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A Bad FairyTale

von

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- Neue Hoffnung -

A bad Fairytale

Kapitel 1

- Neue Hoffnung -
 

Die ersten Sonnenstrahlen stahlen sich durch die hohen Fenster des Schlosses und trafen, wohlig wärmend, auf helle Haut. Sanft schimmerte Rikus Haar, während er verschlafen die Augen zusammenkniff und sich zur Seite drehte um noch ein wenig mehr seines wohlverdienten Schlafes zu bekommen. Schon lange nicht mehr hatte er so unruhig geschlafen, was ihm jetzt das Gefühl gab, gerade erst eingeschlafen zu sein.

Es dauerte nicht lang bis er sich ergeben seufzend in seinem riesigen Bett aufsetzte. Einige Strähnen fielen ihm ungebändigt ins Gesicht, während er herzhaft gähnte. Noch während er sich die Strähnen hinter das Ohr kämpfte, glitt sein Blick durch das Zimmer. Warum war in diesem Schloss eigentlich alles so dermaßen übertrieben groß? Die Decken waren sicher 3 m hoch.. oder doch mehr? Und die Fenster, die bis auf den Boden gingen, ließen keine Chance für einen Vorhang den Morgen davon abzuhalten ihn wachzurütteln. Kurz lauschte er dem Geräusch von Vögeln, die sich gemeinsam mit einem Liedchen begrüßten. Wie konnte man am Morgen bereits so wach sein?, fragte er sich Kopf schüttelnd, als er die Nacht Revue passieren ließ. Irgendetwas in seinem Körper sagte ihm, dass Etwas nicht stimmte. Doch was war es? Seine Augen verdunkelten sich, als er gegen den Schlaf ankämpfte, der noch immer seine Gedanken regierte.

Noch einmal rieb sich Riku verschlafen über die Augen, bevor er seine Beine aus dem Bett schwang und grübelnd zum Fenster lief. Von seinem Nachtschränkchen griff er sich seine Flasche mit Wasser und spürte die kleinen, kühlen Tropfen auf seine Haut treffen, als die Kohlensäure sie beim Öffnen herauspresste. Es war ein angenehmes und erfrischendes Gefühl. Er schloss genießend die Augen, als das Wasser seinen Hals hinunter rann, ein paar kräftige Schlucke nehmend. Zufrieden schraubte er die Flasche wieder zu und blickte in den riesigen Schlossgarten hinunter. Na nu! Das war doch Minnie, aber warum hatte sie es so eilig? Es war ungewöhnlich für die Königin so gestresst durch ihren geliebten Garten zu laufen. War etwas vorgefallen? Gab es eine neue Bedrohung für das Schloss?

Sein Herzschlag begann sich zu beschleunigen, als er von Adrenalin wachgerüttelt sich frische Shorts überzog, eine hellgraue, weite Hose aus dem Schrank nahm und dazu ein schwarzes Muskelshirt. Im Laufen zog er sich seine Schuhe an und war schon aus der Tür.

In seiner Eile bemerkte er nicht den kleinen schwarzen Schmetterling, der ihm unruhig mit den Flügeln schlagend folgte.

Mit schnellen Schritten lief Riku den Gang entlang. Sein Zimmer war das letzte in diesem Gang, aber so hatte er jedoch einen fantastischen Ausblick auf den Garten. Der kleine Balkon, der sich an sein Zimmer anschloss hatte ihm schon so manchen Abend versüßt, als er entspannt auf seinem Stuhl saß und die Sterne über sich beobachtete. Riku genoss die friedliche Zeit und umso mehr ungute Gefühle beschlichen ihn, als er an Minnies schnellen Gang zurückdachte. Er musste Minnie fragen, ob sie etwas besorgte. Wenn es wirklich Ärger gab, mussten sie schnell handeln.

Als er gerade an Soras Zimmer vorbeilief, überkam ihn ein kalter Schauer. Dieses Gefühl… er konnte es noch nicht zu ordnen und doch wusste er, dass es Etwas mit dem zu tun hatte, was er heute Nacht geträumt hatte. Die Tür zu Soras Zimmer war nur angelehnt und aufgeregte Stimmen drangen daraus hervor. Goofy? … Donald? Was ging hier vor?

Gerade als er sich der Tür zugewandt hatte, kam Minnie um die Ecke und lief fast in ihn hinein. „Riku! Gut, dass du wach bist!“ Der ängstliche Ausdruck in Minnies Augen bestärkte Rikus ungutes Gefühl von heute Morgen. Etwas war passiert!

