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Kaibas Jahr in der Hölle

von

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Lächeln, Seto! Lächeln!

Lächeln, Seto! Lächeln!
 

Der Januar verabschiedete sich mit einem trüben Regenwetter und kalten Temperaturen. Es war ein tristes Wetter, was sehr gut zu meiner Laune passte. Ich war meistens mies gelaunt, unkonzentriert, selbst in der Schule und während meiner Arbeit in der Firma, doch vor allem war ich lustlos. Nichts interessierte mich mehr, nichts klappte. Nur Einschlafen und in dunkle, endlose Träume fallen schien einen Sinn für mich zu machen. Es machte keinen Sinn, aufzustehen, zu frühstücken, zur Schule zugehen, Hausaufgaben zu erledigen und dann wieder einzuschlafen um am nächsten Tag wieder aufzustehen und diesen Teufelkreis von neuem zu starten.

Ich war schrecklich müde und vermasselte sogar einen Informatiktest, was mir noch nie passiert war, doch auch das interessierte mich nicht.

Von Außen hatte ich bereits gelernt einen lockeren Eindruck bei meinen Mitschülern zu hinterlassen. Sie glaubten dieser Maske, doch im Inneren war ich zerfallen und des Lebens leid.

Mokuba hatte seit jenem Tag, der nun schon zwei Wochen her war, nicht mehr mit mir geredet. Morgens wenn ich früh aufstand war seine Zimmertür abgeschlossen und alles im Inneren war still. Wenn ich dann fertig mit meinem Frühstück fertig war, duschte er oder war schon längst ohne Verabschiedung verschwunden. Den Rest des Tages war er entweder bei Freunden oder war in seinem Zimmer eingeschlossen.

Ich konnte ihn verstehen. Seit Jahren hatte Mokuba nie seine Meinung mir gegenüber offenbart und hatte sich nie darüber beschwert. Er hatte mich immer unterstützt auch wenn die Anderen mich schon längst aufgegeben hatten.

Wäre ich doch redegewandter und gefühlvoller. Wäre ich es doch nur! Ich will dich doch gar nicht quälen, Bruder! Ich will es nicht, aber ich kann nichts tun. Ich wünschte, du würdest mir noch einmal vertrauen können.

Man oh man, ich höre mich ja schon an wie ein Weichei! Schluss damit!! Was kümmert es dich, dass dich jemand nicht beachtet? Das ist dir doch sonst immer lieber gewesen, oder?

Oft saß ich abends auf meiner Abendterrasse und stierte hinauf zu den Sternen, einfach nur so um meinen Tag, den ich vorher erlebt hatte, zu vergessen.

„Hey, Kaiba! Ich rede mit dir!“

Ich schreckte hoch. Wir hatten gerade große Pause und saßen auf einer Bank vor der Schule. Gerade hatte ich wieder einmal den Himmel betrachtet und war ganz in meinen Gedanken versunken gewesen. Nun hatte ich allerdings wieder vergessen, woran ich überhaupt gedacht hatte, denn Joey sah mich nun etwas beleidigt an, die Arme verschränkt und mit Schmolllippe.

Ich kannte seine kleinen Ausraster nun schon ziemlich gut. Schon früher hatte ich genau gewusst, wie ich ihn am allerbesten reizen konnte, doch seit Beginn dieses Jahres hatte ich auch lernen müssen, seine Ausraster zu stoppen.

„Was hast du gesagt?“, fragte ich und sah ihm entschuldigend entgegen. „Sorry… ich ähm… bin etwas müde..“

Joey sah zwar nicht ganz überzeugt von meiner Ausrede aus, trotzdem schien er etwas besänftigt zu sein, denn er sah mich nun nicht mehr beleidigt an.

