Die (ganz subjektiv) besten deutschen Manga 2014 (oder zumindest ein Teil davon)
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Dass die vergangene Leipziger Buchmesse mit dem neuen Anhängsel namens Manga Comic Convention eine neue Gipfelspitze in der deutschsprachigen Doujinshi-Produktion markieren würde, war ja schon seit Ende letzten Jahres absehbar. Die Ausmaße erahnen konnte man spätestens, seit wir begannen, die Liste der Neuerscheinungen in diesem Weblog zu sammeln. Wie radikal sich die Doujinshi-Szene allerdings von der Verlagslandschaft emanzipiert hat, wird wohl erst so richtig durch nackte Zahlen (und leckere Kuchendiagramme) deutlich und soll hiermit nachgeholt werden. Dafür eignet sich die LBM eben besonders gut, da dort neben einem großen Doujinshi-Markt auch alle deutschen Manga-Verlage anwesend sind.
Beginnen wir als erstes mit einer Auflistung aller neuen deutschsprachigen Manga-Publikationen für die Leipziger Buchmesse. Folgende Kriterien wurdne für die Aufnahme in die Liste berücksichtigt.
- Titel, die vor und um die Leipziger Buchmesse publiziert, aber nicht direkt dort angeboten wurden, wurden mit aufgenommen; ebenso Titel, die eigentlich für die Messe produziert, aber wegen Lieferverzögerungen nicht rechtzeitig eingetroffen sind. Die Titel sind entsprechend gekennzeichnet. Wer sich damit schwer tut, kann die Liste auch besser als Quartalsliste auffassen. Oder eine eigene Liste schreiben.
- Neuausgaben und Nachdrucke wurden nicht berücksichtigt, mit Ausnahme von Alpha², da dieses immerhin um einen 15-seitigen Epilog erweitert wurde und ich sonst bei Großverlagen nur noch über mich selbst und dieses eine Tokyopop-Heft schreiben könnte, was von Aufmachung und Verkaufsstrategie her eigentlich eher als Doujinshi funktioniert.
- Ebenfalls nicht aufgenommen sind Artbooks, Kalender und vergleichbare Publikationen, sowie digitale Veröffentlichungen. Das wäre angesichts der deutschsprachigen Doujinshiszene ein Fass ohne Boden.
Verlagspublikationen:
Großverlage:
- Demon Lord Camio (EMA) - 194 Seiten (davon 2 Farbseiten)
- Alpha² (Carlsen Manga) - 196 Seiten (davon 4 Farbseiten)
- Dio+ Dolor Ascension (Tokyopop) - 40 Seiten, Sonderformat
Kleinverlage:
- Nachtläufer 2 (Comic Culture Verlag) - 224 Seiten
- Iakes (Comic Culture Verlag) - 192 Seiten, davon 4 Farbseiten
- 78 Tage auf der Straße des Hasses 14 (Delfinium Prints) - 28 Seiten
- 78 Tage auf der Straße des Hasses 15 (Delfinium Prints) - 24 Seiten
VerlagsautorInnen:
- Marika demoniacalchild Herzog (als Chasm) - Demon Lord Camio
- Michel roterKater Decomain (als Chasm) - Demon Lord Camio
- Kamineo - Alpha²
- eulenkueki - Alpha²
- Khaos - Dio+ Dolor Ascension
- Katharina kacha Kirsch - Nachtläufer 2
- Miriam miri-chuuei Esdohr - Iakes
- David Yeo Füleki - 78 Tage auf der Straße des Hasses 14 & 15
Das macht insgesamt 7 Publikationen, davon 3 bei Großverlagen, wobei es sich wie gesagt bei Alpha² um eine Neuausgabe einer Kleinverlagspublikation beim Schwarzen Turm handelt.
Diese 7 Publikationen beinhalten ingesamt 898 Seiten (Umschläge nicht mitgezählt), davon 10 Farbseiten (1,1%). Die Großverlage machen hierbei 430 Seiten aus (47,9%) und die Kleinverlage 468 Seiten (52,1%). Die Publikationen bei den Kleinverlagen sind stark rückläufig. Cursed Side ist ins Romansegment gewechselt. Fireangels hat sich zunehmend auf Merchandise spezialisiert. (Hier war allerdings tatsächlich eine neue Ausgabe von Lily für die LBM geplant, die aber leider nicht rechtzeitig fertig wurde.) Dennoch publiziert der Kleinverlagsbereich immer noch etwas mehr als der Großverlagsbereich, aber das wird vermutlich zum letzten Mal der Fall gewesen sein.
Insgesamt 8 AutorInnen haben aktuell bei Verlagen publiziert, davon 5 Frauen (62,5%) und 3 Männer (37,5%). Das klingt ausgeglichener, als es ist, da zwei der Männer nur Heftpublikationen herausbrachten und der dritte nur als Autor tätig ist. Betrachter man die tatsächlichen Seiten, haben Frauen davon 806 gezeichnet (89,8%) und Männer 92 (10.2%), womit das Verhältnis schon wieder ganz anders aussieht.
Doujinshi:
Anthologien:
- Baito Oh! Special: Die besten Beiträge des DJGB-Manga-Wettbewerbs 2013 - 352 Seiten
- Kawaii! Anthologie 1 - 230 Seiten, davon 6 Farbseiten
- VERnarrt 2 - 216 Seiten, davon 3 Farbseiten
- It's Shonen Time - 160 Seiten
- KIBUN Manga & MOOD Comics - 240 Seiten, davon 8 Farbseiten
- Animexx Hentai-Mixx 2 - 322 Seiten, davon 95 Farbseiten
Einzelpublikationen:
- Aquabox Headquarters Zero (Sia & Yamiz) -52 Seiten
- Azat - Frei (Lysosoup) - 72 Seiten
- ausgesprochen ausgeschrieben (Lancha & Sethan) - 50 Seiten; Sonderformat
- Basar der Erinnerungen (Diana Liesaus) - 68 Seiten
- Beyond Time (Zorika Gaeta) - 66 Seiten
- Blumensprache (RoseNose) - 44 Seiten
- Exchange Student: Detective Conan Kaito x Shinichi Fanbook 1** (lemon*squasch) - 24 Seiten
- Brave & Safe (Daniela Winkler & Nana Kyere) - 38 Seiten
- Candy UoROAR (Reyhan Yildirim) - 58 Seiten
- Conquer Yourself (Lysosoup & Naachi) - 36 Seiten
- Cope Soul (Gin Zarbo) - 92 Seiten, davon 3 Farbseiten
- Cyber Romance (Okami-to-Suzaku) - 90 Seiten
- Falling Snow (Olga Rogalski) - 48 Seiten
- Fur & Silk: Petplay (Girlan Tesshue) - 24 Seiten, davon 2 Farbseiten
- HariSen (Yoru-chi) - 50 Seiten; Sonderformat
- Hearts for Sale (Miyuli) - 30 Seiten, Farbe
- Herzblut Vol. 1 (EagleVision) - 44 Seiten
- i·seki** (Safaia) - 72 Seiten
- Katzenprinz (Pearsfears & Minou) - 24 Seiten
- Leid und Verderben* (CHASM) - 16 Seiten, Farbe
- Das letzte Wort ... (Patricia-Vanessa Müller) - 82 Seiten, Farbe
- Lookout (nayght-tsuki) - 40 Seiten
- Mechanical Princess 2 (Lian) - 52 Seiten
- Mittelmäßig (Lydia Miller) - 64 Seiten
- Omega (fuwishi) - 52 Seiten, Sonderformat
- Pentagon 12 (Ryoko-san) - 48 Seiten
- Prophecy (Drow) - 68 Seiten
- The Ritual - Der Fall des eisblauen Engels (Tesla) - 20 Seiten, davon 5 zweifarbig
- Shattered Senses (roterKater) - 40 Seiten
- Still Yours (Pearsfears) - 20 Seiten
- Taciturn Heaven 2 (Minou) - 44 Seiten
- Till the End (Salamandra) - 202 Seiten, davon 10 Farbseiten
- Tojin Eye 1 (Kai Heinrich)** - 88 Seiten
- Tojin Eye 2 (Kai Heinrich)** - 52 Seiten
- Wald (Katharina Kirsch) - 32 Seiten
- Yael (Luisa Velontrova) - 54 Seiten, davon 2 Farbseiten
* für die LBM produziert, aber erst im Anschluss erhältlich gewesen
** kurz vor der LBM erschienen, aber nicht direkt auf der Messe angeboten
Nachtrag 22.07.2014:
- Phobia von V-rus28 - ??
- She Monster von Cerine-Oshiro - ??
