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A Bad FairyTale

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
An Alle, die die Hoffnung vielleicht schon aufgeben haben. Ich werde diese Geschichte definitiv zu Ende schreiben. Komplett anzeigen

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-- Prolog --

A Bad FairyTale
 

--Prolog--
 

"Riku!"
 

- Stimmen.
 

"Bring ihn zu uns!"
 

- Ich kann sie hören.
 

"Schnell!"
 

- Aber hier ist niemand.
 

"Bring ihn zu uns!"
 

- Wer seid ihr!?
 

"Bring ihn zu uns!"
 

- Was wollt ihr!?
 

"Den Schlüsseljungen!"
 

- Sora!..
 

"Er ist infiziert!"
 

- Was!?
 

"Er stirbt!"
 

- Eine andere Stimme.
 

"Der Schlüsseljunge stirbt!"
 

- Eine Frau. Sie hat Angst.
 

"Er darf nicht sterben!"
 

- Wer bist du?
 

"Du musst ihn heilen!"
 

- Wovon denn?
 

"Er ist infiziert!"
 

"Du musst ihn heilen!"
 

"Bring ihn zu uns!"
 

"Er stirbt!"
 

"Dann ist alles vorbei!"
 

"Rette ihn!"
 

- Lasst mich in Ruhe!
 

....
 

Stille.

Was war das?

..

Wer war das?

...

Sora.

Wo ist..Sora?

....

- Neue Hoffnung -

A bad Fairytale

Kapitel 1

- Neue Hoffnung -
 

Die ersten Sonnenstrahlen stahlen sich durch die hohen Fenster des Schlosses und trafen, wohlig wärmend, auf helle Haut. Sanft schimmerte Rikus Haar, während er verschlafen die Augen zusammenkniff und sich zur Seite drehte um noch ein wenig mehr seines wohlverdienten Schlafes zu bekommen. Schon lange nicht mehr hatte er so unruhig geschlafen, was ihm jetzt das Gefühl gab, gerade erst eingeschlafen zu sein.

Es dauerte nicht lang bis er sich ergeben seufzend in seinem riesigen Bett aufsetzte. Einige Strähnen fielen ihm ungebändigt ins Gesicht, während er herzhaft gähnte. Noch während er sich die Strähnen hinter das Ohr kämpfte, glitt sein Blick durch das Zimmer. Warum war in diesem Schloss eigentlich alles so dermaßen übertrieben groß? Die Decken waren sicher 3 m hoch.. oder doch mehr? Und die Fenster, die bis auf den Boden gingen, ließen keine Chance für einen Vorhang den Morgen davon abzuhalten ihn wachzurütteln. Kurz lauschte er dem Geräusch von Vögeln, die sich gemeinsam mit einem Liedchen begrüßten. Wie konnte man am Morgen bereits so wach sein?, fragte er sich Kopf schüttelnd, als er die Nacht Revue passieren ließ. Irgendetwas in seinem Körper sagte ihm, dass Etwas nicht stimmte. Doch was war es? Seine Augen verdunkelten sich, als er gegen den Schlaf ankämpfte, der noch immer seine Gedanken regierte.

Noch einmal rieb sich Riku verschlafen über die Augen, bevor er seine Beine aus dem Bett schwang und grübelnd zum Fenster lief. Von seinem Nachtschränkchen griff er sich seine Flasche mit Wasser und spürte die kleinen, kühlen Tropfen auf seine Haut treffen, als die Kohlensäure sie beim Öffnen herauspresste. Es war ein angenehmes und erfrischendes Gefühl. Er schloss genießend die Augen, als das Wasser seinen Hals hinunter rann, ein paar kräftige Schlucke nehmend. Zufrieden schraubte er die Flasche wieder zu und blickte in den riesigen Schlossgarten hinunter. Na nu! Das war doch Minnie, aber warum hatte sie es so eilig? Es war ungewöhnlich für die Königin so gestresst durch ihren geliebten Garten zu laufen. War etwas vorgefallen? Gab es eine neue Bedrohung für das Schloss?

Sein Herzschlag begann sich zu beschleunigen, als er von Adrenalin wachgerüttelt sich frische Shorts überzog, eine hellgraue, weite Hose aus dem Schrank nahm und dazu ein schwarzes Muskelshirt. Im Laufen zog er sich seine Schuhe an und war schon aus der Tür.

In seiner Eile bemerkte er nicht den kleinen schwarzen Schmetterling, der ihm unruhig mit den Flügeln schlagend folgte.

Mit schnellen Schritten lief Riku den Gang entlang. Sein Zimmer war das letzte in diesem Gang, aber so hatte er jedoch einen fantastischen Ausblick auf den Garten. Der kleine Balkon, der sich an sein Zimmer anschloss hatte ihm schon so manchen Abend versüßt, als er entspannt auf seinem Stuhl saß und die Sterne über sich beobachtete. Riku genoss die friedliche Zeit und umso mehr ungute Gefühle beschlichen ihn, als er an Minnies schnellen Gang zurückdachte. Er musste Minnie fragen, ob sie etwas besorgte. Wenn es wirklich Ärger gab, mussten sie schnell handeln.

Als er gerade an Soras Zimmer vorbeilief, überkam ihn ein kalter Schauer. Dieses Gefühl… er konnte es noch nicht zu ordnen und doch wusste er, dass es Etwas mit dem zu tun hatte, was er heute Nacht geträumt hatte. Die Tür zu Soras Zimmer war nur angelehnt und aufgeregte Stimmen drangen daraus hervor. Goofy? … Donald? Was ging hier vor?

Gerade als er sich der Tür zugewandt hatte, kam Minnie um die Ecke und lief fast in ihn hinein. „Riku! Gut, dass du wach bist!“ Der ängstliche Ausdruck in Minnies Augen bestärkte Rikus ungutes Gefühl von heute Morgen. Etwas war passiert!

Das sorgenvolle Gesicht der Königin begleitete Riku als er den Raum betrat und erst nichts erkennen konnte, da er nur auf Donalds und Goofys Rücken starrte. Seine Hand krallte sich heftig um die Türklinke und die Stimmung, die in der Luft lag, schnürte Riku die Kehle zu. Was konnte so schlimm sein, dass Goofy und Donald und sogar Minnie so aufgeregt waren? Seine Gedanken überschlugen sich und jeder Gedanke machte ihm mehr Angst. Er schluckte schwer als er sich zwang, die Hand von der Türklinke zu lösen. Ruhig Blut, Riku, sagte er zu sich selbst. Einer musste hier ja einen kühlen Kopf bewahren. Sicher übertrieben die anderen nur und Sora hatte nichts weiter als einen Husten. Das würde zu ihm passen. Wahrscheinlich hatte Sora nur Angst, dass er bei ihrem nächsten Rennen wieder verlieren würde und wollte sich so eine Möglichkeit für eine Ausrede sichern. Er sei noch nicht richtig fit gewesen. Ja, das würde wirklich zu ihm passen.

Ein wenig entspannter trat Riku an das Geschehen heran. „Na was ist los. Hast du Husten? Oder einfach nur Angst vor unserem nächsten Rennen?“ Hämisch blickte er in Richtung Bett, als sich Donald und Goofy erschrocken umblickten. Als sie erkannten, wer dort stand, änderte sich ihr Blick und tiefe Besorgnis spiegelte sich darin wieder. „Ohhww..~…Riku..“ jammerte Donald leise, als er den Blick auf Sora freigab. Schon als sich Donalds Blick von Schrecken in Trauer wandelte, wurde Riku blass um die Nase. Sein Magen krampfte sich zusammen, als seine Augen den Braunhaarigen entdeckten, der viel zu ruhig, viel zu gequält, viel zu blass in seinem Bett lag. „Was..“, mehr brachte er nicht heraus, als er auf das Bett zustürzte und Sora kräftig an den Schultern rüttelte. Inständig hatte Riku gehofft, dass jener wirklich nur einen Husten hatte, doch sobald er ihn erblickt hatte, war ihm klar gewesen, dass das hier nicht normal war. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht.

Das hier war nicht Sora, der immer einen frechen Spruch und ein Lächeln auf den Lippen hatte und der mit seinem dummen, sturen Kopf ständig durch die Wand wollte. Das, was Riku gerade in den Händen hielt, war eine Puppe, eine miese Kopie von Sora, denn sie lächelte nicht. Sie wachte nicht auf und schrie ihn an, was das sollte und was er so früh von ihm wollte. Aber dennoch. Soras Körper war noch immer leicht warm und der Geruch, der Riku in die Nase stieg, war eindeutig der von Sora.

Geschockt ließ er Sora zurück ins Bett fallen, als wäre er etwas, was ihm Angst machte und er nicht berühren wollte.

Mit vor Schrecken geweiteten Augen blickte er auf den leblosen Körper unter sich. Was wurde hier gespielt?

„Er war schon so, als ich ihn fand…“, begann Minnie leise zu erzählen. „Mickey war heut Nacht aufgesprungen und meinte ich solle mir keine Sorgen machen. Er wäre gleich zurück, er hätte nur etwas vergessen Sora zu erzählen. Ich bin daraufhin wieder eingeschlafen, aber Mickey war heute Morgen noch immer nicht zurück, also ging ich zu Sora und fand ihn so hier liegend. Und Mickey…. Ich kann ihn nirgendwo finden.“ Tränen liefen aus ihren dunklen Augen, als Goofy sie in den Arm nahm. „Es geht ihm gut, Königin Minnie, ganz bestimmt.“ Tröstete er sie mit einem treuherzigen Blick in den Augen.

Riku drehte in Gedanken verloren den Kopf zu Sora zurück. Sora sah aus, als würde er schlafen…

Und mit einem Schlag kehrten die Stimmen in seinen Kopf zurück. Sora… infiziert? Er stirbt?

Erschrocken lehnte er sich über seinen guten Freund, hielt dessen Kopf in den Händen und lauschte, ob er dessen Atem hören konnte. Doch da war nichts, aber trotz allem schien sein Körper nichts an der Wärme verloren zu haben. Wie war das möglich? Wenn ein Mensch starb, seine Atmung aussetze, kühlte sein Körper aus und er verfiel doch in die Leichenstarre. Aber Sora hier war voll beweglich und noch immer leicht warm. Testend hob der Grauhaarige einen nach dem anderen von Soras Körperteilen, bog sie und ließ sie aufs Bett zurückfallen, was ihm mit der Zeit böse Blicke der Anderen bescherte.

Er wusste nicht recht, wie er erklären sollte, was er wusste. Oder auch nicht wusste. Denn was er wusste, war nicht wirklich viel. Ein Traum. Oder vielleicht doch nicht?

„Ich… ich hatte einen Traum. Ich hörte Stimmen.“, erklärte er mehr für sich selbst. „Sie haben mir erzählt, dass Sora infiziert wäre und ich ihn zu ihnen bringen sollte, wer auch immer sie waren. Und dann war da noch eine andere Stimme. Sie hatte Angst, dass Sora sterben würde.“ Ungläubig den Kopf schüttelnd erzählte er was er wusste. „Aber ich hab keine Ahnung, ob das nur ein Zufall war, dass ich es geträumt habe. Oder ob jemand beabsichtigt hatte, dass ich es weiß. Dass Sora noch immer warm ist, zeugt vielleicht davon, dass er noch nicht verloren ist.“ Mit jedem Wort stärkte sich Rikus Stimme und sein Selbstvertrauen kehrte in seine Augen zurück. Richtig, noch war Sora warm. Und schließlich hatte er Sora ja zu ihnen, wer auch immer sie waren, bringen sollen. Vielleicht spielte sein Traum ja doch eine größere Rolle, als er ihm zugestehen wollte. Und vielleicht hatte es einen Grund, wieso Sora noch nicht tot war. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen als er aufsprang. Er würde sie finden und sie zwingen Sora zu heilen und dann würde er ihnen kräftig mit dem Stiefel... nun gut, das war jetzt erst einmal zweitrangig.

Ein kleiner schwarzer Schmetterling erschien in Soras Zimmer und umflog erst Minnie in einem ruhigen Flug, hielt dann kurz vor Riku und fächerte ihm kühle Luft ins Gesicht, bevor er sich neben Soras Kopf niederließ und die Flügel senkte.

Noch nie hatte Riku einen so tiefschwarzen Schmetterling gesehen und er konnte sich nicht daran erinnern, jemals von einem solchen Schmetterling gehört zu haben. Und doch ging von diesem Schmetterling keine bedrohliche Aura aus. Es war irgendwie beruhigend ihn zu betrachten. Ach, was dachte er da eigentlich. Es war ein Schmetterling, nichts weiter.

Und doch… neben diesem Schmetterling schien Sora zwar noch um einiges blasser zu wirken, aber hatte er es sich nur eingebildet oder hatte der Schmetterling mit einem Flügel Soras Gesicht berührt?

Was konnte dieser komische Morgen eigentlich noch für Eigenarten aufweisen?

Mit neuem Mut drehte er sich zu Donald, Goofy und Minnie um, um sie siegessicher anzublicken. „Wir werden Sora helfen. Was auch immer er hat. Mit was auch immer er infiziert ist… ich werde ihm helfen!“ Zufrieden mit sich selbst, stemmte er die Hände in die Hüften und es schien als hätte er seine Verunsicherung komplett überstanden, denn vor den dreien stand ein strahlender Riku, dessen Tatendrang als bald Donald und Goofy mit ansteckte. „Jau! Wir werden Sora retten!“ stimmte Goofy ihm jauchzend zu, als er mit Donald begann begeistert auf und ab zu hüpfen.

„Aber wie wollt ihr ihm helfen? Hast du eine Idee, wo du suchen musst?“, fragte Minnie immer noch unsicher und in Gedanken versunken. Und schon war sie wieder da, diese bedrückende Stille.

Nein, er hatte wirklich noch keine Ahnung wo er anfangen sollte zu suchen. Schließlich war es ein Traum gewesen und er hatte nichts außer schwarz gesehen. Und wie bitte suchte man denn nach Stimmen? Aber andererseits war es der einzige Anhaltspunkt, den er hatte, oder nicht?

Nachdenklich ließ Riku sich auf das Bett zurücksinken und streckte die Beine aus. Mit seinen Füßen wippend, ging er verschiedene Ideen in seinem Kopf durch, doch nichts brachte den ersehnten „aha“-Effekt. Irgendetwas musste er doch tun können. Nur was?

Er schrak aus seinen Gedanken als Daisy um die Ecke eilte und traurig den Kopf schüttelte. „Keiner unserer Hof-Ärzte hat jemals etwas von derartigen Symptomen gehört und niemand weiß etwas davon, dass Mickey das Schloss verlassen hat. Es tut mir leid.“ Sie seufzte hörbar enttäuscht und blickte ihrer besten Freundin in die Augen. „Alles wird gut.“, sagte sie leise, als Minnie bereits die nächsten Tränen über die Wange liefen. Minnie wollte daran glauben und sie vertraute darauf, dass es Mickey gut ging, aber trotz allem hatte sie Angst ihn nie wiederzusehen.

Gedankenverloren stand Riku auf und ohne sich noch einmal nach seinem Freund umzusehen, ging er an den anderen vorbei aus dem Zimmer. Noch während er an ihnen vorbei lief, murmelte er: „Wir sollten frühstücken.“

Aufmerksam geworden blickten sie dem jungen Mann hinterher. Riku und frühstücken? Das hörte sich gar nicht nach ihm an. Normal war es Sora, der jeden Morgen schlechte Laune bekam, wenn er nicht etwas zu essen vorfand. Aber Riku?... Riku hatte sich nur selten etwas aus einem gemeinsamen Frühstück gemacht und heute bot er es von sich aus an? Minnie, die als erstes verstand was Riku sich dabei dachte, nickte zustimmend. „Ja, lasst uns frühstücken.“ Ein leichtes und dankbares Lächeln umspielte ihre Lippen. Riku wollte ein wenig Normalität in diesen Morgen bringen und dafür war er sogar bereit Soras Part mit zu übernehmen. Es war Rikus Art zu zeigen, dass er sich Sorgen machte.

Es war ein stilles Frühstück, das sie im großen Saal zusammen zu sich nahmen. Niemand hatte wirklich Hunger, aber mittlerweile hatte jeder begriffen, warum sie dieses Ritual begingen. Auch wenn 3 Plätze an ihrem Tisch leer blieben. Kairi, die vor einiger Zeit sich auf die Weg gemacht hatte um andere Welten kennenzulernen; Mickey, der über Nacht verschwunden war und Sora, der oben halb schlafend, halb tot in seinem Bett lag. Seufzend überwand sich Riku ein Brötchen zu essen, dass er mit Käse und Marmelade bestrich. Trotz dass er immer eher herzhaft aß, war ihm heute nach ein wenig Süßem. Wie Sora sich den ganzen Tag mit Süßem vollstopfen konnte, hatte er immer noch nicht verstanden. Sora war schon… ja, Sora halt. Dafür gab es keine bessere Beschreibung.

Riku lächelte leicht, als er Sora vor sich sah, wie er mit ihm um das letzte Brötchen stritt und es letztendlich immer damit geendet hatte, dass er Sora ein Stück von seinem Gewinnerbrötchen abgab. Er war zwar etwas kühl dem anderen Gegenüber und er brachte ihn für sein Leben gern auf die Palme, aber er war ja kein Unmensch.

Er musste Sora zurückholen. Das stand fest. Aber wovon eigentlich zurückholen? Er lag doch da oben. Seufzend legte Riku das restliche Brötchen beiseite. Wenn er nicht um sein Essen kämpfen musste, machte es ihm noch weniger Spaß zu frühstücken.

„Ich frage mich, ob die Stimmen aus deinem Traum etwas damit zu tun haben…“ gestand Minnie leise. Riku nickte, was seine Haare leicht zum Wippen brachte. Wieder lösten sich die Strähnen hinter seinem Ohr, doch dieses Mal strich er sie nicht aus dem Gesicht. Sie verdeckten die Wut in seinen Augen, die Verunsicherung und der Kampf, der in ihm tobte. Am liebsten würde er aufspringen und die ganzen Welten nach den Stimmen absuchen. Er ballte frustriert die Hände. Das würde viel zu lange dauern und er hatte keine Ahnung, wo er anfangen sollte zu suchen. Und wenn die Stimmen in seinem Traum recht behielten, dann lag Sora vielleicht doch im Sterben, auch wenn es gerade nicht danach ausgesehen hatte. Ein flaues Gefühl in seinem Magen signalisierte Riku, dass er nicht länger so ruhig sitzen bleiben konnte. Er erhob sich ruckartig von seinem Stuhl, sodass dieser geräuschvoll nach hinten auf den Boden knallte. Seine Faust vergrub er mit einem heftigen Schlag im Holz des großen Esstisches. „Ich werde Sora helfen, koste es, was es wolle!“, knurrte er leise vor sich hin, bevor er aufblickte.

