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Sacrificed Sacrament

[RayMariah] Sacrilegious Nights
von

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Gethsemane

Titel: Sacrificed Sacrament - Sacrilegious Nights

Teil: 1/? (weiß noch nicht, nicht mal, ob es lang wird)

Autor: Lady Silverwolf

Fanfiction: Beyblade

Rating: PG-14

Warning: OOC, Shounen-Ai

Kommentar: Ich wollt mich auch mal mit ernsteren Themen befassen und als ich dann diese Idee bekommen habe...

Pairing: Rei x Mao, Yuriy x Kai

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

"..." reden

//...// denken
 

~~~~~~~
 

Schon wieder was Neues. Ich sollte langam damit aufhören, aber ich konnte die Idee einfach nicht außer Acht lassen. Ist sonst gar nicht meine Art, das sofort hochzuladen, aber ich wollte wissen, wie die Idee ankommt.

Dazu muss ich noch sagen, das wird nicht wie meine anderen Storys, Fantasy taucht überhaupt nicht auf, es ist ein Drama. Ich hab noch nicht besonders viel Erfahrung mit Dramen, weil ich bis jetzt nur Fantasy oder hin und wieder Science Fiction geschrieben habe, also lasst mir etwas Zeit zum Gewöhnen, okay? Aber wenn ihr Kritik habt - ich nehme jede an. Öh, wiederspreche ich mir da gerade? Oo
 

~~~~~~~
 

Gethsemane
 

Konzentriert starrten goldene Augen sie aus dem Spiegel an. Mit einer Hand hielt sie das untere Lid, während sie mit der anderen den schwarzen Eyeliner führte. Das zweite Auge war bereits schwarz umrandet.

Sie legte den Stift in ihre Box zurück und betrachtete ihr Werk. Abschätzend verzog sie die dunkelviolett geschminkten Lippen und schüttelte den Kopf. Das war einfach nicht ihr Stil. Sie hatte es lieber heller. Aber was sollte sie machen, sie hatte es nun mal versprochen. Und sie konnte schlecht mit pink oder rosa getuschten Augen in einer Gothic-Disco auftauchen, oder? Sie wäre sich lächerlich vorgekommen.

Grinsend stellte sie sich vor den großen Spiegel und musterte sich von oben bis unten. "Hmmmm. Na ja." Aber immerhin konnte sie sich sehen lassen. Sie trug ein dunkelblaues, tailliertes Hemd im China-Style, wie sie sie im Schrank zu Dutzenden hatte. An der Seite war ein schwarzer Drache aufgestickt, den man kaum erkennen konnte.

Am liebsten hätte sie die passende Hose dazu angezogen, aber Kai hatte gemeint, das ginge nicht. Also hatte er ihr eine von seinen schwarzen Jeans gegeben. Da sie beide eine ähnliche Statur hatten, passte sie. Nur an den Hüften war sie etwas eng, da ihre wesentlich breiter waren.
 

Ein breiter, nietenbesetzter Gürtel sowie die Kette mit dem Yin-Yang-Zeichen vervollständigte die Aufmachung. Die langen Haare trug sie offen, nur die dünnen Zöpfe, die sie am Mittang hineingeflochten hatte, blieben, am unteren Ende gehalten von schwarzen Bändern.

"Hm...", machte sie wieder. Es war wirklich nicht ihr Ding, schwarz herumzulaufen.

"Fertig?" Kai tauchte hinter ihr im Türrahmen auf und blickte ihren Rücken an. Er sah wie immer atemberaubend aus. Schwarze, enganliegende Lederhose, ein hautenges Shirt aus Stoff mit langen Ärmeln, das aber die Schultern frei ließ, zwei breite Gürtel.

Er trug schwere Stiefel und ein dunkles Halsband, dazu den großen Phönixohrring, den sie ihm einmal zum Geburtstag geschenkt hatte. Auch er hatte die Augen schwarz umrandet, aber bei ihm sah es wesentlich besser aus. Es hob seine blasse Haut hervor und brachte die rubinroten Augen zum leuchten.

Die wilden, grauen Ponysträhnen fielen ihm ins Gesicht und sein hinten dunkleres Haar betonte seinen schlanken Nacken. Er wusste wirklich, wie er alle dazu bringen konnte, hinter ihm herzusehen.
 

"Jah...", meinte sie.

"Komm schon! Du siehst toll aus!"

"Du weißt, das ist nicht mein Stil."

"Ja und? Das hindert dich doch trotzdem nicht daran, gut auszusehen, oder? Komm schon."

"Also gut." Sie folgte ihm hinaus, nahm Lederjacke und Helm in Empfang. Da sie nicht vorhatten, mit dem Bus zu fahren - die Leute hätten sie seltsam angestarrt, was Mao nicht mochte und Kai wunderbar amüsant fand - mussten sie Kais Maschine nehmen.

Das Motorrad war sein ganzer Stolz; er hatte ewig gebraucht, ehe er das Geld dafür zusammen hatte. Aber selbst sie hatte zugegeben, dass es die Mühe wert gewesen war. Kai hatte protestiert, als sie ihm gesagt hatte, sie würde sich weigern, Bus oder Bahn zu nehmen, aber irgendwann hatte er eingelenkt.
 

Er kannte ihre Gründe. Wenn sie jemand gesehen hätte... Schlimm genug, dass sie in eine Disco ging, wo sie sich doch eigentlich auf ihren Schulabschluss vorbereiten sollte, dann aber noch in so eine... Ihre Eltern würden sie umbringen und ihr verbieten, sich je wieder mit Kai zu treffen. Sie würde mindestens einen Monat Hausarrest bekommen.

Ihnen war es sowieso ein Dorn im Auge, dass sie sich ständig mit Kai traf. Für ihre Eltern war Kai gesellschaftlich nicht akzeptabel, weil er schwul war. Aber sie kannte ihn zwar erst einige Jahre, aber er war ihr bester Freund. Mit ihm verbrachte sie mehr Zeit als mit ihren Freundinnen.

Sie wusste nicht, was sie verband, aber Kai ging es ebenso, also beließen sie es dabei. Warum fragen? Es war gut so, wie es war.

Sie schwang sich hinter ihm auf das Rad und bald darauf fuhren sie die Straße entlang. Es war bereits dunkel, aber das war auch gut so. Was sollten sie um acht Uhr im Gethsemane? Da war noch ja noch gar nichts los.
 


 


 

Kai stellte die Maschine hinter dem Haus auf dem Parkplatz ab. Sie rutschte aus dem Sattel und nahm den Helm ab. "Boah! Meine Haare sind ganz verstrubbelt!"

"Macht nix.", grinste Kai und zog den Schlüssel ab. "Komm."

Der Türsteher kannte Kai und grüßte ihn breit grinsend. "He. Lässt du dich auch mal wieder blicken? Mystel hat dich schon vermisst."

"Er weiß, wo ich wohne. Wenn es so schlimm gewesen wäre, wäre er vorbeigekommen.", antwortete Kai, kühl wie immer, während er für sie bezahlte. An der Garderobe gaben sie Jacken und Helme ab. Kai bezahlte wiederum, während Mao sich umsah. Das Gethsemane war in einem alten Kellerraum untergebracht.

Nein, Kellerraum war schon zu wenig, ,Gewölbe' würde wohl besser passen. Die Wände waren dunkel und rot gestrichen, die Säulen mit schwarzen Tüchern verkleidet. An der Seitenwand, die am weitesten von ihr entfernt war, befanden sich die Theke und einige hohe Tische mit silbernen und schwarzen Stühlen.

Gegenüber führte ein zur Hälfte schwarz verhängter Torbogen weiter in das Gebäude hinein und den Wänden waren mehrere Nischen eingelassen, in denen rot und schwarz umhüllte Sofas und Sessel ihren Platz hatten.
 

In der Nähe des Durchganges in den anderen Raum befand sich eine Treppe, die nach oben führte. War da noch mehr? Gedämpfte Lichter in verschiedenen Farben, sowie künstlicher Nebel verhalfen dem Raum zu einer mystischen, aber auch leicht furchteinflößenden Atmosphäre.

Dröhnende, laute Musik hallte ihr entgegen. Eine hohe, beinahe schrille Frauenstimme sang. Nightwish. Mao kannte diese Art von Musik; Kai liebte sie und auch sie hatte einige CDs, auch wenn ihre Eltern das nicht gern sahen. Aber das war ihr egal. Es war doch nur Musik. Was war denn schon dabei?

Das Gethsemane war voll; schwarz und rot gekleidete Körper mischten sich, tanzten, drängten sich aneinander. Um die Theke war es voll, auch der größte Teil der Sitzangelegenheiten war besetzt.

Es waren nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene, wie man sie in anderen Discos antraf. Auch ältere Leute befanden sich hier, wenn auch weitaus weniger. Viele der Gestalten gehörten zu der Kategorie, der man lieber nicht allein im Dunkeln begegnen wollte. Aber hier war man nicht allein.

Sie merkte, wie ihr Körper auf die Musik reagiert, begann, sich im Rhythmus des Liedes zu wiegen. Musik war etwas, das ihr im Blut lag. Durch sie hatte sie auch Kai kennen gelernt, der für seine Instrumente mehr Geld ausgab als für sein Motorrad.
 

Langsam begann sie, sich zu entspannen, während Kai sie mit sich zog, tiefer in die Menge und durch sie hindurch. Als sie an der Treppe vorbeikamen, blieb sie stehen. "Was ist da?", brüllte sie Kai entgegen um die Musik zu übertönen und deutete nach oben.

Er folgte ihrem Wink mit den Augen und beugte sich dann zu ihrem Ohr. "Wenn du ein paar heiße Stunden Spaß haben willst." Verwirrt sah sie ihn an. "Sex!", brüllte er und sie wurde rot.

Er grinste etwas über ihren Gesichtsausdruck und sie warf ihm einen bösen Blick zu. Er wusste doch, dass sie in dieser Sache etwas prüde war. Was nicht an ihr lag, sondern an ihren Eltern. Deren Erwartungen lagen dort, wo die Erwartungen der Eltern vor hundert Jahren gelegen hatten.

Mao hatte nie einen Freund gehabt, eben deswegen. Natürlich hatte es einige wilde Knutschereien gegeben, aber das war es auch schon. Bei Kai lag die Sache etwas anders, wusste sie. Zwar erzählte er nicht sonderlich gern von sich und schon gar keine Sexgeschichten, aber er war jemand, der schnell aufs Ganze ging. Außerdem bekam man schon etwas voneinander mit, wenn man so eng befreundet war wie sie beide.

"Wirst du wohl nicht brauchen, was?", fragte Kai grinsend und zog sie weiter.
 

An der Theke machten sie halt. "Hey! Mystel!", grüßte Kai einen der fünf Barkeeper.

Es war ein blonder Junge, vielleicht etwas älter als sie beide. Auch er trug schwarz. Die Hälfte seines Gesichtes wurde von einer goldenen, vieräugigen Maske bedeckt. "Hey!", grüßte er zurück und grinste Kai an. Mao kannte ihn recht gut, er und Kai waren schon lange befreundet. "Hallo, Mao!"

"Hi!" Sie sah sich weiter um, während Kai Getränke bestellte. Längst hatten sich ihre Augen an das schwummerige, blitzende Licht gewöhnt.

"Hier." Er drückte ihr ein Glas in die Hand. "Ich schlage vor, wir lassen uns Zeit. Davon haben wir genug."

"Klar." Sie kippte den Inhalt des Glases herunter.

"Wie war das mit der Zeit?" Sie lachte und bedeutete Mystel, das Glas ein weiteres Mal zu füllen.

"Ich schreib dir alles auf, Kai!", brüllte der Blonde. Der Angesprochene nickte und winkte ab. Mao nahm das Glas wieder an sich und ließ ihre Blicke über die Menge schweifen. Sollte sie jetzt schon tanzen? Oder erst später? Nein, erst noch ein paar Drinks.

Kai blieb noch kurz neben ihr und sagte dann etwas zu ihr, was sie nicht verstand. Er deutete in den Raum hinein und sie nickte. Kurz darauf war er verschwunden, währen die noch vier oder fünf Gläser leerte. Oder waren es mehr? Sie wusste es nicht, aber es war ihr auch egal. Dafür fühlte sie sich viel zu gut.
 

Sie schob Mystel das inzwischen leere Glas zu und tauchte in die Menge ein. Mit geschlossenen Augen lauschte sie auf die Musik, ließ sie in sich ein. Ihr Körper bewegte sich von selbst, passte sich der Melodie an. Sie fühlte, wie ihr Blut zu Kochen begann und der Alkohohl ihr zu Kopf stieg. Na und? Sie fühlte sich gut und sie wollte es aller Welt zeigen.

Sie öffnete die Augen wieder um die Leute um sich herum wahrzunehmen, tanzte mit drei oder vier - oder waren es doch fünf - verschiedenen Jungs, schließlich sogar mit einem Mädchen, aber das war ihr egal.

Einzig und allein das gute, überwältigende Gefühl zählte. Alles andere war vergessen. Kai, die Eltern, die Verbote, dass sie eigentlich solche Discos hasste.

Grobe Hände packten sie an den Hüften und sie fuhr herum. "Komm schon, Schätzchen." Sie blickte in das Gesicht eines hübschen, wenn auch sehr betrunkenen jungen Mannes. In seinen Augen brannte ein beunruhigendes, gieriges Feuer und er musterte sie von oben bis unten wie ein Stück Fleisch, aber sie bemerkte es nicht. Er wollte mit ihr tanzen. Warum nicht?
 

Sie drehte sich zu ihm und tanzte. Es war ihr egal, wer er war. Einzig und allein zählte, dass sie tanzen konnte. Die Musik spüren konnte. Den Rhythmus in ihrem kochenden Blut. Die Stimmen der Sänger, das Dröhnen von Schlagzeug und Bass, dass durch ihre Knochen vibrierte.

Erst als seine Hände tiefer wanderten und schließlich auf ihrem Hintern landeten und sie enger an sich pressten, wurde ihr Kopf wieder klarer. Was tat sie hier eigentlich? Tanzte mit jemandem, der sich sicher nicht damit zufrieden geben würde. Sie schlug die Hände beiseite und wich zurück.

"He! Du..."

"Nein!", erklärte sie bestimmt und drehte sich um. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Hatte sie hier einen Fehler gemacht? Sie drängte sich rücksichtslos durch die Menge. Sie merkte, dass der junge Mann ihr folgte. Die Leute kümmerten sich nicht um sie und schon bald hatte sie den Kerl aus den Augen verloren.

Sie glitt hinter eine Säule und sah sich um. Er war nirgends zu sehen. Erleichtert atmete sie auf und drehte sich um. Sie würde noch etwas tanzen. Wenn auch etwas vorsichtiger. Und sie würde...

Weiter konnte sie den Gedanken nicht mehr verfolgen, da sie direkt in jemanden hineinrannte. Sie stolperte, kräftige Arme fingen sie auf. "Oh...", machte sie verdutzt. Ihr Kopf war noch immer benebelt. "Entschuldigung."
 

Sie blickte auf und sah direkt in faszinierende, goldene Augen. Ein Spiegelbild der ihren, aber doch so anders. Viel...schöner, atemberaubender, geheimnisvoller. Sie brauchte eine Weile, ehe sie das dazugehörige Gesicht registrierte. Volle, weiche Lippen, eine gerade Nase, geschwungene Augenbrauen, hohe schräge Wangenknochen, die ihm Ähnlichkeit mit einer Katze verliehen, alles umrahmt von dickem, schwarzem Haar.

Unter ihren Händen fühlte sie eine muskulöse, feste Brust unter dem seidenweichen Stoff eines Hemdes. Ihr stockte der Atem. Sie war direkt in den Armen eines Gottes gelandet.

Als sich diese engelsgleichen Lippen auch noch zu einem freundlichen Lächeln verzogen, war es gänzlich um sie geschehen. Sie lächelte strahlend zurück. Dann merkte sie, dass sie noch immer in seinen Armen lag und rappelte sich auf.
 

"Entschuldigung.", sagte sie wieder. Er lächelte breiter und enthüllte vollkommene Zähne.

"Macht nichts." Er winkte ab. "Es stört mich nicht, wenn mir ein so hübsches Mädchen in die Arme springt." Er war betrunken, genau wie sie. Aber anscheinend nicht so sehr wie sie. Sie lächelte.

"Willst du tanzen?" Ohne eine Antwort abzuwarten, packte sie sein Handgelenk und zog ihn auf die Tanzfläche. "Komm schon!" Sie lachte und drehte sich zu ihm um, während die letzten Töne des Liedes verklangen. Das störte sie nicht. Das nächst würde kommen. Ungeduldig hüpfte sie auf und nieder, während er sie ansah und dann plötzlich fragte: "Wie heißt du?"

"Mao." Es interessierte sie nicht, wie er hieß. Einzig und allein zählte, dass sie mit ihm tanzen konnte. Jetzt und hier. Sofort. Die hohe Frauenstimme der Nightwish-Sängerin ertönte wieder und sie begann sofort, ihren Körper zu bewegen. Das Lied ging ihr durch Mark und Bein und zwang sie regelrecht zum Tanzen. Sie riss ihn einfach mit sich. Er war ein guter Tänzer, wenn auch etwas unbeholfen, vielleicht.
 

Es war wie ein Rausch, noch mehr als vorhin. Sie hörte sich selbst mitsingen, fühlte, wie die Trommeln und der Bass durch ihren Körper dröhnten, und die Melodie ihr Blut zum Singen brachten, während sie ihren Körper an seinem rieb, die Arme um seinen Hals geschlungen. "I wish I had an angel For one moment of love I wish I had your angel tonight. Your Virgin Mary undone. I'm in love with my lust Burning angelwings to dust I wish..."

So etwas hatte sie noch nie erlebt, nie geahnt, dass es einen solchen Rausch beben konnte. Mao wusste nicht, wie lange sie tanzte, aber es war ihr auch egal. Einzig was zählte, war der Junge mit den goldenen Augen vor ihr, der seinen Körper mit ihrem bewegte und sie hin und wieder anlächelte.

Er zog sie mit sich und sie folgte ihm willig die Treppe hinauf.
 

~~~~~~~
 

Okay, die eigentlichen Themen der FF hab ich noch nicht angesprochen. Das erste kommt dann im nächsten Kapitel. Aber vielleicht interessiert ihr euch schon jetzt dafür? Und, nein, es hat nicht besonders viel mit Gothic zu tun, war nur das erste Setting. Ich bezweifle sogar, dass das Gethsemane(die Disco) noch mal auftaucht. v.v

Hinterlasst mir einen Kommi, wenn's euch gefallen hat.
 

Silberwölfin
 

PS: Was ich vergessen hab: das Lied ist von Nightwish - Wish I Had An Angel

Nervende Russen am Morgen...

Titel: Sacrificed Sacrament - Sacrilegious Nights

Teil: 2/? (weiß noch nicht, nicht mal, ob es lang wird)

Autor: Lady Silverwolf

Fanfiction: Beyblade

Rating: PG-14

Warning: OOC, Shounen-Ai

Kommentar: Ich wollt mich auch mal mit ernsteren Themen befassen und als ich dann diese Idee bekommen habe...

Pairing: Rei x Mao, Yuriy x Kai und noch ein paar mehr

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

"..." reden

//...// denken
 

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Okay, das zweite Kappi von Sacrificed Sacrament. Allzu viel Anklang bekommt die FF ja noch nicht, aber vielleicht ändert sich das noch? Oo Egal, ich schreib auf jeden Fall weiter und bin auch schon(?) beim fünften Kapitel. Aber das nächste Chapter kommt dann irgendwann später.
 

Mein Hauptpairing - zumindest am Anfang - ist hier auf jeden Fall Rei x Mao!
 

**
 

@ Spellmaster: Ja? Schön... ^^ Mal sehen, ob das auch so bleibt.
 

@ Sesshi-Chan: ^.^ Du ließt dir irgendwie alle meine FFs durch, oder nicht? (Zumindest die von BB.) Keine Sorge, deswegen hier werd ich die Anderen nicht einstellen oder so. Wäre ja noch schöner...

Ganz so hirnlos, wie's rüberkommt, ist Silberwölfin nun auch wieder nicht. ^^ Ich mach mir auch Gedanken über alles mögliche...

Verschiedene Möglichkeiten? Welche denn? Würd mich interessieren, vielleicht springt mit noch 'ne Idee an.

Ich weiß nicht, ob die Charabeschreibungen im Text dann so bleiben. Rei hat nun mal eine andere Sicht als Mao. v.v Dass das alles so anders ist, liegt wahrscheinlich auch(oder eher zum größten Teil) daran, dass die Umgebung vollkommen anders ist. Ein Krieger aus einer Welt, die dem vorchristlichen Zeitalter Europas entspricht, oder ein verfolgter Kämpfer aus einer futuristischen Katastrphen-Welt verhalten sich nun mal anders als ein Jugendlicher des 20./21. Jahrhunderts. Die kann man ja nicht gleich agieren lassen.

Ich hoff ja wohl, dass das klar war. Ich hatte kein Bock, da weiterzuschreiben, darum hab ich aufgehört(außerdem war das Kapitel sowieso schon lang genug.)

Kai ist irgendwohin. Der hat 'nen Kumpel gesehen - Ozuma oder so. Ich konnte ihn nun mal nicht brauchen, wenn Mao auf Rei trifft. Oo

Weil Yuriy nur 'ne Nebenfigur ist, wenn auch eine wichtige, zumindest jetzt am Anfang.

Ich hab Launen? Oo Hab ich noch gar nicht gemerkt, dass das in meinen FFs zum Tragen kommt. ^^ Nein, Scherz beiseite, in meinen Storys geschieht nix ohne Grund. Der später erklärt wird, zumindest in diesem Fall. Ich sag nur, dass Kai mit fünfzehn die Schule abgebrochen hat. (Nicht, weil er zu dumm dafür wäre oder so. Hat einen anderen Grund.)

Nein, alle tauchen diesmal nicht auf. Würde den Rahmen der FF sprengen, denke ich.

Ob mir Dramen liegen, sehen wir dann, wenn wir beim 10. Kapitel oder so sind... ^^
 

**
 

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Nervende Russen am Morgen...
 

Das schrille Piepsen des Weckers zersprengte die entspannte Stille, die über der Apartmentwohnung gelegen hatte. Ein lauter, wüster Fluch auf russisch hallte durch die Räume, dann krachte etwas hart auf den Boden, gefolgt von einem Scheppern.

Rei knallte die Hand auf den Wecker, damit er still blieb. Er stöhnte und zog das Kissen über den Kopf. Warum mussten seine Mitbewohner - nun ja, zwei davon - morgens auch immer so laut sein?! Vor allem, warum mussten sie es heute sein? Wo sein Kopf dröhnte und sich anfühlte, als wolle er gleich zerspringen. Warum hatte er am letzten Abend auch so viel getrunken?

"Rei!" Jemand bollerte mit der Hand gegen seine Zimmertür. "Bist du schon wach oder noch gar nicht da?"

"Halt die Klappe!", brüllte er nach draußen. Oh je...sein Kopf!

Von draußen kam leises Lachen. "Soll ich dir eine Aspirin bringen?" Yuriy. Hilfsbereit wie immer. Und natürlich mit diesem hämischen Grinsen auf den Lippen. Rei sah es zwar nicht, aber er konnte es sich lebhaft vorstellen.

Er grummelte etwas, antwortete aber nicht. Er hörte, wie sich Schritte entfernten. Entweder, Yuriy würde ihm tatsächlich eine Aspirin bringen oder er würde ihn in Ruhe lassen. Beides war ihm willkommen.

Grummelnd rollte er sich auf den Rücken und starrte an seine Zimmerdecke. Apropos... wie war er eigentlich hierher gekommen? Hatte Lai ihn gefahren? Oder mit dem Bus? Hmmm... Er hatte wirklich zu viel getrunken. Er konnte sich nicht einmal mehr an den Heimweg erinnern.

Aber dieser Club - wie hieß er noch? Gethsemane? - zu dem Lai ihn geschleppt hatte... Irre. Normal stand er nicht auf so ein Gothic-Zeug, aber der Club war wirklich nicht schlecht gewesen. Groß, voll, Musik, die zum Tanzen aufforderte, und dann der Alkohol.

Normalerweise trank er nicht allzu viel - im Gegensatz zu manchen anderen Leuten; er warf einen wütenden Blick zur Tür - aber gestern war er eben gut drauf gewesen. Außerdem hatte Lai ihn zu zwei, drei Drinks eingeladen. Oder waren es mehr gewesen? Er erinnerte sich nicht mehr.

Getanzt hatte er natürlich auch und der Eintrittspreis hatte sich schon ausgezahlt. Er hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, noch öfter hinzugehen. Aber dann war etwas geschehen, was diesen Abend zu einem der besten in seinem Leben hatte werden lassen.

Dieses Mädchen...dieses wunderschöne Geschöpf war einfach in seine Arme gesprungen. Einen Kopf kleiner als er, gekleidet in Blau und Schwarz, dunkel geschminkt und mit goldenen Augen. Sie war Chinesin gewesen, zumindest hatte sie so ausgesehen, und ihr wildes, langes Haar verstrubbelt, ihr Gesicht verschwitzt vom Tanzen. So schön...so zerbrechlich und doch so wild.

Sie hatte ihn zum Tanzen aufgefordert und er hatte die Frage gar nicht richtig realisiert, da hatte sie ihn schon auf den Dancefloor gezogen. So hatte er noch nie getanzt. Nie. Und sie... verdammt, wie konnte man nur so sexy tanzen? Das verführerische Blitzen in ihren Augen, der sinnliche Zug in ihrem Lächeln, ihr ganzes Gesicht, das geradezu von Leidenschaft verzerrt war. Und dann... Wie hatte das nur passieren können?!

"Rei?" Ein Klopfen und Yuriys Stimme rissen ihn aus den Gedanken. "Hm?", machte er müde, dann wurde die Tür geöffnet. Der große, rothaarige Russe stand im Rahmen, noch in Boxershorts und T-Shirt, in einer Hand ein Glas Wasser, in der anderen eine kleine Packung. Er brachte ihm tatsächlich ein Aspirin. Wow.

Rei richtete sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. "Du siehst scheiße aus.", erklärte Yuriy und schob die Tür mit einem Fuß zu. Krachend fiel sie ins Schloss und Rei zuckte zusammen. "Würde es dir etwas ausmachen, vielleicht ein kleines bisschen, etwas leiser zu sein?"

"Ja." Gutgelaunt stellte der Russe seine Mitbringsel auf den Nachtisch und ließ sich auf den Schreibtischstuhl plumpsen. Rei warf ihm einen bösen Blick zu; er wollte seine Ruhe, aber Yuriy grinste ihn nur frech an. Grummelnd griff Rei nach Glas und der Packung, während der Rothaarige sich im Raum umsah und den anderen vollkommen ignorierte.

Durch drei Fenster fiel helles Sonnenlicht und warf goldene Vierecke auf Boden, Bett und Schreibtisch mit dem Laptop. In einer Ecke standen drei hohe Zimmerpflanzen, ebenso wie auf einem der Fensterbretter.

An dem Schrank neben der Tür hingen jede Menge Fotos, die die verschiedensten Personen zeigten. Hinter dem Bett in der Ecke standen zwei Kommoden, eine wurde als Podest für die Anlage missbraucht. Zwei große CD-Ständer befanden sich daneben.

Gegenüber dem Bett stand auf einem kleinen Tisch ein Fernseher. Darüber hing das große Ölgemälde eines Tigers, das Yuriy ihm vor drei Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte. Yuriy konnte so was, er war sogar recht gut.

Mit einem knirschenden Geräusch stellte Rei das Glas wieder zurück. Er rieb sich den Kopf und versuchte, seine Haare zu entwirren, gab aber schließlich mit einem Seufzen auf. "Und? War's so schlecht gestern?"

"Nein. Eigentlich nicht..."

"Wo hat Lai dich eigentlich diesmal hingeschleppt? Wir haben euch nicht im Night Palace getroffen."

"Ursprünglich wollte ich auch da hin.", murmelte Rei. "Aber Lai hatte eine bessere Idee und hat mich in diesen Gothic-Laden geschleppt."

"Gothic?", wiederholte Yuriy amüsiert und Rei konnte ihm ansehen, dass er am liebsten in lautes Gelächter ausgebrochen wäre. Die Vorstellung, von dem ruhigen, sanften Rei in einer Gothic-Disco erschien ihm zu absurd.

"Ja. Gethsemane hieß es, glaube ich."

"Wirklich?" Der pure Unglaube war aus der Stimme des Russen herauszuhören.

"Wenn ich's doch sage, Mensch! Es war gar nicht mal so übel."

"Nein?"

"Nein! Jetzt hör auf, mich die ganze Zeit zu unterbrechen! Die Musik war nicht zu schlecht, viele Leute, Alkohol und dann dieses Mädchen..."

"Mädchen?"

"Ja. Oh man. Ich glaub mich haben irgendwelche Dämonen geritten. Was soll ich bloß Salima sagen?"

"Warum? Hast du mit ihr rumgeknutscht? Das ist doch nicht schlimm."

"Nein."

"Warum machst du..."

"Ich hab mit ihr geschlafen."

"...dir dann Sorgen..." Yuriys Stimme wurde immer leiser. "Oh.", machte er dann. "Wirklich? Wie hieß sie?"

"Ähm...Maki. Oder nein, Mako? Argh! Keine Ahnung."

"Du warst absolut dicht."

"Ja, verdammt!"

"Ach was, ist doch nicht so schlimm."

"Nicht schlimm!? Und Salima?"

"Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß."

"Aber ich weiß es. Und ich hab jetzt schon ein schlechtes Gewissen. Wo es in letzter Zeit sowieso nicht so gut klappt mit uns."

"Jetzt zerbrech dir nicht deinen Kopf deswegen, komm lieber zum Frühstück. Nachher kannst du dir auch noch Gedanken darüber machen." Yuriy stand auf und verschwand mit einem leicht spöttischen Grinsen aus dem Zimmer.

Wütend starrte Rei ihm nach. Er hatte gut reden! Er befand sich ja auch nicht in seiner Situation! Er hatte ja auch keinen Seitensprung hinter sich! Verdammt! Rei stand auf und stolperte zum Schrank.

Was sollte er bloß Salima sagen? Sie würde ihn in Grund und Boden brüllen. Vor allem, weil sie in letzter Zeit beinahe bloß noch Streit hatten. Er konnte an den Fingern abzählen, wie oft eines ihrer Treffen ohne Zoff abgelaufen war in den letzten drei Monaten.

Während er nachdachte zog er wahllos irgendwelche Klamotten aus dem Schrank und zog sich an. Nachher brauchte er unbedingt eine Dusche. Aber erst mal ein ausgiebiges Frühstück.

Stirnrunzelnd trat er zum Kalender, der klein und blass neben dem großen Bild hin. Hatte er heute irgendetwas vor? Heute war Samstag, mal sehen. Salima stand quer über dem heutigen Datum.

Er stöhnte. Er würde ihr absagen. Ihr sagen, dass es ihm nicht gut ging. Kopfweh oder so. Okay, die hatte er wirklich, aber wie er die Natur des Katers kannte, verschwanden sie irgendwann im Laufe des Tages.

Leise vor sich hin fluchend tapste er in die große Küche. Braune Schränke, eine Theke, die den Raum in zwei Teile zerlegte, ein Tisch mit sechs Stühlen außen herum. In der Nähe der großen Fenster, durch die man auf einen Park blicken konnte, standen einige Pflanzen, dazwischen zwei Sessel.

Der Boden war, wie im größten Teil des Hauses, mit Laminat ausgelegt und unter dem Tisch lag ein großer, heller Teppich. An den Wänden hingen zwei weitere Bilder von Yuriy und eine Korkwand, die mit Fotos übersät war. Irgendwo lief leise das Radio.

Die anderen drei saßen schon am Tisch, beziehungsweise Garland brachte gerade den Kaffee. "Morgen.", grüßte Jonny missmutig. Auch er sah übernächtigt aus und sein braunrotes Haar stand in alle Richtungen ab. Seine Shorts wirkten zerknautscht.

Weiterhin grummelnd ließ Rei sich auf einen Stuhl plumpsen und nickte Garland dankend zu, der ihm gerade Kaffee einschenkte.

Garland sah natürlich aus, als sei er schon seit Stunden wach und vollkommen ausgeruht, wahrscheinlich war er das auch. Er hatte das lange Haar zu einem Zopf zusammengehalten, Jeans und Hemd saßen tadellos.

Das Frühstück lief sehr schweigsam ab, was wohl daran lag, dass Jonny und Rei eine lange Nacht gehabt hatten, Yuriy sich hinter seiner Zeitung vergrub und Garland mit seinen Gedanken sonst wo war.

"Habt ihr heute noch was vor?", wollte Jonny plötzlich wissen.

"Nein.", murmelte Rei und schob sich den letzten Bissen seines Brötchens in den Mund.

"Ich dachte, Salima wollte kommen?", fragte Garland und sah auf.

"Ich sag ihr ab."

"Das solltest du schnell machen, ehe sie vor der Tür steht."

"Warum?", fragte Yuriy hinter seiner Zeitung hervor. "Etwa wegen..." Rei nickte.

"Wegen was?", fragte Jonny und sah von dem Chinesen zum Russen und wieder zurück.

"Geht dich nichts an."

"Nun ja... Wo warst du eigentlich gestern? Wir haben auf dich gewartet. Salima war stinkwütend, weil du nicht gekommen bist."

"Lai hat mich in einen Club geschleppt."

"Das entschuldigt alles. Welchen diesmal?"

"Gethsemane. Irgend so ein Gothic-Club, nicht, Rei?" Yuriy lachte und faltete die Zeitung zusammen.

"Verarschen kann ich mich allein, Yuriy!", schnappte der Schotte und wandte sich wieder dem goldäugigen Chinesen zu.

"Doch.", murmelte der. "Du kennst doch Lai."

"Wohl wahr. Das sieht ihm ähnlich.", murmelte Garland. "Ich bin sicher..."

Das Klingeln des Telefons unterbrach ihn. Keiner rührte sich und sie starrten sich auffordernd an. Schließlich warf Yuriy die Arme in die Luft. "Ich geh ja schon!" Kurz darauf hörten sie ihn im Flur, wie er sich meldete: "Ivanov." Einen Moment später: "Ja, Salima, ich geb ihn dir. Rei!"

Der Angesprochene hatte sich schon erhoben, als ihr Name genannt wurde und nahm dem Russen dann das Telefon aus der Hand. "Salima?"

"Hey, Rei." Die süße Stimme seiner Freundin klang beruhigend in seinen Ohren. "Wie geht's denn so?"

"Gut. Mehr oder weniger."

"Warum? Wo warst du gestern? Ich hab dich vermisst."

"Lai."

"Ach so, verstehe. Du, ich wollte dir nur sagen, dass ich heut nicht kann. Es ist etwas dringendes dazwischen gekommen. Ich kann unmöglich kommen."

Beinahe hätte er erleichtert ausgeatmet, aber das hätte sie gehört. Sie sah sein Lächeln nicht, als er antwortete: "Schon okay."

"Geht das wirklich?"

"Ja, ja, schon in Ordnung, kann ich wenigstens meinen Kater auskurieren." //Und mir überlegen, wir ich ihr die Sache mit dieser Maki...Mako...wie auch immer - beibringe.//

"Okay. Hoffentlich geht's dir morgen wieder besser! Lieb dich."

"Ich dich auch.", antwortete Rei automatisch, dann hörte er schon das Klicken in der Leitung, das zeigte, dass sie aufgelegt hatte. Nachdenklich ließ er das Telefon wieder in die Station gleiten. Das schrille Piepsen ging ihm durch Mark und Bein, aber er kümmerte sich nicht darum.

Sie hatte ihm eine große Sorge abgenommen, so dass er ganz vergaß, sich zu fragen, was sie heute wohl wichtiges vorhatte. Wahrscheinlich ging es wieder um ihren geliebten Job. Oder Mariam entführte sie irgendwohin. Wer wusste das schon, das passierte doch ständig.

"Was wollte sie?", fragte Garland, als er wieder kam.

"Treffen absagen."

"Ach so. Glück gehabt, würd ich sagen. Also, ich geh dann jetzt." Der große Inder erhob sich.

"Wohin?", wollte Jonny wissen.

"Ins Krankenhaus. Hab heute Dienst."

"Ach so."

Garland verschwand nach draußen. Er war Arzt, ein sehr guter Arzt, obwohl er erst vierundzwanzig war. Aber gut, er war überdurchschnittlich intelligent, seine reichen Eltern hatten einen Privatlehrer angestellt, er hatte viel früher studiert als Andere - warum also nicht?

Ebenso wie Jonny, der nicht ohne Erfolg in einem Architektbüro arbeitete. Beziehungsweise, das sollte er tun, aber die meiste Zeit sperrte er sich in seinem Zimmer in der WG ein und erledigte die Aufgaben dort.

"Also schön, wenn unser Frühaufsteher weg ist, hau ich mich mal noch 'ne Runde aufs Ohr.", erklärte er gerade und erhob sich. "Wenn ihr wollt, kümmer ich mich um das Abendessen."

Er wartete die Antwort gar nicht mehr ab, sondern verschwand, wohl wissend, dass sie das, was er kochte, gerne aßen. Wenn er es ihnen auch so freimütig anbot. Meistens drückte er sch darum.

Europäisches Essen war doch mal etwas anderen zwischen all dem, was Rei ihnen vorsetzte. Er kochte vielleicht nicht so gut wie der Chinese, aber Abwechslung machte den Speiseplan erst recht interessant.

"Du solltest eine Dusche nehmen.", meinte Yuriy plötzlich und durchbrach damit das nachdenkliche Schweigen, in das die beiden Zurückbleibenden verfallen waren. Er griff wieder nach seiner Zeitung. "Danach fühlst du dich besser und siehst nicht mehr aus wie gegessen und wieder ausgekotzt."

Rei sah auf. "Danke für dein Mitgefühl."

"Natürlich, immer."

Rei grinste und machte sich auf den Weg ins Bad.
 

~~~~~~~
 

Okay, das war's schon wieder. Oo Kommt mir irgendwie komisch vor, weil die Kapitel zu meinen anderen FFs etwa 2 mal so lang sind. Aber hier werden sie nicht länger.

Najaaaaaa, im nächsten Kapitel kommt dann das 'richtige' Thema der FF, also, nur noch etwas Geduld.

Bye

Silberwölfin

Furcht

Titel: Sacrificed Sacrament - Sacrilegious Nights

Teil: 3/? (weiß noch nicht, nicht mal, ob es lang wird)

Autor: Lady Silverwolf

Fanfiction: Beyblade

Rating: PG-14

Warning: OOC, Shounen-Ai

Kommentar: Ich wollt mich auch mal mit ernsteren Themen befassen und als ich dann diese Idee bekommen habe...

Pairing: Rei x Mao, Yuriy x Kai und noch ein paar mehr

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

"..." reden

//...// denken
 

~~~~~~~
 

Also schön, hier ist das nächste Chapter. Sesshi-chan hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich hier schon lange keins mehr hochgeladen habe und da ich ja noch ein paar auf Vorrat habe, lad ich jetzt einfach das nächste Kappi hoch. ^^ (Was eine Logik *drop*)
 

**
 

@ Spellmaster: Tja, Yuriy...der ist schon ein Blatt für sich. Warum? Hast du was gegen Garland? Ich mag den Kerl, der ist so schön ausgeglichen und ruhig, der Großer-Bruder-Charakter.

Oh, ja, du ahnst ja noch gar nicht, was Rei sich da wirklich eingebrockt hat! Oder vielleicht doch? Naja.

Zu Kai jedenfalls wollte ich nichts mehr sagen, weil er im Moment einfach noch ein Nebenchara ist. Er ist weg, weil er gestört hätte, wenn Mao und Rei aufeinandertreffen. v.v Stell dir einfach vor, er hat einen Kumpel gesehen oder so. (Hat der sowas überhaupt?)
 

@ Sesshi-Chan: Tja, du bist die einzige, die alle meine (BB-)FFs ließt. Außer Spellmaster, glaub ich.

Wie gesagt, Kai ist im Moment noch ein Nebenchara. Und er sowie Mao und ihr Freundeskreis kennen Rei und Co noch gar nicht.

Ich hoffe, Ich krieg Yuriy wieder so hin, aber ich bin nicht gut in sowas.

Ich hab extra Jobs ausgesucht, bei denen sie viel verdienen. So um einen Kontrast zu schaffen. Die verdienen alle gut. (Ob das mit dem Manager bleibt, weiß ich nocht nicht, ich hab ewig nach 'nem passenden Job für Yuriy gesucht.)

Bis jetzt hat sich der arme Rei noch gar nix einfallen lassen. Und dass da bald Schluss ist, damit hast du recht. (Ich glaube, ich erzähl dir hier zuviel)

Mao war noch dichter als Rei. Oder sie verträgt einfach weniger.

Ja, so ein Zufall...

Ganz genau. Erfähst du später. *g*

Lang wird schon, aber interessant? (ich will's hoffen, aber genau kann ich's nicht sagen)
 

**
 

~~~~~~~
 

Furcht
 

Was sollte sie bloß ihren Eltern sagen? Nicht nur, dass sie Sex gehabt hatte und das vor der Ehe. Nein, sie wusste noch nicht einmal den Namen ihres...nun ja...wie sagte man? Bettpartners. Sie wusste kaum noch, wie er aussah, verdammt!

Nur die goldenen Augen waren ihm Gedächtnis geblieben und das wunderbare, lange, schwarze, seidenweiche Haar. An sein Gesicht dagegen erinnerte sie sich kaum. Sicher, sie würde ihn wahrscheinlich wiedererkennen, wenn er direkt vor ihr stehen würde, aber damit hatte sich die Sache auch schon.

Jetzt saß sie mit dröhnendem Schädel an Kais schäbigen Tisch in dem kleinen Kabuff, das er ,Küche' nannte, vor sich eine duftende Tasse Kaffee und eine Schüssel mit einem Müsli und versuchte, sich daran zu erinnern, was geschehen war und vor allem, wie es geschehen war. Im Hintergrund lief leise Musik, die sie anscheinend beruhigen sollte. Kai wusste genau, welche Musik in welcher Situation erforderlich war.

Aber sie konnte einfach nicht! Ab Entspannung und Beruhigung war nicht zu denken. Sie hatte Sex gehabt. Na und? Viele Mädchen in ihrem Alter hatten Sex. Aber es war ihr erstes Mal gewesen. Und sie erinnerte sich kaum daran. Und ihre Eltern durften es auf keinen Fall erfahren. Sie würden sie umbringen, wenn sie nichts Schlimmeres mit ihr anstellten.

Es gäbe ein Donnerwetter, das sich sehen lassen konnte, wenn Mui und Wang es erfuhren. Sie zitterte jetzt schon bei dem bloßen Gedanken daran. Sie...mussten es nicht erfahren. Sie wussten ja nicht einmal, wo sie gewesen war letzte Nacht. Ihnen hatte sie erzählt, sie wäre bei Kai. Okay, das war ja nicht einmal gelogen.

Aber sie hatten keine Ahnung, wo sie und Kai recht regelmäßig hingingen. Natürlich suchten sie sich Orte aus, an denen sie unmöglich auf ihren jüngeren Bruder Chen treffen konnten. Aber das war meistens kein Problem. Chen hatte keine Ahnung von guter Musik, zumindest sah Kai das so.

"He." Kais Stimme riss sie aus den Gedanken. Sie blickte auf und sah ihm am Türrahmen lehnen. Die Tür selbst war schon lange irgendwohin verschwunden, wohin wusste Mao nicht. Hinter ihm war das kleine Wohnzimmer zu sehen, in dem alles durcheinander lag. "Geht's besser?"