Das sorgenvolle Gesicht der Königin begleitete Riku als er den Raum betrat und erst nichts erkennen konnte, da er nur auf Donalds und Goofys Rücken starrte. Seine Hand krallte sich heftig um die Türklinke und die Stimmung, die in der Luft lag, schnürte Riku die Kehle zu. Was konnte so schlimm sein, dass Goofy und Donald und sogar Minnie so aufgeregt waren? Seine Gedanken überschlugen sich und jeder Gedanke machte ihm mehr Angst. Er schluckte schwer als er sich zwang, die Hand von der Türklinke zu lösen. Ruhig Blut, Riku, sagte er zu sich selbst. Einer musste hier ja einen kühlen Kopf bewahren. Sicher übertrieben die anderen nur und Sora hatte nichts weiter als einen Husten. Das würde zu ihm passen. Wahrscheinlich hatte Sora nur Angst, dass er bei ihrem nächsten Rennen wieder verlieren würde und wollte sich so eine Möglichkeit für eine Ausrede sichern. Er sei noch nicht richtig fit gewesen. Ja, das würde wirklich zu ihm passen.

Ein wenig entspannter trat Riku an das Geschehen heran. „Na was ist los. Hast du Husten? Oder einfach nur Angst vor unserem nächsten Rennen?“ Hämisch blickte er in Richtung Bett, als sich Donald und Goofy erschrocken umblickten. Als sie erkannten, wer dort stand, änderte sich ihr Blick und tiefe Besorgnis spiegelte sich darin wieder. „Ohhww..~…Riku..“ jammerte Donald leise, als er den Blick auf Sora freigab. Schon als sich Donalds Blick von Schrecken in Trauer wandelte, wurde Riku blass um die Nase. Sein Magen krampfte sich zusammen, als seine Augen den Braunhaarigen entdeckten, der viel zu ruhig, viel zu gequält, viel zu blass in seinem Bett lag. „Was..“, mehr brachte er nicht heraus, als er auf das Bett zustürzte und Sora kräftig an den Schultern rüttelte. Inständig hatte Riku gehofft, dass jener wirklich nur einen Husten hatte, doch sobald er ihn erblickt hatte, war ihm klar gewesen, dass das hier nicht normal war. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht.

Das hier war nicht Sora, der immer einen frechen Spruch und ein Lächeln auf den Lippen hatte und der mit seinem dummen, sturen Kopf ständig durch die Wand wollte. Das, was Riku gerade in den Händen hielt, war eine Puppe, eine miese Kopie von Sora, denn sie lächelte nicht. Sie wachte nicht auf und schrie ihn an, was das sollte und was er so früh von ihm wollte. Aber dennoch. Soras Körper war noch immer leicht warm und der Geruch, der Riku in die Nase stieg, war eindeutig der von Sora.

Geschockt ließ er Sora zurück ins Bett fallen, als wäre er etwas, was ihm Angst machte und er nicht berühren wollte.

Mit vor Schrecken geweiteten Augen blickte er auf den leblosen Körper unter sich. Was wurde hier gespielt?

„Er war schon so, als ich ihn fand…“, begann Minnie leise zu erzählen. „Mickey war heut Nacht aufgesprungen und meinte ich solle mir keine Sorgen machen. Er wäre gleich zurück, er hätte nur etwas vergessen Sora zu erzählen. Ich bin daraufhin wieder eingeschlafen, aber Mickey war heute Morgen noch immer nicht zurück, also ging ich zu Sora und fand ihn so hier liegend. Und Mickey…. Ich kann ihn nirgendwo finden.“ Tränen liefen aus ihren dunklen Augen, als Goofy sie in den Arm nahm. „Es geht ihm gut, Königin Minnie, ganz bestimmt.“ Tröstete er sie mit einem treuherzigen Blick in den Augen.

Riku drehte in Gedanken verloren den Kopf zu Sora zurück. Sora sah aus, als würde er schlafen…

Und mit einem Schlag kehrten die Stimmen in seinen Kopf zurück. Sora… infiziert? Er stirbt?

Erschrocken lehnte er sich über seinen guten Freund, hielt dessen Kopf in den Händen und lauschte, ob er dessen Atem hören konnte. Doch da war nichts, aber trotz allem schien sein Körper nichts an der Wärme verloren zu haben. Wie war das möglich? Wenn ein Mensch starb, seine Atmung aussetze, kühlte sein Körper aus und er verfiel doch in die Leichenstarre. Aber Sora hier war voll beweglich und noch immer leicht warm. Testend hob der Grauhaarige einen nach dem anderen von Soras Körperteilen, bog sie und ließ sie aufs Bett zurückfallen, was ihm mit der Zeit böse Blicke der Anderen bescherte.

