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Suche nach Mokuba

Wenn sich ein Scheich mit Kaiba anlegt!
von

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Wo ist Mokuba?

Suche nach Mokuba
 

Einleitung:
 

Hi Girls and Boys, ich hab es schon wieder gewagt eine FF zu schreiben! Also das hier ist nun meine nächste Fanfic und hier geht es wieder einmal um Yu-Gi-Oh, die Story hat allerdings nichts mit Duellmonsters oder so zu tun. Die Story wird hauptsächlich aus der Sicht von Seto und Mokuba erzählt, dazu kommen aber auch noch die Sichtweisen von Joey und Rebecca. Die Paarings in dieser Story sind Seto Kaiba x Joey Wheeler, Mokuba Kaiba x Rebecca Hopkins und ein paar Nebenpaarings.
 

Disclaimer:
 

Die Charas gehören nicht mir, ich borg sie mir nur aus. Diese Story hier ist frei erfunden, also eindeutig auf meinen Mist gewachsen. Ich freu mich über jedes Kommi, selbst wenn´s ein schlechtes ist, also Kritik ist hier ausdrücklich erwünscht.
 

Inhaltsangabe:
 

Mokuba wird von einem reichen Scheich entführt, der es nicht etwa auf das Geld oder die Firma von Seto abgesehen hat, sondern lediglich ein kleines Spielzeug für seine sexuellen Triebe haben will. Die naive Art von Mokuba hat es ihm angetan, seit er ihn im Tokyo National Museum gesehen hat. Seto weiß nicht, wo sich sein Bruder aufhält, da der Scheich alle Spuren verwischt hat. Yugi bietet ihm Hilfe an, kann ihm jedoch nicht selbst weiterhelfen, da Tea im 7. Monat schwanger ist. Also erklären sich Tristan und Joey bereit, Seto zu helfen, während sich Varon, Serenity und Mai weiter um das Restaurant kümmern. Duke und Ryou wollen ebenfalls helfen und schließen kurzerhand ihren Spieleladen, um sich mit Seto und den Anderen auf die Suche nach Mokuba zu begeben. Glücklicherweise findet Joey durch Zufall einen Zeugen, der gesehen hat, wie ein paar Männer einen schwarzhaarigen Jungen in einen Lieferwagen geschoben haben. Die Suche beginnt und führt unsere Freunde schließlich auf verschlungene Pfade nach Ägypten, wo sie dann unerwartet Hilfe von Marik, Odion, Ishizu und Rebecca bekommen.
 

Hauptcharaktere:
 

Seto Kaiba / 23 Jahre / Präsident der Kaiba Corporation / (liebt später Joey)

Mokuba Kaiba / 18 Jahre / Kunststudent / (liebt später Rebecca)

Mai Valentine / 31 Jahre / Besitzerin des Restaurants Butterfly Inn / liebt Varon

Varon Valentine / 26 Jahre / Mai´s Ehemann und Geschäftspartner / liebt Mai

Joey Wheeler / 23 Jahre / Kellner im Butterfly Inn / (liebt später Seto)

Serenity Wheeler / 20 Jahre / Kellnerin im Butterfly Inn / liebt Tristan

Tristan Taylor / 23 Jahre / Koch im Butterfly Inn / liebt Serenity

Duke Devlin / 23 Jahre / Leiter der Spielefirma Dungeon Dice Monsters

Ryou Bakura / 23 Jahre / Duke´s Geschäftspartner / liebt Miho

Miho Nosaka / 23 Jahre / Duke´s Sekretärin / liebt Ryou

Yugi Muto / 23 Jahre / Besitzer des Domino City Game Shop / liebt Tea

Tea Gardner / 23 Jahre / Yugi´s Verlobte und Geschäftpartnerin / liebt Yugi

Ishizu Ishtar / 27 Jahre / Leiterin des ägyptischen Museums in Kairo (liebt später Yakou)

Marik Ishtar / 23 Jahre / Ishizu´s Geschäftspartner und Archäologe (ist verliebt in Mira)

Odion Ishtar / 30 Jahre / Ägyptologe und Archäologe (liebt später Maico)

Rebecca Hopkins / 15 Jahre / Studentin der klassischen Archäologie / (liebt später Mokuba)
 

Nebencharaktere:
 

Shura Hiroshi / 41 Jahre / Leiterin des Tokyo National Museums

Yoshimo Tawasaki / 32 Jahre / Abteilungsleiter für japanische Geschichte im Tokyo National Museum

Jonathan Maroscheck / 35 Jahre / Helikopterpilot der Kaiba Corporation

Roland Wilkinson / 38 Jahre / Vizepräsident der Kaiba Corporation

Jack Hobson / 45 Jahre / Stellvertreter des Vizepräsidenten der Kaiba Corporation

Minami Tehnma / 40 Jahre / stellvertretender Leiter des Sicherheitsdienstes der Kaiba Corporation

Yakou Kawahara / 28 Jahre / Bodyguard der Kaiba Corporation (liebt später Ishizu)

Huguta Nagani / 34 Jahre / Bodyguard der Kaiba Corporation

Toshiro Okada / 31 Jahre / Bodyguard der Kaiba Corporation

Kimura Takuya / 27 Jahre / Bodyguard der Kaiba Corporation

Maico Itou / 25 Jahre / private Stewardess der Kaiba Corporation (liebt später Odion)

Muhammad Husni Mubarak / 77 Jahre / ägyptischer Präsident

Ali Nagib / 18 Jahre / Hotelpage im ägyptischen Hotel Le Meridien Heliopolis

Akbar Melen / 32 Jahre / ägyptischer Soldat

Mustafa Sukov / 30 Jahre / ägyptischer Soldat

Abur Abdul Kashi / 41 Jahre / ägyptischer Scheich

Mira (Mirabell) / 24 Jahre / Sklavin des Scheichs Abur Abdul Kashi (ist verliebt in Marik und Jimmy)

Jimmy / 22 Jahre / Sklave des Scheichs Abur Abdul Kashi (ist verliebt in Mira)

Muhammad Hamid / 26 Jahre / Sklavenwächter des Scheichs Abur Abdul Kashi

Haroun Kadar Al-Hadan / 32 Jahre / Anführer der ASRA (Arab Slave Release Army arabische Sklavenbefreiungsarmee) *Name erfunden*

Schandir Al-Hadan / 58 Jahre / Sklavin des Scheichs Abur Abdul Kashi

Kamir Shoru / 27 Jahre / Rebell der ASRA

Anthony Cooper / 32 Jahre / Rebell der ASRA

Talan Nazim / 34 Jahre / Rebell der ASRA

Chalid Al-Ahmed / 34 Jahre / Rebell der ASRA

Hassan Al-Thani / 36 Jahre / Rebell der ASRA

Ashaiya Waddi (Kashi) / 38 Jahre / Besitzerin der Wäscherei Manshiyah Nuzul al Matal

Abid Al-Jafari / 41 Jahre / Sklavenwächter des Scheichs Abur Abdul Kashi

Murat Bischara / 30 Jahre / Sklavenwächter des Scheichs
 

Zeichenerklärung:
 

>…< Gedanken

„…“ Gesprochenes

(…) Kommentare meinerseits
 

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1. Wo ist Mokuba?
 

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~Mokuba´s Sicht~
 

Ich bin, wie schon so oft, unterwegs im Namen der Kunst. Heute führt mich der Weg ins Tokyo National Museum. Ich hab eine Einladung zu einer Ausstellung über ägyptischste Kunst erhalten und die habe ich natürlich angenommen, mein Privathelikopter landet genau auf dem Landeplatz hinter dem Museum und ich steige aus. Die Museumsleiterin empfängt mich.
 

„Mrs. Hiroshi, vielen Dank für ihre Einladung, ich fühle mich sehr geehrt.“ sage ich und verbeuge mich ein wenig.
 

„Aber Mr. Kaiba, Sie wissen doch, dass es für mich immer eine sehr angenehme Freude ist, wenn Sie mein Museum besuchen. Und ich weiß doch genau, dass es für Sie jedes Mal ein Vergnügen ist, wenn Sie etwas mehr über die Kunstgeschichte lernen können.“ sagt die vornehme Dame mit ihrer blonden Lockenfrisur.
 

„Sie haben mich also durchschaut, Mrs. Hiroshi?“ frage ich amüsiert.
 

„Aber sicher doch, Mr. Kaiba!“ sagt Mrs. Hiroshi lächelnd und führt mich hinein ins Museum.
 

Schweigend und voller Ehrfurcht betrachte ich die Kunstgegenstände aus längst vergangener Zeit, Mrs. Hiroshi hat mich längst verlassen, sie kennt meine Schwäche und sie weiß, dass ich lieber alleine bin, wenn ich mich in der Welt der Kunst befinde. Es ist längst spät nach Mittag und mein Magen knurrt, doch ich ignoriere das gekonnt, zu sehr hat mich die Ausstellung gefangen genommen, ich bemerke nur am Rande, dass mich jemand beobachtet. Plötzlich kommt ein Mann auf mich zu, er ist so um die 40 Jahre alt und trägt ein Gewand, wie es sonst nur in Ägypten getragen wird. Kommt dieser vornehme Herr etwa direkt aus Ägypten?
 

„Sie müssen der junge Mr. Kaiba sein, Mrs. Hiroshi hat mir viel von Ihnen erzählt, mein Name ist Abur Abdul Kashi, ich bin sehr erfreut, dass Sie meine Ausstellung besuchen.“ der Mann reicht mir seine Hand und ich ergreife sie.
 

„Ich freue mich ebenfalls, Mr. Kashi, diese Ausstellung ist wirklich eine Augenweide.“ sage ich und lächle leicht. „Sie müssen ein Scheich sein und Sie kommen ganz bestimmt direkt aus Ägypten!“ ich küsse den Handrücken des Mannes und er nickt ein wenig.
 

„Sie sind ein guter Menschenkenner, Mr. Kaiba, ich bin beeindruckt!“ er lächelt mich an, aber irgendwie fühle ich mich unwohl, sein Blick verheißt nichts Gutes.
 

Ich unterhalte mich mit dem Scheich über die Ausstellung und mir wird schmerzlich bewusst, dass er sich wahrhaftig alles leisten kann, er hat mehr Geld, als mein Bruder je mit der Kaiba Corp verdienen kann. Ich fühle mich unwürdig in der Gegenwart eines so reichen Scheichs, aber ich lasse mir nichts anmerken. Er lädt mich zum Abendessen ein, doch ich lehne höflich ab, da ich heute noch nach Hause will. Er wirkt ein wenig enttäuscht und seine Augen funkeln etwas merkwürdig, ich fühle mich unwohl. Der Scheich verlässt mich und geht in einen der hinteren Räume, wahrscheinlich ein Büro. Ich will etwas Luft schnappen und gehe nach draußen, es ist bereits dunkel, aber das stört mich nicht.
 

Ich stehe vor dem Eingang des Toyokan, wo sich im Erdgeschoß die Alt-Ägyptische Kunstausstellung befindet, als plötzlich ein schwarzer Lieferwagen vor dem Museum anhält, ein paar schwarz gekleidete Männer steigen aus. Was suchen die hier? Sie kommen direkt auf mich zu, ich will ihnen Platz machen und gehe zur Seite, doch sie gehen nicht an mir vorbei, sondern packen mich an den Armen. Ich wehre mich, trete mit Füßen, schrei sie an, doch die Männer schleifen mich den Weg hinunter, bis zum Auto. Mir wird etwas über den Kopf gestülpt, dann schlägt mir jemand etwas Hartes auf den Kopf und um mich herum wird alles schwarz.
 

~Seto´s Sicht~
 

Ich weiß nicht, warum ich das alles mache, warum ich ständig im Büro sitze und meine Firma leite. Es ergibt für mich keinen Sinn mehr, ich habe alles erreicht, was ich erreichen wollte, Kaiba Land ist überall präsent, jede größere Stadt auf dieser gottverdammten Welt hat einen Themenpark der Kaiba Corp und ein eigenes Firmengebäude. Duell-Akademien gibt es überall und jeder kann sich die neueste Duell-Disk leisten, selbst Kinder duellieren sich mit meiner neusten virtuellen Technik. Ich müsste eigentlich froh sein, eigentlich könnte ich mich zurücklehnen und meinen Ruhm und meinen Reichtum genießen, doch ich kann nicht, ich kann einfach nicht. Etwas fehlt mir, ich weiß nicht was, ich weiß nicht warum, ich weiß nur, dass ich etwas vermisse, obwohl ich nicht einmal weiß, was das ist. Was quält mich so?
 

Ich schaue auf meine Uhr und bin etwas verwirrt, es ist 21:00 Uhr und Mokuba ist noch nicht zurück. Wo steckt er denn schon wieder? Er wollte mich doch um halb 9 abholen, hat er es etwa wieder vergessen? Seit er mit seinem Kunststudium angefangen hat, ist er wie ausgewechselt, er hat seine Prioritäten geändert. Aber eigentlich bin ich ihm nicht einmal böse dafür, er mag dieses Studium, ich weiß zwar nicht wieso, aber es ist mir egal, solange er seine Freude daran hat, werde ich es akzeptieren. Wie war das noch, er wollte heute in Tokyo eine Kunstausstellung besuchen, aber er wollte um 20:15 Uhr mit seinem Helikopter auf dem Firmengelände landen. Hm, ob ihm etwas dazwischen gekommen ist? Aber dann hätte er mir doch Bescheid gegeben! Ich werde ihn einfach mal anrufen. Ich nehme das Handy aus meiner Aktentasche und wähle Mokuba´s Nummer, es klingelt, doch es geht keiner ran. Warum nicht? Ich wähle noch mal, wieder geht niemand ran! Ich beginne mir Sorgen zu machen! Ich suche die Telefonnummer des Tokyo National Museums aus meinen Unterlagen raus und rufe dort an.
 

„Tokyo National Museum, Hiroshi am Apparat, was kann ich für Sie tun?“ erklingt die freundliche Stimme der Museumsleiterin.
 

„Mrs. Hiroshi, Seto Kaiba hier, wissen Sie zufällig, ob mein Bruder noch in der Ausstellung ist?“ frage ich noch ziemlich ruhig.
 

„Ich werde mal nachschauen, Mr. Kaiba, warten Sie bitte einen Moment.“ sagt Mrs. Hiroshi und ich höre, wie sie den Hörer beiseite legt und ihr Büro verlässt.
 

10 Minuten vergehen und sie ist noch nicht zurück, ich werde ungeduldig und trommle nervös mit den Fingern auf meinen Schreibtisch. Wo bleibt sie denn? Nach weiteren 10 Minuten höre ich, wie jemand das Zimmer betritt und den Hörer wieder in die Hand nimmt.
 

„Mr. Kaiba, sind Sie noch dran?“ erklingt wieder die Stimme von Mrs. Hiroshi, doch irgendetwas ist anders, ich werde unruhig.
 

„Sicher bin ich noch dran, wo sollte ich sonst sein?“ blaffe ich sie an, ich bin wütend. „Und, haben Sie meinen Bruder endlich gefunden?“
 

„Nein, leider nicht, er scheint nicht mehr hier zu sein.“ sagt Mrs. Hiroshi und klingt etwas verwirrt.
 

„Er ist also schon unterwegs zu mir?“ frage ich etwas ruhiger.
 

„Das weiß ich nicht, Mr. Kaiba.“ Mrs. Hiroshi scheint nervös zu sein, ich werde wieder unruhig.
 

„Was soll das heißen, Sie wissen es nicht?“ blaffe ich sie wieder an, ich kann fast spüren, wie sie zusammenzuckt.
 

„Nun, der Helikopter der KC steht noch immer auf dem Landeplatz, doch von ihrem Bruder fehlt jede Spur, ich habe das halbe Museum nach ihm absuchen lassen, doch niemand hat ihn gesehen.“ Mrs. Hiroshi wird zum Schluss immer leiser und mir platzt gleich der Kragen.
 

„Was soll das bedeuten? Wollen Sie mir etwa sagen, dass mein Bruder aus ihrem Museum verschwunden ist, ohne irgendeine Spur zu hinterlassen?“ schreie ich sie an und werfe vor Wut meinen Kugelschreiber in die Ecke.
 

„Es tut mir leid, Mr. Kaiba, wir wissen nicht, was mit ihrem Bruder passiert ist, aber wir haben bereits die Polizei im Park benachrichtigt, die begibt sich sofort auf die Suche nach ihm.“ Mrs. Hiroshi macht mich noch wahnsinnig.
 

„Ich mache mich sofort auf den Weg, gehen Sie nicht weg!“ schreie ich sie an und lege wütend auf.
 

~Mokuba´s Sicht~
 

Mit tierischen Kopfschmerzen wache ich auf und weiß für ein paar Sekunden nicht, wo ich bin, bis mir wieder einfällt, dass mir jemand einen schweren Gegenstand auf den Kopf geschlagen hat. Ich wurde doch tatsächlich entführt, das ist doch wohl eine bodenlose Frechheit! Ich öffne meine Augen und stelle fest, dass ich mich in einem dunklen Laderaum befinde, meine Füße sind mit Kabelbindern zusammengebunden und meine Hände wurden mit Handschellen über meinem Kopf an eine Eisenstange gekettet, in meinem Mund steckt ein Knebel und etwas Feuchtes läuft mir über die Stirn, wahrscheinlich Blut. Sieht so aus, als hätte ich eine kleine Platzwunde am Kopf, meine Handgelenke schmerzen und meine Schultern tun auch weh. Ich ziehe meine Beine an meinen Körper und stelle fest, dass man mir das Handy und meine Geldbörse aus der Hosentasche genommen hat, meine Uhr am Handgelenk fehlt ebenfalls, allerdings sieht mir das hier nicht nur nach Raubmord aus, eher wie eine Lösegeldforderung. Na ja, als echter Kaiba überrascht mich das nicht, allerdings hätte ich hier in Tokyo nicht damit gerechnet. Der Lieferwagen scheint sich ziemlich schnell vorwärts zu bewegen, das höre ich am vorbeirauschenden Straßenlärm. Wohin zum Teufel fahren wir? Seto wird sich Sorgen um mich machen! Verdammt, ich hätte besser aufpassen müssen!
 

~Seto´s Sicht~
 

Es ist bereits 3:20 Uhr und ich bin sichtlich angepisst. Diese Polizisten haben echt nix drauf, wie können die es wagen, mich zurechtzuweisen, nur weil ich dem Kommissar eins auf´s Auge gedrückt habe, nachdem der mir weiß machen wollte, dass eine ausgedehnte Suchaktion nach meinem Bruder erst 24 Stunden nach der Vermisstenanzeige eingeleitet werden kann? Wütend stampfe ich aus dem Museum in Richtung meines persönlichen Helikopters.
 

„Stellen Sie eine Verbindung mit Roland her, aber fix!“ motze ich meinen Piloten an und der nickt ergeben.
 

„Sofort, Mr. Kaiba!“ sagt er und drückt mir gleich die Kopfhörer in die Hand, wenige Sekunden später höre ich Roland´s Stimme.
 

„Haben Sie ihn gefunden, Chef?“ fragt er aufgeregt, er macht sich auch Sorgen um Mokuba.
 

„Nein, leider nicht und die Polizei ist mir auch keine große Hilfe, wahrscheinlich bin ich diesmal ein wenig zu weit gegangen!“ sage ich zu ihm, ich bin ein wenig angespannt, weil die Polizisten mich aus dem Museum geworfen haben.
 

„Was ist denn passiert, Mr. Kaiba?“ fragt Roland mich und sekundenlang denke ich darüber nach, ihm mein Leid zu klagen, über dieses unfähige Polizistenpack, aber ich beherrsche mich gekonnt.
 

„Nichts weiter, ich kann einfach nicht auf deren Hilfe warten! Versuchen Sie bitte Mokuba´s Handy irgendwo zu orten und sagen Sie mir Bescheid, wenn sich irgendwer in der Firma meldet, der mich sprechen will!“ antworte ich und puste mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.
 

„Jawohl, Chef! Ich mach mich sofort an die Arbeit und Anrufe werde ich gleich zu Ihnen auf´s Handy umleiten.“ antwortet Roland und ich bin wieder einmal froh über seine Loyalität mir gegenüber.
 

Mrs. Hiroshi kommt aufgeregt aus dem Museum gerannt. Was will die denn jetzt schon wieder? „Mr. Kaiba, warten Sie bitte, ich hab da noch eine Information für Sie!“ na, da bin ich ja mal gespannt!
 

„Was gibt es denn so Wichtiges?“ frage ich sie und Mrs. Hiroshi bleibt keuchend vor mir stehen.
 

„Also, kurz bevor Sie mich angerufen haben, war der Scheich Abur Abdul Kashi in meinem Büro, ihm gehören die Kunstgegenstände, die wir grade im Museum ausstellen!“ Aha, und weiter?
 

„Was hat das mit dem Verschwinden meines Bruders zu tun?“ frage ich sie und sie holt ein Foto aus ihrer Jackentasche.
 

„Nun ja, er ist seitdem ebenfalls verschwunden, allerdings steht seine Limousine nicht mehr vor dem Museum, also muss er weggefahren sein. Vielleicht hat er ihren Bruder ja gesehen! Hier ist übrigens ein aktuelles Foto von ihm, das haben wir für den Zeitungsartikel im Tokyo Journal verwendet!“ sie reicht mir das Foto und ich frage mich unweigerlich, wie viel Geld der Typ wohl hat.
 

„Hat die Polizei denn schon eine Spur von ihm?“ frage ich, doch die Museumsleiterin schüttelt den Kopf.
 

„Leider nicht, Mr. Kaiba. Ich hatte aber angenommen, dass Sie die Information trotzdem gerne haben würden. Vielleicht können Sie ja was damit anfangen!“ antwortet sie und ich bin ihr das erste Mal richtig dankbar.
 

„Wir werden sehen, Mrs. Hiroshi. Halten Sie mich bitte über den Stand der Dinge auf dem Laufenden, meine Handynummer haben Sie ja!“ sage ich zu ihr und sie nickt.
 

„Natürlich, Mr. Kaiba! Sehr gerne, ich mache mir nämlich erhebliche Vorwürfe, dass ich nicht besser auf ihren Bruder aufgepasst habe, aber Sie kennen ihn ja, wenn er in der Welt der Kunst ist, möchte er ungern gestört werden!“ sie seufzt leise und ich kann sie wirklich gut verstehen, aber so ist mein Bruder halt.
 

„Ich werde ihn schon finden, machen Sie sich keine Gedanken darüber, ihm passiert schon nichts!“ irgendwie klingt das nicht wirklich überzeugend, kommt wahrscheinlich daher, dass ich mir ebenfalls Vorwürfe mache, denn Mokuba hat mich gefragt, ob ich ihn zur Ausstellung begleite, doch ich hab abgelehnt.
 

„Vielen Dank, Mr. Kaiba!“ sagt sie, schüttelt mir schnell die Hand und läuft wieder zurück zum Museum, wo sich jetzt eine ganze Horde Polizisten breit macht. Zeit erstmal zu verschwinden, bevor der Kommissar mit dem blauen Auge aus dem Museum kommt.
 

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Hilfsangebot!

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2. Hilfsangebot!
 

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~Seto´s Sicht~
 

Ziemlich unruhig laufe ich in meiner Suite im Sofitel Hotel Tokyo umher und hab mein Handy am Ohr.
 

"Was soll das heißen, Sie können ihn nicht lokalisieren? Der Sender müsste doch aktiv sein!" schreie ich Roland an, ich bin wirklich nicht gut drauf.
 

"Theoretisch schon, praktisch sieht die Sache allerdings anders aus, wir hatten das Signal nur ganz kurz auf dem Schirm und dann war es plötzlich weg, so als hätte jemand das Signal gestört oder den Peilsender entdeckt und unschädlich gemacht. Das Einzige, das wir mit Sicherheit sagen können, ist, dass sich Mokuba´s Signal in Richtung Tokyo Bay bewegt hat und das war vor 2 Stunden, er könnte also jetzt überall sein!" sagt mein Assistent und ich würde ihm jetzt am liebsten an die Gurgel springen.
 

"Haben Sie wenigstens den Scheich ausfindig machen können?" schreie ich ins Handy und bin drauf und dran, das Ding in die Ecke zu feuern.
 

"Wir haben zwar die Daten von ihm, doch der Aufenthaltsort ist unbekannt, er zahlt nicht mit Kreditkarte, wenn er sich irgendwo außerhalb von Ägypten aufhält, sondern immer in Bar. Sein Wohnsitz in Ägypten ist ebenfalls unbekannt, er gilt als sehr exzentrisch und paranoid und hat deshalb viele Paläste dort, so dass niemand genau sagen kann, wo er sich grade befindet. Außerdem besitzt er viele Kreuzfahrtschiffe, Jachten, Flugzeuge, sogar zwei Fluglinien, Hotels auf der ganzen Welt, eine Villa in Südfrankreich, ein Schloss in England, einen alten Zarenpalast in Russland und noch ne ganze Menge andrer Sachen, die ich nicht unbedingt aufzählen möchte. Fakt ist allerdings, dass wir nicht wissen, wo er ist und wenn der Scheich Mokuba tatsächlich entführt hat, dann haben wir ein wirklich ernstes Problem!" antwortet Roland und ich bin langsam aber sicher mit meinem Latein am Ende. Wie soll ich gegen einen so mächtigen Scheich ankommen? Wie soll ich ihn finden?
 

"Haben Sie irgendeine Idee, wo wir zuerst mit dem Suchen anfangen sollen?" frage ich Roland und hoffe auf eine halbwegs vernünftige Antwort.
 

"Am Besten wäre es, wenn wir erstmal in Tokyo weiter suchen, irgendjemand muss den Scheich ja gesehen haben, schließlich kann eine solch große Persönlichkeit nicht einfach über Nacht verschwinden!" und damit hat Roland sogar Recht, aber wie findet man einen Scheich, der nur mit Bargeld bezahlt, in einer Stadt mit fast 12 Million Einwohnern?
 

"Gut, klappern Sie alle Hotels von Tokyo und Umgebung ab und überprüfen Sie alle Häfen in der Umgebung, vielleicht liegt irgendeins seiner Kreuzfahrtschiffe oder Jachten hier vor Anker, lassen Sie auch die Flughäfen überprüfen, irgendwo muss der Typ ja stecken!" sage ich und irgendwie fühle ich mich ein wenig hilflos, diese Ungewissheit macht mich ganz krank. Wenn ich mich in Gefahr befinden würde, wäre mir das Scheiß egal, aber verdammt, hier geht es um meinen kleinen Bruder! Wenn es irgendjemand wagen sollte, ihm etwas anzutun, dann wird er das bitter bereuen, das schwöre ich!
 

"Jawohl, Chef! Wir sind hier rund um die Uhr im Einsatz und geben nicht eher auf, bis wir Ihren Bruder gefunden haben!" erwidert Roland und ich kann förmlich seine Wut aus seiner Stimme hören, niemand vergreift sich ungestraft an einem Kaiba!
 

"Danke Roland, ich zähl auf Sie!" sage ich und lege auf. Ich brauch jetzt dringend eine kleine Pause.
 

Ich begebe mich ins Badezimmer, um mir ein Entspannungsbad zu gönnen, ich weiß nicht, wie ich meinen Bruder finden soll, aber Hektik hilft mir jetzt auch nicht weiter.
 

~Mokuba´s Sicht~
 

Durch einen plötzlichen Ruck wache ich erneut auf und stelle erstaunt fest, dass wir stehen geblieben sind. Wo sind wir? Die Tür zum Laderaum des Lieferwagens wird geöffnet und ich blinzle kurz, wegen dem grellen Sonnenlicht. Es muss also schon morgens sein, doch wie spät? Zwei Männer mit schwarzen Masken kommen in den Laderaum, einer schneidet mir die Beinfesseln durch, der andere kettet mich von der Eisenstange ab, lässt die Handschellen aber wieder um meine Handgelenke klicken. Niemand spricht ein Wort und ich hab noch immer den Knebel im Mund. Ich wage nicht, mich gegen die beiden Männer zu wehren, die sehen so aus, als wären sie ziemlich stark. Ein dritter Mann mit Maske erscheint vor dem Lieferwagen und einer der anderen Männer schupst mich einfach in die Arme des dritten Mannes. Der Mann fängt mich auf und hievt mich über seine rechte Schulter. Mir wird schlecht und ich schließe fast automatisch meine Augen, dann merke ich plötzlich, wie mir jemand wieder etwas über den Kopf stülpt. Na super, jetzt hatte ich nicht mal Zeit, mich hier umzusehen und ich denke, das war auch so geplant! Der Mann geht los und das Schaukeln macht mich ganz seekrank, ich muss den Würgereflex unterdrücken, denn ich will auf keinen Fall an meinem eigenen Erbrochenen ersticken, denn ich hab ja noch immer diesen verdammten Knebel im Mund. Mein Kopf zerplatzt gleich und ich stöhne erschrocken auf, als mich der Mann einfach fallen lässt. Ich lande ziemlich unsanft auf einem weichen, aber kratzigen Untergrund. Das Etwas wird wieder von meinem Kopf entfernt und ich sehe, dass es sich dabei um einen schwarzen Leinensack handelt, kein Wunder, dass man da nicht durchschauen kann. Panisch schaue ich mich nach einem Fluchtweg um, doch außer einem kleinen Fenster und einer Tür, die gerade von außen verschlossen wird, kann ich nichts entdecken. Ich befinde mich hier anscheinend in einem Lagerraum, ich versuche auf die Beine zu kommen, denn meine Füße sind nicht gefesselt. Schwankend stehe ich auf und gehe langsam auf das kleine Fenster zu, muss dann aber enttäuscht feststellen, dass man nicht durch das Fenster schauen kann, weil es sich um Milchglas handelt, davor befindet sich außerdem ein Eisengitter, dass es mir unmöglich macht, das Fenster einfach einzuschlagen, zumal ich sowieso bezweifle, dass ich durch das Fenster entkommen könnte, das ist nämlich viel zu klein. Wieder schaue ich mich um, dann fällt mir ein, dass ich ja noch immer den Knebel im Mund habe und ich versuche, ihn raus zu ziehen, doch leider muss ich feststellen, dass es mir nicht möglich ist, da dieser mit Lederriemen an meinem Kopf fixiert wurde. Na super, ich seh bestimmt aus, wie ein Hund mit Maulkorb! Verzweifelt versuche ich die Lederriemen zu lösen, aber nach mehrmaligen Versuchen gebe ich es auf und lehne mich erschöpft an die Wand unter dem kleinen Fenster. Wie soll ich hier bloß wieder rauskommen?
 

~Seto´s Sicht~
 

Erschrocken wache ich auf und schau mich um. Wo bin ich? Ach ja, in meinem Hotelzimmer. Ich schaue auf die Uhr und muss feststellen, dass es schon 9:25 Uhr ist, ich hab also fast 4 Stunden geschlafen. Ich erhebe mich aus dem Bett und gehe ins Badezimmer, um mir den Schlaf aus den Augen zu waschen. Wo zum Teufel steckst Du, Mokuba? Das Klingeln meines Handys reißt mich von meinem blassen Spiegelbild los und ich renne fast zurück ins Zimmer, um mein Handy zu holen.
 

"Kaiba hier, was gibt´s?" sage ich und höre plötzlich Yugi´s Stimme.
 

"Hallo Kaiba, ich bin´s Yugi, ich hoffe, ich störe nicht?" sagt er und ich seufze genervt, der hat mir jetzt grade noch gefehlt.
 

"Warum solltest Du denn stören?" frage ich, der Sarkasmus in meiner Stimme ist kaum zu überhören, das scheint Yugi aber nicht zu kümmern.
 

"Na ja, ich wollte fragen, ob Mokuba bei Dir ist! Weißt Du, wir waren heute um 8:00 Uhr verabredet, aber er ist nicht gekommen und an sein Handy geht er nicht ran. Weißt Du, wo er steckt?" fragt Yugi mich und ich weiß jetzt nicht wirklich, was ich ihm antworten soll. Soll ich ihm die Wahrheit sagen?
 

"Kaiba? Bist Du noch dran? Wenn irgendwas mit Mokuba passiert ist, kannst Du es mir ruhig sagen!" sagt Yugi und ich frage mich, ob der Typ vielleicht Gedanken lesen kann.
 

"Also um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wo Mokuba ist. Er war gestern in Tokyo bei der ägyptischen Ausstellung und seitdem ist er spurlos verschwunden!" sage ich und verfluche mich im selben Moment dafür, dass ich Yugi davon erzählt habe. Ein erschrockenes Keuchen erklingt aus dem Handy, das muss ja ein schwerer Schock für Yugi sein.
 

"Kann ich Dir irgendwie helfen? Kann ich irgendetwas für Dich tun, Kaiba?" fragt Yugi nach ein paar Sekunden und ich frage mich ernsthaft, wieso er immer so verdammt naiv sein muss.
 

"Glaubst Du wirklich, dass ich Deine Hilfe will?" frage ich ihn voller Spott.
 

"Nicht wirklich! Allerdings spielt es keine Rolle, ob Du meine Hilfe willst, immerhin geht es hier nicht um Dich, sondern um Mokuba!" sagt er und ich muss ihm Recht geben. Ich hasse es, wenn er Recht hat!
 

"Und was erwartest Du jetzt von mir?" frage ich ihn.
 

"Nun ja, ich würde Dir liebend gerne helfen, allerdings kann ich hier grade nicht weg. Tea ist im 7. Monat schwanger und ich kann sie jetzt unmöglich alleine lassen. Aber ich hab da eine Idee! Wo bist Du grade?" fragt Yugi und ich seufze genervt. Der und seine Ideen! Diese Sprüche von ,Herz der Karten' und ,Freundschaft' haben mir schon gereicht!
 

"Ich bin im Sofitel Hotel Tokyo, wenn ich das Hotel verlasse, werd ich unter meinem Namen eine Nachricht am Empfang hinterlassen. Aber kannst Du mir auch sagen, was Du vorhast?" frage ich, aber er lacht nur leise.
 

"Nein! Du wirst mich dafür hassen, wenn ich Dir meine Idee verrate und hinterher sowieso. Irgendwann wirst Du mir allerdings dankbar dafür sein! Ich meld mich wieder und gib nicht auf, ja? Irgendwo muss Mokuba ja stecken!" sagt er und ich fange an zu grübeln, was er wohl damit meint, dass ich ihn dafür hassen werde.
 

"Danke für Deinen verzweifelten Aufmunterungsversuch, aber das weiß ich selber und ich gebe bestimmt nicht auf, bevor ich meinen Bruder gefunden habe. Mir ist egal, was ich dafür tun muss, Hauptsache ich finde ihn!" sage ich wütend und er lacht schon wieder leise.
 

"Also mit Dir legt sich keiner freiwillig an, außer einer vielleicht, aber der kann manchmal auch eine ziemlich große Hilfe sein!" sagt Yugi und plötzlich fällt es mir, wie Schuppen von den Augen.
 

"Du hast nicht zufällig vor den Möchtegernduellanten und Gelegenheitskellner Wheeler hierher zu schicken, oder?" blaffe ich ihn an, aber das Einzige, was ich höre, ist ein nerviges ,Tut'. Der Kerl hat sie ja wohl nicht alle! Wieso sollte ich ausgerechnet Wheeler´s Hilfe in Anspruch nehmen? So verzweifelt bin ich nun auch wieder nicht! Genervt werf ich das Handy auf´s Bett und muss mir leider eingestehen, dass ich jede Hilfe gebrauchen kann, auch wenn sie ausgerechnet von Wheeler kommt. Na super, schlimmer kann´s wirklich nicht mehr kommen!
 

~Joey´s Sicht~
 

Wieder ein langweiliger Tag, wie jeder andere. Morgens aufstehen, waschen, anziehen, essen, arbeiten, blablabla! Scheiß Tag! Ziemlich genervt nehme ich grade eine Bestellung auf. ,Ein kleines Frühstück mit Salat und eine große Tasse schwarzen Kaffee'! Jaja, schön für Sie!
 

"Darf es sonst noch etwas sein?" frage ich freundlich und die ältere Dame schüttelt den Kopf.
 

"Nein, das wäre dann erstmal alles." antwortet sie und ich nicke ihr freundlich zu.
 

"Ich werde mich sofort darum kümmern." sage ich und marschiere in Richtung Küche, plötzlich klingelt mein Handy.
 

"Wheeler hier, bei der Arbeit!" sage ich.
 

"Hi Joey, Yugi hier, Du ich hab ne kleine Bitte an Dich!" höre ich Yugi´s Stimme und mein Herz macht einen großen Sprung.
 

"Yugi! Schön, dass Du mich anrufst, aber warte mal ne Sekunde, bin gleich wieder dran." sage ich und wende mich an meine Schwester, die grad aus der Küche kommt.
 

"Serenity, ein kleines Frühstück mit Salat und eine große Tasse schwarzen Kaffee für Tisch 4, ich kann grad nicht, Yugi is am Handy, scheint wichtig zu sein!" sage ich zu ihr und sie nickt lächelnd.
 

"Geht klar Brüderchen, ich kümmere mich drum!" sagt sie und verschwindet wieder in der Küche.
 

"So, bin wieder dran, was gibt´s denn Alter, scheint ja wichtig zu sein, dass Du mich während der Arbeitszeit anrufst!" sage ich zu Yugi und freue mich über diese unerwartete Störung.
 

"Also folgendes, ich hab grad mit Kaiba telefoniert, so wie es aussieht, ist Mokuba seit gestern Abend verschwunden!" sagt er und ich schnappe überrascht nach Luft.
 

"Das ist doch jetzt nen Scherz, oder wie?" frage ich geschockt, doch wie ich befürchtet habe, ist es das nicht.
 

"Leider nicht Joey! Ich hab Dir doch erzählt, das Mokuba nach Tokyo wollte, zu dieser Ausstellung und heute morgen wollte er sich mit mir treffen und mir davon berichten, da ich wegen Tea nicht mitkommen konnte. Als er nicht gekommen ist, hab ich versucht, ihn anzurufen, doch er geht nicht ans Handy, da hab ich halt bei Kaiba angerufen und der hat mir erzählt, dass Mokuba seit gestern verschwunden ist. Nun ja, ich würde ihm gern helfen, kann aber leider nicht und nun wollte ich Dich fragen, ob Du vielleicht helfen kannst, so als moralische Unterstützung!" sagt er und ich muss ein leises Lachen unterdrücken.
 

"Das meinst Du doch nicht Ernst! Ich und Kaiba helfen? Der würde meine Hilfe doch nicht mal annehmen, wenn ich der letzte Mensch auf Erden wäre!" sage ich und schüttle den Kopf. Soweit kommt das ja noch, ich werd Kaiba bestimmt nicht helfen!
 

"Joey, es geht hier nicht um Kaiba, sondern um seinen Bruder! Er wird froh sein, dass er Hilfe bekommt, egal von wem sie ist!" sagt Yugi und damit hat er wahrscheinlich sogar Recht, hat er eigentlich fast immer!
 

"Okay, von mir aus! Wo ist Kaiba jetzt?" frage ich und ich kann Yugi´s erleichtertes Seufzen durch das Handy hören.
 

"In Tokyo im Sofitel Hotel, das liegt in der Nähe vom Ueno Park, dort ist ja auch das Museum, in dem Mokuba war!" erwidert Yugi und ich nicke kurz, obwohl er es nicht sehen kann.
 

"Ja, ich weiß schon, bin da mal vorbeigefahren, als ich noch in der Straßengang war, da hatten sie das Hotel grad eröffnet!" sage ich und überlege mir schon, wie ich am schnellsten dahin komme.
 

"Wirst Du hingehen und Kaiba helfen?" fragt Yugi und ich seufze leise.
 

"Natürlich, was hast Du denn erwartet? Immerhin ist Mokuba fast wie ein kleiner Bruder für mich, wenn er in Schwierigkeiten ist, helfe ich ihm natürlich! Allerdings werde ich nicht alleine gehen. Ich allein mit Kaiba? Das geht doch nie gut! Kümmere Du Dich um Tea, ich kümmere mich um den Rest. Keine Sorge Yugi, wir finden Mokuba bestimmt, mit meiner Hilfe kann doch gar nichts schief gehen!" sage ich und ich freu mich irgendwie, immerhin ist das wieder ein kleines Abenteuer, auch wenn der Anlass dafür nicht so erfreulich ist.
 

"Danke Joey! Ich schulde Dir was!" meint Yugi und ich grinse leicht.
 

"Ich komm bestimmt mal darauf zurück Yugi, ach schick mir doch mal Kaiba´s Handynummer per SMS, für den Fall, dass ich ihn im Hotel nicht antreffe!" sage ich.
 

"Geht klar, aber er sagt, dass er eine Nachricht am Empfang hinterlässt, falls er vorzeitig aus dem Hotel verschwindet!" antwortet Yugi.
 

"Okay Alter, ich halt Dich auf dem Laufenden, ich muss erstmal mit meiner Chefin reden und ihr die Sache erklären, ich werd auf jeden Fall Tristan mitnehmen und vielleicht auch Duke, wenn er Zeit hat, also bis dann und mach Dir keine Sorgen, wird schon schief gehen!" sage ich.
 

"Danke, also bis denn, Ciao!" sagt Yugi.
 

"Jo, bis denn!" sage ich und lege auf.
 

Na super, da hab ich mir ja was eingebrockt! Kaiba bringt mich doch um, das kann gar nicht gut gehen! Mit einem verzweifelten Seufzen mache ich mich auf den Weg in die Küche, wo Tristan grade neuen Kaffee kocht. Der wird sicher nicht sehr begeistert sein von unserem neuen Auftrag!
 

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Hilfe von Dir?

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3. Hilfe von Dir?
 

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~Joey´s Sicht~
 

Wer hatte eigentlich die Idee, dass ich Kaiba zur Hilfe kommen soll? Ach ja, Yugi, na der kann was erleben! Ist er denn der Einzige, der mir so was zutraut? Ich versuche seit einer halben Stunde Mai davon zu überzeugen, dass ich mich mit Kaiba wunderbar verstehen kann, wenn es darauf ankommt!
 

"Joey, glaub mir, das wird nie was! Bevor Kaiba Deine Hilfe annimmt, schmilzt der Nordpol!" Ach, Mai und ihre Vergleiche.
 

"Pass auf, was Du sagst, Mai, sonst schmilzt der Nordpol wirklich noch, bei den Klimaveränderungen wäre das durchaus denkbar!" sage ich und grinse sie an.
 

"Ach, mach doch, was Du willst, aber komm hinterher nicht an und jammere mir die Ohren voll, weil Kaiba Dich weggejagt hat." sagt sie und ich merke deutlich, dass sie nicht sehr erfreut ist, dass ich ihr Restaurant im Stich lasse und dann auch noch ihren Koch mitnehme.
 

"Kommst Du auch wirklich ohne uns beide zu recht?" frage ich jetzt schon zum dritten Mal.
 

"Ja, ich hab ja noch Varon als Koch und Serenity als Kellnerin und zur Not kann ich auch noch als Kellnerin einspringen. Mach Dir um das Butterfly Inn mal keine Sorgen, nur weil Du nicht da bist, geht hier nicht alles zu Grunde!" antwortet sie mit einem fiesen Grinsen.
 

"Schon klar, Mai, sehr witzig! Grüß Deinen Mann von mir, der soll Dir gefälligst mal ein paar neue Sprüche beibringen!" sage ich und wende mich zum Gehen.
 

"Pass auf Dich auf, Joey, und bring mir meinen Koch auch heil zurück, Okay?!" sagt Mai und ich dreh mich noch mal zu ihr um.
 

"Sicher doch, Mai, Du kennst mich doch!" sage ich und zuck nur kurz mit den Schultern, als Antwort bekomm ich nur ein leises Seufzen von meiner Chefin. "Sag nichts, Mai, ich weiß schon! Aber keine Angst, diesmal pass ich auf mich auf. Versprochen!"
 

"Danke und nun los, Du wolltest Duke noch überreden, damit er mitkommt!" erwidert Mai und ich nicke kurz.
 

Ich verlasse das Büro und Tristan kommt mir gleich entgegen.
 

"Und, können wir los?" fragt er und ich grinse ihn an.
 

"Sicher können wir, ich weiß doch, wie man Mai um den Finger wickelt!" antworte ich und er knufft mir lachend in die Seite.
 

"Lass das aber nicht ihren Mann hören, der killt Dich!" meint er und ich zucke nur mit den Schultern.
 

"Ach was, Varon ist doch lammfromm, wenn man weiß, wie man mit ihm umgehen muss!" sage ich und zieh mein Handy aus meiner Hosentasche. Schließlich muss ich ja noch Duke anrufen. Ich wähle seine Nummer und warte auf eine Reaktion.
 

"Dungeon Dice Monsters, Devlin am Apparat, wie kann ich Ihnen helfen?" höre ich seine Stimme durch das Handy.
 

"Hey Duke, altes Haus, ich hab ein Anliegen, oder besser eine große Bitte an Dich!" sage ich und lehne mich an die Wand neben Mai´s Büro.
 

"Joey! Was gibt´s denn so Wichtiges?" fragt er und ich atme erstmal tief durch.
 

"Also, am Besten liefere ich Dir erstmal die Kurzfassung! Mokuba ist seit gestern Abend verschwunden, nachdem er in Tokyo auf einer Ausstellung war. Yugi hat Kaiba Hilfe angeboten, da er selbst aber wegen Tea nicht zu Kaiba kann, hat er mich gefragt. Ich hab Mai um Urlaub gebeten und werde mich mit Tristan auf dem Weg zu Kaiba machen, um Mokuba zu suchen. Und nun wollte ich Dich fragen, ob Du uns bei der Suche helfen möchtest, immerhin hast Du einen Heli und damit wären wir sicherlich schneller in Tokyo, als mit dem Zug." sage ich und warte auf seine Antwort.
 

"Weiß Kaiba schon davon, dass Du ihm zur Hilfe kommen willst?" fragt er mich und ich grinse ein wenig.
 

"Ich glaub nicht und freiwillig würde er mich sowieso nicht fragen, aber ich hab´s Yugi versprochen und außerdem geht´s hier ja nicht um Kaiba, sondern um seinen Bruder. Also, was is, hilfst Du uns?" frage ich hoffnungsvoll.
 

"Sicher, ich nehm Ryou mit, Miho kann sich solange um den Papierkram kümmern und alle Termine absagen. Wenn ich den Laden für ne Weile schließe, is das kein Beinbruch! Wo soll ich Euch abholen?" fragt er und ich atme erleichtert aus.
 

"Lande einfach auf dem Parkplatz hinter dem Restaurant, aber mach den Tank voll, wir müssen nach Tokyo zum Sofitel Hotel, dort hält sich Kaiba grade auf!" antworte ich.
 

"Gut, dann bis gleich!" erwidert er.
 

"Jap!" antworte ich, lege auf und stecke das Handy wieder in die Hosentasche.
 

"Und, kommt er mit?" fragt Tristan.
 

"Klar, hast Du was andres erwartet?" frage ich mit einem Grinsen und er schüttelt den Kopf.
 

"Nee, eigentlich nich. Aber Kaiba wird nicht sehr erfreut sein, dass nun fast unsre ganze Truppe bei ihm auftaucht!" sagt er und ich grinse schon wieder.
 

"Er soll lieber froh sein, dass er so gute Freunde hat, die ihm ständig helfen, obwohl er nicht mal Danke sagt!" antworte ich und muss darüber einfach lachen. Der Gedanke, dass Kaiba sich irgendwann einmal bei mir bedankt, ist einfach zu absurd!
 

~Seto´s Sicht~
 

Seit 2 Stunden telefoniere ich jetzt schon mit Roland, ohne eine positive Nachricht zu bekommen.
 

"Tut mir wirklich leid, Chef, aber in Tokyo sind einfach zu viele Hotels und wenn sich der Scheich unter einem falschen Namen eingecheckt hat, finden wir ihn bestimmt nicht, zumal er ja immer in Bar bezahlt. Unsere Computer arbeiten schon die ganze Zeit auf Hochtouren, aber ohne einen konkreten Anhaltspunkt kommen wir einfach nicht weiter!" sagt Roland leicht verzweifelt und ich sinke erschöpft in einen Sessel in der Lounge des Hotels zusammen.
 

"Ich weiß, Roland, aber die Polizei weigert sich mir zu helfen, bevor die 24 Stunden um sind, immerhin ist Mokuba 18 und gilt somit als gewöhnlicher Ausreißer, der ganz sicher am nächsten Tag wieder auftaucht!" sage ich und balle wütend meine rechte Hand zu einer Faust.
 

"Da kennen die aber ihren Bruder schlecht, Mokuba würde nie einfach so verschwinden, ohne eine Nachricht zu hinterlassen." erwidert Roland und er hat Recht.
 

"Ich weiß, aber erklären Sie das mal der Polizei von Tokyo!" sage ich und schließe erschöpft meine Augen. Ich hab Kopfschmerzen!
 

"Das sind doch alles Hohlköpfe, ich wäre wirklich gern dabei gewesen, wie Sie dem Kommissar ein blaues Auge verpasst haben, der hatte nichts andres verdient!" meint Roland.
 

"Ach, hören Sie doch auf! Das war nur eine unbedachte Reaktion, weil ich so verdammt sauer war. Ich hab lediglich die Kontrolle verloren und so was darf einfach nicht passieren!" antworte ich, kann ein fieses Grinsen aber nicht unterdrücken. Der Kommissar sah einfach witzig aus mit seinem geschockten Gesichtsausdruck und seinem blauen Auge.
 

"Ich hätte aber genauso reagiert, können Sie mir glauben, Mr. Kaiba!" sagt Roland und ich grinse leicht, ich kann es mir fast bildlich vorstellen, wie Roland dem Kommissar eine verpasst, dieser wäre dann aber nicht nur mit einem blauen Auge davon gekommen!
 

"Wie auch immer, versuchen Sie weiterhin ihr Glück mit den Hotels und behalten sie die Flughäfen im Auge, für den Fall, dass der Scheich Tokyo verlassen will!" sage ich und erhebe mich von dem Sessel.
 

"Jawohl, Chef! Ich melde mich wieder, wenn ich was raus gefunden habe!" antwortet Roland.
 

"Danke, Roland!" sage ich, lege auf und stecke mein Handy wieder weg.
 

Die Sorge um meinen Bruder frisst mich immer weiter auf. Verdammt! Wo steckt bloß dieser Scheich?
 

~Mokuba´s Sicht~
 

Vollkommen erschöpft und vor Hunger und Durst halb wahnsinnig lehne ich an der Wand, als plötzlich die Tür geöffnet wird und ein maskierter Mann mit einem Tablett hereinkommt.
 

"For you, eat! (Für Dich, iss!)" sagt er in einem brüchigen Englisch und stellt das Tablett vor mir auf den Boden. In einer verzweifelten Geste deute ich auf meinen Knebel, den der Mann mir auch sofort entfernt. Ich atme tief durch und versuche irgendwie meine Stimme wieder zu finden.
 

"Wo bin ich hier und was wollt ihr von mir?" frage ich leise, mein Hals fühlt sich an, als wäre ich tagelang in der Wüste umhergeirrt.
 

"Eat! (Iss!)" antwortet der Mann in einem barschen Ton und ich seufze erschöpft. Von dem werde ich wohl keine Antwort bekommen. Ich deute auf meine Handschellen, doch der Mann schüttelt nur den Kopf. Schon klar, die Handschellen wird er mir nicht abnehmen, na ja, war ein Versuch.
 

Mühsam greife ich erst zu dem Wasserglas, das auf dem Tablett steht und leere es in einem Zug, ich reiche es dem Mann und der füllt das Glas mit Wasser aus einem Tonkrug nach. Mit einem leisen "Danke!" nehme ich das Glas wieder entgegen, leere es wieder in einem Zug und stell es dann auf dem Tablett ab. Ich greife zu dem Fladenbrot, das auf einem Teller liegt und beiße hungrig hinein, der Mann beobachtet jede meiner Bewegungen. Der hat wahrscheinlich Angst, dass ich eine Flucht versuche, aber dazu bin ich einfach schon zu erschöpft! Ich lass mir von dem Mann das Wasserglas erneut nachfüllen und leere es diesmal langsam.
 

"Who are you? (Wer bist Du?)" frage ich den Mann, doch der schweigt, ich hab auch nicht wirklich mit einer Antwort gerechnet.
 

"Du bist wohl nicht sehr gesprächig, oder?" frage ich weiter, aber keine Antwort.
 

"Do you have finished? (Bist Du fertig?)" fragt er und ich nicke seufzend, er nimmt das Tablett vom Boden auf und verlässt das Lager, ich höre, wie die Tür wieder von außen verriegelt wird. Na wenigstens lässt man mich hier nicht verhungern, oder verdursten! Und meinen Knebel bin ich auch endlich los, obwohl ich stark bezweifle, dass es mir etwas nützt, denn hier wird mich bestimmt keiner hören, wenn ich jetzt anfange, nach Hilfe zu rufen. Außerdem werden die Typen mir den Knebel dann einfach wieder in den Mund schieben und das ist wirklich das Letzte, was ich jetzt will! Erschöpft lege ich meinen Kopf auf meine Knie, hoffentlich findet Seto mich hier, ich will hier endlich weg!
 

~Joey´s Sicht~
 

Es ist ungefähr Mittag und wir landen auf einer freien Stelle im Ueno Park, in der Nähe des Hotels, Duke ist wirklich ein ausgezeichneter Pilot.
 

"So, alle raus!" sagt Duke und ich schau mich kurz draußen um.
 

"Bist Du Dir sicher, dass Du den Heli einfach hier stehen lassen kannst?" frage ich zweifelnd und er nickt.
 

"Klar, hab ich schon öfters gemacht, die kennen meinen Heli hier schon, Du kannst also ganz beruhigt sein!" antwortet er und ich zucke mit den Schultern.
 

"Na, wenn das so ist!" antworte ich und springe aus dem Helikopter, Tristan und Ryou hinterher, Duke verlässt als Letzter den Heli und schaltet gleich die Alarmanlage an.
 

"Sicher, ist sicher!" meint er grinsend und ich schüttle amüsiert den Kopf.
 

"Ist das da hinten das Sofitel Hotel?" fragt Tristan und ich dreh mich in die Richtung, in die er zeigt.
 

"Jap, das ist es, da müssen wir hin!" sage ich und marschiere sofort in Richtung des Hotels.
 

"Na hoffentlich ist Kaiba noch da, nicht, dass wir den erst noch suchen müssen!" meint Ryou und ich schüttle grinsend den Kopf.
 

"Also wenn ich an Kaiba´s Stelle wäre, würde ich sofort die Flucht ergreifen, aber der ist bestimmt verzweifelt genug und wartet bis wir ankommen, zumal er ja nicht mal weiß, wer ihm zu Hilfe kommt!" antworte ich und höre Duke und Tristan hinter mir lachen.
 

"Da magst Du Recht haben, Joey, aber wenn Kaiba Dich erstmal sieht, bereut er sicher, dass er gewartet hat!" meint Tristan und klopft mir lachend auf die Schulter.
 

"Witzig, Alter! Echt witzig!" sage ich und verschränke schmollend die Arme. So schlimm bin ich nun auch wieder nicht, dass man bereuen muss, wenn man mich sieht!
 

"Aber jetzt mal im Ernst, hast Du schon einen Plan, wo wir mit dem Suchen anfangen können?" fragt Duke und ich zucke gleichgültig mit den Schultern.
 

"Na wo schon, im Museum natürlich und dann in der nahen Umgebung! Ich kann mir gut vorstellen, dass irgendjemand gesehen hat, wohin Mokuba verschwunden ist. Da wir auf die Hilfe der Polizei vorerst verzichten müssen, müssen wir halt selbst auf Spurensuche gehen, kann doch nicht so schwer sein!" sage ich. "Aber erstmal müssen wir mit Kaiba reden, der hat bestimmt noch ein paar Informationen für uns, die er Yugi nicht mitgeteilt hat. So wie ich ihn kenne, hat Kaiba schon eine heiße Spur, schließlich ist er nicht umsonst ein so großes Genie!"
 

"Aber selbst ein Genie kann ab und zu ein wenig Hilfe gebrauchen!" meint Duke und damit hat er Recht.
 

"Stimmt, Duke, Du brauchst ja auch Hilfe, obwohl Du ein Genie bist!" meint Ryou lachend und bekommt dafür gleich eine Kopfnuss verpasst.
 

"Sei froh, dass ich Dich noch nicht gefeuert habe, Ryou!" erwidert Duke.
 

"Ey, hört auf Euch zu streiten, lasst uns lieber ins Hotel gehen!" meint Tristan.
 

"Tristan hat Recht, also kommt, wir müssen Kaiba finden, damit wir uns auf die Suche nach Mokuba machen können!" sage ich und betrete das Hotel.
 

Ich marschiere gradewegs zur Anmeldung, hinter der ein junger Mann steht.
 

"Guten Tag, wir möchten gern zu Mr. Kaiba!" sage ich freundlich und lächle dem Mann zu.
 

"Mr. Kaiba erwartet Sie bereits, er befindet sich zurzeit in der Lounge, wenn Sie mir bitte folgen würden!" sagt der junge Mann und ich nicke kurz.
 

"Natürlich. Sehr gerne!" antworte ich und dreh mich zu meinen Freunden um. "Er erwartet uns. Interessant!"
 

"Ja, wirklich, äußerst interessant!" erwidert Duke mit einem Grinsen.
 

Wenn der Anlass unseres Treffens mit Kaiba nicht so ernst wäre, würde ich glatt darüber lachen, aber unter diesen Umständen kann ich das nicht mal genießen, dass Kaiba auf unsere Hilfe angewiesen ist. Ich folge dem jungen Mann, Duke, Tristan und Ryou folgen mir und schon wenig später entdecke ich Kaiba zusammengesunken auf einem Sessel in der Lounge des Hotels. Er sieht verdammt müde aus und irgendwie bekomm ich jetzt richtig Mitleid mit ihm. Muss wirklich hart sein, wenn man sich so verdammt hilflos vorkommt, obwohl man so tierisch reich ist!
 

"Hey Kaiba, wach auf, die Hilfstruppe ist da!" sage ich und rüttle leicht an Kaiba´s Schulter, er öffnet seine Augen und schaut mich ein wenig verwirrt an.
 

"Wheeler? Was machst Du hier?" fragt er mich in seinem üblichen Tonfall und ich zucke mit den Schultern.
 

"Yugi hat mich angerufen, na ja und hier bin ich halt. Duke, Tristan und Ryou sind übrigens auch hier, also komm mir hier nicht mit dem Spruch, dass Du unsre Hilfe nicht brauchst, so schnell wirst du uns nicht wieder los!" sage ich mit einem Grinsen und setze mich auf einen Sessel ihm gegenüber. Er seufzt genervt und wirft meinen Freunden, die im Gang stehen, einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder an mich wendet.
 

"Was hat Yugi Dir erzählt?" fragt er mich.
 

"Nur, dass Mokuba seit gestern verschwunden ist und er Dir gerne helfen würde, leider aber keine Möglichkeit dazu hat. Er macht sich Sorgen, weißt du und ich auch, also, nimmst Du unsre Hilfe in Anspruch, oder nicht?" frage ich hoffnungsvoll und er nickt.
 

"Hab ich eine andre Wahl?" fragt er und ich schüttle den Kopf.
 

"Sieht nicht so aus! Erzähl uns erstmal die Einzelheiten, was hast Du raus gefunden?" frage ich, lehne mich im Sessel zurück und winke Tristan, Duke und Ryou näher heran.
 

"Wie kommst Du auf die Idee, dass ich schon was raus gefunden habe?" fragt Kaiba und ich grinse ihn an.
 

"Ich kenn Dich eben! Wenn es um Deinen Bruder geht, sitzt Du garantiert nicht untätig rum. Du wirst also bestimmt schon einen Verdacht haben, wo sich Mokuba unter Umständen befinden könnte!" antworte ich und er zieht kurz die rechte Augenbraue hoch.
 

"Du bist schlauer, als ich dachte!" sagt er und das nehm ich einfach mal als Kompliment.
 

"Sag ich doch, also fang an! Erklär uns die Einzelheiten!" sage ich und lehne mich interessiert nach vorne. Auf die Erklärung bin ich echt gespannt!
 

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Harte Nuss!

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4. Harte Nuss!
 

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~Seto´s Sicht~
 

Nach einer halbstündigen Erklärung und einem lauten Aufschrei, der Marke "Is nich wahr!" von Wheeler, lehne ich mich erschöpft in dem Sessel zurück.
 

"Tja, das wäre erstmal alles, was ich in Erfahrung bringen konnte!" sage ich und schaue in das schockgebleichte Gesicht der blonden Nervensäge.
 

"Alter, das is ja echt harter Tobak! Wenn das wahr ist, haben wir ein wirklich ernstes Problem!" sagt er aufgeregt.
 

"Ach, was Du nicht sagst, Wheeler! Darauf wäre ich jetzt nie gekommen!" antworte ich mit einem spöttischen Unterton.
 

"Aber jetzt mal im Ernst, was machen wir gegen diesen Scheich?" mischt sich Devlin ein und ich zucke mit den Schultern.
 

"Wenn ich das wüsste, würde ich bestimmt nicht hier sitzen!" antworte ich ein wenig gereizt.
 

"Also, ich schlage vor, dass wir uns erstmal auf die Suche nach irgendwelchen Zeugen machen. Wenn es sich wirklich um eine Entführung handelt, wird sie sicher nicht unbeobachtet geblieben sein, zumal der Park auch nachts voll mit Menschen ist!" meint Wheeler und ich schau ihn zweifelnd an.
 

"Das is doch nicht Dein Ernst! Wer sollte sich schon nachts freiwillig im Park aufhalten?" frage ich ihn und er grinst.
 

"Reiche Leute, wie Du sicher nicht! Dafür aber der unterste Abschaum von Tokyo!" antwortet er mit erhobenen Zeigefinger.
 

"Wozu Du Dich auch zählen könntest!" antworte ich grinsend und er zuckt nur mit den Schultern.
 

"Denk was Du willst, Kaiba! Fakt ist, dass wir dort mit der Suche beginnen müssen, wenn wir einen Anhaltspunkt haben wollen. Auf die Polizei können wir jedenfalls nicht warten und vertrauen kann man denen auch nicht, das weiß ich aus eigener Erfahrung!" erwidert er.
 

"Das müssen ja wirklich schlimme Erfahrungen gewesen sein!" meint Devlin und Wheeler zuckt grinsend mit den Schultern.
 

"Nich weiter wild, die haben mich nur mal tierisch verarscht, als ich noch in der Straßengang war. Ich sollte meine damaligen Kumpels verpfeifen, dafür haben sie mir dann Straffreiheit gewährt, allerdings hab ich ein Gespräch belauscht, aus dem ich erfahren konnte, dass man mich reinlegen wollte. Da hab ich den Polizisten ein paar falsche Namen gegeben, sie zu einem falschen Treffpunkt gelockt und hab dann einfach die Biege gemacht!" antwortet er ihm und ich ziehe erstaunt meine rechte Augenbraue hoch. "Na, wie auch immer, wir sollten uns mal auf den Weg zum Ueno Park machen und dem Abschaum von Tokyo einen Besuch abstatten!"
 

"Hast Recht, Joey, aber ich frag die Typen ganz bestimmt nicht aus, das machst Du lieber selbst!" meint Bakura und ich muss über soviel Ängstlichkeit leicht grinsen.
 

"Keine Bange, Ryou! Joey der Meister macht das schon!" erwidert Wheeler mit einem siegessicheren Grinsen und ich schüttle genervt den Kopf. So ein Idiot!
 

~Mokuba´s Sicht~
 

Mist! Ich müsste mal ganz dringend auf die Toilette. Ein wenig schwankend erhebe ich mich und gehe auf die verschlossene Tür zu, irgendwie hoffe ich darauf, dass eine Wache vor der Tür steht, damit sie mich hören kann. Ich klopfe an die Tür.
 

"He, is da jemand, ich müsste mal ganz dringend auf´s WC!" rufe ich und lausche angespannt an der Tür, keine Reaktion.
 

"He, ihr da draußen, könnt ihr mich verstehen?" rufe ich erneut und ich höre, wie jemand den Riegel von der Tür zurückschiebt und aufschließt. Ich weiche ein paar Schritte zurück und warte darauf, dass die Tür sich öffnet. Der maskierte Mann von vorhin kommt durch die Tür, ich erkenne ihn an seinem Körperbau, er hat ein schwarzes Tuch in der Hand und kommt direkt auf mich zu.
 

"Keep Still! (Stillhalten!)" sagt er und ich rühre mich nicht vom Fleck. Er verbindet mir mit dem Tuch die Augen und führt mich aus dem Lagerraum. Na hoffentlich kann ich endlich auf ein WC, ich muss wirklich dringend!
 

"Muss die Augenbinde wirklich sein?" frage ich nervös.
 

"Shut up! (Halt die Schnauze!)" sagt der Mann hinter mir und ich bin sofort still. Der Mann schiebt mich weiter und ich stolpere über eine Stufe. Kann der Typ mich nicht vorwarnen? Ich werde umgedreht und der Mann nimmt meine Hand, ein paar Sekunden später kann ich einen WC-Deckel ertasten.
 

"Sit down! (Hinsetzen!)" sagt der Typ und mir kommt so eben die Erkenntnis, dass der Typ wahrscheinlich nicht abhauen wird, bevor ich mit meinem Geschäft fertig bin. Na super!
 

"Würden Sie bitte draußen warten?" frage ich hoffnungsvoll und der Mann lässt ein leises Knurren hören, kurz darauf höre ich, wie er verschwindet und die Tür schließt. Ich lausche angespannt und nehme mir dann vorsichtig das Tuch von den Augen. Leider muss ich feststellen, dass hier ebenfalls keine Fluchtmöglichkeit vorhanden ist, hier ist nur ein beleuchteter Raum ohne Fenster und mit einer Tür, die man nicht abschließen kann. Außerdem gibt es hier nur ein WC und ein einfaches Waschbecken, sonst nichts! Seufzend verrichte ich mein Geschäft, wasch mir die Hände und binde mir selbst wieder das Tuch um die Augen. Kurz darauf höre ich auch schon, wie der Mann durch die Tür kommt.
 

"Do you have finished? (Bist Du fertig?)" fragt er mich und ich nicke kurz.
 

"Yes!" antworte ich und werde sofort von dem Mann am Arm gepackt. Meine Handgelenke schmerzen höllisch, aber ich glaube nicht, dass man mir deswegen die Handschellen abnimmt. Wenn ich doch nur wüsste, wo ich bin und was man mit mir vorhat!
 

~Joey´s Sicht~
 

Mit eiligen Schritten folge ich Kaiba aus dem Hotel. Wieso rennt der Typ immer so schnell? Hinter mir höre ich Duke, Tristan und Ryou, sie streiten sich über Kaiba´s Outfit.
 

"Also mit dem Anzug kann er doch unmöglich im Untergrund agieren!" meint Tristan und ich muss unwillkürlich grinsen.
 

"Hast Recht, Tristan, dieses weiße Teil ist viel zu auffällig!" antwortet Duke.
 

"Ja, genau, so können wir ihn nicht mitnehmen!" mischt sich Ryou ein.
 

"Könnt ihr nicht mal die Klappe halten!" meckert Kaiba und schüttelt genervt den Kopf.
 

"Aber Du musst doch zugeben, dass Du mit dem weißen Anzug viel zu auffällig bist, wenn Du irgendwelche bösen Typen jagen willst!" sage ich zu ihm und grinse herausfordernd. Er bleibt stehen und schaut mich mit seinen eiskalten Augen an.
 

"Mir gefällt der Anzug aber zufällig und außerdem hab ich nicht daran gedacht, mir meine andren Sachen mitzunehmen, da ich viel zu beschäftig war, mich um Mokuba zu sorgen! Aber davon hast Du ja keine Ahnung, Wheeler!" blafft er mich an. Sag mal hat der sie nich alle?
 

"Erstens, Kaiba, hab ich sehr wohl eine Ahnung davon, wie man drauf ist, wenn man sich um andre sorgt! Du bist hier nicht der Einzige mit Geschwistern, außerdem sorge ich mich auch noch um meine Freunde, wovon Du ja nicht so viele zu haben scheinst. Aber ach, ich vergaß, Du hältst ja nicht viel von Freunden, wie dumm von mir! Zweitens, hat niemand gesagt, dass der Anzug hässlich ist, oder so was in der Richtung. Er ist lediglich ein wenig unpassend für eine Gangsterjagd im Untergrund von Tokyo, oder willst Du Dir den schönen, weißen Anzug schmutzig machen? Drittens, hast Du sicher genug Geld, um Dir mal schnell ein paar Klamotten zu kaufen, dazu müsstest Du nur in das Geschäft da drüben gehen! Alles kapiert, oder soll ich das noch mal wiederholen?" Irgendwie bin ich jetzt wirklich sauer. Er zieht kurz die linke Augenbraue hoch, dreht sich um und geht gradewegs in Richtung des Geschäfts, das ich ihm grade gezeigt habe. Kein Widerspruch? Auch gut!
 

"Mann, Alter, dem hast Du es ja richtig gezeigt, echt krass!" meint Tristan und klopft mir anerkennend auf die Schulter, ich winke nur ab.
 

"Is nich der Rede wert!" sage ich und folge Kaiba ins Geschäft. Ich höre noch ein leises Gemurmel von meinen Freunden, aber das stört mich jetzt nicht weiter.
 

Ich will lieber wissen, was Kaiba sich für Klamotten kauft, damit er nicht so großartig auffällt im Untergrund. Ich selbst trag ja nur ne blaue Jeans, nen weißes T-Shirt, ne Baseballjacke und Turnschuhe. Duke hat sein übliches Spieleroutfit an, ich weiß gar nicht, was der daran so toll findet. Tristan trägt auch Jeans, allerdings in schwarz und nen hellblaues T-Shirt, Turnschuhe und seine braune Jacke. Ryou hat ne schwarze Stoffhose an, ein dunkelblaues Shirt und Wildlederschuhe. Na dann schaun wir mal, was Kaiba sich für Sachen kauft.
 

Im hinteren Teil des Ladens höre ich ihn rummeckern. Typisch Kaiba, legt sich gleich mit jedem an! Ich lehne mich in einiger Entfernung an ein Regal, verschränke die Arme und beobachte, wie er sich mit dem Verkäufer über die Qualität der Ware streitet.
 

"Sie wollen mir doch nicht weiß machen, dass diese Hose Markenware ist! Das ist ganz sicher ne Fälschung, das sieht doch ein Blinder!" blafft er den Verkäufer an. Man der Ärmste tut mir jetzt schon leid! Man legt sich nicht mit einem Kaiba an, zumindest nicht, wenn man nicht die Folgen tragen kann!
 

"A-aber junger Mann, beruhigen Sie sich bitte! I-ich werde Ihnen gleich eine andre Hose besorgen, die wirklich Original ist!" erwidert der Verkäufer, irgendwie sieht der Typ ziemlich blass aus. Na egal, geht mich nichts an.
 

"Machen Sie sich keine Mühe, bei Ihnen werde ich bestimmt nicht einkaufen! Auf Nimmerwiedersehen!" blafft Kaiba den Mann an und wirft die Jeanshose einfach auf den Boden. Er dreht sich um und schaut mich ein wenig überrascht an, zieht dann sofort die Augenbrauen zusammen.
 

"Wheeler! Was willst Du hier?" fragt er mich wütend. Ich zucke nur beiläufig mit den Schultern.
 

"Nichts! Ich war nur neugierig, was Du Dir für Klamotten kaufst, aber es sieht so aus, als wäre der Laden nicht nach Deinem Geschmack. Ich kenn da aber noch ein schickes Geschäft, das vielleicht eher Deinen Ansprüchen gerecht wird. Is gleich um die Ecke von hier, da gibt´s nur Markensachen, is ne kleine Boutique!" antworte ich mit einem kleinen Grinsen. Er zieht kurz die Mundwinkel nach oben und schaut mich abschätzend an.
 

"Als ob Du jemals so einen Laden von innen gesehen hast!" sagt er spöttisch und ich grinse noch breiter.
 

"Oh, ich war schon öfters in solchen Läden!" antworte ich und er kommt direkt auf mich zu.
 

"Du hast von Markensachen keine Ahnung und leisten kannst Du Dir auch keine, Wheeler!" erwidert er grinsend und ich zucke mit den Schultern.
 

"Wer sagt denn, dass ich in den Läden einkaufen war?" frage ich, dreh mich um und marschiere einfach in Richtung Ausgang. Is mir doch egal, was Kaiba von mir denkt.
 

"Warte gefälligst, Wheeler!" höre ich Kaiba rufen und spüre kurz darauf seine Hand auf meiner Schulter. Ich bleib stehen und dreh mich zu ihm um.
 

"Was is?" frage ich und verschränke wieder die Arme.
 

"Heißt das, Du hast Markenklamotten aus irgendwelchen Boutiquen geklaut?" fragt er mich und ich zucke wieder mit den Schultern.
 

"Klar! Als ich noch in der Gang war, da war ich 15. Was meinst Du wohl, warum ich mit der Polizei zu tun hatte? Ich wurde mal erwischt, irgendwo in der Innenstadt von Tokyo, hatte grad ne Designerjacke mitgehen lassen, als so ein kleiner Wachmann um die Ecke kam. Bin in ihn rein gerannt und der hat gleich richtig kombiniert und mich mit aufs Revier geschleppt, wo ich dann die andren Gangmitglieder verpetzen sollte. Ne Woche später hab ich Tokyo und die Gang verlassen und bin zurück zu meinem Vater nach Domino-City. Seitdem war ich nich mehr hier!" sage ich und weiß jetzt nicht genau, warum ich ausgerechnet Kaiba davon erzähle. Der wird mich jetzt bestimmt fertig machen, so wie üblich!
 

Doch zu meiner Überraschung zieht Kaiba nur kurz die Augenbrauen zusammen und sagt. "Aha." und geht an mir vorbei zum Ausgang. Äh? Na den soll mal einer verstehen! Ich schüttle verwirrt den Kopf und folge ihm. Wir haben jetzt sowieso ganz andre Probleme, als solche unwichtigen Diskussionen über Markenklamotten und Polizeiwillkür. Immerhin müssen wir diesen verdammten Scheich finden und Mokuba retten!
 

~Seto´s Sicht~
 

Also das hätte ich jetzt wirklich nicht erwartet. Dass Wheeler in irgendeiner Gang war, bevor er mit dieser Witzfigur Taylor auf die Domino High School gewechselt ist, hab ich ja schon mitbekommen, aber dass er so drauf war, hätte ich nicht für möglich gehalten. Dieser Typ überrascht mich immer wieder! Ich verlasse das Geschäft und geh ohne ein Wort an Wheeler´s Freunden vorbei.
 

"Ey Kaiba, wohin willst Du?" ruft Duke mir hinterher.
 

"Einkaufen!" sage ich knapp, das hat den gar nicht zu interessieren, wo ich hingehe! Ich höre, wie sie mir hintergehen, haben die denn nichts Besseres zu tun, als mir ständig nachzulaufen? Verdammte Kletten! Vor der Designerboutique bleibe ich stehen, sieht gar nicht mal so schlecht aus, vielleicht hat Wheeler ja doch ein wenig Ahnung von solchen Dingen. Ich dreh mich zu den Kletten um.
 

"Ihr bleibt hier! Das gilt auch für Dich, Wheeler!" sage ich kalt.
 

"Jaja, schon klar! Aber beeil Dich, wir haben nicht ewig Zeit!" erwidert Wheeler und lehnt sich mit verschränkten Armen ans Schaufenster. Erteil mir keine Befehle, Idiot! Mürrisch betrete ich die Boutique, ich will wirklich nicht viel Zeit verschwenden, schließlich bin ich nicht wegen der Klamotten in Tokyo, sondern um meinen kleinen Bruder zu finden und das möglichst schnell.
 

~Mokuba´s Sicht~
 

Zusammengerollt liege ich auf meinem Lager aus groben Leinen, wahrscheinlich alte Kartoffelsäcke, und denke über meine Lage nach. Eine Flucht scheint ziemlich unmöglich zu sein, da ich nicht einmal weiß, wie viel Kerle hier auf mich aufpassen. Ich hab zwar bisher nur drei gesehen, aber das muss ja nicht heißen, dass hier nicht noch mehr sind. Aus dem Lagerraum komm ich auch nicht einfach so raus, hier gibt es nichts, was man als Waffe benutzen kann, nur ein paar leere Pappkartons! Und wenn ich auf´s Klo will, bindet man mir die Augen zu, ich weiß also nicht mal, wie es draußen aussieht. Ich steck wirklich ziemlich in der Klemme! Zum Glück werd ich hier gut behandelt, wenn man mal von den Handschellen absieht, allerdings würde mich schon gerne interessieren, was die von mir wollen. Die Typen sind jedenfalls nicht von hier, das merkt man schon an der Aussprache, obwohl ich ja nur den einen Typ gehört habe. Ach man, das is wirklich eine verdammt blöde Situation! Ich darf jetzt nur nicht in Panik geraten. Hoffentlich holt mein Bruder mich hier aus!
 

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Das ist Dein Plan?

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5. Das ist Dein Plan?
 

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~Joey´s Sicht~
 

Seit 15 Minuten steh´n wir hier schon vor der verdammten Boutique und warten auf Kaiba. Kann der Typ sich nicht mal beeilen?
 

"Also, wenn der nicht gleich rauskommt, geh ich rein und hol ihn!" meckere ich, ich hab keinen Bock mehr, noch länger hier rum zu stehen!
 

"Mach Dir nicht die Mühe, Joey, da kommt er schon!" sagt Tristan und deutet auf den Eingang zum Geschäft, ich dreh mich um und mir bleibt für eine Sekunde die Luft weg. Kaiba in hautenger, schwarzer Lederhose! Na, was für ein Anblick! Verwirrt schüttle ich den Kopf, was mich allerdings noch mehr verwirrt, ist die Tatsache, dass sogar sein Rollkragenpullover und seine kurzen Lederstiefel schwarz sind. Hat er keine andre Lieblingsfarbe?
 

"Was is, Wheeler? Hat´s Dir jetzt die Sprache verschlagen?" fragt Kaiba mit einem ziemlich sarkastischen Unterton und ich ziehe wütend meine Augenbrauen zusammen.
 

"An Deiner Stelle würde ich nicht mit schwarzen Klamotten rumlaufen, zumindest nicht bei diesem Wetter, schließlich haben wir Ende Mai und so ganz in Schwarz dürfte Dir auf Dauer ein wenig heiß werden!" sage ich grinsend.
 

"Kann Dir doch egal sein, was ich anziehe!" antwortet er und ich schüttle den Kopf.
 

"Ist es aber nich, schließlich will ich nicht, dass Du hier nen Sonnenstich bekommst, obwohl Dir das Outfit steht!" sage ich und beiß mir vor Schreck auf die Unterlippe. Ich hab Kaiba doch tatsächlich ein Kompliment gemacht. Man bin ich tief gesunken! Er zieht spöttisch eine Augenbraue hoch.
 

"War das grade so was, wie ein Kompliment, Wheeler?" fragt er mich und ich verschränke beleidigt die Arme.
 

"Wenn Du das so auffassen willst!" sage ich und zucke beiläufig mit den Schultern. Er zieht seine Mundwinkel kurz nach oben.
 

"Auf Deine Komplimente kann ich gern verzichten!" sagt er und ich grinse leicht.
 

"Na, dann weiß ich ja, wie ich Dich ärgern kann, Sexy Hexy! Ich werd Dich so mit Komplimenten überhäufen, dass Du vor Scham im Erdboden versinkst!" antworte ich mit jeder Menge Sarkasmus in der Stimme. Kaiba macht eine wegwerfende Handbewegung und verschränkt ebenfalls die Arme.
 

"Bevor das passiert, stampf ich Dich ungespitzt in den Boden, Köter!" antwortet er und ich ziehe wieder wütend meine Augenbrauen zusammen.
 

"Nenn mich nicht Köter, Du Bastard!" blaffe ich ihn an und will mich auf ihn stürzen, aber Duke und Tristan halten mich an den Schultern fest.
 

"Lasst mich gefälligst los, der Kerl brauch dringend ne Abreibung!" motze ich die Beiden an.
 

"Beruhig Dich, Joey, wir haben keine Zeit für ne Prügelei, oder hast Du vergessen, warum wir überhaupt hier sind? Wir müssen Mokuba finden, also halt Dich ein wenig zurück!" sagt Duke und ich seufze genervt. Er hat ja Recht, aber Kaiba geht mir einfach tierisch auf die Nerven und dass er in seiner engen Lederhose einfach gut aussieht, macht die Sache auch nich besser.
 

"Okay, keine Prügelei! Aber wenn die Sache hier vorbei ist, bist Du dran Kaiba, verlass Dich drauf!" sage ich und marschiere wütend in Richtung Ueno Park.
 

Hinter mir höre ich noch ein sarkastisches "Jederzeit!" von Kaiba. Eingebildeter Idiot!
 

~Seto´s Sicht~
 

Man dieser Wheeler ist wirklich leicht zu reizen, aber wie kommt der eigentlich dazu, mir ein Kompliment an den Kopf zu knallen? Pah, als ob ich auf seine Komplimente angewiesen wäre! Nicht in diesem Leben!
 

"Kommst Du Kaiba? Wir wollen los!" sagt Devlin und ich schau ihn genervt an.
 

"Erteil mir keine Befehle, kapiert!" antworte ich und folge Wheeler und seinen Freunden in den Park. Bin echt mal gespannt, was die blonde Nervensäge vorhat.
 

"Wie willst Du eigentlich anfangen, Joey? Irgendeine Idee?" höre ich Taylor fragen, Wheeler zuckt mit den Schultern.
 

"Ich nehme mal an, dass die Polizei das Museum schon verlassen hat, immerhin sind die 24 Stunden noch nicht um und vorher fangen die mit der richtigen Suche gar nicht an. Also werden wir uns erstmal in Ruhe im Museum umschauen und uns eventuell die Videobänder zeigen lassen, dafür werden wir natürlich Kaiba´s Hilfe brauchen, immerhin hat der den meisten Einfluss." sagt er und wirft mir einen flüchtigen Blick über die Schulter zu. "Dann suchen wir in der nahen Umgebung nach irgendwelchen Pennern, die hier im Park die Nacht verbringen und quetschen sie aus. Wenn notwendig, werden wir die auch noch mit etwas Geld bestechen, die brauchen immer Kohle. Dafür benötigen wir natürlich ebenfalls Kaiba´s Hilfe, denn ich hab nich soviel Bargeld dabei und ihr sicher auch nich, außer Duke vielleicht. Na, wie auch immer, dass is erstmal der Grundgedanke!"
 

Ich muss zugeben, dass der Plan gar nicht so schlecht ist, auch wenn mich die Tatsache stört, dass ich mein wohlverdientes Geld für irgendwelche Penner ausgeben soll. Allerdings würde ich für meinen Bruder sogar meine Firma opfern, wenn ich muss und deshalb sollten ein paar Yen wirklich nicht das Problem sein. Es ärgert mich nur, dass die Idee ausgerechnet von Wheeler kommt und mir im Moment nichts Anderes einfällt. Verdammt!
 

"Was hältst Du von der Idee, Kaiba?" fragt Devlin und ich ziehe spöttisch meine Augenbrauen hoch.
 

"So wie es aussieht, wärt ihr ohne meine Hilfe ziemlich aufgeschmissen!" antworte ich und ernte dafür einen beleidigten Blick von Wheeler.
 

"Spiel Dich hier nicht so auf, Kaiba! Sei froh, dass wir Dir bei der Suche nach Mokuba helfen, Dich würde ich jedenfalls nicht freiwillig suchen!" motzt er mich an und ich zucke nur meine linke Augenbraue hoch.
 

"Du würdest nicht mal die Nadel im Heuhaufen finden, wenn sie Dir in den Arsch sticht!" antworte ich spöttisch.
 

"Pass auf, dass Dir nicht mal was in den Arsch sticht, Kaiba!" antwortet er wütend, dreht sich ruckartig um und marschiert auf das Museum zu. Trottel! Als wenn mir so was passieren könnte. Der hat sie doch nicht alle!
 

Mürrisch folge ich Wheeler ins Museum. Wenn es hier nicht um meinen Bruder ginge, hätte ich ihn und seine bekloppten Freunde längst in die Wüste gejagt, aber dann wäre ich wieder allein auf der Suche nach Mokuba, während meine sämtlichen Mitarbeiter verzweifelt versuchen, den Scheich per Internet zu finden. Was für eine Ironie! Der große Seto Kaiba ist mal auf die Hilfe von anderen angewiesen. Echt klasse! Kann der Tag noch schöner werden?
 

~Joey´s Sicht~
 

Dieser Idiot! Kann der sich nicht mal vernünftig mit mir unterhalten? Muss der mich immer so niedermachen? Ich hab´s doch wirklich nur gut gemeint. Ach verdammt, der Typ macht mich echt krank. Hoffentlich finden wir Mokuba schnell, damit ich Kaiba endlich los bin.
 

"Joey renn doch nich so schnell! Wo willst Du überhaupt hin?" fragt Tristan und ich bleibe kurz in der Eingangshalle des Honkan stehen.
 

"Ins Büro von Mrs. Hiroshi, das liegt weiter hinten im Gebäude!" antworte ich und marschiere weiter durch die Halle.
 

"Du scheinst Dich hier ja richtig auszukennen, Wheeler!" höre ich Kaiba sagen und ich dreh mich grinsend zu ihm um.
 

"Kannst mal sehen, Kaiba! Ich hab mal ne zeitlang hier gearbeitet, als ich 14 war!" antworte ich, er zuckt kurz mit den Augenbrauen.
 

"Als was hast Du hier gearbeitet? Als Putzfrau?" fragt er mich spöttisch und ich winke grinsend ab.
 

"Nicht doch Kaiba, das wäre selbst für mich unter meiner Würde! Ich hab ne zeitlang hier das Eintrittsgeld kassiert, das Trinkgeld durfte ich behalten, war zwar nie besonders viel, hat aber trotzdem Spaß gemacht, hier zu arbeiten." sage ich und setzte meinen Weg zum Büro der Museumsleiterin fort. Na, die wird sich wundern, bin schon richtig gespannt auf ihr Gesicht, wenn sie mich erkennt!
 

"Guten Tag meine Herren, was kann ich für Sie tun?" fragt mich plötzlich ein junger Mann mit schwarzem Lockenkopf.
 

"Wir möchten gern zu Mrs. Hiroshi, ist sie zufällig in ihrem Büro?" frage ich den jungen Mann freundlich und er schüttelt den Kopf.
 

"Nein, Mrs. Hiroshi ist grad im Hyokeikan um eine Sonderveranstaltung für alte japanische Maler zu planen, allerdings müsste sie jeden Moment wiederkommen, da sie um 17:00 Uhr einen Termin mit Mrs. Yamatho hat." antwortet der Mann und ich nicke dankend.
 

"Wir werden dann solange in der Halle warten, wenn Sie nichts dagegen haben!" sage ich und der junge Mann nickt freundlich.
 

"Kein Problem, wenn Sie noch eine Frage haben, können Sie gern an mich wenden, ich bin übrigens Yoshimo Tawasaki." er reicht mir seine Hand und ich ergreife sie.
 

"Joey Wheeler, sehr angenehm!" sage ich und deute dann auf meine Freunde. "Duke Devlin, Tristan Taylor, Ryou Bakura und der Mürrische da nennt sich Seto Kaiba, kennen Sie sicher aus den Medien!" Mr. Tawasaki verbeugt sich leicht.
 

"Ich freue mich über Ihren Besuch, Mr. Kaiba und natürlich über den Ihrer Freunde!" sagt er und ich muss mir mit Mühe ein Grinsen verkneifen. Wir und Seto Kaiba´s Freunde? Witzig!
 

"Ich..." beginnt Kaiba und ein kurzer Blick von mir bringt ihm zum Schweigen. Sag jetzt bloß nichts Falsches, Idiot! "...freue mich ebenfalls Mr. Tawasaki!" antwortet er und spießt mich förmlich mit seinem eiskalten Blick auf. Na also, geht doch!
 

~Seto´s Sicht~
 

Hab ich schon erwähnt, dass ich diesen Wheeler hasse? Dieser Köter macht mich wahnsinnig! Mr. Tawasaki verbeugt sich noch einmal und verschwindet dann im nächsten Gang.
 

"Was sollte das, Wheeler?" blaffe ich die blonde Klette an.
 

"Ich weiß gar nicht, wo Dein Problem liegt, Kaiba. Was kann ich denn dafür, dass dieser Mr. Tawasaki uns für Deine Freunde hält?" fragt er und ich bin kurz davor, ihn zu erwürgen.
 

"Jungs, hört damit auf, wir haben immer noch die Aufgabe Mokuba zu finden!" meint Devlin und ich werfe ihm einen eiskalten Blick zu.
 

"Du brauchst mich gar nicht so böse anschauen, Du weißt genau, dass ich Recht habe, also denk an Deinen Bruder und verkneif Dir die blöden Sprüche!" sagt er.
 

"Genau, Kaiba, hör auf den guten alten Duke Devlin, der weiß, wovon er redet!" mischt sich Wheeler ein.
 

"Joey! Das Gleiche gilt auch für Dich! Reiß Dich bitte zusammen!" motzt Devlin ihn an und Wheeler verzieht schmollend sein Gesicht. Ich sag doch, der Typ ist ein totaler Idiot!
 

"Mr. Kaiba, guten Tag, haben Sie ihren Bruder schon gefunden?" höre ich plötzlich die Museumsleiterin rufen und ich dreh mich zu ihr um.
 

"Leider nicht, Mrs. Hiroshi, allerdings hab ich jetzt ein wenig Verstärkung!" antworte ich und deute kurz auf Wheeler´s Freunde.
 

"Ah ich seh schon, ihre Freunde nehme ich an!" sagt sie und ich knirsche wütend mit den Zähnen.
 

"Kann man so sagen!" antworte ich und verschränke meine Arme.
 

"Wie kann ich Ihnen helfen, Mr. Kaiba?" fragt Mrs. Hiroshi.
 

"Ich würde gerne die Überwachungsvideos von gestern sehen, ich hab nämlich den Verdacht, dass mein Bruder entführt wurde und diesem Verdacht möchte ich gerne nachgehen!" erwidere ich und sie nickt.
 

"Gerne, Mr. Kaiba, folgen Sie mir bitte in den Überwachungsraum, die Polizei hat sich ja leider nicht dafür interessiert, obwohl ich sie über die Bänder informiert hatte!" antwortet sie und schaut dann plötzlich an mir vorbei.
 

"Joey? Joey Wheeler? Bist Du das wirklich?" fragt sie erstaunt und der blonde Idiot tritt grinsend neben mich.
 

"Wie er leibt und lebt, Mrs. Hiroshi!" antwortet er und reicht der Museumsleiterin die Hand.
 

"Das ist aber schön, dass Du mich mal wieder besuchst. Ist ja wirklich lange her!" sagt sie und Wheeler nickt.
 

"In der Tat, das ist es und ich freue mich, dass Sie mich wieder erkennen, obwohl ich schon ein paar Jahre älter bin!" erwidert er. Oh man, ich hasse solche rührseligen Wiedersehnsfeiern!
 

"Du bist aber auch ganz schön gewachsen und gut siehst Du aus, ein hübscher junger Mann!" meint Mrs. Hiroshi. Äh? Ich glaub, die braucht ne Brille! Was ist bitte an diesem Wheeler so hübsch? Ich schüttle verwirrt den Kopf.
 

"Ich will Sie ja nicht unterbrechen, aber ich würde jetzt doch gerne die Videobänder sehen, Mrs. Hiroshi!" mische ich mich ein, sonst stehen wir morgen noch in dieser gottverdammten Museumshalle.
 

"Aber natürlich, Mr. Kaiba! Verzeihen Sie vielmals. Folgen Sie mir bitte!" sagt Mrs. Hiroshi und geht voraus in Richtung Treppe. Ich folge ihr und spüre Wheelers giftigen Blick im Nacken. Tja, ich bin halt wichtiger als so ein blöder Trottel!
 

~Joey´s Sicht~
 

Arschloch! Muss der mir immer alles versauen? Idiot! Eingebildeter Fatzke! Ich seufze genervt, eigentlich hab ich ja gar keinen Grund, sauer auf ihn zu sein, immerhin macht er das hier nicht für sich, sondern für seinen Bruder und wir sind nur als seine Unterstützung hier. Ach verdammt, das is wirklich eine scheiß Situation!
 

"Mach Dir nichts draus, Joey. So is Kaiba halt, er steht gern im Mittelpunkt." meint Tristan und klopft mir aufmunternd auf die Schulter.
 

"Schon gut, vergiss die Sache, lass uns lieber die Videobänder anschauen." sage ich und folge Kaiba die Treppe hoch, meine Freunde folgen ebenfalls.
 

"Der Überwachungsraum liegt dort hinten am Ende des Gangs, überall im Museum sind Kameras angebracht, wir haben also ein beinahe perfektes Überwachungssystem." höre ich Mrs. Hiroshi sagen und Kaiba nickt.
 

"Ich bin Ihnen sehr verbunden, Mrs. Hiroshi." sagt er und macht eine angedeutete Verbeugung.
 

Die Museumsleiterin öffnet eine Tür auf der linken Seite. "Hier sind die Monitore und die Aufzeichnungsgeräte, der Raum ist allerdings ein wenig zu klein für Alle, es wäre also gut, wenn nur zwei Personen mitkommen würden, um sich die Bänder anzuschauen." sagt sie und ich trete sofort einen Schritt nach vorn, Kaiba soll ja nicht auf die Idee kommen, alleine dort rein zu gehen.
 

"Ich werde Mr. Kaiba begleiten, zwei Augenpaare sehen mehr als eins." sage ich und knuffe Kaiba leicht in die Seite. Sei bloß still! Er knurrt kurz und zieht mich dann grob am Handgelenk in den Überwachungsraum. He, das geht auch sanfter, Eisklotz!
 

Mrs. Hiroshi legt die Bänder von gestern in das Abspielgerät und sofort erscheint die Aufnahme von der ägyptischen Ausstellung im Toyokan auf den Bildschirmen.
 

"Da ist Mokuba!" sagt Kaiba plötzlich und ich folge mit meinen Augen seiner ausgestreckten Hand. Jap, da is er, er kommt grad in die Ausstellung.
 

"Und dahinten ist der Scheich." sage ich und deute auf die hintere Wand, der Scheich scheint sich irgendwie zu verstecken.
 

"Sieht so aus, als würde er Deinen Bruder auf Schritt und Tritt beobachten." sage ich und Kaiba nickt.
 

"Dann war unser Verdacht ja richtig." antwortet er.
 

"Leider ja, aber lass uns mal vorspulen, damit wir wissen, wann Mokuba das Museum verlässt, denn wenn er wirklich entführt wurde, dann sicher nicht direkt im Museum." sage ich und Kaiba spult ohne Widerrede das Band vor.
 

"Halt!" sage ich. "Siehst Du, da, Mokuba geht und zwar um genau 19:30 Uhr, aber wo ist der Scheich?"
 

"Dort an der Ecke!" antwort Kaiba. "Er hat das Museum genau 5 Minuten später verlassen."
 

"Das kann unmöglich ein Zufall sein." erwidere ich und wende mich dann an Mrs. Hiroshi. "Haben Sie auch von draußen irgendwelche Aufnahmen, vielleicht vom Eingang des Gebäudes?" sie schüttelt den Kopf.
 

"Leider nicht, die Kamera war zu dem Zeitpunkt defekt, ich weiß nicht, ob es nun Zufall, oder vielleicht geplant war, jedenfalls hat die Außenkamera keine Aufzeichnung gemacht." antwortet sie und ich werfe einen mitleidigen Blick zu Kaiba, der sich ein wenig gestresst über die Schläfen reibt.
 

"Keine Sorge Kaiba, wir finden ihn schon, zumindest wissen wir jetzt ungefähr den Zeitpunkt der Entführung." versuche ich ihn aufzumuntern und Kaiba nickt. Ich wende mich wieder an die Museumsleiterin.
 

"Vielen Dank Mrs. Hiroshi, Sie haben uns wirklich sehr geholfen." sage ich und verbeuge mich leicht.
 

"Aber Joey, Du musst Dich doch dafür nicht gleich verbeugen, ich helfe Dir doch gern und Deinen Freunden auch." sagt sie und ich grinse leicht. Irgendwie könnte ich mich an die Tatsache gewöhnen, dass jeder Kaiba für meinen Freund hält, auch wenn das völlig absurd ist.
 

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Erster Zeuge!

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6. Erster Zeuge!
 

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~Seto´s Sicht~
 

Ich darf mich jetzt nicht aufregen, auch wenn´s mir schwer fällt, aber die Tatsache, dass Jeder mich für Wheeler´s Freund hält, zerrt ganz schön an meinen Nerven! Das ist doch völlig absurd!
 

"Ich danke Ihnen auch, Mrs. Hiroshi." sage ich und versuche mich zu beherrschen, damit ich Wheeler nicht gleich erwürge.
 

"Wenn ich sonst noch etwas für Sie tun kann, dann melden Sie sich einfach bei mir. Ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung!" antwortet Mrs. Hiroshi und ich nicke dankend.
 

"Komm, Wheeler, wir haben nicht viel Zeit!" sage ich zu der blonden Nervensäge und wende mich zum Ausgang.
 

"Natürlich Kaiba, ich folge Dir auf Schritt und Tritt!" antwortet er grinsend. Toll! Genau das hatte ich befürchtet!
 

Ich verlasse den Überwachungsraum und werde gleich von Wheeler´s Freunden umringt.
 

"Und, irgendwas auf den Bändern zu sehen?" fragt Devlin.
 

"Ist unser Verdacht bestätigt, war es dieser verdammte Scheich?" fragt Taylor.
 

"Erzähl schon, Kaiba!" sagt Bakura.
 

Ich reibe mir genervt die Schläfen. Womit hab ich nur diesen Kindergarten verdient?
 

"Lasst doch mal Kaiba in Ruhe, ihr seht doch, dass er im Moment nicht gut drauf ist, nehmt also ein wenig mehr Rücksicht, klar!" höre ich hinter mir Wheeler´s Stimme und ich zieh ein wenig überrascht meine linke Augenbraue hoch.
 

"Oh sorry, wir wollten nur wissen, ob irgendwas auf den Bändern zu erkennen war." sagt Devlin, Taylor und Bakura nicken nur.
 

"Schon klar, also der Scheich hat 5 Minuten nach Mokuba das Museum verlassen, davor hat er ihn die ganze Zeit beobachtet. Das kann also kein Zufall sein, ebenso wenig war es ein Zufall, dass ausgerechnet gestern die Außenkamera des Gebäudes defekt war und keine Aufnahmen gemacht hat. Den genauen Ablauf der Entführung konnten wir also nicht sehen, da sie wahrscheinlich vor dem Museum stattfand, aber es besteht kein Zweifel daran, dass der Scheich damit zu tun hat. Der ungefähre Zeitpunkt liegt zwischen 19:30 Uhr und 19:35 Uhr, muss also ziemlich schnell gegangen sein. Mokuba hatte also wahrscheinlich nicht einmal die Möglichkeit, sich zu wehren, deshalb geh ich mal davon aus, dass der Scheich selbst nicht an der Entführung beteiligt war, dafür aber ein paar seiner Männer. Um diesen Verdacht zu bestätigen, brauchen wir allerdings erstmal einen Zeugen und den finden wir ganz sicher im Park." erwidert Wheeler und ich bin ein wenig überrascht, weil ich beinahe das Gleiche sagen wollte.
 

"Halt die Luft an, Wheeler. Ich bin auf Deine Hilfe nicht angewiesen, also lass mich nächstes Mal selbst antworten!" motze ich ihn an und er verschränkt beleidigt die Arme.
 

"Und ob Du auf meine Hilfe angewiesen bist, Du weißt es bloß nicht zu würdigen!" erwidert er und marschiert einfach an mir vorbei in Richtung Treppe.
 

"Ich bin noch nicht fertig mit Dir, also bleib gefälligst stehen!" blaffe ich ihn an, aber er zuckt nur mit den Schultern.
 

"Aber ich mit Dir und nun sei still! Mokuba finden wir sicher nicht, indem wir uns streiten." sagt er und ich schnappe überrascht nach Luft. Wie kann der Kerl es wagen, so mit mir zu reden? Er hat zwar Recht, dass uns ein Streit nicht hilft, aber verdammt, ich hasse diesen Wheeler!
 

~Joey´s Sicht~
 

Oh man, jetzt bin ich lebensmüde geworden, ich hab es doch tatsächlich gewagt, Kaiba zum Schweigen aufzufordern. Was mich aber ein wenig überrascht, ist, dass er tatsächlich schweigt. Hat er jetzt seine Zunge verschluckt? Ich dreh mich kurz zu ihm und meinen Freunden um, sie stehen noch immer ein wenig steif vor dem Überwachungsraum. Was haben die denn für ein Problem?
 

"Was is nun? Kommt ihr?" frage ich und plötzlich kommt Bewegung in die Gruppe.
 

"Ähm, ja sicher, wir waren nur ein wenig abgelenkt!" meint Tristan und kommt mit schnellen Schritten auf mich zu, Duke und Ryou folgen, nur Kaiba geht langsam durch den Gang und versucht mich mit seinem eiskalten Blick zu erdolchen.
 

"Sag mal, Kaiba, was hast Du eigentlich mit dem weißen Anzug gemacht und den Lackschuhen?" frage ich ihn, irgendwie will ich die Stimmung wieder auflockern, dieser eiskalte Blick gefällt mir nämlich ganz und gar nicht.
 

"Der Verkäufer lässt die Sachen ins Hotel bringen und wenn nicht, kriegt er ne Schadensersatzklage an den Hals." antwortet er und ich muss darüber einfach lachen. Das ist wirklich typisch für ihn.
 

"Da gibt´s gar nix zu lachen, Wheeler. Als Leiter der KC verdiene ich wohl den Respekt!" sagt Kaiba und ich wisch mir ein paar Lachtränen aus den Augen.
 

"Bevor ich Dich respektiere, geht im Südwesten die Sonne auf!" sage ich und bereue die Aussage auch schon im nächsten Moment, denn Kaiba sieht nicht sehr glücklich darüber aus. Er ist jetzt wahrscheinlich ziemlich wütend. Jetzt heißt es flüchten!
 

"Ähm, ja, wir sollten mal zum Park und ähm Zeugen suchen, ja genau!" sage ich und sprinte im nächsten Moment auch schon die Treppe runter, hinter mir höre ich nur noch das laute Fluchen von Kaiba und die erschrockenen Aufschreie meiner Freunde. Oha, wenn Kaiba mich erwischt, bin ich dran.
 

"Bleib gefälligst stehen, Du Idiot!" schreit Kaiba hinter mir und ich renne im Eiltempo durch die Museumshalle.
 

"Hier wird nicht gerannt!" höre ich die Stimme einer jungen Frau, aber das stört mich jetzt nicht, ich bin eh gleich draußen. Ein kurzer Schulterblick nach hinten zeigt mir, dass Kaiba ziemlich dicht hinter mir ist. Ah verdammt!
 

"Du sollst stehen bleiben, Wheeler!" schreit er wütend.
 

"Kommt gar nicht Frage, Kaiba!" schrei ich zurück und sprinte durch die Eingangstür und den Weg entlang zum Haupttor.
 

"Ich krieg Dich sowieso, also halt an!" schreit Kaiba und verdammt, ich weiß, dass er Recht hat. Ich kann nicht mehr!
 

Ich renne durch den Park und stolpere plötzlich über eine leere Bierdose, verzweifelt versuche ich mein Gleichgewicht zu halten, fall aber trotzdem vorne über. Aber anstatt auf dem harten Fußboden zu landen, schwebe ich knapp über dem Boden in der Luft.
 

"Hab ich Dich!" höre ich Kaiba´s Stimme über mir. Puh, das war knapp, das hätte sicher ziemlich wehgetan, aber nun hab ich ein viel größeres Problem. Und das Problem hört auf den Namen Kaiba!
 

"Ähm, ja, hi, Kaiba, lässt Du mich wieder runter?" frage ich leicht eingeschüchtert und er lässt mich sofort auf den Boden fallen. Autsch! Leise fluchend rappel ich mich wieder auf und klopf mir den Staub von den Sachen. Nur nicht in Kaiba´s Augen schaun!
 

~Seto´s Sicht~
 

So ein Trottel, kann nicht mal richtig laufen!
 

"Kannst froh sein, dass ich Dich vor einem Sturz bewahrt habe. Das nächste Mal bin ich nicht so sozial!" motze ich ihn an. Der Kerl macht mich fertig!
 

"Joey? Alles in Ordnung!" höre ich Duke hinter mir. Wheeler´s Anhängsel ist also auch schon hier. Super!
 

"Ja, alles klar, bin nur ein wenig schmutzig." sagt er grinsend und wirft mir einen kurzen Blick zu. "Danke Kaiba, ich schulde Dir was!" Ich ziehe überrascht meine Augenbrauen hoch.
 

"Ich komm vielleicht mal darauf zurück, Wheeler!" antworte ich und schau mich ein wenig im Park um. "Und, wo sind hier nun Deine Penner?"
 

"Meine Penner schon mal gar nicht, Kaiba! Aber der erste von ihnen steht dahinten am Baum, der zweite liegt dort auf der Bank und der dritte kommt grad mit seinem Einkaufswagen den Weg entlang. Und das sind sicher nicht die einzigen Penner hier im Park. Ich schlage vor, wir teilen uns in zwei Gruppen auf und durchkämmen den ganzen Ueno Park. Duke, Tristan und Ryou, ihr geht dort lang, Kaiba und ich gehen hier lang." erwidert er und marschiert gradewegs auf den Typ mit dem Einkaufswagen zu. Spinnt der denn jetzt total?
 

"Warum sollte ich mit Dir gehen, Wheeler?" schrei ich ihm hinterher und er dreht sich grinsend um.
 

"Weil Du, neben Duke, der Einzige mit genügend Bargeld bist und weil sonst keiner mit Dir klar kommt, weil Du jeden andren in Grund und Boden stampfst!" antwortet Wheeler.
 

"Aha! Und was verleitet Dich zu der Annahme, dass ich bei Dir nicht dasselbe mache?" frage ich spöttisch.
 

"Ganz einfach, dann hättest Du keinen mehr, den Du so abgrundtief hassen kannst!" erwidert er und dreht sich lachend um. Für ein paar Sekunden bin ich tatsächlich sprachlos! Kopfschüttelnd folge ich ihm und achte nicht auf das Gemurmel von Wheeler´s Freunden, was die denken, ist mir sowieso scheiß egal.
 

"Hi, bist Du jeden Tag hier?" höre ich Wheeler fragen und der kleine Penner bleibt mit seinem Einkaufswagen stehen.
 

"W-was willst Du von mir! Ich hab nichts getan, das schwöre ich!" erwidert der Penner, oh man, der stinkt total nach Alkohol.
 

"Das hat auch niemand behauptet, ich wollte nur wissen, ob Du jeden Tag hier bist, sonst nichts!" sagt Wheeler und der Penner mustert ihn misstrauisch.
 

"Ja, schon, warum willst Du das wissen?" fragt der Penner und ich trete einen Schritt zurück, wegen diesem miesen Alkoholgestank.
 

"Warst Du auch gestern gegen 19:30 Uhr hier?" fragt Wheeler weiter und für eine Sekunde wirkt der Penner leicht erschrocken.
 

"Also ja, verstehe, was hast Du gesehen?" fragt Wheeler, dem ist der erschrockene Ausdruck auf dem Gesicht des Penners wohl auch aufgefallen. Der Penner schüttelt panisch den Kopf.
 

"Ich hab nichts gesehen, ich hab nichts gesehen, wirklich nichts!" antwortet der Penner und schaut sich erschrocken um.
 

"He, ganz ruhig, wir tun Dir nichts, wir sind nur auf der Suche nach Jemandem, Du kannst uns also ruhig sagen, was Du gesehen hast!" sagt Wheeler mit ziemlich ruhiger Stimme. Na, bin mal gespannt, ob er Erfolg damit hat. Der Penner wirft mir einen kurzen Blick zu und in seinen Augen spiegelt sich die nackte Angst.
 

"Keine Sorge, mein Freund hier ist lammfromm, der tut Dir schon nichts, der is nur etwas sauer, weil jemand ihm etwas weggenommen hat, was ihm sehr wichtig ist!" meint Wheeler grinsend und klopft mir kurz auf die Schulter. Lass das gefälligst, fass mich nicht an!
 

"Habt ihr etwas Kleingeld für mich?" fragt der Penner und Wheeler nickt.
 

"Sicher, mein Freund hat bestimmt ein paar Yen für Dich übrig!" sagt Wheeler und schaut mich drohend an. "Nicht wahr, Seto?" Wieso zum Teufel nennt er mich beim Vornamen? Ich will ihm einen gepfefferten Kommentar ins Gesicht schleudern, aber aus irgendeinem Grund zücke ich nur meine Brieftasche und reiche dem Penner einen 1000 Yen-Schein (umgerechnet ca. 7,27 Euro).
 

"Oh, das ist wirklich sehr großzügig!" sagt der Penner und ich knirsche nur kurz mit den Zähnen. Er steckt das Geld weg und schaut Wheeler an. "Da war gestern ein schwarzer Lieferwagen im Park, der ist zum Museum gefahren und das kam mir etwas merkwürdig vor, weil sonst um diese Zeit keine Ausstellungsstücke im Museum abgegeben werden. Ich bin also hinterher, weil ich neugierig war und sonst sowieso Langeweile hatte!" er macht eine kurze Pause und schaut zu mir, ich schnaube leise und reiche ihm noch einen 1000 Yen-Schein. "Nun ja, ich konnte zwar nicht viel erkennen, aber ich hab gesehen, wie ein paar Männer, ich glaub zwei oder drei, einen Jungen in den Laderaum geschleppt haben. Das ging furchtbar schnell und ich hab nur noch gesehen, dass der Junge schwarze Haare hatte, kann natürlich auch ein Mädchen gewesen sein, so genau weiß ich das nicht. Jedenfalls sind die Männer eingestiegen und dann an mir vorbei gefahren, wohin genau, kann ich leider nicht sagen." ich bin kurz davor durchzudrehen und balle wütend die Hände zu Fäusten.
 

"Ganz ruhig Seto!" höre ich Wheeler leise flüstern und ich schlucke meine Wut hinunter. Jetzt bloß nicht aufregen!
 

"Kannst Du uns auch den Lieferwagen beschreiben, hatte der irgendwelche besonderen Merkmale?" fragt Wheeler den Penner und der überlegt kurz, ich will ihm noch einen 1000 Yen-Schein geben, aber Wheeler macht eine kurze Handbewegung, die mich davon abhält.
 

"Hm, ja ich erinnere mich, da war so ein komisches gelbes Zeichen, sah aus wie ein Vogel, oder so, wahrscheinlich nen Adler oder nen Falke, keine Ahnung. Zumindest war das Zeichen auf den Türen des Laderaums. Sonst ist mir nichts aufgefallen, das Nummernschild konnte ich mir leider nicht merken, weil ich zuviel Angst hatte, dass die Typen mich entdecken." antwortet der Penner und ich überlege fieberhaft, was das für ein Zeichen sein könnte und welche Bedeutung das hat.
 

"Danke, mehr wollten wir gar nicht wissen! Pass gut auf Dein Geld auf und geb nicht gleich alles auf einmal aus!" sagt Wheeler und zieht mich von dem Penner weg.
 

"Und irgendeine Idee, was das für ein komisches Zeichen sein soll?" fragt mich die blonde Nervensäge. Na hör mal, muss ich denn immer alles wissen? Ich bin zwar ein Genie, aber allwissend auch nicht!
 

"Ich werd Roland an die Sache ransetzen, vielleicht findet er was raus!" sage ich und Wheeler nickt.
 

"Tu das, ich ruf inzwischen Duke an, damit er herkommt, ich glaub nen besseren Zeugen finden wir bestimmt nicht mehr!" meint er und damit hat er vielleicht sogar Recht, auch wenn ich nicht genau weiß, ob ich nun beruhigt sein soll, weil wir einen Zeugen gefunden haben, oder ob ich in Panik geraten soll, wenn ich mir vorstelle, was mein Bruder grade für Qualen erdulden muss. Ich werde Dich finden, Mokuba! Das schwöre ich!
 

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Was habt ihr vor?

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7. Was habt ihr vor?
 

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~Mokuba´s Sicht~
 

Ziemlich unsanft werde ich geweckt und ich richte mich erschrocken auf, vor mir steht wieder der Typ, der anscheinend mein Wächter ist und mir heute schon zweimal das Essen gebracht hat. Wieso hat der mich geweckt? Was will er jetzt von mir?
 

"Come along!" (Mitkommen!) sagt der Typ und ich erhebe mich keuchend. Mein Kopf dröhnt, aber das scheint den Kerl nicht zu interessieren, denn der stülpt mir wieder den schwarzen Leinensack auf den Kopf. Arschloch!
 

"Where do you take me?" (Wo bringen Sie mich hin?) frage ich. Irgendwie bekomm ich jetzt ein wenig Angst.
 

"Shut up! (Halt die Schnauze!)" erwidert der Typ. Klasse, nicht mal jetzt bekomm ich eine Antwort. Widerlicher Kerl.
 

Ich werde nach draußen geschoben und stolpere beinahe über meine eigenen Füße. Der Typ hinter mir schiebt mich immer weiter, plötzlich stoße ich gegen irgendetwas Hartes und ich keuche erschrocken auf. Ich taste mit meinen Händen die Oberfläche ab, ziemlich glatt und kalt, ein wenig gebogen, Glas im Rahmen, anscheinend eine Autotür.
 

"Get on the car! (Steig in das Auto!)" sagt der Mann, ich taste nach dem Griff und öffne die Tür, sofort werde ich in das Auto gestoßen und ich lande mit dem Bauch auf dem Rücksitz. Autsch, verdammt.
 

"Hey, das geht auch sanfter!" motze ich den Typen an, der knallt aber nur die Tür hinter mir zu und lässt sie einrasten. Ich versuch gar nicht erst die Tür zu öffnen, hat bestimmt keinen Sinn. Ich versuche mir den Leinensack vom Kopf zu ziehen.
 

"Do not touch! (Nicht anfassen!)" blafft der Typ mich an und knallt die Fahrertür zu. Okay, dann eben nicht! War nur ein Versuch.
 

Ich taste mit den Händen nach vorne und berühre ein Gitter, das mich vom Fahrersitz trennt. Klasse, ich komm mir vor, wie in einem Polizeiauto. Moment, vielleicht ist das sogar eins! Ich schüttle verwirrt den Kopf, das sind mit Sicherheit keine Polizisten, warum sollten die also einen Polizeiwagen besitzen?
 

"Why am I your prisoner? (Warum bin ich euer Gefangener?)" frage ich.
 

"Shut up! Brat! (Halt die Schnauze! Gör!)" erwidert der Typ, aber ich lass mich jetzt nicht einschüchtern, ich will eine Antwort.
 

"What do you want from me? (Was wollt ihr von mir?)" frage ich weiter, aber als Antwort bekomm ich nur das Aufheulen des Motors. Ich werde in den Sitz gedrückt und kralle mich fast panisch am Gitter fest. Kann der Typ nicht ein wenig langsamer fahren? Ich hasse diesen Kerl!
 

~Joey´s Sicht~
 

Ich stecke das Handy in die Tasche und setze mich neben Kaiba auf eine Bank.
 

"Duke und die Anderen kommen sofort, die sind in ca. 3 Minuten hier, hast Du etwas raus gefunden?" frage ich und lehne mich ein wenig erschöpft an die Rückenlehne.
 

"Dieser Vogel ist das ägyptische Zeichen für ,Horus' und zugleich Markenzeichen des Scheichs, der Lieferwagen gehörte also definitiv ihm!" erwidert Kaiba und haut mit der Faust auf die Bank.
 

"Hey, pass auf, dass Du Dich nicht verletzt!" sage ich ein wenig besorgt und halte seine geballte Faust still, damit er nicht wieder die Bank malträtiert. Er schaut mich ein wenig vorwurfsvoll an, senkt aber sofort den Blick.
 

"Sorry, ich bin nur etwas angesäuert, wegen dieser verdammten Entführung!" murmelt Kaiba und irgendwie versteh ich ihn.
 

"Ich weiß, was Du meinst, so hab ich mich gefühlt, als meine Mutter Serenity mitgenommen hat. Ich war sauer, aber ich war noch ein Kind, ich konnte nichts dagegen tun, ich kam mir so hilflos vor. Aber im Gegensatz zu Dir musste ich mit dem Problem alleine klarkommen, ich hatte keine Hilfe von irgendwelchen Freunden, ich hatte überhaupt keine Freunde. Bis ich Yugi kennen gelernt hab, verstehst Du? Du hast Freunde, auch wenn Du uns nicht als Deine Freunde anerkennst, wir helfen Dir trotzdem!" sage ich und merke plötzlich, dass ich noch immer seine Faust festhalte, sie zittert ein wenig, glaube ich, aber vielleicht ist es auch meine Hand, die so zittert. Ich drücke noch einmal leicht zu und erhebe mich dann. "Nun komm, Duke und die Andren sind dort hinten, wir gehen erstmal zurück ins Hotel und dann überlegen wir uns, wie wir diesen verdammten Scheich finden und Deinen Bruder retten! Zusammen fällt uns sicher eine Lösung ein!" Ohne eine Antwort abzuwarten, wende ich mich in Richtung des Hotels und winke meine Freunde zu mir.
 

Ich will nicht wissen, was Kaiba jetzt von mir denkt, vielleicht hält er mich für weich, aber das ist mir egal. Wenn es um meine Freunde, oder meine Familie geht, zeige ich eben Gefühle, ich kann meine Gefühle nicht so gut verstecken, wie der berühmte Eisklotz Seto Kaiba und ich will es auch gar nicht.
 

"Joey, sag schon, was habt ihr raus gefunden?" ruft Duke aufgeregt und kommt auf mich zu gerannt, Tristan und Ryou dicht hinter ihm.
 

"Ich erklär euch die Einzelheiten im Hotel und dann überlegen wir uns den nächsten Schritt!" sage ich und dreh mich kurz zu Kaiba um, er folgt mir mit gesenkten Kopf und verschränkten Armen. Seine Miene ist so verdammt ernst und das macht mich ganz fertig. Seufzend dreh ich mich wieder in Richtung Hotel.
 

"Was ist los Joey?" fragt mich Tristan und ich zucke mit den Schultern.
 

"Was soll schon los sein, ich mach mir Sorgen um Kaiba, die ganze Sache zerrt ganz schön an seinen Nerven und selbst er ist dagegen nicht immun." antworte ich leise und vergrabe meine Hände in den Hosentaschen. Duke und Ryou gehen vor uns und unterhalten sich über irgendetwas.
 

"Wir finden Mokuba bestimmt! Mach Dir also nicht so viele Gedanken, halt Kaiba ein wenig auf Trapp, dann ist er ein wenig abgelenkt und grübelt nicht so viel!" meint Tristan und vielleicht hat er Recht.
 

"Aber so einfach ist das nicht! Ich kann ihn doch nicht ständig von der Seite anmachen, wenn er so down ist, wegen Mokuba. Das wäre echt das Letzte!" sage ich wieder leise und werfe einen unsicheren Blick über die Schulter. Kaiba ist weit genug entfernt, er kann uns also nicht hören, hoffe ich.
 

"Das ist allerdings ein Problem!" erwidert Tristan und ich seufze leise. Das ist so verdammt kompliziert. "Dann munter ihn halt ein wenig auf, Du bist immerhin der Einzige, der nah genug an ihn ran kommt, mit dem er sich wenigsten ein bisschen unterhält. Uns staucht er doch gleich zusammen, wenn wir was von ihm wollen und Yugi ist zurzeit nicht da. Seit der Pharao weg ist, ist Yugi der Einzige, dem Kaiba ein wenig vertraut, immerhin darf Mokuba ihn oft besuchen." Da ist was Wahres dran.
 

"Ich bin aber nicht Yugi, ich genieße nicht so ein hohes Vertrauen, mir würde er Mokuba nicht anvertrauen. Es ist schon ein Wunder, dass er mich nicht gleich weggejagt hat, als ich ihn im Hotel geweckt habe." sage ich und lass ein wenig geknickt den Kopf hängen.
 

"Nimm das nicht so schwer, Joey, wir reden hier über Kaiba, so ist er halt! Bleib einfach in seiner Nähe und pass auf, dass er nichts Falsches macht, Du weißt ja, wie unberechenbar er ist, wenn sich jemand an seiner Familie, oder seiner Firma vergreift." erwidert Tristan und ich nicke kurz. Ja, ich weiß, noch zu gut kann ich mich an die Geschichte mit den Big 5 und diesem Noah erinnern. Ich bin froh, dass ich nicht bei einem Mann wie Gozaburo Kaiba leben musste. Benutzt seinen eigenen Sohn für seine Rache an seinem Adoptivsohn, verabscheuchungswürdig und absolut erbärmlich, das waren Kaiba´s Worte, glaub ich.
 

~Seto´s Sicht~
 

Oh man, wie kommt dieser verdammte Wheeler eigentlich auf die absolut bescheuerte Idee, dass ich Freunde habe oder welche nötig hätte? Und was sollte das eigentlich vorhin mit seiner Lebensgeschichte? Ich hab ihn bestimmt nicht darum gebeten, mir davon zu erzählen. Hat er etwa versucht, mich aufzumuntern? Völlig absurd! Und total lächerlich! Obwohl ich zugeben muss, dass es Wirkung gezeigt hat, jetzt fühl ich mich nur noch halb so hilflos, wie am Anfang.
 

"Kaiba? Alles Okay mit Dir?" höre ich plötzlich Wheeler´s Stimme und ich zucke leicht zusammen. Ich schau nach vorn und stelle fest, dass wir bereits vor dem Hotel stehen. Devlin, Taylor und Bakura verschwinden grad durch den Eingang.
 

"Hm, alles okay, war grad ein wenig abwesend!" sage ich und schau der blonden Nervensäge ins Gesicht. Warum zum Teufel hat er diesen sorgenvollen Ausdruck im Gesicht?
 

"Das hab ich gemerkt, Kaiba!" sagt er und grinst ein wenig.
 

"Warum sagst Du eigentlich wieder Kaiba zu mir?" frage ich ein wenig verwirrt. Er schaut mich ein wenig erstaunt an.
 

"Äh, was meinst Du?" fragt er zurück. Idiot!
 

"Na, Du hast vorhin Seto zu mir gesagt, als Du Dich mit diesem Penner unterhalten hast!" antworte ich und er zuckt grinsend mit den Schultern.
 

"Ach das meinst Du. Na, ich wollte nur verhindern, dass der Typ Dich um Dein wohl verdientes Geld bringt, wenn er Dich an Deinem Nachnamen erkennt, schließlich bist Du eine berühmte Persönlichkeit und so wie ich Dich kenne, würdest Du für Deinen Bruder sogar Deine Firma auf´s Spiel setzten, aber soweit muss es ja nicht kommen, oder? Man kommt auch billiger an Informationen, das lernt man, wenn man lange Zeit auf der Strasse lebt!" erwidert er und marschiert weiter Richtung Eingang.
 

"War das der einzige Grund?" frage ich und er dreht sich ein wenig erschrocken zu mir um.
 

"Ähm...ja...eigentlich schon!" antwortet er und wird ein wenig rot um die Nase. Er ist ein verdammt schlechter Lügner.
 

"Lern erstmal richtig zu lügen, Wheeler, dann darfst Du mich wieder beim Vornamen ansprechen!" sage ich und grinse ihn fies an. Er zieht erstaunt die rechte Augenbraue hoch und zuckt mit den Schultern.
 

"Denk was Du willst, Kaiba. Aber nur weil Du es verlangst, werde ich nicht lügen, zumindest nicht, wenn ich es vermeiden kann! Und nur weil ich Dich einmal mit Deinem Vornamen angesprochen habe, heißt das nicht, dass ich es als Bedürfnis empfinde, es auch weiterhin zu tun!" sagt er grinsend und wendet sich nun endgültig zum Eingang. "Zumindest jetzt noch nicht!" fügt er leise hinzu, so dass ich ihn kaum verstehen kann. Wahrscheinlich sollte ich das auch gar nicht. Ein wenig verwirrt schüttle ich den Kopf. Der blonde Idiot ist mir echt ein Rätsel!
 

~Mokuba´s Sicht~
 

Ich weiß nicht, wie lange wir schon fahren, aber ich fühl mich schrecklich. Ich hab furchtbare Angst.
 

"Wohin fahren wir?" frage ich den Fahrer.
 

"We are there in a few minutes! (Wir sind in ein paar Minuten da!)" antwortet der Typ. Aha und wo genau?
 

"And what is called ,there'? (Und was heißt ,da'?)" frage ich, bekomm aber nur ein leises Knurren als Antwort. Okay, okay, bin ja schon still!
 

Ich sinke in meinen Sitz zurück und lege meinen Kopf auf meine Knie. Ich will nicht anfangen zu flennen, aber irgendwie fühl ich mich richtig mies und hilflos. Meine Hände sind mit Handschellen gefesselt, ich hab einen schwarzen Leinensack auf dem Kopf, ich sitz auf dem Rücksitz eines Autos, aus dem ich nicht entkommen kann und ich werde zu einem Ort gebracht, den ich nicht kenne, von einem Mann, den ich nicht kenne und auch gar nicht kennen will. Wie soll man da stark sein? Die Situation ist so hoffnungslos! Seto, warum holst Du mich nicht raus? Wo bleibst Du?
 

Plötzlich merke ich, dass wir langsamer waren. Sind wir etwa schon angekommen? Das Auto hält an und ich höre, wie der Fahrer aussteigt und die hintere Tür entriegelt.
 

"Get out of the car! (Steig aus dem Auto!)" sagt der Typ und ich werde unsanft aus dem Auto gezerrt. Verdammt, nicht so grob!
 

"Where are we? (Wo sind wir?)" frage ich, aber der Mann schiebt mich einfach vorwärts. Ich stolpere beinahe, kann mich aber noch rechtzeitig an etwas festhalten.
 

"Climb into the helicopter! (Klettere in den Helikopter!)" sagt der Kerl und ich bleibe wie angewurzelt stehen. Helikopter? Heißt das, dass wir Tokyo verlassen? Niemals! Kommt gar nicht in Frage!
 

"No! I don´t want to! (Nein! Ich will nicht!)" sage ich und will mir den Leinensack vom Kopf zerren, ich bleibe keine Sekunde länger hier. Ich steige auf keinen Fall in diesen verdammten Helikopter.
 

"Don´t get me into trouble! Brat! (Mach mir keinen Ärger! Gör!)" flucht der Mann und dann spüre ich auch schon einen harten Schlag auf den Kopf. Verdammt! Seto!
 

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Die Suche beginnt!

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8. Die Suche beginnt!
 

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~Joey´s Sicht~
 

Seit knapp einer halben Stunde sitzen wir schon in Kaiba´s Hotelzimmer, während er mit Roland telefoniert und nebenbei auf seinem ausgeborgten Laptop rumklimpert. Ich halt diese Warterei nicht länger aus.
 

"Kaiba! Nun sag schon was Sache ist! Wo ist der Lieferwagen hingefahren?" motze ich ihn an und spring vom Doppelbett auf, auf dem ich gesessen habe. Kaiba sitzt hinter einem runden Schreibtisch und wirft mir nur einen drohenden Blick zu.
 

Schmollend wende ich mich an meine Freunde, Duke sitzt mit Tristan und Ryou auf einer schwarzen Ledercouch neben der Tür.
 

"Ich hol mir ne Coke, wollt ihr auch was?" frage ich sie und verschränke wütend meine Arme. Meine Freunde schütteln nur schweigend den Kopf.
 

"Bring mir nen schwarzen Kaffee mit Wheeler, kriegst sogar Kleingeld von mir." höre ich hinter mir Kaiba´s Stimme und ich seufze genervt.
 

"Nicht nötig Kaiba, ich hab grad soviel Geld bei mir, dass ich Dir nen Kaffee ausgeben kann, sieh lieber zu, dass Du an die Informationen kommst, damit wir endlich mit der Suche anfangen können!" blaffe ich ihn an, ohne mich umzusehen und marschiere Richtung Tür.
 

"Was meinst Du, was ich die ganze Zeit mache, Idiot!" motzt Kaiba genervt und ich seufze resigniert. Ach man, dabei hatte ich mir doch vorgenommen, mich nicht mit ihm zu streiten.
 

"Sorry, Kaiba, war nicht so gemeint!" sage ich leise und bin nicht ganz sicher, ob er es verstanden hat. Ich verlasse das Hotelzimmer und such den Gang nach einem Getränkeautomaten ab, dieses Rumsitzen und Abwarten nervt einfach nur.
 

~Seto´s Sicht~
 

Pah, dieser verdammte Idiot geht mir echt auf die Nerven, der soll lieber seine Klappe halten, wenn ich am Arbeiten bin. Ich brauch nen Kaffee!
 

"Mr. Kaiba, ich hab jetzt die Route raus gefunden, hat mich ganz schön viel Mühe gekostet, der Scheich hat sich wirklich doppelt und dreifach abgesichert. Der Lieferwagen ist gestern zum Harumi Pier gefahren, dort hat der Scheich ein paar Lager- und Büroräume unter dem Mädchennamen seiner Mutter Kyara Rahman angemietet. Den genauen Standort sehn Sie auf dem Satellitenbild, dass ich Ihnen grad gesendet hab. Ich schicke sofort ein paar Männer zu Ihnen, tun Sie bitte nichts Unüberlegtes und warten Sie im Hotel!" sagt Roland und ich springe sofort auf.
 

"Kommt gar nicht Frage Roland, ich erledige das selbst, bevor der Scheich verschwinden kann!" antworte ich und lege auf.
 

"Was is los Kaiba?" fragt Duke und ich starr ihn an.
 

"Flieg mit den Jungs zum Harumi Pier, ich nehm meinen Heli, wir treffen uns da!" sage ich und stürme aus der Tür, Wheeler springt auf dem Gang erschrocken zur Seite.
 

"Mann, Alter, renn mich doch nicht gleich um, solange war ich doch gar nicht weg!" meint er und ich schüttle nur den Kopf.
 

"Quatsch keine Opern, Wheeler, wir müssen zum Harumi Pier!" sage ich und stürme an ihm vorbei.
 

"Und was is mit dem Kaffee?" ruft er mir hinterher. Idiot!
 

~Joey´s Sicht~
 

Duke, Tristan und Ryou rennen Kaiba hinterher.
 

"Hey wartet doch auf mich, verdammt!" schreie ich und trink im Laufen Kaiba´s Kaffee aus. Verdammt ist das heiß!
 

"Warum müssen wir zum Harumi Pier?" rufe ich, Duke dreht sich kurz um.
 

"Weil Kaiba das gesagt hat, deshalb!" antwortet er. Aha, weil Kaiba das gesagt hat! Klasse!
 

"Seit wann befolgen wir Kaiba´s Befehle?" frage ich und stolpere zu den Andren in den Fahrstuhl.
 

"Schon immer, Idiot!" meint Kaiba grinsend und ich knurre ihn wütend an.
 

"Arschloch! Aber jetzt mal ehrlich, was wollen wir beim Harumi Pier?" frage ich und sein Gesichtsausdruck verfinstert sich bedenklich.
 

"Der Scheich hat dort ein paar Lagerräume und der Lieferwagen war gestern dorthin unterwegs, Mokuba könnte also dort sein!" antwortet er und ich nicke.
 

"Verstehe! Nehmen wir den Heli?" frage ich und er seufzt genervt.
 

"Logisch, oder willst Du lieber laufen?" erwidert er und ich schüttle den Kopf.
 

"Hatte ich eigentlich nicht vor!" sage ich.
 

Der Fahrstuhl hält im Erdgeschoß an und Kaiba stürmt als Erster raus, ich folge ihm sofort Richtung Hinterausgang.
 

"Joey, wo willst Du hin?" ruft Duke.
 

"Ich flieg mit Kaiba, wir treffen uns am Pier!" antworte ich, ohne mich umzuschauen und achte nicht auf Kaiba´s eiskalten Blick.
 

"Verkneif Dir den Kommentar, Kaiba, wir haben keine Zeit für Diskussionen!" sage ich und versuche verzweifelt, mit ihm Schritt zu halten. Kaiba murmelt nur etwas Unverständliches und verlässt das Hotel, ich folge ihm zum Helikopter.
 

"Zum Harumi Pier, aber plötzlich!" motzt Kaiba den Piloten an und steigt in den Helikopter, ich klettere hinterher und schließ die Tür.
 

Der Pilot startet die Maschine und der Helikopter erhebt sich in die Luft. Wir fliegen direkt zwischen der Showa-Dori Avenue und der Yamanote Line Richtung Süden.
 

"Was willst Du eigentlich machen, wenn wir da sind, Kaiba? Die Entführer sind doch sicher Profis, oder nicht?" frage ich nach ein paar Minuten, während wir über die Bank of Japan fliegen und Kaiba schaut mich drohend an.
 

"Frag mich nicht solch dämliche Sachen, Wheeler. Ich hab selbst keine Ahnung! Ich will nur meinen Bruder wieder haben!" antwortet er und ich nicke kurz.
 

"Das will ich auch, aber wir sollten trotzdem nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und uns vorher einen Plan ausdenken, bevor wir in irgendeine Falle laufen!" sage ich und er wendet sich von mir ab. Was hat er denn jetzt für ein Problem? Ich schau an Kaiba vorbei aus dem Fenster und entdecke den Hauptbahnhof von Tokyo. Von oben hab ich den noch nie gesehen, wunderschöner Anblick!
 

~Seto´s Sicht~
 

Verdammt, Wheeler hat Recht und das passt mir nicht! Wieso kann der Typ so verdammt ruhig bleiben?
 

"Hast Du denn einen Plan?" frage ich kühl und schau ihn spöttisch an, er nickt grinsend.
 

"Klar hab ich den, wir landen direkt beim Pier und nutzen den Überraschungsmoment, stürmen mit Karacho in die Lagerräume, verprügeln die Männer und retten Mokuba aus den Klauen dieses verdammten Scheichs!" sagt er mit erhobenen Zeigefinger und grinst frech. Meine Mundwinkel zucken leicht nach oben, wenn die Sache nicht so verdammt ernst wäre, würde ich glatt über Wheeler lachen.
 

"Soll das etwa ein Lächeln darstellen, was ich da auf Deinem Gesicht sehe?" fragt er grinsend und ich wende den Blick von ihm ab.
 

"Nein, soll es nicht und nun lass mich in Ruhe!" blaffe ich ihn an, das klingt leider aber nicht so unfreundlich, wie es eigentlich klingen sollte. Egal, ich kann schon den Hama Rikyu Garden sehen.
 

"Landen Sie direkt am Harumi Pier!" sage ich zum Piloten und der nickt.
 

"Siehst Du Duke´s Heli irgendwo?" fragt Wheeler und ich schau kurz aus dem Fenster.
 

"Nein, aber wir können jetzt nicht länger warten, wir landen gleich!" antworte ich.
 

Wenn die Typen Mokuba etwas angetan haben, bring ich sie um!
 

Wheeler zupft mich am Ärmel und ich schau ihn genervt an.
 

"Was?" frage ich gereizt.
 

"Ist das dahinten nicht die Rainbow Bridge?" fragt er mich und ich schau in die Richtung, in die er zeigt.
 

"Natürlich, was sollte das sonst für ne Brücke sein?" frage ich genervt, wie kann der jetzt nur solch dämliche Fragen stellen?
 

"Wir landen gleich, Mr. Kaiba!" höre ich den Piloten sagen und ich richte meinen Blick auf das Wasser unter mir, nur noch ein paar 100 Meter bis zum Pier. Hoffentlich ist Mokuba auch da!
 

~Joey´s Sicht~
 

Oh Mist, irgendwie krieg ich grad nen Adrenalinstoss, man könnte das aber auch als Panikanfall bezeichnen. Was is, wenn die Typen Waffen haben und auf uns schießen?
 

"Du Kaiba, hast Du ne Pistole oder so was dabei?" frage ich nervös und er schaut mich verwirrt an.
 

"Was soll ich denn damit?" fragt er zurück und ich grinse ein wenig ängstlich.
 

"Na, damit wir uns gegen die Typen verteidigen können, vielleicht schießen die auf uns!" sage ich und er zieht überrascht seine Augenbrauen zusammen.
 

"Damit könntest Du allerdings Recht haben, aber darüber machen wir uns hinterher Gedanken, falls es dann noch Sinn hat!" antwortet Kaiba und ich weiß nicht genau, ob ich ihn für seinen Mut bewundern oder für seinen Leichtsinn hassen soll. Darüber will ich jetzt lieber nicht nachdenken.
 

Der Helikopter landet auf einer freien Stelle in der Nähe vom Harumi Pier und Kaiba springt raus, ich folge ihm sofort.
 

"Wohin Kaiba?" frage ich.
 

"Dort lang, die Lagerräume des Scheichs befinden sich im hinteren Bereich!" antwortet Kaiba und ich höre hinter mir Duke´s Helikopter in der Luft. Ohne auf die Anderen zu warten, stürmt Kaiba an ein paar Lagerhäusern vorbei und ich hinterher.
 

Nach ein paar Abzweigungen bleibt Kaiba vor einem großen Gebäude stehen, das mich beinahe an einen Flugzeughangar erinnert, das Ding ist ja riesig. Auf dem Gebäude ist das Symbol des Scheichs abgebildet, der goldene Horus.
 

Ohne nachzudenken geht Kaiba auf das Gebäude zu, ich wage nicht ihn aufzuhalten und folge ihm, obwohl ich mir gleich vor Angst in die Hose mach. Ich schlucke kurz, als er die Tür zum Gebäude öffnet, wenn jemand hier wäre, hätte er uns mit Sicherheit schon gesehen und abgeknallt, oder auch nicht.
 

"Sei bloß still, Wheeler und hör auf, mit den Zähnen zu klappern!" zischt Kaiba und zieht mich am Handgelenk in das Gebäude.
 

Panisch schau ich mich um, doch außer ein paar Kisten und ein paar alten Autos ist nichts zu sehen. Langsam schleicht sich Kaiba an der Wand entlang zu einer Seitentür und ich folge ihm geduckt, während ich mich immer wieder umschaue. Scheint niemand hier zu sein, plötzlich bleibt Kaiba stehen und ich stoße mit ihm zusammen.
 

"Pass auf, Wheeler!" zischt Kaiba und ich nicke kurz. "Du bleibst hier, ich schau mich mal da drin um." sagt er und deutet auf die Seitentür. Ich schüttle heftig den Kopf.
 

"Kommt gar nicht in Frage, ich komm mit!" flüstere ich panisch, ich bleib hier sicher nicht allein.
 

"Dann komm!" zischt Kaiba und packt mich wieder am Arm.
 

Leise öffnet er die Tür und schaut kurz rein, scheint keiner drin zu sein. Mit einer Kopfbewegung deutet Kaiba mir an, ihm zu folgen und ich betrete hinter ihm einen dunklen Flur. Gleich auf der linken Seite befindet sich eine Art Lagerraum, die Tür ist offen.
 

"Kaiba, schau mal, da ist eine Art Ruheplatz zwischen den Kisten!" sage ich und deute auf ein paar Kartoffelsäcke auf dem Boden des Lagers und Kaiba geht direkt darauf zu.
 

Er bückt sich und hebt die Säcke hoch. "Hier liegt ein Büschel schwarzer Haare, die könnten von Mokuba sein!" meint er und schaut sich im Lagerraum um.
 

Ich trete ans kleine Fenster und schau nach draußen. "Das sieht mir beinahe wie ein Gefängnis aus, das Fenster ist vergittert und zu klein, um durchzuklettern, an der Tür hab ich Riegel gesehen, Mokuba war also definitiv hier eingesperrt!" sage ich und verlasse das Lager. "Ich schau mich mal weiter um, vielleicht finde ich irgendeinen Hinweis darauf, wo die Typen jetzt stecken!"
 

"Verdammt!" höre ich Kaiba hinter mir fluchen.
 

~Seto´s Sicht~
 

Anscheinend sind wir zu spät, verfluchter Mist!
 

"Hey Kaiba, komm mal her, ich hab was gefunden!" höre ich Wheeler´s Stimme und ich trete wieder hinaus auf den Flur. Wheeler kommt grad aus einem anderen Raum schräg gegenüber.
 

"Hier, ist das nicht von Mokuba?" fragt er und reicht mir eine weiße Plastiktüte. Ich werfe einen Blick hinein und erstarre fast vor Schreck. Mokuba´s Handy, Mokuba´s Brieftasche, Mokuba´s Sportuhr.
 

"Shit!" fluche ich. "War sonst noch was dabei?" Wheeler schüttelt den Kopf.
 

"Ich hab allerdings ein paar gefälschte Polizeimarken in der Schublade gefunden und ein paar gefälschte Ausweise." sagt er und ich schau ihn überrascht an.
 

"Zeig mal her!" sage ich und er verschwindet wieder in dem Zimmer, kurz darauf kommt er mit einem großen Briefumschlag zurück.
 

"Hier! Ist richtige Profiarbeit, so was bekommt man nicht einfach so im Laden, da muss man echt Beziehungen haben!" sagt Wheeler und ich schau mir die Papiere im Umschlag an.
 

"Woher weißt Du eigentlich soviel darüber?" frage ich neugierig.
 

"Na hör mal, das hab ich Dir doch erklärt! Ich war in ner Straßengang, die nannte sich ,Ryuua School Gang' später auch als ,Yo Yo Gang' bekannt, Hirutani war unser Boss und hatte ne Menge Kontakte. Darunter waren auch ein paar richtige Gangster vom Yakuza Clan, die hab ich aber glücklicherweise nie kennen gelernt." erklärt Wheeler gelassen und zuckt mit den Schultern.
 

"War die ,Yo Yo Gang' nicht auch mal in Domino-City zu Gange?" frage ich interessiert und er nickt grinsend.
 

"Jap! War sie, aber wie gesagt, war sie! Yugi, oder viel mehr Atemu, hat damals fast die ganze Gang mit einem Schattenspiel erledigt, während ich mich um den Boss persönlich gekümmert hab. Hirutani hatte mir versprochen, dass er meine Freunde in Frieden lässt, wenn ich wieder in seine Gang komme, leider hat er sein Versprechen gebrochen und Yugi übel zugerichtet. Dass ich ihm das natürlich nicht durchgehen lassen konnte, ist Dir sicherlich klar. Egal, das ist Vergangenheit, lass uns lieber raus finden, wohin der Scheich Mokuba gebracht hat und was es mit diesen gefälschten Papieren auf sich hat!" sagt Wheeler und ich bin ein wenig überrascht. Ich hatte angenommen, dass ich wirklich Alles über diesen blonden Idioten weiß, aber da hab ich mich wohl schwer geirrt.
 

