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Die verlorene Prophezeiung

Kapitel 14 nach längerer Wartezeit fertig
von

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"Was hat das zu bedeuten?"

Lang ists her, aber endlich ist es fertig das Kapitel ^___^

Und keine Sorge, das nächste Kapitel wird sich wieder um Henry drehen^^

Naja ich möcht jetz kein langweiliges Vorwort halten und wünsch daher eifnach nur viel Spaß beim Lesen ^.^
 


 

Kapitel 13: „Was hat das zu bedeuten?“
 

Wie konnte das nur passieren? Ich habe noch nie erlebt, dass eine Infektion so schnell voranschreiten kann! Oder ist das vielleicht gar keine Infektion und ich habe etwas übersehen?

Noch einmal besah er sich der Wunde. Diese hatte sich inzwischen leicht gelblich verfärbt.

Verdammt! Das muss Gift sein! Aber wie konnte Gift in ihre Wunde gelangen? Oder war Lidera etwa schon vorher verwundet und dieser Dickkopf war zu stolz, mir dies zu sagen? Könnte ich mir jedenfalls ziemlich gut vorstellen! Sie hat noch nie gerne Hilfe angenommen, von mir schon gar nicht. Mir musste sie ja schon immer beweisen, dass sie ein unabhängiges, selbstständiges Mädchen ist. Wenigstens verschließt sie sich nicht mehr ganz so stark wie am Anfang unserer Freundschaft. Es hat ewig gedauert, bis sie sich mir geöffnet hat und auch jetzt ist sie immer noch sehr schreckhaft und weicht mir gerne aus.

Renyo seufzte leicht auf und strich ihr die Haare aus der Wunde. Er nahm sich vor, diese genau im Auge zu behalten, um im kritischen Moment eingreifen zu können. Zunächst würde er jedoch nur abwarten können und Lideras Körper die Chance geben, selber damit fertig zu werden. Er wollte ihr Selbstbewusstsein nicht unnötig ankratzen oder sie deswegen in Rage versetzen, wusste er schließlich genau, wie viel ihr ihre Unabhängigkeit bedeutete.

Lidera hatte von früh auf lernen müssen, ohne Hilfe ihre Probleme zu lösen. Als Königstochter war dies zu beherrschen eine Pflicht, auf die besonders ihre Mutter sehr viel Wert legte. Ihr kam nur selten ein Lob über die Lippen, sie hatte zwar immer das Beste für ihre Kinder gewollt, dabei jedoch die so dringend benötigte Liebe zu geben sehr vernachlässigt. Aus dem Grunde fühlte sich Lidera schon immer näher mit ihrem Vater verbunden. Er liebte seine Kinder über alles und war in der Lage, das zu zeigen, auch wenn ihn genau diese Offenheit so angreifbar machte. Darauf sprach ihn seine Ehegattin sehr oft an, sie hatte solche Angst, dass man ihren Kindern etwas tun könnte, wenn man sie zu offensichtlich liebte. Natürlich, auch dies war dem König bewusst, aber auch ohne deutliche Liebe der Eltern wären die Kinder in Gefahr gewesen. Nicht, dass es dem Vater egal gewesen wäre, wenn seinen Kindern etwas zugestoßen wäre, aber er hielt es einfach für angebrachter, Lidera und Henry so aufzuziehen und ihnen die Kindheit zu geben, wie er sie sich gewünscht hätte.
 

Mit Liebe

Mit Freiheiten

Mit Privatsphäre

Mit wahren Freunden

Mit genügend Anerkennung.
 

Es gab vieles, was er entbehren musste. Es hatte ihn sehr verletzt, so aufgezogen worden zu sein. Seine Nachkommen sollten ein anderes Leben kennen lernen, ein Leben außerhalb des Irconoals mit Leuten, die nicht ihresgleichen waren und sie dennoch wie gleich gesinnte behandelten.

