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Verherrlichung von Gewalt

Autor:  Joanie

Hallo Ihr Lieben,

 

heute schreibe ich über etwas, wo ich mir seit ein paar Tagen Gedanken zu gemacht habe. Die Ursache war ein Ereignis in Berlin auf der MMC.

 

Was ist passiert?

 

Zwei junge Mädchen, mit jung meine ich 14 Jahre, unterhalten sich über verschiedenste Sachen. Irgendwann ging es um das Thema „Killing Stalking“. Nicht etwa um die Handlung sondern eher wie geil das Ganze doch sei und so toll und so weiter. Das hat mich sehr verstört.

 

Nun ist natürlich die Frage, warum mich das verstört hat. Als erstmal als Erläuterung, was „Killing Stalking“ ist:

„Killing Stalking“ ist ein Manhwa (koreanisches Comic) vom Zeichner Koogi. Als grobe Handlung geht es um einen Killer, einen Stalker, Vergewaltigung, Mord, Misshandlung, etc. Also das komplette Paket einer Psychogeschichte. Durch Freunde, die es gelesen haben und selber Volljährig sind, weiß ich, dass es wirklich so psycho ist, wie es klingt. Es ist ein Webcomic. Das heißt, es ist jedenfalls in Deutschland nicht in Buchform erhaltbar. Dementsprechend gibt es auch keine konkrete Alterfreigabe.

 

Was ist nun mein Problem?

Mein Problem ist nicht, dass es das gibt. Ich habe auch so das eine oder andere, was FSK 18 ist und auch das bleiben sollte. Mein Problem ist das Alter der Mädchen. Ja. Jeder hat mal heimlich was geschaut oder gelesen, was nicht für die Altersfreigabe gedacht war. Da war ich mit 14 ja auch nicht anders. Der Unterschied zu meiner Zeit, als ich 14 war, und zu den beiden Mädchen. Meine Eltern hatten kein Internet und jugendgefährdende Sendungen liefen so spät in der Nacht, dass man es meistens nicht geschaut hat. Aber ich habe es gemacht und ja. Ich hatte auch Alpträume. Mir war klar, dass das, was ich gesehen habe, nicht gut war. Das Problem, was ich nun mit den beiden Mädchen habe ist dieses, dass der Inhalt der o.g. Geschichte verherrlicht wird. Die beiden Mädchen haben es regelrecht glorifiziert. Als sei es das Tollste auf Erden, wenn Menschen misshandelt, missbraucht und getötet werden. Und genau das macht mir Angst. Mit 14 sollten diese Themen zwar nicht Tabu sein, aber auch nicht verherrlicht werden. Mich würde sehr gerne mal interessieren, ob die Eltern dies wissen. Wenn ja, ob diese mit ihren Kindern ernsthaft mal darüber reden.

 

Zum Thema FSK gibt es viele Diskussionen und so manches mal fragt man sich, warum bestimmte Sachen eingestuft sind, wie sie es sind. Es gibt jedoch auch viele, die zu Recht hoch eingestuft werden. Meiner Meinung nach sollten Dinge, die für Erwachsene bestimmt sind, oft auch bei Erwachsenen bleiben. Wie seht ihr es? Mich würde mal eure ehrliche Meinung dazu interessieren. Genauso würde mich interessieren, ob ihr ähnliches auch schon erlebt habt.

 

Liebe Grüße

 

 

Eure Joanie

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Datum: 05.11.2017 22:05
Das ist von Person zu Person unterschiedlich.
Ich hab mit sechs oder sieben schon die Nightmare on Elmstreet und die Alien-Reihe gesehen, weil mein drei Jahre älterer Bruder die halt gucken wollte.
Unser Vater dachte sich einfach, joa lass die mal.

Fazit: Ich konnt damit gut umgehen, mein älterer Bruder musste mit Licht an schlafen.

Vielleicht bin ich ein spezieller Fall, aber statt Gewalt und Gore hatte ich als Kind von ganz anderen Dingen ein Trauma - und das waren zum Teil Szenen aus Filmen ohne Altersbeschränkung oder FSK 12.
Ich konnte es zum Beispiel nicht ertragen, wenn ein Charakter psychisch fertig gemacht wurde wie im Zeichentrick Alice im Wunderland. Oder wenn Gegenstände zum Leben erwachten.

Von daher finde ich es extrem schwierig festzulegen, was für Kinder geeignet ist und was nicht.
Klar, solche Sachen wie Killer Stalker oder Alien, dinge mit Splatter und Blut sollten generell nicht für Kinder sein - da war ich vielleicht nur ein "Sonderfall".

