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Das Tor

von

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Kapitel 14 - Die Kraft der Unwissenheit

Sonnenstrahlen kitzelten Lena am nächsten Morgen an der Nase. Laris lag noch neben ihr und schlummerte friedlich. Schon der Gedanke an diesen Kerl machte sie kribbelig. Der Elf begann im Traum zu stöhnen. Behutsam legte sie im die Hand auf seine Brust.

„Aufwachen Laris,“ hauchte sie.

„Du hast schlecht geträumt.“

Seine Augenlider begannen zu zucken und er riss die Augen auf. Lena lächelte und wollte sich an ihn schmiegen, doch sie sah das Entsetzen in seinem Blick. Sofort sprang sie auf und versuchte die Tür zu erreichen. Laris jedoch war schneller, packte sie am Arm und schaute sich um. Ganz sicher suchte er nach einer geeigneten Waffe, doch sie hatte am letzten Abend daran gedacht, den Säbel zu verstecken.

„Was hast du hier verloren?“

Er schaute sie sehr zornig an.

„Lass mich los!“ Lena versuchte ihn abzuschütteln. „Was hast du denn hier zu suchen?“, meckerte sie zurück.

Regungslos blieb er stehen und schaute sich um. Lena nutzte das. Sie riss sich los und hastete zur Tür. Als sie auf dem Treppenabsatz stand hielt sie inne. Laris folge ihr noch nicht. Was sollte sie denn jetzt nur machen.

„Elya?“, schrie sie durchs Haus, doch sie wurde nicht gehört.

Plötzlich war er doch hinter ihr. Sein finsterer Blick erschreckte die junge Frau. Sie rannte die Treppe hinunter, mit der Absicht sich zu verstecken.

„Elya!?“, rief sie erneut.

Auch jetzt bekam sie keine Antwort. Zu ihrem Entsetzen war der schwere Riegel noch immer vor die Tür gehängt. Von der Panik ergriffen schaute sie sich um. Alleine würde sie ihn auch jetzt nicht da wegbekommen, also lief sie ein weiteres mal nur um den Tisch.

„Verdammt!,“ fluchte sie jetzt lautstark.

„Hört mich denn niemand?“

Laris stürzte in Richtung Tisch. Er musste sich allerdings abstützen um nicht umzufallen. Der Elf schwankte wieder heftig und schien ebenfalls erneut diese tierischen Kopfschmerzen zu haben.

„Beruhige dich doch bitte“, versuchte sie es dennoch.

Laris starrte auf den Tisch. Seine Atmung schien sich wieder zu normalisieren. Doch dann stierte er sie wieder sehr böse an. Lena wollte die Augen schließen um einfach aufzuwachen, aber das ging nicht. Niemals hätte sie diese jetzt schließen können.

„Ich bitte dich Laris. Du musst dich doch erinnern.“

Er schüttelte den Kopf und schaute sich suchend um.

„Ich will das du jetzt gehst“, versuchte sie es jetzt auf Elyas Art.

Aber diese Sache schlug ebenfalls fehl.

„Verschwinde!, brüllte sie aus lauter Angst.

Warum hörte sie niemand. Schliefen die da oben etwa wie die Steine? Er schien genau zu wissen, was er wollte. Zielstrebig wankte er auf den Küchenofen zu. Hier hingen zu Lenas entsetzen noch einige Messer. Warum hatte Elya diese nur nicht weggeräumt. Mit einer schnellen Bewegung hatte er sich das größte vom Haken genommen. Es erinnerte von der Form her eher einer kleineren Axt.

„Du meine Güte.“ Sie bekam unsägliche Angst.

„Ein Mensch sollte nicht hier sein!“, schrie der Elf.

Endlich vernahm sie von oben Schritte. Eine Tür wurde aufgerissen. Im selben Moment aber rannte Laris um den Tisch herum auf Lena zu. In ihrer Angst kroch sie darunter hindurch, um auf schnellstem Wege wieder die Treppe zu erreichen. Jemand hastete von oben herunter, dabei achtete sie nicht darauf, wo sich Laris gerade befand. Sie wollte bloß weg. Als Lena jedoch das Tischende erreicht hatte, war er auch schon heran. Sie raffte sich auf und lief wieder um den Tisch herum.

