum dann also auf diese Art?“
 

„Ich habe geschworen, diese Dinge nie wieder zu tun. Und das weißt du.“
 

„Verdammt noch mal, Matt! Wir sind hier nicht in irgendeinem kitschigen Liebesfilm! Was soll dieses verfickte Aufopferungsgehabe? Du bist so dumm! So dumm!!“
 

Ich drehe mich weg und wische mir mit dem rechten Handrücken über das Gesicht.

Organe verkaufen... was soll der Scheiß?

Will er sich umbringen?
 

„Wichst du auch in diese Becher rein, um dein Sperma zu verkaufen, wenn du mal wieder knapp bei Kasse bist?“
 

„... dein Sarkasmus ist gerade reichlich unangebracht...“
 

„Herrgott, Matt! Spar dir dein altkluges Gerede und werd endlich erwachsen!“
 

Ich mache eine kurze Pause, dann fällt mir noch etwas ein.
 

„Und besorg mir endlich diesen Shit! Ich hab das Gefühl mein Gesicht explodiert.“
 

Mit diesen Worten drehe ich mich um und gehe aus dem Bad. Die Decke liegt noch immer dort auf dem Boden, doch mir ist sowieso nicht kalt.

Ruhelos wandere ich in die Küche, stehe am Tresen, klopfe mit den Fingern auf das Holz und merke, dass ich wirklich nichts essen möchte.

Ich würde anschließend eh nur kotzen.
 

Kurz darauf sitze ich im Wohnzimmer auf der Couch. Nackt.

Wenig später höre ich, wie die Wohnungstür klappt und ich bin allein.
 

„Verdammte Scheiße...“
 

Ich fühle mich so beschissen, wie noch nie zuvor. Mein bester Freund verkauft seinen Körper um mir zu helfen und alles, was ich dazu zu sagen habe, sind Beleidigungen.

Ich bin wirklich erbärmlich.
 

Minutenlang sitze ich einfach nur da und starre ins Leere. Und denke über uns nach. Und über ihn.

Wie ist das eigentlich mit nur einer Niere? Sicher kann man mit einer Niere überleben, aber bringt das nicht Konsequenzen mit sich? Wird er dadurch nun in irgendwas beeinträchtigt sein? Konzentrationsschwäche? Stoffwechsel?

Und was ist mit der Narbe? Wie hat er es überhaupt wieder hierher geschafft? Sicher, er war einige Stunden weg, aber... muss er nicht auch... Schmerzen haben?
 

Mein Kopf brummt und ich bekomme Kopfschmerzen von den vielen Gedanken, die ich mir mache. Aber wenigstens lenkt es mich etwas von den üblichen Schmerzen ab.

Vorsichtig stehe ich auf und gehe ans Fenster.

Bald wird es hell und wir haben schon lange nicht mehr geschlafen. Es wird Zeit, dass ich mir endlich irgendwas einwerfen kann, sonst lauf ich Amok.
 

Ich weiß nicht, wie lange ich dort am Fenster gestanden habe, als endlich die Tür hinter mir auf und wieder zu geht und ich leises Keuchen aus dem Flur höre.

Augenblicklich drehe ich mich um und kann kaum etwas erkennen, da kein Licht außerhalb des Wohnzimmers brennt. Ich gehe ein paar Schritte, doch dann taucht er unweit vor mir im Türrahmen auf...
 

„Matt...“
 

Sein rechter Unterarm stützt sich am Holz ab, mit dem linken Handrücken wischt er sich etwas Blut aus dem Gesicht. Einen Moment später stolpert er auf den kleinen, runden Tisch zu, um sich darauf abzustützen, genau wie ich es getan hatte, als ich diese Wohnung das erste Mal betrat.

Was war geschehen?
 

„...ich ...hab alles... bekommen...“
 

Mühsam und rau kommen die Worte über seine aufgesprungenen Lippen. Das Shirt und die Weste sind teilweise zerrissen oder mit roter Feuchtigkeit durchtränkt.

Stöhnend und die Zähne zusammenbeißend greift er sich an die linke Seite.
 

„Was ist passiert?“
 

„Ach... die dachten, sie könnten... mich abziehen... hab’s aber gekriegt. Ich hab-“
 

Ich stehe einfach nur da und schaue ihn an. Höre ihm zu. Sehe, wie er Schmerzen hat und damit kämpft. Mein ganzer Körper sträubt sich dagegen ihn anzufassen. Mein Verstand ist wie leergefegt. Ich habe keine tröstenden Worte für ihn, kein Mitleid und kein Verständnis.

Alles, woran ich denken kann, ist, dass er, genau jetzt, genau hier, etwas hat, was mich selber meinen Schmerz vergessen lassen kann.
 

Ich muss es haben!!
 

„Was hast du geholt?“
 

Seine Stirn sinkt auf die Tischplatte und er atmet heftig und schwer. Die kurzen Nägel der rechten Hand krallen sich an der Tischplatte fest. Er zittert.

Ich werde ungeduldig und nervös. Das dauert mir alles viel zu lange.

Verdammt, er soll mir den Scheiß endlich geben, was soll das Theater hier?

Kurz kommt mir der irre Gedanke, ihn einfach mit irgendwas niederzuschlagen, sodass er bewusstlos wird und ich ihn durchsuchen kann.
 

„Wo ist es?“
 

Ich mache zwei Schritte auf ihn zu, als er sich unter Anstrengung wieder etwas aufrichtet und langsam in seine linke Westentasche greift.

Er zieht eine kleine, fast durchsichtige Tüte hervor, die er auf den Tisch legt und es mir überlässt, sie zu öffnen.

Ohne zu Zögern strecke ich den rechten Arm aus, trete näher an den Tisch heran und reiße hastig den Clip ab.

Zum Vorschein kommen Spritzen, einzeln verpackte Nadeln und ein gefaltetes, weißes Stück Papier mit einer handvoll roter, immens großer Kapseln darin.

Ich bin sprachlos.

Vor Wut.
 

„Das ist alles? Willst du mich verarschen?!“
 

Schweigend zieht er daraufhin eine braune, kleine Flasche aus seiner Innentasche und stellt sie in die Mitte des Tisches. Meine Augen weiten sich.

Morphium.

Wow... okay.
 

„Was sind das für Kapseln? Kein Llello bekommen?“
 

Er leckt sich über die trockenen Lippen. Es dauert eine Weile, bis ich meine Antwort bekomme und es pisst mich regelrecht an, dass er auf einmal so schwach und verletzlich ist.
 

„Damit betäuben sie Pferde...“
 

„Pferde?“
 

Schwankend geht er zurück in den Flur und ich beachte ihn und sein zusammenhangloses Gemurmel nicht weiter.
 

„Hn... Wasser...“
 

Ich nehme eine der roten Dinger und drehe sie zwischen meinen Finger, bevor ich sie einwerfe, zweimal drauf beiße und dann das bittere, krümelige Zeug fast trocken hinunterschlucke.

Jedoch wird mir gleich darauf klar, dass ich jetzt unmöglich warten kann, bis es anfängt zu wirken, wenn es das überhaupt tun sollte. Mein Blick fällt wieder auf die Flasche. Natürlich ist es kein reines Morphium, aber eine fertige Lösung zum Spritzen; hoch dosiert.

Die Angst vor erneuter Sucht ist groß, doch ich weiß sehr gut wie es sich anfühlt. Ich könnte alles vergessen, keine Schmerzen mehr haben, Schlafen, High sein... einfach nur wegfliegen und keine Sorgen mehr haben.
 

Ich schließe kurz die Augen und drehe mich dann um, die Tüte in einer, die Flasche in der anderen Hand, suche nach ihm. Ich brauche seinen Gürtel. Oder irgendwas anderes, um meinen Arm abzubinden.
 

„Matt?“
 

Er ist in der Küche.

Liegt auf dem Boden wie ein Penner in der Gosse, den Kopf noch gegen den Schrank unterm Waschbecken gelehnt.

Ich knie mich zu ihm runter, lege mein Mitgebrachtes dabei auf dem Boden ab und mache mich dann ungeniert an seinem Gürtel zu schaffen.
 

„Was-? Hey... Mello? ...ich... find’s ja sehr... schmeichelhaft, dass du...“
 

Ein quälendes Husten unterbricht ihn und ich ziehe den dunklen Lederstreifen aus den Schlaufen.
 

„Bild dir ja nichts ein. Ich brauch’ lediglich was zum Abbinden.“
 

Danach vermeide ich es in sein Gesicht zu sehen und mein Blick fällt auf das ausgelaufene Glas Wasser in seiner linken Hand und eine noch eingepackte Tablette.

Ungläubig greife ich nach dem kleinen Päckchen und schmeiße es dann in irgendeine Ecke.
 

„Aspirin? Denkst du, damit kannst du deine Schmerzen stillen? Du bist so naiv, Matt... Hier, das wird dir helfen...“
 

Ich kann seine Panik fast riechen und hören, als ich eine der sterilen Nadeln auspacke und sie vorsichtig auf die Spritze setze. Als nächstes schiebe ich den Ärmel an seinem rechten Arm bis zur Schulter hoch und mache eine Schlaufe in den Gürtel, die ich ihm über besagten Arm streife und dann am Oberarm festzurre.
 

„Nein...“
 

„Sei kein Baby, das ist nur ein kleiner Pieks.“
 

„Ich will nicht...“
 

„Mann, sei froh, dass ich dir überhaupt hiermit helfe, sonst würdest du doch hier abkratzen, weil du nicht wüsstest, wie du damit umgehen sollst!“
 

Keuchend versucht er sich etwas aufzurichten und rückt unbeholfen von mir weg.

Sauer nehme ich die Spritze wieder auf und öffne die Flasche, um die Nadel in dem weichen Pfropfen zu versenken, beides auf den Kopf zu drehen und die Spritze langsam aufzuziehen.

Geräuschvoll stelle ich das braune Glas auf dem Boden ab und drücke die Luft aus dem Röhrchen. Meine Dosis wird wesentlich höher sein, aber für ihn wird das hier reichen.

Ich drehe mich um, doch er ist inzwischen ganz in eine der Ecken gerutscht.
 

„Jetzt stell dich nicht so an, Matt!“
 

„Ich will das aber nicht.“
 

„Du wirst schon nicht abhängig, jetzt gib mir deinen Arm.“
 

„Nein!“
 

Auf den Knien krabbele ich zu ihm, ziehe ruppig an seinem rechten Arm und stelle gereizt fest, dass er die Schlaufe schon wieder halb gelöst hat.

Ich vergeude hier meine Zeit!!