Plötzlich höre ich ein lautes Geräusch aus der großen Halle und ich zucke erschrocken zusammen, Wheeler schleicht sich an mir vorbei zur Tür und schaut durch den kleinen Spalt. Sekunden später dreht er sich seufzend um und öffnet die Tür ganz.
 

"Sind nur Duke und die Andren, die haben anscheinend auch den Weg hergefunden." er dreht sich um und winkt seine Freunde her. "Jungs, hier rüber, wir sind wohl zu spät, wir müssen irgendwie versuchen, einen weiteren Anhaltspunkt für Mokuba´s jetzigen Aufenthaltsort zu finden." Ich achte nicht weiter auf ihn und betrete das Zimmer, in dem Wheeler die Sachen gefunden hatte. Hier muss es doch irgendwas geben, was uns irgendwie auf die Spur des Scheichs bringt.
 

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Warum tun Sie das?

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9. Warum tun Sie das?
 

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~Mokuba´s Sicht~
 

Keuchend und mit tierischen Kopfschmerzen wache ich auf. Verdammt, muss der Typ so hart zuschlagen? Ich öffne die Augen und will meine Hand heben, stelle allerdings verwirrt fest, dass ich an Händen und Füßen gefesselt bin und zwar an einen Sitz, der mich stark an den Sitz eines Flugzeugs erinnert. Bin ich etwa in einem scheiß verdammten Flugzeug? Ich wende panisch meinen Kopf nach links und rechts, doch außer ein paar weiteren Polstersitzen und einem kleinen Holztisch kann ich nichts sehen. Keine Fenster, die Wände sind mit Wandteppichen behangen, nichts erinnert an ein Flugzeug und doch werde ich das Gefühl nicht los, dass ich hier in einem sitze. Ich bin schon oft mit dem Flugzeug geflogen, ich weiß, wie sich das anfühlt. Ich kann zwar kein Motorengeräusch hören, aber das hat gar nichts zu bedeuten, die Wände können auch schalldicht sein, wundern würde es mich nicht. Wieso ist denn hier kein Wächter und wo zum Teufel bin ich überhaupt? Ich zerre an meinen Fesseln, aber diese Kabelbinder ziehen sich nur fester um meine Handgelenke.
 

"Verfluchte Scheiße!" zische ich, na wenigsten hab ich keinen Knebel im Mund.
 

"Oh solche Ausdrücke schicken sich aber nicht für einen so gut aussehenden jungen Mann!" höre ich plötzlich eine Stimme hinter mir und ich zucke erschrocken zusammen, diese Stimme kommt mir so verdammt bekannt vor, aber das ist doch völlig unmöglich.
 

Leider muss ich feststellen, dass es doch möglich ist, denn der Scheich höchstpersönlich tritt an meinen Sitz heran.
 

"Warum bin ich hier?" zische ich ihn an und er verzieht sein Gesicht zu einem hämischen Grinsen.
 

"Weil ich Dich entführt habe, oder viel mehr meine Männer!" antwortet er und ich spucke ihm wütend ins Gesicht. Arschloch!
 

"Tz, Du bist wirklich niedlich! Glaubst Du wirklich, damit erreichst Du irgendetwas?" fragt er grinsend und wischt sich sein Gesicht mit einem Seidentuch ab.
 

"Was wollen Sie von mir?" frage ich wütend und zerre an meinen Fesseln.
 

"Was ich von Dir will, erfährst Du noch früh genug, junger Kaiba! Aber Geld ist es auf jeden Fall nicht, versuch also nicht, mich zu bestechen, das würde mich nur beleidigen!" erwidert der Scheich und ich schlucke kurz.
 

Verdammt! Mit Geld komm ich hier nicht weiter, scheint also keine Lösegeldforderung zu sein. Aber wenn der Scheich kein Geld will, was zum Teufel will er dann von mir?
 

"Ich werde Dir nachher etwas zu Essen bringen lassen, ich will ja nicht, dass meine neuste Errungenschaft verhungert!" sagt der Scheich und ich schlucke wieder. Neuste Errungenschaft? Was zum Teufel soll das bedeuten?
 

"Wo bringen Sie mich hin?" frage ich.
 

"Oh, Dir ist also aufgefallen, dass wir in einem Flugzeug sitzen? Na, hätte ich mir auch denken können, immerhin ist das Fliegen für Dich keine Seltenheit. Aber wie auch immer, Du gehörst jetzt mir und ich bringe Dich dorthin, wo ich will. Im Klartext heißt das, ich nehm Dich mit in meine Heimat!" antwortet der Scheich und verlässt den Raum durch eine Tür auf der linken Seite.
 

Heimat? Soll das etwa bedeuten, dass er mich nach Ägypten entführt? Verdammte Scheiße! Ich zerre unkontrolliert an meinen Fesseln.
 

"Lassen Sie mich hier sofort raus, das können Sie mir nicht antun! Verdammt, lassen Sie mich gehen! Sie sind ein verfluchtes Arschloch Scheich Kashi!" fluche ich wütend und versuche verzweifelt die Fesseln zu lösen, während mir die Tränen über die Wangen laufen. Verdammte Scheiße!
 

Ich tobe und fluche, zerre an meinen Fesseln, ohne Erfolg. Nach ein paar Minuten sinke ich erschöpft in dem roten Flugzeugsessel zusammen und schluchze laut. Meine Handgelenke bluten, aber den Schmerz spüre ich kaum, ich fühl mich so verdammt hilflos. Seto, hilf mir doch!
 

"Hast Du Dich endlich beruhigt, kleiner Mokuba?" höre ich wieder die Stimme des Scheichs und ich zucke zusammen. Wie kann der Kerl es wagen, mich bei meinem Vornamen anzusprechen?
 

"Reden Sie nicht so vertrauensselig mit mir, Sie verdammter Mistkerl, ich hab Sie nicht darum gebeten!" zische ich ihn an. Ich bin zwar erschöpft, aber noch lange nicht geschlagen.
 

"Aber, aber, sei doch nicht so unfreundlich, mein Kleiner! Es tut mir wirklich leid, was meine Männer mit Dir gemacht haben, eigentlich sollten sie Dich nicht verletzen, aber sie sind manchmal etwas ungeduldig und leicht reizbar! Verzeih!" sagt der Scheich und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
 

"Nehmen Sie ihre dreckigen Finger von mir!" blaffe ich ihn an und drehe meinen Kopf weg, der Scheich lacht nur leise.
 

"Du wirst schon noch Gefallen daran finden, Süßer! Verlass Dich ganz auf mich, ich weiß, wie ich Dich erziehen muss, damit Du mir zu Diensten stehst!" sagt der Scheich und ich weite panisch meine Augen. Das heißt doch nicht etwa genau das, was ich denke, oder?
 

"Sie..." ich schlucke kurz. "Sie wollen mich doch nicht etwa als Sexspielzeug, oder?" frage ich leicht ängstlich und der Scheich lacht trocken.
 

"Du bist wirklich schlau, wirklich bemerkenswert!" antwortet er und ich beiße mir leicht panisch auf die Unterlippe.
 

Das darf doch nicht wahr sein, das ist alles nur ein verdammt beschissener Traum! Ich schließe meine Augen und öffne sie wieder, kein Traum. Ungläubig schüttle ich den Kopf.
 

"Das wagen Sie nicht!" flüstere ich. "Das wagen Sie nicht!" Der Scheich lässt sich auf einen Sessel mir gegenüber nieder und starrt mich mit einem Blick an, der mir Angst macht.
 

"Du bist noch nicht soweit, Kleiner! Also keine Panik, ich hab viel Geduld!" sagt er und ich weiß nicht, was ich antworten soll, ich bin zu erschrocken, um klar zu denken. Soll ich etwa tatsächlich meine Unschuld an diesen Scheich verlieren? Ich wage nicht, daran zu denken!
 

~Joey´s Sicht~
 

Duke, Tristan und Ryou schauen sich in der großen Halle um, während ich mich mit Kaiba im Nebenzimmer umschaue. Außer dem kleinen Lagerraum und dem Büro, gibt es hier noch ein kleines Badezimmer ohne Fenster, eine kleine Miniküche und eine Art Schlafraum mit provisorischen Lagerstätten aus alten Matratzen und Decken, wahrscheinlich für die Wächter. Ich durchsuche den Schlafraum nach irgendwelchen Hinweisen, finde allerdings nichts, was mir weiterhilft. Ich verlasse den Raum und trete wieder hinaus in den Flur, ich höre Kaiba im Büro und ich marschiere direkt zu ihm.
 

"Irgendwas gefunden?" frage ich, er steht hinter dem großen Schreibtisch und durchwühlt fluchend die Schubladen.
 

"Nichts, absolut nichts!" sagt er und klingt wirklich ziemlich sauer. Na, verwundert bin ich nicht darüber, ich wäre sicherlich genauso angepisst, wenn sich jemand an meiner Schwester vergreifen würde. Mein Blick fällt auf einen Papierkorb neben dem Schreibtisch und ich durchwühle ihn.
 

"Du bist wirklich ein Hund, Wheeler, wenn Du jetzt schon anfängst im Müll zu wühlen!" höre ich Kaiba´s sarkastische Stimme.
 

"Klappe, Kaiba, ich suche nach Hinweisen und im Müll findet man die ziemlich oft, hab ich mal im Fernsehn gesehen!" sage ich und durchwühle weiterhin den Papierkorb. Hier muss doch irgendetwas sein! Plötzlich fällt mir ein fast verbrannter blauer Zettel auf und ich ziehe ihn raus.
 

"Hier steht was drauf ,...Chiba 18:00 Uhr Weiterflug nach...' Mist, die Nachricht ist nicht richtig zu entziffern, die Hälfte ist verbrannt!" sage ich und Kaiba reißt mir die Nachricht aus der Hand.
 

"Chiba ist eine Stadt östlich von Tokyo, aber da gibt´s keinen Flughafen!" meint Kaiba und ich schau kurz auf die Uhr.
 

"18:00 Uhr war vor 1 ½ Stunden, die sind also schon ne ganze Weile weg!" sage ich und Kaiba nickt.
 

"Aber was soll das heißen, ,Weiterflug nach...'? Womit wollen die fliegen und wohin?" fragt Kaiba und ich kratze mich verlegen am Kinn.
 

"Vielleicht meinen die nen Helikopter, oder nen Segelflugzeug!" antworte ich und Kaiba rennt an mir vorbei aus dem Büro.
 

"Warte doch, ich komm mit!" rufe ich hinterher und folge ihm in die große Halle, wo Duke zwischen ein paar Kisten auftaucht und mich überrascht anschaut.
 

"Wir fliegen nach Chiba!" sage ich knapp und verlasse hinter Kaiba die Lagerhalle. Kaiba rennt ziemlich schnell und hat schon wieder sein Handy am Ohr. Der macht ja wirklich alles gleichzeitig!
 

~Seto´s Sicht~
 

Mist! Verdammt!
 

"Roland, hat der Scheich in Chiba einen Helikopterverleih oder nen Segelflugplatz?" schreie ich ins Handy, während ich auf den Helikopter zu laufe.
 

"Warten Sie kurz, ich schau mal nach!" antwortet Roland.
 

"Machen Sie schnell, wir haben nicht viel Zeit!" blaffe ich ihn an und springe in den Helikopter "Nach Chiba, aber sofort!" Der Pilot wirft sofort die Rotoren an.
 

"Hey, warte doch auf mich, verflucht!" schreit Wheeler und springt neben mir in den Helikopter, irgendwie scheint er ziemlich außer Puste zu sein.
 

"Nicht gut in Form, oder wie?" frage ich spöttisch, Wheeler wirft sich neben mir auf den Sitz.
 

"Halt...Deine Klappe! Ich...hab kürzere Beine, als Du!" sagt er und ich grinse leicht.
 

"Stimmt auffallend!" antworte ich und er starrt mich drohend an.
 

"Dafür hab ich keine dürren Storchenstelzen, so wie Du!" meint Wheeler und grinst mich frech an. Idiot!
 

"Lieber dürre Storchenstelzen, als Elefantenbeine!" sage ich spöttisch und er zieht wütend seine Augenbrauen zusammen.
 

"Das nimmst Du zurück, Kaiba! Ich hab keine Elefantenbeine!" er ist wirklich leicht auf die Palme zu bringen.
 

"Hab ich auch gar nicht behauptet!" antworte ich und er starrt mich verwirrt an.
 

"Hast Du doch!" behauptet Wheeler und ich schüttle grinsend den Kopf.
 

"Ich hab lediglich gesagt, dass ich lieber Storchenstelzen, als Elefantenbeine habe, ich hab mit keinem Wort erwähnt, das Du Elefantenbeine hast!" sage ich und grinse fies. Wheeler steht vor Überraschung der Mund offen.
 

"Ähm, tja, na dann..." leicht verwirrt dreht er sich zur Seite und starrt aus dem Fenster. Ein sprachloser, blonder Idiot ist mir allemal lieber, als ein aufgeblasener, blonder Wichtigtuer.
 

"Mr. Kaiba, sind sie noch dran?" erklingt die Stimme meines Assistenten aus dem Handy.
 

"Sicher bin ich das, wo sollte ich sonst sein? Wissen Sie was Neues?" frage ich gereizt.
 

"Ja, der Scheich hat tatsächlich in Chiba einen privaten Helikopterverleih und zwar am Stadtrand, leider komm ich nicht in den Hauptrechner des Towers. Ich kann also von hier aus nicht feststellen, ob irgendein Helikopter gestartet, oder gelandet ist, das müssten Sie dann vor Ort erledigen, weil das ganze System passwortgeschützt ist und zusätzlich durch eine ziemlich starke Firewall blockiert wurde." antwortet Roland.
 

"Ist schon okay, ich mach das, schicken Sie ihre Männer nach Chiba, sollten wir vorher dort ankommen, hinterlasse ich eine Nachricht, für den Fall, dass wir wieder weiterfliegen!" sage ich und lege auf.
 

"Und?" fragt Wheeler und ich massiere mir leicht genervt die Schläfen.
 

"Die fliegen mit dem Helikopter, wohin weiß ich aber nicht, das finden wir nur vor Ort raus!" sage ich und schließe erschöpft meine Augen.
 

"Wir müssen tanken, Mr. Kaiba!" höre ich den Piloten und ich mache nur eine beiläufige Handbewegung.
 

"Dann tun Sie das gefälligst!" antworte ich.
 

"Sehr wohl, Mr. Kaiba!" erwidert der Pilot und ich merke plötzlich, wie mir etwas auf die Knie gelegt wird.
 

Ich öffne meine Augen und starre etwas überrascht auf eine hellbraune Decke, die über meinen Beinen liegt. Ruckartig drehe ich meinen Kopf zu Wheeler, der mich nur leicht angrinst und mit den Schultern zuckt.
 

"Du siehst erschöpft aus und bis Chiba dauert es ne ganze Weile, ein wenig Schlaf würde Dir also nicht schaden!" sagt er und ich bin drauf und dran, ihm irgendeine Beleidigung an den Kopf zu knallen. Ich nehm von einem Idioten keine Befehle entgegen!
 

Stattdessen zische ich ein leises "Danke!" lehne mich im Sitz zurück und schließe meine Augen wieder.
 

Wheeler murmelt nur ein leises "Gern geschehen!" und damit hat sich das Thema erledigt. Ich bin wirklich erschöpft, aber zugeben werde ich das sicher nicht, trotzdem würde mir ein bisschen Schlaf wirklich gut tun. 4 Stunden Schlaf sind einfach nicht genug für so eine nervenaufreibende Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im gottverdammtem Heuhaufen!
 

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Nachtflug!

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10. Nachtflug!
 

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~Joey´s Sicht~
 

Es ist jetzt 20:05 Uhr und Kaiba schläft, der Pilot hat grade an einem Tanklager einen kleinen Zwischenstop eingelegt, um den Helikopter aufzutanken, Duke ist ebenfalls zum Tanken hier. Ich steh neben Duke´s Helikopter und unterhalte mich mit Tristan und Ryou, während Duke und Kaiba´s Pilot die Helikopter auftanken.
 

"Was is mit Kaiba los?" fragt Tristan und ich werfe einen kurzen Blick zu Kaiba´s Helikopter, in dem er seinen Erholungsschlaf hält.
 

"Lass ihn, er hat sicher die halbe Nacht nicht geschlafen, wenn überhaupt! Er braucht seine Kraft noch, wer weiß, was uns noch erwartet!" sage ich und wische mir erschöpft über die Augen. Ich könnte auch ne Mütze Schlaf vertragen, immerhin hab ich in den letzten Tagen hart geschuftet und dieses Abenteuer ist selbst für mich etwas zu kraftaufwendig.
 

"Du siehst auch ziemlich erschöpft aus Joey!" meint Ryou und ich schüttle den Kopf.
 

"Ist schon okay, mir geht´s gut, macht Euch mal keine Gedanken darüber!" sage ich und werde im nächsten Moment auch schon von Kaiba´s Pilot zurück gewunken.
 

"Sieht so aus, als würde es weiter gehen. Bleibt in der Nähe, wenn wir in Chiba sind, brauchen wir bestimmt Eure Hilfe, wer weiß, was uns dort erwartet." sage ich und Tristan klopft mir aufmunternd auf die Schulter.
 

"Keine Sorge Alter, ich steh voll hinter Dir!" meint er und Ryou nickt zustimmend.
 

"Ich auch und mein Boss natürlich auch!" sagt er und deutet auf Duke, der grad um die Ecke kommt.
 

"Ich weiß zwar nicht, um was es geht, aber ich bin definitiv dabei!" sagt er grinsend und klettert auf den Pilotensitz.
 

"Danke Leute!" sage ich und marschiere zu Kaiba´s Helikopter, ich steige ein und ziehe Kaiba´s Decke noch ein Stück höher, damit er nicht friert. Kaiba grummelt nur etwas und dreht seinen Kopf zur Seite, so dass ich ihm direkt ins Gesicht schaue.
 

Er sieht verdammt blass aus, noch blasser als sonst, besorgt schüttle ich den Kopf. Hoffentlich hat die Sache bald ein Ende und wir erwischen diesen Scheich. Wir müssen Mokuba schnell finden, sonst klappt Kaiba noch vor Erschöpfung zusammen, immerhin ist er auch nur ein Mensch. Der Pilot wirft die Rotoren an und der Helikopter erhebt sich in die Luft, es ist schon dunkel, aber zum Glück hat man klare Sicht. Ein Unwetter würde bei diesem Nachtflug definitiv nicht gut kommen, erstrecht nicht, wenn wir uns mit nem Helikopter in der Luft befinden. Lieber nicht dran denken!
 

"Sind irgendwelche Unwetterwarnungen vermeldet?" frage ich den Piloten und der schüttelt den Kopf.
 

"Nicht für diese Gegend, Sie können also beruhigt ein Auge zumachen, wenn wir in Chiba ankommen, wecke ich Sie!" meint der Pilot und ich nicke dankend.
 

"Okay, vielleicht werd ich mir wirklich ne Mütze Schlaf gönnen, aber sagen Sie auf jeden Fall Bescheid, wenn irgendwas schief läuft!" sage ich.
 

"Selbstverständlich!" antwortet der Pilot.
 

"Sagen Sie mal, wie heißen Sie eigentlich?" frage ich und er lacht leise.
 

"Mein Name ist Jonathan Maroscheck, Sie können aber ruhig Jo zu mir sagen, is kürzer!" antwortet er und ich muss leicht grinsen.
 

"Also gut Jo, ich bin Joseph, Joseph Wheeler, für meine Freunde einfach nur Joey!" erwidere ich und Jo lacht wieder.
 

"Witziger Zufall, muss ich schon zugeben, Joey!" sagt er und ich nicke zustimmend.
 

"Jap, find ich auch, na dann bringen Sie uns mal heil nach Chiba, Jo, bevor ihr Boss aufwacht!" sage ich und lehne mich wieder zurück in meinen Sitz.
 

"Der Boss ist schon wach!" höre ich plötzlich Kaiba´s Stimme neben mir und ich zucke erschrocken zusammen.
 

"Kaiba!" fluche ich. "Musst Du mich so erschrecken? Ich dachte, Du schläfst?"
 

"Bei Deinem Gequatsche kann doch kein Mensch schlafen! Also halt Deine dämliche Klappe!" grummelt er und dreht sich auf die andre Seite.
 

"Ähm, sorry!" murmle ich und verfluche mich selbst dafür, dass ich den großen Boss geweckt habe. Ein gutgelaunter Eisblock ist ja noch zu ertragen, aber ein schlechtgelaunter Miesepeter ist einfach unerträglich.
 

~Mokuba´s Sicht~
 

Ich weiß nicht, wie lange wir schon unterwegs sind, aber mir geht´s echt beschissen, der einzige Lichtblick in dieser scheiß Situation ist die blonde Frau, die mich vor einer halben Stunde mit Fladenbrot und Weintrauben gefüttert hat und dann sofort wieder verschwunden ist. Ich weiß nicht mal ihren Namen, aber sie schien mir nicht wirklich freiwillig hier zu sein, zumindest sah sie nicht sehr glücklich aus. Wahrscheinlich auch eines der ,Errungenschaften' des verfluchten Scheichs. Bei Gelegenheit werde ich die Frau mal fragen, warum sie hier ist, hübsch sah sie ja aus, aber ein wenig zu alt für meinen Geschmack, wahrscheinlich so um die 25, außerdem ein wenig zu dünn und etwas blass.
 

"Hat es denn auch geschmeckt, kleiner Kaiba?" höre ich den Scheich fragen und ich dreh meinen Kopf etwas nach links, im Schein der Deckenleuchte sieht der Scheich ziemlich eindrucksvoll aus in seinem ägyptischen Gewand. Mistkerl!
 

"Danke der Nachfrage, es war hinreißend, aber könnten Sie vielleicht die Güte haben und mir die Fesseln lösen? Meine Handgelenke schmerzen höllisch und aus dem Flugzeug kann ich sowieso nicht entkommen!" sage ich und deute mit dem Kopf auf meine blutigen Handgelenke, der Scheich lacht nur leise.
 

"Ich werde meine Sklavin schicken, die Dir eine lindernde Schmerzsalbe auf die Handgelenke aufträgt, aber die Fesseln wirst Du nicht los!" antwortet er grinsend und ich knirsche wütend mit den Zähnen. Verdammtes Arschloch!
 

"Darf ich dann vielleicht mal auf´s stille Örtchen? Oder ist das auch verboten?" frage ich spöttisch und er klatscht kurz in die Hände.
 

Sekunden später kommt ein halbnackter, ziemlich muskulöser mindestens 1,90 großer Afrikaner in den Raum und mir bleibt für ein paar Momente die Luft weg. Alles was der Typ trägt, sind ein Lendenschurz aus Leopardenfell, ein paar Ledersandalen mit Riemen bis zu den Waden und eine Kette aus Krallen, wahrscheinlich Tiger- oder Leopardenkrallen. Wenn ich auf Männer stehen würde, würde ich den Kerl glatt vernaschen, denn die dunkle Haut glänzt im Lichtschein, wie Bernstein, wahrscheinlich ist die Haut mit Öl eingerieben.
 

"Jimmy, please take our guest to the guest toilet, but see to it that he doesn't do anything stupid! (Jimmy, bring unseren Gast doch bitte auf das Gäste-WC, aber sorg dafür, dass er keine Dummheiten anstellt!)" sagt der Scheich zu dem Typ, dessen Alter ich ungefähr auf 22 schätze.
 

Jimmy nickt und kommt direkt auf meinen Sitz zu, ich schlucke kurz, als er sich zu mir runter beugt und mir die Kabelbinder mit einem Messer, das er unter seinem Lendenschurz hervorgezogen hat, durchschneidet. Ich wage nicht, mich zu rühren, der Typ macht mir irgendwie Angst.
 

"Keine Sorge, Kleiner, Jimmy ist im Grunde ziemlich harmlos, er befolgt nur Befehle und wenn ich ihm nicht befehle, Dich zu töten, wird er es auch nicht tun!" sagt der Scheich und ich starre Jimmy ängstlich an. Ich weiß nicht wirklich, ob ich nun beruhigt sein soll, aber ich versuche mir meine Angst nicht anmerken zu lassen und erhebe mich schwer atmend.
 

"Follow me! (Folgen Sie mir!)" sagt Jimmy mit einer ziemlich melodisch klingenden Stimme, die mir ungewollt einen eiskalten Schauer über den Rücken jagt. Da hat der Scheich wirklich Geschmack bewiesen, wenn er so einen Kerl für sich arbeiten lässt. Wozu braucht er mich dann noch?
 

~Seto´s Sicht~
 

Mit leichten Rückenschmerzen wache ich auf und öffne meine Augen. Wir sind noch immer mit dem Helikopter unterwegs, wie lange hab ich denn geschlafen? Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich grade mal 15 Minuten weggenickt bin. Wir müssten doch bald in Chiba sein, oder?
 

"Wir werden gleich landen, Mr. Kaiba!" höre ich den Piloten sagen und ich drehe mich nach links, Wheeler liegt zusammengerollt auf dem Sitz und schläft. Soll ich ihn wecken, oder lieber nicht?
 

"Landen Sie bitte in der Nähe eines Hotels, damit wir auf dem Radar des Towers kein Misstrauen erwecken. Ich möchte nicht schon vorher meine Ankunft ankündigen und dem Scheich zu einer übereilten Flucht animieren, falls er sich noch dort aufhält." sage ich und der Pilot nickt.
 

"Sehr wohl, Mr. Kaiba!" antwortet er und ich höre ein leises Grummeln von Wheeler.
 

"Is noch zu früh, Paps!" grummelt der blonde Idiot und ich grinse leicht.
 

"Ich bin nicht Dein Paps und früh ist es auch nicht!" sage ich. Wheeler springt erschrocken auf und stößt sich den Kopf an der Decke.
 

"Verfluchte Scheiße!" grummelt er und reibt sich den Kopf. "Musst Du mich so schocken, Kaiba?" Ich grinse ihn fies an.
 

"Na hör mal, wer hat mich denn grade ,Paps' genannt? So alt bin ich ja nun wirklich nicht!" sage ich leicht beleidigt und verschränke die Arme.
 

"Pah, Dich will ich nicht mal zum Vater, wenn Du der letzte Mensch auf Erden wärst!" sagt Wheeler wütend und ich bin ein wenig verletzt, was ich allerdings niemals zugeben würde. Idiot!
 

Als wenn es so schlimm wäre, mich als Vater zu haben! Nicht, dass ich schon drüber nachgedacht hätte, ne Familie zu gründen, aber trotzdem tut es weh, so was zu hören.
 

"Ähm, sorry, Kaiba, so war das jetzt nicht gemeint!" flüstert Wheeler leise und ich starr ihn verwirrt an. Hat der Typ sich etwa grade bei mir entschuldigt? Es geschehen tatsächlich noch Wunder. Halleluja!
 

"Wir landen jetzt, Mr. Kaiba." sagt der Pilot und ich nicke kurz. Na hoffentlich ist das Hotel nicht zu weit vom Helikopterverleih entfernt, ich hab nämlich keine Lust auf einen langen Fußmarsch.
 

"Wie weit ist es denn von hier bis zum Heliverleih des Scheichs?" fragt Wheeler.
 

"Zu Fuß ca. 15 Minuten in nördlicher Richtung, ich bin kurz drüber geflogen, ist nicht zu übersehen!" antwortet der Pilot.
 

"Danke Jo!" meint Wheeler und ich schau ihn überrascht an.
 

"Seit wann nennst Du meinen Piloten beim Vornamen?" frage ich und Wheeler grinst.
 

"Seit heute, oder ist das ein Problem für Dich?" fragt er zurück und ich schüttle den Kopf.
 

"Nicht wirklich, wenn Herr Maroscheck nichts dagegen hat, warum sollte ich dann was andres sagen?" frage ich und zucke nur mit den Schultern.
 

"Also ich hab sicher nichts dagegen, nicht wahr, Joey!" meint der Pilot und landet auf dem Landeplatz vor dem Dai-chi Hotel.
 

"Ich hab auch nichts dagegen, Jo!" erwidert Wheeler und ich schüttle nur ungläubig den Kopf. Muss der blonde Idiot sich jeden zum Freund machen?
 

Ich steige aus dem Helikopter und höre den Helikopter von Devlin über mir.
 

"Gehen wir zu Fuß, oder besorgen wir uns nen Auto?" fragt Wheeler neben mir und gähnt lautstark.
 

"Wir mieten uns im Hotel ein Auto, ich hab keine Lust auf einen Spaziergang!" antworte ich und wende mich zum Eingang des Hotels, Wheeler folgt mir wie ein Hund. "Du musst mir nicht ständig nachlaufen Wheeler, Du kannst auch hier warten!"
 

"Nix da, ich muss doch wissen, was Du für ein Auto holst, immerhin müssen 5 Personen rein!" sagt er und ich bereue zutiefst, dass ich Yugi von Mokuba´s Verschwinden erzählt habe.
 

Allerdings muss ich mir eingestehen, dass eine Lüge ihm gegenüber ziemlich unfair gewesen wäre, immerhin ist er ein guter Freund von Mokuba und geniest mein vollstes Vertrauen, was ich von der kleinen, blonden Nervensäge neben mir nicht behaupten kann. Wheeler geht mir einfach nur auf den Keks, auch wenn er manchmal wirklich nützlich sein kann. Wir betreten gemeinsam das Hotel und ich gehe direkt zur Anmeldung, wo ein junger Herr im blauen Anzug am Computer arbeitet.
 

"Guten Abend, ich möchte gern ein Auto mieten, für ca. 2-3 Stunden, wäre das möglich?" frage ich freundlich und zücke meine Kreditkarte aus der Hosentasche.
 

"Ah, Mr. Kaiba! Klar ist das möglich! Wie groß soll das Auto denn sein, hätten Sie lieber einen Sportwagen, oder eine Limousine?" fragt der junge Mann.
 

"Egal, Hauptsache es passen 5 Personen rein, ich will nur nen kleinen Ausflug machen!" sage ich und der Mann nickt.
 

"Natürlich, ich werd schaun, was ich für Sie im Angebot habe!" antwortet er und tippt fleißig auf seiner Tastatur. "Ich hab hier einen Audi A6, schwarz, 5gängig, 5türig, mit Airbag, Manualgetriebe, Stereoradio, Klimaanlage, Türschloss- und Zentralverriegelung, für 5 Personen, maximale Geschwindigkeit 243km/h für 46000 Yen pro Tag einschließlich Versicherung (umgerechnet 334,50 Euro)!" Ich nicke kurz.
 

"Okay, den nehm ich!" sage ich und Wheeler pfeift leise.
 

"Nen Audi A6, damit wollte ich schon immer mal fahren!" flüstert er und ich massiere mir leicht die Schläfen.
 

"Dann hast Du ja jetzt die Gelegenheit dazu!" murmle ich, ich hab nämlich keinen Bock, mich ans Steuer zu setzen.
 

"Ist das Dein Ernst? Ich darf das Auto fahren?" fragt Wheeler ungläubig.
 

"Ja verdammt, aber fahr den Wagen nicht zu Schrott, ich hoffe, Du hast nen Führerschein!" sage ich leicht gereizt.
 

"Klar hab ich den, schon seit 3 Jahren, ich hab sogar mal nen Auto gehabt, war leider nur nen Schrottwagen, das hat vor einem Monat den Geist aufgegeben und für nen neues hab ich keine Kohle!" meint Wheeler und ich schüttle den Kopf, während er den Schlüssel für den Wagen in Empfang nimmt.
 

"Bitteschön mein Herr, das Auto steht in der Tiefgarage auf Feld Nummer 12!" sagt der junge Herr hinter der Anmeldung. "Mr. Kaiba, Ihre Kreditkarte!" Ich nicke dankend, stecke die Kreditkarte ein und ziehe Wheeler in Richtung Ausgang.
 

"Du bist echt genial, Kaiba. Wahnsinn, ich darf nen Audi A6 fahren!" flüstert Wheeler und klimpert mit den Autoschlüsseln. Klasse, wenigstens Einer, der glücklich ist!
 

"Schön für Dich! Genieße es, solange Du kannst, so schnell wirst Du nämlich keine Gelegenheit mehr dazu haben!" sage ich spöttisch und Wheeler verschränkt beleidigt die Arme, während er in die Tiefgarage marschiert.
 

"Pah, das weiß ich selbst, Du musst mir nicht ständig auf die Nase binden, dass ich mir mit meinem niedrigen Gehalt als Kellner nicht alles leisten kann, Blödmann!" sagt er und irgendwie kommt es mir jetzt so vor, als hätte ich die blonde Nervensäge wirklich ernsthaft gekränkt. Dieser leichte Anflug von Mitleid und Reue ist wirklich lästig!
 

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Wo ist der Scheich?

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11. Wo ist der Scheich?
 

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~Joey´s Sicht~
 

Eigentlich sollte ich froh sein, dass der große Herr und Meister Seto Kaiba mich den Wagen fahren lässt, aber irgendwie ist mir jetzt jede Freude vergangen, blöder Idiot! Jetzt komm ich mir plötzlich vor, wie ein billiger Chauffeur, dem die zweifelhafte Ehre zuteil wird, einen großen Geschäftsmann durch die Gegend zu kutschieren! Bastard! Irgendwann zahl ich Dir alles heim, verlass Dich drauf! Mit geballten Fäusten und einer Mordswut im Bauch marschier ich durch die Tiefgarage, auf der Suche nach Feld Nummer 12.
 

"Ich weiß nicht, wo Dein Problem liegt, Wheeler. Sei doch froh, dass Du keine Firma leiten musst und nicht ständig im Rampenlicht stehst, so wie ich!" sagt Kaiba, aber was der sagt, interessiert mich jetzt herzlich wenig.
 

Ah, da hinten steht unser Auto, ich ignoriere Kaiba und geh zum Audi A6, ich will mich nicht mit ihm unterhalten, ich will jetzt einfach nur dieses Auto fahren und den ganzen Scheiß hinter mich bringen.
 

"Hey, hörst Du mir überhaupt zu?" ruft Kaiba hinter mir.
 

"Halt Deine Klappe, Kaiba und steig ein, ich will meine Zeit nicht länger als nötig mit Dir verbringen!" sage ich mies gelaunt, der Typ kotzt mich dermaßen an. Ich werfe einen bitterbösen Blick über meine Schulter und stelle überrascht fest, dass er stehen geblieben ist und mich ein wenig überrascht anschaut.
 

"Was is, Kaiba? Hast wohl nicht erwartet, dass ich auch mal sauer sein kann, oder? Du wirst Dich wundern, aber ich hab auch Gefühle, aber davon verstehst Du ja nicht viel! Verdammt, jetzt steh da nicht so blöd rum und steig endlich ein!" motze ich ihn an, er schüttelt ein wenig ungläubig den Kopf und kommt auf mich zu.
 

"Pass lieber auf, wie Du mit mir redest, Du kleiner Wichtigtuer, sonst könnte ich mich vergessen!" zischt Kaiba, als er an mir vorbei zur Beifahrerseite geht. Ein leichtes Lächeln huscht ungewollt über mein Gesicht.
 

"Pah, ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich Dich einfach vergessen kann!" sage ich mehr zu mir selbst, als zu ihm.
 

"Wie war das?" höre ich ihn hinter mir fragen. Ich dreh mich zu ihm um und schüttle den Kopf.
 

"Schon gut, war nicht so wichtig!" sage ich und steige auf der Fahrerseite in den Audi.
 

Ich schnall mich an, atme einmal tief durch und starte das Auto, ja, das nenn ich mal ein richtiges Auto, nicht so ne Schrottkarre, wie meine Kiste. Ich wünschte, ich könnte mir so ein Auto leisten!
 

"Schnall Dich an Kaiba, ich will meinen Führerschein nicht verlieren, weil Du Dir zu fein bist, die Verkehrsregeln zu befolgen!" zische ich und fahre langsam aus der Tiefgarage raus. Sein böses Knurren ignoriere ich geschickt, der Typ kann mich mal sonst wo!
 

Vor dem Hotel warten schon Duke, Tristan und Ryou, ich halte mit dem Audi direkt vor ihnen an und kurble das Fenster runter.
 

"Steigt ein Jungs, ich bin Euer Chauffeur!" sage ich leicht ironisch. Ich bin sauer, aber meine Freunde können ja nix dafür, dass sich Mister Großkotz Kaiba so ,ich-bin-alles-du-bist-nichts' mäßig verhalten muss. Fuck!
 

Meine Freunde steigen ein und ich schalte das Radio an, irgendeine amerikanische Rockband, dessen Name mir nicht einfällt, singt irgendeinen neuen Song, den ich nicht kenne, aber das kratzt mich jetzt nicht. Ich gebe Gas und fahre in Richtung Stadtrand, wo dieser private Helikopterverleih vom Scheich sein soll. Bin mal gespannt, ob der Typ noch da ist. Was is, wenn nicht? Was is, wenn der schon weg ist? Ich hoffe Kaiba kann im Hauptcomputer des Towers raus finden, wohin die Typen mit Mokuba wollten. Pah, wenn ich ein bisschen mehr Ahnung von diesen Dingen hätte, würde ich Mokuba alleine suchen! Ich hätte nie gedacht, dass ich mal auf Kaiba´s Hilfe angewiesen bin.
 

~Seto´s Sicht~
 

Irgendwie ist mir die blonde Nervensäge zu still, ist ja gut und schön, dass ich endlich meine Ruhe habe, aber wenn der so verbissen schweigt und über irgendwas nachgrübelt, dann sieht er so merkwürdig anders aus, das macht mich ganz krank! Außerdem fährt er wie der Henker!
 

"Hey, fahr ein bisschen langsamer, ich will hier nicht draufgehen!" blaffe ich ihn an.
 

"Schnauze, Kaiba! Ich fahr grad mal 50, also sei still!" motzt Wheeler zurück und ich werfe einen Blick auf den Geschwindigkeitsmesser. Tatsache, nur 50 km/h! Mist!
 

"Trotzdem fährst Du, wie ne wilde Furie!" blaffe ich. Idiot!
 

"Dann fahr nächstens selbst, Mister ,ich-kann-alles-besser' Kaiba!" antwortet Wheeler.
 

"Joey, sei doch mal ruhig und konzentrier Dich auf´s Fahren!" meint Duke hinter mir.
 

"Pah, wenn der so weiter macht, werf ich ihn raus und such Mokuba allein!" sagt Wheeler und ich lach trocken.
 

"Als ob Du das alleine schaffen kannst, Wheeler! Du kannst ja nicht mal richtig Autofahren!" sage ich und Wheeler hält den Wagen ruckartig am Straßenrand an.
 

"Nun hör mir mal genau zu, Kaiba! Ich tu das hier nur, um Mokuba zu helfen! Ich tu das nicht, um irgendwie Respekt von Dir zu bekommen, aber Du könntest wenigstens ein wenig Dankbarkeit zeigen, dass ich mich von Yugi hab überreden lassen und hierher gekommen bin, dazu noch in Begleitung meiner Freunde, für die Du nie etwas übrig hattest! Wenn ich wollte, könnte ich Dich mit diesem ganzen Scheiß alleine lasse, aber das wäre Mokuba gegenüber unfair, also halt jetzt bitte Deine Klappe und lass uns diese Sache schnell zum Abschluss bringen. Wenn wir den Scheich und Mokuba gefunden haben, kannst Du mich wieder niedermachen, so viel Du willst, aber bis dahin reiß Dich bitte zusammen, bevor ich Dir an die Gurgel springe!" sagt er und schaut mich mit einem mehr als grimmigen Gesichtsausdruck an und ich zweifle nicht daran, dass er mir tatsächlich an die Gurgel springt, wenn ich jetzt auch nur etwas Falsches sage.
 

"Hmpf, von mir aus!" sage ich, verschränke meine Arme und starre aus dem Beifahrerfenster. Hinten höre ich ein erleichtertes Ausatmen von Wheeler´s Freunden. Freut Euch nicht zu früh, dieser blonde Idiot bekommt noch seine Lektion, verlasst Euch drauf!
 

"Da das ja jetzt geklärt ist, kann ich ja weiter fahren!" murmelt Wheeler neben mir und gibt wieder Gas. Von wegen geklärt, nix ist geklärt, der Typ wird schon sehen, was er davon hat. Niemand redet ungestraft so mit mir und dieser Wheeler schon gar nicht.
 

Der Rest der Fahrt verläuft schweigend und nach ein paar wenigen Minuten hält Wheeler den Wagen in einer Seitenstrasse in der Nähe des Privatgeländes an.
 

"Fuck, da ist nen Eisentor und nen Wärterhäuschen, die werden uns sicher nicht freiwillig reinlassen!" murmelt Wheeler und steigt aus dem Auto.
 

"Wo willst Du hin, Joey?" fragt Tristan und Wheeler steckt den Kopf durch die offene Tür.
 

"Wartet hier, ich peil mal kurz die Lage!" meint er und ich steig ebenfalls aus. "Was soll das werden, Kaiba?" Was das werden soll? Muss der immer so blöde Frage stellen?
 

"Ich werde hier sicher nicht rum sitzen, kapiert!?" motze ich und Wheeler seufzt leise.
 

"Gut, kommst Du eben mit!" sagt er und wendet sich wieder seinen Freunden zu. "Ihr wartet aber und haltet uns den Rücken frei, falls irgendwas schief läuft!"
 

Ich gehe auf das Eisentor zu, Wheeler folgt mir.
 

"Irgendeinen Plan, Kaiba?" fragt Wheeler und ich zucke mit den Schultern.
 

"Noch nicht und Du?" frage ich zurück.
 

"Nicht wirklich!" antwortet er und ich bleibe vor dem Wächter stehen, der grad aus seinem Wärterhäuschen kommt.
 

"Hier dürfen Sie nicht rein, wenn Sie keine Erlaubnis haben!" sagt der Mann in einem barschen Ton, der mir überhaupt nicht gefällt. Seine rechte Hand liegt auf seiner Waffe, die in seinem Waffengurt steckt. Auf seinem linken Ärmel seiner blauen Uniform ist das Zeichen des Horus drauf, der Typ gehört also zu den Männern des Scheichs.
 

"Aber nicht doch, wir sind nicht hier, um Ärger zu machen!" sage ich freundlich und mache mit einer kurzen Handbewegung klar, dass Wheeler bloß seine Klappe halten soll, was dieser erstaunlicherweise auch tut.
 

"Was wollen Sie?" fragt der Mann und ich reiche dem Mann meine Hand.
 

"Meine Name ist Kaiba, Seto Kaiba und ich möchte gerne mit dem Scheich sprechen, sofern das möglich ist!" sage ich und ich höre Wheeler leicht erschrocken aufkeuchen. Ich kann jetzt nur hoffen, dass der Wächter nicht über die Machenschaften des Scheichs Bescheid weiß und auch keine Ahnung hat, dass sich mein Bruder in der Gewalt des Scheichs befindet.
 

"Der Scheich ist nicht hier, ich kann Sie also nicht durchlassen, auch wenn ich wollte! Ich habe meine Befehle, Mr. Kaiba! Tut mir wirklich sehr leid!" antwortet der Mann ein wenig freundlicher, nimmt meine Hand aber nicht entgegen.
 

"Ich hatte aber einen Termin mit dem Scheich, einen sehr wichtigen, geschäftlichen Termin!" sage ich und der Mann nickt kurz.
 

"Ich werde nachfragen, Mr. Kaiba! Warten Sie einen Moment!" antwortet der Wächter und verschwindet in seinem Wärterhäuschen.
 

"Was soll das werden, Kaiba? Du vermasselst doch noch alles!" zischt Wheeler neben mir und ich bringe ihn mit einer kurzen Handbewegung zum Schweigen.
 

"Klappe, Wheeler, das ist mein Auftritt, also sei still!" zische ich zurück und Wheeler knurrt böse, eine Minute später kommt der Wächter wieder durch die Tür.
 

"Tut mir leid, Mr. Kaiba, der Scheich ist tatsächlich nicht hier und seine Stellvertreter wissen nichts von einem Termin!" sagt er und ich ziehe gespielt überrascht eine Augenbraue hoch.
 

"Das ist aber eigenartig! Wissen Sie denn, wo ich den Scheich finden kann? Ich muss ihn wirklich dringend sprechen!" sage ich und warte auf eine Reaktion. Der Mann kratzt sich ein wenig am Kinn, schaut sich kurz um und kommt ein paar Schritte auf mich zu.
 

"Eigentlich ist es geheim, aber da ich ziemlich viel Respekt vor Ihnen habe, weil Sie diese Spiele entwerfen, mache ich mal eine Ausnahme! Der Scheich ist mit dem Helikopter zum Flughafen Narita geflogen, kurz nach ihm flog noch ein weiterer Helikopter in die Richtung, angeblich mit einem ziemlich wichtigen Gast. Es wird gemunkelt, dass der Scheich mit seinem Gast nach Ägypten will, aber das halte ich für ein Gerücht!" flüstert der Mann und ich habe Mühe, meine Wut in Griff zu bekommen. Ich spüre plötzlich Wheelers Hand auf meiner geballten Faust und ich atme einmal tief durch.
 

"Ich danke Ihnen wirklich sehr für die Hilfe!" antworte ich und meine Stimme zittert ein wenig vor Wut, der Mann nickt.
 

"Keine Ursache, Mr. Kaiba! Aber die Information haben Sie nicht von mir!" sagt der Mann und ich nicke kurz.
 

"Wir müssen dann weiter, vielen Dank noch mal!" sagt Wheeler freundlich und zieht mich in Richtung Seitenstraße. Ich platze gleich vor Wut!
 

~Joey´s Sicht~
 

Oh Fuck! Gar nicht gut, überhaupt nicht gut! Jetzt haben wir ein verdammtes Problem! Ich ziehe Kaiba zum Auto und steige auf der Fahrerseite ein. Kaiba wirft sich auf den Beifahrersitz und murmelt leise Flüche vor sich hin. Den sollte man jetzt besser nicht ansprechen!
 

"Und was raus gefunden?" fragt Duke und ich dreh mich zu ihm um.
 

"Mehr als wir gehofft hatten, allerdings haben wir jetzt ein riesiges Problem!" sage ich und werfe einen etwas unsicheren Blick auf Kaiba, der allerdings keine Reaktion zeigt und nur vor sich hin grübelt.
 

"Was für ein Problem?" fragt Tristan und ich seufze leise.
 

"Der Scheich ist zum Narita Flughafen geflogen und wir können davon ausgehen, dass Mokuba ebenfalls dort hingeflogen ist. Der überaus gesprächige Wärter hat uns mitgeteilt, dass ein Gerücht im Umlauf ist, dass der Scheich mit seinem wichtigen ,Gast' unterwegs nach Ägypten ist!" antworte ich und meine Freunde werden auf der Stelle blass.
 

"Fuck!" flucht Tristan und ich nicke kurz.
 

"Genau!" sage ich und werfe wieder einen Blick auf Kaiba, der noch immer Flüche vor sich her murmelt.
 

"Was machen wir jetzt?" fragt Duke und ich zucke mit den Schultern.
 

"Erst mal zurück zu den Helikoptern, dann sehn wir weiter! Am besten fliegen wir gleich zum Flughafen, vielleicht ist es wirklich nur ein Gerücht, dass der Scheich nach Ägypten wollte, kann ja sein, dass er auch woanders hin geflogen ist!" antworte ich und starte den Motor, Kaiba protestiert nicht und ich wage nicht, ihn nach seiner Meinung zu fragen.
 

Mit einem ziemlich unruhigem Gefühl im Bauch fahre ich zurück zum Hotel, wo unsere zwei Helikopter warten, eigentlich müsste Kaiba seinem Assistenten Bescheid gegen, aber ich trau mich nicht, ihn darauf anzusprechen. Plötzlich klingelt Kaiba´s Handy und er geht ran.
 

"Kaiba hier!" sagt er ein wenig verstimmt und anscheinend ist es Roland, sein Assistent.
 

"Ah Roland, gut, dass Sie anrufen. Der Scheich ist nach Narita geflogen und Mokuba auch, angeblich will der Typ meinen Bruder nach Ägypten mitnehmen!" höre ich Kaiba sagen.
 

"Was ich machen soll? Zum Teufel noch mal, woher soll ich das wissen? Raus finden, ob der Scheich tatsächlich nach Ägypten unterwegs ist und hinterher fliegen natürlich! Was bleibt mir sonst übrig?" schreit Kaiba ins Handy und ich seufze leise. Super Aussichten, echt super!
 

"Ich weiß, dass ich dazu meinen Privatjet brauche! ... Ja, schicken Sie ihn zum Narita Flughafen, wir fliegen mit dem Helikopter dorthin. ... Ja, ein paar Männer zur Unterstützung wären nicht schlecht, am besten schicken Sie mir ein paar meiner Bodyguards. ... Ich weiß, dass ich ungern auf Waffengewalt zurückgreife, aber verdammt noch mal, das ist ein Notfall und ohne Hilfe komm ich einfach nicht weiter. ... Danke Roland! Ich meld mich wieder!" sagt Kaiba und steckt das Handy wieder weg. Ich werfe einen kurzen Seitenblick zu ihm, wage aber nicht, ihn anzusprechen.
 

"Wheeler?" höre ich Kaiba leise fragen und ich lächle ein wenig.
 

"Schon gut Kaiba, brauchst nicht zu fragen, wir kommen natürlich mit nach Ägypten!" sage ich.
 

"Klar!" sagt Duke.
 

"Na logisch!" meint Tristan.
 

"Ich bin auch dabei!" sagt Ryou und Kaiba atmet tief durch.
 

"Danke!" murmelt er und ich lege ganz kurz meine Hand auf sein Knie.
 

"Schon gut! Nicht der Rede wert!" sage ich und fühle mich zum ersten Mal wirklich wichtig. Kaiba braucht unsere Hilfe, ob er nun will, oder nicht!
 

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Flug nach Narita!

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12. Flug nach Narita!
 

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~Seto´s Sicht~
 

Ich hasse es, wenn ich auf die Hilfe von anderen angewiesen bin! Aber muss dieser blonde Idiot gleich so überschwänglich reagieren und mich anfassen, nur weil ich ein wenig froh darüber bin, weil er mit seinen Freunden an meiner Seite bleibt, auch wenn das heißt, dass sie mit nach Ägypten fliegen müssen?
 

"Wenn Du mich noch einmal berührst, kill ich Dich, Wheeler!" zische ich gefährlich und durchbohre die blonde Nervensäge mit einem meiner tödlichen Blicke. Er zuckt nur mit den Schulten.
 

"Mach mal nicht so ein Wind, Kaiba! Du tust ja grad so, als hätte es noch niemand gewagt, Dich anzufassen!" murmelt er und wendet den Blick wieder auf die Strasse.
 

"Nicht ohne meine Erlaubnis!" zische ich und ich bemerke mit leichter Verwunderung ein kleines Grinsen auf Wheeler´s Gesicht.
 

"Als wenn ich jemals um Erlaubnis fragen würde, um irgendetwas zu tun, was ich tun will!" flüstert Wheeler, so dass ich ihn kaum verstehen kann, seine Freunde auf dem Rücksitz haben ihn mit Sicherheit nicht verstanden.
 

Wahrscheinlich war das auch nicht unbedingt für ihre Ohren bestimmt, was mich doch ein wenig überrascht. Seit wann hat Wheeler Geheimnisse vor seinen Freunden? Egal, ich muss mich jetzt um wichtigere Dinge kümmern!
 

"Wir sind gleich da, ihr könnt schon die Helikopter startklar machen, während ich den Wagen wieder wegbringe. Aber, Kaiba, wage es ja nicht, ohne mich zu fliegen, kapiert!?" sagt Wheeler.
 

"Du hast mir gar nichts zu sagen, Idiot!" sage ich, weiß aber gleich, dass ich warten werde, denn so wie ich Wheeler kenne, würde der nicht zögern und sich an die Kufen des Helikopters hängen, sollte ich es wagen, ohne ihn los zu fliegen.
 

"Du weißt, dass ich mich notfalls auch an die Kufen des Helis hänge, wenn Du ohne mich los fliegst!" sagt Wheeler und ich grinse ihn fies an.
 

"Das würde ich zu gern mal sehen!" antworte ich und Wheeler lacht leise.
 

"Kann ich mir vorstellen! Aber lass es bitte nicht drauf ankommen, wäre nicht gut, wenn ich meine Kraft schon jetzt verschwende!" meint die blonde Nervensäge und hält vor dem Hotel an. "So Freunde, raus mit Euch!"
 

"Ich bin nicht einer Deiner Freunde, Wheeler!" sage ich und steige aus dem Auto.
 

"Bist Du wohl, Kaiba! Kapier das endlich mal!" meint Wheeler und grinst fies.
 

Wheeler´s Freunde steigen ebenfalls aus und schaun mich ein wenig verwirrt an.
 

"Was gibt´s da zu glotzen? Hab ich irgendwas im Gesicht?" blaffe ich die drei an und sie schütteln fast synchron ihre Köpfe.
 

"Nein, natürlich nicht!" meint Devlin und ich höre ein leises Seufzen von Wheeler, der die Beifahrertür zuzieht und Gas gibt, um den Wagen zurück in die Tiefgarage zu fahren.
 

Ich achte nicht weiter auf Wheeler´s Freunde und marschiere zu meinem Helikopter, in dem mein Pilot schlafend in seinem Pilotensitz hängt. Klasse, jetzt darf ich das Teil auch noch selbst fliegen! Ich öffne die Tür des Helikopters und rüttle an der Schulter des Piloten.
 

"Herr Maroscheck, wachen Sie auf!" sage ich und mein Pilot öffnet verschlafen die Augen.
 

"Oh, Herr Kaiba, entschuldigen Sie bitte vielmals, ich bin wohl eingeschlafen!" murmelt er leise und ich schüttle den Kopf.
 

"Ich werde fliegen, gehen Sie nach hinten und schlafen Sie ein wenig!" sage ich und der Pilot schaut mich überrascht an. "Nun machen Sie schon, ich wiederhole mich nicht!"
 

Der Pilot nickt und klettert zwischen den Sitzen nach hinten, ich steige auf den Pilotensitz und werfe die Rotoren an, wenig später höre ich schon das laute Rufen von Wheeler, der aus dem Hotel gerannt kommt.
 

"Warte gefälligst, Idiot! Ich will mit!" schreit er und ich fasse mir genervt an die Stirn. Der Typ macht mich wahnsinnig.
 

"Der Junge ist ein wahres Energiebündel." höre ich den Piloten hinter mir murmeln und ich nicke zustimmend.
 

"Und er bringt mich jedes Mal damit auf die Palme!" sage ich, während ich Wheeler dabei zusehe, wie er über seine eigenen Füße stolpert und neben dem Helikopter auf dem Steinfußboden landet. Was für ein Tollpatsch!
 

"Verfluchte Scheiße! Das ist nur Deine Schuld Kaiba!" flucht Wheeler und rappelt sich mit schmerverzerrtem Gesicht und staubigen Klamotten vom Boden auf.
 

"Meine? Hab ich etwa gesagt, dass Du rennen sollt? Du bist über Deine eigene Füße gestolpert, also ist es wohl Deine eigene Schuld!" sage ich gelangweilt und schließe die Tür zum Helikopter.
 

Wheeler murmelt etwas, was ich nicht verstehen kann, läuft um den Helikopter herum und steigt auf den Copilotensitz.
 

"Wieso fliegst Du eigentlich?" fragt er und ich deute kurz nach hinten.
 

"Weil der Pilot seine Ruhe braucht!" sage ich, Wheeler schaut kurz auf den schlafenden Piloten und nickt.
 

"Verstehe! Aber flieg bitte vorsichtig, ich häng an meinem Leben!" murmelt Wheeler, lehnt sich im Sitz zurück und schließt seine Augen.
 

"Ich fliege auf jeden Fall besser, als Du Auto fährst!" blaffe ich ihn an, aber er zuckt nur mit den Schultern.
 

"Was auch immer!" murmelt Wheeler und lehnt seinen Kopf an die Tür des Helikopters. "Weck mich, wenn wir am Fughafen sind!"
 

Hat der sie noch Alle? Wie kann der Typ es wagen, jetzt zu schlafen, während ich mich mit ihm streite? Etwas angesäuert bringe ich den Helikopter in die Luft und schau mich kurz nach Duke´s Helikopter um, der sich wenig später ebenfalls in die Luft erhebt.
 

~Mokuba´s Sicht~
 

Seit einer halben Stunde höre ich jetzt dem Scheich zu und von Minute zu Minute wird mir unwohler in seiner Gegenwart.
 

"Es wird viel gefeiert bei uns und ich hab immer viele Gäste, die Du bedienen musst, aber das wirst Du natürlich lernen. Ich bringe Dir alles bei, was Du wissen musst, es wird Dir gefallen!" sagt der Scheich und ich schnaube verächtlich.
 

"Das wage ich zu bezweifeln!" murmle ich leise.
 

Ich wage nicht, den Scheich laut anzubrüllen, denn als ich das letzte Mal ausgerastet bin, hat er mir mit seiner rechten Faust die Wange blutig geschlagen, ohne darauf zu achten, dass er noch zwei Diamantringe trägt. Ich will gar nicht wissen, wie mein Gesicht aussieht, der einzige Trost war die schöne blonde Frau, die mich versorgt hat. Jetzt weiß ich auch ihren Namen, sie heißt Mira, jedenfalls hat der Scheich sie so genannt, sie selbst redet nicht, zumindest hat sie zu mir kein Wort gesagt.
 

"Wenn Du meinen Worten nicht folgen kannst, sollte ich sie Dir vielleicht einprügeln, kleiner Kaiba!" höre ich den Scheich sagen und ich zucke erschrocken zusammen.
 

"Nein, nicht nötig! Ich höre Ihnen zu, ich bin nur etwas müde, verzeihen Sie bitte vielmals!" sage ich überfreundlich und knirsche ein wenig mit den Zähnen.
 

Dieser Bastard macht mich rasend, am liebsten würde ich ihn erwürgen, wenn ich meine Hände von den Fesseln lösen könnte. Es wäre so verdammt einfach, ich würde meine Hände um seine Kehle legen und einfach zudrücken, bis er keine Luft mehr bekommt!
 

"Oh, na wenn das so ist, sollte ich Dich wohl in eine angenehmere Position bringen, damit Du etwas schlafen kannst!" sagt der Scheich lächelnd, erhebt sich von seinem Sitz und kommt auf mich zu.
 

Was meint der denn jetzt damit? Sekunden später weiß ich es, denn er beugt sich etwas nach vorne und lässt meinen Sitz nach hinten kippen. Ich keuche ein wenig erschrocken auf, weil sich die Kabelbinder etwas fester um meine Handgelenke ziehen.
 

"Ich werde Dir noch eine Decke bringen, ich hoffe es stört Dich nicht, wenn ich das Licht anlasse, ich möchte Dich nämlich noch eine Weile anschauen. Ich verspreche auch, dass ich Dich nicht anrühren werde, während Du im Land der Träume bist, das macht nämlich keinen Spaß!" sagt der Scheich grinsend und ich schlucke kurz.
 

Soll mich das jetzt etwa beruhigen? Ich weiß nicht wirklich, ob man dem Scheich vertrauen kann, er wirkt einerseits so stink freundlich, ist aber andererseits so unberechenbar. Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, verschwindet der Scheich aus meinem Blickfeld und kommt wenige Augenblicke später mit einer Decke zurück, die er mir über meinen Körper legt. Ich würde jetzt gerne baden, oder wenigstens duschen, aber ich wage nicht diese Bitte laut zu äußern. Ich hab zuviel Angst davor, dass der Scheich mich dabei beobachten will. Zuzutrauen wäre es ihm!
 

"Gute Nacht, mein kleiner Liebling!" flüstert der Scheich und gibt mir einen leichten Kuss auf die Stirn.
 

Widerling! Perverser! Fass mich bloß nicht an! Ich rühre mich keinen Millimeter und starre den Scheich nur wütend an, der lächelt leicht.
 

"Nun schau doch nicht so, ich tu Dir doch nichts!" sagt der Scheich und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Mir läuft ein eiskalter Schauer des Ekels über den Rücken, dieser Kerl ist so widerlich!
 

Der Scheich verschwindet wieder aus meinem Blickfeld, aber ich höre, wie er sich wieder auf seinem Sitz niederlässt. Der hat doch nicht ernsthaft vor, mich beim Schlafen zu beobachten, oder doch? Na super, wie soll man da ein Auge zubekommen? Seto, wo steckst Du, wann holst Du mich aus dieser Klemme wieder raus?
 

~Joey´s Sicht~
 

Ziemlich unsanft werde ich geweckt, jemand rüttelt mich ein wenig zu heftig an der rechten Schulter.
 

"Wheeler verdammt, wach endlich auf!" höre ich Kaiba´s laute und ziemlich wütend klingende Stimme und ich öffne ruckartig meine Augen.
 

"Wie?" frage ich ein wenig verpeilt und bemerke plötzlich, dass ich mich in einer ziemlich ungewöhnlichen Position befinde. Fragt sich nur wieso?
 

"Ich versuch jetzt schon seit 5 Minuten Dich zu wecken, Wheeler und nun komm endlich von meinem Bein runter!" motzt Kaiba ziemlich sauer und nun weiß ich auch wieder, wo ich mich befinde.
 

Ich sitze neben Kaiba auf dem Copilotensitz, oder besser gesagt, liege ich halb und zwar mit dem Kopf auf Kaiba´s rechtem Oberschenkel! Ruckartig erhebe ich mich in einer aufrechte Sitzhaltung und starre wie versteinert nach vorne aus dem Fenster. Verdammt, wie ist denn das passiert? Ich muss im Schlaf umgekippt sein! Ich wage nicht, zur Seite zu schauen, ich bin zu erschrocken.
 

"Wurde auch Zeit, dass Du wach wirst, wir landen gleich und wage es ja nicht, wieder einzuschlafen, mein Bein ist schon ganz taub!" motzt Kaiba angesäuert und ich kralle meine Hände in den Sitz.
 

Jetzt bloß nicht Rot werden, Alles, nur das nicht! Ich wage nicht, Kaiba zu widersprechen, außerdem würde ich jetzt sowieso kein Wort rausbekommen.
 

"Das nächste Mal legst Du Dir den Gurt um, wenn Du unbedingt schlafen musst, dann kippst Du auch nicht zur Seite, Idiot!" motzt Kaiba weiter und irgendwie kommt mir jetzt die Galle hoch.
 

Ist ja richtig, wenn er sauer ist, weil ich sein Bein als Kopfkissen missbraucht hab, aber muss der jetzt so ewig lange darauf rum reiten? Ich werfe einen kurzen Blick über die Schulter, Kaiba´s Pilot schläft noch, ich schau zu Kaiba, aber der schaut konzentriert nach vorne und murmelt irgendwelche Flüche vor sich hin, die wohl alle für mich bestimmt sind.
 

"Pass mal auf, Kaiba, ich hab das sicher nicht mit Absicht gemacht, also hör auf, Dich so auszuregen! Es tut mir leid, dass ich Dir zu nah auf die Pelle gerückt bin, es wird sicher nicht wieder vorkommen!" sage ich und versuche verzweifelt zu verbergen, dass ich irgendwie ein wenig nervös bin, aus welchem Grund auch immer.
 

"Das will ich verdammt noch mal auch hoffen!" motzt Kaiba, ohne mich anzuschauen und steuert den Helikopter auf den Narita Flughafen zu, dessen Lichter man schon von weitem erkennen kann.
 

Ich verschränke wütend meine Arme und starre aus dem Seitenfenster des Copiloten. Ich weiß gar nicht, wo das Problem liegt, ich hab doch wirklich nichts Schlimmes getan. Jeder meiner andren Freunde hätte mich nur mit einem blöden Spruch abgespeist und mich ausgelacht, weil ich wieder mal in einer ziemlich ungewöhnlichen Haltung geschlafen habe. Aber na ja, Kaiba ist halt nicht wie meine andren Freunde. Ich seufze leise, Kaiba ist einfach schwierig!
 

"Hast Du irgendein Problem, Wheeler?" höre ich Kaiba wütend fragen und ich lege meine Stirn an die Scheibe. Du bist mein Problem, Kaiba!
 

"Nein, hab ich nicht, also mach mich nicht ständig von der Seite an!" murmle ich genervt. Ich weiß nicht, wie ich das überstehen soll, ich weiß es wirklich nicht.
 

"Ein bisschen mehr Respekt, wenn ich bitten darf!" blafft Kaiba wütend. Ist ja jetzt gut, Großkotz!
 

"Du hast vor mir ja auch keinen Respekt, warum sollte ich also welchen vor Dir haben?" murmle ich und schließe meine Augen. Die kalte Scheibe an meiner Stirn tut wirklich gut, ich könnte jetzt glatt wieder einschlafen. Ist mir doch egal, dass Kaiba sauer auf mich ist, das ist doch nichts Neues.
 

"Ich hab ne große Firma zu leiten und mehr Geld, als ich ausgeben kann, da verdiene ich wohl Respekt!" sagt Kaiba. Ach halt doch die Klappe.
 

"Okay, Großkotz, Du hast Recht und ich meine Ruhe. Und jetzt nerv mich nicht, ich bin zu müde, um mit Dir zu streiten!" sage ich leise. Ich fühl mich nicht so gut, mein Kopf tut weh und wenn der Typ weiter so rumbrüllt, platzt mein Schädel.
 

Ich öffne ein wenig erschöpft meine Augen und schau nach draußen. Kaiba landet den Helikopter auf einem Landeplatz neben dem Flughafen und ich öffne die Tür des Helikopters. Ich brauch frische Luft! Ich steige aus und merke erschrocken, dass meine Beine einfach umknicken. Fast panisch krall ich mich mit beiden Händen am Helikopter fest, um nicht hinzufallen.
 

"Hey Wheeler, Alles in Ordnung mit Dir?" höre ich Kaiba hinter mir fragen. Sieht das denn so aus?
 

"Ja, ja, Alles okay, geht schon wieder, glaub ich!" sage ich und versuche, mich mit Mühe und Not auf den Beinen zu halten.
 

Mein Kopf zerplatzt gleich und meine Beine sind wie aus Pudding. Was ist los mit mir? Mir wird schwindlig und ich merke, wie ich falle. Das Letzte, was ich sehe, ist Duke´s Helikopter in der Luft, Jo´s Kopf in Kaiba´s Helikopter und braune Haare über mir, die definitiv zu Kaiba gehören müssen.
 

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Ich soll hier bleiben?

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13. Ich soll hier bleiben?
 

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~Seto´s Sicht~
 

Das kann doch wohl jetzt nicht wahr sein! Muss der blöde Penner jetzt zusammenklappen? Scheiße verdammt!
 

"Reiß Dich zusammen, Wheeler! Du kannst hier nicht einfach zusammenbrechen, ich hab keine Zeit, mich um Dich zu kümmern!" schreie ich die blonde Nervensäge an, die vor mir auf dem Boden liegt.
 

Ich beuge mich über sein Gesicht und halte zwei Finger unter seine Nase. Na wenigstens atmet er noch, aber was ist sein Problem? Ich berühre mit meiner Hand seine Stirn und stelle ein wenig überrascht fest, dass Wheeler leichtes Fieber hat. Na super, jetzt hab ich einen Kranken am Hals, echt klasse!
 

"Was ist mit ihm?" höre ich meinen Piloten fragen und ich richte mich wieder auf.
 

"Heben Sie ihn auf und folgen Sie mir zum Flughafen. Er hat leichtes Fieber und wahrscheinlich einfach nur einen leichten Schwächeanfall, aber ich bin kein Arzt, also werde ich einen suchen müssen!" sage ich und schaue mich nach Devlin´s Helikopter um, der gerade gelandet ist. Die Jungs steigen aus und kommen direkt auf mich zu.
 

"Was ist mit Joey?" fragt Taylor aufgebracht und ich zucke mit den Schultern.
 

"Keine Ahnung, er scheint Fieber zu haben, er ist zusammengebrochen, wahrscheinlich ein Schwächeanfall. Ich werd ihn zum Arzt bringen müssen." sage ich und weiß jetzt nicht wirklich, warum ich die Aufgabe übernehme, mich um diesen Wheeler zu kümmern. Eigentlich könnte ich ihn genauso gut in die Obhut seiner Freunde geben, aber die würden wohl in Panik ausbrechen und die Nerven verlieren, genau wie bei Wheeler´s Duell gegen Marik.
 

Ich drehe mich zu meinem Piloten um, der das blonde Bündel auf seinen Armen trägt. Wheeler atmet ziemlich schwer, anscheinend ist er wirklich krank. Idiot, warum kommt er in diesem Zustand zu mir, um mir zu helfen, Mokuba zu finden? Ist ihm seine Gesundheit so scheiß egal?
 

"Folgen Sie mir!" sage ich zu meinem Piloten und gehe in Richtung Narita Flughafen.
 

Hinter mir höre ich das aufgeregte Murmeln von Wheeler´s Freunden, aber ich kann mich jetzt nicht weiter darum kümmern. Wegen diesem blonden Köter verlier ich kostbare Zeit, der hätte lieber zu Hause bleiben sollen! Mit schnellen Schritten betrete ich die Halle vom Terminal 2 des Narita Flughafens und bleibe direkt vor dem Infostand am Eingang stehen. Die Anderen folgen mir und eine junge Dame mit kurzem, schwarzem Haar schaut mich überrascht an.
 

"Was kann ich für Sie tun, junger Mann?" fragt sie mich und ich deute auf Wheeler, der noch immer bewusstlos in den Armen meines Piloten hängt.
 

"Ich benötige einen Arzt, ist um diese Zeit noch jemand hier?" frage ich und schaue kurz auf die Uhr, es ist schon 23:10 Uhr. Die junge Frau nickt.
 

"Wenn Sie mit dem Fahrstuhl nach unten fahren in den Keller, dann ist auf der linken Seite ganz hinten die Nippon Medical University Airport Clinic, die ist auch für Notfälle zuständig, dort müsste also immer ein Arzt oder eine Krankenschwester anwesend sein." sagt die junge Dame und ich nicke dankend.
 

"Danke für die Information!" sage ich und wende mich an Devlin.
 

"Kümmert euch bitte um euren Freund, ich werde inzwischen die benötigten Informationen besorgen, wir treffen uns dann vor der Klinik!" sage ich und Devlin nickt.
 

"Bringen Sie den jungen Mann in die Klinik und kommen Sie dann sofort wieder her, ich brauch vielleicht ihre Hilfe!" sage ich zu meinem Piloten und dieser nickt ebenfalls.
 

"Jawohl, Mr. Kaiba!" sagt er und geht mit Wheeler auf dem Arm durch die Halle, gefolgt von Wheeler´s Freunden. Ich wende mich wieder an die junge Dame.
 

"Ich würde gerne wissen, ob heute vor kurzer Zeit ein Flugzeug in Richtung Ägypten gestartet ist!" sage ich zu der jungen Frau.
 

"Moment, ich schau mal kurz in den Computer!" antwortet sie und tippt ein paar Befehle in ihre Tastatur. "Vor 3 ½ Stunden ist tatsächlich ein Flugzeug in Richtung Ägypten gestartet und zwar eine Privatmaschine, es handelt sich dabei um eine umgebaute Boeing 737. Die Flugzeit beträgt voraussichtlich 13 Stunden und 40 Minuten, das Flugzeug wird also gegen 10:20 Uhr in Kairo landen."
 

"Wissen Sie zufällig auch, wem dieses Flugzeug gehört?" frage ich und die junge Frau schüttelt den Kopf.
 

"Leider nicht, aber der Name des Flugzeugs ist ,Horus', vielleicht hilft Ihnen das ja weiter!" antwortet sie und ich nicke dankend.
 

Ich muss mich echt zusammenreißen, um nicht laut loszubrüllen. Dieser verdammte Scheich ist also tatsächlich nach Ägypten unterwegs und hat dazu auch noch 3 ½ Stunden Vorsprung. Verdammt!
 

"Sie haben mir sehr geholfen, vielen Dank!" sage ich zu der jungen Frau und wende mich in Richtung Fahrstuhl. Ich will endlich wissen, was mit Wheeler los ist, ich kann jetzt keine Verzögerungen gebrauchen! Bevor ich den Fahrstuhl erreiche, wird dieser geöffnet und mein Pilot steigt aus.
 

"Wir können wieder runter, ich hab die Information! Wie geht es Wheeler?" frage ich und schiebe den Piloten wieder zurück in den Fahrstuhl.
 

"Nicht sehr gut, er ist noch nicht bei Bewusstsein, aber eine Krankenschwester, die Notdienst hat, kümmert sich um ihn! Joey´s Freunde warten im Wartezimmer der Klinik!" antwortet mein Pilot und ich nicke kurz.
 

"Gut, dann werden wir ohne Wheeler weiterfliegen müssen, der Scheich hat schon 3 ½ Stunden Vorsprung, noch weitere Verzögerungen kann ich nicht gebrauchen!" sage ich und verlasse den Fahrstuhl im Keller.
 

Taylor und Bakura kommen mir entgegen.
 

"Er ist wach und will Dich sehen." sagt Taylor und ich ziehe überrascht meine linke Augenbraue hoch. Was will Wheeler jetzt von mir?
 

"Wo ist er?" frage ich, die Beiden drehen sich um und öffnen die Tür zur Klinik.
 

Ich folge ihnen durch einen Gang, am Wartezimmer vorbei und höre auch schon das aufgeregte Geplapper von Wheeler, Devlin und einer jungen Frau, die wohl die Krankenschwester ist.
 

"Ich werde mich nicht ausruhen, verdammt noch mal!" höre ich Wheeler schreien.
 

"Joey, nun hör doch mal zu! Die Krankenschwester will doch nur das Beste für Dich, Du bist krank!" höre ich Devlin sagen.
 

"Genau junger Mann, hören Sie auf ihren Freund!" mischt sich die Krankenschwester ein und ich betrete ein kleines Krankenzimmer, wo sich Wheeler grad sein T-Shirt anzieht.
 

"Was geht hier vor?" frage ich kühl und Wheeler schaut mich grinsend an.
 

"Nicht viel, Kaiba, die wollen mich nicht weglassen, weil mein Kreislauf kurzzeitig versagt hat, aber ich hab keinen Bock, hier blöd rum zu liegen, während Dein Bruder irgendwo da draußen ist!" meint Wheeler und zieht sich seine Baseballjacke über.
 

"Vielleicht können Sie den jungen Mann dazu bringen, dass er sich mal ordentlich untersuchen lässt!" meint die junge Krankenschwester zu mir und schaut mich hoffnungsvoll an.
 

"Also da bin ich definitiv die falsche Person, die blonde Nervensäge würde sich lieber die Hand abbeißen, als zu tun, was ich ihm sage!" antworte ich und kann förmlich die Enttäuschung in den Augen der Krankenschwester sehen.
 

Wheeler lacht leise und springt von der Krankenliege auf.
 

"Wie Recht Du doch hast, Kaiba! Aber mal was andres, hast Du die Information bekommen?" fragt er und ich nicke kurz.
 

"Wir klären das unterwegs, natürlich nur, wenn Du gesund genug bist für einen Flug nach Ägypten!" sage ich und Wheeler wird auf der Stelle blass.
 

"Schwester, haben Sie ein paar Aufputschmittelchen für mich, damit ich den Flug überstehe?" fragt er die Krankenschwester und diese seufzt leise.
 

"Dafür könnte ich meinen Job verlieren!" murmelt die Krankenschwester und begibt sich zum Arzneischrank. "Ich hab hier ein paar Baldrian-Hopfen-Dragees extra stark damit sie den langen Flug überstehen und sich ein wenig ausruhen können, dann hab ich noch Grippostad C Kapseln gegen sämtliche Erkältungsbeschwerden und Energotin Aktiv Kapseln um ihren Körper zu stärken, der ein wenig erschöpft ist, davon bitte nur eine Kapsel pro Tag, die anderen Dosierungen stehen jeweils auf der Packungsbeilage!" Das ist ja fast die halbe Hausapotheke!
 

"Danke Schwester, da werd ich bestimmt bald wieder fit sein." sagt Wheeler grinsend und nimmt die kleine Tüte mit den Medikamenten von der Krankenschwester entgegen.
 

"Können wir dann?" frage ich und Wheeler nickt.
 

"Klar, nur zu!" antwortet er und Devlin schüttelt seufzend den Kopf.
 

"Du bist bescheuert, Joey!" sagt er und ich gebe ihm ausnahmsweise mal Recht, aber auf mich hört Wheeler ja sowieso nicht.
 

Ich verlasse das Krankenzimmer und gehe an Taylor und Bakura vorbei, die im Gang stehen und ein wenig besorgt zu Wheeler schauen, der mit Duke ebenfalls das Krankenzimmer verlässt und sich von der Krankenschwester verabschiedet.
 

~Joey´s Sicht~
 

Ich fühl mich zwar immer noch schwach, aber das kümmert mich jetzt nicht. Ich kann Kaiba unmöglich alleine nach Ägypten fliegen lassen, für´s Kranksein hab ich jetzt wirklich keine Zeit.
 

"Vielen Dank noch mal für die Spritze und die Medikamente, Schwester. Ich werd im Flugzeug sicher viel Schlaf bekommen, danach geht´s mir garantiert besser!" sage ich und drücke der Krankenschwester lächelnd die Hand.
 

"Das will ich hoffen, junger Mann. Schonen Sie sich, das ist ein gut gemeinter Rat!" antwortet sie und ich nicke grinsend.
 

"Ich werd mich daran halten!" sage ich und marschiere hinter Kaiba her, der gerade die Klinik verlässt. Duke, Tristan und Ryou schaun mich besorgt an, aber ich winke nur ab.
 

"Keine Sorge Jungs, mir geht´s wirklich besser!" sage ich, auch wenn mein Kopf grad wieder zu zerplatzen droht. Verdammte Sommergrippe!
 

"Du nimmst das wirklich zu sehr auf die leichte Schulter, Joey!" meint Ryou besorgt.
 

"Lass ihn, Du weißt doch, wie Joey ist, er riskiert viel für seine Freunde!" sagt Tristan und ich nicke kurz.
 

"Stimmt, Alter! So und nun lass uns nach Ägypten fliegen, wir haben keine Zeit!" antworte ich und steige zu Kaiba und Jo in den Fahrstuhl, Duke, Tristan und Ryou folgen sofort und Kaiba drückt auf den Knopf für die 1. Etage.
 

Der Fahrstuhl hält an und Kaiba verlässt mit bedrückter Miene den Fahrstuhl. Die Sache mit Ägypten scheint ihm nicht sonderlich zu gefallen, was nicht unbedingt verwunderlich ist. Immerhin war er nicht mehr dort, seit der Pharao weg ist. Eigentlich waren danach nur Yugi und Tea in Ägypten, für kurze Zeit, kurz bevor sie schwanger wurde. Ich hätte nie gedacht, dass ich unter diesen Umständen dorthin zurückkehren würde und dann auch noch als Kaiba´s Begleitung.
 

"Joey, alles in Ordnung?" höre ich Tristan fragen und ich schau ihn etwas verwirrt an.
 

"Wie? Äh ja, sicher, alles okay! Ich war grad in Gedanken." sage ich und folge Kaiba, der mit dem Handy am Ohr in Richtung Landebahn B marschiert.
 

Seufzend vergrabe ich meine Hände in den Hosentaschen, mein Fieber ist zum Glück gesunken, aber so richtig gesund fühl ich mich trotzdem nicht. Ich muss dringend ein wenig schlafen, hoffentlich kommt Kaiba´s Privatjet schnell hier an, ich weiß nämlich nicht, wie lange ich mich noch auf den Beinen halten kann. Wenn ich hier noch mal zusammenbreche, lässt Kaiba mich sicher hier zurück und das ist wirklich das Letzte, was ich jetzt will. Ich hole Kaiba ein, der am Südwestende der Landebahn stehengelieben ist und noch immer telefoniert.
 

"Kümmern Sie sich weiter um die Kaiba Corp., damit auch während meiner Abwesenheit Alles reibungslos verläuft, ich verlass mich auf Sie, Roland!" höre ich Kaiba sagen.
 

"Natürlich melde ich mich, wenn ich etwas Neues erfahre, wir bleiben über den Satelliten in Verbindung!" sagt Kaiba und ich schmunzle leicht.
 

Kaiba´s Technologie ist wirklich beeindruckend, ich glaub, es gibt nichts, was Kaiba nicht hat. Außer vielleicht die Dinge, die man mit Geld nicht kaufen kann, wie Freundschaft und diesen andren Kram, wovon er wenig hält. Ob Kaiba ne Freundin hat? Ich schüttle grinsend den Kopf. Ich hab keine Zeit, mir über so etwas Gedanken zu machen und außerdem hab ich selbst auch keine, ist also nichts Weltbewegendes.
 

"Was grinst Du so dämlich, Wheeler?" höre ich Kaiba plötzlich fragen und ich dreh mich ruckartig zur Seite. Kaiba sieht etwas gestresst aus.
 

"Ähm, ich hab grad was Witziges gedacht, nicht weiter wichtig!" sage ich hastig, ich werde sicher nicht zugeben, dass ich grad drüber nachgedacht habe, ob er ne Freundin hat.
 

Kaiba zieht seine linke Augenbraue hoch.
 

"Das Einzige, was an dieser ganzen Geschichte hier witzig ist, bist Du!" sagt er und ich starre ihn wütend an.
 

"Was soll das denn jetzt wieder heißen?" frage ich sauer und verschränke schmollend meine Arme.
 

"Ganz einfach, Du bist krank und läufst mir trotzdem die ganze Zeit hinterher, als ob Du Angst hättest, dass Dein Herr und Meister Dich hier zurücklässt!" antwortet Kaiba und ich bin für ein paar Sekunden völlig sprachlos.
 

Bin ich denn wirklich so leicht zu durchschauen? Aber er hätte mich doch wirklich hier zurückgelassen, also ist meine Angst doch berechtigt!
 

"So wie ich Dich kenne, hättest Du nicht eine Sekunde gezögert und wärst ohne mich nach Ägypten geflogen! Trotzdem brauchst Du Dir nichts darauf einbilden, ich lauf Dir nur hinterher, weil es Dein Flugzeug ist, auf das wir hier warten und weil es Dein Bruder ist, den wir in Ägypten suchen müssen! Und außerdem bist Du nicht mein Herr und Meister, kapier das mal!" sage ich leicht angesäuert und Kaiba grinst fies.
 

"Du hast Recht, Wheeler! Ich wollte tatsächlich ohne Dich fliegen. Und mich interessiert es nicht, dass Du mir hinterherläufst, mir laufen ständig irgendwelche Leute hinterher, daran gewöhnt man sich. Außerdem werde ich solange Dein Herr und Meister sein, bis Du mir das Gegenteil beweisen kannst, was sowieso nie passieren wird!" antwortet er und ich schüttle ungläubig den Kopf.
 

"Kaiba, Du bist echt ein Naturtalent! Du schaffst es immer wieder, mich auf die Palme zu bringen! Aber egal, ich hab jetzt keine Zeit, mich mit Dir zu streiten, Dein Flugzeug ist im Anflug!" sage ich und deute auf den Jet, der grade in einem Bogen auf die Landebahn zusteuert. Das große Kaiba Corp Logo an der Seite ist nicht zu übersehen.
 

Kaiba murmelt etwas Unverständliches und wendet sich von mir ab, hinter mir höre ich das leise Seufzen meiner Freunde. Oh! Ich hab gar nicht gemerkt, dass die hinter mir stehen. Tja, wenn ich mich mit Kaiba streite, achte ich nicht auf meine Umgebung, daran sollte ich echt mal was ändern.
 

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Flug nach Ägypten!

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14. Flug nach Ägypten!
 

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~Joey´s Sicht~
 

Ich beobachte den Jet, der mit ohrenbetäubendem Lärm am Nordostende der Landbahn aufsetzt und direkt auf uns zukommt. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass sich Kaiba mit seinem Piloten und mit Duke unterhält. Was die wohl zu besprechen haben? Ich zucke mit den Schultern. Geht mich doch nichts an.
 

"Joey, ist wirklich alles in Ordnung mit Dir? Du siehst blass aus!" höre ich Tristan´s Stimme neben mir und dreh mich mit einem Lächeln zu ihm um.
 

"Sicher! Mir geht´s gut, mach Dir keine Sorgen, ich brauch nur ein wenig Schlaf und den werd ich im Flugzeug schon bekommen!" sage ich und klopfe ihm aufmunternd auf die Schulter.
 

Ich hasse es, meine Freunde anzulügen, aber ich will nicht, dass sie sich Sorgen um mich machen. Yugi würde mich verstehen, immerhin weiß er, wie wichtig mir Mokuba ist, wenn Kaiba nicht so stur wäre, würde ich gern etwas mehr Zeit mit Mokuba verbringen, aber das ist leider nicht möglich. Jetzt will ich wenigstens versuchen, ihn zu retten, auch wenn ich mich dabei ständig mit Kaiba anlegen muss.
 

"Na gut, Joey! Ich hoffe, Du weißt, was Du tust." sagt Tristan und ich grinse ihn an.
 

"Das weiß ich doch immer, Alter!" antworte ich und ernte ein ungläubiges Kopfschütteln von Tristan und Ryou, die nicht sonderlich überzeugt von meiner Antwort sind.
 

Duke und Kaiba kommen auf uns zu, während Kaiba´s Pilot in Richtung Helikopter verschwindet.
 

"Kommt Dein Pilot nicht mit?" frage ich Kaiba, der mich mit zusammengezogenen Augenbrauen anstarrt.
 

"Nein, er kümmert sich um die sichere Unterbringung der beiden Helikopter, damit sich keiner daran zu schaffen macht!" antwortet er und ich nicke kurz.
 

"Verstehe, aber wo werden die Helis hingebracht?" frage ich und Kaiba zuckt mit den Schultern.
 

"Na wohin wohl? In einen Flugzeughanga natürlich, davon haben die doch hier genug!" erwidert er und schlage mir etwas überrascht an die Stirn.
 

"Stimmt ja, wir sind ja auf nem Flughafen." sage ich und grinse ein wenig verlegen. Peinlich!
 

Kaiba schüttelt den Kopf und geht an mir vorbei.
 

"Dummkopf!" höre ich ihn sagen und diesmal fällt mir nicht mal ne passende Erwiderung dazu ein, denn irgendwie hat er ja Recht damit.
 

Ich seufze leise und wende mich an meine Freunde.
 

"Wollen wir dann?" frage ich sie und Alle drei nicken mir grinsend zu. "Also dann mal los, auf nach Ägypten!"
 

~Seto´s Sicht~
 

Ich kann die plötzliche Begeisterung des blonden Idioten nicht verstehen, der sollte sich lieber ausruhen, anstatt seinen Freunden so ein Theater vorzuspielen. Warum zum Teufel ist er so wild darauf, mit mir nach Mokuba zu suchen? Was für einen Grund hat er? Ich reibe mir genervt die Schläfen, ich weiß wirklich nicht, warum ich mir über Wheeler so sehr den Kopf zerbreche. Wenn nicht einmal seine Freunde seine Denkweise nachvollziehen können, warum sollte es mir dann möglich sein? Ich beobachte, wie eine fahrbare Treppe an meinen Privatjet andockt und die hintere Tür geöffnet wird. Hobson und Tehnma, zwei Mitarbeiter meiner Firma, erscheinen in der offenen Flugzeugtür.
 

"Mr. Kaiba, wir sind abflugbereit!" ruft Hobson, Roland´s Stellvertreter, mir zu und ich nicke kurz.
 

"Sofort!" sage ich und wende mich an Wheeler und seine Freunde. "Steigt ein, wir haben keine Zeit zu verlieren!" Wheeler nickt heftig.
 

"Sicher, Kaiba, wir hatten auch nicht vor, lange hier rum zu stehen!" meint er und greift mir beim Vorbeigehen an die linke Schulter. Verdammt noch mal, fass mich nicht an, Idiot!
 

Ich schicke ihm einen wütenden Blick hinterher, doch er schaut nur grinsend über seine Schulter und zwinkert mir frech zu. Der Typ ist doch nicht ganz dicht!
 

"Ich glaub Joey macht sich mehr Sorgen um Mokuba, als um sich!" höre ich Devlin leise sagen, als er mit Taylor und Bakura an mir vorbei geht und ich schau ihm etwas verwirrt hinterher.
 

"Du hast Recht, Duke, aber das gefällt mir nicht! Er denkt vielleicht, dass wir nicht merken, wie schlecht es ihm geht, aber da irrt er sich gewaltig! Er benimmt sich, als wäre er völlig in Ordnung, aber das ist er definitiv nicht! Er sollte lieber hier bleiben und sich auskurieren." meint Taylor leise, so dass ich Mühe habe, alles zu verstehen.
 

Ich folge Wheeler´s Freunden die Treppe hinauf zu meinem Privatjet.
 

"Ihr kennt ihn doch, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er das auch durch, egal zu welchem Preis!" flüstert Ryou und mir wird bewusst, wie schlecht ich Wheeler kenne.
 

Für mich war er immer der blonde Idiot an Yugi´s Seite, aber zurzeit ist er irgendwie mehr als das, denn diesmal versucht er mir beizustehen, auf seine verquere Art und Weise. Mokuba scheint ihm ja viel zu bedeuten, wenn er für ihn sogar seine Gesundheit auf´s Spiel setzt. Oder will er sich nur bei mir einschleimen, indem er meinen Bruder rettet? Ich betrete meinen Jet und schüttle den Kopf. Einschleimen würde sich Wheeler nicht bei mir, das wäre unter seiner Würde, also hat er tatsächlich mehr für Mokuba übrig, als ich dachte. Ich sollte mir wirklich nicht so viele Gedanken darüber machen, sondern lieber darüber nachdenken, wie ich Mokuba befreien kann.
 

"Ich habe ihren Laptop mitgebracht, er liegt vorne auf dem kleinen Tisch, die Satellitenverbindung zum Hauptrechner der Kaiba Corp steht und alle wichtigen Daten über die Sicherheitssysteme von Kashi´s möglichen Aufenthaltsorten sind abrufbereit!" höre ich Tehnma, stellvertretender Leiter des Sicherheitsdienstes, neben mir sagen und ich nicke ihm dankend zu, bevor ich durch den Gang des Jets nach vorne gehe.
 

Etwas erstaunt stelle ich fest, dass der vordere Sitz am Fenster schon besetzt ist und zwar ausgerechnet von Wheeler, der mit dem Kopf an der Scheibe lehnt und anscheinend schon schläft. Klasse, nicht mal im eigenen Jet hat man seine Ruhe! Ich schaue mich im Flugzeug um, aber leider muss ich feststellen, dass alle anderen Plätze bereits besetzt sind. Außer meinen beiden Mitarbeitern sind noch vier Bodyguards anwesend, eine Stewardess und außerdem natürlich Wheeler und seine Freunde. Da mein umgebauter Jet nur 12 Sitze hat, ist die Auswahl nicht sehr groß. Ich seufze genervt, das nächste Mal fliege ich mit dem größeren Jet! Mit einem erneuten Seufzen lasse ich mich auf dem Sitz neben Wheeler fallen und greife nach meinem Laptop, der vor mir auf dem niedrigen Tisch liegt.
 

"Schnallen Sie sich bitte an, wir starten jetzt!" höre ich den Piloten sagen und ich greife nach dem Gurt, um mich anzuschnallen.
 

Mein Blick fällt automatisch auf Wheeler, der noch immer pennt und sich nicht angeschnallt hat. Na super, muss man denn hier alles selbst machen? Ich beuge mich über Wheeler und greife nach dem Gurt, den ich dann sofort im Sitz einrasten lasse. Wheeler grummelt nur leise vor sich hin und ich schüttle den Kopf. Verrückter Kerl! Ich wende mich wieder meinem Laptop zu und rufe die Daten über den Scheich auf, irgendwo muss der Typ doch eine Schwachstelle haben. Wenn ich doch nur etwas Hilfe bei diesen verdammten Sicherheitssystemen hätte, wäre das viel leichter für mich, aber auf Wheeler und dessen Freunde kann ich bei dieser Sache nicht bauen, die haben davon nicht so viel Ahnung.
 

Das Flugzeug startet und ich höre Wheeler neben mir leise seufzen. Ich dreh mich zu ihm um und bemerke kleine Schweißtropfen auf seiner Stirn. Hat er etwa schon wieder Fieber? Ich fasse mit meiner rechten Hand an seine Stirn und zucke erschrocken zurück. Verdammt, er glüht ja förmlich! Ich dreh mich Hilfe suchend nach links, meine private Stewardess sitzt neben Bakura auf der anderen Seite vom Gang.
 

"Sobald der Pilot das OK gibt, bringen Sie mir bitte etwas Eis und ein Glas Wasser, der junge Mann neben mir hat hohes Fieber!" sage ich zu ihr und höre leises Keuchen von Taylor, der hinter Bakura am Fenster sitzt.
 

"Ich wusste es!" flüstert er zu Devlin, der neben ihm sitzt und ich schau in Taylor´s Richtung.
 

"Ich kümmere mich um Wheeler." sage ich. Etwas andres bleibt mir momentan sowieso nicht übrig, solange ich neben ihm sitze.
 

"Danke, Kaiba!" höre ich Devlin sagen und ich winke ab. Ich tu das bestimmt nicht, weil ich so gutmütig bin.
 

"Sie können den Gurt jetzt wieder ablegen, wir wünschen Ihnen einen angenehmen Flug." sagt der Pilot durch den Lautsprecher und meine Stewardess steht sofort auf, um nach vorne in die eingebaute Küche zu gehen.
 

Ich nehme meinen Gurt ab und löse auch den Gurt von Wheeler, der leise stöhnt und seine Hände in den Sitz krallt. Die Stewardess kommt mit einem Eisbeutel, einem Handtuch und einem Glas Wasser zu mir, ich nehme erst das Glas Wasser und halte es Wheeler an die leicht geöffneten Lippen. Langsam lasse ich das Wasser in seinen Mund laufen, immer darauf achtend, dass Wheeler sich nicht daran verschluckt. Wheeler trinkt das Glas Wasser ziemlich hastig leer und öffnet kurz die Augen.
 

"Kaiba?" fragt er leise, seine Stimme hört sich nicht so gut an, sie klingt so, wie die Stimme eines Kettenrauchers, total rau und kratzig.
 

"Du hast schon wieder Fieber!" sage ich leicht angesäuert. Wheeler ist wirklich ein verdammter Dickkopf!
 

"Ich hab Kopfschmerzen!" sagt Wheeler und ich greife nach der kleinen Tüte auf dem Boden, in der sich Wheeler´s Medikamente befinden.
 

Ich nehme mir die Schachtel mit den Grippostad C Kapseln raus und lese mir die Packungsbeilage durch. Die Nebenwirkungen gefallen mir zwar nicht, aber dagegen kann ich jetzt nichts machen. Ich lasse mir von meiner Stewardess ein weiteres Glas Wasser bringen, was diese auch sofort tut. Sie reicht mir das volle Glas und ich nehme zwei Kapseln aus der Packung. Wheeler schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
 

"Warum kümmerst Du Dich um mich?" fragt er mit kratziger Stimme und ich zucke mit den Schultern.
 

"Weil ich grad neben Dir sitze, deshalb!" sage ich und halte ihm die zwei Kapseln vor die Nase.
 

"Mund auf!" Wheeler öffnet den Mund, ich lege ihm die Kapseln auf die Zunge und reiche ihm das Glas Wasser, das er dann in einem Zug leert.
 

"Und nun schlaf, ich werd Dir noch einen Eisbeutel auf die Stirn legen, um das Fieber zu senken!" Er schließt seine Augen und stöhnt leise auf, als ich ihm den, ins Handtuch eingewickelten, Eisbeutel auf die Stirn lege.
 

"Festhalten musst Du aber alleine, ich hab noch zu tun!" sage ich und Wheeler hebt müde seine rechte Hand, um sie auf dem Eisbeutel abzulegen.
 

Ich lehne mich seufzend in meinen Sitz zurück und konzentriere mich wieder auf die Daten auf meinem Laptop. Das leise Stöhnen von Wheeler versuche ich zu ignorieren, was mir allerdings nicht wirklich gelingt. Irgendwie könnte ich ja glatt Mitleid mit dem blonden Idioten bekommen, aber das kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen. Ich dreh mich zu Wheeler´s Freunden um und stelle fest, dass diese bereits eingeschlafen sind, was mich nicht sonderlich verwundert, immerhin ist es bereits nach Mitternacht. Meine Bodyguards schlafen ebenfalls, nur meine beiden Mitarbeiter und meine Stewardess sind noch wach, was sich aber definitiv in den nächsten Stunden ändern wird, immerhin haben wir einen ziemlich langen Flug vor uns. Ich hab jetzt keine Zeit zum Schlafen, ich muss mich um die Sicherheitssysteme des Scheichs kümmern und nebenbei dafür sorgen, dass der blonde Idiot neben mir nicht verglüht.
 

"Ich brauche einen Kaffee!" sage ich zu meiner Stewardess, diese erhebt sich sofort von ihrem Sitz und verschwindet wieder in der Küche.
 

Schlaf würde meinem Körper zwar besser bekommen, aber den kann ich hinterher auch noch nachholen, Mokuba ist erstmal wichtiger.
 

"Kaiba? Könnte ich noch ein Glas Wasser haben?" höre ich Wheeler leise fragen und ich richte meinen Blick auf ihn. Ein wenig erschrocken stelle ich fest, dass er jetzt furchtbar blass aussieht und das gefällt mir ganz und gar nicht.
 

"Seh ich so scheiße aus?" flüstert Wheeler leise und legt leicht grinsend den Kopf schief.
 

Ich schüttle verwirrt den Kopf, mach ich mir etwa grad Sorgen um die blonde Nervensäge? Nein, das liegt definitiv nur an dem ganzen Stress und dem Schlafentzug. Ich höre wie die Stewardess ein Tablett mit meinem Kaffee auf den Tisch stellt und ich dreh mich zu ihr um.
 

"Bringen Sie dem jungen Mann noch etwas Wasser, am besten eine Flasche Mineralwasser!" sage ich und die Stewardess nickt lächelnd.
 

"Möchten Sie noch etwas Essen?" fragt sie und ich schaue fragend zu Wheeler, der schüttelt jedoch den Kopf.
 

"Nein, im Moment nicht!" sage ich und die Stewardess verschwindet in der Küche, um kurz darauf mit einer Literflasche Mineralwasser und einem Glas wiederzukommen.
 

"Danke!" murmelt Wheeler, legt den Eisbeutel vor sich auf den Tisch und nimmt Glas und Flasche entgegen.
 

"Wenn Sie noch einen Wunsch haben, fragen Sie einfach!" meint die Stewardess zu Wheeler und der lächelt leicht.
 

"Wenn ich bis dahin meine Stimme wiederhabe, bestimmt!" antwortet er mit heiserer Stimme, was mit einem leicht mitleidigem Blick und einem Lächeln von meiner Stewardess quittiert wird. Hey hör auf, mit meiner Stewardess zu flirten, Idiot!
 

Die Stewardess setzt sich wieder auf ihren Platz und ich werfe Wheeler einen bösen Blick zu.
 

"Was denn?" fragt er heiser und gießt sich etwas Mineralwasser ins Glas.
 

"Finger weg von meiner Stewardess!" zische ich leise, so dass nur Wheeler mich verstehen kann. Er zuckt nur mit den Schultern.
 

"Keine Sorge, ich bin nicht an ihr interessiert, kannst sie also behalten!" flüstert er leise und zwinkert mir kurz zu.
 

Wie war das? Ein wenig sprachlos starre ich ihn an. War das grad so was, wie eine indirekte Aufforderung, mir ne Freundin zu suchen? Der hat sie doch nicht alle!
 

"Pah, als ob ich so was nötig hätte!" zische ich leise und greife nach der Tasse Kaffee, die hinter meinem Laptop auf dem Tisch steht.
 

"Also ich dachte, Du hättest keine Probleme damit, Dir nen schickes Mädel zu angeln!" höre ich Wheeler leise flüstern und ich verschlucke mich fast an meinem Kaffee.
 

"Zum Teufel noch mal, was geht Dich das an?" zische ich wütend und starre ihn an. Wheeler zuckt nur mit den Schultern und trinkt sein Glas Mineralwasser leer.
 

"Eigentlich gar nichts, aber ich bin von Natur aus neugierig, weißt Du doch!" sagt er und ich schüttle ungläubig den Kopf.
 

"Treib es nicht zu weit, Wheeler, sonst werf ich Dich ohne Fallschirm aus dem Flugzeug!" zische ich und er grinst ein wenig.
 

"Versprech nichts, was Du nicht halten kannst, Kaiba! Du wirst doch deswegen nicht gleich zum Mörder werden, oder?" fragt er leise und ich reibe mir genervt über die Schläfen.
 

"Du machst mich wahnsinnig!" murmle ich und richte meinen Blick wieder auf meinen Laptop.
 

"Ich weiß!" höre ich Wheeler flüstern und ich seufze genervt. Hätte ich ihn doch bloß in der Klinik zurückgelassen! Verdammte Nervensäge!
 

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Machst Du Dir Sorgen?

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15. Machst Du Dir Sorgen?
 

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~Seto´s Sicht~
 

Wieso interessiert er sich plötzlich für mein Privatleben? Das ist doch sonst nicht seine Art! Dieser Wheeler verwirrt mich und das passt mir ganz und gar nicht. Alles an ihm entzieht sich meiner Kontrolle, warum ist er so? Warum zum Teufel weiß ich nicht, was ihn diesem Kerl vorgeht? Ich hab doch sonst auch keine Probleme damit, die falschen Spielchen meiner Geschäftspartner oder von den anderen minderwertigen Kreaturen zu durchschauen! Warum ist das Spiel, was dieser blonde Idiot mit mir spielt so undurchsichtig für mich?
 

"Hey, ist alles in Ordnung mit Dir, Kaiba?" höre ich Wheeler dicht neben mir flüstern und ich starre ihn verwirrt an.
 

"Sicher ist alles in Ordnung, warum fragst Du?" frage ich zurück und stelle ein wenig überrascht fest, dass Wheeler sich ein wenig vorgebeugt hat und mir definitiv etwas zu nahe ist.
 

"Du hast so abwesend auf Deinen Laptop gestarrt, als hättest Du nen Geist gesehen!" erwidert Wheeler mit kratziger Stimme und lehnt sich mit einem Schulterzucken in seinen Sitz zurück.
 

Okay! Irre ich mich oder hat sich dieser blonde Trottel grade so was wie Sorgen um mich gemacht? Ich schüttele nachdrücklich den Kopf. Völlig ausgeschlossen! Außerdem soll sich die Nervensäge lieber um sich selbst sorgen, als um Andere.
 

"Ich war nur in Gedanken, also kein Grund, sich zu sorgen!" sage ich und Wheeler zieht seine linke Augenbraue hoch.
 

"Pah, bild Dir bloß nichts drauf ein, ich mach mir keine Sorgen um Dich!" zischt er leise und wendet sich dem Fenster zu, allerdings kann er nicht verhindern, dass mir sein leicht gerötetes Gesicht auffällt, das er zu verstecken versucht.
 

Er macht sich also doch Sorgen um mich! Was für eine Überraschung. Hält er mich tatsächlich für so was wie einen Freund? Lächerlich! Als ob ich auf seine Freundschaft irgendwelchen Wert legen würde! Wobei ich mich irgendwie an den Gedanken gewöhnen könnte, vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
 

"Tu, was Du nicht lassen kannst!" sage ich und richte meinen Blick wieder auf den Laptop, ich hab noch eine ganze Menge zu tun.
 

"Worauf Du Dich verlassen kannst, Arschloch!" höre ich Wheeler leise zischen und mir huscht ungewollt ein Grinsen über das Gesicht.
 

Irgendwie amüsiert mich diese nervige Art des Idioten, nicht, dass ich das je offen zugeben würde, oder so. Wäre ja noch schöner! Ich schau mich im Flugzeug um, meine Mitarbeiter schlafen jetzt ebenfalls, ebenso meine private Stewardess. Sieht also ganz so aus, als wäre ich der Einzige hier, der noch wach ist, wenn man die blonde Nervensäge neben mir mal außer Acht lässt. Mein Blick fällt auf die Uhr meines Laptops und ich ziehe überrascht meine Augenbrauen zusammen. Es ist bereits 1:05 Uhr!
 

"Wolltest Du Dich nicht ausruhen?" frage ich Wheeler, ohne ihn dabei anzuschauen.
 

"Ich kann nicht!" murmelt er leise und irgendwie klingt es beinahe so, als hätte er tierische Schmerzen.
 

Ich ignoriere den plötzlichen Impuls, mich nach ihm umzudrehen und starre weiterhin auf die Grafiken eines der vielen Sicherheitssysteme des Scheichs, die mein Laptop mir grade anzeigt.
 

"Und wieso kannst Du nicht?" frage ich und suche nach einer offenen Sicherheitslücke in diesem verdammten Sicherheitssystem.
 

"Was geht es Dich an?" höre ich Wheeler heiser fragen und ich zucke ein wenig mit den Schultern.
 

"Nichts! Allerdings hab ich nicht vor, mich um Dich zu kümmern, wenn Du in Ägypten zusammenbrichst, Du solltest Dich also ein wenig ausruhen, damit Du nicht zur Belastung für mich wirst!" sage ich völlig emotionslos, während meine Augen unablässig über die Grafiken huschen.
 

"Ich hab Kopfschmerzen und mein Hals fühlt sich gerade an, als hätte ich verdünnte Salzsäure getrunken, nicht dass ich die schon jemals getrunken hätte, aber ich wette, so wie mein Hals grade brennt, so würde es sich auch anfühlen, wenn ich Salzsäure getrunken hätte. Bist Du zufrieden?" flüstert Wheeler krächzend und ich schaue ihn nun doch an.
 

Einen kurzen Moment lang muss ich mich glatt zusammenreißen, um nicht aufzukeuchen. Das schwache Licht der Flugzeuginnenbeleuchtung wirft unnatürliche Schatten auf Wheelers blasses Gesicht, seine Augen sind geschlossen und er sitzt zusammengesunken in seinem Sitz, als wäre er zu schwach, sich aufrecht zu halten. So absolut verletzlich und schwach, wie in diesem Augenblick habe ich den blonden Trottel noch nie gesehen, mal abgesehen von seinem beinahe Tod nach seinem Duell gegen Marik und seinem seelenlosen Körper auf Taylor´s Rücken nach seinem verlorenen Orichalcosduell. Ich will das nicht sehen! Ich komm mir vor, als wäre ich ein einfacher Spanner, der sich in das Privatleben wildfremder Menschen einmischt und sie heimlich beobachtet.
 

"Du siehst echt scheiße aus!" knurre ich unwillig, Wheeler lässt ein glucksendes Geräusch hören, als ob er krampfhaft ein Lachen unterdrücken wollte.
 

"Danke für das überaus charmante Kompliment!" murmelt er und wischt sich mit einer langsamen Handbewegung über die Augen.
 

Ich greife wieder zu der Tüte mit den Medikamenten und entnehme ihr die Packung mit den Baldrian-Hopfen-Dragees, die dürften dafür sorgen, dass Wheeler endlich pennt. Ich lese mir wieder die Packungsbeilage durch und nicke kurz. Ja, das dürfte helfen! ,Bei Nervosität 3mal täglich 2 Dragees unzerkaut mit etwas Flüssigkeit einnehmen. Zur Förderung der Schlafbereitschaft 1 bis 1/2 Stunde vor dem Schlafengehen 3 Dragees.' Ich gieße Wheeler ein neues Glas Mineralwasser ein, nehme drei Dragees aus dem Pillenglas und dreh mich wieder zu Wheeler um, der mich aufmerksam beobachtet und kurz seine Augenbrauen zusammenzieht.
 

"Was soll das werden?" fragt er leise und ich zucke mit den Schultern.
 

"Was wohl? Das wird jetzt Dein Schlafmittel, also schluck brav die Dragees, damit Dein Körper seine Ruhe bekommt!" sage ich und Wheeler seufzt leise.
 

"Behandle mich nicht, wie ein Kleinkind!" flüstert er mürrisch und zieht eine fast herzerweichende Schnute, die sein blasses Gesicht noch verwirrender erscheinen lässt.
 

"Wheeler, ich erinnere Dich ja nicht gern daran, aber manchmal bist Du tatsächlich, wie ein Kleinkind! Du kannst ja nicht mal Deine Medizin nehmen, obwohl sie die ganze Zeit vor Deiner Nase liegt!" sage ich, er verschränkt schmollend seine Arme und dreht sich zum Fenster.
 

"Ich brauche keine Medizin! Ich bin kein Weichei!" sagt Wheeler leise und mir reißt jetzt beinahe der Geduldsfaden.
 

"Wheeler! Nimm jetzt endlich die Dragees, oder ich stopf sie Dir in den Hals!" fluche ich wütend und er dreht sich ruckartig zu mir um.
 

"Ist ja schon gut, brauchst mich nicht gleich so anzuschreien, Blödmann!" murmelt Wheeler und nimmt mir die Dragees und das Glas Wasser aus den Händen. Na also, geht doch! Warum nicht gleich so?
 

Mit einem triumphierenden Grinsen wende ich mich wieder den Grafiken auf meinem Laptop zu, irgendwie muss man doch dieses verflixte Sicherheitssystem umgehen können.
 

"Du solltest auch etwas schlafen!" höre ich Wheeler leise murmeln und ich greife nach meiner Kaffeetasse.
 

Ich trinke den Kaffee in einem Schluck aus und verziehe angewidert das Gesicht. Kalter Kaffee schmeckt einfach scheußlich!
 

"Ich hab keine Zeit für Schlaf!" sage ich und erhebe mich von meinem Sitz. Ich brauch dringend neuen Kaffee.
 

"Es wäre aber besser, wenn Du etwas schläfst!" murmelt Wheeler leise, ich antworte nicht und begebe mich mit dem kleinen Tablett und der nun leeren Tasse in die Küche.
 

Auf der kleinen Anrichte steht die eingeschaltete Kaffeemaschine, in der Kanne ist noch heißer Kaffee. Meine Stewardess kennt mich halt gut genug, um zu wissen, dass eine Tasse Kaffee nicht ausreichend ist, immerhin arbeitet sie schon eine ganze Weile für mich und begleitet mich ständig auf irgendwelche Geschäftsreisen. Ich weiß gar nicht, wie ich die ganze Zeit ohne sie ausgekommen bin. Ich lege das Tablett auf die Anrichte und gieße mir neuen Kaffee in meine Tasse, den brauch ich wirklich dringend, wenn ich jetzt nicht einschlafen will. Ich verlasse mit der Tasse in der Hand die Küche und werde plötzlich leicht zur Seite gedrückt, scheinbar gibt es Turbulenzen. Ich zucke mit den Schultern und begebe mich zurück zu meinem Sitz, ich nehme einen Schluck aus der Kaffeetasse und stelle sie hinter meinen Laptop. Ein leises Seufzen lässt mich meinen Blick nach rechts wenden, Wheeler schaut mich irgendwie tadelnd an.
 

"Seto! Du solltest wirklich schlafen, es ist nicht gut, wenn Du soviel Kaffee trinkst und so wenig schläfst! Mokuba würde das sicher nicht gefallen!" murmelt Wheeler ein wenig verschlafen und reibt sich die Augen.
 

Ich starre ihn an, ein wenig überrumpelt, könnte man sagen. Wie zum Teufel kann er es wagen, Mokuba als Geheimwaffe einzusetzen? Ich weiß, dass Mokuba etwas dagegen hätte, wenn ich soviel Kaffee in mich reinschütte und nicht schlafe, das muss ich mir nicht von einem blonden Idioten, wie Wheeler erklären lassen! Ich will ihn anschnauzen, ihn fertig machen, aber irgendwie macht mir das grade keinen Spaß, so wie er aussieht. So absolut scheiße! Wenn ich Wheeler jetzt mit einem blöden Spruch fertig mache, wird er sich nicht mal wehren, er ist schwach, er ist krank und zum Teufel noch mal, er ist nur wegen Mokuba hier. Ich seufze leise, verdammt, jetzt kann ich mich nicht einmal anständig mit Wheeler streiten, ohne irgendwie Mitleid mit ihm zu haben. Das ist doch so was von lächerlich! Seit wann schrecke ich vor einer verbalen Auseinandersetzung mit Wheeler zurück? Absolut unmöglich, das geht gar nicht. Ich drehe mich ruckartig zu meinem Laptop um und greife erneut nach der Tasse, um das beklemmende Gefühl in meinem Hals loszuwerden. Wieder höre ich ein leises Seufzen rechts neben mir. Verdammt, ist ja schon gut!
 

"Von mir aus, schlafe ich eben ein paar Stunden! Hoffentlich gibst Du dann Ruhe!" zische ich leise und trinke den restlichen Kaffee aus.
 

"Natürlich!" höre ich Wheeler leise murmeln, scheint fast so, als ob die Dragees ihre Wirkung zeigen, er hört sich richtig müde an.
 

"Hmpf!" ist meine einzige Antwort zu diesem Thema und ich schließe meinen Laptop, ohne ihn herunterzufahren, schließlich läuft der auf Storm, der vom Flugzeug kommt.
 

Ich lehne mich ziemlich erschöpft im Sitz zurück und reduziere über ein paar Schalter an meinem Sitz die Flugzeuginnenbeleuchtung auf ein Minimum. Wheeler hat irgendwie Recht, vielleicht ist es wirklich besser, wenn ich schlafe, aber das werde ich garantiert nicht zugeben. Ich schließe meine Augen und denke an Mokuba und an diesen verdammten Scheich und an diese blonde Klette neben mir, die mich in den letzten Stunden mehr als einmal verwirrt hat. Womit hab ich das alles nur verdient? Was ist schief gelaufen, dass mir jetzt alles aus den Händen gleitet? Warum verliere ich jetzt die Kontrolle über etwas, was ich immer wunderbar kontrollieren konnte? Es war doch alles perfekt! Mit meiner Firma, mit Mokuba, mit mir! Ich war nie auf Hilfe von Anderen angewiesen, zumindest nicht in dem Maße, wie jetzt. Ich brauchte niemanden, außer Mokuba und mich selbst! Ich massiere mir erschöpft die Schläfen, diese ganze Situation ist einfach zu anstrengend für mich, diese Ungewissheit, was mit Mokuba ist, was mit ihm passiert. Ich kann das einfach nicht! Wenn es um meine Firma geht, fällt mir immer die passende Lösung ein, dieser ganze technische Schnickschnack ist ja auch ersetzbar, aber jedes Mal, wenn mein Bruder in Gefahr ist, fühl ich mich so verdammt hilflos. Mokuba ist meine einzige Schwachstelle und zugleich mein einziger Lebenssinn, wenn ich mal nicht weiter weiß. Wie zum Teufel soll ich es anstellen, dass Mokuba die ganze Sache heil übersteht? Ich seufze leise und sinke tiefer in meinen Sitz. Ich hab doch außer meinen Bruder niemanden, dem ich bedingungslos und aufrichtig vertrauen kann, nicht mal Roland oder Yugi besitzen dieses unerschütterliche Vertrauen. Ich merke plötzlich, dass mich irgendetwas an der rechten Schulter berührt und ich zucke ein wenig überrascht zusammen. Ich öffne meine Augen und schaue nach rechts, direkt auf den blonden Kopf, der ziemlich frech auf meiner rechten Schulter liegt. Was zum Teufel!
 

"Wheeler!" zische ich wütend. "Nimm sofort Deinen Kopf von meiner Schulter!" Keine Reaktion.
 

Okay, schön ruhig blieben! Nicht aufregen, dass ist nur Wheeler, kein Grund um auszurasten. Ich stehe kurz vor einem kräftigen Wutausbruch, schließlich ist das heute nicht das erste Mal, dass mich dieser blonde Volltrottel mit einem Kissen verwechselt. Was bin ich? Sein persönlicher Teddybär, an den er sich ankuscheln kann, wenn ihm danach ist?
 

"Verdammt noch mal, wach endlich auf, Du Idiot!" zische ich leise, irgendwie darauf bedacht, dass ich die Anderen nicht wecke, warum auch immer.
 

Genervt rüttle ich an seiner Schulter und versuche ihn wegzudrücken, aber irgendwie ist sämtliche Spannung aus dem Körper der Nervensäge entschwunden, so dass er immer wieder auf meine Schulter zurückfällt. Klasse!
 

"Wheeler, ich sag das jetzt zum letzten Mal, wach auf und nimm Deinen dämlichen Kopf von meiner Schulter!" zische ich dicht an sein Ohr.
 

Er wacht nicht auf, daran sind nur diese dämlichen Dragees Schuld, hätte ich die ihm bloß nie gegeben! Jetzt hab ich die Bescherung! Ich seufze Schicksalsergeben und sinke wieder tiefer in meinen Sitz, dabei versuche ich den blonden Kopf auf meiner rechten Schulter zu ignorieren, was mir eindeutig nicht leicht fällt. Allerdings bin ich zu gestresst, um mich jetzt noch länger darüber aufzuregen, aber sobald dieser verdammte Idiot wach ist, wartet eine gehörige Standpauke auf ihn, der er nicht entkommen kann. Ich schließe erneut meine Augen und werde jetzt einfach mal versuchen, ob ich nicht doch etwas Schlaf finde. Auch wenn das bedeutet, dass ich diesen verdammten Kopf auf meiner Schulter ertragen muss. Wie war das noch? ,Mir ist egal, was ich dafür tun muss, Hauptsache ich finde ihn!' das hab ich doch zu Yugi gesagt, als er mich angerufen hat. Hätte ich bloß nichts gesagt, hätte ich Yugi doch bloß nichts von Mokuba´s Verschwinden erzählt, dann müsste ich mich jetzt nicht mit einem kranken, schlafenden Wheeler rumärgern, der meine Schulter als Kissen missbraucht. Was für ein verdammt beschissener Tag! Und zu allem Überfluss kann ich nicht einschlafen, weil mir die zwei Tassen Kaffee zu Kopf steigen.
 

Völlig gestresst wische ich mir mit der linken Hand über die Augen, Schweiß steht mir auf der Stirn, diese unwillkommene Nähe zu Wheeler bekommt mir nicht. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass er schon wieder leichtes Fieber hat und meine Schulter etwas wärmer wird, als gut für sie ist. Plötzlich kommt mir ein blitzartiger Gedanke und ich beuge mich über Wheeler´s Sitz, um an den Gurt zu kommen. Eigentlich hätte mir das ja auch früher einfallen können, dann hätte ich mir diese ganze Aufregung sparen können. Ich lege Wheeler den Gurt um und endlich rutscht sein Kopf nicht mehr zurück auf meine Schulter, sondern hängt ein wenig hilflos nach vorne. Irgendwie sieht diese Haltung nicht gesund aus, aber das geht mich nichts mehr an, oder nicht wirklich. Ich lege nachdenklich den Kopf schief, wenn Wheeler aufwacht, hat er definitiv Nackenschmerzen und er wird mir die Schuld dafür geben, da bin ich mir sicher. Das wäre der perfekte Grund für einen Streit und irgendwie hab ich keine Lust darauf, aus welchem Grund auch immer. Ich hasse diesen Wheeler! Selbst wenn er schläft, treibt er mich in den Wahnsinn. Wheeler stöhnt leise, diese unbequeme Haltung ist definitiv nicht gesund für ihn und schon wieder überkommt mich dieser lästige Anflug von Mitleid. Das ist doch verrückt!
 

Ich starre Wheeler an, sein Kopf hängt noch immer nach vorne und ich knirsche unwillkürlich mit den Zähnen. Verdammt noch mal! Ich öffne Wheeler´s Gurt, sofort rutscht sein Kopf zur Seite und auf meine Schulter. Na bitte, das sieht doch gleich viel bequemer aus und ich stell mir auch nicht mehr vor, wie Wheeler mit schmerzendem Nacken aufwacht und mich anschnauzt, weil ich es gewagt habe, ihn anzugurten. Ich komm mir so bescheuert vor! Ein Glück hat niemand mein eigenartiges Verhalten gesehen, das könnte sonst sehr missverstanden werden. Ich hab definitiv kein Mitlied mit Wheeler, aber mir tut einfach schon vom Hinsehen der Nacken weh, wenn sein Kopf so hilflos nach vorne fällt. Da ist es mir doch lieber, wenn sein blonder Kopf auf meiner Schulter ruht, so kann ich wenigstens beruhigt schlafen, ohne hinterher Gewissensbisse zubekommen. Oh Gott, ich hoffe, wir finden Mokuba schnell, ich weiß nicht, wie lange ich die Nähe der blonden Nervensäge ertrage!
 

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Böses Erwachen!

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16. Böses Erwachen!
 

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~Mokuba´s Sicht~
 

Ein leises Geräusch lässt mich zusammenzucken und ich öffne ruckartig die Augen. Wo bin ich? Ich will meine rechte Hand heben und sofort durchzuckt mich ein höllischer Schmerz. Ah, stimmt ja, meine Hände sind ja an diesen verdammten Sitz gefesselt und ich stecke in diesem verdammten Flugzeug fest.
 

"Na, bist Du wach, mein Kleiner?" höre ich plötzlich die Stimme des Scheichs und ich verziehe widerwillig mein Gesicht.
 

Der Typ ist ja auch noch hier! Der Sitz auf dem ich liege, wird plötzlich wieder in eine aufrechte Position gebracht und ich schau dem Scheich mitten ins Gesicht.
 

"Hast Du auch gut geschlafen?" fragt mich der Scheich, ich antworte nicht und drehe nur den Kopf weg.
 

"Na, na, Du darfst mir ruhig antworten, wenn ich Dir eine Frage stelle, oder muss ich Dich erst dazu zwingen?" fragt der Scheich und ich schlucke kurz.
 

"Nicht nötig! Ich hab den Umständen entsprechend relativ gut geschlafen, Danke der Nachfrage!" sage ich übertrieben höflich, schau den Scheich dabei aber nicht an.
 

"Das freut mich! Möchtest Du etwas frühstücken?" fragt der Scheich und ich schüttle den Kopf, kann aber leider nicht verhindern, dass mein Magen ziemlich laut knurrt.
 

"Dein Magen spricht aber eine ganz andre Sprache, Süßer! Ich werde meine Sklavin vorbeischicken, damit sie Dich füttert. Sobald wir in Ägypten sind, wirst Du gebadet und neu eingekleidet, freu Dich also schon mal drauf!" sagt der Scheich.
 

"Ich kann meine Freude kaum verbergen!" sage ich voller Spott und der Scheich lacht leise.
 

"Oh, ich liebe es, wenn Du so sprichst!" sagt er und ich verziehe mürrisch mein Gesicht.
 

Widerliches Ekel! Wenn Seto mich erstmal gefunden hat, wird dieser verdammte Scheich schon sein blaues Wunder erleben!
 

~Joey´s Sicht~
 

Es klingelt und ich kuschle mich tiefer in mein Kissen, aber irgendwie bewegt sich mein Kissen und es ist irgendwie ziemlich hart, das ist definitiv nicht mein Kopfkissen. Ruckartig öffne ich die Augen. Worauf lieg ich denn? Müde richte ich mich auf und reib mir den Schlaf aus den Augen.
 

"Endlich wach, Wheeler?" höre ich eine ziemlich bekannte Stimme und ich dreh mich ruckartig nach links.
 

"Kaiba!" hauche ich und mein Blick fällt auf seine linke Hand, die gerade seine rechte Schulter massiert.
 

Hab ich etwa die ganze Zeit mit meinem Kopf auf seiner Schulter gepennt? Ich starre ihn mit schockgeweiteten Augen an und schlucke trocken. Das darf nicht wahr sein! Kaiba hat das Handy in der rechten Hand und telefoniert, anscheinend mit Roland. Er schaut mich nicht an. Hab ich nun auf seiner Schulter gepennt, oder nicht? Ich schüttle den Kopf. Das hätte er sicher nie zugelassen. Er hätte mich weggestoßen und vielleicht sogar angegurtet, wenn ich es gewagt hätte, meinen Kopf auf seiner Schulter abzulegen. Aber andererseits, hab ich auf etwas Hartem gelegen, was sich definitiv bewegt hat. Kaiba´s Schulter ist hart und bewegt sich und er massiert sie gerade. Zufall? Wohl kaum!
 

"Was glotzt Du so?" höre ich Kaiba´s Stimme und ich merke ziemlich erschrocken, dass ich die ganze Zeit auf seine Schulter starre.
 

Schnell wende ich meinen Blick von ihm ab und starre auf die Mineralwasserflasche auf dem Tisch vor mir.
 

"Ich glotze nicht!" quietsche ich, irgendwie ist meine Stimme nicht besser geworden.
 

"Nimm Deine Medizin, verdammt noch mal, Du hörst Dich absolut beschissen an!" motzt Kaiba und jetzt bin ich mir verdammt noch mal sicher, dass ich garantiert nicht auf Kaiba´s Schulter gepennt habe.
 

"Ist ja schon gut, hast wohl schlecht geschlafen, oder was?" motze ich heiser zurück und greife nach der Tüte mit meiner Medizin, ein paar Grippostad C Kapseln werden mir jetzt sicher gut tun.
 

"Geht Dich gar nichts an, Volltrottel!" blafft Kaiba und ich schüttle ungläubig den Kopf.
 

"Was ist Dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?" frage ich und dreh mich mit der Medizin in der Hand zu ihm um.
 

Er weicht meinem Blick aus und erhebt sich, um nach hinten durch den Gang zu gehen, wahrscheinlich muss er mal auf´s Klo, da müsste ich übrigens auch mal dringend hin. Trotzdem, so schlecht gelaunt, wie jetzt, war er schon lange nicht mehr. Irgendetwas ist mit ihm, fragt sich nur was! Ob ich ihn einfach mal frage? Ich schüttle den Kopf. Völlig ausgeschlossen. Mein Blick fällt auf die schlafenden Gesichter meiner Freunde, wieso schlafen die noch? Wie spät ist es denn? Ich werfe einen kurzen Blick auf meine Uhr. Was? Erst 6:25 Uhr! Na super! Ich nehme zwei Kapseln aus der Packung und spüle sie mit einem Glas Mineralwasser meinen Hals hinunter. Ich hasse dieses Teufelszeug! Aber ich will gesund werden, damit Kaiba mich nicht irgendwo auf halber Strecke zurücklässt, zuzutrauen wäre es ihm. Seufzend lehne ich mich in meinen Sitz zurück, schließe meine Augen und warte darauf, dass Kaiba wieder zurückkommt.
 

"Guten Morgen, hatten Sie einen angenehmen Schlaf?" höre ich plötzlich die Stimme von Kaiba´s privater Stewardess und ich öffne meine Augen.
 

"Danke, kann mich nicht beschweren!" nuschle ich leise, mein Hals brennt tierisch.
 

"Soll ich Ihnen einen Tee kochen und etwas zum Essen machen?" fragt die Stewardess und ich nicke dankend.
 

"Haben Sie auch einen Namen?" frage ich leise, bevor sie sich von mir abwenden kann und sie lächelt mich an.
 

"Mein Name ist Maico Itou, Sie können ruhig Maico zu mir sagen!" antwortet die Stewardess und ich lächle leicht.
 

"Ich bin Joey Wheeler, schön Sie kennen zu lernen, Maico!" sage ich und reiche Maico meine Hand, die sie mit einem entzückenden Lächeln drückt.
 

"Freut mich ebenfalls, Joey!" sagt sie und genau in diesem Moment platzt ein wütender Kaiba dazwischen.
 

"Was wird das hier, wenn´s fertig ist?" zischt er wütend mit verschränkten Armen und baut sich hinter der Stewardess im Gang auf, die sofort erschrocken zusammenzuckt und sich zu Kaiba umdreht.
 

Kaiba hat sich seinen weißen Mantel über seine neuen Klamotten angezogen, anscheinend hat sein Personal an alles gedacht.
 

"Guten Morgen, Herr Kaiba, wünschen Sie wieder einen Kaffee und ein Käsebrötchen?" fragt Maico mit einer leichten Verbeugung und Kaiba funkelt sie böse an.
 

"Selbstverständlich!" sagt er in einem ziemlich wütenden Befehlston.
 

Maico verschwindet nach einer kurzen Verbeugung und einem leisen "Wie Sie wünschen!" in der Küche.
 

Kaiba wirft sich neben mir in den Sitz und ich starre ihn wütend an.
 

"Was sollte das grade, Kaiba? Warum hast Du Maico so angeschnauzt?" frage ich leicht angesäuert, auch wenn das mit meiner kratzigen Stimme vielleicht nicht so gut rüberkommt.
 

"Sie arbeitet für mich! Willst mir jetzt Vorträge halten, wie ich meine Angestellten zu behandeln habe?" fragt Kaiba zurück und mustert mich mit eiskaltem Blick.
 

Oh man, der ist ja heute wirklich nicht gut drauf! So schlimm war das ja noch nie!
 

"Sag mal, hast Du irgendein Problem mit mir, wenn ja, sag das gleich, damit wir das aus der Welt schaffen können!" knurre ich leise und erwidere seinen bösen Blick mindestens genauso böse.
 

"Nerv mich nicht, Köter! Ich hab zu tun!" zischt Kaiba angesäuert und öffnet seinen Laptop, der vor ihm auf dem Tisch liegt.
 

"Musst Du mich ständig so nennen, Arschloch? Ich hab einen Namen, falls Du das vergessen hast!" zische ich zurück, irgendwie ist dieser Streit nicht gut für meine sowieso schon angeschlagene Stimme.
 

"Ich nenn Dich so, wie ich will und nun lass mich arbeiten!" erwidert Kaiba, ohne mir auch nur einen Blick zu gönnen.
 

Verdammter Mistkerl! Gestern war er noch relativ nett und irgendwie konnte ich ihn sogar fast ein wenig leiden, aber jetzt ist er definitiv einfach nur ein verdammtes Arschloch. Er tut ja grad so, als müsste er jede Nettigkeit sofort wieder ungeschehen machen, das ist doch echt nicht normal! Mürrisch wende ich meinen Blick von ihm ab und starre aus dem Fenster. Mit diesem Kaiba da, werd ich mich garantiert nicht unterhalten, nicht solange er auf irgendetwas wütend ist, wovon ich nix weiß.
 

"Ihr Frühstück, Herr Kaiba!" höre ich Maico´s Stimme und ich dreh mich mit einem kleinen Lächeln zu ihr um. "Und Ihr Tee, Herr Wheeler!"
 

"Sie dürfen doch Joey zu mir sagen!" sage ich und werfe Kaiba einen drohenden Blick zu. "Oder hat der große Boss etwas dagegen?" Kaiba macht eine kurze Handbewegung.
 

"Lass mich in Ruhe, Idiot!" flucht er und klimpert auf seinem Laptop herum.
 

Ich schüttle den Kopf, der Typ spinnt echt vollkommen! Ich werfe Maico ein entschuldigendes Lächeln zu und sie nickt dankend.
 

"Wünschen Sie ebenfalls etwas zu Essen, Joey?" fragt sie und ich reibe mir meinen schmerzenden Hals.
 

"Wenn Sie etwas Haferschleimsuppe da hätten, oder etwas Hühnerbrühe, wäre das super! Etwas andres würde ich nicht runterkriegen!" flüstere ich und sie nickt.
 

"Ich werde mal schauen, ob ich etwas finde!" antwortet Maico und verschwindet wieder in der Küche.
 

Mir fällt grad wieder ein, dass ich mal dringend auf´s Klo müsste, dafür muss ich aber an Kaiba vorbei und der ist ohnehin schon ziemlich sauer auf mich, aus welchem Grund auch immer. Ich zucke mit den Schultern. Er wird mir schon nicht den Kopf abreißen, wenn ich ihn frage, ob er mich mal durchlassen kann.
 

"Kaiba, könnte ich mal kurz vorbei, ich müsste mal wohin!" sage ich und tippe ihn vorsichtig am Arm, er schaut mich böse an.
 

"Kannst Du Dir das nicht verkneifen?" fragt er sauer und ich schüttle den Kopf.
 

"Kann ich nicht!" sage ich bestimmt, ich werd jetzt nicht klein beigeben, außerdem kann ich mir das wirklich nicht mehr länger verkneifen.
 

"Aber wehe Du wirfst meinen Laptop runter!" zischt Kaiba und lehnt sich dicht in seinen Sitz zurück.
 

Ich erhebe mich von meinem Sitz und steige vorsichtig mit dem rechten Bein über Kaiba´s Beine und genau in diesem Augenblick geht ein heftiger Ruck durch das Flugzeug, so dass ich mit Schwung nach hinten geschleudert werde. Ich registriere einen leises Aufkeuchen und einen lauten Fluch hinter mir und stelle zu Tode erschrocken fest, dass ich gerade auf Kaiba´s Schoß gelandet bin und das absolut unabsichtlich. Bevor ich irgendetwas tun kann, werde ich unsanft auf den Gang befördert, so dass ich auf Knien auf dem Boden hocke. Ich schüttle verwirrt den Kopf und richte mich etwas auf.
 

"Du verdammter Idiot, kannst Du nicht einmal etwas machen, ohne irgendwie Chaos zu verursachen?" faucht Kaiba über mir und ich zucke erschrocken zusammen.
 

Irgendwie fühle ich mich grade, wie ein geprügelter Hund.
 

"Du bist absolut erbärmlich und es wäre wirklich besser gewesen, wenn ich Dich in Narita in dieser verdammten Klinik gelassen hätte!" flucht Kaiba weiter und ich erhebe mich mit geballten Fäusten und bin schwer damit beschäftigt, mich zusammenzureißen.
 

"Ich weiß gar nicht, warum ich Dich nicht einfach weggejagt habe, als Du mir Deine Hilfe angeboten hast, aber eins steht fest, ich werde nie wieder, ich wiederhole, nie wieder so dumm sein und Deine Hilfe akzeptieren!" zischt Kaiba und ich wage nicht, ihn anzuschauen.
 

Ich schlucke kurz, wenn ich jetzt schreien könnte, würde ich das tun, aber meine Stimme scheint irgendwie zu versagen und ich will mich jetzt nicht noch lächerlicher machen, als ich ohnehin schon bin, also drehe ich mich einfach um und gehe nach hinten durch den Gang, ohne auf die mitleidigen Blicke meiner Freunde zu achten, die anscheinend durch den Wutausbruch von Kaiba geweckt wurden. Ich wusste es, ich wusste es von Anfang an! Es war eine scheiß Idee, hierher zukommen, um Kaiba zu helfen. Für Mokuba hätte ich wirklich jede Beleidigung von Kaiba ertragen, aber jetzt kann ich das einfach nicht mehr. Ich fühl mich so elend! Mein Hals brennt, mein Kopf dröhnt und meine Beine zittern wie Espenlaub, ich hab schon wieder leichtes Fieber und zu allem Überfluss, hasst mich Kaiba jetzt noch mehr, als vorher. Womit hab ich das verdient? Ich hab doch wirklich nichts getan, zumindest nicht mit Absicht, warum muss er ständig auf mir rumhacken? Ich betrete den Waschraum im hinteren Ende des Flugzeugs und irgendwie kann ich mich jetzt nicht mal an der hochmodernen Ausstattung erfreuen, das ist kein Waschraum, das ist ein Hightech Badezimmer in Luxusausführung. Kaiba ist echt ein Geldverschwender und Großkotz! Egal, ich muss dringend meine Blase entleeren, sonst platz ich noch.
 

Mürrisch verrichte ich mein Geschäft und gehe hinüber zum Luxuswaschbecken, um mir Hände und Gesicht zu waschen. Ich fühl mich einfach schrecklich und ein Blick in den großen runden Spiegel über dem Waschbecken zeigt mir, dass ich auch genauso schrecklich aussehe. Leichenblasses Gesicht, blutunterlaufene Augen, verstrubbelte Haare, einfach ein Anblick zum Wegrennen. Ich seufze leise und wische mir Gesicht und Hände mit dem Handtuch ab. Ich streiche mir ein paar Mal mit beiden Händen durch die Haare und meine Frisur sieht um einiges besser aus, als vorher. Gegen mein blasses Gesicht und meine blutunterlaufenen Augen kann ich jetzt leider nichts tun. Niedergeschlagen verlasse ich das Luxusbadezimmer und starre den Gang entlang zu Kaiba´s Sitz. Soll ich, wie ein blöder Köter mit eingezogenem Schwanz zu ihm gehen und mich wieder neben ihn auf meinen Sitz niederlassen? Oder soll ich, wie ein Angsthase meinen Platz mit irgendjemandem aus dem Flugzeug tauschen und Kaiba so noch mehr zeigen, dass ich vor ihm auf den Boden krieche? Keine der beiden Möglichkeiten gefällt mir, aber ich werde wohl die erste davon in Betracht ziehen, obwohl ich jetzt schon weiß, dass ich das schwer bereuen werde.
 

Ich senke den Kopf und atme kurz und tief durch. Okay, Augen zu und durch, so schwer kann das ja nicht sein, das ist nur Kaiba, er wird mich schon nicht umbringen und ohne Fallschirm aus dem Flugzeug werfen. Hoffe ich! Ich schau wieder den Gang entlang und setze mich langsam in Bewegung, irgendwie ist mir leicht übel und es kommt mir vor, als würde das Flugzeug irgendwie schaukeln, was bei kurzer Überlegung aber nicht der Fall sein kann, glaube ich. Irgendwie fühl ich mich grad so, als wäre ich seekrank, das war ich schon mal, als ich noch ein Kind war. Langsam marschiere ich durch den Gang.
 

"Joey? Ist Alles in Ordnung?" höre ich Duke neben mir fragen und ich schaue kurz nach links.
 

"Sicher, mir ist nur etwas schwindlig, geht gleich wieder!" sage ich und halte mich an seinem Sitz fest, damit ich nicht umkippe.
 

"Du siehst nicht gut aus, Joey!" sagt Tristan und ich schau an Duke vorbei zu ihm.
 

"Ich weiß!" sage ich und seufze leise. Ich fühl mich auch nicht gut und diese Wutattacke von Kaiba steckt mir auch noch in den Knochen. Ich hasse ihn! Und trotzdem tut er mir irgendwie leid, weil der Scheich seinen kleinen Bruder in der Gewalt hat. Das ist eine verdammte Zwickmühle!
 

"Soll ich den Platz mit Dir tauschen?" höre ich Duke leise flüstern und ich schaue ihn leicht grinsend an.
 

"Ist wirklich nett von Dir, aber danke, ist nicht nötig, ich komm schon klar!" sage ich leise und zwinkere ihm kurz zu. Ich muss einfach damit klarkommen, wenn ich Kaiba gegenüber keinen Rückzieher machen will.
 

"Okay, wie Du meinst!" sagt Duke und seufzt leise. Ich nicke kurz und dreh mich zu Kaiba um, der arbeitet schon wieder verbissen an seinem Laptop und achtet nicht auf uns.
 

Ich atme tief durch und marschiere auf seinen Sitz zu.
 

"Darf ich bitte durch?" frage ich heiser, als ich direkt neben Kaiba stehe.
 

"Was willst Du denn schon wieder hier?" fragt er, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
 

"Zufällig sitze ich neben Dir, falls Du das vergessen hast!" krächze ich.
 

"Such Dir einen anderen Platz!" sagt er und ich versuche mich zusammenzureißen, damit ich ihm nicht eine verpasse.
 

"Es gibt keinen anderen Platz!" sage ich.
 

"Dann sitz auf dem Boden, wie ein blöder Köter!" sagt er und schaut mich noch immer nicht an.
 

Ich keuche auf, dieser Typ ist so hassenswert, das ist schon vollkommen unreal und trotzdem kann ich dieses verdammte Mitleid nicht unterdrücken. Mokuba wurde entführt und Kaiba ist deswegen total fertig und nun drehen bei ihm einfach die Sicherungen durch. Plötzlich verschwimmt meine Sicht, irgendwie wird Alles ein wenig unscharf und ich greif panisch nach Kaiba´s Sitz.
 

"Scheiße!" fluche ich leise und geh neben Kaiba in die Knie. Ich kann nichts dagegen tun.
 

"Ach, wird der Köter jetzt gefügig?" höre ich Kaiba´s Stimme über mir.
 

"Klappe!" zische ich und richte meinen wütenden Blick direkt auf sein Gesicht, bevor ich endgültig zur Seite kippe und nur noch den erschrockenen Aufschrei von Maico höre.
 

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Was machen wir jetzt?

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17. Was machen wir jetzt?
 

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~Seto´s Sicht~
 

Also langsam glaub ich, der Typ macht das mit Absicht! Kippt einfach aus den Latschen während ich mich mit ihm streite! Genervt greife ich mir an die Stirn, das gibt es doch wohl nicht!
 

"Joey verdammt, mach keinen Scheiß!" höre ich Devlin rufen und ich schaue ungerührt auf das blonde Etwas neben meinen Sitz.
 

Devlin, Taylor und Bakura hocken neben Wheeler auf dem Boden, während meine Stewardess mit schnellen Schritten in der Küche verschwindet. Ich dreh mich zu meinen beiden Mitarbeitern um.
 

"Hobson und Tehnma, kommen Sie her, bringen Sie den jungen Mann in den Konferenzraum!" sage ich und meine Männer erheben sich sofort.
 

Eigentlich ist der Konferenzraum nichts anderes, als ein umgebauter Laderaum mit einem großen Tisch in der Mitte und ein paar Sesseln ringsum. Diesen Teil benutze ich eigentlich nur für geschäftliche Flüge, wenn ich während des Fluges noch wichtige Dinge mit meinen Mitarbeitern besprechen muss. Aber für den blonden Idioten muss ich den Raum halt mal zweckentfremden. Meine Stewardess kommt mit einem kleinen Arztköfferchen aus der Küche zurück, ich bin irgendwie froh darüber, dass ich bei ihrer Einstellung darauf bestanden habe, dass sie einen zweimonatigen Erste-Hilfe-Kurs besucht.
 

"Kümmern Sie sich bitte um ihn!" sage ich zu ihr und sie nickt.
 

"Sehr wohl, Herr Kaiba!" antwortet sie und ich schaue dabei zu, wie meine beiden Mitarbeiter den Volltrottel Wheeler durch den Gang nach hinten schleppen, während seine Freunde und meine Stewardess hinterherlaufen.
 

Das ist wirklich ein toller Start in den Tag. Warum hab ich den Kerl eigentlich mitgenommen? Und warum hab ich den Köter auf meiner Schulter pennen lassen? Nur weil ich einen leichten Anflug von Mitleid mit ihm hatte? Ist ja wohl total bescheuert. Wahrscheinlich hat er das nicht mal mitbekommen. Irgendwie auch besser so.
 

"Was machen wir jetzt mit ihm?" höre ich Devlin hinter mir fragen.
 

"Keine Ahnung! Sag du es mir!" meint Taylor.
 

"Herr Kaiba? Sollen wir in Kairo ein Krankenhaus benachrichtigen, für den Fall, dass es dem jungen Mann schlechter gehen sollte?" fragt Hobson und ich nicke kurz.
 

"Tun Sie das! Ich werde keine Zeit haben, um mich um ihn zu kümmern, ich muss meinen Bruder finden!" sage ich.
 