„Hilf mir doch, verdammt!“

Größer konnte die Panik der Frau nicht mehr werden. Als sie um die nächste Ecke bog, schlug Laris mit der Axt zu. Tares war es, der die Treppe heruntergekommen war. So schnell er konnte, stürzte er sich auf den Verrückten. Er riss Laris die Axt aus der Hand und schmetterte sie in eine entfernte Ecke. Lena brach vor Schmerzen zusammen und ihre Fingerkuppe des rechten kleinen Fingers rollte über den Tisch und viel anschließend auf den Boden.
 

Erst jetzt registrierte sie was soeben passiert war. Tares hatte noch immer damit zu kämpfen, den Kerl festzuhalten. Elya hatte sich jetzt heruntergetraut. Als sie jedoch sah was passiert war, eilte sie herunter und öffnete die Kellertür. Tares stieß ihn unsanft hinunter und verriegelte die Tür hinter ihm so schnell wie möglich. Der Menschenfrau wurde es schwarz vor Augen. Sie sah nur noch die Blutspur auf dem Tisch und kippte um.
 

Als Lena wieder zu sich kam, lag sie erneut in Laris Bett. Elya kniete neben ihr. Sie hatte Tränen in den Augen.

„Es tut mir so schrecklich leid.“

Der Schmerz in der Hand kehrte allmählich zurück. Elya hatte während ihrer Abwesenheit einen sehr dicken Verband um ihre Hand gebunden.

„Bitte nicht... Sag mir dass das nicht war ist!“

Die Elfe senkte den Kopf. Lena setzte sich und lehnte sich gegen die Wand. Der Verband wurde allmählich rot. Sie begann fürchterlich zu zittern.

„Ich befürchte, wir können ihn nicht retten.“

Lena war das jedoch vollkommen klar. In diesem nicht besonders fortschrittlichen Land...

Elya wusste nicht wie sie das wieder gut machen sollte.

„Trink das.“

Sie hielt Lena eine Schüssel mit einer eigenartig riechenden grünen Flüssigkeit vor die Nase.

„Das lindert die Schmerzen“, schwor sie.

Lena trank einen Schluck. Das Zeug schmeckte furchtbar. Der unangenehme Schmerz hackte wieder sehr stark in ihrer Hand. Langsam öffnete sich die Tür. Tares trat ein. Er schaute besorgt. Am liebsten hätte sie ihn angebrüllt, dass er zu langsam war, aber dass unterlies sie lieber.

„Tut mir wirklich leid mit deiner Hand.“

Lena schaute auf.

„Dein Mitleid kannst du dir sparen!“, fuhr sie den Troll an.

Schreie drangen nach oben.

„Er hat sich immer noch nicht beruhigt“, gab der Troll betrübt an.

Elya war mit den Nerven am Ende.

„Das ist der schlimmste Vorfall seit langem.“

Ihre Augen wurden wieder feucht.

„Komm jetzt ja nicht auf die Idee, die Schuld daran auch bei mir zu suchen!“, murrte Lena und blickte verhasst zu Tares auf.

Der Troll wollte etwas darauf erwidern, doch er unterlies jegliche Gemeinheit und räumte stattdessen das Zimmer. Beleidigt stapfte er die Stufen hinunter. Elya sprang sofort auf und hastete ihm nach.

„Sie meint das doch nicht so...“, versuchte sie ihm klar zu machen.

„Kein Danke und nichts“, beschwerte sich der Troll.

