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Festhalten

if all wishes could come true
von

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Part 70 - Rue des cascades

Part 70 – Rue des cascades (die Straße der Wasserfälle)
 

When I'm asleep in Cascade Street

When I'm asleep in Cascade Street

I don't, I don't

See anything
 

When I'm asleep in Cascade Street

When I'm asleep in Cascade Street

I hear, I hear

Nothing, nothing
 

In the cascade, in the cascade

You washed me
 

When I wake up in Cascade Street

When I wake up in Cascade Street

I feel nothing

I feel nothing
 

When I'm asleep in Cascade Street

When I'm asleep in Cascade Street

I don't remember

I don't remember
 

In the cascade, in the cascade

You washed me
 

When I wake up in Cascade Street

When I wake up in Cascade Street

I feel nothing

I feel nothing
 

In the cascade, in the cascade

You washed me
 

------------------------------------ Yann Tiersen – Rue des cascades ----------------------------------
 


 

Wieder auf dem Sofa vergrub er sein Gesicht im Kissen und sah nun müde zu Kurogane auf. Leicht ließ er die Beine baumeln und überlegte angestrengt. Etwas, was Kurogane sicherlich kochen konnte. Diese Reisbällchen? Aber das brauchte so lange zum abkühlen... "Über der Spüle links in dem Regal sind kleine Tüten... da ist Pulver drin... einfach mit heißen Wasser aufgießen."
 

Kritisch zog Kurogane die Augenbrauen zusammen... Pulver...  in heißem Wasser? Und das konnte man dann essen? Klang eher nach Tee kochen oder so etwas... aber er hatte ja schon mitbekommen, dass in manchen Welten sogar so was möglich schien.
 

"Ok..bleib liegen..ich krieg das schon irgendwie hin..." antwortete er dem Magier etwas verzweifelt und machte sich dann ebenfalls verzweifelt auf den Weg in die Küche.
 

Nachdem der Krieger das für ihn wirklich unbekannte Gebiet betrat, schaltete er in der Küche erst einmal das Licht an und sah sich genau um. Als er die Spüle entdeckte, ging er darauf zu und suchte da wo der Magier es ihm beschrieben hatte, nach diesen Pulvertüten und fand sie recht schnell. Wie gut, dass der Magier immer als erstes die Küchen inspizierte und sich somit mit solchen Dingen auskannte und wenigstens schon mal wusste, wo etwas zu Essen war, selbst wenn es nicht wirklich nach was zu essen aussah.
 

Immer noch etwas skeptisch, dass man daraus Essen machen sollte, betrachtete er die Tüten und ein Glück, dass er die Schrift in diesem Land lesen konnte... auch wenn die Bilder auf den Tüten schon viel ausmachten. Was es hier für komische Sachen gab. "Spaghetti Bolognese" oder andere komische Nudelgerichte.

 

Nudeln, das kannte er... auch wenn er die komischen Namen alle noch nie gehört hatte. Und soweit er wusste, kochte man diese auch in Wasser, genau wie Reis. Aber musste man die Nudeln wirklich separat kochen? Vielleicht war das ja so eine Art "Zauberpulver" und wenn man es in heißes Wasser tat, dann war das Essen schon komplett fertig...
 

Nachdem er sich die Tüten eine Weile konzentriert angesehen und sich letztendlich für irgendso ein Nudelgericht mit Tomatensoße entschieden hatte, denn Nudeln, so dachte sich der Ninja mochte der Blonde mit Sicherheit auch, stopfte er die anderen Tüten wieder zurück in den Schrank, drehte die Tüte um und entdeckte zu seinem Glück eine genauere Anleitung, wie man es zubereitete. Und noch einmal fiel ihm auf, wie gut es war, dass er die Schrift hier lesen konnte.
 

"Schritt 1" las er leise vor sich selber hin. "Rühren sie das Pulver in 500 ml Wasser ein... Schritt 2..Lassen sie das Wasser zusammen mit dem Pulver aufkochen... Schritt 3.. Jetzt nur noch 5 min. kochen lassen, gelegentlich umrühren und fertig."
 

Weiter unten entdeckte der Ninja auch noch die Zutaten, die man für dieses Gericht benötigte und fand es echt dämlich, nur aufzuschreiben, dass man Wasser und das Pulver brauchte... das wusste er doch schon... aber dass dort bei stand, er müsse die Nudeln separat aufsetzen, verriet ihm, dass es sich anscheinend nur um Pulver für die Soße handelte und nicht um irgendein "Zauberessen" . Es war manchmal wirklich verwirrend, aus einer Welt zu kommen, die noch lange nicht so fortschrittlich war wie die, die er bis jetzt erlebt hatte.
 

Schnell legte er die Tüte wieder beiseite um die passenden Materialien zusammen zu suchen. Er brauchte mindestens zwei Töpfe... nur... wo sollten die hier sein?

Das bedeutete wohl suchen...
 

Während er die oberen Schränke durchwühlte, fand er nur die Nudeln, also mussten die Töpfe wohl in einem der unteren Schränke versteckt sein. Also machte er sich dran, diese unter die Lupe zu nehmen... zwar hätte er einfach den Magier fragen können, wo sich hier was befand, denn dieser kannte die gesamte Küche wahrscheinlich schon längst auswendig, aber dieser sollte sich jetzt ein wenig ausruhen und so ein bisschen kochen, würde er doch sicher hinkriegen!
 

Endlich hatte der Krieger die Töpfe gefunden und stolz krallte er sich zwei davon und während er sich aufrichtete, spürte er einen stechenden Schmerz an seinem Kopf und bemerkte, wie er sich irgendwo heftig dran gestoßen hatte. "Verdammt!" fluchte er, stellte die Töpfe ab und rieb sich den schmerzenden Kopf... er hatte tatsächlich vergessen eine der Schubladen wieder zuzumachen und sich an diesem verdammten Teil gestoßen. Wütend auf diese verdammte Schublade, knallte er sie zu und rieb sich noch einmal den Kopf...
 

Er wusste, dass er ein talentierter Krieger war... aber bemerkte, dass er in der Küche wahrscheinlich wirklich nichts drauf hatte.
 

Nachdem er sich von seinem erstem Schrecken überwunden hatte, widmete er sich wieder seinen Töpfen zu und er bemerkte, dass er verdammt noch mal überhaupt kein Gerät hatte, mit dem er 500 ml abmessen konnte.. aber Lust sich noch einmal zu stoßen, hatte er auch keine...
 

"Das wird schon passen..." murmelte er vor sich hin, als er sich entschied, die 500 ml einfach abzuschätzen und ihn daraufhin unter den Wasserhahn hielt. Kurz darauf füllte er auch noch den Topf für die Nudeln mit Wasser.
 

Beide stellte er auf die Kochplatten und schmiss in den einen das Pulver und in den anderen die Nudeln in das kalte Wasser... was für das Pulver nicht schlecht war, war mit Sicherheit für die Nudeln auch nicht verkehrt... und stellte die Platten auf die höchste Stufe, die es gab.
 

Eine ganze Weile, ging das auch ganz gut, stellte der Krieger zufrieden fest, wie er da so in seinen Töpfen rumrührte und auch dieses Pulver anfingt etwas fester zu werden... nur wie eine Soße sah es noch lange nicht aus... auch wenn es mittlerweile schon fast am Kochen war... aber vielleicht mussten Soßen hier auch so aussehen.
 

Während der Krieger in Gedanken mit seiner Soße beschäftigt war, bemerkte er gar nicht, dass mittlerweile auch sein Nudelwasser angefangen hatte zu kochen.. und nicht nur das..bemerkte er...es kochte ÜBER!
 

Verdammt! So schnell es ging, ließ er von seiner "Soße" ab und versuchte den überlaufenden Topf von der Platte zu nehmen, wobei er nicht bedacht hatte, wie heiß so etwas sein konnte und bevor er sich versah, verbrannt er sich und der blöde Topf mit seinen Nudeln landete auf dem Boden...
 

"Verdammt!" grummelte er wieder vor sich hin und erkannte grade noch, dass auch seine Soße fast dabei war, nun überzukochen, doch diesmal konnte er schnell genug reagieren und sie von der heißen Platte reißen... die Nudeln lagen ja auf dem Boden und zur Hälfte noch im Topf gut da...

Schwer seufzte er und entschied, die Soße sei jetzt fertig, auch wenn sie ziemlich flüssig für eine Soße war.
 

Noch einmal seufzend, machte er sich dran, den Topf am Boden aufzuheben und auf die Nudeln, die noch darin enthalten waren neues Wasser zu gießen und es von vorne zu versuchen und während er danach den Boden sauber machte, hielt er selbstverständlich ein besonderes Auge auf seine Nudeln.
 

Nach ca. 10 Minuten traute er sich, einfach eine der Nudeln zu probieren, da er nicht wusste, wie lange diese im Wasser kochen mussten und als er feststellte, dass sie nicht mehr hart war, beschloss er, dass diese zum Glück nun auch endlich fertig waren! Auch wenn irgendwas an ihnen fehlte... vielleicht Salz oder so?!

Aber das würde der Magier sicher nicht bemerken... immerhin hatte er ja noch die Soße...
 