Doujinshi-AutorInnen:
- Andante (Animexx Hentai-Mixx 2)
- Anna Traumholz Backhausen (VERnarrt 2; It's Shonen Time)
- Elenor Berger (Baito Oh! Special)
- Bernd (Animexx Hentai-Mixx 2)
- Franziska Babbelfish Beyer (VERnarrt 2; Baito Oh! Special)
- Antje Born (Baito Oh! Special)
- J-E-N-N (Cyber Romance)
- abgemeldet ( Boys Love Fan Doujinshi: Kaito x Shinichi)
- David Atori-e Clausmeier (Baito Oh! Special)
- Sozan Coskun (Baito Oh! Special)
- Niklas Dangschat (VERnarrt 2)
- Mai Maister Dao Ngoc (Baito Oh! Special)
- Victorija oshime Davydova (Kawaii! Anthologie 1)
- Michel roterKater Decomain (Shattered Senses; Leid und Verderben)
- Martin Desho (Baito Oh! Special)
- Drow (Prophecy)
- Vanessa nessi6688 Drossel (VERnarrt 2)
- Jonas E. (VERnarrt 2)
- MLang (Herzblut Vol. 1)
- Sasha ZigZag Elenar (Chakusō)
- Anahit Ernst (Baito Oh! Special)
- Jenny Ernst (Baito Oh! Special)
- GordonComics (Animexx Hentai-Mixx 2)
- Cindy LANee Franke (Kawaii! Anthologie 1)
- David Yeo Füleki (Animexx Hentai-Mixx 2)
- fuwishi (Omega)
- Martina Gabor (Baito Oh! Special)
- Zorika Wopanda Gaeta (Beyond Time)
- JUlia Racuun Haag (KIBUN Manga)
- Hazar (It's Shonen Time)
- Maria azara Hecher (Animexx Hentai-Mixx 2)
- Kai Heinrich (Tojin Eye 1 & 2)
- Marika demoniacalchild Herzog (Leid und Verderben)
- Lilli leichenschmaus Hölzlhammer (Baito Oh! Special)
- Jack (Animexx Hentai-Mixx 2)
- Nicole teebeutelchen Kaminiorz (VERnarrt 2)
- Patrick paTTTy Kiedrowski (Baito OH! Special; KIBUN Manga)
- Katharina kacha Kirsch (Wald)
- Cassandra Kitagawa (Baito Oh! Special)
- knobes (Chakusō)
- Laura yukosan Kowalski-Köpke (Kawaii! Anthologie 1)
- Nicole Erdbeerkekschen Krause (Baito Oh! Special)
- Kukki-chan (Animexx Hentai-Mixx 2)
- Maren Künemund (Baito Oh! Special)
- Désirée nayght-tsuki Kunstmann (Kawaii! Anthologie 1; Lookout)
- Sascha Ming-Hatsu Küpper (KIBUN Manga)
- Nana Yaa Kyere (Animexx Hentai-Mixx 2, Brave & Safe)
- Karen MourningMoose Kysel (Baito Oh! Special)
- Lancha (ausgesprochen ausgeschrieben)
- Nina Le (Baito Oh! Special)
- Markus BlueHugo Lehmann (KIBUN Manga)
- Diana crow13 Liesaus (Basar der Erinnerungen)
- Lydia (Animexx Hentai-Mixx 2)
- myubela (Conquer Yourself; Azat)
- Lina dead_rabbit Madöry (VERnarrt 2)
- Christine Atori-e Mai (Baito Oh! Special)
- Megaheero (It's Shonen Time)
- Lydia Smarakt Miller (Mittelmäßig)
- Minouett (Katzenprinz; Taciturn Heaven 2)
- Miwakosato1412 (Chakusō)
- miyuli (Hearts for Sale)
- Marlin Enatis Müller (Kawaii! Anthologie 1)
- Patricia-Vanessa Rechenbaer Müller (Baito Oh! Special)
- naachi (Animexx Hentai-Mixx 2; Conquer Yourself)
- Phan Ngoc Anh (Baito Oh! Special)
- Nightmaker (Baito Oh! Special)
- Nihao (Animexx Hentai-Mixx 2)
- Julia Nögel (Baito Oh! Special)
- Theresa Risu Nguyen (Kawaii! Anthologie 1)
- Onichanjo (Animexx Hentai-Mixx 2)
- Katja Katschusa Ordu (Kawaii! Anthologie 1)
- Rio Orita (Baito Oh! Special)
- Marika yamiz Paul (Aquabox Headquarters)
- pearsfears - (Chakusō; Still Yours; Katzenprinz)
- Christoph wuppertrash Pfennings (KIBUN Manga)
- Phoenix-of-Darkness (Cyber Romance)
- Maresa Pradler (Baito Oh! Special)
- Una Preuß (Baito Oh! Special)
- Sencha (Chakusō)
- Hannes Radke (KIBUN Manga)
- Jana Janosch_Lionel_Resch Resch (Baito Oh! Special; It's Shonen Time)
- RH-X (Animexx Hentai-Mixx 2)
- Olga JD-Ayane Rogalski (Falling Snow)
- RoseNose (Blumensprache)
- Ryoko-san (Pentagon12)
- abgemeldet (i·seki)
- Lilia babyfant Sahin (VERnarrt 2)
- Jusef Salim (Baito Oh! Special)
- Lisa -Lian- Santrau (Mechanical Princess 2)
- Katja abgemeldet Scherrer (Kawaii! Anthologie 1)
- Nora Norchen Schille (Kawaii! Anthologie 1)
- Anna Schmitz (Baito Oh! Special)
- Melanie Rosa_Maus Schober (Animexx Hentai-Mixx 2)
- Sophie Salamandra Schönhammer (VERnarrt 2, It's Shonen Time; Till the End)
- Sethan (ausgesprochen ausgeschrieben)
- Sia (Aquabox Headquarters)
- Victoria kuyuki Stascik (Kawaii! Anthologie 1)
- Maria mari-mari Steuerwald (VERnarrt 2)
- Orthey Unschuldslamm Stoll (VERnarrt 2)
- Christina Yupinachii Symiakou (Kawaii! Anthologie 1)
- Marco Termin (Baito Oh! Special)
- Tesla (The Ritual)
- Girlan abgemeldet Tesshue (Fur & Silk)
- Luisa Magical_Yaku Velontrova (Yael)
- Frederike GoldenCrowns Weißmann (Baito Oh! Special)
- Hanna anotheryou Wenzel (VERnarrt 2)
- Daniela Horrorkissen Winkler (Brave & Safe)
- Reyhan Atyl Yildirim (Candy UpROAR)
- Yoru-chi (HariSen)
- Ban Ban_Zarbo Zarbo (It's Shonen Time)
- Gin Gin_Zarbo Zarbo (It's Shonen Time; Cope Soul)
- Philip Zahnsturm Zub (Baito Oh! Special)
- Zwiebelprinz (Chakusō)
Hier haben wir also 43 Publikationen, davon 7 Anthologien. Vier der Anthologien wurden für die LBM neu gegründet. Mit (einschließlich Sonderbänden) 12 Bänden bleibt der Animexx Manga-Mixx weiter der Opa unter den Doujinshi-Anthologien, gefolgt von Baito Oh! mit dem mittlerweile 8. Band, wobei der 9. bereits im Mai folgen soll. A Story to Tell pausiert derzeit nach 5 Publikationen. Mal sehen, wie lange die Neulinge durchhalten! ;)
Insgesamt haben die Doujinshi-ZeichnerInnen beachtliche 3678 Seiten gestemmt. Davon fallen mit 1722 Seiten knapp die Hälfte auf die Anthologien (46,8%). Bei 254 Farbseiten ist der Anteil mit 6,9% deutlich höher als bei den Verlagspublikationen (1,1%) - ein Anzeichen dafür, dass es in Format und Stilvielfalt hier wesentlich mehr Freiräume gibt. Die sehr verschiedenen Seitenzahlen sind hier ein weiteres Indiz. Von 16 bis 352 ist alles dabei. Bei Einzeltiteln scheint sich der Schnitt derzeit auf ca. 40 bis 50 Seiten einzupendeln.
112 Doujinshi-AutorInnen haben allein um die LBM herum im Druck publiziert. Das ist ein guter Querschnitt, aber längst nicht alles, was in der Szene am Start ist. Daraus lässt sich ablesen, dass derzeit weit über 100 deutschsprachige Mangaka im Druck publizieren, und hier sind natürlich die unzähligen Web-Manga noch gar nicht mitgezählt.
Interessant auch: Keine der Anthologien enthält Boyslove-Geschichten. Bei den Einzelpublikationen ist es allerdings knapp die Hälfte. Warum sich in der BL-vernarrten deutschen Doujinshi-Szene noch keine entsprechende Anthologie gebildet hat, ist schon ein bisschen seltsam. Bis vor Kurzem war der Bereich aber auch noch durch die Kleinverlage ganz gut abgedeckt. Nun ja, ist sicher nur eine Frage der Zeit. Bei den Großverlagen spielt BL mit gerade mal einer Publikation übrigens längst keine so große Rolle, wie oftmals behauptet wird.
Fan-Doujinshi zu existierenden Serien führt diese Liste nur 2, von denen auch nur einer auf der Messe angeboten wurde. Dies ist sicherlich den Vorgaben der Messeleitung geschuldet (nur eigene Titel), zeigt aber auch, dass die deutsche Doujinshiszene hauptsächlich um eigene Geschichten herum gebaut ist und nicht so sehr um Fan-Publikationen wie in Japan. Mal sehen, wie das Verhältnis auf der DoKomi aussieht.
So, und weil ihr es alle bis hierher geschafft habt zu lesen, gibt es jetzt wie versprochen KUCHEN!
