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Wortlos

Joey + Kaiba
von

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Kommunikationswunder

Ich habe nun die seltene Ehre zu verkünden, dass es ein neues Kapitel gibt.

Ich hatte einen kleinen Schreibstau dieses Jahr über und habe darum kurzerhand eine andere FF in einem anderen Fandom angefangen, um ein bisschen... naja... raus aus dem Wortlos-Druck-Schreiben zu kommen. Hat auch ganz wunderbar geklappt. Ein Kapitel stand und irgendwie... war ich unzufrieden. Es war ein typisches Wortloskapitel 4000 Wörter und Null Annäherung. Also habe ich das Ganze gekippt. Und bin jetzt nervöser denn je, weil... funktioniert das? Also in meinem Plotüberlegungen passt es, aber ist es ein bisschen zu aufgetragen? Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht.

Drei Tage rumschreiben und rumüberlegen und ich habe einen Beta mehr vermisst, denn je.

Und jetzt drück ich einfach mal auf Senden. Schaun wa mal, was dabei herauskommt.

Viel Spaß.

*************
 

Ich werde Schriftsteller.
 

Gut, ich kann nicht besonders gut mit Worten umgehen und mein Satzbau lässt ab und zu auch zu wünschen übrig, aber das ist ja egal. Dafür habe ich ja die Millionen von Erst – und Zweit- und Drittkorrekturleuten, die ich dann einstellen werde.

Wenn so jemand wie Dieter Bohlen es schafft sich ein Buch schön schreiben zu lassen, dann werden meine Bücher der Hammer.

Ich habe nämlich etwas, das wirklich jeder Schriftsteller braucht. Ich kann praktisch darin baden, so viel habe ich davon.

Was das ist? Nicht Charisma, das habe ich zwar auch, aber das braucht man als Moderator im Fernsehen oder als Geschäftsmann. Charisma ist so ein Allerweltsding, damit müsste ich nicht zwangsläufig Schriftsteller werden. Leute mit viel Charisma werden erst berühmt und schreiben dann. Charlotte Roche zum Beispiel.

Auch mein gutes Aussehen ist eher zweitrankig. Gutes Aussehen macht einem zur Werbeikone oder Modell oder zu einem Schauspieler. Gutes Aussehen bringt einen nach Hollywood, aber nicht in ein dunkles Zimmerchen vor den Computer.
 

Ich werde Schriftsteller, wegen der Dramatik. Ich lebe sie praktisch. Kein Buch ohne Wendepunkt, kein Wendepunkt ohne Drama. Und davon hatte ich heute zum Beispiel einmal wieder mehr als genug. Ich dachte mit einem Job, einem Auto, einer glücklichen Familie und einem Gehalt, gäbe es kein Halten mehr für ein anständiges Spießerleben. Aber anscheinend sollte das Vorurteil Joey Wheeler ist ein Chaot zu einem unumstößlichen Naturgesetz werden.

Ganz großartig.
 

Man muss sich das so vorstellen. Mir blieben gerade mal zwei Tage Zeit um mein neues Auto in Ruhe herumzufahren und damit zu protzen.

Gerade mal so viel um eine Tankladung aufzurauchen, Serenity zu Andrea zu fahren, dessen eine Hand sich bei unserer (absolut männlichen) Begrüßungs- bzw. Abschiedsumarmung, wovon ich immer noch felsenfest überzeugt bin und mir niemand glauben will, an meinem Hintern vergriffen hat.

Gerade so viel, um Tea mit meinem niegelnagenneuen Mini anzuhupen und sie dann zu einem Probesitzen in den orangenfarbenen (sie sagte: „Joey, das ist echtes Leder, das ist nicht orange, das ist beige.“) einzuladen, um dann in Tris’ Mechanikerwerkstatt vorbeizufahren, um einen absolut unnötigen Ölwechsel vollziehen zu lassen.