Inzwischen hatte sich ihr Zustand bereits etwas gebessert. Das junge Mädchen lag nun ruhig und krümmte sich nicht mehr vor Schmerzen. Ihrem Freund fiel diese Veränderung natürlich sofort auf. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. Er hatte geahnt, dass sie alleine damit fertig werden würde. Die gelbliche Färbung war bereits stark verblasst und am Verschwinden. Und als Lidera nun auch noch die Augen aufschlug und sich aufrichtete, war er vollends glücklich und lächelte richtig. Dies verging ihm allerdings sofort wieder, als er sah, wie sich in ihren Augen Tränen bildeten. Perplex und unbeholfen zog er sie in seine Arme.

Was ist denn nun los?

Sie legte eine Hand an seine Wange und strich zaghaft darüber. Ihre eben noch so verletzbare Ausstrahlung hatte sich bereits wieder in eine undurchsichtige Mauer geändert. Dem Mädchen gefiel der Gedanken nicht, dass Renyo sie weinen sehen könnte und so hielt sie die Tränen mit aller Macht zurück. Vor ihm würde sie sich diese Blößenicht geben. Sie konnte ihm nicht ins Gesicht sehen und vergrub es daher in seiner Halsbeuge, so, als wollte sie sich vor ihm verstecken. Ihr bester Freund fühlte sich etwas überfahren. Er verstand nun gar nichts mehr. Was war nur los mit ihr? Solch arge Gefühlsschwankungen hatte er noch nie bei ihr erlebt. Und dann ihr Bedürfnis nach Nähe. Das war ihm komplett neu.

Renyo hatte einen hauchzarten Rotschimmer im Gesicht, als sie sich so vertraut an ihn schmiegte. Zu seinem Glück konnte sie das nicht sehen. Sonst hätte sie ihm erneut Fragen gestellt, denen er unmöglich ausweichen konnte. Sie würde ihn solange in die Ecke drängen, bis er ihr antworten würde. Anders herum war er ebenso in der Lage, dasselbe mit ihr zu machen, doch er tat es nicht. Warum? Ganz einfach um sie nicht zu bedrängen. Je mehr man sie einengte, desto weniger ließ sie eine Person an sich heran. Und genau das beachtete Renyo. Eine Weile verharrten sie in dieser Position. Lidera wollte sich aus seiner Umarmung befreien, doch sein Griff war zu fest. Sie wollte sich gerade empört darüber beschweren, losgelassen zu werden, als sie bemerkte, dass er doch tatsächlich eingeschlafen war.

Das gibt es doch nicht! Es ist verdammt unbequem so zu sitzen, aber ich möchte ihn nicht aufwecken. Er sieht aus, als ob er schon lange nicht mehr richtig geschlafen hat.

Sie drehte sich leicht in seiner Umklammerung und schaute ihm ins Gesicht. Sonst war es immer angespannt und konzentriert, doch im Schlaf nahm es sehr sanfte Züge an. Er wirkte sehr entspannt. Sein braunes Haar war verwuschelt und verniedlichte diesen Anblick nur noch mehr. Auf den Lippen des jungen Mädchens war sogar ein seichtes Lächeln zu erkennen. So entkrampft hatte sie ihren Freund noch nie gesehen.

Echt ein süßer Anblick, ich muss schon sagen. Er ist immer so lieb zu mir gewesen und hat sich nie von meiner abweisenden Art abschrecken lassen. Jetzt sind wir beste Freunde und stehen uns so nahe, wie Deljara und ich. Irgendwie hat er es geschafft sich in mein Leben einzuschleichen und nun wünsche ich mir sogar, dass er nicht mehr geht! Renyo hat so viel für mich getan. Bei ihm kann ich wirklich so sein, wie ich bin. Für meine schwachen Momente werde ich von ihm nicht verurteilt. Ich fühle mich so wohl und beschützt, solch eine Wärme strömt bei jeder seiner Berührungen mit einer Welle des puren Glücksgefühls durch meinen Körper.

Lange Zeit hegte das Mädchen noch solche Gedanken, bis es ihr zu viel wurde.