Nervlich und mit seiner Kocherei am Ende, kramte er endlich einen Teller und Besteck aus den Schubladen und tat etwas von seinem Essen drauf.
 

Skeptisch betrachtete er es.. diese langen Nudeln, waren eher klein und krüppelig, da er die Packung zu fest gepackt hatte und sie damit alle zerbrochen, bevor er sie ins Wasser tat... und die Soße sah auch nicht gerade nach eine Soße aus.

Naja.. vielleicht sah das Essen in dieser Welt auch einfach nur so aus! Machte er sich selber Mut, bezweifelte es jedoch, als er sich das Bild auf der Verpackung der Tüte noch mal besah.. noch dazu der ganze Dreck, den er hier gemacht hatte... das musste er nachher wieder alles sauber machen.
 

Naja...hoffentlich schmeckte es wenigstens ein bisschen...
 

Vollkommen fertig und mit einem kleinen schlechten Gewissen, da es nun wirklich nicht schön aussah und Kurogane es offensichtlich versaut, obwohl der andere Mann Hunger hatte, kam er nach einer knappen dreiviertel Std. endlich mit dem Essen in die Stube zurück.
 

Während er Kuroganes Gerumpel in der Küche mit geschlossenen Augen gelauscht hatte, war der Magier eingeschlafen. Er bekam zwar mit, dass irgendetwas sehr laut war, aber er war einfach zu müde die Augen zu öffnen. Die plötzliche Stille weckte ihn. Kurogane kam gerade wieder ins Wohnzimmer, als er sich aufrichtete. Er konnte keinen Blick in die Küche werfen, aber irgendetwas roch verbrannt. Vermutlich war etwas auf die Herdplatte gespritzt und eingebrannt. Dankbar lächelte er und nahm den Teller entgegen, den der Ninja ihn fast ein wenig zu ruppig in die Hand drückte. Überrascht stellte er fest, dass es Nudeln mit einer rötlichen Soße waren und keine Tütensuppen. Hatte er sich im Fach geirrt ?
 

Die Nudeln waren alle unterschiedlich lang, in einem Wellt nannte man sie doch "Sere'am", er wusste nicht wie man sie hier nannte. Die Soße war etwas flüssig, aber vielleicht musste das so sein. Er stellte den Teller auf seinen Schoß und griff nach der Gabel. Zuvor lächelte er noch einmal zu Kurogane hoch, "Danke.
 

Der erste Biss... schmeckte seltsam...  die Soße war definitiv zu wässrig, aber die Nudeln waren lecker. Zusammen schmeckte es nicht schlecht und da er eh Hunger hatte, als hätte er nicht vor einer Stunde, sondern vor einer Woche das letzte mal etwas gegessen, war er nicht wählerisch. Außerdem hatte Kuro-pi auch immer alles gegessen, was er ausprobiert hatte. 
 

Der Ninja bemerkte, wie er doch etwas erwartungsvoll dem Blonden kurz dabei zusah, wie dieser das Essen aß, doch dann seufzte er, er erwartete doch nicht wirklich, dass dem Anderen dieser Matsch da schmeckte? Aber wenigstens aß er es und das beruhigte ihn ein bisschen... es war gut, wenn er etwas aß, das würde auch ihm sicher etwas Kraft zurück geben.

Er selber musste zwar auch essen... aber sein Körper hatte sich verändert, er war sich sicher, dass ihm im Notfall auch nur Blut reichen würde.
 

"Iss in Ruhe.." wies er den Magier an und blickte wieder in Richtung Küche, die jetzt eher einem Schlachtfeld glich..und die er jetzt noch sauber machen musste. "Wenn du noch was zu Essen haben willst oder was zu Trinken, ruf einfach...ich bin in der Küche...ich muss das verdammte Chaos da wieder beseitigen.."
 

Etwas verrenkte Fye den Kopf und sah in Richtung Küche, konnte aber nichts erkennen. Bevor der Ninja abdüsen konnte, packte er ihm an Ärmel, nahm seine Hand und küsste sie. "Danke, Kuro-papa~"
 

Leicht wurde er rot, als der Magier nach seiner Hand griff, sie küsste, sich bedankte und ihn wieder "Kuro-PAPA" nannte..."Aa..schon gut.." entgegnete er dem anderen Mann leise, löste sich und verschwand schnell in der Küche um sich daran zu machen, sie einigermaßen wieder sauber zu machen.
 

Doch bevor er diesmal in diesem Territorium anfangen würde, fiel sein Blick auf einen weiteren schwarzen Kasten, der ähnlich dem des Fernsehers war, jedoch keinen Bildschirm besaß... so was hatte er auch schon mal in Piffle gesehen, das Ding machte, so glaubte er, Musik.

Ihm fielen auch die Plastikhüllen, die daneben lagen auf und nachdem er sich diese kurz betrachtete, nahm er eine davon in die Hand und irgendwas mit "Hard-Rock" oder so stand darauf.
 

Ähnlich wie bei dem Fernseher, drückte er hier auch auf "Play" und innerhalb von Sekunden, dröhnte die ganze Küche von lauter Musik und im ersten Moment, erschrak er sich noch... doch nach genauerem Hinhören entschied er sich, dass sich diese "Musik" gar nicht mal so schlecht anhörte... auch wenn er ruhige Musik ebenfalls nicht schlecht fand, musste er sich eingestehen, dieses Gehämmer hatte was. Es war zwar laut und in diesen Kneipen der Vampirwelt hatte ihn so was gestört... aber das hier schien eine noch andere Musikrichtung zu sein.
 

Na gut..wenn er schon aufräumen musste, dann konnte er dabei ja wenigstens diese laute Musik hören.. nur hoffte er, den Magier damit nicht zu sehr in seiner Ruhe zu stören.
 

Kurz nachdem Kurogane in der Küche verschwunden war, ertönte laute Musik, wie er sie in den Bars von Nara gehört hatte und auch hier und da in Oto. Schweigend weiteressend, lauschte Fye, veränderte dann aber seine Position, um vom Sofa aus in die Küche sehen zu können, ohne selbst sofort gesehen zu werden, und beobachtete Kurogane.

Der Krieger hatte wirklich reichlich Chaos verursacht und war gerade schwungvoll dabei alles aufzuwischen. Dass Kurogane einmal so locker und schwungvoll sein konnte... ihm gefiel der Anblick und die rhythmischen Bewegungen des anderen. Es sah irgendwie... gut aus.
 

Als er fertig gegessen hatte, stand auf er auf und trug das Geschirr in die Küche. Der Ninja war schon fast fertig mit aufräumen, nur das Geschirr musste noch abgespült werden und unbemerkt von dem anderen ließ er Wasser in die Spüle.
 

Zu sehr in seiner Arbeit und in diese Musik vertieft, er hatte gar nicht gewusst, dass so was durchaus auch Spaß machen konnte... aufräumen, jedenfalls fühlte er sich ein wenig ausgeglichen. Noch dazu hatte er grade wirklich gute Laune?!
 

Er hatte sich mit dem Magier ausgesprochen, hatte sogar Blut von ihm getrunken, ohne, dass es gerade um Leben und Tod ging, hatte es geschafft, eine Küche in ein Schlachtfeld zu verwandeln aber gleichzeitig, dem Anderen was zu Essen zu machen.

Und jetzt, wo er aufräumte und sich mal wieder "körperlich" betätigte merkte er auch, wie sehr ihm sein Training fehlte..zum Glück war er hier Sportlehrer, hier hatte er wenigstens Zeit für so etwas. Außerdem konnte man wirklich gut dabei nachdenken, wenn man putzte... trotzdem, würde das hier eine einzigartige Sache bleiben, dass er aufräumte! Und wehe, die Kinder erfuhren etwas davon!
 

Er hatte gar nicht bemerkt, dass der Magier inzwischen ebenfalls in der Küche war und an der Spüle stand.

Kurogane war gerade fertig und wollte den Putzeimer aufheben, als es ihm auffiel und vor Schreck, hätte er ihn fast wieder fallen lassen, konnte sich aber im nächsten Moment beherrschen.. denn das würde nur erneutes Putzen bedeuten.
 

Schnell machte er die Musik aus und blickte den Magier an. "Was machst du denn hier, verdammt?! Wie lange stehst du da schon?!"
 

Leise kicherte Fye, machte das Wasser aus und drehte sich zu dem Ninja um. "5 Minuten." Antwortete er ihn bis über beide Ohren grinsend, aber von ohne die typische Hyperaktivität. Es war mehr eine ruhige Freude. "Kuro-chama sieht sehr gut aus, wenn er sich so rhythmisch bewegt", fügte er noch hinzu. "Ich wollte dir ein wenig helfen, es hat so gut geschmeckt~"
 

Grummelnd blickte er den Magier direkt an. "Ich hab mich nicht.. wie auch immer bewegt... ich habe nur sauber gemacht!" versuchte er sich zu rechtfertigen und konnte nicht unterdrücken, dass ihm das seltsamerweise gerade verdammt peinlich war. Obwohl er wirklich nichts schlimmer getan hatte.
 

Gerade wollte er den Putzeimer wegbringen, bevor der Blonde ihn wieder so durcheinander brachte, dass er ihn letztendlich doch wieder fallen ließ, als er sich skeptisch blickend doch noch mal umdrehte..das Essen hatte gut geschmeckt?! Gut, er konnte auch nicht leugnen, dass ihn das schon ein wenig stolz machte..."Freut mich.." gab er nach einer Weile zu und beeilte sich dann wirklich, den Eimer wegzubringen.
 

