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Festhalten

if all wishes could come true
von

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Part 71 - Les bras de mer

Part 71 – Les bras de mer (die Meeresengen)
 

De l'endroit où je suis

On voit les bras de mer,

Qui s'allongent puis renoncent

A mordre dans la terre...
 

Dans le lit, tard, nous sommes là,

Nous recommençons tout,

J'ai du mal à y croire,

Je vois des bras de mer...

Je vois des bras de mer...

Qui s'allongent...qui s'allongent...
 

Je vois des bras de mer...

Qui s'allongent...qui s'allongent...

Et qui mordent la terre...

Et la séparent enfin
 

--------------------------------Yann Tiersen – Les bras de mer-------------------------------------------
 

Geschockt ließ Fye auch wirklich los und sah den Mann vor sich nicht verstehend an, obwohl dieser immer noch mit den Rücken zu ihm stand. "Was.. ? Nein.." War es so unerträglich für den anderen Mann ? Jetzt, wo alles besser zu werden schien...?
 

"Warum jetzt.. warum...", er war total durcheinander, der Gedanke wollte einfach nicht einmal in seinen Kopf. Er konnte nicht einmal denken, dass Kurogane weggehen konnte. Es kam ihm gerade wie der Verstoß gegen ein Naturgesetz vor. "Warum jetzt, wo langsam alles besser wird.. ?"
 

Irgendetwas zog sich in Fyes Herzen zusammen, spannte sich an und zitterte leicht. Wie Glas, auf das zu viel Druck ausgeübt wurde, doch noch nicht zerbrach. Doch er konnte es einfach noch nicht realisieren, er hatte es sicher falsch verstanden. Es... er merkte, wie er leicht zu zittern begonnen hatte... warum war ihm schon seit Tagen so kalt und davor Tage so heiß? Trug er das Fieber schon so lange mit sich herum, er dachte es läge daran, dass er das Klima der verschiedenen Welten, der Wasserwelt und Nara, einfach nicht vertrug...
 

Er würde ihn nicht zwingen bei ihm zu bleiben, hatte Kurogane damals auf dem Piratenschiff gesagt, aber er würde ihn nicht loslassen. Daran glaubte er einfach mit einer Sicherheit, die er sich selbst nicht erklären konnte. Er schüttelte den Kopf, wie um sich selbst zur Raison zu bringen. Er verlor schon wieder die Kontrolle unter all den Gefühlen, die auf ihn einströmten. Sie wirbelten all die verborgene Angst am Grund auf und trübten das Wasser, so dass er nichts mehr sah. Die beste Vorraussetzung, um Dinge zu sagen, die er nicht so meinte und dem anderen noch mehr weh zu tun. "Erklär mir das bitte..", bat er ein wenig hilflos, bevor er auch nur noch einen Gedanken denken wollte.
 

"Was wird besser?" fragte Kurogane langsam und in einer resignierten Tonlage nach.

Er wollte ja selber nicht, was er sagte..den Anderen alleine lassen, widersprach das auch all seinen vorherigen Versprechungen.
 

Doch.. wusste er auch absolut nicht, wie sie aus dieser Sackgasse je wieder herauskommen sollten.
 

Eigentlich war alles in Ordnung, sie in dieser Welt, in dieser Wohnung... Aber eben nur eigentlich. Heute Nacht hatte er wirklich noch gedacht, alles würde gut werden... hatte dieses warme Gefühl in sich, das jetzt gerade von ein auf die andere Sekunde wieder zerschmettert wurde, weil die Realität sie wieder einholte.
 

"Du bist vielleicht dabei langsam zu verrecken und es interessiert dich nicht einmal! Genauso wenig, wie es dich interessiert, dass ich mir verdammt noch mal Sorgen mache... dass ich weniger als je zuvor erkennen kann, was in dir vorgeht. Ich bin hin und her gerissen von diesen beschissenen Gefühlen von "Liebe" und "Glück" und denen, aus Angst, all das wieder zu verlieren. In dieser bescheuerten Scheinwelt zu leben, weil ich dachte, dass uns das gut tut und gleichzeitig zu merken, dass ich anfange vor all dem Müll wegzurennen. Dass ich vielleicht angefangen habe, dir und mir etwas vorzumachen.
 

Gleichzeitig entfernst du dich immer weiter von mir.. selbst wenn mir das nicht gleich bewusst wurde. Du hast eine neue verdammte Maske aufgelegt... die so viel kälter und distanzierter auf mich reagiert, wie deine vorherige! Ich habe einfach keine Ahnung, was uns das alles noch bringen soll, wenn eh jeder für sich allein entscheidet und wir uns auf diese Art und Weise mehr wehtun als irgendwas gutes. Ich ertrage dieses Hin- und Her nicht mehr... ich glaube, wir verstecken uns momentan nur mehr gegenseitig hintereinander, als dass wir uns "lieben" würden."
 

Jedes Wort des Mannes presste ihm die Luft aus den Lungen. Unbewusst fuhr Fye zu seiner Brust, griff nach dem Anhänger der darunter warm glimmte. Eine Geste, die er sich angewöhnt hatte, vor allem in der Vampirwelt und zuvor in der Welt, in der es nur Wasser zu geben schien. Den Anhänger, den Kurogane ihm in dieser verrückten Welt gegeben hatte, in der Riesen lebten, in einen der wenigen Momente in denen sie Ruhe hatten und Zeit glücklich zu sein.
 

"Ich habe dich gar nicht wegstoßen wollen, ich wollte nur nicht, dass diese Frau mich anfasst... Ich hätte es lieber von dir gewollt. Aber du hast Recht... mit jedem Wort. Ich habe auf eigene Faust versucht meine Angst zu besiegen und meinen "Partner" dabei einfach weggestoßen, mit der Ausrede, dass ich ihm keine Last sein wollte. Ich... bin wieder weggelaufen, ich habe verdammte Angst gehabt und bin einfach gelaufen. Angst vor dieser Hilflosigkeit auf diesem Raumschiff... "
 

Er sprach einfach, sprach einfach alles ohne Angst und einen zweiten Gedanken aus, was in seiner Brust lag. Roh und ungefiltert, ehrlich. So wie er es nur bei diesem besonderen Menschen konnte. Er dachte einfach laut, begriff den Sinn, währen die Worte seinen Mund verließen.
 

"Seit ich diese Angst um mein Leben gehabt habe, erfahren habe, wie leicht alles zerbrechen kann, egal wie sehr ich mir etwas wünsche, bin ich in einem Atemzug weggelaufen. Nur vor dir nicht, aber ich habe dich nicht an mich ran gelassen, weil ... weil ich dachte, ich will stark genug sein, um dir auch eine starke Hand reichen zu können... so wie du mir immer... Manchmal waren wir uns so unglaublich nah, so wie in dieser Märchenwelt.. erinnerst du dich ..? In der Welt mit den Riesen, wo du mir diesen Glücksbringer aus dem Schatz der Piraten geschenkt hast..", vorsichtig zog er ihn unter seinem T-shirt hervor. Der Stoff klebte feucht an ihm, obwohl ihm so kalt war. Der Anhänger glimmte wie ein kleines Kohlenstück oder ein schlafender Stern und obwohl das Licht nicht hell wirkte, durchdrang es die Umgebung mit einer intensiven Farbnuance, als wäre es die einzige Farbe auf einem schwarz-weißen Gemälde.
 

"Aber so oft auch fern, in Nara, wo ich einfach nicht mit dir geredet habe und dachte ich würde dich auch so "heilen" können. Ich war, bis du mir gesagt hast, dass du deine Existenz als Vampir akzeptierst, zerfressen von Schuldgefühlen und Angst, versank vielleicht auch ins Selbstpathos, bis ich das Gefühl hatte nur noch daraus zu bestehen, fast wie in Ceres. Doch hier bei dir ist alles anders, hier ist kein Lügengebilde um mich herum.. und deswegen.. weiß ich dass es besser wird.. weil alles um uns herum ehrlich ist.. weil eine menge Unklarheiten und vielleicht auch Missverständnisse zwischen uns liegen, aber keine einzige Lüge..."
 

Schwer schluckte er, doch dann hob er den Kopf, ging zwei Schritte zur Seite, um Kurogane ins Gesicht sehen zu können, genau in die Augen. "Das mit uns wird besser..", er wusste nicht woher er diese Sicherheit nahm, doch als er sprach kamen die Worte ganz allein über seine Lippen. "Wir sind uns so nahe.. haben uns so oft vertraut und so viel riskiert... ich bin ein Idiot, wie du schon sagst, ich kann nicht aus meiner Haut.. ich stoße jeden weg, bevor ich überhaupt erst denke... und am liebsten wäre ich ewig vor dieser Wunde weggelaufen.. sie erinnert mich wie hilflos ich eigentlich bin.. aber.. Kurogane.. wenn jemand mein wahres Ich kennt, dann du.. und wenn ich es bei jemanden zulasse.. dann bei dir.. ich bin mir sicher...", er atmete noch einmal tief durch, "einfach sicher mit dir..."
 

Eine Zeit lang sah er dem Mann vor sich einfach nur in die Augen und versuchte die Worte zu verarbeiten und jetzt tat es ihm fast schon wieder Leid.. aber das, was Kurogane ihm gerade gesagt hatte, war das, was er momentan empfand und er wollte nicht wieder alles gut weilen lassen, nur weil der Magier wieder so ehrliche Worte sprach.
 

Das war viel zu oft so. Sie stritten sich und sobald der Blonde solche Sachen sagte, krempelte es auf einen Schlag wieder alle Gefühle in Kurogane um.

Es fiel ihm wirklich schwer, jetzt hart zu bleiben und den Anderen nicht einfach wieder in die Arme zu schließen und ihm zu sagen, dass er Recht hatte, er selbst auch ein Idiot war und sie nicht aufgeben sollten.
 

Trotzdem beugte er sich etwas mehr zu ihm runter.. er wusste, dass Souma ihnen zuhörte, er spürte ihre Blicke ganz deutlich auf sich und all das, musste sie nun wirklich nicht mitbekommen.
 

