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Was tun, wenn man mit Autos nach dir wirft? ~Erinnerung an 2010~ Autos, Gefährliche Situationen, Glatteis, Winter

Autor:  Ryudo_Kaze

Winter kann so schön sein. Wenn der weiche, weiße Schnee auf den Wiesen, Feldern und Bäumen liegt. Wenn die Nächte nicht richtig dunkel werden, weil selbst das kleinste Licht vom Weiß des Schnees widergespiegelt wird und dennoch eine so ungemeine Ruhe herrscht. Wenn die Weihnachtsbeleuchtungen unaufdringlich an den Fenstern und den Bäumen glitzern. Immer dann, wenn der Schnee dumpf unter meinen Füßen knirscht merke ich wieder, wie sehr ich die Jahreszeit mag.
Trotzdem gibt es auch – teils lustige und teils nicht lustige – Schattenseiten.

Heute war ich in Aalen an der Hochschule. Ich sollte einen Termin im Fotolabor wahrnehmen. Die Hinfahrt war schon recht interessant, da der Winterdienst mit seinen Bemühungen nicht unbedingt überall großen Erfolg gefeiert hatte. Die Autobahn A7 war jedoch frei und es gab keine größeren Komplikationen. Erst als ich in Aalen angekommen war, begann der Spaß.

Die Beethoven-Straße, die zum Campus Burren führt, war von einer sehr dünnen, aber äußerst effektiven Schicht Eis belegt. Es hatte sich noch kein Winterdienstfahrzeug in diese äußerst entlegene Ecke – höchste Ironie in größter Vollendung – verirrt. Witziger Weise besitzt die Straße eine sehr interessante Steigung und man fährt bergab auf eine T-Kreuzung am Campus zu, die zu den jeweiligen, äußerst wenigen Parksektionen führt. Dort mit 10 km/h und durchgedrückter Bremse hinunter zu rutschen und das ABS in vollster Arbeit zu hören, ist alleine schon ein äußerst interessantes Erlebnis... auch ohne Mit- oder Gegenverkehr. Wird man dann zusätzlich noch von zwei nahezu ungebremsten Fahrzeugen von Hinten überholt, da diese sowohl Steigung, als auch Glätte vollkommen unterschätzt haben, wird das darauf folgende Ausweichmanöver noch mal eine Ecke spannender.

So kam ich heute in das Vergnügen mit gezieltem Drift das Heck meines kleinen Renault Twingo aus der Schussbahn zu nehmen und davon zu fahren, ehe mich die zwei anrutschenden Geschosse treffen konnten.
So motiviert geht es dann an die Parkplatzsuche. Glücklicher Weise gab es heute genug freie Parkplätze, was bei der Parksituation am Burren ohnehin ein wahrliches Wunder ist. Leider wurde mein Termin abgesagt. Ich hatte weder einen Anruf, noch eine E-Mail erhalten, aber bei der Organisation der Hochschule war dies nicht unbedingt ein großes Wunder. Ein Zitat trifft die Arbeitsweise des Sekretariats ganz gut:
"Hier ist doch niemand für niemand zuständig..."

Als ich jedoch wieder an der T-Kreuzung ankam, musste ich zunächst mal anhalten. Die Straße darf an manchen Stellen als Parkfläche benutzt werden. Dies macht sie jedoch an manchen Stellen zu eng, als dass zwei Fahrzeuge nebeneinander fahren könnten. So stand ich hinter einem Opel Corsa aus der Schweiz am Berg und wartete darauf, dass der Strom des Gegenverkehrs endlich endete und wir an den parkenden Autos vorbeiziehen könnten. Jedoch begann dann ein sehr interessantes Schauspiel. Die ersten Fahrzeuge, die sich mit 50 km/h dort hinab getraut hatten, begannen mit voll angezogenen Bremsen an uns vorbei zu rutschen. Einer knapper vor dem Graben als der andere. Mit dieser Geschwindigkeit war es klar, dass sie es schwer hatten ihren Wagen noch unter Kontrolle zu halten. Selbst so manche Nobelkarosse wie BMW und Mercedes hatten dort bergab zu kämpfen.

