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Wortlos

Joey + Kaiba
von

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Déjà-vu

Drei Sachen vor diesem Kapitel.

1. Ich habe aus Neugierde auf die Favoriten-liste gedrückt und bin beinah nach Hinten gekippt. Sooo viele kommentarschreibfaule Leser. Ich kenn das, ich bin selbst so einer.

2. Dieses Kapitel hat mich beinah umgebracht, so zäh lief es. Pro Stunde habe ich drei Absätze hinbekommen. Ihr könnt ja mal zählen.

3. Word hat mich verlassen, ich habe nun ein (wunderbares, tolles) Macbook, das auch ein Rechtschreibprogramm hat, nur hat sich dieses komischerweise irgendwann auf Englisch umgestellt. Ich hab mein Bestes gegeben, die Rechtschreibfehler gering zu halten, aber es könnte sein, dass doch mehr als sonst zu finden sind. Ich kümmer mich darum, dass das zumindest nächstes Mal wieder läuft. <- gehört der Vergangenheit an.
 

Ansonsten Viel Spaß:
 

********************************************
 

Eine besondere Eigenschaft von Tiefpunkten ist, dass ein Tiefpunkt in Wirklichkeit überhaupt keiner ist.
 

Das klingt verwirrend und unlogisch; aber ist wahr.

Eine altbekannte Weisheit sagt, dass immer dann, wenn du glaubst: Das ist er. Mein Tiefpunkt aller Tiefpunkte, die Niederlage meines Lebens, das Fettnäpfchen, indem ich ertrinken werde. Immer dann kommt das Schicksal (für die sentimentalen Menschen unter uns) oder „irgendetwas“ (für die anderen) und haut dir noch Eine rein.

Dieses „Es“ macht aus einer Niederlage einen verlorenen Krieg und aus einem Fettnäpfchen ein riesengroßes Fettfass.
 

Wenn ich mir also denke: „Du bist in Kaiba verliebt, du arme Sau. Schlimmer kann’s nicht kommen.“

Dann hätte ich es besser wissen müssen.

Dann musste es nämlich zwangsläufig zu dem Kommen, wozu es kam:
 

Ich. Vor ihm. Auf den Boden. Staub fressend.
 

Deshalb ist der vorige Tiefpunkt, kein wirklicher Tiefpunkt. Und der jetzige Tiefpunkt auch keiner, denn ich weiß einfach, dass ein weiterer, noch viel erniedrigender Tiefpunkt nur auf mich wartet.

Mein Leben ist einfach, um weiter in Metaphern zu sprechen, ein Fettfass ohne Boden.
 

"Hör auf dich in deinem Selbstmitleid zu suhlen und steh auf", unterbrach dann Kaiba leider etwas rüde meine durchaus philosophischen Gedanken.

"Leck mich", antwortete ich fast automatisch, stemmte mich aber zumindest schon mal mühsam auf: "Tut mir Leid, aber auf deinen Fahrstuhl des Grauens war ich nun echt nicht vorbereitet." Er hatte ja Recht, aber es war nicht so, dass ich ihm das jemals sagen würde.
 

"Pff. Dafür gibt es Griffe, Köter. Ich wusste nicht, dass du blind bist." Es war schon fast Routine, ein paar Beleidigungen zum Aufwärmen und dann kam das Geschäft. Aber Griffe...? Das lies mich dann doch aufhorchen. Misstrauisch lugte ich zu Roland und Frau Sommer hoch, die immer noch lächelte, komische Frau. Wahrscheinlich wurde sie dafür eingestellt. Ein Kerl zum höflich sein und eine Dame zum nett anschauen. So als Ausgleich für Kaibas eher... fehlerhaften Charakter. Eine wahre Mischung des Grauens.

Die beiden standen jedenfalls ungerührt da.
 

"Griffe", wiederholte ich also ein bisschen perplex, "Klar, wie kam ich nur nicht darauf die Griffe... hey!"

Kaiba hatte mir noch einen von den Blicken geschenkt und sich dann einfach umgedreht. Einen Moment blinzelte ich ihm noch hinterher, ungläubig. Schließlich war ich hierher eingeladen worden, wie war das nochmal mit der Gastfreundschaft? Der ging einfach weg und ich saß immer noch auf dem kalten Betonboden.

So aber nicht. Mit einem Satz war ich auf den Beinen und folgte dem teuflischen Trio. Frau Sommer, die eine Aktentasche in ihrer Hand schwenkte, hatte sofort mit Kaiba den Rückzug angetreten und Roland ging sogar noch ein paar Schritte voraus.