"Ich weiß nicht genau, wie du das meinst mit dem "anfassen".." sprach er leise, fast flüsternd ins das Ohr des Anderen. "Aber ich würde nichts lieber tun..als dich den ganzen Tag zu berühren..nur, hemmt mich dieser verdammte Gedanke, dass wir uns etwas vorspielen..ich weiß, ich bin nicht gerade der offenste Typ und ich habe Schwierigkeiten mit meinen Gefühlen umzugehen..stoß dich selber von mir, wenn die Kinder oder sonst wer in der Nähe sind.. aber das ist was anderes..außerdem, bin ich kein Arzt oder habe sonst eine große Ahnung von sowas..ich wollte dass mir jemand die Sicherheit gibt, dass alles in Ordnung ist..ich hab nicht mehr von dir verlangt, als einmal deine Verletzung untersuchen zu lassen... siehst du? So ist es immer... wir streiten uns, werfen uns Sachen vor, verstehen uns nicht..und dann kommst du, sagst mir, dass du dich nur bei mir sicher fühlst, dass das mit mir keine Lüge ist..und mir tut es Leid, so gedacht oder solche verdammten Sachen gesagt zu haben... dann schmeißen wir die Probleme für eine Zeit lang in den Hintergrund, verdrängen und vergessen sie, bis wieder einem der Faden reisst.. bis die Realität uns wieder einholt und dann stehen wir dort, wo wir aufgehört haben...ich will dir nicht weh tun oder dich verletzen..genauso wenig, will ich dich alleine lassen..aber vielleicht ist das die einzige Möglichkeit, diesen bescheuerten Teufelskreis ein für alle Mal zu durchbrechen..ich halte das langsam nicht mehr aus.. es wirkt manchmal, als ob jeder Schritt den wir nach vorne gemacht haben, bei dem nächsten Hindernis um hundert Schritte zurück fällt.. und gleichzeitig, stehen wir die ganze Zeit auf der Stelle."
 

Der Krieger redete einfach, ohne sich Gedanken zu machen. Sprach das aus, was ihm durch den Kopf schwirrte.. Auch, wenn er schon viel ruhiger geworden war, als vor wenigen Momenten.. das Chaos schien sich langsam zu sortieren.
 

Kuroganes Gegenüber wurde ganz ruhig, bei jedem weiteren Wort, dass mit dieser rauen, warme Stimme gesprochen wurde. Und auch wenn jedes Wort weh tat, jedes einzelne, war es auch erleichternd, weil es endlich mal etwas klares zwischen ihnen war. Etwas, was diesem ganzen Chaos Konturen gab und sie klar denken ließ. Sie durften sich nicht immer so an ihre Wünsche klammern. Wenn man ertrank, war es sinnvoll sich an das Treibholz zu klammern, dass einen über Wasser hielt, doch in seichten Gewässern musste man selbst lernen zu schwimmen, sonst kam man nirgendwo an. Langsam lehnte er den Kopf gegen Kuroganes, als dieser neben ihn schwebte. Das andere Gesicht war so warm, weich, doch ein wenig kratzten die leichten, unsichtbaren Bartstoppeln an seine Wange. "Und was sollen wir tun... damit es nicht mehr zurück geht... ?", fragte er leise.
 

Seltsamerweise fühlte er sich gerade mehr befreit als verzweifelt, obwohl dieses Glas in ihm immer noch zu brechen drohte. Er wusste, dass Kurogane ihn nie allein lassen wollte, sondern nur das tat, was für sie beide am besten war. Vertrauen... er hatte dieses seltsame Gefühl so lange unterbewusst gespürt, aber seit langem wieder wurde ihm die Bedeutung absolut bewusst.
 

Langsam schloss Kurogane die Augen, wenn er die Antwort auf diese Frage wüsste, könnten sie sich jedes einzelne dieser Theater sparen.
 

"Ich werde mich anziehen.. und vielleicht, kann ich hier bei Souma eine Zeit lang wohnen... ich werde in die Schule gehen, nach den Kindern suchen und etwas über die Feder herausfinden... du lässt dich untersuchen und ruhst dich aus.. vielleicht gibt es hier jemanden, der etwas auf dich aufpasst..." sagte er leise und seufzte. "Mir fällt das wirklich nicht leicht, glaub mir das... aber wir müssen einen klaren Kopf bekommen und das geht nur, wenn wir uns nicht ständig auf den Füßen rumtrampeln... außerdem ist diese Welt nicht gefährlich, deshalb ist das hier vielleicht der perfekte Ort dafür...vielleicht müssen wir begreifen, was wir an uns haben...und finden eine Lösung."
 

"Ich weiß doch schon längst was ich an dir habe..", sagte Fye leise, löste sich aber von dem Ninja, obwohl er immer noch intim nahe vor ihm stehen blieb. Sein Innerstes schien gerade zu zerbersten, aber er hoffe, dass es notwendig war, um etwas neues aufzubauen. Schließlich hatten sie schon oft das eine einreißen müssen, um darauf etwas neues zu erbauen. Vor ein paar Stunden hatten sie noch so optimistisch miteinander geträumt und nun waren sie mit einem mal wieder in der Realität. Und es tat irgendwie ziemlich weh, auch wenn er vertraute. "Ich habe Angst..", flüsterte er und sah nach oben, in diese stechenden, blutroten Augen.
 

Mit jedem weiteren Wort des Magiers fiel dem Ninja dieser Schritt immer schwerer.

Es war nicht das, was er wollte... und er merkte, wie weh er dem Anderen damit tat. Aber es war das, was er selber eventuell gerade brauchte, was sie brauchten. "Wovor?" fragte er leise nach. "Oder hast du einen besseren Vorschlag? Vertrau mir doch einfach..."
 

Diese Zauberworte ließen jetzt doch ein ganz unbewusstes, leichtes Lächeln über sein Gesicht huschen. Tief atmete er durch. "Okay.. " Sein Herz klopfte bis zum Hals und er wollte am liebsten in Panik geraten, dachte er daran, die Nacht in dieser Wohnung allein zu verbringen und am nächsten Morgen nicht neben Kurogane aufzuwachen. "Ich vertraue dir."
 

Kurogane wollte nicht weggehen, er sah dies nur als einzige Möglichkeit an, wie sie eine Lösung finden konnten, beieinander zu bleiben ohne sich ständig weh zu tun. Er wollte ihn nicht fallen lassen, sie brauchten beide nur wieder genug Luft zum atmen. "Ich werde auch versuchen unsere Lösung zu finden..." Die Sicherheit in seiner Stimme überraschte Fye selbst, und er konnte nicht sagen, ob er sie wirklich fühlte oder nur fühlen wollte.
 

"Aa.." kam nur noch knapp von dem Ninja und erst jetzt bemerkte er, was sich für eine verdammte Schwere auf sein Herz gelegt hatte.

Wieso, verstand er nicht, er wollte den Magier doch nicht verlassen oder sonst etwas.. er wollte doch nur Zeit für sich und den Anderen gewinnen, etwas Abstand suchen, das war alles..wieso fiel ihm das jetzt doch so schwer?
 

Bevor er sich es anders überlegte oder er dem Blonden nun doch noch näher kommen konnte, als es ihnen gerade gut tun würde, drehte er sich um und verschwand wieder im Schlafzimmer, rannte Souma fast um, die noch an der Tür stand und kramte ein paar Sachen zusammen. In die Schule würde er heute nicht gehen... wahrscheinlich kam er eh zu spät und es war auch nicht sein Arbeitsplatz, sondern der seines Ebenbildes. Zwar würde es ziemlich schwer werden, wenn zwei Lehrer ausfielen aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen.
 

"Ich muss bei dir wohnen..." erklärte er der Frau, die anscheinend ziemlich verwirrt war, jedoch nicht so verwirrt schien, wie die beiden Helfer, die noch bei ihr waren.
 

Seine Freundin seufzte einfach nur schwer und fragte erst gar nicht erst nach. Für Diskussionen war später noch Zeit und scheinbar war sich Kurogane seiner Sache sehr sicher. "In Ordnung, dann beeil dich, meine Schicht ist noch nicht noch zu Ende und ich habe keine Ahnung, wann ich zum nächsten Notfall gerufen werde. Und ich will deinen Mann vorher noch untersuchen."
 

Draußen im Flur schloss der Magier langsam die Augen und lehnte sich ein wenig gegen die Wand. Er durfte nicht in Panik geraten, er vertraute Kurogane und er wollte stärker werden, wann dann, wenn nicht jetzt. Er stieß leicht gegen die Lederjacke, die neben der Tür an einem Metallkleiderständer aufgehangen war und nahm sie ab. Er konnte, presste er sein Gesicht ganz fest gegen die Innenseite den tiefen, moschusartigen Geruch des Kriegers einatmen, den er nie wieder würde verwechseln können.
 

Als der dunkelhaarige Mann wieder heraus kam, hatte er sich gefasst und lächelte ihn leicht an, hielt ihm die Jacke entgegen. "Pass auf dich auf Kuro-wanwan.."
 

Fast ein wenig zu lange, blickte der Ninja den Magier an ohne etwas zu sagen, bevor er sich fasste und die Jacke an sich nahm. "Aa..du auch.." murmelte er dem Anderen entgegen und verschwand noch einmal kurz im Badezimmer, um sich ein paar vernünftige Klamotten anzuziehen... denn im Pyjama das Haus verlassen wollte er nicht unbedingt und sich vor Souma und den Helfern umzuziehen, wäre unhöflich gewesen... was ihm eigentlich unter normalen Umständen fast egal gewesen wäre, denn Souma kannte er sehr gut in seiner Welt und die anderen beiden waren Männer. Doch momentan war er einfach zu verletzlich dafür.
 

Als er wieder aus dem Bad trat, war der Magier nicht mehr im Flur und die Schlafzimmertür war verschlossen, vielleicht untersuchte sie ihn gerade..oder war schon längst weg.
 

Schnell schnappte er sich die Klamotten, die er zu Souma mit hinnehmen wollte und die er vor der Badezimmertür auf den Boden geschmissen hatte, sah noch einmal fast sehnsüchtig auf die verschlossene Schlafzimmertür, bevor er sich schon auf machte die Wohnung zu verlassen... er konnte draußen genauso gut auf Souma warten.
 

Als er draußen angekommen war, lehnte er sich an die Wand und schloss die Augen, ließ sich die warme Sonne aufs Gesicht scheinen, die schon fast von dunklen Regenwolken verdrängt wurde und versuchte das Getummel auf den Straßen zu ignorieren.

Irgendwie tat dieser Entschluss seltsamerweise verdammt weh..
 

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Die Untersuchung dauerte länger, als Fye ihm lieb war, doch er ließ alles zu. Nachdem Souma die Wunde gesäubert hatte, neu verbunden - denn sie war der Meinung, dass er den Verband ruhig noch etwas tragen sollte- und ihn ein Haufen Tabletten zusammen mit einer Salbe in die Hände gedrückt hatte, ihn dann noch einmal eindringlich ermahnt hatte, sich jeden Tag 3 Mal um die Wunde zu kümmern, kam er sich unglaublich dumm vor zu glauben, dass die Wunde einfach so verheilt wäre. Und so etwas nannte sich Magier...
 

Die Tür fiel ins Schloss und die Wohnung war leer. Er drückte sein Gesicht etwas mehr ins Kissen und spürte, wie sich Kuroganes Aura, die sich fast die ganze Zeit vor dem Haus befunden hatte, rasch entfernte. Frisches Morgenlicht strahlte durch die Spalten der Schallousien, die Souma vorsorglich zugezogen hatte und erinnerte ihn daran, dass es schon fast Schulbeginn war. Durch die fiebersenkenden Medikamente etwas benommen wankte er zur Pinnwand, um die Telefonnummer von Chii zu suchen. Er musste ihr Bescheid sagen, dass er heute nicht kam... sicherlich würde auch Kurogane nicht kommen. Er fragte sich, warum er sich überhaupt darum kümmerte, das war schließlich nicht sein Leben, sondern das einer Person, die es wirklich schaffte mit Kurogane ein glückliches Leben zu führen.
 