Längst wollte ich mir das Zeug reingedrückt haben, stattdessen gebe ich mich hier mit dieser Kinderkacke ab und komme mir fast albern dabei vor.

Mit der letzten Kraft, die ich aufbringen kann, wehre ich seine Hände von mir ab und ziehe den Gürtel wieder fest, bevor ich seinen Unterarm packe und solange zudrücke, bis ich die Adern in seiner Ellenbeuge sehe, die sich deutlich abzeichnen.

Sein Arm zuckt und er wehrt sich noch immer, doch ich bleibe hart, bin zu sauer und angepisst für Mitleid und tröstende Worte.
 

„Halt still!“
 

Langsam setze ich die Nadel an und steche in die weiche, nachgiebige Haut.
 

„Nhh, nicht...“
 

„Bleib ruhig...“
 

„Mello! Mello!! Nicht... nein, hör auf... bitte, Mello...“
 

„Schh!“
 

„Tu mir das... nicht...“
 

Ich ziehe die Nadel mit der leeren Spritze wieder raus und lasse es zu, dass er meine Hand drückt. Sein ganzer Körper zuckt und er atmet schwer. Es dauert nur wenige Sekunden, dann erschlaffen seine Muskeln und seine Augenlider senken sich, während er zur Seite rutscht und dann auf dem kalten Küchenboden schwach atmend liegen bleibt.

Ich lege den Kopf in den Nacken und schließe die Augen. Die Schmerzen sind überwältigend und in einem Anflug von Selbstbestrafung koste ich es noch ein wenig länger aus, bevor ich die zweite Spritze nehme, eine neue Nadel auspacke und den ganzen Vorgang noch einmal wiederhole.
 

Das eine Ende des Gürtels zwischen den Zähnen festhaltend, steche ich die Nadel in meine Armbeuge und drücke den Kolben runter.

Augenblicklich spüre ich, wie etwas Heißes, Stechendes durch meinen Arm fährt und sich daraufhin in meinem ganzen Körper ausbreitet. Ich lass das Leder los und ziehe die Nadel aus dem Fleisch und lasse mich mit dem Rücken gegen die Wand sinken.

Es dauert nur wenige Sekunden, bis meine Augenlider schwer werden und eine angenehme Taubheit meinen Körper befällt. Ich gebe dem Drang meine Augen zu schließen nach.
 

Es wird warm und hell. Mein Körper wird leichter, alles ist unbeschwert und als ich die Augen erneut öffne, ist da nichts weiter, als der unglaublich blaue, klare Himmel über mir.
 

~tbc~
 

Ich möchte an dieser Stelle noch erwähnen, dass ich nie Drogen genommen habe und somit nicht weiß, wie sich so was anfühlt, auswirkt etc.

Leider waren keine freiwilligen Junkies hier, um mir davon zu berichten *humorlos lach*

Whatever, im nächsten Kapitel kommen dann Matt’s unglaublich nützliche Fähigkeiten zur Sprache *lol*

Lummy~

Grau

A Whiter Shade of Pale

~Part 6~
 

~*~*~
 

Frierend und zuckend erwache ich aus einem lieblichen Traum.

Meine Nase läuft, alles an mir ist taub und kalt und hinter meiner Stirn hämmert und dröhnt es in einem fort.

Langsam lasse ich meinen Blick durch die Küche gleiten und stelle fest, dass ich kaum Schlucken kann, da mein Mund und Hals zu trocken sind. Zudem steigt mir ein widerlicher Geruch in die Nase.
 

Und wo ist er eigentlich?

Schwerfällig versuche ich aufzustehen, kann es aber nicht.

Auf allen Vieren krieche ich schließlich zur Küchentür und verharre einen Augenblick, als ich die Kotze auf dem Boden im Flur sehe.

Klar. Er hat noch nie Drogen genommen. Die Dosis war vielleicht doch zu viel für den Anfang...
 

Mühsam ziehe ich mich an der Wand hoch, um das Erbrochene zu meiden und taumele dann an die gegenüberliegende Wand. Ich kann meine Unterschenkel und Füße kaum spüren. Alles tut weh und ist eiskalt.

Aber immerhin ist der Schmerz in meinem Gesicht zu einem dumpfen Pochen abgeklungen. So lässt es sich leichter ertragen.
 

Würgen, Husten, Platschen.

Er ist also im Bad.

Ich hangele mich an der Wand entlang, versuche nicht wieder hinzufallen und luge vorsichtig um die Ecke.

Da kniet er.

Vor der Kloschüssel, Deckel und Brille hochgeklappt; sich sonst was auskotzend.

Vermutlich kommt eh nur noch Galle hoch. Das ist immer so.
 

Abwartend stehe ich da, halte mich am Türrahmen fest und sehe ihm zu.

Ich könnte ihm gut zureden, ihm das Haar aus dem Gesicht streichen, ihm ein nasses Handtuch reichen - aber ich habe nicht das Bedürfnis dazu.

Wann ist mir sein Zustand eigentlich nahezu egal geworden?

Einerseits bin ich froh ihn zu haben und fühle mich geschmeichelt, dass er so viel für mich tut, andererseits nervt er mich und sein Verhalten regt mich auf, macht mich wütend und zerrt an meinen Nerven.
 

„Bist du fertig?“
 

Er schweigt. Antwortet nicht. Dann –
 

„Willst du etwas? Musst du mal? Oder hast du Durst oder Hunger?“
 

Seine Stimme ist leise, aber sie klingt normal. Warum ist er nicht wütend auf mich? Ich wäre es an seiner Stelle, würde sich mir gegenüber jemand so verhalten, wie ich es gerade tue.
 

„Fick dich!“
 

Ich weiß, dass es nichts bringt, ihn mit Absicht zu provozieren, aber ich tue es dennoch aus einer Laune heraus.

Ohne seine Reaktion abzuwarten, drehe ich mich um und wanke ins Wohnzimmer, wo ich mich auf der Couch niederlasse und nach wenigen Augenblicken vorsichtig zusammenrolle.

Ich habe Durst... und ein bisschen Hunger. Und kalt ist mir auch, aber vor allem bin ich müde. So ein Trip ist anstrengend und kräftezehrend. Ich muss versuchen die Dosen so niedrig wie möglich zu halten, um nicht wieder abhängig zu werden.

Das fehlte gerade noch. Zu meinem ohnehin schon miserablem Zustand auch noch drogensüchtig.
 

Es dauert nicht lange bis er schließlich auch im Wohnzimmer auftaucht, eine dampfende Tasse auf dem niedrigen Tisch abstellend.
 

„Das ist ’ne Tütensuppe... dachte, du kannst jetzt vielleicht eine vertragen...“
 

Ich antworte nicht und drehe mich bloß auf den Rücken (da ich leider auf der linken Seite nicht liegen kann, sonst würde ich ihm den Rücken kehren), ihm damit signalisierend, dass er sich seine nahezu mütterliche Fürsorge sonst wo hinschieben kann.

Immer noch bin ich nackt und ich bin mir seiner manchmal verstohlenen Blicke durchaus bewusst, doch wie so oft ist es mir schlichtweg egal.

Solange er mich nicht anrührt, ist alles okay.
 

Ich schließe meine Augen, die Zeit verstreicht und ich spüre seine Anwesenheit noch immer.

Warum geht er nicht weg?

Irgendwann höre ich, wie er den Raum verlässt, kurz darauf wiederkehrt und sich neben die Couch kniet.

Er hat die Decke geholt und legt sie mir über meinen ausgekühlten Körper.

Schon nach wenigen Augenblicken entspanne ich mich etwas, da die kühle Luft des Zimmers nun nicht mehr über meine Haut streicht.

Langsam, sehr langsam, wird es etwas wärmer unter der Decke.
 

Er ist immer noch da.

Ich höre das leise Geräusch, welches seine Zunge macht, als er den Mund öffnet. Und noch bevor er anfängt zu sprechen, weiß ich, was er will.
 

„Hey... Mello?“
 

Erst sage ich nichts, aber es ist ohnehin zwecklos sich schlafend zu stellen, also brumme ich lediglich zustimmend, damit er seine lächerliche Frage stellen kann.
 

„Denkst du, ich könnte... ich meine, hättest du was dagegen, wenn ich-“
 

„Vergiss es!“
 

Leise atmet er durch die Nase aus.
 

„Okay.“
 

Seine Kleidung raschelt neben mir und er seufzt leise.

Dann ist es still.

Ich schlage die Augen wieder auf.
 

Was bin ich eigentlich für ein Arsch? Ich tue geradezu so, als wäre ich der Einzige, der hier leidet und viel durchmachen muss.

Sicher könnte ich ihm sagen, dass es mir Leid tut und dass ich es im Grunde schätze, was er für mich tut, aber es wäre ja irgendwie doch erbärmlich so etwas offen zuzugeben, also schweige ich und drehe vorsichtig den Kopf zur Seite, nur um ihn auf dem kalten, grauen Fußboden zu sehen; die Beine leicht angewinkelt, die rechte Hand auf der linken Hüfte, über dem vernähten Schnitt.
 

Weitere Minuten verstreichen, in denen er mich schließlich ansieht und letztendlich halte ich es dann doch nicht aus.

Wenn ich mich selbst schon kaum ertragen kann, sollte ich wenigstens ihm die Chance dazu geben, es zu versuchen, wenn er denn möchte.
 

„Komm her.“
 

Meine Worte waren leise und es dauert einen Moment, bis er sich rührt und vorsichtig aufsteht.

Zum Glück fällt er mir nicht um den Hals.
 

„Leg dich ans andere Ende und dreh dich auf die Seite.“
 

Ich weiß, was er vorhat, und da wir beide nicht auf der linken Seite liegen können und die Couch recht schmal ist, scheint das die beste Lösung zu sein.

Ich tue was er sagt und ziehe die Decke weg, während ich ans andere Ende krieche und mich dann auf die rechte Seite lege, die Sofalehne anschauend.
 

Kurz darauf sinkt der Stoff hinter mir etwas ein und es wird warm an meinem Rücken.

Der leicht kratzige Stoff der Wolldecke auf meiner Haut, heißfeuchter Atem in meinem Nacken... eine kalte Hand an meiner Hüfte.
 

„Matt...“
 

„Ich mach’ nichts...“
 

Ein paar Mal atme ich laut durch den Mund ein und aus, bevor das komische Gefühl in meinem Magen weggeht und die Hitze auf meinen Wangen nicht mehr so stark ist.

Gut. Wenn er sagt, er macht nichts, dann wird er auch nichts machen.

Oder?
 