Er wusste nicht recht, wie er erklären sollte, was er wusste. Oder auch nicht wusste. Denn was er wusste, war nicht wirklich viel. Ein Traum. Oder vielleicht doch nicht?

„Ich… ich hatte einen Traum. Ich hörte Stimmen.“, erklärte er mehr für sich selbst. „Sie haben mir erzählt, dass Sora infiziert wäre und ich ihn zu ihnen bringen sollte, wer auch immer sie waren. Und dann war da noch eine andere Stimme. Sie hatte Angst, dass Sora sterben würde.“ Ungläubig den Kopf schüttelnd erzählte er was er wusste. „Aber ich hab keine Ahnung, ob das nur ein Zufall war, dass ich es geträumt habe. Oder ob jemand beabsichtigt hatte, dass ich es weiß. Dass Sora noch immer warm ist, zeugt vielleicht davon, dass er noch nicht verloren ist.“ Mit jedem Wort stärkte sich Rikus Stimme und sein Selbstvertrauen kehrte in seine Augen zurück. Richtig, noch war Sora warm. Und schließlich hatte er Sora ja zu ihnen, wer auch immer sie waren, bringen sollen. Vielleicht spielte sein Traum ja doch eine größere Rolle, als er ihm zugestehen wollte. Und vielleicht hatte es einen Grund, wieso Sora noch nicht tot war. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen als er aufsprang. Er würde sie finden und sie zwingen Sora zu heilen und dann würde er ihnen kräftig mit dem Stiefel... nun gut, das war jetzt erst einmal zweitrangig.

Ein kleiner schwarzer Schmetterling erschien in Soras Zimmer und umflog erst Minnie in einem ruhigen Flug, hielt dann kurz vor Riku und fächerte ihm kühle Luft ins Gesicht, bevor er sich neben Soras Kopf niederließ und die Flügel senkte.

Noch nie hatte Riku einen so tiefschwarzen Schmetterling gesehen und er konnte sich nicht daran erinnern, jemals von einem solchen Schmetterling gehört zu haben. Und doch ging von diesem Schmetterling keine bedrohliche Aura aus. Es war irgendwie beruhigend ihn zu betrachten. Ach, was dachte er da eigentlich. Es war ein Schmetterling, nichts weiter.

Und doch… neben diesem Schmetterling schien Sora zwar noch um einiges blasser zu wirken, aber hatte er es sich nur eingebildet oder hatte der Schmetterling mit einem Flügel Soras Gesicht berührt?

Was konnte dieser komische Morgen eigentlich noch für Eigenarten aufweisen?

Mit neuem Mut drehte er sich zu Donald, Goofy und Minnie um, um sie siegessicher anzublicken. „Wir werden Sora helfen. Was auch immer er hat. Mit was auch immer er infiziert ist… ich werde ihm helfen!“ Zufrieden mit sich selbst, stemmte er die Hände in die Hüften und es schien als hätte er seine Verunsicherung komplett überstanden, denn vor den dreien stand ein strahlender Riku, dessen Tatendrang als bald Donald und Goofy mit ansteckte. „Jau! Wir werden Sora retten!“ stimmte Goofy ihm jauchzend zu, als er mit Donald begann begeistert auf und ab zu hüpfen.

„Aber wie wollt ihr ihm helfen? Hast du eine Idee, wo du suchen musst?“, fragte Minnie immer noch unsicher und in Gedanken versunken. Und schon war sie wieder da, diese bedrückende Stille.

Nein, er hatte wirklich noch keine Ahnung wo er anfangen sollte zu suchen. Schließlich war es ein Traum gewesen und er hatte nichts außer schwarz gesehen. Und wie bitte suchte man denn nach Stimmen? Aber andererseits war es der einzige Anhaltspunkt, den er hatte, oder nicht?

Nachdenklich ließ Riku sich auf das Bett zurücksinken und streckte die Beine aus. Mit seinen Füßen wippend, ging er verschiedene Ideen in seinem Kopf durch, doch nichts brachte den ersehnten „aha“-Effekt. Irgendetwas musste er doch tun können. Nur was?

Er schrak aus seinen Gedanken als Daisy um die Ecke eilte und traurig den Kopf schüttelte. „Keiner unserer Hof-Ärzte hat jemals etwas von derartigen Symptomen gehört und niemand weiß etwas davon, dass Mickey das Schloss verlassen hat. Es tut mir leid.“ Sie seufzte hörbar enttäuscht und blickte ihrer besten Freundin in die Augen. „Alles wird gut.“, sagte sie leise, als Minnie bereits die nächsten Tränen über die Wange liefen. Minnie wollte daran glauben und sie vertraute darauf, dass es Mickey gut ging, aber trotz allem hatte sie Angst ihn nie wiederzusehen.