„Bald ist Wochenende mit Karneval!“, verkündete Joey. „Ich liebe diese Zeit! Dieses Mal verkleide ich mich als Ritter!“

Ritter? Ich hatte immer angenommen, dass Ritter tapfer, entschlossen und stark sein sollten und nicht dumm, trottelig und nervig, doch ich verkniff mir jeglichen Kommentar, der mir in dieser Beziehung in den Sinn kam. Obwohl mich Mokubas Verhalten sehr mitnahm, hatte ich die Wette nicht vergessen. Ich kämpfte eigentlich nur noch verbissener um Yugis Vertrauen als ich mir in den vorigen Jahren je hätte vorstellen können.

Von Karneval hielt ich allerdings nie viel. Es war eine absolut dämliche Veranstaltung, bei der man sich mit Verkleidung und Schminke einfach nur lächerlich machte. Genau das, was ich nicht gebrauchen konnte.

Ich hatte mich jedoch zu Mokubas Wunsch jedes Jahr verkleidet, als Pirat, Kaiser, Vampir oder Auftragskiller, doch ich hatte mich nie in dieses Verkleidungen wohl gefühlt. Dennoch hatte ich es immer getan und würde es wahrscheinlich auch immer weiter tun.

„Als was verkleidest du dich dieses Jahr, Yugi?“, wollte Bakura wissen.

„Oh, ich weiß noch nicht“, grinste Yugi. „Wir werden sehen! Spätestens am Montag beim Umzug werdet ihr es erfahren! Ich freu mich riesig!“

„Ich auch!“, strahlte Tristan. „Langes Wochenende und dann auch noch mit Karnevalsumzug, Verkleiden, Feiern und Spaß!!!“

Ich sagte nichts, doch im Stillen bewunderte ich sie für ihre penetrante, gute Laune, die sie tagtäglich an den Tag legten. Hatten sie denn nie Probleme? Verlief denn bei ihnen immer alles ohne jegliche Schwierigkeiten?

Ich wusste es nicht, doch wieder einmal demonstrierte die Welt ihre Ungerechtigkeit in ihrer vollen Pracht! Konnte sie denn nicht einmal Leute bestrafen, die es auch wirklich verdient hatten wie zum Beispiel Pegasus? Aber nein, Pegasus ging es immer bestens. In jedem Fernsehinterview, das ich dieses Jahr von ihm gesehen hatte, grinste er breit wie ein Honigkuchenpferd und lachte laut. Könnte ihm nicht einmal etwas Schlimmes widerfahren oder passierte so etwas immer nur mir?

Wenn ich meine Gedanken alleine an einem Tag seit Beginn dieses Jahres aufgeschrieben hätte, hätte ich die Bibel in ihrer Länge schon längst überboten, denn ich dachte seit dem viel mehr nach als dass ich sprach.

Stimmt schon, gesprächig war ich ja nie so richtig gewesen, außer natürlich wenn es um Beleidigungen oder coole Sprüche ging.

Endlich begann das Wochenende. Die Schule war nun zur Stressabteilung meinerseits mutiert und ließ mir keine Ruhe mehr, vor allem jetzt, da ich so unkonzentriert war wie noch nie. Ich bemerkte außerdem auch, dass ich allmählich immer fauler wurde. Natürlich war alleine Yugis Einfluss daran schuld, das war klar. Ich genoss es nun nämlich mal einfach auf meinem Bett zu liegen und einfach nur ins Leere zu starren, ohne bösartige Gedanken, ohne überhaupt irgendwelchen Gedanken, doch ich wusste nicht ob das auch so gut war. Früher hatte ich das Bett wirklich nur für die Nacht benötigt. Ich hatte mich hingelegt, war wieder aufgestanden und das war es gewesen. Nun jedoch liebte ich es, mich in die Matratze zu schmeißen und auszuruhen.

Die Hausaufgaben hatte ich am Samstag erledigt, auch wenn ich länger für sie gebraucht hatte als je zuvor. Dennoch hatte ich nun Zeit für mich.

Da ich nicht wusste, was ich tun konnte, beschloss ich, ein wenig draußen in der Februarkälte spazieren zu gehen.

