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Where we have gone after all those years

Gokusen IV 2019
von

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Meine Vergangenheit, mein eigenes Versagen

Altern, Voranschreiten, Scheitern, Aufstehen sind für mich alles Ausdruck desselben. Nämlich die des Am-Leben-Seins.

Jeden Tag, an dem ich durch das Tor der Akadou schreite, an dem ich die Tür zum Lehrerzimmer öffne oder das verlottette Klassenzimmer betrete, fühle ich mich am Leben.

Jeden Tag, wenn ich Nakatoris Beulen und Blessuren begutachte, wenn ich Shirotani wegen seines rüden und herablassenden Tones, seiner Respektlosigkeit und seiner Gewaltbereitschaft kritisiere, wenn ich für Ikeda für seine vermeintlichen Diebstähle gerade stehe, wenn ich mich mit Hasemotos betrunkenen und bekifften Vater anlege und ihn am Grab seiner Mutter in den Arm nehme, weiß ich, dass nichts auf der gesamten Welt sich zwischen mich und meine Schützlinge stellen kann. Nicht meine romantischen Schwärmereien, nicht der Oedoclan.

Das Einzige, was ich bereue, ist der Tod von Yukikawa Ryoutarou. Mein größtes Scheitern, mein eigenes Versagen war es, was mich zum Aufgeben zwingen wollte.

Damals als ich 2010, nachdem ich Takasugi & Co zum Abschluss gebracht habe, in eine völlig neue Klasse mit neuen Schülern kam:

Voller Vorfreude und mit viel Hoffnung habe ich sie unterrichtet, doch ich scheiterte darin, Yukikawas Herz zu erreichen. Der Junge lebte allein mit seiner Mutter in einer winzigen Wohnung, in der es immer nach Zigaretten und Müll stank. Doch das erfuhr ich erst, als ich nach seinem Tod mit seinem Onkel sprach.

Es war gerade erst der dritte Tag im Schuljahr der 1D, als ich unter all dem Graffiti an der Tafel auf eines besonders aufmerksam wurde.

言葉を助からね. / 'Worte retten mich nicht.'

Als ich die Klasse fragte, wer das geschrieben habe, zuckten sie alle nur ahnungslos mit den Schultern. Ich befürchtete, was auch geschehen ist.

Als ich auf dem Dach stand, sah ich die Silhouette des 16-jährigen gegen das Morgenlicht.

"Oi, Yukikawa, was machst Du da? Sei nicht dumm und komm hierher!"

"Yamaguchi-Sensei, wissen Sie was Schmerz ist? Wissen Sie wie es ist, niemanden zu haben, der einen liebt. Letztes Jahr waren Sie im Fernsehen, sprachen über das Leben, dass man immer wieder von vorne anfangen kann, dass man echte Freunde finden kann, auf die man sich verlassen kann. Dass Familie wichtig ist und so weiter. ... Glauben kann ich Ihnen diesen Mist nicht, für jeden gibt es die Chance wieder von vorne anzufangen? Für mich nicht, ich kann meine Mutter nicht wieder gut machen, ich kann ihr nicht dieses grausame Herz herausreißen und ihr ein besseres einpflanzen. Ich kann für sie nichts als die Ausgeburt ihrer schlimmsten Albträume sein, der sie jeden Tag an ihr Elend erinnert. Ich bin allein Schuld an dem Tod ihrer Eltern, an ihrem Unglück... Ich...", er sprach immer noch mit einer gebrochenen, monotonen Stimme, doch im letzten 'ich' lag so viel Verzweiflung, dass sie mich beinahe selbst ganz und gar zu erfassen drohte

"Hör zu, Yukikawa. Wenn Du jetzt zurück mit mir in den Klassenraum gehst, wirst viele neue Menschen kennen lernen und ich werde Dir und den anderen zeigen, was wahre Freundschaft bedeutet. Man kann sich seine Familie nicht aussuchen, seine Freunde schon," ich war auf ihn zu gekommen und hoffte ihn irgendwie sicher festzuhalten.

