Ankunft 2
„Was ist denn mit dir passiert? Hast du ein Schlammbad genommen!?“ kicherte er und als er sich endlich wieder beruhigt hatte meinte er: „Die Treppe hoch erste Tür rechts ist ein Badezimmer!“ Dann verschwand er schmunzelnd aus dem Raum. Gedemütigt wie noch nie stolperte ich die Holzstufen hoch.
Was von Gastfreundlichkeit hatte der wohl noch nie gehört!? Ich erblickte einen kleinen Gang auf dem ein roter Tappig gelegt war. Wie mir gesagt öffnete ich das erste Zimmer von rechts und schaltete das Licht an. Es war zwar ein ziemlich kleines Badezimmer aber es musste reichen. Es tat gut mir den ganzen Dreck aus dem Gesicht zu waschen und meine normale Hautfarbe wieder zu erkennen. Leider war wohl mein cooles weißes Top für immer hinüber und mein Rock schien auch sehr gelitten zuhaben. Und meine Schuhe erst!!! Ich öffnete gerade wieder die Badezimmertür da hörte ich ein Klingeln. Und wenig später wie jemand die Haustüre öffnete und fröhlich „Hallo“ sagte. „Felix, ist etwa Mina schon da? Ihre Sachen stehen vor der Tür!“ redete eine Frauenstimme! Hmmm Moment mal! Wen das meine Tante Mia war und das dann Felix... Ich erinnerte mich an das Klingelschild. DANN IST FELIX MEIN ONKEL?????? Aber das geht doch nicht. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich die Treppenstufen hinunter und krachte dabei fast mit den Beiden, die gerade in die Diele traten, zusammen. Völlig in Panik schrie ich und zeigte dabei mit den Zeigefinger auf Felix: "Wie kannst du nur mit so einem jungen Burschen zusammen sein??? SOWAS IST GESETZLICH VERBOTEN!!!“
Jetzt schauten mich die Beiden noch komischer an. „Was?“ fragte ich leicht verunsichert denn nun lachten beide los. Irgendwie schienen hier alle Lachgas oder so in die Nase gekriegt zu haben! Nach einer weile tosendem Gelächter prustete meine Tante: „ Aber Kind wo denkst du hin...“ Wieder unterbrach sie sich selbst durch einen neuen Lachschub. „Felix ist mein Sohn!!!“ Oh Backe!
Erde.... VERSCHLUCK MICH!!!
Nachdem sich die Beiden genug über mich amüsiert hatten und sich Felix aufgehört hatte den Bauch vor lachen zu halten, saßen wir alle in einem anderen Zimmer, das wohl das Esszimmer war, am Tisch. Mit hochrotem Kopf starrte ich auf meinen schmutzigen Rock bis Mia meinte: „Ich sehe schon, ganz die Tochter meiner Schwester...“ Ich sah erschrocken auf. Ich war meiner Mutter ähnlich??? Bitte nicht! Ich riskierte einen Blick zu Felix der noch immer, das lachen verkneifend, über beide Ohren grinste. Als meine Tante merkte das mir die ganze Situation unangenehm war meinte sie zu Felix: „Geh uns doch bitte etwas kühlen Orangensaft holen...“ Er nickte und schlenderte aus dem Raum. Lächelnd wandte sie sich nun zu mir. Mir fiel auf das sie meiner Mutter gar nicht ähnlich sah. Sie hatte ihre hellbraunen, kürzeren Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden und einige Sommersprossen auf dem Gesicht. Was mir dennoch auffiel war das sie die gleichen Augen wie ich hatte: Tiefgrüne.
Um die Situation etwas zu lockern redete sie einfach drauf los:
„Hach, endlich sehe ich dich mal wieder. Du bist ja zu so einem hübschen Mädchen herangewachsen!“ Ich nickte gequält. Und stammelte: „Ich freue mich auch dich wieder zu sehen! Aber ich muss meine Koffer noch reinholen...“ „Oh! Stimmt! Ich verstehe gar nicht warum dass der Bengel noch nicht gemacht hat!“ stimmte sie mir zu und sah tadelt zu Felix der gerade mit einem Tablett worauf 3 Gläser Orangensaft standen herein ballongsierte. „Hohl doch mal bitte der jungen Dame ihr Gepäck herein und bring es auf ihr Zimmer!“ befahl sie und nahm ihm das Tablett ab. „Aber Mama! Das ist massig viel Kram ...was die da mitgenommen hat und das alles die Treppe rauf?!“ protestierte er und stöhnte bei den Gedanken. Das geschah ihm recht! Dafür dass ich wegen ihm in den Matsch gefallen bin, war das nur eine zu gerechte Strafe! Aber da traf ihm auch schon der zornige Blick von meiner Tante, den meine Mutter auch draufhatte und soviel sagte wie: „Willst du etwas das ich böse werde?“, und er stolperte leicht fluchend aus der Tür.
„Sag mal Kindchen, du bist ja ganz dreckig was ist passiert?“ fragte meine Tante besorgt. „Ach, ein Unfall...“ am liebsten hätte ich ihr alles erzählt, was ihr unhöflicher Sohn mit mir angerichtet hat, aber irgendwie hab ich’s nicht gemacht. Weiß auch nicht warum.
Und so redeten wir noch etwas und als sie mich endlich über alles Mögliche ausgefragt hatte führte sie mich zu meinem Zimmer in dem ich die nächsten Wochen, wohl oder übel leben musste. Es war oben direkt gegenüber dem Badezimmer und sah zwar ziemlich zerschlissen aber gut gepflegt aus. „Na, dann pack mal in Ruhe aus und sag wen du was brauchst! Um 7 Uhr gibt’s essen!“ erklärte sie mir noch bevor sie die Zimmertür hinter mir schloss. Felix hatte meine Sachen schon ins Zimmer gestellt... Oder eher geworfen vermutete ich da sie ziemlich durcheinander gewürfelt waren. Dieser Trottel!
Im Raum war ein Fenster ins das die Abendsonne schien und den Staub in der Luft sehen ließ. Vor dem Fenster war ein klappriges Bett und neben dem Bett stand ein Eichenholzschrank der gut zu dem alten Spiegel passte der neben der Türe hing. Es war ziemlich eng hier drin und stickig deswegen wollte ich das Fenster öffnen. Doch der Griff schien zu klemmen. Als ich das Ding endlich mit aller Kraft nach unten gedrückt hatte sprang das Fenster so plötzlich auf das ich Rückwärts vom Bett gestoßen wurde und meinen Kopf gegen den Schrank knallte. Na Prima! Jetzt wohne ich auf einer dreckigen Pferderanch mit meinem verrückten Vetter statt einem Onkel, in einen Minizimmer, wo das Fenster Mordanschläge verübte! Ich war wirklich vom Glück gesegnet!
