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Hundeyoukai Kurzgeschichten

Shiros (Ent-) Scheidung
von

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Shiros Prüfung Teil 3

Die junge Hundedame steckt in einer Klemme. Aber Shiro wäre nciht Shiro, wenn sie aufgeben würde....
 

Shiros Prüfung: der letzte Teil
 

Die Hundeprinzessin traf ihre Entscheidung. Sie musste die Schlinge aufbrechen, die ihre Verfolger um sie gelegt hatten. Da diese ihr kaum ausweichen würden, es aber bei dem Yodo-Drachen tun würden, musste sie eben den dazu bringen das für sie zu übernehmen. Und dies wiederum bedeutete, dass er vor ihr mehr Furcht bekommen musste, als vor der Gruppe von Männern, die sich dort näherten. Falls sie einen Fehler beging, würde der Yodo-Drachen in seiner Angst auf sie losgehen, aber das musste sie riskieren. Immerhin wäre sie dann vermutlich tot und das war ihr immer noch lieber, als…nein, sie wollte nicht daran denken, was die Schüler der Kampfschule vermutlich mit ihr tun würden. So zog Shiro ihr Schwert. Für einen Augenblick schloss sie die Augen, konzentrierte sich auf das, was sie nun vorhatte.
 

Der Yodo-Drachen war wieder etwas in ihre Richtung zurückgewichen, sicheres Anzeichen dafür, dass der an sich friedliche Aasfresser sie weniger fürchtete, als die Männer dort im dichten Wald. Das musste und würde sie ändern. So fasste sie ihre Waffe fester und rannte auf den Drachen zu, der sich gerade wieder der anderen Bedrohung dort im Wald zugewandt hatte. Ohne jedes Zögern schlug Shiro zu, trennte die Hälfte seines Schwanzes ab. Sie war sicher, dass er wieder nachwachsen würde.
 

Der Yodo-Drachen schrie auf, ehe er entschied, dass dies die direkte Gefahr war, in jäher Panik losrannte, in den Wald. Shiro folgte mit gewissem Bedauern. Aber es war eben notwendig gewesen. Sie konnte vor sich die Verfolger wittern, die anscheinend noch immer systematisch die Gegend durchkämmten. Rufe vor ihr verrieten, dass die ersten Männer dort erkannt hatten, was da an Tonnen Gewicht auf sie zuraste. Sie hielt sich genau hinter dem Yodo-Drachen, so gut sie konnte, um in Deckung zu bleiben Sie hatte nicht gewusst, dass ein so schwerfällig wirkendes Wesen so rasch laufen konnte. Der Sprint zwang sie zu aller Schnelligkeit, die sie ohne Youki aufbringen konnte. Aber sie lief um ihr Leben und da war kein Platz für Selbstmitleid. So ignorierte sie das ihr neue Stechen in der Seite, die schmerzende Lunge, die schwerer werdenden Beine. Sie bemerkte, wie die Youkai und Menschen dort, drei oder vier Personen, hastig zur Seite hechteten, als der Yodo-Drachen auf sie zuraste.

Ehe die Männer erfassten, was los war, konnten sie nur noch die Youkai-Prinzessin an sich vorbeirennen sehen. Sie sprangen empor, nahmen die Verfolgung auf.

Shiro hatte damit gerechnet, aber sie hätte sich gewünscht, einmal Glück zu haben. Ihr blieb im Moment nichts anderes übrig, als dem Yodo-Drachen zu folgen, in der Schneise zu rennen, die er in den Wald schlug. Und sie konnte nur hoffen, dass der nicht stehen blieb, um sich für seinen fehlenden Schwanz bei ihr zu revanchieren. Überdies sollten ihre Kräfte reichen, noch durchzuhalten. Das musste einfach funktionieren. Sie hätte niemandem erklären können, woher sie noch die Kraft schöpfte, immer weiter zu hasten. Ihr Körper schrie ihr zu, dass sie aufhören sollte, eine Pause machen sollte, aber sie wagte es nicht. Sie hatte die Schlinge aufgebrochen, sich noch einmal eine Chance verschafft. Ihre Einzige, wollte sie dieses Todesspiel überleben, diese Prüfung bestehen. Aber irgendwo tief im Inneren schwor sie sich, dass sie sich für jeden Schmerz, für jede Anstrengung hier, bei Sesshoumaru rächen würde. Er musste sterben.