Er hielt in der Bewegung inne, als er die ganzen Fotos auf der Pinnwand sah und auf einmal war ihm absolut übel. Er hatte Vertrauen, aber das hieß nicht, dass es nicht weh tat.
 

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Unten angekommen legte Souma ihrem langjährigen Freund beistehend eine Hand auf die Schulter, befand es aber als besser zu schweigen. "Kommst du, Kurogane? Da drüben steht der Krankenwagen. Ich setzte dich bei mir zu Hause ab und komme dann, wenn meine Schicht zu Ende ist. Du solltest dringend schlafen."
 

Er bekam gar nicht mit, dass sich Souma längst zu ihm gesellt hatte. Erst als sie ihre Hand vorsichtig auf seine Schulter legte und leise mit ihm Sprach, öffnete er wieder seine Augen und nickte leicht.
 

Er fühlte sich gerade wirklich müde und endlos ausgelaugt, ihm war etwas übel und in seinem Magen und Herzen lag ein seltsamer, grausamer und undefinierbarer Druck.

Kurogane fühlte sich wirklich mies, den Anderen alleine zu lassen, ihm mit dieser Aktion höchstwahrscheinlich sogar weh zu tun... ausgerechnet jetzt, wo er auch noch krank war... aber würde er das jetzt nicht tun, wer wusste schon, wohin sie das wieder geführt hätte und besser sie gingen so eine Zeit lang auseinander, als in einem wirklichen Streit.
 

Schwer seufzte er, als auch schon die ersten Regentropfen auf sein Gesicht fielen und er sich in die Richtung dieses schrecklich hässlichen, weißen Gefährt machte.

Nachdem er sich auf den Beifahrersitz gesetzt hatte, lehnte er seinen Kopf an die kühle Fensterscheibe und beobachtete die sanften Regentropfen, die dagegen prasselten.

Der Ninja hatte gerade keine Lust, irgendetwas zu sagen, auch wenn ihn nichts mehr interessierte, was die Untersuchung ergab, blieb er einfach still.

Wenn es sehr ernst wäre, würde Souma es ihm bestimmt sagen.

Innerlich wollte er fast schon auflachen... kein Wunder, dass es immer so weit kam, wenn sie sich absichtlich selber weh taten...
 

Hoffentlich kam der Magier klar...
 

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Langsam machte sich das blonde Mädchen wirklich Sorgen... dass ihr Mentor oft zu spät kam, war sie ja gewöhnt, aber so spät? Noch dazu die seltsamen Gerüchte, die über die beiden verbreitet wurde, dass sie sich gestritten hatten und deshalb nicht in den Flitterwochen waren bereitete ihr Gedanken.
 

Ob sie doch noch mal versuchen sollte anzurufen?

Kurogane-sensei war auch noch nicht aufgetaucht...

Irgendwie hatte sie ein mulmiges Gefühl.
 

Sie fühlte sich zwar mies, wenn sie jeden Tag dort anrief.. mit Sicherheit war es ziemlich nervig für Fye-sensei und erst recht Kurogane-sensei, doch ehe sie sich versah, hatte die Sorge sie übermannt und sie auch schon die Nummer gewählt.
 

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Mittlerweile war der Lärm außerhalb der Wohnung noch lauter geworden. Die Nachbarinnen über ihnen unterhielten sich über etwas, was er nicht mitbekam. Von irgendwo plärrte ein Radio. Er fühlte sich auf einmal gefangen in der Wohnung, als wäre das der einsamste Platz der Welt mitten in einer Menschenmasse, nur wusste niemand, dass er hier war. Niemand kam herein und niemand heraus. Und selbst wenn es jemand wusste, es wäre nicht er, den sie hier erwarten würden. Er stand immer noch vor der Pinnwand mit den vielen Fotos, die seine Träume zeigten, in der Luft lag immer noch der Spagettigeruch und im Wohnzimmer die von Fett ganz weich gewordenen Pizzakartons.
 

Er realisierte alles noch immer nicht ganz, konnte es nicht ernst nehmen, weil er dachte in dem Moment, in dem er es ernst nahm, würde in Tränen auszubrechen und nicht mehr aufhören zu können. Als plötzlich eine Sirene neben ihm anging sprang er auf und brachte sich in Verteidigungsposition. Sein Herz schlug bis zum Hals und er brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass es das Telefon war.
 

Noch ein wenig zitternd nahm er den Hörer ab und versuchte so neutral wie möglich ein "Hallo?" in den schwarzen Hörer zu sprechen.
 

"Fye-sensei? Was machen sie denn noch zu Hause?" fragte Chii mit einem leichten Seufzen, doch fiel ihr auf, wie schwach seine Stimme an diesem Morgen klang.. nicht so, wie sonst. "Ist alles in Ordnung bei ihnen? Sie klingen nicht besonders gut..."
 

"Alles in Ordnung, Chii", versuchte er so fröhlich wie möglich zu klingen, "nur ein kleines Fieber und ich habe vergessen anzurufen~"
 

"Achso.." antwortete sie dem Mann an der anderen Leitung.. aber irgendwie glaubte sie ihm nicht so ganz. "Fye-sensei.." fing die leise an. "Ich sollte mich da vielleicht nicht einmischen... aber Kurogane-sensei ist heute auch nicht aufgetaucht... und es gehen Gerüchte um, dass sie sich gestritten haben sollen... deshalb sind sie auch nicht in den Flitterwochen... wenn ich ihnen irgendwie helfen kann, sagen sie es mir bitte."
 

Nonchalant wollte er irgendetwas erwidern, um alles zu erklären, doch ihm viel nichts ein. Das Lächeln gefror ihm im Gesicht und er starrte auf ein Foto, das von einem Haufen Zetteln verdeckt an der Pinnwand gesteckt hatte. Kurogane musste es halb runtergerissen haben, als er den Zettel mit der Nummer vom Krankenhaus gesucht hatte. Der lag jetzt verlassen und an einer Ecke zerknittert auf dem Boden vor dem Eingangsbereich. "Es ist wirklich...", es war das Foto mit dem Finger im Bild, was er sich am Vortag so lange angesehen hatte. Er versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er weinte, doch unwillkürlich entwich ihm ein Schluchzen und er legte einfach auf, bevor Chii noch mehr sagen konnte.
 

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Verdutzt blickte das Mädchen eine Zeit lang auf das Telefon, dass nur noch tutende Geräusche von sich gab.

Hatte sie sich verhört oder hatte Fye-sensei gerade wirklich geweint? Irgendwas musste ganz und gar nicht stimmen... es kam nicht einmal ein komischer Spruch von ihm und er hatte einfach so aufgelegt.
 

Bevor das Mädchen sich versah, hatte sie das Telefon zurück auf sie Station gelegt, sich ihre Jacke übergezogen und verließ das Büro, in dem sie sich aufgehalten hatte. Sie würde einfach nachsehen gehen!
 

Wenn Fye-sensei wirklich krank war und er sich mit Kurogane-sensei gestritten hatte... vielleicht hatten sie sich sogar getrennt und dann war ihr Mentor ganz alleine zu Hause.
 

Als sie draußen angekommen war, bemerkte sie, dass es regnete und leise seufzte sie. Leider hatte sie keinen Führerschein oder ein so etwas, weshalb sie jeden Morgen das Fahrrad nehmen musste und die Wohnung der beiden Lehrer war nicht gerade besonders nah dran. Doch den Weg kannte sie gut, hatte Fye-sensei sie öfter zu einer Tasse Tee eingeladen um ihr Nachhilfe zu geben, wenn sie etwas nicht verstanden hatte. Außerdem durfte sie sich wann sie wollte Bücher von ihm ausleihen.
 

Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich mit ihrem Fahrrad durch den morgendlichen Verkehr und Regen gekämpft hatte und letztendlich bei der Wohnung ankam und kurz stockte sie, als sie das Motorrad von Kurogane-sensei an der Hauswand lehnen sah. Hatte sie vielleicht doch überreagiert und Fye-san hörte sich am Telefon nur durch seine Erkältung so an? Das wäre ziemlich peinlich für sie und Kurogane-sensei wurde mit Sicherheit böse...
 

Trotzdem! Fasste sie wieder Mut, Fye-sensei hatte auch einfach so aufgelegt und bevor sie wieder ging, wäre der ganze Ärger den sie von der Schulleitung bekommen würde, einfach abgehauen zu sein, für die Katz.
 

Etwas schniefte sie, aufgrund der Kälte und des Regens, als sie die Tür zum Haus öffnete, die Wohnung der beiden suchte und klingelte.
 

Der Magier fragte sich, wie lange diese Ruhe noch anhalten würde. War sie die Ruhe vor dem Sturm, oder die einer tieferen Gewissheit? Er war nicht verzweifelt, schließlich vertraute er Kurogane, doch die Realität hatte ihn und seine kindhaften Träumereien wieder eingeholt und flüsterte ihm hämisch zu, dass er sich wieder alles mal viel zu einfach gemacht hatte. Wünschen, vertrauen, kämpfen und träumen - einfach sein Leben auszutauschen - das ging, funktionierte so nicht. Er konnte nicht aus seiner Haut, und wenn er sich selbst nicht änderte, konnte er nur das Leben führen, dass er sich erträumte und musste dann jedes Mal den Schmerz ertragen, wenn er aufwachte und sah, dass er Kurogane nicht so einfach mit in seine Traumwelt ziehen konnte.
 

Der Ninja hatte einen viel deutlicheren Wirklichkeitsbezug als er, er fragte sich manchmal ob er selbst überhaupt einen hatte. Schließlich schien ihm sein Leben viel zu oft wie ein wirrer Traum, vor allem jetzt, wo sein Köper fieberte. Die Spritze hatte geholfen, doch ganz gesunken war es immer noch nicht. Die Erschöpfung der letzten Tage - Wochen ? Monate ? - er wusste gar nicht wie lange die Ereignisse auf dem Raumschiff her waren.. sie reisten durch die Welten und verloren die Zeit. Niemand hatte sich auch die Mühe gemacht die Tage zu zählen... diese Erschöpfung hatte sich mit einem Mal entladen, als wollte sie ihm beweisen, dass egal wie sehr er sie verdrängte und nicht akzeptierte, sie im Endeffekt immer das letzte Wort haben würde.
 

Dennoch diese Ruhe... diese zitternde Ruhe. Langsam schloss er die Augen und lauschte. In dieser Welt hätte es anders werden sollen, das hätte eine Welt des Friedens sein sollen... ein kleines Paradies auf Zeit nur für sie zwei...
 