Gerade so viel, um zwei Kartons (mehr passten auch gar nicht in den Kofferraum) superseltener Karten für Yugis Großvater vom Flughafen abzuholen und in den Laden zu fahren. Gerade so viel um zwei Beinah-Unfälle beim Abbiegen (manche Leute nehmen auch gar keine Rücksicht) und drei beim Ausparken gerade so zu entgehen. Für eine ungemütliche Bekanntschaft mit einem Poller hat’s dann aber doch noch gereicht. (Den Kratzer sieht man fast gar nicht, hat mir mein Dad bestätigt).

Gerade so viel Zeit also, um sich Warmzuschalten, denn dann klingelte das Telefon.
 

Wir waren bei Yugi. Also ich und er. Beim Auspacken von diesen zwei Kartons mächtigseltener Karten, was so viel hieß, dass Yugi wirklich auspackte und ich mehr träumte. Boah, wenn ich Geld hätte... was ich da gesehen habe... unglaublich.

Ich war also dabei mein Traumdeck zusammenzustellen, als es anfing zu klingeln und klingeln und noch mehr zu klingeln. So nervtötend, dass man nicht drüber hinweg träumen konnte. Ich schaute also zu Yugi.

Der stand aber nur neben mir und lauschte in die Nicht-Stille hinein.

„Sag mal, willst du nicht mal...?“, half ich ihm deshalb auf die Sprünge.

Er schaute aus seinen großen Augen zu mir hoch, was nicht halb so dumm aussah wie es sich jetzt anhört und sagte: „Ich wollte dich gerade das Selbe fragen. Das ist kein Telefon von hier.“
 

„Höh, mich?“, man muss dazu sagen, dass ich kein Handy hatte. Also eigentlich schon, nur die Sache war die. Ich hab es mit 14 geschenkt bekommen und da war es schon alt. So ein Riesenkasten. Hab mich damit gar nicht auf die Straße getraut, dachte mir lieber habe ich gar keins, als mich absolut zu blamiere. Kommt nicht so gut, wenn du auf cooles Gangmitglied machst, das kleinere Schüler abzieht. War damals so meine Phase. Die Vor-Yugi-Phase. Jaha, Joey-boy war mal ein Bad-boy. Und im Ernst, welcher Bad-Boy steckt sich einen Ziegelstein in die Hosentasche, wenn er vor Lehrern, noch größeren Schülern und manchmal auch der Polizei weglaufen muss?

Richtig, keiner.

Also hab ich das Ding in die hinterste Ecke meines Zimmers geschmissen und später nur manchmal rausgeholt, um Serenity eine SMS zu schreiben. Jedenfalls bis das Prepaidguthaben weg war. Danach war mein Handy dann vollkommen verschwunden.

Hab’s beim Umzug wiedergefunden und dann in irgendeine unwichtige Kiste gepackt. Und dort habe ich’s dann später beim Auspacken wiedergefunden und in irgendeine unwichtige Schublade gesteckt.

Wie gesagt, ich hatte kein Handy. Also war ich verwirrt.
 

„Weil’s doch aus deiner Jacke kommt“, erklärte mir Yugi und zeigte auf eine Ansammlung von anderen Kartons auf deren Spitze ein zerknittertes Stoffbündel thronte, mein zerknittertes Stoffbündel um genau zu sein, aus deren Richtung das nervtötende Ringen kam, das musste ich zugeben.

Es war zwischenzeitlich abgerissen und klingelte nun von neuem fröhlich vor sich hin.

Langsam ging ich also darauf zu, und tastete mich durch meine Jackentaschen bis ich auf etwas Vibrierendes stieß, das ich dann mit spitzen Fingern herauszog.

Und kaum hielt ich dieses kleine Wunderstück aus Plastik und Elektronik in der Hand, fiel es mir wieder ein.
 

Kaiba, Koffer, Handy, anderes Handy, verdammt. Ich hatte es zum Angeben eingesteckt, aber es war zu leicht und das Auto zu toll. Ich hatte es gar nicht mehr gespürt und wie sagt man so schön: Aus den Augen, aus dem Sinn.