„Wir müssen so viele Informationen beschaffen, wie es nur geht. Jeder noch so kleine Hinweis kann uns helfen!“ Die Selbstsicherheit, die er ausstrahlte, hatte nichts mit dem zu tun, wie er sich gerade fühlte. In seinem Inneren tobte ein Kampf. Was, wenn er nach dem Traum sofort aufgewacht wäre, hätte er dann schlimmeres verhindern können? Oder war hier eine Macht am Gange, die keiner hätte aufhalten können? Und vor allem, wie waren sie/ war es ins Schloss gelangt, ohne dass es bemerkt wurde? Hatte Sora irgendwelche Verletzungen?

Mit einem Hoffnungsschimmer in den Augen stürzte Riku aus dem Esszimmer und nahm 3 Treppenstufen auf einmal als er die große Treppe im Salon hinaufrannte. Er riss die Tür auf und ging eilig an Soras Bett. In der weißen Decke, passend zu dem großen Himmelbett, sah es fast aus, als würde Sora auf Wolken schlafen. Und wieder erschien es Riku nicht so, als dass Sora gestorben war oder gerade im Sterben lag. Irgendetwas beruhigte ihn bei diesem Anblick. Mit gezielten Bewegungen suchte er den Körper des anderen nach etwaigen Verletzungen ab, während seine Finger die weiche Haut unter ihnen wahrnahmen. Sie war weich und leicht kalt, was Riku eine Gänsehaut bescherte. Aber darauf konnte er jetzt nicht achten. Wütend verzog er das Gesicht, als er nichts an dem, abgesehen von ein paar Blessuren von ihren Übungskämpfen, makellosen Körper finden konnte. „Mist verdammter!“, fluchte er leise, als er sich vor das Bett sinken ließ, seine Beine anziehend sich gegen das Bett lehnend und seinen Kopf in seinen Händen vergrub. Wo sollte er nur suchen?

Hätte Sora irgendwelche Verletzungen gehabt, hätte er nach etwas suchen können, was diese Verletzungen beschert haben könnte. Aber da war nichts!

Riku musste ein wenig lachen als er seinen Gedanken folgte, die ihm Bilder über Bisswunden am Hals des anderen vorstellten. Da hätte er eine eindeutige Antwort gehabt. Vampire! Aber bitte, wer glaubte schon an Vampire. Nachdenklich ließ er den Kopf zurück auf das Bett sinken, während er in den Himmel von Soras Bett starrte.

Keine Verletzungen. Niemand hatte jemanden in das Schloss gehen sehen. Mickey war in der Nacht aufgestanden und verschwunden. Und dann noch sein Traum. Wie zum Teufel sollte das alles zusammenhängen? Genervt strich sich Riku über die Augen. Was musste Sora sich auch immer in so beschissene Situationen katapultieren. Der Braunhaarige war wie ein Magnet, der peinliche und gefährliche Situationen nur so anzuziehen schien, wie das Licht eine Motte. Na ja, wenn man über sein Grinsen so nachdachte, konnte man es ja wirklich damit assoziieren, dass Sora strahlte. Ja, wie konnte er es den Gefahren und Fettnäppchen nur verübeln, sich zu so einem Dummbeutel angezogen zu fühlen? Irgendwie vermisste er das Lächeln. Es war immer ein Zeichen dafür gewesen, dass nun alles wieder in Ordnung war und das schlimmste überstanden war. Auch wenn Riku manchmal fast dem Drang nachgab in dieses strahlende Gesicht seine Faust zu platzieren, wenn Sora ihm wieder einmal gewaltig auf die Ketten ging, vor allem, wenn er genervt war. Vielleicht sollte Riku Sora ja jetzt einfach eine runterhauen. Vielleicht wachte der andere ja dann auf?

Für einen Moment spannte sich Rikus Faust, als er seinen Kopf drehte um Sora zu betrachten. Oh ja, dazu hätte er jetzt schrecklich Lust. Einfach Sora eine verpassen, schon dafür, dass er ihm solchen Stress bescherte.

Doch dann entspannte er sich wieder. Er wusste, dass es sinnlos war jetzt auf Sora einzuprügeln. Das würde er sich für später aufheben, wenn dieser wieder bei Bewusstsein war und sich wenigstens wehren konnte oder zumindest jammern und schreien. Ein kaltes Lächeln umspielte Rikus Lippen. Ja, Sora war der einzige bei dem es ihm Spaß machte, gegen ihn zu kämpfen und gegen ihn zu gewinnen. Er hatte sich gerade erhoben und Sora wieder zugedeckt als Minnie besorgt um die Ecke blickte. „Alles ok. Ich habe nur geschaut, ob Sora Verletzungen hat, an denen wir vielleicht hätten Hinweise finden können. Aber da ist nichts.“ Er seufzte und begleitete Minnie wieder nach unten.

Ihm musste schleunigst einfallen, was zu tun war. Er könnte sicher nicht den ganzen Tag hier rumsitzen und auf ein Wunder warten.
 

Die Sonne brannte heiß auf seinen Körper herunter, während er sich durch den Übungsparcours schleppte, den man extra für die Beiden hatte errichten lassen. Schweiß ließ seinen nackten Oberkörper samtig schimmern und der Ausdruck in seinen Augen machte es einfach zu einem sinnlichen Anblick. Selten hatte man so eine Leidenschaft in den Augen des Grauhaarigen gesehen. Er versprühte eine ungeheure Energie und legte eine Kraft zu Tage, die er selten an sich bemerkt hatte. Aber allein der Gedanke, dass eine dieser Trainingspuppen die Person sein konnte, die Sora das angetan hatte, ließ ihn nicht zur Ruhe kommen und weitertrainieren. Zumindest lenkte ihn das solange ab, wie er Minnie versprochen hatte zu warten, bevor er sich einfach auf die Suche begab, ohne zu wissen wohin. Sie wollte sich umhören und Informationen beschaffen, aber Riku hatte wenig Hoffnung, dass sie eben diese bekommen würde. Und so hatte er sich in den Garten begeben und trainierte seit geschlagenen 2 Stunden. Die Übungspuppen hatte er schonungslos in Mitleidenschaft gezogen und zeigte keinerlei Regung als er einer schlussendlich den Kopf abtrat. Überrascht über sich selbst, stellte er sich zufrieden vor die Puppe und genoss die Sonne auf seinem Rücken. Er wurde definitiv besser und wer weiß, vielleicht würde sich dieses Training bald bezahlt machen.

Mit dem Arm begann er sich den Schweiß aus den Augen zu wischen. So wie die Sonne stand, müsste es bald so weit sein, dass er sich auf die Reise begeben konnte. Und nichts würde ihn davon abhalten.

Zufrieden mit sich selbst, kehrte er in das Schloss zurück und ging die Treppen, den Gang entlang zu seinem Zimmer. An Soras Tür hatte er kurz halt gemacht und hineingesehen, doch noch immer hatte sich der Braunhaarige nicht gerührt. In Riku keimte wieder diese unstillbare Wut auf, als er den anderen so matt vor sich liegen sah. Das passte nicht zu Sora. Eindeutig nicht.

Als Riku unter seiner Dusche stand und das Wasser auf seiner Haut spürte, beruhigte er sich ein wenig. War er vielleicht doch zu hitzköpfig in dieser Sache? Es war doch eigentlich Soras Job sich Hals über Kopf in solche Abenteuer zu stürzen. War er es nicht normal, der besonnen erst einmal darüber nachdachte, was er zu tun hatte? Ja, eigentlich schon. Normal war er es, der Sora von solchen Kamikaze Aktionen abhielt. Aber was war schon Kamikaze daran, durch die Welten zu reisen und Informationen zu sammeln? …

Riku seufzte und stellte das Wasser ab. Er hatte keine Zeit weiter zu grübeln. In seinem Zimmer hatte er sich frische Kleidung geschnappt, sie übergezogen und war bereits dabei seinen Koffer mit ein paar Klamotten zu versehen, als Minnies Stimme den Gang entlang ertönte. „Riku! Komm schnell!“

Mit einem Ruck hatte er die Tür aufgerissen und nur ein Gedanke verfolgte ihn, während er den Flur entlang hechtete. „Sora!“

Doch an dessen Tür angekommen, bemerkte er, dass Minnie sich nicht hier befand sondern die Stimme schien vom Fuße der Treppe zu kommen. Enttäuscht öffnete er die Tür zu Soras Schlafzimmer und warf einen Blick hinein. Nichts. Immer noch das gleiche Bild. Kurz wurde sein Blick ein wenig traurig, bevor er sich wieder auf das hier und jetzt konzentrierte. Er musste jetzt stark sein. Er würde Sora helfen!

Während er die Tür langsam wieder schloss, schlüpfte der kleine schwarze Schmetterling durch den Spalt und flog den Gang entlang, von Riku unbemerkt.

Dieser wandte sich der Treppe zu und strich mit den Fingerspitzen noch einmal über das kühle Holz von Soras Tür. „Ich werde dir helfen.“, murmelte er leise, bevor er die Treppe hinabging.

„Was ist denn, Minnie?“, fragte er noch immer leicht enttäuscht. Er hatte gehofft, Sora wäre wieder zu sich gekommen und würde jetzt nach Essen schreien, doch leider war dem nicht so gewesen. Also was konnte so wichtig sein, dass sie ihn rief?

Kaum hatte er den Fuß der Treppe erreicht und blickte Minnie fragend in die Augen, als die große Schwingtür aufflog und Kairi, freudig strahlend, hineingelaufen kam. „Oh, was für ein Begrüßungskommando!“, rief sie fröhlich, bevor sie Riku um den Hals fiel. „Schön euch wiederzusehen!“ Kairi sah gut aus. Anscheinend hatte ihr die Zeit, in der sie herumgereist war einige schöne Stunden beschert. Riku lächelte als er sie sah, doch schon bald fiel wieder ein nachdenklicher Ausdruck auf sein Gesicht.

Kairi, die gerade Minnie umarmt hatte, sah sich fragend nach ihrem anderen besten Freund um. „Wo ist Sora?“, fragte sie überrascht. Sie hatte damit gerechnet, dass dieser sich ihr an den Hals hätte geworfen, sobald sie zur Tür hineingetreten wäre. Doch sie erblickte ihn weit und breit nicht. Bereits kurz nachdem sie den Ausdruck in Rikus Gesicht wahr genommen hatte, verschwand ihr Lächeln aus dem Gesicht. Was war hier los?

Riku ballte die Hände zu Fäusten und wieder trat diese unglaubliche Wut in seinen Magen. Oder war es die Unsicherheit, weil er so machtlos war und nicht wusste, wie er dem anderen helfen konnte? … Er konnte es nicht genau einschätzen.

„Kairi… wir sollten dir etwas erzählen.“ Minnie hatte kurz den Kampf in Rikus Gesicht beobachtet, bevor sie entschied, dass dieser beim besten Willen gerade nicht fähig war, Kairi davon zu berichten.

Also nahm sie die junge Frau an die Hand und ging mit ihr die Treppe hinauf, während sie Kairi berichtete, was geschehen war.
 

Riku stand noch eine Weile vor Wut brodelnd am Fuße der Treppe und wusste nicht, ob er selbst gerade gern geschlagen worden wäre oder ob er gerade Lust hatte selbst etwas zu zerlegen. Mit jeder Minute wuchs seine Enttäuschung über die eigene Machtlosigkeit und der Tanz zwischen der Hoffnung, Sora wäre erwacht und der Enttäuschung, dass dieser es nicht war, brachte sein Inneres zum Bersten. Wie sollte er Sora nur helfen?!
 

Nachdem Kairi sich ein wenig beruhigt hatte, saßen sie zusammen auf der Terrasse, die an den Essbereich grenzte und starrten in die untergehende Sonne.

Riku hatte von seinem Traum berichtet und auch Mickeys Verschwinden machte den Dreien zu schaffen. Kairi seufzte leise und rieb sich über die Schläfen.

„Als ich unterwegs war, traf ich einen Geschichten Erzähler. Aber wie gesagt, es waren Geschichten. Märchen. Keine Wahrheiten!“, sie seufzte. Sie konnte für sich jedoch kaum einen Zusammenhang erkennen, warum gerade jetzt diese Geschichte in ihren Kopf trat. Schließlich war das ja nur eine Geschichte gewesen, oder?

Ein leichter Wind zog auf und ließ die Wipfel der Bäume tanzen, so als wollte die Welt der Geschichte mehr Stimmung verleihen. Das Rot der untergehenden Sonne, kündete die Nacht an und schickte letzte warme Grüße auf ihre Haut.

Aufmerksamer geworden blickte Riku auf. Seine grünen Augen glitzerten mysteriös als er abermals hoffte wenigstens einen kleinen Anhaltspunkt zu finden, wonach er suchen konnte. Selbst wenn es „nur“ eine Geschichte war.

Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf Kairis Wangen, als sie der Aufmerksamkeit der anderen Beiden gewahr wurde. Warum mussten sie sie auch so anstarren. Nervös begann sie an ihrem Oberteil zu zupfen. Es war doch nur eine Geschichte. Ein Märchen.

„Ich traf einen alten Mann und als ich ihm ein wenig zu essen abgab, sagte er zu mir, dass er mich zwar nicht mit Geld bezahlen könnte, aber er könne mir eine Geschichte erzählen, die man den Kindern dort erzählte.“ Sie seufzte leise. Sie hielt das ganze immer noch für nicht relevant, aber so wie Riku sie anstarrte, hatte sie wohl keine andere Wahl. Nur selten hatte sie ihren Freund mit so viel Feuer in den Augen erlebt. Und das alles nur um Sora zu helfen. Na ja, was sich liebt, das neckt sich, hieß es doch, oder?

„Wir saßen den Abend noch lange zusammen…“, erzählte sie weiter. „… und er erzählte mir tatsächlich noch ein Märchen. Ein Märchen über eine schwarze Witwe. Oder sollte ich es eher Schauermärchen nennen? Jedenfalls… kann ich mich nicht mehr an alle Details erinnern, doch grob bekomme ich es sicher noch zusammen. Es wurde dort wohl Kindern mit Liebeskummer erzählt, denn diese schwarze Witwe… sie kam, wenn Herzen gebrochen wurden und … fragt mich bitte keine Details… wartet… also, wenn ich mich recht entsinne…“ Kairi senkte ihre Stimme, als würde sie dank Rikus Blick selbst daran glauben. „… sie versprach wohl geschundene Herzen zu heilen, nahm aber dann dessen Seele, irgendwie. Ich weiß auch nicht mehr so recht. Ich war so müde und bin wohl beim Erzählen eingeschlafen.“ Sie endete und seufzte während sie sich durchs Haar fuhr. „An genaueres kann ich mich nicht erinnern. Aber ich sagte euch doch, nur ein Märchen. Mehr nicht.“

Sie wusste nicht einmal, warum sie das gerade erzählt hatte. Es hatte doch hiermit rein gar nichts zu tun. Außer die Parallele, dass Sora genauso wirkte, als habe man ihm die Seele gestohlen. Nicht tot, aber auch nicht lebendig. Aber mal im Ernst. Es war ein Märchen. Welche schwarze Witwe würde es hier schon geben, die ausgerechnet Seelen stehlen würde. Und vor allem, warum sollte sie Soras Seele stehlen? Kairi konnte nicht glauben, dass Sora ein verletztes Herz hatte. Er war immer fröhlich und hatte immer gelächelte. Und sie wüsste auch nicht, dass er irgendwann einmal jemandem Avancen gemacht hatte. Das passte einfach nicht zu ihm.

Sie strich sich die roten Haare glatt, die der Wind leicht zerzaust hatte und schüttelte dann den Kopf. Das hatte hiermit rein gar nichts zu tun.

Doch als sie den Kopf hob, blickte sie in ein Paar fest entschlossene Augen, die scheinbar jeden Strohhalm greifen würden, egal wie klein er war. „Riku! Das hat doch gar nichts mit dem hier zu tun. Überlege doch mal selbst. Ich meine, das war eine Geschichte und ich weiß nicht mal, warum ich mich gerade jetzt daran erinnert habe.“ Irritiert blickte sie zu Minnie. Oder sah sie das nur ganz falsch?

Riku schüttelte heftig den Kopf und in seinem Kopf begann alles zu arbeiten. Warum sollte das nicht passen? Sie konnten sich das Verschwinden von Mickey nicht erklären und den seltsamen Schlaf von Sora auch nicht. Warum sollte es dann nicht auch eine irrationale Erklärung dafür geben? Ja, er wusste, dass das eher Soras Denken war und eigentlich komplett von dem Abwich, was er für möglich hielt. Aber das hier waren ihm einfach zu viele Zufälle auf einmal. Warum kam Kairi ausgerechnet heute wieder und hatte ausgerechnet diese Geschichte gehört? Es war ein Strohhalm und Riku würde ihn greifen! Auch wenn er enttäuscht werden würde, weil das sicher nichts wahr. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

„Ich werde deinen Geschichten-Erzähler suchen und ihm ein paar Fragen stellen!“ Er stand auf. Ohne dass seine Stimme einen Widerspruch zugelassen hatte, war er ins Schloss gerannt und packte seinen Koffer fertig. Er würde noch heute Nacht fliegen. Und wehe dieser alte Mann hatte nicht noch ein paar Informationen, die Riku weiterbringen würden.
 

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Fortsetzung in Kapitel 2: Die Suche
 

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So ihr Lieben, ja ich habe es tatsächlich geschafft endlich weiterzuschreiben. Es war nicht ganz einfach nach so vielen Jahren wieder zu schreiben und nach nochmaligem Lesen und Fehler korrigieren, bin ich überhaupt nicht zufrieden mit meiner Arbeit, aber ich hoffe, dass ich mich mit den folgenden Kapiteln noch verbessern werde.
 

Bis dann

dat Schlomo

- Neues Chaos -

A bad Fairytale
 

Kapitel 2
 

Riku saß bereits im Schiff als ihm schmerzlich bewusst wurde, dass er sich an einen Hoffnungsschimmer klammerte, der so irreal war, dass er selbst kaum glauben konnte, dass er ihn überhaupt in seinen Lösungsweg mit einbezog. Aber letztendlich war es der einzige Anhaltspunkt den er hatte. Ein Märchenerzähler! Was war nur in ihn gefahren, dass er so einer Geschichte hinterherjagte, während Sora im Palast lag und sich nicht rührte. Steif, als wäre er bereits gestorben und doch noch immer lebendig. Riku seufzte schwer, als er seinen Kopf gegen das Steuerrad sinken ließ. Er musste jetzt unbedingt einen klaren Kopf bewahren.

Erster Halt: Twilight Town.
 