Sie erkannte plötzlich einen etwas schwächeren Bewuchs im Unterholz und wandte sich in diese Richtung. Mit etwas Glück würden ihre Verfolger weiterhin dem Yodo-Drachen folgen. Falls nicht…nun, daran durfte sie nicht denken. Sie war zu müde, zu schwach, sich noch zum Kampf zu stellen, schon gar gegen eine Übermacht. Sie zwang sich mit aller Willenskraft, die sie aufbringen konnte, weiterzukommen, durch Büsche, durch Gestrüpp. Das behinderte ihren Lauf, so wurde sie etwas langsamer, kam ein wenig mehr zu Atem. Vorsichtig lauschte sie hinter sich. Anscheinend hatte sie Glück, folgte ihr niemand direkt. Aber sie musste noch ein Stück weiter, um sich auch nur annähernd in Sicherheit wiegen zu können. Noch fünfhundert Schritte, beschwor sie sich, nur noch fünfhundert.

Nach Ablauf dieser Frist fiel sie einfach vornüber auf das Moos unter einem Baum, keuchend nach Atem ringend, erschöpft, wie noch nie in ihrem Leben. Aber ihre Ausbildung war zu gut gewesen, als dass sie nicht gewusst hätte, dass sie nicht liegen bleiben durfte, wollte sie keine Krämpfe bekommen, keine Probleme mit der Lunge. So raffte sie sich auf, taumelte mehr, als sie ging, weiter, immer Richtung Norden.
 

Shiro hätte niemandem sagen können, wie lange sie brauchte, um einigermaßen wieder bei Atem zu sein. Erst dann suchte sie sich einen guten Platz oben in einem Baum, um sich zu erholen, ihren Körper zu regenerieren. Vorsichtig witterte sie, lauschte sie. Aber anscheinend hatten die Verfolger ihre Spur wieder verloren. Leider wussten sie nun genau, wo sie sich aufhielt, welchen Pfad sie zu dem weißen Berg nehmen musste. Sie war sicher, sie würden versuchen, ihr den Weg zu verlegen, sie wieder in eine Falle zu bekommen. Sie schloss die Augen. Nun, dann gab es nur eine Möglichkeit. Wenn sie sie von Süden, eher Südwesten erwarteten, müsste sie den längeren, den Umweg nehmen, aus dem Osten kommen. Dort war die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie abgefangen werden konnte. Sie witterte noch einmal, ehe sie einschlief.
 

Der Schwertmeister sah von seiner Burg nach Norden. Er hatte die Nachricht bekommen, dass seine Schüler die Hundeprinzessin gefunden hatten, es ihr aber gelungen war, zu entkommen. Er verstand nur den Zusatz in der Botschaft: „benutzte einen Yodo-Drachen“, nicht. Er hatte noch nie gehört, dass man diese Wesen zähmen, reiten konnte. Er war neugierig, was sich dort im Wald tatsächlich abgespielt hatte. Eines war jedenfalls klar: Shiro war gut, das gab er neidlos zu. Und es war eigentlich verwunderlich, dass Fürst Uramaru solche Anweisungen gegeben hatte, sollte sie versagen. Aber schön, es ziemte sich nicht, sich in die Familienangelegenheiten eines Fürsten einzumischen. Dennoch ertappte sich Meister Ryo bei dem Wunsch, dass es die Prinzessin schaffen sollte.
 

Shiro erwachte nach zwei Stunden, das verriet ihr ein Blick zur Sonne. Es war bereits Nachmittag. Noch eine Nacht im Wald wäre zu riskant, zumal die Verfolger nun ihren Aufenthaltsort kannten. Sie musste sich beeilen, den längeren, aber sichereren Weg aus dem Osten nehmen, um nicht abgefangen zu werden. Sie hatte Hunger, Durst, zumindest nahm sie das an, ein zusätzlicher Grund, auf Tempo zu gehen. So ließ sie sich von dem Baum gleiten, machte sich wieder auf den Weg. Sie wusste, dass sie schon recht erschöpft war, aber sie musste es einfach schaffen. Ein wenig sehnsüchtig dachte sie an Akamaru. Sie wünschte sich, ihr Zwillingsbruder wäre dabei, ihr helfen würde, mit ihr zusammen das hier durchstehen. Aber natürlich war es ein Unterschied, ob man eine zurückgewiesene Braut, eine verachtete Tochter war, oder der einzige Erbe des Vaters. Auch dies war ein Punkt, den sie Sesshoumaru auf seine schwarze Liste setzen konnte, der seinen Tod nur umso gewisser machte.
 