Sie gab ein seltsames Geräusch von sich und nickte, obwohl das nicht der Fall war. Die Kopfschmerzen gingen zwar schon zurück, aber die waren ja auch nicht der Grund für ihre Sorgen.

"Was ist das Problem?" Er wusste immer, wie sie sich fühlte. Sie senkte den Kopf und seufzte, während er sich beinahe lautlos auf den Stuhl ihr gegenüber sinken ließ. "He. So schlimm kann's doch nicht sein."

"Doch.", antwortete sie kläglich. Sie wusste einfach nicht... Sie konnte es ihren Eltern doch nicht einfach so verschweigen, oder? Es war doch ihre Pflicht als gehorsame Tochter, es ihnen zu sagen! "Ich...ich..." Sie blickte auf und direkt in Kais Gesicht. Er zog fragend eine Augenbraue hoch und sah sie besorgt an. "Ich hatte..." Sie konnte es ja noch nicht einmal Kai sagen! Wie sollte sie es bloß ihren Eltern beibringen?

Das Schweigen zog sich in die Länge. "Mao?"

"Mmm?"

"War's was Schlimmes? Hast du mit Drogen gedealt? Irgendwem den Geldbeutel gestohlen?"

Verwirrt sah sie ihn an. "Nein. Ich..." Sie entschied sich für den Umweg. So war es leichter. "...hab die Treppe benutzt."

"Die Treppe?" Er sah aus, als würde er kein Wort verstehen. Tat er wahrscheinlich auch nicht. "Welche Treppe? Ich benutz auch ständig Treppen."

"Die im Gethsemane."

"Ach, die..." Dann fuhr er auf. "Was!? Wirklich?"

Sie nickte. "Hmhm."

"Und? Mit wem?"

Sie war ihm dankbar, dass er es nicht aussprach und zuckte hilflos die Schultern. "Mit...einem Jungen. Vielleicht ein paar Jahre älter als ich. Ich...weiß seinen Namen nicht."

Die letzten Worte hatte sie nur geflüstert. Kai antwortete nicht, sondern nahm ihre Tasse und trank einen Schluck. "Ich weiß nicht, was ich Mama und Papa sagen soll."

"Gar nichts."

"Aber...ich kann sie doch nicht einfach belügen."

"Du belügst sie nicht, du sagst gar nichts."

"Aber..."

"Ich würde nichts sagen. Wenn ich es gewusst hätte, was bei mir daraus resultiert ist, hätte ich damals auch nichts gesagt." Sie wusste genau, wovon er sprach. Er hatte es ihr vor ein paar Monaten erzählt und sie wusste, dass es nur wenig andere Leute wussten.

Sie nickte. "Nichts sagen."

Er schenkte ihr eines seiner seltenen Lächeln. "Okay. Und ich werd's vergessen. Wann musst du daheim sein?"

"Um zehn. Oder so."

"Wir haben gleich halb elf.", informierte er sie und brachte sie dazu, aufzuspringen, dass der Tisch wackelte. "Was?!"

"Ja. Setz dich und ess fertig. Es ist egal, ob du eine halbe oder eine ganze Stunde zu spät bist."
 

Sie sagte ihren Eltern nichts. Schwieg über das, was sie getan hatte. Scham und Schuld schienen ihr Innerstes aufzufressen. Scham, weil sie mit jemandem geschlafen hatte, den sie nicht kannte. Schuld, weil ihr Tun verboten gewesen war.

Sie fühlte sich befleckt, unrein. Der Makel schien ihr anzuhaften, so sichtbar wie die Narbe an ihrem Oberarm. Schon am Tag danach verbrachte sie eine volle Stunde unter der Dusche, aber danach fühlte sie sich nicht wesentlich sauberer.

Kai konnte ihr nicht helfen. Hiromi erzählte sie es nicht einmal. Hiromi war sowieso viel zu sehr damit beschäftigt, auf die Prüfungen zu lernen und sich Takao zu angeln. Aber der unsensible Kerl merkte es nicht einmal, obwohl Mao wusste, dass er unsterblich in das Mädchen verliebt war.

Aber das war nicht mehr ihr Problem. Früher hatte sie Hiromi geholfen, jetzt versuchte sie, den beiden aus dem Weg zu gehen. Sie sollten nicht auch noch befleckt werden von ihrem Makel.

Und dazu plagte sie ständig ein schlechtes Gewissen. Oft genug dachte sie daran, es ihren Eltern zu sagen, aber dann schwieg sie. Sie wollte nicht, dass sie böse auf sie waren. Das hätte ihr gerade noch gefehlt. Ihr Vater und ihre Mutter waren nie böse auf sie.

Sie waren doch so stolz auf sie. Sie war doch ihre perfekte Tochter. Ihr Musterkind, ihr Vorzeigeexemplar, ihr ganzer Stolz. Erfolgreich in der Schule, musikalisch und mit einer wunderschönen Stimme, aus einer zwar nicht mittellosen, aber auch nicht reichen Familie, die einst vermögend und wohlhabend gewesen war, sogar von Adel. Sie, die perfekte Tochter, die später einen reichen, betuchten Mann heiraten würde, der weit oben in der Gesellschaft stand, Politiker oder Unternehmer mit einer großen Firma.

Sie konnte ihnen doch nicht das Herz brechen, ihnen alles nehmen, woran sie geglaubt hatten, worauf sie hingearbeitet hatten, worauf sie so stolz waren, indem sie... Nein, das konnte sie nicht. Das konnte sie einfach nicht.

Also verschwieg sie, was geschehen war. Verschwieg ihren Makel, ihre Schuld. Kai war und blieb der einzige, der davon wusste. Der einzige, dem sie sich anvertrauen konnte, bei dem sie sich ausheulen konnte.

Sie wurde stiller, schweigsam sogar und all die einstige Fröhlichkeit schien aus ihrem Gesicht verschwunden, ihr lebendiges Lachen wurde nicht mehr gehört und ihr einst so warmes, strahlendes Lächeln war gezwungen und blass. Ein Schatten ihrer selbst.

Ihr schlechtes Gewissen quälte sie und sie ging allen ständig aus dem Weg. Niemand wollte sie mehr sehen, mit niemandem mehr sprechen, selbst zu Kai ging sie nur noch selten.

Er selbst kam nie zu ihnen. Ihre Eltern hatten ihm verboten, ihre Wohnung zu betreten. Als ob er beschmutzt oder unheilbar krank wäre. Als ob sie sich ,anstecken' könnten an ihm, seiner Homosexualität, als ob er Schande über sie bringen würde, wenn er über ihre Schwelle trat. Und jetzt war es ihre eigene Tochter, die die Schande brachte!

Die Lernerei für die Abschlussprüfungen war ihr eine willkommene Ausrede. Sie saß in ihrem Zimmer und lernte und niemand bekam sie zu sehen, außer zu den Mahlzeiten, die sie beinahe gehetzt hinunterschlang um sofort wieder auf ihr Zimmer zu verschwinden.

Dabei dachte sie kaum an die Schule oder ihre Leistungen. Natürlich, sie lernte wie besessen und die Übungsaufgaben fielen ihr leichter denn je. Sie schien selbst Hiromi zu überflügeln, etwas, was beinahe unmöglich war.

Trotzdem war sie mit den Gedanken meist woanders. Sie hatte andere Sorgen. Ihre Schande, ihre verdammte Schande...

Es wurde schlimmer, je mehr Zeit verstrich und noch schlimmer, als sie die Prüfungen endlich hinter sich hatte. Dann hatte sie nichts mehr, um sich abzulenken. Sie konnte nicht weiterlernen. Die Prüfungen waren vorbei, den Abschluss hatte sie so gut wie in der Tasche. Sie konnte nicht auf Partys. Was, wenn es sich wiederholte?

Sie saß in ihrem Zimmer und grübelte. Und dann dieser Gedanke, ein Gedanke, der sie ständig quälte, der ständig anwesend war, irgendwo in ihrem Hinterkopf und bei dem leisesten Anlass hinausschlüpfte um sich in den Mittelpunkt zu stellen. Sie konnte nicht einmal mehr richtig schlafen, wegen dieses Gedankens.

Die halbe Nacht lag sie wach und stierte in die Dunkelheit, anfälliger für ihre Grübeleien denn je. Dass sie ständig müde war, schob sie auf die Prüfungen, obwohl ihre Mutter ständig besorgt fragte, ob sie nicht krank wurde? Nein, wurde sie natürlich nicht. Oder doch? Manchmal fühlte sie sich, sie würde von Fieber verglühen. Aber das war Unsinn.

Was ihr viel mehr Sorgen bereiteten, war die Übelkeit. Morgens vor allem, wenn sie aus dem Bett stieg. Manchmal musste sie ins Bad und übergab sich. Sie war froh, dass um die Zeit, um die sie aufstand, ihre Eltern schon aus dem Haus waren und ihr Bruder sich nicht darum kümmerte, ob sie ins Klo kotzte.

Wenn ihre Eltern davon erführen, wäre es aus. Sie selbst wusste, was es bedeutete... und sie wollte es nicht wahrhaben. Nur eine Grippe, sagte sie sich, und schwieg. Ihre Mutter machte sich weiterhin Sorgen, aber sie schwieg, weigerte sich, im Bett zu bleiben und die angebliche Krankheit auszukurieren.

Als dann ihre Tage ausblieben, eine Woche, zwei Wochen, wusste sie, dass sich ihr Verdacht bestätigt hatte. Sie hatte noch nie ihre Tage unregelmäßig bekommen, geschweige denn dass sie ausgeblieben wären.

Sie ging in die Apotheke, weit entfernt von der in ihrem Viertel, holte sich mit knallrotem Gesicht, was sie wollte. Zu Hause saß sie auf dem Teppich in ihrem Zimmer. In der Küche hörte sie ihre Mutter lärmen. Anscheinend kochte sie. Der Fernseher lief, laut genug, dass sie einige Sätze hören konnte; ihr Bruder saß mal wieder vor der Glotze. Dann dröhnte die Stimme ihres Vaters durch das Haus, maulte Chen an, er solle gefälligst die Flimmerkiste leiser stellen.

Der Regen klopfte hart gegen die Fenster. Schon den ganzen Tag prasselte er vom Himmel, als sei der letzte Tag angebrochen, als gäbe es keine Zukunft mehr. Der Himmel hatte die Schleusen geöffnet und weinte um den gefallenen Engel.

Grau und düster hingen die Wolken über der Stadt. Sie wirkten wie ein dunkles Omen. Finster war der Himmel und blind war die Sonne. In den Straßen stand das Wasser und das Rauschen des Regens und das Trommeln der Tropfen begleiteten alles.

Sie hörte die Geräusche um sich herum kaum. Um sie herum waren die verschiedensten Packungen verteilt, Müll und natürlich die Test. Schwangerschaftstests. Positiv, allesamt. Kein Zweifel. Wie unter Schock starrte sie auf den letzten Test in ihren Fingern.

Sie war...schwanger? Schwanger? Das...das konnte doch nicht sein! Sie hatte einmal, einmal nur!, Sex gehabt. Und sie war schwanger. Nein... Schwanger, von jemandem, den sie nicht kannte, von dem sie nicht einmal den Namen wusste.

Wie konnte das nur passieren? Sie war doch erst siebzehn! Erst siebzehn. Sie war doch selbst noch ein Kind. Nicht einmal die Schule hatte sie richtig abgeschlossen. Die mündlichen Prüfungen standen noch aus, in ein paar Wochen.

Und ihre Eltern... was würden ihre Eltern sagen? Sie merkte gar nicht, wie sie begann am ganzen Leib zu zittern. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Schwanger, ein Kind, ein Leben, in ihr. Ein kleines Wunder, aber für sie würde es der Fahrschein zur Hölle sein.

Abtreibung? Dieser Gedanke kam ihr nicht mal. Sie konnte doch nicht das Leben töten, das in ihr heranwuchs, oder? Das würde sie zu einer Mörderin machen. Sie wollte keine Mörderin sein.

Und ihre Eltern...ihre Eltern. Sie musste es ihren Eltern sagen. Mit hölzernen Bewegungen sammelte sie den Müll auf ihrem Zimmerboden ein und stopfte ihn in den Papierkorb. Ihr egal, ob ihre Mutter es sah. Sie würde es sowieso gleich erfahren. Sie würde es ihr sagen. Jetzt. Sofort. Ehe der Mut sie wieder verließ.

Zitternd öffnete sie die Tür und trat hinaus. Ihre Mutter war wirklich in der Küche, schnitt Gemüse klein. Auf dem Herd stand ein großer Wok. Durch die zweite Tür konnte sie ins Wohnzimmer sehen, wo ihr Bruder und ihr Vater auf dem Sofa saßen und den Fernseher nicht aus den Augen ließen.

Mao zitterte stärker. Ihr Kopf war wie leergefegt und im Moment fühlte sie nur eines: Angst. Gnadenlose Angst. Ihr Vater würde so enttäuscht sein! Sie würde ihrer Mutter das Herz brechen! Sie schluckte und betrat die Küche.

"Mao, Schätzchen, gut das du kommst. Du könntest mir helfen. Ich brauche..." Mui Ming blickte auf und verstummte, als ihr Blick auf ihre völlig verstörte Tochter viel. "Mao, was ist den los, Kind?"

"Ich...", stotterte das Mädchen. "Ich..."

Jetzt wurde auch ihr Vater aufmerksam, blickte auf und kam dann herüber. Chen folgte ihm mit dem Blick. Oh, mussten sie sie so ansehen?! Sie konnte ihre Blicke nicht ertragen! "Mao, was ist los?"

"Ich..."

"Was, Mädchen, du bist ja..." Mui kam um den Tisch herum und wollte ihre Tochter in den Arm nehmen, aber die schlug ihre Hand weg. Niemand sollte sie berühren. Niemand, nicht ehe sie ihre Nachricht ausgesprochen hatte. Nicht einmal ihre Mutter. Ihre Mutter, die sie traurig machen würde...

"Rühr mich nicht an!"

"Mao? Was ist los?" Wang tat einen Schritt auf sie zu, sie wich zurück.

Noch einmal atmete sie tief durch, schluckte schwer. Ihre Kehle war zugeschnürt, sie brachte nichts mehr als ein Krächzen zustande. Sie hustete. "Ich...ich...ich bin schwanger."
 

~~~~~~~
 

Ist das jetzt 'n Cliffie oder nicht? Oo

Kann man eigentlich schon nach fünf Wochen feststellen, dass man schwanger ist? Ich hab Bio als Leistungskurs, aber davon keine Ahnung... *sich zu Tode schäm* Naja, wenn nicht, erinnert euch, das ist eine erfundene Geschichte. >.> Jedenfalls passt mir nicht in den Kram, dass da 2 oder mehr Monate gar nix passiert.

Naja, wann ich das nächste Kapitel hochlade, weiß ich nocht nicht, aber ich denke, ihr müsst euch in Geduld üben.
 

Bye

Silberwölfin

Schwanger

Titel: Sacrificed Sacrament - Sacrilegious Nights

Teil: 4/? (weiß noch nicht, nicht mal, ob es lang wird)

Autor: Lady Silverwolf

Fanfiction: Beyblade

Rating: PG-14

Warning: OOC, Shounen-Ai

Kommentar: Ich wollt mich auch mal mit ernsteren Themen befassen und als ich dann diese Idee bekommen habe...

Pairing: Rei x Mao, Yuriy x Kai und noch ein paar mehr

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

"..." reden

//...// denken
 

~~~~~~~
 

Ich glaub, ich habe etwas übertrieben mit dem Kapitel. >.> Aber ich mach das nun mal gern, dann hat das eine bessere Wirkung. ^^'''

Und seid bitte mit diesen Eltern nicht zu böse.
 

**
 

@ Spellmaster: Okay, dann kein Cliff. Na ja, die Story soll ja auch nicht auf Spannung aufbauen.

Tja, von Garland hab ich nicht wirklich eine Ahnung. In den anderen FFs redet er nie über irgendwelche Traditionen(Wird er hier auch nicht tun, versprochen!) und anders kenn ich ihn gar nicht.

Die beiden waren stockbesoffen. Glaubst du wirklich, die hätten an Verhütung denken können?

Maos Eltern sind sehr konservativ, was du in diesem Kapitel auch noch merken wirst.
 

@ Sesshi-Chan: Ja, hab ich auch gedacht. Das ist bei diesem Kapitel anders. Na ja, es sind nun mal immer die Hauptpersonen, die leiden müssen, sonst wäre es ja langweilig! *fg*

Kai ist mit der Situation auch überfordert. Was hätte er ihr sonst raten sollen? Im Übrigen hat er seinen Eltern nichts über Sex erzählt(hab ich nicht irgendwann gesagt, der ist noch Jungfrau), aber seinem Großvater über etwas anders. Wirst du noch erfahren.

Ist für mich auch ungewohnt, dass Kai keine größere Rolle hat. Aber ehrlich gesagt, das wird sich noch ändern, wenn ich näher auf ihn und Yuriy eingehe. Mit dem Pairing hat man auch eine tolle Problematik.

Das macht das vor allem für mich interessant, weil ich noch keine Ahnung habe, wie die sich wiedertreffen. *drop* Mao weiß ja nicht einmal mehr Reis Aussehen und sie kann schlecht eine Annonce in die Zeitung setzen, von wegen: //Suche jungen, langhaarigen Chinesen, der vor einem Monat im Gethsemane Sex hatte. Weiß leider aber den Namen nicht.// XDDDD Schon allein die Vorstellung.
 

**
 

~~~~~~~
 

Schwanger
 

"W...was?" Die Stimme von Mui hatte einen seltsamen, schrillen Klang. Sie blinzelte, einmal, zweimal. Ihr Verstand schien nicht zu begreifen, was ihre Tochter ihr gerade gesagt hatte.

"I...ich...bin..."

"Schwanger!", brüllte der Vater und starrte sie aus weitausgerissenen Augen an. Jetzt schien auch ihre Mutter zu begreifen, was geschehen war.

Der Schlag kam so schnell, dass sie nicht ausweichen konnte. Hart traf Muis Hand sie an der Wange, schleuderte sie herum, so dass sie an den Küchentisch krachte und auf den Boden fiel. Sie spürte, wie warmes Blut über ihr Gesicht lief, fühlte aber keinen Schmerz.

Alles war wie taub, sie fühlte sich wie in Watte gepackt. Alles schien sie erst nach Sekunden zu erreichen. Ihre Mutter...hatte sie geschlagen. Mao rappelte sich auf und wich zurück. Sie zitterte noch stärker als vorher, als sie die Küche betreten hatte.

"Sag, dass das nicht wahr ist!", kreischte Mui laut und trat einen Schritt auf ihre Tochter zu, die immer weiter zurückwich, sich an die Küchenschränke presste. Wang stand hinter seiner zur Furie gewordenen Frau, mit brennenden Augen, die sich direkt in ihre Seele zu bohren schienen.
 

Mao wagte es nicht, sie anzusehen, blickte überall hin, nur nicht zu ihren Eltern. Sie zerrte fahrig am Saum ihres Pullovers und schüttelte den Kopf, hastig und nachlässig. Das Haar hing ihr wirr ins Gesicht und aus ihrer Nase lief Blut, tropfte auf den hellen Pullover und den gekachelten Boden. Ihre Lippe war aufgeplatzt, sie schmeckte metallisches Blut.

Im Hintergrund lief noch immer der Fernseher, aber niemand saß mehr davor, Chen stand im Türrahmen und betrachtete die Szenerie aus weit aufgerissenen Augen.

"Ich...ich..." Mao wusste keine Worte. Sie wusste nicht, was sie ihren Eltern sagen sollte. Die Worte schienen vor ihr zu fliehen, ließen sich einfach nicht erwischen, waren unerreichbar für sie.

Sie zitterte am ganzen Leib. Sie hatte gewusst, dass es schrecklich werden würde, aber das hier übertraf all ihre Vorstellungen. Ihre Vorstellungen von enttäuschen, aber hilfsbereiten Eltern. Von Eltern, die das Kind annehmen würden. Sie schluchzte trocken.

"Du... damit macht man keine Scherze, Mao!", brüllte ihre Mutter.

"Ich...kein Scherz. Kein Scherz. Kein Scherz.", wiederholte Mao und duckte sich, als sich ihre Mutter direkt vor ihr aufbaute. Muis dunkle Augen schienen sie zu durchbohren, aufzuspießen.
 

Sie war eine kleine, zarte Frau mit einer Statur beinahe wie ein Kind, mit dichtem, pinken Haar wie ihre Tochter, das stets sorgfältig frisiert an ihrem Hinterkopf befestigt war. Aber in diesem Moment wirkte sie auf Mao wie ein Riese, unerbittlich, grausam und mitleidslos. Und unter keinen Umständen bereit zu akzeptieren, das ihre Tochter nicht so perfekt war, wie sie geglaubt hatte. Wie sie es gewollt hatte.

"Kein Scherz."

"Sei still!"

"Du...wer wagt es, meine Tochter auch nur anzusehen? Wer ist es?", fragte Wang von hinten und seine Stimme klang kalt. So kalt. Mao zitterte und antwortete nicht. "Wer wagt es, he?"

Sie schüttelte den Kopf und sah weg, hierhin und dorthin, über die Küchenschränke, die Spüle, den Herd, wo der Wok immer noch stand und sein Inhalt verkohlte. Sie streifte das besorgte, ängstliche Gesicht ihres Bruders, in dessen Augen etwas stand, was sie nicht lesen konnte. War es Mitleid? War es Anteilnahme? War es Mitgefühl?
 

Sie bemerkte, wie dreckig der Boden war, dass die Schuhe ihres Vaters dringend mal wieder geputzt werden müssten. Nahm alles schärfer wahr als je zuvor. Wie, wenn es das letzte Mal wäre. Aber sie weigerte sich, in die Gesichter ihrer Eltern zu blicken.

"Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede, Mädchen!" Wie wenn er sie nicht kennen würde. Sie wagte nicht, aufzublicken.

Die Ohrfeige hallte durch die Küche, ließ Chen zusammenzucken und Mao entsetzt in das Gesicht ihrer Mutter blicken, die ihre Hand wieder zurückzog. "Du wirst ihn sofort herholen. Wir werden alles wegen der Hochzeit besprechen."

Hochzeit? Hochzeit!? HOCHZEIT! Mao entgleisten alle Gesichtszüge. Sie blickte in das harte Gesicht ihrer Mutter, den Tränen nahe, zitternd und schüttelte den Kopf. "Ich...kann nicht."

"Du kannst nicht? Was soll das heißen, du kannst nicht?!", donnerte der Vater und machte zwei Schritte. Drehte wieder um, tigerte im Kreis, blickte sie an. "WAS SOLL DAS HEIßEN, MÄDCHEN?" Warum sagte er nicht ihren Namen? Er hatte sie noch nie ,Mädchen' genannt.

"Antworte!" Muis Stimme war laut. Sie war den Tränen nahe. Wie konnte ihr perfektes, vollkommenes, makelloses Mädchen ihr das antun?! "Antworte!"

"Ich...ich...ich kenne ihn doch nicht!" Jetzt war es raus. Der letzte Rest der Wahrheit. Sie hatte gehofft, sie würden es nicht erfahren, nicht auf diese Weise.
 

Sie hatte gehofft, ihre Eltern würden vielleicht nicht zu enttäuscht von ihr sein.

Sie hatte gehofft, ihre Eltern würden ihr Unterstützung geben.

Sie hatte gehofft, ihre Eltern würden sie nicht hassen.

Sie hatte doch nicht viel gewollt! Nur ein kleines bisschen Entgegenkommen, ein kleines bisschen Hilfe, ein kleines bisschen Liebe.

Und jetzt stand sie hier, zitternd, blutend, beinahe weinend, gegenüber von ihren Eltern, die mit so harten, so kalten Augen auf sie herabblicken, sie zu durchbohren schienen, sie und ihren Bauch, das Kind in ihrem Bauch. Schützend schlang sie die Arme darum, wollte dem Kind in ihr nicht den hasserfüllten Blicken der Eltern aussetzen.

Im Gesicht ihrer Mutter zuckte etwas. Wegen ihrem Satz? Wegen ihrer Geste? "Du. Kennst. Ihn. Nicht?", wiederholte Wang langsam. Als könne er es nicht begreifen. Wahrscheinlich...war es tatsächlich so.

Mao schüttelte den Kopf, sah wieder zu Boden, nach links und nach rechts. "Du bist..."

"Hure!", brüllte Mui und schlug noch einmal zu. "Du elendige Hure! Schlampe! Und so was in meinem Haus!"

Mao fühlte den Schmerz wieder nicht, nur, wie sie wieder zu Boden fiel. Sie schluchzte. Jetzt liefen die Tränen tatsächlich. Ihre Seele, sie schien entzwei gerissen zu werden. Ihr Herz, es schien zu zerspringen, in tausend kleine Stücke.
 

Die Stimme ihrer Mutter... so hasserfüllt. So bösartig, so gehässig. Wie konnte das Mädchen ihr das nur antun? So eine Schande über sie zu bringen! Mao rappelte sich halb auf, drückte sich in die Ecke zwischen den Schränken, schmeckte bitteres Blut und salzige Tränen auf den Lippen und diesen tosenden Schmerz, der in ihrem Inneren zu wühlen schien. "Ich...ich war betrunken! Ich wusste doch nicht, was ich tat. Ich wollte das doch nicht!"

"Und es ist einfach so passiert, was?" Der Hohn in der Stimme ihrer Mutter tat mehr weh als alle ihre Schläge. Sie trat rasch auf ihre Tochter zu, packte den Kragen des Pullovers, zerrte sie hoch, so dass sie sich in die Augen blicken konnten.

Sie waren fast gleich groß. Mao schüttelt den Kopf, versuchte, den brennenden, höhnenden Augen ihrer Mutter auszuweichen. Es gelang ihr nicht. Die goldenen Augen, die sie mit so viel Vorwurf, so viel Verachtung, so viel Hass anstarrten, waren überall.

Mui schüttelte sie. "Ganz einfach so! Und du konntest nichts tun?! Betrunken! Ha!" Hart schlugen Maos Zähne aufeinander. Sie versuchte, die Hände ihrer Mutter abzuwehren, sie von sich wegzustoßen, aber sie war zu schwach. Alle ihre Kräfte schienen von ihr gewichen zu sein.

Sie weinte und zitterte und bettelte ihre Mutter an, damit aufzuhören, sie los zu lassen, sie doch zu verstehen, ihr zu helfen. Irgendwann ließ Mui sie los und sie taumelte zurück, krachte heftig gegen die Schränke, wäre beinahe ein weiteres Mal gestürzt.
 

"Mach es weg.", verlangte Wang plötzlich. "Mach es weg und wir werden nie wieder darüber reden."

Entsetzt sah sie ihn an. Sie wich zurück, presste sich an die Schränke. Einer der eisernen Griffe bohrte sich hart in ihre Seite. Sie schüttelte den Kopf. "Nein. Nein. Nein."

Diesmal war es ihr Vater, dessen Hand sie hart an der Wange traf, so dass ihr Kopf gegen den Schrank knallte. "Wag es nicht, mir zu widersprechen. Wir gehen jetzt zum Arzt und machen es weg."

"Nein!" Sie kreischte, sie schrie. Immer wieder und wieder. Sie konnte doch nicht das Kind töten. Ihr Kind. Ihres. Es war ganz allein ihre Entscheidung. Ihr Fehler. Ihr Kind. Ihre Entscheidung. Sie durften sich nicht einmischen. Auch wenn sie ihre Eltern waren. Auch wenn sie enttäuscht waren. Auch wenn sie ihren Stolz verletzt hatte.

Sie schüttelte sich, schlang die Arme fest um den Bauch und kreischte. Ein weiterer Schlag ihres Vaters brachte sie zum Verstummen. Wimmernd sank sie zusammen.

"Mach es weg..." Seine Stimme war kalt. "...oder verlasse dieses Haus auf der Stelle. Ich kann keine Tochter gebrauchen, die nicht gehorcht. Die Schande über unsere Familie bringt."

Sie wimmerte wieder, blickte zu ihm auf, zu ihrer Mutter, die grimmig und unversöhnlich zu ihr herunterstarrte. Blickte zu ihrem Bruder, der nicht wagte, ihr ins Gesicht zu sehen, dem sie aber ansehen konnte, wie sehr es ihn mitnahm. Sie schüttelte den Kopf.
 

"Sehr schön. Und jetzt lass uns zum Arzt gehen." Er nahm an, sie hatte klein beigegeben. Er nahm an, sie würde abtreiben. Er nahm an, sie würde gehorchen.

Sie schüttelte wieder den Kopf, sprang auf und stürzte an ihnen vorbei. Hastig fuhr sie in die Schuhe. Keine Sekunde später knallte die Tür hinter ihr ins Schloss, laut und entgültig. Keine Rückkehr möglich.

Sie zuckte zusammen und hastete die schmutzigen Treppen des schäbigen Hochhauses hinunter, rannte beinahe die alte Frau um, die unter ihnen lebte, ignorierte das Ehepaar, das in dem Apartment gegenüber von ihnen wohnte, und die Gruppe von Jugendlichen, die gerade durch die Eingangstür kamen.

Sie hörte nicht, was die Jungen hinter ihr herriefen, ignorierte alles um sie herum, die wenigen Passanten, die sie anstarrten, als wäre sie ein Geist, die Autos, die, wann immer sie durch Pfützen fuhren, Wasserfontänen aufwarfen, den Regen, der noch immer unbarmherzig vom Himmel herunterprasselte wie die Tränen der Engel.

Innerhalb von Sekunden war sie bis auf die Haut durchnässt, aber sie bemerkte es nicht einmal. Ihre Nase hatte aufgehört zu bluten, aber aus ihren Augen liefen noch immer die Tränen, vermischten sich mit dem Regen.

Langsam fühlte sie, wie die Erstarrung von ihr abfiel, wie der Schmerz über sie herfiel wie ein wildes Tier. Ihr Kopf pochte, ihre Rippen schmerzten. Ihre Lippe begann anzuschwellen. Sie schluchzte.

Ihr Herz schrie. Ihre Eltern hatten sie verstoßen. Sie einfach so hinausgeworfen. Jetzt, wo sie doch ihre Hilfe, ihre Liebe brauchte. Nur ein kleines bisschen. Jetzt hatte sie nichts mehr. Nur sich. Sich und ihr Kind. Ihr Kind...
 

Ihr Kind hatte wenigstens eine Mutter, dachte sie bitter. Sie selbst hatte nichts mehr, keine Eltern mehr. Sie war allein. Sie schluchzte. Wo sollte sie jetzt hin? Wer würde sie aufnehmen? Was sollte sie tun? Sie blieb stehen. Ihre Hände wurden klamm, sie zitterte, diesmal jedoch nicht vor Angst, sondern vor Kälte. Sie musste schnell irgendwohin.

Hiromi? Was sollte sie ihr sagen? "Hallo, Hiromi, kann ich ein paar Tage bei dir bleiben? Weißt du, meine Eltern haben mich verstoßen, weil ich schwanger bin von jemanden, mit dem ich im Gethsemane mal kurz getanzt habe."? Haha. Wie witzig. Die Götter hatten eine seltsame Art, sich zu amüsieren.

Sollte sie zu Kai gehen? Kai war dabei gewesen. Kai wusste alles. Kai selbst war das Gleiche wiederfahren, sein Großvater hatte ihn auch auf die Straße gesetzt. Er würde ihr helfen.

Aber er kam selbst kaum über die Runden. Lebte kein besonders üppiges Leben in seiner kleinen Wohnung, die noch schäbiger war als die der Mings. Er würde sie nicht ewig durchfüttern können. Aber... sie konnte zumindest ein paar Tage...? Bis sie selbst einen Job hatte, eine Wohnung, sich versorgen konnte?

Sich und ihr Kind. Verantwortung kam auf sie zu. Viel Verantwortung, nicht nur für sich, die sie auch noch nie hatte tragen müssen, nein, auch für ihr Kind. Verantwortung für zwei.
 

Ihre Füße machten sich selbstständig, rannten einfach los, durch die Gassen und Straßen. Sie lief lange, sehr lange, denn Kai lebte zwar im gleichen Viertel wie sie, nicht aber nur zwei Straßen weiter.

Endlich hatte sie das Haus erreicht. Sie schlüpfte an einer dicken Frau, die ihr fassungslos hinterher starrte, vorbei in die Eingangshalle. Sie ignorierte den Fahrstuhl, der sowieso nie funktionierte, und rannte die Treppen hinauf. Ihr Atem ging schnell und keuchend, ihr Brustkorb hob und senkte sich rasch wie ein Blasebalg und ihr Herz schlug ihr hart zwischen den Rippen.

Endlich hatte sie Kais Wohnungstür erreicht. "Sei zu Hause. Bitte, bitte." Sie klingelte.
 

~~~~~~~
 

So, ich hab übertrieben, stimmt's? >.>

Ich wünsche mir ein paar Kommis von euch! Interessiert das hier eigentlich niemanden? (Außer meine treuen Kommischreiberinnen?)

Silberwölfin

Ein Tag wie jeder andere

Titel: Sacrificed Sacrament - Sacrilegious Nights

Teil: 5/? (weiß noch nicht, nicht mal, ob es lang wird)

Autor: Lady Silverwolf

Fanfiction: Beyblade

Rating: PG-14

Warning: OOC, Shounen-Ai

Kommentar: Ich wollt mich auch mal mit ernsteren Themen befassen und als ich dann diese Idee bekommen habe...

Pairing: Rei x Mao, Yuriy x Kai und noch ein paar mehr

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

"..." reden

//...// denken
 

~~~~~~~
 

Ich glaub, jetzt bin ich etwas fies. *auf Kapitel schiel* Aber Leute, die sich fragen, was Rei gemacht hat, während Mao raugeworfen wurde, dürfen sich freuen. ^^''''
 

**
 

@ Spellmaster: Nein, nicht verwunderlich. Ich mag sie auch nicht. Schätze, wir sind da nicht die einzigen.

Also, nein, das ist wirklich nicht fair. Ich finde, auf diese Situation reagiert sie eigentlich ziemlich tapfer. Immerhin sind ihre Eltern plötzlich ihre größten 'Feinde'. Aber dass sie ihrem Vater nicht gehorcht, ist schon ein erster Schritt.

Das hast du schön gesagt. v.v ^^''''
 

@ Sesshi-Chan: Ja, gehörst du. Du bist meine allertreueste Kommischreiberin. *knuddel*

Unrealistisch fand ich es jetzt auch nicht, nur ein wenig heftig. Aber Übertreibung (in Maßen, nicht in Massen) ist in Storys allgemein ein gutes Mittel. Und wer weiß, wie es in konservativen Familien zugeht. Ich kann das nicht wirklich sagen.

Nö, klingt nicht grotesk. Oft sind die, in denen die Charas leiden, die besten Kapitel in Storys. Weil man da so schön mitfühlen kann. Ich mein, wenn ich jemanden leiden lasse, der auf der Seite der Gegner steht, interessiert das irgendwen? Oo Ich hab mir außerdem ziemlich viel Mühe mit diesem Chapter gemacht. Hab ewig daran rumgeschreibselt.

Irgendwo muss man ja die Grenze ziehen und man darf nicht zuuuu heftig werden. v.v Ein bisschen Humor ist nie verkehrt, wenn die Hauptsache dann vorbei ist.

He, wer sagt, ich mach Schluss? Oo Ich brechte keine FF ab. Ich find das besch***.

Weißt du, mir ist letztens, auf dem Weg zur Schule, etwas eingefallen. ^^ Ist eigentlich ganz leicht, man muss nur ein bisschen nachdenken. Aber das dauert noch ein Weilchen.
 

Kiana: Wow, was für ein toller Kommi *.* Danke! ^---------^

Also, ich für meinen Teil kann mit AU-Storys viel mehr anfangen. Da sind einfach die Möglichkeiten viel größer und man ist nicht so eingeschränkt. Außerdem kann ich persönlich mit dem Plot von Beyblade nicht so viel anfangen. *auf Kreisel schiel*

Ich bin immer wieder beruhigt, wenn mir jemand sagt, dass die Charas IC sind, weil ich BB eigentlich nicht kenne. *drop* Vielleicht fällt es mir deshalb so leicht, AU-Storys hierzu zu schreiben. (Im Übrigen glaub ich, Kai ist irgendwie verweichlicht. >.> Aber so extrem wie in anderen FFs wird es nicht sein!)

Rei? Du hast geglaubt, das wäre Rei? OO Das wäre ja extremst OOC. Ich bezweifle, dass der sich je so benehmen würde, selbst wenn er absolut dicht, bekifft und zugedröhnt wäre. Naja, Mao ist nicht unbedingt der Chara, der beliebt ist und aus deren Sicht oft geschrieben wird, aber ich mag sie. Warum komisch? Immerhin ist ReiMao das einzige Pairing, das es in BB wirklich gibt. Ich finde, die passen zusammen.

Yuriy ist halt der Typ, der gerne mal schadenfroh ist. So schätz ich ihn zumindest ein. Ich denke, er kennt den Zustand in dem sich Rei an diesem Morgen befindet, nur zu Genüge. XD Aber er ist schon der beste Kumpel von Rei. Die sind zusammen zur Schule gegangen und so.

Im Club haben sich beide, also Mao und Rei, nicht so verhalten, wie sie es normal tun. Aber alle dürfen sich mal gehen lassen. XDD Klar ist der normalerweise treu und eher der ruhige Typ.

Tja, wer weiß, was Salima an diesem Tag gemacht hat.

Mit Mao darf man auch tiefestes Mitleid haben. *Mao pat* Ich glaube, zu dem, was du da sagtst, gibt es nicht mehr viel hinzuzufügen. Sie hat's ja auch nicht wirklich leicht mit dieser Familie und auch nicht mit der Situation. Und bis jetzt war sie ja auch die brave Tochter, die alles für die Ziele der Eltern getan hat und nie ein Widerwort gegeben hat.

Na ja, Kai ist Maos bester Freund. Wie wird er schon reagieren?

Ja, klar wird er es erfahren. Aber wie er reagiert, weiß ich erst, wenn ich das schreibe.

Ich liebe so lange Kommis! ^^ So was wie 'viel zu lang' kann man da nie sagen.

Nochmal danke! Dein Kommi hat mich echt gefreut. >^.^<
 

**
 

~~~~~~~
 

Ein Tag wie jeder andere
 

Gelangweilt blätterte Rei die Seite seines Buches um. Schon lange begriff er nicht wirklich, was er las, aber er wusste nicht, was er sonst tun sollte, darum schmökerte er weiter.

Er saß mit angezogenen Beinen auf dem Sofa, während Jonny es sich ihm gegenüber gemütlich gemacht hatte und in der aktuellen Zeitung blätterte. Yuriy hockte auf dem Fensterbrett mit seinem Zeichenblock auf dem Schoß. Er war ganz vertieft darin, nur hin und wieder kaute er auf seinem Bleistift herum. Rei hatte keine Ahnung, was er zeichnete, aber wenn es fertig war, würde er es schon zu sehen bekommen. Hinter Yuriy strömte der Regen vom Himmel. So ging es schon den ganzen Tag.

Garland war nicht da. Er hatte mal wieder Dienst. Garland hatte ziemlich oft Dienst. Ob er die Überstunden überhaupt bezahlt bekam? Er war zwar der, der von den vieren am meisten verdiente, aber so wie er sich abrackerte, wollte Rei seinen Job nicht für alles in der Welt haben.

Er war ganz zufrieden mit seinem eigenen. Nicht jeder konnte sich damit rühmen, einer der besten Köche in einem bekannten Luxusrestaurant zu sein. In einem Restaurant, das für seine gute Küche berühmt war. Und schlecht verdiente er auch nicht gerade. Okay, das tat keiner von ihnen. Sie hatten einfach zu gute Jobs, waren zu hochqualifiziert, hatten zu viel Glück gehabt im Leben. Rei seufzte und legte das Buch weg. Er konnte sich einfach nicht mehr konzentrieren.
 

"Huh? Was ist los?", fragte Jonny und blickte von seiner Zeitung auf.

"Nichts."

"Ach. Und deswegen bist du in der letzten Zeit sonst wo? Von wem träumst du?"

"Ist Salima nicht mehr genug?", fragte Yuriy von hinten und Rei wusste, dass er sich sein hämisches Grinsen nicht verkneifen konnte. So was tat er gern. Der Chinese bereute es schon, ihm von dem nächtlichen Abenteuer mit dem Mädchen vor vier Wochen erzählt zu haben.

Immer wieder machte er spöttische Bemerkungen deswegen und Andeutungen darauf. Gut, er tat es nicht, wenn Salima anwesend war, oder jemand, der ihr sehr nahe stand, Mariam beispielsweise. Aber das war auch schon alles, was er nicht tat.

Rei fragte sich, wann er sich verplapperte und die anderen alles erfuhren. Aber diese Gedanken waren müßig. Yuriy verplapperte sich niemals, da war es schon wahrscheinlicher, wenn er selbst alles ausplauderte.

Er fragte sich, warum er es überhaupt vor Jonny und Garland geheim hielt. Die anderen waren seine Freunde, sie würden es nicht Salima sagen und ihn auch nicht verurteilen dafür. Ihnen allen war schon der eine oder andere Fehler in dieser Richtung unterlaufen. Besonders Yuriy.
 

Yuriy wechselte seine Freundinnen ja auch wie das Bettzeug. Dessen Liebesleben war ziemlich wechselhaft. Wenn er jemanden auf der Straße sah, die ihm interessant vorkam - was selten genug geschah - und die er zeichnen wollte, so konnte Rei sagen, er würde es zumindest versuchen. Yuriy verliebte sich nur in Mädchen, die er zeichnen wollte. Seit einigen Monaten war er mit Mariam zusammen. Das war länger, als er je mit irgendeinem Mädchen ausgehalten hatte.

Und Rei musste es wissen. Er kannte ihn immerhin schon seit der Mittelschule und sie waren auch zusammen auf der Oberschule gewesen und danach zusammen mit Garland und Jonny in die WG gezogen, obwohl jeder von ihnen sich bequem eine eigene Wohnung leisten konnte.

Rei hatte wegen Yuriys Liebesleben seinen ganz eigenen Verdacht. Aber er würde sich hüten, das auszusprechen, vor allem wenn der Russe selbst in der Nähe war. Darauf reagierte er nämlich wie ein Stier auf ein rotes Tuch.

Aber selbst die Beziehung zu Mariam begann nun langsam zu bröckeln. Bald würde er wieder Single sein. Aber das ging Rei nichts an. Rei hatte ganz andere Probleme. Einmal sein schlechtes Gewissen gegenüber Salima. Er konnte sich ihr gegenüber nicht mehr normal benehmen. Ständig musste er alles perfekt machen.

Immerhin hatte er sie betrogen, auch wenn sie nichts davon wusste. Nervös tigerte er um sie herum, was sie natürlich misstrauisch machte. Aber nachgefragt hatte sie noch nicht. Dementsprechend hatte er ihr noch nichts erzählt.
 

Yuriy fragte ihn ständig danach, aber er behauptete immer, es hätte sich noch keine Gelegenheit ergeben. Dabei stimmte das gar nicht. Er hätte es ihr schon tausendmal sagen können. Aber er war einfach zu feige dafür. Hatte Angst vor dem, was sie sagen würde.

Sie würde ganz sicher Schluss machen und er wollte sie um keinen Preis verlieren. Rei nannte es ein Glück, dass sie demnächst zusammen mit Mariam auf eine Modenschau nach Osaka flog und er sie einige Tage nicht sehen würde. Bis dahin hatte er sich sicher eine gute Rede einfallen lassen und seine Gefühle geklärt, so dass er es ihr beichten konnte.

