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Wortlos

Joey + Kaiba
von

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Augenblick

Hallo!
 

Ich weiß gar nicht, was ich zu diesem Kapitel sagen soll. Es ist ein Experiment. Ich habe erneut geschafft, was ich mir vorgenommen habe. Alles ist drin, was drin sein sollte und nur ein bisschen mehr.

Eigentlich wollte ich Joeys Dad nicht explizit erwähnen, jedoch war mir jetzt dieses: "Alles ist gut mit ihm" in einem der ersten Kapitel etwas zu wenig.

Andererseits ist das Thema Alkoholismus ziemlich schwer zu schreiben. Man will nicht überdramatisieren, aber es auch nicht unter den Tisch kehren.

Kann sein, dass ich an dieser Stelle ziemlich viel Mist geschrieben habe.

Aber es überkam mich.

Ebenso sollte der Kaiba-Joey-Dialog nicht die Länge haben, die er jetzt besitzt. Aber auch das war größtenteils ein Selbstläufer. Ich habe dort so viel ausgeschnitten und neu eingefügt, dass ich am Schluss gar nicht mehr wusste wo vorne und hinten war.

Trotzdem gilt das Selbe wie für das letzte Kapitel. Das Schreiben hat Spaß gemacht, ich hoffe das Lesen macht auch welchen.
 

*********---------*********---------*********---------*********---------
 

Pizzeria:

„Du hast gegen Kaiba gewonnen?“

„Naja. Da kam halt so ein Anruf für Kaiba rein und dann hat er das Spiel abgebrochen. Aber er hat aufgegeben, also habe ich gewonnen.“
 

Zu Hause:

„Du hast also gegen diesen Freund von dir dieses Spiel gewonnen?“

„Nein Dad! Er ist nicht mein Freund. Er ist ein fieser Mistkerl, dem ich es ordentlich gezeigt habe!“

„Aha. Kommst du Essen?“
 

Nächster Tag, Krankenhaus:

„Du hast Kaiba also dann besiegt?“

„Ja man! Dem hab ich’s gezeigt. Nach zwei Zügen konnte der gar nichts mehr, hat sich nur noch mit einem Telefonat aus der Affäre ziehen können. Ich wette das war auch nur so ein Alibidings wie davor.“

„Ähm Joey, gestern hast du noch was anderes erzählt.“

„Moment mal, Telefonat davor?“

„Ähhhh… ach das…. Oh mein Gott wie spät es ist! Wir kommen noch zu spät zum Unterricht!“

„Joey! Warte gefälligst - Alibidings?“
 

Schulhof:

„Joey! Was hör ich da? Du hast Kaiba besiegt? Du?“

„Joah, Miki. Ich hab da eigentlich gar nicht so viel gemacht. Naja. Wenn’s halt hart auf hart kommt, dann zeigt sich wer der Bessere ist, ne? Kaiba hat sich sogar extra ’nen Hubschrauber einfliegen lassen, um schneller vor dem Joey-master fliehen zu können!“
 

Jungentoilette:

„Wheeler, sag mir was in deinem verlausten Hirn vor sich geht!“

„Oh… hehe… Kaiba, hallo…“
 

Ich war gerade durch die Tür gekommen, beschwingt durch meinen neu erworbenen Status als Held der Schule. Und bamm… war mein Rücken gegen die Tür gedrückt und Kaibas bedrohlich funkelnde Augen direkt vor meiner Nase, während sich seine Arme rechts und links von meinem Kopf befanden. Wenn ich wollte könnte ich also locker zwischen ihnen durchschlüpfen, doch wohin ich schlüpfen sollte, war eine andere Frage. Schließlich befand sich mein einziger Fluchtweg hinter mir, gut zugedrückt und nicht passierbar. Hilfe von außen konnte ich auch nicht erwarten, die Tür war perfekt blockiert. Das hieß eins: nur Kaiba und ich.