Schauen wir uns zuerst einmal die Gesamtverteilung der Publikationen zwischen Großverlagen, Kleinverlagen und Doujinshi an:
Die Verlage machen aktuell nur noch 14% der publizierten Titel aus, die Großverlage selbst insgesamt nur 6%. Dagegen erscheinen 86% der aktuell im deutschsprachigen Raum publizierten Manga in Eigeninitiative. Da die deutsche Doujinshi-Produktion letztes Jahr erst so richtig in Fahrt kam und sich nach den rund 20 Doujinshi-Publikationen zur Connichi im vergangenen September bereits in 6 Monaten verdoppelt hat, wird der Anteil in Zukunft vermutlich noch steigen, da bei den Verlagen derzeit keine Erweiterung des Programmes abzusehen ist.
Jetzt könnte man einwenden, dass die Rechnung nicht ganz fair ist, weil viele Doujinshi ja nur aus recht kurzen Kapiteln bestehen und vom Umfang her daher nicht mit Verlagspublikationen vergleichbar sind. Schauen wir uns also das gleiche Diagramm noch einmal an, diesmal allerdings ausschließlich im Hinblick auf die publizierten Seiten:
Von den insgesamt 4576 Seiten deutschsprachige Manga nehmen die Großverlagspublikationen 430 ein (9,4%), Kleinverlagspublikationen kommen auf 468 Seiten (10,2%) und die Doujinshi auf 3678 Seiten (80,4%) und damit immer noch auf mehr als vier Fünftel. Zudem ist diese Rechnung wiederum etwas unfair gegenüber den Doujinshi, denn erstens wurden die Umschläge ja nicht mitgezählt, und mehr Publikationen bedeuten auch mehr (vollfarbige) Umschläge; zweitens ist wie erwähnt der Farbseitenanteil (und damit auch der Aufwand) bei den Doujinshi sehr viel höher, und drittens kommen Doujinshi oft in Sonderformaten oder mit zusätzlichen Gimmicks wie Lesezeichen, Drucken, Posterbeilagen oder gar Originalzeichnungen. Das war bei den Verlagspublikationen nur bei Dio+ der Fall.
AutorInnen-Verteilung:
Insgesamt haben 116 deutschsprachige Manga-AutorInnen zur LBM 2014 publiziert. Den 8 AutorInnen bei den Verlagen (7,1%) stehen dabei 112 im Doujinshi-Bereich gegenüber (nicht wundern: 4 waren in beiden Bereichen aktiv). Das zeigt auf, wie wenig die Verlage eigentlich von der Mangaka-Szene abdecken (betrachtet man nur die Großverlage, wären es sogar nur 4,5%).
Wie viele von den Doujinshi-AutorInnen tatsächlich eine Großverlagspublikation stemmen könnten, ist da natürlich noch mal eine andere Frage. Dieser Artikel soll die Szene quantitativ beschreiben und nicht qualitativ, darum soll dazu ein Urteil hier ausbleiben (meine persönliche Schätzung wäre aber: mindestens ein Drittel, Probe- und Aufbauzeit natürlich eingeschlossen, und mal angenommen, das wäre für die Verlage alles finanzierbar). Ihr könnt euch ja mal oben durch die Galerien und Leseproben klicken und selbst ein Urteil bilden. Ein paar aktuelle Doujinshi-Highlights werde ich an anderer Stelle noch mal nachholen.
Als letztes hab ich dann hier noch den Gender-Kuchen:
Bei den 116 publizierten AutorInnen zähle ich 93 Autorinnen (80,2%) und 23 Autoren (19,8%)*. Transidentitäten wurden versucht, mit Wunschgeschlecht zu berücksichtigen, sofern ich davon weiß (multiple Persönlichkeiten allerdings nicht!) Ein paar Ungereihmtheiten wird's hier wohl trotzdem geben. Bei einigen Leuten kann ich ja nur nach den Online-Identitäten spekulieren. Nehmt diese Zahlen also bitte eher tendenziell und nicht als harte Feldforschung!
*Aus der Kategorie "andere" ist mir nichts bekannt. Sollte sich da jemand unrepräsentiert fühlen, bitte Bescheid sagen (gerne auch anonym)! Dann gibt's in Zukunft bei Autor_innen hier auch den schnieken Gender-Gap!
Kai-Steffen Schwarz hatte in einem Interview die Zahl der Carlsen-Manga-Bewerberinnen mal auf etwa 90% geschätzt. Das war dann wohl doch etwas hochgegriffen (oder die Jungs trauen sich mittlerweile alle schon gar nicht mehr zu Carlsen ...) Dennoch bleibt die deutschprachige Mangaka-Szene zu rund vier Fünfteln fest in Frauenhand!
Das war's erst mal mit dem Zahlensalat für die LBM! Ich würde das in Zukunft gerne mal öfter machen, um auch mal Tendenzen erkennen zu können. Ist aber 'ne Heidenarbeit, und weil ich an diesem Eintrag jetzt zwei Tage gesessen hab, dürft ihr das jetzt auch alle verteilen! ;)
Hallo, ihr Lieben!
Noch dreieinhalb Wochen, dann eröffnet die Manga Comic Con in Leipzig ihre Pforten, und der erweiterte Doujinshi-Markt hat, wie bereits prophezeit, zu einer wahren Explosion an neuen Doujinshi-Ankündigungen geführt.
Mit Erleichterung habe ich festgestellt, dass ich diese in diesem Jahr nicht alle gesammelt listen muss, sondern dass kikidergecko das derzeit hier in ihrem Blog übernimmt. Wenn ihr also euren Einkaufszettel schreiben wollt, konsultiert da ihren Blog. Helft bitte auch mit, die Liste zu vervollständigen und listet fehlende Titel dort oder hier bei mir (Kiki liest ja hier mit).
Folgende neue Doujinshi-Ankündigungen sind in den letzten vier Wochen neu dazugekommen:
Desweiteren kursieren auf Facebook derzeit Gast-Fanarts für ein Zelda-Doujinshi namens Conquer Yourself, hinter dem neben myubela auch naachi steckt.
Aquabox von yamiz und Sia gibt es wohl auch schon zur MCC gedruckt.
Von abgemeldet kommt dieser Tage ebenfalls ein neues BL-Doujinshi.
Und auch kacha nimmt nach der Fertigstellung von Nachtläufer 2 noch ein eigenes Doujinshi für Leipzig in Angriff.
Von Salamandra kommt auch was Neues: Till the End heißt der neue BL-Band.
Zum neuen Doujinshi von Rechenbaer gibt es immer noch nicht viel mehr Infos, außer, dass sie für die MCC daran arbeitet.
Etwas mehr Infos gibt es zu Pentagon 12 von Ryoko-san, welcher ebenfalls zur MCC erscheint.
Der Web-Manga Forth Instance von HasiAnn ist ebenfalls in Druck (gleich in zwei Bänden) und wird auch auf der MCC zu haben sein.
Dann hätten wir noch Cyber Romance von abgemeldet im Angebot.
Und das zweite Kapitel von Taciturn Heaven von Minouett geht ebenfalls in Druck.
Reyhan Atyl Yildirim lässt eventuell ihre Kurzgeschichte Candy upROAR noch für Leipzig drucken, welche sie letztes Jahr beim internationalen Shonen JUMP Wettbewerb eingreicht hatte.
Zur neuen Anthologie Chakusô gibt es weitere Infos und eine Facebook-Fanpage. Leseproben und TeilnehmerInnen findet ihr unter anderem hier gelistet. Und hier noch ein AnimeY-Bericht.
Und neben Chakusô wird von pearsfears auch noch einen eigenen kleinen Oneshot names Still yours geben. Thema: Catboys! Vorbestellung läuft.
Und noch eine neue Anthologie hat sich für die MCC angekündigt: It's Shouen Time! wird sie heißen, sich entsprechend des Namens auf Kurzgeschichten im Shounen-Stil konzentrieren und unter anderem Gin_Zarbo dabei haben. Mehr INfos hoffentlich bald!
In der Kawaii-Anthologie gab es derweil ein paar Änderungen im Line-Up. Fünf neue Zeichnerinnen sind dazugekommen. Infos und Leseproben zu allen Beiträgen fndet ihr hier!
nayght-tsuki hat nebenbei auch noch ein eigenes Heft namens Lookout im Angebot, das derzeit auch vorbestellbar ist.
Irgendwer meinte kürzlich auch, es werde zur MCC wohl ebenfalls das zweite Kapitel zu Mechanical Princess von -Lian- geben, aber ich finde gerade keinen Link dazu.
Und für alle, die sich langsam Sorgen machen, angesichts der sich rapide entwickelnden Doujinshi-Szene zeichentechnisch nicht mehr mithalten zu können, hätte ich noch diese Ankündigung. Just do it, folks!
Von Kai Heinrich stammt übrigens auch der "Kreativ Anime Comic" Getaku Ken Tasu mit dem einfallsreichen Clou, dass man die Geschichte selbst fertig zeichnen kann. Wenn ihr also eure Doujinshi zur nächsten Con nicht rechtzeitig fertig bekommt, verkauft die fehlenden Seiten doch einfach als interaktives Feature zum Selbermalen! Eigentlich ziemlich geniale Idee! 'ne Rezension von Hugi gibt's natürlich auch schon.