Zum anderen dachte er ständig an das Mädchen. Er konnte sich zwar nicht mehr an alles erinnern, was in jener Nacht geschehen war, aber an was er sich erinnerte, reichte um ihm nächtelang nicht gerade jugendfreie Träume zu bescheren. Was für sein Gewissen gegenüber Salima nicht gerade hilfreich war...

Letztens hatte er sogar beim Sex an sie gedacht. Dabei wusste er nicht einmal mehr ihren Namen! Maki, Mako oder doch anderes? Dafür erinnerte er sich genau an ihren Tanz. Ihren Körper. Ihr Gesicht. Ihre sanften Hände.
 

Das war doch krank. Außerdem war sie sicher nicht älter als achtzehn. Fiel das nicht unter Verführung Minderjähriger? Und er würde sie nie wieder sehen. Wie denn auch? Er ging nicht mehr ins Gethsemane und sie lebte sicher am anderen Ende der Stadt.

Er konnte es zwar versuchen, sie zu finden - der Club wäre wahrscheinlich nicht die schlechteste Adresse dafür - aber was sollte er den anderen sagen? Was ihr? Und was war mit Salima, verdammt? Er liebte sie doch.

Sie waren seit beinahe drei Jahren ein Paar und er war so glücklich gewesen, als sie seiner Einladung zu ihrem ersten Date gefolgt war. Die ersten Monate ihrer Beziehung waren die glücklichsten seines Lebens gewesen, wenigstens erschien es ihm so. Er war vollkommen in sie verschossen gewesen, das schöne, braunhaarige Mädchen mit den großen, blaugrauen Augen war alles gewesen, was er gebraucht hatte. In dieser Zeit hatte er nur von Luft und Liebe gelebt.

Das war nach einiger Zeit etwas abgeflaut, aber trotzdem... Sie hatten sogar einmal überlegt, zusammenzuziehen, aber aus diversen Gründen war daraus nichts geworden, also hatten sie Idee fallengelassen und nicht wieder aufgegriffen.
 

Aber in letzter Zeit...bröckelte etwas zwischen ihnen. Da war nichts mehr. Nichts mehr, was sie zusammenhielt. Zumindest hatte er das Gefühl. Aber er liebte sie doch. Oder? Oder?!

Das Klingeln an der Haustür riss ihn aus den Gedanken. "Ich gehe.", meinte er gelangweilt und tapste zur Haustür. "Wer da?", fragte er in die Gegensprechanlage, kurz darauf ertönte Mariams dunkle Stimme: "Hey, Rei. Lässt du uns rein?"

"Moment." Er drückte den Knopf und öffnete die Tür. "Mariam kommt, Yuriy." Er hörte ein Grummeln von dem Russen und Jonnys Lachen, ehe der Rothaarige kurz darauf aus dem Wohnzimmer kam. Er sah nicht gerade aus, als würde er sich über Mariams Besuch freuen.

Rei wusste, dass es mit den beiden spätestens in drei, vier Wochen vorbei war. Nach Yuriys Gesichtsausdruck gab keinen Zweifel daran. Kurz darauf klopfte es an die Tür und Rei öffnete.

Beinahe sofort sprang Salima im in die Arme und drückte ihm einen heftigen Kuss auf die Lippen. Er hätte sich ja denken können, dass sie dabei war. Wen meinte Mariam sonst mit ,wir'?
 

Das braunhaarige Mädchen strahlte über das ganze Gesicht und drückte sich eng an ihn, wobei ihr Regenmantel auf den Boden glitt, während Mariam ihm kurz grüßend zunickte und sich an ihm vorbeischob um Yuriy zu begrüßen. Der Russe hingegen wirkte gar nicht begeistert. Eher...genervt? Das war wohl der richtige Ausdruck dafür, aber er ließ es sich nicht anmerken, so dass nur Rei es bemerkte. Er kannte Yuriy schon lange genug um alle seine Gefühlsregungen zu kennen.

Der Chinese selbst freute sich, Salima zu sehen. Er zog sie an sich um sie zu küssen. Aber andererseits...wünschte er sich, sie wäre nicht gekommen. Immer, wenn sie in der Nähe war, wurden seine Schuldgefühle stärker. Er würde es ihr sagen. Bald. Länger hielt er es nicht aus. Sofort nach ihrer Reise, die wollte er ihr nicht verderben und...wie auch immer. Er würde es ihr sagen, wenn sie wieder zurück war.

"Habt ihr heute schon was vor? Wir dachten, wir könnten ins Kino gehen, da hat ein Film angefangen, der sehr gut sein soll.", unterbrach Salima seine Gedanken und schob ihn von sich. "Wir nehmen Jonny, Garland und Mingming mit und machen uns einen schönen Abend, so bevor wir gehen. Wie wär's?"
 

"Ihr macht doch keine Weltreise über ein Jahr, oder? Muss man sich so verabschieden?", fragte Yuriy und schob seine Freundin von sich. Mariam verzog missbilligend das Gesicht und Rei bekam das Gefühl, auch sie hatte nicht das allergrößte Interesse, diese Beziehung weiterzuführen.

Zu Beginn waren sie beide so oft wie möglich übereinander hergefallen wie Tiere, jetzt hielten sie nicht einmal mehr die Hände, wenn sie auf die Straße gingen. Okay, das konnte man bei jemand Unromantischen wie Yuriy sowieso vergessen.

"Warum nicht?", sagte Rei zu seiner Freundin und lenkte den Rothaarigen und die Dunkelhaarige voneinander ab. "Sofern wir Garland dazu bringen, mit uns zu kommen. Er arbeitet rund um die Uhr."

"Das sollte er bleiben lassen, sonst ist bald er es, der den Arzt benötigt.", grummelte Mariam und zog ihr Handy aus der Tasche. "Ich rufe Ming-chan an."

Yuriy kehrte ins Wohnzimmer zurück, während Rei von einer zur anderen blickte und schließlich beinahe hilflos fragte: "Wollt ihr Tee?"

"Oh, ja, gerne." Salima strahlte ihn an und er trollte sich in die Küche.
 


 


 

"Na ja.", murmelte Salima enttäuscht und blickte aus dem Fenster. Es regnete noch immer. "So gut war der Film gar nicht. Ich hab mir mehr versprochen nach all dem Geschiss, das darum gemacht wurde."

Die anderen stimmten ihr zu und steuerten geistreiche Kommentare bei, nur Rei schwieg und ließ sich von Salima zu den Autos ziehen. Er hatte den Film kaum realisiert, sondern war in seine Gedanken versunken gewesen.

Das einzige, das er gespürt hatte, waren Salimas Finger, die sich die gesamte Länge des Films in seinen verhackt und nicht losgelassen hatten. Früher hatte ihn ein solcher Zustand glücklich gemacht. Einfach Salimas Hand halten, bei ihr sein, sie nahe bei sich spüren.

Aber jetzt? Er hatte noch nicht einmal an sie gedacht, zumindest nicht auf diese Art, wie es angebracht war. Bedeutete das, dass er sie nicht mehr liebte? Aber...er wollte das doch gar nicht! Er wollte sie doch lieben, so wie am Anfang ihrer Beziehung. War das nicht so schön gewesen?

Jetzt hatte er nur Probleme. Erst Salima, von der er nicht wusste, was er für sie fühlte. Dann noch das andere Mädchen, das sich in seinem Kopf eingenistet hatte und seine Gedanken verwirrte.
 

Die Tage, in denen Salima weg war, würde er gut nutzen und über sie und ihn und sie beide nachdenken. Er würde die Zeit gut nutzen und sie am Ende vor vollendete Tatsachen stellen. Würde ihr alles sagen, was ihn in den letzten Tagen beschäftigt hatte. So einfach war das. Kein Problem. Gar keines. Er würde es so tun, wie er es sich vornahm und...

Er wusste selbst, dass es Quatsch war, was er hier dachte. Natürlich war es ein Problem. Wo sollte er bloß den Mut dafür hernehmen? Er war doch viel zu feige dafür...

"Rei! He, Rei!"

"Höh? Was ist los? Schrei mich nicht so an, ich bin doch nicht taub!"

"Anscheinend schon, du hast jedenfalls nicht reagiert." Salima stützte die Hände in die Hüften und blickte ihn mit gerunzelter Stirn an. "Was ist in letzter Zeit bloß mit dir los? Du benimmst dich so seltsam!"

Er hob abwehrend die Hände. "Nein, nein, alles okay! Alles in Ordnung!"

"Rei, du warst schon immer ein mieser Lügner."

"Aber..."
 

"Nun?" Sie zog eine Augenbraue hoch. "Willst du es mir nicht sagen oder was ist? Früher hast du mir auch alles erzählt."

"Jaah, früher..." Rei bereute die Worte schon, als er sie aussprach. Das hätte er nicht sagen sollen. Es war der Beweiß dafür, dass nicht mehr alles zwischen ihnen stimmte, nicht mehr alles so war wie früher.

Sie wusste es auch. Über ihre Augen legte sich ein Schatten und sie zog sich zurück. Nicht physisch, nur geistig, indem sie die Hände sinken ließ und keine Fragen mehr stellte.

Rei hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. Aber vielleicht war das gar nicht so schlecht. Sie musste es doch auch bemerkt haben, dass ihre Liebe zerfloss wie Eis in der Sonne. Dass es nicht mehr so war wie früher. Vielleicht war es besser so...
 

~~~~~~~
 

Nächstes Chap geht's wieder mit Mao weiter. Da hab ich im Moment viel mehr zu erzählen. *drop* Naja, sie ist es ja auch, die die Hauptlast zu tragen hat.
 

Also bis dann und vergesst die Kommis nicht.

Silberwölfin

Hilfe

Titel: Sacrificed Sacrament - Sacrilegious Nights

Teil: 6/?

Autor: Lady Silverwolf

Fanfiction: Beyblade

Rating: PG-14

Warning: OOC, Shounen-Ai

Kommentar: Ich wollt mich auch mal mit ernsteren Themen befassen und als ich dann diese Idee bekommen habe...

Pairing: Rei x Mao, Yuriy x Kai und noch ein paar mehr

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

"..." reden

//...// denken
 

~~~~~~~
 

So, ich lad noch das Kapitel hoch, das ich noch habe, ehe ich mich dem Teufel Abitur stellen muss. *drop*

Auf jeden Fall geht's jetzt mit Mao weiter.

Übrigens hab ich Kai ein Jahr älter gemacht. >.> Das hat so besser gepasst, finde ich.
 

**
 

@ Sesshi-Chan: Aber bei TTATW schreibst du gar nichts mehr. ;_;

Tja, dafür kommt das Kapitel jetzt. Und irgendwie muss ich euch ja bei der Stange halten, oder?

Nein, er ist ja auch eine Hauptperson.

Ach ja, Yuriy-kun. Ich mag ihn auch, wenn er so schön sarkastisch ist. Worauf man ihn nicht ansprechen darf, erfahrt ihr dann. Und dass er ständig die Frauen wechselt... Das hängt alles miteinander zusammen. XDDDD

Jaja, der arme Rei. *drop* Wenn er sich ein wenig zusammengenommen hätte, wäre das alles nicht geschehen. Tja, glaubst du wirklich, dieser Feigling wird irgendetwas sagen?
 

@ Kiana: Okay, das mit AU-Storys kommt schon auf das Fandom an. Aber Beyblade ist nun mal eines, wo die Geschichte nicht wirklich...äh...Interessantes bietet. Aber nervige eigene Charas kannst du auch in Nicht-AU-Storys einbauen. Da sind sie sogar meistens noch nerviger. *drop* Bei AU-Storys kannst du allen Charas neue Geschichten verpassen, da brauchst du gar keine eigenen.

So geht's mir auch. Und die Folgen, die ich gesehen habe, waren alle nicht besonders großartig. Soweit ich mich noch daran erinnere. XDDDD Bis jetzt ist Kai ja noch nicht besonders oft aufgetaucht, aber ich glaube, in diesem Chap ist er zu weich.

Ja, da hab ich wohl was missverstanden. Aber das passiert mir öfter. Also, bei Hiromi kannst du dich mit vielen Leuten streiten, ob es nun Takao/Hiromi ist oder Kai/Hiromi, aber ich mag ersteres lieber, weil ich Kai lieber mit Yuriy zusammen hab. >.<

Ach, komm, der kann ja nicht ahnen, dass so ein Rattenschwanz aus dieser einen Nacht wird. Er konnte ja noch nicht einmal wissen, dass ihr Sex verboten ist.

Natürlich wird Salima nicht sill bleiben. Ich weiß zwar nicht viel über sie - sie taucht ja nicht gerade oft auf - aber ich kenn da so ein Bild, auf dem sie eine Lederjacke trägt. Jemand, der so rumläuft, bleibt sicherlich nicht still.

Ich würd gern sagen, bei deiner Theorie über den Seitensprung hab ich dasselbe gedacht, aber dem ist nicht so. So tief denke ich nicht. *drop* Aber es könnte so sein.

Also, wie die Charas sich in jeweiligen Situationen sich verhalten, kann ich immer erst sagen, wenn ich es schriebe. Das liegt aber nur zum Teil an meiner Stimmung, zum Teil aber auch an den Charas selbst. Die laufen mir nämlich ab einem bestimmten Zeitpunkt immer davon und machen, was sie wollen. Bei Feuermond hat's auch schon angefangen. *Ivan anstarr*
 

@ hells-bells: Ja, hab ich auch schon gemerkt. *drop* Sorry, bin zur Zeit etwas seltsam. Auf jeden Fall wollte ich mal ein Drama schreiben und als ich dann die Idee bekam...

Also, ich würd nicht sagen, dass 'normale' Themen selten sind. *die ganzen Liebesgeschichten anschau*
 

@ SkyAngel: Hey. Dich kenn ich ja noch gar nicht. ^^ Egal, freu mich über deinen Kommi. ENS gibt's bei mir immer. Es sei denn, du entdeckst das neue Chap vor mir.
 

**
 

~~~~~~~
 

Hilfe
 

"Kai, du solltest das besser bleiben lassen. Ich denke nicht, dass es eine gute Idee ist."

"Warum nicht?"

"Weil...ach, keine Ahnung, nur so ein Gefühl. Aber ich kann mich auf meine Gefühle verlassen und das weißt du!"

"Ich weiß." Kai verdrehte die Augen und sagte gar nichts mehr, sondern spielte mit dem Löffel.

"Wie auch immer du dich entscheidest, sag mir Bescheid. Und jetzt verzieh ich mich. Es regnet zwar noch, aber wenn ich mich nicht bald auf die Socken mache, krieg ich mordsmäßigen Ärger."

"Warum? Wartet jemand auf dich?"

"Ja. Ozuma. Also, bis dann." Kai hob kurz die Hand, während Mystel sich zwischen den Tischen hindurchschlängelte. Dabei zog er die kurze Jacke über und warf einen zweifelnden Blick nach draußen. Er hatte recht. Der Regen hatte kein Stück abgenommen, er prasselte heftiger denn je auf die Straße. Sie hatten beide gehofft, dass er vielleicht aufhören würde, während sie im Café saßen, aber es schien eher das Gegenteil der Fall zu sein.
 

Kai verfluchte die Anwandlung, die ihn dazu gebracht hatte, heute seine Wohnung zu verlassen. Aber er hatte nun mal nichts mehr zu essen und nicht einmal er konnte überleben ohne etwas in den Magen zu bekommen.

Außerdem hatte er zur Post gemusst. Mister Dickenson wartete noch auf die Übersetzung, die er gemacht hatte. Er war sowieso schon spät dran und diesen Job wollte er auf keinen Fall verlieren. Es war der beste, den er bekommen hatte, nachdem sein Großvater ihn auf die Straße gesetzt hatte. Und er hatte viele gehabt.

Kai seufzte und blickte in seine Tasse. Sie war beinahe leer. Er kippte den letzten Schluck hinunter, nahm seine Taschen auf und folgte Mystel nach draußen. Von dem blonden Jungen war schon nichts mehr zu sehen. Aber das war kein Wunder. Bei dem Wetter sah Kai auch nicht weiter als ein paar Meter... Außerdem befanden sie sich in einer Großstadt. Da waren die Straßen selbst bei stärkstem Regen bevölkert, so wie jetzt.

Rasch setzte Kai sich in Bewegung und eilte beinahe hastig die Straße hinunter. Er wollte so schnell wie möglich raus aus diesem Wetter und rein in seine Wohnung. Dort wäre es wärmer und trocken und auch gemütlich. Mit dem Bus gelangte er beinahe bis vor seine Haustür. Aber der kurze Weg dazwischen reichte, dass er doch noch bis auf die Knochen nass wurde. Zu allem Überfluss musste er erst noch all seine Taschen durchsuchen, ehe er den Schlüssel fand.
 

Fluchend sperrte er die Tür auf. Am Aufzug hing das altbekannte Schild ,Fahrstuhl defekt' - wie immer natürlich - und weiter vor sich hinfluchend steuerte er die Treppe an. Langsam wurden die Taschen wirklich schwer. Was würde er alles darum geben, eine Wohnung zu haben, die nur drei oder vier Stock niedriger lag als seine. Der siebte Stock lag doch etwas weit oben.

Aber er durfte sich eigentlich nicht beschweren. Immerhin hatte er im Moment eine Wohnung und die war gar nicht mal so schlecht. Nicht immer war er so glücklich gewesen, ein dichtes Dach über dem Kopf zu haben. Oder eine Quartier für sich. Kein Wunder, nach allem was er in den letzten vier Jahren durchgemacht hatte.

Aber jetzt schienen alle seine Probleme hinter ihm zu liegen. Nachdem Dickenson ihm diesen Job besorgt hatte und ihn regelmäßig mit Aufträgen versorgte, führte er ein recht angenehmes Leben. Warum beschwerte er sich also? Endlich hatte er die siebte Etage erreicht. Er stieß die Tür auf, die vom Treppenhaus in den Flur führte, von dem die drei Wohnungstüren abgingen.

Seine Tür war die letzte, lag im Schatten weil die Lampe mal wieder nicht ging. Er musste sie dringend wechseln oder... Kai blieb abrupt stehen, als er die zusammengekauerte Gestalt neben seiner Tür bemerkte. Wer...? Es dauerte nur einen Moment, dann erkannte er sie. Mit zwei Schritten war er bei ihr. "Mao, was...?"
 

Sie blickte auf und er sog scharf die Luft ein. Das sonst glänzende Haar hing ihr wirr, matt und durchnässt in die Stirn. Ihre Lippe war geschwollen und ihr Gesicht mit Blut verschmiert. Ein blauer Fleck zeichnete sich über der rechten Wange ab und ihre Augen waren rot und verschwollen vom Weinen.

"Kai." Schluchzend warf sie sich in seine Arme, brachte ihn beinahe dazu, umzufallen. Die Träger der Taschen glitten ihm aus den Händen. Vorsichtig legte er die Arme um ihren zarten, von Schluchzern geschüttelten Körper. "Mao. Mao. Alles okay. Alles in Ordnung, Mao." Er wusste, dass es nicht stimmte, aber irgendwie musste er sie doch trösten, oder? Er musste doch irgendetwas tun.

So wie sie wirkte, war bestimmt nichts in Ordnung. Hilflos drückte er sie an sich. Was war denn geschehen, dass sie so aufgewühlt war? Völlig aufgelöst und durch den Wind. Nein, das war ein Ausdruck, der viel zu schwach war, um ihren Zustand zu beschreiben. Sie war vollkommen verstört als sei etwas geschehen, was ihr ganzes Weltbild zerschmettert hatte.

"Mao, beruhig dich." Leise flüsterte er ihr sinnlose Worte zu, während er versuchte, herauszufinden, ob ihr etwas ernsthaftes fehlte. Anscheinend hatte jemand sie geschlagen. Wer mochte das gewesen sein? Mao war trainierte Kung-Fu-Kämpferin, die regelmäßig in die kleine Kampfsportschule ging, nicht weit entfernt von hier. Außerdem war sie klug genug, solcherlei Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. So leicht ließ sie sich nicht verprügeln.
 

Schritte auf der Treppe ließen ihn aufhorchen. Das mussten seine Nachbarn sein. Das hätte ihm gerade noch gefehlt, dass sie Mao und ihn so sahen! Mit denen kam er sowieso nicht gut aus. Vorsichtig drückte er das Mädchen von sich und half ihr auf die Beine, ehe er aufschloss und sie hineinschob. Er sammelte seine Taschen auf und trat die Tür mit dem Fuß ins Schloss.

Sie stand hilflos im Flur, die Arme um sich geschlungen, und schien nicht zu wissen, was sie tun sollte. Kai wusste es aber auch nicht. Was sollte er bloß tun? Die Situation überforderte nicht nur sie, sondern auch ihn.

Er hatte sich nie um jemand anderen kümmern müssen als um sich selbst und auch das war in den ersten vierzehn Jahren seines Lebens nicht wirklich gewesen. Zumindest nicht gänzlich. Danach hatte er sehr schnell lernen müssen, die Verantwortung für sich selbst zu tragen, aber nie für jemand anderen.

"Mao, pass auf." Er stellte die Taschen auf den Boden und schob sie den kleinen Flur hinunter zu dem engen Badezimmer. "Du nimmst jetzt erst mal eine warme Dusche, okay? Sonst holst du dir den Tod, wie lange bist du vor meiner Tür gesessen?"
 

"Ich...weiß nicht."

"Warum bist du nicht nach Haus, ich dachte..." Sie schluchzte wieder auf und bracht kein Wort heraus.

Kai biss sich auf die Lippe. Falsches Thema. "Ich leg dir Kleider rein, okay? Werf dein Zeug in die Wäsche, ich wasch 's mit und jetzt verdammt noch mal, wärm dich auf, du bist eiskalt."

"O...okay." Sie schloss die Badezimmertür hinter sich und Kai hörte, wie sie begann, sich auszuziehen. Zufrieden sammelte er seine Einkaufstaschen ein weiteres Mal auf und stellte sie auf den wackeligen Küchentisch. Dabei hinterließ er eine Tropfenspur auf dem Boden. "Ich sollte mich vielleicht auch erst mal umziehen.", murmelte er und trottete in sein Schlafzimmer.

Kais Wohnung war nicht besonders groß. Um genau zu sein war sie winzig. Sie bestand aus einem Flur, an dessen einem Ende das Badezimmer lag, an dem anderen das Wohnzimmer. Zwei Türen führten vom Gang weg, eine war die Haustür, die zweite ins Bad. Die Küche lag direkt zwischen dem Flur und dem Raum, in dem Kai schlief, der Gang ging vollkommen nahtlos in das unordentliche Wohnzimmer über, in dem alles kreuz und quer übereinander lag. Er war niemand, der viel vom Aufräumen hielt.
 

Als Kai seine Einkäufe schließlich eingeräumt hatte, kam Mao aus dem Bad. Sie trug die Kleidung, die der Junge ihr gegeben hatte, und sah noch schlechter aus als zuvor. Ihre Lippe war geschwollen und auf ihrer Wange prangte ein dunkel verfärbter Fleck. Das Schlimmste aber war, dass ihre Augen jeden Glanz verloren hatten.

Sie stand ein wenig verloren zwischen dem mit Blättern und Notizzetteln bedeckten Sofa und einem Stapel Bücher. Anscheinend wusste sie nicht, was sie tun sollte. Dabei hatte es zwischen ihnen nie eine solche Verlegenheit gegeben!

Kai beobachtete sie stirnrunzelnd unter seinem Pony hindurch, während er zwei Becher aus dem Schrank holte und die Teekanne nahm. "Warum setzt du dich nicht?" Mao sagte nichts, sondern schob beinahe schüchtern einige Blätter beiseite und setzte sich auf die Sofakante. Was war bloß los mit ihr? Sonst war sie doch ganz anders!

"Hier." Kai reichte ihr die Becher und füllte sie, ehe er die Kanne auf den vollbeladenen Tisch stellte und sich daneben setzte. "Trink schon." Er nahm ihr seinen Becher ab.

Völlig apathisch folgte sie seiner Anweisung. Kai ließ sie nicht aus den Augen, aber sie sagte nichts, rührte sich nicht, sondern nippte nur immer wieder leicht an ihrem Tee. Ihre Augen waren matt und ihre Haare hingen nass und schwer um ihr Gesicht.
 

"Tut das weh? Soll ich einen Eisbeutel holen?", fragte Kai und zersprengte damit die Stille, die im Raum gelegen hatte. Normal war immer er der, der schwieg, nicht sie. Sie war immer die, die gerne sprach, während er lieber zuhörte.

Sie blickte ihn an und öffnete den Mund, um zu fragen, was er meinte, dann tastete sie vorsichtig mit einer Hand nach dem blauen Fleck und ihrer geschwollenen Lippe. Hatte sie das etwa vergessen? Sie schüttelte den Kopf und blickte wieder auf die Tasse in ihren Händen.

"Mao." Kai richtete sich auf und streckte den Arm aus, um ihr einige Haarsträhnen hinter das rechte Ohr zu streifen. Sie blickte ihn erstaunt an. So sanft und fürsorglich kannte man ihn gar nicht! Mao hatte ihn zwar schon zwei oder drei Mal so erlebt, aber war noch nie...auf diese Art und Weise. Nur wenigen war es je gestattet worden, einen Blick hinter seine Fassade zu werfen.

"Mao, was ist passiert?" Sie schwieg und senkte wieder die Augen. Er ließ sich zurücksinken und nippte wieder an seinem Tee, wartete bis sie etwas sagte. Im Warten war er gut. "Kann ich...kann ich...vielleicht...einige Tage bei dir bleiben?"

Jetzt war es an ihm, erstaunt zu sein. "Warum?"
 

"Ich..." Sie stellte die Tasse auf den Tisch und rang die Hände. "Ich...kann nicht zurück." Er zog eine Augenbraue hoch. "Meine...Eltern..." Sie schluchzte auf und plötzlich füllten sich ihre Augen wieder mit Tränen. Ärgerlich schüttelte sie den Kopf und wischte sich über das Gesicht. "Sie haben mich rausgeschmissen. Ich...ich...ich bin schwanger." Der letzte Satz platzte nur so aus ihr heraus. So, als würde sie ihn herausfordern, ihre Aussage in Frage zu stellen oder sie deswegen zu verurteilen.

Kai fuhr auf. "Was?!" Sie war...schwanger?! Sie, die immer so pflichtbewusst und korrekt war?!

Sie nickte, schluchzte dann wieder. "Sie haben gesagt, wenn ich...wenn ich nicht...wenn ich es nicht töte, muss ich weg. Ich...ich...ich will keine Mörderin sein!" Sie schlang die Arme um ihren Bauch und krümmte sich zusammen.

Hilflos sah Kai zu ihr. Nach einigem Zögern stellte er den Becher weg und zog sie an sich. Sofort schlang sie die Arme um seinen Nacken und vergrub ihr Gesicht in seinem Pullover. Nur gedämpft klang ihr Schluchzen an sein Ohr, aber ihr zarter Körper wurde davon erschüttert und ihre schmalen Schultern zuckten.

Leise summend wiegte er sie hin und her wie ein Kind und fragte sich, wie lächerlich er hier wohl aussah. Aber...das spielte im Moment keine Rolle. Mao war die einzige, die jetzt wichtig war.
 

Sie musste nicht mehr sagen. Den Rest konnte Kai sich zusammenreimen. Sie musste sich ziemlich sicher sein, was ihre Schwangerschaft anging. Er zweifelte keinen Augenblick an dem Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen. Der Vater, schätzte er, war der junge Mann, den sie im Gethsemane getroffen hatte. Jemand anderes kam nicht in Frage, er hatte ja gesehen, wie Mao sich danach gequält hatte deswegen. Undenkbar, dass sie es mit irgendwem wiederholt hatte.

Wahrscheinlich hatte sie es ihren Eltern sofort gebeichtet und so wie Mao aussah, hatten sie sie geschlagen. Wie konnte man nur...?! Die eigene Tochter so zurichten! Und dann auch noch hinauswerfen! Im Moment wurde seine Abneigung gegen die Mings zu glühendem Hass. Er hatte sie immer verabscheut wegen ihrer konservativen Haltung, untermauert von lächerlichen Gründen.

Genau wie bei seinem Großvater... Aber der Alte hatte ihn wenigstens nicht geschlagen. Gut, das mochte vielleicht an der Selbstbeherrschung liegen, die er hatte, aber das tat nichts zur Sache. Er hatte es nicht getan, er hatte ihm nur gesagt, dass er, wenn er dabei blieb, keinen Platz in dieser Familie hatte.
 

Kai schüttelte den Kopf und blickte kurz auf Mao. Sie war still geworden und er erkannte, dass sie schlief. Vorsichtig hob er sie hoch und ging in sein Schlafzimmer hinüber. Es war ebenso klein wie die Küche, so dass kaum die Matratze, der Schrank und die kleine Kommode hineinpassten. Er hatte es trotzdem geschafft auch noch einen Stapel Kisten hineinzuzwängen. Er hatte einfach viel zu wenig Platz hier! Und wenn Mao auch noch blieb...

Vorsichtig legte er sie auf das Bett und wollte gehen, aber sie ließ einfach nicht los, so sehr er sich auch bemühte. "Arg." Mit einem Seufzen streifte er die Hausschuhe von den Füßen und legte sich neben sie.

Natürlich würde sie bleiben können, solange sie wollte. Warum fragte sie eigentlich? Aber sie würde sich einen Job suchen müssen. Sein Geld reichte schon so hinten und vorne nicht und wenn sie auch noch da war... Er konnte sie höchstens ein paar Tage durchfüttern, wenn sie sich sehr einschränkten vielleicht auch einen Monat, aber länger nicht.

Außerdem wollte er nicht, dass sie ihm auf dem Geldbeutel lag. Er würde ihr keinen Gefallen damit tun. Sie musste lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Aber wenigstens konnte er ihr helfen und sie die ersten Meter stützen und er würde auch nachher da sein, wenn sie stolperte.
 

Aber sie musste lernen, allein zu gehen, sonst hatte alles keinen Sinn. Und wie er sie kannte - sie würde es schnell lernen. Außerdem würde sie in Kürze ihren Schulabschluss haben und das war mehr, als er vorweisen konnte. Er hatte nicht einmal die Mittelschule beendet, während sie gerade im Begriff war, die Oberstufe zu verlassen. Sie sollte es leichter haben.

Aber jeder Schulabschluss nutzte nichts gegen den Schmerz, den sie in ihrem Inneren verspüren musste, gegen den Schmerz um den Verlust der Familie. So etwas war grausam und Kai fragte sich, ob ihre Eltern wussten, wie grausam. Nein, wahrscheinlich nicht. Niemand wusste es, der ihn nicht selbst verspürte, den Schmerz, der einen verlangen ließ, sich das Herz aus der Brust zu reißen.

Kai schüttelte die trüben Gedanken ab. Jetzt war nicht der Zeitpunkt für sie. Mit einem Seufzen zog er die Decke über sie beide und schloss die Augen.
 

~~~~~~~
 

So, wie gesagt, ich schreib demnächst Abitur, darum hab ich nicht wirklich Zeit, viel an meinen FFs zu schreiben und darum geht es frühestens in drei Wochen weiter, okay?

Ihr könnt ja mal bei meinen anderen FFs vorbeischauen, wenn euch das zu lang ist. *Werbung mach* XDDD Sorry.
 

Silberwölfin

Aus der Traum

Titel: Sacrificed Sacrament - Sacrilegious Nights

Teil: 7/? (weiß noch nicht, nicht mal, ob es lang wird)

Autor: Lady Silverwolf

Fanfiction: Beyblade

Rating: PG-14

Warning: OOC, Shounen-Ai

Kommentar: Ich wollt mich auch mal mit ernsteren Themen befassen und als ich dann diese Idee bekommen habe...

Pairing: Rei x Mao, Yuriy x Kai und noch ein paar mehr

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

"..." reden

//...// denken
 

~~~~~~~
 

So, endlich hab ich wieder Zeit zum Schreiben. ^-------------------^ Darum geht's jetzt auch gleich weiter hier.

Zu diesem Kapitel sollte ich sagen, dass es etwas anders geworden ist, als ich geglaubt habe. Aber irgendwie sind die Probleme auch anders geworden, als ich geglaubt habe, als ich die FF begonnen habe, darum macht es nichts. So gefällt's mir besser. Aber allzuviel passiert nicht...
 

**
 

@ Kiana: Also, ich glaube, es würden dich mehr Leute dafür umbringen, dass du gesagt hast, dass Rei in Mao verliebt ist. *g* Und die Sache mit den Kindern wird nicht nur von mir ignoriert. >.> Is sowieso egal. Das hier ist eine AU-Story.

Ganz deiner Meinung. Nicht alle eigenen Charas sind Mary Sues, aber es gibt davon entschieden zuviele. Und soooo viele Pairings gibt's ja auch nicht. Höchstens drei oder vier. *drop* Liegt wahrscheinlich daran, dass es so wenig Mädchen gibt.

Ich bezweifle, dass ich das ansehen werde. Ich komm frühestens um zwei nach Hause und wenn ich meine Mutter fragen würde, ob sie es aufnimmt, würde sie mir den Kopf abreissen. ^^ Klar tickt sie aus. Mal sehen was passiert.

Die Story wird umso besser, weil die Charas dann meist nicht zu sehr OOC sind oder zumindest bei der ganzen Sache einen gleichen Charakter behalten.

Kai wird wieder kälter. Versprochen.

Also, im Moment ist noch nichts zu sehen, die ist ja erst im 2. Monat. Und Aushilfsstellen gibt es überall.
 

@ SkyAngel: Danke. Und das Abi lief gut. Mehr oder weniger.
 

@ Sesshi-Chan: Ach verstehe. Die Sache mit der Schule kenn ich auch. Okay, ich warte drauf. Es geht bald weiter mit TTATW.

Die Beicht-Szene? Naja, eine Beichte war das eher bei ihren Eltern. Kai nimmt das ein bisschen lockerer. Außerdem muss sie sich ja nicht vor ihm rechtfertigen.

Ich hoffe es eskaliert nicht mit Kai. Schätze mal, das legt sich wieder im nächsten Kappi.

Die Sache mit Maos Job ist schon geplant. *g* Genau wie die Vatersuche.

Warum sollte Rei seinen Hintern bewegen? Er hat doch keine Ahnung. Außer vielleicht, er will Mao treffen.
 

@ YinYang_Zhao: Also, erst mal danke für den Kommi. ^^ Hab mich sehr gefreut. Realistisch? >.>
 

@ LindenRathan: Schön, dass es dir gefällt. Und ENS schick ich immer.
 

**
 

~~~~~~~
 

Aus der Traum
 

Der Geruch von Schweiß lag in der Luft. Schnelles, unregelmäßiges Keuchen und lautes Stöhnen erfüllte den Raum. Sanfte Hände strichen über zarte, weiche Haut, jagten Schauer über ihren Rücken. Die Härchen auf ihren Armen und in ihrem Nacken richteten sich auf und sie seufzte vor Wonne.

Langes, weiches Haar streifte ihre nackte Brust, warme Lippen senkten sich auf ihre, während warme, kräftige Finger tiefer wanderten, über ihren Bauch, tiefer, noch tiefer. Wie ein Vorhang fiel das schwarze Haar hinab, goldene Augen leuchteten förmlich im Dämmerlicht, katzenhafte Gesichtszüge waren vor Leidenschaft verzerrt und sie konnte die Lust förmlich riechen.

Wieder trafen die fremden Lippen auf ihre, ließen sie brennen wie Feuer, glitten aber sofort wieder weg, über ihr Kinn, ihren Hals entlang, eine Zunge streifte ihre pochende Halsschlagader. Der Mund saugte sich an der Biegung ihres Halses fest, dort, wo er in die Schulter überging. Dann wanderte er weiter nach unten. Sie bog den Rücken durch, reckte sich ihm mehr entgegen und...
 

Erschrocken krallte Mao die Finger in die Laken. Was war denn das?! Das durfte sie doch nicht...

Sie riss die Augen auf und starrte direkt in Kais schlafendes Gesicht vor sich. Verstört zuckte sie zurück. Ihre Hände rutschten an dem weichen Bettlaken ab und griffen in die Leere. Mit einem dumpfen Poltern landete sie auf dem Boden und ein leises Stöhnen entwich ihren Lippen. Der Boden war wirklich hart!

Aber was machte Kai bitte in ihrem Zimmer?! Und...verwirrt sah sie sich um. Sie war nicht in ihrem Zimmer - das hier war doch Kais Wohnung! Was tat sie hier? Warum war sie...? Sie zögerte, dachte an ihren Traum und dann den letzten Tag.

An das, was er ihr gebracht hatte.

An ihre Entdeckung. Ihre Angst. Ihre Mutter und ihren Vater.

An den Hass und die Verachtung. Ihre Trauer, ihre Angst.

Und an Kai.

Kai war der Einzige gewesen, der sie nicht so angesehen hatte, wie sie nie hatte angesehen werden wollen. So, als wäre sie nichts...als ein Stück Dreck. Nichts als etwas, was man zu entfernen hatte, aus dem Haus, der Familie.
 

Sie fühlte, wie etwas ihre Wange streifte. Verdutzt tastete sie danach und fühlte Nässe. Tränen? Warum weinte sie? Sie wollte nicht weinen... Wütend wischte sie sich über die Augen. Die hatten es doch gar nicht verdient, dass sie um sie weinte! Sie wollten sie doch auch nicht als Tochter, warum brauchte sie sie als Eltern!

Mao schluchzte heftig auf und schlug die Hände über dem Mund zusammen. Hatte sie Kai geweckt? Sie wollte nicht, dass er sie jetzt so sah. Aber der Junge auf dem Bett brummte nur und rollte sich herum.

Einen Moment blieb alles still, bis auf Kais ruhigen, schweren Atem, dann erhob Mao sich und trat lautlos an ihm vorbei. Die Tür stand noch offen und ließ das schwache Licht hindurch, das durch die großen Wohnzimmerfenster fiel. Es war noch nicht ganz hell, aber die Sonne würde bald aufgehen.

Ein Blick auf den Digitalwecker, der neben der Matratze stand, zeigte ihr, dass es erst kurz nach sechs war. Ihre Augen schweiften weiter und blieben einen Moment an dem friedlichen Gesicht von Kai hängen, dann wandte sie sich ab. Die Tür zog sie leise hinter sich zu.
 

Sie wollte...allein sein. Langsam trat sie zum Fenster und versuchte, nicht auf irgendetwas zu treten, was auf dem Boden lag. Hin und wieder raschelten einige Blätter unter ihren Füßen und einmal stieß sie einen Stapel CDs um. Die Unordnung in Kais Wohnung ließ sie lächeln. Es war so vertraut. Etwas, was sich nicht geändert hatte. Sie war konstant, immer da, ebenso wie Kai, wenn sie ihn brauchte.

Aber...alles andere hatte sich geändert. Sie stand am Fenster und starrte in den trüben, beginnenden Tag hinaus und in den sanften Regen und begriff plötzlich, dass alles anders war. Und es nie wieder so sein würde wie noch vor zwei Tagen.

Sie wusste auch, es hatte schon an jenem Tag begonnen, als sie mit Kai ins Gethsemane gegangen war und mit diesem Chinesen geschlafen hatte, aber jetzt erst begriff sie, dass sich wirklich alles geändert hatte.

Denn das, was gestern geschehen war, konnte nie rückgängig gemacht werden. Ihre Eltern hatten etwas getan, was sie nie vergessen konnte. Ihr Vertrauen war gebrochen, ihre Liebe...zurückgewiesen worden. Sie hatten ihr die Verachtung ins Gesicht geschlagen und sie selbst hatte es hingenommen.

Was hätte sie sonst tun können? Sie liebte ihre Eltern doch! Sie hatte ihnen doch so vertraut... Aber sie, sie hatten sie einfach weggeschickt.

Ihr gesagt, sie solle nie wieder kommen.

Ihr gesagt, sie sei nicht mehr ihre Tochter.

Ihr gesagt, sie wäre eine Hure.
 

Sie schluckte und fühlte wieder, wie ihr Tränen über das Gesicht liefen. Aber diesmal wischte sie sie nicht weg. Durfte sie nicht weinen um ihre Eltern? Um sich selbst, die gehorsame, perfekte Tochter, die sie gewesen war? Um ihr altes Leben? Sie waren alle gestorben, ihre Eltern, die Tochter, ihr Leben. Denn es würde nie wieder so werden, wie früher. Nie wieder!

Was für ein entgültiges Wort. Ein Schlusswort, ein Wort, das so grausam war, dass ihr kalt wurde. Sie schlang die Arme um die Schultern und ließ die Tränen laufen, ohne ein Schluchzen, ohne einen Ton.

Jetzt war sie ganz allein. Aber trotzdem...sie durfte nicht zurückblicken. Jetzt noch nicht. Erst wenn sie...wenn sie bereit dazu war, sich Dingen zu stellen, die ihr jetzt das Herz zerfetzten, sie von innen heraus zerfraßen, ihre Seele nahe an das Zerbrechen brachten.
 

Ihre Finger bohrten sich in ihre Oberarme. Ihre Arme krampften sich enger um ihren Körper, um ihren Bauch. Sie stoppte, blickte an sich herab. Dann trennten sich ihre Arme wieder und ihre Hände tasteten vorsichtig über ihren Bauch. Nein. Sie war nicht allein. Sie hatte dieses kleine Ding, das in ihr heranwuchs.

Die plötzliche Welle von Liebe, die sie überschwemmte, erschreckte sie. Es war Liebe für...für einen kleinen Punkt, einen Klumpen von Zellen, verantwortlich dafür, dass sie jetzt hier in Kais Wohnzimmer stand und nicht in ihrem warmen, weichen Bett lag, oder nicht?

Aber das interessierte einen Teil ihres Selbst nicht. Jener Teil, der es so sehr liebte. Jener Teil, der so weitaus größer war als der andere. Was interessant für diesen Teil war, war, dass es eines Tages kein kleiner Zellhaufen mehr war, sondern ein Kind, ihr Kind. Ihres. Und das eines Mannes, den sie nicht kannte, aber wen interessierte das? Sie nicht...zumindest nicht im Moment.

Sie lächelte und presste die Hände fester auf den Bauch. Ja. Sie liebte es. So sehr. Sie blickte wieder auf, starrte auf die Fensterscheibe und ihr lächelndes Spiegelbild. Im Moment wirkte sie nicht wie ein Mädchen, das gerade ihre Familie verloren hatte. Im Moment fühlte sie sich auch eher so, als hätte sie ihre Familie gerade gewonnen.
 

Aber...ihr Lächeln verlosch. Dem war nicht so. Sie hatte zwar ein Kind gewonnen, aber ihre Eltern verloren und beide waren ihr Familie. Wie konnte sie nur mit diesem Zwiespalt im Herzen leben? Und wo überhaupt?

Sie konnte doch nicht ewig bei Kai bleiben. Er hatte gar nicht das Geld dazu. Außerdem bezweifelte sie, dass er das tun würde. Er war zwar ein guter Freund von ihr, ihr bester, aber er war ihr nichts schuldig und es war nicht seine Art, irgendwem zu helfen, schon gar nicht auf diese Art und lange. Bald schon musste sie hier weg. Sie braucht eine Arbeit, ein Einkommen, damit sie sich und das Kind ernähren konnte.

Seufzend dachte sie an ihre Zukunftspläne, an das, was sie eigentlich vorgehabt hatte. Den Abschluss in der Schule schaffen, dann zusammen mit Hiromi an die Universität, studieren...Jura, Medizin, was auch immer, und dann heiraten, einen reichen, aufstrebenden Mann mit guten Erfolgsaussichten.

