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Arbeitslose Absolventen und Fachkräftemangel

Autor:  Major

Als Uniabsolvent hat man es nicht unbedingt einfach. Eigentlich sogar relativ schwer, einen Job zu bekommen.

Und als Arbeitgeber hat man es sehr schwer, Leute zu finden, die studiert haben.

... Moment, was stimmt da nicht?

Als Uniabsolvent ist man leider nichts wert, weil man keine Arbeitserfahrung hat, deswegen wird man nicht genommen, denn der Arbeitgeber sucht nur Leute mit Arbeitserfahrung. Das geht dann so bescheuert weit, dass Leute angerufen werden, die zähneknirschend doch den Job bekamen als Frischling und jetzt niedliche 2 Monate im Betrieb sind, ob sie denn nicht einen neuen Job haben wollen. Man suche dringend jemanden. Auf die Frage, ob sie auch Absolventen ohne Erfahrung nehmen wurde nachdrücklich verneint. Ich hätte so viele Leute vermitteln können, aber sie wollten mich! Nur 2 popelige Monate, aber das qualifiziert mich und die anderen nicht.

Vielleicht sollte man eine Scheinfirma gründen, die nach außen so tut, als hätte sie mega viele kompetente Leute, die in Wirklichkeit aber nur notiert sind, aber nie erscheinen. Und die dann sofort vermittelt werden, wenn die Headhunter kommen. Die Scheinfirma besteht also aus besonders guten Marketingleuten und nicht aus den Fachkräften. 

Irgendwie blödsinnig, dass mir sowas in den Sinn kommt. Aber der Blödsinn basiert auf einem blödsinnigen System.

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Datum: 18.08.2015 18:28
Ich bin voll dafür.
Mögen die Erdbeeren mit dir sein und die Brombeeren deinen Weg behüten!
Mach mit und gewinne Itempreise!
Datum: 18.08.2015 18:32
Das ist eine sehr individuelle Erfahrung. Meine Bekannten, die ins Berufsleben eingestiegen sind, hatten nicht die Erfahrung gemacht, dass ihnen fehlende Arbeitserfahrung vorgeworfen wurde. Sie haben sich aber auch immer auf Einsteigerstellen beworben und nicht auf die Stelle des Projekt- und Abteilungsleiters mit langjähriger Berufserfahrung und Reputation in personeller Verantwortung.

Mehr als eine handvoll Bewerbungen hat keiner geschrieben, ist wohl so ein Ingenieursding
Die Deutsche Rechtschreibung ist Freeware, sprich, du kannst sie kostenlos nutzen. Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. du darfst sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.
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Datum: 18.08.2015 18:39
ore:
> Das ist eine sehr individuelle Erfahrung.
Das hängt wohl auch vom Fach ab. In der Chemie gibts nur wenige Anfängerstellen und dann immer nur von den teuren Unternehmen, die nur die Rosinen picken.
Ich sehe keine Signaturen. Deine auch nicht. Aber du siehst meine, Pech gehabt.
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Datum: 18.08.2015 18:40
Ich glaub, Informatiker haben da auch mehr Glück, einfach weil wirklich jeder mittlerweile Informatiker braucht.
Mögen die Erdbeeren mit dir sein und die Brombeeren deinen Weg behüten!
Mach mit und gewinne Itempreise!
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Datum: 18.08.2015 19:25
Als Absolventin eines geisteswissenschaftlichen Studium kann ich deine Beobachtung nur bestätigen. Mehrjährige Erfahrung und natürlich entsprechende Kontakte, sonst haste als Einsteiger keine Chance, auch wenn deine Leistungen hervorragend sind. :\
"Beim Bordeaux bedenkt, beim Burgunder bespricht,
beim Champagner begeht man Torheiten."
(Jean Anthelme Brillat Savarin, franz. Schriftsteller 1755-1826)
Datum: 18.08.2015 19:54
Der ideale Uni-Absolvent: 20 Jahre jung und 30 Jahre Berufserfahrung. Im GeiWi-Bereich ist das jedenfalls an der Tagesordnung...
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Datum: 18.08.2015 20:15
Was vor allem zählt, sind Netzwerker und Kontaklte IN der Firma.
Wer von einem bewährten und respektierten Mitarbeiter oder Führuungskraft
bei der Personalabteilung vorgeschlagen wird, bekommt fast immer ein Gespräch.
Substantielle Praktika sind enorm wichtig, denn die können als Berufserfahrung gewertet werden.
Es ist kein Anzeichen geistiger Gesundheit,
wenn man in einem verrückten System als gut angepaßt gilt.