Für mich stellt sich auch die Frage: Aus welchem Grund beschäftigt man sich mit "Splatterzeug"?
Will man Angst haben, seine Grenzen austesten, ist man einfach fasziniert, oder denkt man sich nur lol... das ist für mich noch "legitim".
Ich denke kritisch wird es, wenn man so etwas liest/sieht/spielt und dabei denkt: "Boah, das würd ich gern im RL mit jemandem machen, das muss so richtig geil sein!"
(so wie oben mit den 14Jährigen beschrieben? Kenne den genauen Wortlaut nicht)

Interessanter Beitrag übrigens.
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Datum: 05.11.2017 23:37
Als ich in dem Alter war, kam der Anime zu Elfenlied raus. Ich fand ihn damals mega toll, weil ich mich dabei "wie eine Große" gefühlt habe, da ich das ja eigentlich noch gar nicht gucken durfte, es aber gut wegstrecken konnte und eben keine Albträume davon bekam. Meine Eltern wussten auch gar nicht, dass ich sowas ansehe und dann auch noch gut finde.

Und heute? Heute finde ich Elfenlied geschmacklos. Ich mochte es nur, weil es "verboten" war. Und weil alle in meinem Alter das toll fanden und ich da natürlich nicht fehlen durfte. Psychisch auffällig ist deswegen trotzdem keiner von uns geworden.

Es ist das gleiche, wie Ballerspiele dafür verantwortlich zu machen, dass manche Menschen um sich schießen. Ich halte davon nichts. Menschen, die solche Straftaten begehen, sind meistens durch das wahre Leben zerstört worden (Mobbing in der Schule, Missbrauch im Elternhaus, und was es nicht noch alles so gibt...). Aber den Unterschied zwischen Fiktion und Realität erkennen die meisten ganz klar. Ich würde deshalb auf die Aussagen der Mädchen auch nicht allzu viel geben. Die, die solche Handlungen wirklich in die Tat umsetzen wollen, kommen auch ohne Manga darauf. Die anderen knicken schon ein, wenn es nur darum ginge, ein angefahrenes Tier eigenhändig von seinen Qualen zu erlösen.
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Datum: 06.11.2017 00:11
Bei mir selbst war das immer sone merkwürdige Sache. Ich habe von gewissen Dingen Alpträume bekommen, von anderen wieder gar nicht.

Ich habe zum Beispiel mit 11 damit angefangen meinem Opa bei 'Half Life' und 'Descent' zuzugucken und es auch gespielt, ebenso wie 'Serious Sam' und 'Blue Shift' und was es da früher noch so alles gab. Das hat mich überhaupt nicht gejuckt. Ich fand es interessant und war immer Feuer und Flamme Lösungen für die Rästel im Spiel zu finden und weiter zu kommen.
Im gleichen Alter habe ich Alpträume von der hübschen Szene bei Jurassic Park bekommen, als der T-Rex dieses Ziegenbein auf das Glasdach des Auto fallen ließ. Dazu muss ich sagen, dass ich zuvor ein Verbot von meinen Eltern wegen des Films bekam und ihn heimlich geschaut hatte. XD

Inzwischen kann ich das wohl gut daran fest machen, dass ich damals schon unterscheiden konnte was real und was nicht real war. Nun gut, der Film war auch nicht real, das wusste ich auch - aber er sah verdammt real aus und das war es wohl was mich damals getriggert hat, bzw. die Tatsache, dass ich sonst nur Pixelblut (Wer die Originalgrafik der Spiele kennt, weiß was ich meine. XD) gewohnt war und nichts das echt aussieht.