Aber...da war immer mit eingeplant gewesen, dass ihre Eltern da waren. Sie unterstützten. Ihr halfen. Und nicht...ein Kind, das ihre Aufmerksamkeit forderte. Und dieser Schmerz, der in ihrem Inneren wühlte.
 

Jetzt musste sie eben umstellen, oder? War doch ganz egal, waren sowieso nicht ihre Pläne, waren sowieso die Pläne ihrer Eltern. Ihre Mutter hatte es ihr ausgemalt, wie und wen sie heiratete. Ihr Vater hatte ihr gesagt, was sie studieren sollte.

Einzig der Wunsch, Hiromi zur Seite zu haben, das war ihrer. Aber das war nicht das, was wichtig war oder den Plänen ihrer Eltern im Wege stand, den Hiromi hätte sie auch zur Seite haben können, wenn sie einen Job als Putzfrau angenommen hätte. Hiromi war doch ihre Freundin.

Sie selbst hatte sich gefügt, immer gefügt, dem, was ihre Eltern sagten, verlangten, wünschten. Sie wollte ihnen doch eine gute Tochter sein. Sie wollte ihnen ein braves Kind sein, sie unterstützen, ihnen das geben, was sie wollten.

Jetzt hatte sie ein einziges Mal gefehlt. Nur einmal! Ein einziges Mal! Und was waren die Konsequenzen? Das hier!

Plötzlich überkam sie ein solcher Hass, ein Hass gegen ihre Eltern, der sie so schockte, dass sie am liebsten geschrieen hätte.

Sie war doch immer brav und gut und gehorsam gewesen!

Sie hatte doch immer das getan, was sie gewollt hatten.

Sie hatte doch nie eigene Wünsche gehabt, um ihre Eltern nicht zu enttäuschen.

Sie hatte immer zurückgesteckt, gewartet, hatte ausgeharrt und wenn ihre Eltern nicht gewünscht hatten, was sie wollte, so hatte sie eingeschränkt.
 

Und was war der Dank? Dieser Hass, diese Verachtung, die sie ihr entgegenbrachten, nur weil sie ein einziges Mal gehandelt hatte, wie sie selbst wollte? Wegen einem einzigen Mal? Sie schnaubte.

Ihre Tränen waren versiegt. In ihr war keine Trauer mehr, zumindest nicht so groß wie vorher. Es war nur noch ein Schatten. In ihr war auch kaum mehr Schmerz. Nur noch dieses dumpfe Pochen der Pein um den Verlust jener Eltern, die ihr das gegeben hatten, was sie sich selbst gewünscht hatte.

War das nicht verrückt? Sie hatte ihre Eltern verloren und sie fühlte kaum mehr als...Freude darum? Als Freude darum, jetzt frei zu sein und das tun und vor allem wünschen zu dürfen, was sie selbst wollte? Ihre eigenen Pläne zu schaffen, ihre eigenen Träume zu haben?

Als nur Abscheu gegenüber jenen Leuten zu spüren, die sie so eingeengt hatten, ihr die eigenen Wünsche aufgedrängt zu haben und die sie fallen gelassen hatten wie eine heiße Kartoffel, nachdem sie nicht mehr perfekt war?
 

War das nicht...falsch, unnormal, abartig? Sollte sie ihre Eltern nicht lieben? Doch, das sollte sie und sie tat es, aber... da war trotzdem der Hass, der Abscheu. Sie schluckte wieder. Wie verabscheuenswürdig war sie eigentlich selbst? Dass sie ihre eigenen Eltern verabscheute...?

Ihre Gefühle schlugen um, richteten sich gegen sie selbst. Ihre Eltern waren doch ihre Eltern, oder? Ganz egal, was sie taten. Ja, das waren sie. Ganz egal, was geschehen war. Sie liebte sie immer noch. Sie durfte sie doch nicht hassen.

Jetzt verabscheute sie sich selbst.

//Nein. Nein, so kann das nicht weitergehen.// Wenn sie sich selbst hasste...wie konnte sie ihrem geliebten Kind eine gute Mutter sein? Sie lehnte die Stirn gegen das kühle Glas und atmete tief ein. Sie musste sich beruhigen. Ihre Gedanken, Gefühle sammeln und sich klar werden, was da war.
 

Sonst konnte sie nicht weitermachen. Aber weitermachen, das musste sie. Sie durfte nicht einfach stehen blieben. Dann würde sie nur allen zur Last fallen, der Welt, ihren Freunden, ganz besonders Kai. Und das wollte sie auf keinen Fall.

Sie hatte schon immer Leute verachtet, die im Selbstmitleid ertranken. Leute, die sich ihrem Schicksal ergaben und nichts taten um ihre Situation zu verbessern. Nein, sie wollte auf keinen Fall sich selbst bemitleiden. So wollte sie nicht enden.

Das Glas des Fensters wurde wärmer unter ihrer Stirn und sie legte die Hände flach neben ihren Kopf. Es war seltsam. Es gab ihr Halt, aber sie wusste, dass sie sich nicht daran festhalten konnte. Wenn der Boden unter ihren Füßen wegbrach, würde sie abstürzen. Der Boden, das waren zur Zeit Kai und ihre Liebe für das Kind, ihr Wille, es zu bekommen und großzuziehen, eine gute Mutter für es zu sein.

Das Glas...das war sie selbst. Sie konnte sich nicht auf sich verlassen, wenn das so weiterging. Darum musste sie das ändern. Stark werden...
 

Sie lächelte bitter. Das sagte sich so leicht. Aber es war nicht so. Trotzdem...den Beginn schaffte sie, wenn sie wusste, wie ihre Gefühle lagen.

Konnte man einen Menschen hassen und ihn gleichzeitig lieben?

Musste man sich verachten, wenn man die eigenen Eltern hasste?

Durfte man jemanden so einschränken, dass man ihm alles nahm und ihn auf einen Weg lenkte, den er nicht wollte?

Und durfte man...durfte man sich selbst einschränken, keine Träume haben, nur um denen anderer zu folgen, weil man so gut und brav war?

Durfte man Perfektionismus vortäuschen, damit andere nicht enttäuscht waren?

Lag die Schuld nicht auch bei ihr selbst?

Weil sie eingeschränkt, zurückgesteckt, Folge geleistet hatte und eine brave, perfekte Tochter gewesen war?
 

Was auch immer richtig war...jetzt war alles anders. Ihre Eltern würden ihr nicht mehr sagen, was sie tun sollte. Sie würde nie wieder perfekt sein. Und sie würde sich nicht mehr die Träume der anderen als ihre eigenen Wünsche vorschreiben lassen. Sie würde ihren Weg suchen.

Und da war es doch okay, die Eltern zu hassen und zu lieben, zu trauern um ihren Verlust und zu träumen?
 

~~~~~~~
 

Im nächsten Chap passiert etwas mehr. Versporchen. Und Kai wird auch aufwachen. *drop*
 

Bye

Silberwölfin

Nicht lächeln, Mao!

Titel: Sacrificed Sacrament - Sacrilegious Nights

Teil: 8/? (schätze mal, das wird sehr lang)

Autor: Lady Silverwolf

Fanfiction: Beyblade

Rating: PG-14

Warning: OOC, Shounen-Ai

Kommentar: Ich wollt mich auch mal mit ernsteren Themen befassen und als ich dann diese Idee bekommen habe...

Pairing: Rei x Mao, Yuriy x Kai und noch ein paar mehr, schaut auf die Liste

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

"..." reden

//...// denken
 

~~~~~~~
 

So und schon(?) hab ich das nächste Kapitel. Das nächste kommt wahrscheinlich später, hab mich ja auch noch um ein paar andere FFs zu kümmern.
 

Mensch, wisst ihr, wie schwer es ist, Kai in dieser Situation agieren zu lassen? Einerseits will ich ihn nicht OOC machen, andererseits ist er nicht gerade der fürsorgliche Typ. Ich hoffe, ich schaffe es, ihn einigermaßen auf der richtigen Spur zu halten. -.-

Zum Titel möchte ich noch was sagen. Er mag zwar nicht besonders nett klingen, aber wenn ihr das Kapitel gelesen habt, wisst ihr, was ich damit meine.
 

**
 

@ YinYang_Zhao: Ach so meinst du das. Ich halte Maos Familie nicht wirklich für perfekt. Sie sind ein wenig besessen von manchen Dingen. Ich werd da noch mehr drauf eingehen in der Fic.

Ich versuche wenigstens, es rüberzubringen. Scheint zu klappen. ^^

Ja, sah sicher süß aus. >.> Aber das ist für Mao nicht wirklich relevant. Vor allem im Moment nicht.
 

@ Vogelgrippen-Entchen: O.o Warum verändert ihr eigentlich alle eure Namen? Du bist schon die dritte, die mir diese Woche auffällt. Da blickt man ja irgendwann gar nicht mehr durch. @.@

Mathe lief schlecht. Aber da war ich nicht die einzige... Sogar unsere G8er hatten Probleme.

Ich hab mir bei diesem Chap echt Mühe gegeben. Es war das erste Mal, dass ich ein Kapitel nur über Emotionen und so was geschrieben habe. Ich schätze mal, ich hab im Laufe der Zeit ein wenig Übung bekommen.
 

@ LindenRathan: Mir tut sie auch Leid. Aber sie ist 'n starkes Mädchen, die schafft das schon.

Klar trifft sie Rei wieder. Sonst hätte das Pairing wenig Sinn.
 

@ Kiana: Ja, man sieht's noch nicht, aber ich hab drüber nachgedacht. Muss die das nicht angeben, wenn sie sich vorstellt? Oo Also, ich weiß nicht ob die FF so lange geht, dass wir das Baby im Kindergarten erleben.

Ich habe mir Mühe gegeben wegen dem Konflikt. Als ich die FF begonnen habe, dachte ich nicht, dass das so schwer wird! Da hat sich dieser Konflikt noch gar nicht abgezeichnet... Ich sollte besser planen. -.-°

Natürlich merkt der das. Ganz dumm ist er auch wieder nicht. Ich hoffe mal, so wie ich das Chap geschrieben hab, gefällt es dir. Ich glaube, bei diesem Thema muss man bedenken, dass Kai genau dasselbe durchgemacht hat. Naja, vielleicht nicht genau dasselbe, aber etwas sehr ähnliches.

Ich werd diesen Zwiespalt erst mal ein wenig auf sich beruhen lassen. So schnell ändern sich Gefühle nicht, aber wenn ich es noch mal aufgreif, wiederhole ich mich. Und das wollen wir vermeiden, ne?

Ich finde nicht, dass für Mao eine Abtreibung zur Debatte steht. Für andere Mädchen in ihrer Sitation vielleicht, aber Mao ist ein sehr... naja... mütterlicher, liebevoller Charakter.

Klar drückt Rei sich. Außerdem ist sie ja gar nicht da. Aber im Moment weiß ich wirklich nicht, was der macht. *drop*
 

@ Sonnenblume18: Danke für den Kommi. ^^ Ich mag das Pairing auch. Kennst du da noch mehr (gute) FFs, die dieses Pairing haben? Das ist so selten!

Naja, in diesem Chap ging es nur um Gefühle. >.> Klar, dass es sehr emotional ist.

OO Würdest du mir zutrauen, ein Pairing aus Balkov und Kai zu machen? O.o Höchstens ein Rape, aber da bin ich in letzter Zeit sehr distanziert gegenüber. Ich hoffe, du traust mir so ein Pairing nicht zu?

Ist ein schweres Thema. Als ich angefangen hab, dachte ich noch nicht, dass es soooo umfangreich wird. Ich will ja nicht ganz ahnungslos sein.

Tja, keine Ahnung, wann die sich treffen. Es wird wohl noch einige Zeit vergehen, weil ich noch ein paar Sachen reinbringen will. Kommt drauf an, wie schnell das dann über die Bühne geht.

Salima ist zur Zeit in Osaka. Aber bis er es ihr sagt, wird gar nicht mehr so viel Zeit vergehen. Rei ist ein zu ehrlicher Mensch, um so was lange zu verbergen.

Die Sache mit Yuriy hat noch lange auf sich zu warten. Also, nur Geduld!

Tja, was tut Mao...? Mal sehen. Erst mal ist sie völlig durch den Wind und dann...

Die Kai-Mao-Beziehung beruht wohl darauf, dass ich beide Charas wirklich mag. In BB haben sie ja nicht wirklich viel miteinander zu tun, oder? Jedenfalls mag ich es, wenn sie so nah zueinander stehen, obwohl sie nicht verliebt sind. Aber lieben tun sie sich schon. (Nicht falsch verstehen!)
 

@ Marlene: ^////^ Du bringst mich dazu, knallrot anzulaufen und mich in eine Ecke zu verziehen, weil ich nicht wirklich weiß, was ich darauf sagen soll. Naja, wegen dem Aufbau bemühe ich mich, es so realistisch wie möglich zu machen. Ich tapp da schon noch irgendwo in die Fall. >.>

Wie ich schon mal gesagt hab, ich kenne BB nicht wirklich. Ist schwer für mich, die IC zu halten.

Die Thematik hab ich geklaut. Zumindest teilweise. *drop* Ich hab 'ne andere FF über das Thema ungewollte Schwangerschaft und Rauswurf zu Hause gelesen und das hat mich inspiriert. Aber jetzt hab ich da einige Sachen drin, die entspringen alle ganz allein meinem Mist. Bin auch gespannt, wie sich das noch entwickelt.

Ich finde, für Mao steht Abtreibung nicht wirklich zum Thema. Das ist völlig gegen ihren Charakter. Und allein erziehende Mütter sind, glaube ich, nicht wirklich selten. Auch wenn es sich hier ein wenig anders verhält.

Ich hatte da meine Proleme mit, weil das wirklich eine sehr christlich Ansicht ist. Und Mao ist ja eigentlich Buddhistin, oder? Aber ich glaube, das ist auch konservativ und in China/Japan hat man auch viele westliche Werte übernommen nach dem 2. Weltkrieg.

Klar wird es nicht leicht werden, aber ich glaube, Mao ist ein sehr starkes Mädchen. Und sie hat ja auch Leute, die ihr zur Seite stehen, auch wenn sie es noch nicht weiß. Im Moment ist es ja nur Kai.

Mit Kai in dieser FF hab ich meine Probleme. -.- Ich bereu's schon fast, ihn genommen zu haben, weil er wirklich ein schwerer Chara ist, vor allem in einer solchen Situation. Ich hoffe, ich schaff's, ihn nicht allzu OOC wirken zu lassen. Welche Situationen waren es, die dich so erstaunt haben?

Auf Kai und Yuriy werd ich erst viel später eingehen und auch nicht so stark. Mein Hauptpairing ist und bleibt ReiMao.

Im letzten Chap hab ich mir seehr viel Mühe gegeben. Das war auch wichtig.

Ich glaube nicht, dass Mao der Typ ist, schnell etwas zu entscheiden und das im nächsten Augenblick wieder zu kippen. Sie wird ihren Mut also behalten.

Ich mag Mao und Kai als gute Freunde. >.> Auch wenn sie im Grunde gegensätzliche Charas sind. Vielleicht eben deswegen.

Tja, ob's schnell geht, kann ich nicht sagen. Hab mich immerhin noch um 4/5 andere FFs zu kümmern.
 

@ Sesshi-Chan: Der Anfang war etwas zur Auflockerung. Zumindest dann nach dem Traum. Immerhin ist das Chap sehr ernst.

Mao ist ein starker Charakter und Abtreibung steht für sie nicht wirklich zur Debatte. Also muss sie diesen Weg einschlagen und wenn sie keinen Mut findet, hat das alles keinen Sinn.

War zu lang, ja? Ja, vielleicht, aber ich wollt darauf eingehen, um dass dann auf sich beruhen zu lassen, um es irgendwann sehr viel später neu aufzugreifen.

Über negative Kritik bin ich dankbar! Sonst kann ich mich nicht verbessern. Und du hast ja irgendwie auch recht.

Außerdem wäre das Chap sonst zu kurz geworden - okay, das ist nicht wirklich ein Argument, aber ich wollte Kai eigentlich schon aufwachen lassen. *schulterzuck* Dann eben erst in diesem Kappi.

Bei Feuermond ist auch ein neues Chap on! (Das hab ich dir schon gesagt, oder? oO) Hast du überhaupt noch Interesse daran? Irgendwie gehen mir da in letzter Zeit die Leser ab.
 

**
 

Wenn das so weitergeht sind meine Kommi-Beantwortungen(gibt's das Wort überhaupt? oO) länger als das Kappi. Schätze mal ich muss auf ENS umsteigen.
 

~~~~~~~
 

Nicht lächeln, Mao!
 

Inzwischen war die Fensterscheibe auch unter Maos Fingern warm. Keine kühle Ruhe mehr, nur noch Wärme. Trotzdem blieb sie so stehen, Hände und Stirn an das Fenster gepresst. Es hielt sie davon ab, an etwas zu denken. Sie schreckte erst auf, als sie hinter sich ein Geräusch hörte.

Im Spiegelbild auf dem Fenster erkannte sie Kai im Türrahmen seines Schlafzimmers stehen, die Hand immer noch an der Klinke. Er sah übernächtigt aus, obwohl er in dieser Nacht wahrscheinlich mehr geschlafen hatte als normal. Seine Kleidung war zerknittert, weil er darin geschlafen hatte, und sein Haar hing ihm wirr in die Stirn.

Sie drehte sich um und lächelte ihn an. "Guten Morgen!"

Kai knurrte nur etwas, was sie nicht verstand und tapste durch den Flur ins Badezimmer. "Mach mal Kaffee." Seine Stimme klang dumpf durch die Wände.

Sie blickte ihm einen Moment nach. War für ihn den alles gleich? War es ihm egal, dass sie...? Nein, so durfte sie nicht denken. Kai nahm Anteil an ihrem Schicksal, sonst wäre sie jetzt nicht in seiner Wohnung, sondern irgendwo anders. Aber er war nie der gewesen, der das auch deutlich gezeigt hatte.
 

Sie ging in die kleine Küche hinüber und machte sich daran, ihre Aufgabe zu erfüllen. Als Kai im Türrahmen erschien, holte sie gerade zwei Tassen aus dem Schrank. "Hast du Milch?", wollte sie wissen und lächelte wieder.

"Kühlschrank.", knurrte Kai und nahm eine Tasse von ihr entgegen. Der aromatische Duft des dunklen Getränks hatten sich bereits in der gesamten Küche verbreitet und Kai schloss die Augen um ihn zu genießen. Sie wandte sich von ihm ab um die Milch zu holen. Die Packung war schwer, anscheinend noch fast voll. Dann stutzte sie. "Kai. Die Milch ist sauer."

Er sah nur kurz auf und wirkte nicht so, als würde ihn das sonderlich stören. "Echt? Kann schon sein..."

"Du bist manchmal echt schlampig."

"Wenn du einmal eine eigene Wohnung hast, wird dir das auch passieren."

"Jaja. Das sehen wir dann." Sie grinste. Die Kabbelei fühlte sich ganz normal an. Sie taten das oft, einfach so, ein Gespräch, das man in einem anderen Ton als ,Streit' bezeichnen würde. Aber jetzt war doch nicht mehr alles normal, oder? Ihr Lächeln verlosch und sie drehte sich um, damit Kai es nicht sehen konnte.
 

Um etwas zu tun, schüttete sie die saure Milch in den Abguss und wusch hinterher die Spüle aus. Hinter sich hörte sie, wie Kai die Tasse auf den Tisch stellte und dann, wie er diverse Schränke öffnete. "Setz dich, ich mach dir Tee."

"Das kann ich doch machen. Kein Problem. Ich will nicht, dass du..."

"Setz dich!" Sie verstummte und ließ sich brav auf die Bank sinken, nicht ohne ihm dankend zuzulächeln. Kai blickte sie kurz stumm an und wandte sich dann wieder zu dem Schrank, um eine Dose daraus hervorzuangeln. Sie sah ihm zu, wie er in der kleinen Küche herumhantierte, wie es ihre Mutter auch immer tat.

Jeden Tag war ihre Mutter die, die als erstes auf war. Mui deckte den Tisch, machte Kaffee und Tee, richtete für ihre beiden Kinder die Vesperbox für die Schule, war jeden Morgen einfach da und sah zu, wie ihr die Mitglieder ihrer geliebten Familie nacheinander aus dem Haus gingen, erst Wang, dann Mao, dann Chen.

Mao schluckte. Ob das heute anders war? Nicht mehr alle würden das Haus verlassen, denn sie war nicht dort. Und ob sie jetzt noch ,geliebt' sagen, denken konnte? Mui hatte ihr den Hass ins Gesicht gebrüllt, war da noch etwas übrig von der ursprünglichen Liebe zu ihrer Tochter? Wieder fühlte sie, wie der Hass in ihr hochstieg. War sie da nicht drüber weg? Hatte sie nicht damit abgeschlossen?
 

//So schnell geht das nicht, Mao, du dummes Kind.//, schalt sie sich selbst. Und so schnell konnte sie auch nicht akzeptieren, dass sie sie hassen durfte. Oder? Durfte sie doch?

Eine federleichte Berührung am Haar ließ sie aufblicken, aber Kai war schon wieder an der Schneidefläche neben der Spüle, um das Wasser durch das Teesieb zu gießen. "Du solltest dich nicht hassen, weil du sie nicht mehr nur lieben kannst." Er sagte nichts mehr dazu, schwieg einfach und auch sie blieb stumm.

Er verstand sie, wurde ihr plötzlich klar, mehr als jeder andere. Hatte er nicht dasselbe durchgemacht? Hatte sein Großvater ihn nicht auch vor die Tür gesetzt, ohne alles, ohne irgendetwas?

"Du...", begann sie und er hob den Kopf um ihr zu zeigen, dass er zuhörte. Seine Hände waren noch immer mit dem Tee beschäftigt. Anscheinend war er noch nicht darüber hinweg, anders als sie geglaubt hatte. Aber er hatte schon mehr eingesehen als sie.
 

"Dein Großvater..." Seine Schultern versteiften sich, aber er sagte nichts, also sprach sie einfach weiter.

"Hasst du ihn auch?"

"Ja." Seine Stimme war heiser.

"Liebst du ihn auch?"

"Ja." Sie konnte ihn kaum hören, so leise und rau war seine Stimme. Betrübt senkte sie den Kopf und schwieg. Darüber musste sie erst einmal nachdenken. Über sich, über ihn, über ihre Eltern und seinen Großvater.

"Hier." Kai stellte eine Tasse vor ihr auf den Tisch und riss sie aus den Gedanken. "Zucker?"

"Nein, danke.", antwortete sie zögernd und griff nach dem Gefäß, während Kai sich wieder auf den Stuhl plumpsen ließ. Seine langen Finger spielten beinahe nervös um seine eigene Tasse. "Weißt du, auch wenn du es im Moment glauben magst...du und ich, wir sind nicht die einzigen, die für ihre Eltern...Familie so fühlen."

Er schwieg und suchte nach den richtigen Worten. Damit war er nie besonders gut gewesen. Langsam nippte er an seiner Tasse. "Ich...hab viele getroffen, die auch..." Er verstummte, aber sie verstand ihn auch so.
 

"Ja.", sagte sie einfach. Es war dumm zu glauben, sie sei die einzige, die dieses Schicksal getroffen hatte. Da draußen waren noch mehr, deren Eltern sie angebrüllt hatten und hassten. Aus Gründen, die so klein und nichtig waren wie Homosexualität oder eine ungewollte Schwangerschaft. War das nicht närrisch?

Ihre Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. Ob es da draußen irgendwelche Götter oder höhere Mächte oder sonst etwas gab, die so etwas lustig fanden? Sie trank einen Schluck von ihrem Tee. "Wie viel Uhr ist es eigentlich?", fragte sie dann, nur um die drückende Stille zu durchbrechen, die über dem Raum lag. Warum machte Kai keine Musik an? Sonst war das doch das erste, was er tat.

Er warf einen kurzen Blick auf die Digitaluhr am Ofen. "Kurz nach acht."

"Nach acht?" Sie sprang auf und warf beinahe ihre Tasse um. "Ich verpasse die erste Stunde!" Sie hetzte nach draußen und ließ einen verdutzten Kai zurück, der im Moment gar nicht zu verstehen schien, von was sie sprach.

Dann dämmerte es ihm langsam und er hielt sie auf, gerade als sie zur Tür hinaus wollte. "Mao. Ich an deiner Stelle würde bei der Sekretärin anrufen und dich krank melden. Du willst das jetzt sicher nicht."
 

"Aber..." Sie verstummte und fühlte sich einen Moment sehr verloren. Schule war doch eines der wenigen Dinge, die einfach weiterliefen, egal was geschah. Etwas Konstantes in ihrem vollkommen durcheinandergewirbelten Leben, etwas, woran sie sich festhalten konnte. Sie brauchte das jetzt um Sicherheit zu schaffen.

"Du wirst es nicht schaffen, den ganzen Tag auszuhalten.", belehrte Kai sie und drückte die Tür wieder ins Schloss. "Heute bleibst du hier und bringst das da wieder in Ordnung." Er klopfte an ihren Kopf. "Dann kannst du dir überleben, wie es in Zukunft weitergehen soll."

Sie nickte und zog die Schuhe wieder aus. "Im Gegensatz zu mir kannst du es dir nämlich aussuchen." Bildete sie sich das nur ein oder klang seine Stimme wirklich bitter? Einen Moment fragte sie sich, was er eigentlich für Pläne gehabt hatte, früher, als alle Möglichkeiten noch offen gestanden hatten. So wie bei ihr noch vor zwei Tagen.

Sie blickte kurz seinen Rücken an, den er ihr zugedreht hatte, seine hängenden Schultern und seinen gesenkten Kopf. Er wirkte einen Moment sehr klein und verletzlich. "Danke.", murmelte sie mit einem kleinen Lächeln, zu dem ihr gar nicht zumute war. Kai drehte sich bei ihrem Wort um, blickte sie scharf an und sie zuckte die Schultern. Ihr Lächeln wurde breiter. "Ich weiß nicht, für was. Einfach dafür, dass du da bist und mir hilfst, okay?"
 

"Ist doch klar.", antwortete er automatisch. "Ich mag so erscheinen, als würde mich nur mein eigenes Wohl kümmern, aber das ist nicht wahr. Ich hab nur gelernt in meinem Leben, dass nicht jede Hilfe gewollt oder gut ist." Er schüttelte den Kopf. "Außerdem meinte ich das nicht." Mit einem Schulterzucken ließ er sie stehen und ging in die Küche zurück.

Nach kurzem Zögern folgte sie ihm. "Wo ist das Telefon?", wollte sie wissen und sah sich im Wohnzimmer um. "Du solltest hier wirklich mal aufräumen."

Kai lachte und machte eine Handbewegung, die ,Irgendwo da' bedeuten sollte, aber den gesamten unordentlichen Raum einbezog. "Wir suchen das nachher. Setzt dich und trink deinen Tee aus."

"Aber die mögen das gar nicht, wenn man zu spät anruft."

"Dann sag, du hast nicht früher dran gedacht."

"Außerdem kann ich mich nicht selbst abmelden, ich bin erst siebzehn." Sie schob sich wieder auf die kleine Bank hinter dem Küchentisch.

"Sag, du bist deine Mutter."

"Aber...das kann ich doch nicht!"

"Warum nicht? Am Telefon kling ihr sehr gleich und ich bezweifle, dass sie das für dich tun wird, ganz egal wie nett du darum bittest."

"Aber..."
 

"Ich schätze Mal, du wirst das noch öfter machen müssen. Mao, du bist jetzt auf dich allein gestellt, okay? Deine Mutter wird dir nicht mehr helfen, wenn es um solcherlei Dinge geht. Auch nicht, wenn es um andere Dinge geht. Du wirst die Wahrheit ein wenig verdrehen müssen, wenn du über die Runden kommen willst."

Sie schwieg und starrte auf ihre Hände, sie sich um ihre Tasse krampften. Kai hatte natürlich recht. Ihre Mutter würde eher vom Tokyo Tower springen als in ihrer Schule anzurufen um sie krank zu melden. Ganz egal, was ihr dafür geboten wurde. Sie nickte und lächelte Kai an. "Werd ich wohl tun. Mir bleibt ja gar keine andere Wahl. Ich hoffe, dass..."

"Mao, hör auf zu lächeln, wenn du nicht glücklich bist.", unterbrach Kai sie grob. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt. "Das ist eine Lüge." Er stand so heftig auf, dass sein Stuhl über den Küchenboden schabte, und trat zur Spüle.

Maos Lächeln war verschwunden. Sie zuckte die Schultern. "Es ist besser als zu weinen.", sagte sie leise. "Wenn ich weine, kann ich nicht weitermachen."

"Aber es ist nicht die Wahrheit.", antwortete Kai und seine Stimme klang kühl und bestimmt. Er stellte das Wasser an und spülte seine Tasse aus. "Wenn du dich selbst belügst, wirst du untergehen. Belüg meinetwegen alle Welt, aber dich nicht."
 

"Ich würde dich nicht anlügen.", sagte sie.

"Dann lächle nicht."

"Ich will aber nicht weinen. Ich muss...stark sein. Ich habe jetzt für zwei zu sorgen."

"Dann sei stark, aber ohne eine solche Lüge." Sie schweig und trank ihre Tasse aus. Kai wechselte abrupt das Thema: "Hast du dir eigentlich schon überlegt, was du machen willst?"

"Machen?"

"Arbeiten. Ich hab nicht besonders viel Geld, das heißt, du wirst selbst was verdienen müssen. Im Moment hab ich zwar ein bisschen, wegen der Übersetzung, die ich für Mr. D. gemacht hab, aber das wird nicht ewig reichen. Ich kann niemanden durchfüttern. Und..." Er drehte sich um und sah sie ernst an. "...ich will es auch nicht."

"Ich will auch nicht abhängig sein.", sagte sie. "Von niemandem. Ich weiß nicht. Ich werd mich mal nach kleinen Jobs umsehen. Aber wer nimmt schon eine schwangere Schülerin?"

"Keine Ahnung. Frag mal Ozuma, der hat da viele Verbindungen. Vielleicht kann er dir einen Job besorgen. Aber..."
 

Das Klingeln des Telefons unterbrach ihn. "Wir könnten zuerst das Telefon suchen.", sagte Mao und lachte leise. "Jetzt haben wir wenigstens einen Anhaltspunkt und müssen nicht den gesamten Sumpf deines Wohnzimmers durchwaten."

Nach ein paar Minuten fieberhaften Durchstöberns von Papier, CDs, Müll und anderem Kram, von dem Mao gar nicht wissen wollte, was genau es war, hatte Kai es gefunden. "Hiwatari?", blaffte er in den Hörer.

"WER?" Sie zuckte zusammen, weil er so plötzlich so laut geworden war. Anscheinend niemand, mit dem er gerechnet hatte, aber auch niemand, mit dem er sprechen wollte.

Dann wurde seine Stimme etwas ruhiger, blieb aber immer noch kühl. "Was willst du?" Sie runzelte die Stirn. Wer das wohl war? Kai klang nicht besonders begeistert, von dem Anrufer zu hören.

"Wie kommst du darauf?"

Einen Moment blieb es still. "Wow. Ich wusste gar nicht, dass du denken kannst.", spottete er dann ins Telefon, um dann wieder zu lauschen.

"Warum sollte ich das tun?"

Wieder blieb es still, dann blickte er kurz zu ihr herüber und erklärte: "Ja, sie ist hier."
 

~~~~~~~
 

Ich glaube, Rei kommt etwas kurz in der nächsten Zeit. >.> Aber ich weiß einfach nicht, was ich mit ihm tun soll im Moment. Darum kann sein nächster Auftritt noch auf sich warten lassen. Ich hoffe, ihr verzeiht mir das?

Lasst mir bitte einen Kommi da.

Silberwölfin

Kleiner Bruder

Titel: Sacrificed Sacrament – Sacrilegious Nights

Teil: 9/? (schätze mal, das wird sehr lang)

Autor: Lady Silverwolf

Fanfiction: Beyblade

Rating: PG-14

Warning: OOC, Shounen-Ai

Kommentar: Ich wollt mich auch mal mit ernsteren Themen befassen und als ich dann diese Idee bekommen habe...

Pairing: Rei x Mao, Yuriy x Kai und noch ein paar mehr, schaut auf die Liste

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

“...” reden

//...// denken
 

~~~~~~~
 

Also, eigentlich hätte ich an einer meiner anderen FFs weiterschreiben sollen - und meine Leser da werden mich sicherlich umbringen dafür - aber irgendwie ging's nicht. Dafür kann ich wenigstens hier meinen Hochladerhythmus halten. *freu* ^--------^
 

Okay, zu dem Kapitel muss ich sagen, dass weniger drin ist, als ich wollte, sie sollten eigentlich schon zurückfahren. Aber so ist auch okay, dann mach ich eben zwei Chapter draus. *sowieso keine Kapitelplanung für diese FF hat*

Und Chen ist der Name von Maos Bruder, ja? Nur, falls ihr es vergessen haben solltet.
 

~~~~~~~
 

Kleiner Bruder
 

Also rief jemand wegen ihr an? Wer? Ihre Mutter oder ihr Vater? Machten sie sich doch Sorgen, wollten sie sie doch wieder zurück haben? Hoffnung keimte in ihr auf, obwohl ein Teil von ihr genau wusste, dass sie unsinnig war.

Keiner ihrer Eltern würde bei Kai anrufen. Sie bezweifelte, dass einer von beiden seine Nummer kannte. Außerdem stand der Rotäugige mit keinem von beiden auf gutem Fuß, so dass er sie weder duzen, noch so patzig antworten würde, sondern eher den distanziert, höflichen Ton anschlug, den er nutzte, wenn er mit Leuten sprach, die er nicht ausstehen konnte.
 

„Ich glaube nicht, dass sie mit dir sprechen will.“, unterbrach Kais Stimme ihren Gedankengang, dann kam wieder eine Pause.

„Nein. So sehr du auch bittest, ich werde sie dir sicherlich nicht geben.“ Einen Moment blieb es still.

„Junge, hör zu, wenn du ihr das sagen willst, dann komm vorbei. Am Telefon bringt das nicht besonders viel. Aber das war sicher nicht der Grund, warum du angerufen hast?“ Diesmal war die Pause länger.

„Okay, wir kommen vorbei.“ Kurz war Stille, als der Anrufer etwas sagte.

„Mystel hat ein Auto.“ Wieder Stille.

„Ich werde sie nicht zwingen. Vielleicht kommt sie ja mit. Oder du kommst hierher.“ Pause.

„Sie ist jemand, der jedem vergeben kann. Hast du das noch nicht begriffen?“ Kais Stimme war nun wieder vollkommen ruhig und ohne die Spur der Kälte, mit der das Gespräch begonnen hatte.

„Warum machst du dir dann Sorgen? Bis heute Nachmittag.“ Kai legte auf, obwohl sie sich sicher war, dass der Anrufer noch nicht fertig gewesen war. „Das war dein Bruder.“, sagte er.
 

Einen Moment blieb sie still. Ihr Bruder? Chen? Aber… „Was wollte er denn?“

„Erst hat er mich gefragt, wo du bist, dann wollte er dich sprechen, um sich zu entschuldigen und schließlich hat er noch gefragt, was er mit deinem Kram machen soll.“

„Was? Ent…entschuldigen? Warum will er sich entschuldigen?“

„Hn.“ Kai zuckte die Schultern.

„Und meine Sachen?“

Der Rotäugige nickte. „Deine Mutter wollte dein Zimmer leeren, aber er hat sie überredet, es ihn machen zu lassen. Er hat mich gefragt, wann wir es holen kommen?“

„Ich…weiß nicht.“ Sie fühlte sich vollkommen verwirrt und stotterte herum, bis Kai sie unterbrach. „Ich ruf Mystel an, der kann uns helfen. Soll ich ihm sagen, was Sache ist, oder willst du warten?“

„Warten? Was Sache ist?“ Ihr schien, als sei sie im Moment zu keinem klaren Gedanken fähig. Alles wirbelte kreuz und quer herum, Chen, der Anruf, ihre Eltern, der letzte Tag, ihr Gespräch vorher, Kai, ihre Entdeckung, dass sie schwanger war.
 

„Ob ich ihm sagen darf, dass deine Eltern dich vor die Tür gesetzt haben, weil du schwanger bist?“ Kais Aussage, klar und deutlich und mit seiner dunklen Stimme gesprochen, ließ sie zusammenzucken. Es war, als würde ihr immer wieder von neuem klar, was geschehen war, obwohl sie gedacht hatte, die Situation mit all ihrer Härte schon begriffen zu haben. Aber es war, als sei sie vergesslicher denn je.

Und? Sollte er es ihnen sagen dürfen? Durfte die Welt erfahren, was geschehen war? Sie entschied von einen Moment auf den anderen und nickte. „Ja. Sag es ihnen.“

Kai zog eine Augenbraue hoch. Hatte er etwa geglaubt, sie würde sich anders entscheiden? Irgendwem vorlügen, dass es nicht so war, wie es war? „Ich möchte nicht mehr lügen. Du sagtest, ich soll nicht lügen.“

„Dich sollst du nicht anlügen. Alles andere ist egal.“

„Nein. Ist es nicht. Nicht für mich. Ich habe mich für das Kind und diesen Weg entschieden. Und ich möchte es in aller Öffentlichkeit tun. Kein Versteckspiel mehr, davon habe ich letzten Monat genug gehabt.“

Kai zuckte die Schultern. „Wie du meinst.“ Er griff wieder nach dem Telefon. Mao drehte sich um. Nur eines hatte sie nicht begriffen. Für was wollte Chen sich entschuldigen?
 


 


 

Mystel kam am Nachmittag vorbei. Er trug lässige Jeans und ein Shirt, das seine schlanke Gestalt betonte, und sein langer, blonder Zopf schwang bei jedem Schritt hin und her. Das lange Haar erinnerte sie an jene Nacht im Gethsemane und sie schluckte heftig.

Das unscharfe Bild eines jungen, goldäugigen Mannes erschien vor ihrem inneren Auge, attraktiv, anziehen und umrahmt von schwarzem Haar, lang und zu einem festen Zopf geflochten wie Mystels.

Er grinste sie an und sie lächelte unsicher zurück. Sie kannte ihn zwar recht gut, aber nur über Kai. Viel hatten sie nicht miteinander zu tun gehabt, auch wenn er ihr sympathisch war.
 

„Hey. Kai hat mir erzählt, was passiert ist.“ Er zuckte die Schultern und wirkte verlegen, als ob er nicht wüsste, was er noch sagen sollte. „Eltern sind nicht immer das Wahre, oder?“

Sie lachte unsicher und blickte traurig zur Seite. „Nein.“ Er gehörte sicher auch zu jenen, von denen Kai am Morgen gesprochen hatte. Zu jenen, denen dasselbe widerfahren war.

Kai kam aus der Küche und schaltete die Musikanlage aus. „Was steht ihr da wie bestellt und nicht abgeholt? Chen hat gesagt, seine Eltern kommen um vier wieder, also setzt eure Ärsche in Bewegung.“

Der verlegene Ausdruck verschwand aus Mystels Gesicht und Mao fühlte den unbändigen Drang zu lachen. Nachvollziehbar war dies sicher nicht, aber in den letzten dreißig Stunden waren so viele Dinge geschehen, die so unglaublich waren und jetzt kam auch noch Kai und sprach mit ihr so flapsig wie es sonst eigentlich nur Takao tat. War das Absicht oder einfach nur Zufall?
 

Mystel lachte und setzte sich in Bewegung. „Ich wollte eigentlich noch Ozuma mitbringen, zum Tragen helfen, aber der konnte sich nicht loseisen. Sein Chef…“

Kai nickte und brummte. Anscheinend wusste er über Ozumas Chef bescheid. Mao dackelte stumm hinter ihnen her. Sie hatte sich entschieden, die beiden zu begleiten um ihren Besitz zu holen. Zum einen wollte sie mit Chen sprechen, zum anderen wollte sie abschied nehmen. Sie wusste, es würde lange dauern, ehe sie die kleine Wohnung, in der sie aufgewachsen war, wieder betreten würde.

Ihre Eltern würden nicht da sein. Sie wusste nicht, ob sie froh oder traurig deswegen sein sollte. Einerseits wollte sie sich bei ihnen entschuldigen, sich mit ihnen aussöhnen, andererseits wusste sie, dass daraus nichts werden konnte. Ihre Eltern würden nicht akzeptieren, was geschehen war und auch Maos Entscheidung würden sie nicht anerkennen oder verstehen können.

Sie wusste, dass es schwer werden würde für sie, aber sie wusste auch, dass sie es machen musste. Jetzt, noch einmal zurückgehen. ‚Auf Wiedersehen’ sagen. Wenn sie es verschob, würde es nur noch schwerer werden und ein neues Leben konnte sie auch nur anfangen können, wenn sie mit ihrem alten abgeschlossen hatte.
 

„Er kommt heute Abend vorbei.“, fuhr Mystel fort. Von wem sprach er? Ach, Ozuma…

„Warum?“ Verdutzt blickte der Rotäugige auf.

„Wir helfen euch beim Aufräumen, natürlich. Sonst hättet ihr wahrlich viel zu tun. Außerdem hast du gesagt, Mao bräuchte einen Job. Jedenfalls ging es nicht und meine Chefin hat auch total Stress gemacht.“

„Hä? Ich dachte, du arbeitest im Gethsemane?“, warf Mao von hinten ein.

„Nur abends, dreimal die Woche. Eigentlich kellnere ich.“

„Ich dachte, du schaust dich nach einem Ausbildungsplatz um.“ Kai wirkte verwirrt.

Mystel seufzte. „Das auch. Aber…“ Er machte eine Handbewegung, die alles bedeuten konnte. Mao verstand ihn trotzdem. Die Arbeitsmarktlage war schlecht und soweit sie wusste war Mystel mit seinem Abschluss aber auch nicht besser dran als Kai. Warum das so war, wusste sie nicht, der Blonde erschien ihr nicht gerade wie ein Dummkopf.

„Und für was?“, fragte sie.

Mystel drückte die Tür auf und zuckte die Schultern. „Irgendwas im Gastronomiegewerbe. Ist das einzige, wozu ich begabt bin.“

„Ach Quatsch.“, warf Kai dazwischen.

„Ach, ja, Kai-chan?“, neckte der Blonde, grinste breit und angelte nach seinem Schlüssel. „Und was würdest du mir noch raten?“
 

Mao wunderte sich, dass Kai sich diese Anrede gefallen ließ. Aber sie wusste, dass die Freundschaft zwischen den beiden etwas besonderes war. Kai hatte ihr mal erzählt, dass Mystel seine erste, richtige Liebe gewesen war. Sie waren auch mal zusammengewesen, hatte er gesagt, aber nur für zwei Wochen.

Der Angesprochene knurrte nur und zog Mao am Ärmel neben sich. „Du sitzt vorn.“

„Ich weiß den Weg nicht.“, erklärte Mystel und schloss die Autotüren einzeln auf. Der Wagen war ein alter, beinahe schrottreifer Hyundai, knallrot, aber mit mehr als einem tiefen Kratzer im Lack.

„Was ist denn da passiert?“, wollte sie neugierig wissen und öffnete die Tür, nachdem sie ausgiebig einen der Kratzer begutachtet hatte.

„In unserer Nachbarschaft gibt es irgendwem, dem das Spaß macht.“ Mystel zuckte die Schultern. „Was soll’s? Die Karre ist sowieso reif für den Schrottplatz. Aber ich hab im Moment kein Geld für was anderes.“ Er sah dabei tief betrübt aus.
 