"Diese Menschen werden mich nicht verstehen, keiner kann das," sagte er trocken.

"Ich verstehe Dich, Yukikawa-kun."

"Kommen Sie ja keinen Schritt näher! Sie sagen das nur, weil mein Tod Ihrem Ruf als Lehrer schadet."

"Nein, ich fürchte nicht meine Feuerung, nicht meinen Rausschmiss, sondern Deinen Tod, wirf Dein kostbares Leben nicht weg, es stehen Dir ab hier noch alle Wege offen." Wie konnte ich ihn sichern, wie?

"Ich bin zu allem unfähig, zum Lernen, zum Verstehen. Ich kann nicht leben, weil mein Inneres tot ist."

"OK, Yukikawa-kun, wenn ich es schaffe, Dir die Welt voller Möglichkeiten zu zeigen, dann lebst Du mit Stolz auf Dein Leben, mit Vertrauen in Deine Freunde."

"Stolz? Worauf? Und welches Leben? Sie verstehen mich kein bisschen und wenn ich Ihnen vertraue, verlassen Sie mich auch in drei Jahren. Sie sind wie alle Lehrer, irgendwann, wenn ich außer Gefahr scheine, lassen Sie mich fallen."

"Nein! Ich habe bis jetzt noch nie meine Schüler im Stich gelassen, mag sein, dass ich nur seit acht Jahren unterrichte, aber Du und all meine anderen Schüler egal, ob sie ihren Abschluss haben, egal, ob sie erwachsen sind, können sie immer zu mir kommen und mir ihre Probleme aufbürden."

"Ich wünschte, ich könnte Ihnen glauben. Aber alles was ich in der Hand habe, sind leere Worte. Worte retten mich nicht, Yamaguchi-Sensei. Ich glaube keine Lust auf Belehrungen wie und warum ich mein Leben leben soll."

"Gut, dann schweige ich und zeige Dir durch das, was ich tue, dass ich es ernst meine."

"... Vielen Dank, Yamaguchi-Sensei. Es wird Zeit, dass wir uns verabschieden."

"Nein, Yukikawa, sei kein Idiot! Nein, bleib zurück! Bitte, stirb nicht"

"Tut mir leid, das bin ich. Ein Idiot. Leben Sie wohl.", sprach er und sein Körper bewegte sich dem falschen Ende zu, ich schnellte nach vorne in der Hoffnung ihn festhalten zu können, doch ich knallte hart gegen den Zaun, der dafür gebaut worden war, genau das zu verhindern, was gerade geschah...

Ich hoffte auf ein Wunder, betete zu Otento-sama: "YUKIKAWA!!!"

Meine Hände, die viele als schön schmal bewunderten, waren nicht schmal genug, um durch den Zaun zu fassen und meinen wertvollen Schüler festzuhalten.

"YUKIKAWA!! Yukikawa.......", das nächste, woran ich mich erinnere, war, dass die Tür zum Dach aufgerissen wurde und Odagiri herausgestürmt kam.

"Yankumi, beruhige Dich. Beruhige Dich, bitte", wiederholte er immer wieder, während er mich an sich drückte.

Dann erscholl das Geräusch einer Sirene.

Erst nach vielen Minuten erkannte ich, dass es nicht die der Polizei, sondern die eines Krankenwagens war.

"Ist er noch... am ... am Leben?", stotterte ich ich Odagiri an.

"Ha," antwortete er mir mit tiefer und ruhiger Stimme und das verlieh mir Kraft.

Ich rappelte mich auf und rannte die Stufen runter, nicht darum bekümmert selbst zu fallen.

"Yukikawa!", ich hatte endlich das Freie erreicht und stürzte in Richtung Blaulicht.