"Willst Du ihn in Kairo einfach so alleine lassen?" fragt Taylor aufgebracht und ich werfe ihm einen kurzen Seitenblick zu.
 

"Ich werde ihm einen meiner Bodyguards zur Verfügung stellen und meine Stewardess wird ebenfalls dort bleiben, also kein Grund zur Panik. Und wenn ihr wollt, könnt ihr ebenfalls im Krankenhaus bleiben, es zwingt euch niemand mit mir zu kommen!" sage ich und Taylor schluckt kurz.
 

"Du weißt aber, dass Joey uns hinterherkommt, sobald er wieder wach ist, er wird nach uns suchen!" sagt Devlin und ich schaue ihn an.
 

"Dafür ist ja der Bodyguard da, damit Wheeler das Krankenhaus nicht verlässt, bis wir zurück sind!" sage ich bestimmt.
 

"Du weißt doch gar nicht, wie lange das Alles dauert! Vielleicht irren wir tagelang in Ägypten rum, ohne eine Spur von Mokuba oder dem Scheich!" sagt Taylor und ich werfe ihm einen mörderischen Blick zu.
 

"Noch so ein Spruch und Du kannst bei Wheeler im Krankenhaus bleiben, mit gebrochenen Rippen!" zische ich wütend.
 

"So hat er das nicht gemeint!" mischt sich Bakura ein und schiebt Taylor zur Seite.
 

"Es ist mir egal, wie er das gemeint hat. Wheeler bleibt so lange im Krankenhaus, bis ich mit Mokuba zurück bin. Ich kann ihn in seinem Zustand nicht mitnehmen und wenn ihr mir bei der Suche nach Mokuba helfen wollt, werdet ihr euch nach meinen Befehlen richten, verstanden?!" sage ich und schaue Wheeler´s Freunde nacheinander an.
 

"Schon klar!" erwidert Devlin, Bakura nickt und Taylor verschränkt wütend seine Arme, sagt aber nichts dazu.
 

Ich dreh mich zu den beiden Bodyguards hinter mir um.
 

"Yakou! Du wirst dafür sorgen, dass Herr Wheeler im Krankenhaus in Kairo gut versorgt wird und dass er es auf gar keinen Fall verlässt, bis ich wieder da bin! Verstanden?" frage ich und Yakou nickt.
 

"Selbstverständlich Boss! Sie können sich auf mich verlassen!" antwortet er und ich vertraue ihm. Er ist einer meiner besten Männer, ein Muskelpaket mit Hirn, keiner dieser Loser, die ihre Muskeln nur durch Dopingmittel bekommen haben.
 

"Gut, ich verlasse mich auf Dich!" sage ich und dreh mich wieder zu Wheeler´s Freunden um.
 

"Herr Kaiba! Ich habe uns im International Medical Centre in Kairo angemeldet, dort wird neben Arabisch auch Englisch, Deutsch und Japanisch gesprochen. Es dürften also keine Verständigungsprobleme auftreten." sagt Hobson und ich nicke dankend.
 

Ich erhebe mich von meinem Sitz und wende mich an meine Stewardess, die mit eiligen Schritten durch den Gang kommt.
 

"Und, wie geht es ihm?" frage ich kühl, sie schaut mich ein wenig vorwurfsvoll an.
 

"Nicht gut! Sein Fieber steigt immer weiter, er ist zwischenzeitlich kurz aufgewacht und hat sich erkundigt, was passiert ist, dann ist er wieder eingeschlafen. Ich hab ihm ein fiebersenkendes Mittel gespritzt, mehr kann ich im Moment nicht für ihn tun. Sein Immunsystem ist komplett zusammengebrochen und ich hab den Verdacht, dass er sich einen ziemlich ernsten Grippevirus eingefangen hat, der sich schon einige Zeit in seinem Körper befindet und nun ausgebrochen ist." erwidert sie und irgendwie mach ich mir jetzt ein wenig Vorwürfe, weil ich nicht darauf bestanden habe, dass Wheeler in Narita bleibt.
 

"Aber warum so plötzlich? Ich mein, es ging ihm doch gut! Warum bricht jetzt auf einmal sein Immunsystem zusammen?" fragt Taylor aufgebracht.
 

"Nun ich denke, das liegt an dem Stress! Hat er sich in letzter Zeit irgendwie überanstrengt?" fragt meine Stewardess und Taylor zuckt mit den Schultern.
 

"Nun ja, er hat die letzten Tage viel gearbeitet als Kellner und dann bestand er noch darauf, dass er unbedingt Kaiba helfen wollte, seinen Bruder zu finden. Eigentlich war das Ganze zwar Yugi´s Idee, also von seinem besten Freund, aber wenn Kaiba ihn gebeten hätte, wäre er ebenfalls gekommen. Aber überanstrengt hat er sich eigentlich nicht, wenn mal davon absieht, dass wir in den letzten Stunden ziemlich viel unterwegs waren und uns kaum Pausen gegönnt haben." sagt Taylor und mir fällt plötzlich ein, dass Wheeler ziemlich oft gerannt ist und jedes Mal war ich der Grund dafür, entweder er lief vor mir weg, oder mir hinterher, wie ein dummer Hund.
 

"Hat er sich in der letzten Zeit über irgendwelche Schmerzen beklagt?" fragt meine Stewardess und Taylor schüttelt den Kopf.
 

"Nicht mehr als sonst, allerdings fiel mir auf, dass er ab und zu, so kurz vor Feierabend, immer ziemlich blass aussah und irgendwie müde und abgekämpft. Ich hab mir aber nichts weiter dabei gedacht und nur angenommen, dass er einfach nur erschöpft ist." antwortet Taylor.
 

"Nun gut, ich werde versuchen, sein Fieber in Griff zu bekommen, sollte es noch weiter ansteigen, könnte es unter Umständen ziemlich gefährlich für ihn werden. Ich hab hier nicht die nötigen Mittel, um ihn richtig zu versorgen und die nötigen Kenntnisse hab ich auch nicht, ich bin nun mal keine Ärztin, sondern nur eine Stewardess, aber ich werde mein Möglichstes für ihn tun. Ich muss aber darauf bestehen, dass er sofort in ein Krankenhaus kommt, sobald wir in Kairo landen!" sagt meine Stewardess und ich nicke kurz.
 

"Darum hab ich mich bereits gekümmert, ich werde Ihnen Yakou und Hobson zur Verfügung stellen. Hobson wird sämtliche Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Krankenbehandlung auf meinen Namen übernehmen. Sollte sich der Zustand ihres Patienten verschlechtern, können Sie mich über Hobson erreichen, bei Fragen wenden Sie sich an ihn." sage ich zu ihr und wende mich dann an Wheeler´s Freunde. "Mehr kann ich nicht für ihn tun!"
 

"Danke!" sagt Devlin und verbeugt sich leicht.
 

"Ja danke, das ist wirklich nett von Dir!" meint Bakura.
 

"Danke!" zischt Taylor und funkelt mich wütend an.
 

"Ich werde mich wieder um meinen Patienten kümmern." sagt meine Stewardess und verschwindet wieder nach hinten.
 

Wheeler´s Freunde seufzen leise und nehmen auf ihren Sitzen Platz, Hobson nimmt ebenfalls wieder Platz, während Tehnma nach vorne in Richtung Küche verschwindet, ich schau kopfschüttelnd nach hinten durch den Gang. Dieser Wheeler raubt mir echt den letzten Nerv. Leicht angespannt lasse ich mich in meinen Sitz fallen und schließe kurz die Augen. Idiot! Volltrottel! Muss dieser blonde Köter immer gleich so viel riskieren? Ich öffne die Augen und wende mich wieder den Sicherheitssystemen des Scheichs zu. Seine Villa außerhalb von Kairo ist nicht so stark geschützt, es ist also unwahrscheinlich, dass er sich dort mit Mokuba aufhält. Die Villa zwischen Rashid und Alexandria sieht da schon etwas gesicherter aus, aber dort wird er auch nicht sein. Ich tippe viel mehr auf seine riesige Villa in der Nähe von Siwah, der Ort liegt mitten in der Wüste und ist ziemlich schwer zu erreichen und das Sicherheitssystem der Villa ist selbst für mich nicht so einfach zu knacken. Ohne professionelle Unterstützung komm ich da einfach nicht weiter, aber wo soll ich die Unterstützung herbekommen?
 

"Herr Kaiba, ich hab grad mit dem Piloten gesprochen, er wird versuchen, die Flugzeit ein wenig zu verkürzen, wir werden also voraussichtlich um 11:50 Uhr in Kairo ankommen, ich hab einen Krankenwagen und einen Minibus dorthin beordert, damit wir keine Zeit verlieren, außerdem hab ich ein paar Hotelzimmer angemietet in der Nähe des Krankenhauses!" höre ich Tehnma neben mir sagen und ich wende mich ihm zu.
 

"Danke! Gute Arbeit!" sage ich und er verbeugt sich leicht, bevor er zurück zu seinem Platz geht.
 

Ich seufze leise! Wenn doch nur Alles so reibungslos verlaufen würde! Ich schaue auf die Uhr. Noch ca. 4 ½ Stunden Flugzeit! Zeit genug, um das verdammte Sicherheitssystem seiner Villa in Siwah zu knacken. Hoffe ich!
 

~Rebecca´s Sicht~
 

Wieder ein verdammt langweiliger Samstag, an dem ich im Büro des ägyptischen Museums sitze und auf Ishizu warte, die sich wieder einmal verspätet. Eigentlich könnte ich die Zeit ja nutzen und meinen heimlichen Schwarm Yugi anrufen. Ich schnappe mir das Telefon von Ishizu´s Schreibtisch und wähle Yugi´s Nummer.
 

"Bei Muto, Tea Gardner am Apparat." höre ich Tea´s Stimme und ich seufze leise.
 

"Hallo Tea, Rebecca hier, wie geht´s?" frage ich und lehne mich in Ishizu´s Bürosessel zurück.
 

"Oh Rebecca, schön, dass Du anrufst! Na ja, mir geht´s den Umständen entsprechend gut, ich fühl mich nur ein wenig aufgebläht!" antwortet sie und ich kann mir das irgendwie sogar bildlich vorstellen, Tea mit dickem Bauch!
 

"Und, mit Yugi auch alles in Ordnung?" frage ich.
 

"Sicher! Er macht sich nur grad etwas Vorwürfe!" erwidert sie und ich lehne mich interessiert nach vorne.
 

"Vorwürfe? Inwiefern?" frage ich.
 

"Nun ja, Mokuba ist seit vorgestern Abend verschwunden und Yugi macht sich Vorwürfe, weil er ihn nicht auf die ägyptische Ausstellung ins Tokyo Nationalmuseum begleitet hat und jetzt nicht mal bei der Suche nach ihm helfen kann, weil er sich unbedingt erst um mich kümmern muss, da sein Großvater und seine Mutter ja mit Deinem Großvater auf einer Reise durch Deutschland sind und sonst niemand hier ist, um sich um mich und den Laden zu kümmern." antwortet Tea und ich schüttle etwas ungläubig den Kopf.
 

"Hast Du grade gesagt, dass Mokuba verschwunden ist?" frage ich noch einmal nach.
 

"Ja! Seit er in Tokyo war! Yugi hat Kaiba gestern früh angerufen, weil Mokuba nicht zum vereinbarten Treffen erschienen ist und per Handy nicht erreichbar war. Kaiba hat Yugi das Wichtigste erzählt und Yugi hat Joey zu ihm geschickt, als kleine Unterstützung!" antwortet sie und ich versuche krampfhaft ein Lachen zu unterdrücken.
 

"Yugi hat Joey als Kaiba´s Unterstützung ausgesucht?" frage ich.
 

"Genau! Joey hat sogar Tristan, Duke und Ryou mitgenommen, weil er nicht alleine zu Kaiba wollte, was ich sogar verstehen kann." meint Tea und ich nicke kurz, obwohl sie das gar nicht sieht.
 

"Versteh schon! Weißt Du schon etwas Genaues? Wurde Mokuba schon gefunden?" frage ich.
 

"Keine Ahnung! Yugi versucht ständig Kaiba und Joey zu erreichen, aber bei Joey geht keiner ran und Kaiba´s Handy ist fast jedes Mal besetzt, Duke´s Handy ist aus und Ryou hat sein Handy nicht mitgenommen, das liegt nämlich bei Miho im Büro und die weiß auch nichts Neues!" sagt Tea und ich kann mir ungefähr vorstellen, was Yugi jetzt durchmacht.
 

"Ich versuch mal was im Tokyo Nationalmuseum raus zu finden, vielleicht wissen die ja etwas Genaues!" sage ich.
 

"Danke, das wäre echt nett, ich hab Yugi schon lange nicht mehr so durcheinander gesehen. Er macht sich wirklich große Sorgen um Mokuba!" antwortet Tea.
 

"Kann ich mir vorstellen! Ich meld mich wieder! Halte mich bitte auf dem Laufenden, falls Du irgendwas erfährst!" sage ich.
 

"Sicher! Und danke noch mal!" erwidert Tea.
 

"Kein Problem! Also bis später!" antworte ich und lege auf.
 

Mokuba verschwindet nach dem Besuch einer ägyptischen Ausstellung? Da ist doch was faul! Ich erhebe mich aus dem Sessel und begebe mich zur Bürotür, die grad in diesem Moment geöffnet wird.
 

"Oh, Becci! Sorry, ich bin zu spät, aber Marik hat mich aufgehalten, er wollte unbedingt noch ein paar neue Ausstellungsstücke ins Lager bringen!" sagt Ishizu lächelnd und ich schüttle leicht den Kopf.
 

"Schon okay, aber jetzt mal was Andres! Ich hab eine kleine Bitte an Dich! Du musst Dich im Tokyo Nationalmuseum nach Mokuba Kaiba´s Verschwinden erkundigen!" sage ich ernst und schließe hinter ihr die Bürotür.
 

"Mokuba Kaiba? Bruder von Seto Kaiba?" fragt Ishizu und ich nicke.
 

"Genau der! Er ist vorgestern nach dem Besuch einer ägyptischen Ausstellung in Tokyo verschwunden, die Einzelheiten erklär ich Dir gleich! Ruf erstmal dort an und erkundige Dich, über den Grund für sein Verschwinden, ich hab da nämlich einen schrecklichen Verdacht!" sage ich zu ihr und schiebe sie in Richtung Schreibtisch.
 

"Geht klar, ich kümmere mich sofort darum!" sagt Ishizu und greift zum Telefon, um die Nummer des Nationalmuseums in Tokyo zu wählen.
 

Hoffentlich ist mein Verdacht unbegründet, denn wenn ich richtig vermute, haben wir ein verdammt ernstes Problem, dass nicht so einfach gelöst werden kann. In Kaiba´s Haut möchte ich jetzt wirklich nicht stecken!
 

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Fieberträume!

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18. Fieberträume!
 

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~Seto´s Sicht~
 

Irgendwie kann ich mich nicht richtig konzentrieren. Was ist, wenn das Fieber von diesem Wheeler noch weiter ansteigt? Eigentlich sollte mir das ja egal sein! Soll er doch draufgehen, warum interessiert mich das?
 

,Ganz einfach, dann hättest Du keinen mehr, den Du so abgrundtief hassen kannst!' Wheeler! Verschwinde aus meinem Kopf!
 

Wütend starre ich nach hinten durch den Gang. Idiot! Als ob ich den Trottel vermissen würde, wenn er nicht mehr da wäre! Würde ich definitiv nicht! Ganz bestimmt nicht! Mir würde lediglich etwas fehlen, vielleicht, aber vermissen würde ich den blonden Köter nicht. Ich wende mich wieder meinem Laptop zu und starre auf die Grafiken des Sicherheitssystems der Siwah Villa. Warum mach ich mir eigentlich Gedanken über diesen Volltrottel? Er ist nicht mein Freund!
 

,Bist Du wohl, Kaiba! Kapier das endlich mal!' Argh! Schon wieder dieser Wheeler! Kann der mich nicht mal in Ruhe lassen?
 

Genervt massiere ich mir die Schläfen und schließe sekundenlang die Augen. Ich habe keine Freunde!
 

,Du hast Freunde, auch wenn Du uns nicht als Deine Freunde anerkennst, wir helfen Dir trotzdem!' Verdammt noch mal!
 

Warum geistert mir ständig Wheeler´s Stimme im Kopf herum? Das ist doch nicht normal! Ich habe ihn nicht darum gebeten, mir zu helfen! Und ich hab ihm nicht erlaubt, mir so absolut dämlich zu kommen!
 

,Als wenn ich jemals um Erlaubnis fragen würde, um irgendetwas zu tun, was ich tun will!' Es reicht! Hat dieser Wheeler nicht mal Respekt vor mir, wenn er bewusstlos ist?
 

,Du hast vor mir ja auch keinen Respekt, warum sollte ich also welchen vor Dir haben?' Langsam treibt mich diese Stimme in den Wahnsinn!
 

Wütend erhebe ich mich von meinem Sitz und gehe durch den Gang nach hinten zum Konferenzraum. Ich muss wissen, wie es diesem Wheeler geht, sonst werd ich noch verrückt! Ich achte nicht auf die überraschten Blicke von Wheeler´s Freunden, sollen die doch überrascht gucken, ist mir doch egal! Ich öffne die Tür zum Konferenzraum und bin über den Anblick, der sich mir bietet, ein wenig geschockt. Wheeler liegt in eine Wolldecke gewickelt auf dem großen Tisch und zittert heftig. Wieso zittert er so verdammt stark?
 

"Was ist mit ihm?" frage ich meine Stewardess, die neben Wheeler auf der rechten Seite steht und Wheeler´s Stirn mit einem Handtuch abtupft.
 

"Er hat Schüttelfrost, weil sein Fieber wieder gestiegen ist, trotz des fiebersenkenden Mittels, das ich ihm verabreicht habe. Momentan liegt seine Temperatur zwar konstant bei 39,9° Celsius, aber ich weiß nicht, wie lange das so bleibt! Ich hab ihm bereits Wadenwickel gemacht, aber das alleine wird nicht ausreichen und eine erneute Spritze kann ich ihm nicht geben, da ich keine mehr habe! Ich kann nur hoffen, dass er bis Kairo durchhält!" antwortet sie und an ihrem Gesicht erkenne ich die leichte Verzweiflung, weil sie nicht mehr für Wheeler tun kann.
 

"Nicht ins Krankenhaus! Nicht ins Krankenhaus! Bitte nicht ins Krankenhaus!" höre ich Wheeler leise murmeln und ich schaue ihn erschrocken an.
 

"Ist er bei Bewusstsein?" frage ich.
 

"Nein, ist er nicht! Er fantasiert, das liegt an dem hohen Fieber! Er wiederholt immer wieder dasselbe, als wäre es ein Gebet. Das ist wirklich schrecklich!" flüstert meine Stewardess und ich merke, dass sie ihre Tränen kaum zurückhalten kann.
 

Nun ja, sie ist halt eine Frau! Frauen sind immer etwas zarter besaitet, als Männer! Ich seufze leise.
 

"Soll ich Sie ablösen?" frage ich und bin mir nicht sicher, warum ich das jetzt tun will.
 

Tu ich das, weil ich nicht mit ansehen kann, wie sich meine Stewardess hier in Tränen auflöst, oder weil ich sicher sein will, dass Wheeler auch wirklich überlebt? Egal!
 

"Das würden Sie wirklich für mich tun?" höre ich meine Stewardess fragen und ich nicke leicht.
 

"Sicher! Ruhen Sie sich ein wenig aus, ich kümmere mich schon um den jungen Mann und wenn ich Hilfe brauche, ruf ich Sie!" sage ich.
 

Ich werde aber keine Hilfe brauchen! Ich bin ein Genie, ich kenn mich mit Krankheiten aus, immerhin hab ich mich jahrelang um meinen Bruder gekümmert, ich kenn sämtliche Kinderkrankheiten und die Mittel dagegen. Ich bin zwar kein Arzt, aber meine Kenntnisse dürften für das Problem Wheeler vollkommen ausreichen, damit er mir nicht wegstirbt, bevor ich ihn im Krankenhaus loswerden kann. Ein toter Wheeler ist zwar ein guter Wheeler, aber nicht in meinem Flugzeug!
 

Meine Stewardess verlässt mit einem leisen "Danke!" den Konferenzraum und ich bin mit dem phantasierenden blonden Volltrottel Wheeler alleine. Super Aussichten!
 

"Nicht ins Krankenhaus!" flüstert Wheeler und ich trete an den Tisch heran.
 

Er sieht blass aus und er zittert, auf seiner Stirn stehen große Schweißtropfen, seine blonden Haare sind verstrubbelt und schweißnass, sein ganzer Körper ist eine hellbraune Decke gewickelt und nur sein Kopf und seine Füße schauen raus. Ein erbärmlicher Anblick! Ich schnappe mir das Handtuch, das neben Wheeler´s Kopf liegt und wische damit den Schweiß von seiner Stirn. Ein leises Seufzen lässt mich innehalten und ich starre ihn verwirrt an. Was mach ich hier eigentlich? Warum kümmere ich mich um ihn?
 

"Wasser!" höre ich Wheeler´s schwache Stimme, ich greife automatisch nach der Plastikflasche mit dem Strohhalm, die neben dem Tisch auf dem Fußboden steht und stecke ihm den Strohhalm zwischen die trockenen Lippen.
 

Ich hebe mit der rechten Hand seinen Kopf leicht an, während ich mit der linken Hand die Flasche festhalte. Wheeler trinkt hastig und öffnet kurz die Augen. Sein Blick ist glasig und ich weiß nicht, ob er mich erkennt, obwohl er mir direkt ins Gesicht schaut. Seine linke Augenbraue zuckt kurz nach oben.
 

"Bist Du wach, Köter?" frage ich und hoffe irgendwie auf eine Reaktion, die mir zeigt, dass er mich erkennt.
 

"Mhm!" antwortet er und verzieht seine Mundwinkel leicht nach unten. Ich kann ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken. Er ist also wach!
 

"Du hast ziemlich hohes Fieber und ich werde Dich in Kairo in ein Krankenhaus schaffen! Du weißt, dass ich mich nicht um Dich kümmern kann! Ich muss Mokuba finden, er ist wichtiger, als Du!" sage ich bestimmt, ich werde mich garantiert nicht von diesem Entschluss abbringen lassen.
 

Ein leichtes Zittern geht durch Wheeler´s Körper und ich lege seinen Kopf wieder zurück auf das Kissen, das auf dem Tisch liegt.
 

"Hast Du verstanden, was ich gesagt habe?" frage ich.
 

"Mhm!" antwortet Wheeler und schließt seine Augen. "Krankenhaus! ... Finde Mokuba, bitte!"
 

"Sicher werde ich ihn finden! Dafür bin ich doch hier! Ruh Dich aus, ich werde mich solange um Dich kümmern, bis wir in Kairo sind, also reiß Dich zusammen. Ich will hier keinen toten Köter in meinem Flugzeug, der mir die Luft verpestet!" sage ich mit einem fiesen Grinsen.
 

"Bin kein Köter und tot auch nicht!" murmelt Wheeler und neigt seinen Kopf leicht zur Seite.
 

Sekundenlang hab ich die Befürchtung, dass er aufhört zu atmen, aber dann registriere ich das leichte Anheben und Senken der Decke über Wheeler´s Brustkorb und ich wisch mir leicht erschrocken über die Stirn. Muss er mich jetzt so erschrecken? Ich stell die Plastikflasche wieder zurück auf den Boden und greife nach dem Arztköfferchen, der neben mir auf dem Stuhl steht. Ich nehme das Fieberthermometer raus und stecke es Wheeler in den Mund, mal schaun, wie hoch die Temperatur jetzt ist. Bei der Gelegenheit könnte ich mich auch um die Wadenwickel kümmern, aber bei näherer Überlegung werd ich das wohl lieber nicht machen und lieber meine Stewardess darum bitten. Bei dem Gedanken, Wheeler´s Waden anzufassen, wird mir übel!
 

Ich gehe zur Tür des Konferenzraumes und trete hinaus auf den Gang.
 

"Maico! Kommen Sie bitte!" rufe ich und sofort erhebt sich meine Stewardess von ihrem Sitz.
 

Devlin springt ebenfalls auf und schaut mich etwas verwirrt an.
 

"Wie geht es ihm?" fragt er besorgt.
 

"Er war wieder bei Bewusstsein und er hat aufgehört zu fantasieren, aber er schläft wieder! Mehr kann ich im Moment nicht sagen!" antworte ich und er streicht sich nervös ein paar Haare aus der Stirn.
 

"Können wir irgendwas tun?" höre ich Taylor fragen und ich schüttle den Kopf.
 

"Ich hab alles im Griff! Also keine Panik, ich lass euren Freund schon nicht verrecken!" erwidere ich und ernte ein erschrockenes Aufkeuchen von Devlin.
 

"Das haben wir auch nicht behauptet!" sagt er, ich dreh mich ohne Antwort um und betrete von meiner Stewardess gefolgt den Konferenzraum.
 

"Wechseln Sie bitte die Wadenwickel, ich denke, wenn ich das mache, wird der junge Mann nicht sehr erfreut darüber sein!" sage ich zu ihr und begebe mich wieder zum Kopfende des Tisches.
 

Das Piepen des Thermometers lässt mich kurz zusammenzucken und ich nehme Wheeler das Ding wieder aus dem Mund, um seine Temperatur zu überprüfen. 39,7° Celsius. Na bitte! Kaum bin ich da, sinkt seine Temperatur und da sage noch einmal jemand, ich kann nicht alles! Okay, ich kann wirklich nicht alles, aber das muss ja keiner wissen!
 

~Rebecca´s Sicht~
 

Ich hatte Recht mit meiner Vermutung und das gefällt mir nicht! Ishizu hat von Mrs. Hiroshi erfahren, dass der Scheich Abur Abdul Kashi möglicherweise etwas mit dem Verschwinden von Mokuba Kaiba zu tun hat.
 

"Wenn die Geschichte mit dem Scheich stimmt, ist er sicher auf dem Weg hierher!" sagt Ishizu und ich nicke kurz.
 

"Ja und Kaiba folgt ihm bestimmt, zusammen mit dem Rest der Truppe!" antworte ich.
 

"Aber er wird Hilfe brauchen, er kennt sich in Ägypten nicht aus!" meint Marik, der am Fenster neben Ishizu´s Schreibtisch lehnt.
 

"Sicher wird er das und die bekommt er auch! Wenn ich mit ihm zusammenarbeite, haben wir vielleicht eine Chance, die Sicherheitsvorkehrungen von Scheich Kashi zu umgehen und Mokuba aus seinen widerlichen Wurstfingern zu befreien!" sage ich und setze mich an Ishizu´s Schreibtisch.
 

"Was hast Du vor, Becci?" höre ich Odion fragen, der neben der Bürotür steht und die ganze Zeit über geschwiegen hat.
 

"Ich werde mich in den Kaiba Satelliten einloggen, immerhin hab ich das Sicherheitssystem der Kaiba Corp neu entworfen, nach dieser verdammten Sache mit dem Widerling Dartz!" antworte ich und grinse leicht.
 

"Hast Du Kaiba nicht versprechen müssen, dass Du das Wissen über die Sicherheitsvorkehrungen der Kaiba Corp nicht missbrauchen wirst?" fragt Ishizu kopfschüttelnd und ich lege leicht den Kopf schief.
 

"Aber das ist ein Notfall, ich muss wissen, wo sich Kaiba im Moment aufhält und was er über den Scheich schon herausgefunden hat, sonst kann ich ihm nicht helfen!" antworte ich, Ishizu seufzt leise.
 

"Na, wenn das mal gut geht! Kaiba reißt Dir den Kopf ab, wenn er davon erfährt!" meint sie und ich lächle süß.
 

"Ich bin ein Genie! Er wird froh sein, wenn er etwas Unterstützung bekommt!" sage ich und wende mich dem Rechner von Ishizu zu, um mich in den Kaiba Satelliten einzuloggen.
 

Ich hoffe nur, dass Kaiba die Sicherheitsvorkehrungen seiner Firma in den letzten zwei Wochen nicht verschärft hat, nach dem ich sein Sicherheitssystem einem kleinen Test unterzogen hatte und beinahe erwischt wurde. Ich öffne das geheime Zugangsportal zum Kaiba Satelliten und gebe meinen Benutzernamen und mein Codewort ein. Ah, super! Es funktioniert. Nur gut, dass ich mir beim Einrichten des Kaibaschen Sicherheitssystems ein geheimes Schlupfloch für mich eingebaut habe. Kaiba ist zwar ebenfalls ein Genie, aber das Schlupfloch hat er noch nicht gefunden, liegt wohl auch daran, dass er nicht wirklich danach sucht, weil sonst niemand die nötigen Kenntnisse dafür hat und mir traut er so etwas nicht wirklich zu. Vorteil für mich! Ich hacke mich über den Satelliten in den Hauptrechner der Kaiba Corp ein.
 

"Bitte identifizieren Sie sich!" meldet sich eine Computerstimme aus dem Lautsprecher des Computers und ich tippe abermals meinen Benutzernamen und mein Codewort ein.
 

"Rebecca Hopkins! Geben Sie nun den Identifikationscode ein!" meldet sich wieder die Computerstimme und ich gebe den 15stelligen Zahlencode ein, der nur mir persönlich bekannt ist.
 

"Bestätigt! Zugang gewährt! Willkommen im Hauptrechner der Kaiba Corp!" meldet sich abermals die Computerstimme und sofort erscheinen eine Menge Daten und Grafiken auf dem Bildschirm, die beinahe sämtliche Informationen über die letzten Kommunikationen und Transaktionen der Kaiba Corp beinhalten.
 

Ich rücke kurz meine Brille zurecht und mache mich sofort an die Arbeit, um die Daten auszuwerten, zu analysieren, zu sortieren und zu verarbeiten.
 

"Ishizu, bring mir bitte einen Tee, das hier könnte ne Weile dauern, das sind wirklich eine Menge Daten über den Scheich! Kaiba und seine Männer haben wirklich verdammt gute Arbeit geleistet!" sage ich, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden und ohne meine Hände von der Tastatur zu nehmen.
 

"Geht klar, Becci! Wieder ein indischer Kräutertee?" höre ich sie fragen und ich nicke kurz.
 

"Ja, mach am Besten gleich ne ganze Kanne, ich werd sicher eine ganze Stunde für die Datenauswertung brauchen, wenn ich nicht vorher entdeckt werde!" antworte ich und wühle mich durch die Datenmenge des Hauptrechners.
 

Erst mal nachschauen, wo sich Kaiba grade befindet! Ah, da haben wir es ja.
 

"Kaiba´s Privatjet wird voraussichtlich um 11:50 Uhr am Flughafen Kairo landen, allerdings scheint Kaiba ein Problem zu haben, er hat nämlich einen Krankenwagen dorthin bestellt und einen Patienten im International Medical Centre angemeldet!" murmle ich leise und schüttle leicht den Kopf.
 

Egal, ich muss wissen, wo der Scheich jetzt ist, er wird sicher früher in Kairo eintreffen, als Kaiba! Ah da!
 

"Ankunft des Scheichs um exakt 10:20 Uhr ebenfalls am Flughafen Kairo!" sage ich. "Das sind noch knapp 3 Stunden."
 

"Sollen wir hinfahren und ihn im Auge behalten?" höre ich Odion fragen und ich halte kurz inne, um ihn anzuschauen.
 

"Das ist eine gute Idee!" sage ich und tippe mir leicht an die Wange. "Aber pass auf, dass der Scheich Dich nicht sieht. Folge ihm unauffällig und wenn Du weißt, wo er hin will, sag mir sofort Bescheid!" Odion nickt.
 

"Keine Sorge, ich bin nicht umsonst lange mit Marik umhergereist, wir haben immer im Verborgenen gelebt, so was zahlt sich manchmal aus." sagt er und ich dreh mich kurz zu Marik um, der nur lächelnd mit den Schultern zuckt.
 

"Nun ja, Zeiten ändern sich, Gewohnheiten oft nicht!" meint er und folgt Odion durch die Tür. "Halt uns auf dem Laufenden!" Ich nicke kurz.
 

"Geht klar und seid vorsichtig!" antworte ich und wende mich wieder dem Bildschirm zu, während sich Marik und Odion zum Flughafen Kairo begeben.
 

Zeit, um sich weitere Informationen über diesen verdammten Scheich einzuholen. Der Typ ist mir sowieso ein Dorn im Auge, der hat hier in Ägypten so ziemlich überall seine dreckigen Finger im Spiel. In der Politik, im Polizeiwesen, in der Religion, selbst Schulen und Krankenhäuser sind nicht vor ihm sicher. Das einzige Krankenhaus, das nicht unter seiner Kontrolle steht, ist das International Medical Centre, weil dieses von Deutschland aus gefördert wird und somit nicht von den finanziellen Mitteln des Scheichs abhängig ist. Ein absoluter Glücksfall für den Patienten, den Kaiba dort angemeldet hat, nicht auszudenken, was sonst passiert wäre, hätte der Scheich davon erfahren.
 

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Geht es Dir besser?

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19. Geht es Dir besser?
 

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~Joey´s Sicht~
 

Mir ist so heiß, ich hab das Gefühl, dass ich verbrenne und ich hab so ein bitteren Geschmack im Mund! Nur widerwillig öffne ich meine Augen, ich hab so schrecklichen Durst.
 

"Herr Kaiba, er wacht auf!" höre ich eine leise Stimme. Kaiba? Ist er etwa immer noch hier?
 

"Danke Maico, holen Sie bitte neues Wasser, wir müssen das Fieber weiter senken, bis wir in Kairo landen!" sagt Kaiba und ich wende meinen Kopf etwas nach links.
 

"Kaiba?" frage ich leise und versuche irgendetwas zu erkennen. Alles ist so verschwommen.
 

"Wie geht´s Dir, Wheeler?" fragt Kaiba und ich blinzle kurz, damit ich sein Gesicht besser erkennen kann.
 

"Liegt das an meinen Augen oder siehst Du irgendwie blasser aus, als vorher?" frage ich leise, meine Stimme hört sich erstaunlicher Weise nicht mehr so kratzig an.
 

"Du siehst schlimmer aus, also verkneif Dir Deine dummen Sprüche, Idiot!" murrt Kaiba und ich starre ihn etwas verwirrt an.
 

"Hab ich was Falsches gesagt?" frage ich und Kaiba nickt.
 

"Du bist wirklich ein Volltrottel! Rennst tagelang oder vielleicht sogar wochenlang mit einem heftigen Grippevirus rum, ohne zum Arzt zu gehen!" blafft Kaiba mich an und ich wende schuldbewusst den Blick von ihm ab.
 

"Ich musste doch arbeiten, ich brauch das Geld doch für die Miete!" sage ich, irgendwie mag ich Kaiba jetzt nicht in die Augen schaun.
 

Kaiba will etwas erwidern, wird aber von Maico unterbrochen.
 

"Herr Kaiba, das Wasser für den Patienten!" sagt sie und ich versuche mich irgendwie aufzurichten, was mir aber nicht möglich ist, da ich noch immer in diese verdammte Decke eingewickelt bin.
 

"Kann mal jemand diese blöde Decke entfernen, mir ist schon warm genug und außerdem fühl ich mich ein wenig eingeengt." sage ich und versuche meine Hände aus der Decke zu befreien.
 

"Aber natürlich, Joey!" sagt Maico und befreit mich aus der Decke.
 

Stöhnend richte ich mich auf und greife mir an den Kopf, mein Schädel brummt, als hätte ich nen verdammten Kater. Scheiße, tut das weh!
 

"Alles in Ordnung?" fragt Kaiba´s Stewardess und reicht mir ein Glas Wasser. Ich nicke kurz.
 

"Hab nur nen tierischen Brummschädel, aber sonst geht´s. Ich könnt jetzt glatt Bäume ausreißen!" sage ich grinsend, zwinker ihr kurz zu und leere das Glas in einem Zug.
 

"Schwing hier keine große Reden, Wheeler!" murrt Kaiba angesäuert und verlässt den Raum.
 

"Was hat der denn für ein Problem?" frage ich verwirrt.
 

"Er hat Sie die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen und ständig die Temperatur überprüft, dabei hat er die ganze Zeit rumgemeckert und sich tierisch aufgeregt, weil das Fieber erst runter ging und dann wieder anstieg. Sie waren fast 2 Stunden lang halbwegs bewusstlos." antwortet Maico und ich bin jetzt noch verwirrter, als vorher.
 

"Sie meinen, Kaiba hat sich die ganze Zeit um mich gekümmert?" frage ich ungläubig und Maico nickt.
 

"In der Tat! Dabei haben Sie sich mehrmals übergeben, das erste Mal direkt vor seine Füße. Sie waren allerdings nicht wirklich bei Bewusstsein, deswegen haben Sie wahrscheinlich auch seinen Wutausbruch nicht mitbekommen. Als Ihre Freunde kurz nach Ihnen schauen wollten, hat Herr Kaiba sie sofort wieder rausgeschmissen und sich weiter um Sie gekümmert, während ich regelmäßig die Wadenwickel gewechselt oder neues Wasser geholt hab." erwidert sie und ich schlucke kurz.
 

"Ich hab ihm vor die Füße gekotzt?" frage ich und Maico grinst.
 

"Ja, aber keine Sorge, Sie haben ihn nicht getroffen und es war nur etwas Magensäure, ich hab die Spuren und den Eimer mit dem restlichen Mageninhalt schon entfernt." sagt sie und ich weiche ihrem Blick aus.
 

"Tut mir leid, dass Sie wegen mir soviel Arbeit haben!" murmle ich.
 

"Aber nicht doch! Dafür bin ich doch Stewardess, was glauben Sie wohl, wie sich die Geschäftspartner von Herr Kaiba manchmal aufführen, da ist mir ein kranker Passagier wirklich viel lieber, als eine Horde besessener Geschäftsmänner!" sagt Maico lachend und ein kleines Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht.
 

"Benimmt Kaiba sich auch so?" frage ich neugierig und schau sie an.
 

"Nein! Er ist ein wahrer Gentleman, wenn er auch ein ziemlich schwieriger Boss ist, als Mann benimmt er sich wirklich zuvorkommend und anständig!" flüstert sie leise und ich glaube, dass sie heimlich in Kaiba verknallt ist. Ob Kaiba eine Ahnung davon hat? Geht mich nichts an!
 

"Aha!" sage ich, mehr will ich gar nicht wissen. "Wie lange fliegen wir noch?"
 

"Noch ungefähr 2 ½ Stunden, nehme ich an." sagt Maico und ich lasse mich wieder nach hinten fallen.
 

"So lange noch?" frage ich enttäuscht und wische mir ein paar verschwitze Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Wie hoch ist mein Fieber eigentlich noch?"
 

"Momentan liegt die Temperatur konstant bei 39,3° Celsius und zwar seit einer halben Stunde, wir können also davon ausgehen, dass Sie das Gröbste erstmal hinter sich haben!" meint Kaiba´s Stewardess und ich stemme mich mit den Ellenbogen vom Tisch ab.
 

"Meinen Sie, dass ich schon etwas Essen kann? Mein Magen fühlt sich nämlich ziemlich leer an und das ist wirklich unangenehm!" sage ich und lege meinen Kopf leicht schief.
 

"Ich mach eine Hühnerbrühe für Sie fertig, mit etwas Toastbrot, das dürfte Ihrem Magen wohl gut bekommen!" sagt Maico und verschwindet mit einem Lächeln aus dem Raum.
 

Jetzt bin ich also ganz allein! Mit einiger Mühe befreie ich mich ganz aus der Decke und lasse meine Beine seitlich über die Tischkante baumeln. Mal schaun, ob ich schon aufstehen kann! Irgendwie wird mir wieder schwindlig, aber so schlimm, wie beim letzten Mal ist es nicht und das werte ich als ein gutes Zeichen. Keuchend stelle ich meine Beine auf dem Fußboden ab und halte mich zur Sicherheit an der Tischkante fest, allerdings merke ich schnell, dass es nicht notwendig ist, meine Beine geben nicht nach. Mein Blick fällt auf eines der vielen kleinen Flugzeugfenster und ich gehe direkt darauf zu, ich brauch etwas Sonnenlicht. Direkt vor dem Fenster bleib ich stehen und lehn meinen Kopf an die Scheibe, das ist wirklich angenehm und ich schließe kurz meine Augen.
 

"Wheeler! Wer hat Dir erlaubt, aufzustehen?" höre ich plötzlich Kaiba´s Stimme und ich zucke erschrocken zusammen.
 

Ruckartig dreh ich mich um und stolpere dabei über meine Schuhe, die zwischen Tisch und Fenster auf dem Fußboden stehen. Shit! Bevor ich nach hinten umkippen kann, werde ich von Kaiba am Arm festgehalten und nach vorne gezogen, so dass ich Kaiba regelrecht in die Arme falle. Argh! Panikartig krall ich mich in Kaiba´s Mantel fest, mein armes Herz!
 

"Verdammt noch mal! Lass gefälligst meinen Mantel los, Volltrottel!" schreit Kaiba wütend und ich zucke erneut zusammen. Muss der Kerl so schreien?
 

Kaiba stößt mich unsanft von sich und ich lande seitwärts auf einem der roten Sessel, die um den großen Tisch herumstehen.
 

"Autsch! Kannst Du nicht aufpassen?" frage ich leicht angesäuert und richte meinen wütenden Blick auf Kaiba, der mit verschränkten Armen vor mir steht und mich einfach nur böse anstarrt.
 

"Hättest ja nicht aufstehen brauchen!" blafft Kaiba und ich richte mich wütend auf.
 

"Ich hab keinen Bock hier noch länger rum zu liegen! Kapiert?!" antworte ich und gehe einen Schritt auf ihn zu.
 

"Und was willst Du dann, Idiot?" fragt er und genau in diesem Moment knurrt mein Magen.
 

"Essen?" frage ich grinsend und tu so, als müsste ich nachdenken.
 

Kaiba schüttelt genervt den Kopf und dreht sich um.
 

"Meine Stewardess bringt Dir gleich was, leg Dich wieder hin, bevor Du wieder zusammenbrichst!" sagt er und ich verschränke schmollend die Arme.
 

"Nö!" sage ich. "Ich leg mich nicht wieder auf diesen dämlichen Tisch!"
 

"Dieser dämliche Tisch ist zufällig leider das einzige Möbelstück in meinem Flugzeug, auf dem man sich hinlegen kann, das ist hier kein Wochenendausflugsluxusjet sondern ein Firmenflugzeug, falls Du das vergessen hast!" murrt Kaiba und wirft mir einen bösen Blick über die Schulter zu.
 

"Mir doch egal, dann sitz ich eben, aber hinlegen werd ich mich nicht mehr! Basta!" sage ich und werfe mich in den roten Sessel auf dem Kaiba mich geschubst hatte.
 

"Tu, was Du nicht lassen kannst!" murmelt Kaiba und verlässt den Raum zum zweiten Mal. Was hat er denn?
 

Irgendwie benimmt sich der Typ eigenartig!
 

~Seto´s Sicht~
 

Volltrottel! Der Kerl schafft mich. Erst bricht er ohnmächtig zusammen und das ganze zwei Mal, dann bekommt er so hohes Fieber, dass man beinahe Angst um sein erbärmliches Leben haben könnte, dann kotzt er mir vor die Füße und beschmutzt fast meine neuen Schuhe und dann mault er mich noch an, weil er nicht länger auf meinem teuren Konferenztisch liegen will! Verdammter Köter! Ich hätte wenigstens so was wie Dankbarkeit von ihm erwartet, aber da kann ich wohl lange drauf warten. Blöder Idiot!
 

Mies gelaunt lasse ich mich in meinen Sitz fallen, soll sich doch meine Stewardess um ihn kümmern, ich mach mir nicht länger die Mühe! Mein Blick fällt auf den Bildschirm meines Laptops, eine eMail in meinem Postfach? Von wem kann die sein? Neugierig öffne ich mein Mailprogramm und starre wie versteinert auf den Absender der Mail. Rebecca Hopkins, Wunderkind nach Maß, viel zu intelligent für ihr junges Alter, erinnert mich irgendwie an mich selbst. Was will die denn von mir? Gespannt öffne ich ihre Mail.
 

,Grüß Dich Kaiba!'
 

Tolle Anrede!
 

,Sorry, dass ich mich in Deine Angelegenheiten einmische!'
 

Seit wann entschuldigt sie sich dafür?
 

,Aber das ist ein Notfall!'
 

Aha?
 

,Ich hab von Tea erfahren, dass Mokuba verschwunden ist!'
 

Ah, daher weht der Wind. Typisch Frauen, können auch nichts für sich behalten!
 

,Und da hab ich Ishizu gebeten, etwas mehr in Erfahrung zu bringen!'
 

Ich sag´s ja, Frauen!
 

,Bei der Gelegenheit hab die Geschichte mit dem widerlichen Scheich erfahren!'
 

Widerlich? Offenbar ist der Scheich nicht unbekannt!
 

,Und weil ich wissen wollte, was Du schon über ihn weißt...'
 

Was ziemlich viel ist!
 

,...hab ich mich über den Kaiba Satelliten in den Hauptrechner Deiner Firma gehackt!'
 

Die hat was? Na, wenn ich die erwische, kann sie was erleben!
 

,Nicht sauer sein, Okay?!'
 

Und ob ich sauer bin!
 

,Ich hab das nur gemacht, um herauszufinden, was Du weißt, damit ich Dir bei der Suche nach Deinem Bruder helfen kann!'
 

Wie will sie mir denn helfen?
 

,Du weißt sicher nicht, dass ich mich seit zwei Wochen wieder in Kairo aufhalte, zusammen mit Ishizu, Marik und Odion.'
 

Nein wusste ich nicht, ich dachte, die wären irgendwo im Sudan auf einer Expedition durch die Wüste, auf der Suche nach einer neuen Grabstätte.
 

,Da ich festgestellt habe, dass der Scheich in wenigen Stunden in Kairo landen wird und zwar mit einem kleinen Vorsprung,...'
 

Klein ist gut! Tz.
 

,...hab ich mir erlaubt Marik und Odion zum Flughafen zu schicken, damit sie sich an die Fersen des Scheichs heften.'
 

Klasse Idee und was ist, wenn sie dabei erwischt werden?
 

,Ich hab ihnen gesagt, dass sie vorsichtig sein sollen und ich glaube, das werden sie auch, mach Dir also keine Gedanken darüber!'
 

Die hat gut reden!
 

,Ich hab außerdem mitbekommen, dass Du anscheinend einen Kranken an Bord hast!'
 

In der Tat!
 

,Und ich muss Dir sagen, dass Dein Patient wirklich Glück hat, denn das International Medical Centre ist das einzige Krankenhaus, das der Scheich nicht kontrolliert!'
 

Wie bitte? Ist das ein Witz?
 

,Du wirst schnell feststellen, dass der Scheich hier in ganz Ägypten viel Macht hat, zuviel Macht, um ihn einfach so aus dem Weg zu räumen.'
 

Na das kann ja heiter werden!
 

,Aber mit mir an Deiner Seite und mit der Hilfe von Ishizu, Marik und Odion und Deiner Truppe, an Bord Deiner Privatmaschine, haben wir eine ziemlich große Chance, Deinen Bruder zu befreien.'
 

Das will ich hoffen!
 

,Ishizu und ich werden Dich und Deine Truppe am Flughafen Kairo in Empfang nehmen, während sich Odion und Marik um den Scheich kümmern, damit wir seine Spur nicht verlieren.'
 

Ich pfeif auf das Empfangskomitee und ich weiß genau, wo der Scheich hin will, dafür brauch ich keine Spurenleser!
 

,Alles Weitere besprechen wir dann, wenn Du gelandet bist!'
 

Was gibt´s da zu besprechen? Ich sage, wo´s lang geht und fertig!
 

,Also bis später!'
 

Ja, bis später!
 

,Becci'
 

Immer diese Spitznamen. Pah!
 

Na ja, etwas Gutes hat die Sache ja, jetzt hab ich endlich jemanden, der fast so intelligent ist wie ich selbst. Mit ihr zusammen knack ich das verdammte Sicherheitssystem der Siwah Villa mit Leichtigkeit. Hoffe ich! Jetzt muss ich ihr nur noch eine gepfefferte Antwort schicken.
 

,Rebecca Hopkins,

Ich schätze es gar nicht, wenn man meine Autorität untergräbt und meine Befehle missachtet! Ich hatte Sie ausdrücklich darum gebeten, sich nicht in das von Ihnen entwickelte Sicherheitsprogramm einzuklinken, das gilt auch für Notfälle! Sollte das noch einmal vorkommen, werde ich rechtliche Schritte gegen Sie einleiten und das dürfte auch für eine Minderjährige schwere Folgen haben!

Andererseits bin ich erfreut über Ihr Angebot, mich bei der Suche nach meinem Bruder zu unterstützen und ich werde es dankbar annehmen, zumal ich zugeben muss, dass ich vielleicht Ihre Hilfe gebrauchen könnte, die Details erfahren Sie später.

Ich möchte Ihnen außerdem mitteilen, dass es sich bei dem Patienten um Joseph Wheeler handelt, er hat sich aller Wahrscheinlichkeit nach einen ziemlich ernsten Grippevirus eingefangen, den er schon längere Zeit mit sich herumschleppt, was bei diesem Volltrottel nicht verwunderlich ist!

Ich würde es begrüßen, wenn bei meiner Ankunft einige wüstentaugliche Fahrzeuge bereitstehen würden, denn nach meinen Informationen zu Folge könnte es durchaus möglich sein, dass sich der Scheich in seine Villa in der Nähe von Siwah zurückziehen wird und da ich nicht vorhabe, die einzige Zufahrtsstraße dorthin zu nehmen, wird eine Fahrt durch die Wüste unumgänglich sein.

Mit freundlichen Grüßen,

Seto Kaiba'
 

Liest sich irgendwie zu geschäftsmäßig, aber egal. Abschicken! Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es jetzt schon 10:00 Uhr ist, das heißt, der Scheich wird in ca. 20 Minuten in Kairo landen. Hoffentlich behalten Marik und Odion den verdammten Scheich wirklich im Auge, nur für alle Fälle!
 

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Ankunft in Kairo!

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20. Ankunft in Kairo!
 

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~Mokuba´s Sicht~
 

Ich kann es noch immer nicht ganz glauben, in wenigen Minuten landen wir in Kairo! Ich will das nicht! Ich will hier weg! Ich zerre wie wild an meinen Fesseln, während der Scheich mir gegenüber sitzt und mich spöttisch angrinst.
 

"Gib Dir keine Mühe, mein Kleiner! Du kommst hier nicht mehr weg!" sagt er und verschränkt lässig seine Arme.
 

Jimmy steht an seiner rechten Seite und schaut mich abschätzend an. Ich hasse diesen Kerl und mir ist ganz egal, dass er ein Muskelprotz ist mit schokobrauner Haut. Irgendwie fühl ich mich so nackt, wenn Jimmy mich so offensichtlich anstarrt. Ich will gar nicht wissen, was mir bevorsteht, wenn der Scheich den Typen von der Kette lässt! Ein ziemlich unangenehmes Gefühl macht sich in meiner Magengegend breit.
 

"Dear passengers, we are going to land in a few minutes. Please fasten your seat belts! Sehr geehrte Fluggäste, wir werden in wenigen Minuten landen. Bitte schnallen Sie sich an!" erklingt eine Stimme aus irgendwelchen Lautsprechern und ich zucke erschrocken zusammen.
 

"Jimmy, please fasten the seat belt of our guest and keep an eye on him! Jimmy, schnall doch bitte unseren Gast an und achte schön auf ihn!" sagt der Scheich und Jimmy kommt sofort auf mich zu.
 

Ich versuche krampfhaft meine Tränen zurückzuhalten, ich will hier nicht weinen, ich will dem Scheich nicht zeigen, dass ich Angst hab, ein Kaiba weint nicht! Seto, hol mich bitte hier raus! Jimmy legt mir den Gurt an und ich bekomme wieder ungewollt einen ziemlich guten Ausblick auf seinen nackten Oberkörper und seine langen nackten Beine, sein Lendenschurz verdeckt wirklich nur das Nötigste. Ich schlucke kurz, mein Herz scheint sich etwas zu verkrampfen, das ist wahrscheinlich eine heftige Panikattacke. Ich krieg keine Luft! Meine Hände verkrampfen sich in den Armlehnen, mein Mund steht offen und ich versuche panikartig Sauerstoff in meine Lungen zu bekommen.
 

"Hey, Süßer, stirb mir bloß nicht weg! Hol erstmal Luft!" höre ich die Stimme des Scheichs und ich zerre an meinen Fesseln. Ich krieg keine Luft! "Jimmy, do something! Jimmy, tu was!"
 

Plötzlich wird mir eine heftige Ohrfeige verpasst, so dass mein Kopf ziemlich unsanft nach links geschleudert wird und ich keuche erschrocken auf. Heftig zieh ich Luft durch meine Lungen, mir ist schwindlig.
 

"Wieder gut, Kleiner?" höre ich den Scheich fragen und ich richte meinen Blick nach vorne.
 

Ich nicke zaghaft, aber was soll ich sonst machen? Niedergeschlagen lasse ich meinen Kopf hängen, meine Wange brennt, Jimmy hat wirklich einen harten Schlag drauf und das macht mir jetzt erst richtig Angst. Zum Glück ist die leichte Panikattacke vorbei, ich will nicht sterben, ich muss stark sein und auf Seto vertrauen, er findet mich sicher! Ich schließe meine Augen und versuche irgendwie meine Angst in den Griff zu bekommen. Wenn ich doch nur wüsste, wo mein Bruder ist, wenn ich ihm doch nur eine Nachricht zukommen lassen könnte!
 

Das Flugzeug landet, ich spüre wieder das unangenehme Gefühl in meinem Magen, die Panik versucht wieder Besitz von mir zu ergreifen, aber ich kämpfe dagegen an. Ich bin stark, ich bin ein Kaiba! Der Scheich kann meinen Stolz nicht brechen, eher würde ich sterben! Ich zittere leicht, dabei ist es hier nicht kalt. Tief atme ich durch und hebe meinen Kopf. Ich mustere den Scheich mit abschätzendem Blick, er erwidert meinen Blick spöttisch.
 

"In Deinen Augen funkelt noch immer der typische Kaiba-Stolz, aber das wird sich schnell ändern, mein Süßer! Verlass Dich drauf!" sagt Scheich Kashi, während das Flugzeug auf der Landebahn ausrollt.
 

"Sie werden dafür büßen, widerlicher Mistkerl!" zische ich leise, der Scheich lacht und schüttelt den Kopf.
 

"Du hast keine Ahnung, zu was ich im Stande bin und wie viel Macht ich hier habe! Keiner kann sich mir widersetzen und wer es dennoch tut, wird von mir zertrampelt!" erwidert er und gibt Jimmy ein Zeichen, dass ich nicht verstehe.
 

Mir wird allerdings schnell klar, was es bedeuten sollte, denn mir wird wieder dieser schwarze Leinensack über den Kopf gestülpt. Zum Glück werde ich diesmal nicht bewusstlos geschlagen, aber das kann sich ja schnell ändern.
 

"Wir werden den heutigen Tag in Kairo verbringen, morgen geht die Reise dann weiter in Dein neues Heim. Wenn Du Dich benimmst, wird es Dir gut gehen, so wie allen meinen Sklaven!" höre ich den Scheich sagen und ich beiße mir wütend auf die Unterlippe.
 

Vielleicht habe ich heute ja die Gelegenheit zu flüchten, bevor ich in die Villa des Scheichs verschleppt werde.
 

"Denk nicht mal an Flucht, mein Kleiner! Du würdest nicht weit kommen, denn fast ganz Kairo steht unter meiner Kontrolle, eine Flucht ist vollkommen unmöglich!" sagt der Scheich und ich schlucke trocken.
 

Das ist so unwürdig, so deprimierend, so absolut beschissen und ich habe keine Möglichkeit, etwas an meiner Lage zu ändern! Jedenfalls jetzt noch nicht, aber ich finde eine Lösung, ich muss einfach!
 

Meine Fesseln werden gelöst und ich werde unsanft aus meinem Sitz gezerrt, bevor ich mich wehren kann, werden meine Arme nach hinten gedreht und ich spüre Handschellen, die sich um meine Handgelenke legen.
 

"Take him to the car, Jimmy! Bring ihn zum Wagen, Jimmy!" sagt der Scheich und sofort werde ich unsanft durch das Flugzeug geschoben.
 

Meine Beine zittern und ich stolpere mehrmals, jedoch hindert mich Jimmy´s stahlharter Griff an meinem Oberarm am Hinfallen. Eigentlich sollte das jetzt meine geringste Sorge sein, aber das wird sicher ein riesiger blauer Fleck. Das ist wirklich eine Ironie, ich könnte schon bald meine Unschuld verlieren und ich mache mir Gedanken über blaue Flecke! Pah! Ein trauriges Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht und ein paar heiße Tränen laufen meine Wangen hinunter, ich bin wirklich dankbar dafür, dass niemand mein Gesicht sehen kann, weil ich diesen Leinensack auf dem Kopf habe.
 

"Vorsicht Stufe, Kleiner!" höre ich den Scheich rufen und kurz darauf spüre ich auch schon, wie mein Fuß plötzlich in der Luft hängt, nur Jimmy´s Griff hindert mich daran, die Treppe runter zu fallen.
 

Langsam steige ich die Stufen hinab, gar nicht so einfach, wenn man nichts sieht und dann auch noch die Hände auf dem Rücken hat!
 

"Steig ins Auto!" sagt der Scheich und Jimmy schiebt mich nach vorne und in ein Auto, das wahrscheinlich so was wie ein Transit ist, nach der Größe der Rückbank zu urteilen, auf die ich geschubst werde.
 

"Keine Sorge, wir müssen nicht lange fahren, nur ein kurzes Stück bis zu meinem Hotel!" sagt der Scheich und setzt sich neben mir.
 

Er zieht den Leinensack in meinem Nacken etwas hoch und ich spüre seinen heißen Atem auf meiner Haut. Meine Nackenhaare richten sich auf und mein Herzschlag beschleunigt sich, ich hab Angst, furchtbare Angst!
 

"Mein Hotelzimmer wird Dir gefallen!" meint der Scheich und küsst meinen Nacken.
 

Ich bin unfähig, mich zu wehren, ich bin wie erstarrt! Panisch halte ich die Luft an.
 

"Hören Sie auf! Bitte!" flüstere ich, meine Stimme zittert, der Scheich hört auf mich zu küssen.
 

"Verzeih! Ich wollte Dich nicht drängen, aber ich konnte mich einfach nicht beherrschen!" antwortet Scheich Kashi und ich drücke mich an die Seitenwand des Autos. Ich höre, wie die Schiebetür zugeschoben wird und wie sich die Beifahrertür und die Fahrertür schließen.
 

"To the hotel, Jimmy, but drive cautious. I don't want to frighten my guest! Ins Hotel, Jimmy, aber fahr vorsichtig, ich will meinem Gast keine Angst machen!" sagt der Scheich und der Wagen setzt sich augenblicklich in Bewegung.
 

Wieder spüre ich, wie sich ein paar Tränen aus meinen Augen drängen, in einer verzweifelten Geste blinzle ich sie weg und lasse meinen Oberkörper nach vorne fallen. Ich will stark sein, aber ich weiß doch gar nicht, was mich erwartet! Wie soll ich den Mut aufbringen, zu vertrauen und zu hoffen, dass Seto mich findet? Ich seufze niedergeschlagen, wie lange bin ich eigentlich schon in der Gewalt dieses Scheichs? Sicher schon 2 Tage, oder vielleicht doch schon drei? Ich weiß es nicht! Hilf mir, großer Bruder!
 

~Rebecca´s Sicht~
 

Ein wenig beeindruckt sitze ich an Ishizu´s Computer und lese mir Kaiba´s Mail zum zweiten Mal durch. Behandelt mich doch tatsächlich, wie einen gleichwertigen Geschäftspartner und das in einer Situation, die für ihn nicht wirklich angenehm ist! Ich könnte nicht so kühl und beherrscht handeln, wenn ich an Kaiba´s Stelle stehen würde.
 

"Und Du bist sicher, dass Joey der Patient ist?" höre ich Ishizu´s Stimme neben mir.
 

"So steht es in der eMail! Grippevirus, scheint ziemlich ernst zu sein, wenn Kaiba ihn ins Krankenhaus abschiebt!" antworte ich.
 

"Das dürfte aber zum Problem werden, immerhin wird Kaiba Joey sicher nicht alleine im Krankenhaus lassen, das heißt, dass wir jetzt mindestens 2 oder 3 Leute weniger haben, die sich an der Suche beteiligen können!" sagt Ishizu und ich nicke kurz.
 

"Am besten wäre es, wenn wir das nachher mit Kaiba absprechen, Joey wird im Krankenhaus nicht viel Schutz brauchen, da er dort in Sicherheit ist." antworte ich und höre plötzlich das Klingeln meines Handys.
 

"Hopkins, was gibt´s?" frage ich und höre sofort Marik´s Stimme.
 

"Der Scheich ist grade eingetroffen und er hat Mokuba tatsächlich mit, so wie es aussieht, wird der Scheich mit seinen Männern die Nacht in Kairo verbringen. Wir folgen ihm unauffällig und finden raus, in welchem Hotel er übernachtet. Vielleicht können wir ihn noch heute befreien, wenn wir Glück haben!" sagt Marik.
 

"Seid bitte vorsichtig, riskiert nicht zuviel und kommt sofort zurück, wenn ihr wisst, wo der Scheich die Nacht verbringt." antworte ich.
 

"Natürlich! Ich meld mich wieder!" erwidert Marik und legt auf.
 

Ich stecke mein Handy wieder weg und wende mich an Ishizu, die neben mir am Schreibtisch sitzt.
 

"Der Scheich wird heut Nacht in Kairo bleiben, Mokuba ist bei ihm, wir haben also vielleicht eine Chance, ihn zu befreien!" sage ich.
 

"Aber nur, wenn wir wissen, in welchem Hotel der Scheich übernachtet!" meint Ishizu und ich nicke kurz.
 

"Marik und Odion hängen an seinen Fersen, wenn alles glatt geht, erfahren wir den Aufenthaltsort schnell!" antworte ich und Ishizu lächelt ein wenig.
 

"Hoffen wir das Beste!" sagt sie und ich nicke zustimmend.
 

"Lass uns jetzt die Wüstenjeeps klarmachen, nur für alle Fälle!" sage ich und erhebe mich aus meinem Sessel.
 

"Zum Glück haben wir ein paar davon sichern können, bevor der Scheich alles konfisziert hat!" meint Ishizu und folgt mir aus dem Büro.
 

"Wenn der wüsste, was wir so Alles im alten Museumslager haben, würde der uns sicher an die Wand stellen und abknallen lassen!" sage ich, während ich durch den Gang zur Hintertür gehe, Ishizu lacht.
 

"Nur gut, dass der Scheich mir blind vertraut, weil ich dafür sorge, dass seine wichtigen und wertvollen Ausstellungsstücke überall bekannt und berühmt sind." sagt sie und ich lache ebenfalls.
 

"Der ist doch nur von Deiner exotischen Schönheit beeindruckt, wenn er könnte, würde er Dich zu Deiner persönlichen Sklavin machen!" antworte ich und dreh mich mit einem Augenzwinkern zu ihr um.
 

"Da würde er sich aber zu weit aus dem Fenster lehnen, denn solange ich das Museum leite, genieße ich politische Immunität, was natürlich auch für Marik, Odion und Dich gilt." erwidert sie und ich nicke zustimmend.
 

"Und genau die riskieren wir, wenn wir uns in die Angelegenheiten des Scheichs mischen!" antworte ich und öffne die Hintertür.
 

"Ich weiß!" erwidert Ishizu mit einem Seufzen. "Aber wir können nicht zulassen, dass Mokuba Kaiba in diese Sache verwickelt wird. Der Scheich ist diesmal zu weit gegangen!"
 

"Du hast Recht!" sage ich, balle die rechte Hand zu einer Faust und trete hinaus auf die Strasse hinter dem Museum. Es ist heiß und die Strasse ist überfüllt, überall Autos, Menschen, Lärm und Staub.
 

Ein grüner Jeep mit vier Soldaten fährt an uns vorbei, ohne uns zu beachten. Ich rücke meine Brille zurecht, schau mich kurz nach Ishizu um, die mir zunickt und gehe dann neben ihr nach links die Strasse entlang, direkt in Richtung Nil. Weit müssen wir nicht gehen, um zu unserem Auto zu kommen, aber trotzdem ärgere ich mich jedes Mal darüber, weil es neuerdings verboten ist, sein Auto an die Strasse zu stellen. Wer parken will, soll das nur noch auf den gebührenpflichtigen Parkplätzen tun, Zuwiderhandlungen werden hart bestraft. Politik und Abzocke nach dem Willen von Scheich Kashi. Manchmal frage ich mich ernsthaft, wer mehr Macht hat, der Scheich Abur Abdul Kashi oder der Präsident Muhammad Husni Mubarak. Mubarak ist alt und kann kaum noch etwas gegen den Machtanstieg des Scheichs unternehmen, das ist wirklich ein Desaster.
 

"Woran denkst Du?" höre ich Ishizu plötzlich fragen und ich merke etwas überrascht, dass wir schon vor dem Parkplatz stehen.
 

"An Mubarak und an den Scheich. Stell Dir mal vor, was passiert, wenn Mubarak das Zeitliche segnet! Er ist 77 Jahre alt, viel Zeit bleibt ihm wohl nicht mehr!" sage ich und Ishizu nickt.
 

"Ich weiß, was Du meinst! Mubarak ist alt, der Scheich nicht, wenn der Präsident stirbt, ist der Scheich der mächtigste Mann im Land!" erwidert sie leise und ich wage gar nicht, daran zu denken, was mit Ägypten passiert, sollte Scheich Kashi an die Spitze kommen.
 

"Wir müssen irgendetwas tun, um das zu verhindern! Jetzt haben wir doch wirklich allen Grund dazu und denk doch mal daran, was wir schon alles erreicht haben. Wir müssen den Scheich irgendwie aufhalten!" sage ich und steige auf der Beifahrerseite in den kleinen Museumstransporter von Ishizu.
 

"Wie stellst Du Dir das vor, Rebecca? Das hier ist nicht so einfach, wie bei Duell Monster, Du kannst den Scheich nicht einfach zu einem Kartenspiel herausfordern!" sagt Ishizu, während sie auf der Fahrerseite einsteigt und ich seufze leise.
 

"Trotzdem! Ich kann das nicht mit ansehen! Ich studiere wirklich gerne klassische Archäologie und ich habe einfach Angst, dass alle wertvollen Schätze der Vergangenheit einfach verschwinden, wenn der Scheich hier weiterhin sein Unwesen treibt!" antworte ich.
 

"Ich versteh Dich ja, aber steigerst Du Dich da nicht etwas zu sehr hinein? Ägypten ist nicht Deine Heimat und Du bist noch jung. Du solltest Dich nicht zu sehr mit Politik befassen! Du kannst nicht alles alleine schaffen!" sagt Ishizu und fährt los.
 

"Du hast Recht, aber wenn wir Mokuba befreien, können wir zumindest dafür sorgen, dass der Scheich in Ägypten ein wenig in Ungnade fällt, immerhin haben wir dann einen lebenden Zeugen, der über die illegalen Machenschaften des Scheichs berichten kann!" antworte ich mit einem Lächeln und Ishizu schüttelt kaum merklich den Kopf, während sie durch die überfüllten Strassen von Kairo fährt.
 

"Du hörst ja sowieso nie auf meine gut gemeinten Ratschläge, ich weiß also gar nicht, warum ich mir jedes Mal die Mühe mache, Dich umzustimmen!" sagt sie und ich weiß genau, was sie damit sagen will.
 

"Also, das mit dem Rebellenaufstand war nicht meine Schuld! Ich hab lediglich ein paar Informationen über ein altes Waffenlager gefunden, dass zufällig dem Scheich gehörte. Ich hab wirklich keine Ahnung, wie die Rebellen an diese Informationen gekommen sind."

protestiere ich.
 

"Aha, dann war es also Zufall, dass eine Woche später genau dieses Waffenlager von den Rebellen geplündert wurde?" fragt Ishizu spöttisch und ich muss mir mit Mühe ein Grinsen verkneifen.
 

"Glaubst Du ernsthaft, dass ich den Rebellen die Information zugespielt habe?" frage ich unschuldig und schau sie über den Rand meiner Brille an.
 

"Ja, genau das glaube ich!" meint Ishizu und ich lache leicht.
 

"Ich kann wohl gar nichts vor Dir verheimlichen!" sage ich gespielt beleidigt und sie schüttelt den Kopf.
 

"Du lebst immerhin schon fast 1 ½ Jahre bei uns, ich kenn Dich einfach zu gut, Becci! Versprich mir bitte, dass Du vorsichtig bist, wenn Du mit den Rebellen Kontakt aufnimmst, es ist ein großes Risiko, auch wenn Du ein Genie bist, Du bist immer noch ein Kind und ich trage für Dich die Verantwortung!" sagt Ishizu und ich seufze leise.
 

"Ich weiß! Tut mir leid, dass ich Dir solche Sorgen bereite, aber Du musst doch zugeben, dass es unter Umständen nützlich sein könnte, wenn wir den Kontakt zu den Rebellen Aufrecht erhalten. Nur für den Notfall!" antworte ich, Ishizu nickt.
 

"Nur für den Notfall! Ich nehm Dich beim Wort, Becci!" sagt sie, während sie den Wagen weiter durch die Strassen von Kairo lenkt.
 

Wer weiß, vielleicht brauchen wir die Hilfe der Rebellen früher als erwartet! Immerhin haben wir grade so was wie einen Notfall!
 

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Bist Du verrückt?

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21. Bist Du verrückt?
 

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~Joey´s Sicht~
 

Ich sitze jetzt seit einigen Minuten am riesigen Konferenztisch, rühre in meiner mittlerweile bestimmt schon kalten Hühnerbrühe rum und knabbere an meinem trockenen Toastbrot. Ich hab irgendwie keinen Hunger und das finde ich ziemlich bedenklich! So beschissen geht es mir doch eigentlich gar nicht, wenn man von meiner viel zu hohen Temperatur, meinen Gliederschmerzen, meinem schmerzendem Hals und meinem tierischen Brummschädel absieht. Warum zum Teufel hab ich jetzt keinen Appetit?
 

"Joey, ist alles in Ordnung mit Ihnen?" höre ich Maico besorgt fragen und ich schau sie über den Konferenztisch an.
 

"Keine Ahnung, irgendwie hab ich keinen Hunger mehr. Tut mir wirklich leid." sage ich schuldbewusst und sie lächelt mich an.
 

"Kein Problem! Sollten Sie nachher Hunger haben, sagen Sie einfach Bescheid! Soll ich Sie zu Ihrem Platz bringen, oder möchten Sie sich hier noch etwas ausruhen?" fragt sie und ich erhebe mich.
 

"Mir geht´s, glaub ich, gut genug, dass ich mich wieder vorne hinsetzen kann. Hier fühl ich mich so einsam, das bin ich einfach nicht gewöhnt." antworte ich und sie nickt.
 

"Kann ich mir vorstellen. Ich mag es auch nicht, wenn ich zu lange alleine bin, aber schonen Sie sich, Sie haben immer noch hohes Fieber und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihr Immunsystem erneut zusammenbricht." sagt Maico und ich seufze leise.
 

"Ich weiß und das gefällt mir nicht! Ich werd nicht drum rum kommen, in dieses verdammte Krankenhaus gebracht zu werden. Kaiba wird mich in diesem Zustand wohl kaum gebrauchen können, ich wäre nur eine Belastung für ihn, weil ich einfach zu schwach bin." sage ich und werde das beschissene Gefühl nicht los, dass ich unfähig bin und irgendwie wertlos.
 

"Machen Sie sich nichts draus, Sie konnten ja nicht ahnen, dass es so schlimm wird!" sagt Maico mitfühlend und ich versuche ein zaghaftes Lächeln.
 

"Danke, dass Sie versuchen, mich ein wenig aufzumuntern!" erwidere ich und gehe langsam auf die Tür zu.
 

Meine Beine zittern noch ein wenig, aber ich kann mich jetzt nicht darum kümmern, ich will zu meinem Sitz, egal wie. Ich will wenigstens solange als Kaiba´s Unterstützung dienen, wie es mir möglich ist, denn deshalb bin ich doch hier! Ich muss ihm irgendwie Mut machen, auch wenn er meine Bemühungen, ihn aufzumuntern, vielleicht nicht kapiert. Ich hoffe wirklich, dass Duke, Tristan und Ryou mit ihm auskommen, wenn ich nicht da bin.
 

"Soll ich Sie stützen?" fragt Maico und öffnet mir die Tür zum Gang, ich schüttle den Kopf.
 

"Ist zwar wirklich sehr freundlich von Ihnen, aber ich bin wahrscheinlich ein wenig zu schwer für Sie, außerdem möchte ich Sie nicht anstecken, wer weiß, wir gefährlich mein Grippevirus tatsächlich ist!" antworte ich und versuche, nicht ganz so schwach auszusehen, was mir wahrscheinlich kläglich misslingt.
 

"Okay, aber wenn Sie nicht mehr können, sagen Sie Bescheid, ist ein ziemlich weiter Weg bis zu Ihrem Sitz!" meint Maico und ich nicke kurz.
 

"Ich werd schon klarkommen!" sage ich und setze mich schwankend in Bewegung, während ich mich mit der Hand auf der rechten Seite an der Wand zum Luxuswaschraum abstütze, um nicht umzukippen.
 

Maico seufzt leise und folgt mir langsam. Keuchend gehe ich den langen Gang entlang, bis zu den Sitzplätzen und sofort kommen mir meine Freunde entgegen.
 

"Joey, man, was machst Du hier? Du sollst Dich doch ausruhen!" ruft Tristan aufgeregt.
 

"Spinnst Du? Leg Dich sofort wieder hin!" ruft Duke und ich grinse gequält.
 

"Kommt gar nicht in Frage, ich lieg schon lange genug!" protestiere ich und schüttle nachdrücklich den Kopf.
 

Ryou und Duke seufzen laut, während Tristan missbilligend den Kopf schüttelt.
 

"Du bist verrückt, Joey!" sagt er, während ich mich an den Sitzen festhalte und Kaiba´s Sitz ansteuere.
 

"Da sagst Du mir nichts Neues!" antworte ich und halte mich an Kaiba´s Sitz fest.
 

"Was willst Du hier?" murmelt Kaiba und starrt konzentriert auf den Bildschirm seines Laptops.
 

Anscheinend versucht er gerade das Sicherheitssystem des Scheichs zu knacken, ich seh da nur eine Menge Grafiken, die für mich keinen Sinn ergeben.
 

"Kommst Du mit dem Sicherheitssystem voran?" frage ich und versuche irgendwie die Grafiken zu durchschauen.
 

"Nicht wirklich, aber ich bekomm in Kairo Hilfe von Rebecca Hopkins!" antwortet Kaiba, während er weitere Grafiken aufruft und ich starre ihn überrascht an.
 

"Wie das?" frage ich erstaunt.
 

"Sie hat sich per eMail bei mir gemeldet, nachdem sie es gewagt hat, sich in den Hauptrechner der Kaiba Corp einzuhacken!" erwidert er, ohne mich anzuschauen.
 

"Aber woher weiß sie, dass wir Hilfe brauchen?" frage ich.
 

"Von Gardner, den Rest hat sie von Ishizu und aus den Daten des Hauptrechners!" antwortet Kaiba und ich nicke kurz.
 

"Typisch überbegabtes Genie!" sage ich und grinse leicht.
 

"Korrekt!" murmelt Kaiba, ohne mir einen Blick zu gönnen.
 

"Darf ich kurz vorbei? Ich bin zurzeit etwas wacklig auf den Beinen und müsste mich dringend mal hinsetzen." sage ich, während ich krampfhaft versuche, mich auf den Beinen zu halten.
 

Kaiba nickt nur und lehnt sich in seinem Sitz zurück. Ich steige mit dem linken Bein zuerst über Kaiba´s Beine und stütze mich mit der Hand neben seinem Kopf an seinem Sitz ab, damit ich nicht wieder auf seinem Schoß lande. Er schaut mich nicht an und ich lasse mich ein wenig erleichtert neben ihm auf meinem Sitz fallen. Sofort beugt sich Kaiba wieder über seinen Laptop und arbeitet weiter an den Grafiken. Ich werfe einen beruhigenden Blick zu meinen Freunden, die fast synchron den Kopf schütteln und sich ebenfalls wieder setzen.
 

"Wünschen Sie einen Kaffee, Herr Kaiba?" höre ich Maico fragen.
 

"Ja, Danke und machen Sie noch einen Kamillentee für den jungen Mann neben mir!" antwortet Kaiba, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen.
 

"Sehr wohl, Herr Kaiba!" erwidert Maico und geht zu den Andren, um sie ebenfalls nach ihren Wünschen zu fragen.
 

Ich starre Kaiba verwirrt an. Seit wann bestimmt er, was ich trinke? Der spinnt doch!
 

"Was starrst Du so?" fragt Kaiba genervt und ich schüttle den Kopf.
 

"Ich starre nicht, ich hab mich nur gefragt, warum Du Maico beauftragt hast, mir einen Kamillentee zu kochen." antworte ich und kann deutlich ein leichtes Grinsen auf seinem Gesicht sehen, obwohl er mir nur sein rechtes Seitenprofil zugewandt hat.
 

"Kranke Kinder brauchen halt Kamillentee!" erwidert er und ich reiße ziemlich perplex die Augen auf.
 

Das darf doch wohl nicht wahr sein!
 

"Also, dass Du mich ständig Köter nennst, daran hab ich mich mittlerweile ja schon gewöhnt, aber dass Du mich nun auch noch als Kind bezeichnest, schlägt dem Fass endgültig den Boden aus!" murre ich angesäuert und verschränke zutiefst beleidigt die Arme.
 

Kaiba zuckt nur mit den Schultern.
 

"Was man bei kranken Hunden tut, weiß ich leider nicht, ich hatte noch nie einen!" sagt er und für eine winzige Sekunde bilde ich mir ein, dass seine Stimme ein wenig traurig klingt.
 

"Hattest Du überhaupt schon mal Haustiere?" frage ich vorsichtig und weiß nicht wirklich, warum ich das jetzt wissen will.
 

Kaiba hört ganz plötzlich auf, seine Tastatur zu bearbeiten und zieht ein wenig seine Augenbrauen zusammen. Hab ich da etwa seinen wunden Punkt getroffen?
 

"Schon gut, vergiss die Frage!" sage ich schnell und wende mich von ihm ab.
 

Irgendwie pocht mein Herz jetzt ein wenig zu schnell! Wenn ich so darüber nachdenke, was ich über Kaiba´s Kindheit weiß, dann kann ich mir nicht wirklich vorstellen, dass er Haustiere hatte. Sein Stiefvater Gozaburo Kaiba hatte bestimmt keine, der sah nämlich nicht wirklich tierlieb aus. Im Waisenhaus sind auch keine Haustiere erlaubt, soweit ich weiß. Über Kaiba´s richtige Eltern weiß ich nicht viel, nur das seine Mutter bei Mokuba´s Geburt starb und sein Vater ein wenig später bei einem Autounfall. Hatte er dort Haustiere? Meine Hände zittern! Scheiße! Ich werfe Kaiba einen mitfühlenden Blick zu, bei seinem jetzigen Firmenstress hat er bestimmt keine Zeit für Haustiere. Mokuba hat auch keine, aber er ist ja auch voll und ganz mit seinem Studium beschäftigt, wenn er nicht grade von einem reichen Scheich entführt wird. Irgendwie könnte ich diese ganze Geschichte tatsächlich für einen Witz halten, wenn ich nicht mittendrin verwickelt wäre! Kaiba bearbeitet wieder ungerührt seine Tastatur und schaut sich die Grafiken an. Er hat sicher nicht vor, mir auf meine Frage zu antworten und das muss er auch gar nicht, ich weiß auch so, was er antworten würde!
 

"Wann kommen wir an?" frage ich, um irgendwie von diesem persönlichen Thema abzulenken.
 

"In ca. 1 ½ Stunden!" meint Kaiba knapp, ohne seine Arbeit zu unterbrechen und ich wende mich an Maico, die gerade aus der Küche kommt.
 

"Könnte ich jetzt doch noch etwas Hühnerbrühe bekommen? Ich brauch jetzt dringend etwas zur Stärkung!" sage ich zu ihr und sie stellt mir mit einem freundlichen Lächeln eine große Tasse Kamillentee auf den Tisch.
 

"Natürlich, kommt sofort!" antwortet sie und verschwindet wieder in der Küche.
 

Ich lehne mich im Sitz zurück und starre nachdenklich aus dem Fenster. Ob Kaiba es manchmal bereut, dass er sich ausgerechnet für Gozaburo Kaiba entschieden hat? Ich seufze leise. Ich hab manchmal das Gefühl, das er ein ziemlich einsamer Mensch ist, der nur den Starken spielt, weil er es nicht anders gelernt hat. Aber vielleicht täusche ich mich auch total und er ist wirklich so eiskalt, wie er immer tut. Ich schüttle den Kopf. Ich werde nie verstehen, was in Kaiba vorgeht, solange er es nicht zulässt. Selbst jetzt, wo er auf der Suche nach seinem Bruder ist, versucht er den starken Firmenboss zu spielen, dabei weiß ich doch genau, wie man sich fühlt, wenn einem plötzlich das Liebste genommen wird, das man besitzt, wenn man von seinem Geschwisterteil getrennt wird.
 

"Wheeler?" höre ich plötzlich Kaiba´s Stimme und ich zucke ein wenig zusammen.
 

"Hm?" frage ich und dreh mich zu ihm um, er schaut mich nicht an.
 

"Ist es wirklich okay, wenn ich Dich ihm Krankenhaus lasse?" fragt er und ich bin im ersten Moment zu überrascht, um darauf zu antworten.
 

Was soll die Frage? Er hat es doch entschieden, warum fragt er mich jetzt so was?
 

"Sicher! Mir bleibt doch keine andre Wahl! Ich wäre Dir nur im Weg!" sage ich und zucke etwas gleichgültig mit den Schultern.
 

"Gut!" sagt er und starrt weiter auf den Bildschirm.
 

Nun bin ich mir sicher, dass ich Kaiba ganz sicher niemals verstehen werde! Was zum Teufel wollte er mit dieser Frage bezwecken? Hat er etwa gedacht, ich würde mich weigern, ins Krankenhaus zu gehen? Zugegeben, ich hasse Krankenhäuser, aber wenn ich keine andere Wahl hab, kann ich damit leben. Kaiba weiß sicher nicht, wie sehr ich Krankenhäuser verabscheue, oder doch? Hab ich etwa während meines Fiebers geredet? Hoffentlich nicht! Ich schüttle den Kopf. Ich sollte mir darüber jetzt keine Gedanken machen, außerdem strengt das zu sehr an, mein Kopf zerplatzt gleich.
 

"Trink Deinen Tee!" murmelt Kaiba und greift zu seiner Kaffeetasse.
 

Ich streich mit verwirrt ein paar Haare aus dem Gesicht und greife ebenfalls zu meiner Tasse. Der Tee ist heiß und ich puste ein wenig, bevor ich vorsichtig einen kleinen Schluck trinke. Verdammt, das brennt höllisch in meinem Hals! Mit schmerzverzerrtem Gesicht stell ich die Tasse wieder zurück auf den Tisch und reibe mir den Hals. Scheiße tut das weh!
 

"Ihre Hühnerbrühe ist fertig!" höre ich Maico sagen und ich nicke etwas.
 

"Danke Maico!" sage ich, während sie mir eine kleine Schüssel mit dampfender Hühnerbrühe und eine Scheibe Toastbrot auf den Tisch stellt.
 

"Essen Sie langsam, die Brühe ist ziemlich heiß!" sagt sie und ich grinse leicht.
 

"Genau wie der Tee!" antworte ich und greife zu dem Löffel in der Schüssel.
 

Wirklich Hunger hab ich zwar nicht, aber ich muss irgendwie zu Kräften kommen, damit ich das Krankenhaus so schnell wie möglich wieder verlassen kann. Ich will Kaiba nicht länger als notwendig alleine lassen, außerdem will ich Mokuba ebenfalls finden, das schulde ich ihm einfach! Er ist mein Freund und Freunden helfe ich immer aus der Klemme, egal, was ich dafür tun muss. Und wenn ich dafür schnell gesund werden muss, dann versuch ich das halt! Vorsichtig steck ich mir den vollen Löffel in den Mund und schlucke die ziemlich heiße Hühnerbrühe hinunter. Mein Hals brennt, aber das ignoriere ich einfach mal, zumindest versuche ich es.
 

"Verbrüh Dich nicht!" meint Kaiba und ich dreh mich mit dem Löffel im Mund zu ihm um.
 

"Denkst Du wirklich, ich bin so dumm, mich zu verbrühen?" murmle ich beleidigt und er grinst schon wieder vor sich hin.
 

Also nun reicht´s mir aber wirklich! Etwas angesäuert lasse ich den Löffel in die Schüssel fallen und funkle Kaiba wütend an.
 

"Was ist heute mit Dir los, Kaiba?" frage ich. "Du benimmst Dich eigenartig!"
 

Er zuckt nur desinteressiert mit den Schultern und antwortet nicht. Ich werfe einen Hilfe suchenden Blick zu meinen Freunden, aber die sind gerade mit dem Essen beschäftigt und achten nicht auf unser Gespräch. Ich riskiere einen Blick nach hinten auf die beiden Bodyguards, die hinter uns sitzen, aber der eine schläft und der andere hört Musik, die bekommen also ebenfalls nichts mit. Maico ist anscheinend wieder in der Küche, hört also auch nicht zu. Mutig beuge ich mich etwas nach vorne, damit ich Kaiba ins Gesicht schauen kann.
 

"Sag schon, was ist los mit Dir?" frage ich erneut, Kaiba wirft mir einen kühlen Blick zu, aber das erschreckt mich jetzt nicht.
 

Ich tippe ihn vorsichtig am Arm.
 

"Na los, es hört keiner zu!" sage ich leise und beuge mich noch etwas weiter nach vorne.
 

"Es ist nichts!" antwortet Kaiba und macht eine wegwerfende Handbewegung. "Nerv mich jetzt nicht, ich hab zu tun!"
 

"Hmpf!" sage ich beleidigt. "Sturer Esel!"
 

Schmollend lehne ich mich wieder zurück in meinen Sitz, verschränke die Arme und starre aus dem Fenster.
 

"Deine Hühnerbrühe wird kalt!" meint Kaiba.
 

"Nerv nicht rum, Kaiba!" zische ich beleidigt und mache mich erneut über die Hühnerbrühe her.
 

Wenn er mir nicht verraten will, was er für ein Problem hat, dann kann ich ihn wohl auch nicht dazu zwingen. Mist verdammter! Dabei bin ich doch so verdammt neugierig!
 

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Unglaublicher Fund!

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22. Unglaublicher Fund!
 

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~Rebecca´s Sicht~
 

Also wirklich, hier im alten Museumslager müsste echt mal wieder aufgeräumt werden. Das Teil ist zwar riesig groß und liegt außerhalb von Kairo und außer den Ishtars hat hier niemand Zutritt, aber trotzdem!
 

"Ishizu! Hier herrscht ja mehr Chaos, als in einer Rumpelkammer! Wie findest Du Dich hier zurecht?" frage ich und schüttle missbilligend den Kopf.
 

Das hab ich zwar bei meinem ersten Besuch vor 8 Wochen auch schon gesagt, aber anscheinend rede ich bei ihr sowieso gegen eine Wand.
 

"Gib nicht mir dafür die Schuld! Marik und Odion schleppen einfach zu viel alten Schnickschnack an, wenn sie mal wieder in der Wüste unterwegs sind oder sich auf dem Basar rum treiben!" meint Ishizu und stemmt sich die Hände in die Hüften.
 

Okay, dasselbe hat sie vor 8 Wochen auch schon gesagt und anscheinend ist ihr das auch grade aufgefallen.
 

"Ein Déjà-vu!" sagt sie und verzieht ihren Mund zu einem Lächeln.
 

Ich nicke kurz und deute auf die Jeeps am hinteren Ende der großen Halle.
 

"Wie bekommen wir die jetzt hier raus?" frage ich, denn irgendwie stehen da ziemlich viele Kisten im Weg rum, die uns den Weg zu den Wüstenjeeps versperren.
 

"Indem wir aufräumen?" fragt Ishizu und lächelt mich schief an.
 

Ich seufze leise. War ja so was von klar!
 

"Womit hab ich das nur verdient?" flüstere ich leise und richte meinen Blick gen Decke.
 

"Nun komm, wird schon nicht so schlimm, sind ja nur ein paar alte Kisten!" meint Ishizu und fängt auch sofort an, eine der alten Holzkisten mit altem Vasen zur Seite zu ziehen. "Sind allerdings ziemlich schwer!"
 

Ich grinse leicht, rücke meine Brille zurecht und beuge mich zum andren Ende der Kiste hinunter.
 

"Lass mich mal ran!" sage ich energisch und hebe mir beinahe nen Bruch, beim Versuch, die Kiste ein Stück anzuheben. "Gott, wie haben die Jungs die bloß hier rein bekommen?"
 

"Tja!" meint Ishizu und zuckt mit den Schultern. "Sind halt starke Männer!"
 

"Männer mit nem merkwürdigen Hobby!" sage ich und seufze leise.
 

"Und das sagt ausgerechnet die, die genau wie meine beiden Brüder klassische Archäologie studiert!" meint Ishizu lächelnd und ich fühle mich ein wenig ertappt.
 

"Schon gut, hab nichts gesagt!" antworte ich und ziehe mit Ishizu´s Hilfe die schwere Kiste in eine andre Ecke. "Aber wenn ich jemals so wie Deine beiden Brüder werde und ein riesiges Sammelsurium eröffne, klopf mir bitte auf die Finger!"
 

"Keine Sorge, Du hast kein Ishtar-Gen in Deinem Körper!" sagt Ishizu und geht auf die nächste Holzkiste zu.
 

"Na, Gott sei Dank!" sage ich erleichtert und falte meine Hände, wie zum Gebet. "Ich bin ich mit dem Hopkins-Gen schon genug gestraft!"
 

Ishizu lacht leise und zieht die nächste Kiste in meine Richtung.
 

"Warte, ich helf Dir!" sage ich schnell und laufe zu ihr, die Kiste sieht verdammt schwer aus.
 

"Sag mal, was ist da eigentlich drin, da ist so ein rotes Ausrufezeichen drauf?" frage ich und deute auf die linke Seite der vernagelten Holzkiste.
 

Ishizu bleibt stehen, schaut sich das Ausrufezeichen kurz an und zuckt mit den Schultern.
 

"Keine Ahnung! Wollen wir mal nachschauen?" fragt sie und ich nicke kurz.
 

"Habt ihr irgendwo ein Brecheisen, oder so was?" frage ich und Ishizu deutet an die Wand neben der großen Eingangstür der Lagerhalle.
 

"Dahinten müsste ein Werkzeugkasten stehen, wenn die Jungs den nicht weggeräumt haben!" sagt sie und ich gehe sofort zu der Wand, aber da steht nichts, außer ein paar alte Pappkartons und ein paar alte Bierflaschen.
 

"Hier ist er nicht!" sage ich und dreh mich zu Ishizu um, die kurz nachdenkt und sich dann zwischen den Holzkisten hindurch drängelt und neben den Wüstenjeeps dahinter stehen bleibt.
 

"Gefunden!" sagt sie und geht hinter einem Jeep in die Knie. "Die haben wieder mal gebastelt, hoffentlich sind die Autos jetzt nicht hinüber! Bei den Beiden kann man das nie sagen!"
 

Und ich weiß genau, was sie meint! Das letzte Auto, das Marik reparieren wollte, musste von Odion zur Werkstatt geschleppt werden, nur weil Marik beweisen wollte, dass er nicht nur mit Motorrädern umgehen kann. Männer! Ich gehe wieder zu der Kiste zurück und Ishizu kommt mit einem Brecheisen durch die andren Holzkisten gedrängelt.
 

"Soll ich, oder machst Du?" fragt sie und ich nicke kurz.
 

"Mach Du mal, Du bist kräftiger als ich, bin ja schließlich nur ein Kind!" sage ich zwinkernd und Ishizu seufzt leise.
 

"Also so genau musst Du meine Worte nun auch wieder nicht nehmen!" meint sie und setzt das Brecheisen an den Deckel der Kiste an.
 

Mit einem kräftigen Ruck öffnet sie die Kiste und mir stockt für einen kurzen Moment der Atem.
 

"Das sind...das sind Waffen!" hauche ich empört und ungläubig. Maschinengewehre um genau zu sein, 10 alte Maschinengewehre vom Typ M60, aus irgendeinem alten versteckten Waffenlager vermutlich.
 

"Die müssen ja mindestens schon 20 Jahre alt sein!" flüstert Ishizu und ich nicke kurz.
 

"Vermutlich sogar noch älter!" flüstere ich.
 

Eigentlich interessiert mich das Alter dieser Dinger gar nicht, viel lieber würde ich wissen wollen, was die hier zu suchen haben!
 

"Also, das glaub ich nicht! Die beiden Teufelsbraten können was erleben!" flucht Ishizu wütend und knallt den Deckel wieder auf die Kiste. "Ich hab ja wirklich nichts dagegen, wenn sie ihre alten Fundstücke hier abladen, weil sie nicht gut genug für eine Ausstellung sind, aber dass sie nun auch noch Waffen hier lagern, ist eindeutig zu viel des Guten! Bei den Jeeps hab ich nichts gesagt, weil Marik sie von einem guten Freund gekauft hat, bevor ihm der Scheich alles wegnehmen konnte und bei der alten Messersammlung, die Odion vor 5 Wochen auf dem Basar gekauft hat, hab ich auch geschwiegen und als Du mich darum gebeten hast, ein paar Wertsachen der Rebellen hier zu lagern, hab ich sogar zugestimmt, aber das hier..." sie deutet mit einer wütenden Handbewegung auf die Kiste "...das hier geht jetzt wirklich zu weit. Wenn der Scheich davon erfährt, ist es aus mit dem Leben unter seinem Schutz!"
 

Also so wütend hab ich sie noch nicht gesehen, selbst als Marik vor 5 Monaten unbedachter Weise mit einer Giftnatter gespielt hat und gebissen wurde, weil er sie unbedingt ärgern musste, war Ishizu noch halbwegs friedlich. Wütend war sie zwar auch, aber nur, weil sie sich furchtbare Sorgen um Marik gemacht hat. Nur gut, dass im International Medical Centre ein Antiserum zur Verfügung stand, weil es grade zufällig aus Deutschland angeliefert wurde.
 

"Ishizu beruhige Dich erstmal und dann ziehen wir die Kiste zu der andren! Der Scheich wird schon nichts davon erfahren, hier habt doch nur ihr Zutritt und der Scheich kennt das Lager gar nicht!" sage ich und greif vorsichtig nach Ishizu´s Hand, die etwas nervös mit ihrem Gewand spielt.
 

Sie seufzt leise und streicht sich mit einer verzweifelten Geste das Haar aus der Stirn.
 

"Du hast ja Recht! Der Scheich kennt das Lager nicht und Zutritt hat er hier auch nicht, die Eingangstür hat ein elektrisches Schloss mit einer ägyptischen Zeichenkombination, die nur die Familie Ishtar kennt." sagt sie und seufzt erneut. "Tut mir leid, dass ich so geschrieen hab, ich war einfach nur so wütend."
 

Ich drücke Ishizu´s Hand ein wenig und nicke kurz.
 

"Ich weiß, wäre ich sicher auch, wenn das mein Lager wäre und meine Brüder. Nimm´s ihnen bitte nicht übel, Marik und Odion sind halt begeisterte Sammler und jetzt wo sie keine Duellmonsterkarten mehr sammeln, sammeln sie halt andre Dinge!" sage ich leise.
 

"Aber alte Maschinengewehre sind nicht einfach nur ,andre Dinge'!" antwortet Ishizu und dazu fällt mir jetzt nicht wirklich eine passende Antwort ein, obwohl ich ein Genie bin.
 

"Hast Recht!" sage ich und senke seufzend den Kopf. "Lass uns die Kiste trotzdem wegbringen, wir müssen an die Wüstenjeeps. Um den Inhalt der Kiste können wir uns hinterher kümmern, so wie es aussieht, scheint das die einzige Kiste zu sein!"
 

Okay, so sicher bin ich mir dabei zwar nicht, aber irgendwie muss ich Ishizu ja beruhigen. Und wir müssen ja wirklich an die Jeeps, weil wir die brauchen, um Mokuba zu suchen.
 

"Okay!" murmelt Ishizu und beugt sich zu der Kiste hinab.
 

"Ich helf Dir!" sage ich und ziehe mit Ishizu die Kiste zu der andren Kiste in die Ecke.
 

Leider müssen wir feststellen, dass es doch nicht nur die eine Kiste ist, denn die nächste Kiste, die vor den Jeeps steht, trägt ebenfalls dieses rote Ausrufezeichen und ist nur ein wenig kleiner.
 

"Die mach ich aber nicht auf!" sagt Ishizu und ich greife zu dem Brecheisen, das sie auf den Boden gelegt hat.
 

Mit einiger Anstrengung öffne ich den Deckel der Kiste und bekomm für heute schon den zweiten Schock. Handgranaten! 40 eiförmige Splitterhandgranaten!
 

"Okay! Das gefällt mir nicht!" sage ich und gehe vor der Kiste in die Knie.
 

Ungläubig und ziemlich empört starre ich auf die 40 Handgranaten, die zwar gut verpackt und geschützt sind, mir aber trotzdem einen eiskalten Schauer über den Rücken jagen.
 

"Becci! Erinnere mich bitte daran, dass ich Marik und Odion verbiete, das Museumslager jemals wieder zu betreten!" meint Ishizu sichtlich um Fassung ringend und ich nicke nur.
 

"Geht klar, Ishizu!" antworte ich und schließe die Handgranatenkiste wieder. Ich bin wirklich mal gespannt, was für Überraschungen noch auf uns warten.
 

Ich erhebe mich und wende mich der nächsten Kiste zu, die, wie nicht anders zu erwarten, auch an der Seite ein rotes Ausrufezeichen trägt. Seufzend öffne ich die Kiste und finde 20 Maschinenpistolen mit der Bezeichnung MP5K. Nun gut, wirklich geschockt bin ich darüber nicht mehr und ich wende mich der nächsten Kiste zu, die ich ebenfalls öffne. In der befinden sich 30 Handfeuerwaffen mit der Bezeichnung P8. Irgendwie fehlt die Munition dazu, fällt mir so ganz nebenbei auf. Ich nehme eine von den Pistolen raus und entferne das Magazin, als Genie hab ich wenigstens ein bisschen Ahnung von Waffen.
 

"Die Dinger sind nicht geladen!" sage ich an Ishizu gewandt, die noch immer bei der Handgranatenkiste steht und ziemlich wütend aussieht. "Irgendwo muss also noch die Munition dafür rum liegen!"
 

"Was zum Kuckuck willst Du mit der Munition?" blafft Ishizu mich an und ich zucke ein wenig zusammen.
 

"Nun ja, nichts, aber ich geh einfach mal davon aus, dass Marik und Odion nicht nur ungeladene Waffen hier lagern!" antworte ich und Ishizu seufzt leise.
 

"Tut mir leid, ich wollte nicht so ausrasten! Wahrscheinlich hast Du Recht, so wie ich meine Brüder kenne, sammeln die keine halben Sachen." sagt sie und ich lege die Pistole wieder zurück in die Kiste.
 

"Ich werd einfach mal alle Kisten öffnen und dann wissen wir, ob hier auch die Munition dafür lagert." erwidere ich.
 

"Und was ist dann? Was willst Du mit den Dingern anstellen, wenn wirklich die Munition dafür vorhanden ist?" fragt Ishizu und ich zucke mit den Schultern.
 

"Weiß nicht! Vielleicht an die Rebellen verschenken?" antworte ich und Ishizu schnappt empört nach Luft.
 

"Das ist doch jetzt nicht Dein Ernst?" fragt sie und ich zucke erneut mit den Schultern.
 

"Was soll ich denn sonst mit den Dingern machen? In der Wüste vergraben?" frage ich zurück.
 

"Wäre zumindest eine gute Idee!" antwortet Ishizu und ich lächle ein wenig.
 

"Dann hätten sich Deine Brüder aber nicht die Mühe machen müssen, sie hierher zu schleppen! Wer weiß, wo sie die Kisten gefunden haben! Vielleicht gehörten die ja mal dem Scheich!" sage ich und Ishizu zuckt kurz mit den Augenbrauen.
 

"So hab ich die Sache noch gar nicht betrachtet! Ich weiß, dass Marik und Odion den Scheich hassen, weil er sich ziemlich offensichtlich und schamlos für mich interessiert! Wäre möglich, dass die Kisten tatsächlich dem Scheich gehören." meint sie. "Aber dann müsste eigentlich ein goldener Horus auf den Kisten sein und kein rotes Ausrufezeichen!"
 

"Das sind alles Waffen vom Militär!" sage ich. "Vielleicht haben die Jungs die Kisten in einem alten Militärbunker gefunden, oder der Scheich hat sie gefunden und die Jungs haben sie ihm wieder abgejagt!"
 

"Ja, vielleicht! Am Besten wir fragen die Zwei einfach, die wollten sich sowieso melden, wegen dem Scheich." erwidert Ishizu und greift zu ihrem Handy, dass sie in einer Seitentasche ihres Kleides bei sich trägt.
 

"Ich schau mich mal weiter um, hier sind ja noch mehr Kisten!" sage ich und öffne auch schon die nächste Kiste, die zu meiner Überraschung tatsächlich die vollen Kunststoffmagazine für die P8 erhalten. Steht jedenfalls auf dem roten Zettel, der in der Kiste liegt. Wieso liegt da eigentlich ein Zettel drin? Na egal! "Wow, das ist echt ne Menge Munition! 70 Magazine!"
 

Und jedes dieser Magazine hat 15 Schuss, Kaliber 9 mm x 19! Das ist Wahnsinn! Ich schüttle etwas verwirrt den Kopf und wende mich der nächsten Kiste zu. Ich öffne sie und finde darin die Munition für die M60. Diesmal ein blauer Zettel. ,20 Munitionsgurte für Typ M60, 100 Schuss fassender Zerfallgurt, Kaliber 7,62 x 51 mm' steht auf dem Zettel. Na super! Fehlt eigentlich nur noch die Munition für die MP5K. Ich öffne die nächste Kiste und höre nebenbei die wütende Stimme von Ishizu, die anscheinend grade Marik zusammenstaucht.
 

"Nein, Du hörst mir jetzt zu, Marik! Ich hab es jetzt endgültig satt, dass Du ständig Ärger machst und jedes Mal auf meine Kosten! Du spielst ein ziemlich gefährliches Spiel mit dem Scheich und das könnte Dich das Leben kosten! Ich will Dich nicht verlieren, Marik, verstehst Du das denn nicht? Und dass Du Odion jedes Mal mit reinziehst, gefällt mir auch nicht. Müsst ihr Euch denn ständig in Gefahr bringen?" fragt sie ziemlich aufgewühlt und ich seufze leise.
 

Ich hab zwar keine Geschwister, aber ich kann mir ziemlich gut vorstellen, wie Ishizu sich fühlen muss. Sie macht sich wirklich Sorgen. Ich wende meinen Blick wieder auf die Kiste und hebe den Deckel. Wieder ein roter Zettel. ,40 Kurvenmagazine für Typ MP5K, 30 Schuss, Kaliber 9 x 19 mm'! Nun gut, die Munition hätten wir jetzt also auch schon, hoffen wir nur, dass nicht noch weitere Waffen und Munitionen auftauchen. Ich schließe die Kiste wieder und öffne sofort die nächste, in der sich wieder Handgranaten befinden, diesmal aber nur Blendgranaten.
 

"Ja, natürlich sollt ihr sofort hierher kommen, die Jeeps fahren schließlich nicht von allein!" höre ich Ishizu sagen und ich schüttle leicht den Kopf. Männer!
 

Ich öffne die nächste Kiste und finde darin doch tatsächlich 5 Scharfschützengewehre vom Typ PSG1 ohne Munition, aber die wird sicher auch irgendwo in einer Kiste sein. Ich schließe die Kiste wieder und öffne eine kleinere Kiste, die direkt daneben steht. Ah ja, die Munition für die PSG1, blauer Zettel, ,20 Magazine für Typ PSG1, 5 Schuss, Kaliber 7,61 x 51 mm'! Ich seufze leise. Was haben sich die Jungs nur dabei gedacht?
 

"Becci?" höre ich Ishizu rufen und ich dreh mich mit dem Brecheisen in der Hand zu ihr um.
 

"Ja?" frage ich und sie kommt direkt auf mich zu.
 

"Marik meint, dass von jeder Kiste immer nur eine vorhanden ist. Maschinengewehre, Maschinenpistolen, Scharfschützengewehre, Pistolen, Sturmgewehre, Splittergranaten, Blendgranaten und natürlich jeweils eine Munitionskiste für die Waffen." sagt sie und ich nicke kurz.
 

"Dann muss hier irgendwo noch eine Kiste mit Sturmgewehren stehen und die Munition dazu, alles andre hab ich schon gefunden!" antworte ich. "Hat er auch gesagt, wo sie die Kisten herhaben?"
 

"Ja! Odion ist zufällig am Golf von Suez auf einen alten Militärbunker gestoßen, den der Scheich aufgegeben hat, weil dort immer Überschwemmungen waren, das hier waren die einzigen Kisten, die noch zu gebrauchen waren, der Rest ist verrottet und verrostet!" sagt Ishizu und ich schau sie über den Rand meiner Brille an.
 

"Also war diesmal gar nicht Marik Schuld, sondern Odion?" frage ich und Ishizu nickt.
 

"Sieht so aus!" meint sie. "Jedenfalls sind die beiden in ein paar Minuten hier. Der Scheich hat sich eine Etage im Hotel Le Meridien Heliopolis gemietet. Marik hat einen befreundeten Pagen mit der weiteren Überwachung des Scheichs beauftragt, sobald der Scheich das Hotel verlässt, sagt der Page Bescheid! Wir haben also vielleicht heute die einmalige Gelegenheit Mokuba zu befreien."
 

"Wie viel Zeit bleibt uns noch, bis wir beim Flughafen sein müssen?" frage ich.
 

"Knapp 1 Stunde und 15 Minuten, Marik und Odion sind in 10 Minuten hier, bis zum Flughafen brauchen wir von hieraus ca. 25 Minuten, wir haben also noch genug Zeit!" antwortet Ishizu und ich nicke kurz.
 

"Okay, dann lass uns die Kisten mal wegbringen, was wir mit dem Inhalt der Kisten machen, können wir auch noch hinterher besprechen!" sage ich und ziehe die kleinste Kiste in die hintere Ecke zu den andren Kisten.
 

Wer weiß, vielleicht können wir die Waffen bei den Rebellen unterbringen, ich halte zwar nicht unbedingt viel von Waffengewalt, aber gegen den widerlichen Scheich hilft leider nichts anderes. Der versteht keine andere Sprache und wenn wir gegen den Scheich antreten, wird das sicher nicht ohne Waffengewalt funktionieren, denn das hier ist nicht einfach nur eine kleine Befreiungsaktion! Man darf den Scheich nicht unterschätzen! Niemals! Ich hoffe wirklich, dass Mokuba noch nichts passiert ist!
 

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Was soll das Ganze?

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23. Was soll das Ganze?
 

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~Mokuba´s Sicht~
 

Wenn ich nicht als Gefangener hier wäre, könnte ich mich glatt über diesen großzügigen Luxus in diesem verdammten 5 Sterne-Hotel freuen, aber ich will hier nicht sein! Der Scheich kann mich mit seinem Reichtum nicht um den Finger wickeln, ich bin Luxus durchaus gewöhnt und ich bin wirklich nicht beeindruckt darüber, dass er die ganze obere Etage des Hotels gemietet hat. Wirklich nicht! Vielleicht nur ein klitzekleines Bisschen, aber das werde ich ganz sicher nicht zugeben! Ziemlich miesmutig sitze ich in der riesigen Luxusbadewanne und wasche mir den Dreck vom Körper. Ich hasse diesen Scheich, aber Geschmack hat er, dass muss ich neidlos anerkennen. Die Kleidung, die er für mich ausgesucht und auf den kleinen Hocker an der Tür gelegt hat, sieht wirklich gut aus. Verdammt! Warum ist er plötzlich so schrecklich nett zu mir? Will er mich auf diese Weise rumkriegen? Mist! Ich muss hier weg! Wenn ich könnte, würde ich sofort fliehen, aber vor der Tür stehen zwei Wachen, einer davon ist dieser Jimmy, der mir irgendwie Angst einjagt. Mit dem will ich mich garantiert nicht anlegen! Ich seufze leise, ich fühl mich so erbärmlich und hilflos!
 

"Na, mein Kleiner? Ist das Wasser auch warm genug?" höre ich eine leise Stimme und ich zucke erschrocken zusammen.
 

Der Scheich! Hier im Badezimmer! Und ich im Wasser! Nackt! Hilfe! Verdammt!
 

"Nun mach mal nicht so ein erschrockenes Gesicht, ich tu Dir doch nichts! Ich wollte mich nur danach erkundigen, ob Du irgendetwas brauchst, eine Massage vielleicht?" meint der Scheich und ich kann förmlich seinen hungrigen Blick auf meinen nackten Körper spüren.
 

Ich sinke bis zum Hals in das schaumige Wasser und funkle ihn drohend an.
 

"Danke der Nachfrage, aber ich bin im Moment wunschlos glücklich, Sie können also wieder gehen!" sage ich und versuche mich zu beherrschen, damit ich nicht die Kontrolle verliere und den Scheich anschreie.
 

"Das werde ich sicher nicht tun!" antwortet der Scheich und ich zucke panisch mit den Augenbrauen.
 

Warum zum Teufel hab ich mit dieser Antwort gerechnet?
 

"Sie wollen mich also tatsächlich beobachten, während ich hier bade?" frage ich ängstlich und der Scheich nickt.
 

"Genau das hatte ich vor!" erwidert er und ich sinke noch etwas tiefer ins Wasser.
 

Scheiße! Was mach ich denn jetzt?
 

"Keine Angst, ich hab nicht vor, Dich irgendwie zu berühren, ich will Dich nur bewundern, nichts weiter!" sagt der Scheich und ich glaube ihm nicht.
 

Oder vielleicht doch? Mist! Ich weiß nicht! Ich hab Angst!
 

"Entspann Dich einfach, ich bin nicht so böse, wie es den Anschein hat, vertrau mir!" meint der Scheich.
 

Pah, vertrauen! Wie zum Teufel soll man jemandem vertrauen, der Leute entführt und als Sklaven hält? Wirklich witzig! Ich ziehe spöttisch eine Augenbraue hoch.
 

"Das meinen Sie doch jetzt nicht Ernst?! Glauben Sie wirklich, dass ich Ihnen jemals vertrauen würde?" frage ich sarkastisch, der Scheich lächelt ein wenig.
 

"Oh, das wirst Du, wenn Du weißt, was gut für Dich ist!" antwortet er und selbst ich kann die versteckte Drohung, die in diesen Worten steckt, nicht überhören.
 

Klasse! Echt klasse! Erst entführt er mich und dann verlangt er auch noch, dass ich ihm vertraue! Was kommt als Nächstes? Verlangt er, dass ich mich in ihn verliebe? Hätte er wohl gern! Aber nicht mit mir! Ich bin ein Kaiba, ich verliebe mich nicht einfach so! Und schon gar nicht in einen Typen, der mich auch noch als Sklave haben will! Ich seufze leise, versuche die Anwesenheit des Scheichs zu ignorieren und wasche mir die Haare.
 

"Soll ich Dir vielleicht helfen?" fragt der Scheich und ich schüttle den Kopf.
 

"Nicht nötig, das schaff ich schon allein!" antworte ich, obwohl ich schon vorher weiß, dass es den Scheich nicht interessiert.
 

"Sieht mir aber nicht danach aus, ich helf Dir gern!" sagt er.
 

Wusste ich doch! Er kommt zu mir rüber und stellt sich direkt hinter mich. Ich versuche dem plötzlichen Impuls zu widerstehen, mich vom Badewannenrand abzustoßen und in die Mitte der Wanne zu flüchten. Das ist gar nicht so einfach! Mein ganzer Körper verkrampft sich, als ich seine Hände in meinen Haaren spüre. Zu meiner Überraschung ist er gar nicht grob zu mir, sondern sogar erstaunlich sanft! Dennoch ist mir diese Berührung mehr als unangenehm. Der Scheich schäumt durch eine sanfte Massage meine Haare ein und ich wage nicht, mich irgendwie zu rühren und hoffe nur, dass er schnell damit fertig ist.
 

"Sei doch nicht so verkrampft!" haucht der Scheich mir ins Ohr und eine Gänsehaut läuft mir über den Rücken, obwohl das Wasser ziemlich warm ist. Verdammt! Der Typ soll endlich verschwinden!
 

"Nun gut, den Rest schaffst Du sicher auch alleine! Spül Dir den Schaum ab und komm angezogen zu mir ins Zimmer, Du hast bestimmt Hunger!" flüstert der Scheich und erhebt sich.
 

In mir steigt das irrationale Gefühl auf, dass ich diese sanfte Kopfmassage vermisse, so sanft ging sonst immer nur mein Bruder mit mir um. Scheiße verdammt! Der Scheich macht mich wahnsinnig! Und genau das hat der Typ sicher auch mit seiner Aktion beabsichtigt! Ich hasse ihn!
 

"Beeil Dich bitte und lass mich nicht zu lange warten!" meint der Scheich und verlässt das Badezimmer.
 

Erschöpft und völlig verwirrt sinke ich mit dem Kopf unter Wasser, um mir den Schaum aus den Haaren zu spülen. Ich will den Scheich nicht verärgern und zu lange warten lassen, aber ich hab Angst, ihm wieder so verdammt nah zu kommen. Diese sanften Berührungen erschrecken mich! Ich will das nicht! Hilf mir, Seto!
 

~Seto´s Sicht~
 

Verdammt! Der Kerl nervt! Kann sich dieser Köter nicht auf einen andren Platz setzen? Der starrt mich jetzt schon seit einer halben Stunde an und fragt mich ständig irgendwelche dummen Sachen.
 

"Kaiba?" höre ich die blonde Klette fragen und ich dreh mich genervt zu ihm um.
 

"Was?" blaffe ich ihn an, der soll sich bloß nicht einbilden, dass ich gerne auf seine Fragen antworte.
 

"Wieso tragen Deine Bodyguards eigentlich keine richtigen Waffen? Ich mein, Schreckschusspistolen und Stromschocker kann man ja nun wirklich nicht als richtige Waffen bezeichnen, zumindest nicht, wenn man ein Bodyguard ist!" sagt Wheeler und ich rolle genervt mit den Augen.
 

"Ziemlich dumme Frage, Köter! Aber von Dir hatte ich auch gar nichts anderes erwartet!" sage ich und bemerke mit Genugtuung, wie sich Wheeler´s Gesichtsausdruck verfinstert.
 

"Kannst Du mir nicht einmal eine richtige Antwort geben? Musst Du mich ständig in jedem Satz beleidigen?" fragt er vorwurfsvoll und ich zucke nur mit den Schultern.
 

"Warum sollte ich Dir eine richtige Antwort geben? Und warum sollte ich damit aufhören, Dich zu beleidigen?" frage ich desinteressiert.
 

"Weil ich krank bin vielleicht?" meint Wheeler und ich grinse fies.
 

"Soll ich vielleicht Mitleid mit Dir haben?" frage ich und Wheeler´s Augenbrauen ziehen sich zusammen.
 

"Wäre zumindest ein Anfang! Immerhin bin ich auch Deinetwegen hier!" erwidert er und mein Grinsen verflüchtigt sich.
 

"Hab ich Dich vielleicht darum gebeten?" frage ich, Wheeler schüttelt den Kopf.
 

"Nein, hast Du nicht! Ich bin aber trotzdem gekommen, weil ich es so wollte und weil Yugi es so wollte!" antwortet er.
 

"Soll das jetzt mein Problem sein? Tust Du immer, was Yugi will?" frage ich.
 

"Er hat mich drum gebeten, okay?! Wenn mich mein bester Freund um etwas bittet, kann ich doch wohl schlecht ,Nein' sagen!" sagt er.
 

"Was interessieren mich Deine Freunde?" frage ich weiter.
 

"Na hör mal, Yugi ist auch Dein Freund!" antwortet Wheeler und ich grinse ihn spöttisch an.
 

"Wer hat Dir denn den Schwachsinn erzählt? Nur weil ich Mokuba gestatte, sich mit Yugi zu treffen, wann immer er Lust hat, muss das noch lange nicht heißen, dass ich mit Yugi befreundet bin, oder hab ich was nicht mitbekommen?" frage ich sarkastisch.
 

"Ähm, okay! Egal, was wollt ich noch? Scheiße! Jetzt weiß ich nicht mehr, was ich wollte!" flucht Wheeler und ich schüttle genervt den Kopf.
 

"Wusstest Du überhaupt schon mal, was Du wolltest?" frage ich, Wheeler zuckt mit seinen Augenbrauen.
 

"Kannst Du auch noch etwas andres, als mich mit Deinen Gegenfragen zu verwirren?" fragt Wheeler wütend und ich grinse fies.
 

"Strengt das Dein kleines Gehirn zu sehr an?" frage ich spöttisch, Wheeler verschränkt beleidigt seine Arme.
 

"Ganz sicher nicht! Bild Dir bloß nichts darauf ein!" antwortet er.
 

"Ach, ist der Köter jetzt etwa beleidigt?" frage ich weiter.
 

Irgendwie finde ich tatsächlich Gefallen daran, Wheeler mit Fragen zu bombardieren, immerhin hat er dasselbe mit mir gemacht.
 

"Hör auf damit!" erwidert Wheeler.
 

"Sonst was?" frage ich.
 

"Sonst knall ich Dir eine!" meint Wheeler grinsend und ich ziehe etwas erstaunt meine rechte Augenbraue hoch.
 

"Soll das vielleicht eine Drohung sein?" frage ich amüsiert.
 

"Sicher! Hast Du jetzt Angst?" fragt der blonde Köter und ich mustere ihn abschätzend.
 

"Du willst Dich mit mir anlegen? Hast Du denn überhaupt soviel Mut?" frage ich.
 

"Joey, nicht! Das bringt doch nichts!" höre ich Taylor rufen, Wheeler bringt ihn mit einer kurzen Handbewegung zum Schweigen.
 

"Schon gut Tristan! Misch Dich bitte nicht ein, ich mach das schon!" meint er, ohne den Blick von mir abzuwenden.
 

"Du willst also auf die Hilfe Deiner Freunde verzichten?" frage ich grinsend und Wheeler nickt.
 

"Die brauch ich dafür nicht. Du bist nämlich gar nicht so stark, wie Du tust!" antwortet er.
 

"Nicht? Und was treibt Dich zu dieser Annahme?" frage ich ein klein wenig interessiert.
 

"Ich glaube, Du bist in Wirklichkeit einfach nur verbittert und dieses ständige Gerede, dass Du keine Freunde brauchst und so, das ist Alles nur ein Selbstschutz, damit Dir keiner wehtun kann!" meint Wheeler und ich bin doch tatsächlich sekundenlang sprachlos.
 

"Was weißt Du schon über mich?" frage ich ziemlich wütend, Wheeler zuckt kurz mit den Schultern.
 

"Nicht viel! Aber was ich so über Dich weiß, reicht vollkommen!" erwidert er.
 

"Was willst Du damit sagen?" frage ich genervt.
 

"Na ja, Deine Kindheit schien ja ein einziger Alptraum zu sein, das haben wir ja alle mitbekommen. Erst Tod der Eltern, dann Waisenhaus, dann Gozaburo, na ja und dann halt die Firma. Von wirklich glücklicher Kindheit kann man da nicht reden! Mokuba hatte es da vielleicht ein bisschen besser, schätze ich!" meint Wheeler und ich muss mich doch stark zusammenreißen, damit ich ihn nicht gleich erwürge.
 

"Was hat mein Bruder jetzt damit zu tun?" frage ich.
 

"Na überleg doch mal! Dein Bruder hatte die ganze Zeit Dich als Vorbild, als Beschützer, als Freund, als Familie!" antwortet er und ich ziehe wütend meine Augenbrauen zusammen.
 

"Worauf willst Du hinaus?" frage ich weiter, die Richtung, in die dieses Gespräch geht, gefällt mir nicht!
 

"Ganz einfach! Wenn Mokuba die ganze Zeit Dich hatte, wen hattest Du? Ich mein, als Freund und Familie war Mokuba natürlich da, aber wen hattest du als Vorbild, als Beschützer?" fragt Wheeler und ich schließe sekundenlang meine Augen.
 

"Was willst Du eigentlich von mir?" frage ich gestresst.
 

"Ich will gar nichts von Dir, ich will Dir nur etwas klar machen, das ist alles!" meint er.
 

"Und was soll das sein?" frage ich.
 

"Das sag ich Dir! Du hattest die ganze Zeit über nur so einen Typen, wie Gozaburo als Vorbild, einen eiskalten, skrupellosen Geschäftsmann, der Waffen entwickelt und gewinnbringend verkauft hat!" antwortet Wheeler.
 

"Was soll mir das jetzt sagen?" frage ich gelangweilt, Gozaburo ist für mich längst Geschichte.
 

"Ganz einfach, der Typ hat Dich dazu gebracht, andren Menschen gegenüber misstrauisch zu werden, er hat Dir Dein menschliches Vertrauen geraubt. In der Zeit, in der Du von Gozaburo schikaniert wurdest, hat Deine Seele erheblichen Schaden genommen. Ich mein, Du warst immerhin noch ein Kind. Zwar ein ziemlich intelligentes Kind, aber trotzdem noch ein Kind, das eine Familie brauchte, das geliebt und beschützt werden wollte! Mokuba konntest Du von all den Dingen abschirmen, die Dir widerfahren sind, er ist ein ziemlich lebhafter Junge, mit einem großen Ziel und jeder Menge Träume. Aber was ist mit Dir? Was hast Du für ein Ziel, was hast Du für Träume? Worum dreht sich Deine Welt? Wenn Mokuba Dich nicht mehr braucht, wenn er alt genug ist, um auf sich selbst aufzupassen, wenn er eine eigene Familie gründet, was bleibt Dir dann?" fragt Wheeler und ich schnappe überrascht und wütend nach Luft.
 

"Was geht es Dich an, was mir bleibt, was geht Dich mein Leben an?" frage ich sauer.
 

"Du hast Recht, was geht es mich an? Nichts! Aber ich sag Dir trotzdem, was Dir dann noch bleibt, nämlich nichts! Nichts, außer Deiner Firma! Und irgendwann wird es nicht mehr genug für Dich sein! Irgendwann wirst Du dieses Leben verfluchen und dann wird es zu spät sein!" erwidert Wheeler erstaunlich ruhig und ich bilde mir doch tatsächlich ein, dass ich einen Hauch Mitleid aus seiner Stimme heraushöre.
 

"Hast Du ein Problem damit, wie ich mein Leben führe? Was bezweckst Du mit Deinem Gequatsche?" frage ich miesmutig.
 

"Ich bezwecke gar nichts damit, ich versuche lediglich zu verstehen, warum Du so bist, wie Du bist, warum Du dies oder jenes tust, warum Du Dich gegen die Freundschaft entscheidest und für die Einsamkeit in Deinem Büro!" antwortet er.
 

Einsamkeit in meinem Büro?
 

"Willst Du damit etwa behaupten, dass ich einsam bin?" frage ich spöttisch, Wheeler nickt.
 

"Genau das will ich damit sagen! Du bist einsam!" sagt er und ich breche in höhnisches Gelächter aus.
 

Das ist doch wohl der bekloppteste Unsinn, den ich je von diesem Köter gehört habe.
 

"Du weißt, dass ich Recht habe, Kaiba! Versuch nicht, Dich selbst zu belügen, das bringt nichts! Irgendwann wirst Du merken, dass Du tatsächlich einsam bist, verlass Dich drauf!" meint Wheeler und dreht sich zum Fenster.
 

Ich wische mir eine Lachträne aus den Augenwinkeln und schüttle ungläubig den Kopf.
 

"Du glaubst doch nicht wirklich an diesen Unsinn, den Du da von Dir gibst, oder?" frage ich amüsiert, Wheeler antwortet nicht und starrt nur aus dem Fenster.
 

Ich zucke mit den Schultern und werfe über die Schulter einen giftigen Blick zu Wheeler´s Freunden, die sofort den Blick von mir abwenden. Ich dreh mich wieder um und starre auf den Bildschirm meines Laptops. Ich bin nicht einsam! Der Köter hat keine Ahnung! Meine Firma reicht mir vollkommen! Ich bin nicht einsam! Auch wenn Mokuba schon 18 ist und vielleicht irgendwann eine Freundin findet und ne Familie gründet, ist er immer noch mein Bruder! Ich bin ganz sicher nicht einsam! Ich brauche niemanden! Und ich bin sicher niemandem Rechenschaft darüber schuldig, wie ich mein Leben führe! Was bildet sich dieser Köter eigentlich ein?
 

Ich merke ganz nebenbei, dass sich meine Hände in die Seiten meines Laptops gekrallt haben und dann spüre ich eine leichte Berührung auf meiner rechten Hand. Etwas verwirrt blinzle ich kurz und starre auf die Hand, die direkt auf meiner liegt.
 

"Wheeler!" zische ich leise und sofort zieht er die Hand zurück.
 

"Tut mir leid!" murmelt er leise. "Ich wollte Dich nicht in Verlegenheit bringen, ich bin wohl etwas zu weit gegangen!"
 

Überrascht schnappe ich nach Luft. Hat der Typ jetzt komplett den Verstand verloren?
 

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Getrennte Wege!

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24. Getrennte Wege!
 

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~Joey´s Sicht~
 

Oh, verdammte Scheiße! Bin ich denn jetzt vollkommen bescheuert? Wieso kann ich nicht einmal meine große Klappe halten? Aber zum Teufel noch mal, ich hab doch Recht mit meiner Behauptung! Kaiba ist einsam! Er hat weder Freunde, noch eine Frau an seiner Seite. Der Einzige, der ihm wirklich zur Seite steht, ist Mokuba. Seine Angestellten kann man nun wirklich nicht als gute Freunde bezeichnen, die arbeiten bloß für ihn. Außer Roland vielleicht, der scheint irgendwie mehr zu sein, als ein einfacher Angestellter, immerhin ist er neuerdings Vizepräsident der Kaiba Corp, nachdem Mokuba den Posten zu Gunsten seines Studiums aufgeben hat. Aber trotzdem, das kann Kaiba doch nicht wirklich ausreichen? Allein die Tatsache, dass Kaiba bis spät in die Nacht in seinem Büro der Kaiba Corp sitzt, obwohl längst alle seine Angestellten Feierabend haben, ist erschütternd! Eigentlich sollte ich das gar nicht wissen, aber ich kann wirklich nichts dafür, dass ich vorletzten Monaten ein Gespräch zwischen Yugi und Mokuba mit angehört hab. Ganz ehrlich nicht! Was kann ich denn dafür, dass sich die Beiden ausgerechnet im Butterfly Inn darüber unterhalten mussten? Für Privatgespräche ist das Butterfly Inn wirklich nicht der richtige Ort! Mist verdammt! Ich hätte einfach meine Klappe halten sollen. Soll der Typ doch in seinem einsamen, kalten Büro versauern, es ist ganz sicher nicht meine Aufgabe, etwas daran zu ändern! Wenn Kaiba nicht mal auf seinen kleinen Bruder hört, warum sollte er dann auf Yugi oder mich hören? Kaiba macht sowieso nur das, was er will!
 

Ich werfe Kaiba einen mitleidigen Blick zu, er arbeitet schon wieder an seinem Laptop, als ob ihn meine Worte überhaupt nicht berührt hätten. Verdammter Dickkopf! Er würde niemals zugeben, dass ich Recht habe, ich bin in seinen Augen ja bloß ein räudiger Köter, mittelmäßiger Duellant und Gelegenheitskellner. Mistkerl! Wieso zerbreche ich mir eigentlich so sehr den Kopf über ihn? Wann hat das überhaupt angefangen? Und wieso zum Teufel noch mal kann ich nicht einfach damit aufhören?
 

"Hör auf mich anzustarren!" höre ich Kaiba zischen und ich ziehe wütend meine Augenbrauen zusammen.
 

"Ich starre an, wen ich will, kapiert!" maule ich empört, ich bin ihm keine Rechenschaft schuldig und befehlen kann er mir auch nichts.
 

"Aber mich wirst Du gefälligst nicht anstarren!" zischt Kaiba.
 

"Sonst was? Willst Du mich deswegen verklagen?" frage ich leicht angesäuert.
 

"Wünsch Dir das nicht, Köter! Das kannst Du Dir nicht leisten!" sagt er in einem ziemlich spöttischen Tonfall.
 

In mir kocht schon wieder die Wut hoch! Und mit dem Kerl hatte ich vorhin noch Mitleid? Arschloch!
 

"Nur weil Du mehr Geld hast, heißt das nicht, dass ich jetzt Angst vor Dir habe, Großkotz!" fluche ich.
 

Ich bin tierisch sauer und wenn Kaiba mich weiterhin reizt, weiß ich nicht, was ich tue.
 

"Du solltest aber Angst vor mir haben, Wheeler! Ich kann Dir so viele Anwälte auf den Hals hetzen, dass Du Deines Lebens nicht mehr froh wirst!" zischt Kaiba und starrt mich hasserfüllt an.
 

"Ach, soviel Aufstand, nur weil ich Dich anstarre, wann immer es mir passt?" frage ich amüsiert.
 

Kaiba zieht wütend seine Augenbrauen zusammen.
 

"Treib es nicht zu weit!" zischt er.
 

"Und wenn doch? Glaubst Du wirklich, dass ich vor Dir kneife, nur weil Du mit Deinen vielen Anwälten und Deinem Reichtum angibst?" frage ich herausfordernd und verschränke meine Arme.
 

Dass mein Kopf grade wieder etwas stärker wehtut und meine Stimme langsam wieder ziemlich heiser klingt, versuche ich zu ignorieren. Auch die ansteigende Hitze in meinem Körper kümmert mich jetzt nicht weiter.
 

"Du bist wirklich ein respektloser, widerlicher, kleiner Wurm! Du bist es gar nicht wert, dass ich mit Dir diskutiere! Meinetwegen kannst Du verrecken, mich würde es ganz sicher nicht stören!" meint Kaiba mit eiskalter Stimme, die mir unwillkürlich einen ziemlich eiskalten unangenehmen Schauer über den Rücken jagt.
 

Scheiße! Das hat gesessen! Ich spüre förmlich, wie mein Gesicht blass wird und ich höre das erschrockene Aufkeuchen meiner Freunde. Mein Blick fällt an Kaiba vorbei auf das erschrockene Gesicht von Maico, die auf der anderen Seite vom Gang sitzt. Sekundenlang kann ich mich weder rühren, noch irgendetwas sagen. Ungläubig schüttle ich den Kopf und grinse dann leicht gequält.
 

"Okay, Kaiba! Vielleicht tu ich Dir irgendwann den Gefallen! Wenn es Dich wirklich nicht stört, sollte es mich ebenfalls nicht stören, nicht wahr? Ich find´s zwar jetzt ungerecht gegenüber Mokuba, aber ich werde Dir nicht mehr helfen! Ich werde ins Krankenhaus gehen und dort warten, bis alles vorbei ist und wer weiß, vielleicht bringt mich diese verdammte Grippe ja um, dann brauchst Du mich nicht mal mit nach Domino zurücknehmen!" sage ich ruhig, obwohl in mir ein Vulkan brodelt.
 

Kaiba antwortet nicht und starrt mich einfach nur ausdruckslos an, ich zucke mit den Schultern und dreh mich zum Fenster. Mein Kopf zerplatzt förmlich und meine Hände zittern. Ich soll also verrecken, ja? Meine Augen brennen, aber ich versuche die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Männer weinen nicht! Und ich werde ganz sicher nicht in Kaiba´s Gegenwart flennen, ich werde mich nicht auf diese Weise von ihm demütigen lassen!
 

Es tut weh! Verdammt weh! Ich stand schon ziemlich oft kurz vor dem Tod, aber nie hat es mich gekümmert. Ich hab mich sooft selbst in tödliche Gefahr gebracht, um meine Freunde zu retten, oder zu beschützen und nie hab ich darüber nachgedacht, was es heißt zu sterben. Nie hatte ich Angst davor. Aber diese Worte aus Kaiba´s Mund zu hören, tun verdammt weh! Nach allem, was ich für ihn getan habe, würde es ihn nicht stören, wenn ich einfach verrecke?
 

Ich spüre, wie sich mein Magen verkrampft, aber ich unterdrücke das dringende Gefühl, mich übergeben zu müssen. Tief atme ich durch und drücke meine Stirn ans Fenster, meine Augen schließen sich beinahe automatisch und genauso automatisch krallen sich meine Hände in den Stoff meiner Hose.
 

Schweiß steht mir auf der Stirn! Ich würde es begrüßen, wenn ich wieder das Bewusstsein verlieren würde, aber scheinbar bin ich noch nicht schwach genug. Mein Atem geht schwer, meine Lunge brennt. Nackte Panik versucht Besitz von mir zu nehmen. Noch nie hatte ich Angst, noch nie! Aber jetzt hab ich sie und Kaiba ist Schuld! Ein verdammter Satz aus seinem Mund und ich verspüre nichts als pure Angst. Nicht mal als Marik mit seinem Ra angegriffen hat, hatte ich soviel Angst. Auch nicht als ich gegen Varon oder Mai angetreten bin und um meine Seele spielen musste, hatte ich Angst. Selbst in Ägypten hatte ich nie wirklich Angst um mein Leben. Warum zum Teufel schmerzen Kaiba´s Worte so sehr, dass mir einfach alles wehtut?
 

Bin ich es nicht wert, dass ich lebe? Bin ich es nicht wert, geliebt zu werden? Bin ich es nicht wert, gebraucht zu werden? Meine Mutter hat mich bei meinem Vater gelassen, weil sie mich für einen Versager hält, weil mein Vater ebenfalls einer ist, einen Herzinfarkt aufgrund einer Überdosis Alkohol hat er schon hinter sich. Mai hat mich verlassen, weil sie mich nicht wirklich geliebt hat. Serenity kommt nicht mehr zu mir, wenn sie ein Problem hat, sie geht lieber zu Tristan. Yugi hat kaum noch Zeit für mich, weil er entweder mit Mokuba unterwegs ist, oder sich um Tea kümmert. Duke und Ryou haben ihre eigenen Probleme und sind ziemlich beschäftigt mit ihrer Firma. Ich nehm es niemanden übel, ich komm damit klar! Wirklich!
 

Ich hatte eigentlich angenommen, dass ich Kaiba als Freund gewinnen könnte, aber das hat sich wohl endgültig erledigt. In seinen Augen bin ich ja nur ein respektloser, widerlicher, kleiner Wurm, der gerne verrecken kann! Ich seufze leise und sinke in meinem Sitz zusammen. Ich bin müde und will jetzt einfach nur schlafen, ohne mir Gedanken über Kaiba zu machen. Es interessiert mich nicht im Geringsten, was Kaiba über mich denkt, obwohl ich genau weiß, dass es mich sehr wohl interessiert, obwohl ich nicht einmal weiß, wieso! Ich weiß nicht, warum ich mich ständig mit ihm anlege und ihm beweisen will, dass ich kein schlechter Duellant bin und dass ich es sehr wohl wert bin, wenn man mit mir redet oder diskutiert. Ich bin nicht so blöd, wie immer alle behaupten! Ich bin zwar keine Konkurrenz für Kaiba, aber dennoch bin ich deshalb nicht weniger wert! Er hat kein Recht, so etwas zu sagen! Er hat einfach kein Recht dazu, mich wie ein nichtswürdiges Subjekt zu behandeln!
 

Eine kleine Träne bahnt sich ihren Weg über meine Wange und ich wische sie schnell weg, bevor irgendjemand es mitbekommt. Ich will nicht weinen! Soll Kaiba doch tun und sagen, was er will, es kümmert mich nicht! Ich hoffe nur, dass er Mokuba auch ohne meine Hilfe befreien kann, mehr will ich nicht.
 

Ich höre die leisen Tastengeräusche von Kaiba´s Laptop und das leise Gemurmel meiner Freunde, ich spüre, wie sich mein verkrampfter Körper langsam wieder entspannt. Ich streiche mir mit zittrigen Händen das Haar nach hinten und richte mich wieder auf, Schlaf finde ich jetzt sicher nicht mehr, außerdem wäre es ziemlich unklug von mir, immerhin landen wir in wenigen Minuten. Ich hab keine Lust, von irgendjemandem raus getragen zu werden. Ich werfe einen kurzen Blick an Kaiba vorbei zu meinen Freunden und grinse gequält, damit sie sich keine Sorgen um mich machen. Mir geht es gut! Kaiba´s Worte haben mich nicht im Geringsten verletzt! Ich hasse es, meine Freunde dermaßen schamlos anzulügen, aber sie sollen sich jetzt nicht um mich, sondern um Mokuba kümmern, Mokuba´s Befreiung hat erstmal Vorrang.
 

Tristan will sich erheben, aber ich mache ihm mit einer Handbewegung und einem Kopfschütteln klar, dass er ruhig sitzen bleiben kann. Duke seufzt leise und starrt wütend auf Kaiba´s Sitz. Ryou unterhält sich mit Maico und sie dreht sich mitfühlend zu mir um. Ich lächle freundlich und schüttle etwas den Kopf. Es ist wirklich alles in Ordnung! Ich schau ganz kurz auf Kaiba´s angespanntes Gesicht und auf seine Hände, die unermüdlich über die Tastatur huschen, dann wende ich mich wieder ab und greife zu meiner Medizin und der Wasserflasche. Auch wenn ich gesagt habe, dass ich Kaiba vielleicht den Gefallen tue und verrecke, muss ich das Ganze ja nicht unbedingt beschleunigen, indem ich meine Medizin nicht nehme, oder?
 

~Rebecca´s Sicht~
 

Schweigend betrete ich hinter Ishizu, Marik und Odion die Ankunftshalle des Cairo International Airports. Mein Blick fällt auf die große Uhr an der Wand. 15 Minuten bis zur Ankunft von Kaiba´s Privatflieger. Zeit genug für einen kleinen Abstecher in die Cafeteria.
 

"Lasst uns im Café Ritazza warten, dann müssen wir nicht stehen!" sage ich und Ishizu dreht sich lächelnd zu mir um.
 

"Du willst doch bloß die spezielle Teemischung des Cafés probieren, die seit kurzem dort angeboten wird!" meint sie und ich fühle mich ein wenig ertappt.
 

"Nein, ich verbinde nur Notwendiges mit Angenehmen!" antworte ich und zwinkere ihr frech zu.
 

"So kann man das natürlich auch sehen!" sagt Marik und wuschelt mir durch die Haare.
 

"Hey, lass das!" motze ich ihn, ich hasse es, wenn er das tut.
 

"Schon gut, Kleines! Kommt nicht wieder vor!" meint er grinsend und dreht sich zu Odion um.
 

"Und nenn mich nicht Kleines!" maule ich empört, nur weil ich kleiner bin, als er, muss er mich nicht so nennen.
 

"Jawohl, Kleines!" erwidert Marik grinsend und geht mit Odion auf das Café zu.
 

"Hmpf!" mache ich beleidigt und richte meinen Blick auf Ishizu, die mich aufmunternd anschaut.
 

"Er meint es nicht so! Du weißt, er mag Dich, Du bist immerhin seine erste Praktikantin!" sagt sie und ich seufze leise.
 

"Hast ja Recht, aber trotzdem hasse ich es, wenn er mich so behandelt, als wäre ich ein Kind! Ich bin viel intelligenter als er, aber manchmal hab ich das Gefühl, dass er mich einfach nicht ernst nimmt." sage ich etwas geknickt und gehe neben Ishizu zum Café.
 

"Marik nimmt niemanden ernst, das darfst Du nicht vergessen. Nicht mal mich nimmt er ernst, der Einzige, auf den er hört, ist Odion, aber selbst auf ihn hört Marik nur selten." antwortet Ishizu und ich weiß, dass sie Recht hat.
 

"Trotzdem kann Marik ruhig ein wenig mehr Respekt vor mir haben!" sage ich.
 

"Oh das hat er, mehr als Du glaubst! Genau aus diesem Grund versucht er immer wieder, Dich aus der Reserve zu locken. Du bist zwar ein intelligentes Mädchen, aber Marik´s Spielchen hast Du nicht durchschaut!" erwidert sie zwinkernd.
 

"War Marik schon immer so undurchschaubar?" frage ich, Ishizu nickt.
 

"Ja, schon immer, man weiß nie wirklich, was er denkt. Seit der Pharao weg ist, ist es sogar noch schlimmer geworden. Marik macht sich noch immer Vorwürfe, weil er seine böse Seite nicht davon abhalten konnte, so viel Chaos zu verursachen." sagt sie und lächelt traurig.
 

"Aber er hat seine dunkle Seite doch mit Hilfe des Pharaos besiegt und ihm geholfen ins alte Ägypten zu gehen, damit er seine Erinnerung wiederbekommt!" antworte ich.
 

"Sicher, das hat er, aber trotzdem leidet er noch immer unter der Schuld, dass er seinen Vater getötet hat und unter der Tatsache, dass er aufgrund seiner dunklen Seite sicher noch mehr Menschen getötet hätte, hätte der Pharao ihm nicht geholfen und von der dunklen Seite befreit!" erwidert Ishizu.
 

"Verstehe! Ein Menschenleben auf dem Gewissen zu haben, ist sicher nicht leicht und wenn´s dann auch noch der eigene Vater ist, ist es sicher noch viel schwerer, da nützt es auch nichts, wenn man die Tat seiner dunklen Seite zuschiebt, immerhin kam diese Seite ja aus Marik selbst." sage ich betrübt.
 

Mord verjährt nicht und Schuldgefühle ebenfalls nicht!
 

"Marik versucht damit zu leben, aber leicht ist es nicht. Vielleicht kommt er schneller damit zurecht, wenn er ein anderes Leben retten kann. Es hat schon seinen Grund, warum Marik sich ständig mit dem Scheich anlegt!" sagt Ishizu und ich schau sie neugierig an.
 

"Welchen Grund?" frage ich.
 

"Das darf ich Dir nicht sagen, Marik hat mir verboten, jemals darüber zu sprechen! Selbst Odion weiß nichts davon und tut eigentlich nur das, was er schon immer getan hat, nämlich ihm überallhin zu folgen und zu beschützen." antwortet Ishizu.
 