Das war so unfair. Die hatten Heimvorteil.
 

Nachdem ich ein paar Minuten dem Klacken der hohen Absätze von Frau Sommer gelauscht hatte und sich immer noch niemand dazu bereit erklärte mir irgendetwas zu sagen, begann dann halt ich das Gespräch mit einem leichten Smalltalkthema:

"Wohin zur Hölle gehen wir überhaupt?"

Wir folgten einen langen Gang, der nur von Neonlampen an der Decke erleuchtet wurde. Im Ernst, ich hatte mir Kaibas Büro irgendwie anders vorgestellt. Das hier passte besser in einen Horrorfilm, ich denke nicht, dass sich seine Geschäftspartner hier wohl fühlten. Ich tat es jedenfalls nicht.
 

"Zum Auto, weshalb denkst du sind wir wohl sonst in der Tiefgarage?", Kaibas Stimme hallte von den Wänden wieder, während er unbeirrt weiter schritt und sich nichtmal zu mir umdrehte.

Das erklärte allerdings ziemlich viel. "Na toll." So wichtig war ich ihm also, dass er mich in die Garage bestellte. Hat man schon mal von einem Meeting gehört, das in einer Garage abgehalten wurde? Ich jedenfalls.... schon.

"Sind die Tiefgaragengespräche eigentlich nicht immer die inoffiziellen-es-gab-sie-nicht-Dinger? Bin ich dein schmutziges Geheimnis?", platzte es aus mir heraus, bevor ich es verhindern konnte.

Ich hatte sowas einmal im Fernsehen gesehen. Da haben sich die Politiker immer mit den Journalisten in solchen Garagen getroffen, ganz geheim und... naja geheim halt. Gut, das war ein Spielfilm, aber wenn es hier solche Schneller-als-das-Licht-Fahrstühle gab, warum nicht auch das?
 

"Wheeler, nimm dich nicht so wichtig. Durch deine kleine Verspätung bleibt uns nichts anderes übrig. Ich hab noch einen wichtigen Termin." Wir bogen um eine Ecke.
 

"Als ob das meine Schuld war!", rief ich ihm hinterher.

"Nicht?"

"Sowas von nicht!"

"Bei dir doch nicht."

"Bei mir doch... WAS SOLL DAS SCHON WIEDER HEIßEN?"

"Nichts. Wir sind da."

Und dann standen wir wieder vor der altbekannten Limousine.

Roland hielt die Tür auf und Kaiba schaute mich auffordernd an. Mit der hochgezogenen Augenbraue, natürlich.

"Fein!", mit hoch erhobenem Kopf stapfte ich an ihm vorbei, bereit in das Maul des Löwen zu steigen.
 

In der Höhle war ich ja schon.
 

********
 

Die Fahrt zog sich hin. Am Anfang sagte keiner etwas und ich saß nur da, während in meinem Kopf ein Lämpchen mit dicker Déjà-vu Aufschrift blinkte.

Seltsame Atmosphäre? Check.

Schweigen? Check.

Kaum zu unterdrückendes Verlangen Kaiba am Kragen zu packen und einfach mal gut durchzuschütteln, während ich: "Verdammt, warum musste ich mich in so einen Penner verlieben" schreie? Check.

Und ich hatte vorher noch an Flirten gedacht. Oh man...
 

Was die ganze Stimmung allerdings nicht nur seltsam, sondern absolut unerträglich machte, war Frau Sommer.

Ihr Schweigen war grausam. Kaibas Schweigen kannte ich. Es regte mich auf, aber ich kannte es. Ihr Schweigen war neu, bedrückend und während sie mich mit ihren klaren, blauen Augen musterte, wurde ich immer unruhiger und fing an mit einem Bein zu wippen, nur um irgendetwas zu machen.
 

"Ähm... tut mir Leid nochmal zu fragen, aber wohin fahren wir?", und das Déjà-vu-Lämpchen brannte.
 

"Zu meinem Termin natürlich." Kaiba klang genervt. Er hatte seit dem Beginn der Fahrt einen dicken Packen Papiere vor der Nase und blätterte darin herum. Ich kam mir etwas verloren vor.
 

