Mission Autokauf
Autor: Babel-2
Die (Leidens-)Geschichte vom meinem Golf rolle ich an dieser Stelle nicht schon wieder auf. Wer hin und wieder meinen Weblog gelesen hat, weiß, wie viele graue Haare und finanzielle Durststrecken ich diesem Auto zu verdanken habe. Der Golf muss weg. Jetzt! Der TÜV gilt nur noch diesen Monat...
Daher bin ich seit ca. 6 Wochen auf Autosuche und was ich dabei erlebt habe, reicht um ein Buch zu verfassen.
Zuerst sei gesagt, dass man mich vor den obligatorischen "Türken-Händlern" gewarnt hat, aber ich dachte mir, dass ich auf solche Vorurteile mal einfach gar nichts gebe und trotzdem mir alle Angebote anschauen werde, die sich mir so bieten. Wenn mich jemand wissentlich täuschen will, dann schafft der das sicher auch so und "Wenn jemand ein Arschloch ist, dann ist die Hautfarbe egal", wie ich immer so schön sage.
So kaufte ich mir am 14.2. einen Opel Meriva mit bereits integrierter LPG-Autogas Erweiterung bei Herrn Selami in Mönchengladbach, nachdem ich sichergestellt hatte, dass die Autogasanlage identisch ist, zu der, die meine 1A Werkstatt in Friedberg verbaut - für den Fall, das da mal was defekt ist. Und für einem Preis von 7900€ konnte ich einfach nicht Nein sagen, denn allein der Einbau der Autogasanlage hätte gut und gerne 2200€ gekostet. Und Tanken für 68€ent/l ist einfach genial, allzumal die Tankstelle genau vor unserer Haustür liegt.
Das Auto selber war optisch in einem guten Zustand und wurde mir mit frischem TÜV übergeben. Bereits auf der Heimfahrt zeigten sich dann die ersten "Kleinigkeiten", was dann zwei Tage später noch getoppt wurde, als die Autogasanlage ausfiel. Bei der Werkstatt lies ich dann generell nochmal durchchecken, was sich noch alles so findet, was am Ende zu einer stattliche Summe von 1400€ führte. Klar, dass der Autohändler die nicht zahlen wollte, ud nach einigem Hin und Her, bot er mir telefonisch die Rücknahme an. So fuhren wir am 26.2. also zurück nach Mönchengladbach.
Aus reiner Vorsicht hatten wir dann schon mal die Gesetzestexte des BGBs zum Thema Gewährleistung mitgenommen. Und damit wurde es so klischeehaft, wie man es sich nur vorstellen kann. Vater und Sohn vs. Eva und mich. Das "Gespräch" gipfelte dann von der Aussage "Üss mir doch egal was da schtäht!" Hallo? Deutsches Gesetzbuch? Den Rücknahmevertrag haben wir dann noch ausgefüllt, aber die Adresse von meinem Anwalt liegt hier schon parat.
Zweiter Versuch:
Durch Zufall entdeckte ich einen günstigen Toyota Auris in Rüsselsheim, bin Dienstag abend gleich noch zur Probefahrt hingefahren. Witzigerweise war der Händler zur 1A-Autowerkstatt in Rüsselsheim zugehörig, zu der ich sowieso mal wollte, um nicht immer nach Friedberg fahren zu müssen. Diese Zugehörigkeit beruhigte mich doch sehr, hatte ich doch beim Betreten des Geschäfts schon eine Wiederholung des Meriva-Zwischenfalls befürchtet, denn Herr Inoglu war, wie konnte es anders sein, türkischer Abstammung (was natürlich in Rüsselsheim auch nichts besonderes ist). Wie oben erwähnt, wollte ich mir nicht diesen Klischee Stempel aufdrücken lassen, trotz der ersten negativen Kauferfahrung, zu Recht, wie sich heraus stellte. Herr Inoglu erwies sich nicht nur als kompetent, sondern auch als sehr bereitwilig meinen Golf in Zahlung zu nehmen und klingelte gleich mal zwei Abnehmer an um mir einen Preis nennen zu können. Lob, Lob!