+++ Erwähnte ich eigentlich schon, dass das Sammeln und Zusammensuchen der Doujinshi-Ankündigungen auf den ganzen chaotischen Facebook-Seiten ein absoluter Krampf ist? Leute, irgendwas muss sich ändern! Egal was, aber wenn man euren Namen sucht, müssen aktuelle Projekte sofort auffindbar sein. Das kann so echt nicht weitergehen, nicht, wenn die Quote der Publikationen weiter so ansteigt! Es wird echt unübersichtlich! Ich hab garantiert schon wieder die Hälfte übersehen! XD +++
Tja, kikidergecko, viel Spaß beim Sortieren und Listen der Ankündigungen! Ich zähl auf dich!
Für weitere Infos, Preise und Seitenzahlen schaut bitte unbedingt in ihren Blog! Da wird auch noch einiges dazukommen!
Verlage:
Nheira ist zurück, heißt jetzt KHAOS und hat ein neues Projekt bei Tokyopop namens DIO+. Dabei soll es sich um ein mindestens zwei Jahre Veröffentlichungszeit umspannendes Werk handeln (siehe letzten Blogpost), das auf der MCC ausführlich vorgestellt wird. Einblicke gibt es in KHAOS' tumblr. Für die jungen Hüpfer unter euch: Vor vielen, vielen Jahren war Nheira eine Hälfte des Zeichner-Duos Pink Psycho und veröffentlichte bei Tokyopop den Emo-BL-Manga In the End sowie das Artbook Liberty.
Anna Hollmann hat eine rund 40-seitige Fortsetzung zu ihrem BL-Über-Hit Stupid Story angekündigt. Wann und in welcher Form der veröffentlicht wird, steht allerdings noch nicht fest. Da sie auf der MCC ebenfalls als Gast von Tokyopop präsentiert wird, gibt's da vermutlich mehr zu erfahren.
Und in unserer monatlichen Rubrik "Verschiebungen bei Tokyopop" gibt es, wie beim letzten Mal prophezeiht, die erneute Verschiebung von 78 Tage auf der Straße des Hasses 1 zu verkünden, welches zu Alpha Girl 2 und Crash 'n' Burn 1 ins Mai-Programm rutscht und damit definitiv nicht zur MCC zu haben sein wird. Da Tokyopop im Mai-Programm derzeit 26 Novis listet, ist natürlich auch dort nicht wirklich mit einem Release zu rechnen, weswegen wir diese Rubrik wohl auch nächsten Monat fortführen können werden. Zumindest hat Tokyopop angedeutet, die Verschiebungen in Zukunft besser kommunizieren zu wollen.
Nebenbei wurden aber schon zwei neue Eigenproduktionen angekündigt: Ein Einzelband von Luisa Magical_Yaku Velontrova (noch dieses Jahr) und ein weiteres Projekt namens Nightwalker.
Martina Soen Peters' neue Carlsen-Serie Tempest Curse startet voraussichtlich im Oktober, wird aber bereits zum Gratis Comic Tag mit einer Leseprobe geehrt. Ich bin gespannt!
Laut Kai-Steffen Schwarz sind derzeit fünf neue Eigenproduktionen bei Carlsen geplant, von denen neben Tempest Curse noch zwei weitere im kommenden Herbst/Winter-Programm starten sollen.
Comic-Preise:
Vergesst bitte alle nicht, beim diesjährigen ICOM-Preis mitzumachen! Alle 2013 unabhängig veröffentlichten Comics können dort eingereicht werden. Doujinshi sind nicht ausgeschlossen. Selbst Webcomics können eingereicht werden! Deadline ist der 15. März. Also hoffentlich habt ihr noch je 5 Exemplare vom letzten Jahr übrig ... Und wenn ihr bald Sachen neu druckt, macht einfach 5 Stück mehr und hebt sie für den nächsten ICOM-Preis auf! Der ICOM-Preis ist nämlich der so ziemlich einzige allgemeine deutsche Comic-Preis, bei dem Manga-Eigenproduktionen tatsächlich eine realistische Chance haben.
Beim diesjährigen Animania-Award könnt ihr für Skull Party, Kimi he und Bloody Magic stimmen. Leider sind wieder mal nur Großverlagspublikationen nominiert und leider sind das auch schon fast alle, die letztes Jahr erschienen sind. Es fehlt lediglich Royal Lip Service Sulitude; Tokyopop hat 2013 nicht eine einzige neue Eigenproduktion veröffentlicht, auch wenn mehrere angekündigt waren. Im Begleittext zum Award heißt es da lapidar: "Leider hatten im vergangenen Jahr nicht alle deutschen Großverlage Releases „Made in Germany“ im Programm." Warum man das nicht zum Anlass nimmt sich auch mal bei den Kleinverlagen und Doujinshi umzusehen, ist da irgendwie nicht so ganz nachvollziehbar.
Ausstellungen:
In Hannover eröffnet im Karikatur-Museum morgen die Ausstellung Streich auf Streich: 150 Jahre Max und Moritz, die neben selten gezeigten Originalen von Wilhelm Busch auch einen Rundumschlag durch die deutsche Comic-Geschichte präsentiert. Auch einige Manga-Künstlerinnen werden ausgestellt, laut Veranstaltern Maria Sann, Christina Plaka und Olivia Vieweg - also interessanterweise ausgerechnet die drei Autorinnen, die dem Manga in ihren letzten Publikationen den Rücken gekehrt haben. Ich habe Kurator Martin Jurgeit zumindest noch auf David Fülekis 78 Tage auf der Straße des Hasses hingewiesen, in dem Max & Moritz ja auch als Figuren auftreten und der daher schon irgendwie relevant für die Ausstellung wäre, weiß aber nicht, ob der Hinweis aufgenommen wurde.
An Dienstag gibt es in der Bücherhalle Billstedt eine Ausstellung mit dem originellen Namen Manga-Mania.
Presse:
Rezension zu Skull Party 2 auf Splashpages. Wobei ich nicht weiß, ob der Band wirklich, wie hier behauptet, für "vor allem jüngere Leser" geeignet ist ...
Bericht zur Ausstellung von Inga ink-pop Steinmetz in Cottbus. Inga werkelt derzeit übrigens an einem Sailor-Moon-Doujinshi. Den wird es aber in Leipzig noch nicht zu kaufen geben.
Viele Deutsche träumen davon, als Mangaka nach Japan zu gehen. Helga Waga geht den umgekehrten Weg. mangaka.de hat die Wahl-Düsseldorferin interviewt.
UPDATE! Das kam gerade noch reingeflattert: Interview mit Herzblut-Zeichnerin MLang.
Social Media:
Blogerin dummesmaedchen führt derzeit einige sehr spannende Interviews mit deutschen Fanart- und Doujinshi-ZeichnerInnen zu ihren Social-Media-Aktivitäten, wobei sehr stark auf die nachlassende Relevanz von Animexx zu Gunsten von Plattformen wie Facebook und Twitter eingegangen wird. Die ersten zwei Interviews befragen Avilia (Link) und Norchen (Link); drei weitere sollen folgen. Im Blog gibt es auch noch zahlreiche andere spannende Artikel zu diesem Thema.
In eigener Sache:
In der aktuellen Animania (2/2014) könnt ihr einen zweiseitigen Artikel samt Interview über Demon Lord Camio lesen. Zudem ist auf der Begleit-DVD das gesamte erste Kapitel (48 Seiten) enthalten. Demon Lord Camio ist übrigens die einzige neue Großverlags-Eigenproduktion, die zur MCC erscheint.
Schon vor der MCC machen wir übrigens eine Signierstunde im J-Store in Berlin! Termin: Sonntag, 9. März, ab 13 Uhr! Vielleicht sieht man sich ja!
Manch einer mag es vielleicht gehört haben, ich schrob da kürzlich einen Artikel für den Tagesspiegel über die deutsche Mangaka-Szene unter dem Titel Die Manga-Rebellen. Diesen Artikel nahmen die Alfonz-Comicreporter auf ihrer Webseite zum Anlass, mein einfältiges Geschrobsel mal so ordentlich an den Pranger zu stellen und mich gleich noch bei sämtlichen Redaktionschefs in Hörreichweite zu verpetzen.
Verständlicherweise sind die Emotionen im Anschluss ziemlich hochgekocht, und so muss ich jetzt dummerweise diesen Text schreiben, damit jetzt alle (na gut, hauptsächlich ich) wieder ruhig schlafen können.
Vorweg ein paar Dinge zur Einordnung:
- Die Alfonz-Jungens sind nicht so gut auf mich zu sprechen. Das sollte man vielleicht im Vorhinein wissen, obwohl man es sich bei der Formulierung in der Einleitung vermutlich auch hätte denken können. Eingebrockt hab ich mir das natürlich selber. Ich hab ihnen nämlich damals im Hinblick auf dieses Review zu Inio Asanos Nijigahara Holograph ein paar gehässige Tweets geschrieben, die besonders auf die alberne, sich an Standard-Phrasen aus dem Graphic-Novel-Diskurs anbiedernde Wortwahl abzielten und sich ganz gut als "Graphic-Novel-Bullshit-Bingo - jetzt auch für Manga" paraphrasieren ließen. Wie gesagt, ein paar in tiefster Nacht direkt verschickte Tweets, die höchstens ein mikroskopischer Teil meiner Timeline gelesen hat. Aber da musste natürlich mal zurückgeschossen werden. Also packte man die Gelegenheit am Schopfe und schwärzte mich erfolgreich bei allen Redaktionen an, bei denen ich aktuell noch Bewerbungen auf dem Tisch liegen habe. Touché! Matze Hofmann kann sich endlich angesichts so perfide inszenierter Niedertracht mit einem erleichterten MUAHAHAHA wieder in den Schlaf grinsen. Remember, kids: You don't fuck with the ALFONZES!