"Und wo ist dieser ominöse Termin? Und was ist das überhaupt? Man, komm mir hier ein bisschen entgegen." Ich war langsam echt verzweifelt. Die Stimmung hier, war mehr als verquer. Es passte einfach gar nichts. Alles gestelzt und gestellt. Die Welt ist eine Bühne und ich war eigentlich nur der Ersatzschauspieler, der seinen Text nicht konnte und in der Premiere auf die Bühne geschupst wurde, plötzlich in der Hauptrolle.
 

"Wir sind da", sagte Frau Sommer bevor Kaiba zu einer Antwort überhaupt auch nur ansetzen konnte und tatsächlich, die Limousine wurde immer langsamer bis sie vor einem großen Gebäude zum Stillstand kam. Kurze Zeit später wurde dir Tür aufgemacht. Sie stieg als erste aus, dann Kaiba. Ich wollte ihnen gerade folgen und steckte den Kopf durch den Türrahmen, als er sich wieder umdrehte und mir den Weg versperrte. Ich blinzelte durch meine gebückte Haltung nach oben. Das war auch so ein Déjà-vu ding: Kaiba von unten bestaunen, als ob er sonst nicht groß genug war.
 

"Was soll'n das jetzt wieder?", fragte ich, während ich meinen Hals noch ein bisschen mehr verrenkte, um ihm in die Augen schauen zu können. Mein Kopf war vielleicht dreißig Zentimeter von seinem Brustkorb entfernt. Das ist ein langes Lineal aus der Grundschule und auch wenn das einem damals vielleicht groß vorkam, dreißig Zentimeter sind nicht viel.
 

"Du kommst nicht mit."

"Was?", stotterte ich. Ich war zu verwirrt, um sauer zu sein. Mit einem Plumps ließ ich mich wieder auf die Sitzpolster fallen.

Diesmal beugte er sich runter um mich zu sehen, hielt sich mit einer Hand am Limousinendach fest. Ich wette, dass man in dieser Position einen guten Blick auf Kaibas Hintern gehabt hätte. Wäre da nicht der Mantel. Oder die Angst, dass Kaiba auch Augen im Hinterkopf hat. Ich jedenfalls hatte nun einen guten Blick auf seine Augen. Die mich heute zum gefühlten ersten Mal wirklich ansahen.
 

"Wheeler...", fing er an und strich sich mit der Hand durch die Haare. Ich wusste nicht wovon ich mehr geschockt sein sollte. Von dem Ausdruck seiner Augen, dem Ausdruck seiner Stimme oder dieser Geste. Alle drei Dinge zeigten, dass Kaiba müde war; sie zeigten, dass Kaiba verdammt noch mal ein Mensch war und er zeigte es durch diese Dinge mir.

Ich tat also mein Bestes, um ihm zu helfen: Ich hielt meine Klappe und hörte zu.
 

"Das hier wird etwas länger dauern. Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder fährt Roland dich nach Hause, ich rufe dich morgen an und wir regeln den Papierkram über Express, da ich übermorgen in New York sein muss oder...", und hier hielt er inne, musterte mein Gesicht nochmal ganz genau, als ob er irgendetwas darin suchte. Ob er es fand, weiß ich nicht, jedenfalls redete er weiter, "...oder du tust mir einen Gefallen und holst Mokuba von einem Freund ab und kümmerst dich um ihn. Ich hatte ihm versprochen, dass ich heute früher zu Hause bin, was ich nicht schaffen werde. Wir essen dann später zusammen und können über den Vertrag sprechen."
 

Ich musste ihn mit ziemlich großen Augen angestarrt haben, denn er stand noch für einen kurzen Moment in der Tür und blickte mich in einer Art an, die mein Herz zum Klopfen brachte. Erst dann richtete er sich auf und trat einen Schritt zurück. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht ganz erkennen, aber ich sah die Hand, die wie zu einer Verabschiedung zuckte und ich hörte definitiv das "Überleg's dir" bevor er sich umdrehte und die Treppen zu dem Gebäude hochschritt, das ich irgendwoher kannte.
 

Ich schaute seinem wehenden, wenn auch nicht stylisch ganz gelungenem, dafür umso imposanteren Mantel hinterher bis er auf der obersten Stufe hinter einer massiven Holztür verschwunden war.
 

Erst dann hörte ich ein Räuspern und fuhr ich wie vom Blitz getroffen herum. Die Scheibe, die sonst die Fahrerkabine vom Rest trennte, war runtergeschoben worden. Roland schaute mich mit einem wissendem Blick an. Jedenfalls tat er das, wenn das Lächeln, das um seine Mundwinkel spielte, irgendein Indiz war: "Sir, wenn Sie weiter träumen möchten, stelle ich gern den Motor ab. Ansonsten würde ich mich sehr über eine Anweisung von Ihnen freuen."