Gedankenverloren stand Riku auf und ohne sich noch einmal nach seinem Freund umzusehen, ging er an den anderen vorbei aus dem Zimmer. Noch während er an ihnen vorbei lief, murmelte er: „Wir sollten frühstücken.“

Aufmerksam geworden blickten sie dem jungen Mann hinterher. Riku und frühstücken? Das hörte sich gar nicht nach ihm an. Normal war es Sora, der jeden Morgen schlechte Laune bekam, wenn er nicht etwas zu essen vorfand. Aber Riku?... Riku hatte sich nur selten etwas aus einem gemeinsamen Frühstück gemacht und heute bot er es von sich aus an? Minnie, die als erstes verstand was Riku sich dabei dachte, nickte zustimmend. „Ja, lasst uns frühstücken.“ Ein leichtes und dankbares Lächeln umspielte ihre Lippen. Riku wollte ein wenig Normalität in diesen Morgen bringen und dafür war er sogar bereit Soras Part mit zu übernehmen. Es war Rikus Art zu zeigen, dass er sich Sorgen machte.

Es war ein stilles Frühstück, das sie im großen Saal zusammen zu sich nahmen. Niemand hatte wirklich Hunger, aber mittlerweile hatte jeder begriffen, warum sie dieses Ritual begingen. Auch wenn 3 Plätze an ihrem Tisch leer blieben. Kairi, die vor einiger Zeit sich auf die Weg gemacht hatte um andere Welten kennenzulernen; Mickey, der über Nacht verschwunden war und Sora, der oben halb schlafend, halb tot in seinem Bett lag. Seufzend überwand sich Riku ein Brötchen zu essen, dass er mit Käse und Marmelade bestrich. Trotz dass er immer eher herzhaft aß, war ihm heute nach ein wenig Süßem. Wie Sora sich den ganzen Tag mit Süßem vollstopfen konnte, hatte er immer noch nicht verstanden. Sora war schon… ja, Sora halt. Dafür gab es keine bessere Beschreibung.

Riku lächelte leicht, als er Sora vor sich sah, wie er mit ihm um das letzte Brötchen stritt und es letztendlich immer damit geendet hatte, dass er Sora ein Stück von seinem Gewinnerbrötchen abgab. Er war zwar etwas kühl dem anderen Gegenüber und er brachte ihn für sein Leben gern auf die Palme, aber er war ja kein Unmensch.

Er musste Sora zurückholen. Das stand fest. Aber wovon eigentlich zurückholen? Er lag doch da oben. Seufzend legte Riku das restliche Brötchen beiseite. Wenn er nicht um sein Essen kämpfen musste, machte es ihm noch weniger Spaß zu frühstücken.

„Ich frage mich, ob die Stimmen aus deinem Traum etwas damit zu tun haben…“ gestand Minnie leise. Riku nickte, was seine Haare leicht zum Wippen brachte. Wieder lösten sich die Strähnen hinter seinem Ohr, doch dieses Mal strich er sie nicht aus dem Gesicht. Sie verdeckten die Wut in seinen Augen, die Verunsicherung und der Kampf, der in ihm tobte. Am liebsten würde er aufspringen und die ganzen Welten nach den Stimmen absuchen. Er ballte frustriert die Hände. Das würde viel zu lange dauern und er hatte keine Ahnung, wo er anfangen sollte zu suchen. Und wenn die Stimmen in seinem Traum recht behielten, dann lag Sora vielleicht doch im Sterben, auch wenn es gerade nicht danach ausgesehen hatte. Ein flaues Gefühl in seinem Magen signalisierte Riku, dass er nicht länger so ruhig sitzen bleiben konnte. Er erhob sich ruckartig von seinem Stuhl, sodass dieser geräuschvoll nach hinten auf den Boden knallte. Seine Faust vergrub er mit einem heftigen Schlag im Holz des großen Esstisches. „Ich werde Sora helfen, koste es, was es wolle!“, knurrte er leise vor sich hin, bevor er aufblickte.

„Wir müssen so viele Informationen beschaffen, wie es nur geht. Jeder noch so kleine Hinweis kann uns helfen!“ Die Selbstsicherheit, die er ausstrahlte, hatte nichts mit dem zu tun, wie er sich gerade fühlte. In seinem Inneren tobte ein Kampf. Was, wenn er nach dem Traum sofort aufgewacht wäre, hätte er dann schlimmeres verhindern können? Oder war hier eine Macht am Gange, die keiner hätte aufhalten können? Und vor allem, wie waren sie/ war es ins Schloss gelangt, ohne dass es bemerkt wurde? Hatte Sora irgendwelche Verletzungen?

