The first and only one
Mondenschein
Geschichte einer unendlichen Liebe
Ich lag auf meinem Bett. Draußen war es stockfinster, nur die Sterne und der Mond funkelten matt am Himmel. Lange lag ich schon hier, inzwischen schlug die große Turmuhr der Kirche schon halb drei.
Das Fenster war weit geöffnet. Der Wind wehte die Vorhänge meines Zimmers nach innen und brachte sie zum Flattern. Ich fröstelte, doch mir war alles egal. Ich konnte nicht schlafen, und der Grund warst du. Dauernd musste ich an dich denken und an die schöne Zeit, die wir zusammen verbracht hatten. Lächelnd dachte ich an die Zeit mit dir zurück, es war die schönste Zeit meines Lebens. Wir hatten zusammen Spaß, küssten uns und kuschelten. Wir liebten uns doch! Das alles sollte jetzt einfach vorbei sein? Ich konnte es einfach nicht glauben. Gestern Abend noch, da hatten wir uns geliebt. Alles war so wundervoll, wie im Märchen, und das alles sollte jetzt zuende sein?
Gestern Abend hattest du noch gemeint du würdest mir die Sterne vom Himmel holen, du würdest deine Hand für mich ins Feuer legen, so sehr liebst du mich. Und jetzt? Jetzt war alles vorbei, von einem Tag auf den anderen.
Früher hatten wir gelacht und über unsere Zukunft nachgedacht. Irgendwann da wollten wir heiraten, Kinder kriegen und zusammen alt werden. Du wolltest mir einen Ring kaufen, mit einem wunderschönen Diamanten. Ein Diamant würde nie so schön sein wie ich, hatte er gesagt. Doch all das waren nur leere Versprechungen gewesen.
Ich wollte weinen, doch ich konnte nicht. Vor Stunden schon war meine letzte Träne auf das Kopfkissen gefallen.
Es geht nicht mehr, hattest du gesagt. In Tränen war ich ausgebrochen, auf Knien hatte ich dich angefleht mich nicht zu verlassen. Doch du hattest nur steinern auf mich heruntergeschaut und hattest gesagt du liebst mich nicht mehr, ich solle jetzt bitte gehen. Weinend hatte ich mich auf dem Boden zusammengekauert, doch du hattest mich am Arm hochgezerrt und hattest mich vor die Tür gesetzt.
Ich blinzelte eine einzelne Träne weg und schaute hinaus zum Mond. Sein silberner Schein gab mir Trost. Langsam stand ich auf und ging hinüber zu meinem Schreibtisch. Ich stoppte kurz, doch dann nahm ich Blatt und Papier und fing an zu schreiben.
Meine Zukunft war klar: so konnte ich nicht weiterleben. Ohne dich fehlte etwas in meinem Leben. Also schrieb ich einen Brief, einen Abschiedsbrief. Ich schrieb meine letzten Zeilen, packte den Zettel in einen Briefumschlag und schrieb deinen Namen auf die Vorderseite. Ich schloss die Augen und gab dem Brief einen kleinen Kuss. Eine Träne tropfte auf die Schrift und die Tinte zerlief. Im Gehen ließ ich den Brief langsam fallen. Er segelte zum Boden vor dem Fenster während ich auf die Fensterbank stieg.
Es klopfte an der Tür, doch nichts konnte mich jetzt noch von meinem Vorhaben ablenken. Ich zögerte. Das klopfen wurde immer lauter. Irgendjemand hämmerte gegen die Tür.
Plötzlich sprang die Tür auf. Ohne noch lange zu warten drehte ich mich um und sprang.
Um mich herum rauschte es. Eine entsetzt Person lehnte sich aus dem Fenster und rief mir etwas zu. Ich realisierte gar nichts mehr. Es war wie ein Rausch. Verschwommene Bilder einer Hochhauskulisse rasten blitzschnell an meinem Auge vorbei. Ein plötzlicher Schmerz durchzuckte meinen Körper. Alles tat mir weh. Ich lag auf dem harten Kopfsteinpflaster, mitten in der Großstadt. Vor mir war die Kirche. Eine Kirche mitten zwischen Hochhäusern. Welch eine Idylle um zu sterben. Ein mattes lächeln zog sich über meine Lippen. Mein Blick verschwamm immer mehr. Mit jedem blinzeln meines Augenlids wurde die Welt um mich herum dunkler. Unter schmerzen drehte ich meinen Kopf hoch zum Himmel. Mondenschein erhellte den Platz meines Todes. Mit meinem letzten Augenschlag, verschwand die Welt um mich herum in völliger Dunkelheit, in ewiger Dunkelheit. Mit meinem letzten Augenschlag kippte auch mein Kopf zur Seite. Plötzlich waren alle Schmerzen weg. Alle Gedanken in meinem Kopf waren weg, jegliche Erinnerung verschwand. Nichts war mehr da, rein gar nichts.
Entsetzt schaute ich hinunter auf den Kirchplatz. Tränen liefen meine Wangen herunter, fielen auf den Platz unter mir, wo ich im Dämmerlicht des Mondes meine Freundin, blutüberströmt, auf dem Pflaster sehen konnte. Ich konnte nicht glauben was da gerade passiert war. Panisch rief ich ihren Namen, doch keine Antwort kam. Sie regte sich nicht. Immer und immer wieder rief ich deinen Namen. Immer und immer mehr Leute öffneten ihre Fenster um sich zu beschweren, doch schauten dann doch nur entsetzt über das Geschehen nach unten.