Die Sonne war schon weit über den Himmel gewandert, als die Hundeprinzessin durch die Bäume vor ihr etwas Weißes schimmern sah. Erleichtert blieb sie stehen. Das dort war ihr Ziel, der weiße Berg. Ihr erster Impuls war, darauf zuzulaufen, aber dazu war ihre Ausbildung zu gut gewesen. Vorsichtig witterte sie, konnte aber keinen ihrer Verfolger feststellen. Dafür spürte sie dort an, oder eher auf dem Berg Magie. Nicht weiter verwunderlich. Es hatte geheißen, dort sei die einzige Stelle auf der Insel Yunagi, wo sie ihr Youki einsetzen könnte. Sie sah sich um. Irgendwie hoffte sie zwar, dass sie es schon geschafft hätte, kein Hindernis mehr käme, aber ihr war auch klar, dass Meister Ryo und seine Männer schließlich wussten, wohin sie wollte. Ganz bestimmt gäbe es noch eine Schwierigkeit. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass der berühmteste Lehrer weit und breit nicht daran gedacht haben sollte, dass sie einen Umweg nehmen konnte. Noch einmal witterte sie. War da etwas? Jemand? Oder bildete sie es sich nur ein, weil sie schon so müde war? Falls es zu einem Kampf kommen sollte, wäre sie allein aus diesem Grund im Nachteil, schon gar, falls es mehrere Gegner sein würden. Shiro dachte erneut nach. In diesem Fall müsste sie sich aus einem Duell heraushalten, versuchen, mit einer Finte, einem Trick weiter zu dem Berg zu gelangen. Konnte sie erst einmal ihr Youki einsetzen, ein Portal erschaffen, war sie in Sicherheit. Vielleicht machte sie sich auch umsonst Sorgen, war dort niemand.

Sie hoffte es, aber sie war zu kühl, um nicht alle Eventualitäten einberechnen zu können. Und mit Gefühlen wäre ihr nicht geholfen, nicht hier in dieser Prüfung, aber auch nicht in ihrem weiteren Leben. Diesen Luxus würde sie sich nicht mehr leisten können. Keine Empfindungen, keine Träume. So ging sie weiter, bemüht, noch lautloser als gewöhnlich zu sein, angespannt auf jedes Geräusch lauschend.
 

Vor ihr stieg der weiße Berg auf, sie erkannte einen Pfad, der empor führte. Und sie benötigte fast zwei Sekunden, ehe sie begriff, dass dort ein Youkai stand. Sie sprang zurück. Das war einer von Meister Ryos Schülern, und die Tatsache, dass er hier auf sie gewartet hatte, bedeutete, dass er sicher nicht der schlechteste war. Sie legte die Hand an ihr Schwert.

„Wie schön, Prinzessin“, sagte er: „Mein Name ist Seimei, aber Meister Ryo tat mir die Ehre an, mich Tsurugu, die Klinge, zu nennen, denn ich bin der beste Schwertkämpfer der Schule. Und ich bin erfreut, dass ich Euch töten darf.“

„Nun, das werden wir sehen.“ Shiro zog. Das würde sicher nicht einfach werden, müde wie sie war. Aber sie konnte auch keinen Grund erkennen, sich ohne Gegenwehr abschlachten zu lassen. Immerhin wollte Seimei sie töten, das war schon besser als das, was die anderen mit ihr vorgehabt hatten.

Der Meisterschüler betrachtete sie. Wie sie gezogen hatte, wie sie da stand, verriet, dass der Meister recht gehabt hatte. Sie musste eine exzellente Ausbildung genossen haben. Er sollte vergessen, dass sie ein Mädchen war, wie gegen einen Mann kämpfen. So nahm auch er seine Waffe: „Du hast keine Chance gegen mich.“

Sie musterte ihn regungslos. Ihre genaue Taktik musste warten, bis sie ihn besser kennen gelernt hatte. Sie vermutete, dass er der bessere Kämpfer von ihnen beiden sein würde, dazu körperlich stärker, mit Gewichtsvorteil. Zu allem war sie erschöpft durch die Wanderung durch den Wald. Aber sie hatte auch zwei Vorteile, zumindest hoffte sie das. Einer war der, dass sie bei so vielen unterschiedlichen Lehrern trainiert hatte, selbst Menschen. Sie konnte die Schulen des Schwertkampfes wechseln. Wenn Seimei nur bei Meister Ryo gelernt hatte, wäre er vielleicht weniger flexibel. Der zweite Vorteil war noch vager. Sie nahm an, dass er den Kampf in die Länge ziehen würde, um seine eigene Überlegenheit zu zeigen. Er war arrogant, sonst hätte er nie erwähnt, dass er der beste Schwertkämpfer der Schule sei. Vermutlich würde er mit ihr spielen wollen.
 