Während Kurogane den Eimer wegbrachte, räumte Fye noch schnell den Rest der Küche auf. Ihre Kräfte hatten sich wieder eingependelt. Auch wenn er sehr schwach direkt nach dem Trinken war, übertrug sich Kuroganes körperlicher Zustand auch auf ihn und umgekehrt.

Er öffnete den metallernden Kühlschrank und suchte nach einem Nachtisch, fand tatsächlich auch noch einen vereinsamten Schokoriegel.
 

Nachdem er die Küche erneut betrat, fiel ihm auf, dass der Rest schon sauber war und bemerkte zum ersten Mal, wie flink der Andere doch in solchen Sachen war. Als ihm der Schokoriegel in seiner Hand auffiel, seufzte er noch einmal leise. "Immer noch nicht satt?" fragte er den Magier ernsthaft und wunderte sich, wieso dieser auf einmal so viel essen konnte... das war ihm noch nie so aufgefallen, doch das, was ihm gerade auffiel war, dass er sich irgendwo ernsthaft Sorgen um den Anderen machte. Selbst wenn es ein gutes Zeichen war, dass er was aß, aber es war irgendwie so gegensätzlich zu seinem sonstigen Verhalten. Normalerweise war er es, der essen konnte ohne wirklich satt dabei zu werden.
 

Außerdem war er blass, viel zu dünn und kraftlos... und das lag bestimmt nicht nur am Bluttrinken. Das war ihm in der Vampirwelt ja auch schon aufgefallen.
 

"Vielleicht solltest du hier einmal zu einem Arzt gehen..." schlug er dem Blonden vor. Seitdem sie aus dem Raumschiff waren und er die Wunde bei der Hexe gereinigt hatte, hatte niemand mehr einen Blick bis auf der Magier selbst darauf geworfen. Auch verschwieg und verdrängte der Andere dies so gut es ging. [1]
 

Ein wenig verwirrt sah er auf den Schokoriegel, dann wieder zu Kurogane, doch dann kapierte er, worauf Kuro-pyu anspielte. Geistesabwesend tastete er nach der Augenbinde. Sie war aus Seide und angenehm zu tragen, viel angenehmer als der kratzige Verband und er hatte sich so sehr an den leichten Schmerz und die Gleichgewichtsstörungen gewöhnt, dass es ihm den ganzen Vormittag nicht aufgefallen war. Aber er wollte nicht gerne über das Thema reden, davon heilte die Wunde auch nicht schneller. Beinahe wollte er den Anderen wieder mit einem 'Kuro-nyan is so süß, wenn er besorgt ist! Bitte sie meine Krankenschwester!'ärgern, doch das verkniff er sich. Sie waren hier gerade ungezwungen und solches Theater war nicht notwendig.
 

"Ich glaube nicht, dass das notwendig ist. Ich verstehe auch etwas von Wunden und mein Körper heilt zudem schneller", erklärte er gelassen.
 

Eine ganze Weile, blickte der Ninja den anderen Mann einfach nur leicht skeptisch und besorgt an. Dass der Magier anscheinend von so etwas was verstand, hatte er oft mitbekommen. Er hatte ihn geheilt, als er sich an den giftigen Pflanzen gestochen hatte und auch so anderes Mal hatte er sich um seine Wunden gekümmert. Aber das hier war etwas anderes.
 

Und selbst, wenn es stimmte, dass seine Wunden schneller heilten, hatte er nur noch die Hälfte seiner Magie und noch dazu, erschöpfte ihn das Bluttrinken, wie der Ninja schon öfter festgestellt hatte.
 

Sie hatten es kaum erwähnt, seit es passiert war und der Ninja bezweifelte, dass er es ernst nahm mit der Behandlung dieser Wunde... es kam ihm manchmal sogar so vor, als existierte sie für den Anderen nicht einmal wirklich.

Er konnte sich natürlich auch verdammt täuschen.
 

"Aa.." antwortete er dem Magier. "Ich kann dich natürlich nicht zwingen.. aber schlecht würd' ich es trotzdem nicht finden.."
 

"Kuro-nyan is so süß, wenn er besorgt ist!", pfiff er und öffnete eine Schranktür, hinter der sich ein Mülleimer befand, um die Verpackung weg zu schmeißen.  "Ich werde morgen nach dem Unterricht zu einem Arzt gehen, in Ordnung ?" Die Kraft die er neu aufgetankt hatte, war durch das Putzen und Wegräumen schon wieder verbraucht und beim Aufrichten musste er sich leicht an der Tischplatte festhalten, um das Gleichgewicht zu halten. Was war nur los ? Er sollte eigentlich mehr Kraft haben. Er fühlte sich auch stärker, aber sein Körper schien das noch nicht mitbekommen zu haben.
 

Er warf einen Blick auf die Uhr. Schon halb 11, es wurde langsam Zeit. Wenn der Unterricht um 8 begann, mussten sie schon um halb 7 aufstehen. Schließlich wollten sie ja noch gemeinsam frühstücken! Etwas langsamer, um nicht wieder schwindelig zu werden, ging er auf Kurogane zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange und summte ihm ins Ohr. "Ich warte im Bett auf dich, Liebling~"
 

Zufrieden und auch erleichtert, dass der andere Mann zu einem Arzt gehen wollte, nickte er langsam und sah ihm dabei zu, wie er ziemlich wankend den Müll wegschmiss.
 

Leicht wurde er rot, als der Magier den Satz aussprach und kurz stockte er, als der Andere ihm den Kuss aufdrückte.
 

Nachdem der Magier sich umgedreht hatte und bevor er aus der Küche verschwinden konnte, hielt der Ninja ihn zurück, indem er ihm einen Arm umlegte und ein wenig zurückzog. Die andere Hand legte er auf Stirn des Blonden ab, konzentrierte sich kurz und brauchte gar nicht lange, um zu bemerken, dass diese verdammt warm war.

 

"Ich glaube du hast Fieber..." bemerkte er und bevor der Andere sich versehen konnte, hatte er ihn schon hochgehoben, um ihn ins Bett zu bringen... der Magier war heute eh schon so wackelig auf den Beinen und bevor er auf dem Weg zum Bett umkippte, brachte er ihn besser.
 

Hatte er doch richtig gelegen... irgendwas stimmte nicht mit ihm.
 

Erschrocken hielt er sich an irgendetwas fest, als er plötzlich den Boden unter den Füßen verlor. Was Kurogane war. Er war lange nicht mehr getragen worden und mit einem leisen Lächeln kuschelte er sich an die warme Brust, unter der ein regelmäßiger, fester Schlagtakt zu hören war.
 

Den Weg ins Schlafzimmer bekam er kaum mit und er antwortete auch nicht auf Kuroganes Feststellung: Er wollte nicht daran denken, weswegen sie so bei einander waren und so miteinander umgingen, er wollte es einfach nur genießen und den Rest ausblenden.
 

Behutsam und ebenfalls still, trug er den Magier in das Schlafzimmer.
 

Irgendwie erinnerte ihn diese Situation gerade an gute und schlechte Zeiten gleichzeitig. Er erinnerte sich daran, wie er zusammengebrochen war, als er versucht hatte, den Anderen ein Stück zu tragen, nachdem diese Blutübertragung stattgefunden hatte.

Und er erinnerte sich daran, wie der Magier schon einmal Fieber hatte. Damals waren sie in einer ziemlich verwirrenden Welt, in der sie von dieser Hyäne verfolgt wurden und er den ersten Einblick in die Vergangenheit des Magiers hatte. Beides mal war es schwer gewesen, neue Erfahrungen und schmerzhafte Erlebnisse.. aber sie gegenseitig hatten sich immer ein wenig Kraft und Geborgenheit geben können.
 

Vorsichtig legte er den Blonden, der mittlerweile in seinen Armen eingeschlafen zu sein schien, in dem großen Bett ab, setzte sich auf die Bettkante und seufzte leise, während er ihn einfach nur gedankenverloren ansah.
 

Das Licht hatte er absichtlich ausgelassen und so brachte nur der helle Schein des Mondes, der durch die noch offenen Vorhänge drang etwas Licht in dieses Zimmer.
 

Langsam stand er wieder auf und ging den kurzen Weg in das Badezimmer rüber, suchte einen sauberen Waschlappen aus den Schränken, um diesen mit etwas kaltem Wasser zu befeuchten und kehrte damit wieder zurück in das Schlafzimmer. Es war wirklich praktisch in solchen Welten zu sein.. dann musste man nicht erst etwas provisorisches suchen oder stundenlang durch die Gegend laufen, bis man Wasser gefunden hatte.
 

Als er wieder bei dem Magier angekommen war, legte er den diesmal nicht pitschnassen Lappen auf seine Stirn und deckte denn Anderen erst einmal zu, bevor er selbst noch mal zu den Schränken ging, kurz leise darin rum wühlte, bis er irgendwann einen passenden, leichten, schwarzen Pyjama aus feinem Stoff fand.