Die ersten Sonnenstrahlen begannen sich über die Stadt auszubreiten, als Riku den ersten Fuß auf festen Boden setzte. Er streckte seine müden Glieder, hörte hier und da ein paar seiner Wirbel knacken und schüttelte den Kopf. Das Fliegen auf so engem Raum behagte ihm nicht. Jedes Mal fühlte er sich danach wie ein alter Mann, kaputt, müde und verspannt.

Sein Blick glitt die ruhige Straße entlang, auf der Suche nach einer Antwort, von welcher er die Frage selbst im Moment noch nicht zu formulieren vermochte.

Er brauchte einen Plan, ein Quartier für die Nacht und dann hoffentlich genug Informationen, dass er zumindest erst einmal die Frage formulieren konnte. Es würde etwas in die Richtung: Was war mit Sora passiert?, sein, jedoch erschien ihm diese Formulierung viel zu ungenau. Er konnte schlecht durch die Stadt laufen, nach dem Märchenerzähler Ausschau halten und fragen: Hey, was ist mit Sora passiert? Der Mann wäre sicher amüsiert darüber. Wieder einmal bewies es Riku, dass er zuerst die Frage finden musste, was wiederum darauf aufbaute, dass er Informationen fand, an denen er eine Frage aufziehen konnte. Verdammter Teufelskreis. Alle Gedanken Riku's drehten sich im Kreis und immer wieder kam er zu dem Punkt, wo er sich eingestehen musste, dass es dieses Mal nicht so leicht werden würde. Es brauchte sicher einige Zeit den Mann zu finden und hoffentlich an nützliche Informationen zu kommen. Doch wie viel Zeit hatte er? Er vermochte es nicht zu sagen.
 

Sora, halt durch!
 

Entschieden schulterte Riku seine Reisetasche und verließ den Flugplatz. Als erstes würde er sich eine Unterkunft ansehen, um Notfalls einen Platz zu haben, an den er sich zurückziehen konnte.

Während er durch die langsam belebenden Straßen wanderte, glitt sein Blick über die fröhlichen Gesichter der Bewohner. Seit die Herzlosen weniger geworden waren, hatte sich langsam alles zum Guten gewandt. Die Menschen waren viel ausgelassener und es gab viele Feste, wie die plakatierten Wände eindeutig bewiesen. Es herrschte ein angenehmes Klima, als er die Schänke betrat und den Wirt vernahm, der ihm fröhlich preisend seine Zimmer feil bot. Es dauerte nicht lang bis der Mann bezahlt und Rikus Tasche auf dem Zimmer verstaut war. Während er seine Tasche neben dem Bett abstellte und sein sehnsuchtsvoller Blick über die weißen Laken glitt, spürte er, wie die Müdigkeit seine Augenlider schwer werden ließ. Wie war er nur auf diese dumme Idee gekommen, zu fliegen, bevor er geschlafen hatte? Am gestrigen Tage war er wohl nicht ganz bei sich gewesen. Die Angst, die ihn übermannt hatte, nichts tun zu können und die Hilflosigkeit, nichts zu wissen, hatten ihm seines sonst recht logischen und realistisch arbeitenden Denkapparates entzogen. Ein Blick aus dem Fenster hinauf zum Stand der Sonne sagte ihm, dass es gut 8 Uhr morgens sein musste. Es wäre also noch nicht zu spät gewesen, sich noch ein wenig Ruhe zu gönnen. Andererseits musste er zugeben, dass ihn diese alles erschlagende Unwissenheit sicherlich kein Auge hätte schließen lassen. Und so kam es, dass Riku mit einem verächtlichen Blick auf sein Bett das Zimmer wieder verließ.

Nach einem kurzen Gespräch mit dem Wirt, ein recht kleiner, gedrungener Mann mittleren Alters, hatte Riku seinen ersten Anhaltspunkt gefunden. Erst vor kurzem schien der Geschichtenerzähler hier vorbeigekommen zu sein und hatte anscheinend vor den Kindern Werbung für seine Geschichten gemacht, die er am kommenden Fest am Lagerfeuer erzählen wollte. Begeisterung hatte er durch sein Auftreten geweckt. So, nach den Erzählungen des Wirtes, war er in einem dunkelgrauen Mantel aufgetaucht und hatte sein Haupt bisweilen unter der Kapuze versteckt, um dann fast weißes Haar hervorzubringen. Sein Anblick hatte eher auf einen Gelehrten schließen lassen, als auf einen Märchenerzähler. Nachdem er sich für eine kleine Vorstellung seiner Rednerkünste ein paar Taler verdient hatte, nahm er ein Glas Wein zu sich und verschwand dann in den Straßen der Stadt. Komischer Kauz, hatte der Wirt geschlossen, bevor Riku sich dankend abwandte. So eine Person musste sich doch finden lassen. Und wenn alle Stricke rissen, konnte er sich wohl darauf verlassen, dass er ihn am Fest in 2 Abenden finden würde. Mit ein wenig Hoffnung im Gesicht verließ er die Schänke und begab sich auf die Suche nach dem alten Mann.
 

Noch während er die Kinder beobachtete, die fröhlich plappernd mit ihrem Meersalzeis durch die Straßen zogen, wurde ihm schwer ums Herz. Bereits 6 Stunden suchte er den Märchenerzähler, fragte Leute und sah in entlegenen Winkeln der Stadt nach, doch noch immer hatte er keine Spur. Es war, als wäre der Mann vom Erdboden verschluckt. Mit jeder Minute die verstrich, schwand Rikus Hoffnung weiter, den alten Mann innerhalb der Stadt zu finden. Es hatte schließlich auch niemand behauptet, dass dieser hier ein Quartier bezogen hatte. Was, wenn der Mann reiste und gar nicht bis zum Fest in dieser Stadt verweilte? Ernüchterung durchzog Rikus Gedankengänge, als er sich seufzend auf einen Mauervorsprung niederließ. Er beobachtetet wie sich die Sonne hoch in den Zenit stieg und spürte ihre warmen Strahlen auf der Haut. Ob Sora, egal wo sich seine Gedanken gerade befanden, wohl auch diese Wärme spüren konnte? Konnte er diesen feinen Windzug spüren, der die Luft erfüllte? Konnte er die fröhlichen Stimmen hören, die durch den Mittagsduft hallten? Konnte er im Schloss die besorgten Leute spüren? Wusste er, dass Riku sich auf die Suche und auf seine Rettung begeben hatte? Er hoffte es so sehr.

Bitte, gib nicht auf.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen als eine zarte Frauengestalt um die Ecke bog; genau auf die Treppe zusteuerte, wo er gerade erst auf dem Vorsprung Platz genommen hatte und scheinbar gedankenverloren versuchte ihren Hut auf dem Kopf zu behalten, während 3 Hündchen sich ihr immer wieder in den Weg stellten und sie dadurch fast zum Fallen brachten. „Bitte, ich habe nichts mehr. Wirklich nicht. Das war mein letztes Essen!“ versuchte sie krampfhaft die Hunde zu beruhigen. „Ich würde euch gern mehr geben, aber ich habe selber nichts mehr.“ Während der Blick der blauen Augen sich zu sehr auf die Hunde konzentrierte, bemerkte sie nicht den kleinen Höhenunterschied der Steine, der ihr alsbald zum Verhängnis wurde. Mit schreckgeweiteten Augen fiel die junge Frau nach vorn, wobei ihr Hut sich von ihrem Kopf abhob und im Licht der Sonne herrlich schimmerndes braunes Haar freigab. Das hellblaue, knöchellange Kleid, was eindeutig für diese warmen Tage geschnitten war, flatterte nach hinten und gab die Silhouette eines wohlgeformten, weiblichen Körper preis. Starke Arme schlangen sich um ihren Leib, als sie sich schon des Bodens nahe ahnte. Der erwartete Aufprall blieb aus. Erschrocken öffnete sie ihre Augen und hob den Kopf. Ihr Blick traf auf Augen, deren Farbe so satt war, wie das Meer. Tiefgründig funkelnd, mit dem kühlen, starken Strahlen des Mondes. Sie hatte das Gefühl in diesen wunderschönen Augen zu versinken, während ihr Herz begann einen schnelleren Ton anzuschlagen. Sanfte Röte legte sich auf ihre Wangen, als sie von ihrem fremden Retter wieder auf die Beine gestellt wurde. „Hast du dich verletzt?“, hörte sie den jungen Mann vor ihr sprechen, der noch immer besorgt auf sie hinab blickte. Ihr Größenunterschied konnte nicht größer als eine Hand breit sein, doch fühlte sie sich in seiner Gegenwart auf merkwürdige Weise nicht unterlegen. Etwas faszinierte sie an diesem jungen Mann. „Nein, dank dir geht es mir gut. Vielen Dank.“ Höflich machte sie einen kleinen Knicks, was den Fremden zum Schmunzeln brachte. Hatte sie etwas Falsch gemacht? Noch während sie in ihren Grübeleien versunken war, hatte sich Riku von ihr abgewandt und war an ihr vorbei marschiert. Als die junge Frau sich der plötzlichen Einsamkeit gewahr wurde, drehte sie rasch herum um ihren Prinzen und Retter hinterher zu rufen. Ihr Worte blieben unausgesprochen, als sich ein scheinbar unlösbarer Knoten in ihrem Hals bildete. Rot flammte ihr Gesicht, während sich Riku lächelnd zu ihr hinab beugte; einen Hand noch immer an ihrem Hut, der dank ihrem Helden wieder seinen Platz auf ihrem Kopf gefunden hatte. „Du solltest besser darauf aufpassen.“ Schüchtern nickend, blickte sie in die Augen des Fremden. Noch nie hatte sie es erlebt, dass ihr Herzschlag eine solche Geschwindigkeit erreichen konnte. Noch nie hatte sie es erlebt, dass sie ein Mann sprachlos machte. Doch allein die Erscheinung ihres Prinzen, schien so unwirklich, dass sie sich vergewissern musste, dass dies alles der Wirklichkeit entsprach. Langsam hob sie ihre Hand und führte sie vorsichtig tastend an die Hand Rikus an ihrem Hut. Warm, war das erste was ihr bei der Berührung durch den Kopf schoss. Weich und irgendwie verdammt sexy.

Überrascht blickte Riku in das Gesicht der jungen Frau. Er wusste um sein eigenes Äußeres und seine Wirkung auf Frauen Bescheid, dennoch war es dieses Mal anders. Diese Frau war anders. Ihr schüchterner Ausdruck in den Augen, die so blau waren, dass sie in den Sonnenstrahlen zu funkeln schienen, versprach mehr. War das ein Funke Schalk in ihren Augen? Die kleinen feinen Linien um ihre Augen herum sprachen davon, dass sie gern und viel lachte und ihre braunen Haare luden praktisch dazu ein, hindurch zu wühlen. Ihr Geruch war irgendwie vertraut, obwohl er sie heute hier und jetzt das erste Mal gesehen hatte und trotzdem hatte er das Gefühl, sie schon ewig zu kennen. „Wie ist dein Name?“, vernahm er ihre liebevolle Stimme, die ihr ganzes Bild noch ein wenig mehr abzurunden schien. Längst waren die kleinen Hunde, ob ihrer Vernachlässigung von dannen gezogen, während Riku und diese junge Frau sich noch immer gegenüberstanden, sie ihre Hand auf der seinen an ihrem Hut. Ihr Abstand war so persönlich gering, doch noch immer fühlte er kein Unbehagen oder Misstrauen in sich keimen, dass ihn sonst auf Abstand gehen ließ. Wer war diese Frau? „Ich heiße Riku.“ Ein unbeschreibliches Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen, als sie den Namen ihres Retters noch einmal wiederholte. „Riku also. Ich heiße Rosalie. Aber bitte, nenne mich doch Rosa!“ Es war Riku, als hätte man mit einem Blitz direkt durch seine Augen in sein Innerstes getroffen. Etwas zu ruckartig, hatte er die Hand von ihrem Hut gezogen und so die Verbindung der Beiden unterbrochen, wofür er einen fragenden Blick geschenkt bekam. Was war das gewesen? Wieso hatte ihr Lächeln ihn so sehr bewegt? Noch nie hatte er ein so schönes Lächeln gesehen!

Nach einem kurzen Moment des Schweigens, während Rosa die prüfenden Blicke auf sich selbst duldete, kehrte ein, für Riku, undeutbarer Ausdruck in ihre Augen zurück. „Hast du Lust mit mir Meersalzeis zu essen?“, fragte sie fröhlich, während sie ihr Kleid zurechtrückte. Erwartungsvoll blickte sie zu ihrem Retter auf. „Für deine heldenhafte Tat muss ich dich schließlich entlohnen!“

Noch bevor Riku sich hatte zu dem Thema äußern können, spürte er wie sie sich bei ihm unter hakte und das Lächeln in ihrem Gesicht ließ Riku für diesen Moment alle Hast vergessen. Ein kleines Eis wäre doch sicherlich in Ordnung, dachte er bei sich, während er noch immer ein wenig verdutzt über die Unverfrorenheit der jungen Frau staunte.

Es folgte ein angenehmes Gespräch, während sie ihr Eis zu sich nahmen und irgendwie wurde Riku das Gefühl nicht los, dass er sie schon ewig kannte. Es war so vertraut, so entspannend und es fühlte sich einfach verdammt gut an. Während er die Sonne beobachtete, wie sie langsam hinter dem Hügel verschwand, saßen Rosa und Riku noch immer auf der Anhöhe vertieft in ein langes Gespräch. Rosa war eine erstaunliche junge Frau. Auch wenn sie, wie sie sagte, keinerlei Erinnerung an ihre Kindheit hatte, hatte sie ihren Lebensmut nicht verloren und ging immer wieder in die Zukunft. Ihr Frohsinn erinnerte ihn an seinen unbeschwerten besten Freund. Sora war genauso. Immer mit dem Kopf durch die Wand und niemals einen Blick zurück, sondern nur nach vorn. Rosa ähnelte ihm wirklich sehr, bis auf dass sie eine Frau war, schmunzelte er. Immer wieder ließ ihn Rosalies Anblick in Gedanken zu Sora schweifen. Er hoffte so sehr, dass es ihm gut ging. Wieder und wieder traf Riku ein Stich, als er sich dessen besann, dass er hier saß und mit einer schönen Frau redete, statt sich auf die Suche nach dem Märchenerzähler zu begeben. Doch irgendwie schien es trotz allem richtig hier mit ihr zu sitzen und zu reden. Sie gab ihm ein Gefühl zu Hause zu sein.

Die Sonne war hinter den Bergen verschwunden und mit ihr war die Wärme auf Rosalies Haut gewichen. Sie fröstelte leicht, als ihr bewusst wurde, dass sie den ganzen Nachmittag damit verbracht hatten, zu reden. Es war angenehm gewesen und sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie ihrem Prinzen, wie sie ihn innerlich immer noch liebevoll nannte, vertrauen konnte. Ein lautes Grollen, ließ sie zusammenfahren, bevor ihr peinlich berührt bewusst wurde, dass es ihr eigener Magen gewesen war. Mit einem Schlag war Rikus nachdenklicher Blick, den er immer wieder während ihres Gespräches in den Himmel gerichtet hatte, verschwunden und ein leises Lachen entkam seiner Kehle. Wunderschön, dachte sie bei sich. „Wir sollten etwas essen gehen, bevor du noch verhungerst.“ Freudig, ob des Wortes 'wir', stimmte sie in sein Lachen mit ein und erhob sich. „Ja, das klingt nach einer guten Idee.“

Und wieder Etwas, worin sie Sora ähnelte.

Es war ein spaßiger Abend geworden, während sie in einem Imbiss saßen und sich die Bäuche vollschlugen. Nun gut, wohl eher Rosalie sich den Bauch vollschlug. Noch nie hatte Riku eine Frau so viel essen sehen. Eine bleierne Müdigkeit legte sich über Rikus Gedanken, nachdem sie das Lokal verlassen hatten. Rosalie schien ein sehr sensibler Mensch zu sein, denn sofort hatte sie den Moment erkannt und hatte sich freundlich damit verabschiedet, dass sie Morgen noch einmal nach ihm sehen würde an der Treppe und sie sich freuen würde, wenn er dort auf sie warten würde.

Ein wenig irritiert hatte Riku schließlich zustimmend genickt. Das klang ja schon fast nach einem Date. Nun gut, sie waren beide alt genug um eben solche auch zu veranstalten, oder nicht? Sie war eine schöne, junge und überaus attraktive Frau und er war schließlich nur ein Mann.
 

Sora, du bist zwar mein bester Freund, aber diese Frau ist einfach faszinierend. Außerdem, schließt das eine ja das andere nicht aus, oder?
 

Ja, das war richtig. Er konnte schließlich auch mit Rosa nach dem Märchenerzähler suchen. Vielleicht könnte sie ihn auch auf ein paar Dinge hindeuten, die er sonst übersehen hätte.

Zufrieden mit seiner Rechtfertigung begab er sich auf sein Zimmer, wo er noch einmal nachdenklich aus dem Fenster in die Sterne blickte. Während er sich Rosalies Gesicht in Gedanken rief, erschien immer wieder Soras strahlendes Lachen. Frustriert ob der Störung seines besten Freundes, während er versuchte gerade über eine schöne Frau nachzudenken, gab er schließlich auf und legte sich schlafen. Es war ein anstrengender, aber schöner Tag gewesen.
 

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„Riku“
 

- Schon wieder diese Stimme. „Was willst du?“
 

„Der Schlüsseljunge! Er stirbt!“
 

- „Ja, erzähl mir was Neues! Vielleicht wie ich ihn retten kann!“
 

Erbost erhob Riku im Traum seine Stimme. Wenn sie schon wusste, dass er starb, dann konnte sie ihm doch wenigstens helfen! Wer war diese Stimme überhaupt?
 

- Stille -
 

Verwirrt lauschte Riku auf die Stille, während in seinem Unterbewusstsein sein Tag aufgearbeitet wurde. Irgendetwas fühlte sich hier falsch an. Sein Kopf begann zu schmerzen, als die Bilder von Sora und Rosalie auftauchten. Beide sahen ihm lächelnd entgegen.
 

„Halt dich von ihr fern!“
 

- Sie hat Angst. Wovor?
 

Und plötzlich erschien vor ihm die Erscheinung von Rosalie.
 

„Sie wird ihn töten! Sie ist eine Gefahr für den Schlüsseljungen!“
 

- Rosalie? Eine Gefahr für Sora? Ungläubig blickte er auf die unschuldige Erscheinung vor ihm. Rosalie hatte ihn heute so viel Wärme spüren lassen, fast als wären sie sich schon einmal begegnet. Es war, als hätte Riku eine alte Freundin wiedergetroffen. Sie sollte Sora etwas Böses wollen? Das konnte er sich nicht vorstellen. Rosalie kannte doch Sora gar nicht. Und er hatte ihr gegenüber nur erwähnt, dass er einen Märchenerzähler suchte. Nichts weiter. Aber was, wenn ihr Zusammentreffen kein Zufall war? …
 

„Halte dich von ihr fern! Sonst stirbt der Schlüsseljunge!“
 

- Aber Rosa-... Was soll ich glauben? Was soll ich tun? Ich weiß doch nicht mal wer du bist!
 