Seimei hob sein Schwert seitwärts, ehe er mit einem Sprung vorwärts zuschlug. Shiro parierte Stahl auf Stahl, sich gleichzeitig drehend, um so den Druck auf ihre Klinge zu brechen, zu verhindern, dass er seine höhere Kraft einsetzen konnte. Sofort setzte er nach, schlug erneut zu. Sie kam nicht mehr zum nachdenken, musste mit aller Schnelligkeit, die ihr zur Verfügung stand, immer wieder abwehren. Eines war klar: er hatte nicht gelogen, als er sich als Meisterschüler bezeichnete. Nur das half ihr wenig. Ihre Paraden waren manchmal ein bloßes Beiseiteschieben seiner Klinge, aber zu mehr fand sie keine Zeit, da sie stets in Bewegung bleiben musste, um zu verhindern, dass er Kraft gegen Kraft setzen konnte.
 

Seimeis Schwert glitt an dem ihren entlang, als sie wieder sich drehend aus seiner Angriffslinie wich. Diesmal allerdings rutschte der Stahl ab und er stieß vorwärts. Die Spitze seiner Klinge bewegte sich auf ihren Oberschenkel zu. Nur die Tatsache, dass sie schon in der Drehung war, in der Ausweichbewegung, verhinderte, dass sie aufgespießt wurde. So ritzte der Stahl ihre Hose, ihre Haut. Shiro machte einen Satz zurück. Der Schwertkampfschüler betrachtete sie sachlich, setzte aber nicht nach, als sie rasch ihr Knie beugte, um das Ausmaß des Schadens festzustellen. Erleichtert erkannte sie, dass der Muskel unverletzt war. Ohne Youki hätte es sonst schwierig werden können. Ihre Rüstung schützte nur den Oberkörper, ein Grund, warum er gar nicht versucht hatte, darauf zu zielen. Ganz offenkundig wollte er sie verletzen, schwächen, dann töten. Vermutlich durch einen seitlichen Hieb gegen den Hals enthaupten, klassisch, geradezu.

Und sie wusste nun, dass er es schaffen würde. Er war zu schnell, zu ausgeruht, zu stark für sie. Leider. Aber aufgeben stand völlig außer Frage. Sie hob ihr Schwert, suchte den Blick ihres Gegners. Seimei betrachtete sie aufmerksam, aber sie erkannte auch einen gewissen Respekt. Hatte er nicht erwartet, dass sich ein Mädchen so halten konnte? Im gleichen Augenblick fühlte sie etwas Eigenartiges. Sie brauchte einen Moment, um mitzubekommen, was sie da spürte. Youki. Ihre eigene, dämonische Energie, schwach, aber vorhanden. Was war passiert? Aber dann erkannte sie, dass sie bei ihrem letzten Sprung zurück, sich näher zu dem weißen Berg begeben hatte, ja, an dessen Fuß stand. Meister Ryo hatte ihr gesagt, dass sie auf diesem Berg ihr Youki würde einsetzen können. Bedeutete das, je näher man dem Gipfel kam, umso mehr Energie könnte man einsetzen? Dann gab es nur eine Taktik: Sie musste den Kampf an die Hänge des Berges ziehen und darauf achten, stets höher als Seimei zu stehen. Das war ihre einzige Chance.
 

Der Meisterschüler betrachtete die Hundeprinzessin aufmerksam. Er erkannte nur zu deutlich dass sie matt war, erschöpft durch den einsamen Weg durch den dichten Wald, ungewohnt ohne Youki. Die Tatsache, dass sie nichts getrunken, nichts gegessen hatte, hatte sie vor dem schleichenden Gift der Insel Yunagi bewahrt, sie aber zusätzlich ermüdet. Sie konnte unmöglich mehr lange gegen ihn durchhalten, das musste ihr klar sein, so gut ausgebildet, wie sie war. Aber anscheinend wollte sie nicht aufgeben, wollte sich nicht ergeben. Nun gut, dann musste er sie töten. Aber immerhin war ihm nun klar, warum ihr Vater zu Meister Ryo gesagt hatte, sie sei gut. Jemand, der sich so erschöpft noch Minuten gegen ihn, Seimei, hielt, noch dazu als Mädchen, war ihm noch nicht untergekommen. Aber nun würde er nicht mehr auf einen langen Kampf gehen, sondern auf ihren Tod. Er lief auf sie zu.