Er dachte gar nicht darüber nach, dass dieses Kleidungsstück eigentlich gar nicht ihm gehörte, so wie diese ganze Wohnung nicht und zog sich erst einmal um.. das trug sich zum Schlafen viel angenehmer als die schweren Klamotten, die er den ganzen Tag über getragen hatte.
 

Nachdem der Ninja sich umgezogen hatte und bemerkte, dass er eigentlich gar nicht müde war, sondern innerlich total aufgekratzt und mehr als kraftvoll, wegen des zusätzlichen Bluttrinkens, stieg er trotzdem, denn immerhin mussten sie morgen früh aufstehen und in den letzten Welten hatten sie schon viel zu wenig Schlaf gehabt, neben den Magier ins Bett und zog sich die Decke ein wenig über.
 

Eine ganze Weile noch, blieb er in einer eher sitzenden Position und betrachtete weiter den schlafenden Mann neben sich, während er ihm sanft und ganz vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, wieder durchs Haar strich. Das musste wirklich alles zu viel für ihn gewesen sein.
 

Der Krieger bekam selbst gar nicht mit, dass sich auf seine Lippen ein ganz leichtes Lächeln gelegt hatte... selbst wenn die Umstände bis jetzt regelrecht beschissen waren, selbst wenn sie mehr Tiefen als Höhen hatten und selbst wenn er sich eigentlich Sorgen um den Anderen machen sollte, kam er nicht drum herum, sich irgendwie tief in seinem Herzen, wirklich glücklich zu fühlen.

 

Vorsichtig und ganz langsam, beugte er sich zu dem schlafenden Mann runter, schloss für einen Moment die Augen, während er nur ganz flüchtig die Lippen des Anderen mit seinen berührte.
 

"Schlaf gut.." flüsterte er leise. "Ich liebe dich.." fügte er an und als er realisierte, dass diese Worte gerade wirklich wieder seine Lippen verlassen hatten, wurde er leicht rot, bevor er sich etwas über sich selber grummelnd hinlegte, in die Bettdecke einmummte, die Augen schloss und irgendwann ebenfalls einschlief.
 

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Draußen schneite es.
 

Wie alle Bewohner von Ceres hatte er einen Blick für Schnee. Die Dicken, schwerfälligen Flocken, die sich auf der Haut fast trocken anfühlten, so als wären sie aus Papier und nicht aus Eiskristallen. Die kleinen, feuchten, die sofort schmolzen, wenn sie die Hand berührten und der Feenschnee. Er war leicht und jeder Atemzug ließ ihn tänzeln. Sie waren Boten aus dem Himmel, die Nachrichten von dem weißen Dach der Welt brachten. Indikatoren für das Wetter der nächsten Tage, Stürme, Regen, Wärme.
 

Es gab hier so viele Bezeichnungen für Schnee... für manche Länder mag dies unsinnig erscheinen so viele Bezeichnungen dafür zu haben, Fye fand es eher unsinnig so wenige zu haben. Menschen verstanden sich auch schon so schlecht, wie überhaupt, wenn sie nur eine Bezeichnung für Liebe, nur eine für Freundschaft, nur eine für Wärme und nur eine für Schnee hatten ? Sahen sie sich die Dinge nie an?
 

Auf anderen Kontinenten, hinter dem vereisten Meer soll es Wüstenkönigreiche geben. In den warmen Monaten, in denen selbst hier der Schnee schmolz und das Eis auf dem ceresanischen Ozean dünner wurde, tobten viele Stürme von allen Ecken der Welt über Ceres und brachten den gelblichen Sand der Wüste mit sich. Er setzte sich überall ab. An den Gemäuern, an den Rädern der Wagen, an den Kleidern der Tänzer und an den Früchten, die nur im Sommer natürlich wuchsen und sonst mit Magie geschützt wurden. Er fragte sich, ob es in solchen Ländern genau so viel Wörter für Sand gab, wie hier für Schnee.
 

Doch auch wenn Ashura Krieg mit Welten aus anderen Dimensionen geführt hatte, solche Reiche waren tabu. Er wusste nicht warum... was Ashura-ou sagte war absolut und wurde nicht hinterfragt. Es gab nur sehr wenige Aufzeichnungen über diese Länder aus den Zeiten, in denen der Ozean und das Land selber noch nicht vereist waren. Aber das war schon Jahrhunderte her. Wenn nicht Jahrtausende.
 

Auch wenn Fye sich oft gewundert hatte, warum man diese Länder nicht wenigste besuchte, um Wissen auszutauschen. Natürlich, mit Soldaten war es unmöglich den Ozean zu überqueren, selbst mit Vampirsoldaten nicht. Das Eis konnte eine Arme nicht halten und nirgendwo konnte man rasten. Die unperfekten Vampire, die er damals nur schaffen konnte - unperfekt weil sie keine feste Beute hatten - hatten panische Angst vor Wasser und nahmen sich eher das Leben, als sich dem Ozean zu nähern. Kein Vogel flog über dem Meer und er war überzeugt, dass auch darunter nichts mehr lebte. Es wurde unter den Völkern im Süden auch das "Schweigende Meer" genannt, weil es so totenstill war. Das Ende hatte noch niemand gesehen.
 

Er wandte sich ab von dem großen Fenster, das sich bis zur Zimmerdecke erstreckte und ging zurück zu seinen Tisch. Dicke, alte Bücher und Papierrollen stapelten sich darauf und müde tunkte er die Feder abermals in das Fässchen mit violetter Tinte und begann weiter an seinem Zauberbann zu arbeiten. Das Feuer flackerte und knirschte, vermischte sich mit dem ruhigen Atem der schlafenden Chii.
 

Langsam öffnete er die Augen und starrte fiebrig zur Decke des fremden Raumes. Der Traum hing noch wie etwas klebriges, elastisches Ding, etwas, was ihn nicht gehen lassen wollte, an ihm.
 

Es war Dunkel und nur der silbrige Mond schien durch das Fenster herein. Die Staubpartikel in der Luft tanzten beleuchtet vom Mondschein wie Feenschnee durch das Zimmer.
 

Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte. Doch die Morgendämmerung war noch weit entfernt. Die roten Zahlen einer Digitaluhr auf dem Nachtschrank sagten ihm, dass es 4 Uhr morgen war. Neben ihm atmete Kurogane. Er hatte seine Aura gespürt, bevor er sie bewusst wahr genommen hatte. Schon so vertraut war die Nähe des anderen Mannes.
 

Ihm war unglaublich warm.

Den ganzen gestrigen Tag war ihm unglaublich kalt gewesen.
 

Seine Stirn fühlte sich seltsam taub an, das lag an dem feuchten Tuch auf seiner Stirn. Der Atem des NInja war kaum zu hören und er lag totenstill. Wie immer, spezifisch für einen Krieger und erst recht einem Ninja. Ein wenig machte ihm das Angst. Es war so still.
 

Bevor es ihm bewusst wurde, hatte sich seine Hand schon in den glatten, schwarzen Stoff des Pyjamas gegraben und er zog leicht daran.
 

Durch irgendetwas in seinem ruhigen und seit langem einmal wieder festeren Schlaf gestört, öffnete der Ninja langsam die Augen und als er realisierte, dass der Magier es war, der ihm an seinem Pyjama zog, murmelte er diesem im ersten Moment müde ein "Was?" entgegen. Doch recht schnell erinnerte er sich wieder daran, dass der Magier ja Fieber hatte und immer noch schläfrig - selbst wenn er es als Ninja gewohnt war, mit wenig Schlaf auszukommen und so gut es ging, ziemlich schnell schlagartig wach zu werden, um eventuell Gefahren früh genug zu erkennen - richtete er sich leicht auf und sah den anderen aus seinen gerade schweren Augen an. "Geht's dir nicht gut?" fragte er leise.
 

Als ihn die roten Augen durchstachen wusste er nichts mehr zu sagen und schüttelte den Kopf. Er konnte nicht sprechen, als hätte er seine Stimme verschluckt, als hätte er das sprechen verlernt. Irgendetwas lag bleischwer auf seinen Gliedern und sein Blut rauschte so laut in seinen Ohren, dass er Kurogane erst gar nicht verstand.
 

Sein Gesicht fühlte sich seltsam dumpf an und seit langen nahm er den pochenden Schmerz seiner linken Gesichtshälfte wieder war, den flüssigen Schmerz, der langsam durch sein Auge über sein Gesicht bis in seinen Schädel sickerte. Wie heißes, flüssiges Feuer.
 

Er schloss seine Augen und sah Wände an sich vorbei rauschen. Sie waren so gigantisch groß, ein Stein so groß wie sein Kopf und über ihm war nur ein schmaler Streifen grauer Himmel zu sehen. Irgendetwas zog ihn mit rasender Geschwindigkeit nach hinten und egal wie sehr er es versuchte, er fand an dem rauen Stein keinen Halt, um seinen Fall in die Länge aufzuhalten. Seine Finger waren blutig und steif vor Kälte, er konnte sie kaum krümmen und die Wand fühlte sich an wie warmer Stoff.
 


 

Innerhalb weniger Sekunden war der Ninja wieder vollkommen klar, als ihm der regelrecht abwesende Blick des Magiers auffiel. Außerdem antwortete der Andere nicht, sondern krallte sich nur so fest an ihn, dass es schon fast ein wenig schmerzhaft war.