Nach dem Telefonat mit Chii hatte er sich einfach an Ort und Stelle auf den Boden fallen lassen und den Geräuschen draußen gelauscht. Irgendwann schienen alle im Haus entweder in der Schule, bei der Arbeit oder sonstigen Beschäftigungen nachgegangen zu sein. Nur zwei Stockwerke über sich fühlte er noch die Aura einer sehr alten Person, die gemächlich in ihrer Wohnung herumschlich und Musik von einem alten Plattenspieler hörte.
 

Die Platte knarrte etwas und spielte immer und immer wieder das selbe Lied. Seit es ihm bewusst geworden war, hörte er es sicher selbst zum 12ten Mal, doch auch davor lag es ihm eine ganze Zeit in den Ohren. Seltsam, dass wirklich niemand sonst in dem ganzen Haus war, das doch gut 7 Stockwerke hoch war. Langsam stand er auf und öffnete die Terrassentür, durch die frischer Regenwind kam. Mittlerweile hatte es aufgehört zu dieseln und der Himmel klärte sich etwas auf. Er nahm einen Stuhl aus der Küche und hockte sich wieder an die Eingangstür. Er musste gesund werden, da war es sicher nicht gut auf dem Boden rumzuliegen, die Kälte des Kellers drang durch den Boden hinauf. Er nahm auch die Füße hoch, winkelte sie an und stellte sie auf die hölzerne Sitzfläche, lehnte den Kopf gegen die Tür und lauschte dem Lied.
 

Es begann ganz schnell, mit hellen Tönen wie von einem Windspiel. Es war geschwind gespielt, doch ohne Hektik und verströmte eine fröhliche Stimmung. Doch dann wurde es tiefer, die Töne wurden wirrer, unpassender, es erinnerte ihn an einen gleißend hellen Sommertag, der Schnee funkelte wie Silber und war stellenweise sogar schon geschmolzen. Grüne, junge Pflanzen blitzten darunter hervor und im magiegeschützten Garten blühte eine verschwenderische Pracht an Blumen und Leben und dann kamen dunkle Gewitterwolken auf.
 

Noch wirrer, noch tiefer, immer noch schnell, eine leichtherzige Hektik, ein beschleunigter Herzschlag, der Gefahr gerade noch entkommen, die Wolken ziehen weiter und man schaut ihnen nur noch hinterher. Noch ein paar tanzende Schritte durch den Garten ist das Herz etwas schwer und dann versinkt wieder alles in dieser raschen Leichtigkeit. Fye hatte die Augen geschlossen und stellte sich Chii vor, wie sie - noch vom Körper her ein kleines Kind - durch den Garten tanzte, sehr ungeschickt einen Fuß vor den anderen setzte, hinfiel und weinen wollte, bis ein Schmetterling oder eine blaue Katze oder ein anderes der Schlosstiere an ihr vorbei huschte und die Neugier jeden Schreck und Schmerz vertrieb.
 

Sie war damals erst wenige Tage alt gewesen, ihr magischer Körper musste erst noch in die Form gebracht werden, in der er ihn haben wollte und sie wusste noch nicht viel und kannte noch viel weniger, doch schien dennoch an diesem Tag wie ein gewöhnliches ceresianisches Kind... .
 

Das Lied war zu Ende, ein Knarzen - gleich würde die alte Dame oder der alte Herr wieder ruhig zum Plattenspieler schlurfen und mit alterszitternden Fingern die Nadel an den Anfang setzten - plötzlich ließ ihn ein ohrenbetäubendes Klingeln hochschrecken und beinahe das Gleichgewicht auf seinem Sitz verlieren! Er hatte so sehr auf den nächsten, leisen Ton geachtet, dass dieses laute Geräusch überlaut in seinen Ohren geklungen hatte. Mit klopfenden Herzen stellte er den Stuhl von der Eingangstür weg und öffnete die Tür. Das musste die Türklingel gewesen sein.
 

Nachdem sich die Tür öffnete, erschrak Chii für einen Augenblick. Fye-sensei sah wirklich überhaupt nicht gut aus. Viel zu blass und seit wann trug er denn wieder einen Verband?

Etwas verlegen blickte sie von unten zu dem Lehrer auf. "Ich... wollte nicht stören.." fing sie an, ihr Auftreten zu erklären. "Aber..ich habe mir Sorgen gemacht..nachdem sie einfach aufgelegt haben..da wollte ich kurz nach dem Rechten sehen.."
 

Ein wenig verdutzt sah er das Mädchen vor sich an und sein Auge weitete sich etwas. Doch dann lächelte er sanft und schritt bei Seite, um das Mädchen einzulassen. "So ein Zufall kleine Chii, ich habe gerade an dich gedacht", sagte er sanft.
 

Leicht wurde sie rot, dass ihr Lehrer sagte, er hätte gerade an sie gedacht... aber schnell schüttelte sie innerlich den Kopf. Ihr Lehrer machte immer so seltsame Bemerkungen, er meinte das bestimmt nicht ernst und außerdem war er auch verheiratet!
 

Schnell und ohne ihm in die Augen zu blicken, huschte sie an ihm vorbei in die Wohnung und blickte sich einen Moment lang hier um. Irgendwie hatte sie das Gefühl, sie wäre gerade das erste Mal in dieser Wohnung... es wirkte hier so dunkel und kalt.
 

Nein..hier war es kalt...es zog verdammt. "Aber Fye-sensei!" gab sie empört von sich als ihr die offene Terrassentür auffiel, durch die die noch kühle Luft von draußen in die Wohnung drang. Schnell ging sie darauf zu und schloss die Tür, wand sich dann etwas tadelnd an den blondhaarigen Lehrer. "Ich denke sie haben Fieber? Sie sollten sich lieber ins Bett legen.. ist Kurogane-sensei denn gar nicht da?" zu spät bemerkte sie, dass sie gerade vielleicht eine viel zu persönliche Frage gestellt hatte. Eigentlich ging sie das ja gar nichts an!
 

Ihr Mentor schüttelte den Kopf, und wenn er die Frage zu persönlich nahm, ließ er sich nichts anmerken. "Nein, Kuro-wanko ist nicht hier. Er ist eine Freundin besuchen." Es stieß etwas an den Stuhl der hinter ihm Stand und beschloss ihn zurück in die Küche zu stellen. "Möchtest du einen Tee, Chii ? Oder einen Kakao ?", fragte er das blonde Mädchen währenddessen.
 

In der lag ein leicht schlechter Geruch, den er zuvor nicht wahrgenommen hatte. Eilig lief er zum Herd, um festzustellen, dass er die Soße und Nudeln zwar umgefüllt, aber die Schalen nicht in abgedeckt hatte. Schwer seufzte er und schnüffelte etwas daran. Kurogane hatte viel zu viel davon gemacht, aber das konnte man wohl nicht mehr essen... etwas musste er in sich hinein lächeln, als er sich an das Chaos in der Küche vorige Nacht erinnerte. Der andere Mann hatte sich wirklich sehr bemüht, ihm etwas zu Essen zu machen... wie lieb.
 

Ein wenig stockte er in der Bewegung und ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen. Jetzt wo Chii hier war, begriff er erst, wie leer die Wohnung gewirkt hatte... er war lange nicht mehr ohne Kuro-pon oder die Kinder gewesen... seit dem Beginn ihrer Reise, war er nicht mehr wirklich allein gewesen... selbst in der Regenwelt war „Kurogane“ immer irgendwie bei ihm gewesen.... auf dem Piratenschiff Shaolan..., es machte ihm Angst. War er von den Menschen, die er liebte schon so abhängig geworden, dass es nicht mehr allein aushielt? Verhielt er sich gegenüber Kurogane mittlerweile wie bei Ashura ?
 

Erschrocken legte er eine Hand auf den Mund, die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Er hatte es nicht gewollt, doch genau so wie er Ashura zum atmen gebraucht hatte, verhielt er sich gegenüber Kurogane. Es war anders mit dem Japaner, aber er verhielt sich, als wäre es nicht anders. Er verhielt sich, als hätte er Angst im Stich gelassen zu werden, dabei war es nicht so. Er verhielt sich, als wäre Kurogane pure Anwesenheit, wie Ashura, die einzige Lösung für alle seine Probleme und Ängste, und wenn sie da waren, war alles gut. Dabei war es das nicht, das war alles nur verdrängen.

Weder Ashura, noch Kurogane, konnte ihn rechtfertigen, weder dem Krieger, noch seinem König durfte er seine Seele geben. Er musste erst er selbst sein, dann konnte er sich jemanden hingeben.. erst dann konnte er jemand sein, den jemand lieben durfte. Erst dann konnte er jemand sein, den jemand auf Dauer lieben konnte, ohne zu zerbrechen. Er musste endlich einmal die Verantwortung für sich selbst übernehmen.:. vielleicht würden dann die Kämpfe endlich enden...
 

"Fiuuu~", schwer seufze er, stütze die Arme am Herd ab und ließ den Kopf hängen. "Aber wie das anstellen ?"
 

Verdutzt beobachtete sie Fye-san dabei, wie er das verbrannte Essen vom Herd nahm... Zwar wirkte ihr Lehrer immer etwas zerstreut, aber bis jetzt schien er immer alles im Griff gehabt zu haben. Auch bemerkte sie dieses seltsam, traurige Lächeln, das sich auf seine Lippen gelegt hatte.
 

Langsam schritt sie auf den Mann am Herd zu und legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter und blickte ihn etwas sorgenvoll an. Sie verstand zwar gerade wirklich gar nichts... was meinte er mit anstellen? Doch traute sie sich auch gerade nicht weiter nachzufragen. Egal was passiert war, vielleicht konnte sie ihn ja wenigstens versuchen etwas zu trösten...?
 

"So ein Blödmann! Wie kann er denn einfach eine Freundin besuchen, obwohl Fye-sensei krank ist?" regte sie sich nach einer Weile über den schwarzhaarigen Lehrer auf, nachdem sie darüber nachgedacht hatte.
 

"Überlassen sie das doch einfach mir Fye-sensei! Ich kann ihnen was zu Essen und einen Tee kochen und sie legen sich ins Bett und ruhen sich einfach nur aus!" schlug sie entschlossen vor und griff auch schon nach seiner Hand um ihn ins Bett zu zerren.
 

Verdutzt sah er das blonde Mädchen an. So einen empörten Ausbruch kannte er gar nicht von ihr. Leicht schüttelte er über sich selbst den Kopf, seine liebe Freundin. Sanft streichelte er ihr übers Haar und beschloss sie machen zu lassen. Sie sah sehr besorgt aus und vielleicht würde es ihre Sorge etwas mildern, wenn er sie ihn umsorgen ließ. Er traute seinen Schauspieltalenten momentan eh nicht sehr viel zu.
 

Doch auch wenn er sich anderes entschieden hätte, wäre es wohl so gekommen, denn schon hatte Chii ihn an der Hand gepackt und mit sanfter Gewalt ins Schlafzimmer gezogen.
 