Das Auris war echt gut und bei der Probefahrt im Fahrverhalten echt besser als der Opel. Am nächsten Morgen sind Eva und ich dann hin um das Auto bei Tageslicht nochmal zu bewundern. Einige unschöne Steinschläge auf der Haube, aber sonst war alles shiny. Bis Mittag sollte ich mich melden, musste allerdings bis 14 Uhr warten, bis die Bank in meinem Heimatkaff aufmachte um zu fragen, ob die Rückzahlung vom Opel schon eingetroffen war. Nachdem ich die Bestätigung hatte, habe ich gleich beim Händler angerufen. Der hatte bis 14 Uhr auf mich gewartet. Als ich anrief, wurde der Auris gerade draußen auf einen Hänger geladen. Pech gehabt :-(
Dritter Versuch:
C4 beim Citroën Autohaus in Bad Nauheim. Hier wollte ich den Golf gleich als Zahlungsmittel mit anbieten und hatte hektisch noch kurz beim Lidl Scheibenputzzeug gekauft um die gröbsten Schmutzstellen zu beseitigen. Für die Waschanlage war bis zum Öffnungszeitenende leider nicht mehr genug Zeit. So stand ich auf dem Rasthof der A5 und putzte die Scheiben des Golfs, als ein Streifenwagen vorbeifuhr, aus dem mich zwei Beamte recht dämlich fragend anschauten...
Der arme Citroën-Händler war dann mit mir etwas überfordert, weil ich wie Rumpelstilzchen ums Auto tanzte, überall reinschaute und die Fehler zählte. Der Ärmste kam gar nicht dazu mir die "Vorteile" vorzubeten. Die Ablagefachklappe, die er mir über dem Radio zeigen wollte, öffnete sich auch prompt nicht, was ihm sichtlich peinlich war. Auch hatte der C4 leider nicht nur einige Einpark-Hinterlassenschaften vorn und hinten, sondern auch ein ordentlich durch Hagel zerbeultes Dach, was letztendlich dann auch ausschlaggebend war. Zum Nicht-Kauf selbstverständlich.
Vierter Versuch:
Toyota Corolla Verso in Limburg. Der abolute Overkill!
Beim C4 konnte ich dem Händler mit dem Hagelschaden ja nicht einmal Vorwürfe machen, der Wagen war so frisch auf deren Hof gerollt, dass im Internet noch keine Bilder zu sehen waren. Der Corolla dagegen war schön bebildert auf dem Autohof Limburg für 7900€ zu begutachten und da wir eh auf dem Weg zur AniKo da vorbeikommen würden, war Celes so nett, mal eben kurz dort vorbeizufahren.
Wiedereinmal entpuppte sich der schicke Geschäftsname als Seitenblase, der "Autohof Limburg" war nichts weiter als eine weitere Straßenecke mit Baucontainer, wo 15 Autos und ein Mitbürger südländischer Abstammung auf Kunden warteten. Das ist ja erstmal weder ungewöhnlich noch negativ. Lustig wurde es erst als wir uns den Corolla ansahen und der mit 8990€ ausgepreist war. Gott sei Dank hatte ich das Angebot aus dem Internet in ausgedruckter Form dabei. Die Antwort auf meine Nachfrage war dann erst ein leicht verwirrter Blick, gefolgt von einem "Jaja, iss neua Preis jetzt." Aha... der Corolla hatte dann überraschenderweise (weil auf den Bildern im Internet nicht zu sehen) vorn ordentliche Schäden vom missglückten Einparkversuchen, an einer Stelle war die Verschalung sogar gebrochen. Allein deswegen war der Corolla eigentlich schon nicht mehr interessant. Die Krönung war dann noch die Antwort auf meine Frage, was das für ein kleines Instrument war, was oben hinter dem Lenkrad nachträglich aufmontiert wurde. "Keine Ahnung. ... Is Schtandheizung, ne? Odda Telefon. Haben wir so gekauft."
Ich finde es ehrlich gesagt schade, dass das Klischee über Autohändler von einigen Vertretern dieser Spezies so hardcore untermauert wird.
Was die Sache ja noch viel schlimmer macht, ist das beharrliche Hinstellen des Kunden als Lügner oder "Typ der keine Ahnung hat", wenn man z.B. fragt, wie es mit der Gewährleistung aussieht. Oder warum im Kaufvertrag drin steht "Käufer hat keine Rechte auf Gewährleistung" (was defacto nicht erlaubt, bzw irrelevant ist, es gilt das BGB, da kann im Kaufvertrag drinstehen was will). Hier unterscheiden tatsächlich sich Autohaus und Fachhändler zum Autohändler. Allerdings haben Autohaus und Fachhändler meist nur die aktuellen Modelle auf dem Hof stehen (Klar, 6 Jahre alte Autos suggerieren halt nicht unbedingt den neusten Stand), und wenn dann mal sich ein Auto in akzeptablem Preisrahmen dazwischen verirrt, ist dies meist irgendwo mit 180.000km Laufleistung gesegnet. Na schönen Dank auch.
Ich such' dann mal weiter...
