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Das Leben liebt die Unsterblichkeit

~'*Legolas & Aragorn*'~
von

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*~toloth~*

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Ab diesem Kapitel werdet ihr für die einen oder anderen Szenen Bilder in der Charakterbeschreibung finden. Es werden nicht viele sein, doch wir geben uns Mühe. Wishmisstress hat sich dazu bereit erklärt, einige der Szenen bildlich darzustellen. ^_~

Wenn ihr dieses Kapitel also durchgelesen habt, dann schaut mal in der Chara-Beschreibung nach. Wenn es neue Bilder zu neuen Kapiteln gibt, so werde ich das gleich zu Beginn des Kapitels ankündigen. So wie hier. >_____<
 

Viel Spaß

Mono

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Legolas:
 

Lange blieb ich dort sitzen, mich mit dem Brothumpen zufrieden gebend, bedächtig und langsam essend. Mit dem Rücken gegen das Gestein der Mauer gelehnt, die Beine krafttankend von mir gestreckt, sträubte ich mich dagegen, gegen all diese Blicke anzukämpfen, die mich schäbig und versteckt trafen und doch so offensichtlich und spürbar für mich waren. Gimli hatte vor wenigen Momenten die Halle verlassen, vorsorglich eine weitere Keule des Bratens mit sich nehmend, verstrickt in ein Unterfangen, welches so arm an Bedeutung war, dass er es mir nicht anvertraut hatte.

Langsam hob ich das Brot zum Mund, biss ab und senkte den Blick.

So grundlos und unerklärlich mir diese Blicke und heimlich tückischen Beobachtungen auch erschienen... sie konnten es nicht sein, nicht unbegründet konnte man mir diese Aufmerksamkeit schenken, der ich gern entsagt hätte...

Doch war ich gleichermaßen nicht dazu bereit, zu gehen, ihnen nachzugeben, zu zeigen, dass mich ihre Augen verletzten. Gleichgültig und unbeteiligt zeigte ich mich, doch machten sich meine Gedanken allesamt auf die Suche nach der Erklärung. So vertiefte ich mich in das Sinnieren und verharrte reglos, nur selten kauend und blinzelnd.

Ich fühlte mich verstrickt in ein Spiel, welchem ich nicht zugestimmt, an dem ich nicht offensichtlich teilgenommen hatte. Unfreiwillig... und einjeder schien ein Wissen über Geschehnisse zu besitzen, die mir unbekannt waren. Zu oft und zu lange hatte mich die Abwesenheit hergenommen... zu oft war ich verletzt, zu lange hatte ich geschlafen und dies so tief und fest, dass alles Zugehörige der Realität sang- und klanglos an mir vorübergezogen war... ohne Spuren zu hinterlassen.

Wer hielt all diese Erklärungen für mich bereit?

Wer war dazu fähig, sie mir zu liefern, auf dass sich meine Ansicht änderte, auf dass ich verstand und mich, wenn nötig, den Schuldgefühlen hingeben könnte, die sich mir bisher so fern gehalten hatten... hatten doch auch sie keinen Grund besessen, mich zu befallen.

Meine Miene verzog sich, betrübt, so meinte ich, doch zeigte sie wohl eher die unsichere Wut, die in mir auferstand, direkt aus der Verwirrung, der ich mich unschuldig beladen fühlte.

Ich begann das Brot in der Hand zu wenden, der Hunger verging mir und ebenfalls die Lust, mich hier aufzuhalten, den Männern einen Kampf zu liefern, den kein Außenstehender je bemerkt hätte. Ohne ihnen weitere Aufmerksamkeit zu schenken, legte ich das Brot auf den Tisch, erhob mich und stützte den ledernen Gurt des Köchers, der sicher um meinen Leib lag. Kurz streiften meine Fingerkuppen das raue Holz der Tafel und ich scheute mich vor einem letzten Seitenblick, hielt die Augen verbissen, gar starr auf den Boden gerichtet und verließ die Halle in gemächligen Schritten.

Es verlangte mir danach, wieder hinauszugehen, meine helfenden Hände zu geben, Trost zu spenden... mich zu behaupten als Beschützer. Gern hätte ich es auch in der letzten Zeit getan, doch kamen die Worte des Zwerges so überraschend und zog er mich so übereilt mit sich, dass ich mich nicht gegen ihn hätte wehren können. Nun jedoch, war er fort, unterwegs, um zu tun, wonach es ihm beliebte.

Gemach trat ich hinaus in den steinernen Gang, blieb stehen und zog den Gurt erneut zurecht, bevor ich die Hände sinken ließ und mich noch immer auf den Boden fixierte, war er doch so unbedeutend und alles andere als nützlich in meiner Lage.

Die Vorgänge in mir und um mich herum, wusste ich nicht zu definieren, doch war es etwas, das viel belastender an mir nagte... das Gespür, dass etwas in der Luft lag. Etwas, das mir trotz meiner Aufmerksamkeit durch die Finger glitt, bevor ich danach greifen konnte. Es beschämte mich, zu wissen, dass ich tief in meinem Inneren danach gierte, jemandem die Schuld zuzuweisen... und es schmerzte, dass ich diesen Schuldigen bereits gefunden zu haben glaubte...

Meine Miene verzog sich, mein Körper entfloh meiner Kontrolle und ich bewegte die Hände, spreizte die Finger und presste die Lippen aufeinander, um sie wieder an mich zu reißen, in die Realität zurückzukehren, aus der ich so oft, ohne mein Zutun und Wissen, gerissen wurde.

Schwere Schritte ließen mich aufblicken... ausgewachsen und groß waren alle Männer und Krieger des Königs, doch war dieser Gang unverkennbar. Zielstrebig sah ich zur Seite und erblickte den Zwerg, der sich mir etwas schleichend mit gar merkwürdigen Bewegungen näherte. In der Hand hielt er noch immer die Keule, die Zeit, zu essen, schien ihm plötzlich abhanden gekommen zu sein.

Ich achtete nicht auf meine Miene, konnte doch nicht wissen, dass sie noch immer im gleichgültigen, durchaus schon verbittertem Ausdruck verweilte. Der Zwerg jedoch, schenkte ihr keine Beachtung. Etwas von großer Wichtigkeit musste ihn belagern, dass es ihm entging und ich sah ihn schweigend an, erwiderte die Beachtung ebenso wenig, denn es existierten auch für mich wichtigere Dinge, als sein Verhalten zu deuten. Er sah mich flüchtig an, blickte sich heimlichtuerisch um und hob die Keule.

"Legolas." Raunte er mit seiner rauchigen Stimme. "Du wirst nicht glauben, was ich soeben sah, wessen ich Zeuge wurde, ohne es zu wollen."

Ich bewegte mich nicht, wandte nur den Blick ab und ließ ihn zum tristen Gestein des Bodens zurückkehren. Seine Worte weckten nicht mein Interesse, war es doch so viel, was der Zwerg erlebte... und so nichtig in mancher Einzelheit.

"Ich ging durch die Gänge, oben, nahe des Thronsaales." Fuhr er fort und ich schweifte ab, stand vor ihm und befand mich doch woanders. "Da vernahm ich Gebrüll und Lärm, den hast du noch nicht gehört! ... Aragorn war es, der wie ein Stier in seiner Kammer wütete! Alles warf er um, alles schmiss er herum... Theodens Hand ist mahnend, scheinbar jedoch nicht stark genug." Wieder sah er sich um, hob die Keule zu Mund, ließ sie jedoch sinken, da er seinen Mund zum Sprechen benötigte. "Welcher Teufel ihn reitet, weiß ich nicht, doch sollten wir ihm seine Ruhe lassen und warten, bis er wieder der wird, den man zu etwas gebrauchen kann." Dann endlich biss er ab, schmatzte und kaute und rüttelte an meinem Arm. "Lass dich nicht von den Sorgen erfassen, die ihn belasten. Sollte er sie teilen wollen, so wird er uns aufsuchen. Jetzt komm, in deinem mageren Bauch ist sicher noch Platz für etwas Nahrhaftes!"

Er drehte sich um, ohne auf mich zu warten, stampfte zurück in die Halle und ich regte mich nicht, ungläubig seine Worte bedenkend... wie unwissend war er doch des scharfen Sarkasmus, dem er sich soeben bediente.

Aragorn käme zu uns? Suche uns auf?!

Wie groß musste sein Glaube sein, dass er ihn für so einen Gedanken verschwendete! Spendete er den Geschehnissen auch nur die kürzeste Grübelei?!

Ging er mit verschlossenen Augen durch das Leben, um etwas zu übersehen, was so drückend und auffallend auf mir lastete?!

Etwas, dem man nicht entgehen konnte?!

Fest ballte ich die Hände zu Fäusten, zitternd hielt ich sie und spürte einen ungeahnten Zorn in mir, unbekannt, so wie die Schmerzen, die mich befallen hatten...

Alles, auf das ich hätte verzichten können!

Aragorn wütete?

Wie fabelhaft, dass wenigsten das dem Zwergen nicht entgangen war!

Hatte ich all dies bisher mit langwieriger Geduld auf mich genommen, mich vor Sinnieren geschützt... so spürte ich, wie mich jegliche Geduld verließ... wie sehr ich nach einer Aufklärung gierte und in diesem Moment meine Möglichkeit sah, diese zu bekommen!

Tief holte ich Atem, mich vorbereitend auf einen Augenblick, der mir viel bringen konnte. Wenn Aragorn sich dem friedlichen Schlummer augenscheinlich nicht hingab, so würde ich mit meinem Erscheinen sicher auch nicht stören.

Auf den Fußballen drehte ich mich zur Seite, überließ dem Zwerg seinem unstillbaren Hunger und suchte mir den Weg. Obgleich ich noch nie zuvor an diesem Ort gewesen war, lag dieser doch deutlich vor mir. Eine Treppe hinauf, bis die Banner prächtiger, die Säle prunkvoller wurden und nach einem kurzen Marsch, den ich angespannt und gedankenlos hinter mich brachte, erreichte ich den scheinbar besagten Gang. Nur schmal war er, unauffällig, unterbrochen von vielen Türen. Und hinter einer von ihnen befand sich das, wonach ich suchte. Leisen Schrittes ging ich los, begegnete niemandem, fand mich allein wieder und lenkte meine Konzentration auf Geräusche, die seine Tobsucht verraten konnten...

Die Wut, die man von ihm nicht so unkontrolliert gewohnt war...

Einjeder besaß sie, doch packte sie nach Aragorn scheinbar verstärkt und unablässig. Ich schritt langsam, unterzog einer jeden Tür einer flüchtigen Musterung, betrachtete sie genau und blieb alsbald stehen. Das Ziel, so glaubte ich, war erreicht...

Reglos hielt ich für einen langen Moment inne, starrte auf das massive Holz, hinter dem kein Laut ertönte, und die mich dennoch jenes Gefühl wahrnehmen ließ, das mir die gewisse Sicherheit brachte. Ich scheute mich nicht davor, diese Tür zu öffnen, zu ihm zu gelangen...

Und ich betrachtete mein Vorhaben auch nicht mit Angst... nein, die Verbitterung, gleich die Sorge um ihn, die stärker war denn je, schenkten mir Entschlossenheit und den Willen, die Kammer nicht eher zu verlassen, bevor ich Gewissheit hatte!

Bevor all diese Geheimnisse nicht gelüftet und deutlich vor mir lagen!

Es fehlte mir die Bereitschaft, mich weiterhin auf dieses ungewisse Spiel einzulassen... das Spiel, dessen Ende ich nicht kannte.

Die Ungewissheit solcher wichtigen Dinge lag mir nicht, ungern gab ich mich ihr hin und nun stellte ich den Mann zur Rede, der die Lösung bereithielt, nur nicht bereit war, sie herzugeben!

Erneut atmete ich tief durch, drehte mich zur Seite und haderte nicht, bevor ich die Hand um den massiven Knauf legte, diesen umfasste und die Tür zu mir zog, auf dass sie das Innenleben der Kammer preisgab. Ohne sie ganz zu öffnen, schob ich mich an ihr vorbei, trat in den Raum und tastete nach hinten, um die Tür hinter mir zu schließen, mir den Rückweg zu versperren, bevor ich wusste, was mich erwartete. Desinteressiert behielt ich meine Aufmerksamkeit für mich, achtete nicht auf den verwüsteten Raum, strafte auch den Mann, der dort auf dem Boden kauerte, mit Nichtbeachtung. Leise zog ich die Tür zu, ließ die Hand sinken und wandte mich direkt zu ihm... ohne die Stimme zu erheben, ohne auf mich aufmerksam zu machen... längst hatte er mich bemerkt, wenn er auch beide Hände auf die Ohren presste und keuchend das Gesicht gesenkt hielt...

Das erste Ziel meiner Augen war der umgestoßene Tisch, ebenso die Liege und der Stuhl, der, inmitten des Chaos lag. Unbeeindruckt betrachtete ich mir all dies, erfüllte es mich nicht mit Verwunderung...

Alles an Aragorn würde diese Reaktion in mir auslösen, würde ich dem nachgeben und mich voll und ganz auf ihn beziehen... auf dass ich vor Ungewissheit den Verstand verlor!

Langsam hob ich die Arme, legte die eine Hand unter meine Armbeuge, stützte die anderen auf sie... und erst, als ich alles schweigend gemustert hatte, blickte ich auf ihn herab, blieb stehen an Ort und Stelle und vertiefte mich gezwungenermaßen in einen Entschluss.

Es entsprach nicht meiner Art, mich von Anfang an der Wut zu bedienen, so mit ihm zu sprechen, bestand doch die Möglichkeit, dass es auch anders ging...

Zu unsicher, zu undeutlich hatte ich bisher versucht, ihm erklärende Worte zu entlocken und nun, da ich mich dem ersten intensiven Versuch hingab, musste ich anders beginnen... es auf dem ruhigsten Weg probieren, der existierte.

So suchte ich durch einen langen Atemzug nach Entspannung, verdrängte das wütende Prickeln mit aller Kraft aus meinem Leib und bewegte die Finger, um auch sie zu lockern... auf dass meine Stimme keinen Vorwurf enthalten würde.

Und ich gab mich keiner Zeitverschwendung hin, nagte doch das Sehnen nach Klarheit so gefräßig an mir, dass ich es nicht lange ohne jegliche Wut ausdrücken könnte...

