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Festhalten

if all wishes could come true
von

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Part 69 -Comptine d’un autre été – L’après midi

Chap 69 – Comptine d’un autre été – L’après midi
 

*~~~~~~~*~~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~~~
 

Der Abend kam und Fye schlenderte über das Internatsgelände, das sich der Schule anschloss. Vielleicht würde er hier Sakura-chan und Shaolan-kun finden? Oder zumindest einen Anhaltspunkt, wo sie waren. Er hoffte inständig, dass sie sich nicht wieder so komplett wie in Shurano verloren hatten... ein wenig mehr Zeit zu zweit mit Kurogane war zwar verlockend... aber die Sorge um seine Kinderchen überwog.
 

Viele Schüler waren nicht unterwegs. Ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren und einer Videokamera hatte ihn ein wenig auf dem Gelände herum geführt. Sie dachte wahrscheinlich er würde ein Spiel spielen und so übernahm sie einfach ganz fachmännisch den Job als Fremdenführer und erklärte ihm mit gespielten, englischen Akzent nicht nur die Schulgeschichte, sondern auch wie alles hier geregelt war.
 

Das Schulgebäude hatte einmal den reichsten Bürger der Stadt gehört, das war vor 200 Jahren. Das Landgut lag in einem kleinen Fischerdorf und erlebte dank seiner Gelder einen kulturellen wie finanziellen Aufschwung und wuchs sehr schnell. Doch der alte Herr hatte sich in ein junges Mädchen verliebt und um bei ihr zu sein, denn sie war eine Bürgerliche, spendete er sein ganzes Vermögen der Stadt und zog bei ihr gegenüber ein. Er beobachtete sie und nach einer Zeit wurden sie Freunde. Er sah wie sie heiratete, ihre Kinder aufzog und älter wurde. Jeden Tag schrieb der Greis in sein Tagebuch, auch Gedichte, die heute noch berühmt und anrührend waren. Tomoyo-chan konnte sogar welche auswendig zum Besten geben. Sie waren wirklich sehr romantisch.
 

Sie zeigte ihm die Mensa und die Wohntrakte. Die meisten Schüler lebten im Internat, aber ein paar auch zu Hause. Die älteren Schüler kümmerten sich sehr um die Jüngeren, und sobald man 17 war, durfte man tun und lassen was man wollte, solange es niemanden gefährdete oder belästigte. Bis zu diesem Alter wurde sehr darauf geachtet, dass die Jüngeren ihr Leben auf die Reihe bekamen, wie sie es etwas salopp ausdrückte. Sie bekamen Hilfe bei den Hausaufgaben, mussten ab und an den Küchendienst übernehmen und kochen, die Zimmer wurden regelmäßig kontrolliert und die verschiedenen Wohntrakte waren vollkommen selbst organisiert.
 

Nach ihrer Rundführung saßen sie in der warmen Nachmittagssonne auf der Tribüne am Sportplatz und beobachteten wie Kurogane die schwitzenden und atemlosen Schüler auf dem Platz herumjagte.
 

"Flourite-sensei.. ", fragte Tomoyo neugierig, ohne die Videokamera herunter zu nehmen, "warum ist Sugawa-sensei heute so .... schlecht gelaunt? Habt ihr euch gestritten?"
 

Verwundert sah Fye in die Kamera. "Gestritten? Wie kommst du denn darauf?"
 

Sie zuckte mit den Schultern und wirkte einen Moment verlegen, doch dann sagte sie doch gerade heraus: "Weil ihr doch eigentlich Flitterwochen habt."
 

Der Magier blinzelte einmal und sah sie dann entgeistert an. "Wir haben was?"
 

Irritiert sah das Mädchen zum Sportlehrer auf den Platz, der gerade laut Kommandos gab, und dann zurück zu ihrem Lehrer. Aber Fye-sensei hatte es doch selbst vor der Klasse angekündigt ! Und jeder auf dem Campus wusste es ! Ob er immer noch dieses "Ich hab keine Ahnung"- Spiel spielte? "Flitterwochen."
 

Fye atmete tief durch und spürte wie sich ein breites Grinsen ohne sein Zutun auf sein Gesicht legte. So war das also. Der geteilte Kleiderschrank und die Wohnungseinrichtung war ja ein Beweis gewesen, dass sie zusammen wohnten, das gemeinsame Bett dementsprechend, dass sie ein Paar in dieser Welt waren... aber Flitterwochen...
 

Er merkte wie ein bunter Haufen Glücksgefühle von seinem Magen in seine Brust krochen und er am liebsten explodieren würde. In keiner Welt waren sie bisher ein Paar gewesen - was ja angesichts der Größe der Welten wirklich kein Wunder war. In Ceres hatte er auch nie den Ceres-Kurogane getroffen. Vermutlich hätten sie bei ihrem unterschiedlichen Aussehen dort auch anderen Völkern angehört. Aber hier? Das war der Beweis, dass es mit ihnen beiden klappen konnte!
 

Mit einem großen Sprung war er von der Tribüne gesprungen, wetzte über den Sportplatz und schmiss sich mit so viel Schwung an Kurogane, dass sie gemeinsam auf dem sandigen Boden landeten. "Kuro-wanwan~~~!"
 

Gerade noch war der Ninja vertieft und konzentriert darauf gewesen, seinen neuen Schülern Anweisungen zu geben und sie wie bekloppt über den Sportplatz hetzen zu lassen, als er urplötzlich und ohne Vorwarnung von einer Wucht umgeworfen wurde und auf dem von der Hitze trockenen Boden landete. Noch dazu lag jetzt etwas schweres auf ihm.

Einen kurzen Moment, wusste er gar nicht, was los war und als er die Augen öffnete, entdeckte er den Übeltäter der für diesen Sturz verantwortlich war, als er in das breit grinsende Gesicht des Magiers blickte.
 

Er warf dem Mann über für einen Moment einen wirklich tödlichen Blick zu. Warum machte dieser Idiot so was immer? Nicht nur, dass er sich wehgetan hatte, er hatte sich noch dazu wirklich erschrocken!
 

Das war heute schon das dritte Mal, dass er sich einfach so an ihn hängte und ein ähnliches Gesicht machte, fiel ihm auf.
 

Und je länger er mit dieser Erkenntnis einfach nur in das grinsende Gesicht blickte, desto mehr beruhigte sich der Krieger und die Lust auf einen Wutausbruch seinerseits verklang. In der letzten Welt hatten sie sich noch gestritten und es lagen so viele Missverständnisse, Geheimnistuereien und Lügen zwischen ihnen und nun waren sie hier und alles schien wieder so unkompliziert und normal zu sein.
 

Während er einfach nur still eine Zeit lang in das Gesicht des Anderen blickte und sich so seine Gedanken machte, hatte sich sein tödlicher Gesichtsausdruck mittlerweile unbewusst zu einem Sanfteren verändert und seine Hand fand den weg, dem Magier einige seiner nun zerzausten blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht zu streichen. "Du hast wirklich gute Laune, hm?" bemerkte er und ihm fiel auf, dass auch seine Laune, selbst wenn er es nicht so offen zeigte wie der Blonde, sich um einiges verbessert hatte... bis ihm wieder auffiel wo sie hier eigentlich waren und er die Blicke der Schüler auf sich spürte.
 

Leicht wurde der Ninja rot, legte wieder einen "tödlicheren" Blick auf und grummelte rum, während er den Magier schnell mit der flachen Hand auf der Brust versuchte von sich wegzudrücken. "Mach so was nicht immer verdammt!.."
 

Bevor er sich ganz von dem Magier lösen konnte, fiel ihm ein Schatten auf, der sich neben ihnen befand und ein Blick in dessen Richtung, ließ ihn irgendeine Person erkennen, die sich irgendwas seltsames vors Gesicht hielt.
 

"Ah... doch gestritten?" bemerkte das Mädchen mit der Kamera, die sich dicht neben die Beiden gehockt hatte und das Spektakel grinsend und neugierig aufnahm.
 

Aufgrund der Stimme und nachdem er genauer hinsah, fiel dem Ninja nun auf, um welche Person es sich handelte. Schlagartig wurde er wirklich rot und ruckartig war er aufgesprungen. "Tomoyo!!?"
 

Tomoyo hielt drauf und lächelte nur teils amüsiert, versucht höflich. Die beiden Lehrer waren immer so gutes Filmmaterial ! Und noch dazu total locker gegenüber den Schülern. An einem Internat war das auch normaler, als an den anderen Schulen in der Stadt. Schließlich waren hier die Lehrkräfte auch Erziehungs- und Vertrauenspersonen, aber so locker wie Sugawa und Flourite-sensei war in der ganzen Lehrerschaft niemand! "Ja, Sensei?"
 

Einen kurzen Moment lang, sah er das Mädchen noch skeptisch an, schüttelte dann jedoch innerlich den Kopf. Dieses Mädchen hier war nicht seine Prinzessin Tomoyo.. sie war irgendein Mädchen aus dieser Welt, die nur genauso hieß und aussah. Trotzdem versetzte ihn ihr Anblick in jeder Welt erneut einen kleinen Schreck.
 

"Was auch immer du da tust.. hör auf damit.." grummelte er das Mädchen an, das sich dieses... was auch immer, vors Gesicht hielt das für was auch immer gut war damit anstellte. Innerlich erahnte der Ninja jedoch, dass wenn er es wissen würde, es ihm nicht gefallen würde... immerhin hatte Tomoyo, auch in seinem Land, oft irgendwelche Lieblingsbeschäftigungen, die Kurogane zur Weißglut brachten oder ihm nicht gefielen.
 

Immer noch lagen die verwirrten Blicke der Schüler auf ihnen und nachdem ihm das wieder auffiel, drehte er sich zu seinen Schülern um und forderte sie, immer noch was aufgebracht auf, endlich Schluss zu machen für heute und sich zu verdammt noch mal zu verziehen, was die Schüler auch dankbar und brav befolgten.
 

Während Kurogane und Tomoyo redeten, die Schüler sich vom Sportplatz verzogen und die Sonne gemächlich in einem gelb-rot unterging, saß Fye immer noch auf dem sandigen Boden und kämpfte mit den Tränen. Auch das Mädchen schien jetzt zu merken, dass etwas nicht stimmte und schon hatte er wieder die Linse vor dem Gesicht. Mit einem leichten Schmunzeln sah er zu ihr hoch und drückte die Kamera etwas runter.
 

"Hast du schon deine Hausaufgaben gemacht ? Lass uns bitte allein, Tomoyo-chan."
 

Das Mädchen nickte verständnisvoll und ein wenig unsicher, packte ihre Kamera weg und wünschte ihnen noch einen schönen Abend, bevor sie so schnell wie möglich vom Platz rannte. Mit einem breiten, zufriedenen Grinsen sah Fye zu Kurogane auf und wusste nicht, was dieses Gefühl in seiner Brust war.
 