Ich schluckte. Wir befanden uns in genau derselben Position wie vor vier Tagen. Ergab Schule und Kaiba immer gleich einen platt gedrückten Joey? Ich hoffe ja nicht, ansonsten hieß das wohl: „Bye, bye schöne Welt“ und was würde diese ohne ihren schönsten, tollsten, besten Duellanten tun? Jetzt wo ich ein Held war und so… und überhaupt. Was bildete sich dieser Kerl da überhaupt ein! Mich so gegen die Wand bzw. Tür zu schleudern. Ein bisschen mehr Respekt bitte, und das sagte ich dann auch.
 

„Hey, pass auf wie du mich behandelst, Arschloch. Du legst dich mit dem neuen Liebling der Schule an. Meine neu gewonnen Freunde werden dich überrennen, wenn du mir auch nur ein Haar krümmst, das muss dir doch wohl klar sein.“
 

Er verdrehte nur die Augen. Wirklich sauer sah er nicht aus, nur müde und abgespannt. Und genervt, wie mehrere Falten verrieten, die jetzt, wo er mit dem Augenrollen aufgehört hatte, wieder ihren Platz auf seiner Stirn einnahmen. Weiteres Merkmal waren wieder einmal seine Augen, die mich kalt musterten und keinen Funken von Leidenschaft in ihnen hatten.
 

„Und Wheeler, dir muss ‚klar sein’, dass du dich auf ein gefährliches Territorium begibst.“
 

Leidenschaft war etwas, das Kaiba nur selten zeigte, bei Duellen und wenn er Yugi anfauchte… oder halt mich und es ist immer wieder ein verdammt aufregendes Gefühl von solchen Augen angestarrt zu werden und zu wissen, dass man in diesem Moment, das Einzige ist, was der andere wahrnimmt, dass man die ganze Aufmerksamkeit einer anderen Person auf sich gelenkt hat, einer Person, die sich sonst für nichts interessiert oder zumindest die Leute dies glauben lassen will.

Und es sind solche Momente, in denen man gar nicht anders kann als dieses Gefühl zu erwidern. Man wird von solchen Blicken mitgerissen und macht diesen Menschen unweigerlich selbst zum Mittelpunkt.

Es ist wie wenn man zum Beispiel in einer Bar von einem Fremden angestarrt wird, man kann nicht anders, als auch zu ihm rüber zu gucken. Meist schaut man schnell wieder beschämt weg. Trotzdem spürt man den Blick des anderen förmlich, während man sich hinsetzt und sich die Karte anschaut, und nach kurzer Zeit kann man nicht anders, als noch mal unauffällig rüber zu schielen und wenn der Andere dann immer noch guckt, wird einem unbehaglich und man wechselt den Tisch, um aus seinem Blickfeld zu kommen, während man sich fragt, was dieser Jemand an einem gesehen hat, warum er so gestarrt hat.
 

Nur schaue ich nie weg, ich starre zurück.

Und auch Kaiba wendet sich nicht ab.

Das Unbehangen ist auch gar nicht so groß, wenn man es herausschreit und sagt, dass der andere sich gefälligst um seine eigenen Sachen kümmern soll. Nur das „Warum“ bleibt und mein „Warum“ geht bei Kaiba über ein bloßes „Dagegen-Verhalten“ hinaus.

Sonst wären solche Momente, wie eben jetzt, wo Kaiba schaute und nicht starrte nichts weiter.

Mir wäre nicht unbehaglich zu Mute und mein Magen würde sich nicht unnötig verknoten. Ich wäre genauso cool wie sein Blick, einfach ich selbst. Ich könnte analytisch denken. Vielleicht jedenfalls. Und wäre nicht so… so… ausgeliefert.
 

„Drohst du mir, Kaiba?“, meine Stimme war ein bisschen fester, als ich mich fühlte, aber noch weit davon entfernt so gefährlich zu klingen, wie ich es eigentlich gewollt hätte.
 

„Du hast keine Ahnung, nicht wahr?“, Er ging einen Schritt zurück und verschränkte seine Arme vor seiner Brust. Er war sich sicher, dass ich nun nicht mehr flüchten würde, warum weiß ich zwar nicht, aber er hatte recht. Flüchten war das Beste, wenn man es mit einem wütenden Kaiba zu tun hatte, aber das hier vor mir war Cool-Kaiba. Cool-Kaiba schlug niemanden. Das war unter seiner Würde.
 