"Aragorn." Sprach ich also zu ihm, beruhigt durch meine Stimme, die nur leise und sicher ertönte, sanft und doch in unauffälliger Art und Weise energisch. "Bist du dir selbst so fremd, dass dir keine ehrliche Einschätzung gelingt? Bist du so fixiert auf anderes, dass dir entgeht, was geschieht? Mit dir... mit uns allen?" So verstummte ich, wartend auf eine Reaktion, auf die zu hoffen, selbst in meinen Augen ein hoffnungsloses Unterfangen darstellte. Und er sagte nichts, bewegte sich nicht, bewies in keiner Art und Weise, dass er mich wahrnahm. "Du gibst dich Qualen hin, die nicht nötig wären, würdest du einen anderen Weg einschlagen... einen Weg, der doch keine Hindernisse besitzt, leicht zu beschreiten ist. Ich verstehe es nicht...", ich senkte den Kopf, schüttelte ihn langsam und schloss die Augen, in dieser Situation nur noch fähig, ein Hauchen über meine Lippen zu bringen, "... ich verstehe dich nicht." Ich schloss die Augen, versinkend in all den Tatsachen, die so grausam aus dem Nichts entstanden waren. Ein Schweigen befiel mich und erst nach langer Zeit öffnete ich die Augen, nicht damit rechnend, dass er sich bewegt hatte... und ich wurde nicht enttäuscht. "Wo ist Aragorn, wo ist der Waldläufer... der Streicher? Stets existierten Sorgen für dich, doch stets wurdest du mit ihnen fertig, schlugst dich gut und erfolgreich gegen sie, nicht weniger auch in den Kriegen, an denen du teilnahmst. Doch begegne ich dir... mit Irritation...", die eigenen Worte schmerzten, bevor ich sie aussprach und schmerzten noch viel mehr, nachdem sie über meine Lippen gekommen waren, "... mit Unsicherheit... die doch nicht nötig wäre, die so überflüssig in diesen Zeiten ist. Sie erschwert alles... Aragorn, alles." Ich hob den Kopf, erkämpfte mir die standhafte Haltung, musterte ihn intensiv. "Was betrübt dich? Was bekümmert dich? Was drückt dich so kalt nieder, dass du beinahe daran zu Grunde gehst? Was kann so reich an Grausamkeit sein, dass du es nicht wagst, es nicht schaffst, es auszusprechen!" Meine Stimme erhob sich, deutete auf die Wut hin, die ich so angestrengt zurückzuhalten versuchte. Rasch unterbrach ich mich selbst, hielt mich zurück und zwang mich zum Schweigen. Noch immer stand ich hier vor ihm, wartend, mir die Zeit nehmend, Bitten an ihn zu stellen, mich der mangelnden Geduld bedienend, auf die Antworten zu warten!

Und endlich bewegte er sich, endlich zeigte er eine Reaktion und ich verfolgte eine jeder seiner Regungen, hoffend, ja, beinahe schon der Erleichterung gewiss...

... und er hob die Hand...

... und er winkte mich fort... lustlos und gleichgültig.

Ich blinzelte, nahm seinen Wunsch wahr und beabsichtigte nicht, ihn zu befolgen. Ein schweres Schlucken würgte ich hinab, bevor ich gehetzt den Blick abwandte, die Lippen aufeinander presste, mich verbissen an die Geduld klammernd, die dem Zorn allgemach nachgab... bald wehrlos gegen ihn sein würde.

Ich zwinkerte, stoppte meinen Atem und dennoch begann mein Herz schneller zu schlagen...

"Aragorn." Erneut sprach ich seinen Namen, doch zitterte meine Stimme diesmal vor Anspannung, zeigte deutlich meinen Kampf, den ich kurz davor war, zu verlieren. Flüchtig und ziellos schweifte mein Blick durch den Raum, meine Augenwinkel zuckten und meine Hände klammerten sich in den festen Stoff. "Bist du nicht bereit, mir Auskunft über dich zu geben, so verrate mir wenigstens etwas anderes...!" Unsicher trat ich an ihn heran, blieb vor ihm stehen, hörte meinen eigenen Atem rasen. "Verrate mir den Grund! Verrate ihn mir, Aragorn... ich selbst finde ihn nicht! Sag mir, weshalb man mir mit verächtlichen Blicken begegnet, sag mir, weshalb auch du es tust! Weshalb du Distanz suchst, im nächsten Augenblick freundschaftliche Nähe! Weshalb du mir mit ungeahnten Aggressionen begegnest, dich in ein verwirrendes Verhalten kleidest, nicht nur mich damit zutiefst verunsicherst! Was...!" Ich löste die Hand von meinem Arm, streckte sie ihm entgegen, mit jedem Wort wurde mir meine Stimme fremder. "Was für eine Schuld lastet so spürbar auf mir und welcher Grund bleibt mir dennoch verschleiert?! Wie kann es schwer sein, mich aufzuklären, mir Fehler zu eröffnen, die ich beging! Sprich mit mir, sag es mir, ich zerbreche nicht daran! Doch zerbrechen kann ich wahrlich an etwas anderem! Und ich denke du bist es, der am besten weiß, was ich damit meine!" Ich schluckte weitere Worte hinab, schloss die Augen und ließ die Hand sinken. Stockend entfernte ich mich um einen Schritt von ihm, betastete unkontrolliert mein Gesicht und schüttelte den Kopf... mich der letzten Geduld bedienend, die ich besaß. "Aragorn...", nur mit größter Kraft legte ich ein Flehen in meine Stimme. "... Bitte."
 

Aragorn:
 

Ich fühlte mich so überfordert, von jeder Natur verlassen und hilflos wie ein Kind. Fragen irrten in meinen Kopf umher und keine Antwort schien in greifbarer Nähe zu sein, geschweige denn ein Seil, das mich aus diesem Wahnsinn hinauszog und mich rettete. Wahrlich, ein Bedürftiger war ich nun allmählich geworden, tilgend nach Hilfe und Wärme und doch konnte ich dem nicht nachgeben. So viele waren um mich herum, die mir wohl einen Rat beipflichten könnten, doch wer würde das Problem verstehen, wenn ich es selbst nicht verstand??

Die Tür öffnete sich und ich blickte nicht auf, war es mir doch nahezu gleichgültig, wer zu mir trat. Doch spürte ich es sofort, war es vielleicht die Luft gewesen, die mich mahnte, dass es Legolas war, der das Zimmer betrat und die Tür gleichsam hinter sich schloss. Ich verblieb in der Haltung, in der er mich vorfand, war er es doch, der mich zu diesen Taten, zu dieser Verzweiflung trieb und doch vermochte es wohl niemand, ihm deshalb einen Vorwurf zu machen. Als seine Stimme in dem verwüsteten Raum erklang, fühlte ich sofort die Anspannung in seiner Stimme, die er zu unterdrücken versuchte. Ich fragte mich, während ich ihm regungslos lauschte, ob er überhaupt wusste, was er da sprach. Und beantwortet mir die Frage selbst, in der ich sie ohne Zögern mit einem 'Nein' abtat. Ich wusste besser als jeder Andere, was geschah, mit mir, mit allen, die diese Seite an mir bereits entdeckt hatten und war mir einer wahrheitsgemäßen Einschätzung meiner selbst längst bewusst. Mein Verstand war vernebelt, so dürstend wie das Begehren nach dem Unwissenden war...

Mein Körper jeder Kraft beraubt, da Schlaf und Ruhe mir keine Erholung oder Entspannung entgegenbringen konnten. Ich war ein laufendes Wrack und würde es nicht ändern können. Nicht ohne dem Anderen erheblichen Schaden zuzufügen und so rasch, wie es nur ging, versuchte ich die Worte, die er sprach, zu überhören. Den zielsicheren und starken Aragorn hatte die Schwäche und die Angst so zugesetzt, dass er verschwunden war, mit aller Hoffnung, die er in sich trug und zurückgeblieben war das, was er sah.

Was redete er nur?

Ich hob alsbald die Hand und winkte ihn hinaus, hoffend, dass er endlich verschwand und mich in Frieden ließ, auf dass ich meinem Leiden allein weiter nachgehen konnte.

Eine Grausamkeit, die so arg auf mir lastete, dass alles mir egal war?

Nun, sie stand vor mir und hatte nicht vor, mich zu erlösen.

Erneut erklang mein Name, doch war die Anspannung in seiner Stimme nun klarer und offensichtlich. Hmm... Blicke... ja, es war unverständlich, nicht wahr?

Und obwohl ich sie bisher nicht beachtet hatte, außer auf meinem eigenen Rücken, wusste ich ganz genau, weshalb man ihm dieselben zuwarf. Meine Grausamkeit hielt mich von meiner Pflicht zurück und sie vermochten es nicht, ihre Ungunst dieser Tatsache anders auszudrücken, als ihre Verachtung durch Blicke zu offenbaren. Und doch... war sie völlig unschuldig und alle Schuld lag bei dem, der diese Grausamkeit bei sich behielt.

"Aragorn..." Ich musste ihn endlich von mir fernhalten, ohne ihm Rechenschaft schuldig sein zu müssen, sonst verlor auch ich in kürzester Zeit erneut meine Selbstbeherrschung. "... Bitte."

Matt legte ich die Hände an die Wand hinter mir, stützte mich von ihr ab und kam anschließend vorsichtig und langsam auf die Beine, ohne aber den Blick zu heben und den Elb auch nur zu mustern. Ich lehnte mich zurück, seufzte lautlos und löste mich dann von ihr, langsam durch den Raum schreitend, ohne auch nur die Augen auf etwas anderes zu richten, als auf den Boden.

"Sag...", begann ich ruhig und für wahr, ich war nahezu verblüfft von dieser Gelassenheit in meiner Stimme und von der Leichtigkeit meiner Beine, wie sie mich entspannt durch das Zimmer trugen. Dann wandte ich mich meinem Schwert zu und festigte den Gurt, "... solltest du dich nicht in die Höhlen zurückziehen?"
 

Legolas:
 

Als hätte ihn dieses leise Flehen wachgerufen, als hätte sich die Situation somit von Grund auf geändert, schien er endlich zum Leben zu erwachen. Zugegeben, mit Erstaunen verfolgte ich, wie er sich abstützte, sich aufrappelte, langsam und bequem auf die Beine kam, als würde ihn nichts zur Eile antreiben, als wäre alles beim Besten...

Ich hob den Kopf, aufmerksam folgte mein Blick ihm und mit jeder seiner Bewegungen drängte sich das verzweifelte Sehnen stärker in mir, quälend, gar peinigend und ich meinte verrückt zu werden, wenn er mir nicht bald die Antwort gab, die ich hören wollte! Trotz der knisternden Anspannung, die merklich in diesem Raum herrschte, klammerte ich mich an mein Schweigen, wartete mit größter Ungeduld ab, dass er mehr tat, als sich nur zu bewegen... doch sah er mich nicht an, hielt den Blick gesenkt, als täte er alles lieber, als ihn auf mich zu richten...

Noch immer mit jener Gleichgültig, ja, annähernd einer verhöhnenden Entspannung begegnete er mir, als wäre mein Anliegen nur von geringem Belang!

Stockend sah ich ihm nach, als er ruhig an mir vorbeizog, noch immer ein Benehmen darbot, als hätte er meine Worte nicht vernommen... hatte ich sie doch so deutlich und mit großem Leid ausgesprochen! Ich drehte mich mit ihm, war nun nicht mehr dazu fähig, die Stimme zu erheben... zu schockiert von seinem Verhalten... so, wie es schon seit langem war.

"Sag...", antwortete er endlich ruhig und gelassen und betastete den Gurt seines Schwertes, zurrte ihn fester, ohne mich eines Blickes zu würdigen, "... solltest du dich nicht in die Höhlen zurückziehen?"

Ich erstarrte, sträubte mich regelrecht dagegen, seine Worte als ausgesprochen anzuerkennen... und während ich mich gelähmt fühlte, traf er die letzten Vorkehrungen und überprüfte den Sitz der Waffe... bereit, in die Schlacht zu ziehen, die uns so unausweichlich bevorstand.

"Höhle...?" Meine Stimme war nicht mehr als ein heiseres Flüstern, gebrochen durch die Ungläubigkeit, durch das Entsetzen, dass er wirklich so etwas zu mir sagte. "Höhle?" Ich verzog die Miene, zeigte meine Entrüstung offen und trat unsicher näher. Schmerzlich war die Gleichgültigkeit, die er mir entgegengebracht hatte, doch umso brutaler war der Schluss, den ich aus seiner Frage zog.

Er... zweifelte an mir...?

Meinte, es mangle an meinen Kräften...?

Meine Augen weiteten sich.

Fliehen sollte ich? Mich verstecken? Mich vor dem Feind verbergen?!

Mein Mund fühlte sich trocken an und auch ein schweres Schlucken änderte nichts. Ich fühlte einen eiskalten Schauer, der mich gnadenlos heimsuchte und schüttelte den Kopf, diesmal schnell, entschlossener... und ich wusste meine Gefühle nicht mehr zu bändigen... seine Worte brachen das Eis und ich trat noch näher zu ihm.

"Ich soll mich zurückziehen?!" Meine Stimme, die so laut und wütend ertönte, erschütterte mich selbst zutiefst, doch ließ ich mich mitreißen. "Ich soll vor einem Kampf flüchten?! Das... das meinst du nicht ernst... das kannst du nicht ernst meinen!" Ich schrie ihn an. "Aragorn! Sicher... verwundet war ich und verlassen von jeglichen Kräften, doch selbst die schwerste Verletzung gibt dir nicht das Recht, an mir zu zweifeln, nicht an meine Stärke zu glauben und mein Können in dieser Deutlichkeit zu kritisieren!"
 

Aragorn:
 

"Höhle...?" Fragend und beinahe lautlos erreichte mich dieses Wort und ich verhielt mich still und stellte mich taub. Ich würde es nicht dulden, mich bei solch einem Kampf um ihn sorgen zu müssen! Mir verblieb keine Zeit, zwischen Orks und Ungetier, das sich bald vor den Mauern Helms Klamm' einfinden würde, ihn zu suchen und um sein Überleben zu bangen.

"Höhle?"

Ich hatte mir erhofft, wie ein Narr, der ich nun einmal war, dass er wortlos dieser Frage entgegenkommen würde und sich ihr, obgleich sie ein Befehl war, beugte. Doch dem war nicht so.

"Ich soll mich zurückziehen?!" Laut erhob sich seine Stimme, entrüstet für wahr und ich zog das Leder der Halterung fest, umklammerte es regelrecht, damit ich nicht erneut nach der alten Wut griff. Es kam mir bekannt vor... war es doch diesem schmerzhaften Traum ähnlich, der mich heimgesucht und den ich abzuwenden versucht hatte.

"Ich soll vor einem Kampf flüchten?! Das... das meinst du nicht ernst... das kannst du nicht ernst meinen!"

Er sollte still sein! Still, denn ich ertrug es allmählich nicht mehr, dass er mich in Frage stellte und meinem Willen nicht nachgab!

"Aragorn! Sicher... verwundet war ich und verlassen von jeglichen Kräften, doch selbst die schwerste Verletzung gibt dir nicht das Recht, an mir zu zweifeln, nicht an meine Stärke zu glauben und mein Können in dieser Deutlichkeit zu kritisieren!"