Ich merkte wie meine Wangen rot wurden. Als Mann hatte man zwar das Recht wie ein verliebtes Schulmädchen jemand Anderem hinterher zu starren, aber nicht das Recht dabei erwischt zu werden.
 

"Ähm... ähm... wohin würden Sie denn gerne fahren?", stammelte ich mir also zurecht. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass mein Bauch kribbelte. Alles kribbelte. Es war nicht viel, was Kaiba gesagt hatte, aber es war viel mehr, als sonst, filtert man unsere üblichen Beleidigungen heraus. Ich war also nicht besonders zurechnungsfähig, als Roland sich die Brille zurechtrückte und mich in einem - wie sollte es auch sonst sein - höflichen Tonfall fragte: "Mr. Wheeler, darf ich Ihnen das Konzept eines Chauffeurs erklären, ich bin dafür da Sie an einen von Ihnen gewünschten Ort zu transportieren."

Ich schluckte, vielleicht konnte das verhindern, dass ich noch röter wurde. Jedenfalls schluckte ich und irgendwo dazwischen schaffte es ein: "Mokuba...?" sich aus meinem Hals herauszuquetschen.
 

Ich mein, Kaiba hatte es einen Gefallen genannt. Wer bin ich jemandem das und ein freies Abendessen abzuschlagen? Also war doch klar, was ich machen würde, das war doch gar keine Frage. Dem erneuten Zucken um Rolands Mundwinkel herum zu urteilen, hatte auch er mit meiner Entscheidung gerechnet. Er sagte zwar mit seiner gewohnten tonlosen Stimme: "Wie Sie wünschen.", bevor er sich in den Straßenverkehr einordnete und sich die Limousine in Bewegung setzte, aber das Halb-Lächeln verriet alles.
 

"Ich hab Mokuba nur lange nicht mehr gesehen, wissen Sie?", erklärte ich ihm also.

"Sicher Sir. Das ist dann eine gute Möglichkeit das nachzuholen."

"Jaha, seit... uhhh viel zu lange nicht mehr. Und ich habe heute Abend halt dann auch zufälligerweise frei."

"Zufälligerweise, natürlich."

"Da schlägt man so ein Abendessen nicht ab. Würden Sie so ein Abendessen abschlagen?"

"Mit Sicherheit nicht."

"Und wenn man dann auch noch dieses Vertragszeug erledigen kann, dann ist das doch wunderbar."

"Wunderbar, in der Tat."

"Es ist ja nicht so, dass ich extra Zeit mit Kaiba verbringen will, das hat sich halt so ergeben, verstehen Sie? Wie wenn du noch einen Sahnepudding in den Einkaufswagen legst, das ist so ein Momentsding."

"Wie Sahnepudding im Einkaufswagen, ein Momentsding, ich verstehe vollkommen."
 

Irgendwie hatte ich das leichte Gefühl, dass Roland sich über mich lustig machte.

Keine Ahnung warum.
 

*******
 

Mokuba war überrascht gewesen als ich und nicht "Seeeetoooooo!" in der Limousine saß.

Ja, überrascht trifft es ziemlich gut.
 

"Ähm. Du bist nicht Seto", hatte er gesagt, während sein Rucksack ihm halb von den Schultern rutschte. Es war so ein herzzerreissendes Bild, das ich vergessen konnte, dass es sich hier um einen 16-jähriger Junge handelte. Ich tätschelte ihm also die Wange und strahlte ihn an: "Messerscharf geschlussfolgert, Kurzer."

Ich weiß nicht, ob ich noch mehr hätte falsch machen können.
 

Es dauerte die ganze Fahrt, das Essen bei Burger World und den Besuch in der Spielhalle bis er mir annähernd verziehen hatte.
 

Erst in der Kaiba-villa war ich wieder sein "Kumpel Joe", was mit den vernichtenden Siegen zusammenhängen könnte, die er auf seiner Playstation gegen mich gewann. Jaja... das hat bis jetzt jeden Kaiba aufgeheitert.

Aber einen großen, großen Unterschied gab es auf jeden Fall zwischen Groß- und Klein-Kaiba. Der Eine hätte mich ausgelacht und rausgeworfen, der Andere lud mich zu einem Eis in seine überdimensionale Küche ein.
 