Lidera versuchte, wie immer, diese Situation objektiv zu analysieren, doch dies bereitete ihr nur Kopfschmerzen und so gab sie auf. Die Prinzessin legte den Kopf vorsichtig an seine Brust –darauf bedacht, ihn nicht zu wecken- und lauschte seinem Herzschlag. Irgendwann überkam auch sie ein Gefühl der Müdigkeit. Sie schloss die Augen. Das Mädchen döste nun etwas vor sich hin; genoss diesen Augenblick der vollkommenen Ruhe und Wärme. Renyo hingegen wurde einige Zeit später wieder wach. Da er noch etwas schlaftrunken war, wunderte er sich, was geschehen war. Er spürte eine zweite Wärme, ganz nah an seinem Körper und schaute an sich herunter. Der Junge musste schmunzeln. Vorsichtig löste er die Umarmung und strich ihr mit einer Hand übers Haar. Er nahm an, dass sie schlief, da ihre Augen geschlossen waren, und sie auch sonst keine Regung zeigte. Nicht ahnend, dass sie alles mitbekam, strich er ihr ein paar ins Gesicht fallende Strähnen weg und beugte sich zu diesem vor. Sie konnte seinen Atem an ihrer Wange spüren und öffnete ihre Augen wieder, um gleich darauf in seine zu blicken.

„Was machst du da?“, hauchte sie.

Ihr Gesicht war mit einem Rotschimmer überzogen. Sie wollte noch etwas hinzufügen, verstummte aber, als er ihr einen Finger auf ihren Mund legte und mit der anderen Hand ihre Taille umfasste. Renyo sah sie mit einem zärtlichen Blick an. Unwillkürlich versuchte sie ein Stück zurückzuweichen, doch er ließ es nicht zu.

„Was ich mache?“, flüsterte er leise, sah ihr dabei direkt in die Augen und strich behutsam mit seinem Daumen über ihre Lippen.

Was macht er da? So kenne ich ihn gar nicht!

Sie sah ihn perplex an während ihr Herzschlag sich beschleunigte. So etwas hatte sich ihr bester Freund vorher noch nie geleistet.

„Ja, was du da machst! Wenn du glaubst, mich dadurch ablenken zu können, dann hast du dich gewaltig ver-…! Hmpf“

Er brachte sie einfach mit seinen Lippen zum Schweigen. Zunächst wollte sich Lidera wehren, doch sie konnte nicht. Sie musste sich eingestehen, dass sie den Kuss genoss und ihn sogar erwiderte. Sie schlang die Arme um seinen Hals und zog ihn dadurch näher an sich heran. Sie fühlte sich so endlos glücklich; Renyo ging es nicht anders. Er hatte Angst vor ihrer Reaktion gehabt, sie schien jedoch vollauf zufrieden zu sein. Nach kurzer Zeit löste sie den Kuss und schmiegte sich wieder in seine Halsbeuge. Sie war komplett errötet und durcheinander. Diese kurze Berührung hatte einfach alles durcheinander gebracht und ihre Gefühlswelt vollständig auf den Kopf gestellt. Ihr Herz klopfte immer noch wie wild und ihr Pulsschlag wollte sich nicht beruhigen. Ihr Freund war nicht minder durcheinander, er hatte nicht damit gerechnet, dass sie es zulassen würde.

Oh mein Gott, ich fass es nicht, ich habe sie einfach so geküsst!!!!! Was hat mich da nur geritten, das zu machen?

Er war von sich selber erstaunt, wo hatte er auf einmal den Mut und diesen Entschlossenheit her? Lidera versteckte sich noch immer in seiner Halsbeuge, sie wusste nicht, was sie nun sagen sollte. Sie konnte sein Herz schlagen spüren, das beruhigte das Mädchen ein wenig.

Schließlich wagte sie es, das unerträgliche Schweigen zwischen ihnen zu brechen.

„Was hat das zu bedeuten?“, wisperte sie ihm ins Ohr.

Sie konnte ihm noch nicht in die Augen sehen. Er musste leicht lächeln. Seine Gelegenheit war gekommen und diesmal würde nichts dazwischen kommen.

Er drückte sie sanft ein Stück von sich weg und schaute sie an.

„Das soll heißen, dass ich dich über alles liebe und nie wieder alleine lassen werde, versprochen!“

Lidera senkte nach seinen ersten Worten schon den Blick und sah verlegen zur Seite. Doch er fasste ihr sanft unters Kinn und zwang sie so, ihn anzusehen. Ihre Augen funkelten leicht, er wusste diesen Blick nicht genau zuzuordnen.