Mit einem Hoffnungsschimmer in den Augen stürzte Riku aus dem Esszimmer und nahm 3 Treppenstufen auf einmal als er die große Treppe im Salon hinaufrannte. Er riss die Tür auf und ging eilig an Soras Bett. In der weißen Decke, passend zu dem großen Himmelbett, sah es fast aus, als würde Sora auf Wolken schlafen. Und wieder erschien es Riku nicht so, als dass Sora gestorben war oder gerade im Sterben lag. Irgendetwas beruhigte ihn bei diesem Anblick. Mit gezielten Bewegungen suchte er den Körper des anderen nach etwaigen Verletzungen ab, während seine Finger die weiche Haut unter ihnen wahrnahmen. Sie war weich und leicht kalt, was Riku eine Gänsehaut bescherte. Aber darauf konnte er jetzt nicht achten. Wütend verzog er das Gesicht, als er nichts an dem, abgesehen von ein paar Blessuren von ihren Übungskämpfen, makellosen Körper finden konnte. „Mist verdammter!“, fluchte er leise, als er sich vor das Bett sinken ließ, seine Beine anziehend sich gegen das Bett lehnend und seinen Kopf in seinen Händen vergrub. Wo sollte er nur suchen?

Hätte Sora irgendwelche Verletzungen gehabt, hätte er nach etwas suchen können, was diese Verletzungen beschert haben könnte. Aber da war nichts!

Riku musste ein wenig lachen als er seinen Gedanken folgte, die ihm Bilder über Bisswunden am Hals des anderen vorstellten. Da hätte er eine eindeutige Antwort gehabt. Vampire! Aber bitte, wer glaubte schon an Vampire. Nachdenklich ließ er den Kopf zurück auf das Bett sinken, während er in den Himmel von Soras Bett starrte.

Keine Verletzungen. Niemand hatte jemanden in das Schloss gehen sehen. Mickey war in der Nacht aufgestanden und verschwunden. Und dann noch sein Traum. Wie zum Teufel sollte das alles zusammenhängen? Genervt strich sich Riku über die Augen. Was musste Sora sich auch immer in so beschissene Situationen katapultieren. Der Braunhaarige war wie ein Magnet, der peinliche und gefährliche Situationen nur so anzuziehen schien, wie das Licht eine Motte. Na ja, wenn man über sein Grinsen so nachdachte, konnte man es ja wirklich damit assoziieren, dass Sora strahlte. Ja, wie konnte er es den Gefahren und Fettnäppchen nur verübeln, sich zu so einem Dummbeutel angezogen zu fühlen? Irgendwie vermisste er das Lächeln. Es war immer ein Zeichen dafür gewesen, dass nun alles wieder in Ordnung war und das schlimmste überstanden war. Auch wenn Riku manchmal fast dem Drang nachgab in dieses strahlende Gesicht seine Faust zu platzieren, wenn Sora ihm wieder einmal gewaltig auf die Ketten ging, vor allem, wenn er genervt war. Vielleicht sollte Riku Sora ja jetzt einfach eine runterhauen. Vielleicht wachte der andere ja dann auf?

Für einen Moment spannte sich Rikus Faust, als er seinen Kopf drehte um Sora zu betrachten. Oh ja, dazu hätte er jetzt schrecklich Lust. Einfach Sora eine verpassen, schon dafür, dass er ihm solchen Stress bescherte.

Doch dann entspannte er sich wieder. Er wusste, dass es sinnlos war jetzt auf Sora einzuprügeln. Das würde er sich für später aufheben, wenn dieser wieder bei Bewusstsein war und sich wenigstens wehren konnte oder zumindest jammern und schreien. Ein kaltes Lächeln umspielte Rikus Lippen. Ja, Sora war der einzige bei dem es ihm Spaß machte, gegen ihn zu kämpfen und gegen ihn zu gewinnen. Er hatte sich gerade erhoben und Sora wieder zugedeckt als Minnie besorgt um die Ecke blickte. „Alles ok. Ich habe nur geschaut, ob Sora Verletzungen hat, an denen wir vielleicht hätten Hinweise finden können. Aber da ist nichts.“ Er seufzte und begleitete Minnie wieder nach unten.

Ihm musste schleunigst einfallen, was zu tun war. Er könnte sicher nicht den ganzen Tag hier rumsitzen und auf ein Wunder warten.
 