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Datum: 19.08.2015 00:37
>Als Uniabsolvent ist man leider nichts wert, weil man keine Arbeitserfahrung hat, deswegen wird man nicht genommen, denn der Arbeitgeber sucht nur Leute mit Arbeitserfahrung. 
 
Das Problem hat man nicht nur als Uniabsolvent, sondern auch als jemand, der gerade frisch aus seiner Ausbildung kommt. Denn die wird auch nicht wenigstens ein bisschen als Arbeitserfahrung betrachtet.
Ist hier noch jemand, der ne VA-Klickbox zum Klicken hat? Link bitte an mich, und sagen, ob ich dich nach dem Klicken anschreiben soll. Thx!
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Datum: 19.08.2015 10:54
Ich denk ja, dass auch eine Portion Glück dazu gehört. Meine Schwester (auch Chemie) hat sich nach dem Studium nur auf eine Stelle beworben und wurde sofort genommen - andere ihrer Kommilitonnen haben Jahre später noch einen Job gesucht.
Manchmal muss es einfach passen (und die Kommilitonnen waren teilweise von den Noten besser als sie).
 
Merkwürdiger als für einen Job finde ich aber noch, wenn für Praktika Arbeitserfahrung vorausgesetzt wird. Ja, warum möchte ich denn das Praktikum wohl machen...?
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Datum: 19.08.2015 14:22
 KiraNear:

> Das Problem hat man nicht nur als Uniabsolvent, sondern auch als jemand, der gerade frisch aus seiner Ausbildung kommt. Denn die wird auch nicht wenigstens ein bisschen als Arbeitserfahrung betrachtet.
 
das stimmt, besser hat man es damit auch nicht, selbst wenn man eine Liste von zusätzlichen Praktika´s, zusätzliche Bildungen, Schulungen usw. vorweisen kann, jedoch zu Meister (und ähnliches) ausbilden oder ähnliches kann man sich auch nicht einfach leisten und das übernehmen auch nur wenig Betriebe. Leicht hat man es weder als das eine noch das andere auch, wenn es gern behauptet wird. 
Viele Leute interpretieren gern und viel in Aussagen hinein, egal ob etwas davon da steht oder nicht, jedoch sind sie nur, weil sie es gerne machen nicht zwingend gut darinnen.
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Datum: 19.08.2015 14:40
Hab zwar nicht studiert, dieses Problem aber schon von mehreren verschiedenen Absolventen gehört.

Vielleicht ist das zum Teil auch abhängig von der Gegend, aus der man kommt/in der man sich bewirbt...?
"Die Menschen sollten wissen, dass Bambus am schnellsten direkt nach dem Regen wächst, und trotz aller Widerstände wird er immer weiter wachsen und stark sein."

Horiyoshi III
Datum: 19.08.2015 15:53
Dazu habe ich letztens einen Artikel gelesen (den ich leider nciht mehr finde).

Der Grund ist wohl oft weniger die Fehlende Berufserfahrung als viel mehr das das es so viele, oft hoch spezialisierte studengänge gibt, das die unternehmen damit einfach nichts mehr anfangen können. Damit wird die berufserfahrung (auch kurze) zur prüfung ob die Person wirklich was gelernt hat, was sie für den Job qualifiziert.
Man sollte dabei nicht übersehen, das man mit abgschlossenem Studium auch meist ein sehr viel höheres Einstiegsgehalt bekommt.

Für Praktika dagegen gilt immernoch das Unternehmen Praktikanten oft als Billige aber qualifizierte Arbeitskräfte betrachten und nichtmehr beachten, das ein Praktikum eigentlich ein geben und nehmen beider seiten ist.
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Datum: 19.08.2015 18:50
 Diesel:

Das erklärt aber nicht, warum in den Stellenanzeigen immer steht, man solle entsprechendes Chemiestudium mit Promotion haben, ausrichtung egal, dann aber bitte dringend Berufserfahrung von mindestens 2 Jahren. Dann müsste es nach deiner zitierten Theorie ja Stellen geben, die für Anfänger ausgeschrieben sind. Die gibts aber nur für die besonders guten mit zig jahren Auslandsstudium, Suma cum laude, super geilem abiturszeugnis (ja, auch das wird gefragt. warum haben sie denn nicht an sport teilgenommen? faul oder was? solche leute können wir hier nicht gebrauchen.) und generell bestnoten im studium.

