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Die Zeit ist stehen geblieben.

Autor:  Koinu
Also das hier *nach unten zeig* hat meine große sis geschrieben. Ich find das so toll. Das müsst ihr euch einfach mal durchlesen !!Nehmt euch Zeit... *lol*

Die Zeit ist stehen geblieben.

A. Entschuldigung, können Sie mir sagen, wie spät es ist?
B. Nein, tut mir leid.
A. Aber Sie haben doch eine Uhr.
B. Schon, aber die geht nicht mehr.
A. Ihre auch nicht? Welch ein Zufall.
B. Zufall?
A. Sie wissen schon, wenn zwei Sachen –
B. Jaja, ich weiß, was Zufall ist.
A. Aber?
B. Ich meinte, es sei kein Zufall.
A. Warum denken Sie so?
B. Welcher Tag ist heute?
A. Ähm .. ich weiß nicht.
B. Sehen Sie.
A. Was sehe ich?
B. Sie sehen es nicht?
A. Nein, was?
B. Dass die Zeit stehen geblieben ist.
A. Wie soll man das sehen können?
B. Machen Sie die Augen auf.
A. Aber ...
B. Tun Sie es.
A. Meine Augen sind offen.
B. Sie sehen es nicht?
A. Nein! Was sehe ich nicht?
B. Die Zeit.
A. Zeit kann man nicht sehen.
B. Sind Sie sich sicher?
A. Ja.
B. Was haben Sie an ihrem Handgelenk?
A. Eine Armbanduhr.
B. Schauen Sie drauf.
A. Und?
B. Was sehen Sie?
A. Ein Ziffernblatt. Zeiger. Zahlen.
B. Da sehen Sie’s.
A. Was denn?
B. Die Zeit.
A. Die Uhr zeigt nur die Zeit an.
B. Und sie geht nicht.
A. Das haben wir bereits festgestellt.
B. Welchen Monat haben wir?
A. Ich weiß nicht.
B. Da sehen Sie’s.
A: Jetzt hören Sie doch damit auf!
B. Aber warum denn?
A. Ich sehe nichts.
B. Sie tun mir leid.
A. Was sollte ich denn sehen?
B. Dass die Zeit stehen geblieben ist.
A. Wie soll die Zeit denn bitteschön stehen bleiben? Das geht nicht.
B. Wie spät ist es?
A. Ich weiß nicht.
B. Welchen Tag haben wir?
A. Ich weiß es nicht. Letztens war Montag.
B. Und heute?
A. Ich weiß es nicht! Worauf wollen Sie überhaupt hinaus?
B. Welchen Monat haben wir?
A. Ich weiß es nicht! Wie oft denn noch? Ich – weiß – es – nicht!
B. Da sehen Sie’s.
A. Was denn?
B. Die Zeit ist stehen geblieben.
A. Die Zeit kann nicht stehen bleiben.
B. Doch, sehen Sie sie nicht? Sie steht direkt vor ihrer Nase.
A. Da steht niemand.
B. Sie sehen es einfach nicht.
A. Nein.
B. Das ist nicht gut.
A. Und was soll das jetzt?
B. Sie sehen nicht, dass die Zeit stehen bleiben kann. Das ist nicht gut.
A. Da waren wir bereits.
B. Aber es ist schade.
A. Es ist lediglich meine Uhr stehen geblieben.
B. Meine auch.
A. Zufall.
B. Eben nicht.
A. Doch.
B. Alle anderen Uhren sind auch stehen geblieben.
A. Das kann gar nicht sein.
B. Oh doch. Jede Uhr. Alle Armbanduhren. Alle Kirchturmuhren. Alle Wanduhren.
A. Ha! Aber eine nicht!
B. Welche?
A. Die innere Uhr.
B. Doch, die auch.
A. Aber das geht nicht.
B. Doch. Die Zeit ist einfach stehen geblieben, das sagte ich doch bereits.
A. Und ich sagte, dass das nicht geht.
B. Akzeptieren Sie es einfach.
A. Weshalb?
B. Weil die Zeit darauf wartet.
A. Ah ja.
B. Sie glauben mir nicht.
A. Ich frage mich, warum wohl.
B. Sie wartet.
A. Wer?
B. Die Zeit.
A. So ein Unsinn.
B. Sie wartet darauf, dass sie weitergehen kann. Sie hasst es, stehen zu bleiben.
A. Dann soll sie doch einfach weitergehen.
B. Sie glauben mir ja doch.
A. Sonst würden Sie ja auch keine Ruhe geben.
B. Sie wartet aber.
A. Auf wen?
B. Auf Sie, zum Beispiel.
A. Warum auf mich?
B. Weil es ihr zu stressig geworden ist. Zu viel Aufmerksamkeit, das strengt an.