Nicht zum ersten Mal fiel Mao auf, wie verschieden Mystel und Kai waren. Der eine, der so unnahbar wie möglich zu wirken suchte, der andere, dem man jede Emotion deutlich ansah. Aber Mao wusste trotzdem, dass beides im Grunde nur Masken waren, Gesichter, die sie sich zugelegt hatten um sich zu schützen. So gut kannte sie den Blonden, um dies zu sagen.

Inzwischen hatte Mystel den Hyundai angelassen und sich in den ungewöhnlich dichten Verkehr eingefädelt. Der Weg zwischen Kais Zimmern und der Wohnung der Mings war kurz, so dass sie schon nach zehn Minuten ihr Ziel erreichten. Sie hatten Glück und erwischten einen Parkplatz direkt vor der Haustür.

Chen erwartete sie bereits. Er stand vor der Tür, spielte mit dem Saum seines weiten T-Shirts, das um seine schmale Brust schlabberte, und wirkte klein und verlassen. Es war Mao, als sei sie auf einer Weltreise gewesen, jahrelang weg von Zuhause und ohne irgendeine Verbindung zu ihrer Familie. Dabei war es doch kaum ein Tag und ihre Familie wollte sie nicht sehen, wollte sie nicht einmal mehr kennen.
 

Sie sprang aus dem Wagen, noch ehe er ganz zum Halten gekommen war und stürmte ihrem Bruder entgegen. Chen ließ ihre Umarmung willig über sich ergehen, ganz anders als sonst. Noch vor zwei Tagen hatte er sich heftig gegen dieselbe Geste gewährt. Jetzt schlang er sogar die Arme um sie und drückte das Gesicht an ihre Schulter. „Mao, bist du nicht böse?“

Verdutzt löste sie sich von ihm und sah ihn an. „Böse?“

Er sah sie an. „Weißt du, es tut mir Leid, okay? Entschuldigung. Ich hätte…“

„He, jetzt sag mir erst mal…“

„Tut mir Leid, Mao. Tut mir wirklich Leid, dass ich das getan hab. Ich hab alles falsch gemacht, nicht wahr? Tut mir Leid.“

Sie legte ihm die Hände auf die Schultern und brachte ihn damit zum Verstummen. „Von was redest du? Was hast du getan?“

Verlegen blickte Chen auf den Boden. Der Blick aus seinen goldenen Augen huschten hierhin und dorthin, aber nicht zu ihrem Gesicht. „Nichts. Das ist es ja. Ich hätte etwas tun sollen, als Mama und Papa…“
 

Er verstummte hilflos. Nach einer kurzen Zeit der Stille machte er einen erneuten Versuch. Diesmal blickte er sie direkt an. „Also, gestern, als du in die Küche gekommen bist und Mama gesagt hast, dass du… Jedenfalls, als sie so angefangen hat zu schreien und als Papa noch dazu kam… Ich stand einfach daneben. Ich habe nichts getan um dir zu helfen. Das war doch nicht gerecht! Sie hätten das alles nicht sagen dürfen und ich hätte etwas tun sollen und…“

Mao legte ihm den Finger auf die Lippen. „Schsch.“ Ein leises Lächeln schlich auf ihr Gesicht. „Alles okay. Ich bin dir nicht böse. Ich glaube,… ich hätte auch nichts getan, wenn du in dieser Situation gewesen wärst. Okay? Und jetzt, sei bitte wieder der freche, nervige kleine Bruder, den ich kenne.“

Er lachte, grinste dann und meinte: „Ich werde niemals in diese Situation kommen, Mao. Ich bin nämlich ein Mann.“

Sie starrte ihn an. Er hatte ihren Wunsch prompt erfüllt. Einmal, zweimal blinzelte sie, dann begriff sie. Seine Art, ihr zu sagen, dass er für sie da war. Sie fühlte sich gut in diesem Moment, wie eine leichte, freie Feder, die am Himmel schwebte.
 

„Du bist kein Mann, Chen. Du bist ein kleiner, kindischer Junge.“

„Glaubst du. Du weißt ja auch nicht, was ein richtiger Mann ist, oder? Du warst…“ Er verstummte abrupt und zuckte dann mit den Schultern. „Mama wollte dein Zimmer leer räumen. Ich… ich wollte dir zumindest so helfen, indem ich es dir gebe und nicht zulasse, dass sie alles wegwirft. Ich…tut mir Leid.“

„Schon…okay.“ Sie blinzelte die Tränen weg und blickte auf den Boden. Mochte sein, dass sie sich für einen Augenblick wieder gut und leicht gefühlt hatte, ohne Sorgen. Aber so was hielt nur für einen Moment, begriff sie.

Jemand legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie blickte auf und starrte in rote, besorgt blickende Augen. Kai zog eine Augenbraue hoch, als wollte er fragen: „Alles okay?“

Sie nickte. „Nachher. Lass uns…hoch gehen.“
 

~~~~~~~
 

Nun, ich versuche, weiter so hochzuladen. SaSa hat die besten Chancen dafür, weil ich Kapitel so kurz sind. ^^''''
 

Silberwölfin

Abschied

Titel: Sacrificed Sacrament – Sacrilegious Nights

Teil: 10/? (schätze mal, das wird sehr lang)

Autor: Lady Silverwolf

Fanfiction: Beyblade

Rating: PG-14

Warning: OOC, Shounen-Ai

Kommentar: Ich wollt mich auch mal mit ernsteren Themen befassen und als ich dann diese Idee bekommen habe...

Pairing: Rei x Mao, Yuriy x Kai und noch ein paar mehr, schaut auf die Liste

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

“...” reden

//...// denken
 

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Irgendwie kommt's mir so vor, als hätte ich erst gestern das 9. Kapitel hierzu geladen. Dafür bin ich mit meinen anderen FFs ganz schön im Rückstand. Aber irgendwie hab ich zur Zeit überhaupt keinen Bock auf die. -.-
 

Schön, wie auch immer, das Kapitel hier ist länger als die letzten beiden und irgendwie ist es...seltsam? Hmmm... Es gefällt mir, aber andererseits hab ich das Gefühl, dass etwas fehlt, aber ich weiß nicht was. Mein Problem.
 

Viel Spaß. ^^
 

~~~~~~~
 

Abschied
 

Die Vertrautheit, die sie umfing, als sie die Wohnung betrat, machte sie krank. Es war alles noch so, wie sie es in Erinnerung hatte. Nichts hatte sich verändert. Und doch so vieles. Immerhin lebte sie nicht mehr hier, oder?

Rechts von der Tür stand das kleine, hölzerne Gestell, auf dem sorgfältig in Reih und Glied die Schuhe standen. Darüber hingen die Jacken und Mäntel. Mao fiel sofort auf, dass ihre dünne Sommerjacke und der dickere Blazer, die Mui für den Herbst herausgeholt hatte, fehlten. Auch ihre Schuhe und die Stiefel, die sie vor einigen Wochen bekommen hatte, waren verschwunden.

Wortlos wandte sie sich ab, streifte die Schuhe von den Füßen und betrat die eigentliche Wohnung. Ihr Blick streifte über die kleine, im Flur stehende Kommode, auf der das Telefon stand, daneben eine kleine Vase. Der Spiegel, der darüber hing, verdoppelte das Bild, das gegenüber an der Wand befestigt war.

Durch die offene Tür am unteren Ende des Flurs konnte sie in die Küche sehen, den vertrauten Esstisch, den Kühlschrank und den Herd, die vertraute Anrichtung der Küchenmöbel. Die Tür zum Wohnzimmer war verschlossen, aber sie konnte das leise, gedämpfte Geräusche vom laufenden Fernseher hören.
 

Rechts der Küchentür befand sich die zweite Wohnzimmertür, gegenüber die Tür in das Schlafzimmer ihrer Eltern. Sie war verschlossen. Auf der anderen Hälfte des Flurs hingen weitere Jacken, die Tür am Ende des Flurs führte ins Bad, die beiden anderen in Maos und Chens Zimmer.

Die kleine Chinesin seufzte und schlurfte langsam den Flur entlang zur Küche. Es roch sogar wie immer, nach chinesischem Essen, Räucherstäbchen und dem feinen Parfüm ihrer Mutter. Sie blinzelte. Jetzt durfte sie es sich nicht erlauben, dass ihr die Tränen kamen.

Die Blumen in der Vase waren vertrocknet, auch wenn Mui sonst immer so sorgfältig darauf achtete. Auf dem Herd stand ein benutzter Wok, der Tisch war noch vom Mittagessen gedeckt. Es waren drei Schüsseln, drei Paar Stäbchen, drei Gläser. Als Mao näher trat, erkannte sie verdrecktes Geschirr in der Spülmaschine.

Sie blieb stehen, berührte vorsichtig eine der Blüten mit dem Finger. Das Blatt fiel beinahe sofort hinunter. Es war also nicht alles, wie sonst. Wenn es so gewesen wäre… wäre alles sauber und aufgeräumt und die Blüten hier wären nicht vertrocknet, sondern frisch geschnitten. Ihre Mutter war eine reinliche Frau.
 

Sie wandte die Augen von den Blumen ab und sah in den Spiegel. Das Gesicht, das ihr dort entgegenblickte, war nicht ihres. Zumindest hatte sie das Gefühl, es sei nicht ihres. Ihre Lippe war geschwollen, auf ihrer Wange prangte ein bläulichschwarzer Fleck. Das Haar hatte sie, bevor sie Kais Wohnung verlassen hatte, zu einem Pferdeschwanz gebunden, doch dieser wirkte jetzt nachlässig und einige Strähnen hatten sich daraus gelöst. Auch sah ihr Haar nicht mehr glänzend und gepflegt aus, sondern war strähnig und fransig.

Aber es war nicht ihr plötzlich schlampiges Aussehen, das sie so erschreckte, sondern eher der Ausdruck in ihren Augen. Früher hatten sie oft diesen naiv-arglosen, gutgläubigen Ausdruck gehabt, den sie gehasst hatte. Sie hatte so fragend und ahnungslos in die Welt gekuckt wie ein kleines Kind und es hatte sie nicht gewundert, dass niemand sie wirklich ernst genommen hatte.

Immer hatte sie sich gewünscht, sie könnte diesen Blick verlieren und dafür etwas ernsthafter oder skeptischer schauen. Erwachsener oder so, dass man sie ernst nehmen würde. Selbst Hiromis Blick war anders. Von Kais Eisblicken ganz zu schweigen. Selbst Mysels freundliche blaue Augen waren anders.
 

Sie hatte geglaubt, ihre Entscheidung würde sie verändern mit der Zeit. Aber das stimmte nicht. Sie war schon verändert. Sie war nicht mehr dieselbe wie noch vor zwei Tagen, nicht ihre Entscheidung veränderte sie, sondern ihre Erlebnisse. Denn jetzt hatte ihre Augen diesen naiven Ausdruck nicht mehr, jetzt blickten sie anders, ernsthafter, entschlossener, aber mit einem dunklen Schatten, der Trauer, und ihr Mund hatte auch diesen bekümmerten Zug.

Sie fühlte sich, als hätte man sie geohrfeigt. Am liebsten wäre sie in Tränen ausgebrochen und es wäre wohl aus so gekommen, wenn sie nicht plötzlich jemand an den Schultern gepackt und den Flur hinunter geschoben hätte. „Komm schon.“, knurrte Kai. „Wir sind nicht hier, damit du dich in diesem Spiegel anstarren kannst, sondern damit du nicht von null anfangen musst wie ich, klar?“
 

„Wo fangen wir an?“, fragte Mystel und sah sich um.

„In meinem Zimmer.“, antwortete Mao. Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging den Flur hinunter und stieß die Tür ihres Raumes auf. Entsetzt blieb sie stehen. Es sah nicht so aus, wie sie erwartet hatte. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, wie es aussehen würde, vielleicht, dass alles unverändert war. Aber das hier ganz sicher nicht.

Kleidung, Bücher und ihre CDs lagen auf dem Boden verstreut, dazwischen einige andere Sachen. Ihr Schulordner und einige Hefte waren von ihrem Schreibtisch gefallen. Der Ordner war offen und die Blätter lagen quer über dem Fußboden verstreut. Der Mülleimer war umgekippt, als hätte jemand in ohnmächtiger Wut dagegen getreten. Sein gesamter Inhalt war über den Fußboden verstreut, so dass sich all die Tests mit ihrem Besitz vermischten.

Die Türen des Schrankes standen offen, heilloses Durcheinander war darin zu sehen. Zwischen dem unordentlichen Chaos auf dem Boden waren einige große Tüten zu sehen. Mülltüten.
 

Jemand hatte bereits begonnen, ihr Zimmer auszuräumen. Ohne großen Plan, einfach hier ein bisschen und dort ein bisschen, als könne er sich nicht konzentrieren. Und Mao wusste, wer es gewesen war und es verpasste ihr einen Schock. Erstarrt blieb sie im Türrahmen stehen.

Chen drängte sich neben sie. „Mama…Mama hat…“ Er verstummte und zuckte dann mit den Schultern. „Nachdem du gegangen warst, gestern, haben sie kein Wort mehr gesagt, weder zu sich noch zu mir. Ich bin dann in mein Zimmer und hab mich verkrochen. Ich glaube, sie haben die ganze Nacht nicht geschlafen, denn am Morgen bin ich dadurch aufgewacht, dass sie ihr herumgewerkelt hat. Mama meine ich.“

Er trat einige Schritte ins Zimmer rein und bückte sich. „Schau. Sie hat deine Vase kaputt gemacht.“ Besorgte goldene Augen betrachteten sie, als er etwas hochhob. Es waren zwei Hälften einer chinesischen Porzellanvase, die ihre Mutter ihr zum sechzehnten Geburtstag geschenkt hatte. Sie war weiß, fein geschwungen und ein Drache war drauf gemalt. Mao war so stolz drauf gewesen, sie hatte diese Vase geliebt.
 

Vorsichtig, um nichts zu zertreten, ging sie zu Chen und nahm ihm die beiden Stücke aus der Hand. „Mama hat sie…?“ Sie fügte die Scherben wieder zusammen, so dass sie ein vollkommenes Gefäß bildeten.

„Ich glaube, sie hat es mit Absicht gemacht.“, antwortete Chen. „Aber ich war nicht dabei.“

„Sie will mich überhaupt nicht mehr.“, sagte Mao traurig. Einige Sekunden starrte sie bewegungslos auf die Scherben. Dann packte sie die Wut. Mit einer heftigen Bewegung schleuderte sie den einen Teil gegen die Wand. Das kostbare Porzellan zersplitterte sofort in tausend kleine Scherben und es war ihr, als wäre es nicht nur die Vase, die zersprang, sondern ihr Leben.

Was bildete ihre Mutter sich eigentlich ein? Kam einfach daher und machte ihr Leben kaputt! Und warum? Warum? Weil sie ein einziges Mal einen Fehler gemacht hatte?

Chen nahm ihr hastig die andere Hälfte der Vase aus der Hand. „Mao! Was tust du da?“ Er klang entsetzt. Mao starrte ihn an, ihre Augen funkelten. Dann senkte sich ihr Blick auf die Scherbe in seinen Fingern und sie sah den Drachenkopf, der sie aus vorwurfsvollen, kugelrunden, roten Augen anblickte.
 

Dann weinte sie. Plärrte einfach los wie ein kleines Kind, dem man das Spielzeug oder die Süßigkeit weggenommen hatte. Sie war noch immer zornig, zornig auf sich selbst und auf ihre Mutter und ihren Vater. Aber sie war auch traurig.

Sie war kein kleines Kind mehr. Sie war jetzt erwachsen, sie war es gestern geworden. Und was man ihr weggenommen hatte, war kein Spielzeug und keine Süßigkeit, sondern ihr normales, glückliches Leben mit all seinen Ecken und Kanten und ihre normalen, zuvorkommenden Eltern mit ihrer Sucht nach Perfektion und Gehorsam.

Sie sackte in die Knie und weinte und schrie. Einen Moment rührte sich niemand, dann fühlte sie, wie unbeholfene Hände ihre Schulter tätschelten, dann zu sich zogen. Chen schlang die Arme um sie und versuchte, ihr Trost zu spenden, wie er es noch nie getan hatte.
 


 


 

Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie ihn schließlich von sich schob, aber sie fühlte sich besser. Es war, als hätte sie all den Zorn und all ihre Trauer und all ihren Schmerz aus sich herausgeweint, als hätten die Tränen alles mitgenommen.

Seit Stunden fühlte sie sich das erste Mal wieder etwas, nur ein kleines Bisschen, zufrieden. Nicht glücklich, nein, nur…ausgeglichen. Als könnte ihr jetzt nichts mehr etwas anhaben. Sie fragte sich, wie lange dieser Zustand wohl halten würde und wie schlecht sie sich nachher fühlen würde, aber im Moment war es gut, im Moment konnte sie das begrüßen.

Vielleicht war es auch nur, weil sie nicht die Stärke hatte, sich dem Abschied voll und ganz zu stellen. Weil sie nicht die Stärke hatte, mehr als Stückchenweise Abschied zu nehmen. Noch nicht.

Ihr Bruder ließ sie sofort los, als sie eine Bewegung machte. Die Verlegenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er war wirklich nicht geübt darin, jemanden zu trösten, aber schon allein, dass er es getan hatte, gab ihr noch etwas mehr Mut. Sie drehte sich um, um Kai und Mystel anzuschauen, doch die beiden waren nicht zu sehen.
 

„Sie warten draußen.“, sagte Chen, als er ihren Blick bemerkte. „Sie… Naja.“ Er zuckte die Schultern, aber Mao nickte. Es war ihr ganz recht, dass die beiden nicht zugesehen hatten. Sie wollte nicht, dass sie sie so schwach sahen, so kraftlos und unfähig mit ihren Problemen fertig zu werden.

„Wir können die Mülltüten benutzen, um meine Sachen einzupacken.“, sagte sie laut. „Oder haben wir Kisten oder so?“

Sie blickte Chen an, doch der zuckte nur mit den Schultern. „Ich kann ja mal nachsehen.“

„Mach das.“, meinte Mystel von hinten. „Und du kannst ja noch den Kram von ihr einsammeln, der im Haus verstreut herumliegt.“

„Okay.“ Erleichtert, etwas zu tun zu haben, sprang der Chinese auf und stürmte aus dem Raum, wobei er beinahe Kai über den Haufen rannte. Dieser schnauzte ihm etwas hinterher, aber Mao hörte nicht hin. Sie griff nach der nächstbesten Tüte und begann, wahllos die Kleidung hineinzustopfen, die auf dem Boden verstreut lag.
 

„Tut mir Leid wegen dem Zeug, das beim Transport kaputt geht.“, erklärte Mystel, dann hob er die Hälfte der Vase hoch, die Chen zur Seite gelegt hatte, als er seine Schwester umarmt hatte. Vorsichtig legte er sie auf den Schreibtisch. „Aber vielleicht findet dein Bruder noch etwas, womit wir das zerbrechliche Zeug tragen können.“ Er nickte zur Fensterbank hinüber, auf der einige kleine Figuren aus Glas, Porzellan und Ton standen. Schon als kleines Kind hatte Mao sie gesammelt. Die Vase hatte einst einen Ehrenplatz dazwischen gehabt, aber sie war fein säuberlich herausgepflückt worden. Als hätte ihre Mutter sie wirklich absichtlich kaputt gemacht.

„Ja.“, sagte sie. „Hoffentlich.“ Sie kroch auf dem Boden herum ohne aufzublicken, klaubte Kleidung aus dem Chaos auf dem Zimmerboden und versuchte, sich den Kopf leer zu halten. Hinter sich hörte sie, wie Kai und Mystel begannen, Bücher einzusammeln und in eine der anderen Tüten zu stopfen, hin und wieder hörte sie ein Klappern, als CD-Hüllen aneinander stießen.
 

„Schaut mal, was ich gefunden habe!“ Triumphierend grinsend kam Chen nach einiger Zeit ins Zimmer zurück. „Umzugkartons. Sie standen ganz hinten im Keller, da hab ich gedacht, Mama vermisst die sicher nicht.“

Inzwischen war Mao dabei, ihre Kleider mit weit ausholenden Bewegungen ihrer Arme aus dem Schrank in ihre Tüte zu wischen. Dass dabei die Hälfte auf den Boden fiel, störte sie nicht. Sie drehte sich um.

Chen hatte sich auf den Boden gekniet und war inzwischen dabei, die Kartons auseinander zu falten. Sie blickte zu ihrer Figürchensammlung hinüber und sammelte dann einige T-Shirts aus ihrem Schrank. „Hier. Nimm die und polstere damit.“ Sie deutete auf die Figuren.

Chen sah sie kurz an, nahm die Kleidungsstücke und trat zum Fenster. Früher hatte er sie oft ein wenig verspottet wegen dieser Sammlung, aber jetzt legte er eine beinahe übertriebene Vorsicht an den Tag, als er die Stücke einzeln aufnahm und in dem Karton verstaute.

Mao schluckte trocken und wandte sich wieder ihrem Schrank zu. Einerseits war sie froh, dass er sich so verhielt, zeigte es doch, dass er voll und ganz hinter ihr stand und sich um sie kümmerte, ihr helfen wollte. Andererseits zeigte es auch, wie viel sich verändert hatte. Hatte sie ihn nicht noch vor weniger als einer Stunde gebeten, ihr alter, nervtötender, blöder, kleiner Bruder zu sein?
 

Aber so etwas war wohl zuviel verlangt. Nicht nur sie hatte sich verändert, sondern auch Chen hatten die Ereignisse des letzten Tages mitgenommen. Sie seufzte, stopfte die letzten Pullover in die zweite Tüte, die sie füllte, und bückte sich, um die Sachen aufzusammeln, die herausgefallen waren.

Als die vier ihre Arbeit schließlich beendet hatten, fühlte Mao sich ein wenig verloren. Das Zimmer, in dem sie siebzehn Jahre lang gewohnt hatte, das siebzehn Jahre lang das ihre gewesen war, sah so leer und unpersönlich aus ohne all diesen Sachen, die sie und die Jungs in die Mülltüten gestopft hatten. Und ihr Besitzt selbst sah sehr trostlos und alt aus in eben diesen Tüten.

Sie hatten sie alle in den Flur gebracht, daneben standen die Kisten, die Chen gefunden hatte, alle bis oben hin voll. Chen war einmal durch die ganze Wohnung getigert, hatte alles fünfmal umgedreht und dann ihren Besitz herausgeklaubt.

„Das war’s.“, meinte Mystel schließlich. „Wir müssen es nur noch rüber in Kais Wohnung schaffen.“
 

„’Nur noch’ ist gut.“, muffelte der Rotäugige. „Wie viel von diesen Säcken passen in dein Auto?“ Er klang beinahe belustigt.

Mystel zuckte die Schultern und sah plötzlich etwas ratlos aus. „Weiß nicht. Drei? Vier?“

„Dann fahren wir halt mehrmals.“, bestimmte Mao. Sie sprühte plötzlich von Tatendrang, den sie sich selbst kaum erklären konnte. Aber beinahe hatte sie es geschafft. Wenn das hier vorbei war, würde nicht mehr so viel um sie herum so schmerzhaft an ihre Eltern und ihr altes Leben erinnern.

Einen Moment fragte sie sich, wie viele Stimmungsschwankungen sie in den letzten dreißig Stunden mitgemacht hatte, aber dann schob sie den Gedanken beiseite. Sie hatte jetzt anderes zu tun als zu grübeln. „Kommt schon.“

Sie griff nach dem nächstbesten Sack. „Am besten, wir tragen erst einmal alles runter.“ Sie wollte so schnell wie möglich von hier verschwinden. Von hier, wo sie alles an ihre Eltern erinnerte, wo alles nach ihren Eltern aussah, sogar nach ihren Eltern roch.
 

~~~~~~~
 

So, im nächsten Kapitel kommt wieder Rei dran. Von dem hat man in letzter Zeit sehr wenig gehört, hm?
 

Hinterlasst mir einen Kommi oder so! ^^

Bis dann

Silberwölfin

Crimson Sky

Titel: Sacrificed Sacrament – Sacrilegious Nights

Teil: 11/? (schätze mal, das wird sehr lang)

Autor: Lady Silverwolf

Fanfiction: Beyblade

Rating: PG-14

Warning: OOC, Shounen-Ai

Kommentar: Ich wollt mich auch mal mit ernsteren Themen befassen und als ich dann diese Idee bekommen habe...

Pairing: Rei x Mao, Yuriy x Kai und noch ein paar mehr, schaut auf die Liste

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

“...” reden

//...// denken
 

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Das Kapitel ist schon ziemlich lang fertig. Jetzt lad ich's hoch. Irgendwie bin ich voll damit zufrieden, auch wenn nicht alles drin ist, was eigentlich rein sollte. Trotzdem...
 

Ich hatte total Probleme mit dem Namen von diesem Restaurant. -.-° Erst hieß es ganz banal Golden Dragon, aber das fand ich zu abgedroschen, darum hab ich mein Hirn für einen besseren Namen zermartert. Über ein paar Varianten bin ich schließlich auf Crimson Sky gekommen. Gefällt er euch? ^^
 

~~~~~~~
 

Crimson Sky
 

Ohne Salima war es seltsam still und ruhig. Da war nichts Aufregendes, keine Unruhe, keine Störungen. Sie rief ihn nicht an, um ihn zu fragen, ob er Zeit hatte, sie rief ihn nicht an, um ihn zum Essen einzuladen oder zu fragen, ob er mit ihr auf Shoppingtour gehen wollte.

Rei fühlte sich seltsam, weil er wusste, dass sie nicht da war, nicht zu erreichen in kurzer Zeit wie sonst, sondern dass sie in Osaka war. Er vermisste sie nicht. Ihr Flugzeug war am Morgen los, er hatte sie verabschiedet und war dann gleich zur Arbeit gefahren.

Im Crimson Sky war es noch ruhig, als er ankam. Zum Frühstück kam selten jemand her, darum hatten sie bis zur Mittagszeit meistens Ruhe. Danach war jedoch der Teufel los und abends ging es noch einmal richtig rund.

Einerseits war der rege Besuch kein Grund zum Wundern, war das Crimson Sky doch mit Abstand das beste und exquisiteste Restaurant, das in Tokyo und Umgebung zu finden war. Das Essen schmeckte vorzüglich. Man konnte von europäischen bis hin asiatischen Köstlichkeiten aus den verschiedensten Ländern alles bekommen, die Speisen waren raffiniert zusammengestellt und wurden ebenso geschickt präsentiert. Dazu kam die genau auf die Situation abgestimmte Atmosphäre, der erstklassige Service und die fürstliche Umgebung. Kein Wunder, dass man hier gern hinkam.
 

Aber gleichzeitig wunderte Rei sich doch über den regen Besuch, denn das Crimson Sky war nicht nur das beste, sondern auch das teuerste Restaurant. Der Luxus kam nicht von irgendwoher und man zahlte hier mehr für eine einfache Portion Pommes frites als anderswo für ein Fünf-Gänge-Menü.

Darum war Rei immer wieder erstaunt, wie viele Leute hier jeden Tag herkamen, und noch erstaunter, wie viele Leute es sich leisten konnten regelmäßig zu kommen. Man ging durch die Straßen und sah Obdach- und Arbeitslose, aber gleichzeitig hatte man diesen enormen Reichtum von einigen Personen. Er dachte lieber nicht zu oft darüber nach, denn immer, wenn er es tat, wurde ihm schlecht.

Aber das Crimson Sky war nicht nur für Gäste ein angenehmer Ort, sondern auch ein Arbeitsplatz, an dem man sich wohlfühlen konnte. Rei genoss es jedes Mal, wenn er die Küche betrat, und war froh, hier zu arbeiten.

Wenn er die Tür für das Personal öffnete, die dezent hinter dem Haus angebracht war, schlug ihm der Duft von dem besten Essen entgegen, Stimmengewirr, das Tappen von Hunderten Füßen. Rei war nicht nur froh, hier als Koch angestellt zu sein, sondern auch stolz. Und noch stolzer, weil er zu den Besten gehörte.
 

Untergebracht war das Restaurant in einem riesigen Gebäude, das stark an einen Palast erinnerte. Zwei Stockwerke voller Luxus standen für die Gäste zur Verfügung. Die Küche war in einem Anbau untergebracht, gleich dahinter lag der Parkplatz für die Angestellten.

Inzwischen war Rei schon seit einigen Stunden hier, nachdem Salima gegangen war, und er fühlte sich seltsam. Besser als in den letzten Tagen, obwohl sie nicht da war, obwohl er viel zu tun hatte, obwohl er hin und herrannte ob des enormen Betriebes, der an diesem Tag herrschte. Rei nahm die Bestellungen von den Kellnern entgegen und gab seine Anweisungen, erledigte seine Arbeit, genauso perfekt wie immer.

Gleichzeitig war er mit den Gedanken weit weg. Sie waren bei Salima und bei seinen eigenen Gefühlen. Schuldgefühlen. Er fühlte sich besser als während der letzten Tage, weil sie nicht da war, weil er viel zu tun hatte. Letzteres lenkte ihn ab, beschäftigte ihn, denn hin und wieder brauchte er seine Konzentration um seine Arbeit ordentlich zu erledigen. Außerdem waren da noch seine Mitarbeiter, die sich unterhielten, mit Witzen und Sprüchen um sich warfen. Da konnte sich jeder ablenken auf die eine oder andere Art und Weise.
 

Aber hin und wieder schweiften seine Gedanken doch ab. Aber nicht zu Salima, die sich in Osaka bestimmt prächtig mit Mariam und Mingming amüsierte. Und dass es nicht so war, ließ seine Schuldgefühle noch mehr steigen. Er dachten nämlich nur an das andere Mädchen.

Wie es ihr wohl ging? Ob dieses eine zufällige Treffen im Gethsemane auch solche Folgen für sie hatte wie für ihn? Oder hatte sie ihn schon lange wieder vergessen? Vielleicht hatte sie einen Freund, den sie betrogen hatte in jener Nacht? Oder war sie Single gewesen? Vielleicht machte sie das auch öfter, in eine Disco gehen und sich einen One Night Stand suchen?

Er konnte sich auf all diese Fragen keine Antwort geben und würde immer weiter im Nebel herumstochern, wenn er sich darüber Gedanken machte. Wahrscheinlich würde er sie nie wieder sehen. Er sollte sich endlich damit abfinden. Es gab kein Wiedersehen, basta!

Sie wollte es bestimmt auch gar nicht, verschwendete keinen Gedanken an ihn, während er hier stand, seine eigene Beziehung in die Brüche und die Arbeit den Bach runter gehen ließ und sich ein erneutes Treffen wünschte. War doch Mist, was er hier tat. Sie schwirrte in seinem Kopf herum und ließ nicht zu, dass er sich länger als nur ein paar Minuten konzentrierte.
 

Dabei waren es nur ein paar Stunden gewesen, die sie miteinander verbracht hatten. Okay, vielleicht hatten sie in diesen Stunden etwas sehr Intimes miteinander getan, aber wie viel zählte das denn?

Sie kannten sich doch noch nicht einmal. Nichts wussten sie voneinander. Vielleicht war sie eine selbstsüchtige, habgierige Schlampe, die wusste, wie sie ihren Körper einzusetzen hatte. Wäre so eine Person es wert, dass man auch nur einen Gedanken an sie verschwendete?

Aber vielleicht war sie auch das direkte Gegenteil, ein Mädchen, das man einfach gern haben musste. Und eine solche Person wäre sicherlich mehr als einen Gedanken wert.

Aber wie auch immer sie war – er würde es niemals erfahren. Darum sollte er jetzt bald mal aufhören, über sie nachzudenken, er war doch besessen von ihr! Verdammt!

„Rei?“

„Hm?“ Er blickte auf und direkt in das Gesicht der Frau, die neben ihm arbeitete. „Du wirkst so anders heute.“

„Bin in Gedanken.“
 

Sie grinste. „Das habe ich bemerkt. Aber wenn das noch länger dauert, wird das da nicht fertig.“ Sie deutete mit dem Kinn auf den Teller, der vor ihm stand.

Rei folgte der Bewegung mit den Augen und starrte einen Moment betröppelt auf die Platte. Dann blinzelte er und nickte. „Danke.“

„Schon gut. Bin ja auch dafür verantwortlich, dass hier alles glatt läuft.“ Sie klopfte ihm auf die Schulter und nahm die Schüsseln auf, die sie gerade gefüllt hatte, um sie wegzutragen. Rei wandte sich wieder seiner Aufgabe zu. Wenn er sich nicht bald einkriegte, bekam er Schwierigkeiten mit seinem Vorgesetzten. Und die wollte er vermeiden. Er mochte den Mann, er mochte seinen Job und wenn sie ihm Vorwürfe machen würden, weil er nicht aufpasste, dann hatten sie Recht.

„Kon-san?“ Die jugendliche Stimme hinter ihn ließ ihn ein weiteres Mal hochschrecken.
 

„Hä?“ Er drehte sich mit diesem nicht besonders intelligenten Kommentar um und blickte in das Gesicht der Küchenhilfe.

„Yamanami-san möchte Sie sprechen. Sie wollen doch bitte sofort zu ihm kommen.“

„Jaja. Ich mach nur noch das schnell fertig.“ Fahrig drehte er sich wieder um. Was sein Chef wohl von ihm wollte? War es, weil er in den letzten Tagen so unkonzentriert war? Aber er hatte weder Fehler gemacht noch zu langsam gearbeitet oder sonst dergleichen. Er reichte den Teller an jemanden weiter, nahm seine Schürze ab und verließ den Raum.
 


 


 

Als Rei nach Hause kam, dröhnte ihm laute, hämmernde Musik entgegen. Dass die Nachbarn sich nicht schon längst beschwert hatten, wunderte ihn. Aber dann erkannte er, dass es Yuriy war, der hier so viel Lärm machte, und sein Gesichtsausdruck, den der Chinese Minuten später zu sehen bekam, war wirklich furchteinflößend.

Yuriy kniete mit dem Rücken zur Tür auf dem Fußboden – oder besser, auf einem riesigen Blatt Papier – und hatte einen dicken Kohlestift in der Hand, mit dem er das Papier eifrig bearbeitete.

Er bemerkte Rei nicht, bis dieser die Anlage leiser stellte. Erst dann blickte er auf und Rei hätte den Lautstärkenregler am liebsten zurückgestellt und wäre auf leisen Sohlen aus dem Zimmer verschwunden. Jeder andere hätte das vermutlich auch getan, aber Rei kannte Yuriy zu gut, um sich mit Blicken oder Gesichtsausdrücken von ihm einschüchtern zu lassen.

Auf dem Papier waren – für Rei auf dem Kopf – die groben Züge und Formen eines Wolfes zu erkennen. Nur der Kopf war deutlich zu sehen. Das Tier schien zu rennen, mit weit aufgerissenem Maul, gefletschten Zähnen und wütend funkelnden Augen.
 

Der Chinese wusste, was Yuriy dazu antrieb, ein solches Bild zu malen. Das war jedes Mal so und jedes Mal wunderte er sich, was für gruselige Gestalten am Ende herauskamen. Er blinzelte, während Yuriy ihn unverwandt anstarrte und nichts schwieg.

„Ihr habt euch endlich getrennt.“, sagte Rei dann und meinte seinen rothaarigen Freund und Mariam. Der Angesprochene knurrte nur, was für Rei Antwort genug war. „Ich dachte, sie ist in Osaka?“ Er war verwirrt. Daran hatte er vorhin gar nicht gedacht. Wie konnten sie Schluss machen, wenn…?

Yuriy erriet seine Gedanken. „Es gibt heutzutage so etwas wie Handys und Telefone. Schon mal davon gehört? Das sind diese praktischen Dinger, mit denen auch über weite Entfernungen hinweg miteinander sprechen kann. Du erinnerst dich?“ Der Rothaarige wandte sich wieder seinem Kunstwerk zu.

„Jaja, schon klar.“, antwortete der Chinese verwirrt und ging nicht auf den ätzenden Spott ein. „Du hast über das Handy Schluss gemacht?“ Er blinzelte. „Yuriy, für so unsensibel hätte selbst ich dich nicht gehalten! Du kannst doch nicht einfach…“

Yuriys Kopf schnellte hoch. „Wer redet von mir, hä? Ich habe gar nichts gemacht!“

Rei blinzelte verwirrt. „Mariam hat Schluss gemacht?“

Ein weiteres Knurren.

„Oh.“
 

„Schön, wenn du jetzt damit fertig bist, dumme Kommentare abzugeben, würdest du mich vielleicht alleine lassen? Ich habe überhaupt keinen Nerv für Gespräche oder dergleichen.“

„Ich bin aber nicht fertig.“, antwortete Rei gemütlich. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie…“

„Ich auch nicht, okay? Ich hätte wenigstens gewartet, bis sie wieder zurück ist. So am Telefon ist das doch ein wenig…seltsam.“ Yuriys Stimme klang genervt. Er wandte seinen Blick nicht einmal von dem Bild ab, dass er mit einer Wut bearbeitete, die Rei selten an ihm gesehen hatte. Es würde ihn nicht wundern, wenn später dicke, schwarze Striche auf dem Fußboden zu sehen wären, weil das Papier gerissen war.

„Nun. Du solltest es dir nicht so zu Herzen nehmen.“

„Ich nehme mir gar nichts zu Herzen!“

„Das sehe ich.“ Rei ging zum Esstisch und setzte sich auf einen Stuhl.

„Noch was?“, bellte Yuriy. „Sonst wäre ich dir dankbar, wenn du den Lautstärkenregler wieder zurückdrehen und mich alleine lassen würdest.“
 

„Mach ich aber nicht.“

„Dir macht das Spaß, oder?“

„Was?“

„Mich zu nerven.“

„Ja. Nein.“ Rei zuckte mit den Schultern. Eine Weile blieb es still bis auf das Dröhnen der Musik, die zwar leise, aber doch durch und durch aggressiv war. Der Spiegel von Yuriys Laune.

„Was ist?“, knurrte der Russe dann, als der Andere keine Anstalten machte, sich zu bewegen. Diesem war vollkommen klar, dass Yuriy nichts lieber sehen würde, als dass er ihn alleine ließ und seiner schlechten Laune und seinen üblen Gedanken anvertraute. Was natürlich für Rei das Beste und für Yuriy das Schlechteste gewesen wäre.

Rei blieb sitzen. Yuriy grummelte irgendetwas vor sich hin. „Ich bin versetzt worden.“, sagte der Chinese schließlich.

„Hä?“ Yuriy blickte endlich auf und der erschreckende Gesichtsausdruck war von Verwirrung abgelöst worden. Rei dachte über seinen Satz nach und merkte, dass es eine denkbar schlechte Wortwahl war. Aber etwas besseres fiel ihm im Moment nicht ein, darum fuhr er einfach fort: „Takaya-san, der Besitzer des Crimson Sky, will ein zweites Restaurant hochziehen. In einem anderen Viertel und…“
 

„Warum?“, unterbrach Yuriy grob und wandte sich wieder seinem Papier zu. Seine Hand war jetzt wesentlich ruhiger und er nutzte auch nicht mehr so viel Kraft. Mit weitausholenden Bewegungen zeichnete er Rücken und Beine des Wolfes nach, dick und schwarz. „Verdient er nicht genug mit diesem Luxusladen?“

Der Russe war – im Gegensatz zum Rest von Reis Freunden – schon öfter im Crimson Sky aufgetaucht. Das lag daran, dass Yuriys Chef dieses Restaurant liebte und dort öfter Geschäftsessen abhielt. Die Firma konnte es sich leisten.

„Doch… ich denke schon.“

„Warum braucht er dann einen zweiten?“

„Das neue Restaurant wird etwas anders. Nicht so für die gehobene Gesellschaft, sondern etwas mit ganz normalen Preisen und so. Für die allgemeine Bevölkerung.“

„Ach, der aufgeblasene Kerl lässt also auf die Stufe des Normalbürgers herab? Er hat bemerkt, dass die Leute auf dieser Stufe vielleicht auch für ihn angemessen sind oder ist es ihr Geld, dass ihn lockt? Ich habe immer gedacht…“
 

„Naja, wie auch immer.“, fuhr Rei laut dazwischen. Wenn Yuriy schlechte Laune hatte, zog er über alles und jeden her. „Jedenfalls will Takaya das Niveau des Crimson Sky halten, zumindest was Essen angeht. Darum soll ich aushelfen bis alles läuft, weil er für das Emerald Moon – so soll der Laden heißen – eine Reihe neuer Leute einstellt und nicht nur solche, die ihre Ausbildung schon hinter sich haben.“

„Das heißt, du darfst das Kommando führen.“

„Äh… so kann man’s auch sagen.“ Rei nickte.

„Schätze mal, der Kerl ist mit deiner Arbeit zufrieden.“

„Ja, trotz…“ Der Chinese verstummte. Jetzt hatte er zuviel gesagt.

„Trotz?“ Yuriy stürzte sich darauf wie ein hungriger Wolf auf ein wehrloses Tier. Wenn es ihm schlecht ging, wollte er, dass es aller Welt ebenfalls schlecht ging. Zumindest der Teil der Welt, mit der er in dieser Zeit in Kontakt kam.

//Nur gut, dass er heute einen freien Tag hat.//, schoss es Rei durch den Kopf. //Sonst hätten die armen Leute in seiner Firma ihn am Hals. Und wenn er solche Laune hat, passt selbst Garland auf seine Worte auf.// „Naja, kann mich zur Zeit schlecht konzentrieren.“
 

„Ach was? Woher das wohl kommt?“ Yuriy hatte ihn längst durchschaut. Hätte er ihm damals bloß nichts von diesem nächtlichen Abenteuer erzählt!

„Sei still, okay?“

„Schlag sie dir aus dem Kopf.“

„Das versuche ich ja die ganze Zeit!“

„Du brauchst einen Monat dafür? Dich hat’s ja ganz schön schwer erwischt!“

„Ich weiß…“

„Du kennst sie nicht einmal.“

Das regelmäßige Schaben des schwarzen Kohlestücks auf dem Papier wirkte beruhigend. Es dauerte lange, ehe der Schwarzhaarige antwortete: „Das weiß ich auch. Wer hat sie getroffen, du oder ich?“
 

„Du.“

Rei blinzelte und zuckte dann die Schultern. Yuriy war wirklich nett ihn mit der Nase genau auf das Thema zu stoßen, dass er im Moment auf keinen Fall anscheinend wollte. Und Yuriy wusste das.