Das Problem scheint zu sein, dass die Firmen nicht nur lieber die mit Erafrhung nehmen, sondern dazu über gegangen sind, das auch einfach auszusitzen, bis einer kommt, der das mitbringt.

Und dann hört man immer, das sei nur in Deutschland so. Da frag ich mich immer noch: ist das wirklich nur hier so? Oder ist das "woanders ist eh alles besser und deutsch ist doof!".
Ich sehe keine Signaturen. Deine auch nicht. Aber du siehst meine, Pech gehabt.
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Datum: 19.08.2015 21:33
mein studium geht noch zwei jahre, aber ich bin jetzt schon dabei in der vorlesungsfreien zeit praktika zu machen oder bei möglichen arbeitgebern als aushilfe zu jobben.
eben wegen dem von dir angesprochenen problem, dass halt berufserfahrung verlangt wird.
außerdem kann es nie schaden kontakte zu knüpfen. die meisten leute in meinem umfeld, die ein geisteswissenschaftliches studium absolviert haben, sind auch über praktika an ihre jetztigen arbeitgeber geraten.

wie das jetzt bei anderen studienrichtungen aussieht, das kann ich nicht beurteilen.
aber allgemein kann man wohl sagen, dass man, neben glück und einem guten abschluss, vor allem kontakte braucht.

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Datum: 19.08.2015 22:03
Ich enttäusche dich nur ungern aber keinen Job finden wegen fehlender Berufserfahrung geht auch ohne Studium. Erst findet man wochenlang, monatelang, jahrelang keinen Job und kann sich keine Erfahrung aneignen und aufgrund dessen bekommt man dann keine Ahnung.

Du siehst das geht auch als Nicht-Akademiker.
~Alda du hast Facebook nisch, ey voll retro!~

~Hochbegabung ersetzt soziale Kompetenz nicht.~

Die Wirtschaft ist kein natürliches Phänomon, sondern menschengemacht.
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Datum: 19.08.2015 22:05
Auf dem Arbeitsmarkt hat man entweder Glück oder Beziehungen. Darauf läuft es doch letztlich hinaus. Die wenigen Leute, die wirklich so gut sind, dass sie sich ihren Job rauspicken können, kann man doch an einer Hand abzählen.
Allerdings wer sich für ein zukunftsweisendes Studium oder entsprechende Ausbildung entscheidet, hat einfach mehr Chancen. Klar, keiner will Altenpfleger werden, Japanologie/Germanistik/Ethnologie macht doch viel mehr Spaß; Japanologen braucht aber keiner, Altenpfleger schon. Jetzt mal überspitzt gesagt.
Wer sich für ein geisteswissenschaftliches Studium entscheidet, sollte im Vorfeld wissen, dass er/sie schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Will jemand seinen Traum wahrmachen und studieren, was ihm/ihr Spaß macht, auch wenn es halt ein wenig gefragtes Feld ist, dann ist das okay, aber dann muss er/sie mit dem Pförtnerjob oder dem Job als Aushilfe im Baumarkt halt auch rechnen. Vorbeugen kann man da vielleicht durch sinnvolle Praktika, Nebenjobs etc. aber man muss schon ziemlich vorlegen. Was die Chefs und Personaler haben wollen, sind nicht per se Leute mit Berufserfahrung, sondern Leute, die praktisch denken können, die flexibel sind und ranschaffen, wenn es nötig ist. Berufserfahrung erscheint da wie ein Gütesiegel, dass die Leute was drauf haben, und gerade frisch gebackene Uniabsolventen haben dieses Siegel eben nicht. Wobei Akademikern generell wenig zugetraut wird, was praxisorientiertes Denken angeht.