Dafür wollte es sich jetzt anscheinend rächen, das Display blinkte mir wütend entgegen, während es in meiner Hand wie eine Katze schnurrte. Das nenn ich mal paradox.
 

Um dem ganzen noch die Krone auf zusetzen, konnte ich auf Bildschirm einen sich schüttelnden Telefonhörer mit einem großen, fetten „Herrchen“ daneben erkennen. Meinte es etwa mich damit? Hatte das Handy sich vernachlässigt gefühlt? War es ein Tamagotchihandy? Gab es so was überhaupt? Nur eine Möglichkeit es herauszufinden, ich drückte auf den grünen Knopf und hielt es an mein Ohr.

„Hallo...?“, hauchte ich vorsichtig in den Hörer hinein, ich wollte mich vor Yugi nicht vollkommen blamieren, er war schließlich unser Spiele-Technik-überhaupt-Genie. Und seine Augen waren jedem meiner Schritte gefolgt.

„Na endlich, Köter“, schallte es mir entgegen. Ich konnte förmlich spüren wie sich meine Mundwinkel verzogen.
 

Was war ich doch nur für ein Volltrottel. Das Handy meinte nicht mich, es meinte mein Herrchen. „Ich wollte schon im Tierheim anrufen und fragen, ob sie einen streunenden...“

„Ist gut, ich kenne das Lied. Blabla.“, presste ich heraus, bevor er weiterreden konnte. Ich hatte genug. Es war glaube ich Tea, die mir einmal dazu geraten hatte, sich einfach still zu verhalten. Sie hatte es Kindergartenmoral genannt und ich sie böse angeschaut, weil das der zweite Kindergartenvergleich an einem Tag war. Der andere kam natürlich von Kaiba. Sie sagte irgendwas in der Art von „Kaiba sind die Hundekommentare nicht wichtig. Er macht sie nur so oft, weil er ganz genau weiß wie sehr sie dich ärgern. Ignorier sie und alles wird gut.“ Ja, ich glaube wirklich, dass es Tea war, die mir dazu geraten hat. Bei Tea wird am Ende immer alles gut. Du kannst im Urwald weitweg von irgendeiner Menschenseele im Treibsand stecken und sie würde nur sagen: Beweg dich nicht, dann wird alles gut. Tea ist nunmal vernünftig, aber wirklich helfen tut’s einem nicht. Das schreckliche Ende wird nur verzögert, nicht aufgehalten.

Trotzdem hab ich’s dann am Ende auch so gemacht. Zwangsweise, als alles andere schon ausprobiert war. Viel verändert hat’s nicht, nur war ich mittlerweile ganz gut im Gelassenheit spielen. Aber drei Hundekommentare in 10 Sekunden. Das war einfach zu viel.
 

„Was willst du?“ Wäre ich wirklich ein Hund, wär das hier ein Knurren gewesen. Aber vom Feinsten.

„Meine Güte, Wheeler, bist du heute freundlich.“ Kaibas Sarkasmus machte mich auch nicht glücklicher.

„Hat es nun mal an sich, das ein Gesprächspartner nicht besonders gut gelaunt ist, wenn das Erste was er hört Beleidigungen sind“, bellte ich also zurück.

„Du bist der Erste, der sich beschwert“, seine Stimme klang kühl und ich umklammerte das Telefon fast krampfhaft. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, das Yugi mich genau musterte. Ich drehte mich ein bisschen. Wenn ich ihn nicht sah, dann sah er mich auch nicht, stimmt’s? „Ja, aber nur, weil du von verdammten Arschkriechern umzingelt bist!“

Er lachte kurz sein freudloses Lachen, das ich immer noch nicht genau einordnen konnte. Lachte er wirklich so oder lachte er nur so, wenn er gerade in Ich-mache-Leute-runter-Stimmung war? Andererseits kenne ich ihn nur so, was das „oder“ ziemlich überflüssig machte.

„Und du als mein Assistent müsstest der Größte von allen sein.“

„Das ist doch nur Fake!“, brüllte ich in den Hörer.