Die Sonne brannte heiß auf seinen Körper herunter, während er sich durch den Übungsparcours schleppte, den man extra für die Beiden hatte errichten lassen. Schweiß ließ seinen nackten Oberkörper samtig schimmern und der Ausdruck in seinen Augen machte es einfach zu einem sinnlichen Anblick. Selten hatte man so eine Leidenschaft in den Augen des Grauhaarigen gesehen. Er versprühte eine ungeheure Energie und legte eine Kraft zu Tage, die er selten an sich bemerkt hatte. Aber allein der Gedanke, dass eine dieser Trainingspuppen die Person sein konnte, die Sora das angetan hatte, ließ ihn nicht zur Ruhe kommen und weitertrainieren. Zumindest lenkte ihn das solange ab, wie er Minnie versprochen hatte zu warten, bevor er sich einfach auf die Suche begab, ohne zu wissen wohin. Sie wollte sich umhören und Informationen beschaffen, aber Riku hatte wenig Hoffnung, dass sie eben diese bekommen würde. Und so hatte er sich in den Garten begeben und trainierte seit geschlagenen 2 Stunden. Die Übungspuppen hatte er schonungslos in Mitleidenschaft gezogen und zeigte keinerlei Regung als er einer schlussendlich den Kopf abtrat. Überrascht über sich selbst, stellte er sich zufrieden vor die Puppe und genoss die Sonne auf seinem Rücken. Er wurde definitiv besser und wer weiß, vielleicht würde sich dieses Training bald bezahlt machen.

Mit dem Arm begann er sich den Schweiß aus den Augen zu wischen. So wie die Sonne stand, müsste es bald so weit sein, dass er sich auf die Reise begeben konnte. Und nichts würde ihn davon abhalten.

Zufrieden mit sich selbst, kehrte er in das Schloss zurück und ging die Treppen, den Gang entlang zu seinem Zimmer. An Soras Tür hatte er kurz halt gemacht und hineingesehen, doch noch immer hatte sich der Braunhaarige nicht gerührt. In Riku keimte wieder diese unstillbare Wut auf, als er den anderen so matt vor sich liegen sah. Das passte nicht zu Sora. Eindeutig nicht.

Als Riku unter seiner Dusche stand und das Wasser auf seiner Haut spürte, beruhigte er sich ein wenig. War er vielleicht doch zu hitzköpfig in dieser Sache? Es war doch eigentlich Soras Job sich Hals über Kopf in solche Abenteuer zu stürzen. War er es nicht normal, der besonnen erst einmal darüber nachdachte, was er zu tun hatte? Ja, eigentlich schon. Normal war er es, der Sora von solchen Kamikaze Aktionen abhielt. Aber was war schon Kamikaze daran, durch die Welten zu reisen und Informationen zu sammeln? …

Riku seufzte und stellte das Wasser ab. Er hatte keine Zeit weiter zu grübeln. In seinem Zimmer hatte er sich frische Kleidung geschnappt, sie übergezogen und war bereits dabei seinen Koffer mit ein paar Klamotten zu versehen, als Minnies Stimme den Gang entlang ertönte. „Riku! Komm schnell!“

Mit einem Ruck hatte er die Tür aufgerissen und nur ein Gedanke verfolgte ihn, während er den Flur entlang hechtete. „Sora!“

Doch an dessen Tür angekommen, bemerkte er, dass Minnie sich nicht hier befand sondern die Stimme schien vom Fuße der Treppe zu kommen. Enttäuscht öffnete er die Tür zu Soras Schlafzimmer und warf einen Blick hinein. Nichts. Immer noch das gleiche Bild. Kurz wurde sein Blick ein wenig traurig, bevor er sich wieder auf das hier und jetzt konzentrierte. Er musste jetzt stark sein. Er würde Sora helfen!

Während er die Tür langsam wieder schloss, schlüpfte der kleine schwarze Schmetterling durch den Spalt und flog den Gang entlang, von Riku unbemerkt.

Dieser wandte sich der Treppe zu und strich mit den Fingerspitzen noch einmal über das kühle Holz von Soras Tür. „Ich werde dir helfen.“, murmelte er leise, bevor er die Treppe hinabging.

„Was ist denn, Minnie?“, fragte er noch immer leicht enttäuscht. Er hatte gehofft, Sora wäre wieder zu sich gekommen und würde jetzt nach Essen schreien, doch leider war dem nicht so gewesen. Also was konnte so wichtig sein, dass sie ihn rief?