"Und woher weißt Du von der Sache, die niemand erfahren soll?" frage ich weiter.
 

"Als er von der Giftnatter gebissen wurde und halb im Sterben lag, hat er davon erzählt, unter der Bedingung, dass ich niemals darüber spreche!" antwortet sie und schaut sich kurz um. "Da sind Marik und Odion, lass uns zu ihnen gehen, sie warten sicher schon und fragen sich, wo wir bleiben."
 

"Okay, was auch immer der Grund dafür ist, dass sich Marik freiwillig mit dem Scheich anlegt, ich hoffe, er ist es wert!" sage ich.
 

"Glaub mir, das ist er!" antwortet Ishizu und ich weiß wirklich nicht, was ich nun davon halten soll.
 

Was könnte Marik für einen Grund haben, sich mit dem Scheich anzulegen und warum macht er aus diesem Grund so ein großes Geheimnis? Dass der Scheich sich für Ishizu interessiert, kann nicht der Grund sein, der wäre nun wirklich nicht geheim. Egal, Ishizu wird mir sicher nichts verraten und Marik frag ich lieber gar nicht erst. Ich hoffe nur, dass Marik weiß, was er tut.
 

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Hoffnungsschimmer?

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25. Hoffnungsschimmer?
 

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~Rebecca´s Sicht~
 

Unruhig laufe ich in der Ankunftshalle des Flughafens auf und ab und schaue ständig auf die Uhr.
 

"Verdammt, wo bleiben die denn?" frage ich laut. "Kaiba ist jetzt schon 5 Minuten überfällig!"
 

"Nun beruhig Dich mal Becci, Kaiba´s Privatmaschine wird sicher bald ankommen!" meint Ishizu.
 

"Dahinten sind sie auch schon!" ruft Marik und ich schaue in die Richtung, in die er zeigt.
 

Tatsächlich! Kaiba und sein Gefolge!
 

Seto Kaiba, elegant wie immer. Duke Devlin, typisches Spieleroutfit. Joey Wheeler, ein wenig blass im Gesicht. Ryou Bakura, unscheinbarer Typ. Tristan Taylor, irgendwie wild. Dahinter zwei hohe Angestellte in schwarzen Anzügen, eine Frau im Stewardessendress und vier bullige Typen, anscheinend die Bodyguards.
 

Man, Kaiba weiß wirklich, wie man einen großen Auftritt hat, seine Ankunft in Kairo wird dem Scheich sicher nicht lange verborgen bleiben!
 

"Willkommen in Kairo!" begrüßt Ishizu die Ankömmlinge.
 

Kaiba ignoriert sie total und kommt direkt auf mich zu.
 

"Kommen wir gleich zum Punkt, weißt Du, wo sich der Scheich jetzt aufhält?" fragt er sofort.
 

Typisch Kaiba! Ich nicke kurz.
 

"Ja, weiß ich, Mokuba ist bei ihm! Marik und Odion haben den Scheich bis zum Hotel Le Meridien Heliopolis verfolgt und dort einen befreundeten Pagen mit der Überwachung beauftragt. Kashi hat sich die oberste Etage gemietet und diese wird streng bewacht. Wir rechnen mit ungefähr 5-10 Männern, außerdem sind, neben Mokuba, auch noch zwei Sklaven bei ihm, eine Europäerin und ein junger Afrikaner. Die andren Männer sind ausschließlich Ägypter vom Kairoer Wachschutz. Eine Befreiung kann nur bei Nacht erfolgen, ansonsten würden wir zuviel Aufmerksamkeit erregen." antworte ich und rücke kurz meine Brille zurecht.
 

"Stehen die Jeeps bereit?" fragt Kaiba weiter und ich nicke erneut.
 

"Ja, der Krankenwagen und der Minibus stehen ebenfalls schon bereit. Wir können also sofort loslegen und uns einen Plan ausdenken, wie wir ohne Probleme in die oberste Etage des Hotels kommen. Der Scheich wird sicher bald merken, dass Du hier bist und ihn suchst. Er hat hier ziemlich viele Kontakte." erwidere ich, Kaiba nickt.
 

"Das hatte ich befürchtet, aber daran können wir jetzt nichts ändern!" meint er und ich nicke zustimmend.
 

"Sobald sich der Scheich aus dem Staub machen will, erfahren wir davon und verfolgen ihn, er entkommt uns schon nicht!" sage ich, irgendwie muss ich Kaiba ja Mut machen, auch wenn die Befreiung von Mokuba sicher nicht einfach wird.
 

"Okay, Alles weitere besprechen wir im Hotel, ich muss noch ein paar Dinge mit meinen Mitarbeitern klären!" sagt er.
 

"Wer wird auf Joey aufpassen, wenn er im Krankenhaus ist?" frage ich.
 

"Meine persönliche Stewardess Maico, Roland´s Stellvertreter Hobson und mein persönlicher Bodyguard Yakou." erwidert Kaiba.
 

"Gut, Ishizu wird ebenfalls mit ins Krankenhaus fahren, weil sie sich dort auskennt. Marik und Odion werden sich vor dem Hotel postieren, für den Fall, das der Scheich verschwinden will." sage ich, Kaiba nickt kurz und dreht sich zu seinen Mitarbeitern um, während ich mich an Yugi´s Freunde wende.
 

"Joey, Du siehst blass aus, ist es sehr schlimm?" frage ich, er schüttelt etwas den Kopf und grinst mich an. Irgendwie sieht das Grinsen ein wenig gequält aus.
 

"Geht schon!" murmelt er und ich merke deutlich, dass er lügt.
 

Er zieht mich etwas beiseite, weg von den Anderen.
 

"Hör mir zu Rebecca! Du musst Kaiba unbedingt helfen! Ich würde ihm gerne selbst helfen, aber Du siehst ja selbst, dass es mir grad nicht so gut geht und ich ihm bloß im Weg stehen würde. Versprich mir, dass Du Mokuba befreist, ganz egal, wie Kaiba sich benimmt! Er ist grad ziemlich fertig und äußerst schlecht gelaunt! Nimm´s ihm bitte nicht übel, okay?!" sagt er und schaut mich bittend an.
 

"Klar helf ich ihm, dazu bin ich doch hier! Und mit Kaiba´s schlechter Laune komm ich schon klar, ist kein Problem für ein Genie, wie mich!" antworte ich stolz, Joey nickt.
 

"Dachte ich mir! Danke im Voraus!" meint er und klopft mir auf die Schulter.
 

Irgendwie hat er einen seltsam traurigen Ausdruck im Gesicht.
 

"Was ist los mit Dir Joey? Du bist wirkst irgendwie ein wenig verstört!" sage ich, er schüttelt den Kopf.
 

"Es ist nichts! Wirklich nicht, ich bin nur etwas erschöpft, wegen dieser blöden Grippe!" antwortet Joey und zeigt mir schon wieder dieses aufgezwungene Grinsen.
 

"Lüg mich nicht an Joey! Ich bin intelligent genug, um zu bemerken, wenn mich jemand anlügt, also, was ist wirklich mit Dir los?" frage ich, er seufzt schwer und schüttelt erneut den Kopf.
 

"Das würdest Du nicht verstehen, also frag lieber gar nicht erst! Bleib einfach nur in Kaiba´s Nähe und befrei Mokuba, um mich brauchst Du Dich erstmal nicht zu kümmern. Ich komm schon klar!" antwortet Joey und ich schüttle ungläubig den Kopf.
 

"Immer noch so ein verdammter Dickschädel wie früher!" murre ich und er zuckt grinsend mit den Schultern.
 

"Manche Dinge ändern sich halt nie!" sagt er und es klingt beinahe verbittert.
 

"Ich weiß zwar nicht, was Dich bedrückt, aber wenn Du jemandem zu Reden brauchst, dann wende Dich an Ishizu, die kann wirklich gut zuhören!" erwidere ich und zwinkere ihm leicht zu.
 

"Werde ich vielleicht tun, aber nun mach mal, dass Du loskommst, Kaiba wartet nicht gern!" sagt Joey und deutet mit dem Kopf in Kaiba´s Richtung, der schon am Ausgang steht und offensichtlich nur noch auf mich wartet.
 

"Okay, pass auf Dich auf!" sage ich und verabschiede mich mit einem Augenzwinkern vom ihm und nicke Ishizu noch kurz zu, bevor ich mich umdrehe und zu Kaiba gehe, der ziemlich genervt aussieht.
 

~Joey´s Sicht~
 

Da geht er hin, der große Seto Kaiba! Der arrogante Geschäftsmann und Firmenleiter, der im Moment eigentlich nur ein ziemlich besorgter Bruder ist und definitiv total fertig mit den Nerven, auch wenn er das nie zugeben würde. Ich seufze leise und spüre plötzlich eine Hand auf meiner Schulter.
 

"Komm mit Joey, der Krankenwagen wartet!" höre ich Ishizu´s besorgte Stimme und ich nicke leicht.
 

Ich kann mich kaum auf den Beinen halten, Alles dreht sich um mich, dieses Schwindelgefühl ist wirklich nervig.
 

"Yakou!" rufe ich und dreh mich zu Kaiba´s Bodyguard um.
 

"Ja, Mr. Wheeler?" fragt er.
 

"Oh bitte, nenn mich nicht so, das erinnert mich zu sehr an meinen Vater!" murre ich. "Nenn mich einfach Joey!"
 

"Okay, Joey. Was kann ich für Dich tun?" fragt Yakou und ich seufze leise.
 

"Kannst Du mir mal Deine kräftige Schulter leihen? Ich klapp hier fast zusammen!" sage ich, Yakou nickt grinsend.
 

"Kein Problem, ich kann Sie aber auch gleich tragen!" antwortet er, ich schüttle abwehrend den Kopf.
 

"Bloß nicht! Das wäre mir nun wirklich zu peinlich!" murre ich, Yakou kommt grinsend auf mich zu.
 

"Leg einfach Deinen Arm um meine Schultern, dann klappt das schon!" sagt er und ich halte mich an seinen kräftigen Schultern fest.
 

Ist zwar irgendwie peinlich, aber anders komm ich nicht zum Krankenwagen, meine Beine fühlen sich nämlich an, wie Wackelpudding. Yakou greift mir stützend, aber trotz seiner Körperkraft erstaunlich sanft um meine Hüften und ich bewege mich mit seiner Hilfe langsam Richtung Ausgang zu. Bei jedem Schritt wird mir schwindliger, in meinem Kopf fängt es an zu hämmern, als ob jemand mit einem Hammer auf einen Schmiedeambos schlägt und meine Beine zittern heftig. Man könnte in einem Wort beschreiben, wie ich mich fühle, nämlich scheiße, absolut beschissen fühl ich mich und daran ist nur diese dämliche Grippe Schuld. Ich hätte definitiv zum Arzt gehen oder zumindest in Narita am Flughafen bleiben sollen, aber hinterher ist man immer schlauer. Wieso bin ich eigentlich mit hierher gekommen, wenn ich doch nur die ganze Zeit im Krankenhaus versauern werde?
 

Ich bin ein Versager, ich komm nicht mal gegen so einen lästigen Grippevirus an! Mist! Kaiba hat wohl doch irgendwie Recht, ich bin ein kleiner Wurm. Ein trauriges Grinsen schleicht sich in mein Gesicht und ich verlasse kopfschüttelnd mit Yakou´s hilfreicher Unterstützung die Ankunftshalle des Flughafens. Vor einem Jahr hätte ich mir nie über solche Dinge Gedanken gemacht, da war ich auch noch viel häufiger mit meinen Freunden zusammen. Diese kleine Befreiungsaktion ist seit einem Jahr die erste Gelegenheit, wo fast alle meine Freunde zusammen sind und nicht mal das krieg ich richtig hin. Während sich meine Freunde mit Kaiba und Co. einen Plan ausdenken, um Mokuba aus den Händen des Scheichs zu befreien, werde ich die Zeit mit Grippe im Krankenhaus verbringen. Wirklich klasse! Ich bin echt ein toller Held!
 

Ich hoffe wirklich, dass Kaiba auch ohne meine Hilfe zurecht kommt, aber so wie ich ihn kenne, braucht er mich gar nicht. Niemand braucht mich! Was kann ich denn schon? Ich bin weder so nett und freundlich, wie Yugi, der wirklich in jedem Menschen etwas Gutes sieht, noch so vertrauenswürdig, wie Tristan, der während unserer Schulzeit ständig Schulsprecher war. Ich bin auch nicht so süß und unschuldig, wie Mokuba, der eigentlich immer auf seinen großen Bruder zählen kann, oder so naiv und hübsch, wie meine Schwester, die total in Tristan verknallt ist. Ich bin auch garantiert nicht so intelligent wie Rebecca, oder Kaiba, die gegensätzlicher gar nicht sein könnten. Kaiba der lebende Eisklotz, Rebecca der Feuer speiende Vulkan. Ich bin natürlich auch nicht so sanftmütig, wie Ryou, der wirklich froh ist, dass er seinen verdammten Millenniumsring losgeworden ist, oder so schlau und gerissen, wie Duke, der sich wirklich gut mit Spielen auskennt. Ich bin auch nicht wie Mai, oder Varon, die sich wirklich erstaunlich gut verstehen und irgendwie ständig auf einer Wellenlänge sind und auch nicht wie Ishizu, Odion und Marik, die zusammen einfach ein super Team abgeben, wo einer auf den andren aufpasst. Ich bin eigentlich überhaupt nicht, wie die Anderen, aber muss ich das überhaupt sein?
 

Als der Pharao noch bei uns war, wollte ich immer so sein wie er. Stark, mutig, unbezwingbar, autoritär! Ich wollte auch mal so sein wie Kaiba. Intelligent, stahlhart, hinter einer undurchdringbaren Fassade! Gute Vorsätze für einen Versager, der den High School Abschluss mit 3,5 geschafft hat, eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung bewohnt und sich mit einem Kellnerjob über Wasser hält!
 

Seufzend stelle ich fest, dass wir grade beim Krankenwagen angekommen sind. Ich will eigentlich nicht ins Krankenhaus, aber ich hab keine andre Wahl. Ein junger Ägypter im weißen Outfit öffnet mir bereitwillig die hintere Tür und ich nicke lächelnd.
 

"Thanks! Danke!" sage ich, Englisch war zwar nicht unbedingt mein Lieblingsfach, aber ein paar Brocken bekomm ich doch noch zustande.
 

"No Problem! Kein Problem!" antwortet der Typ und ich stelle fest, dass er einen ziemlich merkwürdigen Akzent hat, der sich irgendwie witzig anhört.
 

Vielleicht klingt das ja immer so, wenn ein Ägypter Englisch spricht.
 

"Maico wird im Krankenwagen mitfahren, der Rest fährt mit dem Mietwagen!" höre ich Hobson´s Stimme hinter mir und ich dreh mich kurz um.
 

"Okay, wir treffen uns dann im Krankenhaus!" murmle ich leise. Ich fühl mich schwach!
 

Yakou hilft mir in den Krankenwagen und ich lasse mich sofort auf die Krankenliege fallen, ich hab schon wieder hohes Fieber und die Hammerschläge in meinem Kopf werden immer stärker. Ich höre noch, wie Maico neben mir Platz nimmt und die Tür geschlossen wird, dann fallen mir auch schon vor Müdigkeit und Erschöpfung die Augen zu.
 

~Seto´s Sicht~
 

Scheiße man! So hab ich mir das aber nicht vorgestellt! Jetzt bin ich zwar diesen dummen, verlausten, nervigen, unnützen Köter los, kann mich aber trotzdem nicht richtig konzentrieren. Verdammt! Völlig genervt sitze ich neben Marik auf dem Beifahrersitz eines alten Jeeps.
 

"Kaiba?" höre ich Hopkins fragen, die direkt hinter mir sitzt.
 

"Was?" frage ich leicht angesäuert, ohne mich umzudrehen.
 

"Weißt Du, was Joey für ein Problem hatte? Der sah irgendwie ziemlich geknickt aus und das kommt definitiv nicht nur von seiner Grippe!" sagt sie und ich ziehe unwillkürlich die Luft ein.
 

Über diesen Köter will ich jetzt garantiert nicht diskutieren! Der trampelt mir sowieso die ganze Zeit nur auf den Nerven rum.
 

"Was geht mich dieser verlauste Flohbeutel an? Der hätte lieber in seiner Hundehütte bleiben sollen!" motze ich genervt.
 

Ich hätte ihm vielleicht nicht unbedingt an den Kopf knallen sollen, dass es mich nicht stören würde, wenn er verreckt, aber ich konnte mich einfach nicht beherrschen. Er hat ja auch selbst Schuld! Niemand hat das Recht in meinem Privatleben rumzustochern und mich zu analysieren. Wheeler ist definitiv nicht mein Psychiater, so was hab ich echt nicht nötig! Ich brauch keinen Psychiater, der mir eh nur das erzählt, was ich selbst schon weiß. Gozaburo hat mich zum harten, erbarmungslosen Geschäftsmann erzogen und mich nur für seine üblen Zwecke benutzt, aber daran kann ich nichts ändern, selbst wenn ich wollte. Vielleicht hätte ich ihn nicht zum Stiefvater wählen dürfen. Vielleicht hätte ich nicht gegen ihn Schach spielen dürfen, nur um mit Mokuba aus diesem Waisenhaus raus zu kommen. Vielleicht wäre mein Leben dann etwas anders verlaufen. Wenn doch nur nicht dieses Wörtchen ,vielleicht' wäre!
 

"Sorry! Ich dachte, Du wüsstest vielleicht, was Joey so bedrückt! Weißt Du, er macht sich wirklich viele Gedanken über Dich und er hat mich drum gebeten, Dir zu helfen, egal wie Du Dich mir gegenüber benimmst!" meint Hopkins und ich schnappe überrascht nach Luft.
 

Das hat Wheeler also von ihr gewollt! Hat der denn nie genug? Wieso zum Teufel sorgt er sich so um mich, wieso denkt er soviel über mich nach? Das ist doch nicht mehr normal!
 

"Ich hab keine Ahnung, was mit diesem Typ los ist, aber es interessiert mich auch nicht! Außerdem hab ich ganz andre Probleme, ich muss meinen Bruder befreien!" antworte ich mies gelaunt.
 

Ich will nicht über Wheeler reden, ich will auch nicht über ihn nachdenken! Ich hoffe nur, dass er seine Drohung, mir den Gefallen zu tun und zu verrecken, nicht wirklich Ernst gemeint hat. Auf Schuldgefühle hab ich wirklich keine Lust! Aber ich vertraue einfach mal darauf, dass der Köter nicht selbstmordgefährdet ist, auch wenn er manchmal echt total durchgeknallt und absolut lebensmüde ist.
 

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Der große Plan!

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26. Der große Plan!
 

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~Seto´s Sicht~
 

Ich steh mit den Anderen im Hotelzimmer des Cairo Hilton Hotels am großen Esstisch in der Mitte des Zimmers. Schweigend lausche ich den Erklärungen dieser kleinen Intelligenzbestie Rebecca Hopkins und frage mich jetzt bestimmt schon zum zehnten Mal, warum sie mir so verdammt ähnlich sein muss. Nicht vom Äußerlichen, aber von ihrem Intelligenzquotienten her betrachtet! Irgendwie ist sie aber total naiv, was mich unweigerlich an Mokuba erinnert. Als ich sie das erste Mal getroffen habe, hab ich sie für eine dumme, kleine Göre gehalten, bis sie mir dann das Gegenteil bewiesen hat. Ihr neues Sicherheitssystem, das sie für mich entwickelt hat, ist wirklich spitzenklasse.
 

"...der beste Weg wäre also über´s Dach, dazu bräuchten wir dann aber einen großen Helikopter, der ziemlich leise ist, was ein Problem darstellt, da sich die einzigen drei Helikopter dieses Typs im Besitz von Präsident Mubarak befinden, wo wir natürlich nicht so einfach rankommen. Wir könnten Mubarak natürlich persönlich fragen, aber dann würden wir das Risiko eingehen, dass auch der Scheich davon erfährt, denn es sind einige Verräter im Präsidentenpalast, die vom Scheich Bestechungsgelder bekommen, die Identität dieser Verräter ist natürlich unbekannt, was uns die Sache natürlich erheblich erschwert. Das heißt also im Klartext, dass wir uns den Helikopter ,borgen' müssen und zwar ohne, dass der Präsident oder der Scheich davon erfährt. Die drei Helikopter befinden sich etwas außerhalb von Kairo auf einem alten Militärgelände, das erst vor kurzem wieder besetzt wurde. Das ist ein großes Glück für uns, da die Sicherheitsvorkehrungen noch nicht voll ausgereift sind. Es gibt kein elektronisches Sicherheitssystem, es sind lediglich ein paar bewaffnete Wachen auf dem Gelände und der Stacheldrahtzaun, der um das Gelände herumführt, steht ständig unter Strom. Es gibt außerdem vier Wachtürme mit Scheinwerfern, auf jedem dieser Türme sitzt ein Wächter mit einem Scharfschützengewehr. Im Flugzeughangar selbst sind keine Wachen, aber bis wir dort hineinkommen, müssen wir sämtliche Wachen auf dem Gelände ausschalten, ansonsten laufen wir Gefahr abgeschossen zu werden, sobald wir uns mit dem Helikopter in der Luft befinden. Da wir nicht genug Leute haben, die sich mit solch einer feindlichen Übernahme auskennen, hab ich mir die Freiheit herausgenommen, ein paar von den Rebellen der hiesigen Rebellenarmee ASRA (Arab Slave Release Army (arabische Sklavenbefreiungsarmee) *Name erfunden*) anzuheuern, die sowieso noch ein Hühnchen mit dem Scheich zu rupfen haben. Sämtliche Rebellen sind dem Präsidenten treu ergeben, werden von diesem allerdings nicht unterstützt, da Mubarak nicht viel von Waffengewalt hält, was es dem Scheich natürlich einfacher macht, hier sein Unwesen zu treiben. Die Rebellen haben schon einige Waffenlager des Scheich geplündert, ein paar Tipps für versteckte Waffenlager haben sie von mir persönlich bekommen, sie verfügen also über die nötigen Mittel, die Wachen auf dem Militärgelände ohne Probleme auszuschalten. Allerdings hab ich darauf bestanden, dass niemand getötet wird und daran werden sich die Rebellen auch halten, da sich auf dem Gelände ausschließlich Männer von Mubarak befinden, die sein höchstes Vertrauen genießen, also definitiv nicht für den Scheich arbeiten." sagt Hopkins und ich bewundere sie ein wenig für ihre Sprachgewandtheit.
 

Sie faltet auf dem großen Tisch eine Karte des Militärgeländes aus und nimmt einen Bleistift zur Hand.
 

"Jetzt zum eigentlichen Plan! Die Rebellen gehen in der Nähe der vier Wachtürme in Stellung und werden erst in Aktion treten, wenn der Strom abgestellt wurde. Es gibt einen Hauptgenerator an der Ostseite des Geländes und einen Notstromaggregat an der Nordseite. Da wir verhindern müssen, dass der Strom wieder eingeschaltet wird, müssen wir den Hauptgenerator und das Notstromaggregat gleichzeitig ausschalten, Kaiba kümmert sich um den Hauptgenerator,..." ich nicke kurz. "...während ich das Notstromaggregat ausschalte. Sobald der Strom abgestellt wurde, werden die Rebellen die Wachtürme besetzten und an der Ostseite den Stacheldrahtzaun einschneiden. Herr Tehnma und Ryou bleiben hier im Hotel und überwachen den Luftverkehr zwischen Militärgelände und Hotel Le Meridien Heliopolis. Odion und Marik sind vor dem Le Meridien Heliopolis und behalten den Scheich im Auge, für den Fall, dass der vorher verschwinden will. Duke und Tristan geben mir am Notstromaggregat Deckung, während Kaiba´s Bodyguards ihm Deckung geben. Sobald der Strom abgestellt und eine Öffnung in den Zaun geschnitten wurde, verteilen wir uns auf das Gelände, jeweils in Vierergruppen damit keiner unterwegs verloren geht. Da Kaiba darauf besteht, dass er nur mit seinen Männern zusammenarbeitet, werden seine drei Bodyguards ihn begleiten, Duke, Tristan und ich werden uns dem Rebellenführer Haroun Kadar Al-Hadan anvertrauen, mit dem ich seit einem halben Jahr befreundet bin. Wie viele Männer er mitbringt, weiß ich nicht, aber es werden sicher genug sein, um die Wachen auszuschalten. Haroun wird mit seinen Leuten vor dem Militärgelände warten, bis wir eingetroffen sind."
 

Hopkins macht eine kleine Pause und rückt sich ihre Brille zurecht.
 

"Sobald wir das Gelände betreten haben, alle Wachen ausgeschaltet und in Gewahrsam genommen wurden, wird Duke den Helikopter starten. Der Helikopter ist für maximal acht Personen zugelassen, es werden folgende Personen mitfliegen: Duke, Tristan, Haroun, Kaiba, seine drei Bodyguards und ich natürlich. Die Rebellenarmee wird die festgenommenen Wachen in einem Lager auf dem Gelände einsperren und sich in ihre geheimen Verstecke zurückziehen. Vom Militärgelände bis zum Le Meridien Heliopolis dauert es nur knappe 5 Minuten, also auch wenn der Scheich mitbekommt, dass wir uns einen Helikopter ,ausgeborgt' haben, wird er keine Zeit haben, sich aus dem Staub zu machen. Wir landen mit dem Helikopter direkt auf dem Hoteldach, während Duke den Helikopter startbereit hält, werde ich mich um das Sicherheitssystem des Hotels kümmern. Haroun übernimmt dann das Kommando über den eigentlichen Befreiungsversuch. Sobald Mokuba befreit wurde, wird Haroun mit Hilfe von Odion und Marik für ein Ablenkungsmanöver sorgen, damit wir unbeschadet entkommen können, bevor der Scheich seine restlichen Männer zusammentrommeln kann. Sollte dieser Plan schief gehen, müssen wir uns einen Plan B ausdenken, allerdings hoffe ich, dass das nicht nötig sein wird."
 

Sie schaut kurz in die Runde.
 

"Sonst noch irgendwelche Fragen?" fragt sie, ich verschränke die Arme und schüttle den Kopf.
 

"Können wir diesem Al-Hadan wirklich vertrauen?" fragt Taylor zweifelnd, Hopkins nickt.
 

"Er ist zwar nicht unbedingt ein sanftmütiger Mensch, aber wenn man ihn nicht verärgert, ist Haroun wirklich sehr umgänglich. Er ist absolut loyal gegenüber Präsident Mubarak, allerdings ist er nicht ganz damit einverstanden, wie der Präsident die Probleme des Landes zu lösen versucht. Haroun ist ein ernstzunehmender Gegner von Scheich Kashi und das aus einem sehr guten Grund. Kashi hat vor zwei Jahren Haroun´s Eltern aufgrund falscher Anschuldigungen wegen angeblicher Spionage festnehmen lassen, zwei Monate später waren sie plötzlich spurlos verschwunden. Es liegt der Verdacht nahe, dass der Scheich sie verschleppt oder vielleicht sogar ermordet hat. Haroun war damals persönlicher Berater von Präsident Mubarak, hat aber nach dem Verschwinden seiner Eltern den Kontakt zu ihm abgebrochen und die Rebellenarmee ins Leben gerufen. Seitdem kämpft er gegen die fiesen Machenschaften des Scheichs und muss sich zudem auch noch von Mubarak in Acht nehmen. Mubarak wird von seiner Regierung unter Druck gesetzt, er soll Haroun´s Rebellenarmee zerschlagen und Haroun an die Behörden ausliefern. Da viele von Mubarak´s Männern für den Scheich arbeiten, bleibt Haroun keine andre Wahl, als sich total abzuschotten und jeden als Feind zu betrachten. Ich hab fast zwei Monate gebraucht, um sein Vertrauen zu gewinnen, also macht Euch nichts draus, wenn er Euch mit äußerstem Misstrauen gegenübertritt." antwortet sie und irgendwie ist mir dieser Al-Hadan jetzt schon sympathisch.
 

"Wie sieht es aus mit Waffen für uns?" fragt Devlin, Hopkins grinst ein wenig.
 

"Auf diese Frage hab ich beinahe schon gewartet! Für Waffen wurde gesorgt, da könnt Ihr Euch bei Marik und Odion bedanken, die haben nämlich vor ein paar Monaten einen alten Militärbunker geplündert, nachdem der Scheich diesen aufgrund einiger Überschwemmungen aufgegeben hat. Die Waffen lagern zurzeit im alten Museumslager, in dem nur die Familie Ishtar Zutritt hat, allerdings habe ich den größten Teil bereits an die Rebellen übergeben. Für Euch habe ich jeweils eine Kiste Blendgranaten, Handfeuerwaffen und Munitionen bereitliegen. Benutzt die Blendgranaten bitte nur auf dem Militärgelände und die Handfeuerwaffen nur bei den Männern des Scheichs im Hotel. Tötet seine Männer nur, wenn´s gar nicht anders geht." erwidert Hopkins und ich hebe anerkennend meine rechte Augenbraue.
 

Für ihre 15 Jahre ist sie wirklich unglaublich intelligent, vorausschauend und knallhart!
 

~Joey´s Sicht~
 

Ich will mich wirklich nicht beschweren, aber hätte man mir nicht vorher sagen können, dass dieser Krankenhausfraß in Ägypten noch widerlicher schmeckt, als im Domino-Hospital?
 

"Hier bleib ich keine Sekunde länger! Diese Pampe kann man doch nicht wirklich essen! Was zum Teufel soll das überhaupt sein?" frage ich ein klein wenig sauer und stell den Teller mit dem undefinierbaren Brei zurück auf das kleine Schränkchen neben meinem Bett.
 

"Das ist Ful, eine typisch ägyptische Spezialität, ein Gericht aus großen braunen Bohnen, das heiß oder kalt in verschiedenen Variationen gegessen werden kann, dazu Tahina, eine Soße aus Sesamöl." antwortet Ishizu und mir kommt alleine bei dem Gedanken daran die Galle hoch.
 

Braune Bohnen mit Sesamöl? Ist ja widerlich! Mürrisch verschränke ich die Arme.
 

"Das Zeug werde ich ganz sicher nicht essen! Ich will Hühnchen-Curry mit Reis und zwar fix!" motze ich, Ishizu schaut mich mitleidig an.
 

"So was haben wir hier nicht, wir sind hier nicht in Japan!" meint sie und ich seufze genervt.
 

Echt klasse! Das fängt ja wirklich super an!
 

"Ich kann Ihnen aber einen Salat bringen lassen. Der nennt sich Tabulah, ein Salat aus Gurken, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Petersilie und dazu Fladenbrot!" sagt Maico und ich nicke kurz.
 

"Hört sich gar nicht so schlecht an! Jedenfalls besser, als diese braunen Bohnen!" antworte ich, Maico nickt kurz und verlässt lächelnd das Krankenzimmer.
 

Trotzdem will ich hier wieder weg! Ich hasse Krankenhäuser und dieses Krankenhaus bildet da keine Ausnahme! Na, zumindest sprechen hier die Meisten halbwegs gut englisch oder japanisch, mit arabisch kann ich nun gar nichts anfangen. Was mich allerdings ein wenig irritiert, ist die Tatsache, dass hier erstaunlich viel Militär rum läuft, bis an die Zähne bewaffnet, als wären die im Krieg.
 

"Sag mal, Ishizu..." frage ich. "...ist es normal, dass hier so viele Soldaten postiert sind?"
 

"Ja, das sind Sicherheitsmaßnahmen, gegen angebliche Anschläge der Rebellen. Die Anschläge gehen aber ausschließlich auf das Konto des Scheichs, leider fehlen die Beweise dafür." meint sie.
 

"Heißt das, wir sind hier nicht wirklich sicher?" frage ich nervös, Ishizu schüttelt den Kopf.
 

"Mach Dir keine Sorgen, hier bist Du sicherer, als in den andren Krankenhäusern, denn die sind unter der Kontrolle des Scheichs." sagt sie.
 

"Soll mich das jetzt beruhigen?" frage ich und verkrieche mich unter die Decke.
 

Dieses ganze Gerede über diesen widerlichen Scheich macht mich ganz konfus, ich bin schwach und würde mich nicht mal richtig wehren können, wenn ich dem Typ in die Arme laufe. Verdammt! Ich will weg hier!
 

Maico kommt durch die Tür ins Zimmer und hat ein neues Tablett in den Händen.
 

"Ich hab Ihnen auch noch ein Kanne Tuareg-Tee mitgebracht. Der besteht aus Helba (Bockshornkleesamen), Orangenschalen, Pomeranzen, Rosmarin, Thymian und Sandelholz und ist ein orientalischer Gesundheitstee, der eine desinfizierende, entzündungshemmende und zugleich aphrodisische Wirkung hat." sagt sie und ich richte mich neugierig auf.
 

Orientalischer Gesundheitstee, der eine desinfizierende, entzündungshemmende und zugleich aphrodisische Wirkung hat? Klingt äußerst interessant!
 

"Okay, her damit! Vielleicht werd ich durch diesen Tee meine Erkältung los!" antworte ich, ist zumindest einen Versuch wert.
 

"Aber trink bitte nicht zuviel davon, der Tee ist ziemlich stark und wenn man nicht daran gewöhnt ist, kann sich die Wirkung des Tees verdoppeln oder verdreifachen." sagt Ishizu und ich nicke abwesend.
 

"Ja, ja, schon kapiert!" antworte ich und fixiere mit meinen Augen die große Teekanne auf dem Tablett.
 

Doppelte, oder sogar dreifache Wirkung? Vielleicht werd ich meine Grippe ja doch schneller los, als ich gedacht habe! In freudiger Erwartung beobachte ich Maico dabei, wie sie mir den Tee in eine kleine Tasse gießt.
 

"Ich werd mich mal um Yakou kümmern, der hat sicher auch Hunger." meint Ishizu und ich kann mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.
 

"Seit wann spielst Du denn den Babysitter für große, starke Bodyguards?" frage ich leicht amüsiert und merke, wie Ishizu ein klein wenig zusammenzuckt.
 

"Das hat überhaupt nichts zu bedeuten!" antwortet sie ein wenig spitz und dreht sich demonstrativ von mir weg.
 

"Na dann, kümmere Dich mal gut um ihn. Nicht dass er sich nachher bei Kaiba über den schlechten Service beschwert!" sage ich grinsend.
 

Ishizu verlässt mit einem kurzen "Hmpf!" das Krankenzimmer.
 

"Das war nicht nett von Ihnen!" sagt Maico tadelnd und reicht mir die Teetasse, ich nicke reumütig.
 

"Tut mir leid, aber ich konnte mich einfach nicht beherrschen. Zwischen den Beiden hat´s anscheinend ja mächtig gefunkt!" antworte ich.
 

"Scheint mir fast so!" meint Maico lächelnd, ich zucke mit den Schultern.
 

"Soll mir egal sein, ich gönn es Ishizu, immerhin kenn ich sie schon ne ganze Weile und Yakou scheint ein netter Typ zu sein. Fragt sich nur, wie Kaiba darauf reagiert, wenn er davon erfährt. Immerhin ist das hier keine Ferienreise für Frischverliebte!" sage ich, Maico seufzt leise.
 

"Stimmt allerdings, aber wir können im Moment sowieso nichts andres tun, als abzuwarten." sagt sie und ich nehme etwas geknickt einen großen Schluck aus der Tasse.
 

Schmeckt gar nicht mal so schlecht der Tee! Etwas gewöhnungsbedürftig vielleicht, aber definitiv nicht übel. Davon könnte ich glatt etwas mehr vertragen und wenn ich Glück habe, bin ich schnell wieder fit und kann Kaiba helfen, seinen Bruder zu retten. Dann kann ich Kaiba beweisen, dass ich kein Versager bin! Bin ich nämlich nicht! Wirklich nicht! Ich will kein Versager sein!
 

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Wo ist der Scheich?

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27. Wo ist der Scheich?
 

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~Rebecca´s Sicht~
 

Ziemlich erschöpft stehe ich mit Haroun neben dem Helikopter, während Duke die Rotoren anwirft. Kaiba und seine Bodyguards stehen am Eingang der Halle, Tristan hockt mit einem Verband um seiner rechten Schulter im Helikopter. Eigentlich hatte ich nicht wirklich daran geglaubt, dass mein Plan, den Helikopter zu stehlen, klappen würde, aber ich bin echt dankbar dafür, dass außer Tristan niemand verletzt wurde.
 

"Danke Haroun! Ohne Deine Männer hätten wir das nie geschafft!" sage ich und streiche mir ein paar zerzauste Haarsträhnen aus dem Gesicht.
 

"Immer gerne wieder, Rebecca! Du weißt, dass Du auf mich zählen kannst, wenn Du Probleme hast. Aber nimm Dich in Acht, übertreib es bloß nicht mit den Machtspielchen. Der Scheich ist ziemlich mächtig, vergiss das nicht und mein alter Freund Mubarak wird sicher auch nicht erfreut darüber sein, dass wir uns einen von seinen heiß geliebten Helikoptern ,ausborgen'. Du bist erst 15 und solltest Dich eigentlich nicht in so eine Gefahr bringen!" antwortet er und sieht mich streng an.
 

"Danke Papa!" erwidere ich mürrisch.
 

"Ich bin nicht Dein Papa, denn wenn ich es wäre, würde ich Dich windelweich prügeln und in Dein Zimmer sperren, damit Du nicht mal daran denkst, Dich irgendeiner Gefahr auszusetzen!" meint Haroun ernst und ich senke demütig den Kopf.
 

"Ich weiß Haroun, aber das ist ein Notfall!" sage ich leise.
 

"Ich versteh Dich ja, aber Du hättest heute sterben können, wenn Dein Freund nicht dazwischen gesprungen wäre!" erwidert Haroun.
 

"Ach was, ist doch nur nen Streifschuss, wirklich nicht der Rede wert!" höre ich Tristan´s Stimme aus dem Helikopter, ich schau ein wenig schuldbewusst zu ihm.
 

"Aber das wäre nicht passiert, wenn ich besser aufgepasst hätte!" sage ich, Tristan winkt nur grinsend ab.
 

"Vergiss es einfach, schließlich bekomm ich nicht oft die Gelegenheit mal den großen Helden zu spielen und die schöne Jungfrau zu retten!" sagt er zwinkernd und ich werde doch tatsächlich rot.
 

"Woher willst Du wissen, ob ich noch Jungfrau bin?" zische ich etwas angesäuert.
 

"Na hör mal, so wie ich Dich kenne, hast Du keine Zeit, um Dir Gedanken über Jungs zu machen!" antwortet Tristan und ich balle wütend meine Hände zu Fäusten.
 

"Okay Leute, wir können abfliegen, macht das Dach auf, dann verschwinden wir!" ruft Duke und ich seufze leise.
 

Dann kriegt Tristan seine Lektion halt später!
 

"Jungfrauen zuerst!" höre ich Haroun´s leicht amüsiert klingende Stimme neben mir und ich funkle ihn böse an.
 

"Alter vor Schönheit!" zische ich und werde im nächsten Moment etwas unsanft zur Seite gedrückt.
 

"Genies haben Vortritt!" meint Kaiba arrogant und klettert neben Tristan auf den Sitz.
 

Klasse! Haben die denn heute alle nen Rad ab? Überaus schlecht gelaunt nehme ich hinter Tristan im Helikopter Platz, während sich Haroun neben mich setzt, Kaiba´s Bodyguards steigen ebenfalls ein und Duke bringt den Helikopter in die Luft.
 

"Wollen wir hoffen, dass Phase 2 des Plans ebenfalls so gut funktioniert!" meint Kaiba und ich nicke kurz.
 

"Die Männer des Scheichs sind skrupelloser als Mubarak´s Wachen, also seid bitte vorsichtig, ich will nicht, dass noch jemand verletzt wird, immerhin war die ganze Sache meine Idee und wenn mein Plan schief geht, ist es meine Schuld!" sage ich leise, ich will nicht, dass irgendwer wegen meinem Plan draufgeht.
 

"Benimm Dich jetzt nicht so kindisch! Wir haben Deinem Plan zugestimmt und wir sind erwachsen genug, um selbst zu entschieden, ob wir uns in Gefahr begeben, oder nicht. Für meinen Bruder würde ich sogar durch die Hölle gehen, klar?!" antwortet Kaiba und wirft mir über die Schulter einen ziemlich eiskalten Blick zu. Ich zweifle keine Sekunde daran, dass er es ernst damit meint!
 

"Kaiba hat Recht! Wir sind älter als Du, wir wissen, was wir uns zumuten können, außerdem sind wir ja ebenfalls bewaffnet und jeder von uns kann mit einer Waffe umgehen. Mach Dir also mal keine Gedanken darüber!" sagt Tristan und ich starre ihn erschrocken an.
 

"Du willst doch nicht immer noch mitmachen, oder?" frage ich und schüttle panisch den Kopf. "Du bist verletzt und das nur, weil ich diesen blöden Wächter nicht gesehen habe!"
 

"Ich sagte doch bereits, dass es nur ein Streifschuss ist! Ich hab den Kerl niedergeschlagen und die Kugel ist knapp an mir vorbeigezischt, kein Grund zur Panik! Ich hab mit Joey schon viel schlimmere Sachen durch gestanden, vergiss nicht, dass wir mal zusammen die Strassen in Domino unsicher gemacht haben!" meint Tristan und zwinkert mir kurz zu.
 

"Ich weiß, Yugi hat mir mal davon erzählt! Aber trotzdem mach ich mir Sorgen!" antworte ich etwas geknickt.
 

"Wir sind gleich da!" höre ich Duke´s Stimme und ich zucke ein wenig zusammen.
 

"Mach Dir mal keine Gedanken darüber, Rebecca, Dein Plan ist Gold wert!" meint Tristan und ich nicke seufzend.
 

"Seid aber trotzdem vorsichtig!" sage ich und sinke etwas unsicher in meinem Sitz zusammen.
 

Ich will wirklich nicht, dass irgendjemandem etwas passiert, die Sache mit Tristan war schon schlimm genug!
 

"Macht Euch bereit, wir landen jetzt!" höre ich Duke sagen und ich schnappe mir Kaiba´s Laptop, der unter Tristan´s Sitz liegt.
 

"Sobald ich das Sicherheitssystem geknackt habe, geht ihr runter in die oberste Etage, aber seid vorsichtig, ich weiß nicht, wie viele Wachen der Scheich hat und auch nicht, wo sie postiert sind. Mokuba wird sicher in dem größten Zimmer sein, das wäre Zimmer Nummer 564, das ist die größte Luxussuite des Hotels und dort wird sich der Scheich höchstwahrscheinlich aufhalten, laut den Informationen des Pagen. Ich glaube, dass der Scheich Mokuba nicht aus den Augen lässt und ihn unter strenger Bewachung hält!" sage ich, während Duke mit dem Helikopter auf dem Dach des Hotels landet.
 

"Das wissen wir doch schon, Hopkins!" meint Kaiba und ich seufze erneut.
 

"Ich wollte nur noch mal sicher gehen, ob ihr wisst, worauf ihr Euch da einlasst!" murmle ich und hacke mich in das Sicherheitssystem des Hotels.
 

Schwer ist es nicht, die Sicherheitssperren sind einfach lächerlich, also keine wirkliche Herausforderung für mich.
 

"Okay, bin drin, die Kameras wurden auf Standby geschaltet und senden keine Bilder mehr aus, die Tür zum Dach wurde entsichert, die Alarmanlagen abgeschaltet, ich werd jetzt noch den Funkverkehr zwischen den Wachen lahm legen und dann könnt ihr rein!" sage ich und sende mit dem Laptop ein Signal aus, dass den Funkverkehr in einem Umkreis von 500 Metern unmöglich macht.
 

"Los jetzt!" rufe ich, sofort springen Kaiba´s Bodyguards aus dem Helikopter und rennen zur Tür, die vom Dach aus ins Treppenhaus führt.
 

"Wenn was ist, meld Dich über den Kaiba Satelliten bei mir, der Communicator in meinem Mantel verfügt über eine direkte Verbindung zum Satelliten und wird durch das Störsignal nicht beeinflusst." sagt Kaiba und verlässt mit Haroun ebenfalls den Helikopter.
 

"Geht in Ordnung!" murmle ich und logge mich sofort in den Kaiba Satelliten ein, nur für den Fall, dass ich Kaiba etwas Wichtiges mitteilen muss.
 

"Dann bis gleich!" meint Tristan und rennt Kaiba hinterher.
 

Ich schau etwas nervös zu Haroun, der mir aufmunternd zulächelt und mit schnellen Schritten auf die Tür zugeht und sie öffnet.
 

~Seto´s Sicht~
 

Dann mal los! Mokuba ich bin unterwegs!
 

"Okay, alles mir nach!" flüstert Al-Hadan und geht mit seiner Waffe in der Hand voraus die schmale Treppe runter.
 

Ich folge ihm und stecke meine rechte Hand in die Manteltasche, dort liegt die Pistole, allerdings hoffe ich, dass ich sie nicht benutzen muss. Ich hasse Waffen, die erinnern mich immer zu sehr an meinen Stiefvater!
 

"Ich geb Dir Deckung, Kaiba, also keine Panik!" höre ich Taylor neben mir flüstern und ich grinse fies.
 

"Als wenn ich darauf angewiesen wäre!" flüstere ich zurück, bin aber trotzdem irgendwie dankbar dafür.
 

Auch wenn ich mich äußerst ungern auf andre Menschen verlasse, bin ich doch froh, dass ich die ganze Scheiße hier nicht alleine durchstehen muss.
 

"Wollte Dir nur Bescheid geben!" meint Taylor und versucht ein zaghaftes Grinsen, das irgendwie leicht schmerzverzerrt aussieht.
 

"Du hättest lieber beim Helikopter bleiben sollen!" zische ich leise, er schüttelt den Kopf.
 

"Das würde mir Joey nie verzeihen!" murmelt er und beißt sich auf die Unterlippe.
 

Ein wenig überrascht schaue ich ihn an, er schüttelt nur den Kopf.
 

"Vergiss es, war nicht so wichtig!" sagt er und folgt Al-Hadan in den verwinkelten Gang der obersten Hoteletage.
 

"Warum sind hier keine Wachen?" höre ich Al-Hadan flüstern.
 

"Keine Ahnung! Vielleicht sind die weiter hinten im Gang!" antwortet Taylor.
 

"Schon möglich!" meint Al-Hadan und schaut vorsichtig um die nächste Ecke. "Weiter!"
 

Al-Hadan schleicht weiter den Gang entlang, Taylor geht hinterher und schaut sich immer wieder nach allen Seiten um, ich folge den Beiden, während meine Bodyguards uns den Rücken freihalten. Es ist so verdammt ruhig hier! Zu ruhig!
 

"Das ist unheimlich!" flüstert Taylor, Al-Hadan nickt.
 

"Hier oben ist keiner! Die sind abgehauen!" sagt er und ich ziehe unwillkürlich die Luft ein.
 

Das kann nicht sein Ernst sein! Mokuba muss hier irgendwo sein!
 

"Er ist hier! Ich werde ihn finden und wenn ich das ganze Hotel einreißen muss!" zische ich wütend und drücke mich an Taylor und Al-Hadan vorbei.
 

"Warte, es könnte auch eine Falle sein!" höre ich Al-Hadan flüstern.
 

"Mir doch egal!" zische ich und gehe mit schnellen Schritten durch den Gang, die Hand an der Waffe in meiner Manteltasche.
 

Ob Falle oder nicht, ich finde Dich Mokuba! Ich höre die schnellen Schritte der Anderen hinter mir und ein leises Fluchen von Taylor.
 

"Fuck! Joey hatte Recht, Du bist ein unberechenbarer Dickkopf, Kaiba!" flucht er und ich zucke nur etwas mit den Schultern.
 

"Und wenn schon, das ist meine Sache! Hättest ja nicht mitkommen brauchen!" zische ich zurück und bleibe vor der Tür mit der Nummer 564 stehen.
 

"Das ging viel zu einfach!" murmelt Al-Hadan, aber das ist mir jetzt so was von egal.
 

Nach einem tiefen Atemzug drücke ich die Klinke der Tür nach unten, die Tür ist erstaunlicherweise nicht abgeschlossen.
 

"Sei bitte vorsichtig!" flüstert Taylor und ich drücke die Tür vorsichtig auf, darauf gefasst, dass mir ein Kugelhagel um die Ohren fliegt, doch nichts passiert.
 

Ich gehe ins Zimmer und schau mich vorsichtig um, hier war bis vor kurzem noch jemand drin! Das Geschirr vom Abendessen steht noch auf dem großen Esstisch in der Mitte des Zimmers, gedeckt wurde für 12 Personen.
 

"Schaut euch um!" sage ich, irgendwo muss der verdammte Scheich stecken oder zumindest irgendein Hinweis auf seinen jetzigen Aufenthaltsort.
 

Verdammt!
 

Mit schnellen Schritten durchquere ich das riesige Zimmer und gehe direkt auf eine Tür zu, die wahrscheinlich ins Schlafzimmer führt. Für die Luxusausstattung des Zimmers hab ich keinen Blick, so was seh ich fast täglich bei mir in der Villa, nichts Besonderes. Mit Schwung öffne ich die Tür und schau mich im Schlafzimmer um, nichts! Das riesige Bett wurde nicht mal angerührt, die Tagesdecke liegt noch fein säuberlich auf dem Bett, dort hat also heute noch keiner drin geschlafen, aber wo zum Teufel noch mal ist dann der Scheich und wo steckt Mokuba?
 

"Kaiba! Komm mal kurz rüber, ich glaub, ich hab was gefunden!" höre ich Taylor rufen und ich dreh mich kurz zu ihm um.
 

"Was denn?" frage ich und gehe mit schnellen Schritten durch den Raum auf eine andere Tür zu, die direkt in ein Luxusbadezimmer erster Güte führt.
 

"Sind das nicht Mokuba´s Sachen? Ich glaub, die hat er mal bei irgendeiner Party getragen!" höre ich Taylor sagen, der neben der riesigen Badewanne steht und ein paar Kleidungsstücke in den Händen hält.
 

Wie hypnotisiert starre ich auf die Sachen. Das sind Mokuba´s Sachen, definitiv! Ich nicke kurz, zu einer anderen Reaktion bin ich momentan nicht fähig. Plötzlich höre ich ein Geräusch aus dem Zimmer.
 

"Halt, wer ist da?" höre ich Al-Hadan rufen.
 

"Please do not shoot! I am unarmed! (Bitte nicht schießen! Ich bin unbewaffnet!)" erklingt kurz darauf eine mir unbekannte ängstliche Stimme.
 

Ich verlasse das Badezimmer, gefolgt von Taylor, der noch immer Mokuba´s Sachen im Arm hat.
 

"Who are you? (Wer bist Du?)" frage ich sauer, während Al-Hadan den jungen Ägypter, der aussieht wie ein Hotelpage, mit der Pistole in Schach hält.
 

"I am the hotel boy Ali Nagib and a friend of Marik! (Ich bin der Hoteljunge Ali Nagib und ein Freund von Marik!)" flüstert der Junge ängstlich und ich drücke seufzend Al-Hadan´s Waffe runter.
 

"Where is the sheikh? (Wo ist der Scheich?)" frage ich, der Junge schüttelt den Kopf.
 

"I don´t know, all the men are gone! (Ich weiß nicht, alle Männer sind weg!)" flüstert der Junge, der nicht viel älter als Mokuba ist.
 

"Was a boy with black hair with them? (War ein Junge mit schwarzen Haaren bei ihnen?)" frage ich, der Junge nickt heftig.
 

"Yes, his name was Mokuba! (Ja, sein Name war Mokuba)" antwortet er und ich packe ihn etwas unsanft am Kragen seiner roten Pagenuniform.
 

"From where do you know his name? (Woher kennst Du seinen Namen?)" frage ich wütend, der Junge zittert ängstlich.
 

"He said it to me and he gave me a message for his brother. Are you his brother? (Er hat ihn mir gesagt und er gab mir eine Nachricht für seinen Bruder. Sind Sie sein Bruder?)" fragt er und ich lasse ihn überrascht los.
 

"Yes, I am his brother! (Ja, ich bin sein Bruder!)" antworte ich, der Page kramt in deiner Uniform rum und zieht eine zusammengefaltete weiße Serviette aus seiner Hosentasche, die er mir mit einem Kopfnicken in die Hand drückt.
 

Mit klopfendem Herzen falte ich die Serviette vorsichtig auseinander und erstarre beinahe vor Schreck, die Schrift wurde mit einer roten Flüssigkeit geschrieben, ich wage gar nicht daran zu denken, dass es sich hierbei um Mokuba´s Blut handeln könnte. Aufmerksam lese ich die wenigen Zeilen durch, die Mokuba für mich aufgeschrieben hat.
 

Seto, mir geht es gut, der Scheich hält mich zwar gefangen, aber er quält mich nicht, zumindest nicht körperlich. Ich hab nur Angst davor, was der Scheich mit mir macht, wenn wir in seiner Villa sind. Ich hab gehört, dass Du in Kairo bist und auf dem Weg ins Hotel, der Scheich weiß ebenfalls davon, Du wirst also zu spät auftauchen. Wir werden nach Siwah fahren, ich weiß zwar nicht, wo das ist, aber ich nehme mal an, dass Du es weißt. Bitte hol mich hier raus! Mokuba
 

Seufzend lasse ich mich in einen Sessel fallen, der in der Nähe steht.
 

"Verdammt!" fluche ich, Taylor nimmt mir die Serviette aus der Hand.
 

"Wo liegt Siwah?" fragt er nach einer Weile.
 

"Mitten in der Wüste!" antwortet Al-Hadan, Taylor keucht leise auf.
 

"Fuck!" flucht er, ich erhebe mich und drücke auf den Communicator an meinem Mantel.
 

"Rebecca, wir brauchen einen Plan B, wir müssen nach Siwah!" sage ich und verlasse mit schnellen Schritten das Hotelzimmer.
 

Ich finde Dich Mokuba, selbst wenn ich dafür durch die Hölle gehen muss!
 

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Ich muss hier weg!

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28. Ich muss hier weg!
 

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~Joey´s Sicht~
 

Oh was für ein verdammter Mist! Ich hätte nicht so viel Tee trinken sollen, ich fühl mich irgendwie total eigenartig, irgendwie leicht angetrunken!
 

"Geht es Ihnen nicht gut, Mr. Wheeler?" höre ich Hobson fragen und ich schüttle etwas den Kopf.
 

"Mir geht´s gut, ich bin nur ein wenig geschafft, die Grippe hat mich ganz schön geschlaucht." antworte ich und setze mich in meinem Krankenbett auf.
 

Hobson steht mit dem Rücken zum Fenster und mustert mich ein wenig besorgt.
 

"Machen Sie sich keine Sorgen, mir geht´s wirklich besser!" sage ich und versuche ein zaghaftes Grinsen.
 

Das Fieber ist endlich ganz gesunken und Kopfschmerzen hab ich auch kaum noch, nur dieser etwas leicht angetrunkene Zustand bereitet mir etwas Kopfzerbrechen. Woran mag das liegen, dass ich mich so komisch fühle?
 

"Wenn Sie meinen! Aber schonen Sie sich trotzdem noch ein wenig!" sagt Hobson und ich nicke kurz.
 

"Natürlich!" sage ich und schau mich im Krankenzimmer um.
 

Ziemlich spärlich eingerichtet, aber wenigstens war Kaiba so frei und hat mir ein Einzelzimmer besorgt, das rechne ich ihm hoch an, na ja, vielleicht war es auch einer seiner Mitarbeiter, kann man ja nie wissen. Aber halt mal, wo sind denn die Anderen?
 

"Wo sind Ishizu, Maico und Yakou?" frage ich.
 

"Im Hotel, Yakou wird allerdings gleich wieder hier sein, er wollte die beiden Damen nur sicher ins Hotel zurückbringen!" erwidert Hobson und ich schau etwas überrascht auf meine Uhr.
 

"Was? Es ist schon nach Mitternacht? Verdammt, ich hab ja fast 4 Stunden geschlafen!" sage ich leicht verwirrt. Aber warum bin ich denn schon wieder wach?
 

Etwas irritiert lasse ich mich wieder ins Bett zurückfallen und streich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Plötzlich klingelt ein Handy.
 

"Hobson hier, was gibt´s?" höre ich Hobson fragen und ich richte mich ein wenig auf.
 

"Ah Mr. Kaiba, haben Sie Mokuba schon gefunden?" fragt Hobson und ich spitze neugierig die Ohren.
 

"Ob ich allein bin? Nein, Mr. Wheeler ist bei mir! ... Aha verstehe, einen Moment bitte!" sagt Hobson, schaut mich kurz an und geht hinaus auf den Flur.
 

Was? Will Kaiba etwa nicht, dass ich mithöre? Na warte, so nicht! Schnell springe ich vom Bett auf und sprinte zur Tür, ich öffne sie einen Spalt und schaue vorsichtig hindurch. Hobson verschwindet gerade um eine Ecke und ich schleiche hinterher, die Tatsache, dass ich gerade nur ein weißes Krankenhausnachthemd trage und außerdem barfuss bin, ignoriere ich einfach. Plötzlich höre ich Hobson´s Stimme und ich bleibe kurz vor der Ecke stehen.
 

"Wie, der Scheich war nicht im Hotel? Wo ist er denn hin? ... Nachricht von Mokuba? ... Aha verstehe, nach Siwah also! ... Natürlich, ich kümmere mich um Mr. Wheeler! ... Selbstverständlich! Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden! ... Geht in Ordnung, Mr. Kaiba! Sein Sie bitte vorsichtig! ... Ja, bis später, Mr. Kaiba!" höre ich Hobson sagen und ich richte mich etwas erschrocken auf.
 

Schnell sprinte ich den Gang zurück in mein Krankenzimmer, werfe mich auf´s Bett und tu so, als ob ich schlafe. Ein paar Augenblicke später wird die Tür geöffnet, ich reibe mir gespielt unschuldig über die Augen und gähne etwas.
 

"Was wollte Kaiba um diese Zeit?" frage ich gespielt neugierig.
 

"Er wollte sich nur nach Ihrem Zustand erkundigen und mir mitteilen, dass er auf den Fersen des Scheichs ist, es dürfte nicht mehr lange dauern, bis er Mokuba befreit hat." antwortet Hobson.
 

Elender Lügner! Das hat sich vorhin ganz anderes angehört! Wütend balle ich unter der Decke meine Hände zu Fäusten und grinse leicht gequält.
 

"Dann kann ich ja bald nach Hause, dieses Krankenhausfutter macht mich sonst noch richtig krank!" antworte ich und lasse mich seufzend ins Bett fallen. "Würden Sie mich dann alleine lassen, ich brauch etwas Schlaf, Yakou kann ja draußen Wache schieben, wenn er wieder da ist. Sie können sicher auch etwas Schlaf gebrauchen."
 

Hobson seufzt leise.
 

"Sie haben Recht, Mr. Wheeler, ich bin schon seit 24 Stunden auf den Beinen und in meinem Alter ist das nicht sehr vorteilhaft. Ich werd mal schauen, wo Yakou bleibt und dann ins Hotel zurückgehen!" sagt er und ich atme ein wenig erleichtert auf.
 

Jetzt muss ich nur noch den Bodyguard loswerden, dann kann ich von hier verschwinden und mich selbst auf die Suche nach diesem verdammten Scheich machen! Wäre doch gelacht, wenn ich das nicht schaffen könnte! Immerhin bin ich Joey Wheeler, der Typ, der niemals aufgibt und das Glück anzieht, wie ein Magnet!
 

"Schlafen Sie gut, Mr. Wheeler, ich werde in der Früh nach Ihnen schauen, wenn irgendwelche Probleme auftreten, ist ja Yakou hier!" sagt Hobson und ich winke müde mit der Hand.
 

"Schon okay, es wird keine Probleme geben, ich will jetzt einfach nur ein wenig pennen!" antworte ich und roll mich auf meinem etwas unbequemen Krankenhausbett zusammen.
 

"Dann bis später, Mr. Wheeler!" meint Hobson und geht in Richtung Tür.
 

"Ja bis später!" antworte ich gespielt müde, Hobson verschwindet ohne ein weiteres Wort auf den Flur.
 

Ich öffne meine Augen und warte ein paar Sekunden, bevor ich aufspringe und zu Tür schleiche. Ich höre auf dem Flur die Stimme von Hobson und Yakou, der anscheinend grade angekommen ist.
 

"Mr. Wheeler braucht nun etwas Ruhe, stören Sie ihn bitte nicht!" sagt Hobson.
 

"Okay, ich werd dann hier draußen Wache halten, Sie können also beruhigt ins Hotel gehen, ich kümmere mich schon um Joey!" antwortet Yakou.
 

Wart´s ab! So einfach bin ich nicht zu bewachen, Mr. Bodyguard! Ein fieses Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht und ich reibe mir vergnügt die Hände. Der Spaß kann beginnen! Ich fühl mich zwar immer noch ein wenig merkwürdig, aber das ist mir jetzt egal. Ich schnappe mir meine Sachen vom Stuhl und betrete das kleine Badezimmer am andren Ende des Zimmers. Ein kurzer Blick in den Spiegel zeigt mir, dass ich wieder eine etwas gesündere Gesichtsfarbe hab, meine Augen sehen auch nicht mehr so blutunterlaufen aus, meine Haare sind nur etwas verstrubbelt, aber das kann ich mit ein paar Handgriffen ändern. Schnell zieh ich mir das weiße Nachthemd aus, ein Glück musste ich meine kurzen Shorts nicht ausziehen, das wäre wirklich zu peinlich! Grinsend schüttle ich den Kopf und zieh mir meine Jeanshose und mein T-Shirt an, danach Socken und Turnschuhe. Okay, jetzt muss ich mir nur noch einen Plan ausdenken, wie ich Yakou loswerde!
 

Plötzlich kommt mir ein blitzartiger Gedanke! Mit einem fiesen Grinsen bind ich mir meine Baseballjacke um die Hüften und zieh das lange Krankenhausnachthemd über meine Sachen, das Teil ist so lang und so weit, dass es Yakou nicht auffallen dürfte, dass ich meine Klamotten drunter trage, nicht mal meine Turnschuhe sind zu sehen! Leise schleiche ich aus dem Badezimmer und auf die Tür zum Flur zu. Zeit für einen kleinen Trick! Ich öffne die Tür und stecke den Kopf hindurch. Yakou sitzt auf der rechten Seite der Tür auf einem Sessel und scheint zu schlafen.
 

"Yakou?" frage ich leise, sofort richtet er sich auf und schaut mich besorgt an.
 

"Was gibt´s, Joey?" fragt er und ich huste ein wenig.
 

"Könntest Du bitte Ishizu holen oder Maico oder irgendeinen Arzt? Ich fühl mich irgendwie total beschissen!" sage ich und huste erneut.
 

"Hast Du wieder Fieber?" fragt Yakou besorgt und erhebt sich von dem Sessel.
 

"Ich glaube ja, ich brauch ganz dringend einen Arzt, mir geht´s echt nicht gut!" keuche ich leise und stütze mich gespielt schwach am Türrahmen ab.
 

Hoffentlich kauft Yakou mir diese Masche ab und verschwindet!
 

"Okay, ich werd sofort einen Arzt suchen, leg Dich am Besten wieder ins Bett, ich bin sofort wieder da!" meint Yakou, schaut mich kurz besorgt an und rennt nach links den Gang hinunter.
 

Wunderbar! Yakou verschwindet um die Ecke, ich reiße mir das Nachthemd vom Körper, werfe es auf´s Bett, schließe hinter mir die Tür und sprinte nach rechts den Gang runter. Bloß schnell weg hier, bevor Yakou mit dem Arzt zurück ist! Keuchend erreiche ich den Fahrstuhl, der gerade losfahren will und springe schnell durch die sich schließenden Türen. Eine Krankenschwester schaut mich etwas verwirrt an und ich grinse etwas peinlich berührt.
 

"Sorry!" murmle ich leise und drücke auf den Knopf für die unterste Etage.
 

Ich muss schnell aus dem Krankenhaus verschwinden, bevor irgendwer etwas mitbekommt! Der Fahrstuhl setzt sich in Bewegung und hält im untersten Stockwerk an, mit einem ,Ding' öffnen sich die Türen und ich sprinte hinaus, durch die Krankenhaushalle und durch die Eingangstür, dabei renn ich zwar beinahe ein altes Rentnerehepaar um, aber das ist mir egal. Ich muss hier verschwinden!
 

Auf der Strasse vor dem Krankenhaus bleib ich keuchend stehen, zieh mir meine Baseballjacke an und schau kurz nach links und nach rechts. Wohin jetzt? Egal! Ich wende mich nach links und renn die Strasse runter, um die nächste Ecke nach links und immer geradeaus. Ich weiß zwar nicht genau, wo ich hin muss, aber darüber kann ich mir hinterher Gedanken machen! Bei der nächsten Ecke renne ich nach rechts und stoße etwas unsanft mit jemandem zusammen. Autsch!
 

"Kannst Du nicht aufpassen, Du Idiot?!" fluche ich und reibe mir den schmerzenden Kopf.
 

Im nächsten Moment werde ich ziemlich unsanft am Kragen meiner Baseballjacke gepackt und ich starre etwas überrascht in zwei fast schwarze Augen, die mir unwillkürlich einen furchtbaren Schrecken einjagen. Mann, die Augen sehen aber finster aus!
 

"Wer bist Du?" (Fettschrift bedeutet andere Sprache, in diesem Fall Arabisch!) schreit mich der Typ an, offenbar vom ägyptischen Militär.
 

Hä? Was will der? Man ich kann doch kein arabisch!
 

"I don´t understand you! (Ich verstehe Sie nicht!)" antworte ich, in der Hoffnung, dass der Mann auch englisch spricht.
 

"Woher kommst Du? Bist Du ein Spion?" schreit er weiter und schüttelt mich kräftig durch.
 

"I don´t speak Arabic! (Ich spreche kein arabisch!)" sage ich und versuche mich aus dem Griff des Typen zu befreien, ohne ihn irgendwie zu verärgern.
 

"Who are you? Do you have a passport? (Wer bist Du? Hast Du einen Pass?)" fragt der Typ mit einem äußerst merkwürdigen Akzent.
 

Passport? Ah Passport, wie Pass!
 

"Wait one moment! (Warten Sie einen Moment!)" antworte ich und durchsuche meine Hosentaschen nach meiner Geldbörse.
 

Verdammt, wo hab ich das Teil denn? Ich durchsuche meine Jackentaschen, finde aber außer einer Packung Kaugummis nichts! Mist!
 

"Do you have a passport? (Hast Du einen Pass?)" fragt er erneut, diesmal anscheinend ernsthaft sauer.
 

"Yes, but the passport lies in the hospital! (Ja, aber der Pass liegt im Krankenhaus!)" antworte ich, da hab ich meine Geldbörse jedenfalls zuletzt gesehen.
 

"Which hospital? (Welches Krankenhaus?)" will der Typ wissen, während er mich noch immer am Kragen meiner Jacke festhält.
 

Welches Krankenhaus? Ja zum Teufel noch mal, woher soll ich das denn wissen? Wie hieß denn das Teil? Irgendwas mit Centre, oder so! International Centre irgendwas!
 

"Which hospital? (Welches Krankenhaus?)" fragt der Mann, man nerv mich nicht!
 

"I don´t know the name! (Ich weiß den Namen nicht)" antworte ich. "International Centre or anything like that! (International Centre oder so!)"
 

"International Medical Centre?" fragt er und ich nicke heftig, ja genau, so hieß das Ding!
 

"Yes, International Medical Centre, that was the name! (Ja, International Medical Centre, das war der Name!)"antworte ich, aber anscheinend war das genau die falsche Antwort, denn das Gesicht des Mannes verfinstert sich bedenklich und der Griff seiner Hände an meinem Kragen wird augenblicklich stärker.
 

"You are arrested! (Du bist festgenommen!)" sagt der Mann und greift ganz plötzlich zu ein paar Handschellen, die er mir blitzschnell um die Handgelenke legt.
 

Hä? Bitte was? Festgenommen? Weswegen?
 

"Why? (Wieso?)" frage ich, der Typ zieht mich hinter sich her, so dass ich beinahe stolpere.
 

"You are an illegal immigrant! (Du bist ein illegaler Einwanderer!)" antwortet er und ich schüttle ungläubig den Kopf.
 

Ich bin was? Illegaler Einwanderer? Spinnt der Typ nun vollkommen?
 

"That is a misunderstanding! I´m no immigrant! I only search a friend who disappeared! (Das ist ein Missverständnis! Ich bin kein Einwanderer! Ich suche nur einen Freund, der verschwunden ist!)" erwidere ich und versuche mich von dem kräftigen Mann mit der Soldatenuniform loszureißen.
 

"Shut up! (Halt die Schnauze!)" sagt der Mann und zieht mich zu einem Jeep, in dem noch ein anderer Mann sitzt.
 

Also jetzt reicht´s mir! So redet niemand mit mir, absolut niemand!
 

"Let me go, asshole! (Lass mich gehen, Arschloch!)" fluche ich und befreie mich von dem Typ.
 

Bevor ich allerdings flüchten kann, werd ich von dem anderen Mann mit einem Gummiknüppel niedergeschlagen, so dass ich nach vorne auf die Knie falle. Scheiße man, was haben die Typen für ein Problem?
 

"Don´t move! (Nicht bewegen!)" schreit der Typ mit den schwarzen Augen und zieht mich unsanft auf die Beine. "Into the car! (Ins Auto!)"
 

Er schiebt mich zum grünen Militärjeep. Verdammter Mist!
 

"I don´t want to! (Ich will nicht!)" antworte ich und versuche erneut zu flüchten.
 

Der zweite Typ tritt mir gegen das rechte Schienbein, so dass ich keuchend zusammenbreche, die Handschellen hindern mich daran, mich frei zu bewegen. Ich hasse diese Dinger! Wenn ich meine Hände frei hätte, würde ich die beiden Typen zusammenschlagen, dass denen Hören und Sehen vergeht!
 

"Move! (Bewegung!)" schreit der andre Typ und ich spucke ihm verächtlich ins Gesicht.
 

Blöder Idiot! Verdammte Arschlöcher! Irgendwie kommt es mir gerade so vor, als hätte ich den Bogen gehörig überspannt, denn die beiden Militärtypen sind so erstaunlich ruhig, ein wenig zu ruhig für meinen Geschmack! Ich erhebe mich stöhnend und schau den Mann, dem ich ins Gesicht gespuckt habe, herausfordernd an.
 

"Do you want more? (Willst Du mehr?)" frage ich frech grinsend, während er sich das Gesicht sauber wischt und mich wütend anstarrt.
 

Im nächsten Moment bereue ich meine Frage, denn als Antwort bekomm ich seine ziemlich kräftige Faust ins Gesicht, so dass mein Kopf ruckartig nach links geschleudert wird und meine Lippe aufplatzt. Scheiße! Das tat weh! Seine andere Faust landet ebenfalls in meinem Gesicht, diesmal fliegt mein Kopf in die andere Richtung und ich gehe stöhnend zu Boden. Man, das passt mir jetzt aber gar nicht! Irgendwie bin ich nicht wirklich gut in Form! Verdammte Scheiße! Etwas benommen schüttle ich den Kopf und werde plötzlich ruckartig nach oben gezogen und auf den Rücksitz des Jeeps geworfen.
 

"One wrong move and you are dead! (Eine falsche Bewegung und Du bist tot!)" zischt der Mann, dem ich ins Gesicht gespuckt hab und hält mir eine Maschinenpistole vor die Nase.
 

Ich schlucke kurz. Also das war ganz sicher nicht geplant! Ich schüttle etwas ängstlich den Kopf.
 

"I don´t want to die! (Ich will nicht sterben!)" sage ich und kneife die Augen zusammen.
 

Verdammt! Kaiba, Du Arsch! Wegen Deinem verdammten Satz bin ich jetzt verflucht! Wegen Deinem scheiß Satz geh ich jetzt garantiert drauf in diesem beschissenen Land! Fuck! Wäre ich bloß nicht mitgekommen, dann hätte ich jetzt zu Hause im Bett liegen können. Ich schüttle erneut den Kopf. So will ich nicht draufgehen, so nicht!
 

"Please don´t shoot! (Bitte nicht schießen!)" flehe ich und spüre im nächsten Moment, wie mir etwas ziemlich Hartes auf den Kopf gedonnert wird.
 

Verdammte Scheiße!
 

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Sklave für den Scheich?

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29. Sklave für den Scheich?
 

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~Joey´s Sicht~
 

Autsch, verdammt! Ich hab das Gefühl, als würde mein Schädel explodieren. Stöhnend richte ich mich auf und stelle sofort fest, dass es taghell ist und ich mich immer noch auf dem Rücksitz von diesem verdammten Jeep befinde und dazu noch mitten in der Wüste, irgendwo im Nirgendwo! Es ist verdammt heiß, zu heiß für meinen Geschmack! Keuchend schüttle ich den Kopf, ich hab furchtbaren Durst. Ich richte meinen Blick auf die beiden Männer, die vor mir in dem Jeep sitzen, wenn ich wollte, könnte ich die jetzt zusammenschlagen, allerdings wäre das nicht unbedingt vorteilhaft, da ich keine Ahnung hab, wo ich mich grade befinde! Der Typ mit den furchtbar schwarzen Augen dreht sich zu mir um und grinst breit.
 

"Are you in pain? (Hast Du Schmerzen?)" fragt mich der Typ und ich schüttle grinsend den Kopf.
 

"No, that was nothing! (Nein, das war nichts!)" antworte ich. "I'm in no pain! (Ich hab keine Schmerzen!)"
 

Das Grinsen des Typen verschwindet augenblicklich und er start mich äußerst wütend an.
 

"I will teach you respect, miserable dog of a mixed breed. (Ich werde Dir Respekt beibringen, elender Hund einer Mischbrut.)" schreit der Mann und verpasst mir einen ziemlich kräftigen Kinnhaken, so dass ich zur Seite geschleudert werde.
 

Wie hat der Kerl mich genannt? Dog? Der Kerl wagt es tatsächlich, mich Hund zu nennen? Und dann auch noch Hund einer Mischbrut? Sehe ich echt aus, wie ein verdammter Straßenköter? Wütend balle ich meine Hände zu Fäusten, dass ich immer noch mit Handschellen gefesselt bin, versuche ich zu ignorieren.
 

"Nobody, absolutely nobody calls me a dog! (Niemand, absolut niemand nennt mich einen Hund!)" zische ich gefährlich ruhig, richte mich wieder auf und starre den Typen wütend an. "I´m not a dog! (Ich bin kein Hund)"
 

Der Kerl lacht böse und wuschelt mir durchs Haar. Irgendwie erinnert mich diese Unterhaltung erschreckend ernüchternd an eine meiner typischen Meinungsverschiedenheiten mit Kaiba und diese Tatsache macht mich umso wütender.
 

"Don´t touch me! (Fass mich nicht an)" zische ich. "Or I will kill you! (Oder ich werde Dich töten!)"
 

Ich erkenne meine eigene Stimme kaum wieder. Sie klingt wirklich mächtig wütend und anscheinend ist das dem Typen mit den schwarzen Augen auch gerade aufgefallen, denn er zuckt merklich zusammen. Ich weiß überhaupt nicht, warum ich grade so mächtig angepisst bin, aber irgendwie kann ich mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass ein wildfremder Typ mich Hund nennt, das hat sonst immer nur Kaiba getan und irgendwie kommt es mir beinahe so vor, als würde dieser fremde Kerl gegen eine ziemlich wichtige Regel verstoßen. Niemand hat das Recht, mich ungestraft als Hund zu betiteln! Außer Kaiba vielleicht, bei dem ist das schon Gewohnheit!
 

"Ich glaub, Kashi wird sich über diesen wilden Kerl mächtig freuen!" meint der andre Typ lachend, während er den Jeep an einer hohen Düne vorbeisteuert.
 

Was labert der Typ? Hab ich das jetzt richtig verstanden? Kashi? Doch nicht etwa Scheich Kashi?
 

"Kashi, sheikh Kashi? What is with him? (Kashi, Scheich Kashi? Was ist mit ihm?)" frage ich unsicher und zugleich ein wenig neugierig.
 

"Oh, you already heard of the sheikh? Very well! You'll become his new slave! (Oh, Du hörtest bereits vom Scheich? Sehr gut! Du wirst sein neuer Sklave!)" antwortet der Mann mit den schwarzen Augen und ich zucke ziemlich erschrocken zusammen.
 

Sklave? Ich? Ein wenig panisch schüttle ich den Kopf, allerdings kommt mir blitzartig ein ziemlich wichtiger Gedanke. Mokuba befindet sich in der Gewalt vom Scheich und diese Männer bringen mich direkt dorthin, wo der Scheich ist, also ist es doch logisch, dass ich dort auch auf Mokuba treffe, oder? Ich versuche krampfhaft ein fieses Grinsen zu unterdrücken und verziehe ein wenig verkrampft mein Gesicht.
 

"Are you afraid? (Hast Du Angst?)" fragt der Typ grinsend.
 

Du hast doch keine Ahnung, was Angst bedeutet, elender Mistkerl! Ich schüttle den Kopf.
 

"No, I'm never afraid! (Nein, ich verspüre niemals Angst!)" antworte ich und grinse leicht.
 

"You will soon stop with the laughter, small worm! (Du wirst bald aufhören mit dem Lachen, kleiner Wurm!)" zischt der Kerl und ich balle wütend meine Hände zu Fäusten.
 

Noch so eine Bemerkung und ich töte den Typen auf der Stelle! Ist mir scheißegal, wie ich aus dieser verdammten Wüste wieder raus finde, wenn der Kerl weiter solche Beleidigungen auf mich abfeuert und Kaiba imitiert, dann erwürge ich ihn mit meinen eigenen Händen! Wenn Kaiba mich beleidigt, dann nehme ich ihm das nicht wirklich übel, von ihm kenne ich das gar nicht anders, aber wenn mich so ein dahergelaufener Möchtegernmilitärfuzzi beschimpft, dann macht mich das unglaublich sauer!
 

"With the next stupid remark you'll end as a dried mummy in the desert! (Beim nächsten dummen Spruch endest Du als vertrocknete Mumie in der Wüste!)" zische ich so eisig, dass mir beim Klang meiner eigenen Stimme ein eiskalter Schauer über den Rücken läuft.
 

"Don´t provoke him too much, the boy looks rather furious! (Provoziere ihn nicht zu sehr, der Junge sieht ziemlich wütend aus!)" meint der andre Typ lachend und ich nicke kurz.
 

"Exactly! Take the advice of your friend! Don´t provoke me! (Genau! Befolge den Rat Deines Freundes! Provoziere mich nicht!)" zische ich und hebe wütend meine Fäuste, die noch immer mit diesen verdammten Handschellen gefesselt sind.
 

"Give him something to drink, he surely is thirsty. A dead slave will be hard to sell! (Gib ihm etwas zu Trinken, er ist sicher durstig. Ein toter Sklave lässt sich schlecht verkaufen!)" meint der Typ am Steuer, der andre Typ mit den schwarzen Augen nickt leicht und wirft mir eine kleine Plastikflasche mit Mineralwasser in den Schoß.
 

"Thanks! Very friendly! (Danke! Sehr freundlich)" murmle ich.
 

Ist es angemessen, sich bei Kerlen zu bedanken, die mich eigentlich nur am Leben erhalten, um mich bei einem widerlichen Scheich für eine hohe Summe als Sklave zu verkaufen? Eigentlich nicht, aber ich bin wirklich durstig, meine Kehle brennt höllisch, das wird mir jetzt erst richtig bewusst! Mit zittrigen Fingern öffne ich die Wasserflasche und trinke gierig daraus. Oh ja, das ist schon viel besser! Plötzlich knurrt mein Magen. Echt klasse! Selbst wenn ich in so einer Situation stecke, wie jetzt, denkt mein Magen nur an das Eine, nämlich Essen!
 

"Food does the boy want, too! Give him something! (Essen will der Junge auch! Gib ihm etwas!)" meint der Typ am Steuer, der Andre grummelt nur etwas Unverständliches und wirft mir eine Tüte getrocknete Datteln zu.
 

Äh? Gibt es nichts Besseres? Mürrisch verzieh ich mein Gesicht.
 

"I am to eat that? (Das soll ich essen?)" frage ich ungläubig und schüttle angewidert den Kopf.
 

"Eat or die! (Iss oder stirb)" zischt der Mann und ich zucke ein wenig zusammen.
 

Okay, dann esse ich die verdammten Datteln halt, wird mich schon nicht umbringen! Ich reiße die Tüte auf und stecke mir eine von den getrockneten Dingern in den Mund. Bäh, schmeckt das scheußlich!
 

"When do we meet the sheikh? (Wann treffen wir den Scheich?)" frage ich mit vollem Mund.
 

"In ten minutes! (In zehn Minuten!)" antwortet der Mann am Steuer, irgendwie kommt es mir so vor, als wäre der ein wenig netter, als der Typ mit den schwarzen Augen.
 

"What is your name? (Was ist Dein Name?)" frage ich, der Typ lacht leise.
 

"You are courageous! Really remarkable! My name is Akbar and my friend on the front-passenger seat is Mustafa. (Du bist mutig! Wirklich bemerkenswert! Mein Name ist Akbar und mein Freund auf dem Beifahrersitz ist Mustafa.)" erwidert er und ich nicke kurz.
 

Akbar und Mustafa, die Namen und die Gesichter der beiden Männer muss ich mir unbedingt merken, für den Fall, dass ich denen noch ne Lektion erteilen muss!
 

Akbar steuert den Jeep auf einer Art Wüstenweg durch die Dünen und scheint sich wirklich köstlich zu amüsieren, während Mustafa mich nicht eine Sekunde aus den Augen lässt und mich mit seinen schwarzen Augen förmlich zu erdolchen versucht.
 

"Why do you stare at me? (Wieso starrst Du mich an?)" frage ich ihn und stecke mir eine weitere Dattel in den Mund.
 

"That's none of your business! (Das geht Dich nichts an!)" zischt Mustafa wütend, ich zucke nur mit den Schultern.
 

"Whatever! (Was auch immer)" nuschle ich mit vollem Mund, soll der Typ mich doch anstarren, der wird schon seine Gründe dafür haben.
 

"He doesn´t like you, because you are such an irreverent rebel! (Er mag Dich nicht, weil Du so ein respektloser Rebell bist!)" meint Akbar und lacht leise.
 

Ich kratze mich etwas nachdenklich am Kinn. Irgendwie könnte der Spruch glatt von Tristan sein, der sagt mir auch ständig, dass Kaiba mich nicht leiden kann, weil ich ihm gegenüber so respektlos bin. Verwirrt schüttle ich den Kopf.
 

"Why do I have to constantly show respect, if I don´t want to at all? (Warum muss ich ständig Respekt zeigen, auch wenn ich gar nicht will?)" frage ich und stecke mir eine weitere Dattel in den Mund, irgendwie muss ich das Hungergefühl in meinem Magen ja loswerden.
 

"You don´t have to do that! Besides, the sheikh likes blond rebels! (Du musst das nicht tun! Außerdem mag der Scheich blonde Rebellen!)" antwortet Akbar und ich schau ihn etwas überrascht an.
 

"Why? (Wieso?)" will ich neugierig wissen, Akbar lacht und Mustafa ebenfalls, ich stecke mir ein wenig verwirrt noch eine Dattel in den Mund.
 

"Because blond rebels are better with sex! (Weil blonde Rebellen besser beim Sex sind!)" antwortet Akbar und ich verschlucke mich fast an der Dattel.
 

Shit! So genau wollte ich das nun auch wieder nicht wissen! Ich huste und greife nach der Wasserflasche, die auf meinem Schoß liegt.
 

"Don't panic! The sheikh already has a toy, about which he has to care about! You are safe for the time being! (Keine Panik! Der Scheich hat schon ein Spielzeug, um das er sich kümmern muss! Du bist vorerst in Sicherheit!)" sagt Akbar und ich blinzle etwas irritiert.
 

Der Scheich hat schon ein ,Spielzeug'? Damit muss Mokuba gemeint sein! Shit! Der widerliche Kerl hat doch nicht etwa vor, den Kleinen zu missbrauchen? Mit größter Anstrengung versuche ich meine aufkommende Wut zu unterdrücken, ich darf mir jetzt auf keinen Fall etwas anmerken lassen. Ich darf die Männer nicht wissen lassen, dass ich Mokuba suche und dass ich ihn befreien will!
 

"Well, lucky me! (Na, welch Glück für mich!)" zische ich leise, darauf bedacht, dass ich nicht allzu wütend klinge, um mich nicht zu verraten.
 

"We will soon be there! The sheikh will surely welcome you with dignity! (Wir sind bald da! Der Scheich wird Dich sicher würdig empfangen!)" sagt Akbar.
 

"I can hardly hide my joy! (Ich kann meine Freude kaum verbergen!)" zische ich sarkastisch und trinke einen weiteren Schluck aus der Wasserflasche, diese verdammte Hitze bringt mich echt um!
 

Plötzlich taucht eine riesige Villa hinter einer Düne auf.
 

"Wow!" hauche ich überrascht.
 

Das Teil ist ja echt riesig!
 

"That is the Siwah mansion, the largest mansion of sheikh Kashi and the safest fortress in all of Egypt! (Das ist die Siwah Villa, die größte Villa von Scheich Kashi und die sicherste Festung in ganz Ägypten!)" meint Akbar.
 

Oha, na da wird eine Flucht wohl ziemlich unmöglich sein! Aber hey, für mich ist eigentlich nichts unmöglich! Oder?
 

Akbar steuert den Jeep direkt auf die Villa zu und irgendwie bekomm ich jetzt doch ein wenig Angst. Überall stehen Männer in Uniform und alle tragen Gewehre oder sogar Maschinenpistolen. Ich schlucke kurz. Ich darf jetzt bloß keine Angst zeigen! Der Jeep hält zwischen ein paar Palmen an, anscheinend ist irgendwo in der Nähe eine riesige Oase.
 

"Follow me! (Folge mir!)" sagt Akbar und steigt aus dem Jeep aus.
 

Ich seufze leise und steige ebenfalls aus, eine andre Wahl hab ich sowieso nicht. Verdammt, ich hätte auf Kaiba hören und im Krankenhaus bleiben sollen. Aber nein, ich musste es ja wieder besser wissen! Mit gesenktem Kopf folge ich Akbar zur großen Treppe, die in die Villa führt, Mustafa drückt mir immer wieder seine Maschinenpistole in den Rücken, anscheinend hat er Angst, dass ich versuche zu flüchten. Ich schüttle grinsend den Kopf. Idiot! Wenn ich von hier flüchte, dann erst, wenn ich Mokuba gefunden habe, ich hoffe nur, dass er mich nicht verrät, wenn er mich erkennt! Das könnte sonst zu einem riesigen Problem werden!
 

"Who is that? (Wer ist das)" erklingt plötzlich eine ziemlich dunkle Stimme und ich schau ein wenig erschrocken auf, ein alter Mann versperrt uns den Weg zur Treppe.
 

"A new slave for the boss! (Ein neuer Sklave für den Boss!)" antwortet Akbar und ich schüttle mich kurz.
 

Sklave! Ich hasse dieses Wort!
 

"The boss is in the right dining hall! (Der Boss ist im rechten Speisesaal!)" erwidert der alte Mann, anscheinend so was wie der Butler der Villa.
 

Akbar nickt kurz und geht die Treppen rauf, augenblicklich spüre ich wieder die Maschinenpistole von Mustafa im Rücken.
 

"Eh, don't panic, I already go! (Eh, keine Panic, ich geh ja schon!)" zische ich und gehe am Butler vorbei die Treppe hoch.
 

Was mich auch dort drin erwarten mag, ich muss Mokuba schnellstens hier raus schaffen, ob mit Kaiba´s Hilfe, oder ohne, ganz egal! Ich muss Mokuba befreien und wenn es das Letzte ist, was ich tue!
 

Akbar öffnet die große Tür und ich folge ihm hindurch. Beim Anblick der riesigen Eingangshalle stockt mir buchstäblich der Atem. Das ist der reinste Wahnsinn! Ich hab einmal das Innere von Kaiba´s Villa gesehen, aber diese Villa hier schlägt seine um Längen! Goldene Kronleuchter an der Decke, Marmorfußboden, goldene Statuen an den Wänden, wertvolle Gemälde überall! Völlig fasziniert schau ich mich in der Eingangshalle um und vergesse doch tatsächlich für ein paar Augenblicke, dass ich als Sklave in diese riesige Villa gekommen bin. Ein Stechen in der Seite macht mir klar, dass Mustafa nicht sehr erfreut darüber ist, dass ich mich so völlig respektlos verhalte und mich so schamlos an dem Luxus hier erfreue.
 

"Asshole! (Arschloch!)" knurre ich unwillig und stecke ihm die Zunge raus, als Antwort bekomm ich seine Faust ins Gesicht.
 

"Don´t touch my new toy! Mustafa! (Fass mein neues Spielzeug nicht an! Mustafa!)" höre ich plötzlich eine unbekannte, ziemlich autoritär klingende Stimme, Mustafa zuckt erschrocken zusammen und fällt augenblicklich auf die Knie.
 

"Sorry, boss! It will not happen again! (Entschuldigung, Boss! Es geschieht nicht wieder!)" flüstert Mustafa.
 

Ich dreh mich zu dem fremden Mann um und weite etwas geschockt meine Augen. Na holla, das nenn ich mal nen echten Scheich! Ich hab keine Ahnung wieso, aber ich fall automatisch auf die Knie. Kein Wunder, dass fast ganz Ägypten Angst vor dem Typen hat, bei der Ausstrahlung ist es wirklich nicht verwunderlich! Sein weißes Gewand ist mit Goldfäden bestickt, sein riesiger Turban trägt das goldene Zeichen des Horus und sein grauer Bart verleiht seinem Antlitz ein wirklich würdevolles Aussehen. Verwirrt schüttle ich den Kopf. So was sieht man echt nicht jeden Tag!
 

"What is your name? (Was ist Dein Name?)" fragt der Scheich.
 

"Joey!" antworte ich, zuviel werd ich dem Typen nicht verraten, zu meiner und Mokuba´s Sicherheit.
 

Apropos Mokuba, wo steckt der? Wo hat der Scheich ihn versteckt? Das muss ich unbedingt herausfinden!
 

"From where do you come? (Woher kommst Du?)" will der Scheich wissen.
 

Moment! Wenn ich ihm jetzt erzähle, dass ich aus Domino komme, wird er wissen, dass ich mit Kaiba hier bin und dann bin ich buchstäblich Toast!
 

"China!" antworte ich, der Scheich zuckt kurz mit den Augenbrauen.
 

"Why are you in Egypt? (Wieso bist Du in Ägypten?)" fragt der Scheich.
 

"I wanted to the museum, but because of flu I landed in the hospital. (Ich wollte in das Museum, aber wegen Grippe landete ich im Krankenhaus.)" erwidere ich, das ist zwar nur die halbe Wahrheit, aber mehr bekommt der Scheich nicht.
 

"Do you have family? (Hast Du Familie?)" fragt der Scheich weiter und ich zucke ganz leicht zusammen.
 

Serenity werd ich ganz sicher nicht mit reinziehen!
 

"No! (Nein!)" antworte ich, der Scheich nickt kurz.
 

"Come with me! (Komm mit mir!)" sagt er und zieht mich an den Handschellen vorwärts.
 

Okay, Mokuba, ich bin hier! Der Scheich hat mich nicht durchschaut! Der Retter in Handschellen naht zu Deiner Rettung! Oh verdammt, worauf hab ich mich da nur wieder eingelassen?
 

~~~~~

Verdammter Köter!

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30. Verdammter Köter!
 

~~~~~
 

~Mokuba´s Sicht~
 

Ein wenig unsicher sitze ich im riesigen Speisesaal am Esstisch und stochere lustlos in dem Salat rum. Ich hab keinen Hunger! Ich will hier nicht sitzen! Ich will nicht, dass mich dieser Jimmy so schamlos anstarrt, der soll endlich verschwinden und nicht so halbnackt an der Tür stehen! Wo ist der Scheich eigentlich hin? Und wer war dieser komische Soldat? Was wollte der hier? Nachdenklich schau ich zur Tür und treffe ungewollt auf Jimmy´s Blick. Boah, muss der Typ mich ständig anstarren? Hau ab! Verpiss Dich endlich! Lass mich in Ruhe! Angewidert wende ich meinen Blick von ihm ab und starre wieder auf meinen Tomatensalat, der mir überhaupt nicht schmeckt, obwohl ich eigentlich Hunger haben müsste, immerhin hab ich seit gestern Abend nichts mehr gegessen, vor unserer etwas sehr übereilten Flucht aus dem Hotel. Hoffentlich hat Seto meine Nachricht erhalten und findet mich hier! Ich kann echt froh sein, das dieser Ali für uns zuständig war, der hat sofort gemerkt, dass ich nicht freiwillig beim Scheich bin. Bei Gelegenheit sollte ich mich bei Marik bedanken, weil er dafür gesorgt hat, dass sein Freund Ali sich freiwillig als Page für den Scheich zur Verfügung gestellt hat, sonst hätte ich die Nachricht für Seto nie am Scheich vorbeischmuggeln können!
 

Ein leises Knarren der Saaltür lässt mich erschrocken aufschauen und dann augenblicklich erstarren. Joey! Aber was macht der hier? Ungläubig schüttle ich den Kopf und sekundenlang schließe ich die Augen, in der Hoffnung, dass ich träume! Ich öffne die Augen wieder und muss erschrocken feststellen, dass ich nicht träume. Joey kommt tatsächlich an der Seite des Scheichs durch die große Saaltür und dazu auch noch mit Handschellen gefesselt! Verdammt! Ich will den Mund öffnen und irgendetwas sagen, aber der Blick, den Joey mir zuwirft, lässt mich meinen Mund wieder schließen. Verstehe! Der Scheich weiß nicht, dass wir uns kennen! Ist das ein Trick von meinem Bruder? Verwendet er Joey als Köder für eine ausgeklügelte Falle? Zuzutrauen wäre es ihm und Joey würde sich sogar freiwillig darauf einlassen, so lebensmüde, wie er immer ist.
 

"Darf ich vorstellen! Joey, meine neueste Errungenschaft, zwar nicht unbedingt billig, aber wirklich sehr faszinierend." höre ich den Scheich sagen und ich zwinge mich dazu, den Blick von Joey abzuwenden und gleichgültig mit den Schultern zu zucken.
 

"Wofür Sie Ihr Geld ausgeben, geht mich nichts an, ich will hier nur weg!" antworte ich, der Scheich lacht nur leise.
 

"Du hast immer noch nichts von Deinem Trotz verloren, kleiner Kaiba! Aber keine Sorge, ich werd ihn Dir schon austreiben, in der Zwischenzeit kannst Du Dich ja mit Deinem neuen Leidensgefährten unterhalten und ihm etwas zu Essen anbieten, der sieht mir von der Nachtfahrt durch die Wüste ziemlich erschöpft aus." erwidert Kashi und schiebt Joey an den Esstisch, auf dem unzählige exotische und weniger exotische Speisen aufgetischt wurden.
 

"Boah! Is ja krass!" haucht Joey überrascht und setzt sich sofort auf einen Stuhl mir gegenüber, ohne mir einen Blick zu gönnen.
 

"Du kannst ja auch japanisch!" meint der Scheich, Joey zuckt nur mit den Schultern und greift sich eine Schüssel mit Weintrauben.
 

"Meine Eltern waren Japaner und sind nur nach China gezogen, wegen den vielen Arbeitslosen, die sind aber schon seit zwei Jahren tot, ich hab also niemanden mehr und China ist auch nicht unbedingt das, was man Heimat schimpfen kann, also spreche ich auch kein chinesisch, sondern nur japanisch und ein bisschen englisch halt." antwortet er, als wäre es das Normalste auf der Welt, einen Scheich so schamlos anzulügen.
 

"Verstehe! Du bist wirklich ein interessanter junger Mann!" sagt Kashi und setzt sich ans Kopfende des Tisches, Joey stopft sich ein paar Weintrauben in den Mund und kratzt sich etwas verlegen am Kopf.
 

"Na, wenn Sie das sagen!" erwidert er und grinst den Scheich frech an.
 

Entweder ist Joey total mutig, oder einfach nur verdammt lebensmüde. Ich tippe mal auf Letzteres!
 

"Haben Sie hier auch Hühnchen?" fragt Joey und ich schüttle etwas ungläubig den Kopf.
 

Der Typ ist nicht nur lebensmüde, sondern auch noch absolut verfressen! Schnallt der denn nicht, dass wir hier in einer äußerst gefährlichen Situation stecken?
 

Mit ausdruckloser Miene beobachte ich Joey´s Fressorgie und stütze meinen Kopf mit meinen Händen ab. Ich weiß, dass der Scheich mich beobachtet, aber ich hab irgendwie das Gefühl, dass Joey viel mehr Aufmerksamkeit von ihm bekommt. Ich riskiere einen kurzen Seitenblick zum Scheich und stelle etwas überrascht fest, dass Kashi völlig fasziniert von Joey zu sein scheint. Ich schau wieder zu Joey und beobachte ihn dabei, wie er sich ein großes Fladenbrot und ein paar Kiwis schnappt. Augenblicklich frage ich mich, was an Joey so interessant ist, dass der Scheich sich plötzlich nicht mehr für mich interessiert. Was ist es? Was hat Joey an sich, was ich nicht habe? Ist es sein unerschütterlicher Optimismus? Seine unglaublich rebellische Art, niemals aufzugeben? Seine Weigerung anderen gegenüber Angst zu zeigen? Irgendwie kommt es mir manchmal so vor, als wäre Joey meinem Bruder wirklich unglaublich ähnlich und dann verhält sich Joey doch wieder völlig anders! Ich werd nicht schlau aus ihm! Seto hat mal gesagt, dass selbst der Hauptcomputer der Kaiba Corp nie vorhersagen kann, was Joey als Nächstes tut während seines Duells und ich glaube, das gilt auch für sein restliches Verhalten außerhalb der Duellarena.
 

Ungläubig schüttle ich den Kopf und widme mich nun doch wieder meinem Tomatensalat, wer weiß schon, wann ich das nächste Mal wieder etwas zum Essen bekomme. Solange der Scheich nett und freundlich zu mir ist, brauch ich mir keine Sorgen zu machen, allerdings sollte ich stets und ständig auf der Hut sein, ich weiß, wozu der Scheich fähig ist und ich will auf keinen Fall mehr von seiner anderen Seite kennen lernen! Ich muss Joey unbedingt vor dem Scheich warnen, sobald ich die Gelegenheit dazu bekomme.
 

~Seto´s Sicht~
 

Verdammter Köter! Verflucht seiest Du, elende Flohschleuder! Verrecken sollst Du, elendig verrecken! Völlig außer mir renne ich im Hotelzimmer auf und ab und verfluche den Tag, an dem ich diesen Köter getroffen habe. Wieso zum Teufel noch mal hab ich mit genau so einer Situation gerechnet? Scheiße verdammt! Muss der Kerl sich denn ständig gegen meine Befehle widersetzen? Ich hab absolut keine Zeit dafür, mich um ihn zu kümmern und ihn zu suchen. Ich muss Mokuba befreien, verdammt noch mal!
 

"Schlechte Neuigkeiten!" höre ich Hopkins rufen und ich schaue überrascht zum großen Tisch, an dem sie sitzt. "Haroun hat mir grade per eMail mitgeteilt, dass ein paar seiner Männer heute Morgen einen Militärjeep gesichtet haben, der auf dem Weg nach Siwah war, angeblich befand sich auf dem Rücksitz eine Person mit einer dunkelblauen Baseballjacke und blonden Haaren, die anscheinend bewusstlos war. Wir können davon ausgehen, dass es sich hierbei um Joey handelt, denn in Ägypten gibt es sicher nicht viele Personen, die zu dieser Beschreibung passen."
 

Ich hab´s gewusst! Verdammt, ich hab´s gewusst! Der Köter macht mich wahnsinnig!
 

"Verdammt! Joey! Muss der Kerl sich denn ständig mit den falschen Leuten anlegen?" höre ich Taylor aufgeregt rufen und ich reibe mir genervt die Schläfen.
 

"Mist! Jetzt darf ich gleich zwei Gefangene aus der Siwah Villa befreien!" fluche ich und trete an den Schreibtisch heran. "Wie weit bist Du mit dem Sicherheitssystem?" Hopkins zuckt mit den Schultern.
 

"Das ist so kompliziert, ich werd sicher noch ne ganze Stunde dafür brauchen, allerdings können wir das auch unterwegs machen." antwortet sie und ich nicke kurz.
 

"Okay, dann fahren wir jetzt zum Rebellenlager, eine andre Möglichkeit haben wir zurzeit nicht!" sage ich und drehe mich zu den andren um. "Wer lieber hier bleiben will, sagt das gleich, die Fahrt durch die Wüste wird kein Spaziergang, zumal es äußerst heiß sein dürfte."
 

Taylor, Devlin und Bakura verschränken beinahe synchron ihre Arme.
 

"Wir kommen mit!" meint Taylor, Devlin und Bakura nicken nur.
 

"Wir kommen auch mit!" meint Marik und deutet mit einer kurzen Handbewegung auf Odion und Ishizu, die ebenfalls nicken.
 

Meine Mitarbeiter und meine Bodyguards brauch ich gar nicht erst fragen, die kommen allein schon deshalb mit, weil ich es sage.
 

"Ich werde auch mitkommen, Mr. Kaiba!" sagt Maico und schaut mich beinahe schon bittend an.
 

Das gefällt mir zwar nicht, aber ich kann sie unmöglich hier alleine zurücklassen, also nicke ich nur knapp.
 

"Also werden alle mitkommen! Einverstanden, aber ich will während der Fahrt keine Klagen hören, kapiert?!" sage ich und wende mich dann wieder an Hopkins, die gerade den Laptop zuklappt und in meinem silbernen Koffer verstaut.
 

"Du übernimmst die Führung, weil nur Du das Rebellenlager kennst, also pass auf, dass wir uns in der Wüste nicht verirren!" sage ich, ich hasse es, wenn ich auf andere angewiesen bin.
 

"Keine Sorge, ich war schon vier Mal dort, so schnell vergesse ich einen Weg nicht!" antwortet sie und reicht mir meinen Koffer.
 

"Wollen wir hoffen!" erwidere ich und marschiere durch die Tür des Hotelzimmers.
 

Ich hasse es, wenn nicht alles nach Plan verläuft. Wheeler´s Verschwinden war definitiv nicht geplant, ich hätte den Köter in Narita zurücklassen sollen!
 

"Warum ist Joey eigentlich aus dem Krankenhaus verschwunden?" höre ich Devlin fragen.
 

"Wahrscheinlich weil er das Gespräch zwischen Mr. Kaiba und mir mit angehört hat." antwortet Hobson und ich schnaube verächtlich.
 

Typisch Wheeler, mischt sich immer in Angelegenheiten, die ihn gar nichts angehen!
 

"Er hat mich wirklich mächtig an der Nase rumgeführt!" meint Yakou, ich grinse leicht. Das muss wirklich eine mächtige Blamage gewesen sein, als er feststellen musste, dass Wheeler sich aus dem Staub gemacht hat.
 

Pah, als ob der Köter jemals freiwillig nach einem Arzt rufen würde, wenn er sich nicht gut fühlt! Mich hätte er mit diesem Trick nicht reinlegen können!
 

"Tja, so ist Joey halt, handelt immer zuerst, bevor er nachdenkt!" sagt Taylor.
 

Ich bleibe vor dem Fahrstuhl stehen und drücke auf dem Knopf, die Türen öffnen sich und ich gehe hinein. Taylor, Devlin, Bakura, Marik, Odion, Ishizu, Hobson, Tehnma, Hopkins, Maico und meine 4 Bodyguards Yakou, Huguta, Toshiro und Kimura betreten den Fahrstuhl ebenfalls. Nur gut, dass der Fahrstuhl für 20 Personen zugelassen ist!
 

Ich drücke auf den Knopf zum Erdgeschoß, die Türen schließen sich und der Fahrstuhl setzt sich augenblicklich in Bewegung.
 

"Sehen wir die Sache doch mal positiv!" meint Bakura. "Wenn Joey tatsächlich auf den Weg nach Siwah ist, dann trifft er dort doch auch unweigerlich auf Mokuba!"
 

Daran hab ich jetzt gar nicht gedacht!
 

"Ja und, was soll uns das jetzt bringen?" fragt Taylor.
 

"Na ganz einfach! Joey kann doch Mokuba mitteilen, dass seine Nachricht angekommen ist und wir auf dem Weg zu ihm sind, also braucht er keine Angst mehr zu haben oder zumindest nicht mehr so sehr, weil er ja nicht mehr alleine mit dem Scheich zu tun hat! So wie ich Joey kenne, wird er die Aufmerksamkeit des Scheich von Mokuba auf sich lenken und Mokuba wahrscheinlich sogar die Möglichkeit zur Flucht verschaffen, wenn er die Gelegenheit dazu bekommt!" antwortet Bakura und ich zucke unweigerlich zusammen.
 

"Lächerlich! Als ob der Köter dazu im Stande wäre!" zische ich sarkastisch.
 

"Was ist, wenn er es schafft? Was ist, wenn Joey Deinem Bruder die Flucht ermöglicht, Kaiba?" fragt Bakura und darauf weiß ich einfach keine passende Antwort.
 

Was wäre dann? Gute Frage! Wäre ich dem Köter dankbar? Wieso mach ich mir überhaupt Gedanken darüber? Der Köter kann ja nicht mal auf sich selbst aufpassen, wie soll er es also schaffen, meinem Bruder eine Flucht zu ermöglichen, aus einer Villa, die mit einem Hochsicherheitsgefängnis vergleichbar ist? Völlig ausgeschlossen! Absolut undenkbar!
 

"Eine Flucht aus der Siwah Villa ohne fremde Hilfe ist völlig unmöglich!" antworte ich.
 

"Für Joey ist nichts unmöglich und selbst wenn es unmöglich wäre, Joey gibt nicht so einfach auf, das müsstest Du doch am Besten wissen, immerhin fordert er Dich bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum Duell heraus, obwohl er genau weiß, dass er gegen Dich nicht gewinnen kann!" meint Taylor und ich grinse verächtlich.
 

"Wheeler ist einfach nur ein nichtsnutziger Köter!" antworte ich, muss Taylor aber dennoch irgendwie Recht geben.
 

Wheeler ist nicht der Typ dafür, einfach das Handtuch zu werfen. Wenn er mir wirklich dabei helfen will, Mokuba zu befreien, wird er ganz sicher nach einem Ausweg suchen, um Mokuba aus der Siwah Villa rauszuschmuggeln, egal wie aussichtslos die Sache auch ist.
 

"Joey findet einen Weg, verlass Dich drauf, Kaiba!" sagt Taylor, ich antworte nichts darauf und verschränke nur etwas nachdenklich die Arme.
 

Vielleicht! Vielleicht aber auch nicht!
 

Egal, ich hab jetzt keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, sollen sich doch seine Freunde um den Köter sorgen, ich hab meine eigenen Probleme!
 

Der Fahrstuhl stoppt im Erdgeschoß und die Türen öffnen sich, ich schreite mit schnellen Schritten durch die Eingangshalle und achte nicht auf die Menschen, die hier geschäftig umher laufen. Was interessieren mich die Bewohner und Gäste dieser Stadt?
 

"Ich hoffe wirklich, dass Joey nichts Blödes anstellt und sich nicht unnötig noch schlimmer in die Scheiße reinreitet!" murmelt Taylor.
 

"Da hoffst Du bei Joey vergebens, Tristan, das weißt Du doch!" antwortet Devlin.
 

Ich schüttle genervt den Kopf und steig auf den Fahrersitz eines der drei Jeeps, die Hopkins besorgt hat. Meinen Koffer stell ich zwischen meinem Sitz und der Rückbank auf den Boden. Hopkins setzt sich auf den Beifahrersitz, während Devlin und Taylor auf dem Rücksitz Platz nehmen. Der Rest verteilt sich auf die andren beiden Jeeps und den bereitstehenden Minibus. Ich werfe einen kurzen Blick zu meinen Bodyguards Huguta, Toshiro und Kimura, die sich einen Jeep teilen, Yakou steigt mit Maico, Ishizu, Hobson und Tehnma in den Minibus, Bakura, Marik und Odion nehmen im dritten Jeep Platz.
 

"Können wir dann los?" frage ich, es erfolgt ein einstimmiges Nicken.
 

"Fahr einfach erstmal Richtung Westen aus der Stadt raus, auf die Strasse in Richtung Al Bawiti, den Rest erklär ich Dir wenn´s soweit ist. Das Rebellenlager liegt zwischen Siwah und Al Bawiti mitten in der Wüste in der Nähe einer versteckten Oase, die so klein ist, dass sie auf keiner Karte eingezeichnet wurde, aber so groß, dass sie problemlos sämtliche Rebellen mit Wasser versorgen kann." sagt Hopkins, ich nicke knapp und starte den Motor.
 

Wollen wir doch mal sehen, ob die Rebellen wirklich so nützlich sind, wie dieser Al-Hadan behauptet hat.
 

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Mutig oder lebensmüde?

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31. Mutig oder lebensmüde?
 

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~Mokuba´s Sicht~
 

Gelangweilt sitze ich auf dem Stuhl in der kleinen Kammer, in die mich der Scheich verfrachtet hat. Von Luxus ist hier keine Spur zu erkennen, nur ein altes Holzbett, ein Tisch und ein Stuhl befinden sich hier drin, das einzige Fenster ist von außen vergittert und die Fensterscheibe besteht anscheinend aus Sicherheitsglas, die Tür zum Flur besteht aus massiven Eichenholz und ist außerdem von außen verschlossen und mit einem Riegel versehen. Das angrenzende Badezimmer hat keine Fenster. Auf dem Flur stehen zwei Wachen, von denen einer dieser Jimmy ist.
 

So sehr ich auch nachdenke, mir fällt keine Möglichkeit ein, von hier zu flüchten und nach Joey zu suchen, der irgendwo hier in dieser Villa stecken muss. Der Scheich hat ihn mitgenommen, bevor ich unter vier Augen mit Joey sprechen konnte. Ich hatte keine Möglichkeit ihn vor den heftigen Wutausbrüchen des Scheichs zu warnen! Ich mach mir ernsthafte Sorgen um ihn, was ist, wenn der Scheich mit Joey genau dasselbe tun will, was er mit mir vorhatte? Ich wage gar nicht daran zu denken, was der Scheich in diesem Moment mit Joey anstellen könnte. Vielleicht wird Joey grad in dieser Sekunde vom Scheich vergewaltigt.
 

"Oh Gott, nicht dran denken! Bloß nicht dran denken!" flüsterte ich panisch und schüttle heftig den Kopf.
 

Mir ist kalt, dabei ist es fast Mittag, nach dem Stand der Sonne zu urteilen. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich die Wüste mal derart hasse könnte, wie jetzt! Wenn ich hier rauskomme, werde ich definitiv nie wieder nach Ägypten fliegen, komme was wolle! Ich hasse Ägypten, ich hasse diese Villa, ich hasse diese trostlose Kammer, die mir immer wieder eiskalte Schauer über den Rücken jagt.
 

"Verdammt! Wie zum Teufel konnte ich nur in so eine scheiß Situation kommen?" fluche ich leise und hau mit der geballten Faust auf den Tisch, der Schmerz schießt wie ein Blitz durch meinen Körper und macht mir unmissverständlich klar, dass es keine so gute Idee war, auf einen Tisch aus massiven Eichenholz zu hauen.
 

"Scheiße!" fluche ich und reibe mir die rechte Hand, die wirklich höllisch wehtut.
 

Eine kleine Träne bahnt sich ihren Weg über meine linke Wange und ich wische sie weg, auch wenn mich hier keiner sehn kann, ich will nicht weinen. Ich muss irgendwie eine Möglichkeit finden, hier raus zu kommen, um Joey vor Schaden zu bewahren. Aber wie soll ich das anstellen? Ich trage zwar im Gegensatz zu Joey keine Handschellen und bin auch sonst nicht gefesselt, aber ich stecke hier in einem verschlossenen und bewachten Zimmer fest, aus dem ich nicht entkommen kann. Verdammt! Ich fühl mich so nutzlos!
 

"Joey! Wieso bist Du hier?" frage ich leise, auch wenn mich hier drin keiner hören kann.
 

Ich muss zugeben, als er an der Seite des Scheichs in den Saal kam, war ich froh, ihn zu sehen, aber jetzt wünsche ich mir, dass er nicht hier wäre. Er ist sicher nur meinetwegen hier, nur meinetwegen ist er in dieser verzwickten Lage! Er hätte sich nicht um unsere Angelegenheiten kümmern sollen, das geht ihn nun wirklich nichts an, wir sind nicht mal richtig befreundet, auch wenn er das vielleicht anders sieht.
 

Erstaunt hebe ich den Kopf. Ich weiß, wieso Joey hier ist! Er ist sicher nicht nur hier, wegen mir, sondern auch bestimmt wegen Seto. Ich seufze leise. Ja genau, das muss der Grund für Joey´s Auftauchen sein. Irgendwie haben sich Seto und Joey in die Wolle bekommen, weil Joey meinem Bruder seine Hilfe aufgedrängt hat und dann hat sich Joey allein auf den Weg gemacht und ist prompt dem Scheich in die Arme gelaufen.
 

Grinsend schüttle ich den Kopf. Das wäre typisch Joey! Anderen zur Hilfe eilen und sich dabei selbst in Gefahr bringen. Nachdenklich starre ich nach draußen, außer ein paar Palmen, ein bisschen Wüste und ein Stück strahlendblauer Himmel kann ich aber nichts sehen. Absolut eintönig, genau wie meine Kammer!
 

~Joey´s Sicht~
 

Okay, jetzt bin ich mir definitiv sicher, dass es keine gute Idee war, aus dem Krankenhaus zu fliehen, nur um Mokuba zu suchen, weil Kaiba es anscheinend nicht selbst fertig bringt. Zwar hab ich Mokuba gefunden und bin auch nicht mehr gefesselt, aber ich stecke jetzt buchstäblich ziemlich tief in der Scheiße, wenn man den Aussagen der anderen Sklaven glauben schenken darf. Peitschenhiebe stehen hier wohl auf der Tagesordnung! Und Vergewaltigungen wohl auch! Wenn ich mir vorstelle, was dieser verdammte Scheich nachher mit mir anstellen könnte, wird mir übel!
 

Ich sitze in einer vergoldeten Badewanne, die eines Königs würdig sein könnte. An den Luxus könnte ich mich glatt gewöhnen, wenn ich nicht so einen hohen Preis dafür zahlen müsste. Aber immerhin werde ich von den anderen Sklaven zuvorkommend behandelt, was mich wirklich sehr freut. Ich weiß zwar nicht genau, warum der Scheich das so angeordnet hat, aber wahrscheinlich sieht er mich als wertvollen Besitz an, den er pflegen muss, damit er nicht kaputt geht.
 

"Kann ich sonst noch etwas für Dich tun?" fragt mich eine blonde Schönheit in einem ziemlich akzentfreien Japanisch.
 

"Nein, ich bin voll zufrieden!" sage ich und sinke etwas tiefer in die Wanne, irgendwie ist mir das schon peinlich, dass mich ein wildfremdes Mädel beim Baden beobachtet.
 

Mai hat mich zwar auch schon so gesehen, aber mit ihr war ich ja auch zusammen, wenn auch nur für drei Monate.
 

"Ich werde Dir dann neue Kleidung besorgen, die alte brauchst Du hier nicht mehr, außerdem ist sie sowieso zu warm." erwidert das Mädel, das wahrscheinlich nicht viel älter ist als ich.
 

"Sag mal, wie heißt Du eigentlich und wie alt bist Du?" frage ich, das würde mich wirklich mal interessieren.
 

"Ich bin Mira und ich bin 24 Jahre alt!" antwortet sie lächelnd und ich frage mich unwillkürlich, wie so ein schönes Mädel hier in diese trostlose Villa gekommen ist.
 

"Wurdest Du auch von Soldaten verschleppt?" frage ich weiter, dass ich immer noch nackt in der Badewanne sitze und sie mich von der Tür aus anstarrt, als wäre ich ein Gott, ignoriere ich vorerst.
 

Sie schüttelt den Kopf und schaut zu Boden.
 

"Ich bin schon fast mein ganzes Leben hier, ich bin ein Waisenkind, der Scheich hat mich aus Europa geholt, als ich grade 4 Jahre alt war. Über meine Eltern weiß ich nichts mehr und auch nicht den Namen meines Geburtsortes. Ich bin zwar nicht gerne hier beim Scheich, aber es ist das einzige Zuhause, das ich kenne!" flüstert Mira und mir wird schmerzlich bewusst, dass Kaiba ein ähnliches Erlebnis mit seinem ,Zuhause' hatte.
 

Er konnte sich aus eigener Kraft befreien, Mira scheint dieses Glück jedoch nicht vergönnt zu sein.
 

"Hast Du schon mal an Flucht gedacht?" frage ich, sie schaut sich erschrocken um und schließt die Badezimmertür.
 

"Rede nicht so laut über Flucht, sonst wirst Du bestraft, der Scheich duldet so was nicht!" flüstert Mira fast panisch, ich winke grinsend ab.
 

"Okay, ich werd mich dran halten, aber mal ernsthaft, hast Du drüber nachgedacht oder nicht?" frage ich erneut, sie seufzt leise und nickt.
 

"Einmal! Wir waren grade in Kairo, der Scheich, Jimmy und zwei Wächter und ich natürlich. Ich weiß nicht, wohin der Scheich eigentlich wollte, aber als wir auf einem Obstbasar waren, bin ich weggelaufen. Dabei lief ich einem blonden Mann in die Arme, der mich über einen Seiteneingang ins Museum geschleppt hat. Er hat mich genauso ausgefragt, wie Du. Ich blieb die ganze Nacht bei ihm, aber als dann das Museum durchsucht wurde, bin ich erneut geflohen. Ich wollte dem jungen Mann keine Schwierigkeiten bereiten, hätte der Scheich mich im Museum entdeckt, hätte er den Mann bestimmt getötet. Die Männer des Scheichs haben mich dann irgendwo in Kairo aufgegriffen und zum Scheich zurückgebracht. Zur Strafe bekam ich 10 Peitschenhiebe auf den Rücken und eine Woche lang nichts zum Essen." antwortet Mira leise und schaut mich mit einem traurigen Blick an.
 

Irgendwie erinnert mich dieser Blick an meine Schwester, wenn ich nicht grade nackt wäre, würde ich Mira jetzt glatt umarmen und trösten.
 

"Wer war dieser Mann, der Dich ins Museum gebracht hat?" frage ich neugierig.
 

Ein kleines und ehrliches Lächeln huscht über ihr Gesicht.
 

"Marik!" antwortet sie und mir bleibt doch glatt für ein paar Sekunden die Luft weg.
 

"Marik?" frage ich ziemlich erstaunt. "Marik Ishtar? Blond, ungefähr meine Größe, mit einer großen Vorliebe für Goldschmuck?"
 

Mira nickt ein wenig verwirrt.
 

"Du kennst ihn?" fragt sie.
 

"Und ob ich ihn kenne!" sage ich. "Ziemlich gut sogar, allerdings nicht nur seine gute Seite!"
 

"Marik war wirklich unglaublich lieb zu mir, aber irgendwie wirkte er auch ein wenig traurig." sagt Mira und ich nicke kurz.
 

"Kann ich mir gut vorstellen! Du musst wissen, dass er auch mal eine ziemlich böse Seite in sich trug und so was vergisst man nicht so leicht!" antworte ich.
 

"Er hat mir Mut gemacht, es war das erste Mal, dass ich so etwas wie Freiheit gespürt habe, aber ich hab ihn seit einem Jahr nicht mehr gesehen, ich weiß so gut wie nichts über ihn." meint Mira und seufzt leise.
 

"Du magst ihn, oder?" frage ich grinsend, sie schaut mich erstaunt an und wird ganz rot. "Ich deute Deine Sprachlosigkeit jetzt mal als ein ,Ja'!"
 

Mira schaut beschämt auf den Boden und nickt leicht.
 

"Ich mag ihn, er war wirklich unglaublich lieb zu mir, obwohl er mich eigentlich nur die ganze Zeit ausgefragt hat, irgendwie tat es richtig gut, dass ich mir alles von der Seele reden konnte!" sagt sie.
 

"Hm, ich versteh Dich! Muss wirklich hart sein, wenn man die ganzen Jahre über immer nur in dieser verdammten Villa eingesperrt ist und nur dieselben Menschen sieht, die nichts von wahrer Freiheit verstehen!" antworte ich.
 

"Du wirst hier eingehen!" meint Mira plötzlich und ich schau ein wenig überrascht zu ihr.
 

"Wie meinst Du das?" frage ich.
 

"Du bist nicht geschaffen für ein Leben als Sklave!" antwortet sie und ich lache trocken.
 

"Niemand ist das, meine Liebe! Kein Mensch sollte der Sklave eines anderen sein, aber keine Sorge, wenn ich von hier fliehe, nehme ich Dich mit!" erwidere ich grinsend und puste mir eine nasse Haarsträhne aus der Stirn.
 

"Du bist wirklich ein faszinierender Mann, Joey, aber ich frage mich ernsthaft, ob Du ein mutiger Held bist, oder einfach nur ein lebensmüder Blödmann!" sagt sie und ich kann sekundenlang nichts anderes tun, als sie mit einem megabreiten Grinsen anzustarren und mit den Schultern zu zucken.
 

"Ich glaub, bei mir trifft beides zu! Gewöhn Dich besser dran! Ich bin halt einmalig unter den Junggesellen!" sage ich und streiche mir mit einer überaus anzüglichen Geste durch die Haare, was von Mira mit einem süßen Lächeln quittiert wird.
 

"Das glaub ich Dir auf´s Wort!" antwortet sie. "Ich werd jetzt aber trotzdem ein paar Sachen für Dich holen, den Scheich lässt man nicht ungestraft warten!"
 

"Pah, der kann mich mal! Mit dem werd ich doch spielend fertig!" erwidere ich, Mira schüttelt nur missbilligend den Kopf und verlässt das Badezimmer.
 

Nun ja, wirklich überzeugt bin ich auch nicht von meinem Worten, aber irgendwie muss ich mir ja meinen Optimismus bewahren, solange ich Mokuba aus der Schusslinie des Scheichs bringen kann, ist mir jedes Mittel recht oder zumindest fast jedes. Einer Vergewaltigung will ich nun auch wieder nicht zum Opfer fallen, aber so ein paar Peitschenhiebe würden mich nicht umbringen, ich bin durchaus Schlimmeres gewöhnt. Ich war ja nicht umsonst bei Hirutani in der Gang. Und mein Vater war auch nicht immer nett zu mir.
 

Seufzend wasche ich mir die Haare und denke darüber nach, wie ich von hier wieder wegkomme. Fakt ist wohl, dass ich ohne Hilfe nicht sehr weit komme. Irgendwie brauch ich ein oder zwei Verbündete, die mir sagen können, ob es einen geheimen Fluchtweg aus dieser Villa gibt. Und dann wäre auch noch das Problem mit der Wüste, wenn ich wüsste, in welcher Richtung die Oase liegt, wäre es einfacher. Immerhin liegt die Stadt Siwah direkt bei der Oase und da könnte ich uns vielleicht ein Fahrzeug besorgen.
 

Ich spüle mir den Schaum aus den Haaren und seufze erneut. Mein Plan klingt relativ einfach, aber wenn ich an das Sicherheitssystem der Villa denke, kommt es mir vor, als wäre mein Plan unmöglich durchzuführen, zumal ich ja schlecht am Tage von hier fliehen kann und nachts wird sicher das elektronische Sicherheitssystem zum Einsatz kommen. Wenn ich mich doch nur an diesen verflixten Plan auf Kaiba´s Laptop erinnern könnte! Verdammt!
 

"Hier Deine Sachen! Beeil Dich bitte mit dem Anziehen, der Scheich hat schon nach Dir gefragt!" höre ich plötzlich Mira´s Stimme und ein leichtes Lächeln huscht über mein Gesicht.
 

"Danke Mira! Richte doch bitte dem Scheich aus, dass ich in wenigen Minuten bei ihm bin!" antworte ich und greife nach einem Handtuch, dass neben der Badewanne auf einem Hocker liegt.
 

"Natürlich!" erwidert sie, legt die Sachen auf den Boden und verschwindet mit einer leichten Verbeugung aus der Tür.
 

Ich steige aus der Badewanne und trockne mich ab. Ich will nicht zum Scheich, aber ich werd wohl nicht drum rum kommen. Mich würde aber mal interessieren, was mir Mira zum Anziehen besorgt hat. Ich bind mir das Handtuch um die Hüften und hebe die Sachen auf, die auf dem Boden liegen.
 

Anscheinend so etwas wie ein Anzug. Das weite weiße Oberteil geht mir fast bis zu den Knien und hat nen Stehkragen, ne Knopfleiste, zwei Seitentaschen und eine Brusttasche auf der linke Seite. Die weiße Pluderhose hat einen Gummizug mit Gürtelschleifen und auf beiden Seiten je eine Tasche mit Reißverschluss. Beide Kleidungsstücke bestehen zum größten Teil aus Baumwolle, fühlt sich zumindest so an. Unterwäsche gibt´s hier wohl keine, dafür aber einfache Ledersandalen in hellgrau mit Klettverschluss.
 

Nicht grad mein Kleidungsstil, aber für diese Hitze wohl wirklich geeignet. Mit einem Seufzen zieh ich mir die Sachen an und trete vor den großen Badezimmerspiegel. Oha, ein wahrhaft ungewohnter Anblick! Ein gequältes Grinsen zieht sich über mein Gesicht, wenn Kaiba mich so sehen könnte, würde er sich sicher kranklachen! Traurig senke ich den Kopf, was würde ich dafür geben, um Kaiba einmal ehrlich lachen zu sehen? Nicht dieses Psycholachen, dass er immer drauf hat, wenn er einen Gegner besiegt, oder das spöttische Auslachen, dass er mir immer zu kommen lässt, wenn ich einen meiner Sprüche ablasse und ihn herausfordere, oder dieses abwertende Grinsen, mit dem er jede niedere Kreatur begutachtet, die es wagt, ihn anzusprechen. Ich würde wirklich alles tun, um Kaiba einmal zum Lachen zu bringen, absolut alles, wenn ich dafür nur ein wirklich ehrliches Lachen von ihm bekomme, dass mir zeigt, dass Kaiba auch nur ein Mensch ist.
 

"Joey! Komm bitte, der Scheich wartet!" höre ich Mira´s Stimme und ich zucke ein wenig erschrocken zusammen.
 

"Ich bin unterwegs!" antworte ich, werfe noch einen kurzen Blick in den Spiegel, versuche ein optimistisches Grinsen und wende mich dann zur Badezimmertür, an der Mira steht und anscheinend auf mich wartet.
 

Dann mal rein in die Höhle des Löwen, Joey der Löwenbändiger ist unterwegs!
 

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Der Typ ist widerlich!

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32. Der Typ ist widerlich!
 

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~Joey´s Sicht~
 

Schweigend folge ich Mira durch die Gänge und versuche die Anwesenheit der beiden bewaffneten Wachen hinter mir zu ignorieren, was mir echt nicht leicht fällt. Flüchten würde ich jetzt sowieso nicht, zumal ich ja keine Ahnung hab, wo Mokuba im Moment steckt, der Scheich hat ihn irgendwo hingebracht und eingesperrt. Ich muss irgendwie herausfinden, wohin Kashi ihn gebracht hat, fragt sich nur wie! Im Moment bleibt mir nichts anderes übrig, als abzuwarten, was der Scheich von mir will und zu hoffen, dass ich irgendetwas aus ihm rausquetschen kann.
 

"Willkommen mein Sklave, Du siehst gut aus!" höre ich Kashi´s Stimme und ich zucke nur ein kleines bisschen zusammen.
 

"Danke, mein Herr!" sage ich, oh man, wie ich das hasse!
 

Wenn sich hier schon jemand als mein Herr aufspielen muss, dann doch lieber Kaiba und nicht dieser verdammte Scheich! Obwohl Kaiba mich ja nicht leiden kann, würde ich ihn ganz sicher vorziehen, denn der würde ganz sicher keine perversen Sachen mit mir anstellen oder mich mit ner Peitsche bestrafen. Ein winziges Lächeln huscht über mein Gesicht, Kaiba und perverse Sachen mit mir anstellen? Pah, das ich nicht lache! Kaiba hat doch sicher nicht mal erotische Träume, der träumt doch bestimmt nur davon, wie er noch reicher und mächtiger werden kann!
 

"Folge mir bitte!" sagt Kashi und ich gehe ihm hinterher in einen großen Raum, der irgendwie so aussieht, wie Schlafzimmer und Wohnraum zusammen. Oh, na super, ein riesiges Himmelbett in blau! Muss der verdammte Typ auch noch ein Himmelbett in der Farbe haben, wie Kaiba´s Augen? Scheiß Kashi! Ich hasse ihn!
 

Erstaunlicherweise erinnert mich alles in diesem riesigen Zimmer erschreckend ernüchternd an Kaiba, weil hier tatsächlich alles in schwarz und blau gehalten ist. Ich fühl mich irgendwie total unwohl! Schwarzer Marmorfußboden, blaues Himmelbett, blaue Seidenvorhänge an den riesigen Fenstern, schwarze Ledercouch und zwei passende Sessel dazu, schwarzer Marmortisch, überall riesige Zimmerpalmen und schwarze dreizackähnliche Kerzenständer aus Metall, mit blauen Kerzen und in der rechten Ecke des Zimmers riesige blaue Seidenkissen auf denen sich grade Mira niederlässt und mich mit einem fast entschuldigenden Lächeln ansieht. Ich schlucke kurz, irgendwas passiert hier gleich, da bin ich mir sicher! Verdammt, ich will hier weg!
 

"Gefällt Dir Dein neues Zimmer?" fragt mich Kashi und ich starre ihn verwirrt an.
 

"Mein was?" frage ich geschockt.
 

"Dein neues Zimmer! Du hast sogar ein eigenes Badezimmer, dort links die Tür, Mira wird sich um Dein Wohlbefinden kümmern, solange Du Dich hier in meiner Villa aufhältst. Du darfst Dich hier frei bewegen, allerdings werden Dich immer zwei bewaffnete Wachen begleiten, das verstehst Du sicherlich. Wenn Du einen Raum nicht betreten darfst, werden die Wachen Dir das schon mitteilen, ich kann mir die Räume nicht so gut merken, ich hab einfach zu viele Zimmer in dieser Villa. Du darfst sogar hinaus in den Garten, wenn Du willst, keine Sorge, der Garten ist umzäunt. Wenn die Nacht hereinbricht, wirst Du allerdings hier in dieses Zimmer eingesperrt, auch zu Deiner eigenen Sicherheit, weil so ein schöner blonder Jüngling nachts nicht allein in meiner Villa herumlaufen sollte, zu viele böse Buben laufen hier rum, die gerne mal von Dir kosten würden!" meint der Scheich und streicht mir nahezu sanft über die Wange. Ich schlucke trocken.
 

"Äh, da bleib ich doch lieber in meinem Zimmer!" antworte ich und versuche ein gequältes Grinsen.
 

"Recht so, mein Sklave! Wenn Du Hunger oder Durst hast, oder einen anderen Wunsch, musst Du das nur Mira mitteilen, sie kümmert sich darum. Vor der Tür stehen immer zwei Wächter, die Fenster sind aus Sicherheitsglas, es wird Dich hier also niemand in Deiner Ruhe stören, außer ich vielleicht." sagt der Scheich und hat so ein falsches und irgendwie perverses Grinsen im Gesicht. Widerlich!
 

"Das ist, also ich weiß gar nicht, was ich jetzt sagen soll!" murmle ich leicht nervös.
 

"Sag einfach ,Danke, mein Herr!', dann reicht das schon!" meint Kashi und küsst mich doch tatsächlich auf die Stirn. Ich unterdrücke den plötzlichen Impuls, ihn zusammenzuschlagen und trete einfach nur einen Schritt zurück.
 

"Danke, mein Herr!" knurre ich und deute eine leichte Verbeugung an, obwohl ich den Scheich jetzt auf der Stelle erwürgen könnte!
 

"Ich werde Dich jetzt erstmal in Ruhe lassen, heute Abend werden wir zusammen essen. Du kannst Dir aussuchen, ob Du Dich in meiner Villa umsehen oder ob Du Dich lieber erstmal ausruhen willst. Mira wird sich immer in Deiner Nähe aufhalten. Ich hab noch ein paar Geschäfte zu erledigen, also bis heute Abend, mein süßer Sklave!" sagt Kashi, wirft mir einen Handkuss zu und verlässt das Zimmer.
 

Erleichtert sinke ich auf die Knie und seufze leise.
 

"Shit!" fluche ich, Mira ist sofort an meiner Seite.
 

"Alles in Ordnung?" fragt sie besorgt, ich nicke kurz.
 

"Ich könnte den Kerl umbringen!" zische ich leise, Mira hält mir sofort den Mund zu.
 

"Sag nichts!" flüstert sie mir ins Ohr. "Es gibt hier versteckte Überwachungskameras und Abhörgeräte, die ganze Villa ist komplett abgesichert, die Kameras und Abhörgeräte sind auch am Tage aktiv und überall, außer in den persönlichen Räumen des Scheichs, deshalb konnten wir im Badezimmer auch ungestört reden, weil das dem Scheich persönlich gehört."
 

Ich schaue mich erschrocken um und nicke leicht.
 

"Kannst Du zufällig die Taubstummensprache?" frage ich leise, sie nickt.
 

"Ein bisschen verstehe ich, die Buchstaben kann ich auf jeden Fall, ich hatte einen Privatlehrer, der mir das heimlich beigebracht hat, ohne, dass der Scheich davon weiß." flüstert sie leise.
 

"Und der Scheich kann das nicht, oder?" flüstere ich zurück, sie schüttelt den Kopf.
 

"Soweit ich weiß nicht!" antwortet sie.
 

"Gut, dann unterhalten wir uns nur unauffällig in Zeichensprache, wenn der Scheich etwas Geheimes nicht wissen soll!" (Fett bedeutet andere Sprache, in diesem Fall Zeichensprache!) mache ich ihr mit wenigen Handzeichen verständlich, ich bin wirklich froh, dass meine Schwester und ihre taubstumme Freundin Maria mir vor einem Jahr die Zeichensprache beigebracht haben, das kommt mir jetzt wirklich zu Gute.
 

Sie nickt lächelnd und gibt mir einen Kuss auf die Wange.
 

"Du bist doch mutiger, als ich dachte!" flüstert sie und hilft mir wieder auf die Beine, ich kann nicht verhindern, dass ich heftig erröte. "Und süß bist Du obendrein, ich kann schon verstehen, warum sich der Scheich so sehr für Dich interessiert!"
 

"Ich tu halt, was ich kann!" murmle ich leicht nervös. "Wollen wir jetzt mal die Küche suchen?" mit der linken Hand buchstabiere ich unauffällig das Wort "Mokuba"
 

"Du hast wohl ständig Hunger, oder?" fragt sie grinsend und nickt leicht.
 

"Tja, mein Magen ist ständig leer und wenn ich nervös bin, muss ich immer irgendetwas essen!" antworte ich mit einem Augenzwinkern.
 

Mira schüttelt nur leicht den Kopf, nimmt meine linke Hand und zieht mich auf den Flur, sofort richten die beiden Wachen, die links und rechts neben der Tür stehen, ihre Waffen auf uns.
 

"We want into the kitchen! (Wir wollen in die Küche!)" sagt Mira, die Wachen nicken nur leicht und schultern ihre Maschinenpistolen wieder.
 

Ein wenig erleichtert atme ich auf und folge Mira durch die Gänge, die anscheinend überall gleich aussehen, schwarzer Marmorfußboden, goldene Kerzenhalter und wertvolle Gemälde an den weiß verputzen Lehmwänden, zwischendurch mal eine Tür aus Eichenholz mit goldenen Türgriff. Ohne Mira würde ich mich glatt verlaufen!
 

"Geh bitte niemals ohne mich durch die Villa, Du würdest sicher nicht zurück zu Deinem Zimmer finden!" meint Mira und formt mit ihrer linken Hand die Worte. "Mokuba, linker Gang, dritte Tür rechts, zwei Wachen, nur Kamera, keine Abhörgeräte, verschlossene Tür, Gitter vor dem Fenster Ich nicke leicht.
 

"Hab verstanden, niemals ohne Dich durch die Villa, Danke!" antworte ich und zwinkere ihr kurz zu, als Zeichen, dass ich ihre Handzeichen ebenfalls verstanden habe.
 

Unauffällig werfe ich einen Blick in den linken Gang und auf die beiden Wachen, die vor einer Tür stehen, bevor Mira mich durch den rechten Gang führt. Mokuba! Ich weiß, wo Du bist! Ich verspreche Dir, ich finde einen Weg, Dich hier rauszuschaffen!
 

~Seto´s Sicht~
 

Verdammt, verdammt, verdammt! Ich hasse diese Wüste! Nichts als Hitze, Sand, trockenes Gestrüpp und Kriechtiere!
 

"Wie weit ist es denn noch?" frage ich äußerst genervt.
 

"Nur noch ein paar Minuten, hinter der nächsten großen Düne liegt die Oase und das Zeltlager der Rebellen, da vorne ist übrigens auch schon unser Begrüßungskommando!" antwortet Hopkins und ich schaue durch die Windschutzscheibe des Jeeps nach vorne auf die 4 Reiter, die mit ihren weißen Pferden schnell näher kommen.
 

Ich verlangsame mein Tempo, einer der Reiter kommt direkt auf mich zu und ich erkenne ihn sofort als diesen Al-Hadan.
 

"Folgt mir bitte, es ist nicht mehr weit bis zu unserem Lager!" sagt er, ich nicke knapp, er dreht mit seinem Araber wieder um und ich folge ihm sofort.
 

Wurde auch endlich mal Zeit, ich hab diese Wüste nämlich jetzt schon satt!
 

"Hoffentlich haben die auch was zum Essen da, mein Magen hängt schon in den Kniekehlen!" höre ich Taylor sagen.
 

"Kannst Du nicht mal an was andres denken!" zische ich, ich hab echt keinen Nerv dafür, mich jetzt um so was wie Essen zu kümmern, außerdem erinnert mich das nur zu sehr an diesen Köter, der denkt auch immer nur ans Essen.
 

"Mach mich nicht von der Seite an, Kaiba! Was kann ich denn bitte dafür, dass ich seit 6 Stunden nichts mehr gegessen hab?" fragt Taylor, irgendwie macht mir der Streit mit ihm keinen Spaß.
 

"Lass mich einfach in Ruhe, ich hab jetzt keine Zeit für Deine Probleme!" murmle ich genervt, ich muss meinen Bruder befreien und diesem verdammten Köter ne Lektion erteilen.
 

Müde schüttle ich den Kopf. Warum denke ich eigentlich ständig an diese verlauste Flohschleuder? Ich müsste doch froh sein, weil er mir nicht ständig auf die Nerven geht! Erstaunlicherweise hab ich in den letzten 4 Stunden ständig an den Kerl gedacht, das ist doch verrückt! Ich hätte wissen müssen, dass Wheeler sich nicht so einfach ins Krankenhaus abschieben lässt, ich hätte besser auf ihn achten müssen, verdammt! Der Köter kriegt doch alleine nichts auf die Reihe und bringt sich immer nur in Schwierigkeiten. Yugi wird sicher sauer auf mich sein, wenn seinem Schoßhund etwas passiert, immerhin hat er ihn zu mir geschickt. Mist verdammter! Hoffentlich reißt Wheeler seine Klappe nicht zu weit auf, ich hab keine Lust, seine Überreste irgendwo in der Wüste aufzusammeln. Erneut schüttle ich den Kopf. Nicht dran denken! Lieber nicht dran denken!
 

"Oh wow! Was für ein Anblick!" höre ich Devlin erstaunt rufen.
 

Ich schau kurz zur Seite und erblicke doch tatsächlich eine kleine Oase mit Palmen, ein paar Sträuchern und einem klaren Teich, mit einem Durchmesser von ungefähr 10 Metern. Daneben stehen riesige Beduinenzelte, eine Pferdekoppel mit einer Menge Pferde und ein paar alte Jeeps, sogar ein großer Lastwagen steht da, überall laufen Männer, Frauen und Kinder durch die Gegend, einige Hunde rennen hier ebenfalls rum.
 

"Ihr könnt die Wagen dort vorne neben die Pferdekoppel stellen, wir treffen uns dann in dem großen Zelt mit dem blauen Fähnchen dran, das ist das Beratungszelt!" ruft Al-Hadan zu uns rüber, ich nicke kurz und lenke den Jeep direkt zu der Koppel.
 

Ich weiß wirklich nicht, was ich mir von den Rebellen erhoffe, aber ich bin wahrscheinlich verzweifelt genug, nach jedem noch so kleinen Strohhalm zu greifen, um meinen Bruder aus den Klauen des Scheichs zu retten und so ganz nebenbei auch noch den Köter zu befreien. Ich seufze leise. Langsam kommt es mir doch seltsam vor, dass ich ständig über diesen Köter nachdenken muss. Ist es vielleicht meine Schuld, dass der kleine Kläffer jetzt beim Scheich hockt? Haben ihn meine Worte so sehr verletzt, dass er jetzt unbedingt beweisen musste, was er drauf hat? Er hat doch gesagt, dass er mir nicht mehr helfen will, warum also bringt er sich jetzt selbst in Gefahr? Was hat er davon?
 

Ich halte mit dem Jeep genau neben dem großen Lastwagen und stelle den Motor ab. Müde wisch ich mir über die Stirn und schließe kurz die Augen. Die Hitze macht mir echt zu schaffen, Wheeler hatte Recht, ich hätte doch lieber keine schwarzen Sachen anziehen sollen. Ein unscheinbares Grinsen huscht über mein Gesicht. Das ist doch wirklich erstaunlich, dass ich mal zugebe, dass Wheeler Recht hat! Verdammter Stress!
 

"Alles in Ordnung, Kaiba?" fragt Hopkins, ich starre sie wütend an.
 

"Sicher ist alles in Ordnung, frag nicht so blöd!" blaffe ich sie an, sie zuckt erschrocken zusammen und senkt beinahe demütig den Kopf.
 

"Tut mir leid, ich wollte nicht undiskret sein, ich hab mir nur Sorgen gemacht!" murmelt sie und steigt aus dem Jeep, Taylor und Devlin, die neben dem Jeep stehen, schauen mich nur durchdringend an, bevor sie sich abwenden und auf die Zelte zumarschieren.
 