Das Sonnenlicht machte die Haut des Ninjas noch dunkler, hob jede Kontur des wettergegerbten und doch irgendwie schönen, ja, fast weichen, ohne mädchenhaft zu wirkenden, Gesichts hervor. Die Augen wirkten dunkler, wenn sie ein wenig verärgert, aber nicht ärgerlich, eigentlich ziemlich sanft, und fragend auf ihn herunter sehend.
 

Wie in Japan damals, begriff Fye. Da hatte er das letzte mal den Sonnenuntergang richtig mitbekommen. Wie lange war das her? Doch nur wenige Monate, nicht wahr? Die ganze Zeit war ihm dieser Moment so weit weg vorgekommen. Kuroganes und sein Weg zu den Gräbern, er hatte Kuroganes tote Eltern kennen gelernt und hatte das erste Mal seit Jahren in seinem Leben so etwas wie Glaube an die Zukunft gehabt.
 

Wo war das alles hin in dieser Zeit ? Sie hatten so gekämpft und waren wieder so verletzt worden. Aber nur, weil sie diesmal etwas hatten, was sie verletzten konnte. Nur weil ihnen diesmal nicht alles egal war. Aber sie hatten alles vergessen, alles war weggespült worden.
 

Vor Angst.

Zu verlieren. Aufzugeben. Nicht geben zu können. Nicht fliehen zu können. Nicht bleiben zu können. Nicht leben zu können. Nichts richtig zu machen. Hilflos zu sein. Keine Zukunft zu haben.
 

Die letzten Wochen kamen wie eine einzige Nacht im Dunkeln vor, in denen er einfach nur Angst hatte, wusste dass jemand da war, es aber nicht richtig spüren konnte, nur durchhalten und atmen, weil er einen Wunsch nach Zukunft hatte und wusste, dass Kurogane diesen auch hatte.
 

Verträumt sah er zur Sonne, auch wenn es in den Augen schmerzte. Irgendwie wurde ihm bei dem Anblick der warmen Orange- und Rotfarben selbst ganz warm in der Brust. Das selbe Gefühl, dass er damals auf ihrem Weg zu den Gräbern gehabt hatte.
 

"Weißt du... ich habe das Gefühl, dass ich endlich aufgewacht bin. Wie ein Phönix verbrannt und nun endlich wieder aufgewacht... Nach einem ziemlich langen Leben."
 

Skeptisch blickte der Ninja eine ganze Weile auf den immer noch am Boden hockenden Magier, der einerseits aussah, als würde er gleich weinen und andererseits grinste, wie schon lange nicht mehr.
 

Schwer seufzte er, nachdem der Blonde den Satz zu Ende gesprochen hatte... er war es ja gewohnt, dass der Magier häufig so seltsame Sachen brachte, nur wusste er nie so wirklich, was er darauf antworten sollte. Selbst wenn er verstand, was der Andere damit meinte.
 

Kurz überlegte er, ob er dem Blonden sagen sollte, dass er sich an dieses Gefühl nicht zu sehr gewöhnen sollte, denn wer wusste schon, wann sie wieder in dunklere Welten und Situationen gelangen? Dennoch entschied er sich dagegen, denn wenn er schon einmal so gute Laune hatte, dann sollte Kurogane diese nicht gleich wieder trüben.
 

"Du musst trotzdem nicht ständig vor allen Leuten so tun, als wären wir ein verdammtes Ehepaar oder sonst etwas..." grummelte er statt dessen nur vor sich hin.
 

Als Reaktion darauf wurde Fyes Grinsen nur noch breiter und wie ein aufprallender Flummi war er mit einem Sprung wieder auf den Beinen. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt schlenderte er ein paar Meter von Kurogane weg, um einen auf dem Platz vergessenen blauen Softball aufzunehmen. Sein neckisches, breites Grinsen rutschte etwas in Verlegenheit ab und er betrachtete den Ball. "Und wenn dieses Verhalten genau das wäre, was die Leute hier von uns erwarten würden ?"
 

Fast wollte sich der Ninja schon erschrecken, so schnell sprang der blonde Mann vom Boden wieder auf und das Grinsen in seinem Gesicht ließ gerade wirklich nichts gutes vermuten.
 

Leicht wurde er rot... sie wohnten hier zwar zusammen aber.. schnell schüttelte er innerlich den Kopf... wieso in aller Welt sollten die Menschen hier so ein Verhalten von ihnen erwarten? Und dann auch noch in aller Öffentlichkeit?! Der Magier wollte ihn doch bestimmt nur wieder aufs Glatteis führen und ihn ärgern! Der Kurogane in dieser Welt würde doch niemals...

Aber wer wusste schon, was das Spiegelbild dieser Welt hier mit ihm anstellte?!
 

"Dann wärst bestimmt du daran Schuld..." brummte er den blonden Mann an und hoffte, mit seiner typischen grummeligen Art seine momentane Nervosität verbergen zu können.
 

Mit genug Schwung, um den Ball über den ganzen Platz zu werfen, holte Fye zum Wurf aus, ließ den Ball dann aber sinken. Mit dem Rücken zum Ninja stehend betrachtete er den Sonnenuntergang, der sich scheinbar die letzten paar Minuten nicht an Intensität und Farbenpracht gewandelt hatte.
 

Er war klarer, nicht ganz so spektakulär, wie in Nara. In jener Stadt hatte man den Eindruck gewinnen können, zu einem Schlachtfeld hinauf zu blicken. Einem weiten, weiten Schlachtfeld, auf dem einmal weißer, blanker Schnee gelegen hatte und dessen Antlitz nun entstellt war von Bächen aus Blut, gefleckt mit Brandflecken, so schwarz wie der Abendhimmel, der blieb, wenn die Sonne hinter den Horizont versunken war.
 

"Weißt du, warum niemand in der Wohnung ist ? Unsere Ebenbilder in dieser Welt sind verreist. Sie sind ein Paar... zumindest sind sie eins, wenn man in dieser Welt frisch verheiratet sein muss, um in die Flitterwochen zu fahren... " Ein seltsames Gefühl ergriff ihn. Ein ganz wirres Gemisch aus Melancholie und Freude, so als traute er sich noch nicht ganz sich dieser überwältigenden Freude hin zu geben.
 

Zwar musste das alles nichts besagen, was sagte es denn schon aus, wenn es sich zwei ihrer Ebenbilder aus einer anderen Dimension nicht so schwer gemacht hätten, oder nicht so viele Barrieren überschreiten mussten, ein ganz anderes Leben führten... aber das war seit langen wieder etwas Gutes und wenn man sich so sehr an den bloßen Wunsch zusammen eine Zukunft zu haben geklammert hatte, dann schien jedes Indiz, dass dieser Wunsch in Erfüllung gehen würde, wie ein Wink der Götter.
 

Jetzt wurde der Ninja wirklich rot und er war froh, dass der Magier, der mit dem Rücken zu ihm stand, das nicht sehen konnte. Allein schon, dass der Blonde erwähnte, dass sie hier ein Paar waren, ließ sein Herz seltsamerweise schneller schlagen, obwohl sie selber doch nichts anderes waren. Aber das war ihm nie so richtig klar und Zeit sich darüber Gedanken zu machen, hatte er auch kaum gehabt. Dass ihre Verbindung mittlerweile so viel mehr war.. und wenn sie hier sogar verheiratet waren?!..
 

Zwar handelte es sich um zwei vollkommen andere Personen, trotzdem fühlte er sich gerade seltsam nervös, als ob es sie selbst betraf, als ob es etwas war, was sie selbst betreffen könnte.
 

Darüber hatte er nie so nachgedacht, selbst wenn er von dem Traum des Magiers wusste, dass sie eines Tages eine gemeinsame Zukunft hätten und das mittlerweile auch zu seinem Traum geworden war.

Der einzige Lichtblick, warum er diese Reise überhaupt noch durchhielt. Das Ziel wieder nach Hause zu kommen. Sicher. Und sich keine Sorgen mehr um den anderen Mann machen zu müssen.

Natürlich wollte er auch die Kinder beschützen, die Federn für die Prinzessin finden. Aber das, woran er sich festhielt war einzig und allein die Hoffnung auf Zukunft.
 

Ihm wurde etwas warm um sein seltsam schnell schlagendes Herz... es war fast, als hätten sie sich Ewigkeiten ignoriert und nicht mehr wahrgenommen und nun redeten sie seit langer, langer Zeit wieder miteinander.
 

Nur... eins verstand er nicht. Kurz räusperte sich der Ninja "Was.. sind verdammt noch mal Flitterwochen?" fragte er den Blonden nach einer Weile.
 

Überrascht drehte sich Fye zu dem größeren Mann um. Auf die Idee, dass Kurogane so etwas nicht kennen könnte, war er noch gar nicht gekommen.. aber ihre Kulturen waren wirklich unterschiedlich, das hatten sie schon mehr als einmal festgestellt. "Wenn ich es richtig verstanden habe, dann machen frisch Verheiratete nach der Hochzeit Urlaub, um Zeit nur für sich zu haben. So was soll sehr romantisch sein. Man nimmt Abstand zum Alltag...", überlegte er weiter, "und plant sein restliches Leben... "
 

"Aa.." kam knapp von dem Ninja als Bestätigung, dass er es verstanden hatte. Und das trieben ihre Ebenbilder dieser Welt also momentan? Das erklärte nun jedenfalls den Überfall des Magiers auf ihn und die gute Laune...
 

Der Ninja ignorierte gekonnt, dass ihm fast ein wenig der Neid hochkroch... selbst wenn er es sich verdammt anstrengend vorstellte, mit dem Magier allein wegzufahren und sein Leben zu planen. Vielleicht sollte er nicht weiter darüber nachdenken und bevor er wieder anfing rot zu werden, sollten sie vielleicht schnell das Thema wechseln.
 

"Und... was haben wir nun vor? Die verdammten Kinder suchen? Hier bleiben? Die Feder stehlen? Wieder zurück fahren?"
 

Ein wenig enttäuscht aber nicht überrascht, dass der Andere das Thema wechselte und einen Moment dachte er nach. Sie konnten die Kinder suchen gehen, sie konnten die Feder stehlen... aber dann konnten sie nicht weg und mussten sich verstecken. Sie wussten wo sie war und wenn die Kinder Mokona dabei hatten, würde Mokona sie hier her führen und sie sich damit alle wieder sehen. "Ich schlage vor wir bleiben hier, bis die Kinder uns finden. Wenn die Feder hier ist, wird sie Mokona zu dieser Schule führen."
 

Leicht nickte Kurogane, doch auch wenn er die Frage gestellt hatte um abzulenken, konnte er nicht anders, als sich trotzdem noch Gedanken darüber zu machen und auch kam ihm immer wieder in den Sinn, wie gut drauf der Andere nach so langer Zeit wieder war. Diese nervige Art hatte er wirklich vermisst.
 