Als ich nach unten rannte, sah ich meine kleine Bruder, der in der Küche saß und sich ein Sandwisch schmierte. Schon seit längerer Zeit hatte ich ihn nicht mehr so aus der Nähe gesehen. Es war ein äußerst merkwürdiges Gefühl, ihn da ganz ruhig sitzen zu sehen.

Ich wollte zu ihm, mit ihm reden, mich entschuldigen und so sprang ich die letzten drei Treppen hinab und schritt in die Küche. Als ich jedoch nur noch ein bis zwei Schritte von seinem mir zugewandten Rücken entfernt war…… klingelte das Telefon hinter mir.

Mokuba drehte sich ruckartig um und seine kleinen Augen weiteten sich als er sah, dass ich direkt hinter ihm stand. Er hatte mich nicht hinter sich erwartet.

Das Telefon klingelte noch einmal während wir uns anstarrten und noch einmal.

Langsam wandte ich mich ab und schritt zum Telefon, das immer wieder schellte.

„Seto Kaiba“, meldete ich mich ein wenig mies gelaunt, da ich ausgerechnet jetzt gestört wurde. Welcher Idiot rief mich denn um diese Urzeit an einem Sonntag an?

„Hi, Kaiba“, meldete sich eine mir sehr vertraute, schreckliche Stimme, die ich allerdings nicht sofort erkannte.

„Wer ist denn da?!“, fragte ich gereizt und hörte wie die Person am anderen Ende der Leitung leise kicherte. „Was wollen Sie denn von mir?! Ich hab wirklich zu tun!!!“

„Be cool, Kaibaboy!“

„Kaibaboy?“, fragte ich leicht verdutzt. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen Es gab nur eine einzige Person auf dieser Welt, die mich so nannte ohne sich dabei zu schämen.

„Wie geht es dir denn so?“, fragte Pegasus Stimme und in mir stieg eine lodernde Zorneswelle auf. Ich umklammerte den Hörer immer fester und atmete gereizt ein und aus.

„Was willst?“, fragte ich und hätte den Telefonhörer am liebsten gegen die Wand geschmettert.

„Ich will mich nach deiner Lage erkunden“, antwortete Pegasus aalglatt. „Du machst eine schwere Zeit durch. Da ist es doch nur natürlich, dass sich ein Freund um dich sorgt.“

„Du bist nicht mein Freund!“, schnaubte ich.

„Ach ja stimmt, das war ja Yugi Muto, nicht wahr?“, höhnte Pegasus. Ich sah ihn vor mir mit seinem widerlichen Sackgesicht und seinem schleimigen, arroganten Grinsen. „Dass du weit für deine Firma gehst wusste ich ja schon vorher, aber du und Monopoly? Ist das nicht etwas sehr kindisch?“

Ich antwortete nicht. Mein Mund fühlte sich merkwürdig trocken an.

Woher wusste Pegasus von meinem Monopolyspiel mit Yugi und seinen Freunden? Das war doch bei mir zu Hause gewesen. War ich selbst in meinem eigenen Haus nicht sicher vor Pegasus prüfendem Blick und dieser schrecklichen Wette. Aber wie hatte er davon erfahren?

„Ich habe immer Leute, die mir etwas erzählen“, fuhr Pegasus heitere Stimme fort. „Auch in deiner nahen Nähe, wenn du verstehst, was ich meine. Näher als dir lieb ist. So nah, dass ich auch Informationen aus deinem Familienleben keinen Halt macht.“

Ich legte auf und schlug mit der Hand auf den Küchentisch, von dem nun Gabel und Messer fielen. Ich blickte auf meine pochende Hand hinab, auf der immer noch dieses hässliche F zu sehen war.

Mein Zorn schoss durch alle Adern und lies mich meine Finger in dieses schreckliche F krallen, immer tiefer und tiefer. Blut tropfte aus meiner Handfläche und ließ mich erschrecken! Wurde ich langsam wahnsinnig?

Näher als dir lieb ist.