Soll jetzt übrigens nicht fies klingen: ich habe mich lange genug (und auch ohne Studium) mit kleinen Jobs über Wasser gehalten und oft gedacht: hättest du vielleicht mal einen anderen Weg eingeschlagen. Und vielleicht muss man auch erst mal ein paar Jahre durch die Scheiße waten, bevor es besser wird, aber ich seh auch den Arbeitsmarkt jetzt anders, nachdem mich mein Chef in den letzten Jahren immer in die Personalentscheidungen einbezogen hat (und wir haben ganz schön Fluktation bei uns; was jetzt nicht unbedingt für den Chef spricht, aber eben auch nicht für die Bewerber).
"I don't know, is that what people do in relationships? One person jerks off, while the other makes pancakes?" [Lfu]
Datum: 20.08.2015 01:20
"Berufserfahrung" ist nur die Umschreibung für "Leute, die Sachen geregelt bekommen, ohne dass wir ihnen alle fünf Minuten über die Schulter schauen müssen".

Mal ganz ehrlich: Was da so an Dumpfbacken aus unseren Universitäten oder - noch schlimmer - Fachhochschulen (äh, sorry, "Universities of Applied Science") kommt, ist oft genug wirklich nicht in der Praxis einsetzbar.
Die können gar nicht mal unbedingt selbst was dafür, die waren nur dumm genug, dem Blödsinn, den man ihnen dort von wegen "glänzende Berufsaussichten" erzählt hat, zu glauben.

"Ich habe doch immer das gemacht, was man mir gesagt hat, und sogar ganz gute Noten" ist leider zu wenig. Keine Sau interessiert sich für Bachelor-Abschlüsse in Irgendwasmanagement der FH Irgendwo. Diese Studiengänge sind nette Marketinggags, damit die Pseudo-Hochschulen vom Land mehr Geld bekommen, nichts weiter. Und gute Noten sind auch nichts wert, weil die nicht vergleichbar sind.

Was hilft mir außerdem ein Angestellter mit guten Fachnoten, der auf einer halben Seite Text 20 Fehler macht, weil er Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion nicht beherrscht? Mit solchen Leuten, bei denen ich ständig hinterherrennen und Fehler ausbügeln muss, will ich mich doch nicht belasten.
Die Unternehmen schauen sich die Leute an (oder manchmal auch nur die Bewerbungen), und wenn das dann ein Kevin ist bzw. wie einer wirkt, dann nimmt man den sicherheitshalber mal nicht.

Was man dagegen tun kann? Sachen erledigt bekommen. Sich mal eine Stunde hinsetzen und sich selbst die Fragen beantworten: "Was mache ich hier eigentlich? Wo will ich hin? Was muss ich dafür können? Reichen die Studieninhalte dazu aus?". Danach gezielt Praxiserfahrung sammeln, bevor man den Abschluss in der Hand hat und feststellt, dass man genauso schlau oder dumm wie zu Studienanfang ist. Welche relevanten Projekte macht ihr in eurer Freizeit? Lest ihr Fachzeitschriften? Seid ihr in eurem Fach auf dem aktuellen Stand oder könnt ihr nur das, was man an der Hochschule seit 20 Jahren unverändert lehrt?
Man muss sich selbst kümmern und sich nie darauf verlassen, dass der Studienabschluss allein einen zu irgendwas befähigt, wofür ein Unternehmen Geld bezahlen würde. Vergesst nie: Von den Leuten, die euch an den Hochschulen unterrichten, sitzen (ganz besonders an den Fachhochschulen) die meisten da, weil sie es auf dem Arbeitsmarkt sonst zu nichts gebracht haben. So ein Promovierter ohne Berufsaussichten nimmt die Professorenstelle an der FH gern, da gehört auch nicht viel dazu. Ehrfurcht ist in den meisten Fällen fehl am Platze.

Bei den Chemikern ist das etwas anders, da ist die Promotion Voraussetzung für eine gute Stelle. Allerdings kenne ich auch Chemiker, bei denen schon vor der Promotion klar war, dass die früher oder später auf der Straße stehen, weil sie eben nichts geregelt bekommen. Das sind Leute, die fachlich meinetwegen sogar auf dem Stand der Dinge sind, aber auf jeden E-Mail-Anhang klicken und sich dann wundern, warum ihr Online-Banking plötzlich so komisch aussieht. Dann ist es egal, ob man auf dem Arbeitsamt mit "Frau Doktor" angeredet wird oder nicht, so jemanden kann einfach niemand brauchen.

