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Über's Schreiben

Autor:  Toki-chan
Das Schlimmste am Schreiben ist immer der Anfang. Ganz egal was man schreibt, ob es ein Brief ist, ein Gedicht, ein Songtext oder ein Schulaufsatz. Man sitzt vor einem leeren Blatt Papier oder einer strahlend weißen Word-Seite, den Stift in der Hand oder die Finger auf der Tastatur; man weiß wo man hin will. Man kennt das Thema des Aufsatzes oder zwei Zeilen des Gedichtes, das man im Begriff ist zu schreiben. Man weiß meistens, was man mit einem Brief aussagen will. Man hat eine Melodie im Kopf die unbedingt einen Text braucht. Und dann sitzt man da, Stunden manchmal, ohne auch nur einen Strich zu Papier zu bringen. Man hat keine Ahnung wie man ausdrücken soll was man ausdrücken will, weil jedes Wort einem total unpassend erscheint. Diese Situation kennt wohl jeder der schon mal versucht hat, ein Gefühl, das einen nicht loslässt, in Worte zu fassen – es geht nicht. Trotzdem findet man keine Ruhe etwas anderes zu tun, man kann sich nicht ablenken…
So geht es mir heute. Ich hab’ das Gefühl ich MUSS schreiben, irgendetwas will unbedingt zu Papier gebracht werden. Also schreibe ich, auch wenn ich noch nicht genau weiß, was so unbedingt in Worte gefasst werden will. Und ich stelle fest, dass, wenn man nicht weiß wo man hin will, der Anfang einem auch nicht schwer fällt. Man kann irgendwo beginnen und man wartet eigentlich nur darauf, an einem Punkt anzukommen an dem einem ein Licht aufgeht. Herauszufinden WARUM man eigentlich schreibt.
Ich schreibe sehr gerne und sehr viel, eigentlich seit ich schreiben kann. Früher nur Geschichten, heute zum größten Teil Rollenspiele… Beides Dinge, gegen die so viele Leute etwas zu haben scheinen. Ich konnte noch nie verstehen, was so schlimm an Phantasie sein soll. Natürlich sagt einem vordergründig fast jeder, dass Phantasie gut und sehr wichtig ist und dass man den Kindern helfen muss, ihre Phantasie zu trainieren und zu erhalten, damit sie das eigenständige Denken nicht verlernen (oder was auch immer). Und in Wirklichkeit? Vielleicht ist der Begriff „Phantasie“ auch nur nie so definiert worden, dass alle dasselbe darunter verstehen, aber für viele scheint „Phantasie erhalten“ nur zu bedeuten, viele Bücher zu lesen und ihre Kinder mit Puppen und Autos spielen zu lassen. Leute die es verstehen sich ihre eigenen Welten zu spinnen und sich vielleicht hin und wieder ein bisschen darin zu verlieren, sind schon wieder „gefährdet“, weil sie angeblich den Bezug zur Realität verlieren. Ich kann das einfach nicht verstehen…
Ausgedachte Welten in die man immer wieder eintaucht gehören einfach schon immer zu meinem Leben. Für meinen Cousin war ich Piratenkapitän, für meinen Bruder alles von Indianer bis Prinzessin. Ich kenne das Wort Langeweile erst, seit jeder den ich kenne sich zum Spielen zu alt ist. Seitdem hab ich eben verstärkt an irgendwelchen Geschichten gearbeitet, die mir ans Herz gewachsenen sind - die eine mehr, die andere weniger, eine besonders. Schön, vielleicht habe ich eine ganze Zeit lang in zwei verschiedenen Welten gelebt, in der realen und in der die ich gerne real gehabt hätte, aber auch diese Zeit habe ich mit jemandem geteilt, vom Anfang bis zum Ende (wobei ich mich Frage ob so was je Zu Ende sein kann). Ich habe immer Freunde gehabt, wenn auch vielleicht nie so gute wie in den letzten Jahren. Ich will damit nur sagen, ich war nie gefährdet irgendwie den Bezug zur Realität zu verlieren oder mich vor meinen Mitmenschen zurück zu ziehen und dennoch gab es immer Leute, die genau so etwas ständig zu mir gesagt haben. Die mich „retten“ wollten aus meiner Traumwelt in die ich mich „verrannt“ habe. Es hat mich immer wütend gemacht, weil ich mich unverstanden gefühlt habe. Aber vielleicht können manche Leute so etwas wirklich nicht verstehen, nicht einmal wenn sie es wollten.
Die Rollenspiele stoßen sogar auf noch mehr Unverständnis wie meine Geschichten. Viele können sich gar nicht erst vorstellen wie so etwas funktionieren soll – meine Eltern beispielsweise glauben vermutlich immer noch, diese Site funktioniert wie ein Chat. Andere wissen wie die Site funktioniert und verwechseln sie dennoch mit einem Chat. Lauter gefährliche Leute deren einziges Ziel es ist, sich an dem was sie lesen aufzugeilen. Mir fällt dazu nicht einmal mehr etwas ein, so dämlich finde ich diesen Glauben… Das erinnert mich wirklich an die Zeit als man mir noch erzählt hat, Internet wäre gefährlich weil da nur zwielichtige Gestalten herumirren, die nur darauf warten mich zu treffen und zu verführen, so auf die Art. Ich kann dazu nur sagen: Ich kenne die Mädels mit denen ich schreibe fast alle (ab morgen sogar alle) persönlich oder wenigstens vom telefonieren und es hat sich noch keine als notgeiles perverses Wesen entpuppt. Aber jeder wie er meint…
Ich schreibe weiter Geschichten und Rollenspiele, verlier’ mich mal in dieser und mal in jeder Welt und bin superglücklich damit. An jeden dem es einfallen sollte mich retten zu wollen hiermit die Botschaft: Lass die Finger davon, du verbrennst dich. I need no hero…
Und wer meint mich verurteilen zu müssen, weil ich vielleicht manchmal von Dingen schreibe von denen ich (noch) keine Ahnung habe, den frage ich: Ist nicht genau das Phantasie? Was wäre ein Phantasie-Roman wenn nur Dinge darin stünden die der Autor selbst erlebt und gesehen hat? Es gäbe wohl wenig gute Bücher, geschweige denn spannende Filme, wenn man überall nur Handlungselemente einbauen dürfte, in denen man ein erfahrener Experte ist…

Es war also wieder einmal ein sehr altes Thema, das unbedingt verarbeitet werden wollte. Ein Thema über dass ich mich immer und immer wieder ärgern muss. Was soll man machen? Die Leute, die mich nicht verstehen wollen, tun es auch dann nicht, wenn ich solche Texte schreibe. Schon alleine deshalb, weil sie sie wohl nicht lesen werden. Also klopfen sie, die glorreichen Realisten, weiter ihre großen Sprüche und alle Jahre wieder verfasse ich Texte um mich vor Leuten zu rechtfertigen, die mir nicht die Gelegenheit dazu lassen. Was soll’s.
Gebt mir drei Jahre, dann kommt mit Sicherheit das nächste Kapitel zu diesem Thema.
Fortsetzung folgt.


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