„Lena hat Schmerzen. Sie sollte sich erst einmal wieder etwas beruhigen.“

Trotz das die beiden mittlerweile schon wieder in der Küche standen, hörte Lena jedes Wort genau. Ein Schluck von diesem Zeug würde gewiss nicht helfen, also trank sie die Schüssel leer. Das der Elf auf diese Weise durchdrehen könnte, hätte sie nie gedacht. Jetzt endlich verstand sie auch, warum sich die Dorfleute von ihm fernhielten. Der Mann war in diesem Zustand unberechenbar. Lena starrte auf den Verband. Hatte sie also ein Stück Finger wegen diesem Elf eingebüßt. Erneut war ein hysterisches Klopfen und Schreien zu vernehmen. Laris schien sich heute wirklich nicht wieder beruhigen zu wollen. Sie lehnte sich zurück aber an Schlaf war gar nicht zu denken. Zu groß war ihre Sorge um ihn. Sie musste unbedingt nach unten. Schwankend schlich sie an der Wand entlang. Elya kam ihr jedoch bevor sie das Zimmer verlassen konnte, entgegen.

„Du solltest wirklich nicht herumlaufen.“ Strafend schaute sie Lena an.

„Ich muss wissen wie es Laris geht.“

Erstaunt darüber, dass sie trotz dieses Vorfalls seine Nähe nicht scheute, hielt sie Lena nicht länger ab. Behutsam hakte sie sich bei ihr ein. Das widerliche Zeug begann so langsam zu wirken.

„Tares war ein bisschen enttäuscht, dass er rein überhaupt keinen Dank von dir bekommen hatte.“

Lena zuckte nur mit den Schultern. Irgendwie war ihr das völlig egal.

„Er ist wieder ins Schloss gegangen.“

„Lasst mich hier raus!“, hörten sie Laris’ stinksauere Stimme aus dem Keller kommen, als sie die letzte Stufe erreicht hatten.

Wieder trat er wie wild gegen die Tür.

„Tares hat ihn noch gefesselt, während du weggetreten warst.“

Lena war entsetzt.

„Meint ihr wirklich, dass das notwendig ist?“

„Ich weiß nicht. Auf diese Art war er noch nie weggetreten. Ich hoffe nur seine Erinnerung kommt überhaupt wieder.“

Lena ließ sich auf der letzten steinernen Stufe nieder.

„Laris?“, versuchte die Menschenfrau eine vorsichtige Kontaktaufnahme.

Auf der anderen Seite der Tür wurde es still. Elya setzte sich neben sie.

„Ich weiß nicht, was ich jetzt mit ihm machen soll.“

Die Elfe wirkte jetzt so hilflos. Lena starrte sich wieder auf den Verband dann viel es ihr wieder ein.

„Wo ist eigentlich der Rest von meinem Finger?“

Elya fuhr zusammen, doch sie stand auf und kam mit einem Stoffstück zurück.

„Kann ich vielleicht sehen was mir jetzt alles fehlt?“

Elya verzog den Mund..

„Ich halte das für eine ganz schlechte Idee. Vielleicht sollte ich ihn irgendwo eingraben.“

Lena schaute finster.

„Ich würde ihn trotzdem gerne erst einmal sehen.“

Schniefend rollte das Bündel auf. Lenas Augen wurden groß. Sie hielt sich die Hand vor den Mund und wand den Blick sofort wieder ab. Mit den Tränen und Übelkeit hatte sie jetzt fürchterlich zu kämpfen.

„Ich werde ihn besser sofort verscharren, wenn du nichts dagegen hast.“

Lena antwortete nicht und Elya verschwand mit dem Rest im Garten.

„Hörst du mich?“, versuchte Lena es erneut, als sich die Übelkeit etwas gelegt hatte.

„Lass mich hier raus“, vernahm sie seine Stimme.

Er klang als wäre er körperlich am Ende.

„Weist du wer ich bin?“ – keine Antwort.

„Wie ist dein Name?“ – auch jetzt wieder nur Schweigen.

„Na schön. Dann werde ich wieder gehen.“

Lena stand auf und wollte Elya in den Garten folgen.

„Nein“, vernahm sie jetzt ein zaghaftes Stimmchen.