„Was hat das für dich zu bedeuten?“, gab er nun die Frage an sie zurück.

Sie lehnte ihre Stirn an seine und schaute ihm fest in die Augen.

„Verdammt viel! Ich hab dich die ganze Zeit geliebt aber du Idiot hast das ja nie bemerkt und…-“

Schon wieder hatte er sie einfach unterbrochen, ihr einen Kuss aufgehaucht, um ihre kleinen Beschimpfungen zu stoppen, und sie frech angegrinst.

„Dasselbe könnt ich von dir auch behaupten!“ Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und bedachte sie mit einem liebevollen Blick. Sie ging auf diese Provokation nicht weiter ein und schmiegte sich dafür an ihn. Sie war vollauf zufrieden und das konnte man ihr auch ansehen. Doch wusste sie genau, dass solche Momente nur kurz andauern würden, noch ein Grund mehr für sie, diesen zu genießen.

Von der Decke bröckelten einige kleine Steine herab. Lidera runzelte die Stirn und schaute nach oben.

„Ich glaube, wir kriegen gleich Besuch!“ Mit diesen Worten löste sie sich sanft von ihm und stand auf.

„Der Meinung bin ich auch und ich habe sogar eine Ahnung, wer das sein könnte…“

Er zog eine Augenbraue leicht hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Freundin warf ihm nur einen fragenden Blick zu. Sie wusste nicht, wen er meinen könnte. Doch ihre ungestellte Frage wurde sogleich beantwortet, als jemand durch die Decke brach und vor ihnen landete. Er strich sich die blau-schwarz schimmernden Haare zurück und setzte ein Grinsen auf, als er die beiden sah.

Als sie ihn erblickte, drehte sie sich sofort weg, sie konnte ihn noch nie leiden und daran würde sich wohl auch in Zukunft nichts ändern. Er blieb ein arroganter, eingebildeter Dreckskerl und wäre ihrer Meinung nach nicht in der Lage, sich zu verändern. Man könnte förmlich spüren, wie sich die Luft auflud. Das Mädchen war erzürnt über sein Auftauchen. Renyo stand genau zwischen den Fronten und fühlte sich sichtbar unbehaglich. Er wusste nur zu gut, wie sehr sie Korèkiyo verabscheute, er wusste aber auch, dass das nicht auf Gegenseitigkeit beruhte und dass sie wegen einer noch als harmlos durchgehenden Sache sehr gereizt auf ihn reagierte. Der Junge seufzte leise.

„Komm schon, du kannst doch nicht ewig sauer auf mich sein wegen diesem blöden Vorfall!“

Sie drehte sich blitzschnell um und bedachte ihn mit einem tödlichen Blick.

„Natürlich, kann ich das und das werde ich auch“, zischte sie ihn giftig an und wandte sich wieder ab.

Während sie hier mit ihm stritt, könnte Henry in Gefahr sein, sie hatte ihn kurzzeitig vergessen, dank Renyo und das frustrierte sie ein wenig. Sie hatte sich doch geschworen, ihn zu beschützen.

„Könnt ihr jetzt beide endlich mal aufhören? Ich habe es satt, mir das jedes verdammte Mal antun zu müssen, wenn ihr beide aufeinander trefft! Und ich werde mich nicht zwischen meinem Bruder oder meiner Freundin entscheiden, dass das klar ist!“

Nun hatte er sich doch eingemischt. Renyo hatte vorgehabt, sich da heraushalten, allerdings war es ihm unmöglich, bei diesem kindischen Streitgespräch, ruhig zu bleiben und nichts dazu zu sagen.

„Tss, sie ist es doch, die immer abblockt! Ich hab langsam genug, wenn sie so sturköpfig ist und nicht nachgeben kann, bitteschön!“

Korèkiyo sah seinen Bruder trotzig an.