 

~tbc~
 

A.N.: Tut mir wirklich schrecklich Leid, dass es entsetzlich lange dauerte. I suck ;_;

Ja, haut mich ruhig, es ist ja auch nicht viel und ich hab nichtmal über Matt’s Fähigkeiten gesprochen, wobei ich das eigentlich mit diesem Kapitel durchhaben wollte, aber irgendwie...

Naja, also ich habe die Fic und euch NICHT vergessen.

Und ich hoffe ihr auch noch nicht ^^;

Liest das hier noch jemand? ._.

Schwarz-weiß

A Whiter Shade of Pale

~Part 7~
 

~*~*~
 

Als ich das nächste Mal aufwache, ist es bereits später Nachmittag.

Ich schwitze unter der Decke, aber gleichzeitig ist mir kalt und ich fühle mich einfach nur miserabel.

Eine Weile bleibe ich noch so liegen. Er hinter meinem Rücken, die Sofalehne vor mir. Eingeengt und unbequem.

Meine Nase läuft, alles an mir klebt, ich kann das Zittern von Zeit zu Zeit kaum unterdrücken und wundere mich, dass er dadurch nicht aufwacht. Aber vermutlich hat er den Schlaf genauso nötig wie ich und ist einfach zu erschöpft.
 

Schließlich gebe ich mir einen Ruck und ziehe mich an der Rückenlehne langsam und vorsichtig hoch, schwinge dann erst ein und dann das andere Bein darüber, entziehe mich ihm und der schwitzigen Wärme der kratzigen Decke.

Aufatmend bleibe ich einen Moment neben der Couch stehen und warte bis das komische Gefühl weg ist, welches einen übermannt, wen einem Schwarz vor Augen wird.
 

Kurz darauf mache ich mich auf den Weg in die Küche, nehme mir ein Glas Wasser und eine weitere der großen, roten Kapseln. Es wird wohl besser sein, wenn ich nur spritze, wenn es unerträglich wird. Ich hätte schon Lust es jetzt gleich wieder zu tun, aber noch bin ich klar genug bei Verstand, um es mir selber auszureden.
 

Mein Blick fällt auf die Sachen, die er eingekauft und noch nicht weggeräumt hat. Das Junk Food und die Cola.

Er weiß genau, dass ich das nicht mag. Ich mag Kakao und Saft. Pizza und Schokolade.

Nachdem ich die Kapsel mit Wasser eingenommen habe, suche ich die kleine Küche nach einer Packung haltbarer Milch ab.

Natürlich finde nichts. Er hasst Milch.
 

Ich frage mich ernsthaft, wie wir vorher so gut miteinander auskamen. Haben wir überhaupt irgendwelche Gemeinsamkeiten?

Die Konservendose in meiner linken Hand ist schwer und kalt. Ich starre sie an und sie starrt zurück.
 

„Nein, haben wir nicht!“, fauche ich die Dose böse an und knalle sie auf die Ablage neben dem Waschbecken.

Ruhelos befühlen meine Finger die anderen Sachen und schließlich gebe ich mir einen Ruck und nehme die aufgetaute Tiefkühllasagne, um sie in die Mikrowelle zu stecken. Ich stelle nur die Hälfte der Zeit ein, da sie sonst sicher verbrennt.

Dann nehme ich mit Widerwillen eine Flasche Cola und zwei Gläser und gehe damit zurück ins Wohnzimmer, vorbei an der Kotze im Flur, die noch immer da ist.
 

Es stinkt.
 

Er schläft nach wie vor und ich stehe einen Augenblick unschlüssig da, bevor ich das Piepen der Mikrowelle höre und mich umdrehe, um die Lasagne zu holen.
 

Er schläft.

Ich wische die Kotze weg.

Er schläft.

Ich räume die Einkäufe in die Schränke.

Er schläft.

Ich suche mir etwas zum Anziehen aus dem einzigen Kleiderschrank, den er besitzt und...

Er schläft.
 

Es ist kalt hier und ich sehe an mir runter. Eine dunkle Shorts und einen seiner gestreiften Pullis, der selbst mir zu groß ist. Ob ich mir noch mehr holen sollte? Viel passieren kann ja nicht, es sind ja Verbände über allen kritischen Stellen.

Unbequem ist es schon, aber ich friere, also ziehe ich die Schubladen noch mal raus und nehme mir zwei einzelne Socken, die frisch gewaschen aussehen. Eine schlabberige Stoffhose finde ich zudem auch noch.
 

Als ich die Lade wieder zuschiebe, höre ich ihn hinter mir brummen.

Er scheint langsam wach zu werden, während ich mich weiter ankleide. Die Haut spannt unglaublich bei den Verrenkungen, die ich mache, aber ich versuche an etwas anderes zu denken und trete letztendlich an den Tisch heran.
 

„Na, auch schon wach? ...das Essen wird kalt...“
 

Er reibt sich den Kopf und zieht sich die Decke unwillig vom Körper.
 

„Hrm...“
 

„Was ist? Kein Hunger?“
 

Habe ich diesen Scheiß etwa umsonst gemacht?

Doch er unterdrückt ein Gähnen und beugt sich dann über Tisch, riecht und greift schlussendlich nach der Cola.

Langsam schenkt er die zwei Gläser voll und schiebt eines davon in meine Richtung.
 

„Trink. Da ist Zucker drin.“
 

„Als wenn ich das nicht wüsste... hol lieber zwei Gabeln und Teller, falls du so was hier hast!“
 

Er nickt und steht auf um die Sachen aus der Küche zu holen. Ich setze mich auf die Couch und ziehe die noch immer dampfende Lasagne zu mir herüber. Sie ist am Rand ein wenig schwarz, aber der Rest scheint gut zu sein. Irgendwie hab ich ja doch Hunger.
 

„Du hast aufgeräumt und... es aufgewischt.“
 

„...ja.“
 

„Danke.“
 

„Mh.“
 

Nebeneinander sitzen wir dann auf dem Sofa und stochern mit unseren Gabeln in dem Nudelmatsch herum.
 

„Hast du keine Teller oder was?“
 

„Sei froh, dass wir überhaupt warmes Essen und eine trockene Wohnung haben.“
 

Ich wende meinen Kopf und sehe ihn direkt an.
 

„Du weißt selber auch, wie wir unseren Lebensstandard von 0 auf 100 verbessern könnten. Du musst es nur tun! Gott, Matt!! Ich verstehe dich nicht. Siehst du denn nicht, dass ich im Moment nicht in der Lage bin das große Geld hier anzuschleppen? Jetzt bist DU dran! Mach endlich was – aber ohne deinen verfickten Körper zu verkaufen!“
 

Schier nachdenklich kaut er mit halb offenem Mund zu Ende, bevor er die Gabel auf den Tisch legt und langsam nickt.
 

„Du willst es scheinbar nicht kapieren!!“
 

Er wendet sich mir zu. Seine Augen sind kalt und hart.

Es gibt im Grunde keine Menschen, vor denen ich Angst haben könnte. Doch es gibt diese Momente, in denen er über sich hinaus wächst und unberechenbar wird. Ich erkenne ihn dann kaum wieder und das... könnte mir Angst machen.

Ich schlucke.
 

„Hast du dir auch nur ein einziges Mal darüber Gedanken gemacht, WARUM wir in dem Waisenhaus waren? Warum man uns dort unterrichtet hat? WAS man uns gelehrt hat??“
 

Er packt meine Schultern und drückt zu.
 

„Ahh, lass los!“
 

„Wach auf, Mello! Sie wollten aus uns Detektive machen und keine Diebe und Verbrecher! Hast du vergessen, warum wir da waren? Hast du das? Warst du nicht derjenige, der unbedingt L’s Nachfolge antreten wollte? Wolltest du nicht da sein, um anderen zu helfen?“
 

Sein Atem ist viel zu laut in der Stille des Zimmers.
 

„Was ist nur aus dir geworden, Mello? Hast du all das bereits über Bord geworfen, als du Wammy’s House...“
 

„Hör auf!“
 

„...verlassen hast? Oder haben dich diese scheiß Mafiatypen etwa auf den...“
 

„Hör auf!“
 

„...Geschmack gebracht? Oder hast du bei der Explosion...“
 

„Hör auf!!“
 

„...nicht nur dein Gesicht, sondern auch deinen Verstand verloren??“
 

„Hör auf, hör auf, hör auf!! Sei endlich still!“
 

Er schweigt.

Ich mache mich von ihm los und stehe auf.
 

„Was weißt du schon?!“
 

Ich schüttel den Kopf und gehe zum Fenster.
 

„Gar nichts weißt du. Du warst nie scharf auf den Job...“
 

„Das stimmt, aber ich hatte immer vor euch zu unterstützen. Egal, wer es sein würde. Ich bin nicht blöd, Mello. Ich weiß auch, dass... gewisse Opfer manchmal nötig sind. Aber bei dir scheint das zur Gewohnheit zu werden und das kotzt mich an!“
 

Ich hasse es, wenn wir uns streiten. Besonders wenn ich denke, dass er eigentlich im Recht ist und nicht ich.

Leise seufzend lege ich den Kopf zur Seite und nehme schwach den Geruch des Pullovers wahr. Nach einer Weile höre ich ihn hinter mir weiter essen. Für ihn ist das Thema dadurch wohl erledigt, aber für mich nicht.

Wenn er sich weigert die Konten reicher Lackaffen für uns zu hacken, muss ich ihn eben dazu zwingen!
 

~tbc~
 

PS: Sorry, dass es nen halbes Jahr dauerte ._.

Ich hoffe, ihr habt noch Interesse.

Und wer noch alles auf die ENS-Liste möchte zum Bescheidsagen wenn ein neues Kap kommt, der möge mir doch bitte Bescheid sagen, danke ^^

Braun

A Whiter Shade of Pale

~Part 8~
 

~*~*~
 

„Musst du nicht zuerst hier irgendeinen Wert eingeben, bevor du dort die Kombinationen durchlaufen lässt?“
 

Mein Zeigefinger tippt auf eine bestimme Stelle auf dem Bildschirm und ich beuge mich über seine linke Schulter, spüre wie er allmählich nervös wird, da ich ihm selten körperlich so nahe bin, wie gerade jetzt.

Die letzten Tage sind, gelinde gesagt, beschissen gewesen. Wir haben zuerst kaum geredet, ich hab öfter gespritzt, als ich eigentlich ursprünglich wollte, der Verbandswechsel war jedes Mal ein einziges Debakel und zu guter letzt hatte ich ihn aber zwingen können vom Restgeld, welches er noch besaß, PC-Ersatzteile und entsprechende Soft- und Hardware zu kaufen, damit wir uns ENDLICH irgendwo einhacken konnten um an Geld heranzukommen.
 