Es schien, als würde der Ninja ernsthaft über etwas nachdenken und letztendlich, tat er es auch.

Er ärgerte sich, am meisten über sich selber. Warum erzählte der Magier ihm das alles? Weil er sich doch etwas davon erhoffte, oder etwa nicht?

Kurogane sollte endlich öfter über seinen Schatten springen... und sie hatten genug durchgemacht, sich genug versteckt, gestritten und nicht mehr verstanden.
 

Wenn sie hier die Möglichkeit hatten, etwas glücklich zu sein, wieso sträubte er sich so dagegen? Wahrscheinlich, weil er es einfach nicht gewöhnt war... dabei wollte er doch den Blonden beschützen und vielleicht sogar glücklich machen?! Hier hatte er, wenn auch vielleicht nur für kurze Zeit, die Gelegenheit dazu und hier lagen ihm alle Wege offen.
 

Hier konnte er das nachholen, was er verpasst hatte und das wieder gut machen, was er versaut hatte. Sich entschuldigen für alle Lügen, Zweifel der letzten Welten und für all das, womit er ihm wehgetan hatte. Dass er sich so gehen lassen hatte und sich selbst, vor allen den Anderen vergessen. Dem Anderen zeigen, dass er es trotz allem, wirklich ernst meinte und nicht böse.
 

"Hm... vielleicht.." fing der Ninja leise an, während er einen Schritt auf den Blonden zuging. "..sollten wir... die Zeit die wir hier sind... solange auch genießen..."
 

Unauffällig sah er sich um, ob auch wirklich keine Schüler mehr in der Nähe waren oder Tomoyo mit diesem komischen Gerät, auch wenn es ihm egal sein sollte, bevor er den Kleineren vorsichtig in die Arme zog.
 

"..und das verdammte "Ehepaar" spielen, das wir hier anscheinend sind..." fuhr er fort und er bemerkte, wie sein Herz bei diesen Worten unwahrscheinlich schnell anfing zu schlagen. Es war fast so, als würde er ihm das erste Mal sagen, was er für den anderen fühlte. Wie das Gefühl, als diese verdammte Hexe ihm einfach den Brief wegnahm und dem Magier überbrachte.
 

Während sich Kuroganes Arme um ihn schlangen und ihn fest, aber behutsam, umarmten, kam ihm dieses Gefühl fast ungewohnt vor. Wie lange waren sie sich nicht mehr körperlich nahe gewesen? Bewusst. Sicher, sie hatten ab und an im selben Bett geschlafen und gemeinsam geduscht, aber dieses Geste kam ihm in diesen Augenblick viel intimer vor, als das... als hätte er das andere gar nicht richtig mitbekommen.
 

Viel Zeit, sich über diese seltsame Beobachtung Gedanken zu machen, hatte er allerdings nicht, als auch schon neben seinen Ohr Kuroganes angenehme, raue Stimme erklang und Sachen sagte, die erst gar nicht in seinen Kopf gingen. Nur so tun... aber... allein der Gedanke, dass Kurogane so etwas mit ihm tun wolle. Wenn sie zu zweit waren, fiel es ihnen beiden leichter ehrlich und natürlich gegenüber dem jeweils Anderen zu sein, aber in der Öffentlichkeit war der Krieger stets zurückhaltend und scheu gewesen. Sie konnten sich, wenn auch nur für kurze Zeit, unbekümmert wie ein Paar benehmen. Sie hatten Zeit, das Verhalten wurde sogar von ihnen verlangt, sie mussten sich um nichts sorgen, denn die Kinder kamen zu ihnen...
 

Er merkte, wie sein Herz sehr schnell schlug und seine Wangen fühlten sich sehr warm an. Ein wenig lehnte er sich gegen den Ninja. Die Sonne war endlich untergegangen, auch wenn er es gar nicht bemerkt hatte, und es war kühler geworden; eine scharfe Briese ließ eine Gänsehaut auf seinen nackten Armen entstehen, denn er hatte an diesem eigentlich warmen Abend die Jacke in seinem Büro gelassen.

"Ja.. ", er wusste nicht, was man auf so etwas sagte, also sagte er einfach das, was ihm ehrlich im Kopf herumschwirrte, "das wäre schön..." Mit einem verträumten Blick in seinem verbliebenen blauen Auge lehnte er seinen Kopf zurück an Kuroganes Schulter und sah den anderen Mann von unten herauf an. Er war so glücklich, gerade in diesem Moment. Hätte er erklären müssen, warum, hätte er es nicht beantworten können. Es war nicht nur allein aus dem Grund, weil Kurogane mit ihm so tun wollte, als wären sie verheiratet. Er hätte Stunden erklären müssen und hätte dennoch nichts begreifbar machen können. Deswegen akzeptierte er dieses Gefühl einfach und drückte sich nach oben, bis er auf den Fußspitzen stand, um mit geschlossenen Augen den größeren, dunkelhaarigen Mann ein wenig sehnsüchtig auf die Lippen zu küssen.
 

Ein leichter Schauder ging durch seinen Körper, als die Lippen des Anderen ihn sanft und doch sehnsüchtig berührten, das war wirklich viel angenehmer, als irgendwelche Ohrfeigen von dem Blonden oder Streitigkeiten zwischen ihnen. Langsam schloss auch er die Augen und erwiderte den Kuss.
 

Auch der Krieger bemerkte, dass es wesentlich kühler geworden war, sobald die Sonne untergegangen war und auch, dass der Blonde anscheinend fror, immerhin hatte er keine Jacke an und nur dieses dünneT-shirt. Selbst das leichte Zittern entging ihm nicht. Ohne sich wirklich von dem Magier zu lösen, öffnete er den Reißverschluss seiner Jacke, die er sich gerade übergezogen hatte, löste sich dann kurz um sie auszuziehen und dem Magier über die Schultern zu legen, nur um ihn dann mit Hilfe der Jacke, an der er leicht zog, wieder näher an sich heranzubringen und ihm erneut auf die Lippen zu küssen.
 

Die Augen geschlossen, lehnte Fye sich noch ein wenig mehr in den Kuss. Ein wenig rau, sanft, feucht und warm war diese Kuss, wie er nur mit Kurogane sein konnte. Wie es stets war, ganz warm, ein wenig rau, sanft und weich, um ihn, wenn sie beide zusammen waren. Seit langem fühlte er sich wieder völlig ruhig und geborgen.
 

Er konnte sich nicht erklären wieso, denn eigentlich bestanden ihre Sorgen nach wie vor, doch für diesen Moment schien alles normal, sie schienen ganz normal. Einfach nur ein Liebespaar, wie es in seinen Heimatdorf gegeben hatte. Ein Mädchen und ein Junge gehen Hand in Hand die Straße hinunter, von einem Dachspeicher ist Gekicher zu hören, wenn er und ein paar andere Kinder des Dorfes darunter spielen, sein Vater streicht Mutter liebevoll über den immer schneller wachsenden Bauch... so war damals seine Vorstellung von "Liebe" gewesen.
 

Doch dann... in einem erkahlten, verfluchten Wald, der eisige Boden knackte unter seinen Füßen... langes, schwarz-blaues Haar, wie es magisch und geschmeidig wie das silberne Schwert in Ashuras Hand die Luft schnitt, Rauch aus Blut lag in der Luft und es wurde still, als sich das erste Mal der Blick des Kriegers und des verängstigten Kindes trafen. Von da an war alles anders...
 

Doch all diese unschuldigen Bilder, die er eigentlich längst vergessen, verdrängt hatte, schwirrten nun wieder in seinem Kopf herum. Ohne einen sauren Nebengeschmack. Selbst den Erinnerungen mit Ashura haftete nicht mehr diese Bitterkeit an. Er bereute immer noch, so viel... so unendlich viel... doch er konnte sich endlich wieder an ein paar schöne Dinge erinnern, ohne das Gefühl zu haben, dass er es nicht verdient hätte.
 

Bevor er Kurogane getroffen hatte, erinnerte er sich kaum an seine Kindheit im Dorf. Nur an den Überfall der fremden Soldaten. Sobald irgendetwas schlimmes passierte, schienen die schönen Erinnerungen so schmerzhaft, denn so unendlich fern, dass er am liebsten von ihnen weglaufen würde, anstatt für sie zu kämpfen. All das war vorbei und würde niemals wieder kommen... lieber er verschloss sich selbst, als sich noch einmal von solchen Gefühlen einnehmen zu lassen und zu fallen... wieder zu töten, sich nur zu gewillt manipulieren zu lassen... wieder das Falsche zu tun und allen nur Unglück zu bringen.
 

Doch nun hatte er begonnen, sich an den guten Erinnerungen festzuhalten, sie wertzuschätzen. Er war wer er war, weil er all das getan und gelebt hatte. Und er wurde dennoch geliebt. Allein dafür musste er die Erinnerungen lebendig halten.
 

Nach einer ganzen Weile erst löste er den Kuss. Die Augen immer noch geschlossen, hatte er nicht bemerkt, wie ein absolut friedliches Lächeln das ewig präsente Dauergeschmunzel ersetzt hatte. Als er bemerkte, wie der stets stechende Blick des anderen Mannes auf seinem Gesicht lag, öffnete er ein wenig seine Auge und erwiderte den Blick direkt.
 

"Kuro-won.. "
 

Nachdem der Magier sich gelöst hatte und die Augen noch geschlossen hielt, blickte der Ninja ihn einfach nur eine Zeit lang schweigend an und kurz fragte er sich, worüber der Andere wohl gerade nachdachte, doch wollte er die Ruhe die um sie beide gerade herrschte nicht stören und so fragte er nicht groß nach.
 

Er genoss es gerade, hier zu stehen und keine Angst haben zu müssen, im nächsten Moment passiert irgendetwas, das alles wieder durcheinander brachte und ständig alte Wunden aufriss. Die letzten Wochen waren einfach zu viel gewesen.

Alles, was er gerade tun musste, war hier zu stehen ohne sich Sorgen machen. Ohne darauf zu achten, irgendwelche Lügen aufrecht zu erhalten oder Alleingänge starten. Ohne sich darüber Gedanken zu machen, wie er das Leben des Magiers retten konnte.
 

Der ganze Stress der letzten Wochen war sogar ihm als Ninja zu viel gewesen. Weil er nicht mehr nur Angst davor hatte, zu versagen... sondern auch, etwas dadurch zu verlieren. Und jeden Schritt den sie getan hatten, war ein Schritt mehr in ihr Unglück gewesen. Er hatte ja sogar schon angefangen an sich selbst zu zweifeln und war kurz davor gewesen, alles einfach aufzugeben.
 

Durch seinen Namen wurde er aus den Gedanken gerissen und erst jetzt bemerkte er, dass der Magier sein Auge mittlerweile wieder geöffnet hatte und ihn ansah.
 