„Tut mir einen Gefallen und streitet euch zu einem günstigeren Zeitpunkt! Ihr wisst ganz genau, dass uns die Zeit davon läuft und wir sie nicht durch sinnloses, kindisches Gezanke verschwenden sollten!“

Lidera seufzte hörbar. Er hatte ja Recht, aber sein Bruder brachte sie schon allein durch seine Anwesenheit zur Weißglut. Doch von nun an würde sie sich wirklich zusammen reißen. Schon allein, weil er ihr so viel bedeutete, was sie vor Korèkiyo jedoch auf keinen Fall zeigen würde, soviel stand fest. Er würde sich nur über Renyo und sie lustig machen und das konnte sie im Moment nicht gebrauchen.

Was muss er ausgerechnet jetzt auftauchen? Es war so ein schöner Moment, doch er hat ihn zerstört!

Das junge Mädchen war sichtlich zerknirscht deswegen, seufzte aber nur und gab sich geschlagen.

„Okay, ich werde mich bemühen, mit ihm auszukommen! Aber nur deinetwegen!“

„Dem schließe ich mich an. Was man nicht alles für sein kleines Brüderchen tut, eh?“

Er grinste Renyo an und knuffte ihn freundschaftlich in die Seite. Angesprochener rollte jedoch nur kurz mit den Augen. Ihre Reaktion hatte er sich vorher schon ausmalen können und sie haben genau so reagiert, wie erwartet.

„Also, was verschafft uns denn überhaupt die Ehre deines Besuches?“, wollte Renyo von seinem Bruder wissen und sah ihn fragend an.

„Ich glaube, ich habe herausgefunden, wo sich Henry aufhält! Er ist im Pitolan.“

Lidera, die gerade ihr Schwert Lenguille aufgehoben hatte, ließ es auf Grund ihres Zusammenzuckens wieder fallen. Sie drehte sich um und auf ihrem Gesichtsausdruck konnte man deutlich die Angst um ihren kleinen Bruder erkennen.

„Woher weißt du das?“

Ihre Stimme zitterte leicht, sie vermochte es nicht komplett zu verhindern. Renyo trat an ihre Seite und legte ihr eine Hand auf ihre Schulter, als eine Art Geste des Trostes. Diese schlug sie aber wieder fort.

„Lass es sein, mir geht es gut!“

Er sah sie mit einem ungläubigen Blick an; er nahm ihr diese Lüge nicht ab.

„Ehrlich!“, fügte sie auf seine Gestik hinzu.

Nun wurde sie auch noch von Korèkiyo zweifelnd angesehen. Die Brüder nahmen dem Mädchen ihr Schauspiel nicht ab.

Genervt rollte Lidera mit den Augen und wandte sich ab. Sie sammelte ihre Sachen zusammen und versuchte die beiden Jungs so gut es ging zu ignorieren. Doch sie spürte genau die stechenden Blicke in ihrem Rücken. Sie schob ihr Schwert in seine Scheide, schulterte ihren Bogen und drehte sich wieder zu den ihnen um.

„Können wir gehen?“, fragte sie mit einem aufgesetzten Lächeln.

Ihr Freund und Korèkiyo tauschten einen besorgten Blick aus und nickten stumm. Irgendetwas hatte sie vor, das konnte Renyo spüren. Doch er sprach sie zunächst nicht weiter an. Sein Bruder durchschaute Lidera nicht wirklich, er fand es nur seltsam, dass sie plötzlich lächelte, obwohl sie kurz vorher der Verzweiflung nahe war. Er kannte sie nicht einmal halb so gut wie Renyo und schöpfte von daher auch keinen Verdacht.

Lidera schaute gen Decke, holte kurz Schwung und sprang durch jenes Loch, aus dem Korèkiyo vorhin kam. Seufzend wollten die Jungs ihr folgen, als sie einen hellen Aufschrei vernahmen. Alarmiert warf sich Renyo sofort weg von dem Durchbruch und zog sich in den Schatten der Höhle zurück. Sein Bruder tat es ihm gleich.

Mist, was ist geschehen?, fragte der sich im Dunkeln verborgene Junge.

Es war still dort oben. Man konnte weder Lidera, noch jemand Anderen hören. Geräusche von Schritten oder Bewegungen waren auch nicht zu vernehmen. Doch, was war nur geschehen? Da Lideras bester Freund eine Antwort darauf haben wollte, verließ er seine Deckung und sprang ihr hinterher. Egal, was ihn dort erwarten würde, er würde dem Mädchen beistehen; das stand fest. Er kroch auf allen Vieren über den Boden, darauf bedacht, jegliches Geräusch zu vermeiden und heilt sich dabei weit entfernt von der Deckenöffnung im Schatten verborgen. Er sah noch einmal kurz zu Korèkiyo, doch dieser befand sich nicht mehr an seinem Platz.