Was meinte er nur damit? Welchen Informanten hatte dieses arrogante Schwein?

Ein Blick durch die Küche verriet mir, dass Mokuba gegangen war. Ich hatte doch mit ihm reden wollen, doch nun war er weg…… So ein verdammter Mist!!! Und wieder war es Pegasus, der alles zerstört hatte!!!

Aber seine Worte schwirrten mir auch am Abend als ich im Bett lag noch im Kopf herum. Es war fast so als würde Pegasus mir einen versteckten Hinweis auf seinen Informanten geben wollen. Wer war es nur?

Yugi und so bestimmt nicht, aber wer war mir denn sonst immer nahe außer meine neuen, angeblichen Freunde? Vielleicht Roland? Nein, Quatsch! Der war doch gar nicht dabei gewesen als ich mit Yugi und seinen Freunden Monopoly gespielt hatte. Aber wer dann.

Und ich schreckte auf. War es denn möglich? Konnte es denn tatsächlich sein?

Er war auch dabei gewesen, oder nicht? Doch würde er soweit gehen?

Näher als dir lieb ist.

Natürlich! Pegasus deutete mit diesen Worten auf die Person hin, die immer in meiner Nähe war.

Mokuba.

Was sollte ich jetzt davon halten? Würde Mokuba so etwas tun? Würde er mich an Pegasus verraten weil er sauer auf mich war?

Das war die einzige Erklärung, doch irgendwie konnte ich es nicht glauben, aber immerhin war Mokuba ja sauer auf mich. Vielleicht hatte er ohne Überlegungen gehandelt.

Der Karnevalstag begann mit einem strahlenden Sonnenschein… Wie ätzend!

Geblendet von der Sonne rappelt ich mich aus meinen Bett auf und ließ mir von meinen Bediensteten mein Frühstück machen.

Im Fernsehen lief die ganze Zeit nur ein Programm: Dieses blöden, fröhlichen Karnevalsumzüge!! Warum musste ausgerechnet heute Karneval sein? Das Letzte was ich jetzt gebrauchen konnte, waren verkleidete Idioten, die ihre gute Laune demonstrierten. Ich schaltete den Fernseher ab und beschloss, mich noch einmal hinzulegen, in der Hoffnung, diesen blöden Tag zu verschlafen um dann morgen wieder zur Schule gehen zu können.

Mokuba war nicht da, doch in der Küche lag ein Zettel.

Bin mit Freunden unterwegs. Komm erst abends wieder, also mach dir keine

Sorgen!

Mokuba
 

Wieder dachte ich an Pegasus Worte und ärgerte mich dann über mich selbst! Warum dachte ich eigentlich so oft über diesen Volltrottel Pegasus nach? Totale Zeitverschwendung!!

In den folgenden zwei Stunden lag ich ungestört auf meinem schönen Himmelbett und döste. Es war alles schön ruhig, eben so, wie ich es gern hatte! Meine Sorgen schienen für diesen kurzen Moment wie aufgelöst, wie nichtig.

Die Haustürklingel rüttelte mich aus meinen schönen Tagträumen.

Wer war das denn nun schon wieder? Angespannt lauschte ich. Ich hörte wie Roland die Treppe heruntereilte und die Tür öffnete. Dann kehrte wieder Stille ein.

Wahrscheinlich war es nur der Briefträger gewesen oder irgend so ein Idiot, der ein Autogramm wollte und von Roland abgewimmelt worden war. Hauptsache es war wieder still.

Ich schloss die Augen, doch schon wieder hielten mich Geräusche vor meine Zimmertür mich vom Schlafen ab. Langsam stieg Wut in mir hoch, doch ich blieb weiterhin liegen, drehte mich auf den Bauch und schloss die Augen erneut.

Immer wenn man Ruhe haben will, wird man daran gehindert.