Dabei wäre die ganze Aufregung eigentlich gar nicht nötig gewesen - wenn man denn tatsächlich mal das zu Rate gezogen hätte, was ich wirklich geschrieben habe. Was leider nicht das ist, was online zu finden ist.
Die Gemüter erhitzten sich hauptsächlich an zwei Formulierungen: Zum einen das "Versagen der großen Verlage" aus dem Header und "Nachwuchsförderung der Verlage? Fehlanzeige" als Zwischenüberschrift. Beide stammen nicht von mir, sondern wurden von der Online-Redaktion des Tagesspiegels nachträglich eingefügt. Wer das nicht glaubt, soll sich einfach mal die Printversion des Artikels vorknöpfen (Tagesspiegel vom 31.01.2014). Diese Version hatte ich persönlich abgesegnet und diese beiden Formulierungen sind dort nicht zu finden. Der Original-Header lautete da einfach: "Die deutsche Szene ist produktiver denn je - junge Talente setzen verstärkt auf Eigeninitiative". Liest sich gleich ganz anders ohne den zweiten Satz, oder?
Zur Entstehung des Artikels:
Auch der Print-Artikel hat natürlich noch seine Schwächen und leidet unter vielen Pauschalisierungen. Einige Punkte kommen dadurch auch viel zu überspitzt rüber, was man zu Recht kritisieren kann und sollte. Man muss hier aber auch bedenken, dass der vorgegebene Umfang auf 4000 Zeichen begrenzt war (das ist etwa eine Word-Seite), in denen für ein fachfremdes Publikum (der Artikel war wie gesagt für den Print-Feuilleton des Tagesspiegels geschrieben) eine Einführung in den deutschen Manga gegeben und der historische Weg zum aktuell spürbaren Paradigmenwechsel hin zur Eigenproduktion nachvollziehbar werden musste.
Das war ein ziemlicher Eiertanz, bei dem ich stundenlang Satzteile gekürzt habe, um auf die geforderte Länge zu kommen. Das Resultat darf man durchaus als gescheitert betrachten. Im Rahmen des Print-Feuilletons war das irgendwie noch vertretbar (da gab es ja auch keine Beschwerden). Für die online-Version hätte ich den Artikel aber liebend gerne noch erweitert und einige Differenzierungen wieder eingebaut, für die vorher kein Platz war. Ganz einfach, weil der Comic-Diskurs online völlig anders geführt wird und andere Ansprüche erfordert. Leider ging die Web-Version schneller online als erwartet, und wie gesagt, in einer Version, die meinen Segen nicht hatte und immer noch nicht hat.
Zu den Vorwürfen - fehlende Nachwuchsförderung?
Warum um alles in der Welt sollte ich denn den Großverlagen "Versagen" vorwerfen wollen? Himmelherrgott, ich steh bei einem Großverlag unter Vertrag! Für so blöd kann man mich doch ruhigen Gewissens gar nicht halten! Interessant übrigens, dass Alfonz das gar zu "Versagen auf ganzer Linie" aufbläht, um noch mal ordentlich eins draufzusetzen, was sich nicht mal aus der Online-Version so herauslesen lässt. Also um das noch mal klarzustellen: Ein Versagen auf diesem Gebiet würde ich den Großverlagen niemals vorwerfen! Schon gar nicht auf ganzer Linie!
Die andere Sache ist das mit der Nachwuchsförderung. Hier gab es leider viele Missverständnisse, die zum Teil durch den überspitzten eingefügten Zwischentitel, zum Teil aber auch durch meine verknappte Formulierung im Originalartikel entstanden sind. Am besten, ich hole an dieser Stelle mal nach, was ich für die Webversion eigentlich noch ergänzen wollte.
Das erste Missverständnis ist entstanden, weil die auf den Artikel antwortenden Chefredakteure "Nachwuchsförderung" als "AutorInnenpflege" verstanden haben. Natürlich leisten alls drei Großverlage sehr gute Arbeit darin, ihre etablierten KünstlerInnen weiter in ihren Programmen zu fördern.
Mir ging es aber eigentlich um das Suchen und Finden neuer Talente. Dafür gab es lange Zeit diverse Nachwuchsprojekte: Zeichenwettbewerbe wie der Connichi-Doujinshi-Wettbewerb (EMA) oder Manga-Talente (Carlsen, oder Kurzgeschichten-Projekte wie Manga Fieber (Tokyopop) oder die Chibi-Manga (Carlsen), bei denen neue Leute rekrutiert und unter Verlagsbedingungen ausgetestet werden konnten. Zudem ermöglichten auch Anthologie-Magazine wie Manga Twister (Egmont), Banzai oder Daisuki (Carlsen) das Austesten neuer Titel. All diese Projekte sind mittlerweile eingestampft. Wer jetzt bei einem Großverlag neu starten will, muss mindestens einen Einzelband abliefern. Die Slots dafür sind über die letzten Jahre extrem zusammengeschrumpft. Und aus naheliegenden Gründen setzen die Verlage da natürlich bevorzugt auf ihre etablierten Leute, wo sie auch wissen, was sie als Resultet erwarten können.
Die ganzen zahllosen neuen deutschen Mangaka-Talente kommen hier einfach nicht mehr in dem Maße unter, wie sie es womöglich verdient haben. Und für die explodiert als Alternative eben derzeit der Doujinshi-Markt, auf dem sie sich offensichtlich auch alle pudelwohl fühlen. Förderung im Sinne von künstlerischer Professionalisierung neuer Talente funktioniert da im Eigenantrieb. Für die Großverlage besteht da auch gar keine Notwendigkeit mehr, auf Förderprojekte im obrigen Sinne zu setzen, weil das alles wunderbar von allein funktioniert. Das war eigentlich der Punkt des Artikels. Also nicht, dass das Großverlage keinen Bock mehr auf Nachwuchsentwicklung haben, sondern dass sich die Nachwuchsentwicklung aus dem Einflussbereich der Großverlage heraus emanzipiert hat.
Ich hoffe, in dem Kontext wird klar, wie mein Satz "Die Nachwuchsförderung der Verlage ist heute quasi nicht mehr existent" gemeint war. Man beachte hierbei übrigens auch das "heute quasi nicht mehr", was alle Antwortenden anscheinend überlesen haben. Natürlich würde ich nie im Leben wegreden wollen, was Carlsen, EMA und Tokyopop in den vergangenen Jahren alles in den Nachwuchs investiert haben und was für immense Kosten und Risiken hier auf sich genommen wurden und noch immer werden. Aber Nachwuchsprojekte in dem Sinne, wie ich sie oben beschrieben habe, gibt es bei allen Dreien derzeit nicht mehr. Vielleicht auch, weil sie Dank der Doujinshiszene gar nicht mehr nötig sind.
Mangende Betreuung?
Das ist so ein Punkt im Artikel, wo ich die Verknappung wirklich bereue. Hier hätte wirklich differenziert werden müssen, und Jo Kaps regt sich in seiner Replik hier auch zurecht auf. Tokyopop betreut seine Projekte nämlich ziemlich intensiv, was man dem Programm auch wirklich anmerkt. Ich hab ja so ziemlich alle TP-Eigenproduktionen bei mir im Schrank stehen, und da ist eigentlich kein schlechter Titel dabei, auch wenn sicher nicht alle Hits waren. Also mangelnde Intensität in der Betreuungsarbeit kann man Tokyopop sicher nicht vorwerfen. Bei Carlsen und EMA gibt es aber durchaus ein paar ältere Titel, wo man sich fragt, wie das redaktionell durchgewunken werden konnte. Das hat sich aber in den letzten Jahren auch stark gebessert, allerdings im gleichen Maß, wie der Ausstoß an Eigenproduktionen bei Carlsen und EMA geschrumpft ist. Das Problem der Doppelbelastung der Redakteure bleibt aber bestehen, wie Jonas Blaumann in seiner Replik ja auch bestätigte. Und das kenne ich bei EMA eben mittlerweile auch aus eigener Hand. Von daher weiß ich da schon, wovon ich rede.
Wo sich EMA wirklich extrem reinkniet, ist die ganze Vermarktungsschiene, die für Demon Lord Camio aktuell gefahren wird. Das ist riesig und großartig und ehrt Mika und mich gewaltig. Carlsen ist mit Skull Party ja ähnlich engagiert verfahren. Aber wenn ich an die kreative und künstlerische Entwicklung des Projekts zurückdenke, hat das wahrscheinlich nur so gut funktioniert, weil ich Mika eh schon seit Jahren redaktionell bei Grimoire betreut habe und wir daher schon ein eingespieltes Team waren. Für uns hatte es den Vorteil, dass wir weitestgehend kreative Kontrolle über alle Aspekte von Camio hatten. Bei einem kompletten Neulingswerk hätte das aber durchaus zu Problemen führen können.
Tokyopop ist ja derzeit der einzige Großverlag, der eine Redakteurin explizit für Eigenproduktionen eingestellt hat (auch wenn diese mittlerweile auch mehrere Lizenztitel betreut). Da müssten Carlsen und EMA noch nachziehen, wenn sie die Betreuungsarbeit zukunftsorientiert intensivieren wollen.