„Oh ja, Fake... die wohl wichtigste Eigenschaft eines sogenannten ‚Arschkriechers’, wenn ich mich nicht irre.“

Kam nur mir das so vor oder war Kaiba heute wirklich gut in Fahrt?

Ich verdrehte die Augen, was er natürlich nicht sehen konnte. Jedenfalls entstand eine kleine Stille, die Kaiba zu meiner Verwunderung unterbrach.
 

„Jedenfalls...“, seine Stimme war wieder normal emotionslos, „...bin ich wieder da.“

„Schon wieder?“, ich mein New York ist nicht gerade ein Katzensprung entfernt und wie gesagt es waren nur zwei Tage vergangen. Wo war die Zeit hin?

„Dieser Enthusiasmus von dir ist wieder einmal unglaublich“, nun war es an Kaibas Reihe etwas genervt zu klingen, ich fragte mich warum. Ich mein, was hat er erwartet? „Ähm Kaiba, ich find das ja nett, dass du mir Bescheid sagst, aber ähm.. was soll ich jetzt damit anfangen?“ Bis jetzt hat das Telefonat nichts anderes als Beleidigungen gebracht. Ich mein, das war nur normal, wenn es um uns beide ging und ich freute mich ja auch echt Kaibas Stimme zu hören, ich mein, wer hat schon das Privileg von Seto Kaiba angerufen zu werden, wenn man nicht ein wichtiger Geschäftspartner war? Andererseits war ich ein wichtiger Geschäftspartner. Denn ohne mich steckte er nun mal tief in der Klemme. Wenn das aber nur ein Anruf sein sollte, um mich bei der Stange zu halten, dann machte Kaiba da einen erbärmlichen Job. Ein Geschenkkorb oder so wär da viel effektiver. Nicht, dass ich noch mehr Geschenke ertragen könnte, ich erinnere nur an das Auto oder das Ding, das ich gerade in meiner Hand hielt.
 

Kaiba räusperte sich.

„Heute ist das erste Abendessen.“ Ich glaube, ich hätte nicht überraschter sein können, wenn Kaiba: ‚Ich will dich’ ins Telefon geflüstert hätte. Da wär’s dann halt nur positiv gewesen, so war es ein: „Was zur Hölle... heute?“

„Heute“, wiederholte Kaiba, während ich krampfhaft versuchte eine Verbindung zwischen diesem heutigen Heute und dem Abendessen zu schlagen.

„Das geht nicht“, sagte ich und hörte Kaibas überraschtes Lufteinsaugen.

„Du hast einen Vertrag unterschrieben“, erwiderte er, natürlich total voraussehbar. Natürlich musste er mit diesem Scheißding ankommen. Natürlich! Aber mich konnte er damit nicht einschüchtern, ich hatte ihn schließlich auch gelesen.

„Ach, wie soll ich dir bitte 24 Stunden vorher absagen, wenn du mir erst jetzt Bescheid sagst?“

„Ich war beschäftigt“, murmelte Kaiba nach einer kurzen Stille. Jaja, bloß nicht klein beigeben. So ein Arsch.

„Ach so na dann... dann ist ja alles klar... Nur mal so zu deiner Information: Ich bin auch beschäftigt!“, brüllte ich am Ende in den Hörer.

Ich musste schließlich Karten anstarren und das Auto durch die Gegend fahren und vor allem musste ich Serenity vor Duke beschützen, der Heute zum Abendessen vorbeikommen wollte.

Und ausgerechnet da wollte dieser amerikanische Typ hier sein. Das konnte doch kein Zufall sein. War doch bekannt, dass diese Geschäftsleute alle unter einer Decke steckten. Ich sollte das Kartellamt beauftragen. Diese Leute haben sich gegen meine Ich-AG als Bruder verschworen, das war hier nicht mehr fairer Wettkampf.
 

„Ich habe das auch erst heute morgen erfahren, Wheeler stell dich bitte nicht so an.“ Kaibas Stimme klang genervt, man konnte im Hintergrund das Hupen eines Autos hören.