Was wir auch just in diesem Moment tun. Also im Grunde macht er es, ich schaue nur zu, allerdings finde ich seine Vorgehensweise mehr als merkwürdig...
 

„Würdest du es bitte mir überlassen, wie wir Mr. Lyall um ein paar Tausender erleichtern? Danke!!“
 

Ich mache ein abfälliges Geräusch und er schnalzt gereizt mit der Zunge.

Wir sind so ein wunderbares Team...

Mein Kinn sinkt auf seine Schulter, während meine Hände die Rückenlehne des Stuhls umklammern und ich müßig auf den Bildschirm starre.

Warum dauert das so lange?
 

Wir schweigen und warten. Der Computer läuft in unglaublicher Geschwindigkeit alle möglichen Zahlen-, Buchstaben- und Zeichenkombinationen durch. Die kleinen Kästchen auf dem Bildschirm flimmern so schnell, dass man es mit bloßem Auge nicht mitverfolgen kann.
 

Er rutscht auf dem Stuhl hin und her und beißt sich dann ein winziges Stück Haut aus seinem Mittelfinger der rechten Hand, neben dem Nagel. Ich schaue angewidert zu.

Da fällt mir etwas ein.

Langsam greift meine linke Hand nach vorne, um den Saum seines Shirts nach oben zu schieben. Ich hebe den Kopf und gucke auf die noch leicht rötliche Narbe. Scheint gut verheilt zu sein...
 

„Na, tut’s noch weh?“
 

Meine Stimme ist leise und meine Fingerspitzen streichen über die entsprechende Stelle. Er zieht scharf die Luft ein und schiebt meine Hand von sich weg.
 

„Lass das!“
 

Ich lache und wende mich zum Fenster, sehe nach draußen, wo es kaum merklich immer dunkler wird.

Was folgt als nächstes?

Geld haben wir jetzt. Also kommt jetzt das Übliche? Waffen und Ausrüstung kaufen, neue Kontakte knüpfen, Leute bestechen und erpressen?

Dann haben wir noch viel zu tun.
 

„Matt? Du musst nachher in die Stadt und dich etwas umhören. Ich will Informationen. Jetzt wo Rod tot ist, schlagen sich die kleinen Banden sicher die Köpfe ein, um die Vorherrschaft zu erlangen. Ich will wissen wer genau da mitmischt. Kriegst du das hin?“
 

„Klar.“
 

„Gut, und ich bleibe hier und warte auf diesen Typen, der... wie hieß er doch gleich? Lif?“
 

„Ja, Lif. Er wurde mir empfohlen, ich trau der Quelle.“
 

„Na, also schön. Dann soll der gute Junge mal schau’n, ob noch was zu retten ist... von meinem Gesicht...“
 

Für einen kurzen Augenblick sieht es so aus, als wenn er etwas erwidern möchte, doch er macht den Mund wieder zu und schweigt.

Scheinbar hat er mittlerweile doch begriffen, wer hier der Boss ist.
 

„Ach so und wegen unserem alten Apartment... das Loft. Ich will wieder dahin zurück! Check die Lage, ob es noch bewacht wird, muss aber nicht heute sein.“
 

„’kay.“
 

Er dreht sich mit seinem Stuhl in meine Richtung und mustert mich eingehend.

Was soll das?
 

„Was?!“
 

„Du siehst beschissen aus. Es wird Zeit, dass du endlich ein Bad nimmst. Außerdem könntest du dir mal die Haare schneiden lassen.“
 

„Warum schneidest du sie mir nicht?“, fauche ich ihn an und wende mich beleidigt ab.

Ich weiß selber, dass ich seit Tagen, vielleicht mittlerweile Wochen, nicht geduscht habe und es bitter nötig hätte. Allerdings ist das nicht so einfach, wenn der halbe Körper aus offenem, verbranntem Fleisch besteht.

Und dieser Wichser weiß das auch sehr genau!
 

„Ich hab ne bessere Idee. Ich kenn da ein Mädel... sie war mal Friseurin, ist dann aber in die falsche Gesellschaft geraten... du kennst das ja, jedenfalls könnte ich sie anrufen, damit sie kommt und dir die Haare schneidet. Und vielleicht kann sie sie auf der rechten Seite verlängern, damit es wieder normal aussieht...“
 

„Redest du da von Extensions? Sehe ich etwa aus wie ein Mädchen?!“
 

„Hatten wir das Thema nicht schon mal?“
 

Wütend sehe ich ihn an und weiß aber, dass es im Grunde keine schlechte Idee ist. Mit längeren Haaren und einer neuen Frisur lässt sich die Narbe gewiss etwas verdecken...
 

„Also schön, ruf sie an.“
 

~*~
 

Zwei Tage später hocken wir zusammen auf der Couch und warten auf Tasha, die mich ’umstylen’ soll, wie er es so schön ausdrückt.

Lif, der sich mein Gesicht anschauen sollte, war doch erst gestern gekommen. Allerdings hat er mir neue Medikamente gebracht und eine Salbe, die angeblich Wunder wirken soll. Ich bin gespannt...
 

„Wo bleibt die Schlampe denn? Sollte sie nich schon vor zehn Minuten hier sein?“
 

„Geduld! Sie hat sicher Probleme es zu finden, immerhin leben wir hier im letzten Loch...“
 

„Warum hast du sie dann nicht einfach abge---?“
 

Es klopft laut an der Tür und fast sofort springt er auf und geht schnellen Schrittes zur Eingangstür.

Ich beuge mich etwas vor, als ich eine klare, helle Frauenstimme höre und wie sie und er sich begrüßen. Küssen links, Küsschen rechts... zum Kotzen! Sind wir hier in einer Fernsehshow?

Er führt sie herein und ich kann Tasha genauer betrachten.

Sie ist eine junge Frau, schätzungsweise Mitte 20, braunes, langes, gepflegtes Haar, ein schmales, hübsch geschnittenes Gesicht, schlank, genauso groß wie er und außerdem trägt sie viel zu wenig Stoff auf dem Leib.

Ausgefranste Hotpants aus Jeansstoff, schwarze Stiefel, ein knappes, blaues Oberteil mit Glitzer. Und sicher keinen BH drunter...
 

„Also, Mello? Das ist Tasha. Tasha – Mello!“
 

„Hi“, sage ich langsam und kann nicht anders, als sie abfällig anzustarren. Ich wette meine Abneigung ist mir ins Gesicht geschrieben, denn es folgt betretenes Schweigen.

Er kratzt sich verlegen am Hinterkopf und hustet umständlich.
 

„Tja, also dann... ich lass euch zwei mal alleine und werd jetzt nach unserer alten Wohnung schauen. Bin in frühestens zwei Stunden wieder da.“
 

Ich nicke lediglich und lehne mich zurück, während er das Apartment verlässt und das Mädel mitten im Wohnzimmer stehen lässt.

Die Tür klappt und wir sind allein.

Ihr Blick bleibt an meiner linken Gesichtshälfte kleben und frisst sich dort hinein. So lange, bis ich genug habe und abrupt aufstehe.
 

„Okay, fang an, ich hab nicht ewig Zeit!“
 

Sie stellt ihre mitgebrachte, große Tasche auf dem Boden ab und reibt sich die Handflächen am Hosenboden ab, bevor sie ein falsches Lächeln aufsetzt und ein paar Schritte näher kommt.
 

„So... also Matt sagte mir, du möchtest... Extensions? Und einen neuen Schnitt, ja? ...scheinst ja ganz schön was abbekommen zu haben...“
 

„Das lass mal meine Sorge sein.“
 

Ich schnappe mir den Drehstuhl, der am PC steht und rolle ihn in die Mitte des Raumes, bevor ich mich darauf setze und warte, dass sie anfängt.
 

„Äh... wann hast du sie zuletzt gewaschen? Ich meine...“
 

„Lady! Ich hab derzeit ein verficktes Problem mit meiner linken Körperhälfte, wie du sehr wohl gesehen hast! Da gestalten sich Sachen wie Duschen und Haare waschen als äußerst umständlich...“
 

„Okay, okay! ...okay. Soll ich dir helfen sie zu waschen? Jetzt gleich? Habt ihr ein Waschbecken hier?“
 

Nein, natürlich haben wir kein Waschbecken hier... wo sind wir denn hier? Im Luxushotel?

Was hat er mir da nur angeschleppt? Diese Frau ist strunzdumm und sie regt mich von Minute zu Minute mehr auf.

Wortlos stehe ich auf und gehe ins Bad. Tasha folgt mir und sieht sich dann kurz um, bevor sie nach einem Handtuch und dem Shampoo, welches er benutzt, greift.
 

„Hier, halt dir das vorsichtig vor’s Gesicht, dann kann ich sie dir kopfüber waschen.“
 

Ich tue was sie sagt und es klappt tatsächlich. Schnell und reibungslos.

Warum ist ihm diese Idee nicht gekommen? Blöder Sack...

Wir gehen zurück ins Wohnzimmer und Tasha reibt meine blonden Strähnen vorsichtig etwas trockener und fängt dann an zu schneiden.

Wow, ich hatte fast vergessen, was für ein gutes Gefühl es ist, mit nem sauberen, frischen Kopf rumzulaufen.
 

Als sie mit Schneiden fertig ist, gehen wir zur Wand rüber, da dort eine Steckdose ist, und sie föhnt meine Haare trocken.
 

„So, fertig. Willst du’s sehen, bevor ich mit den Verlängerungen links anfange?“
 

Ich brumme zustimmend und sie zeigt mir einen kleinen Spiegel.

Ich starre eher auf meine Narbe, anstatt auf meine Haare. Aber es sieht okay aus, jedenfalls besser als vorher, auch wenn es links noch recht merkwürdig ist.
 

„Gut, setz dich wieder hin, das kann jetzt etwas dauern, da ich viele Strähnen brauche...“
 

Wieder auf dem Stuhl sitzend, schaue ich ihr dabei zu, wie sie die richtige Farbe aussucht und sich dann alles zurechtlegt und zum Schluss ein Gerät anschließt, welches aussieht wie eine Mischung aus Lockenstab und Glätteisen.

Sie stellt es in eine Halterung und dreht sich dann wieder zu mir.
 

„Gibt es... eigentlich noch etwas anderes... was ich tun kann...?“
 

Ich runzle die Stirn und bewege mich nicht, als sie abwesend über meine Brust streicht und sich dann hinkniet, um sich am Knopf und Reißverschluss der lockeren Jeans zu schaffen zu machen, die er mir geliehen hat. Ihre schlanken Finger mit den langen, bemalten Nägeln ziehen den Zipper langsam runter...