„Hör nicht auf sie!“
 

- Wieder diese anderen Stimmen. Das wird ja immer verrückter.
 

„Vertrau Rosalie!“
 

- Woher kennt ihr ihren Namen?
 

„Sie ist eine Gefahr für den Schlüsseljungen!“
 

- ….
 

„Vertrau auf dein Gefühl!“
 

- Was denn nun? Worauf soll ich mich verlassen, wenn ich vollkommen verwirrt werde von euch? Soll ich Rosalie nun vertrauen oder nicht?
 

„Nein!“

„Ja!“
 

- Ah! Wie kompliziert! Lasst mich in Ruhe!

- Stille -
 

Was soll ich tun?
 

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Unruhig erwarte Riku am nächsten Morgen. Schweiß bedeckt glänzte seine Haut in den ersten Sonnenstrahlen, die durchs Fenster fielen. Trotz des Traumes schien er lange geschlafen zu haben, denn das Licht der Sonne hatte bereits eine angenehme Wärme angenommen. Was war das nur schon wieder für ein seltsamer Traum? Und wie sollte er wissen, wem er glauben sollte, wenn er nicht wusste, wer sich hinter den Stimmen verbarg?

Doch trotz allem konnte er sich nicht davon überzeugen, dass Rosalie eine Gefahr für Sora darstellen sollte. Ihr Lächeln war so warm gewesen und hatte ihn so oft an seinen besten Freund erinnert und vor allem hatte sie Rikus Herz bewegt. Konnte so jemand schlecht sein?

Er hatte jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder, er verließ sich auf sein Gefühl und setzte Sora möglicherweise einer Gefahr aus oder er zog ohne Rosalie auf die Suche nach dem Märchenerzähler.

In Gedanken versunken ließ er das wohltemperierte Wasser der Dusche über seinen Körper rauschen. Er versuchte tief in sich eine Antwort zu finden oder zumindest eine rationale Erklärung. Einerseits für seinen komischen Traum und andererseits für die Problematik „Rosalie“.
 

Sora, wenn du aufwachst, mach dich auf was gefasst! Solche Kopfschmerzen bereitest du mir nie wieder!
 

Fluchend drehte er das Wasser ab und trat im Handtuch aus dem Bad. Er musste sich beruhigen. So konnte doch niemand einen klaren Gedanken fassen.

Nachdem er sich angezogen hatte, starrte er auf die lebendige Einkaufsmeile zum Fuße des Gebäudes hinab. War es gestern auch schon so ein schöner Tag gewesen? Ja, so wie das Licht in Rosalies Haar geschimmert hatte, musste es definitiv ein mindestens ebenso schöner Tag gewesen sein. Mit dem Blick der Sonne entgegen gerichtet, dachte er an die Zeit zurück, die Sora, Kairi und er selbst auf der kleinen Insel verbracht hatten. Während er mit Sora zusammen gewesen war, hatte er stets ein ebenso gutes Gefühl gehabt, wie gestern mit Rosalie. Ihr Augen strahlten genauso wie seine und ihr lieblicher Geruch erinnerte Riku ständig an seinen besten Freund. Selbst wenn Sora sterben würde, würde er in Rosalie weiterleben, selbst wenn sie ihm nie begegnet war, oder nicht?

Seine Finger krallten sich krampfhaft in die Kante des Fensterbrettes. Sora wird NICHT sterben! Dafür würde er schon sorgen. Und dann würde er ihm eine ordentliche Tracht Prügel anbieten, für den Stress den er immer verursachte.

Entschlossen verließ Riku sein Zimmer, zahlte noch eine Nacht beim Wirt und machte sich auf zu der Treppe, an der er gestern Rosalie zum ersten Mal getroffen hatte. Er würde schon noch herausfinden, ob Rosalie wirklich eine schlechte Person war.
 

Sora, ich werde dich retten! Du wirst schon noch sehen!
 

Es dauerte nicht lang, bis er in das freudige Gesicht der jungen, schönen Frau blickte, auf die er gewartet hatte. „Riku! Das ist aber schön! Ich war vorhin schon einmal nachsehen und hatte schon Angst, du würdest mich versetzen!“ Ihr Lachen erfüllte die Luft und ließ Riku für eine Weile seine Sorgen vergessen. „Ich habe nur endlich einmal wieder ausgeschlafen.“, entschuldigte er sich, eher er sich von dem Mauervorsprung erhob. „Hilfst du mir bei der Suche?“

Rosalie nickte fröhlich, als er sich zu ihr gesellte. „Ja, das habe ich dir doch schon gestern gesagt. Wobei ich mich immer noch frage, was so jemand wie du von einem Märchenerzähler will.“

Ihr großen blauen Augen schauten interessiert zu ihm auf, während ihm mit einem Schlag die Warnung aus seinem Traum entgegenschlug. Er zögerte kurz bevor er lächelnd antwortete. „Ich bin auf der Suche nach einer ganz bestimmten Geschichte, die ich als Kind immer gehört habe. Mehr nicht.“ Es war halb gelogen und in Gedanken entschuldigte er sich bei der jungen Frau. Doch es ging nicht anders. Bis er wusste, ob und welche Gefahr von Rosalie wirklich ausging, musste er die Wahrheit ein wenig ausschmücken.
 

Bis zum Nachmittag hatten sie sich in der Stadt umgehört, doch wie auch am Tag zuvor blieb Rikus Suche erfolglos. Während ihn anfangs noch die Gesellschaft der jungen Frau hatte ablenken können, gewann allmählich seine Frustration über seine eigene Nutzlosigkeit Oberhand. Wie konnte es nur so schwer sein, einen alten Mann in einer Stadt ausfindig zu machen? So wie es schien, musste Riku tatsächlich bis zum nächsten Abend warten, bis er seine Fragen an den Erzähler stellen konnte. Während sie sich auf einer Bank in der Stadt niederließen, rutschte Rosa verlegen ein wenig näher an Riku heran. Sie gähnte herzhaft und streckte ihre Beine aus, bevor sie mit einem kurzen Seitenblick zu ihrem Prinzen ihren Kopf auf dessen Schulter sinken ließ. Ein zartes Rot überzog ihre Wangen, als sie sich gewahr wurde, was sie so eben getan hatte. Erschrocken wollte sie sich bereits aufsetzen, als sich ein schlanker Arm mit sanftem Druck um sie legte. Sanft lächelnd schloss sie die Augen.

Was war das für ein Gefühl? Riku besah sich erschrocken seinen eigenen Arm, der sich wie von selbst um die junge Frau gelegt hatte. Seine Wange streifte das weiche, braune Haare und der liebliche Geruch Rosas stieg ihm in die Nase.
 

Sora...
 

Eine undefinierbare Schwermut überkam ihn, während er auf das braune Haar hinab sah und diesen wundervollen Geruch in sich aufnahm. Wie von selbst begann seine Hand über Rosalies Arm zu streichen, während sich sein Körper jedes kleine Detail dieser schönen Person einzuprägen schien. Er blickte hinab auf die zierliche Nase, die dichten, geschwungenen Wimpern und auf die leicht geröteten Wangen. Rosalie war wirklich eine Schönheit, auf ihre ganz eigene unbeholfene, tollpatschige und liebevolle Art. Und mit jeder Minute die verstrich, glitten Rikus Gedanken stärker zu Sora. Er erinnerte sich an dessen Lächeln, dass genauso die Sonne hervorlockte, wie es das Lächeln Rosalies tat. Er erinnerte sich an Soras tiefblaue Augen, die anscheinend immer lächelten, selbst wenn sie stritten. Und Rosalie... Ja, Rosalie hatte denselben wundervollen Ausdruck in den Augen.

Noch bevor Riku das Gefühl hatte, sich an Rosalie satt gesehen zu haben, wenn dies überhaupt möglich war, öffnete sie ihre Augen und blickte zu ihm auf. Plötzlich stand sie herzhaft lachend auf und beugte sich mit in den Hüften gestemmte Arme zu ihm hinunter. „Was starrst du denn so? Bist du etwa verliebt?!“

Es traf Riku wie ein Schlag. Die Erinnerung an einen sonnigen Nachmittag am Strand. Er hatte auf dem Stamm einer Palme gelegen und den Mädchen beim Spielen zugesehen, als Sora sich vor ihn gestellt hatte und ihn genau ebenso diese Frage gestellt hatte. Seine Augen hatten denselben Schalk inne gehabt und seine Stimme, überschlug sich fast vor Freude Riku erschrocken zu haben. Doch etwas, was ihm erst jetzt an Rosalie auffiel, versetzte ihn in Grübelei. Rosalie hatte ihre Hände krampfhaft zu Fäusten geballt, während sie sie in ihre Hüfte stemmte. Ihre Knöchel traten weiß hervor. Warum war sie so verkrampft? Sein Blick glitt an ihrem schmalen Oberkörper nach oben, erhob sich beschämt von ihrem Dekolleté, striff die zu einem weniger fröhlichen Lächeln verzogenen Lippen, bis er direkt in Rosalies Augen blickte. Je tiefer er ihren Blick ergründete, um so mehr beschlich ihn das Gefühl, einen gewissen Schmerz in ihrem Blick zu sehen. Sora hatte ihn genauso angesehen, als Riku damals dachte, er hatte ihn nur aufziehen wollen. Soras Hände waren verkrampft gewesen und in seinem Blick hatte denselben schmerzhaften, unsicheren Beigeschmack.

Unfähig sein neues Wissen in seiner Gefühlswelt einzuordnen, schüttelte er den Kopf.

„Was? Das ist ja mal eine direkte Abfuhr!“ Immer noch leicht lächelnd, verzog Rosalie den Mund zu einem Schmollmund.

Überrumpelt blickte Riku zu ihr auf. Hatte sie etwa sein Kopfschütteln auf ihre Frage bezogen? „Ah, so war das nicht gemeint. Ich hatte nur gerade an S-...“ Halt. Er durfte ihn nicht erwähnen, solange er nicht wusste, was sein Traum zu bedeuten hatte. „-.. ich habe an jemanden gedacht und musste mich nur wundern.“

Lachend nahm Rosalie Rikus Hand und zog ihn von der Bank. „Kein Grund sich zu rechtfertigen. Das war nur ein Scherz.“

Noch bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte sie ihn wieder zu dem kleinen Imbiss gezogen. Erleichtert, dass sie das ganze weit weniger zu beschäftigen schien, als ihn selbst, ließ er sich mit ihr an einem Tisch nieder. Wenn er so darüber nachdachte, hatte er wirklich ein wenig Hunger.

Wieder herrschte eine entspannte Atmosphäre, während sich die beiden über dies und das unterhielten. Die Zeit verstrich und Rosalie wurde immer ausgelassener. Sie erzählte mit heftigsten Gesten was ihr heute aufgefallen war und welche Leute sie heute als schrecklich empfunden hatte. Und während sie mit ihrem Glas Kirschsaft in der Hand von dem unschönen Mann erzählte, der ihr in den Ausschnitt gestarrt hatte, passierte das Unglück. Ein deutlich angetrunkener Mann, rempelte sie von hinten und der ganze Kirschsaft verteilte sich auf ihrem hellblauen Kleid. Erschrocken sprang sie auf, während der Mann hinter ihr sich mehrmals für seinen Fehler entschuldigte. „Jetzt muss ich mich umziehen gehen!“ Entgeistert blickte sie an sich hinab. Ein Schmunzeln lag auf ihren Lippen, während sie den Fleck an ihre Lippen hob und saugte. „Aber schmecken tut es gut.“

Erschüttert blickte Riku zu ihr hinüber. Das hatte sie nicht wirklich gerade getan. Röte stieg in sein Gesicht als er den Kopf schüttelte. Von Sora hätte er so etwas ja noch erwartet, aber doch nicht von einer Dame. Er seufzte, stand peinlich gerührt auf und folgte Rosa nach dem Zahlen nach draußen. „Ich wohne gleich in der Nähe, dann ziehe ich mir schnell etwas anderes über.“ Freudig zeigte sie in nordwestliche Richtung, hakte sich dann bei Riku unter und schritt dann voran. Ohne dass er gefragt worden war, trieb er jetzt immer weiter auf die Gegend zu, in der Rosa wohnte. Sie hatte wirklich ein einnehmendes Wesen. Er lächelte leicht, als er anständig vor der Tür wartend an den Tag zurückdachte. Er hatte so viel Spaß mit Rosalie heute gehabt, dass es ihm schon fast schwer fiel an den Abschied zu denken, sobald er seine Mission erfüllt hatte.
 

Sora. Morgen Abend weiß ich vielleicht schon mehr. Halte durch!
 

Es dauerte keine 5 Minuten als sich hinter ihm die Haustür öffnete und Rosalie vor ihn trat. Ihr neues Kleid war schwarz, ging nicht einmal bis zu den Knien und ließ ihr Dekolleté noch üppiger erscheinen, während ihre Taille schmaler und doch weiblicher wirkte. In diesem Kleid sah sie nicht mehr aus, wie eine unschuldige, junge Frau, sondern stellte für einen jungen Mann, wie er selbst es war, eine große Versuchung dar. Ihre blauen Augen schienen unter der Akzentuierung mit dem schwarzen Kajal nur noch heftiger zu strahlen. Wie konnte sie nur. Er war doch schließlich auch nur ein Mann, der eindeutig in dem Alter war, wo er frauliche Schönheit auf andere Weise zu schätzen wusste. Er seufzte schwer, als sie unschuldig lächelnd wieder an seiner Seite ihre Stelle einnahm und ihn durch die Stadt führte. „Eigentlich wollte ich es erst morgen Abend zu unserem Date anziehen, aber irgendwie brauchte ich nach der Kirschsaft-Attacke etwas, dass mich nicht mehr ganz so tollpatschig aussehen lässt.“ Ihr Blick glitt in die Ferne, während sie am Geländer stehen blieb um die Ruhe der Nacht zu genießen. „Schließlich will ich keine Brudergefühle in dir wecken!“, ergänzte sie leise.

Abermals nahm Rosa Riku den Atem. So unschuldig sie auch war, so unberechenbar ehrlich schien sie auch zu sein. Riku hatte sich entschieden. Zumindest im Punkt Rosalie musste sich die eine Stimme irren. Rosalie konnte einfach keine Gefahr für Sora darstellen.

Von der Woge seiner Gefühle mitgerissen, wandte er sein Gesicht Rosalie zu. In ihren Augen sah er die Sterne funkeln und während er am Rand ihre Silhouette war nahm, den Ansatz ihrer Brüste und die weibliche Rundung ihrer Hüfte, schienen sämtliche Pheromone, die Rosalie verströmte, seine männlichen Gedanken an den Tag zu bringen. Seine Hand legte sich sanft an ihre Wange. Mit dem Daumen fuhr er zärtlich über die weiche Haut, während sein Blick von ihren Augen über die zarte Nase zu den vollen Lippen hinab wanderte. Eine sanfte Röte legte sich auf ihre Wangen, während sie ihre Lippen leicht öffnend, die Augen schloss. Langsam, als könnte er sie verschrecken, näherte sich Riku Rosalies Gesicht. Er konnte ihre Wärme fühlen und ihr Geruch brannte sich tief in sein Gedächtnis.
 

So vertraut...
 

Riku fühlte ihren aufgeregten Atem auf seinen Lippen, bevor er die letzten Zentimeter überwand und unwahrscheinlich zärtlich ihre Lippen vereinte. Er hatte das Gefühl in Flammen zu stehen, während er den wundervollen Geschmack Rosalies kostete. Genießend im Augenblick verweilend, schloss er die Augen. In seinem Geiste, ordnete er diesen lieblichen Geschmack einer anderen Person zu. Rosalies Wesen, ihr Geruch und ihre Launen... all das erinnerte ihn an Sora...

Unwirsch versuchte Riku die Gedanken an seinen besten Freund zu verdrängen. Er stand hier mit einer wundervollen Frau und verglich sie ständig mit ihm! So etwas war doch verrückt.

Wobei es für ihn viel verrückter erschien, wie sehr sich die zwei ähnelten. Er vermisste Sora und kein Wunsch erfüllte Riku in diesem Moment mehr, als Sora zu retten.

Je verzweifelter seine Gedanken an seinen besten Freund nachhingen, um so verlangender wurde der Kuss, den er mit Rosalie tauschte. Ihr zarter Körper drängte sich dicht an seinen, während ihre Hände sich in sein Oberteil verkrallten. Noch immer die Augen geschlossen, lösten sich ihre Lippen voneinander. „Riku...“ hauchte Rosa leise, bevor sie die Augen öffnete.

Rikus Blick traf auf zwei blaue Saphire, in denen so viele Emotionen standen, wie ein geschliffener Edelstein spiegeln konnte. Etwas hatte sich in Rosalies Blick geändert, doch vermochte Riku nicht es zu deuten. War es ein tiefer Schmerz? Eine Sehnsucht?

„Lass mich niemals los!“, flehte Rosalie tief in seine Augen blickend, bevor sie sich eng an ihn presste und die Arme um seinen Hals schlang. Überrascht blickte Riku an ihr vorbei in die Ferne, immer noch hin und hergerissen von den Gefühlen, die er in ihren Augen gelesen hatte. Was war das? Sie kannte ihn doch kaum. Vorsichtig legte er die Arme um ihre schlanke Taille.

Wie von selbst versank eine seine Hände in ihren braunen Haaren und während sie das Gesicht dichter an Rikus Hals vergrub und so mit jedem Atemzug neue Hitzewellen durch seinen Körper jagte. Es verwirrte ihn mit jeder Sekunde mehr, wie es ihn erregte, während er in Gedanken noch immer Rosa mit Sora verglich. Als ihre Lippen erneut auf seine Haut trafen, seinen Hals entlang zu seinem Ohrläppchen küssten, erschien Soras gequältes Gesicht vor ihm, wie er Riku gefragt hatte, warum er so starre, ob er sich verliebt hatte. Nein, er hatte keinerlei Interesse an einem der Mädchen gehabt. Dafür aber jetzt an Rosalie immer mehr, die ihn so sehr an Sora erinnerte. Als er Rosas Zähne an seinem Ohrläppchen spürte und ihn eine neue grenzenlose Welle der Lust übermannte, während er immer noch Soras Haar unter seinen Fingern fühlte und nicht das von Rosalie, stieß er sie erschrocken einen Meter von sich. „Verzeih, ich muss schlafen. Morgen wird ein anstrengender Tag.“ Hätte Riku sich noch einmal umgedreht, als er zu seiner Schänke davon stürmte, hätte er Rosalie gesehen, wie sie die Hand nach ihm ausstreckte und seinen Namen flüsterte, während Tränen in ihren Augen standen. „Verlass mich nicht...“, flehte sie leise in den Nachthimmel.
 