Wo ist er hin?, fragte sich der Junge, während er immer näher an das Loch heran kam.

Er vernahm Stimmen. Skeptisch zog er eine Augenbraue hoch. Anscheinend war es doch keine gefährliche Situation. Oder war es eine Falle? Zu seinem Glück nicht, denn leicht naiv wie der Junge es nun einmal war in seiner Sorge, wäre er prompt hineingetappt.

„Renyo, du feiger Hund, komm endlich hier hoch! Es ist nichts Tragisches passiert, uns geht es gut.“, rief ihm sein Bruder nicht gerade charmant von oben zu.

Der Angesprochene grummelte leise vor sich hin, ihm ging dieser Kommentar deutlich sichtbar gegen den Strich. Er musste sich dauernd so etwas von ihm bieten lassen, nur weil er jünger war und das regte ihn furchtbar auf. Und, natürlich würde er das nicht auf sich sitzen lassen, doch Renyo war keineswegs jemand, der sofort zuschlug. Er ließ viel Zeit verstreichen und holte dann zu einem treffsicheren Schlag aus, wenn er nicht mehr erwartet wurde.

Verschiedener könnten diese Brüder nicht sein, doch so sehr sie sich unterschieden, so sehr ähnelten sie sich auch in bestimmten Verhaltensweisen.
 

Der Ältere von beiden, Korèkiyo, war sehr leichtsinnig und dachte erst im Nachhinein, wenn es bereits zu spät war, an die Konsequenzen seines Handelns. Er benahm sich oftmals sehr kindisch, war nicht sehr einsichtig und es fiel ihm immer sehr schwer, zuzugeben, im Unrecht zu sein. Aus Unsicherheit griff er des Öfteren zu verbalen Angriffen, wobei er sich nicht scheute, zu versuchen, mit roher Gewalt ein Problem zu lösen. Korèkiyo war sehr impulsiv und musste immer im Mittelpunkt stehen. Er brauchte die Aufmerksamkeit anderer schon immer um ein Vielfaches mehr als sein kleiner Bruder. Der Ältere war ebenfalls nicht in der Lage, seine Gefühle offen zu zeigen und stieß schon so einige damit vor den Kopf. Er kam bei Fremden komplett anders an, als er eigentlich war. Aus Angst verletzt zu werden, legte er sich das Persönlichkeitsbild eines Machos an, was jedoch nicht seine wahre Natur war. Nur allzu häufig wünschte er sich, jemand würde hinter diese Fassade schauen können, ihm diese Angst nehmen. Doch diese Gesellschaft war dazu verdammt, egoistisch zu bleiben und so würde es wahrscheinlich nie geschehen, dass sein wahres Ich erkannt werden würde.
 

Renyo war in dieser Hinsicht seinem Bruder doch recht verblüffend ähnlich. Er war sehr introvertiert und ihm fiel es schwer, seine Empfindungen anderen zu zeigen. Es dauerte lange Zeit, bis er jemandem vertraute, doch wenn dieser Schritt erst einmal getan war, hatte man einen sehr treuen Freund an seiner Seite. Denn Renyo achtete sehr auf die Bedürfnisse anderer und war stets um Gerechtigkeit bemüht. Manchmal übertrieb er es etwas mit der Rücksicht auf andere und verbaute sich dadurch eigene Chancen, doch er konnte nicht anders. Seine Selbstzweifel standen dem Jungen oftmals im Weg zur Selbstverwirklichung und das konnten auch seine Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft nicht ausgleichen. Er war schon immer sehr bescheiden und leider auch naiv. Es passierte schon mehrmals, dass er ausgenutzt wurde, doch das hielt ihn nicht davon ab, weiterhin zu jedem fair und freundlich zu sein. Auf den ersten Blick war er nicht sehr gefährlich; jedoch traf auch auf ihn der Spruch: stille Wasser gründen tief zu! Diese Erfahrung hatten schon einige gemacht, denn er war durchaus in der Lage auszuteilen, wenn er es als nötig erachtete. Es brauchte schon einiges, um ihn aus der Ruhe zu bringen, man musste ihn schon bis zum Äußersten reizen und selbst das war ein recht schwieriges Unterfangen, da er sehr gerne auf Durchzug stellte, wenn es ihm zu niveaulos wurde.