"Ich glaube, es reicht für heute. Es ist schon verdammt dunkel. Wir sollten einfach abhauen, keine Ahnung wie lange diese nervigen Schulen hier geöffnet haben." bemerkte er nach einer Weile.
 

"Au ja~ zurück in unser kleines Liebesnest!", freute sich der Magier und befreite sich schnell aus der Umarmung, bevor Kurogane wieder sauer wurde. Doch kurz darauf fasste er ihn wieder an der Hand und zog ihn sanft Richtung Parkplatz.
 

Währenddessen bemerkten auch Shaolan und Sakura den Sonnenuntergang. Etwas ratlos saßen sie an der Schulmauer hinter einem wild blühenden Gebüsch und versuchten sich vor den vereinzelt herumlaufenden Schülern auf den Campus zu verstecken. Dies schien eine Schule zu sein und alle trugen Uniform. Sie würden in ihre Reisekleidung sicher auffallen und wer wusste, ob sie überhaupt hier sein durften. So sollten lieber vorsichtig sein.
 

"Mokona spürt Kuro-wanwan und Fye-nyanko!" Mokona war urplötzlich aus Sakuras Kleid aufgetaucht und ein wenig erschrocken zuckte Shoalan zusammen.
 

Auch Sakura erschrak ziemlich, als das weiße Wollknäuel so plötzlich aus ihrem Kleid hervorsprang... wie schaffte Mokona es nur immer, sich so nah bei einem zu verstecken, ohne dass man es bemerkte?!
 

"Moko-chan! Da bist du ja wieder!" freute sie sich, nachdem sie den Schock verarbeitet hatte, trotzdem. Immerhin hatten sie nun wenigstens einen ihrer Reisegefährten wiedergefunden und auch, dass Kurogane- und Fye-san hier anscheinend in der Nähe waren, stimmte sie wieder ziemlich gut gelaunt. Auch wenn diese Welt hier nicht unbedingt gefährlich schien und sie sich trotz allem hinter den Büschen versteckten -was ihr wiederum auch gefallen hatte, so ganz alleine mit Shaolan-kun - hatte sie sich auch Sorgen um ihre beiden Freunde gemacht. "Das hast du gut gemacht." lobte sie das weiße Häschen, bevor sie aufstand und sich an Shaolan wand. "Komm." forderte sie ihn lächelnd auf.
 

Voll Tatendrang stand nun auch Shaolan auf. Nach einem kurzen Blick über den Schulhof, stellte er fest, dass hier gerade niemand vorbei kam und so schlichen sie sich in die Richtung, in die Mokona sie schickte.
 

Sie überquerten den Platz, der von drei Seiten von weiß gestrichenen und mit prachtvollen Ornamenten geschmückten Gebäuden gesäumt war und kamen zu einer Verbindungshalle. Mokonas Ohren zitterten leicht, als sie die großen Flügeltüren aus bunt schimmernden Glas öffneten und dann sprang es auf und rief laut "Mekyo!! Eine Feder !"

Warum hatte es das nicht vorher gespürt ?

Einen kurzen Augenblick nachdem Mokona die hibbeligen Bewegungen machte, fasste auch Sakura die Feder ins Auge. "Tatsächlich! Da ist eine Feder." freute sie sich seit langem mal wieder über den Anblick einer solcher. Diesmal schien kein Blut an ihr zu kleben oder jemand musste sich dafür in Gefahr bringen, um sie zu finden. Vielleicht hatten sie Glück und es wurde sogar einfach, an die Feder zu gelangen.
 

Vielleicht sollten sie sie einfach stehlen, dachte Sakura einen Moment... jedoch schien sie zu sicher eingesperrt zu sein. Sie könnten einen Alarm oder ähnliches auslösen, sollten sie versuchen sie jetzt ohne weiteres mitzunehmen. Und dann mussten sie doch wieder wegrennen.
 

Sie musste sich etwas besseres einfallen lassen, jedenfalls waren Fye und Kurogane auch in dieser Welt und nicht wie schon einmal, in einer vollkommen anderen Welt gelandet und sie wussten, dass es hier eine Feder gab. "Ich glaub wir haben diesmal wirklich Glück."

Auch Shoaln war erleichtert die Feder zu sehen. Auch wenn Sakura nicht mehr wollte, dass wegen ihren Federn Unglück über andere gebracht wurde, sollten sie zumindest diese Feder mitnehmen. Einmal schien kein Blut an ihr zu kleben und es sollte auch einfach sein, sie zu bekommen, denn er spürte zumindest keine magische Barriere um die Vitrine, in der die Feder leicht glimmend schwebte.
 

Seine Gedanken jedoch, wurden durch ein Motorengeräusch überschattet und als er verwirrt und ein wenig erschrocken - vielleicht griff sie etwas an ! - (1) umsah und bereits nach seinem Schwert griff, sah er draußen ihre zwei vermissten Reiskameraden auf einem seltsamen Gerät.
 

"Kurogane-san ! Fye-san !" Eilig wetzte er zur gegenüberliegenden Glastür und rüttelte daran. Doch sie war verschlossen. Der Motor des Gerätes heulte auf und der der Krieger zog sich gerade einen schwarzen Helm an, während Fye-san von hinten mit einem selbstzufriedenen Lächeln die Arme um den Krieger schlang und überall hin, bloß nicht in ihre Richtung sah.

"Kurogane-san!" Eilig rannte er zu einer anderen Tür, doch auch die war verschlossen. Bevor Shaolan auf die Idee kam, mit seinem Schwert die Scheibe zu zerschlagen, waren die beiden Erwachsenen längst losgefahren und hinter dem Schultor verschwunden.
 

Etwas besorgt blickte Sakura zu Shaolan, nachdem die beiden Männer verschwunden waren und legte dann beruhigend ihre Hand auf seine. "Vielleicht waren es ja auch gar nicht unsere Freunde, sondern nur der Kurogane und Fye dieser Welt." versuchte sie ihn zu beruhigen. Immerhin konnte sie sich nicht vorstellen, dass Kurogane-san so ein seltsames Gerät beherrschte.
 

"Nein..." antwortete Mokona der Prinzessin und ließ etwas die Ohren hängen. "Mokona hat genau gespürt, dass es keine anderen sind... und nun sind ihre Auren verschwunden..." erklärte es etwas niedergeschlagen. Wieso hatte Mokona auch nicht früher merken können, dass sie hier waren? Jetzt waren sie weg...
 

Leicht lächelnd nahm Sakura das weiße Tier in den Arm. "Aber Moko-chan... jetzt guck doch nicht so traurig... jedenfalls wissen wir jetzt, dass es ihnen gut geht und so wie es aussah, sich auch vertragen."
 

Etwas schniefend nickte Mokona und die Prinzessin wand sich wieder Shaolan zu. "Wir werden sie schon wieder finden..." ermunterte sie nun auch den Jungen, bevor sie ihn bei der Hand nahm und auf einmal ein wirklich breites Grinsen auf den Lippen trug. "Bis dahin! Heißt es dann wohl wieder hinter den Büschen verstecken... oder ein besseres Versteck finden!" und zog den Jungen schnell mit sich, bevor dieser wieder rot werden konnte. Auch Mokona hatte sie jetzt damit aufheitern können, denn dieses kicherte gemein in sich hinein. Fyes Verhalten färbte wirklich manchmal ab, dachte sie sich. Doch auch, wenn es neckisch klingen sollte und die beiden etwas aufmuntern, so freute sie sich trotzdem, noch mit ihrem Shaolan etwas alleine sein zu können, jetzt, wo sie die anderen beiden sicher wusste.
 

Und auch sie musste endlich aufhören, Trübsal zu blasen... so oft sagten ihr ihre Freunde, dass sie mit ihrem Lächeln alle aufheiterte und sie gerne für sie die Federn einsammelten. Wenn sie jetzt diejenige war, der die Federn nichts mehr wert waren, riskierte sie das Leben ihrer Freunde vollkommen wertlos.
 

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Nachdem Kurogane und der Magier sich ein paar Mal verfahren hatten, fanden sie endlich den Weg zurück zu dem Haus, das den Ebenbildern dieser Welt gehörte.
 

Etwas erschöpft von der langen Fahrt und dem eigentlich anstrengenden Tag mit nervigen Kindern, setzte der Ninja den Helm ab und stieg von dem Motorradgefährt ab.
 

Was er jetzt gut gebrauchen konnte, war wirklich eine kalte Dusche... jedoch musste er vorab eine Beschäftigung für den Magier finden. So eine Blamage wie in der Vampirwelt wollte er sich nicht noch einmal geben. Wieso hatte er sich damals auch nur so angestellt? Jetzt ärgerte es ihn wirklich...
 

Aber damals belastete ihn so viel auf einmal, dass er für so etwas einfach keinen Kopf hatte. Er hatte sich viel zu sehr in etwas reingesteigert... er konnte es selber nicht mehr nachvollziehen.

Kurz wurde er leicht rot, als ihm bewusst wurde, worüber er da vor der Haustür nachdachte und hoffte, der Magier bemerkte das nicht gleich schon wieder.
 

Natürlich bemerkte es Fye, der für solche Dinge einen regelrechten siebten Sinn zu haben schien und schon war sein Gesicht nur eine Nasenspitze von dem des japanischen Kriegers entfernt. "Was denkt Kuro-pipi denn? Was Kuro-wanwan und Fye-nyanko dieser Welt gerade in ihren Flitterwochen tun?"
 

Leise kicherte er in sich hinein und schlüpfte vorbei in den Hausflur, zog pfeifend seine Schuhe aus und fummelte Kuroganes Jacke auf einen Bügel. Eigentlich wollte er sofort in der Küche verschwinden, da weder er, noch Kurogane heute schon etwas außer das Frühstück gegessen haben, doch dann blieb er vor einer vollgepackten Pinnwand stehen, die gleich neben dem Schlüsselbrett stand.
 

Ein Haufen Fotos und Zettel waren darauf gepinnt, auch ein zerrissener Stadtplan und Prospekte von Pizzadiensten, vegetarischen Lieferdiensten, ein Zettel zur Abholung einer reparierten Lederjacke, Telefonnummern, Tickets für eine Motorradausstellung, ein Kochrezept für gefüllte Weinblätter, Kinotickets, Stundenpläne und scheinbar von Schülern gemalte Bilder. Weihnachtskarten, Valentinstagkarten, Geburtstagskarten, ausgeschnittene Bilder aus Zeitschriften und auch eine Rechnung hing an der hoffnungslos überfüllten Pinnwand.

Ein ganzes Leben.
 

Gefangen von diesem Anblick nahm Fye vorsichtig eines der Fotos herunter. Es war verwackelt und dementsprechend unscharf, doch es zeigte sie beide im grünen Gras liegend, der Reifen eines Motorrads noch in einer Ecke des Bildes. Er selbst lachte breit in die Kamera und Kurogane drehte genervt den Kopf weg, hatte aber offensichtlich Fye mit den Arm um seine Schulter schwungvoll näher an sich gezogen. Gras hing in dem schwarzen Haar und knapp über den Kragen des rot-weiß gestreiften Poloshirts war ein dunkler Fleck zu sehen. Das untere drittel des Bildes wurde von seinem Finger im Bild eingenommen.
 