„Geh bitte nicht. Ich erinnere mich an nichts. Lass mich nicht alleine.“

Lena krampfte sich am Treppengeländer fest. Am liebsten hätte sie ihn freigelassen, aber Elya würde das sicher nicht erlauben.

„Ich kann dich nicht aus dem Keller lassen. Ich bekomme diesen Riegel alleine nicht auf und außerdem bist du viel zu gefährlich.“

Sie lies sich wieder auf der Stufe nieder. Der Elf fiel verzweifelt hinter der Tür auf die Knie. Elya kam aus dem Garten zurück und setzte sich abermals zu ihr.

„Ich werde besser nicht erzählen wo genau ich ihn verscharrt habe.“

„Denkst du wirklich, dass ich ihn ausgaben werde?“

Seltsamerweise musste Lena jetzt lächeln. Es war zwar ein gequältes, doch es sollte ein Lächeln werden. Laris schwieg. Ganz bestimmt hatte er jedoch mitbekommen was passiert war.

„Mich würde jetzt wirklich einmal interessieren, wo er sich diesen Schlag eingefangen hat.“

Erwartungsvoll schaute Lena die Elfe an.

„Die Trolle haben ihm das angetan“, erzählte sie.

Elya wurde traurig. Sie mochte diesen Tares sehr, aber gegen den Rest von ihnen schien sie großen Gräuel zu hegen. Elya sprach sehr leise. Sie hatte die Hoffnung, dass Laris sie nicht hören würde.

„Vielleicht sollte ich dir das anderswo erzählen.“

Lena nickte und beide verschwanden in den Garten. Elya trat mit verschränkten Armen und betrübten Blick hinaus. Auf der Straße schleppte gerade eine junge Elfe Holz unter dem Arm nach Hause. Als diese Lena sah, lief sie sofort schneller. Sie fühlte sich hier wieder sehr unwohl. Jetzt erst recht, wo sie Laris nicht an ihrer Seite hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Monsterseifenblase
2010-12-06T14:53:24+00:00 06.12.2010 15:53
Drama Baby, Drama!
Ein sehr schöner Anfang für ein Kapitel meiner Meinung nach :D Sowas erfreut immer mein Herz, Finger amputieren an sich zwar nicht (stell ich mir nicht sooo dolle vor), aber ich hoffe du weißt was ich meine. Gott, da wüsste ich auch nicht mehr was ich sagen soll, wenn so was passieren würde o.O
Ist das jetzt die Grundlage einer Freundschaft zwischen Tares und Lena? Sowas verbindet doch angeblich, wenn man gerettet hat oder gerettet wurde, oder? Naja, ich werd es ja sehen.
Elya hatte während ihrer Abwesenheit einen sehr dicken Verband um ihre Hand gebunden. DEn Satz würde ich übrigens etwas anders formulieren :> Ich weiß zwar, was du meinst, aber irgendwie hört es sich schräg an, weil man erst einmal denkt: HÄ? Wie konnte man ihr die Hand verbinden, während sie nicht da war? xD Und ein solcher Gedankengang unterbricht irgendwie den Lesefluss :)
Und die Idee den Finger zu beerdigen finde ich irgendwie makaber :D Auch wenn sie ohne jeden Zweifel logisch ist^-^ Und ich glaube, ich würde einen Scheißdreck tun und mir den Finger angucken o.O
Sehr gut finde ich übrigens, dass du mal einen Konflikt aufwirfst, der sich nicht im Laufe eines Kapitels löst sondern darüber hinausragt :)

LG
Monsterseifenblase
FCY
Von: abgemeldet
2008-07-30T11:48:24+00:00 30.07.2008 13:48
autsch!

hab mir selbst mal fast den Zeigefinger amputiert, hatte glück, dass das Küchenmesser nicht mehr das schärfste war *g*
Aber die Schmerzen sind höllisch!!!
Arme Lena!

Muss auch sehr verstörend, sein, wenn man von dem Typen, der einen aufgehalten hat, wieder nach hause zu gehen, plötzlich so austickt und mit der Axt auf einen losgeht.
*gruselt*



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