Was zur Hölle war das gewesen?
 

Unruhig schritt Riku in seinem Zimmer auf und ab. Am Liebsten hätte er die Wand geschlagen, ob seiner eigenen Ohnmacht über seine Gefühlswelt. Warum zum Teufel? Zum ersten Mal hatte er Interesse an einer Frau und nun funkte ihm Sora ständig dazwischen. Er spürte den Hass in sich lodern.

Nachdem Riku mehrere Minuten seinen imaginären Sora beschimpft hatte, was er in seinen Gedanken zu suchen habe, ließ er sich ergeben auf das Bett sinken. Schmerz hatte sein Herz fest im Griff als ihm bewusst wurde, dass Sora nicht das geringste dafür konnte, dass Riku so ausrastete. Immerhin hatte Sora sich ihm gegenüber immer wie sein bester Freund verhalten. Nie hatte er sich etwas zu schulden kommen lassen oder ihn davon abgehalten mit Frauen zu flirten. Doch noch nie hatte er eine solche Zuneigung zu einer Frau empfunden, wie zu Rosalie. Warum also dachte er dann ständig an seinen besten Freund?

Vielleicht hatte er einfach nur ein schlechtes Gewissen, weil er mehr Zeit mit Rosalie verbracht hatte, als nach dem Märchenerzähler zu suchen. Das musste es sein. Erleichtert seufzte Riku, nachdem er die Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte.
 

Ich habe dich nicht vergessen, Sora. Keine Angst.
 

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Es war eine unruhige Nacht und immer wieder wälzte sich Riku von einer Seite auf die andere. In seinen Träumen erschien immer wieder Sora mit einem verletzten Gesicht. „Verlass mich nicht...“, flehte er immer wieder leise.
 

„Ich habe dich gewarnt!“
 

- Wieder diese Frau. Sie hat so große Angst.
 

„Ich habe dich vor ihr gewarnt! Nun ist es zu spät!“
 

- Was? Von was redest du?
 

Tief in seinem schwarzen Traum gefangen, nahm er Hände wahr, die etwas packten. Panisch blickte Sora in diesen Händen auf und streckte die Hand nach ihm aus. „Riku!“ Sein Schrei hallte durch das Nichts seines Traumes. Sora! Noch während Riku versuchte auf Sora zuzulaufen und dessen Hand zu nehmen, veränderte sich die Gestalt und plötzlich sah er sie. Rosalie! Immer wieder, mit jedem Blinzeln, wechselte die gefangene Figur. Sora. Rosalie. Sora. Rosalie. Sie veränderten sich, aber dennoch blieben diese warmen Gesichtszüge gleich.

Letztendlich war es Rosalie, die von den Händen in tiefe Dunkelheit gezogen wurde.
 

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Mit einem Schrei erwachte Riku aus seinem Traum. Was war das gewesen?
 

Unsicher blickte er sich um. Er war noch immer in seinem Zimmer in der Schänke. Ein prüfender Blick zum Fenster bestätigte ihm, dass der Tag gerade erst angebrochen war. Noch immer vor Angst zitternd, fuhr sich Riku durch die verschwitzten Haare. Sollte jetzt jede Nacht so enden? Immer noch unheimlich müde und schlapp, begab er sich unter die Dusche, wo er sich erneut seinen Traum vor Augen führte. „Rosalie..“ flüsterte er leise. Er musste unbedingt nach ihr sehen.

Mit diesem Entschluss zog er sich an und verließ die Schänke, wo er auf eine Schar aufgebrachter Menschen traf. Während er versuchte aus dem wirren Geschwätz Informationen herauszufiltern, machte er sich langsam auf den Weg zu Rosalies Haus.

Er vernahm Worte von Brand, Feuer, Chaos und Fest. Doch so richtig konnte er sich keinen Reim darauf bilden. Als er die Straße ein wenig Richtung Norden gegangen war, fielen ihm im Westen die dichten Rauchschwaden am Himmel auf. Was war da passiert? Seine Neugier zügelnd, wandte er sich erst einmal in Richtung Rosalie. Er musste nur wissen, dass es ihr gut ging. Mehr nicht. Auch wenn das nur ein Traum war. Schon einmal hatte so ein Traum erschreckende Wahrheiten geliefert. Als Riku das Haus erreichte, traute er seinen Augen kaum. Es war ein altes, baufälliges Haus in dem sicher schon seit mehreren Jahren niemand mehr gewohnt hatte. Am Tag zuvor hatte es doch aber noch ganz anders ausgesehen, oder nicht? War das nur seine Vorstellung gewesen? Hatte er vielleicht den gestrigen Tag nur geträumt? Unsicher blickte er zu den zerbrochenen Fensterscheiben ins Haus hinein. Nichts deutete darauf hin, dass bis vor kurzem Jemand hier gelebt hatte. Bereits als Riku sich für verrückt hatte abstempeln wollen, flog ein kleiner schwarzer Schmetterling an ihm vorbei. Sein Blick strich sein Spiegelbild in der Fensterscheibe. Etwas hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Nicht der schwarze Schmetterling war es, den er in der Scheibe anstarrte, sondern sein eigenes ich. Besser gesagt, seinen Hals, der eindeutig eine kreisrunde kleine Rötung aufwies. Als er mit seinen Fingern die geschundene Haut berührte, erinnerte er sich an Rosalies heiße Lippen, die seinen Hals entlang küssten. Es war also kein Traum! Aber, wo war sie dann?
 

Von seiner Neugier angestachelt, lief Riku eiligen Schrittes den Menschen hinterher, die sich auf die Rauchwolke im Westen zubewegten. Dort angekommen, konnte er die Worte, die er vorhin vernommen hatte, in die richtigen Sätze ordnen.

Es gab ein Feuer auf dem Festplatz. Der Brand hat alles zerstört. Das Fest fällt aus.

Nein! Das konnte nicht wahr sein! Wenn das Fest ausfiel, dann verging Rikus Chance den Märchenerzähler noch heute Abend zu sehen! Und damit entschwand auch seine Möglichkeit auf baldige Lösung des Problems.

Ein Gefühl, als wären seine Emotionen abgestumpft, machte sich in ihm breit, als er seine Tasche holte und sich ins Schiff setzte. Was sollte er jetzt tun? Wo sollte er suchen?
 

Sora! Rosalie! Helft mir, bitte!

- Neue Fragen -

A bad FairyTale

- Neue Fragen -
 

Kapitel 3
 

*+*+*+*
 

Soooo, jetzt muss ich mich doch einmal zu Wort melden. ^_^

Vielen Dank für die aufbauenden Kommentare und hallo an alle alten und neuen Leser.

Nach langer (wirklich langer) Zeit habe ich mich dazu entschlossen diese Fanfic weiterzuschreiben. Seit Jahren hat mir die Idee im Kopf herum gegeistert und nie habe ich sie vergessen können. Mein Schreibstil ist in 5 Jahren Abstinenz ziemlich eingerostet und ich hoffe, dass ich mich mit jedem Kapitel wieder ein wenig weiterentwickeln werde, so wie es hoffentlich unsere Haupt-Charaktere auch tun werden.

Nachdem ich demletzt die Fanfiction der wundervollen -Porcelain- gelesen habe, wäre ich bei ihrem Schreibstil fast vor Demut auf die Knie gegangen (aber dann hätte ich den Monitor nicht mehr gesehen und hätte ja schlecht weiter lesen können. ;) ). Definitiv ist sie mein neuer Stern am Himmel, dem man gern entgegen fiebert.

Ich rede zu viel!
 

Ich wünsche euch viel Spaß mit dem nächsten Kapitel und hoffe ihr könnt mir folgen!
 

*+*+*+*
 

Und wieder war er eingesperrt in diese enge Kabine, die ihm sein Schiff bot. Mürrisch blickte er auf die Anzeigen, während er sein neues Ziel im Blick hatte: Port Royal.
 

Riku konnte nicht genau definieren, warum es ihn gerade in diese Welt zog, doch etwas in ihm gab ihm unmissverständlich zu verstehen, dass das der richtige Weg war. Und mit jeder Sekunde, die er sich weiter von Twilight Town wegbewegte, hatte er das Gefühl etwas Wichtiges zu vergessen. Doch wie es so mit dem Vergessen war, konnte er sich nicht darauf besinnen, was ihm dort entglitt. Immer wieder versuchte er den Gedanken zu greifen, der sich in seinem Hintersten seines Kopfes versteckte, doch sobald er glaubte ihn zu fassen, entschwand er ganz.

Genervt rieb sich der junge Mann die Wurzel seiner Nase, um so für ein wenig Entspannung zu sorgen. Wieso musste immer alles so kompliziert werden, sobald es mit Sora zu tun hatte? Warum mussten sich ständig neue Fragen aufwerfen, wenn es mit seinem besten Freund zu tun hatte? Und warum zur Hölle gerade jetzt, wo es endlich ein wenig ruhiger geworden war?

Wenn eins für Riku feststand, dann war es der Entschluss diesen Abend, trotz des entfallenen Festes in Twilight Town, zu genießen! Und wenn er dabei unter Umständen noch diesem Geschichtenerzähler über den Weg lief, um so besser. Aber nichts auf der Welt würde ihn davon abhalten heute Abend richtig zu feiern! Denn weder war er Soras Babysitter, noch hatte er Lust, sich, nur wegen einer kleinen Unannehmlichkeit, allen Spaß rauben zu lassen. Sora hatte schon viel Schlimmeres durchgestanden und das würde er auch jetzt wieder. Hinzu kam, dass Riku schlussfolgerte, wenn seine Träume kein Ende nahmen, war Sora noch immer am Leben. Mehr oder weniger. Also was sollte es schon, wenn er sich einen Abend gehen ließ?

Schon so lange hatte er jetzt auf dem königlichen Schloss verbracht und war nur selten hinausgekommen. Nur selten hatte er die Chance ein wenig freie Luft zu schnuppern, sich von den Freuden eines Festes berauschen zu lassen und des späten Nachts eine wunderschöne Frau die Wunder zu zeigen, die er ihr schenken konnte.

Ein verträumtes Lächeln glitt über Rikus Züge, als er an die unzähligen weiblichen Körper zurückdachte, in deren Betten er bis zum Morgen kein Auge zu getan hatte. Es war definitiv zu lange her. Schließlich war er auch nur ein Mann! Natürlich hatte niemand ihm verboten öfter wegzugehen, doch jedes Mal, wenn er den Plan hatte, feiern zu gehen, traf er auf Sora. Noch nie hatte dieser seiner Einladung zugestimmt, ihn auf eine Feier zu begleiten. Dabei hätte gerade seinem Freund eine tolle Nacht mit einer wunderschönen Frau gut getan. Da dieser sich vehement gegen die Finte, dass er wohl in Kairi verliebt sei, sträubte, verstand Riku nicht, wo dessen Problem lag sich dann mit ihm ins Nachtleben zu stürzen. Das war doch gar nicht so schwer. Man ging hin, trank ein wenig, gab sich als einsamen Wolf aus, um dann die Frauen mit ein paar tiefen, direkten Blicken um den Finger zu wickeln. Danach ließ man sich einfach treiben und verschwand in den frühen Morgenstunden wieder. Ganz ohne Verpflichtung. Das war das Beste, was man tun konnte, wenn einem wieder die Langeweile über den Kopf schlug. Riku seufzte, als ihm sein Unterbewusstsein mitteilte, dass er noch vor kurzem Etwas sehr begehrt hatte. Etwas, dass sich scheinbar gerade sehr gut mit seinen Gedankengängen deckte, doch beim besten Willen konnte er sich nicht mehr erinnern, was ihn da beschäftigte. Irgendetwas war ihm entfallen.

Mit jeder Minute, die er darüber sinnierte, was sich in seinem Kopf wohl abspielen musste, dass er etwas Wichtiges vergaß, wuchs seine Frustration und der Lust auf einen entspannten, freudigen Abend manifestierte sich immer mehr in seinen Gedankengängen. Nach dem Märchenerzähler würde er nebenbei suchen. Vielleicht wusste die Maid, die er sich für diesen Abend auserkoren würde etwas über diesen Fremden. Der Zufall konnte sich getrost dazu entschließen ihm einmal in die Hände zu spielen und nicht immer nur gegen ihn!
 

Immer noch reichlich genervt, stieg Riku aus dem Luftschiff und besah sich die Welt, in der er gelandet war. Ja, das war Port Royal. Düster, geheimnisvoll und definitiv eine große Schlägerei an der nächsten Ecke. Für einen rebellischen Teenager, der durch die Welten reisen konnte, sicher ein gefundenes Fressen, doch für Riku wären dies natürlich nie die Beweggründe gewesen, weshalb er diese als nächste Welt auserwählt hatte. Schließlich war er doch bereits ein Mann. Er schulterte sich seine Tasche und begab sich auf den Weg in die Stadt um sich erneut ein Quartier für die Nacht zu suchen, als sich hinter einem Felsen eine Gestalt regte. Alle Muskeln in Rikus Körper spannten sich augenblicklich aufs Äußerste, während er mit allen Sinnen versuchte, die eventuelle Gefahr, die von dem sich regenden Wesen ausging, einzuschätzen. Ruhig verharrte er, während Mondschein die Stelle erhellte, an der sich eine Person in einem langen Mantel offenbarte. „Wer bist du?“ Mit seinen Augen jede Bewegung der anderen Person in sich aufsaugend, verharrte Riku regungslos.

An seiner verkrampften Haltung änderte sich auch nichts, als die vermummte Person vor ihm seine Kapuze vom Kopf zog und sich fast weißes Haar in allen Richtungen um den Kopf legte. Faltig blickte ihn das Gesicht einer unendlich alten Frau entgegen. Misstrauisch musterte Riku die Gestalt der alten Frau, während in seinem Kopf alle Mechanismen zu arbeiten begannen. Er wusste nicht warum, aber diese alte Frau strahlte etwas Vertrautes aus, was ihn seine Haltung lockern ließ. Ein unsichtbares Band des Schicksals zog sich fester um das Leben der Beiden, als die alte Frau zu sprechen begann. „Ich wusste, dass du hier herkommen würdest, Riku.“

Erschrocken weiteten sich die Augen des jungen Mannes. Wie konnte es sein, dass sie seinen Namen wusste? Natürlich war er schon des öfteren in dieser Welt gewesen um die Freizügigkeit der angetrunkenen Frauen für sein Spiel zu nutzen, doch niemals hatte er eine Frau wie sie gesehen. Er musste sich eingestehen, dass sie auch nicht so ganz in sein Beuteschema passte. „Woher kennst du meinen Namen?“ Immer noch irritiert blickte er in die Augen der Frau. Waren sie grau? Nein, blau. Unendlich blau und sie strahlten eine Lebensenergie aus, die er bei so einer alten Frau niemals vermutet hätte. „Der, den du suchst, er war vor kurzem hier!“ Was für eine Antwort auf seine Frage! Mürrisch zog Riku die Augenbrauen zusammen. Doch während er in Gedanken noch immer die Zusammenhänge des Gesprochenen deutete, legte sich ein warmes Lächeln auf die Züge der Alten. Wen konnte sie meinen? Den, den er suchte? Er suchte nur eine Person und das war der Märchenerzähler. Woher wusste sie davon, dass er ihn suchte?

Misstrauen kochte in seinem Inneren und ließ ihm den Magen sauer werden. Etwas stimmte hier nicht und er musste vorsichtig sein. „Danke für die Auskunft.“, meinte er knapp, als er angespannt an der alten Frau vorbeiging. Vielleicht musste er doch vorsichtiger sein, als er bisher angenommen hatte. Wie sollte es sich so schnell herumgesprochen haben, dass er auf der Suche nach dem Märchenerzähler war und wie konnte es sein, dass die Alte seinen Namen kannte? Er stoppte.

Wer war diese Alte? War sie eine Stimme aus seinem Traum? Energisch drehte er sich herum und öffnete den Mund um die Frage auszusprechen, die ihm auf der Seele brannte. „Wer bist du?“

Doch niemand war mehr zu sehen. Als hätte sich ein großes Loch im Boden aufgetan und die Alte verschluckt, war sie verschwunden. Es war fast, als wollte man nicht, dass Riku wusste, wer sie war. Noch während sich über seinem Kopf ein Gewitter zusammenbraute und die ersten hellen Blitze über seinem Kopf, die düsteren Wolken erhellten, ging ein Zittern durch Rikus Körper. Was zur Hölle war hier los?
 

Es war bereits fast Abend als Riku sein Zimmer bezogen hatte und sich nun frisch machte für die Feier. Noch immer kreisten seine Gedanken um das Geschehene bei seiner Ankunft und je mehr er darüber sinnierte, überkam ihn mehr und mehr das Gefühl, etwas wirklich Wichtiges vergessen zu haben, als er heute Morgen Twilight Town verlassen hatte.

Schmerzlich wurde ihm bewusst, dass das alles nichts daran änderte, dass er den ganzen Tag keine neuen Informationen sammeln konnte. Der, den er suchte war hier? Ja, wo denn? Wie sollte er an einem Tag, der von Regen durchzogen war jemanden finden, der sich womöglich unter all den Menschen im Trockenen aufhielt. Das war doch gar nicht möglich. Wütend knallte Riku den Deckel seines Koffers auf dessen Boden zurück und verstaute diesen unter dem Bett. Sein Zimmer war spartanisch eingerichtet. Ein Bett in der Nähe des Fensters, eine kleine Komode, ein Schrank, der bald so aussah, als wäre er so alt, wie die Frau am Nachmittag und ein kleiner Tisch mit Stuhl, der sich neben der Tür zum Badezimmer befand. Zumindest das Badezimmer sah nach neuerem Inventar aus als der Rest des Zimmers. Vielleicht war Riku mittlerweile einfach zu verwöhnt von dem Luxus im königlichen Schloss. Er lächelte bitter, als er an das weiche, große, bequeme Bett zurückdachte, in dem er noch vor ein paar Tagen genächtigt hatte. Dieses kleine Gestell hier mit einer durch gelegenen Matratze darauf, hatte nichts mit dem Komfort zu tun, den er bei Mickey genoss. Es war nicht so, dass er denselben Lebensstandard damals auf der Insel hatte sein Eigen nennen können und doch war es selbst dort gemütlicher als hier gewesen. Das kleine Kabuff, das hier mehr an einen Raum in einem Gefängnis erinnerte, war einfach nur ungemütlich und lud nicht zum Verweilen ein. Auf ihrer alten Insel war alles familiärer gewesen. Nicht unbedingt größer, aber dennoch wesentlich einladender.