„Tsk, Kaiba. Sowas mich, der die drei Weisen in einer Person vereinigt, zu fragen, ist ja wohl lächerlich.“ Ich steckte meine Hände in die Hosentaschen und lehnte mich lässig (jedenfalls hoffte ich, dass es lässig wirken würde) gegen die Tür hinter mir. Es war ein Wunder, dass keiner gerade in diesem Moment hier rein wollte. Es wäre typisch gewesen, wenn ich ausgerechnet jetzt auf allen Vieren vor Kaiba gelandet wäre.

Aber ich hatte Glück und meine Pose, von der ich wusste, dass sie gut aussah, schließlich hatte ich sie ausgiebig geübt, blieb. Ein wenig Sicherheit zumindest!
 

„Ach, Wheeler“, er spuckte meinen Namen nahezu verächtlich aus, „dann weißt du also auch, dass ich die ganze Nacht wach bleiben musste um zu verhindern, dass Reporter deinen Blödsinn drucken.“ Er war wirklich, wirklich genervt. Da gab es nichts zu diskutieren oder daran zu deuten.
 

„Und nun? Was erwartest du von mir? Mitleid? Eine Glückwunschkarte? 'Alles Beste zur Behinderung der Pressefreiheit'?“ Ich zuckte gespielt gelangweilt mit den Schultern. Doch konnte ich deutlich erkennen, wie sich Kaibas Blick verdunkelte. Ich hätte vielleicht doch fliehen sollen, schoss es mir durch den Kopf. Cool-Kaiba schien sich in Angy-Kaiba zu verwandeln. Nicht gut.
 

„Pressefreiheit“, knurrte er. Sein Blick hatte nun Starr-stadium 1 erreicht – böses Anfunkeln, aber sein Ton blieb sachlich. Er sprach in seiner Geschäftsstimme: „In diesem Fall hat eine kleine Drohung wegen Rufschädigung gereicht und ich bin mir sicher, dass du dir über die Konsequenzen deiner kleinen Lügengeschichte nicht im Klaren warst. Ich warne dich nur im Falle einer Wiederholung und bevor du fragst. Dies ist eine Drohung“
 

Für einige Sekunden blieb mir der Mund offen stehen. Ich musste mir ja schon viel in meinem Leben anhören und Kaibas Beleidigungen machten keinen kleinen Prozentanteil davon aus, aber das hier war keine Beschimpfung, das war Todesverachtung in Reinform. So als wäre ich nur auch so ein Mensch der jeden Zipfel von Kaiba, den er erhaschen konnte, zu Geld machen wollte. Er setzte mich hiermit praktisch auf eine Stufe mit seinen Groupies, die ihn alle nur als CEO-Kaiba kannten.
 

Ich konnte gar nicht verhindern, dass sich meine Hände in meinen Hosentaschen zu Fäusten ballten, als ich ihm antwortete: „Und woher willst du wissen, dass ich es war? Hm? Das Krankenhaus ist ein öffentlicher Platz und überhaupt, ich hab gestern nur mit Tea und Tris gesprochen. Ich hatte gar nicht die Zeit durch die Gegend zu rennen und irgendwas irgendwem irgendwie zu erzählen. Mein Leben dreht sich nicht nur um dich.“ Das war jetzt nicht ganz richtig, aber immerhin war mein Punkt ausgesprochen und klar. Mich beschuldigen und dann erwarten, dass ich klein beigab. Das war nicht gerade die feine englische Art.

Andererseits war Kaiba soweit ich wusste, auch kein Engländer. Mistkerl bleibt halt Mistkerl in allen Lebenslagen.
 

„Wheeler wir waren auf dem Dach eines Hochhauses, nicht gerade eine Hauptschlagader des öffentlichen Lebens, findest du nicht auch?“ Ach war er mal wieder lustig.
 

„Frag doch deine Helikopter-crew, vielleicht hat die ja was gesehen.“ Ein bisschen Hohn konnte ich nicht unterdrücken. Ich mein, was Kaiba kann, konnte ich schon lange und so ein Fehler im Kaibasystem, ach was wär’ das schön!
 