"Aber Chii, musst du nicht in der Schule sein?"
 

Kurz flackerte ein ertappter Blick in ihrem Gesicht auf, der sich aber schnell wieder legte. "Ach..ich habe den Direktor gefragt. Das geht schon in Ordnung." log sie den blondhaarigen Mann an, während sie ihn auf dem immer noch zerwühlten Bett platzierte und wieder wurde sie leicht rot... jetzt war sie auch noch einfach so in die Privatsphäre der Lehrer eingedrungen! Das durfte auf keinen Fall jemand erfahren, sonst hatte sie den Neid der ganzen Schule an sich kleben.
 

"Worauf haben Sie denn Hunger?" fragte sie Fye-san nach, nachdem sie sich wieder gefangen hatte und ging auch schon auf die Stereoanlage zu, die im Schlafzimmer stand... anscheinend befand sich in dieser Wohnung in jedem Raum so ein Gerät... "Mögen sie etwas Musik hören? Radio oder so? Oder soll ich ihnen ein Buch bringen?"
 

Folgsam setzte Fye sich auf das große Bett. Auf dem Nachttisch standen noch die Medikamente, die er nehmen musste und ein Glas Wasser. "Ich habe vorhin erst gegessen, Chii. Aber einen Früchtetee mit viel Zucker hätte ich gerne."
 

Etwas skeptisch blickte sie Fye-san an... wenn er vorhin schon etwas gegessen hätte, hätte er nicht versucht in seinem Zustand zu kochen.
 

"Sie sollten aber etwas essen... ich werde eine leichte Suppe kochen. Den Früchtetee bring ich sofort!"
 

Aufmunternd lächelte sie dem kranken Mann noch einmal zu, bevor sie das Schlafzimmer verließ und die Küche in Beschlag nahm.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Eine halbe Ewigkeit lag er jetzt schon hier auf dem Sofa und versuchte ein wenig zu schlafen. Doch klappte es einfach nicht und es war mehr ein Hin-und Hergewühle.

Seufzend stand der Ninja wieder auf und fasste sich an den Kopf, der leicht schmerzte. Ob es daran lag, dass er zu viel gelegen, oder in den letzten Stunden zu viel nachgedacht hatte, wusste er nicht.
 

Langsam schlenderte er durch die Wohnung, die irgendwie so typisch für Souma eingerichtet war... nicht zu übertrieben und dezent gehalten.

Erst jetzt sah er sich hier bewusst um, nachdem Souma ihn hergebracht hatte, hatte er nur noch das Ziel, sich hinzulegen und einzuschlafen, damit diese Gedanken, die alle auf einmal auf ihn einströmten wenigstens für eine kurze Zeit in den Hintergrund stellen zu können.
 

Doch jetzt hatte er eingesehen, dass es nichts brachte, so sehr er es auch versuchte fand er keinen Schlaf.
 

Innerlich war er ziemlich aufgewühlt und nervös, doch äußerlich blieb er ruhig. Er fragte sich wirklich, welche Erkenntnisse sie durch diese "Trennung" gewannen... was für Erkenntnisse der Magier gewann. Ob sie sich für oder gegen diese Beziehung entscheiden würden... ob dem Anderen nicht doch auffiel, dass er sich selbst nur etwas vorgemacht hatte und die Sache mit ihm doch keinen Zweck hatte. Dass er ihn vielleicht gar nicht so liebte, wie er immer sagte, sich nicht so sicher bei ihm fühlte.
 

Ein wenig wurde er bei den Gedanken wütend über sich selber... er verlangte von dem Anderen, dass er ihm vertraute und tat selber genau das Gegenteil. Aber er konnte sich gegen diese Gedanken und Gefühle momentan nicht wehren, so sehr er es auch versuchte.
 

Es machte ihm nicht weniger Angst, als dem Magier.

Und auch, wenn es vielleicht nicht gut für sie ausging, hatten sie dann wenigstens Gewissheit.
 

Ein Schlüssel wurde von außen in die Tür gesteckt und wenige Sekunden darauf betrat die junge Ärztin die Wohnung. Erschöpft zog sie sich die Schuhe aus und stellte sie in den Schuhschrank, hing ihre Jacke auf und schlich ins Wohnzimmer. Sie hatte Kurogane hier einfach nur absetzen und eine Decke hinlegen können, dann war sie auch schon wieder angepiepst worden und musste zu einem neuen Einsatz. Sie machte sich große Sorgen, sie hatte zwar nicht alles von ihrem Gespräch mitbekommen, aber so wie die beiden aneinander hingen, musste es ernst sein, wenn sie schon so kurz nach der Hochzeit wieder auseinander gingen. Und das, wo sie so viel miteinander durchgemacht hatten...
 

Im Wohnzimmer brannte Licht, aber niemand war zu sehen. Sie schritt wieder in den Flur und fand den dunkelhaarigen Mann völlig in Gedanken in der Küche stehen. Es war mittlerweile Mittag und auch sie hatte Hunger. Doch als sie ihren langjährigen Freund dort mit solch einer finsteren Miene stehen sah, bezweifelte sie, dass er Hunger hatte. Am liebsten hätte sie ihn jetzt umarmt, aber sie wusste genau, dass er allergisch darauf reagierte. Deswegen legte sie ihm nur eine Hand auf die Schulter und drückte leicht zu.
 

"Mein Gott Kurogane, du bist ja völlig verspannt.." Mit einem Seufzen begann sie leicht zu massieren, die Muskeln unter ihren Fingern fühlten sich an, als wären sie aus purem Eisen.
 

Durch seinen knurrenden Magen wurde er wieder aus seinen Gedanken gerissen und erst jetzt bemerkte er, dass er seit gestern Abend nichts mehr gegessen hatte, doch Appetit verspürte er auch nicht unbedingt... er war sich sicher, momentan keinen Bissen runter zu bekommen...
 

Der Ninja hatte zwar mitbekommen, dass Souma wieder gekommen war, schenkte ihr aber fürs erste keine große Beachtung.
 

Trotzdem entspannte er sich etwas unter der Geste, sie kam ihm so vertraut vor, von einer eigentlich vollkommen fremden Frau. Langsam schloss er die Augen, lehnte seinen Kopf ein wenig nach hinten und ließ sie einfach gewähren. "Schlecht geschlafen..." murmelte er vor sich hin und fing an, die Massage der Frau etwas zu genießen und sich weiter zu entspannen.
 

Es tat irgendwo gut und gleichzeitig, bereitete es Kurogane ein kleines schlechte Gewissen. Wieso verdammt, konnte er sich in letzter Zeit nicht mehr so unter den Berührungen des Magiers entspannen? Nicht, dass sie ihm je unangenehm gewesen wären... Schwer seufzte er, er verstand sich selber momentan überhaupt nicht mehr.
 

Wo lag denn verdammt noch mal das Problem zwischen ihnen beiden? Er zerbrach sich darüber wirklich den Kopf.
 

"Was hat deine Untersuchung ergeben?" fragte er nach einer ganzen Weile nach und wieder überkam ihn das Gefühl eines schlechten Gewissens. Souma hatte die ganze Nacht gearbeitet und war mit Sicherheit müde und kaputt... und jetzt hatte er sich ihr einfach so aufgedrängt.
 

Sie schwiegen lange. Sehne für Sehne massierte sie und allmählich entspannte sich nicht nur der große Mann unter ihren fachkundigen Händen, sondern auch die Sehnen selbst.
 

"Darüber wollte ich eh mir dir reden. Die Wunde sah aus, als wäre sie nur wenige Wochen alt und nicht ärztlich behandelt worden. Der Unfall ist doch jetzt schon fast ein Jahr her, nicht wahr? Wie kommt es, dass die Wunde so frisch ist? Hat er versucht sich selbst zu verletzen? Warum hast du mir davon nichts gesagt, Kurogane?
 

Ich bin zwar nicht seine behandelnde Ärztin, aber deine Freundin. Und ich kann es nicht verstehen, wie du zulassen konntest, dass er so etwas nicht behandelt", ihr Ton hatte nicht hart gelungen, aber sie war doch schon ein wenig enttäuscht, dass ihr langjähriger Freund ihr nichts davon erzählt hatte. Der wortkarge Mann hatte sonst keine Geheimnisse vor ihr, aber sie hatte gerade keine Ahnung was die gestrige Nacht vorgefallen war, auch wenn sie eine Vermutung hatte. So ein Streit war längst nicht der erste zwischen den beiden Männern gewesen und sie machte sich mittlerweile noch größere Sorgen als gewöhnlich.
 

Ein paar seiner kurzen Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht, als er den Kopf wieder etwas hängen ließ, die Zähne vor aufflackernder Wut und Trauer zusammenbiss und er leicht eine Faust bildete.
 

Wenn er ihr jetzt erzählte, dass sie aus einer vollkommen anderen Welt kamen und nicht die Leute waren, für die sie hier gehalten wurden, sie deshalb nicht die Möglichkeit hatten, diese Wunde ständig gut zu behandeln zu lassen, würde sie ihm doch kein Wort glauben.
 

Aber sie hatte Recht, wie konnte er das zulassen? Wie konnte er zulassen, dass es passierte und wieso war er energischer gewesen? Hatte ihn dazu gezwungen, die Wunde regelmäßig zu behandeln... hätte es vielleicht selbst getan, mit Gewalt, wenn es sein musste...
 

Vielleicht hatte er selber irgendwo versucht, das Ereignis zu vergessen und zu verdrängen, den Anderen zwar immer wieder drauf aufmerksam gemacht es ihm letztendlich doch allein überlassen.
 

Außerdem..."..dachte ich, er kommt damit alleine klar... würde nicht noch einmal riskieren zu sterben... die Schmerzen nicht vor mir verstecken. Mich um meine verdammte Hilfe bitten, wenn er sie braucht... und weil ich dachte, er will nicht, dass ich es sehe..." führte er seine Gedanken fast flüsternd fort.
 

Souma hörte diesen traurigen, verzweifelten Ton und stockte in ihrer Massage. Wo war diese alles verachtende, alles bezwingende Selbstsicherheit des anderen Mannes geblieben? Seit wann hatte sich wieder diese Verzweiflung in seine Worte geschlichen? Langsam nahm sie die Hände von seinem Rücken und ballte sie zur Faust. Sie dachte solche Zeiten wären vorbei. Der blonde Mann war pures Gift für ihren Freund. Sie atmete tief durch, sie durfte sich nicht von dieser Wut leiten lassen. Kurogane hatte sich für den Blonden entschieden und hatte seine Gründe, sie hatte sie selbst oft genug gehört. Sie durfte ihn jetzt nicht beeinflussen, sie musste ihm helfen. Aber sie war sich längst nicht mehr so sicher, ob sie ihm damit einen Gefallen tat.
 

Langsam schritt sie etwas zurück und lehnte sich an die Arbeitsfläche.
 