Aber wenn Riku Glück hatte, müsste er diese Nacht sowieso nicht in diesem Bett verbringen, sondern leistete einer schönen Frau in dessen Gemächern Gesellschaft. Ein anzügliches Lächeln breitete sich auf Rikus Lippen aus. Richtig, er hatte ja sehr angenehme Pläne für diesen Abend geschmiedet. Während er noch einen Duft der Verführung auf die Haut auftrug, hing er mit den Gedanken schon lange nicht mehr bei der alten Frau, sondern bei seinem besten Freund. Gern hätte er mal einen Abend mit ihm auf einer Feier verbracht, hätte mit ihm getrunken, gefeixt und am Ende beobachtet, welche der hübschen Frauen Sora sein Eigen nennen würde. Zumindest für diese eine Nacht. Riku wurde einfach nicht klug daraus, wieso Sora sich für sein Hobby nicht begeistern konnte. Frauen waren etwas Schönes. Sie hatten weiche Lippen und ebenso weiche Haut, einen betörenden Duft und eine empfangende Wärme, wenn man sie genügend reizte. Sie waren wundervolle Wesen und das genoss Riku in vollen Zügen. Vielleicht war Sora einfach noch nicht soweit oder dieser war wirklich auf der Suche nach der wahren Liebe. So ein Unsinn. Die wahre, große Liebe gab es nicht. So viele Frauen Riku auch schon genossen hatte, so viele Enttäuschungen hatte er im Nachhinein erfahren. Nie hatte ihn eine Frau so berührt, dass er an sie zurückdenken musste, nie hatte er es erlebt, dass sein Herz schneller schlug und nie hatte er es erlebt, dass er sich gewünscht hatte, jene Frau wiederzusehen.

Und doch strafte ihn ein Gefühl tief in seinem Inneren Lügen. Er wusste nicht, woher es kam, doch tief in den Abgründen seiner Selbst fühlte er, dass er ein einziges Mal diese wundersamen Gefühle gespürt hatte. Doch es war ihm versagt zu wissen, wer diese Frau war, die solche Gefühle in ihm ausgelöst hatte. Und wenn er sich nicht mehr an sie erinnern konnte, dann hatte das nichts zu bedeuten. So einfach erklärte Riku sich seine Welt. Er begab sich immer auf die Suche nach der echten Liebe, wenn er mit den Frauen verkehrte, was für ihn als scheinheilige Rechtfertigung reichte um kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn er am Morgen wieder das Bett verließ.

Wahre Liebe. So ein Unsinn!

Neid durchzuckte ihn, als er an seinen besten Freund zurückdachte und wie er immer mit einem bitteren Lächeln Rikus Einladung zu einer Feier abschlug. Vielleicht hatte Sora seine wahre Liebe schon gefunden und war deshalb nicht an solchen Ausflügen interessiert? Möglich wäre es, dennoch hatte Riku nie jemanden in Soras Nähe erblickt, bei dem er das Gefühl hatte, dass dies die Person gewesen wäre, die Soras Herz erobert hätte.
 

Sora, hältst du dein wahres Glück bereits in Händen?
 

Riku konnte sich den Schmerz nicht erklären, der sein Mark erschütterte, als er über die Folgen dessen nachdachte, wenn Sora bereits seine Liebe gefunden hatte. Irgendwann würde Sora dann sicherlich weggehen, bei seiner Person leben wollen und er würde eine Familie gründen, heiraten, Kinder bekommen und dann würden sie sich nur noch alle paar Monate sehen.

Sie wurden erwachsen, stellte Riku bitter fest. Die Einsamkeit in seinem Herzen mit dieser Entschuldigung erklärend, schloss er sein Zimmer und begab sich in die düstere Nacht hinaus. Er musste jetzt dringend etwas Trinken. Am besten Etwas, dass ihn als gleich von diesen Gedanken ablenken würde. Er wollte nicht darüber nachdenken, was passieren würde, wenn sie alle ihre große Liebe finden würden. Das alles klang viel zu sehr nach Abschied. Und er hasste Abschiede!
 

Es war ein angenehmer Abend und wieder stellte Riku fest, wie einfach es für ihn war, Frauen um seinen Finger zu wickeln. Jetzt blieb ihm nur die Qual der Wahl, welche am heutigen Abend das Vergnügen mit ihm haben durfte. Marie, die reinste Versuchung mit ihren braunen, wallenden Haaren, schied trotz ihrer rostbraunen Augen aus, denn sie erinnerte Riku zu stark an Sora. Und das war ein Thema, dass er gerade verdrängen wollte, denn noch immer nagte der Zweifel an ihm, nicht genug für seinen Freund zu tun. Außerdem wollte er nicht ständig an Sora denken müssen, während er ihren herrlichen Körper streichelte.

Wieder überkam ihn das Gefühl, etwas Wichtiges vergessen zu haben. Das Gefühl der Vertrautheit, wenn er daran dachte, dass Marie Sora ähneln würde und wie es wäre, ihre Haut zu streicheln und dabei an seinen besten Freund zu denken.... Verdammt! Was war nur mit ihm los! Hastig leerte er sein Glas mit Whiskey, während verwirrt von seinen eigenen Gedankengängen sich von Marie abwandte. Und da war sie. Emma. Groß, schlank, so blond wie es nur ging und grüne Augen. Ihr weiblich, kindliches Gesicht hatte nichts, was ihn an Sora erinnerte und war dementsprechend die beste Wahl des jungen Mannes. Sein Schema war an jedem Abend, an dem er aus war, das Gleiche. Erst fühlte er sich unwahrscheinlich zu den heißblütigen, brünetten Frauen hingezogen, um dann letztendlich mit einer Frau von dannen zu ziehen, die ihnen am Wenigsten ähnelte. Seine Erklärung, dass diese ihn zu sehr an Sora erinnerten, ergab nicht wirklich Sinn, erfüllte aber den Zweck im angetrunkenen Zustand sein Gewissen zu beruhigen, dass rein gar nichts Verwerfliches dabei war, wenn er sich Frauen aussuchte, die ihn nicht an seinen besten Freund erinnerten.

Emma lehnte sich mit ihrem leicht gelockten, blonden Haar zu ihm an der Bar hinüber, während ihre Hand langsam, streichelnd Platz auf seinem Bein fand. Ihre Lippen glänzten noch immer feucht von ihrem Drink und der Ausblick in ihr üppiges Dekolleté, lud die Phantasie des jungen Mannes auf eine angenehme Reise ein.

Hätte Riku sich nur einmal umgesehen, statt den Hals seiner Begleitung mit Bissen zu versehen, während sie die Bar verließen, hätte er die alte Frau gesehen, wie sie im Schatten eines Hauses traurig hinter ihm hersah. In ihrem Blick lag der Schmerz eines gebrochenen Herzens. Und wieder wurde ihr bewusst, warum sie so eine Szene nie hatte sehen wollen. „Verlass mich nicht...“ flüsterte sie leise in die Nacht hinein, während sie beobachtete, wie Rikus Hand ungeniert, ob des Alkoholpegels, an den Po der Fremden wanderte und ihr einen fröhlichen Laut der Entzückung entlockte, als er einen festen, doch aber sanften Schlag darauf verteilte. Der bittere Geschmack der eigenen Verwundbarkeit entfaltete sich im Mund der alten Frau und ließ ihre Gedanken an den Abend zuvor wandern, an dem sie sich viel zu weit vor gewagt hatte. Sie hatte sich ihm zu sehr genähert und nun spürte sie die Ohnmacht über den Schlag ihrer Gefühle, sich wie ein bleiernes Tuch über ihre Gedanken legen.
 

Vergnügt entlockte er ihr Keuchen. Vergnügt beobachtete er ihr gerötetes Gesicht. Vergnügt wälzte er sich in ihren Laken.

Und doch fühlte es sich Falsch an.

Etwas, tief in seinen Gedanken, hinderte ihn daran, endlich völlig abzuschalten. Noch nie hatte er das Problem gehabt, sich nicht entspannen zu können, wenn er mit einer Frau zusammen war. Doch heute Nacht war es anders. Vielleicht hatte er nicht genug getrunken? Die einzig logische Erklärung beruhte wirklich auf seinem nicht ausreichenden Grad der Trunkenheit.

Noch während er in die lusterfüllten Augen seiner Begleitung sah, spürte er in sich den Wunsch, dass dies andere Augen wären. Doch so sehr er sich auch darauf konzentrierte, er konnte nicht definieren, in wessen Augen er in diesem Moment gern geblickt hätte.

Verwirrt über sich selbst, raffte er nach dem Akt seine Sachen und verließ die Wohnung stillschweigend. Er wollte jetzt einfach nur allein sein.
 

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Seine Nacht verlief ruhig, bis...
 

„Der Schlüsseljunge!“
 

- Was wollt ihr schon wieder? Lasst mich allein!
 

„Du musst ihm helfen! Nur du kannst ihn retten!“
 

- Warum waren sie heute allein? Wo war die Frau, die ihn sonst in seinen Träumen rief? Die Frau, mit der angsterfüllten Stimme?
 

„Bring ihn zu uns! Wir werden ihm helfen!“
 

- Wie sollte ich euch glauben, wenn ich nicht mal weiß, wer ihr seid?
 

„Höre nicht auf sie! Sie wollen den Schlüsseljungen töten!“
 

- Da war sie wieder. Diese Frau.

Und während sich die Stimmen in einem lauten Streit auseinandersetzten, der Rikus ohnehin vom Alkohol schon malträtierten Kopf zum Schmerzen brachte, wurde der junge Mann ungehalten.

Ruhe! ICH werde Sora retten! Was IHR macht ist mir scheißegal! Und jetzt lasst mich in Ruhe!
 

- Stille -
 

Endlich.
 

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Unausgeschlafen erwachte Riku am nächsten Morgen. Sein Kopf schmerzte und das helle Licht der Straßenlaternen stach ihm in die Augen. Er fühlte sich wie durchgekaut, als er sich aus dem Bett erhob und ins Badezimmer trat. Sein Blick glitt zu dem blassen Etwas, dass ihm entgegenblickte und ihm von einer langen Nacht und schlechtem Alkohol erzählte. Misstrauisch blickte er auf seinen Hals, an dem ein kleiner roter Fleck knapp über seiner Halsbeuge prangte. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass, Gott, wie hieß sie noch?, jedenfalls diese Frau gestern ihm ein solches Mal hinterlassen hatte. Und während er mit den Fingern nachdenklich über die Stelle fuhr, wurde er das Gefühl nicht los, dass es keineswegs die blonde Schönheit vom Vorabend gewesen war, die ihm dies verpasst hatte. Doch, wer dann? Während er sich versuchte an die Frau zu erinnern, die ihn markiert hatte, schmerzte sein ohnehin schon geschundener Kopf unweigerlich scheußlicher. Nur nicht zu viel nachdenken, lautete die Devise für diesen Morgen. Das kühle Wasser in seinem Gesicht weckte zumindest ein paar seiner Lebensgeister, bevor er sich frische Sachen aus seiner Tasche nahm und dann die Pension verließ. Er wusste nicht genau, ob ihm die frische Luft gut tat oder ob eben diese dafür sorgte, dass es in seinem Magen weitaus mehr rumorte. Wenn er jetzt behaupten würde, dass er nie wieder Alkohol trank, wäre das eine glatte Lüge. Er wusste, dass sein Abend genauso Enden würde, wie der gestrige, wenn er heute nicht ein paar nützliche Informationen zu dem Märchenerzähler herausfinden würde. Frustriert schritt er die Straße entlang, während er die üblen Spelunken nach brauchbaren Informationsträgern absuchte. Seine Methodik der Beschaffung eben solch wichtiger Informationen, hatte sich am Abend zuvor als nur wenig brauchbar erwiesen. Diese Mädchen hatten alle etwas anderes im Kopf gehabt, als einen alten Mann, der Märchen erzählte. Sie waren eher für handfeste Sachen zu haben gewesen. Den Kopf schüttelnd, dachte er an all die Mädchen zurück, die ihm am gestrigen Abend wieder zu Füßen gelegen waren. Wie sollte er unter solchen leichten Mädchen auch die große Liebe finden. Das war unmöglich. Obwohl er sich gestehen musste, dass es nicht unbedingt in seinem Interesse gelegen war, seine große Liebe zu finden, sondern eher das unkomplizierte Geplänkel mit einer hübschen Frau, die er danach hoffentlich nicht wiedersehen musste.

Der Tag, was in dieser Welt nicht wirklich definierbar war, rückte voran und mit jeder Stunde stieg Rikus Unmut darüber, dass er noch immer nichts über den alten Mann in Erfahrung gebracht hatte. Wenn die Alte von Gestern wirklich wusste, wen er suchte, dann musste er hier sein. Wobei die Chance auch groß war, dass sie ihn einfach in ihrem Alter mit jemand anderem verwechselt hatte und die Aussage, dass er sich hier befand, gar nicht auf den Märchenerzähler umzumünzen war. Doch so wie ihn ihre wachen Augen angesehen hatten, bezweifelte Riku stark, dass die Alte sich geirrt haben musste. Ihr Blick war bei weitem nicht so senil gewesen, wie er es von ihrem Äußeren hatte schließen lassen.

Als die Schänken sich füllten und er zum erneuten Male, seinen Hunger stillen musste, ließ er sich bereitwillig von der Masse in eine der bestbesuchten Spelunken treiben. Seine Nase nahm den Geruch von Schweiß hart arbeitender Männerkörper wahr, den Duft betörender Frauen und einen angenehmes Aroma von frisch gebratenem Fleisch. Es dauert nicht lang und die ersten Frauen gesellten sich an seinen Tisch, bombardierten ihn mit Fragen, was so ein schöner Jüngling so allein hier zu suchen hatte und verwickelten den Essenden in ein oberflächliches Geplänkel. Immer dasselbe mit dieser Art von Frauen. Doch Riku beschwerte sich nicht, denn roch er bereits das Bukett eines verheißungsvollen Aktes.

Er war ein junger Mann und er hatte seine Bedürfnisse.

Nachdem er den ganzen Tag gesucht hatte, durfte er sich doch sicherlich ein wenig Vergnügen gönnen.

Sich immer wieder für sich selbst rechtfertigend, füllte er sich seinen Becher immer wieder mit dem wohltuenden Getränk, Whiskey. Nur wenig Zeit verstrich, bis die Initiative der Frauen fordernder wurde und er gezwungen war, sich zu entscheiden. Wieder war die Auserwählte eine junge Frau, die in ihrem Wesen nicht hätte weiblicher und verdorbener sein können. Flammendes rotes Haar, umrahmte ihr Gesicht in glatten Strähnen und die blasse Haut ließ sie ein wenig Edel wirken. Zumindest solange bis ihrem Mund die Wörter entkamen, die jedes Bild einer Adeligen zerstörten. Riku hätte auch ohne ihre Worte gewusst, wonach dieser der Sinn stand und er hatte keinerlei Einwände, als er mit ihr seinen Platz verließ.

Als die kühle Nachtluft ihre erhitzten Gemüter ein wenig kühlte, trat aus dem Schatten eine bekannte Person heraus. Es hatte die alte Frau viel Mut gekostet Riku gegenüber zu treten, während er so beschäftigt mit dieser... mit diesem Stück Weib war. Und doch konnte sie nicht anders, sie musste es ihm jetzt sagen. Wer wusste schon, wie viel Zeit ihr noch blieb.

„Riku.“ erklang ihre ruhige Stimme in der Nacht, während der angetrunkene, junge Mann zusammenfuhr und sich von seiner Begleitung löste. „Du.“ hauchte er misstrauisch, als er den Mantel der Alten wiedererkannte. „Was willst du?“ fuhr er sie kühl an, als er sich ihr gänzlich zu wandte und mit einer Handbewegung seine Begleitung zum Verstummen brachte. Ein Blick in diese tiefen blauen Augen, ließ Riku wieder ein Gefühl der Verbundenheit spüren. Wer war diese alte Frau?

„Der, den du suchst, wird morgen Abend in dieser Schänke für Geld seine Geschichten erzählen.“ Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, zog sich die alte Frau wieder in den Schatten zurück. Ihre Augen blickten schmerzerfüllt zu der jungen Frau, die fragend zwischen Riku und ihr selbst hin und her blickte. Noch länger hätte die alte Frau es nicht ertragen. Sie verschwand im Dunkel der Nacht.

Noch immer irritiert blickte Riku der alten Frau hinterher. Wer zur Hölle war sie? Und woher wusste sie so gut Bescheid?

Die schlanken Arme der jungen Frau schlangen sich um seine Mitte und er spürte ihren warmen Körper gegen seinen Rücken drücken. Ein Seufzen aus ihrem Mund strich seinen Nacken und er fühlte sämtliche Härchen aufstellen, als ein Bild vor ihm auftauchte.
 

Sora!
 

Er hatte das Gefühl, dass dies nicht das erste Mal war, dass eben jener Gedanke an seinen besten Freund ihm in trauter Zweisamkeit mit einer Frau dazwischenfunkte. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann es das letzte Mal gewesen war, aber er wusste, dafür würde er Sora bluten lassen.

Unwirsch wandte er sich seiner Begleitung zu und folgte ihr in ihre Gemächer.
 

Keine zwei Stunden später fand sich Riku in seinem kleinen Zimmer seiner Pension wieder und versuchte Ruhe in den Laken zu finden. Schon seit er die Frau verlassen hatte, waren seine Gedanken wieder zu Sora zurückgekehrt.
 

Ich werde dich retten! Bitte halte durch, Sora. Morgen Abend weiß ich mehr! Versprochen!
 

Er sah das lächelnde Gesicht seines Freundes vor seinen Augen, während er langsam in Richtung Schlaf absackte. Er fühlte sich schuldig, zu wenig getan zu haben und dieses Gefühl begleitete ihn in seine Albtraum geplagten Träume.
 

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Stille herrschte in seinen Träumen und dennoch plagte ihn das Gefühl, nicht allein zu sein. Immer wieder dröhnte ein Schmerz durch seinen Schädel, der ihn angespannt die Augenbrauen zusammen ziehen ließ. Die Bilder des Tages holten ihn ein und der traurige Blick der alten Frau fraß sich tief in seine Erinnerung. Riku konnte sich das Unbehagen nicht erklären, dass der Blick in ihm auslöste und noch weniger konnte er sich erklären, weshalb er überhaupt einen Gedanken an eine ihm völlig fremde Person verschwendete.

Je tiefer er sich in seine Gedanken begab und je tiefer er versuchte zu ergründen, warum diese alte Frau ihn beschäftigte, um so stärker wurde der Schmerz hinter seiner Stirn.
 

„Du hast nicht mehr viel Zeit!“
 

- Wieder diese Frau. „Wer bist du?“ Warum hat sie solche Angst?
 