"Du warst gar nicht sooo schlecht...", erklärte mir Mokuba gönnerhaft zwischen genüsslichen Bissen unseres riesigen Schokoladen-Eis-Sirup-Streusel-Bergs. "Die Anderen halten nicht so lange durch wie du. Mein Bruder ausgenommen, natürlich."

Ich verdrehte die Augen. Natürlich. Aber die Unmengen von Schokolade stimmten mich versöhnlich. Kaiba war einfach Mokubas Gott und so schnell würde sich das wohl auch nicht ändern. Ich konnte nur hoffen, dass das bei Serenity auch so war.
 

"Wie lange willst du eigentlich bleiben, Joey?", fragte mich Mokuba aus dem Blauen heraus. Es war ein besonderer Schimmer in seinen Augen, den ich 'angsteinflösend' taufen würde: "Ähm. Ich warte eigentlich auf deinen Bruder", erklärte ich zwischen zwei weiteren Bissen. Irgendwie war mir das peinlich und Mokubas hochgezogene Augenbraue da auch nicht sehr hilfreich. Auch so ein Kaibading. "Weißt du, ich muss noch was Geschäftliches mit ihm regeln..."

"Oh nein, nicht du auch noch!", stöhnte er und setzte den Löffel ab. "Im Ernst, als ich dich in der Limousine sah, dachte ich, dass Seto vielleicht endlich mal auch ein bisschen an seinen eigenen Spaß denkt. Aber... oh man."

Ich konnte nur gerade so verhindern rot zu werden. Kaibas Spaß... mit mir... da kamen Bilder hoch, die ich jetzt nicht da haben wollte. Ich konzentrierte mich lieber darauf, den Rest Schokomansche aus unserer Schale zu kratzen.

"Naja, wenigstens habe ich dann jemand, der heute mit mir auf Seto wartet. Lass uns einen Film gucken oder sowas machen", seufzte er, während er den Schüssel in die Spülmaschine stellte.

"Keinen Horrorfilm", schoss es aus mir wie aus einer Pistole.

"Aber Joey..."

"Kein Blut-Angst-Renn-Noch-Mehr-Blut-Film."

"Komm schon, die sind gar nicht soooo gruselig."

"Bist du dafür überhaupt schon alt genug?"

"Ich habe Internet und kann mit Suchmaschinen umgehen, denkst du das spielt noch irgendeine Rolle?"
 

Und so weiter und so weiter. Wir diskutierten jedenfalls gerade angeregt, als mein Blick zufällig auf die Tür fiel. Und mit einem Schlag war Mokuba meilenweit entfernt.

Kaiba stand da, aber wie... An den Türrahmen angelehnt, ein leichtes Lächeln um die Mundwinkel. Aber das wirklich unsägliche war, dass das Lächeln blieb, als sich unsere Blicke trafen. Das Einzige, was sich änderte, war dass Kaiba nun den Raum betrat.
 

"Seto, Seto...", begann Mokuba mit einem vorwurfsvollen Ton, während er sich immer noch noch an die Spülmaschine lehnte: "Du warst noch nichtmal zum Essen da. Dabei haben wir so viele Unmengen von gesunden Dingen gegessen, nicht wahr Joey?"

Ich nickte pflichtbewusst. Burger und Schokolade sind unglaublich gesund, sage ich euch.
 

"Tut mir Leid Mokie, aber du weißt wie es zur Zeit ist. Ich komme einfach nicht aus der Firma raus", antwortete Kaiba während er misstrauisch den Tisch musterte, auf dem noch einzelne Schokokrümmel zu sehen waren.

Irgendwas störte mich an dieser Antwort, aber es war nur so in Gefühl, also achtete ich nicht weiter darauf. Vielleicht war es nur die Entschuldigung. Oder der Spitzname. Der Kaiba, den ich kannte, benutzte so etwas nicht. Aber dass der Familien-Kaiba anders war, das wusste ich ja bereits. Nur, dass er auch vor mir Familien-Kaiba sein konnte, das war neu. Ich konnte praktisch spüren wie sich mein Gesicht zu einem absolut duseligen Grinsen verzog.
 

Was soll ich sagen? Glückliche Familien machten aus mir schon immer ein Weichei.
 