Schon bevor er das letzte Wort ausgesprochen hatte, hatte es mir den letzten Geduldsfaden entrissen und hemmungslos zerfetzt. Ich drehte mich zu ihm, ohne einen Gedanken daran zu hegen, wie ich meinem sturen Zorn nachgab und verzog die Miene, erbost bis zuletzt, dass er nicht endlich schwieg. Keine zwei Schritte benötigte ich, um zu ihm zu gelangen. Schnell und ohne jegliche Beherrschung, hob ich die Hände, krallte die Finger in seine Schultern und drängte ihn mit aller Kraft zurück. Ich stemmte mich gegen ihn und ließ ihn ohne erdenkliche Rücksicht die kalte Wand im Rücken spüren, an der ich ihn mit aller Kraft festnagelte.

"Sei still! Verwundet bist du auch jetzt und Kräfte vermagst du nicht mehr aufzubringen, sage ich dir!"

Oh, die Leere in meinem Kopf breitete sich aus und kein Wort konnte noch beschreiben, was in mir vorging. Nur dieser endlose Zorn, diese Wut, diese Gewissheit, ihn in diesem Krieg verlieren zu können, ließ meine Sorge wie eine hasserfüllte Geste aussehen, die über ihn Herr werden sollte und ihn klein machte. So klein, dass er meinen Worten nachgab und gehorchte! Für einen flüchtigen Moment zog ich ihn von der Wand weg, um ihn gleich darauf erneut gegen diese zu drücken.

"Ich verbiete deine Anwesenheit in dieser Schlacht!!" Ich verengte die Augen, abmessend sah ich ihn an, war ich doch vollends überzeugend mit meiner Überlegenheit, der er sich nicht entziehen konnte! "Fest bist du nun in meinem Griff und noch fester wirst du in denen der Feinde sein, wenn du hoffst, ihnen mit deiner Schwäche ebenbürtig sein zu können!"
 

Legolas:
 

Alles hätte ich erwartet!

... doch... nicht das!

Beinahe ließ er mich nicht aussprechen... rasend vor Zorn kam das letzte Wort über meine Lippen und ebenso urplötzlich, wie diese Wut über mich gekommen war, entglitt sie mir, verließ mich binnen weniger Augenblicke... in einer so kurzen Zeit, wie ich es überhaupt nicht verfolgen konnte. Schon wirbelte er zu mir herum, stürzte auf mich zu und schlug die Hände in meine Schultern!

Er griff mich an...!

Er war von Sinnen!!

Ich ächzte entsetzt auf, als er mich zurückdrängte, als er sich gegen mich presste, mich mit aller Kraft zurückschob und mich beinahe zu Boden gehen ließ... doch die raue steinerne Wand, die sich gegen meinen Rücken rammte, hielt mich vom Sturz ab. Ich weiß nicht, ob Schmerz mich durchzuckte, ich weiß nicht, was in mir vorging, denn es gab nur etwas in mir, das so stark und mächtig war, dass es all meine Gedanken gebannt hielt... die wenigen, die ich in diesem Moment zu sammeln imstande war. Mit geweiteten Augen starrte ich ihn an, glaubte, einen anderen vor mir zu sehen... nein, ich wünschte, bangte, er wäre ein anderer... nicht Aragorn!

"Sei still!" Herrisch schrie er mich an, kraftvoll klammerten sich seine Hände in meine Schultern, ließen nicht locker und zitterten... genau wie ich. "Verwundet bist du auch jetzt und Kräfte vermagst du nicht mehr aufzubringen, sage ich dir!!"

Ich blinzelte und rang nach Atem, der mir stockte, betäubt von dem abgrundtiefen Entsetzen war nicht nur meine Seele. Vorerst seinen Worten nicht Beachtung schenkend, hörte ich nur seine wuterfüllte Stimme in meinen Ohren dröhnen. Seine Stimme... wie sie noch nie zuvor ertönt war!

Wirr verdeckte das Haar sein Gesicht und doch schien mich sein starrer Blick grausam zu durchbohren... gleichsam eines Pfeils, der nicht weniger Schmerz verursachte...

Ich wehrte mich nicht. Auch, als er plötzlich wieder zupackte, mich nach vorn zog und sogleich wieder zurückstieß. Regungslos ließ ich es über mich ergehen, übermannt von seiner Brutalität, die bisher nur die Feinde zu spüren bekommen hatten.

"Ich verbiete deine Anwesenheit in dieser Schlacht!!" Er schrie weiter, hielt mich gegen das Gestein gepresst, als wolle er mich unterjochen... als wolle er, dass ich mich seinem Befehl beugte... gefügsam seinem Willen erlag!

Ich presste die Lippen aufeinander, mein Unterkiefer erbebte und unter einem rasenden Schauer, der mich zittrig durchfuhr, begann meine Miene zu zucken...

Ich glaubte nicht, was er tat...

Ich glaubte nicht, was er sagte...

Ich glaubte nicht, was er in mir sah!!

Und er schleuderte mir die Zweifel entgegen, als besäße er dennoch das Recht dazu!! Als gäbe ich ihm den Anlass, mich für untauglich zu halten!!

Als empfände er Mitleid bei meinem Anblick!!

Als hätte alles nur daraus bestanden...

Seine Fürsorge...

Die Umstände...

Die bevorzugte Behandlung...

Mitleid!!!

"Fest bist du nun in meinem Griff und noch fester wirst du in dem der Feinde sein, wenn du hoffst, ihnen mit deiner Schwäche ebenbürtig sein zu können!"

Rasch begann ich mich zu bewegen, reagierte plötzlich, ohne dass ich mir meiner Schnelligkeit bewusst war... als wären diese Worte so stark in ihrer abscheulichen Bedeutsamkeit, dass es allemal genügte, mich aus meinem Entsetzen zu reißen, was mich zu dem machen wollte, was er in mir sah!! Ehe ich mich versah, mich gar darauf konzentrieren konnte, meine Bewegungen zu kontrollieren und selbst zu führen, riss ich die Hand in die Höhe, schlug sie fest in seine Schulter und klammerte mich in seine Muskeln... selbst nicht darauf achtend, ihn vor Schmerzen zu verschonen...

Und gleichsam bohrte ich die Ferse in seine Kniekehle, trat zu, auf dass sein Bein knickte und ich den Fuß mit aller Kraft auf seine Wade hinabgehen ließ. Er brach zusammen... und ich rammte ihn hinunter. Seine Hände glitten ab und meine Freie hob sich fahrig zu meinem Kopf, schlug sich um den Griff des Säbels und zog diesen aus der Scheide. Und noch während er auf die Knie niederging, hatte ich umgegriffen, den Säbel in die Rückhand gewendet...

Und die glänzende Klinge ging auf ihn nieder, legte sich zielstrebig an seinen Hals, so frei und angreifbar... da er das Gesicht zu mir erhoben hielt. Zitternd klammerte ich mich in den Stoff seines Mantels, ebenso zitternd hielt die andere Hand die tödliche Waffe... hielt sie gegen einen Freund erhoben... auf das die Schärfe des Eisens seine Hals kratzte, singend danach gierte, tiefer zu sinken. Er, der soeben noch der Unterjocher hatte sein wollen, kauerte nun vor mir... wehrlos meinem Säbel ergeben... verloren seines Schicksals, über das in diesem Augenblick allein ich herrschte.

Geräuschvoll und schwer fiel mein Atem, rasend und unbeherrscht.

Noch nie zuvor war mir die Kontrolle so fern...

... und noch nie zuvor war es mir so gleichgültig gewesen!

Ich biss die Zähne zusammen, blinzelte gehetzt und lockerte kurz den Griff, mit dem ich den Säbel hielt... verfestigte ihn und erwiderte seinen Blick starr, gar feindselig, übermannt von prickelnder Wut, die mich zu allem imstande sein ließ. Noch nie zuvor war mir dergleichen widerfahren...

Dieses Verhalten! Diese übertriebene Skepsis! Das Misstrauen gegenüber meiner Person! Der Unglaube an meine Kraft!!

Ich hielt seinem Blick stand... nichts hätte mich vom ihm abgebracht und zischend atmete ich ein, verengte zuckend die Augen und wurde mir der Tatsache bewusst, dass ich dieser Situation so schnell wie nur irgend möglich entfliehen wollte.

Sie ängstigte mich...!

Ja, ich fürchtete mich vor mir selbst! ... vor den Gefühlen, die mir so fremd und doch so mächtig waren!

"Aragorn...", hauchte ich leise und doch wutentbrannt, fixierte mich bohrend auf ihn, rang erneut nach Atem und schüttelte langsam den Kopf, "... ein König bist du für wahr! Doch...", meine Stimme senkte sich, erreichte die Schärfe jener Klinge, die so tödlich an seiner Kehle lag, "... versuche nicht, über die Falschen zu herrschen!"

Gleichsam noch, zog ich den Säbel zurück, lockerte auch den Griff und stieß ihn nach hinten. Und mit einem Schritt zog ich an ihm vorbei, klammerte mich um die Waffe und ging zügigen Schrittes zur Tür...

Ich wollte raus und fort von ihm!

Er ließ mich zu jemandem werden, der ich nicht war!

Verzweifelt versuchte ich mich dieser Unbeherrschtheit zu entreißen, ihr zu entfliehen, mich vor mir selbst zu verstecken... doch endete dieser Versuch nur in einer Flucht.

Ich blickte nicht zurück, trat hinaus, klammerte mich um die Tür und schlug sie hinter mir zu. Laut hallte der dumpfe Ton in den steinernen Gängen wider, ebenso meine übereilten Schritte, in denen ich mir meinen Weg bahnte...

Fort... ganz gleich, wohin.
 

Aragorn:
 

Ein anderes Thema anzusprechen, um Schlimmerem zu entgehen und einen Traum nicht wahr werden zu lassen. Und nun standen wir hier, ich tat ihm weh und offenbarte meine eigene Blindheit, indem ich nicht voraussah, was nun geschah. Mir war keine Reaktionszeit gegeben, als ich urplötzlich aus der Haltung gezogen wurde und einen schmerzhaften Griff auf meiner eigenen Schulter spürte. Ich verlor den Halt, fühlte nur noch, wie sich etwas in meine Kniekehle hakte und ich zu Boden ging, das Blau so kalt und mächtig auf mich gerichtet, dass mir ein jede Gegenwehr entging. Mir misslang es, wieder aufzustehen, hielt der Elb mich mit einer wahrhaft kräftigen Hand auf dem Boden und aus reinem eigenen letzten Reflex hob ich den Kopf an, als ich das Zischen der Klinge hörte und diese kurz darauf an meinem Hals spürte.

Bebend vor Zorn... vor Angst... vor Verzweiflung?

Ich wusste es nicht, doch saß der Schock so tief in mir, dass ich nur voller Entsetzen aufblicken konnte und das voller Unberechenbarkeit zuckende Gesicht anstarrte, was einst so lieblich und gütig gewesen war.

"Aragorn..."

Nichts schien mehr, wie es vor wenigen Augenblicken noch war, nicht mehr der

Legolas stand vor mir, der er war.

"... ein König bist du für wahr! Doch... versuche nicht, über die Falschen zu herrschen!"

Seine Stimme war so schneidend und bohrte sich so tief in mein Bewusstsein, wie es sein Säbel nicht könnte. Ich hatte das Atmen völlig vergessen, war regungslos...

Was war passiert?

Keine Sekunde verging, ehe er den Säbel von mir nahm, mich zur selben Zeit zurückstieß und geschwind das Zimmer verließ. Der laute Klang der zufallenden Tür erweckte mich nahezu wieder zum Leben und ohne Gedanken fassen zu können, sank ich nach vorn, kauerte zitternd und noch immer gelähmt auf dem Boden und schnappte gehetzt nach Luft. Reue ist Verstand, der zu spät kommt... und ich bereute sofort und verstand es dennoch nicht.

Unkontrolliert tasteten meine Finger über den kargen Boden, versuchten mein Gewicht abzustützen und mich wieder aufzurichten, doch blieb mir die Kraft dazu fern. Ein Riss... ein endloser Riss war nun vorhanden und kein Faden war nun mehr im Stande, ihn zu schließen...

Es war nur eine Sorge, so extrem, wie sie nicht hätte sein dürfen!

Es war nur ein Gefühl, so extrem, dass es mich längst hätte töten müssen!

Langsam hob ich die Hände und ließ sie voller Hass auf mich selbst zu Boden gehen, ohne dass ich Schmerz spüren oder meine Stimme hören konnte. Sein Schicksal lag nicht mehr in meiner Hand und würde diese Schlacht meine letzte sein, so würde es ihn wohl nicht mehr kümmern...

Mein Ziel war erreicht, doch war es alles andere als ein wohliger Gedanke. Herausgerissen aus dieser Unfähigkeit, sich an die Realität zu wenden, erfasste mich der klare Klang eines Horns und ich blickte auf. Dies war kein Orkhorn. Nun sah ich wieder die kahle Wand vor mir und langsam richtete ich mich auf, wackelig kam ich auf die Füße und unsicher tat ich einen Schritt nach dem Anderen und verließ den Raum.

"Herr Aragorn, man hat euch nicht rufen lassen." Ein Mann trat zu mir, stand er wohl nur wenige Meter von dem Raum entfernt und gleichgültig war mir die Gewissheit, ob er all das, was hinter der verschlossenen Tür geschehen war, gehört hatte und so winkte ich ihn einfach fort und ging weiter. Viele Stufen ließ ich schleppend hinter mir, emotionslos folgte ich dem nachhallenden Laut durch die Gänge und trat zum Turm hinauf, auf den viele Bewaffnete und der König selbst stand. Voller Verwunderung ließ er den Blick über die Mauer der Klamm schweifen, ehe er auf mich aufmerksam wurde und zu mir trat.

"Ohne Umschweife, Herr. Eure Anwesenheit in dieser Schlacht halte ich nicht für notwendig." Eiligst sagte er mir dies und wollte zum Tor hinabgehen, doch hatte ich ohne nachzudenken nach seinem Ärmel gegriffen und mich auf meine alte Haltung zurückgekämpft.

"Ich bitte Euch!" Ich blinzelte und glaubte nicht, dass man nun mir die Worte entgegen warf, die ich vor wenigen Minuten noch selbst ausgesprochen hatte und schüttelte abweisend den Kopf, als er mich entrüstet anblickte. "Vertraut mir wieder, mein König."

An dieser Schmach würde ich sterben, könnte ich meine Kraft nicht verwenden und vielleicht Ruhe finden zwischen all den leblosen Leibern, die in Massen fallen würden. Ob nun auf unserer oder des Feindes Seite.

"Ungerecht habe ich Eure Männer verraten und ohne Denken habe ich nach eigenem Ermessen gehandelt. Doch, vertraut mir... zum Kämpfen bin ich gut genug und Befehle kann ich befolgen!" Ich fürchtete mich vor der Eiligkeit, die in seinen Gliedern steckte, wollte er doch sehen, wer zu uns in dieser schlimmen Zeit stieß und er mich mit einem Abwinken zurücklassen würde, doch sah er mich eindringlich an... und nickte.