Grummelnd folgte der Ninja dem Magier in die Wohnung und wollte eigentlich nur schnell eine Dusche nehmen und sich danach vor ein großes schwarze Teil hocken, das ihm in der Wohnung aufgefallen war und er auch schon aus Piffle-World kannte. Jedenfalls schien es so was ähnliches zu sein und wenn er Glück hatte und herausfand, wie es funktionierte, konnte er sich davor einfach hinsetzen und sich spannende oder auch weniger spannendere Geschichten ansehen.
 

Doch auch er blieb stehen und versuchte mit einem Blick über die Schulter des Magiers, mehr oder weniger interessiert herauszufinden, was dieser dort entdeckt hatte. "Das sieht ja furchtbar aus..." bemerkte er bei dem Anblick seines Spiegelbildes. Dass dieses übertriebene Grinsen des Anderen manchmal bescheuert aussah, darüber dachte er schon lange nicht mehr nach.
 

"Ich finds schön... ", Fye hielt das Foto ein wenig höher, damit Kurogane es gut sah. "Schau, du hast den selben grummeligen Gesichtsausdruck wie immer. Und schau ! Wie ich's prophezeit habe, hier hast du schon total die tiefe Falte, weil du so ständig guckst." Er tippte zwei Mal auf das Gesicht des Foto-Kuroganes und meinte damit die Partie zwischen seinen Augenbrauen. "Aber...", ein wenig Sehnsucht explodierte irgendwo in seinem Brustkorb und verflüchtigte sich nur ein bisschen, "dein Gesicht sieht total glücklich und zufrieden aus... entspannt... - obwohl du wieder so entnervt dreinschaust - der Fye dieser Welt, macht den Kurogane dieser Welt sicher sehr glücklich... "
 

Wütend grummelte der Ninja bei jedem weiteren Wort des Anderen mehr in sich hinein. Es war ja auch wirklich keine Kunst, bei dem Blonden graue Haare bzw. Falten zu bekommen!
 

Schwer seufzte er und blickte den Blonden an, nachdem dieser zu Ende gesprochen hat und einen Augenblick schien es so, als würde er über etwas nachdenken, während er sich das Bild noch einmal genauer ansah. Doch schnell löste er sich aus seiner nachdenklichen Starre wieder und konnte nicht anders, als dem Blonden eine leichte Kopfnuss zu geben. "Nun werd ja nicht überheblich Kleiner... nur weil wir hier verheiratet sind.“
 

Fye steckte das Foto zurück, obwohl er es eigentlich hatte einstecken wollen und klebte sich an den Arm des Ninja. "Kuro-pon ! Du bist so unsagbar unromantisch!"
 

Geschwind stellte er sich auf die Zehenspitzen und küsste Kurogane auf den Mund. "Aber jetzt koche ich erst mal~ Irgendwelche besonderen Wünsche ? Solange es nicht Sushi ist... ", sein Ton klang gegen Ende ein wenig angeekelt. Er hatte es einmal versucht und er wollte es nicht noch einmal tun. Da fand er diese "Onigiri" sehr viel schmackhafter. Sie wurden in Japan fast genau so zubereitet wie in Ceres, obwohl sie dort anderes hießen und mit anderen Früchten gefüllt wurden, oder manchmal auch mit Wurzeln, denn in einem so kalten Land gab es nicht all zu viele von ersteren.
 

Doch bevor der Magier in der Küche verschwinden konnte, fasste er den Magier am Handgelenk . "Lass mal... wir haben genug getan für heute..." hielt er ihn auf und besah sich konzentriert und interessiert die vollgepackte Wand und deutete auf eines der Prospekte, die dort angepinnt waren. "Das sieht gut aus..."Pizza?" oder so... lass uns das essen..." schlug er vor - sicherlich auch aus Eigennutz und Angst, der Blonde könnte wieder irgendwas seltsames zusammen matschen - und versuchte herauszufinden, was die Zahlen hinter dem Wort "Lieferservice" zu bedeuten hatten. Dass sie anscheinend hier her gebracht wurde, konnte er dem Wort Lieferservice entnehmen... nur wie, kam man daran?!
 

"Hm..", nachdenklich starrte Fye gemeinsam mit Kurogane eine ganze Weile auf die Zahlen und zuckte dann mit den Schultern. " Das ist eine Telefonnummer. Wenn man da anruft, kann man sagen, was man auf die Pizza möchte und dann bringen sie es. Man bekommt sogar das Geld erstattet, wenn die Pizza schon kalt sein sollte.", klärte er den anderen auf. In der Regenwelt, hatte Kurogane und er ständig Pizza bestellt, wenn die Kochkünste seines Mitbewohners mal wieder einmal zu wild wurden. "Aber wir brauchen Geld."
 

Überrascht, dass der Andere das so genau wusste, blickte Kurogane ihn einen Moment lang an. Aber der Blonde hatte Recht, sie brauchten Geld.

Irgendwo musste aber bestimmt welches sein. Hier sah alles so gut eingerichtet und auch nicht gerade billig, wie der Ninja das beurteilen konnte, aus. Außerdem arbeiteten sie hier beide und hatten auch ein Motorrad vor der Haustür.
 

Ohne weiter auf den Magier einzugehen, durchwühlte er die Schubladen des kleinen Schrankes, der hier im Flur stand und hatte tatsächlich das Glück, auf Papierscheine zu finden, die wie Geld aussahen.
 

Schnell drückte er dem Magier etwas von dem Geld in die Hand. Er wusste zwar nicht, woher der Magier sich so gut mit "Pizza" auskannte, aber er selber hatte davon noch nie etwas gehört und auch wenn ihm seine eigene Idee, dem Magier jetzt zu vertrauen, was Essen anging ein wenig Angst machte, so blieb ihm keine andere Wahl "Bestell mir einfach das Gegenteil von dem, was du mögen würdest" bat er ihn.
 

"Okay, Kuro-sama~"
 

Eine halbe Stunde später hatte Fye den Pizzajungen in Verlegenheit gebracht, indem er sich von ihm genau erklären ließ, wie viel jeweils welcher Schein wert war und ihm dann mit einem großzügigen Trinkgeld wieder nach draußen befördert hatte, Kurogane zur Weißglut, indem er beim Fernsehschauen immer wieder alles kommentiert hatte und sie ihren Hunger gestillt.
 

Sie hatten sich zum Essen ins Wohnzimmer auf das Sofa geflappt, weil Kurogane gerne den Fernseher benutzen wollte - eine Erfindung, die wohl Kurogane aller Welten faszinierte, für Fye war es langweilig, er hatte in Ceres dank seiner Magie jeden Ort beobachten können - und nun kratzte er halb in Kuroganes Schoß liegend, die letzten Reste seiner Frutti di Mare mit Spinat aus dem Karton.
 

Kurogane hatte er eine Pizza mit extra viel Pilzen, extra viel Schinken, extra viel Käse und extra viel Tunfisch bestellt. Ein wenig schlechtes Gewissen hatte er schon, da die Kinder nicht da waren, wer wusste schon, ob sie jetzt auch etwas Warmes zu Essen hatten. Aber Sakura mit ihrem Glück und Saolan mit seiner Entschlossenheit würden sich schon irgendwie durchschlagen können.
 

Satt und ein wenig genervt, von den ständigen Kommentaren des Magiers, schaltete Kurogane das Gerät nach einer Weile seufzend aus, es brachte eh nicht viel, wenn man damit beschäftigt war, sich auf die flimmernde Kiste und gleichzeitig auf den Magier zu konzentrieren versuchte.

Trotzdem war er zufrieden und fühlte sich entspannt wie schon lange nicht mehr.
 

Ohne großes Zutun, hatte er angefangen, den Mann auf seinem Schoss sanft durch die Haare zu streifen und er selbst schloss die Augen.
 

"So gefällt mir das..." gab er vor sich selber und dem Anderen nach einer Weile zu. "Nur du und ich..." sprach er leise weiter und bemerkte, wie der Traum des Magiers immer mehr auch der von ihm geworden war.

Allein schon für diesen ruhigen Moment hatte es sich gelohnt, weiter durchzuhalten und auch wenn er oft noch Probleme hatte, zuzugeben, dass er sich sehr wohl bei dem Blonden fühlte und es ihm schwer fiel, das auch zu zeigen, so gab es hin und wieder Momente, in denen es einfach hervorkroch und er seinen Gefühlen einfach Lauf ließ.
 

Und dies hier, war gerade so ein Moment.
 

Es war ruhig, auch wenn das Gebrabbel des Magiers gemischt mit dem eigentlich nervigen Geflimmer des Fernsehers immer noch in seinen Ohren klang.
 

Aber es war entspannend gewesen.
 

Er brauchte diesen hyperaktiven Menschen einfach um sich herum.

Man war einfach nicht mehr alleine und dieses Gefühl beruhigte den Krieger innerlich ungemein und machte ihm gleichzeitig so viel Angst, all dies innerhalb weniger Sekunden wieder zu verlieren... doch darüber wollte und sollte er sich hier keine Gedanken mehr machen. Hier war alles in Ordnung. Hier lag der blonde Mann in seinem Schoß und niemand wollte sie hier auseinander reißen, umbringen oder sonst etwas.
 

Sie gehörten in dieser Welt zusammen und so, wie sie hier beisammen saßen, spürte Kurogane so intensiv wie noch nie, dass sie beide das auch taten, irgendwo.
 

Denn das war auch der Grund, warum sie noch hier zusammen waren.

Sie hatten sich immer wieder zusammengerauft, immer wieder gekämpft und bis jetzt, immer wieder gewonnen.
 

Der dazugehörige Kopf zum Haarschopf in Kuroganes Schoß gab ein Geräusch von sich, dass überzeugend wirklichkeitsnah an das Schnurren einer Katze erinnerte. Fye hatte sein Auge genüsslich geschlossen und stellte blind den Pizzakaton auf den gläsernen Tisch.

Obwohl er den Film ständig kommentiert hatte, war der Inhalt schon längst wieder vergessen. Jetzt gab es sich auch auf wichtigeres zu konzentrieren. Die Hand auf seinem Kopf streichelte langsam und massierte leicht seine Kopfhaut. Er mochte das, auch wenn ab und an zerzauste Haarsträhnen an den großen, rauen, dunklen Händen hängen blieben und es leicht weh tat.
 

Nach Kuroganes Worten schmiegte er sein Gesicht nur noch mehr an Kuroganes mit Jeansstoff ummantelten Beine und schob warme seine Hand leicht unter Kuroganes Shirt, um den starken Rücken zu streicheln.

"Ich mag das auch sehr..."
 