„Sicher, sicher. Das werde ich tun. Wenn du mir nur noch verrätst, wie du den gleichen Mist durch die Schule brüllst, den die Presse drucken wollte“, es war etwas lauerndes in Kaibas ganzem Auftreten.
 

Jetzt wurde ich doch rot. Ein bisschen aus Wut, aber auch ein bisschen aus Verlegenheit. Ich hatte ja echt nichts mit seinem Reporterdings zu tun, aber die Geschichte unseres Duells hatte sich schon etwas verselbstständigt und ich selbst hatte da keinen kleinen Anteil daran, das musste ich zugeben. Es wurde immer schwerer Kaiba in die Augen zu schauen und meine Anspannung wurde immer größer. Mein Fuß zog nervöse Kreise auf dem Boden, ohne dass ich es hätte verhindern konnte.
 

„Also… das… das ist jetzt nicht so, also ich hab vielleicht hier und da übertrieben, aber ich mein, ich würde doch nicht… ich mein… also… du bist zwar ein Arschloch, aber ich…“, meine Stimme sank mit jedem weiteren Wort, aber was sollte ich auch sonst tun? Ich hätte nicht gedacht, dass Kaiba mich zur Rede stellen würde. Ich hatte überhaupt nicht nachgedacht. Eins hatte zum anderen geführt und ich war so berauscht gewesen, dass mich alle als Kaiba ebenbürtig ansahen, dass ich gar nicht mehr daran gedacht hatte, dass ich eigentlich nur wollte, dass er seine heiliger als heilig Attitüde mir gegenüber fallen lies.
 

„Aber du…? Spuck es aus Köter, ich habe nicht alle Zeit der Welt.“ Trotz der erneuten Beschuldigung hatte sich sein Tonfall verändert und obwohl seine Miene immer noch versteinert war, konnte man sich mit viel, viel Mühe vormachen, dass es nicht mehr ganz so hart wirkte, dass sein Ton neugierig war. Passend zu seinen Worten klingelte im Hintergrund der Gong. Na toll, ich hatte die ganze Pause hier auf der Toilette verbracht. Tea und Tris müssten denken ich wäre von der Kloschüssel verschluckt worden oder sonst noch was.
 

„Ach…“, erwiderte ich erschöpft, „Was sollte ich deiner Meinung denn sonst tun, hm? Wir hatten einen Deal, erinnerst du dich? Ich überstehe zwei Runden und du erkennst endlich einmal, dass ich kein drittklassiger Duellant bin, eher ein Meister! Und was ist daraus geworden? Ich mein du hast sogar dafür gesorgt, dass die Presse nichts darüber schreibt! Was bleibt mir denn übrig, wenn du keinen Pieps sagst! Da muss ich halt ein bisschen was erzählen und wenn das dann außer Kontrolle gerät, ist das ja wohl nicht meine Schuld! Du stehst ja nicht zu deinem Wort! Ist bei so einem hochgeschlossen Kragenarsch wie du es bist, auch gar nicht anders zu erwarten, von jemand, der sich nur für seine Firma und sein Geld interessiert. So ein…“ Ich hatte noch ein paar feine Beschimpfungen auf Lager, allerdings hinderte mich eine Hand vor meinem Mund daran, sie auch lautstark Kaiba ins Gesicht zu feuern.

So eine Hand im Gesicht ist nicht gerade etwas Angenehmes und so ist es etwas ganz natürliches, dass mein Selbstschutzmechanismus eingeschaltet wurde. Ich biss zu.
 

Erst als ich einen unterdrückten Schmerzenslaut wahrnahm, wurde mir klar, was da gerade passiert war. Kaiba war es, der mit den Mund zu gehalten hatte! Das klingt im Nachhinein ziemlich bescheuert, wer hätte das sonst tun sollen? Aber Kaiba berührt niemanden! Nicht wenn er es um jeden Preis verhindern kann, wozu auch? Er hat ja immer noch seinen „Ich-bin-der-Führer-der-Kaiba-Corp.-und-wer-bist-du?“-Trumpf im Ärmel.