"Hey.." versuchte er nochmal den Blonden zu erreichen aber es war anscheinend zwecklos, dieser schien ihn gar nicht mehr zu hören. Er schien zu phantasieren.
 

Prüfend legte er seine Hand noch einmal auf die Stirn des Anderen und er erschrak leicht. Verdammt, der Magier glühte regelrecht und steckte bestimmt im in einem Fieberwahn.
 

Besorgt und etwas unsicher, da er nicht wusste, was man in so einer Situation tat, legte Kurogane die Arme um den an ihm klammernden Mann, drückte ihn etwas näher an sich und biss kurz verzweifelt die Zähne zusammen. Was sollte er denn jetzt tun, wenn es dem Anderen so schlecht ging?!

Außerdem hasste er es, wenn der der Magier anscheinend litt, worunter auch immer.
 

Angestrengt dachte er nach... sollte er versuchen, das Fieber irgendwie zu senken? Wenn es schon so hoch war, machte so was dann überhaupt noch einen Sinn?!

Noch dazu, wollte er den Magier jetzt nicht unbedingt alleine lassen... vielleicht sollte er einen Arzt rufen? Aber woher sollte er wissen, wo es hier verdammt noch mal einen Arzt gab? Morgen hätten sie die Möglichkeit gehabt, in der Schule zu fragen... und gerade war es auch mitten in der Nacht.
 

Aber so untätig bleiben, konnte er nun auch unmöglich. Er musste jetzt wenigstens versuchen, das Fieber wieder runter zu bekommen und so versuchte er sich vorsichtig wieder von dem Blonden zu lösen und in eine liegende Position zu bringen. "Bleib ruhig liegen..." forderte der Ninja ihn auf, selbst wenn er sich nicht sicher war, ob er es in diesem Zustand überhaupt noch mitbekam. Wahrscheinlich befand er sich gerade in einer vollkommen anderen Welt.
 

Nachdem er den Magier wieder zugedeckt hatte und inständig hoffte, dass er in diesem Zustand liegen blieb, stand er schnell aus dem Bett auf um wenigstens erst einmal einen neuen kalten Waschlappen zu besorgen.
 

Als er mit dem neuen Lappen aus dem Badezimmer wiederkam, bemerkte der Ninja, dass der Magier auch angefangen hatte schneller zu atmen und seine Augen wirkten regelrecht glasig. Verdammt... vielleicht war es doch besser, einen Arzt zu rufen, langsam machte Kurogane sich nämlich wirklich Sorgen.. aber er konnte den Anderen doch nicht einfach so alleine lassen und die ganze Gegend nach einem Arzt anrufen..
 

Während er der Lappen auf die leicht verschwitzte Stirn des Magiers legte, fiel ihm eines dieser "Telefone" ins Auge, das auf einem der Nachtschränke herumstand.

Vielleicht war das die Lösung... der Magier hatte doch erwähnt, dass man damit auch an dieses Essen kam, außerdem hatte das blonde Mädchen sie heute morgen auch damit aus weiter Entfernung erreicht.

Aber man musste eine Nummer oder so was wählen...
 

Schnell schnappte der Krieger sich das "Telefon" und dachte kurz nach...

Sollte man mit diesem Gerät wirklich andere Menschen erreichen können, die gerade ganz woanders waren... und sollte man dafür eine Nummer brauchen... und wohnten wirklich ihre beiden Ebenbilder in dieser Welt, so musste bestimmt irgendwo eine Nummer von so was wie "Notfälle" aufgeschrieben sein. Der Magier dachte auch immer an solche Dinge, also war es gut denkbar, dass sein Ebenbild das ebenfalls tat.
 

Nachdem er noch einmal einen kurzen besorgten Blick auf den Magier geworfen hatte, verschwand er aus dem Zimmer und nahm noch einmal diese Wand mit den ganzen großen und kleinen Zetteln unter die Lupe und tatsächlich, fand er dort einen kleinen Zettel mit den Wörtern: "Polizei" "Feuerwehr" "Krankenhaus" und den dazugehörigen Nummern.
 

"Krankenhaus" das hörte sich gut an... so was gab es in dieser Piffle World auch.

Nachdem er ein paar mal versucht hatte die Nummer einzutippen und eine Verbindung zu bekommen, klappte es tatsächlich auch und eine Frauenstimme meldete sich, doch bevor sie aussprechen konnte, unterbrach der Ninja sie auch schon. "Ich will einen Arzt sprechen!"
 

"Bitte beruhigen Sie sich", sagte die weibliche Stimme am anderen Ende beruhigend. "Erst einmal nennen Sie mir ihre Adresse, danach schildern sie mir kurz und knapp, was geschehen ist."
 

Kurz runzelte Kurogane die Stirn... er wusste doch überhaupt nicht, wie die Adresse war und dann erinnerte er sich, dass der Magier heute morgen einen Zettel in der Hand hatte, wo drauf stand, wo sie sich befanden und wo diese verdammte Schule war.
 

Während er sich aufmachte um nach dem Zettel zu kramen, versuchte er der Frau zu erklären, auch wenn es ihm seltsam vorkam mit jemandem zu sprechen, den man nicht sehen konnte, was passiert war. Dass der Magier hohes Fieber hatte und zur Zeit nicht mehr wirklich auf sein Umfeld reagierte. Auch, dass sein Auge "verletzt" war, erwähnte der Krieger.

Nachdem er sämtliche Papierstapel und letztendlich die Jacke untersucht hatte, die der Magier heute morgen angezogen hatte, fand er den Zettel endlich wieder und las die Adresse vor.
 

"Ich schicke einen Notarzt zu Ihnen. Haben Sie das Fieber bereits gemessen ? Ich werde dann den leitenden Arzt bereits informieren. Ist die Wunde am Auge eine ältere oder frisch zugezogene ?", fragte die Stimme aus dem Hörer weiterhin erst aber gefasst.
 

Der Mann auf dem Bett war mittlerweile ruhiger geworden, auch wenn er sich stetig leicht bewegte und undeutlich vor sich hin murmelte. Auch schloss und öffnete sich immer wieder seine Hand und tastete über das warme Laken, auf dem Kurogane vor wenigen Momenten noch gelegen hatte.
 

"Klar hab ich gemessen, ob er Fieber hat... deshalb rede ich doch mit dir verdammt...", ärgerte sich der Ninja kurz vor sich hin grummelnd über die Frau. "Die Wunde ist schon älter..." klärte er sie auf und ihm fiel auf, dass er gar nicht sagen konnte, wie alt sie genau war und wie viel Zeit inzwischen vergangen war.
 

Die Krankenschwester am anderen Ende, redete dem unverschämten Mann, selbst wenn sie diese Unfreundlichkeiten hasste, noch einmal gut zu, dass bald ein Arzt eintreffen würde und er sich beruhigen sollte, bevor sie auflegte.
 

Nachdem aus dem komischen Gerät nur noch ein Tuten zu vernehmen war, blickte der Ninja es noch einmal kurz verwirrt an - was es nicht alles in anderen Welten gab- bevor er auf dem kleinen Schrank im Flur ablegte und wieder zurück ins Schlafzimmer ging.

Kurz beobachtete er den kranken Mann, der mittlerweile anscheinend ruhiger geworden war, jedoch immer noch so wirkte, als wäre er in einer vollkommen anderen Welt und nun auch angefangen hatte, unverständliches Zeug vor sich hin zu murmeln.
 

Als Kurogane auffiel, dass der Magier irgendwas mit seiner Hand in der anderen Hälfte des Bettes suchte, ging er langsam wieder auf das Bett zu, setzte sich und nahm die Hand vorsichtig in seine und drückte sie leicht. "Es ist ein Arzt auf dem Weg... dir geht's bald wieder besser." versuchte er irgendwie beruhigend auf ihn einzureden, selbst, wenn er wusste, dass der Magier wahrscheinlich nichts davon mitbekam und Kurogane hoffte, dass der Arzt schnell eintreffen würde.
 

Das monotone Hintergrundgeräusch verschwand und wurde durch fast absolute Stille ersetzt. Fye gab ein leises Stöhnen von sich. Ihm war übel und die Wände rechts und links von ihm schossen immer noch in die Unendlichkeit an ihm vorbei. Er spürte das Beben des Bodens von irgendwo und es schien ihn innerlich zu zerreißen, als würde es ihm beben. Er wollte die Arme um seinen Kopf legen und all das nicht mehr sehen, aber er konnte sich nicht bewegen und seine Augen waren längst geschlossen, doch er sah die rasenden Wände immer noch. Mittlerweile waren sie schwarz, alt, von Wind und Feuchtigkeit geformt, doch immer noch unerbittlich stabil und kalt.
 

Er musste fort von diesem Ort. Es gab noch so viel zu tun. Er konnte nicht wieder so lange warten. Was wurde aus Kuro-pon, wenn er einfach für Jahre verschwand ? Dann fände er nie seine Chane auf ihn aufzupassen und der Krieger würde sicher wieder völlig fertig vor Sorge sein. Wieder griff er nach der Wand. Er musste dieses Fall irgendwie aufhalten, je weiter er gezogen wurde, um so schwieriger würde der Rückweg sein. Doch er hatte sich schon so lange gehen lassen, er fand keinen Halt, er war zu weit weg, hatte nicht aufgepasst, jetzt würde es Jahre dauern, bis er wieder bei Kurogane sein könnte... er musste den Zauber lösen, sonst würde Kurogane ohne sein Blut sterben...
 