Was soll das bitte werden? Will sie etwa auch noch ne Intimrasur an mir vornehmen?
 

„Hey! Was...?“
 

„Shh... Matt sagte, du wärest vielleicht etwas frustriert und könntest etwas... Ablenkung gebrauchen...“
 

Unwillig schiebe ich sie von mir weg und mache meine Hose wieder zu.
 

„Sagte er das, ja?! Nun, da hat er falsch gedacht. Mach deine Arbeit und dann verschwinde hier!“
 

Tasha sieht beleidigt aus, aber dann wirft sie lediglich ihr langes Haar über ihre Schultern und fängt mit den Extensions an. Schweigsam und zügig. Na bitte, so liebe ich das doch.

Liederliches Frauenzimmer...
 

Nachdem sie fertig ist, schneidet sie noch einmal nach und schlussendlich kann ich vor dem Badezimmerspiegel meine neue Haarpracht bewundern.

Also, auch wenn dieses Mädel aussieht wie die letzte Schlampe und sich auch so benimmt – Haare machen kann sie auf jeden Fall. Na ja, jeder ist mit irgendeinem Talent gesegnet...
 

Ich gebe ihr das Geld und warte darauf, dass Matt zurückkommt.

Der kann was erleben...
 

~tbc~
 

Danke, dass ihr nach wie vor Interesse habt und mir schreibt, das macht mich ganz wuschig! *euch drück*

Lummy~

Dunkelblau [TEIL 1]

A Whiter Shade of Pale

~Part 9~ (TEIL 1)
 

~*~*~
 

Die Wohnungstür klappt, Schlüssel werden auf die Arbeitsfläche in der Küche gelegt. Ein leises Seufzen, dann das Geräusch eines Feuerzeugs und ein kurzes Aufleuchten im Flur.

Ich sitze im dunklen Wohnzimmer auf der Couch, wartete darauf, dass er reinkommt.

Kurz darauf geht das Licht an und er steht im Türrahmen, die Kippe im Mundwinkel und sich die Weste ausziehend.
 

„Oh, du bist ja doch da. Hab mich schon gefragt, wo du seien könntest...“
 

„Vielleicht bei Tasha?“
 

Er stutzt und nimmt die Kippe zwischen Zeige- und Mittelfinger der linken Hand.
 

„Bei Tasha? ...ja... ja, warum nicht. Ähm, hat alles geklappt? Bist du zufrieden? Zeig mal her... wow, sieht gut aus. Man sieht gar nicht, dass es künstlich ist.“
 

„Ob ich zufrieden bin?“, frage ich leise und stütze meine Ellbogen auf die Oberschenkel, während ich die Hände vor meinem Mund locker verschränke.
 

„Was glaubst du denn? Bei DER Sonderbehandlung...“
 

Den Rauch ausblasend, wirft er seine Weste neben mich und geht zum Fenster um es zu öffnen.
 

„Komm schon, du kannst deswegen nicht sauer sein. Du wirktest eben... etwas verschlossen und ich dachte, dass du vielleicht... du weißt schon... eine Frau brauchst?“
 

„Da hast du falsch gedacht, mein Freund.“
 

Lachend dreht er sich um und lehnt sich dann mit dem Rücken gegen die Fensterbank, während die kühle Abendluft an ihm vorbei ins Zimmer reinweht.
 

„Offensichtlich, ja. Aber mich hast du ja nicht rangelassen.“
 

Wie bitte?! Ich bin KRANK. Na ja, oder zumindest so was Ähnliches... da ist Sex sicher das Letzte, an das ich denken werde, bevor die Wunden nicht richtig verheilt sind. Und was heißt hier ’ranlassen’? Haben wir überhaupt schon einmal miteinander geschlafen?? Jedenfalls nicht, dass ich mich erinnern könnte. Höchstens in seinen Träumen. Bastard!
 

„Ahh... daher weht der Wind. Du bist sauer und wolltest mich ärgern, indem du mir die dümmste Schlampe mit dem niedrigsten IQ dieser Welt auf den Hals gehetzt hast?“
 

„Ich- ich bin nicht sauer!“
 

„Klar...“
 

„Würde es mir darum gehen, könnte ich mir jede Nutte dieser Stadt kaufen.“
 

„Ah, aber du willst sie nicht.“
 

„...“
 

„Du willst mich.“
 

Es ist eine bloße Feststellung, aber es scheint ihn zu treffen.

Ich weiß, wie es ist, wenn man jemanden will, aber die andere Person einen selber nicht will. Langsam stehe ich auf und gehe zu ihm rüber.
 

„Warum tust du es dann nicht einfach? Hast du so viel Schiss vor mir?“
 

Er dreht sich nicht um, sondern raucht lediglich zu Ende und schnippt dann die Kippe nach draußen, um gleich darauf hinterher zu spucken. Ich hasse diese Angewohnheit.
 

„Also, was ist? Du willst, dass ich dich ranlasse? Los, komm her, ich stehe hier und kann’s kaum erwarten...“
 

Er macht das Fenster zu und schüttelt den Kopf.
 

„Du willst mich ja nicht...“
 

„Ach?“, erwidere ich, meine Stimme triefend vor Sarkasmus. „Früher hat dich das aber nicht gestört, wenn du dich mal wieder dazu entschlossen hast, meinen Schwanz--“
 

„HÖR AUF!“
 

In der nächsten Sekunde stehe ich mit dem Rücken zur Wand, er direkt vor mir. Seine Hand umklammert schmerzhaft meinen Unterkiefer.
 

„Du hast keine Ahnung, Mello! Und wenn du es zu weit treibst, wirst du es nur bereuen, glaub mir das.“
 

Dann lässt er mich los und geht mit wütenden Schritten in die Küche. Ich sehe ihm nach und reibe mein Kinn.

Was meint er damit, ich würde es bereuen?
 

„Und das Loft?“, rufe ich ihm hinterher.

Als Antwort bekomme ich etwas, das sich anhört wie ‚Fick dich’. Allerdings könnte es aber auch ‚Jetzt nich’ geheißen haben. Bin mir da nicht so sicher...

Ich schlendere ihm hinterher und sehe zu, wie er sich Instant-ramen in einer Schüssel mit Wasser in der Mikrowelle zubereitet.
 

„Also?“
 

„Also was?“
 

„Das Loft! Ich will dahin zurück! Große Wohnung, tolles Bad, meine eigenen Klamotten...“
 

„Ja, is’ sauber. War da und alles okay. Keine Bewachung mehr und auch drinnen is’ alles roger. Keine Wanzen oder Kameras, hab alles gecheckt.“
 

„Sehr gut. Worauf warten wir dann noch?“
 

„...auf mein Abendessen?“
 

Jetzt muss ich fast schon wieder lachen. Er kann so ätzend sein, aber andererseits würde ich ohne ihn jetzt nicht hier stehen und mich zwischen lachen oder weiterhin-sauer-sein entscheiden.

Ich entscheide mich für Ersteres und wenig später räumen wir zusammen alles Wichtige aus der kleinen Wohnung ins Auto und fahren mitten in der Nacht in unser altes Loft zurück.

Hoffentlich müssen wir nie wieder hierher zurück.
 

~*~
 

Die nächsten Tage vergehen schnell und sind stressig. Es ist ihm gelungen ein Treffen zu arrangieren, zwischen ein paar Typen, die denken sie wären jetzt große Fische hier in L.A.

Leider war das Ganze nicht gut verlaufen und wir sind gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen. Was mich natürlich tierisch anpisst.

Er meinte zwar, ich soll die Typen vergessen, aber das kann ich nicht.

Gestern haben wir unseren alten Waffenhändler wieder getroffen, mit dem auch Rod immer gehandelt hatte. Der Typ war mir zum Glück noch immer gewogen und wir haben kräftig eingekauft.
 

Heute will ich mich rächen. Es mag albern sein, aber es ist vermutlich das letzte Mal, dass ich so was mit ihm machen kann, da ich mich jetzt, wo meine Narben langsam zuheilen, endlich wieder intensiver mit meinem eigentlichen Ziel befassen muss.

Es wird Zeit Near zu treffen. Etwas, auf dass ich mich sicher nicht freue, aber es ist notwendig. Außer dem Computerfreak an meiner Seite, weiß niemand, dass ich noch lebe, was mir derzeit nur von Vorteil sein kann.
 

Er wirft die AK-47 zu den anderen Waffen in den Kofferraum und knallt ihn zu, während ich die zwei langen, schwarzen Mäntel auf die Rückbank schmeiße und dann einsteige.

Sekunden später fahren wir los und ich merke, dass ich leicht nervös bin. Er ist es auch. Das merke ich daran, dass er die Kippen nur halb raucht, aus dem Fenster schnippt und sich aber gleich darauf wieder eine neue ansteckt.

Ich schaue weg und sehe dem Himmel dabei zu, wie er sich zunehmend verdunkelt.
 

Es dauert eine Weile, aber schließlich sind wir da.

Ein altes Fabrikgelände mit haufenweise Schrott und Unkraut. Die Bahngleise sind in der Nähe und etwas weiter hinten stehen 3 Autos. Gut, sie sind also hier, die Bastarde.

Schweigend steigen wir aus, schnallen die Holster um und ziehen uns die Mäntel über, bevor wir uns mit den Waffen aus dem Kofferraum beladen.
 

„Und... was ist, wenn es schief geht?“
 

Ich sehe ihn and und mache den Kofferraum zu.
 

„Es wird nicht schief gehen. Wir wissen wie die ticken. Wir stürmen einfach rein und knallen alle ab. Denk nicht groß darüber nach, tu es einfach. Sie werden überrascht sein und daher nicht groß Zeit haben, selber zu ihren Waffen zu greifen, da ihr erster Gedanke sein wird, sich in Sicherheit zu bringen.“
 

„Aber findest du das nicht übertrieben? Wir könnten doch einfach einen von denen entführen und ihm das Ohr abschneiden oder so was... warum müssen wir sie gleich alle umlegen?“
 

„Weil ich es HASSE, wenn man versucht mich zu ficken! Klar, soweit? Gut, dann komm jetzt!“
 

Mann, wie mich das schon wieder anpisst. Bei so was kann er sich immer als großer Moralapostel aufführen, aber wenn es um Pornofilme geht, steckt er selber bis zum Hals drin. Wunderbar.

Okay, ich muss mich jetzt beruhigen, wir werden da gleich reinstürmen. Ich kann keine Aufregung im Vorfeld gebrauchen.
 