„Hey, Kaiba!“, hörte ich plötzlich eine Stimme, die von ganz nah kam. „Aufstehen, du Faulpelz!“

Eine Hand klopfte mir hart auf den Rücken. Ich keuchte auf und drehte mich so schnell um, dass ich mir den Nacken verdrehte. Mit pochendem Nacken wandte ich mich den Gestalten zu, die sich um mein Bett versammelt hatten.

Entsetzt erkannte ich Yugi, Tea, Bakura, Joey, Tristan und Duke, allesamt verkleidet und mit strahlenden Gesichtern.

Yugi hatte sich als Cowboy verkleidet, Tea war eine Hexe mit aufgemalter Warze auf der Nase, Bakura war ein Engel, Joey hatte sich tatsächlich als Ritter verkleidet, wobei er in meinen Augen eher aussah wie ein Haufen Blechbüchsen, Tristan hatte sich ein Polizeikostüm übergeworfen und Duke sah in seinem Fledermauskostüm sehr seltsam aus.

„Was macht ihr denn hier?“, fragte ich so höflich wie möglich, was allerdings nicht so leicht war. Mein Herz schlug rasend schnell danke diesen unerwarteten Besuch in meinem Haus.

„Wir wollen dich abholen“, strahlte Bakura. „Wir gehen zum Umzug.“

„Ich werde nicht zum Umzug gehen!“, nuschelte ich und stand auf.

„Wieso nicht?“, hörte man Joeys Stimme aus dem Büchsengewühl.

„Ich, ähm…“, fing ich an und versuchte mir eine gute Ausrede einfallen zu lassen. Mir war gar nicht nach feiern und Süßigkeiten fangen. „Ich hab kein…. Kostüm!“

„Das ist doch gar kein Problem!“, grinste Yugi. „Da hast du aber Glück!“

„Glück?“, wiederholte ich verdutzt und starrte ihn verwirrt an. Wenn er sagte, ich hätte Glück, konnte das nichts Gutes heißen.

„Ja! Tristan wollte erst ein anderes Kostüm anziehen, doch dann hat er bei Joey zu Hause doch was Besseres gefunden! Wir haben also noch ein Kostüm übrig!“, erklärte Tea und lächelte mir zu.

„Wie toll!“, brummte ich. Ich konnte mich nun nicht mehr rausreden. „Na dann! Dann gibt es mir mal her!“

Yugi nickte und Duke packte etwas aus seinem Rucksack hervor, etwas ehr buntes. Erst als sie mir den Stofffetzen reichten, wusste ich, was es war. Ein langes gelbes Kostüm, übersäht mit violetten, pinken und blauen Punkten- ein Clownskostüm.

Ich starrte es mit offenem Mund an.

Mein Pech war nicht zu fassen. Das sollte ich anziehen?! Ausgerechnet ich als Clown.

„Ach! Und das gehört auch noch dazu!“, sagte Duke und war mit eine rote Clownsperücke und zwei riesige Schuhe in den Schoß. „Du solltest dich aber beeilen! Der Umzug beginnt in zwanzig Minuten!“

Wie unter einem Drang stand ich wankend auf und schlich auf das Badezimmer zu. Langsam und mit angespannter Miene zog ich mir das lächerliche Kostüm, die Schuhe und die Perücke über. Ich starrte mein blasses Gesicht im Spiegel an, das so gar nicht zu dem grellen, auffälligen Kostüm passen wollte.

„Bist du fertig?“, hörte ich Yugis Stimme von draußen.

Mit einem letzten gequälten Blick in den Spiegel und eine tiefen Seufzer schloss ich die Tür auf und trat in den Flur.

„Nein!“, sagte Tea und stürmte auf mich zu. „Da fehlt noch was!“

Sie packte mich am Arm und drückte mich herunter. Dann begann sie mich auffällig zu schminken. Sie hörte gar nicht mehr auf! Sie knallte die ganze Schminke in mein Gesicht.