Nur manchmal, wenn er nicht mehr er selber war, hatte er mich am Kragen gepackt und durchgeschüttelt, aber wie gesagt, ich hatte ja mit Cool-Kaiba zu tun, dachte ich zumindest bis jetzt. Völlig verwirrt starrte ich ihn an und er starrte nur mit demselben Unglauben zurück, als könnte auch er es nicht fassen, was er da gerade gemacht hatte oder war es eher mein Biss der ihn aus der Fassung brachte? Wer hätte gedacht, dass der große Kaiba…

„Also schön“, sagte er bevor ich zu Ende denken konnte, schob mich zur Seite und floh praktisch aus dem Raum.
 

Ich schnappte ein paar Mal nach Luft. Also schön. Also schön? Was sollte das denn jetzt schon wieder bedeuten. Und überhaupt. Hallo? Ich durfte nicht fliehen, aber er? Wir waren hier doch noch nicht fertig und das letzte Wort würde ich ihm so was von nicht lassen, also riss ich die Tür auf und rief ihm nach: „Oi, Mistkerl! …. Und ich hoffe du hast dir zumindest die Hände gewaschen, bevor du mich angefasst hast!“
 

Einen Moment blieb ich noch so stehen, den Türgriff in der Hand, bis mir wieder einfiel, dass ich doch jetzt Mathe hatte und mal wieder viel zu spät kam. Entsetzt sprintete ich den Gang entlang, während ich das Gespräch nochmal im Kopf durchspielte. Ich kam mir wie ein Volltrottel vor. Warum konnte ich nie in seiner Gegenwart ruhig bleiben? Es nervte.

Ich hatte Glück, denn auch meine Mathelehrerin kam zu spät. Schnell quetschte ich mich an ihr vorbei durch die Tür, während mir Tea einen fragenden Blick durch die Klasse schickte. Ich bildete lautlos mit meinem Mund das Wort: „Kaiba“ und sie verdrehte die Augen.
 

Irgendwie hatte sie ja Recht.

Jedes unserer Gespräche verlief ungefähr so. Zuerst war er cool, ich unsicher und dann kam so was bei raus. Ein Teufelskreis, aus dem keiner Ausbrechen konnte. Vielleicht hatte deshalb Kaiba geschwiegen, war er es genauso leid wie ich?

Nur mit Mühe konnte ich mich zusammenreißen, um nicht zu ihm rüber zu starren.
 

*********---------*********---------*********---------*********---------
 

Müde schlurfte ich von der Bushaltestelle nach Hause. Ich war so weit unten wie lange nicht mehr. Nach diesem Tag auch kein Wunder. Ich hatte alle meine „Lieblingsnaturwissenschaftsfächer“ gehabt, besonders Physik war nett gewesen. Ich hatte mein Referat halten müssen, immerhin hatte ich noch gerade so eine 2- bekommen. Mein Physiklehrer hatte zwar etwas gegrummelt, aber nach Kaibas Entschuldigungszettel nichts gesagt. Apropos Kaiba. Dieses Zusammentreffen machte mich immer noch ganz… ach, einfach nicht in Worte zu fassen. Sollte er doch zurückgehen wo er herkam und sich verkrümeln. Ich war besser ohne ihn dran. Oh ja.
 

Und… naja… dann war da noch Yugi.

Die Ärzte meinten ihm würde es schon besser gehen, aber nach so einer Operation sollte er nicht gleich wieder am nächsten Tag rumspringen. Er hatte nämlich innere Blutungen gehabt. Was genau da geblutet hat, weiß ich nicht so recht. Ganz im Ernst, dieses Ärztekauderwelsch ist nur dann lustig, wenn man vor dem Fernseher sitzt.

So ganz fit sah er auch wirklich nicht aus, als wir nach der Schule nochmal da waren. Tea und Tris haben sich schon gewundert, dass wir so oft rein konnten, meinten irgendetwas von wegen Besucherzeit, aber mir ist das egal, wer sollte uns schon aufhalten, wenn wir zu Yugi wollten?