Seufzend sprang er nun, wie von seinem Bruder verlangt, ebenfalls durch das Loch.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  StellaIanua
2007-08-21T12:56:39+00:00 21.08.2007 14:56
*mich einschleich*
So, jetzt kommt zwar nichts Ellenlanges aber trozdem möchte ich mal meinen "Senf" zur Geschichte abgeben!^^
Kann es sein das sich dein Stil im Laufe der Story geändert hat, also wenn man das 13 mal mit dem Anfang vergleicht fällt das schon auf! Zum positiven wie ich finde ^^
Ich finde vorallem dieses, ja wie nenne ich es -mitfühlende- Schreiben manchmal echt schön, schreib schnell weiter! Gefällt mir!
lg
Stella^^
Von:  DINO2011
2007-08-21T06:46:40+00:00 21.08.2007 08:46
Wie versprochen ist hie nun der Schlussteil meines Kommis, die Geschichte ist super und zählt nun zu meinen Favos, am Anfang war ich mir da nicht so sicher, aber dein Stil und eigentlich alles hat sich im Laufe der Geschichte wesentlich verbessert und jetzt ist sie meines Erachtens nach ziemlich gut.

Trotzdem waren noch ein paar kleine Mängel zu entdecken ^^“

11.Kapitel

>Das ging über den Stolz des Mädchens hinaus.

Hier gefällt mir die Wortwahl nicht, oder besser gesagt finde ich es so wies hier steht etwas komisch, es hört sich für mich irgendwie falsch an. Ich würde hier >Das war zu viel für den Stolz des Mädchens.< oder so was schreiben.

>Dann plötzlich wurde ihr bewusst, wen sie hier vor sich stehen zu hatte.

Bei diesem Satz stimmt auch etwas nicht. Ich denke, dass das zu zuviel ist.

>Besorgt sah er ihren verletzten Kopf an. Daraufhin hin sah sie ihn wieder leicht gereizt an.

Hier hast du mit dem sah eine direkte Wortwiederholung. Ich würde statt dem zweiten sah einfach >blickte< oder >funkelte< nehmen, außerdem sehe ich gerade, dass das >hin< anscheinend zu viel ist.

>Erst jetzt bemerkte er, dass ihre Aura ebenfalls sehr stark am pulsieren war, wie konnte ihm das nur passieren?

Dieser Satz hat mich etwas verwirrt. Was konnte ihm nur passieren? Das er ihre pulsierende Aura übersehen hat? Ich finde hier hättest du dich etwas klarer ausdrücken können, außerdem könnte es meiner Ansicht nach ja auch >wie konnte ihr das nur passieren?< heißen, denn man weiß ja nicht ob alle Auren pulsieren und ob das gut ist oder was auch immer.

>Er holte kurz tief Luft, drückte kurz ihre Hand und fuhr dann mit seinem Bericht fort.

Wieder eine Wortwiederholung, meiner Meinung nach solltest du das zweite kurz einfach weglassen, dann würde es für mich besser passen.

>Einerseits war der Grund, dass sich die junge Prinzessin in diesem Status befand, die Verletzung an ihrem Kopf Schuld, jedoch trug auch der Bericht von ihrem besten Freund Renyo seinen erheblichen Teil dazu bei.

Bei diesem Satz sind mir ein paar Dinge aufgefallen. Das >Schuld< solltest du meiner Ansicht nach einfach weglassen. Dann ist da noch das einerseits. Wenn du einen Satz mit einerseits beginnst musst du fast das andererseits auch mit einbauen, also würde ich das >jedoch< durch ein >andererseits< ersetzen. Da sehe ich gerade auch noch das meiner Meinung nach das >seinen< nicht so gut ist, ich würde ein >einen< daraus machen, dann hört sich das ganze etwas runder an.