„Fertig!“, sagte sie schließlich und sah mich, ihr Meisterwerk an. „Gut, wir können, Jungs!“

Mit hängenden Schultern watschelte ich den Anderen in meinen riesigen Schuhen hinterher. Wie sehr ich doch litt! Am liebsten hätte ich mich heimlich umgedreht und wäre wieder in meine geliebte Villa gerannt. Stattdessen lief ich mit diesen nervigen Knalltüten über die Straßen, in diesem entwürdigenden Kostüm!!!!!

Endlich hatten wir den Umzug erreicht. So viele Leute traf man selten in diesen Straßen! Alle waren in auffälligen Klamotten gekleidet, trotzdem fürchtete ich mich davor, dass mich hier jemand erkennen konnte. Was wäre das für ein Skandal! In jeder Zeitung würde es stehen: Seto Kaiba! Witzbold oder nicht?

Fast sah ich schon mein bleiches, entsetztes, mit Schminke vollgeschmiertes Gesicht auf der Titelseite. Ich sah wie Pegasus die Schlagzeile las und sich dabei kaputtlachte.

Mit gesenktem Kopf lief ich da durch die Straßen und wurde ab und zu immer wieder von fröhlichen Leuten angerempelt oder von herumfliegenden Bobons erschlagen.

„Ganz ruhig!“, ermahnte ich mich und versuchte den Übelkeitsschwall zu unterdrücken, der mich wieder überrannte. „Auch dieser Tag geht vorbei! Jeder Tag hat nur 24Stunden, auch dieser hier!!!“

„Lächeln, Seto! Lächeln!“, sagte Bakura und lächelte mir verständnisvoll zu. „Du bist das bestimmt nicht gewohnt, oder? Aber es ist wirklich nicht so schlimm!!“

Ich nickte etwas verwirrt über diese Worte.

Der Umzug war sehr voll. Yugi und Joey hatten einen Wettbewerb veranstaltet. Wer die meisten Bonbons auffing, hatte gewonnen. Beide standen da mit ausgestreckten Armen und offenen Mündern, in der Hoffnung so viele Bonbons wie möglich zu ersparen.

Ich hatte in der Zwischenzeit andere Problem: Ich versuchte mich an dem Versuch zu lächeln. Immerhin war ich ja ein Clown. Da sollte man doch angeblich einen „fröhlichen“ Eindruck und keinen mörderischen vermitteln oder?

Meine Gesichtsmuskeln wollten sich einfach nicht zu einem Lächeln formen so viel ich auch an ihnen herumzerrte. So schwer konnte das doch nicht sein, oder? Bakura kriegte das doch ständig hin, warum ich nicht?

Lächeln! Lächeln! Wenigstens ein bisschen!!

Wieder knallte mit ein Bonbon, von einem grinsenden Pferd zugeworfen, gegen die Nase.

Verfluchter Karneval!!!!

Wer auch immer dieses Pferd auf diesem Wagen war, ich würde es verklagen wegen Körperverletzung und Fahrerflucht!!!!

Gerade wollte ich das Bonbon aufheben und dem Pferd, das unentwegt grinste, entgegen werfen als mir etwas ins Auge fiel.

Auf der anderen Seite des Umzuges war er. Alleine in seinem Hundekostüm mit hängenden Schlappohren.

Ich hatte gedacht, dass er mit Freunden hier war, doch er war alleine, ganz alleine. Seine Augen waren so traurig.

Mokuba. Mein kleiner Bruder.

Meine Beine wollten sich wie von selbst bewegen. Schritt für Schritt schlich ich mich von Yugi langsam weg, ganz langsam. Ich wollte zu ihm.

Yugi hatte es noch nicht bemerkt, doch Bakura hielt mich am Arm zurück.

„Kaiba!“, sagte er und sah mich mit besorgtem Blick an. Er sah nicht wütend aus, im Gegenteil. „Was ist los? Wo willst du hin? Geht es dir nicht gut?“

Ich antwortete nicht. Ich konnte nicht. Bakura folgte meinem Blick und sah nun ebenfalls Mokuba.

Er sagte nichts. Er stand nur da und starrte mich ausdruckslos an.