"Vergesst nicht", mahnte er mich und ich nickte nachdrücklich, "wenn Ihr uns fehlleitet und Euch wieder Euren eigenen Gedanken hingebt, dann sind wir alle verloren." Ein leichtes Zucken wirkte an meinem Mundwinkel, verbannte ich die schrecklichen Geschehnisse in jüngster Zeit und nickte noch einmal. "Folgt mir."

Wortlos tat ich dies und wir verließen den Turm und traten hinab. Geblendet von einem undurchdringenden Leuchten, stand ein Heer vor uns. Große, helle Gestalten in Reih und Glied und die eisernen, schönen Gesichter in eine Richtung gelenkt, schritten sie voran. Elben... ein Heer von Elben und der Heerführer trat zu uns und ich konnte meine Freude über diese Begebenheit nicht verbergen, zumal es mir schon immer fern gelegen hatte, dass ein Anderer mein Leiden ersah.

"Ich bringe Kunde von Elrond von Bruchtal."

Er verbeugte sich leicht und wurde auf mich aufmerksam.

Haldir...

"Einst bestand ein Bündnis zwischen Elben und Menschen. Vor langer Zeit kämpften und starben wir Seite an Seite. Dies Bündnis wird nun erneuert."

Ich trat direkt vor ihm, grinste, wie es mir in dieser Situation nicht besser gelingen konnte.

"Mae Govannen, Haldir o Lórien."

Erneut verbeugte er sich, doch war es mir ein fremdes, es ihm gleichzutun und ich umarmte ihn, der eine Unterstützung war, mit der wir nicht mehr gerechnet hatten.

"Wieder mit den Menschen in die Schlacht zu ziehen, erfüllt uns mit Stolz."

Er war es auch, als sich die Elben postierten und die Frauen und Kinder voller Eile in die Höhlen getrieben wurden, der mich mit Informationen vertraut machte und mich nur noch auf die kommende Schlacht konzentrieren ließ. In jenem Gespräch vertieft, ließ ich mir abwesend von einem Krieger ein Kettenhemd holen, wollte ich damit auch einer weiteren Begegnung mit Legolas aus dem Wege gehen. Einem Gefühl zur Folge, blickte ich über die Mauern und erst jetzt wurde ich mir den schweren Wolken über uns bewusst und der Finsternis, die uns allmählich überkam. Auf der flachen Ebene erkannte man nur wenige Meilen entfernt, einen Fluss schwarzer Flecke, beleuchtet durch viele rote Fackeln und schwarzen Fahnen, die das weiße Zeichen trugen.

"Wie viele seht Ihr, Herr Aragorn." Der König wandte sich an mich und ich behielt noch wenige Sekunden den Blick auf diese Meute, bevor ich schwer schluckte.

"Zehntausend, vielleicht mehr."

Er nickte, möglicherweise einkalkulierend, wie wir nun zu kämpfen hatten. Mit Elben an unserer Seite, Männern, Jünglingen und gar Kindern, die mit Waffe, Schild und Hemd gewappnet waren und dieser immensen Kraft gegenüberstehend, die sich uns unaufhaltsam näherte.

"Ihr erhaltet die Kontrolle über die Mauer... tut, was Ihr gedenkt." Damit wandte er sich ab und kehrte zu seinem Stützpunkt zurück, zu dem Platz, an dem er alles überblicken konnte und ich sah ihm flüchtig nach. Man gab mir eine Gelegenheit, Falsches zurecht zu biegen und für wahr, ich musste mein Augenmerk auf meine Pflicht lenken... etwas anderes vermochte mein Arm nicht mehr zu ergreifen.

Es düsterte.

Der Wind schlug um und schickte schwere kalte Böen aus dem Osten... ein Grollen ertönte über unseren Köpfen und ich erschauderte, als sich der Boden diesem anschloss. Ich sah mich um, versuchte mich an den Massen zu orientieren. Bogenschützen an vorderster Front, Schwertträger dahinter und weitere Bogenschützen zuletzt. Ein Blitz erhellte die Dunkelheit und die hellen Augen der Elben leuchteten, als sie ihre Blicke streng und kontrolliert auf die Meute vor den Toren richteten, die nun unmittelbar vor uns stand. Ich zuckte kurz zusammen, als sich ein kalter Tropfen auf meine Stirn legte und dann wie ein Zeichen, unzählige nachfolgten. Es begann zu regnen und diesem Regen folgte ein unbarmherziger Guss, der in kürzester Zeit den Boden benetzte. Nun lag es also vor uns und nichts würde mehr folgen, sollten wir diesen Kampf verlieren.

"Daer ú-o chyn, Ú-danno i failad a thi! An úben tannatha le failad!" Ich schritt streng und prüfend durch die Reihen der vordersten Bogenschützen, den Blick keine Sekunde auf einem belassend, aus Angst, ich würde innehalten, würde ich Legolas zwischen ihnen entdecken.

'Was dir auch Glück bringen mag...', dachte ich mir im Stillen und führte die Kontrolle fort, '... es möge die Nacht überdauern, Legolas...'
 

Legolas:
 

Lange lief und eilte ich, ohne mir ein Ziel zu suchen... Treppen hinab, vorüber an gefüllten Hallen, gefüllt nur durch Männer, gar Knaben...

Nur flüchtig blickte ich zu ihnen, bevor ich weiterzog.

Der Krieg begann... der Kampf um Helms Klamm, während dem mich Aragorn am liebsten in den sicheren Höhlen glauben würde!

Noch immer hielt ich den Säbel in meiner Hand, schenkte ihm keine Beachtung, trug ihn nur bei mir und stieg eine weitere Treppe hinab. Viele kamen mir entgegen, arm an Ruhe, erfasst von Hektik und Angst. Fremd schien ihnen das Gefühl zu sein, ein Schwert in der Hand zu halten. Zu fremd, um eine große Hilfe darstellen zu können...

Ohne dass ich dem mit großer Bemerkung begegnete, hefteten sich all meine Gedanken nur an diesen Kampf...

An den Kampf, dem ich plötzlich mit noch größerer Entschlossenheit entgegenblickte. Und nur Aragorn trug die Schuld daran... galt es nun nicht mehr nur, die Feinde zu besiegen, sondern auch, ihn sträflich auf seinen Fehler aufmerksam zu machen... den er ohnegleichen begangen hatte.

Ein leiser, jedoch fortwährender und deutlicher Ton zog durch die Nischen der Festung, drang von außen an meine Ohren und verlangsamte kurz meine Schritte. Er war mir bekannt... vertraut und angenehm... ja, ich wusste ihn zu deuten und all diese Zeichen schienen noch bestärkender für mein Vorhaben. Ein flüchtiges Lächeln zeichnete sich auf meinen Lippen ab, bevor ich mich wieder umwandte und meinen Weg fortsetzte, nun mit einem sicheren Ziel, welches ich rasch erreichen wollte... ohne Zeit zu vergeuden.

Leises Klirren zog mir alsbald entgegen, Stimmen, die sich wirr erhoben, den Beweis erbrachten, dass ich jenen Ort gefunden hatte. Mich aufmerksam umblickend, schob ich mich durch die Menge, die sich gesammelt hatte, Waffen entgegennahmen, die ihre Hände noch nie zuvor hielten. Grüblerisch und einschätzend blickte ich um mich, verschaffte mir einen Überblick und sah wahrlich die bedrängende und schier unsichere Lage, in der wir uns befanden. Nicht viele standen bereit, die Feste und viele Leben zu verteidigen... nicht viele waren es beileibe, doch tat ich diese Tatsache mit Nichtbeachtung ab, kehrte erneut zurück zu jener Wut, die noch immer in mir loderte, danach gierte, in die Freiheit entlassen zu werden... und das würde ich ihr gewähren... durch den Kampf, den besten Weg, den es wohl gab. Viele Gründe besaß ich, mich dem Feind zu stellen.

Raschen Schrittes zog ich an einer Säule vorbei, verstaute den Säbel in der Scheide und schob mich weiter durch die Menge, bis ich eine abgelegene Kammer erreichte, in der ich das fand, was ich suchte. Ich gab mich mit einer leichten, jedoch schützenden Rüstung zufrieden, fand eine größere Sicherheit darin, sie zu tragen, auf dass der jetzige Schwachpunkt meines Körpers gut vor den verhassten Waffen der Gegner geschützt blieb. Ohne mein Augenmerk auf etwas anderes zu richten, streifte ich den Gurt über meinen Kopf, legte Köcher, Bogen und Schwertscheiden ab und stülpte die Rüstung über. Zielstrebig tastete ich nach den Riemen, zog sie kurz, schnürte die Rüstung eng um meinen Leib, festigte auch die Schulterriemen und streckte die Arme, um meine Beweglichkeit zu testen. Sie war nicht eingeschränkt.

Nichts stand mir nun noch im Wege und so griff ich nach meinen Waffen, begab mich dorthin, wo man mich benötigte und legte den Gurt während des Gehens an. Erneut bewegte ich meine Schulter, verschnellerte meinen Gang, tastete nach dem Köcher und blickte einem Knaben nach, der verloren in einer Ecke stand, mit beiden Händen fest den Griff eines alten Schwertes umklammernd, kaum dazu imstande, es zu heben.

Ich senkte die Lider, schüttelte in einem lautlosen Gebet den Kopf und trat hinaus in den Vorhof. raue Luft zog mir entgegen, enthielt eine Feuchtigkeit, die den Regen vorhersagte, der sich während der Schlacht über uns ergießen würde. Ich blinzelte in der Kälte, hielt dennoch nicht inne und erblickte jene, die das Horn angekündigt hatte. Reglos und stolz hielten sich die Elben Lothloriens postiert, hell glänzten ihre Helme in der Finsternis der Nacht, ebenso auch ihre Mienen, so ungebrochen und aufrichtig, obgleich sie wussten, was sich auf der anderen Seite der Mauer so bedrohend und todesverheißend näherte. Flatternd erhoben sich ihre dunklen Umhänge im Wind, fest hielten ihre Hände die Speere, während die langen kunstvollen Pfeile hinter ihren Köpfen aufragten. Mit Anerkennung betrachtete ich sie mir, als ich an ihnen vorüberschritt, auf die Treppe zueilte, die hinaufführte zum Wehrgang. Auch dort standen die meines Volkes. In zwei Reihen, die Bögen haltend, bereit, sie zu benutzen, erstreckten sich ihre festen Reihen bis weit zu den Felsen, an denen die Klamm ihr Ende fand.

Mit geschwinden Sätzen stieg ich hinauf, trat heran an den großen Elben, der dort stand, eine Wohltat für meine Augen war... obgleich das Horn auch seine Ankunft symbolisiert hatte. In vertrauter Art wandten wir einander zu, senkten unsere Köpfe. Bei einer solchen Begrüßung blieb es jedoch, denn als ich aufblickte, drifteten meine Augen zur Seite, lenkten sich hinaus auf die weite Ebene, die sich vor der Klamm erstreckte. Schweigend schloss er sich meiner Beobachtung an und unsere Gedanken mussten sich ähneln, als wir den Feind erspähten, ihn rasch näher rücken sahen.

Finster färbten die geschwärzten Leiber die karge Erde der Flur, dumpf und hassvoll lag ihr Fauchen in der Luft, angstvoll zitterte gar der Boden unter ihren Füßen. Ausdruckslos blickte ich auf die Macht, die der Unseren beiweiten überlegen zu sein schien, gedankenlos und nicht darauf aus, mich an ihnen zu bedienen. Nur flüchtig streiften sich unsere Blicke nochmals, bevor ich mich abwandte, mich zwischen zwei Kriegern hindurch schob und so an vorderste Stelle trat, an der ich auch den Zwergen vorfand, ungeduldig auf seinen Beinen tänzelnd, fluchend und sich danach sehnend, mehr mit seiner Axt zu tun, als sie nur stillzuhalten. Auch wir sahen uns kurz an, bevor ich nach hinten griff, den Bogen fasste und ihn hervorzog, um ihn vor mich sinken zu lassen.

Kühl und erfrischend berührte eine Wasserperle meine Wange, rann an ihr hinab, vermischte sich mit weiteren, die daraufhin folgten. Laut umgab uns kurz darauf das Rauschen des Regens, kämpfend um die Vorherrschaft gegen das Gebrüll der Angreifer. Nicht Orks waren es... vielmehr die mächtigeren Kreaturen, dir uns am Anduin aufgespürt hatten. Größer, bulliger und gefahrenvoller als die kümmerlichen Leiber, derer man sich mit geringerer Anstrengung erwehren konnte.

Aufgeregt flackerten ihre Fackeln im Regen, spieen Funken auch im Sturm und das Gestein unter meinen Füßen bebte. Laut pfiff der Wind in meinen Ohren und ein greller Blitz tauchte die düstre Gegend in einen blendend hellen Schein. Wie ein aufgewühltes Meer bewegten sich die gepanzerten Köpfe nahe beieinander, glänzend ragten die Klingen der Speere über ihnen und von der Nebenmauer hörte ich das entsetzte Ächzen der Unerfahrenen. Ich blinzelte im Regen, senkte den Kopf, hielt den Blick starr auf die Masse gerichtet, bereit, auf sie zu treffen, bereit, die Feste zu verteidigen. Ganz ohne Frage erfüllte ihr Anblick auch mich mit Furcht, doch war es das, was sie zu erreichten gesuchten, was jedoch nicht den Kampf entschied.

Unter einem dumpfen Getöse gingen ihre Füße auf den Boden nieder, als sie stehen blieben. Eine letzte Bewegung ging durch ihre Reihen, bevor sie die Waffen erhoben, sie donnernd gegen ihre Rüstungen und Schilde schlugen, in einem ohrenbetäubenden Gebrüll ausarteten, welches selbst mir einen Schauer über den Rücken jagte. Doch richtete ich meinen Blick nur bohrend auf sie, legte die Hand fester um den Bogen und schenkte dem Zwerg, dessen Unruhe ihn zu Flüchen zwang, keine Beachtung.

"Daer ú-o chyn, Ú-danno i failad a thi!!" Kraftvoll und strotzend vor wilder Entschlossenheit, erhob sich eine bekannte Stimme hinter mir, durchdrang gellend laut den Krawall des Feindes. "An úben tannatha le failad!!"

Peitschend schlug mir der Regen nun entgegen, umso lauter schrieen die Feinde, donnernd beherrschte das Getöse ihrer Wut die Gegend.

"Tangado!" Zog ein lauter Befehl durch die Reihen der Elben.

"Bereitmachen!" Ertönte er auch auf der anderen Mauer und gleichsam fassten wir die Bögen, unzählige Arme hoben sich, unzählige Hände umfassten sicher den ersten Pfeil und unzählige Bögen wurden gesenkt. Ein trockenes Knarren erfüllte die Luft, als wir sie gleichzeitig spannten, die blanken Pfeilsitzen hinab auf das tobende Meer richteten. Erneut blinzelte ich unter der Nässe, fest hatte ich den Bogen im Griff.