"Die Wunde war nicht lebensgefährlich, sie hätte nur besser versorgt werden müssen", erklärte sie ihm. "Aber Kurogane, sag mir bitte wie das zur Hölle passiert ist. Ich bin deine Freundin, und ich dachte ich hätte dir schon einmal helfen können. Sag mir einfach nur die Wahrheit, ich lasse dich nicht im Stich. Ich weiß du liebst Fye wirklich sehr, aber ihr habt beide schwere Traumata davon getragen, auch du.

Ihr könnt euch nicht vollständig allein stützen und noch viel schlimmer ist, wenn du dir die ganze Last alleine auflädst.“
 

Etwas verunsicherte den Krieger die Soumas Aussage. Dass sie seine Freundin war, sie ihn nicht im Stich lassen würde, würde ihn unter normalen Umständen wahrscheinlich erleichtern. Aber er wusste, dass es einfach nicht so war. Das hier war nicht "seine" Souma und sie war kein Freund von "ihm" sondern seinem Ebenbild.
 

Auch wenn er sich ihr fast wie der Souma aus seiner Welt verbunden fühlte... sie hatte das selbe Herz und glaubte an ihn und dachte von ihm, wie seine Souma. So ähnlich hatte sie in seiner Welt auch immer versucht, ihn zu erreichen und nur Tomoyo und Souma hatten es bis jetzt geschafft... sie waren die einzigen, mit denen er reden konnte, wenn er wollte.
 

Und immer wenn er es versucht hatte, ging es ihm tatsächlich besser. Selbst wenn er nicht verstanden wurde, sich nicht wirklich ausdrücken konnte, hatte er das Gefühl einen Teil seiner Last abgegeben zu haben.
 

Ernst sah er in ihre Augen.
 

"Ok... hör zu. Ich bin nicht der, für den du mich hältst..." fing er leise an und hatte sich längst entschlossen, ihr alles zu erklären... auch wenn es bedeutete, hier eine "Freundin" zu verlieren oder von ihr als "verrückt" abgestempelt zu werden. Und das war es definitiv... verrückt.
 

"Ich bin ein Ninja... aus einer anderen Welt, einer anderen Dimension... genau so wie du. In einer anderen Welt, lebst auch du ein vollkommen anderes Leben. Wir sind dort ebenfalls .."Freunde."
 

Meine Prinzessin hat mich auf eine verdammte Reise geschickt... durch verschiedene Dimensionen. Dort hab ich auch ihn das erste Mal gesehen... Er ist auch nicht der, für den du ihn hältst. Er ist ein Magier, ebenfalls aus einer anderen Dimension. Wir reisen zusammen mit der Prinzessin einer Wüstenwelt und einem Bengel. Irgendwann sind der Magier und ich uns näher gekommen... auch wenn dort immer so verdammt viele Schwierigkeiten und Gefahren auftauchten. Die Verletzung... ist kein Jahr her, das stimmt... in einer der vorherigen Welten, hat er sein Auge bei einem Kampf verloren... wir alle dachten, dass er stirbt... aber diese Welt hatte eine Technik... oder wie sich das nannte, indem ich durch mein Blut sein Leben retten konnte... leider wurde ich dadurch zu einem verdammten Halbvampir... womit ich allerdings mittlerweile umgehen kann... ich kann dir jetzt nicht alles erklären... dann würden wir wahrscheinlich bis zur nächsten Nacht noch nicht damit fertig sein... Dort hat er jedenfalls sein Auge verloren..."
 

Er wusste selber, wie surreal das alles klang... vor allem aus seinem Mund, er war nicht unbedingt der beste Geschichtenerzähler. Er redete nie gern und viel... aber manchmal blieb es einfach nicht aus.
 

Souma sah ihn sehr lange und ernst an.
 

Was sollte das?
 

Kurogane war doch sonst kein Spaßvogel, schon gar nicht in so einer Situation, oder hatte sie einfach die Ironie nicht mitbekommen? Tief atmete sie durch und sah Kurogane halb streng, wie es typisch für sie war und was sie unterbewusst tat, halb besorgt ins Gesicht.
 

Drogen schien er keine genommen zu haben, jedenfalls ließ die Größe seiner Pupillen nicht darauf schließen, obwohl er ungewöhnlich blass schien. Sie entschloss erst einmal gefasst zu reagieren, sie konnte das Ganze zwar nicht glauben, aber sie war davon überzeugt, dass ihr Freund sie nicht anlog. Sie erkannte wenn er log und vielleicht war er selbst ja davon überzeugt.
 

Dann schien es schlimmer zu sein, als sie dachte. Vielleicht sollte sie ihn zu einem Psychiater bringen? Aber da würde Kurogane nur wieder auf stur schalten, das hatten sie alles schon hinter sich. Sie war zwar keine Psychiaterin, hatte aber durch ihre Arbeit als Ärztin Erfahrung mit solchen Patienten. Manchmal verdrängte man einfach alles, oder versuchte sich eine Geschichte zurecht zu legen, die man besser verstehen konnte, als das Unglaubliche was passiert war. Das kam besonders häufig bei Opfern von Gewaltverbrechen vor und bedachte man, welchen psychischen Stress er durchgemacht hatte, war das nur all zu erklärbar. Allerdings hatte sie Kurogane nie so ein Ausmaß an Fantasie zugetraut. Sie beschloss ihm erst einmal zu glauben. Sie glaubte zwar nicht, dass es so geschehen war, aber dass Kurogane es glaubte. Und somit war es so gut wie dasselbe.
 

"Gut... ", noch einmal atmete sie tief durch und schmiss die Kaffeemaschine an, die den Kaffee vom Abend warm machte. Koffein würde sie brauchen. "... es fällt mir schwer, aber ich versuche dir zu glauben.
 

Also in dieser Welt habt ihr beide einen schweren Autounfall hinter euch. Ihr ward mit anderen stundenlang in einem Tunnel eingeschlossen, in dem Fye auch sein Auge verloren hat. Er wäre beinahe gestorben und du auch. Auch hier hast du ihm dein Blut gegeben, allerdings war das keine besondere Technik, sondern eine simple Bluttransfusion...
 

Ihr habt beide eine sehr seltene Blutgruppe und du wärest selbst fast daran zu Grunde gegangen, weil er sehr viel Blut brauchte und du darauf bestanden hast deines zu geben. Das ist jetzt ein Jahr her. Du bist hier kein Vampir und Fye kennt zwar ein paar Taschenspielertricks und schafft es ständig in seinem Labor etwas in die Luft gehen zu lassen, aber ist so weit ich weiß kein Magier."
 

Sie löste sich von der Arbeitsfläche, ging zu dem "fremden" Mann hin und hielt ihm die Hand hin. "Mein Name ist Souma, Souma Karura. Und du bist ?"
 

Er beobachtete die Frau ganz genau, nachdem er ihr alles erzählt hatte und ihr Blick verriet ihm, dass sie dem Ganzen sehr skeptisch und ungläubig gegenüber stand, obwohl sie sagte, sie glaubte ihm. Dafür kannte er sie einfach zu gut.
 

Er hatte zwar keine Ahnung, was sie jetzt von ihm hielt... aber das konnte ihm eigentlich auch egal sein.

Klar... niemand würde einem einfach diese Geschichte abnehmen... das klang ja selbst in seinen Ohren zu unglaublich, bedachte man, dass er nie an so was geglaubt hatte oder an wie viele verschiedene Techniken er sich ständig gewöhnen musste.
 

Etwas verwirrt blickte er Souma an, nachdem er ihr die Hand hinhielt und ihren Namen nannte.. war sie jetzt verrückt geworden? Er kannte ihren Namen doch...
 

"Aa..weiß ich doch.." sagte er während er ihr immer noch etwas verwirrt ihre Hand nahm.

"Kurogane.." [1]
 

Souma bemerkte das Zögern, drückte seine Hand aber fest, als er sie genommen hatte. Leicht lächelte sie und sah ihm direkt in die Augen. "Freut mich dich kennen zu lernen."
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Shaolan lugte durch das kleine Fenster der Gerätekammer und beobachtete die ganzen Schüler, die auf den Schulhof strömten. Sie trugen wirklich alle Uniform, gut dass die auf ihrem nächtlichen Streifzug durch die Schule die Wäscherei gefunden hatten, in der ein Haufen frischer, zusammengelegter Schuluniformen für Mädchen und Jungen lagen. So würden sie wenigstens nicht auffallen, es sei denn sie liefen ihren Ebenbildern über den Weg.
 

Er sprang von dem Barren herab und ging leise zu Sakura, die seelenruhig mit Mokona im Arm auf einer Matratze schlief. Sie hatten sich in der Turnhalle versteckt und dort die Nacht verbracht, aber sie sollten jetzt aufstehen. Vielleicht war Sport auf die erste Stunde festgelegt und wie sollten sie ihr hier sein erklären. Außerdem mussten sie doch Kurogane und Fye suchen. Sie waren am Vortag an der Schule gewesen, vielleicht waren sie heute wieder hier.
 

Neben den Mädchen auf die Knie gehend, berührte er sich leicht an der Schulter. "Sakura... aufwachen", sagte er sanft und lächelte ebenfalls als sie leise im Schlaf vor sich hin lächelte.
 

Leicht drückte sie Mokona fester an sich und rollte sich weiter ein, nachdem sie in ihrem Schlaf gestört wurde. "Lass mich.. Touya.." murmelte sie in einem leicht gequälten und genervten Ton vor sich hin. Öffnete dann trotzdem die Augen leicht und erkannte wider ihrer Erwartungen Shaolan, der sie leicht anlächelte.
 

"Shaolan-kun!" Schlagartig war sie hellwach, richtete sich etwas zu schnell auf und stieß somit aus Versehen an den Kopf des Jungen, der sich über sie gebeugt hatte. Schmerzend fasste sie sich kurz an die getroffene Stelle, lief rot an und sah verlegen und besorgt zu Shaolan auf. "Tut..Tut mir leid..hast du dir weh getan?" fragte sie den Jungen.
 

Shaolan lachte leise und schüttelte seinen doch leicht schmerzenden Kopf. "Nicht sehr, guten Morgen." Leicht wurde er rot. Ihre Haare waren ganz zerzaust und der eh schon kurze Rock der Schuluniform im Schlaf noch etwas höher gerutscht. Schnell sah er wieder weg und schalt sich in Gedanken einen Lüstling. "Die erste Stunde beginnt gleich, wollen wir noch Fye-san und Kurogane-san suchen ?"
 

Eine Zeit lang blickte sie Shaolan noch ein wenig besorgt und leicht fragend an, wieso wurde er jetzt schon wieder rot? Aber das war eben Shaolan und irgendwie kam sie nicht drum rum, diese Art einfach nur süß zu finden und ein wirklich glückliches Lächeln hatte sich auf ihre Lippen gelegt.
 