Ein schmerzerfüllter Schrei zerriss die Stille seiner Träume. Bis Riku auch nur ansatzweise verstanden hatte, dass es sein eigener Schrei war, der bis eben noch sein Mark erschüttert hatte. Was zur Hölle war das gewesen? In seinen Schläfen pochte sein Blut mit rasendem Tempo, als er ein Bild heraufbeschwor, dass er längst vergessen glaubte. In Soras Augen stand so viel Schmerz und so viel Trauer geschrieben, dass es Riku fast das Herz zerbrach. Unsicher streckte er eine Hand seiner Erinnerung entgegen und versuchte seinen besten Freund zu fassen. Das war ein Ausdruck, den Riku niemals hatte auf dem Gesicht Soras lesen wollen und doch war er da. Wann war das gewesen? Er konnte sich nicht mehr erinnern. Er spürte trotz allem um so deutlicher, dass dies nicht nur seine Einbildung war sondern tatsächlich hatte Sora ihn zu irgend einem Zeitpunkt einmal mit solch einem unsagbar traurigem Blick bedacht. Noch ehe Riku hatte seinen besten Freund erreichen können um dessen Hand zu ergreifen, verschwamm seine Erinnerung und verdoppelte sich... nein, das war nicht Sora. Es war eine junge Frau mit braunem Haar und wunderschönen blauen Augen, die denselben traurigen Blick in ihren Augen trug, wie das Abbild seines besten Freundes. Wer war sie? „Wer-...“ Noch ehe er seine Frage hatte stellen können, verschwamm das Bild aufs Neue und wieder schien es, als verdoppele sich Soras Gestalt. Die Person, die nun erschien, überraschte Riku. Aus dem jungen Sora entwickelte sich die alte Frau, die ihm seit dem gestrigen Tage immer wieder begegnete. Auch sie trug diesen Schmerz seines Freundes in den Augen.

Unter dem traurigen Blick dieser aller Augenpaare, wurde Riku schwer ums Herz. Warum sahen sie ihn so an? Was hatte er getan?

„Verlass mich nicht...“ flüsterten ihm seine Erscheinungen entgegen.
 

Sora!
 

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Erschrocken fuhr Riku auf. Was für ein verrückter Traum!

Inmitten seines kleinen, düsteren Zimmers, überkam ihn eine Einsamkeit, die er so noch nie bewusst vernommen hatte. Es war eine Welle dunkler Schauer, die über seinen Rücken liefen, als er sich die Gesichter der drei noch einmal vor Augen führte. Warum hatte er ausgerechnet an diese drei gedacht? Und wer war die junge Frau, die ihm als Zweite erschienen war? Er konnte sich nicht entsinnen, sie jemals gesehen zu haben und doch spürte er eine seltsame Verbundenheit zu ihr. Unwirsch rieb er sich die Schläfen. So schnell konnte Schlaf enden.

Er war wütend. Am Liebsten hätte er sein Kissen geschnappt und es gegen die nächste Wand geworfen. Doch noch während er ausholte um seiner Frustration freien Lauf zu lassen, stoppte er. Langsam zog er seinen Arm mitsamt dem Kissen wieder zu sich heran. Seine Arme schlangen sich um seine angezogenen Beine und das gerade noch unliebsam gepackte Kissen fand seinen Platz in der schmalen Kluft zwischen seinem Körper und seinen schlanken Oberschenkeln.

„Verlass mich nicht...“ wiederholte er leise als er den Kopf in das Kissen drückte, nachdem er traurig die Augen geschlossen hatte. Warum nahm ihn das alles so mit? Warum tat ihm dieser Ausdruck in den Augen so weh? Und wer zur Hölle waren diese Menschen?
 

Es war bereits Abend als Riku die Pension verließ. Seine Sachen unter dem Arm schritt er mit unruhigem Gewissen auf die Spelunke zu, in der der Märchenerzähler am heutigen Abend angeblich erwartet werden würde. Er konnte nur hoffen, dass er letztendlich doch so schnell fündig werden würde. Noch länger würde sein Körper sich nicht über diese halb schlaflosen Nächte freuen. Bereits jetzt spürte er diese unsagbare Müdigkeit in seinen Gliedern, die die letzte Woche bei ihm hinterlassen hatte. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Er fühlte sich wie ein alter Mann! Doch nicht nur seine Knochen sangen von anstrengenden Tagen, sondern auch sein Gemüt war eindeutig in Mitleidenschaft gezogen. Hatte er am Tage seiner Abreise noch von Übereifer sich tragen lassen, hatte er mit jeder verstrichenen Stunde mehr damit zu kämpfen sich an diesem kleinen Lichtschein Hoffnung zu klammern, der ihn in so weiter Ferne erschien. Hatte Riku nicht letzte Nacht noch großkotzig behauptet, ER würde Sora retten und es wäre ihm egal, was die anderen täten? So sehr er es sich auch wünschte, die Worte blieben gedacht. Doch es war der tiefe Zweifel in ihm, der ihn langsam erkennen ließ, dass er es vielleicht doch nicht hätte allein angehen sollen. Zusammen mit Kairi wäre es sicher einfacher gewesen. Sie hätten mehr Leute in der selben Zeit befragen können und sicherlich hätte Riku sich auch an diesem Morgen die Nachwirkungen des Alkohols erspart, wenn ihr Freundin mit gewesen wäre. Fakt war jedoch, dass er dann nicht hätte die letzten Nächte bei einer Frau sein können, denen er die Freuden der Zweisamkeit gezeigt hatte. Doch trotz dass ihm das bisher immer wieder Freude bereitet hatte, war es diese Male bei weitem nicht so befriedigend gewesen, wie zu anfangs. Vielleicht waren seine Ansprüche einfach gestiegen? Oder es lag einfach an dem ganzen Stress, den er wegen dieser Geschichte hatte. Wobei Ersteres eher für seine persönliche Entfaltung, Weiterentwicklung und Charakterstärke stehen würde, als das Letztere. Er war doch kein kleiner Junge mehr, der bei jedem bisschen aus den Latschen kippte. Sie hatten schon viel Schlimmeres durchgestanden!

Der modrige Geruch von Erbrochenem stieg ihm in die Nase, als er um die Ecke der Straße kam, die zur Schänke fügte. Jämmerliches Gewimmer drang an seine Ohren, als er in einer dunklen Seitenstraße einen jetzt schon betrunkenen Pirat erblickte. Angewidert verdrehte Riku die Augen und unterdrückte seinen Würgereflex. Es war so erbärmlich wie sich manche schon zu solch einer Tageszeit so unter Würde verkaufen konnten. Egal wie betrunken er je gewesen war, noch nie, niemals!, hatte er sich so in der Öffentlichkeit gezeigt. Er besaß schließlich Stolz!

Ein Schmunzeln schlich sich auf seine Züge, als er wieder an seine vergebene Mühe dachte, Sora einmal mit auf „Tour“ zu nehmen. Ob dieser sich ebenso zügellos in einer nächtlichen Gasse entwürdigen würde? Während Riku darüber sinnierte, wurde ihm bewusst, dass er seit sie älter geworden waren, kaum noch etwas über Sora wusste. Als Kinder hatten sie oft geredet, gespielt und gelacht, doch nun war es, als spielten sie in einer anderen Liga. Und irgendwie war es Riku, als wäre Sora ihm in der letzten Zeit immer mehr aus dem Weg gegangen. Warum er gerade jetzt daran dachte? Er wusste es nicht.

Hatte er vielleicht Angst, dass Sora nie wieder... Nein, das war Blödsinn! Heute Nacht würde er die Informationen sammeln, die er benötigte um Sora zu retten. So viel stand fest! Und nichts und niemand konnte ihn daran hindern!

Riku schlug der warme, miefige Geruch der Spelunke ins Gesicht, als er die Türe öffnete und nachdem sich seine Augen an das Licht im Inneren gewöhnt hatte, erhaschten sie sofort tiefgründige Blicke auf weit ausgestellte Dekolletés. Er spürte seinen Jagdinstinkt erwachen, als all die schönen Frauen an ihm vorbeizogen und ihm dabei schüchtern lächelnd zuzwinkerten. Am heutigen Abend hatten sich noch wesentlich mehr junge Frauen an diesen Ort verwirrt, als es die Abende vorher der Fall gewesen war. Vielleicht hätte er sein Zimmer doch noch nicht bezahlen sollen.

Während er missmutig seine Verabredung vom Vorabend betrachtete, die ihm schmachtende Blicke zukommen ließ, stieg sein Unmut. Nein, befriedigend war das ganz sicher nicht gewesen. Er hoffte inständig, dass die Erklärung darin lag, dass sein Niveau gestiegen war, was die Partnerwahl jedoch erschwerte. Hatte er unbewusst angefangen die wahre Liebe zu suchen?

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Nein, unmöglich. Er glaubte nicht an dieses Ammenmärchen und so alt, dass seine biologische Uhr so laut tickte, war er auch noch nicht! Es musste definitiv einen anderen Grund haben.

Mit den Zähnen knirschend wollte er sich gerade setzen, als er einen alten Greis erblickte. Es dauerte nur einen Bruchteil von Sekunden bis er sich wieder auf seinen eigentlichen Auftrag besonnen hatte. Informationen! Heute Abend würde er sie bekommen!
 

Eine eigentümliche Erleichterung machte sich in seinem Herzen breit, als er sich in den Kreis der wartenden Zuhörer setzte. Er war gespannt, was der Alte zu erzählen hatte!
 

Sora! Ich werde dich retten!
 

*+*+*+*
 

to be continued...

- Neue Tränen -

Kapitel 4

- Neue Tränen -
 

Die Stimme des alten Mannes brachte alle in der Taverne zum Schweigen. Hier und dort klirrte noch ein Glas, Besteck kratzte auf einem Teller, doch alle waren mit ihrer Aufmerksamkeit bei dem Märchenerzähler. Er hatte ein Ausstrahlung, die einfach nichts anderes zuließ, als sich ihm zuzuwenden.

Endlich würde Riku Informationen bekommen. Endlich hatte er den Märchenerzähler gesprochen, von dem Kairi berichtet hatte. Die Sorgen, die ihn begleitet hatten und die Verwirrung über den letzten Traum schienen plötzlich ein wenig weiter entfernt, während er darauf wartete, dass die Geschichte begann.
 

~~~
 

„Es war einmal ein junges Mädchen, sie lebte mit ihrer Familie auf einem Hof nahe des königlichen Palastes eines fernen, fernen Landes. Sie war glücklich, denn ihrer Familie ging es gut. Sie hatten Kühe und Schweine und Hühner und durch die Bestellungen, die vom Palast eintrafen auch immer genug Geld um sich Kleidung zu kaufen oder Schokolade, die das Mädchen mehr als alles andere auf der Welt liebte.

Die Tage verstrichen und das Mädchen wurde älter und reifte zu einer jungen Frau heran, während ihr Pferd zu einem stattlichen schwarzen Hengst heranwuchs. Ihr schwarzes Haar schien eins zu sein mit ihrem Hengst, der denselben Schimmer in seinem Fell trug. Ihre blauen Augen waren etwas Besonderes, hatten ihre Eltern ihr stets gesagt und sie war stolz, denn sie hatte sie von ihrer Mutter geerbt. Mit ihren hingebungsvollen Art kümmerte sie sich um ihren Hengst und verbrachte viel Zeit auf dessen Rücken. Sie liebte die Ritte und den Wind, der ihr dann um die Ohren wehte. Die Freiheit, die sie verspürte, während sie fühlte, wie die kräftigen Muskeln des Tieres unter ihr arbeiteten, gab ihr ein Hochgefühl, dass all ihre Erwartungen übertraf. Die junge Frau war wild, ungestüm und doch so wohl erzogen, dass jeder, der sie auf ihrem Pferd durch die Wälder reiten sah, nicht wiedererkannte.

Und so kam es eines Tages, als sie auf ihrem Pferd weit durch das Land geritten war, dass ihr ein fremder Reiter begegnete. Die Stute des Reiters war von brauner Farbe und dessen Fell schimmerte sanft im Licht der Sonne. Neugierig auf das Pferd lenkte die junge Frau eigenes auf den Fremden zu, während sie das Pferd inspizierte. Es war gut gepflegt, kräftig und strahlte eine angenehme Ruhe aus, die auch ihrem Hengst aufzufallen schien, der seinen Kopf noch ein Stück höher zu tragen schien, als er es ohnehin schon tat.

Maya, so hieß die junge Frau, lachte mit ihrer hellen, lebhaften Stimme ob der Gebärden ihres Hengstes auf und erregte damit das Interesse des Fremden, der sichtlich an ihrem strahlenden Gesicht Faszination gefunden zu haben schien. Seine Mundwinkel hoben sich, als sie näher heranschritten und ihre Blicke sich kreuzten. Sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie die hellbraunen Augen in dem fein geschnittenen Gesicht bewunderte. Der Fremde schien ein Engel zu sein, denn so wie seine blonden Haaren das Licht brachen, hatte es Maya noch nie gesehen. Unglaublich schön, unglaublich anziehend. Sie fühlte ihr Herz schneller schlagen und fasste die Zügel fester.

Sekunden verstrichen, in denen sich die Beiden nur ansahen, versunken in dem Lächeln des Anderen.

Doch schon bald wurden sie unterbrochen, als ein weiterer Fremder auf sie zugeritten kam und den jungen Prinzen rief. Anscheinend hatte er seinen Diener abgehängt, der auf seinem Schimmel stattlich aussah, aber viel zu streng zu dem Prinzen hinüberblickte.

Mayas Wangen zierte eine leichte Röte, als sie ihren Kopf höflich grüßend neigte. Noch nie hatte sie den Prinzen zu Gesicht bekommen. Immer hatte sie mit ihrem Vater das Fleisch und die Eier den Dienstmägden übergeben. Doch nun wusste sie, wer ihre Ware aß. Der Prinz lächelte sie noch immer an, seinen Diener völlig ignorierend, als sie ihren Kopf wieder hob. Ihr Herz schlug noch um einiges schneller, als der Prinz sein Pferd wandte, um zu seinem Diener zurückzukehren, während er sich über die Schulter immer wieder nach ihr umblickte.

Der Hengst unter ihren Schenkel trat unruhig von einem Huf auf den anderen, scheinbar um die Verfolgung aufzunehmen, doch Maya klopfte ihm nur sanft auf den Hals. Das war ihr Prinz gewesen, so sehr sie ihrem Pferd es auch gegönnt hätte, sie konnte ihn der Stute nicht einfach nachreiten lassen. Und so saß sie noch eine Weile auf ihrem Hengst in der Sonne und blickte in die Richtung nach, in die der Prinz verschwunden war. Erst spät wurde sie sich ihrer Kleidung bewusst, die sie schamhaft erröten ließ. Sie war wie immer in Reithosen und einem Hemd losgeritten, das leicht einem Knappen gehört haben könnte. Wirklich nicht sehr fraulich. Doch sie mochte es nicht, auf einem Kleid zu reiten. Sie musste dann viel zu darauf aufpassen, es nicht kaputt zu machen.

Die Scham über ihren Aufzug schmälerte jedoch nicht das Herzklopfen, dass sich immer wieder einstellte, wenn sie an die braunen Augen des Prinzen zurückdachte.
 

Die Tage vergingen und immer wieder kehrte Maya mit ihrem Hengst an die Lichtung zurück, an der sie den Prinzen zum ersten Mal getroffen hatte. Sie wollte gerade aufgeben, nachdem er nie erschienen war, als ein Schnauben aus dem nahen Wald zu hören war. Aufgeregt wandte sie sich in die Richtung und begann zu strahlen, als sie die braune Stute mit ihrem Reiter erkannte, die im Galopp über die Wiese flog. Kurz vor ihr, ließ der Prinz seine Stute in einen Trab fallen und war selbst außer Atem, als er sich mit einem strahlenden Lächeln an Maya wandte.

„Euren Namen.“, sagte er noch vor einer Begrüßung. „Ich weiß noch nicht einmal Euren Namen.“ Ihre Stimme schien verloren, als sie mehrmals dazu ansetzen musste, bis sie ihm endlich ihren Namen nennen konnte. Der Prinz hatte nach ihrem Namen gefragt.

Nach diesem Tage trafen sie sich öfter, ritten zusammen durch die Wälder und die Felder und dann kam der Tag, an dem Maya den Namen ihres Prinzen erfuhr. Pures Glück schien durch ihre Adern zu fließen, als sie den Namen immer wieder in Gedanken über ihre Zunge rollen ließ.

Sie lachten, spaßten, ritten, aßen die Kleinigkeiten, die Maya für sie gebacken hatte und genossen die schönen Tage so lange, bis der Prinz zurück in den Palast musste. Die junge Frau hätte sich nicht glücklicher wähnen können, bis zu dem Tag, an dem ihr Prinz einfach nicht mehr kam.

Jeden Tag aufs Neue ritt sie zu der Lichtung und wartete, doch er kam nicht.

Wenig später ereilte sie die Meldung, dass der Prinz verheiratet werden würde und sie mussten für das Fest die bestellten Tiere in das Schloss bringen. Maya, die ihre Haare bei der Arbeit immer geflochten trug, hatte wieder eine Hose und ein Hemd an, die sie bei der Arbeit wenig stören würden, als lautes Gemurmel ihnen aus der Küche entgegenschlug, wo sie den Mädgen die Tiere übergeben sollten.

Die junge Frau hatte bisher nicht aufgesehen, nicht bemerkt, wie ihr Vater in der Bewegung stockte und übergab das große Bündel Fleisch einfach in die erstbesten Hände, die vor ihr auftauchten. Seit der Bekanntmachung, dass der Prinz verheiratet werden würde, fühlte sie als wäre alles Glück und alle Kraft aus ihr herausgesogen worden. Sie vermisste die Zeit, die sie mit ihrem Prinzen verbracht hatte so sehr, dass ihr Lächeln gestorben war.

In Gedanken versunken bekam sie das erschrockene Geflüster in der Küche gar nicht mit, bis das Bündel Fleisch aus ihrem Blickfeld verschwand und ihr Name sie endlich wach rief. Vor ihr stand der Prinz, hatte tapfer das Bündel rohe Fleisch gehalten, blickte sie mit traurigem Lächeln an und rief sie bei ihrem Namen. Ein Blick aus den schönen, braunen Augen und Tränen stiegen Maya in die Augen. Ihr Herz schmerzte so sehr, dass sie dachte, es müsste jeden Moment zerbrechen. Da stand er vor ihr. In seinem edlen Anzug, wie sie ihn nur Adlige trugen und sagte immer wieder ihren Namen, leise, so unglaublich zärtlich.

Er entschuldigte sich bei ihr, für was genau verstand Maya nicht, denn der Schmerz betäubte ihre Sinne. Sie vergaß alles um sich herum, während sie ihrem Prinzen in die Augen sah. Der Abschied kam, als der Prinz ihre Hand nahm und einen zärtlichen Kuss auf ihren Handrücken platzierte. Das Gemurmel in der Küche erstarb.

„Verzeih' mir.“, sagte der Prinz noch einmal, ehe er sich abwandte, um durch die Tür in der Küche in den Palast zu verschwinden. Tränen rollten über Mayas Gesicht, als sie ihrem Prinzen nachblickte.

Ihr Vater umschlang ihre Schulter mit einem Arm, nachdem er die Bezahlung angenommen hatte und zog sie langsam weg von der Küche, weg von dem Palast, zurück auf ihren Hof, wo sich die junge Frau weinend zu ihrem Hengst zurückzog. Ihr Herz lag in Scherben. Sie würde ihren Prinzen niemals wiedersehen und sein Kuss brannte noch deutlich wie Feuer auf ihrer Hand. Sie schlief in ihrer Kleidung im Heu bei ihrem Pferd. Alle Kraft schien aus ihrem Körper verschwunden zu sein.

Sie erwachte von dem unruhigen Schnauben ihres Hengstes, dessen Ohren unruhig zuckten. Vor dem kleinen Gatter der Box stand eine wunderschöne Frau und sah auf sie hinab. Ohne, dass sie das Gatter öffnete, stand sie einen Wimpernschlag später vor Maya und kniete sich zu ihr hernieder, um sanft über ihr Gesicht zu streicheln.

„Armes Kind.“, sprach sie leise. „Ich sehe es in deinen Augen. Diesen Schmerz. Er brach dir das Herz und ließ dich so zurück, während er zufrieden in sein Leben zurückkehrte. Das ist nicht gerecht, mein armes, kleines Ding.“ Ihre Stimme war beruhigend, sanft, verständnisvoll. Ihre Hand auf Mayas Haut tat ihr gut und ließ den Schmerz ein wenig vergessen.

Wieder weinend warf sich Maya in die Arme der Frau, die sie noch nie zuvor gesehen hatte und spürte sofort Erleichterung. „Ich kann dir helfen.“, sagte die Frau dann gegen ihren Schopf. „Ich kann dich all den Schmerz vergessen lassen.“, murmelte sie leise. Maya nickte, bevor sie darüber nachgedacht hatte. Ihr Herz tat so unglaublich weh und sie hatte das Gefühl, nie wieder lachen zu können. Wie gern würde sie den Schmerz vergessen und wie gern würde sie wieder lachen können.

„Ich kann dir ein neues Leben schenken. Eine neue Chance. Wärst du eine Dame von Stand, könntest du ihn heiraten, bevor es die andere tut.“ Erstaunen lag in Mayas Gesicht, als sie zu der Frau aufblickte. War es möglich, dass jemand solche Macht besaß? War es möglich, dass sie ein anderes Leben haben konnte, indem sie den Prinzen heiraten könnte? Es erschien ihr so unwahrscheinlich und doch war es ihre einzige Chance. Der Schmerz würde vergehen, sie spürte es. Und dann konnte sie wieder lachen. Und wäre bei ihrem Prinzen.

Maya wünschte sich nichts sehnlicheres von der Frau und sie erfüllte ihr den Wunsch.

Als Maya am nächsten Tag erwachte, lag sie in einem stattlichen Bett in einem der Zimmer des Palates. Ihre blonden Haaren waren mit Blumen und Bändern geschmückt und an ihrem Körper sah sie ein wunderschönes hellblaues Kleid, dass mit dem leichten Stoff ihre Beine umspielte. Ihr Blick im Spiegel zeigte ein bezauberndes Lächeln, dass mit den blonden Haaren sie zu einem Engel machte. Schwarze Haare, blonde Haare, was machte es schon für einen Unterschied, wenn sie nun endlich bei ihrem Prinzen sein konnte.

Beschwingt rannte sie durch die Flure, während sie allmählich die Worte der Frau vergaß.

„Du hast einen Monat mein Kind. Einen Monat um den Prinzen für dich zu gewinnen. Einen Monat, dass er dir seine Liebe gesteht. Ansonsten gehörst du mir.“ Das Lachen der Hexe dröhnte in ihren Gedanken, wurde jedoch von dem Anblick des Prinzen, der gerade aus dem Morgensalon trat, völlig verdrängt.

Maya konnte sich jedoch nicht lange an dem Anblick laben, denn ihr Prinz schien von Trauer zerrüttet. In seinem Blick lag Schmerz, sein Gang schleppend und seine Haltung geknickt. Der Diener, der hinter dem Prinzen aus dem Zimmer trat, blickte ihn betrübt an. Nichts erinnerte mehr an die erhobene Haltung, die er bei ihrem ersten Treffen innehatte.

„Mein Prinz.“, hörte sie ihn sagen. „Ihr habt sie wirklich gemocht, nicht wahr?“ Der Prinz fluchte unziemlich und ballte seine Hände zu Fäusten. „Wie konnte das nur passieren? Sie war eine gute Reiterin. Wieso fiel sie vom Pferd? Wieso wacht sie nicht mehr auf?“, schrie er seinem Diener entgegen und konnte kaum seine Gefühle zurückhalten.

Im Laufe des Tages erfuhr Maya was der Prinz gemeint hatte. Sie selbst war von ihrem Hengst gestürzt, angeblich bei einem Ritt nachdem sie am Palast gewesen waren. Sie war mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen. Zumindest erzählte man das, um erklären zu können, wieso sie seitdem nicht mehr aufwachte.

Ihr Herz fühlte den Schmerz, als sie sah, wie der Prinz jeden Tag zu dem Hof ihrer Eltern ritt, um an ihrem Bett zu beten, doch sie konnte nicht aufwachen, war sie doch im Palast.

Der Prinz unterdess hatte keine Augen für eine andere. Verschob die Hochzeit und ließ Maya, die immer verzweifelt versuchte, seine Aufmerksamkeit zu bekommen, links liegen. Falten zogen sich um den verhärmten Mund des Prinzen und Trauer zog Linien um seine Augen, als die Tage verstrichen.

Am letzten Tag ging Maya zu ihrem Hengst zurück, der sie trotz ihrer Gestalt erkannte und sie nahm ihn zu einem Ausritt. Auf der Lichtung stand der Prinz neben seinem Pferd und blickte in die Ferne. Für einen Moment hatte er das Gefühl, Maya zu sehen. Maya auf sich zureiten zu sehen. Doch die Frau war blond, trug ein Kleid, schrie seinen Namen gegen den Wind. Der Prinz konnte die Tränen auf ihren Wangen sehen und blickte in das Gesicht, dass ihm schon fiel früher hätte auffallen müssen. Diese Augen gab es nur einmal auf der ganzen Welt und niemand konnte diesen Hengst so reiten, wie Maya.

Doch als er auf sie zulief und seine Arme nach ihr ausstrickte, verschwand sie. Zurück blieb ihr Hengst, der unruhig auf der Stelle trabte, bis der Prinz seine Zügel ergriff.

Der Hengst war alles, was von Maya blieb. Denn ihr Körper starb in dem Moment, als Maya verschwand.

Und der Prinz liebte sie. Bis in alle Ewigkeit.“
 