Hoffnungsvolle Karrieren
Folgender Satz aus meinem Artikel fand auch viel Kritik: "Bevor die jungen Talente überhaupt ihre Fähigkeiten entfalten konnten, fanden viele hoffnungsvolle Karrieren ein Ende." Hier wurde, natürlich zu Recht, die bereits erwähnte starke Autorenpflege bei allen drei Verlagen entgegengehalten. Das stimmt natürlich, ist aber nur eine Seite der Medaille. Gleichzeitig sind immens viele Leute nach ihren ersten Projekten wieder in der Versenkung verschwunden. Ich werfe einfach mal ein paar Namen in die Runde: Olga Rogalski. Detta Zimmermann. Robert Labs. Lenka Buschová. Gina Wetzel. Ying Zhou Cheng. Roda Makmod. Christina Bäumerich. Diana Liesaus. Viviane. Asu. Stella Brandner. Judith Park. Nina Werner (trotz kurzer Reanimation für Grimms Manga). Simone Xie. Nhung Vu. Zhe Zhang. Schluse ...
Natürlich wäre es vermessen, hier den Verlagen die volle Verantwortung in die Schuhe zu schieben oder ihnen zu unterstellen, die hätten die jeweiligen AutorInnen fallen gelassen. Bei einigen weiß man es ja auch besser. Im Einzelfall sind die Gründe auch sehr verschieden. Dennoch gibt es ein gemeinsames Problem, dass alle deutschsprachigen Mangaka betrifft. Finanziell gesehen lohnt sich das Leben als Mangaka nicht. Rechnet man die aufgewandte Arbeit mit der finanziellen Vergütung gegen, kommt jeder vernünftig denkende Mensch zu dem Schluss: Ich such mir lieber einen richtigen Job. Zumal die Arbeit als Mangaka nicht nur zeitlich, sondern auch körperlich und psychisch schleißt. Einige mussten auch in Deutschland schon aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Und viele weitere haben schon als Twens mit gesundheitlichen (und teils auch psychischen) Folgeschäden zu kämpfen. Ein riesiges Problem ist die Doppelbelastung mit Zweitjobs, um als Mangaka irgendwie über die Runden kommen zu können.
Auf der anderen Seite stehen die Investitionskosten der Verlage, die trotz der schon knapp berechneten Vergütung noch immer bei den meisten Projekten draufzahlen. Man bräuchte aber eigentlich noch viel, viel mehr Geld, um junge Talente so zu finanzieren, dass sie dauerhaft dabei bleiben (und nicht nur die paar Wahnsinnigen, die sich durch nichts in der Welt jemals vom Manga-Zeichnen abbringen lassen würden) und über Jahre hinweg ihr Talent entwickeln und entfalten können. Und sich nicht lieber nach einer anderen Branche umsehen, weil sie vielleicht auch mal irgendwann gern in Urlaub fahren würden. Oder sich irgendwann fragen, wofür sie sich eigentlich die selbstgewählte soziale Isolation, die Rücken- und Gelenkschmerzen, die unsichere Zukunftslage antun. Aber das aufzuwiegen kann und will sich kein Verlag leisten. Ganz einfach, weil es finanzieller Selbstmord wäre.
Die bis auf sehr wenige Ausnahmen schlechte Finanzlage deutschsprachiger Mangaka hat uns jedenfalls schon eine ganze Reihe Talente gekostet. Das ist im verlegerischen Rahmen sicherlich unvermeidbar, aber es ist dennoch eine Tatsache.
Gemütliche Mühlen und Siebenmeilenstiefel
Ich gebe zu, der letzte Satz im Artikel war provokant. Aber ist er auch ungerechtfertigt? Schauen wir uns mal die Doujinshi-Szene vor vier, fünf Jahren an und schauen wir sie uns heute an. Seit letztem Jahr explodiert die Szene förmlich, geradezu exponentiell, wenn man sich mal die Ankündigungen für die MCC anschaut. Es wird wohl auf 40-50 (!) neue Titel hinauslaufen. Mich gruselt's schon vor dem Tag, an dem ich mich an die Übersichtsliste setze. Und dann schauen wir uns mal die Verlagsszene vor vier, fünf Jahren und heute an. Der Trend ist exakt entgegenläufig, auch bei den Kleinverlagen (was übrigens auch im Artikel erwähnt wird, weswegen die alberne Großverlag-vs.-Indie-Masche, die CRON mir andichten will, natürlich totaler Humbug ist). Das ist hier im Blog ja alles ausfühlich dokumentiert. Ich sauge mir diese Trends also nicht aus den Fingern.
Es gibt noch einen anderen Punkt, der hier wichtig ist: Im Doujinshi-Bereich passieren gegenwärtig die Innovationen. Das betrifft die Formate (alles zwischen A6 und A4 ist dabei), Qualität (diverse Luxusausgaben nach Vorbild japanischer Doujinshi), Umfang (knappe 16-seitige Hefte bis hin zu längeren Serien in mehreren Tankobon, sowie sämtliche Zwischenformate), Zeichenstil- und Technik (es muss hier nicht mehr immer der perfekt geinkte Strich sein, der bei Verlagspublikationen überwiegend noch Voraussetzung ist) und natürlich Themenwahl. Hier entwickelt sich so vieles so rasant, dass es mittlerweile fast unmöglich ist, den Überblick zu behalten, selbst wenn man im Thema eingelesen ist. Die unterschiedliche Entwicklungsdynamik in den Bereichen ist hier wirklich mehr als offensichtlich. Von einer Reaktion des Großverlagsbereichs auf die neuen Doujinshi-Trends ist derzeit noch nichts zu sehen.
Bei den angesprochenen langen Vorlaufzeiten ist auch so schnell nicht damit zu rechnen. Zwischen Projektvorstellung und Publikation vergehen bei den Großvorlagen, wenn alles glatt geht, etwa zwei Jahre. Mit Doujinshi (insbesondere natürlich online) kann man da einfach wesentlich spontaner reagieren. Diese Spontanität in ein großverlegerisches Konzept zu überführen, wird eine der Hauptaufgaben einer zukunftsorientierten Verlagspolitik im Hinblick auf Eigenproduktionen werden. Tokyopop hat mit dem Online-Manga-Bereich ja da schon einen ersten Schritt gewagt. Das koreanische Webtoons-Modell könnte hier wirklich Wunder bewirken. Aber da ist noch viel zu tun.
Neue Erkenntnisse
Letztendlich hatte die angestoßene Debatte trotz aller Häme aber durchaus auch was Gutes. Und zwar haben wir einen kleinen Einblick hinter die Kulissen der Großverlage bekommen und einige neue und bisher unpublizierte Fakten endlich schriftlich zum Nachlesen.
Carlsen: Kai-Steffen Schwarz hat eine sehr angenehm unaufgeregte Replik geschrieben. Ich glaube, bei so ziemlich allen sind wir uns auch einer Meinung, was durch die Verzerrarbeit durch CRON auf den ersten Blick jetzt gar nicht so offensichtlich wäre. Ich denke, der Blog-Eintrag hier dürfte das bestätigen. Jedenfalls lernen wir außerdem:
- Carlsen hat neben dem bereits angekündigten Tempest Curse noch vier weitere neue Eigenproduktionen in Entwicklung, von denen inklusive Tempest Curse drei im kommenden Herbst/Winter-Programm veröffentlicht werden.
Tokyopop: Joachim Kaps hat am schärfsten auf den Artikel reagiert. Ich geh davon aus, das ist meiner Auflistung zu den gegenwärtigen Verschiebungsproblematik bei den TP-Eigenproduktionen hier in diesem Blog zu einem guten Teil mitgeschuldet. (Tokyopop gelobte ja kürzlich Besserung bei der Kommunikation ihrer Verschiebungen.)
Viel verständlicher Ärger ergibt sich hier natürlich aus der polemischen Ergänzungen der Tagesspiegel-Redaktion, der Überspitzung durch CRON und der notwendigen Verknappung des Artikels, unter der Tokyopop, wie bereits erwähnt, besonders zu leiden hatte. Also Jo, falls du das hier liest, es ist wirklich nicht böse gemeint! Ich dachte eigentlich, das wäre nach unserem Gespräch in Frankfurt klar gewesen, wo wir über genau die Punkte im Artikel ja auch schon diskutiert hatten! Also genau genommen hab ich dich dazu sogar persönlich befragt ... Egal. Was gibt es Neues?
- Sowohl der Grimms Manga Sonderband wie auch Stupid Story 3 haben im fünfstelligen Bereich verkauft. Das hätten sich die meisten vermutlich denken können, ist aber bemerkenswert, da Tokyopop sonst nichts Konkretes zu Verkaufszahlen sagt. Man sollte dazu aber auch anmerken, dass die beiden Franchises damit unter den Eigenproduktionen der letzten Jahre allein auf weiter Flur sind. Dahingehend ist auch die Aussage "höchstens 10 % der Eigenproduktionen [rechnen] sich am Ende für die Verlage" interessant.
- DIO+ von Khaos wird ein langfristiges Projekt mit mindestens zwei Jahren Laufzeit.