Sein Kopf tat etwas weh, weil er heute so viel hatte lernen müssen... die Namen der Lehrer, die Raumnummern, und auch über das Fach, das er unterrichten sollte... es war Magie sehr ähnlich und er würde es sicherlich hinbekommen. Vielleicht konnte er mit den Schülern lustige Experimente machen~ ?

Die Hand in seinen Haaren tat gut und einen Augenblick versuchte er alles Unwichtige, außer diese Hand, geistig bei Seite zu schieben. Die Geste war bereits vertraut unter ihnen und auch wenn sie selten Zeit für sich fanden, zeugten diese kleinen Gesten stets von einer gewissen Akzeptanz und Unverkrampftheit, die ihn jedes mal rührte.
 

Auch der Ninja schloss für einen Moment die Augen, als er die warme Hand auf seinem Rücken spürte und ein leichter Schauder durch seinen Körper ging.
 

Kurz ließ er die Hand noch in den blonden Haaren verweilen, bevor er sich aufrichtete und den anderen Mann vorsichtig an den Schulter fasste, ihn leicht nach oben schob und ihm somit deutlich machen wollte, dass dieser etwas hoch kommen sollte. Der Krieger hatte gerade in diesem Moment, einfach nur das Bedürfnis, den Anderen küssen zu wollen und nach so langer Zeit, einfach nur nah bei sich zu haben. Ihn festzuhalten und nicht mehr loszulassen.
 

Folgsam richtete sich der Blondschopf auf und sah Kurogane ein wenig fragend in die Augen. War das Kurogane nun doch zu nah? Doch dann erkannte er den Blick und schmunzelte leicht, bevor Kuroganes Lippen auf seinen sein Lächeln hinweg wischten. Mit einem Seufzen öffnete er leicht den Mund und kam Kuroganes Zunge mit seiner ein wenig entgegen. Der Kuss war zunächst fast ein wenig scheu, zu gut erinnerte er sich an die Vorkommnisse in der Dusche und er war ein wenig unsicher, wie weit Kurogane sich von - was auch immer es war - erholt hatte.
 

Er merkte, wie unsicher der Magier sich in diesem Kuss fühlte und er konnte sich denken, woran das lag.

Zwar hatten sie sich vorhin auf dem Sportplatz ohne Probleme geküsst, doch hier waren sie alleine und jeder Schritt war mit Sicherheit einer, der gerade viel Überwindung kostete und Unsicherheiten aufwarf.
 

Und Kurogane konnte es verstehen. Nachdem er den Magier so von sich gestoßen hatte. Wer wusste schon, was der Magier sich für dieses Geschehen an Gründen ausdachte. Er wusste es ja selber nicht einmal genau.
 

An den Problemen, die sie hatten?

An den Erfahrungen des Anderen? An die lange Zeit, die er mit Ashura zusammen war?
 

Der Ninja war es gewohnt, mit Frauen zu schlafen, nicht jedoch mit Männern. Und auch, wenn er sich bei jedem Mal mit dem Magier sicher gewesen war, war sein Selbstbewusstsein in letzter Zeit so sehr angeknackst, dass Zweifel kaum ausblieben.

Er hatte Angst gehabt, etwas falsch zu machen, vor dem Anderen zu zeigen, wie unsicher er sich zur Zeit fühlte. Mal davon abgesehen, dass er wirklich nicht in Stimmung war für so etwas gewesen war...

Ausgerechnet er...
 

Leicht seufzte er, bevor er den Kuss abbrach und sich von dem Magier löste. "Denkst du, es liegt an dir?" fragte er ihn nach einer Weile, indem er ihm vorsichtig mit der Hand über die Wange strich.
 

Selbst wenn er selber wahrscheinlich keine Antwort darauf wusste, sollten sie hin und wieder versuchen, miteinander zu reden, auch wenn der Ninja schlecht in so was war. Aber um auf einen gleichen Nenner zu kommen, war es ab und zu einfach erforderlich. Und natürlich um weitere Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.
 

Dieser forschende Blick machte ihn erst recht unsicher. Irgendwie waren gerade ihre Rollen vertauscht, normalerweise war er es, der beruhigend auf Kurogane einredete. Er wusste nicht woran es lag, aber er hatte Vermutungen. Aber keiner wagte er auszusprechen. Etwas hilflos zuckte er mit den Schultern.
 

"Irgendwie schon... du hast sicher gerade vieles in deinem Kopf, über das du nachdenken musst... "
 

Irgendwie überkam ihn gerade ein schlechtes Gewissen, dass der Magier so einen Satz sagte... immerhin, hatte er sicher nicht weniger Dinge im Kopf, über die er nachdenken musste. Und auch wenn der Ninja ihm unweigerlich mit seinem Verhalten weh getan haben musste, klagte der Blonde ihn weder an, noch machte er ihm Vorwürfe.
 

Dann war er ihm jetzt jedenfalls wenigstens eine ehrliche Erklärung schuldig, selbst wenn es noch so schwer fiel über so etwas zu reden, noch, dass er selber nicht einmal genau wusste, woran es lag.
 

"Aa... ich habe vielleicht zu viel nachgedacht..." antwortete er dem Magier nach einer Weile. "Ich wusste genau, dass es dir weh tun würde, wenn ich deinem verdammten Ebenbild Blut gebe... und ich wusste, dass du dich deshalb mies gefühlt hast. Und anstatt auf irgendeines deiner Gefühle Rücksicht zu nehmen, hab ich es nur noch schlimmer gemacht, indem ich dich hintergangen und belogen habe. Ich wusste selbst kaum noch, wer ich war und was ich getan habe... Noch dazu hast du mich total durcheinander gebracht mit deinem verdammten "Du liebst nur mich" -Gefrage... Ich hab angefangen über Dinge nachzudenken und zu zweifeln, auf die ich alleine wahrscheinlich nicht einmal gekommen wäre... dann die Entführung des Jungen, der Kampf, das wurde mir einfach alles zu viel. Diese verdammten Visionen, die ich habe, nachdem ich von dir Blut getrunken habe. Ich hab dich darüber total vergessen... ich habe dich sogar von mir gestoßen... ich konnte einfach nicht mit dir schlafen! Nicht, weil ich mich vor dir ekel oder sonst etwas... sondern weil..." kurz seufzte er, er hatte bemerkt, dass er sobald er im Redefluss war, es gar nicht mehr so verdammt schwer viel, vor allem nicht mehr mit dem Magier, über solche Dinge zu sprechen, denn selbst wenn er ihn nicht verstand, wenigstens zuhörte.
 

Aber das fiel ihm nun doch nicht so einfach. "..Wusstest du, dass ich das Ebenbild der Prinzessin in der letzten Welt angegriffen habe um an Blut zu gelangen? Noch dazu habe ich dich absichtlich provoziert, obwohl ich wusste, dass ich dir schon genug wehgetan hatte..." lenkte er von dem Thema mit der Dusche wieder ab. "Es wirkte und wirkt alles so verdammt zerbrechlich... ich hab dich schon einmal fast verloren... und mit jeden verdammten Schritt den wir machen, rückt die Gefahr näher, dass so etwas noch einmal passiert..."
 

Er schloss die Augen, nachdem er zu Ende gesprochen hatte und bemerkte, dass er einfach nur Angst hatte. Verdammte Angst davor, dass alles aus dem Ruder lief, die Steine über die sie steigen mussten zu groß wurden und das Schicksal sie am Ende, nach all ihren Bemühungen, doch auf eine grausame Art und Weise trennte.
 

Er wusste einfach nicht, wie man mit dem Gefühl "Liebe" umging... wie man mit Menschen umging, die man liebte. Wie man sie beschützen konnte und dabei noch an den Anderen zu denken, wenn man gleichzeitig von dem Gefühl diesen zu verlieren und der damit verbundenen Angst, fast wahnsinnig wurde.
 

Langsam schüttelte Fye den Kopf. "Nein... dass wusste ich alles nicht... ich dachte... es liegt daran, dass du jetzt Blut trinken musst und kein Mensch mehr bist... dass du damit nicht umgehen kannst..."
 

Er atmete tief durch und starrte eine Weile aus dem Fenster, hinter dem es schon stock dunkel geworden war. Sie befanden sich in einem ruhigen Wohngebiet auf einem Hügel, von dem man auf die ganze Stadt herunter sehen konnten, doch die Bäume in dem das Haus umgebenden Garten waren so hoch, dass nicht einmal ein schwacher Schein zu sehen war. Hier im Wohnzimmer brannte ein angenehm gedämpftes, gelbliches Licht und gerade kam ihm das wie ein Gleichnis vor. Sie waren hier, hier war ein wenig Licht und vor und hinter ihnen, lag verdammt viel Dunkel.
 

Auch wenn irgendwo hinter den Bäumen Licht war und auch irgendwann die Sonne aufging, sie konnten es nicht sehen. Und zweifelten sie einmal an der Existenz des Lichtes, wurden die Stunden bis zum Morgen um so länger.
 

Ihm gingen viele Dinge im Kopf herum und eigentlich wollte er den dunkelhaarigen Mann einfach nur in den Arm nehmen und ihm sagen, dass er sich keine Sorgen machen musste. Dass er ihm nicht böse war und Verständnis hatte, für alles. Denn er wusste, dass Kurogane nur das fordern würde, was er brauchte und ihn nicht absichtlich verletzte.

Doch das würde nur wieder bedeuten, dass sie das ganze Thema bei Seite schoben. Sie konnten nicht länger davor weg laufen, sie mussten irgendwie damit umgehen, auch wenn es unangenehm war. Und sie mussten es zusammen tun, weil es sie beide betraf.
 

Während er so mit sich argumentierte, schloss er kurz müde die Augen und lehnte seine Stirn an Kuroganes Schulter. Dann richtete er sich auf und sah dem Krieger wieder offen in die Augen, die ihm nun um so mehr, an loderndes Feuer erinnerten.
 

"Dir ist es einfach über den Kopf gewachsen... nicht wahr ? Aber ich glaube... das ist normal.... so viel... kann verloren gehen... so viel was vorher gar nicht wichtig war...
 

Du hast Sakura-chan sicherlich eine Schrecken eingejagt... aber ich denke sie wird es verkraften, schließlich lebt sie in so einer Welt, wo so etwas dauernd passieren kann... doch.,. das mit dem meinem Ich aus der Vampirwelt... es war mein Fehler... ich war so dumm... eifersüchtig zu werden... und zu nachgiebig zu sein...

Sakura hatte mich gebeten, dich darum zu bitten, diesem Mann Blut zu geben... doch... Der Gedanke etwas hergeben zu müssen, was nur uns gehört... was zu unserem wurde, weil wir beide bereit waren, für den anderen die Verantwortung zu tragen... hat mir irgendwie Angst gemacht..."
 

"Ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass es kein Problem mehr für mich ist, das Blut von dir zu trinken... und das habe ich auch ernst gemeint" antwortete er dem Magier und seufzte leise. "Immerhin haben wir uns dafür entschieden und du hast mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin... hör auf dir deshalb Vorwürfe zu machen. Es verbindet uns und ich bin von dir abhängig, das habe ich eingesehen... und nur, weil mein Blut nun auch durch den Körper deines Ebenbildes fließt, bedeutet das noch lange nicht, dass es die selbe verdammte Verbindung ist.
 

Ihm hab ich mein verdammtes Blut gegeben, weil ich sein Leben retten wollte... dir gab ich es, weil ich dich nicht verlieren wollte. Nur... mach diese verdammte Verbindung nicht zu dem Einzigen, das uns zusammen hält und uns zusammen halten wird... denn dann haben wir schon verloren... deshalb musst du auch nicht eifersüchtig sein." sagte der Ninja einfach das, was ihm durch den Kopf ging, selbst wenn es ihn schon irgendwie beruhigte, dass der Andere doch auch eifersüchtig sein konnte und dies mal zugab. Das gab ihm selbst etwas Sicherheit zurück und stellte ihn nicht ganz so als Idioten dar, wenn er mal wieder eifersüchtig auf diesen verdammten Ashura wurde oder irgendwelche anderen Kerle, die sich an den Magier ranmachten.
 

"Du hast recht... das hast du mir gesagt...", schwer seufzte Fye, "entschuldige..."
 

Ein wenig beschämt senkte er den Blick und starrte auf Kuroganes Brust. Er hasste es, eifersüchtig zu sein. Er wollte es nicht. Eifersucht schaffte immer nur wieder Leiden und sperrte den anderen ein.
 

Eifersucht war ein Zeichen von mangelndem Vertrauen, in seinen Augen, und er vertraute dem Ninja doch... dennoch hatte er nicht anders gekonnt, hatte zwar nie etwas gesagt, war danach aber jedes Mal um so anhänglicher und nerviger gewesen und wollte Bestätigung, dass sie in Zukunft doch zusammen bleiben würden. Eine Bestätigung, die Kurogane ihm nicht geben konnte. Aber nicht weil er nicht wollte, sonder einfach nur weil es nicht ging.
 

Fye sah das jetzt ein... vielleicht hatte er sich zu sehr an dieses Blutband geklammert, dass er am Anfang überhaupt nicht gewollt hatte. Er hatte Angst gehabt, dass diese Fessel ihr Vertrauen zerstören konnte. Diese Abhängigkeit sie einander hassen ließe. Kurogane ihn dafür hassen würde, ihn so stark an sich zu binden, einzusperren, wie einen Süchtigen hörig machen. Doch genau das Gegenteil war passiert... er hatte sich von dieser Verbindung einnehmen lassen und unterbewusst tatsächlich geglaubt, das wäre das einzige, was sie halten konnte, wenn die Welt wieder um sie herum in Chaos versank.
 

Darin lag wohl wirklich das Problem. Langsam griff er nach Kuroganes Hand und hielt sie in seinen beiden eigenen. Bewunderte den krassen Kontrast, den ihre Hautfarbe bildete. Wie viel oberflächliches und wenig tiefgründiges ihre Hände aussagten. Kuroganes Hände waren die eines Kriegers, rau, stark, groß, unzählige unsichtbaren Narben waren darauf zu spüren, wenn er mit seinen Fingern darüber strich. Seine Hände waren weich, fast weiblich, als hätte er nie eine Waffe in der Hand gehabt, die Hände eines Künstlers. Dabei konnte Kurogane so sanft sein und seine eigenen Hände so blutig und todbringend.
 

Er bemerkte, dass Kurogane ihn abwartend ansah, fast ein wenig besorgt, weil er nicht antwortet und er merkte, dass er schon wieder einmal alles nur gedacht hatte und den Anderen immer noch in Unsicherheit ließ.
 

"Irgendetwas habe ich unbewusst total verdreht. Ich war besessen davon, dass du nichts falsches denkst, dich abhängig und kontrolliert fühlst. Mich hasst, weil ich dir sogar die Erfüllung deines Wunsches nach Japan zurück zu kehren verweigere. Ich wollte nicht, dass dieses Band für uns eine Rolle spielt.
 

Und dabei habe ich mich selbst abhängig gemacht von diesem Band. Es schwirrte so in meinem Kopf hin und her, dass ich irgendwann dachte, wenn die Welt wieder in Chaos versinkt, verbindet uns wenigstens das.

Dabei ist es doch so anders...
 

Du hast mir mein Leben aufgezwungen und ich dir das mit mir. Aber wir haben uns beide dazu entschieden...

Nur weil es bindet, ist es kein Zwang...
 

Dieses Blut bedeutet mir eigentlich nichts... du bedeutest mir etwas. Aber als ich in diesem Raumschiff dachte zu sterben... habe ich gemerkt, dass ich mich noch so belügen kann... gegen die Welt komme ich nicht an. Ich kann nur auf dich vertrauen... ich habe auf einmal so viel zu verlieren.

Dabei...
 

jedes Mal wenn ich darüber nachdenke...
 

ist die Angst gar nichts dagegen, was ich gutes, wirklich gutes, fühle, einfach nur, weil du bei mir bist... und mich lieben kannst... doch ich hab das Gefühl, dass ich viel mehr nehme, als ich geben kann... immer bist du derjenige der mich rettet, auf mich aufpasst...
 

In der Piratenwelt hast du dein Gedächtnis als erstes wieder gefunden.

Oder auf dem Raumschiff hast du dein Leben riskiert, um meines zu retten. Auch als ich diese Stadt zerstört hatte, warst du bei mir. Egal was du über mich erfahren hast, du hast mich nie gehasst...
 

Ich war so froh, dir wenigstens Blut geben zu können... auch wenn ich dich erst schwach gemacht habe..."
 

Kurogane bemerkte, wie gut es tat, einfach mal alles auszusprechen, was einem auf der Seele lag und endlich Missverständnisse aus der Welt zu räumen und er bemerkte auch, dass es dem Anderen anscheinend auch nicht unbedingt schlecht tat.
 

Die Zeit über, während der Magier redete, betrachtete der Ninja, wie dieser mit seiner Hand spielte und auch wenn es nie ausgesprochen war, hatte er sich so etwas schon gedacht. Dass diese Verbindung sie einfach überrannt hatte und sie alles von ihr abhängig gemacht hatten. Ihre Probleme und Ängste daran gekettet und alles darauf abgewälzt. Wobei die Probleme ganz woanders lagen. Und da sie einfach nie über so was redeten oder der Magier noch dazu, nie seine negativen Gefühle zeigte, konnte Kurogane nicht mehr abschätzen, was in dem Blonden vorging.
 

Sie hatten in der letzten Zeit viel zu sehr aneinander vorbei gelebt und auch wenn sie sich hin und wieder trotzdem nah gewesen waren, waren sie gedanklich so weit voneinander entfernt, wie es wahrscheinlich nur zu Anfang ihrer Reise gewesen war.
 

So ein ruhiger Moment wie dieser lag so fern, dass der Ninja kaum noch daran geglaubt hatte oder sich vorgestellt, wie es war, wenn man mit dem Blonden einfach mal alleine war.

Er hatte es einfach vergessen und darüber hinaus, sich in ein Problem nach dem anderen reingesteigert. Egoistisch gehandelt und sich von seinem eigenen Selbstmitleid zerfressen lassen.
 

Bevor der Magier weiterreden konnte, legte er ihm vorsichtig die Finger auf die Lippen um ihn davon abzuhalten und sah ihm direkt in die Augen.
 

"Wenn nicht ständig jemand bei dir ist und auf dich aufpasst, treibst du ja auch nur Blödsinn oder deine Mitmenschen in den Wahnsinn..." sagte er leise und auch wenn er sich nichts mehr wünschte, als dass der Magier endlich einmal zeigen würde, was genau in ihm vorging, wusste er, dass er ihn nicht zwingen konnte und schon gar nicht verändern.
 

"Außerdem... bin ich sehr froh darüber, dass es sich um dein Blut handelt... und nicht das von irgendeinem Idioten, der mir nichts bedeutet..." gedankenverloren strich er mit seiner freien Hand den Hals runter und blieb an der Stelle, an der er so oft zugebissen hatte.
 

"Irgendwie hat das ja auch was..." dann beendete er seinen Satz... was wollte er grad sagen, tatsächlich so was wie: "romantisches"? Schwer seufzte er und er bemerkte, dass es das erste Mal war, indem sie regelrecht über ihre Gedanken und Gefühle sprachen, ohne dass es in einen Streit geriet.. aber er wollte den Tag nicht schon vor dem Abend loben, wer wusste, worauf das hier noch hinauslaufen konnte.
 

Ein überraschter Ausdruck legte sich auf Fyes Gesicht, während er Kuroganes Worten aufmerksam lauschte. "Romantisch ?", fragte er mit einem leisen, aber nicht verspottenden, Lachen nach. "Irgendwo schon, nicht wahr ? Shaolan-kun hat mir erzählt, dass es in CLOW Country und den umliegenden Ländern viele romantische Geschichten über Vampire gibt, weil sie nur sterben können, wenn man ihr Herz erdolcht."
 

Er rückte ein wenig mehr an Kuro-pon heran und legte die Arme um seine Schulter. Sein Lächeln wurde ein wenig verschmitzter, fast lasziv, auch wenn klar zu erkennen war, dass es diesmal kein bewusster Gesichtsausdruck war. "Ich mag das Gefühl, wenn du von mir trinkst. Ich verliere zwar den Boden unter den Füßen, aber ich weiß ja, dass du ganz nah da bist. An meinem Hals."
 

Kurz grummelte der Ninja in sich hinein... erst sagte der Magier ihm ständig, dass er so "unsagbar unromantisch" war und da versuchte er mal etwas "romantisches" zu sagen und er wurde deshalb beinahe ausgelacht.
 

"Na dann..." brachte er dem Anderen leise entgegen und legte ebenfalls seine Arme um ihn, um diesen noch etwas näher an sich heran zudrücken und selbst musste er sich ein leichtes Grinsen unterdrücken, als er einige Haarsträhnen von dem Nacken des Magiers entfernte und seine Lippen vorsichtig anlegte.
 

Wenn das so war, konnte er ja ruhig dafür sorgen, dass dieser den Boden unter den Füßen verlor. Und auch, wenn er noch keinen wirklichen Durst hatte, war das die beste Möglichkeit ihm zu beweisen, dass er seine Worte wirklich ernst meinte und nichts schlimmes mehr an dem Bluttrinken fand.
 

Außerdem, war es vielleicht auch gar nicht so verkehrt, in regelmäßigeren Abständen von ihm zu trinken.
 