Für einen Bewerber, der glaubwürdig verkaufen kann, dass er seinen Job erledigen wird, ist immer eine Stelle da. Aber wenn auch nur der Hauch einer Chance besteht, dass man sich wieder so einen unfähigen Irgendwasmanager-Honk angelt, der nachher den Kopierer mit dem Aktenvernichter verwechselt, lässt man es lieber sein.


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Datum: 20.08.2015 20:41
fuzzy77:

> Dann ist es egal, ob man auf dem Arbeitsamt mit "Frau Doktor" angeredet wird oder nicht, so jemanden kann einfach niemand brauchen.

Für sowas haben wir in der Arbeitsgruppe ein Szenario erfunden. Die Leute sitzen dann an der Kasse mit einem Dr. X. Nachname-Schild und plötzlich kommt die Durchsage "Dr. Nachnahme bitte in Gang 7, ein Bierflaschenunfall!". Sicherer Umgang mit Gefahrstoffen, das kann nur Dr. Nachname. Oder jeder andere Kollege.

Wobei manche Unternehmen den Titel ja auch brauchen. Man muss mit so einem Titel viel Kram unterschreiben, was jeder andere in der anderen Abteilung unterschreiben könnte. Aber alle kommen sie dann zu mir "sieht besser aus, wenn da Doktor drauf steht", weil man beim Kunden einen seriösen Eindruck machen will. Zu Anfang habe ich auch nur mit Anfangsbuchstabe-Nachname unterschrieben, aber die Kollegen bestehen auf den Titel, wenigens aufm Papier. Ansprechen tun sie mich ohne (zum glück).
Privat finde ich das gruselig, wenn ich mit doktor vorgestellt werde. Da will ich in einem loch versinken - eben weil ich die ganzen flachmaten kenne, die sich mit "Frau Doktor" anreden lassen, weil der mann mal promoviert hat. oder sich mit nem ebay doktor so anreden lassen. Auch von den engsten freunden... wenn sie das dann noch sind. ich hab dann immer angst, mit denen in einer schublade zu landen.

den kollegen-rechtschreibfehler haben wir übrigens auch :) Der ist für schreiben und grafik zuständig und mit beidem bin ich nicht zufrieden. ich hab aber keine lust, mich da 3 stunden an photoshop zu setzen und eine schicke grafik zu basteln, wenn der schreibtisch voll mit wichtigerer arbeit liegt, die er nicht für mich macht, während ich seine arbeit mache.
Vielleicht irgendwann mal, wenns nen neuen katalog gibt. der jetzige ist furchtbar.
Ich sehe keine Signaturen. Deine auch nicht. Aber du siehst meine, Pech gehabt.
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Datum: 20.08.2015 22:48
>In der Chemie gibts nur wenige Anfängerstellen und dann immer nur von den teuren Unternehmen, die nur die Rosinen picken.

KÖNNEN die Rosinen picken oder formulieren die schlicht unsägliche Anforderungen, können dafür aber ihre Stellen nicht voll besetzen bzw nehmen letztlich DOCH auch schlechtere Leute?

Das fiel mir nur gerade ein, weil in Jura auch der Mythos umgeht, dass man NUR mit einer Top-Note in eine gute Kanzlei käme. Was in dem Ausmaß letztlich nicht stimmt, denn bei ca. 15% Absolventen mit den entsprechenden Noten ist das Gerangel entsprechend groß. Die großen Kanzleien haben mehr offene Stellen, als es Leute in dem Notensegment gibt, also nehmen sie - wohl oder übel - auch Leute, die nicht 100% den offiziell propagierten Anforderungen von 2xVB entsprechen. (Ich weiß aus dem Bekanntenkreis, dass jemand mit 6,2 im 2. Staatsexamen auch ne Stelle bei Ernst&Young bekommen hat... q.e.d. für mich)
Da Jura nun wirklich nichts ist, was eklatanten Fachkräftemangel beklagen würde, stellt sich mir eben die Frage, ob da eben nicht auch heißer gekocht wird, als gegessen. Und man ggf doch Chancen auf Stellen hat, für die man auf den ersten Blick nicht qualifziert erscheint.
Vorsicht, dieser Diskussionspartner könnte für Kinder ohne Ahnung nicht geeignet sein, da er pedantisch und mit linguistischer Feinheit Argumente zerfleddern kann.
("A man shouldn't die with no understanding of why he's been murdered" - Matthew Stover)
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Datum: 21.08.2015 13:24
Och ich kann schon verstehen warum auch studierte Arbeitserfahrung brauchen. Sie haben eben nur die Theorie gemacht (abgesehen von ein paar Praktika) und kennen die Praxis nicht. Von daher müssten sie in der Praxis ja erst ausgebildet werden. Wenn man jemanden will, der gleich alleine klar kommt, dann sind sie eben nicht so sehr zu gebrauchen, wie jemand mit Erfahrung. Es ist oft nun einmal nicht so, dass es mir zwei Tagen Einarbeitung getan ist. Nein, da hat man 3-4 Monate jemanden, den man teuer bezahlt und noch jemanden, den man für die Einarbeitung bezahlt.
 