„Ich soll mich nicht so anstellen? Das Glück meiner Schwester hängt an einem hauchdünnen Faden und du sagst mir ich soll mich nicht so anstellen?“, platzte es aus mir heraus.

„Bitte?“ In mir brodelte es. Ich ballte meine eine Hand zur Faust, mit der anderen umklammerte ich das Telefon. „Gib’s zu, du steckst doch nur mit Duke unter einer Decke!“, fauchte ich.

„Devlin?“, ich plusterte mich auf. So eine Frechheit jetzt auch noch überrascht klingen zu wollen. Kaiba war ja so ein schlechter Schauspieler. „Jetzt tu bloß nicht so. Du willst Duke nur eine Chance geben, bei mir alleine zu Hause zu...“ weiter kam ich leider nicht, denn Kaibas hastige Stimme unterbrach mich: „Devlin ist in deinem Haus? Hast du ihm von deinem Job erzählt? Schließ dein Zimmer ab, gib ihm bloß keine Informationen, hörst du Köter“, grollte es über das Telefon. Ich blinzelte verwirrt.

„Nun mal sachte, was...“, aber Kaiba hörte mich gar nicht, „Ich wusste es. Ich hätte es ahnen können. Er schreckt wohl vor nichts zurück...“

„Moment, willst du damit andeuten, dass Duke meine Schwester nur benutzt?“ Kaiba räusperte sich, während ich das Telefon mit meinen Fingern krampfhaft an mein Ohr presste. Ich wollte jetzt nichts verpassen, deshalb hörte ich auch das scharfe Einziehen von Luft und den Hauch von Unsicherheit, der in Kaibas Stimme mitschwang: „Ich will hier keine wilden Vermutungen in die Welt setzen...“, diesmal unterbrach ich ihn.

„Aber genau das tust du. Jetzt hör mir mal gut zu. Meine Schwester sucht sich keine Blödmänner aus, also wenn du ein Problem mit Duke hast, dann hast du auch ein Problem mit Serenity und dann hast du so was von eins mit mir, du paranoider Sack, wenn du so über alle Leute denkst, dann solltest du dich nicht wundern, wenn du mit sechzig aufwachst und dein Leben lang alleine warst!“ Ich hatte das Telefon von meinem Ohr genommen und brüllte nun in den Lautsprecher, den ich genau vor meinem Mund hielt. Allesmögliche sprudelte aus mir heraus. So ein Dreckssack. Beleidigte einfach so meine Familie:

„Du lässt ja keinen an dich heran, immer geht es bei dir: ‚Uh, meine Firma, du willst ja nur mein Geld, du willst ja nur dies, du bist ja sowieso ein Loser, auch wenn meine Firma dich braucht und ich ohne dich absolut verloren bin.’ Man du checkst es einfach nicht, nichtmal Mokuba lässt du an dein heiliges Ding ran. Du bist da so verdammt verkrampft, dass du besonders die Leute, die dich lieben von dir fern hälst. Meine Güte, wenn du sogar deinen Bruder wegstößt, wie soll da jemand wie ich noch einen Platz in deinem scheiß Leben finden?“
 

Einen Moment war es still. Dann schnappte mein Gehirn auf, was mein Mund gerade gesagt hatte. Ich wurde panisch, krallte mich an einen Karton neben mir fest, um nicht einfach umzukippen. Das raue Papier unter meinen Fingern versicherte mir, dass ja, das hier ist die Wirklichkeit. Ja, ich hatte wirklich gesagt, was ich gedacht habe, dass ich gesagt hatte. Oh Scheiße, scheiße, scheiße, scheiße.
 

Und mein Gesprächspartner war immer noch verdächtig still.
 

„Kaiba...?“, hauchte ich also in den Hörer hinein, in der Hoffnung, dass er irgendwann mitten in meiner Schimpftirade einfach aufgelegt hatte.

Ich hatte kein Glück.
 