Kurz schloss er noch die Augen, bevor er zubiss und die warme Flüssigkeit wieder auf seinen Lippen spürte... Durst hin oder her, dieses Ritual zeigte ihm immer wieder, wie dringend er das Blut des Anderen brauchte und er wirklich ein Vampir war, der regelrecht süchtig danach war und seine Bedürfnisse nur vollkommen erfüllt spürte, wenn er von dem Magier trank.
 

Das erste Mal ohne ein mulmiges Schuldgefühl im Magen schauderte der Mann in Kuroganes Armen auf, als sie die spitzen Zähne scheinbar mühelos durch die dünne Schicht aus Haut und Fleisch bohrten und er spürte es, spürte jede einzelnen Blutstropfen in seinem Körper, als die Halsschlagader durchbrochen wurde.

Einen intensiven Zug lang, benebelnder als jedes Opium in Ceres, hatte er das Gefühl den Halt zu verlieren. Er war nicht mehr in diesem Zimmer, nicht mehr in dieser Welt, vielleicht nicht einmal mehr in dieser Zeit, alles schien außerhalb.
 

Er hatte sich auf dieses Gefühl eingelassen, und als spürte die vor Leben pulsierende Welt um ihn herum, dass Barrieren gebrochen, neue Wege frei waren, pulsierte die Magie durch seine Adern, wie nach einem langen, langen Schlaf wieder erweckt.
 

Erschrocken krallte Fye seine Finger fester an Kuroganes Arme, sein Kopf fiel nach hinten und ein leises Stöhnen kam über seine Lippen. Doch das nahm er gar nicht wahr. Alles was er wahr nehmen konnte, war das rasende Blut in ihren Körpern, das tiefe Trommeln ihres Herzschlages und die wiedererweckte Magie, die in einem ungebrochenen Kreislauf ihre Runden durch sie beide zog.
 

Er wusste nicht, was geschehen war, doch als die Welt nicht mehr so strahlen hell war und er langsam wieder Sinn für Raum und Zeit bekam, trank Kurogane immer noch von ihm, als wäre dieser Zustand nicht mehr als ein paar Sekunden angehalten. Er fühlte sich warm, er hörte die wispernden Stimmen seiner Magie - und unglaublich müde.
 

Er hatte die Augen halb geschlossen, als er anfing, das Blut des Anderen zu trinken und augenblicklich, fühlte er sich wie benebelt. Die Welt um ihn herum sah er nur noch schwummrig und sie verdunkelte sich für einen Moment. Nichts mehr außer dieses Verlangen das Blut zu trinken und dieses Gefühl, das dabei in ihm entstand nahm er noch wahr.

Er bemerkte gerade noch, wie der Magier die Finger in seine Oberarme krallte und automatisch, drückte er ihn noch ein Stück näher an sich heran, eigentlich sollte es für den Anderen beruhigend wirken, doch er selber bemerkte, dass es gleichzeitig auch dem galt, besser von ihm trinken zu können.
 

Er bemerkte, wie er mit jedem Schluck, den er tat mehr Kraft zurück bekam und wie der seltsame Geschmack ihm einfach nur noch gut tat und er sich nicht mehr davor ekelte oder sonst etwas, seitdem der Magier ihn zu einem Vampir gemacht hatte. Das war jetzt seine Art und Weise zu überleben und an seine Kraft zu gelangen.
 

Und auch wenn er sich von dem letzten Mal noch ziemlich kräftig fühlte, spürte er, dass dieses zusätzliche Trinken ihm noch viel mehr von seiner Kraft zurück gab. Dass das, was er abgegeben hatte um den Anderen zu retten, nicht verloren gegangen war. Dass es einfach sicher irgendwo aufbewahrt wurde. In dem Blut des Menschen, dem er zu vertrauen gelernt hatte... und der immer wieder sagte, dass ihm sein Blut wichtiger geworden war, seitdem es mit dem von Kurogane gemischt war. Dass seine Kraft an dem einzigen Ort war, wo er sie sicher beschützt und bewahrt wissen konnte.
 

Es fiel ihm nur sehr schwer, nicht vollkommen die Kontrolle über sich zu verlieren und nicht mehr zu wissen, wann er aufhören musste. Bis jetzt hatte er nur getrunken, wenn er wirklich am absoluten Limit angekommen war und nur das Blut ihn in dieser Welt halten konnte und sobald dieser ihn fast wahnsinnig machende Durst gestillt war, er wusste, dass er aufhören musste. Doch jetzt tat er es vollkommen aus freiwilligen Stücken und musste selber entscheiden und bemerken, wann es genug war.
 

Nur sehr langsam gelang es ihm, diese verschwommene Wirrung aus Realität und Trance wieder voneinander zu trennen und nachdem er seinen letzten Schluck nahm, löste er sich von "seiner Beute" und leckte mit seiner Zunge über die von ihm zugefügte Wunde, um dieses Ritual dieses mal vollständig abzuschließen und die Bissspuren wieder verschwinden zu lassen.
 

Er fühlte sich warm und kraftvoll... als wäre ein Teil seiner Erschöpfung der letzten Wochen einfach innerhalb ein paar Sekunden erloschen.
 

Etwas löste er sich von dem, im Gegensatz zu ihm vollkommen kraftlosen, Körper und vorsichtig nahm das blasse Gesicht in seine Hände und sorgte dafür, dass sich ihre Lippen heute nun schon zum vierten Mal berührten. Er wusste in diesem Moment einfach nichts mehr zu sagen, auch wenn sie sich sicherlich noch nicht voll und ganz ausgesprochen hatten und er sich vielleicht wenigstens bei dem Anderen bedanken sollte, ihm sagen, dass er ihn liebte oder sonst etwas... aber er konnte und wollte nicht und irgendwie hatte er das Gefühl, dass es auch nicht unbedingt nötig war in diesem Augenblick.
 

Nach dem heftigen Magieschub fühlte sich Fyes Körper seltsam bleiernd an und er war völlig verausgabt. Doch irgendetwas in ihm fühlte sich stark und vor Energie fast überbrodelnd an. Nur das äußere Gefäß schien gerade etwas Schlaf zu brauchen.
 

Schon spürte er wieder Kuroganes Lippen auf seinen und zufrieden lächelte er. "Oh Kuro-wanwan, ich glaube jetzt habe ich Hunger... magst du mir nicht was kochen?" Trotz seiner Erschöpfung konnte er nicht umhin glücklich zu lächeln. Kurogane hatte die Wahrheit gesagt, er hatte keinen Ekel gespürt. Sanft wischte er ein wenig Blut aus Kuroganes Mundwinkel, bis sich die Kraft in Kuroganes Körper so weit auf ihn übertragen hatte, dass er nicht mehr mit der schwarzen Bewusstlosigkeit am Rande seines Sichtfeldes kämpfen musste und sich aufrichteten konnte.
 

Kurz stockte der Ninja und sah den Magier etwas perplex an. "Kochen?" fragte er etwas unsicher nach. Erstens, hatten sie doch vorhin erst diese seltsamen Pizzateile gegessen und zweitens, verlangte da wirklich jemand von ihm! er solle was kochen?! Er hatte doch überhaupt keine Ahnung, wie das funktionierte!
 

Aber wenn er sich so das blasse Gesicht ansah und dass letztendlich ja er Schuld an diesem Zustand war, mal davon abgesehen, dass der Magier sowieso schon seit langem so kränkelnd und nicht gerade gesund aussah, war es sicher nicht schlecht, wenn er etwas mehr essen würde. Denn abgenommen hatte er auch definitiv...
 

Schwer seufzte er und hielt den Magier, der wirklich wackelig auf den Beinen schien davon auf, aufstehen zu wollen und deshalb packte er ihn am Handgelenk und zog ihn zurück auf das Sofa und gab sich geschlagen. "Dann bleib liegen, verdammt." wies er ihn an, bevor er aufstand und wusste, dass er gerade sein Todesurteil unterschrieben hatte... kochen.
 

Grummelnd blickte er in die Richtung der Küche. "Was willst du denn?" fragte er den Magier.
 

"Auf jeden Fall kein Sushi.."
 

---------------- Ende Chap 69 ------------------

(1)(shao wird echt paranoid)
 

----- Yann Tiersen ( Amelie OST ) - – Comptine d’un autre été – L’après midi -----



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2007-12-10T21:04:26+00:00 10.12.2007 22:04
Die FF ist echt der Hammer !!
und ich finde deinen Schreibstyl total gut =)
schreib bidde schnell weiter ;)
Von:  Engelchen_Fynn
2007-12-07T09:39:46+00:00 07.12.2007 10:39
Ok, ich weiß jetzt gar nicht mehr wie viele Tage ich gebraucht habe, um alle 69 Kapitel zu lesen....
Ist ja auch völlig egal...

Die Story ist wirklich irre gut!
Es gibt leider nicht so viele Tsubasa Fanfics und wenn, sind es meisten One-Shots (warum auch immer -_-).

Das hier ist auf jeden Fall mal eine sehr willkommene Abwechslung und ich hab vor der Länge der Story echt den allergrößten Respekt.

Wie gesagt, finde ich die Geschichte sehr sehr gut. ^^
Mein Lieblingkapitel war übrigens das in dem Raumschiff, die Szene in der Fye fast gestorben wäre... *schmacht*
Wie Kurp-pinihn findet und in den Armen hält..... *seufz*
So was könnt ihr gerne mal wieder machen. ^____^

So, ähm, ja, dann hoffe ich das es ganz schnell weitergeht, jetzt bin ich nämlich süchtig. ^^

Cu
Von:  Sonna-Eraseus
2007-11-02T11:20:15+00:00 02.11.2007 12:20
Tomoyo ist auch so eine ... immer lebenslustig, aufbauend und irgendwie ein klein wenig ... irgendwie nicht 'anwesend', so wie sie manche Dinge einfach anders sieht/versteht ... (versteht mich einer? *drop*)

Fye und Kurogane haben diese Ruhepause echt verdient. Ich wünsche es den beiden wirklich, das nicht mehr so viele Missverständnisse zwischen ihnen stehen. Und das mit dem Vampir-Dasein ... haben sie ja jetzt endlich geklärt ^^
Die Sache mit dem Pizza bestellen fand ich genial. Fye hat mal wieder einen Wissensvorsprung ... (und erst recht die Sache mit dem Geld ;P) Oder auch die Flitterwochen ...

Ich bin mal echt gespannt, was mit der Feder ist. Wird bestimmt nicht so einfach die zu bekommen, auch wenn die scheinbar ohne Sicherheisvorkehrungen da in der Halle rumschwebt ...

Gruß
Sonna
Von:  CptJH
2007-10-30T17:18:00+00:00 30.10.2007 18:18
Awwwwwwwwwww~ die Kapitel sind so süß~
*o*
*fangirlanwandlungen*
Zum konstruktiven Teil:
Ääääh- Spannung, Handlund und Sinn!^^
Sehr gut, auch wenn einige Rechtschreibfehler drin sind, aber das kann schon mal passieren, bei so einem langen Kapitel.


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