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Rikus Tagebuch

RikuxSora
von

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Tag 37

Heute war ein langer Tag. Und das ist gut so, ich habe Angst, allein zu sein. Ich gebe es ungern zu. Aber irgendetwas ist passiert, das ich nicht kontrollieren kann. Mir fehlen mehrere Stunden, ich bin mitten in der Eiswüste aufgewacht und weiß nicht, wie ich dorthin gekommen bin. Auf dem Weg zurück zur Hollow Bastion ist jemand hinter mir hergegangen, so nah, dass ich seinen Atem im Nacken spüren konnte. Aber da war niemand, und das liegt nicht daran, dass ich irgendwann ziemlich schneeblind geworden bin. Ich gehe jetzt schneller und offene Plätze meide ich. Es fühlt sich an wie die Ruhe vor dem Sturm.

Malefiz hat mich auf eine neue Reise geschickt. Eine Prinzessin fehlt noch. Also bin ich losgeflogen und habe unterwegs die Musik im Jet so laut wie möglich gestellt um das Flüstern zu übertönen, das ich ständig irgendwo hinter mir höre.

Die Welt, in der ich gelandet bin, war nicht minder beklemmend. Ein riesiger düsterer Wald, ein riesiges düsteres Schloss, überall Fratzen, die mich anstarren. Gotische Gewölbe bis zum Abwinken und nirgendwo eine Karte. Ich habe zwei Stunden gebraucht, bis ich das Mädchen gefunden habe. Sie war nicht blond (ein Wunder!) und anscheinend auch nicht blöd, zumindest konnte sie lesen (Bücher. Dicke Bücher, ohne Bilder drin) und hat auch relativ schnell begriffen, dass ich nicht das beste für sie im Sinn hatte. Zumindest hat sie mir eins mit ihrer Erstausgabe von Oliver Twist übergebraten und ist abgehauen. Leider wurde alles noch viel ungünstiger als ich ihr hinterhergelaufen bin, denn ich bin über eine Uhr, eine Kommode, einen Kerzenständer, diverse Tassen und einen Kleiderschrank gefallen. Zuerst dachte ich, das wäre ein Sperrmülldepot, aber als der Müll begann mich zu verkloppen, hab ich meine Beine in die Hand genommen und hab mich vom Acker gemacht. Und ich dachte, die Geschichte mit dem fliegenden Brot wäre eine einmalige Sache gewesen. Aber die Welt ist wohl nicht auf meiner Seite.

Als ich die Prinzessin eingeholt und sie mit unter den Arm geklemmt hatte (sie ist übrigens gelb. Geschmack hat sie ja), wurde alles noch viel schlimmer (ja, das ist tatsächlich möglich). Denn plötzlich war nicht nur der Hausrat hinter mir her, sondern auch noch ein haariges Monster. Eine Art Hund mit Hörnern. Ein drei Meter großer Hund. Und augenscheinlich war er tollwütig, ausgehungert und scharf auf mich. So schnell bin ich in meinem ganzen Leben noch nicht gelaufen. Doch dummerweise muss er sich am Gummijet festgebissen haben oder so was ähnliches, denn ich bin ihn bis zur Hollow Bastion nicht losgeworden. Malefiz hat mich gleich wieder rausgeschmissen nachdem ich die Prinzessin bei ihr abgeliefert habe (herzlichen Dank) um das Monster loszuwerden. Anscheinend haben er und das Mädchen was am laufen. Das ist der ekligste Fall von Sodomie, der mir je untergekommen ist. Ich bin geistig blind bei dem Gedanken.

Gerade als ich ihn loswerden wollte, ist Sora aufgetaucht. Ich frage mich, wie er mich immer findet. Oder findet er mich gar nicht? Wahrscheinlich sucht er nicht mal. Er hat das Monster verteidigt. Dabei kann ich überhaupt nichts dafür! Anscheinend sind ihm inzwischen sogar Fremde noch sympathischer als ich. Er hat sein Schwert gegen mich gerichtet. Immer dieser Schlüssel! Ich hab ihn ihm weggenommen und er hat sich so gut angefühlt in meiner Hand. Da gehört er hin, zu mir, dann steht er nicht mehr zwischen uns. Ich denke wieder an die Tür zur Weisheit, an das Schlüsselloch, von dem Malefiz gesprochen hat...und sie hat recht! Ich kann es tun. Mit dieser Macht kann mir nichts mehr etwas anhaben. Nicht einmal das Flüstern in meinem Nacken oder deine strahlenden Augen. Nimm dein Holzschwert zurück, Sora, geh nach Hause. Zurück auf die Insel und sei glücklich für immer und vergiss alles, was zwischen uns vorgefallen ist. Es ist zuviel passiert, es gibt keinen gemeinsamen Weg zurück mehr für uns. Aber für dich ist es noch nicht zu spät.

