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Vergiss mein nicht

Willkommen im düstersten Kapitel des 19. Jahrhunderts /Otayuri /Victuuri
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ok, wow, ich habe es hochgeladen. o.O
Ich hoffe so sehr, dass euch meine seltsamen Gedanken gefallen, aber mir schwirrt die Geschichte jetzt so lange im Kopf herum!
Natürlich würde ich mich riesig darüber freuen, wenn ihr mir kurz verraten würdet, ob ich die Story fortsetzen soll.

Ich danke euch herzlich fürs Lesen! <3 Komplett anzeigen

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Herein, herein!

Vergiss mein nicht
 


 

Kapitel 1
 

Die Straßen waren nur partiell beleuchtet und niemand, der nicht etwas zu verbergen hatte, traute sich auf die düsteren Wege. Der kräftige Wind fegte ein paar Zeitungsreste der letzten Tage vor sich her und heulte in den Gassen mit den Straßenhunden um die Wette. Es war nicht zu leugnen: Die Zeiten waren hart, das Geld fehlte überall und jeder kämpfte mit allen Mitteln um sein Überleben. Die industrielle Revolution kündigte sich zunehmend in den höheren Schichten an, doch hier, am Grund des niederen Lebens, fehlte es Hoffnung für einen neuen Anfang. Das Geschäft mit Glücksspiel und schneller Liebe florierte. Wer nichts zu verlieren hatte, verlor sich. Wenn man hier etwas zu beißen haben wollte, musste man Opfer bringen.

Am Ende der Goulston Street lag das Zentrum der Nacht. Von außen eher schäbig, ragte ein alter Steinbau drei Stockwerke hinauf. Die Zimmer waren mit Kerzen erleuchtet, hier und da hing ein Tuch aus dem geöffneten Fenster. Es strömten immer wieder Menschentrauben zu dem großen Flügeltor und verdeckten im Fackelschein ihre Gesichter unter ihren Hüten oder hinter ihren Kragen.

Fremde beäugten misstrauisch, was vor sich ging, doch es dauerte nie lange, bis sie selber zu den Gestalten gehörten, die förmlich wie eine Motte zum grellen Licht gezogen wurden. Der Mond lag verhangen hinter Wolken, sodass der spärliche Lichtschein einer roten Laterne den einsamen Weg wies, der noch jeden gestandenen Mann erhaschte und verführte.
 

Wie jeden Abend strich sich Mila ihre Haare zurecht, band sie kunstvoll zu verschiedensten Frisuren und schminkte ihre Lippen. Penibel achtete sie darauf, sie voll und tiefrot aussehen zu lassen. Das wirkte besonders gut und brachte mehr Menschen in ihr Netz. Sie war nach außen kalt gefroren, doch ein winziges Licht in ihr schien immer wieder aufzuflackern. Mit den langen Fingern knöpfte sie das schwarze Kleid bis kurz über ihrer Brust zusammen und verband es mit einigen Perlenbändern, die wie kleine Tränen schimmerten. Tränen, die sie nie mehr weinen wollte. Bereits vor einigen Monaten hatte sie sich so viel Respekt verschafft, dass sie die neue Empfangsdame wurde. Nur der Teufel wusste, was aus der armen Sara geworden war. Niemand hatte sie je wiedergesehen. Doch hier, wo die Hölle sich vor den eigenen Augen auftat, würde niemand nach dem Teufel fragen.

„Meine Blume, bist du soweit?“, hörte sie eine nur zu bekannte Stimme hinter sich fragen. Schwer seufzte sie, legte ihre Perlenarmbänder um und besah ihr Spiegelbild. Mit einem kalten Lächeln drehte sie sich um und nickte. „Jean, ich hatte ein wenig die Zeit vergessen, verzeiht mir!“, flüsterte sie demütig. Mit einem Knicks schlich sie sich an dem großgewachsenen Mann vorbei, der ihr im Vorübergehen noch die Wange streichelte. Sie war eine starke und selbstbewusste Frau, doch in ihrer Not hatte sie selber den Pakt mit dem Teufel geschlossen. Damit ihre kranken Eltern nicht verhungern mussten, war sie selber in seinen Dienst getreten.