Als der Strom endlich versiegte, versuchte die Fahrerin des Corsas vergeblich den Berg zu erklimmen. Immer wieder rutsche sie beim Anfahren weg und es war ihr nicht möglich von der Stelle zu kommen. Sie blinkte rechts und winkte mich vorbei, also versuchte ich ohne Hoffnung mein Glück, da noch immer weit und Breit kein Gegenverkehr zu sehen war.
Langsam ließ ich meine Kupplung kommen und tatsächlich... es ging voran. Langsam scherte ich mit angeschaltetem Blinker nach links aus und begann vorsichtig am Corsa vorbei zu ziehen, doch leider war meine Freude nur von kurzer Dauer, da die linke Seite glatter zu sein schien, als die Rechte. So musste ich, als mein Wagen mit drehenden Reifen zum Stillstand gekommen war, lächelnd aufgeben und trat auf die Bremse. Ich ließ mich langsam zurück rutschen, als plötzlich ein roter BMW auf mich zu kam. Offenbar mit zirka 35 km/h viel zu schnell und unkontrolliert bremsend, kam er auf mich zu. Ich nutzte meinen Schwung aus um mich schnell rückwärts hinter dem Corsa in Sicherheit zu bringen. Dies gelang mir gerade rechtzeitig und der BMW rutschte, sich wie ein Kreisel langsam um 360° drehend, zentimeterdicht an meinem Außenspiegel vorbei.

Mit einem Grinsen auf den Lippen verfolgte ich den BMW mit meinen Augen, der neben mir auf Höhe meines Hecks zum Stehen kam. Ein Blick zu meinem Vordermann verriet mir, dass auch sie sich wundern musste. Wir tauschten einen Blick aus und ein Schulterzucken, während ich die grölende Menge an Studenten vernahm, die sich langsam zur Pause an der naheliegenden Cafeteria versammelten. Ich entspannte mich hinter meinem Lenkrad und schaltete den Motor aus. Ein Weiterkommen gab es hier ohnehin nicht. Zufrieden beobachtete ich die Wagen, die weiter an uns vorbei rutschten und griff zum Handy um einen Blick auf die Uhr zu werfen. Es war fast fünf nach halb zehn und ich wusste nicht, dass dieser Morgen sich noch etwas hinauszögern würde.

Kaum ein paar Minuten später kam die nächste Überraschung. Ein Nissan hatte sich rutschender Weise, sehr nah an den Corsa und mich gedrückt. Er war den Hang hinab gerutscht und driftete weiter auf uns zu. Zur Sicherheit nahm ich den Gang heraus und löste die Handbremse, sodass ich wieder etwas rückwärts rollen konnte. Ich drückte mein Fahrzeug näher an den Fahrbahnrand und rollte auf den kleinen, verschneiten Grünstreifen vor dem Gehsteig. Das war auch bitter nötig, denn ich hatte vernommen, wie ein weiteres Fahrzeug, wieder ein BMW, hinab rutschte. Der Nissan kam neben mir zum Stehen, doch der BMW konnte nicht anhalten. Er manövrierte auf die kleine Lücke zwischen meinem Twingo und dem Nissan zu. Da ich mein Heck in Sicherheit gebracht hatte und er ohnehin manövrierunfähig war, rutschte er millimeterdicht an meinem Spiegel und meinem Heck vorbei und knallte mit der rechten Front gegen den linken Kotflügel des Nissan und schob ihn bei Seite.