Aber ich versteh auch die Seite der potenziellen Arbeitnehmer, die einfach die Chance brauchen einzusteigen. Es geht einfach nicht anders!
Trotzdem ist das ja nicht nur bei den Studenten so. Überall sind Leute mit Erfahrung gesucht!
 
Ich mag übrigens auch nicht das Gejammer von Studierten, die Sachen studiert haben, die auf dem Arbeitsmarkt nicht gefragt sind. Arbeit ist nun einmal kein Hobby, also muss man sich auch an dem orientieren, was gebraucht wird. Klar kann man auch einfach pech haben und das studieren, was vor 6 Jahren noch super gefragt war und auf einmal ist der Markt gesättigt, weil so viele darauf eingestiegen sind, aber die meisten die meckern studieren einfach "Mist". Ich freu mich echt jedes Mal, wenn ich irgendwo lese, dass Studiengänge gestrichen werden, weil sie am Arbeitsmarkt nicht gefragt sind. Egal wie viele angehende Studenten dagegen protestieren, es ist zu ihrem Besten.
Fräulein Professor Doktor mult. h.c., euer Hoheit fucking Princess Java of Superkaffeefee, Neguse Negest, Kaiserin von Imaginäria, Verbündete des Größenwahns.

Java Ashtray Art * Facebook
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Datum: 21.08.2015 18:19
 Azamir:

Wer mehr Stellen ausschreibt, als er hat, nur um den Markt abzuscannen und zu sichern, dass sich auch bitte jeder Absolvent bewirbt, der pickt selbstverständlich die Rosinen, der kann es sich nämlich leisten :)

Ich hatte einen Mitstudenten, der hat 3 jahre Postdoc in singapur gemacht, weil seine freundin 3 jahre später mitm studium fertig werden sollte. und der hat es gewagt, sich nicht dort zu bewerben. Pfui! Aber die haben ihre Fühler überall, also haben sie sich bei ihm beworben, weil er eben sehr gute Noten hat und diesen geilen Postdoc. Er darauf: "D: Ich habe mich nicht ohne Grund nicht beworben, ich will nicht bei euch arbeiten!"
Die großen Unternehmen, zu denen Chemiestudenten aufblicken und die solche Maschen abziehen (und auch propagieren, anfänger haben zu wollen), sind an einer Hand abzuzählen. Natürlich gibt es auch reihenweise andere Unternehmen, aber die interessieren sich eher wenig für Anfänger, die nehmen lieber die Erfahrenen.