"Das Nicht-Rauskommen hat nichts mit einem "zur Zeit" zutun, Bruderherz. Wenn du mich wenigstens ein bisschen Mitarbeiten lassen würdest, ich könnte dir wirklich helf....",

"Nein, Mokuba... Wir haben doch schon darüber geredet. Ich will das nicht." Kaiba massierte sich die Schläfen. In seiner Stimme hing etwas von Ungeduld mit.

"Und ich will dich nicht nur für fünf Stunden am Wochenende sehen. Verdammt ich bin Sechzehn! Aber das interessiert ja keinen von euch. Ich bleibe ja immer der 'Kurze'..." Ich zuckte unwillkürlich zusammen. Deshalb war er so von meinem Scherz verletzt.

"Du weißt genau, dass das nicht stimmt. Ich finde nur, dass du zuerst deine Schullaufbahn..." Es scheint so, dass...

"...beenden solltest?" ... es diese Auseinandersetzung öfters gab.

"Du bist auch noch Schüler, verdammt!", rief er noch und dann gab es einen Knall; die Tür war zu und Mokuba weg.
 

Ebenso mein Dusel-Grinsen. Das war das, der Traum von einer perfekten Familie. Ich blickte schielte jedenfalls etwas ängstlich zu Kaiba hoch, keine Ahnung, was ich von ihm zu erwarten hatte. Es könnte ein Rausschmiss oder eine Umarmung sein, wobei letzteres wohl eher aus meiner Phantasie stammte.

Er jedenfalls seufzte nur. "Ich mache mir noch einen Kaffee und dann setzen wir uns an deine Sachen."

Ich nickte. Kaffee klang gut.
 

****
 

"Du willst mich tatsächlich dafür bezahlen?", wir hatten das Wohnzimmer bezogen, beziehungsweise, ich war vorgegangen und hatte mich in einen der wenigen Räume gesetzt, den ich hier kannte. Daraufhin hatte Kaiba seine Aktentasche geholt und mir einen Stapel Papiere vorgesetzt, die ich nun durchblätterte.

Er zuckte mit den Schultern. "In gewisser Hinsicht assistierst du mir wirklich in diesem Fall." Ich starrte immer noch auf das Blatt, dort stand ein Stundenlohn von 13 Euro. Nicht schlecht, überhaupt nicht schlecht.

"Äh... okay", murmelte ich und blätterte weiter. Verdammt, da stand alles drin. Inklusive Urlaubstage und Krankheitsfall... "Wofür denn das?", ich zeigte ihm die beiden Klauseln.

"Falls du bei einem Abendessen nicht kannst", erwiderte er knapp, und ließ sich zurück in seinen Sessel sinken.

"Ich dachte das wär nur Eins!", irgendwie war ich doch etwas überrumpelt. Und hatte ich vorher noch diesen Vertrag als etwas... naja... bürokratischen Mist angesehen, auf den Kaiba wohl bestand, so wurde mir langsam klar, dass es doch ganz sinnvoll war. Jedenfalls war es eine nette Vorwarnung.

"So eine Verhandlung kann sich gegebenenfalls hinziehen", erklärte mir Kaiba, während er an seiner Tasse nippte. Müde blinzelte mich an, der Kaffee schien jedenfalls nicht besonders zu wirken. Ich glaube er wusste auch nicht unter welchen Gegebenheiten, also fragte ich da nicht nach.
 

"Ich muss dir 24 Stunden vorher bescheid geben, wenn ich nicht kann? Was ist mit einem Notfall?", ich war immer verwirrter und blätterte von Hinten nach Vorne und wieder zurück. Am Schluß standen sogar Benimmregeln. Das war das Erste worüber ich mich aufgeregt hatte. Aber Kaiba war zu müde gewesen, um mit mir zu streiten und alleine machte es keinen Spaß. Ich hatte also nur darauf bestanden, die "angemessene Frisur" herauszustreichen, den Dresscode lies ich einfach mal stehen.
 

"Lies weiter." Ah, tatsächlich da war sogar ein Abschnitt über Notfälle. Mein Gott, was für ein Scheiß...

"Na gut. Also, nur damit ich das richtig verstanden habe. Ich schicke dir meine Lohnsteuerkarte und meine Kontonummer und alles ist ganz wunderbar?"

Und siehe da, Kaibas Augenbraue wanderte wieder hoch.

"Was'n?"

"Idiot", murmelte er. Aber es war ein nettes Idiot, ich rollte also nur meine Augen und blätterte zurück zu dem Paragraphen, den ich überhaupt nicht verstanden hatte.