„Wenn du heute nur in der Stimmung dazu bist, andere auf ihre Probleme aufmerksam zu machen, dann werde ich gehen.“

„Gut.“

Rei stand auf und verließ das Zimmer, überließ Yuriy dem riesigen Blatt Papier mit seinem zähnefletschenden Monsterwolf. Er war ob der Verantwortung, die sein Chef ihm zutraute, viel zu guter Laune um sich mit dem miesepetrigen Russen zu unterhalten oder um über das Mädchen nachzudenken.
 

~~~~~~~
 

So, fertig. XD

Das nächste Kapitel wird (hoffentlich) etwas lustiger. Und es tauchen 2 neue Personen auf. *freu*
 

Lasst mir einen Kommi da!

Silberwölfin

Achtung, Baustelle!

Titel: Sacrificed Sacrament – Sacrilegious Nights

Teil: 12/? (schätze mal, das wird sehr lang)

Autor: Wolfsorceress aka Lady Silverwolf

Fanfiction: Beyblade

Rating: PG-14

Warning: OOC, Shounen-Ai

Kommentar: Ich wollt mich auch mal mit ernsteren Themen befassen und als ich dann diese Idee bekommen habe...

Pairing: Rei x Mao, Yuriy x Kai und noch ein paar mehr, schaut auf die Liste

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

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So, jetzt hab ich es endlich fertig. ^-------^ Mensch, bin ich glücklich! Abi hinter mir, Führerschein in der Tasche, noch keinen Ferienjob, jede Menge Zeit also. Vor allem für's Schreiben. *freu*
 

Das Kapitel ist etwas länger als normal. Oo Aber mir gefällt es irgendwie, auch wenn ich es mir zu Anfang etwas anders vorgestellt habe. Etwas...hm, lustiger vielleicht.

Der Titel stand übrigens schon von Anfang an, auch wenn er jetzt vielleicht nicht mehr so passt.
 

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Achtung, Baustelle!
 

Ozuma wartete auf sie, als sie die letzte Fahrt machten. Sie saßen zu dritt im Auto, Chen musste zurückbleiben, denn ihre Eltern würden sonst ausflippen. Mystel lenkte das Auto sicher durch den inzwischen sehr dichten Verkehr.

Mao saß neben ihm und klammerte sich mit beiden Händen an dem Karton fest, den sie auf den Beinen stehen hatte. Ihr Anker im Meer der Unsicherheiten. Kai hockte auf der Rückbank, eingequetscht zwischen einem Müllsack mit Maos Kleidern darin und der Autotür. Er hielt zwei weitere Kisten auf dem Schoss und blickte miesepetrig drein.

Neben Ozuma stand ein Mädchen. Sie war klein und schmal, das Haar reichte ihr bis zum Kinn und hatte einen ähnlichen Ton wie Maos, nur war es etwas heller. „He.“, bemerkte Mystel erstaunt, als er den Wagen in die Parklücke manövrierte. „Er hat Thilda mitgebracht.“

„Wen?“, hakte Mao nach. Sie hatte noch nie von diesem Mädchen gehört.

„Das Mädchen. Mathilda.“, sagte Kai. „Du wirst sie mögen.“

„Aha.“ Mao wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie kannte dieses Mädchen nicht, auch wenn es sehr freundlich aussah. Wenn sie sie vor drei, vier Tagen getroffen hätte, hätte sie sich gefreut. Aber sie war erst am letzten Tag von ihren Eltern aus der Wohnung geschmissen worden. Wollte sie, dass jeder Fremde das erfuhr?
 

„Keine Sorge.“, sagte Kai von hinten. „Meistens schweigt Mathilda wie ein Grab.“

„Leider.“ Mystel machte ein tief betrübtes Gesicht und schaltete den Motor aus. „Sie ist viel zu schüchtern, das arme Ding! Aber sie ist sehr sensibel und wenn Leute Probleme haben, tut sie immer genau das Richtige. Das ist wie Zauberei! Ich frage mich immer, wie sie das macht.“

Kai knurrte etwas, während Mystel aus dem Auto sprang und Ozuma um den Hals fiel. Mao blickte die beiden kurz neidisch an, dann kämpfte sie mit ihren Kisten und stieg umständlich aus. Die Autotür schob sie mit der Hüfte zu.

„He, Thilda, nimmst du mir das mal ab?“, fragte Kai und streckte die Umzugskartons aus der halb offenen Tür, die er eben versuchte zu öffnen. Wenn man keine Hand frei hatte, erwies sich das als sehr schwierig.

Sofort kam das Mädchen angerannt und half ihm. „Hallo, Kai.“, sagte sie und ihre Stimme war so leise, dass Mao sie kaum verstand.

„He, Kleine.“ Kais Antwort war seltsam knapp. Ob er etwas gegen sie hatte? Aber nein, dass hatte sich vorhin anders angehört.
 

„Hallo.“, sagte die Chinesin und lächelte Mathilda an. Die lächelte schüchtern zurück und verbeugte sich höflich. „Guten Tag.“ Anscheinend wusste sie nicht genau, was sie tun sollte, darum schwankte sie verwirrt, wurde dann rot und wandte sich ab, um die Kisten zur Tür zu tragen.

„Ich sagte doch, sie schweigt wie ein Grab.“ Der Rotäugige beugte sich ins Auto und zerrte den nächstbesten Sack aus dem Wagen.

„Hm.“, machte Mao unschlüssig. Sie hatte noch nie gewusst, was sie mit Leuten anfangen sollte, die so schüchtern waren, dass sie kaum einen Ton sagen konnten. Einerseits hatte sie regelrecht Mitleid mit ihnen, denn sie würden es kaum weit schaffen. Andererseits fühlte sie etwas wie…Verachtung für sie. Wenn sie nicht für sich selbst gerade stehen konnten, wie konnten sie es jemals für andere tun? Erwarteten sie, dass alles zu ihnen getragen wurde? Oder waren sie einfach so feige?
 

Mystel und Ozuma nahmen die restlichen Bündel, die sich noch im Auto befanden, und zusammen kletterten sie die Treppen zu Kais Wohnung hoch. An diesem Tag hatten sie diesen Weg schon oft gemacht und ebenso oft hatten sie verflucht, dass der Aufzug kaputt war. Sie hatten immerhin alle etwas zu schleppen und das war teilweise nicht gerade leicht.

Kai schloss ihnen auf und ließ sie in die Wohnung, die man nun nur noch mit zwei Worten beschreiben konnte: überfüllt und unordentlich. //Gut, dass Ozuma Mathilda mitgebracht hat.//, schoss es Mao durch den Kopf. //Wir können bei diesem Durcheinander jede Hilfe brauchen, die wir bekommen können.//

Kai ließ den Sack, den er getragen hatte, an der nächstbesten Stelle auf den Boden plumpsen und marschierte auf die Küche zu. „Will jemand Kaffee? Oder einen Tee?“
 

„Ja, bitte Tee.“, antwortete Mystel gutgelaunt und stellte seine Last wesentlich sanfter als der andere Junge neben der Tür ab.

„Ich auch.“, warf Mao ein.

„Kaffee, wenn’s recht ist.“ Ozuma streckte sich. „Hatte einen langen Tag und mein Chef die beste Laune.“ Er hörte sich nicht besonders begeistert an.

„Wie immer halt?“, fragte Mathilda gutmütig.

Ozuma grummelte etwas Zustimmendes und ließ sich von Mystel ins Wohnzimmer schieben. Der Blonde hatte seine Arme eng um die Hüften des anderen geschlungen und flüsterte ihm etwas zu, woraufhin Ozuma grinste. Aber er sagte nichts und nach einem Moment wurde Mao klar, dass das auch besser war.

Immerhin waren die beiden ein Paar und das nicht erst seit gestern. Das leise Gespräch, das die beiden im Moment führten, würde sie wohl zu nicht allzu jugendfreien Tätigkeiten bringen wenn sie alleine waren. Daran wollte das Mädchen lieber gar nicht denken und versuchte, die beiden zu ignorieren. Was gar nicht so leicht war, immerhin standen sie in der Mitte des Wohnzimmers und gaben kein schlechtes Bild ab.
 

Ozuma war einen ganzen Kopf größer als der schlankere Blonde und auch muskulöser. Zwar war er noch weit davon entfernt, wie ein Bodybuilder auszusehen, aber was er vorzuweisen hatte, war nicht zu verachten. Sein ernstes Gesicht wurde von den smaragdgrünen Augen beherrscht, die von ausdrucksstarken Augenbrauen überschattet waren.

An seinem rechten Ohr baumelte eine goldene Raute. Das Schmuckstück war insgesamt sicher so groß wie Maos kleiner Finger. Aber es passte zu ihm. Genauso wie diese großen goldenen Klunker Mystel standen und Kai seine teilweise dezenten, teilweise auffälligen Schmuckstücke.

Mao mochte es, wenn Männer Schmuck trugen, auch wenn ihr Vater sich oft abfällig über solche Dinge mokierte. Einerseits hatte Mao das ganz lustig gefunden, wann immer das Gespräch auf dieses Thema gekommen war, andererseits hätte es ihr zeigen müssen, welche Einstellung ihre Eltern hatten. Sie seufzte.
 

Ihre Gethsemane-Bekanntschaft hatte keinen Schmuck getragen. Schade irgendwie… Beinahe erschrocken schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Was war das? Jetzt dachte sie schon so über ihren kleinen One Night Stand, der so große Folgen gehabt hatte.

„He.“ Die leise, sanfte Stimme riss sie aus den trüben Grübeleien. Sie drehte sich um und sah Mathilda an, die noch immer ein paar ihrer Kisten in den Händen hielt. „Hallo. Ich bin Mathilda.“

„Ja. Das hat Kai mir schon gesagt.“, antwortete Mao und ihre Stimme klang, wie sie selbst bemerkte, etwas steif. Das Mädchen zuckte beinahe ängstlich zurück und wollte sich schon unauffällig verkrümeln – anscheinend glaubte sie, Mao mochte sie nicht besonders – als sie sich zusammenriss.

Die Chinesin lächelte breit. „Tut mir Leid. Ich wollte nicht… Ich bin immer noch etwas durcheinander, verstehst du. Ich bin… Es ist viel passiert und…“
 

„Ich verstehe.“, unterbrach Mathilda. Leise, aber deutlich und verständlich.

„Ich bin Mao. Freut mich, dich kennen zu lernen.“

„Jaaah…“ Einen Moment schwieg die Kleinere. „Ozuma…hat gesagt, dass du… nun, dass du für die nächste Zeit hier wohnen wirst.“

„Ja. Meine Eltern…schienen plötzlich was gegen mich zu haben.“ In Maos Stimme schwang unterdrückter Zorn und Trauer mit.

„Tut mir Leid. Wenn du Hilfe brauchst, kannst du mich fragen.“ Das Angebot kam sehr überraschend, aber gleichzeitig auch sehr selbstverständlich. „Ich meine,“ Mathilda blickte sich um und sah erst kurz zu Ozuma und Mystel, die noch immer in ihre Flirterei vertieft waren und dann zur Küche, in der Kai herumwerkelte. „Männer wissen nicht über alles Bescheid, auch wenn sie es vielleicht glauben mögen.“

Mao lachte. „Danke. Das werd ich tun. Ganz sicher.“ Das andere Mädchen lächelte, etwas schüchtern, aber auch glücklich. „Weißt du, ich glaube, es ist ganz gut, dass du mitgekommen bist. Schau dir mal diesen Schweinestall an.“ Die Goldäugige wollte nicht an gewisse Dinge denken, darum konzentrierte sie sich auf etwas anderes – in diesem Fall das Wesentliche. Sie deutete mit dem Kopf durch das Wohnzimmer, dem man getrost den Titel geben konnte, den Mao auch ausgewählt hatte. Kai war nie besonders ordentlich gewesen.
 

Mathilda seufzte. „Da hast du allerdings Recht. Und ob du’s glaubst oder nicht, auf diesem Sofa dort habe ich einmal geschlafen.“ Sie deutete auf ein Möbelstück, das kaum zu erkennen war. „Es sah vorher genauso aus, dann hat Kai dem Zeug einen Schubs gegeben und alles lag auf dem Boden. Ich wette mit dir, dort liegt es heute immer noch.“

Mao lachte und nahm Mathilda die Kisten ab, um sie in den Gang zu stellen. „Fangen wir an.“, bestimmte sie. „Sonst werden wir nie fertig.“

„Fertig werden wir heute sowieso nicht.“, murrte Mystel und drehte sich um. „He, Kai, wie kann man nur so unordentlich sein?“

Aus der Küche kam nur ein unwilliger Laut und der Blonde lachte. „Wir fangen einfach schon mal an, vielleicht können wir ja sogar am Wohnzimmertisch sitzen, wenn du mit dem Zeug da fertig bist.“

„Glaubst du wirklich?“, fragte Ozuma jovial. „Ich glaube, du bist ein wenig zu optimistisch.“

„Dann setzen wir uns eben auf den Boden.“

„Oder in die Küche.“, kam es mürrisch aus genanntem Ort. „Bis jetzt hat das immer gut geklappt.“

„Meinst du, das reicht bis in alle Ewigkeit? Was ist, wenn du mal Besuch hast, den du noch nicht so lange kennst wie uns?“
 

„Was soll da sein? Als ob mich das interessieren würde.“

„Lass sie streiten.“, flüsterte Mathilda und zog Mao mit sich ins Zimmer. „Machen wir uns an die Arbeit.“

Das taten sie. Sie begannen damit, Couch, Sessel und den niedrigen Tisch abzuräumen und die Dinge auf verschiedene Stapel zu schichten. Mao fand es interessant, was für Dinge in Kais Wohnzimmer lagerten und hin und wieder war sie erschreckt, wie alt das Zeug teilweise zu sein schien.

„Iiiih.“, machte Mathilda und verfrachtete einen undefinierbaren Gegenstand auf den Haufen, den sie ‚Müll’ getauft hatten und der immer weiter wuchs. Ozuma, Mystel und auch Kai hatten sich schließlich zu ihnen gesellt und halfen ihnen.

„Mensch, Kai, ich wusste, dass du’s mit der Ordnung nicht ganz so hast, aber ich glaube, du übertreibst doch ein bisschen mit deiner Abneigung gegen das Aufräumen.“ Mystel grinste über das ganze Gesicht. Die Sache machte ihm offensichtlich Spaß, im Gegensatz zu Kai und Ozuma, die eher ein wenig miesepetrig drein sahen.
 

Mao wusste, der Rotäugige hätte die ganze Sache schon geschmissen, wenn sie nicht dabei wären, wenn es nicht nötig wäre und wenn er nicht die Musik ausgesucht hätte, die inzwischen durch die Wohnung dröhnte. Laut, damit er nicht das Handtuch warf, aber leise genug, dass sie sich ohne große Schwierigkeiten unterhalten konnten.

Mao fand, dass sie überraschend schnell vorankamen, so dass sie sich auf die Couch und einen kleinen Hocker, der unter einem Stapel Papier aufgetaucht war, setzen konnten, als Kai Kaffee und Tee brachte. Überdies schien die meiste Unordnung von Papier herzurühren. Wohin man auch sah, erblickte man Papier.

Weißes Papier, bedrucktes Papier, Zeitungen, Bücher, Zeitschriften, Magazine, Hefter. Überall sammelte es sich, einst in ordentlichen Haufen, die aber mit der Zeit alle ungefallen waren und sich über den Boden – oder auf was sonst sie gelegen hatten – verteilt hatten. Kai hatte sie so gelassen.

„Das ist verrückt, Kai. Wo kommt all dieses Papier her?“, stöhnte Ozuma auf und schichtete einige Blätter aufeinander.
 

„Von den Übersetzungen. Hast du schon mal einen 1000-Seiten Wälzer übersetzt? Was glaubst du, wie viel Papier du für so was brauchst?“

„Nein, habe ich nicht und ich habe auch keine Ahnung davon, aber ich dachte immer, du gibst das alles dem Dickenson?“

„Nee, ich muss es doch alles noch einmal nachprüfen. Dann schreib ich es neu.“

„Aha. Und warum wirst du es hinterher nicht weg?“

„Da ist nur eine Seite beschrieben. Die andere kann ich noch einmal verwenden. Was glaubst du, wie viel Geld ich damit spare?“

„Und alles mit der Schreibmaschine?“, fuhr Mystel erstaunt dazwischen und reichte einen Stoß Blätter an seinen Freund weiter.

„Äh, ja. Ich kann mir keinen Computer leisten.“

„Aber warum?“, wunderte sich Mathilda. „Computer sind doch heutzutage gar nicht so teuer, wenn man nicht zuviel unnötiges Zeug dabei haben will.“

„Ich weiß, warum.“, krähte Mystel. „Du gibst alles für unnötiges Zeug wie das hier aus.“ Er hob eine CD hoch.
 

Kai blickte sie kurz an, dann grabschte er danach und nahm sie dem protestierenden Blonden ab. „Die hab ich schon vermisst! Wo war sie?“

„In den grausigen Untiefen deines Zimmers verschollen.“ Mystel versuchte, seiner Stimme einen unheimlichen Klang zu geben, was ihm auch recht gut gelang. Mao war sicher, er würde als Schauspieler eine gute Figur abgeben.

Mao lachte und die fünf alberten herum, bis Kai sich wieder an sein Teewasser erinnerte. Er sprang auf und lief in die Küche.

Im Wohnzimmer war es derweil wieder still, alle hingen ihren eigenen Gedanken nach. Sie alle sahen nicht besonders glücklich dabei aus. //Vielleicht erinnern sie sich an den Grund, warum wir hier aufräumen.//, dachte Mao.

Sie blickte auf ihre Hände, klein und zart wie sie waren. Aber doch kräftig. Waren sie kräftig genug, um die Arbeit zu packen, die auf sie wartete? So ganz ohne Eltern, ohne Familie würde es doch etwas schwerer werden.
 

Aber… sie hatte doch Hilfe. Da waren Ozuma und Mystel, die ohne ein Wort einfach gekommen waren, Mathilda, die gesagt hatte, sie würde ihr zur Seite stehen, Chen, der sie trotz der Ablehnung der Eltern unterstützte, und natürlich Kai, der weder Wort noch Geste gebraucht hatte, um bei ihr zu sein.

Und…Hiromi. Was war mit ihr? Sie würde doch sicherlich auch helfen. Oder…war sie doch eine Enttäuschung, wie es ihre Eltern gewesen waren? Nein, sicher nicht. Bestimmt nicht. Das würde sie doch nicht sein. Oder? Oder?

Sie brauchte Antwort auf diese Frage! Und was war mit all ihren anderen Freundinnen? Ob sie ihr zur Seite stehen würden? Oder ob sie ihr den Rücken kehren würden? Ob sie sie verachten würden? Sie würde mit ihrer besten Freundin sprechen müssen, sie würde mit ihnen allen sprechen müssen.

„Meine Eltern haben mich auch hinausgeworfen, als ich ihnen gesagt habe, dass ich…na ja…auf Frauen stehe.“, erklärte Mathilda plötzlich.
 

Mao blickte verwundert zu ihr und sah ihr leises, trauriges Lächeln. Ihre Augen starrten auf ein CD-Cover, doch sie wirkte nicht so, als würde sie wahrnehmen, was darauf stand. „Ja? Das…tut mir Leid.“, murmelte sie schließlich, weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte.

„Ja, haben sie. Schon sieben Mal!“

Die Chinesin starrte sie ungläubig an. Ozuma gab ein abfälliges Grunzen von sich, sagte aber nichts zu Mathildas Aussage. „Aber…“, begann die Goldäugige.

„Wir haben uns wieder vertragen.“, sagte Mathilda und ihre Stimme klang gepresst. „Fünfzehn war ich, als sie das erste Mal… Jedenfalls hab ich damals Kai kennen gelernt. Er war so anders als alle Leute, die ich kannte. Ein paar Monate haben wir zusammen in einem Zimmer gelebt.“

„Wie…du meinst, er und du…?“

„Ja, in so einem Heim, wo sie Leute wie uns unterbringen, verstehst du? Nicht besonders komfortabel oder so, aber es war besser, als vieles andere. Und Probleme gab es zwischen uns auch nicht. Am Anfang hab ich etwas Angst vor ihm gehabt, aber dann…“
 

„…dann hast du ihn richtig kennen gelernt?“, fragte Mao leise. Sie verstand das. Kai war keine Person, die man ohne Vorbehalte kennen lernen konnte, weil Kai selbst immer Vorbehalte hatte. Und meistens hatte er Recht.

„Ja. Jedenfalls haben wir uns dann wieder vertragen, meine Eltern und ich.“ Mathilda zuckte mit den Schultern.

„Und als es ihnen dann doch nicht mehr gepasst hat, haben sie sie wieder rausgeworfen.“, warf Kai grob ein und stellte das beladene Tablett, das er in den Händen hielt, auf dem Tisch ab. „Das geht ständig so. Thilda, du solltest aufhören damit.“

Sie blickte zu ihm auf, weil er noch immer stand. „Das kann ich nicht. Es sind doch meine Eltern.“

„Na und? So etwas können sie trotzdem nicht mit dir machen!“ Seine Augen blitzten zornig. „So etwas dürfen sie nicht mit dir machen!“

Das Mädchen sah auf den Boden und schwieg.
 

„Du solltest ihr das nicht vorwerfen.“, sagte Mystel in die aufkommende Stille hinein, die so laut war, dass sie sogar die Musik übertönte. „Das ist nicht fair.“

„Aber es ist die Wahrheit!“

„Würdest du zu deinem Großvater zurückkehren, wenn er…nun, es akzeptieren würde?“

„Nei…“ Kai unterbrach sich. Dann schwieg er lange. Schließlich zuckte er mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Aber ich würde es nicht sieben Mal machen.“ Er drehte sich um.

„Es sind doch meine Eltern, Kai.“, flüsterte Mathilda. „Und…ich kann sie einfach nicht…verlassen.“

„Aber sie tun es ständig mit dir.“ Kai wandte sich nicht um, um das Mädchen anzusehen, sondern sprach mit der Wand.
 

„Aber ich bin nicht wie sie.“ Ihre Stimme war ruhig und stark. Mao fragte sich, wie sie sich so sehr in Mathilda hatte irren können. Sie war nicht schwach und feige, sondern sie war im Gegenteil, außerordentlich stark. Dabei sah sie aus, als würde sie sich vor ihrem eigenen Schatten fürchten.

Aber sie hatte es geschafft. Sie hatte es akzeptiert. Ihre Situation, ihr Schicksal, ihr Leben. Sie hatte alle drei gemeistert und nun lebte sie mal bei ihren Eltern, mal mit dem Hass ihrer Eltern. Und dann kehrte sie doch wieder zurück. Immer und immer wieder und dies würde sie auch wieder tun.

Mao blickte das Mädchen an und sie wusste in diesem Moment, dass auch sie es schaffen würde. Wenn sie nur wollte. Wenn sie nur akzeptierte. Wenn sie es nur meistern würde.
 

~~~~~~~
 

Kann mir vielleicht irgendwer sagen, ob ich Ozuma und Mathilda im Charakter getroffen habe? Oo Ich hab bis jetzt nur ein sehr ungenaues Bild von ihnen, vor allem von ersterem. Ich wär da wirklich dankbar über einige Tipps.
 

Und ich hab noch überlegt - was haltet ihr von MariamMathilda? *fragend kuck* Ich wollte schon immer mal Shoujo-Ai machen und das Pairing mag ich auch, ich weiß nur nicht, ob es hier auch reinpasst. *grübel*
 

Also, lasst mein einen kleinen Kommi da, bevor ihr wieder verschwindet.

Bis dann

Sorceress aka Silberwölfin

Vergangenheit

Titel: Sacrificed Sacrament – Sacrilegious Nights

Teil: 13/? (schätze mal, das wird sehr lang)

Autor: Sorceress aka Lady Silverwolf

Fanfiction: Beyblade

Rating: PG-14

Warning: OOC, Shounen-Ai

Kommentar: Ich wollt mich auch mal mit ernsteren Themen befassen und als ich dann diese Idee bekommen habe...

Pairing: Rei x Mao, Yuriy x Kai und noch ein paar mehr, schaut auf die Liste

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

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So, mit ein wenig Verspätung kommt auch das nächste Kapitel. ^^ Und es ist noch länger als das letzte. *räusper* Dabei wollte ich es kürzer machen. -.- Menno.

Der Titel davon sollte erst Jobs sein, dann bin ich aber ein wenig abgeschweift im Kappi und dieses Thema wird nur einmal ganz kurz am Ende angesprochen. Ich hoffe, es stört hier niemanden, aber so groß drauf rumreiten wollte ich sowieso nicht. v__v

Ein paar Stellen aus dem Kapitel gefallen mir wirklich gut. Da bin ich irgendwie stolz trauf. ._.
 

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Vergangenheit
 

Die Stunde zwischen Nacht und Tag war die, in der es am stillsten war. In dieser Stunde herrschte der absolute Friede. Die tiefen, ruhigen Atemzüge Mathildas unterstrichen diese Stille nur noch, als dass sie sie störten.

Von draußen hörte man weder Vögel noch die Stimmen von irgendwelchen Leuten, die laut genug schrieen, dass man sie auch im siebten Stock hören konnte. Selbst auf den Straßen herrschte kaum Verkehr, nur hin und wieder fuhr ein Auto vorbei, das beinahe so klang, als wolle es so leise wie möglich vorbeischleichen um die Stimmung der Stunde nicht zu verderben.

Mao fühlte sich, wie sie eben diesen Frieden empfand. Sehr friedfertig, sehr gefasst, sehr vertrauensvoll und sehr, sehr still. Sie wusste nicht, ob es nur so war, weil es weder Tag noch Nacht war und die Seelenlage der Welt sich auf sie übertragen hatte, oder weil es wirklich so war.

Wie auch immer es sich verhielt – sie genoss es, denn sie fühlte sich, als hätte sie sich schon lang nicht mehr so gut gefühlt. Als läge ihr Glück Jahre hinter ihr, nicht nur einen und einen halben Tag.
 

Mao lag, wie schon in der letzten Nacht, in Kais Bett. Diesmal befand sich jedoch nicht der rotäugige Junge neben ihr, sondern Mathilda, die in ihre Decke eingemummt wie eine Mumie friedlich schlief. Durch die offene Tür fiel das schwummrige Licht des beginnenden Tages, ein kühler Lufthauch begleitete es.

Mao drehte sich auf den Rücken und hob eine Hand. Sie sah kaum ihre Finger im düsteren Zwielicht, aber sie sah genug. Am letzten Tag hatte sie sich gefragt, ob diese Hände stark genug waren, ihr neues Leben anzupacken. Jetzt wusste sie, dass sie es sein konnten.

Der durchdringende Ruf eines Vogels ließ sie zusammenzucken. Mao lauschte. Jetzt war jene Stunde des Friedens vorbei, wusste sie. Mehr Vögel stimmten ein und wie durch Zauberhand – so schien es ihr – schwoll auch der Lärm des Verkehres auf der Straße an.

Neben ihr begann Mathilda sich plötzlich zu regen. Sie murmelte leise etwas und rollte sich einen Moment enger zusammen, ehe sie blinzelnd die Augen aufschlug und begann, sich aus ihrer Decke zu schälen. Mao blickte zu ihr.
 

„Guten Morgen.“ Die verschlafene Stimme des rosahaarigen Mädchens klang beinahe kräftiger als die Begrüßung am letzten Tag, bei der sie ja hellwach gewesen war. Sie war schon ein seltsames kleines Ding, auf der einen Seite so schüchtern wie Mao selten jemand gesehen hatte, auf der anderen so stark, wie die Chinesin es kaum begreifen konnte.

„Guten Morgen.“, antwortete sie nach einer kurzen Pause und setzte sich auf.

„Wie spät ist es?“, fragte Mathilda und rieb sich die Augen.

Das andere Mädchen blickte an ihr vorbei auf den Wecker. „Ziemlich früh. Sollen wir trotzdem aufstehen?“

Mathilda ließ sich wieder nach hinten ins Bett plumpsen. „Keine Ahnung.“

Sie klang noch müde, aber andererseits wirkte sie nicht so, als wolle sie weiterschlafen. Mao ging es ebenso. Der letzte Tag war anstrengend und lang gewesen, die Nacht ebenso. Sie waren nicht ganz fertig geworden mit Kais Wohnung, aber es sah schon sehr viel sauberer aus als Mao es gewohnt war. Sie war noch immer erstaunt, wie viel Platz es hier wirklich gab.
 

Die Jungs waren selbst imstande gewesen, das Sofa auszuklappen. Mao hatte nicht einmal gewusst, dass dies möglich war, weil sie es noch nie gesehen hatte. Dabei schlief alle naselang jemand bei Kai, der zu Hause grad Probleme hatte oder was auch immer.

Sie wusste das, ein oder zweimal hatte sie es auch gemacht und ihren Eltern vorgeschwindelt, sie habe bei Hiromi geschlafen. Mui und Wang hatten es viel lieber gesehen, wenn sie bei Hiromi, dem freundlichen, intelligenten Mädchen von nebenan, gewesen war, statt bei dem kalten, etwas psychotischen Schwulen, dessen Ruf unter Leuten wie den Mings nicht gerade der beste war.

Natürlich war so etwas nicht oft vorgekommen, denn wirkliche Probleme wie Kai, Mystel oder Mathilda hatte sie niemals mit ihren Eltern gehabt. Bis auf dieses eine größte, dass sie seit zwei Tagen hatte. Aber ob sie das noch als Problem betiteln konnte, wusste sie nicht. Es war viel, viel mehr.

„Du…“, sagte Mathilda plötzlich, so dass sie den Kopf drehte. „Auch wenn es vielleicht ein bisschen viel verlangt ist, dich das zu fragen, aber… warum? Ozuma hat nicht besonders viel gesagt.“
 

Mao verstand die andere sofort. Sie wandte den Kopf. Einen Moment überlegte sie, dann sagte sie leise: „Ich bin schwanger. Ich…“ Sie verstummte. Mathilda rutschte näher und schlang die Arme um ihre Hüfte um sie fest zu drücken. Dankbar nahm Mao den stummen Trost an. „Ich kenne den Vater nicht. Wir…haben bloß kurz getanzt und dann… Wir waren beide völlig betrunken, ich weiß kaum mehr, wie er aussieht und…“

Sie verstummte erneut, als sie gewahr wurde, wie sich ihre Worte anhörten. Rasch sprach sie weiter: „Aber nicht, dass du jetzt denkst, ich würde das immer machen. Normalerweise halte ich mich zurück und geschlafen habe ich bis jetzt auch nur ein einziges Mal mit jemandem und nahe dran war es bis jetzt auch noch nie und ich…“

„Natürlich.“ Mathilda ließ sie nicht los, sondern umarmte sie noch enger. „Das weiß ich. Du bist viel zu brav, um so etwas zu machen.“ Mao wandte den Kopf um die Kleinere direkt anzusehen. Ihre Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt und sie konnte sehen, wie das schwache Licht, dass durch die Tür fiel, das Weiße in Mathildas Augen zum Leuchten brachte. Sie blinzelte.
 

Mathilda lachte leise. „Du bist so gut erzogen, höflich und bescheiden, da kann man gar nichts anderes glauben. Außerdem… außerdem bin ich genauso. Darum sehe ich so was wohl auf den ersten Blick.“ Mao brachte ein schwaches Lächeln zustande. „Ich hätte mich gewundert, wenn es anders gewesen wäre als ein… na ja… Unfall?“

„Ja. Es war wohl ein Unfall.“, murmelte die Chinesin. Sie fühlte sich plötzlich wieder unglaublich kaputt. Trotz des Gefühles, das sie bis eben noch gehabt hatte. Mathildas Hand fuhr leicht über ihre Wange. „Nicht traurig sein. Sie haben es nicht verdient, dass du wegen ihnen traurig bist.“

„Nein?“ Mao schluckte und versuchte, die Tränen zu unterdrücken.

„Nein. Auch wenn du sie liebst, traurig sein musst du nicht.“

„Wirklich?“

„Ja. Es geht mir genauso. Jedes Mal, wenn sie mich anschreien. Wenn das passiert, drehe ich um und gehe.“
 

„Wohin?“ Mathildas eigenes schlimmes Problem war eine willkommene Ablenkung. Vor allem, weil es so bereitwillig angeboten wurde.

„Irgendwohin. Zu Ozuma und Mystel. Kai. Oder einem der anderen. Es gibt genug Leute. Es gibt immer jemanden.“

Mao schwieg. „Ja.“, murmelte sie dann leise. „Es gibt immer jemanden.“ Und jenes Gefühl, dass sie beim Aufwachen gehabt hatte, kam zu ihr zurück. Es gab immer jemanden…

„Du?“

„Hm?“

„Lass uns die Jungs aus den Betten werfen und gemütlich frühstücken.“ Mathilda fuhr auf, plötzlich ein Bündel aus Fröhlichkeit und Leben und sprang aus dem Bett. „Komm schon.“ Sie lachte, lauter diesmal.

„Wa…was?“ Mao kroch leicht verwirrt über den Stimmungsumschwung unter der Bettdecke hervor und suchte nach ihren Kleidern.
 

Kurz darauf folgte sie Mathilda ins Wohnzimmer. Sie war noch immer erstaunt, wie sauber und aufgeräumt es hier aussah, auch wenn sich neben der Tür drei oder vier von ihren Müllsäcken stapelten und sich auf dem Boden Stapel von Heften, Papier, Büchern und CDs befanden, die wie kleine Inseln wirkten.

Neben dem Sessel lag eine E-Gitarre auf dem Boden, daneben einige Kissen, die Mao vor dem letzten Tag noch nie gesehen hatte, aber sich anscheinend schon lange in Kais Besitz befanden. Er selbst war erstaunt gewesen, was alles zum Vorschein gekommen war. Dinge, die er vermisst oder schon vergessen hatte.

Ozuma und Mystel hatten das Sofa gedreht, so dass sie es bequem hatten ausziehen können, ohne den niedrigen Tisch oder irgendetwas anderes im Weg stehen zu haben. Die drei Jungs hatten es sich darauf bequem gemacht, obwohl es – wie Kai sich lautstark beschwert hatte – viel zu eng sei. Die drei waren nur ein Bündel aus Armen, Beinen, zwei Decken und drei oder vier Kissen. Am Kopfende ragten drei Haarbüschel heraus, eines rotgrau, eines blaugrau und eines blond.
 

„He, Jungs!“ Gutgelaunt spazierte Mathilda auf das Sofa zu, während Mao sich lieber in Sicherheit brachte und in der Küche verschwand. Sie konnte ja schon mal Kaffee und Tee machen oder so…

Besorg betrachtete sie durch den Türrahmen, wie Mathilda sich über das Sofa beugte, aus dem nur ein ärgerliches Brummen zu vernehmen war. Dann zog Kai sich die Decke über den Kopf, dass selbst der letzte Zipfel seines wilden Haares verschwunden war. Sie alle drei schienen keine Morgenmenschen zu sein.

Bei Kai hatte Mao es gewusst. Kai konnte sehr grantig werden, wenn man ihn weckte. Mathilda musste das wissen, trotzdem schien sie sich nicht sehr darum zu scheren, sondern zog einfach die nächstbeste Decke weg.

„He, lass das!“, schnappte Ozuma und griff nach dem Federbett, während Mystel sich aufrichtete und verschlafen die Augen rieb. Mathilda hatte mit ihrer plötzlichen Attacke auch ihn der Decke beraubt. Seine Haare, die er gestern noch zu einem ordentlichen Zopf gebunden gehabt hatte, standen wirr in alle Richtungen ab. Mao musste bei dem Anblick lachen und hätte beinahe das Wasser verschüttet, auch wenn der Blonde unglaublich süß dabei aussah.
 

Inzwischen hatte Mathilda den Kampf um die Decke gewonnen. Sie grinste triumphierend. „Kommt schon, steht auf. Mao macht schon Tee.“

Ozuma knurrte etwas und stand auf. „Bleibt mir was anderes übrig, wenn du mir meine Decke klaust? Dabei habe ich heute frei.“

„Dann ist es doch umso besser, wenn du aufstehst.“, strahlte Mathilda. „Dann kannst du viel mehr mit dem Tag anfangen.“

„Ich hatte aber eigentlich nicht vor, etwas ‚mit dem Tag anzufangen’.“

„Wenn er frei hat, fläzt er sich immer faul irgendwohin.“, grinste Mystel. „Apropos, warum hast du eigentlich frei?“

„Diverse Umstände in der Werkstatt. Mein Chef hat sie für einen Tag geschlossen, weil er irgendwelche privaten Probleme hat. Sein Stellvertreter ist im Urlaub und jemand anderem will er seinen kostbaren Betrieb doch nicht anvertrauen.“ Ozumas Stimme klang durch und durch spöttisch.

„Ach so?“ Mystel grinste plötzlich. „Na, wenn das keine gute Nachricht ist.“ Dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck zu einer Grimasse. „Aber ich muss heute Abend arbeiten. Verdammt!“

„Macht nix. Dann komm ich eben ins Gethsemane. Und danach haben wir immer noch genug Zeit.“
 

Der Blonde fuhr sich durch das wilde Haar und zog eine Schnute. „Schon… Aber…“

„He, ihr wollt doch wohl nicht anfangen, zu flirten, während wir daneben stehen?“, schnitt Mathilda ihm das Wort ab und warf die Decke wieder aufs Sofa zurück. „Weckt lieber mal Kai.“

„Gute Idee.“ Ozuma machte jedoch keine Anstalten, der Aufforderung nachzukommen, sondern verschwand aus dem Wohnzimmer. Kurz darauf klappte die Badezimmertür.

„He, Kai.“ Mystel bohrte einen Finger in die Decke, unter der sich der Rotäugige befand und erntete ein böses Knurren. „Hochwohlgeboren, wollt Ihr nicht unter Eurer fürstlichen Decke hervorkommen und uns Unwürdigen Gesellschaft leisten?“

Ein weiteres Knurren folgte, während Mao sich fragte, wie man so früh am Morgen so albern sein und gleichzeitig Kai damit traktieren konnte. Der war ja eigentlich eher eine Person, die überhaupt gar nichts für solche Scherze übrig hatte und schon gar nicht so früh am Morgen.

Sie fragte sich ein weiteres Mal, wie Mystel und Kai es je geschafft hatten, ein Paar zu sein und das nicht nur für ein oder zwei Tage. Wie die beiden es überhaupt schafften, so enge, gute Freunde zu sein, wie man sie selten fand. Und das bei ihrer Unterschiedlichkeit.
 

Es musste etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun haben, die so schmerzlich war, dass sie wie ein Schatten über ihnen lag. Mao kannte Kais. Sie kannte Teile von Mathildas. Sie kannte natürlich ihre eigene. Sie glaubte zu wissen, dass auch Mystel von seinen Eltern auf die Straße gesetzt worden war. Von Ozumas wusste sie nichts, aber sie dachte, dass es bei ihm sicher ähnlich gewesen war.

Sie waren eine solch unterschiedliche Gruppe. Wären sie auf der Straße aneinander vorbeigelaufen oder hätten sich in einer Klasse oder sonst einer Gesellschaft begegnet, hätten sie sich wohl kaum einen zweiten Blick geschenkt.

Oder vielleicht doch – Kai und Ozuma schienen sich auch auf einer anderen Ebene zu verstehen. Und Mao selbst und Mystel, da war auch eine Ähnlichkeit da. Sie hätte den Blonden auf jeden Fall interessant gefunden, wenn er in ihre Klasse gekommen wäre. Nicht nur wegen seines exotischen Aussehens, sondern auch wegen seiner unbekümmerten, aber doch ernsten Art.

Und Mathilda? Mathilda schien eine jener Personen zu sein, die schwer Freunde fanden, weil sie einfach zu unsicher und schüchtern waren, um andere anzusprechen oder sich auf sie einzulassen. Aber durch die Erfahrungen, die sie gemacht hatte, durch jene geradezu grausamen Erlebnisse hatte sie Freunde gefunden, die für sie durchs Feuer gehen würden. Ebenso wie sie für diese. Und für alle anderen, die sich in ihrer Lage befanden, wie sie, Mao.
 

Sie alle verband etwas. Etwas mehr als nur Sympathie oder Freundschaft, sie verband eine Vergangenheit, die zwar nicht gemeinsam durchlebt worden, aber doch sehr ähnlich verlaufen war. Sie spürten es instinktiv, dass sie alle auf die gleiche Weise verletzt worden waren, so unterschiedlich die Familienverhältnisse und die Gründe auch waren. Ein Außenstehender würde das wahrscheinlich gar nicht verstehen. So wie Mao nicht verstand, was Kai und Mystel verband.

Die Chinesin lächelte wehmütig und nahm den Wasserkocher auf, um den Tee aufzubrühen. Inzwischen hatten Mathilda und Mystel Kai aus dem Bett bekommen oder besser, aus dem Bett geärgert. Ozuma kam wieder zurück und grinste über Kais Versuche, die beiden anderen in Grund und Boden zu starren. „Du solltest doch wissen, dass das bei denen nicht funktioniert.“

„Ja. Schon. Aber sonst klappt es immer so gut.“, maulte der Rotäugige.

„Aber wir kennen dich und die Leute, die du sonst so anschaust, die wissen nicht, dass du keiner Fliege ein Haar krümmen kannst.“ Mystel lachte und zog Kai die Decke, die er auf den Beinen liegen hatte, ganz weg.

„Bist du dir da ganz sicher?“, knurrte der Angesprochene.
 

„Klar. Ich kenne dich in ganz anderen Situationen.“ Das klang beinahe anzüglich. Zu Maos Überraschung wurde Kai rot und sagte nichts mehr.

Ozuma lachte. „Kai, du solltest aufpassen, was du zu wem sagst. Sonst geht der Schuss nach hinten los.“

Der Rotäugige nuschelte etwas und stand auf um sich zu Mao zu gesellen. „Was wollt ihr essen?“, raunzte er.

„Tu nicht so, als hätte ich dich gebissen.“ Mystel grinste noch immer und stand nun ebenfalls gänzlich auf.

Es dauerte nicht lange, dann saßen sie um den kleinen Küchentisch, der vollgestellt war mit allem, was Kais Kühlschrank hergab. Es war nicht unbedingt viel, aber es reichte für sie alle. Mao kannte solche Frühstücke, sie liebte sie, aber bei ihr Zuhause hatte es sie nie gegeben, weil ihre Eltern entsetzt gewesen wären.

Aber bei Hiromi oder ihren anderen Freundinnen war sie oft gewesen, nach einer Nacht bei ihnen oder einfach nur, weil sie kurz rübergekommen war. Hin und wieder auch bei Kai, wenn auch nicht so oft. Auch wieder wegen ihren Eltern. Dabei war so etwas doch lustig und einfach nur entspannend.
 

Kai hatte das Radio angemacht und lauschte halbherzig den Nachrichten. Ozuma und Mystel überlegten, ob sie noch etwas für das Wochenende brauchten, Mathilda starrte verträumt vor sich hin. Mao grübelte. Dann fiel ihr etwas ein. „Ozuma?“

„Hm?“ Der junge Mann drehte sich zu ihr. „Was gibt’s?“

„Kai hat gesagt, du könntest mir bei der Jobsuche helfen. Weißt du, ich brauch was, ich will Kai ja nicht auf der Tasche liegen und…“

„Ich hab dich doch schon darauf angesprochen.“, warf Genannter ein und blickte den Grünäugigen beinahe vorwurfvoll ein.

„Klar. Darf ich nicht auch mal was vergessen?“

„Nö.“ Mystel grinste.

„Ach, halt doch die Klappe. Passt auf, ich hätte da schon was für dich, beziehungsweise euch. Das könnte dir auch gefallen, Myst.“

„Was?“ Der Blonde war sofort aufmerksam. Auch Mao blinzelte und Mathilda kam aus ihrer Tagträumerei zurück.
 

„Kennt ihr das Crimson Sky?“

„Dieser Nobelschuppen, in dem man für ein Essen so viel zahlt wie unsereiner in einem Monat verdient?“, fragte Kai spöttisch.

„Genau den, hätte es nicht besser beschreiben können.“

„Die haben etwas anzubieten?“, fragte Mystel. „Zahlen die auch gut?“

„Davon weiß ich nix, das müsst ihr dann schon selbst herausfinden. Anzubieten haben sie auch nicht direkt was. Der Besitzer, Takaya, will ein zweites Restaurant hochziehen, gar nicht so weit von hier entfernt. Dafür suchen die noch Leute, auch um welche auszubilden.“

Der Blonde wirkte plötzlich begeistert. „Wirklich? Ausbildungsplätze?“

„Wenn ich’s doch sage.“

Mystel stieß die Arme in die Luft und schrie vor Freude auf, so dass Mathilda zusammenzuckte und beinahe ihre Tasse umstieß. „Wenn das keine gute Nachricht ist. Es geht bergauf mit uns.“

„Noch hast du den Platz nicht.“, knurrte Kai und biss in sein Brötchen.