Shiro wartete ab, ehe sie sich plötzlich umwandte, scheinbar in Panik den Berg hinauf floh, dann erst herumfuhr, um den Hieb zu parieren. Durch ihren unerwarteten Halt war Seimei zu nahe bei ihr für einen gezielten Schlag gegen ihren Hals und sie drückte mit ihrem Unterarm den seinen nach außen. Im gleichen Moment gab sie ihm mit der Linken eine Ohrfeige, ehe sie hastig wieder in den gewöhnlichen Kampfabstand sprang, wieder etwas weiter den Berg hinauf.

„Verdammtes Miststück!“ knurrte der Youkai. Noch nie in seinem Leben war er geschlagen worden, und dann auch noch von einem Mädchen. Das würde sie bereuen. Aber er gab zu, der Trick war nicht schlecht gewesen, um ihn nahe an sich heranzulocken. Jetzt stand sie ein wenig über ihm am weißen Berg. Hoffte sie, dass sie so seinen Gewichtsvorteil ausgleichen konnte, seine größere Körperkraft? Dann musste er ihr zeigen, dass ihr das nichts nützen würde.

Youki. Shiro spürte, wie ihre Energie aus der Quelle ihrer Seele drang. Langsam und nur wenig, aber nach den vergangenen Tagen und Stunden ohne diese tat es gut. Und ihr Körpergefühl sagte ihr, dass sie sich, wenn auch äußerst schleppend, regenerieren würde. Als sie den nächsten Angriff abfing, erkannte sie jedoch, dass er ihr diese Zeit nicht mehr lassen würde. Er war darauf aus, sie nun zu töten.

Shiro wehrte den Schlag ab, wie schon zuvor, sich drehend und weg springend. In der kurzen Atempause, sie sie dadurch gewann, dachte sie hastig nach, aber es gab nur einen Weg. Sie musste ihn töten, so rasch wie möglich. Er war zu gut. Und das bedeutete, sie müsste ihn noch einmal nahe an sich heranlassen, ihm ein Ziel bieten, um gleichzeitig zuschlagen zu können. Sie war niemand, der sich vor Entscheidungen drückte. Als sie den nächsten Angriff abwehren musste, presste sie die Klinge über sich empor, mit aller Kraft, die sie noch aufbringen konnte. Sie setzte alles in diesen Zug. Seimei bemerkte, dass sie einen Fehler gemacht hatte, sich auf den Kampf Körperkraft gegen Körperkraft eingelassen hatte. Er riss sein Schwert empor, um es fast unverzüglich zu stoppen, gegen ihren Hals sausen zu lassen. Shiro hatte damit gerechnet, sprang empor, in den Schlag hinein. Der Hieb prallte gegen ihre Schulterpanzerung, so hart, dass es schmerzte, die Rüstung splitterte. Aber die Hundeprinzessin wusste, dass sie das ignorieren musste. Ihre eigene Hand war schon im Rückwärtsschwung, ihr Schwert traf den Meisterschüler mit der stumpfen Seite am Hals. Dieser taumelte zurück, würgte im unerwarteten Schmerz und dem Luftmangel. Als er begriff, wollt er sein Schwert noch zur Abwehr heben, aber Shiro hatte bereits zugestoßen.

Keuchend blieb sie stehen, sank dann langsam neben dem Toten auf die Knie. Ihre Waffe entglitt der zitternden Hand. Sie war erschöpft, wie nie zuvor in ihrem Leben und sie hoffte, es auch nie wieder sein zu müssen. Sie betrachtete Seimei. Er war ein sehr guter Fechter gewesen, der beste Schüler Ryos. Und doch hatte sie ihn getötet. Also war sie besser. War sie nun fähig, auch Sesshoumaru schlagen, töten zu können? Vielleicht. Aber bis dahin sollte sie noch mehr Kraft und Ausdauer trainieren, um nicht ebenso fertig zu sein.
 