„Ja?“, kam eine verdächtig ruhige Stimme zurück. Ich schluckte. „Was... denkst du?“

„Ich versuche gerade herauszufinden, ob du meine Familie beleidigt hast oder es nur ein extrem ungeschickter Versuch von dir war, auf deine absolut unpassende Art und Weise mir zu erklären, dass du mich... “
 

Ich lachte. Laut. Sodass ich Kaibas Satz nicht zu Ende hören konnte. Es war ein sehr, sehr künstliches Lachen, aber das machte nichts. Es diente seinem Zweck, lies mich dabei zwar wie ein geisteskranker Irrer anhören, aber es stopfte Kaiba den Mund. Und bewahrte dadurch, das letzte bisschen Verstand, was ich durch dieses riesige Hin und Her der letzten Tagen, Woche, Monate gerettet hatte. Irgendwie paradox – aber so was von egal in diesem Moment.

„Joey?“, hörte ich wieder Kaibas ruhige Stimme durch den Apparat. Warum war er so gefasst? Warum brüllte er mich nicht an? Warum, verdammt, benutzte er meinen Vornamen?
 

„Ja?“, sagte ich diesmal. Ziemlich kleinlaut. Ziemlich verängstigt.
 

„Ich kann das Abendessen nicht absagen“, erklärte er ruhig. Ich schloss die Augen und lauschte einfach nur, während ich mich gegen einen Kartonberg hinter mir lehnte. „Es liegt nicht nur an mir... Domino braucht die Kaiba Corporation. Hat es schon immer. Ich kann nicht einfach das Handtuch werfen, ich habe Verantwortung.“
 

„Mhm.“ Ich schluckte und sagte nichts weiter. Ich hätte nie zu dieser Assistentenfarce ja sagen sollen. Ich hätte es nie soweit kommen lassen dürfen, dass Kaiba mich einmal brauchen würde. Das Gefühl war berauschend gewesen. Ich wollte es nie wieder verlieren. Ich wollte nie wieder zurück zu unserem alten Verhältnis, wo ich um seine Gunst betteln musste. Ich wollte nie wieder zurück... und dabei ging es die ganze Zeit nur ums Geschäft. Ich war zu dumm, das zu sehen. Um Domino. Das klingt so heldenhaft. Ich wollte kein Held sein. Ich wollte doch nur...
 

„Kaiba...“, meine Stimme klang wie durch einen Fleischwolf gedreht, langgezogen und dünn, „hol mich um acht ab.“ Und dann legte ich auf.

Ich umklammerte das Telefon, mein Herz wild schlagend. Meine Augen waren immer noch geschlossen und ich merkte wie das Schlucken immer schwerer wurde. Was hatte ich mir gedacht? Weil er mir einmal auf die Lippen gestarrt hatte? Weil er manchmal ganz annehmbar war? Weil er mich ignoriert hatte? Weil er sich mit mir stritt? Weil er mir unter die Haut ging? Weil ich verliebt war...
 

Ich zuckte zusammen, als sich eine Hand vorsichtig auf meine Schulter legte. Meine weit aufgerissenen Augen trafen Yugis, der mich mit einem ernsten Gesichtsausdruck musterte. Beschämt senkte ich meinen Blick auf den Boden. Er hatte mich gesehen, er hatte alles mitbekommen, er...

„Kaiba braucht dich“, sagte er und drückte mit seiner Hand noch ein bisschen fester. Seine Stimme war warm und einfühlend. Ein starker Kontrast zu Kaibas nüchterner, kühlen Stimme. Ich schüttelte meinen Kopf. „Ich weiß, Yugi.“ Das war schließlich das Problem.

„Möchtest du...?“, er ließ die Frage offen stehen. Ich wusste was er meinte, aber schüttelte nur noch mehr meinen Kopf. Nein, ich wollte nicht reden. Ich wollte alles, nur nicht das. Reden machte die Sache nur noch realer und das Einzige, was ich wollte war vergessen. Wenigstens für jetzt. Ein Entkommen gab es sowieso nicht.

„Okay”, nickte Yugi nur und wandte sich wieder den Kartons zu, wie betäubt folgte ich ihm. Dankbar dafür eine Ablenkung zu finden.