"Faeg i-varv din na lanc a nu ranc." Riet ich denen meines Volkes, hielt den Blick starr auf der Kreatur, die mein erstes Opfer sein sollte.

Nicht weit von mir entfernt, surrte ein Pfeil die mächtige Mauer hinab, durchschlug rasant die Rüstung eines Feindes und bohrte sich in ihn. Ich verzog die Augenbrauen, spreizte kurz die Finger und linste flüchtig zur Seite. Mit einem Male verstummte das Gelärme der Angreifer, nicht nur sie verfolgten mit überraschtem Auge, wie einer in vorderster Reihe kippte und tot auf dem Boden aufschlug. Ein verirrter Pfeil... falsch gelenkt durch eine unerfahrene Hand... bei weitem jedoch nicht verlustbringend. Tief atmete ich ein, spürte die unerwartete Atmoshäre und erneut zog ein dumpfes Grollen durch die düstre Wolkendecke. Ohrenbetäubend erwachte das Gebrüll zu neuem Leben, erhob sich noch mächtiger als zuvor und beinahe gleichsam stürmten sie los.

"Hado i philinn!!" Ertönte Aragorns Stimme wieder in dem Krawall und sogleich gehorchten wir. Ein lautes Zischen ging nieder auf die Flut der Angreifer, unterbrach sie kurz, ließ die Getroffenen stürzen, andere über sie hinwegpreschen.

"Hado i philinn!!" Schrie er erneut und während wir rasch nach dem nächsten Pfeil griffen, surrten die Pfeile über unsere Köpfe hinweg. Hinauf vom unteren Hof und hinein in die Schar, die rasch an Dichte verlor und ebenso schnell wieder an ihr gewann. Doch waren sie weiteren Geschossen schutzlos ausgeliefert und wir zogen eigenmächtig, spannten und schossen. Keine Zeit, sich auf einen unter den vielen zu konzentrieren... den ersten, den mein Blick traf, wählte ich. Doch ich zielte sicher, traf sauber und machte meinen Angriff zu ihrem letzten. Gehetzt schossen auch sie Pfeile nach uns, ächzend starb ein Elb hinter mir und meine Hand tastete ins Leere, als ich sie erneut zum Köcher hob. Doch nahm ich währenddessen schon durchgehende Bewegungen in der unkontrollierten Horde wahr und wieder schrie Aragorn.

"Pendraith!!" Warnte er und währenddessen entfernte sich seine Stimme von mir.

"Leitern!!" Schrieen die Menschen auch auf der anderen Mauer und so kehrte Bewegung auf den Wehrgängen ein. Bögen wurden zurückgesteckt, Säbel und Schwerter gezückt und eilig, jedoch nicht drängelnd, teilten wir uns auf, noch während sich die massiven Leitern aus dem Gewimmel erhoben, durchgehend höher gezogen wurden, auf das zwei von ihnen donnernd gegen die Mauer schlugen und sogleich die Kreaturen an ihnen hinaufkletterten. Ein letzter Pfeilhagel ging auf sie nieder, räumte die Leitern für einen kurzen Augenblick leer und auch uns erreichten weitere Geschosse und viele stürzten. In der Ferne glaubte ich Aragorns Schreie zu vernehmen, nur schwach durchdringend, den Tumult leicht übertönend.

Eilig beugte ich mich hinab und zog einen Pfeil aus dem leblosen Körper eines Elben, noch einen suchte ich mir rasch und hielt mich kurz reglos im Gedränge. Mit kurzer Konzentration hob sich das massive Seil vom finsteren Hintergrund ab, bildete ein deutliches Ziel, welches ich auch traf. Mit dem zweiten Pfeil durchtrennte ich auch die letzte Halterung und die Leiter neigte sich in die andere Richtung, entfernte sich von der Mauer und stürzte hinab auf die Kreaturen, die sie unter sich begrub. An einer anderen Stelle jedoch, benötigte man Kämpfer dringender. Fauchend und schreiend sprangen die Feinde von der Leiter, setzten Fuß auf den Wehrgang und stürzten sich gegen die Verteidiger. So eilte auch ich los, den Bogen hastig zurücksteckend und nach den Säbeln greifend. Schnell erreichten sie auch mich, erinnerten mich an jene unschätzbare Wucht, die eine immense Gefahr darstellte. Ich hielt mich nicht lange mit ein jedem von ihnen auf, sprang vorüber, schlängelte mich durch sie, wirbelte herum und stieß sie hinab in den tiefen Hof. Rasch drängte ich mich voran, oft drängte mich die Menge zurück und ich kehrte um, andere niederzustrecken, die über die Leitern hinaufkamen. Gellende Schreie und abscheuliches Gebrüll ertönte allseitig, unerbittlich ging auch der Regen auf uns nieder, ließ mich beinahe ausrutschen, erschwerte den Verteidigern den Kampf, als wäre auch er heraufbeschworen, um den Kreaturen den Rücken zu stärken. Fortwährend schlug ich mich weiter, erreichte bald die andere Mauer und rammte den Säbel in den Rumpf des ersten, der sich mir in den Weg stellte. Dennoch nahm ich mir die Zeit, nach Pfeilen zu greifen und meinen Köcher neu zu füllen. Nur kurz, bis ich erneut abgelenkt wurde und mich wehren musste. In der Tat spürte ich meine Wunde, tat dies jedoch nicht hochgradig genug, um mich selbst zurückzuhalten in meinem Tatendrang. Ich zwang mich zu meinem vollen Können.

Nur knapp gelang es mir, den spitzen Pflöcken einer Leiter zu entgehen, die neben mir auf die Mauer schlug, doch ebenso schnell rappelte ich mich auf und schlug nach der ersten Hand, die sich hinauftastete. Ich durchschnitt sie, stieß die Bestie hinab und sie riss weitere mit sich. Sogleich stürmten weitere Kämpfer an mir vorbei, nahmen sich dieser Gefahr an und erlaubten mir, weiterzueilen. So tat ich es, ließ keinen Angreifer außer Acht und näherte mich schnell der westlichen Seite der Klamm, von der etwaige Leitern bisher ferngehalten worden waren. Brüllend und aufgebracht pressten sich die massigen Leiber gegen die Mauer, immer mehr drifteten sie zur östlichen Seite ab und ich nahm mir vor, auch dorthin zurückzukehren. Ich duckte mich unter einem Schlag, wich zurück und tauchte unter dem nächsten hindurch, dem Feind einen tödlichen Hieb versetzend und als ich aufsprang und keuchte, ertönte Aragorns Stimme erneut.

"Legolas!!" Sie erhob sich fahrig, gepackt von Panik und Anspannung. "Togo hon dad!!"

Schwer atmend fuhr ich herum, suchte nicht nach ihm und blickte stattdessen hinab in das tosende Meer der Angreifer. Grell schien mir das speiende Feuer einer großen Fackel entgegen und ohne zu zögern steckte ich die Säbel zurück und ließ meine Hände mit Bogen und Pfeil zurückkehren.

"Togo hon dad!!" Hörte ich ihn wieder brüllen und presste mich mit dem Leib gegen das Gestein der Mauer. So schnell ich konnte, schoss ich und mein Pfeil bohrte sich zielsicher in die Schulter des Monstrums, welches in großen Sätzen dem freigegebenen Weg folgte, hastend auf die Mauer zustürzte... doch nahm ich ihm mit diesem Schuss nur das Gleichgewicht. Es stolperte, rappelte sich auf und rannte weiter!

"Dago hon!!" Aufgebracht und gellend schrie Aragorn wieder nach mir. "Dago hon!!"

Fahrig spannte ich den nächsten Pfeil ein, zielte sicherer und ließ sich den Pfeil geradewegs in den Hals der Kreatur bohren. Deren Tod erwartend und doch ihr Weiterhasten sehend, riss ich erneut die Hand nach oben.

"Dago hon!!!"

Rau legte sich das grobe Gefieder des Pfeils an meine Finger und bevor ich zugreifen konnte, stürzte er sich nach vorn, erreichte sein Ziel mit einem letzten Satz...

Und eine erschütternde Wucht riss die Mauer auseinander.
 

Aragorn:
 

"Dago hon!!!" Rief ich aus Leibeskräften Legolas zu, hoffend, dass der dritte Pfeil, der sein würde, welcher die Kreatur zum Stillstand brachte. Doch bekam keiner von uns noch die Gelegenheit dazu, diesen zu erspähen, als der Uruk-Hai zum Sprung ansetzte und sein Ziel erreichte. Ich verlor den Boden unter den Füßen und mein Gehör schien überfordert, als das Zerbersten des harten Gesteins laut durch die Lande zog. Noch ehe ich den Boden auf mich zukommen sah, hatte die Wucht mich meines Bewusstseins beraubt. Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging, in der ich weggetreten war, doch als ich die Augen öffnete, war es nass unter meinen Händen, lag es nicht an dem Regen der erbarmungslos auf uns niederging und der Boden bebte, als sei es die Natur selbst, die sie zum Erzittern brachte. Benommen schüttelte ich den Kopf, bemühte mich, mich aufzurappeln und griff nach dem Schwert, das nicht weit von mir entfernt lag.

"Aragorn!"

Rasch kehrten meine Sinne zurück und der Schrei einer bekannten Stimme bewegte mich zum Umwenden. Uruk-Hai stürmten durch den gefallenen Wall hindurch, wurden anfangs noch von dem Wasserschwall zurückgehalten, doch viel mehr lag meine Aufmerksamkeit auf dem Zwerg, der noch auf der Mauer stand und sich ohne zu zögern hinabstürzte.

"Gimli!" Ich trat einen Schritt vor, hielt aber inne, als ich das leise Knacken hinter mir hörte und sofort dem Wutgeschrei des Zwerges folgte, der zu seiner Zähheit zurückgefunden hatte und mutig und voller Kraft kämpfte. Er brachte einen zu Boden, holte geschwind mit der Axt aus, um den Nächsten niederzuringen und wurde dann mit einem Male zurückgeschleudert. Im selbigen Moment noch, hob ich das Schwert, lehnte mich zurück und ließ es nach vorn schnellen.

"Hado i philinn!" Rief ich und die Elben, welche sich flugs hinter mir postiert hatten, ließen ihre Pfeile von den Sehnen schnellen und brachten die Vordersten Feinde zu Fall. Kurz darauf ertönte das feine Zischen der Säbel und Schwerter, abwartend auf meinen Befehl. Keine Zeit war zu verlieren und ich legte das Schwert angriffsbereit und zielsicher an mein Gesicht und holte Schwung. "Herio!!"

Zeitgleich, wie ich voranschritt, folgte mir das leichtfüßige Volk, bereit mit ihren Schwertern dem Gegner den Garaus zu machen! Wir rannten los, ohne Furcht, so schien es und die Kreaturen streckten ihre Speere und doch vermochten sie es nicht, uns Einhalt zu gebieten. Auch wenn einige von den Kriegern an meiner Seite laut ächzten, wand ich mich noch geschickt an den Spitzen vorbei und schlug das Schild eines Uruk-Hai beiseite, parierte gleichwegs das Schwert und holte erneut zum Schlag aus und enthauptete das Ungetüm. Ich hörte das gierige Luftschnappen hinter mir, drehte mich um und sah Gimli auftauchen. Die Elbenkrieger schützten mich vor weiteren Angriffen, während ich den Zwerg unter den Arm griff und zurückzerrte. Gehetzt spuckte er noch etwas Wasser aus und ich ließ ihn los, als er wieder Fuß fasste. Kurz sah ich ihn überprüfend an, war sicher, dass er wohl auf war und wollte als Hilfe zurückeilen, doch erschallte ein mahnender Schrei über das Schlachtfeld.

"Aragorn! Zieht Euch in die Festung zurück!!"

Ich blickte mich um und sah es ein, dass eine Gegenwehr in dieser Situation undenkbar war und nickte.

"Na barad!!" Rief ich den Kriegern vor mir zu und rasch folgten sie diesem Befehl und kehrten zu mir zurück. Gimli selbst stürzte sich jedoch erneut ins Gefecht und ich unterstützte ihn, hoffte, den Fliehenden so ein wenig Zeit zu geben. Erneut schlug ich einen nieder, blickte zu der Mauer auf und erblickte Haldir, der dem Ruf nicht folgte und sich ebenso wacker den Feinden stellte.

"Haldir!" Er blickte hinab und ich winkte ihn hektisch zurück. "Na barad!!"

Schnell reagierte er auf meine Worte, nickte und ich widmete mich weiterhin den Verfolgern, brachte alle Kräfte auf und versuchte die Anzahl zu verringern, ehe auch ich mich zurückziehen wollte und dennoch aufblickte. Mich durchfuhr ein eiskaltes Zucken, beinahe zu Stein erstarrt musste ich mit ansehen... wie Haldir auf die Knie sank. Voller Entsetzen weitete ich die Augen und ich vergaß den Rückzug, suchte nach einer Möglichkeit, hinauf zu kommen. Schnell fand ich eine Treppe, rannte auf diese zu und kam einem Uruk-Hai entgegen, den ich einfach nur zur Seite riss.

"Haldir!!"

Bevor sein Leib zurücksank, ließ ich mich hinter ihm auf die Knie fallen und fing ihn ab. Mit Schrecken stelle ich fest, dass dies alles war... sein Kopf fiel in den Nacken und seine Augen starrten leblos in den Himmel. Für einen Augenblick verließ mich der Lärm des Krieges und Stille kehrte ein, als ich den Tod eines weiteren Gefährten akzeptieren musste, meine Hand auf seiner Brust bettete, leidvoll meiner Hilflosigkeit nachgab. Ein Unsterblicher fand den Tod... und die Schreie kehrten zurück und ich legte den Leblosen nieder, fand zurück zu meiner Wut und gab dem Feind einen mächtigen Seitenhieb, auf dass er mit einem kläglichen Gebrüll von der Mauer stürzte. Ich dachte nicht darüber nach, als ich mich zur Mauer selbst wandte, da eine Leiter dort lagerte und eine Kreatur an dieser hinaufstieg. Ich holte nur flüchtig mit der Faust aus und beförderte ihn hinab, ehe ich selbst auf die eiserne Stufe hinaufstieg und sie mit einem Fuß von der Mauer stieß. Es war keine Furcht, als ich hinabsah und den Massen entgegen sank. Bevor das Eisen auf die Meute einschlug, sprang ich ab und zog selbst noch Einige zu Boden. Rasch fand ich auf die Beine zurück, stieß einen Uruk-Hai mit dem Heft des Schwertes von mir, wendete die Klinge in die Rückhand und durchschnitt den Körper. Ich sah flüchtig hinüber, zu dem Tor, das nun allgemach zu bersten schien und ich machte mir den Weg frei, um durch einen Seitenweg zu diesem zu gelangen, die wütende Meute hinter mir und nur noch wenige Bogenschützen waren vorhanden, um ihre Anzahl zu verringern. Einige Krieger, die noch bei Kräften waren, stellten sich der Meute in den Weg und ich konnte ungehindert den Weg zum Tor bestreiten. Ich hörte Gimli hinter mir brüllen, hatte er sich von denen, die ihn zurückgezogen hatten, gelöst und gemeinsam rannten wir durch die engen Pässe und erreichten das zerberstende Tor, das noch von vielen wackeren Männern mit aller Macht gehalten wurde. Der König stand dort und hatte die Hand auf die Rüstung gelegt, doch vermochte ich nicht, mich auf ihn zu konzentrieren und legte nur flüchtig die Hand auf seine Schulter, ehe ich begann die Männer zu unterstützen, die Gegner mit dem Schwert zurückzudrängen, als ich die Tür neben mir entdeckte. Mir kam eine Idee und ich dachte erst gar nicht über ihre Umsetzung nach und wandte mich an den König.