Keiner wagt es, mir Widerworte zu geben, Alle rennen bloß vor mir weg. Irgendwie vermisse ich den blöden Köter, der hat sich wenigstens nicht so leicht einschüchtern lassen! Erstaunt reiße ich die Augen auf und schüttle gestresst den Kopf. Das war jetzt definitiv kein guter Gedanke! Wie komm ich jetzt bloß auf die völlig absurde Idee, ich würde den Köter vermissen? Absolut unmöglich! Völlig unakzeptabel! Aber eine erschreckend ernüchternde Tatsache! Ohne den Köter fehlt mir tatsächlich etwas, es ist irgendwie so eintönig, so langweilig, so berechenbar, so vorhersehbar, wenn der Köter nicht da ist! Seufzend verlasse ich ebenfalls den Jeep und folge den Anderen zum Beratungszelt. Hoffentlich passiert dem Köter nichts! Hoffentlich passiert meinem Bruder nichts!
 

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Wo liegt das Problem?

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33. Wo liegt das Problem?
 

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~Mokuba´s Sicht~
 

Mit hängendem Kopf steh ich vor dem Fenster und seufze leise. Ich will hier raus! Ein Klicken lässt mich erschrocken zur Tür starren.
 

"Come with me! The sheikh wants to talk with you! (Komm mit mir! Der Scheich will mit dir reden!)" höre ich die Stimme von Jimmy und ich weiche seinem durchdringenden Blick instinktiv aus.
 

"I don´t want to! (Ich will nicht!)" murmle ich, obwohl ich weiß, dass es keinen Sinn hat.
 

"Doesn´t interest me! (Interessiert mich nicht!)" sagt Jimmy und zieht mich auch schon mit mäßiger Gewalt aus dem Zimmer.
 

Ich versuche nicht mal, mich gegen den stahlharten Griff zu wehren, gegen diesen kräftigen Afrikaner hab ich sowieso keine Chance, wenigstens trägt er heute mehr, als nur seinen Lendenschurz, obwohl seine kurze kakibraune Shorts und sein ärmelloses weißes Shirt nicht grade viel von seinem kräftigen Muskeln verdecken und deshalb nicht unbedingt dazu beitragen, dass ich mich sicher fühle. Seufzend schüttle ich den Kopf und lass mich von Jimmy durch den Gang ziehen. Das Einzige, was mich wirklich mehr als irritiert, ist seine Hand an meinem Handgelenk. Seine dunkelbraune Haut hebt sich erschreckend deutlich von meiner beinahe weißen Haut ab und die kräftigen Finger krallen sich schon fast schraubstockartig um mein Handgelenk. Wenn ich nicht so irritiert wäre, würde ich sicher vor Schmerz schreien.
 

"Are you afraid? (Fürchtest Du Dich?)" fragt Jimmy und bleibt so plötzlich stehen, dass ich mit dem Kopf gegen seine linke Schulter pralle.
 

Ziemlich erschrocken und verwirrt hebe ich den Kopf und starre in seine fast schwarzen Augen, dabei stelle ich fest, dass er mir unheimlich nahe ist.
 

"You look like a girl! (Du siehst aus wie ein Mädchen!)" flüstert er leise und ich trete fast panisch einen Schritt zurück, nur um dann wieder nah an ihn ran gezogen zu werden.
 

Dieser fast lüsterne Blick in Jimmy´s Augen gefällt mir nicht!
 

"I´m not a girl! (Ich bin kein Mädchen!)" zische ich und versuche mich aus dem stahlharten Griff von Jimmy zu befreien, was eigentlich total zwecklos ist.
 

"That is correct! You are prettier than a girl! (Das stimmt! Du bist hübscher als ein Mädchen!)" haucht er mir mit seiner tiefen, melodischen Stimme ins Ohr und ich keuche erschrocken auf.
 

Nackte Panik kriecht meinen Rücken hoch und ich schüttle heftig den Kopf.
 

"Let me go! (Lass mich gehen!)" keuche ich, als Jimmy mich mitten im Gang an die Wand drückt.
 

Das ist nicht gut, das ist definitiv nicht gut. Kann mir nicht jemand helfen? Irgendjemand?
 

"What do you do with the boy? (Was tust Du mit dem Jungen?)" höre ich plötzlich eine vertraute Stimme und ich schaue rechts an Jimmy vorbei in den anderen Gang.
 

Joey! Nur mit Mühe und Not kann ich einen erleichterten Aufschrei unterdrücken. Joey steht mit verschränkten Armen neben dem blonden Mädchen Mira im Gang, hinter ihm zwei Wachen, denen es anscheinend völlig egal ist, dass Jimmy mich im Gang an die Wand gedrückt hat und offensichtlich grade dabei war, mich zu verführen.
 

"What do you want, Blondy? (Was willst Du Blondy?)" fragt Jimmy kühl und schaut grimmig über seine linke Schulter, während er mich noch immer mit seinem kräftigen Körper an die Wand presst, so dass er mir damit beinahe die Luft zum Atmen raubt.
 

Voller Panik starre ich Joey an und schreie stumm nach Hilfe, was er anscheinend auch sofort erkennt.
 

"I asked you, what you do with the boy, or do I speak so indistinctly? (Ich habe Dich gefragt, was Du mit dem Jungen tust, oder spreche ich so undeutlich?)" fragt Joey ebenso kühl zurück und kommt einen Schritt auf uns zu, ohne dass die beiden Wachen ihn daran hindern.
 

"That doesn´t have to interest you! (Das hat Dich nicht zu interessieren!)" zischt Jimmy, lockert dabei aber glücklicherweise seinen Griff um meine Handgelenke, die er links und rechts von meinem Körper gegen die Wand drückt.
 

Joey zuckt kurz mit den Schultern und wirkt so ruhig, dass er mir beinahe schon unheimlich ist.
 

"You are right! Actually it doesn´t interest me. However, I think the sheikh will be interested in it. Because apparently this boy is a special guest here. In addition, you have surely no permission to touch this boy. (Du hast Recht! Eigentlich interessiert es mich nicht. Aber ich denke, der Scheich wird sich dafür interessieren. Denn anscheinend ist dieser Junge ein besonderer Gast hier. Und Du hast sicher keine Erlaubnis, diesen Jungen anzufassen.)" erwidert Joey und tritt mit verschränkten Armen einen weiteren Schritt nach vorne.
 

Das blonde Mädchen hält Joey kurz am Arm fest und flüstert ihm etwas zu, Joey schaut nur kurz zu ihr und schüttelt lächelnd den Kopf, bevor er sich wieder an Jimmy wendet, der sich nun halb nach Joey umgedreht hat und schräg vor mir steht. Ich wage nicht, mich zu bewegen und die beiden Wachen hinter Joey grinsen leicht, so als würden sie sich köstlich über diese kleine Abwechslung amüsieren. Joey, pass auf, dieser Jimmy ist gefährlich!
 

"And how do you come to the idea that the sheikh will listen to you? (Und wie kommst Du zu der Idee, dass der Scheich Dir zuhören wird?)" fragt Jimmy, Joey grinst und zeigt mit dem Daumen seiner rechten Hand auf seine Brust.
 

"Because I´m an extra special guest of the sheikh Kashi! (Weil ich ein extra besonderer Gast des Scheichs Kashi bin!)" erwidert er, Jimmy knurrt kurz und ballt seine Hände zu Fäusten.
 

"You shouldn´t interfere in things, which don´t concern you, slave! (Du solltest Dich nicht in Dinge einmischen, die Dich nichts angehen, Sklave!)" zischt er gefährlich, Joey lacht kurz und trocken.
 

"I gladly interfere in things, which don´t concern me, because that is my dearest hobby, jungle ape! (Ich mische mich gerne in Dinge ein, die mich nichts angehen, denn das ist mein liebstes Hobby, Urwaldaffe!)" erwidert Joey und stellt sich in einer ziemlich provozierenden Art vor Jimmy hin, der hörbar mit den Zähnen knirscht.
 

"Joey! Please, don't do anything ill-considered! (Joey! Bitte, tu nichts Unüberlegtes!)" höre ich Mira leise murmeln, Joey winkt nur ab.
 

"Don't panic, sweet Mira. I will not do anything to him, at least not much. (Keine Panik, süße Mira. Ich werde ihm nichts tun, zumindest nicht viel.)" meint er grinsend, ich kann förmlich spüren, wie die Luft sich aufheizt und die Spannung zwischen Joey und Jimmy ins Unermessliche steigt.
 

"What do you mean with it, dirty mutt? (Was meinst Du damit, dreckiger Köter?)" zischt Jimmy und ich rutsche erschrocken an der Wand nach unten, irgendwie erinnert mich dieser Streit an eine von den typischen Auseinandersetzungen zwischen Joey und meinem Bruder.
 

"Nobody has the right to call me dirty mutt with exception of a special person, whose name I will not say. You have absolutely no right to designate me in such a way but you will pay for it! (Niemand hat das Recht, mich dreckiger Köter zu nennen, mit Ausnahme einer speziellen Person, dessen Namen ich nicht sagen werde. Du hast absolut kein Recht, mich so zu bezeichnen, aber Du wirst dafür zahlen!)" höre ich Joey zischen und ich hab irgendwie das Gefühl, dass er kurz vor einem heftigen Wutausbruch steht, was ich ihm nicht mal verübeln kann.
 

"How do you want to prevent that, mutt? (Wie willst Du das verhindern, Köter?)" fragt Jimmy lachend und hat in der nächsten Sekunde auch schon die Faust von Joey im Gesicht.
 

"Perhaps in this way, jungle ape? (Vielleicht auf diese Weise, Urwaldaffe?)" fragt Joey und tritt Jimmy mit dem linken Fuß ins rechte Schienbein, so dass Jimmy einknickt. "Or perhaps in that way? (Oder vielleicht auf diese Weise?)"
 

Die rechte Faust von Joey landet direkt unter Jimmy´s Kinn, allerdings greift Jimmy nach Joey´s Handgelenk und zieht daran, so dass Joey nach vorne stolpert und die linke Faust von Jimmy in die Magengegend bekommt. Ich mag nicht hinsehen, aber wegsehen kann ich auch nicht. Anscheinend versuchen die beiden Wachen, die noch immer im Gang stehen, nicht in den Kampf einzugreifen, was mich doch ein wenig verwundert. Ich bin zu geschockt, um irgendetwas zu sagen oder irgendetwas zu tun, um den Kampf zu unterbrechen.
 

Ich starre mit schockgeweiteten Augen zu Mira, die sich die Hände vor den Mund geschlagen hat und ziemlich verzweifelt mit dem Kopf schüttelt. Ich schaue wieder zu Jimmy und Joey, die sich momentan auf dem Boden wälzen und sich ziemlich übel prügeln. Suchend schau ich mich in den Gängen um, aber außer den beiden herumstehenden Wachen und der verzweifelten Mira ist hier niemand, der mir irgendwie helfen könnte. Mein zweiter Wächter, der sonst mit Jimmy vor meiner Tür stand, ist nicht zu sehen, wahrscheinlich hätte der aber auch nichts getan.
 

"What is the problem? (Was ist das Problem?)" höre ich plötzlich die autoritäre Stimme des Scheichs und ich schau nach rechts durch den Gang.
 

In derselben Sekunde stehen die beiden Wachen hinter Mira stramm, Mira selbst geht in die Knie und verbeugt sich tief. Jimmy und Joey springen keuchend und leise fluchend vom Boden auf und putzen sich den Staub von den Kleidern. Keiner von ihnen wagt es, dem Scheich in die Augen zu sehen und ich bin einfach zu geschockt von dem Anblick, den mir Joey bietet.
 

Seine Hose ist am rechten Knie aufgerissen, sein linker Ärmel fehlt vollkommen, seine Lippe blutet und unter seinem linken Auge prangt ein ziemlich blaues Veilchen. Jimmy sieht allerdings auch nicht viel besser aus, sein Kinn und sein rechtes Auge sind angeschwollen und er hat ziemlich viele blutige Katz- und Bissspuren überall an seinem Körper. Joey hat ihn ja ziemlich übel zugerichtet.
 

"What has happened here? (Was ist hier passiert?)" fragt der Scheich und stellt sich vor Jimmy und Joey auf, die mit gesenktem Kopf vor ihm stehen und nicht wagen, irgendetwas zu sagen.
 

Ich sitze noch auf dem Boden mit dem Rücken an der Wand.
 

"Mokuba! Perhaps you can say to me, what happened! (Mokuba! Vielleicht kannst Du mir sagen, was passiert ist!)" sagt Kashi und ich schau ihn erschrocken an.
 

Was soll ich denn jetzt bitte darauf antworten? Joey hat meinen Wächter Jimmy zusammengeschlagen, weil der mich angetatscht hat? Ich schüttle den Kopf.
 

"I had a small controversy with this muck chap here, because he called me dirty mutt! (Ich hatte einen kleinen Streit mit diesem Mistkerl hier, weil er mich dreckiger Köter genannt hat!)" meint Joey, der Scheich zieht kurz seine Augenbrauen hoch und starrt Jimmy an, der noch immer auf den Boden schaut.
 

"Is that correct, Jimmy? (Stimmt das, Jimmy?)" fragt der Scheich und Jimmy nickt.
 

"Yes, that is correct! (Ja, das stimmt!)" sagt er und ich höre ganz nebenbei das leise und irgendwie erleichterte Aufseufzen von Mira.
 

Warum hat Joey nicht die Wahrheit gesagt? Was geht hier vor sich? Der Scheich wendet sich an die beiden Wachen, die nur mit den Schultern zucken und anscheinend nichts gesehen haben wollen.
 

"Okay! Then I probably have no other choice. I have to punish both of you! Joey, you will be locked up in your room, until I come up with a suitable punishment for you, for the fight with one of my guards. Jimmy, you will take Mokuba back to his room. Afterwards you report yourself for 20 whip blows in the cellar. I hope that you draw a lesson from that. Nobody has a fight with my special guests unpunished. (Okay! Dann habe ich wohl keine andere Wahl. Ich muss Euch beide bestrafen! Joey, Du wirst in Deinem Zimmer eingesperrt werden, bis ich mir eine geeignete Strafe für Dich ausgedacht habe, für die Schlägerei mit einem meiner Wächter. Jimmy, Du wirst Mokuba zurück in sein Zimmer bringen. Danach meldest Du Dich für 20 Peitschenhiebe im Keller. Ich hoffe, dass das dir eine Lehre sein wird. Niemand prügelt sich ungestraft mit meinen besonderen Gästen.)" sagt er Scheich und ich zucke ein wenig erschrocken zusammen.
 

Was für eine Strafe könnte sich der Scheich für Joey ausdenken und hat er das ernst gemeint mit den 20 Peitschenhieben für Jimmy? Ich schüttle leicht panisch den Kopf. Das hab ich nicht gewollt!
 

"Yes, sheikh Kashi! (Ja, Scheich Kashi!)" antworten Joey und Jimmy zur selben Zeit und verbeugen sich tief.
 

Der Scheich kommt auf mich zu und reicht mir die Hand, zittrig und noch leicht verwirrt lasse ich mich von ihm auf die Beine ziehen.
 

"Tut mir leid, dass ich unser kleines Gespräch auf später verschieben muss, aber ich muss mir erst eine schöne Strafe für meinen blonden Rebellen ausdenken. Ich hoffe, es stört Dich nicht zu sehr, wenn Du bis zum Abendessen in Deinem Zimmer bist. Morgen wirst Du ein größeres bekommen, versprochen!" flüstert er mir ins Ohr, ich schaue starr in Joey´s Richtung und erkenne sofort, dass er sich ziemlich stark zusammenreißen muss, damit er sich nicht sofort auf den Scheich stürzt.
 

Joey, reiß Dich zusammen! Tu jetzt nichts Unüberlegtes! Anscheinend hat er meine stumme Bitte an meinen Augen abgelesen, denn er nickt kurz und schließt sekundenlang die Augen, bevor er mir ein aufmunterndes Lächeln schenkt, das für eine Sekunde auf seinem leicht zerkratzten Gesicht erscheint.
 

Der Scheich lässt mich wieder los und geht ohne ein weiteres Wort zurück durch den Gang, durch den er gekommen ist. Jimmy schaut mich irgendwie schuldbewusst an und komischerweise hab ich das untrügliche Gefühl, dass es keinen Sinn macht, wenn ich weiterhin sauer auf ihn bin.
 

"I would like to apologize for my behaviour. (Ich möchte mich für mein Verhalten entschuldigen.)" sagt er und ich seufze leise.
 

Joey zuckt kurz mit den Schultern und geht in Begleitung seiner beiden Wachen den Gang entlang, hinter seinem Rücken zeigt er mir noch kurz das Victoryzeichen. Mira verbeugt sich aus der Entfernung kurz vor mir und formt mit ihren Lippen ein tonloses "Please forgive him!" oder so ähnlich. Ich nicke kurz und richte meinen Blick wieder auf Jimmy, der gar nicht mehr so gefährlich wirkt, wie am Anfang.
 

"Okay. We forget the thing! Simply take me to my room. I hope that the whip blows will not cause you too much pain. (Okay. Vergessen wir die Sache! Bring mich einfach in mein Zimmer. Ich hoffe, dass die Peitschenhiebe Dir nicht zu große Schmerzen bereiten werden.)" murmle ich und gehe durch den anderen Gang in Richtung meines Zimmers.
 

Nur gut, dass Joey zufällig in der Nähe war! Ich hätte Jimmy nicht stoppen können. An die Folgen für mich und für ihn möchte ich lieber gar nicht erst denken. Ich will gar nicht wissen, was für eine Strafe Jimmy bekommen hätte, wenn Joey verraten hätte, dass Jimmy mich verführen wollte! Ich schüttle den Kopf, um diesen Gedanken schnell zu vertreiben. Joey hatte anscheinend seine Gründe, die Wahrheit zu verschweigen, auch wenn sie für mich nicht ganz klar sind.
 

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Ein großes Problem!

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34. Ein großes Problem!
 

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~Joey´s Sicht~
 

Ich sitze, geduscht und gekleidet in einem neuen, weißen Baumwollanzug, in meinem Zimmer auf dem Bett und lass mich von Mira verarzten! Meine Rippen tun weh und mein rechtes Bein ebenfalls, dieser Jimmy war ganz schön kräftig.
 

"Alles Okay, Joey?" fragt Mira besorgt und legt mir ein Eisbeutel auf mein blaues Auge.
 

"Hm, ja, ich bin so was gewöhnt!" antworte ich mit einem kleinen Lächeln. "Tut mir leid, dass ich so ausgerastet bin. Ich wollte Jimmy wirklich nicht verletzten, aber weißt Du, irgendwie war ich mächtig angepisst, als er mich so beleidigt hat!" Mira nickt.
 

"Hab ich bemerkt! Verrätst Du mir, wer die Person ist, die Dich ungestraft beleidigen darf?" fragt sie und ich lache etwas trocken.
 

"Ich hab nie gesagt, dass die Person das ungestraft tun darf, ich hab nur gesagt, dass ich das nur von dieser Person dulde! Das ist irgendwie schon zum Ritual geworden, er nennt mich Köter und ich ihn Eisklotz oder so. Ist wirklich nichts Besonderes, aber wenn mich ein Anderer auf diese Weise beleidigt, dann kann ich das nicht durchgehen lassen. Ich komm mir dann irgendwie vor, als würde ich eine ganz wichtige Regel brechen, oder als würde ich einen Freund verraten!" antworte ich, obwohl nicht mal ganz sicher bin, ob sie das versteht. Ich versteh es ja selbst nicht so genau.
 

"Die Person ist also männlich! Bist Du verliebt in ihn?" fragt Mira in einem ganz ruhigen Tonfall, so als würde sie mich nach dem Wetter fragen.
 

Ich starre sie an, erschrocken, konfus, irgendwie total von der Rolle! Wie? Hat sie mich grade ernsthaft gefragt, ob ich in Kaiba verliebt bin? Ich mein, wir reden hier von Kaiba, wer würde so dumm sein und sich in jemandem wie Kaiba verlieben? Ich schüttle den Kopf.
 

"Nein! Ich bin nicht verliebt in ihn, aber irgendwie, ich weiß auch nicht, irgendwie hätte ich es gerne, wenn er mich als seinen Freund akzeptieren würde. Er hat nicht viele davon, musst Du wissen und ich hab wirklich alles versucht, um sein Freund zu werden, aber irgendwie endet es immer damit, dass wir uns anschreien und streiten. Wir kommen einfach nicht miteinander aus!" sage ich und senke den Kopf, um nicht in Mira´s Augen sehen zu müssen.
 

Das Ganze ist mir extrem peinlich, aber es ist irgendwie ganz in Ordnung, dass ich mit Mira darüber spreche. Mira kennt Kaiba nicht, Mira kennt mich nicht und kann die ganze Sache vielleicht aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Sie ist eine neutrale Person!
 

"Hat er gesagt, dass er Deine Freundschaft nicht will?" fragt Mira, ich nicke knapp und erinnere mich wieder an Kaiba´s Worte, die er mir im Flugzeug an den Kopf geknallt hat.
 

,Du bist wirklich ein respektloser, widerlicher, kleiner Wurm! Du bist es gar nicht wert, dass ich mit Dir diskutiere! Meinetwegen kannst Du verrecken, mich würde es ganz sicher nicht stören!' Das waren die letzten Worte, die er an mich persönlich gerichtet hat und die sich irgendwie in mein Gehirn gebrannt haben.
 

"Geht´s Dir gut, Joey?" höre ich Mira besorgt fragen und ich richte meinen Blick wieder auf sie.
 

"Ich denk schon, ich hab mich nur an etwas erinnert, war nichts Schlimmes!" antworte ich, sie schüttelt den Kopf und streicht mit dem Daumen ihrer linken Hand über mein rechtes Auge.
 

"Und warum weinst Du dann, wenn es nichts Schlimmes war?" fragt sie ein wenig vorwurfsvoll.
 

Shit! Ich hab das gar nicht bemerkt!
 

"Ich weine nicht, ich hab nur etwas im Auge!" sage ich schnell und dreh meinen Kopf ein wenig zur Seite.
 

"Lügner!" haucht Mira mir ins Ohr, so dass ich ein wenig zusammenzucke.
 

"Hmpf!" mache ich und hab keine Lust, das Thema weiter zu diskutieren.
 

Ich hab mir geschworen, dass ich nie wieder wegen Kaiba flennen werde. Ich werde Mokuba hier rausschaffen und dann fliegen wir nach Domino zurück und alles ist wie früher! Kaiba wird wieder einsam in seiner Firma sitzen und ich werde weiter als Kellner arbeiten und hoffen, dass ich ihm nie wieder über den Weg laufe! Er hat mich als Freund abgewiesen und auch wenn ich mal gesagt hab, dass ein Joey Wheeler niemals aufgibt, irgendwann ist es wirklich genug. Es macht keinen Sinn, dass ich ihm ständig hinterherlaufe, wie ein Volltrottel und seine Freundschaft suche. Für Kaiba hat das Wort Freundschaft keinerlei Bedeutung und daran werde ich auch nichts ändern können, egal wie sehr ich ihn damit nerve.
 

"Du solltest ein wenig schlafen, Du hast Dich ziemlich verausgabt!" meint Mira und reicht mir ein Glas Wasser, das ich in einem Zug leere.
 

"Du hast wohl Recht, Süße!" antworte ich grinsend und bemerke die leichte Röte in ihrem Gesicht.
 

"Nenn mich nicht so, das macht mich verlegen!" erwidert sie und stellt das leere Glas auf den kleinen Tisch neben dem Bett.
 

"Wie Du meinst!" sage ich und zucke leicht mit den Schultern. "Bleibst Du hier, oder gehst Du in Dein eigenes Zimmer?"
 

"Ich kann hier bleiben, wenn Du willst, der Scheich hat nichts davon gesagt, dass ich Dich hier alleine lassen soll!" antwortet Mira.
 

"Bleib bitte hier!" sage ich und lege mich in das große Himmelbett.
 

Ich will hier nicht alleine sein, in diesem Zimmer, das mich so erschreckend deutlich an Kaiba erinnert. Überall nur schwarz und blau, schwarz wie seine Kleidung, blau wie seine Augen.
 

"Keine Sorge, Joey! Ich lass Dich hier nicht allein!" antwortet Mira und ich bin ihr wirklich sehr dankbar dafür, auch wenn mir das doch wieder etwas peinlich ist. Ich komm mir fast ein wenig hilflos vor in diesem riesigen schwarz/blauen Zimmer.
 

"Danke!" hauche ich und merke, wie sich meine Augen vor Erschöpfung schließen.
 

Ich bin noch immer nicht ganz gesund und der Kampf gegen Jimmy hat mir alle noch vorhandenen Kraftreserven geraubt. Ich kann im Moment nichts anderes tun, als schlafen, die Flucht von hier muss ich auf später verschieben, denn in diesem schwachen Zustand bin ich wirklich keine große Hilfe!
 

Mira haucht mir einen kurzen Kuss auf die Stirn und dann höre ich, wie sie sich in den blauen Kissen in der Ecke bequem macht. Ich bin nicht allein in diesem Kaibazimmer und mehr muss ich nicht wissen. Ich will jetzt schlafen und Kraft schöpfen für die Flucht! Das ist im Moment alles, was ich will!
 

~Rebecca´s Sicht~
 

Ich hätte wissen müssen, dass die Befreiungsaktion nicht so einfach werden würde! Ich stehe hier mit den anderen im Beratungszelt, obwohl ich eigentlich aufgrund meines jungen Alters überhaupt nicht in die Runde passe. Mir gegenüber steht Haroun mit drei seiner Männer und diskutiert lautstark über den Waffenbestand der Rebellenarmee, die mittlerweile auf fast 230 Rebellen angestiegen ist, dabei sind allerdings Frauen und Kinder nicht einberechnet.
 

"Wir können nicht einmal die Hälfte unserer Männer mit Waffen und Munition versorgen, aber wenn wir den entscheidenden Schlag gegen den Scheich ausführen wollen, brauchen wir jeden einzelnen Mann!" meint Kamir Shoru, der vor drei Jahren noch Soldat von Präsident Mubarak war, bevor der Scheich ihm sein Haus niedergebrannt und ihn somit zur Flucht in die Rebellenarmee getrieben hat.
 

"Ich weiß Kamir, aber wo soll ich so schnell die Waffen herbekommen? Hier in Ägypten kriegen wir nichts und in Libyen sind die extrem teuer, wir haben kein Geld und unser Goldvorrat ist ebenfalls beinahe erschöpft, wir müssen also mit der halben Armee auskommen!" antwortet Haroun und sieht dabei nicht sehr glücklich aus.
 

"Um wie viel Geld dreht es sich?" höre ich Kaiba plötzlich neben mir fragen.
 

"Wie?" fragt Haroun ein wenig verwirrt und alle starren Kaiba an, der ganz ruhig die Arme verschränkt und irgendwie diesen geschäftsmäßigen Ausdruck im Gesicht hat.
 

"Wie viel Geld wird benötigt, um die gesamte Rebellenarmee mit Waffen aus Libyen zu versorgen?" fragt er und ich schlucke kurz.
 

Der hat doch nicht ernsthaft vor, das Geld für die Rebellen zur Verfügung zu stellen? Kaiba hasst Waffen, dachte ich zumindest!
 

"Ich weiß nicht genau, da bin ehrlich gesagt total überfragt, zumal ich nicht genau weiß, wie hoch der Preis angestiegen ist. In Libyen ist der Preis für Waffen und Munition sehr sprunghaft!" antwortet Haroun.
 

"Ist mir egal, ich hab genug Geld, der Preis spielt überhaupt keine große Rolle! Wann können wir nach Libyen aufbrechen?" fragt Kaiba.
 

"Du willst uns das Geld tatsächlich zur Verfügung stellen?" fragt Kamir ungläubig, Kaiba nickt.
 

"Wenn ich dafür meinen Bruder retten kann? Ja! Ich würde meine gesamte Firma dafür opfern, wenn es nötig sein sollte!" antwortet er ernst und ich glaube ihm jedes Wort.
 

Haroun seufzt leise und hebt seine Hände zu einem Gebet.
 

"Oh Allah, Danke!" haucht er erfreut, Kaiba knurrt nur leise.
 

"Allah hat damit nichts zu tun!" murmelt er und verlässt mit schnellen Schritten das Zelt.
 

"Sagt mal, hab ich das jetzt eben geträumt? Hat Kaiba tatsächlich gesagt, dass er das Geld für die Waffen zur Verfügung stellt?" fragt Tristan verwirrt und ungläubig.
 

"Wenn Du geträumt hast, hab ich das auch!" meint Duke.
 

"Aber ich dachte, er kann Waffen nicht ausstehen? Immerhin hat er doch die Waffenfabrik seines Stiefvaters übernommen und zu einer High Tech Spielefirma umfunktioniert! Wie kann er jetzt so einfach Waffen kaufen?" fragt Tristan, ich seufze leise.
 

"Ich glaub, so einfach ist das gar nicht für ihn!" antworte ich und spüre sofort die verwirrten und fragenden Blicke der Anderen auf mir.
 

"Was meinst Du?" fragt Tristan, ich werfe ihm einen etwas traurigen Blick zu und deute auf den Zeltausgang, durch den Kaiba verschwunden ist.
 

"Was meinst Du wohl, warum Kaiba eben das Zelt verlassen hat?" frage ich, er zuckt mit den Schultern.
 

"Keine Ahnung, vielleicht musste er mal wohin!" meint er, ich schüttle den Kopf.
 

"Ich denke, er will jetzt alleine sein!" antworte ich. "Er wird sich in diesem Moment sicher vorkommen, wie sein verhasster Stiefvater Gozaburo!"
 

Tristan keucht erschrocken auf und schüttelt den Kopf.
 

"Nein! Das glaub ich nicht! Sein Stiefvater hat Waffen hergestellt und damit gehandelt, ohne irgendwelche Skrupel und er hat Kaiba für seine miesen Zwecke benutzt! Das hier ist was ganz anderes!" sagt er.
 

"Ist es das?" frage ich. "Ich glaube für ihn nicht. Kaiba stellt zwar keine Waffen her, aber er will sein Geld dafür ausgeben!"
 

"Er tut das doch nur für seinen Bruder!" meint Duke aufgebracht.
 

"Das ist nicht der Punkt!" erwidere ich. "Der Punkt ist, dass mit Kaiba´s Geld Waffen gekauft werden und dass mit diesen Waffen vielleicht Menschen getötet werden und das nur, damit Kaiba seinen Bruder retten kann!"
 

"Aber die Männer des Scheichs sind böse, skrupellos und gehen doch selbst über Leichen!" meint Tristan, ich schüttle den Kopf.
 

"Das mag ja alles stimmen, aber für Kaiba zählt nur, dass es Menschen sind. Sein Stiefvater war für den Tod vieler Menschen verantwortlich, aber gekümmert hat es ihn nicht. Glaubst Du wirklich, dass Kaiba so etwas einfach so verkraftet? War er jemals für den Tod eines anderen Menschen verantwortlich, mal abgesehen von seinem Stiefvater?" frage ich, Tristan senkt beschämt den Kopf.
 

"So hab ich das gar nicht gesehen!" meint er ein wenig betrübt.
 

"Vielleicht sollten wir sein Angebot dann lieber ablehnen!" sagt Haroun ernst.
 

"Das ist nicht nötig!" höre ich plötzlich Kaiba´s beinahe emotionslose Stimme hinter mir und ich zucke erschrocken zusammen.
 

Ein wenig ängstlich dreh ich mich zu ihm um. Hat er etwa die ganze Zeit draußen gestanden und das Gespräch mit angehört?
 

"Hast Du gelauscht?" frage ich leise, ein unscheinbares Lächeln huscht kurz über sein Gesicht.
 

"Ihr wart ja laut genug!" antwortet er, ich schlucke kurz.
 

"Sorry!" murmle ich und senke beschämt den Kopf.
 

"Schon gut! Du hast Recht, ich musste eine Weile allein sein und mich damit auseinandersetzten, dass ich für den Tod einiger Menschen verantwortlich sein könnte, aber ich nehme lieber den Tod anderer Menschen in Kauf, als den Tod meines eigenen Bruders!" sagt Kaiba und ich schaue in sein ernstes Gesicht. "Ich bin nicht wie mein Stiefvater, aber ich werde auf keinen Fall zulassen, dass mein Bruder durch meine Unachtsamkeit stirbt. Ich werde keine Mühen scheuen und ihn aus der Gewalt des Scheichs befreien, selbst wenn das bedeutet, dass ich dafür Waffen aus Libyen kaufen muss!"
 

"Was ist mit Joey?" fragt Tristan und sekundenlang bilde ich mir ein, dass Kaiba´s Gesicht weicher erscheint.
 

"Den Köter werd ich so nebenbei ebenfalls befreien, falls er noch nicht drauf gegangen ist!" antwortet er spöttisch und seine Gesichtszüge werden wieder ernst. "Wir sollten uns auf den Weg machen, der Weg nach Libyen wird sicher kein Kinderspiel!"
 

Irgendwie hab ich das Gefühl, dass Kaiba doch mehr für Joey übrig hat, als er zugeben will, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein!
 

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Traumdeutung?

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35. Traumdeutung?
 

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~Joey´s Sicht~
 

Schweißgebadet wache ich auf und starre aufgeschreckt an die Decke des Himmelbettes in dem ich liege.
 

"Fuck!" fluche ich laut, ohne daran zu denken, dass ich vielleicht nicht alleine bin.
 

Nach ein paar Sekunden wird mir dann auch wieder bewusst, dass ich mich in diesem schwarz/blauen Zimmer befinde, in das mich der Scheich verfrachtet hat und ich zum Glück nur geträumt hab!
 

"Alles in Ordnung, Joey?" höre ich Mira´s besorgte Stimme und ich richte mich ein wenig auf.
 

"Ah, nich wirklich, ich hatte eben nen ganz furchtbaren Albtraum. War wirklich nicht sehr angenehm!" antworte ich.
 

Ich hab nicht vor, ihr von diesem Traum zu erzählen, das werde ich ganz sicher nicht tun! Nicht diesen Traum! Ein ziemlich eiskalter Schauer geht durch meinen Körper und beinahe reflexartig zieh ich mir die Decke bis zum Kinn.
 

"Willst Du mir von dem Traum erzählen? Manchmal hilft es, wenn man darüber spricht, die meisten Träume haben nämlich eine Bedeutung!" meint Mira und ich starre sie völlig konfus an.
 

"Oh nein! Den Traum werd ich garantiert niemandem erzählen!" keuche ich erschrocken.
 

Außerdem kenne ich die Beutung meines Traumes bereits. Auch wenn der Traum ein wenig anders war, als beim letzten Mal. Beim letzten Mal hat Kaiba mich im Duell mit seinem Drachen besiegt und ich hatte nen Alptraum, dass ich in einem Hundekostüm vor ihm sitze! Frei nach dem Motto: Kaiba der Herr, ich nur der Köter! Fuck! Das war vielleicht ein beschissener Weg, um aufzuwachen! Ich schüttle den Kopf. Der Traum von heute war allerdings noch viel schlimmer und verwirrender! Ich mein, wer will schon vor Kaiba wie ein kleiner Wurm im Sand einer beschissenen Wüste rum kriechen? Ich bestimmt nicht! Und dann auch noch dieser dämliche Spruch von Kaiba, während er mich mit diesen stechend kalten, blauen Augen angestarrt hat!
 

,Kriech vor mir, Du widerlicher, kleiner Wurm! Kriech vor mir, bis Du im Wüstensand erstickst!'
 

Argh! Geh weg! Ich schließe völlig fertig die Augen und massiere mir die Schläfen, um diese verfickte Stimme aus meinem Kopf zu bekommen! Wann hatte ich das letzte Mal einen Albtraum von Kaiba? Vor 4 Jahren? Könnte ungefähr hinkommen. Warum zum Teufel hab ich jetzt wieder einen? Ich hab mich im Traum sogar mit einem Messer an der linken Hand verletzt und bin verblutet! Doppel Fuck!
 

"Willst Du wirklich nicht darüber reden?" fragt Mira, ich öffne die Augen nicht und schüttle einfach nur den Kopf.
 

"Ganz sicher nicht!" sage ich in einem Ton, der keinen Widerspruch duldet.
 

"Okay, wie Du meinst, aber falls Du reden willst, ich höre gern zu. Übrigens gibt es hier in der Villa ein paar Bücher über Traumdeutung, wenn Du möchtest, frage ich den Scheich mal, ob ich mir ein Buch ausleihen darf!" erwidert Mira und ich schaue sie nun doch an.
 

"Das würdest Du tun?" frage ich leise, sie nickt und irgendwie zaubert mir das doch ein kleines Lächeln auf´s Gesicht.
 

"Das wäre wirklich nett von Dir!" sage ich, sie lächelt freundlich, zwinkert mir noch kurz zu und geht zur Tür.
 

"Open the door for me! (Öffnet die Tür für mich!)" sagt Mira laut und sofort wird die Tür mit einem Ruck von einer Wache geöffnet.
 

Ich werfe mich wieder in die Kissen und höre, wie die Tür hinter Mira wieder verschlossen wird. Jetzt hab ich Zeit, mir den Traum von vorhin noch mal ins Gedächtnis zu rufen, der war ja ziemlich brutal zum Schluss! Ich hab mich noch nie im Traum sterben sehen! Das war wirklich gruselig!
 

Ich atme tief durch und versuche mich irgendwie zu beruhigen. Okay, gehen wir die Sache mal logisch an, was genau hab ich überhaupt geträumt?
 

Ich stand irgendwo in der Wüste und hab mich mit Kaiba gestritten, eigentlich nichts Ungewöhnliches und dann lag ich plötzlich auf dem Boden und Kaiba hat diesen bescheuerten Spruch vom Stapel gelassen, an den ich jetzt lieber nicht denken will. Ich bin gekrochen, während Kaiba mich mit seinen kalten, blauen Augen angestarrt hat und dann lag da dieses blöde Messer! Wo kam das überhaupt her? Egal! Ich hab mich an der linken Hand geschnitten und bin verblutet, ohne dass ich irgendetwas dagegen tun konnte. Das Merkwürdigste und Verwirrende an dem Traum war jedoch, dass ich alles nur in einem langweiligen Grau gesehen hab, mit Ausnahme von Kaiba´s blauen Augen und meinem dunkelroten Blut!
 

Und weiter? Dann bin ich schweißgebadet aufgewacht! Oh Fuck, ich bin tatsächlich im Traum gestorben! Gruselig! Ich schüttle mich kurz und erhebe mich vom Bett. Wie spät ist es eigentlich? Laut meinem knurrenden Magen zu urteilen, muss es schon Zeit fürs Abendessen sein, hab also nicht lange geschlafen.
 

Seufzend schau ich mich im Zimmer um und komme erneut zu der Erkenntnis, dass schwarz und blau nicht in ein Schlafzimmer gehören, das sieht definitiv zu düster aus! Ich mein, schwarz und rot wäre schon eher mein Fall, das erinnert mich an meinen schwarzen Rotaugendrachen, der jetzt zu Hause in meinem Kartendeck liegt und darauf wartet, dass ich ihn in einem Duell benutze, was ich schon seit 2 Jahren nicht mehr getan habe!
 

Ein trauriges Lächeln huscht über mein Gesicht. Seit der Pharao weg ist, hatte ich kaum die Gelegenheit, mich zu duellieren, Yugi hat ja aufgehört und die Anderen, die mich herausgefordert haben, waren keine richtigen Gegner für mich. Nur gewinnen war langweilig und Kaiba hat sich vehement geweigert, noch einmal gegen mich anzutreten! Wo bleibt denn da die Herausforderung?
 

Das erneute Öffnen der Tür lässt mich kurz zusammenzucken.
 

"Ich hab mir ein Buch aus der Bibliothek des Scheichs besorgt, er hat nichts dagegen!" höre ich Mira sagen und ich lächle leicht.
 

"Das ging ja schnell!" antworte ich und gehe zur Couch, auf der sich auch Mira niederlässt.
 

"Und Du bist sicher, dass Du nicht darüber reden willst?" fragt sie, ich schüttle den Kopf.
 

"Ich werd versuchen, den Traum selbst zu deuten, auch wenn ich sicher bin, die Bedeutung bereits zu kennen!" erwidere ich.
 

Dass ich in der Wüste vor Kaiba krieche und vor seinen Augen verrecke, kann doch nur bedeuten, dass er gewinnt, so wie immer!
 

,Du bist wirklich ein respektloser, widerlicher, kleiner Wurm! Du bist es gar nicht wert, dass ich mit Dir diskutiere! Meinetwegen kannst Du verrecken, mich würde es ganz sicher nicht stören!'
 

,Kriech vor mir, Du widerlicher, kleiner Wurm! Kriech vor mir, bis Du im Wüstensand erstickst!'
 

Argh! Kaiba, verschwinde aus meinem Kopf!
 

Mira reicht mir das Buch und ich blättere ein paar Seiten, dass das Buch auf Japanisch ist, kommt mir natürlich sehr zu Gute. Aber bei dem reichen Scheich ist das wirklich nicht unbedingt verwunderlich, der muss ganz sicher ne riesige Bibliothek mit Büchern aus der ganzen Welt haben!
 

Okay, was hat das mit der Wüste auf sich? Hat das auch eine andere Bedeutung, außer der, dass ich grade zufällig in Ägypten bin?
 

,Wüste - ...Befinden Sie sich mit einem anderen Menschen in der Wüste, dann zeigt dies vielleicht, dass diese Beziehung nutzlos ist oder nirgendwo hinführt...'
 

Aha! Hätte ich mir denken können! Heißt wohl im Klartext, keine Freundschaft mit Kaiba!
 

Okay, haben die Beleidigungen auch was zu bedeuten?
 

,Beleidigung - Werden Sie im Traum beleidigt, dann heißt dies, dass Sie eine Empfindlichkeit zeigen, die Sie im Wachzustand nicht für angemessen halten würden.'
 

Ähm, ja? Und was soll das jetzt heißen? Das ich nicht grade erfreut über solche Art von Beleidigung bin, ist doch wohl offensichtlich und dass ich mich im Wachzustand nie ungestraft beleidigen lassen würde, ist auch klar, dafür brauch ich keine Traumdeutung!
 

Hm, was war noch? Ach ja, ich bin auf dem Boden gekrochen und hab mich dabei auch noch verletzt.
 

,Kriechen - Auf der Erde kriechen und sich die Hand verletzen bedeutet es werden einem unangenehme Aufgaben übertragen.'
 

Unangenehme Aufgaben, wie zum Beispiel die Aufgabe, Mokuba hier rauszuschaffen? Nicht wirklich was Neues!
 

Aber was hat das mit dem Messer auf sich? Und mit der Tatsache, dass ich dabei sogar verblutet bin? Überaus neugierig suche ich weiter nach passenden Begriffen, die irgendetwas mit meinem Traum zu tun haben.
 

,Messer - Sich damit verwunden bedeutet krank werden.'
 

Okay, trifft zu, ich bin krank!
 

,Verwundung - Verwundung haben oder erhalten bedeutet man brockt sich eine böse Geschichte ein, kommt aber mit einem blauen Auge davon.'
 

Na hoffentlich stimmt das auch! Aber bisher bin ich aus jeder ,bösen Geschichte' davon gekommen, daran wird sich jetzt ganz sicher nichts ändern, nur weil ich mich diesmal etwas zu tief in die Scheiße geritten hab! Ich grinse leicht, ich bin halt ein unverbesserlicher Optimist!
 

,Hand - Sich die Hand verbrennen oder verletzen kann vor Risiken warnen, die Sie noch nicht genau abschätzen können.'
 

Risiko ist mein zweiter Vorname! Als ob mich ein Traum davon abhalten könnte, Risiken einzugehen, die ich nicht abschätzen kann! Lächerlich!
 

Hat es irgendeine Bedeutung, dass ich mir ausgerechnet die linke Hand verletzt hab, obwohl ich Rechtshänder bin?
 

,Links - Die linke Seite ist die weniger dominante, eher passive Seite. Sie steht oft für alles Dunkle, Zwielichtige und für jene Teile der Persönlichkeit, die Sie zu unterdrücken versuchen. Sie symbolisiert instinktives Verhalten und hat mit Moralvorstellungen nichts zu schaffen. Schmerz auf der linken Seite wird als Sensibilität gedeutet.'
 

Weniger dominant, passiv? Wie klingt das denn? Dunkel, zwielichtig? Hey, ich kann auch nichts dafür, dass ich mal in ner Gang war! Persönlichkeit unterdrücken? Was ist schlimm daran, wenn man versucht etwas ruhiger zu werden, obwohl man viel lieber laut schreien würde? Instinktives Verhalten? Jap, klingt ganz nach mir! Moralvorstellungen? Was ist das? Sensibilität? Dass ich äußerst sensibel bin, wusste ich schon vorher. Gott sei Dank kennen nur meine Freunde und meine Schwester diese Seite an mir!
 

,Blut - Wer sich im Traum bluten sieht, hat seelische Wunden, die er sich nicht eingestehen will, weil sie ihn vor anderen demütigen könnten.'
 

Blabla! Seelische Wunden?! Pah, wen interessieren meine seelischen Wunden? Niemanden, also warum sollte ich mir meine eingestehen? Absurd! So was hab ich nicht!
 

,Verbluten - Ist der Blutverlust nicht zu stoppen, können Sie einer unangenehmen Situation oder Wahrheit nicht ausweichen. Große Gefahr oder eine schwere Krankheit wird Sie heimsuchen.'
 

Große Gefahr ist ein wenig untertrieben, ich steck in einer ernsthaften Krise!
 

,Sterben - ...Selbst sterben bedeutet ein langes Leben vor sich haben...'
 

Na das klingt doch mal wirklich positiv!
 

Was ist während meines Traumes noch passiert? Hm, Kaiba hat mich angestarrt mit seinen kalten, blauen Augen, ja genau!
 

,Augen - ...starre, stechende, kalte Augen weisen auf eine berechnende Intelligenz in der Nähe hin...'
 

Na wenn das nicht perfekt zum Eisklotz Kaiba passt, will ich nicht mehr Joey Wheeler heißen!
 

,...Angestarrt werden ist ein glückhaftes Omen, eine wichtige Veränderung wird sich bald vollziehen...'
 

Glückhaftes Omen? Wichtige Veränderung? Na hoffentlich ist damit Mokuba´s und meine Flucht gemeint!
 

Und was hat das jetzt mit den Farben auf sich? Immerhin hab ich alles in Grau gesehen, mal abgesehen von Kaiba´s Augenfarbe und der Farbe meines Blutes.
 

,Farben - ...Grau verweist wie Grün auf die Mischung von Licht und Finsternis, allerdings ist Grün dem Leben, Grau eher dem Toten verbunden. Grau wird oftmals als langweilige Farbe angesehen. Grau ist die typische "Farbe" des Schattens in seiner Bedeutung als das Unbewusste...'
 

Äh? Was soll mir das jetzt sagen?
 

,...Dunkles Rot versinnbildlicht Energie und Antriebskräfte, Leidenschaften und Begierden, die einen Menschen beherrschen...'
 

Okay, darüber will ich jetzt lieber nicht nachdenken! Dafür hab ich nun wirklich keine Zeit!
 

,...Blau gilt im Traum als Farbe der Weite, Ferne und Unendlichkeit. Es gibt aber noch viele andere Bedeutungen der blauen Farbe, die sich jedoch nur ganz individuell erkennen lassen...'
 

Okay, soweit so gut, fragt sich jetzt nur, welche individuelle Bedeutung Kaiba´s blaue Augen in meinem Traum haben, mal abgesehen davon, dass es seine reale Augenfarbe ist.
 

,Augenfarbe - ...Blaue Augen bedeuten heiße Liebe...'
 

Wah? Wie? Das muss ein Druckfehler sein! Definitiv! Kaiba und heiße Liebe sind zwei Gegensätze, die einfach überhaupt nicht zusammenpassen! Ich schüttle heftig den Kopf, um das mentale Bild von Kaiba´s blauen Augen aus meinem Gehirn zu verbannen. Urgh! Böses Bild! Ganz böses Bild!
 

Hab ich irgendein Detail vergessen?
 

,Du widerlicher, kleiner Wurm!'
 

Ähm, danke Kaiba für die perfekte Wortwahl! Blöder Traum! Hat das Wort Wurm vielleicht auch eine Bedeutung?
 

,Wurm - Jemand will Ihnen wehtun. Der Wurm kann auch erotisch gedeutet werden. Er steht für sexuelle und andere Triebe, die Sie selbst als "niedrig" ablehnen und unterdrücken.'
 

Eine Doppeldeutung? Also ich tendiere dann doch eher zu der ersten Bedeutung, die zweite ist mir nicht ganz geheuer!
 

Mit einer vielleicht etwas zu heftigen Bewegung klappe ich das Buch wieder zu, denn meinem Traum eine sexuelle Bedeutung beizumessen, ist mir dann doch zu abartig!
 

"Stimmt etwas nicht?" fragt Mira und ich zucke ziemlich heftig zusammen, ich hab doch tatsächlich vergessen, dass sie die ganze Zeit neben mir gesessen hat.
 

"Eh? Doch alles in Ordnung, ich hatte Recht mit meiner Vermutung und wirklich weitergeholfen hat mir das Buch nicht!" antworte ich und lache etwas nervös.
 

Weitergeholfen hat mir das Buch tatsächlich nicht, eher ziemlich verwirrt. Ich mein, wie hätte ich auch ahnen können, dass man Träume auch in zweierlei Hinsicht deuten kann? Ich bin kein Genie!
 

,Du bist wirklich ein respektloser, widerlicher, kleiner Wurm!'
 

Argh! Langsam geht mir dieser Kaiba mächtig auf den Keks!
 

"Gibt es bald was zum Essen? Ich hab tierischen Hunger!" sage ich und geb Mira das Buch wieder zurück, damit ich ja nicht in Versuchung gerate, den Traum zu deuten, in dem ich im Hundekostüm vor Kaiba auf den Knien rutsche! Noch mehr Zweideutigkeiten ertrag ich beim besten Willen nicht!
 

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Abendessen!

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36. Abendessen!
 

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~Mokuba´s Sicht~
 

Gott, wie ich den Scheich verachte! Dieser Blick, den er mir und Joey ständig zuwirft, ist wirklich widerlich! Seit ein paar Minuten sitzen wir schon an diesem riesigen Tisch in diesem übergroßen Saal und essen, wobei ich selbst eher damit beschäftigt bin, über unsere Situation nachzudenken, als zu essen. Joey scheint das Alles nicht so sehr zu stören, er hat trotz seines geschwollenen, blauen Auges einen überaus großen Appetit, was vom Scheich mit amüsierten Blicken und Kommentaren quittiert wird.
 

"Joey, mein Süßer, iss nicht so schnell, sonst bekommst Du Magenschmerzen und dann muss ich den Onkel Doktor holen!" meint der Scheich und beugt sich seitwärts über den Tisch, um Joey eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen.
 

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt behaupten, dass der Scheich mit Joey flirtet und das auf eine wirklich plumpe Weise! Allein der Gedanke daran jagt mir einen ekelhaften Schauer über den Rücken. Joey sei vorsichtig, nimm Dich vor der scheinheiligen Freundlichkeit des Scheichs in Acht, der hat nichts Gutes im Sinn!
 

"Ich hab noch nie so was gegessen, das schmeckt wirklich köstlich!" murmelt Joey mit vollem Mund, der Scheich grinst leicht und schüttelt amüsiert den Kopf.
 

"Das ist Hühnerkuskus, Weizengrieß mit Hühnchen!" meint Kashi, Joey nickt eifrig und schaufelt sich den nächsten Bissen in den Mund.
 

Ich kann dem einfach nicht mehr länger zusehen und wende meinen Blick auf meinen Kartoffeleintopf mit Lamm. Ich hab zwar keinen Hunger aber irgendwie muss ich mich von der Tatsache ablenken, dass Seto mich noch nicht hier rausgeholt hat und Joey anscheinend noch keine Ahnung hat, wie wir von hier fliehen können. Alles an ihm wirkt, als wäre er die Ruhe in Person, so beherrscht kenn ich ihn nicht, aber ich hab ihn auch seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen, weil ich zu beschäftigt war. Joey ist so vollkommen ruhig, so erschreckend neutral und scheint sich irgendwie mit der jetzigen Situation abgefunden zu haben, was ich absolut nicht verstehen und akzeptieren kann! Ich will kein Sklave sein, ich will hier wieder weg!
 

"Mokuba? Hast Du keinen Hunger?" höre ich den Scheich fragen und ich schaue ihn etwas verwirrt an.
 

"Sorry, ich war nur grade in Gedanken!" murmle ich schnell und schlürfe etwas von meinem Eintopf.
 

Ein leises Räuspern lässt mich kurz zu Joey rüber schauen und für eine winzige Sekunde bemerke ich ein kurzes Zwinkern von ihm, bevor er sich über den Tisch zur Seite beugt, um eine große Schüssel Weintrauben zu sich zu ziehen.
 

Okay, vielleicht ist die Ruhe von Joey nur seine Art von Selbstbeherrschung, die er wohl heimlich gelernt hat. Ich kann mir nämlich absolut nicht vorstellen, dass das wilde Feuer in Joey erloschen ist, er hat anscheinend nur einen Weg gefunden, Anderen etwas vorzuspielen, so wie es mein Bruder immer tut! Ich weiß nicht, ob ich erfreut oder verärgert darüber sein soll, dass Joey mich schon wieder an meinen Bruder erinnert, aber in dieser Situation, wo eine gute Selbstbeherrschung sehr von Vorteil sein kann, bin ich irgendwie froh darüber, das Joey manchmal so berechnend und undurchschaubar wie Seto sein kann.
 

"Can I do something for you, my master? Kann ich etwas für Sie tun, mein Herr?" höre ich die etwas schmerzverzerrt klingende Stimme von Jimmy und ich schaue überrascht nach links, der Scheich winkt nur ab, Jimmy verbeugt sich kurz und verlässt den Saal.
 

Ich versuche nicht auf seinen braunen, nackten Rücken zu starren, der mit roten Striemen bedeckt ist, deshalb wende ich meinen Blick schnell wieder ab und schlucke leicht nervös. Es ist meine Schuld! Wäre ich nicht alleine in Tokyo im Museum gewesen, hätte der Scheich mich nicht entführen lassen und ich wäre nie nach Siwah in die Villa gekommen, dann wäre Jimmy auch nicht der Versuchung erlegen, mich anzufassen und Joey hätte ihn nicht angemault, sie hätten sich nicht geprügelt und Jimmy wäre nicht durch 20 Peitschenhiebe bestraft worden!
 

Nun gut, vielleicht wäre Jimmy dann aus einem anderen Grund bestraft worden, so was scheint hier ja an der Tagesordnung zu stehen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich der Grund für Jimmy´s Bestrafung bin und auch der Grund, warum Joey bestraft werden soll. Bisher hat Kashi noch kein Wort davon gesagt, wie Joey´s Strafe aussehen wird, aber wirklich wissen will ich das auch gar nicht, weil meine Schuldgefühle dadurch noch viel größer werden würden. Ich kann nur hoffen, dass der Scheich nicht zu hart mit Joey umspringt, das könnte ich nämlich ganz und gar nicht vertragen!
 

"Joey, ich hab mir etwas für Deine Bestrafung ausgedacht!" höre ich den Scheich sagen und ich lasse vor Schreck fast meinen Löffel fallen, mit dem ich mir grade etwas Eintopf in den Mund schieben wollte.
 

Verdammt! Muss das jetzt sein?
 

"Ah? Und wie sieht meine, ähm, Bestrafung aus?" murmelt Joey und ich bemerke deutlich, dass er nervös ist, auch wenn er das zu unterdrücken versucht.
 

"Nun ja, da gibt es zwei Möglichkeiten!" meint Kashi, ich wage kaum zu atmen und starre angestrengt auf meine Schüssel, die vor mir auf dem Tisch steht.
 

"Welche ist die Angenehmere?" fragt Joey und ich muss krampfhaft ein Grinsen unterdrücken.
 

Typisch Joey!
 

"Du würdest mir für diese Nacht zu Diensten stehen!" meint der Scheich beinahe im Plauderton.
 

Ich verkrampfe meine Finger in den Löffel, so dass meine Fingerknöchel weiß werden. Shit!
 

"Äh und die andere Möglichkeit?" fragt Joey unsicher.
 

"10 Peitschenhiebe auf den nackten Rücken!" antwortet der Scheich und ich kann förmlich hören, wie Joey aufkeucht.
 

Ich knirsche mit den Zähnen und will etwas sagen, als plötzlich unter dem Tisch ein Fuß an meinen stößt, so dass mir die Worte augenblicklich im Halse stecken bleiben und ich mir einfach einen vollen Löffel Kartoffeleintopf in den Mund stecke, als würde mich die Bestrafung von Joey überhaupt nicht interessieren. Ich bin sicher, genau das hatte Joey damit bezweckt, denn der Fußtritt kam definitiv von ihm.
 

"Ich wähle die Peitschenhiebe, wenn es Ihnen nichts ausmacht, mein Herr!" erwidert Joey, der Scheich lässt ein leises Seufzen hören.
 

"Das hatte ich beinahe schon befürchtet. Wirklich zu schade, ich hatte mich schon so sehr auf einen nettes Techtelmechtel mit Dir gefreut!" sagt der Scheich und ganz plötzlich spüre ich seinen Blick auf mir. Mir ist sofort klar, was er sagen will, noch bevor er es ausspricht, aber der Schock, der mir durch die Glieder fährt, als ich seine nächsten Worte höre, ist trotzdem nicht von schlechten Eltern! "Ich hab ja noch ein anderes Spielzeug, mit dem ich mich heute Nacht vergnügen kann, nicht wahr, mein kleiner Mokuba?"
 

Das kann nicht sein Ernst sein!
 

~Seto´s Sicht~
 

Na super! Da ist man einmal bereit, Geld für Waffen auszugeben und schon wird man schief von der Seite angeschaut, als wäre ich ein verfluchtes Alien vom Mars!
 

"Hab ich irgendetwas im Gesicht?" motze ich Taylor an, der neben mir auf dem Beifahrersitz des Jeeps sitzt und mich seit zehn Minuten wortlos anstarrt.
 

"Äh? Nein, ich hab nur grad drüber nachgedacht, ob das wirklich so eine gute Idee ist, den Rebellen Waffen von der lybischen Grenze zu besorgen." antwortet er und dreht seinen Kopf wieder nach vorne.
 

"Hast Du vielleicht eine bessere Idee?" frage ich genervt, er lässt nur ein leises Seufzen hören.
 

"Wenn ich die hätte, wäre mir wohler, Kaiba!" meint er. "Ich hoffe nur, dass Mokuba in Ordnung ist und Joey keinen Mist baut!"
 

"Pah, der Köter baut doch nur Mist, egal was er macht und um Mokuba kümmere ich mich, kapiert?!" motze ich.
 

"Hey, nu mach mal hier nicht so einen Aufstand, Kaiba! Wir sitzen jetzt in einem Boot und müssen das zusammen durchstehen, also reiß Dich zusammen!" höre ich Devlin´s Stimme hinter mir und ich zucke mit den Schultern.
 

"Was auch immer, ich hab das Kommando, ich sage, wo es lang geht, damit das klar ist!" erwidere ich.
 

"Sicher, wir hatten auch nichts anderes erwartet, aber ohne Al-Hadan´s Rebellen bist Du aufgeschmissen, vergiss das nicht!" meint Devlin und winke genervt ab.
 

Wie könnte ich das vergessen? Und schon wieder bin ich auf die Hilfe von anderen Menschen angewiesen, denen ich absolut nicht über den Weg traue!
 

"Wie weit ist es eigentlich bis zur Grenze?" fragt Taylor und ich zucke mit den Schultern.
 

"Shoru sagte irgendwas von 140 Kilometer, aber weil wir einen Umweg um die Siwah Villa fahren müssen, ist es etwas weiter!" antworte ich.
 

"Und wie lange müssen wir durch die scheiß Wüste fahren?" fragt Devlin.
 

"Zum Teufel noch mal, woher soll ich das wissen? Ich rechne mit 2 bis 3 Stunden, aber sicher bin ich nicht, ich bin noch nie im Halbdunkel durch die Wüste gefahren, hängt davon ab, wie gut wir im Wüstensand vorankommen!" blaffe ich ihn an, ich hasse diese verdammte Wüste, ich hasse diesen verdammten Wüstenjeep!
 

"Krieg Dich wieder ein Kaiba, am Besten folgen wir einfach Shoru, der scheint sich hier ja auszukennen, ist doch egal, wie lange wir brauchen, hoffen wir nur, dass wir rechtzeitig im Rebellenlager ankommen und nicht in der Wüste übernachten müssen, darauf hab ich nun wirklich keinen Bock!" meint Taylor und da stimm ich ausnahmsweise mal mit ihm überein, ich hab auch keine Lust, die Nacht in der Wüste zu kampieren, auch wenn das Rebellenlager nicht viel besser ist.
 

Ich folge Shoru, der mit zwei anderen Rebellen im Jeep vor uns sitzt, durch die Wüste und frage mich, ob ich wirklich die richtige Entscheidung getroffen habe. Was ist, wenn ich falsch liege? Wenn ich doch wie Gozaburo bin? Ich schüttle den Kopf. Nein, ich bin nicht wie mein Stiefvater! Ich bin kein skrupelloser Firmenboss, der nur an das Geld denkt. Ich bin zwar hart und eisern, aber ich bin nicht ohne Skrupel! Ich mach das Ganze nur, um meinen Bruder zu befreien! Ich kaufe keine Waffen, weil ich machtbesessen bin, ich kaufe Waffen, weil ich keine andere Möglichkeit sehe, gegen die Männer des Scheichs anzukommen. So sehr ich den Gedanken auch verabscheue, ich muss zugeben, dass die bloße Intelligenz eines Menschen alleine nicht ausreicht, wenn man sich in einem Land befindet, wo nur Gewalt und Macht regiert! Meine Intelligenz bringt mich in dieser Einöde kein Stück weiter!
 

"Sag mal Kaiba, ist Dir schon mal der Gedanke gekommen, dass Deine hohe Intelligenz in manchen Situationen völlig nutzlos ist?" höre ich Devlin fragen und ohne es zu wollen, zucke ich ziemlich erschrocken zusammen, so dass ich beinahe die Kontrolle über den Jeep verliere.
 

"Verdammt Devlin, stell mir nicht so bescheuerte Fragen, ich hab jetzt definitiv keine Lust darauf zu antworten!" blaffe ich und werfe einen wütenden Blick in den Rückspiegel, Devlin grinst leicht, was mich noch wütender macht.
 

"Das soll jetzt nicht heißen, dass ich an Dir zweifle, aber Du musst doch zugeben, dass Intelligenz nicht ausreicht, wenn man es mit einem brutalen Gegner zu tun hat!" sagt er und ich seufze genervt.
 

Verdammt! Warum kann der Typ nicht einfach seine dämliche Klappe halten?
 

"Ihr verbringt zuviel Zeit mit diesem Köter!" stelle ich ziemlich nüchtern fest und registriere ein leises Kichern von Taylor.
 

"Stimmt nicht, aber eigenartigerweise färben seine Verhaltensweisen immer dann auf uns ab, wenn er nicht da ist!" meint er und ich sehe im Rückspiegel, wie Devlin zustimmend nickt.
 

"Das ist erbärmlich!" sage ich.
 

"Nein, das ist Freundschaft!" meint Devlin und diesmal ist es Taylor, der zustimmend nickt.
 

Pah, Freundschaft, wer braucht denn Freunde?
 

"Erwartet nicht von mir, dass ich euch als Freunde betrachte, nur weil ihr mir helft, meinen Bruder zu retten, das hier ist lediglich eine Zweckgemeinschaft, klar?!" sage ich.
 

"Sicher, wir hatten auch gar nichts anderes angekommen, Kaiba!" erwidert Taylor.
 

"Wir sind nicht so besessen von der Idee, Dich zu unserem Freund zu machen, wie manch andere Leute!" meint Devlin und irgendwie weiß ich genau, wen er mit ,manch andere Leute' meint, dafür muss er den Namen nicht mal aussprechen.
 

"Wheeler ist nicht nur besessen, sondern total krank!" sage ich kühl und stelle etwas verwirrt fest, dass Taylor in lautes Lachen ausbricht, während Devlin nur grinsend den Kopf schüttelt.
 

"Wie kommst Du bitte auf die Idee, ich würde Joey meinen?" fragt Devlin gespielt unschuldig und ich zucke etwas irritiert mit den Augenbrauen.
 

"Wen könntest Du sonst meinen?" frage ich genervt.
 

"Yugi natürlich, er ist doch ständig mit Mokuba zusammen und versucht alles, um mit Dir auch so gut klarzukommen!" antwortet er in einem Ton, der mir gar nicht gefällt. "Aber Du scheinst ja die ganze Zeit nur an Joey zu denken, wenn sein Name der Erste ist, der Dir einfällt, wenn ich über besessene Freundschaftsfanatiker rede!"
 

Wie konnte ich nur so dumm sein und auf dieses Spielchen reinfallen? Ich kralle meine Hände fester ins Lenkrad und strafe meine Mitfahrer mit Ignoranz, sollen die doch denken, was sie wollen, das interessiert mich nicht im Geringsten! Und ich denke ganz sicher nicht ständig an diesen Köter! Vielleicht hin und wieder, aber definitiv nicht die ganze Zeit!
 

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Fluchtgedanken?

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37. Fluchtgedanken?
 

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~Joey´s Sicht~
 

Shit! Verdammt! Was mach ich jetzt? Ich kann nicht zulassen, dass Kashi sich mit Mokuba vergnügt, weil ich nicht will. Ich werfe einen kurzen Blick zu Mokuba, dem die Angst buchstäblich ins Gesicht geschrieben steht.
 

"Nein!" sage ich, bevor ich überhaupt darüber nachdenken kann. "Ich will Sie nicht enttäuschen, mein Herr! Wenn Sie sich wirklich so sehr auf eine Nacht mit mir gefreut haben, dann habe ich nicht das Recht,..." ich schlucke kurz. "...das einfach so abzulehnen, zumal ich dankbar sein muss, dass Sie mir so ein schönes Zimmer..." das ich furchtbar hasse, weil es mich an Kaiba erinnert. "...und soviel Essen angeboten haben." Ich schaue den Scheich direkt in die dunkelgrauen Augen und versuche ein zaghaftes Grinsen, dass er sofort mit einem absolut perversen Grinsen erwidert.
 

"Heißt das, Du wählst die angenehmere Strafe?" fragt Kashi ein wenig hoffnungsvoll.
 

Ich wage nicht, mich zu Mokuba umzudrehen, ich weiß auch so, dass er geschockt ist, ich spüre seinen Blick auf mir und seinen nervös zitternden Fuß unter dem Tisch.
 

"Ja!" antworte ich und bin mir voll bewusst, was meine Antwort für Konsequenzen haben wird, aber hey, ich bin Joey Wheeler, der Scheich wird es schwer haben, einen Finger an mich zu legen!
 

Das perverse Grinsen von Scheich Kashi wird noch breiter und ich schlucke erneut. Oh Gott, ich hasse mein Leben!
 

"Mira! Führe Mokuba doch bitte zurück in sein Zimmer und leiste ihm ein wenig Gesellschaft, solange Jimmy seine Wunden versorgt und Joey mit mir beschäftigt ist!" sagt der Scheich, Mira, die die ganze Zeit in der Ecke gestanden hat, kommt an den Tisch heran und nimmt Mokuba´s Hand.
 

Ein wenig zittrig erhebt Mokuba sich und wirft mir einen angstvollen Blick zu, ich lächle leicht, werfe einen kurzen Blick zum Scheich, der sich ebenfalls erhoben hat und mir den Rücken zudreht.
 

Okay, jetzt oder nie! Ich werfe einen schnellen Blick zu Mira, die mich ein wenig konfus mustert und anscheinend nicht genau weiß, was sie von meiner Aktion halten soll. Ich forme in Rekordzeit mit meiner rechten Hand die Worte "Mokuba, Du, Flucht, heute Nacht!"
 

Der erschrockene Blick, den sie mir zuwirft, zeigt mir, dass sie meine Worte verstanden hat. Sie nickt leicht und zieht Mokuba aus dem Saal.
 

"Folge mir bitte, Joey!" höre ich den Scheich sagen und ich erhebe mich ebenfalls, nebenbei bin ich erleichtert, dass er meine kleine ,Unterhaltung' mit Mira nicht mitbekommen hat.
 

Ich hab einen Plan, wie ich Mokuba und Mira hier rausschaffen kann, aber dazu muss ich wissen, wo sich Jimmy im Moment aufhält, ich bin sicher, dass er mir helfen kann und ebenso bin ich sicher, dass er mir helfen wird.
 

"Wohin gehen wir, mein Herr?" frage ich gespielt neugierig und folge dem Scheich durch die große Saaltür, während ich mir schon Gedanken darüber mache, wie ich verhindern kann, dass er mir zu nah auf die Pelle rückt.
 

"Lass Dich überraschen, mein Süßer!" antwortet Kashi und ich knirsche leicht mit den Zähnen.
 

Es sollte kein Problem sein, ihn mächtig sauer zu machen, das kann ich wirklich gut. Ich muss zwar mit Konsequenzen rechnen, aber ich hatte ohnehin vor, 10 Peitschenhiebe über mich ergehen zu lassen und wenn ich damit erreichen kann, dass Mokuba für heute Nacht in Sicherheit ist, dann nehm ich es gerne in Kauf, dass der Scheich sich mit mir ,beschäftigt' und wenn er mir zu nah kommt, kriegt er es mit der Joey-Power zu tun! Allerdings muss Mokuba heute noch verschwinden und Mira muss mit ihm gehen, damit er sich in der Wüste nicht verirrt, während ich den Scheich ablenke.
 

"Darf ich mich vorher noch bei Jimmy entschuldigen, das würde mein Gewissen sehr beruhigen?!" bitte ich freundlich und gespielt unschuldig, der Scheich dreht sich kurz zu mir um und mustert mich ein wenig überrascht.
 

"Meinetwegen, geh einfach den rechten Gang entlang bis zur letzten Tür, dann die Treppen runter in den Keller, dort befinden sich die Aufenthaltsräume für die Wachen, Jimmy´s Raum ist der vorletzte im Gang auf der linken Seite. Du hast eine dreiviertel Stunde, dann erwarte ich Dich im zweiten Stockwerk im roten Saal, Du kannst Jimmy nach dem Weg fragen!" antwortet er, ich verbeuge mich leicht und muss ein fieses Grinsen krampfhaft unterdrücken.
 

Kashi ist so einfach zu manipulieren, wenn man weiß, wie man mit ihm umzugehen hat. Der Kerl sollte lieber aufpassen, wen er sich für seine perversen Spielchen aussucht. Wer mit dem Feuer spielt, verbrennt sich leicht die Finger! Und in mir brennt das Feuer eines Vulkans!
 

"Ich danke Ihnen mein Herr, ich werde pünktlich sein!" antworte ich in höflich und verbeuge mich erneut.
 

Der Scheich lächelt leicht und geht durch den linken Gang, ich schau ihm kurz nach und wende mich dem rechten Gang zu. Meine Wachen sind nicht in der Nähe, aber ich weiß, dass das Sicherheitssystem der Villa aktiv ist, der Scheich rechnet also nicht mit meinen Fluchtgedanken! Ein absolut fieses Grinsen zieht an meinen Lippen, während ich durch den Gang marschiere. Du wirst schon sehn, was Du Dir eingebrockt hast, Scheich Kashi! Niemand legt sich mit Joey Wheeler an!
 

~Mokuba´s Sicht~
 

Was zum Teufel mach ich jetzt? Was hat Joey vor?
 

"Mira! Sag mir, was das Alles soll? Hast Du eine Ahnung davon, was Joey vorhat?" frage ich Mira, die in meinem Zimmer neben mir auf dem Bett sitzt.
 

"Nicht so ganz, aber er hat mir per Zeichensprache mitgeteilt, dass er Deine und meine Flucht für heute Nacht geplant hat." antwortet sie und ich schaue sie völlig konfus an.
 

"Aber wie will er das anstellen?" frage ich, sie zuckt mit den Schultern.
 

"Das weiß ich nicht, die Entscheidung hat er offensichtlich ganz spontan getroffen, ich glaube nicht, dass er irgendeinen Plan hat!" meint Mira und ich seufze leise.
 

"Das ist wieder mal typisch für ihn, er rennt immer mit dem Kopf zuerst durch die Wand, anstatt darüber nachzudenken, die Tür zu suchen!" erwidere ich, was Mira ein kleines Lächeln auf´s Gesicht zaubert.
 

"Ja, genauso hab ich ihn auch kennen gelernt, er ist impulsiv, aufbrausend, ein wenig unbeholfen, aber total nett und irgendwie richtig süß, wenn er will!" sagt sie und hat dabei irgendwie ein leichtes Funkeln in ihren Augen.
 

"Hey, Du bist nicht zufällig grade dabei, Dich in ihn zu verlieben, oder?" frage ich amüsiert.
 

"In Joey?" fragt sie und schüttelt den Kopf. "Nein, ich bin bereits in jemand anderen verliebt!"
 

Ich nicke kurz.
 

"Verstehe, aber jetzt mal zurück zum Fluchtplan. Gibt es so etwas wie einen Fluchtweg aus dieser Villa?" frage ich.
 

"Sicher wird es so etwas hier geben, in den alten Gebäuden Ägyptens gibt es immer einen geheimen Fluchtweg, allerdings hab ich ihn noch nie gefunden, ich hab aber auch nicht so viel Bewegungsfreiheit in der Villa, seit meinem letzten Fluchtversuch." antwortet Mira.
 

"Du bist schon mal geflohen?" frage ich erstaunt, sie nickt.
 

"Ja, aber nicht hier aus der Villa, ist ne lange Geschichte!" sagt sie.
 

"Kennst Du denn jemanden, der vielleicht den Fluchtweg aus der Villa kennt?" frage ich, Mira zögert kurz und nickt dann.
 

"Vielleicht!" antwortet sie.
 

"Wer?" frage ich und sie lächelt kurz.
 

"Jimmy!" sagt sie und ich starre sie erschrocken an.
 

"Mein Wächter Jimmy?" frage ich konfus, sie nickt.
 

"Er hat mir öfters früh morgens ein paar Geschenke von draußen mitgebracht, wenn ich traurig war, zum Beispiel Blumen von der Siwah Oase. Ich hab ihn nie gefragt, wie er das gemacht hat, aber ich nehm an, dass er einen geheimen Fluchtweg kennt, von dem der Scheich nichts weiß!" sagt sie und ich schüttle verwirrt den Kopf.
 

"Heißt das, er hätte von hier fliehen können, wann immer er es wollte?" frage ich, sie schüttelt den Kopf.
 

"Das kann er nicht, er ist sein ganzes Leben lang an den Scheich gebunden, weil der ihm einmal im afrikanischen Dschungel das Leben gerettet hat. Jimmy war damals grade 14 und musste eine Prüfung bestehen, die darin bestand, einen Leoparden zu erlegen. Jimmy hatte nur einen Sperr als Waffe und hat den Leoparden nur verwundet. Der Scheich war zu der Zeit auf einer kleinen Expedition und hat den Leoparden erschossen, bevor dieser auf Jimmy losgehen konnte. Seitdem steht Jimmy in Kashi´s Schuld, sein Leben liegt nun in der Hand des Scheichs, so will es das Gesetz seines Stammes!" erwidert Mira und ich starre sie mit schockgeweiteten Augen an.
 

"Heißt das, der Scheich kann mit Jimmy alles tun, was er will?" frage ich erschrocken, Mira nickt.
 

"Er kann ihn sogar töten, Jimmy kann nichts dagegen tun, sein Leben war verwirkt, als er den Leoparden nur verwundet hat, anstatt ihn zu töten!" antwortet Mira und ich spüre die Traurigkeit, die in ihrer Stimme liegt.
 

"Warst Du dabei?" frage ich, sie nickt.
 

"Ich saß damals auf einem großen Elefanten und hab das ganze Szenario mit angesehen, Jimmy wurde damals an der Schulter verletzt und ich musste mich um ihn kümmern, als der Scheich ihn mitgenommen hat. Ich mochte Jimmy sofort und ich hatte Mitleid mit ihm, denn ich wusste schon damals, dass ein Sklavenleben beim Scheich nichts Erfreuliches ist. Für Jimmy war die Wüstenhitze am Anfang das größte Problem, weil er an das feuchte Klima des Regenwaldes gewöhnt war, aber der Scheich hat keine Rücksicht genommen." antwortet sie und wischt sich eine kleine Träne aus den Augenwinkeln.
 

"Verstehe, aber glaubst Du, dass er uns helfen wird?" frage ich leise.
 

"Ganz sicher, Joey muss nur einen Weg finden, ihn um Hilfe zu bitten. Jimmy wird uns ganz sicher hier raus bringen, wenn Joey ihn drum bittet!" sagt Mira.
 

"Woher willst Du das wissen?" frage ich, sie lächelt.
 

"Weil Joey sich Jimmy´s Respekt verdient hat, durch ihre kleine Prügelei. Bisher hat es niemand gewagt, sich mit Jimmy anzulegen und außerdem hat Jimmy seit kurzer Zeit ein Auge auf mich geworfen und würde sicher alles dafür tun, damit ich endlich frei sein kann!" erwidert Mira und seufzt leise.
 

"Keine Sorge, das klappt schon, ich vertraue Joey! Er hat bisher jedes schwierige Problem gelöst, für seine Freunde opfert er sogar seine Seele!" sage ich, denn das hat er schon einmal getan und so wie ich Joey kenne, fürchtet er selbst den Tod nicht, solange er mit seinem Tod das Leben eines Freundes retten kann.
 

Seufzend senke ich den Kopf, ich will nicht daran denken, dass Joey sterben könnte, weil er mir zur Flucht verhilft, ich will nicht die Schuld an seinem Tod auf mich nehmen, aber ich sitze hier fest und kann ihn nicht aufhalten. Was soll ich bloß tun?
 

"Hey, Kopf hoch, es wird gut gehen, glaub mir, Joey kriegt das hin, Jimmy wird ihm helfen, ganz sicher!" meint Mira aufmunternd und legt sanft ihre Arme um mich.
 

Ich weiß nicht wieso, aber mir schießen ganz plötzlich die Tränen in die Augen, dabei hab ich seit 4 Jahren nicht mehr richtig geweint. Anscheinend hat mich dieser ganze Entführungsstress mehr Nerven gekostet, als mir bewusst war.
 

"Ich will nicht, dass Joey stirbt! Ich will zwar hier weg, aber ich will nicht, dass er sich für mich opfert. Er ist mein Freund!" flüstere ich und kann die Tränen nicht mehr aufhalten.
 

"Psst, ganz ruhig, ich bin da, ich lass Dich nicht allein, hörst Du?! Ich pass schon auf Dich auf, das verspreche ich Dir!" flüstert Mira zurück. "Wein bitte nicht, wir fliehen heute Nacht und dann werden wir Deinen Bruder suchen, der wird sicher eine Möglichkeit finden, Joey zu befreien."
 

Ich richte mich erschrocken auf. Natürlich! Wie konnte ich das vergessen?! Seto ist ja noch da!
 

"Weißt Du denn, wo mein Bruder zurzeit ist?" frage ich hoffnungsvoll.
 

"Nein, leider nicht, der Scheich hat seine Spur in der Wüste außerhalb von Kairo verloren, aber wir werden ihn sicher finden, Du musst nur daran glauben!" antwortet sie und ich nicke lächelnd.
 

Ja, ich muss nur daran glauben! Ich vertraue meinem Bruder, er findet mich, selbst wenn ich mich in der Wüste befinde, Seto wird mich retten!
 

"Du hast Recht!" sage ich, sie umarmt mich ein wenig fester, dass sie eine Frau ist, stört mich nicht im Geringsten, sie ist einfach nur ein netter Mensch und eine unheimlich gute Freundin, obwohl ich so gut wie gar nichts über sie weiß. "Mira?"
 

"Hm?" fragt sie.
 

"Danke, dass Du mir Mut machst, irgendwie erinnerst Du mich ein bisschen an Joey, der heitert mich auch immer auf, mit seiner unbekümmerten Art!" antworte ich, sie lacht leise.
 

"Na das nehm ich doch jetzt mal als Kompliment, immerhin hab ich ne Schwäche für blonde Jünglinge!" erwidert Mira und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
 

Schade, dass ich mit älteren Frauen nichts anfangen kann, sie würde wirklich eine gute Freundin abgeben! Ich schüttle den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben. Vielleicht, wer weiß, vielleicht treffe ich meine Traumfrau hier im heißen Ägypten, das mir bisher nur Kummer gemacht hat. Verdient hätte ich es nach all den Strapazen dieser furchtbaren Entführung.
 

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Vorbereitung!

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38. Vorbereitung!
 

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~Joey´s Sicht~
 

Okay, ich bin im Keller, jetzt muss ich nur noch Jimmy´s Raum finden!
 

"Hello boy! What are you looking for here, down in the cellar? (Hallo Junge! Was hast du hier unten im Keller zu suchen?)" höre ich eine Stimme hinter mir und ich dreh mich erschrocken um.
 

Ein ziemlich großer, braungebrannter Typ mit langen, schwarzen Locken und dunkelbraunen Augen starrt mich böse an.
 

"Uh? I am looking for Jimmy, the sheikh send me! (Ich suche nach Jimmy, der Scheich schickt mich!)" antworte ich brav und versuche ein nervöses Lächeln, die Gewehrmündung, die auf mich gerichtet ist, macht mir etwas Angst!
 

"Ah! You must be the new toy of the sheikh! The stupid, blond slave, about whom the others talk! (Ah! Du musst das neue Spielzeug des Scheichs sein! Der dumme, blonde Sklave, von dem die Anderen reden!)" meint der Typ und grinst über´s ganze Gesicht, so dass man seine Zahnlücke auf der linke Seite seiner fast weißen Zähne sehen kann.
 

Neues Spielzeug? Dummer, blonde Sklave? Ich knirsche mit den Zähnen und balle meine Hände zu Fäusten.
 

"I'm blond, but not stupid and I'm not a toy! (Ich bin zwar blond, aber nicht dumm und ich bin kein Spielzeug!)" knurre ich wütend, der Typ winkt nur ab und hängt sich sein Gewehr, das ein wenig alt aussieht, wieder über die Schulter.
 

"Whatever! Jimmy is at the end of the corridor on the left side in the washroom. It would be better, if you do not disturb him right now. He is rather furious! (Was auch immer! Jimmy ist am Ende des Flurs auf der linken Seite im Waschraum. Es wäre besser, Du störst ihn jetzt nicht. Er ist ziemlich wütend!)" sagt der Typ und zeigt mit dem Finger den Gang entlang, ich nicke kurz.
 

"I have no choice, I have to disturb him now. Thanks for the warning! (Ich hab keine Wahl, ich muss ihn jetzt stören. Danke für die Warnung!)" erwidere ich.
 

"Good luck! (Viel Glück!)" sagt der Typ und ich grinse breit.
 

"Thanks, luck is my second first name! (Danke, Glück ist mein zweiter Vorname!)" antworte ich, winke dem Typ kurz zu und dreh mich um. Ich hab nicht viel Zeit, ich muss zu Jimmy!
 

"Don´t get into trouble, Blondy! (Bring Dich nicht in Schwierigkeiten, Blondy!)" ruft der Typ mir hinterher.
 

Wieso nennen mich alle immer Blondy? Reicht schon, dass Mai mich immer so genannt hat! Ich hasse das! Leicht angepisst geh ich durch den Gang und höre plötzlich die leise Stimme von Jimmy. Hört sich beinahe so an, als würde er in einer fremden Sprache fluchen! Arabisch ist es jedenfalls nicht und auch keine andere mir bekannte Sprache. Ich klopfe an die letzte große Tür auf der linken Seite vom Gang und warte auf Antwort.
 

"I don´t want to be disturbed! (Ich will nicht gestört werden!)" sagt er, ich seufze leise.
 

"I have to talk to you! It´s important! (Ich muss mit Dir reden! Es ist wichtig!)" antworte ich, es ist einen Moment still, dann öffnet er die Tür.
 

"Blondy?" fragt er. Argh.
 

"My name is Joey! (Mein Name ist Joey!)" antworte ich.
 

"What do you want? (Was willst Du?)" fragt Jimmy und zieht kurz seine Augenbrauen zusammen.
 

Ich versuche nicht auf seinen nackten Oberkörper zu starren, aber das ist gar nicht so einfach, zumal quer über seinen Brustkorb eine ziemlich lange Narbe verläuft, die an der rechten Schulter beginnt. Muss ne alte Narbe sein, nach der blassen Farbe zu urteilen. Sein ganzer Körper scheint von alten und neuen Narben bedeckt zu sein. Erinnert mich irgendwie an mich!
 

"Hey, don´t look at me so compassionate! (Hey, schau mich nicht so mitleidig an!)" blafft Jimmy und ich zucke leicht zusammen.
 

"Sorry! Can we talk? Privately? (Sorry! Können wir reden? Privat?)" frage ich, wobei ich das letzte Wort besonders betone. Ich hoffe, er versteht, was ich damit sagen will!
 

"Sure! Follow me! (Sicher! Folge mir!)" meint er und verschwindet wieder im Waschraum, in dem hoffentlich keine Kameras und Abhörgeräte sind.
 

Ich folge ihm durch den Umkleideraum und komm nicht daran vorbei, die roten Striemen auf seinem Rücken zu betrachten. Sie bluten nicht mehr, ich frage mich allerdings, warum er keinen Verband trägt, dass muss doch höllisch wehtun?!
 

"About what do you want to talk? (Worüber willst Du reden?)" fragt Jimmy und betritt den großen Duschraum, ich folge ihm und schließe hinter mir die Tür.
 

"Is there an escape route from the Siwah mansion? (Gibt es einen Fluchtweg aus der Siwah Villa?)" frage ich sofort, er starrt mich mit überraschtem Gesichtsausdruck an.
 

"Why do you want to know? (Warum willst Du das wissen?)" fragt er skeptisch.
 

"Mira and Mokuba must disappear tonight, while I keep the sheikh busy! (Mira und Mokuba müssen heute Nacht verschwinden, während ich den Scheich beschäftige!)" sage ich und warte auf Jimmy´s Reaktion.
 

"You want the two of them to flee, while you stay here, in order to cover their escape? (Du willst, dass die Beiden fliehen, während Du hier bleibst, um ihre Flucht zu decken?)" fragt er ungläubig, ich nicke kurz.
 

"Yes! That is exactly what I want! (Ja! Das ist genau das, was ich will!)" antworte ich ruhig, er schüttelt den Kopf.
 

"Do you actually know, what that means? If the sheikh notices, what you did, he will perhaps kill you! (Weißt Du eigentlich, was das bedeutet? Wenn der Scheich merkt, was Du getan hast, wird er Dich vielleicht töten!)" erwidert er, ich schlucke kurz und nicke.
 

"Yes and you, too! (Ja und Dich auch!)" sage ich, er winkt ab.
 

"My life is not worth anything! I would be glad, if he kills me finally. The sheikh already controls my life since eight years! I have suffered enough! I will show Mokuba and Mira the escape route, if it is your request! (Mein Leben ist nichts wert! Ich bin froh, wenn er mich endlich tötet. Der Scheich kontrolliert mein Leben schon seit acht Jahren! Ich habe genug gelitten! Ich werde Mokuba und Mira den Fluchtweg zeigen, wenn es Dein Wunsch ist!)" erwidert Jimmy und ich starre ihn mitleidig an.
 

"Mira told me why you are here! Sorry about that! (Mira hat mir erzählt, warum Du hier bist! Tut mir leid deswegen!)" sage ich, er schüttelt den Kopf.
 

"Don´t apologize for something that you didn´t do! For which time did you plan the escape? (Entschuldige Dich nicht für etwas, was Du nicht getan hast! Für welche Uhrzeit hast Du die Flucht geplant?)" fragt er, ich grinse leicht.
 

"I don´t have a plan. How about midnight? (Ich habe keinen Plan. Wie wäre es mit Mitternacht?)" frage ich zurück, er zuckt mit den Schultern und nickt.
 

"Sounds good! (Klingt gut!)" antwortet Jimmy.
 

"I leave the rest to you! Mira and Mokuba already wait in Mokuba´s room. Can you take me to the red hall on the second floor? Kashi waits for me there! (Ich überlass den Rest Dir! Mira und Mokuba warten bereits in Mokuba´s Zimmer. Kannst Du mich in den roten Saal der zweiten Etage bringen? Kashi wartet dort auf mich!)" sage ich, er nickt und scheint dann eine Weile nachzudenken.
 

"Why do you trust me? (Warum vertraust Du mir?)" fragt er, ich grinse leicht und zucke mit den Schultern.
 

"Perhaps because you are a strong fighter? I don´t know! I simply trust you! You can call it instinct! (Vielleicht weil Du ein starker Kämpfer bist? Ich weiß nicht! Ich vertraue Dir einfach! Du kannst es Instinkt nennen!)" antworte ich, er nickt und reicht mir die Hand.
 

"If we don´t see each other again, I thank you for your confidence! You are the first slave, whom I would have liked to have as a friend! You are also a strong fighter. I hope that you survive! (Falls wir uns nicht wieder sehen, ich danke Dir für Dein Vertrauen! Du bist der erste Sklave, den ich gerne als Freund gehabt hätte! Du bist auch ein starker Kämpfer. Ich hoffe, dass Du überlebst!)" meint er, ich nicke kurz.
 

"We are friends and I hope that you also survive! (Wir sind Freunde und ich hoffe, dass du auch überlebst!)" erwidere ich.
 

"Thanks! I will now bring you to the sheikh, before he looks for you! (Danke! Ich werde Dich jetzt zum Scheich bringen, bevor er Dich sucht!)" sagt Jimmy und geht zur Tür des Duschraums.
 

"I thank you! Say Mira and Mokuba that they don´t have to worry about me! I'll get along with it! (Ich danke Dir! Sag Mira und Mokuba, dass sie sich nicht um mich kümmern müssen! Ich komme selbst zurecht!)" sage ich und folge ihm in den Umkleideraum.
 

"Don´t speak anymore! (Sprich nicht mehr!)" sagt Jimmy und öffnet die Tür zum Gang.
 

"Okay!" sage ich und folge ihm schweigend durch den Gang.
 

Ich hoffe, dass ich den richtigen Weg gewählt habe, aber ich vertraue Jimmy, obwohl ich ihn kaum kenne und obwohl unser erstes Treffen nicht gerade angenehm war. Jimmy ist in Ordnung! Genau, wie Mira! Ich hoffe wirklich, dass alles gut geht!
 

~Rebecca´s Sicht~
 

Verdammt! Wo bleiben die? Ich betrete das Beratungszelt nun schon zum fünften Mal.
 

"Haroun! Irgendeine Nachricht von Kamir?" frage ich und starre Haroun an, der in der Ecke des Zeltes vor dem Funkgerät sitzt.
 

"Ja! Er hat sich gerade gemeldet. Sie sind unterwegs! Kaiba hat anscheinend gleich drei Lastwagen voll mit Waffen und Munition gekauft, außerdem auch einen ganzen Lastwagen voller kugelsicherer Westen von der US-Army, die haben sogar die Schutzklasse 4, sind zwar schwerer als normale Schutzwesten, aber dafür am sichersten." antwortet Haroun und ich schüttle überrascht den Kopf.
 

"Wie zum Teufel noch mal kommt Kaiba an Schutzwesten von der US-Army?" frage ich verwirrt, Haroun zuckt mit den Schultern.
 

"Lybien ist dafür bekannt, dass man dort wirklich alles kaufen kann, wenn man genug Geld hat, sogar Panzer und Flugzeuge, wenn man es darauf anlegt!" meint er, ich streiche mir mit einer nervösen Handbewegung ein paar Haare nach hinten.
 

"Okay, so genau wollte ich das auch wieder nicht wissen!" sage ich.
 

Ich hoffe wirklich, dass diese ganze Geschichte bald ein Ende findet. Ich hab zwar immer irgendwie damit gerechnet, dass hier in Ägypten ein Krieg ausbrechen könnte, aber ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich mal mitten drin stecken würde! Ich hätte nie den Kontakt zu den Rebellen suchen dürfen, das hab ich jetzt davon von meiner Selbstüberschätzung!
 

"Alles in Ordnung, Becci?" höre ich Ishizu´s Stimme hinter mir und ich dreh mich zu ihr um.
 

"Geht schon! Ich hab nur grad gedacht, dass ich doch etwas zu jung für diesen ganzen Stress bin! Welches normale Mädchen würde freiwillig mit 15 Jahren in den Krieg ziehen? Ich bin zwar super intelligent, aber nicht lebensmüde!" antworte ich kopfschüttelnd, sie lächelt leicht und streicht mir über die rechte Wange.
 

"Kein Mensch hat von Dir verlangt, dass Du in den Krieg ziehen sollst! Du wirst natürlich die ganze Operation von hieraus überwachen! Lass die Männer mal die schwere Arbeit übernehmen!" erwidert Ishizu, ich schüttle missbilligend den Kopf.
 

"Du weißt, dass ich nicht untätig hier rum sitzen kann! Ich muss dieses verdammte Sicherheitssystem knacken und das kann ich nur, wenn ich in der Nähe der Villa bin. Kaiba schafft das nicht alleine, zumal es zwei separate Sicherheitssysteme gibt, ein äußeres und ein inneres. Unglücklicherweise müssen beide Sicherheitssysteme zur gleichen Zeit abgeschaltet werden und das geht nur, wenn zwei Personen das gleichzeitig übernehmen. Ich bin außer Kaiba die Einzige, die sich damit auskennt und mir bleibt keine Zeit, das System jemand anderem zu erklären. Außerdem kann es sein, dass wir improvisieren müssen, ich weiß nicht, welche zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen der Scheich in den letzten Stunden getroffen hat, immerhin rechnet er ja mit unserem Auftauchen und wird sich daher ein paar Überraschungen für uns einfallen lassen!" sage ich und seufze leise.
 

"Mir ist trotzdem nicht wohl bei dem Gedanken, dass Du dort mit raus willst! Was ist, wenn Dir dort etwas passiert? Dein Opa wird mir das nie verzeihen!" meint Ishizu und ich lächle leicht.
 

"Mein Opa weiß aber auch, dass ich ein ziemlicher Dickkopf sein kann. Keine Sorge Ishizu, mir passiert schon nichts!" antworte ich.
 

"Außerdem pass ich persönlich auf sie auf!" höre ich Haroun sagen, ich schau kurz zur Seite und nicke dankend.
 

"Danke Haroun! Ich weiß wirklich nicht, was ich ohne Dich machen würde!" sage ich, er lächelt breit und klopft mir freundschaftlich auf die Schulter.
 

"Ohne mich würdest Du sicher im Museum sitzen und für Dein Archäologiestudium büffeln und Dich dabei zu Tode langweilen, weil Du so unglaublich intelligent bist. Du könntest den Abschluss längst in der Tasche haben, wenn Du Dich nicht ständig dazu verpflichtet fühlen würdest, uns irgendwie aus der Klemme zu helfen!" meint er grinsend und ich kann nichts anderes tun, als ebenfalls zu grinsen.
 

"Und ohne mich wärst Du längst von den Männern des Scheichs entdeckt worden, immerhin bin ich diejenige, die Deine geheimen Nachrichten mit einem Code verschlüsselt, den nur Deine Männer kennen! Auf diese Weise ist es Dir möglich, in jeder Stadt unterzutauchen, ohne erwischt zu werden!" antworte ich, Haroun schüttelt lachend den Kopf.
 

"Und da sage noch mal jemand, blonde Frauen wären dumm!" meint er.
 

"Ein übles Klischee!" sage ich und rücke meine Brille zurecht.
 

Ich bin zwar noch keine richtige Frau, aber ich weiß mehr, als normale Mädchen in meinem Alter und darauf bin ich mächtig stolz!
 

"Wie auch immer, wir sollten uns fertig machen, die Lastwagen sollten in ungefähr 2 Stunden hier sein, bis dahin gibt es noch viel zu tun!" meint Haroun und ich schaue kurz auf die Uhr.
 

Es ist 21:30 Uhr, wenn alles klappt, kann die Operation ,Nieder mit dem Scheich!' um Mitternacht beginnen. Hoffentlich ist es dann nicht schon zu spät! Ich will nicht daran denken, was passiert, wenn wir zu spät kommen! Der Scheich wird uns sicher erwarten, wir dürfen also nicht unüberlegt handeln, allerdings kann ich mit Sicherheit sagen, dass Joey sich davon ganz sicher nicht abschrecken lässt und das bereitet mir mächtig Kopfzerbrechen! Joey ist zwar nicht ganz so intelligent, wie ich, aber dafür doppelt so impulsiv und aufbrausend und neigt des Öfteren dazu, unüberlegte Endscheidungen zu treffen, die für ihn mehr als lebensgefährlich sind! Ich hoffe wirklich, dass ich mich diesmal irre!
 

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Ruhe vor dem Sturm?

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39. Ruhe vor dem Sturm?
 

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~Seto´s Sicht~
 

Müde sitz ich neben Taylor auf dem Beifahrersitz eines US-Army LKW´s vom Typ M35A2. Shoru fährt vor uns einen britischen 8Tonner vom Typ Bedford TM, davor fährt einer seiner Männer im Jeep. Hinter uns fährt Duke einen zweiten Bedford TM und dahinter fährt ein LKW der deutschen Bundeswehr vom Typ MB 1017 A, der wurde vor wenigen Monaten noch als Sanitätsfahrzeug eingesetzt, bevor ein paar lybische Rebellen den LKW in die Finger bekamen und zum Waffentransporter umfunktionierten. Die beiden anderen Jeeps bilden das Schlusslicht der Wagenkolonne. Ein Glück muss ich nicht fahren! 9 Personen für 7 Fahrzeuge sind halt doch zuviel. Ein müdes Grinsen zieht kurz an meinen Lippen und ich schließe entspannt meine Augen. Das Geräusch des Motors ist kaum zu hören, anscheinend ist die Kabine schalldicht. Es ist still in der Fahrerkabine, beinahe etwas zu still. Ist das die Ruhe vor dem Sturm?
 

"Taylor?" frage ich leise, irgendwie ertrag ich diese Stille nicht.
 

"Hm?" fragt er zurück.
 

"Findest Du nicht, dass es etwas zu ruhig ist?" frage ich, öffne die Augen und richte mich ein wenig auf.
 

"Was erwartest du Kaiba? Wir sind hier in der Wüste und es ist mitten in der Nacht! Ist doch ganz normal, wenn es still ist! Außerdem ist die Kabine schalldicht, falls Du es noch nicht bemerkt hast!" meint er, ich zucke mit den Schultern.
 

"Schon richtig, aber ich hasse diese Stille!" antworte ich, er schüttelt den Kopf.
 

"Das kommt Dir nur so vor, weil Du das nicht kennst! Du arbeitest doch den ganzen Tag bis Du umfällst. Zeit zum Ausruhen bleibt Dir sicherlich nicht, deshalb kannst Du es nicht ertragen, wenn es um Dich herum so still ist!" meint er, ich starre in wütend an.
 

"Was weißt Du schon! Ich brauche keine Zeit zum Ausruhen, das hab ich echt nicht nötig!" knurre ich, Taylor lächelt leicht.
 

"Ganz der Kaiba, den ich kenne. Weißt Du, was Dein Fehler ist?" fragt er, ich verschränke beleidigt die Arme.
 

"Ich habe keine Fehler und ich mache auch keine!" sage ich.
 

"Doch Du machst Fehler! Du nimmst Deine Arbeit wichtiger als Deine Gesundheit! Hast Du das nicht gestern noch Joey vorgeworfen, als er zusammengebrochen ist? Wie kannst Du Dir anmaßen, über andere Menschen zu urteilen, wenn Du nicht mal die eigenen Fehler einsehen willst?" fragt er vorwurfsvoll und mit einem Hauch Mitleid, den ich überhaupt nicht gebrauchen kann.
 

"Ich urteile nicht über andere!" antworte ich beleidigt und weiß selbst, dass es eine riesige Lüge ist.
 

"Ich behaupte nicht, dass Du bewusst andere Menschen beleidigst oder kritisierst, ich glaube viel mehr, dass Du in anderen Deine eigenen Fehler und Schwächen erkennst und das wurmt Dich zu sehr, um es zu ignorieren. Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass Du jeden um Dich herum schlecht machst, um selbst besser dazustehen! Du willst in allem perfekt sein und erwartest von allen anderen genau dasselbe! Und das ist falsch. Wenn Du Dir nur etwas Zeit für andere Dinge nehmen würdest, wärest Du nicht so verbittert und abweisend und die Stille würde Dir nichts mehr ausmachen. Such Dir irgendein Hobby oder von mir aus auch eine Freundin, bei der Du Dich entspannen kannst!" sagt er, ich ziehe wütend meine Augebrauen zusammen.
 

"Was bist Du, mein Psychologe?" frage ich angesäuert, er lacht und schüttelt den Kopf.
 

"Das nicht, aber meine große Schwester hat Psychologie studiert und mich als Versuchsobjekt missbraucht, damit sie ihren Abschluss schafft. Dabei hab ich ne ganze Menge von ihr gelernt!" erwidert er.
 

"Ich verzichte auf Deine Kenntnisse!" zische ich und wende mich von ihm ab, er seufzt leise.
 

"Joey hatte Recht! Du hast wirklich eine Mauer aus Eis um Dich herum aufgebaut!" sagt Taylor und ich schließe sekundenlang die Augen, um nicht laut zu fluchen.
 

"Was hat dieser Loser jetzt bitte damit zu tun?" frage ich.
 

"Es scheint Dir entgangen zu sein, dass Joey sich ernsthafte Gedanken um Dich macht und das schon seit Mokuba im letzten Jahr sein Kunststudium begonnen hat und kaum noch Zeit für Dich aufbringen kann!" antwortet er, ich zucke mit den Schultern.
 

"Warum sollte sich der Köter um mich Gedanken machen, er hasst mich?!" sage ich.
 

"Ist es wirklich das, was Du denkst? Oder ist es nur das, was Du denken willst?" fragt er.
 

"Es ist eine Tatsache!" antworte ich, es hat doch nichts damit zu tun, was ich denke!
 

"Hat er Dir das gesagt?" fragt er zurück, ich starre ihn ungläubig an.
 

Ich muss zugeben, dass Wheeler das nicht getan hat, zumindest nicht in der letzten Zeit. Im Gegenteil, er hat die ganze Zeit versucht, mich als Freund zu gewinnen und er hat sich selbst in Gefahr gebracht, um Mokuba zu helfen. Ich wende mich wieder dem Fenster zu und ignoriere Taylor´s fragenden Blick. Vielleicht tu ich dem Idioten Unrecht, wenn ich vorschnell über ihn urteile! Er hat gewisse Qualitäten, die ich nicht einfach ignorieren kann und auch wenn ich ihm das nie sagen würde, manchmal bewundere ich ihn für seinen unerschütterlichen Optimismus und für seine aufopferungsvolle Treue seinen Freunden gegenüber. Würde er mir ebenfalls so treu zur Seite stehen, wenn ich sein Freund wäre? Ich schüttle den Kopf. Was interessiert mich das? Er ist nicht mein Freund und wird es auch nie sein. Anscheinend bekommt mir diese verdammte Stille nicht besonderes gut, sonst hätte ich nicht solch lächerliche Gedanken! Und Taylor ist mit seinen wenigen Psychologiekenntnissen sicher auch Schuld daran! Verdammte Stille!
 

~Mokuba´s Sicht~
 

Schweigend liege ich mit offenen Augen auf dem Bett, während Mira auf dem Stuhl neben dem Bett sitzt und mich beobachtet.
 

"Du machst Dir Sorgen, oder?" fragt sie, ich nicke kurz.
 

"Es ist zu ruhig, viel zu ruhig! Das gefällt mir nicht! Die Stille macht mir Angst!" antworte ich leise.
 

"Warum?" fragt sie, ich schließe die Augen und seufze leise.
 

"Als ich mit meinem Bruder noch bei meinem Stiefvater gelebt hab, war ich fast ständig alleine, während mein Bruder bis spät in die Nacht lernen musste. Die Villa meines Stiefvaters ist riesig und ich war damals noch ein Kind. Nachts hatte ich häufig Alpträume, wenn es still war, dann hab ich mich immer heimlich durch die Villa geschlichen, um einen kurzen Blick in das Zimmer meines Bruders zu werfen. Ich durfte ihn kaum sehen, weil er ständig irgendetwas lernen sollte und nachts einfach zu kaputt war, um sich um mich zu kümmern. Immer wenn ich einen kurzen Blick auf das friedliche Gesicht meines schlafenden Bruders werfen konnte, ging es mir besser. Bis mein Stiefvater mich dabei erwischt hat, er hat dann jede Nacht mein Zimmer abgeschlossen und mich so davon abgehalten, meinen Bruder zu besuchen. Seitdem hab ich Angst vor der Stille. Ich hab zwar mit der Zeit gelernt, damit zu leben, aber manchmal ist die Angst einfach zu groß und dann mache ich meistens das, was mein Bruder in solchen Momenten tut, ich arbeite, bis ich zu müde bin, um Angst vor der Stille zu haben!" antworte ich, Mira streicht mit mir einer sanften Handbewegung durch die Haare.
 

"Deine Kindheit scheint ein einziger Alptraum gewesen zu sein!" meint sie, ich schüttle den Kopf.
 

"Mir ging es eigentlich ganz gut, mein Bruder musste mehr leiden. Er war mal ein richtig lieber Mensch, der immer gerne gelacht hat und ständig an meiner Seite war. Heute ist er einfach nur noch ein verbitterter Geschäftsmann, der keine Freunde hat und nicht mehr weiß, was Lachen wirklich bedeutet. Er ist zwar noch immer mein großer Bruder, aber Fremden gegenüber ist er kalt und abweisend. Selbst meine Freunde beachtet er kaum, dabei wollen sie alle auch mit ihm befreundet sein. Inzwischen hat fast jeder aufgeben, meinen Bruder als Freund zu gewinnen!" antworte ich.
 

"Fast jeder?" fragt sie, ich nicke kurz und lächle leicht.
 

"Du wirst es mir sicher nicht glauben, aber der Einzige, der noch immer versucht, meinen Bruder zum Freund zu machen, ist Joey!" antworte ich.
 

"Dann ist Dein Bruder also derjenige, über den er die ganze Zeit gesprochen hat!" meint sie überrascht, ich richte mich ein wenig auf und schau sie verwirrt an.
 

"Was meinst Du?" frage ich, sie hebt ihren rechten Zeigefinger.
 

"Er hat mir von einer männlichen Person erzählt, um dessen Freundschaft er sich bemüht und er sah ziemlich fertig aus. Ich hab irgendwie das Gefühl, dass er sich wirklich heftig mit dieser Person gestritten hat, bevor er hierher kam. Er hatte vor dem Abendessen sogar einen heftigen Alptraum, er hat mir zwar nicht erzählt, um was es ging, aber anscheinend war es ziemlich schlimm für ihn. Er sah richtig blass und unglaublich verstört aus. Und ich hab den Verdacht, dass Joey von Deinem Bruder geredet und auch geträumt hat." sagt Mira und ich schüttle grinsend den Kopf.
 

"Das wäre wirklich so absolut typisch für Joey, selbst in seinen Träumen versucht er noch über meinen Bruder nachzudenken und kommt doch keinen Schritt weiter!" erwidere ich.
 

"Hm, wer weiß! Joey scheint ein ziemlicher Dickkopf zu sein und wenn er wirklich ein Freund von Deinem Bruder sein will, dann wird er das auch irgendwann schaffen, er darf nur nicht aufgeben!" sagt Mira und nickt lächelnd.
 

Vielleicht! Wer weiß!
 

"Das finden wir nur raus, wenn wir diese ganze Sache hier heil überstehen!" flüstere ich.
 

Ich mach mir Sorgen um Joey! Verdammt große Sorgen und diese unheilvolle Stille trägt nicht grade dazu bei, dass sich meine Sorgen in Luft auflösen! Verdammte Stille!
 

~Joey´s Sicht~
 

Ein wenig unsicher sitze ich im roten Saal in einem roten Sessel vor dem Kamin und halte ein Weinglas mit irgendeinem teuren französischen Rotwein in den Händen. Mir gegenüber sitzt der Scheich und scheint im Moment nichts anderes zu wollen, als mich zu beobachten. Ich hasse es, so beobachtet zu werden, ich komm mir dann immer vor, wie ein Schwein auf der Schlachtbank!
 

"Du wirkst nervös! Liegt es an mir?" fragt Kashi, ich grinse leicht.
 

"Ich mag es nicht so sehr, wenn man mich beobachtet!" antworte ich ehrlich, eine passende Lüge fällt mir momentan einfach nicht ein.
 

"Oh, das tut mir leid!" meint der Scheich, aber wirklich nach einer Entschuldigung hört sich das nicht an. "Soll ich etwas orientalische Stimmung in den Saal zaubern?"
 

Ich bin nicht sicher, was er damit bezwecken will, aber ich nicke leicht. Der Scheich erhebt sich und stellt sein Glas auf den kleinen Tisch neben seinem Sessel. Ich bin nervös, aber ich versuche nicht darüber nachzudenken, was der Scheich mit mir vorhat. Bisher hat er noch keine Annäherungsversuche gestartet und dafür bin ich echt dankbar! Ich beobachte den Scheich dabei, wie er um den Sessel herum zum anderen Ende des Saals geht und dort eine uralte Jukebox einschaltet, Sekunden später weiß ich, was er mit ,orientalische Stimmung' gemeint hat. In diesem Augenblick wünsche ich mir nichts sehnlicher, als die Stille! Ich mag es, wenn es ruhig ist. Stille ist auf jeden Fall besser als diese völlig fehlplazierte, orientalisch romantische Musik! Und als hätte ich es geahnt, kommt der Scheich auf mich zu und reicht mir seine Hand.
 

"Darf ich um diesen Tanz bitten, junger Mann?" fragt er und ich starre ihn völlig erschrocken an, meine Hände verkrampfen sich um das Weinglas, so dass ich beinahe Angst habe, es könnte jeden Moment zerbrechen.
 

"Ich kann nicht tanzen!" sage ich und das ist nur halb gelogen.
 

Ich kann tanzen, Mai hat mir so einiges beigebracht und Tea hat es sich auch nicht nehmen lassen, mich ab und zu als Tanzpartner auszuwählen, weil Yugi einfach zu klein für die Standarttänze ist, aber von diesen orientalischen Tänzen hab ich nun wirklich überhaupt keine Ahnung!
 

"Das macht nichts!" meint Kashi und nimmt mir das Weinglas aus der Hand. "Ich führe!"
 

Und schon hat der Typ es geschafft, mich zur Weißglut zu bringen! Wer bin ich, dass ich mich von einem aufgeblasenen Windbeutel, wie dem verblödeten Scheich beim Tanzen führen lasse? Soweit kommt das noch! Wenn hier einer beim Tanzen führt, dann ja wohl ich! Ruckartig erhebe ich mich von meinem Sessel und zeige mit dem Finger auf den Scheich.
 

"Bilden Sie sich mal nichts ein! Nur weil ich nichts von diesen Tänzen verstehe, heißt das nicht, dass ich mich von Ihnen führen lasse!" knurre ich wütend und bereue meinen Wutausbruch schon in der nächsten Sekunde, denn der Scheich reißt mich dicht an seinen erstaunlicherweise ziemlich muskulösen Körper heran, so dass ich sekundenlang das Gefühl habe, mein Herz würde stehen bleiben.
 

"Wage es nie wieder, mir zu widersprechen, Sklave! Sonst sehe ich mich gezwungen andere Maßnahmen zu ergreifen und glaub mir, das wird Dir nicht gefallen!" haucht der Scheich mir ziemlich bedrohlich ins Ohr und irgendwie erinnert mich seine Stimme an die eiskalte Stimme von Kaiba.
 

Ein ziemlich eiskalter Schauer läuft mir den Rücken hinunter und ich schlucke kurz.
 

"Tut mir leid!" flüstere ich und wage nicht, mich in der Umklammerung des Scheichs zu rühren.
 

Ich versuche verzweifelt meinen Pulsschlag und meine Atmung zu beruhigen und das gelingt mir nur, indem ich daran denke, was Yugi in so einer Situation tun würde. Yugi würde das Ganze auf diplomatischen und freundschaftlichen Weg lösen.
 

"Hast Du nun immer noch etwas dagegen, wenn ich Dich bei diesem Tanz führe?" fragt der Scheich kühl, ich schüttle den Kopf.
 

"Nein, mein Herr!" hauche ich leise und hasse mich selbst dafür, dass ich mich im Moment so verdammt schwach fühle.
 

Ich muss mich gedulden, ich muss die Scham ertragen, für Mokuba, für Mira! Bis Mitternacht vergehen noch 2 ganze Stunden und ich weiß schon jetzt, dass es die längsten 2 Stunden meines Lebens sein werden! Ich wünschte, ich wäre zu Hause in meinem Bett, in meiner Wohnung, die so still ist, dass es beinahe schon unheimlich wirkt. Verdammtes Ägypten!
 

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Fehlentscheidung!

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40. Fehlentscheidung!
 

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~Joey´s Sicht~
 

Seit 15 Minuten wirbelt mich der Scheich schon nach diesen exotischen Klängen durch den Saal und ich hasse ihn dafür, so sehr, dass ich ihn auf der Stelle erwürgen könnte, wenn ich nicht so beschäftigt damit wäre, an Mokuba´s und Mira´s Flucht zu denken. Jedes Mal wenn mich der Scheich dicht an sich heranzieht, trete ich ihm auf die Füße, aber das scheint ihm nicht wirklich etwas auszumachen, allerdings scheint diese Taktik zu funktionieren, damit er mir nicht zu nah auf die Pelle rückt. Und schon wieder wirbelt der Scheich mich herum, so dass ich beinahe das Gleichgewicht verliere und unfreiwillig in seinen Armen lande.
 

"Oh, hoppla, nicht so stürmisch, Blondy!" meint der Scheich lachend und in genau dieser Sekunde reißt mein Geduldsfaden.
 

"Hören Sie auf damit, ich hasse diesen Namen, also nennen Sie mich nicht so, kapiert?!" brülle ich ihn an und schiebe ihn ziemlich unsanft von mir weg, so dass er fast gegen die Fensterfront prallt.
 

Der Scheich schaut mich ein paar Sekunden überrascht an und verzieht dann seinen Mund zu einem richtig fiesen Grinsen, das ich ähnlicher Form schon einmal bei Kaiba gesehen habe, als er mal mächtig sauer auf mich war. Ich hatte damals zum ersten und letzten Mal wirklich die Hand gegen ihn erhoben und war drauf und dran, ihm meine Faust ins Gesicht zu schlagen. Für diese Aktion hat er mir beinahe das Handgelenk gebrochen!
 

"Du willst Dich also noch immer nicht unterwerfen?" fragt Kashi ruhig und kommt einen Schritt auf mich zu, ich versuche dem Impuls zu widerstehen, angstvoll zurückzuweichen und rühre mich keinen Zentimeter.
 

"Ich werde mich niemandem unterwerfen!" antworte ich und versuche das Zittern meiner Hände dadurch zu verbergen, indem ich meine Arme vor meinem Brustkorb verschränke.
 

"Vielleicht sollte ich dann mal nach etwas ,effektvolleren' Mitteln greifen!" erwidert er und kommt erneut einen Schritt auf mich zu, so dass er nun knapp vor mir steht.
 

Die Tatsache, dass er einen halben Kopf größer ist, als ich, irritiert mich ein wenig, zumal mich diese Tatsache schon wieder an Kaiba erinnert, der ist auch einen halben Kopf größer und bestimmt genauso bedrohlich, wenn er wütend ist!
 

Bevor ich den Scheich fragen kann, was er mit ,effektvolleren' Mitteln meint, werde ich von ihm ziemlich unsanft an den Haaren gepackt und nach vorne gezogen. Mein überraschter und etwas erschrockener Aufschrei wird durch eine furchtbare und absolut widerliche Tat unterbrochen.
 

Er küsst mich!
 

Der Scheich wagt es tatsächlich, seine hässlichen, blassrosa Lippen auf meine zu pressen und als wäre diese erschreckende Tat nicht schon genug, muss er auch noch seine Zunge in meinen Mund schieben! Ich halte ungefähr eine Sekunde die Luft an, bevor ich endgültig explodiere.
 

Mit einem heftigen Schwung hebe ich mein rechtes Knie und trete dem Scheich dorthin, wo ich sein ,bestes Stück' unter seinem Gewand vermute. Ich höre das erschrockene Aufkeuchen des Scheichs, aber ich lasse ihn gar nicht erst zu Atem kommen, weil ich in der nächsten Sekunde auch schon meine Hände um seinen Hals lege und ziemlich heftig zudrücke.
 

"Ich bring Dich um, Du widerlicher Mistkerl! Ich bring Dich auf der Stelle um, wenn Du es noch einmal wagst, mich zu küssen, Du Arschloch!" zische ich bedrohlich und sehe mit Genugtuung in die weit aufgerissenen Augen von Scheich Kashi.
 

Ich spucke ihm ins Gesicht und will zu einer erneuten Beleidigung ansetzten, als ich ganz plötzlich herumgerissen werde. Instinktiv lasse ich den Hals des Scheichs los, bereit mich gegen den neuen Angreifer zu verteidigen. Zu meiner Überraschung sind es allerdings gleich drei Angreifer, von denen einer mir in den Magen tritt, so dass ich keuchend nach vorne knicke. In der nächsten Sekunde krallt sich jemand meine Arme und dreht sie nach hinten. Die beiden anderen Typen halten mich an den Schultern fest und pressen mich auf den Boden, so dass ich nun auf meinen Knien vor dem Scheich liege, mit dem Gesicht auf den kalten Marmorfußboden gepresst. Ich kann mich nicht mehr rühren, so sehr ich es auch versuche!
 

"Lasst mich los, ihr verdammten Arschlöcher!" schreie ich aufgebracht und vielleicht ein wenig verzweifelt, eine Antwort bekomm ich nicht.
 

Ich höre die Schritte des Scheichs und ein leises Gemurmel in einer fremden Sprache, wahrscheinlich arabisch, ich verstehe natürlich kein einziges Wort! Plötzlich bleibt der Scheich direkt vor mir stehen, ich sehe seine braunen Sandalen, mit den goldenen Schnallen dran, genau vor meinem Gesicht und sekundenlang habe ich die Befürchtung, dass er mir ins Gesicht tritt. Meine Befürchtung bewahrheitet sich nicht, ich höre nur das Rascheln seines Gewandes, als er sich etwas zu mir hinunterbeugt und meinen Kopf an den Haaren hochzieht, so dass ich ihm ins Gesicht schaue. Böse funkle ich ihn an und versuche meine Angst zu verbergen.
 

"Du wolltest mich also umbringen, ja? Wirklich mutig, muss ich Dir schon lassen!" meint der Scheich und nickt leicht, ich versuche ein freches Grinsen, was der Scheich nur mit einem Augenbrauenzucken quittiert. "Allerdings hätte ich von Dir etwas mehr erwartet, als der läppische Versuch, mich mit bloßen Händen zu erwürgen!"
 

Pah, der denkt doch nicht ernsthaft, dass ich ihn wirklich umbringen wollte?! Ich wollte ihm nur so lange die Luft abdrücken, dass er bewusstlos zu Boden fällt! Ich bin doch kein Mörder, verdammt! Wofür hält der Typ mich?
 

"Ich kenne bessere Methoden, wie man einen Menschen töten kann! Soll ich sie Dir mal zeigen?" fragt der Scheich ruhig und augenscheinlich ziemlich amüsiert.
 

"Kein Bedarf!" knurre ich wütend und spucke dem Scheich erneut ins Gesicht, als Folge davon haut er mein Gesicht mit einer heftigen Bewegung auf den Marmorfußboden, so dass ich das Knacken meiner Nase hören kann.
 

Ich unterdrücke einen schmerzhaften Aufschrei, indem ich mir auf die Unterlippe beiße. Hoffentlich ist meine Nase nicht gebrochen! Erneut reißt Kashi meinen Kopf hoch und krallt sich etwas fester in meine blonden Haare.
 

"Ich werde Dir jetzt den Folterkeller zeigen, mein kleiner Rebell und dort wird Dir ein guter Freund von mir ein paar Manieren beibringen!" sagt der Scheich und erhebt sich in einer fliesenden Bewegung, so als hätte ich nicht erst vor wenigen Augenblicken versucht, ihn zu erwürgen.
 

Im nächsten Moment werde ich von den drei Männern auf die Füße gezogen, ich versuche sofort mich loszureißen, allerdings ohne Erfolg. Der Scheich verlässt den roten Saal und die Männer schieben mich nach vorne, so dass ich mehr stolpere, als laufe. Ich bin hilflos und das kotzt mich richtig an! Gegen zwei von den Typen hätte ich vielleicht eine gewisse Chance, aber gleich drei von diesen ägyptischen Muskelprotzen schaffe ich nicht. Außerdem bin ich ein wenig außer Übung, meine Gangjahre liegen schon ziemlich lange zurück! Ich hab mich schon ewig nicht mehr richtig geprügelt.
 

"Meine Methoden werden Dir gefallen, Blondy, verlass Dich drauf!" höre ich den Scheich sagen, während er vor mir durch den Gang marschiert.
 

Ich knirsche nur mit den Zähnen und versuche noch immer, mich irgendwie loszureißen, damit ich mich erneut auf den Scheich stürzen kann. Wütend und frustriert gebe ich schließlich den Versuch auf und lasse mich von den drei Typen durch die Gänge schieben. Ich hab keine Ahnung, wohin der Scheich mich jetzt bringt und was er mit ,Folterkeller' meint, aber ich hab ein ziemlich ungutes Gefühl. Irgendwie fallen mir grade eine Menge Horrorstreifen ein, in denen gewisse ,Folterkeller' vorkommen und die Ausstattung dieser Keller war wirklich ziemlich gruselig und furchtbar Angst einflössend! Ich hoffe wirklich, dass er nicht diese Art von ,Folterkeller' meint!
 

"Ich hoffe, Du hast jetzt keine Angst, Süßer!" meint Kashi lachend und ich knurre wütend.
 

"Ich fürchte mich nicht vor dem Folterkeller!" zische ich und schlucke meine Angst hinunter.
 

Der Scheich lacht böse und geht die Treppen am Ende des Ganges hinunter, die Männer schieben mich ebenfalls zu den Treppen und ich muss aufpassen, dass ich nicht runterfalle. Zu meinem Unglück sind die Treppen breit genug, so dass mich keiner der Männer loslassen muss. Einer hält meine Hände schraubstockartig hinter meinem Rücken fest, während die anderen Beiden links und rechts meine Arme festhalten. Ich könnte mit den Füßen treten, aber der Schmerz in meinen Schultern hindert mich daran, der Typ hinter mir könnte mir mit einer Bewegung die Arme brechen, wenn ich versuchen würde, mit den Füßen nach ihm zu treten!
 

Niedergeschlagen folge ich dem Scheich die Treppen hinunter bis in den Keller in dem ich Jimmy getroffen habe. Sekundenlang denke ich darüber nach, wo Jimmy wohl im Moment steckt und ob er mich vielleicht aus dieser Klemme raus helfen kann, ich komm aber schnell zu der Erkenntnis, dass es besser wäre, wenn er sich jetzt nicht um meine Angelegenheiten kümmert, immerhin hat er einen Auftrag zu erledigen, der jetzt wichtiger ist, als mein Wohlbefinden. Ich tu das hier ja nicht umsonst!
 

"Wir sind gleich da!" höre ich den Scheich sagen und er drückt an der hinteren Wand auf irgendeinen Knopf, der dafür sorgt, dass sich die Wand urplötzlich verschiebt.
 

Ein wenig erstaunt starre ich auf die sich bewegende Wand und schüttle ein wenig verwirrt den Kopf. Warum bin ich eigentlich so überrascht? Irgendwie hätte ich doch damit rechnen müssen, dass dieser komische Scheich so was wie geheime Gänge hat. Das haben doch alle reichen, exzentrischen Typen! Bestes Beispiel ist der verdammte Pegasus mit seinem Königreich der Duellanten, ich wette Kaiba hat auch geheime Gänge und Räume in seiner Villa, von denen außer ihm niemand weiß! Bei Gelegenheit frag ich ihn mal danach!
 

Ich schüttle den Kopf, ich sollte mir definitiv abgewöhnen, zu den unmöglichsten Augenblicken an Kaiba zu denken, das bekommt mir nicht!
 

"Folge mir!" sagt der Scheich und sofort werde ich wieder nach vorne geschoben, dem Scheich hinterher.
 

Irgendwie erinnert mich dieser dunkle Gang an die unterirdischen Gänge einer alten Grabkammer und diese Tatsache führt dazu, dass sich meine Nackenhaare aufrichten. Ich hasse dunkle Gänge, in denen nur vereinzelt ein paar Fackeln leuchten! Das hat mich schon im alten Ägypten gestört, als wir dem Pharao helfen mussten!
 

"Ich möchte Dich mit jemandem bekannt machen, bevor ich Dir ein paar meiner Instrumente zeige!" meint Kashi und deutet auf eine Gittertür auf der rechten Seite des Ganges.
 

Ich weiß nicht, ob ich wissen will, wer sich darin befindet, aber ich bin zu neugierig, um einfach an der Tür vorbeizugehen, also werfe ich einen Blick durch die Gitterstäbe. Zuerst erkenne ich nichts, mit der Zeit zeichnen sich aber die Umrisse einer etwas mageren Gestalt im Halbdunkel der Zelle ab und ein leises Keuchen dringt an mein Ohr.
 

"Kashi! You'll find nothing out from me! Don't even try to torture me again! That's no use! (Kashi! Du wirst von mir nichts erfahren! Versuch also gar nicht erst, mich erneut zu foltern! Das bringt nichts!)" höre ich die leise Stimme einer alten Frau und ich zucke ein wenig zusammen.
 

"Was soll das?" fauche ich den Scheich an, was zum Teufel soll ich hier? Der Scheich ignoriert meine Frage und tritt dicht an die Gitterstäbe heran.
 

"My love, I´m not here, in order to torture you. I only want to make you a little bit happy! I will teach a new slave a little respect and you may watch! (Meine Liebe, ich bin nicht hier, um Dich zu foltern. Ich will Dir lediglich eine kleine Freude machen! Ich werde einem neuen Sklaven ein wenig Respekt beibringen und Du darfst dabei zuschauen!)" meint er, ich keuche leise auf und knirsche mit den Zähnen.
 

Was sind das denn für billige Foltermethoden? Was bezweckt er damit?
 

"That will not be useful to you, Kashi! I will not tell you where my son is, because I do not know that at all! You can gladly kill me like you have killed my man! (Das wird Dir nichts nützen, Kashi! Ich werde Dir nicht verraten, wo sich mein Sohn aufhält, weil ich das selbst gar nicht weiß! Du kannst mich gerne töten, so wie Du meinen Mann getötet hast!)" höre ich erneut die leise Stimme der Frau. Ich frage mich, wie alt sie wohl sein mag und wie lange sie wohl schon hier ist.
 

"I don´t intend to kill you. It gives me too much pleasure to see you suffering. Besides, you are my argument and my trump against your son! (Ich habe nicht vor, Dich zu töten. Es bereitet mir zu große Freude, Dich leiden zu sehen. Außerdem bist Du mein Druckmittel und mein Trumpf gegen Deinen Sohn!)" sagt Kashi und ich knirsche erneut mit den Zähnen.
 

Ich hasse diesen Kerl! Ich hab zwar absolut keine Ahnung, um wen es hier überhaupt geht, aber ich finde es absolut widerlich, wie der Scheich diese arme, alte, wehrlose Frau behandelt.
 

Der Scheich tritt einen Schritt zurück und winkt einen Wächter herbei, der plötzlich aus dem dunklen Gang auftaucht und kurz darauf die Gittertür zu der Zelle aufschließt. Der Scheich geht hinein und kommt ein paar Augenblicke später mit einer alten Frau wieder hinaus. Ich unterdrücke ein erschrockenes Aufkeuchen, bei dem Anblick, der sich mir bietet.
 

Die Frau ist bestimmt schon 60 Jahre alt oder noch älter und besteht nur noch aus Haut und Knochen. Man könnte sie beinahe für tot halten, wenn ihre grünen Augen nicht so sehr im Schein der Fackeln leuchten würden. Ihre Haare sind grau, aber ich könnte wetten, dass noch etwas rot in ihren Haaren zu sehen ist! Das Wort Hexe fällt mir als erstes ein und ich verfluche mich für diesen bösen Gedanken. Wie kann ich diese zerbrechliche Frau mit einer Hexe vergleichen?
 

Ich spüre ihren Blick auf mir und eigenartigerweise ist es mir keineswegs unangenehm, von ihr beobachtet zu werden.
 

"Who are you? (Wer bist Du?)" fragt sie leise, ich versuche ein Lächeln.
 

"Joey!" antworte ich und neige meinen Kopf zu einer leichten Verbeugung.
 

"My name is Schandir, Schandir Al-Hadan! (Mein Name ist Schandir, Schandir Al-Hadan!)" sagt sie und irgendwie habe ich das merkwürdige Gefühl, dass ich diesen Namen nicht zum letzten Mal gehört habe!
 

"Genug mit den Höflichkeiten, mir ist langweilig, wenden wir uns dem eigentlichen Vergnügen zu!" sagt der Scheich und schiebt Schandir durch den Gang, die Männer hinter mir schieben mich hinterher und ich weiß schon jetzt, dass mir nicht gefallen wird, was gleich mit mir passiert!
 

Vielleicht hätte ich mich nicht dazu hinreißen lassen dürfen, dem Scheich an die Gurgel zu springen, nur weil er es gewagt hat, mich zu küssen! Allerdings macht sich auch ein anderer Gedanke in meinem Kopf breit. Wenn der Scheich hier unten im Folterkeller ist und damit beschäftigt ist, mich vor den Augen dieser Frau zu foltern, kann er nicht gleichzeitig darauf achten, dass seine anderen Sklaven brav in ihren Zimmern bleiben. Heißt also im Klartext, dass die Flucht von Mira und Mokuba ohne Probleme vonstatten gehen müsste. Ich hoffe nur, dass der geheime Fluchtweg nicht ausgerechnet durch den Folterkeller geht, das wäre wirklich eine Ironie des Schicksals und ein unglaubliches Unglück! Ach was soll´s, bisher hatte ich immer Glück, warum sollte es diesmal anders sein?
 

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Leben oder Tod?

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41. Leben oder Tod?
 

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~Joey´s Sicht~
 

Verdammt, warum zum Teufel noch mal musste ich in diese verdammte Villa kommen? Warum konnte ich nicht einfach ,Nein' sagen, als Yugi mich um Hilfe gebeten hat? Niedergeschlagen häng ich in den Seilen und kann mich nicht rühren. Die Männer des Scheichs haben mich wortwörtlich wie ein Stück Stoff an einer Deckenkonstruktion aufgehängt, so dass meine Beine den Boden nicht mehr berühren und mein ganzes Gewicht an meinen Armen zieht, die links und rechts über meinen Kopf von Seilen gehalten werden. Meine Beine sind mit einem Seil gefesselt worden, zusätzlich wurde das Seil an einen, im Boden verankerten, Hacken gebunden, so dass ich nicht einmal hin und her schwingen kann. Ich komm mir beinahe vor, wie Jesus am Kreuz, nur dass ich nicht am Kreuz hänge, sondern frei in der stickigen Luft des ,Folterkellers' schwebe, wenn man das so bezeichnen kann! Der ,Folterkeller' ist zwar nicht ganz so Furcht einflößend, wie ich angenommen hatte, aber die ,Instrumente' die Kashi mir zeigen wollte, gefallen mir trotzdem nicht! Peitschen in verschiedenen Ausführungen, Bambusstäbe, die bestimmt nicht aus Ägypten stammen, verschiedene Messer, die fein säuberlich auf einem Tisch liegen, als wäre das hier kein Keller in einer alten Villa, sondern irgendein Operationssaal eines Krankenhauses und andere kleinere ,Instrumente', dessen Namen ich nicht mal kenne. Kashi hat wirklich ein recht eigenartiges und gruseliges Hobby und das ist noch ziemlich milde ausgedrückt!
 

"Wie fühlst Du Dich?" höre ich den Scheich flüstern, ich hebe meinen Kopf und starre ihn hasserfüllt an.
 

"Wie fühlt man sich wohl, wenn man wie ein verdammtes Bettlacken zum Trocknen aufgehängt wird?" frage ich sauer und spucke ihm, zum zehnten Mal an diesem Abend, ins Gesicht.
 

"Du bist ein Sturkopf und absolut respektlos, aber keine Sorge, das wird sich schnell ändern, verlass Dich drauf!" meint der Scheich und wischt sich sein Gesicht mit einem Seidentuch ab.
 

"Ich habe keinen Respekt vor Menschen, die sich für etwas Besseres halten, nur weil sie mehr Geld haben, als sie ausgeben können!" knurre ich, das Problem hab ich auch mit Kaiba, aber über den will ich mir jetzt lieber nicht den Kopf zerbrechen, zumal ich ständig seine Stimme in meinem Kopf höre, ohne, dass ich etwas daran ändern könnte.
 

,Du wirst es nie schaffen, mich zu besiegen. Du bist und bleibst ein verdammter Loser!'
 

Warum muss ich ausgerechnet jetzt an die ewigen Beleidigungen und Erniedrigungen denken, die ich in Kaiba´s Nähe erdulden musste? Warum jetzt, wo ich dem Scheich völlig hilflos ausgeliefert bin? Ist das die Strafe dafür, dass ich ein Versager bin?
 

"Ich werde Dir Respekt beibringen, Sklave!" sagt Kashi und irgendwie bin ich ihm dankbar dafür, dass er mit mir redet, das hindert mich daran, zu denken.
 

"Ich bin kein Sklave und ich werde es nie sein!" antworte ich, Kashi lacht nur leise und geht zu der linken Wand, an der die Peitschen hängen.
 

Ich schlucke kurz und richte meinen Blick auf Schandir, die mir gegenüber an der Wand auf einem Stuhl gefesselt wurde und mich mitleidig anschaut. Ich versuche ein Lächeln und schüttle den Kopf, sie erwidert das Lächeln nur zaghaft. Ihre grünen Augen verleihen ihrem faltigen Gesicht ein ziemlich würdevolles Aussehen, wer auch immer diese Frau ist, sie war anscheinend mal eine ziemlich große Persönlichkeit. Das würde nämlich auch erklären, warum sie noch am Leben ist und so überaus wichtig für den Scheich.
 

"Undresses him! (Zieht ihn aus!)" höre ich den Scheich sagen und sofort spüre ich, wie ich blass werde und mir das Oberteil vom Körper gerissen wird.
 

Ich spüre die Blicke des Scheichs auf mir, während er mich umrundet.
 

"Du bist ziemlich gut gebaut, allerdings hast Du ziemlich viele alte Narben. Woher stammen die?" fragt er und ich zucke etwas zusammen, als er mit den Fingerspitzen über meinen Rücken streicht.
 

Ich knirsche mit den Zähnen und habe nicht vor, ihm darauf zu antworten. Ich weiß, woher die Narben kommen, Mai weiß es auch und Tristan, aber sonst weiß niemand davon, nicht einmal Yugi oder meine Schwester! Ein paar stammen von meinem ehemaligen Gangboss Hirutani, weil er der Meinung war, mir mit einem Messer eine kleine ,Lektion' erteilen zu müssen. Mein Vater hat mir auch ein paar wenige Narben verpasst, nachdem er einmal im Suff mit einer Bierflasche nach mir geworfen hat. Die restlichen Narben stammen von den Schlägereien, in die ich während meiner Gangzeit verwickelt war.
 

"Willst Du mir nicht antworten?" fragt der Scheich, ich schüttle den Kopf.
 

"Nun gut, wie Du meinst, dann schweig, wirst schon sehen, was Du davon hast!" knurrt er böse und im nächsten Augenblick spüre ich auch schon das Leder der Peitsche auf meinem Rücken.
 

"Uhgn!" knirsche ich und kneife vor Schmerz die Augen zusammen.
 

Shit! Das tut doch mehr weh, als ich dachte!
 

"Du kannst ruhig schreien, wenn es zu sehr schmerzt!" flüstert Kashi mir ins Ohr und streicht mit dem Finger über die Wunde auf meinem Rücken.
 

Ich beiße die Zähne zusammen und unterdrücke einen Aufschrei. Ich werde dem Scheich nicht die Genugtuung geben und vor Schmerz schreien. Erneut trifft die Peitsche meinen Rücken, ich reiße die Augen auf und starre mit schmerzverzerrtem Gesicht direkt in die grünen Augen von Schandir, als wäre das die einzige Möglichkeit, mich von dem Schmerz abzulenken. Ich weiß nicht, woran das liegt, aber irgendwie scheinen mich die grünen Augen durchbohren zu wollen, so wie es manchmal bei Kaiba´s blauen Augen der Fall ist. Der einzige Unterschied daran ist, dass ich mich unter Kaiba´s Blicken immer minderwertig und unwürdig vorkomme. Schandir´s Blick scheint genau das Gegenteil zu bewirken, was ich absolut nicht verstehe!
 

"Du willst nicht schreien?" höre ich den Scheich fragen, ich schüttle den Kopf und sofort spüre ich wieder die Peitsche, erstaunlicherweise ist der Schmerz diesmal nicht ganz so groß, liegt vielleicht daran, dass mein Rücken durch die ersten beiden Peitschenhiebe bereits betäubt wurde und der Schmerz nicht mehr bis zum meinem Gehirn vordringt.
 

Ich schließe die Augen wieder und versuche ruhig zu atmen, was mir ziemlich schwer fällt.
 

,Du kannst es schaffen Joey, Du darfst nur nicht aufgeben!' echot plötzlich Yugi´s Stimme in meinem Kopf.
 

Yugi! Ich seufze leise und versuche meine Umgebung komplett auszublenden, was leichter ist, als ich angenommen hatte. Sieht fast so aus, als würde ich in wenigen Augenblicken das Bewusstsein verlieren.
 

"Hey, nicht einschlafen!" höre ich den Scheich rufen und wenige Momente später hab ich ne Ladung Wasser im Gesicht.
 

Fuck! Nicht mal in Ohnmacht fallen darf man! Mistkerl! Ich schüttle kurz den Kopf und komm mir dabei vor, wie ein nasser Pudel! Gott, wie erbärmlich, würde Kaiba jetzt dazu sagen!
 

,Nichtsnutziger Köter, Du bist doch nichts weiter, als Yugi´s Schoßhund!'
 

Argh, ich hasse das! Selbst, wenn er gar nicht in meiner Nähe ist, bringt mich dieser verdammte Kerl um den Verstand! Was hab ich ihm denn getan, dass er mich so hasst und sich sogar in meine Träume und Gedanken einschleicht? Seit wann ist das so, dass ich seine Stimme nicht mehr aus meinem Kopf verbannen kann? Seit wann, zum Teufel noch mal?
 

"Fall mir nicht in Ohnmacht, kleiner Rebell, ich will noch etwas Spaß mit Dir haben!" sagt Kashi, ich hasse ihn, ich hasse ihn, ich hasse ihn und ich hasse meine Hilflosigkeit, meine Schwäche.
 

Ich bin ein Versager, kein Held! Ich bin nicht mutig, nur lebensmüde! Und trotzdem klammere ich mich an die Hoffnung, dass Jimmy um Mitternacht dafür sorgt, dass Mokuba und Mira von hier verschwinden, damit sie nicht dasselbe Leid erdulden müssen, wie ich in diesem Moment! Ich hab keine Ahnung, wie spät es ist, aber eine wirklich große Rolle spielt das eigentlich nicht, zumindest nicht für mich. Ich muss einfach durchhalten und hoffen, dass der Scheich bis Mitternacht hier unten in seinem ,Folterkeller' beschäftigt ist, oder vielleicht auch etwas länger!
 

"Du bist wirklich ein zäher Bursche, das gefällt mir!" höre ich Kashi´s Stimme und ich wundere mich darüber, dass ich keine Schmerzen verspüre, obwohl ich deutlich das Zischen der Peitsche und das Klatschen auf meinem Rücken hören kann.
 

Bei jedem Schlag spüre ich das Ziehen in meinen Schultern und das Scheuern des Seils an meinen Handgelenken, mein Rücken allerdings ist taub. Ich weiß nicht, wie viele Peitschenhiebe ich schon bekommen habe, ich weiß nicht einmal, ob ich blute! Mir wird erneut schwarz vor Augen und erneut bekomm ich von einem der Wächter einen Eimer Wasser ins Gesicht, damit ich nicht das Bewusstsein verliere. Ich hab jegliches Zeitgefühl verloren und das Einzige, was ich noch vor mir sehen kann, sind die grünen Augen von Schandir. Und ganz plötzlich verwandelt sich dieses Grün in ein leuchtendes Blau. Kaiba-Blau! Ich schüttle verwirrt den Kopf und starre erneut in Schandir´s grüne Augen, das Blau ist weg! Ich glaub, ich verliere jetzt endgültig den Verstand!
 

,Blaue Augen bedeuten heiße Liebe!'
 

Ich schüttle erneut den Kopf, um den Gedanken schnellstmöglich zu vertreiben. Ich hab jetzt keine Zeit dafür, absolut keine Zeit! Ich könnte sterben, verdammt! Ich kneife die Augen zusammen und höre das Rauschen verschiedener Stimmen in meinem Kopf.
 

,Meinetwegen kannst Du verrecken, mich würde es ganz sicher nicht stören!'
 

Kaiba, Du Idiot!
 

,Joseph, Du bist genauso ein Versager wie Dein Vater!'
 

Lass mich einfach in Ruhe, Mutter!
 

,Nichtsnutziger Bengel!'
 

Ja, Paps, was immer Du sagst!
 

,Du hast mir zu gehorchen, Blondschopf, vergiss das nicht!'
 

Verschwinde aus meinem Kopf, Hirutani!
 

,Ich hab Dich lieb, großer Bruder!'
 

Serenity, Schwesterherz.
 

,Lass ihn doch reden Joey, er ist es nicht wert!'
 

Tristan, alter Kumpel!
 

,Du bist mein bester Freund, Joey!'
 

Danke, Yugi!
 

,Ich werde Dich immer beschützen!'
 

Große Worte für einen Pharao, der schon lange tot ist.
 

"Joey!" höre ich plötzlich eine leise Stimme, die nicht nur in meinem Kopf zu sein scheint.
 

Wer ist das?
 

"Joey!" Ich öffne die Augen und schaue mich völlig verwirrt um.
 

Das ist definitiv nicht die Villa des Scheichs! Ich steh mitten in der Wüste! Aber wie zum Teufel noch mal komm ich hierher? Ist das schon wieder ein Alptraum von Kaiba?
 

"Joey!" höre ich erneut diese Stimme und das ist definitiv nicht Kaiba´s Stimme, das hört sich viel mehr so an wie Yugi, aber irgendwie auch wieder nicht.
 

