Zum Inhalt der Seite



Kluft und Ordnung?

Autor:  DarkSpir
Laune: >_<

Vielleicht weiss ja der Eine oder Andere, dass ich Pfadfinder bin. Ich bin sogar recht lange Pfadfinder, jetzt seit... *kurzüberleg* 13 Jahren? Joah, kommt hin.

Ich war die letzten 2 Wochen mit meinem Stamm in Dänemark auf meinem bislang grössten Lager (1100 Pfadfinder aus der Diözese Limburg, aus Dänemark, aus Österreich und alle auf einem Platz), hab saugeile Fotos gemacht (die mit Animexx absolut nix zu tun haben), Spass gehabt... und mich auch mit dem einen oder anderen unterhalten. Zwangsläufig. XD

Dabei habe ich mich mit den Leuten aus unserer Siedlung unterhalten. Siedlung, damit ist quasi ein Ableger unseres Stammes gemeint. Leute, die mit unserer Unterstützung einen eigenen Stamm ein paar Orte (Oestrich-Winkel) gründen wollen. Super-spannende Sache, wie ich finde. Naja, jedenfalls haben die ein bisschen erzählt, was sie an Steine in den Weg gelegt bekommen und wie Erz-Konservativ doch die älteren Semester in OeW sind, die dann doch das eine oder andere relevante Amt bekleiden und der Meinung sind, dass das Pfadfindertum lediglich Paramilitarismus ist und mit Jugendarbeit nix zu tun hat. 'Kay, ich dachte, die Zeiten wären vorbei...

Jedenfalls führte das dazu, dass ich mal meinen Stamm, aber auch mich selbst überdacht und verglichen habe mit dem Klischee-Bild eines Hardcore-paramilitärischen Pfadfinders. Gravierende Unterschiede sind mir da aufgefallen. Ich geh jetzt mal nur auf die Kluft ein. Also, Baden Powell hat damals vor 100 Jahren auf dem ersten Pfadfinderlager die Kinder in neutrale Hemden gesteckt. Damit sie alle gleich aussehen und sich gleich behandeln, unabhängig vom finanziellen Stand der Familie, aus der sie gekommen sind. Das Halstuch hatte dabei einen einzigen Zweck: Der Kragen sollte sauber bleiben. Ein sauberer Kragen war damals ein Zeichen von Ordnung und in der Gesellschaft ganz wichtig. Gut, dann kamen noch Aufnäher auf die Kluft, die Stammeszugehörigkeit oder abgelegte Versprechen symbolisieren.

Springen wir zurück in die Gegenwart. Die DPSG hat in seiner Satzung irgendwo auch ne Kluftordnung drin stehen... die keine Sau kennt und kaum einer wirklich beachtet. ^^ Darin ist vorgeschrieben, wo welcher Aufnäher zu sein hat und wie lange er da drauf bleibt. Beispielsweise ist auf der linken Schulter der DPSG-Aufnäher, auf der rechten Schulter der Stammesaufnäher und auf der linken Brusttasche das aktuelle Versprechensabzeichen. Nehmen wir doch mal meine Kluft, wie ich sie heute früh in die Wäsche geworfen habe:

Genau, ich hab die Abzeichen von ALLEN Versprechen, die ich abgelegt habe, auf meiner Kluft. Zum Einen erahnt man dann gleich, dass ich seit den Jungpfadfindern dabei bin (also alter Hase) und zum Anderen hab ich das um zu Zeigen, dass ich diese Versprechen noch kenne und achte. Der Stammesaufnäher ist bei mir mit auf der linken Schulter dabei, weil ich auf der rechten Schulter andere Aufnäher drauf habe, die gar nicht in der Kluftordnung erwähnt sind und so weiter. Bei vielen Pfadfindern in der DPSG sehen die Kluften wie Patchwork-Decken aus mit Aufnähern von wasweissich wievielen Aktionen... oder halt getauschte Sachen von anderen Stämmen, Pfadfindern anderer Nationen und so weiter. Kurzum: Baden-Powell hat uns die Kluft gegeben, damit wir alle gleich aussehen... und er hat uns Aufnäher gegeben, damit wir uns wieder individuell machen können. :) Ich seh darin irgendwie nicht so ganz die paramilitärische Ordnung, in die man uns zwängen will.

Nächster Punkt: Halstuch. Ursprünglich mal dafür gedacht, dass der Kragen sauber bleibt. In der DPSG kennzeichnet die Halstuchfarbe die Stufe, in der man sich befindet. Orange für Wölflinge, Blau für Jungpfadfinder, Grün für Pfadfinder, Rot für Rover, Grau für Leiter. Viele Wölflinge haben im letzten Lager Halstücher mit dänischen Pfadfindern getauscht, einige Leiter haben ein blaues Tuch mit orangenem Saum in den Farben unserer Diözese und ich werd mir die Tage noch ein schwarzes Halstuch aus einem alten Stück Kothenplane nähen (mal ganz ehrlich: Ich finde mein graues Leitertuch ziemlich öde). Worauf ich hinaus will: Auch hier wieder Individualität wohin man auch sieht.

Letztes Beispiel: Flaggenparade. In den 2 Wochen Lager ist der Däne jeden Morgen um 8:30 Uhr auf den Flaggenplatz gelatscht und hat singend und salutierend zuerst seine Nationalflagge und dann sein Banner hoch gezogen. Wir mussten da einmal mitmachen und die Reaktionen bei uns im Stamm waren ganz klar: "Halts Maul und lass mich schlafen... mitten in der Nacht, Arschloch... *grummel*". Wir ziehen unser Banner hoch, damit es da hängt und damit jeder sehen kann: Der Zelthaufen da is Stamm Normannen Eltville, der Zelthaufen da drüben is Lahnstein und so weiter. Wir machen da kein großes Trara draus. Das gibts erst, wenn ein anderer Stamm das Banner klauen und gegen Bier wieder eintauschen will... aber das is ne andere Geschichte. ;)

Ach ja, der salutierende Däne. Sowas gibt es bei uns im Stamm und, sofern mir bekannt, in den anderen Stämmen nicht. Der inoffizielle DPSG-Salut in Gruppen ab 16 Jahren dürfte die grüßend erhobene Bierflasche sein, in Eltville gilt grinsend den Mittelfinger erheben auch als Gruss oder Salut. Militärischer Hintergrund? Öhm, ich denke nicht.

So, ich glaub der Blog ist jetzt lang genug, ausgekotzt hab ich mich auch über den Mist, der mir auf den Nerven lag. Wer neugierig ist und irgendwas wissen will, weiss hoffentlich wie ne ENS funktioniert und ich leg mich jetzt wieder pennen. *grinsend den Mittelfinger hebt* *umfall*


Zum Weblog