Dunkelrot
A Whiter Shade of Pale
~Part 2~
Hm, irgendwie wird das hier doch länger als geplant. Irgendwas Zitroniges wird’s noch geben, aber noch nicht jetzt. ^^;
Hab vorhin mal in andere M&M Fics reingeschaut -> die von M und Rei sind toll! Ich wünschte, ich hätte deren Hirn *neid*
Aber gut, weiter geht’s. Have Fun!
~*~*~
"Kannst du dich richtig Aufsetzen?"
Ich versuche es und er hilft mir dabei. Hilfe... von anderen... Noch nie habe ich sie gerne in Anspruch genommen, doch dieses Mal scheint es unvermeidlich.
Und Matt ist mein bester Freund. Mehr als das...
Gerade deswegen ist es mir unangenehm, wenn er mich so sieht.
Ich kenne eine Geschichte von einem Mann mit hässlichem Gesicht. Er trug immer eine Maske und eines Tages verliebte sich ein Mädchen in ihn. Später zwang sie ihn dazu die Maske abzunehmen. Sie erschrak und rannte weg.
Am nächsten Tag las der Mann in der Zeitung, dass das Mädchen sich die Augen ausgestochen hatte.
Ob Matt sich auch die Augen ausstechen wird, wenn er hier fertig ist?
Ich werfe einen prüfenden Blick auf sein ernstes Gesicht.
Nein, Matt macht so etwas nicht. Ohne Augenlicht kann man ja keine Videospiele zocken.
"Wie hast du es die letzten Tage bloß ausgehalten?"
Es ist keine Frage, auf die er eine Antwort erwartet.
Seine Stimme ist nahe an meinem rechten Ohr. Sein warmer Atem kitzelt etwas.
Er schaut sich meinen Rücken an und lehnt mich dann vorsichtig an ein Tischbein. Dann beginnt er, mir die Hose aufzuschnüren.
"Nicht..."
"Wie soll ich sonst deinen Oberschenkel untersuchen?"
"Gar nicht."
"Mello, bitte... Stell dich doch nicht so an. Ich weiß, dass du keine Unterwäsche trägst und es wäre weiß Gott nicht das erste Mal, dass ich dich nackt sehe."
"Aber damals war alles anders..."
Er macht ein leises Geräusch und setzt sich, entgegen seiner Skepsis bezüglich der Sauberkeit dieser Räume, mit dem Hintern auf den Boden, um mich besser anschauen zu können.
"Wovor hast du Angst, Mello?"
Ich antworte nicht und sehe weg. Meine linke Gesichtshälfte brennt und tut höllisch weh. Ich dachte eigentlich, dass ich mich nach ein paar Tagen an den Schmerz gewöhnen würde, aber dem ist nicht so.
Ich traue mich gar nicht, es irgendwie anzufassen, um den Dreck und die Splitter zu entfernen. Lediglich großflächige Wundnetze hatte ich die letzten Tage lose darüber gelegt.
Matt rückt näher.
Sein dunkelrotes Haar wirkt stumpf und glanzlos in dem diffusen Licht.
Mein eigenes Haar ist teilweise verbrannt und links erheblich kürzer als rechts. Ich muss wirklich katastrophal aussehen.
"Denkst du, ich mag dich jetzt weniger als vorher?"
"..."
"Ja, das denkst du tatsächlich. Unglaublich... Als wenn ein Unfall etwas daran ändern würde."
"Aber sieh mich an. Ich bin hässlich!"
Der Gedanke daran schmerzt genauso stark wie die Wunden an sich. Ich bin nicht eitel. Hier und da ein Kratzer oder auch mal eine Schusswunde - solange sie sauber verheilt, ist das alles kein Problem für mich. Doch eine Brandwunde von diesem Ausmaß?!
"Nein, bist du nicht. Nicht für mich."
Vermutlich ist Matt die einzige Person, die nette Sachen über mich sagen kann und das auch noch mit einer erschreckenden Selbstverständlichkeit, die ich wohl nie begreifen werde.
Er wechselt das Thema.
"Mello, ich werde dich hier wegbringen müssen. Hier kannst du nicht gesund werden, höchstens kränker. Ich bin mit 'nem Auto da. Glaubst du, du schaffst es bis nach unten?"
"Sicher... ich hab es ja auch irgendwie hier hinauf geschafft... alleine."
Er nickt, steht auf und holt seine Jacke, die er zweimal aufschüttelt, bevor er sie wieder anzieht. Die Brille setzt er wieder auf und schiebt sie hoch in den Pony.
Dann stellt er sein rechtes Bein hinter meinen Rücken, rückt den Tisch weg und schiebt seine Unterarme unter meine Achseln. Im nächsten Moment stehe ich aufrecht und bin froh, dass er mich noch immer festhält, da ich sonst vermutlich hingefallen wäre.
Ich wundere mich über seine Kraft. Obwohl ich älter und größer bin als er, konnte er mich scheinbar mühelos hochziehen.
Mit nacktem Oberkörper, die Hose vorne halb offen, den rechten Arm um seinen Nacken gelegt, stolpere ich neben ihm die Treppen vom dritten Stock bis ins Erdgeschoss hinunter.
Unten angekommen, zerrt er die schwere Haustür auf und schiebt mich nach draußen.
Die kühle Nachtluft tut meinen Lungen gut, meiner verwundeten Haut hingegen nicht.
Stöhnend lasse ich mich gegen die Hauswand sinken.
"Hey, nicht Zusammenklappen... komm schon. Da vorne ist der Wagen, da kannst du dich setzen."
Er trägt mich mehr, als dass ich von alleine laufe.
Doch schließlich ist es geschafft. Unglaublich, aber ich sitze im Wagen.
"Vorsicht, wegen deinem linken Schulterblatt. Lehn dich lieber nicht an. Hier... halt dich hier fest. So."
Die Tür klappt zu und er geht um das Auto herum und steigt ein. Brummend startet der Motor und er fährt los.
"Wie spät ist es?"
"Gleich zwei... Wieso?"
"Nur so."
Ich sehe aus dem Fenster. Die Häuser, Ruinen und Fabriken sirren vorbei.
Es gibt sicher nicht viele Menschen, die jemanden haben, der sich derart um einen sorgt und kümmert. Welcher normale Mensch sucht denn schon nachts um zwei Uhr nach einem tot geglaubten Freund?
Matt hatte mich nicht aufgegeben und irgendwie ist das etwas, auf das ich stolz bin. Dass jemand so viel für mich tut...
Keine Frage - ich würde dasselbe für ihn tun, aber am eigenen Leib zu erfahren, wie wichtig man selber für jemand anderen ist...
Irgendwann parkt er den Wagen in einer dunklen Gasse und stellt den Motor ab.
"Wir sind da."
~tbc~
Danke für Tee und Aufmerksamkeit ;)
Lum~