A. Natürlich.
B. Sie glauben mir nicht.
A. Oh, doch .. ähm .. machen Sie nur weiter.
B. Zuviel Aufmerksamkeit strengt an. Das kennen Sie bestimmt.
A. Ja. Sicherlich.
B. Sie braucht eine Auszeit. Zu hektisch, deshalb ist sie einfach stehen geblieben.
A. Einfach so.
B. Sie wartet.
A. Worauf?
B. Darauf, dass sie weitergehen kann.
A. Sie sagten, sie wartet auf mich.
B. Das sagte ich.
A. Eben nicht.
B. Oh doch. Eben besonders.
A. Was habe ich mit der Zeit zu tun?
B. Sie sind zu schnell.
A. Zu schnell. Das wird’s sein.
B. Sie halten das für Unsinn.
A. Ja.
B. Das dürfen Sie nicht.
A. Ach nein?
B. Nein. Die Zeit wartet doch auf Sie.
A. Die Zeit wartet auf niemanden.
B. Doch, auf Sie. Sehen Sie sie wirklich nicht? Sie steht da und wartet.
A. Wenn Sie meinen. Angenommen, sie tut das wirklich. Wann bin ich bei ihr?
B. Sie waren schon.
A. Wann?
B. Wie alt sind Sie?
A. Alt genug.
B. Ziehen Sie etwa zehn Jahre ab. Solange wartet sie schon auf Sie.
A. Und nur auf mich?
B. Auf jeden.
A. Auf Sie auch?
B. Nein.
A. Warum auf einmal nicht?
B. Ich bin doch schon da. Ich kann sie sehen. Ich bin bei ihr.
A. Wie sollte ich zu ihr kommen?
B. Sie müssen zurück gehen.
A. Eine Zeitreise.
B. Nein. Sie müssen langsamer gehen.
A. Und Sie ins Irrenhaus.
B. Die Zeit muss Sie einholen können.
A. Ich denke, sie wartet auf mich.
B. Das schon. Aber sie ist auch bereit, wieder zu Ihnen zu kommen.
A. Ist sie das.
B. Sie müssen einfach langsamer machen. Die Zeit ist nicht mehr die Jüngste.
A. Alles klar.
B. Sie sind ihr zu weit voraus. Sie hat einfach keine Motivation, Sie noch einzuholen.
A. Die Zeit ist also unmotiviert.
B. Machen Sie es einfach.
A. Was?
B. Nehmen Sie sich Zeit.
A. Ich denke, ich soll zur Zeit zurück gehen. Und jetzt soll ich sie mir nehmen.
B. Ich meinte, seien sie weniger hektisch. Machen Sie langsam. Ruhig.
A. Aber dann schaffe ich nichts.
B. Warum nicht?
A. Weil ich dann nicht genug Zeit habe.
B. Richtig. Sie haben jetzt nicht genügend Zeit. Sie sind ja schon zu weit vorne. Sie haben drei Äpfel gekauft, und fünf gegessen. Natürlich haben Sie keine Zeit.
A. Wissen Sie überhaupt, wovon Sie reden?
B. Natürlich.
A. Sie scheinen ja Zeit zu haben, um die Leute zu belästigen.
B. Ich sagte doch, ich sehen sie. Ich habe Zeit.
A. Ich soll also ruhiger machen.
B. Erfasst.
A. Und dann holt mich die Zeit wieder ein.
B. Genau.
A. Und dann kann ich wieder schneller machen.
B. Dann haben Sie aber wieder genau dasselbe Problem.
A. Ja und?
B. Dann komm ich wieder, irgendwann. Dann werden wir wieder so eine nette Unterhaltung führen.
A. Gott bewahre!
B. Also?
A. Also was?
B. Was werden Sie machen?
A. Habe ich sehr viele Möglichkeiten?
B. Zwei. Entweder, Sie machen was ich Ihnen gesagt habe, oder Sie reden weiter mit mir.
A. Ich habe also nur eine Möglichkeit, aus der ich wählen kann. Fantastisch.
B. Sie wollen weiter reden?
A. Ich werde langsamer machen.
B. Super! Dann wünsche ich Ihnen viel Spaß dabei.
A. Bin ich Sie dann los?
B. Ich denke schon.
A. Gut.

...

B. Sie sind ja immer noch da.
A. Ja.
B. Doch so toll, die Unterhaltung?
A. Nein.
B. Warum dann?
A. Ich weiß nicht, wie.
B. Sie denken zu viel darüber nach.
A. Und ich soll aufhören, zu denken.
B. Nein. Machen sie einfach langsamer. Gehen Sie es gemächlich an.
A. Einfach so?
B. Ja.
A. Hm.


© Anja Lück