Natürlich ist das von Fall zu Fall unterschiedlich. Ich habe Mitstudenten, die haben nach 2 Jahre suchen den letzten drecksjob angenommen. Warum? "Ich will uuunbedingt im Raum [Landkreis ohne Chemieunternehmen] bleiben!!!" ja, da muss man sich auch nicht wundern. Mein anderer Mitstudent ist nach Norwegen umgezogen und ich bin auch 500 km umgezogen. Dann bekommt man mit Glück eben doch was.
Ich sehe keine Signaturen. Deine auch nicht. Aber du siehst meine, Pech gehabt.
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Datum: 21.08.2015 19:23
@Major
in Jura nehmen tolle, aber kleinere Kanzleien tlw. auch keine Berufansfänger (wobei wir schon den Vorteil haben, dass bei uns für das 2. Staatsexamen eine 2jährige organisierte 'Praktikumsphase' vorgelagert ist, im Rahmen des Referendariats. Man hat dann immer schonmal ein bisschen Praxisluft geschnuppert, wenn man mit dem Abschluss ankommt). Um einen guten Job an dem Ort und in der Branche zu bekommen, wo man hin will, muss man in den meisten Branchen auch mal 'Umwege' gehen - und sei es, dass man für ein oder zwei Jahre irgendwo Berufserfahrung sammelt, wo man von Anfang an weiß, dass man nicht bleiben will. Mit einem Master oder Doktor in Chemie dürfte da auch das Schmerzensgeld erheblich großzügiger bemessen sein, als bei den Volontariaten, wenn man mit Wasauchimmer für einer Geistes- oder Kulturwissenschaft in die Medienbranche rein will.
Vorsicht, dieser Diskussionspartner könnte für Kinder ohne Ahnung nicht geeignet sein, da er pedantisch und mit linguistischer Feinheit Argumente zerfleddern kann.
("A man shouldn't die with no understanding of why he's been murdered" - Matthew Stover)
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Datum: 23.08.2015 18:51
Bei den Geisteswissenschaften ist meiner Erfahrung nach eher das Problem, dass die Bereiche oft so verdammt überlaufen sind (oder allgemein gar nicht so viel gesucht wird).
Da ist die "fehlende Praxiserfahrung" oft nur eine Ausrede, um irgendeinen Grund zu finden, den es eigentlich gar nicht gibt. Denn wenn 100 Bewerber perfekt auf den Job passen, man aber nur einen braucht, ist es am Ende oft wirklich nur noch Glück, wer den Job bekommt.
Irgendwelche tollen Extrakenntnisse schaden da sicher nicht, sind aber auch nicht unbedingt nötig.

Und shibui hat schon ganz recht: Das sollte einem vorher bewusst sein. Das heißt nicht, dass man das nicht studieren sollte, aber man muss sich eben drauf gefasst machen, dass man wahrscheinlich (!) nicht sofort einen Superjob finden wird bzw. dass man mit so einem Studium nicht gleich von allen als Held angesehen wird (was ich durchaus verständlich finde... wenn man mal sieht, was es so alles an die Uni schafft...).
Wichtig ist dabei auch, dass man sich bewusst macht, was man wirklich damit machen will.
Ich habe selbst Germanistik studiert (also mein Hauptaugenmerk lag auf Germanistik / Journalismus) und hatte so viele Kommilitonen, die nicht wussten, was sie damit mal machen wollen.
"Ein Buch schreiben" ist zwar eine schöne Idee, aber dafür muss ich meine Zeit und mein Geld nicht für ein Studium rausschmeißen.

Ich habe auch ein paar nicht so tolle Nebenjobs gemacht, aber damit hatte ich von Anfang an gerechnet. In den journalistischen Bereich reinzukommen ist schwierig (vor allem, wenn man in ein anderes Land zieht und keine Beziehungen hat. :-/ Dann helfen auch Erfahrungen eher wenig - zumindest für die guten Stellen...).
Mittlerweile arbeite ich als Werbetexterin für eine aufstrebende Firma und bin dort sehr glücklich. Klima, Stresslevel, Arbeitszeiten, Zukunftschancen, Kinder-und Familienfreundlichkeit und Bezahlung sind tausendmal besser als im journalistischen Bereich und die Arbeit macht viel Spaß (mir jedenfalls xD).
Manchmal braucht man einfach Glück.
Aber gerade, wenn man etwas wie Germanistik studiert, was jeder Zweite studiert und was "Taxifahren!" schreit, sollte man 1. wirklich gut darin sein und 2. realistisch bleiben. Germanistikstudenten gibt es eben wie Sand am Meer.

Das alles soll aber nicht bedeuten, dass ich es toll finde, wie es momentan läuft. Nein, ganz und gar nicht. Es wäre viel besser, wenn man den Leuten (und sei es eben durch unbezahlte Praktika) die Möglichkeit geben würde, sich praktisch beweisen zu können.
Dass das so schwierig geworden ist, ist echt scheiße.
~sleep all day, party all night,
never grow old, never die,
it`s fun to be a vampire~


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