Wer kann das sein?
 

"Es wird Zeit, Joey!" sagt die Stimme.
 

Zeit? Zeit wofür?
 

"Wer bist Du?" frage ich und dreh mich einmal im Kreis. Nichts zu sehen außer Wüstensand.
 

"Du weißt, wer ich bin!" antwortet die Stimme und plötzlich sehe ich eine beinahe durchsichtige Gestalt vor mir.
 

"Pharao!" hauche ich ungläubig. "Aber wie ist das möglich?"
 

"Du musst aufwachen, es wird Zeit!" sagt er und ich schüttle verwirrt den Kopf.
 

"Bin ich tot?" frage ich, Atemu schüttelt den Kopf.
 

"Du bist ohnmächtig!" antwortet er und verblasst.
 

"Hey, bleib hier!" rufe ich und versuche, nach ihm zu greifen.
 

"Wach auf, Joey!" höre ich seine Stimme, mir wird schwarz vor Augen.
 

"Wach auf!" höre ich plötzlich eine andere Stimme und diesmal ist es die Stimme von Scheich Kashi. "Du sollst aufwachen, verdammter Sklave!"
 

Ich öffne die Augen und starre direkt in das wütende Gesicht von Kashi. Ich blinzle kurz, hab ich eben geträumt?
 

"Hab ich Dir nicht gesagt, dass Du nicht einschlafen sollst?" fragt er wütend und verpasst mir eine schallende Ohrfeige, ich bin zu verwirrt, um irgendetwas darauf zu erwidern.
 

War das wirklich nur ein Traum? Wenn ja, warum gerade vom Pharao Atemu? Warum jetzt? Warum ausgerechnet hier in Ägypten? Und was meinte er damit ,Es wird Zeit!'? Was hat das zu bedeuten? Hat es überhaupt etwas zu bedeuten?
 

"Du bist zäher, als ich dachte, Sklave! Eigentlich hatte ich fest damit gerechnet, dass Du um Gnade winseln würdest, wie ein räudiger Straßenköter, der nach Essen bettelt!" meint der Scheich, ich knirsche mit den Zähnen.
 

Ich hasse es, wenn man mich so nennt!
 

"Nennen Sie mich nicht so oder Sie werden es bereuen!" knurre ich, der Scheich lächelt nur leicht und schüttelt den Kopf.
 

"Du hast also noch immer keinen Respekt vor mir und das obwohl Du bereits 25 Peitschenhiebe von mir bekommen hast?!" antwortet er, während er in Gedanken versunken vor mir hin und her marschiert.
 

25 Peitschenhiebe? Ich versuche mich zu bewegen, merke aber schnell, dass ich es nicht kann, ich hab keine Kraft. Mein Rücken ist noch immer beinahe taub, allerdings spüre ich jetzt die brennenden Schmerzen der blutenden Striemen.
 

"You tormented the boy enough, Kashi! Let him go! (Du hast den Jungen genug gequält, Kashi! Lass ihn gehen!)" höre ich Schandir´s leise Stimme, ich schau sie überrascht an.
 

"Why should I? It makes fun to torment the boy! (Warum sollte ich? Es macht Spaß, den Jungen zu quälen!)" meint der Scheich und fängt an zu lachen.
 

Ich seufze leise und frage mich, wie spät es wohl ist und wann der Scheich endlich aufhört, mich zu quälen! Ich hoffe wirklich, dass ich diese Schmerzen nicht umsonst erdulde. Wenn Mokuba und Mira entkommen, ist es okay. Ich hoffe, dass Jimmy sein Versprechen hält und die Beiden hier raus schafft! Erneut spüre ich, wie ich das Bewusstsein verliere.
 

~~~~~

Mitternacht!

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42. Mitternacht!
 

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~Mokuba´s Sicht~
 

Irgendwann in der Nacht wache ich auf, weil mich jemand durchschüttelt.
 

"Mokuba, wach auf, wir müssen los!" höre ich Mira´s leise, aufgeregte Stimme und ich bin schlagartig wach.
 

"Was ist los?" frage ich und erhebe mich vom Bett.
 

"Jimmy ist hier und er will uns irgendwo hinbringen!" antwortet sie und erst jetzt fällt mir die offene Zimmertür auf und Jimmy, der mit einer Maschinenpistole über der Schulter im Türrahmen steht.
 

"Come with me! We don´t have much time! (Komm mit mir! Wir haben nicht viel Zeit!)" sagt er und wirft einen Blick in den schwach erleuchteten Gang.
 

"Where do we go? (Wohin gehen wir?)" frage ich und folge Mira zur Tür.
 

"Don´t ask, don´t speak, trust me! (Nicht fragen, nicht sprechen, vertrau mir!)" erwidert er und ich ziehe etwas überrascht meine Augenbrauen zusammen.
 

Mira nimmt meine Hand, ich schau sie etwas verwirrt an und sie schüttelt den Kopf.
 

"Sag nichts!" meint sie, ich zögere einen Moment, werfe einen kurzen Blick zu Jimmy und nicke kurz.
 

"Okay!" sage ich, Jimmy dreht sich in der Tür um und wendet sich dem linken Gang zu, Mira folgt ihm sofort und zieht mich hinterher.
 

Das erste, was mir im Gang auffällt, sind die fehlenden Wachen, aber ich wage nicht, Jimmy darauf anzusprechen. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass gerade etwas Wichtiges passiert und ich mit meinen Fragen vielleicht alles ruiniere. Ist das die Flucht, die Joey geplant hat? Zeigt Jimmy uns jetzt einen Weg aus dieser Villa?
 

Schweigend lasse ich mich von Mira durch den Gang ziehen, während Jimmy mit schnellen Schritten vorangeht, anscheinend führt unser Weg in Richtung Küche. Was wollen wir dort? Wo sind die ganzen Wachen und wie spät ist es eigentlich? Wo ist Joey? Ich versuche nicht darüber nachzudenken, aber ich bin so verdammt nervös, dass ich mein eigenes Herz schlagen hören kann. Mein Puls rast und meine Hände werden feucht, ich hab keine Ahnung wieso, aber der Adrenalinstoß, der durch meinen Körper geht, ist wirklich mörderisch!
 

Ganz plötzlich bleibt Jimmy an einer Tür stehen, von der ich weiß, dass sie in die Küche führt. Er schaut sich kurz um, öffnet die Tür, schaut hinein und winkt uns dann zu sich. Mira zieht mich an Jimmy vorbei in die Küche, Jimmy schließt die Tür und geht zu einer weiteren Tür, am anderen Ende des Raumes und öffnet sie. Mit einer kurzen Kopfbewegung deutet er uns an, ihm zu folgen, ohne zu zögern, zieht Mira mich mit sich und betritt hinter Jimmy eine Art Vorratskammer, die beinahe doppelt so groß ist wie die riesige Küche. Die Tür schließt sich automatisch hinter mir und plötzlich ist es dunkel um uns herum. Nicht ein Lichtstrahl dringt von der schwach erleuchteten Küche in die Vorratskammer, bis ich den Lichtstrahl einer Kerze in Jimmy´s Hand sehen kann.
 

Ich weiß nicht, was wir hier wollen, aber die Sache gefällt mir nicht! Ich spüre noch immer Mira´s Hand in meiner und diese Tatsache beruhigt mich ein wenig. Jimmy geht mit der Kerze in der Hand zu ein paar Kisten, die ganz hinten in einer Ecke stehen, er schiebt ein paar davon zur Seite und drückt auf irgendeinen Punkt in der Wand, ganz plötzlich öffnet sich dort, wo die Kisten gestanden haben, eine Falltür im Boden. Ich unterdrücke ein überraschtes Aufkeuchen, indem ich mir die andere Hand vor den Mund presse.
 

Jimmy reicht Mira die Kerze und deutet auf die Falltür.
 

"Go down the stairs and then straight ahead! The corridor ends in an underground grave chamber, outside the mansion! Go toward southwest. There lies a small oasis, which is on no map. Don´t go to the Siwah oasis! Hurry up! The guards will soon notice your escape! (Geht die Treppen hinunter und dann geradeaus! Der Korridor endet in einer unterirdischen Grabkammer, außerhalb der Villa! Geht in Richtung Südwesten. Dort liegt eine kleine Oase, die auf keiner Karte eingezeichnet wurde. Geht nicht zu der Siwah-Oase! Beeilung! Die Wachen werden bald eure Flucht bemerken!)" sagt er und schiebt uns die Treppen hinunter.
 

"Where is Joey? (Wo ist Joey?)" frage ich.
 

"He said that you don´t have to worry about him! He'll cope with it alone! Nothing more will happen to him! I promise it! (Er hat sagt, dass Du Dich nicht um ihn sorgen musst! Er kommt alleine zurecht! Ihm wird nichts mehr passieren! Ich verspreche es!)" sagt er.
 

"Are you sure? (Bist Du sicher?)" frage ich, er drückt kurz meine Schultern und nickt.
 

"I hope! (Ich hoffe!)" erwidert Jimmy, eine bessere Antwort kann ich wohl nicht erwarten.
 

Ich seufze leise und spüre den Druck von Mira´s Hand in meiner.
 

"Thanks! (Danke!)" sage ich und marschiere hinter Mira die Treppen hinunter, ich höre noch das Geräusch, der sich schließenden Falltür, dann bin ich mit Mira alleine in diesem unterirdischen Gang, der hoffentlich hinaus in die Freiheit führt!
 

Auch wenn ich mir Sorgen um Joey mache, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für seine Befreiung, ich brauche Verstärkung! Ich hoffe, mein Bruder ist irgendwo in der Nähe!
 

~Rebecca´s Sicht~
 

Es ist Mitternacht! Wie ein Rudel Wölfe stehen die Jeeps, Lastwagen und Pferde der Rebellen vor dem Rebellenlager und warten auf das Signal zum Aufbruch. Es wird einen Krieg geben, dessen Ausmaß ich selbst mit meiner überragenden Intelligenz nicht errechnen kann und ich stecke mittendrin!
 

"Brothers! Listen to me! I cannot promise that we win this fight, but I promise that we don´t give up, before the sheikh finally left Egypt! We will free all slaves and drive Kashi out of this country! I swear that! Allah may assist us! (Brüder! Hört mir zu! Ich kann nicht versprechen, dass wir diesen Kampf gewinnen, aber ich verspreche, dass wir nicht aufgeben, bevor der Scheich Ägypten endgültig verlassen hat! Wir werden sämtliche Sklaven befreien und Kashi aus diesem Land vertreiben! Das schwöre ich! Allah möge uns beistehen!)" höre ich Haroun´s autoritäre Stimme durch die dunkle Nacht hallen und mir läuft augenblicklich ein angenehmer Schauer über den Rücken. Haroun ist nicht umsonst der Anführer der Rebellenarmee!
 

"Allah is with us! (Allah ist mit uns!)" ertönen links und rechts von mir die Sprechchöre der Rebellen.
 

Es ist ein Wunder, denn nicht alle Rebellen sind Araber! Amerikanische Kaufleute stehen neben japanischen Bauern, britische Geschäftsmänner neben indischen Gläubigern, deutsche Industrieelle neben ägyptischen Soldaten! Und alle haben nur ein Ziel: Nieder mit dem Scheich! Nie hätte ich für möglich gehalten, das Haroun eine Rebellenarmee von dieser Größe zusammenstellen könnte! Niemals!
 

"Bemerkenswert!" höre ich Kaiba´s Stimme neben mir, er sitzt hinter dem Steuer des Wüstenjeeps und schaut sich um.
 

"Ja!" antworte ich, er dreht sich zu mir um und zeigt mir ein kurzes Grinsen.
 

"Bereit für die Schlacht?" fragt er, ich seufze leise und schüttle den Kopf.
 

"Nicht wirklich!" erwidere ich, er legt kurz seine Hand auf meinen linken Arm.
 

"Keine Sorge, ich pass auf Dich auf!" sagt er und irgendwie kommt es mir beinahe so vor, als würde er mich wie eine kleine Schwester behandeln.
 

Ich weiß nicht wieso, aber für einen kurzen Moment habe ich das Gefühl, einen großen Bruder zu haben. Ich bin ein Einzelkind, aber ich hab mir immer Geschwister gewünscht!
 

"Danke!" sage ich und einem plötzlichen Impuls folgend, drücke ich seine Hand ein wenig. "Ich kann verstehen, warum Dein Bruder Dich so verehrt!"
 

Ein kurzes Lächeln huscht über sein Gesicht, bevor er sich wieder nach vorne wendet.
 

"Als einziges Mädel in der Runde bekommst Du natürlich besonderen Schutz, Becci!" höre ich Duke´s Stimme hinter mir und ich nicke dankend.
 

"Sehr aufmerksam von Dir!" antworte ich.
 

"Wollen wir hoffen, dass wir rechtzeitig in der Villa ankommen!" meint Tristan, der neben Duke auf der Rückbank sitzt.
 

"Sollte der Scheich meinem Bruder etwas angetan haben, wird er es bitter bereuen!" sagt Kaiba, der eiskalte Ton in seiner Stimme erschreckt mich ein wenig, aber wirklich verwundert bin ich nicht. Mokuba bedeutet ihm alles, für ihn würde er wirklich alles tun, sogar töten!
 

"Das Gleiche gilt auch, wenn er Joey etwas angetan hat!" meint Duke genauso ernst.
 

"Korrekt!" sagt Tristan und wieder einmal wird mir bewusst, wie stark die Freundschaft zwischen den Jungs wirklich ist.
 

Wie die Musketiere, Alle für Einen, Einer für Alle!
 

"Was auch immer, es geht los!" meint Kaiba und genau in dem Moment fahren die ersten Fahrzeuge hinaus in die Nacht.
 

Kaiba wirft den Motor an und fährt los.
 

"Es wäre gut, wenn wir mit an der Spitze fahren!" sage ich, Kaiba nickt nur leicht und gibt etwas Gas.
 

"Keine Sorge Becci, euer Plan ist perfekt, wir geben euch Rückendeckung, während ihr die Sicherheitssysteme abschaltet, Al-Hadan und seine Rebellen verteilen sich währenddessen um die Villa herum. Der Scheich wird gar nicht mitbekommen, was ihn überrannt hat!" sagt Tristan, ich versuche ein leichtes Lächeln.
 

"Danke für Deine Aufmunterungsversuche, Tristan, aber so einfach wird es nicht werden!" antworte ich.
 

"Du denkst zuviel nach, Rebecca. Vertrau doch einfach Deiner Intelligenz, Du weißt doch, zwei Köpfe sind besser, als einer!" meint Duke und ich nicke lächelnd.
 

"Ich glaub, dasselbe hab ich auch schon mal gesagt, als ein gewisser Jemand ein gewisses Problem mit einer gewissen Firma hatte!" antworte ich und werfe einen kurzen Blick zu Kaiba, der nur ein leises "Hmpf" von sich gibt.
 

"Hast Du schon eine Antwort von Präsident Mubarak?" fragt Kaiba, ich öffne meinen Laptop, der auf meinen Knien liegt und starte mein eMail-Programm.
 

"Noch nicht, ich glaub auch nicht wirklich, dass er uns helfen wird, sieht so aus, als müssten wir ohne das Einverständnis der Regierung handeln!" antworte ich und seufze leise.
 

"Hoffen wir nur, dass Mubarak uns nicht in die Quere kommt. Ich hab keine Lust als Kriegsgefangener in einem ägyptischen Gefängnis zu versauern!" murrt Tristan.
 

"Bis Mubarak´s Männer in Siwah ankommen, sind wir bestimmt schon längst wieder weg!" sagt Duke.
 

"Du vergisst, dass unser Flugzeug noch immer auf dem Flugplatz in Kairo steht!" erwidert Tristan.
 

"Shit! Das hätte ich ja fast vergessen!" antwortet Duke.
 

"Ich hab meinem Piloten mitgeteilt, dass er bei Schwierigkeiten auf den Alexandria-El Nhouza Airport ausweichen soll. Ich glaube aber kaum, dass diese Aktion nötig sein wird, hoffe ich jedenfalls!" sagt Kaiba.
 

"Alexandria? Ist der Weg dorthin kürzer?" fragt Tristan.
 

"Kürzer nicht, aber schneller, wenn man auf der Strasse von Siwah nach Marsa Matruh und dann am Mittelmeer entlang nach Alexandria fährt! Allerdings besteht dann die Gefahr, dass wir auf der Strasse von Soldaten abgefangen werden, also wird uns nichts anderes übrig bleiben, als eine erneute Fahrt durch die Wüste. Ob nun nach Kairo, oder nach Alexandria spielt dabei keine große Rolle, die Entfernung zum Rebellenlager ist ungefähr gleich!" antworte ich.
 

"Kennst Dich ja ziemlich gut aus!" meint Duke anerkennend.
 

"Ich lebe ja auch schon eine ganze Weile hier!" sage ich und rücke lächelnd meine Brille zurecht.
 

"Nun ja, wie auch immer! Wann kommen wir bei der Siwah-Villa an?" fragt Tristan.
 

"Ungefähr gegen 1:00 Uhr, wenn alles glatt geht!" erwidere ich.
 

"Ich hoffe nur, dass in der Zwischenzeit niemand das Rebellenlager angreift, während wir unterwegs sind, immerhin sind kaum noch Männer im Lager!" meint Duke.
 

"Aus diesem Grund hab ich auch meine Mitarbeiter und meine Bodyguards dort zurückgelassen!" sagt Kaiba, ich nicke kurz.
 

"Marik und Odion sind auch noch im Lager, die passen schon auf!" sage ich.
 

"Ryou ist auch da, aber eine große Hilfe wird er nicht sein, er kann nicht schießen!" meint Tristan.
 

"Dafür kennt er sich mit Schussverletzungen aus, wie man deutlich an Deinem Schulterverband erkennen kann!" erwidert Duke lachend.
 

"Witzig Duke, sehr witzig!" murrt Tristan.
 

"Jungs, nicht streiten, dafür haben wir keine Zeit!" sage ich streng.
 

"Jawohl, Mama!" antworten Tristan und Duke gleichzeitig.
 

"Klappe dahinten!" murrt Kaiba genervt.
 

Augenblicklich sind die Beiden leise und hängen ihren Gedanken nach, während wir mit dem Jeep durch die Wüste in Richtung Siwah fahren. Die Autoscheinwerfer leuchten uns den Weg. Ich werfe einen kurzen Blick zum Himmel, aber außer ein paar wenigen Sternen, die durch die dunkle Wolkendecke scheinen, sehe ich nichts. Nicht mal der Mond zeigt sein Gesicht! Es ist kalt, verdammt kalt, aber das ist es nicht, was mich stört. Ich mach mir Sorgen!
 

Was ist, wenn der Scheich nicht mehr in seiner Villa ist? Wenn die Villa nur eine Falle ist? Ist der Großangriff der Rebellen wirklich die einzige Lösung für unser Problem? Habe ich vielleicht eine andere Möglichkeit übersehen? Ich bin zwar ein Genie, aber ich bin nicht perfekt! Ich bin erst 15, verdammt! Was ist, wenn ich einen Fehler mache? Ein kleiner Fehler könnte Joey oder Mokuba das Leben kosten!
 

"Alles in Ordnung, Becci?" höre ich Duke leise fragen, ich seufze leise.
 

"Geht schon!" antworte ich und lehne mich in meinem Sitz zurück.
 

Ich kann mir keine Fehler erlauben und mit Kaiba an meiner Seite, werde ich auch ganz sicher keine Fehler machen. Wir sind ein verdammt gutes Team, das war mir schon seit der Sache mit Dartz klar! Es kann also überhaupt nichts schief gehen!
 

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Wie geht es weiter?

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43. Wie geht es weiter?
 

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~Joey´s Sicht~
 

Mit einem Schmerzschrei wache ich auf und stelle ein wenig verwirrt fest, dass ich nicht mehr hänge, sondern auf einer Art Pritsche liege, die sich irgendwie zu bewegen scheint. Das Geräusch eines lauten Motors dringt an mein Ohr. Ich versuche, mich irgendwie aufzurichten und bemerke den festen Verband, der um meinen Oberkörper gewickelt wurde.
 

"Please remain lying, you are hurt! (Bitte bleibe noch liegen, Du bist verletzt!)" höre ich eine leise Stimme neben mir, ich wende den Kopf etwas nach rechts und schaue direkt in grüne Augen, die mich etwas erstaunt mustern.
 

"Schandir?" frage ich krächzend und merke mit Schrecken, dass meine Stimme ziemlich versagt.
 

"You should not speak too much! Kashi choked you, after you fainted again! Jimmy saved your life! (Du solltest nicht zuviel sprechen! Kashi hat Dir die Kehle zugedrückt, nachdem Du erneut bewusstlos geworden bist! Jimmy hat Dein Leben gerettet!)" sagt sie und ich schließe etwas erschrocken die Augen.
 

Der Scheich wollte mich umbringen und Jimmy hat mich gerettet?
 

"And how did he save my life? (Und wie hat er mein Leben gerettet?)" hauche ich leise.
 

"He came exactly at the right moment with a message into the torture cellar. Jimmy told the sheikh that two of the slaves fled! The favourite slave Mira and the new slave Mokuba have escaped from the mansion through a secret route! (Er kam genau im richtigen Moment mit einer Nachricht in den Folterkeller. Jimmy hat dem Scheich erzählt, dass zwei Sklaven geflohen sind! Die Lieblingssklavin Mira und der neue Sklave Mokuba sind aus der Villa entkommen und zwar durch einen Geheimweg!)" antwortet Schandir.
 

Jimmy hat sein Versprechen gehalten!
 

"Where is he? (Wo ist er?)" flüstere ich.
 

"He is hurt a little bit, because Kashi wounded him with a razor. At the moment he sits on the passenger seat of the truck. (Er ist ein wenig verletzt, weil Kashi ihn mit einem Rasiermesser verwundet hat. Im Moment sitzt er auf dem Beifahrersitz des Lastwagens.)" erwidert Schandir.
 

Lastwagen?
 

"Where do we drive? (Wohin fahren wir?)" frage ich leise, Schandir zuckt mit den Schultern.
 

"I don´t know! Kashi immediately fled from his mansion after Jimmy's message. He only took a few of his bodyguards and his slaves with him. A few of his men did he send on search for the fled slaves. (Ich weiß nicht! Kashi ist sofort nach Jimmy´s Nachricht aus seiner Villa geflohen. Er nahm nur ein paar von seinen Leibwächtern und seine Sklaven mit. Ein paar von seinen Männer hat er auf die Suche nach den geflohenen Sklaven geschickt.)" sagt sie, ich seufze leise.
 

War ja klar, dass das passieren musste! Mokuba und Mira sind noch nicht in Sicherheit und ich sitze wie immer ganz schön tief in der Scheiße!
 

"How bad are the injuries on my back? (Wie schlimm sind die Verletzungen auf meinem Rücken?)" frage ich, sie lächelt leicht.
 

"Not badly! The wounds are not deep and do no longer bleed. In a few days, the wounds will be healed.

(Nicht schlimm! Die Wunden sind nicht tief und bluten nicht mehr. In wenigen Tagen sind die Wunden verheilt.)" antwortet Schandir und ich nicke kurz.
 

Das sind doch mal gute Neuigkeiten! Fragt sich nur, wann ich endlich wieder frei bin! Ich hoffe, dass Mira und Mokuba den Weg zu Kaiba finden und nicht unterwegs in der Wüste verloren gehen, oder von den Männern des Scheichs abgefangen werden!
 

"You should rest, you are still rather weak! (Du solltest Dich ausruhen, Du bist noch ziemlich schwach!)" meint Schandir, ich schließe meine Augen erneut.
 

"Yes, you are right! (Ja, Du hast Recht!)" antworte ich.
 

Ich hab zwar noch so viele Fragen, aber das kann warten, ich fühl mich schwach. Ich spüre zwar kaum Schmerzen, aber mein Körper braucht jetzt Ruhe und das ziemlich dringend! Wenn ich aufwache, kann ich über meine Flucht nachdenken, vielleicht hilft Jimmy mir erneut, wenn ich ihn darum bitte!
 

~Mokuba´s Sicht~
 

Mir ist so kalt! Warum sind die Nächte in der Wüste so dermaßen kalt?
 

"Komm, wir müssen weiter!" höre ich Mira´s Stimme, sie hält noch immer meine Hand und zieht mich durch die dunkle Nacht.
 

"Woher weißt Du, in welche Richtung wir gehen müssen?" frage ich, sie bleibt kurz stehen und deutet in den Himmel.
 

"Siehst Du die Sterne, die durch die Wolkendecke scheinen?" fragt sie.
 

"Hm!" antworte ich.
 

"Wenn Du Dich nachts in der Wüste befindest, weisen die Sterne Dir den Weg nach Hause. Als Kind hab ich stundenlang vor meinem Fenster gesessen und die Sterne beobachtet. Ich hab alles gelernt, was es über Sterne zu lernen gibt, auch wie man sich an Hand von Sternbildern orientieren kann. Vertrau mir, ich weiß, wohin wir gehen müssen!" erwidert Mira.
 

"Hast Du je versucht, den Weg nach Hause zu finden, um etwas über Deine wahre Heimat zu erfahren?" frage ich, Mira zieht mich weiter durch die Nacht.
 

"Ja! Ich war 12, als ich den Scheich danach gefragt habe, als Antwort hat er mich 3 Tage lang ohne Nahrung in den Keller gesperrt. Danach hab ich nie wieder gefragt. Manchmal hab ich Träume, in denen der Name Mirabelle vorkommt, ich weiß nicht, ob das mein wirklicher Name ist, aber er ist mir eigenartig vertraut. Wahrscheinlich werde ich nie erfahren, woher ich komme und wo mein wirkliches Zuhause ist, wer meine Eltern sind, ich hoffe nur, dass ich mich irgendwann, irgendwo niederlassen kann, wo der Scheich mich niemals finden kann! Ich will endlich frei sein und mein Leben selbst bestimmen! Das ist mein einziger Wunsch!" sagt sie, ich drücke ihre Hand, um sie zu trösten.
 

Ich weiß, wie sie sich fühlt! Oh, ich weiß es genau!
 

"Weißt Du Mira, ich weiß auch fast gar nichts über meine wirklichen Eltern. Meine Mutter hab ich nie kennen gelernt, sie starb bereits bei meiner Geburt, mein Vater starb, als ich 5 war. Mein Bruder war danach Vater und Mutter für mich, meine einzige Familie, nachdem unsere entfernten Verwandten uns ins Waisenhaus abgeschoben hatten. Immer wenn ich geärgert wurde, war mein Bruder an meiner Seite und hat mich beschützt. Wir hatten es nicht leicht, aber wir hatten uns, solange wir zusammengehalten haben, konnte uns überhaupt nichts passieren." sage ich und wische mir eine verirrte Träne aus den Augenwinkeln.
 

Mira bleibt ganz plötzlich stehen und zieht mich in den Wüstensand.
 

"Sei still, ich höre Pferde, sie kommen aus der Richtung der Villa!" flüstert sie aufgeregt und ich spüre, wie mein Herz kurz aussetzt.
 

Und genau in diesem Moment höre ich ebenfalls die Pferde und Stimmen.
 

"Sind das Männer vom Scheich?" frage ich leise.
 

"Ich weiß nicht, aber ich hab keine Lust, das herauszufinden!" antwortet Mira. "Grab Dich in den Sand, vielleicht reiten sie dann an uns vorbei!"
 

Ich will protestieren, aber ich lass es bleiben und fange an, mich in den Sand zu graben. Der Sand ist kalt, aber ich verschwende keinen Gedanken daran, ich hab zuviel Angst, dass es tatsächlich die Männer von Scheich Kashi sind, die nach unseren Spuren suchen, um uns zurück in die Villa zu bringen. Ich will nicht wieder dorthin zurück!
 

~Seto´s Sicht~
 

Seit knapp einer halben Stunde sind wir bereits unterwegs und ich spüre die Unruhe, die durch meine Adern kriecht, es fühlt sich an, als würde mein Blut schneller fließen. Mein Herzschlag ist schneller als sonst, nicht viel, aber doch beunruhigend für mich. Das passiert mir jedes Mal, wenn Mokuba in Gefahr ist und ich nicht weiß, ob es ihm gut geht!
 

"Stop! Four riders follow me, the others wait here, until I give the command for driving on! (Stop! Vier Reiter folgen mir, die Anderen warten hier, bis ich das Kommando zum Weiterfahren gebe!)" höre ich plötzlich Al-Hadan´s Stimme durch die Nacht hallen.
 

Warum sollen wir warten?
 

"Is there a problem? (Gibt es ein Problem?)" frage ich laut, in der Hoffnung, dass der Rebellenanführer es hört.
 

Ein weißes Pferd kommt direkt auf unseren Jeep zu, ich erkenne den Reiter sofort als Al-Hadan.
 

"Ich hab ein ziemlich ungutes Gefühl im Bauch, irgendetwas läuft hier nicht nach Plan und ich muss herausfinden, was es ist. Ich hoffe, ich irre mich, aber ich hab die Befürchtung, dass wir in eine Falle laufen und das muss ich auf jeden Fall verhindern!" meint er und bleibt mit seinem Araber neben dem Jeep stehen.
 

"Sollen wir mitkommen?" höre ich Devlin sagen, Al-Hadan schüttelt den Kopf.
 

"Mit den Pferden sind wir leiser und außerdem müsst ihr auf die beiden Genies aufpassen!" erwidert er.
 

"Sei bitte vorsichtig Haroun!" höre ich Hopkin´s besorgte Stimme.
 

"Keine Sorge, Rebecca, ich bin in der Wüste aufgewachsen, ich komm schon zurecht!" meint Al-Hadan, winkt noch kurz und reitet mit seinem Pferd wieder nach vorne, sofort folgen ihm 4 weitere Pferde und verschwinden in der Nacht.
 

"Das gefällt mir nicht!" meint Taylor leise.
 

"Mir auch nicht!" erwidert Devlin.
 

Mir gefällt das ebenfalls nicht! Was ist, wenn es sich tatsächlich um eine Falle handelt? Verdammt, ich hasse es, wenn nicht alles nach Plan verläuft und ich keine Kontrolle über die Ereignisse habe! Meine Unruhe verstärkt sich von Sekunde zu Sekunde immer mehr, so dass ich bereits nervös mit dem Zeigefinger auf dem Lenkrad des Jeeps herumtrommle. So nervös und unsicher war ich schon lange nicht mehr! Die Stille um uns herum ist schier erdrückend, es ist, als würden sämtliche Rebellen den Atem anhalten! Niemand sagt etwas, jeder wartet auf die Rückkehr ihres Anführers.
 

"Wo bleiben die denn?" fragt Devlin nervös.
 

Plötzlich ertönt ein Schuss und kurz darauf vier weitere! Dann ist plötzlich alles still!
 

"Was zum Teufel war das?" flüstert Taylor geschockt, ich schüttle den Kopf, um das mentale Bild meines toten Bruders zu verdrängen, das für Sekundenbruchteile durch mein Gehirn gegeistert ist.
 

"Das waren definitiv Gewehrschüsse!" antworte ich, so etwas hab ich schon ein paar Mal gehört, als Gozaburo noch am Leben war und er mir sein altes Waffenarsenal vorgeführt hat.
 

"Und wer hat geschossen?" fragt Devlin.
 

"Woher soll ich das bitte wissen?" frage ich gestresst, was erwarten die denn bitte von mir? Ich bin doch nicht Mr. Allwissend, verdammt!
 

Die Rebellen fangen an unruhig zu werden, das Gemurmel um uns herum wird immer lauter und ich hab plötzlich das Gefühl, als hätte die Schlange soeben den Kopf verloren. Das ist nicht gut, definitiv nicht gut!
 

"Wir müssen etwas tun, bevor die Männer den Rückzug antreten!" sagt Hopkins und starrt mich hoffnungsvoll an.
 

"Und was hab ich jetzt damit zu tun?" frage ich ein wenig genervt.
 

"Nun ja, Du bist doch auch so was wie ein Anführer und dazu ein ziemlich guter, wie ich anmerken darf, wie wäre es, wenn Du Haroun´s Platz einnimmst, damit die Mission nicht zum Scheitern verurteilt ist!" antwortet sie und schaut mich über den Rand ihrer Brille an.
 

Ich kenne diesen Blick! Den hatte Mokuba immer drauf, als er noch klein war. Ich hasse diesen hoffnungsvollen, kindlichen Unschuldsblick! Fehlt nur noch, dass sie mit den Wimpern klimpert!
 

"Okay, meinetwegen, aber hör auf, meinen Bruder zu imitieren, das nervt gewaltig!" blaffe ich und fahre mit dem Jeep an die Spitze der Rebellenarmee.
 

Ich weiß wirklich nicht, warum ich mich jedes Mal so in den Vordergrund stellen muss, ist es nicht genug, dass fast ganz die ganze Welt meinen Namen kennt? Populär zu sein hat nicht nur Vorteile, das hab ich mehr als einmal schmerzhaft lernen müssen! Und dennoch werde ich diesmal wohl die Tatsache in Kauf nehmen müssen, dass ich jetzt eine Armee anführen muss, bis ich weiß, was mit Al-Hadan und seinen 4 Begleitern geschehen ist.
 

Ich halte den Jeep direkt vor den Rebellen an und erhebe ich in eine aufrechte Position.
 

"I request your attention! (Ich bitte um eure Aufmerksamkeit!)" rufe ich und versuche das Gemurmel der Rebellen zu übertönen.
 

Ich werde einfach ignoriert!
 

"Men, now calm down. (Männer, jetzt beruhigt euch.)" versuche ich es erneut, das Gemurmel wird zwar etwas leiser, aber hört dennoch nicht auf.
 

Ich bin ein wenig genervt!
 

"Shut up, damned! (Haltet die Schnauze, verdammt!)" schreie ich und endlich ist es still in den Reihen der Rebellen.
 

"There you are! Listen to me! I don´t know from where the shots came and I don´t have a clue whether someone was wounded. However, as long as your leader is not back, I take over the command! Does someone have a problem with that? (Na also! Hört mir zu! Ich weiß nicht, woher die Schüsse kamen und ich habe keine Ahnung, ob jemand verwundet wurde. Aber, solange eurer Anführer nicht zurück ist, übernehme ich das Kommando! Hat jemand ein Problem damit?)" frage ich.
 

"Who are you? (Wer bist Du?)" höre ich jemanden aus der ersten Reihe rufen, ich atme tief durch und schließe für eine Sekunde die Augen, ich bin es nicht gewöhnt, wenn mich jemand nach meinem Namen fragt, das hat schon seit Jahren keiner mehr getan!
 

"My name is Kaiba, Seto Kaiba! (Mein Name ist Kaiba, Seto Kaiba!)" antworte ich und beinahe sofort geht das Gemurmel unter den Rebellen erneut los.
 

Genervt massiere ich mir die Schläfen. Diese Rebellen sind ja schwerer ruhig zu stellen, als eine Horde blonder Dummköpfe mit Namen Wheeler! Ein Wheeler ist wirklich schon schlimm genug, ne ganze Horde davon wäre einfach unerträglich! Bei Gelegenheit sollte ich sicherstellen, dass der Köter keinen Nachwuchs bekommt, falls er nicht schon das Zeitliche gesegnet hat!
 

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Ungeplante Rettung!

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44. Ungeplante Rettung!
 

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~Mokuba´s Sicht~
 

Mit einem Leinentuch über den Kopf liege ich eingegraben im Wüstensand, so dass nur noch mein Gesicht im Dunkel der Nacht zu sehen ist und wage kaum zu atmen, so sehr hat die Panik von mir Besitz ergriffen. 5 Schüsse, offensichtlich Gewehrschüsse, wurden in unmittelbarer Nähe abgefeuert, die genaue Richtung, aus der die Schüsse kamen, konnte ich allerdings nicht ausmachen. Ich höre Pferde und leises Gejammer, als würde jemand vor Schmerz stöhnen. Nach den Geräuschen zu urteilen, handelt es sich offenbar um 3 oder mehr Personen, verletzte Personen, die nicht weit von uns um ihr Leben kämpfen! Was ist hier nur passiert?
 

"Find out if there is still someone nearby and take the wounded persons to the others! (Findet heraus ob noch Jemand in der Nähe ist und bringt die Verwundeten zu den Anderen!)" höre ich eine fremde Stimme rufen.
 

Ich hab Angst!
 

Wieder höre ich das Geräusch von Pferden, die durch den Wüstensand stampfen, das Geräusch wird immer lauter und ich versuche, mich tiefer in den Sand zu pressen, ohne zu ersticken. Ganz plötzlich spüre ich eine Bewegung neben mir und ich realisiere in der nächsten Sekunde, dass Mira sich aus dem Sand erhoben hat.
 

"Rühr Dich nicht von der Stelle!" zischt sie mir zu und verschwindet mit schnellen Schritten in der Nacht, ich will sie zurückrufen, erstarre aber vor Schreck, als ich eine zweite fremde Stimme höre.
 

"Stop! Who is there? (Halt! Wer ist da?)" schreit der Mann, der nach seinem Akzent zu urteilen offensichtlich ein Amerikaner ist.
 

"Don´t shoot! I´m unarmed! (Nicht schießen! Ich bin unbewaffnet!)" höre ich Mira´s Stimme.
 

Ich zucke leicht zusammen, rühre mich allerdings keinen Zentimeter.
 

"Who are you? What do you do in the desert? Where do you come from? (Wer bist Du? Was machst Du in der Wüste? Woher kommst Du?)" fragt der Mann, das ist definitiv keiner der Männer von Scheich Kashi.
 

"I´m Mira and I got lost in the dessert! (Ich bin Mira und ich hab mich in der Wüste verlaufen!)" höre ich Mira antworten, ich lausche gespannt in die Nacht und versuche zu erkennen, wo sich Mira oder der Reiter aufhalten.
 

Es ist so dunkel, ich kann kaum 10 Meter weit sehen!
 

"Are you alone? (Bist Du allein?)" fragt der Mann, ich halte die Luft an und warte auf Mira´s Antwort.
 

"Why do you ask? (Warum fragst Du?)" fragt Mira.
 

"Because it is dangerous to walk alone through the desert! A fight is going to take place! You should go home immediately! (Weil es gefährlich ist, alleine durch die Wüste zu laufen! Es wird ein Kampf stattfinden! Du solltest sofort nach Hause gehen!)" meint der Mann.
 

Kampf?
 

"Which fight? (Welcher Kampf?)" fragt Mira neugierig.
 

"I'm not allowed to speak about it! (Es ist mir nicht erlaubt, darüber zu sprechen!)" erwidert der Mann ruhig, ich balle im Wüstensand meine Fäuste.
 

Mist! Wer ist dieser Typ?
 

"Anthony, is there a problem? (Anthony, gibt es ein Problem?)" höre ich die Stimme, die ich zuerst vernommen hatte.
 

"No boss! Only a girl that got lost in the dessert! (Nein Chef! Nur ein Mädchen, das sich in der Wüste verlaufen hat!)" meint der Mann, dessen Name anscheinend Anthony ist.
 

"I´m a woman, not a girl! (Ich bin eine Frau, kein Mädchen!)" mischt sich Mira ein wenig beleidigt ein, so dass ich beinahe ein wenig lächeln muss.
 

"I know you! You are a slave of the sheikh! (Ich kenne Dich! Du bist eine Sklavin des Scheichs!)" sagt der Boss, dessen Name ich nicht kenne.
 

Oh verdammt!
 

"Where from do you want to know? (Woher willst Du das wissen?)" fragt Mira ein wenig nervös.
 

"I saw you, one year ago, in Cairo on the bazaar, in company of the sheikh! Did you flee? (Ich hab Dich gesehen, vor einem Jahr, in Kairo auf dem Basar, in Begleitung des Scheichs! Bist Du geflohen?)" fragt der Boss. "Do tell! Did you flee alone? (Erzähle es mir! Bist Du alleine geflohen?)"
 

Mira antwortet nicht.
 

"Come on! I talk to you! Was a boy with long black hair with you and a blond young man? (Komm schon! Ich rede mit Dir! War ein Junge mit langen, schwarzen Haaren bei Dir und ein blonder junger Mann?)" fragt er weiter und ich halte sekundenlang die Luft an.
 

Junge mit langen, schwarzen Haaren? Meinen die etwa mich? Blonder, junger Mann? Das müsste dann Joey sein! Was wollen die Männer von uns, wenn sie nicht vom Scheich kommen?
 

"Why do you ask me that? (Warum fragst Du mich das?)" fragt Mira etwas verwirrt, anscheinend ist sie genauso überrascht wie ich.
 

"Because we are looking for the two! Or better said, their friends and family are looking for them! (Weil wir auf der Suche nach den Beiden sind! Oder besser gesagt, ihre Freunde und Familie suchen nach ihnen!)" antwortet der Mann und in derselben Sekunde springe ich auf und renne in die Richtung, aus der die Stimmen kommen.
 

"Where are they? Can I go to them? Where is my brother? Is he here? (Wo sind sie? Kann ich zu ihnen? Wo ist mein Bruder? Ist er hier?)" rufe ich aufgeregt und stolpere beinahe über meine eigenen Füße.
 

"Nicht Mokuba! Bleib da!" höre ich Mira aufgeregt rufen, aber es kümmert mich jetzt nicht, ich will einfach nur zu meinem Bruder.
 

"Mokuba Kaiba?" höre ich den Boss fragen, ich bleibe ein paar Augenblicke später direkt vor zwei weißen Pferden stehen.
 

Einer der Männer steht auf dem Boden neben seinem Pferd, das muss dieser Anthony sein, denn er trägt das Outfit eines amerikanischen Soldaten, direkt daneben steht Mira, auf der anderen Seite sitzt der andere Mann auf seinem Pferd, augenscheinlich ein Ägypter, allerdings ziemlich unscheinbar in seiner einfachen Kleidung. Er sieht viel mehr aus, wie ein einfacher Bauer!
 

"Du musst Mokuba sein, Dein Bruder hat Dich genau beschrieben! Ist Joey Wheeler auch hier?" fragt der Mann auf dem Pferd in einem beinahe akzentfreien japanisch, was mich ziemlich überrascht.
 

Ich senke seufzend den Kopf.
 

"Nein! Joey ist nicht geflohen, er hat sich dafür entschieden, den Scheich abzulenken, damit wir entkommen konnten!" antworte ich und muss krampfhaft die Tränen zurückhalten.
 

"Macht nichts, wir sind sowieso auf dem Weg dorthin, kannst Du uns den Weg beschreiben, über den ihr entkommen seid?" fragt der Mann, ich nicke kurz.
 

"Sicher, das dürfte kein Problem sein! Darf ich zuerst meinen Bruder sehen?" frage ich leise, der Mann lächelt leicht und nickt.
 

"Natürlich, komm, ich helf Dir auf´s Pferd, dann bring ich Dich zu ihm!" meint der Mann und reicht mir die Hand. "Ich bin übrigens Haroun, Anführer der Rebellenarmee ASRA und ein erbitterter Feind von Scheich Kashi!"
 

Ich lasse mich dankbar von Haroun auf´s Pferd ziehen, so dass ich hinter ihm sitze.
 

"Ihr hattet Glück, Kashi hat Euch 5 Männer hinterher geschickt, wir haben sie überrascht und kampfunfähig geschossen." meint Haroun.
 

Das waren also die Schüsse! Ich seufze leise und sinke ein wenig erschöpft auf dem Pferd zusammen. Mira wird von Anthony ebenfalls auf´s Pferd gehoben.
 

"Follow me, Anthony! (Folge mir, Anthony!)" sagt Haroun und reitet direkt in die Richtung, in die wir die ganze Zeit gelaufen sind, in Richtung Südwest!
 

Seto! Gleich seh ich Dich wieder!
 

~Seto´s Sicht~
 

Es sind jetzt beinahe 15 Minuten vergangen und noch immer scheint keine Ruhe in den Reihen der Rebellen einkehren zu wollen, das nervt gewaltig!
 

"They return! (Sie kommen zurück)" höre ich jemanden rufen, ich drehe mich um und starre ich die Richtung, in die Al-Hadan geritten ist.
 

Tatsächlich, da kommen Reiter!
 

"They have wounded persons with them, but none of us! (Sie haben Verwundete dabei, aber keiner von uns!)" ruft ein Anderer, ich versuche zu erkennen, ob Al-Hadan dabei ist, aber ich kann ihn in der Dunkelheit nicht erkennen.
 

"Where are Haroun and Anthony? (Wo sind Haroun und Anthony?)" höre ich jemanden fragen.
 

"A few meters behind us! (Wenige Meter hinter uns!)" antwortet einer der ankommenden Männer.
 

"Who are these men? (Wer sind diese Männer?)" frage einer der Rebellen hinter mir.
 

"These men belong to the sheikh! Probably, they looked for run away slaves! We found a boy and a woman there! (Die Männer gehören zum Scheich! Wahrscheinlich, haben sie nach entlaufenen Sklaven gesucht! Wir haben einen Jungen und eine Frau dort gefunden!)" antwortet der andere Mann, ich ziehe etwas überrascht meine Augenbrauen zusammen.
 

Entlaufende Sklaven? Ein Junge und eine Frau? Ist Mokuba dabei?
 

"Ah! Haroun returns and Anthony also! (Ah! Haroun kommt zurück und Anthony auch!)" ruft jemand, ich steige aus dem Jeep und marschiere mit schnellen Schritten auf den Rebellenanführer zu.
 

In der Dunkelheit kann ich erkennen, dass hinter ihm eine weitere Person sitzt, dasselbe gilt für seinen Begleiter.
 

"Mokuba?" frage ich ein wenig unsicher.
 

"Seto? Bist Du das?" höre ich Mokuba´s leise Stimme, Sekunden später springt mein Bruder vom Pferd und rennt direkt auf mich zu.
 

Ich bin unfähig, mich zu rühren, der Anblick meines Bruders erfreut und erschüttert mich gleichermaßen.
 

"Oh Gott, Seto! Ich wusste, dass du kommst und mich rettest!" höre ich Mokuba schniefen, während er mir in einer stürmischen Umarmung um den Hals fällt. "Das war so furchtbar! Ich hatte schreckliche Angst! Der Scheich wollte, er wollte, er ist so unberechenbar! Und dann kam Joey und ich hab gewusst, dass Du hier irgendwo bist. Joey hat uns geholfen! Er hat sich mit meinem Wächter angelegt und dann hat er uns irgendwie die Flucht ermöglicht. Oh Seto, er ist noch immer in der Villa! Ich weiß nicht, was der Scheich mit ihm macht, wenn er erfährt, dass wir geflohen sind! Du musst ihn retten, Seto! Alleine schafft er es nicht! Bitte Seto!"
 

"Ist ja gut, beruhig Dich erstmal! Ich versteh sonst kein einziges Wort!" sage ich ruhig und befreie mich ein wenig aus seiner Umarmung. "Erst einmal, wer ist ,wir'? Und was wollte der Scheich?"
 

"Mira und ich! Mira ist ein Waisenkind und schon seit ihrem vierten Lebensjahr beim Scheich! Und der Scheich, der wollte, wollte Sex, er wollte mich als seinen persönlichen Lustsklaven!" schnieft Mokuba leise und schüttelt sich einmal.
 

"Hat er Dir etwas getan?" schreie ich, so dass Mokuba erschrocken zusammenzuckt.
 

Er schüttelt heftig den Kopf.
 

"Nichts Schlimmes, er hat mich ein paar Mal geschlagen, aber er sonst hat er mich nicht angefasst. Er wollte die heutige Nacht mit mir verbringen, aber Joey hat sich für mich geopfert, als Strafe dafür, dass er sich mit einem meiner Wächter geprügelt hat!" antwortet er, ich zucke etwas irritiert mit den Augenbrauen.
 

"Wheeler hat was?" frage ich verwirrt.
 

"Er hat sich mit einem Wächter geprügelt, weil der mich gegen die Wand gedrückt hatte. Joey kam grade zufällig vorbei und hat sich nach einem kleinen Wortgefecht auf den Wächter gestürzt!" erwidert Mokuba, ich schüttle den Kopf.
 

"Das meine ich nicht! Er hat sich für Dich geopfert? Inwiefern?" frage ich.
 

"Der Scheich hatte sich zwei mögliche Strafen für Joey ausgedacht, weil er sich geprügelt hat, entweder 10 Peitschenhiebe auf den nackten Rücken, oder eine Nacht mit dem Scheich! Joey hat sich zuerst für die Peitschenhiebe entschieden, aber dann wollte der Scheich die Nacht mit mir verbringen und da hat Joey sich einfach um entschieden und zusätzlich dafür gesorgt, dass mein Wächter uns den geheimen Fluchtweg aus der Villa gezeigt hat!" antwortet Mokuba, ich zucke nervös mit den Augenbrauen.
 

Das gibt es doch wohl nicht! Das muss ein schlechter Scherz sein! Köter Wheeler, ständiger Loser, mittelmäßiger Duellant, beschissener Kellner opfert sich für meinen Bruder und sorgt auch noch für seine Flucht? Das kann nicht sein Ernst sein! Hat Wheeler jetzt komplett den Verstand verloren?
 

"Alter! Das is jetzt nich wahr! Das hat Joey tatsächlich getan?" höre ich plötzlich die geschockte Stimme von Taylor neben mir.
 

"Wir müssen zur Villa und zwar sofort!" ruft Devlin aufgeregt.
 

"Mokuba kann uns den Geheimgang zeigen, dann können ein paar von uns in die Villa kommen, ohne bemerkt zu werden!" mischt Al-Hadan sich ein.
 

"Der Gang beginnt außerhalb der Villa in einer alten Grabkammer und endet innerhalb der Villa in der Vorratskammer der Küche, allerdings stehen auf der Falltür ein paar Kisten, ich weiß nicht, ob man die Tür von der anderen Seite öffnen kann!" meint Mokuba und wischt sich etwas Sand aus dem Gesicht.
 

Der Scheich soll dafür büßen! Er soll dafür büßen, dass er meinen Bruder entführt hat! Ich werde ihn büßen lassen, das schwöre ich bei meinem Leben! Ich werde auf keinen Fall zulassen, dass sich mein Bruder erneut in Gefahr begibt, ich brauche keinen Geheimgang, um in diese verdammte Villa zu kommen!
 

"Lasst uns aufbrechen! Ich hab mit dem Scheich noch eine Rechnung offen!" sage ich und wende mich an Al-Hadan. "Sorg dafür, dass mein Bruder ins Lager gebracht wird!"
 

Ohne auf eine Antwort von ihm zu warten, marschiere ich zurück zum Jeep. Ich bin stinksauer! Es sollte besser niemand wagen, sich mir jetzt in den Weg zu stellen, derjenige könnte das bitter bereuen!
 

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Neues Versteck?

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45. Neues Versteck?
 

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~Joey´s Sicht~
 

Ein wenig erschrocken wache ich auf, weil etwas extrem Nasses in meinem Gesicht gelandet ist. Wasser! Kaltes Wasser!
 

"Was zum Teufel soll das?" zische ich und stelle verwirrt fest, dass einer meiner Wächter mit einem Holzeimer neben mir steht und mich böse anfunkelt.
 

"Get out! (Aussteigen!)" meint der Typ und zieht ziemlich unsanft an meinem Arm, damit ich mich von der Pritsche erhebe.
 

"Hey, not so rudely! (Hey, nicht so grob!)" keuche ich vor Schmerz, ich spüre das schmerzhafte Ziehen in meinem Rücken.
 

Das wird der Scheich bereuen!
 

Der Mann reagiert nicht auf mein Keuchen und schiebt mich einfach ins Freie, so dass ich mit dem Gesicht voran vom LKW auf den harten Boden falle.
 

"Autsch, verdammt!" fluche ich leise und richte mich wieder auf.
 

Moment! Harter Boden? Nicht weicher Wüstensand? Ich schau mich kurz um und erkenne direkt vor mir ein riesiges Gebäude, dessen Konturen ich nicht genau erkennen kann, da es noch immer zu dunkel ist.
 

"Wurde auch Zeit, dass Du wieder wach wirst, mieser Sklave!" höre ich Kashi´s emotionslose Stimme, irgendwie gefällt mir diese Veränderung nicht.
 

"Kashi! Du verdammtes Arschloch! Ich bring Dich um!" zische ich und dreh mich zum Scheich um, der in unmittelbarer Nähe auf einem Kamel thront.
 

"Du wagst es noch immer, so mit mir zu reden? Hast Du überhaupt nichts dazugelernt?" fragt er ein wenig vorwurfsvoll, ich spucke vor ihm auf den Boden.
 

"Pah! Ich tu, was ich will und damit basta! Töte mich, wenn Du willst, aber erwarte nicht von mir, dass ich wie ein Sklave vor Dir in die Knie gehe, Du mieser Bastard!" fluche ich, mein Hals tut weh, zum Glück war ich bewusstlos, als der Scheich versucht hat, mich zu erwürgen!
 

"Tie him up and bring him into my room! (Fesselt ihn und bringt ihn in mein Zimmer!)" meint der Scheich und beinahe sofort werde ich von 4 starken Armen gepackt und auf den Boden gezwungen.
 

"Damned, let me go! I warn you! I'm going to kill you! (Verdammt, lasst mich gehen! Ich warne euch! Ich werde euch umbringen!)" fluche ich und versuche, mich aus dem stahlharten Griff der beiden Männer zu befreien.
 

Ein dritter Mann fesselt meine Füße und steckt mir einen Tuch in den Mund, so dass ich beinahe ersticke. Meine Arme werden brutal nach hinten gedreht und hinter meinem Rücken gefesselt und außerdem mit einem Seil mit meinen gefesselten Füßen verbunden, so dass ich mir beinahe vorkomme, wie ein verschürtes Paket!
 

Ich versuche den Knebel auszuspucken, allerdings ohne Erfolg. Ein frustriertes Grummeln, das von dem Tuch in meinem Mund gedämpft wird, ist das einzige Geräusch, zu dem ich noch fähig bin. Zu allem Überfluss scheint der Scheich genau diesen Umstand als äußerst witzig zu empfinden, denn er lacht ziemlich laut, während er von seinem Kamel absteigt und direkt auf mich zukommt.
 

"Ist mein lieber Sklave etwa sprachlos geworden? Oder warum sagst Du nichts mehr?" fragt Kashi amüsiert, ich funkle ihn böse an, weiß aber selbst, dass es nicht so gut wirkt, wenn man gefesselt und geknebelt vor seinem Feind auf dem Boden liegt!
 

Ich hasse das! Ich hasse es, wenn man über mich lacht und mich verspottet! Genau das ist der Grund, warum ich mich ständig mit Kaiba anlege! Nichts ist schlimmer als eine absolute Demütigung! Glücklicherweise ist Kaiba nie so weit gegangen, wie Kashi. Kaiba war nie wirklich gewalttätig oder brutal mir gegenüber und irgendwie rechne ich ihm das hoch an. Gegenüber dem Scheich ist Kaiba wirklich ein unschuldiges Kätzchen!
 

Gott, wenn ich jetzt nicht geknebelt wäre, würde ich über den Vergleich glatt lachen! Kaiba und ein unschuldiges Kätzchen? Welch eine gottverdammte Ironie!
 

"Into my room with him! (In mein Zimmer mit ihm!)" höre ich den Scheich sagen, sofort werde ich hochgehoben und wie ein Paket über eine kräftige Schulter geworfen und abtransportiert.
 

Die Schmerzen auf meinem Rücken werden stärker, zumal meine Hände direkt auf den Wunden liegen, ich spüre den Verband unter meinen Fingerspitzen und die leichte Feuchtigkeit des Verbandes treibt mich zu der Annahme, dass meine Wunden erneut aufgegangen sind und wieder bluten. Verdammt!
 

Ich versuche meinen Kopf oben zu halten, weil ich Angst hab, erneut das Bewusstsein zu verlieren, wenn das Blut zu sehr in meinen Kopf fließt. Mir wird schwindlig! Ich spüre nur am Rande, dass der Typ mit mir auf das Gebäude zugeht, durch eine Tür und dann durch einen schmalen, kaum beleuchtenden Gang bis zu einer Treppe.
 

Will der etwa mit mir die Treppen rauf? Hoffentlich lässt der Kerl mich nicht fallen!
 

"Be careful! Don´t let him fall! (Sei vorsichtig! Lass ihn nicht fallen!)" höre ich den Scheich murmeln, ich starre ihn etwas verwirrt an.
 

Kann der Scheich jetzt auch noch Gedanken lesen? Der Typ ist mir unheimlich, noch unheimlicher als Kaiba!
 

Ich werde die Treppen noch oben geschleppt und schließe instinktiv die Augen. Irgendwie macht sich grade ein ziemlich mulmiges Gefühl in meinem Magen breit, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt behaupten, dass ich grade so was wie Höhenangst entwickle! Aber das ist so was von lächerlich! Ich hatte noch nie Höhenangst und ich hab auch nicht vor, ausgerechnet jetzt welche zu bekommen!
 

Ich atme schneller durch die Nase, während der Typ mit mir die Treppen hoch marschiert. Kann der nicht mal ein bisschen schneller gehen? Ich will endlich runter! Irgendwie scheint diese schmale Treppe kein Ende nehmen zu wollen, aber vielleicht kommt mir das auch nur so vor, weil ich mit dem Kopf nach unten hänge.
 

Da fällt mir ein, wo ist eigentlich Schandir? Und wo steckt Jimmy? Sind die Beiden auch hier in der Nähe? Ich öffne die Augen und starre direkt in das Gesicht von Scheich Kashi. Ich lasse ein erschrockenes Keuchen hören, das allerdings in meinem Knebel erstickt.
 

Blöder Idiot! Muss der mich jetzt so erschrecken? Wütend starre ich ihn an, er zieht kurz seine Augenbrauen zusammen und schüttelt grinsend den Kopf.
 

"Du bist wirklich wie ein bissiger Straßenköter, selbst wenn Du gefesselt und geknebelt bist, gibst Du Dich nicht geschlagen. Selbst Schmerzen scheinen Dir nichts auszumachen!" meint er, wenn ich könnte, würde ich jetzt überlegen grinsen.
 

Was weiß der Kerl schon über Schmerzen? Der Typ hat noch nie ein Duell im Reich der Schatten gespielt und verloren, so wie ich! Mit körperlichen Schmerzen kann ich umgehen, damit hab ich nun wirklich kein Problem!
 

"Wenn Du versprichst, in Zukunft brav zu sein, nehm ich Dir den Knebel aus dem Mund!" sagt Kashi, ich zucke nervös mit den Augenbrauen.
 

Was bildet sich der Kerl eigentlich ein? Ich bin doch kein Schoßhund, der auf Kommando Männchen macht oder brav die Klappe hält, egal was Kaiba immer behauptet! Allerdings hindert es mich nicht daran, wütend zu knurren, eine andere Erwiderung ist mir zurzeit leider nicht möglich.
 

Kashi schaut mich etwas überrascht an und fängt dann erneut an zu lachen. Der Kerl hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank!
 

"Weißt Du was, Joey! Ich hab doch grade tatsächlich gedacht, dass Du richtig niedlich bist, wenn Du Dich so aufregst! Wie so ein kleiner Handtaschenköter, der jedem ins Bein beißt, der ihm in die Quere kommt!" sagt er, mir bleibt für ein Sekunden glatt die Luft weg.
 

Handtaschenköter? Hat der Kerl mich grade wirklich mit einem Handtaschenköter verglichen? Ich blinzle irritiert. Ich bin ,niedlich'? Ich weiß jetzt nicht wirklich, ob ich wütend, frustriert, geehrt oder einfach nur verwirrt sein soll. Tatsache ist jedenfalls, dass bisher niemand diese Charakterbezeichnung für mich verwendet hat! Vorlaut, nervig, respektlos, intolerant, voreilig, impulsiv, aufbrausend, das sind Eigenschaften, die ich schon oft genug in Bezug auf mich gehört habe, aber ,niedlich'? Selbst Mai hat das nie zu mir gesagt, während unserer kurzen ,romantischen' Beziehung, kurz nach Abschluss der Domino High!
 

Shit! Ich wollte doch nicht an Mai denken! Verdammt! Zeit an etwas anderes zu denken! Ich hab jetzt absolut keine Zeit dafür, um über meine gescheiterte Beziehung mit Mai nachzudenken, ich hab jetzt ganz andere Probleme!
 

Nebenbei stelle ich fest, dass wir uns nicht mehr auf dieser Treppe befinden, sondern in einem anderen Gang. Der Kerl, der mich auf seiner Schulter durch die Gegend schleppt, scheint nicht einmal außer Puste zu sein, dabei bin ich ganz sicher kein Fliegengewicht. Ruckartig bleibt der Typ stehen, der Scheich geht an uns vorbei und öffnet eine Tür.
 

"Put him on the floor! (Leg ihn auf den Fußboden!)" höre ich Kashi sagen und Sekunden später werde ich ziemlich unsanft auf den Boden befördert.
 

Ein Stöhnen ist alles, was ich aus meiner Kehle pressen kann, aber ich bin sicher, wenn der Knebel nicht wäre, hätte ich vor Schmerz geschrieen, denn ich bin genau auf den Rücken und zugleich auf meine Hände gefallen! Mühsam dreh ich mich auf die Seite, mir ist so verdammt kalt und mein Rücken brennt höllisch! Ich hab das Gefühl, als würde sich die ganze Wärme meines Körpers auf meinem Rücken bündeln und mich innerlich verbrennen! Scheiße tut das weh!
 

"Bring Schandir to me, the boy bleeds again and say Jimmy that he has to inform me immediately, as soon as the search troop with the two slaves is back! (Bring Schandir zu mir, der Junge blutet schon wieder und sag Jimmy, dass er mir sofort Bescheid sagen muss, wenn der Suchtrupp mit den beiden Sklaven zurück ist!)" sagt der Scheich, löst meine Beinfesseln und zieht mich auf die Füße, der Typ, der mich getragen hat, verschwindet mit einer kurzen Verbeugung aus dem Zimmer.
 

Der Kerl ist ja ein richtiges Kraftpaket! Der könnte meinem Filmhelden Rambo glatt Konkurrenz machen!
 

"Wie gefällt Dir eigentlich mein neues Versteck?" höre ich den Scheich in mein Ohr flüstern, so dass ich etwas zusammenzucke. "Du fragst Dich sicher, warum ich meine sichere Villa verlassen habe, oder?"
 

Ich bin nicht sicher, wie ich auf die Frage reagieren soll, aber meine Neugierde ist stärker, also nicke ich kurz.
 

"Dachte ich mir! Nun, ich bin sicher, dass Deine Freunde nicht damit rechnen werden! Sie werden direkt in meine Falle laufen!" haucht der Scheich, ich starre ihn geschockt an.
 

Was zum Teufel soll das?
 

"Nun schau nicht so überrascht! Hast Du ernsthaft angenommen, Du könntest Dich einfach in meine Villa schleichen, ohne dass ich erfahre, wer Du wirklich bist?" fragt Kashi amüsiert. "Ich bitte Dich! Der Auftritt auf dem Flughafen war doch mehr als offensichtlich! Ich hab zwar am Anfang nicht gewusst, wer Du bist, aber einer meiner Männer hat Dich gestern Abend erkannt, als er hier ankam. Er hat Dich und Deine ach so großartigen Freunde aus dem

Kaiba Corp. Flieger steigen sehen. Er konnte mir zwar nicht sagen, wen ihr im Flughafengebäude getroffen habt, aber das spielt keine große Rolle! Ich weiß jetzt, warum Du wirklich hier bist und warum mein bisher wertvollster Besitz ausgerechnet dann flüchtet, nachdem Du in meiner Villa aufgetaucht bist! Ich hab Dich unterschätzt, das muss ich zugeben, aber das wird mir kein zweites Mal passieren, verlass Dich drauf! Deine Freunde können Dich nicht retten und es ist nur eine Frage der Zeit, bis meine Männer meinen Besitz zurückgebracht haben! Du hast Dich also völlig umsonst angestrengt, Joey!"
 

Pures Entsetzen kriecht durch meine Adern und meine Beine knicken einfach unter mir weg. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Das darf einfach nicht sein! Das ist völlig unmöglich! Die Villa ist eine Falle! Eine gottverdammte Falle! Scheiße! Und ich habe keine Möglichkeit, die Anderen zu warnen! Oh Gott, jetzt kann nur noch ein Wunder helfen!
 

,Du glaubst doch nicht ernsthaft an diesen übernatürlichen Irrsinn, Wheeler? Ich hätte Dich für klüger gehalten, aber anscheinend hab ich mich gründlich geirrt!'
 

Das ist definitiv nicht der richtige Zeitpunkt für eine Moralpredigt von Mr. Besserwisser Kaiba, definitiv nicht der richtige Zeitpunkt!
 

Völlig niedergeschlagen sinke ich in mich zusammen und stelle nur am Rande fest, dass Schandir sich neben mich gehockt hat und damit beginnt, mir den alten Verband vom Oberkörper zu wickeln, während mich der Scheich aus einiger Entfernung beobachtet.
 

Irgendwie muss ich meinen Optimismus wieder finden, dabei bin ich nicht einmal sicher, wann und wo ich den überhaupt verloren habe! Ich bin weder Pessimist, noch Realist, aber im jetzigen Moment weiß ich einfach nicht weiter! Kashi weiß, warum ich hier bin, er weiß alles! Also was zum Teufel soll ich jetzt tun? Die Situation spitzt sich zu und ich hab keine Möglichkeit, etwas daran zu ändern! Das ist so verdammt deprimierend! Und zu allem Überfluss sind meine Hände noch immer hinter meinem Rücken gefesselt und ich hab diesen verdammten Knebel im Mund! Ich hasse mein Leben!
 

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Ich komm zurecht!

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46. Ich komm zurecht!
 

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~Mokuba´s Sicht~
 

Ein wenig schockiert starre ich hinter meinem Bruder her, der es auf einmal verdammt eilig zu haben scheint und anscheinend sofort zur Villa fahren will.
 

"Warte Seto!" rufe ich und renne ihm hinterher, bevor er mit dem Jeep davon fahren kann. "Ich will mitkommen!"
 

"Kommt überhaupt nicht in Frage, Mokuba! Du hast genug durchgemacht, Du fährst ins Rebellenlager!" antwortet Seto und schaut mich wütend an.
 

"Verdammt, Seto, ich bin kein Kind mehr, also behandle mich nicht ständig so!" motze ich. Ich bin 18 verdammt!
 

"Ich bin trotzdem älter als Du und außerdem für Dich verantwortlich! Und wenn ich sage, Du kommst nicht mit, dann hast Du Dich danach zu richten, klar?!" meint er sauer, ich schüttle den Kopf.
 

"Ist mir egal, was Du sagst! Ich werde mitkommen und wenn ich erneut zu Fuß laufen muss! Ich werde ganz sicher nicht untätig rum sitzen, während Joey sich in der Gewalt des Scheichs befindet! Immerhin ist es meine Schuld, dass er in dieser Klemme sitzt!" sage ich und verschränke wütend meine Arme. "Wäre ich nicht so blöd gewesen, mich aus dem Museum entführen zu lassen, wäre Joey nie in diese verflixte Situation gekommen!"
 

Seto seufzt leise und senkt resigniert den Kopf.
 

"Wenn schon, dann ist es meine Schuld! Ich hätte Dich begleiten sollen, als Du mich darum gebeten hast!" meint er leise, ich schüttle leicht den Kopf.
 

"Du konntest doch nicht wissen, was passiert, Du kannst nicht ständig auf mich aufpassen, ich muss auch mal lernen, allein klar zu kommen, ich bin immerhin schon 18!" antworte ich lächelnd.
 

Die letzten Stunden haben zwar deutlich an meinen Nerven gezerrt, aber jetzt, wo mein Bruder wieder da ist, geht´s mir besser, wesentlich besser!
 

"Fein! Dann kommst Du eben mit, aber das Mädchen kommt ins Lager und keine Widerrede!" erwidert Seto.
 

"Hey, ich bin kein Mädchen, ich bin schon 24!" höre ich hinter mir Mira laut protestieren.
 

"Was auch immer! Mokuba steig ein, wir haben keine Zeit!" meint Seto.
 

"Ich reite mit Haroun!" höre ich plötzlich eine bekannte Stimme und ich dreh mich etwas überrascht um.
 

"Becci!" rufe ich erfreut. "Was machst Du denn hier?"
 

"Deinem Bruder helfen?" fragt sie lächelnd und blinzelt leicht über den Rand ihrer Brille hinweg.
 

"Huh? Woher wusstest Du denn davon?" frage ich verwirrt.
 

"Ist ne lange Geschichte!" meint sie und zuckt ein wenig mit den Schultern.
 

Oh man, ich hab sie ja schon ewig nicht mehr gesehen.
 

"Komm Mokuba, Du kannst später mit Becci flirten, wir müssen los!" höre ich Tristan rufen, ich werde schlagartig rot und dreh mich wütend zu ihm um.
 

"Ich flirte gar nicht!" blaffe ich, zumindest nicht wirklich, oder?
 

Ich werfe einen kurzen Blick zu Rebecca, die mir nur ein liebes Lächeln schenkt und zu diesem Rebellenanführer Haroun rennt. Etwas verwirrt schüttle ich den Kopf und renn zu meinem Bruder, der mich mit hochgezogenen Augenbrauen anstarrt.
 

"Was?" frage ich nervös, ich hasse es, wenn er mich so anschaut, als ob ich irgendetwas verheimlichen würde.
 

"Nichts. Das diskutieren wir später." meint er und grinst ein wenig amüsiert.
 

"Ich weiß zwar nicht, was wir diskutieren müssen, aber wenn Du meinst. Soll mir Recht sein." antworte ich und lasse mich auf dem Beifahrersitz neben Seto nieder, während Tristan und Duke auf der Rückbank Platz nehmen.
 

"Wir werden zuerst einen Spähtrupp zur Villa senden, für den Fall, dass Kashi irgendetwas als Überraschung geplant hat. Ich möchte ungern in eine Falle laufen, Kashi ist ein unberechenbarer Mistkerl, bei dem muss man wirklich mit allem rechnen." höre ich Haroun sagen.
 

Ich starre an Seto vorbei auf den weißen Araber, auf dem er sitzt und bemerke nebenbei, dass ich direkt auf Rebecca´s Beine starre. In der weißen Leinenhose sieht sie beinahe aus, wie ein Junge und irgendwie wünschte ich mir, dass sie wieder ihren Rock tragen würde, so wie sonst auch. Verwirrt schüttle ich den Kopf und schaue nach vorne durch die Windschutzscheibe des Jeeps. Ich hab absolut keine Ahnung, warum ich mir ausgerechnet jetzt Gedanken über Rebecca´s Kleidung mache! Ich sollte lieber darüber nachdenken, wie ich Joey retten kann!
 

~Rebecca´s Sicht~
 

Seit ein paar Minuten reite ich mit Haroun an der Spitze der Rebellenarmee und ich spüre mit jeder weiteren Minute die Nervosität Haroun´s ansteigen. Sein Körper zittert vor Anspannung und ich hab das Gefühl, als würde er gleich explodieren.
 

"Was ist los, Haroun?" frage ich leise und lockere meinen Griff um seine Hüften ein wenig.
 

"Ich hab ein ganz eigenartiges Gefühl, ich kann´s nicht wirklich beschreiben, aber dasselbe Gefühl hatte ich auch, bevor meine Eltern festgenommen wurden. Das ist irgendwie so eine Mischung aus Angst und Vorsicht, verbunden mit der Gewissheit, dass irgendetwas Schlimmes passiert." meint er etwas unsicher.
 

Ich spüre, wie er seine linke Hand auf meine legt, sie zittert leicht und ist beinahe eiskalt. Ein leichter Schauer kriecht meinen Rücken hinunter und meine Nackenhärchen richten sich auf.
 

"Die Villa ist also tatsächlich eine Falle, oder?" frage ich, ich spüre, wie Haroun mit den Schultern zuckt und unsicher den Kopf schüttelt.
 

"Ich weiß es nicht, aber irgendwie rechne ich damit. Das würde zu Kashi passen. Diese kleinen Machtspielchen hat er immer schon gespielt, schon zu der Zeit, bevor meine Eltern verhaftet und kurz darauf verschleppt wurden." erwidert er.
 

"Weshalb wurden Deine Eltern eigentlich verdächtigt, was ist damals überhaupt passiert?" frage ich. Haroun zuckt ein wenig erschrocken zusammen.
 

Ich weiß, dass es ihm schwer fällt, über seine Familie zu sprechen, er hat mit nie erzählt, was damals geschehen ist, ich kenne nur einen Teil der Geschichte und irgendwie glaube ich, dass jetzt der richtige Moment ist, an dem Haroun mir die ganze Geschichte erzählen kann. Zumindest hoffe ich das!
 

"Du hast Dir erheblich viel Zeit gelassen, um mir diese Frage zu stellen, oder?" fragt Haroun, ich lächle leicht.
 

"Mag sein, aber so neugierig wie ich auch bin, ich bin intelligent genug, um die Privatsphäre eines Menschen zu respektieren. Ich wollte eigentlich warten, bis Du von selbst zu mir kommst und mir die ganze Geschichte erzählst. Ich war schon froh, dass ich überhaupt Dein Vertrauen bekommen hab. Als ich Dich kennen lernte, warst Du misstrauischer als Kaiba und das ist noch untertrieben!" antworte ich.
 

"Du meinst ganz sicher diesen Seto Kaiba! Der Typ vertraut bestimmt nicht mal seinem eigenen Schatten. Den möchte ich nicht zum Feind haben. Wenn ich Kashi nicht so hassen würde, könnte ich ihn glatt bemitleiden. Er hätte sich niemals dazu entschließen dürfen, Seto Kaiba´s kleinen Bruder zu entführen, denn das wird Kashi jetzt endgültig das Genick brechen!" meint Haroun und seufzt leise. "Wenn ich so rücksichtslos und erbarmungslos handeln könnte, wie Kaiba, dann hätte ich Kashi sicher schon vor 3 Jahren aus Ägypten verjagt, bevor er meine Eltern wegen angeblicher Spionage festnehmen ließ! Ich hätte es wissen müssen, aber ich war so blind und so eigensinnig. Die ganze Sache ist allein meine Schuld!"
 

"Warum ist es Deine Schuld?" frage ich verwirrt.
 

"Ich hab vor 3 Jahren im Auftrag von Mubarak Verhandlungen mit Kashi geführt, es ging damals um die Sicherheit des Scheichs und um die Villa in Kairo. Kashi wollte Soldaten und Waffen, die ihn beschützten und ich sollte das in die Wege leiten. Ich hab Kashi schon damals verabscheut, sein ganzes würdevolles Auftreten war nur Fassade, ich hab seine Augen gesehen und den Hass. Er hat mich gefragt aus welcher Familie ich abstamme und ich hab nicht lange gezögert und ihm einfach die Wahrheit erzählt. Meine Mutter stammt ursprünglich aus Irland, während mein Vater hier in Ägypten geboren wurde. Ich glaube, Kashi hat die Tatsache gehasst, dass meine Mutter aus Irland kam." erwidert er und ich bin noch verwirrter, als vorher.
 

"Aber wie kam Deine Mutter, denn nach Ägypten?" frage ich.
 

"Sie hat für die britische Botschaft gearbeitet und ist dann irgendwann in Kairo gelandet, damals war mein Vater ein einfacher ägyptischer Politiker, getroffen haben sich die Beiden bei politischen Friedensverhandlungen und später dann auch bei privaten Partys und irgendwann hat es halt mächtig gefunkt. Ich komm mehr nach meinem Vater, als nach meiner Mutter, nur das leichte Grün in meinen braunen Augen hab ich von ihr und die wenigen roten Strähnen in meinen dunkelbraunen Haaren." sagt Haroun und ich lächle leicht.
 

"Und ich hab immer gedacht, Du hättest Deine Haare gefärbt, das Grün in Deinen Augen ist mir schon öfters aufgefallen, aber bisher hab ich immer gedacht, ich bilde mir diesen leichten Grünschimmer nur ein." sage ich, ich hätte nie gedacht, dass er diese eigenartige Färbung von seiner Mutter hat.
 

"Schandir ist eine beeindruckende Frau, das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, warum mein Vater Kadar sich für sie interessiert hat." meint Haroun und ich höre deutlich die Traurigkeit in seiner Stimme.
 

"Meinst Du, dass Deine Eltern noch am Leben sind?" frage ich unsicher, er zögert einen Moment und seufzt leise.
 

"Ich hab in den letzten 2 Jahren halb Ägypten nach einem Lebenszeichen abgesucht, ich hab den Scheich beobachtet, verfolgt, mich immer und überall eingemischt, um irgendwie eine Information über den Verbleib meiner Eltern zu bekommen, aber ohne Erfolg. Im Sand der Wüste liegen so viele Geheimnisse, ich weiß nicht, ob meine Eltern noch leben, aber ich habe die Hoffnung auch nach 2 Jahren noch nicht vollständig aufgeben. Ich will Gewissheit und wenn es das Letzte ist, was ich tue!" antwortet Haroun und ich weiß genau, was er meint.
 

Gewissheit zu haben, ist besser, als die wage Hoffnung und die Verzweiflung, die sich im Körper ausbreitet und ihn lähmt.
 

"Ich versteh Dich, ich war ungefähr 2 Jahre alt, als meine Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind, ich war damals bei meinem Opa in Florida, während meine Eltern einen Kurztrip nach Europa machen wollten. Sie sind über dem Bermudas Dreieck abgestürzt, die Hälfte der Passagiere konnte noch lebend geborgen werden, der Rest blieb verschollen, genau wie meine Eltern. Ab und zu hoffe ich, dass sie noch am Leben sind, irgendwo. Wahrscheinlich werde ich nie Gewissheit bekommen, ob meine Eltern noch leben, oder nicht, aber solange ich meinen Opa habe und meine Freunde, solange geht mein Leben weiter, aber hätte ich die Chance, endgültige Gewissheit über meine Eltern zu bekommen, ich würde keine Sekunde zögern und sie ergreifen!" erwidere ich und muss mich ziemlich zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen.
 

Bisher habe ich mit niemandem über meine Eltern gesprochen, selbst Opa redet nicht darüber, es ist wie ein stilles Einverständnis.
 

"Oh Becci, das wusste ich nicht. Hätte ich eine Ahnung davon gehabt, dann hätte ich sicher so viel über meine Eltern geredet!" meint Haroun etwas schuldbewusst und drückt leicht meine Hand.
 

Es ist ein eigenartiges Gefühl, mit ihm auf einem Pferd mitten in der Nacht durch die Wüste zu reiten und gleichzeitig mit ihm zu reden, als wäre das das Normalste auf der Welt, während sich hinter uns die Rebellenarmee einen Weg durch die Wüste bahnt. Reiten ist neben Duell Monsters mein liebstes Hobby, wenn ich auf einem Pferd sitze, dann hat nichts mehr eine Bedeutung und ich fühl mich frei.
 

"Es ist okay, Haroun, es ist wirklich okay!" sage ich. "Ich hab früh gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen, ich bin nicht so schwach, wie ich aussehe."
 

Nur manchmal, manchmal wünschte ich, dass ich jemanden an meiner Seite hätte, jemand, der mich liebt, jemand so wie Yugi. Aber gegen Tea kann ich nicht konkurrieren, auch wenn ich sicher bin, dass Tea´s wahre Liebe der Pharao ist, Yugi liebt Tea und Tea liebt Yugi und für mich ist dort kein Platz. Der Einzige, der ungefähr Yugi´s liebevolle Freundlichkeit besitzt, ist Mokuba, aber ob Seto Kaiba jemals eine Beziehung zwischen Mokuba und mir erlauben würde, bezweifle ich stark! Die Hoffnung stirbt zwar immer zuletzt, aber wie lange kann man unerfüllte Wünsche verbergen? Mein Verstand rät mir davon ab, mich Mokuba auf diese Weise zu nähern, auch wenn mein Herz genau das Gegenteil will. Seto Kaiba ist eine zu große Barriere, die ich alleine nicht einreißen kann. Niemand, der klar bei Verstand ist, stellt sich freiwillig zwischen ihn und Mokuba! Yugi ist die einzige Person, die sowohl Seto Kaiba´s als auch Mokuba´s private Handynummer besitzt und in der Kaiba Villa ein und ausgeht, als würde er zur Familie gehören! Was würde ich dafür geben, an seiner Stelle zu sein? Es ist unrealistisch solche Wünsche zu haben, aber diese Wünsche sind es, die mich über Wasser halten, wenn ich nicht mehr weiter weiß. Die Gewissheit, Yugi an Tea verloren zu haben, war schmerzhaft und ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass ich Mokuba vielleicht auch irgendwann verlieren könnte. Allein die Tatsache, dass er zusammen mit dieser Mira aus der Villa von Scheich Kashi geflohen ist, hat mich rasend gemacht vor Eifersucht, dabei hab ich nicht einmal gewusst, dass ich etwas für Mokuba empfinde. Warum muss immer alles so verdammt kompliziert sein? Warum muss Mokuba einen überbesorgten Seto Kaiba als großen Bruder haben? Warum?
 

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Was soll ich tun?

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47. Was soll ich tun?
 

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~Joey´s Sicht~
 

Schlimmer kann es wirklich nicht mehr werden, oder? Ich mein, was kann denn schlimmer sein, als in einer kleinen, kalten, dunklen Zelle eingesperrt zu sein, ohne zu wissen, ob man hier wieder lebend rauskommt? Jetzt weiß ich, wie sich ägyptische Sklaven vor Jahrtausenden gefühlt haben müssen! Wenn ich mir die Eisenringe an den Wänden meines Gefängnisses anschaue, wird mir richtig übel. Fehlt nur noch, dass hier Ratten rumlaufen, mich würde nicht einmal wundern, wenn in den anderen ,Quartieren' alte Skelette hängen würden! Ich sitze zitternd und Zähne klappernd in einer Ecke meines ,Quartiers' und versuche mich mit der dünnen Decke, die über meinen nackten Schultern liegt, warm zu halten. Der neue Verband, der meinen Oberkörper bedeckt, sitzt verdammt eng und meine Leinenhose ist blutverschmiert. Ich wünschte wirklich, ich hätte meine alten Klamotten wieder, darin fühl ich mich wenigstens wohl! Momentan fühl ich mich jedenfalls total wertlos, wie ein dreckiger Sklave. Ich will das nicht! Mein Rücken hat aufgehört zu schmerzen, liegt vielleicht an den Kräutern, die Schandir auf die Wunden gelegt hat. Ich frage mich ernsthaft, was Kashi mit mir vorhat! Warum lässt er mich am Leben? Ist das seine Art der Rache?
 

"Hey Blondy, your meal! (Hey Blondy, Dein Essen!)" höre ich Jimmy´s Stimme, ich richte mich ein wenig auf und starre ihn wütend an.
 

"Don´t call me Blondy! I hate that! (Nenn mich nicht Blondy! Ich hasse das!)" murre ich genervt, auch wenn ich nicht wirklich in der Stimmung bin, mich mit ihm zu streiten.
 

"I know, but I want to prevent that you sink in self-pity! (Ich weiß, aber ich will verhindern, dass Du in Selbstmitleid versinkst!)" meint er, ich schüttle leicht grinsend den Kopf.
 

"Are you an idiot or what? I don´t know what to do! I have no possibility to flee from this damned hell! (Bist Du ein Idiot, oder was? Ich weiß nicht, was ich tun soll! Ich hab keine Möglichkeit zu fliehen aus dieser verdammten Hölle!)" erwidere ich, er öffnet die Zellentür und kommt mit einem Tablett in seiner Hand zu mir.
 

"Maybe! But you must not give up, not now! I promise you, I will find a way to free you! Trust me! Please! (Mag sein! Aber Du darfst nicht aufgeben, nicht jetzt! Ich verspreche Dir, ich finde einen Weg, um Dich zu befreien! Vertrau mir! Bitte!)" sagt Jimmy und in seiner melodischen Stimme höre ich einen Hauch von Ernsthaftigkeit, die mich irgendwie an den Pharao erinnert.
 

Er stellt das Tablett neben meinen Füssen auf den kalten Lehmfußboden und ich seufze leise.
 

"I trust you, but I don´t want that something happens to you! My escape won't become as easy as the escape of Mokuba and Mira! Kashi will not let me go that simply! You know that! You don´t have a reason to free me therefore don´t do it! (Ich vertraue Dir, aber ich will nicht, dass Dir etwas passiert! Meine Flucht wird nicht so einfach, wie die Flucht von Mokuba und Mira! Kashi wird mich nicht so einfach davonkommen lassen! Du weißt das! Du hast keinen Grund, mich zu befreien, also tu es nicht!)" sage ich und bemerke das leichte Zusammenzucken von Jimmy.
 

"Perhaps I don´t have a reason for freeing you, but must I have a reason? The sheikh also has no reason to hold himself slaves and nevertheless he has a lot of them! He doesn´t have a reason to kill humans and nevertheless he does it! I have enough of it! He has no right to play with the lives of innocent he must be finally stopped! (Vielleicht habe ich keinen Grund, um Dich zu befreien, aber muss ich denn einen Grund haben? Der Scheich hat auch keinen Grund, sich Sklaven zu halten und trotzdem hat er eine ganze Menge davon! Er hat keinen Grund, Menschen zu töten und trotzdem tut er es! Ich hab genug davon! Er hat kein Recht dazu, mit den Leben Unschuldiger zu spielen, er muss endlich aufgehalten werden!)" knurrt er leise und ballt seine Hände zu Fäusten.
 

Seine dunkle Haut glänzt im Schein der Fackeln, die im Gang an den Wänden angebracht sind. Irgendwie wirkt er ziemlich unheimlich, wie der schwarze Mann, der nachts kleine Kinder erschreckt, wenn sie nicht artig sind! Und irgendwie zaubert mir dieser kleine absurde Gedanke ein Lächeln auf´s Gesicht, was zur Folge hat, dass mich Jimmy mit hochgezogenen Augenbrauen anstarrt.
 

"What is so funny? (Was ist so lustig?)" fragt er etwas irritiert, ich schüttle den Kopf.
 

"Nothing! What's for eating? (Nichts! Was gibt es zu essen?)" frage ich, um das Thema schnell zu wechseln.
 

"Soup, wheat bread and a glass of water! (Suppe, Weizenbrot und ein Glas Wasser!)" murmelt er, ich seufze leise und zucke mit den Schultern.
 

"No problem, a hunger cure will not kill me! (Kein Problem, eine Hungerkur wird mich nicht umbringen!)" sage ich, obwohl mein Magen da ganz anderer Meinung ist, so laut, wie der knurrt!
 

"You are right, but perhaps the sheikh will kill you, Joey! (Du hast Recht, aber vielleicht wird der Scheich Dich töten, Joey!)" meint Jimmy, ich schüttle den Kopf.
 

"Oh! Don´t say that, otherwise I will believe it! I already am afraid enough! (Oh! Sag das nicht, sonst glaube ich das noch! Ich habe bereits genug Angst!)" zische ich und stecke mir die Finger in die Ohren, als wäre ich ein kleines Kind.
 

"Okay. I won´t say that again. Promised! I must go, the guards will come back right away and the sheikh waits for the report. (Okay. Ich werde das nicht noch mal sagen. Versprochen! Ich muss gehen, die Wachen kommen gleich wieder und der Scheich wartet auf den Bericht.)" sagt Jimmy und marschiert zurück auf den Gang. "I will come back in one hour. Then I will take over the guard of your prison cell! Keep quiet until then! (Ich werde in einer Stunde wiederkommen. Und dann übernehme ich die Bewachung Deiner Gefängniszelle! Verhalte Dich ruhig bis dahin!)"
 

"Wait! How late is it? (Warte! Wie spät ist es?)" frage ich, er zieht aus seiner Hosentasche eine kleine Taschenuhr und wirft sie zu mir.
 

"Hide the clock in the straw! (Verstecke die Uhr im Stroh!)" meint er, verschließt die Zellentür und verschwindet nach rechts im Gang.
 

"Thanks! (Danke!)" rufe ich ihm hinterher, während ich versuche, die Zeiger auf der kleinen Uhr zu erkennen.
 

0 Uhr 55! Eine verdammt unchristliche Zeit, um alleine im Halbdunkel einer Zelle zu sitzen! Hoffentlich sind die Anderen intelligent genug, die Falle von Kashi zu wittern und hoffentlich läuft Mokuba nicht dem Suchtrupp in die Arme und hoffentlich komm ich aus dieser verdammten Gefängniszelle raus, bevor ich hier verhungere!
 

~Seto´s Sicht~
 

Verdammter Mist! Ich hab gewusst, dass irgendetwas schief läuft!
 

"Bist Du sicher, dass der Spähtrupp sich nicht irrt?" frage ich den Rebellenanführer, der neben der Motorhaube des Jeeps steht und mit einer Taschenlampe eine Landkarte der Umgebung der Siwah Oase studiert.
 

"Hundertprozentig! Die Villa wirkt wie leergefegt und das ist völlig unmöglich! Das bedeutet, dass es tatsächlich eine Falle sein muss und das bedeutet wiederum, dass sich der Scheich nicht mehr in seiner Villa aufhält!" meint er, ich höre das wütende Schnauben von Taylor neben mir.
 

"Wo steckt dann der Scheich? Und wo steckt Joey, wenn nicht in dieser verdammten Villa?" fragt er wütend und genau das möchte ich auch liebend gerne wissen.
 

"Ich hab keine Ahnung!" antwortet Al-Hadan und genau das wollte ich nicht als Antwort hören!
 

"Dann bleibt uns keine andere Wahl, als diese verdammte Villa zu stürmen, ganz egal ob Falle oder nicht!" meint Devlin, der auf der anderen Seite vom Jeep steht und mit der rechten Faust auf die Motorhaube schlägt. "Ich mein, wir sind doch in der Überzahl, oder nicht? Wenn Joey wirklich nicht dort ist, kann ihm auch nichts passieren, wenn wir uns einfach den Weg freischießen! Oder?"
 

So sehr ich den Gedanken auch verabscheue, Devlin hat Recht, uns bleibt keine andere Wahl!
 

"Al-Hadan?" frage ich und werfe einen fragenden Blick in seine Richtung, er seufzt leise und nickt dann.
 

"Aber Rebecca bleibt hier!" meint er, ich nicke zustimmend.
 

"Mokuba ebenfalls!" antworte ich.
 

"Aber...!" protestieren Mokuba und Rebecca gleichzeitig und gleichzeitig dreht sich Al-Hadan mit mir zu den Beiden um.
 

"Kein Aber!" antworten wir zur selben Zeit.
 

Ich wechsle einen kurzen Blick mit Al-Hadan und unerklärlicher Weise ist mir sein arrogantes Grinsen mehr als nur sympathisch, es kommt mir beinahe so vor, als würde ich in den Spiegel schauen und ohne lange darüber nachzudenken, erwidere ich das Grinsen.
 

"Kinder!" meint er und schüttelt etwas amüsiert den Kopf.
 

"Korrekt!" antworte ich und werfe einen drohenden Blick zu Mokuba und Rebecca, bevor die Beiden erneut protestieren können.
 

"Kamir!" höre ich Al-Hadan rufen und wenige Augenblicke später kommt Kamir Shoru auf seinem Pferd angeritten.
 

"Was gibt's?" fragt er und steigt von seinem Pferd.
 

"Hol Dir 10 weitere Männer und errichte hier ein kleines Lager, ihr müsst auf die beiden Teenies aufpassen, wir stürmen die Villa!" erwidert Al-Hadan, Shoru zieht etwas verwirrt seine Augenbrauen zusammen.
 

"Ich soll Babysitter spielen, während Du den Scheich zu Kleinholz verarbeitest?" fragt er beleidigt, Al-Hadan schüttelt den Kopf.
 

"Der Scheich wird sich nicht mehr in der Villa aufhalten, wir stürmen die Villa nur, um eventuell ein paar Wachen gefangen zu nehmen, damit wir die nötigen Informationen aus ihnen rausquetschen können! Eine andere Wahl haben wir nicht! Du bist der Einzige, dem ich Rebecca anvertraue, also pass auf sie auf und auf Mokuba auch, klar?!" antwortet Al-Hadan, ich werfe Shoru einen eiskalten Blick zu.
 

"Wenn meinem Bruder etwas passiert, töte ich Dich!" zische ich leise, er schluckt kurz und nickt.
 

"Habe verstanden! Keine Sorge, die Zwei sind bei mir in guten Händen!" meint er und salutiert vor uns, wie ein Soldat.
 

Wenn die Sache nicht so ernst wäre, würde ich dazu einen bissigen Kommentar abgeben, aber in dieser Situation verkneife ich es mir.
 

"Okay, wie sieht der Schlachtplan aus?" höre ich Taylor fragen, sofort ergreift Al-Hadan wieder das Wort.
 

"Wir kommen aus allen Richtungen, wir werden dabei keine Zeit an den Sicherheitsvorkehrungen verschwenden, da sie ohnehin mit unserer Ankunft rechnen. Ich bin sicher, dass Kashi keine Ahnung davon hat, dass wir uns in diese Sache eingemischt haben und genau das ist unser Vorteil! Eine Gruppe wird durch den Geheimgang in die Villa eindringen, ich schätze ein paar Handgranaten lösen das Problem mit der Falltür in der Vorratskammer. Eine weitere Gruppe bahnt sich über die Nordmauer einen Weg in den Garten der Villa, während eine dritte Gruppe mit schweren Geschützen die Vorderseite der Villa angreift. Das Timing ist bei dieser Aktion besonders wichtig, der Angriff der zweiten und dritten Gruppe muss sofort erfolgen sobald die erste Gruppe bei der Falltür ist und sie sprengt! Ich werde auf jeden Fall die erste Gruppe anführen, sonst noch irgendwelche Fragen?" meint er, ich schüttle den Kopf.
 

"Können wir uns die Gruppen aussuchen?" fragt Devlin, Al-Hadan nickt. "Gut, dann klettere ich über die Mauer in den Garten, dunkle Tunnel kann ich nicht leiden und den Frontalangriff auf die Villa überlass ich lieber den Profis!"
 

"Mit meiner Verletzung komm ich unmöglich über die Mauer und für den Frontalangriff bin ich nicht ausgebildet, ich geh durch den Tunnel!" meint Taylor.
 

"Kaiba?" fragt Al-Hadan, ich zucke mit den Schultern.
 

"Ich bin es gewöhnt durch geheime Tunnel zu laufen, also wähle ich den Geheimgang!" antworte ich, ich werde ganz sicher über keine blöde Mauer klettern oder mir mit schweren Geschützen den Weg freischießen!
 

"Okay, ich stell dann die anderen Gruppen zusammen, um 1 Uhr 15 erfolgt der Angriff!" sagt Al-Hadan und faltet die Landkarte zusammen.
 

Ich hab keine Ahnung, ob das gut geht, aber eine andere Möglichkeit bleibt uns leider nicht. Ich hoffe nur, dass der Köter tatsächlich nicht mehr in der Villa ist und sich nicht rein zufällig eine verirrte Kugel einfängt, wenn wir die Villa in Beschlag nehmen.
 

"Seto?" höre ich meinen Bruder leise fragen.
 

"Hm?" frage ich zurück. "Was ist los Mokuba?"
 

"Sei bitte vorsichtig, okay?! Das hier ist kein Duell Monsters Turnier, wenn Du hier verlierst, verlierst Du mehr, als nur Deinen Titel!" meint er, ich lächle leicht und streich ihm ein paar Haare aus der Stirn.
 

"Ich weiß, Mokuba, keine Sorge, ich komm heil zurück, sei ein Gentleman und pass in der Zwischenzeit auf Rebecca auf!" antworte ich und bemerke mit Genugtuung den leichten Rotschimmer auf seinem Gesicht.
 

"Geht klar, Seto!" meint er grinsend und versucht seine Verlegenheit zu überspielen.
 

Mokuba, Du bist so naiv!
 

Als wenn ich nicht mitbekommen würde, wie er in Rebecca´s Nähe reagiert! Vielleicht sollte ich mich schon mal mit dem Gedanken anfreunden, dass sie in der nächsten Zeit öfters in der Villa ein und ausgeht, so wie Yugi! Vielleicht sollte ich mich auch endlich mal nach einer Partnerin umsehen, aber erst muss ich den verdammten Scheich finden und den nervigen Köter befreien, der ist mir nämlich noch ne verdammte Erklärung schuldig!
 

Ich werfe einen kurzen Blick auf meine Armbanduhr. 1 Uhr 05, Zeit sich fertig zu machen, für den Angriff auf die Siwah Villa!
 

"Mokuba, mach keine Dummheiten und warte hier auf mich, ich bin bald zurück!" sage ich, ziehe ihn in eine kurze Umarmung und marschiere dann mit schnellen Schritten zurück zum Jeep, in dem sich bereits Al-Hadan und Taylor niedergelassen haben.
 

"Wo ist Devlin?" frage ich, Taylor zeigt auf eine Gruppe von ungefähr 40 Reitern in der Nähe.
 

"Er führt die zweite Gruppe an, Operation ,Mauer',..." meint er und zeigt dann auf die Lastwagen hinter uns. "...Operation ,Frontal' wird von Anthony angeführt, die stehen dahinten!..." er zeigt auf die beiden Jeeps neben uns. "...Unsere Gruppe besteht aus 10 Männern, inklusive unsereins, Operation ,Tunnel'. Sonst noch Fragen, Kaiba?" Ich schüttle den Kopf. "Okay, dann fahr los!"
 

Ich zucke mit den Schultern und steige auf den Fahrersitz des Jeeps. Von mir aus kann´s losgehen! Reißen wir die Siwah Villa nieder!
 

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Operation Siwah Villa!

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48. Operation Siwah Villa!
 

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~Seto´s Sicht~
 

Langsam folge ich Al-Hadan, der mit einer Fackel voran geht, durch den schmalen unterirdischen Gang, neben mir läuft Taylor, der ein wenig nervös wirkt. Uns folgen 7 weitere Männer, drei von ihnen tragen Fackeln, um uns den Weg zu leuchten. Durch diesen dunklen Gang ist Mokuba geflohen? Er hat doch Angst im Dunklen, oder zumindest hatte er die als Kind! Ich schüttle leicht den Kopf, Mokuba ist kein Kind mehr, das werd ich wohl akzeptieren müssen.
 

"Kaiba?" höre ich Taylor leise fragen.
 

"Hm?" frage ich, ohne mich zu ihm umzudrehen.
 

"Alles okay?" fragt er, ich nicke leicht.
 

"Sicher." antworte ich.
 

Ich muss mich jetzt konzentrieren und darf mich nicht von den Gedanken an meinen Bruder ablenken lassen, er ist in Sicherheit und das ist momentan das Einzige, was zählt!
 

"Mach Dir keine Sorgen, Kaiba. Die Sache wird schon gut gehen, verlass Dich drauf! Joey passiert schon nichts! Hoffe ich!" meint Taylor, ich schüttle den Kopf.
 

"Wer sagt denn, dass ich mir Sorgen um diesen Trottel mache?" frage ich spöttisch.
 

"Also ich mach mir Sorgen! Joey mag zwar ein harter Kämpfer sein und ein sturer Dickschädel, der niemals aufgeben will, aber er ist nicht unverletzbar. Er hat die Angewohnheit, sich immer Gegner auszusuchen, die um einiges stärker sind als er und genau das hat ihn schon oft in erhebliche Schwierigkeiten gebracht." meint er, ich ziehe etwas verwirrt meine Augenbrauen hoch.
 

"Warum erzählst Du mir das?" frage ich irritiert.
 

"Keine Ahnung!" erwidert Taylor. "Warum hasst Du ihn so?"
 

Warum ich ihn hasse?
 

"Wer sagt, dass ich ihn hasse?" frage ich.
 

"Du!" meint Taylor, ich ziehe überrascht meine Augenbrauen zusammen.
 

"Zu welcher Gelegenheit hab ich zu ihm gesagt, dass ich ihn hasse?" frage ich ein wenig genervt.
 

Hass ist so ein hartes Wort. Gozaburo hab ich gehasst, aber das ist lange her. Nicht mal Yugi und den Pharao hab ich gehasst, obwohl ich jedes faire Duell gegen die Beiden verloren habe und nebenbei meinen Titel als bester Duellant, warum also sollte ich so eine komplexe Emotion an den Köter verschwenden? Lächerlich!
 

"Warum beleidigst Du ihn dann immer wieder, wenn nicht aus Hass? Warum kannst Du ihn nicht einfach ignorieren, wie Du es sonst bei uns immer tust?" fragt Taylor.
 

"Wie soll man jemanden ignorieren, der ständig darum bettelt, niedergetrampelt zu werden? Er kommt mir doch ständig in die Quere!" antworte ich.
 

"Das ist nicht wahr und das weißt Du! Er brauch bloß an Dir vorbei gehen und schon fängst Du Streit mit ihm an, selbst wenn er Dich gar nicht beachtet oder angeschaut hat!" meint er etwas aufgebracht. "Also warum fällt es Dir so verdammt schwer, ihn einfach links liegen zu lassen, wenn er Dir so sehr auf den Geist geht? Oder warum kannst Du ihm gegenüber nicht einfach mal nett sein?"
 

Weil ich ihn nicht mag, weil er mir keinen Respekt zollt, weil er mich nervt, weil er meine Schwächen erkennt, weil es seine eigenen sind, weil er immer wieder aufsteht, wenn ich ihn niederschmettere, weil er nie das tut, was ich ihm sage, weil er mich verwirrt, weil er mich selbst dann noch in den Wahnsinn treibt, wenn er gar nicht da ist, weil er nicht aufhört, mich als seinen Freund zu bezeichnen, weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass er gar nicht so dumm ist, wie er immer tut, auch wenn ich ihm das nie ins Gesicht sagen würde und weil ich nichts dagegen tun kann, dass er mir mehr unter die Haut geht, als er eigentlich sollte.
 

"Lass mich einfach in Ruhe damit, ich hab jetzt ganz andere Probleme!" blaffe ich und streich mir mit einer heftigen Handbewegung durch die Haare.
 

Was ist jetzt plötzlich in mich gefahren? Wie komm ich auf die absurde Idee, der Köter würde mir unter die Haut gehen? Lachhaft! Total inakzeptabel! Das muss der Koffeinentzug sein! Oder der Schlafentzug und dieser verdammte Stress!
 

"Da ist die Falltür!" höre ich Al-Hadan rufen und ich danke ihm in Gedanken für diese überaus perfekt getimte Ablenkung.
 

Ich werfe Taylor einen mörderischen Blick zu und wende mich dann an Al-Hadan.
 

"Wie geht´s jetzt weiter?" frage ich, er holt eine Handgranate aus seinem Armeerucksack.
 

"Ganz einfach, das hier ist eine offensive Eierhandgranate mit einem Kunststoffgehäuse, sie splittert nicht, hat dafür aber eine ernorme Sprengkraft, ich werde die Handgranate von unten an die Falltür anbringen und eine Schnur durch den Splint ziehen. Dann gehen wir alle in einiger Entfernung in Deckung, ich ziehe an der Schnur und dann hoffen wir mal, dass die Granate uns den Weg durch die Falltür sprengt, ohne dass uns die Tunneldecke auf den Kopf knallt!" meint Al-Hadan, wenn er nicht so ernst dreinschauen würde, würde ich das glatt für einen Witz halten.
 

"Das ist der Plan?" frage ich vorsichtshalber noch mal nach, er nickt.
 

"Das ist der Plan!" meint er, ich seufze resigniert.
 

Eigentlich hatte ich nicht vor in einem verdammten unterirdischen Tunnel in Ägypten zu sterben und ich hoffe wirklich, dass es nicht dazu kommt!
 

"Okay, von mir aus, wenn es keinen anderen Weg rein gibt, bleibt uns wohl keine andere Wahl!" murre ich und dreh mich mit einem genervten Seufzen zu Taylor um, der mich mit einem überaus sorgenvollen Blick anstarrt.
 

"Glotz nicht so, geh lieber in Deckung!" murmle ich gestresst, gehe an ihm vorbei und bring mich hinter der nächsten Biegung in Sicherheit.
 

Taylor murmelt irgendetwas, was sich stark nach ,eingebildeter Fatzke' anhört, während er mir hinterherläuft. Die Rebellen drücken sich im Gang an die Wand, wenige Augenblicke später kommt Al-Hadan mit einer Angelschnur in der Hand um die Ecke.
 

"Ready? (Bereit?)" fragt er, erwartet er darauf wirklich eine Antwort? "One, two, three! (Eins, zwei, drei!)"
 

Er zieht an der Schnur und es ertönt ein ohrenbetäubender Knall, gefolgt von einer kleinen Schockwelle. Eine Staubwolke versperrt mir die Sicht, Lehm rieselt von der Decke, das Atmen fällt mir schwer und dann spüre ich ein feuchtes Tuch an meinem Mund.
 

"Hier, damit fällt das Atmen leichter!" höre ich Taylor´s leise Stimme neben mir, ich greife nach dem Tuch und murmle ein ,Danke' in seine Richtung.
 

"Das will ich aber wiederhaben, das hat Serenity mir letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt!" meint er und schiebt mich durch den Gang in Richtung Falltür.
 

"Sicher!" antworte ich.
 

Plötzlich höre ich Gewehrschüsse vor mir und aufgeregte Stimmen.
 

"Stop and hands up! (Stop und Hände nach oben!)" höre ich jemanden rufen.
 

"Where is the sheikh? (Wo ist der Scheich?)" ruft ein Anderer.
 

"I don´t say anything! (Ich sage nichts!)" antwortet jemand.
 

Ich marschiere mit Taylor die Treppe zur Falltür hinauf und greife instinktiv nach der Pistole in meiner Jackentasche, auch wenn ich sie eigentlich nicht benutzen wollte, es ist gut, dass ich sie dabei habe.
 

Erneut ertönen Gewehrschüsse, diesmal allerdings weiter entfernt und aus zwei verschiedenen Richtungen, scheint so, als wäre der Angriff auf die Siwah Villa im vollen Gange. Ich betrete den großen Lagerraum, steige über ein paar kaputte Kisten und gehe in Richtung Küche. Eine kleinere Explosion lässt mich kurz zusammenzucken, hörte sich so an, als hätte jemand mit Sprengstoff die Eingangstür zu Villa gesprengt.
 

"Tell me, where is the sheikh? (Sag mir, wo ist der Scheich?)" höre ich Al-Hadan sagen, als ich die Küche betrete.
 

Auf dem Fliesenboden vor ihm knien zwei Gefangene, anscheinend Männer von Scheich Kashi, während drei Rebellen die Tür zur Küche bewachen.
 

"We really don´t know it, please you must believe us! (Wir wissen es wirklich nicht, bitte Sie müssen uns glauben!)" bettelt einer der Männer, Al-Hadan schnaubt resigniert.
 

"Hoffentlich haben die anderen mehr Glück!" murmelt er und schlägt die beiden Männer mit dem Gewehrkolben seiner Maschinenpistole bewusstlos. "Tie the two up and put these creatures into the cooling chamber! (Fesselt die Beiden und bringt diese Kreaturen in die Kühlkammer!)"
 

Zwei Rebellen befolgen sofort den Befehl des Rebellenanführers, während Al-Hadan zur Küchentür geht und uns zu sich winkt.
 

"Kaiba, Tristan, ihr bleibt bitte in meiner Nähe, macht Gebrauch von euren Waffen, aber haltet euch im Hintergrund, meine Männer erledigen das hier im Handumdrehen!" meint er, ich schnaube leise und höre neben mir ein zustimmendes Grummeln von Taylor.
 

Ich hatte sowieso nicht vor, mich großartig ins Kampfgetümmel zu werfen, das hier ist nicht mein Kampf, alles was ich will, ist Scheich Kashi niedertrampeln und den Loser Köter Wheeler befreien, um mein Gewissen zu beruhigen. Ich bin ungern jemandem etwas schuldig!
 

"Okay, folgt mir unauffällig!" murmelt Al-Hadan und läuft geduckt durch den Gang.
 

Ich schüttle etwas irritiert den Kopf und folge ihm langsam, ohne meiner Umgebung großartige Aufmerksamkeit zu schenken, was sich wenige Augenblicke später als großer Fehler herausstellt.
 

"Kaiba, pass auf!" höre ich Taylor´s Stimme, gefolgt von einem Schuss und einem gequälten Aufschrei, der von links aus dem Seitengang kommt.
 

Ein schwarzhaariger Mann in einem grauen Leinenanzug fällt mir direkt vor die Füße, in seiner Hand ein blutendes Loch, ein großes Jagdmesser mit gezackter Schneide fällt mit einem dumpfen Geräusch zu Boden und ich starre etwas geschockt zur Seite, als ich Schritte höre.
 

"Alles klar bei Dir?" fragt Taylor, ich starre auf seine rechte Hand, oder viel mehr auf die Pistole in seiner Hand.
 

Er hat dem Typen das Messer aus der Hand geschossen, bevor dieser damit auf mich losgehen konnte!
 

"Kaiba?" höre ich ihn fragen, ich starre hoch in sein Gesicht und schüttle verwirrt den Kopf.
 

"Danke!" murmle ich hastig und dreh mich zu dem am Boden liegenden Mann um.
 

"Schon okay!" meint Taylor, klopft mir kurz auf die Schulter und zieht den verletzen Mann auf die Füße. "Pass nächstens einfach besser auf, ich werd den hier in die Kühlkammer bringen, bin gleich wieder zurück!"
 

Ich nicke nur kurz und er zieht den Mann ohne Probleme hinter sich her, anscheinend hat der Mann zu große Schmerzen, um sich großartig gegen die etwas raue Behandlung Taylor´s zu wehren. Ich wende meinen Blick von den Beiden ab und starre auf das Messer, das vor mir auf dem Boden liegt, einem plötzlichem Impuls folgend, hebe ich es auf und stecke es unter meinem Mantel in meinen Gürtel. Kann ja sein, dass ich später eins gebrauchen kann!
 

Ich wende mich wieder dem Gang zu und versuche irgendwo Al-Hadan zu entdecken, aber der scheint schon weiter vorne zu sein, von links höre ich Gewehrschüsse, aber die sind zu weit weg, als dass es mich interessieren müsste. Ich entscheide mich dafür, weiter geradeaus zu gehen, diesmal allerdings etwas vorsichtiger, um nicht wieder von der Seite attackiert zu werden, denn diesmal hab ich keinen Taylor im Rücken, der mir den Weg freischießt.
 

An einer offenen Tür bleibe ich stehen, denn irgendwie sind mir offene Türen mehr als suspekt, ich öffne die Tür etwas weiter und erstarre mitten in der Bewegung. Die Farbwahl des Zimmers irritiert mich und erinnert mich gleichzeitig an etwas. Alles scheint hier in den Farben blau und schwarz gehalten zu sein, Kashi hat wirklich einen furchtbaren Geschmack, selbst ich würde die Zimmer meiner Villa nicht so gestalten. Viel zu dunkel für meinen Geschmack, obwohl die Farben an sich zu mir passen. Schwarz, wie meine Kleidung, blau, wie meine Augen.
 

Ich schüttle verwirrt den Kopf und betrete das Zimmer, irgendwie hab ich das Gefühl, hier irgendetwas Wichtiges zu finden. Mein Blick fällt zuerst auf den Tisch und auf das Buch, das auf dem Tisch liegt. Ich erkenne auf dem ersten Blick, dass es ein japanisches Buch über Traumdeutung ist, dasselbe Buch hab ich Mokuba letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt, weil er ziemlich verrückte Träume hatte, die für ihn keinen Sinn ergaben. Was zum Teufel macht ein japanisches Buch über Traumdeutung in der Villa eines ägyptischen Scheichs? Mokuba´s Zimmer kann das nicht gewesen sein, er hat mir von einem kleineren Raum erzählt, der ziemlich spärlich eingerichtet war.
 

Ganz plötzlich kommt mir ein Gedanke! War das eventuell das Zimmer von Wheeler? Hat Kashi ihn hier gefangen gehalten? Ich schau mich weiter um und mein Blick fällt auf das zerwühlte Himmelbett. Das Bild eines schlafenden Blondschopfs, der mich als Kissen missbraucht, huscht kurz durch mein Gehirn. Das ist definitiv nicht der richtige Zeitpunkt für solche Bilder!
 

Ich schüttle hastig den Kopf und dreh mich um, mein Blick fällt fast automatisch auf eine Seitentür, die wahrscheinlich ins Bad führt, ich schau kurz hinaus auf den Gang. Niemand zu sehen. Ich schließe die Tür und wende mich der Seitentür zu, auch wenn ich nicht wirklich sicher bin, was ich dort zu finden erhoffe.
 

Das Bad ist gut ausgestattet, aber bei weitem nicht so luxuriös, wie die Badezimmer in meiner Villa. Allerdings ist das Erste, was mir wirklich an diesem Badezimmer auffällt, der Spiegel, oder besser, die blauen japanischen Schriftzeichen auf dem Spiegel. Anscheinend mit blauen Kerzenwachs geschrieben.
 

,Joey war hier!'
 

Das sieht dem Köter ähnlich, überall muss er seine Pfotenabdrucke hinterlassen! Ich kann nicht verhindern, dass sich ein völlig deplatziertes Grinsen auf meinem Gesicht ausbreitet. Schnell schüttle ich den Kopf, um das Grinsen zu verbannen und trete etwas näher an den Spiegel heran, um die etwas kleineren Schriftzeichen ebenfalls lesen zu können.
 

,Aktennotiz: Niemals wieder von dem SK-Bastard träumen, erst recht nicht die Ich-tot-vor-seinen-Füßen-Träume! Das ist zu beängstigend!'
 

Ich ziehe etwas überrascht meine Augenbrauen hoch. SK-Bastard? Meint der etwa mich? Moment mal! Heißt das, Wheeler hat von mir geträumt? Und was soll das heißen ,Ich-tot-vor-seinen-Füßen-Träume'?
 

,Du bist wirklich ein respektloser, widerlicher, kleiner Wurm! Du bist es gar nicht wert, dass ich mit Dir diskutiere! Meinetwegen kannst Du verrecken, mich würde es ganz sicher nicht stören!'
 

Okay, das hab ich zwar gesagt, aber nicht wirklich so gemeint, also nicht wortwörtlich, oder so! Aber anscheinend hatten meine Worte mehr Wirkung auf Wheeler, als ich angenommen hatte, weshalb würde er sonst solche Alpträume haben?
 

Das ist in der Tat beängstigend!
 

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Ausgepeitscht?

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49. Ausgepeitscht?
 

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~Mokuba´s Sicht~
 

Ich liege neben Rebecca auf einer Düne in der Nähe der Siwah Villa und beobachte den Angriff durch ein Nachtsichtgerät, das Becci sich von Kamir ausgeborgt hat.
 

"Siehst Du etwas?" höre ich Becci fragen, ich reiche ihr das Nachsichtgerät.
 

"Da unten geht´s mächtig zur Sache, ich hoffe nur, dass den Anderen nichts passiert!" murmle ich und versuche nicht an die Gewehrschüsse und Explosionen zu denken, die ständig aus Richtung der Villa ertönen.
 

"Keine Sorge Mokie, Dein Bruder ist bestimmt okay, außerdem ist Tristan bei ihm, der hat mir auch schon mal das Leben gerettet, einen besseren Bodyguard kann Seto sich gar nicht wünschen!" meint Becci und irgendwie gefällt mir die Tatsache, dass sie mich Mokie nennt, das hat sonst immer nur Seto getan, aber das ist verdammt lange her, viel zu lange.
 

"Vielleicht hast Du Recht, Becci, aber das ändert trotzdem nichts daran, dass ich mir Sorgen um Seto mache!" antworte ich.
 

"Ich weiß, ich mach mir auch Sorgen! Weißt Du, irgendwie beneide ich Dich." meint sie, ich ziehe etwas irritiert meine Augenbrauen zusammen und schau sie an.
 

"Warum?" frage ich, sie gibt mir das Nachtsichtgerät zurück und rückt ihre Brille zurecht.
 

"Du hast einen großen Bruder, der sich um Dich kümmert und um den Du Dich kümmern kannst, ich hab nur meinen Großvater, der momentan seinen Ruhestand in Deutschland genießt, zusammen mit Opa Muto und Yugi´s Mum." meint sie traurig, ich greife nach ihrer Hand und schüttle den Kopf.
 

"Du hast mehr als nur Deinen Großvater, Du hast doch noch mich und ich bin sicher Seto würde es nichts ausmachen, wenn Du uns ab und zu besuchen kommst!" antworte ich, sie nickt.
 

"Danke Mokie." sagt Becci, ich schüttle erneut den Kopf.
 

"Wofür denn? Ich müsste Dir danken, weil Du meinem Bruder geholfen hast! Ich weiß, wie er drauf ist, wenn irgendjemand versucht mir wehzutun. Manchmal könnte man das schon als überbesorgt bezeichnen, aber ich glaub, er hat nur Angst, dass ich ihn irgendwann alleine lasse. Seto hasst es, alleine zu sein, in dieser großen Villa!" erwidere ich.
 

"Gehörte die nicht Gozaburo, eurem Stiefvater?" fragt Becci, ich nicke etwas betrübt.
 

"Ja. Ich hab Seto vorgeschlagen, die Villa zu verkaufen, aber er hat sie trotzdem behalten. Angeblich ist die Villa das Symbol für seinen Sieg über Gozaburo, genau wie die Tatsache, dass er aus der Kaiba Corp eine High Tech Spielefirma gemacht hat." sage ich.
 

"Hm, kann ich irgendwie verstehen. Seto ist der Typ, der Bestätigung für seine erbrachten Leistungen braucht, um sich stark und unbesiegbar zu fühlen. Er braucht keine Titel und Erfolge, um damit anzugeben, er tut das Alles nur für sich selbst." meint Becci.
 

"Seto ist kein Egoist!" antworte ich ein wenig wütend.
 

"Das hab ich auch nicht gesagt! Ich hab nur gesagt, dass er sich besser fühlt, wenn er sieht, was er geleistet hat, das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, warum er so stolz auf seinen Duell Monsters Titel war und so am Boden zerstört nach seinem verlorenen Duell auf dem Duell Tower!" erwidert Becci und ich bewundere sie einmal mehr für ihre brillante Auffassungsgabe.
 

"Du kennst meinen Bruder wirklich gut, Respekt." antworte ich.
 

"Dein Bruder ist nicht das einzige Genie, Mokie!" meint Becci lachend.
 

"Das ist allerdings wahr, wäre schlimm, wenn´s anders wäre." erwidere ich lächelnd.
 

So eine Unterhaltung mit Rebecca ist wirklich ein angenehmer Zeitvertreib, da vergisst man sogar sich Sorgen um andere Dinge zu machen und auch wenn´s nur für wenige Augenblicke ist, ich möchte diese Augenblicke niemals vergessen.
 

~Seto´s Sicht~
 

Ein wenig besorgt verlasse ich das blau/schwarze Zimmer und begegne im Flur Al-Hadan, der anscheinend ziemlich aufgeregt ist.
 

"Ah, da bist Du, Kaiba, ich hab Dich überall gesucht!" ruft er und kommt mit schnellen Schritten auf mich zu.
 

"Was gibt´s? Ist irgendetwas passiert?" frage ich, er bleibt direkt vor mir stehen und atmet tief durch.
 

"Ich hab grade etwas erfahren über Joey und über meine Mutter, einer der Wächter hat geplaudert nachdem meine Männer damit gedroht haben, ihn zu erschießen!" meint er, ich zucke mit den Augenbrauen.
 

"Was hast Du herausgefunden?" frage ich nervös. "Wo steckt Wheeler?"
 

"Wo er ist, weiß ich nicht, aber was der Scheich mit ihm gemacht hat! Er hat ihn ausgepeitscht und meine Mutter musste dabei zusehen!" erwidert Al-Hadan und schüttelt heftig den Kopf. "Mein Vater ist tot, Kashi hat ihn auf dem Gewissen und meine Mutter ist in seiner Gewalt. Vielleicht ist sie schon tot, vielleicht ist Joey auch schon tot, ich weiß es nicht!"
 

Einem urplötzlichem Impuls folgend, greife ich Al-Hadan an die Kehle und nagle ihn an die Wand.
 

"Sag das nie wieder! Verstanden! Sie sind nicht tot, weder Deine Mutter, noch Wheeler, kapiert?!" zische ich wütend, er starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an und ich lasse ihn los. "Sag das nie wieder!"
 

Er nickt und starrt auf seine Füße.
 

"Tut mir leid! Ich bin nur etwas durcheinander und wütend und ich weiß nicht, was ich zuerst denken soll. Ich hab wohl für einen Moment nicht nachgedacht und die Kontrolle verloren!" meint er leise, ich streich mir ein paar Haare aus der Stirn und seufze leicht.
 

"Das Gleiche gilt für mich, ich hab ebenfalls für einen Moment die Kontrolle verloren, kommt nicht wieder vor." antworte ich und wende meinen Blick von ihm ab.
 

Wheeler wurde also ausgepeitscht und Al-Hadan´s Mutter musste dabei zusehen. Wie grausam muss ein Mensch sein, um so etwas zu tun? Kashi ist ja noch skrupelloser als Gozaburo es je gewesen ist!
 

"Wie viel Peitschenhiebe hat Wheeler bekommen?" frage ich, nicht das es mich sonderlich kümmern würde, oder so.
 

"25." erwidert Al-Hadan, ich starre ihn erschrocken an.
 

"25?" frage ich geschockt, er nickt.
 

"25 Peitschenhiebe auf den nackten Rücken und jedes Mal, wenn er das Bewusstsein verloren hat, bekam er einen Eimer Wasser ins Gesicht. Er hat nicht einmal geschrieen! Zum Schluss hat er allerdings endgültig das Bewusstsein verloren, was Kashi so wütend gemacht hat, dass er versucht hat Joey mit seinen Händen zu erwürgen. Im letzten Augenblick ist allerdings ein anderer Wächter dazugekommen, mit der Nachricht, dass zwei Sklaven geflohen sind. Ich nehm an, dass damit Mokuba und Mira gemeint waren!" antwortet er.
 

"Was ist dann passiert?" frage ich weiter und knirsche leise mit den Zähnen.
 

Kashi hat versucht Wheeler umzubringen! Dieser verdammte Mistkerl!
 

"Laut dem Wächter war Joey noch am Leben, als sie ihn verbunden haben, Schandir sollte sich um seine Wunden kümmern und ihn transportfähig machen, danach hat Kashi den Suchtrupp losgeschickt, den wir in der Wüste aufgegriffen haben. Wenig später hat er mit den Sklaven und ein paar seiner Männer die Villa in Richtung Norden verlassen, angeblich wollte er irgendwo bei der Siwah-Oase untertauchen!" meint Al-Hadan, ich nicke kurz.
 

"Dann müssen wir dorthin!" antworte ich und wende mich dem Gang zu.
 

"Kashi kann aber überall sein!" erwidert Al-Hadan. "Die Siwah-Oase umfasst ein riesiges Gebiet! Die Oase ist 82 km lang und zwischen 2 und 20 km breit. Außer dem Hauptort Siwah sind noch einige Dörfer (Aghormi, Abu Shrouf, Kamesa, Balad Alroum und Bahi Eldien) und Militär Stationen in der Oase verstreut. Außerdem auch noch zahlreiche Plantagen und riesige Gärten! Allein in Siwah leben fast 11000 Einwohner!"
 

Ich zucke uninteressiert mit den Schultern.
 

"Kashi wird sich mit seinen Sklaven wohl kaum mitten in Siwah aufhalten, oder? Das heißt, dass wir uns nur um die Randgebiete kümmern müssen!" sage ich, Al-Hadan überlegt für ein paar Sekunden und nickt dann.
 

"Ich schätze, Du hast Recht. Kashi wird nicht das Risiko auf sich nehmen, dass irgendjemand seinen Sklaven zur Flucht verhelfen kann, er wird sich also irgendwo außerhalb von Siwah aufhalten, trotzdem gibt es da zahlreiche Möglichkeiten. Ohne weitere Anhaltspunkte kommen wir nicht weiter!" erwidert er, ich nicke leicht.
 

"Ich werde Rebecca´s Hilfe benötigen. Ist hier soweit alles klar?" frage ich.
 

"Ja, wir haben sämtliche Wachen festgenommen, es gab ein paar Verletzte, aber glücklicher Weise keine Toten. Wir hatten durch unsere Überzahl kaum Schwierigkeiten, trotz des Alarmsystems." meint Al-Hadan.
 

"Gut, dann sammeln wir uns am Besten im provisorischen Lager, um die nächsten Schritten zu diskutieren!" antworte ich, Al-Hadan nickt.
 

"Ich werd ein paar meiner Männer mit den Gefangenen zum Rebellenlager schicken, was ich mit ihnen mache, weiß ich zwar noch nicht, aber darum kann ich mich jetzt erstmal nicht kümmern. Ich schätze, ich werd sie Mubarak übergeben, wenn ich den Scheich erledigt hab." sagt er und zuckt mit den Schultern.
 

Ich wende mich erneut dem Gang zu und marschiere zurück in Richtung Küche, irgendwo rechts davon war ein Gang, der meiner Meinung nach zum Vorderausgang führen müsste. Al-Hadan folgt mir schweigend, anscheinend macht er sich Sorgen um seine Mutter. Auch wenn ich es nicht gerne zugebe, aber ich mach mir ebenfalls Sorgen. Ich kann es einfach nicht fassen, dass Wheeler ausgepeitscht wurde, 25 Peitschenhiebe! Allein bei dem Gedanken daran läuft mir ein eisigkalter Schauer über den Rücken! Der Köter hätte auf mich hören sollen, verdammt! Ich kann doch nicht ständig auf ihn aufpassen, das ist nicht meine Aufgabe verflucht noch mal! Genervt und müde massiere ich mir die Schläfen, das ist definitiv nicht mein Tag! Was Wheeler in diesem Moment vielleicht durchmacht, daran will ich lieber gar nicht erst denken!
 

~Joey´s Sicht~
 

Seit einer viertel Stunde steht Jimmy schon vor meiner Zellentür, leider ist er nicht allein, so dass ich keine Möglichkeit habe, mit ihm zu reden. Ein braungebrannter Ägypter in khakibrauner Uniform steht gegenüber meiner Gefängniszelle an der Wand und lacht die meiste Zeit. Ich hasse diese Gelache, weil es mich ständig an Hirutani erinnert, der hat auch immer so hinterhältig gelacht.
 

Ich schüttle den Kopf und roll mich auf meinem Metallbett zusammen. Mehr als eine dünne Decke und eine Strohmatratze hab ich nicht zum Wärmen, mir ist so furchtbar kalt, die Eisenkette an meinem Bein macht die Situation noch viel schlimmer. Wenigstens gibt es hier ein Klo, auch wenn es keine Luxusausführung ist, sondern nur ein altes Metallpissbecken. Ich frag mich, wie lange ich hier überleben werde, ohne verrückt zu werden!
 

"Hey boy, are you sleeping? (Hey Junge, schläfst Du?)" höre ich den Ägypter fragen.
 

"Yes! (Ja!)" antworte ich und dreh mich auf die andre Seite.
 

"Listen boy, don´t lie to me, alright? (Hör zu Junge, lüg mich nicht an, klar?)" antwortet er.
 

"Shut up! (Halt die Schnauze!)" knurre ich unwillig, ich will schlafen, verdammt noch mal!
 

"What was that? (Was war das?)" höre ich den Ägypter fragen.
 

"Muhammad, don´t! (Muhammad, nicht!)" höre ich Jimmy´s Stimme, als die Gittertür geöffnet wird.
 

Instinktiv richte ich mich auf und starre kampfbereit in das Gesicht des kräftigen Ägypters.
 

"Why not? The small desert worm needs a lesson in behaviour! (Warum nicht? Der kleine Wüstenwurm braucht eine Lektion in Benehmen!)" erwidert Muhammad und zieht ein Messer aus seinem Hosenbund.
 

Okay, damit kann ich leben, Messerkämpfe hab ich früher oft gehabt, leider ist hier meine Bewegungsfreiheit ein wenig eingeschränkt und die Wunden auf meinen Rücken schmerzen auch noch ziemlich doll. Egal, da muss ich jetzt wohl durch.
 

"Well come, kill me, if you can, I am waiting! (Na komm, töte mich, wenn Du kannst, ich warte!)" sage ich und erhebe mich von der Metallliege.
 

"Don´t do this! Kashi may kill you for hurting his special mutt! (Tu es nicht! Kashi kann Dich, für das Verletzen seines speziellen Köters töten!)" ruft Jimmy und versucht Muhammad aus meiner Gefängniszelle zu zerren.
 

"We are long dead, Jimmy! Since we work for the sheikh! Did you forget? (Wir sind längst tot, Jimmy! Seit wir für den Scheich arbeiten! Hast Du das vergessen?)" fragt Muhammad und irgendwie spüre ich beinahe so etwas wie Mitleid für die Männer, die unter dem Kommando von Scheich Kashi stehen! Aber nur beinahe!
 

"Don´t hurt him, or else! (Verletze ihn nicht oder sonst!)" zischt Jimmy.
 

"What? Do you threaten me? He is only a weak, worthless, dirty mutt! (Was? Drohst Du mir? Er ist nur ein schwacher, wertloser, dreckiger Köter!)" fragt Muhammad und fuchtelt mit dem Messer durch die Gegend.
 

Bevor ich richtig darüber nachdenken kann, sticht er zu und verfehlt meinen Hals nur knapp. Ich packe sein rechtes Handgelenk und drücke zu, so dass ihm das Messer aus der Hand fällt.
 

"Damned asshole! (Verdammtes Arschloch!)" knurre ich wütend und dreh Muhammad den rechten Arm nach hinten. "You can´t beat me, Muhammad! I´m not a weak, worthless, dirty mutt! (Du kannst mich nicht besiegen Muhammad! Ich bin kein schwacher, wertloser, dreckiger Köter!)"
 

"Joey. Let him go or you will pay for it! Kashi doesn´t like things like that! (Joey. Lass ihn gehen, oder Du bezahlst dafür! Kashi mag solche Sachen nicht!)" höre ich Jimmy sagen.
 

"I already know that, Jimmy! Don´t worry about me, I wont hurt him! (Ich weiß das bereits, Jimmy! Sorg Dich nicht um mich, ich verletzte ihn nicht!)" murmle ich und schieb Muhammad durch die offene Zellentür hinaus. "Don´t do that again Muhammad! (Wiederhole das nicht Muhammad)"
 

Wenn die Eisenkette an meinem Fuß nicht wäre, würde ich jetzt davonlaufen, aber so bleibt mir nichts anderes übrig, als wieder zurück zu meiner Metallliege zu gehen und mich hinzulegen.
 

"The knife, boy! (Das Messer, Junge!)" höre ich Muhammad sagen, ich hebe das Messer auf und werf es direkt durch die Gitterstäbe neben ihm in die Lehmwand, so dass er heftig zusammenzuckt.
 

Ich bin selbst ein wenig erstaunt über diesen Glückstreffer, aber der angstvolle Blick des Ägypters ist wirklich unbezahlbar!
 

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Satellitenüberwachung!

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50. Satellitenüberwachung!
 

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~Seto´s Sicht~
 

Nach drei Stunden Schlaf und 4 Tassen grünen Tee geht´s mir so gut, dass ich nicht mehr in Panik ausbreche, wenn ich daran denke, ich welchem Zustand ich Wheeler finde, wenn ich ihn denn finde. Wenn man mal davon absieht, dass ich einen Alptraum hatte, in dem dieser Loser blutend und völlig entkräftet vor meinen Füßen zusammenbricht und seinen letzten Atem aushaucht. Ich mag gar nicht an die letzten Worte denken, die Wheeler in diesem gruseligen Alptraum zu mir gesagt hat.
 

,Bist Du nun zufrieden? Ist es das, was Du wolltest?'
 

Völlig übermüdet schüttle ich den Kopf und versuche diesen Alptraum schnellstmöglich zu vergessen. So was kann ich jetzt absolut nicht gebrauchen! Es ist grade mal 6 Uhr morgens und fast sämtliche Rebellen sind auf den Beinen. Ich sitze im Schneidersitz in Al-Hadan´s Zelt und arbeite seit einer halben Stunde an meinem Laptop, neben mir liegt Rebecca, die an ihrem eigenen Laptop arbeitet.
 

"Wann erreicht der Satellit die richtige Position?" höre ich Al-Hadan fragen, der im Schneidersitz neben dem Zelteingang sitzt.
 

Ich hab keine Ahnung, wer auf die glorreiche Idee gekommen ist, einen ägyptischen Militärsatelliten ins All zu schicken, aber ich bin froh darüber!
 

"In ca. 1 Stunde." antwortet Rebecca. "Das Einklinken in den Satelliten ist kein Problem, das Problem ist das Militär, das ich auf Trab halten muss, während Kaiba sich mit Hilfe des Kaiba Corp Satelliten in den Militärsatelliten MUHASAT einloggt. Ich hab vielleicht ne knappe halbe Stunde, bis das Militär meine Position orten kann, wenn ich erstmal im Sicherheitssystem der Präsidenten Villa bin."
 

"Warum unbedingt die Präsidenten Villa?" fragt Al-Hadan.
 

"Weil das Militär sicher so sehr damit beschäftigt sein wird, Mubarak zu beschützen, dass niemand davon Notiz nimmt, wenn ich mich in den Militärsatelliten einklinke, um die Position des Scheichs ausfindig zu machen." antworte ich.
 

"Klingt logisch." meint Al-Hadan. "Aber seid bitte vorsichtig, das Militär steht zur Hälfte unter Kashi´s Kommando, wenn er Wind von der Sache bekommt, wechselt er sein Versteck sofort wieder und wir können die Suche von vorne beginnen."
 

"Keine Sorge, ich benötige vielleicht eine viertel Stunde, um mit Hilfe des Militärsatelliten den möglichen Standort von Kashi ausfindig zu machen, ich kann mit dem Satelliten den Funkverkehr im Umkreis der Siwah Oase abhören, sobald der Satellit die richtige Position erreicht. Sollte es länger dauern, hab ich noch einen Plan B." erwidere ich, während ich dabei bin ein trojanisches Pferd für meinen Plan B zu kreieren.
 

"Plan B?" fragt Al-Hadan, ich werfe einen kurzen Blick zu ihm und grinse fies.
 

"Schon mal was von einem trojanischen Pferd gehört?" frage ich leicht amüsiert, er legt leicht den Kopf schief und blinzelt kurz.
 

"Du meinst sicher nicht das Teil aus der griechischen Mythologie, oder?" fragt er, ich schüttle den Kopf.
 

"Nein, ich mein die Schad-Programme, die man getarnt als irgendein nützliches Programm oder einer anderen Datei auf fremde Rechner einschleusen kann, wo sie dann jede Menge Schaden anrichten können, wenn sie erstmal aktiviert sind." antworte ich.
 

"Du schreibst solche Programme doch nicht etwa selbst, oder?" fragt Al-Hadan erstaunt, ich schnaube kurz und wende mich wieder meinem Laptop zu. "Okay, vergiss die Frage, erinnere mich nur daran, dass ich Dich nie zu meinem Feind mache!"
 

"Werde ich tun." antworte ich grinsend, ohne meine Arbeit zu unterbrechen.
 

Ich hoffe zwar, dass ich Plan B nicht ausführen muss, aber es ist immer besser, wenn man für alle Eventualitäten ausgerüstet ist, das ist eins der wenigen, guten Dinge, die mir mein Stiefvater beigebracht hat.
 

"Ich hoffe nur, dass Deine Kreation nicht allzu viel Schaden beim Militär anrichtet." meint Rebecca.
 

"Keine Sorge, ich werd nur ein paar kleine Randdateien vernichten lassen und ein bisschen Chaos stiften, nichts Weltbewegendes. Das Chaos verschafft uns dann aber genügend Zeit, um von hier zu verschwinden, sollten sie unseren Aufenthaltsort entdecken." erwidere ich ruhig.
 

"Gut zu wissen, wenn Du mal irgendwann Zeit hast, musst Du mir unbedingt mal zeigen, wie man so ein Teil schreibt, hab mich bisher noch nicht an so was rangetraut." meint Rebecca, ich werfe ihr einen kurzen Seitenblick zu und schüttle etwas amüsiert den Kopf.
 

"Und ich hab Dich früher immer für eine unschuldige, naive Göre gehalten! Scheint fast so, als hätte ich mich getäuscht!" sage ich, sie schaut mich über den Rand ihrer Brille hinweg an.
 

"Unschuldige, naive Göre?" fragt sie und rümpft ein wenig beleidigt ihre Nase, was mich ein kleinwenig an Mokuba erinnert. "Bist ja gar nicht eingebildet, was?"
 

"Sollte ich?" frage ich leicht amüsiert, sie schüttelt grinsend den Kopf.
 

"Und ich hab beinahe angenommen, man könnte ein ziviles Gespräch mit Dir führen, ohne eine Beleidigung an den Kopf geknallt zu bekommen." meint sie, zwinkert mir kurz zu und wendet sich wieder dem Bildschirm ihres Laptops zu.
 

Ich unterdrücke ein leises Lachen und mach mich ebenfalls wieder an die Arbeit.
 

"Für zivile Gespräche bleibt immer noch Zeit, wenn diese ganze Sache hier vorbei ist." murmle ich, obwohl ich momentan nicht einmal weiß, wieso.
 

"Jederzeit." murmelt Rebecca ebenso leise und ich kann das leichte Lächeln nicht zurückhalten, das ein wenig an meinen Mundwinkeln zieht.
 

Ein ziviles Gespräch mit Rebecca dürfte wahrscheinlich ziemlich interessant werden, vielleicht sogar interessanter als die geschäftlichen Unterhaltungen, die ich bisher mit ihr geführt habe, als sie mein Sicherheitssystem verbessert hat!
 

~Mokuba´s Sicht~
 

Ein wenig unruhig laufe ich vor Al-Hadan´s Zelt auf und ab. Seto und Rebecca lassen sich ganz schön viel Zeit!
 

"Hey Mokuba!" höre ich Tristan rufen, ich dreh mich zu ihm um und schau ihn fragend an.
 

"Was?" frage ich leicht gestresst.
 

"Ist Dein Bruder immer noch in dem Zelt?" fragt Tristan zurück, ich nicke kurz.
 

"Ja, Rebecca und Haroun ebenfalls, schon seit knapp einer Stunde!" antworte ich mürrisch, er legt den Kopf leicht schief.
 

"Geh doch einfach rein und frag nach, wie weit die sind!" meint Tristan, ich schüttle den Kopf.
 

"Wenn Seto arbeitet, ist es besser, wenn man ihn nicht stört, besonders dann nicht, wenn Rebecca in der Nähe ist, das gibt dann nämlich doppelten Ärger! Als ich die Beiden das letzte Mal bei einer wichtigen Arbeit gestört habe, bekam ich einen halbvollen Plastikbecher kalten Kaffee ins Gesicht, weil Rebecca mich für eine von Seto´s nervigen Sekretärinnen gehalten hat!" antworte ich, während mir ein leicht unangenehmer Schauer über den Rücken läuft.
 

Tristan grinst ein wenig amüsiert und streicht sich kurz durch die Haare.
 

"Okay, unter diesen Umständen ist es wohl besser, wenn wir einfach warten, bis die wieder aus dem Zelt rauskommen, oder?" fragt er leicht spöttisch, ich nicke ein wenig zu heftig.
 

"Auf jeden Fall, ich geh da jedenfalls auf keinen Fall rein!" sage ich und verschränke demonstrativ die Arme.
 

"Gut, ich werd dann wieder zu Duke marschieren und mich um die Jeeps kümmern, die haben ein wenig gelitten und brauchen ne Generalüberholung." meint Tristan, hebt zum Abschied noch kurz die Hand und verschwindet zwischen zwei Zelten.
 

Ich seufze leise und werfe einen nervösen Blick auf den Zelteingang von Haroun´s Zelt. Ab und zu höre ich leise Stimmen, das dicke Leder des Zeltes dämpft jedoch jegliches Geräusch, so dass ich kaum ein Wort verstehe. Ich seufze erneut und beginne wieder damit, unruhig vor dem Zelteingang auf und ab zu laufen, etwas Anderes habe ich im Moment sowieso nicht zu tun und der Gedanke an Joey macht mich schier wahnsinnig! Ich hab keine Ahnung, wo er steckt und ich setze wieder einmal alle Hoffnungen auf meinen Bruder und Rebecca, wenn sie Joey nicht finden, dann schafft es keiner!
 

~Joey´s Sicht~
 

Hungrig und total angepisst wälze ich mich auf meinem harten Bett hin und her. Ich hab echt keine Lust noch länger hier herumzuliegen, ich will hier endlich raus! Die Wunden auf meinem Rücken jucken, als hätte ich Juckpulver unter dem Verband! Diese verdammten Heilkräuter helfen zwar gegen die Schmerzen, aber dafür juckt das Zeug schlimmer, als eine Horde Ameisen, die mir über den Rücken laufen! Ich hasse das! Seit zwei Stunden liege ich jetzt schon wach und vor meiner Zelle steht nicht ein Wächter. Jimmy ist nicht da und dieser verdammte Muhammad ebenfalls nicht, auch von meinen anderen Wächtern fehlt jede Spur. Dabei hab ich tierischen Hunger! Ich könnte nen Dreifachburger und nen saftiges Steak vertragen oder zwei Portionen Hühnchen-Curry mit Reis, vielleicht auch drei Portionen oder vier! Durst hab ich auch, meine Kehle ist so trocken, als wäre ich tagelang durch die Wüste geirrt. Wo zum Teufel stecken meine Wächter?
 

Mürrisch richte ich mich auf und starre durch die Gitterstäbe meines Gefängnisses auf den schwach beleuchteten Gang. Keine Menschenseele zu sehen. Ich lausche angespannt in die Stille hinein, doch außer das leise Knistern der Fackeln auf dem Gang und das leise Piepsen irgendwelcher Mäuse oder Ratten, die zwischen den Wänden hin und her laufen, höre ich nichts. Das macht mich wahnsinnig!
 

Die Eisenkette an meinem Bein nervt gewaltig und ich hab beinahe das Gefühl, als würde mein linker Fuß durch die eisige Kälte des Metalls absterben. Mein Knöchel ist schon ganz dick! Ich will hier endlich raus, verdammt noch mal!
 

Leise Schritte lassen mich ein wenig zusammenzucken.
 

"Hey, someone there? I am hungry! And thirsty! And the bandage ought to be changed urgently! And would someone be so nice, to take this condemned iron chain off my foot? My ankle already swelled completely! (Hey, jemand da? Ich hab Hunger! Und Durst! Und der Verband müsste dringend gewechselt werden! Und wäre jemand so nett, diese verdammte Eisenkette von meinem Fuß zu entfernen? Mein Knöchel ist schon total angeschwollen!)" motze ich genervt und warte mürrisch auf eine Reaktion.
 

Ich hasse es, die ganze Zeit auf Englisch zu labern, aber in diesem verdammten Land spricht kaum jemand japanisch! Ich hasse Ägypten!
 

"Be quiet, boy, or I will tear your tongue out! (Sei leise, Junge, oder ich reiß Dir die Zunge raus!)" höre ich die Stimme eines meiner anderen, unbekannten Wächter.
 

"Try it! (Versuch es!)" murre ich und starre den schwarzhaarigen Typ an, der sich etwas amüsiert gegenüber des Gitters an die Wand lehnt.
 

"You would like that, don't you? (Das würde Dir gefallen, oder?)" meint der Typ spöttisch, ich hasse diesen Kerl!
 

"Shut up and bring me food and something to drink and tell Schandir, she must change my bandage and take off my iron chain! (Halt die Schnauze und bring mir Essen und was zum Trinken und sag Schandir, sie muss meinen Verband wechseln und nimm mir die Eisenkette ab!)" knurre ich wütend.
 

"Say ,Please'! (Sag ,Bitte'!)" meint der Typ grinsend und verschränkt seine Arme, ich schüttle den Kopf.
 

"Forgot it! (Vergiss es!)" antworte ich.
 

"So? All right, I have plenty of time. (So? In Ordnung, ich hab viel Zeit.)" erwidert der Kerl und rührt sich keinen Zentimeter.
 

Mein Magen knurrt, mein Rücken juckt höllisch, meine Kehle fühlt sich an, als hätte ich Sandpapier verschluckt und mein Knöchel pocht so laut, dass ich meinen eigenen Pulsschlag dort hören kann. Shit, ich hasse mein Leben!
 

"Please! (Bitte!)" knirsche ich extrem sauer, der Typ im Gang lacht böse und nickt.
 

"All right, I will be back in a minute, don´t run away boy! (In Ordnung, ich bin in einer Minute zurück, lauf nicht weg Junge!)" meint der Kerl und verschwindet nach rechts im Gang.
 

Haha, sehr witzig! Diese Ägypter haben wirklich nen kranken Humor! Die sind schlimmer als Kaiba und das ist wirklich ne Leistung!
 

Klasse! Jetzt denk ich schon wieder an den Kerl! Der Typ treibt mich sogar dann noch zur Weißglut, wenn er gar nicht in der Nähe ist! Arschloch! Reicht das nicht, dass ich schon wieder einen Alptraum hatte? Fuck! Das nervt gewaltig. Ich will das nicht! Völlig frustriert streich ich mir durch meine verstrubbelten, leicht verdreckten Haare. Ich könnte jetzt wirklich ne Dusche gebrauchen, aber so wie meine Lage momentan aussieht, werd ich für ne Weile darauf verzichten müssen. Man, wäre ich bloß nicht so bescheuert gewesen, das Krankenhaus zu verlassen! Ich hätte wenigstens dieses eine Mal auf Kaiba hören sollen, aber Nein, ich musste ja wieder meinen verdammten Dickschädel durchsetzten! Irgendwann bringt mich das noch ins Grab!
 

Ich seufze leise und lass mich erschöpft zurück auf die Liege fallen. Es bringt mir im Moment absolut nichts, wenn ich im Selbstmitleid versinke, dafür hab ich später immer noch Zeit. Ich brauch einen neuen Fluchtplan, aber erstmal muss ich diese verdammte Eisenkette loswerden! Ich hoffe nur, dass Jimmy irgendwie eine Möglichkeit findet, noch mal alleine hierher zu kommen, ich brauch unbedingt seine Hilfe, alleine komm ich hier nicht weg.
 

Ich will nach Hause!
 

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Er soll was?

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51. Er soll was?
 

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~Joey´s Sicht~
 

Man, das wird ja immer besser! Erst lässt man mich fast ne ganze Stunde warten, bevor ich etwas zum Essen bekomme und dann ist das Essen auch noch so verdammt schlecht, dass mir fast der Hunger vergeht! Was soll diese Pampe eigentlich darstellen? Sieht aus wie Erbsenbrei und schmeckt wie angebrannte Kartoffeln! Wenn ich nicht so einen verdammten Kohldampf hätte, würde ich das nicht mal mit dem Arsch anschauen, geschweige denn meine Kehle hinunterwürgen!
 

"Schmeckt das Essen, Joey?" höre ich eine Stimme, die mir unwillkürlich einen sehr unangenehmen Schauer über den Rücken jagt.
 

Kashi!
 

"Was zum Teufel wollen Sie?" frage ich extrem angepisst und starre mit einem mörderischen Blick durch die Gitterstäbe auf den Scheich, der mit verschränkten Armen im Gang vor meinem Gefängnis steht.
 

"Ich hab Dir nur eine Frage gestellt, mehr nicht." antwortet Kashi ruhig, ich schnaube leise.
 

"Das Essen schmeckt widerlich, das würde ich nicht einmal meinem ärgsten Feind zum Essen geben!" motze ich, er grinst amüsiert.
 

"Du musst es ja nicht essen, wenn es Dir nicht schmeckt, erwarte aber nicht, dass Du etwas anderes bekommst." meint er und zuckt leicht mit den Schultern.
 

Ich fühl mich so hilflos!
 

"Sie werden dafür büßen, Kashi, das schwöre ich ihnen!" knurre ich und starre auf die grüne Pampe auf dem Teller, der auf meinen Knien steht.
 

"Soll ich jetzt Angst haben?" fragt Kashi ungläubig.
 

"Wäre gesünder für Sie, nicht jeder legt sich mit Kaiba an und kommt ungeschoren davon!" antworte ich.
 

Wenn man es genau betrachtet, hat Kaiba sogar ein Menschenleben auf dem Gewissen, seinen Stiefvater. Ihn als Rivalen zu haben, ist schon schwer genug, ihn sich aber zum richtig ernsthaften Feind zu machen, ist absolut lebensmüde.
 

"Ich hab keine Angst vor Kaiba, was glaubst Du wohl, warum ich es gewagt habe, seinen kleinen Bruder zu kidnappen?" fragt Kashi und ich weiß wirklich nicht, was ich darauf antworten soll.
 

"Geld kann es nicht sein, was Sie von Kaiba wollten, oder?" frage ich und starre den Scheich mit leicht zusammengekniffenen Augen an.
 

"Nein, Geld hab ich genug. Ich wollte Kaiba zerbrechen auf die schlimmste Art und Weise, die man sich vorstellen kann." meint Kashi und in mir steigt eine solch mörderische Wut hoch, dass ich mir beinahe vorkomme, wie Marik, als er von seiner Psychopersönlichkeit beherrscht wurde.
 

"In dem Sie ihm das wegnehmen, was ihm am Meisten etwas bedeutet?" frage ich dunkel, Kashi nickt.
 

"Sehr gut beobachtet, Joey!" meint Kashi und lacht amüsiert.
 

"Sie sind noch verrückter, als ich angenommen hatte!" zische ich.
 

"Nun ja, wie auch immer, das war nicht der einzige Grund, warum ich den kleinen Kaiba wollte." sagt Kashi, ich will eigentlich gar nicht wissen, was er noch für Gründe hatte.
 

"Es gibt noch einen?" frage ich dennoch.
 

"Sicher. Und das war diese unschuldige, naive Art von Mokuba. Das hat mich irgendwie fasziniert, so ein naives Spielzeug hatte ich nämlich schon lange nicht mehr!" antwortet Kashi und lacht erneut, aber diesmal hört sich sein Lachen grausam an, wie das Lachen von Kaiba, als er noch der ärgste Rivale von Yugi war.
 

"Sie werden Mokuba nicht bekommen, dafür hab ich gesorgt!" zische ich und merke erst zu spät, dass ich grade mein Geheimnis preisgeben habe.
 

Shit!
 

"Hah, ich hatte also Recht mit meiner Vermutung, Du hattest etwas mit Mokuba´s Flucht zu tun." meint Kashi triumphierend.
 

Mist! Was soll ich jetzt darauf antworten?
 

"Sag mir, wie hast Du es angestellt? Zu Mokuba´s Flucht warst Du doch im Folterkeller und kaum bei Bewusstsein. Wer hat Dir geholfen?" fragt Kashi und ich beiße meine Zähne zusammen, ich werde ihm nicht antworten, egal was passiert!
 

"War es einer meiner Wächter?" fragt Kashi weiter, ich starre ihn an, ohne eine Reaktion zu zeigen.
 

In den letzten Jahren habe ich gelernt, ein beinahe perfektes Pokergesicht aufzusetzen, wenn es nötig ist. Selbst Kaiba wäre neidisch darauf!
 

"Fein, ich werde Dich schon noch zum Reden bringen. Ich hab jetzt noch ein wenig außerhalb dieses Versteckes zu tun, aber ich werde Dir heute Abend einen Besuch abstatten und dann wird Jimmy Dir eine ganz besondere Lektion verpassen." sagt er und grinst über´s ganze Gesicht.
 

Was für eine ,Lektion' könnte das sein?
 

"Du bist doch noch Jungfrau, oder?" fragt Kashi und in mir läuten ganz plötzlich sehr viele Alarmglocken!
 

"Wah?" frage ich total geschockt.
 

"Nun ja, ich nehme nicht an, dass Du noch nie Sex hattest, aber sicher noch nie mit einem Mann, oder?" fragt Kashi amüsiert und ich schüttle völlig erschrocken den Kopf.
 

"Gut! Jimmy mag Jungfrauen, ich hab dafür leider keine Verwendung, daher überlass ich ihm immer die erste ,Lektion'!" meint Kashi und verschwindet mit einem furchtbar grauenhaften Lachen im Gang.
 

Ich starre völlig schockiert auf die Gitterstäbe und versuche mir einzureden, dass ich nicht gerade gehört habe, was ich gehört habe.
 

Das kann nicht sein Ernst sein! Ich mein, ich hab zwar damit gerechnet, dass mir so was passieren könnte, als Kashi mich geküsst hat, aber das geht doch nicht! Ich mein, heute Abend? Und dann auch noch Jimmy? Der Einzige, der dafür sorgen konnte, dass Mira und Mokuba fliehen konnten? Jimmy soll mir eine Lektion erteilen?
 

"Shit!" fluche ich laut und werf den Teller mit der grünen Pampe gegen die Gitterstäbe.
 

"Verfluchte Scheiße!" schreie ich und zerbrech meinen Plastiklöffel mit einer Hand.
 

Nein! Niemals! Das darf einfach nicht passieren!
 

~Rebecca´s Sicht~
 

Triumphierend schließe ich mein selbst entwickeltes Hackerprogramm und richte mich aus meiner liegenden Position auf. Ich bin tatsächlich besser, als ich dachte.
 

"So, das wär´s! Das Militär dürfte jetzt für ein paar Stunden damit beschäftigt sein, die angeblichen Diebe zu fassen, die ins Museum eingebrochen sind. Ich hoffe der Bote kommt schnell genug im Rebellenlager an, damit Ishizu schnell genug nach Kairo zurückfährt, um die Aussage, der angeblich gestohlenen Wertgegenstände zu bestätigen." sage ich und rücke meine Brille zurecht.
 

"Ich muss schon sagen, die Idee mit dem angeblichen Museumseinbruch kam äußerst passend." meint Kaiba, ich lächle ihn etwas unsicher an.
 

"Ich hoffe nur, Ishizu ist mir nicht böse, weil ich mich in ihr Sicherheitssystem eingeklinkt habe, um das Alarmsystem auszulösen. Da wird jetzt nämlich ne ganze Menge Papierkram auf sie zukommen und sie hat schon jetzt zu viel Stress." antworte ich, Kaiba zuckt nur leicht mit den Schultern.
 

"Sie wird sicher verstehen, dass es sich hier um einen Notfall handelt, sie versteht eigentlich immer alles." erwidert Kaiba und ich kann ein kleines Schmunzeln nicht zurückhalten.
 

"War sie es nicht, die Dich davon überzeugt hat, dass es vielleicht doch eine gute Idee ist, dem Pharao gegen die böse Seite von Marik beizustehen?" frage ich leicht amüsiert, Kaiba zieht seine Augenbrauen zusammen.
 

"Ishizu hatte damit überhaupt nichts zu tun! Ich wollte lediglich herausfinden, ob der verdammte Pharao mit meiner Karte umgehen konnte, nichts weiter! Das hab ich Dir aber schon das letzte Mal erklärt, Rebecca Hopkins!" zischt Kaiba, ich grinse leicht und schau ihn über den Rand meiner Brille an.
 

"Sicher, Mr. Seto Kaiba, was immer Sie sagen!" antworte ich, er zuckt wütend mit seinen Augebrauen.
 

"Miss Hopkins, ich erinnere Sie äußerst ungern an die Tatsache, dass Sie vor kurzer Zeit in mein Sicherheitssystem eingedrungen sind, um sich Zugang zu meinen Daten zu verschaffen! Treiben Sie ihre Spielchen also nicht zu weit, Sie könnten es bereuen!" erwidert Kaiba in einem mehr als tödlich ruhigem Geschäftston, der jedem Anderen sicher durch Mark und Bein gegangen wäre.
 

Ich winke mit der Hand ab.
 

"Papperlapapp. Ich bin noch minderjährig, mir kann gar nichts passieren." antworte ich selbstsicher, er hebt strafend seinen rechten Zeigefinger.
 

"Ah, ah, so einfach lass ich Sie diesmal nicht davonkommen, Miss Hopkins! Ich erwarte von Ihnen eine Wiedergutmachung. Wenn diese ganze Geschichte hier vorbei ist, werde ich darüber nachdenken, Kaiba Corp auch in Ägypten zu eröffnen, immerhin liegt hier ja der Ursprung von Duellmonsters." meint er und ich zucke unwillkürlich zusammen.
 

"Du meinst, ähm Sie meinen, Kaiba Corp kommt nach Ägypten?" frage ich irritiert, er nickt.
 

"Korrekt. Ich hatte schon vor einiger Zeit beabsichtigt, Kaiba Corp hier zu eröffnen, aber aus irgendeinem Grund wurde mir das vom Militär verweigert. Ich bin nie wirklich dahinter gekommen, warum Kaiba Corp hier nicht erwünscht ist, bis heute." antwortet Kaiba und ich bin neugierig.
 

"Was ist der Grund?" frage ich, er zieht nachdenklich seine Augenbrauen zusammen.
 

"Kashi!" antwortet er und plötzlich ergibt alles einen Sinn, oder auch nicht.
 

"Kashi? In wiefern?" frage ich.
 

"Vor ungefähr 4 Jahren hatte ich jemandem damit beauftragt beim Präsidenten anzufragen, ob es mir gestattet ist, Kaiba Corp nach Ägypten zu bringen, ich bekam eine Zusage. Zu der Zeit hatte ich allerdings einige Probleme in Amerika, die ich lösen musste, daher musste ich die Planung von Kaiba Corp Egypt vorerst auf Eis legen. Als ich ein Jahr später erneut anfragte, wurde mir ein persönliches Gespräch mit Mubarak verweigert, ebenso wurde mir vom Militär klargemacht, dass Kaiba Corp in Ägypten nicht erwünscht ist. Ich hab später herausgefunden, dass eine Menge Schmiergeld im Militär verteilt wurde, der ,Spender' allerdings blieb unbekannt, ich hab mir die Idee von Kaiba Corp Egypt nach diesem Vorfall aus dem Kopf geschlagen, weil ich es für eine Fehlinvestition hielt." antwortet Kaiba und ich ahne schon, wer der ,Spender' war.
 

"Du meinst, Kashi hat damals verhindert, dass Kaiba Corp nach Ägypten kommt?" frage ich, er nickt.
 

"Exakt, das hab ich heute zufällig herausgefunden, als ich im Militärsatelliten herumgestöbert habe. Kashi hat damals sämtliche Register gezogen, um den Einzug von Kaiba Corp in Ägypten zu verhindern." meint er, ich zucke nervös mit den Augenbrauen.
 

"Warum?" frage ich, Kaiba lächelt bitter und irgendwie weiß ich bereits jetzt, was er antwortet.
 

"Geld und Macht!" erwidert er trocken, ich nicke verstehend. "Stell Dir mal vor, was passiert wäre, wenn Mubarak Kaiba Corp erlaubt hätte, hier Fuß zu fassen. Es gäbe drei große Mächte in Ägypten. Mubarak selbst, Kaiba Corp und Scheich Kashi. Ohne Kaiba Corp hat Kashi freie Bahn, um Mubarak aus dem Weg zu räumen, mit Kaiba Corp wäre das etwas Anderes, denn solange ich über die Firma bestimme und über genug Geld verfüge, wird es eine Machtübernahme nicht geben." erwidert er.
 

"Und genau das hat Kashi gewusst, er muss von Deinen Plänen erfahren haben, als Du in Amerika warst und hat dann natürlich seine eigenen Schlüsse daraus gezogen und entsprechend reagiert." vervollständige ich, er nickt und mir wird klar, dass die Entführung von Mokuba wahrscheinlich genau damit zusammenhängt.
 

"Ich hätte eine erneute Anfrage unterlassen sollen, dann hätte die Entführung von Mokuba nicht stattgefunden und wir müssten uns jetzt nicht auf die Suche nach Kashi machen, um den Trottel Wheeler aus seinen Klauen zu retten." zischt Kaiba wütend.
 

"Wann?" frage ich, er schaut mich an und in seinem Blick erkenne ich zum ersten Mal so was wie Schuldgefühle.
 

"Vor drei Monaten ungefähr, ich hatte angenommen, dass sich die Lage hier in Ägypten inzwischen beruhigt hätte, ich lag falsch. Ich wurde erneut vom Militär abgewimmelt, bevor ich mit Mubarak persönlich sprechen konnte. Ich hab mir im ersten Moment nichts dabei gedacht und auch als ich erfuhr, dass Mokuba nach Ägypten geschafft wurde, hielt ich es zuerst nur für einen Zufall, da Mokuba ja seit einiger Zeit gar nichts mit Kaiba Corp zu tun hatte. Aber anscheinend haben es die Leute noch immer auf ihn abgesehen, eben nur, weil er mein Bruder ist und meine einzige Schwachstelle, wenn es um Kaiba Corp geht. Wenn ich es so betrachte, müsste ich Wheeler extrem dankbar sein, dass er dafür gesorgt hat, dass Kashi sein einziges Druckmittel verliert, dass er gegen mich in der Hand hatte." sagt er.
 

"Allerdings wird Kashi aus diesem Grund nicht sehr erfreut darüber sein. Joey wird schwer dafür büßen müssen, ich mag mir gar nicht vorstellen, was mit ihm passiert." flüstere ich, Kaiba schweigt und sekundenlang bilde ich mir ein, dass in seinen Augen ein wenig Sorge aufblitzt.
 

Diese Erkenntnis muss ihn ziemlich hart treffen, zumal er anscheinend vor Joey´s Verschwinden einen heftigen Streit mit ihm hatte.
 

"Hör zu Kaiba, ich weiß nicht, was zwischen Dir und Joey vorgefallen ist, vor seinem Verschwinden, aber Du darfst Dich jetzt nicht davon ablenken lassen! Unsere Aufgabe ist es, ihn zu finden, lebend! Joey ist ein Kämpfer, das weißt Du, er hat gewusst, worauf er sich einlässt." antworte ich, er schüttelt heftig den Kopf.
 

"Nein, das hat er nicht, er weiß nie, worauf er sich einlässt, er würde vor einen LKW springen, um einen seiner Freunde weg zu schieben, ohne darüber nachzudenken, ob er selbst vielleicht dabei draufgeht!" flucht Kaiba und ich weiß, dass er Recht hat. "Genau das ist der Grund, warum ich ihn nicht zum Freund will, verdammt noch mal!"
 

Kaiba´s Gesicht ist wutverzerrt und seine Hände klammern sich so fest in die Seiten seines Laptops, dass seine Fingerknöchel beinahe weiß erscheinen. In dieser Situation hab ich ihn noch nie zuvor gesehen! Ich bin froh, dass wir alleine in Haroun´s Zelt sitzen, es erspart Kaiba die Demütigung, von einer ihm völlig fremden Person, in so einer unkontrollierten, emotionalen Situation gesehen zu werden.
 

Ich senke den Blick, um ihm etwas Privatsphäre zu gönnen, damit er sich wieder unter Kontrolle bringen kann.
 

Ich verstehe seine Reaktion vollkommen. Es ist für ihn schon schwer genug, auf seinen Bruder aufzupassen, damit ihm nichts passiert. Kaiba Corp macht für ihn das Leben nicht einfach. Wenn ich an die vielen Entführungen und Erpressungsversuche denke, denen Kaiba und sein Bruder aufgrund Kaiba Corp ausgesetzt waren, wird mir übel. Freunde kann er nicht brauchen, weil sie nur versuchen würden, ihn zu beschützen. Joey wäre der Erste, der für Kaiba sein Leben riskieren würde, würde Kaiba seine Freundschaft akzeptieren, genau das wird mir ebenfalls schlagartig bewusst. Nach der Rettungsaktion von Mokuba bleibt daran kein Zweifel!
 

"Keine Sorge, wir finden ihn." murmle ich leise.
 

"Das hoffe ich." antwortet Kaiba und in diesem Moment fühle ich den ganzen Schmerz, den Kaiba in sich trägt mit voller Stärke.
 

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Erkenntnis!

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52. Erkenntnis!
 

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~Joey´s Sicht~
 

Mit hängenden Schultern und angezogenen Knien sitze ich in der schmalen Spalte zwischen dem Kopfende meiner Liege und der Lehmwand meines Gefängnisses und denke fieberhaft über einen Ausweg aus meiner mehr als misslichen Lage nach, aber so sehr ich mich auch anstrenge, es will mir einfach kein geeigneter Fluchtplan einfallen. Jimmy hat sich bisher noch nicht blicken lassen und die Eisenkette um meinem Fuß macht mir eine Flucht völlig unmöglich und selbst wenn ich die Kette abbekommen würde, wäre da immer noch das Problem mit den Eisengittern, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ich wahrscheinlich nicht aus diesem neuen Versteck des Scheichs fliehen kann, ohne entdeckt zu werden und wenn doch, weiß ich immer noch nicht, wo ich mich überhaupt befinde. Ich weiß nur, dass ich in unmittelbarer Nähe dieses alten Gebäudes keine Wüste gesehen habe, aber es war auch mitten in der Nacht, da konnte ich fast überhaupt nichts erkennen. Ich weiß also nicht, wo ich bin und wie ich hier wieder wegkomme! Verdammt!
 

"Joey?" höre ich ein leises Flüstern, dass ich nicht gleich irgendeiner Person zuordnen kann.
 

"I must talk to you, Joey! (Ich muss mit Dir reden, Joey!)" höre ich jemanden sagen und mir wird klar, dass es Jimmy ist.
 

Ich hebe unsicher den Kopf und starre über die Liege hinweg zu den Gitterstäben, Jimmy steht draußen auf dem Gang und schaut sich etwas unsicher um.
 

"I don´t have much time, the guards will come down in a matter of minutes. (Ich habe nicht viel Zeit, die Wächter wollen in wenigen Minuten runterkommen.)" flüstert Jimmy, ich krieche aus meinem Versteck hervor, die Eisenkette um meinem Fuß klappert laut und ich zucke ein wenig zusammen.
 

"What do you want? (Was willst Du?)" frage ich kühl und mustere Jimmy mit einem abschätzenden Blick.
 

"I wanted to say, I´m sorry! (Ich wollte sagen, es tut mir leid!)" antwortet er und ich lache trocken.
 

"Say what, you are sorry? Don´t make me laugh! (Sag bloß, es tut Dir leid? Dass ich nicht lache!)" zische ich wütend. "I don´t believe you! (Ich glaube Dir nicht!)"
 

"Joey, please listen to me, it´s important! (Joey, bitte hör mir zu, es ist wichtig!" meint Jimmy und ich seufze leise.
 

"What is it? (Was ist es?)" frage ich und lass mich vor dem Gitter auf dem Boden sinken.
 

Jimmy schaut sich kurz um und geht auf der anderen Seite des Gitters in die Knie.
 

"I know, the sheikh told you about the lessons, which I have to give. (Ich weiß, der Scheich hat Dir von den Lektionen erzählt, die ich zu geben habe.)" sagt er und ich nicke kurz. "It´s my only way to survive! (Es ist mein einziger Weg, zu überleben!)"
 

Ich schlucke kurz und schüttle den Kopf.
 

"You mean ...? (Du meinst ...?)" frage ich unsicher, Jimmy nickt.
 

"Yes, I must give these lessons, or Kashi will kill me. (Ja, ich muss diese Lektionen geben, oder Kashi tötet mich.)" antwortet er, ich senke den Kopf und verberge meine schockgeweiteten Augen vor ihm.
 

Scheiße!
 

"Joey, I don´t want that anymore! (Joey, ich will das nicht mehr!)" höre ich Jimmy flüstern und ich hebe erschrocken den Kopf.
 

"What do you mean? (Was meinst Du?)" frage ich nervös.
 

"I mean, I don´t want sex with you, not in this way. (Ich meine, ich will keinen Sex mit Dir, nicht auf diese Art.)" erwidert er und ich schlucke kurz.
 

"But ...! (Aber ...!)" sage ich, Jimmy bringt mich mit einer kurzen Handbewegung zum Schweigen.
 

"I know, what I do, I know the consequences. It doesn´t matter to me anymore. This is too much. I´m sorry, that I can´t free you. However I won´t take away your virginity and your pride in order to survive, because you´re like me. I was always gentle and friendly towards my friends and my family and I wanted to be strong. I have done bad things, many bad things, to please the sheikh and to survive and now I don´t want to do these kind of things to anyone anymore. Please understand that, Joey! Don´t blame yourself for it, it´s my choice, okay? (Ich weiß, was ich tue, ich kenne die Konsequenzen. Es macht mit nichts mehr aus. Das ist zu viel. Es tut mir leid, dass ich Dich nicht befreien kann. Aber ich werde Deine Jungfräulichkeit und Deine Würde nicht stehlen, um zu überleben, weil Du bist wie ich. Ich war immer sanft und freundlich gegenüber meinen Freunden und meiner Familie und ich wollte stark sein. Ich hab schlimme Dinge getan, viele schlimme Dinge, um den Scheich gnädig zu stimmen und zu überleben und nun will ich diese Dinge nicht mehr irgendjemandem antun. Bitte versteh das, Joey! Gib Dir nicht die Schuld dafür, es ist meine Entscheidung, okay?)" sagt er und ich bin zu geschockt, um ihm zu antworten.
 

Ich schüttle den Kopf. Nein! Das kann ich nicht zulassen! Bevor ich ihn umstimmen kann, höre ich ein Lachen. Ruckartig drehe ich zeitgleich mit Jimmy den Kopf in die Richtung, aus der das Lachen kommt und bin wahrscheinlich genauso erschrocken, wie Jimmy.
 

Kashi steht nicht weit von uns im halberleuchteten Gang und lacht! Hat er etwa Jimmy´s Rede mit angehört? Scheiße!
 

"Well, well, these are very bad news for me, don´t you think, Muhammad? (Gut, gut, das sind sehr schlechte Nachrichten für mich, denkst Du nicht, Muhammad?" höre ich Kashi sagen, neben ihm taucht der Wächter auf, der mich mit dem Messer angreifen wollte.
 

"I don´t think so, master Kashi, I think, these are very good news for you! (Ich denke nicht so, Meister Kashi, ich denke, das sind sehr gute Nachrichten für Sie!)" antwortet Muhammad höchstgradig amüsiert und starrt mich mit einem mehr als wütenden Blick an.
 

"Yes, I think you are right. Very well, you know what to do, so do it now. (Ja, ich denke, Du hast Recht. Sehr gut, Du weißt, was zu tun ist, also tu es jetzt.)" meint Kashi, Muhammad nickt und kommt so schnell auf uns zu, dass mir kaum Zeit zum Blinken bleibt.
 

Jimmy erhebt sich mit einem erschrockenen Aufschrei auf die Füße und wird sofort von Muhammad mit einem Tritt in den Magen niedergestreckt.
 

"No, let him go! (Nein, lasst ihn gehen!)" schreie ich und erhebe mich ebenfalls.
 

"You don´t have to worry about this little traitor anymore. You will see him die in the evening. (Du brauchst Dich nicht mehr um diesen kleinen Verräter sorgen. Du wirst ihn am Abend sterben sehen.)" höre ich Muhammad sagen und ich rüttle wütend an den Eisengittern, während das grauenhafte Lachen von Kashi durch den Gang schallt.
 

Jimmy liegt auf dem Boden vor der Gittertür und starrt mich aus halbgeschlossenen Augen an. Sein Gesicht ist schmerzverzerrt, aber er schüttelt leicht den Kopf. Er öffnet den Mund und formt stumm die Worte ,Don´t worry, I´m happy'.
 

Die Ironie dieser Worte wird mir so schlagartig bewusst, dass ich nicht weiß, ob ich lachen oder flennen soll. Mit einem lauten Knall hau ich meinen Kopf gegen die Gitterstäbe, einmal, zweimal, dreimal. Shit!
 

Jimmy wird ruckartig auf die Füße gezogen und von Muhammad den Gang hinunter geschoben, ich wende meinen Blick von ihnen ab und starre Kashi an, der noch immer auf der anderen Seite des Ganges steht und mich neugierig und vielleicht etwas überrascht anstarrt.
 

"Ich weiß nicht wie Du es geschafft hast, Jimmy´s Vertrauen zu gewinnen. Er war immer ein guter Sklave und ein noch besserer Sklavenwächter. Ich hätte nicht erwartet, dass ausgerechnet Jimmy derjenige ist, der mich hintergangen hat." meint er, ich zucke mit den Schultern und antworte nicht darauf.
 

Was soll ich schon dazu sagen? Dass Jimmy mich für meinen Mut bewundert hat? Dass Mira mich von Jimmy´s guten Seiten überzeugen konnte? Dass Jimmy in Mira verliebt war und Mitleid mit Mokuba hatte? Dass Jimmy der Einzige war, bei dem ich gleich wusste, dass ich ihm vertrauen kann? Sicher nicht! Außerdem spielt das überhaupt keine Rolle mehr. Jimmy wird heute Abend sterben und es ist meine Schuld!
 

~Mokuba´s Sicht~
 

Seit einer halben Stunde sitze ich im Beratungszelt des Rebellenanführers und lausche dem Gespräch. Seto sitzt rechts neben mir, auf der anderen Seite von Seto sitzt Rebecca, links neben mir sitzen Tristan und Duke. Haroun sitzt direkt mir gegenüber, daneben sitzen Kamir und Anthony, so dass sich ein fast perfekter Halbkreis bildet. Außerdem sind noch drei weitere Rebellen anwesend, die in der Nähe des Zelteingangs sitzen und sich aber kaum an dem Gespräch beteiligen. Da Anthony Amerikaner ist und kein Wort japanisch spricht und die drei anderen Rebellen aus Ägypten stammen und ebenfalls kein Japanisch verstehen, wird die ganze Unterhaltung auf Englisch geführt.
 

"You mean, the sheikh is in the middle of Siwah? (Du meinst, der Scheich ist in der Mitte von Siwah?)" fragt Anthony überrascht.
 

"Yes and No! The radio signal came directly from Siwah, however I think, the sheikh is not there, but somewhere outside of the oasis. I don´t know exactly, where Kashi is, but I could filter six possible locations of the hiding place of sheikh Kashi. (Ja und Nein! Das Funksignal kam direkt aus Siwah, aber ich denke, der Scheich befindet sich nicht dort, sondern irgendwo außerhalb der Oase. Ich weiß nicht genau, wo Kashi ist, aber ich habe sechs mögliche Standorte des Verstecks von Scheich Kashi herausfiltern können.)" antwortet Seto kühl.
 

"Six possible locations? (Sechs mögliche Standorte?)" fragt Haroun.
 

"Yes, the small oasis Qara in the east of Siwah, Gebel (Jebel) al-Mawta or the Mountain of the Dead in the north of Shali the old town of Siwah, the old village Agurmi in the east of Siwah, the village Al Manshiyah in the south of Siwah, the village Izbat Zaydan in the northeast of Siwah and the mountain Gebel Dakrur in the east of Siwah. (Ja, die kleine Oase Qara im Osten von Siwah, Gebel (Jebel) al-Mawta oder der Berg der Toten im Norden von Shali, der alten Stadt von Siwah, das alte Dorf Agurmi im Osten von Siwah, das Dorf Al Manshiyah im Süden von Siwah, das Dorf Izbat Zaydan im Nordosten von Siwah und der Berg Gebel Dakrur im Süden von Siwah.)" erwidert Seto, Haroun nickt.
 

"I understand. That means, we have to divide our army to find the sheikh before he disappears again. (Ich verstehe. Das bedeutet, wir müssen unsere Armee aufteilen, um den Scheich zu finden, bevor er erneut verschwindet.)" meint er.
 

"And I don´t know, how much time we have. It´s already noon, we have only six or seven hours time, before the sun goes down. Tomorrow could be too late already. (Es ist bereits Mittag, wir haben nur sechs oder sieben Stunden Zeit, bevor die Sonne untergeht. Morgen könnte es schon zu spät sein.)" sagt Seto, ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und starre ihn überrascht an.
 

"Too late? Too late for what? (Zu spät? Zu spät für was?)" frage ich, ohne mich darum zu kümmern, dass ich gerade in Englisch zu meinem Bruder spreche.
 

Seto schaut mich an und schüttelt den Kopf, anscheinend will er mir nicht antworten.
 

"Too late for Joey. (Zu spät für Joey.)" höre ich Rebecca sagen und ich starre sie erschrocken an.
 

Unmöglich! Das kann ich nicht zulassen!
 