"Wie viel Zeit braucht Ihr?!" Schwer atmend drehte er sich zu mir, festigte den Griff seines Schwertes.

"So viel, wie Ihr mir geben könnt!"

Ich nickte, packte Gimli am Kragen und zog ihn mit mir durch die Tür. Rasch schloss ich sie hinter uns beiden und ein kleiner, schmaler Pfad entlief an den Tormauern, dem ich vorsichtig folgte und dann über eine Ecke hinüberlinste. Der breite Rammbock ragte schon halb im Tor und begierig stemmten sich die Kreaturen gegen ihn, brachen aber noch nicht hindurch.

"Komm schon, die schaffen wir!" Versuchte der Zwerg mich zu ermuntern und ich sah ihn skeptisch an.

"Das ist ziemlich weit." Erwiderte ich ruhig, jedoch schwer schluckend, während ich mich bemühte, die Gedanken beieinander zu behalten. Nun sollten wir uns einer Meute stellen, die unnachgiebig sein würde...

"Wirf mich!"

"Was?" Ungläubig sah ich ihn an, doch er nickte, hibbelig und hadernd.

"So weit kann ich nicht springen. Du musst mich werfen!"

Ich leckte mir über die Lippen, hob den Arm, damit Gimli zu mir treten konnte und ohne ihn vorzuwarnen, hob ich ihn an und warf ihn auf die andere Seite. Mit einem lauten Schrei ruderte er mit den Armen, kam jedoch sicher auf der Seite an und stieß damit sogleich einige Uruk-Hai von dem Aufgang. Ich hielt mich an der Kante fest, trat einen Schritt zurück und sprang selbst hinüber und stellte mich wagemutig den Massen. Sofort erkannte der König das Geschehen und ich vernahm sein lauten Befehl.

"Holt die Bretter!"

Wir dagegen stemmten uns gegen einen nach dem Anderen, konnten sie noch so viele sein, so war es ihnen unmöglich, in ihrer Anzahl zu uns zu treten, da sie sich demnach selbst hinabstoßen würden. Ich duckte mich rasch unter einem Hieb, streckte das Schwert von mir und durchbohrte den Leib, ehe ich mich umwandte und ihn mit einem Tritt zurückstieß, so dass er noch einige seiner Mitstreiter mit sich riss. Wir mussten auf alles achten, durften niemanden vorbeilassen und mein Herz raste, als mir langsam die Kräfte schwinden wollten. Ungeahnt hakte sich Gimli in meinen freien Arm und in einer geschwinden Kreisbewegung rafften wir einen nach dem anderen nieder. Das Stemmen der Bretter hinter dem Tor bemerkte ich kaum und doch holte mich der Ruf des Königs aus dem Gefecht.

"Aragorn! Verschwindet dort!"

Sowohl Gimli als auch ich sahen noch, wie das letzte Brett die Lücke schloss und im selben Moment wurden wir auch von zwei kräftigen Armen gepackt. Mit einem Schlag blieb mir die Luft weg und ich schnappte gehetzt nach ihr, konnte nicht verhindern, dass wir offen für jeden Angriff zu den Feinden gedreht wurden, die mordlüstern auf uns zurannten. Nahezu kraftlos stieß ich den Atem aus, holte Schwung mit dem Arm und verpasste dem Ungetüm einen Seitenhieb, so dass er abgelenkt vom Schmerz seinen Griff lockerte und wir uns losreißen konnten, ehe ich dem Uruk-Hai einen Tritt hinab verpasste. Erneut stellten wir uns der Masse und nun wusste ich, was mir bei all dem Ideenreichtum fehlte:

Der Rückweg!
 

Legolas:
 

Der Boden unter meinen Füßen zitterte und ich brachte mich in Sicherheit, als das Gestein tosend auseinander gerissen wurde. Staub stiebte durch die Luft, schwere Gesteinsbrocken erhoben sich, von der Wucht der Explosion erfasst, gen Himmel, bevor sie donnernd hinabstürzten, größtenteils auf das angreifender Heer niedergingen. Gellende Schreie ertönten, ohrenbetäubendes Gepolter folgte und ich hob den Arm, während ich zurückstolperte, schützte mich vor dem losen Gestein, welches mir entgegenprasselte. Irritiert durch diesen plötzlichen Krawall, war ich mir in den ersten Augenblicken nicht der Folgen bewusst, die mein vergeblicher Versuch, das Ungetüm zu stoppen, nach sich zog. Hastig drehte ich mich um, wischte mir das Gesicht und hustete, als der Staub in meinen Hals drang. Jemand rempelte mich ab, so stolperte ich, rieb meine Augen und blickte mich um.

Gepackt von Panik, flüchteten die bewaffneten Hufschmiede und Bauern an mir vorbei, viele von ihnen stürzten in die tiefe Kluft, die die Bombe in die Mauer gerissen hatte. Ich holte tief Atem, rannte ihnen entgegen, hielt in die andere Richtung und drängte mich durch sie. Laut vernahm ich das Rauschen des unterirdischen Flusses, der durch diese Explosion befreit worden war. Rasch erreichte ich die Kante, beugte mich vor und blickte hinab auf das Wasser, welches den Dreck mit sich spülte, den Angreifern entgegenstieß und doch bald absinken würde. Sie drängten bereits nach, stemmten sich gegen die Naturgewalt... es würde nicht lange dauern, da wären sie in der Feste. Ich presste den Bogen in der Hand, meine Miene befiel Verbitterung und ich wandte mich ab, wollte rasch zu den Kämpfern meines Volkes zurückkehren. Doch hielt ich nach einem Schritt inne und obgleich ich bereits erspäht und mit Pfeilen beschossen wurde, drehte ich mich erneut um, blickte in die Kluft hinab und duckte mich unter dem scharfen Surren.

Aragorns Stimme...

War sie nicht an dieser Stelle ertönt?

Es blieb mir keine Zeit, den durchwässerten Boden zu mustern, zu gefährlich war es an diesem Ort und so riss ich mich los von den Zweifeln, die bestimmt nicht angebracht, und nur zu einer riskanten Ablenkung fähig waren.

Eiligen Schrittes lief ich zurück zu den standhaften Elben, die sich der Angst der weniger kampferprobten Menschen nicht anschlossen. Mit allen Kräften verteidigten sie die sichere Mauer. In großer Zahl drängten sie sich gegen eine Leiter, stemmten sie zurück, schmetterten sie hinab in das fauchende Heer und griffen wieder nach den Waffen. So tat ich es ihnen gleich, tauschte den Bogen gegen die Säbel ein, schob mich an ihnen vorbei und erreichte so den westlichen Teil der Mauer. Abgeschnitten waren wir hier von den anderen, doch war es ein leichtes, dieser Bedrängnis zu entgehen.

Zum Abwägen blieb keine Zeit... entschieden sprang ich hinab, kam weich auf den Stufen auf, lief diese hinab und erreichte durch einen gewagten Satz eine schmale Brücke, auf der ich mich kurz ausbalancierte, bevor ich ihrem Lauf folgte. Vorbei an der gähnenden Kluft, hinweg über die Krieger, die sich mit Mut und Verbissenheit neu postierten, bereit, den Eindringlingen Einhalt zu gebieten. Erneut surrten Pfeile an mir vorbei und ich eilte schneller. Die Krieger meines Volkes waren auf der Mauer noch in großer Zahl, besaßen so auch die Stärke, Widerstand zu leisten. Andere waren es, die meiner Hilfe bedurften...

Über die Mauern zu gelangen, war für den Feind nur eine geringere Schwierigkeit, als durch die Kluft, hinein die Feste zu laufen. Unaufhaltsam und in einer Zahl, gegen die man sich schwer wehren konnte, strömten sie über die Mauern, stürzten sich auf die Verteidiger, drängten diese zurück. Ich erreichte eine sichere Nische, tastete mich eilig an dem Gestein entlang und sprang hinab in den Hof, in dem sich Elbenkrieger sammelten, endlos Pfeile über die Mauern schossen und dem Heer dennoch keinen all zu großen Schaden zuzufügen schienen. Bei ihnen durfte ich mich nicht aufhalten. So suchte ich den schnellsten Weg, ohne mich durch sie kämpfen zu müssen.

Schnell fiel mein Atem, als ich den Schotter hinabrutschte, mich kurz mit der Hand abstützte und weiterlief, zur östlichen Mauer, die kurz davor war, eingenommen zu werden. Gehetzt durchstreiften meine Augen die Gegend und blieben an den leblosen Körpern vieler Elben haften, die den Boden bedeckten. Ich stolperte an ihnen vorbei, drehte mich kurz um, riss mich dennoch von diesem Entsetzen los und erreichte so mein Ziel. Keuchend sprang ich die Treppe zum Wehrgang hinauf, erblickte sobald eine Kreatur, die mir stampfend entgegenkam, die Linien der Verteidigung durchbrochen haben musste. Ich eilte weiter, griff nach einem Schild, der auf den Stufen lag und schleuderte ihn gegen die Beine des Monstrums. Ebenso eilig lehnte ich mich gegen die stützende Wand, entging dem Stürzenden und stieß ihn hinab in die Tiefe, bevor er mich mit sich reißen konnte. So führte ich meinen Weg eilig fort, erreichte bald die den Wehrgang und fand mich in einem unüberschaubarem Gemenge aus Klingen wieder. Schreie erfüllten die Luft, das laute Klirren des kalten Stahls, der aufeinander traf. Ohne stehen zu bleiben, mischte ich mich unter das Gerangel, achtete stets darauf, weder der Brüstung, noch der Kante des Wehrganges zu nahe zu kommen. In der Mitte schlug ich mich, tötete einen aus dem Hinterhalt, überraschte auch einen anderen, durchschnitt sein Bein und stieß ihn in die Tiefe. Haarscharf entging ich einem brutalen Hieb, stemmte mich in die entgegengesetzte Richtung und schlug die Hand in das struppige Haar der Bestie. Kraftvoll zerrte ich sie mit mir, brachte sie aus dem Gleichgewicht und rammte mich gegen den Schild einer anderen, um mich rasch vorbeizudrehen, die Kreatur nachzuziehen und gegen ihren abscheulichen Artgenossen prallen zu lassen. Nur beiläufig durchschnitt ich dessen Kehle, duckte mich unter einem Schlag, griff nach dem schweren Schild eines Feindes und holte sogleich aus. In seinem Schliff fand er die Schwachstelle der massiven Helme und die Spitze rammte sich in den Augenschlitz. Laut schrie die Kreatur auf und ich schlug ihr den Schild noch gegen den Rücken, bevor ich ihn zum eigenen Schutz benutzte, ihn gegen die Klinge einer Bestie stieß und diese samt Schwert zurückdrückte. Gleichsam zerschnitt ich den Arm einer anderen, wirbelte herum und zerschlug die Beine des Feindes, der hinter dem Schild zurückstolperte. Sogleich stürzte er und ich sprang über ihn hinweg, setzte den Fuß auf seinen Bauch und schleuderte den Schild gegen den Kopf eines Vorbeistürzenden. Grölend ging auch dieser zu Boden und ein Menschenkrieger versetzte ihm den Todesstoß. Ein Unmögliches war es, alle denkbaren Wege außer Acht zu lassen, so ehrenlos und feige sie auch waren. Das eigene Leben galt es zu verteidigen, ebenso die Leben der Frauen, Kinder und Greise, die sich in den Höhlen versteckt hielten...

Keinen Augenblick bedauerte ich, dass ich nicht bei ihnen war.

Eine weitere Leiter brach neben mir das Gestein und noch bevor die elenden Geschöpfe auch diese benutzen konnten, drängte ich mich gegen sie, bekam nützliche Hilfe von anderen, die es mir gleichtaten. So stießen wir die Leiter mit vereinten Kräften zurück und wandten uns erneut dem Kampf zu, der verbittert und brutal auf dem Wehrgang brannte.

Bald jedoch, erblickte ich eine Schar, die sich die Brücke nahe der westlichen Mauer hinaufkämpfte. Ein Regen aus Pfeilen ging auf sie nieder und dennoch ließen sie sich nicht aufhalten, begannen das hölzerne Tor zu bearbeiten und waren dem Erfolg nicht mehr fern. So entschloss ich mich, zu den Kriegern meines Volkes zurückzukehren. Bedrängt durch das rasche Vorstürmen des Feindes, bewerkstelligte ich es dennoch, zur Brücke zu gelangen und mich der westlichen Mauer schnell zu nähern. Die Zeit rann mir durch die Finger, zu groß war die Gefahr, wenn sie dieses Tor durchbrächen. Nach einem ausgiebigen Sprint erreichte ich endlich die Treppe, sprang sie hinauf und blickte immer wieder hinüber zu jener Kluft, die den Angreifern in der Zwischenzeit als offene Tür diente. Geschwind erklomm ich so die Mauer und drängte mich zwischen zwei Bogenschützen, die auf die Massen der Angreifer schossen, die sich zu unserer Seite die Brücke hinaufdrängten.

Und zwischen ihnen und der Halle lag nur noch das hölzerne Tor.

Arg hatte man sie bereits zerschmettert... konnte das Werk jedoch nicht zu Ende führen. Keuchend legte ich die Hände auf die steinerne Brüstung, beugte mich über sie und erblickte Gimli, der gemeinsam mit Aragorn gegen diese Schar kämpfte. Irritiert und unschlüssig überblickte ich ihre Lage.

Den ungeeignetesten Ort für einen Kampf... sie hatten ihn gefunden.

Und endlos drängten die schwarzen Bestien nach.