Jedenfalls musste unser geplanter Ausflug zur Duellmonster Convention abgesagt werden, Yugi stand sogar im Programm, aber so blass wie er aussah, würde ich ihn nicht mal für alles Geld der Welt dahin schleppen. Er meinte, die gute Seele die er ist, dass wir doch alleine dahin fahren könnten. Aber darüber mussten wir gar nicht erst reden. Das wäre praktisch Verrat gewesen.
 

Trotzdem hatte ich mich darauf gefreut und trotzdem war ich nun ein wenig enttäuscht. Noch nicht einmal die Tatsache, dass es endlich, endlich, endlich Freitag war, konnte ich richtig würdigen, als ich müde die Tür aufschloss und in die Wohnung tapste.

Sogar als ein freudiges: „Joseph! Du bist wieder da!“, aus der Küche halte, konnte ich nicht anders, als ein Gesicht zu ziehen.

Auch mein Vater hatte eine lange Zeit im Krankenhaus verbracht. Erst war es wegen kleineren Schnitte und Wunden, die er sich zugezogen hatte, während er kopflos und stockbesoffen durch die Gegend rannte, aber nachdem er einmal mit einer schweren Kopfverletzung eingeliefert werden musste und beinah gestorben war, meinte er, sei er zur Besinnung gekommen.

Manchmal scherzte er noch darüber und sagt, dass jeder lügt, der behaupte, dass ein gezielter Schlag auf den Hinterkopf die Denkleistung nicht erhöhe.

Jedenfalls hatte er sich in so eine Suchtklinik einweisen lassen und überraschender Weise hatte meine Mum ein paar meiner Kosten in der Zeit übernommen und jetzt war er ein geläuterter Mann. So geläutert, dass er manchmal, mit seinen Bemühungen jetzt alles richtig machen zu wollen, unerträglich war.

Meistens fand ich das ja auch toll und unterstützte ihn bei seinen Plänen. Es war nicht leicht von Tris wegzuziehen, aber ich konnte verstehen, dass mein Vater aus der alten Wohnung raus wollte. „Zu viele schlechte Erinnerungen“, hatte er gesagt und ich hatte nur genickt und ihm die Zeitung vor die Nase gelegt. Auch wenn das nun einen weiteren Weg für mich bedeutete, mit früher wollte ich niemals tauschen.
 

Trotzdem vergisst man an solchen Tagen, wo alles schlecht für einen läuft, solche Sachen leicht.

Man geht an ihm vorbei mit einem kurzen Nicken, um sich nur eine Cola aus dem Kühlschrank zu holen, übersieht das Essen, den schön gedeckten Tisch und möchte sich eigentlich nur in sein Bett fallen lassen, etwas in seinem Unglück suhlen. Doch dann fällt beim Gehen der Blick zufällig auf sein trauriges Gesicht, man sieht die Kochschürze und den Löffel in seiner Hand, alles an ihm strahlt Unsicherheit aus und es fällt einem wieder ein. Der Umzug war erst ein halbes Jahr her.
 

„Ich… ich habe heute eine zwei in Physik bekommen.“ Man konnte praktisch sehen wie die Spannung von ihm abfiehl. Er lächelte und wuschelte mir durch das Haar, während er an mir vorbei ging.

„Ich kam heute früher raus und da habe ich uns ein paar Spaghetti gemacht“, sagte er, während er den Topf auf den Tisch stellt. Sogar etwas Salat hatte er gemacht. Ich setzte mich auf meinen Platz. Eigentlich hatte ich keinen Hunger, aber ich wusste wie wichtig ihm das gemeinsame Abendessen waren, also lächelte ich dabei. Ich erzählte ihm ein bisschen von der Schule, stark gefiltert natürlich, und auch etwas von Yugi.

Er nickte anerkennend: „Als ich so alt war wie du, habe ich nicht so viel geschafft, besonders da du ja jetzt auch noch arbeitest.“ Ich stutzte und setzte die aufgerollten Spaghetti, die ich gerade noch in meinen Mund schieben wollte, wieder auf den Teller ab: „Huh?“

Natürlich hatte ich vor arbeiten zu gehen, aber irgendwie war meine Jobsuche in den letzten Tagen etwas in den Hintergrund geraten.
 