„Was kann diese Karte da?“, murmelte ich und zeigte auf eine undefinierbare Mischung aus Rot und Blau und Schwarz. Er lächelte schwach und setzte zu einer Erklärung an.
 

Ich versuchte zumindest zu zuhören.
 


 

Wie gesagt, ich werde Schriftsteller.

„Wir Kinder vom Bahnhof Domino“ hört sich doch nach einem vielversprechenden Titel an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Fuchslady
2009-02-19T20:02:59+00:00 19.02.2009 21:02
Super FF, ich wünscht du würdest mal weiter machen. Mir gefällt der Sarkasmus und die Ironie.
Meld dich wenn du mal weiterschreibst, würde mich freuen :3

Greets!
Meru-chan
Von:  kitticat
2009-01-30T21:38:01+00:00 30.01.2009 22:38
Endlich kam ich dazu das neue...öhm mittlerweile nicht mehr neue Kapitel zu lesen.
O.k. Es geht also bald los?!
Ich freue mich.
Über seinen schnellen Gefühlsausbruch war ich nun in der Tat etwas überrascht. Hätte das an dieser Stelle tatsächlich nicht erwartet. Wahrscheinlich wird das erste Zusammenkommen im Auto so richtig schön peinlich für beide. Hach ich liebe es.
Ich freue mich auf mehr.
Hmm, dabei fällt mir ein ein ich kann Yugi schwer einschätzen.
Ahhh, warum ist er auch nicht raus gegeangen? Ein bischen mehr Taktgefühl dürfte doch wohl erlaubt sein. Das Joey danach in die `Verdrängungsphase`abrutscht finde ich echt gelungen, würde ich auch machen. Jetzt noch drüber zu quatschen, wo doch eh jeder Bescheid weiß?! Nein danke!!
Liebe Grüße, bis hoffentlich sehr bald.
CAT =^__^=
Von:  Lucaria
2008-11-14T13:34:40+00:00 14.11.2008 14:34
hallo und sorry das ich jetzt erst bekommi! aber ich hab echt nicht die zeit gefunden deine ff die ich schon länger auf meiner favo-liste habe zu lesen!

^^ du kannst total gut joeys sicht erzählen und wie du alle in szene setzt ist der absolute hammer! *pfeif*

also meine lieblingsstellen sind/waren:
-die wo joey sich gedanklich so schön selbst erklärt! ^^ (seine erklärung mit dem fettnäpfchen... *prust* hammer!)
-dann wie du kaibas meinung so schön offen im raum stehen lässt... (liebt er jetzt joey oder nicht...? <<<das ist immer noch nicht so klar auch wenn tea was anderes behauptet!)
-ich fands total genial das joey tris zum ball mitnahm... <<<< *immer noch lach*

und und und... eigentlich könnte ich noch mehr einzelne kleine stellen auflisten, aber dann wär ich mit dem kommi wohl noch ein paar tage beschäftigt! ^^'

aber mal ehrlich... hast du ne licence zum schreiben? <<<so hammer geil erzählt hab ich noch keine ff gelesen! ^^ (und ich hab schon ziehmlich viele ffs gelesen!)

mach also ja weiter so! ich freu mich total auf das nächste kapi!

ach ja, kommt andrea noch mal drin vor? (bitte sag ja! *hündchenblick aufsetzt*)

^^ also dann, bis zum nächsten kapi!
Von: abgemeldet
2008-10-11T15:45:59+00:00 11.10.2008 17:45
Juhu ich hab auch mal Zeit gefunden dieses Kapitel zu lesen und es hat sich sooo gelohnt! Diese Geschichte begeistert mich immer mehr und ich wiederhol mich andauernd aber ich liebe sie! xD

Allein der Anfang, wie Joey um den heißen Brei redet und dabei zeigt wie selbstverliebt er doch eigentlich ist oder seine Beschreibung der Bad-boy Phase, überhaupt wie weit seine ganzen verrückten Gedanken gehn und wie viel Fantasie er hat :)
Du beherrscht seine Ich-perspektive so gut, es wirkt richtig authentisch und ist einfach humorvoll dargestellt. Genau die Art Geschichten, die ich gern lese; sie erzählen ernste Dinge auf eine witzige Art, dass man manchmal gar nicht merk, wie bitter die Realität doch ist.