Eine Stimme ließ ihn heftig zusammenfahren und er spürte wie sein Herz noch schneller raste. Er versuchte nicht mehr die Augen fester zusammen zu pressen, sondern entspannte sich etwas. Schon kam erstes helles Licht in seine Traumvision gestrahlt, doch die Bilder aus seinen Fieberträumen verschwanden nicht. Wie ein Bild, das auf Fensterglas gemalt war, huschten sie über das Zimmer, Kuroganes Gesicht, so dass er im ersten Moment glaubte Kuro-wanko wäre auch hier.
 

"Kuro-wanko..", fragte er verwundert, verwundert und traurig zu gleich diesen geliebten Menschen hier zu sehen. "Was tust du hier ? Das ist doch kein Ort für kleine Hunde.... geh zurück ins Warme... hier schneit es... es ist kalt.. siehst du.. der Himmel ist schon ganz weiß..."
 

Das monotone Hintergrundgeräusch verschwand und wurde durch fast absolute Stille ersetzt. Fye gab ein leises Stöhnen von sich. Ihm war übel und die Wände rechts und links von ihm schossen immer noch in die Unendlichkeit an ihm vorbei. Er spürte das Beben des Bodens von irgendwo und es schien ihn innerlich zu zerreißen, als würde es ihn ihn beben. Er wollte die Arme um seinen Kopf legen und all das nicht mehr sehen, aber er konnte sich nicht bewegen und seine Augen waren längst geschlossen, doch er sah die rasenden Wände immer noch. Mittlerweile waren sie schwarz, alt, von Wind und Feuchtigkeit geformt, doch immer noch unerbittlich stabil und kalt.
 

Etwas verwirrt blickte Kurogane den Magier an und verzichtete darauf, sich jetzt über die Spitznamen aufzuregen. Was zur Hölle redete er denn da? Wären diese Worte nicht in dieser seltsam traurigen Tonlage gesprochen, hätte der Ninja diesen "Traum" in dem der Andere sich befand schon fast zum Lachen gefunden.
 

"Aa..schon gut..du träumst..." versuchte er ihn weiterhin zu beruhigen und zog die Decke etwas weiter über den Blonden... wenn er schon träumte, es sei kalt, dann war es ihm bestimmt selbst auch gerade.

Verflixt... wo blieb denn auch dieser verdammte Arzt?! Er hatte doch wohl hoffentlich nicht die falsche Adresse angegeben?!
 

Plötzlich wurde es lauter im Hintergrund und der Krieger vernahm quälende Sirenengeräusche, die langsam immer näher schienen und irgendwann aufhörten, bevor ein seltsames "Ding-Dong" Geräusch durch diese Wohnung ging. Kurz erschreckte sich der Ninja darüber, sowas war er nicht gewohnt..aber vielleicht war das so eine Art "Alarm fürs Haus?" und der Arzt war endlich angekommen?
 

Nachdem der Ninja noch einen kurzen besorgten Blick auf den Magier warf, ließ er die Hand los, ging zur Haustür und öffnete sie.
 

Vor der Tür stand eine junge Frau mit einem weißen Kittel und einem grünen Band um den Arm. Begleitet wurde sie von zwei Männern, die ebenfalls grüne Taschen trugen. Ohne ihn anzusehen schritt sie in die Wohnung. "Was ist passiert, Kurogane? Wo ist er?", fragte sie ernst und sah dabei Kurogane nicht in die Augen, sondern ging schon an ihm vorbei, warf auf ihrem Weg durch den Flur erst einen Blick ins Wohnzimmern, kam dann im Schlafzimmer an und schritt eilig durch die Tür. Die Männer nickten Kurogane zur Begrüßung zu und eilten der Ärztin schnell hinterher.
 

Perplex blickte Kurogane die Frau vor sich einen kurzen Moment an, bevor diese auch schon an ihm vorbei huschte. Was machts Souma denn hier? Außerdem nannte sie ihn "Kuorgane". Schnell jedoch, schüttelte er innerlich den Kopf, das hier war mit 100%tiger Sicherheit nicht die Souma aus seiner Welt und immerhin lebte sein Ebenbild hier, das erklärte auch, warum sie sich hier eventuell auch kannten.

Es war doch immer wieder seltsam, bekannten Leuten in einer anderen Dimension zu begegnen, dachte sich der Ninja seufzend, schloss die Tür und folgte dann den beiden Männern ebenfalls wieder ins Schlafzimmer.
 

"Keine Ahnung.." antwortete er Souma auf die vorher gestellte Frage. "Auf einmal hat er so hohes Fieber bekommen und redet wirres Zeug.."
 

Die junge Frau hatte sich auf das weiche Doppelbett gesetzt und war über den darin liegenden Mann gebeugt. Er war wach und sah in ihre Richtung, doch scheinbar durch sie hindurch. Er blinzelte erst ein wenig, als sie ihm mit einer kleinen Lampe direkt ins Auge leuchtete, um seine Puppillenreaktion zu messen. Ein leicht unsicherer Ausdruck trat auf blasse Gesicht und er versuchte sich ein wenig weg zu winden, als einer ihrer Gehilfen seinen Blutdruck mit einer seltsamen aufpumpbaren Bandage maß. In der Zwischenzeit bereitete der zweite Arztgehilfe eine Spritze mit einer weißlichen Flüssigkeit vor und wollte sie ansetzen, doch Souma hielt ihn davon ab. "Ich will erst nach seinem Auge sehen."
 

Das Pendant der jungen Ninja aus Kuroganes Welt griff nach der samtenen Augenbinde, doch der Blonde drehte den Kopf weg. Sie griff wieder danach und unvermittelt war ein heftiger Krach und ein ächzendes Borsten zu hören, als der Kleiderschrank durch das Gewicht des gegen ihn fliegenden Körpers beinahe zu kippen drohte.
 

Benommen, aber nicht bewusstlos, blieb die Ärztin liegen. Ihre Begleiter starrten verdutzt und schienen auch nicht zu verstehen, was passiert war. Und bekamen somit auch nicht mit, dass der Magier sich losgemacht hatte und wankend aufgestanden war. Sein Atem ging in keuchenden Schüben und seine Hände fuhren unruhig über seine entblößten Unterarme, als versuchte er sie zu wärmen. Er stockte in der Bewegung und sah sich im Zimmer um, griff sich an den Kopf. Unglaubliche Kopfschmerzen hatten sich darin breit gemacht und das Gerede der Helfer mit der benommenen Frau, die auf einmal hier aufgetaucht waren, waren für ihn fast nicht zu ertragen.

Was machten diese Menschen hier an solch einen Ort. Hier durfte niemand sein, sie würden alle sterben... alle außer er selbst...
 

Auch Kurogane konnte im ersten Moment gar nicht begreifen, was hier vor sich ging, als Souma auf einmal gegen den Kleiderschrank prallte und der Magier wankend aufstand.

Der Ninja wusste zwar, dass der Blonde es nicht gut haben konnte, wenn jemand sich um seine Wunde kümmern wollte, aber dass er deshalb seine magischen Fähigkeiten nicht mehr unter Kontrolle hatte?
 

Im ersten Moment, wusste Kurogane nicht, was er tun sollte... wenn er schon seine Magie benutzte und er ihm jetzt auch noch zu nahe kam, bestand die Gefahr, dass er wieder ausrasten würde und alles um sich herum in Schutt und Asche legte.

Was war bloß mit ihm los?
 

Bevor er jedoch weiter darüber nachdachte, fixierte er mit seinen Augen die des anderen Mannes und ging langsam auf ihn zu.
 

"Hey, beruhig dich, verdammt!" versuchte er auf ihn einzureden. "Ich hab sie gerufen. Sie soll dir doch nur helfen.. kein Grund gleich auszurasten.."
 

Langsam, wie in Zeitlupe, sank der Magier auf seine Knie, löste dabei aber die fiebertrunkenen Augen nicht von Kuroganes blutroten. Was war hier los, warum war alles so surreal, so seltsam, warum waren diese ganzen Menschen hier, dieser Lärm, es war so kalt, er musste doch noch dort sein... er musste dort sein... an diesem Ort.
 

Aber was machte Kuro-pon hier? Er begriff es einfach nicht, es war zum Lachen.
 

Aber nein, da war er nicht. Längst nicht mehr. Er war mit Kurogane... irgendwo..

und.. sie hatten gegessen.. Spagetti und Pizza.. die Kinder... Shaolan hatte Sakura-chan eine Kette geschenkt... Kurogane hatte jemanden, der wie er aussah, ihr Blut gegeben.. sein Blut... war in dieser Person.. war in Kurogane... er fühlte sich, als wäre er selbst in Kurogane, in seinen Adern, würde durch seinen Körper rasen und die Adern wären die Wände, die immer noch um ihn herum schossen. Er durfte nicht die Augen schließen... Kurogane war wütend auf ihn.. schon wieder... was hatte er getan.. ? Er durfte den Blick nicht abwenden..
 