Nunja, heutzutage bin ich wohl sehr abgestumpft. Aber darum geht es nicht. Ich hatte damals unter Aufsicht Zugang zu solchen Spielen und gar keinen Zugang zu solchen Inhalten wie du sie beschreibst, was auch gar nicht möglich gewesen wäre, da wir kein Internet hatten bzw. nur Modem und nicht rein gehen durften. Ich habs auch nie getan, weils sofort jeder gemerkt hätte und ich Ärger bekommen hätte. Ich finde schon, dass Eltern durchaus mit ihren Kindern über so etwas reden sollten, auch wenn absolute Kontrolle natürlich unsinnig ist und nicht das fördert, was es eigentlich förderen sollte.
Schlimm finde ich, dass sie es toll fanden/ verherrlich haben, wie du es beschreibst... Das sollte man nie. Natürlich fand und finde ich die Spiele und Filme nach wie vor toll, aber ich kann differenzieren und das sollten alle lernen, was leider nicht immer der Fall ist. :/
"Sometimes, you just have to let go and embrace what you've become."
Datum: 06.11.2017 11:08
Was ElCidIV sagt: Entscheidend für mich ist, was und warum dran fasziniert, nicht ob.
Wenn die beiden das cool fanden, weils für sie für Erwachsensein steht, davon kaltgelassen zu werden und sich das problemlos geben zu können, geschenkt.
Wenn die das cool fanden, weil Killer und Psychos in der Fantasie halt edgy sind (wie beispielsweise ja auch bei Naruto einige Madara gefangirlt haben oder eben Joker vom Suicide Commando), meinetwegen, solange sie das dann nicht aufs Real Life übertragen und dann irgendwann feststellen, dass Gewalt doch eher ungeil ist- dann täte es mir Leid. Dann würde ich mir aber eher Gedanken machen, was da schief gelaufen ist, das sie nicht erkannt haben, dass es einen Unterschied zwischen "Gucken/Lesen" und "Erleben" gibt.

Wenn die das allerdings geil fanden, weil sie das auch real mal machen wollen- also morden, foltern, wasweissich- dann eher ungeil und dann vielleicht auch mal n Grund, sich mal Hilfe zu holen.

Zum Thema FSK: Weiss ich nicht, ehrlich nicht. Ich finde, geistige Reife (die ja irgendwie die Grundlage dieser Einordnungen sein sollte) ist nur bedingt am Alter festzumachen und zum Beispiel Schindlers Liste hat auch ne FSK- Begrenzung- sinnvoll, ja, aber auf der anderen Seite auch wieder unpraktisch, weil der Film Gewalt nicht glorifiziert, sondern zeigt, wie wahnsinnig das alles ist. Mir hat das als junge Jugendliche den letzten Stoß gegeben, bei anderen mag das anders sein.
Was das angeht, denke ich also, dass man das nicht staatlichen Stellen überlassen kann. Eigentlich müssten die Eltern in der Lage sein, einschätzen zu können, ob ihre Kinder reif genug für sowas sind, aber da beisst sich der Hund wieder in den Schwanz, weils auch Eltern gibt, die das eben aus verschiedenen Gründen nicht können oder nicht wollen.
Vielleicht wäre sowas wie eine Triggerwarnliste mal ne Idee, damit man selbst oder Eltern/Erzieher_Innen sich ein Bild davon machen, was in diesem Film auf wie und Kinder zukommt, denn wie Cid schon sagte: Es gibt ja auch Kinder, bei denen Darstellung physischer Gewalt nichts auslöst, psychische Grausamkeit aber voll ins Schwarze trifft.
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Datum: 06.11.2017 14:21
Ich stimme den Kommentaren zwar zu, dass man deutlich zwischen Fiktion und Realität unterscheiden muss - nur weil man z.B. Horrorfilme gut findet, findet man es noch lange nicht gut, wenn das Menschen in der Realität geschieht - trotzdem kann ich auch dich voll und ganz verstehen.
Ich bin Lehrerin und selbst immer erschrocken, wenn ich mitbekomme, welche Filme und Spiele - sei es nun in Punkto Gewalt oder Sexualität/Pornographie - die Kinder und Jugendlichen schon konsumieren. Mich schockiert hierbei auch nicht, das es passiert (wie bereits angemerkt, wahrscheinlich hat so ziemlich jeder in seiner Kindheit / Jugend mal heimlich etwas geschaut, was er nicht schauen durfte. Das ist die ganz normale Neugier und, wie ebenfalls schon erwähnt wurde, oft tut man das auch einfach, weil es alle tun und es "cool" ist). Mich schockiert auch die Häufigkeit und die Normalität dahinter.
Die Kinder heute kommen viel leichter an viel härtere Sachen als wir damals. Gut daran finde ich gar nichts und in meinen Augen müssen die Eltern heute noch viel stärker darauf achten, was ihre Kinder da konsumieren. Ich bin auch immer wieder schockiert, wie viele Eltern ihre Kinder Spiele ab 18 oder solche Filme einfach mit schauen lassen. In meinen Augen ist das gefährlich, da viele Kinder das Gesehene noch nicht richtig verarbeiten können. Und das gilt nicht nur für Kinder, die nach dem schauen / spielen Angst haben, sondern auch für die, die es "wegstecken". Oft können die es aber auch noch nicht wirklich verarbeiten. Daher haben Altersfreigaben für mich durchaus ihre Berechtigung, auch wenn sicher nicht alle so, wie sie gesetzt sind, sinnvoll sind und man als Eltern immer noch individuell schauen kann und muss, was für das eigene Kind geeignet ist.
Gib mir, Herr, mein Gott, einen Verstand, der dich erkennt, einen Eifer, der dich sucht, eine Weisheit, die dich findet, ein Leben, das dir gefällt, eine Ausdauer, die dich mit Vertrauen erwartet, und eine Zuversicht, die dich endgültig erkennt. (Thomas von Aquin)