Am liebsten hätte ich ihn für immer angesehen, aber es tat mit jeder Sekunde mehr weh, ihn am Boden knien zu sehen, als hätte jemand etwas zerbrochen, dass ihm sehr viel bedeutet hat. In mir ist längst alles zerbrochen. Ich bin zurück in die Hollow Bastion gelaufen, so schnell ich konnte, aber jemand war wieder hinter mir her, und diesmal waren es die Ente und der Hund. Wenigstens hab nicht nur ich untreue Freunde. Was sie wohl an dem Schlüssel finden? Vielleicht ist er ja wertvoll. Oder essbar.

In der Halle hatten sie mich eingeholt, und wenig später auch Sora und das Monster (ob Sora weiß, was der mit der Prinzessin macht?). Jetzt wollte er sogar mit dem Holzschwert gegen mich kämpfen. Ich bin so wütend geworden wie noch nie zuvor. Wie kann er sich mit einem Holzschwert gegen mich stellen?! Gegen mich, den Meister der Dunkelheit! Aber eigentlich war es viel schlimmer, dass er das gegen mich gerichtet hat, was uns immer verbunden hat. Ich habe kein Zuhause mehr, man hat es mir genommen, meinen Freund, meine Kindheit, alles was ich hatte. Von mir ist nichts mehr übrig. Mir ist kalt geworden, so kalt wie noch nie in meinem Leben. Und diese Kälte floss aus meinem Herzen über meinen Körper und machte mich ganz dunkel, als wäre das Flüstern zu einem Fluss auf meiner Haut geworden. Du kannst mich nicht besiegen. Niemand kann das. Du sagst, deine Freunde machen dich stark? So etwas wie Freunde gibt es nicht. Es hat nicht einmal dich und mich gegeben. Es gibt nur die Dunkelheit und die Orte, die sie noch nicht erreicht hat. Alles woran du glaubst, kann nicht für lange sein.

Der Schlüssel lag in deiner Hand und der Hund und die Ente waren bei dir. Selbst das habe ich verloren. Aber das ist nicht wichtig. Ich habe gegen dich gekämpft wie ich noch nie gegen dich gekämpft hab. Es war ein kalter entfremdeter Kampf. Du warst nicht mehr du. Ich war nicht mehr ich. Nicht wie früher (oder hat es früher nie gegeben?). Die Entgültigkeit in deinen Augen macht mir Angst. Ich kann mich noch laufen fühlen, durch die Gänge des Schlosses, weiter, weiter nach oben, dem Himmel entgegen, der einen Sache, die noch immer genauso ist wie in diesem Trugbild meines Lebens, das schon so lange her ist. Aber es gibt keinen Himmel in diesem finsteren Schloss. Nur Dunkelheit.

Und dort habe ich ihn gefunden.

Oder er mich? Er war da, verborgen, doch er war da, und er gab mir die Kraft, die ich brauchen werde. Ich habe ein schwaches Herz. Nicht so wie deines. Denn ich trage dich im Herzen. Es ist Zeit loszulassen, so zu werden wie du, zu vergessen was wir einmal waren (oder nie gewesen sind?) und kalt zu werden. Deine Augen sind Eis. Ich öffne mich der Dunkelheit, ganz, vollständig, ich werde dunkel. Die Stimme in meinem Kopf ist alles, was noch da ist, und seine brennenden Augen sind meine. Die Welt ist zu ihm geworden.

Es gibt dich nicht mehr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-09-17T15:29:16+00:00 17.09.2007 17:29
Wow, ich muss sagen, dass das Kapitel sehr tiefisinnig geschrieben ist!
Ehrlich gesagt, habe ich gar nicht mehr daran geglaubt, dass du die Fanfiction noch weiterschreibst, weil ich vor ewiger Zeit angefangen habe, sie zu lesen ^^"
Aber umso mehr freut es mich natürlich, dass du jetzt doch wieder ein neues Kapitel hochgeladen hast! ^o^

Die Stelle, die mir persönlich am Besten gefallen hat war:
"Es gibt nur die Dunkelheit und die Orte, die sie noch nicht erreicht hat."
Das klingt unheimlich gut und mit Verlaub, ich werde diesen Satz in meinem Steckbrief einfügen ^^
Ich hoffe, das ist in Ordnung für dich?? o___o"

Jedenfalls ist es toll geworden und ich hoffe, dass ich bald wieder etwas zu Lesen bekomme *-^

Liebe Grüße!


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