Tja und das Ende hatte ich überhaupt nicht erwarte (hat wohl keiner). Also die Stimmung ist extrem schnell gekippt von 'witzig-normaler Streit' in 'ernst-oh scheiße zu viel verraten'.
Meine Stimmung beim Lesen geht voll mit Joey mit^^

Also ich fand es nun nicht gewagt so einen großen Schritt voran gehen zu lassen, sondern genau richtig. Wenn du es zu sehr in die Länge ziehst, kann es leicht passieren, dass die Geschichte langweilig wird.
Das soll nun nicht heißen, dass die Story in den nächsten 2 Kapiteln zu ende sein soll, das würde irgendwie zu dem Anfang nicht passen, aber wenn nun noch weitere 15 Kapitel folgen, kann ich mir kaum vorstellen, dass die Geschichte drunter leidet.
Nun gut, ich weiß ja nicht was du noch geplant hast, ich lass mich sonst auch gern vom Gegenteil überzeugen, aber soweit meine Meinung&Tipp.

Ich freu mich auf mehr :)
Lg ike

Von:  risuma
2008-09-24T13:41:05+00:00 24.09.2008 15:41
Wie? Noch kein Kommi von mir? Ich hätte schwören können...

Nun, dann wird es aber wirklich Zeit *seufz*

Armer Joey, er gibt sich soviel Mühe, vor allen zu verstecken, WIE verliebt er in Seto Kaiba ist...
doch seine Freunde wissen doch längst schon Bescheid *nick*
und möchten ihm doch nur helfen...

andererseits kann er dann so besondere Momente ganz für sich haben...
nur - schöne Dinge mit seinen Freunden zu teilen, macht sie noch schöner...

Joey, gib dir einen Ruck und rede doch endlich mit deinen Freunden, wenigstens mit Yugi *nick*
dann geht es dir gleich viel besser...

Ich mag deine Geschichte, sie ließt sich sehr schön, und ich bin wirklich verwirrt, dir noch keinen Kommi geschrieben zu haben...
nun ja, das hab ich jetzt nachgeholt, und es wird gewiss nicht der letzte bleiben *nick*

In diesem Sinne, bis zum nächsten Kapitel

deine risuma

Von:  Doggy-chan
2008-09-24T12:43:17+00:00 24.09.2008 14:43
da hat sich die lange wartezeit ja doch gelohnt ^^

ein tolles kapitel aber ich hätte erwartet das Seto andersreagiert

ein tolles kapitel zu einer tollen FF...past doch perfekt *g*


bin echt gespannt wie es weiter geht
bis zum nächsten kapi
GGGVLG deine Hundi
Von:  Akki
2008-09-24T12:30:49+00:00 24.09.2008 14:30
*lach* das bringt auch nur Joey fertig, SO seine Liebe zu gestehen (zumindest mehr oder weniger, es könnte auch immer noch eine Beleidigung von Kaibas Familie sein *rofl*)
Freu mich schon auf den nächsten Teil ^_^
Von:  kia-chan23
2008-09-24T08:08:24+00:00 24.09.2008 10:08
Das ist schon richtig . . . suppi! Vom Lesefluss her sehr gut.

Mir gefiel es wirklich, ich hatte das Gefühl, als würde ich zusammen mit Joey in Panik geraten. Hab richtig mitgefiebert, als er Seto auf sehr ungewöhnliche Art und Weise seine . . . nunja "Liebe?" gestanden hat.

Freu mich schon auf das nächste Kappi!
Von: abgemeldet
2008-09-24T07:44:48+00:00 24.09.2008 09:44
*____________*
wie toll x3
ich freu mich schon aufs nächste kapitel x3


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