Vorsichtig stieg sie die Treppenstufen hinunter und achtete darauf, dass sie mit den feinen Lederschnürstiefeln keineswegs auf ihre Schleppe trat. Der Betrieb begann in einer halben Stunde und sie wollte noch schnell sichergehen, dass alles soweit vorbereitet war. An der heruntergekommenen Bar brannten bereits alle Kerzen und die Gläser waren frisch poliert. Prüfend fiel ihr Blick auf einige Ratten, die vor dem lädierten Klavier kampierten. Mit einem lauten „Schhhh!“ und ein paar Tritten verjagte sie sie unter das Musikinstrument. Zufrieden rückte sie ihre Schleppe zurecht. „Die Ratten haben mehr Angst vor dir als vor mir!“, kam eine enttäuschte Stimme hinter ihr zu Wort. Lachend drehte sie sich um und starrte in die ewig freundlichen Augen des großen Mannes mit dem ungewöhnlichen Haar. „Victor, mein Engel, du bist zu nett zu ihnen!“, warf sie ihm lachend und gleichzeitig tadelnd vor. Der Barkeeper zuckte kurz mit den Schultern und musste ebenfalls frech grinsen. Vorsichtig knöpfte er seine Weste zu, steckte die Taschenuhr mit der ausgefallenen Kette in die Brusttasche und warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. „Bist du fertig mit der Bar, Victor?“, fragte die Rothaarige eilig, denn bevor Jean gleich die Türen öffnete, sollte alles perfekt sein. Schließlich verachtete er es, wenn das Personal tratschte, denn Zeit war Geld. Vor allem wenn es darum ging, die Männer schnell zu Glas und Frau zu bringen. Mila pfiff laut mit zwei Fingern, denn sie hatte wenig Lust, die Mädchen noch einmal extra ermahnen zu müssen. Sie wusste genau, dass diese sich mal wieder irgendwo in den hinteren Räumen die Zeit vertrieben und sich gerne um die Arbeit drückten. Es war ihnen nicht zu verübeln, denn niemand war hier freiwillig. Viele brachten mit dem schäbigen Hungerlohn ihre Kinder durch, denn die Männer hatten sie verlassen und wieder andere hatten nicht einmal ein eigenes Dach über dem Kopf. Nichts war schlimmer, als verwaist auf der Straße zu leben, denn das bedeutete den sicheren Tod. Nach und nach kamen die hübschen Mädchen zur Bar, begrüßen Victor, der ihnen doch immer ein großer Trost war und halfen sich gegenseitig mit dem Binden der Corsagen. Sie alle waren keine blutjungen Dinger mehr, aber doch das, was die Männer hier suchten. Viele trugen aufwendige Federkreationen in ihren Haaren, die Gesichter geschminkt wie Porzellanpuppen und die Röcke kurz. Ausziehen bedeutet Zeitverlust und das konnte hier niemand gebrauchen. Mila besah jede einzeln und nickte zufrieden. Dann fiel ihr Blick wieder auf Victor. „Wo ist denn nun wieder dieser nichtsnutzige Trickbetrüger?“, maulte sie und sah sich genervt um. Victor lachte kurz, hob dann beide Hände und schwor: „Also ich weiß nur, wo er heute Nacht war!“. Bei den Worten ging ein Kichern durch die Mädchengruppe. Jeder wusste, dass der Barkeeper sein Herz an den jungen Kartenspieler verloren hatte. Er sah so unendlich unschuldig aus, mit seinem schwarzen Haar, den großen Augen und seinem stets zu großen Hut. Doch wenn es um ein Spiel ging, war er nicht zu schlagen. Mit Freude unterhielt er die Herrschaften in der Bar auch hin und wieder mit kleineren Zaubertricks. Dabei war er stets extrem höflich zu den Damen und schenkte ihnen in seiner Freizeit ein offenes Ohr für ihre Probleme.

Mila war wirklich nicht in der Stimmung, um jetzt zu diskutieren, aber noch ehe sie sich aufregen musste, kam der junge Mann bereits vollbepackt durch die Hintertür. Sein zu großer Hut saß etwas schief auf seinem Kopf und er musste stark nach Luft schnappen. „Yuriii!“, flötete es aus Richtung der Bar und er wurde von allen freundlich begrüßt. Lediglich Mila erwies ihm keinen Gruß und schubste ihn direkt weiter in den Raum hinein. Es war dringend Zeit zu öffnen. Aus dem Augenwinkel sah sie Jean, der mit dem großen Schlüsselbund zu den Eingangstüren schritt. Jeder hier hatte großen Respekt vor ihm, denn das eigene Leben lag in seinen Händen. Er schätzte seinen Kunden sehr und bot ihnen alles, was das Herz und der Geldbeutel verlangten. Victor blickte ihm abschätzig hinterher und verlor sogar für ein paar Sekunden sein herzliches Lächeln. Der große Kronleuchter wurde von Yuri entzündet und der Schlüssel drehte geräuschvoll im Schloss. Jean starrte auf seine Hand mit dem Bund und verzog kurz die Lippen zu einem hämischen Grinsen. Mit einer ausladenden Geste riss er die Türen auf und brüllte: „Hereinspaziert, meine Herren, hier finden sie nur das Beste! Die erste Runde Gin geht aufs Haus!“ Damit erhob er die Hände wie ein Löwendompteur und erfreute sich an den hineinströmenden Massen. Er war der König der Nacht und niemand konnte ihm das Gefühl nehmen. Mit einem selbstgefälligen Lachen begrüßte er Stammkunden und Neulinge gleichermaßen. Selbstverständlich behielt er stets Stillschweigen über seine Kunden, denn es waren angesehen und mächtige Herrschaften unter ihnen. Jean wusste genau, wer seine Spielchen hier trieb und hatte damit mehr Fäden in der Hand, als so manchem lieb war. Seine leblosen Augen glitten über den gefüllten Saal und blieben schließlich im oberen Teil des Gebäudes an den Treppenstufen haften. Von dort wurde sein Blick vehement erwidert. „Meine schönste Blüte…!“, flüsterte er leise und grinste selbstbewusst in sich hinein.
 

To be continued…



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