- Luisa Velontrova hat einen Oneshot in der Pipeline, der noch dieses Jahr erscheint (zumindest laut derzeitigem Plan)
- Eine weitere Eigenproduktion wird Nightwalker heißen.
- Eine weitere Autorin darf sich über eine befristete Festeinstellung freuen. Ich glaube, allen Freischaffenden unter euch sollte klar sein, was das für eine finanzielle Erleichterung bedeutet.
(Übrigens möchte ich hier noch anmerken, dass ich es extrem positiv finde, dass Jo Kaps in seinem Text das generische Maskulinum ablehnt. Das ist in der Comicszene immer noch eine absolute Ausnahme. Aber das nur nebenbei.)
EMA: Jonas Blaumann stimmt den meisten Punkten ebenfalls zu, bis auf die oben erwähnten Missverständnisse. Neue Ankündigungen gibt es hier aber nicht.
Warum Kazé noch gefragt wurde - ich habe keine Ahnung. Da die als Tochterfirma eines japanischen Verlagskonzerns natürlich keine deutschen Eigenproduktionen auf dem Schirm haben, hätte eigentlich klar gewesen sein müssen. Deswegen hab ich mich auf Kazé auch gar nicht erst im Artikel bezogen. Laut meiner persönlichen Anfrage beim Verlag würde man schon gerne, ist dazu aber mometan einfach nicht in der Lage. "Vielleicht irgendwann mal", hieß es da. In der Kazé-Redaktion ist aber mindestens ein sehr großer Fan deutschsprachiger Mangaka.
Ein Fazit:
Das wirklich Bedauerliche an der ganzen Aktion ist, das sie so vermeidbar gewesen wäre. Alles, was die Alfonzlers hätten tun müssen, wäre einfach gewesen, mich direkt zu fragen, wie einige der Formulierungen gemeint sind und was sie in dem Text zu suchen hatten. Dann hätten viele von den Punkten im Vorhinein geklärt werden können. Es ist ja traurige Ironie, dass sie mir stattdessen genau das vorwerfen, nämlich nicht die Verantwortlichen direkt im Vorhinein kontaktiert zu haben und mich dann der schlechten Recherche bezichtigen. Und es zeigt eben auch, dass es Hofmann hier nicht wirklich um eine Debatte auf Augenhöhe geht.
Ansonsten haben wir gelernt:
- Matze Hofmann und ich werden wohl so leicht keine Freunde mehr. *schnief*
- In der Alfonz-Redaktion hat man zu viel Langeweile.
- Den neuen Comic-Report kauf ich mir trotzdem. Solltet ihr auch.
- Gleichzeitig als kritischer Journalist und als Autor un der deutschen Comicszene zu arbeiten, ist keine gute Idee. Merkt euch das!
Ach, und falls ich demnächst vor Gram sterbe, meißelt mir bitte "grimmiger Grabenkämpfer" in den Grabstein! Danke!
Liebe verirrte Seelen,
große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, so zum Beispiel die Veröffentlichung von DEMON LORD CAMIO, um die herum extra ein Unter-Event der Leipziger Buchmesse, nämlich die Manga Comic Con, gebastelt wurde. Na ja, oder so ähnlich. Apropos MCC: Für den MCC-Kreativ-Bereich sind die Bestätigungen und der vorläufige Sitzplan mittlerweile eingetrudelt. Solltet ihr euch angemeldet haben und bisher weder elektronisch noch analog Post erhalten haben, wäre jetzt der geeignete Zeitpunkt, sich Sorgen zu machen. Laut Plan ist jedenfalls so ziemlich alles vor Ort, was derzeit im Doujinshi-Bereich aktiv ist, sowie viele neue Namen, die wohl bisher immer an den fünf Minuten Anmeldefrist des alten Doujinshi-Marktes gescheitert sind. Wir können uns also schon mal auf eine Flut neuer Doujinshi-Produktionen einstellen.
Verlage:
Leider wurden einige Publikationen, auf die wir uns schon für die MCC gefreut hatten, bereits verschoben:
Fireangels machte bereits bekannt, dass sich die Veröffentlichung des sechsten Bandes ihrer BL-Anthologie Lemon Law wegen Krankheitsausfällen und persönlichen Gründen auf voraussichtlich September 2014 (zur Connichi) verschieben wird.
Ebenfalls nicht zur MCC fertig wird der dritte Band von Grablicht, wie Autorin Daniela Horrorkissen Winkler bekannt gab. Zu kaufen gibt es die lange erwartete Fortsetzung voraussichtlich zur Dokomi.
Und dann wäre da noch Tokyopop. Erinnert ihr euch an die Mutmaßung von Mikimo abgemeldet Ponczeck aus den letzten News, dass es vermutlich nicht bei der letzten Verschiebung von Crash 'n' Burn bleiben wird? Tja, siehe da, Crash 'n' Burn 1 sowie der eigentlich für 2012 geplante zweite Band von Inga ink-pop Steinmetz' Alpha Girl wurden erneut verschoben, diesmal ins Mai-Programm (Auslieferung wäre im April). Der günstige MCC-Termin wurde damit verstreichen lassen, was es nicht sehr wahrscheinlich macht, dass es diesmal bei April bleibt.
78 Tage auf der Straße des Hasses steht momentan weiterhin im April-Programm gelistet, könnte also noch zur MCC erscheinen. Da aber - das haben wir mittlerweile durchschaut - die Verschiebungen immer erst einen Monat vor dem gesetzten Termin bekanntgegeben werden, werde ich euch über die erneute Verschiebung von 78 Tage dann wohl bei den nächsten News berichten. Tokyopop verweigert weiterhin sämtliche Angaben von Gründen für die Verschiebungen gegenüber den zunehmend erbosten Fans (und anscheinend auch gegenüber den betroffenen AutorInnen), was die letztmonatige Bitte um den Verzicht auf jedwede Spekulationen natürlich ziemlich absurd macht.
Der Stuttgarter Zwerchfell-Verlag hingegen teasert hier für 2014 einen neuen Zombie-Comic mit etwas östlicherem Einschlag, was immer das auch heißen mag. Nun ja, wir werden hoffentlich bald mehr erfahren.
Skull Party 2 von Melanie Rosa_Maus Schober ist mittlerweile bei Carlsen erschienen, falls es jemand noch nicht mitbekommen hat.
Und als Reaktion auf das an Eigenproduktionen eher dürftige Sommer-Programm meinte Carlsen-Manga-Cheffe Kai-Steffen Schwarz im AnimeY-Interview: "In den nächsten Programmen gehen jedenfalls mehrere neue Manga-Eigenproduktionen bei Carlsen an den Start, auf die wir uns schon sehr freuen." Einen ersten Teaser gibt es übrigens ein paar Absätze tiefer.
Doujinshi:
Die Printausgabe von Herzblut von MLang ist ab jetzt bestellbar.
Ebenfalls vorbestellbar ist die Kawaii-Anthologie, die sich ja seit knapp einem Jahr bereits fleißig vermarktet. In dem an Crowdfunding erinnernden Vorbestellsystem kann man sich auch noch zusätzliche, exklusive Goodies sichern.
Hier ist die Vorbestellphase leider schon abgelaufen, aber auf der MCC gibt's den dann auch vor Ort: Blumensprache von RoseNose.
Vorbestellung nur noch bis heute, aber bestimmt auch noch später zu haben: abgemeldet plant eine neue BL-Doujinshi-Reihe unter dem Titel i.seki.
Eine weitere neue Doujinshi-Anthologie hat sich unter dem Titel Chakusô für die MCC angekündigt. Wer alles dabei ist und ein paar Leseproben findet ihr hier.
Und wie beim letzten Mal schon angedroht: Hier sind die beiden neuen (vorerst nur digitalen) Doujinshi-Hits Aquabox Headquarters von Sia und yamiz sowie Brave & Safe von Yaa und Horrorkissen.
Presse:
Die Westdeutsche Zeitung hat Mikiko abgemeldet Ponczeck und Martina Soen Peters portraitiert. Der Crash 'n' Burn-Release-Termin ist übrigens nicht mehr aktuell (har har ...). Im Text findet sich auch ein Hinweis auf ein neues, noch "streng geheimes" Carlsen-Projekt von Martina diesen Sommer. Carlsen hat sein Manga-Programm bis September 2014 allerdings schon im letzten November bekannt gegeben. Also mal sehen, wann's wirklich soweit ist.
Und das hier habe ich letztes Jahr ganz übersehen:
AnimeY hat Carolin Eckardt, die derzeit einzige professionell in Japan veröffentlichende deutsche Mangaka, in einem zweiteiligen Interview zu ihren Erfahrungen befragt. Sehr lesenswert! Man beachte vor allem die Maxime "Es geht nicht ums Schönzeichnen", die in der deutschsprachigen Mangaszene ja erst sehr zögerlich Einzug erhält.
Ebenfalls bei AnimeY findet sich ein Interview mit der NEXT-DIeMENSION-Crew zu den ambitionierten Plänen mit ihrer neuen Anthologie KIBUN Manga & MOOD Comix, die zur MCC debutiert.
Und ein Interview mit Melanie Schober zu Skull Party gab's dort auch noch.
Animexx-Userin kikidergecko hat kürzlich eine Doujinshi-Review-Reihe gestartet. Also mal schnell das Blog abonnieren!