Mein Gesichtsausdruck schien ihn für einen Moment zu verwirren, bevor er lachte: „Ach ja, davon weißt du ja noch gar nichts.“ Er sprang auf und verließ die Küche, nur um wenige Sekunden später wieder in der Tür zu erscheinen. Stolz hielt er einen Umschlag in der Hand.

„Nach einer Absage sieht es jedenfalls nicht aus, die sind größer, damit habe ich ja meine Erfahrungen.“ Er lachte verlegen, ein bisschen bitter war sein Ton geworden und ich konnte darauf nur mit einem gequälten: „Daaad…“ antworten, bevor mir der Umschlag in die Hand gedrückt wurde: „Los, mach ihn auf!“

Ich starrte erst ihn an, dann den Umschlag. Meine Augen weiteten sich ungläubig. Oben links genau auf gleicher Höhe mit der Briefmarke war das Kaibalogo abgebildet.

Etwas unsicher wanderte mein Blick wieder zu meinem Vater, der ermutigend nickte und mit zittrigen Händen machte ich mich ans Öffnen. Was könnte Kaiba mir denn schicken? Er meinte das mit der Klage wegen Rufschädigung doch nicht etwa auf mich bezogen, oder? Ich mein, ich hatte ihm ja klipp und klar gesagt, dass ich damit nichts zu tun hatte. Das war doch richtig so, oder?

Vielleicht sollte ich das Ding nicht gerade in Gegenwart meines Vaters öffnen, fiel mir in diesem Moment ein, allerdings wie sollte ich jetzt da noch rauskommen?

„Komm schon, es beißt dir schon nicht den Kopf ab“, höre ich ihn nur sagen. Hat der ’ne Ahnung.

Das Reißen des Papiers hörte sich ziemlich gewalttätig in meinen Ohren an und meine Hände zitterten immer noch, als ich vorsichtig das Papier entfaltete. Wieder fiel mir das Logo am Rand auf.

„Einladung zum alljährlichen Kaiba-Winterball?“, hörte ich meinen Vater anerkennend pfeifen, „Wie bist du denn dazu gekommen?“

Ich steckte den Brief wieder zurück in den Umschlag, faltete ihn einmal und steckte ihn dann in meine Hosentasche. Meine Hände hatten aufgehört zu zittern, dafür schlug mein Herz gefühlte tausendmal schneller und lauter. Er hatte sich in der Zwischenzeit wieder hingesetzt und schaute mich nun erwartungsvoll über den Tisch an.

„Ich habe keine Ahnung“, antworte ich.
 

Den restlichen Abend bombardierte mich mein Vater mit Fragen über Kaiba und seine Firma. Woher ich ihn kannte, welche Verbindung wir hatten, alles. Ich blieb ziemlich wortkarg und hoffte, dass er das als ein Zeichen verstand, aber Fehlanzeige.

„Dann hol’ doch nochmal die Einladung hervor, vielleicht finden wir zusammen einen Anhaltspunkt!“, sagte er zum hundertsten Mal an diesem Abend und ich lehnte zum hundertsten Mal ab.

„Aber es muss doch einen Grund haben, warum ausgerechnet du eingeladen worden bist. Du sagst diese Firma macht so eine Art Computerspiele, vielleicht bist du ja als Experte eingeladen worden“, an dieser Stelle verschluckte ich mich am Trinken und hustete. Geistesabwesend klopfte er mir auf den Rücken: „Andererseits hast du überhaupt keinen Computer. Fällt dir wirklich kein Grund ein?“, fragte er mich erneut. Als ob ich in den letzten Minuten so viel schlauer geworden wäre.

„Dad, ich habe keine Ahnung. Ich bin müde und geh schlafen, vielleicht fällt mir da ja was ein“, redete ich mich heraus, sobald ich einigermaßen wieder zu Luft gekommen war. Ich musste unbedingt aus diesem Zimmer weg, bevor ich mich nochmals verschluckte.

„Darüber Schlafen ist immer eine gute Idee, gute Nacht mein Sohn!“, rief er mir noch hinterher, aber ich war schon längst über alle Berge. Wer weiß, vielleicht hätte er mich noch nach meiner persönlichen Beziehung zu Seto Kaiba gefragt. Ich musste schlucken.
 