Die Schaulustigen beaalten sich noch an dem Schauspiel, dass sich dort bot, als sie ihre Fahrzeuge bei Seite schafften um nicht in der Gefahrenzone zu stehen. Ich stieg also kurz aus um zu schauen, ob man mich auch getroffen hatte, doch mein Fahrzeug besaß genau die gleichen Kratzer wie zuvor, die mir irgendwann von einem Fahrerflüchtigen auf einem Lidlparkplatz zugefügt worden waren. Aufgeheitert setzte ich mich zurück in meinen Wagen und genoss es im sicheren Schnee zu stehen. Die Minuten vergingen und von den Unfallteilnehmern war nichts mehr zu sehen, als eine bekannte Studentin an mich heran trat... oder besser rutschte. Ich lies das Fenster hinunter und begann mich mit ihr über die Situation zu unterhalten. Niemand traute sich mehr den steilen Hang hinab zu fahren und nach oben kam schon seit längerem keiner mehr. Zwischendurch versuchten sich ein BMW, ein Opel Astra und ein Ford Focus am Hang, doch es gab keinen Weg nach oben. Nur ein VW Passat machte seinen Weg unaufhaltsam gen Kuppe.

Nach einiger Zeit – insgesamt mussten vielleicht zwölf Minuten vergangen sein – kam dann ein Polizeifahrzeug von oben herab. Nicht fahrend, sondern rutschend. Als ob es auch eine andere Möglichkeit gegeben hätte diesen Berg hinunter zu kommen. Gefährlich nahe driftete das Fahrzeug in unsere Richtung und meine Gesprächspartnerin stand noch im Weg. Sie wollte gehen, doch rutschte auf der glatten Fahrbahn aus. Sie konnte sich gerade noch halten. Geistesgegenwärtig öffnete ich schnell die Türe, ergriff sie am Handgelenk und zog sie auf zwei Ruck zu mir ins Fahrzeug. Ich konnte gerade noch meine Türe schließen, als der Streifenwagen an uns vorbei rutschte und ebenfalls beinahe meinen Seitenspiegel mitnahm. Die Studentin war zwar sehr erschrocken und perplex, jedoch zugleich auch äußerst Dankbar, dass ich ihr mindestens ein paar Wochen Krankenhaus erspart hatte.

Als sich der Polizeiwagen wieder gefangen und einen adäquaten Parkplatz gesucht hatte, stiegen die Insassen aus und traten zu mir an den Wagen. Es waren ein Polizist und eine Polizistin. Beide noch in recht frühem, mittleren Alter. Das war das erste Mal, dass ich die neue Uniform in Blau betrachten durfte. Meine Meinung: Unspektakulär. Sie fragten mich, ob alles okay wäre und ob ich derjenige gewesen sei, der sie angerufen hätte. Ich verneinte die Aussage, noch immer mit der Studentin auf dem, Schoß und meinte, dass ich nur Zeuge wäre. Ich verwies sie auf die zwei jungen Männer, die mit je einem Kaffee in der Hand auf uns zu traten und meinten: "Das war'n wir." Die Szenerie war sehr komisch und doch seltsam zugleich.
Wir stiegen aus dem Twingo und ich verabschiedete mich von meinem kurzen, unfreiwilligen, aber doch letztendlich sehr dankbaren Fahrgast, die in eine Vorlesung musste und folgte den Polizisten zur Zeugenaussage vor Ort. So berichteten wir, was vorgefallen war und keine Minute später traf endlich ein Streufahrzeug des Winterdienstes ein, das von den beiden Polizisten beordert worden war.

Nachdem der Winterdienst die Straße zwei mal entlang gestreut und somit der Rutschpartie ein jähes Ende bereitet hatte, konnte ich endlich wieder mit meinem Twingo fortfahren. Glücklicherweise musste ich nur meine Personalien bei den Polizisten lassen. Für eventuelle Rückfragen und Aussagen, versteht sich. Mehr war nicht notwendig, da beide Unfallteilnehmer geständig gaben und mir ja nichts passiert war. So erklomm ich ermutigt den Berg und machte mich auf den – zum Glück haftreibungsvollen und Problemlosen – Weg nach Hause.

Also... "Was tun, wenn man Autos nach dir wirft?" Ganz einfach: "Fahr souverän, weiche vorausschauend aus, angle dir ein hübsches Mädchen, setze es dir auf den Schoß und fahr vorsichtig heim."
Naja und falls das nicht geht: Pass einfach auf, weich aus, oder lauf lieber durch den Wald. Da trifft man dich wenigstens nicht so leicht.