"Klar... gehen wir!"stimmte sie ein und konnte es sich nicht verkneifen, aufgrund ihrer wirklich guten Laune gerade, dem Jungen einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu drücken, bevor sie mit Moko-chan auf dem Arm aufstand.
 

Shaolan nickte und öffnete die Tür zur Turnhalle. Die Tür nach draußen war glücklicherweise immer noch offen. Er lugte hindurch und die Luft schien rein zu sein.
 

Mokona kicherte, Sakura war ja ganz zerwuschelt. Mit einem Hops sprang sie auf die Schulter des Mädchens und strich ihr die Haare glatt. "Mokona hat Hunger !", verkündete es. Auch Shaolan bemerkte jetzt den leichten Schmerz in seinen Magen. Sie hatten seit über einen Tag nichts gegessen ! "Vielleicht gibt es hier eine Kantine, oder einen Laden, in dem man etwas kaufen konnte?" Aber sie hatten doch kein Geld...
 

"Hmm..." überlegte Sakura, als sie aus der Turnhalle trat. "So was wie eine Kantine gibt es hier... ich habe gestern ein Schild entdeckt, auf dem das Wort stand und in die Richtung zeigte." Erst jetzt fiel ihr das wieder auf. Auch, dass sie die Schrift ohne Probleme lösen konnte. Nur Geld, hatten sie keines.
 

Doch auch dafür hatte sie spontan eine Idee. "Moko-chan!" wand sie sich an das kleine Wesen. "Gibt es bei deinen 108 geheimen Techniken auch eine, die etwas mit Essen klauen zu tun hat?"
 

"Ja~~ das ist eine von Mokonas ganz besonderen 108 Geheimtechniken !", verkündete das weiße Magietier gut gelaunt und Shaolan ließ etwas den Kopf hängen. Ihm war es nicht recht zu stehlen, aber sie hatten Hunger.
 

Doch bevor er weiter verzweifelt sein konnte, wurde auch schon sein Name gerufen. "Shaolan-senpai!" Ein Junge, Mädchen ?, kam auf ihn zugeflitzt und machte vor ihm eine Vollbremsung. Shaolan war so damit beschäftigt herauszufinden, was für ein Geschlecht das Kind hatte, dass er gar nicht zuhörte, was es fragte. "Shaolan-senpai~", quengelte es und zupfe an seiner Schuluniform. Er wurde sich seiner Unhöflichkeit bewusst und beugte sich etwas zu dem Kind herunter. "Was gibts denn ?"
 

Es war ungefähr 8 Jahre alt und hatte sein langes schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Es trug eine Schuluniform für Jungen, doch sein Gesicht war blass wie Elfenbein und fein wie das eines Mädchens. Die atemberaubenden goldenen Augen kontrastieren mit ungewöhnlich roten Lippen. Zarte Hände kramten in der ledernden Schultasche herum und zogen ein Heft heraus. "Ich schreibe gleich einen Test!", erklärte es völlig außer sich und den Tränen nahe, "und ich versteh das nicht!" Es schlug das Heft auf und zeigte ihm ein Haufen mathematischer Rechnungen. Automatisch nahm Shaolan das Heft entgegen und betrachtete die in krakeliger Schrift geschriebenen Zahlen. Bei seinem Vater hatte er viel Mathematik gelernt, denn rechnen war unabdingbar für Archäologie! Man musste Gänge konstruieren, Karten anfertigen, architektonische Schlüsse ziehen...
 

Interessiert beugte sich nun auch Sakura runter und betrachtete das komische Zahlenwirrwarr auf dem Heft. Sie konnte damit wirklich nichts anfangen. "Kannst du das?" fragte sie Shaolan nach.
 

"Das ist "Geometrie"",erklärte der junge Archäologe und hockte sich auf der Bänke, die um die Bäume herum gebaut waren. Das Kind hopste neben ihm und sah gebannt auf das Heft. "Es ist Kreisberechnung, was du nicht verstehst, nicht wahr?" Mit einem Seufzen nickte das Kind und seufzte. "Ich saß die ganze Nacht dran! Aber Ryo und Yasha haben so laut geschnarcht, ich konnte mich gar nicht konzentrieren!"
 

"Das ist ganz einfach, schau," ruhig und mit einfachen Worten erklärte Shaolan dem Jungen wie man die Formel rechnete. Die Variablen war zwar ein wenig anders, aber dennoch funktionierte es bei einer Proberechnung. "Schau, wenn du den Durchmesser nimmst und den mit dem da mal nimmst, kommst du auf den Umfang. Und wenn du die Fläche wissen willst..." Das Kind nickte aufmerksam, zuckte dann aber zusammen, als die Schulglocke klingelte. "Oh je ! Ich muss in den Klassenraum! Danke Shaolan - senpai, du hast mein Leben gerettet ! Ich lad dich heute Mittag auf einen Pudding ein!"
 

"Moment!", rief Shaolan als er/sie schon los gespurtet war. "Wir haben noch nicht gefrühstückt, kannst du uns etwas Geld leihen?" Verdutzt schaute es den braunhaarigen Jungen an, besann sich dann aber auf seine Eile, kramte in seiner Hosentasche, sprintete zurück und drückte Shaolan einen Schein in die Hand. "Geh doch zu Fye-sensei, bei dem kann man immer ganz klasse Milchbrötchen schnorren !" Und schon war er im Schulgebäude verschwunden.
 

Mit einem Lächeln auf den Lippen sah sie Shaolan-kun dabei zu, wie er dem Kind die Aufgaben aus dem Heft erklärte. Fast wollte sie schon in Träumereien abweichen, als die Schulglocke auch sie wieder in die Realität zurück rief.
 

Etwas verdutzt war sie schon, dass Shaolan-kun sich bei einem Kind Geld lieh, von dem er nicht einmal wusste ob er es zurückbezahlen könnte... aber wenigstens hatten sie jetzt Geld um sich etwas zu Essen zu kaufen und ihr knurrender Magen erinnerte sie nur wieder daran, wie dringend sie das jetzt brauchte.
 

Der Name "Fye-sensei" ließ sie hellhörig werden. "Wo finden wir den denn?" rief sie dem Kind noch die Frage hinterher. Immerhin war das ein erster Anhaltspunkt, was ihre Reisekameraden anging.
 

Unruhig hüpfte das Kind von einem Bein auf das andere. Stellten sich die beiden dumm? Das wussten sie doch selbst. "Wahrscheinlich in seinem Büro oder im Physikraum!"und schon war es verschwunden.
 

Verwundert sah Shaolan seine Freundin an. "Lass uns frühstücken und uns dann zu diesen Räumen durchfragen."
 

Sie kauften sich in der Kantine zwei belegte Brötchen, Orangensaft und Kuchen. Die ältere, beleibte Verkäuferin konnte ihnen auch erklären, wo "Flourite-sensei's" Büro und der Physikraum war. Doch als sie im Büro ankamen, war es verschlossen und auch vor dem Physikraum wartete eine Traube ratloser, verlassener Schüler.
 

"Entschuldigung... wir suchen Herrn Flourite...", sprach Shaolan ein dunkelhaariges Mädchen mit violetten Augen an und erkannte sie als Tomoyo. "Shoalan! Huch, deine Freundin ist ja wieder noch da !" Freudig nahm sie Sakuras Hände. "Ich freue mich schon, wenn du in unseren Fotoclub kommst!"
 

Sie lächelte das Mädchen freundlich und auch ein wenig verwirrt an. Fotoclub? Was sollte das bedeuten? Aber vielleicht gab es in dieser Welt ein Ebenbild von ihr und sie hatte das mit diesem Mädchen abgemacht.
 

"J-Ja..ich mich auch.." antwortete sie dem aufbrausenden Mädchen etwas schüchtern und nachdem sie sie eine Zeit lang gemustert hatte, fiel ihr auf, dass sie das Mädchen schon einmal gesehen hatte. Klar, jetzt fiel es ihr ein. Das war das schwarzhaarige Mädchen, bei dem Kurogane-san immer fast die Fassung verlor und laut "Tomoyo?" schrie, wenn er sie sah. Die Prinzessin aus seiner Welt... in Piffle World hatte Sakura sich auch schon sehr gut mit ihr verstanden. "Tomoyo-chan..hab ich Recht? Kannst du uns vielleicht weiterhelfen? Wir suchen Fye-sa- ehm..sensei."
 

"Oh, auf den warten wir hier. Vermutlich kommt er wieder zu spät oder auch gar nicht."
 

"In seinem Büro ist auch niemand, da waren wir schon ", warf Shaolan ein.
 

"Wartet einfach hier, wenn er kommt, dann zu diesem Raum! Übrigens, die Uniform steht dir, Sakura-chan!", meinte das Mädchen lächelnd. Die Schüler um sie herum wurden schon etwas missmutig. Zwar freuten sie sich immer wenn Stunden ausfielen, aber da hätten sie schon etwas länger schlafen können.
 

"Haaalt! Noch nicht nach Hause gehen! Wo ist die Klassensprecherin?" Ein älterer Schüler kam gerade den Gang herunter gestakst und sah ziemlich aus der Puste aus.
 

"Watanuki-senpai!", schnell lief Tomoyo auf den dünnen Jungen zu, unterhielt sich mit ihm und nahm dann ein paar Blätter entgegen. Danach lief sie wieder zu der Gruppe, während der Junge Richtung Sporthalle wuselte. Natürlich! Wenn Flourite-sensei fehlte, fehlte natürlich auch Kurogane-sensei und er hatte dann die Arbeit an der Backe und musste doppelt laufen!
 

"Hört alle her!", rief Tomoyo, "Chii-senpai hat gerade angerufen und gesagt, dass Fye-sensei aus Krankheitsgründen nicht kommen wird. Er hat uns Aufgaben gegeben, die wir zu in der freien Zeit machen sollen und zwar... ", ein verwunderter Ausdruck legte sich auf ihr hübsches Gesicht, während sie las, was auf dem Zettel geschrieben stand, "wir sollen herausfinden aus welchen Bestandteilen Pudding gemacht wird und warum er hart wird, wenn man ihn warm macht..." Ein verwundertes Raunen ging durch die Reihen, doch die meisten wussten, dass ihr Lehrer zu weilen sehr seltsam sein konnte.
 

"Er ist also zu Hause?", fragte Shaoaln nach.
 

"Anscheinend, oder er unternimmt etwas mit seinem Mann, das kann man nie so genau wissen" Leise kicherte das Mädchen. "Warum musst du ihn denn so dringend sprechen ?"
 

"Ähm... wegen eines Experiments, das ich gerade durchführe...", saugte sich Shaolan etwas aus den Fingern und lächelte verlegen. "Ich wollte mir einen Stoff ausleihen, den er nicht in der Schule hat, sondern nur zu Hause. Er wollte ihn mir heute mitbringen, kennst du vielleicht seine Hausadresse? Ich brauche das wirklich dringend."
 