Mühsam griff sie zum Schwert, schob es in die Scheide. Sie hatte es fast geschafft, musste nur noch ein Stück höher auf den Berg. Da sollte sie sich hier nicht sinnlos aufhalten sich womöglich noch finden lassen. Das Aufstehen war beschwerlich, und sie konnte sich nur damit auf den Beinen halten, dass sie sich bewusst machte, dass es keine hundert Meter mehr sein würden. Mit jedem Schritt den Berg hinauf konnte sie auch spüren, wie ihr Youki anstieg, sie Kraft gewann. Vorsichtig horchte sie auf die Laute hinter sich, konnte aber nichts mehr von Verfolgern entdecken. Hatte sie es wirklich geschafft? Nur noch fünfzig Schritte, dachte sie, dann müsste es zu einem Dimensionsportal reichen….noch vierzig…Und dann fühlte sie, wie ihre magische Macht wieder fast vollständig da war. Sie blieb stehen. Nie zuvor war es so mühselig gewesen, ein solches Portal zu erschaffen, aber nur eine Sekunde später war sie am Strand.
 

Sie drehte sich um. Dort drüben war die Insel Yunagi. Sie hatte es geschafft.

Müde ließ sie sich auf die Knie sinken, spürte plötzlich über die geistige Verbindung, die sie seit Kindheitstagen hatten, ihren Zwillingsbruder. Sie versuchte, ihm mitzuteilen, dass sie in Ordnung war.

Nur wenige Sekunden später erkannte sie schwarze Schuhe vor sich: „Nee-chan!“ Akamaru sah besorgt Blut über ihren Arm rinnen, Blut an ihrer Hose. Und seine große Schwester wirkte vollkommen erschöpft.

„Es ist in Ordnung“, sagte sie: „Ich...ich muss mich nur etwas erholen.“

„Vater wird stolz auf dich sein“, meinte er: „Und ich bin es auch.“

Sie stand mühsam auf, spürte sofort, wie er den Arm um sie legte, sie stützte. Der einzige Halt in ihrem verpfuschten Leben.

„Ohne Youki zu sein ist wohl sehr hart?“ erkundigte er sich.

„Ja.“ Das hätte sie niemandem außer ihrem Zwillingsbruder gegenüber zugegeben. Und gegen niemanden hätte sie sich je gelehnt. Aber ihr war klar, dass der Arm um sich, dieser Halt, alles war, was sie an Zuneigung, an Zärtlichkeit, je erhalten würde. Kein männlicher Youkai von Ehre würde sich mit ihr einlassen. Nie würde sie einen Welpen bekommen. Ihr Leben lang wäre sie auf Akamaru angewiesen. Wenn er der Fürst werden würde, könnte sie wenigstens endlich erneut um die Erlaubnis zum Selbstmord bitten. Und es gab ein Wesen, das daran Schuld trug, an allem Schuld trug: „Aber ich habe gewonnen. – Ich bin sicher, dass ich, wenn ich nur hart genug weiter übe, auch gegen Sesshoumaru siegen kann.“

„Das denke ich auch. Gehen wir nach Hause. Ich bin sicher, nun wird unser Herr und Vater erlauben dass du mit mir die Menschendörfer beschützt.“
 

Im Schloss im Westen sah der Herr nachdenklich an die Wand. Ohne die Frau im teuren Kimono vor sich anzublicken, meinte er: „Darum also.“

„Verzeih, was meinst du, aite?“

„Du hättest es mir früher erzählen sollen.“ Er wandte ihr den Kopf zu: „Ich habe mich von Anfang an gewundert, warum du mir gegenüber feindselig warst. Nun, ich wusste natürlich, dass diese Zurückweisung eine Schande war, dass du mit Recht versuchen würdest, mich zu töten, oder eher, dein Vater. Aber auch später, selbst auf dem Weg zur Insel der Bestien, erschienst du mir sehr pflichtbewusst, aber auch deutlich kälter, als du es bei meinem letzten Besuch im Süden gewesen warst, viel härter gegen dich und andere. Das hat sich zwar gegeben, aber ich wäre an der Ursache interessiert gewesen.“ Meine arme Shiro, dachte er gleichzeitig. Und falls Inuyasha ihren Vater noch nicht getötet hätte, hätte ich das jetzt übernommen. Damals…nun, vielleicht hätte ich es damals nicht vermocht. Oder aber ich hätte zu diesem Zeitpunkt schon Zugriff auf die zweite Youki-Quelle meiner Seele bekommen. Viel früher als jetzt. Ich hätte sie davor bewahren wollen. Und sollen.