„Bakura, ich“, sagte ich langsam.

„Geh schon!“, sagte Bakura plötzlich und schon mich an. „Du MUSST dich mit ihm vertragen! Also los, geh schon!“

„Aber…“, sagte ich etwas verwirrt.

„Ihr habt euch doch wegen uns gestritten, nicht wahr?“, meinte Bakura. „Dann solltest du das Problem so schnell wie möglich aus der Welt schaffen! Los, ich wird mir schon was einfallen lassen um dich zu entschuldigen!“

Er grinste mir warm entgegen. Es fühlte sich sehr seltsam an. Zu aller ersten Mal war mir sein Gegrinse nicht zuwider.

„Danke!“, rief ich ihm zu und rannte fort.

Mokuba war in der Zwischenzeit vom Umzug weggegangen. Ich konnte seinen Rücken erkennen, der hinter einer Ecke verschwand.

„Mokuba!“, schrie ich ihm hinterher. Langsam bekam ich Seitenstiche.

Mokuba drehte sich um. Er starrte mich an, doch Gott sei Dank rannte er nicht weg.

„Wir….. wir müssen reden“, stieß ich hervor. Schweiß rann mir von der Stirn und verschmierte meine Schminke.

„Seto!“, sagte Mokuba leise. „Ich weiß, was du sagen willst!“

„Nein!“, schrie ich keuchend. „Jetzt bin ich mal an der Reihe, Mokuba! Hör mal, es tut mir Leid!“

Mokuba starrte mich fassungslos an. Noch nie hatte ich mich bei jemandem entschuldigt. Selbst ich war von meinen Worten überrascht.

„Du brauchst dich doch nicht bei mir entschuldigen“, murmelte Mokuba. „Ich war einfach nur sauer, weil du mich vergessen hast und dich nicht bei mir gemeldet hast, verstehst du. Im Prinzip hätte ich mich doch für dich freuen sollen, weil du endlich mal mit jemand anderem unternimmst als mit mir, oder?“

„Aber ich hätte dran denken müssen!“, beharrte ich.

Ich trat einen Schritt auf ihn zu. In diesem Moment gaben meine ellenlangen Schuhe ein schreckliches Quietschgeräusch von sich, das in der leeren Straße widerhallte. Einen Moment herrschte eine schreckliche Stille, alleine nur von dem Gequietsche meiner Clownsschuhe, doch dann prusteten wir los. Es war das erste Mal seit langem, dass ich richtig lachte. Es war so als wäre die letzte Zeit, in der wir nicht miteinander geredet hatten nur ein böser Alptraum. Ich lachte richtig auf und wir beide konnten uns erst nach fünf Minuten beruhigen.

Ich war richtig froh. Froh, ihn wiederzuhaben!

Ich sollte es nicht vergessen: Lächeln! Immer lächeln!
 

Kapitel Ende
 

So, weil sich Einige hier beschwert hatten, dass Mokuba und Seto Streit hatten, haben sie sich hiermit offiziell wieder vertragen!  Hoffe, es hat euch gefallen!!!!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2007-12-30T10:18:10+00:00 30.12.2007 11:18
Seto scheint die ganze Situation echt an die Nieren zu gehen! Und anstatt in seinem Probleme-Katalog Ordnung zu schaffen, kommt jetzt die dumme Transe Pegasus und sagt, dass er von einer nahliegenden Person ausspioniert wird. Aber ist es Mokuba? Der wird Pegasus nicht mehr mögen als Seto... Roland? Der wird es nicht wagen sich gegen seinen Vorgesetzten aufzulehnen. Vielleicht einer aus Yugis Clique?
Ich traue es nur Bakura zu bzw. seinem Yami. Dem ist bestimmt langweilig, dass er gerade keine Millenniumsgegenstände in seiner Nähe hat, die er klauen kann. Bei Yugis Puzzle muss er es wegs dem Pharao gar nicht erst versuchen... Bestimmt ist dem Zauselkopf langweilig und er ist eines morgens mit dem Vorhaben aufgewacht, sich anzuziehen, die Zähne zu putzen und dann loszugehen, um jemanden das Leben zur Hölle zu machen. :P