Kaum hatte er den Fuß der Treppe erreicht und blickte Minnie fragend in die Augen, als die große Schwingtür aufflog und Kairi, freudig strahlend, hineingelaufen kam. „Oh, was für ein Begrüßungskommando!“, rief sie fröhlich, bevor sie Riku um den Hals fiel. „Schön euch wiederzusehen!“ Kairi sah gut aus. Anscheinend hatte ihr die Zeit, in der sie herumgereist war einige schöne Stunden beschert. Riku lächelte als er sie sah, doch schon bald fiel wieder ein nachdenklicher Ausdruck auf sein Gesicht.

Kairi, die gerade Minnie umarmt hatte, sah sich fragend nach ihrem anderen besten Freund um. „Wo ist Sora?“, fragte sie überrascht. Sie hatte damit gerechnet, dass dieser sich ihr an den Hals hätte geworfen, sobald sie zur Tür hineingetreten wäre. Doch sie erblickte ihn weit und breit nicht. Bereits kurz nachdem sie den Ausdruck in Rikus Gesicht wahr genommen hatte, verschwand ihr Lächeln aus dem Gesicht. Was war hier los?

Riku ballte die Hände zu Fäusten und wieder trat diese unglaubliche Wut in seinen Magen. Oder war es die Unsicherheit, weil er so machtlos war und nicht wusste, wie er dem anderen helfen konnte? … Er konnte es nicht genau einschätzen.

„Kairi… wir sollten dir etwas erzählen.“ Minnie hatte kurz den Kampf in Rikus Gesicht beobachtet, bevor sie entschied, dass dieser beim besten Willen gerade nicht fähig war, Kairi davon zu berichten.

Also nahm sie die junge Frau an die Hand und ging mit ihr die Treppe hinauf, während sie Kairi berichtete, was geschehen war.
 

Riku stand noch eine Weile vor Wut brodelnd am Fuße der Treppe und wusste nicht, ob er selbst gerade gern geschlagen worden wäre oder ob er gerade Lust hatte selbst etwas zu zerlegen. Mit jeder Minute wuchs seine Enttäuschung über die eigene Machtlosigkeit und der Tanz zwischen der Hoffnung, Sora wäre erwacht und der Enttäuschung, dass dieser es nicht war, brachte sein Inneres zum Bersten. Wie sollte er Sora nur helfen?!
 

Nachdem Kairi sich ein wenig beruhigt hatte, saßen sie zusammen auf der Terrasse, die an den Essbereich grenzte und starrten in die untergehende Sonne.

Riku hatte von seinem Traum berichtet und auch Mickeys Verschwinden machte den Dreien zu schaffen. Kairi seufzte leise und rieb sich über die Schläfen.

„Als ich unterwegs war, traf ich einen Geschichten Erzähler. Aber wie gesagt, es waren Geschichten. Märchen. Keine Wahrheiten!“, sie seufzte. Sie konnte für sich jedoch kaum einen Zusammenhang erkennen, warum gerade jetzt diese Geschichte in ihren Kopf trat. Schließlich war das ja nur eine Geschichte gewesen, oder?

Ein leichter Wind zog auf und ließ die Wipfel der Bäume tanzen, so als wollte die Welt der Geschichte mehr Stimmung verleihen. Das Rot der untergehenden Sonne, kündete die Nacht an und schickte letzte warme Grüße auf ihre Haut.

Aufmerksamer geworden blickte Riku auf. Seine grünen Augen glitzerten mysteriös als er abermals hoffte wenigstens einen kleinen Anhaltspunkt zu finden, wonach er suchen konnte. Selbst wenn es „nur“ eine Geschichte war.

Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf Kairis Wangen, als sie der Aufmerksamkeit der anderen Beiden gewahr wurde. Warum mussten sie sie auch so anstarren. Nervös begann sie an ihrem Oberteil zu zupfen. Es war doch nur eine Geschichte. Ein Märchen.

„Ich traf einen alten Mann und als ich ihm ein wenig zu essen abgab, sagte er zu mir, dass er mich zwar nicht mit Geld bezahlen könnte, aber er könne mir eine Geschichte erzählen, die man den Kindern dort erzählte.“ Sie seufzte leise. Sie hielt das ganze immer noch für nicht relevant, aber so wie Riku sie anstarrte, hatte sie wohl keine andere Wahl. Nur selten hatte sie ihren Freund mit so viel Feuer in den Augen erlebt. Und das alles nur um Sora zu helfen. Na ja, was sich liebt, das neckt sich, hieß es doch, oder?