"Jaja, lach du nur, ich hab nicht jeden Tag mit Verträgen zu tun. Und vor allem nicht damit: Was zur Hölle sind 'gestellte Arbeitsmaterialien'?"

Aber anstatt einer neuen Beleidigung oder einer heruntergeleierten Erklärung, hörte ich nur ein: "Warte kurz." und Kaiba war aus dem Zimmer verschwunden. Ich beobachtete das Prasseln im Kamin, das irgendwie zu der Jahreszeit passte. Und kuschelte mich noch mehr ins Sofa. Ich musste gleich noch nach Hause fahren, raus in die Kälte, worauf ich absolut keine Lust hatte. Aber das war später, jetzt war es erstmal warm.
 

Ich hörte Kaibas Schritte wie er den Raum betrat und als nächstes fiel mir etwas Schweres auf den Bauch. "Au! Was soll das denn jetzt schon wieder?", fluchte ich, während ich das Ding näher betrachtete. Es war ein Aktenkoffer.

"Deine gestellten Arbeitsmaterialien", erklärte Kaiba und ließ sich wieder auf seinen Sessel gleiten. Bei mir sah das nie so elegant aus.

"Ein Aktenkoffer, wie spannend." Ich wollte das Ding schon auf den Boden stellen, aber Kaibas Augenverdrehen ließ mich innehalten. "Wie wär es mit aufmachen?", schlug er vor und ich streckte ihm die Zunge heraus.
 

Mit einem Klick war das Ding geöffnet. Und mein Mund ebenso.

"Das... das...", ich starrte wie gebannt auf den Inhalt. Kaibas amüsierte Stimme kam mir zur Hilfe: "Ist ein Notebook, ein Handy und..."

"... ein Autoschlüssel?", ich hielt ihn Kaiba entgegen, er funkelte im Licht des Kamins.

"Du hast doch einen Führerschein?", fragte Kaiba und diesmal konnte ich ihm einen überheblichen Blick schenken. Natürlich hatte ich einen Führerschein, nur hatten wir nur ein Auto und das brauchte mein Vater zum arbeiten.

"Aber... Kaiba, das kann ich nicht annehmen. Das ist zu viel. Wirklich." Ich war doch nur ein Fake-Assistent.

"Wheeler, das ist kein Gefallen, den ich dir tue, sondern ein Firmenwagen. Denkst du, ich kann es zulassen, dass du zu Terminen zu spät kommst, nur weil 'die Bahn Verspätung' hatte?", seine Stimme klang beim letzten Teil des Satzes irgendwie sarkastisch. Könnte damit zusammenhängen, dass er meine Lieblingsausrede aus dem Unterricht zitiert hatte. Ich starrte den Autoschlüssel immer noch zwischen Verwirrung und Verzückung an. Irgendwie fühlte sich es wie ein Geschenk an, auch wenn Kaiba darauf bestand, dass es nur ein Mittel zum Zweck war. Irgendwie war es...
 

"Danke." Ich lächelte ihn an, richtig.

"Kein Problem, Köter", und er lächelte zurück.
 

Es gibt Momente, die können sogar Beleidigungen nicht zerstören.

Und es gibt Momente, in denen es ganz okay war, verliebt zu sein.

Mein Herz, jedenfalls, klopfte. Schon wieder.

Déjà-vu.



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von:  Yoshy03
2010-03-14T13:26:04+00:00 14.03.2010 14:26
das ist mein absoulter liebling ich bekomm das grinsen schon garnicht mehr raus^^
Ach ich liebe Roland^^ er macht aus den beiden immer so ne runde sache^^
lg
Von:  Akki
2008-09-22T21:49:58+00:00 22.09.2008 23:49
Ich liebe diese FF. Ehrlich. Joey und Seto sind einfach toll dargestellt. Und Andrea. Bei dem würd ich sofort Tanzstunden nehmen *g*
Ich bin schon wahnsinnig gespannt, wies weitergeht. Irgendwie sagt mir mein Gefühl, dass nicht alles so klappt, wie die beiden das gerne hätten...

Liebe Grüße,
das Akki ^.~
Von:  kia-chan23
2008-09-03T08:33:08+00:00 03.09.2008 10:33
Hi, ich fand es richtig SüSS den Zweien zuzuschauen / lesen, beim flirten und so. . . Anders kann man dieses letzte Lächeln nicht nennen, zumindest rede ich mir das ein ^-^.