„Es handelte sich um eine Familienangelegenheit.“ Mit gewissem Zögern fuhr sie fort: „Ich…es hat einen Zeitpunkt gegeben, an dem ich annahm, es würde dich erfreuen, mich in solchen Lagen zu sehen.“

„Mich würde etwas anderes erfreuen, meine Fürstin.“

Shiro sah zu ihm. Ein etwas langsames Lächeln glitt um ihren Mund. Ihre Erzählung hatte die alte Zeit, ihr Leid wieder aufleben lassen. Aber das war so lange her, soviel war geschehen…. „Ich wage nicht zu hoffen, dass mein Gebieter wünscht, dass ich ihn erfreue.“

„Mein Wunsch, Shiro-ko.“ Er lehnte sich an die Wand zurück, ließ sie nicht aus den Augen, als sie sich nicht einmal mehr verneigte, ehe sie zu ihm kam.
 

************************************
 

Für die Hundeyoukai-Fans unter euch: ich habe da so eine vage Idee, bei der die Kinder eine Hauptrolle spielen. Das Verhältnis zwischen Arashi und seinem Vater ist ja etwas...angespannt. Mal sehen, was daraus wird.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-Ens, wenn es weiterggeht, sei es bei den Kurzgeschichten oder bei einer neuen Hundeyoukai-Staffel^^.
 

Aber zunächst sind wohl einige Brüdergeschichten dran, und natürlich der neue Krimi.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (26)
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Von:  kiji-chan
2008-10-02T21:05:03+00:00 02.10.2008 23:05
Wenn ich mal im Prüfungsstress bin, denke ich an Shiro.

Eigentlich schad, dass sie die zwei 'Prüfer' töten musste, ich fänd es harmonischer, wenn sie niemanden hätte töten müssen.
So hat sie ihre Grenzen erfahren. Wenn man das als positive Erfahrung einstufen kann.

Irgendwie bin ich froh, dass Shirolein doch Glück im Leben gefunden hatt.

Gute Nacht bis zum nächsten Kapi.

dat Kiji
Von:  astala7
2008-01-28T16:12:08+00:00 28.01.2008 17:12
Ja, sie hats geschafft...
Aber iwie bezweifle ich das ihr Vater stolz sein wird.
Von:  yamina-chan
2008-01-20T13:10:59+00:00 20.01.2008 14:10
Ich bin du~hurch.
Kaum zu glauben! Darf ich mich jetzt als treuen Fan von dir bezeichnen? *lach*
Die Prüfung für Shiro war hart. Am liebsten hätte ich selbst Hand gegen ihren Vater erhoben, aber der ist ja beriets ins Jenseits geschickt worden. Zum Glück.
Interessant finde ich es auch, das Shiro nun ihrem Gefährten all dies Erzählt hat. Jedenfalls freue ich mich wirklich für sie, das sich ja letzten Endes doch noch alles zum Guten gewendet hat.
Von:  Tigerin
2008-01-02T15:01:18+00:00 02.01.2008 16:01
Hach... die Beiden zusammen zu 'sehen' finde ich immer wieder am Schönsten^^
Der Kampf war auch super beschrieben^^ Den Drachen zu benutzen war eine gute Idee, obwohl es mir leid tat, dass sie ihm den Schwanz abgeschnitten hat.. na, solange das nachwächst..
Ich fände es toll, wenn wir noch mehr aus der Vergangenheit erfahren würden..
Also, echt fein gemacht^^

Bye Tigerin
Von: abgemeldet
2007-06-24T09:51:51+00:00 24.06.2007 11:51
oh mein Gott, das war Gänsehaut und der letzte Absatz war der Hammer! Das finde ich einfach total spannend, was da alles passiert ist. Und ich mag Shiro immer mehr. Eine starke Frau! Und das sie Sesshomaru dann doch noch bekommen hat, ist nur gerecht. Diese drei Geschichten waren wirklich sehr erbauend und ich habe mich riesig gefreut, das du die Ideen gehabt und niedergeschrieben hast.

Bis bald,
deine san
Von:  Hrafna
2007-06-16T11:50:14+00:00 16.06.2007 13:50
Endlich komm ich auch mal dazu, das ier fertig zu lesen (ich muss mein Geschi-Referat vorbereiten *meh*).