Tomoyo fand das zwar seltsam. weil fast jeder in ihrem Kurs wusste, wo ihr Physiklehrer wohnte. weil er zu Kursende oder Ferienbeginn dort Gruppenfrühstücke veranstaltete, aber vielleicht hatte Shaolan die Adresse vergessen. "Oben auf dem Hügel, an der grünen Straße. Nummer 22."
 

"Pudding?" hibbelte Mokona bei diesem Wort auf, das sich wieder einmal irgendwo in Sakuras Kleidern versteckt hatte. Doch schnell stopfte sie es zurück, bevor die Schüler es bemerkten. Und ein ganz schlechtes Gewissen machte sich in ihr breit... sie hatte Moko-chan wieder einmal vergessen und nichts zu Essen für das Häschen gekauft! Noch dazu schon alles alleine aufgegessen! Das mussten sie unbedingt so schnell wie möglich wieder gut machen.
 

Vorsichtig fasste Sakura ihrem Freund an den Arm und zog ihn etwas aus dem Getummel. "Meinst du wirklich, dass das unser Fye-san sein könnte? Es ist bestimmt nur sein Ebenbild... immer hin ist er hier Lehrer und..." leicht wurde sie rot. "..hat einen Mann?" Aber nachgucken sollten sie vielleicht trotzdem einmal... nur um wirklich 100% sicher zu gehen.
 

"... ich glaube auch nicht, dass er es ist. Allerdings haben wir ihn und Kurogane-san doch gestern hier an der Schule gesehen. Lass uns den Schulunterricht noch abwarten und dann zu der Adresse gehen. So lange könne wir doch etwas über die Feder in Erfahrung bringen", schlug Shaolan vor.
 

Zustimmend nickte Sakura. Wahrscheinlich war das gerade die beste Idee und irgendwie gefiel ihr der Gedanke, als Schülerin an dem Unterricht teilzunehmen. Das würde bestimmt lustig werden, wenn Tomoyo-chan dabei war und auch Shaolan-kun
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Noch wahrend er den Küchengeräuschen gelauscht hatte, war der Magier eingeschlafen. Nur ganz kurz hatte er sich auf das noch feuchte Kissen gelegt und schon hatte ihn sein Körper wieder überlistet und die Welle der Bewusstlosigkeit hatte ihn ganz einfach überschwemmt. In seinem wirren Träumen roch er noch den schweren, fruchtigen Geruch des Früchtetees, der an seinem Bett stand. Die Wände rasten immer noch... schwarz und dunkel und massiv und kalt. Zwar waren sie nicht mehr so angsteinflößend wie zu vor, auch nicht mehr laut, sondern nur still. Unendlich still. Sie hielten nicht an, weil er nicht anhielt.
 

Endlich war ihre Suppe fertig und stolz betrachtete Chii ihr Werk. Kochen, das hatte sie von Fye-sensei gelernt obwohl er ihr eigentlich eher Naturwissenschaften näher bringen sollte. Aber oft gab er ihr lieber ein paar gute Kochtipps.. irgendwie war Fye-sensei schon ein komischer Lehrer. Aber sie mochte seine Art gerne und konnte es nicht gut sehen, wenn er traurig war. Und jetzt schien er wieder traurig zu sein. Dabei war es eine ganze Zeit lang gut und jetzt war er irgendwie so weit weg.
 

Konnte sie denn gar nichts für ihn tun? Dabei würde sie es so gerne. Er hatte sie auch immer aufgeheitert und ermutigt. War eher wie ein guter Freund für sie geworden als einfach nur ein Lehrer zu sein.
 

Schwer seufzte sie, als sie mit einem traurigen und sorgenvollen Blick die Suppe in einen Teller füllte, alles auf ein Tablett stellte und sich auf den Weg in das Schlafzimmer machte. Sie sollte Fye-san ihre Sorgen nicht unbedingt so spüren lassen, sie sollte eher aufbauend wirken. Bevor sie das Zimmer betrat, riss sie sich zusammen und legte ein Lächeln auf ihre Lippen. Stürmisch öffnete sie die Tür und sprang ins Zimmer "Fye-sensei! Die Suppe ist fertig!"
 

Durch das plötzliche Geräusch aus seinem Schlaf gerissen, richtete Fye sich ruckartig auf. Die Welt begann für einen Moment zu schwirren und die Wände des Schlafzimmers kamen auf ihn zu. Chii gar nicht wahr nehmend, versuchte er verzweifelt Luft zu bekommen und vergrub den Kopf unter den Armen.
 

Warum war es immer so still, als wäre er taub und dann brach der Lärm auf ihn herein?

Warum konnte er einfach nichts sehen, alles war zu hell... überall nur gleißend heller Schnee und Stille, Dunkelheit und Lärm.

Warum geriet immer alles aus dem Gleichgewicht...?

Warum war immer alles nur extrem?

Glück und Leid, Vertrauen und Angst, Nähe und Ferne?

Warum konnten sie sich nie erreichen, und wenn dann nur für wenige Stunden?
 

Es schien nur wenn ihre Körper vereint waren, könnten sich ihre Gegensätze aufheben, nur wenn Kurogane und er sich zwangen, offen legten und vereinigten... doch sobald sie wieder nur einen Millimeter getrennt waren, schien alles zu zerbrechen... sie verletzten sich in ihrer Offenheit, litten unter dieser Sucht wieder diesen sorgenlosen Zustand zu erreichen. Manchmal wünschte er sich, nicht nur sein Blut würde im Körper des Ninjas fließen, sondern alles von ihm... am liebsten wäre er völlig in dem anderen Mann, doch das durfte er nicht... er dufte nicht... es durfte nicht wie bei Ashura werden... sie mussten Zwei sein um zusammen zu sein... wie paradox war das? Sie waren ewig nur zerrissen, fast... als sollten sie nicht zusammen sein...
 

Ein leises Schluchzen kam von der Gestallt auf dem Bett und der dünne Körper hatte angefangen zu zittern. "Nein... nein .. nein!"
 

Etwas geschockt blickte Chii auf das Bild, das sich ihr bot. Fye-san schien sie gar nicht bemerkt zu haben sondern hatte angefangen zu zittern und seinen Kopf hinter seinen Armen vergaben. Was war jetzt passiert? Hatte sie etwas falsch gemacht?

Weinte ihr Lehrer etwa? So hatte sie ihn noch nie gesehen und im ersten Moment wusste sie nicht, was sie tun sollte.

Leicht hatte auch sie angefangen zu zittern und fast lief Gefahr, dass sie das Tablett fallen ließ, das sie noch in den Händen trug.
 

Was zur Hölle war nur geschehen, dass sich Fye-sensei dermaßen schlecht fühlte?
 

Ohne jetzt weiter darüber nachzudenken, ging sie schnell auf das Bett zu, stellte das Tablett auf dem Nachtschrank ab und krabbelte langsam über die andere Seite in das Bett hinein und vorsichtig auf den vollkommen fertigen Mann zu. Auch wenn sie jetzt die Privatsphäre der Lehrer ganz und gar überschritten hatte, sie musste ihm doch irgendwie helfen...
 

"Fye-sensei..", versuchte sie leise ihren Lehrer zu erreichen und sie bemerkte, dass sich in ihren Augenwinkeln mittlerweile auch Tränen gebildet hatten. Dieses Bild tat ihr unendlich weh, sie wusste nicht genau warum.
 

"Was ist denn nur passiert?" fragte sie ihn fast ein wenig verzweifelt und auch auf Gefahr hin, dass dem Anderen die Nähe gerade unangenehm sein könnte, nahm sie ihn vorsichtig etwas in den Arm.
 

Auf einmal spürte er Arme um sich, aber es waren nicht die starken von Kurogane, sondern im Gegenteil, schmächtige, zarte Frauenarme. Zögerlich öffnete er die Augen und ein Schreck durchfuhr ihn. Was, wenn Sakura-chan ihn so sah? Sie würde sich so sehr sorgen und ihr Lächeln würde verschwinden... einen Herzschlag lang überlegte er panisch, wie er seine Tränen verbergen konnte, doch dann bemerkte er das blonde, volle Haar, das etwas gegen sein Gesicht schmiegte.
 

"Chii..?", fragte er zögerlich, dabei hatte er das Mädchen längst erkannt. Seine liebe Freundin, Tochter, Geliebte... Schwester. Sie sah Keira wirklich sehr ähnlich, es war ihm nie bewusst gewesen, wie ähnlich er sie geschaffen hatte.
 

Er lehnte sich gegen sie, nahm die Arme herunter und nahm sie fest in den Arm. Er drückte sie so fest an sich, wie er es selbst mit seiner Chii aus Ceres nicht getan hatte, doch sie roch so vertraut, war so weich und erinnerte ihn an so viele melancholisch süße Stunden, sie roch nach Heimat. Sie roch nach Ceres und seiner Familie, nach seiner Schwester und den warmen, gemeinsamen, schönen Stunden mit seinen König. Sie fühlte sich nach all den guten Zeiten in Ceres an... nach all dem Glück, denn er trotz seiner Schuld erfahren hatte. Trotz dem vielen Blut, das an seinen Händen klebte war er auch glücklich gewesen. Plötzlich spürte er ein Gefühl von Heimweh in sich, dass ihm beinahe den gerade wiedererlangten Atem nahm...
 

~~~~ Part 71 ende –
 

(1) er kennt die Geste nicht..Handgruß ist ja eher europäisch...
 

(2) M:(Fye Redeflash, wenigtens einer der redet .. Kuro sollte mehr reden.. Oo )

R: ( kuro hat doch grade voll viel geredet XD -.- )
 

Disclaimer: Nix gehört uns.. die Charaktere by CLAMP, Song, Lyrics “Les Bras De Mer” by Yann Tiersen… und wir machen kein Geld damit.. nur so zum Spaß an der Freude.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Sonna-Eraseus
2008-01-22T21:19:30+00:00 22.01.2008 22:19
Oh man ... die ziehen das wirklich durch! Ich dreh durch! *kreisch* ... *sich wieder beruhigt* ... gut, so ganz unrecht hat Kurogane mit seinen Worten ja nicht ... wollen wir hoffen, dass diese 'Trennung auf Zeit' etwas bringt ... *hoff*

Sakura und Shaolan in der Schule ... hoffentlich finden sie etwas über die Feder heraus und gelangen dann ohne größere Probleme zu Fye ...

Gruß
Sonna
Von:  Engelchen_Fynn
2008-01-15T08:33:20+00:00 15.01.2008 09:33
Endlich endlich geht es weiter, und dann auch noch zwei Kapitelchen auf einmal. ^^

Ich hab zwar nicht anderes erwartet, aber beide Kapitel waren irre gut. Ich hoffe ja, dass die beiden schnell wieder zuenander finden; zusammen gefallen sie mir so viel besser als getrennt.

Aber wenigstens ist im Moment keiner von beiden allein.

Tja, ansonsten hoff ich nur das es ganz schnell weitergeht.

Cu ^^


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