~~~~~

Was soll ich tun?

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53. Wie geht es weiter?
 

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~Joey´s Sicht~
 

Seit dem Gespräch mit dem Scheich und dem Abtransport von Jimmy liege ich zusammengekrümmt auf der alten Metallliege meines Gefängnisses. Der Geruch aus dem Metallpissbecken erinnert mich an meine Gangjahre, in denen ich mich mit Hirutani und seinen Leuten in alten, heruntergekommenen Lagerhäusern rumgetrieben habe. Hirutani und die Gang war so was wie eine Familie für mich. Die einzige, die ich zu der Zeit hatte, nachdem meine Eltern sich geschieden hatten und meine Mutter mit Serenity abgehauen ist, um mich bei meinem Vater zu lassen, der danach endgültig dem Alkohol verfiel. Ich kann Jimmy verstehen! Ich hab damals in der Gang auch schlimme Dinge getan, Dinge, an die ich mich nur sehr ungern erinnere. Ich bin in Geschäfte eingebrochen, hab Wertgegenstände und Geld gestohlen, hab unschuldige Passanten bedroht und um ihr Geld erleichtert, hab andere Gangs verprügelt, um unser Revier zu verteidigen. Ich bin allerdings nie soweit gegangen, Andere zum Sex zu zwingen oder sogar zu töten. Hirutani hatte damit keine Probleme, das war der Grund, warum ich damals aus der Gang ausgestiegen bin. Ich bin froh, dass Yugi mir damals geholfen hat, als Hirutani erneut aufgetaucht ist und mich gezwungen hat, wieder in seine Bande zu kommen. Ob er mir wieder helfen würde, wenn er wüsste, in welcher Gefahr ich schwebe? Damals hatte er noch den Pharao an seiner Seite! Und jetzt? Atemu ist weg und Yugi ist nicht hier, um mich zu retten. Meine einzige Hoffnung besteht darin, dass Duke und Tristan mich retten, aber wie sollen sie mich finden? Ob Kaiba ihnen dabei hilft? Ich hab keine Ahnung! Kaiba hasst mich! Ich bin in seinen Augen nichts wert, das hat er selbst gesagt, warum sollte er mich also retten wollen?
 

"Reiß Dich zusammen, Joey, Du darfst jetzt nicht einfach so aufgeben!" flüstere ich, um mir selbst Mut zu machen.
 

Es ist lange her, seit ich das letzte Mal mit mir selbst gesprochen habe, um nicht in Selbstmitleid zu versinken, lange her und doch kommt es mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, seit ich die YoYo-Gang das erste Mal verlassen habe und dafür eine Lektion von Hirutani bekam. Er war damals noch stärker als ich, viel stärker. Er hätte mich töten können, wenn Tristan damals nicht rechtzeitig aufgetaucht wäre. Ihm verdanke ich mein Leben und ich hab mich nie wirklich bei ihm dafür bedankt. Bei meiner zweiten Begegnung war Hirutani nicht mehr stärker als ich und damals war Tristan ebenfalls zur Stelle, um mir erneut das Leben zu retten, während Yugi sich mit Hilfe des Pharaos um die restliche Gang gekümmert hat. Ohne meine Freunde bin ich ein Nichts! Ein unwichtiger Niemand. Kaiba hatte Recht, mit allem. Ich bin nur der Typ an der Seitenlinie, Yugi´s Schatten. Nach all diesen Jahren hat sich daran nichts geändert. Ich bin noch immer auf die Hilfe meiner Freunde angewiesen!
 

"Gib nicht einfach auf, Joey!" höre ich plötzlich eine leise Stimme, die mir erschreckend bekannt vorkommt.
 

Ich öffne meine Augen und befinde mich plötzlich auf einer Duellplattform.
 

Träume ich?
 

"Du musst kämpfen, Joey, gib Dich nicht geschlagen!" höre ich erneut diese Stimme, ich hebe den Kopf und starre direkt in das Gesicht von Yugi, nein, das ist nicht Yugi, das ist Atemu in Yugi´s Outfit. Er sieht genauso aus wie in meiner Vision, die ich damals beim Duell gegen Marik hatte.
 

Das ist definitiv ein Traum! Ist es Zufall, dass ich ausgerechnet dann von ihm träume, wenn ich in Gefahr bin? Bestimmt!
 

"Steh auf und kämpfe!" höre ich Atemu sagen, ich kann ihm nicht antworten und nicke nur.
 

Plötzlich verschwimmt alles und dann ist alles um mich herum nur noch schwarz.
 

Ich öffne erneut meine Augen und stelle fest, dass ich mich immer noch in meinem Gefängnis auf meiner Liege befinde. Es war also nur ein Traum, nichts weiter.
 

,Steh auf und kämpfe!'
 

Ich gebe zu, Atemu´s Worte hatten schon immer eine ganz besondere Wirkung auf mein Selbstvertrauen und das hat sich auch nach all den Jahren seiner Abwesenheit nicht geändert. Er ist neben Kaiba der Einzige, der mich bis an meine Grenzen bringen kann und mich dazu bringt, niemals aufzugeben!
 

Und auch wenn es nur ein blöder Traum war. Danke, Atemu!
 

Ich erhebe mich von meinem Bett und schaue mich in meinem Gefängnis nach irgendwelchen Dingen um, die ich für meine Flucht benutzen könnte.
 

Jetzt ist es Zeit für eine Super-Joey-Improvisation!
 

~Seto´s Sicht~
 

Ich gebe es ungern zu, aber der Gedanke, dass ich vielleicht zu spät komme, um Wheeler´s erbärmliches Leben zu retten, gefällt mir nicht. Seto Kaiba kommt niemals zu spät zu irgendwas, ganz egal, um was es geht!
 

"Rebecca!" zische ich und bring sie mit einer schnellen Handbewegung zum Schweigen.
 

"Sorry." murmelt sie und senkt beschämt den Kopf.
 

"Don´t worry boy, we will find your friend and I promise you, that we will find him alive. You don´t have to worry about that. Your friend is safe at the moment, because Kashi probably don´t know who your rescuer was. Perhaps that Jimmy person can free your friend, too. (Mach Dir keine Sorgen Junge, wir werden Deinen Freund finden und ich verspreche Dir, dass wir ihn lebend finden. Du brauchst Dir darüber keine Sorgen machen. Dein Freund ist sicher im Moment, weil Kashi bestimmt nicht weiß, wer Dein Retter war. Vielleicht kann dieser Jimmy Deinen Freund ebenfalls befreien.)" höre ich Anthony sagen.
 

"You think so? (Meinst Du?)" höre ich Mokuba neben mir fragen, ich richte meinen Blick auf den Amerikaner und frage mich zum ersten Mal, was einen amerikanischen Soldaten dazu bringt, in eine ägyptische Rebellenarmee einzutreten.
 

Geld kann es nicht sein, was er sich davon erhofft.
 

"Yes, boy, I think so and the rest of us, too! (Ja Junge, Ich mein das so und der Rest von uns auch!)" antwortet er und schenkt meinem Bruder ein leichtes Lächeln, das mich ein wenig an das Lächeln von Yugi erinnert, wenn er versucht meinem Bruder bei seinem Kunststudium zu helfen.
 

Ich schüttle den Kopf und versuche den Gedanken an Yugi zu verdrängen, Yugi ist nicht hier und sein ägyptisches Ebenbild Atemu ist längst im Reich der Toten, wo er hingehört. Das hier ist mein Kampf und nicht Yugi´s und auch nicht Atemu´s. Dieses Mal bin ich auf mich allein gestellt, wenn ich dieses Problem lösen will!
 

"Kaiba?" höre ich Devlin fragen, ich starre ihn an und ziehe meine Augenbrauen zusammen.
 

"Was?" frage ich, er legt unsicher den Kopf schief und mustert mich verwirrt.
 

"Alles in Ordnung?" fragt er, ich schnaube leise und weiche seinem Blick aus.
 

Sieht es vielleicht so aus, als wäre alles in Ordnung?
 

"Sicher ist alles in Ordnung, stell mir nicht so blöde Fragen!" antworte ich kühl.
 

Nichts ist in Ordnung. Diese ganze Rettungsaktion zerrt an meinen Nerven! Das ist einfach nicht mein Gebiet! Seto Kaiba als strahlender Retter, der mit einer Rebellenarmee durch die Wüste zieht, um einem Scheich in die Suppe zu spucken und einem Loser das Leben zu retten? Seit wann wurde ich zum Samariter auserkoren? Das Ganze ist so was von lächerlich!
 

Wenn die Presse davon Wind bekommt, ist mein Ruf als eiskalter Geschäftsmann ruiniert! Und zwar für immer! Ich weiß nicht, ob ich geschockt darüber sein soll, dass mir mein Ruf egal ist, solange ich die Gelegenheit bekomme, Wheeler für seine unüberlegte, dämliche, voreilige und absolut bescheuerte Handlungsweise in Grund und Boden zu stampfen. Vielleicht sollte ich das, aber darüber werde ich mir später Gedanken machen. Definitiv nicht jetzt!
 

Ich finde Dich, Wheeler und wenn ich Dich gefunden habe, zerreiß ich Dich in Stücke und wenn ich damit fertig bin, dann werde ich mich vielleicht bei Dir bedanken, dass Du meinen Bruder gerettet hast, aber nur vielleicht!
 

"Anyway, I have a plan. (Egal, ich hab einen Plan.)" meint Haroun, ich richte meinen Blick auf ihn und nicke ihm zu. Seine Armee, sein Plan. "It´s really simple, we have six locations, so we need six search troops. Anthony, you and 40 men are going to the area of the Qara oasis. Kamir, you take 30 men with you and climb with them on the mountain Gebel al-Mawta. Talan, you will go to the old village Agurmi, with 50 men as company. Chalid, you will climp with 30 men on the mountain Gebel Dakrur. Hassan, you will take 40 men with you to the village Izbat Zaydan and I will lead the rest of the men to the village Al Manshiyah. Kaiba and friends are going with me, if that is okay with you. Please be careful and remain in the background, many military stations are scattered in the oasis! I don´t want to disconcert the native Berbers. (Es ist wirklich einfach, wir haben sechs Standorte, also brauchen wir sechs Suchtrupps. Anthony, Du und 40 Männer ihr geht zum Gebiet der Qara Oase. Kamir, Du nimmst 30 Männer mit Dir und kletterst mit ihnen auf den Berg Gebel al-Mawta. Talan, Du wirst zum alten Dorf Agurmi gehen, mit 50 Männern als Begleitung. Chalid, Du wirst mit 30 Männern den Berg Gebel Dakrur besteigen. Hassan, Du wirst 40 Männer mit Dir nehmen zum Dorf Izbat Zaydan und ich werde den Rest der Männer zum Dorf Al Manshiyah führen. Kaiba und seine Freunde kommen mit mir, wenn das in Ordnung ist. Bitte seid vorsichtig und bleibt im Hintergrund, es sind viele Militärstationen in der Oase verstreut! Ich will die einheimischen Berber nicht verunsichern.)"
 

Ich richte meinen Blick auf Wheeler´s Freunde, sie nicken leicht.
 

"Okay, on my account we can begin with the search immediately! (In Ordnung, meinetwegen können wir sofort mit der Suche beginnen!)" sage ich und erhebe mich in eine aufrechte Position, ohne auf eine Antwort zu warten.
 

Je schneller wir Kashi´s Standort ausfindig machen können, umso schneller bin ich aus diesem verfluchten Land verschwunden! Ich hasse Ägypten! Ich frage mich ernsthaft, ob es wirklich eine gute Idee ist, meine Firma auch nach Ägypten zu bringen. Egal, darüber kann ich mir später auch noch Gedanken machen.
 

Mit schnellen Schritten verlasse ich Haroun´s Zelt und werde sofort von der heißen Nachmittagssonne Ägyptens begrüßt. Ich hasse diese Sonne und das Flimmern, dass sie im heißen Wüstensand verursacht! Ich kann absolut nicht verstehen, warum Yugi unbedingt hier Urlaub machen wollte. Okay, es ist die Heimat von Atemu gewesen, aber mir hat die eine Reise nach Ägypten durchaus gereicht.
 

Ich seufze leise und marschiere auf das kleine Beduinenzelt zu, dass ich mir mit Mokuba teile. Ich frage mich, was Wheeler wohl in diesem Moment denkt. Hofft er, dass seine Freunde zu seiner Rettung eilen, wie sonst auch? Oder hat er die Hoffnung längst aufgegeben? Entwickelt er irgendeinen verrückten Fluchtplan, der sowieso ganz nach Joseph Wheeler Manier in die Hose geht?
 

"Kaiba, warte kurz!" höre ich Taylor hinter mir rufen, ich bleibe vor dem Zelteingang stehen und dreh mich zu ihm um.
 

"Was?" frage ich gestresst, er kommt mit hinter dem Rücken verschränkten Armen auf mich zu.
 

"Du machst Dir Sorgen um ihn, hab ich Recht?" fragt er, ich hebe erstaunt meine Augenbrauen.
 

"Um wen?" frage ich zurück.
 

"Um Joey." meint er, als wäre es total offensichtlich.
 

"Tz, wie kommst Du auf diese absurde Idee? Mach Dich nicht lächerlich, Taylor! Der einzige Grund für meine Eile ist der, dass ich dem Scheich eine Lektion für seine Unverschämtheit erteilen will, bevor er verschwinden kann, das hat absolut nichts mit diesem blonden Verlierer zu tun!" zische ich wütend.
 

Ich mach mir ganz sicher keine Sorgen um Wheeler! Nicht in diesem Leben!
 

"Wie Du meinst." antwortet Taylor und zuckt leicht mit den Schultern. "Wie auch immer, wir brechen in einer halben Stunde auf, die anderen Rebellen packen schon ihre Sachen zusammen. Haroun meinte, dass wir uns ein paar andre Klamotten anziehen sollen, damit wir nicht so auffallen."
 

Ich ziehe irritiert meine rechte Augenbraue hoch und schüttle entschieden den Kopf.
 

"Kommt gar nicht in Frage! Ich werde mich ganz sicher nicht wie ein Ägypter verkleiden, nur um nicht aufzufallen!" zische ich, Taylor grinst amüsiert.
 

"Ich wusste, dass Du das sagen würdest, daher hab ich mir erlaubt, einen einfachen weißen Businessanzug von Anthony auszuborgen, den hatte er gestern in Kairo gekauft und festgestellt, dass er ihm eine Nummer zu groß ist. Dir dürfte er ganz sicher passen und Du würdest als einfacher ägyptischer Geschäftsmann kaum auffallen, den Mantel musst Du natürlich weglassen." meint er und reicht mir einen in Folie eingeschweißten weißen Anzug.
 

Ich starre auf den Anzug und dann auf Taylor und kann das winzige Lächeln nicht aus meinem Gesicht verbannen.
 

"Du hängst eindeutig zu oft mit Wheeler rum, oder hängt Deine nervige Art damit zusammen, dass Du mit seiner Schwester liiert bist?" frage ich leicht amüsiert und nehm den Anzug entgegen.
 

"Bestimmt beides, gewöhn Dich dran, Kaiba. Deinetwegen werde ich mich sicher nicht wie ein Arschloch verhalten." erwidert er, winkt kurz mit der Hand und verschwindet mit schnellen Schritten im Zelt, das er sich mit Devlin teilt.
 

Ich schüttle den Kopf und begebe mich in mein eigenes Zelt, um mich in das Outfit eines einfachen ägyptischen Geschäftsmannes zu flüchten, damit mich niemand in diesem verfluchten Land als Seto Kaiba erkennt. Das erste Mal in meinem Leben bin ich nicht ich selbst. Allerdings wird es ganz sicher auch das letzte Mal sein!
 

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Ein Ausweg!

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54. Ein Ausweg!
 

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~Joey´s Sicht~
 

Nach knapp einer dreiviertel Stunde muss ich mir leider eingestehen, dass man mit einem zerbrochenen Plastiklöffel, einem alten Holzsplitter und einem dünnen, ziemlich weichen Aluminiumdraht keine verrosteten Vorhängeschlösser an Eisenketten knacken kann! Ich hab zwar schon öfters irgendwelche Schlösser geknackt, aber da hatte ich mehr Equipment dafür. Shit!
 

Schnelle, leise Schritte lassen mich zusammenzucken und durch das Gitter hinaus auf den Gang starren.
 

"Joey." höre ich die leise Stimme von Schandir und ich atme erleichtert auf.
 

Allerdings verwundert mich die Tatsache, dass sie alleine hier ist.
 

"Schandir, where is your guard? (Schandir, wo ist Dein Wächter?)" frage ich, sie schaut sich kurz im Gang um und kommt dicht an das Gitter heran.
 

"I mixed him a sleeping drug into the coffee. He will sleep for a while now. Kashi is with a few men on the way to Siwah. He will not return before midnight. (Ich habe ihm ein Schlafmittel in den Kaffee gemischt. Er wird jetzt für eine Weile schlafen. Kashi ist mit ein paar Männern unterwegs nach Siwah. Er wird nicht vor Mitternacht zurückkehren.)" antwortet sie.
 

"Why are you here? (Warum bist Du hier?)" frage ich und erhebe mich von meiner Liege.
 

Schandir lächelt leicht und greift mit einer schnellen Handbewegung unter ihr graues Leinenkleid. Bevor ich schockiert den Blick von ihr abwenden kann, zieht sie ein kleines Küchenmesser unter ihrem Kleid hervor.
 

"I stole this from the kitchen, while my guard flirted with the young, sexy cook. All men are interested in the young woman only! Nobody pays attention to an old woman, who makes coffee. (Ich habe das aus der Küche gestohlen, während mein Wächter mit der jungen, sexy Köchin geflirtet hat. Alle Männer interessieren sich nur für die jungen Weiber! Niemand achtet auf eine alte Frau, die Kaffee kocht.)" meint sie spöttisch und reicht mir das kleine Messer durch die Gitterstäbe. Ich ergreife es und starre etwas ungläubig zu ihr.
 

"Schandir, you surprise me. How do you do that? (Schandir, Du überraschst mich. Wie machst Du das?)" frage ich ungläubig und angenehm überrascht.
 

Schandir lässt ein trockenes, fast humorloses Lachen hören.
 

"Boy, I am old, but not stupid! I came to Egypt as a British ambassador. I speak apart from my English native language very well German and Arab. In addition, I also understand Japanese, unfortunately not enough to make me understood in this language. (Junge, ich bin alt, aber nicht dumm! Ich kam nach Ägypten als britische Botschafterin. Ich spreche neben meiner englischen Muttersprache sehr gut Deutsch und Arabisch. Außerdem verstehe ich auch Japanisch, leider nicht genug, um mich in dieser Sprache verständlich zu machen.)" erwidert sie, ich blinzle irritiert.
 

"Du verstehst mich?" frage ich unsicher, sie nickt.
 

"Yes, I understand you, but Kashi doesn´t know that. He thinks that he can insult me in Japanese, without me understanding him. (Ja, ich versteh Dich, aber Kashi weiß das nicht. Er denkt, dass er mich in Japanisch beschimpfen kann, ohne dass ich ihn verstehe.)" meint sie kopfschüttelnd. "What a fool! (Was für ein Dummkopf!)"
 

Sie zieht ihre faltige Stirn noch mehr in Falten und streicht sich mit ihrer knochigen, faltigen Hand ein paar graue Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ihre grünen Augen strahlen soviel Lebenskraft aus und das obwohl sie sicher schon ein paar Jahre in dieser Gefangenschaft lebt.
 

"Wie lange bist Du hier?" frage ich, Schandir legt den Kopf leicht schief und starrt nachdenklich an mir vorbei.
 

"I don´t know, perhaps two or three years? My husband survived only a few weeks, before Kashi murdered him. (Ich weiß nicht, vielleicht zwei oder drei Jahre? Mein Ehemann hat nur ein paar Wochen überlebt, bevor Kashi ihn ermordet hat.)" antwortet sie.
 

Ich weiß nicht ob ich sie für ihren Verlust bemitleiden oder für ihre Überlebensstärke bewundern soll.
 

"Meinst Du, dass wir aus dieser Hölle entkommen können?" frage ich unsicher und hoffnungsvoll, sie lächelt mich an.
 

"I don´t know, but you want to escape! You want away from here! You have the strength and the will to flee from this hell! The rest of Kashi´s slaves already gave up for a long time. (Ich weiß nicht, aber Du willst entkommen! Du willst von hier weg! Du hast die Kraft und den Willen, aus dieser Hölle zu fliehen! Der Rest von Kashi´s Sklaven hat schon lange aufgegeben.)" sagt sie.
 

"Was ist mir Dir und Jimmy?" frage ich, sie schüttelt den Kopf.
 

"I am too old to escape and Jimmy can´t go away from here, his code of ethics and his family rules forbid it to him. He can be free in death only. (Ich bin zu alt um zu entkommen und Jimmy kann nicht von hier weggehen, sein Ehernkodex und seine Familienregeln verbieten es ihm. Er kann nur im Tod frei sein.)" erwidert Schandir, ich halte das Messer fester in meiner rechten Hand und ergreife mit der linken Hand wütend die Gitterstäbe.
 

"Aber Jimmy muss die Regeln doch nur befolgen, weil Kashi ihm das Leben gerettet hat, stimmt das?" frage ich, sie nickt. "Was passiert, wenn ihm ein Anderer das Leben rettet? Schuldet Jimmy dem neuen Lebensretter nicht sein Leben? Was sagen die Familienregeln darüber?"
 

Schandir´s grüne Augen weiten sich ein wenig überrascht.
 

"You are right! If another person saves Jimmy´s life, Kashi loses the claim to Jimmy´s life. He can never decide again on Jimmy´s life. Jimmy is then bound to the new life rescuer! (Du hast Recht! Wenn eine andere Person Jimmy´s Leben rettet, verliert Kashi den Anspruch auf Jimmy´s Leben. Er kann nie wieder über Jimmy´s Leben entscheiden. Jimmy ist dann an den neuen Lebensretter gebunden!)" antwortet sie erfreut, ich nicke befriedigend.
 

"Dachte ich mir fast!" sage ich und starre auf das Küchenmesser in meiner Hand. "Bist Du sicher, dass ich nicht versuchen soll, Dich ebenfalls zu befreien?"
 

"Don´t worry about me. However, you can do me a favour. If you meet my son, say him that he is not to blame for what Kashi did to his father and me. (Sorg Dich nicht um mich. Aber Du kannst mir einen Gefallen tun. Wenn Du meinen Sohn triffst, sag ihm, dass es nicht seine Schuld ist, was Kashi seinem Vater und mir angetan hat.)" erwidert Schandir, ich nicke kurz.
 

"Wie heißt Dein Sohn?" frage ich.
 

"Haroun, Haroun Kadar Al-Hadan." antwortet sie und ich spüre deutlich den Stolz und die Liebe in ihrer Stimme.
 

"In Ordnung, wenn ich hier rauskomme und ihm zufällig über den Weg laufe, werde ich ihm ausrichten, dass seine Mutter mir das Leben gerettet hat und keine Angst vor dem bösem Scheich hat, der sowieso nur ein Dummkopf ist!" erwidere ich grinsend.
 

Schandir verzieht ihr faltiges Gesicht ebenfalls zu einem kleinen Lächeln.
 

"I have to go. The sleeping drug will lose its effect soon. Good luck, Joey. Save Jimmy. (Ich muss gehen. Das Schlafmittel verliert bald seine Wirkung. Viel Glück, Joey. Rette Jimmy.)" sagt sie und verschwindet mit leisen, schnellen Schritten im Gang, ohne meine Erwiderung abzuwarten.
 

"Good luck to you too, Schandir Al-Hadan. May god be with you! (Dir auch viel Glück, Schandir Al-Hadan. Möge Gott mit Dir sein!)" flüstere ich, auch wenn ich weiß, dass sie mich nicht mehr hören kann.
 

Ob ich sie jemals wieder sehe?
 

~Rebecca´s Sicht~
 

Seit ein paar Minuten marschieren wir in kleinen Gruppen durch das Dorf Al Manshiyah und versuchen, uns unter die Einheimischen zu mischen, ohne vom ägyptischen Militär oder von den Männern des Scheichs entdeckt zu werden. Ich bin es gewohnt ägyptische Umschlagtücher aus Baumwolle zu tragen und die ägyptischen Rebellen tragen ihre einfache Baumwollkleidung ebenfalls sehr oft, aber die Tatsache, dass Tristan, Duke, Mokuba und sogar Kaiba aussehen wie echte Araber, lässt mich schmunzeln. Ich habe Tristan, Duke und Mokuba noch nie einen echten Kaftan tragen sehen! Kaiba´s einfacher weißer Businessanzug erinnert sehr stark an seinen normalen weißen Anzug, den er sonst immer in seiner Firma trägt, mit dem Unterschied, dass der Kragen hochgeschlossen ist. Anthony hat ihm sogar weiße Lackschuhe besorgt, während Duke, Tristan und Mokuba nur einfache hellbraune Ledersandalen tragen. Mokuba trägt über seiner normalen Kleidung einen einfachen langärmligen Kaftan in beige, während sich Duke für einen Kaftan Umhang in der Farbe bordeaux entschieden hat. Wie er auf diese Idee gekommen ist, wird wohl ein Rätsel für mich bleiben. Tristan trägt einen einfachen Kaftan mit halblangen Ärmeln in der Farbe hellbraun. Ein wahrhaft ungewohnter Anblick!
 

"Und ihr meint, das funktioniert?" höre ich Tristan neben mit murmeln, ich werfe einen schnellen Blick zu ihm und nicke leicht.
 

"Keine Sorge, solange ihr den Mund nicht aufmacht, wird keiner vermuten, dass ihr Ausländer seid. Eure leichte Solariumbräune bewirkt, dass ihr in der Menschenmasse nicht so auffallt." antworte ich.
 

Tristan zieht kurz seine Augenbrauen hoch und wirft einen sehr skeptischen Blick auf Kaiba, der zusammen mit Duke und Mokuba ein paar Meter vor uns geht.
 

"Und was ist mit ihm? Der ist doch beinahe so blass wie sein weißer Anzug!" meint er leicht spöttisch.
 

Ich unterdrücke mit Mühe ein leises Kichern.
 

"Nun übertreibst Du aber. Kaiba hat zwar keine Solariumbräune, aber so blass wie sein Anzug ist er sicher nicht. Außerdem glaube ich, dass er alleine mit seinem mörderischen Blick jeden Fremden davon abhält, ihm irgendwie zu nahe zu kommen. Der hat nämlich zurzeit eine verdammt schlechte Laune!" erwidere ich.
 

"Schlechter als sonst?" fragt Tristan misstrauisch, ich nicke kurz.
 

"Viel schlechter! Das letzte Mal hab ich ihn so wütend gesehen, als jemand versucht hat, seine Firma durch einen flächendeckenden Virus von innen heraus zu zerstören. Damals war mein neu entwickeltes Sicherheitssystem noch nicht voll funktionsfähig. Wir haben ganze drei Tage gebraucht, um den Spion, der sich in die Kaiba Corp eingeschleust hatte, aufzuspüren und die Viren zu vernichten, damit wir das neue Sicherheitssystem aktivieren konnten. Wenn Kaiba so drauf ist, wagt sich kaum jemand in seine Nähe!" sage ich, Tristan mustert Kaiba ein paar Sekunden und schüttelt den Kopf.
 

"Also ich wüsste jemanden, der lebensmüde genug wäre, sich jetzt mit ihm anzulegen." meint er und ich weiß genau, auf wen er anspielt.
 

"Ich hoffe, Joey geht es gut." sage ich, Tristan seufzt leise.
 

"Das hoffe ich auch, Rebecca." antwortet er.
 

Ich schau mich ein wenig um und entdecke Haroun und ein paar seiner Männer auf der anderen Straßenseite. Er schaut kurz zu mir rüber und gibt mir mit einer kurzen Handbewegung zu verstehen, dass wir ihm folgen sollen.
 

"Komm, Haroun will uns sprechen." sage ich und hole Kaiba, Mokuba und Duke mit schnellen Schritten ein. "Folgt mir bitte unauffällig, Haroun wünscht ein Gespräch mit uns."
 

Ohne auf Antwort zu warten, marschiere ich über die Straße und weiche den Fahrrädern und Autos geschickt aus. Al Manshiyah ist nicht so groß wie Kairo und die Straßen sind hier nicht so überfüllt.
 

Ich schaue mich erneut in der Menschenmenge nach Haroun um und entdecke ihn vor dem Eingang einer alten Wäscherei. Ich bahne mir einen Weg durch die Menschen, die es wie immer ziemlich eilig haben und folge Haroun durch die Tür. Ein paar Sekunden später höre ich die Anderen folgen.
 

"Ins Hinterzimmer." höre ich Haroun flüstern, ich nicke kurz, werfe einen Blick über die Schulter und deute den Anderen an, mir zur folgen.
 

Ich weiß zwar nicht genau, was wir hier wollen, aber ich schätze mal, dass Haroun hier jemanden kennt, der uns bei der Suche nach Scheich Kashi behilflich sein könnte. Ich folge Haroun durch ein paar Gänge, bis zu einer versteckten Tür im hinteren Bereich. Das Hinterzimmer stellt sich als alten Lagerraum heraus, der anscheinend ein wenig umgebaut wurde. Ein altes Armeefunkgerät thront auf einem Tisch an der hinteren Wand, ein Waffenschrank steht auf der anderen Seite. Ein riesiger Holztisch mit einer ausgebreiteten Karte steht in der Mitte des Raumes. Fenster gibt es hier keins, nur eine alte Glühbirne über dem Kartentisch und eine Tischlampe neben dem Funkgerät. Die Wände sehen so aus, als wären sie nachträglich schalldicht gemacht worden.
 

Neben Haroun und seinen vier Begleitern befinden sich noch drei weitere Männer und eine Frau im Raum, während Kaiba, Duke, Tristan und Mokuba noch hinter mit im Gang warten.
 

"Kommt rein und schließt die Tür. Wir müssen ein paar Details besprechen. Ich habe durch einen Informanten ein paar Neuigkeiten erfahren." flüstert Haroun. Ich mache den Weg für die Anderen frei, Tristan schließt als Letzter hinter sich die Tür.
 

"Was sind das für Neuigkeiten, die so wichtig sind, dass Du uns in so einen Unterschlupf bringen musst?" blafft Kaiba und verschränkt wütend die Arme.
 

Haroun zuckt bei diesem Wutausbruch nicht mal mit der Wimper.
 

"A discussion in English would be appropriate. (Ein Gespräch in Englisch wäre angebracht.)" erwidert er ruhig, Kaiba schnaubt leise.
 

"Fine! Whatever! (Fein! Was auch immer!)" zischt Kaiba. Tristan lässt ein leises Grummeln hören und erntet dafür einen bösen Blick von Kaiba und ein leichtes Grinsen von Duke.
 

"First you must assure me that this hiding place remains secret. You may lose no word over it outside of the rebel army. (Zuerst müsst ihr mir versichern, dass dieses Versteck geheim bleibt. Ihr dürft außerhalb der Rebellenarmee kein Wort darüber verlieren.)" sagt Haroun.
 

Ein einstimmiges ,Yes' ertönt von Duke, Tristan, Mokuba und mir, während Kaiba nur genervt mit dem Kopf nickt.
 

"Good. Now we can talk. Ashaiya tell us, what you heard. (Gut. Nun können wir reden. Ashaiya erzähl uns, was Du gehört hast.)" meint Haroun.
 

Die Frau, dessen Alter ich durch ihren Ganzkörperumhang und ihren Schleicher schwer einschätzen kann, tritt an den Kartentisch heran und nickt Haroun leicht zu.
 

"This afternoon two men came into my laundry and conversed loudly over a black slave, which today was to be killed. I believe the name of the slave was similar to Jim or Jimmy. In addition I also heard the name Joey once. (Zwei Männer kamen heute Nachmittag in meine Wäscherei und unterhielten sich lautstark über einen schwarzen Sklaven, der heute getötet werden soll. Ich glaube, der Name des Sklaven war ähnlich wie Jim oder Jimmy. Ich hab außerdem auch einmal den Namen Joey gehört.)" sagt sie mit einem überraschend britischem Akzent.
 

Ich höre Mokuba leise aufkeuchen und werfe einen besorgten Blick zu ihm. Ich weiß, dass er diesem Jimmy seine Freiheit verdankt.
 

"No, not Jimmy. (Nein, nicht Jimmy.)" höre ich ihn murmeln und ich stelle mit Schrecken fest, dass Mokuba sich kopfschüttelnd und ungewöhnlich blass an der Wand neben der Tür sinken lässt.
 

"Mokuba." höre ich Kaiba sagen, die Sorge um seinen Bruder ist selbst für Fremde sofort in seiner Stimme zu hören.
 

"No! I don´t believe you! Jimmy can´t die, he promised me that I didn´t have to worry about Joey. He would make sure that Joey would be safe. Jimmy promised me that. He. Can. Not. Die. He won´t die! (Nein! Ich glaube Dir nicht! Jimmy kann nicht sterben, er versprach mir, dass ich mich nicht um Joey sorgen müsste. Er würde dafür sorgen, dass Joey sicher sein würde. Jimmy versprach mir das. Er. Kann. Nicht. Sterben. Er wird nicht sterben!)" schreit Mokuba, ich hab ihn bisher noch nie so erlebt.
 

"Beruhige Dich, Mokuba! Noch ist er nicht tot. Ich bin sicher, dass Jimmy sein Versprechen halten wird. Joey wird nichts passieren. Wenn Du Jimmy nicht glaubst, dann glaube mir. Ich verspreche es Dir, Mokuba." höre ich Kaiba sagen, während er sich vor seinem Bruder in die Knie sinken lässt.
 

Ich weiß nicht, ob Kaiba realisiert hat, dass er Joey´s Spitznamen verwendet hat, anstatt dem üblichen geblafften Wheeler. Wenn er es mitbekommt, wird es für ihn sicher ein Schock sein, da er höchstwahrscheinlich noch nie diesen Namen verwendet hat.
 

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Kashi hatte ein Herz?

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55. Kashi hatte ein Herz?
 

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~Mokuba´s Sicht~
 

Ich fühl mich elend! Ich hab Joey zurückgelassen und Jimmy vertraut, als er mir sagte, dass ich mir keine Sorgen um Joey machen muss. Ich hab ihm wirklich geglaubt! Joey hat so viel für mich getan und nun wird er vielleicht sterben, weil ich ihn zurückgelassen hab. Ich vergrabe mein Gesicht in meine Hände und weigere mich, Seto zu glauben, dass er Joey retten wird. Es ist meine Schuld, meine Schuld!
 

"Mokuba! Reiß Dich zusammen! Du bist kein Kind mehr!", höre ich Rebecca rufen und ich hebe meinen Kopf, um an Seto vorbei in ihr wütendes Gesicht zu starren.
 

Verdammt! Sie hat Recht! Ich bin 18 und sollte mich auch so benehmen!
 

"Es ist okay, Mokuba, es ist okay.", höre ich Setos Stimme an meinem Ohr und ich nicke leicht. "Es ist nicht Deine Schuld, dass Wheeler in Schwierigkeiten steckt und es ist auch nicht Deine Schuld, wenn dieser Jimmy stirbt. Es war deren Entscheidung, Du hättest sie nicht verhindern können."
 

Ich seufze leise und lasse mir von Seto aufhelfen.
 

"Danke, Seto.", murmle ich und wisch mir eine verirrte Träne aus den Augenwinkeln.
 

Auch wenn es hart klingt, er hat Recht. Es war nicht meine Schuld, dass Joey mir gefolgt ist, allerdings war es meine Schuld, dass ich überhaupt entführt wurde. Ich hätte diesem Kashi nicht vertrauen sollen, ich hätte mich nie auf ein Gespräch mit ihm einlassen sollen!
 

"I think there are a few other things, you should know about. (Ich denke, da sind noch ein paar andere Dinge, die ihr wissen müsst.)", höre ich Ashaiya in ihrem erstaunlich britischen Akzent sagen.
 

"What other tings? (Was für andere Dinge?)", fragt Seto in seinem eiskalten Ton.
 

Ich kann förmlich die Wut in seiner Stimme hören. Er ist nicht sehr erfreut darüber, dass Ashaiya so emotionslos über den möglichen Tod von Jimmy gesprochen hat und im selben Atemzug auch noch Joeys Namen aussprach.
 

"Yes, other things. My name is Ashaiya Waddi but my second surname is Kashi. I am the younger sister of Abur Abdul Kashi. (Ja, andere Dinge. Mein Name ist Ashaiya Waddi, aber mein zweiter Nachname ist Kashi. Ich bin die jüngere Schwester von Abur Abdul Kashi.)", antwortet Ashaiya und ich weiche erschrocken einen Schritt zurück.
 

Das erschrockene Aufkeuchen der Anderen zeigt mir, dass sie ebenfalls über diese Neuigkeit erschrocken sind.
 

"Before you do anything, let her explain, please! (Bevor ihr irgendetwas tut, lasst sie erklären, bitte!)", mischt sich Haroun ein, Seto knirscht mit den Zähnen und verschränkt wütend die Arme.
 

"Why should I listen to you? (Wieso soll ich Dir zuhören?)", zischt er böse, Ashaiya zieht sich ihr Kopftuch vom Kopf und lässt ihr langes schwarzes Haar über ihre Schultern fallen.
 

"Because I will tell you, why my brother hates the name Kaiba so much und why he wanted to destroy everything you have. (Weil ich Dir erzählen werde, warum mein Bruder den Namen Kaiba so sehr hasst und warum er alles zerstören wollte, was Du besitzt.)", antwortet sie ruhig.
 

Ich kann sehn, wie Seto eine Augenbraue hochzieht. Was auch immer Ashaiya zu sagen hat, sie hat auf jeden Fall die volle Aufmerksamkeit meines Bruders, und auch wenn mir mit Sicherheit nicht gefallen wird, was ich zu hören bekomme, ich will es wissen!
 

"Okay, I will listen, so go on. (Okay, Ich werde zuhören, also fang an.)", erwidert Seto, ich werfe einen kurzen Blick auf Rebecca, die sich in der Zwischenzeit neben mich gestellt hat und bekomme von ihr ein aufbauendes Lächeln.
 

Duke und Tristan wechseln einen kurzen Blick mit Seto, bevor sie sich wieder auf Ashaiya konzentrieren. Haroun und die restlichen Männer halten sich im Hintergrund, als ob sie wissen, dass dieses Gespräch zwischen meinem Bruder und Ashaiya wirklich wichtig ist.
 

"First I want to tell you why my brother is who he is now, why he is a sheikh that holds himself slaves. Our father was a powerful man; he was in fact the other candidate against President Mubarak. He had lost against him und began teaching his ,lessons' to my older brother. (Zuerst will ich Dir erzählen, warum mein Bruder ist wer er jetzt ist, warum er ein Scheich ist, der sich selbst Sklaven hält. Unser Vater war ein mächtiger Mann, er war sogar der andere Kandidat gegen Präsident Mubarak. Er hat gegen ihn verloren und begann damit seine ,Lektionen' meinem älteren Bruder zu lehren.)", sagt Ashaiya und ich kann förmlich spüren, wie Seto bei dem Wort ,Lektionen' zusammenzuckt. "My brother was not always heartless, he only wanted to protect me, so he had learnt what our father had taught him and he learned quickly. However, the stress overwhelmed him and he became cold and ruthless. (Mein Bruder war nicht immer herzlos, er wollte mich nur beschützen, also lernte er was unser Vater ihm beibrachte und er lernte schnell. Aber der Stress belastete ihn und er wurde kalt und unerbittlich.)" Es ist fast so, als würde ich mich selbst reden hören, als würde ich die Geschichte meines eigenen Bruders erzählen. "When our father died, my brother had tried to become a vice president, he had thought that his name alone would make this easy for him, however, he was proven wrong and that had made him angry, very angry. Therefore, he decided, he would make sure that he would be the President of Egypt, no matter what he had to do. By this time, your stepfather came across and my brother wanted his help. My brother was only twenty-four at that time and Gozaburo had laughed at him as my brother wanted weapons for a big army from him. That changed everything for my brother and his only feeling he had left in his heart is hatred towards the powerful ones, powerful ones like our father, like Mubarak, like Gozaburo or like you. (Als unser Vater starb, versuchte mein Bruder Vizepräsident zu werden, er dachte, dass sein Name alleine die Dinge leichter für ihn machen würde, aber er wurde eines Besseren belehrt. Also entschied er, dass er sicherstellen würde, dass er der Präsident von Ägypten sein würde, egal was er was tun müsste. Zu dieser Zeit kam Dein Stiefvater ins Bild und mein Bruder wollte seine Hilfe. Mein Bruder war erst 24 zu der Zeit und Gozaburo hat über ihn gelacht, als mein Bruder Waffen für eine große Armee von ihm wollte. Das veränderte alles für meinen Bruder und sein einziges Gefühl, das er noch in seinem Herz verspürt, ist Hass gegen die Mächtigen, Mächtige wie unser Vater, wie Mubarak, wie Gozaburo oder wie Du.)" Seto schnaubt böse.
 

"And why had he kidnapped Mokuba, when his hatred is directed towards me? Every time a psycho feels this hatred, my brother will stand in the shoot line. I hate that! (Und warum hat er Mokuba entführt, wenn sein Hass gegen mich gerichtet ist? Jedes Mal wenn ein Psycho diesen Hass verspürt, wird mein Bruder in der Schusslinie stehen. Ich hasse das!)", antwortet mein Bruder zischend und ich kann seinen Schmerz beinahe körperlich spüren, seine Hilflosigkeit, seine Angst um mich.
 

Ich greife mach seiner Hand, auch wenn ich das seit Jahren nicht mehr getan habe und spüre sofort das Zittern, das durch seinen Körper geht. Egal wie stark mein Bruder nach außen hin auch sein mag, die Angst um mich schwächt ihn immer wieder aufs Neue. Und jetzt, wo ich fast auf meinen eigenen Füßen stehe, ist es für ihn noch schlimmer, wenn er mich nicht beschützen kann, weil er nicht auf Schritt und Tritt in meiner Nähe ist. Er hat Angst, mich gehen zu lassen, aber er will mich nicht ständig an sich binden und gibt mir den Freiraum, den ich brauche, selbst wenn er sich selbst in die Einsamkeit zurückziehen muss, um mir bei meinen Träumen nicht im Weg zu stehen.
 

~Seto´s Sicht~
 

Ich weiß nicht, woran es liegt, aber die Berührung von Mokubas Hand an meiner eigenen beruhigt mich beinahe ruckartig. Er hat mich schon seit Jahren nicht mehr so berührt und ich habe bis heute nicht gewusst, wie sehr ich das vermisse. Mokuba ist kein Kind mehr, das man an die Hand nehmen muss, das wird mir jetzt in aller Heftigkeit bewusst. Ich schließe sekundenlang die Augen, drücke kurz die Hand meines Bruders und lasse ihn dann los. Es ist still im Raum und ich wage nicht, mich nach den Anderen umzuschauen, ich kann ihre sorgenvollen Blicke auf mir spüren und ihr Mitleid. Ich will ihr Mitleid nicht! Ich nicke Ashaiya kurz zu, damit sie in ihrer Erklärung fortfährt, sie zeigt mir ein verständnisvolles Lächeln, das mich so sehr an Mokubas Lächeln erinnert, dass es wehtut.
 

"The reason for the kidnapping of your brother does not have to do anything with the hatred of my brother towards you. My brother likes to break the innocence of young people because of the break of his own innocence in a young age by his own father. My brother has no children, so he saves innocent children and young human without family and holds them as a slave in prison. He treats them after the slogan sugar loaf and whip. He rewards them if they anticipate each of his desires and punishes them if they refuse to obey him. (Der Grund für die Entführung Deines Bruders hat nichts mit dem Hass gegen Dich zu tun. Mein Bruder liebt es, die Unschuld von jungen Menschen zu brechen, wegen dem Bruch seiner eigenen Unschuld im jungen Alter durch seinen eigenen Vater. Mein Bruder hat keine Kinder, also rettet er unschuldige Kinder und junge Menschen ohne Familie und hält sie als Sklaven gefangen. Er behandelt sie nach dem Motto Zuckerbrot und Peitsche. Er belohnt sie, wenn sie ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen und bestraft sie, wenn sie sich weigern ihm zu gehorchen.)", sagt sie und ich knirsche leise mit den Zähnen, um nicht in einem Wutanfall auszubrechen.
 

"But I don´t understand why he would kidnap Joey. He is not innocent. (Aber ich verstehe nicht warum er Joey entführen würde. Er ist nicht unschuldig.)", höre ich Taylor laut fragen, Ashaiya seufzt leise und wirft ihm einen beinahe herzerweichend mitleidigen Blick zu.
 

"My brother also likes to break the rebels and the thick heads who refuse to give up, who rise over and over again and continue to fight. I am sure that your friend fits perfectly into this category. (Mein Bruder liebt es auch, die Rebellen zu brechen und die Dickköpfe, die sich weigern, aufzugeben, die immer wieder aufstehen und weiter kämpfen. Ich bin sicher, dass euer Freund perfekt in diese Kategorie passt.)", antwortet sie und ich muss mich nicht einmal zu Taylor umdrehen, um zu wissen, dass er nickt.
 

Joseph Wheeler ist der Inbegriff des Rebellen, der größte Dickkopf, der mir je über den Weg gelaufen ist. Es ist unmöglich, ihn zum Aufgeben zu bringen. Wheeler ist wie ein Stehaufmännchen, das immer wieder auf die Füße kommt, egal, wie oft man es zu Boden befördert.
 

"Nobody can break Joseph Wheeler, I am sure of that. (Niemand kann Joseph Wheeler brechen, da bin ich mir sicher.)," sage ich und registriere zu spät, dass ich laut gesprochen habe.
 

Die folgende Stille im Raum ist so erdrückend, dass ich beinahe befürchte, dass sämtliche Anwesenden eine Herzattacke erlitten haben. Ein lautes Lachen durchbricht diese Stille und ich werfe einen wütenden Blick auf Taylor, der sich lachend an Devlins Schulter abstützt.
 

"Alter, das war bisher der beste Spruch, den Du je losgelassen hast, Kaiba! Ich hab gar nicht gewusst, dass Du Joey so einschätzt!", meint er lachend, während Devlin nur grinsend den Kopf schüttelt.
 

Ich werfe einen Blick auf Rebecca, die mich etwas nachdenklich mustert, ich wende den Blick von ihr ab und werde dann auf meinen Bruder aufmerksam, der mich mit hochgezogenen Augenbrauen anstarrt, als hätte ich etwas völlig Untypisches gesagt, was zu meinem Bedauern sogar der Wahrheit entspricht. Mein Satz klang schon fast wie ein Kompliment, oder besser, es klang genauso wie ein Kompliment und im Grunde muss ich mir eingestehen, dass ich es auch genauso meinte.
 

"You must like your friend very much. (Du musst Deinen Freund wirklich sehr mögen.)", höre ich Ashaiya sagen und mein Kopf ruckt so schnell herum, dass ich das Knacken meiner Nackenwirbel höre.
 

"He is not my friend and I don´t like him, got that? (Er ist nicht mein Freund und ich mag ihn nicht, kapiert?)", blaffe ich wütend, sie lächelt nur leicht.
 

"But you don´t hate him enough to see him die, am I right? (Aber Du hasst ihn nicht genug, um ihn sterben zu sehen, hab ich Recht?)", fragt sie leise und ich öffne den Mund, um zu protestieren, schließe ihn aber sofort wieder und starre an ihr vorbei an die Wand.
 

Was soll ich bitte darauf antworten? Ich seufze leise, straffe meine Schultern und starre direkt in ihre schwarzen Augen.
 

"No, I don´t hate him enough to see him die and I will rescue him! (Nein, ich hasse ihn nicht genug, um ihn sterben zu sehen und ich werde ihn retten!)", antworte ich beherrscht, obwohl mich die erstaunten Blicke der Anderen ziemlich nervös machen.
 

Ich bin kein Samariter, aber ich werde nicht zulassen, dass jemand Anderer Joseph Wheeler zu Boden zwingt, so dass er nicht wieder aufsteht. Wenn hier jemand seinen Willen bricht, dann werde ich das sein!
 

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Fluchtversuch!

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56. Fluchtversuch!
 

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~Joey´s Sicht~
 

Keine Ahnung, wie ich es geschafft habe, das verrostete Schloss von der Eisenkette zu lösen, das um meinen Fuß gewickelt ist, aber klar ist, dass ich mächtig aus der Übung bin. Früher hab ich dafür nur wenige Minuten gebraucht und jetzt brauchte ich über eine viertel Stunde für ein winziges Vorhängeschloss und dabei hab ich auch noch das verdammte Messer verbogen! Mist! Wütend und leicht frustriert befreie ich meinen Fuß von der Eisenkette und reibe mir das aufgescheuerte Fußgelenk. Fehlt jetzt eigentlich nur noch die Gittertür und die dürfte wohl leichter zu öffnen sein, hoffe ich jedenfalls. Ich erhebe mich unsicher von meiner Liege, greife das verbogene Messer fester mit meiner rechten Hand und schleiche an die Tür, immer darauf bedacht, auf irgendwelche Geräusche zu achten, die aus dem Gang kommen könnten.
 

Es ist ruhig, beinahe etwas zu ruhig, als wäre das die perfekte Falle für mich, sollte ich versuchen, aus meinem Gefängnis zu fliehen. Doch was habe ich für eine Wahl? Soll ich abwarten und zusehen, wie Jimmy stirbt, weil er mich nicht zum Sex zwingen wollte? Nein, das kann ich nicht. Das kann ich einfach nicht.
 

Mit einem entschlossenen Seufzen versuche ich mit dem verbogenen Küchenmesser das Schloss der Gittertür zu öffnen und schaffe es tatsächlich nach wenigen Minuten. Ich öffne die Tür so leise wie möglich und schleiche in den halbdunklen Gang. Wo stecken die Wächter? Und wie spät ist es jetzt? Ist es Tag oder schon Nacht? Ich drücke mich an die Lehmwand und lausche in die Stille hinein. Das gefällt mir nicht! Es ist zu ruhig! Nach der Sache mit Jimmy müsste dieser Ort vor Wachen nur so wimmeln, aber hier ist nichts zu hören oder zu sehen!
 

Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und schleiche mit dem Messer in der Hand den Gang entlang, immer darauf bedacht, kein Geräusch zu machen. Wenn ich Jimmy befreien will, darf ich mich jetzt nicht erwischen lassen, selbst wenn es eine Falle sein sollte, die es ganz sicher ist. Kashi weiß nicht, dass ich weiß, dass es eine Falle ist, oder? Es wäre nicht das erste Mal, dass mich jemand unterschätzt und meine Intelligenz anzweifelt, nur aufgrund meiner blonden Haarfarbe und meines manchmal etwas naiv erscheinenden Verhaltens. Ich mag zwar manchmal ziemlich unüberlegt handeln, aber ich bin nicht dumm und auch nicht lebensmüde, obwohl Tristan ständig das Gegenteil behauptet und Tea mir immer Vorwürfe macht, dass ich nie nachdenke, bevor ich etwas tue. Yugi hat sich nie beschwert, wenn ich ihm zur Hilfe kam und Kaiba hat sich nie bei mir bedankt, nicht dass ich das irgendwie von ihm erwartet hätte, oder so.
 

Wieso denke ich eigentlich schon wieder an Kaiba? Ich hab doch jetzt wirklich etwas Besseres zu tun! Ich muss einen Weg hier raus finden und Jimmy befreien! Ich schleiche eine dunkle Treppe hoch und lausche angespannt, ob ich ein Geräusch hören kann, aber außer meinem schnellen Atem und meinen leisen Schritten auf den Stufen höre ich nichts. Ein Lichtschein dringt durch einen kleinen Spalt unterhalb einer Holztür und ich bleibe direkt davor stehen. Ich drücke mein rechtes Ohr an die Tür und lausche erneut, aber kein Geräusch dringt an meine Ohren. Ich drücke die Eisentürklinke hinunter und öffne die Tür einen winzigen Spalt weit. Die Tür knarrt leise, ich halte angespannt den Atem an, doch nichts passiert, ich öffne die Tür ein wenig weiter und stecke vorsichtig meinen Kopf hindurch.
 

Ich schaue direkt in einen Raum, der aussieht als wäre hier seit Jahren kein Staub mehr gewischt worden. Überall Regale mit alten Flaschen und Fässern, alte Kartons, ein paar angezündete Fackeln neben der zweiten Holztür am andren Ende des Raumes. Scheint ein altes Lager zu sein. Es riecht sehr verdächtig nach saurem Wein und altem Käse, eine verdammt widerliche Mischung, hier wurde auch seit Jahren nicht gelüftet, denn ein Fenster scheint es hier nicht zu geben. Was ist das für ein Gebäude, das keine Fenster hat und nur aus Lehm und Holz zu bestehen scheint? Sind alle Gebäude in Ägypten so? Oder handelt es sich hier um ein antikes Model? Ein altes Gemäuer mitten in der Wüste? Ich hätte Schandir danach fragen sollen!
 

Ich betrete das alte Lager und schleiche leise an die andere Tür. Ich lausche erneut, ob ich hinter der Tür ein Geräusch ausmachen kann, doch alles ist ruhig. Ich versuche die Tür zu öffnen und stelle fest, dass sie nicht verschlossen ist. Diese Tatsache verwundert mich sehr, allerdings habe ich keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, weil auf dem Gang von links eine junge Frau in meine Richtung kommt. Hastig schließe ich die Tür und halte die Luft an. Nur wenige Sekunden später verstummen die Schritte der jungen Frau direkt hinter der Tür.
 

„You, go back into the kitchen. You mustn’t be here! (Du, geh zurück in die Küche. Du darfst hier nicht sein!)“, höre ich eine männliche Stimme und ich erstarre vor Schreck.
 

Da ist noch jemand hinter der Tür! Ein Wächter wahrscheinlich! Vielleicht sogar mehr als einer!
 

„But the meal for the prisoner. (Aber das Essen für den Gefangenen.)“, höre ich die Stimme der jungen Frau direkt auf der anderen Seite der Tür.
 

„Bring it back into the kitchen and tell the others that nobody may enter the cellar! That is an instruction of sheikh Kashi! (Bring es zurück in die Küche und sag den Anderen, dass niemand den Keller betreten darf! Das ist ein Befehl von Scheich Kashi!)“, antwortet der Mann, der sich anscheinend rechts der Tür in einem Gang befinden muss.
 

Niemand darf den Keller betreten? Anweisung von Scheich Kashi? Aber wie ist Schandir in den Keller gekommen, wenn hier ein Wächter rum steht? Ob das der Wächter ist, den sie mit dem Schlafmittel betäubt hatte? Shit, wie komm ich jetzt an dem Kerl vorbei?
 

Erneut ertönen Schritte hinter der Tür, diesmal jedoch in die andre Richtung. Die Küche müsste demnach irgendwo links sein, ob sich dort auch ein Ausgang befindet? Oder irgendein Fenster, das man vielleicht als Ausgang benutzen kann? Irgendwie muss ich den Wächter von der Tür wegbekommen. Solange er sich rechts von der Tür befindet, kann ich ihn nicht sehen, wenn ich die Tür öffne, weil sich die Tür nach außen in den Gang öffnet und mir das Türblatt die Sicht nach rechts versperrt. Der Wächter würde sofort sehen, wenn ich die Tür öffne, ich muss ihn also irgendwie zu mir ins alte Lager locken, hier könnte ich ihn überraschen, niederschlagen und verstecken. Vielleicht unten in eine von den Gefängniszellen. Wenn sich die Sache mit Kashis Befehl herumspricht, wird niemand mehr hierher kommen und keiner wird entdecken, dass der Wächter nicht mehr vor der Tür steht und Wache hält.
 

Also ist der Plan, den Wächter ins Lager zu locken, doch wunderbar genial, oder? Ich drücke erneut ein Ohr an die Tür und lausche. Die Schritte der jungen Frau sind verstummt und es ist absolut nichts zu hören. Was ist, wenn an meinem Plan ein winziger Haken ist? Was ist, wenn es nicht nur ein Wächter ist, sondern gleich zwei oder drei?
 

‚Du hast mehr Glück als Verstand.’
 

Wer hat das mal zu mir gesagt? Ist es wirklich so? Hab ich wirklich mehr Glück als Verstand?
 

‚Nur mit Glück allein kann man nicht gewinnen. Das ist auch der Grund, warum Du niemals gegen mich gewinnen wirst.’
 

Wer das gesagt hat, weiß ich hundertprozentig. Das ist hundertprozentig kaibatypisch, aber ich werd dem Kerl schon noch beweisen, dass man sehr wohl mit Glück gewinnen kann. Außerdem besitze ich nicht nur Glück, auch wenn mein Duelldeck hauptsächlich aus Glücksspielkarten besteht.
 

Ich schüttle den Kopf und schließe sekundenlang die Augen. Ich sollte aufhören, mir über Kaiba Gedanken zu machen, ich hab dafür wirklich keine Zeit. Mit einem leisen Seufzen wende ich mich von der Tür ab und schau mich im Lager ein wenig um. Der Geruch von dem sauren Wein und diesem alten Käse hängt widerlich stinkend im Raum. Auf der rechten Seite des Lagers stehen die alten Fässer, zwei große, in denen man locker einen Menschen verstecken könnte und drei kleinere, die durch Holzwürmer schon so zerlöchert wurden, dass sie aussehen wie Schweizer Käse. Links im Raum stehen Regale mit alten modrigen Kartons, in denen sich anscheinend dieser alte Käse befindet, der die Luft verpestet. Auf einem der Regale entdecke ich ein altes Seil, das noch einigermaßen stabil aussieht und ein altes Leinentuch, das ich wunderbar als Knebel für den Wächter verwenden kann.
 

Fragt sich jetzt nur, wie ich den Kerl zu mir ins Lager locken kann, ohne mich zu verraten.
 

~Rebecca´s Sicht~
 

Ich bewundere Kaiba. Selbst jetzt scheint er absolut alles unter Kontrolle zu haben. Sein kleiner Wutanfall spiegelt sich nicht einmal in seinem Gesicht wieder. Er versteckt seine wahren Absichten hinter einer undurchdringbaren Fassade und dennoch habe ich mir dieses fast traurige Glitzern in den blauen Augen nicht eingebildet, als Ashaiya ihn gefragt hat, ob er Joey genug hasst, um ihn sterben zu sehen.
 

„Talan to headquarters, Talan to headquarters, Haroun are you there? (Talan an Hauptquartier, Talan an Hauptquartier, Haroun bist Du da?)“, höre ich ganz plötzlich eine leicht verzerrte Stimme und ich stelle Sekunden später fest, dass die Stimme aus dem alten Funkgerät kommt, dass am Ende das Raumes steht.
 

„Haroun to Talan. What happened? (Haroun an Talan. Was ist passiert?)“, antwortet Haroun und ich höre sofort, dass er besorgt ist. Es war eigentlich eine Funksperre ausgemacht, es sei denn, es handelt sich um einen Notfall.
 

„Kamir was killed, one of his men came to us and told us that the group was lured into a trap. He died a little later at his injuries. (Kamir wurde getötet, einer seiner Männer kam zu uns und hat uns erzählt, dass die Gruppe in eine Falle gelockt wurde. Wenig später ist er an seinen Verletzungen gestorben.)“, ertönt die Stimme von Talan Nazim aus dem Funkgerät.
 

Ein vielfach wiederholtes Aufkeuchen geht durch den Raum und ich presse mir die Hände vor den Mund, um nicht ebenfalls laut aufzukeuchen.
 

„Kamir is dead? The Gebel al-Mawta is a trap? (Kamir ist tot? Der Gebel al-Mawta ist eine Falle?)“, fragt Haroun verstört und erschrocken.
 

„Yes a trap, Kashi is at the Gebel al-Mawta, the Mountain of the Dead, in the north of Shali the old town of Siwah! (Ja eine Falle, Kashi ist auf dem Gebel al-Mawta, dem Berg der Toten im Norden von Shali, der alten Stadt von Siwah!)“, antwortet Talan und ganz plötzlich ertönt rechts von mir ein beinahe grausames Lachen.
 

Ich dreh mich um und erkenne schockiert, dass dieses Lachen von Seto Kaiba höchstpersönlich kommt. Ist er jetzt völlig verrückt geworden? Ist ihm diese ganze Rettungsaktion jetzt zu Kopf gestiegen?
 

„Hey, Alter, nun beruhig Dich mal, ja? Was ist denn plötzlich los mit Dir?“, fragt Tristan verwirrt, während Duke nur mürrisch den Kopf schüttelt.
 

Das Lachen von Seto verstummt ebenso ruckartig, wie es begonnen hat und sein eisiger Blick wandert über die Anwesenden hinweg und bleibt nur für ein paar Sekunden an mir hängen.
 

„Gebel al-Mawta, the Mountain of the Dead. That is an extremely fitting place for a man, who stops at nothing. My stepfather surely would be inspired. (Gebel al-Mawta der Berg der Toten. Das ist ein äußerst passender Ort für einen Mann, der über Leichen geht. Mein Stiefvater wäre sicherlich begeistert.)“, meint er kühl und erst jetzt verstehe ich sein ironisches Lachen.
 

Der Berg der Toten ist ein Friedhof, der schon seit ewigen Zeiten besteht. Seit über 2000 Jahren haben die Bewohner von Siwah dort ihre Toten begraben, so dass es dort heute keinen Platz mehr für weitere Gräber gibt! Der ganze Berg ist von Tunneln und Gräbern durchlöchert. Es ist der perfekte Platz für einen Hinterhalt und beinahe uneinnehmbar, wenn man sich dort oben verstecken will. Es existieren wahrscheinlich auch Geheimgänge, die hinunter in die Siwah-Oase führen. Wenn Scheich Kashi tatsächlich dort oben auf diesem Berg der Toten ist, besteht kaum eine Chance, dass wir noch vor Mitternacht hinaufkommen können, um Jimmy vor dem Tod zu retten.
 

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Keine Rettung möglich?

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57. Keine Rettung möglich?
 

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~Joey´s Sicht~
 

Mit dem Seil und dem Leinentuch in der linken Hand und dem Messer in der rechten Hand schleiche ich zurück an die Tür und öffne sie einen winzigen Spalt weit. Links auf dem Gang ist nichts zu sehen und von rechts dringt keinerlei Geräusch an meine Ohren. Ich schließe die Tür ganz vorsichtig wieder und lösche links und rechts die Fackeln im Lager. Ein paar Augenblicke warte ich ab, um meine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen, nur ein schmaler Lichtstrahl dringt vom Gang unten durch die Tür. Wenn der Wächter die Tür öffnet, wird er sich nicht schnell genug an die Dunkelheit gewöhnen können und wird mich nicht sehen, wenn ich mich auf ihn stürze. Diesen Trick hab ich während meiner Gangjahre schon mehrmals angewendet, wenn ich einen Gegner überraschen wollte und ich bin sicher, dass es auch dieses Mal funktionieren wird.
 

Ein paar Schritte trete ich zurück und verstecke mich hinter dem ersten großen Weinfass. Jetzt zu Teil zwei meines Planes. Den Wächter ins Lager locken, ohne mich zu verraten. Dazu muss ich nur ein Geräusch verursachen, das den Wächter neugierig macht, in ihm aber kein Misstrauen erweckt. Ein Geräusch wie das Kratzen eines Tieres vielleicht. Oder das Miauen einer Katze. Katzen gibt es in Ägypten doch in Massen. Ich hoffe mal, dass der Wächter blöd genug ist und sich nicht darüber wundert, wie eine Katze in einen Raum kommt, wo es keinen Eingang gibt.
 

Ich grinse leicht und schüttle den Kopf. Was soll’s, einen Versuch ist es auf jeden Fall wert. Versuch ich mich also mal als Katze, ist auf jeden Fall besser als Köter oder Wurm. Ich hole einmal kurz tief Luft und versuche mein Bestes, um eine echte Katze zu imitieren.
 

„Miauuu, miauuu.“, schnurre ich und muss dabei tatsächlich ein Grinsen unterdrücken. So schlecht hör ich mich gar nicht an, so als Katze.
 

„Miauuu, miauuu.“, wiederhole ich etwas lauter und kratze mit dem Messer an dem großen Weinfass herum, als würde eine Katze mit ihren Krallen darauf herumkratzen.
 

Leise, unsichere Schritte ertönen auf dem Gang hinter der Tür, ich halte die Luft an und gehe in die Hocke, bereit zum Sprung auf den Wächter, sollte der an mir vorbei gehen.
 

„Miauuuuu.“, mache ich erneut in einem fast flehenden Tonfall, als wäre ich die unglücklichste Katze auf der Welt.
 

Und ich habe Erfolg, denn nur Sekunden später öffnet jemand die Tür. Ich kann nicht erkennen, wer es ist, aber ich höre nur die Schritte einer einzigen Person. Jemand murmelt irgendetwas auf Arabisch, ich kann es nicht verstehen, aber es wird wahrscheinlich eine konfuse Reaktion auf die gelöschten Fackeln sein, die sich neben der Tür befinden. Ich höre ein leises Klicken, das sich verdächtig nach einem Feuerzeug anhört und ich unterdrücke einen Fluch. Shit! Das hab ich nicht bedacht. Zu meinem Glück ertönt ein Fluch von dem Wächter, anscheinend funktioniert das Feuerzeug nicht. Ich unterdrücke mit Mühe ein erleichtertes Aufatmen und spanne meine Muskeln an.
 

Das Adrenalin betäubt meine Sinne, für mich gibt es nur noch diesen einen Wächter, den ich niederstrecken muss. Erneut ertönen die Schritte, unsicher, vorsichtig, langsam. Nur noch ein paar Schritte, nur ein paar winzige Schritte in meine Richtung. Plötzlich ertönen weitere Schritte, diesmal auf dem Gang und ich zucke dermaßen zusammen, dass ich beinahe das Gleichgewicht verliere, weil ich mich so weit nach vorne gebeugt habe.
 

Da ist noch jemand auf dem Gang, der war vorher aber noch nicht dort!
 

„Abid, where are you? (Abid, wo bist Du?)“, höre ich den anderen Wächter fragen und ich knirsche ganz leise mit den Zähnen.
 

Das war’s dann wohl mit meinem perfekten Plan!
 

„I’m here, Murat. I thought I heard a cat in here. (Ich bin hier, Murat. Ich hab gedacht, ich hörte eine Katze hier drinnen.)“, antwortet der Wächter, den ich eigentlich überwältigen wollte.
 

„A cat in there? How should she come there? (Eine Katze dort drinnen? Wie sollte sie dort hinein kommen?)“, fragt der Wächter, der anscheinend Murat heißt.
 

Ich lasse das Seil und das Leinentuch leise auf den Boden gleiten und drücke mich ganz dicht auf den Boden zwischen den beiden großen Weinfässern. Das verbogene Küchenmesser hab ich noch immer in der rechten Hand, auch wenn ich wahrscheinlich sowieso mit den Fäusten kämpfen werde, sollte man mich bemerken. Ich spüre die Wunden auf meinem Rücken jucken und ich widerstehe dem Drang, mich zu kratzen, indem ich mir auf die Zunge beiße, um mich von dem juckenden Gefühl abzulenken. Schandirs Kräutermixtur wirkt wirklich erstaunlich, obwohl die Verbände doch ein wenig stramm sitzen und die Wunden jucken, als hätte ich Juckpulver auf meinem Rücken. Es ist auf jeden Fall besser, als an einer Blutvergiftung zu sterben, denn darauf hab ich wirklich gar keine Lust.
 

„I don’t know, I have asked me the same thing, but I’m sure I have heard a cat in here. (Ich weiß nicht, ich hab mich dasselbe gefragt, aber ich bin sicher, ich hab eine Katze hier drin gehört.)“, antwortet Abid etwas unsicher.
 

Ich frage mich, warum sich diese Typen soviel auf Englisch unterhalten, wo doch Arabisch ihre Muttersprache sein müsste. Ob nicht alle Arabisch sprechen können? Gibt es hier in Ägypten auch noch andere Sprachen? Warum zerbreche ich mir eigentlich den Kopf darüber, sollte ich nicht lieber froh darüber sein, dass ich sie verstehen kann?
 

„Come out, Abid, you need a break. I will take over the night watch. It’s 20:00 o’clock. (Komm raus, Abid, Du brauchst eine Pause. Ich werde die Nachtwache übernehmen. Es ist 20:00 Uhr.)“, meint Murat, die Schritte von Adid bewegen sich zurück in Richtung Tür und ich muss mich wirklich sehr stark zusammenreißen, um nicht laut zu fluchen.
 

Shit! Ich hab nur noch vier Stunden bis Mitternacht und mein erster Plan ist fehlgeschlagen! Was mach ich denn jetzt? Gibt es keinen anderen Weg hinaus? Die Tür wird geschlossen und die Stimmen verstummen. Ich warte noch eine Weile und schleiche dann zurück durch das Lager zu der Tür, die über die Treppe hinunter in den Zellentrakt führt. Vielleicht gibt es auf der anderen Seite vom Gang noch einen weiteren Ausgang.
 

~Seto´s Sicht~
 

Das ist wirklich eine perfekte Ironie. Das Versteck des Scheichs muss natürlich genau dort sein, wo es von Leichen nur so wimmelt. Warum sollten dort ein oder zwei mehr Gräber auffallen, wo es doch seit langem keiner mehr gewagt hat, diesen Berg der Toten zu betreten? Harouns rechte Hand ist bereits am Fuß des Berges auf Widerstand gestoßen und tot. Wie sollen wir es schaffen, rechtzeitig vor Mitternacht auf diesen Berg zu kommen, um Mokubas Retter vor dem Tod zu retten und nebenbei auch noch Wheeler aus den Klauen des Scheichs zu befreien? Völlig unmöglich. Es sei denn, es gibt irgendeinen Geheimgang. Irgendeinen geheimen Tunnel, der durch das Innere des Berges führt, bis hinauf in die Spitze. Trotzdem werden wir Verstärkung brauchen, wir haben bereits eine Rebellengruppe samt Anführer verloren.
 

„Haroun? Kann ich Dich kurz sprechen? Unter vier Augen?“, frage ich und spüre sofort die neugierigen und zum Teil verwirrten Blicke der Anderen auf mir.
 

„Natürlich.“, meint er und wendet sich an seine Begleiter. „I will be back in a few minutes. (Ich bin in ein paar Minuten zurück.)
 

Er geht an mir vorbei zur Tür, ich folge ihm, ohne den Anderen eine Erklärung zukommen zu lassen. Sie werden schon früh genug erfahren, was ich so Wichtiges mit Haroun besprechen muss. Ich zögere einen kurzen Moment an der geöffneten Tür, werfe einen flüchtigen Blick zurück in den Raum und starre in die erwartungsvollen Gesichter von Wheelers Freunden und begegne den verwirrten Blicken von Harouns Männern. In blinzle leicht und werfe einen kurzen Blick auf Rebecca, die meinen Blick erwartungsvoll erwidert. Und in dieser Sekunde weiß ich, was ich tun muss.
 

„Rebecca. Du kommst mit, ich werde erneut Deine Hilfe brauchen.“, sage ich und verlasse nun endgültig hinter Haroun den schalldichten Raum, mit der Gewissheit, dass Rebecca mir folgt.
 

Haroun steht links im Gang an einer Tür, die anscheinend aus Mahagoni ist. Ich folge ihm in ein kleines Büro und ich höre wie Rebecca hinter mit die Tür schließt.
 

„Willkommen im Büro der Wäscherei Manshiyah Nuzul al Matal, Geheimtreffpunkt für unsere Spione, die alle keinen direkten Kontakt zu uns haben und ihre Informationen immer über diverse Treffpunkte an uns weiterleiten. Diese Wäscherei ist in dieser Gegend der größte Treffpunkt und somit auch die wertvollste Informationsquelle. Keine Sorge, sämtliche Räume hier sind schalldicht, sogar vorne die Eingangshalle.“, meint er und setzt sich hinter den kleinen Holzschreibtisch auf einen alten Ledersessel. „Was ist so wichtig, dass Du mit mir persönlich besprechen musst? Hat es etwas mit dem überraschenden Tod meines besten Mannes zu tun?“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Nicht wirklich, allerdings ist der Verlust von Kamirs Gruppe ein schwerwiegender Rückschlag, daher bin ich der Ansicht, dass wir uns um Verstärkung kümmern müssen.“, antworte ich, Haroun zieht seine Augenbrauen zusammen.
 

„Wie stellst Du Dir das vor? Woher soll ich denn Verstärkung bekommen, ich habe bereits meine gesamte Armee über die Siwah-Oase verteilt und der Rest bewacht die Gefangenen im Rebellenlager.“, meint er, ich grinse überlegen.
 

„Ich habe nicht gesagt, dass Du mehr Rebellen herbeordern sollst, ich meine eine ganz andere Verstärkung. Wie wäre es, wenn Du einen alten Gefallen einlösen würdest? Einen alten Freundschaftsgefallen?“, frage ich etwas amüsiert und beobachte Harouns Reaktion genau.
 

Seine Augen weiten sich vor Überraschung und ich höre neben mir Rebeccas überraschtes Aufkeuchen.
 

„Mubarak.“, sagt sie atemlos, ich mache mir nicht die Mühe eine bestätigende Antwort darauf zu geben und nicke Haroun nur aufmunternd zu, der allerdings sofort den Kopf schüttelt.
 

„Unmöglich. Ich habe seit fast drei Jahren keinen direkten Kontakt mehr zu ihm und selbst wenn ich wollte, würde es einige Probleme geben, ihn direkt zu erreichen. Ich habe keine Möglichkeit, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen.“, erwidert er resigniert.
 

„Ich schon.“, höre ich Rebecca sagen und ich weiß, warum ich ihr so sehr vertraue.
 

Ihre Intelligenz ist meiner nicht so unähnlich, wie ich anfangs gedacht habe. In einigen Dingen übertrifft sie mich um Längen und hier in Ägypten ist sie mir in vielen Punkten überlegen, vor allem, was die persönlichen Kontakte betrifft.
 

„Wie?“, fragt Haroun ungläubig und ich kenne Rebeccas Antwort bereits schon, bevor sie ausgesprochen wird.
 

„Ishizu.“, antwortet Rebecca und ich nicke zustimmend.
 

Wenn jemand ohne Probleme bis zum ägyptischen Präsidenten Muhammad Husni Mubarak gelangen kann, dann ist es Ishizu Ishtar, Leiterin des ägyptischen Museums in Kairo. Mubarak ist ein Kenner und ein Sponsor für das ägyptische Museum. Es wäre so einfach und so unauffällig, wenn Ishizu um eine persönliche Audienz mit dem ägyptischen Präsidenten bitten würde.
 

„Wir können ihr über das Funkgerät eine Nachricht zukommen lassen, ich bin sicher, dass Odion und Marik sie zurück nach Kairo begleiten werden. Zur Sicherheit kannst Du natürlich noch eine Eskorte Deiner Rebellen mitschicken, die sich allerdings im Hintergrund halten, ohne entdeckt zu werden.“, sage ich. Haroun nickt, schüttelt aber kurz darauf den Kopf.
 

„Das ist zu riskant. Ich weiß nicht, ob Muhammad mir helfen wird. Wir sind seit langer Zeit keine Freunde mehr. Es ist einfach zu viel Zeit vergangen.“, erwidert er.
 

„Denkst Du, er wird einfach zusehen, wie Kashi immer mehr Macht bekommt? Selbst wenn Mubarak Dich nicht mehr als Freund betrachtet, dann aber doch als Verbündeten gegen Scheich Kashi. Der Feind meines Feindes ist mein Freund, schon vergessen? Ich bin sicher, dass Mubarak sich an diese alte Weisheit erinnern wird.“, antworte ich selbstbewusst.
 

Sogar ich habe mich manches Mal mit Leuten verbündet, die ich nicht als Freunde, aber als Verbündete betrachtet habe, um einen gemeinsamen Feind zu besiegen.
 

„Aber Mubarak kann unmöglich bis Mitternacht Verstärkung hierher schicken. Was willst Du gegen die Ermordung von Jimmy unternehmen?“, fragt Haroun und ich wende mich an Rebecca.
 

„Gibt es eine Möglichkeit sich von hier aus über den Kaiba Satelliten in die Archive des Museums einzuhacken?“, frage ich und sie nickt.
 

„Ja, gibt es, aber wozu?“, fragt sie verwirrt.
 

„Sorg dafür, dass unsere Laptops hergebracht werden. Ich erklär Dir meinen Plan, wenn es soweit ist. Vertrau mir.“, antworte ich, sie nickt kurz und verlässt mit energischen Schritten das Büro.
 

Die folgende Stille ist schier erdrückend und ich wage nicht, Haroun ins Gesicht zu schauen.
 

„Du bist nicht sicher, ob der Plan auch wirklich funktioniert, nicht wahr, Kaiba?“, fragt er.
 

Ich schau ihn nicht an und lächle nur etwas bitter.
 

„Natürlich nicht. Ich bin nicht Gott. Nicht alle meine Pläne funktionieren immer reibungslos. Ich habe mir vor einiger Zeit eingestehen müssen, dass ich nur ein Mensch bin und kein Mensch ist wirklich perfekt, egal wie sehr er versucht, es zu sein.“, erwidere ich und kann ein leichtes Seufzen nicht unterdrücken.
 

Manchmal ist es hart, immer den starken Mann zu spielen, den perfekten Firmenleiter, den harten Geschäftsmann, den kühlen Leiter der Kaiba Corp. Manchmal wünschte ich mir, dass ich nur ein ganz gewöhnliches Leben hätte, einen ganz gewöhnlichen Job. Manchmal hab ich es satt, ein Kaiba zu sein. Man erwartet von mir, dass ich perfekt bin, dass ich für jedes Problem eine Lösung finde, dass ich 24 Stunden am Tag in Bereitschaft bin und das jeden Tag im Jahr. Selbst hier in Ägypten trage ich eine gewisse Verantwortung, denn im Grunde ist es meine Schuld, dass Wheeler in diesen Schwierigkeiten steckt. Ich hätte ihn nicht in diese Sache reinziehen dürfen. Ich hätte ihn sofort nach Hause schicken sollen, als er mit seinen Freunden im Sofitel Hotel Tokyo aufgetaucht ist, um mir seine Hilfe anzubieten. Doch ich war verzweifelt genug, um nach jedem Strohhalm zu greifen, Wheelers Strohhalm kam mir gerade recht.
 

Er wird niemals erfahren, wie dankbar ich für seine Anwesenheit war, auch wenn meine Dankbarkeit nur für ein paar Sekunden anhielt. Sein grinsendes Gesicht zu sehen, in einer mehr als hoffnungslosen Lage, war wirklich ermutigend. Ob das der Grund dafür ist, dass Yugi und der Pharao ständig gegen mich gewonnen haben, wenn Wheeler in der Nähe war? Ist Wheelers sonniges Gemüt und sein beinahe unerschütterlicher Optimismus Yugi Mutos größte Stärke?
 

Ich bemerke Harouns neugierigen Blick auf mir und ich schaue in emotionslos an.
 

„Ich darf mir keine Fehler leisten und darum muss ich wenigstens daran glauben, dass mein Plan perfekt ist. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht.“, sage ich, Haroun nickt und im selben Moment öffnet Rebecca die Tür und kommt mit den beiden Laptops ins Büro.
 

Zeit meinen Plan in die Tat umzusetzen. Für Mutlosigkeit ist das wirklich nicht der richtige Moment.
 

‚Gib nicht auf.’
 

Yugis Stimme schallt kurz durch meinen Kopf und ich widerstehe dem plötzlichen Drang, mich nach seinem Stachelkopf umzuschauen. Nicht aufgeben. Nein, das hatte ich auch ganz sicher nicht vor. Ein Seto Kaiba gibt niemals auf, egal wie ausweglos die Lage auch sein mag. Das ist wahrscheinlich eins der wenigen Dinge, die ich mit Joseph Wheeler gemeinsam habe.
 

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Fast perfekter Plan!

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58. Fast perfekter Plan!
 

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~Joey´s Sicht~
 

Ein wenig resigniert lauf ich den halbdunklen Gang entlang, an meiner ehemaligen Gefängniszelle vorbei und immer geradeaus an anderen leer stehenden Zellen vorbei. Wie lang ist denn dieser verdammte Gang? Ich kann hier kaum irgendetwas erkennen, weil die Fackeln im hinteren Bereich gelöscht wurden. Bei der letzten erleuchteten Fackel bleibe ich abrupt stehen, dreh mich zur Seite und greife nach der Fackel, um sie dann mit einer schnellen Bewegung aus der Wandhalterung zu nehmen. Bringen wir doch Licht ins Dunkel dieses Ganges. Vorsichtig schleiche ich mit der Fackel in der Hand weiter geradeaus durch den nun fast völlig dunklen Gang. Das Licht der Fackel beleuchtet nur einen Teil des Ganges und wirft merkwürdige Schatten an die Wände. Ich hasse das, das erinnert mich immer an Geister, ich hasse Geister! Ganz plötzlich erscheint eine Tür im Licht der Fackel, ich schleiche zu dieser und lausche angespannt. Scheint alles ruhig zu sein. Ich versuche die Tür zu öffnen, doch es rührt sich nichts. Ein Schlüsselloch scheint es aber nicht zu geben, sieht also so aus, als wäre sie von innen verriegelt worden. Wie komm ich jetzt durch die Tür? Ob ich sie einfach einrenne? Ich leuchte mit der Fackel die Tür ab, sieht nicht wirklich sehr stabil aus, an einigen Stellen ist die Tür feucht und morsch, wäre also vielleicht nicht wirklich schwer für mich, sie aufzubekommen, wenn ich mich dagegen werfe. Ich schau mich nach einer leeren Fackelhalterung um und steck die brennende Fackel dort hinein, das Messer, das ich noch immer fest in der Hand halte, umschließe ich mit beiden Händen, um eventuell einen Angreifer, der sich hinter der Tür verstecken könnte, zu überwältigen. Ich atme tief ein und aus, nehme Anlauf und ramme mit der linken Schulter die Tür.
 

Es gibt einen lauten Knall, als ich sie mit der Schulter treffe, ein leises Knacken, als ich meine Schulter ausrenke, ein zischendes Geräusch, als ich vor Schmerz die Luft einziehe und ein Krachen, als durch den Aufprall der Riegel auf der anderen Seite gesprengt wird. Die Tür ist auf, aber der Schmerz in der Schulter lässt mich Sterne sehen, so dass ich nichts erkennen kann. Instinktiv werf ich mich auf den Boden, darauf bedacht, nicht auf meiner linken Schulter zu landen, aber es greift mich niemand an. Auf den ersten Blick sieht dieser unmöblierte Raum verlassen aus, doch ein kurzer Blick nach links lässt mein Blut gefrieren und meinen Atem stocken.
 

Jimmy hängt in der Mitte des Raumes an einem Eisengestell und bildet mit seinem Körper ein fast perfektes X. Wäre ich ein Künstler, würde ich diesen Anblick als faszinierend bezeichnen, doch ich fühle nichts weiter als Schmerz beim Anblick, den mir Jimmy bietet. Sein dunkler Rücken wird von zwei Fackeln beleuchtet, ich erkenne unendlich viele rote Striemen, aus denen frisches Blut fließt, das sich seinen Weg nach unten bahnt und das kurze, weiße Leinentuch, das um seine Hüfte geschlungen wurde, rot färbt. Blut fließt auch aus ein paar Wunden an Armen und Beinen und tropft auf den Boden. Jimmys Kopf liegt leblos in seinem Nacken, ein weißes Leinentuch wurde um seine Augen gebunden. So sehr ich auch daran zweifeln will, Jimmy sieht so furchtbar leblos aus. Ist er tatsächlich schon tot? Bin ich zu spät? Ich schüttle den Kopf. Nein! Es ist doch noch gar nicht Mitternacht! Jimmy ist nicht tot! Das darf einfach nicht sein!
 

Zitternd und schwer atmend erhebe ich mich vom Boden und greife nach meiner Schulter. Mein linker Arm hängt schlapp nach unten, das Messer liegt irgendwo auf dem Boden, ich kümmere mich nicht weiter darum, zu sehr steckt der Schock in meinen Knochen. Ich muss mich fast mit Gewalt von Jimmys Anblick losreißen. Zuerst muss ich meine Schulter wieder einrenken, denn in diesem Zustand bin ich keine große Hilfe. Glücklicherweise ist es nicht das erste Mal, dass ich mir selbst die Schulter einrenken muss. Ich bücke mich nach dem Messer und klemm es mir zwischen die Zähne, damit ich den Schmerzschrei unterdrücken kann. Mit einem geübten Griff greife ich meinen linken Arm, ziehe ruckartig daran und renke mir selbst die Schulter wieder ein. Der Schmerz lässt meine Beine einknicken, so dass ich einfach zusammensacke. Meine Atmung beruhigt sich nur sehr langsam und ich kämpfe verzweifelt gegen die drohende Ohnmacht an. Ich darf jetzt nicht ohnmächtig werden! Ich muss mich um Jimmy kümmern! Mühsam kämpf ich mich wieder auf die Beine, greife erneut nach dem Messer, dass ich beim Zusammensacken verloren habe und mache mich auf den Weg zu Jimmy. Seine Füße und Hände wurden mit Seilen an dem Eisengestell fixiert, wenn ich die Seile durchschneide, wird er sich sicher nicht auf den Beinen halten können, also muss ich zuerst die Fesseln an seinen Füßen lösen, damit ich ihn tragen kann, wenn ich seine Handfesseln löse. Ich entferne das weiße Leinentuch, das seine Augen verdeckt, sie sind geschlossen, aber ich stelle beruhigt fest, dass sich seine Augenlider leicht bewegen, er lebt also noch. Ich fühle seinen Puls nur sehr schwach an seiner Halsschlagader, lange wird er diese Qualen nicht mehr ertragen. Die Wunden müssen gereinigt werden, aber zuerst müssen wir hier raus.
 

„Jimmy? Can you hear me? (Jimmy? Kannst Du mich hören?)“, frage ich leise, seine Augenlider zucken kurz.
 

„Jimmy, wake up, please. (Jimmy, wach auf, bitte.)“, flüstere ich, aus Angst, dass eine lautere Stimme ihm Angst machen könnte.
 

Für einen kurzen Moment denke ich darüber nach, ihn zu ohrfeigen, allerdings öffnet er genau in dem Moment die Augen, als ich die Hand zum Schlag erhebe.
 

„Oh, Gott sei Dank! You are alive! (Du bist am Leben!)“, hauche ich überwältigt und spüre doch tatsächlich zwei kleine Tränen in meinen Augenwinkeln.
 

„Jo...you...why...? (Jo…Du…wieso…?)“, flüstert Jimmy und der Klang seiner Stimme versetzt mir einen erneuten Schock. Noch nie habe ich so eine gebrochene Stimme gehört, fast so, als würde jemand sterben. Ich habe noch nie einen Menschen sterben sehen und ich habe Angst davor, dass ich Jimmy nicht retten kann.
 

„Don’t speak, please. We have to disappear. I will help you. (Sprich nicht, bitte. Wir müssen verschwinden. Ich werde Dir helfen.)“; antworte ich und mach mich auch schon an meinem Verband zu schaffen.
 

Ich weiß nicht, ob es eine so gute Idee ist, meinen alten Verband für Jimmys Wunden zu verwenden, aber etwas anderes habe ich jetzt nicht. Mein Verband ist noch relativ frisch und auch die Kräuter von Schandir dürften ihre Wirkung noch nicht verloren haben. Meine Wunden haben seit langer Zeit nicht mehr geblutet, Jimmy braucht den Wundverband nötiger als ich. Vorsichtig verbinde ich seine Wunden, es ist ziemlich leicht für mich, da er noch immer an dieses Eisengestell gebunden ist. Mit dem weißen Leinentuch, das um Jimmys Augen gebunden wurde, wische ich die Wunden an Armen und Beinen sauber, sie bluten nicht mehr sehr stark, dennoch reiße ich meine Hosenbeine in Streifen und verbinde Jimmys Wunden an Armen und Beinen damit. Jimmy sieht beinahe wie eine lebende Mumie aus. Ich schüttle den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben und schneide die Fesseln an Jimmys Beinen los. Vorsichtig setze ich seine Füße auf den Boden ab, auch wenn ich nicht davon ausgehe, dass er sich selbst auf den Beinen halten kann, sobald ich seine Hände von den Fesseln befreie. Ich schiebe mich zwischen ihn und das Eisengitter, so dass er mit seinem verbundenen Oberkörper auf meinem Rücken liegt und schneide die Seile an Jimmys Händen durch. Sofort sackt er auf meinem Rücken zusammen, so dass ich sein ganzes Gewicht auf mir spüre. Ich steck mir das Messer in den Bund meiner nun kurzen Hose und greife mit beiden Händen nach Jimmys Beinen, um ihn hochziehen zu können. Er ist nicht wirklich schwer, trotz seiner Größe, und es ist zum Glück nicht das erste Mal, dass ich jemanden Huckepack auf dem Rücken tragen muss. Mit Tristan hab ich öfters solche Sachen gemacht und der ist weitaus schwerer als Jimmy.
 

„Don’t die now, Jimmy, understood? (Stirb jetzt nicht, Jimmy, verstanden?)“, keuche ich leise und schau mich nach einer zweiten Tür um, die ich auf der rechten Seite des fast quadratischen Raumes finde.
 

„Yeah, I understand. (Ja, ich verstehe.)“, haucht Jimmy leise.
 

Ich spüre seinen schwachen Atem in meinem Nacken. Sein Körper glüht vor Fieber, seine Wunden scheinen sich entzündet zu haben. Das sieht gar nicht gut für ihn aus. Mit einiger Anstrengung kämpfe ich mich in Richtung Tür und bete, dass sie nicht verschlossen ist. Ich hab Glück, denn die Tür ist tatsächlich nicht verschlossen, als ich die Türklinke hinunterdrücke, öffnet sie sich sofort und ich sehe eine Treppe, die mich sehr an die Treppe erinnert, die auf der anderen Seite vom Gang in den alten Lagerraum führt. Wohin wird diese Treppe führen? In die Freiheit? In eine Falle? Ich habe keine Zeit, um mir darüber Gedanken zu machen, wenn ich noch länger zögere, wird Jimmy sterben. Wenn es eine Falle ist, sterben wir wenigstens aufrecht im Kampf und mit erhobenem Kopf! Kaiba würde genauso denken. Und Atemu ebenfalls.
 

Ich atme tief durch und marschiere mit Jimmy auf dem Rücken die Treppe hinauf. Mein Plan ist es, ihn hier rauszuschaffen und zwar lebend, wie ich das anstellen soll, weiß ich leider nicht. Aber wer entscheidet darüber, ob ein Plan nun perfekt sein muss? Ist es nicht genug, dass ich weiß, was ich zu tun habe und was mein Ziel ist? Gibt es nicht viele Wege, die zum Ziel führen, wozu brauch ich einen perfekten Plan, der sowieso ständig schief geht? Ich bin nun mal kein Genie wie Kaiba, ich nehm die Dinge, wie sie kommen und versuche zu überleben und Menschenleben zu retten, denn so habe ich stets mein Ziel erreicht, warum sollte es also diesmal anders sein?
 

Die Hitze, die von Jimmys Körper ausgeht, treibt mir die Schweißperlen auf die Stirn. Ich bin erschöpft und dennoch kämpfe ich mich weiter die Stufen hinauf. Meine linke Schulter brennt und mein Rücken juckt. Die Treppe scheint kein Ende nehmen zu wollen, bis ich ganz plötzlich einen kühlen Windhauch spüre und ein schwaches Licht durch eine Eisengittertür erkennen kann. Im ersten Moment glaube ich, dass ich träume, aber als ich kurz die Augen schließe und wieder öffne, ist es noch immer dasselbe Bild. Sterne. Ich sehe tatsächlich helle Sterne. Diese Treppe führt hinaus ins Freie, aber ist es auch gleichzeitig der Weg in die Freiheit? Mit doppelter Anstrengung marschiere ich die Treppe hinauf und öffne die Gittertür. Sie quietscht laut in der Stille der Nacht und meine Hoffnung sinkt auf den Nullpunkt. Die Treppe führte tatsächlich nach draußen, aber nun sitzen wir in einer Falle.
 

Hohe Mauern umgeben diesen Ort, das scheint eine Art Innenhof zu sein, aus dem es nur noch einen weiteren Ausgang gibt, ein großes Tor auf der anderen Seite. Doch das ist nicht das eigentliche Problem, das viel größere Problem steht mitten unter freiem Himmel in dieser sternenklaren Nacht, so elegant, wie es nur ein wahrer Scheich sein kann. Scheich Abur Abdul Kashi sitzt majestätisch auf seinem weißen Pferd in der Mitte seiner Männer, die ihre Maschinengewehre auf mich und Jimmy richten.
 

Meine Kraft verschwindet ruckartig und meine Knie geben unter Jimmys Gewicht nach, so dass ich auf die Knie sinke und nur ganz knapp verhindern kann, dass Jimmy auf dem Boden landet. Jetzt gibt es keinen Ausweg mehr.
 

„Ich muss zugeben, ich bin beeindruckt, lieber Joey. Ich hätte nicht erwartet, dass Du es bis hierher schaffst und dass Du auch noch versuchst, das Leben eines Dir völlig Fremden zu retten, der eigentlich Dein Vergewaltiger werden sollte.“, höre ich Kashis Stimme durch die Nacht hallen.
 

Ich starre ihn an, mit einem Blick, der selbst Kaibas Gefrierblick Konkurrenz machen könnte.
 

„Fahren Sie zur Hölle, widerlicher Mistkerl!“, zische ich eisig und höre ein leises Husten von Jimmy, als er versucht, sich aufzurichten.
 

„Don’t, Jimmy, don’t move. (Nicht, Jimmy, nicht bewegen.)“, flüstere ich leise.
 

„It’s too late now, I’m ready to die, don’t try to save me, it’s okay, you don’t have to die for me. (Es ist zu spät jetzt, ich bin bereit zu sterben, versuch nicht, mich zu retten, es ist okay, Du musst nicht für mich sterben.)“, flüstert Jimmy mir leise ins Ohr und ich spüre, wie er seine Füße auf den Boden absetzt und mich an den Schultern packt.
 

Was zum Teufel hat der Kerl vor?
 

„But you are my friend, I have to save you! (Aber Du bist mein Freund, ich muss Dich retten!)“, keuche ich und spüre Jimmys Griff plötzlich in meinem Nacken.
 

„Yes, I’m your friend, so I’m sorry for hurting you, and now sleep. (Ja, ich bin Dein Freund, also, tut mir Leid, dass ich Dir wehtue, und nun schlaf.)“, meint Jimmy und bevor ich die Worte in meinem Gehirn verarbeiten kann, spüre ich einen schmerzhaften Druck im Nacken, so dass ich einfach zusammensacke.
 

Zur selben Zeit höre ich die dröhnende Stimme von Scheich Kashi und das Donnern der Maschinengewehre, bevor ich das Bewusstsein verliere. Ist das mein Ende?
 

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Geheime Wege?

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59. Geheime Wege?
 

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~Mokuba´s Sicht~
 

Ich weiß nicht genau, was mein Bruder vorhat, aber es muss verdammt wichtig sein, dass er dafür extra ein privates Gespräch mit Haroun und Rebecca anordnet.
 

„Hm, mir gefällt die Sache nicht! Wir vergeuden nur wertvolle Zeit, warum lässt Kaiba uns solange warten?“, höre ich Tristan nehmen mir leise murmeln.
 

„Hast Du eine Ahnung, was Dein Bruder plant, Mokuba?“, fragt Duke, ich schüttle den Kopf und werfe ihm einen entschuldigenden Blick zu.
 

„Tut mir Leid, aber ich weiß auch nicht mehr als Du. Ich hab lediglich gehört, wie Rebecca nach den beiden Laptops verlangt hat, die vorhin mit dem Auto eingetroffen sind.“, antworte ich.
 

„Was auch immer es ist, es muss verdammt wichtig sein, immerhin sind sie schon seit fast einer halben Stunde dort drin.“, erwidert Duke nachdenklich.
 

„Hmpf, wenn es so wichtig ist, kann er uns das auch mitteilen, immerhin geht es hier um Joey, verdammt noch mal! Kaiba soll sich bloß nicht so aufspielen und alles alleine machen!“, meint Tristan leicht gereizt.
 

Ich kann ihm nicht mal wirklich böse sein, dass er so wütend auf Seto ist, Tristan ist Joeys bester Kumpel, er war schon mit Joey befreundet, bevor Yugi dazu kam. Wo Joey ist, ist Tristan meist nicht weit weg und wenn Joey Hilfe braucht, kann er sich auf Tristan immer verlassen. Es muss hart sein, wenn man sich so völlig hilflos fühlt und die Rettung des besten Freundes einem Anderen überlassen muss.
 

Dieser Kampf ist nicht wie sonst, es geht hier nicht um irgendwelche Duellmonster oder Schattenduelle oder Seelenraub. Es gibt auch keinen Pharao, der die Welt retten muss und immer alles zum Guten wendet, wo die Hoffnung fast verloren scheint. Dieses Mal sind wir auf uns allein gestellt und kämpfen auf einem Gebiet, mit dem kaum jemand von uns vertraut ist. Die Einzigen, die sich wirklich mit roher Gewalt auskennen, sind Joey und Tristan und in gewisser Weise auch mein Bruder, der ja so einiges von unserem Stiefvater lernen musste.
 

Wir sind auf die Rebellen angewiesen, auf ihre Erfahrungen, ihre Waffenkenntnisse, ihren Scharfsinn. Alleine können wir gegen den Scheich niemals gewinnen und das hat Seto sicher längst begriffen, darum auch dieses private Gespräch mit dem Rebellenanführer.
 

„Wenn er sich doch nur nicht so viel Zeit lassen würde!“, murmle ich leise.
 

„Hast Du was gesagt, Mokuba?“, fragt Tristan, ich schüttle leicht den Kopf und starre mit zusammengekniffen Augen auf die Tür, hinter der sich Seto, Rebecca und Haroun befinden.
 

„Nicht wirklich, hab nur laut gedacht, war nicht weiter wichtig.“, antworte ich.
 

Ich hasse es zu warten, ich bin doch kein kleines Kind mehr! Manchmal wünschte ich mir, dass Seto mir mehr zutrauen würde, nur ein wenig mehr.
 

Mit energischen Schritten marschiere ich auf die Tür zu, hinter der Rebecca vor einer halben Stunde mit dem beiden Laptops verschwunden ist, doch bevor ich sie erreiche, wird sie von innen geöffnet.
 

„Seto! Was ist denn jetzt? Gibt es irgendeinen Plan?“, frage ich sofort, als mein Bruder in der Tür erscheint.
 

Er lächelt mich ein wenig traurig an und nickt.
 

„Den gibt es tatsächlich, Mokuba, leider befürchte ich, dass es für Jimmy zu spät kommt. Ich habe per Satellit so eben einen Funkspruch abgefangen, in dem sich zwei Anhänger des Scheichs über den Tod eines Sklaven unterhalten haben. Es wurde zwar kein Name genannt, aber es war die Rede von einem ‚schwarzen Lieblingssklaven‘, ich denke nicht, dass der Scheich noch mehr schwarze Lieblingssklaven besitzt, dessen Tod heute angeordnet werden sollte. Wir sollten uns also darauf einstellen, dass wir Jimmy nicht mehr retten können.“, antwortet er leise und bedrückt.
 

Ich schlucke meine Tränen diesmal herunter und erwidere Setos traurigen Blick.
 

„Was ist mit Joey?“, frage ich. Seto seufzt und streicht sich ziemlich nervös durch die Haare.
 

„Das weiß ich nicht. Es war die Rede von einem Fluchtversuch, bei dem ein blonder Typ den schwarzen Sklaven durch einen Seitenausgang wegschaffen wollte. Die Flucht wurde allerdings gestoppt. Der Sklave wurde dabei erschossen, was mit dem blonden Typ passiert ist, weiß ich jedoch nicht, die Funkverbindung ist leider abgebrochen, bevor ich mehr darüber erfahren konnte.“, antwortet er und schaut an mir vorbei auf Tristan und Duke, die dem Gespräch zugehört haben, ohne sich einzumischen.
 

„Und wie sieht nun Dein Plan aus, Kaiba?“, fragt Tristan.
 

„Wir werden durch einen Geheimgang gehen, dessen Eingang sich auf halber Höhe im Berg befindet. Dafür benötigen wir jedoch ein Ablenkungsmanöver, wofür sich Haroun bereit erklärt hat. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass wir auf die Unterstützung von Präsident Mubarak zählen können, Ishizu ist unterwegs zu ihm, um von ihm Hilfe anzufordern. Bis die Hilfskräfte eintreffen, wird jedoch noch eine gewisse Zeit vergehen, soviel Zeit haben wir aber nicht, daher werden wir Wheeler im Alleingang befreien müssen. Die Rebellen benötigen jeden Mann für das Ablenkungsmanöver, also wird uns die Aufgabe zukommen, den Geheimgang zu finden und Wheeler zu befreien.“, erwidert Seto ruhig und beherrscht.
 

Man sieht ihm nicht an, dass er nervös ist, aber ich erkenne es sofort an seiner leicht gekrümmten Haltung und seinen leicht zusammengekniffenen Augen.
 

„Aber, Du weißt doch gar nicht, wo Joey sich dort oben befindet.“, meint Duke nachdenklich.
 

„Das lässt sich momentan nicht ändern. Wir haben allerdings eine Vermutung, laut den Plänen die wir im Museumsarchiv gefunden haben, endet der Geheimgang in einem unterirdischen Gewölbe, das früher als Gefängnis für Mörder und Diebe genutzt wurde. Das Gewölbe befindet sich mitten im Berg, daher gibt es dort auch keine Fenster. Laut den Berichten des Museums wurde dieses Gewölbe vor ca. 100 Jahren aufgegeben und stattdessen wurden die Gefangenen eine Etage nach oben verlegt, wo es ein wenig Sonnenlicht gibt. Wenn Wheeler also noch lebt, dann wird Kashi ihn sicherlich dort im unterirdischen Gewölbe festhalten, denn von dort ist eine Flucht auch für diesen Sturkopf absolut unmöglich.“, antwortet Seto.
 

„Und was ist mit diesem Geheimgang, was ist, wenn der Scheich davon weiß?“, frage ich.
 

„Die Archive des Museums sind uralt, Mokuba, die Daten befanden sich auf einem alten Rechner, der nur mit einem alten, nichtaktiviertem Modem mit dem Internet verbunden war. Wie hätte Kashi also an die Daten kommen können, wo er sich mit Computern doch sicher nicht so gut auskennt wie ich? Ich bin ein Genie und selbst ich hab ziemlich lange gebraucht, um an die Daten zu kommen. Die einzige Möglichkeit, wie er an die Daten des Archives hätte kommen können, wäre ein Einbruch ins Museum und das würde selbst Kashi nicht riskieren, weil das Museum unter Mubaraks persönlichem Schutz steht.“, antwortet er und ich nicke ein wenig erleichtert.
 

Es ist zwar nicht sicher, dass Joey noch lebt, aber wir dürfen jetzt die Hoffnung nicht aufgeben.
 

~Seto´s Sicht~
 

Ich weiß nicht, was mich so nervös macht, aber die Tatsache, dass ich nicht weiß, was mich in diesem Gewölbe erwartet, ist schon etwas beängstigend. Ich würde es nie offen zugeben, aber es gefällt mir nicht, dass ich ganz alleine mit Taylor und Devlin in die Höhle des Löwen marschieren soll. Mit dem Pharao an meiner Seite wirkten solche Aktionen immer irgendwie einfacher und wenn Wheeler in der Nähe war, dann hatte ich ne gewisse Ablenkung, weil er viel nervöser war als ich und ich ihn damit aufziehen konnte, um von meiner eigenen Nervosität abzulenken. Devlin mag ein guter Geschäftspartner sein, aber ich trau ihm nicht und mit Taylor hatte ich bisher einfach zu wenig zu tun, um ihm richtig vertrauen zu können. Ich hasse es, wenn ich mich mit Leuten befassen muss, denen ich nicht vertraue, auch wenn es die Freunde eines längst verstobenen Pharaos sind, den ich mehr oder weniger respektiert habe.
 

„Darf ich mitkommen, Seto?“, höre ich meinen Bruder fragen und ich seufze leise.
 

Ich wusste, dass diese Frage kommt, ich schüttle den Kopf.
 

„Du musst auf Rebecca aufpassen, während sie die Sicherheitssysteme des Scheichs überwacht und ausschaltet. Du bist dafür verantwortlich, dass ihr nichts passiert, während wir uns in dem Geheimgang befinden, denn sonst ist dieser ganze Plan zum Scheitern verurteilt.“, antworte ich, auch wenn das nicht der einzige Grund ist, warum ich Mokuba nicht bei der Rettungsaktion dabei haben möchte.
 

Mokuba schaut mich ein wenig mürrisch an, so als wüsste er genau, was ich denke.
 

„Und dass Du denkst, dass es für mich zu gefährlich wäre, hat nicht zufällig etwas mit Deiner Entscheidung zu tun?“, fragt er und ich grinse ein wenig schief.
 

„Ich weiß, dass Du bereits alt genug bist, um auf Dich selbst aufzupassen, aber ich möchte einfach nicht, dass Du dabei bist, für den Fall, dass…“, ich wage nicht, den Satz zu beenden, aber alleine durch die bedrückende Stille im Raum weiß ich, dass jeder der Anwesenden weiß, was ich damit ausdrücken will.
 

Es gibt immerhin keine eindeutigen Hinweise darauf, dass Wheeler noch am Leben ist. Ich würde die blonde Nervensäge wirklich vermissen und alleine dieser Gedanke schockiert mich so sehr, dass ich zusammenzucke, als Mokuba meinen Arm berührt.
 

„Alles okay, Seto?“, höre ich ihn leise fragen und stelle mehr als dankbar fest, dass außer ihm niemand mein plötzliches Zusammenzucken bemerkt hat, weil jeder in seinen eigenen Gedanken versunken ist und niemand mir und meinem Bruder Beachtung schenkt.
 

„Ja, alles okay, Mokuba. Ich war nur dabei, den Plan für die Rettungsaktion im Kopf durchzugehen.“, antworte ich, auch wenn ich sicher bin, dass Mokuba mir diese Notlüge nicht wirklich abkauft.
 

„Okay.“, erwidert er dennoch, ohne mir weitere Fragen zu stellen.
 

Mokuba ist schlau genug, um zu wissen, wann ich über gewisse Dinge nicht reden will, er ist anders als der Pharao und sein blondes Schoßhündchen, die mich ständig mit persönlichen Fragen gelöchert haben, die ich nicht beantworten wollte. Wheeler tut das noch heute und das auch noch viel permanenter und tiefgreifender als jemals zuvor. Er durchschaut mich, als würde er in einen Spiegel schauen und sich selbst betrachten. Für Andere mag es eine positive Sache sein, jemanden zu haben, der einen versteht, ohne dass man große Reden schwingen muss, aber für mich als Geschäftsmann ist es eine Gefahr, wenn es Leute gibt, die mich alleine durch meine Art und Weise Dinge zu tun, durchschauen können. Ich habe vor nichts und niemanden Angst, aber ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass Wheeler mich nicht mit seiner nervigen Art nervös macht, wenn er so klug und weise tut, obwohl er das eigentlich nicht ist. Ich hasse es, von ihm durchschaut zu werden, aber noch mehr hasse ich es, wenn es ohne ihn so still ist, dass es mich fast erdrückt.
 

Erschreckender Gedanke, muss ich zugeben und sicher kein Gedanke, den ich jemals laut aussprechen werde. Nicht in diesem Leben zumindest. Nicht dass ich an sowas wie ein nächstes Leben glauben würde oder so, aber nur für den Fall, dass es sowas gibt, hätte ich nichts dagegen, wenn Wheeler und ich vielleicht sowas wie Freunde sein könnten, irgendwann im nächsten Leben.
 

„Kaiba?“, höre ich Devlin fragen, ich nicke kurz zur Antwort, um zu zeigen, dass ich ihm zuhöre.
 

„Wann genau setzen wir den Plan in die Tat um?“, fragt er, ich dreh mich kurz zu Haroun um, der soeben aus seinem Büro gekommen ist.
 

„Sobald sämtliche Rebellen über den Plan informiert sind.“, erwidere ich, worauf der Rebellenanführer sein Okay-Zeichen gibt. „Folglich also sofort.“
 

„Ich werde euch zwei meiner Leute mitgeben, die bei der kleinen Oase in der Nähe des Berges auf die Pferde aufpassen werden, sie werden außerdem als Sicherheit für Rebecca und Mokuba dienen, die von uns einen kleinen Jeep bekommen, den Mokuba höchstwahrscheinlich fahren wird. Sollten Probleme auftauchen, werden meine Männer dafür sorgen, dass Rebecca und Mokuba umgehend in Sicherheit gebracht werden, ihr werdet allerdings auf euch allein gestellt sein, sobald ihr den Geheimgang betretet.“, meint er bestimmt.
 

Devlin nickt, während Taylor nicht grade glücklich aussieht.
 

„Gibt es ein Problem mit diesem Plan, Taylor?“, frage ich mürrisch, er schüttelt kurz den Kopf, nickt dann aber leicht.
 

„Nun ja, nicht wirklich ein Problem an sich, aber ich komm mit Pferden nicht so gut klar.“, gibt er leicht nervös zu. Devlin lacht leise.
 

„Hey, Tristan, denk einfach, dass das Pferd nen Motorrad ist, nur etwas höher und ohne Räder oder Motor.“, meint er amüsiert, woraufhin Taylor ihm in die Schulter boxt.
 

„Sehr witzig Alter, als wenn Du mit Pferden besser umgehen kannst!“, zischt er böse.
 