„Na und? So schwer wird das nicht sein. Wann kann man da hin?“

„Ich hab das alles irgendwo aufgeschrieben.“
 

„Woher weißt du das eigentlich?“, wollte Mathilada wissen. „Ich mein, du hast da immer was.“

„Beziehungen. Ich kümmer’ mich um das Auto von jemandem, der da… nun, noch mehr Beziehungen hat und so… Da kriegt man halt was mit.“

„Wo hast du’s jetzt?“, drängte Mystel

„Vergessen.“

Der Blonde zog ihm leicht eins über. „Idiot.“

„He! Was sollte das jetzt?“

Der Blonde streckte seinem Freund die Zunge raus. „Selber schuld. Warum musst du auch immer alles vergessen?“

„Erstens vergesse ich nicht ‚immer alles’, zweitens drängte die Zeit nicht und drittens…“ Ozuma brach ab, packte Mystel und zog ihn zu sich, um ihn zu küssen.

Mathilda kicherte und beugte sich zu Mao. „Sind die nicht süß?“
 

~~~~~~~
 

So, das war's ~

Ich hoffe, das nächste Kapitel kommt dann so in 2 Wochen, aber versprechen tu ich natürlich nix. >.< Über Kommis freu ich mich trotzdem. ^^
 

Sorceress
 


 

Achtung, ich mach hier jetzt ein wenig Werbung ^^
 

Ich hab noch 'ne ReiMao-FF, die irgendwie kaum beachtet wird. Dari und Kaichen waren so nett, sie zu lesen und auch noch einen Kommi zu hinterlassen, nachdem sie die andere schon gelesen hat, aber ich glaube, hier gibt es auch noch ein paar Leute, die sie vielleicht lesen? Ich würde mich auf jeden Fall freuen! ^__^
 

Wie es geht

http://animexx.4players.de/fanfic/?doc_modus=startseite&ff=108578

Ist nur 'n OneShot und auch noch eine Songfic, aber vielleicht ~
 


 

Und dann noch eine zweite Fic. Achtung, das sind alles extrem kurze OneShots, aber ich versuche, zu variieren, so gut es geht. Das heißt, falls jemand einen Wunsch hat, ich bin immer froh, wenn mir jemand eine Muse schickt. ^^
 

Situations

http://animexx.4players.de/fanfic/?doc_modus=startseite&ff=118516

Im Moment ist nur ein Kapitel on, aber da kommen noch mehr.

Chinese fortune cookies

Titel: Sacrificed Sacrament – Sacrilegious Nights

Teil: 14/? (schätze mal, das wird sehr lang)

Autor: Wolfsorceress aka Lady Silverwolf

Fanfiction: Beyblade

Rating: PG-14

Warning: OOC, Shounen-Ai, eventuell Shoujo-Ai

Kommentar: Ich wollt mich auch mal mit ernsteren Themen befassen und als ich dann diese Idee bekommen habe...

Pairing: Rei x Mao, Yuriy x Kai und noch ein paar mehr, schaut auf die Liste

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

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So, also, erst mal tut es mir Leid, dass ich euch so lange hab warten lassen. Aber irgendwie ging's nicht früher... >.> Ich bin auch total froh, dass das Kapitel jetzt fertig ist. Weil... ich weiß nicht, irgendwie ist es komisch. Ich mag es. Und ich mag die Glückskekse... *drop* Jedenfalls scheint das Kapitel irgendwie gar nicht in den Zusammenhang zu passen. Aber die Sache mit Kai war schon ziemlich lange geplant, ich hab nur immer verpennt, es rein zu bringen. Tut mir echt sorry.

Naja, jetzt kann ich auch nix mehr daran Ändern...
 

Okay, wenn wir gerade bei Änderungen sind, ich hab was geändert und zwar im 1. Kapitel... >.> Ich hab da geschrieben, das Kai noch nie Sex gehabt hat und das hab ich schon ziemlich schnell bereut. Nyo, und jetzt hab ich's halt geändert. ^^°
 

Übrigens werd ich jetzt das MariamMathilda-Pairing reinbringen. Wenn ich eine gute Idee bekomme wie, weil zu arg in den Vordergrund rücken will ich es auf keinen Fall... >.< Ist ja nicht der Sinn der Sache... Aber gut, das ergibt sich mit der Zeit wahrscheinlich. Noch kennen sich beide Parteien ja gar nicht. ^^°
 

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Chinese fortune cookies
 

„Danke schön, Hanasaki-san. Ja, ich sage es ihr.“ Maos Finger waren schweißnass und krampften sich um den Telefonhörer. „Danke schön. Auf Wiederhören.“ Ihr Lächeln war schon krampfhaft und es verlosch mit einem Schlag, als sie den Hörer auflegte.

„Ich sagte doch, die steigt nie dahinter.“, tönte Ozuma von der Küchentür, an deren Rahmen er gelehnt war.

Mao drehte sich um und nickte schwach. „Ich…hätte nie geglaubt, dass das tatsächlich so einfach sein würde. Ich mein, ich bin nun mal nicht meine Mutter. Und ich klinge auch nicht wie sie.“

„Doch, tust du.“, knurrte Kai. Er saß auf dem Sofa und hatte eine Gitarre auf dem Schoß, an der er herumzupfte. Mao zuckte bei den Worten zusammen wie unter einem Schlag und schwieg. Sie klang tatsächlich wie ihre Mutter? Wie jene Frau, die…
 

„Was willst du denen eigentlich erzählen?“, fragte Mathilda leise und unterbrach so ihre Gedanken.

Sie blickte auf. „Hm? Was?“

„Was du in der Schule erzählen willst, weil du fehlst. Eine Ausrede?“

„Oder doch die Wahrheit?“ Kai blickte von seinem Instrument auf, um sich auf sie zu konzentrieren. Auch die anderen drei sahen sie an. Die plötzliche Aufmerksamkeit von ihnen allen machte sie nervös, auch wenn sie sich dieses Gefühl nicht erklären konnte. Es waren doch ihre Freunde. Was würden sie schon tun…?

Fahrig zupfte sie an dem langen Pullover herum. „Ich…ich weiß nicht.“ Sie senkte den Blick.

Der Anruf gerade war an die Sekretärin ihrer Schule gegangen. Am letzten Tag hatte sie es vergessen – wie auch immer das hatte geschehen können, vielleicht hatte es an Chens Anruf gelegen – und nun hatte sie der Sekretärin eine Lügengeschichte aufgetischt, sie hätte es aus lauter Sorge um ihre Tochter vergessen. Welche Ironie!

Aber Mao hatte die Sekretärin sowieso zu Genüge angelogen…
 

„Ich möchte nicht, dass sie so reagieren wie Mama und Papa und…“

„He.“, unterbrach Mystel sie. „Wie wäre es, wenn du erst einmal ein paar Leute einweihst, denen du vertraust? Wie hieß deine Freundin noch? Oder den Vertrauenslehrer, so was gibt es doch auf deiner Schule?“

„Äh…ja. Ja klar.“ Sie nickte, lebhafter jetzt, und verließ den Platz neben dem Telefon um sich neben Kai auf das Sofa plumpsen zu lassen. „Takashi-san ist es bei uns, glaube ich. Ich werde… erst mit Hiromi sprechen und dann…“

„Siehst du weiter.“, schnitt Mystel ihr das Wort ab. Er grinste sie kurz an, ehe er sich wieder dem Kalender zuwandte, vor dem er gerade stand. Daneben hing eine kleine Metallplatte an der Wand, auf die mit Magneten so viele Zettel geheftet waren, dass man sie darunter nicht mehr erkennen konnte. Stirnrunzelnd starrte er den Kalender an, als würde er ihm die Antwort auf die Frage geben, die ihn scheinbar zu irritieren schien.

„Man, oh, man, dieses Ding ist total verstimmt.“, murmelte Kai und zupfte wieder an den Gitarrensaiten.

„Kein Wunder, du hast sie ja auch ewig nicht angerührt, oder?“, wollte Ozuma belustigt wissen.
 

„Hm-mh.“, machte der Rotäugige. „Ich hatte sogar vergessen, in Besitz einer Akustik-Gitarre zu sein. Fragt mich nicht, wo die so plötzlich herkommt.“

„Vielleicht hat sie jemand bei dir vergessen?“, schlug Mathilda vor.

„He!“, rief Mystel plötzlich, so dass alle zusammenzuckten, und fuhr herum. „Warum hast du uns nichts gesagt?“ Anklagend deutete er auf Kai, der ihn verwirrt anblinzelte.

„Hn? Was ist?“ Anscheinend schien der Rotäugige tatsächlich nicht zu verstehen, worum es ging. Er legte die Gitarre beiseite und stand auf.

„Warum hast du uns nichts gesagt?“, wiederholte Mystel tadelnd und kam auf Kai zu. „Schweigen und alles für dich behalten, dass kannst du gut.“ Mit in die Hüften gestützten Fäusten baute er sich vor dem anderen auf. Er sah aus, als würde er gleich explodieren, dabei wusste Kai wirklich nicht, von was er sprach.

„Du bist manchmal echt ein wirklich egoistisches, verdammtes Charakterschwein.“, schnappte der Blonde wütend. „Du hast mal wieder nichts gesagt und alle anderen vergessen das natürlich über diesem Trubel wegen Mao!“
 

„Mystel, ich weiß nicht, von was du sprichst.“, verteidigte sich Kai, der ein wenig unbehaglich dreinblickte. Das schien so gar nicht zu ihm zu passen. Aber Mystel gegenüber verhielt er sich sowieso anders als sonst. „Du solltest dich mal etwas deutlicher ausdr…hmpf?“

Weiter kam er nicht, denn Mystel hatte ihn gepackt und presste ihm einen heftigen Kuss auf den Mund. „WA…?!“, kam es empört von Ozuma, Mathilda saß wie erstarrt und Mao riss beinahe geschockt die Augen auf. Was war da los? Selbst Kai wirkte, als wäre er in einem Sekundenbruchteil zu einer Statue geworden, denn er atmete nicht einmal mehr.

Mystel beendete den Kuss so schnell, wie er ihn begonnen hatte, warf die Arme um den noch immer sprachlosen Rotäugigen und trompetete laut: „Happy Birthday, Kai!“
 

Einen Moment herrschte Stille, dann machte Kai: „Äh…“ und Mao sprang von ihrem Platz auf.

Sie hatte es vergessen. Sie hatte tatsächlich vergessen, dass ihr bester Freund an diesem Tag Geburtstag hatte. Sie hatte den letzten Monat keinen Gedanken daran verschwendet. Das war doch nicht normal? Er war doch ihr bester Freund, eine der Personen, die ihr näher standen als irgendjemand anderes, einer der beiden, die sie als ihre besten Freunde bezeichnete. Und jetzt hatte sie über all dem vergessen, dass er Geburtstag hatte.

Über all dem, was passiert war… Über all ihren Gedanken und Sorgen, ihren eigenen Problemen hatte sie ihn einfach vergessen. Sie war viel zu sehr verbohrt in ihre eigenes Leid gewesen, in ihre Fehler, dass ihr alles andere einfach entfallen war.
 

Wie tief war sie gesunken?

Wie blind war sie geworden?

Wie sehr hatte sie sich im Selbstmitleid gesuhlt?

Sie, die Selbstmitleid doch eigentlich verabscheute… Sie, die sich selbst bemitleidende Menschen verachtete…

Ihre Finger krampften sich ineinander, stumm sah sie zu, wie erst Mathilda und dann Ozuma Kai gratulierten. Letzterer sah nicht besonders begeistert aus, sondern zog ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.

Beinahe wütend funkelte er Mystel an. „Warum hast du das nicht einfach ignorieren und vergessen können?“, maulte er.

Der Blonde dagegen strahlte. „Was hast du denn? Du hast doch Geburtstag, Kai-chan.“ Er schlang erneut einen Arm um Kais Hüfte. „Das kann man seinen Freunden doch nicht einfach so verschweigen!“

„Warum denn nicht?“, knurrte Kai.

„Weil man ihnen das Vergnügen vorenthält, die um den Hals fallen zu dürfen.“ Ozuma lachte und klopfte dem Rotäugigen auf die Schulter.

„Was hast du eigentlich dagegen?“, erkundigte sich Mathilda.
 

„Ich mag’s einfach nicht, okay? Lasst mich bloß damit in Ruhe!“ Mao wusste nicht wieso, aber er reagierte immer unwillig auf seinen Geburtstag. Ob einst irgendetwas an diesem Tag geschehen war, das ihn so aufregte und schlechte Erinnerungen brachte?

„Ach, komm schon, Kai… Du musst nicht gleich so angefressen reagieren.“ Mystel grinste und verschwand in der Küche. „Hast du nicht Kuchen oder so was da?“ Man hörte ihn diverse Schranktüren öffnen und wieder schließen.

Ozuma folgte ihm und stellte sich in den Türrahmen. „Glaubst du wirklich, der hat etwas dieser Art?“

Der Blonde griente nur. „Du glaubst gar nicht, wie gern der süße Sachen ist.“

Mathilda lachte und schob sich an dem Grünäugigen vorbei. „Wartet, ich glaube, ich hab da was gesehen…“

Kai starrte den dreien hinterher und sah dabei aus, als wüsste er nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Mao atmete tief durch. Sie musste ihm auch noch gratulieren. Trotz, dass sie es vergessen hatte… Sie konnte ihm ja nachträglich ein Geschenk kaufen… oder so…
 

Beinahe schüchtern schob sie sich an ihn heran und er drehte sich in dem Moment um, als sie ihn ansprechen wollte. Konnte er Gedanken lesen? Oder hatte er einfach ihre Gegenwart gespürt?

Sie lächelte schmerzlich und schlang die Arme um ihn. „Alles Gute, Kai.“, murmelte sie und vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. „Tut…tut mir Leid, aber ich hab’s vergessen. Ich…ich bin…“

Kais Arme schlossen sich enger um ihre Hüften und sie verstummte. „Hör zu.“, zischte er in ihr Ohr. „Wenn du nicht sofort aufhörst, dir selbst Vorwürfe zu machen, prügel ich dich windelweich. Klar?“

Mao gab ein ersticktes Geräusch von sich, das zwischen einem Schluchzen und einem Lachen lag, und löste sich von ihm. Er kannte sie einfach viel zu gut. Er hatte ihre Selbstvorwürfe bemerkt, noch ehe sie etwas hatte sagen können. Sollte sie froh darüber sein? Es machte sie noch verletzlicher, als sie sowieso schon war. Aber sie vertraute Kai und es machte sie glücklich, dass er sie derart gut kannte.
 

Kurz blickte sie in sein Gesicht und brachte ein schwaches Lächeln zustande. Kai strich ihr kurz über die Wange. „Das wird schon.“

„Ja, aber…“

„Außerdem ist es mir sowieso lieber, man macht da nicht so ein Aufheben drum.“

„Hier.“ Triumphierend kam Mathilda aus der Küche und hielt eine Schachtel…chinesischer Glückskekse in der Hand. Verdutzt starrte Kai sie an. „Woher hast du die?“ Sie wusste gar nicht, dass er solche Dinge mochte.

„Aus dem Schrank.“ Mathilda deutete hinter sich. „Machen wir sie auf?“

„Klar.“ Mystel nahm ihr die Box ab. „Etwas besseres gibt’s für einen Geburtstag gar nicht.“ Er grinste und ließ sich auf die Couch fallen. „Kommt schon.“

Der Rotäugige sank neben ihm auf die Polster und sagte nichts mehr, so dass der Blonde dies als Zustimmung aufgriff. Mit einem breiten Grinsen – war das eigentlich von seinem Gesicht verschwunden, seit er Kai gratuliert hatte? – öffnete er die kleine Schachtel und schüttelte sie leicht, so dass der Inhalt raschelte. Die halbmondförmigen, hellen Kekse waren einzeln in transparentes Papier verpackt, das laut knisterte.

Mystel angelte nach einem und drückte es Kai in die Hand. „Los, mach schon!“

„Warum ich?“, maulte der Angesprochene und er versuchte, dem Blonden den Keks wieder zurückzugeben. „Weil du das Geburtstagskind bist.“ Das Argument wurde todernst ausgesprochen, so als sei es nicht zu toppen.
 

„Und was macht das?“

„Mach schon.“, drängte nun auch Mathilda. „Komm schon, es ist doch nur ein Spaß. Außerdem sind es deine Kekse.“

„Die irgendwer mal mitgebracht hat. Das Haltbarkeitsdatum ist sicher schon abgelaufen.“

„Ist es gar nicht.“, wiedersprach Mystel bestimmt. „Schau!“ Er hob die Schachtel und hielt sie Kai unter die Nase.

„Jetzt mach schon.“, knurrte Ozuma. Er lehnte hinter den beiden an der Couchlehne. „Du kennst die doch, die werden nicht Ruhe geben, bis du diesen Keks gegessen und den Spruch vorgelesen hast.“

Kai seufzte und riss die kleine Tüte auf. Er dachte sicherlich dasselbe wie der Grünäugige. Unter seinen Fingern zerbrach der Keks in mehrere Teile und er zupfte das kleine Papierchen zwischen den Krümeln hervor. „Life without regrets.“, las er vor. „Lebe ohne Bedauern.“

Ozuma lachte. „Aber das machst du doch schon.“ Der Rotäugige lachte ebenfalls leise. „Das ist wahr.“ Seine Augen funkelten.
 

Mao wusste, auch wenn dieser kleine Augenblick in Kais Handlung so ganz gegen seinen Charakter zu gehen schienen… war es eigentlich anders herum. Dies hier war ein kleiner Blick auf das, was Kai wirklich war. Auf den Menschen hinter der Fassade, die die meisten Leute kannten. Den Menschen, den er nur seinen besten Freunden zeigte.

Mao wusste nicht, wann sie diesen Kai zuerst gesehen hatte, aber er hatte ihre Seele berührt.

Mit spitzen Fingern nahm Kai den Keks und aß ihn. Der kleine Zettel lag auf dem Wohnzimmertisch.

„Jetzt du, Mao.“, befahl Mystel und hielt ihr die Schachtel hin, so dass sie sich einen Keks nehmen konnte. Sie lächelte und öffnete die Tüte. Wie Kai brach sie den Keks in zwei Teile und hob den kleinen Papierstreifen, um die Worte darauf vorzulesen. „Jede Begegnung ist ein Verlust…“ Ihre Stimmte wurde immer leiser.

„Oh…“, machte Mathilda und wahrscheinlich dachte nicht nur sie daran, was das zu bedeuten haben könnte.

Eine Begegnung, vor Wochen im Gethsemane.

Ein Verlust, vor Tagen Zuhause.
 

Der Spruch war ganz anders gemeint, aber für Mao hatte er nur diese eine Bedeutung. Sie schluckte. „Nimm’s nicht so schwer, sondern noch einen Keks.“ Mystel hielt ihr die Kiste erneut unter die Nase.

Zögerlich griff sie hinein und nahm eine weitere kleine Tüte heraus. Ob sie es wirklich nicht so schwer nehmen durfte? Der Blonde musste wissen, was er sagte. Er hatte dasselbe durchgemacht.

Sie brach den zweiten Keks, während sich Kai einen Teil des ersten nahm und in den Mund schob. „Was steht drauf?“, drängte Mathilda.

„Wer uns Träume stiehlt, gibt uns den Tod.“ Kai hörte auf zu kauen und blickte sie an. Sie starrte zurück. Kannte er sie denn wirklich so gut? Wusste er wirklich, dass sie die Träume ihrer Eltern gelebt hatte? Wusste er, dass sie ihre eigenen begraben hatte?

Bis zu dem vergangenen Tag, an dem sie in Kais Wohnung aufgewacht und über sich und ihre Eltern und ihre Beziehung zueinander nachgedacht hatte? Wusste er es? Sie sah ihn an, blickte in die ernsten, roten Augen und wusste, dass er es wusste.
 

Seine Mundwinkel zogen sich zu einem kleinen, aufmunternden Lächeln nach oben und dann nahm er Mystel die Schachtel aus der Hand und hielt sie Mathilda unter die Nase. „Jetzt du.“ Er wollte ablenken von Mao, dass wusste diese. Und sie war ihm dankbar dafür. Jetzt wollte sie nicht darüber nachdenken.

Das rosahaarige Mädchen griff zu und öffnete ihren Keks. „Happiness and glass are quite fragile.“, las sie vor. „Glück und Glas sind zerbrechlich.“

Sie lächelte schwach und Mao verstand sofort, dass sie wusste, was dieser Satz bedeutete. Aus eigener Erfahrung. So wie sie alle. Aber bei Mathilda schien das eine besondere Bedeutung zu haben…

So schnell, wie ihr Glück zersprang, jedes Mal, wenn sie glaube, es endlich gefangen zu haben. Jedes Mal, wenn sie zurückkehrte. Jedes Mal, wenn ihre Hoffnungen enttäuscht wurden.

Mao fragte sich, ob sie selbst es ein weiteres Mal aushalten würde, wenn ihre Mutter sie so anschreien, ihr Vater sie so ansehen würde wie vor zwei Tagen. Ob sie so stark sein konnte wie Mathilda?
 

Einfach ein weiteres Mal ihre Sachen nehmen und gehen? Und dann zurückkommen, hoffen, dass alles wieder gut würde, nur um wieder zu gehen? Und das Mal um Mal? Jedes Mal dieselbe Hoffnung, jedes Mal derselbe Schmerz? Jedes Mal…

Obwohl sie wusste, dass es auch für dieses Mal keinen Grund gab, dass es anders war? Obwohl sie wusste, dass ihre Hoffnungen enttäuscht werden würden?

Sie senkte den Blick auf das Gebäck, das sie in den Händen hielt. Dann aß sie es. Sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken, nicht über Eltern, nicht über ihr Leben, nicht über den Bruch darin. Jetzt war nicht die Zeit dafür.

Denn heute… heute hatte Kai Geburtstag. Und sie wollte mit ihm lachen und mit ihm feiern. Wie die anderen… Zusammen mit ihnen. Sie wollte glücklich sein. Einen Moment lang. Das durfte sie doch?
 

~~~~~~~
 

Ich liebe diese Kussszene. .____. *KaiMystel-Fähnchen schwing* ^^° Okay, das gehört nicht hierher, aber ich konnte es mir nicht verkneifen. Don't you think, they would be a cute couple?
 

Jedenfalls hoffe ich, dass das nächste Kapitel früher kommt...

Und, ach ja, ich wünsch mir was von euch. ^__^ Nämlich 15 Kommis... Oò Dann wären es 100. (wenn ich noch richtig rechnen kann, heißt das) Kriegt ihr das hin? *~* Fänd ich echt toll von euch...
 

Also, bis dann

Sorca
 

PS. Übrigens sind diese Keks-Sprüche alles Zitate, okay? Hab sie im Internet gefunden oder so...

Forever friends...

Titel: Sacrificed Sacrament – Sacrilegious Nights

Teil: 15/? (schätze mal, das wird sehr lang)

Autor: Wolfsorceress

Fanfiction: Beyblade

Rating: PG-14

Warning: OOC, Shounen-Ai, eventuell Shoujo-Ai

Kommentar: Ich wollt mich auch mal mit ernsteren Themen befassen und als ich dann diese Idee bekommen habe...

Pairing: Rei x Mao, Yuriy x Kai und noch ein paar mehr, schaut auf die Liste

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

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So... Ich hoffe, da draußen erinnert sich noch jemand an mich oder diese FF hier? ^^''''

Naja, auf jeden Fall kommt hier ein neues Kapitel... Und es tut mir wahnsinnig leid, dass ich so lange dafür gebraucht habe. >__> Hätte das wirklich gern früher abgeliefert, aber ich hab meine Muse verloren und einige ander Dinge sind auch noch dazwischen gekommen.

Dafür ist es recht lang und mir gefällt's eigentlich auch, auch wenn's wahrscheinlich schlechter ist als der Rest. Hab halt zu lange nicht mehr geschrieben. ^^''' Tut mir darum leid...
 

BTW, ich hab bei der Kommentar-Beantwortung voll den Überblick verloren. Darum, wer noch keine Antwort bekommen hat, tut mir wirklich sorry, man kann sich ja melden, wenn's wichtig ist. ^^'''' Auf jeden Fall vielen Dank für alle. u__ù
 

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Forever friends…
 

Die Schule war ein großes, älteres Gebäude, das aussah wie eine Fabrik. Groß, viereckig, hässlich, mit langen, hallenden Gängen und großen Fenstern auf der einen, pissgrünen Türen auf der anderen Seite des Flures. Hin und wieder wurden sie von metallenen Schließfächern gesäumt, die alt und mit Farbe beschmiert waren.

Schüler und Lehrer hatten versucht, das Beste aus dem Gebäude zu machen, Säulen und Wände waren mit kunstvollen Bildern gedeckt, von der Decke hingen Basteleien der jüngeren Schüler, Pflanzen standen in jeder freien Ecke. All das nahm der Schule trotzdem nicht den abweisenden Charakter.

Mao starrte zu der großen Tür und seufzte. Sie war nervös. Normalerweise ging sie einfach auf die Tür zu und hinein um sich in ihr Klassenzimmer zu begeben, um dort auf Hiromi und die anderen zu treffen oder zu warten.

Aber jetzt stand sie davor, unruhig von einem Bein auf das andere tretend und versucht, wieder umzudrehen.
 

Was, wenn Hiromi so reagieren würde wie ihre Eltern?

Wie konnte sie dann noch jemandem unter die Augen treten?

Es jemand anderem erzählen?

Sie seufzte. All dieses Grübeln brachte sie doch nicht weiter. Ihr Verstand und ihr Herz sagten ihr, dass Hiromi ihr beistehen, sie unterstützen würde. Trotzdem war da diese Stimme, was, wenn nicht? Auch bei ihren Eltern hatte sie geglaubt, sie würden ihr helfen. Sie hatte geglaubt, sie würden sie genug lieben, um über ihren Fehler hinwegzusehen.

Und was war das Ergebnis? Jetzt stand sie hier. Allein gelassen von ihren Eltern, der Welt und… Nein, das stimmte nicht. Hatte Kai ihr den Rücken gedreht? Mystel, Ozuma und Mathilda? Nein, keiner von ihnen hatte das getan. Dabei hatte sie Ozuma und Mathilda bis vor ein paar Tagen kaum gekannt.

//Siehst du? Auch Leute, die dich nicht kennen, urteilen nicht nach deinem Fehler.//, versuchte sie sich selbst zu beruhigen. //Und Hiromi kennt dich. Sie weiß, wie du bist und sie wird dir helfen.//
 

„Hi, Mao!“ Sie zuckte zusammen, als jemand sie unvermittelt ansprach, und drehte sich um. „Was stehst du hier so rum?“ Der Junge, der vor ihr stand, sah sie freundlich lächelnd an. Sein helles Haar fiel ihm ins Gesicht und seine klaren, blauen Augen funkelten.

Unsicher lächelte sie zurück. „Oh…äh, hi, Enrico.“, murmelte sie. Sie hatte nie gefragt, was ein Italiener in Tokyo wollte und Enrico hatte nie gesagt, warum sein Vater mit ihm hergezogen war.

Er blinzelte. „Bella, was ist denn mit dir los?“ Er legte einen Arm um sie. „Du siehst aus, als sei dir ein Geist über den Weg gelaufen.“ Mit der anderen Hand tastete er kurz nach ihrer Stirn. „Oder bist du etwa immer noch krank?“

„Ne…nein.“, antwortete sie stotternd und trat einen Schritt zur Seite. Der Körperkontakt war ihr unangenehm. Besonders nach allem, was passiert war. Die Ereignisse der letzten Tage hatten alles wieder hervorgeholt und sie konnte sich noch an Hiromis Blicke erinnern, wenn sie ihre Freundin von sich geschoben hatte, wenn diese sie zur Begrüßung umarmte.

Enrico kümmerte sich jedoch nicht darum. „Dann ist ja gut. Sag mal, was hattest du eigentlich?“
 

„Ähm…“ Was sollte sie sagen? Darüber hatte sie sich noch keine Gedanken gemacht. „Mir war nicht gut.“

„Du hattest doch keine Grippe? Ich hab gehört, sie soll umgehen zur Zeit, meine kleine Schwester ist auch krank gewesen letzte Woche. Die hat sich die Seele aus dem Leib geko…“

„Sooo genau müssen wir das nicht wissen, Enrico!“ Hiromis laute Stimme unterbrach den Italiener und das brünette Mädchen drängte sich zwischen ihn und ihre Freundin. Sie schlang Mao einen Arm um die Schultern. „Hi, Mao. Schön, dich wieder zu sehen, hab dich in den letzten Tagen vermisst.“ Mao lächelte schwach. Sie hatte doch nur wenige Tage gefehlt. „Geht’s dir wirklich gut? Du bist so blass…“

Beinahe ärgerlich schob Mao ihre Freundin beiseite. „Mit mir ist alles okay.“ //Bis auf die Tatsache, dass ich schwanger bin und meine Eltern mich rausgeworfen haben und mich nie wieder sehen wollen, ist die Welt doch völlig in Ordnung.//

„Wirklich? So sieht du aber nicht aus. Du hast doch irgendwas. Komm schon, ich bin deine Freundin, mir kannst du alles erzählen. Wenn du Probleme hast, komm nur zu mir, haben wir das nicht mal ausgemacht?“
 

„Ähm… ja, doch…“, murmelte die Goldäugige leise. Sie warf Enrico, der neugierig und verwirrt daneben stand, einen Blick zu. Der fing ihn auf, dann huschte ein beinahe gekränkter Ausdruck über sein Gesicht, ehe er lächelte und abwehrend die Hände ob. „Ja, ja, ich weiß ja, wann ich unerwünscht bin. Wir sehen uns.“ Winkend ging er davon und verschwand in der Menge der Schüler.

Mao sah ihm hinterher und bemerkte nicht, wie Hiromi sie von der Seite her anstarrte, bis diese ihr den Ellbogen in die Rippen stieß. „Und? Was ist nun?“ Mao blickte sie an. Hiromis braune Augen blickten sie fragend an.

Mao lächelte schwach. „Ich…muss dir etwas erzählen. Es ist sehr wichtig, aber es wird länger dauern, als wir jetzt Zeit haben. Nach der Schule?“

„Mittagspause.“, bestimmte Hiromi.

„G…gut.“, antwortete sie stotternd. Die Brünette warf ihr einen besorgten Blick zu, der Mao noch einmal bestätigte, dass sie sich völlig untypisch verhielt. Doch alles wozu sie im Moment im Stande war, war schwach zurückzulächeln und leise „In der Mittagspause.“ zu flüstern.

Sie war erbärmlich.
 


 


 

In der letzte Stunde vor der Pause hatte sie Biologie. Ohne Hiromi. Doch die Brünette wartete bereits auf sie, als sie das Klassenzimmer verließ, den Rucksack über eine Schulter geschwungen und breit lächelnd. Ihr hübsches Gesicht strahlte nahezu. „Da bist du ja! Geht’s dir jetzt wieder besser? Du siehst nicht mehr ganz so blass aus wie heute morgen.“

Es war offensichtlich, dass sie Mao aufmuntern wollte. Ihr zeigen wollte, dass sie für sie da war. Ob sie das immer noch sein wollte, nachdem Mao ihr alles erzählt hatte? „Hast du was zum Essen mitgebracht oder gehen wir erst in die Cafeteria?“

Die Chinesin schüttelte den Kopf. „Nein.“ Ihre Stimme klang fest und sicher. Sicherer, als sie sich fühlte, aber sie wollte nicht einmal vor sich selbst zugeben, dass der Mut, den sie sich während der Schulstunden zugesprochen hatte, nur eine Illusion war.

„Was ‚nein’? Nichts zu essen dabei oder nicht in die Cafete?“

„Weder noch. Ich habe keinen Hunger. Lass uns dorthin.“

‚Dorthin’ war ihr privater Platz im Schulgarten. Es waren nicht viele Schüler, die den Garten betraten, noch weniger suchten sich einen Ort aus, der so weit hinten lag. Mao und Hiromi hatten sich ‚ihren’ Platz schon seit dem ersten Tag an dieser Schule ausgesucht.
 

Sie brauchten nur wenige Minuten, um ihn zu erreichen. Ganz hinten an der Mauer lag er. Einige Büsche verbargen ihn vor neugierigen Augen und ein vergessener Holzstamm bot bei trockenem Wetter eine ideale Sitzangelegenheit, wenn es einen nicht störte, dass die Kleidung schmutzig wurde.

Hiromi ließ ihren Rucksack auf den Boden plumpsen, eher sie ihre Jacke großzügig für sie beide über das Holz ausbreitete und sich hinsetzte, wobei sie ihre Freundin mit sich zog. Mao stellte ihren Rucksack neben den der Braunhaarigen und ließ sich dabei so viel Zeit wie möglich. Jetzt konnte sie nicht mehr davonlaufen. Jetzt verlangte Hiromi ihre Aufmerksamkeit und sie von sich Stärke.

„Und?“ Hiromi griff nach ihren Händen, als sie sich wieder aufsetzte, und drückte sie ermutigend. „Du weißt, du kannst mir alles erzählen.“

Mao wich dem vertrauensvollen Blick ihrer Freundin aus und starrte auf Hiromis braunes Haar, in dem Lichtreflexe spielten. „Hiromi, weißt du, ich… es…“ Sie wusste nicht, wo sie beginnen sollte.

Während der letzten Tage hatte sie sich dieses Gespräch oft genug ausgedacht. Immer hatte sie den perfekten Anfang gefunden, doch jetzt schien alles wie aus ihrem Hirn gefegt.
 

„Beruhig dich, es eilt nicht.“, unterbrach Hiromi sie. „Wir haben alle Zeit der Welt bis in etwa einer Stunde, wenn der Unterricht wieder anfängt.“

Mao brachte ein halbherziges Lächeln zustande und drehte sich halb von ihrer Freundin weg, damit sie bequemer auf dem Baumstamm saß. Sie zog die Beine an und schlang die Arme darum.

„Dir muss es ja wirklich schlecht gehen.“, murmelte Hiromi besorgt und rückte enger neben sie.

Mao nickte kläglich. Auch wenn sie es nicht gern zugab, im Moment ging es ihr einfach nur mies. „Mhm.“, machte sie leise. „Ich bin müde und heute morgen hab ich mich erst mal übergeben und… und…ich bin schwanger!“ Die letzten Worte hatte sie lauter gesprochen als beabsichtigt.

Einen Moment blieb alles still. Es war, als wäre die Zeit eingefroren. Hiromi rührte sich nicht, dann sah sie sie von der Seite scharf an. „Du machst keinen Witz, nein?“ Mao wagte nicht, ihre Freundin direkt anzusehen, sondern zog die Beine noch enger an den Körper.

„Nein, du machst keinen Witz.“, murmelte Hiromi und legte einen Arm um ihre Schulter. Mao erstarrte. Alles mögliche hatte sie erwartet, aber nicht das. „Wie…wie ist es passiert? Und wer zum Teufel ist der Vater? Ich dachte, du…“ Sie unterbrach sich.
 

Die Chinesin riskierte sich nicht zu rühren, aus Angst die Ruhe, die die beiden Mädchen umgab, zu zerstören. Diese Ruhe, die wie Balsam für ihre Seele war. Diese Ruhe, die aus Hiromis einfacher Akzeptanz und freundlicher Geste entsprungen war. Diese Ruhe, die ihre Wurzeln in der Freundschaft der Mädchen hatte.

Mao wagte es, sich zu entspannen, sich an ihre Freundin zu lehnen, die schmale, aber doch starke Schulter, die diese anbot.

„Naja, ich dachte, du bist da nicht so… und… Was haben deine Eltern gesagt?“

Mao schluckte hart. „Ich weiß nicht, ich habe ihn in einer Disko getroffen. Letzten Monat, im Gethsemane. Ich…wir waren betrunken und ich weiß nicht einmal mehr, wie er wirklich aussieht.“ Auf die zweite Frage ging sie nicht ein.

„Das ist natürlich scheiße.“, gab Hiromi zu und kaute auf ihrer Unterlippe. Sie zog ihre Freundin noch ein wenig enger an sich. Mao hätte aufgrund dieser einfachen, aber so wahren Einschätzung der Lage beinahe aufgelacht. „Aber du brauchst den Kerl sowieso nicht, wer auch immer das ist. Wer so verantwortungslos ist und betrunken mit einem Mädchen schläft ohne Verhütungsmittel, der kann ja nichts taugen, was?“
 

Mao brachte ein ersticktes Lachen zustande. „Ich war auch nicht verantwortlicher, Hiromi. Ich habe diesen Fehler auch gemacht.“

„Nun… Bei Jungen ist das was anderes. Außerdem bist du Mao, das verantwortungsbewussteste Mädchen, das ich kenne. Und jetzt sitzt du da mit einem Kind.“

„Naja… So schnell geht das nicht.“

Hiromis Stimme nahm einen zweifelnden Ton an. „Du glaubst gar nicht, wie schnell neun Monate um sind.“

„Acht.“

„Okay, dann eben acht. Was ist schon ein Monat? Ein Tropfen auf einem heißen Stein im ewigen Fluss der Zeit…“ Man merkt, dass Hiromi Philosophie nicht aus einer Laune heraus gewählt hatte.

Mao lachte. „Ach lass das. Ich hab jetzt schon genug Sorgen. Was glaubst du, wie das erst wird, wenn…“ Es war viel leichter mit Hiromi über diese Dinge zu sprechen als mit Kai. Aber Kai war ja auch ein Junge. Er würde wohl nie verstehen, wie das wirklich war.

Hiromi lachte, ehe sie rasch wieder ernst wurde. „Und was haben deine Eltern gesagt?“ Ihre Stimme war leise und ernst. Ihr war Maos vorige Weigerung, diese Frage zu beantworten, ebenso deutlich bewusst wie die Worte, die sie gesagt hatte.
 

Mao blickte wieder auf ihre Knie. Aber sie würde es ihrer Freundin trotzdem sagen. „Sie haben mich rausgeschmissen.“

„Nein!“ Das pure Entsetzen war aus diesem Wort herauszuhören.

„Doch. Sie… ich…“ Diesmal schlang Hiromi beide Arme um sie. Mao ließ es zu, sie genoss den einfachen Trost, den die andere bieten konnte. Leise, schnell und knapp erzählte sie, was passiert war, nachdem sie es ihren Eltern gestanden hatte. Hiromi strich ihr beruhigend durch die Haare, aber Mao konnte ihren Zorn fühlen.

„Und…und wo bist du jetzt? Du hättest zu mir kommen können. Wir hätten schon eine Lösung gefunden.“ Sie ging weder auf ihren Zorn noch auf die Ungerechtigkeit der Mings ein. Mao war ihr dankbar dafür. Sie brauchte nicht noch einmal zu hören, wie unfair und grausam ihre Eltern sich verhalten hatten.

Mao spürte, wie ein ruhiges Lächeln auf ihre Lippen schlich. Sie hatte sich ganz umsonst Sorgen gemacht. Hiromi würde sie niemals einfach so abservieren. „Ja, sicher. Aber…ich bin bei Kai. Er hat ja eine Wohnung. Und…da kann ich einige Zeit bleiben.“

Hiromi gab ein unbestimmbares Geräusch von sich. „Ich dachte, er hätte nur eine kleine Wohnung? Du hast mir mal was davon erzählt.“

„Naja. Ja. Klein ist sie sicher, aber er meinte, es wäre in Ordnung.“ Sie seufzte. „Außerdem ist das jetzt mein kleinstes Problem.“
 

„Das…glaub ich dir.“, murmelte Hiromi. „Aber wenn du irgendwas brauchst, du weißt, dass ich alles tun werde, um dir zu helfen, ja?“

„Ja.“

Es war ein einfaches Angebot und eine einfache Antwort, aber für Mao lag so unendlich viel Bedeutung darin. Bedeutung und Vertrauen. Sie fragte sich, wie sie es ohne Hiromi geschafft hätte. Wahrscheinlich gar nicht. Und sie dankte dem Himmel, dass sie es nicht zu erfahren brauchte.

„Gut. Und ich hoffe, dass du auch zu mir kommst, denn wenn ich herausfinde, dass du nicht mehr kannst und nicht zu mir kommst, dann wirst du was erleben! Hast du verstanden?“

Mao lachte leise. „Ja. Ich habe verstanden, Hiromi.“

Hiromi funkelte sie von der Seite her an und drohte mit dem Finger. „Wehe wenn nicht.“

„JA!“ Mao warf die Arme um ihre Freundin. „Ich werde kommen, ich verspreche es dir.“

„Gut.“ Hiromi lehnte ihre Stirn gegen Maos und erwiderte die Umarmung. Einige Zeit saßen sie schweigend da, ehe sie sich zögernd wieder voneinander lösten. Mao war glücklich. Sie wusste nicht wieso und wie sie es sein konnte, aber mit einem anderen Wort konnte sie ihren momentanen Zustand nicht beschreiben.
 

Und Hiromi neben ihr lächelte. „Lass uns jetzt was essen.“ Sie packte ihre Vesperbox aus und gemeinsam machten sich die beiden Mädchen darüber her. Jetzt, wo die Sorge, die wie ein Stein in ihrem Magen gelegen hatte, weg war, verspürte Mao beinahe unbändigen Hunger.

Sie war froh, dass Hiromis Mutter ihrer Tochter stets zuviel einpackte, als habe sie Angst Hiromi würde verhungern. Was für ein Gegensatz stellte das zu Maos momentanen Familienverhältnissen da! Hiromis Mutter hätte ihre Tochter nicht vor die Tür gejagt. Nicht in diesem Leben, niemals.

Doch die Chinesin schob den Gedanken beiseite. Der Rest der Mittagspause ging mit Lachen und Reden schnell vorbei. Schließlich kehrten sie zum Schulgebäude zurück. An der Tür blieben sie noch einmal stehen.

„Hiromi?“

Die Angesprochene drehte sich zu ihr um, die Hand auf dem Türgriff. „Ja?“

„Danke.“ Mao wusste nicht genau, für was sie sich bedankte.
 

Dafür, dass sie Hiromi ihr Hilfe angeboten hatte.

Dafür, dass sie ihre Freundin war.

Dafür, dass sie es einfach so genommen hatte.

Dafür, dass sie sie nicht mit Hass in den Augen angeblickt hatte.

Dafür, dass sie einfach da war.

Hiromi jedoch verstand. Auch ohne erklärende Worte. Denn es war etwas, was man nicht in Worte fassen konnte. Sie lächelte. „Dafür brauchst du mir nicht zu danken. Das ist doch selbstverständlich.“

Und für Mao schien die Welt wieder ein Stück freundlicher geworden zu sein. Wieder ein Stück von dem zurückbekommen zu haben, was sie einst gewesen war für ein naives, kleines Mädchen mit unschuldigen goldenen Augen und einem offenen Gesicht.
 

~~~~~
 

So, das war's. Ich denke, das nächste Kapitel kommt früher, aber das ist ja auch keine große Kunst bei der langen Zeit, die ich nicht hochgeladen habe. ~.~ Aber ich werd wohl 'ne neue FF(Naruto-FF, wen's interessiert) anfangen, das wird auch ein wenig Zeit brauchen. ^^''' Sorry.

Werd trotzdem versuchen, meinen Hochladerhythmus wiederzufinden.
 

Also, bis dann...

Sorca
 

PS. Wen's interessiert, bei 'Situations' gibt's inzwischen einen ReiMao-OneShot. Oò Ihr könnt ja mal vorbeischauen, würd mich auf jeden Fall freuen. ^.~

Von Welpen und Wohnungen

Titel: Sacrificed Sacrament – Sacrilegious Nights

Teil: 16/? (schätze mal, das wird sehr lang)

Autor: Wolfsorceress

Fanfiction: Beyblade

Rating: PG-14

Warning: OOC, Shounen-Ai/Shoujo-Ai

Kommentar: Ich wollt mich auch mal mit ernsteren Themen befassen und als ich dann diese Idee bekommen habe...

Pairing: Rei x Mao, Yuriy x Kai und noch ein paar mehr, schaut auf die Liste

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

~~~~~~~
 

Äh... Das Kapitel dient nach meiner Ansicht irgendwie zur Belustigung aller. >__> Das tut mir leid, eigentlich hatte ich etwas ganz anderes geplant, das ursprünglich in dieses Kapitel sollte. Dann kam mir der Anfang dazwischen, der immer länger geworden ist... Dann hab ich meine Planung geworfen und macht das, was eigentlich hier rein sollte - die Begegnung zwischen Mao und Rei *drop* - im nächsten Kapitel. Ich hoffe, mir ist niemand allzu böse darüber.
 