Ich gehe vor und nähere mich dem verfallenem Gebäude. Schwaches Licht dringt durch einen Spalt nach draußen und ich höre ihn in Richtung der Autos leise davonlaufen.

An der Fabrikwand angekommen, schiebe ich mich näher in Richtung Lichtstrahl und schließe dann meine Augen, um mich besser auf Geräusche konzentrieren zu können. Jetzt kann ich leise die Stimmen von ein paar jungen Männern hören.

Der Raum muss sich aber weiter im Kern befinden, da die Geräusche so leise sind.
 

„Es müssten sieben sein.“
 

„Sieben?“
 

„Ja, ich hab mir grad die Autos näher angesehen.“
 

Ich werfe ihm einen prüfenden Blick zu. Wie kommt er denn darauf, dass es sieben Typen sind, die mit 3 Autos hierher gekommen sind?
 

„Wie auch immer... los, öffne die Tür. Aber leise und vorsichtig!“
 

Er nickt und schiebt sich an mir vorbei, dabei eine schon entsicherte Waffe ziehend und sie neben seinen Kopf haltend, während seine Hand sich langsam um den eisernen Griff legt, um die schwere Tür aufzuschieben.

Ich trete einen Schritt zurück und halte das Sturmgewehr bereit. Shit, mit knapp fünf Kilo bei vollem Magazin nicht gerade die leichteste Waffe und nur 30 Schüsse. Aber ich bin schnell im Wechseln. Wird schon schief gehen.
 

Die Eisentür rattert ein wenig, als er sie aufschiebt und ich ziehe schnell den Sicherheitshebel meiner Waffe nach unten, jedoch scheinen die Typen drinnen nichts bemerkt zu haben.

Vor uns liegt ein Korridor, von dessen Decke eine einzelne Glühlampe baumelt und kaum Licht spendet.

Er dreht sich fragend zu mir um und ich deute mit dem Gewehr in das Gebäude hinein, woraufhin er gereizt ausatmet und vorangeht.
 

Ich bin dicht hinter ihm, während wir uns nahezu lautlos durch den alten, leer stehenden Korridor bewegen. Die Stimmen werden lauter und wir bleiben schließlich vor einer der Türen stehen. Sie ist zum Glück aus Holz, was es viel einfacher macht.

Ich schlucke und sehe ihm dabei zu, wie er eine zweite Waffe zieht, sie entsichert und mich dann abwartend ansieht. Ich nicke einmal und gemeinsam drehen wir uns direkt zur Tür, wobei er mir mit der Waffe in der rechten Hand Zeichen gibt.
 

Eigentlich hatte ich erwartet, dass mein Plus jetzt auf 180 sein würde, aber seltsamerweise bin ich genau in diesem Augenblick erstaunlich ruhig und gelassen.

Beim dritten Handzeichen treten wir zusammen die Holztür ein und eröffnen umgehend das Feuer.

Ich habe kaum Zeit mich richtig umzusehen und lasse einfach die Automatik laufen, während ich auf alles ziele, was sich bewegt und männlich aussieht. Gleichzeitig dränge ich ihn weiter in den Raum hinein, da ich von der Tür weg muss, die gleich zurück schwingen wird.
 

Das Ganze dauert nur Sekunden und ist vorbei, bevor es richtig angefangen hat.

Laute Schüsse, das ratternde Geräusch des Sturmgewehres, Schreie, panisches Rufen, das Gepolter von Möbeln und schließlich Stille.

Gerade wollte ich mein Magazin wechseln, als er aufhört zu schießen und die Pistolen sinken lässt. Der wenige Rauch verzieht sich allmählich und atemlos stehe ich da und starre auf die Szene.
 

Zersplitterte Möbel, Blut, Geldscheine und Leichen. Sieben Kerle, wie er es vorausgesagt hatte. Alle tot.

Oh, alle, bis auf einen, der gerade versucht seine Hand nach einer Pistole auszustrecken.

Ich komme näher und schüttele den Kopf, ziehe eine Sig Sour aus meinem Gürtel und schieße ihm ohne zu Zögern in den Kopf.
 

„Versuch nie wieder, dich mit mir anzulegen, Arschloch!“
 

„Du kannst davon ausgehen, dass er von nun an auf dich hört...“
 

„Sehr witzig. Kümmere dich lieber um den Rest, anstatt hier große Reden zu schwingen.“
 

Ich ziehe meinen schwarzen Mantel aus und schmeiße ihn auf den Boden, genau wie die AK und die Pistole, die ich gebraucht habe. Seltsam, ich hatte gedacht, wir würden viel mehr brauchen...

Er tut es mir gleich, jedoch kniet er sich dann hin, um eine der Pistolen in seinem Stiefel zu verstauen, bevor er die Bombe platziert, sie einschaltet und den Timer programmiert.
 

„Okay, raus hier. Lass uns verschwinden.“
 

Zusammen verlassen wir schnell das alte Gebäude und steigen in unser Auto. Er startet den Motor und nach wenigen Metern, die wir gefahren sind, explodiert bereits die kleine Fabrik hinter uns.
 

„Das wär’s also... gut, fahr uns nach Hause, ich brauche jetzt viel Schlaf.“
 

Er erwidert nichts und fährt schweigend die heruntergekommene Landstraße entlang.
 

~tbc~
 


 

Danke, danke, danke für euer liebes Feedback - das ist so schnuffig von euch! <3 Der zweite Teil von diesem Kapitel wird dann etwas... ähm, naja, ihr könnt's euch denken ^^°

Lummy

Dunkelblau [TEIL 2]

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Hell

A Whiter Shade of Pale

~Part 10~
 

~*~*~
 

Als ich aufwache, finde ich mich in einer seltsamen Pose wieder und klammere mich erschrocken an seinem Hals fest, da ich für kurze Zeit das Gefühl habe zu fallen.

Aber er trägt mich nur auf seinen Armen durch das Treppenhaus nach oben in unsere Wohnung.
 

„Warum hast du nicht den Aufzug genommen?“
 

„Ich hätte dich absetzen müssen, um das Gitter aufzubekommen...“
 

Ich seufze leise und mache keine Anstalten von seinen Armen runter zu springen. Mich ins Loft zu tragen, nachdem ich im Auto eingeschlafen war, ist echt das Mindeste was er tun kann, nach allem was passiert ist!

Aber irgendwie ist es ja schon nett, dass er mich nicht aufgeweckt hat...

Vor der Eingangstür setzt er mich dann allerdings doch ab, um den Wohnungsschlüssel heraus zu kramen und aufzuschließen.
 

Sofort gehe ich noch im Dunkeln in die Schlafecke zu unserem Bett, was eigentlich nur aus zwei großen, übereinandergelegten Matratzen besteht. Bequem ist es trotzdem.

Mit Kleidung und Schuhen lasse ich mich auf die Laken fallen und zerre unwillig die Decke unter meinem Körper hervor, um mich damit zu wärmen.

Kalt, müde und ausgelaugt. Hinzukommend fühle ich mich schmutzig und würde gerne heiß duschen, aber der Wunsch nach Schlaf ist stärker.
 

Ich höre ihn noch eine Weile im Loft umherwandern, bevor er herkommt, sich neben das Bett kniet und wortlos beginnt mir die Schuhe auszuziehen.

Doch als er sich wieder an den Schnüren meiner Lederhose vergreifen will, trete ich ihm in den Bauch und drehe mich weg.

Er schnalzt gereizt mit der Zunge.
 

„Sie ist zu eng, um darin zu schlafen. Du solltest sie ausziehen.“
 

Unwillig wälze ich mich noch eine Weile herum, denke, dass er mal wieder Recht hat und gebe schließlich nach.

So schnell es geht, löse ich die Schnüre und streife mir das enge Kleidungsstück ab. Kurz darauf landet auch die Weste auf dem Boden, der Rosenkranz allerdings, wird sorgfältig auf dem Nachttisch abgelegt.
 

Völlig nackt rolle ich mich dann unter der großen Decke zusammen, die ich komplett für mich alleine beanspruche – so lange, bis er die Lichter löscht und ebenfalls schlafen möchte.

Er zieht an der Decke, aber ich halte sie fest und rutsche weiter weg.
 

„Komm schon, Mello, das ist gemein.“
 

„Ist es nicht. Du verdienst es nicht anders.“
 

„Sei nicht so garstig. Mir ist kalt...“
 

Mir ist im Auto auch kalt gewesen und keinen Schwanz hat es interessiert. Aber ich habe keine Lust mehr, mich jetzt darüber mit ihm zu streiten. Das hat noch Zeit bis morgen.

Resigniert rücke ich wieder ein Stückchen näher und hebe die Decke leicht an, damit er mit drunter schlüpfen kann.

Im Grunde mag ich es seinen nackten Körper an meinem zu spüren. Seit Neuestem wieder.

Aber das vorhin im Auto... die ganze Hektik, mit den Kleidern noch auf dem Leib und die ganze Situation. Das war einfach nur beschissen.
 

Er vergräbt seine Nase in meinem Haar und murmelt etwas, das ich nicht verstehe. Ist auch nicht wichtig im Moment. Ich bin nur froh über die Ruhe, die wieder eingekehrt ist.

Früher hätte ich ihm längst den Kopf dafür abgerissen, aber mittlerweile kann ich verstehen, wie frustriert er sich gefühlt haben muss. Auch wenn das sein Verhalten noch lange nicht rechtfertigt, aber dennoch. Ich war fast nie nett zu ihm...
 

Momentan bin ich einfach nur enttäuscht von dem, was passiert ist, aber wir werden reden. Morgen.
 

Und dann...
 

...wird hoffentlich ...
 

....alles besser...
 


 

~end?~
 

So... danke erstmal an alle, die bis zum Ende gelesen haben. Hoffe es hat euch gefallen und war nich zu langweilig.

Das letzte Kapitel mit der möchtegern-lemon scheint ja nich so pralle angekommen zu sein, daher bin ich grad unsicher, ob ich die Fortsetzung überhaupt schreiben soll, da die ja vorwiegend adult beinhalten würde ._.