:)
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Datum: 07.11.2017 00:12
Ich hab mit 5 oder 6 herum heimlich den weißen Hai geschaut und traute mich nicht mehr ins Schwimmbecken. 8D Nur um auch eine jugendsünde beizusteuern.

Es hat sich einfach viel geändert. Wenn ich mir ansehe was die Teenies in meiner Umgebung alles zocken, stellts mir die Haare auf. Aber scheinbar ist man nicht mehr cool wenn man nicht auf so ein Zeug steht. :(
Wenn ich tot bin, werde ich mich echt vermissen.
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Datum: 07.11.2017 12:34
minikeks
 
Ich teile die Gedanken ganz von dir, man urteilt ohne genau zu wissen was die Personen meinen und steckt sie erst mal in eine Schublade.
 
 
Ich weiß noch wie ich mit meinen Brüder kurz nach dem unsere Eltern den Film "das schweigen der Lämmer" gekauft hatten und wir es heimlich geschaut hatten und das einige Problem von uns war das wir wissen wollten wo in dem Film nun die Lämmer waren. Geil war es auch als mein Vater in die Schule bestellt wurde weil ich der Klassenlehrerin zu viel Über Raziel aus der Legacy of Kain Reihe gesprochen habe, das Spiel hat eine USK von 16 und ich war 12/ 13 nach langen Gerede fragte ich sie im Beisein von meinem Vater und dem Direktor ob sie nicht in der Lage sein ein Spiel und die Realität zu unterscheiden, mich hat der Charakter wie die Story total fabriziert und es ist noch Heute die Spiele Reihe auf Platz 1 für mich, angst null da war nichts echt da fand ich die Gläserne Frau die wir uns von der Schule aus ansehen mussten verstörender XD
Viele Leute interpretieren gern und viel in Aussagen hinein, egal ob etwas davon da steht oder nicht, jedoch sind sie nur, weil sie es gerne machen nicht zwingend gut darinnen.
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Datum: 07.11.2017 22:53
Ich denke nicht, dass man sich da so große Sorgen machen MUSS.
Ein Auge drauf haben, ja auf jeden Fall.

Als mein Beispiel nehme ich mal die Anschläge auf das World Trade Center.
Als das damals passiert ist, war ich 16 und ziemlich unbeeindruckt.
Sicherlich war klar, dass da was schlimmes passiert ist, aber ich war nicht betroffen.
Heute wird mir mulmig bis schlecht, wenn ich diese Bilder sehe, ganz einfach weil mein Mitgefühl ein ganz anderes ist.

Ebenso mit Gore.
Mit 18 und Anfang 20 konnte ich das problemlos schauen, weil da die morbide Faszination stärker ausgeprägt war.
Eine morbide Faszination habe ich immer noch, aber alles extrem gewalttätige liegt mir inzwischen doch schwer im Magen.

Oder auch Paradebeispiel Holocaust im Geschichtsunterricht.
Es ist uns eingeprügelt worden, was für ein Verbrechen an die Menscheit das war, was damals passiert ist.
Allen war bewusst, dass das ganz schrecklich war und wir sowas nie wieder zulassen dürfen.
Das Begreifen des Ausmaßen der Grausamkeit während des dritten Reiches kam zumindest bei mir erst, nachdem ich mit der Schule schon ein paar Jahre fertig war.

Meine Theorie ist, dass Jugendliche durchaus zwischen Realität und Fiktion unterscheiden können, und ein Bewusstsein dafür haben, dass Stalking, Vergewaltigung und Mord etwas schlimmes sind, aber diese Begriffe noch zu abstrakt sind, weil emotionale Zusammenhänge noch fehlen.
Just when I believed I couldn't ever want for more
This ever changing world pushes me through another door
I saw you smile and my mind could not erase the beauty of you face
Just for awhile won't you let me shelter you
I wish that I could give you something more, that I could be yours


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