JP-Movies haben auf Youtube den deutschen Manga Nachtläufer von Katharina kacha Kirsch besprochen und gleich noch ein kleines Gewinnspiel angehängt. Nachtläufer 2 erscheint übrigens voraussichtlich zur MCC und schließt die Serie ab. Offizielle Ankündigung folgt noch.
Comic-Preise:
Der Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung ist mit einmaligen 15.000€ dotiert und sucht noch bis 1. Juli einen "hervorragenden, unveröffentlichten, deutschsprachigen literarischen Comic vergeben, dessen Fertigstellung absehbar ist". Das seltsam deplatzierte "literarisch" soll hier als Qualitätskriterium aufgefasst werden (was immer das heißen mag), Fertigstellung absehbar bezieht sich auf eine fertige Geschichte und schon aussagekräftige Zeichnungen, ist also etwa vergleichbar mit einer verlagsüblichen Bewerbung.
Bis zum 14. April kann man sich auch noch beim Egmont Comic-Stipendium bewerben, wo es immerhin 5.000€ abzustauben gibt.
Beide Preise sehen nicht sonderlich einladend für Manga-Beiträge aus. Ich würde hier aber empfehlen, trotzdem alles einzuschicken, was ihr noch in euren Schubladen rumliegen habt oder woran ihr gerade werkelt, um diese und ähnliche Preise mit "unpassenden" Arbeiten zu filibustern. Wenn solche Institutionen einen nicht sehen wollen, muss man ihnen eben so lange auf den Füßen herumspringen, bis sie nicht mehr an einem vorbeigucken können. Also bombardiert sie mit euren coolen Manga-Stories!
Sonstiges:
Animexx werkelt gerade daran, ihre Doujinshi-Datenbank aufzupolieren und hat dazu einen Aufruf gestartet, Material beizusteuern, der sich insbesonders an die Doujinshi-Produzenten richtet. Helft doch bitte mit, die Datenbank zu vervollständigen!
Laut ersten Schätzungen ist der deutsche Manga-Markt 2013 erneut um 7% gewachsen. Genaurere Zahlen gibt's dann wohl zum nächsten Comic-Report in Erlangen.
Pfiuu, das wär's erst mal. Ist ja schon wieder ganz schön explodiert, die Liste! Ich glaube, einmal News im Monat reicht dann unterm Strich doch nicht. Für aktuelle Updates zum Thema verweise ich am besten auf meinen Twitter-Account sowie den Hashtag #DManga.
Bis zum nächsten Mal!
Und auf zum nächsten News-Rundumschlag! Es gibt viel zu berichten, nur leider nicht viel Gutes.
Publikationen:
Mittlerweile haben alle Großverlage ihre neuen Programme für das Frühjahr 2014 bekanntgegeben, und die große Neuigkeit ist, dass es keine Neuigkeiten gibt. Weder Carlsen Manga noch EMA noch Tokyopop haben neue Eigenproduktionen angekündigt. Damit markiert die Saison Frühjahr/Sommer 2014 einen absoluten Tiefpunkt in der noch jungen DManga-Geschichte.
Bei Carlsen wird es lediglich eine Neuauflage von Kamineos Alpha² (Text: eulenkueki) als Sammelband geben. Die Serie erschien im Original beim Verlag Schwarzer Turm. Weiterhin läuft natürlich noch Melanie Rosa_Maus Schobers Skull Party. Band 2 erscheint noch in diesem Dezember. Band 3 ist für August 2014 angekündigt. Apropos Skull Party: Noch bis Freitag könnt ihr den original Skull Party Dekoschädel von der FBM (Höhe: 1,30m) für einen guten Zweck ersteigern! Ob als eindrucksvolle Gartendeko oder Abrissbirne - irgendein Nutzen wird sich schon finden!
Tokyopop hat seinen Ankündigungskalender auf einen viermonatigen Rhythmus umgestellt. Theoretisch könnten also noch Neuankündigungen für die Animagic oder Connichi 2014 erfolgen. Ansonsten warten immer noch dieselben seit Ewigkeiten verschobenen Serien auf ihren Start bzw. Abschluss. Der zweite und abschließende Band von Alpha Girl von Inga ink-pop Steinmetz sollte eigentlich bereits im Februar 2013 erscheinen und ist laut Aussagen der Zeichnerin auch da schon fertig gewesen. Alpha Girl 2 ist derzeit für März 2014 angekündigt.
78 Tage auf der Straße des Hasses von David Yeo Füleki trifft es noch härter. Ursprünglich sollte Band 1 mal im Juli 2012 erscheinen. Nachdem sich Def etwas mit der Deadline verhaspelte, stand der offizielle Termin für Dezember 2012 fest. Dann wurde daraus irgendwann Juni 2013, dann August, dann Oktober ... Amazon listet Band 1 derzeit für März 2014 (vor Kurzem war's noch Januar) und Band 2 für Juni 2014. Def hat schon vor einem knappen halben Jahr an Band 3 gearbeitet.
Auch der Zweibänder Crash 'n' Burn von Mikiko abgemeldet Ponczeck steckt seit einiger Zeit in der Pipeline. Band 1 war für Juni 2013 angekündigt und wird seitdem Monat für Monat verschoben (aktuell: Band 1 Februar 2014, Band 2 August 2014). Mikiko hat sich mittlerweile in einem Blog-Beitrag zu den Verschiebungen des längst fertiggestellten Bandes geäußert und dabei angegeben, über den Grund für die Verschiebungen von ihrem Verlag nicht informiert zu werden. Diese Aussage von David Füleki vom Januar 2013 lässt vermuten, dass nicht nur Mikiko über Grund und tatsächliche Dauer der Verschiebungen im Dunkeln gelassen wird.
Wer sich erinnert: Tokyopop-Redakteurin Kartin Aust hatte sich bereits im Juli für die Verspätungen bei den 78-Tage-Fans entschuldigt und als Gründe redaktionelle Engpässe und einen vollen Release-Kalender angegeben. (Zu Crash 'n' Burn und Alpha Girl 2 gibtes meines Wissens noch keine offiziellen Statements seitens Tokyopop.) Kürzlich erneut auf die zahlreichen Verschiebungen von einem besorgten Fan angesprochen und gefragt, ob es sich denn überhaupt noch lohne, sich bei Tokyopop zu bewerben, reagierte selbige Redakteurin etwas wirscher, reduzierte die Problemlage vage auf "interne Gründe" und gab an, ohne entsprechendes Hintergrundwissen doch bitte nicht darüber zu spekulieren. Wir wollen hier natürlich auch nicht spekulieren und schließen daher mit Mikiko Ponczeck zum Release von Crash 'n' Burn 1:
But the way things have been going, I cannot guarantuee that it’s the last time it’ll be pushed back.
Doujinshi:
Im Kleinverlagssektor hat Fireangels die fünfte Ausgabe des Girlslove-Heftes Lily veröffentlicht (Autorin: Anne Lail Delseit; Zeichnungen: azara. 32 Seiten, 3,50€.
Ein 16-seitiger Kurzmanga namens Dräuende Schlafenszeit von Tara Ri Starnegg (Zeichnungen) & Maximilian Scheer (Story) erschien zur Vienna Comix.
Unbestätigten Gerüchten zufolge arbeiten Daniela Horrorkissen Winkler und Nana Yaa Kyere an einer Neuauflage ihres kultigen Sperminator-Doujinshis, jetzt unter dem Titel Brave & Safe. FuXx layoutet, Yaa soll's umsetzen. Es geht um Magical Boys & Girls und Kondome. Oder so ähnlich. Auf FuXxens Facebook gibt's verstreut weitere Infos und Chara-Entwürfe (den zum Beispiel). Über ein mögliches Release ist noch nichts bekannt. Aber wir können's natürlich kaum erwarten.
Marika yamiz Paul und Sia arbeiten derweil wohl endlich mal an einem Doujinshi zu ihrer Superhelden/Boyslove-Story Aquabox, die bisher nur als Blog existierte. Auch hier: Seeehr gspannt!
Sonstiges:
Noch bis zum 20.12. kann sich für einen Tisch auf dem Kreativmarkt (ehemals Doujinshi-Markt) der Manga Comic Convention (ehemals Leipziger Buchmesse ... nee, halt!) angemeldet werden. Genug Platz für alle, aber es muss alle vier Tage jemand vor Ort sein! Kosten: 59,50€ pro Tisch.
Beim Weseler Lokalkompass gab es in einem sehr gut recherchiertem Artikel einen schönen Überblick über die Geschichte des deutschsprachigen Manga. Da fragt man sich wirklich, warum sich solche journalistischen Perlen in der Lokalpresse verstecken und nicht auch mal der deutsche Mainstream des Comic-Feuilletons dazu in der Lage ist, angebracht über das Thema zu berichten.
Nachdem sich das ursprüngliche Moderationsteam von J-Mag verabschiedete (siehe letzte Ausgabe) haben mittlerweile Niloo und Millus übernommen. Ich schau's mir vielleicht mal wieder an, sobald sich Vollblut-Mansplainer Millus angewöhnt hat, eine Gesprächspartnerin auch mal ausreden zu lassen. Anyway, hier gibt's einen schön umfangreichen Beitrag mit Gast Daniela Winkler:
J-Mag Studiogast (Nov. 10) - MyVideo
That's all, folks!