Mittlerweile war die Ärztin aufgestanden und hatte sich vorsichtig neben ihm gekniet. So auf Augenhöhe wagte sie es dem geistig völlig abwesenden Mann eine Hand auf die Schulter zu legen. Er reagierte leicht erschrocken, ließ sie aber gewähren. "Fye..:", sagte sie sanft aber eindringlich, "Kurogane hat recht, reiß dich zusammen. Ich bin es nur..:Souma. Erinnest du dich ? Eine Freundin von Kurogane... ich bin Ärztin."
 

Langsam drehte er den Kopf zu ihr. Er kannte sie nicht, aber sie war eine Freundin von Kuro-pon hatte sie gesagt und das bedeutete, dass eigentlich alles in Ordnung war, auch wenn im Moment überhaupt nichts fassen konnte. Ein Blick in die honigbraunen, strengen Augen genügten ihm, um ihn zurück in die Realität zu holen. Wie ein Ruck wurde er von den schwarzen Mauern weg-, zurück in das Schlafzimmer gerissen und er begriff fast augenblicklich was passiert war.
 

Ob es an der Spritze lag, die ihm gerade unbemerkt verpasst worden war, oder daran, dass seiner natürlichen Heilmagie das Fieber ruckartig gesenkt hatte, wusste er nicht. Was er wusste, dass es für's erste vorbei war.
 

Kummervoll sah er auf die junge Frau, doch sie schien bis auf eine Beule am Kopf unverletzt zu sein. "Es tut mir Leid..." Sie schüttelte mit einem warmen und nachgiebigen Lächeln den Kopf, ein Lächeln mit denen man normalerweise Kinder anlächelte, wenn man ihnen einen unbedachten Streich vergab. "Nicht, dass ich es nicht gewohnt wäre, mein Lieber", seufzte sie, half Fye hoch und setzte ihn wieder auf die Bettkante.
 

Uendlich müde sah Fye zu Kurogane, senkte dann aber schuldbewusst den Blick. Sein Kopf schien immer noch voller Watte, trotzendem fühlte er sich schuldig Kurogane schon wieder Sorge bereitet zu haben.. dabei wollte er doch ab jetzt stärker sein.. gerade fragte er sich wirklich, ob er überhaupt ein wenig stärker geworden war, seit er Kurogane kannte. Sicher, er hatte gekämpft, aber Kämpfe können einen schwächer oder stärker machen. Er wusste gerade nicht, was der Fall war. Vielleicht war es zu viel Kampf in letzter Zeit gewesen... vielleicht bildete er sich alles gerade nur ein.
 

Erleichtert atmete Kurogane aus, als der Magieausbruch des Anderen vorbei und er sich wieder einigermaßen in dieser Welt zu befinden schien. Nachdem sich alle beruhigt hatten und ihn dieser schuldbewusste Blick des Magiers traf, der sich aber schnell wieder abwendete, ging er auf den Magier zu und ein wenig vor ihm in die Hocke. Schwer seufzte er und zwang den Magier ihn wieder anzusehen, indem der Krieger eine Hand an das Kinn des Blonden legte und das Gesicht leicht anhob.
 

Er hatte wirklich für einen kurzen Moment Angst gehabt, dass sich das Drama aus der einen Welt wiederholte und der Blonde seine Magie nicht mehr unter Kontrolle hatte und hier alles zum Einstürzen brachte.
 

Er wusste zwar nicht, was genau los war, ob er sich bedroht fühlte, weil er irgendeinen schlimmen Traum gehabt hatte oder weil Souma sich um seine Verletzung kümmern wollte. Aber langsam fing er an, sich wirklich Sorgen zu machen.
 

"Das ist Souma.." fing er leise an mit dem Magier zu sprechen. "Sie ist hier Ärztin.. ich vertraue ihr. Lass sie sich dein Auge ansehen..ich werde auch so lange aus dem Raum gehen. Bitte..Fye.."
 

Er wusste nicht, warum ihm die Nähe zu dem Anderen gerade so leicht fiel, obwohl er nicht alleine mit dem Magier in diesem Raum war. Vielleicht, weil er sich gerade wirklich Sorgen machte... vielleicht, weil es Souma war, der er vertraute, selbst wenn es nicht die Person war, die er aus seiner Welt kannte. Vielleicht auch deswegen, weil sie ihr Herz hatte, eine vertraute Person war, aber er sie nicht kannte. Außerdem, verlangte hier jeder von ihnen, dass sie ein Paar waren, immerhin, waren sie hier verheiratet.
 

Ein wenig verwirrt sah Fye den anderen Mann, der immer noch im Pyjama vor ihm kniete, an. Seine Worte schienen einfach keinen Sinn zu ergeben, er sah nur zu deutlich die Sorge in den roten Augen geschrieben und wünschte sich auf einmal all den Trubel weg. Was machten die ganzen Menschen hier, was hatte er schon wieder getan, dass er im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand? Warum war er nur so verdammt egoistisch und konnte sich nie zusammenreißen?
 

Er wollte nicht darüber reden, er wollte sich dem ganzen nicht stellen, er durfte sich nicht von der Vergangenheit verfolgen lassen... er wollte die Gedanken an das Raumschiff, an ihr Blut, an sein eisiges Gefängnis, an die Vampirwelt, an die Traumwelt mit dieser fürchterlichen Hyäne vergessen - wo war sie ? Sie schlich doch sicher hier rum ? Als er das letzte Mal fieberte, war sie auch überall, bereit jederzeit anzugreifen, wie diese verfluchten, unsichtbaren Mächte, die scheinbar gegen ihre kleine Gruppe waren- er wollte all das einfach nur hinter sich lassen. Auf einmal machte er sich unglaubliche Sorgen um die Kinder.
 

"Ich mache mir Sorgen um Shaolan und Sakura.. ", flüsterte er unvermittelt.
 

Irgendein Kloß bildete sich in seinem Hals, als der Magier schon wieder vom Thema ablenkte und sich jetzt Sorgen um die Kinder machte anstatt einmal auf Kurogane zu hören. Leicht biss er sich auf die Lippen um die aufkommende Wut die in ihm aufkriechen wollte zu unterdrücken, es brachte niemandem etwas, wenn er jetzt unüberlegt handelte und den Anderen evtl. wieder anschrie.
 

Warum war es hin und wieder nur so verdammt schwer den Magier zu erreichen?

Er hatte schon einmal fast sein Leben gegeben, nur, weil er sich nicht wehren konnte. Weil er unachtsam war und nicht an sich gedacht hatte.. und wenn dieses Fieber nun aufgrund seiner Unachtsamkeit der Verletzung gegenüber auftauchte.. vielleicht war dann noch nicht alles überwunden und irgendwann hing wieder sein Leben davon ab.

 

Kurogane hatte selbst so gehandelt und gedacht, wenn er verletzt gewesen war und auch er selber, achtete nicht wirklich immer auf seinen Körper..aber sobald der Andere es von ihm verlangte, hatte er es eingesehen und nachgegeben. Mehr wollte er doch überhaupt nicht. Souma sollte einfach nur danach sehen und wenn, ihm sagen, dass alles in Ordnung war.
 

"Ich werde nach ihnen suchen, sobald es hell wird..." versprach er dem Blonden etwas kalt und stand wieder auf, es hatte doch eh keinen Sinn. "Ich glaub, ihr könnt wieder gehen..." wand er sich an Souma und ihre Helfer, drehte sich um und machte sich auf, das Zimmer zu verlassen.
 

Die junge Ärtzin schüttelte entschieden den Kopf. "Das geht nicht, wenn er verletzt ist, dürfen wir nicht einfach wieder gehen. Das weißt du ganz genau Kurogane. Warum seid ihr eigentlich wieder hier, wart ihr nicht in den Flitterwochen ?", ohne eine Antwort von Kurogane abzuwarten wendete sie sich wieder an ihren störrischen Patienten. Gerade wollte dieser ansetzen etwas zu sagen, sie spürte unter der Hand auf seiner Schultern schon wie die Muskeln sich anspannten, um ihn aufstehen zu lassen, doch sie hielt ihn zurück.
 

"Und du Fye", ihre Ton klang streng und mit einer Hand an seinem Kinn zwang sie ihn sie anzusehen. "Hör auf vom Thema abzulenken, damit machst du alles nur noch schlimmer. Das, was dich beschäftigt liegt in der Vergangenheit, aber es wird solange nicht vorbei sein, wie du es nicht akzeptiert und verarbeitet hast, hörst du ? Dieses Verhalten, was du an den Tag legst macht alles nur kaputt, verstehst du mich ? Willst du dass alles kaputt geht ?"
 

Ein Hauch von Erschrockenheit huschte einen Augenblick über das Gesicht des Blonden, doch dann sah er sie wieder ernst und müde an. Doch die Worte schienen durchgedrungen zu sein, auch wenn er diese Frau eigentlich nicht kannte. Der klare, sichere Ton beruhigte ihn und zumindest im Moment konnte er ihr glauben. "Nein.. will ich nicht.."
 

"Was willst du dann ?"

Verwundert musterte ein blaues Auge ihr dunkles, ebenmäßiges Gesicht. "Keine Last sein."