Erst im Bett, holte ich den Brief noch einmal hervor. Das Logo und alles sahen viel zu echt aus, als dass es sich hierbei um einen dummen Scherz handeln konnte. Auch sah Kaibas Unterschrift so aus, wie ich sie mir immer vorgestellt hatte. Mit Bögen in seinem S und K. Aber über das Warum gab das Ding keine neue Information, so sehr ich auch danach suchte.

Entnervt wollte ich das Blatt wieder in den Briefumschlag stopfen, als mir etwas gelbliches ins Auge fiel. Dort im Umschlag war noch ein weiteres Papierstück, kaum größer als ein Notizzettel.

Kein Wunder, dass ich es vorher übersehen hatte. Neugierig fischte ich es heraus.
 

Wheeler, stand dort in Kaibas erwachsener Schrift,

Ich halte immer mein Wort.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-08-20T11:38:45+00:00 20.08.2007 13:38
ich liebe deine geschichte vom ersten kapitel an. sie ist spannend, gefühlvoll und witzig. die charaktere sind nicht ooc, sie sind absolut nachvollziehbar. und überhaupt ist deine story hammergeil! ;) wann geht es weiter??? *vor vorfreude nicht zu atmen wag´*

...
...
*umkipp*
XD
Von: abgemeldet
2007-08-18T08:33:58+00:00 18.08.2007 10:33


*mit Hand an Stirn klatsch*
Ja, ja… unser Joey, der kleine Praler… XDDDDDDDD
Das Kaiba da noch reeelativ cool bleibt, ist wirklich beeindruckend. Du hälst die Charas wirklich voll in deren Rolle, kein bissl ooc, wirklich gut! *Daumen hoch* b^^d
Und das Ende ist erstklassig!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Ö///Ö
*schwäääääääääääääääääääärm*
Bitte mehr davon! ^^
*winkööö* Pan


Von: abgemeldet
2007-08-04T13:16:59+00:00 04.08.2007 15:16
Deine FF wird von Kapitel zu Kapitel besser. Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel! Schreib schnell weiter!
Von: abgemeldet
2007-08-03T09:57:47+00:00 03.08.2007 11:57
Na das war mal ein äußerst interessantes Kapitel! Ich hät' mit nichts von alle dem gerechnet. Echt klasse gemacht =)
Achja ich bin mal gespannt, wie das aussehen wird, wenn Kaiba sein Wort hält ^^ Das wird bestimmt auch sehrrrr~ interessant xD
Von: abgemeldet
2007-07-31T11:12:00+00:00 31.07.2007 13:12
HAMMER!

Das Kapitel war total geil, vorallem die letzten zeilen haben mir sehr gut gefallen...

ich liebe sowas... wenn am Ende nnoch so ein Knaller kommt, das ist echt zu geil.
Das kapitel war echt schön und ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht. >.<

Außerdem wirfst sich bei mir langsam doch die Frage wauf, was mit Kaiba los ist... ich meine..... er ist doch eigtnlich nicht dauernd so... erschöpft... müde... und genervt? ich bin schon mal gespannt auf die erklärung..


Hat er keine Lust mehr auf die Streitereien oder so? Naja, man wird sehen.

bis zum nächsten kapi.

*flausch*
chu
Eule °v°
Von:  NeveralonE
2007-07-29T20:14:11+00:00 29.07.2007 22:14
uiaaaaah das ist soooooooooo tollig O______O
er hält immer sein wort ^^ das ist wohl wahr
njo ich freu mich aufs nächste kapitel
lg NeveralonE
Von:  imperator-nova
2007-07-29T15:01:26+00:00 29.07.2007 17:01
muahaha ich liebe deine geschichte. dein schreibstil ist schön schlicht und toll zu lesen und ich bin froh dass joey mal nicht von seinem vater grausam misshandelt, verprügelt oder vergewaltigt wird (das nervt nämlich gewaltig auf dauer). ich freu mich auf das nächste kapitel *g*
Von: abgemeldet
2007-07-29T14:57:04+00:00 29.07.2007 16:57
erste!^^
Das hier ist absolut geil! Ich liebe diese Fanfic jetzt schon.


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