Aber den Job hät ich auch genommen, hät ich das eher gewusst, hät meinen jetzige Stelle als Chef-Assi nicht angenommen. Wo kann man sich bei Kaiba bewerben??? ~.o
Von:  Statjana
2008-07-25T19:06:06+00:00 25.07.2008 21:06
ahhh, süss.
Es ist immer wieder süss wenn Seto Joeys lächeln erwidert, da muss ich immer mit lächeln =)
schönes kapitel, freue mich schon riesig wenn es weiter geht^^

lg statjana^^
Von:  Hito
2008-07-21T08:11:12+00:00 21.07.2008 10:11
Awwwwwwwwwww, wunderbar!!!

Dieses Kapitel hat mir wirklich super gefallen - vor allem Roland! Ich habe mich so weggeschmissen während der Limo-Szene. Oder später bei Mokubas "Ähm. Du bist nicht Seto". Klasse.
Auch solche Feinheiten - wie zB. dass Kaiba müde ist, oder dass sein Lächeln nicht verschwindet als er zu Joey sieht.

Nur 2 kleine RS-fehler hab ich gesehen:
>Irgendwie war mir das Peinlich und Mokubas hochgezogene Augenbraue da auch nicht sehr hilfreich.<

peinlich kleingeschrieben

>"Ich mache mir noch einen Kaffee und dann setzten wir uns an deine Sachen.<

setzen nicht setzten

Ich freue mich wirklich schon auf das nächste Kapitel!!!
Hito =D

Von:  kalenowo
2008-07-19T20:21:06+00:00 19.07.2008 22:21
Schööönnnn! *wild herum hopen* Ich mag deinen Schreibstil! Und du hast die beiden Hauptdarsteller gut getroffen, so verpeilt wie Joey mal daherkommt und glaubt, er ist der Held *prust* Aber mein heimlicher Schwarm ist ja Andrea!
Im Übrigen: *Fähnchen schwenken* Ich hab die Story in einem Rutsch heute gelesen *stolz Fähnchen schwenken* und ICH WILL MEHR!!!!! Sie ist echt schöööönnnn!!!!
Aber ehrlich: die Story liest sich flott und schlüssig (wie ein(e) Deutschlehrer(in) sagen würde *bääähhh*) Ich habe eigentlich keine Haken oder sonstige Unterbrechungen/Stilbrüche/Logikfehler gefunden.
Mach weiter so und *Messer aus Umhang zaubern* schnell! *Messer in Hand entdecken, Schreck kriegen , verstohlen umsehen und Messer wieder einstecken* *unschuldig durch die Gegend pfeifen*
XD K
Von: abgemeldet
2008-07-19T09:33:26+00:00 19.07.2008 11:33
hi!
tolles kapitel! fand es total lustig...na ja,ich hoffe,es gibt für die beiden ein happyend=)

BITTE schreib schnell weiter!!!

LG magewi
Von:  kuestenfee1
2008-07-17T15:50:03+00:00 17.07.2008 17:50
Schön, dass es wieder was neues gibt.
Finde das Kapitel wieder sehr gelungen.
Weiter so.

lg kuestenfee
Von:  Doggy-chan
2008-07-16T22:07:30+00:00 17.07.2008 00:07
Ein echt tolles kapitel
Ich hoffe es geht bald weiter
GGLG hundi
Von: abgemeldet
2008-07-16T20:08:18+00:00 16.07.2008 22:08
Irgendwie bin ich in letzter Zeit total verplant und mir ist aufgefallen, dass ich zum letzten Kapitel gar kein Kommi dagelassen hab. Sorry! Dieses Mal hinterlass ich aber eins:)

Joey ist süß, einfach verliebt und dabei unglaublich niedlich. Gerade die Momente, wo er dämlich rumgrinst, erinnern mich an mich selbst, wenn ich verliebt bin. Das macht ihn sehr sympatisch und echt.
Und Kaiba scheint ihn ja zu mögen, wer bitte auch schon jemanden, den man "nicht" mag, Zeit mit seinem Bruder zu verbringen, weil man selbst nicht kann; sind sicherlich nicht viele ;)

Irgendwie bin ich etwas wortkarg gerade, ich hoffe das macht nichts und du freust dich bestimmt trotzdem über's Kommi^^
Ich freu mich wenn's weiter geht, die FF gefällt mir sehr:)
Viel Spaß beim Schreiben.

Lg ike


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