~~~
 

In der Spelunke war nun völlige Stille eingetreten. Niemand rührte sich, jeder blickte in sein Glas oder hatte seinen Liebsten in die Arme genommen. Die Stimmung war gedrückt.

Riku erhob seinen Blick, streifte den alten Mann und war in Gedanken damit beschäftigt, die Geschichte zu verarbeiten. Er hatte alles erwartet, nachdem Kairi von einem Schauermärchen berichtet hatte, doch er hatte mehr eine Gruselgeschichte für Lagerfeuer erwartet, als so eine unglückliche Liebesgeschichte. Die Frage, die nun wichtig war, war nur, ob sie ihm weiterhalf. Gab sie ihm Informationen, die er brauchte, um Sora zu retten?

Es gab durchaus Parallelen. Sora schlief, ohne zu erwachen. Riku hörte eine Frau zu ihm sprechen. Doch auch das deckte sich nicht mit der Erzählung des alten Mannes. Riku hörte die Frau. Warum sollte sie zu ihm sprechen, wenn es wirklich so eine 'Schwarze Wittwe' gab. Das machte doch alles keinen Sinn. Außerdem waren da noch andere Stimmen. Die Stimmen, die Riku gesagt hatten, dass er Sora zu ihnen bringen sollte. Doch die Frau hatte gesagt, die anderen Stimmen wollten Sora töten.

Es gab einfach zu viele Ungereimtheiten, als dass er sie mit dem Märchen hätte in Einklang bringen können. Außerdem war das in der Geschichte eine Frau gewesen und ihr Herz war gebrochen worden. Sora ging nie aus, wer sollte also sein Herz gebrochen haben? Und dann war da auch noch diese alte Frau, die Riku verfolgte und zu diesem Märchenerzähler geschickt hatte. Das alles war so unglaublich verwirrend, dass Riku bald nicht mehr wusste, wo sein Kopf stand.

Es war eigentlich nicht möglich, dass diese Geschichte irgendetwas mit Sora zu tun haben konnte und doch hatte ihn bisher alles zu diesem alten Mann gebracht. Alles was passiert war, hatte dazu geführt, dass er ihn suchte. Er konnte diese Chance nicht verstreichen lassen, ohne dass er mit dem alten Mann geredet hatte.

Doch dieser hatte sich bereits nach seinem Bier erhoben und verließ die Spelunke gerade, als Riku von seinem Whiskey aufsah. Hastig knallte er Taler auf den Tisch und folgte dem Alten in die Nacht hinaus. Doch er sah ihn nicht mehr. Es war wie verhext. Ständig verschwanden Menschen fast direkt vor seinen Augen. Wie konnte das nur sein?

Er hatte die einzige Chance mit dem alten Mann zu reden, vertan.

Riku wollte seine Wut in die Nacht herausschreien, als ein leises Flüstern seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Dort in der Gasse zwei Häuser weiter, sah er sie. Die alte Frau.

Jetzt oder nie. Er wollte antworten. Egal von wem.

Die Gasse lag dunkel und nur ein wenig des Mondlicht schien sie zu erhellen, als er hineintrat. Die alte Frau nahm ihre Kapuze herunter und sofort schien es, als würden ihre Haare das Mondlicht reflektieren. So helle Haare, hatte Riku noch nie gesehen. Fast weiß, wie bei einem Geist.

„Wer bist du und was wird hier gespielt?“, fragte er dann ungehalten an die alte Frau gewandt.

Schmerz zog über ihr Gesicht, als sie ihn ansah. „Riku...“ Schon wieder. Sie kannte seinen Namen. Woher kannte sie seinen Namen? „Ich... Es tut mir Leid.“, sagte sie leise und erschien im Mondlicht so unendlich traurig, dass Riku einen tiefen Schmerz durch sein Herz ziehen fühlte. Grenzenlos schien die Tiefe in den Augen der Frau zu sein. Es war Riku als könnte er direkt in sie hineinblicken, aber konnte doch nichts erkennen.

„Ich...“, sagte sie, stockte jedoch im Wort und blickte sich panisch zu den Seiten um. Sie trat auf Riku zu und griff an seine Oberarme um ihn festzuhalten. Sie beugte sich dicht zu ihm und Riku roch diesen einzigartigen Geruch. Er erinnerte ihn an jemanden. An Sora und... Es wollte ihm einfach nicht mehr einfallen. Sein Kopf schien an der Stelle ein einzig großes Loch zu bilden. Irgendetwas Wichtiges hatte er vergessen. Wenn er sich doch nur daran erinnern könnte.

Die alte Frau zog seine Aufmerksamkeit wieder auf sich, als sie sich nah an sein Ohr heranbeugte. „Gehe nach Radiant Garden. Ich werde dich dort finden, Riku. Verzeih' mir bitte.“

Riku hatte noch nicht richtig begriffen, was sie ihm so eben mitgeteilt hatte und beschäftigte sich noch mit der Frage, woher sie seinen Namen kannte und was er einer Frau zu verzeihen hatte, die er noch nie in seinem Leben gesehen hatte, als sie sich schon von ihm abstieß und schnellen Schrittes in der Dunkelheit verschwand, während sie sich die Kapuze wieder über ihren Kopf zog.

Riku blieb zurück mit dem Gefühl abermals etwas Wichtiges verloren zu haben.
 

- - -

Unruhig schlafend wälzte sich Riku von einer Seite auf die andere. Maya verfolgte ihn in seinen Träumen, ebenso wie der Prinz und der Hengst. Traurigkeit überschüttete ihn, nahm ihn gefangen und drohte ihn in ihren Tiefen zu fangen.

Dann wurde alles schwarz. Wieder herrschte diese Stille, die Riku doch so laut erschien, dass sie in seinen Ohren schmerzte. Er wollte sie nicht mehr, diese Träume. Sie machten ihm allmählich wirklich Angst.
 

- Hallo ist da wer?, fragte er in die Stille hinein.
 

„Riku!“
 

- Da war sie wieder, diese ängstliche Stimme.
 

„Sora ist in Gefahr! Sora wird sterben!“
 

- Das sagtest du bereits! Was ist hier los? Was wird hier gespielt? Ich habe keine Lust mehr!
 

„Riku! Höre nicht auf sie! Bring ihn zu uns! Nur wir können Sora retten!“
 

- Die Anderen. Wem nur konnte er trauen?
 

„Riku! Die Zeit rennt! Er stirbt!“
 

„Riku! Beeil dich! Du musst ihn zu uns bringen!“
 

- Gebt mir Sora zurück!
 

Stille.

Unsägliche Stille.

Und dann ein Schrei.

Jemand ruft ihn.

Diese Stimme!

Sora!
 

Und da war er wieder. Tauchte mit diesen unendlich traurigen Augen auf und rief nach ihm. Riku versuchte auf Sora zuzulaufen, versuchte seine Hände zu nehmen. Doch so schnell er auch lief, er konnte nicht zu ihm gelangen.

Hände tauchten hinter Sora aus dem Nichts auf und griffen nach ihm. Zogen ihn weiter von Riku weg.

Riku hörte die Angst in Soras Stimme hören, spürte sie, als wäre es seine eigene und schrie seinen Namen, während die Gestalt wechselte und die alte Frau erschien. Eine Träne rann über ihr Gesicht, als sie die Hand nach ihm ausstreckte und leise sagte: „Verlass mich nicht...“. Dann war sie verschwunden. Verschluckt von der Dunkelheit und noch ehe Riku alles begriffen hatte, setzte das Vergessen ein.
 

- - -
 

Mit dröhnenden Kopfschmerzen erwachte Riku am nächsten Morgen und fühlte abermals, etwas Wichtiges vergessen zu haben.

Einzig das Gefühl, dass er wusste, was sein nächstes Ziel war, war ihm geblieben.

Radiant Garden.

Er wusste nicht warum oder wieso. Aber es war richtig. Er musste dort hin. Je schneller um so besser.

Vielleicht würde er endlich klären können, wer diese schrecklichen Stimmen in seinen Träumen waren.
 

~+~+~+~+~



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Kommentare zu dieser Fanfic (25)
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Von: abgemeldet
2011-01-12T16:17:43+00:00 12.01.2011 17:17
*ganze FF les* Dabei hasse ich Riku eigentlich....Aber die FF ist zu genial. q__q
Weiter so!
Von:  Hide-Behind
2010-10-06T20:35:39+00:00 06.10.2010 22:35
klasse^^
ich freu mich schon aufs nächste kapi ^^
Von: abgemeldet
2010-10-06T18:18:32+00:00 06.10.2010 20:18
...
kay..kay also:
geiles kapitel!
das hat ein erst mal getroffen als man erfahren hat das riku mit den in die kiste steigt T.T
aber trotzdem echt geiel ich liebe die ff...und ich finds auch toll das riiku immer schuldgefühle bekommt und ich liebe seine stimmen im traum..das ist eht super auch wie du so schnel son langen text schreiben kannst!
also ich freu mich echt aufs näste...und den noch was...ich hab mal son bisel geschaut..ist es richtig wen ichmir die drei mädels in etwa so vorstelle?

rosa: http://shidabeeda.deviantart.com/art/AT-Princess-Robin-139773638?qj=2&q=favby%3AOrgaschlampe-Riku%2F40477697&qo=655

emma: http://tochiya.deviantart.com/art/some-girl-with-stupid-hair-84091562?q=boost%3Apopular+blonde+anime+girl&qo=168

und unser rothaar: http://stuntkid.deviantart.com/art/Rose-Red-113445381?q=boost%3Apopular+girl+red+hair&qo=12

ich hab ja das gefüh das die 3 indirekt sora roxas und axel sind....*grins*
wo es bei rosalie eig klar ist

lg und ich freu mich^^
Riku/Sky~
Von:  Bittersweet-Sora
2010-10-06T15:40:10+00:00 06.10.2010 17:40
Da ist Riku nicht der einzige *-*
Ich finde du schreibst so geil
es macht mir richtig spaß deine FF zu lesen >-<
hoff es geht schnell weiter und man erfährt
mehr ^^
ich dachte irgendwie das Rsoa Sora sei wegen dem namen ist ja nur umgestehlt xD das i-wie was passiert were und er zu eine frau wurde oder so~
naja war woll doch nicht der fall 9-9
egaaaal >-<
freu mich schon aufs nägste Kapi!

Lg: Sora
Von: abgemeldet
2010-10-03T15:48:04+00:00 03.10.2010 17:48
riku... *grummel*
wie kannst du´s nur wagen ne andere als sky zu küssen?

ein echt schönes kapi...man konnte sich immer damit trösten das riku ja eh immer an sora gedacht hat...aber ich schlise mich ventus an....ich mag sie nicht!

mach bitte schnel weiter
Von:  Hide-Behind
2010-10-02T03:25:17+00:00 02.10.2010 05:25
Das war ein sehr schönes kapi^^
ich freu mich schon auf eine vortsetzung^^
nur kann ich rosa nicht leiden ich mag sora viiieeel lieber^^
Von:  ChailaMing
2010-08-25T10:33:31+00:00 25.08.2010 12:33
Ui es geht tatsächlich weiter *.*
Ach der arme Sora, was hat er bloß?
Das Kapitel war sehr schön geschrieben"
Ich bin wirklich gespannt, wie es weiter geht!

LG Chaila^^

P.S. Danke für die ENS.^^
Von:  Bittersweet-Sora
2010-08-25T10:26:25+00:00 25.08.2010 12:26
huhu^^

Also ich fand die FF bis jetz recht gut u.u
bin gespannt wie es weiter geht x3

LG:Sora
Von: abgemeldet
2007-05-22T09:17:09+00:00 22.05.2007 11:17
Hört sich spannend an, gib' mal bescheid wenn was Neues kommt!
Von:  Diaryan
2007-01-22T23:16:10+00:00 23.01.2007 00:16
Klingt sehr interessant!!!
Schreib weiter!!!


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