In dem Kapitel hast du ein paar kleine Tippfehler mit reingebracht (z.B. wo Bakura Seto gehen lässt und sagt "ich wird mir schon was einfallen lassen...". Ich sag nur: typisch Autokorrektur! Und wenn man mal eine Korrektur braucht, will das Programm plötzlich nicht. Kenn ich alles schon ;)
Asonsten gibt's auch dieses Mal nichts zu meckern!

SY
MissNana
Von: abgemeldet
2006-09-01T22:05:33+00:00 02.09.2006 00:05
Also erst einmal wieder ein gaaaanz dickes Lob an dich ^.^ das war und ist immer noch ein ganz tolles 4. kapi =D
außerdem ist es dieses mal auch wieder so herlich witzig geschrieben!!!

Also der arme Kaiba tat mir ja sowas von Leid! Der musste wegen dieser aber auch ziemlich gemeinen Wette dieses ekelhaft hässliche Clownskostüm anziehen und ich dachte mir nur ... meine güte, ich glau ich hätte die an Kaibas Stelle sofort rausgeworfen! Wette hin, Wette her! Schließlich betraten sie einfach so MEIN Haus, störten mich während MEINER Ruhephase, wollten mich zu SOLCH einer absurden Karnevalsfeier mitschleppen und erwarten dazu auch noch, dass ich, Seto Kaiba, ein dämliches Clownskostüm mit ner dicken Knollnase und nem Gesicht voller Schminke nach draußenn gehe!!! Also wie schon gesagt: Kaiba muss leiden!

Doch auch sehr einfallsreich fand ich, dass wo Kaiba von einem Pferd EINEN Bonbon zugeworfen bekam und das gleich als Körperverletzung und Fahrerflucht ansah! Boah hab ich mich kaputtgelacht, als er den Bonbon tatsächlich wieder zurückschmeißen wollte xDDDD

Aber natürlich war das auch gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz toll, dass sich Mokuba und Kaiba wieder vertragen haben!!! Das fand ich soooo süß!!! (obwohl ich als Mokuba eher einen Schock bekommen hätte, wie denn mein großer Bruder, Seto Kaiba, aussehen würde ^.^) lol

naja, also ich hoffe mal ich hab die wichtigsten Sachen erwähnt *kurz überleg*
und ach ja: ich wusste dohc, dass Yugi und seine Freunde einen schlechten Einfluss auf Kaiba haben, ... denn er hat ja schließlich noch kein einziges Mal den weißen Drachen benutzt, sich duelliert oder gescheige denn ein Turnier veranstalltet (in der Yugi so oder so wieder gewinnen würde ;D )!!!!!

Also ich freue mich schon auf das nächste Kapitel, dass du onstellen wirst und hoffe, dass es dieses mal nicht mehr 5 Tage lang dauert, bis deine Kapitel endlich freigeschaltet werden. Ist ja schon irgendwie etwas ungewöhnlich, ne? ^.^=)

*dir nen gut-gemacht-keks und weiter-so-mach-keks als bonus noch dazu beg*, deine purple_rose
Von:  Schreiberling
2006-08-31T06:13:43+00:00 31.08.2006 08:13
Das ist echt ein schönes Kapitel. Vor allem die Versöhnung am Schluss gefällt mir sehr gut. Endlich sind die zwei wieder ein Herz und eine Seele. Nur das Clownskostüm.... Das ist ne echte Foltermethode. Der arme Seto. Aber wer hat denn nun Pegasus die Sache gesteckt?
Weiß jemand von Yugis Leutchen bescheid? Vielleicht sogar Bakura? Der ist nämlich sehr häufig dabei bzw. im Spiel.
So, ich freu mich schon auf das nächste!^^
Bye!


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