Naja, hab ja auch noch andere MM-fics, die langsam mal beendet werden müssten. Werd mich dann jetzt also darum kümmern ^^

Bis bald, Leute und danke für euren Support bis hierhin :)

Lum~



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Von:  halfJack
2010-03-06T14:33:17+00:00 06.03.2010 15:33
Zum Teil habe ich bei der Geschichte tatsächlich das Gefühl, dass sie einfach irgendwo beginnt und irgendwo wieder aufhört. Sie könnte sich in das Geschehen um Death Note eingliedern und braucht im Grunde keine Fortsetzung, auch wenn die hier möglich ist und auch Sinn ergeben würde. Generell wirkt die Story meist offen und lebt davon, dass viele Dinge nicht ausgesprochen werden, ungesagt bleiben und das Mellos Gedanken sich an manchen Stellen mit Fragen beschäftigen, die er sich im nächsten Moment ohnehin selbst beantworten kann. Ich bin froh, dass du die Fanfiction so gleichbleibend durchgezogen hast, ohne einen Bruch, zumindest habe ich keinen entdeckt oder es je an einer Stelle so empfunden.
Insgesamt Daumen hoch hierfür.
Von:  halfJack
2010-03-06T14:23:11+00:00 06.03.2010 15:23
Da Matt zuvor scheinbar selbstlos agierte, hatte ich gedacht, dass er nicht nur seine Organe verkaufen würde, sondern auch seinen eigenen Körper im Sinne von Prostitution. Vielleicht bin ich einfach nur zu doof, um die Hinweise zu deuten, aber meiner Meinung nach wird in deiner Geschichte vieles nicht explizit ausgesprochen, man muss spekulieren und zwischen den Zeilen lesen. Vielleicht hat Matt so etwas tatsächlich schon getan, anstatt sich einfach nur in die Konten von irgendwelchen reichen Schnöseln einzuhacken. Vielleicht steht Matt aber auch bloß auf Pornos oder sogar auf Snuff, wer weiß. Mir gefällt es, dass so viel Raum gelassen wird.
Ein bisschen hat mich die Tatsache irritiert, dass Matt nach seiner langen Zurückhaltung, obwohl er in der Vergangenheit offenbar ein paar Mal seinem Willen nachgegeben hat, nun die Gelegenheit nutzt, um in die Tat umzusetzen, was er schon seit langem vorhatte. Mello weiß es auf Anhieb, aber eigentlich will er das alles nicht, doch Matt verliert den "Respekt" vor seinem Freund und handelt einfach. Das ist schon seltsam. Es erschließt sich mir nicht ganz, zusätzlich wegen der wenigen Informationen, die man als Leser erhält. Dadurch verstehe ich die Selbstverständlichkeit der darauffolgenden Situation nicht. Warum gerade jetzt? Warum entschließt sich Matt erst in diesem Moment dazu, Mello zum Sex zu zwingen? Zwischen diesen ganzen Fragen tritt das Kapitel jedoch nicht unglaubwürdig oder qualitativ schlecht auf, ganz im Gegenteil, denn gerade dadurch erzielt es auch eine intensive Wirkung. Es ist nicht darauf ausgelegt, erotisch zu sein, das war zumindest mir klar. Realistisch ist wohl das passendere Wort. Womöglich bin ich zu naiv, wenn ich sage, dass es auf mich nicht wie eine Vergewaltigung wirkte, sondern eher wie Noncon. Dann ist es allerdings nichts, was durch das "Nichtwollen" der einen Partei Erotik ausstrahlen würde. Ich mag solche Geschichten in den meisten Fällen ohnehin nicht, die zum Ziel haben, zwei sich eigentlich liebende Personen am Schluss der Fanfiction im perfekten Sex und dem gemeinsamen Höhepunkt zusammenzuführen. Erstens finde ich solche Geschichten gegen Ende uninteressant und zweitens erscheinen sie mir immer so lächerlich irreal. Natürlich kann man mit dem Schreiben Welten kreieren, die nicht der Wirklichkeit entsprechen, weil man genug Realismus hat, wenn man aus der Wohnungstür tritt. Deshalb kann ich mich aber noch lange nicht in konstruierten Scheinwelten verlieren, die mir einfach zu blauäugig vorkommen.
Deine Umschreibung in diesem Kapitel ist da ganz anders und hat nicht unbedingt das Ziel, positiv oder negativ aufzutreten. Es gibt Sexszenen, die darauf ausgelegt sind, erotisch zu wirken, und welche, die beim Leser Ekel oder Abscheu hervorrufen sollen. Hier trifft nichts von beidem zu, als wollte dieses Kapitel sagen: "Es ist, wie es ist." Das gefiel mir ausgesprochen gut.
Von:  halfJack
2010-03-05T19:19:16+00:00 05.03.2010 20:19
Ah, ich hatte also Recht, dass zwischen den beiden von Matts Seite aus was lief und anscheinend war es auch kein Einzelfall. Ich habe mich nur gefragt, was Mello mit dem Gedanken meinte, dass er weiß, wie es ist, jemanden zu wollen, der selbst kein Interesse an einem hat. Klingt nach Erfahrungen auf Mellos Seite und ungewollt musste ich da an Near denken, da Matt damit ja nicht gemeint sein konnte. Aber vielleicht war das auch nur ein Satz, dem ich keine weitere Beachtung hätte schenken sollen.
Ich finde es gut, dass sie sich nicht ewig mit diesem Thema aufgehalten haben - war ja auch halb so wild.
Die Actionszene war gut beschrieben, nicht zu ausführlich, dabei rasant und treffend.
Von:  halfJack
2010-03-05T18:58:29+00:00 05.03.2010 19:58
Da muss eindeutig was zwischen Matt und Mello gewesen sein... Sie haben sicher nicht miteinander geschlafen, zumindest denke ich das nicht. Mello hat daran offenbar auch kein Interesse, aber von Matts Seite aus kommt auf jeden Fall was. Und Mello weiß um dessen Gefühle, weil Matt garantiert in der Vergangenheit was bei ihm gemacht hat, vielleicht einen Blowjob oder zumindest Handarbeit, so etwas in der Richtung nehme ich an.
Es kommt mir passend vor, dass Mello sich zwar Gedanken um sein Aussehen macht und dass er es furchtbar findet, wie die Verbrennungen ihn entstellen, aber trotzdem wirkt er bei dir nicht übertrieben auf Äußerliches bedacht, sondern eher ganz normal angepisst von der Gesamtsituation. Man muss seine Prioritäten nicht erst nach dem eigenen Aussehen richten, um bei einer so plötzlichen Entstellung schockiert zu sein. Ansonsten wurde Mello im Manga zwar nicht frigide dargestellt, aber er schien sich auch nicht sonderlich viel aus Frauen zu machen. Da waren ihm wohl seine Ziele wichtiger als irgendwelche sexuellen Reize, die ihn allenfalls genervt und behindert hätten, was nicht bedeuten soll, dass er auf so etwas vollkommen verzichtet hätte, so kommt es aber auch nicht rüber.
Nach der Explosion vergeht nur eine einzige Woche, bis Mello bei Near auftaucht, ohne verbrannte Haare (was du mit den Extensions erklärt hast) und mit bereits verheilten Wunden. Die Zeit kam mir schon immer ein wenig unlogisch kurz vor. Ich habe jetzt nicht darauf geachtet, wie viel Zeit bei deiner Geschichte vergangen ist, aber selbst wenn du dich nicht an die Angabe dieser einen Woche gehalten haben solltest, finde ich es nicht schlimm, aus eben diesem Grund, dass die Spanne mir ohnehin zu kurz vorkommt.
Von:  halfJack
2010-03-05T06:23:45+00:00 05.03.2010 07:23
Du triffst die Atmosphäre gut. Das fällt mir bei der Geschichte am meisten auf. Manchmal kippt zwar die Stimmung, was ja ganz normal ist, aber eigentlich kann man sich immer sehr gut in die Situation hineinversetzen. Und dabei habe ich dann das Gefühl, dass der Raum wirklich nur leer und eisig ist, trotz der Farben, in denen er manchmal (im übertragenen Sinne) erscheint. Und die Ausdrucksweise finde ich gut, weil Mello nicht nur wie Mello, sondern eben auch wie ein Kerl rüberkommt, dem es nichts ausmacht, von Kotze und Gestank und Schweiß zu erzählen, weil solche Sachen nur menschlich sind. Sie können die Zuneigung zu einem anderen Menschen nicht kaputt machen, weil Gefühle nicht nur in einer sauberen Glitzerwelt entstehen. Gerade bei Schwierigkeiten und gerade zwischen diesem ganzen Schmutz und Gestank kann man sich auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Sich davor zu ekeln, fast schon zu zieren, wäre nicht nur kindisch, sondern schlichtweg unnötig.
Mello hat ja keine Hemmungen, für seine Ziele auch mal seine "gute Erziehung" zu vernachlässigen und selbst Verbrechen zu begehen. Aber das machen im Grunde genommen alle uns bekannten Mitglieder aus Wammys Haus, sogar zur Erreichung von sogenannter Gerechtigkeit. Umso mehr erstaunt es, dass Matt dagegen ein moralisches Empfinden hat und sich davor sträubt, mit seinen Fähigkeiten andere zu berauben, obwohl es für ihn nicht schwer wäre. Lieber verkauft er sich selbst. Darüber hinaus fand ich aber auch den Moment nachvollziehbar, als er dann endlich mal austickt. Wie gesagt, man kann bei ihm kaum von ooc oder ic sprechen, aber zumindest könnte ich ihn mir so durchaus vorstellen.
Von:  halfJack
2010-03-05T06:06:51+00:00 05.03.2010 07:06
Ich überlege gerade, was dieses Mal die graue Farbe bedeuten kann. Vielleicht, weil nach einem Tripp sowieso alles grau wirkt, farblos und gefühllos im Vergleich zu den extremen Empfindungen des Rauschs. Vielleicht der graue Küchenboden, auf dem Mello aufwacht, das sterile Badezimmer, ein grauer Morgenbeginn - ist es überhaupt Morgen? Vermutlich ist es der graue Boden, auf dem Matt neben der Couch sitzt. Die Gedanken von Mello wirken, als wäre zwischen den beiden schon etwas vorgefallen, als hätte Matt sich bereits mit irgendwelchen Handlungen seine Gefühle betreffend verraten. Aus Mellos Gedankenwelt erfährt man erst einmal nichts, weil er sich die Dinge ja nicht alle selbst erklären muss, wenn er sich dessen schon bewusst ist.
Von:  halfJack
2010-03-05T05:43:16+00:00 05.03.2010 06:43
Gut, es ist also doch so, dass Matt den Eingriff vornehmen ließ, während er unterwegs war. In Ordnung. Dann kann ich mir nur vorstellen, dass es nicht ganz legal ablief, weil kein anständiges Krankenhaus den Eingriff so schnell durchgezogen und ihn gehen gelassen hätte. Und das Geld hätte er dann vermutlich auch nicht gleich bar auf die Hand gedrückt bekommen. Wer weiß, vielleicht hat Matt es bei irgendwelchen korrupten Typen machen lassen, Organhandel ist schließlich weit verbreitet.