„Wir saßen den Abend noch lange zusammen…“, erzählte sie weiter. „… und er erzählte mir tatsächlich noch ein Märchen. Ein Märchen über eine schwarze Witwe. Oder sollte ich es eher Schauermärchen nennen? Jedenfalls… kann ich mich nicht mehr an alle Details erinnern, doch grob bekomme ich es sicher noch zusammen. Es wurde dort wohl Kindern mit Liebeskummer erzählt, denn diese schwarze Witwe… sie kam, wenn Herzen gebrochen wurden und … fragt mich bitte keine Details… wartet… also, wenn ich mich recht entsinne…“ Kairi senkte ihre Stimme, als würde sie dank Rikus Blick selbst daran glauben. „… sie versprach wohl geschundene Herzen zu heilen, nahm aber dann dessen Seele, irgendwie. Ich weiß auch nicht mehr so recht. Ich war so müde und bin wohl beim Erzählen eingeschlafen.“ Sie endete und seufzte während sie sich durchs Haar fuhr. „An genaueres kann ich mich nicht erinnern. Aber ich sagte euch doch, nur ein Märchen. Mehr nicht.“

Sie wusste nicht einmal, warum sie das gerade erzählt hatte. Es hatte doch hiermit rein gar nichts zu tun. Außer die Parallele, dass Sora genauso wirkte, als habe man ihm die Seele gestohlen. Nicht tot, aber auch nicht lebendig. Aber mal im Ernst. Es war ein Märchen. Welche schwarze Witwe würde es hier schon geben, die ausgerechnet Seelen stehlen würde. Und vor allem, warum sollte sie Soras Seele stehlen? Kairi konnte nicht glauben, dass Sora ein verletztes Herz hatte. Er war immer fröhlich und hatte immer gelächelte. Und sie wüsste auch nicht, dass er irgendwann einmal jemandem Avancen gemacht hatte. Das passte einfach nicht zu ihm.

Sie strich sich die roten Haare glatt, die der Wind leicht zerzaust hatte und schüttelte dann den Kopf. Das hatte hiermit rein gar nichts zu tun.

Doch als sie den Kopf hob, blickte sie in ein Paar fest entschlossene Augen, die scheinbar jeden Strohhalm greifen würden, egal wie klein er war. „Riku! Das hat doch gar nichts mit dem hier zu tun. Überlege doch mal selbst. Ich meine, das war eine Geschichte und ich weiß nicht mal, warum ich mich gerade jetzt daran erinnert habe.“ Irritiert blickte sie zu Minnie. Oder sah sie das nur ganz falsch?

Riku schüttelte heftig den Kopf und in seinem Kopf begann alles zu arbeiten. Warum sollte das nicht passen? Sie konnten sich das Verschwinden von Mickey nicht erklären und den seltsamen Schlaf von Sora auch nicht. Warum sollte es dann nicht auch eine irrationale Erklärung dafür geben? Ja, er wusste, dass das eher Soras Denken war und eigentlich komplett von dem Abwich, was er für möglich hielt. Aber das hier waren ihm einfach zu viele Zufälle auf einmal. Warum kam Kairi ausgerechnet heute wieder und hatte ausgerechnet diese Geschichte gehört? Es war ein Strohhalm und Riku würde ihn greifen! Auch wenn er enttäuscht werden würde, weil das sicher nichts wahr. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

„Ich werde deinen Geschichten-Erzähler suchen und ihm ein paar Fragen stellen!“ Er stand auf. Ohne dass seine Stimme einen Widerspruch zugelassen hatte, war er ins Schloss gerannt und packte seinen Koffer fertig. Er würde noch heute Nacht fliegen. Und wehe dieser alte Mann hatte nicht noch ein paar Informationen, die Riku weiterbringen würden.
 

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Fortsetzung in Kapitel 2: Die Suche
 

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So ihr Lieben, ja ich habe es tatsächlich geschafft endlich weiterzuschreiben. Es war nicht ganz einfach nach so vielen Jahren wieder zu schreiben und nach nochmaligem Lesen und Fehler korrigieren, bin ich überhaupt nicht zufrieden mit meiner Arbeit, aber ich hoffe, dass ich mich mit den folgenden Kapiteln noch verbessern werde.
 

Bis dann

dat Schlomo



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  ChailaMing
2010-08-25T10:33:31+00:00 25.08.2010 12:33
Ui es geht tatsächlich weiter *.*
Ach der arme Sora, was hat er bloß?
Das Kapitel war sehr schön geschrieben"
Ich bin wirklich gespannt, wie es weiter geht!

LG Chaila^^

P.S. Danke für die ENS.^^
Von:  Bittersweet-Sora
2010-08-25T10:26:25+00:00 25.08.2010 12:26
huhu^^

Also ich fand die FF bis jetz recht gut u.u
bin gespannt wie es weiter geht x3

LG:Sora


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