Jemand rief, das man einen Krankenwagen rufen solle, doch ich schrie nur weiter, geblendet davon was ich erhoffte. Geblendet davon, das du mir endlich antworten würdest. Doch nichts geschah.
Nach einer Ewigkeit verstummte ich, drehte mich um und rannte das Treppenhaus herunter. Ich wischte mir die Tränen aus den Augenwinkeln. Ich wollte so schnell es geht bei dir sein. So schnell ich konnte rannte ich all die Treppen herunter, stieß die Tür auf und rannte über den Kirchplatz. Schluchzend warf ich mich neben dich auf die harten Steine. Mit leeren Augen starrtest du auf den Himmel. Verrenkt lagst du dort, in deinem eigenen Blut gebadet, vor der Kirche.
Ich hätte noch Stunden hier heulend vor dir liegen können. Am liebsten würde ich mit dir zusammen sterben, hier und jetzt.
Mit lautem Sirenengeheul fuhr der Rettungswagen vor. Von einer Sekunde auf die andere war der Platz in Blaulicht gehüllt. Von überall kamen plötzlich Menschenscharen. Überall sah ich verstörte Gesichter die trauernd auf das schreckliche Szenario schauten, und ich mittendrin. Von hinten packte mir eine Hand auf die Schulter. Langsam zerrte sie mich am Kragen von der Leiche meiner Freundin weg. Wie in Trance schaute ich mir alles an, doch realisierte gar nichts. Ein Mann redete auf mich ein, doch ich hörte nichts.
Zwei andere Männer legten meine Geliebte langsam auf eine Bare und schlossen den Leichensack.
Mir kam all das vor wie Stunden, doch in Wahrheit waren es nur wenige Minuten gewesen in der mein ganzes Leben wie ein Spiegel zerbrach. Abwesend schaute ich dabei zu wie der Krankenwagen langsam vom Platz fuhr. Unter Tränen ließ ich alles mit mir geschehen, mir war jetzt alles egal. Sie war tot, noch bevor ich ihr sagen konnte, was ich ihr sagen wollte, noch bevor ich mich entschuldigen konnte.
Nach dem ganzen Trubel mit Polizei und Krankenhaus, hatte man mich endlich gehen lassen. Unter Schock war ich in die Wohnung meiner Freundin gegangen. Bis jetzt war hier noch nichts abgesperrt, ich konnte ungehindert hinein.
Stumm schaute ich mich um. Alles hier weckte Erinnerungen in mir.
Warum hatte ich mich nur von ihr getrennt? Mit einem einzige Satz, einer Geste, hatte ich unser beider Leben zerstört. Es war ein großer Fehler gewesen, mich von ihr zu trennen.
Am Fenster entdeckte ich eine Brief. Langsam hob ich ihn auf. In verlaufener Tinte stand dort mein Name. Vorsichtig öffnete ich den Brief und erkannte die Schrift meiner Freundin. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich schluckte schwer und begann zu lesen:
Wenn du das liest bin ich wahrscheinlich schon tot. Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich noch Liebe. Ohne dich ist mein Leben nicht lebenswert. In den wenigen Stunden die ich von dir getrennt bin ist mir eins klar geworden: Ich werde nie wieder jemanden lieben wie dich. Es hasse mich dafür, dass ich dich nicht vergessen kann. Andere würden sich wahrscheinlich direkt einen Neuen suchen, doch ich krieg dich einfach nicht aus meinem Kopf.
Dauernd denke ich an Früher. Wir waren doch so glücklich und all das schmeißt du einfach weg. Wir hatten eine Zukunft, doch unseren gemeinsamen Traum kann ich nicht alleine leben.
Ich bin verzweifelt, ich weiß nicht was ich ohne dich machen soll. Ich liebe dich wie niemand anderen. Ich dachte immer es ist Schicksal, dass wir zusammen sind.
War es auch Schicksal, das du mich verlassen hast? Wenn das so ist, dann ist es wohl mein Schicksal jung zu sterben, unglücklich und allein.
Wenn mein Schicksal eine solche Zukunft für mich will, dann soll es so sein. Ich kann nicht weiterleben in der Hinsicht, dass ich später allein und mit gebrochenem Herzen sterben muss.
In diesem Brief will ich Abschied von dir nehmen, denn du warst und bist das Einzige, was mir je wichtig im Leben war.
Wieso sollte ich noch Leben, wenn doch ein Teil meiner selbst fehlt.
Eines will ich dir noch sagen. Meine Liebe ist unendlich. Ich werde dich nie vergessen, denn Erinnerungen sind ewig, so wie die Liebe unendlich. Ich liebe dich für immer und noch nicht mal mehr der Tod kann etwas daran ändern.
Wir sehen uns im nächsten Leben. Tu mir den Gefallen und werde glücklich, denn sonst in mein Tod umsonst.
Vergiss mich nicht. Denk immer daran: Immer wenn der Mond scheint und du nicht mehr weiter weißt, lächle ich dir aus dem Himmel zu.
Tränen tropften auf den Abschiedsbrief. Tränen liefen wie Wasserfälle meine Wangen hinunter. Ich konnte sie nicht mehr stoppen, ich konnte einfach nicht mehr.
„Ich liebe dich immer noch“ schrie ich. „Ich habe dich immer geliebt! Es war ein Fehler dich zu verlassen.“ Unter Tränen sackte ich langsam auf den Boden.
„Närrin“ flüsterte ich. „Vergessen könnte ich dich nie. Denn mit deinem Tod, starb auch meine Liebe. Die Welt ist untergegangen, die Sonne scheint nicht mehr und der Mond ist vom Himmel gefallen.“