"Das bist du aber gerade", sagte sie knallhart, doch ihr Blick wurde sanfter. "Soll ich dir sagen, wie du das ändern kannst ?" Langsam nickte er. "Reiß dich zusammen und lass dich untersuchen."
 

Noch einmal blickte Kurogane direkt in Soumas Augen. "Macht doch alle was ihr wollt, verdammt..." grummelte er sie wütend an und wusste, dass dieser Satz eher an den Magier als an Souma gerichtet war. Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, blieb er kurz noch neben der Tür stehen und hörte flüchtig das Gespräch der beiden mit.

Irgendwie war der Ninja gerade verdammt sauer. Auf den Magier, auf sich selbst, sogar auf Souma, die er hier eigentlich gar nicht kannte.
 

Der Andere wusste doch ganz genau, dass er keine Last für den Ninja war..wieso dachte er das dann?!
 

Er machte ihm das Leben zwar ab und an schwer..wirklich schwer..aber nie hatte Kurogane das Gefühl gehabt, der Magier wäre eine Last von ihm.
 

Wie dumm von ihm, dem Blonden vorzuschlagen, sie könnten hier so tun als wären sie ein Ehepaar. Wie dumm von ihm, dass er meinte, sich damit wirklich für einen Moment "glücklich" und vor allen "sicher" zu fühlen.
 

Hier war nichts in Ordnung..
 

Und er schien der Letzte zu sein, der an den Magier rankam...egal, wie sehr er es auch versuchte.
 

Er schaffte es ja nicht mal, ihn zu provozieren, ohne dass dieser den Spieß wieder umdrehte. Als ob momentan jedes echte Gefühl in ihm ausgeschaltet war. Wieder biss er sich auf die Lippen und hielt sich die Hand vors Gesicht.. er würde jetzt nicht schon wieder heulen, wie ein kleines Kind..

Auch wenn er gerade merkte, dass er selber in eine Scheinwelt geflüchtet war... dass er dachte, sie könnten alles vorherige vergessen, wenn sie hier so tun würden als seien sie glücklich. Dem war eben nicht so.

Sie hatten durchgemacht, was sie durchgemacht hatten und egal in welche Rollen sie zu schlüpfen versuchten, das konnte das Erlebte nicht aus der Welt schaffen. Der Magier hatte sich weiter von ihm entfernt und es war mehr kaputt, als er gedacht hatte.
 

Tomoyo..und Souma...sie beide hatte er in dieser Welt wiedergetroffen und gerade wünschte er sich nichts sehnlicher, als wieder zu Hause zu sein. Er fühlte sich wie ein kleines Kind, dass schreckliches Heimweh hatte und sich zurück in die Arme seiner Mutter wünschte, die ihm sagte, dass alles wieder gut werden würde.
 

"Verdammt!" murmelte er noch einmal vor sich hin, während er mit einer Faust gegen die Wand schlug. Er brauchte dringend etwas frische Luft um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
 

Verdammt.. was war jetzt schon wieder geschehen? Hat biss sich der Magier auf die Lippe, als die Tür hinter Kurogane hart zuschlug. Souma sah ihn mit einem Seufzen hinterher, ein Ausdruck von tiefer, lang ausgehaltener Sorge zeichnete ihr Gesicht und sichtbar beherrscht drehte sie sich wieder zu Fye um. Auf ihren Lippen trug sie ein leichtes, beruhigendes, falsches Lächeln, das Fye die Übelkeit hochtrieb. Sah er so aus, wenn er lächelte? Wenn er vorgab guter Laune zu sein und innerlich einfach nur wütend, resigniert oder traurig ? Einen Moment fühlte er pure Abscheu für sich. Aber eigentlich war alles ein reinstes Gefühlschaos, eine Mischung aus vielen schweren Farben, die sich zu einer braun-blutigen Masse vermischt haben und jetzt selbst das klare, stechende, warme Rot von Kurogane zu beschmutzen begannen.

Ein dumpfer Knall war zu hören und der Spiegel über einer kleinen Komode im Schlafzimmer zitterte etwas, drohte runterzufallen, hielt aber. Mit einem Ruck stand er auf, wurde aber von Souma zurück gehalten. Wütend sah er sie an, dabei war er doch auf sich selbst wütend. Ruhig aber entschieden löste er sich von ihr.

"Fye, setzt dich hin. Das bringt nichts, du musst jetzt-"

"Halt den Mund. Du hast doch keine Ahnung, du weißt nichts. Also halt einfach den Mund."

Aus dem Treppenhaus waren eilige Schritte zu hören, Stimmen und auch das viel zu laute Schreien von Kindern, die sich auf den Weg zur Schule machten. Es war längst hell draußen und die Stadt um sie herum war, ohne das sie es gemerkt hatten, erwacht. Der Ninja, nein Kurogane, stand an mit dem Arm abgestützt an der Wand, das Gesicht in einer Hand vergraben. Es war so schön hier gewesen, warum waren sie wieder in diesem Alptraum abgeschlittert?

Wortlos schlang Fye die Arme von hinten um den größeren Mann und verschlang sie vor seiner Brust. Die Haut unter dem dünnen Pyjamastoff fühlte sich angenehm warm an, als er seine Stirn dagegen lehnte. Sie hatten so viel geredet und so viel war dadurch besser geworden, doch gerade fand er keine Worte. Er konnte grade niemanden die Schuld geben, keine Erklärungen finden, keine Beruhigungen.
 

So in Gedanken, wollte er sich erst erschrecken, als er plötzlich von hinten umarmt wurde und sein Körper entspannte sich automatisch wieder etwas, als ihm bewusst wurde, wer ihn umarmte.

Aber war das wirklich die Lösung? Irgendwie war ihre Beziehung ständig auf der gleichen Grundlage aufgebaut. Sie kamen sich näher, verletzten sich gegenseitig, bemerkten ihre Fehler, kamen sich erneut näher nur um sich wieder zu verletzten.
 

"Soll das ewig so weitergehen?" fragte er nach einer ganzen Weile.
 

Langsam schüttelte Fye den Kopf. Er fühlte sich seltsam klar und auch wenn er spürte, dass Souma sie durch die halb geöffnete Tür beobachtete, konnte ihm grad nichts anderes bewusst werden, als der Mann, den er umarmte.  "Ich weiß es nicht.. "
 

Ein wenig kraulte er über den Bauch unter seinen verschwitzen, kalten Händen, küsste sanft seinen Nacken. Er hatte diese Stelle stets so gerne berührt, aber irgendwann war Kurogane in den Hintergrund getreten und alles was noch zählte war eine eigene Angst, seine eigene Wut. Er tarnte es unter dem Wunsch stärker zu werden, den anderen schützen zu wollen und auch wenn das absolut wahr war, genau so wahr war, dass er gleichzeitig weglief.

Warum drehten sie sich immer im Kreis?

Warum konnte er nicht aus seiner eigenen Haut?

Warum machte er immer wieder die selben Fehler?
 

Tausend Worte rasten ihm durch den Kopf, leise lachte er hinter seinem Rücken auf. Es klang nicht bitter, er wusste nicht, ob es bitter war, vielleicht ein wenig verzweifelt. "Ich wollte dir nicht weh tun.."
 

Fast krampfhaft versuchte er diese verdammten Tränen weiterhin zurückzuhalten. Was war nur wieder mit ihm los?
 

Kurogane war absolut durcheinander...und jetzt begriff er warum, der Magier hatte ihm wirklich weh getan. Dass er ihm nicht vertraute, ihm nicht zuhörte, seine Sorge nicht ernst nahm. Und nicht nur jetzt, so lange schon.

Diese abweisende und distanzierte Art..es war so verdammt kalt in letzter Zeit.

Aussichtslos..

Nicht nur, dass einfach kein rankommen an den Magier war, nein, noch dazu drehten sie sich ständig nur im Kreis.
 

"Ich hab einfach keine Ahnung, was ich noch tun soll. Vielleicht ist es besser, wir halten erstmal Abstand..lass mich bitte los."
 

~~~ Part 70 Ende~~~~
 

 

(1) R: ( gut..ich schaff es doch tatsächlich..um einen Schokoriegel wieder ein "Drama" zu veranstaltenXD; )

M: (gratulation oO das schaff selbst ich nicht. )
 

Disclaimer: Wie schon die vorherigen 69 Kapitel..o.O Die Charaktere gehören immer noch CLAMP und das Lied, die Lyrics sind von Yann Tiersen „Rue des cascades“.. wir machen kein Geld damit und wollen auch keins..



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sonna-Eraseus
2008-01-22T20:07:17+00:00 22.01.2008 21:07
Hallöchen ^^

Na, ich hoffe ja, das Kuro das nicht so ernst meint, wie das klingt ... gut, ernst meint er das gerade jetzt vielleicht schon, aber ich hoffe, dass die beiden sich sehr schnell wieder zusammenraufen werden. -_-

Souma macht sich bestimmt auch so ihre Gedanken ... erst wird sie gegen den Schrank geworfen und dann schreit Fye sie auch noch an ...


Gruß
Sonna
Von:  CptJH
2008-01-14T11:21:46+00:00 14.01.2008 12:21
Maaaaaaaaaaaaaw~
Das Kapitel ist so schön traurig~
Außer der Anfang, jaaaaaa Nudeln kochen ist schwer~
XDDD
Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel.


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