Ein scharfer Haken rammte sich neben mir in das Gestein, wurde von einem massiven Seil festgezurrt. So riss ich mich von der verwirrten Beobachtung los, trat zur Seite, lehnte mich über die Brüstung und sah eine der Kreaturen an dem Seil hinaufklettern. Sofort zog ich den Bogen, griff in den Köcher eines nahe stehenden Elben und zog einen Pfeil, den ich hinab zum Monster schickte und es vom Seil stürzen ließ. Nach diesem griff ich selbst und zog es geschwind höher. Auf halber Strecke, jedoch unerreichbar für die Feinde, ließ ich es hängen, drängte mich erneut durch die Reihen der Elben und begann es zu schwingen.

"Aragorn!!" Schrie ich hinab zum gefährlichen Ort, holte aus und schwang das Seil zu ihnen. Und noch während Aragorn danach griff und den Zwerg zu sich zog, wandte ich mich zu den anderen.

"Enni!!" Rief ich ihnen eilig zu, packte das Seil fester und spürte die Elben kurz darauf an meinem Rücken, wie sie ebenso zugriffen. Sogleich wurde dies auch nötig, denn mit einem Satz sprang Aragorn von der Brücke, schwang hinüber zur Mauer und schlug gegen sie, den Zwerg fest bei sich haltend.

"Ritha!" Schrie ich, stemmte den Fuß an die Mauer und lehnte mich gegen das Gewicht. Rasch gelang es uns, das Seil höherzuziehen, die beiden aus der gefährlichen Lage zu befreien, sie zu uns auf die Mauer zu holen. Geschwind löste ich mich von dem Seil, beugte mich über die Mauer und schlug die Hand in Aragorns Weste, als dieser die Brüstung erreichte und sich an sie klammerte. Ich griff höher, packte ihn erneut und zog ihn zu mir. Gleichsam griffen andere nach dem Zwerg und so entkamen sie der riskanten Lage. Ich hörte Aragorn laut keuchen und kurz beugte er sich nach vorn, um neue Kraft zu schöpfen. Sie war nicht endlos... im Gegensatz zu dem Feind, dem er sich annähernd allein gestellt hatte. Gehetzt blickte auch ich mich um, meine Hand setzte sich flüchtig auf seine Schulter, bevor ich mich umdrehte.

"Wer weiß, wie viel Zeit wir dem Feind aufgedrängt haben!" Grollte Gimli, der stark auf seinen Beinen war und die schwere Axt höher raffte. "Zeit für uns, dem Tod noch eine Weile zu entgehen und Zeit für sie, noch wütender zu werden!"

Auch wenn mir der Grund ihrer selbstmörderischen Tat unbekannt war...

... es musste ihn geben.
 

Aragorn:
 

Ich weiß nicht, welcher Teufel mich geritten hatte, erneut überstürzt einer Handlung nachzugehen, für die ich nicht einmal das Ende geplant hatte. Vor dem schweren Tor der Klamm' erst, wurde ich mir bewusst, wie groß die Anzahl der Feinde war, wie unermesslich die Kreaturen auf uns losstürmten und sowohl meine, als auch Gimlis Schreie bei weitem übertönten. Noch waren wir im Stande uns gegen sie zu wehren, aber diese Barriere würde nicht lange standhalten. Nicht bei meinen allzu schnell abnehmenden Kräften.

"Aragorn!" Plötzlich ertönte der helle, klare Klang einer Stimme, die mich aus dem Kampfgeschehen riss und während Gimli mir die meisten Gegner abnahm, blickte ich auf die Mauer. Legolas stand dort, unverletzt und tatenkräftig wie eh und je. Rasch warf er ein Seil hinab.

"Gimli!" Gehetzt wandte ich mich um und rief den Zwerg zu mir und auch er erkannte die Situation sofort, rannte schnell auf mich zu und noch während ich das Seil griff, packte ich den kleinen Mann fest unter den Armen. Ich wusste nicht, ob man uns halten könnte, wusste nicht einmal, ob ich es selbst schaffen würde, mein und auch Gimlis Gewicht zu tragen, doch als ich die Meute erneut auf uns zurennen sah, verfestigte ich meinen Griff um das Seil und sprang von dem Aufstieg. Laut knallten die Rüstungen gegen das massive Tor, zahlreiche Uruk-Hai preschten gegen das Holz und ich stemmte mich mit aller Kraft gegen die Mauer.

Ja, man hielt uns und auch ich vermochte noch die nötige Kraft aufzubringen, der Schwerkraft zu widerstehen. Ich hörte Legolas schreien, den Elbenkriegern Befehle zurufen und alsbald kamen wir höher. Geschwind und kraftvoll zog man uns und ich schöpfte wieder Hoffnung. Es waren noch einige bei Kräften und auch wenn heute viele ihr Leben lassen würden, selbst wenn ich es selbst sein würde, wir würden nicht versagen. Stetig sah ich den Rand der Mauer näher kommen und mit aller Kraft hievte ich den Zwerg hoch, biss verstärkt die Zähne aufeinander und endlich spürte ich die jähe Erleichterung, als man nach Gimli griff. Viele zierliche und doch kraftvolle Hände, die ihn mir abnahmen und sicher hielten.

Meine Finger schabten an dem rauen Gestein, als es in die Waagerechte ging und auch ich wurde hochgezogen und der mit Schweiß vermischte feine Duft stieg mir in die Nase. Legolas zog mich sicher über die Mauer und ich konnte endlich wieder selbst Fuß fassen. Ich schnappte nach Luft, rollte kurz mit den Schultern und fühlte mich nun wieder etwas gefasster, doch zugleich schwächte die Hoffnung wieder ab. Weit... sehr weit war der Feind in die Feste vorgedrungen und so viele leblose Körper lagen um uns, ein Gemisch aus Elben, Menschen und die Kreaturen, die all das heraufbeschworen hatten.

Die Überzahl war bewiesen...

"Rückzug! Rückzug!" Laut erschallten die Widerrufe Gamlings.

Ich nickte Legolas dankbar zu und er erwiderte diese Geste, ehe ich ihm für einen Moment die Hand auf die Schulter legte und dann loseilte. Rasch folgte man mir und viele liefen vor mir, vor Angst gepackt, sich einer Schnelligkeit bedienend, die sie im Kampf eher noch benötigt hätten, als in der Flucht. Ich wich zur Seite aus und drängte Legolas und alle, die ihm folgten, weiter voran, ehe ich das Schlachtfeld überblickte und die Rufe der Anderen erneut wiedergab.

"Na barad!! Rückzug! Rückzug!" Und dann rannte auch ich wieder los, trieb die müden Knochen der letzten Krieger zur Eile an. "Beeilung! Hinein! Alle hinein!"

Ich zerrte die Letzten regelrecht in den Raum und warf noch selbst einen Blick um mich, ehe auch ich hinter der Tür verschwand. Oh, wie wenige es waren... wie viele dort draußen noch lauerten!

"Verbarrikadiert die Tür!"

Regungslos stand der König mit seinem ersten Mann inmitten des Raumes, sein Blick ziellos auf den Boden gerichtet. Er war nicht anzusprechen, geradezu tatenlos und mir blieb nichts anderes übrig, als nach eigenem Vermessen zu handeln.

"Stemmt Stühle und Rahmen dagegen, macht schon!" Ich sah mich um und auch Legolas regte sich sofort. Seine Bewegungen waren sicher und kraftvoll, wie ich es nicht erwartet hätte und ich schloss mich ihm an, packte die eine Seite eines großen Tisches und er die andere und gemeinsam warfen wir ihn zur Seite und mit einem starken Tritt entfernte der Blonde ein Tischbein und erneut hoben wir die Platte an.

"Die Festung ist eingenommen. Es ist vorbei." Erschöpft und von Mut verlassen, erklang die Stimme Théodens und ich hielt inne.

"Ihr sagtet mir, die Festung würde niemals fallen, solange Eure Leute sie verteidigten!" Erwiderte ich aufgebracht, ließ den Tisch sinken und der Elb sah mich an, ließ den Blick zum König wandern und schob dann die Platte allein zum Tor, bei welchem er sofort von den restlichen Männern unterstützt wurde, während ich mich direkt zum König wandte.

"Sie verteidigen sie immer noch. Sie ließen ihr Leben dafür!"

Keinen Augenblick später ertönte das dumpfe Grollen des Feindes hinter der Tür und ein schwerer Schlag erfolgte, doch die Männer hielten dem tapfer stand und setzten all ihre Kräfte ein, um das Holz vor dem Bersten zu bewahren.

Die Zeit war gegen uns!

"Gibt es keinen anderen Weg für die Frauen und Kinder aus den Höhlen heraus?" Erwartungsvoll sah ich den König an, doch verblieb er weiterhin still... als sei er zu einer Statue erstarrt. "Gibt es keinen anderen Weg?!" Wiederholte ich nachdrücklich.

Wir durften nicht aufgeben! Nicht so lange wir wenigstens die Hoffnung haben konnten, all jene zu retten, die wir schützen wollten. Doch der König stand reglos da!

"Es gibt einen Pfad." Antwortete schließlich Gamling auf meine Worte. "Er führt ins Gebirge, doch weit kommen sie nicht, die Uruk-Hai sind zu zahlreich."

Dies war eine Möglichkeit... keine vergebliche!

"Alle Frauen und Kinder sollen sich auf den Gebirgspfad begeben und verbarrikadiert den Eingang!"

Wir würden sie retten können... wenigstens sie!

"Was kann der Mensch gegen solch tollkühnen Hass ausrichten?"

Théoden... ein König, der das Vertrauen verlor und sich mit einem solchen Schicksal abfand. Ja, das sah ich in seinem Gesicht, in seinen Augen. Er hatte aufgegeben. Ich verblieb für einige Momente still, schwieg und sah gen Boden, während ich dem dumpfen Grollen lauschte und den dirigierenden Worten Legolas', der die Männer weiter motivierte, sie dazu antrieb, standhaft zu bleiben.

'Ein König bist du für wahr...'

"Reitet raus mit mir!" Sagte ich, von einer Euphorie ergriffen, die ich mir nun nicht erklären konnte und ich sah den König eindringlich an. "Reitet raus und kämpft!"

"Für Tod und Glorie." Erwiderte er müde.

Ich trat einen Schritt auf ihn zu und legte die Hand auf seine Schulter.

"Für Rohan! Für euer Volk!" Wir durften nicht widerstandslos aufgeben.

"Die Sonne geht auf." Ruhig wandte sich Gimli zu uns und ebenso abwartend, wie ich, sah er zum König. Dieser jedoch blickte ins Leere und erneut erschallte das schwere Brüllen der Uruk-Hai und die marternden Stimmen der Verteidiger.

"Ja..." Langsam hob der König den Blick und sah mich an... ein Leuchten war in seine Augen getreten, das ich lange nicht mehr erblickt hatte. "Ja!"

Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf meinen Lippen, als er nickte und sich an seine alte Tatenkräftigkeit erinnerte. "Das Horn Helm Hammerhands soll erschallen in der Klamm. Ein allerletztes Mal."

Bejubelnd streckte Gimli die Hände von sich, ballte sie zu Fäusten und ein Grinsen zerrte an seinen Lippen, als wäre das Ende der Schlacht noch ungewiss.

Und ja... vielleicht war es das... vielleicht war es das wirklich...

"Dies möge die Stunde sein, da wir gemeinsam Schwerter ziehen!"

Sofort wandte sich Gimli ab, eilte durch einen Gang, der zu einer Wendeltreppe hinaufführte. Behände winkte ich einige der Krieger zu mir, auch Legolas. Man brachte uns die wenigen Pferde, die man hier noch in Sicherheit gedacht hatte und ich reichte dem Elb tief einatmend die Zügel, vermochte es jedoch nicht, ein Wort an ihn zu richten.

Nun... das Ende der Schlacht stand bevor... ob zum Guten oder zum Schlechten für das Volk Rohans... für uns... sie würde enden. Viele Worte hätte ich noch an Legolas richten wollen und nun stand außen vor, ob ich jemals noch dazu kommen sollte. Doch als ich aufsattelte und noch einmal zu ihm schaute, so erkannte ich weder Furcht noch Zweifel in seinen Augen. Er war hier... und ebenso wie ich, stolz darauf, diesen Weg gegangen zu sein.

Nein, keine Zweifel mehr...

"Grimme Taten erwachet. Auf zu Zorn, auf zu Verderben und blutig Morgen!"

Und in jenem Moment erklang das mächtige Horn der Klamm.

Wahrlich! Es war der Klang der Kraft, die in den Händen der Krieger und den Mut der Gefallenen durch weite Ebenen widerhallen würde. Gleichsam zogen wir die Schwerter und die Tür brach.

"Auf Eorlingas!"

Diejenigen, die die Tür zuletzt gehalten hatten, wichen zur Seite aus, als wir allesamt den Pferden die Sporen gaben und in einer regen Geschwindigkeit auf die Massen zugaloppierten. Überwältig war der Feind und nicht reaktionsfähig, als das Pferd des Königs sie niedertrat und wir es ihm gleichtaten. Wir verließen den Raum, durchritten die schmale Ebene und ließen die Schwerter hinab gleiten, die, die an den Pferden vorbeikamen, zu Boden bringend. Der Reihe nach fielen sie und waren nicht fähig, uns Einhalt zu gebieten!

Erneut erschallte der Klang des großen Horns und die Kreaturen schraken zusammen, wichen zurück und wurden doch von Huf und Schweif, Schwert und Pfeil erfasst. Wir kannten keine Angst. Egal, wer sich uns entgegenstellte, wir würden nicht Halt machen!

Ungehindert erreichten wir das geborstene Tor der Klamm und passierten es. Inmitten der wilden Schreie der Uruk-Hai, dem Gebrüll und dem Zischen der Pfeile, gaben die Krieger nicht nach, so unzählig auch noch das Feindesheer war.

Sie wussten es... Ich wusste es...

Unser letzter Kampf...

Und doch erschien mir mit einem Male das Licht der aufgehenden Sonne viel heller, als zu den Zeiten, in denen sie hoch am Horizont stand. So hell... dass es die Wolken auseinander trieb und in einem Weiß erstrahlte, das all die Aufmerksamkeit der Feinde auf sich lenkte...
 

Legolas:
 

Er reichte mir die Zügel und ich versuchte durch einen flüchtigen Blick zu erahnen, was in ihm vorging. Doch sah ich die Standhaftigkeit, den Mut, der neben der Entschlossenheit in seinen Augen glühte und das einzige Wissen, das ich mir durch diese vergängliche Musterung aneignete, war das Wissen, seine Empfindungen, gar seine Entschlossenheit zu teilen. Wie ehrlos und beschämend wäre es, sich wie schreckhaftes Getier zu verkriechen, furchtsam und zitternd auf das Ende zu warten. Das Ende war nahe und uns allen gewiss, doch brannte auch in mir die Sehnsucht, es standhaft entgegenzunehmen, es würdig zu empfangen. So schloss ich die Zügel fest in die Hand, blickte umher zwischen den letzten Reitern, die sich auf die stolzen Rösser schwangen und ich tat es ihnen gleich, ohne dem Zögern zu verfallen.