"Lassen Sie mich bitte mitfahren, ich bin seine Klassenlehrerin."

"Na gut, Herr Direktor, wären Sie so freundlich seine Mutter zu informieren."

"Nein, bitte warten Sie damit, bitte. Es ist nicht gut, wenn sie ihn jetzt sieht, bitte. Lassen mich stattdessen bei ihm sein", flehte ich den Sanitäter an, der sich eigentlich an Sawatari wandte.

"Aber wir brauchen einen Erziehungsberechtigten," meinte er nur.

"Er hat sich wegen ihr umgebra- umbringen wollen, bitte lassen Sie mich jetzt an seiner Seite sein."

"Aber nur bis er außer Gefahr ist," er schien zu verstehen, was ich ihm sagen wollte.

Drei Tage und drei Nächte verbrachte ich an der Seite von Yukikawa, seine Mutter rief während dieser Zeit nicht einmal bei der Schule an, um sich nach der Abwesenheit ihres Sohnes zu erkundigen.

Die Vorsitzende Akagi Ryoko schaltete nach dem zweiten Tag das Jugendamt ein.
 

Als der Junge zu sich kam, war es mitten in der Nacht. Ich wachte allerdings erst durch seine Worte auf:

"Warum ... sind Sie ... hier?"

"Hmm, ... Yukikawa, du bist wach!"

"Das weiß ich selbst."

Ich lächelte, die Antwort auf seine Frage war keine andere als die: "wo sollte ich sonst sein?"

"Weiß nicht,... zu Hause ... Mitten in der Nacht."

"Mach Dir keine Sorgen, ich bin hier am aller richtigsten Ort der Welt gerade."

"Hmmmmm...", brummte er nur und schlief fast darauf wieder ein.
 

Sein Zustand besserte sich über die Wochen dank Natsume-Senseis fachkundiger Behandlung.

Warum habe ich nun am Anfang gesagt, er wäre gestorben, nun weil ich ihn nicht retten hätte können, wenn der sonst so schreckliche Direktor Saruwatari nicht so geistesgegenwärtig gewesen wäre, als er den Auflauf auf dem Schulhof bemerkt hatte, alle Kräfte zu mobilisieren. Er hatte alle Lehrer mit einer Falldecke auf den Hof geschickt und sämtliche Schüler der A bis C Klasse, die mitangepackt hatten.

Der Aufprall war trotzdem so stark gewesen, dass er sich Hüfte und Schulterbein gebrochen hatte, er saß lange im Rollstuhl, aber es war auch ein Grund, weshalb die Klasse am Ende zusammen wuchs.

Das Fürsorgerecht übernahm der Stiefbruder seines verstorbenen Vaters, dem das Jugendamt nach langer Prüfung endlich zustimmte.

Jedoch verfolgte mich noch lange die Angst darum sein Leben zu verlieren und ich sah mich nächtelang immer wieder derselben Situation gegenüber, nur dass es in keinem meiner Träume einen Sawatari oder einen Odagiri gab. Was mich immer wieder zum Verzweifeln brachte.

So jetzt kennt ihr die Geschichte meines größten Versagens und da ich mich noch immer darüber schäme, hoffe ich es nie wieder erwähnen zu müssen.

Scheitern im Leben, im Beruf, in der Liebe ist in Ordnung, aber niemals darin ein Leben zu retten, wenn es in Deiner Macht steht.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So ein bisschen "Vorgeschichte" zu meiner FF. Eigentlich wollte ich nicht zu so drastischen Mitteln greifen, aber ich wollte Yankumi nicht zu einer Mary Sue oder Mary Stew, wie auch immer das heißt, verkommen lassen.
Gerade weil sie selbst immer sagt, das Fehlbarkeit in Ordnung sei.
(Na gut, diese Geschichte wird eh niemand mehr lesen... Gokusen ist ein bisschen aus der Mode, fürchte ich...) Komplett anzeigen

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