Mystel ist OOC. Kai auch. Die anderen zwei zum Glück nicht. Hoffe ich zumindest. ^^''' Das Kapitel mag ich trotzdem irgendwie...
 

BTW...

Vielen Dank euch allen für die 1oo Kommentare. ^_____^
 

~~~~~~~
 

Von Welpen und Wohnungen
 

„Schau mal!“ Mystels freudestrahlendes Gesicht blickte Mao entgegen, als sie als Antwort auf die Klingel die Tür öffnete. Der Blonde grinste über das gesamte Gesicht. Einen Moment war sie verwirrt, was er meinte, dann hielt er ihr stolz und glücklich etwas unter die Nase.

Es war ein Hund. Besser gesagt, ein kleiner Hundwelpe, vielleicht so groß wie eine ausgewachsene Katze. Sein Fell war dunkelbraun und schwarz, kurz und sah weich aus wie Samt. Die blauen Augen blickten sie treudoof an und aus seinem Maul hing eine rosarote Zunge. Er hechelte, dann öffnete er das Mäulchen und gähnte ausgiebig, entblößte dabei spitze Zähnchen.

„Ist der süß!“ Sie hielt dem kleinen Tier ihre Finger hin, damit er daran schnuppern konnte und fuhr ihm durch das dichte und tatsächlich weiche Fell.

„Ja, nicht?“, fragte Mystel und grinste noch breiter.
 

Ozuma hinter ihm räusperte sich. „Könntest du uns – oder mich – vielleicht erst reinlassen, bevor ihr euch darüber ergeht, wie süß das Vieh doch ist?“

Mystel warf ihm einen bitterbösen Blick zu ob des Namens, den er dem Hund gegeben hatte, doch Mao trat beiseite und ließ sie hereinkommen. „Wo habt ihr ihn her?“, wollte sie wissen, als sie zusammen ins Wohnzimmer gingen.

„Ein Freund.“, erklärte Ozuma kurz.

„Der hat eine Hündin, die ungeplant schwanger geworden ist.“, erklärte Mystel aussagefreudiger. „Er hat die Welpen alle verschenkt, nur die hier hat er an niemanden losbekommen.“
 

„Und darum hat er sie uns aufs Auge gedrückt.“, erklärte Ozuma miesgelaunt.

„Was macht das da hier?“, fragte Kai und deutete auf das Tier in Mystels Armen. Er sah nicht gerade begeistert aus. In der Hand hielt er einen Telefonhörer; eigentlich war er in ein Gespräch vertieft gewesen. „Nein, nichts, Mr. D. Es sind grad ein paar…Idioten gekommen, die etwas mitgebracht haben. Wie war das mit dem Manuskript?“ Er wandte sich wieder ab, aber sein Gesichtsausdruck sprach Bände.

„Darf ich ihn mal halten?“, fragte Mao und hüpfte aufgeregt auf und nieder. Der kleine Hund war so niedlich, dass sie ihn am liebsten knuddeln und küssen wollte.

„Hier.“ Mystel reichte ihn ihr, immer noch lächelnd. Sie strahlte und nahm das kleine Tier vorsichtig in den Arm. Der Hund schnupperte sofort an ihr und wedelte leicht mit dem Schwanz, während er versuchte, alles an ihr zu erreichen. „Nein, ist der süß!“
 

Sie merkte selbst, dass sie nahezu quietschte, aber das war ihr egal. Bei so einem Geschöpf durfte sie das ruhig. Vorsichtig fuhr sie durch das glatte Fell und hielt ihn für Mystel, der das Tier hinter den Ohren kraulte.

„Was wollt ihr mit dem?“, fragte Kai, der sein Gespräch inzwischen beendet hatte, von der Seite und riss die beiden aus ihrer Begeisterung. „Frag mich nicht.“, antwortete Ozuma, der in der Zwischenzeit auf dem Sofa Platz genommen hatte. „Mihaeru hat ihn uns einfach untergeschoben.“

„Ihn behalten natürlich!“, trompetet Mystel laut aus und wandte sich von Mao und dem Welpen ab.

„Ich dachte, in eurer Wohnung wären Tiere verboten?“

„Sind sie auch.“, meinte Ozuma und zuckte mit den Schultern. „Darum müssen wir das Vieh so schnell wie möglich loskriegen. Außerdem ist es sowieso zu teuer. Wir haben kein Geld.“
 

„Red nicht so von ihr! Sie hat auch Gefühle, weißt du?“, belehrte Mystel seinen Freund. Er schien von der Idee, die kleine Hündin zu behalten, mehr als angetan zu sein. „Und es interessiert sich in dem Haus sowieso niemand dafür, ob irgendwer ein Haustier hat. Die unter uns haben auch einen Hund, diese schreckliche, kläffende Töle da. Erinnerst du dich, Kai?“

„Hm?“ Kai legte den Kopf schief und dachte einen Moment nach. Mao ließ sich auf den durchgesessenen Sessel sinken, den Hund noch immer im Arm. Sie war gespannt darauf, was Kai zu erzählen hatte. Längst hatte sie herausgefunden, dass er mit Mystel und Ozuma einiges erlebt hatte. Das Tier genoss ihre kraulenden Finger.

„Ach, du meinst diese Ratte da? Die mich fast in den Knöchel gebissen hat?“

Mystel lachte. „Genau die.“

„Das war ein Hund?“ Der Rotäugige verzog gespielt erstaunt das Gesicht.

Ozuma warf ein Kissen nach ihm, dem Kai elegant auswich, so dass es gegen das Fenster klatschte, und lachte. „Tu nicht so.“
 

„Hund ist Hund.“, meinte Mystel. „Warum sollten wir die Kleine hier nicht behalten?“

„Weil man uns sicher rauswerfen würde, wenn wir sie anbringen.“

„Aber die unter uns…“ Der Blonde klang beinahe verzweifelt.

„Mystel, das geht nicht.“ Ozumas Stimme klang nahezu sanft. „Erstens haben wir kein Geld für sie. Das heißt, wir können den Hausmeister auch nicht bestechen, dass er den Hund einfach übergeht. Das machen die unter uns nämlich. Zweitens suchen die sowieso nach einem Grund, damit sie uns rauswerfen können, weil wir denen ein Dorn im Auge sind. Wenn wir die Kleine mitbringen, dann sitzen wir am Ende des Monats auf der Straße.“

Sein Freund ließ sich neben ihm auf das Sofa plumpsen. „Du hast ja recht.“ Er seufzte.
 

Mao blickte von einem zum anderen. „Warum wollen die euch draußen haben? Macht ihr zuviel Krach oder so?“

„Nein. Wir sind eigentlich ganz brav. Weil wir schwul sind.“, brummte Ozuma mürrisch.

„Oh! Tut mir leid, ich hätte nicht fragen sollen. Ich…“

„Schon gut.“ Er winkte ab. „Zeigt nur, dass du nicht solche hirnrissigen Vorurteile hast.“

„Scheißwohnung.“, murrte Mystel und blickte den Hund auf Maos Schoß traurig an.

Ozuma beschloss abrupt das Thema zu wechseln. „Apropos Wohnungen, wann wollt ihr umziehen?“

„Hä?“, machte Kai.

„Warum sollten wir umziehen?“ Mao sah nicht besonders intelligent drein.
 

„Na, ich dachte immer, die Wohnung hier ist für zwei Personen zu klein? Und bald seid ihr zu dritt.“ Er grinste schief. „Wo schläfst du, Kai? Auf dem Sofa?“

„Ja. Was dagegen?“

„Nein, aber irgendwann wird euch das hier zu eng. Das sind ja keine 2 Zimmer hier. Was glaubt ihr, wie lange ihr es hier aushaltet, ohne euch an die Kehle zu gehen? Außerdem kommt dann ja noch da…“

„Lass uns zusammenziehen.“, unterbrach Mystel aufgeregt. „In eine Wohnung, wo Tiere erlaubt sind! Na?“

„Mystel, du spinnst.“, stellte Kai kühl fest. „Ich denk nicht daran hier…“

„Aber sie haben einen guten Punkt.“, mischte sich Mao ein und tätschelte der kleinen Hündin den Kopf. „Wir können nicht ewig zu zweit in dieser Wohnung leben. Vor allem auch nicht wegen dem Kind. Entweder ich muss gehen oder wir beide.“
 

Kai fuhr sich durch die Haare und ließ sich seufzend auf den Boden plumpsen. Er hatte wohl noch nicht wirklich darüber nachgedacht, was für Probleme auf die zukamen. Oder doch? Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten.

Mao jedenfalls hatte es nicht getan. Sie hatte an dem Tag, an dem sie sich für ihr Kind und gegen ihre Eltern entschieden hatte, nicht an die Konsequenzen gedacht, die für sie anstanden. Sie brauchte Geld und damit einen Job. Sie brauchte eine Wohnung, denn Kais war definitiv zu klein für zwei oder drei Personen.

Sie würde zum Arzt müssen, wegen der Schwangerschaft. Sie wusste nicht, was das Jugendamt zu ihrem Fall zu sagen hatte oder ob es da irgendetwas für sie gab. Kindergeld oder dergleichen? Es musste doch eine Regelung geben für Fälle wie sie, denn sie war sicher nicht die einzige.
 

Sie war nur froh, dass sich die Job-und-Geld-Sache bereits erledigt hatte. Es war einige Tage her, da war sie mit Mystel und Hiromi, die vor der Tür gewartet und für sie beide die Daumen gedrückt hatte, zum Vorstellungsgespräch gegangen. Ozumas Freund – wer auch immer die Person war, die ihm diesen Job empfohlen hatte – hatte ein gutes Wort für sie beide eingelegt.

Erst am letzten Tag war der Bescheid gekommen, dass sie beide fürs erste genommen worden waren. Sie war vor Freude in die Luft gesprungen, denn damit war eine riesige Sorge von ihr genommen worden.

Außerdem würde sie dann Kai nicht mehr auf dem Geldbeutel liegen, was für sie beide eine Erleichterung war. Kai hatte ihr von Anfang an gesagt, er konnte und wollte sie nicht durchfüttern und sie hatte gewusst, dass sie dies auch nicht wollte.
 

Zudem war ein Job als Kellnerin sicher nicht das schlechteste, das sie bekommen konnte, auch wenn ihr klar war, dass sie dort nicht ewig bleiben konnte. Sie hoffte nur, dass es lange genug war, damit sie sich eine Grundlage aufbauen konnte. Aber mehr konnte sie im Moment nicht tun, darum beließ sie es dabei.

„Warum sollten wir nicht zusammenziehen?“, unterbrach Mystel gutgelaunt ihre Gedanken und sie ließ sich gerne ablenken. „Wie gesagt, die wollen uns da sowieso nicht und das wird zu viert viel lustiger.“

„Glaubst du wirklich, ich würde es mit euch aushalten?“, fragte Kai und Mao war klar, dass er die Frage nicht zum Scherz stellte. Er war keine Person, die es lange mit zu vielen Leuten aushielt. Das war wohl auch der Grund, warum er bis jetzt allein gelebt hatte und nicht bei einem seiner alten Freunde. Sie wussten das alle und sie wussten alle, wann sie sich zurückziehen mussten, um Kai nicht gänzlich auf die Palme zu treiben.
 

„Klar, warum nicht? Wir kennen dich doch.“

„Eben. Darum hab ich so meine Zweifel.“

Mystel rutsche vom Sofa und krabbelte zu dem Rotäugigen hinüber um ihn treuherzig anzublicken. „Hast du so wenig Vertrauen in uns?“

Kai wich ein Stück von ihm zurück. „Was glaubst du?“, fragte er unwillig.

„Ich halte das für gar keine schlechte Idee.“, warf Ozuma ein und knautschte das Kissen unter seinem Arm. „Mystel und ich suchen schon länger was neues, wegen der netten Nachbarn, allerdings war bis jetzt nichts passendes dabei.“

„Und wie kommt ihr auf die Idee, dass würde sich jetzt plötzlich ändern?“, wollte Kai wissen.

„Vier Leute finden mehr als zwei.“, grinste Mystel. „Oder ihr wisst vielleicht wen mit Beziehungen?“

„Ist nicht Ozuma, der mit den Beziehungen?“, fragte Mao und ließ die unruhige Hündin von ihrem Schoß hüpfen.
 

Kai beobachtete sie misstrauisch, aber das Tier begnügte sich erst einmal damit, den Boden zu beschnüffeln. „Eigentlich schon.“ Er klang abgelenkt, sein Blick war immer noch auf den Welpen fixiert.

„Wie heißt sie eigentlich?“, fragte Mao den Blonden.

„Hm?“ Mystel war ob des plötzlichen Themenwechsels verwirrt, dann aber folgte er ihrem Blick. „Oh. Star.“

„Sie hat noch gar keinen Namen.“, knurrte Ozuma.

„Doch! Sie heißt Star.“, bekräftigte der Blonde und zog die Augenbrauen zusammen.

„Du hast dir diesen Namen gerade eben aus den Fingern gesaugt. Und ich…“

„Nein, hab ich nicht! Ich hab mir schon länger Gedanken darüber gemacht!“

„Wann? Als du so beschäftigt warst, das Vieh zu Tode zu knuddeln? Oder als…“

„Okay, ich frag Mr. D.“ Kais Stimme unterbrach die beiden Streithähne.

„Wir brauchen doch nicht deinen Arbeitgeber zu fragen, wie wir unseren Hund nennen können.“
 

Kai knurrte. „Wer spricht über euren Hu…“

„Unseren!“

„Hä?“ Kai sah tatsächlich aus, als hätte Mystel ihn für einen Moment aus den Konzept gebracht. „Wie auch immer. Ich spreche nicht über…das Vieh. Sondern wegen der Wohnung. Mr. D. weiß vielleicht was oder hat Kontakte und er sagte, ich könne mich an ihn wenden, wenn er helfen kann.“

Mao fragte sich, wie lange er schon über das Wohnungsproblem nachgedacht hatte, um diesen Entschluss zu fassen. Es war ganz sicher nicht Ozuma, der ihn darauf gebracht hatte und seine vorige Unwilligkeit hing mit irgendetwas zusammen, über das er eben nachgedacht hatte.

Vielleicht war es der Entschluss, selbst umzuziehen und nicht nur Mao zu helfen, eine eigene Wohnung zu finden. Und sie fragte sich, wie lange er gebraucht hatte, um seinen Stolz niederzuringen um jemand außenstehenden um Hilfe zu bitten, auch wenn es nur so ein kleiner Gefallen war.
 

„Meinst du wirklich?“ Mystels Augen begannen zu leuchten, dann sprang er auf huschte zum Telefon hinüber. „Hier.“ Er hielt dem Rotäugigen den Hörer unter die Nase. „Mach!“

Kai blickte ihn an, als wolle er fragen: „Jetzt?“, sagte allerdings nichts. Nach dem Hörer griff er jedoch auch nicht.

Der Blauäugige wedelte mit der Hand. „Mach schon. Du hast ihm doch sowieso gesagt, du rufst ihn wieder an.“

Das hast du gehört? Obwohl deine Aufmerksamkeit dem Vieh gehört hat?“

„Erstens heißt sie Star, zweitens ist sie kein ‚Vieh’ und drittens hab ich mit halbem Ohr zugehört und das hab ich mitgekriegt. Zufrieden? Jetzt nimm schon.“

„Mir doch egal.“ Kai schnappte sich den Hörer und starrte einen Moment darauf. Dann blickte er auf. „Und ihr seid wirklich sicher, dass ihr es für einige Zeit mit mir aushaltet?“ Er stand auf.
 

„Klar, warum nicht?“ Mystel strahlte ihn an.

Ozuma sah aus, als wolle er gleich in Gelächter ausbrechen, auch wenn Mao nicht ganz verstand, wieso. War es die Situation? Oder einfach der Grund, dass er anderer Meinung als sein Freund war?

Die Chinesin selbst wusste nicht, ob sie sich dem Blonden anschließen konnte. Kai war manchmal doch etwas… schwierig. Aber niemand verlangte von ihnen, dass sie ständig beieinanderhocken mussten. Es würde schon klappen.

In der Zeit, in der sie hier lebte, waren sie und der Rotäugige nicht einmal aneinander geraten, trotz der Situation, der Enge, ihren blank liegenden Nerven und ihren Dickköpfen. Sondern eher im Gegenteil, sie waren sehr gut miteinander ausgekommen. Zeigte das nicht, dass sie es auch weiterhin schaffen konnten?

Kai hatte inzwischen die Nummer seines Arbeitgebers gewählt und wartete nun auf dessen Entgegennahme des Anrufes. „Mr. D.? … Ja, ich bin’s. Ich übernehm den Job.“
 

Mao blickte zu den anderen beiden, doch die schienen sich nicht sonderlich für Kais Arbeit zu interessieren, also ließ sie das Thema fallen.

„Ja, es ist okay. … Ich sagte doch, ich mach’s. Mr. D., darf ich Sie um einen Gefallen bitten?“ Diese Überleitung war schnell. Anscheinend wollte er das so schnell wie möglich hinter sich haben. „Es geht um…ein Problem. Eine Freundin wohnt jetzt bei mir. … Genau, die ist ziemlich zu klein.“

Einen Moment war es still. Dann sagte der Rotäugige: „Vielen Dank. … Ja, ich versuche, den Termin einzuhalten. Auf Wiederhören.“ Er legte auf und drehte sich zu ihnen um. „Er sagte, er macht, was er tun kann.“

„Schön.“ Mystel sprang zufrieden auf. „Ozuma?“

„Hä? Äh… ja, klar.“ Der andere erhob sich ebenfalls. „Tut uns Leid, aber wir müssen jetzt los. Wir…haben noch was vor.“
 

Mao war einen Moment verwirrt, dann dämmerte es ihr. „Ihr habt ein Date, oder?“

„Ja!“ Mystel strahlte, packte Ozumas Hand und zog ihn mit zur Tür. „Ruft uns an, wenn sich was tut. Wir kommen demnächst wieder vorbei. Bis dann!“

Der Grünäugige schaffte es gerade noch, ihnen kurz zuzuwinken, dann hatte der andere ihn in den Gang gezogen. Kurz darauf fiel die Tür ins Schloss. Ein leises Fiepen lenkte Maos Aufmerksamkeit auf das kleine Wesen, das nun zu ihren Füßen hockte. Sie beugte sich hinunter, tätschelte Star den Kopf und lächelte sanft. „Na?“

Kais Gesicht dagegen war zu einem mörderischen Gesichtsausdruck erstarrt, dann rannte er den beiden hinterher. „HE!“ Sie konnte seine Stimme im Treppenhaus hallen hören. „He! Kommt gefälligst zurück und nehmt den Köter mit! Der wird sicher nicht hier bleiben!“
 

Eine Antwort bekam er allerdings nicht. Kurz darauf kam er ins Wohnzimmer zurück und starrte den Hund missmutig an. Das Tier kümmerte sich allerdings gar nicht darum, sondern lief schwanzwedelnd zu ihm hinüber um ihn zu beschnuppern. Kai knurrte und wich einen Schritt zurück.

„Ich mach mal Tee.“, sagte Mao und stand auf. Bei solchen Sachen war es besser, sich so schnell wie möglich aus der Schussbahn zu begeben. „He, lass das, Vieh.“, hörte sie Kais Stimme. Ein frustrierter Aufschrei folgte. Sie lehnte sich nach hinten und blickte ihren Freund fragend an. Kais Augen funkelten den Welpen zornig an. „Sie hat auf den Boden gepinkelt!“
 

~~~~~~~
 

An dem Aussehen des Hundes ist mein Kalender schuld, an dem einfallslosen Namen das Lied Feuerkind von Subway to Sally...
 

Nächstes Kapitel ist das, in dem sie sich treffen. Hoffe ich zumindest. >__<

Ein Kommentar würde mich freuen. ^^
 

Bis dann

Sorca~

Die Kellnerin und der Koch

Titel: Sacrificed Sacrament – Sacrilegious Nights

Teil: 17/? (schätze mal, das wird sehr lang)

Autor: Wolfsorceress aka SorceressKonan

Fanfiction: Beyblade

Rating: PG-14

Warning: OOC, Shounen-Ai/Shoujo-Ai

Kommentar: Ich wollt mich auch mal mit ernsteren Themen befassen und als ich dann diese Idee bekommen habe...

Pairing: Rei x Mao, Yuriy x Kai und noch ein paar mehr, schaut auf die Liste

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

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*reinschleich*

*sich umschau*

Erinnert sich überhaupt noch jemand an diese Fic hier? oo; Mir ist vorhin aufgefallen, dass das letzt Update über ein Jahr her ist. OO Gestern Nacht ist meine Muse zurückgekehrt - vielleicht hält sie nur dieses eine Kapitel, aber ich hoffe natürlich nicht. >.<

Tut mir auf jeden Fall leid, dass das so lange gedauert hat, ich schwöre hoch und heilig Besserung - zumindest werde ich es versuchen. uu"
 

Wie der Titel andeutet, ist dies das Kapitel, auf das alle wohl sehnsüchtig gewartet haben. XD

Rei und Mao. Yay! Allerdings ist die Szene wohl doch etwas kurz ausgefallen. >.< Naja... Ich hoffe, sie gefällt trotzdem.
 

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Die Kellnerin und der Koch
 

Das Emerald Moon befand sich mitten in der Innenstadt, eine Lage, die besser nicht hätte sein können. Es war ein schönes, neues Gebäude, die Räume hell und freundlich, mit weiß verputzten Mauern und großen Fenstern.

Geflochtene Wände trennten die Tische und Stühle, die im westlichen Stil gehalten waren, voneinander. Der Mittelpunkt war ein langer, dunkelbrauner Tresen, hinter dem Regale und Schränke standen.

Eine Tür dazwischen führte in die saubere, geflieste Küche, indem ein Koch aus dem Crimson Sky das Regiment führen würde. Mao hatte ihn noch nicht getroffen, im Gegensatz zu dem Oberkellner – wie Mystel ihn betitelte, sein eigentlicher Name lautete Kurota – der ebenfalls ursprünglich im Mutterrestaurant gearbeitet hatte.

Noch hatten sie hier nicht viel zu tun. Die Eröffnung war erst in der nächsten Woche, aber man hatte die gesamte Belegschaft zusammengerufen, um noch eine letzte Besprechung abzuhalten. Es war zwar nicht so, als ob etwas erzählt wurde, was Mao und Mystel nicht schon wussten, aber anscheinend wollte die Geschäftsführung auf Nummer Sicher gehen.

Mao hatte keine Einwände dagegen – wahrscheinlich hätte sie etwas ähnliches angesetzt, wer wusste schon, wie die neu eingestellten Mitarbeiter arbeiten würden? – und so erschienen sie mehr als pünktlich, hörten dem monotonen Gerede Kurotas aufmerksam zu, der vor allem strikte Anweisungen verteilte, und langweilten sich.
 

In der Küche spielte sich etwas ähnliches ab, wie im vorderen Bereich. Der Koch aus dem Crimson Sky sollte schon einige Tage hier sein, allerdings hatte Mao ihn noch nicht einmal von weitem gesehen. Sie fragte sich, ob sie viel mit ihm zu tun haben würde, außer hier und da ein paar Sätze, über Bestellungen und dergleichen.

Mystel hatte gescherzt, dass es sicher ein dicker, gemütlicher Mann in mittleren Jahren war, mit einer perfektionistischen Ader für alles Essbare. Weder sie noch er selbst noch die anderen, die dabei gewesen waren, hatten ihn ernst genommen. Immerhin hatte er alle Klischees zusammengefasst, die über Köche bekannt waren.

Mao stellte sich eher einen dürren, miesgelaunten Kerl vor, der an jedem und allem herummäkelte – aber vielleicht nur, weil dies das genaue Gegenteil jener Klischees war.

Höchstwahrscheinlich lagen sie beide falsch und es war ein kleiner, höflicher Japaner, der ständig lächelte und genaue Befehle gab, die jeder sofort ausführen musste. Obwohl sie gehört hatte, dass er Chinese war. Vielleicht würde sie letztendlich doch öfter als nur kurz mit ihm sprechen. Oder auch nicht, wer wusste das schon?

Es gab Sachen, die musste man einfach auf sich zukommen lassen. Und sie war sowieso viel zu beschäftigt, sich über solche kleinlichen Dinge Gedanken zu machen. Sie hatte viel um die Ohren zur Zeit, mit all den Änderungen, die in den letzten Wochen so über sie hineingebrochen waren und ihre Welt völlig auf den Kopf gestellt hatten.
 

Sie begann, sich damit einzurichten.

Damit, ein Kind zu bekommen von einem Mann, den sie weder kannte noch wiedersehen würde (und es vielleicht auch gar nicht wollte.)

Damit, dass sich zwischen ihr und ihren Eltern eine große Kluft aufgetan hatte.

Damit, dass sie mit einem Mal erwachsen geworden war, weil sie es sein musste.

Damit, größere Verantwortung zu übernehmen als nur die für die schlechte Note in Englisch.

Damit, mitten ins Leben geworfen worden zu sein, ohne die elterliche Abschirmung, aber auch ohne die elterlichen Erwartungen.

Hiromi und Kai waren ihr die größten Stützen. Sie waren für sie da, wann immer sie sie brauchte, halfen ihr, unterstützten sie, zeigten ihr, wie sie weitermachen konnte. Sie wusste nicht, was sie ohne sie getan hätte.

Kai war und blieb im Hintergrund, schweigend und ruhig. Wahrscheinlich wusste er ebenso wenig wie sie, wie er mit der ganzen Sache umgehen sollte, auch wenn er sich langsam daran gewöhnte.

Hiromi war aktiver als er, schleppte sie hierhin und dorthin, um sie auf andere Gedanken zu bringen, sprach mit ihr, wenn sie darüber reden wollte, nahm sie in die Arme, wenn sie es brauchte, war einfach für sie da.

Auch Chen war wortlos für sie da, wann immer er es konnte. Es war nicht leicht für ihn, denn sie wollte nicht, dass die Eltern etwas merkten. Das würde ihm nur Ärger mit ihnen einbringen und das wollte sie nicht, auch wenn er beteuerte, dass es ihn nicht interessierte. Wahrscheinlich war es so, aber er wusste nicht, was das wirklich bedeutete – und sollte es auch nicht erfahren.

Auch Ozuma, Mystel und sogar Mathilda halfen, wo es ihnen möglich war. Vor allem Mystel gelang dies, was vielleicht nur daran lag, dass sie gemeinsam arbeiteten oder er Zeit genug hatte, hin und wieder vorbeizusehen und lange Spaziergänge mit Star, dem kleinen Welpen, machte, auf die sie ihn gerne begleitete, wenn sie nicht zu müde war. Sie brachten ihr Ruhe.
 

Auch war sie glücklich mit ihrem Job. Er wurde besser bezahlt, als sie sich hätte träumen lassen – was, wie Kai sagte, das Wichtigste daran war, obwohl sie selbst sich da nicht so sicher war – und die Mitarbeiter waren alle freundlich, selbst ihre Vorgesetzten.

Die meisten waren in ihrem Alter oder nur wenig älter. Junge Leute, die am Anfang ihrer Karriere standen, die die Arbeit neben ihrer Schule oder dem Studium übernommen hatten, um sich einen Teil des Lebensunterhaltes zu verdienen oder den ganzen.

So wie sie selbst auch, wenn es auch sicher andere Gründe waren als die ihren. Bestimmt war keiner von ihnen aus dem Elternhaus hinausgeschmissen worden, weil er ungewollt schwanger geworden war.

Das einzige, worum sie sich Sorgen machen musste, wenn es um ihre Arbeit ging, war die Tatsache, dass ihre Arbeitgeber wussten, dass sie schwanger war. Das Bewerbungsgespräch war nicht so glatt verlaufen, wie sie gehofft hatte und sie hatte schon ihre Chancen abgeschrieben, als man sie doch genommen hatte.

Vielleicht lag es nur daran, dass sie verzweifelt erklärt hatte, dass sie einen Job brauchte. Oder sie waren einfach nur freundlich. Vielleicht musste sie gehen, statt einen Schwangerschaftsurlaub nehmen zu können.

Aber das war ihr gleich, wenigstens für jetzt war sie versorgt und später – wer wusste, was da schon war? Kai hatte ihr erklärt, dass immer alles irgendwie zusammenkam und in die richtigen Stellen fiel, man musste nur Geduld haben.

Und sowieso, hatte sie momentan nicht genug andere Dinge, über die sie sich Sorgen machen musste?
 

Demnächst würde ein Besuch bei ihrer Ärztin für sie anstehen – das gehörte immerhin dazu, nicht wahr? – und andere Dinge mussten auch geregelt werden. Zum Beispiel staatliche Sachen… Sie bekam sicher einen finanziellen Zuschuss, wenn sie es richtig anpackte. Aber dafür brauchte sie erst einmal ein ärztliches Attest.

Dann kam das mit der Wohnung dazu. Dickenson hatte sein Wort gehalten und hörte sich für sie um, am letzten Tag war ein Brief ins Haus geflattert mit ein paar Angeboten, die sie sich gemeinsam anschauen würden, wenn sie Zeit hatten. Das war allerdings nicht so leicht hinzukriegen.

Mystel und Mao hatten es zwar bewerkstelligt, dass sie miteinander Schicht hatten, allerdings hatte Mao noch zusätzlich ihre Schule. Und die strengte sie sowieso mehr an, mit den kommenden Prüfungen. Sie war nur froh, dass sie diszipliniert genug war, alles unter einen Hut zu kriegen. Aber selbst dann war sie abends oft so müde, dass sie ohne weiteres ins Bett fallen und einfach schlafen konnte.

Ozumas eigene Arbeitszeiten standen fest und unverrückbar. Einzig Kai konnte sich seine Arbeit einteilen, wie er wollte. Aber auch er hockte länger über seinen Übersetzungen als früher. Mao war nicht blind, dass ihr dies nicht auffiel, aber sie sagte nichts.
 

Allerdings kümmerte er sich auch um den Hund. Da er der war, der am meisten zuhause war, fiel diese Pflicht ganz automatisch an ihn. Er beklagte sich darüber und nahm das Tier doch mit in den Park oder zum Einkaufen, besorgte das eine oder andere Buch über Hunde aus der Bibliothek.

Nur die Hundeschule überließ er Mystel und Ozuma, zumindest was das Geschäftliche betraf. Sie lächelte jedes Mal, wenn er sich wieder über das kleine Tier beschwerte, in sich hinein, wusste sie doch ganz genau, dass, wenn es ihn wirklich so störte, er sicher dafür sorgen würde, dass jemand anderes sich darum kümmerte.

Star dagegen hatte sich vollkommen an ihn verwöhnt und hörte eher auf ihn als auf jemand anderen, obwohl sie Mystel oder sie und auch Ozuma mit lautstarker Begeisterung ansprang, wann immer sie zu Besuch kamen. Mao hoffte nur, so lang keinen Ärger mit dem Hausbesitzer zu bekommen, bis sie etwas anderes gefunden hatten, wo die Hündin ohne weitere Umstände erlaubt war.

Und jetzt war sie also hier, im Emerald Moon, ihrem neuen Arbeitsplatz, hörte sich die letzten Anweisungen an, und fragte sich, wohin die letzten Tage so schnell verschwunden waren. Es schien alles so rasch vergangen zu sein – trotz all des Kummers, all der Tränen, des Streites, der Änderungen. Oder vielleicht waren gerade sie der Grund? Sie wusste es nicht und es zählte auch nicht mehr für sie.

Um sie herum schwirrten die Stimmen. Die Besprechung war zu Ende, aber die meisten blieben noch ein bisschen, machten sich mit ihren zukünftigen Arbeitskollegen bekannt, redeten, scherzen.
 

Mao lächelte höflich und antwortete, wann immer man sie etwas fragte, beteiligte sich sonst aber nicht an den Gesprächen. Vielleicht sollte sie gehen und sich etwas hinlegen? Etwas schlafen würde ihr sicher gut tun, sie hatte die letzte Nacht lange gearbeitet wegen der Klassenarbeit, die sie am nächsten Tag schreiben würden. Sie wollte sie um keinen Preis verhauen.

Seltsamerweise hatte sich ihre Beziehung zur Schule auch geändert nach jenem Ereignis. Sie lernte nicht mehr für ihre Eltern – sie lernte für sich, für ihr Kind, für ihrer beider Zukunft. Und sie wollte sich keine Patzer erlauben, nicht leichtsinnig sein, wie sie es früher oft gewesen war.

Das Leben war ernst und es machte Spaß.

Sie lächelte leise vor sich hin und entschied sich, kurz auf die Toilette zu verschwinden. Dort würde sie sicher für die eine oder andere Minute Ruhe finden, ohne das jemand mit ihr sprechen wollte.

Danach konnte sie immer noch entscheiden, wann und wohin sie gehen würde, ob mit Mystel und zwei, drei anderen noch ein Eis essen oder besser gleich nach Hause oder doch etwas ganz anderes.
 

Sie stieß ein erschrockenes Quietschen aus, als sie gegen jemanden stieß. Es war ein Mann, ein Stück größer als sie, schlank und mit athletischer Figur. Sie stolperte hastig zurück und murmelte Entschuldigungen, während sie ähnliches selbst zu hören bekam, mit einer leisen, dunklen Stimme, die sie kannte...

Sie blickte auf und starrte direkt in weit aufgerissene, überraschte Augen von leuchtendem Gold umrahmt von einem dichten Kranz schwarzer Wimpern...

Sie erinnerte sich nicht mehr wirklich an ihn. Ihre Erinnerungen waren hinter einem Nebel verborgen, undeutlich und unklar. Sein Gesicht kam ihr bekannt vor und er bewegte sich auf eine vertraute Art und dieses lange, wunderbare Haar...

Aber sie erinnerte sich.

An heiße Küsse. An samtweiche Lippen. An seidenglatte Haare. An kräftige Hände. An sanfte, brennende Berührungen. An Augen von der Farbe flüssigen Goldes.

Aber dennoch wusste sie sofort, wer er war.

Nicht seinen Namen oder seinen Beruf oder irgendetwas in dieser Richtung. Aber wer er war.

Der Vater ihres Kindes.

Der Mann, an den sie ihre Jungfräulichkeit verloren hatte.

Die Person, die ihre Welt derartig endgültig auf den Kopf gestellt hatte, dass sie Tage gebraucht hatte, alles halbwegs in Ordnung zu bringen.

Ein Mann, den sie vergessen zu haben glaubte, an den sie sich nie wirklich erinnert hatte, den sie nicht kennen wollte.
 

Und jetzt war er hier, stand direkt vor ihr mit einem Ausdruck im Gesicht, der dem ihren ähneln musste. Verschreckt, erstaunt, verwirrt, überrascht, entsetzt vielleicht, ängstlich eventuell – alles in einem, eine ganze Kakophonie von Gefühlen.

Sie hatte es nicht erwartet. Nicht jetzt, nicht hier, nicht so. Und schon gar nicht so einfach, so plötzlich. Im Grunde überhaupt nicht. Sie hatte sich damit abgefunden, dass ihr Kind niemals den passenden Vater kennen lernen würde, weil es einfach unmöglich war, ihn noch zu finden.

Es war ihr besser vorgekommen, auf diese Weise. Wer wusste schon, was für ein Mensch er war? Ob er es überhaupt anerkannte? Was sonst passieren würde?

Jetzt war er hier, stand vor ihr, starrte sie an, wie sie ihn anstarrte, Erkennen im Blick. Und ihr schien es, als wäre die Welt untergegangen. Als wären nur noch sie beide da, er und sie, und sonst nichts, sonst nur gähnende Leere und das Gefühl des Untergangs. Des Schicksals. Der Verzweiflung, vielleicht. Sie wusste es nicht.

Als er den Mund öffnete um etwas zu sagen, hielt sie es nicht länger aus. Sie drehte sich um und rannte davon. Leute sahen ihr nach, sie hörte jene dunkle Stimme hinter sich, die sie auch in ihre Träume verfolgte, Mystels Rufe…

Sie ignorierte alles, stürzte aus dem Restaurant und auf die Straße, wo sie ohne zu zögern in eine unbestimmte Richtung rannte. Nur weg. Irgendwohin, wo sie Ruhe haben konnte, ihre durcheinander wirbelnden Gedanken zu ordnen.

Ihr Leben zu ordnen, dass nur mit einer einzigen Begegnung erneut auf den Kopf gestellt worden zu sein schien.
 

~~~~~~~
 

Wie gesagt, die eigentliche Szene war nur sehr kurz, sorry. Da kommt natürlich noch was und so. >.< Ich hoffe dennoch, dass sie euch gefallen hat. ^^"
 

Bis dann ^^~

Sorca~



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Von: abgemeldet
2010-06-18T18:51:27+00:00 18.06.2010 20:51
die story ist voll hamma!!
bitte schreib weiter. auch wenn es schon etwas länger her ist.
ich würde zu gerne wissen was weiter passiert!!x3
Von:  Metsu
2010-04-24T19:02:21+00:00 24.04.2010 21:02
wow endlich sind sich die beiden begegnet ^^ *freu*
dein stil ist echt hammer (das mein ich wirklich ernst immerhin hab ich die gesamte geschichte auf einmal gelesen (manche kapitel danach gleich nochmal))
bin schon gespannt wie es zwischen den beiden weitergeht
Von:  Khyre
2009-10-11T21:42:30+00:00 11.10.2009 23:42
So, jetzt bin ich nach langem Lesen endlich bis zum neusten Stand gekommen und ich muss sagen, dass ich total begeistert von deiner Geschichte bin. Dein Stil gefällt mir und ich habe zwischendrin auch richtig mit den Charas mitgefiebert und gelacht. Bitte schreib so bald wie möglich dran weiter!! Du hast an einer so spannenden Stelle aufgehört >_______________< Ich wollte eventuell auch einen Douji aus deiner Geschichte machen, aber für's Erste sieht's so aus, dass ich einfach nicht die Zeit zum Zeichnen finden werde *grummel*

Würde mich freuen, wenn du auch meine Engelsgeschichte lesen würdest (falls dich sowas interessiert). Mich würde ein Kommi von dir interessieren.
Link zur FF:
http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/164158/188017/

Lg,
Khyre (Mi-Chan)
Von:  namy12
2009-06-27T17:02:48+00:00 27.06.2009 19:02
Huhu,
ich bin über deine FF gestolpert und habe sie in einem Rutsch durchgelesen ^.^ << Daran wirst du merken, dass ich diese FF mehr als nur toll finde :P
Nur kann ich leider nicht mehr schreiben, da ich jetzt weg muss >.< (wir Essen in der Schule >.> und das in der 12. Klasse...)

Jedenfalls bin ich gespannt, wie Ray reagieren wird und was weiter passiert!

Eine Frage hätte ich allerdings noch... könntest du mir eine Nachricht schicken, wenn es weiter geht? Es wäre schade, wenn ich vergessen würde, sie weiter zu lesen (jaja... mein Gedächtnis ist ein Sieb ^^°°)
Liebe Grüße ;)
Von:  Ondine
2009-04-12T16:59:22+00:00 12.04.2009 18:59
I love your fanfiction.

Schade dass du schon so lange nichts mehr geschrieben hast.
Jetzt wo es richtig an die Sache geht *schmoll*

Ich werde immer dein treuer Leser und Warter bleiben...

pinkNightmare
Von:  Saphirfuchs
2009-03-04T16:10:50+00:00 04.03.2009 17:10
Die Ärmste.
Die Eltern hätten etwas freundlicher reagieren können, wenn Mao schon zittert und total ängstlich in die Küche kommt!
Die sind echt gemein zu ihr!
Von:  Skullgr3y
2008-07-11T10:00:11+00:00 11.07.2008 12:00
Boah, ich freu mich schon aufs nächste Kappi! xD
Auf die Stelle hab ich mich schon so gefreut!! ^ ^~♥

Ich hoff, ich kann bald mehr davon lesen! xD
Mach weiter so!! ^-^/)
Von: abgemeldet
2008-06-29T15:28:25+00:00 29.06.2008 17:28
HAAAII
hab heute angefangen deine ff zu lesen und die gefällt mir echt gut
ich hoffe du schreibst bald weiter
muss unbedingt was zwischen rei und mao passiern
lg lola
Von: abgemeldet
2008-06-14T17:29:59+00:00 14.06.2008 19:29
ohaaa

ich glaubs ja nicht du hast endlich wieder weitergeschrieben
*hüpf*

als ich, die ens gelesen hab wäre ich fast vo Stuhl gekippt vor freude ^^

und zum Kapitel was soll man dazu sagen `???
Das war mal wieder Super wie immer halt ^^
*schleim *g**
Und sie haben sich endlich getroffen !!!!!

Und da es jetzt soooooo.... spannend ist heißt,dass für dich,dass du gaaaaaaaaaaanz schnell weiter machen musst!!
Sonst geibts richtig ärger mit mir !!!
*Knüppel rausholt*

Also schnell weitermachen ^-^

bussy dein kazuchen ^-^

*keks gebtz*

Von:  vulkan_chan
2008-06-13T20:12:04+00:00 13.06.2008 22:12
als ich bei meinen ENS eine nachricht mit dem Titel "Sacrificed Sacrament" gelesen habe, dachte ich zuerst voller panik, dass du diese unglaubliche Geschichte nun auch abgebrochen hast. tja, und als ich dann gelesen habe, dass es weiter geht, bin ich vor freude im dreieck ghüpft (was mein vater nicht so toll fand, weil ich dabei wie ein sterbendes meerschweinchen gequitscht habe xD)

endlich endlich geht es weiter!! ^-^

ich war ziemlich gespannt, wie mao reagiert, wenn sie ray über den weg läuft und igentich hat es mich sogar ein wenig überrascht, dass sie hals über kopf die flucht ergriffen hat x3
aber ich kann ihre handlung rotzdem nachvollziehen, schließlich war das ein mittelschwerer schock für sie ihn da zu sehen. diese ganze "Begegnungs-Szene" hat mir überhaupt supergut gefallen. du hast die gefühle und gedanken von mao super beschrieben, mn konnte so richtig schön mit ihr mitleiden.

ich bin schon sehr sehr gespannt auf das nächste kapitel und hffe, dass man mal wieder einen kleinen einblick in rays sichtweise der dinge bekommt. würde zu gern wissen, was er gedacht hat, als er mao gesehen hat. erkannt scheint er sie ja zu haben.
und natürlich warte ich noch immer ungeduldig auf ein klein wenig talaxkai, aber das wird wahrscheinlich erst viel viel später kommen, nehme ich an.

BTW: ich nutze diesen komentar jetzt einfach mal, um mit nem kleinen wort zu nerven:

Wolfsmond?



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