„Dazu kann ich nur sagen, dass ich sehr wohl besser mit Pferden umgehen kann, denn im Gegensatz zu Dir musste ich als Kind Reitunterricht nehmen, um in höheren Kreisen anerkannt zu werden, dasselbe gilt höchstwahrscheinlich auch für den lieben Seto da drüben. In wie weit Mokuba darauf gedrillt wurde, kann ich nicht beurteilen, aber wahrscheinlich hat er diese Prozedur des Reitenlernens auch über sich ergehen lassen müssen.“, antwortet Devlin belehrend und ich frage mich ernsthaft, ob ich der Einzige bin, der die Doppelzüngigkeit seinerseits bemerkt.
 

Also wirklich, muss denn alles, was der Typ sagt, eine doppelte Bedeutung haben? Ganz der windige Geschäftsmann, wie ich ihn kenne! Wenn ich mich nicht so über ihn amüsieren würde, wäre ich wahrscheinlich sauer, dass er Mokuba ebenfalls für seine Doppelzüngigkeit missbraucht hat. Ein kleiner Seitenblick zu meinem Bruder zeigt mir, dass ihm die doppelte Bedeutung von Devlin ebenfalls aufgefallen ist, ebenso Rebecca, die müde mit den Augen rollt. Taylor dagegen scheint zu naiv zu sein, um irgendwas dergleichen zu bemerken. Trottel.
 

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Happy End!

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60. Happy End?
 

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~Rebecca´s Sicht~
 

In fast vollständiger Dunkelheit sitzen wir circa 3km vom Gebel al-Mawta entfernt in dem geborgten Jeep der Rebellen, gut versteckt in einer kleinen Mulde voller vertrockneter Sträucher und aufgetürmtem Geröll, in Begleitung der zwei Rebellen, die links und rechts von uns auf ihren Pferden sitzend nach möglichen Angreifern Ausschau halten. Sollte uns hier jemand entdecken und umzingeln, sitzen wir wahrscheinlich ziemlich in der Falle, allerdings besteht eine beinahe 70prozentige Chance, dass wir in unserem Versteck unentdeckt bleiben und das ist durchaus ein wenig beruhigend. Die einzige Lichtquelle weit und breit ist das leicht bläulich schimmernde Licht meines Laptopbildschirms. Um unseren Standort durch das Leuchten nicht zu verraten, haben die beiden Rebellen eine lichtundurchlässige Plane über den Jeep ausgebreitet, so dass nur Mokuba und ich von dem Licht meines Laptops angestrahlt werden, während außerhalb des Jeeps alles in völliger Dunkelheit verschwindet, da der Mond hinter einer dicken Wolkendecke verborgen ist.
 

„Meinst Du, dass Du das Sicherheitssystem knacken kannst?“, höre ich Mokuba neben mir fragen, ich antworte nicht sofort und starre konzentriert auf den Bildschirm, der mir eine durchaus komplizierte Grafik der Sicherheitsvorkehrungen des alten Tempels auf dem Gebel al-Mawta anzeigt.
 

Dass soviel Aufwand betrieben wurde um diesen Tempel, der beinahe schon an eine Festung heranreicht, zu schützen, wundert mich ungemein. Allerdings ergibt das einen gewissen Sinn, wenn man bedenkt, was für eine perfekte Verteidigungsposition man auf dem Berg der Toten hat. Kein Wunder, dass Kashi sich diesen Berg und diesen Tempel als Stützpunkt ausgesucht hat.
 

„Die Verteidigung ist wirklich gut, kaum jemand wäre in der Lage das Sicherheitssystem zu knacken, außer vielleicht einer Handvoll Menschen. Ich frage mich, woher Kashi die Kenntnisse besitzt, so ein System aufzubauen. Ich hab das merkwürdige Gefühl, diesen Aufbau schon einmal in ähnlicher Form gesehen zu haben.“, antworte ich und ziehe nachdenklich meine Augenbrauen zusammen.
 

Wieso kommt mir dieses Sicherheitssystem so bekannt vor?
 

„Du bist nicht die Einzige, die so ein Gefühl hat und ich weiß auch, warum Dir das so bekannt vorkommt, es trägt eindeutig die Handschrift von Pegasus, allerdings ist das hier eine ältere Version seines Sicherheitssystems. Vor zwei oder drei Jahren gab es mal einen Spion in Pegasus‘ Firma, der wohl wichtige Daten an jemanden verkauft hat, er wurde zwar nach ein paar wenigen Wochen enttarnt, aber er hat damals ne Menge Schaden angerichtet, was beinahe zum Bankrott von Industrial Illusions geführt hat. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum Pegasus sich auf seine Insel zurückgezogen hat und die Geschäfte der Firma über seine rechte Hand laufen lässt. Pegasus hat es damals abgelehnt, mit Seto zusammenzuarbeiten, höchstwahrscheinlich, weil Seto 50% der Anteile an Industrial Illusions haben wollte, sozusagen als kleine Revanche für die damalige Entführung meinerseits.“, meint Mokuba und ich starre ihn etwas überrascht an.
 

„Und wieso weiß ich davon nichts? Es wurde nie irgendwo bekannt gegeben, dass Pegasus vor dem Bankrott stand oder dass wichtige Daten seiner Firma verkauft wurden. Seto hat auch nie was darüber erwähnt.“, sage ich, Mokuba zuckt lächelnd mit den Schultern.
 

„Wieso ist das so überraschend? Wir reden hier von Pegasus, dem Mann, der seit Jahren weiß, wie man Geheimnisse auch geheim halten kann und Seto musste schwören, keiner Menschenseele irgendwas zu verraten, ich weiß lediglich davon, weil ich zufällig eine verschlüsselte Emailkonversation zwischen Pegasus und Seto geknackt habe, weil ich angenommen hab, dass es sich um ein neues Spielprojekt meines Bruders handelt.“, erwidert Mokuba ein wenig schuldbewusst.
 

„Weiß Dein Bruder, dass Du heimlich seine Daten knackst?“, frage ich grinsend, Mokuba legt leicht den Kopf schief und zuckt dann mit den Schultern.
 

„Weiß ich ehrlich gesagt nicht, allerdings werden die Sicherheitsvorkehrungen seines Computers von mal zu mal heftiger und schwerer zu knacken, was mich zu der Annahme führt, dass er es schon weiß. Am Anfang war ich nur neugierig, weil ich wissen wollte, was Seto so an Spielen entwickelt, von denen ich noch nichts weiß und irgendwie hat sich aus meiner anfänglichen Neugier schon sowas wie ein Wettkampf entwickelt, um zu sehn, ob ich gut genug bin, meinem Bruder das Wasser zu reichen. Es dauert manchmal Wochen, bis ich sein Sicherheitssystem knacke, aber es ist jedesmal ein verdammt gutes Gefühl, wenn ich es schaffe. Mein Bruder scheint es wahrscheinlich sofort zu merken, wenn ich erfolgreich bin, weil ich dann den halben Tag meist mit einem fettem Grinsen und erhobenen Kopf durch die Villa marschiere. Ein paar Wochen später ist das Sicherheitssystem in der Regel wieder eine Nummer komplizierter und Seto stolziert an solchen Tagen wie ein Pfau durch die Gegend und verschwindet gleich früh morgens in die Firma und kommt nicht vor Mitternacht nachhause, als wollte er mir Zeit geben, sein System erneut zu knacken. In letzter Zeit bin ich allerdings zu beschäftigt mit meinem Studium, dass ich es kaum noch schaffe mich an diesem brüderlichen Wettkampf zu beteiligen. Seto zeigt es mir zwar nicht, aber ich bin sicher, dass er das unheimlich vermisst, weil ihn jetzt niemand mehr herausfordert oder anspornt besser zu werden. Feinde hat Seto kaum noch, Atemu ist tot, Yugi gründet seine eigene kleine Familie und hat das Duellieren aufgegeben, Du bist hier in Ägypten sehr beschäftigt, Pegasus ist kein ernsthafter Gegner mehr, mit Duke hat Seto sich noch nie wirklich beschäftigt, weil er ihn uninteressant findet, ich hab kaum noch Zeit, Seto herauszufordern und sonst gibt es niemanden, der sich mit Seto anlegt.“, meint Mokuba. Ich nicke leicht, während meine Finger konzentriert über die Tasten meines Laptops wandern.
 

„Mit einer Ausnahme, nein zwei Ausnahmen.“, antworte ich, ziehe meine Stirn in Falten und denke an die zwei Menschen, die Seto in zwei völlig verschiedenen Gebieten angreifen können.
 

Der Eine ein machthungriger Scheich, der über Leichen geht und Setos Bruder entführt hat und der Andere ein kleiner, hoffnungslos idiotischer, liebenswerter Sturkopf, der sich mehr als einmal leichtsinnig für Andere in gefährliche Situationen bringt und wie kein Anderer auf Setos Nerven rumtrampelt und dadurch mehr Reaktionen hervorruft als jeder Andere vor ihm.
 

„Kashi ist gefährlich und ich hab Angst um Joey. Ich hab Angst, dass Joey den Scheich zu sehr provoziert und schwer dafür büßt. Ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn Joey irgendwas passiert, nur weil er mich retten wollte. Ich kannte Jimmy kaum, aber alleine die Tatsache, dass er nur tot ist, weil er mir die Flucht ermöglicht hat, macht mich fast wahnsinnig.“, murmelt Mokuba leise und ich spüre am eigenen Leibe, wie schuldig er sich im Moment fühlt.
 

Sollte Joey irgendwas passieren, wird es ganz sicher Mokubas Herz brechen, denn ich weiß, dass Mokuba Joey fast als zweiten großen Bruder betrachtet, auch wenn er das nie offen zugeben würde, weil er der Meinung ist, dass es Seto gegenüber unfair wäre. Ich bin mir sicher, dass nicht mal Seto ahnt, was im Moment in Mokuba vor sich geht, denn Seto ist nicht der Einzige, der sein Herz fast vollständig verschließen kann, wenn es zu sehr wehtut.
 

„Joey ist fast wie ein Bruder für Dich, oder?“, flüstere ich, während ich mich unermüdlich durch Kashis Sicherheitssystem hacke und meine Spuren verwische, um nicht vorzeitigt entdeckt zu werden.
 

„Woher weißt Du das?“, fragt Mokuba erschrocken, ich zeige ihm ein kleines Lächeln.
 

„Ich kenn das Gefühl. Joeys natürlicher Beschützerinstinkt kann manchmal ganz eigenartige Reaktionen auslösen. Man weiß nie, ob man ihm für seine Frechheiten den Hals umdrehen soll oder ob man lieber auf seinen Rücken springen will, damit er Dich ins nächste Abenteuer trägt. An manchen Tagen hätte ich ihn am liebsten eigenhändig erwürgt und in andern Momenten hab ich mich absolut sicher gefühlt und war eifersüchtig, wenn seine Schwester um ihn rumgeschwirrt ist. Joey ist mindestens genauso mysteriös wie Seto, mit dem Unterschied, dass Joey sein Herz auf der Zunge trägt, während Seto seins hinter dicken Mauern verschließt.“, erwidere ich mit einem leichten Seufzen und zucke ein wenig zusammen, als neben mir das Funkgerät losgeht.
 

„Oberhaupt an Vierauge, bitte melden, wie weit bist Du mit den Vorkehrungen für das Problem?“, (Fettschrift bedeutet in diesem Fall Russisch) rauscht Setos leicht verzerrte Stimme in meine Ohren. Setos Idee die Funkgespräche untereinander in Russisch zu führen und zusätzlich auch noch in Geheimsprache ist nahezu brilliant. Hier in Ägypten ist es fast unmöglich, dass irgendwer Russisch versteht, weil Ägypten keinerlei Geschäftsbeziehungen mit Russland führt.
 

„Sag ihm, dass ich noch circa 10 Minuten brauche und dass er sich schon mal eine Entschuldigung für Pegasus ausdenken soll, weil ich unbefugter Weise sein altes Sicherheitssystem zerstören werde, dass ihm vor Jahren entwendet wurde.“, sage ich, während ich ein paar Viren mit Zeitzünder in verschlüsselten Daten verstecke.
 

„Wirbelwind an Oberhaupt, Vierauge braucht noch knapp 10 Minuten. Das Problem wurde als bisher ungelöste Aufgabe des Flügelpferdes enttarnt und wird komplett gelöst. Spätere Entschuldigung dafür an das Flügelpferd erforderlich.“, antwortet Mokuba in das Funkgerät.
 

„Oberhaupt an Wirbelwind. Ich frag lieber nicht, woher ihr von der ungelösten Aufgabe wisst, aber in diesem Fall hilft das ungemein. Die Entschuldigung kann sich das Flügelpferd allerdings an seinen Arsch klemmen.“, rauscht Setos Stimme erneut durch das Funkgerät und ich höre ein leises Kichern von Mokuba, während ich Setos Antwort nur mit einem leichten Kopfschütteln quittiere.
 

„Immer noch derselbe harte Brocken, der sich für nichts und bei Niemanden entschuldigt.“, murmle ich vor mich hin.
 

„Wirbelwind an Oberhaupt. Vierauge ist der Meinung, dass man sich an Dir die Zähne ausbeißt, weil Du so ein harter Brocken bist.“, brabbelt Mokuba fröhlich ins Funkgerät, wofür ich ihm etwas unsanft den Ellenbogen in die Rippen stoße.
 

„Das war nicht für seine Ohren bestimmt!“, zische ich ihm zu, Mokuba kichert nur leise vor sich hin.
 

„Oberhaupt an Wirbelwind. Vierauge soll sich lieber um unser Problem kümmern, als sich an mir die Zähne auszubeißen, bisher sind noch alle gescheitert, die mich zerbrechen wollten.“, rauscht Setos Stimme.
 

„Fast alle. Atemu hat es einmal geschafft.“, kommentiere ich Setos Antwort und drücke Mokuba zur Warnung meinen Ellenbogen in die Rippen, um ihn davon abzuhalten das zu wiederholen.
 

„Wirbelwind an Oberhaupt. Melden uns, sobald das Problem gelöst ist. Schlage für den Moment Abwehrstellung vor, erwarten Anweisungen, sobald neues Problem auftaucht, melden uns, wenn bei uns neues Problem auftaucht. Bisher alles ruhig. Sonnenaufgang in 4 Stunden. Zeitfenster für Lösungsweg maximal 2 Stunden, Vorkehrungen für korrektes Ergebnis getroffen, hoffen auf perfekte Unterstützung von Wüstenfuchs. Bring Dich selbst, Würfel, Spitzkopf und Köter heil zurück. Wirbelwind over and out.“, erwidert Mokuba.
 

Danach ist alles beinahe unheimlich still, nur das leise Summen meines Laptops, das leise Schnauben der Pferde außerhalb unseres Versteckes, das leise Rauschen des Windes, der gegen die Plane weht und das leise Klappern der Tasten meiner Tastatur sind zu hören. Jeder von uns weiß, was es bedeutet, wenn ich das Sicherheitssystem knacke und Seto mit Duke und Tristan in den geheimen Tunnel steigt, wo höchstwahrscheinlich keins der alten Funkgeräte funktionieren wird. Keiner weiß, was dort unten passieren kann, keiner weiß, ob Joey überhaupt noch am Leben ist, keiner weiß, ob wir die drei Retter nicht vielleicht in den Tod schicken, keiner weiß, ob dieser gute Plan am Ende wirklich so gut ist, wie wir hoffen. Aber im Aufgeben und Weglaufen war keiner von uns jemals wirklich gut und Hoffnung war schon immer etwas, was uns jedesmal weitergetrieben hat. Wie auch immer dieses Abenteuer endet, es endet sicher mit einem Knall und hoffentlich mit einem Happy End.
 

~Mokuba´s Sicht~
 

Sei vorsichtig, Seto und tu nichts Unüberlegtes. Bleib am Leben großer Bruder und bring Joey heil zurück. Ich könnte es nicht ertragen, wenn ich einen von euch verliere.
 

Zitternd vor Nervosität schlinge ich die Arme um meinen Oberkörper und schließe meine Augen, während ich den leisen Geräuschen dieser unheimlich ruhigen Nacht lausche. Hätte ich mich nicht entführen lassen, wäre diese ganze Geschichte niemals passiert und nun steht das Leben meines Bruders und meiner Freunde auf dem Spiel, während ich schon wieder beinahe untätig an der Seitenlinie stehe und darauf hoffe, dass alles schnell vorbei geht und alles in einem Happy End endet.
 

~Seto´s Sicht~
 

Keine Sorge, Mokuba, ich werd den kleinen Idioten schon befreien und wenn ich dafür durch die Hölle gehen muss, wenn Du mich darum bittest, würde ich selbst das tun. Pass auf Dich auf kleiner Bruder.
 

Entschlossen verschränke ich die Arme vor meinem Brustkorb und starre mit leicht verengten Augen den Berg der Toten an, als wäre er mein größter Feind. Auch wenn ich in meinem weißen Mantel sicher eine gute Zielscheibe darstelle, hab ich es mir nicht nehmen lassen, den geborgten Anzug mit meinem alten Outfit zu tauschen. In meinen Sachen fühle ich mich eindeutig sicherer, weil sie ein Teil von mir sind. Ich weiß nicht wie oft ich schon vor schwierigen Aufgaben gestanden habe, wie oft ich in die Höhle des Löwen marschieren musste. Es ist nicht das erste Mal, dass von mir das Lebens eines Menschen abhing, aber bisher hab ich mein Leben immer nur für Mokuba riskiert oder in Begleitung des Pharaos. Noch nie stand ich vor der Aufgabe, außergerechnet Joseph Wheeler zu retten und doch kann ich nicht anders, als zu hoffen, dass er noch am Leben ist. Es interessiert mich eigentlich nicht, ob es für andere Leute ein Happy End gibt, aber dieses eine Mal hoffe ich, dass alles gut ausgeht.
 

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Habt ihr Angst?

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61. Habt ihr Angst?
 

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~Setos Sicht~
 

Nur noch wenige Augenblicke bis zum Signal für den Aufstieg auf den Berg der Toten. Erstaunlicherweise bin ich völlig ruhig und gefasst, obwohl ich aufgrund der lauernden Gefahr im Tempel des Scheichs vor Nervosität zerspringen müsste. Meine beiden Begleiter sind beinahe unheimlich still und völlig unbeweglich, obwohl ich sicher bin, dass sie höllische Angst haben müssten.
 

„Wenn ihr Angst habt, mit mir zu kommen, könnt ihr gerne hierbleiben, ich schaff diese kleine Rettungsaktion sicher auch alleine.“, teile ich völlig unbeeindruckt mit, woraufhin ich nur ein leises Schnauben und einen leise gezischten Fluch als Antwort bekomme.
 

Zumindest hab ich erfolgreich diese bedrückende Stimmung durchbrochen.
 

„Wüstenfuchs an Oberhaupt. Sind aufbruchbereit, warten auf Startsignal.“, höre ich Harouns Stimme aus dem Funkgerät.
 

„Oberhaupt an Wüstenfuchs. Melden uns sobald Freigabe von Vierauge und Wirbelwind erfolgt.“, antworte ich monoton, während ich weiterhin den Gebel al-Mawta mit meinen Augen fixiere.
 

„Wüstenfuchs an Oberhaupt. Verstanden, over and out.“, höre ich den Rebellenanführer antworten.
 

Jetzt heißt es warten. Ich hoffe, dass Rebecca und Mokuba es rechtzeitig schaffen, das Sicherheitssystem zu knacken, ohne dabei erwischt zu werden. Ich bin wirklich froh, dass Mokuba nicht mit mir in den Tempel des Scheichs eindringen muss, ich will ihn keiner unnötigen Gefahr aussetzen, denn für mich bleibt er immer mein kleiner Bruder, ganz egal wie alt und selbstständig er auch sein mag.
 

„Wirbelwind an Oberhaupt. Vierauge teilt mit, dass Aufgabe vom Flügelpferd soeben erfolgreich gelöst wurde. Bisher noch kein weiteres Problem aufgetaucht, Vorsicht ist allerdings weiterhin angebracht. Freigabe für Höhlenforschung erteilt. Viel Glück.“, rauscht Mokubas leise Stimme durch die Stille der Nacht und ich spüre förmlich das nervöse Zittern, das durch die Körper meiner zwei Begleiter geht, während ich nur einen tiefen Atemzug mache und Haroun die letzte und entscheidende Anweisung gebe.
 

„Oberhaupt an Wüstenfuchs. Freigabe für Operation Troja erteilt, ich wiederhole, Freigabe für Operation Troja erteilt. Hals und Beinbruch, over and out.“, sage ich ins Funkgerät, bevor ich ohne eine Antwort abzuwarten das Funkgerät abschalte und in meiner Manteltasche verstaue.
 

Mit einem kurzen Fingerzeig teile ich Devlin und Taylor mit, dass sie mir folgen sollen, was sie sofort und ohne jeglichen Kommentar tun. Langsam und so leise wie möglich schleichen wir uns in völliger Dunkelheit an den Berg der Toten heran, ständig darauf bedacht, so viel Deckung wie möglich hinter Sträuchern und Geröll zu suchen.
 

Plötzliches Gewehrfeuer von links und eine heftige Explosion von rechts lassen Taylor ein erschrockenes Schnauben ausstoßen, während ich nicht mal mit der Wimper zucke. Mit einem Stiefvater wie Gozaburo ist es kein Wunder, dass ich an Gewehrschüsse und Explosionen gewöhnt bin.
 

„Bitte keine unnötigen Geräusche.“, zische ich leise und taste mich weiter den Berg hinauf.
 

Die Augen zu Schlitzen verengt, versuche ich den Trampelpfad zum geheimen Tunnel bei dem wenigen Sternenlicht der Nacht zu erkennen, der Mond versteckt sich hinter einer dichten Wolkendecke. Meine zwei Begleiter stolpern mehr oder weniger leise hinter mir her. Ich hoffe, dass die Geräusche, die wir verursachen, unter dem Lärm von Haroun und seinen Männern unter geht. So zumindest unser Plan.
 

So leise wie möglich arbeiten wir uns weiter hinauf, während links und rechts immer wieder Gewehrschüsse, Explosionen oder sogar Schreie ertönen. Welche Seite im Vorteil ist, kann ich nicht sagen, aber ich hoffe, dass die Rebellen nicht verlieren oder zumindest solange ohne Rückzug durchhalten, bis wir mit Wheeler wieder zurück sind.
 

„Kaiba.“, höre ich Taylor halb links zischen, während ein ausgestreckter Arm neben mir den Berg hinauf zeigt.
 

Ein Blick in die gewiesene Richtung bestätigt meine Vermutung. Eine alte Eisentür in Stein gesetzt, reflektiert ein wenig von den Flammen, die links von uns in die Höhe geschossen sind. Das muss der Eingang in den Tunnel sein. Langsam gehe ich auf die Tür zu und muss zu meiner absoluten Enttäuschung feststellen, dass der Eingang halb vom Geröll verschüttet ist. Die Tür ist versperrt und nicht zu öffnen.
 

„Fuck.“, zischt Devlin rechts neben mir. „Was machen wir jetzt?“
 

Wenn wir das Geröll wegräumen, verlieren wir nicht nur wertvolle Zeit, sondern verursachen auch noch mehr Lärm, als gut für uns wäre. Wenn wir einen anderen Weg suchen, verlieren wir ebenfalls wertvolle Zeit, zumal wir nicht mal wissen, ob wir überhaupt einen anderen Weg finden, auf den Plänen war jedenfalls kein anderer Weg vermerkt. Wenn wir allerdings diese ganze Aktion abbrechen, dann war alles umsonst, wir können nicht erwarten, dass Haroun sämtliche Männer des Scheichs erledigt und den Tempel unter seine Gewalt bringt, bevor der Scheich Wheeler tötet, wenn er es noch nicht getan hat.
 

„Unsere einzige Möglichkeit besteht darin, dass Geröll leise und schnell zu entfernen, was durchaus nicht leicht sein wird.“, sage ich und beginne sogleich mit der Arbeit, die Steinbrocken von oben zu entfernen und zur Seite zu tragen. „Versucht keine Steinlawine auszulösen, seit also vorsichtig.“
 

Die Sekunden verstreichen und werden zu Minuten, während wir in Dunkelheit gehüllt zu dritt den Geröllhaufen vor der Eisentür wegräumen. Schweiß steht mir auf der Stirn und ich höre das angestrengte Keuchen von Taylor und Devlin, während sie zu zweit einen größeren Steinbrocken zur Seite räumen.
 

Diese ganze Aktion dauert definitiv zu lange!
 

Links und rechts von uns erhöht sich der Geräuschpegel. Die Explosionen, Gewehrschüsse und Schreie hören sich dichter an als noch vor wenigen Minuten. Wenn wir uns nicht beeilen, wird uns der Rückweg durch die kämpfenden Truppen versperrt.
 

Nachdenklich schau ich den Steinhaufen an, der uns so vehement den Weg versperrt und marschiere nach wenigen Augenblicken darauf zu.
 

„Ich habe eine Idee, leider ist diese ziemlich riskant. Dennoch bleibt uns keine Wahl, wir müssen eine Steinlawine riskieren.“, sage ich zu meinen zwei Begleitern.
 

„Was ist Dein Plan.“, fragt Devlin und ich zeige auf einen großen Stein, der sich ziemlich weit unten befindet.
 

„Wenn wir diesen Stein entfernen, wird der restliche Steinhaufen in sich zusammenfallen und hoffentlich nicht allzu viel Lärm machen.“, antworte ich.
 

Devlin wechselt einen kurzen Blick mit Taylor, der nur mit dem Schultern zuckt.
 

„Okay, versuchen wir es.“, meint Devlin und kommt auf mich zu.
 

Zusammen ziehen wir an dem ziemlich schweren Stein, der sich aber nur wenige Millimeter bewegt. Habe ich mich verrechnet? Ich war mir sicher, dass der Stein noch am einfachsten aus der untersten Mitte entfernt werden kann. Taylor eilt uns zur Hilfe und drückt oben gegen den Steinhaufen, während Devlin und ich den unteren Stein Millimeter für Millimeter aus seiner Verankerung lösen. Mein Rücken schmerzt, meine Hände sind mit Dreck, Blut und Schweiß bedeckt. Das ist ganz sicher keine Arbeit für einen Bürohengst wie mich, der die meiste Arbeit am Computer erledigt. Dafür ist mir Wheeler etwas schuldig!
 

Unter größter Anstrengung gelingt es uns schließlich, den Steinbrocken zu entfernen und er fällt mit einem dumpfen Geräusch vor dem Geröllhaufen zu Boden und nur Sekunden später fällt das restliche Geröll mit einem ebenso dumpfen Geräusch in sich zusammen. Mit ein paar großen Schritten nach hinten bringen wir uns vor den herabrollenden Steinen in Sicherheit. Nur ein paar wenige Steine rollen ein paar Meter den Berg hinab, während sich der Rest um die nun freigelegte Tür herum verteilt.
 

„Geschafft.“, murmelt Taylor erschöpft und sinkt in sich zusammen, während Devlin vornüber gebeugt neben ihm steht.
 

„Keine Zeit zum Ausruhen.“, sage ich und wische mir mit dem Ärmel meines Pullovers den Schweiß von der Stirn und den Dreck aus meinem Gesicht.
 

Ich gehe zur Tür und hoffe, dass sie sich jetzt öffnen lässt. Es rührt sich nichts. Nur mit Mühe kann ich verhindern, aus lauter Frust aufzuschreien.
 

„Ich nehme an, sie ist verschlossen.“, höre ich plötzlich Taylors Stimme neben mir, so dass ich leicht zusammenzucke.
 

Bevor ich auch nur nicken kann, macht er sich mit den geübten Handgriffen eines Mechanikers an die Arbeit das Türschloss zu knacken.
 

„Lass mich raten, Du warst nicht immer nur ein einfacher Koch.“, sage ich, Taylor zeigt mir ein etwas schiefes Grinsen.
 

„Ich war mit Joey zusammen in der ‚Yo Yo Gang’, mehr muss ich wohl nicht erklären, oder?“, antwortet er und ich schüttle seufzend den Kopf.
 

Nein, muss er wirklich nicht. Der Rest klärt sich schon von selbst.
 

„Fertig.“, murmelt er und schiebt die Tür mit einem leisen Knarren auf.
 

Muffiger Gestank nach Moos, Erde und Verwesung weht uns entgegen und ich werde wieder daran erinnert, woher der Berg der Toten seinen Namen hat. Ein unangenehmer Schauer läuft mir den Rücken hinab.
 

„Hoffen wir, dass das hier nicht auch noch unser Grab wird.“, flüstert Devlin hinter mir und spricht damit das aus, was wir sicher alle hier denken.
 

„Gehen wir.“, antworte ich und marschiere in den dunklen Gang hinein, während mir die anderen Beiden mit unsicheren Schritten folgen.
 

Was werden wir am Ende dieses Ganges finden? Ist das wirklich der Gang zu den unterirdischen Gefängniszellen? Ist Wheeler noch am Leben und werden wir ihn am Ende dieses Ganges finden? Wird es Wachen geben? Wenn ja, wie viele? Fragen, auf die ich keine Antworten weiß, Fragen, dessen Antworten allerdings über Gelingen und Misslingen dieses Befreiungsversuchs entscheiden werden. Was auch immer uns am Ende dieses Ganges erwartet, ich hoffe, dass wir darauf vorbereitet sind.
 

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Wie im Krieg!

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62. Wie im Krieg!
 

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~Mokuba´s Sicht~
 

Zum x-ten Mal zucke ich erschrocken zusammen, als eine erneute Explosion ertönt und zum x-ten Mal kneift mit Rebecca ebenso erschrocken in die Seite, so dass ich zum x-ten Mal leise aufkeuche und ihre Hand berühre, damit sie mich wieder loslässt.
 

„Tut mir Leid.“, murmelt Rebecca nun zum x-ten Mal und ich antworte zum x-ten Mal.
 

„Schon okay.“
 

Wenige Augenblicke später ertönt eine weitere Explosion, diesmal jedoch dichter als die davor. Kurz darauf steckt einer der Rebellen seinen Kopf unter die Plane und schaut uns eindringlich an.
 

„We have to go, now! (Wir müssen los, jetzt!)“, sagt er bestimmt und zieht die Plane, die über dem Jeep liegt beiseite.
 

Rebecca reagiert sofort und klappt den Laptop zusammen, damit wir unseren Aufenthaltsort nicht durch das blaue Licht des Bildschirms verraten. Ich starte umgehend den Motor und vertraue darauf, dass das leise Motorengeräusch im Lärm der Explosionen und Gewehrschüsse untergeht. Ich brauche nicht zu fragen, warum wir von hier verschwinden müssen, denn seit einiger Zeit kommen die Kampfgeräusche immer näher und das von beiden Seiten. Wenn wir heil aus dieser Situation herauskommen wollen, müssen wir jetzt nach hinten ausweichen, bevor uns der Fluchtweg abgeschnitten wird. Uns bleibt keine Zeit um auf Seto und die Anderen zu warten und selbst wenn ich es wollte, ich musste meinem Bruder versprechen, es nicht zu tun und dafür aber Rebecca in Sicherheit zu bringen, wenn es die Situation erfordert.
 

Mit einem letzten Blick auf Rebecca steuere ich den Jeep die Anhöhe hinauf und folge einem der beiden Rebellen, die zu unserem Schutz hier sind.
 

„Hoffentlich kommen die Anderen noch rechtzeitig mit Joey zurück, bevor es keinen Fluchtweg mehr gibt.“, jammert Rebecca leise.
 

„Wie müssen einfach Vertrauen haben!“, antworte ich angespannt und lausche den Geräuschen der einzelnen Kämpfe.
 

Es fühlt sich an, als wären wir mitten im Krieg!
 

Ganz plötzlich ertönt eine Frauenstimme aus dem Funkgerät.
 

„Grabwächterin an Wirbelwind. Grabwächterin an Wirbelwind. Kannst Du mich verstehen? Bei euch alles okay?“, höre ich Ishizu etwas panisch rufen.
 

„Wirbelwind an Grabwächterin. Alles okay hier, treten gerade kontrollierten Rückzug an, haben Oberhaupt und Co. jedoch noch nicht an Bord. Müssen Standort aufgeben. Hoffen auf Wunder!“, antworte ich.
 

„Mögliches Wunder in einer halben Stunde bei euch, haltet durch, fliegende Hilfe von Anführer auf dem Weg! Haltet euch fern vom Kampfgetümmel, es wird Feuer regnen!“, sagt Ishizu, klingt allerdings nicht sonderlich erfreut.
 

„Mubarak will also Bomben abwerfen ungeachtet der Tatsache, dass er damit auch Rebellen töten würde?“, fragt mich Rebecca leise, worauf ich nur leicht nicke.
 

„Nun ja, besser als gar keine Hilfe, schätze ich. Wenn wir wenigstes die Rebellen warnen könnten!“, murre ich verbissen.
 

„Wirbelwind an Grabwächterin. Danke für die Hilfe und die Info, werden uns von Kampfgetümmel fernhalten so gut es geht! Wünsch uns Glück!“, antworte ich Ishizu.
 

„Viel Glück Wirbelwind und Vierauge. Möge der Pharao über euch wachen! Over and out!“, rauscht Ishizus Stimme.
 

Ach wenn es doch nur so wäre!
 

~Rebecca´s Sicht~
 

Schnell und fast lautlos fahren wir durch die nächtlichte Wüste, begleitet von unseren beiden Rebellen die vor und hinter uns auf Pferden reiten und die Umgebung mit ihren geübten Augen beobachten.
 

Ich schätze, dass Mokuba die bisher schwerste Entscheidung seines Lebens treffen musste, als er Seto versprach, mich aus der Gefahrenzone zu bringen, auch wenn es bedeutet, Seto und die Anderen zurücklassen zu müssen.
 

Ich wage kaum zu atmen!
 

Die Kampfgeräusche werden hinter uns immer leiser und mit jedem zurückgelegtem Meter wird mein Herz schwerer, weil wir nicht nur die kriegsähnlichen Kämpfe sondern auch unsere engsten Freunde hinter uns zurücklassen und wenn es mir schon das Herz schwer macht, dann will ich gar nicht erst wissen, wie Mokuba sich gerade fühlt.
 

Und doch wage ich nicht, ihn anzusprechen, denn zu versuchen, ihn aufzumuntern, würde sich falsch anhören, da ich selber zu unsicher bin und ebenfalls auf ein Wunder hoffe. Wir haben getan was wir konnten, nun müssen wir daran glauben, dass unsere Bemühungen etwas bewirkt haben und dass wir diese ganze Geschichte heil überstehen.
 

„Mach Dir keine Sorgen, Rebecca. Seto ist stark und er ist nicht allein. Zusammen finden sie einen Ausweg, da bin ich sicher!“, flüstert Mokuba, doch seine Stimme zittert und ich weiß, dass er sich selber Mut zuredet, um nicht vor Verzweiflung doch noch den Jeep umzudrehen und zurückzufahren, selbst wenn es seinen eigenen Tod bedeuten könnte.
 

„Was auch immer passiert, ich bin bei Dir, okay? Wir stehen das zusammen durch!“, antworte ich und drücke leicht seinen Arm.
 

„Ja!“, antwortet er und dann fahren wir schweigend durch die Nacht, bis vor und über uns lautes Maschinengeräusch ertönt.
 

Kampfhubschrauber über uns und Panzer vor uns! Mubaraks Armee!
 

Sekunden später sind die beiden Rebellen bei uns und ziehen zwei weiße Tücher aus ihren Satteltaschen, während Mokuba den Jeep ruckartig anhält. Hoffen wir, dass man uns nicht gleich attackiert, sobald man uns sieht! Und hoffen wir, dass es tatsächlich Mubaraks Männer sind und nicht Kashis bezahlte Soldaten!
 

Ein Jeep kommt mit sehr schnellem Tempo auf uns zu und ich erkenne schon am Fahrstil, wer dort angerauscht kommt, noch bevor ich die Gesichter der Insassen erkennen kann.
 

„Ishizu!“, höre ich Mokuba aussprechen, was ich denke.
 

„In der Tat!“, antworte ich und atme erleichtert auf.
 

„Becci! Oh bin ich froh euch zu sehn!“, Marik springt aus dem noch fahrenden Jeep und rennt auf uns zu.
 

Noch bevor ich aussteigen kann, hat er mich in die Arme gerissen und droht mich förmlich zu erdrücken.
 

„Krieg…keine…Luft!“, keuche ich und er lässt mich wieder frei.
 

„Tut mir Leid. Aber ich hab mir solche Sorgen gemacht! Gibt es Nachricht von Seto und den Anderen?“, fragt er. Ich schüttle den Kopf.
 

„Leider nicht. Und es sieht so aus, als wäre der Fluchtweg fast versperrt.“, sagt Mokuba. Ishizu kommt auf uns zu.
 

„Die Hubschrauber brauchen noch etwas mehr als 10 Minuten bis zum Berg, vielleicht genügt das um noch rechtzeitig einen neuen Fluchtweg zu schaffen.“, meint sie. „Ich hoffe nur, dass es nicht zu viele Verluste auf Harouns Seite gibt.“
 

„Haroun und seine Männer sind sich der Gefahr bewusst, ich bin sicher, sie werden versuchen, sich irgendwie aus der Schusslinie zu begeben, wenn Mubaraks Armee sie erreicht.“, erwidere ich, sie nickt.
 

„Hoffen wir das Beste. Mehr können wir ohnehin nicht tun.“, sagt sie, während 10 oder 15 Wüstenpanzer an uns vorbei fahren. „Hoffen wir das Beste.“
 

Neben mir höre ich das leise Seufzen Mokubas, ich drücke seine Hand, um ihm zu zeigen, dass er nicht alleine ist mit seiner Ungewissheit.
 

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Befreiung?

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63. Befreiung?
 

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~Joey´s Sicht~
 

Ich sitze hier seit einer ganzen Weile im Folterkeller von diesem verdammten alten Gebäude, mir tut jeder verdammte Knochen weh, die Männer des Scheichs haben wirklich gute Arbeit geleistet. Aber wenigstens ist Mokuba in Sicherheit, das war’s mir echt wert!
 

Seufzend lasse ich meinen Kopf auf meine angezogenen Knie fallen, mein Schädel brummt noch von den brutalen Schlägen dieser verdammten Muskelprotze. Warum musste der Scheich gleich 6 von diesen Typen gleichzeitig auf mich hetzen, nur weil ich versucht habe, auch Jimmy zu befreien? Verdammt! Selbst wenn ich wollte, könnte ich jetzt nicht einen Schritt mehr laufen, an Flucht ist also erstmal nicht zu denken. Und selbst wenn ich laufen könnte, nach meiner Aktion mit Mokubas und Miras arrangierter Flucht und meinem gescheiterten Fluchtversuch mit Jimmy hat dieser Scheich Kashi seine Sicherheitsvorkehrungen bestimmt noch weiter verschärft, selbst Kaiba dürfte jetzt erhebliche Schwierigkeiten haben, mich hier rauszuholen, obwohl er ein Genie ist. Außerdem weiß er ja nicht mal, wo ich bin. Wenn er mich überhaupt suchen sollte, es ist ja nicht so, dass er sich darum reißen wird, mich aus den Händen des Scheichs zu befreien, er hat ja keinen Grund dazu. Er hat doch selbst gesagt, dass ich gerne verrecken kann. Es kümmert ihn nicht, was aus mir wird. Und da Mokuba frei ist, kann er nach Domino zurückkehren, er kann meiner Schwester ja einen schönen Gruß bestellen, dass ich irgendwo in der Wüste verreckt bin, so wie er es wollte. Ich fühl mich so scheiße! Dabei sollte es mir doch egal sein, was Kaiba von mir hält.
 

Ich merke, wie sich heiße Tränen ihren Weg über meine schmutzigen, zerkratzen Wangen bahnen, es brennt höllisch, aber ich hab nicht mehr die Kraft, sie wegzuwischen. Ich will sterben! Was hab ich denn noch? Serenity wird über meinen Verlust schon hinwegkommen, sie hat ja Tristan, der sich um sie kümmert. Und sonst braucht mich Niemand, Yugi hat seine Tea und dann auch noch das Baby, das ich nicht sehen werde. Mai hat ihren Varon, ein guter Ersatz für mich, pah! Wer braucht mich denn? Ich kann hier in diesem verdammten Loch verrecken, so wie Jimmy und keiner würde sich darum kümmern. Der Scheich wird meine Leiche irgendwo in der Wüste verscharren lassen und in Domino wird nur ein leeres Grab mit einem Grabstein zu finden sein. Ich weiß auch schon die passende Aufschrift dafür: ‚Hier ruht der Dummkopf Joseph Wheeler, der sein Leben für die Unschuld eines Jungen geopfert hat.’ Passt doch perfekt! Wie lange sitze ich eigentlich schon hier in diesem dunklen Gewölbe? Stunden? Oder doch schon Tage? Wenn doch wenigstens ein wenig Licht hier unten wäre, aber hier ist nicht mal ein Fenster oder eine andre Lichtquelle. Meine kleine Gefängniszelle war mir lieber.
 

Ein leises Knarren lässt mich zusammenzucken, was war das? Stöhnend hebe ich meinen Kopf und starre auf die Gitterstäbe vor mir, auch wenn ich nichts erkennen kann, es ist einfach zu dunkel. Plötzlich sehe ich einen schwachen Lichtstrahl, der von links zu kommen scheint und immer breiter und heller wird. Dazu höre ich leise Schritte und Stimmen, die anscheinend zu zwei Personen gehören müssen. Wer kann das sein? Hat der Scheich schon wieder seine Männer geschickt, um mich erneut zu bestrafen und vielleicht endlich zu töten? Voller Panik krieche ich in die rechte Ecke, in eine kleine Spalte zwischen dem Metallbett und der Wand. Auch wenn ich sterben will, das geht mir jetzt doch etwas zu schnell! Bitte, kann mir nicht Jemand helfen? Irgendjemand? Ich würde sogar mit Kaiba vorlieb nehmen, wenn er mich aus diesem Loch hier befreit!
 

„Hier muss er irgendwo sein.“, höre ich eine leise Stimme, die mir ziemlich bekannt vorkommt. Aber das ist völlig unmöglich. Was sollte Duke hier schon wollen? Wie sollte er hierher kommen?
 

„Ja, das weiß ich auch, aber wo?“, höre ich eine zweite Stimme und ich bilde mir tatsächlich ein, dass es Tristans Stimme ist. Ich muss träumen.
 

„Seid doch mal still, wollt ihr dass die uns entdecken? Ich hab doch nicht umsonst 2 Stunden an diesem verdammten Sicherheitssystem arbeiten lassen, damit ihr jetzt alles versaut!“, höre ich plötzlich eine dritte Stimme und mir wird schlagartig bewusst, dass es Kaibas Stimme ist!
 

Okay. Jetzt bin ich definitiv verrückt geworden, oder die Schmerzen in meinem Körper haben mir erneut das Bewusstsein geraubt und ich träume das alles nur. Kaiba würde niemals 2 Stunden dafür opfern, um ein Sicherheitssystem zu knacken, nur um mein beschissenes Leben zu retten. Leicht grinsend lege ich meinen Kopf wieder auf meine Knie, ein wirklich schöner Traum. Kaiba kommt mich retten, wie ein strahlender Ritter im weißen Mantel. Jetzt kann ich beruhigt sterben.
 

„Joey? Bist Du hier?“, höre ich Duke leise rufen. Oh ja, ich bin hier, in meinem Traum.
 

„Antworte bitte, Joey!“, flüstert Tristan. Mein lieber Freund.
 

„Verdammt noch mal Köter, jetzt antworte endlich, sonst reiß ich Dich in Stücke, wenn ich Dich in die Finger kriege!“, flucht Kaiba leise und ich hebe erschrocken meinen Kopf.
 

Ist das etwa doch kein Traum? Langsam krieche ich aus der kleinen Spalte und starre wieder auf die Gitterstäbe, der Lichtstrahl ist heller und größer und bewegt sich immer unruhig hin und her. Es ist kein Traum!
 

„Hier.“, hauche ich leise, mein Hals tut weh, anscheinend wurde mein Kehlkopf ziemlich zerdrückt.
 

„Seid mal still, ich glaub, ich hab was gehört.“, flüstert Duke und ich atme erleichtert auf.
 

Unter größter Anstrengung krieche ich auf die Gitterstäbe zu, mein rechtes Bein kann ich kaum bewegen, meine Arme zittern und mein linkes Handgelenk schmerzt höllisch, wahrscheinlich verstaucht, oder angebrochen.
 

„Hier her.“, hauche ich erneut und stoße meinen Kopf gegen die Gitterstäbe, zu mehr fehlt mir einfach die Kraft.
 

„Es kommt von dort hinten.“, flüstert Tristan und der Lichtstrahl wird größer, die Schritte schneller und lauter.
 

„Bitte! Schnell.“, hauche ich und breche vor dem Gitter zusammen, ich hab einfach keine Kraft mehr.
 

„Joey!“, höre ich ein erschrockenes Keuchen von Duke und ich hebe meinen Kopf ein wenig.
 

Die kleine Taschenlampe in seiner Hand blendet mich ein wenig und ich blinzle kurz.
 

„Hi Duke.“, hauche ich und versuche ein gequältes Grinsen.
 

„Schnell Kaiba, mach das Gitter auf.“, flüstert Tristan und kurz darauf höre ich wieder dieses leise Knarren.
 

Etwas Warmes wird mir auf meinen nackten Oberkörper gelegt und ich registriere einen schwachen Duft, der mir irgendwie bekannt vorkommt, den ich aber nicht gleich zuordnen kann.
 

„Wir müssen ihn hier rausschaffen, aber schnell.“, flüstert Tristan.
 

„Aber wie?“, fragt Duke.
 

„Ich trage ihn.“, meint Kaiba und ich werde auch schon im nächsten Moment hochgehoben.
 

„Autsch! Verdammt!“, stöhne ich leise, mein ganzer Körper ist von blauen Flecken, Striemen, Schnittwunden, Schürfwunden und Prellungen bedeckt und ein paar Rippen sind wahrscheinlich gebrochen, aber das Schlimmste ist ja, dass ich immer noch halb bei Bewusstsein bin und die Schmerzen im vollen Umfang spüre.
 

„Beschweren kannst Du Dich hinterher, Idiot!“, murmelt Kaiba und verlässt mit schnellen Schritten mein Gefängnis. Ich kralle mich erschrocken an seinem Pullover fest und merke nebenbei, dass Kaiba keinen Mantel trägt, weil dieser um meinen geschundenen Körper gelegt wurde.
 

„Kaiba? Dein Mantel wird schmutzig.“, hauche ich, während er mit mir auf den Armen hinter meinen Freunden den Gang entlang läuft.
 

„Dann bezahlst Du mir die Reinigung.“, meint Kaiba und ich grinse leicht.
 

Selbst in solch einer Situation kann er noch den arroganten Firmenleiter raushängen lassen. Respekt.
 

„Danke.“, flüstere ich.
 

„Schon gut. Ruh Dich aus, ich kümmere mich schon um Dich.“, murmelt Kaiba und drückt mich etwas fester an sich, so als wollte er nicht, dass ich runterfalle.
 

„Hast Du Mokuba gefunden?“, frage ich leise.
 

„Sonst wäre ich ja wohl kaum hier. Du bist wirklich ein Idiot. Setzt einfach Dein Leben aufs Spiel, um meinen Bruder zu retten!“, flucht Kaiba leise und verlässt den dunklen Gang durch eine geheime Tür hinter einer großen Götterstatue. Ob der Scheich davon weiß?
 

„Es war die einzige Möglichkeit, die mir einfiel. Ist das etwa ein Geheimgang?“, frage ich.
 

„Ja, Rebecca und ich haben ihn gefunden, als wir mit Hilfe des Kaiba Satelliten im Museum ein paar alte Archive durchstöbert haben.“, antwortet Kaiba und steigt eine ziemlich steile Treppe hinunter.
 

„Lass mich bloß nicht fallen.“, flüstere ich panisch und krall mich fester in Kaibas Pullover.
 

„Denkst Du wirklich, ich rette Dich erst und lass Dich dann die Treppe runterfallen?“, fragt Kaiba vorwurfsvoll und ich überlege kurz. Würde er?
 

„Weiß nicht. Würdest Du?“, frage ich, Kaiba drückt mich etwas fester an sich. Autsch, meine Rippen!
 

„Idiot.“, murmelt er und ich beiße die Zähne zusammen. Mir tut alles weh, aber ich werde mich nicht beschweren, hinterher vielleicht, aber definitiv nicht jetzt.
 

„Tut mir leid, dass ich so ein Idiot bin, hättest mich ja nicht retten müssen.“, murmle ich leise.
 

„Sei still und schlaf!“, sagt Kaiba leise, während er weiterhin die steile Treppe hinabsteigt.
 

„Wenn ich das könnte, würde ich das vielleicht tun, aber die Schmerzen halten mich bei Bewusstsein.“, flüstere ich wütend und Kaiba bleibt plötzlich auf einer Stufe stehen.
 

„Wenn ich Dir wehtue, musst Du es sagen.“, sagt er und ich schaue ihm etwas verwirrt ins Gesicht.
 

Das schwache Licht von Dukes Taschenlampe wird schwächer und wirft merkwürdige Schatten auf Kaibas Gesicht. Ich höre Dukes und Tristans Schritte weiter unten auf der Treppe und mir wird bewusst, dass ich grade ziemlich alleine mit Kaiba bin und der trägt mich auch noch auf den Armen. Ich fühl mich irgendwie ein wenig unwohl.
 

„Was schaust Du mich so an?“, fragt Kaiba leicht gereizt und ich blinzle etwas irritiert.
 

„Findest Du es nicht etwas merkwürdig, dass Du mich praktisch auf Händen trägst?“, frage ich leicht grinsend und ich spüre deutlich, wie Kaiba erstarrt.
 

„Halt die Klappe Köter, sonst lass ich doch noch fallen!“, zischt er und geht wieder die Treppe runter.
 

Ich lehne meinen Kopf an seine rechte Schulter und merke nebenbei, dass Kaibas Herz ein wenig schneller schlägt, ich kann es unter meinen Händen spüren, weil ich mich noch immer an seinem Pullover festhalte. Ich lege meine rechte, unverletzte Hand direkt auf die Stelle, wo sein Herz schlägt und spüre augenblicklich, wie seine Hände sich unter meinem Körper versteifen. Er sagt nichts, dabei hätte ich erwartet, dass er mich anblaffen würde, dass ich gefälligst meine Hand von seinem Herzen wegnehmen soll. Ich rühre mich keinen Zentimeter, Kaiba geht ohne weitere Reaktionen die Treppe runter und dann durch einen dunklen Gang. Ich weiß nicht warum, aber der Herzschlag von Kaiba hat eine ziemlich beruhigende Wirkung auf mich, gleichmäßig, vielleicht ein wenig zu schnell, aber kräftig schlägt es gegen seine Brust und gegen meine Hand. Ohne es zu merken, entspanne ich mich in Kaibas Armen, ich fühl mich wohl bei ihm, weil ich ihm vertraue. Ich spüre, wie sich eine leichte Röte auf meinem Gesicht breit macht, hoffentlich ist es dunkel genug, damit Kaiba es nicht sieht. Ich schließe die Augen und seufze leise, wenn das hier ein Traum ist, möchte ich nicht aufwachen. Niemals!
 

„Alles okay mit Euch?“, höre ich Tristans Stimme und ich hebe meinen Kopf ein wenig, um nach vorn zu schauen.
 

„Ja, alles okay.“, murmelt Kaiba und verringert den Abstand zu Tristan und Duke, die vor einer weiteren Tür stehen und offensichtlich auf uns warten.
 

„Und bei Dir Joey? Alles klar?“, fragt Tristan und ich nicke zaghaft.
 

„Außer, dass mir jeder verdammte Knochen im Leib wehtut, geht’s mir blendend! Am liebsten würde ich den Scheich erwürgen und jedes seiner verdammten Verstecke in die Luft sprengen!“, hauche ich wütend und balle meine linke Hand zu einer Faust, was sich als schwerer Fehler erweist. „Scheiße!“
 

„Was ist Joey?“, fragt Duke und leuchtet mir mit der Taschenlampe ins Gesicht.
 

„Nichts! Ich hab nur grad versucht, eine Faust zu machen, aber das klappt nicht so gut, wenn man ein verletztes Handgelenk hat!“, zische ich mit schmerzverzerrtem Gesicht.
 

„Volltrottel!“, murmelt Kaiba und ich schau ihn böse an. Allerdings verwirrt mich sein Blick dermaßen, dass mir keine passende Antwort einfällt. Etwas irritiert drehe ich meinen Kopf wieder weg und versuche ein gequältes Grinsen, was sofort von Duke und Tristan erwidert wird.
 

Hat Kaiba sich eben tatsächlich ein wenig Sorgen gemacht? Oder hab ich mir seinen sorgenvollen Blick nur eingebildet? Scheiße ist das verwirrend.
 

„Der Scheich soll dafür büßen.“, murmle ich und seufze leise.
 

„Glaub mir, das wird er.“, sagt Tristan und ich starre ihn überrascht an.
 

„Wie denn?“, frage ich und er grinst.
 

„Wir haben ein paar Freunde hier, die in diesen Minuten über sämtliche Verstecke des Scheichs herfallen, wie Heuschrecken.“, meint Duke und ich weiß ehrlich nicht, was ich davon halten soll.
 

„Was meint ihr damit?“, frage ich erstaunt.
 

„Rebecca hat seit einiger Zeit Kontakt zu den Rebellen, die hier schon ewig gegen den Scheich ankämpfen und mit einwenig finanzieller Unterstützung von mir, haben sich die Rebellen an der Grenze von Libyen mehr Waffen besorgt, um zusammen mit den noch loyalen Anhängern von Präsident Mubarak den Scheich endgültig aus Ägypten zu vertreiben.“, antwortet Kaiba und ich ziehe überrascht meine Augenbrauen hoch.
 

„Hier gibt es Rebellen?“, frage ich und Kaiba nickt.
 

„Eigentlich sind es nicht wirklich Rebellen, sondern ehemalige Bauern, Kaufleute, Geschäftsmänner, Soldaten, Flüchtlinge, die sich zu einer Rebellenarmee zusammengeschlossen haben, weil sie nicht mehr hinnehmen wollten, wie der Scheich dieses Land in Chaos stürzt.“, erwidert er.
 

„Verstehe. Sie kämpfen also für eine gerechte Sache.“, sage ich.
 

„Korrekt. Und als Ablenkungsmanöver waren die Rebellen wirklich gut geeignet, denn sonst wären hier sicher nicht so wenig Wachen.“, sagt Kaiba und erst jetzt wird mir klar, dass wir bisher nicht an der Flucht gehindert wurden.
 

„Ah! Ich hab mich schon gewundert, warum niemand vor meinem Gefängnis stand, sonst war da immer ein Wächter.“, flüstere ich und merke, wie Kaiba mit den Schultern zuckt.
 

„Tja, der Scheich hat zu sehr auf sein Sicherheitssystem gebaut, das wirklich gut war, aber nicht gut genug. Er hat sicher nicht erwartet, dass man es so schnell knacken kann.“, meint Kaiba und ich bin irgendwie richtig dankbar dafür, dass ich ein so geniales Genie kenne und dazu auch noch als Freund bezeichne.
 

„Lasst uns weiter gehen, ein paar der Rebellen warten bei der Oase auf uns.“, meint Tristan und öffnet die schwere Eisentür. „Zumindest hoffe ich das.“
 

Ein ziemlich kalter Luftzug kommt durch die Tür und mir wird klar, dass es Nacht ist. Irgendwie auch logisch, Kaiba wäre sicher nicht so dumm und würde versuchen, mich am hellen Tage zu befreien. Kaiba geht mit mir auf den Armen hinaus in die Dunkelheit, Duke und Tristan folgen und ich höre, wie die schwere Eisentür zufällt. Ein kurzer Blick an Kaiba vorbei zeigt mir, dass die Tür in Stein gehauen wurde. Wo zum Teufel sind wir hier?
 

„Sag mal, seh ich das richtig, geht der Geheimgang durch einen Berg?“, frage ich verwirrt, Tristan und Duke lachen, während Kaiba nur ein genervtes Seufzen hören lässt.
 

„Natürlich.“, sagt er. „Das neue Versteck des Scheichs war ein alter Tempel auf dem Gebel al-Mawta im Norden von Shali, der alten Stadt von Siwah. Der Geheimgang beginnt im Untergewölbe des Tempels, führt mitten durch den Berg und endet hier an der Südseite zwischen einigen Felsvorsprüngen. Wir müssen noch etwas weiter den Berg runter, weil der Geheimgang irgendwo auf halber Höhe liegt.“
 

„Oh! Und ich dachte, der Scheich hat sich wenigstens die Mühe gemacht und bringt mich zu einem Ort, der weiter weg ist.“, antworte ich etwas beleidigt.
 

Ich ignoriere gekonnt die Tatsache, dass ich bergsteigen hasse und jetzt mitten auf einem gottverdammten Berg festsitze.
 

„Keine Sorge, der Berg ist nicht steil, oder sonst irgendwie gefährlich, der Abstieg ist kein großes Problem.“, murmelt Kaiba und ich frage mich irritiert, ob er meine Angst irgendwie spüren kann.
 

Dann fällt mir auf, dass sich meine rechte Hand grade ziemlich schmerzhaft in Kaibas Brust gekrallt hat und ich hab das nicht mal mitbekommen. Peinlich berührt löse ich meine Verkrampfung und ich höre, wie Kaiba leise seufzt.
 

„Sorry!“, flüstere ich leicht verstört.
 

„Vergiss es, halt Dich lieber fest.“, murmelt Kaiba und geht hinter Duke und Tristan her, die sich bereits etwas weiter unten befinden.
 

Ich lege vorsichtig meine Arme um Kaibas Hals und er steigt mit sicheren Schritten den Berg hinab, die Schmerzen in meinem Körper sind jetzt nicht mehr so schlimm, vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ich kurz vor einem Ohnmachtsanfall stehe und gleich das Bewusstsein verliere.
 

„Kaiba?“, frage ich leise, während er vorsichtig über einen Felsen klettert.
 

„Hm?“, fragt er zurück.
 

„Falls ich das Bewusstsein verliere, sorg Dich bitte nicht. Ich hab nicht vor, in Deinen Armen zu sterben.“, murmle ich erschöpft und ich kann förmlich spüren, wie Kaiba zusammenzuckt.
 

„Fang bloß nicht an, sentimental zu werden! Ich kann damit nicht umgehen!“, zischt Kaiba leise und irgendwie hab ich das Gefühl, dass er tatsächlich etwas Angst um mich hat.
 

„Ich wollt Dir das nur mitteilen.“, hauche ich und merke, wie die Müdigkeit mich übermannt.
 

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Auf dem Rückweg!

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64. Auf dem Rückweg!
 

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~Joey´s Sicht~
 

‚Du bist wirklich ein respektloser, widerlicher, kleiner Wurm! Du bist es gar nicht wert, dass ich mit Dir diskutiere! Meinetwegen kannst Du verrecken, mich würde es ganz sicher nicht stören!’
 

Mit einem stummen Schrei wache ich auf, desorientiert, panisch und spüre … nichts.
 

Bin ich tot?
 

Ich versuche mich zu bewegen und stelle fest, dass mein Körper taub zu sein scheint, mein Körper will mir nicht gehorchen. Ich höre kein Geräusch. Absolute Stille scheint mich zu umgeben. Ich versuche die Augen zu öffnen, es gelingt mir nicht.
 

Ich bin also tot.
 

Sekunden später höre ich direkt an meinem Ohr ein gleichmäßiges Pochen.
 

Poch, poch, poch…
 

Ein Herzschlag, aber es ist nicht meiner.
 

Ich versuche erneut mich zu bewegen. Zuerst meine Finger. Meine Arme. Gut, alles okay. Ich atme tief ein und nehme den Geruch von Lehm war und Aloe und Zimt und etwas was ich nicht beschreiben kann. Eine eigenartige Mischung.
 

„Bist Du wach?“, höre ich Kaibas Stimme direkt über mir.
 

Ganz plötzlich kommt Leben in meinen Körper und ich zucke erschrocken zusammen als hätte mich jemand geschlagen. Ich versuche mich aufzurichten und stelle fest, dass ich gerade auf seinem Schoß sitze und mich an ihm festkralle, als wäre ich ein verängstigtes, kleines Kind auf dem Schoß seiner Mutter.
 

„Kaiba?“, frage ich krächzend.
 

Ich höre ein Seufzen. Und laut geschriene Kommandos in Arabisch. Und Schüsse. Und Explosionen. Und etwas, was sich verdammt nochmal nach einem großen Helikopter anhört. Die plötzliche Flut an Geräuschen ist so übermächtig, dass ich vor Schmerz aufstöhne.
 

Ich versuche die Augen zu öffnen, kneife sie aber sofort wieder zusammen, weil es so hell ist und es mich blendet. Mein Rücken schmerzt und meine Arme, mein linkes Handgelenk brennt. Mein linkes Bein scheint in Ordnung zu sein, doch mein rechtes Bein ist taub, ich kann es nicht bewegen. Auch in meinen Zehen spüre ich nichts. Nicht gut.
 

Aber ich lebe noch. Und Kaiba ist hier.
 

„Wie lange war ich weg?“, frage ich heiser.
 

Ein erneutes Seufzen. Wieder Explosionen und das Geräusch des Helikopters.
 

„Nur etwa eine Stunde.“, antwortet Kaiba mir in einer äußerst merkwürdigen Tonlage, die ich von ihm nicht kenne.
 

Als wäre er ernsthaft erleichtert, dass ich wieder wach bin und noch am Leben. Erst jetzt wird mir bewusst, was wirklich passiert ist. Kaiba hat mich gerettet. Zwar nicht allein, aber dennoch…Kaiba hat mich buchstäblich aus der Hölle getragen und ich war ihm dankbar dafür. Dabei war er es doch, der mich erst dazu gebracht hat, freiwillig durch diese Hölle zu gehen. Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, ihm nicht mehr zu helfen.
 

Ich bin so ein Idiot.
 

Zugegeben, er ist gekommen, um mich zu befreien. Er hat mich sogar persönlich hinaus getragen, obwohl meine Freunde Tristan und Duke es ebenso gut hätten tun können. Aber die Tatsache, dass er sich nicht bei mir entschuldigt hat für seine harten Worte trifft mich wie ein Keulenschlag. Er hat mich auf die schlimmste Art und Weise niedergetrampelt, die ich mir vorstellen kann und er hat sich nicht entschuldigt.
 

Warum zum Teufel klammere ich mich dann so sehr an ihn, als wäre er meine einzige Rettungsleine, mein einziger Ausweg?
 

„Wo sind wir?“, frage ich leise, wenn ich mein rechtes Bein bewegen könnte, würde ich jetzt gerne von Kaibas Schoß herunterklettern.
 

„In einem Helikopter von Mubarak, auf dem Weg zum Krankenhaus.“, antwortet Kaiba, ich versuche mich von ihm runter zu schieben, er zieht mich einfach wieder dichter.
 

„Lass mich bitte runter.“, flüstere ich und schau ihm ins Gesicht.
 

Das Licht im Inneren des Helikopters blendet mich nicht mehr. Kaiba hat die Augen geschlossen und schüttelt den Kopf.
 

„Es ist nicht genug Platz, wir sind hier nicht allein.“, antwortet er.
 

Erschrocken schaue ich mich um und entdecke auf der anderen Seite des Helikopters drei Soldaten, die mich neugierig anstarren, als wäre ich irgendein Weltwunder. Nun ja, es überrascht mich nicht, immerhin sitze ich gerade auf dem Schoß von Seto Kaiba höchstpersönlich und bin noch immer in seinen weißen Mantel gewickelt. Sowas sieht man nicht alle Tage.
 

Ich spüre eine Bewegung hinter mir und versuche über meine Schulter zu schauen. Ich zucke etwas erschrocken zusammen, denn nur wenige Zentimeter neben meinem Kopf liegt der Kopf von Mokuba, der anscheinend schläft.
 

„Mokuba.“, hauche ich und ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus.
 

Neben Mokuba sitzt Rebecca, sie ist wach und klimpert auf ihrem Laptop herum. Sie schaut kurz auf und nickt mir kurz zu, bevor sie sich wieder ihrem Laptop zuwendet. Ich dreh mich wieder zu Kaiba um.
 

„Wo ist Mira?“, frage ich etwas besorgt.
 

„Ich hatte sie ins Rebellenlager schicken lassen, sie dürfte vor uns in Kairo ankommen. Und bevor Du fragst, Deine Freunde fahren durch die Wüste und werden ca. 6 Stunden nach uns in Kairo eintreffen. Meine Mitarbeiter befinden sich bereits vor Ort und erwarten unsere Ankunft. Sobald Du im Krankenhaus transportfähig gemacht wurdest, reisen wir ab.“, erwidert Kaiba.
 

Ich seufze erleichtert, die Explosionen werden weniger und auch das Geräusch der Schüsse verstummt langsam. Von den Piloten des Helikopters ertönen noch immer vereinzelte Kommandos, die ich nicht verstehe.
 

„Was ist mit dem Scheich?“, krächze ich und ziehe die Augenbrauen zusammen.
 

Es ist Rebecca, die meine Frage beantwortet.
 

„Auf der Flucht. Er versucht sich in Richtung Lybien abzusetzen, Mubaraks Männer sind ihm auf den Fersen und versuchen ihn aufzuhalten. Es wird ihnen vermutlich nicht gelingen, befürchte ich. Die loyalen Anhänger des Scheichs haben sich in der Wüste verteilt und stehen unter dem Beschuss der Rebellen und der Soldaten von Mubarak, es ist nur eine Frage der Zeit bis dieser Krieg sein Ende findet. Ihr hattet Glück bei eurer Flucht vom Berg der Toten. Wären Mubaraks Männer nicht mit den Helikoptern aufgetaucht, wäre euch der Fluchtweg versperrt gewesen und ihr wärt mitten ins Kampfgetümmel gestolpert.“, sagt sie und rückt sich ihre Brille zurecht.
 

„Glück ist mein zweiter Vorname.“, antworte ich und grinse sie an.
 

Sie wirft mir einen bitterbösen Blick zu und schüttelt den Kopf.
 

„Das ist nicht witzig, Joey. Ich hab gedacht, Du wärst tot, als ich Dich so leblos in Setos Armen gesehen hab.“, mault sie mich an.
 

Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Seto? Nicht Kaiba? Was ist passiert während meiner Abwesenheit? Ich verkneife mir die Frage und zeige Rebecca nur ein entschuldigendes Lächeln.
 

„Sorry, ich wollte Dich nicht erschrecken.“, sage ich, werfe noch einen kurzen Blick auf den schlafenden Mokuba und wende mich wieder Kaiba zu, der noch immer die Augen geschlossen hat.
 

Mir scheint als wäre in den letzten Tagen um Jahre gealtert. Seine Gesichtszüge haben sich verhärtet. Er hat neuerdings tiefe Sorgenfalten auf der Stirn, die mir vorher nicht in diesem Maße aufgefallen sind. Diese ganze Entführungsgeschichte hat ihn offensichtlich sehr mitgenommen. Kaiba scheint zu bemerken, dass ich ihn beobachte, denn er öffnet seine Augen und schaut mich so eindringlich an, dass mir für einen kurzen Moment die Luft zum Atmen fehlt.
 

‚…Blaue Augen bedeuten heiße Liebe…’
 

Ich wende den Blick von ihm ab und schließe wütend meine Augen. Ich hätte nie versuchen sollen, diesen Traum zu deuten. Es war doch mehr als offensichtlich, was er zu bedeuten hatte, es war nicht notwendig, ihn erklären zu wollen. Ich will Kaiba als guten Freund, ja. Ich will, dass er sich bei mir entschuldigt, ja. Ich will, dass er sich bei mir bedankt für die Rettung seines Bruders, ja. Doch seine Liebe, die will ich nicht.
 

Oder?
 

~Seto´s Sicht~
 

‚Du bist wirklich ein respektloser, widerlicher, kleiner Wurm! Du bist es gar nicht wert, dass ich mit Dir diskutiere! Meinetwegen kannst Du verrecken, mich würde es ganz sicher nicht stören!’
 

Wie in einer Endlosschleife höre ich meine eigenen Worte in meinem Kopf. Und ich bereue sie. Ich habe sie bereits bereut, als ich sie ausgesprochen hatte. Doch zurücknehmen konnte ich sie nicht. Ein Kaiba entschuldigt sich nicht. Das ist eins der schlechten Dinge, die Gozaburo mir eingetrichtert hat. Es ist schwer alte Gewohnheiten abzulegen. Und irgendwie scheine ich auch den Moment verpasst zu haben, mich bei Wheeler zu entschuldigen. Alles was ich jetzt zu sagen hätte, würde sich falsch anhören.
 

Sein Anblick in dieser Zelle hat mich mehr mitgenommen als ich zugeben will. Er sah so gebrochen aus, so niedergetrampelt, so hilflos. Unzählige rote Striemen auf seinem Rücken, Schnittwunden an den Armen, Würgemale am Hals, zahlreiche blaue Flecke auf dem nackten Oberkörper, höchstwahrscheinlich gebrochene Rippen, über seinem linken Auge war eine große Platzwunde, sein rechtes Bein schien er nicht bewegen zu können, sein linkes Handgelenk war angeschwollen und blau, seine Hose war an einigen Stellen zerrissen oder sogar eingeschnitten, so dass man auch dort Schnittwunden sehen konnte, seine Füße waren nackt und zerkratzt, seine Stimme war nur ein leises Krächzen.
 

Ohne nachzudenken, hab ich ihm meinen Mantel umgelegt, weil ich den Anblick seines geschundenen Körpers nicht ertrug. Ohne nachzudenken, hab ich ihn auf meine Arme gehoben und ihn nach draußen getragen. Ohne nachzudenken, hab ich ihn immer fester an meinen Körper gedrückt, als hätte ich Angst, dass er mir aus den Händen gleitet. Denn die ganze Zeit über hatte ich nur einen Gedanken in meinem Kopf.
 

‚Sterb mir bloß nicht weg!’
 

Ich weiß nicht, warum es mir so viel ausgemacht hat. War es nur die Reue, weil ich im Grunde an dieser Situation Schuld bin? Oder war es nur, weil ich Mokuba versprochen habe, den Köter heil zurückzubringen? Oder weil seine Freunde dabei waren und so aussahen, als würden sie vor Schock zusammenbrechen? Oder beginne ich tatsächlich, sowas wie freundschaftliche Gefühle für diesen Köter zu entwickeln?
 

Dabei will ich seine Freundschaft gar nicht. Und auch sonst hat er nichts, was mich interessiert. Seine nervige Art treibt mich ständig in den Wahnsinn. Seine Art mich zu durchschauen, macht mir Angst. Seine Nähe ist mir unangenehm. Sein ewiges Gequassel über Freundschaft geht mir auf die Nerven. Und dennoch hab ich offen zugegeben, dass ich ihn nicht genug hasse, um ihn sterben zu sehn. Und ich hatte tatsächlich Angst davor, dass ich ihn nicht retten kann und dass er in meinen Armen stirbt.
 

Was ist es, dass diese Nervensäge an sich hat, dass es mir unmöglich macht, ihn einfach zu ignorieren? Was erwarte ich wirklich von ihm? Erwarte ich überhaupt etwas?
 

Ich kann meine Gedanken nicht ordnen, kann meine Handlungen nicht erklären. Nichts an meiner Handlungsweise erscheint mir logisch. Ich handle zum ersten Mal nur nach Instinkt. Ich weiß nicht warum. Und doch hab ich das Gefühl, dass es das Richtige ist. Mit Logik komm ich bei Wheeler ohnehin nicht weiter. Das war schon immer so.
 

Wheeler wirft mir einen fragenden Blick zu, anscheinend fühlt er sich von mir beobachtet. Ich sage nichts und schau ihn einfach nur an, er schaut zurück, schweigt aber ebenfalls. Ich weiß, dass wir nicht alleine in diesem Helikopter sind, ich spüre die Blicke der Soldaten auf mir. Und doch kann ich meinen Blick nicht von Wheeler abwenden, ihm scheint es allerdings genauso zu gehen, denn er starrt wortlos zurück.
 

Er ist mir so nah, nur ein paar Zentimeter weit entfernt. Ich kann ein paar helle Punkte in seinen braunen Augen sehen. Seine Stirn legt sich in Falten, er blinzelt kurz, legt den Kopf leicht schief, als denke er über etwas Wichtiges nach. Wie in Trance scheint er mir immer näher zu kommen, wie in Zeitlupe. Ich weiche nicht zurück.
 

„Der Scheich ist weg!“, höre ich in diesem Moment Rebecca rufen und ich zucke dermaßen zusammen, dass ich Wheeler fast von meinem Schoß geworfen hätte.
 

Ich erkenne sowas wie nackte Panik in seinen Augen, bevor er sich ruckartig von mir abwendet und über seine Schulter schaut.
 

„Ist er über die lybische Grenze?“, höre ich ihn leise flüstern und spüre wie ein Zittern durch seinen Körper geht.
 

Ich schließe die Augen und lehne mich zurück. Und ein Gedanke macht sich in meinem Kopf breit, eine Frage auf die ich keine Antwort weiß.
 

Was zum Teufel war das gerade?
 

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Was ist mit uns los?

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65. Was ist mit uns los?
 

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~Joey´s Sicht~
 

Seit ungefähr einer Stunde sitze ich in diesem zusammenklappbaren Rollstuhl und warte darauf, dass ich aus diesem blöden Krankenhaus entlassen werde. Ein Infusionstropf hängt an einem Gestell an der rechten Seite des Rollstuhls, ein Schlauch führt zu meinem rechten Unterarm und zu einer Infusionsnadel, durch die eine farblose Flüssigkeit in meine Venen gepumpt wird, angeblich irgendeine Schmerzmittelmischung, die gleichzeitig unerwünschte Wundentzündungen vorbeugen soll. Fast mein ganzer Körper ist mit etlichen Verbänden umwickelt, mein linkes Handgelenk und fast mein ganzes rechtes Bein wurden eingegipst. Selbst um meinen Kopf wurde ein fester Verband gewickelt, wegen meiner Platzwunde. Wenn ich nicht diesen Jogginganzug tragen würde, den mir einer von Kaibas Bodyguards besorgt hat, dann würde ich aussehen, wie eine verdammte Mumie.
 

Zwei meiner Rippen sind angebrochen, zwei weitere leicht geprellt. Mein linkes Handgelenk ist gebrochen. Mein rechtes Fußgelenk ist verstaucht, mein rechtes Schienbein an drei Stellen gebrochen, mein rechtes Kniegelenk verdreht, einige Sehnen und Bänder sind gerissen, so dass ich keinerlei Gefühl unterhalb meines rechten Oberschenkels habe, vermutlich mein Glück, die Schmerzen wären ansonsten nicht ertragbar gewesen.
 

Der Arzt meint, dass ich höchstwahrscheinlich zwei Monate mit einem Gips rumlaufen werde und ich könnte froh sein, dass sie mich nicht operieren mussten, sonst hätte ich jetzt auch Schrauben in meinem Fußgelenk und in meinem Knie. Da ich ein gebrochenes Handgelenk habe, das auch noch etliche Wochen zum heilen braucht, bin ich vorerst auf diesen beschissenen Rollstuhl angewiesen, da ich keine Krücken benutzen kann. Wenn die Knochen in meinem Bein verheilt sind, muss ich für einige Wochen zur Reha, um das Laufen wieder neu zu erlernen, vermutlich werde ich aber für den Rest meines Lebens leicht humpeln. Was für tolle Aussichten…
 

Gottseidank haben sich die Wunden auf meinem Rücken nicht entzündet, was ebenso für die etlichen Schnittwunden gilt. Die Würgemale an meinem Hals sind etwas verblasst, aber noch immer deutlich erkennbar, allerdings gab es keine sonstigen Schäden an meinem Kehlkopf und ich kann auch wieder etwas besser sprechen. Ich hatte verdammtes Glück…
 

Trotzdem will ich endlich nachhause, raus aus diesem beschissenen Land!
 

„Joey?“, höre ich Tristan neben mir sagen, ich dreh mich zu ihm um.
 

„Ja?“, frage ich und schau zu ihm hoch.
 

„Hast Du vielleicht Haroun gesehen und Rebecca?“, fragt er, ich lege nachdenklich den Kopf schief.
 

„Wollten die nicht zu Schandir ins Krankenzimmer? Ich glaub das war Zimmer 205, wenn ich mich richtig erinnere.“, antworte ich und seufze leise.
 

„Okay.“, erwidert Tristan und verschwindet in Richtung Treppen.
 

Ich bin froh, dass Schandir endlich in Sicherheit ist und der Scheich sie nicht getötet hat, bevor er nach Lybien geflohen ist, denn ich verdanke Schandir wirklich viel, ohne ihre Pflege hätten sich meine Wunden längst entzündet, was bei meiner Grippe, die wieder schlimmer geworden ist, nicht besonders vorteilhaft gewesen wäre. Mit 38,8 °C ist mein Fieber aber bei weitem nicht so schlimm wie bei meiner Ankunft in Ägypten. Scheinbar hab ich das Schlimmste wirklich erstmal hinter mir, solange ich mich auch wirklich ausruhe. Ich sehe Kaiba auf mich zukommen und senke beinahe schüchtern den Blick. Irgendwie trau ich mich nicht, ihn anzusehen. Was war bloß im Helikopter mit mir los? Ich hätte ihn fast geküsst! Und es sah beinahe so aus, als hätte er das auch noch zugelassen!
 

„Wir fliegen in einer Stunde zurück nach Domino-City. Mokuba hat darauf bestanden, dass er sich um Dich kümmern will, solange Du auf diesen Rollstuhl angewiesen bist, Du kommst also erstmal zu uns in die Kaiba-Villa. Deinen Job als Kellner wirst Du vermutlich an den Nagel hängen müssen, denn ich glaube nicht, dass Du noch weiter in der Lage sein wirst, den ganzen Tag auf den Beinen zu verbringen, wenn Du erstmal die Reha hinter Dir hast. Du wirst schon froh sein müssen, wenn Du überhaupt wieder normal laufen kannst.“, meint er kühl, als würde es ihn überhaupt nicht kümmern, dass ich vermutlich bleibende Schäden davontragen werde.
 

Vielleicht kümmert es ihn wirklich nicht. Vielleicht hab ich mir auch nur eingebildet, dass er sich Sorgen um mich gemacht hat. Vielleicht hat er mich nur aus den Klauen des Scheichs befreit, weil Mokuba ihn darum gebeten hat. Vielleicht ist es ihm egal, was aus mir wird. Vielleicht hasst er mich ja einfach. Vielleicht war da wirklich nie etwas anderes zwischen Kaiba und mir. Vielleicht werden wir niemals sowas wie Freunde. Vielleicht hat er es ernst gemeint, dass es ihm nichts ausmachen würde, wenn ich verrecke.
 

„Hier sind Deine Sachen, vergiss die nicht wieder, ich habe keine Lust, Dir alles hinterher zu räumen.“, sagt er und wirft mir eine Plastiktüte in den Schoß.
 

Ich öffne sie und blinzle überrascht. Meine Geldbörse, mein Handy, meine Wohnungsschlüssel. Bei meinem ersten Aufenthalt im International Medical Centre hab ich die Sachen in meinem Nachttischchen vergessen, als ich mich rausgeschlichen habe, das Krankenhaus hat die Sachen also für mich aufbewahrt.
 

„Danke.“, hauche ich erleichtert.
 

„Wie auch immer. Bedank Dich bei Yakou, der hatte die Sachen aufbewahrt, nachdem Du aus dem Krankenhaus verschwunden bist.“, erwidert er und ich seufze leise.
 

„Ich schulde Deinem Bodyguard wohl eine Entschuldigung, oder?“, flüstere ich niedergeschlagen.
 

„Falls Du Dir Gedanken darüber machst, ob ich ihn vielleicht aufgrund dieses Fehlers feuern werde, dann kann ich Dich beruhigen. Ich habe nichts dergleichen vor. Ich hätte Yakou warnen sollen, dass man bei Dir mit allem rechnen muss und dass Du nicht der Typ dafür bist, logische Entscheidungen zu treffen.“, antwortet Kaiba, ich starre wütend zu ihm hinauf.
 

„Was soll das denn jetzt wieder heißen?“, frage ich beleidigt.
 

„Das soll heißen, dass Du viel zu impulsiv bist und selten bis gar nicht darüber nachdenkst, was Deine Handlungen für Konsequenzen mit sich bringen.“, sagt er, ich schnaube eingeschnappt.
 

„Pass mal auf, Kaiba! Wäre ich nicht aus dem Krankenhaus geflohen, wäre ich diesen verdammten Soldaten nicht über den Weg gelaufen und die hätten mich nicht genau in die Villa des Scheichs verschleppt, wo ich dann auf Mokuba traf. Die Konsequenz davon wäre gewesen, dass Dein kleiner Bruder noch am selben Abend seine Unschuld an diesen verfluchten Scheich verloren hätte. Und Du hättest es nicht verhindern können mit Deinen ganzen logischen Plänen, ich allerdings schon, eben weil ich nach Instinkt handle, anstatt ewig lange darüber nachzudenken, was ich tun soll, denn damit vergeudet man meist nur wertvolle Zeit. Also sei verdammt nochmal dankbar dafür, dass ich nie nachdenke und nie logische Entscheidungen treffe, Arschloch Kaiba!“, fluche ich und funkle ihn böse an.
 

Ich weiß, dass mein Anblick lächerlich ist und ich mir auf diese Weise sicher keinen Respekt bei Kaiba verdiene, aber verdammt, er hat kein Recht, mich so fertig zu machen!
 

„Hör zu, Wheeler und hör verdammt gut zu, denn ich werde das nicht wiederholen.“, zischt Kaiba wütend und beugt sich zu mir hinab, so dass ich ihm direkt ins Gesicht schauen kann, ohne zu ihm aufschauen zu müssen. „Ich danke Dir, dass Du meinen Bruder gerettet hast. Aber, solltest Du erneut einen meiner Befehle missachten, aus welchem Grund auch immer, dann bring ich Dich eigenhändig um und das gilt nicht nur für die Zeit, in der Du Dich aufgrund Deiner Verletzungen in meiner Villa aufhalten wirst, damit Mokuba sich um Dich kümmern kann. Hast Du das verstanden?“
 

Ich schlucke nervös und nicke leicht.
 

„Klar. Aber, krieg ich auch noch eine Entschuldigung dafür, dass Du mir an den Kopf geknallt hast, dass ich verrecken kann? Oder würde es Dich wirklich nicht stören, wenn ich genau das tue? Ich mein, das war ja auch so eine Art von Befehl, oder? Und ich soll ja alle Befehle von Dir befolgen, richtig?“, frage ich leise.
 

Kaiba runzelt leicht die Stirn und erhebt sich in eine aufrechte Position, ohne mir zu antworten. Ich senke niedergeschlagen den Blick. War ja sowas von klar. Warum sollte er sich auch dafür entschuldigen. Vielleicht hat er es ja wirklich so gemeint, wie er es gesagt hat.
 

„Ich habe es nicht so wörtlich gemeint, Du gingst mir einfach nur zu sehr auf den Geist.“, höre ich Kaiba leise flüstern, so dass ich beinahe glaube, ich hätte mich verhört.
 

„Was hast Du gesagt?“, frage ich nochmal nach.
 

Kaiba weicht meinem Blick aus und dreht sich mit verschränkten Armen um.
 

„Ich wiederhole mich nicht.“, meint er, ich grinse ein wenig.
 

Okay. Vielleicht hat er es doch nicht so gemeint, wie er es gesagt hat. Und vielleicht hat er die ganze Zeit über einfach nur nicht gewusst, wie er diese harten Worte wieder zurücknehmen sollte. Und wer weiß, vielleicht hat er sich ja doch Sorgen um mich gemacht. Zumindest ein wenig. Auch wenn er das vermutlich nie zugeben würde.
 

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Heimreise!

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66. Heimreise!
 

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~Joey´s Sicht~
 

Erschöpft von den ganzen Strapazen der letzten Tage und benebelt von den Schmerzmitteln, die in meinen Körper gepumpt werden, lass ich mich kommentarlos von Kaiba aus meinem faltbaren Rollstuhl heben und die Stufen der Flugzeugtreppe hinauftragen, während ich mich fast verzweifelt an ihn kralle und der Infusionstropf auf meinem Bauch liegt. Ich starre über Kaibas Schulter hinweg und fange den besorgten Blick von Tristan auf, der direkt hinter uns geht. Ich grinse ihn an, auch wenn es mir innerlich gerade absolut beschissen geht. Duke klappt gerade meinen Rollstuhl zusammen, während sich Mokuba mit Mira und Rebecca unten an der Treppe unterhält.
 

Ishizu, Odion und Marik stehen etwas abseits, ebenso Yakou, der Bodyguard, der auf mich aufpassen sollte. Angeblich hat er Kaiba um Urlaub gebeten, um Rebecca und Mira vor Racheaktionen des Scheichs zu schützen, aber ich glaube, der eigentliche Grund war Ishizu, denn scheinbar haben die beiden sich in einander verliebt, während ich mich mit Scheich Kashi rumgeärgert habe. Scheinbar hat es aber auch Odion und Maico erwischt, allerdings hat die Stewardess zugesichert, uns erstmal nach Domino zu begleiten und zu einem späteren Zeitpunkt für einen Urlaub nach Ägypten zurückzukehren, Kaiba hat diesen Urlaub ebenfalls genehmigt. Marik wirft immer wieder sehnsüchtige Blicke in Richtung Mira, die vermutlich eigentlich Mirabell heißt und ich denke an Jimmy.
 

Ich spüre, wie sich Tränen in meinen Augen sammeln und ich kneife die Augen fest zusammen, während ich meine Zähne in meine Unterlippe presse, mich noch fester an Kaibas Hals kralle und sich mein Körper verkrampft. Ich darf jetzt nicht zusammenbrechen. Nicht hier und nicht jetzt. Und schon gar nicht in Seto Kaibas Armen oder im Beisein meiner Freunde.
 

„Hast Du Schmerzen?“, höre ich Kaiba flüstern, so dass ich leicht zusammenzucke.
 

„Nein. Ich hab nur…“, ich schlucke kurz. „…an Jimmy gedacht.“
 

Ein paar Sekunden lang ist er ganz still, während er mich hinauf ins Flugzeug trägt.
 

„Willst Du darüber reden?“, flüstert er dann leise.
 

„Ich will nicht, dass meine Freunde etwas erfahren oder Mokuba.“, antworte ich ebenso leise.
 

„Wir könnten in den Konferenzraum gehen, allein.“, sagt er, ich schau ihn überrascht an.
 

„Du würdest mir zuhören?“, frage ich, er nickt leicht.
 

„Mit irgendwem wirst Du reden müssen, wenn Du nicht im Beisein Deiner Freunde zusammenbrechen willst, jetzt wo die Anspannung nachlässt.“, meint er.
 

„Also warum nicht mit Dir?“, frage ich mich eher selbst als ihn und nicke ihm dann zu. „Ja, warum eigentlich nicht. Lass uns reden.“
 

Er wendet sich im Flugzeug dem rechten Gang zu und geht am Luxusbadezimmer vorbei in Richtung Konferenzraum. Tristan will uns folgen, ich schau ihn ernst an und schüttle den Kopf. Er zieht seine Stirn in Falten, zuckt dann aber mit den Schultern und wendet sich nach links zu den Flugzeugsitzen. Duke schaut mich kurz an und folgt dann Tristan ohne Kommentar, während Kaiba mich in den Konferenzraum trägt und die Tür hinter sich abschließt. Er lässt mich auf einen Sessel neben dem großen Tisch, auf dem ich bei unserem Flug hierher gelegen habe, gleiten und nimmt mir gegenüber auf einem anderen Sessel Platz.
 

„Also, was ist passiert nachdem Du es irgendwie geschafft hast, Mokuba zusammen mit dieser Mira aus der Villa zu schaffen? Wo warst Du in dieser Zeit?“, fragt Kaiba, ich schlucke nervös und starre an ihm vorbei durch die kleinen Fenster.
 

„Irgendwer musste den Scheich beschäftigen. Es war die einzige Möglichkeit.“, erwidere ich.
 

„Also hast Du die Nacht mit ihm verbracht?“, fragt er weiter, ich grinse etwas schief.
 

„Nicht ganz so wörtlich, aber im Grunde schon irgendwie.“, antworte ich.
 

„Hat er…?“, fragt Kaiba, ich winke mit der Hand ab.
 

„Wir haben irgendeinen Wein getrunken, er hat mich dann zum Tanzen aufgefordert, ich hab ihm erklärt, dass ich diese orientalischen Tänze nicht kann, er hat angeboten, mich zu führen, ich hab mich anfangs geweigert, aber mich dann doch führen lassen, weil ich ihn bei Laune halten wollte, damit er Mokuba in Ruhe lässt. Ich bin ihm dabei allerdings mehrmals absichtlich auf die Füße getreten, es schien ihn jedoch nicht gekümmert zu haben. Er war verdammt hochnäsig und von sich überzeugt, noch schlimmer als Du. Irgendwann ist mir dann der Kragen geplatzt und ich hab ihn weggestoßen. Er hat mir Gehorsam aufzwingen wollen und hat…“, sage ich und werde schlagartig rot.
 

Soll ich Kaiba wirklich davon erzählen, was der beschissene Scheich Kashi getan hat?
 

„Was hat er getan?“, will Kaiba wissen und lehnt sich etwas vor, als wäre er wirklich neugierig.
 

Ich seufze leise und schließe die Augen, um ihn nicht ansehen zu müssen.
 

„Er hat es gewagt, mich zu küssen und mir dabei auch noch die Zunge in den Hals zu schieben. Dafür bin ich dann endgültig ausgetickt, hab ihm mein Knie in die Weichteile gerammt und versucht, ihn mit meinen Händen zu erwürgen.“, antworte ich leise und zucke mit den Schultern. „Ergebnis davon war eine Bestrafung meinerseits mit…“
 

„…25 Peitschenhieben auf den nackten Rücken.“, vollendet Kaiba meinen Satz, ich starre ihn erschrocken an.
 

„Woher…?“, frage ich.
 

„Die Wachen in der Siwah Villa haben ein wenig geplaudert.“, sagt er wie nebenbei. „Was ist weiter passiert?“
 

„Der Scheich hat rausgefunden, wer ich wirklich bin, ich hatte ihm nämlich vorher irgendeine Lüge aufgetischt, ich hatte ja zum Glück keine Papiere bei mir. Jedenfalls war er ziemlich wütend und hat mich in eine Art Kerker gesperrt, das war allerdings noch ein anderer, als der, in dem ihr mich gefunden hattet. Irgendwann kam Jimmy alleine zu meinem Gefängnis und erzählte mir, dass er mir eine Lektion erteilen sollte, weil das seine Aufgabe als Kashis Sklave sei. Er wollte sich allerdings weigern und dafür sorgen, dass ich ebenfalls fliehen kann. Naja. Kashi hat unsere Unterhaltung mitbekommen und Jimmy weggezerrt. Später gelang mir mit Schandirs Hilfe doch noch die Flucht aus meiner Zelle, ich fand Jimmy in einem Nebenraum und…“, hauche ich und kneife verzweifelt meine Augen zusammen. „…ich krieg dieses verdammte Bild nicht mehr aus meinem Kopf. Er war an eine Art Andreaskreuz gebunden, seine braune Haut war von unzähligen roten Striemen und Schnitten überzogen. Es war erschreckend und doch auf eine gewisse Weise faszinierend.“
 

„War er da bereits tot?“, höre ich Kaiba fragen, ich schüttle seufzend den Kopf, ohne die Augen zu öffnen.
 

„Nein. Ich hab seine Wunden notdürftig verbunden, ihn von dem Kreuz runtergeholt und wollte ihn auf meinem Rücken hinaustragen. Er war kaum bei Bewusstsein und ich weiß nicht, ob er lange überlebt hätte. Es war Wahnsinn, ihn da rausschaffen zu wollen, aber ich konnte ihn nicht zurücklassen. Ich konnte einfach nicht.“, flüstere ich niedergeschlagen. „Der Fluchtweg, den ich gewählt hatte, führte uns in eine Art Innenhof und da wurden wir von Kashi und seinen Leuten empfangen. Er muss gewusst haben, dass ich diesen Weg nehmen würde. Es war eine gottverdammte Falle.“
 

Kaiba schweigt, wartet anscheinend geduldig drauf, dass ich weiterspreche. Ich schüttle verzweifelt den Kopf, um Jimmys Abschiedsworte aus meinen Kopf zu verbannen.
 

‚It’s too late now, I’m ready to die, don’t try to save me, it’s okay, you don’t have to die for me. (Es ist zu spät jetzt, ich bin bereit zu sterben, versuch nicht, mich zu retten, es ist okay, Du musst nicht für mich sterben.)’
 

‚Yes, I’m your friend, so I’m sorry for hurting you, and now sleep. (Ja, ich bin Dein Freund, also, tut mir Leid, dass ich Dir wehtue, und nun schlaf.)’
 

„Er hat irgendeinen Punkt in meinem Nacken gedrückt, so dass ich bewusstlos werde. Aber ich hab noch die Maschinengewehre gehört und die Einschläge in Jimmys Körper gespürt, der sich direkt über mir befand. Er ist…“, ich kneife die Augen noch fester zusammen, weil sich Tränen in meinen Augen sammeln. „…er ist auf mir zusammengebrochen, während ich das Bewusstsein verlor. Ich war total machtlos, ich konnte nichts tun. Er war so nah, aber ich konnte gar nichts für ihn tun. Gar nichts.“
 

Ich öffne meine Augen und starre Kaiba an, der mich still beobachtet.
 

„Als ich wieder halbwegs bei Bewusstsein war, hat der Scheich 6 von seinen Muskelprotzen auf mich gehetzt, die mich dann in dem Zustand zurückließen, in dem ihr mich dann aufgefunden habt.“, schließe ich meinen Bericht ab.
 

„Was war das für eine Lektion, die dieser Jimmy Dir nicht geben wollte?“, stellt Kaiba genau die Frage, die ich von ihm nicht hören wollte.
 

Ich starre an ihm vorbei ins Leere, schüttle einmal kurz den Kopf und seufze dann niedergeschlagen.
 

„Der Scheich hat Jimmy dazu benutzt, seine anderen Sklaven zu vergewaltigen, besonders die Jungfrauen.“, sage ich leise. „Er war kein schlechter Kerl, er war auch nur ein Opfer des Scheichs. Vielleicht trug er sogar die schwerste Last von allen. Und vielleicht…“, ich schlucke kurz. „… vielleicht wäre er noch am Leben, wenn ich ihn überredet hätte, mir doch diese Lektion zu geben.“
 

Kaiba lässt ein leises Schnauben hören, das irgendwie sogar etwas wütend klingt.
 

„Du bist ein Idiot, Wheeler.“, sagt er. „Lässt Dich vom Scheich küssen und hättest Dich auch noch von einem Sklaven vergewaltigen lassen. Wo ist die verdammte Nervensäge hin, die mich auf dem Weg hierher zur Weißglut getrieben hat?“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Es viel passiert. Dinge, die man nicht so leicht vergisst, selbst an mir geht sowas nicht spurlos vorbei. Nach Jimmys Tot war ich kurz vor dem Aufgeben. Mokuba war in Sicherheit, irgendwo und von Dir dachte ich, dass Du mich hasst und mir niemals helfen würdest. Meine Freunde würden mich zwar vermissen, aber nicht für lange. Brauchen tut mich jedenfalls niemand. Was also sprach dagegen, einfach in dieser Zelle zu verrecken?“, frage ich zurück.
 

„Spar Dir Dein Selbstmitleid, Köter. Du hast nicht mehr das Recht, Dein Leben einfach so leichtfertig hinzugeben!“, motzt Kaiba und funkelt mich böse an.
 

„Wie willst Du das verhindern, Kaiba?“, frage ich weiter. „Du brauchst mich doch ebensowenig.“
 

Kaiba starrt mich sekundenlang an, öffnet den Mund und schließt ihn dann ruckartig wieder, als wollte er verhindern, dass ihm etwas über die Lippen kommt, das er nicht aussprechen will. Ich zucke mit den Schultern und wende den Blick von ihm ab. Er braucht mich also wirklich nicht.
 

„Und wenn ich Dir sage, dass ich Dich vermisst habe? Und dass Du mir fehlen würdest, wenn es Dich nicht mehr gäbe?“, höre ich ihn leise flüstern, was mich erschrocken zu ihm starren lässt.
 

„Ist das Dein Ernst?“, frage ich keuchend, er starrt mir direkt in die Augen.
 

„Du magst ein Idiot sein, eine verdammte Nervensäge, ein Loser, ein mehr schlecht als rechter Duellant, ein mieser Kellner und ein beschissener Freund. Aber, ich hasse Dich nicht genug, um zuzusehen, wie Du stirbst. Und als ich Dich so niedergetrampelt vorgefunden habe, hatte ich eine verdammte Scheiß Angst um Dich und ich konnte nichts dagegen tun. Ich glaube, nein, ich bin sicher, ich brauche Dich. Dich, die nervige Klette, den trotteligen Köter, den lebenslustigen Chaoten, den verdammten Befehlsverweigerer, den nie aufgebenden Kämpfer, denn das bist alles Du. Du bist nicht dieses Häufchen Elend, das da vor mir hockt und mich mit Tränen in den Augen anstarrt, als wäre ich ein verdammtes Monster, das Dir gerade eröffnet hat, Du würdest in die Hölle fahren!“, flucht Kaiba, erhebt sich ruckartig und kommt mit schnellen Schritten auf mich zu.
 

Ängstlich und mit weitaufgerissenen Augen sinke ich tiefer in den Sessel. Ich kann nicht mal weglaufen! Er beugt sich zu mir hinab, zieht mich am Kragen meines Jogginganzuges leicht nach oben und küsst mich, wie es Scheich Kashi getan hat.
 

Und, verdammt nochmal, Kaiba kann es besser als Kashi! Und, verflucht sei er, Kaiba schmeckt auch angenehmer als Kashi!
 

„Heilige Scheiße!“, hauche ich, als er sich wieder von mir löst. „Das war…wow.“, ich blinzle verwirrt und funkle ihn dann wütend an. „Du Arschloch!“
 

„Bist Du endlich wieder Du selbst?“, fragt Kaiba mich und ich nicke überschwänglich.
 

„Denke schon, ja.“, antworte ich noch immer verwirrt. „Aber, äh, gibt’s davon eine Wiederholung?“
 

Kaiba zuckt nur leicht mit den Schultern.
 

„Vielleicht.“, sagt er, hebt mich wieder aus dem Sessel und trägt mich in Richtung Tür.
 

Und ich kann nicht verhindern, dass ich rot werde und ein Lächeln an meinen Mundwinkeln zieht.
 

Er hat gesagt: ‚Vielleicht.‘
 

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Durchgeknallt?

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67. Durchgeknallt?
 

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~Seto´s Sicht~
 

Ich bin scheinbar verrückt geworden. Wie komme ich auf die Idee, ich würde eine Wiederholung dieses eigentlich völlig unangebrachten und mit absoluter Sicherheit unschönen Ausrutschers wollen? Das ist Wheeler zum Teufel nochmal. Aber vermutlich war genau das der Grund für mein Verhalten. Es ist Wheeler und nicht dieses zusammengesunkene Etwas, das da vor mir saß. Dieses Etwas wollte ich nicht sehen. Ich wollte den Wheeler zurück, den Köter, die Nervensäge, den Idioten, den Loser, den Chaoten, den Kämpfer…
 

Verdammt! Und ich hab auch noch alles so gemeint, wie ich es gesagt habe! Verflucht!
 

Mürrisch trage ich dieses blonde Etwas durch die Gänge und steuere meinen eigenen Sitz an, allerdings muss ich erkennen, dass der Sitz neben mir schon von Mokuba besetzt wurde, was im Grunde natürlich logisch ist, mich aber dennoch sekundenlang innehalten lässt, weil es mich irritiert. Ich dreh mich ein wenig um, aber der einzige freie Platz ist der Sitzplatz direkt hinter mir, auf dem Yakou gesessen hat. Ich könnte Wheeler dort einfach absetzen und ich müsste ihn den ganzen Flug über nicht mehr sehen, aber irgendwie will mein Körper nicht gehorchen. Meine Hände krallen sich im Gegenteil noch mehr um diese blonde Klette in meinen Armen. Bin ich denn bescheuert?
 

„Sie können ihn auch hier hinsetzten, dann wäre er dichter bei seinen Freunden.“, höre ich Maico hinter mir sagen, ich dreh mich zu ihr um.
 

Sie hat sich erhoben und deutet auf den Sitz, auf dem sie kurz zuvor noch gesessen hat, direkt neben diesem Bakura und indirekt neben meinem Sitz, der sich auf dem Gang gegenüber befindet. Ja. Das würde gehen. Da kann ich diesen Köter zumindest ein wenig im Auge behalten, ohne ihn zu dicht in meine Nähe zu lassen.
 

Ohne ihr zu antworten, lasse ich Wheeler auf den Sitz gleiten, schnall ihn an und befestige seinen Infusionsbeutel oben an die Flugzeugdecke an einer kleinen Halterung. Er lässt es kommentarlos zu. Ohne ihm einen weiteren Blick zu gönnen, geh ich zu meinem eigenen Sitz, während Maico hinter mir, auf dem leeren Sitz, Platz nimmt. Mokuba greift sich fast automatisch meinen rechten Arm und klammert sich an mich, als wäre er ein kleines Kind und nicht schon 18 Jahre alt. Und einem plötzlichen Instinkt folgend, streiche ich ihm mit der linken Hand durch seine langen schwarzen Haare.
 

„Schon okay. Es ist vorbei, Moki. Alles in Ordnung.“, sage ich, in der Hoffnung, es würde ihn beruhigen.
 

Er schnieft ein wenig, nickt dann und kuschelt sich noch etwas dichter an mich. Ein paar Atemzüge später ist er dann tatsächlich eingeschlafen. Scheinbar hat ihn diese ganze Entführung ziemlich mitgenommen, was mich nicht sonderlich verwundert. Diese ganze Sache hätte wirklich schlimm enden können, besonders für Mokuba, wenn Wheeler nicht gewesen wäre. Hätte er nicht meinen Befehl, im Krankenhaus zu bleiben, missachtet, dann wäre Mokuba in dieser Nacht das Opfer des Scheichs geworden. Nicht auszudenken, was das bedeutet hätte…
 

Ich bin dem Köter tatsächlich dankbar. Mehr als ich ihm jemals sagen werde. Er hat meinen Bruder vor der schlimmsten Erniedrigung gerettet und es doch noch geschafft, selbst ziemlich heil aus der Sache rauszukommen. Es war leichtsinnig, ja, es war wahnsinnig, diese ganze Aktion. Doch es war so überaus typisch für ihn, dass es mich wirklich verwundert, warum ich nicht schon am Anfang damit gerechnet hatte. Wheeler war doch schon immer so. Was hat mich glauben lassen, dass er sich verändert hat? War es die Art und Weise, wie er in der Lage war, mich zu durchschauen? War es seine penetrante Art, mich zum Freund zu machen, egal was ich davon hielt? War es die Erleichterung, jemanden an meiner Seite zu haben, der mir willentlich half, meinen Bruder zu finden und das ohne eine Gegenleistung oder Dankbarkeit zu erwarten? Was auch immer mich dazu gebracht hat, den nervigen Köter wieder einmal zu unterschätzen, ich muss mir eingestehen, dass er noch immer derselbe blonde Idiot ist.
 

Und ganz ehrlich. Dafür bin ich ebenfalls dankbar. Menschen mögen sich ändern, wenn es die Situation erfordert. Aber, Wheeler bleibt Wheeler, ganz egal, was ihm passiert. Und wenn es mal nicht so sein sollte, dann sorge ich dafür, dass er es nicht vergisst. Er hat nicht das Recht, sich zu verändern, ich werde das zu verhindern wissen.
 

Egal auf welche Weise.

Ganz egal.
 

~Joey´s Sicht~
 

Etwas angespannt sitze ich neben Ryo auf dem Flugzeugsitz und muss mich zwingen, nicht auf die gegenüberliegende Sitzreihe und auf Kaiba zu starren, der sich seinen Laptop auf seinen Schoß gezogen hat und irgendetwas arbeitet, während Mokuba sich an seiner rechten Schulter bequem gemacht hat und augenscheinlich friedlich schläft.
 

„Ich hab mir solche Sorgen um euch gemacht, besonders um Dich, Joey! Ich hab die ganze Zeit im Rebellenlager auf Nachricht von Deiner und Mokubas Rettung gewartet und als dann endlich Mokuba gefunden wurde, Du aber nicht, da hab ich mir erst Recht Sorgen gemacht.“, sagt Ryo neben mir und zieht am Ärmel meines Jogginganzuges.
 

„Tut mir leid. Ich hatte einfach keine andere Möglichkeit. Ich weiß, ich hätte das Krankenhaus erst gar nicht verlassen dürfen, aber im Endeffekt war es die richtige Entscheidung.“, antworte ich beruhigend und ignoriere das leise Schnauben rechts von mir, das wohl von Kaiba kommt.
 

„Trotzdem! Es hätte wirklich schlimm ausgehen können! Du hast zwar Mokuba befreien können und mit ihm auch noch eine andere Sklavin, aber Du bist schwer verletzt! Dein Bein…“, flüstert er besorgt, ich greife nach seiner Hand, die sich schmerzhaft in meinen linken Arm verkrallt hat und schüttle den Kopf.
 

„Das mit meinem Bein kommt wieder in Ordnung, Du wirst schon sehen! So leicht haut mich nichts um!“, erwidere ich zuversichtlich.
 

Dass ich schon kurz vor dem Aufgeben gewesen bin, verschweige ich ihm besser. Reicht schon, dass Kaiba davon weiß, wie ich mich wirklich fühle. Seine Standpauke war jedenfalls nicht zu verachten und der Kuss, der mich aus meinem Stadium des Selbstmitleides rausgezogen hat, war ebenfalls nicht schlecht. Definitiv etwas, wovon ich mir eine Wiederholung wünschen würde, also von dem Kuss, auf eine Wiederholung der Standpauke kann ich verzichten.
 

Ich muss durchgeknallt sein, wirklich. Oder die Männer des Scheichs haben mir meine Gehirnwindungen durcheinandergewirbelt. Anders kann ich mir meine momentanen Gedankengänge nicht erklären. Oder dieser ganze Mist mit der Traumdeutung ist doch nicht so abwegig, wie ich gedacht habe.
 

‚Blaue Augen bedeuten heiße Liebe‘
 

Was wäre wenn? Aber Kaiba und Liebe? Und dann auch noch im Zusammenhang mit mir? Absolut unmöglich! Andererseits war er es, der mich geküsst hat. Ich scheine ihm also nicht egal zu sein, zumindest nicht völlig. Aber ob daraus Liebe entstehen kann? Warum sollte ich das überhaupt wollen? Er ist ein Mann, verflucht. Es ist Kaiba, verdammt! Und dennoch kann ich nicht verhindern, dass ich schon wieder rot werde, während sich ein Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitet.
 

„Joey?“, höre ich Ryo fragen, ich schau ihn überrascht an.
 

„Was?“, frage ich zurück.
 

„Hast Du mich nicht gehört? Ich hab Dir eine Frage gestellt!“, sagt er beleidigt und ich grinse ihn entschuldigend an.
 

„Sorry, ich war gerade in Gedanken. Frag mich bitte nochmal, ja?“, frage ich bittend, er seufzt leise und schüttelt den Kopf.
 

„Mensch, Joey! Du bist unmöglich! Ich hab gefragt, ob es stimmt, dass Du die nächste Zeit in Kaibas Villa verbringen wirst, während Deine Wunden verheilen?“, fragt er mich und ich kann den Blick von Kaiba ganz deutlich in meinem Nacken spüren, während sich das Flugzeug in die Luft erhebt, um uns nach Domino zurückzubringen.
 

„Ja. Es stimmt. Mokuba will sich um mich kümmern, weil er sich schuldig fühlt und die Kaiba Villa ist wohl für einen Rollstuhlfahrer wie mich im Moment wohl besser, als eine Mini-Wohnung in einem Haus wo es keinen Fahrstuhl gibt.“, antworte ich schulterzuckend und grinse über das ganze Gesicht. „Wie hätte ich so ein Angebot ablehnen können?“
 

Außerdem gibt es mir die Möglichkeit, Kaiba besser kennenzulernen, wenn er es zulässt. Denn ich will ihn besser kennenlernen. Um jeden Preis. Und ich werde nicht zulassen, dass er mich wieder von sich stößt, wie beim letzten Mal, als ich ihn zu sehr analysiert hatte, kurz vor unserer Ankunft in Kairo. Er hat nicht das Recht, sich vor mir zu verstecken, ich werde das zu verhindern wissen.
 

Egal auf welche Weise.

Ganz egal.
 

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Alles ist in Ordnung!

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68. Alles ist in Ordnung!
 

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~Mokuba´s Sicht~
 

Endlich zuhause. Ich habe den kompletten Rückflug von Ägypten nach Domino tatsächlich komplett verschlafen. Seto meinte, dass es kein Wunder wäre, nach all den Strapazen der letzten Tage. Die ganze Anspannung und der ganze Stress fiel einfach von mir ab, nachdem ich sicher war in Setos Gegenwart. Er ist der Einzige, der mir dieses Gefühl der absoluten Sicherheit vermitteln kann, auch wenn ich mich durch Joeys Anwesenheit in der Siwah-Villa ebenfalls sicher gefühlt habe, die Nähe meines Bruders ist doch noch etwas anderes.
 

Noch etwas müde steige ich aus dem Flugzeug und freue mich, dass ich wieder in Domino-City bin. Duke und Ryo wurden in Tokio auf dem Flughafen abgesetzt und fliegen mit Dukes Helikopter nachhause. Tristan will sich ein Taxi nehmen und vom Domino Flugplatz ins Restaurant fahren und Mai darüber aufklären, dass Joey für die nächste Zeit ausfällt.
 

Ich dreh mich unten an der Flugzeugtreppe um und beobachte meinen Bruder dabei, wie er Joey aus dem Flugzeug trägt. Sein Gesichtsausdruck ist für mich nicht entschlüsselbar, was mich einwenig wundert, dafür sieht Joeys Gesicht leicht gerötet aus, vermutlich hat er wieder starke Schmerzen oder er schämt sich, weil er nicht laufen kann und ausgerechnet von meinem Bruder getragen wird. Armer Joey.
 

~Seto´s Sicht~
 

Etwas angespannt trage ich die erstaunlicherweise ziemlich ruhige blonde Klette zur wartenden Limousine und setze ihn auf einen der hinteren Sitze, während ich ihm keinen weiteren Blick oder Kommentar gönne und mich einfach nur neben ihm niederlasse. Warum ist er jetzt so still? Fühlt er sich unwohl in meiner Nähe, jetzt wo ich ihn geküsst habe? Soll ich ihn darauf ansprechen, sobald sich die Gelegenheit ergibt? Oder soll ich die Sache einfach auf sich beruhen lassen und vergessen? Wenn ich nicht weiter darauf eingehe, wird er sich schon wieder fangen und mich wieder so nerven, wie es zuvor auch getan hat. Der Kuss hatte absolut nichts zu bedeuten und das sollte dieser kleine Köter recht schnell in sein kleines Köpfchen kriegen und begreifen.
 

„Fahren wir direkt zur Villa, Sir?“, höre ich den Fahrer fragen und ich nicke ihm zu.
 

„Selbstverständlich. Setz Dich bitte mit dem Butler in Verbindung, dass in der Villa eins der unteren Gästezimmer hergerichtet wird, wir haben einen Gast, der für eine ganze Weile auf einen Rollstuhl angewiesen ist.“, sage ich und verschränke lässig meine Arme.
 

„Natürlich, Sir, wird sofort erledigt.“, antwortet der Fahrer, während Mokuba sich draußen von Taylor verabschiedet, der den Rollstuhl in den Kofferraum verfrachtet hat und schon nach seinem Handy sucht, um sich ein Taxi zu rufen.
 

„Komm, Mokuba, wir wollen los.“, sage ich, Mokuba winkt Taylor noch kurz zu und steigt dann ebenfalls ein. Der Fahrer startet die Limousine und wir verlassen ziemlich zügig den Flugplatz und reihen uns in den Verkehr von Domino-City ein.
 

Ein Gefühl von Zuhause durchströmt mich. Diese Hektik der Großstadt, der Lärm der Straße, das Hupen der Autos, die Hast der Menschen. Ein krasser Unterschied zu der trostlosen Wüste Ägyptens.
 

„Das ist Heimat, nicht wahr?“, höre ich Wheeler neben mir leise flüstern. Scheinbar hatte er dieselben Gedanken wie ich.
 

„Ja. Heimat.“, antworte ich ebenso leise, schau ihn aber nicht an. Mokuba seufzt leise und greift wieder nach meinem Arm, um sich an mich zu kuscheln. Scheinbar braucht er meine Nähe mehr als sonst, was mich nicht verwundert.
 

Die Tatsache, dass sich allerdings auf meiner anderen Seite ebenfalls angekuschelt wird, irritiert mich und lässt mich einen mehr als mürrischen Blick nach links werfen. Bevor ich jedoch irgendetwas sagen kann, sehe ich, dass der blonde Köter neben mir doch tatsächlich eingepennt ist, während er sich an meinen linken Arm geklammert hat. Ein Blick nach rechts macht mir klar, dass Mokuba ebenfalls schläft, während er meinen rechten Arm umklammert. Seufzend lehne ich mich in meinen Sitz zurück und schließe ebenfalls die Augen. Vielleicht ist Schlaf wirklich keine so schlechte Idee. Ich habe in den letzten Nächten definitiv zu wenig davon gehabt.
 

~Joey´s Sicht~
 

Es ist dunkel und kalt. Ich weiß nicht wo ich bin. Ich wurde doch gerettet, oder nicht? Kaiba ist doch gekommen und hat mich befreit. Oder etwa nicht? War das doch nur ein Wunschtraum? Das Alles? Bin ich noch immer in dieser Zelle und warte auf meinen Tod?
 

Eine Gänsehaut breitet sich auf meinen nackten Armen aus und ich spüre einen kalten Luftzug von vorne, kann aber nichts erkennen. Ganz plötzlich taucht ein Gesicht in der Dunkelheit vor mir auf. Tote Augen starren mich an. Ich starre atemlos zurück und kann mich nicht bewegen.
 

„Jimmy.“, flüstere ich panisch und doch ein wenig hoffnungsvoll. Ist er doch noch am Leben?
 

Why did you leave me behind, Joey? (Warum hast Du mich zurückgelassen, Joey?)“, höre ich Jimmys kalte Stimme. Ich zucke erschrocken zusammen.
 

„I did not want to leave you. I wanted to save you! You know it! (Ich wollte Dich nicht verlassen. Ich wollte Dich retten! Du weißt das!), antworte ich panisch und schau mich in dieser Dunkelheit um, auf der Suche nach einem Fluchtweg.
 

You could do nothing. You are nothing. You have to die too. (Du konntest nichts tun. Du bist nichts. Du musst auch sterben.)“, zischt Jimmys Gesicht mir kalt entgegen. Seine toten Augen scheinen mich durchbohren zu wollen.
 

„Please. Let me live. I'm so sorry. I don't want to die. Please. Let me go. (Bitte. Lass mich leben. Es tut mir so leid. Ich will ich nicht sterben. Bitte. Lass mich gehen.)“, hauche ich ängstlich und weiche in der Dunkelheit immer weiter zurück, während mir Jimmys Gesicht immer dichter kommt.
 

You let me die. You have no right to live. I will take you with me. (Du hast mich sterben lassen. Du hast kein Recht zu leben. Ich werde Dich mit mir nehmen.)“, scheint Jimmys Stimme aus allen Richtungen zu schallen. Ich presse mir die Hände über die Ohren und kneife die Augen zusammen.
 

„I'm sorry. I'm sorry. I'm sorry. I don't want to die. I'm sorry. (Es tut mir leid. Es tut mir leid. Es tut mir leid. Ich will nicht sterben. Es tut mir leid.)“, flüstere ich voller Panik, sinke auf die Knie und roll mich auf dem Boden zusammen wie ein ängstliches Kind.
 

Seto. Hilf mir.
 

„Joseph! Verdammt! Wach endlich auf, Du verfluchter Köter!“, höre ich plötzlich Kaibas Stimme ganz nah an meinem Ohr und ich zucke erschrocken zusammen.
 

„Huh?“, frage ich verwirrt und versuche die Augen zu öffnen. Es ist blendend hell um mich herum und warm. Nicht mehr dunkel und kalt.
 

Und Jimmy ist nirgends zu sehen, dafür ein ziemlich mürrisch dreinschauender Kaiba, an dem ich mich scheinbar ziemlich verkrampft festhalte.
 

„Bist Du jetzt endlich wieder ansprechbar?“, höre ich ihn fragen, ich nicke nur etwas verwirrt. „Dann lass mich gefälligst los, Du reißt mir noch den Arm ab.“
 

Hastig rutsche ich ein paar Meter von ihm weg und stelle fest, dass wir uns nicht mehr in der Limousine befinden, sondern scheinbar in einem Zimmer. Vermutlich das Gästezimmer, dass Kaiba für mich hatte herrichten lassen.
 

„Was machst Du in meinem Zimmer?“, frage ich noch etwas verwirrt, Kaiba schnaubt verächtlich.
 

„Dein Zimmer? Das hier ist zufällig mein ganz privates Schlafzimmer, blöder Köter!“, antwortet er fluchend und reibt sich seinen rechten Arm.
 

Ich lege ziemlich überrascht meinen Kopf schief.
 

„Wieso Dein Zimmer? Was mach ich in Deinem Zimmer?“, frage ich, er schaut mich sekundenlang schweigend an und seufzt dann leise.
 

„Ich hab Dich zuerst ins Gästezimmer getragen, aber kaum hast Du im Bett gelegen, hast Du Dich an mich gekrallt und nicht mehr losgelassen. Dabei hast Du am ganzen Körper gezittert wie Espenlaub. Unter diesen Umständen konnte ich Dich unmöglich alleine lassen. Und eben hattest Du ja anscheinend einen Alptraum. Hab ich Recht?“, fragt er mich, ich weiche seinem Blick aus.
 

„Es war nichts. Mir geht es gut. Mach Dir keine Sorgen. Kümmere Dich lieber um Mokuba, der braucht Dich nötiger.“, sage ich und rutsche im Bett noch ein Stückchen nach hinten, um ihm nicht zu zeigen, wie sehr mein Körper gerade zittert.
 

„Du kannst mir nichts vormachen, Wheeler. Du hast Angst. Panische Angst. Und Du willst, dass ich Dir helfe. Du hast nach mir gerufen, Joseph.“, flüstert er, rutscht mir einfach hinterher und zieht mein Kinn zu sich herum, so dass ich ihn ansehen muss.
 

Ich kann die Augen nicht schließen und starre ihn einfach nur tonlos an. Irgendetwas scheint er in meinem Blick zu suchen. Eine stumme Bitte. Ein Flehen vielleicht. Ich weiß es nicht. Ganz plötzlich scheint er gefunden zu haben, was er gesucht hat, denn er kommt mir immer näher, ich kann mich nicht rühren.
 

Der Kuss kommt diesmal nicht überraschend und er ist nicht so drängend und schnell wie der im Flugzeug. Er ist sanft und beinahe zärtlich. Und noch immer kann ich meinen Blick nicht von ihm abwenden. Er schaut mich ebenso hypnotisiert an. Ich spüre seine Zunge in meinem Mund und den Geschmack von Whiskey und Schokolade. Danach könnte man süchtig werden. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, erwidere ich die zärtlichen Berührungen seiner Zunge mit meiner eigenen, schlinge meine Arme um seinen Hals und zieh ihn einfach an mich.
 

Was auch immer gerade zwischen uns passiert. Es ist in Ordnung. Alles ist in Ordnung.
 

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Moralisch vertretbar?

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69. Moralisch vertretbar?
 

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~Seto´s Sicht~
 

Verdammt! Was mache ich hier eigentlich? Und was macht dieser blonde Trottel da eigentlich? Dieser kleine blonde Köter liegt in meinen Armen und lässt sich von mir küssen. Ich hätte erwartet, dass er mich von sich stößt und mir vielleicht auch noch eine Ohrfeige verpasst, aber nicht, dass er sich praktisch um meinen Hals wirft. Ist es wirklich in Ordnung, dass ich die Situation derart schamlos ausnutze? Er ist schwach und praktisch willenlos. Ich könnte mit ihm wirklich alles tun. Ihn demütigen, ihn zerstören, wenn ich es denn wollte. Warum nur macht mir dieser Gedanke Angst? Vertraut er mir wirklich so sehr? Kommt ihm gar nicht in den Sinn, dass er sich mir gerade förmlich ausliefert?
 

Er versteckt nichts von seinen Gefühlen, seinen innersten Wünschen vor mir. Ich kann in seinen Augen lesen, was er will, was er gerade braucht. Aber bin ich wirklich bereit ihm zu geben, wonach er still verlangt? Kann ich es mit meinem Gewissen vereinbaren, ihn zu wollen, mit allem was er hat und was er nicht hat?

Er ist ein Mann. Er ist der Köter, verdammt nochmal. Ein Idiot. Ein Chaot. Ein Volltrottel. Er ist so anders als ich. So verdammt offen, so durchschaubar. So leichtsinnig, so impulsive. Seine Nähe tut mir nicht gut.

Und doch. Trotz allem kann ich ihn nicht von mir stoßen und zieh ihn stattdessen noch ein wenig dichter. Ich spüre die Verbände unter seinem Jogginganzug, seine Gipshand in meinem Nacken, sein Gipsbein über meinem Oberschenkel, seinen Kopfverband an meiner Stirn.

Und ich schiebe ihn nun doch ein Stück von mir fort, so dass ich den Kuss unterbrechen und ihn stattdessen genau ansehen kann.
 

Seine Augen sind glasig, seine Wangen gerötet, sein Mund glänzt feucht, seine blonden Haare sind zerzaust, seine Augenbrauen leicht zusammengezogen, als würde er angestrengt nachdenken und nach Worten suchen, die diese ganze Situation entschärfen oder erklären.
 

„Du solltest noch eine Weile versuchen zu schlafen.“, höre ich mich selbst sagen. Er öffnet den Mund, vermutlich um zu protestieren, doch ich schüttle den Kopf. „Alles weitere klären wir, wenn Du wieder gesund bist. Alles andere würde nur dazu führen, dass wir es bitter bereuen.“
 

Ich kann förmlich die Enttäuschung in seinen Augen lesen, ohne dass er ein Wort sagen muss. Aber, wenn ich es nicht hier und jetzt beenden würde, würde diese Nacht mit Sicherheit in die Geschichte eingehen als die Nacht, in der Seto Kaiba die Kontrolle verliert und sich an einem hilflosen, willenlosen und vor allem verletzten Volltrottel vergreift. Es wäre eine moralische Fehlentscheidung.
 

Ich seufze niedergeschlagen und streich dem blonden Köter durch die zerzausten Haare.
 

„Du bist definitiv momentan nicht in der Lage, klar zu denken und ich scheinbar ebenso wenig. Die letzten Tage haben uns hart zugesetzt, Dir vermutlich mehr als mir und scheinbar fühlen wir uns stressbedingt zueinander hingezogen. Die eine Möglichkeit wäre, es einfach laufen zu lassen, doch was passiert, wenn wieder Ruhe eingekehrt ist? Wenn der Stresspegel sich gesenkt hat? Tun wir dann so, als wäre nie etwas passiert?“, frage ich, er senkt niedergeschlagen den Blick und schüttelt den Kopf.
 

„Das will ich nicht.“, flüstert er und wirft mir einen beinahe traurigen Blick zu. Sekundenlang spiele ich mit dem Gedanken, ihn wieder an mich zu ziehen, doch ich zwinge mich dazu, es nicht zu tun.
 

„Das ist auch nicht das, was ich will. Auch wenn ich noch nicht genau weiß, was genau ich eigentlich will. Ich weiß, dass es kein schnelles Abenteuer im Eifer des Gefechts ist, was ich suche. Und außerdem muss ich mich erst einmal mit dem Gedanken anfreunden, dass....“, versuche ich zu erklären, doch der kleine Köter unterbricht mich.
 

„...dass ich ein Kerl bin und Du mich scheinbar trotzdem willst.“, flüstert er und seine Mundwinkel zucken verdächtig, als müsse er mit aller Gewalt ein Grinsen zurückhalten.
 

Ich streiche mir unsicher eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht und nicke leicht.
 

„In der Tat.“, antworte ich, seine Mundwinkel zucken stärker und seine Augen scheinen amüsiert zu funkeln.
 

„Geht mir auch so.“, meint er und zuckt mit den Schultern. „Ist wohl wirklich besser, wenn wir warten, anstatt gleich über einander herzufallen wie wilde Tiere.“
 

„Ganz der Köter, wie ich ihn kenne. Obwohl Du momentan eher mit einem hilflosen Schoßhund vergleichbar bist.“, spotte ich, zornig ziehen sich seine Augenbrauen zusammen.
 

„Hey, ich bin nicht hilflos und ein Schoßhund schon gar nicht.“, mault er mich beleidigt an und verschränkt etwas umständlich seine Arme, was ihn in meinen Augen nur noch hilfloser erscheinen lässt. Er sieht so verletzlich aus mit seinem Gipsarm und dem Kopfverband.
 

Ich drücke leicht gegen seinen Brustkorb, er kippt sofort nach hinten weg, völlig kraftlos.
 

„Du bist hilflos.“, sage ich bestimmt, beuge mich über ihn und drücke ihn an den Schultern auf die Matratze meines großen Bettes.
 

„Bin ich nicht.“, flüstert der Köter mit einem Hauch von Panik in der Stimme.
 

„Dann wehre Dich doch. Köter.“, sage ich, mein Gesicht schwebt ganz nah über seinem, seine Augen weiten sich kurz, schließen sich jedoch nur wenige Atemzüge später.
 

„Ich kann nicht.“, antwortet er. Meine Lippen berühren seine fast. Ich kann seinen heißen Atem spüren.
 

„Warum nicht?“, hauche ich ihm entgegen, ein Zittern geht durch seinen Körper und seine geschlossenen Augenlider zucken leicht.
 

„Weil ich nicht will.“, haucht er zurück, seine Augen öffnen sich und er sieht mich mit einem Blick an, der mein Blut zum Kochen zu bringen scheint und in tiefere Regionen schickt, wo es dann zu pulsieren beginnt. „Weil ich Dich will.“
 

Mit meiner letzten Willenskraft schaffe ich es, mich von seinem Blick und von ihm zu lösen, ohne ihm die Kleidung vom Leib zu reißen. Fast fluchtartig springe ich aus dem Bett und dreh ihm den Rücken zu, damit er mein großes Problem nicht sofort sieht.
 

„Verfluchter Köter! Legst Du es wirklich darauf an, dass ich Dich hier und jetzt vergewaltige?“, fluche ich aufgebracht und versuche tief durchzuatmen, um mich wieder unter Kontrolle zubekommen. „Schlaf jetzt. Ich schlaf auf der Couch da hinten. Alles weitere klären wir später, verstanden?“
 

Ich warte seine Antwort nicht ab, zieh mir einfach mein Kopfkissen und meine Bettdecke vom Bett und marschiere missmutig in Richtung Couch am anderen Ende meines Schlafzimmers, das noch immer pulsierende Problem meiner unteren Körperhälfte ignorierend.
 

Seto.“, höre ich ihn flüstern und eine Gänsehaut breitet sich auf meinen Armen aus, während ein kalter Schauer meinen Rücken hinunter jagt.
 

Ich widerstehe dem Impuls, mich zu ihm umzudrehen und geh ohne sichtbare Reaktion oder Kommentar direkt zur Couch, werfe mein Kissen auf die linke Armlehne, lege mich mit dem Gesicht zur Rückenlehne auf die Couch, deck mich zu und zieh mir die Decke bis über den Kopf.
 

Der Köter wird etliche Tage, nein Wochen, vermutlich sogar Monate in meiner Villa verbringen, wenn es nach Mokuba geht.
 

Wie zum Teufel soll ich das aushalten, ohne über Joseph Wheeler herzufallen?
 

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Angst, Kälte, Atemnot und eine Frage!

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70. Angst, Kälte, Atemnot und eine Frage!
 

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~Joey´s Sicht~
 

Was ist nur los mit mir? Warum fühle ich mich nur so hilflos? Ist es, weil Kaiba gesagt hat, ich wäre es? Warum ist mir das vorher nicht aufgefallen? Und warum ist mir auf einmal so kalt? Fehlt mir Kaibas Nähe, seine Wärme so sehr?
 

Das helle Licht seiner Nachttischlampe blendet mich, die Dunkelheit kann mir also nichts tun. Die Kälte jedoch lässt mich zittern, dabei herrschen draußen und auch hier im Zimmer sehr angenehme Temperaturen. Es ist unnatürlich, dass ich so sehr friere. Ist es nur die Angst vor einem erneuten Traum von Jimmy? Oder ist es etwas anderes? Die Angst doch wieder in dieser Zelle aufzuwachen? Angst vor der Dunkelheit? Vor der Einsamkeit?
 

Ich hatte noch nie vor etwas Angst, außer vor Geistern. Ich war immer ein Draufgänger, immer auf der Suche nach einem neuen Abenteuer, immer mitten im größten Chaos. Was ist schief gelaufen? Hat Kaiba Recht? Hat mir die ganze Sache wirklich so hart zugesetzt, dass ich nicht mehr klar denken kann? Dass ich nur noch Angst verspüre, sogar panische Angst? Suche ich deshalb nach seiner Nähe? Weil er es war, der mich aus dieser Hölle rausgetragen hat? Oder steckt mehr dahinter?
 

Werde ich es wirklich bereuen, wenn ich mich ihm jetzt und sofort hingebe? Ohne über die Folgen nachzudenken? Es würde einer Unterwerfung gleichkommen und wäre so völlig untypisch für mich.

Und dennoch. Mein Körper schreit förmlich nach seiner Nähe, während meine tatsächliche Stimme nur ein leises Hauchen ist.
 

Seto!“, hauche ich etwas lauter, in der Hoffnung, dass er mich hört, trotz seines kläglichen Versuches, sich vor mir zu verstecken und mich zu ignorieren. Er zeigt keine Reaktion.
 

„Bitte!“, flehe ich beinahe verzweifelt und zieh die Decke enger um meinen zitternden Körper. „Lass mich hier nicht allein!“
 

Mir ist so verdammt kalt!
 

~Mokuba´s Sicht~
 

Ich stehe orientierungslos mitten in der Wüste. Die Sonne scheint grell und heiß auf mich hinab. Ich habe das Gefühl zu verbrennen und meine Kehle ist trocken. Ich dreh mich einmal um mich selbst, auf der Suche nach einem Orientierungspunkt, vielleicht gar einen Hinweis auf eine Oase. Aber ich sehe nichts außer Sand, trockenes Gestrüpp und feines Geröll. Eine kleine Echse huscht in der Nähe vorbei und verschwindet zwischen ein paar trockenen Sträuchern. Ein großer schwarzer Vogel kreist in einiger Entfernung am Himmel, vermutlich ein Geier auf der Suche nach leichter Beute. Es ist so still.
 

Warum hast Du Jimmy zurückgelassen? Du bist geflohen, nur deshalb ist er tot.“, höre ich plötzlich eine Stimme hinter mir.
 

Ich dreh mich erschrocken um und stolpere einen Schritt zurück. Mira steht als verschwommene Nebelgestalt vor mir und funkelt mich mit zornigen Augen an.
 

Warum hast Du zugelassen, dass ich mich für Dich opfere? Du bist Schuld, dass ich leiden musste.“, mischt sich Joeys Stimme ein.
 

Seine verschwommene Nebelgestalt erscheint direkt neben Mira und auch er funkelt mich wütend an.
 

Warum hast Du nicht dafür gesorgt, dass Joey mit euch flieht? Du bist der Grund, warum er im Rollstuhl sitzt.“, erklingt plötzlich die Stimme von Tristan, während seine Nebelgestalt neben Joey auftaucht.
 

Warum bist Du fortgelaufen? Du bist nirgends vor mir sicher.“, höre ich Scheich Kashi zornig flüstern, seine Gestalt taucht auf der anderen Seite von Mira auf.
 

Ich zucke erschrocken zurück und meine Kehle scheint sich zuzuschnüren. Ich bekomme keine Luft.
 

Warum hast Du Dich entführen lassen? Du machst immer nur Ärger.“, haucht Seto mir ganz plötzlich ins Gesicht, als er direkt vor mir als Nebelgestalt auftaucht.
 

Schreiend und zitternd wache ich auf. Kalter Schweiß steht mir auf der Stirn, verklebt meine Haare. Ich merke, dass ich hyperventiliere, kann aber nichts dagegen unternehmen. Meine Lunge scheint zu brennen, mein Kopf dröhnt, in den Ohren rauscht das Blut, Tränen sammeln sich in meinen Augen, mein ganzer Körper zittert vor Angst.
 

Seto. Hilf mir!
 

Keuchend nach Luft ringend springe ich aus meinem Bett, stolpere zur Tür meines Zimmers, reiße sie auf und stolpere über den Flur auf die Tür schräg gegenüber zu. Keuchend lehne ich mich dagegen und lausche angespannt. Ich höre eine Stimme, kann aber nicht sagen, wem sie gehört, aber jemand ist wach. Ob Joey oder Seto ist mir im Moment völlig egal. Entschlossen drücke ich die Türklinke herunter und öffne die Tür zu Setos privatem Schlafzimmer.
 

Ich kriege keine Luft!
 

~Seto´s Sicht~
 

Die Stimme des Köters hört sich so verzweifelt an, so panisch und flehend. Soll ich doch wieder zurück zu ihm gehen? Ihn wärmen und trösten? Ihn einfach in den Arm nehmen, so wie ich das bei Mokuba in der Regel tue? Wheeler ist nicht Mokuba, aber im Moment scheint er mich tatsächlich zu brauchen. Seufzend schlage ich die Bettdecke zur Seite und erhebe mich von der Couch. Der Köter sitzt wie ein Häufchen Elend auf dem großen Bett, seine eigene Bettdecke um sich geschlungen, als wäre ihm kalt. Ich mache einen Schritt auf ihn zu und höre dann, wie sich meine Schlafzimmertür öffnet. Ich schaue nach links und entdecke meinen kleinen Bruder in der Tür. Er sieht nicht gut aus. Hatte er ebenfalls einen Alptraum?
 

„Komm her, Mokuba. Mein Bett ist groß genug für drei.“, sage ich, sofort springt mir mein kleiner Bruder förmlich in den Arm.
 

„Seto.“, höre ich ihn fast weinerlich flüstern, ich schiebe ihn zu Wheeler ins Bett, hol meine Decke und mein Kopfkissen von der Couch, schalte die Nachttischlampe nun endlich aus und leg mich zu den beiden dazu.
 

Nur am Rande bemerke ich, dass der kleine Köter einen Arm um Mokuba legt, mit seiner Hand nach meiner Hüfte greift und sich förmlich in mein Pyjamaoberteil krallt, als hätte er Angst, ich würde das Bett wieder verlassen. Ich greife nach seiner Hand und drücke sie leicht, er wirft mir über Mokubas Kopf hinweg einen dankbaren Blick zu, schließt die Augen und legt sich wieder hin. Ich halte seine Hand noch immer fest, während ich mit der anderen Hand beruhigend durch Mokubas Haare streiche, der sich an mich gekuschelt hat und wieder ruhiger zu atmen scheint. Und mir kommt ein ziemlich unsinniger Gedanke:
 

Wenn Domino-City Heimat ist und Mokuba Familie, was ist dann der Köter in meinem Bett?
 

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe mich soeben dazu entschlossen, "Suche nach Mokuba" genau hier und jetzt zu beenden und einen zweiten Teil zu schreiben, der sich dann voll und ganz um Joeys Genesung, Mokubas Verarbeitungsphase und Setos Gefühlschaos drehen wird und vielleicht lasse ich auch noch den Scheich erneut auftreten, so genau weiß ich das noch nicht. Aber ich weiß schon den Titel des zweiten Teils: "Suche nach Antworten" wird er heißen und Antworten wird er liefern, besonders für Setos letzte Frage wird es eine Antwort geben, nur wann die kommt, verrate ich nicht.

Freut euch schon mal drauf. Komplett anzeigen

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Von:  Sammy5522
2016-04-15T04:52:43+00:00 15.04.2016 06:52
Hi. Man ich kann deine story immer wieder lesen. 😋 gibt es die Fortsetzung schon. Muss gleich alles durchsuchen. Lg sammy
2015-09-29T14:27:59+00:00 29.09.2015 16:27
Wow, echt gut. Nur hätte es für meinen Teil ruhig brutaler werden können:3 Ich hab zwar auf die eine oder andere schmutzige Szene gehofft aber passt schon. Das einzige was mich gestört hat war, dass es in der Gegenwart geschrieben ist. Aber sonst hab ich alles in ca 2 Tagen, natürlich mit Pausen, fertig gelesen.

Von:  Veri
2015-09-29T03:54:30+00:00 29.09.2015 05:54
Hab mich jetzt erst hierher verirrt, aber bisher gefällt mir das alles ganz gut - was mich nur irritiert ist, das es in der Gegenwart geschrieben wird ; was selten der Fall ist, deswegen muss ich mich erst daran gewöhnen :D aber die Story wurde ja auch vor 10 Jahren angefangen, wenn ich das richtig gelesen hab ?
Von: abgemeldet
2015-09-27T09:16:46+00:00 27.09.2015 11:16
Wie schon einmal gesagt einfach mega.Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
Von:  Herzloser
2015-09-26T00:04:52+00:00 26.09.2015 02:04
Mega. Bin sehr auf die Fortsetzung gespannt :3
Von:  Niua-chan
2015-09-25T14:40:05+00:00 25.09.2015 16:40
Oh nein wie konnte ich übersehen das du hier ein neues Kapitel hochgestellt hast... und dann ist es auch noch das letzte. Ich freue mich riesig auf den nächsten Teil denn dieser hier endet wirklich spannend. Seto hat diese Nacht viel zu tun^^
Allerdings tun mir Mokuba und Joey sehr leid, ich bin sehr neugierig wie sie lernen mit den jeweiligen Traumata umzugehen und natürlich Seto mit seinem Gefühlchaos.
Von:  AoiShin
2015-09-25T12:20:21+00:00 25.09.2015 14:20
danke danke danke danke danke.....
das es weiter geht.
ich bin so froh^^
eine tolle ff
Von:  Lunata79
2015-09-24T07:45:57+00:00 24.09.2015 09:45
Eine Fortsetzung zu schreiben ist natürlich eine Idee. Ist dir die Kapitelzahl etwa schon zu hoch?
Finde es echt schade, dass wir wieder so auf die Folter gespannt werden.
Und bitte kein Scheich mehr. Der hat bereits in diesem Teil mehr als genug Schaden für 100 Leben angerichtet. Sonst kriegen sie ihr Trauma ja gar nicht mehr los. XD

Lg
Lunata79
Antwort von:  Nightprincess
24.09.2015 16:23
Dass ich nun einen neuen Teil schreibe und "Suche nach Mokuba" mit offenem Ende stehen lasse, hat alleine den Grund, dass alles was jetzt kommt, ja im Grunde kaum mehr was mit der eigentlichen Suche nach Mokuba zu tun hat. Mokuba wurde gefunden und ist wieder zuhause. Und ich hab noch so viel im Kopf, dass die Auswirkungen dieser ganzen Entführungssache locker eine eigene Geschichte verdienen und ausfüllen. Am Anfang wollte ich das mit Zeitraffer beenden, ohne auf irgendwelche Auswirkungen dieser Entführung näher einzugehen. Aber das wäre vermutlich einfach ein zu schnelles Ende für diese Geschichte. Darum also ein ganz neuer Teil und mehr zum Lesen ^^

Der Scheich verdient noch seine gerechte Strafe, schon alleine deswegen muss er noch mal auftauchen. Im Moment ist er ja auf der Flucht, aber Strafe ist das nicht. Nicht genug zumindest.
Von:  Onlyknow3
2015-09-24T06:13:40+00:00 24.09.2015 08:13
Ich finde dein Idee von der Fortsetzung super, so erfährt man mehr als bisher. Ich freue mich darauf.
Was Joey für Seto ist kann er nur selbst heraus finden, für Mokuba ist Joey ein wichtiger Freund, genau wie Tristan, Duke, Tea und Yugi. Das selbe trifft auf Joey zu anders herum, weshalb er ja mal wieder alle Vorsicht hat schleifen lassen und sich Hals über Kopf in dieses Abenteuer mit dem Scheich geschmissen hat um Mokuba schützen zu können.
Joey ist sich seiner Gefühle für Seto schon sicher, bin echt gespannt wie lange Seto braucht um zu merken warum er, Joey und Mokuba in einem Bett schlafen warum Joey seine Nähe nicht nur sucht sondern genau so braucht wie Mokuba nach dem ganzen Erlebten.
Mach weiter so, freue mich schon auf die Fortsetzung. Ich bin dabei, mich interessiert es wie es weiter geht.
Muss dir nur sagen das ich wohl nicht so verfolgen kann wie ich möchte, da ich dem nächst in eine Klinik muss.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  Nightprincess
24.09.2015 16:24
Das mit dem Klinikaufenthalt hört sich ja nicht so gut an. Bleibst Du für länger? Ich werd versuchen, einige Kapitel fertig zu schreiben, dann hast Du genug zum Lesen, wenn Du wieder rauskommst :)
Antwort von:  Onlyknow3
24.09.2015 18:40
Vor erst mal 4 Wochen, könnte aber auch länger werden. Kommt darauf an wie die Behandlung anschlägt.
Danke dir, freue mich darauf. Vielleicht kann ich ja das eine oder andere Kapitel noch lesen bis ich fahre.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  Nightprincess
24.09.2015 18:44
Ich geb mein Bestes. Kann aber nicht versprechen, dass ich jetzt am Wochenende etwas schreiben kann, aber ich versuch es natürlich. Ich wünsch Dir auf jeden Fall gute Genesung und komm gesund wieder zurück.
Antwort von:  Onlyknow3
24.09.2015 18:50
Du sollst dich wegen mir jetzt nicht abhetzen deshalb, ich kann warten und wenn ich erst danach lesen kann. Das ist egal und eilt nicht, mach wie du kannst, hast ja noch andere FFs hier offen.
Freue mich auf eines diese Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  Nightprincess
24.09.2015 18:53
Und ich freu mich, wenn meine Fans sehnsüchtig auf neue Kapitel warten. Da macht das Schreiben erst so richtig Freude.
Von:  Akikou_Tsukishima
2015-09-23T22:36:44+00:00 24.09.2015 00:36
Noooooiiiiiiin

Das ist ja mal so was von ober mega fies von dir 😭😭😭😭 *heul*
Antwort von:  Nightprincess
24.09.2015 05:56
Ich weiß ^^


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