Erneut blickte ich der scheinbar hoffnungslosen Lage entgegen, dem unüberwindbaren Feind, der Tod und Leid für uns bereit hielt, lauernd darauf wartend, uns diese ewigen Bürden aufzudrängen. Stramm stieg ich in die Steigbügel, festigte mich im Sattel und führte das Pferd zur Seite. Laut schallten die Hufen in der steinernen Halle, dagegen schweigsam waren die Männer und umso lauter dröhnte das Lärmen des Feindes vor der Tür. Kurz betrachtete ich mir deren Holz. Es war brüchig, gestützt durch die letzten, von Verzweiflung getriebenen Maßnahmen. Nicht lange würde es halten, doch das musste es nicht. Ich senkte den Kopf, streifte mein Haar zurück und griff noch in derselben Bewegung nach dem Riemen der leichten Schulterpanzerung. Derb zurrte ich ihn fest, hob den Arm, fand jene Beweglichkeit und zog einen der Säbel ins Freie. Unruhig schnaubten die Pferde, kräftig ertönte das immerwährende Grollen und von einem Augenblick zum nächsten, stellte sich etwas anderes in den Vordergrund. Mächtig und harsch erhob sich die Stimme des Königs, übertönte jegliches Getöse.

"Grimme Taten erwachet. Auf zu Zorn, auf zu Verderben und blutig Morgen!" Verabschiedete er sich von seinem Dasein, rammte sein Schwert in die Höhe und gab seinem Hengst die Sporen. Laut erwachte auch ein dumpfer Ton, der allseits um uns schallte, in unseren Ohren dröhnte und all das Furchteinflössende in Vergessenheit geraten ließ. Das Horn...

Und dennoch blieb anderes zurück und ich riss mein Pferd herum, drehte es und blickte hinüber zu Aragorn, der sein Schwert zog, es fest umschlossen hielt und dem König todesmutig folgte. Schnaufend jagte sein Pferd an mir vorbei, unruhig wich das meine zurück und keuchend sah ich ihm nach, sah, wie Männer das Tor ausrissen, zur Seite wichen und die letzten Kämpfer an sich vorbeigaloppieren ließen.

So viel Ungeklärtes lag zwischen uns...

So viele Worte waren noch zu wechseln...

So viele Dinge bedurften einer Erklärung...

So viel wünschte ich zu erfahren...

Die einzige Reue, mich dieser tödlichen Gefahr auszusetzen, bestand darin, so viel verworrene Gedanken zurücklassen zu müssen. Verunsichert schied ich aus diesem Leben, unbefriedigt in meinem Wissensdurst und nicht erleichtert um jegliche Sorgen...

Die Hast zwang mich, mich diesen Grübeleien schmerzhaft zu entwinden und ich schüttelte den Kopf, um mich ihrer zu erwehren, sie loszuwerden, nun, da ich mich nicht mehr mit ihnen zu beschäftigen brauchte. Ich schloss die Augen, biss auch die Zähne zusammen und warf die letzte Sehnsucht ab, um meinen Körper zu letzten Heldentaten zu treiben und mich alsbald von ihm zu trennen.

Mit allem abzuschließen, war ein Ding der Unmöglichkeit...

Und ich versuchte nicht, es möglich zu machen.

So zwang ich meinen Körper zu raschen Bewegungen, trieb das Pferd an und ritt hinaus auf das Schlachtfeld, welches allein der Feind beherrschte.

Einhundert gegen achttausend...

Verzweiflung gegen Stärke...

Verbitterung gegen Macht...

... und auch, als ich in die Dämmerung des Morgens hinaus ritt, die Hufen meines Pferdes laut auf der regennassen Brücke schallten und ich nach der ersten Bestie schlug, drängten sich meine Gedanken, die ich erlahmt glaubte, nur in eine Richtung.

Ich sah ihn vor mir...

Dumpf prallte der Leib des Pferdes gegen den einer Kreatur, schleuderte sie hinab in die Tiefe.

... deutlich sah ich sein Gesicht...

Ich holte aus, schlug erneut zu.

... das von Gleichgültigkeit erfasst, nicht mehr das war, welches ich kannte...

Der tobende Lärm der Masse schlug mir entgegen und ich galoppierte weiter, immer weiter geradeaus.

... "Ich verbiete deine Anwesenheit in dieser Schlacht!!"... So schrie er wuterfüllt und...

Das barbarische Brüllen verschlang uns, einschneidend drängten wir uns in das schwarze Heer.

... ich hatte ihn für diese Worte verachtet.

Sie umgaben uns gleich eines Meeres, tobten und drängten sich gegen uns.

... besäße ich Zeit...

Eine Bestie warf sich gegen mein Pferd und nur mit Mühe konnte ich es vor dem Sturz bewahren.

... so würde ich sie nutzen, um mich bei ihm zu entschuldigen...

Tiefer und tiefer tauchten wir ein in das Verderben, vergeblich schlugen wir uns.

... wenn ich auch schuldunbewusst war...

Näher sah ich das Ende rücken, sich krauchend und fortwährend nähernd.

... Schuld gab es...

Schwerter und Lanzen stachen nach uns, aufgebracht wieherten die Pferde.

... und sie lastete auf uns beiden.

Ein lautes Fauchen erhob sich erbost über der Masse, zog durch sie, stahl uns allen die Aufmerksamkeit. Schnell und schwer fiel mein Atem, keuchend blickte ich zur Seite. Eine Welle ging durch das Heer, als sich die Kreaturen allesamt umwandten und von einem Augenblick auf den anderen erstarb das stürmische Gerangel. Schwerter klirrten, als sie sinken gelassen wurden, Speere knackten und perplexes Murmeln und Fauchen erhob sich. Doch nicht nur die Feinde waren irritiert vom plötzlichen Geschehen, nein, auch ich schenkte meinen Augen keinen Glauben. So sehr ich auch wünschte, dass das Bild, welches sie mir boten, der Wahrheit entsprach... ein solches Glück war nicht reell. Ich blinzelte, schnappte nach Luft und spürte das nervöse Gedränge um mich. Meine Augen weiteten sich fassungslos, als ich mich in den Steigbügeln aufrichtete.

Ich erblickte den Hengst der Mearas, seine schneeweiße Mähne, die der Wind erfasste, als er sich aufbäumte, tänzelnd auf den Hinterläufen stand. Strahlend war er auf dem östlichen Hügel erschienen und mit ihm der Zauberer, dessen Gewand nicht weniger leuchtete. Gleich eines Trugbildes erschien mir dieser Anblick und ich sah zu den anderen, las in ihren Augen jedoch dasselbe Staunen... und die Erde erzitterte.

Bewegung kehrte in die Menge zurück, unsicheres Umherschauen, leises Fauchen, unentschlossen wurden die Waffen gehoben und plötzlich schrie die mächtige Kreatur, die sich ihr Anführer nannte.

Der Horizont über dem Hügel färbte sich dunkel, Gestalten tauchten auf, Männer auf stattlichen Pferden, stark und tapfer. Stolz saßen sie in den leichten Reitersätteln und als sie die langen Speere hoben, schien es, als lege sich ein Meer aus glänzenden Spitzen über sie. Die Unruhe des Feindes wandelte sich in Angriffslust... immer stärker begannen sie zu drängen, zu fauchen, mit ihren Waffen zu drohen und der Anführer brüllte.

Gandalf... über niemandes Erscheinen wäre ich glücklicher gewesen...

Er brachte Verstärkung zu einem Zeitpunkt, an dem alles verloren geglaubt war.

Ich ließ mich nicht von der Nervosität erfassen, blieb dennoch aufmerksam und erblickte einen stattlichen Mann, der neben Gandalf erschien, das Pferd stramm mit den Zügeln stoppte und unbeirrbar hinab in das Tal blickte. Er glich vom Aussehen den Pferdeherren aus Edoras, war passend gekleidet für den wilden Ritt, nicht zuletzt für den Kampf und an seinem Helm wehte ein langer Zopf aus weißem Pferdehaar.

Ich schluckte, lenkte mein Pferd zurück und ließ den Blick sinken. Unaufmerksam standen die Kreaturen neben mir, nicht weit entfernt und doch untätig. Ich spreizte die Finger um des Säbels Griff, klammerte mich fester an ihn und schaute zur Seite. Direkt und unausweichlich traf ich auf den Blick einer Bestie. Röchelnd atmete sie, stand still wie der Rest ihrer abscheulichen Horde. Nur kurz sahen wir uns an, bevor sich ihre Augen hasserfüllt verengten und sie einem lauten Brüllen freien Lauf ließ. Ich verzog die Miene, hielt den Säbel sicher, bereit, zuzuschlagen. Doch keiner von uns griff an, stattdessen kehrte das starke Zittern des Bodens zurück, Steine schepperten aneinander und als ich mich hastig umdrehte, überflutete das rettende Heer den Hügel. in wildem Galopp sprinteten die Pferde die steile Ebene hinab, schnauften und schüttelten die Köpfe. An ihrer Spitze Gandalf, seinen Stab weit erhoben, führte er die Masse an und in einer kopflosen Hektik stürmten die Kreaturen ihnen entgegen, weit vorne wurden Speere gehoben. Mein Pferd wurde unruhig und ich hielt es fester, zwang es, stehen zu bleiben, den Blick weiterhin auf die Männer Rohans gerichtet, deren Anzahl endlos zu sein schien. Sie stürmten herab, entgegen der spitzen Speere, die sie erwarteten, entgegen der festen Mauer, die die Kreaturen an vorderster Linie gebildet hatten. Und als die beiden Heere aufeinander trafen, erhob sich majestätisch und mit einem Glanz, als wäre er allein für uns bestimmt, die Sonne über dem Hügel. Gleißende Strahlen legten sich auf die Masse der Ungetiere und blendeten ihre Augen, ließen sie ermatten und die Kontrolle verlieren. Und unter einem tosenden Lärm sprangen die Pferde mit weiten Sätzen hinein in die Armee, trieben sie auseinander, zerstreuten sie, überrannten sie regelrecht.

Nicht lange hielt der Mut der Bestien, nicht lange hielten sie sich am Überleben und die wenigen, die dieser geballten Macht entgehen konnten, stürzten an mir vorbei.

Ich blickte ihnen nach... sah den Feind fliehen...

Den Feind, von dem ich geglaubt hatte, er würde unser Schicksal besiegeln...

... geschlagen von einer Macht, die zu plötzlich gekommen war, als dass man ihr Werk in diesen Augenblicken realisieren konnte...

Erneut waren wir dem Tode entronnen und so oft es sich auch wiederholte, so oft man in ein- und dieselbe Lage zurückversetzt wurde... man gewöhnte sich nicht daran.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2010-12-10T14:09:18+00:00 10.12.2010 15:09
Oh hilfe, wie sieht eskalation aus wenn nicht so! Ich mag es net wenn die beiden streiten,die sollen sich lieb haben! QQ
Von: abgemeldet
2006-06-02T22:57:53+00:00 03.06.2006 00:57
welch ein kapitel... legolas' und aragorns streit... wow!
ebenso traurig wie befreiend, dass legolas endlich mal etwas sagt und nicht nur rücksicht nehmend schweigt, obwohl er weiß, dass aragorn etwas mehr als nur bedrückt...

*zum nächsten kapitel wetz* XD

liebe grüße,
chiisu
Von:  Leyla-Lovely
2006-02-11T22:00:11+00:00 11.02.2006 23:00
wann gehts endlich weida????
TT__TT *nicht mehr aushält*
Von:  Leyla-Lovely
2006-02-10T17:13:25+00:00 10.02.2006 18:13
*LAAAAAAAAAAACH* erst a mal sers mönschen und jay! *ganz fest knudelzZ*
das is echt gut natsu-shemai! WALDI!!!!!!!!!!! *tot lol*
waldi! das is echt gut! WAHAHAHAHAHAHA!!!! *sich nicht mehr einkrieg*
oh, oh, ok also..........WAHAHAHAHAHA!!!!! ich kann nemmer! WALDI!!!!!!!!!!! oh ne du! XDDD
ok, ok! tut mir sorry! etz gehts wieder! also:
wie immer einfach wunder, wunder schön! Q___Q
die schlacht hab ihr echt sauber hingekreigt!
und als der WALDI (WAHAHAHAHAHAHA!!!! XD) den lego-stein angreift, hats mir an schauer über den rücken gejagt! O__o
also ich kann nur eins sagen: ICH LIEBE EUCH!!!!!!!! >.<
mach biddö ganz schnell weidda!!!
Von:  Silverslayer
2006-02-09T20:54:38+00:00 09.02.2006 21:54
Oh man *kopfschüttel* Ich hätte ja geglaubt Ara besäße genug Verstand um Legolas nich derart zu verletzten! Da macht er schon den ersten Schritt und dieser dämlich Waldläufer macht sowas! Argh!
Naja, aber Legolas´ Reaktion hat mich schon erstaunt. Wer hätte je gedacht, dass er Ara mal angreifen würde XD.

Die Schlacht habt ihr übrigens auch super beschrieben. Es wurde nicht langweilig und man konnte dem Geschehen gut folgen, was selten bei ner FF so is. Einfach klasse. Gaanz großes fettes Lob! ^^
Und auch, dass dieses Kapitel so schnell on war fand ich toll =^.^=
Hoffe beim nächsten is des genau so
Von: abgemeldet
2006-02-08T13:08:19+00:00 08.02.2006 14:08
Mann, wenn ich immer der erste bin macht es keinen Fetz mehr, damit zu protzen. U__Ú Als sag ich mal Juchu und Juchei und Superkalifragelistischexpialigetisch und geb mich damit zufrieden. Hoooi wer hätte so etwas von einem Mann gedacht, der Leggins trägt *Mono zunick* und in der freien Zeit "free like the wind" trällert? Ich finds aber klasse dass er sich ma nich alles gefallen lässt. Bäh! wie kann man aber auch so blöd sein wie der! Der Waldi verreckt vor Sorgen und er will ihm die Kehle durchscneiden..?! Die beiden sind ja so im Einklang miteinander. *seufz* ^////^
Waldi sorgt sich, Legi ist sauer auf ihn. Waldi versucht ihn zu beschützen und Legi will ihn killen. Die beiden sind echt wie füreinander geschaffen, is ja nich verwunderlich das sie zusammkomm. Muss ja echt eine harmonische Beziehung werden. =___=
Ich finde es verdammich interessant wie die beiden aneinander vorbeireden udn aus den ganzen Sorgen und Waldis Sehnsucht nur Missverständnisse werden. Bin wirklich gespannt wann das alles mal ein ende nimmt. Nach der Beichte ist es ja auch nich gerade besser geworden.
Ihr seid schlimm!
Die Liebe is schon schwer genug und ihr reitet auch noch drauf rum! Ò,,,,,ó
Brrr....
Ichhol mir jetzt Gummibären! Bei denen weiß ich wenigstens was ich hab!


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