Insgesamt gefällt mir die Geschichte um Shiros Prüfung gut - an mancher Stelle hätte ich mir vielleicht etwas ausführlichere Gedankengänge über ihre Racheschwüre, was Sesshoumaru angeht, gewünscht.
Immerhin hat die Prüfung sie in dieser Hinsicht ja sehr bestärkt, was ich auch gut nachvollziehen kann.

"Der einzige Halt in ihrem verpfuschten Leben."

Verdammt guter Satz, hat sich mri richtig im Gedächtnis eingeprägt.
Sehr treffender Ausdruck, was Shiro angeht.

Am Ende, dieser Wechsel in die 'Gegenwart' hat mir auch sehr gut gefallen. Schöne Verknüpfung von Vergangenem und Präsentem, weil es insgesamt so derart gegensätzlich ist.

*nick*
Vom Ausdruck ist das alles sehr ordentlich, nur das "er/sie/es ist gut" wird mir nie in den Kram passen. ^-^°

Mehr davon!

Bless,
Hrafna
Von:  Krylia
2007-06-15T11:16:04+00:00 15.06.2007 13:16
Die Geschichte war toll. Hat ja eine Weile gedauert, bis ich gemerkt hab, dass sie on ist.
Shiro hatte wirklich eine Menge durch zu machen.
Ich freue mich schon auf die Geschichte mit den Kindern. ^^

いねす
Von: abgemeldet
2007-06-12T14:14:41+00:00 12.06.2007 16:14
so, jetzt mach ich mich mal dran ^^
ich bewundere shiros charakter! es ist wahnsinnig beeindruckend wie du ihre kämpfe geschildert hast. ich hab zwar gewusst, dass sie überlebt aber gefieber hab ich ohne ende ^^"
das ende war sooo niedlich ^//^ shiro und sesshoumaru passen einfach bestens zusammen. ich finds schön, dass sesshi so reagiert hat ^^

neues von arashi? klingt guuuut , ich mag den kleinen irgendwie ^^

jaa*wink* chriss_chan
Von:  Bridget
2007-06-11T10:47:45+00:00 11.06.2007 12:47
Komme nun auch mal zum Schreiben.

Also, ich kann Shiro verstehen, dass sie sauer auf Sesshoumaru war. Doch zu dem Zeitpunkt wusste sie ja noch nicht, dass nicht er für ihre Lage verantwortlich ist, sondern ihr Vater.

Tolle Kurzgeschichte. Besonders der letzte Kampf hat gezeigt, dass Shiro mit ihrem zukünfiten Gefährten mithalten kann. Irgendwie hat die Sache doch was gutes an sich gehabt. So wurde sie zu einer würdigen Gefährtin für ihn.

Oh, die beiden *spielen* ja mal wieder zusammen. Auch wenn Sesshoumaru es nie gesagt hat, denke ich doch, dass er Gefühle für sie hat. So, wie er mit ihr umgeht, wenn sie unter sich sind.

Besonders gut haben mir die Beschreibung des letzten Kampfes gefallen. Wahnsinnig detailiert.
Respekt.

Liebe Grüße
Bridget
Von:  Lizard
2007-06-10T10:45:18+00:00 10.06.2007 12:45
Tut mir leid, dass ich dich bei den HY-Kurzeschichten bezüglich Kommentaren immer so vernachlässige... deshalb schreibe ich jetzt wenigtens mal noch ein bisschen was zu dem letzten Teil d.h. Shiros Abschlussprüfung. Gerade für Hundeyoukai I und II war diese Kurgeschichte eine wichtige Ergänzung. Shiros unglückliche Situation und ihr daraus erwachsener Hass wird so viel besser nachvollziehbar. Und es war schön, dass du das Ganze dann quasi als Rückblick-Erzählung verpackt hast. Es beweist das enge Vertrauensverhältnis, das Shiro und Sesshoumaru nun nach langen Mühen wieder zueinander aufgebaut haben. Sie ergeben ein sehr realistisches Paar (einer der ganz, ganz seltenen Fälle, in denen ich mich mit der Vorstellung von einer Frau an Sesshoumarus Seite ein bisschen anfreunden kann, ist schon bemerkenswert^^).

Und wie es aussieht, hast du HY 5 und 6 (oder wie nenn ich das jetzt am besten, denn HY 4 mit der Inu-Kagome-Hochzeit ist und bleibt ja irgendwie das Finis Historie?!) nicht beiseite geschoben. Kann ich mich als Betaleserin ja besonders freuen, nicht?^^


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