Die Tatsache, dass Mello auf Matts Zustand nach dessen Rückkehr so unterkühlt reagiert und sogar gleich nach dem Stoff fragt, ohne sich groß Sorgen um Matt zu machen, finde ich an diesem Kapitel sogar mit am besten. Wirklich, das gefiel mir.
Aber Morphium? Es gibt genug Zeug, das Mello den Schmerz hätte vergessen lassen. Heroin ist schon eine sehr starke Droge. Doch Morphium gibt man eigentlich nur Patienten, die im Sterben liegen oder die zumindest an extrem starken Schmerzen leiden. Die Nebenwirkungen sind einfach zu heftig, man wird sofort davon abhängig, zusätzlich ist jedes morphinhaltige Opiat wie Gift für den Körper, es zerstört einen von innen. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass die Lösung eine zu geringe Dosis enthielt und finde es halt nur ungewöhnlich, dass die beiden nach so etwas greifen. Und Llello habe ich ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehört, bei Kokain denke ich eher an Koks oder Crack. Irgendwo hatte Mello zu Matt gesagt, er sollte ihm den "Shit" besorgen. Das war von dir vermutlich nur Fäkalsprache, aber im ersten Moment habe ich mich echt gewundert, ob sich Matt mit Hasch zufrieden geben würde. Wenn ich jetzt allerdings so darüber nachdenke... Matt hat offenbar keine Ahnung, wie man an Drogen herankommt. Er hat diese Betäubungskapseln für Pferde und er hat Morphium. Das bedeutet, er hat das Zeug vermutlich nicht von einem Dealer, sondern in Ermangelung besseren Wissens irgendwo geklaut. Eine Apotheke wäre zum Beispiel möglich, würde das Morphium erklären, oder eine Tierarztpraxis. Und während er so an das Zeug heranzukommen versuchte, ging er wohl auch nicht unauffällig vor. Es könnte ja sein, dass er zusammengeschlagen wurde, als er einen Dealer ausfindig machen wollte, der wiederum fand, dass Matt zu viel Aufmerksamkeit erregte oder die falschen Fragen stellte und damit suspekt wirkte. So könnte ich es mir jedenfalls vorstellen.
Falls das bei meinem Kommentar jetzt nicht klar wurde: ich mochte das Kapitel.
Von:  halfJack
2010-03-05T04:55:58+00:00 05.03.2010 05:55
Als Matts Verletzung angesprochen wurde, die so sauber genäht war, dachte ich mir schon, was vermutlich passiert sein musste. Wenn Matt tatsächlich eine Auseinandersetzung gehabt haben sollte, dann wäre die Verwundung sicherlich nicht so akkurat gewesen. Natürlich kann man zum Arzt gehen und das gleich behandeln lassen. In diesem Fall wäre Mello allerdings nicht skeptisch geworden, als er einen Blick darauf warf. Da war es eindeutig, dass Matt eine Niere gespendet haben musste. Doch das kann unmöglich passiert sein, als er Mello schon bei sich hatte, also in der kurzen Zeit, in der er die Einkäufe erledigte. Ich vermute eher, da Matt erst einige Tage später Mello fand, dass er bereits vorher in jener Zwischenzeit den Eingriff hat vornehmen lassen. Schließlich brauchte Matt schon allein für sich und die Wohnung Geld, da Mello zuvor immer alles bezahlt hat. Sollte es anders sein, fände ich es zumindest nicht logisch, schließlich würde kein Anästhesist einen Patienten sofort nach der OP und der Betäubung wieder gehen lassen.
Das mit dem Drama stimmt schon irgendwie. Ich fand die letzte Aussage ein wenig unpassend, weil es auf mich ein bisschen wie ein versuchter Schocker wirkte, obwohl schon klar sein musste, was passiert war. Das kam mir ein wenig übertrieben vor, aber vermutlich wolltest du das gar nicht so darstellen.
Von:  halfJack
2010-03-05T04:30:59+00:00 05.03.2010 05:30
Ach, von Klabund war diese Geschichte. Zuerst habe ich bei der kleinen Erzählung mit der Maske an das Phantom der Oper gedacht, aber das hat zu den ausgestochenen Augen nicht gepasst. Von Klabund kenne ich nur den Roman über die Borgia, den vermutlich viele Historiker als schlecht recherchiert abtun würde. Doch die erwähnte Geschichte kenne ich noch nicht. Noch nicht, wohlgemerkt. ^^ Ich kann mir gut vorstellen, dass Mello im Bereich Literatur bewandert ist, auch wenn man ihm das vielleicht nicht zutrauen würde. Gleiches gilt für Matt. Immerhin stehen die beiden mit an der Spitze von Wammys Haus und zur Ermittlungsarbeit gehört auch eine breite Allgemeinbildung. Es gibt genug intelligente Killer, die ihren Morden eine sozusagen "poetische" Note verleihen, indem sie mythologische, religiöse oder eben literarische Themen aufgreifen.
So, nun aber zurück zur Fanfiction. Mello hält sich bei dir mit keinen Erklärungen auf, die dem Leser stets klar machen könnten, worauf er genau anspielt. Aber wozu sollte er das in seinen eigenen Gedanken auch tun? Er scheint Drogen zu nehmen. Gab es dazu Hinweise im Manga? Es passt jedenfalls und ich würde es schon fast für unwahrscheinlich halten, wenn er keine nähme. Wie auch immer, der Schmerz und Mellos Gedanken sind gut nachvollziehbar, es wirkte nicht übertrieben, schließlich war der Junge schon fast tot. Und Matt bietet auch mal ein wenig Paroli, was mir gut gefällt, weil er ja kein unterwürfiger Knecht ist und ihn die ganze Sache auch ziemlich mitnehmen muss.
Weiß. Das ist seltsam, da es doch in dem Kapitel recht blutig zugeht. Vielleicht wegen der weißen Verbände.
Jetzt mal noch etwas anderes: ich lese, bevor ich ein Feedback absende, meist noch die anderen Kommentare. Jetzt weiß ich nicht, inwiefern du diese Fanfiction schon überarbeitet hast. Ich fand jedenfalls nicht, das sich darin irgendwelche Schachtelsätze befanden, die nicht verständlich gewesen wären. Womöglich hast du das verändert, falls nicht, dann ist mir dahingehend nichts aufgefallen. Die Geschichte liest sich sehr flüssig und ohne jedes Stocken. Wichtig bei einem Schreibstil finde ich allerdings auch nicht, dass man es super lesen kann, dass es immer gleich verständlich ist oder dass man beim Schreiben der Sätze ein "Mittelding" findet. Jeder hat doch einen anderen Stil, der sich noch dazu von Text zu Text unterscheidet und von der Intention des Autors abhängt bzw. von der Atmosphäre, die erschaffen werden soll. Es geht beim Schreiben natürlich um die Handlung, um die Unterhaltung des Lesers, bei Fanfictions vermutlich noch mehr als bei Erzählungen zwischen zwei Buchdeckeln. Aber das bedeutet nicht, dass es ein erwünschenswertes Ziel ist, mit einem Schreibstil einfach nur die Norm zu treffen.
Dahingehend ist es zwar interessant, die Perspektiven zu wechseln, ich persönlich bevorzuge jedoch eher, wenn man als Autor einen gleichbleibenden Rhythmus behält und konstant bei einer Perspektive bleibt (in diesem Fall bei Mellos) oder zumindest von Anfang an die Situation von beiden Seiten beleuchtet. Nun gut, nicht jeder findet Konstanz so wichtig. Ich weiß ja nicht, wie es noch weitergeht. Das bedeutet also nicht, dass der Wechsel zu Matts Perspektive schlecht sein muss, aber es würde mich eben irritieren, ich würde es im ersten Moment nicht besonders toll finden.
Das mit den Wundpflastern fand ich übrigens nicht unrealistisch. Ich habe da nämlich nicht an winzige Hansaplaststreifen für den kleinen Schnitt am Daumen gedacht, sondern durchaus an diese großen Wundpflaster, mit denen man solche Wunden abdecken kann. Außerdem gehören dazu meines Erachtens auch Wundverbände zum Auflegen. Man kann ja nicht einfach Mullbinden über eine offene Wunde wickeln, die würden daran festkleben und später kann man die ganzen Fäden wieder einzeln aus der Wunde raussammeln. Was ich damit sagen will: die Behandlung von Mellos Wunden wirkte auf mich eigentlich realistisch.
Von:  halfJack
2010-03-05T03:41:09+00:00 05.03.2010 04:41
Verbrennungen tun höllisch weh. Ich meine nicht so eine Lappalie wie Sonnenbrand oder wenn man mal mit dem Arm an einen überhitzten Motor gerät, sondern diese richtig großflächigen Verbrennungen, bei denen einem die Haut wie heißes Wachs verschwimmt und in Blasen aufplatzt. Offene Schnittwunden, selbst wenn sie bis zum Knochen gehen, sind nichts gegen Verbrennungen. Darum graust es mir davor, wie sehr sich Mello gequält haben muss. Deine Erklärungen fand ich gut, auch die Erwähnung der Wundnetze, die man in einem solchen Fall ja wirklich benutzen würde.
Ich finde interessant, dass du so extrem wenig beschreibst, wie bereits im ersten Teil. Ab und zu erhält man schon mehr Informationen, aber insgesamt wirkt es noch immer so... unausgefüllt. Das ist kein Kritikpunkt, keine Sorge. Irgendwie wird damit nämlich auch eine besondere Atmosphäre geschaffen, wie bei einem Hörspiel, bloß dass man es hier eben liest, ein wenig wie ein Drama. Es wird deinerseits viel mehr Wert auf die Unterhaltung gelegt und auf Mellos Gedanken. Wenn etwas passiert, dann kann man sich das als Leser unter Umständen nur ausmalen, indem man die jeweiligen Aussagen deutet. Das verstärkt durch die Zeitform, in der du geschrieben hast, also Präsens, noch zusätzlich Mellos Gedankenfluss und die Gegenwärtigkeit der Situation. Schließlich würde man, wenn man denkt, auch nicht ständig darüber nachsinnen, was um einen herum geschieht und was andere Personen explizit machen. Man schenkt seine Aufmerksamkeit eher wichtigeren Dingen als der Beschreibung der Umgebung. Uninteressante Details können nämlich auch einfach nur Ballast sein, auf den man auch verzichten kann. So empfinde ich es zumindest hier bei Whiter Shade, darum werte ich die karge Umschreibung des Geschehens als positiv.


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