Im Allgemeinen bleibt mir zu dem Kapitel nur noch zu sagen das es mich etwas stört wenn du noch immer von Mädchen und Junge sprichst. Man weiß zwar nicht genau wie alt die beiden jetzt wirklich sind (wenn ichs überlesen hab dann sry ^^““), aber man stellt sie sich so im Bereich von 18 oder 19 vor und dann sollte man meiner Meinung nach schon von Mann und Frau sprechen.

12.Kapitel

>Und jetzt- einige Jahre später verstand er, nun, wo es zu spät war, den tieferen Sinn dieses Satzes.

Der Satz hört sich für mich irgendwie falsch an. Ich denke da fehlt zuerst mal ein Gedankenstrich. So >Und jetzt – einige Jahre später – verstand er< sollte es besser passen. Dann ist mir die Wortwiederholung von spät auch noch etwas unangenehm aufgefallen. Ich würde daher das >später< durch ein >nachher< oder ein >im Nachhinein< ersetzen.

>…verdeutlichten und verschärften diesen Eindruck um ein weiteres Merkmal zur Erkennung seiner derzeitigen Stimmung.

Irgendwie hört sich das für mich sehr komisch an. Vielleicht solltest du nach >Eindruck< einen Punkt machen und den Rest einfach weg lassen, das würde sich für mich dann irgendwie besser anhören.

>Fürs Erste ignorierte Henry den Gedanken, dass jemand versuchte ihn zu manipulieren, was ein entscheidender, großer Fehler war, wie er bald bemerken sollte.

Ich mag hier diese Passage mit dem Fehler nicht so gerne, ich würde sagen das ein entscheidender Fehler schon schwerwiegend genug ist und das man das >großer< einfach weglassen sollte.

>…während der brennende Schmerz immer mehr zunahm.

Hier hättest du uns vielleicht noch einmal sagen können wo der Schmerz seinen Ursprung hat, ich denke, es würde helfen, dass hier keine Verwirrung entsteht.

>Zumal, eigentlich hätte er schon längst mitbekommen haben müssen, dass sein Versuch gerade komplett gescheitert war.

Dieser Satz hört sich für mich vom Satzbau her falsch an. Ich finde so >Zumal er schon längst hätte mitbekommen müssen, das sein Versuch komplett gescheitert war.< würde er sich für mich besser anhören.

>„Sir, es gibt dringende Neuigkeiten, die ihre Anwesenheit im Morjiciant verlangt!“

Hier solltest du auf die Mehrzahl achten, ich denke es müsste >verlangen< heißen. Ich habe überhaupt ein paar solche Einzahl-Mehrzahl-Fehlerchen entdeckt, vielleicht solltest du dir das noch mal ansehen.

>Und dennoch, ihn juckte es in jeder einzelnen seiner Zellen, dies auszutesten.

Dieser Ausdruck gefällt mir irgendwie nicht, ich würde hier >ihn juckte es in jeder Faser seines Körpers,< bevorzugen, weil sich das für mich schlichtweg richtiger anhört.

Ein großes Lob muss ich dir für den Reim am Anfang des Kapitels aussprechen, der hat mir wirklich sehr gut gefallen.

13.Kapitel

>Von ihr kam nur selten ein Lob über die Lippen…

Meiner Ansicht nach solltest du hier das >Von< einfach weg lassen, dann würde es sich stimmiger anhören.

>…aber er hielt es einfach angebrachter…

Hier fehlt meines Erachtens nach ein >für<.

>…doch im Schlaf nahm es sehr sanfte Gesichtszüge an.

Du sprichst an dieser Stelle schon von seinem Gesicht, ich finde also das >Gesichtszüge< etwas wiederholend wirkt, du solltest vielleicht nur >Züge< schreiben, das hört sich für mich jedenfalls besser an.

Hier ist mir dann nichts weiter mehr aufgefallen und ich muss dich loben, die Kussszene ist dir wirklich gut gelungen, die Gefühle der beiden springen förmlich zum Leser über.

Also, deine Geschichte zählt auf jeden fall zu meinen Favos und ich warte sehnsüchtig auf das nächste Kapitel^^

Lg DINO



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